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SKR 1/11 67
IT-SOLUTIONS Business Intelligence (BI)<br />
Staat spart hunderte Millionen<br />
von Markus Häfliger<br />
Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO hat sein altes Business-Intelligence-System durch ein neues ersetzt.<br />
Mit BI kann die Arbeitslosenversicherung jährlich mehrere hundert Millionen Franken sparen.<br />
Die Arbeitsmarktstatistik des Schweizerischen<br />
Staatssekretariats für Wirtschaft<br />
SECO gehört zu den grösseren Auswertungen,<br />
die beim Bund mittels eines Business-Intelligence-Systems<br />
vorgenommen<br />
werden. Da 2009 innerhalb eines von der<br />
Ausgleichsstelle der Arbeitslosenversicherung<br />
angestossenen Projektes das bestehende<br />
Arbeitsvermittlungssystem AVAM<br />
der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren<br />
(RAV) komplett neu gebaut wurde,<br />
kam man nicht umhin, auch für das Data<br />
Warehouse LAMDA (LAbor Market Data<br />
Anlaysis) eine neue Lösung zu suchen. Die<br />
Datenbank (Oracle) und das Datenintegrationssystem<br />
(Informatica) hatten sich bewährt<br />
und wurden weiter betrieben. Beim<br />
Frontend aber entschloss man sich, mittels<br />
WTO-Ausschreibung ein neues System<br />
zu evaluieren, um die BI-Instrumente<br />
der 150 RAV, der 43 Arbeitslosenkassen<br />
(ALK) und der 26 Logistikstellen für arbeitsamtliche<br />
Massnahmen zu ersetzen.<br />
Benutzerfreundlichkeit und<br />
reduzierter Wartungsaufwand<br />
Nach einem längeren Evaluationsprozess<br />
standen sich schliesslich in der Endausscheidung<br />
Cognos, Microstrategy und<br />
Oracle gegenüber, die mit jeweils zwei<br />
Vertretern während zweieinhalb Tagen<br />
vor Benutzer- und Entwickler-Vertretern<br />
die Qualität ihrer Systeme unter Beweis<br />
stellen mussten. Sowohl Benutzer als<br />
auch Entwickler bewerteten den Lösungsweg<br />
sowie die Resultate der Problemstellungen.<br />
So musste zum Beispiel gezeigt<br />
werden, wie das System Änderungen<br />
in der Datenbank weiterverarbeiten<br />
kann, etwa wenn eine neue Variable eingeführt<br />
wird, und wie in der Folge Reports<br />
erstellt werden: «Microstrategy erhielt<br />
den Zuschlag aufgrund des hohen Erfüllungsgrades<br />
der Anforderungen und wegen<br />
seiner besonderen Benutzerfreund-<br />
68 SKR 1/11<br />
lichkeit», sagt Dr. Elmar Benelli, Leiter des<br />
Lamda-Projekts bei der Arbeitsmarktstatistik<br />
des Schweizerischen Staatssekretariats<br />
für Wirtschaft SECO. Für den Hersteller<br />
sprach ausserdem, dass der Wartungsaufwand<br />
des neuen Systems mit<br />
den BI-Tools deutlich reduziert werden<br />
konnte. Dazu Benelli: «Microstrategy bietet<br />
eine Metadaten-Schicht, über die alle<br />
Abfragen laufen.» Das erleichtere einerseits<br />
die Übersicht und andererseits die<br />
Wiederverwendbarkeit von Objekten (Metriken,<br />
Attributen, Filtern etc.). So werden<br />
– was vorher nicht möglich war – Fehler in<br />
einem Filter geändert und in allen Reports,<br />
die den gleichen Filter verwenden,<br />
automatisch korrigiert.<br />
Ablösung des alten Systems<br />
Anfang 2009 war man soweit fortgeschritten,<br />
dass die Entwicklung des neuen<br />
Quellsystems (AVAM) abgeschlossen war<br />
und die Einführung der BI-Lösung rasch<br />
vorangetrieben werden musste. Denn<br />
wenn im Juni das neue AVAM eingeführt<br />
werden und am 1. Juli die neuen Arbeitslosenstatistiken<br />
zur Verfügung stehen<br />
sollten, musste das BI-System fertig sein.<br />
Man entschied deshalb, zunächst die Microstrategy-Version<br />
8 einzuführen und<br />
danach auf Version 9 zu migrieren. «Der<br />
Wechsel erfolgte problemlos und schnell,<br />
wir konnten innerhalb weniger Wochen<br />
das neue System ausrollen und die Benutzer<br />
kamen nur mit Version 9 in Kontakt»,<br />
sagt Benelli. Termingerecht wurde<br />
drei Monate nach der Einführung von Microstrategy<br />
9 das System in Betrieb genommen:<br />
Am 1. Juli wurde als erste Applikation<br />
die offi zielle Arbeitsmarktstatistik<br />
für den Zugriff und die Auswertungen<br />
freigegeben. Ab August wurden dann alle<br />
zwei bis drei Monate die neuen Applikationen<br />
freigeschaltet. Heute sind deren<br />
sieben in Betrieb: Neben der offiziellen<br />
Dr. Elmar Benelli, Leiter Lamda-Projekt<br />
bei der Arbeitsmarktstatistik des Schweizerischen<br />
Staatssekretariats für Wirtschaft SECO<br />
Projektdaten LAMDA X<br />
• Microstrategy 9, Informatica<br />
Powercenter und Apache Webserver<br />
auf Sun Solaris (Sparc)<br />
• Oracle-Datenbanken auf AIX (Power)<br />
• Dauer: 24 Monate<br />
• Aufwand: 5’200 Personentage,<br />
davon 3’500 intern. ca. 80%<br />
für die Datenbewirtschaftung<br />
• Anzahl Benutzer: 1045<br />
• Verteilung: vor allem Web,<br />
z. T. Desktop
Übersichtsseite des Cockpits mit wichtigen Kennzahlen<br />
für auswählbare Monate, für die Schweiz oder einzelne Kantone<br />
Arbeitsmarktstatistik, den Auszahlungsstatistiken<br />
der Arbeitslosenversicherungen<br />
und den Arbeitsloseninformationen<br />
für die Öffentlichkeit über Internet nutzen<br />
die Behörden das System für Auswertungen<br />
von arbeitsmarktlichen Massnahmen,<br />
erhalten Leistungsmerkmale,<br />
Wirkungsindikatoren und Interpretationshilfen<br />
von der Personalberatern oder<br />
RAV sowie Führungskennzahlen. Drei<br />
weitere Anwendungen sind derzeit in<br />
Entwicklung.<br />
Zusammengefasst gab es bei der Einführung<br />
des neuen Systems keine wirklichen<br />
Probleme. Lediglich bei der Datenübernahme<br />
aus dem alten Quellsystem tauchten<br />
einige Unschärfen auf. «Das war aber<br />
nicht wirklich überraschend, weil bei Datenmigrationen<br />
meistens nicht alles hundertprozentig<br />
klappt», sagt Benelli. Man<br />
konnte schnell einige Umgehungslösungen<br />
fi nden, die es erlaubten, die Arbeitslosenzahlen<br />
zeitgerecht und korrekt zu<br />
veröffentlichen.<br />
Vorteil Sprachunterstützung<br />
Die Sprachunterstützung von Microstrategy<br />
erwies sich als weiterer grosser Vorteil.<br />
«Die neue Version von Microstrategy<br />
hat eine auf der Metadaten-Schicht basierende<br />
Sprachunterstützung, die für<br />
uns sehr hilfreich ist, müssen doch alle<br />
Reports in den drei wichtigsten Amtssprachen<br />
veröffentlicht werden», so Benelli.<br />
Erst wird ein Report in einer Sprache<br />
erstellt und es können dann alle Bezeichnungen<br />
(Tabellenüberschriften etc.) in ein<br />
Excel-File exportiert werden, in das die<br />
Übersetzungen in die entsprechenden<br />
Kolonnen für die zusätzlichen Sprachen<br />
eingefügt werden. Anschliessend wird die<br />
Datei wieder in das Repository importiert<br />
und es müssen nur noch die Bezeichnungen<br />
mit den jeweiligen Daten verbunden<br />
werden. «Vorher musste jeder Report in<br />
allen Sprachen einzeln entwickelt werden.<br />
Fachliche Änderungen mussten dann parallel<br />
in allen Sprachversionen nachgeführt<br />
werden. Heute ändern wir das<br />
entsprechende Objekt, zum Beispiel die<br />
Defi nition einer Kennzahl, nur noch einmal»,<br />
so Benelli weiter.<br />
Schulung und Akzeptanz<br />
von Entwicklern und Endnutzern<br />
Parallel zur Beschaffung der Version 8<br />
wurde das Kernteam (Entwickler) geschult.<br />
Ab Februar 2009 wurden mit Hilfe<br />
von Microstrategy-Beratern erste Reports<br />
entwickelt und im April die Version<br />
9 getestet, die Ende des Monats als Produktiv-Version<br />
bestimmt wurde. Im Mai<br />
wurden die Entwickler auf die neue Version<br />
umgeschult und die circa eintägige<br />
Schulung für die Endnutzer aus den Kantonen<br />
und des SECO entworfen. Für das<br />
SECO-Projektteam waren immer Berater<br />
von Microstrategy vor Ort, während den<br />
Nutzern in den Kantonen nach der Schulung<br />
ein Telefon-Support zur Verfügung<br />
stand. Seit Juli 2009 bis heute werden<br />
laufend zusätzliche, auch vertiefte Schulungen<br />
und Workshops mit zum grossen<br />
Teil internen Schulungsverantwortlichen<br />
angeboten. Ziel sei es gewesen, die Reports<br />
so weit wie möglich selbsterklärend<br />
zu gestalten, sodass sich der Aufwand für<br />
die Schulung der meisten Benutzer in engem<br />
Rahmen hält. «Bei den Benutzern,<br />
die die alte Lösung und ihre Einschränkungen<br />
kannten, waren die Erwartungen<br />
Business Intelligence (BI) IT-SOLUTIONS<br />
Kennzahlen im Vergleich zu anderen Kantonen und zum gesamtschweizerischen<br />
Durchschnitt (hier am Beispiel der Vermittlungen auf offene Stellen)<br />
hoch. Alle bisherigen Reaktionen zeigen,<br />
dass wir mit der deutlich benutzerfreundlicheren<br />
Lösung diese Erwartungen noch<br />
übertroffen haben», sagt Benelli.<br />
Insbesondere hinsichtlich der Auswertungsmöglichkeiten<br />
habe sich einiges<br />
verbessert: «Heute können verschiedene<br />
Auswertungen in einer Ansicht kombiniert<br />
werden. Früher war immer nur eine<br />
Abfrage möglich, was dazu führte, dass<br />
häufig mehrere Abragen nacheinander<br />
gestartet werden und die Ergebnisse in<br />
Excel zusammengeführt werden mussten.<br />
Mit Microstrategy können wir nun<br />
Übersichtsauswertungen, Cockpits und<br />
Dashboards erstellen.»<br />
Indirekte Kosteneinsparungen<br />
Im Betrieb der Anwendung gibt es momentan<br />
keine Einsparungsmöglichkeiten,<br />
weil die Benutzerintensität, die Anzahl<br />
Benutzer und die Anzahl Reports sich<br />
stark erhöht haben. «Die Einsparungen<br />
einer BI-Anwendung messen sich durch<br />
die Nutzung des Systems und eine bessere<br />
Steuerung des Business», sagt Benelli.<br />
Im Umfeld der Arbeitslosenversicherung<br />
kann laut einer externen Studie bei<br />
Gesamtausgaben von 6,4 Mrd. Franken<br />
jährlich von Einsparungen von mehreren<br />
hundert Millionen Franken durch schnelle<br />
Wiedereingliederung von Stellensuchenden<br />
in den Arbeitsmarkt und durch besseren<br />
Einsatz von arbeitsmarktlichen<br />
Massnahmen ausgegangen werden.<br />
«Dazu kann die IT einen Beitrag leisten.<br />
Voraussetzung ist, dass die richtigen<br />
Kennzahlen zu den richtigen Personen<br />
fl iessen und dort die richtigen Aktionen<br />
auslösen», so Benellis Fazit.<br />
SKR 1/11 69
BILDUNG/ERZIEHUNG Ernährung und Bewegung<br />
Konzerne und Behörden<br />
erziehen zu gesundem Essen<br />
und mehr Bewegung<br />
von Lucia Uebersax<br />
Jahrelang drohte Fettleibigkeit in vielen Ländern zu einer wahrhaften Epidemie auszuweiten. Auch in der<br />
Schweiz. Doch nun scheint der Trend gestoppt: Die Übergewichts-Epidemie stagniert. Doch von einer Entwarnung<br />
will keiner was wissen. Vielmehr fordern Experte gezielte Massnahmen, um die Gesundheit ernsthaft zu<br />
fördern, Lebensmittelkonzerne bieten vermehrt freiwillig gesündere Lebensmittel an und Kantone setzen sich<br />
für mehr Bewegung und gesundes Essen für Kinder ein.<br />
Immer mehr Menschen leiden weltweit<br />
an Übergewicht. Die Zahl stieg während<br />
gut drei Jahrzehnten beachtlich. Insbesondere<br />
auch bei Kindern. Nach Angaben<br />
des Bundesamtes für Gesundheit sind<br />
bereits 20% der Kinder in der Schweiz<br />
übergewichtig, vier Prozent sogar fettleibig.<br />
Im Vergleich zum Stand vor 20 Jahren<br />
kommt diese Zahl einer Verfünffachung<br />
gleich. Doch nun scheint sich das Blatt<br />
aber zu kehren: Forscher beobachten,<br />
dass in zahlreichen Ländern die Anzahl<br />
der Menschen mit einem zu hohen Body-<br />
Mass-Index (BMI) nicht mehr zunimmt.<br />
Doch von einer Entwarnung will hierzulande<br />
keiner was wissen. Vielmehr fordern<br />
Experten, dass Verbote eingeführt<br />
werden, um die Gesundheit ernsthaft zu<br />
fördern und Behörden schreiben vor, was<br />
in die Znünibox der Kinder kommt, und<br />
was nicht. Weil sich das BAG (Bundesamt<br />
für Gesundheit) unter den Bundesräten<br />
70 SKR 1/11<br />
Didier Burkhalter und Pascal Couchepin<br />
gegen staatliche Vorschriften und Verboten<br />
aussprach, sind die Massnahmen bislang<br />
freiwillig und je nach Firma unterschiedlich.<br />
Salz- und Fettgehalt reduzieren<br />
So leisten erst vereinzelte Lebensmittelkonzerne<br />
durch die Reduzierung von Salz,<br />
Zucker und Fett in den Lebensmitteln einen<br />
Beitrag für eine gesündere Ernährung.<br />
Der Fleischverarbeitungsbetrieb Traitafi na<br />
hat im letzten Jahr den Salz- und Fettgehalt<br />
in verschiedenen Wurstwaren gesenkt.<br />
Unilever sieht vor, ebenfalls den<br />
Salzgehalt in gewissen Produkten zu senken<br />
und die ersten beiden Partner von<br />
«actionsanté», Migros und Coop, haben<br />
bereits vor zwei Jahren verschiedene Versprechen<br />
eingelöst. So hat Coop den Zuckeranteil<br />
bei Jogurts und Frischdesserts<br />
der Coop Eigenmarken «Prix garantie» und<br />
«Qualité & Prix» um 10 bis 20 Prozent gesenkt.<br />
Migros seinerseits reduzierte den<br />
Salzgehalt in verschiedenen Pizzen und<br />
Pastasorten sowie in einigen Fertiggerichten.<br />
Im Takeaway-Bereich soll das Angebot<br />
an ausgewogenen Gerichten ausgeweitet<br />
werden. Auch Selecta, die Verpflegungsautomaten<br />
betreibt, hat in<br />
verschiedenen Schulen das Sortiment in<br />
ihren Automaten angepasst. So wurde<br />
der Anteil an gesunden Lebensmitteln wie<br />
Früchten, Joghurts, ungesüssten Kaltgetränken<br />
sowie kalorienreduzierten<br />
Sandwiches ausgebaut.<br />
Werbung trägt Mitverantwortung<br />
Für die Gesundheitsverbände sind diese<br />
Bestrebungen bloss kleine Schritte in die<br />
richtige Richtung. Um die Menschen wirklich<br />
zu einem gesünderen Lebensstil anzu-<br />
© Colette Knecht | RADIX © Colette Knecht | RADIX
halten, bedürfe es weiterer Massnahmen.<br />
Der Geschäftsleiter der Schweizerischen<br />
Adipositas-Stiftung, Heinrich von Grünigen,<br />
fordert deshalb: «Es sind klare gesetzliche<br />
Aufl agen nötig wie Restriktionen bei<br />
der Verpfl egung an Schulen, Besteuerung<br />
extrem kaloriendichter Lebensmittel, eine<br />
Einschränkung der Lebensmittelwerbung<br />
und ein Verbot von Werbung, die sich an<br />
Kinder richtet.» Doch von Vorschriften und<br />
Verboten will das BAG nichts wissen. «Das<br />
BAG setzt mit seiner Initiative ‹actionsanté›<br />
nicht auf Vorschriften oder Verbote,<br />
sondern auf die Freiwilligkeit des Privatsektors.<br />
Dies ermöglicht eine schnelle<br />
und effektive Umsetzung von Aktionen,<br />
unter anderem auch im Bereich Marketing<br />
und Werbung. Ein Vorteil dieses Vorgehens<br />
ist, dass damit ein Grossteil der Bevölkerung<br />
erreicht wird. Vor Kurzem haben<br />
einige Unternehmen gemeinsam ein Aktionsversprechen<br />
eingereicht, um auf freiwilliger<br />
Basis Einschränkungen für Werbung<br />
einzuführen, die auf Kinder zielt. Der<br />
Erfolg solcher Aktionen hängt jedoch auch<br />
davon ab, ob und wie die Eltern ihre Erziehungsverantwortung<br />
wahrnehmen»,<br />
so Liliane Bruggmann, Leiterin der Sektion<br />
Ernährung und Bewegung beim Bundesamt<br />
für Gesundheit. Doch auch ETH-Professor<br />
und Marketing-Spezialist Michael<br />
Siegrist hat konkrete Forderungen: «Vorschriften<br />
und Regulierung sind im Bereich<br />
Marketing und Werbung für Kinder notwendig.<br />
Wenn Kinder mit Spielsachen und<br />
Werbung dazu animiert werden, Fast-<br />
Food Produkte zu konsumieren, dann<br />
sollte man eingreifen.» Wenn Kinderschokolade<br />
als gesundes Produkt und Hamburger<br />
als Disney-Figuren vermarktet werden,<br />
dann habe er Mühe. «Solche Werbeaktivitäten,<br />
die den Lebensmittelkonsum der<br />
Kinder in Richtung einer nicht ausgewogenen<br />
Ernährung beeinfl ussen, kann und<br />
darf man nicht befürworten.»<br />
Kantone fördern Gesundheit<br />
der Kinder<br />
Doch nicht die Werbung alleine trägt die<br />
Schuld. In den letzten Jahren hat sich unser<br />
Ernährungsverhalten stark verändert.<br />
Die Nahrung ist im Überfl uss vorhanden,<br />
jedoch ist das Wissen um eine gesunde<br />
Ernährung mehr und mehr verloren gegangen.<br />
Übergewicht und Fehlernährung<br />
stellen heute in vielen industrialisierten<br />
Ländern ein grosses Problem dar, denn<br />
immer mehr Personen sind davon betroffen.<br />
Besonders auffällig ist die Entwicklung<br />
bei den Kindern und Jugendlichen. Gerade<br />
für sie ist eine ausgewogene Ernährung<br />
aber sehr wichtig. Sie ist eine zentrale Voraussetzung<br />
für eine gesunde, körperliche<br />
und geistige Entwicklung. Die Kinder essen<br />
zum einen zu wenig Früchte und Gemüse<br />
und zum anderen zu viel Zucker. Zudem<br />
führt der Trend weg vom Frühstück und<br />
hin zu immer weniger Mahlzeiten am Familientisch.<br />
Ein zweites wichtiges Element,<br />
welches Übergewicht begünstigt, ist der<br />
ausgeprägte Bewegungsmangel. Zunehmend<br />
beklagen Lehrer und Mediziner, dass<br />
immer mehr Kinder über bisher unbekannte<br />
motorische Defi zite verfügen. Eine<br />
Rolle vorwärts und das sichere Rückwärtslaufen<br />
auf einer Linie ist von vielen nicht<br />
mehr zu schaffen. Und glaubt man den<br />
Einschätzungen der Wissenschaftler, dann<br />
wird sich das alles noch verschlechtern.<br />
«Vor Kurzem haben einige<br />
Unternehmen gemeinsam<br />
ein Aktionsversprechen<br />
eingereicht, um auf freiwilliger<br />
Basis Einschränkungen<br />
für Werbung einzuführen,<br />
die auf Kinder zielt»<br />
Um den Negativtrend zu stoppen, haben<br />
engagierte Pädagogen und Ärzte diverse<br />
Projekte ins Leben gerufen: Mit Merkblättern<br />
für die Eltern, was Kinder zum<br />
«Znüni» mitnehmen dürfen und was<br />
nicht, wollen die Kantone mobil machen<br />
gegen fettleibige Kinder und von Karies<br />
geschädigten Zähne. Das Projekt «Purzelbaum,<br />
ein Konzept für mehr Bewegung<br />
BILDUNG/ERZIEHUNG<br />
Ernährung und Bewegung<br />
© Colette Knecht | RADIX<br />
und gesunde Ernährung im Kindergarten»<br />
stammt aus dem Kanton Basel-Stadt.<br />
«Dahinter stehendes Ziel ist die Bewegungsfreude<br />
der Kinder im Alltag zu erhöhen<br />
und gesunde Zwischenmahlzeiten anzubieten,<br />
um so einen Beitrag zur Gesundheit<br />
der Kinder zu leisten», so Colette<br />
Knecht, Projektleitende «Purzelbaum».<br />
Von 2004 bis 2006 führten acht Kindergärten<br />
«Burzelbaum» (in Basel mit B geschrieben)<br />
als Pilotprojekt durch, aktuell<br />
sind 90 Kindergärten daran beteiligt. Im<br />
Anschluss an die Pilotphase werden bis<br />
2012 alle Kindergärten in Basel-Stadt<br />
«Burzelbaum» umsetzen. Das erfolgreiche<br />
Projekt hat die kantonalen Grenzen jedoch<br />
längst überschritten. Bern, Glarus, St.Gallen,<br />
Zug und Zürich haben «Purzelbaum»<br />
bereits in einigen Kindergärten erfolgreich<br />
eingeführt, weitere fünf Kantone starteten<br />
im Sommer 2009 damit (Fribourg,<br />
Graubünden, Jura, Neuenburg und Waadt).<br />
2010 wurde «Purzelbaum» im Rahmen der<br />
kantonalen Aktionsprogramme von Luzern<br />
sowie Ob- und Nidwalden erstmals<br />
auch in Kindertagesstätten und Spielgruppen<br />
durchgeführt. (s. Interview mit<br />
Frau Colette Knecht von Radix)<br />
Der Kampf gegen Übergewicht und Fettleibigkeit<br />
bei Kindern führt nicht nur über<br />
die Ernährung. Der Königsweg führt über<br />
eine gesunde Ernährung, mehr Bewegung<br />
und bessere Informationen der Eltern, zusammen<br />
mit einer Sensibilisierung der<br />
Kinder. Die Projekte «Purzelbaum» und<br />
«actionsanté» sind erste Schritte in die<br />
richtige Richtung.<br />
SKR 1/11 71
BILDUNG/ERZIEHUNG Ernährung und Bewegung<br />
«Purzelbaum - Mit offenen Bewegungssettings<br />
Erfolgserlebnisse ermöglichen<br />
und die Bewegungsfreude steigern»<br />
SKR: Seit 2004 besteht das Projekt Purzelbaum, das einst vom Kanton<br />
Basel-Stadt lanciert wurde und seither bereits in vielen Kantonen<br />
umgesetzt worden ist. Was ist die Idee von «Purzelbaum»?<br />
Colette Knecht: Es freut mich sehr, dass heute rund 16’000 Kinder<br />
in 16 Kantonen von Purzelbaum profi tieren. Primäre Ziele des Konzepts<br />
sind die Bewegungsfreude und Bewegungszeit der Kinder im<br />
Alltag zu erhöhen, gesunde Zwischenmahlzeiten anzubieten und<br />
somit einen Beitrag zur Gesundheit der Kinder zu leisten. Mit dem<br />
Ansatz der offenen Bewegungssettings und -angebote können sich<br />
die Kinder ihre «Aufgabe» ihrem Entwicklungsstand gemäss selbst<br />
stellen und erfahren somit Erfolgserlebnisse, was die Freude an der<br />
Bewegung fördert. Unsere Vision ist, dass die Kindergärten bewegungsfreundlich<br />
und bewegungsfördernd eingerichtet sind. Die Ernährung<br />
in den Kindergärten soll vollwertig und gesund sein. Die<br />
Lehrpersonen erlauben den Kindern unterschiedliche Bewegungsmöglichkeiten<br />
und sind Vorbilder punkto Ernährung und Bewegung.<br />
Die Kinder werden ausgeglichener und auch gesünder und somit<br />
erleben die Lehrpersonen einen zufriedenstellenden Arbeitsplatz.<br />
Auch die Eltern sind involviert und sollen Mitverantwortung übernehmen:<br />
Die neuen Bewegungs- und Ernährungsimpulse werden in<br />
den Familienalltag weitergegeben und alle Eltern sollten ihren Kindern<br />
ein gesundes Znüni in den Kindergarten mitgeben. An verschiedenen<br />
Elternaktivitäten erfahren sie, wie sie die Idee von «Purzelbaum»<br />
auch zu Hause und in ihrer Freizeit aufgreifen können.<br />
SKR: Was sind die konkreten Ziele von «Purzelbaum»?<br />
C. K.: Die Kinder bewegen sich im Kindergarten während mindestens<br />
einer Stunde pro Tag und lernen ihren Körper dadurch besser<br />
kennen. So werden sie geschickter und Dinge wie Purzelbäume<br />
schlagen, Balancieren oder Klettern fallen ihnen leichter. Der Kindergarten<br />
ist bewegungsfreundlich eingerichtet. In jedem Kindergarten<br />
gibt es Bewegungsangebote, welche von den Kindern grundsätzlich<br />
in den verschiedenen Sequenzen im Kindergartenalltag genutzt<br />
werden können. Der gesamte Unterricht wird dem Bewegungsdrang<br />
der Kinder gerecht. Da die Kinder ihren natürlichen Bewegungsdrang<br />
ausleben können, sind sie während den ruhigen Se-<br />
72 SKR 1/11<br />
Colette Knecht<br />
RADIX Kompetenzzentrum für<br />
Gesundheitsförderung und<br />
Prävention, Luzern<br />
quenzen im Kindergartenalltag konzentrierter und ausgeglichener.<br />
Die Kindergartenlehrperson weiss über die nachhaltige Wirkung von<br />
Bewegung und Ernährung auf die Gesamtentwicklung des Kindes<br />
Bescheid. Sie tritt einerseits den Eltern gegenüber mit sicheren Argumenten<br />
auf und schafft andererseits im Kindergartenalltag den<br />
notwendigen Freiraum. Sie vermittelt den Kindern Freude an Bewegung<br />
und guter Ernährung und fühlt sich kompetent und sicher in<br />
diesen Bereichen. Damit der Kindergarten und die Schule nicht zu<br />
Bewegungsinseln werden, sollen die Eltern durch die Mitwirkung im<br />
Projekt motiviert werden den Themen Bewegung und gesunde Ernährung<br />
mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die eine oder andere<br />
Purzelbaumidee auch zuhause aufgreifen.<br />
SKR: Wie schätzen Sie den Erfolg des Projektes ein?<br />
Interview von Lucia Uebersax<br />
C. K.: Das Projekt wurde mehrfach evaluiert. Aus Sicht vieler beteiligter<br />
Lehrpersonen und Eltern hat sich das Bewegungsverhalten<br />
der Kinder durch Purzelbaum eindeutig verändert: Die Kinder sind<br />
sicherer und mutiger geworden und haben Freude, sich zu bewegen.<br />
Die positiven Ergebnisse fi nden schweizweit grosse Beachtung.<br />
Die Swiss Olympic Association würdigte im November 2006 die Verdienste<br />
des Projektes im Bereich Bewegungsförderung, Sport und<br />
Gemeinschaft mit der IOC-Trophäe. Die Stiftung Gesundheitsförderung<br />
Schweiz empfi ehlt im Rahmen des «Aktionsprogramms Gesundes<br />
Körpergewicht 2008 bis 2012» den Kantonen und Gemeinden<br />
«Purzelbaum» zur Umsetzung. Meiner Meinung nach ist das<br />
Projekt nicht zuletzt darum so erfolgreich, weil die Kindergartenlehrpersonen<br />
selbst einen Nutzen im Arbeitsalltag haben. Sie werden<br />
2 Jahre lang durch das Projekt und den Prozess begleitet. Das<br />
Projekt verfolgt einen integrativen Ansatz: Der neue bewegungsfreundliche<br />
Unterrichtsstil wird zum Alltag und somit ist eine Langfristigkeit<br />
des Projekts garantiert. Die Erfahrung zeigt, dass die<br />
Lehrpersonen die Purzelbaumideen auch nach dem Projektabschluss<br />
noch praktizieren.<br />
SKR: Wie hat sich die motorische Leistungsfähigkeit in den letzten<br />
Jahren verändert?<br />
C. K.: Gemäss Studien der Weltgesundheitsorganisation WHO ist in<br />
Europa eines von zehn Kindern fettleibig und zwei Drittel sind körperlich<br />
zu wenig aktiv. Die Folgen der Bewegungsarmut für die Entwicklung<br />
und Gesundheit von Kindern und Erwachsenen sind wissenschaftlich<br />
nachgewiesen. Diese Tatsachen motivieren uns, im Bereich<br />
motorischer Entwicklung von Kindern in der Eingangsstufe, also Kindergarten,<br />
1. und 2. Schuljahr, einen Schwerpunkt zu setzen. Hier setzen<br />
wir mit «Purzelbaum» an. Für jüngere Kinder gilt nach neusten<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen täglich deutlich mehr als eine<br />
Stunde Bewegung pro Tag als notwendig. Bewegungsmangel ist ein<br />
Hauptgrund für Übergewicht, Haltungsschwäche und Osteoporose.<br />
Jedes fünfte Kind klagt heute über gelegentliche oder chronische
Rückenschmerzen. Die Schwere zwischen den motorisch geschickten<br />
und motorisch ungeschickten Kindern öffnet sich immer mehr. Die<br />
Hälfte aller Sechsjährigen können keinen «Purzelbaum» mehr machen.<br />
Bewegung unterstützt die Konzentrationsfähigkeit und somit<br />
auch das Lernen. Tägliche Bewegungsstunden verbessern die Leistung<br />
nicht nur im motorischen Bereich, sondern ganz allgemein.<br />
SKR: Wie kann man Bewegungsfreude bei Kindern fördern?<br />
C. K.: Aus meiner Sicht nur über Erfolgserlebnisse. Nur wenn etwas<br />
Spass macht und gut tut, auch emotional, kann Freude geweckt<br />
werden. Die Haltung, die hinter «Purzelbaum» steht, geht davon<br />
aus, dass sich Kinder von Natur aus bewegen und entwickeln wollen.<br />
Kinder sind von der Lust getrieben und mögen die Dinge im<br />
Leben, die Spass machen. Darum arbeitet das Konzept Purzelbaum<br />
mit offenen Bewegungsangeboten, welche den Kindern die Möglichkeit<br />
geben, unterschiedlich Anspruchsvolles zu üben. Somit kann<br />
jedes Kind Erfolgserlebnisse erleben. Das Gegenteil ist der Fall, wenn<br />
nun alle Kinder gemeinsam den Hampelmann machen müssen. Die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass diese Aufgabe nur etwa für ein Drittel der<br />
Kinder dem Entwicklungsstand angepasst ist, ist gross und diese<br />
erfahren ein Erfolgserlebnis und haben Freude. Weiter wird rund ein<br />
Drittel über- und ein Drittel unterfordert sein. Diesen Kindern wird<br />
die Übung ziemlich sicher keinen Spass machen und somit auch<br />
nicht die Bewegungsfreude fördern Bei den überforderten Kindern<br />
mit Misserfolgserlebnissen könnte die Bewegungsfreude einge-<br />
BILDUNG/ERZIEHUNG<br />
Ernährung und Bewegung<br />
dämmt werden und mit der Zeit sogar ganz verschwinden. Darum<br />
arbeitet Purzelbaum primär mit offenen Bewegungssettings, welches<br />
allen Kindern Erfolgserlebnisse garantiert.<br />
Weitere Informationen: www.purzelbaum.ch<br />
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Haben Sie Ihre Weiterbildungen schon geplant?<br />
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Sind die Finanzen Ihrer Gemeinde gesund? Kommen Ihre Projekte<br />
bei Volksabstimmungen durch? Wie stehts um die Infrastruktur in<br />
Ihrer Gemeinde? sanu macht Ihre Gemeinde fit für die nächste Legislatur,<br />
indem wir Ihre Leute zu kompetenten Fachkräften ausbilden.<br />
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a 2011<br />
a Nachhaltigkeit von Projekten beurteilen - Bevor man Projekte in<br />
a den Sand setzt | Praxiskurs 13.-14. April 2011<br />
a Nachhaltigkeitsberichterstattung: Zertifiziertes Training der Global<br />
a Reporting Initiative (GRI) | Praxiskurs 1.-2. März 2011 sowie 7.-8. April<br />
a 2011<br />
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----------------------------------------------------------a<br />
Mandate nach Mass (Strategische Organisationsentwicklung, Inhousea<br />
Schulungen, Projektbeurteilungen usw.)<br />
a Umweltrechtsmonitoring mit Check Umweltrechtskonformität<br />
a Persönliches Beratungsgespräch zu Berufen und Bildungen in Umwelt<br />
a und Nachhaltigkeit<br />
a Bildungsführer Umwelt und Nachhaltige Entwicklung: Die einzige,<br />
a umfassende Übersicht in der Schweiz<br />
-----------------------------------------------------------<br />
-----------------------------------------------------------------------<br />
Für die Fachkräfte Ihrer Verwaltung<br />
----------------------------------------------------------------------a<br />
Lehrgang zum eidg. Fachausweis «natur- und umweltfachfrau/<br />
a fachmann» | Anmeldeschluss 31. März 2011<br />
a Fachbewilligung fu�r die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln | Vorbe-<br />
a reitungskurs auf Prüfung 28. Februar - 1. März 2011 (Bereich Bahn) und 3.-4. März<br />
a 2011 (Bereich Sport und Umgebung)<br />
a Auffrischungskurs fu�r die Träger der Fachbewilligung fu�r die Verwendung<br />
a von Pflanzenschutzmitteln | Praxiskurs 25. Februar 2011 (Bereich Bahn) und<br />
a 7. März 2011 (Bereich Sport und Umgebung)<br />
a Herbizidfreier Unterhalt in der Gemeinde | Praxiskurs 19. und 20. Mai 2011<br />
a Das Wichtigste in Kürze - Nachhaltige Entwicklung | 24. März 2011<br />
-----------------------------------------------------------------------<br />
Haben wir Ihr Interesse geweckt? | Gerne sind wir für Sie da:<br />
+41 (0)32 322 14 33 | sanu@sanu.ch<br />
Wir freuen uns auf Sie | Ihr sanu-Team | www.sanu.ch<br />
SKR 1/11 73
BILDUNG/ERZIEHUNG Kinderernährung<br />
Einfache und gesunde Lösung<br />
für Horte, Mittagstische<br />
und Kindertagesstätten<br />
von Franca Palmy<br />
Der Bedarf an familien- und schulergänzender Betreuung nimmt in der gesamten Schweiz weiterhin zu. Die<br />
Bedürfnisse in Sachen Infrastruktur, kindergerechter Betreuung und gesunder, schmackhafter Ernährung sind<br />
häufi g nicht einfach mit einem überschaubaren Kostenaufwand unter einen Hut zu bringen. Die SV Group,<br />
traditionsreiche Marktleaderin in der Gemeinschaftsgastronomie, unterstützt und begleitet die Verantwortlichen<br />
bei der Konzeption und der Umsetzung.<br />
Ob privat oder von der Gemeinde organisiert<br />
– ausserfamiliäre Betreuungseinrichtungen<br />
stehen alle vor der Herausforderung,<br />
Vorgaben in Sachen Infrastruktur,<br />
Betreuung und Förderung sowie kindergerechter<br />
Ernährung zu erfüllen. Gleichzeitig<br />
müssen die Kosten im Auge behalten<br />
werden, ohne jedoch Abstriche an der<br />
Qualität zu machen. Die SV Group hat eine<br />
Mahlzeitenlösung entwickelt, die es den<br />
Verantwortlichen ermöglicht, die Frage<br />
der Verpfl egung rasch, unkompliziert und<br />
ohne grossen Personal- und Infrastrukturaufwand<br />
zu lösen.<br />
Kostengünstig dank<br />
minimaler Infrastruktur,<br />
unkomplizierter Zubereitung und<br />
individueller Mengenberechnung<br />
Die Mahlzeitenlösung der SV Group erfordert<br />
einen Raum, einen Kombi-Steamer<br />
sowie eine Betreuungsperson – und schon<br />
74 SKR 1/11<br />
kann der gesunde Mittagstisch gedeckt<br />
werden. Da die Gerichte nur noch erwärmt<br />
werden müssen, wird für die Zubereitung<br />
kein zusätzliches Personal benötigt.<br />
Die Menukomponenten werden<br />
separat verpackt und können daher in der<br />
Menge unabhängig voneinander bestellt<br />
werden. So lässt sich die ideale Portionengrösse<br />
bestimmen und der Menupreis direkt<br />
beeinfl ussen. Aus diesen Faktoren erklären<br />
sich die im Vergleich zu anderen<br />
Cateringlösungen niedrigeren Kosten.<br />
Revolutionäre Kochmethode<br />
mit frischen Produkten kombiniert<br />
Die Mahlzeiten der SV Group werden nach<br />
einem Kochverfahren des französischen<br />
Küchenchefs Georges Pralus hergestellt.<br />
Bei der so genannten cuisson sous-vide-<br />
Methode handelt es sich um ein schonendes<br />
Vakuumgaren bei niederen Temperaturen.<br />
Sie zeichnet sich durch eine best-<br />
mögliche Schonung des natürlichen Gehalts<br />
an Nährstoffen und Vitaminen aus.<br />
Dies bestätigt Beatrice Conrad Frey, diplomierte<br />
Ernährungsberaterin HF und Stiftungsrätin<br />
der SV Stiftung: «Bei der cuisson<br />
sous-vide-Methode handelt es sich<br />
um ein modernes Kochverfahren, das aus<br />
ernährungsphysiologischer Sicht positiv zu<br />
bewerten ist. Als Pluspunkte der Methode<br />
sehe ich, dass man Wert auf frische Zutaten<br />
legt und dass eine Zubereitung mit<br />
wenig Fett möglich ist.» Die Mahlzeiten<br />
werden ohne Konservierungsstoffe zubereitet.<br />
Kindergerechte Saisonküche<br />
Kinder und Jugendliche haben besondere<br />
Bedürfnisse. Um diesen gerecht zu werden,<br />
entwickelt die SV Group ihre Menus<br />
gemeinsam mit Ernährungsexperten. So<br />
ist nicht nur gewährleistet, dass der Nährstoffgehalt<br />
und die Menge auf die Heranwachsenden<br />
zugeschnitten sind, sondern<br />
auch, dass es ihnen schmeckt. Die grosse<br />
Auswahl an Gerichten bedeutet viel Abwechslung<br />
am Mittagstisch – die Kinder<br />
freut es. Wo immer möglich, setzt die SV<br />
Group auf Schweizer, saisonale und fair<br />
gehandelte Produkte. Bei Fischen und<br />
Meeresfrüchten orientiert sich das Gastrounternehmen<br />
an der Liste des WWF.<br />
Alle Produkte lassen sich rückverfolgen<br />
und sind detailliert deklariert.<br />
SV (Schweiz) AG<br />
Memphispark<br />
Wallisellenstrasse 57<br />
CH-8600 Dübendorf<br />
Tel. 043 814 11 11<br />
Fax 043 814 11 12<br />
info@sv-group.ch<br />
www.sv-group.ch
«Zusammenarbeit ist für beide Parteien<br />
eine Win-Win Situation»<br />
BILDUNG/ERZIEHUNG<br />
Kinderernährung<br />
Interview mit Frau Maria Schmid; Verpfl egungsverantwortliche im Bereich Freizeitbetreuung in Oberwil bei Zug. Geführt<br />
wird der Betrieb von der Organisation Kind, Jugend und Familie der Stadt Zug.<br />
Wer besucht den Mittagstisch?<br />
Kinder von 4,5 Jahren bis zu 13 Jahren. Es sind circa 40 Kinder pro<br />
Tag. Manche der Kinder kommen bis zu fünf Mal in der Woche.<br />
Haben Sie von Anfang an mit der SV Group zusammengearbeitet?<br />
Nein, im ersten Jahr wurde das Essen von einem anderen Betrieb<br />
geliefert. Das Menü und die Menge waren fi x und wurden von diesen<br />
bestimmt. Wir wollten etwas Flexibleres und auch mehr auf die<br />
Ernährung achten. Abwechslung und Ausgewogenheit ist bei Kindern<br />
sehr wichtig, gerade weil manche zum Teil ja bis zu fünf Mal<br />
bei uns sind.<br />
Wie sind Sie bei der Suche nach einem Partner für die Essenslieferung<br />
vorgegangen?<br />
Die Stadt Zug hat nach einem geeigneten Partner gesucht und<br />
wurde bei SV fündig. Die Probezeit wurde auf zwei Jahre festgesetzt.<br />
Ich konnte in dieser Zeit auch mehrmals den Produktionsbetrieb<br />
der SV Group persönlich anschauen. Was mir dort sofort auffi<br />
el, war die tiptoppe Hygiene und dass alles unglaublich frisch war.<br />
Das hat mich beeindruckt. Nach drei Jahren wurde dann der Auftrag<br />
ausgeschrieben und SV hat das Rennen gemacht.<br />
Was war ausschlaggebend dafür, dass Sie sich für die SV Group entschieden<br />
haben?<br />
Die Hygiene und die Frische der Produkte sind super. Besonders wichtig<br />
war für uns zudem, dass die Menüs von Ernährungsberatern überprüft<br />
werden. Zudem haben wir bei SV ein sehr grosses Mitspracherecht.<br />
Herr Meier, unser Ansprechpartner, ist unglaublich hilfsbereit<br />
und versucht, unsere Rückmeldungen sofort umzusetzen.<br />
Wie sah die Zusammenarbeit zu Beginn aus, als das Ganze aufgegleist<br />
wurde?<br />
Herr Meier war von Anfang an immer dabei und kam auch oft persönlich<br />
vorbei. Er hat uns sehr unterstützt, beispielsweise wenn wir<br />
unsicher bei den Mengen waren. Auch bei der Menüplanung hat uns<br />
Herr Meier geholfen. Den Austausch mit ihm schätze ich sehr. Ich<br />
kann meine langjährige Erfahrung einbringen. Diese Art der Zusammenarbeit<br />
ist für beide Parteien eine Win-Win-Situation.<br />
Wie lange Arbeiten Sie nun schon mit der SV Group zusammen?<br />
Inzwischen seit fünf Jahren. Wir konnten jederzeit ein Feedback geben<br />
und es wurde immer sofort umgesetzt. SV war sehr darum<br />
bemüht, unseren Bedürfnissen gerecht zu werden. Kinder sind nicht<br />
die einfachsten Esser und sehr wählerisch. So essen sie kein Gemüsegemisch<br />
von Rüebli, Bohnen und Broccoli, es muss alles getrennt<br />
sein. Auch beim Salat: Ja nicht Chicorée und Eisberg zusammen. Nur<br />
wenn alles getrennt ist, mögen sie es. Auch bei dieser wichtigen<br />
Komponente ist SV auf uns eingegangen.<br />
Wie ist die Bestellung und Lieferung organisiert?<br />
Die Bestellung mache ich jeweils zwei Wochen im Voraus immer für<br />
eine Woche. Geliefert wird dann am Montag und am Donnerstag.<br />
Worauf achten Sie bei der Menüzusammenstellung?<br />
Ich achte sehr auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung<br />
bei den Kindern. Wichtig sind Salat, Kohlenhydrate, Eiweiss<br />
und Vitamine. Das Gute ist, dass man die Menüs bei SV selber zusammenstellen<br />
kann. Sind bei einem Menü zum Beispiel Knödel dabei,<br />
dann kann ich diese durch Kartoffelstock, der bei einem andern<br />
Menü aufgeführt ist, ersetzen. Genial ist, dass ich jeweils aus fünf<br />
verschiedenen Fleischsorten und fünf vegetarischen Menüs auslesen<br />
kann, wobei immer auch ein Wochenhit und ein Pastaplausch für<br />
die ganze Woche angeboten werden.<br />
Also entspricht das Menüangebot Ihren Bedürfnissen?<br />
Grundsätzlich ja. Wir können unsere Ideen zudem jederzeit mit dem<br />
Feedbackbogen einbringen. Wenn es mal etwas nicht hat, wie zum<br />
Beispiel etwas ohne Schweinefl eisch, was ja für unsere muslimischen<br />
Kinder sehr wichtig ist und worauf wir auch sehr achten,<br />
dann können wir etwas anderes bestellen. Oder ich wusste, dass die<br />
Kinder sehr gerne Maisgnocchi haben, und die SV hat diese dann für<br />
uns ins Menü aufgenommen. Wir können also auch bei den Menüs<br />
immer wieder Inputs geben, die auch umgesetzt werden. Es wird<br />
voll auf unsere Bedürfnisse eingegangen und das ist das A und O.<br />
Wie wird das Essen geliefert?<br />
Vom Kühlwagen kommen die abgepackten Mahlzeiten direkt bei<br />
uns in den Kühlschrank. Der Chauffeur macht alles. Ich kontrolliere<br />
lediglich, ob alles dabei ist.<br />
Gab es auch Kritik von Seiten der Kinder oder Eltern?<br />
Nein, eigentlich nicht. Zu Beginn gab es ein paar Bemerkungen von<br />
Eltern und Kindern wegen der Verpackungen in den Beuteln. Doch<br />
dann haben wir die Kinder und Eltern richtig informiert und dabei<br />
ein Beispiel aus der Migros gebracht. Da kauft man ja auch die frische<br />
Pasta eingepackt. Und genau so sind ja auch die Produkte bei<br />
SV verpackt. Aufgewärmt werden sie dann auch im Steamer mit<br />
Dampf, so bleiben alle wichtigen Nährstoffe erhalten. Die Qualität<br />
des Essens ist wirklich hervorragend. Seither gab es überhaupt keine<br />
Reklamationen und die Kinder mögen das Essen sehr.<br />
Wo sehen Sie die Vorteile, wenn man mit einem professionellen und<br />
erfahrenen Gemeinschafts- und Gastronomieunternehmen zusammen<br />
arbeitet?<br />
Das Essen ist gekocht. Wir benötigen keine riesige Infrastruktur. Ein<br />
grosser Vorteil ist, dass das Essen keine Konservierungsstoffe enthält.<br />
Alles was drin ist, ist genauestens deklariert. Das ist besonders<br />
wichtig, da wir auch Kinder mit Allergien haben. Dadurch wissen wir<br />
zu 100%, was wir den Kindern vorsetzen. Durch die Verpackung in<br />
den Beuteln bleibt auch die hohe Qualität der frischen Produkte bestehen.<br />
SKR 1/11 75
BILDUNG/ERZIEHUNG Kinderernährung<br />
Schweizer Lebensmittel- und<br />
Getränkekonzerne – Keine Produktwerbung<br />
an Kinder unter 12 Jahren<br />
In der Schweiz verzichten Coca-Cola, Kellogg, Mars, Nestlé, PepsiCo und Unilever freiwillig auf Produkt werbung,<br />
die sich an Kinder unter 12 Jahren richtet. Eine in 2010 durchgeführte unabhängige Unter suchung ergab, dass<br />
die genannten Unternehmen diese Verpfl ichtung mit einem Prozentsatz von 99,6 Prozent korrekt geschalteter<br />
TV-Werbung bereits weitestgehend erfüllen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) begrüsst die freiwillige<br />
Initiative der Industrie. Die als Swiss Pledge lancierte Selbstverpfl ichtung steht weiteren in der Schweiz tätigen<br />
Unternehmen offen und lehnt sich inhaltlich an vergleichbare Programme in der EU sowie 13 weiteren Ländern<br />
(Stand Februar 2011) weltweit an.<br />
Mit der Lancierung des Swiss Pledge bekennen<br />
sich sechs führende Schweizer<br />
Markenartikelproduzenten – Coca-Cola,<br />
Kellogg, Mars, Nestlé, PepsiCo und Unilever<br />
– freiwillig dazu, in der Schweiz keine Produktwerbung<br />
an Kinder unter 12 Jahren<br />
zu richten. Davon ausgenommen sind<br />
Produkte, die spezifi sche Ernährungskriterien<br />
auf der Grundlage von wissenschaftlich<br />
anerkannten Ernährungsempfehlungen<br />
sowie nationalen und internationalen<br />
Ernährungsrichtlinien erfüllen.<br />
Mit rund 100 Mio. Franken bündeln die<br />
sechs Gründungsunternehmen des Swiss<br />
Pledge knapp einen Drittel der gesamten<br />
TV-Bruttowerbeausgaben der Nahrungsmittel-<br />
und Getränkebranche von total<br />
331 Mio. Franken im Jahr 2010. Eine unabhängige<br />
Kontrolle über die Erfüllung<br />
dieser freiwilligen Selbstverpflichtung<br />
durch das Marktforschungsinstitut Media<br />
Focus ergab für das Jahr 2010 einen Wert<br />
von 99,6 Prozent korrekt geschalteter<br />
TV-Werbung. Fernsehwerbung macht<br />
über drei Viertel der Gesamtausgaben für<br />
Werbung bei den am Swiss Pledge beteiligten<br />
Firmen aus. Eine Ausweitung des<br />
Monitorings über die TV-Werbung hinaus<br />
wird künftig angestrebt.<br />
Die Initiatoren des Swiss Pledge bekennen<br />
sich damit zu verantwortungsvollen Werbepraktiken<br />
und wollen diese mithilfe der<br />
offenen Initiative branchenweit etablieren<br />
und zu einer gesunden und ausgewogenen<br />
Ernährung beitragen. Derzeit beteiligen<br />
sich folgende Unternehmen aktiv am<br />
Programm: Coca-Cola, Kellogg, Mars,<br />
Nestlé, PepsiCo und Unilever. Die freiwillige<br />
Initiative ist offen für weitere Marktteilnehmer,<br />
die sich zur Einhaltung der Mindestkriterien<br />
verpfl ichten.<br />
76 SKR 1/11<br />
BAG bewertet<br />
Aktionsversprechen positiv<br />
Im Rahmen des Nationalen Programms<br />
Ernährung und Bewegung will das Bundesamt<br />
für Gesundheit (BAG) Themen rund<br />
um die öffentliche Gesundheit innovativ<br />
angehen. Aus diesem Bestreben heraus ist<br />
die nationale Initiative actionsanté «besser<br />
essen, mehr bewegen» entstanden. Der<br />
von führenden Schweizer Lebensmittel-<br />
und Getränkeherstellern in der Schweiz initiierte<br />
Swiss Pledge zu verantwortungsvollen<br />
Werbepraktiken – dem freiwilligen<br />
Verzicht von Produktwerbung an Kinder<br />
unter 12 Jahren – wurde von der Expertengruppe<br />
actionsanté positiv evaluiert<br />
und genehmigt. Dass sich die Industrie<br />
seit langem mit verschiedenen Massnahmen,<br />
wie beispielsweise dem Swiss Pledge,<br />
für faire und klare Spielregeln im Rahmen<br />
von Werbung und Produktkommunikation<br />
en gagiert, wird von der Schweizerischen<br />
Lauterkeitskommission anerkannt. «Wir<br />
begrüssen jede glaubhafte Bestrebung einer<br />
Branche zur Selbstregulierung und zum<br />
Monitoring, welche die Ziele der Kommis-<br />
sion, insbesondere die Transparenz gegenüber<br />
Konsumenten und der Öffentlichkeit,<br />
fördert», so der juristische Sekretär der SLK<br />
Dr. Marc Schwenninger.<br />
Selbstverpfl ichtung<br />
Angelehnt an den EU Pledge initiieren sechs Schweizer<br />
Unternehmen im 2010 die frei willige Initiative,<br />
keine Werbung an Kinder unter 12 Jahren zu richten.<br />
Das Bekenntnis umfasst folgende Mindestkriterien:<br />
• Keine Produktwerbung an Kinder unter<br />
12 Jahren. Mit Ausnahme von Produkten,<br />
die spezifi sche Ernährungskriterien erfüllen.<br />
• Keine produktspezifi sche Kommunikation<br />
an Primarschulen (Kinder unter 12 Jahren).<br />
Es sei denn, dies wird von der Schulverwaltung<br />
zu erzieherischen Zwecken ausdrücklich<br />
verlangt oder genehmigt.<br />
«Werbung für Kinder unter 12 Jahren» bedeutet<br />
Werbung für ein Zielpublikum mit einem Mindestanteil<br />
von 50% an Kindern unter 12 Jahren. Die<br />
Einhaltung dieser Selbstverpflichtung wird von<br />
unabhängigen Marktforschungsunternehmen auditiert.<br />
Einzelheiten zu den Selbstverpfl ichtungen<br />
der Unternehmen sind auf www.swiss-pledge.ch<br />
veröffentlicht.
Gesundheit zwischen<br />
Qualität und Kosten<br />
von Prof. Dr. h.c. Jürg Krummenacher<br />
Das Schweizer Gesundheitssystem befi ndet sich im Umbruch. Eine der zentralen Fragen ist, wie den wachsenden<br />
Gesundheitskosten Einhalt geboten werden kann, ohne dabei Qualität und Versorgungssicherheit zu beeinträchtigten.<br />
Dieser Frage ging anfangs November eine öffentliche Abendveranstaltung an der Hochschule<br />
Luzern – Wirtschaft nach, die das Institut für Betriebs- und Regionalökonomie organisiert hat.<br />
Die Schweiz weist mit 10.8 Prozent des<br />
Bruttoinlandprodukts nach den USA und<br />
Frankreich die höchsten Gesundheitsausgaben<br />
auf. Gemäss Prognosen dürften die<br />
Gesundheitskosten 2010 und 2011 jeweils<br />
um weitere 3.7 Prozent wachsen. Ende<br />
2011 werden sie sich auf 65.6 Milliarden<br />
Franken beziffern. Das sind rund 10 Milliarden<br />
Franken mehr als vor fünf Jahren.<br />
Nicht ganz die Hälfte der Ausgaben entfällt<br />
auf den stationären Bereich. Besonders<br />
stark sind jedoch in den letzten Jahren<br />
vor allem die Kosten für die ambulante<br />
Behandlung, insbesondere in den<br />
Spitälern, gewachsen. Im Unterschied zu<br />
andern Ländern leistet die öffentliche<br />
Hand nur einen vergleichsweise geringen<br />
Beitrag an die Finanzierung der Gesundheitskosten.<br />
Die Hauptlast tragen mit 67<br />
Prozent die privaten Haushalte. Die wachsenden<br />
Gesundheitskosten führen deshalb<br />
Jahr für Jahr zu einem Anstieg der<br />
Krankenkassenprämien. 2011 werden<br />
diese im Durchschnitt um 6.5 Prozent ansteigen.<br />
Die Frage nach den Ursachen dieser Entwicklung<br />
und möglichen Gegenmassnahmen<br />
wird seit Jahren diskutiert. Der Bundesrat<br />
hat dazu eine Strategie formuliert.<br />
Das Hauptziel dieser Strategie heisst:<br />
«Besser vorsorgen, besser behandeln».<br />
Mit dieser Strategie will der Bundesrat die<br />
Qualität des Gesundheitssystems systematisch<br />
verbessern, gleichzeitig die Transparenz,<br />
die Effizienz und das Vertrauen<br />
steigern und so die Kosten eindämmen.<br />
Politische, ökonomische und<br />
ethische Perspektiven<br />
Die Frage, wie die Qualität und Versorgungssicherheit<br />
aufrechterhalten und der<br />
Kostenentwicklung begegnet werden<br />
kann, beschäftigt auch die Fachleute im<br />
Gesundheits- und Sozialwesen. Das zeigte<br />
die öffentliche Abendveranstaltung, die<br />
das Institut für Betriebs- und Regionalökonomie<br />
anfangs November an der<br />
Hochschule Luzern – Wirtschaft organisiert<br />
hat. Die Aula war praktisch bis auf<br />
den letzten Platz besetzt, als Expertinnen<br />
und Experten aus politischer, ökonomischer<br />
und ethischer Perspektive Antworten<br />
auf die aktuellen und künftigen Herausforderungen<br />
in der Gesundheitspolitik<br />
zu geben versuchten.<br />
«Das Gesundheitswesen<br />
ist etwas anderes<br />
als ein ‹Markt›»<br />
Regierungsrat Guido Graf, Gesundheits-<br />
und Sozialdirektor des Kantons Luzern,<br />
vertrat in seinem Referat aus politischer<br />
Perspektive drei Thesen: «Es braucht erstens<br />
mehr Qualitätsmessungen und Vergleiche.<br />
Wir können uns zweitens nicht<br />
jede Qualität leisten. Und drittens ist<br />
Qualität auch subjektiv.» Die Ursachen für<br />
die «Kostenexplosion» sieht er in einer<br />
«Leistungsexplosion». Der Grund dafür<br />
liege darin, dass in der Medizin immer<br />
mehr machbar sei, eine Tendenz, die in<br />
Zukunft noch zunehmen werde. Mittel-<br />
und langfristig sei deshalb ein Leistungsverzicht<br />
notwendig. Es brauche eine offene<br />
Diskussion darüber, welche Gesundheitsversorgung<br />
wir uns leisten wollen,<br />
was über die Grundversicherung fi nanziert<br />
werden soll und klare Richtlinien, welche<br />
Behandlungen wann angewandt werden<br />
sollten. Dabei müsste im Sinne des «Gesetzes<br />
vom abnehmenden Grenznutzen»<br />
auch immer das Kosten-/Nutzenverhältnis<br />
beachtet werden.<br />
Gesundheitspolitik GESUNDHEIT<br />
«Die Natur ist nicht fair»<br />
Ruth Baumann-Hölzle von Dialog Ethik,<br />
dem interdisziplinären Institut für Ethik im<br />
Gesundheitswesen, beleuchtete in ihrem<br />
Referat aus ethischer Perspektive zunächst<br />
den Kontext der gesundheitspolitischen<br />
Diskussion. Die Säkularisierung habe zu einem<br />
Kulturwandel mit veränderten Welt-<br />
und Menschenbildern geführt. An die<br />
Stelle der Heilpfl ege sei der Gesundheitsmarkt<br />
getreten, der den Patienten als<br />
Kunden sehe. Das Gesundheitswesen sei<br />
aber etwas anderes als ein «Markt». Entscheidend<br />
für die gesundheitspolitische<br />
Diskussion seien deshalb das Menschenbild<br />
und die Frage, wie wir mit existentieller<br />
Not umgehen. Die Natur sei nicht fair. Die<br />
Gesundheitspolitik müsse darum immer<br />
auch dem Umstand Rechnung tragen,<br />
dass das menschliche Leben zerbrechlich<br />
ist und nicht alle Menschen gleich stark<br />
und gesund seien. Auch die Bildung und<br />
die Lebensbedingungen hätten grosse<br />
Auswirkungen auf die Gesundheit und<br />
letztlich auch auf das Lebensalter.<br />
Für Baumann-Hölzle sind zwei Fragen in<br />
der gesundheitspolitischen Diskussion<br />
von zentraler Bedeutung: «1. Welches ist<br />
der notwendige Ressourcenrahmen des<br />
Gesundheitswesens in einer humanen<br />
Gesellschaft? 2. Wie können die von der<br />
Gesellschaft zur Verfügung gestellten<br />
Ressourcen im Gesundheitswesen ethisch<br />
vertretbar und in verantwortungsvoller<br />
Art und Weise verteilt werden?» – Die<br />
erste Frage stelle sich im Zusammenhang<br />
mit der Solidargerechtigkeit, die zweite<br />
im Zusammenhang mit der Verteilungsgerechtigkeit.<br />
Im Umgang mit den knappen<br />
Ressourcen sieht Baumann-Hölzle<br />
drei Handlungsoptionen – eine Rationalisierung<br />
ohne Qualitätseinbussen, die<br />
SKR 1/11 77
GESUNDHEIT Gesundheitspolitik<br />
Erhöhung der Finanzmittel oder die explizite<br />
bzw. implizite Rationierung mit Qualitätseinbussen.<br />
Notwendig sei in diesem Zusammenhang<br />
eine Diskussion über die Qualität und die<br />
Kriterien, nach denen Qualität gemessen<br />
werde. Ohne Qualitätskriterien bestehe<br />
die Gefahr, dass beispielsweise die Einführung<br />
der Fallpauschalen in den Spitälern –<br />
die neuen «Hoffnungsträger bezüglich<br />
Kostenentwicklung» – zu «irreversiblen<br />
Kollateralschäden» führen werden. Zu erwarten<br />
seien nämlich eine Verlagerung<br />
der Kosten in den ambulanten Bereich,<br />
ein höherer Aufwand für die nachbetreuenden<br />
Institutionen bei der Übergangspfl<br />
ege nach dem Spitalaustritt sowie ein<br />
Outsourcing der sozialen Verantwortung<br />
aus den Spitälern bei besonders verletzlichen<br />
Gruppen. Dem Staat komme hier<br />
eine grosse Verantwortung zu. Er habe in<br />
Bezug auf die Ressourcen für die Solidar-<br />
und Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen.<br />
Der Wille zur Solidarität sei letztlich die<br />
Grundvoraussetzung für eine humane<br />
Gesellschaft.<br />
«Qualität und Kosten<br />
sind nicht zwingend Gegensätze»<br />
Der Gesundheitsökonom Willy Oggier wies<br />
im dritten und letzten Referat darauf hin,<br />
dass sich in der Gesundheitspolitik praktisch<br />
überall in Europa ähnliche Fragen<br />
stellen würden, steuerfi nanzierte Systeme<br />
in vielen Fragen aber weiter seien als die<br />
Schweiz. Die Diskussion habe sich in den<br />
letzten Jahren vor allem um den «Hebel in<br />
der Kostenkontrolle» gedreht. Dominant<br />
sei eine «Kosten- statt eine Nutzenorientierung»<br />
gewesen. Zudem sei die Kostenoptik<br />
fragmentiert in Heilungskosten, Taggelder,<br />
Invaliditäten, Todesfallkapitalien<br />
oder in Alter, Krankheit, Unfall, Soziales. Es<br />
bestehe eine Intransparenz bezüglich Preisen,<br />
Kosten und Qualitäten. Eine Beloh-<br />
«Eine Belohnung für besonders<br />
gute Leistungen fehlt ebenso wie<br />
Belohnungen für echte Innovationen»<br />
Prof. Dr. h.c. Jürg Krummenacher<br />
78 SKR 1/11<br />
nung für besonders gute Leistungen fehle<br />
ebenso wie Belohnungen für echte Innovationen.<br />
Als weitere Probleme sieht<br />
Oggier die Unterversorgung in der Grundversorgung<br />
in ländlichen Gebieten sowie<br />
Regionalismen und Föderalismen, die ökonomisch<br />
und medizinisch kritische Grössen<br />
(zu kleine Betriebe, zu wenige Fälle) zur<br />
Folge hätten.<br />
Die Hauptursache für diese Probleme ortet<br />
der Gesundheitsökonom in einer «staatlichen<br />
Fehl-Regulierung». Qualität und<br />
Kosten seien nicht zwingend Gegensätze.<br />
Dort, wo es Gegensätze gebe, müssten zuerst<br />
die Ziele defi niert werden. In der Formulierung<br />
der Ziele käme die Qualität vor<br />
den Kosten. Von zentraler Bedeutung sei<br />
es, die richtigen Anreize zu setzen. Dazu<br />
zählen für Oggier aktuell die rasche Umsetzung<br />
der neuen Spitalfi nanzierung, eine<br />
morbiditätsorientierte Verbesserung des<br />
Risikoausgleichs sowie eine monistische<br />
Finanzierung.<br />
Perspektiven der Leistungserbringer<br />
In der anschliessenden Podiumsdiskussion<br />
wies Martin Hafen, Professor an der Hochschule<br />
Luzern – Soziale Arbeit, auf die Bedeutung<br />
der Prävention und Gesundheitsförderung<br />
hin, ein Gebiet, in dem sich die<br />
öffentliche Hand in der Schweiz im internationalen<br />
Vergleich finanziell zu wenig<br />
engagiere. Der Hausarzt Jörg Fritschi,<br />
Präsident von medswiss, dem Schweizer<br />
Dachverband für Ärztenetze, setzt<br />
grosse Hoffnungen auf den Ausbau<br />
von Managed Care und integrierten<br />
Versorgungssystemen. Lisbeth Bieri-<br />
Vogel, Vize-Präsidentin des Spitex-Kantonalverbandes<br />
Luzern, bestätigte die<br />
Gefahr einer Unterversorgung in ländlichen<br />
Gebieten und betonte die<br />
wachsende Bedeutung<br />
der spi talexternen<br />
Betreuung. Ste-<br />
phan Bachmann, Direktor des Spitals Affoltern,<br />
bezweifelte, dass immer mehr<br />
Wettbewerb zu einer besseren Qualität<br />
und weniger Kosten führe. Er wandte sich<br />
nicht grundsätzlich gegen die Einführung<br />
der Fallpauschalen in den Spitälern, forderte<br />
jedoch ein Moratorium, damit das<br />
System verbessert werden kann und sich<br />
die Spi täler besser darauf vorbereiten<br />
könnten. Demgegenüber plädierte Hannes<br />
Blatter, Generalsekretär der CSS Versicherungen,<br />
für eine rasche Umsetzung der<br />
neuen Spitalfinanzierung. Roger Wicki<br />
schliesslich, Leiter eines Alters- und Pfl egeheims<br />
sowie Präsident von LAK Curaviva<br />
Luzern, machte auf die Bedeutung der demografi<br />
schen Entwicklung für das Gesundheitswesen<br />
aufmerksam und wies auf die<br />
starke Zunahme pfl egebedürftiger Personen<br />
in den kommenden Jahren hin.<br />
* Prof. Dr. h.c. Jürg Krummenacher ist Leiter<br />
des Interdisziplinären Schwerpunkts<br />
Gesellschaftliche Sicherheit und Sozialversicherungen<br />
und Dozent und Projektleiter<br />
am Kompetenzzentrum Public und<br />
Nonprofi tmanagement des Instituts für<br />
Betriebs- und Regionalökonomie der<br />
Hochschule Luzern – Wirtschaft.<br />
SKR 1/11 78
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
für fittere<br />
und zufriedenere Mitarbeiter<br />
Interview von Patrick Aeschlimann<br />
SKR: Was ist Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und<br />
aus welchen Elementen besteht es?<br />
Katharina Walser: Die wichtigsten Elemente eines gut funktionierenden<br />
und erfolgreichen betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />
sind, nebst einem systematischen Fehlzeitenmanagement,<br />
das Casemanagement und die betriebliche Gesundheitsförderung.<br />
Zusätzlich sollte das BGM Einfl uss auf Aspekte<br />
der Personalpolitik und der Arbeitssicherheit nehmen können.<br />
BGM besteht aus einer Vielzahl von sehr unterschiedlichen Elementen.<br />
Das ist einer der Gründe, weshalb es für die Verantwortlichen<br />
so schwierig ist ein betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
in einer Organisation aufzubauen und den Überblick zu behalten.<br />
SKR: Wieso soll eine Organisation überhaupt BGM einführen?<br />
K. W.: Gesundheitsbedingte Absenzen sind Leistungseinbussen<br />
und dadurch in einem Unternehmen grosse Kostenfaktoren,<br />
Gesundheitsbedingte Absenzen sind beeinfl ussbar.<br />
Die Folgen dieser Absenzen sind unter anderem: Lohnkosten<br />
ohne Arbeitsleistung, eingeschränkte Produktivität, organisatorischer<br />
Aufwand für Arbeitsplanung, fi nden von Ersatzpersonal,<br />
Mehrbelastung anderer Arbeitnehmer, Qualitätseinbussen,<br />
mehr Fehler und höhere Fluktuation. Weniger Absenzen ergeben<br />
eine konstantere und bessere Arbeitsleistung der Mitarbeitenden,<br />
was auch zu einer höheren Produktivität führen kann.<br />
Motivierte und leistungsfähige Mitarbeitende sorgen intern,<br />
etwa durch sinkende Mitarbeiterfl uktuation, aber auch extern,<br />
beispielsweise bei Kunden oder neuen Mitarbeitern, für ein gu-<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement GESUNDHEIT<br />
Gesundheitsbedingte Absenzen verursachen Kosten und Stress, verringern die Produktivität und können das Image<br />
schädigen. Katharina Walser, Präsidentin des Schweizerischen Verbandes für betriebliche Gesundheitsförderung<br />
(SVBGF), erklärt, wie mit betrieblichem Gesundheitsmanagement die Absenzen verringert werden können.<br />
Katharina Walser<br />
Präsidentin des Schweizerischen<br />
Verbandes für betriebliche<br />
Gesundheitsförderung (SVBGF)<br />
tes Image des Arbeitgebers. Nicht zu vergessen ist der positive<br />
Einfl uss von sinkenden Absenzen auf die Prämien der Krankentaggeld-<br />
und Unfallversicherung. Letzten Endes profi tieren auch<br />
die Pensionskassen von sinkenden Frühpensionierungen auf<br />
Grund gesundheitlicher Probleme.<br />
SKR: Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist schon seit längerem<br />
ein Thema. Was bringt nun das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />
(BGM) für einen Mehrnutzen? Wo liegt der Unterschied<br />
von BGF zu BGM?<br />
«Gesundheitsbedingte Absenzen<br />
sind Leistungseinbussen und dadurch in<br />
einem Unternehmen grosse Kostenfaktoren,<br />
Gesundheitsbedingte Absenzen<br />
sind beeinfl ussbar»<br />
K. W.: Vor einigen Jahren hat man mehr von Gesundheitsförderung<br />
gesprochen und damit oftmals das gemeint, was heute als<br />
Gesundheitsmanagement bezeichnet wird. BGM hat sich zu einem<br />
Oberbegriff für alle Aktivitäten wie etwa Fehlzeitenmanagement,<br />
Casemanagement, und Gesundheitsförderung entwickelt.<br />
BGF hingegen ist ein Teil von BGM und umfasst alle präventiv wirkenden<br />
Massnahmen. Der Mehrnutzen von BGM zu BGF besteht<br />
darin, dass BGM nicht nur die präventiven Aspekte verfolgt, sondern<br />
eine ganzheitliche Betrachtung der betrieblichen Situation<br />
verlangt. BGM beinhaltet die systematische Erfassung von Absenzdaten<br />
als Basis für ein wirksames Fehlzeitenmanagement<br />
und die Betreuung von Langzeit- und Problemfällen. Nebst der<br />
Verbesserung, welche sich schon nur durch diese Tätigkeiten ergibt,<br />
können die gewonnenen Informationen für eine kontinuierliche<br />
Verbesserung der Massnahmen, insbesondere aber für künftige,<br />
zielgerichtete Präventionsmassnahmen genutzt werden.<br />
Meistens kann schon nach kurzer Zeit seit Einführung eines systematischen<br />
BGM ein Rückgang von Kurzabsenzen festgestellt<br />
werden. Für die Reduktion der Langzeitabsenzen braucht es ein<br />
wenig länger – dafür ist dann die positive Wirkung auf die Absenzsituation<br />
umso stärker.<br />
SKR: Wo sind die Grenzen von BGM?<br />
K. W.: BGM muss von einer Firmenleitung als sinnvoll erachtet<br />
und von Ihr getragen werden, ansonsten verkommt es zu einer<br />
SKR 1/11 79
Alibiübung und schadet im schlimmsten Fall mehr als es nutzt.<br />
BGM kann nicht alle Probleme einer Firma alleine lösen, kann<br />
aber wertvolle Hinweise auf Ursachen und begleitende Massnahmen<br />
geben.<br />
SKR: Ab welcher Betriebsgrösse macht es Sinn, sich mit BGM zu<br />
beschäftigen?<br />
Kleinere Betriebe machen das, was BGM systematisiert oftmals<br />
schon unbewusst. Ab der Betriebsgrösse, ab der ein «Patron»<br />
nicht mehr die Übersicht über alle Mitarbeitenden hat, also<br />
etwa ab 80 -100 Mitarbeitenden, sollte man sich deshalb mit<br />
BGM beschäftigen. Dabei macht es gegebenenfalls Sinn auf externe<br />
Ressourcen zurück zu greifen. Für kleinere Unternehmen<br />
kann es sinnvoll sein externe Unterstützung für die Betreuung<br />
von Langzeitfällen (Casemanagement) in Anspruch zu nehmen.<br />
SKR: Gibt es spezielle Sachen, auf die man im öffentlichen Sektor<br />
in Zusammenhang mit BGM besonders achten muss?<br />
K. W.: Die Einführung von BGM ist immer Firmenabhängig. Es<br />
macht weder im öffentlichen Sektor, noch in privatrechtlichen<br />
Firmen Sinn, ein identisches Konzept für alle zu benutzen. Wichtig<br />
ist, dass auf die Firmenkultur und die fi rmenspezifi schen Eigenheiten<br />
Rücksicht genommen wird.<br />
Die Tätigkeiten in der öffentlichen Verwaltung sind sehr breit<br />
gefächert. So gibt es beispielsweise industrielle Bereiche wie<br />
Werkhöfe, Städtische Werke etc., bei welchen ein Besonderes<br />
Augenmerk auf die Wiedereingliederung von gesundheitsbeeinträchtigten<br />
Mitarbeitenden gelegt werden muss. Im Bereich der<br />
Verwaltungstätigkeiten stehen Themen wie Arbeitsplatzergonomie<br />
und Stressprävention im Vordergrund.<br />
SKR: Das BGM-Assessment ihrer Firma (Walser Consilart GmbH;<br />
www.consilart.ch) beginnt mit einer mehrtägigen Ist- Analyse<br />
und einer visualisierten Darstellung auf einer Führungskarte. Wie<br />
wird sichergestellt, dass diese nicht einfach in einer Schublade<br />
verschwindet, sondern umgesetzt wird?<br />
K. W.: Jede Organisation setzt schon, mehr oder weniger be-<br />
80 SKR 1/11<br />
GESUNDHEIT Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
Überblick über die Elemente des<br />
betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />
Quelle: Walser Consilart GmbH<br />
wusst, verschiedene BGM-Aktivitäten um. Um diese Aktivitäten,<br />
sowie ihre Akzeptanz, Wirkung und allfällige Lücken zu erkennen,<br />
wurde das BGM-Assessment entwickelt. Auf dieser visualisierten<br />
Darstellung ist nicht nur der mittel- und lang fristige<br />
Handlungsbedarf ersichtlich. Schnell wird auch klar, welche Fakten<br />
unbekannt und wie die verschiedenen Themen von einander<br />
abhängig sind. Damit kann man nicht nur die aktuelle Situation<br />
einschätzen, sondern auch konkrete Massnahmen zu gezielten<br />
Verbesserungen planen. Die Umsetzung dieser Massnahmen<br />
lässt sich jederzeit kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren.<br />
Durch die Aufteilung der BGM-Themen in, für alle verständliche,<br />
«handliche» Portionen wird dem BGM Verantwortlichen die<br />
Umsetzung einfach gemacht. Es wird möglich ein übersichtliches<br />
Projektportfolio zu erarbeiten, in welchem künftige Aktivitäten<br />
Bedarfsorientiert geplant und budgetiert werden können.<br />
Die regelmässige Aktualisierung der Führungskarte verhilft<br />
zur Visualisierung der Erfolge und dazu, dass sie nicht in einer<br />
Schublade verschwindet.<br />
SKR: Sie setzen grossen Wert auf den Erfahrungsaustausch. In<br />
der Region Solothurn/Bern besteht seit 2002 eine «Erfa-Gruppe»,<br />
welche sich aus Personal- und Sicherheitsfachleuten der verschiedensten<br />
Branchen zusammensetzt. Was ist das?<br />
K. W.: Die Erfa-Gruppe der Region Solothurn/Bern entstand in einer<br />
Zeit, in welcher sich noch nicht viele Firmen mit BGM/BGF<br />
beschäftigt haben. Sie besteht aus Teilnehmern, welche für voll-<br />
oder nebenamtlich für das Thema BGM verantwortlich sind. Der<br />
Erfahrungsaustausch hilft ihnen bei der Umsetzung in den Betrieben.<br />
Die Gruppe trifft sich viermal pro Jahr bei einem seiner Mitglieder.<br />
Regelmässig werden externe Referenten eingeladen, welche<br />
BGM-Fachthemen erläutern. Probleme aus den Betrieben<br />
können diskutiert und entsprechende Lösungen gemeinsam gefunden<br />
werden. Quartalsweises wird ein Benchmark erstellt. Er<br />
dient als Diskussionsgrundlage um Gründe für positive oder negative<br />
Veränderungen zu fi nden. Gemeinsame Aktivitäten wie<br />
Ärzte events, Merkblätter, oder Gesundheitstage helfen Ressourcen<br />
zu sparen. In der Zwischenzeit kommen auch Firmenvertreter/Innen<br />
von Firmen aus Zug und Luzern um sich mit<br />
Gleichgesinnten auszutauschen.
PUBLIREPORTAGE<br />
«Die Gemeinde Diepoldsau<br />
bietet ihren Mitarbeitenden einiges»<br />
Seit fünf Jahren setzt sich die Einheitsgemeinde Diepoldsau aktiv für die<br />
Gesundheit ihrer Mitarbeitenden ein. Die Leiterin des Projekts «fi t im job»,<br />
Sabrina Frei, zieht eine positive Bilanz: die Mitarbeitenden achten im Alltag<br />
stärker auf ihre Gesundheit – das freut auch die Gemeinde als Arbeitgeber.<br />
Die betriebliche Gesundheitsförderung der<br />
Gemeinde Diepoldsau ist breit angelegt: Das<br />
Projekt «fi t im job» bietet Aktivitäten in den<br />
Bereichen Ernährung, Sport, Geist und Gesellschaft.<br />
Es läuft seit fünf Jahren und wird laufend<br />
ausgebaut. Dieses Jahr stehen unter anderem<br />
ein Seminar Körpersprache, ein Nothelferkurs,<br />
eine Müeslipause und der «Diepoldsauer<br />
Schwamm» auf dem Programm. «Wir bieten<br />
unseren Mitarbeitenden ein vielfältiges Angebot»,<br />
sagt Sabrina Frei. «Das wird sehr geschätzt.»<br />
Im betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />
sind öffentliche Unternehmen mit besonderen<br />
Herausforderungen konfrontiert, weil sie ein<br />
breites Spektrum an Tätigkeiten abdecken<br />
– in Diepoldsau sind neben Kaufl euten auch<br />
Lehrpersonen, Pfl egefachleute und Handwerker<br />
bei der Gemeinde angestellt. Umso wichtiger<br />
ist es, dass die Gemeinde mit kompetenten<br />
Partnern zusammenarbeitet.<br />
Die Projektgruppe um Sabrina Frei hat in den<br />
letzten drei Jahren einen Gesundheits-Check für<br />
alle Angestellten sowie Ergonomieabklärungen<br />
durchgeführt. Bei diesen Aktionstagen hat sie<br />
mit SWICA zusammengespannt. SWICA betreibt<br />
eigene Gesundheitszentren und kann daher<br />
Ärzte, medizinisches Fachpersonal und Infrastruktur<br />
unkompliziert zur Verfügung stellen.<br />
«Einzelne Mitarbeitende treiben seither vermehrt<br />
Sport, sie machen regelmässig Entspannungsübungen<br />
oder Rückengymnastik», erzählt<br />
Sabrina Frei. «Bei der Arbeit heisst es Treppen<br />
steigen statt Lift fahren und das Gebäude ist<br />
seit mehr als zwei Jahren rauchfrei. Ausserdem<br />
haben wir neue Bürostühle und Tastaturen,<br />
Sitzkissen sowie Lesehilfen angeschafft, um<br />
die Arbeitsplätze ergonomisch einzurichten.»<br />
«Die Kosten sind<br />
gemessen am Erfolg gering»<br />
Aktionstage wie diejenigen der Gemeinde<br />
Diepoldsau bietet SWICA in der ganzen Schweiz<br />
an. Heinz Metzler, Leiter Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
bei SWICA, erklärt:<br />
«Wir verfolgen bei unseren Beratungen einen<br />
ganzheitlichen Ansatz und zählen neben der<br />
Gesundheitsförderung auch das Absenzmanagement<br />
und die Unterstützung von erkrankten<br />
und verunfallten Mitarbeitenden zu unseren<br />
Dienstleistungen.» Heinz Metzler begleitet<br />
Aktionstage wie in Diepoldsau oft persönlich.<br />
«Wir stellen die Experten zur Verfügung<br />
– Ärzte, Physiotherapeuten, Ernährungsberater,<br />
je nach Bedürfnis des Kunden – und unterstützen<br />
Arbeitgeber beim professionellen Absenzmanagement.»<br />
Sabrina Frei ist vom Engagement zugunsten<br />
der Gesundheit überzeugt: «Die Kosten sind<br />
gemessen am Erfolg gering.» Die Gemeinde<br />
erfasst die Absenzen seit 2003 systematisch und<br />
beobachtet insgesamt eine positive Entwicklung.<br />
«Wichtig ist uns aber auch, dass die Massnahmen<br />
zu einem positiven Arbeitsklima<br />
beitragen – der persönliche Austausch<br />
im lockeren Rahmen ist sehr wertvoll.»<br />
Betriebliche Gesundheitsförderung lohnt sich<br />
für Arbeitgeber und Angestellte gleichermassen.<br />
Die Mitarbeitenden können ihr Wissen erweitern<br />
und sich sportlich betätigen, sie erhalten<br />
Unterstützung bei einer Ernährungsumstellung<br />
und können Erkrankungen vorbeugen.<br />
Der Arbeitgeber kann sich auf motivierte,<br />
gesunde Mitarbeitende verlassen und profi tiert<br />
von weniger und kürzeren Absenzen.<br />
Heinz Metzler<br />
Leiter Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
Sabrina Frei<br />
Projektleiterin «fi t im job» in Diepoldsau<br />
Die Körperfett-Messung ist Teil<br />
eines umfangreichen Gesundheits-Checks<br />
Kontakt<br />
SWICA Gesundheitsorganisation<br />
Römerstrasse 38<br />
8401 Winterthur<br />
Telefon 052 244 23 53<br />
heinz.metzler@swica.ch<br />
SKR 1/11 81
GESUNDHEITSFÖRDERUNG · GESUNDHEITSFÖRDERUNG · GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
PUBLIREPORTAGE<br />
Ist Stressresistenz lernbar?<br />
Ein Beitrag zum BGM und<br />
zur allgemeinen Gesundheitspolitik<br />
Die ersten Resultate einer unabhängigen, privat fi nanzierten, empirischen<br />
Untersuchung zum Umgang mit Stress, Angst und Burnout zeigen völlig<br />
neue Ansätze für Therapie und Prävention von Stress-Störungen.<br />
Stress, Angst und Burnout sind Dauerthemen in Führungs- und Team-Coachings.<br />
In einer umfassenden, dreiteiligen Situations-Analyse wird die persönliche<br />
motivationale und emotionale Ebene refl ektiert, was zu – oftmals unerwarteten – neuen Erkenntnissen führt. Dieser Prozess hilft den<br />
Involvierten schrittweise die Kontrolle über die Stresssymptome zurück zu gewinnen. Unser – noch unveröffentlichtes – Forschungsmodell<br />
liefert dazu die Schlüsselthemen. Das Stress-Modell geht über die derzeitigen Erklärungsmodelle zur Ursache von Angststörungen und<br />
Burnout hinaus und wird wissenschaftlich über einen zugehörigen Fragebogen überprüft. Die Forschungsarbeit hat zum Ziel, erhärtete<br />
Aussagen über die persönlichen Faktoren machen zu können, welche zu einem konstruktiven Umgang mit Stress führen.<br />
In die Online-Erhebung wurden auch Berufsgruppen eingebaut, die unter Stress sicher «funktionieren» müssen und Gruppen, die unter<br />
Angst/Panik resp. Burnout leiden. Diese Gegenüberstellungen geben erste Hinweise auf die wesentlichen Faktoren zur Stress-Prävention<br />
und Therapie. Stress, Angst und Burnout haben zudem wesentlichen Einfl uss auf die Entscheidungsfi ndung insbesondere in komplexen<br />
Situationen. Daher verdient das Thema auf allen Ebenen eine hohe Beachtung.<br />
Es werden weiterhin Personen (oder Teams) zur Teilnahme an der Online-Studie gesucht, welche unter Stress stehen, Angst oder Burnout<br />
erleben. Zugangslogins können per Email unter cornelia.nussle@psycon.ch angefordert werden. Natürlich können Teilnehmende auf<br />
Wunsch ein kurzes kostenloses Feedback erhalten. Die Daten bleiben anonym. Für weitere Beratung steht unsere langjährige arbeitspsychologische<br />
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die Ganzheitlichkeit. Jedes Coach &<br />
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82 SKR 1/11<br />
sungsfokusiertes Coaching sowie<br />
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PUBLIREPORTAGE<br />
Gehwettbewerbe mit Tappa Schweiz<br />
motivieren nachhaltig zu mehr Bewegung<br />
Das menschliche Bewegungsverhalten veränderte sich in den letzten Jahren massiv – Sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit.<br />
Alleine durch den Bewegungsmangel entstehen Milliardenkosten im Gesundheitswesen. Dieser Herausforderung begegnet<br />
Tappa Schweiz mit einem innovativen Konzept für jedermann.<br />
In den vergangenen 50 Jahren verringerte sich das Bewegungsverhalten<br />
der Menschen massiv. Zahlreiche Annehmlichkeiten wie Lift und<br />
Auto oder neue Arbeitsweisen verstärken den rückläufi gen Trend. Dies<br />
bleibt jedoch nicht ohne weitreichende Folgen: Im Gegenzug steigen<br />
nämlich die Kosten fürs Gesundheitswesen, auch auf Grund von Bewegungsmangel,<br />
in beinahe untragbare Höhen.<br />
In Zahlen ausgedrückt heisst dies, dass sich rund 60% der Schweizer<br />
Bevölkerung eindeutig zu wenig bewegt und in Folge dessen 2,4 Milliarden<br />
Franken an direkten Behandlungskosten verursachen. Hinzu kommen<br />
zahlreiche indirekt begünstigte Krankheiten. Zwangsläufi g hat dies<br />
auch fi nanzielle Auswirkungen auf Unternehmen und Verwaltungen.<br />
«Risiko-Gruppe» mit Firmenevent bewegen<br />
Die Firma tappa packt das Problem mit ihrem innovativen Firmenevent<br />
bei der Wurzel, in dem es Anreize für mehr Bewegung im Alltag schafft,<br />
egal wie sportlich man ist. Virtueller Gehwettbewerb heisst das Geheimnis<br />
dieser in verschiedener Hinsicht bewegenden Idee. Hierbei wird<br />
auf einfache und Spass bringende Weise der Teamgeist gestärkt und<br />
die Gesundheit verbessert. Die häufi g nüchterne Gesundheitsvorsorge<br />
im Betrieb wird zum erlebnisreichen und mitreissenden Anlass.<br />
Maria Olsson, verantwortlich für Life-Balance-Themen bei IKEA, bringt<br />
es auf den Punkt: «Das gesamte tappa-Konzept sowie dessen Umsetzung<br />
passen sehr gut in die Philosophie IKEAs: Es ist einfach und jeder<br />
kann mitmachen».<br />
Mehrschichtiges Konzept «Virtueller Gehwettbewerb»<br />
Der Schrittzähler erfasst die Schritte, die täglich auf der tappa-Internetseite<br />
eingegeben werden. Dadurch bewegt sich der Teilnehmende<br />
im Team Schritt für Schritt virtuell auf einer Karte entlang einer realen<br />
Strecke über Etappen dem Ziel entgegen. Sportliche Betätigungen können<br />
einfach in Schritte umgerechnet werden und zählen somit auch<br />
fürs virtuelle Vorankommen.<br />
Die Tappa Gruppe<br />
Im Jahr 2005 hatte Börje Börjesson die Idee der virtuellen Gehwettbewerbe<br />
und die Firma Tappa Service AB im schwedischen<br />
Varberg ins Leben gerufen. Die Idee war es, ein Konzept für die<br />
Gesundheitsvorsorge zu schaffen, das Spass macht, einfach ist<br />
und an dem jede/r teilnehmen kann. Seither haben sich mehr<br />
als eine Million Menschen aus Schweden, Norwegen, Dänemark,<br />
Holland und Deutschland von unseren Gehwettbewerben überzeugen<br />
lassen. Seit kurzem haben auch Schweizer Arbeitgeber<br />
die Chance das Bewegungsverhalten in ihrem Betrieb zu ändern:<br />
Im Oktober letzten Jahres eröffnete Tappa Schweiz im luzernischen<br />
Meggen ihre Büros.<br />
Dank der ausgeklügelten Internetseite ist man stets auf dem Laufenden<br />
und höchst motiviert. Dafür sorgen die bereits erwähnte Karte, worauf<br />
auch die anderen Teilnehmenden virtuell voranschreiten, und die Toplisten<br />
mit den aktuellen Rangreihenfolgen. Ebenso anspornend sind die<br />
Funktionen CO2-Einsparungs- und BMI-Rechner, wie auch die Kommunikationsplattform.<br />
Teamgeist, Gesundheit und Wirtschaftlichkeit auf Dauer<br />
Staffan Welinder, Geschäftsführer von Tappa Schweiz, erklärt den<br />
nachhaltigen Erfolg des Ansatzes: «Wir empfehlen unseren Kunden<br />
eine Mindestdauer von ca. 60 Tagen, da wir eine Verhaltungsänderung<br />
anstreben. Wer sich über zwei Monate regelmässig mit unserem Konzept<br />
bewegt, erlebt Gesundheit und Teamgeist. Unsere Umfragen zeigen,<br />
dass 80 Prozent der Teilnehmenden nach der Kampagne motiviert<br />
sind, sich weiterhin regelmässig zu bewegen. 83 Prozent möchten zudem<br />
an einem weiteren Gehwettbewerb teilnehmen.»<br />
Zweifelsohne ist die Gesundheitsvorsorge ein zentraler Bestandteil des<br />
tappa-Konzepts: Man beugt verschiedenen Krankheiten vor und die<br />
Mitarbeitende fühlen sich wohler und sind belastbarer. Gleichzeitig<br />
kann dies Absenzen senken und die Produktivität steigern, wodurch<br />
Unternehmen auf Dauer Kosten einsparen.<br />
Da die Teilnehmenden die Strecke im Team meistern, darüber diskutieren<br />
und sich gegenseitig motivieren, wird das «Wir-Gefühl» gestärkt, die<br />
Kommunikation angeregt und das Arbeitsklima nachhaltig verbessert.<br />
In Folge der sich entwickelnden Eigendynamik des Gehwettbewerbes,<br />
steigt in der Regel neben der Grundstimmung auch die Leistungsfähigkeit<br />
des Unternehmens.<br />
Tappa Schweiz<br />
Houbmattstrasse 3<br />
6045 Meggen LU<br />
041 377 22 02<br />
info@tappa.ch<br />
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Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
– ein Thema?<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
ist in jeder Unternehmung ein Thema.<br />
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Die Innovation im Betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />
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84 SKR 1/11<br />
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Erarbeitung Ihres Betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />
(BGM) von der Standortbestimmung<br />
bis hin zur Zertifi zierung<br />
mit dem Label «Friendly Work Space ® »<br />
und der Umsetzung von Kursen, Seminaren<br />
und Programmen. Dabei arbeitet die<br />
Klubschule eng mit den Gesundheitsverantwortlichen<br />
der MIGROS-Gruppe zusammen.<br />
Mit spezifi sch auf Ihre Bedürfnisse abgestimmten<br />
Programmen – sei dies in den<br />
Bereichen Bewegung, Entspannung oder<br />
Ernährung, aber z. B. auch mit Seminaren<br />
in den Bereichen Kommunikation und<br />
Mitarbeiterführung oder mit spezifi schen<br />
Informatikkursen – tragen Sie dazu bei,<br />
die Gesundheit zu fördern, Absenzen oder<br />
Über- und Unterforderung zu vermeiden<br />
und Sie sorgen für ein leistungsförderndes<br />
Klima.<br />
Die Klubschule Business vermittelt dabei<br />
die notwendigen Kompetenzen, ob im<br />
Lehrgang Projektmanagement oder in<br />
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Fachliteratur zum Thema<br />
Thorsten Uhle, Michael Treier<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement:<br />
Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt –<br />
Mitarbeiter einbinden, Prozesse gestalten,<br />
Erfolge messen<br />
2011, 372 Seiten<br />
ISBN: 978-3-540-95933-5<br />
Springer Verlag | www.springer.com<br />
Leistungsdruck, Flexibilisierungszwang und der demografi sche Wandel<br />
kennzeichnen unsere Arbeitswelt und erfordern eine neue Sichtweise<br />
auf den arbeitenden Menschen: Massnahmen der betrieblichen<br />
Gesundheitsarbeit sind gefragt, um Mitarbeiter gesund zu<br />
erhalten und ihre Beschäftigungsfähigkeit zu fördern. Doch die Aufgabe<br />
«Gesundheitsmanagement» stellt Personaler, Gesundheitsverantwortliche<br />
und Geschäftsführung vor eine komplexe und oft<br />
unklare Auftragslage: Wo anfangen? Welche Bereiche abdecken?<br />
Wen einbeziehen? Wie Erfolge messen? – Dieses Buch zeigt für den<br />
praxisorientierten Leser Kernprozesse und neue Wege im Gesundheitsmanagement<br />
auf. Durch eine psychologische Sichtweise erweitert<br />
es die Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit der Gesundheitsförderung.<br />
Weitere Fachliteratur auf www.fachpresse.com/themen/fachliteratur
Gesundheitsförderung<br />
beginnt im Sitzen<br />
Die Fakten liegen auf dem Tisch: Fast ein Viertel der Bevölkerung klagt über chronische Nackenschmerzen.<br />
Jeder zweite Büroangestellte leidet an Rückenbeschwerden. Schuld daran ist meistens die fehlende Ergonomie<br />
am Arbeitsplatz. Und die Einsicht, dass ein guter Bürostuhl die beste Gesundheitsprävention ist.<br />
Die neuesten Zahlen der Studie «Schweizerische<br />
Befragung in Büros» (SBiB-Studie)<br />
sind alarmierend. 57,1 Prozent der befragten<br />
Arbeitnehmer leiden an Rücken- und<br />
Kreuzbeschwerden. Schlechte Ergonomie<br />
Fachliteratur zum Thema<br />
Eberhard Ulich, Marc Wülser<br />
Gesundheitsmanagement in Unternehmen<br />
Arbeitspsychologische Perspektiven<br />
2010, 496 Seiten<br />
ISBN: 978-3-8349-2545-9<br />
Gabler Verlag | www.gabler.de<br />
am Arbeitsplatz kann schwerwiegende gesundheitliche<br />
Probleme hervorrufen. Bandscheibenvorfälle<br />
sind an der Tagesordnung.<br />
Die Kosten für die Arbeitgeber sind immens.<br />
Krankheitsbedingte Ab senzen und<br />
Leistungsschwankungen sind aber auch<br />
für die Betroffenen selber ein grosser Einschnitt<br />
in ihren Alltag. Gesundheitsprävention<br />
wird deshalb in vielen Firmen gross<br />
geschrieben.<br />
Büroangestellte verbringen 80 Prozent ihrer<br />
Arbeitszeit am Schreibtisch. Das heisst:<br />
Es kann viele Ursachen für körperliche<br />
Schmerzen geben. Beispielsweise lassen<br />
sich der Bürostuhl und die Höhe des<br />
Schreibtisches nicht individuell einstellen.<br />
Nur ein guter Bürostuhl passt sich nämlich<br />
der Körperposition und Anatomie optimal<br />
an. Er fördert die Bewegung auch beim<br />
Sitzen. Der Schweizer Bürostuhl-Hersteller<br />
TERGON hat Bürostühle entwickelt, die<br />
diese Eigenschaften mitbringen. Die TER-<br />
GON Stühle werden direkt vom Hersteller<br />
an den Endkunden angeboten.<br />
Tipp: Vor der Anschaffung neuer Bürostühle<br />
mindestens eine Woche Probesitzen.<br />
Das betriebliche Gesundheitsmanagement wird – nicht zuletzt wegen der<br />
hohen Kosten, die es zu vermeiden gilt – zunehmend zu einem wichtigen<br />
Wettbewerbsfaktor in Unternehmen. Eberhard Ulich und Marc Wülser beschreiben<br />
zunächst die durch Fehlbeanspruchungen und Krankheiten ent-<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement GESUNDHEIT<br />
Das Institut für Arbeitsmedizin (ifa) in<br />
Baden befasst sich seit Jahren mit Ergonomie.<br />
«Vor Neueinrichtungen von Arbeitsplätzen<br />
empfehlen wir unseren Kunden,<br />
sich diesbezüglich beraten zu lassen. In diesem<br />
Bereich können sie direkt Einfl uss auf<br />
die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden nehmen»,<br />
sagt ifa-Leiter Dieter Kissling.<br />
Damit der Bürostuhl nicht zur Folterbank<br />
wird, braucht es nebst Fachwissen und<br />
Beratung auch ein gutes Produkt. TER-<br />
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stehenden Kosten und zeigen danach die wesentlichen Bestimmungsmerkmale<br />
des betrieblichen Gesundheitsmanagements auf. Gesundheitsfördernde<br />
und -gefährdende Aspekte der Arbeit werden anhand verschiedener<br />
arbeitswissenschaftlicher Modelle dargestellt, geeignete Instrumente und<br />
Methoden zur langfristigen Einbettung des Themas Gesundheit in den betrieblichen<br />
Alltag werden vorgestellt. «Good-Practice-Beispiele» helfen bei<br />
der Umsetzung. Für die vierte Aufl age dieses Buches, das Entscheidungsträger,<br />
Human-Resources- und BGM-Verantwortliche richtet, wurden neueste<br />
Forschungsergebnisse berücksichtigt. Das Buch wurde um weitere Abschnitte<br />
ergänzt und alle Kapitel wurden überarbeitet.<br />
Weitere Fachliteratur auf www.fachpresse.com/themen/fachliteratur<br />
SKR 1/11 85
Die bestehenden Schweizer Kernkraftwerke<br />
sind in die Jahre gekommen und<br />
müssen in absehbarer Zeit vom Netz gehen.<br />
Langfristige Verträge zum Stromimport<br />
aus Frankreich laufen ab 2018<br />
schrittweise aus. Gleichzeitig steigt der<br />
Stromverbrauch aufgrund immer ausgeklügelter<br />
elektronsicher Geräte und dem<br />
Willen fossile Energieträger zu substituieren.<br />
Die Entwicklung scheint unabwendbar:<br />
In einigen Jahren wird sich die oft zitierte<br />
Stromlücke öffnen. Die Frage, wie<br />
mit ihr umgegangen werden soll, erhitzt<br />
die Gemüter und spaltet die Bevölkerung<br />
– Atomstrom ja oder nein wird zur politischen<br />
Gretchenfrage.<br />
Eine Abfuhr an die Atomenergie erteilten<br />
in den letzten Monaten die Stimmbürger<br />
der Städte Zürich, Basel, Genf, Bern und<br />
St. Gallen. Sie beschlossen an der Urne<br />
langfristig den Ausstieg aus der Kernenergie.<br />
Den Konterpunkt zu diesen Abstimmungen<br />
setze am 11. November 2010 in<br />
Baden das Nuklearforum Schweiz. Zum<br />
dritten Mal fand die Nuclea, die Industrietagung<br />
des Nuklearforums statt. Unter<br />
dem Thema «Rahmenbedingungen für<br />
die Renaissance der Kernenergie» diskutierten<br />
Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft<br />
und Politik, unter welchen Umständen<br />
sich die Schweiz auf das Jahrhundertprojekt<br />
Kernkraftwerksneubau<br />
einlassen kann.<br />
Das Konzept des Nuklearforums:<br />
Sowohl als auch<br />
Die Energiewende – die Abkehr von Erdöl<br />
und Erdgas – sei nur unter Einschluss der<br />
Kernenergie möglich, betonte Corina Eichenberger,<br />
Aargauer Nationalrätin und<br />
Präsidentin des Nuklearforums Schweiz,<br />
in ihrer Begrüssungsrede. «Diese grundle-<br />
86 SKR 1/11<br />
<strong>UMWELT</strong> Energiepolitik<br />
Versorgungssicherheit<br />
der Schweiz gewährleisten<br />
– mit oder ohne Atomstrom?<br />
von Patrick Aeschlimann<br />
In den nächsten Jahren werden in der Schweiz die Weichen für die Zukunft der Energieversorgung gestellt.<br />
Während die grossen Städte sich per Volksentscheide aus dem Atomzeitalter verabschieden wollen, sind drei<br />
neue Kernkraftwerke in Planung. An der Industrietagung «nuclea’10» diskutierten Kernkraftbefürworter über<br />
die Rahmenbedingungen für eine Renaissance dieser umstrittenen Energieform.<br />
gende Erkenntnis hat der Bundesrat bereits<br />
2007 in seine Energiestrategie aufgenommen,<br />
wo er ausdrücklich festhält,<br />
dass der Ersatz oder der Neubau von<br />
Kernkraftwerken notwendig ist», erklärte<br />
sie. Eichenberger erinnerte daran, dass<br />
Erneuerbare und Kernenergie sich zu einem<br />
optimalen Strommix ergänzen: «Gerade<br />
in der Schweiz wissen wir das am<br />
besten, denn wir produzieren ja diesen<br />
Strommix seit über 40 Jahren – zuverlässig,<br />
sauber und kostengünstig.»<br />
Manfred Thumann, CEO der Axpo AG,<br />
strich die Vorteile eines Strommix unter<br />
Einschluss der Kernenergie hervor: Abgesehen<br />
von den volkswirtschaftlichen Vorteilen<br />
erfülle er weitere gesamtgesellschaftliche<br />
Anforderungen. «Mit dem<br />
sanften Ausbau der Wasserkraft, dem Ersatz<br />
der Kernkraftwerke an den heutigen<br />
Standorten und der Nutzung der heimischen<br />
neuen erneuerbaren Energieressourcen<br />
kann eine CO2-arme und sichere<br />
Stromversorgung auch in Zukunft gesichert<br />
werden», erklärte Thumann. Die<br />
erneuerbaren Energien seien wichtig, nicht<br />
weil sie klimatechnisch oder gar kostenmässig<br />
besser sind, sondern weil sie ein<br />
Stück Autarkie in der Energieversorgung<br />
bedeuten. Dabei gelte es, den für die<br />
Schweiz optimalen Strommix nicht aus<br />
den Augen zu verlieren.<br />
Gewerbe erhofft sich<br />
Arbeitsplätze und Wertschöpfung<br />
von AKW-Neubau<br />
Auch der Gewerbeverband setze sich für<br />
den Verbund von Energieeffi zienz, erneuerbaren<br />
Energien und Kernenergie ein, erklärte<br />
Hans-Ulrich Bigler, Direktor des<br />
Schweizerischen Gewerbeverbands. «Das<br />
Fazit ist einfach», sagte Bigler mit Blick auf<br />
die Kernenergie. «Erstens haben Kernkraftwerke<br />
ein hohes Wertschöpfungspotenzial<br />
für das Gewerbe in der Schweiz.<br />
Zweitens schaffen sie wichtige Arbeitsplätze.<br />
Drittens tragen sie wesentlich zu<br />
einer sicheren Stromversorgung bei und<br />
viertens erlauben sie möglichst tiefe<br />
Strompreise.»<br />
Die Sicht eines Kernkraftwerk-Projektanten<br />
vertrat Stefan Aeschimann, Leiter<br />
Corporate Public Affairs der Alpiq Holding<br />
AG. Damit überhaupt gebaut werden<br />
könne, müssten Politik und Behörden<br />
die dazu nötigen Rahmenbedingungen<br />
schaffen. Dazu gehöre, dass die<br />
Verfahren für neue Kernkraftwerke und<br />
Tiefenlager von Seiten der Politik konsequent<br />
an gewendet werden. Zudem forderte<br />
er fi nanzielle Spielräume sowie eine<br />
massvolle Besteuerung und Abgabenbelastung<br />
der Energieunternehmen, damit<br />
sie die erforderlichen Investitionen<br />
tätigen könn ten.<br />
Trotz jüngsten<br />
Abstimmungsschlappen:<br />
Kernenergie ist demokratisch<br />
legitimiert<br />
Werner Bühlmann vom Bundesamt für<br />
Energie erläuterte die rechtlichen Grundlagen<br />
der Kernenergie. Er erinnerte daran,<br />
dass die Schweizer Bevölkerung zwischen<br />
1976 und 2003 über sieben Volksinitiativen<br />
zum Ausstieg aus der Kernenergie<br />
oder zur Einschränkung der Nutzung der<br />
Kernenergie abgestimmt und – mit Ausnahme<br />
des 1990 angenommenen 10-jährigen<br />
Moratoriums – alle Initiativen abgelehnt<br />
habe. «Die Nutzung der Kernenergie<br />
ist damit in der Schweiz demokratisch<br />
legitimiert wie in keinem anderen Land»,<br />
stellte er fest.
Gabi Hildesheimer, Franz Baumgartner, Moderator Reto Brennwald,<br />
Werner Bühlmann, Kurt Schmid, Christian Wasserfallen (von links)<br />
diskutieren am Podiumsgespräch die Zukunft der Atomkraft<br />
Auch Nationalrat Christian Wasserfallen<br />
stellte sich klar hinter die Energiepolitik des<br />
Bundesrats, die sich auf die vier Säulen<br />
Energieeffizienz, erneuerbare Energien,<br />
Grosskraftwerke und Energieaussenpolitik<br />
abstützt. Er bezeichnete sie als «Dreamteam,<br />
das Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit<br />
garantiert». Wasserfallen<br />
plädierte für den Ersatz der bestehenden<br />
Kernkraftwerke in der Schweiz. «Bei uns in<br />
Bern kann man bereits heute seinen<br />
Strommix frei wählen. Der teure Solarstrom<br />
wird von weniger als einem Prozent<br />
gewählt, was nicht einmal annähernd<br />
dem Wähleranteil der Grünen Partei entspricht»,<br />
kommentierte er pointiert.<br />
Ohne Zustimmung des Volkes<br />
keine neuen Kernkraftwerke<br />
Wenig Platz hatte es an der Nuclea erwartungsgemäss<br />
für Kernkraftgegner. Auf<br />
dem abschliessenden Podium nahm mit<br />
Franz Baumgartner, Sprecher des Wissenschaftlichen<br />
Beirates der Agentur für erneuerbare<br />
Energien und Energieeffi zienz<br />
(AEE), nur ein dezidierter Gegner der<br />
Atomkraft Platz. Er hatte gegen die geballten<br />
Wortsalven der Anwesenden, auch<br />
aus dem Publikum, einen schweren Stand.<br />
Für die Renaissance der Kernenergie gibt<br />
es im politischen System der Schweiz eine<br />
notwendige Bedingung: Das Stimmvolk<br />
muss das Vertrauen in die Atomkraft zu-<br />
rückgewinnen. Ein gewichtiger Vorbehalt<br />
gegenüber der Technologie ist die Endlagerung<br />
der radioaktiven Substanzen.<br />
Corina Eichenberger, Präsidentin des Nuklearforums,<br />
nimmt sich in dieser Frage<br />
Schweden und Finnland zum Vorbild. In<br />
beiden Ländern stimmt die grosse Mehrheit<br />
der Anwohner den Tiefenlagern, die<br />
auch in der Schweiz vorgesehen sind, zu.<br />
In der Schlussphase des Auswahlverfahrens<br />
haben sich sogar je zwei Gemeinden<br />
für das Endlager interessiert. Auch für die<br />
Schweiz ist Eichenberger zuversichtlich:<br />
«Ich bin überzeugt, dass auch in der<br />
Schweiz die Bevölkerung den von Bundesrat<br />
und Parlament festgelegten Entsorgungsweg<br />
gutheissen wird. Wir sind es<br />
unseren Nachkommen schuldig, die Abfälle<br />
aus der Stromproduktion, die uns so<br />
viel Nutzen bringt, so zu entsorgen, dass<br />
künftige Generationen keine Lasten zu<br />
tragen haben. Genau das ist Sinn und<br />
Zweck von Tiefenlagern. Sie aus politischem<br />
Kalkül zu verhindern, ist verantwortungslos.»<br />
Zum Thema Sicherheit,<br />
vor allem nach der Reaktorkatastrophe<br />
von Tschernobyl ein starker Vorbehalt gegenüber<br />
der Kernenergie, sagt Eichenberger:<br />
«Die Gefahr, dass ein Grossschaden<br />
eintritt, oder gar ein Unfall, bei dem<br />
Dritte zu Schaden kommen, ist ausserordentlich<br />
klein. Sicherheit und Ökonomie<br />
gehen bei der Kernenergie Hand in Hand:<br />
Nur eine sichere Anlage ist auch eine<br />
wirtschaftliche Anlage.»<br />
Energiepolitik <strong>UMWELT</strong><br />
Betreiber müssen<br />
Verantwortung übernehmen<br />
Letzten September berichtete die «Rundschau»<br />
des Schweizer Fernsehens, dass in<br />
Schweizer Kernkraftwerken aufbereitetes<br />
Uran aus dem russischen Majak verwendet<br />
wird, dass unter unklaren Sicherheitsbedingungen<br />
produziert wird. Die gemessene<br />
radioaktive Strahlung rund um die<br />
Anlage in Majak liegt massiv über dem erlaubten<br />
Grenzwert. Da sich an dieser Stelle<br />
schon zu Sowjetzeiten eine atomare Versuchsanlage<br />
befand, ist noch unklar, ob die<br />
erhöhte Strahlung einen Zusammenhang<br />
mit den heutigen Aktivitäten hat. Für Corina<br />
Eichenberger ist klar, dass die Schweizer<br />
Atomkraftwerke ihre Verantwortung<br />
wahrnehmen müssen: «Die schweizerischen<br />
Kernkraftwerkbetreiber halten sich<br />
an die fortschrittlichsten internationalen<br />
Normen zu Qualität, Umwelt sowie Arbeits-<br />
und Gesundheitsschutz und erwarten<br />
dies auch von ihren Lieferanten. Das<br />
Beispiel Majak zeigt, dass es nicht immer<br />
einfach ist, die ganze Lieferkette im Auge<br />
zu behalten. Ich erwarte von unseren<br />
AKW-Betreibern, dass sie hier mit grosser<br />
Sorgfalt vorgehen und bei Zweifeln Klarheit<br />
schaffen. Das ist wichtig, weil es in der<br />
weltweiten Nuklearindustrie – wie in anderen<br />
Industrien auch – noch Altlasten<br />
gibt aus einer Zeit, als der Schutz der Umwelt<br />
nicht den gleichen Stellenwert hatte<br />
wie heute.»<br />
SKR 1/11 87
SKR: Michael Kaufmann, das Tätigkeitsfeld von EnergieSchweiz<br />
ist sehr breit. Was ist EnergieSchweiz in wenigen Sätzen?<br />
Michael Kaufmann: EnergieSchweiz ist die Plattform für Projekte<br />
im Bereich Energieeffi zienz und erneuerbare Energien. Das<br />
Programm hat in den letzten 20 Jahren vielen Erfahrungen gesammelt<br />
und ein grosses Netzwerk aufgebaut. Der Bundesrat<br />
hat das Programm beauftragt, in den nächsten 10 Jahren nochmals<br />
das Maximum zu tun, um die Energieeffi zienz und die erneuerbaren<br />
Energien voranzubringen.<br />
SKR: EnergieSchweiz beruht auf der Grundidee der Freiwilligkeit.<br />
Genügt das um die Ziele betreffend Energieeffi zienz und erneuerbare<br />
Energien zu erreichen? Möchten Sie nicht manchmal auch<br />
etwas Zwang ausüben können?<br />
M. K.: Freiwilligkeit ist gut. EnergieSchweiz hat bewiesen, dass<br />
man damit gute Resultate erreicht. Es wurde aber auch klar,<br />
dass Freiwilligkeit im Energiesektor nicht ausreicht. Es braucht<br />
beides: Initiativen von Privaten zusammen mit Bund, Kantonen,<br />
Gemeinden und privaten Akteuren aber eben auch klare gesetzliche<br />
Vorgaben. Mit EnergieSchweiz wollen wir die Nase vorne<br />
haben. Vor den gesetzlichen Grundlagen.<br />
SKR: Nun startet die zweite Etappe 2011–2020:<br />
Wo liegen die Hauptunterschiede zur ersten Etappe?<br />
M. K.: Die nächsten zehn Jahre von EnergieSchweiz sind ausgerichtet<br />
auf noch mehr Effi zienzmassnahmen und auch auf Aus-<br />
und Weiterbildung. Effi zienz im Energiesektor heisst eben auch<br />
Nachdenken über die Frage des Verhaltens und die Frage: «Wie<br />
viel Energie braucht der Mensch?» Gleichzeitig wollen wir viele<br />
Fachleute in allen Bereichen, die wissen, wie man die neuen Erkenntnisse<br />
und neuen Technologien anwendet. Was nützen uns<br />
all die neuen Technologien, wenn wir die Berufs- und Fachleute<br />
nicht haben, die wissen, wie man baut, wie man erneuerbare<br />
Energien einsetzt, wie man nachhaltig kalkuliert?<br />
SKR: Alle Programmassnahmen der neuen Etappe sind auf Elektrizität<br />
ausgerichtet. Elektrifi zierung sehen Sie als DIE Herausforderung<br />
der nächsten Jahre. Aber Energie ist mehr als nur Elektrizität.<br />
Vernachlässigt man nicht andere Punkte?<br />
88 SKR 1/11<br />
<strong>UMWELT</strong> Energieeffi zienz<br />
«Die durchschnittliche Gemeinde<br />
kann sich zur Hälfte selbst<br />
mit Energie versorgen»<br />
Interview von Patrick Aeschlimann<br />
Seit bald zwei Jahrzehnten ist das Bundesamt für Energie (BFE) mit einem umfassenden Programm für Energieeffi<br />
zienz und erneuerbare Energien aktiv. Die stärken des nationalen Programms «EnergieSchweiz» liegen<br />
in der engen, partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen, Gemeinden und den zahlreichen<br />
Partnern aus Wirtschaft, Umwelt- und Konsumentenorganisationen sowie öffentlichen und privatwirtschaftlichen<br />
Agenturen. Michael Kaufmann, Vizedirektor des BFE und Programmleiter EnergieSchweiz, gibt Auskunft<br />
über die Schwerpunkte der eben angelaufenen «Etappe 2011–2020».<br />
M. K.: Die Frage des effi zienten Umgangs mit Elektrizität steht im<br />
Vordergrund, weil wir eine Elektrifi zierung der Gesellschaft erleben.<br />
Das bedeutet: Die Frage, wie und in welcher Qualität in Zukunft<br />
Strom erzeugt wird, wie wir sorgfältig mit Strom umgehen<br />
und ob wir dazu erneuerbare Energien einsetzen. Die gesamte<br />
Energie- und Klimapolitik (CO2-Emissionen aus Gas- und Kohlekraftwerken)<br />
wird sich in den nächsten Jahren darum drehen.<br />
SKR: Ihnen stehen laut Budget etwa 26 Millionen pro Jahr zur<br />
Verfügung. Benötigt werden für die Umsetzung des vollen Programms<br />
gemäss ihren Rechnungen aber 35–40 Millionen. Was<br />
sind die grössten Auswirkungen wenn sie mit einem kleineren<br />
Budget auskommen müssen?<br />
M. K.: EnergieSchweiz hat beschränkte Mittel. Das ist auch so,<br />
wenn wir mehr als 26 Millionen pro Jahr haben. Das hat zur<br />
Konsequenz, dass wir unsere Mittel konzentrieren, und auch auf<br />
gewisse Dinge verzichten müssen. Der Verzicht betrifft jene Bereiche,<br />
wo andere ausserhalb des Bundes auch gefragt sind: Also<br />
etwa Kantone oder Private.<br />
«Wir müssen Energieversorgung<br />
und effi ziente Energieprojekte<br />
zumindest regional verankern»<br />
SKR: Ein zentraler Begriff im Konzept EnergieSchweiz 2011–2020<br />
ist das Systemdenken. Das klingt etwas abstrakt. Was bedeutet<br />
das konkret?<br />
M. K.: Systemdenken bedeutet den Einbezug der Gesamteffi zienz:<br />
Bei Stromanwendungen stellt sich beispielsweise die Frage, woher<br />
der Strom kommt. Kommt er aus Kohlekraftwerken? Kommt er<br />
aus Atomkraftwerken? Systemdenken bezieht den gesamten<br />
energetischen Wirkungsgrad ein. Also die Frage, wie viel Energie<br />
verloren geht. Sind es – wie beim Verbrennungsmotor in Motorfahrzeugen<br />
– 80 Prozent, die als Wärmeverluste verpufft werden<br />
oder sind es nur 40 Prozent wie bei hocheffi zienten Kraftwerken<br />
mit der Nutzung von Wärme und Strom? In Städten und Gemeinden<br />
gibt es eine ganze Reihe von Beispielen, wie man die<br />
Gesamteffi zienz im Griff haben kann. So etwa in Gebäuden, beim<br />
Bau von Kraftwerken, aber auch in der Mobilität.
SKR: Die kommunale Ebene ist in der zweiten Etappe ein neuer<br />
Schwerpunkt. Was ist an diesen Akteuren so wichtig?<br />
M. K.: Die kommunale Ebene ist sehr entscheidend. Die Gemeinden<br />
sind gleichzeitig Vorbilder, etwa bei Gebäuden oder beim<br />
Stichwort Mobilität, und Impulsgeber für Private und Wirtschaft.<br />
Viele Stadtwerke haben es als Produzenten und Energieversorger<br />
in der Hand, in Richtung Effi zienz und Richtung erneuerbare<br />
Energien zu gehen.<br />
SKR: In der Strategie für die zweite Etappe heisst es: «Der energiepolitische<br />
Handlungsspielraum bei Gemeinden ist noch nicht<br />
ausgeschöpft.» Wo liegt das grösste Potential?<br />
M. K.: Die Gemeinden haben eine riesige Chance. Sie bewegen<br />
sich mit ihren Aktivitäten direkt dort, wo die Bürgerinnen und<br />
Bürger betroffen sind. Ich wünschte mir noch mehr Aktivität der<br />
Gemeinden und Energiestädte, denn hier kann man viel mobil<br />
machen. Die Menschen wollen sich daran beteiligen, noch mehr<br />
für Energieeffi zienz und für erneuerbare Energien zu tun. Warum<br />
nicht eine Solarbörse im Quartier, warum keine Energiesparaktionen<br />
von Schulen? Ich behaupte: eine durchschnittliche<br />
Schweizer Gemeinde kann sich heute zu 50% selber energetisch<br />
versorgen.<br />
SKR: Ebenso heisst es: «Der Energiepolitische Prozess auf Gemeindeebene<br />
benötigt viel Zeit.» Aber ein Umdenken hat doch<br />
längst stattgefunden. Praktisch jede grössere Gemeinde möchte<br />
Energiestadt werden, jede Gemeinde betont bei Bauprojekten<br />
wie nachhaltig und ökologisch diese seien. Das ist heute Mainstream.<br />
Sind das nur grosse Worte oder ändert sich wirklich etwas<br />
im Verhalten der Kommunen?<br />
M. K.: Die Gemeinden und Energiestädte machen sehr viel. Ich<br />
bin sehr zuversichtlich, dass diese Tendenz noch weiter geht.<br />
Heute geht es in die Richtung einer gewissen Energie-Autonomie,<br />
einer Unabhängigkeit im Energiesektor. Und in Richtung<br />
der eigenständigen Energieproduktion auf Gemeindebene: Warum<br />
nicht noch mehr Solaranlagen auf Gemeindedächern? Warum<br />
nicht mehr eigene Energieanlagen, über die wir selber be-<br />
Energieeffi zienz <strong>UMWELT</strong><br />
«Die Gemeinden sind gleichzeitig<br />
Vorbilder und Impulsgeber für<br />
Private und Wirtschaft»<br />
Michael Kaufmann,<br />
Vizedirektor des Bundesamts für Energie (BFE),<br />
Leiter der Abteilung Energieeffi zienz und erneuerbare Energien<br />
und Leiter des Aktionsprogramms «EnergieSchweiz»<br />
stimmen können? Wenn wir in diese Richtung gehen, verändert<br />
sich das Verhalten automatisch.<br />
SKR: Schon über 200 Gemeinden tragen das Label «Energiestadt».<br />
In welchen Gebieten der Schweiz herrscht Nachholbedarf?<br />
Sind alle Regionen gleich sensibilisiert?<br />
M. K.: Die über 200 Energiestädte sind ein Riesenerfolg von<br />
EnergieSchweiz. Sie sind in der ganzen Schweiz verankert. Ich<br />
sehe zwei Herausforderungen: Einerseits die noch bessere Performance<br />
der bestehenden Energiestädte im Sinne einer noch<br />
grösseren Bürgernähe der Aktivitäten. Andererseits die Bildung<br />
von Energieregionen: Städte und Gemeinden sind gut, aber die<br />
Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinaus ist noch<br />
besser. Letztlich müssen wir die Energieversorgung und effi -<br />
ziente Energieprojekte zumindest regional verankern. Zum Beispiel<br />
für Energieanlagen wie Holzkraftwerke, Fern- und Nahwärmenetze<br />
aber auch für den Einkauf erneuerbarer Energien.<br />
SKR: Sie Planen einen Ausbau des Dienstleistungsangebotes<br />
EnergieSchweiz für Gemeinden. Was heisst das konkret?<br />
M. K.: Wir wollen den Gemeinden mit EnergieSchweiz noch<br />
mehr Unterstützung bieten. Deshalb ist es ein Schwerpunkt des<br />
Programms, hier noch mehr zu tun und sowohl nachhaltige<br />
Quartiere als auch Energieregionen zu fördern.<br />
SKR: Auf den 1. 1. 2011 trat das revidierte Energiegesetz in Kraft.<br />
Zum ersten Mal gibt es einen einheitlichen Energieausweis für<br />
Gebäude. Die Verbindlichkeit des Ausweises liegt auf Stufe der<br />
Kantone. Wie viele werden den Ausweis obligatorisch einführen?<br />
M. K.: Den Energieausweis hat EnergieSchweiz seit Jahren gefordert.<br />
Die Bundesgesetzgebung verlangt einheitliche Bestimmungen<br />
in der ganzen Schweiz. Das müssen die Kantone organisieren.<br />
Man hat sich mit den Kantonen auf Freiwilligkeit geeinigt.<br />
Ich denke aber, dass wir langfristig um ein Obligatorium<br />
nicht herumkommen. Einige Kantone stellen das politisch nun<br />
zur Debatte. Für mich ist es eine Frage der Zeit. In der EU jedenfalls<br />
ist das Obligatorium eine Selbstverständlichkeit.<br />
SKR 1/11 89
Erstmals führt Forum Fribourg seine drei<br />
Messen energissima, Greentech und eco-<br />
Home zusammen durch, um den Erwartungen<br />
der beteiligten Branchen und den<br />
Fragestellungen der Umweltproblematik<br />
gerecht zu werden. Der viertägige Event<br />
bringt Equipments, Technologien und Services<br />
in folgenden Bereichen zusammen: Erneuerbare<br />
Energien, Energieeffi zienz, Umweltprävention<br />
und sanierung sowie die<br />
Umsetzung der Grundsätze der nachhalti-<br />
90 SKR 1/11<br />
<strong>UMWELT</strong> Vorschau energissima<br />
Energissima 2011 –<br />
Drei Fachmessen unter einem Dach<br />
Vom 13. bis 16. April 2011 fi ndet in Fribourg die 5. energissima erstmals zusammen mit Greentech, der Messe<br />
für Abfallwirtschaft, Ressourcen und Umwelttechnik, sowie ecoHome, der Ökobau-Messe statt. Dieses Nationale<br />
Treffen für erneuerbare Energien und Umwelttechnik ist ein in der Schweiz einmaliges Meeting, das sich<br />
an alle Spezialisten auf dem Umweltmarkt richtet.<br />
gen Entwicklung. Dazu wird eine nationale<br />
Gesprächs- und Networking-Plattform für<br />
Fachleute und öffentliche Hand geschaffen,<br />
die zahlreiche wirtschaftliche, technologische,<br />
gesetzgeberische und gesellschaftliche<br />
Themen in den Bereichen Umweltschutz<br />
und nachhaltige Entwicklung aufnimmt.<br />
Dies ist mehr als eine Fachmesse: Dies ist<br />
ein Gesamtevent, welcher am selben Ort<br />
Ausstellungen, Vorträge, ein Businessforum,<br />
Unterhaltungsangebote und Begegnungsmöglichkeiten<br />
vereint. Dieser nationale<br />
Event bringt 250 Aussteller aus dem<br />
In- und Ausland sowie über 15 000 Besucher<br />
aus der gesamten Schweiz und dem<br />
angrenzenden Ausland zusammen: Vertreter<br />
aus Industrie, Verwaltung, Finanz,<br />
Politik, Bau- und Dienstleistungssektor,<br />
sowie Private, vornehmlich Hauseigentümer.<br />
Die Stärke dieses Treffens liegt in der<br />
Eigenart der einzelnen Messen, die sich gegenseitig<br />
nahtlos ergänzen. Sie ziehen ein<br />
spezialisiertes Publikum der jeweiligen<br />
Branchen an und bieten gleichzeitig ein<br />
grosses Konvergenz- und Networking-Potenzial.<br />
«Mit diesem neuen Konzept nehmen<br />
wir in der Schweizer Messewelt eine<br />
einzigartige Position ein und rücken den<br />
Kanton Freiburg in einem vielversprechenden<br />
und zukunftsträchtigen Markt ins<br />
Rampenlicht», zeigt sich Claire-Lise Rimaz,<br />
Direktorin der Messe, überzeugt.<br />
Höhepunkte 2011<br />
Fachmesse: Mittwoch, 13. April bis<br />
Freitag, 15. April 2011<br />
Während den ersten 3 Ausstellungstagen<br />
ist der Zutritt zu den Ausstellungen, Vorträgen<br />
und Unterhaltungsangeboten einem<br />
Fachpublikum und der öffentlichen<br />
Hand vorbehalten.<br />
Mit Unterstützung verschiedener Branchenorganisationen<br />
wird ein umfangrei-<br />
ches Vortrags-, Workshop- und Unterhaltungsprogramm<br />
angeboten.<br />
International B2B-Meetings<br />
for clean technologies: 15. April 2011<br />
Ausstellern und Fachbesuchern steht bereits<br />
im Vorfeld ein Online-Planer für Businessmeetings<br />
zur Verfügung. Dank diesem<br />
neuen Angebot können Know-how und<br />
Innovationen der Aussteller einfacher bekannt<br />
gemacht, gezielte formelle Business-Meetings<br />
ausgewählt und organisiert,<br />
sowie Entscheidungsträger und<br />
Normgeber vernetzt werden.<br />
Publikumstag: Samstag, 16. April<br />
Am Publikumstag wird einem privaten<br />
Laienpublikum ein umfassendes Informations-<br />
und Sensibilisierungsprogramm zu<br />
erneuerbaren Energien und nachhaltiger<br />
Entwicklung angeboten.<br />
Thematische Fachtagungen<br />
für Spezialisten<br />
Im Rahmen der Messe 2011, werden den<br />
Fachleuten drei thematische Foren angeboten.<br />
Eco-Design – 14. April 2011<br />
Ein grosses Potenzial für die Optimierung<br />
des ökologischen Fussabdrucks von Unternehmen<br />
und die Erschliessung neuer<br />
Märkte.<br />
Stadtplanung und Architektur heute<br />
– 15. April 2011<br />
Die Berücksichtigung von Umwelt- und<br />
Energieaspekten ist für Stadtplanung und<br />
Architektur eine Selbstverständlichkeit.<br />
Smart Grids – 15. April 2011<br />
Erfahrungen mit der Smart-Grid-Technologie<br />
in den USA, der Schweiz und in EU-<br />
Ländern.
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zum Einsatz. Es besteht aus einem vernetzen<br />
Polyethylenrohr (PE-Xa) im Innern, einer herausragenden<br />
Isolation (Polyurethan) und ist umgeben von einem<br />
PE-Mantel. Der Vorteil von CALPEX ® ist die Flexibilität<br />
der Rohre kombiniert mit einer hervorragenden<br />
Dämmung, wodurch langfristiges Energiesparpotenzial<br />
und effizienteste Verlegung möglich ist.<br />
Die Schweizer Muttergesellschaft hat vor mehr als 100 Jahren mit der Produktion von Kabeln begonnen und noch heute ist<br />
die Holding im Familienbesitz. Die hochqualifizierten Mitarbeiter produzieren in höchster Qualität Energiekabel, Spezialkabel<br />
und Hochspannungsanlagen mit Zubehör, werksgefertigte starre und flexible Rohrsysteme, Drahtseile für Bergbahnen,<br />
Steinschlag- und Lawinenverbauungen, sowie Anlagen der Mess- und Prozessleittechnik. Obwohl zu einem Grossbetrieb<br />
gewachsen, stehen auch heute noch traditionelle Werte im Vordergrund. Dazu gehören unter anderem die Wahrung der<br />
finanziellen Unabhängigkeit und eine nachhaltige Ertragsicherung, die vor der kurzfristigen Gewinnmaximierung steht.<br />
www.solesuisse.ch<br />
*<br />
w w w. p i p e s y s t e m s . c o m<br />
* sol-E suissE<br />
HauptpartnEr dEs nationalEn trEffEns für ErnEuErbarE EnErgiEn<br />
HauptpartnEr iHrEs projEkts mit nEuEn ErnEuErbarEn EnErgiEn
Frischer Wind für das Stromnetz?<br />
Beim Bau des grössten Windparks der Welt, der sich im Meer befindet, ist ABB<br />
massgeblich beteiligt. Mit Hilfe unserer umweltfreundlichen Übertragungstechnologie<br />
wird der 400-Megawatt-Windpark jährlich 1.5 Millionen Tonnen<br />
an CO 2 -Emissionen einsparen. Gleichzeitig wird die Stabilität des Stromnetzes<br />
verbessert. Als grösster Zulieferer von Elektrotechnik und Service für Windkraftanlagen<br />
wissen wir, wie man alternative Energien erfolgreich im Kampf<br />
gegen den Klimawandel einsetzt. www.abb.ch/betterworld<br />
Natürlich.
Rekord beim Windenergiezubau –<br />
Zwischenziel von<br />
EnergieSchweiz erreicht<br />
Rekordjahr 2010 für die Schweizer Windbranche: Die Produktionskapazitäten sind über das Jahr um nahezu<br />
150% auf 42 Megawatt gestiegen. Damit werden 74 Millionen Kilowattstunden Windstrom generiert – genug<br />
für den Haushaltsbedarf in Neuenburg und Delémont.<br />
Die Windenergienutzung in der Schweiz<br />
verzeichnete im vergangenen Jahr grossen<br />
Zuwachs: Die erwartete Jahresproduktion,<br />
also die Kennzahl wie viel Strom<br />
alle zur Zeit installierten Windenergieanlagen<br />
erzeugen, wenn sie unter durchschnittlichen<br />
Windbedingungen ein Jahr<br />
laufen, stieg dank Ausbau auf dem Mont-<br />
Crosin (BE), auf dem Gütsch (UR) und in Le<br />
Peuchapatte (JU) von 27 Millionen Kilowattstunden<br />
(kWh) auf 74 Millionen kWh<br />
Windstrom. Seit Anfang 2011 sind nun 28<br />
grosse Windturbinen mit total 42 Megawatt<br />
(MW) Leistung installiert. Der gene-<br />
© Suisse Eole<br />
Windenergie ist in der Schweiz auf dem<br />
Vormarsch: Windturbinen in Martigny VS,<br />
Gütsch UR und Mont-Soleil BE<br />
rierte Grünstrom entspricht dem Bedarf<br />
von 21 000 Haushalten – so viele, wie die<br />
Kantonshauptstädte Neuenburg und Delémont<br />
zusammen aufweisen.<br />
Die einheimische Windstromproduktion<br />
erfüllt damit das Zwischenziel von EnergieSchweiz.<br />
Das Programm zur Förderung<br />
der erneuerbaren Energien und zur<br />
Steigerung der Energieeffi zienz des Bundesamts<br />
für Energie hatte im Jahr 2001<br />
ein damals hohes Ziel gesteckt: 50 bis<br />
100 Millionen kWh Schweizer Windstrom<br />
per 2010.<br />
© Suisse Eole<br />
© Suisse Eole<br />
Erneuerbare Energien <strong>UMWELT</strong><br />
Romandie übernimmt Leadership<br />
Heute existieren zunehmend konkrete<br />
Potenzialabschätzungen für die Windenergienutzung<br />
in der Schweiz. Vor allem<br />
Westschweizer Kantone haben 2010 ihre<br />
Richtplanung entscheidende Schritte vorangebracht.<br />
Der Kanton Neuenburg beziffert<br />
aufgrund gründlicher Standortevaluationen<br />
das Windenergiepotenzial auf 20%<br />
seines gesamten Stromverbrauchs (200<br />
Millionen kWh jährlich), im Kanton Waadt<br />
sind es laut Regierungsrat bis zu 25% (bis<br />
1000 Millionen kWh jährlich). Suisse Eole<br />
erwartet gesamtschweizerisch in den<br />
kommenden zehn Jahren eine Verzehnfachung<br />
der Windenergieproduktion auf<br />
rund 750 Millionen kWh jährlich. Das entspricht<br />
dem Strombedarf von 200 000<br />
Haushalten – mehr als die Stadt Zürich<br />
aufweist.<br />
Volk steht zur Windenergie<br />
Meinungsumfragen und Volksabstimmungen<br />
haben das Vertrauen der breiten Bevölkerung<br />
in die Windenergienutzung wiederholt<br />
bestätigt. Jüngstes Beispiel ist die<br />
Mitte November 2010 publizierte repräsentative<br />
Meinungsumfrage im Neuenburger<br />
Jura: 93% der Befragten sind generell<br />
für einen Ausbau der Windenergie,<br />
73% sind der Ansicht, dass Windenergieanlagen<br />
auf den Jurahöhen gebaut werden<br />
können.<br />
Das differenzierte, mehrstufi ge Planungsverfahren<br />
mit kantonaler Richtplanung,<br />
kommunaler Nutzungsplanung und Baubewilligung<br />
gewährleistet, zusammen mit<br />
den Qualitätsstandards der Branche und<br />
Empfehlungen des Bundes, dass Windenergie<br />
mit Rücksicht auf Natur- und<br />
Landschaftswerte genutzt wird. Auch darum<br />
bleibt die Akzeptanz von Windenergieanlagen<br />
in der Bevölkerung hoch.<br />
SKR 1/11 93
Österreich will<br />
Windstrom nach Mass<br />
Erstmals werden Vorhersagemethoden zur Stromproduktion von Windparks in Österreich wissenschaftlich<br />
verglichen. Damit schafft dieses vom Wissenschaftsfonds FWF unterstütze Projekt die Basis für eine optimierte<br />
Vorhersage der Stromproduktion von Windparks – und so eine bessere Entscheidungsgrundlage für<br />
Massnahmen zur Deckung des Strombedarfs.<br />
Natürliche Energiequellen sind wankelmütig.<br />
Das liegt in der Natur der Sache.<br />
Ist bei Wasserkraft das Problem noch<br />
überschaubar, so können bei Solar- und<br />
Windenergie Änderungen der Wetterbedingungen<br />
die Stromproduktion stark<br />
beeinfl ussen. Wirklich problematisch wird<br />
dieser Umstand mit dem stetig wachsenden<br />
Anteil des «Öko-Stroms» am Gesamtstromverbrauch.<br />
Denn Energielieferanten<br />
müssen ihre uneingeschränkte<br />
Lieferung trotz dieser Unsicherheit garantieren<br />
können. Sie brauchen daher präzise<br />
Vorhersagemethoden. Ein Team der Universität<br />
Innsbruck hat nun begonnen, genau<br />
solche Methoden für die Stromproduktion<br />
von Windparks in Österreich zu<br />
fi nden. Im Mittelpunkt des Projektes stehen<br />
Vorhersagen für Zeiträume<br />
von sechs Stunden bis zehn<br />
Tagen. Neben der<br />
94 SKR 1/11<br />
<strong>UMWELT</strong> Erneuerbare Energien<br />
Zuverlässigkeit der einzelnen Vorhersagemethoden<br />
werden auch deren räumliche<br />
und zeitliche Aufl ösungen analysiert. Zusätzlich<br />
wird verglichen, inwieweit diese<br />
Methoden die Wahrscheinlichkeiten des<br />
Eintreffens der Vorhersage mit einberechnen<br />
können.<br />
Datenstrom & Stromdaten<br />
Zur Vorgehensweise meint Prof. Georg<br />
Mayr, Leiter des Teams am Institut für<br />
Meteorologie und Geophysik: «Vereinfacht<br />
gesagt testen wir alle Methoden<br />
darauf, wie gut sie zwei Datenkomplexe<br />
miteinander in Verbindung setzen. Zum<br />
einen Daten, die zu Wettervorhersagen<br />
dienen. Diese nutzen wir als Daten-Input.<br />
Zum anderen Daten mehrerer Windparks<br />
in Österreich, die Auskunft über den realen<br />
Umfang der Stromproduktion bei verschiedenen<br />
Windverhältnissen liefern.<br />
Diese nutzen wir zum Testen. Jene Vorhersagemethode,<br />
die auf Grundlage<br />
des Daten-Inputs die reale<br />
Stromproduktion<br />
am genauesten berechnen kann, scheint<br />
dann am besten für zukünftige Vorhersagen<br />
geeignet.»<br />
Das Team um Prof. Mayr vergleicht nun<br />
neue mit bereits publizierten Methoden. So<br />
wurde im Jahr 2006 gezeigt, dass drei Methoden<br />
besonders geeignet sind: die «logistische<br />
gausssche Regression», die «nichthomologe<br />
gausssche Regression» und auch<br />
das «ensemble dressing». Der Nachteil aller<br />
drei Methoden ist aber der grosse Daten-<br />
Input, den sie benötigen: Atmosphärische<br />
Zustands-Daten von mindestens zwei Jahren<br />
sind notwendig.<br />
Einen anderen Weg geht eine als «analog»<br />
bezeichnete Methode: Sie basiert darauf,<br />
dass eine in der Vergangenheit liegende<br />
Situation gefunden wird, die mit der akuten<br />
(und als Daten-Input dienenden) vergleichbar<br />
ist. Dank des Wissens, wie sich<br />
die vergangene Situation bereits einmal<br />
auf die Stromproduktion ausgewirkt hat,<br />
lässt sich – ausgehend von der akuten<br />
Situation – die Stromproduktion in sechs<br />
Stunden bis zehn Tagen mathematisch<br />
ableiten.<br />
© Jesper Baerentzen | Stock-xchng
Neben der Zuverlässigkeit und räumlichen<br />
sowie zeitlichen Aufl ösung der jeweiligen<br />
Vorhersagen interessiert Prof. Mayr auch<br />
die «Wahrscheinlichkeit», wie er erklärt:<br />
«Gerade die als ‹ensemble dressing› bezeichnete<br />
Methode berücksichtigt Wahrscheinlichkeiten<br />
des Zutreffens der eigenen<br />
Vorhersage. Dazu werden Variationen<br />
des Ausgangsszenariums und der<br />
resultierende Impact auf die Vorhersage<br />
berechnet. Gibt es wenige Abweichungen,<br />
ist die Wahrscheinlichkeit des Zu-<br />
treffens hoch; gibt es grosse Abweichungen,<br />
ist sie geringer.»<br />
Terabytes & Megawatt<br />
Dass gerade bei solchen Berechnungen<br />
eine beachtliche Menge an Daten anfällt,<br />
ist klar. So hat Prof. Mayr den Zentralen<br />
Informatikdienst der Universität Innsbruck<br />
bereits «vorgewarnt»: Ein paar Terabyte<br />
an Daten werden zu bearbeiten sein. Der<br />
Aufwand für dieses «number crunching»<br />
lohnt sich: Allein zwischen den Jahren<br />
2000 und 2007 ist der globale Anteil an<br />
Windenergie (an der Gesamtenergieproduktion)<br />
um 500 Prozent angestiegen.<br />
Gleichzeitig wird der Energiemarkt zunehmend<br />
liberalisiert und Preise richten sich<br />
nach Angebot & Nachfrage bzw. nach «erwartetem<br />
Angebot & erwarteter Nachfrage».<br />
Dass da eine gute Vorhersagemethode<br />
aus einem FWF-Projekt viel wert<br />
sein wird, lässt sich bereits mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit vorhersagen.<br />
Studie zu verschiedenen Prognosemethoden für die Windenergieproduktion in der Schweiz<br />
Im Rahmen des Forschungsprojekts «Fore- und Nowcasting der<br />
Stromproduktion von Windenergieanlagen in komplexem Gelände»<br />
wurden auch in der Schweiz verschiedene Prognose-Methoden erarbeitet<br />
und mit einem Prototyp getestet.<br />
Die Prognosen wurden für zwei zeitliche Horizonte untersucht: Die<br />
Kurzfristprognosen für den nächsten Tag, sowie die Kürzestfristprognosen<br />
für den «Intra-Day-Handel». Prognostiziert wurden dabei stündliche<br />
Werte der Windgeschwindigkeit und Leistung.<br />
Folgende Methoden wurden entwickelt und untersucht:<br />
• «Direct Model Output»: Windgeschwindigkeits-Prognosen wurde<br />
direkt vom Resultat des operationellen numerischen Wettermodells<br />
COSMO der MeteoSchweiz übernommen. Die<br />
Prognose der Leistung wurde wurde von der Windgeschwindigkeit<br />
mit Hilfe der theoretischen Leistungskurve der<br />
entsprechenden Windenergieanlage (WEA) abgeleitet.<br />
• «WindSim»: WindSim ist ein hochaufl ösendes Modell<br />
zur Simulation von Windfeldern über dem Gelände.<br />
Die Windgeschwindigkeitsprognosen des COSMO-<br />
Modells wurden mit den in WindSim gerechneten<br />
Wind feldern an den Anlagenstandort auf Nabenhöhehöhe<br />
umgerechnet. Die Leistungspro gnose wurde<br />
wie für den Direct Model Output aus der theoretischen<br />
Leistungskurve abgeleitet.<br />
Erneuerbare Energien <strong>UMWELT</strong><br />
• «Model Output Statistics»: Anhand von historischen Mess-<br />
und Modelldaten wurden für jeden individuellen Standort ein<br />
möglichst guter linearer Zusammenhang zwischen verschiedenen<br />
Prognosen des COSMO-Modells und gemessenen Werten<br />
der Windgeschwindigkeit und Leistung bestimmt. Damit<br />
wurden die aktuellen COSMO-Prognosen in Windgeschwindigkeits-<br />
bzw. Leistungsprognosen umgerechnet.<br />
• «Kalman Filter»: Mit den lokalen Windgeschwindigkeitsmessungen<br />
g der letzen 24 Stunden wurden laufend die Vorher-<br />
sagefehler aktualisiert, anhand derer die COSMO-Prognosen<br />
korrigiert wurden. Die Leistungsprognose wurde aus einem<br />
empirischen Zusammenhang zwischen gemessener Windgeschwindigkeit<br />
und gemessener Leistung am Standort abgeleitet.<br />
Die verschiedenen Vorhersagemethoden wurden sowohl für die Kurzfrist-<br />
als auch die Kürzestfristprognose erfolgreich entwickelt. Die Genauigkeit<br />
der Resultate ist trotz der sehr komplexen Topografi e der<br />
Schweiz grösstenteils besser oder im Bereich von internationalen Referenzwerten.<br />
Die entwickelten statistischen Methoden haben bei<br />
ähn licher Güte unterschiedliche Anforde rungen an die zugrunde liegende<br />
Datenbasis. Dies verleiht eine grosse Flexibilität für die Entwicklung<br />
eines operationellen Betriebs und die Möglichkeit, auf die individuellen<br />
Gegebenheiten an einem neuen Standort (z. B. die Datenverfügbarkeit)<br />
einzugehen.<br />
Quelle: Meteotest<br />
© Margot Kessler | PIXELIO<br />
SKR 1/11 95
Tiefengeothermie – 3D-Seismik-<br />
Messkampagne St.Gallen<br />
von Jürg Wellstein<br />
Das Ziel ist eine Tiefenbohrung in St.Gallen,<br />
welche zur Wärme- und Stromproduktion<br />
genutzt werden kann. Der Impuls<br />
dazu wurde durch das vom Stadtrat Fredy<br />
Brunner lancierte Energiekonzept 2050 gegeben.<br />
Einer der Hauptpfeiler soll die Erdwärme<br />
sein. Neben der untiefen Nutzung<br />
ist auch ein Erdwärme-Kraftwerk vorgesehen.<br />
Mit beiden Technologien will man<br />
erheblich zur angestrebten CO2-Emissionsreduktion<br />
beitragen.<br />
Von der 2D- zur 3D-Sicht<br />
Marco Huwiler, Gesamtprojektleiter Erdwärme<br />
bei den St.Galler Stadtwerken, erläutert<br />
die Absicht: «Zielgebiet für eine Tiefenbohrung<br />
ist der in ungefähr 4’000 bis<br />
4’500 Meter Tiefe liegende Malmkalk, bei<br />
welchem die Geologen einen ergiebigen<br />
Aquifer mit bis zu 170 °C prognostizieren.»<br />
Im 2007 hat das Parlament das Energiekonzept<br />
behandelt und damit Leitplanken für<br />
die weiteren Schritte gesetzt. Erste Aktion<br />
war eine Machbarkeitsstudie, welche bis-<br />
96 SKR 1/11<br />
<strong>UMWELT</strong> Erneuerbare Energien<br />
Im Frühjahr 2010 wurde im Grossraum St.Gallen eine Seismik-Untersuchung durchgeführt, welche ein dreidimensionales<br />
Abbild des Untergrunds zum Ziel hatte. Damit wurden Verwerfungen und Bruchstellen erkennbar,<br />
bei denen ergiebige Aquifere vermutet werden. Im November 2010 hat das Stimmvolk grünes Licht für<br />
eine Bohrung gegeben.<br />
herige Resultate geologischer Untersuchungen,<br />
u. a. eine 2D-Seismik der SEAG (Aktiengesellschaft<br />
für schweizerisches Erdöl aus<br />
den 1970/80er-Jahren) des Gebiets, verwendet<br />
hat, um die Chancen zu beurteilen und<br />
Wege zur Realisierung eines Kraftwerks<br />
aufzuzeigen. Als weiteres Vorgehen zur<br />
vorbereitenden Massnahme wurde eine<br />
gross angelegte Seismik-Untersuchung vorgeschlagen,<br />
welche ein räumliches Bild des<br />
Untergrunds ermöglichen soll und dabei<br />
Verwerfungen und Brüche im Untergrund<br />
– also auch in der gefragten Schicht – sichtbar<br />
machen kann. Diese Gebiete – Störungszonen<br />
im Osten und Westen der Stadt<br />
– versprechen wasserführend zu sein, so<br />
dass man entsprechende Bohrungsstandorte<br />
und Ablenkungen defi nieren kann.<br />
Vibrationsfahrzeuge<br />
durchfuhren St.Gallen<br />
Das Budget von 12 Mio. Franken für eine<br />
solche Seismik-Untersuchung und zur Vorprojektierung<br />
für das Erd- und Fernwärme-<br />
Projekt wurde genehmigt. 2009 konnte<br />
eine internationale Seismik-Ausschreibung<br />
durchgeführt werden, welche in der Wahl<br />
des Deutschen Ingenieur- und Consultingunternehmens<br />
DMT, das sich auf Explorationsseismik<br />
spezialisiert hat, resultierte.<br />
Am 26. Januar 2010 erfolgte der Start für<br />
diese Untersuchung. Marco Huwiler nennt<br />
die Kennzahlen: «Zwischen Gossau und<br />
Bodensee deckten wir ein 300 km 2 grosses<br />
Gebiet ab und arbeiteten mit 36 Gemeinden<br />
von vier Kantonen zusammen. Dabei<br />
hatten wir ein Raster mit Vibrations-<br />
(ca. 6’700 Anregungspunkte) und rechtwinklig<br />
dazu angeordneten Messlinien (ca.<br />
11’700 Empfängerpunkte) definiert. Die<br />
Fahrzeuge bewegten sich entlang dieser<br />
Strecken, Wege und Strassen, brachten<br />
Schwingungen auf die Erdoberfl äche, welche<br />
refl ektiert an den verschiedenen Schichten<br />
des Untergrunds von den auf Messlinien<br />
platzierten Geophonen erfasst wurden.»<br />
In unzugänglichem Gelände lieferten<br />
anstelle der Vibrationsfahrzeuge kleine<br />
Spreng ladungen in untiefen Bohr löchern<br />
die notwendigen Anregungssignale.<br />
Mit Seismik-Untersuchungen<br />
wurde ein Abbild des St.Galler<br />
Untergrunds geschaffen
Mit Geophonen<br />
Schwingungen erfassen<br />
Die dadurch erzeugten Daten der vielen<br />
Messpunkte wurden anschliessend zu<br />
einem dreidimensionalen Abbild des Untergrunds<br />
zusammengefügt. Zurzeit bewegten<br />
sich die Vibrationsfahrzeuge von<br />
Westen nach Osten durch St.Gallen. Vorne<br />
weg mussten Einwilligungen der Grundstückeigentümer<br />
(ca. 2’000 im gesamten<br />
Messgebiet) für die Positionierung der<br />
Geophone und für die Durchfahrt der<br />
Fahrzeuge eingeholt werden, dann folgten<br />
die Installation der Geophone mit den nötigen<br />
Kabelverbindungen. Die eigentlichen<br />
Vibrationen wurden 16 Sekunden lang<br />
durchgeführt. Dabei werden Schwingungen<br />
mit Frequenzen von 10–80 Hertz ausgeführt.<br />
Vibriert wird 6, 8 oder 10 Mal an<br />
einem Standort, dann folgt der nächste in<br />
rund 50 Meter Distanz. Im April war diese<br />
Seismik-Untersuchung abgeschlossen.<br />
Die Refl ektionen der erzeugten Schwingungen werden sichtbar und<br />
machen die Lage und Beschaffenheit der Gesteinsschichten erkennbar<br />
Dann folgte die Auswertung und Interpretation<br />
der erfassten Rohdaten.<br />
Diese Angaben wurden in einer Kreditvorlage<br />
zusammengeführt, welche man im<br />
November 2010 dem städtischen Stimmvolk<br />
vorlegte. Dieses nahm mit deutlichem<br />
Mehr an. Dabei ging es um einen Rahmenkredit<br />
in der Grössenordnung von 150<br />
Mio. CHF für zwei Tiefenbohrungen mit<br />
Geothermie-Kraftwerk und dem Ausbau<br />
der Fernwärmeversorgung mit Wärmezentralen.<br />
Die räumliche Darstellung als 3D-Bild hat<br />
das Wissen um die Lage und Struktur der<br />
Gesteinsschichten vermittelt. Eine Wasserführung<br />
konnte dabei nicht identifiziert<br />
werden. Diese Analyse verringerte jedoch<br />
den möglichen Bedarf weiterer Messungen<br />
und schloss eine Probebohrung aus. Marco<br />
Huwiler: «Neben einer 3D-Seismik-Untersuchung<br />
der nagra war dies erst der zweite<br />
Vibrationsfahrzeuge auf dem Weg<br />
durch den Grossraum St.Gallen<br />
Einsatz dieser Technik in der Schweiz und<br />
zugleich die fl ächenmässig grösste Anwendung.<br />
Der damit verbundene Aufwand für<br />
Vorbereitung, Logistik und begleitende<br />
Arbeiten war enorm. Sehr wichtig ist uns<br />
aber auch die permanente, begleitende<br />
Kommunikation mit der Bevölkerung, welche<br />
transparent, sachlich und ehrlich vermittelt<br />
werden muss.»<br />
Bohrungsstandort am Stadtrand<br />
Der Beginn der Bohrarbeiten wird am<br />
Standort Au im Westen von St.Gallen im<br />
2011 erfolgen. Wird man dabei in ausreichendem<br />
Masse fündig, kann eine Doubletten-Anlage<br />
erstellt werden. Beim<br />
Standortentscheid ging es nicht nur um<br />
den geologisch optimalen Platz, sondern<br />
auch um eine maximale Substitutionswirkung<br />
im Umkreis, also um einen Wechsel<br />
zur Fernwärmeversorgung. Grosse Mehrfamilienhäuser,<br />
Kommunalgebäude, In-<br />
Mit der seismischen Untersuchung konnte die Tiefenlage<br />
der Malm-Schicht interpretiert werden<br />
SKR 1/11 97
dustrie- und Handelsbetriebe usw. bieten<br />
Vorteile.<br />
Neben den Chancen formulieren die St.Galler<br />
Stadtwerke auch mögliche Risiken, wie<br />
Fündigkeit, Kosten, Erschütterungen und<br />
halten dabei fest, dass es sich nicht um ein<br />
übliches Bauprojekt handelt, sondern um<br />
98 SKR 1/11<br />
<strong>UMWELT</strong> Erneuerbare Energien<br />
Im Messwagen werden die Vibrationen ferngesteuert ausgelöst und<br />
kommen alle Messdaten zusammen<br />
ein Entwicklungsvorhaben. In der nun begonnenen<br />
Phase 1 soll das Geothermie-<br />
Heizkraftwerk erstellt und der erste Ausbauschritt<br />
der Fernwärme realisiert werden.<br />
Ab 2015 wird Phase 2 den weiteren Ausbau,<br />
abhängig von der Leistungsfähigkeit der<br />
Geothermie-Bohrung, umfassen.<br />
Fotos: © JW<br />
Vibrationseinrichtung für einen Frequenzbereich<br />
von 10–80 Hertz im Einsatz<br />
www.baumaschinen-messe.ch<br />
Kontakt: Marco Huwiler<br />
St. Galler Stadtwerke / Erdwärme<br />
St. Leonhard-Strasse 15<br />
CH-9001 St.Gallen<br />
Tel. 071 224 59 09<br />
www.erdwaerme.stadt.sg.ch<br />
infoerdwaerme@stadt.sg.ch<br />
15. Schweizer Fachmesse für Baumaschinen, Baugeräte und Werkzeuge<br />
24.– 27. Februar 2011<br />
Messe Luzern • Do– So • 9 –17h
Der Weg zu einer<br />
nachhaltigen Energieversorgung<br />
führt über die Biomasse<br />
von Patrick Aeschlimann<br />
«Von allen erneuerbaren Energien ist die<br />
Biomasse die komplizierteste, aber auch<br />
die spannendste». Dieses Votum von<br />
Referent Uwe R. Fritsche vom deutschen<br />
Öko-Institut e. V. trifft den Kern der Erkenntnisse<br />
der «Tagung BiomassEnergie»,<br />
die am 24. und 25. November 2010<br />
in der Kartause Ittingen (TG) stattfand.<br />
Fachleute aus dem In- und Ausland gaben<br />
den rund 100 Teilnehmenden Einblicke<br />
in ihre doch sehr weit auseinander<br />
liegenden Betätigungsfelder. Glaubt man<br />
den Ausführungen der Referenten, wird<br />
man von Begriffen wie Kaskadennutzung,<br />
degradierte Flächen, Synthetic Natural<br />
Gas, Terra Preta, Biomass to Liquid,<br />
Algen-Treibstoff, Biotreibstoffe der<br />
zweiten Generation, oder virtuelle Kraftwerke<br />
in den nächsten Jahren noch viel<br />
hören.<br />
Biomasse – ein Begriff,<br />
viele Materialien und Anwendungen<br />
Biomasse bezeichnet sämtliches durch<br />
Fotosynthese direkt oder indirekt erzeugtes<br />
organisches Material, das nicht über<br />
geologische Prozesse verändert wurde<br />
(im Gegensatz zur fossiler Biomasse –<br />
Erdöl, Kohle, Erdgas). Bei der energetischen<br />
Nutzung von Biomasse kann nur so<br />
viel CO2 freigesetzt werden, wie zuvor mit<br />
Hilfe von Sonnenenergie mittels Fotosynthese<br />
in der Biomasse gebunden war. Aus<br />
Biomasse kann Wärme, Strom oder<br />
Treibstoff gewonnen werden. Keine grosse<br />
Rolle spielen in der Schweiz die Energiepfl<br />
anzen – Pfl anzen also, die eigens für<br />
die Energiegewinnung angebaut werden.<br />
Vor allem diese sind in letzter Zeit unter<br />
Beschuss geraten, da sie auf den knappen<br />
Agrarflächen mit dem Nahrungsmittelanbau<br />
konkurrieren.<br />
Bis zu 30 Prozent<br />
der Energie aus Biomasse<br />
Die eingeladenen Experten waren sich einig:<br />
Biomasse kann und muss eine zentrale<br />
Rolle in der zukünftigen Energieversorgung<br />
spielen. Gemäss Professor André<br />
Faaij von der Universität Utrecht könnten<br />
bis in zwanzig Jahren rund 30 Prozent des<br />
Energiebedarfs der ganzen Welt mit<br />
nachhaltig genutzter Biomasse gedeckt<br />
werden. Auch in der Schweiz wird viel in<br />
die Energiegewinnung mit Biomasse investiert:<br />
Seit dem Jahr 2000 hat sich die<br />
Energieproduktion aus feuchter Biomasse<br />
mit heute knapp 170 Gigawattstunden<br />
pro Jahr mehr als verfünffacht. In der<br />
Landwirtschaft sind 86 Biogasanlagen in<br />
Betrieb, im gewerblich-industriellen Bereich<br />
sind es gegenwärtig 23. Und in den<br />
nächsten Jahren werden noch viele Anlagen<br />
mehr ihren Betrieb aufnehmen.<br />
Effi zienzsteigerung<br />
dank neuem Verfahren<br />
Wie ein Biomassekraftwerk der Zukunft<br />
aussehen könnte, erklärte Dr. Oliver Kröcher<br />
vom Paul Scherrer Institut (PSI). Mittels<br />
des Verfahrens der «hydrothermalen<br />
Vergasung» soll in naher Zukunft aus<br />
feuchter Biomasse, also etwa Abfallprodukten<br />
aus der Landwirtschaft oder der<br />
Gastronomie, auf direktem Weg, ohne<br />
vorherige Vergärung, «Synthetic Natural<br />
Gas» (Bio-SNG) entstehen. Dieses Gas<br />
entspricht dem Erdgas und kann in das<br />
gleiche Netz eingespiesen werden. Der<br />
Wirkungsgrad und die Effi zienz liegen bei<br />
diesem Verfahren um einiges höher als<br />
bei der konventionellen Vergärung von<br />
Biomasse, die vor allem für feuchte Biomasse<br />
eine geringe Effizienz aufweist.<br />
Erneuerbare Energien <strong>UMWELT</strong><br />
Für viele Fachleute ist Biomasse ein wichtiger Bestandteil einer zukünftigen, nachhaltigen Energieversorgung.<br />
In letzter Zeit kamen jedoch vermehrt kritische Stimmen auf, welche die Umweltverträglichkeit der Biomasse<br />
in Frage stellten. An der «Tagung BiomassEnergie» loteten zum krönenden Abschluss der ersten zehn Jahre<br />
des Programms «EnergieSchweiz» involvierte Fachleute das Potenzial der Biomasse als Energieträger in den<br />
verschiedensten Formen aus.<br />
Noch gibt es einige technische Hürden für<br />
die Implementierung der Technologie in<br />
der Praxis, doch in Österreich existiert bereits<br />
eine funktionierende Demonstrationsanlage<br />
für das Verfahren und im Juni<br />
2009 konnte erstmals Bio-SNG in Erdgasqualität<br />
produziert werden.<br />
Magische schwarze Erde und<br />
Treibstoffe aus Algen<br />
Wie weit reichend die Anwendungsmöglichkeiten<br />
der Biomasse sind, wurde an der<br />
Tagung deutlich. Sie kann nicht nur als<br />
Energieträger verwendet werden, auch in<br />
der landwirtschaftlichen Nutzung stehen<br />
grosse Entwicklungsschritte an. Joachim<br />
Böttcher von der deutschen Firma Palaterra<br />
erläuterte das Geheimnis der schwarzen<br />
Amazonaserde «Terra Preta». Über<br />
Jahrhunderte existierte im brasilianischen<br />
Norden eine Hochkultur der Indios. Trotz<br />
unfruchtbaren Böden konnten sie ein gutes<br />
Leben führen, weil sie das Wissen hatten,<br />
um den nährstoffarmen Regenwaldboden<br />
für die Landwirtschaft urbar zu<br />
machen. Leider ging mit dem Untergang<br />
der Hochkultur auch das Wissen um die<br />
Herstellung dieser Terra Preta verloren.<br />
Erst 2005 gelang es Böttcher und seinem<br />
Team das Geheimnis zu lüften und die legendäre<br />
schwarze Erde selber herzustellen.<br />
Die ersten Versuche waren überwältigend:<br />
Ohne Zugabe von Dünger konnte<br />
der Ernteertrag auf dem Kartoffelbeet im<br />
Vergleich zum konventionellen Anbau<br />
mehr als verdoppelt werden. Noch besser:<br />
Die Terra Preta kann aus fast aller Biomasse<br />
hergestellt werden. Böttcher und<br />
sein Team stehen mit ihrem Produkt Palaterra<br />
kurz vor der Markteinführung. Wenn<br />
es hält was es verspricht, könnte die Landwirtschaft<br />
revolutioniert werden.<br />
SKR 1/11 99
Grosse Veränderungen stehen auch im<br />
Markt für Biotreibstoffe bevor, wie Dr.<br />
Rainer Zah von der EMPA erläuterte: Die<br />
heute vor allem in Brasilien, den USA und<br />
China verbreitete Technologie, aus Soja,<br />
Mais oder Zuckerrohr Ethanol zu gewinnen,<br />
gerät wegen Nachhaltigkeitsbedenken<br />
immer mehr unter Druck. Auch das<br />
in Europa verbreitete Fahren mit Biodiesel<br />
aus Pfl anzenöl ist nicht unumstritten.<br />
Problematisch an diesen Biotreibstoffen<br />
der ersten Generation ist die Konkurrenz<br />
zum Nahrungsmittelanbau und der teilweise<br />
hohe Landbedarf. Deshalb will man<br />
vermehrt auch Pfl anzenreste zu synthetischen<br />
Treibstoffen der zweiten Generation<br />
verarbeiten. Hoch im Kurs ist dabei<br />
das Verfahren «Biomass to Liquid», das<br />
kurz BtL genannt wird. Hierbei wird unter<br />
hohen Temperaturen die Biomasse in den<br />
gasförmigen Zustand gebracht und anschliessend<br />
zu Kraftstoffen synthetisiert.<br />
Obwohl die Technologie für die Treibstoffe<br />
der zweiten Generation noch nicht<br />
marktreif ist, wird bereits über Biotreibstoffe<br />
der dritten Generation gesprochen.<br />
Diese sollen als Ausgangsprodukt<br />
nachwachsende Algen verwenden.<br />
In die Zukunft<br />
mit virtuelle Kraftwerken<br />
Eine interessante Entwicklung spielt sich<br />
gegenwärtig auf den Bauernhöfen der<br />
Schweiz ab: Die Gewinnung von Methangas<br />
aus Stallmist und Jauche sowie aus<br />
organischen Reststoffen der Lebensmittelindustrie<br />
ermöglicht Bauernbetrieben<br />
100 SKR 1/11<br />
<strong>UMWELT</strong> Erneuerbare Energien<br />
die Produktion von ökologischer Energie.<br />
Die Genossenschaft Ökostrom Schweiz<br />
zählt bereits 45 produzierende Mitglieder,<br />
die mit ihren Biogasanlagen zurzeit rund<br />
4’300 Haushaltungen mit Strom beliefern.<br />
Da eine einzelne Anlage im Vergleich<br />
zu Atom- oder Wasserkraftwerken eine<br />
viel kleinere Menge an Strom produziert<br />
und keine starke Marktstellung erlangen<br />
kann, hat man bei Ökostrom Schweiz<br />
eine innovative Lösung gefunden: Das<br />
virtuelle Kraftwerk. Hierbei werden die<br />
einzelnen, kleinen Biogasanlagen zu einem<br />
Verbund zusammengeschlossen und<br />
mittels modernen Kommunikationstechnologien<br />
zentral gesteuert. Besonders<br />
interessant für die Zukunft, könnte die<br />
Bildung eines «Smart Grids», eines intelligenten<br />
Stromnetzes, sein. Da das Gas in<br />
den Biogasanlagen über Stunden gespeichert<br />
werden kann, könnten auch nicht<br />
kontinuierlich Energie produzierende Anlagen<br />
wie Wind- oder Solarkraftwerke in<br />
das virtuelle Kraftwerk eingebunden werden.<br />
Fehlt Sonne oder Wind wird einfach<br />
mehr Energie in den Biogasanlagen produziert.<br />
Nachhaltige Kaskadennutzung<br />
als Grundprinzip<br />
Einen Überblick über die offi zielle Energiepolitik<br />
der nächsten Jahre und welche<br />
Rolle die Biomasse als Energielieferant<br />
dabei spielen kann, lieferte Michael Kaufmann,<br />
Vizedirektor des Bundesamts für<br />
Energie. Gegenwärtig wird aus Biomasse<br />
4,7 Prozent des Wärmebedarfes der<br />
Terra Preta in Novo Airão, Zentralamazonien<br />
(Brasilien): Oben ist eine Schicht einer<br />
erodierten Terra Preta do indio zu sehen,<br />
unten der durch Eisenoxide gelb bis rötlich<br />
gefärbte unfruchtbare Ferralsol<br />
© A.Krieger – Palaterra<br />
Schweiz gedeckt. Bis ins Jahr 2020 soll<br />
dieser Anteil auf 9 Prozent nahezu verdoppelt<br />
werden. Gar das Potenzial für<br />
eine Verfünffachung sieht Kaufmann bei<br />
der Stromproduktion: Der heutige Anteil<br />
der Biomasse von bescheidenen 0,3 Prozent,<br />
soll bis 2020 auf 1,5 Prozent erhöht<br />
werden. Bei gleichbleibendem Energieverbrauch<br />
könnte die Biomasse rund 10<br />
Prozent des Endenergieverbrauchs decken.<br />
Würde der Verbrauch halbiert werden,<br />
was gemäss Kaufmann mit heutiger<br />
Technologie möglich wäre, könnte die<br />
Biomasse rund 20 Prozent des Endenergieverbrauchs<br />
decken. Er betonte, dass<br />
die Biomasse sowohl stofflich als auch<br />
energetisch bezüglich der drei Dimensionen<br />
der Nachhaltigkeit (Ökologie Ökonomie<br />
und Soziales) optimal produziert,<br />
verarbeitet und genutzt werden soll. Somit<br />
drängt sich die bereits heute praktizierte<br />
Kaskadennutzung, also die Nutzung<br />
eines Rohstoffs über mehrere Stufen,<br />
auf. So wird verhindert, dass etwa<br />
Pfl anzen alleine für die Energiegewinnung<br />
angebaut werden. Anstelle dessen wird<br />
mit pfl anzlichen Abfallprodukten, etwa<br />
aus der Gastronomie, gearbeitet.<br />
Neuer Branchenverband<br />
für mehr Relevanz<br />
Trotz einer positiven Bilanz wird das Potenzial<br />
in der Schweiz erst zu einem Bruchteil<br />
genutzt. Besonders in der Landwirtschaft<br />
und bei Abfall- und Reststoffen<br />
sahen die Tagungsteilnehmer eine grosse<br />
Chance für eine nachhaltige und klimaschonende<br />
Energiegewinnung aus Biomasse.<br />
Ab diesem Jahr setzt sich der neu<br />
gegründete Verband BiomasseSchweiz für<br />
die Förderung der notwendigen Anreize in<br />
Politik und Wirtschaft ein. Er soll die Branche<br />
vereinen und die Argumente für Biomasse<br />
als Energielieferant schlagkräftig<br />
gegen aussen vertreten. Denn eines ist<br />
klar: Die Nutzung der Biomasse hat ein<br />
grosses Potenzial und ist in einer nachhaltigen<br />
Energieversorgung der Zukunft<br />
unabdingbar. Die nächsten Jahre werden<br />
zeigen, ob die Schweiz das Potenzial dieses<br />
neu entdeckten Energieträgers auch optimal<br />
wird ausnützen können.
Die playfi t GmbH mit ihrem playfi t parcours<br />
® und die terz Stiftung setzen sich<br />
dafür ein, dass alte Menschen möglichst<br />
lange selbständig in ihrem Wohnumfeld<br />
bleiben können. Ein playfi t parcours ® defi -<br />
niert sich nicht alleine als Fitnessplatz für<br />
alle Altersgruppen, sondern als Platz der<br />
Bewegung und intergenerativen Kommunikation,<br />
der gezielt die Selbständigkeit<br />
und Lebensfreude älterer Menschen<br />
fördert.<br />
Als Ergänzung zum meist ausserhalb von<br />
Ortschaften gelegenen Vita Parcours kann<br />
der playfi t parcours ® komplementär Innerorts<br />
und in unmittelbarer Nähe der Wohnung<br />
noch mehr Menschen die Möglichkeit<br />
geben, ein kurzes und wirksames<br />
Bewegungsprogramm sogar regelmässig<br />
durchzuführen – ob Touristen, Bewohner<br />
oder Arbeitstätige in der Pause.<br />
Insbesondere vor dem Hintergrund der<br />
demographischen Entwicklung bieten die<br />
playfit ® Geräte so ein ganz neues kommunales<br />
Angebot für die Bürger und nicht<br />
zuletzt im touristischen Bereich: hier sprechen<br />
sie besonders die Zielgruppen Best<br />
Ager und Anspruchsvolle Geniesser an.<br />
ÖFFENTLICHER RAUM<br />
Bewegungs- und Begegnungspark<br />
Mehr Lebensqualität<br />
durch sanfte Bewegung im Freien<br />
Die playfi t GmbH verfolgt das Ziel, Menschen in Bewegung zu bringen. playfi t ® Geräte bieten ein sanftes und<br />
ganzheitliches Trainingsprogramm unter freiem Himmel, das auch noch Spass macht. Auf verblüffend einfache<br />
und spielerische Weise können Kreislauf, Beweglichkeit und Koordination gestärkt werden. Darüber hinaus<br />
fördern playfi t ® Geräte Kontaktmöglichkeiten für alle Altersgruppen.<br />
Ein gutes Beispiel hierfür ist das Hotel Seeblick<br />
in Emmetten. Hier wurde vor ca. 2<br />
Jahren die erste der vielen playfi t ® Anlagen<br />
in der Schweiz realisiert. Der Hotel-Direktor,<br />
Urs Schaub, ist auch heute sehr glücklich<br />
darüber, das umfangreiche Angebot<br />
seines Hauses um eine weitere Attraktion<br />
bereichert zu haben. Seine Seminar- und<br />
Feriengäste geniessen den wunderbaren<br />
Blick auf den Vierwaldstättersee während<br />
sie das sanfte playfi t ® Bewegungsangebot<br />
nutzen. Die Geräte sind auch für die Öffentlichkeit<br />
jederzeit frei zugänglich.<br />
Im Frühsommer 2010 wurde das Konzept<br />
auch in der Tagesstätte SPITEX in Birsfelden<br />
erfolgreich umgesetzt. An sechs<br />
ausgewählten playfit ® Geräten können<br />
ältere Menschen mit einfachen Übungen<br />
ihre Gelenke bewegen und die Muskeln<br />
massieren. Doch nicht nur Senioren haben<br />
Spass an den Bewegungen – auch bei<br />
der jungen Generation kommen die Geräte<br />
gut an. Für die Mitarbeiter der Tagesstätte<br />
SPITEX bedeuten die playfit ®<br />
Geräte nicht nur ein interessantes Angebot<br />
für ihre Besucher sondern auch<br />
eine willkommene Entspannungspause<br />
im Arbeitsalltag.<br />
playfit ® Geräte sind aus Edelstahl hergestellt<br />
und stehen für Qualität, Sicherheit,<br />
Langlebigkeit und Ästhetik. Die witterungsbeständigen<br />
Geräte werden auch<br />
im Winter gerne genutzt, was unzählige<br />
Fussspuren im Schnee um die Geräte herum<br />
immer wieder verraten!<br />
Bei der Eröffnung des playfi t ® Standortes<br />
in Emmetten befürwortete sogar Dr. med.<br />
Beat Villiger, CEO Schweizer Paraplegiker-<br />
Zentrum in Nottwil, Olympia-Chefarzt und<br />
Präsident der Schweizerischen Gesellschaft<br />
für Sportmedizin, den Einsatz von playfi t ®<br />
Geräten als innovativ, sicher, einfach zu<br />
bedienen und als Gruppenerlebnis der besonderen<br />
Art für Jung und Alt.<br />
playfi t GmbH<br />
Brauerknechtgraben 53<br />
D-20459 Hamburg<br />
Tel. + 49 (0)40 37 50 35 19<br />
Fax +49 (0)40 30 70 92 63<br />
info@playfi t.eu<br />
www.playfi t.de<br />
SKR 1/11 101
ÖFFENTLICHER RAUM<br />
Grünfl ächenmanagement<br />
Verzicht auf Herbizide:<br />
eine Chance für den Unterhalt<br />
Mit den wärmeren Temperaturen beginnt auch das Unkraut wieder zu spriessen. Im Kampf gegen unerwünschtes<br />
Grün müssen die kommunalen Unterhaltsdienste schon seit Jahren auf Herbizide verzichten. Niemand<br />
will Pfl anzenschutzmittel oder andere chemische Hilfsstoffe in seinem Trinkwasser vorfi nden. Deshalb<br />
ist es verboten Herbizide dort anzuwenden, wo sie einfach ausgewaschen werden können und direkt den Weg<br />
ins Grundwasser fi nden. sanu bietet seit 13 Jahren im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt Kurse für den<br />
herbizidfreien Unterhalt in der Gemeinde an.<br />
Natürlich gibt es Alternativen zu den Herbiziden<br />
aber nichts kann deren Wirkung<br />
wirklich ersetzen. Daher ist das Verbot<br />
auch ein tief greifender Eingriff in die Arbeit<br />
der Unterhaltsdienste. Da die Gemeinden<br />
gesetzeskonform handeln sollen<br />
und mit dem guten Beispiel voran gehen,<br />
haben viele von ihnen das Herbizidverbot<br />
zum Anlass genommen, ihre Arbeit<br />
grundsätzlich zu überdenken und somit als<br />
Chance zu nutzen. «Früher wurden Herbizide<br />
oft gedankenlos angewandt, einfach<br />
weil man sie zur Hand hatte», bestätigen<br />
102 SKR 1/11<br />
Infobox<br />
Die Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung<br />
(ChemRRV) enthält zum Schutze der<br />
Umwelt in Anhang 2.5 ein grundsätzliches<br />
Anwendungsverbot von Herbiziden auf und<br />
entlang von Strassen, Wegen und Plätzen.<br />
Das Verbot gilt seit 1986 für Gemeinden<br />
und seit 2001 auch für private Anwenderinnen<br />
und Anwender.<br />
Ursula Morgenthaler und Reto Lareida.<br />
Zwei Referierende an den Kursen für herbizidfreien<br />
Unterhalt in der Gemeinde,<br />
welche sanu im Auftrag des Bundesamtes<br />
für Umwelt durchführt.<br />
Grünmanagement<br />
in Gemeinden überdacht<br />
Das Herbizidverbot hat dazu geführt, dass<br />
das ganze Grünmanagement in den Gemeinden<br />
neu überdacht werden musste.<br />
Es beginnt mit der Frage, ob der spontane<br />
Bewuchs denn überall weg muss. Wo ist<br />
es eine Frage der Verkehrssicherheit oder<br />
von Bauten, die in Mitleidenschaft gezogen<br />
werden? Wo geht es lediglich um ästhetische<br />
Fragen und wo kann man allenfalls<br />
etwas toleranter sein? Solche Fragestellungen<br />
bedeuten, dass auf der ganzen<br />
Gemeindefl äche die Pfl egeintensität<br />
differenziert werden muss. Obwohl jede<br />
alternative Methode – bis hin zu Hacken<br />
Im Kampf gegen unerwünschtes Grün<br />
müssen die kommunalen Unterhaltsdienste<br />
schon seit Jahren auf Herbizide verzichten<br />
von Hand – ist viel aufwändiger als ein<br />
Spritzgang mit Herbiziden. Das bedeutet<br />
aber auch, dass Flächen umgestaltet<br />
werden müssen. Arbeitsintensiver Wechselfl<br />
or in Rabatten oder im Zentrum von<br />
Verkehrskreiseln, dort wo die Bevölkerung<br />
ihn kaum wahrnimmt, kann ersetzt werden.<br />
Nicht jede Grünfl äche, welche nicht<br />
zum Betreten gedacht ist, muss als Rasen<br />
angelegt sein und rund zwanzig Mal<br />
im Jahr gemäht werden. Ein Teil davon<br />
kann als Wiese gepfl egt werden, auf welcher,<br />
an geeigneten Orten Wiesenblumen<br />
spriessen. Rohbodenfl ächen mit Pioniervegetation<br />
angesät, lassen ebenfalls<br />
spontane und farbige Blumen wachsen.<br />
Sogar ohne grossen Pfl egeaufwand.<br />
Voraussetzungen,<br />
welche zum Gelingen führen<br />
Es braucht allerdings ein paar Voraussetzungen,<br />
damit diese Umstellung auch<br />
gelingt. Das Unterhaltspersonal muss ein<br />
wenig botanische Grundkenntnisse besitzen.<br />
Die Verantwortlichen müssen in der<br />
Lage sein, die verschiedenen Pfl anzen zu<br />
erkennen, um beurteilen zu können, was<br />
im Einzelfall zu unternehmen ist. Das<br />
heisst, sie müssen ihr Auge schulen und Erfahrungen<br />
im Grünunterhalt sammeln,<br />
was die Arbeit des Unterhaltspersonals anspruchsvoller,<br />
aber auch interessanter und<br />
befriedigender macht. Das Unterhaltspersonal<br />
muss sich Kompetenzen im Grünunterhalt<br />
erwerben, wodurch das Herbizidverbot<br />
plötzlich auch eine soziale Komponente<br />
erhält. Eine weitere Voraussetzung<br />
ist eine gute Information. Das Vorgehen<br />
muss vom Amtsvorsteher getragen sein.<br />
Das ist in der Regel kein Pro blem, da mit<br />
den Aspekten Gesetzeskonformität und<br />
Reduktion der Pflegeinten sität resp. der<br />
Kosten politische Amtsträger einfach zu
überzeugen sind. Daneben ist aber eine<br />
Umstellung innerhalb des Unterhaltspersonals<br />
gut zu kommuni zieren, damit es<br />
auch umgesetzt wird und schlussendlich<br />
muss die Bevölkerung verstehen, wieso der<br />
Unterhalt nun anders ausgeführt wird als<br />
früher. Dabei sollte man auf neu blühende<br />
Blumenwiesen hinweisen, was in der Bevölkerung<br />
in aller Regel gut ankommt.<br />
Gleichzeitig leistet die Gemeinde einen Beitrag<br />
zur Förderung der einheimischen Artenvielfalt.<br />
Gerade im Siedlungsgebiet<br />
kann viel für die Bio diversität getan werden,<br />
weil im Gegensatz zum umliegenden<br />
Landwirtschaftsgebiet auf städtischen<br />
Grünfl ächen keine Lebensmittel produziert<br />
werden müssen. Somit ist das Potenzial in<br />
Dörfern und Städten gross und die Gemeinden<br />
sind angehalten, die Artenförderung<br />
in ihre Grünraum- und Unterhaltskonzepte<br />
zu integrieren.<br />
Umfrage beweist Machbarkeit<br />
Der vollständige Verzicht auf Herbizide im<br />
Unterhalt ist unter den beschriebenen<br />
Voraussetzungen absolut machbar. Dies<br />
hat eine Umfrage 1 bei über 500 Gemeinden<br />
deutlich ergeben, welche einen Kurs<br />
in herbizidfreiem Unterhalt besucht haben.<br />
61% der Gemeinden bestreiten ihren<br />
Unterhalt heute ohne Herbizide. Weitere<br />
20% geben an, mehrheitlich auf Herbizide<br />
zu verzichten. Am Schwierigsten ist der<br />
Verzicht im Bereich der Friedhöfe, weil<br />
dort das Unkraut nur sehr begrenzt mit<br />
maschinellen Mitteln bekämpft werden<br />
kann. Daher sollten besonders im Bereich<br />
von Friedhöfen das Potenzial an naturfördernden<br />
Massnahmen bewusst gemacht<br />
werden und Entwicklungs- und<br />
Pfl egepläne erstellt werden.<br />
Mit gutem Beispiel vorangehen<br />
Wenn die Gemeinde mit dem guten Beispiel<br />
voran geht und ihre Leistungen auch<br />
kommuniziert, wird das auch von privaten<br />
Gartenbesitzern wahrgenommen. Für<br />
diese gilt das Herbizidverbot nämlich genauso.<br />
Bloss hat heute nur gerade jeder<br />
zweite Gartenbesitzer überhaupt Kenntnis<br />
davon. Aufgrund der Daten des Bundesamtes<br />
für Landwirtschaft (BLW) lässt sich<br />
hoch rechnen, dass im Jahr 2008 für die<br />
1 Wittwer Alfred, Gubser Christine 2010:<br />
Umsetzung des Verbots von Pfl anzenschutzmitteln.<br />
Untersuchung zum Stand der<br />
Um setzung des Anwendungsverbots von<br />
Unkrautvertilgungsmitteln auf und an Strassen,<br />
Wegen und Plätzen. Umwelt-Wissen Nr. 1014.<br />
Bundesamt für Umwelt, Bern.<br />
Anwendung im privaten Bereich Produkte<br />
mit insgesamt fast 100 Tonnen Wirkstoffe<br />
verkauft worden sind. Da gilt es mit Aufklärungsarbeit<br />
die Gartenbesitzer davon<br />
zu überzeugen, auf die Anwendung von<br />
Herbiziden zu verzichten.<br />
Weiterbildung<br />
zur Gesetzeskonformität<br />
Es bleibt also immer noch Einiges an Aufklärungsarbeit<br />
zu tun. Daher werden die<br />
Nicht jede Grünfl äche, welche<br />
nicht zum Betreten gedacht ist,<br />
muss als Rasen angelegt sein<br />
ÖFFENTLICHER RAUM<br />
Grünfl ächenmanagement<br />
sanu-Weiterbildung<br />
Kurse für herbizidfreien Unterhalt auch<br />
weiterhin in verschiedenen Regionen der<br />
deutschen und französischen Schweiz angeboten.<br />
Seit 1999 wurden jährlich etwa<br />
100 Personen aus insgesamt 600 Gemeinden<br />
ausgebildet. Ziel ist es, dass alle Gemeinden<br />
in der Schweiz ihren Unterhalt<br />
vollständig herbizidfrei ausführen. Dafür<br />
setzen sich Reto Lareida und Ursula Morgenthaler,<br />
die Referierenden des sanu-<br />
Praxisseminars «Herbizidfreier Unterhalte<br />
in der Gemeinde» unermüdlich ein.<br />
«Herbizidfreier Unterhalt in der Gemeinde | Strassen- und Wegunterhalt,<br />
Rabatten, Begleitfl ächen»<br />
Für Verantwortliche und ausführende Personen in Gemeinden, die mit dem Strassen-,<br />
Weg- und Grünfl ächenunterhalt beauftragt sind und nach neuen Lösungen suchen.<br />
19. Mai 2011 | Meilen<br />
20. Mai 2011 | Aarau<br />
Mandat: Bundesamt für Umwelt BAFU<br />
In Zusammenarbeit mit: CIPEL<br />
Patronate: Kommunale Infrastruktur<br />
Inhalt: Der Unterhalt von Strassen, Wegen, Plätzen und Pärken ist zur Herausforderung<br />
geworden, da keine Herbizide mehr angewandt werden dürfen. Das Chemikaliengesetz<br />
(ChemRRV) verbietet den Unterhaltsdiensten von Gemeinden und Kantonen sowie privaten<br />
Personen die Anwendung von Herbiziden. Die Lösung des Problems liegt im differenzierten<br />
Unterhalt. Gefragt ist ein neues Siedlungsbild, in dem Grünfl ächengestaltung<br />
und -pfl ege sowie Strassenunterhalt nach natürlichen Kriterien erfolgen. Der Praxiskurs<br />
zeigt, wie mit Umgestaltung und differenziertem Arbeiten der Unterhalt einfacher und<br />
gesetzeskonform durchgeführt werden kann. So wird die Umwelt entlastet und der<br />
Gesamtaufwand kann reduziert werden.<br />
Mehrwert für den Gemeindeunterhaltsdienst<br />
Ihr Betrieb arbeitet umweltfreundlich und gesetzeskonform. Der Unterhalt wird kostengünstiger<br />
und mit motivierteren Mitarbeitenden ausgeführt.<br />
Info und Anmeldung unter: www.sanu.ch<br />
SKR 1/11 103
ÖFFENTLICHER RAUM<br />
Pfl ege und Unterhalt<br />
Umweltfreundlicher<br />
STIGA Park Allrad<br />
Kleingeräteträger mit Multiclipsystem<br />
Der multifunktionelle Park, aus der Stiga-<br />
Serie ist dank der echten Knicklenkung und<br />
dem Frontmähwerk wesentlich wendiger<br />
als herkömmliche Rasentraktoren.<br />
Der Kleingeräteträger mit seinem umfangreichen<br />
Sortiment an Zubehör wird,<br />
von Gemeinden, Hauswartungen und Liegenschaftenverantwortlichen<br />
zunehmen<br />
in Anspruch genommen. Mit einigen einfachen<br />
Handgriffen rüsten Sie ihn um und<br />
er arbeitet als Kehrmaschine, Kantenschneider,<br />
Schneepfl ug oder Schneefräse.<br />
Mit der Stiga Multiclip-Technologie sparen<br />
Sie bis zu 30% der Arbeit. Alles in einem Ar-<br />
Park Pro mit<br />
Front-Mähwerk<br />
104 SKR 1/11<br />
beitsgang, mähen, aufbereiten und entsorgen.<br />
Darüber hinaus, sparen sie die Rasenentsorgung<br />
und es entstehen keine Kosten<br />
für die Grünabfuhr.<br />
TITAN – die Profi serie von STIGA<br />
Titan ist von Profis für Profis entwickelt<br />
worden und setzt neue Massstäbe in<br />
Sachen Effektivität und Flexibilität. Die Titan-Geräte<br />
bieten alles, was bei der profes<br />
sionellen Bearbeitung von Grünfl ächen<br />
benötigt wird, einschliesslich Vierradantrieb,<br />
Knicklenkung, hydraulischen Bedienelementen<br />
und Discharge-on-demand auf<br />
Wunsch mit Kabine und Klimaanlage usw.<br />
Die Titanlinie, besteht aus den Gerätetypen<br />
Titan 26 und 32. (3-Zylinder Yanmar-<br />
Diesel Motor von 26, bzw. 32 PS). Mit dem<br />
frontseitig angebauten Stiga-Multi clip-<br />
Mähwerk, Arbeitsbreiten von 135–155 cm,<br />
erreicht man beste Mähresultate.<br />
Titan mit<br />
Kehrbürste<br />
Wie die Stiga Park Serie, verfügt auch der<br />
Titan über verschiedene Anbaugeräte damit<br />
sein Einsatz in jeder Jahreszeit möglich ist.<br />
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ILSEBO Handels AG<br />
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Fax 056 250 50 08<br />
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analysieren auch Ihr Mobilitätsbedürfnis, beraten Sie kompetent und entwickeln eine individuell auf<br />
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Mobility Solutions AG<br />
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Telefon 058 338 55 00<br />
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«Tage der Technik» zur nachhaltigen Mobilität an der Empa<br />
Das Auto der Zukunft<br />
hat viele Gesichter<br />
von Peter Merz<br />
Der an der Empa durchgeführte Teil der schweizweiten Veranstaltung «Tage der Technik» stiess auf reges Interesse.<br />
Dabei ging es um die Zukunft des Automobils, im Zentrum standen Themen wie E-Mobilität und<br />
Gashybrid-Fahrzeuge. Einige Elektroautos konnten die Gäste sogar Probe fahren.<br />
Lautlos saust die neuste Version des Elektrosportwagens<br />
«Tesla Roadster» die<br />
Strasse hinunter. Mit 205 PS beschleunigt<br />
er in 3,9 Sekunden auf 100 Stundenkilometer,<br />
erreicht 210 Stundenkilometer<br />
Höchstgeschwindigkeit und hat eine<br />
durchschnittliche Reichweite von 350 Kilometern.<br />
Neben diesem Elektroauto der<br />
Superlative wurden an der Zentralveranstaltung<br />
der diesjährigen j g «Tage g der Technik»<br />
unter r dem Motto «Quo vadis, Automobil?»<br />
ausserdem usserdem Kleinwagen wie ein<br />
Elektrosmart art oder ein Hybrid-Fiat 500 vorgestellt,<br />
die e die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
Probe robe fahren konnten. Doch nicht<br />
nur das «Rahmenprogramm», Rahmenprogramm», auch die<br />
zahlreichen n ExpertInnen, die in ihren Vorträgen<br />
Antworten tworten zum Thema lieferten,<br />
trugen zum m Erfolg der Veranstaltung bei.<br />
«Das Interesse esse war enorm, wir hatten fast<br />
250 Gäste und mussten aus Platzgründen<br />
sogar Leuten ten absagen», zeigt sich Gabriele<br />
Dobenecker, er, Leiterin der Empa-Abteilung<br />
«Marketing, g, Wissens- und Technologietransfer»und<br />
Co-Organisatorin der<br />
Konferenz, , zufrieden.<br />
106 SKR 1/11<br />
VERKEHR Nachhaltige Mobilität<br />
Der Smart Electric Drive, welchen einige<br />
Teilnehmer Probefahren konnten<br />
Mauro Pellegrini, Zentralpräsident des<br />
Schweizer Berufsverbandes der Ingenieure<br />
und Architekten, Swiss Engineering STV,<br />
der die Tage der Technik seit 2005 ausrichtet,<br />
betrachtete nachhaltige Mobilität aus<br />
dem Blickwinkel eines Ingenieurs und wies<br />
dabei auch auf die Verantwortung seines<br />
Berufsstandes hin: «Wir Ingenieure und<br />
Wissenschaftler sind gefordert, Öffentlichkeit,<br />
Politik und Wirtschaft richtig g zu infor-<br />
mieren. Wir müssen die heutige Situation<br />
ungeschminkt darstellen und die Gesellschaft<br />
für eine nachhaltige Mobilität sensibilisieren.»<br />
Die Zürcher Stadträtin Ruth Genner präsentierte<br />
Lösungsansätze für eine<br />
nachhaltige städti-<br />
sche Mobilität, zum Beispiel fl ächendeckende<br />
Tempo-30-Zonen sowie die Förderung<br />
umweltfreundlicher Verkehrsmittel,<br />
insbesondere Fuss-und Veloverkehr.<br />
Zum Thema Elektromobilität und Ladeinfrastruktur<br />
in der Stadt Zürich erläuterte<br />
der Leiter des ewz-Verteilnetzes Lukas<br />
Küng, dass vor allem die Herkunft der<br />
Elektrizität eine Rolle spielt, da Strom, der<br />
mit fossilen Brennstoffen produziert p<br />
wurde, die Umwelt stärker belastet als<br />
Solarstrom oder Strom aus Wasserkraft.<br />
Und schliesslich stellte Christian Bach, Leiter<br />
der Empa-Abteilung «Verbrennungsmotoren»,<br />
verschiedene Ansätze zur effi -
Beinahe geräuschlos kehrt der E-Bolide «Tesla Roadster»<br />
von einer Testfahrt zurück<br />
zienten CO2-Reduktion vor. Bach vertrat<br />
den Standpunkt, dass im Mobilitätsmarkt<br />
der Zukunft verschiedene Antriebstechnologien<br />
nebeneinander existieren werden<br />
– je nach Bedürfnis beziehungsweise<br />
«Mobilitätstyp»: Elektroautos für den<br />
Stadtverkehr, Gashybride für den privaten<br />
Langstreckenverkehr und Dieselfahrzeuge<br />
für den Schwerverkehr. Zudem zeigte er,<br />
Besser bauen, besser leben<br />
dass umweltfreundlichere Lösungen, wie<br />
zum Beispiel Gas-Hybrid-Fahrzeuge, in einer«Total-Cost-Of-Ownership»-Betrachtung,<br />
nicht teurer als konventionelle Benziner<br />
sind.<br />
Kurzum: «Ein rundherum spannendes Programm<br />
mit hervorragenden Referenten<br />
und zahlreichen Möglichkeiten zum Net-<br />
Schweizer Minergie-Messe Do–So, 10–18 Uhr<br />
www.minergie-expo.ch<br />
Nachhaltige Mobilität VERKEHR<br />
Die neue Generation der Erdgastankstellen soll<br />
in der Bedienung deutlich einfacher sein<br />
working und Informationsaustausch»,<br />
fasst Gabriele Dobenecker* zusammen.<br />
* Gabriele Dobenecker ist bei der Empa<br />
zuständig für die Bereiche Marketing,<br />
Wissens- und Technologietransfer und<br />
steht für weitere Informationen zur Verfügung:<br />
Tel. +41 44 823 44 21, gabriele.<br />
dobenecker@empa.ch<br />
10.–13. März 2011<br />
Messe Luzern<br />
Veranstalter<br />
BE-612<br />
SKR 1/11 107
Carsharing wird immer beliebter. Wieso<br />
sich ein eigenes Auto leisten, das meistens<br />
nutzlos rumsteht aber trotzdem<br />
eine Stange Geld für Steuern, Versicherungen,<br />
Parkplatzmiete usw. verschlingt?<br />
Sharing-Autos sind viel bescheidener. Sie<br />
kosten nur, wenn sie gebraucht werden.<br />
Ausserdem haben sie stets einen für sie<br />
reservierten Standplatz. Das ist eine weitere<br />
praktische Eigenschaft, wenn man<br />
an die Parkplatzproblematik in urbanen<br />
Zentren denkt. Und nimmt man die Umweltkomponente<br />
hinzu, bekommt das<br />
Carsharing seit Oktober 2010 eine neue<br />
Dimension: Projekt eShare.<br />
Projekt eShare:<br />
0 % Emission – 100 % Ökostrom trom<br />
eShare basiert auf dem klassischen sischen Carsharing-Modell,<br />
dem organisierten sierten ge- gemeinschaftlichen<br />
«Teilen» von Fahrzeugen<br />
durch eine Vielzahl an Nutzern. n. Das Einzigartige<br />
am Carsharing-<br />
Konzept von eShare ist, dass<br />
es sich bei den eingesetzten<br />
Fahrzeugen ausnahmslos um<br />
reine Elektroautos handelt. Die e<br />
Fahrzeuge vom Typ Kamoo o<br />
Twingo Elektra des Zürcher Unnternehmens Kamoo AG Electroocars fahren ausschliesslich mit<br />
Ökostrom. Sie sind völlig emismissionsfrei und lautlos unterwegs. egs.<br />
Eine weitere Besonderheit von<br />
eShare ist, dass die Kunden nur ur die<br />
reine Fahrzeugnutzung bezahlen: ahlen:<br />
verrechnet werden die gefahrenen hrenen<br />
Kilometer und Nutzungsdauer uer bequem<br />
per Monatsrechnung. eShare<br />
ist insgesamt an fünf Standorten orten in<br />
Basel Stadt und den Gemeinden en Riehen<br />
und Ittigen BE verfügbar. Alle e eShare- eShare-<br />
Standorte sind mit einer Ladestation destation<br />
ausgerüstet und bequem mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln zu erreichen. ichen.<br />
108 SKR 1/11<br />
VERKEHR<br />
Nachhaltige Mobilität<br />
Projekt eShare «elektrisiert» alle<br />
Carsharing ist eine gute Sache. Erst recht, wenn es sich dabei um 100 Prozent emissionsfreie Fahrzeuge handelt.<br />
Die Mobilitätsanbieterin Mobility Solutions AG, der Kanton Basel Stadt und die Gemeinden Riehen und<br />
Ittigen BE pilotieren zusammen mit lokalen Energieversorgern das Projekt eShare; das erste und einzige Carsharing<br />
mit reinen Elektroautos in der Schweiz.<br />
Kurz: eShare …<br />
• ist das erste und einzige Carsharing<br />
mit Elektroautos in der Schweiz<br />
• verbindet die Vorteile von Carsharing<br />
mit Umweltschutz<br />
• ist Elektromobilität, die sich jeder<br />
leisten kann<br />
• kann von allen Privatpersonen<br />
mit gültigem Führerausweis<br />
genutzt werden<br />
• kostet keine Abogebühren<br />
• ist äusserst fl exibel und lohnt sich<br />
auch für Einzelfahrten<br />
• ist smart – die Fahrzeuge können rund<br />
um die Uhr telefonisch oder<br />
online gebucht werden<br />
• ist immer für die Kunden da:<br />
7 x 24-Hotline<br />
Für wen ist Projekt eShare?<br />
eShare «elektrisiert» alle Privatpersonen<br />
mit einem gültigen Führerausweis der<br />
Kategorie B. Die Anmeldung bzw. Kunden-Registrierung<br />
ist einfach und erfolgt<br />
über die Hotline 0848 66 44 22 oder online<br />
auf www.esharebasel.ch oder www.<br />
eshareittigen.ch. Nach Erhalt der persön-<br />
Projekt eShare ist das erste und einzige<br />
Carsharing mit Elektroautos in der Schweiz
eShare-Projektpartner<br />
• Die Schweizerische Post<br />
Mobility Solutions AG<br />
www.mobilitysolutions.ch<br />
• BKW FMB Energie AG<br />
www.bkw-fmb.ch<br />
• IWB Industrielle Werke Basel<br />
www.iwb.ch<br />
• Kanton Basel Stadt<br />
www.bs.ch<br />
• Gemeinde Riehen<br />
www.riehen.ch<br />
• Gemeinde Ittigen Bern<br />
www.ittigen.ch<br />
Diese Partner beteiligen sich an der Finanzierung<br />
der Fahrzeuge und stellen die<br />
Ladeinfrastruktur sowie die Standorte<br />
zur Verfügung. Mobility Solutions AG<br />
betreibt die IT-Plattform für die Fahrzeugbuchungen,<br />
kümmert sich um die<br />
Beschaffung und den reibungslosen Betrieb<br />
der Fahrzeuge und stellt den Kundendienst<br />
sicher.<br />
Mobility Solutions AG<br />
Als Mobilitätsanbieterin analysiert Mobility<br />
Solutions AG kundenspezifische<br />
Mobilitätsbedürfnisse und berät die<br />
Kunden umfassend hinsichtlich der Entwicklung<br />
von nachhaltigen Mobilitätslösungen.<br />
Das Unternehmen verfügt<br />
über langjährige Praxiserfahrung mit<br />
alternativen Fahrzeugantrieben und<br />
neuen Mobilitätsformen. Bereits 2005<br />
hat die Mobility Solutions AG die ersten<br />
Elek trofahrzeuge auf die Strasse gebracht.<br />
Inzwischen betreibt sie für den<br />
Kunden die Schweizerische Post mit<br />
1000 Elek trorollern die grösste Flotte<br />
dieser Art in Europa. In kontinuierlichen<br />
Praxistests – vor allem im Bereich Elektromobilität<br />
– baut sie ihr Know-how<br />
ständig aus. Nur ein Beispiel für diese<br />
Aktivitäten ist das Full-Service-Angebot<br />
für Elektro autos.<br />
lichen Kundenkarte können die neuen<br />
Testfahrerinnen und -fahrer die Elektrofahrzeuge<br />
bequem rund um die Uhr per<br />
Internet oder Hotline buchen.<br />
Wieso ist eShare ein Projekt?<br />
Vermeiden, Reduzieren, Kompensieren. So<br />
heisst die Dreifaltigkeit nachhaltiger Mobilität.<br />
Diesem Credo hat sich die Mobilitätsanbieterin<br />
Mobility Solutions AG mit dem<br />
Projekt eShare verschrieben (weitere Projektpartner<br />
siehe Kasten). Angesichts der<br />
stetigen Verknappung und Verteuerung<br />
fossiler Energieträger wird sich langfristig<br />
die Elektromobilität durchsetzen. Aber:<br />
Elektrofahrzeuge haben heute gegenüber<br />
ihren «fossilen» Pendants noch Nachteile:<br />
Sie sind wesentlich teurer in der Anschaffung<br />
und noch nicht in ausreichender<br />
Stückzahl verfügbar. Und über die Alltagstauglichkeit<br />
der Fahrzeuge und der Antriebstechnologien<br />
sowie über den Lebenszyklus<br />
– vor allem der Batterien – sind noch<br />
wenige bis gar keine zuverläs sigen Erfahrungswerte<br />
aus Langzeitstudien vorhanden.<br />
Carsharing eignet sich hervorragend<br />
dazu, um Antworten auf diese Fragen zu<br />
liefern. Durch das Sharen werden die Projekt-Fahrzeuge<br />
vielen verschiedenen Nutzern<br />
zugänglich gemacht, was in relativ<br />
kurzer Zeit zu einer grossen Bandbreite an<br />
Informationen führt. Das Projekt ist auf<br />
ein Jahr angelegt und wird von der Berner<br />
Fachhochschule mit einer Forschung begleitet,<br />
die Daten über Batterie, Leistung,<br />
Verbrauch und Ladeverhalten, etc. liefern<br />
wird. Ferner werden im Verlauf des Projekts<br />
die Nutzerinnen und Nutzer von<br />
eShare zu ihren Erfahrungen befragt. Damit<br />
leisten auch sie wertvolle Pionierarbeit<br />
für eine nachhaltige automobile Zukunft.<br />
Projekt eShare ist gut gestartet<br />
Seit dem Projektstart im Oktober 2010<br />
ist eShare gut unterwegs. Zur Zeit sind<br />
Nachhaltige Mobilität<br />
VERKEHR<br />
über 100 registrierte Kundinnen und Kunden<br />
mit den umweltfreundlichen Elektroautos<br />
auf Achse, Tendenz steigend. Eine<br />
erste Auswertung der Projektdaten zeigt,<br />
dass die Reichweite des Twingo Elektra<br />
von ca. 100 km (bei voller Batterieladung)<br />
für die Anforderungen der Kunden völlig<br />
ausreichend ist. Der Durchschnitt pro<br />
Fahrt liegt bei 25 km und einer Nutzungsdauer<br />
von 4 Stunden. Dieses Nutzungsverhalten<br />
führt zu kurzen Ladezyklen zwischen<br />
zwei Fahrten. Die Verfügbarkeit der<br />
Fahrzeuge ist dadurch jederzeit gewährleistet,<br />
da die Fahrzeugbatterien immer<br />
über ausreichend Ladung verfügen. Als<br />
erfreulich erweist sich auch die Tatsache,<br />
dass bisher noch keine einzige Fahrzeugpanne<br />
zu verzeichnen war, was für die Zuverlässigkeit<br />
der eingesetzten Technologie<br />
spricht. Ebenso problemlos und störungsfrei<br />
läuft der Betrieb der Ladesta tionen.<br />
Die Rückmeldungen der Kundinnen und<br />
Kunden sind ausnahmslos positiv und gehen<br />
bis zu «ich bin total begeistert!». Dass<br />
eShare die Umwelt schont, zeigt, dass mit<br />
den Elektro-Twingos im Vergleich zu dem<br />
baugleichen Typ mit Verbrennungsmotor<br />
bis jetzt bereits eine halbe Tonne CO2 eingespart<br />
werden konnte.<br />
Fazit: Die bisher gewonnenen Erkenntnisse<br />
stimmen zuversichtlich. Nicht zuletzt<br />
deshalb, weil bereits einige weitere<br />
Städte, Gemeinden und Tourismusorganisationen<br />
Interesse angemeldet haben,<br />
sich von eShare «elektrisieren» zu lassen.<br />
Eine Ausweitung des Projekts eShare<br />
wird deshalb zur Zeit geprüft.<br />
Mobility Solutions AG<br />
Projekt eShare<br />
Stöckackerstrasse 50<br />
CH-3030 Bern<br />
Tel. 058 338 73 73<br />
eshare@post.ch<br />
www.esharebasel.ch<br />
www.eshareittigen.ch<br />
SKR 1/11 109
Unseren Kantonsstrassen<br />
droht ein massiver Wertverlust<br />
Bezüglich Werterhaltung steht bei den 18’100 Kilometern Kantonsstrassen nicht alles zum Besten: Über die<br />
Hälfte aller Kantone investieren zu wenig, um ihre Strasseninfrastrukturen langfristig und kosteneffi zient zu<br />
erhalten. Bei 10 Prozent der Kantonsstrassen oder rund 1’700 Kilometern besteht sogar akuter Sanierungsbedarf.<br />
Diesen Befund brachte eine von Infrastruktur Strasse publizierte Studie zu Tage.<br />
Optimisten können sich freuen: Im Grossen<br />
und Ganzen sind die Kantonsstrassen<br />
in einem guten Zustand. Dass aber 10%<br />
oder 1’700 Kilometer der Kantonsstrassen<br />
in kritischer oder gar schlechter Verfassung<br />
sind, gibt zu denken. Weitere<br />
3’300 Kilometer oder 19% des Kantonsstrassennetzes<br />
sind zurzeit noch von ausreichender<br />
Qualität. Demzufolge muss<br />
aufgrund von Oberflächenschäden ein<br />
Zehntel des Schweizer Kantonsstrassennetzes<br />
kurzfristig und ein weiterer Fünftel<br />
mittelfristig saniert werden. Besonders<br />
besorgniserregend zeigt sich die Situation<br />
in den Kantonen Wallis, Tessin, Freiburg,<br />
Jura, Appenzell-Ausserrhoden und Obwalden.<br />
Gemäss Einschätzung von Fachleuten<br />
befi nden sich hier mehr als 15%<br />
der Strassenoberfl äche in einem schlechten<br />
oder kritischen Zustand.<br />
Grosse kantonale Unterschiede<br />
Für den baulichen Unterhalt, den Ausbau<br />
und die Verbesserung des Schweizer Kantonsstrassennetzes<br />
werden jährlich rund<br />
940 Millionen Franken ausgegeben. Die<br />
Aufwendungen variieren jedoch von Kanton<br />
zu Kanton stark. Die höchsten Ausgaben<br />
pro Kilometer Kantonsstrasse verzeichnet<br />
der Kanton Basel-Stadt: 144’000<br />
Franken pro Jahr. 23-mal weniger, also<br />
110 SKR 1/11<br />
VERKEHR Verkehrsinfrastrukturen<br />
rund 6’300 Franken pro Kilometer und<br />
Jahr, gibt der Kanton Waadt für die Werterhaltung<br />
seines Strassennetzes aus. Die<br />
grossen Differenzen unter den Kantonen<br />
lassen sich nur bedingt mit objektiven<br />
Kriterien wie beispielsweise der Netzlänge,<br />
der geografi schen Lage oder der<br />
Verkehrsbelastung erklären.<br />
Werterhaltung nicht vernachlässigen<br />
Um die Substanz langfristig zu erhalten,<br />
sind laut Fachkreisen jährliche Investitionen<br />
im Umfang von 1.8 bis 2.6% des Wiederbeschaffungswertes<br />
für Verbesserung,<br />
Ausbau und baulichen Unterhalt notwendig.<br />
17 von 26 Kantonen investieren<br />
gemäss der Untersuchung zu wenig in die<br />
Werterhaltung ihrer Kantonsstrassen. Sie<br />
wenden zum Teil sogar deutlich weniger<br />
«Strassen sind Lebensadern der Wirtschaft.<br />
Nur der werterhaltende Unterhalt bietet<br />
Gewähr für sichere und andauernde Funktionalität.<br />
Aus dieser Sicht ist es klar, dass<br />
Investitionen in Unterhalt und Ausbau der<br />
Strassen zu den Pfl ichtaufgaben der öffentlichen<br />
Hand gehören und nicht Bestandteil<br />
von Sparmassnahmen sein dürfen.»<br />
Hans Killer (svp), Nationalrat, Präsident Infrastruktur Strasse<br />
© Kurt Michel | PIXELIO<br />
als die geforderten 1.8% des Wiederbeschaffungswertes<br />
auf. Die Kantonsstrassen<br />
spielen in der Schweiz als Hauptverkehrsachsen<br />
in den Regionen sowie als<br />
Zubringer für das Nationalstrassennetz<br />
eine bedeutende Rolle. Ihrem Erhalt ist<br />
entsprechend Sorge zu tragen. Werden<br />
notwendige Sanierungen nicht oder verzögert<br />
vorgenommen, besteht die Gefahr,<br />
dass sich die Oberflächenschäden<br />
negativ auf die Tragfähigkeit der Kantonsstrassen<br />
auswirken. Eine zu späte<br />
Wiederinstandsetzung der betroffenen<br />
Strassenabschnitte kommt demzufolge<br />
deutlich teurer zu stehen.<br />
Studie kostenlos verfügbar<br />
Die Untersuchung von Infrastruktur<br />
Stras se stützt sich auf eine im Jahr 2009<br />
unter den Kantonsingenieuren durchgeführte<br />
Umfrage sowie auf Erhebungen<br />
des Bundesamtes für Statistik (BFS) von<br />
2000 bis 2007. Infrastruktur Strasse stellt<br />
die Studie den interessierten Kreisen unter<br />
www.infrastrukturstrasse.ch kostenlos<br />
zum Herunterladen zur Verfügung.<br />
Weitere Auskünfte:<br />
Dr. Benedikt Koch<br />
Vorstandsmitglied Infrastruktur<br />
Strasse, Autor der Studie<br />
bkoch@infra-schweiz.ch<br />
Quelle: www.infrastrukturstrasse.ch
Systeme für die Zustandserhebung<br />
und den Betrieblichen Unterhalt<br />
von Kantonsstrassen<br />
von René Stock<br />
Der Betriebliche Unterhalt ist ein jährlich<br />
wiederkehrender Zyklus klar definierter<br />
Arbeiten auf der Strasse. Die Arbeiten<br />
führen vom Winterdienst, der Reinigung,<br />
der Grünpfl ege über den elektromechanischen<br />
Dienst, den technischen Dienst<br />
etc. bis hin zu kleinen baulichen Unterhaltsmassnahmen.<br />
Der Steuerungsprozess<br />
der Bewirtschaftung der Kantonsstrassen<br />
lässt sich in folgende Teilsysteme<br />
einteilen:<br />
Visualisierung (1)<br />
Für die Inventarisierung des Strassennetzes<br />
bietet sich die Befahrung mit Aufnahmefahrzeugen<br />
an, welche hochaufl ösende<br />
Bilder in Abständen von 3–4 m erstellen.<br />
Die Bilder werden pulsgesteuert nach<br />
Rollkilometer stationiert. So stehen die<br />
Bilder jederzeit, unabhängig von Jahres-<br />
und Tageszeit und Witterung in höchster<br />
Qualität im Büro zur Verfügung. Anhand<br />
112 SKR 1/11<br />
VERKEHR<br />
Vekehrsinfrastrukturen<br />
Die Werterhaltung des Strassennetzes steht und fällt mit dessen Unterhalt, welcher die Lebensdauer der Infrastruktur<br />
massgeblich beeinfl usst. Dabei sind die Herausforderungen interdisziplinär und beginnen bei der<br />
ingenieurmässigen Zustandserhebung der Strasse, führen über die arbeitstechnische Planung des Unterhalts,<br />
die Rückmeldung von Kosten und Leistungen und enden bei der fi nanziellen Nachkalkulation der ausgeführten<br />
Arbeiten. Dafür sind Werkzeuge vorhanden, welche die verschiedenen Disziplinen einfach und pragmatisch<br />
unterstützen.<br />
dieser Bilder lassen sich Strassenschäden<br />
erkennen, dokumentieren und geeignete<br />
Massnahmen einleiten. Zudem lassen<br />
sich die Bilder mit mehr als 35 Themenbereichen<br />
exakt beschreiben, wobei die Zustandserhebung<br />
einer davon ist. Zusätzlich<br />
stehen vielfältige Messfunktionen zur Verfügung,<br />
welche die exakte Ausmassaufnahme<br />
ermöglicht. Die durchgeführten<br />
Arbeiten können durch das Einfügen von<br />
Dokumenten und Bildern beschrieben<br />
werden. Bei grösseren Reparaturen empfi<br />
ehlt es sich, den Strassenabschnitt mit<br />
dem Aufnahmefahrzeug neu zu befahren.<br />
Massnahmen (2)<br />
In einem Planungs- und Steuerungssystem<br />
können die betrieblichen Arbeiten<br />
den zu bearbeitenden Objekten resp.<br />
Strassenzügen zugewiesen werden. Dabei<br />
kommt das Prinzip der «Outputsteuerung»<br />
zur Anwendung, bei welchem die<br />
zu erbringenden Leistungen im Vordergrund<br />
stehen und nicht die vorhandenen<br />
Ressourcen resp. Finanzmittel.<br />
Die durchzuführenden Tätigkeiten werden<br />
vorkalkuliert, in dem die benötigten<br />
Ressourcen wie Personal, Fahrzeug/Geräte,<br />
Material und Fremdkosten für eine<br />
durchschnittliche Tagesleistung erfasst<br />
werden. Mit der Angabe der vorhandenen<br />
Ausmasse kann daraus einerseits der<br />
Ressourcenbedarf und andererseits auch<br />
der Finanzbedarf abgeleitet werden.<br />
Diese Kalkulation, üblicherweise auf Jahresebene,<br />
ist auch gleichzeitig die Grundlage<br />
für die Arbeitsplanung.<br />
Ausführung (3)<br />
Ein Zeit- und Leistungserfassungs-System<br />
ist ein Werkzeug, welches die zuvor<br />
im Planungs- und Steuerungssystem berechneten<br />
Arbeitspläne während der Arbeitsvorbereitung<br />
in einzelne Aufträge<br />
aufteilt. Diese Aufträge betreffen konkrete<br />
Objekte (Strasse von A nach B) und<br />
enthalten exakte Ausführungsanweisungen<br />
(z. B. Rei nigung Fahrbahn, Strassenrand<br />
ohne Pannenstreifen). Die Rapportierung<br />
von Zeit und Kosten (Personen,<br />
Fahrzeug/Geräte, Material, Spesen, Fremdrechnungen)<br />
auf die Aufträge erfolgt entweder<br />
direkt am Arbeitsplatz (via PC), im<br />
Feld über Smart Devices (wie z. B. iPhones)<br />
oder über das Scannen von handschriftlichen<br />
Rapporten. Dadurch können jederzeit<br />
die effektiven Kosten mit den geplanten<br />
Kosten ausgewiesen und verglichen werden.<br />
Die abgearbeiteten Ausmasse (ausgeführte<br />
Arbeiten am Objekt) werden<br />
ebenfalls zurückgemeldet, so dass jederzeit<br />
der Arbeitsfortschritt ersichtlich ist.
Controlling (4)<br />
Um das Controlling durchführen zu können,<br />
braucht es eine Kosten- und Leistungsrechnung<br />
(KLR). Die KLR übernimmt<br />
die Kosten aus der Zeit-/Leistungserfassung<br />
sowie aus der Finanzbuchhaltung<br />
und berechnet innerhalb der Nachkalkulation<br />
die kostendeckenden Verrechnungsansätze,<br />
welche für die neue Planungsperiode<br />
angewendet werden können. Die<br />
Auswertungen der KLR sind für das Controlling<br />
zwingend notwendig, um den Betrieblichen<br />
Unterhalt steuern zu können.<br />
Fachapplikation müllerchur FAMC<br />
Um die Arbeiten sowie den Einsatz der<br />
Ressourcen und fi nanziellen Mittel optimal<br />
steuern zu können, bietet müllerchur seit<br />
mehr als 40 Jahren unterstützende Werkzeuge<br />
an. Die Fachapplikation müller chur<br />
FAMC ist ein völlig neu entwickeltes Produkt,<br />
aufbauend auf der Erfahrung unserer<br />
bisherigen Softwareprodukte. Es bildet<br />
den gesamten Steuerungsprozess vollumfänglich<br />
ab.<br />
Nutzen<br />
Der Nutzen des integrierten Gesamtsystems<br />
FAMC ist die vollumfängliche Abdeckung<br />
des Steuerungsprozesses, von<br />
der Inventarisierung und Visualisierung<br />
der Strasse, der Planung und Steuerung<br />
der Arbeiten über die Zeit-, Kosten- und<br />
Leistungserfassung bis hin zur Kosten-<br />
und Leistungsrechnung. Die Kosteneinsparungen<br />
werden durch die Kostentransparenz,<br />
welche die Standardsoftware<br />
FAMC bietet, als auch durch die vereinfachten<br />
Abläufe (Einmalerfassung, Wiederverwendbarkeit)<br />
erfolgen. Die Auswertungen<br />
stellen aktuelle und aussagekräftige<br />
Informationen und Kennzahlen<br />
zur Verfügung, welche die jederzeitige<br />
und sofortige detaillierte Rechenschaft<br />
ausgeführter (und eben nicht ausgeführter)<br />
Tätigkeiten gegenüber allen Anspruchsgruppen<br />
ermöglicht.<br />
Vekehrsinfrastrukturen VERKEHR<br />
Fazit<br />
40-jähriges Know-how<br />
müllerchur ist ein schweizerisches Unternehmen<br />
mit Sitz in Chur. Gegründet<br />
wurde es 1968 von August Müller. In<br />
den Anfangsjahren konzentrierte sich<br />
das Unternehmen darauf, die Kantone<br />
bei den Abrechnungen des Betrieblichen<br />
Unterhalts der Nationalstrassen zu unterstützen.<br />
Das Angebot wurde seither<br />
kontinuierlich ausgebaut. Heute konzipiert<br />
und realisiert müllerchur umfangreiche<br />
Führungssysteme für die<br />
Entscheidungsträger auf allen Stufen<br />
der öffentlichen Verwaltungen. Die<br />
langjährige Erfahrung und die konsequente<br />
Ausrichtung auf die Bedürfnisse<br />
der öffentlichen Verwaltungen bilden<br />
die Grundlage für die Lösungen. Die interdisziplinäre<br />
Ausrichtung des 20-köpfi<br />
gen Teams auf den Gebieten Betriebswirtschaft<br />
und Informatik ermöglicht<br />
eine ganzheitliche Beratung.<br />
Ein Gesamtsystem basiert auf der Inventarisierung<br />
der Strasse, auf der Planung<br />
und Steuerung anfallender Arbeiten an<br />
der Infrastruktur und auf den täglich anfallenden<br />
Daten aus dem operativen Geschäft<br />
der Auftrags- und Leistungserfassung.<br />
Somit ist eine Führung nach Kennzahlen<br />
gegeben und es kann jederzeit der<br />
aktuellen Rechenschaftspfl icht nachgekommen<br />
werden.<br />
Effi zient kann nur derjenige arbeiten, welcher<br />
effektive Werkzeuge zur Verfügung hat<br />
und auch motiviert ist, diese einzusetzen.<br />
Weitere Auskünfte:<br />
René Stock<br />
Leiter Marketing & Verkauf<br />
müllerchur AG<br />
Steinbockstrasse 8<br />
CH-7000 Chur<br />
Tel.081 252 42 25<br />
Fax 081 252 02 38<br />
rene.stock@muellerchur.ch<br />
www.muellerchur.ch<br />
SKR 1/11 113
Die heute gültigen Verordnungen über<br />
die Verkehrsregeln (VRV) und die Strassensignalisation<br />
(SSV) stammen aus den<br />
Jahren 1962 bzw. 1979. Die seit Inkrafttreten<br />
der beiden Verordnungen durchgeführten<br />
zahlreichen Teilrevisionen erschweren<br />
Übersichtlichkeit und Verständlichkeit<br />
der Regeln. Deshalb sollen sie<br />
komplett revidiert und den heutigen Bedürfnissen<br />
angepasst werden um die Benutzerfreundlichkeit<br />
und Verständlichkeit<br />
zu erhöhen.<br />
Entrümpelung und Abbau<br />
des Schilderwaldes<br />
Regelungen, welche die Verkehrsteilnehmenden<br />
für ein sicheres Verhalten nicht<br />
zwingend kennen müssen, werden entfernt<br />
oder vereinfacht. So werden veraltete<br />
Regelungen aufgehoben oder aktualisiert,<br />
unnötig detaillierte Unterscheidungen<br />
gestrafft. Zum Beispiel sollen<br />
spezielle Bestimmungen zu «Fussgängerkolonnen»<br />
aufgehoben werden, da solche<br />
heute kaum noch vorkommen. Gleiches<br />
gilt für das Verbot von Traktoren auf<br />
Autobahnen und Autostrassen. Auf diesen<br />
Strassen sind Fahrzeuge, welche nicht<br />
legal 80 km/h erreichen dürfen, bereits<br />
verboten. Ein weiteres Ziel der Totalrevision<br />
ist es auch, einen Beitrag zum Abbau<br />
des Schilderwalds auf Schweizer Strassen<br />
zu leisten. Allerdings legt bereits die heutige<br />
Regelung fest, dass grundsätzlich zurückhaltend<br />
signalisiert werden soll.<br />
Neue Bedeutung der Ortschaftstafeln<br />
Neue Lichtsignalanlagen<br />
Schon heute hat die Ortschaftstafel nicht<br />
rein wegweisende Funktion. Diverse nur<br />
innerorts geltende Verkehrsregeln sind<br />
direkt an die Tafel gebunden. In Zukunft<br />
soll auch die Innerortsgeschwindigkeit<br />
114 SKR 1/11<br />
VERKEHR Strassensignalisation<br />
Revidierte Verordnungen<br />
gegen Missverständnisse<br />
im Strassenverkehr<br />
von Patrick Aeschlimann<br />
Verwirrende Signalisationen auf Schweizer Strassen sollen verschwinden: Die Verordnungen über die Verkehrsregeln<br />
und die Signalisation sollen revidiert und den heutigen Bedürfnissen angepasst werden. Doch<br />
nicht nur im Inland sind Verkehrsschilder unklar: Bei einer Autofahrt ins Ausland lauern Missverständnisse.<br />
grundsätzlich ab der Ortschaftstafel gelten<br />
und nicht mehr separat mit dem Signal<br />
«Höchstgeschwindigkeit 50 generell»<br />
angezeigt werden müssen. Damit wird<br />
der Sonderfall Schweiz aufgehoben und<br />
die im übrigen Europa geltende Regelung<br />
übernommen. Der Wechsel des Systems<br />
soll dabei schrittweise umgesetzt werden.<br />
Neuerungen erwarten die Verkehrsteilnehmer<br />
auch an den Ampeln: Unklare<br />
Lichtsignalanlagen sollen saniert werden.<br />
Grünes Licht soll neu in jedem Fall mit einem<br />
gelben Blinklicht ergänzt werden<br />
müssen, wenn der Vortritt anderen Verkehrsteilnehmern<br />
zusteht, denen ebenfalls<br />
ein grünes Licht angezeigt wird (so<br />
genanntes «Konfl iktgrün»; z. B. beim Linksabbiegen<br />
und beim Rechtsabbiegen mit<br />
Fussgängerstreifen).<br />
Geschlechtsneutrale Strassenschilder<br />
Ebenfalls aktualisiert werden Abbildungen<br />
auf den Signalen. Insbesondere sollen<br />
Menschen neu geschlechtsneutral abgebildet<br />
werden, was sicher noch zu vielen<br />
Diskussionen führen wird. Einige Signale<br />
sind im heutigen Strassenverkehr nicht<br />
mehr zeitgemäss oder bringen keine Verbesserung<br />
der Verkehrssicherheit. Folgende<br />
Signale sollen deshalb aufgehoben<br />
werden: Gefahrensignal «Fussgängerstreifen»,<br />
Hinweissignal «Gottesdienst», Vorschriftssignal<br />
«Mindestgeschwindigkeit»,<br />
Vortrittsignale «Einfahrt von rechts» und<br />
«Einfahrt von links», Vortrittsignal «Doppeltes<br />
Andreaskreuz» und Gefahrensignal<br />
«Distanzbake».<br />
Gefährliche Fehlinterpretationen<br />
im Ausland<br />
Ein vom Autovermieter Avis Europe in<br />
Auftrag gegebene Befragung von Autofahrerinnen<br />
und Autofahrern aus ganz Eu-<br />
© Ernst Rose | PIXELIO<br />
Gegen den Wildwuchs von Verkehrsschildern<br />
will der Bund nun etwas unternehmen<br />
ropa zeigt, dass nicht nur Schweizer im<br />
eidgenössischen Schilderdschungel ihre<br />
Mühe haben. Viele Reisende finden die<br />
Verkehrsschilder, denen sie auf ihrer Fahrt<br />
durch die Schweiz begegnen, nur schwer<br />
verständlich. Mehr als die Hälfte der Befragten<br />
Ausländer verstehen die Schweizer<br />
Verkehrssignale nicht. 57 Prozent der Italiener<br />
verwechselten beispielsweise das<br />
Schild für Autobahnausfahrt mit dem<br />
Schild für Umleitung. Die Hälfte der befragten<br />
Belgier wiederum deutete das<br />
gleiche Schild als Aufforderung zum<br />
Rechtsabbiegen. Die Umfrage zeigt weiter,<br />
in welchen europäischen Ländern es sich<br />
für Schweizer Verkehrsteilnehmer entspannt<br />
fahren lässt: in Italien (100% deuteten<br />
italienische Signale richtig), Österreich<br />
(93%), Holland (93%) und Deutschland<br />
(85%). Eine Reise durch Spanien, Frankreich<br />
oder Portugal könnte dagegen problematisch<br />
werden: Bei den spanischen Verkehrsschildern<br />
verwechselten die Befragten<br />
Schweizer zum Beispiel Höchst- und<br />
Mindestgeschwindigkeit, während die<br />
französische Kennzeichnung einer Ausweichstelle<br />
fälschlicherweise als Schild für<br />
«Metro» gedeutet wurde. In Portugal hingegen<br />
dachten 20% der Befragten, das<br />
Verbotsschild für Kehrtwenden bedeute,<br />
dass diese ausdrücklich erlaubt seien.
Sicherheit<br />
– die Gemeinden sind gefordert<br />
von Lucia Uebersax<br />
Die Meldungen in den Medien über Gewaltverbrechen, Vandalismus und Pöbeleien häufen sich. Eine zunehmende<br />
Unsicherheit in der Bevölkerung macht sich breit. Immer mehr Gemeinden sehen sich gezwungen, das<br />
Sicherheitsgefühl ihrer Bürger zu verbessern. Mitte Oktober 2010 lud der Schweizerische Gemeindeverband zu<br />
einer Fachtagung zum Thema Sicherheit in den Gemeinden ein. Praxisbezogene Referate und konkrete Beispiele<br />
zeigten Handlungsmöglichkeiten auf, um die Sicherheit in den Gemeinden zu verbessern.<br />
Laut einer im Mai letzten Jahres durchgeführten<br />
Studie vom Markt- und Meinungsforschungsinstituts<br />
LINK fühlen sich<br />
Herr und Frau Schweizer zusehends unsicher<br />
in ihrem eigenen Land. Rund 90<br />
Prozent der Befragten finden, dass die<br />
Kriminalität in all ihren Formen seit dem<br />
Jahr 2000 erheblich gestiegen sei. Und<br />
dies, obwohl die Schweiz nach wie vor<br />
weltweit zu einer der sichersten Länder<br />
zählt. Hans-Jürg Käser, Berner Regierungsrat<br />
und Vorsteher der Polizei- und Militärdirektion<br />
des Kantons Bern, betont, beim<br />
Thema Sicherheit müsse man unterscheiden<br />
zwischen der objektiven Lage,<br />
die sich in der Kriminalstatistik spiegle,<br />
und dem subjektiven Sicherheitsempfi<br />
nden der Bevölkerung: «Objektiv ist das<br />
Leben in der Schweiz trotz der Zunahme<br />
von Gewalt-, Vermögens- und Drogendelikten<br />
immer noch relativ sicher.» Das<br />
subjektive Sicherheitsempfi nden der Bürgerinnen<br />
und Bürger habe jedoch in letzter<br />
Zeit stark gelitten.<br />
«Man kann den respektvollen<br />
Umgang mit Menschen und<br />
Dingen nicht verordnen»<br />
Gemeindepräsident Ruedi Flückiger,<br />
Wahlern<br />
Um dieser wachsenden Unsicherheit entgegenzuwirken,<br />
sind Gemeinden und<br />
Kantone vermehrt vor grosse Herausforderungen<br />
gestellt, die sie häufi g nur noch<br />
in Kooperationen bewältigen können. So<br />
hat beispielsweise der Kanton Bern (s. Interview)<br />
bereits im Jahre 2007 beschlossen,<br />
eine Einheitspolizei im ganzen Kanton<br />
einzuführen, und die Stadt Liestal<br />
hat mit der Polizei Basel-Landschaft eine<br />
Leistungsvereinbarung abgeschlossen,<br />
wonach die Polizei Basel-Landschaft seit<br />
dem 1. Januar 2011 in einem zweijährigen<br />
Pilotprojekt die stadtpolizeilichen<br />
Aufgaben wahrnimmt.<br />
Ein vielschichtiges und<br />
komplexes Thema<br />
Die Fachtagung vom Schweizerischen Gemeindeverband<br />
und den Partnern Schweizerischer<br />
Städteverband (SSV) und Securitas<br />
von Mitte Oktober 2010 machte<br />
deutlich: Sicherheit ist ein sehr vielschichtiges<br />
und komplexes Thema, das die Gemeinden<br />
immer wieder aufs Neue herausfordert.<br />
Viele Gemeinden haben bereits<br />
mit verschiedenen Massnahmen auf<br />
die wachsende Unsicherheit in der Bevölkerung<br />
reagiert. So hat beispielsweise<br />
die Zürcher Gemeinde Russikon , die in<br />
den letzen fünfzehn Jahren vermehrt mit<br />
Jugendproblemen, zunehmenden Straftaten<br />
und einer wachsenden Unsicherheit<br />
in Teilen der Bevölkerung konfrontiert<br />
war, 1996 einen Gemeindeordnungsdienst<br />
eingerichtet und diesen 2003 um<br />
einen Jugendsozialdienst erweitert. 2004<br />
ging die Gemeinde aufgrund der wachsenden<br />
Unzufriedenheit mit der Kantonspolizei<br />
gar noch einen Schritt weiter und<br />
gründete zusammen mit der Nachbargemeinde<br />
Fehraltorf eine Gemeindepolizei.<br />
Präventionskampagne «zäme … läbig»<br />
Auch die Gemeinde Wahlern in Bern hat<br />
bereits auf die zunehmende Unsicherheit<br />
in der Gemeinde reagiert. Gemeindepräsident<br />
Ruedi Flückiger und Gemeinderat<br />
Dominik Mäder aus Wahlern präsentierten<br />
an der Veranstaltung die Präventionskampagne<br />
«zäme … läbig», die anfangs<br />
2010 startete. Die Kampagne sen-<br />
Kommunale Sicherheit SICHERHEIT<br />
sibilisiert auf die Themen Zivilcourage,<br />
Videokameras, zentrale Anlaufstelle,<br />
Sicherheitsdienst, Beleuchtung, Gemeindepolizeireglement,<br />
Veranstaltungen und<br />
Prävention. Im Rahmen der Kampagne<br />
macht die Gemeinde die Bevölkerung auf<br />
verschiedene Situationen aufmerksam<br />
und führt verschiedene Aktionen durch.<br />
Eine wichtige konkrete Massnahme ist<br />
ein jährlich stattfi ndender runder Tisch,<br />
mit dem Ziel, das Vorgehen in den Bereichen<br />
Jugendliche und Alkohol, Vandalismus<br />
sowie Lärm zu koordinieren. Man sei<br />
sich bewusst, so Flückiger, dass nicht eine<br />
einzige Massnahme oder ein einzelner<br />
Partner die Lösung bringe. «Man kann<br />
den respektvollen Umgang mit Menschen<br />
und Dingen auch nicht verordnen.»<br />
Sicherheit dank<br />
Public Private Partnership<br />
Siegfried Wagner von der Regionaldirektion<br />
Aargau-Solothurn der Schweizerischen<br />
Bewachungsgesellschaft Securitas<br />
AG präsentierte die vielfältigen Dienstleistungen,<br />
welche die Securitas- Gruppe<br />
der öffentlichen Hand und insbesondere<br />
den Gemeinden anbietet. Das Dienstleistungsangebot<br />
umfasst die Bereiche Revierbewachungsdienste<br />
(Revierkontrolle,<br />
Schliessdienst, Werkschutz, Objektbewachung,<br />
Rezeption), Anlassdienste (Kassendienst,<br />
Zutrittskontrolle, Besucherservice),<br />
Sicherheitsdienste (Ordnungsdienst,<br />
Objekt und Wertschutz, Personenschutz,<br />
Gefangenentransport), Verkehrsdienste<br />
(Parkdienst, Verkehrsregelung, Geleisesicherheit),<br />
Interventions- und Zentralendienste<br />
(Alarmempfang, telefonischer<br />
Pikettdienst, Schlüsselservice), Spezialdienstleistungen<br />
(Sicherheitsengineering,<br />
Ausbildung/Training, Investigation Servi-<br />
SKR 1/11 115
ces). Wagner machte darauf aufmerksam,<br />
dass beim Einsatz der Securitas im<br />
öffentlichen Bereich die subsidiäre Zusammenarbeit<br />
mit den Polizeikräften im<br />
Vordergrund stehe. Zentral sei, dass Aufgaben,<br />
Abläufe, das Vorgehen im Ereignisfall<br />
und die Information gegenseitig<br />
schriftlich vereinbart und vertraglich geregelt<br />
werden. «Nur so kann man Kompetenzproblemen<br />
und Schwierigkeiten in<br />
der Absprache zuvorkommen», so Wagner.<br />
Bürger und Bürgerinnen müssen in<br />
jedem Fall wissen, was die Aufgaben der<br />
privaten Sicherheitskräfte sind, ansonsten<br />
die Wahrnehmung immer fraglich<br />
sind. Wagner stellte als Praxisbeispiel die<br />
Aufsichts- und Präventionspatrouillen –<br />
den «Ordnungsdienst»– in der Stadt Olten<br />
vor. In einer Sicherheitserhebung hat<br />
die Stadt «Unsicherheitsgefühlzonen»<br />
ermittelt, Behörden und Stadtpolizei<br />
beschlossen danach Präventionsmassnahmen,<br />
die schliesslich zu einer Public<br />
Private Partnership mit der Securitas AG<br />
führten. Die Patrouillen erfolgen unter<br />
dem Lead der Stadtpolizei, die Schwerpunkte<br />
der Patrouillen werden gemeinsam<br />
festgelegt. Die Securitas- Leute sind<br />
116 SKR 1/11<br />
SICHERHEIT Kommunale Sicherheit<br />
© Bachert | PIXELIO<br />
auf ihren Kontrollgängen zu Fuss unterwegs,<br />
die Rundgänge werden elektronisch<br />
dokumentiert und erfasst.<br />
Früherkennung und Frühintervention<br />
Carlo Fabian, Leiter Radix Nordwestschweiz<br />
und Leiter Gesunde Gemeinden,<br />
informierte über das Radix-Programm<br />
Früherkennung und Frühintervention<br />
(F & F). Fabian betonte, ein grosser Teil der<br />
Kinder und der Jugendlichen in der Schweiz<br />
fühle sich in ihrer Umgebung, in der Familie,<br />
in der Gemeinde oder in der Schule<br />
wohl, sei gesund und meistere die Herausforderungen<br />
des jungen Lebens gut.<br />
«Trotzdem führen Sucht, Gewalt oder soziale<br />
Ausgrenzung, aber auch psychische<br />
Belastungen und andere Probleme bei<br />
Kindern und Jugendlichen in Schulen und<br />
Gemeinden immer wieder zu Schwierigkeiten.»<br />
Eine Massnahme dagegen ist die<br />
Präventionsstrategie F & F, die eine Unterstützung<br />
sowohl für die betroffenen Kinder<br />
und Jugendlichen als auch für Gemeinden<br />
und Schulen bietet. Fabian betonte:<br />
«Gemeindeorientierte Prävention bedeutet<br />
Prävention im sozialen Umfeld». Mit<br />
Sicherheit ist ein sehr vielschichtiges und<br />
komplexes Thema, das die Gemeinden<br />
immer wieder aufs Neue herausfordert<br />
diesem Ansatz erreiche man Personen mit<br />
erhöhtem Gefährdungspotenzial beziehungsweise<br />
ihr Umfeld sehr gut. Das Ziel<br />
von F & F, so Fabian, ist, gefährdete Kinder<br />
und Jugendliche rechtzeitig wahrzunehmen<br />
und zu unterstützen, um passende<br />
Hilfestellungen zu fi nden und ihnen eine<br />
gesunde Entwicklung zu ermöglichen.<br />
Mit der letztjährigen Fachtagung zeigte<br />
der Schweizerische Gemeindeverband<br />
verschiedene Lösungsansätze auf. Praxisbezogene<br />
Referate und konkrete Beispiele<br />
zeigte dem zahlreich erschienen<br />
Publikum Handlungsmöglichkeiten auf,<br />
um bereits bestehende Massnahmen zu<br />
verbessern oder eigene Konzepte zu erarbeiten.<br />
Über Fragen wie, ist eine bessere<br />
Polizeipräsenz die Lösung oder soll<br />
die Gemeinde vermehrt private Sicherheitsdienste<br />
in Anspruch nehmen? Ist die<br />
Videoüberwachung ein zulässiges und ein<br />
taugliches Mittel gegen Gewalt und Vandalismus?<br />
diskutierten Vertretern der<br />
kommunalen Exekutiven und weiterer<br />
Behörden, Kadermitarbeiter und Fachleute<br />
aus Gemeinden, Städten und regionalen<br />
Organisationen.
«Das Projekt Police Bern ist gelungen»<br />
Interview von Lucia Uebersax<br />
Regierungsrat und Sicherheitsdirektor Hans-Jürg Käser über die bernische Einheitspolizei, welche Vor- und Nachteile sich daraus<br />
ergeben und warum er gegen eine Aufweichung des staatlichen Gewaltmonopols durch private Sicherheitsdienste ist.<br />
Hans-Jürg Käser,<br />
Polizei- und Militärdirektor<br />
SKR: Bis spätestens zum 1. Januar 2011<br />
sollen alle Gemeindekorps vom Kanton<br />
Bern zur Einheitspolizei stossen. So hiess<br />
es im Gesetzesentwurf für die Einheitspolizei<br />
vom 22.12.2005, die am 11. März<br />
2007 vom Bernervolk beschlossen wurde.<br />
© 2010 Kanton Bern Wurde dieses Ziel erreicht?<br />
Hans-Jürg Käser: Ja. Bereits seit dem<br />
1. Januar 2010 sind alle kommunalen Polizeikorps im Kanton in die<br />
Kantonspolizei Bern integriert. Mit den Städten und vielen grösseren<br />
Gemeinden hat die KAPO sogenannte Ressourcenverträge abgeschlossen,<br />
in welchen die Leistungen der KAPO defi niert und die<br />
dafür nötigen fi nanziellen Mittel ausgewiesen werden.<br />
SKR: Ist das Projekt Einheitspolizei bis hierher gelungen?<br />
H.-J. K. : Nach meiner Beurteilung ist das Projekt Police Bern gelungen.<br />
Die Eingliederung der kommunalen Polizeikorps ist gut verlaufen,<br />
die «neuen» Kantonspolizisten versehen ihren Dienst in gewohnter<br />
Manier. Sicherlich wird uns noch für eine geraume Zeit das<br />
Zusammenwachsen unterschiedlicher «Unternehmens-Kulturen»<br />
beschäftigen, das haben wir aber auch nicht anders erwartet.<br />
SKR: Wo liegen die Vor – und Nachteile dieser neuen Struktur?<br />
H.-J. K. : Die Vorteile liegen in der Tatsache, dass für die Bevölkerung<br />
nur mehr «eine Polizei» im Kanton Bern existiert, und nicht mehrere<br />
unterschiedliche Polizeikorps wie dies in anderen Kantonen und Ländern<br />
der Fall ist. Dies war auch der zentrale Ansatz der seinerzeitigen<br />
Motion im Grossen Rat. Dieser Lösung hat das Volk denn auch im<br />
Frühjahr 2007 deutlich zugestimmt. Ein gewisser Nachteil der gewählten<br />
Lösung liegt in der Tatsache, dass die Gemeinden und Städte<br />
nach wie vor für die öffentliche Sicherheit verantwortlich sind, aber<br />
weder Mittel noch Kompetenzen mehr haben. Darum die Ressourcenverträge.<br />
Für die Mehrzahl der Gemeinden hat sich aber nichts<br />
geändert, nach wie vor erbringt die KAPO Bern ihre gewohnte fl ächendeckende<br />
Grundleistung für die öffentliche Sicherheit.<br />
SKR: Wie hat die Bevölkerung bislang auf die Umstrukturierung reagiert?<br />
H.-J. K. : Nach unseren Informationen hat die Bevölkerung die neue<br />
Organisation der Polizei positiv aufgenommen. Einzelne Gemeinderäte<br />
sind mit uns im Kontakt. Hauptproblem ist dabei meist der<br />
Nachtlärm, namentlich an den Wochenenden.<br />
SKR: Wie wichtig ist Ihnen die Sicherheit?<br />
H.-J. K. : Für mich als verantwortlicher Regierungsrat hat die öffentliche<br />
Sicherheit einen absolut zentralen Stellenwert. Im Verbund mit<br />
der KAPO setze ich mich engagiert dafür ein und nehme diesbezüg-<br />
Kommunale Sicherheit SICHERHEIT<br />
liche Wahrnehmungen oder Mängel ernst und versuche sie dann<br />
einer befriedigenden Lösung zuzuführen. Die Gewährleistung der<br />
öffentlichen Sicherheit und Ordnung ist meines Erachtens eine der<br />
originären Staatsaufgaben.<br />
SKR: Wie sicher sind Schweizer Bürger und Bürgerinnen in ihrem<br />
eigenen Land?<br />
H.-J. K. : Die Schweiz – und auch der Kanton Bern – ist nach wie vor<br />
ein sicheres Land. Natürlich hat das subjektive Sicherheitsempfi nden<br />
der Bevölkerung in den letzten Jahren gelitten. Dies hängt mit der<br />
angestiegenen Kriminalität, namentlich im Bereich von Delikten gegen<br />
Leib und Leben und mit der tiefen Gewaltschwelle vor allem<br />
auch von Jugendlichen zusammen. Und es hängt schlussendlich auch<br />
mit der Praxis unserer Gerichte zusammen. Dieses gesellschaftliche<br />
Problem müssen wir allerdings im Verbund angehen, weder die Polizei<br />
allein noch die Kantone können das lösen. Insbesondere muss<br />
auch der Bund seinen Teil dazu beitragen. Das Strafgesetzbuch muss<br />
im Sinne der Vorschläge der Konferenz der kantonalen Justiz- und<br />
Polizeidirektoren (KKJPD) dringend überarbeitet werden.<br />
«Die Vorteile liegen in der Tatsache,<br />
dass für die Bevölkerung nur mehr<br />
‹eine Polizei› im Kanton Bern existiert»<br />
SKR: Sie sprechen sich klar gegen eine Aufweichung des staatlichen<br />
Gewaltmonopols durch private Sicherheitsdienste aus. Warum?<br />
H.-J. K. : Weil die öffentliche Sicherheit für mich eine absolut zentrale<br />
Staatsaufgabe darstellt! Selbstverständlich können und sollen<br />
private Sicherheitsfi rmen ihren Beitrag leisten. Die Kantone sind<br />
diesbezüglich bereits mit der Umsetzung eines entsprechenden<br />
Konkordates (Staatsvertrag unter Kantonen) beschäftigt. Darin<br />
werden Kriterien defi niert, welche sich namentlich auf Leumund<br />
und Ausbildung der Mitarbeitenden solcher Firmen beziehen.<br />
Meines Erachtens kann es nicht angehen, dass wir in unserem Land<br />
das polizeiliche «Gewaltmonopol» an Private delegieren. Kontrollaufgaben<br />
der verschiedensten Art indes können sehr wohl auch von<br />
privaten Firmen wahrgenommen werden.<br />
SKR: Wäre dies aber nicht eine geeignete Alternative, um die fehlenden<br />
Polizisten zu kompensieren?<br />
H.-J. K. : Alle Polizeikorps in unserem Land leiden unter Personalknappheit.<br />
Wir sind das Land in Europa mit der geringsten Polizeidichte;<br />
bei uns kommt auf 450 Einwohner 1 Polizist, in Deutschland<br />
z.B. ist das Verhältnis 250:1. Es muss also darum gehen, die<br />
fi nanziellen Mittel bereitzustellen, dass die Bestände erhöht werden<br />
können. Im Kanton Bern werden im Jahre 2011 zusätzlich 30 Polizistenstellen<br />
geschaffen, und wir planen, in den Jahren 2012–2014<br />
nochmals je ca. 30 neue Stellen zu bekommen.<br />
SKR 1/11 117
Eine innovative Versicherungslösung<br />
Egal, ob es um ein Bürogebäude, eine<br />
Wohnsiedlung, eine Schulanlage oder um<br />
ein Altersheim geht: Die Einhaltung des<br />
bewilligten Kredites ist bei jedem Bauvorhaben<br />
ein zentrales Thema – und leider<br />
allzu häufi g auch Gegenstand unschöner<br />
Auseinandersetzungen mit negativer Publizität.<br />
Das muss nicht sein. Damit Bauherren<br />
und Planer mit einem guten Abschluss<br />
ihres Vorhabens rechnen können,<br />
hat der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein<br />
(sia) zusammen mit findigen<br />
Bauspezialisten ein Instrument entwickelt,<br />
das vor negativen Überraschungen<br />
im Kosten- und Qualitätsbereich schützt:<br />
den sia-Kostengarantie-Vertrag. Dabei werden<br />
die im Kostenvoranschlag ermittelten<br />
Baukosten gegen Überschreitung versichert.<br />
Das Vertragsmodell<br />
Drei Faktoren bestimmen den Erfolg oder<br />
Misserfolg eines Bauvorhabens: die Qualität,<br />
die Termine und die Kosten. Drei Parteien<br />
sind im sia-Kostengarantie-Vertrag für den<br />
Erfolg oder Misserfolg verantwortlich:<br />
• die Bauherrschaft<br />
• die Planer (Architekt, Ingenieure)<br />
• der Kostengarant<br />
Die drei Parteien unterzeichnen gemeinsam<br />
den sia-Kostengarantie-Vertrag (sia-<br />
Vertrag 1018) über die Realisierung eines<br />
defi nierten Bauvorhabens zu garantierten<br />
Kosten. Das Bauvorhaben ist in der Regel<br />
baueingabereif oder bereits bewilligt. Der<br />
Abschluss des Kostengarantievertrages auf<br />
der Basis Vorprojekt oder Ausführungsprojekt<br />
ist ebenfalls möglich. Grundlage des<br />
Vertrages ist der von den Planern erarbei-<br />
118 SKR 1/11<br />
BAU Baumanagement<br />
Bauinvestitionen: Ruhig schlafen<br />
dank Kostengarantie<br />
von Urs Grieder, Geschäftsleiter der SGC AG, Basel<br />
Immer wieder führen massive Baukostenüberschreitungen zu politischen Verstimmungen und rechtlichen<br />
Auseinandersetzungen mit Planern und Unternehmern. Mit dem sia-Kostengarantie-Vertrag können sich die<br />
am Bau Beteiligten vor diesen Schwierigkeiten schützen.<br />
Vertragsbeziehungen im<br />
sia-Kostengarantie-Modell<br />
tete und von der Bauherrschaft genehmigte<br />
Kostenvoranschlag (KV). Dieser wird<br />
vom Garanten verifi ziert und mit der Vertragsunterzeichnung<br />
garantiert. Die Garantie<br />
geht nicht zulasten der Qualität<br />
oder der Gestaltung des Projektes. Versichert<br />
wird das von den Planern entwickelte<br />
und von der Bauherrschaft genehmigte<br />
Projekt.<br />
Die Vorteile der Bauherrschaft<br />
Die Bauherrschaft profitiert im sia-Kostengarantie-Modell<br />
in vierfacher Hinsicht:<br />
• Mit der Vertragsunterzeichnung sind die<br />
Kosten und die Qualität des versicherten<br />
Bauvorhabens garantiert.<br />
• Die Bauherrschaft erhält durch den<br />
Garanten eine kompetente<br />
Zweitmeinung über wesentliche<br />
Elemente des Projektes, wenn<br />
dieser die Optimierungschancen<br />
und die Risiken<br />
des Projektes analysiert. Eine<br />
solche Analyse ist Voraussetzung<br />
für die Deckungszusage<br />
der Versicherung.<br />
Der Fünfer – Kostengarantie<br />
– und das Weggli – volle Flexibilität<br />
– für die Bauherrschaft<br />
Bauherr<br />
Architekt/<br />
Ingenieur<br />
SIA 1018<br />
Kostengarant<br />
Versicherung<br />
• Der Garant entlastet die Bauherrschaft<br />
wesentlich im Ausschreibe-, Vergabe-<br />
und Vertragswesen, in der Abnahme<br />
und der Garantieerledigung, in der<br />
Kostenkontrolle und der Bauabrechnung<br />
sowie im Projektänderungswesen<br />
und Nachtragsmanagement.<br />
• Sie behält jederzeit die volle Flexibilität<br />
und Handlungsfreiheit etwa bei der<br />
Wahl der Planer und Unternehmer,<br />
der Material- und Farbwahl sowie<br />
bei allfällig erforderlichen Projektänderungen.<br />
© AngelaL | PIXELIO
Was der Garant leistet<br />
Vor Abschluss des sia-Kostengarantie-Vertrages<br />
erarbeitet der Garant eine fundierte<br />
Projektanalyse, welche die Projektrisiken<br />
und die Optimierungspotentiale beleuchtet.<br />
Gegenstand der Projektanalyse ist z. B.<br />
• die Projektorganisation<br />
und die Planerverträge<br />
• der Baugrund, die Konstruktion<br />
und die Statik<br />
• die Gebäudetechnik- und<br />
Energiekonzepte<br />
• der Kostenvoranschlag (Vollständigkeit,<br />
Preise, Ausmasse, Reserven)<br />
Anhand der Projektanalyse unterbreitet<br />
der Garant der Bauherrschaft Optimierungsvorschläge<br />
und eine Einschätzung<br />
der Projektrisiken, holt die Deckungszusage<br />
der Versicherung ein und arbeitet den<br />
Versicherungsvertrag aus.<br />
Nach Abschluss des Garantievertrages<br />
überwacht der Garant die weitere Planung,<br />
die Bauausführung und insbesondere<br />
die Kosten. Dazu prüft er speziell die<br />
• Unternehmerlisten und<br />
Ausschreibungsunterlagen<br />
• Vergabeanträge und Werkverträge<br />
• Nachträge und Projektänderungen<br />
• Rechnungen, Zahlungsanweisungen<br />
und die Schlussrechnung<br />
Damit unterstützt und entlastet er wie,<br />
eingangs erwähnt, die Bauherrschaft erheblich.<br />
Der Garant stellt sicher, dass die<br />
Kosten den bewilligten Kredit der Bauherrschaft<br />
nicht überwuchern.<br />
Damit die Kosten<br />
den bewilligten Kredit<br />
nicht überwuchern<br />
Die Aufgaben und Leistungen der Planer<br />
werden vom sia-Kostengarantie-Vertrag<br />
nicht eingeschränkt. Der Architekt bzw. die<br />
Ingenieure erbringen unverändert die üblichen<br />
Leistungen für die Projektierung,<br />
den Kostenvoranschlag, die Baueingabe,<br />
die Ausführungsplanung, die Bauleitung<br />
etc. Das sind gute Voraussetzungen für die<br />
optimale Umsetzung des gemeinsam mit<br />
der Bauherrschaft entwickelten Projektes.<br />
Wie viel die Garantie kostet<br />
Die Entschädigung für die Kostengarantie<br />
beträgt in der Regel 2–3% der Bausumme.<br />
Da nach der Projektanalyse des Garanten<br />
meistens die Reserven im Kostenvoranschlag<br />
reduziert werden können und das<br />
+/- 10%-Risiko im Kostenvoranschlag wegfällt,<br />
ist die Kostengarantie per Saldo für<br />
den Bau-herrn in der Regel kostenneutral.<br />
Die Projektanalyse ist in den oben genannten<br />
Kosten enthalten, wenn ein Garantievertrag<br />
abgeschlossen wird. Kommt kein<br />
Garantievertrag zustande, weil die Bauherrschaft<br />
z. B. mit dem Wissen der Projektanalyse<br />
die Risiken selbst bewältigen<br />
kann, so verrechnet der Garant die Projektanalyse<br />
zu den Selbstkosten.<br />
Baumanagement BAU<br />
Der sia-Kostengarantie-Vertrag<br />
sorgt dafür, dass Qualität und<br />
Kosten Ihres Bauvorhabens<br />
im Lot bleiben<br />
Zusammenfassend bietet<br />
der sia-Kostengarantie-<br />
Vertrag eine valable Alternative<br />
zum General- oder<br />
Totalunternehmervertrag –<br />
und das zu einem guten<br />
Preis-/Leistungsverhältnis. Er<br />
gewährt der Bauherrschaft die<br />
volle Flexibilität im Bauablauf und<br />
sorgt dafür, dass die Qualität, die Termine<br />
und die Kosten im Lot bleiben.<br />
Die Bilanz ist positiv<br />
Der überwiegende Teil der bis anhin abgewickelten<br />
Projekte konnte innerhalb oder<br />
gar unter den genehmigten Kosten erstellt<br />
werden. Bei den vereinzelten Kostenüberschreitungen<br />
waren entweder Bestellungsänderungen<br />
die Ursache oder die Versicherung<br />
zahlte wie vereinbart die Überschreitung.<br />
Die Erfahrungen mit dem innovativen,<br />
aber bis anhin noch wenig bekannten sia-<br />
Kostengarantie-Modell sind deshalb durchwegs<br />
positiv. Die SGC AG mit Sitzen in Basel<br />
und Genf, welche als «Garant der ersten<br />
Stunde» das Modell seit 20 Jahren anbieten,<br />
hat zahlreiche Neu- und Umbauten auf Garantiebasis<br />
erfolgreich begleitet. Weitere Informationen<br />
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Rechtsdienst des sia in Zürich.<br />
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Suisse Public<br />
gestern – heute – morgen<br />
Die Suisse Public feiert dieses Jahr ihre 20. Durchführung. Was<br />
war ursprünglich der Anstoss zur Lancierung einer Fachmesse in<br />
diesem Bereich?<br />
Rolf Krähenbühl*: Aus der Geschichte heraus weiss ich, dass Gemeindebehörden<br />
immer wieder Einladungen zu diversen Produkte-Demonstrationen<br />
erhielten, welche in irgendeiner Gemeinde<br />
vorgeführt wurden. Doch auch wenn das Interesse der<br />
Geladenen am vorgeführten Objekt vorhanden war, erwies es sich<br />
dennoch meistens als zu umständlich, die teils grossen Distanzen<br />
nur einer Maschine wegen zurückzulegen. Aus diesem Grund initiierten<br />
der damalige Präsident des Schweizerischen Gemeindeverbandes<br />
Erwin Freiburghaus und René Hugo Ernst, Direktor der<br />
Aussteller-Genossenschaft BEA, die Ausstellung «Gemeinde». Ziel<br />
der Ausstellung sollte es sein, an einem Ort konzentriert, von<br />
überall aus bequem erreichbar, eine umfassende Leistungsschau<br />
führender Firmen mit Gemeindebedarf zu realisieren.<br />
In welcher Form fand die erste Durchführung statt?<br />
R. K.: Am 10. Juni 1972 fand die erste Gemeindeausstellung in<br />
Bern statt. An der ersten Ausstellung, die damals acht Tage dauerte,<br />
nahmen rund 100 Aussteller mit mehr als zwei Dutzend<br />
Warengruppen teil. Die ausstellenden Firmen präsentierten sich<br />
bereits damals nach Branchen gruppiert in verschiedenen Messehallen,<br />
so dass der Besucher auf kleinem Raum seine Vergleiche<br />
ziehen konnte.<br />
Wie hat sich die Suisse Public in den letzten Jahren entwickelt?<br />
R. K.: An der ersten Messe fehlten<br />
noch Angebote wie beispielsweise<br />
Bürogeräte. Heute kann es sich<br />
kaum mehr eine (Kommunal-)Branche<br />
leisten, der Messe fernzubleiben.<br />
So präsentiert die heutige Suisse<br />
Public während vier Tagen ein umfangreiches<br />
Angebot, welches für<br />
die Bewältigung der vielschichtigen<br />
Aufgaben auf Gemeinde-, Kantons-<br />
und Bundesebene und sogar bei<br />
Grossbetrieben unverzichtbar ist.<br />
Einzig im Bereich EDV verzeichnen<br />
wir einen Ausstellerrückgang. Dies<br />
mag in erster Linie den vielen spe-<br />
Vorschau Suisse Public BESCHAFFUNGSWESEN<br />
Zum 20. Mal präsentiert die Schweizer Fachmesse für öffentliche Betriebe und Verwaltungen vom 21. bis 24.<br />
Juni 2011 auf dem Messeplatz in Bern aktuelle Entwicklungen aus dem Kommunalbereich. Was im Jahre 1972<br />
bescheiden begonnen hat, gilt heute als grösste Leistungsschau der Branche. Wie sich die Suisse Public verändert<br />
hat und in welche Richtung sie sich entwickelt, erläutert Rolf Krähenbühl, Bereichsleiter Messen Industrie<br />
und Technik, BEA bern expo AG, im Interview.<br />
Suisse Public damals und heute<br />
Jahr 1972 Jahr 2011<br />
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zifi schen Messen in diesem Bereich zuzuschreiben sein. Mit der Ausstellungsvielfalt<br />
wuchs auch die Aussteller- und Besucherzahl und<br />
neue Angebote wurden in die Messe integriert: der Sektor Feuerwehr<br />
zum Beispiel, seit 2001 fi xer Bestandteil der Suisse Public, oder<br />
Pro Aqua, welche sich seit dem Jahr 2003 an der Suisse Public<br />
präsentiert. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass sich das Angebot<br />
an der Suisse Public mit den sich verändernden Herausforderungen<br />
und Bedürfnissen im öffentlichen Sektor verändert.<br />
Und darum wurde aus der «Gemeinde» die «Suisse Public»?<br />
R. K.: Genau. Mit der Namensänderung im Jahr 2001 wollten wir<br />
uns neuen Thematiken öffnen, welche nicht an den Gemeindegrenzen<br />
Halt machen, als Beispiel sei die Arealpfl ege bei Grossfi<br />
rmen genannt. Ich denke, dies ist uns gelungen. Zudem ist der<br />
heutige Name offener gegenüber der französisch sprechenden<br />
Bevölkerung und passt in unser Messeportfolio.<br />
Sie haben angesprochen, dass neue Bereiche zur Suisse Public<br />
hinzukamen. Hat der Besucher überhaupt noch den Überblick?<br />
R. K.: Ja, darauf legen wir Wert. Der Grossteil unserer Besucher<br />
bereitet sich gezielt auf ihren Messebesuch vor. Zudem spricht<br />
nicht jeder Bereich denselben Besucher an. Der Werkhofl eiter besucht<br />
zum Beispiel die SIK-Hallen, der Verantwortliche des Sportamtes<br />
andererseits interessiert sich für die SWISSINFRA SPORT<br />
und der Informatikverantwortliche hält sich wohl vorwiegend in<br />
der EDV-Halle auf. Andere wiederum, nehmen wir den Gemeindeschreiber,<br />
besuchen Versammlungen.<br />
Vorschau Suisse Public BESCHAFFUNGSWESEN<br />
Wird es die Institution Messe noch geben oder ist das Messewesen<br />
ein Auslaufmodell?<br />
R. K.: Das Messewesen wird nie sterben. Die Angebotsvielfalt,<br />
direkte Vergleichsmöglichkeiten und die Gelegenheit, sich mit<br />
dem Anbieter oder Besucher persönlich auszutauschen, sind in<br />
dieser Form nur bei einem Messebesuch möglich. Das Potential<br />
einer solchen Begegnungsplattform lässt sich durch keine Hochglanz-Broschüre<br />
oder E-Mail-Konversation ersetzen.<br />
Wie wird die Suisse Public in Zukunft aussehen?<br />
R. K.: Wie bereits erwähnt, richtet sich die Suisse Public nach den<br />
Bedürfnissen der Besucher und den Veränderungen im Kommunalwesen.<br />
So ist zum Beispiel dieses Jahr neu die Messe für<br />
Sport- und Freizeitinfrastruktur – die SWISSINFRASPORT – Teil<br />
der Suisse Public. Durch den Ausbau des Messeplatzes Bern können<br />
wir der Pro Aqua erstmals Platz in unserer modernen Halleninfrastruktur<br />
bieten. Und dieses Credo verfolgen wir auch in<br />
Zukunft: Unsere Bestrebung wird es auch in den nächsten zwanzig<br />
Jahren sein, die gesamte Produkte- und Dienstleitungs palette<br />
in ihrer ganzen Vielfalt abzudecken und unserem Anspruch als<br />
einzige nationale Leistungsschau im Kommunalbereich gerecht<br />
zu bleiben.<br />
* Rolf Krähenbühl, 47, ist Bereichsleiter Messen Industrie und<br />
Technik bei der BEA bern expo AG. Er ist seit 1999 für die BEA<br />
bern expo AG tätig und leitet die Suisse Public 2011 zum 7. Mal.<br />
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von Matthias Oppliger<br />
Brigitt Kundert blickt zurück auf eine über<br />
40jährige Berufstätigkeit in unterschiedlichsten<br />
Bereichen des Bildungswesens.<br />
Zuerst als Kindergärtnerin, dann als Lehrerin<br />
für Methodik/Didaktik, später im Bereich<br />
der Aus- und Weiterbildung in der<br />
Industrie und zuletzt als Projektleiterin<br />
umfangreicher Schulprojekte beim Basler<br />
Erziehungsdepartement. Nach ihrer Pensionierung<br />
wollte sie der Gesellschaft<br />
etwas zurückgeben. Obwohl sie keine<br />
Probleme damit hätte, ihre neu gewonnene<br />
Freizeit sinnvoll zu verbringen. Zum<br />
Beispiel könnte sie mit ihren Enkeln in<br />
den Zoo gehen. Sie hat sich aber entschieden,<br />
einige Stunden pro Woche unentgeltlich<br />
zu arbeiten. Sozialprojekten<br />
stellt sie ihre Erfahrungen zur Verfügung.<br />
Erfahrungen die sie ihrer jahrelangen<br />
Arbeit auf Projektbasis verdankt. Sie hilft<br />
Konzepte zu erarbeiten, stellt Zeitpläne<br />
auf und leistet Überzeugungsarbeit bei<br />
Stiftungen und Sponsoren. Brigitt Kundert<br />
ist Beraterin bei Innovage, einem<br />
Netzwerk hoch qualifi zierter Frauen und<br />
Männer, erfahren in Führung und Projektmanagement.<br />
Alle pensioniert oder<br />
kurz davor, deshalb das «age».<br />
Brachliegendes Wissen zu aktivieren, gesellschaftliches<br />
Potential auszuschöpfen,<br />
die Brücke zu schlagen zwischen den Generationen,<br />
dies waren die Ideen die der<br />
Gründung von Innovage zugrunde lagen.<br />
So hat im Jahr 2006 Migros-Kulturprozent<br />
in Zusammenarbeit mit der Hochschule<br />
Luzern – Soziale Arbeit dieses Projekt<br />
lanciert. Von Beginn weg wurde auf<br />
die starke Partizipation der Mitglieder gezählt.<br />
Sie sollten die Entwicklung mitbestimmen<br />
und prägen. Soziale und kulturelle,<br />
nichtkommerzielle Projekte zu<br />
unterstützen, das war und ist noch immer<br />
der Gedanke dahinter. Bis Mitte 2010<br />
gab es 6 regionale Netzwerke, Suisse<br />
128 SKR 1/11<br />
SOZIALES Alter und Innovation<br />
Überalterung, demografi sche Veränderungen, Konkurrenz der Generationen – solche Schlagwörter hört und<br />
liest man in den letzten Jahren regelmässig. Dass die Unterschiede zwischen den Generationen aber eine eigentliche<br />
Bereicherung für Junge und Alte darstellen, zeigt das Projekt «Innovage».<br />
Romande, Zentralschweiz, Ostschweiz,<br />
Zürich, Solothurn und in der Nordwestschweiz.<br />
Das siebte Netzwerk, im Tessin,<br />
ist im Entstehen begriffen.<br />
Vom Projekt zur Institution<br />
Anlässlich des vierten Geburtstages von<br />
Innovage fand in Luzern eine Tagung<br />
statt. Die Eröffnungsrede hielt die Nationalratspräsidentin<br />
Pascale Bruderer. Passenderweise.<br />
Hatte sie ihr Präsidialjahr<br />
doch dem Brückenschlag zwischen den<br />
Generationen gewidmet. «Das Miteinander<br />
verschiedener Generationen macht<br />
uns als Gesellschaft stark. Profi tieren wir,<br />
von diesem Reichtum an Perspektiven,<br />
Ideen und Erfahrungen!», so Bruderer in<br />
ihrer Eröffnungsrede.<br />
«Es wäre schade,<br />
diese Fähigkeiten<br />
ungenutzt zu lassen»<br />
Doch man war nicht nur zusammengekommen,<br />
um zu feiern. Migros-Kulturprozent<br />
hat diesen Anlass genutzt, das<br />
Projekt «Innovage» in die Institution «innovage.ch»<br />
zu überführen. Dieser neu gegründete<br />
Verein ist jetzt Träger und Geschäftsführer<br />
der bald sieben lokalen Netzwerke.<br />
Finan ziell und ideell stützend wirken<br />
die beiden Projektinitianten aber weiterhin.<br />
Weiter wurde ein Buch, «Die andere<br />
Karriere – gesellschaftliches Engagement in<br />
der zweiten Lebenshälfte – Am Beispiel<br />
von Innovage», veröffentlicht. Fachartikel,<br />
Beraterportraits, reportageähnliche Projektbeschriebe,<br />
ein Vorwort von Pascale<br />
Bruderer und ein humoriges Nachwort<br />
des Kabarettisten Joachim Rittmeyer<br />
behandeln die Themen Freiwilligenarbeit,<br />
Soziales Engagement und Leben im Alter<br />
und stellen so die Idee «Innovage» vor.<br />
Neue Lebensrealitäten kennenlernen<br />
Nach ihrer Motivation gefragt, streicht<br />
Brigitt Kundert vor allem die Möglichkeit<br />
heraus, Einblicke in neue Lebenswelten<br />
zu erhalten. Mit ihrem ersten Projekt,<br />
einem Chor für das Strassenmagazin<br />
«Surprise», hatte sie die Gelegenheit, die<br />
Strassenverkäufer vom Supermarkt und<br />
von der Bahnhofshalle persönlich kennenzulernen.<br />
«Es tut uns älteren Menschen<br />
gut, hin und wieder neue Luft zu<br />
schnuppern», so Kundert.<br />
Auch für andere Mitglieder ist dieses Eintauchen<br />
in unbekannte Welten ein<br />
Hauptgrund bei Innovage mitzumachen.<br />
Aus serdem sind viele Leute heutzutage<br />
mit 65 noch fi t und längstens nicht gewillt<br />
die Füsse hochzulegen. Kundert weiss vor<br />
allem von Männern, die Mühe damit hatten,<br />
entlassen in die «grosse Freiheit»,<br />
von einem Tag auf den anderen nicht<br />
mehr gebraucht zu werden. «Unterbeschäftigung<br />
kann auch Depressionen auslösen».<br />
Die Pensionierten haben sich<br />
während ihrer berufl ichen Laufbahn viel<br />
Wissen und Erfahrung angeeignet. «Es<br />
wäre doch schade, diese Fähigkeiten ungenutzt<br />
zu lassen».<br />
Uneinigkeiten zu Beginn<br />
Ganz unproblematisch war die Anfangsphase<br />
von Innovage aber nicht. Mit den<br />
verschiedenen beruflichen und persönlichen<br />
Hintergründen der einzelnen Teilnehmer<br />
waren auch ganz unterschiedliche<br />
Vorstellungen von der Freiwilligenarbeit<br />
verbunden. Der grösste Teil der<br />
Pensionierten hatte das Bedürfnis sich<br />
gemeinnützig zu engagieren, Dinge direkt<br />
zu bewegen. Die Gründung eines Vereins,<br />
mit allen damit verbundenen Arbeiten<br />
und entsprechendem Zeitaufwand, woll-
ten die wenigsten auf sich nehmen.<br />
Schliesslich hielt das nur davon ab, sich in<br />
spannenden Projekten einzubringen. Migros<br />
Kulturprozent hat Innovage aber<br />
von Beginn weg so aufgebaut, dass sich<br />
die Teilnehmer selber stark einbringen<br />
müssen. Einfach nur an den Kursen mitmachen<br />
und sich dann aus einer Liste von<br />
Projekten das spannendste auszusuchen<br />
– wer mit dieser Einstellung ans Werk<br />
ging, wurde rasch enttäuscht. Oder<br />
musste umdenken: Wie Brigitt Kundert.<br />
«Ich habe mir auch ernsthaft überlegt, ob<br />
ich einem Verein wie Innovage wirklich<br />
beitreten wollte.» Einige hätten sich geweigert,<br />
ihr aber wurde klar, dass eine<br />
effektive Arbeit gewisser Strukturen be-<br />
dingt. «Wir hatten eine kritische Grösse<br />
erreicht, so dass eine lose Zusammenarbeit<br />
immer schwieriger wurde».<br />
Kundert ist Mitglied der sechsköpfigen<br />
Geschäftsleitung von innovage.ch. Sie<br />
zeichnet dort verantwortlich für ein neues<br />
Mitarbeitskonzept. «Wir wollen weg vom<br />
Begriff ‹Ausbildung›, was wir anstreben,<br />
ist eine kurze, professionell geleitete Einführung,<br />
die zentral organisiert ist und ein<br />
Handbuch, welches wir den regionalen<br />
Netzwerken zur Verfügung stellen». Diese<br />
seien dann frei, ihre neuen Mitglieder<br />
möglichst rasch in konkrete Projekte einzubinden.<br />
In der ersten Phase nahmen die<br />
Pensionäre an mehrtägigen Kursen teil,<br />
«Es tut uns älteren Menschen gut,<br />
hin und wieder<br />
neue Luft zu schnuppern»<br />
Brigitt Kundert<br />
Alter und Innovation SOZIALES<br />
Bild: Georg Anderhub<br />
die sie oft aus der eigenen Tasche bezahlten.<br />
In diesen Lektionen wurden verschiedene<br />
Themen wie Fundraising und<br />
Projektmanagement behandelt. Daneben<br />
erhielten die Teilnehmer einen Überblick<br />
darüber, welche gemeinnützigen Institutionen<br />
es gibt. Auch in diesen Kursen<br />
machte sich die Verschiedenheit der künftigen<br />
Innovage-Berater bemerkbar. Entsprechende<br />
Schlüsse wurden gezogen und<br />
schlagen sich im künftigen Mitarbeitskonzept<br />
nieder. «Es macht wenig Sinn,<br />
Leute mit so unterschiedlichen Vorkenntnissen<br />
gemeinsam auszubilden.» In Zukunft<br />
solle dies vermehrt «on-the-job»<br />
geschehen. «Dann wissen die Leute auch<br />
gleich worauf sie sich einlassen».<br />
Am Anfang war man natürlich froh um<br />
jeden Interessenten, der als Berater mitmachen<br />
wollte. Es habe sich aber gezeigt,<br />
dass Personen mit Führungs- und Projekterfahrung<br />
mit der Arbeit besser zurechtkommen.<br />
Kundert zieht daraus entsprechende<br />
Konsequenzen. «Wir müssen<br />
in Zukunft stärker darauf achten, welche<br />
Erfahrungen die künftigen Berater mitbringen».<br />
Sie kann sich auch eine Art Bewerbungsverfahren<br />
vorstellen. «So können<br />
wir Enttäuschungen vermeiden».<br />
Eine zuweilen beschwerliche Suche<br />
Derart gerüstet machen sich nun die Berater<br />
auf die Suche nach geeigneten Projekten.<br />
Dies gestaltet sich nicht so einfach,<br />
wie man vielleicht erwarten würde.<br />
Viele Institutionen sind primär auf der<br />
Suche nach Geld. Innovage will sich aber<br />
nicht als reine «Fundraising-Agentur» verstanden<br />
haben. Vielmehr wollen sich die<br />
Mitglieder mitsamt ihrer Begeisterung<br />
und Erfahrung einbringen. Beim bereits<br />
erwähnten Surprise-Chor hat Brigitt Kundert<br />
zusammen mit ihrem Kollegen Jürg<br />
Keilwerth in einem ersten Schritt einen<br />
umfassenden Projektbeschrieb erarbeitet.<br />
«Wir sahen auf einmal was für ein<br />
schönes Projekt sich daraus entwickeln<br />
könnte. Von da an waren wir mit Herzblut<br />
dabei, zumal mein Kollege selbst in<br />
mehreren Chören aktiv ist». Sie selbst sei<br />
überrascht gewesen, wie einfach es war,<br />
bei verschiedenen Stiftungen Geld zusammenzubringen.<br />
Die seriöse Vorarbeit<br />
und das überzeugte Auftreten der beiden<br />
Berater seien wohl ausschlaggebend gewesen.<br />
«Wenn ich von einer Sache überzeugt<br />
bin, macht es mir auch nichts aus,<br />
Geld zu sammeln. Aber ausschliesslich<br />
das zu tun, kann ich mir nicht vorstellen».<br />
Eine weitere Schwierigkeit: Vor allem Ver-<br />
SKR 1/11 129
waltungen und Gemeinden würden eher<br />
zurückhaltend auf die Anfragen reagieren,<br />
offenbar befürchte man dort Konkurrenz<br />
durch die unentgeltliche Arbeit.<br />
Bei privaten Institutionen hingegen sei<br />
das Feedback durchwegs positiv. Oft sind<br />
bestimmte Projekte nur dank der Mithilfe<br />
der Innovage-Leute möglich, da diese<br />
Organisationen selten freie personelle<br />
Kapazitäten haben.<br />
Durchstarten, so bald als möglich<br />
Im Gespräch mit Brigitt Kundert und beim<br />
Betrachten der Website und des erwähn-<br />
130 SKR 1/11<br />
SOZIALES Alter und Innovation<br />
Fachliteratur zum Thema<br />
Beat Bühlmann (Hrsg.)<br />
Die andere Karriere<br />
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Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im ersten Kapitel werden sechs Beraterinnen<br />
und Berater portraitiert. Die kurzweiligen Texte zeigen die<br />
grosse Vielfalt und die unterschiedlichen Hintergründe der Mitglieder.<br />
ten Buches erhält man das Gefühl, dass<br />
hier eine grossartige Idee reift. Dass sich<br />
da ein Projekt im Aufbau befi ndet, was<br />
viel Gutes bewirken kann. Man bekommt<br />
aber auch das Gefühl, dass Innovage noch<br />
nicht richtig durchgestartet ist. Ein riesiges<br />
Potential scheint darauf zu warten,<br />
genutzt zu werden. Im Netzwerk Nordwestschweiz<br />
sind gerade mal 18 Berater<br />
aktiv. Eine erstaunlich tiefe Zahl. Es<br />
müsste doch in einer solchen wirtschaftlich<br />
starken Region zahlreiche ehemalige<br />
Führungskräfte mit Interesse an unentgeltlicher,<br />
gemeinnütziger Arbeit geben.<br />
Brigitt Kundert sieht denn auch in der<br />
Mitgliederwerbung eine der grössten<br />
zukünftigen Aufgaben für Innovage. «Meiner<br />
Meinung nach funktioniert das nur<br />
über gute Projekte. Projekte die strahlen,<br />
die von Medien und Öffentlichkeit wahrgenommen<br />
werden». Sie scheut auch<br />
nicht die Verwendung typisch betriebswirtschaftlichen<br />
Vokabulars. Es müsse sich<br />
eine «Marke» entwickeln. «Innovage muss<br />
als Name bekannt werden». Dann würden<br />
sich mit der Zeit wohl auch mehr potentielle<br />
Berater melden. «Hat sich Innovage<br />
erst einmal etabliert, vereinfacht<br />
sich auch die Suche nach geeigneten Projekten».<br />
Der zweite Teil gibt Beispiele für das Engagement von Innovage. Sechs<br />
Projekte werden vorgestellt: Von einen Dorfl aden in Wuppenau, der<br />
psychisch behinderten Frauen eine Arbeitsstelle gibt, über Migrantinnen-Aupairs<br />
in Thun bis zum Chor der Verkäufer des Strassenmagazins<br />
«Surprise» reicht das breite Spektrum des Innovage-Engagements.<br />
Im dritten Teil schliesslich, fi ndet sich unter anderem ein Fachartikel zum<br />
Thema Netzwerke, ein Round-Table-Gespräch mit fünf Netzwerk-Koordinatoren<br />
und ein Nachwort des Basler Kabarettisten Joachim Rittmeyer.<br />
Weitere Fachliteratur auf www.fachpresse.com/themen/fachliteratur<br />
SKR-REDAKTIONSNETZWERK / MITWIRKENDE IN DIESER AUSGABE<br />
Folgende Autoren haben in dieser Ausgabe interessante und aktuelle Informationen zu bestimmten Fachgebieten zusammengetragen,<br />
damit Sie über die wichtigsten Entwicklungen informiert sind:<br />
Hermann Hill 22<br />
Prof. Dr. jur<br />
Deutsche Hochschule<br />
für Verwaltungswissenschaften, Speyer<br />
hill@dhv-speyer.de<br />
www.hfv-speyer.de<br />
Stefan Grob 24<br />
Complecta GmbH<br />
Agentur für Text und Konzept<br />
www.complecta.ch<br />
Richard Schraner 30<br />
MAS Public Management<br />
Leiter Finanzen<br />
Gemeinde Fislisbach,<br />
Projektleiter<br />
Pilotgemeinden HRM2 Kanton AG<br />
richard.schraner@fi slisbach.ch<br />
Alexander Hunziker 32<br />
Professor an der<br />
Berner Fachhochschule,<br />
Leiter Studiengang<br />
EMBA Public Management<br />
mail@ahunziker.ch<br />
www.ahunziker.ch<br />
Markus Riesch 35<br />
dipl. Betr. u. Prod.-Ing. ETH<br />
dipl. NPO-Manager VMI,<br />
Universität Fribourg<br />
Stiftung «Zugang für alle»,<br />
Schweizerische Stiftung<br />
zur behindertengerechten<br />
Technologienutzung<br />
riesch@access-for-all.ch<br />
www.access-for-all.ch<br />
Markus Haefl iger 68<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Press'n'Relations GmbH Zürich<br />
mh@press-n-relations.ch<br />
Jürg Krummenacher 77<br />
Prof. Dr. h.c.<br />
Leiter Interdisziplinärer Schwerpunkt<br />
Gesellschaftliche Sicherheit und<br />
Sozialversicherungen,<br />
Hochschule Luzern<br />
juerg.krummenacher@hslu.ch<br />
www.hslu.ch/wirtschaft<br />
Jürg Wellstein 96<br />
Wellstein Kommunikation GmbH<br />
wellstein.basel@luewin.ch<br />
www.wellkomm.ch<br />
Peter Merz 106<br />
Kommunikation<br />
Empa, Dübendorf<br />
www.empa.ch
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