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SKR 1/11 67


IT-SOLUTIONS Business Intelligence (BI)<br />

Staat spart hunderte Millionen<br />

von Markus Häfliger<br />

Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO hat sein altes Business-Intelligence-System durch ein neues ersetzt.<br />

Mit BI kann die Arbeitslosenversicherung jährlich mehrere hundert Millionen Franken sparen.<br />

Die Arbeitsmarktstatistik des Schweizerischen<br />

Staatssekretariats für Wirtschaft<br />

SECO gehört zu den grösseren Auswertungen,<br />

die beim Bund mittels eines Business-Intelligence-Systems<br />

vorgenommen<br />

werden. Da 2009 innerhalb eines von der<br />

Ausgleichsstelle der Arbeitslosenversicherung<br />

angestossenen Projektes das bestehende<br />

Arbeitsvermittlungssystem AVAM<br />

der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren<br />

(RAV) komplett neu gebaut wurde,<br />

kam man nicht umhin, auch für das Data<br />

Warehouse LAMDA (LAbor Market Data<br />

Anlaysis) eine neue Lösung zu suchen. Die<br />

Datenbank (Oracle) und das Datenintegrationssystem<br />

(Informatica) hatten sich bewährt<br />

und wurden weiter betrieben. Beim<br />

Frontend aber entschloss man sich, mittels<br />

WTO-Ausschreibung ein neues System<br />

zu evaluieren, um die BI-Instrumente<br />

der 150 RAV, der 43 Arbeitslosenkassen<br />

(ALK) und der 26 Logistikstellen für arbeitsamtliche<br />

Massnahmen zu ersetzen.<br />

Benutzerfreundlichkeit und<br />

reduzierter Wartungsaufwand<br />

Nach einem längeren Evaluationsprozess<br />

standen sich schliesslich in der Endausscheidung<br />

Cognos, Microstrategy und<br />

Oracle gegenüber, die mit jeweils zwei<br />

Vertretern während zweieinhalb Tagen<br />

vor Benutzer- und Entwickler-Vertretern<br />

die Qualität ihrer Systeme unter Beweis<br />

stellen mussten. Sowohl Benutzer als<br />

auch Entwickler bewerteten den Lösungsweg<br />

sowie die Resultate der Problemstellungen.<br />

So musste zum Beispiel gezeigt<br />

werden, wie das System Änderungen<br />

in der Datenbank weiterverarbeiten<br />

kann, etwa wenn eine neue Variable eingeführt<br />

wird, und wie in der Folge Reports<br />

erstellt werden: «Microstrategy erhielt<br />

den Zuschlag aufgrund des hohen Erfüllungsgrades<br />

der Anforderungen und wegen<br />

seiner besonderen Benutzerfreund-<br />

68 SKR 1/11<br />

lichkeit», sagt Dr. Elmar Benelli, Leiter des<br />

Lamda-Projekts bei der Arbeitsmarktstatistik<br />

des Schweizerischen Staatssekretariats<br />

für Wirtschaft SECO. Für den Hersteller<br />

sprach ausserdem, dass der Wartungsaufwand<br />

des neuen Systems mit<br />

den BI-Tools deutlich reduziert werden<br />

konnte. Dazu Benelli: «Microstrategy bietet<br />

eine Metadaten-Schicht, über die alle<br />

Abfragen laufen.» Das erleichtere einerseits<br />

die Übersicht und andererseits die<br />

Wiederverwendbarkeit von Objekten (Metriken,<br />

Attributen, Filtern etc.). So werden<br />

– was vorher nicht möglich war – Fehler in<br />

einem Filter geändert und in allen Reports,<br />

die den gleichen Filter verwenden,<br />

automatisch korrigiert.<br />

Ablösung des alten Systems<br />

Anfang 2009 war man soweit fortgeschritten,<br />

dass die Entwicklung des neuen<br />

Quellsystems (AVAM) abgeschlossen war<br />

und die Einführung der BI-Lösung rasch<br />

vorangetrieben werden musste. Denn<br />

wenn im Juni das neue AVAM eingeführt<br />

werden und am 1. Juli die neuen Arbeitslosenstatistiken<br />

zur Verfügung stehen<br />

sollten, musste das BI-System fertig sein.<br />

Man entschied deshalb, zunächst die Microstrategy-Version<br />

8 einzuführen und<br />

danach auf Version 9 zu migrieren. «Der<br />

Wechsel erfolgte problemlos und schnell,<br />

wir konnten innerhalb weniger Wochen<br />

das neue System ausrollen und die Benutzer<br />

kamen nur mit Version 9 in Kontakt»,<br />

sagt Benelli. Termingerecht wurde<br />

drei Monate nach der Einführung von Microstrategy<br />

9 das System in Betrieb genommen:<br />

Am 1. Juli wurde als erste Applikation<br />

die offi zielle Arbeitsmarktstatistik<br />

für den Zugriff und die Auswertungen<br />

freigegeben. Ab August wurden dann alle<br />

zwei bis drei Monate die neuen Applikationen<br />

freigeschaltet. Heute sind deren<br />

sieben in Betrieb: Neben der offiziellen<br />

Dr. Elmar Benelli, Leiter Lamda-Projekt<br />

bei der Arbeitsmarktstatistik des Schweizerischen<br />

Staatssekretariats für Wirtschaft SECO<br />

Projektdaten LAMDA X<br />

• Microstrategy 9, Informatica<br />

Powercenter und Apache Webserver<br />

auf Sun Solaris (Sparc)<br />

• Oracle-Datenbanken auf AIX (Power)<br />

• Dauer: 24 Monate<br />

• Aufwand: 5’200 Personentage,<br />

davon 3’500 intern. ca. 80%<br />

für die Datenbewirtschaftung<br />

• Anzahl Benutzer: 1045<br />

• Verteilung: vor allem Web,<br />

z. T. Desktop


Übersichtsseite des Cockpits mit wichtigen Kennzahlen<br />

für auswählbare Monate, für die Schweiz oder einzelne Kantone<br />

Arbeitsmarktstatistik, den Auszahlungsstatistiken<br />

der Arbeitslosenversicherungen<br />

und den Arbeitsloseninformationen<br />

für die Öffentlichkeit über Internet nutzen<br />

die Behörden das System für Auswertungen<br />

von arbeitsmarktlichen Massnahmen,<br />

erhalten Leistungsmerkmale,<br />

Wirkungsindikatoren und Interpretationshilfen<br />

von der Personalberatern oder<br />

RAV sowie Führungskennzahlen. Drei<br />

weitere Anwendungen sind derzeit in<br />

Entwicklung.<br />

Zusammengefasst gab es bei der Einführung<br />

des neuen Systems keine wirklichen<br />

Probleme. Lediglich bei der Datenübernahme<br />

aus dem alten Quellsystem tauchten<br />

einige Unschärfen auf. «Das war aber<br />

nicht wirklich überraschend, weil bei Datenmigrationen<br />

meistens nicht alles hundertprozentig<br />

klappt», sagt Benelli. Man<br />

konnte schnell einige Umgehungslösungen<br />

fi nden, die es erlaubten, die Arbeitslosenzahlen<br />

zeitgerecht und korrekt zu<br />

veröffentlichen.<br />

Vorteil Sprachunterstützung<br />

Die Sprachunterstützung von Microstrategy<br />

erwies sich als weiterer grosser Vorteil.<br />

«Die neue Version von Microstrategy<br />

hat eine auf der Metadaten-Schicht basierende<br />

Sprachunterstützung, die für<br />

uns sehr hilfreich ist, müssen doch alle<br />

Reports in den drei wichtigsten Amtssprachen<br />

veröffentlicht werden», so Benelli.<br />

Erst wird ein Report in einer Sprache<br />

erstellt und es können dann alle Bezeichnungen<br />

(Tabellenüberschriften etc.) in ein<br />

Excel-File exportiert werden, in das die<br />

Übersetzungen in die entsprechenden<br />

Kolonnen für die zusätzlichen Sprachen<br />

eingefügt werden. Anschliessend wird die<br />

Datei wieder in das Repository importiert<br />

und es müssen nur noch die Bezeichnungen<br />

mit den jeweiligen Daten verbunden<br />

werden. «Vorher musste jeder Report in<br />

allen Sprachen einzeln entwickelt werden.<br />

Fachliche Änderungen mussten dann parallel<br />

in allen Sprachversionen nachgeführt<br />

werden. Heute ändern wir das<br />

entsprechende Objekt, zum Beispiel die<br />

Defi nition einer Kennzahl, nur noch einmal»,<br />

so Benelli weiter.<br />

Schulung und Akzeptanz<br />

von Entwicklern und Endnutzern<br />

Parallel zur Beschaffung der Version 8<br />

wurde das Kernteam (Entwickler) geschult.<br />

Ab Februar 2009 wurden mit Hilfe<br />

von Microstrategy-Beratern erste Reports<br />

entwickelt und im April die Version<br />

9 getestet, die Ende des Monats als Produktiv-Version<br />

bestimmt wurde. Im Mai<br />

wurden die Entwickler auf die neue Version<br />

umgeschult und die circa eintägige<br />

Schulung für die Endnutzer aus den Kantonen<br />

und des SECO entworfen. Für das<br />

SECO-Projektteam waren immer Berater<br />

von Microstrategy vor Ort, während den<br />

Nutzern in den Kantonen nach der Schulung<br />

ein Telefon-Support zur Verfügung<br />

stand. Seit Juli 2009 bis heute werden<br />

laufend zusätzliche, auch vertiefte Schulungen<br />

und Workshops mit zum grossen<br />

Teil internen Schulungsverantwortlichen<br />

angeboten. Ziel sei es gewesen, die Reports<br />

so weit wie möglich selbsterklärend<br />

zu gestalten, sodass sich der Aufwand für<br />

die Schulung der meisten Benutzer in engem<br />

Rahmen hält. «Bei den Benutzern,<br />

die die alte Lösung und ihre Einschränkungen<br />

kannten, waren die Erwartungen<br />

Business Intelligence (BI) IT-SOLUTIONS<br />

Kennzahlen im Vergleich zu anderen Kantonen und zum gesamtschweizerischen<br />

Durchschnitt (hier am Beispiel der Vermittlungen auf offene Stellen)<br />

hoch. Alle bisherigen Reaktionen zeigen,<br />

dass wir mit der deutlich benutzerfreundlicheren<br />

Lösung diese Erwartungen noch<br />

übertroffen haben», sagt Benelli.<br />

Insbesondere hinsichtlich der Auswertungsmöglichkeiten<br />

habe sich einiges<br />

verbessert: «Heute können verschiedene<br />

Auswertungen in einer Ansicht kombiniert<br />

werden. Früher war immer nur eine<br />

Abfrage möglich, was dazu führte, dass<br />

häufig mehrere Abragen nacheinander<br />

gestartet werden und die Ergebnisse in<br />

Excel zusammengeführt werden mussten.<br />

Mit Microstrategy können wir nun<br />

Übersichtsauswertungen, Cockpits und<br />

Dashboards erstellen.»<br />

Indirekte Kosteneinsparungen<br />

Im Betrieb der Anwendung gibt es momentan<br />

keine Einsparungsmöglichkeiten,<br />

weil die Benutzerintensität, die Anzahl<br />

Benutzer und die Anzahl Reports sich<br />

stark erhöht haben. «Die Einsparungen<br />

einer BI-Anwendung messen sich durch<br />

die Nutzung des Systems und eine bessere<br />

Steuerung des Business», sagt Benelli.<br />

Im Umfeld der Arbeitslosenversicherung<br />

kann laut einer externen Studie bei<br />

Gesamtausgaben von 6,4 Mrd. Franken<br />

jährlich von Einsparungen von mehreren<br />

hundert Millionen Franken durch schnelle<br />

Wiedereingliederung von Stellensuchenden<br />

in den Arbeitsmarkt und durch besseren<br />

Einsatz von arbeitsmarktlichen<br />

Massnahmen ausgegangen werden.<br />

«Dazu kann die IT einen Beitrag leisten.<br />

Voraussetzung ist, dass die richtigen<br />

Kennzahlen zu den richtigen Personen<br />

fl iessen und dort die richtigen Aktionen<br />

auslösen», so Benellis Fazit.<br />

SKR 1/11 69


BILDUNG/ERZIEHUNG Ernährung und Bewegung<br />

Konzerne und Behörden<br />

erziehen zu gesundem Essen<br />

und mehr Bewegung<br />

von Lucia Uebersax<br />

Jahrelang drohte Fettleibigkeit in vielen Ländern zu einer wahrhaften Epidemie auszuweiten. Auch in der<br />

Schweiz. Doch nun scheint der Trend gestoppt: Die Übergewichts-Epidemie stagniert. Doch von einer Entwarnung<br />

will keiner was wissen. Vielmehr fordern Experte gezielte Massnahmen, um die Gesundheit ernsthaft zu<br />

fördern, Lebensmittelkonzerne bieten vermehrt freiwillig gesündere Lebensmittel an und Kantone setzen sich<br />

für mehr Bewegung und gesundes Essen für Kinder ein.<br />

Immer mehr Menschen leiden weltweit<br />

an Übergewicht. Die Zahl stieg während<br />

gut drei Jahrzehnten beachtlich. Insbesondere<br />

auch bei Kindern. Nach Angaben<br />

des Bundesamtes für Gesundheit sind<br />

bereits 20% der Kinder in der Schweiz<br />

übergewichtig, vier Prozent sogar fettleibig.<br />

Im Vergleich zum Stand vor 20 Jahren<br />

kommt diese Zahl einer Verfünffachung<br />

gleich. Doch nun scheint sich das Blatt<br />

aber zu kehren: Forscher beobachten,<br />

dass in zahlreichen Ländern die Anzahl<br />

der Menschen mit einem zu hohen Body-<br />

Mass-Index (BMI) nicht mehr zunimmt.<br />

Doch von einer Entwarnung will hierzulande<br />

keiner was wissen. Vielmehr fordern<br />

Experten, dass Verbote eingeführt<br />

werden, um die Gesundheit ernsthaft zu<br />

fördern und Behörden schreiben vor, was<br />

in die Znünibox der Kinder kommt, und<br />

was nicht. Weil sich das BAG (Bundesamt<br />

für Gesundheit) unter den Bundesräten<br />

70 SKR 1/11<br />

Didier Burkhalter und Pascal Couchepin<br />

gegen staatliche Vorschriften und Verboten<br />

aussprach, sind die Massnahmen bislang<br />

freiwillig und je nach Firma unterschiedlich.<br />

Salz- und Fettgehalt reduzieren<br />

So leisten erst vereinzelte Lebensmittelkonzerne<br />

durch die Reduzierung von Salz,<br />

Zucker und Fett in den Lebensmitteln einen<br />

Beitrag für eine gesündere Ernährung.<br />

Der Fleischverarbeitungsbetrieb Traitafi na<br />

hat im letzten Jahr den Salz- und Fettgehalt<br />

in verschiedenen Wurstwaren gesenkt.<br />

Unilever sieht vor, ebenfalls den<br />

Salzgehalt in gewissen Produkten zu senken<br />

und die ersten beiden Partner von<br />

«actionsanté», Migros und Coop, haben<br />

bereits vor zwei Jahren verschiedene Versprechen<br />

eingelöst. So hat Coop den Zuckeranteil<br />

bei Jogurts und Frischdesserts<br />

der Coop Eigenmarken «Prix garantie» und<br />

«Qualité & Prix» um 10 bis 20 Prozent gesenkt.<br />

Migros seinerseits reduzierte den<br />

Salzgehalt in verschiedenen Pizzen und<br />

Pastasorten sowie in einigen Fertiggerichten.<br />

Im Takeaway-Bereich soll das Angebot<br />

an ausgewogenen Gerichten ausgeweitet<br />

werden. Auch Selecta, die Verpflegungsautomaten<br />

betreibt, hat in<br />

verschiedenen Schulen das Sortiment in<br />

ihren Automaten angepasst. So wurde<br />

der Anteil an gesunden Lebensmitteln wie<br />

Früchten, Joghurts, ungesüssten Kaltgetränken<br />

sowie kalorienreduzierten<br />

Sandwiches ausgebaut.<br />

Werbung trägt Mitverantwortung<br />

Für die Gesundheitsverbände sind diese<br />

Bestrebungen bloss kleine Schritte in die<br />

richtige Richtung. Um die Menschen wirklich<br />

zu einem gesünderen Lebensstil anzu-<br />

© Colette Knecht | RADIX © Colette Knecht | RADIX


halten, bedürfe es weiterer Massnahmen.<br />

Der Geschäftsleiter der Schweizerischen<br />

Adipositas-Stiftung, Heinrich von Grünigen,<br />

fordert deshalb: «Es sind klare gesetzliche<br />

Aufl agen nötig wie Restriktionen bei<br />

der Verpfl egung an Schulen, Besteuerung<br />

extrem kaloriendichter Lebensmittel, eine<br />

Einschränkung der Lebensmittelwerbung<br />

und ein Verbot von Werbung, die sich an<br />

Kinder richtet.» Doch von Vorschriften und<br />

Verboten will das BAG nichts wissen. «Das<br />

BAG setzt mit seiner Initiative ‹actionsanté›<br />

nicht auf Vorschriften oder Verbote,<br />

sondern auf die Freiwilligkeit des Privatsektors.<br />

Dies ermöglicht eine schnelle<br />

und effektive Umsetzung von Aktionen,<br />

unter anderem auch im Bereich Marketing<br />

und Werbung. Ein Vorteil dieses Vorgehens<br />

ist, dass damit ein Grossteil der Bevölkerung<br />

erreicht wird. Vor Kurzem haben<br />

einige Unternehmen gemeinsam ein Aktionsversprechen<br />

eingereicht, um auf freiwilliger<br />

Basis Einschränkungen für Werbung<br />

einzuführen, die auf Kinder zielt. Der<br />

Erfolg solcher Aktionen hängt jedoch auch<br />

davon ab, ob und wie die Eltern ihre Erziehungsverantwortung<br />

wahrnehmen»,<br />

so Liliane Bruggmann, Leiterin der Sektion<br />

Ernährung und Bewegung beim Bundesamt<br />

für Gesundheit. Doch auch ETH-Professor<br />

und Marketing-Spezialist Michael<br />

Siegrist hat konkrete Forderungen: «Vorschriften<br />

und Regulierung sind im Bereich<br />

Marketing und Werbung für Kinder notwendig.<br />

Wenn Kinder mit Spielsachen und<br />

Werbung dazu animiert werden, Fast-<br />

Food Produkte zu konsumieren, dann<br />

sollte man eingreifen.» Wenn Kinderschokolade<br />

als gesundes Produkt und Hamburger<br />

als Disney-Figuren vermarktet werden,<br />

dann habe er Mühe. «Solche Werbeaktivitäten,<br />

die den Lebensmittelkonsum der<br />

Kinder in Richtung einer nicht ausgewogenen<br />

Ernährung beeinfl ussen, kann und<br />

darf man nicht befürworten.»<br />

Kantone fördern Gesundheit<br />

der Kinder<br />

Doch nicht die Werbung alleine trägt die<br />

Schuld. In den letzten Jahren hat sich unser<br />

Ernährungsverhalten stark verändert.<br />

Die Nahrung ist im Überfl uss vorhanden,<br />

jedoch ist das Wissen um eine gesunde<br />

Ernährung mehr und mehr verloren gegangen.<br />

Übergewicht und Fehlernährung<br />

stellen heute in vielen industrialisierten<br />

Ländern ein grosses Problem dar, denn<br />

immer mehr Personen sind davon betroffen.<br />

Besonders auffällig ist die Entwicklung<br />

bei den Kindern und Jugendlichen. Gerade<br />

für sie ist eine ausgewogene Ernährung<br />

aber sehr wichtig. Sie ist eine zentrale Voraussetzung<br />

für eine gesunde, körperliche<br />

und geistige Entwicklung. Die Kinder essen<br />

zum einen zu wenig Früchte und Gemüse<br />

und zum anderen zu viel Zucker. Zudem<br />

führt der Trend weg vom Frühstück und<br />

hin zu immer weniger Mahlzeiten am Familientisch.<br />

Ein zweites wichtiges Element,<br />

welches Übergewicht begünstigt, ist der<br />

ausgeprägte Bewegungsmangel. Zunehmend<br />

beklagen Lehrer und Mediziner, dass<br />

immer mehr Kinder über bisher unbekannte<br />

motorische Defi zite verfügen. Eine<br />

Rolle vorwärts und das sichere Rückwärtslaufen<br />

auf einer Linie ist von vielen nicht<br />

mehr zu schaffen. Und glaubt man den<br />

Einschätzungen der Wissenschaftler, dann<br />

wird sich das alles noch verschlechtern.<br />

«Vor Kurzem haben einige<br />

Unternehmen gemeinsam<br />

ein Aktionsversprechen<br />

eingereicht, um auf freiwilliger<br />

Basis Einschränkungen<br />

für Werbung einzuführen,<br />

die auf Kinder zielt»<br />

Um den Negativtrend zu stoppen, haben<br />

engagierte Pädagogen und Ärzte diverse<br />

Projekte ins Leben gerufen: Mit Merkblättern<br />

für die Eltern, was Kinder zum<br />

«Znüni» mitnehmen dürfen und was<br />

nicht, wollen die Kantone mobil machen<br />

gegen fettleibige Kinder und von Karies<br />

geschädigten Zähne. Das Projekt «Purzelbaum,<br />

ein Konzept für mehr Bewegung<br />

BILDUNG/ERZIEHUNG<br />

Ernährung und Bewegung<br />

© Colette Knecht | RADIX<br />

und gesunde Ernährung im Kindergarten»<br />

stammt aus dem Kanton Basel-Stadt.<br />

«Dahinter stehendes Ziel ist die Bewegungsfreude<br />

der Kinder im Alltag zu erhöhen<br />

und gesunde Zwischenmahlzeiten anzubieten,<br />

um so einen Beitrag zur Gesundheit<br />

der Kinder zu leisten», so Colette<br />

Knecht, Projektleitende «Purzelbaum».<br />

Von 2004 bis 2006 führten acht Kindergärten<br />

«Burzelbaum» (in Basel mit B geschrieben)<br />

als Pilotprojekt durch, aktuell<br />

sind 90 Kindergärten daran beteiligt. Im<br />

Anschluss an die Pilotphase werden bis<br />

2012 alle Kindergärten in Basel-Stadt<br />

«Burzelbaum» umsetzen. Das erfolgreiche<br />

Projekt hat die kantonalen Grenzen jedoch<br />

längst überschritten. Bern, Glarus, St.Gallen,<br />

Zug und Zürich haben «Purzelbaum»<br />

bereits in einigen Kindergärten erfolgreich<br />

eingeführt, weitere fünf Kantone starteten<br />

im Sommer 2009 damit (Fribourg,<br />

Graubünden, Jura, Neuenburg und Waadt).<br />

2010 wurde «Purzelbaum» im Rahmen der<br />

kantonalen Aktionsprogramme von Luzern<br />

sowie Ob- und Nidwalden erstmals<br />

auch in Kindertagesstätten und Spielgruppen<br />

durchgeführt. (s. Interview mit<br />

Frau Colette Knecht von Radix)<br />

Der Kampf gegen Übergewicht und Fettleibigkeit<br />

bei Kindern führt nicht nur über<br />

die Ernährung. Der Königsweg führt über<br />

eine gesunde Ernährung, mehr Bewegung<br />

und bessere Informationen der Eltern, zusammen<br />

mit einer Sensibilisierung der<br />

Kinder. Die Projekte «Purzelbaum» und<br />

«actionsanté» sind erste Schritte in die<br />

richtige Richtung.<br />

SKR 1/11 71


BILDUNG/ERZIEHUNG Ernährung und Bewegung<br />

«Purzelbaum - Mit offenen Bewegungssettings<br />

Erfolgserlebnisse ermöglichen<br />

und die Bewegungsfreude steigern»<br />

SKR: Seit 2004 besteht das Projekt Purzelbaum, das einst vom Kanton<br />

Basel-Stadt lanciert wurde und seither bereits in vielen Kantonen<br />

umgesetzt worden ist. Was ist die Idee von «Purzelbaum»?<br />

Colette Knecht: Es freut mich sehr, dass heute rund 16’000 Kinder<br />

in 16 Kantonen von Purzelbaum profi tieren. Primäre Ziele des Konzepts<br />

sind die Bewegungsfreude und Bewegungszeit der Kinder im<br />

Alltag zu erhöhen, gesunde Zwischenmahlzeiten anzubieten und<br />

somit einen Beitrag zur Gesundheit der Kinder zu leisten. Mit dem<br />

Ansatz der offenen Bewegungssettings und -angebote können sich<br />

die Kinder ihre «Aufgabe» ihrem Entwicklungsstand gemäss selbst<br />

stellen und erfahren somit Erfolgserlebnisse, was die Freude an der<br />

Bewegung fördert. Unsere Vision ist, dass die Kindergärten bewegungsfreundlich<br />

und bewegungsfördernd eingerichtet sind. Die Ernährung<br />

in den Kindergärten soll vollwertig und gesund sein. Die<br />

Lehrpersonen erlauben den Kindern unterschiedliche Bewegungsmöglichkeiten<br />

und sind Vorbilder punkto Ernährung und Bewegung.<br />

Die Kinder werden ausgeglichener und auch gesünder und somit<br />

erleben die Lehrpersonen einen zufriedenstellenden Arbeitsplatz.<br />

Auch die Eltern sind involviert und sollen Mitverantwortung übernehmen:<br />

Die neuen Bewegungs- und Ernährungsimpulse werden in<br />

den Familienalltag weitergegeben und alle Eltern sollten ihren Kindern<br />

ein gesundes Znüni in den Kindergarten mitgeben. An verschiedenen<br />

Elternaktivitäten erfahren sie, wie sie die Idee von «Purzelbaum»<br />

auch zu Hause und in ihrer Freizeit aufgreifen können.<br />

SKR: Was sind die konkreten Ziele von «Purzelbaum»?<br />

C. K.: Die Kinder bewegen sich im Kindergarten während mindestens<br />

einer Stunde pro Tag und lernen ihren Körper dadurch besser<br />

kennen. So werden sie geschickter und Dinge wie Purzelbäume<br />

schlagen, Balancieren oder Klettern fallen ihnen leichter. Der Kindergarten<br />

ist bewegungsfreundlich eingerichtet. In jedem Kindergarten<br />

gibt es Bewegungsangebote, welche von den Kindern grundsätzlich<br />

in den verschiedenen Sequenzen im Kindergartenalltag genutzt<br />

werden können. Der gesamte Unterricht wird dem Bewegungsdrang<br />

der Kinder gerecht. Da die Kinder ihren natürlichen Bewegungsdrang<br />

ausleben können, sind sie während den ruhigen Se-<br />

72 SKR 1/11<br />

Colette Knecht<br />

RADIX Kompetenzzentrum für<br />

Gesundheitsförderung und<br />

Prävention, Luzern<br />

quenzen im Kindergartenalltag konzentrierter und ausgeglichener.<br />

Die Kindergartenlehrperson weiss über die nachhaltige Wirkung von<br />

Bewegung und Ernährung auf die Gesamtentwicklung des Kindes<br />

Bescheid. Sie tritt einerseits den Eltern gegenüber mit sicheren Argumenten<br />

auf und schafft andererseits im Kindergartenalltag den<br />

notwendigen Freiraum. Sie vermittelt den Kindern Freude an Bewegung<br />

und guter Ernährung und fühlt sich kompetent und sicher in<br />

diesen Bereichen. Damit der Kindergarten und die Schule nicht zu<br />

Bewegungsinseln werden, sollen die Eltern durch die Mitwirkung im<br />

Projekt motiviert werden den Themen Bewegung und gesunde Ernährung<br />

mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die eine oder andere<br />

Purzelbaumidee auch zuhause aufgreifen.<br />

SKR: Wie schätzen Sie den Erfolg des Projektes ein?<br />

Interview von Lucia Uebersax<br />

C. K.: Das Projekt wurde mehrfach evaluiert. Aus Sicht vieler beteiligter<br />

Lehrpersonen und Eltern hat sich das Bewegungsverhalten<br />

der Kinder durch Purzelbaum eindeutig verändert: Die Kinder sind<br />

sicherer und mutiger geworden und haben Freude, sich zu bewegen.<br />

Die positiven Ergebnisse fi nden schweizweit grosse Beachtung.<br />

Die Swiss Olympic Association würdigte im November 2006 die Verdienste<br />

des Projektes im Bereich Bewegungsförderung, Sport und<br />

Gemeinschaft mit der IOC-Trophäe. Die Stiftung Gesundheitsförderung<br />

Schweiz empfi ehlt im Rahmen des «Aktionsprogramms Gesundes<br />

Körpergewicht 2008 bis 2012» den Kantonen und Gemeinden<br />

«Purzelbaum» zur Umsetzung. Meiner Meinung nach ist das<br />

Projekt nicht zuletzt darum so erfolgreich, weil die Kindergartenlehrpersonen<br />

selbst einen Nutzen im Arbeitsalltag haben. Sie werden<br />

2 Jahre lang durch das Projekt und den Prozess begleitet. Das<br />

Projekt verfolgt einen integrativen Ansatz: Der neue bewegungsfreundliche<br />

Unterrichtsstil wird zum Alltag und somit ist eine Langfristigkeit<br />

des Projekts garantiert. Die Erfahrung zeigt, dass die<br />

Lehrpersonen die Purzelbaumideen auch nach dem Projektabschluss<br />

noch praktizieren.<br />

SKR: Wie hat sich die motorische Leistungsfähigkeit in den letzten<br />

Jahren verändert?<br />

C. K.: Gemäss Studien der Weltgesundheitsorganisation WHO ist in<br />

Europa eines von zehn Kindern fettleibig und zwei Drittel sind körperlich<br />

zu wenig aktiv. Die Folgen der Bewegungsarmut für die Entwicklung<br />

und Gesundheit von Kindern und Erwachsenen sind wissenschaftlich<br />

nachgewiesen. Diese Tatsachen motivieren uns, im Bereich<br />

motorischer Entwicklung von Kindern in der Eingangsstufe, also Kindergarten,<br />

1. und 2. Schuljahr, einen Schwerpunkt zu setzen. Hier setzen<br />

wir mit «Purzelbaum» an. Für jüngere Kinder gilt nach neusten<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen täglich deutlich mehr als eine<br />

Stunde Bewegung pro Tag als notwendig. Bewegungsmangel ist ein<br />

Hauptgrund für Übergewicht, Haltungsschwäche und Osteoporose.<br />

Jedes fünfte Kind klagt heute über gelegentliche oder chronische


Rückenschmerzen. Die Schwere zwischen den motorisch geschickten<br />

und motorisch ungeschickten Kindern öffnet sich immer mehr. Die<br />

Hälfte aller Sechsjährigen können keinen «Purzelbaum» mehr machen.<br />

Bewegung unterstützt die Konzentrationsfähigkeit und somit<br />

auch das Lernen. Tägliche Bewegungsstunden verbessern die Leistung<br />

nicht nur im motorischen Bereich, sondern ganz allgemein.<br />

SKR: Wie kann man Bewegungsfreude bei Kindern fördern?<br />

C. K.: Aus meiner Sicht nur über Erfolgserlebnisse. Nur wenn etwas<br />

Spass macht und gut tut, auch emotional, kann Freude geweckt<br />

werden. Die Haltung, die hinter «Purzelbaum» steht, geht davon<br />

aus, dass sich Kinder von Natur aus bewegen und entwickeln wollen.<br />

Kinder sind von der Lust getrieben und mögen die Dinge im<br />

Leben, die Spass machen. Darum arbeitet das Konzept Purzelbaum<br />

mit offenen Bewegungsangeboten, welche den Kindern die Möglichkeit<br />

geben, unterschiedlich Anspruchsvolles zu üben. Somit kann<br />

jedes Kind Erfolgserlebnisse erleben. Das Gegenteil ist der Fall, wenn<br />

nun alle Kinder gemeinsam den Hampelmann machen müssen. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass diese Aufgabe nur etwa für ein Drittel der<br />

Kinder dem Entwicklungsstand angepasst ist, ist gross und diese<br />

erfahren ein Erfolgserlebnis und haben Freude. Weiter wird rund ein<br />

Drittel über- und ein Drittel unterfordert sein. Diesen Kindern wird<br />

die Übung ziemlich sicher keinen Spass machen und somit auch<br />

nicht die Bewegungsfreude fördern Bei den überforderten Kindern<br />

mit Misserfolgserlebnissen könnte die Bewegungsfreude einge-<br />

BILDUNG/ERZIEHUNG<br />

Ernährung und Bewegung<br />

dämmt werden und mit der Zeit sogar ganz verschwinden. Darum<br />

arbeitet Purzelbaum primär mit offenen Bewegungssettings, welches<br />

allen Kindern Erfolgserlebnisse garantiert.<br />

Weitere Informationen: www.purzelbaum.ch<br />

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Haben Sie Ihre Weiterbildungen schon geplant?<br />

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Sind die Finanzen Ihrer Gemeinde gesund? Kommen Ihre Projekte<br />

bei Volksabstimmungen durch? Wie stehts um die Infrastruktur in<br />

Ihrer Gemeinde? sanu macht Ihre Gemeinde fit für die nächste Legislatur,<br />

indem wir Ihre Leute zu kompetenten Fachkräften ausbilden.<br />

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a 2011<br />

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Unsere Serviceleistungen fu�r Ihre Verwaltung<br />

----------------------------------------------------------a<br />

Mandate nach Mass (Strategische Organisationsentwicklung, Inhousea<br />

Schulungen, Projektbeurteilungen usw.)<br />

a Umweltrechtsmonitoring mit Check Umweltrechtskonformität<br />

a Persönliches Beratungsgespräch zu Berufen und Bildungen in Umwelt<br />

a und Nachhaltigkeit<br />

a Bildungsführer Umwelt und Nachhaltige Entwicklung: Die einzige,<br />

a umfassende Übersicht in der Schweiz<br />

-----------------------------------------------------------<br />

-----------------------------------------------------------------------<br />

Für die Fachkräfte Ihrer Verwaltung<br />

----------------------------------------------------------------------a<br />

Lehrgang zum eidg. Fachausweis «natur- und umweltfachfrau/<br />

a fachmann» | Anmeldeschluss 31. März 2011<br />

a Fachbewilligung fu�r die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln | Vorbe-<br />

a reitungskurs auf Prüfung 28. Februar - 1. März 2011 (Bereich Bahn) und 3.-4. März<br />

a 2011 (Bereich Sport und Umgebung)<br />

a Auffrischungskurs fu�r die Träger der Fachbewilligung fu�r die Verwendung<br />

a von Pflanzenschutzmitteln | Praxiskurs 25. Februar 2011 (Bereich Bahn) und<br />

a 7. März 2011 (Bereich Sport und Umgebung)<br />

a Herbizidfreier Unterhalt in der Gemeinde | Praxiskurs 19. und 20. Mai 2011<br />

a Das Wichtigste in Kürze - Nachhaltige Entwicklung | 24. März 2011<br />

-----------------------------------------------------------------------<br />

Haben wir Ihr Interesse geweckt? | Gerne sind wir für Sie da:<br />

+41 (0)32 322 14 33 | sanu@sanu.ch<br />

Wir freuen uns auf Sie | Ihr sanu-Team | www.sanu.ch<br />

SKR 1/11 73


BILDUNG/ERZIEHUNG Kinderernährung<br />

Einfache und gesunde Lösung<br />

für Horte, Mittagstische<br />

und Kindertagesstätten<br />

von Franca Palmy<br />

Der Bedarf an familien- und schulergänzender Betreuung nimmt in der gesamten Schweiz weiterhin zu. Die<br />

Bedürfnisse in Sachen Infrastruktur, kindergerechter Betreuung und gesunder, schmackhafter Ernährung sind<br />

häufi g nicht einfach mit einem überschaubaren Kostenaufwand unter einen Hut zu bringen. Die SV Group,<br />

traditionsreiche Marktleaderin in der Gemeinschaftsgastronomie, unterstützt und begleitet die Verantwortlichen<br />

bei der Konzeption und der Umsetzung.<br />

Ob privat oder von der Gemeinde organisiert<br />

– ausserfamiliäre Betreuungseinrichtungen<br />

stehen alle vor der Herausforderung,<br />

Vorgaben in Sachen Infrastruktur,<br />

Betreuung und Förderung sowie kindergerechter<br />

Ernährung zu erfüllen. Gleichzeitig<br />

müssen die Kosten im Auge behalten<br />

werden, ohne jedoch Abstriche an der<br />

Qualität zu machen. Die SV Group hat eine<br />

Mahlzeitenlösung entwickelt, die es den<br />

Verantwortlichen ermöglicht, die Frage<br />

der Verpfl egung rasch, unkompliziert und<br />

ohne grossen Personal- und Infrastrukturaufwand<br />

zu lösen.<br />

Kostengünstig dank<br />

minimaler Infrastruktur,<br />

unkomplizierter Zubereitung und<br />

individueller Mengenberechnung<br />

Die Mahlzeitenlösung der SV Group erfordert<br />

einen Raum, einen Kombi-Steamer<br />

sowie eine Betreuungsperson – und schon<br />

74 SKR 1/11<br />

kann der gesunde Mittagstisch gedeckt<br />

werden. Da die Gerichte nur noch erwärmt<br />

werden müssen, wird für die Zubereitung<br />

kein zusätzliches Personal benötigt.<br />

Die Menukomponenten werden<br />

separat verpackt und können daher in der<br />

Menge unabhängig voneinander bestellt<br />

werden. So lässt sich die ideale Portionengrösse<br />

bestimmen und der Menupreis direkt<br />

beeinfl ussen. Aus diesen Faktoren erklären<br />

sich die im Vergleich zu anderen<br />

Cateringlösungen niedrigeren Kosten.<br />

Revolutionäre Kochmethode<br />

mit frischen Produkten kombiniert<br />

Die Mahlzeiten der SV Group werden nach<br />

einem Kochverfahren des französischen<br />

Küchenchefs Georges Pralus hergestellt.<br />

Bei der so genannten cuisson sous-vide-<br />

Methode handelt es sich um ein schonendes<br />

Vakuumgaren bei niederen Temperaturen.<br />

Sie zeichnet sich durch eine best-<br />

mögliche Schonung des natürlichen Gehalts<br />

an Nährstoffen und Vitaminen aus.<br />

Dies bestätigt Beatrice Conrad Frey, diplomierte<br />

Ernährungsberaterin HF und Stiftungsrätin<br />

der SV Stiftung: «Bei der cuisson<br />

sous-vide-Methode handelt es sich<br />

um ein modernes Kochverfahren, das aus<br />

ernährungsphysiologischer Sicht positiv zu<br />

bewerten ist. Als Pluspunkte der Methode<br />

sehe ich, dass man Wert auf frische Zutaten<br />

legt und dass eine Zubereitung mit<br />

wenig Fett möglich ist.» Die Mahlzeiten<br />

werden ohne Konservierungsstoffe zubereitet.<br />

Kindergerechte Saisonküche<br />

Kinder und Jugendliche haben besondere<br />

Bedürfnisse. Um diesen gerecht zu werden,<br />

entwickelt die SV Group ihre Menus<br />

gemeinsam mit Ernährungsexperten. So<br />

ist nicht nur gewährleistet, dass der Nährstoffgehalt<br />

und die Menge auf die Heranwachsenden<br />

zugeschnitten sind, sondern<br />

auch, dass es ihnen schmeckt. Die grosse<br />

Auswahl an Gerichten bedeutet viel Abwechslung<br />

am Mittagstisch – die Kinder<br />

freut es. Wo immer möglich, setzt die SV<br />

Group auf Schweizer, saisonale und fair<br />

gehandelte Produkte. Bei Fischen und<br />

Meeresfrüchten orientiert sich das Gastrounternehmen<br />

an der Liste des WWF.<br />

Alle Produkte lassen sich rückverfolgen<br />

und sind detailliert deklariert.<br />

SV (Schweiz) AG<br />

Memphispark<br />

Wallisellenstrasse 57<br />

CH-8600 Dübendorf<br />

Tel. 043 814 11 11<br />

Fax 043 814 11 12<br />

info@sv-group.ch<br />

www.sv-group.ch


«Zusammenarbeit ist für beide Parteien<br />

eine Win-Win Situation»<br />

BILDUNG/ERZIEHUNG<br />

Kinderernährung<br />

Interview mit Frau Maria Schmid; Verpfl egungsverantwortliche im Bereich Freizeitbetreuung in Oberwil bei Zug. Geführt<br />

wird der Betrieb von der Organisation Kind, Jugend und Familie der Stadt Zug.<br />

Wer besucht den Mittagstisch?<br />

Kinder von 4,5 Jahren bis zu 13 Jahren. Es sind circa 40 Kinder pro<br />

Tag. Manche der Kinder kommen bis zu fünf Mal in der Woche.<br />

Haben Sie von Anfang an mit der SV Group zusammengearbeitet?<br />

Nein, im ersten Jahr wurde das Essen von einem anderen Betrieb<br />

geliefert. Das Menü und die Menge waren fi x und wurden von diesen<br />

bestimmt. Wir wollten etwas Flexibleres und auch mehr auf die<br />

Ernährung achten. Abwechslung und Ausgewogenheit ist bei Kindern<br />

sehr wichtig, gerade weil manche zum Teil ja bis zu fünf Mal<br />

bei uns sind.<br />

Wie sind Sie bei der Suche nach einem Partner für die Essenslieferung<br />

vorgegangen?<br />

Die Stadt Zug hat nach einem geeigneten Partner gesucht und<br />

wurde bei SV fündig. Die Probezeit wurde auf zwei Jahre festgesetzt.<br />

Ich konnte in dieser Zeit auch mehrmals den Produktionsbetrieb<br />

der SV Group persönlich anschauen. Was mir dort sofort auffi<br />

el, war die tiptoppe Hygiene und dass alles unglaublich frisch war.<br />

Das hat mich beeindruckt. Nach drei Jahren wurde dann der Auftrag<br />

ausgeschrieben und SV hat das Rennen gemacht.<br />

Was war ausschlaggebend dafür, dass Sie sich für die SV Group entschieden<br />

haben?<br />

Die Hygiene und die Frische der Produkte sind super. Besonders wichtig<br />

war für uns zudem, dass die Menüs von Ernährungsberatern überprüft<br />

werden. Zudem haben wir bei SV ein sehr grosses Mitspracherecht.<br />

Herr Meier, unser Ansprechpartner, ist unglaublich hilfsbereit<br />

und versucht, unsere Rückmeldungen sofort umzusetzen.<br />

Wie sah die Zusammenarbeit zu Beginn aus, als das Ganze aufgegleist<br />

wurde?<br />

Herr Meier war von Anfang an immer dabei und kam auch oft persönlich<br />

vorbei. Er hat uns sehr unterstützt, beispielsweise wenn wir<br />

unsicher bei den Mengen waren. Auch bei der Menüplanung hat uns<br />

Herr Meier geholfen. Den Austausch mit ihm schätze ich sehr. Ich<br />

kann meine langjährige Erfahrung einbringen. Diese Art der Zusammenarbeit<br />

ist für beide Parteien eine Win-Win-Situation.<br />

Wie lange Arbeiten Sie nun schon mit der SV Group zusammen?<br />

Inzwischen seit fünf Jahren. Wir konnten jederzeit ein Feedback geben<br />

und es wurde immer sofort umgesetzt. SV war sehr darum<br />

bemüht, unseren Bedürfnissen gerecht zu werden. Kinder sind nicht<br />

die einfachsten Esser und sehr wählerisch. So essen sie kein Gemüsegemisch<br />

von Rüebli, Bohnen und Broccoli, es muss alles getrennt<br />

sein. Auch beim Salat: Ja nicht Chicorée und Eisberg zusammen. Nur<br />

wenn alles getrennt ist, mögen sie es. Auch bei dieser wichtigen<br />

Komponente ist SV auf uns eingegangen.<br />

Wie ist die Bestellung und Lieferung organisiert?<br />

Die Bestellung mache ich jeweils zwei Wochen im Voraus immer für<br />

eine Woche. Geliefert wird dann am Montag und am Donnerstag.<br />

Worauf achten Sie bei der Menüzusammenstellung?<br />

Ich achte sehr auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung<br />

bei den Kindern. Wichtig sind Salat, Kohlenhydrate, Eiweiss<br />

und Vitamine. Das Gute ist, dass man die Menüs bei SV selber zusammenstellen<br />

kann. Sind bei einem Menü zum Beispiel Knödel dabei,<br />

dann kann ich diese durch Kartoffelstock, der bei einem andern<br />

Menü aufgeführt ist, ersetzen. Genial ist, dass ich jeweils aus fünf<br />

verschiedenen Fleischsorten und fünf vegetarischen Menüs auslesen<br />

kann, wobei immer auch ein Wochenhit und ein Pastaplausch für<br />

die ganze Woche angeboten werden.<br />

Also entspricht das Menüangebot Ihren Bedürfnissen?<br />

Grundsätzlich ja. Wir können unsere Ideen zudem jederzeit mit dem<br />

Feedbackbogen einbringen. Wenn es mal etwas nicht hat, wie zum<br />

Beispiel etwas ohne Schweinefl eisch, was ja für unsere muslimischen<br />

Kinder sehr wichtig ist und worauf wir auch sehr achten,<br />

dann können wir etwas anderes bestellen. Oder ich wusste, dass die<br />

Kinder sehr gerne Maisgnocchi haben, und die SV hat diese dann für<br />

uns ins Menü aufgenommen. Wir können also auch bei den Menüs<br />

immer wieder Inputs geben, die auch umgesetzt werden. Es wird<br />

voll auf unsere Bedürfnisse eingegangen und das ist das A und O.<br />

Wie wird das Essen geliefert?<br />

Vom Kühlwagen kommen die abgepackten Mahlzeiten direkt bei<br />

uns in den Kühlschrank. Der Chauffeur macht alles. Ich kontrolliere<br />

lediglich, ob alles dabei ist.<br />

Gab es auch Kritik von Seiten der Kinder oder Eltern?<br />

Nein, eigentlich nicht. Zu Beginn gab es ein paar Bemerkungen von<br />

Eltern und Kindern wegen der Verpackungen in den Beuteln. Doch<br />

dann haben wir die Kinder und Eltern richtig informiert und dabei<br />

ein Beispiel aus der Migros gebracht. Da kauft man ja auch die frische<br />

Pasta eingepackt. Und genau so sind ja auch die Produkte bei<br />

SV verpackt. Aufgewärmt werden sie dann auch im Steamer mit<br />

Dampf, so bleiben alle wichtigen Nährstoffe erhalten. Die Qualität<br />

des Essens ist wirklich hervorragend. Seither gab es überhaupt keine<br />

Reklamationen und die Kinder mögen das Essen sehr.<br />

Wo sehen Sie die Vorteile, wenn man mit einem professionellen und<br />

erfahrenen Gemeinschafts- und Gastronomieunternehmen zusammen<br />

arbeitet?<br />

Das Essen ist gekocht. Wir benötigen keine riesige Infrastruktur. Ein<br />

grosser Vorteil ist, dass das Essen keine Konservierungsstoffe enthält.<br />

Alles was drin ist, ist genauestens deklariert. Das ist besonders<br />

wichtig, da wir auch Kinder mit Allergien haben. Dadurch wissen wir<br />

zu 100%, was wir den Kindern vorsetzen. Durch die Verpackung in<br />

den Beuteln bleibt auch die hohe Qualität der frischen Produkte bestehen.<br />

SKR 1/11 75


BILDUNG/ERZIEHUNG Kinderernährung<br />

Schweizer Lebensmittel- und<br />

Getränkekonzerne – Keine Produktwerbung<br />

an Kinder unter 12 Jahren<br />

In der Schweiz verzichten Coca-Cola, Kellogg, Mars, Nestlé, PepsiCo und Unilever freiwillig auf Produkt werbung,<br />

die sich an Kinder unter 12 Jahren richtet. Eine in 2010 durchgeführte unabhängige Unter suchung ergab, dass<br />

die genannten Unternehmen diese Verpfl ichtung mit einem Prozentsatz von 99,6 Prozent korrekt geschalteter<br />

TV-Werbung bereits weitestgehend erfüllen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) begrüsst die freiwillige<br />

Initiative der Industrie. Die als Swiss Pledge lancierte Selbstverpfl ichtung steht weiteren in der Schweiz tätigen<br />

Unternehmen offen und lehnt sich inhaltlich an vergleichbare Programme in der EU sowie 13 weiteren Ländern<br />

(Stand Februar 2011) weltweit an.<br />

Mit der Lancierung des Swiss Pledge bekennen<br />

sich sechs führende Schweizer<br />

Markenartikelproduzenten – Coca-Cola,<br />

Kellogg, Mars, Nestlé, PepsiCo und Unilever<br />

– freiwillig dazu, in der Schweiz keine Produktwerbung<br />

an Kinder unter 12 Jahren<br />

zu richten. Davon ausgenommen sind<br />

Produkte, die spezifi sche Ernährungskriterien<br />

auf der Grundlage von wissenschaftlich<br />

anerkannten Ernährungsempfehlungen<br />

sowie nationalen und internationalen<br />

Ernährungsrichtlinien erfüllen.<br />

Mit rund 100 Mio. Franken bündeln die<br />

sechs Gründungsunternehmen des Swiss<br />

Pledge knapp einen Drittel der gesamten<br />

TV-Bruttowerbeausgaben der Nahrungsmittel-<br />

und Getränkebranche von total<br />

331 Mio. Franken im Jahr 2010. Eine unabhängige<br />

Kontrolle über die Erfüllung<br />

dieser freiwilligen Selbstverpflichtung<br />

durch das Marktforschungsinstitut Media<br />

Focus ergab für das Jahr 2010 einen Wert<br />

von 99,6 Prozent korrekt geschalteter<br />

TV-Werbung. Fernsehwerbung macht<br />

über drei Viertel der Gesamtausgaben für<br />

Werbung bei den am Swiss Pledge beteiligten<br />

Firmen aus. Eine Ausweitung des<br />

Monitorings über die TV-Werbung hinaus<br />

wird künftig angestrebt.<br />

Die Initiatoren des Swiss Pledge bekennen<br />

sich damit zu verantwortungsvollen Werbepraktiken<br />

und wollen diese mithilfe der<br />

offenen Initiative branchenweit etablieren<br />

und zu einer gesunden und ausgewogenen<br />

Ernährung beitragen. Derzeit beteiligen<br />

sich folgende Unternehmen aktiv am<br />

Programm: Coca-Cola, Kellogg, Mars,<br />

Nestlé, PepsiCo und Unilever. Die freiwillige<br />

Initiative ist offen für weitere Marktteilnehmer,<br />

die sich zur Einhaltung der Mindestkriterien<br />

verpfl ichten.<br />

76 SKR 1/11<br />

BAG bewertet<br />

Aktionsversprechen positiv<br />

Im Rahmen des Nationalen Programms<br />

Ernährung und Bewegung will das Bundesamt<br />

für Gesundheit (BAG) Themen rund<br />

um die öffentliche Gesundheit innovativ<br />

angehen. Aus diesem Bestreben heraus ist<br />

die nationale Initiative actionsanté «besser<br />

essen, mehr bewegen» entstanden. Der<br />

von führenden Schweizer Lebensmittel-<br />

und Getränkeherstellern in der Schweiz initiierte<br />

Swiss Pledge zu verantwortungsvollen<br />

Werbepraktiken – dem freiwilligen<br />

Verzicht von Produktwerbung an Kinder<br />

unter 12 Jahren – wurde von der Expertengruppe<br />

actionsanté positiv evaluiert<br />

und genehmigt. Dass sich die Industrie<br />

seit langem mit verschiedenen Massnahmen,<br />

wie beispielsweise dem Swiss Pledge,<br />

für faire und klare Spielregeln im Rahmen<br />

von Werbung und Produktkommunikation<br />

en gagiert, wird von der Schweizerischen<br />

Lauterkeitskommission anerkannt. «Wir<br />

begrüssen jede glaubhafte Bestrebung einer<br />

Branche zur Selbstregulierung und zum<br />

Monitoring, welche die Ziele der Kommis-<br />

sion, insbesondere die Transparenz gegenüber<br />

Konsumenten und der Öffentlichkeit,<br />

fördert», so der juristische Sekretär der SLK<br />

Dr. Marc Schwenninger.<br />

Selbstverpfl ichtung<br />

Angelehnt an den EU Pledge initiieren sechs Schweizer<br />

Unternehmen im 2010 die frei willige Initiative,<br />

keine Werbung an Kinder unter 12 Jahren zu richten.<br />

Das Bekenntnis umfasst folgende Mindestkriterien:<br />

• Keine Produktwerbung an Kinder unter<br />

12 Jahren. Mit Ausnahme von Produkten,<br />

die spezifi sche Ernährungskriterien erfüllen.<br />

• Keine produktspezifi sche Kommunikation<br />

an Primarschulen (Kinder unter 12 Jahren).<br />

Es sei denn, dies wird von der Schulverwaltung<br />

zu erzieherischen Zwecken ausdrücklich<br />

verlangt oder genehmigt.<br />

«Werbung für Kinder unter 12 Jahren» bedeutet<br />

Werbung für ein Zielpublikum mit einem Mindestanteil<br />

von 50% an Kindern unter 12 Jahren. Die<br />

Einhaltung dieser Selbstverpflichtung wird von<br />

unabhängigen Marktforschungsunternehmen auditiert.<br />

Einzelheiten zu den Selbstverpfl ichtungen<br />

der Unternehmen sind auf www.swiss-pledge.ch<br />

veröffentlicht.


Gesundheit zwischen<br />

Qualität und Kosten<br />

von Prof. Dr. h.c. Jürg Krummenacher<br />

Das Schweizer Gesundheitssystem befi ndet sich im Umbruch. Eine der zentralen Fragen ist, wie den wachsenden<br />

Gesundheitskosten Einhalt geboten werden kann, ohne dabei Qualität und Versorgungssicherheit zu beeinträchtigten.<br />

Dieser Frage ging anfangs November eine öffentliche Abendveranstaltung an der Hochschule<br />

Luzern – Wirtschaft nach, die das Institut für Betriebs- und Regionalökonomie organisiert hat.<br />

Die Schweiz weist mit 10.8 Prozent des<br />

Bruttoinlandprodukts nach den USA und<br />

Frankreich die höchsten Gesundheitsausgaben<br />

auf. Gemäss Prognosen dürften die<br />

Gesundheitskosten 2010 und 2011 jeweils<br />

um weitere 3.7 Prozent wachsen. Ende<br />

2011 werden sie sich auf 65.6 Milliarden<br />

Franken beziffern. Das sind rund 10 Milliarden<br />

Franken mehr als vor fünf Jahren.<br />

Nicht ganz die Hälfte der Ausgaben entfällt<br />

auf den stationären Bereich. Besonders<br />

stark sind jedoch in den letzten Jahren<br />

vor allem die Kosten für die ambulante<br />

Behandlung, insbesondere in den<br />

Spitälern, gewachsen. Im Unterschied zu<br />

andern Ländern leistet die öffentliche<br />

Hand nur einen vergleichsweise geringen<br />

Beitrag an die Finanzierung der Gesundheitskosten.<br />

Die Hauptlast tragen mit 67<br />

Prozent die privaten Haushalte. Die wachsenden<br />

Gesundheitskosten führen deshalb<br />

Jahr für Jahr zu einem Anstieg der<br />

Krankenkassenprämien. 2011 werden<br />

diese im Durchschnitt um 6.5 Prozent ansteigen.<br />

Die Frage nach den Ursachen dieser Entwicklung<br />

und möglichen Gegenmassnahmen<br />

wird seit Jahren diskutiert. Der Bundesrat<br />

hat dazu eine Strategie formuliert.<br />

Das Hauptziel dieser Strategie heisst:<br />

«Besser vorsorgen, besser behandeln».<br />

Mit dieser Strategie will der Bundesrat die<br />

Qualität des Gesundheitssystems systematisch<br />

verbessern, gleichzeitig die Transparenz,<br />

die Effizienz und das Vertrauen<br />

steigern und so die Kosten eindämmen.<br />

Politische, ökonomische und<br />

ethische Perspektiven<br />

Die Frage, wie die Qualität und Versorgungssicherheit<br />

aufrechterhalten und der<br />

Kostenentwicklung begegnet werden<br />

kann, beschäftigt auch die Fachleute im<br />

Gesundheits- und Sozialwesen. Das zeigte<br />

die öffentliche Abendveranstaltung, die<br />

das Institut für Betriebs- und Regionalökonomie<br />

anfangs November an der<br />

Hochschule Luzern – Wirtschaft organisiert<br />

hat. Die Aula war praktisch bis auf<br />

den letzten Platz besetzt, als Expertinnen<br />

und Experten aus politischer, ökonomischer<br />

und ethischer Perspektive Antworten<br />

auf die aktuellen und künftigen Herausforderungen<br />

in der Gesundheitspolitik<br />

zu geben versuchten.<br />

«Das Gesundheitswesen<br />

ist etwas anderes<br />

als ein ‹Markt›»<br />

Regierungsrat Guido Graf, Gesundheits-<br />

und Sozialdirektor des Kantons Luzern,<br />

vertrat in seinem Referat aus politischer<br />

Perspektive drei Thesen: «Es braucht erstens<br />

mehr Qualitätsmessungen und Vergleiche.<br />

Wir können uns zweitens nicht<br />

jede Qualität leisten. Und drittens ist<br />

Qualität auch subjektiv.» Die Ursachen für<br />

die «Kostenexplosion» sieht er in einer<br />

«Leistungsexplosion». Der Grund dafür<br />

liege darin, dass in der Medizin immer<br />

mehr machbar sei, eine Tendenz, die in<br />

Zukunft noch zunehmen werde. Mittel-<br />

und langfristig sei deshalb ein Leistungsverzicht<br />

notwendig. Es brauche eine offene<br />

Diskussion darüber, welche Gesundheitsversorgung<br />

wir uns leisten wollen,<br />

was über die Grundversicherung fi nanziert<br />

werden soll und klare Richtlinien, welche<br />

Behandlungen wann angewandt werden<br />

sollten. Dabei müsste im Sinne des «Gesetzes<br />

vom abnehmenden Grenznutzen»<br />

auch immer das Kosten-/Nutzenverhältnis<br />

beachtet werden.<br />

Gesundheitspolitik GESUNDHEIT<br />

«Die Natur ist nicht fair»<br />

Ruth Baumann-Hölzle von Dialog Ethik,<br />

dem interdisziplinären Institut für Ethik im<br />

Gesundheitswesen, beleuchtete in ihrem<br />

Referat aus ethischer Perspektive zunächst<br />

den Kontext der gesundheitspolitischen<br />

Diskussion. Die Säkularisierung habe zu einem<br />

Kulturwandel mit veränderten Welt-<br />

und Menschenbildern geführt. An die<br />

Stelle der Heilpfl ege sei der Gesundheitsmarkt<br />

getreten, der den Patienten als<br />

Kunden sehe. Das Gesundheitswesen sei<br />

aber etwas anderes als ein «Markt». Entscheidend<br />

für die gesundheitspolitische<br />

Diskussion seien deshalb das Menschenbild<br />

und die Frage, wie wir mit existentieller<br />

Not umgehen. Die Natur sei nicht fair. Die<br />

Gesundheitspolitik müsse darum immer<br />

auch dem Umstand Rechnung tragen,<br />

dass das menschliche Leben zerbrechlich<br />

ist und nicht alle Menschen gleich stark<br />

und gesund seien. Auch die Bildung und<br />

die Lebensbedingungen hätten grosse<br />

Auswirkungen auf die Gesundheit und<br />

letztlich auch auf das Lebensalter.<br />

Für Baumann-Hölzle sind zwei Fragen in<br />

der gesundheitspolitischen Diskussion<br />

von zentraler Bedeutung: «1. Welches ist<br />

der notwendige Ressourcenrahmen des<br />

Gesundheitswesens in einer humanen<br />

Gesellschaft? 2. Wie können die von der<br />

Gesellschaft zur Verfügung gestellten<br />

Ressourcen im Gesundheitswesen ethisch<br />

vertretbar und in verantwortungsvoller<br />

Art und Weise verteilt werden?» – Die<br />

erste Frage stelle sich im Zusammenhang<br />

mit der Solidargerechtigkeit, die zweite<br />

im Zusammenhang mit der Verteilungsgerechtigkeit.<br />

Im Umgang mit den knappen<br />

Ressourcen sieht Baumann-Hölzle<br />

drei Handlungsoptionen – eine Rationalisierung<br />

ohne Qualitätseinbussen, die<br />

SKR 1/11 77


GESUNDHEIT Gesundheitspolitik<br />

Erhöhung der Finanzmittel oder die explizite<br />

bzw. implizite Rationierung mit Qualitätseinbussen.<br />

Notwendig sei in diesem Zusammenhang<br />

eine Diskussion über die Qualität und die<br />

Kriterien, nach denen Qualität gemessen<br />

werde. Ohne Qualitätskriterien bestehe<br />

die Gefahr, dass beispielsweise die Einführung<br />

der Fallpauschalen in den Spitälern –<br />

die neuen «Hoffnungsträger bezüglich<br />

Kostenentwicklung» – zu «irreversiblen<br />

Kollateralschäden» führen werden. Zu erwarten<br />

seien nämlich eine Verlagerung<br />

der Kosten in den ambulanten Bereich,<br />

ein höherer Aufwand für die nachbetreuenden<br />

Institutionen bei der Übergangspfl<br />

ege nach dem Spitalaustritt sowie ein<br />

Outsourcing der sozialen Verantwortung<br />

aus den Spitälern bei besonders verletzlichen<br />

Gruppen. Dem Staat komme hier<br />

eine grosse Verantwortung zu. Er habe in<br />

Bezug auf die Ressourcen für die Solidar-<br />

und Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen.<br />

Der Wille zur Solidarität sei letztlich die<br />

Grundvoraussetzung für eine humane<br />

Gesellschaft.<br />

«Qualität und Kosten<br />

sind nicht zwingend Gegensätze»<br />

Der Gesundheitsökonom Willy Oggier wies<br />

im dritten und letzten Referat darauf hin,<br />

dass sich in der Gesundheitspolitik praktisch<br />

überall in Europa ähnliche Fragen<br />

stellen würden, steuerfi nanzierte Systeme<br />

in vielen Fragen aber weiter seien als die<br />

Schweiz. Die Diskussion habe sich in den<br />

letzten Jahren vor allem um den «Hebel in<br />

der Kostenkontrolle» gedreht. Dominant<br />

sei eine «Kosten- statt eine Nutzenorientierung»<br />

gewesen. Zudem sei die Kostenoptik<br />

fragmentiert in Heilungskosten, Taggelder,<br />

Invaliditäten, Todesfallkapitalien<br />

oder in Alter, Krankheit, Unfall, Soziales. Es<br />

bestehe eine Intransparenz bezüglich Preisen,<br />

Kosten und Qualitäten. Eine Beloh-<br />

«Eine Belohnung für besonders<br />

gute Leistungen fehlt ebenso wie<br />

Belohnungen für echte Innovationen»<br />

Prof. Dr. h.c. Jürg Krummenacher<br />

78 SKR 1/11<br />

nung für besonders gute Leistungen fehle<br />

ebenso wie Belohnungen für echte Innovationen.<br />

Als weitere Probleme sieht<br />

Oggier die Unterversorgung in der Grundversorgung<br />

in ländlichen Gebieten sowie<br />

Regionalismen und Föderalismen, die ökonomisch<br />

und medizinisch kritische Grössen<br />

(zu kleine Betriebe, zu wenige Fälle) zur<br />

Folge hätten.<br />

Die Hauptursache für diese Probleme ortet<br />

der Gesundheitsökonom in einer «staatlichen<br />

Fehl-Regulierung». Qualität und<br />

Kosten seien nicht zwingend Gegensätze.<br />

Dort, wo es Gegensätze gebe, müssten zuerst<br />

die Ziele defi niert werden. In der Formulierung<br />

der Ziele käme die Qualität vor<br />

den Kosten. Von zentraler Bedeutung sei<br />

es, die richtigen Anreize zu setzen. Dazu<br />

zählen für Oggier aktuell die rasche Umsetzung<br />

der neuen Spitalfi nanzierung, eine<br />

morbiditätsorientierte Verbesserung des<br />

Risikoausgleichs sowie eine monistische<br />

Finanzierung.<br />

Perspektiven der Leistungserbringer<br />

In der anschliessenden Podiumsdiskussion<br />

wies Martin Hafen, Professor an der Hochschule<br />

Luzern – Soziale Arbeit, auf die Bedeutung<br />

der Prävention und Gesundheitsförderung<br />

hin, ein Gebiet, in dem sich die<br />

öffentliche Hand in der Schweiz im internationalen<br />

Vergleich finanziell zu wenig<br />

engagiere. Der Hausarzt Jörg Fritschi,<br />

Präsident von medswiss, dem Schweizer<br />

Dachverband für Ärztenetze, setzt<br />

grosse Hoffnungen auf den Ausbau<br />

von Managed Care und integrierten<br />

Versorgungssystemen. Lisbeth Bieri-<br />

Vogel, Vize-Präsidentin des Spitex-Kantonalverbandes<br />

Luzern, bestätigte die<br />

Gefahr einer Unterversorgung in ländlichen<br />

Gebieten und betonte die<br />

wachsende Bedeutung<br />

der spi talexternen<br />

Betreuung. Ste-<br />

phan Bachmann, Direktor des Spitals Affoltern,<br />

bezweifelte, dass immer mehr<br />

Wettbewerb zu einer besseren Qualität<br />

und weniger Kosten führe. Er wandte sich<br />

nicht grundsätzlich gegen die Einführung<br />

der Fallpauschalen in den Spitälern, forderte<br />

jedoch ein Moratorium, damit das<br />

System verbessert werden kann und sich<br />

die Spi täler besser darauf vorbereiten<br />

könnten. Demgegenüber plädierte Hannes<br />

Blatter, Generalsekretär der CSS Versicherungen,<br />

für eine rasche Umsetzung der<br />

neuen Spitalfinanzierung. Roger Wicki<br />

schliesslich, Leiter eines Alters- und Pfl egeheims<br />

sowie Präsident von LAK Curaviva<br />

Luzern, machte auf die Bedeutung der demografi<br />

schen Entwicklung für das Gesundheitswesen<br />

aufmerksam und wies auf die<br />

starke Zunahme pfl egebedürftiger Personen<br />

in den kommenden Jahren hin.<br />

* Prof. Dr. h.c. Jürg Krummenacher ist Leiter<br />

des Interdisziplinären Schwerpunkts<br />

Gesellschaftliche Sicherheit und Sozialversicherungen<br />

und Dozent und Projektleiter<br />

am Kompetenzzentrum Public und<br />

Nonprofi tmanagement des Instituts für<br />

Betriebs- und Regionalökonomie der<br />

Hochschule Luzern – Wirtschaft.<br />

SKR 1/11 78


Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

für fittere<br />

und zufriedenere Mitarbeiter<br />

Interview von Patrick Aeschlimann<br />

SKR: Was ist Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und<br />

aus welchen Elementen besteht es?<br />

Katharina Walser: Die wichtigsten Elemente eines gut funktionierenden<br />

und erfolgreichen betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />

sind, nebst einem systematischen Fehlzeitenmanagement,<br />

das Casemanagement und die betriebliche Gesundheitsförderung.<br />

Zusätzlich sollte das BGM Einfl uss auf Aspekte<br />

der Personalpolitik und der Arbeitssicherheit nehmen können.<br />

BGM besteht aus einer Vielzahl von sehr unterschiedlichen Elementen.<br />

Das ist einer der Gründe, weshalb es für die Verantwortlichen<br />

so schwierig ist ein betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

in einer Organisation aufzubauen und den Überblick zu behalten.<br />

SKR: Wieso soll eine Organisation überhaupt BGM einführen?<br />

K. W.: Gesundheitsbedingte Absenzen sind Leistungseinbussen<br />

und dadurch in einem Unternehmen grosse Kostenfaktoren,<br />

Gesundheitsbedingte Absenzen sind beeinfl ussbar.<br />

Die Folgen dieser Absenzen sind unter anderem: Lohnkosten<br />

ohne Arbeitsleistung, eingeschränkte Produktivität, organisatorischer<br />

Aufwand für Arbeitsplanung, fi nden von Ersatzpersonal,<br />

Mehrbelastung anderer Arbeitnehmer, Qualitätseinbussen,<br />

mehr Fehler und höhere Fluktuation. Weniger Absenzen ergeben<br />

eine konstantere und bessere Arbeitsleistung der Mitarbeitenden,<br />

was auch zu einer höheren Produktivität führen kann.<br />

Motivierte und leistungsfähige Mitarbeitende sorgen intern,<br />

etwa durch sinkende Mitarbeiterfl uktuation, aber auch extern,<br />

beispielsweise bei Kunden oder neuen Mitarbeitern, für ein gu-<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement GESUNDHEIT<br />

Gesundheitsbedingte Absenzen verursachen Kosten und Stress, verringern die Produktivität und können das Image<br />

schädigen. Katharina Walser, Präsidentin des Schweizerischen Verbandes für betriebliche Gesundheitsförderung<br />

(SVBGF), erklärt, wie mit betrieblichem Gesundheitsmanagement die Absenzen verringert werden können.<br />

Katharina Walser<br />

Präsidentin des Schweizerischen<br />

Verbandes für betriebliche<br />

Gesundheitsförderung (SVBGF)<br />

tes Image des Arbeitgebers. Nicht zu vergessen ist der positive<br />

Einfl uss von sinkenden Absenzen auf die Prämien der Krankentaggeld-<br />

und Unfallversicherung. Letzten Endes profi tieren auch<br />

die Pensionskassen von sinkenden Frühpensionierungen auf<br />

Grund gesundheitlicher Probleme.<br />

SKR: Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist schon seit längerem<br />

ein Thema. Was bringt nun das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />

(BGM) für einen Mehrnutzen? Wo liegt der Unterschied<br />

von BGF zu BGM?<br />

«Gesundheitsbedingte Absenzen<br />

sind Leistungseinbussen und dadurch in<br />

einem Unternehmen grosse Kostenfaktoren,<br />

Gesundheitsbedingte Absenzen<br />

sind beeinfl ussbar»<br />

K. W.: Vor einigen Jahren hat man mehr von Gesundheitsförderung<br />

gesprochen und damit oftmals das gemeint, was heute als<br />

Gesundheitsmanagement bezeichnet wird. BGM hat sich zu einem<br />

Oberbegriff für alle Aktivitäten wie etwa Fehlzeitenmanagement,<br />

Casemanagement, und Gesundheitsförderung entwickelt.<br />

BGF hingegen ist ein Teil von BGM und umfasst alle präventiv wirkenden<br />

Massnahmen. Der Mehrnutzen von BGM zu BGF besteht<br />

darin, dass BGM nicht nur die präventiven Aspekte verfolgt, sondern<br />

eine ganzheitliche Betrachtung der betrieblichen Situation<br />

verlangt. BGM beinhaltet die systematische Erfassung von Absenzdaten<br />

als Basis für ein wirksames Fehlzeitenmanagement<br />

und die Betreuung von Langzeit- und Problemfällen. Nebst der<br />

Verbesserung, welche sich schon nur durch diese Tätigkeiten ergibt,<br />

können die gewonnenen Informationen für eine kontinuierliche<br />

Verbesserung der Massnahmen, insbesondere aber für künftige,<br />

zielgerichtete Präventionsmassnahmen genutzt werden.<br />

Meistens kann schon nach kurzer Zeit seit Einführung eines systematischen<br />

BGM ein Rückgang von Kurzabsenzen festgestellt<br />

werden. Für die Reduktion der Langzeitabsenzen braucht es ein<br />

wenig länger – dafür ist dann die positive Wirkung auf die Absenzsituation<br />

umso stärker.<br />

SKR: Wo sind die Grenzen von BGM?<br />

K. W.: BGM muss von einer Firmenleitung als sinnvoll erachtet<br />

und von Ihr getragen werden, ansonsten verkommt es zu einer<br />

SKR 1/11 79


Alibiübung und schadet im schlimmsten Fall mehr als es nutzt.<br />

BGM kann nicht alle Probleme einer Firma alleine lösen, kann<br />

aber wertvolle Hinweise auf Ursachen und begleitende Massnahmen<br />

geben.<br />

SKR: Ab welcher Betriebsgrösse macht es Sinn, sich mit BGM zu<br />

beschäftigen?<br />

Kleinere Betriebe machen das, was BGM systematisiert oftmals<br />

schon unbewusst. Ab der Betriebsgrösse, ab der ein «Patron»<br />

nicht mehr die Übersicht über alle Mitarbeitenden hat, also<br />

etwa ab 80 -100 Mitarbeitenden, sollte man sich deshalb mit<br />

BGM beschäftigen. Dabei macht es gegebenenfalls Sinn auf externe<br />

Ressourcen zurück zu greifen. Für kleinere Unternehmen<br />

kann es sinnvoll sein externe Unterstützung für die Betreuung<br />

von Langzeitfällen (Casemanagement) in Anspruch zu nehmen.<br />

SKR: Gibt es spezielle Sachen, auf die man im öffentlichen Sektor<br />

in Zusammenhang mit BGM besonders achten muss?<br />

K. W.: Die Einführung von BGM ist immer Firmenabhängig. Es<br />

macht weder im öffentlichen Sektor, noch in privatrechtlichen<br />

Firmen Sinn, ein identisches Konzept für alle zu benutzen. Wichtig<br />

ist, dass auf die Firmenkultur und die fi rmenspezifi schen Eigenheiten<br />

Rücksicht genommen wird.<br />

Die Tätigkeiten in der öffentlichen Verwaltung sind sehr breit<br />

gefächert. So gibt es beispielsweise industrielle Bereiche wie<br />

Werkhöfe, Städtische Werke etc., bei welchen ein Besonderes<br />

Augenmerk auf die Wiedereingliederung von gesundheitsbeeinträchtigten<br />

Mitarbeitenden gelegt werden muss. Im Bereich der<br />

Verwaltungstätigkeiten stehen Themen wie Arbeitsplatzergonomie<br />

und Stressprävention im Vordergrund.<br />

SKR: Das BGM-Assessment ihrer Firma (Walser Consilart GmbH;<br />

www.consilart.ch) beginnt mit einer mehrtägigen Ist- Analyse<br />

und einer visualisierten Darstellung auf einer Führungskarte. Wie<br />

wird sichergestellt, dass diese nicht einfach in einer Schublade<br />

verschwindet, sondern umgesetzt wird?<br />

K. W.: Jede Organisation setzt schon, mehr oder weniger be-<br />

80 SKR 1/11<br />

GESUNDHEIT Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

Überblick über die Elemente des<br />

betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />

Quelle: Walser Consilart GmbH<br />

wusst, verschiedene BGM-Aktivitäten um. Um diese Aktivitäten,<br />

sowie ihre Akzeptanz, Wirkung und allfällige Lücken zu erkennen,<br />

wurde das BGM-Assessment entwickelt. Auf dieser visualisierten<br />

Darstellung ist nicht nur der mittel- und lang fristige<br />

Handlungsbedarf ersichtlich. Schnell wird auch klar, welche Fakten<br />

unbekannt und wie die verschiedenen Themen von einander<br />

abhängig sind. Damit kann man nicht nur die aktuelle Situation<br />

einschätzen, sondern auch konkrete Massnahmen zu gezielten<br />

Verbesserungen planen. Die Umsetzung dieser Massnahmen<br />

lässt sich jederzeit kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren.<br />

Durch die Aufteilung der BGM-Themen in, für alle verständliche,<br />

«handliche» Portionen wird dem BGM Verantwortlichen die<br />

Umsetzung einfach gemacht. Es wird möglich ein übersichtliches<br />

Projektportfolio zu erarbeiten, in welchem künftige Aktivitäten<br />

Bedarfsorientiert geplant und budgetiert werden können.<br />

Die regelmässige Aktualisierung der Führungskarte verhilft<br />

zur Visualisierung der Erfolge und dazu, dass sie nicht in einer<br />

Schublade verschwindet.<br />

SKR: Sie setzen grossen Wert auf den Erfahrungsaustausch. In<br />

der Region Solothurn/Bern besteht seit 2002 eine «Erfa-Gruppe»,<br />

welche sich aus Personal- und Sicherheitsfachleuten der verschiedensten<br />

Branchen zusammensetzt. Was ist das?<br />

K. W.: Die Erfa-Gruppe der Region Solothurn/Bern entstand in einer<br />

Zeit, in welcher sich noch nicht viele Firmen mit BGM/BGF<br />

beschäftigt haben. Sie besteht aus Teilnehmern, welche für voll-<br />

oder nebenamtlich für das Thema BGM verantwortlich sind. Der<br />

Erfahrungsaustausch hilft ihnen bei der Umsetzung in den Betrieben.<br />

Die Gruppe trifft sich viermal pro Jahr bei einem seiner Mitglieder.<br />

Regelmässig werden externe Referenten eingeladen, welche<br />

BGM-Fachthemen erläutern. Probleme aus den Betrieben<br />

können diskutiert und entsprechende Lösungen gemeinsam gefunden<br />

werden. Quartalsweises wird ein Benchmark erstellt. Er<br />

dient als Diskussionsgrundlage um Gründe für positive oder negative<br />

Veränderungen zu fi nden. Gemeinsame Aktivitäten wie<br />

Ärzte events, Merkblätter, oder Gesundheitstage helfen Ressourcen<br />

zu sparen. In der Zwischenzeit kommen auch Firmenvertreter/Innen<br />

von Firmen aus Zug und Luzern um sich mit<br />

Gleichgesinnten auszutauschen.


PUBLIREPORTAGE<br />

«Die Gemeinde Diepoldsau<br />

bietet ihren Mitarbeitenden einiges»<br />

Seit fünf Jahren setzt sich die Einheitsgemeinde Diepoldsau aktiv für die<br />

Gesundheit ihrer Mitarbeitenden ein. Die Leiterin des Projekts «fi t im job»,<br />

Sabrina Frei, zieht eine positive Bilanz: die Mitarbeitenden achten im Alltag<br />

stärker auf ihre Gesundheit – das freut auch die Gemeinde als Arbeitgeber.<br />

Die betriebliche Gesundheitsförderung der<br />

Gemeinde Diepoldsau ist breit angelegt: Das<br />

Projekt «fi t im job» bietet Aktivitäten in den<br />

Bereichen Ernährung, Sport, Geist und Gesellschaft.<br />

Es läuft seit fünf Jahren und wird laufend<br />

ausgebaut. Dieses Jahr stehen unter anderem<br />

ein Seminar Körpersprache, ein Nothelferkurs,<br />

eine Müeslipause und der «Diepoldsauer<br />

Schwamm» auf dem Programm. «Wir bieten<br />

unseren Mitarbeitenden ein vielfältiges Angebot»,<br />

sagt Sabrina Frei. «Das wird sehr geschätzt.»<br />

Im betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />

sind öffentliche Unternehmen mit besonderen<br />

Herausforderungen konfrontiert, weil sie ein<br />

breites Spektrum an Tätigkeiten abdecken<br />

– in Diepoldsau sind neben Kaufl euten auch<br />

Lehrpersonen, Pfl egefachleute und Handwerker<br />

bei der Gemeinde angestellt. Umso wichtiger<br />

ist es, dass die Gemeinde mit kompetenten<br />

Partnern zusammenarbeitet.<br />

Die Projektgruppe um Sabrina Frei hat in den<br />

letzten drei Jahren einen Gesundheits-Check für<br />

alle Angestellten sowie Ergonomieabklärungen<br />

durchgeführt. Bei diesen Aktionstagen hat sie<br />

mit SWICA zusammengespannt. SWICA betreibt<br />

eigene Gesundheitszentren und kann daher<br />

Ärzte, medizinisches Fachpersonal und Infrastruktur<br />

unkompliziert zur Verfügung stellen.<br />

«Einzelne Mitarbeitende treiben seither vermehrt<br />

Sport, sie machen regelmässig Entspannungsübungen<br />

oder Rückengymnastik», erzählt<br />

Sabrina Frei. «Bei der Arbeit heisst es Treppen<br />

steigen statt Lift fahren und das Gebäude ist<br />

seit mehr als zwei Jahren rauchfrei. Ausserdem<br />

haben wir neue Bürostühle und Tastaturen,<br />

Sitzkissen sowie Lesehilfen angeschafft, um<br />

die Arbeitsplätze ergonomisch einzurichten.»<br />

«Die Kosten sind<br />

gemessen am Erfolg gering»<br />

Aktionstage wie diejenigen der Gemeinde<br />

Diepoldsau bietet SWICA in der ganzen Schweiz<br />

an. Heinz Metzler, Leiter Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

bei SWICA, erklärt:<br />

«Wir verfolgen bei unseren Beratungen einen<br />

ganzheitlichen Ansatz und zählen neben der<br />

Gesundheitsförderung auch das Absenzmanagement<br />

und die Unterstützung von erkrankten<br />

und verunfallten Mitarbeitenden zu unseren<br />

Dienstleistungen.» Heinz Metzler begleitet<br />

Aktionstage wie in Diepoldsau oft persönlich.<br />

«Wir stellen die Experten zur Verfügung<br />

– Ärzte, Physiotherapeuten, Ernährungsberater,<br />

je nach Bedürfnis des Kunden – und unterstützen<br />

Arbeitgeber beim professionellen Absenzmanagement.»<br />

Sabrina Frei ist vom Engagement zugunsten<br />

der Gesundheit überzeugt: «Die Kosten sind<br />

gemessen am Erfolg gering.» Die Gemeinde<br />

erfasst die Absenzen seit 2003 systematisch und<br />

beobachtet insgesamt eine positive Entwicklung.<br />

«Wichtig ist uns aber auch, dass die Massnahmen<br />

zu einem positiven Arbeitsklima<br />

beitragen – der persönliche Austausch<br />

im lockeren Rahmen ist sehr wertvoll.»<br />

Betriebliche Gesundheitsförderung lohnt sich<br />

für Arbeitgeber und Angestellte gleichermassen.<br />

Die Mitarbeitenden können ihr Wissen erweitern<br />

und sich sportlich betätigen, sie erhalten<br />

Unterstützung bei einer Ernährungsumstellung<br />

und können Erkrankungen vorbeugen.<br />

Der Arbeitgeber kann sich auf motivierte,<br />

gesunde Mitarbeitende verlassen und profi tiert<br />

von weniger und kürzeren Absenzen.<br />

Heinz Metzler<br />

Leiter Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

Sabrina Frei<br />

Projektleiterin «fi t im job» in Diepoldsau<br />

Die Körperfett-Messung ist Teil<br />

eines umfangreichen Gesundheits-Checks<br />

Kontakt<br />

SWICA Gesundheitsorganisation<br />

Römerstrasse 38<br />

8401 Winterthur<br />

Telefon 052 244 23 53<br />

heinz.metzler@swica.ch<br />

SKR 1/11 81


GESUNDHEITSFÖRDERUNG · GESUNDHEITSFÖRDERUNG · GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

PUBLIREPORTAGE<br />

Ist Stressresistenz lernbar?<br />

Ein Beitrag zum BGM und<br />

zur allgemeinen Gesundheitspolitik<br />

Die ersten Resultate einer unabhängigen, privat fi nanzierten, empirischen<br />

Untersuchung zum Umgang mit Stress, Angst und Burnout zeigen völlig<br />

neue Ansätze für Therapie und Prävention von Stress-Störungen.<br />

Stress, Angst und Burnout sind Dauerthemen in Führungs- und Team-Coachings.<br />

In einer umfassenden, dreiteiligen Situations-Analyse wird die persönliche<br />

motivationale und emotionale Ebene refl ektiert, was zu – oftmals unerwarteten – neuen Erkenntnissen führt. Dieser Prozess hilft den<br />

Involvierten schrittweise die Kontrolle über die Stresssymptome zurück zu gewinnen. Unser – noch unveröffentlichtes – Forschungsmodell<br />

liefert dazu die Schlüsselthemen. Das Stress-Modell geht über die derzeitigen Erklärungsmodelle zur Ursache von Angststörungen und<br />

Burnout hinaus und wird wissenschaftlich über einen zugehörigen Fragebogen überprüft. Die Forschungsarbeit hat zum Ziel, erhärtete<br />

Aussagen über die persönlichen Faktoren machen zu können, welche zu einem konstruktiven Umgang mit Stress führen.<br />

In die Online-Erhebung wurden auch Berufsgruppen eingebaut, die unter Stress sicher «funktionieren» müssen und Gruppen, die unter<br />

Angst/Panik resp. Burnout leiden. Diese Gegenüberstellungen geben erste Hinweise auf die wesentlichen Faktoren zur Stress-Prävention<br />

und Therapie. Stress, Angst und Burnout haben zudem wesentlichen Einfl uss auf die Entscheidungsfi ndung insbesondere in komplexen<br />

Situationen. Daher verdient das Thema auf allen Ebenen eine hohe Beachtung.<br />

Es werden weiterhin Personen (oder Teams) zur Teilnahme an der Online-Studie gesucht, welche unter Stress stehen, Angst oder Burnout<br />

erleben. Zugangslogins können per Email unter cornelia.nussle@psycon.ch angefordert werden. Natürlich können Teilnehmende auf<br />

Wunsch ein kurzes kostenloses Feedback erhalten. Die Daten bleiben anonym. Für weitere Beratung steht unsere langjährige arbeitspsychologische<br />

und therapeutische Erfahrung zur Verfügung.<br />

Dr. phil. Cornelia Nussle | psycon gmbh | 6343 Rotkreuz<br />

Gesunde Mitarbeiter sind<br />

leistungsfähige Mitarbeiter !<br />

Hektik, Überforderung, Existenzangst,<br />

negativer Groove in den<br />

Abteilungen, das sind heimtückische<br />

Wegbegleiter von stark geforderten<br />

Menschen am Arbeitsplatz.<br />

Hier setzt chiManagement<br />

mit ihrem lösungsorientiertem<br />

Ressourcenmanagement an.<br />

Hocheffi ziente Coach & Care Modelle<br />

zur intensiven Entschleunigung<br />

und effektivem Empowerment<br />

überzeugen längst Führungskräfte<br />

und Persönlichkeiten<br />

aus dem öffentlichen Leben.<br />

Einzigartig an den Programmen ist<br />

die Ganzheitlichkeit. Jedes Coach &<br />

Care Modell ist von A–Z aus einer<br />

Hand geformt und beinhaltet lö-<br />

82 SKR 1/11<br />

sungsfokusiertes Coaching sowie<br />

einen Gesundheitsaufenthalt,<br />

fernab von Beruf und Familie. Ein<br />

Care Manager organisiert und<br />

koordiniert das Rundum-Paket.<br />

Diese BGF-Programme sind exklusiv<br />

bei chiManagement erhältlich.<br />

Starten Sie gleich heute einen<br />

Pilotversuch mit und für Ihre Mitarbeiter<br />

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Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

(BGM): Neue Wege beschreiten<br />

G.P.C. Partners ist ein Unternehmen,<br />

in dem sich hoch qualifi zierte<br />

Spezialisten aus den Bereichen Gesundheit,<br />

Sport, Ernährung, Physiotherapie,<br />

Coaching, Management<br />

Development und Absenzenmanagement,<br />

vereint haben.<br />

Somit können wir in allen Bereichen<br />

erstklassige Dienstleistungen,<br />

Konzepte und Strategien bieten.<br />

Wir verbinden Innovation und<br />

konventionell bewährte Methoden.<br />

Mit dem CRS-Analysegerät<br />

(Cell Regulation Screening), einem<br />

med. Messgerät mit nichtinvasiver<br />

Screening-Methode zur Analyse<br />

und Überprüfung des zellulären<br />

Stoffwechsels, haben wir die<br />

Möglichkeit von individuellen Analysen.<br />

Durch die anonymisierte<br />

Datenauswertung inkl. Fragebogen<br />

erarbeiten und realisieren wir<br />

gemeinsam spezifi sche, fi rmeninterne<br />

Massnahmen -z. B. Burnout-Prophylaxe,Stress-/Selbstmanagement.<br />

Ferner bieten wir<br />

ein umfassendes Spektrum von<br />

bedürfnisorientierten und praxisnahen<br />

Seminaren an.<br />

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Tel. 044 8208011<br />

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PUBLIREPORTAGE<br />

Gehwettbewerbe mit Tappa Schweiz<br />

motivieren nachhaltig zu mehr Bewegung<br />

Das menschliche Bewegungsverhalten veränderte sich in den letzten Jahren massiv – Sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit.<br />

Alleine durch den Bewegungsmangel entstehen Milliardenkosten im Gesundheitswesen. Dieser Herausforderung begegnet<br />

Tappa Schweiz mit einem innovativen Konzept für jedermann.<br />

In den vergangenen 50 Jahren verringerte sich das Bewegungsverhalten<br />

der Menschen massiv. Zahlreiche Annehmlichkeiten wie Lift und<br />

Auto oder neue Arbeitsweisen verstärken den rückläufi gen Trend. Dies<br />

bleibt jedoch nicht ohne weitreichende Folgen: Im Gegenzug steigen<br />

nämlich die Kosten fürs Gesundheitswesen, auch auf Grund von Bewegungsmangel,<br />

in beinahe untragbare Höhen.<br />

In Zahlen ausgedrückt heisst dies, dass sich rund 60% der Schweizer<br />

Bevölkerung eindeutig zu wenig bewegt und in Folge dessen 2,4 Milliarden<br />

Franken an direkten Behandlungskosten verursachen. Hinzu kommen<br />

zahlreiche indirekt begünstigte Krankheiten. Zwangsläufi g hat dies<br />

auch fi nanzielle Auswirkungen auf Unternehmen und Verwaltungen.<br />

«Risiko-Gruppe» mit Firmenevent bewegen<br />

Die Firma tappa packt das Problem mit ihrem innovativen Firmenevent<br />

bei der Wurzel, in dem es Anreize für mehr Bewegung im Alltag schafft,<br />

egal wie sportlich man ist. Virtueller Gehwettbewerb heisst das Geheimnis<br />

dieser in verschiedener Hinsicht bewegenden Idee. Hierbei wird<br />

auf einfache und Spass bringende Weise der Teamgeist gestärkt und<br />

die Gesundheit verbessert. Die häufi g nüchterne Gesundheitsvorsorge<br />

im Betrieb wird zum erlebnisreichen und mitreissenden Anlass.<br />

Maria Olsson, verantwortlich für Life-Balance-Themen bei IKEA, bringt<br />

es auf den Punkt: «Das gesamte tappa-Konzept sowie dessen Umsetzung<br />

passen sehr gut in die Philosophie IKEAs: Es ist einfach und jeder<br />

kann mitmachen».<br />

Mehrschichtiges Konzept «Virtueller Gehwettbewerb»<br />

Der Schrittzähler erfasst die Schritte, die täglich auf der tappa-Internetseite<br />

eingegeben werden. Dadurch bewegt sich der Teilnehmende<br />

im Team Schritt für Schritt virtuell auf einer Karte entlang einer realen<br />

Strecke über Etappen dem Ziel entgegen. Sportliche Betätigungen können<br />

einfach in Schritte umgerechnet werden und zählen somit auch<br />

fürs virtuelle Vorankommen.<br />

Die Tappa Gruppe<br />

Im Jahr 2005 hatte Börje Börjesson die Idee der virtuellen Gehwettbewerbe<br />

und die Firma Tappa Service AB im schwedischen<br />

Varberg ins Leben gerufen. Die Idee war es, ein Konzept für die<br />

Gesundheitsvorsorge zu schaffen, das Spass macht, einfach ist<br />

und an dem jede/r teilnehmen kann. Seither haben sich mehr<br />

als eine Million Menschen aus Schweden, Norwegen, Dänemark,<br />

Holland und Deutschland von unseren Gehwettbewerben überzeugen<br />

lassen. Seit kurzem haben auch Schweizer Arbeitgeber<br />

die Chance das Bewegungsverhalten in ihrem Betrieb zu ändern:<br />

Im Oktober letzten Jahres eröffnete Tappa Schweiz im luzernischen<br />

Meggen ihre Büros.<br />

Dank der ausgeklügelten Internetseite ist man stets auf dem Laufenden<br />

und höchst motiviert. Dafür sorgen die bereits erwähnte Karte, worauf<br />

auch die anderen Teilnehmenden virtuell voranschreiten, und die Toplisten<br />

mit den aktuellen Rangreihenfolgen. Ebenso anspornend sind die<br />

Funktionen CO2-Einsparungs- und BMI-Rechner, wie auch die Kommunikationsplattform.<br />

Teamgeist, Gesundheit und Wirtschaftlichkeit auf Dauer<br />

Staffan Welinder, Geschäftsführer von Tappa Schweiz, erklärt den<br />

nachhaltigen Erfolg des Ansatzes: «Wir empfehlen unseren Kunden<br />

eine Mindestdauer von ca. 60 Tagen, da wir eine Verhaltungsänderung<br />

anstreben. Wer sich über zwei Monate regelmässig mit unserem Konzept<br />

bewegt, erlebt Gesundheit und Teamgeist. Unsere Umfragen zeigen,<br />

dass 80 Prozent der Teilnehmenden nach der Kampagne motiviert<br />

sind, sich weiterhin regelmässig zu bewegen. 83 Prozent möchten zudem<br />

an einem weiteren Gehwettbewerb teilnehmen.»<br />

Zweifelsohne ist die Gesundheitsvorsorge ein zentraler Bestandteil des<br />

tappa-Konzepts: Man beugt verschiedenen Krankheiten vor und die<br />

Mitarbeitende fühlen sich wohler und sind belastbarer. Gleichzeitig<br />

kann dies Absenzen senken und die Produktivität steigern, wodurch<br />

Unternehmen auf Dauer Kosten einsparen.<br />

Da die Teilnehmenden die Strecke im Team meistern, darüber diskutieren<br />

und sich gegenseitig motivieren, wird das «Wir-Gefühl» gestärkt, die<br />

Kommunikation angeregt und das Arbeitsklima nachhaltig verbessert.<br />

In Folge der sich entwickelnden Eigendynamik des Gehwettbewerbes,<br />

steigt in der Regel neben der Grundstimmung auch die Leistungsfähigkeit<br />

des Unternehmens.<br />

Tappa Schweiz<br />

Houbmattstrasse 3<br />

6045 Meggen LU<br />

041 377 22 02<br />

info@tappa.ch<br />

www.tappa.ch


GESUNDHEIT Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

– ein Thema?<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

ist in jeder Unternehmung ein Thema.<br />

Auch die Klubschule Business bietet Ihren<br />

Firmenkunden in diesem Bereich ein brei-<br />

G.P.C. Partners GmbH<br />

Die Innovation im Betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />

Wir verbinden Innovation und konventionell<br />

bewährte Methoden im Bereich BGM...<br />

84 SKR 1/11<br />

...greifen Sie die Themen mit uns auf!<br />

Einfluss von Schichtarbeit auf die Gesundheit<br />

Migräne am Arbeitsplatz<br />

Präsentismus<br />

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Corporate Health als<br />

unternehmerischer Erfolgsfakor<br />

tes Sprektrum an Dienstleistungen und<br />

Schulungen an. Sie unterstützt Sie bei der<br />

Erarbeitung Ihres Betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />

(BGM) von der Standortbestimmung<br />

bis hin zur Zertifi zierung<br />

mit dem Label «Friendly Work Space ® »<br />

und der Umsetzung von Kursen, Seminaren<br />

und Programmen. Dabei arbeitet die<br />

Klubschule eng mit den Gesundheitsverantwortlichen<br />

der MIGROS-Gruppe zusammen.<br />

Mit spezifi sch auf Ihre Bedürfnisse abgestimmten<br />

Programmen – sei dies in den<br />

Bereichen Bewegung, Entspannung oder<br />

Ernährung, aber z. B. auch mit Seminaren<br />

in den Bereichen Kommunikation und<br />

Mitarbeiterführung oder mit spezifi schen<br />

Informatikkursen – tragen Sie dazu bei,<br />

die Gesundheit zu fördern, Absenzen oder<br />

Über- und Unterforderung zu vermeiden<br />

und Sie sorgen für ein leistungsförderndes<br />

Klima.<br />

Die Klubschule Business vermittelt dabei<br />

die notwendigen Kompetenzen, ob im<br />

Lehrgang Projektmanagement oder in<br />

Schulungen zu Selbstmanagement und<br />

Konfl iktbewältigung. Überzeugen Sie sich<br />

von unserem ganzheitlichen BGM-Ansatz!<br />

Kontaktieren Sie uns. Unser BGM-Spezialist<br />

berät Sie gerne!<br />

Armin Riebli<br />

Tel. 041 418 66 96<br />

www.klubschule.ch/fi rmen<br />

Fachliteratur zum Thema<br />

Thorsten Uhle, Michael Treier<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement:<br />

Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt –<br />

Mitarbeiter einbinden, Prozesse gestalten,<br />

Erfolge messen<br />

2011, 372 Seiten<br />

ISBN: 978-3-540-95933-5<br />

Springer Verlag | www.springer.com<br />

Leistungsdruck, Flexibilisierungszwang und der demografi sche Wandel<br />

kennzeichnen unsere Arbeitswelt und erfordern eine neue Sichtweise<br />

auf den arbeitenden Menschen: Massnahmen der betrieblichen<br />

Gesundheitsarbeit sind gefragt, um Mitarbeiter gesund zu<br />

erhalten und ihre Beschäftigungsfähigkeit zu fördern. Doch die Aufgabe<br />

«Gesundheitsmanagement» stellt Personaler, Gesundheitsverantwortliche<br />

und Geschäftsführung vor eine komplexe und oft<br />

unklare Auftragslage: Wo anfangen? Welche Bereiche abdecken?<br />

Wen einbeziehen? Wie Erfolge messen? – Dieses Buch zeigt für den<br />

praxisorientierten Leser Kernprozesse und neue Wege im Gesundheitsmanagement<br />

auf. Durch eine psychologische Sichtweise erweitert<br />

es die Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit der Gesundheitsförderung.<br />

Weitere Fachliteratur auf www.fachpresse.com/themen/fachliteratur


Gesundheitsförderung<br />

beginnt im Sitzen<br />

Die Fakten liegen auf dem Tisch: Fast ein Viertel der Bevölkerung klagt über chronische Nackenschmerzen.<br />

Jeder zweite Büroangestellte leidet an Rückenbeschwerden. Schuld daran ist meistens die fehlende Ergonomie<br />

am Arbeitsplatz. Und die Einsicht, dass ein guter Bürostuhl die beste Gesundheitsprävention ist.<br />

Die neuesten Zahlen der Studie «Schweizerische<br />

Befragung in Büros» (SBiB-Studie)<br />

sind alarmierend. 57,1 Prozent der befragten<br />

Arbeitnehmer leiden an Rücken- und<br />

Kreuzbeschwerden. Schlechte Ergonomie<br />

Fachliteratur zum Thema<br />

Eberhard Ulich, Marc Wülser<br />

Gesundheitsmanagement in Unternehmen<br />

Arbeitspsychologische Perspektiven<br />

2010, 496 Seiten<br />

ISBN: 978-3-8349-2545-9<br />

Gabler Verlag | www.gabler.de<br />

am Arbeitsplatz kann schwerwiegende gesundheitliche<br />

Probleme hervorrufen. Bandscheibenvorfälle<br />

sind an der Tagesordnung.<br />

Die Kosten für die Arbeitgeber sind immens.<br />

Krankheitsbedingte Ab senzen und<br />

Leistungsschwankungen sind aber auch<br />

für die Betroffenen selber ein grosser Einschnitt<br />

in ihren Alltag. Gesundheitsprävention<br />

wird deshalb in vielen Firmen gross<br />

geschrieben.<br />

Büroangestellte verbringen 80 Prozent ihrer<br />

Arbeitszeit am Schreibtisch. Das heisst:<br />

Es kann viele Ursachen für körperliche<br />

Schmerzen geben. Beispielsweise lassen<br />

sich der Bürostuhl und die Höhe des<br />

Schreibtisches nicht individuell einstellen.<br />

Nur ein guter Bürostuhl passt sich nämlich<br />

der Körperposition und Anatomie optimal<br />

an. Er fördert die Bewegung auch beim<br />

Sitzen. Der Schweizer Bürostuhl-Hersteller<br />

TERGON hat Bürostühle entwickelt, die<br />

diese Eigenschaften mitbringen. Die TER-<br />

GON Stühle werden direkt vom Hersteller<br />

an den Endkunden angeboten.<br />

Tipp: Vor der Anschaffung neuer Bürostühle<br />

mindestens eine Woche Probesitzen.<br />

Das betriebliche Gesundheitsmanagement wird – nicht zuletzt wegen der<br />

hohen Kosten, die es zu vermeiden gilt – zunehmend zu einem wichtigen<br />

Wettbewerbsfaktor in Unternehmen. Eberhard Ulich und Marc Wülser beschreiben<br />

zunächst die durch Fehlbeanspruchungen und Krankheiten ent-<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement GESUNDHEIT<br />

Das Institut für Arbeitsmedizin (ifa) in<br />

Baden befasst sich seit Jahren mit Ergonomie.<br />

«Vor Neueinrichtungen von Arbeitsplätzen<br />

empfehlen wir unseren Kunden,<br />

sich diesbezüglich beraten zu lassen. In diesem<br />

Bereich können sie direkt Einfl uss auf<br />

die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden nehmen»,<br />

sagt ifa-Leiter Dieter Kissling.<br />

Damit der Bürostuhl nicht zur Folterbank<br />

wird, braucht es nebst Fachwissen und<br />

Beratung auch ein gutes Produkt. TER-<br />

GON beispielsweise hat sich spezialisiert<br />

auf rückenfreundliche Bürostühle. Durch<br />

viele Bemusterungen und Langzeittests<br />

beim Endkunden wurden die «Swiss Ergochairs»<br />

weiterentwickelt und ständig<br />

optimiert. «Firmenkunden können unverbindlich<br />

einen Probestuhl anfordern.<br />

Während vier Wochen können sie ihn auf<br />

Sitzkomfort und Rückenfreundlichkeit hin<br />

testen», sagt TERGON-Geschäftsführer<br />

Georg Endler.<br />

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stehenden Kosten und zeigen danach die wesentlichen Bestimmungsmerkmale<br />

des betrieblichen Gesundheitsmanagements auf. Gesundheitsfördernde<br />

und -gefährdende Aspekte der Arbeit werden anhand verschiedener<br />

arbeitswissenschaftlicher Modelle dargestellt, geeignete Instrumente und<br />

Methoden zur langfristigen Einbettung des Themas Gesundheit in den betrieblichen<br />

Alltag werden vorgestellt. «Good-Practice-Beispiele» helfen bei<br />

der Umsetzung. Für die vierte Aufl age dieses Buches, das Entscheidungsträger,<br />

Human-Resources- und BGM-Verantwortliche richtet, wurden neueste<br />

Forschungsergebnisse berücksichtigt. Das Buch wurde um weitere Abschnitte<br />

ergänzt und alle Kapitel wurden überarbeitet.<br />

Weitere Fachliteratur auf www.fachpresse.com/themen/fachliteratur<br />

SKR 1/11 85


Die bestehenden Schweizer Kernkraftwerke<br />

sind in die Jahre gekommen und<br />

müssen in absehbarer Zeit vom Netz gehen.<br />

Langfristige Verträge zum Stromimport<br />

aus Frankreich laufen ab 2018<br />

schrittweise aus. Gleichzeitig steigt der<br />

Stromverbrauch aufgrund immer ausgeklügelter<br />

elektronsicher Geräte und dem<br />

Willen fossile Energieträger zu substituieren.<br />

Die Entwicklung scheint unabwendbar:<br />

In einigen Jahren wird sich die oft zitierte<br />

Stromlücke öffnen. Die Frage, wie<br />

mit ihr umgegangen werden soll, erhitzt<br />

die Gemüter und spaltet die Bevölkerung<br />

– Atomstrom ja oder nein wird zur politischen<br />

Gretchenfrage.<br />

Eine Abfuhr an die Atomenergie erteilten<br />

in den letzten Monaten die Stimmbürger<br />

der Städte Zürich, Basel, Genf, Bern und<br />

St. Gallen. Sie beschlossen an der Urne<br />

langfristig den Ausstieg aus der Kernenergie.<br />

Den Konterpunkt zu diesen Abstimmungen<br />

setze am 11. November 2010 in<br />

Baden das Nuklearforum Schweiz. Zum<br />

dritten Mal fand die Nuclea, die Industrietagung<br />

des Nuklearforums statt. Unter<br />

dem Thema «Rahmenbedingungen für<br />

die Renaissance der Kernenergie» diskutierten<br />

Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Politik, unter welchen Umständen<br />

sich die Schweiz auf das Jahrhundertprojekt<br />

Kernkraftwerksneubau<br />

einlassen kann.<br />

Das Konzept des Nuklearforums:<br />

Sowohl als auch<br />

Die Energiewende – die Abkehr von Erdöl<br />

und Erdgas – sei nur unter Einschluss der<br />

Kernenergie möglich, betonte Corina Eichenberger,<br />

Aargauer Nationalrätin und<br />

Präsidentin des Nuklearforums Schweiz,<br />

in ihrer Begrüssungsrede. «Diese grundle-<br />

86 SKR 1/11<br />

<strong>UMWELT</strong> Energiepolitik<br />

Versorgungssicherheit<br />

der Schweiz gewährleisten<br />

– mit oder ohne Atomstrom?<br />

von Patrick Aeschlimann<br />

In den nächsten Jahren werden in der Schweiz die Weichen für die Zukunft der Energieversorgung gestellt.<br />

Während die grossen Städte sich per Volksentscheide aus dem Atomzeitalter verabschieden wollen, sind drei<br />

neue Kernkraftwerke in Planung. An der Industrietagung «nuclea’10» diskutierten Kernkraftbefürworter über<br />

die Rahmenbedingungen für eine Renaissance dieser umstrittenen Energieform.<br />

gende Erkenntnis hat der Bundesrat bereits<br />

2007 in seine Energiestrategie aufgenommen,<br />

wo er ausdrücklich festhält,<br />

dass der Ersatz oder der Neubau von<br />

Kernkraftwerken notwendig ist», erklärte<br />

sie. Eichenberger erinnerte daran, dass<br />

Erneuerbare und Kernenergie sich zu einem<br />

optimalen Strommix ergänzen: «Gerade<br />

in der Schweiz wissen wir das am<br />

besten, denn wir produzieren ja diesen<br />

Strommix seit über 40 Jahren – zuverlässig,<br />

sauber und kostengünstig.»<br />

Manfred Thumann, CEO der Axpo AG,<br />

strich die Vorteile eines Strommix unter<br />

Einschluss der Kernenergie hervor: Abgesehen<br />

von den volkswirtschaftlichen Vorteilen<br />

erfülle er weitere gesamtgesellschaftliche<br />

Anforderungen. «Mit dem<br />

sanften Ausbau der Wasserkraft, dem Ersatz<br />

der Kernkraftwerke an den heutigen<br />

Standorten und der Nutzung der heimischen<br />

neuen erneuerbaren Energieressourcen<br />

kann eine CO2-arme und sichere<br />

Stromversorgung auch in Zukunft gesichert<br />

werden», erklärte Thumann. Die<br />

erneuerbaren Energien seien wichtig, nicht<br />

weil sie klimatechnisch oder gar kostenmässig<br />

besser sind, sondern weil sie ein<br />

Stück Autarkie in der Energieversorgung<br />

bedeuten. Dabei gelte es, den für die<br />

Schweiz optimalen Strommix nicht aus<br />

den Augen zu verlieren.<br />

Gewerbe erhofft sich<br />

Arbeitsplätze und Wertschöpfung<br />

von AKW-Neubau<br />

Auch der Gewerbeverband setze sich für<br />

den Verbund von Energieeffi zienz, erneuerbaren<br />

Energien und Kernenergie ein, erklärte<br />

Hans-Ulrich Bigler, Direktor des<br />

Schweizerischen Gewerbeverbands. «Das<br />

Fazit ist einfach», sagte Bigler mit Blick auf<br />

die Kernenergie. «Erstens haben Kernkraftwerke<br />

ein hohes Wertschöpfungspotenzial<br />

für das Gewerbe in der Schweiz.<br />

Zweitens schaffen sie wichtige Arbeitsplätze.<br />

Drittens tragen sie wesentlich zu<br />

einer sicheren Stromversorgung bei und<br />

viertens erlauben sie möglichst tiefe<br />

Strompreise.»<br />

Die Sicht eines Kernkraftwerk-Projektanten<br />

vertrat Stefan Aeschimann, Leiter<br />

Corporate Public Affairs der Alpiq Holding<br />

AG. Damit überhaupt gebaut werden<br />

könne, müssten Politik und Behörden<br />

die dazu nötigen Rahmenbedingungen<br />

schaffen. Dazu gehöre, dass die<br />

Verfahren für neue Kernkraftwerke und<br />

Tiefenlager von Seiten der Politik konsequent<br />

an gewendet werden. Zudem forderte<br />

er fi nanzielle Spielräume sowie eine<br />

massvolle Besteuerung und Abgabenbelastung<br />

der Energieunternehmen, damit<br />

sie die erforderlichen Investitionen<br />

tätigen könn ten.<br />

Trotz jüngsten<br />

Abstimmungsschlappen:<br />

Kernenergie ist demokratisch<br />

legitimiert<br />

Werner Bühlmann vom Bundesamt für<br />

Energie erläuterte die rechtlichen Grundlagen<br />

der Kernenergie. Er erinnerte daran,<br />

dass die Schweizer Bevölkerung zwischen<br />

1976 und 2003 über sieben Volksinitiativen<br />

zum Ausstieg aus der Kernenergie<br />

oder zur Einschränkung der Nutzung der<br />

Kernenergie abgestimmt und – mit Ausnahme<br />

des 1990 angenommenen 10-jährigen<br />

Moratoriums – alle Initiativen abgelehnt<br />

habe. «Die Nutzung der Kernenergie<br />

ist damit in der Schweiz demokratisch<br />

legitimiert wie in keinem anderen Land»,<br />

stellte er fest.


Gabi Hildesheimer, Franz Baumgartner, Moderator Reto Brennwald,<br />

Werner Bühlmann, Kurt Schmid, Christian Wasserfallen (von links)<br />

diskutieren am Podiumsgespräch die Zukunft der Atomkraft<br />

Auch Nationalrat Christian Wasserfallen<br />

stellte sich klar hinter die Energiepolitik des<br />

Bundesrats, die sich auf die vier Säulen<br />

Energieeffizienz, erneuerbare Energien,<br />

Grosskraftwerke und Energieaussenpolitik<br />

abstützt. Er bezeichnete sie als «Dreamteam,<br />

das Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit<br />

garantiert». Wasserfallen<br />

plädierte für den Ersatz der bestehenden<br />

Kernkraftwerke in der Schweiz. «Bei uns in<br />

Bern kann man bereits heute seinen<br />

Strommix frei wählen. Der teure Solarstrom<br />

wird von weniger als einem Prozent<br />

gewählt, was nicht einmal annähernd<br />

dem Wähleranteil der Grünen Partei entspricht»,<br />

kommentierte er pointiert.<br />

Ohne Zustimmung des Volkes<br />

keine neuen Kernkraftwerke<br />

Wenig Platz hatte es an der Nuclea erwartungsgemäss<br />

für Kernkraftgegner. Auf<br />

dem abschliessenden Podium nahm mit<br />

Franz Baumgartner, Sprecher des Wissenschaftlichen<br />

Beirates der Agentur für erneuerbare<br />

Energien und Energieeffi zienz<br />

(AEE), nur ein dezidierter Gegner der<br />

Atomkraft Platz. Er hatte gegen die geballten<br />

Wortsalven der Anwesenden, auch<br />

aus dem Publikum, einen schweren Stand.<br />

Für die Renaissance der Kernenergie gibt<br />

es im politischen System der Schweiz eine<br />

notwendige Bedingung: Das Stimmvolk<br />

muss das Vertrauen in die Atomkraft zu-<br />

rückgewinnen. Ein gewichtiger Vorbehalt<br />

gegenüber der Technologie ist die Endlagerung<br />

der radioaktiven Substanzen.<br />

Corina Eichenberger, Präsidentin des Nuklearforums,<br />

nimmt sich in dieser Frage<br />

Schweden und Finnland zum Vorbild. In<br />

beiden Ländern stimmt die grosse Mehrheit<br />

der Anwohner den Tiefenlagern, die<br />

auch in der Schweiz vorgesehen sind, zu.<br />

In der Schlussphase des Auswahlverfahrens<br />

haben sich sogar je zwei Gemeinden<br />

für das Endlager interessiert. Auch für die<br />

Schweiz ist Eichenberger zuversichtlich:<br />

«Ich bin überzeugt, dass auch in der<br />

Schweiz die Bevölkerung den von Bundesrat<br />

und Parlament festgelegten Entsorgungsweg<br />

gutheissen wird. Wir sind es<br />

unseren Nachkommen schuldig, die Abfälle<br />

aus der Stromproduktion, die uns so<br />

viel Nutzen bringt, so zu entsorgen, dass<br />

künftige Generationen keine Lasten zu<br />

tragen haben. Genau das ist Sinn und<br />

Zweck von Tiefenlagern. Sie aus politischem<br />

Kalkül zu verhindern, ist verantwortungslos.»<br />

Zum Thema Sicherheit,<br />

vor allem nach der Reaktorkatastrophe<br />

von Tschernobyl ein starker Vorbehalt gegenüber<br />

der Kernenergie, sagt Eichenberger:<br />

«Die Gefahr, dass ein Grossschaden<br />

eintritt, oder gar ein Unfall, bei dem<br />

Dritte zu Schaden kommen, ist ausserordentlich<br />

klein. Sicherheit und Ökonomie<br />

gehen bei der Kernenergie Hand in Hand:<br />

Nur eine sichere Anlage ist auch eine<br />

wirtschaftliche Anlage.»<br />

Energiepolitik <strong>UMWELT</strong><br />

Betreiber müssen<br />

Verantwortung übernehmen<br />

Letzten September berichtete die «Rundschau»<br />

des Schweizer Fernsehens, dass in<br />

Schweizer Kernkraftwerken aufbereitetes<br />

Uran aus dem russischen Majak verwendet<br />

wird, dass unter unklaren Sicherheitsbedingungen<br />

produziert wird. Die gemessene<br />

radioaktive Strahlung rund um die<br />

Anlage in Majak liegt massiv über dem erlaubten<br />

Grenzwert. Da sich an dieser Stelle<br />

schon zu Sowjetzeiten eine atomare Versuchsanlage<br />

befand, ist noch unklar, ob die<br />

erhöhte Strahlung einen Zusammenhang<br />

mit den heutigen Aktivitäten hat. Für Corina<br />

Eichenberger ist klar, dass die Schweizer<br />

Atomkraftwerke ihre Verantwortung<br />

wahrnehmen müssen: «Die schweizerischen<br />

Kernkraftwerkbetreiber halten sich<br />

an die fortschrittlichsten internationalen<br />

Normen zu Qualität, Umwelt sowie Arbeits-<br />

und Gesundheitsschutz und erwarten<br />

dies auch von ihren Lieferanten. Das<br />

Beispiel Majak zeigt, dass es nicht immer<br />

einfach ist, die ganze Lieferkette im Auge<br />

zu behalten. Ich erwarte von unseren<br />

AKW-Betreibern, dass sie hier mit grosser<br />

Sorgfalt vorgehen und bei Zweifeln Klarheit<br />

schaffen. Das ist wichtig, weil es in der<br />

weltweiten Nuklearindustrie – wie in anderen<br />

Industrien auch – noch Altlasten<br />

gibt aus einer Zeit, als der Schutz der Umwelt<br />

nicht den gleichen Stellenwert hatte<br />

wie heute.»<br />

SKR 1/11 87


SKR: Michael Kaufmann, das Tätigkeitsfeld von EnergieSchweiz<br />

ist sehr breit. Was ist EnergieSchweiz in wenigen Sätzen?<br />

Michael Kaufmann: EnergieSchweiz ist die Plattform für Projekte<br />

im Bereich Energieeffi zienz und erneuerbare Energien. Das<br />

Programm hat in den letzten 20 Jahren vielen Erfahrungen gesammelt<br />

und ein grosses Netzwerk aufgebaut. Der Bundesrat<br />

hat das Programm beauftragt, in den nächsten 10 Jahren nochmals<br />

das Maximum zu tun, um die Energieeffi zienz und die erneuerbaren<br />

Energien voranzubringen.<br />

SKR: EnergieSchweiz beruht auf der Grundidee der Freiwilligkeit.<br />

Genügt das um die Ziele betreffend Energieeffi zienz und erneuerbare<br />

Energien zu erreichen? Möchten Sie nicht manchmal auch<br />

etwas Zwang ausüben können?<br />

M. K.: Freiwilligkeit ist gut. EnergieSchweiz hat bewiesen, dass<br />

man damit gute Resultate erreicht. Es wurde aber auch klar,<br />

dass Freiwilligkeit im Energiesektor nicht ausreicht. Es braucht<br />

beides: Initiativen von Privaten zusammen mit Bund, Kantonen,<br />

Gemeinden und privaten Akteuren aber eben auch klare gesetzliche<br />

Vorgaben. Mit EnergieSchweiz wollen wir die Nase vorne<br />

haben. Vor den gesetzlichen Grundlagen.<br />

SKR: Nun startet die zweite Etappe 2011–2020:<br />

Wo liegen die Hauptunterschiede zur ersten Etappe?<br />

M. K.: Die nächsten zehn Jahre von EnergieSchweiz sind ausgerichtet<br />

auf noch mehr Effi zienzmassnahmen und auch auf Aus-<br />

und Weiterbildung. Effi zienz im Energiesektor heisst eben auch<br />

Nachdenken über die Frage des Verhaltens und die Frage: «Wie<br />

viel Energie braucht der Mensch?» Gleichzeitig wollen wir viele<br />

Fachleute in allen Bereichen, die wissen, wie man die neuen Erkenntnisse<br />

und neuen Technologien anwendet. Was nützen uns<br />

all die neuen Technologien, wenn wir die Berufs- und Fachleute<br />

nicht haben, die wissen, wie man baut, wie man erneuerbare<br />

Energien einsetzt, wie man nachhaltig kalkuliert?<br />

SKR: Alle Programmassnahmen der neuen Etappe sind auf Elektrizität<br />

ausgerichtet. Elektrifi zierung sehen Sie als DIE Herausforderung<br />

der nächsten Jahre. Aber Energie ist mehr als nur Elektrizität.<br />

Vernachlässigt man nicht andere Punkte?<br />

88 SKR 1/11<br />

<strong>UMWELT</strong> Energieeffi zienz<br />

«Die durchschnittliche Gemeinde<br />

kann sich zur Hälfte selbst<br />

mit Energie versorgen»<br />

Interview von Patrick Aeschlimann<br />

Seit bald zwei Jahrzehnten ist das Bundesamt für Energie (BFE) mit einem umfassenden Programm für Energieeffi<br />

zienz und erneuerbare Energien aktiv. Die stärken des nationalen Programms «EnergieSchweiz» liegen<br />

in der engen, partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen, Gemeinden und den zahlreichen<br />

Partnern aus Wirtschaft, Umwelt- und Konsumentenorganisationen sowie öffentlichen und privatwirtschaftlichen<br />

Agenturen. Michael Kaufmann, Vizedirektor des BFE und Programmleiter EnergieSchweiz, gibt Auskunft<br />

über die Schwerpunkte der eben angelaufenen «Etappe 2011–2020».<br />

M. K.: Die Frage des effi zienten Umgangs mit Elektrizität steht im<br />

Vordergrund, weil wir eine Elektrifi zierung der Gesellschaft erleben.<br />

Das bedeutet: Die Frage, wie und in welcher Qualität in Zukunft<br />

Strom erzeugt wird, wie wir sorgfältig mit Strom umgehen<br />

und ob wir dazu erneuerbare Energien einsetzen. Die gesamte<br />

Energie- und Klimapolitik (CO2-Emissionen aus Gas- und Kohlekraftwerken)<br />

wird sich in den nächsten Jahren darum drehen.<br />

SKR: Ihnen stehen laut Budget etwa 26 Millionen pro Jahr zur<br />

Verfügung. Benötigt werden für die Umsetzung des vollen Programms<br />

gemäss ihren Rechnungen aber 35–40 Millionen. Was<br />

sind die grössten Auswirkungen wenn sie mit einem kleineren<br />

Budget auskommen müssen?<br />

M. K.: EnergieSchweiz hat beschränkte Mittel. Das ist auch so,<br />

wenn wir mehr als 26 Millionen pro Jahr haben. Das hat zur<br />

Konsequenz, dass wir unsere Mittel konzentrieren, und auch auf<br />

gewisse Dinge verzichten müssen. Der Verzicht betrifft jene Bereiche,<br />

wo andere ausserhalb des Bundes auch gefragt sind: Also<br />

etwa Kantone oder Private.<br />

«Wir müssen Energieversorgung<br />

und effi ziente Energieprojekte<br />

zumindest regional verankern»<br />

SKR: Ein zentraler Begriff im Konzept EnergieSchweiz 2011–2020<br />

ist das Systemdenken. Das klingt etwas abstrakt. Was bedeutet<br />

das konkret?<br />

M. K.: Systemdenken bedeutet den Einbezug der Gesamteffi zienz:<br />

Bei Stromanwendungen stellt sich beispielsweise die Frage, woher<br />

der Strom kommt. Kommt er aus Kohlekraftwerken? Kommt er<br />

aus Atomkraftwerken? Systemdenken bezieht den gesamten<br />

energetischen Wirkungsgrad ein. Also die Frage, wie viel Energie<br />

verloren geht. Sind es – wie beim Verbrennungsmotor in Motorfahrzeugen<br />

– 80 Prozent, die als Wärmeverluste verpufft werden<br />

oder sind es nur 40 Prozent wie bei hocheffi zienten Kraftwerken<br />

mit der Nutzung von Wärme und Strom? In Städten und Gemeinden<br />

gibt es eine ganze Reihe von Beispielen, wie man die<br />

Gesamteffi zienz im Griff haben kann. So etwa in Gebäuden, beim<br />

Bau von Kraftwerken, aber auch in der Mobilität.


SKR: Die kommunale Ebene ist in der zweiten Etappe ein neuer<br />

Schwerpunkt. Was ist an diesen Akteuren so wichtig?<br />

M. K.: Die kommunale Ebene ist sehr entscheidend. Die Gemeinden<br />

sind gleichzeitig Vorbilder, etwa bei Gebäuden oder beim<br />

Stichwort Mobilität, und Impulsgeber für Private und Wirtschaft.<br />

Viele Stadtwerke haben es als Produzenten und Energieversorger<br />

in der Hand, in Richtung Effi zienz und Richtung erneuerbare<br />

Energien zu gehen.<br />

SKR: In der Strategie für die zweite Etappe heisst es: «Der energiepolitische<br />

Handlungsspielraum bei Gemeinden ist noch nicht<br />

ausgeschöpft.» Wo liegt das grösste Potential?<br />

M. K.: Die Gemeinden haben eine riesige Chance. Sie bewegen<br />

sich mit ihren Aktivitäten direkt dort, wo die Bürgerinnen und<br />

Bürger betroffen sind. Ich wünschte mir noch mehr Aktivität der<br />

Gemeinden und Energiestädte, denn hier kann man viel mobil<br />

machen. Die Menschen wollen sich daran beteiligen, noch mehr<br />

für Energieeffi zienz und für erneuerbare Energien zu tun. Warum<br />

nicht eine Solarbörse im Quartier, warum keine Energiesparaktionen<br />

von Schulen? Ich behaupte: eine durchschnittliche<br />

Schweizer Gemeinde kann sich heute zu 50% selber energetisch<br />

versorgen.<br />

SKR: Ebenso heisst es: «Der Energiepolitische Prozess auf Gemeindeebene<br />

benötigt viel Zeit.» Aber ein Umdenken hat doch<br />

längst stattgefunden. Praktisch jede grössere Gemeinde möchte<br />

Energiestadt werden, jede Gemeinde betont bei Bauprojekten<br />

wie nachhaltig und ökologisch diese seien. Das ist heute Mainstream.<br />

Sind das nur grosse Worte oder ändert sich wirklich etwas<br />

im Verhalten der Kommunen?<br />

M. K.: Die Gemeinden und Energiestädte machen sehr viel. Ich<br />

bin sehr zuversichtlich, dass diese Tendenz noch weiter geht.<br />

Heute geht es in die Richtung einer gewissen Energie-Autonomie,<br />

einer Unabhängigkeit im Energiesektor. Und in Richtung<br />

der eigenständigen Energieproduktion auf Gemeindebene: Warum<br />

nicht noch mehr Solaranlagen auf Gemeindedächern? Warum<br />

nicht mehr eigene Energieanlagen, über die wir selber be-<br />

Energieeffi zienz <strong>UMWELT</strong><br />

«Die Gemeinden sind gleichzeitig<br />

Vorbilder und Impulsgeber für<br />

Private und Wirtschaft»<br />

Michael Kaufmann,<br />

Vizedirektor des Bundesamts für Energie (BFE),<br />

Leiter der Abteilung Energieeffi zienz und erneuerbare Energien<br />

und Leiter des Aktionsprogramms «EnergieSchweiz»<br />

stimmen können? Wenn wir in diese Richtung gehen, verändert<br />

sich das Verhalten automatisch.<br />

SKR: Schon über 200 Gemeinden tragen das Label «Energiestadt».<br />

In welchen Gebieten der Schweiz herrscht Nachholbedarf?<br />

Sind alle Regionen gleich sensibilisiert?<br />

M. K.: Die über 200 Energiestädte sind ein Riesenerfolg von<br />

EnergieSchweiz. Sie sind in der ganzen Schweiz verankert. Ich<br />

sehe zwei Herausforderungen: Einerseits die noch bessere Performance<br />

der bestehenden Energiestädte im Sinne einer noch<br />

grösseren Bürgernähe der Aktivitäten. Andererseits die Bildung<br />

von Energieregionen: Städte und Gemeinden sind gut, aber die<br />

Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinaus ist noch<br />

besser. Letztlich müssen wir die Energieversorgung und effi -<br />

ziente Energieprojekte zumindest regional verankern. Zum Beispiel<br />

für Energieanlagen wie Holzkraftwerke, Fern- und Nahwärmenetze<br />

aber auch für den Einkauf erneuerbarer Energien.<br />

SKR: Sie Planen einen Ausbau des Dienstleistungsangebotes<br />

EnergieSchweiz für Gemeinden. Was heisst das konkret?<br />

M. K.: Wir wollen den Gemeinden mit EnergieSchweiz noch<br />

mehr Unterstützung bieten. Deshalb ist es ein Schwerpunkt des<br />

Programms, hier noch mehr zu tun und sowohl nachhaltige<br />

Quartiere als auch Energieregionen zu fördern.<br />

SKR: Auf den 1. 1. 2011 trat das revidierte Energiegesetz in Kraft.<br />

Zum ersten Mal gibt es einen einheitlichen Energieausweis für<br />

Gebäude. Die Verbindlichkeit des Ausweises liegt auf Stufe der<br />

Kantone. Wie viele werden den Ausweis obligatorisch einführen?<br />

M. K.: Den Energieausweis hat EnergieSchweiz seit Jahren gefordert.<br />

Die Bundesgesetzgebung verlangt einheitliche Bestimmungen<br />

in der ganzen Schweiz. Das müssen die Kantone organisieren.<br />

Man hat sich mit den Kantonen auf Freiwilligkeit geeinigt.<br />

Ich denke aber, dass wir langfristig um ein Obligatorium<br />

nicht herumkommen. Einige Kantone stellen das politisch nun<br />

zur Debatte. Für mich ist es eine Frage der Zeit. In der EU jedenfalls<br />

ist das Obligatorium eine Selbstverständlichkeit.<br />

SKR 1/11 89


Erstmals führt Forum Fribourg seine drei<br />

Messen energissima, Greentech und eco-<br />

Home zusammen durch, um den Erwartungen<br />

der beteiligten Branchen und den<br />

Fragestellungen der Umweltproblematik<br />

gerecht zu werden. Der viertägige Event<br />

bringt Equipments, Technologien und Services<br />

in folgenden Bereichen zusammen: Erneuerbare<br />

Energien, Energieeffi zienz, Umweltprävention<br />

und sanierung sowie die<br />

Umsetzung der Grundsätze der nachhalti-<br />

90 SKR 1/11<br />

<strong>UMWELT</strong> Vorschau energissima<br />

Energissima 2011 –<br />

Drei Fachmessen unter einem Dach<br />

Vom 13. bis 16. April 2011 fi ndet in Fribourg die 5. energissima erstmals zusammen mit Greentech, der Messe<br />

für Abfallwirtschaft, Ressourcen und Umwelttechnik, sowie ecoHome, der Ökobau-Messe statt. Dieses Nationale<br />

Treffen für erneuerbare Energien und Umwelttechnik ist ein in der Schweiz einmaliges Meeting, das sich<br />

an alle Spezialisten auf dem Umweltmarkt richtet.<br />

gen Entwicklung. Dazu wird eine nationale<br />

Gesprächs- und Networking-Plattform für<br />

Fachleute und öffentliche Hand geschaffen,<br />

die zahlreiche wirtschaftliche, technologische,<br />

gesetzgeberische und gesellschaftliche<br />

Themen in den Bereichen Umweltschutz<br />

und nachhaltige Entwicklung aufnimmt.<br />

Dies ist mehr als eine Fachmesse: Dies ist<br />

ein Gesamtevent, welcher am selben Ort<br />

Ausstellungen, Vorträge, ein Businessforum,<br />

Unterhaltungsangebote und Begegnungsmöglichkeiten<br />

vereint. Dieser nationale<br />

Event bringt 250 Aussteller aus dem<br />

In- und Ausland sowie über 15 000 Besucher<br />

aus der gesamten Schweiz und dem<br />

angrenzenden Ausland zusammen: Vertreter<br />

aus Industrie, Verwaltung, Finanz,<br />

Politik, Bau- und Dienstleistungssektor,<br />

sowie Private, vornehmlich Hauseigentümer.<br />

Die Stärke dieses Treffens liegt in der<br />

Eigenart der einzelnen Messen, die sich gegenseitig<br />

nahtlos ergänzen. Sie ziehen ein<br />

spezialisiertes Publikum der jeweiligen<br />

Branchen an und bieten gleichzeitig ein<br />

grosses Konvergenz- und Networking-Potenzial.<br />

«Mit diesem neuen Konzept nehmen<br />

wir in der Schweizer Messewelt eine<br />

einzigartige Position ein und rücken den<br />

Kanton Freiburg in einem vielversprechenden<br />

und zukunftsträchtigen Markt ins<br />

Rampenlicht», zeigt sich Claire-Lise Rimaz,<br />

Direktorin der Messe, überzeugt.<br />

Höhepunkte 2011<br />

Fachmesse: Mittwoch, 13. April bis<br />

Freitag, 15. April 2011<br />

Während den ersten 3 Ausstellungstagen<br />

ist der Zutritt zu den Ausstellungen, Vorträgen<br />

und Unterhaltungsangeboten einem<br />

Fachpublikum und der öffentlichen<br />

Hand vorbehalten.<br />

Mit Unterstützung verschiedener Branchenorganisationen<br />

wird ein umfangrei-<br />

ches Vortrags-, Workshop- und Unterhaltungsprogramm<br />

angeboten.<br />

International B2B-Meetings<br />

for clean technologies: 15. April 2011<br />

Ausstellern und Fachbesuchern steht bereits<br />

im Vorfeld ein Online-Planer für Businessmeetings<br />

zur Verfügung. Dank diesem<br />

neuen Angebot können Know-how und<br />

Innovationen der Aussteller einfacher bekannt<br />

gemacht, gezielte formelle Business-Meetings<br />

ausgewählt und organisiert,<br />

sowie Entscheidungsträger und<br />

Normgeber vernetzt werden.<br />

Publikumstag: Samstag, 16. April<br />

Am Publikumstag wird einem privaten<br />

Laienpublikum ein umfassendes Informations-<br />

und Sensibilisierungsprogramm zu<br />

erneuerbaren Energien und nachhaltiger<br />

Entwicklung angeboten.<br />

Thematische Fachtagungen<br />

für Spezialisten<br />

Im Rahmen der Messe 2011, werden den<br />

Fachleuten drei thematische Foren angeboten.<br />

Eco-Design – 14. April 2011<br />

Ein grosses Potenzial für die Optimierung<br />

des ökologischen Fussabdrucks von Unternehmen<br />

und die Erschliessung neuer<br />

Märkte.<br />

Stadtplanung und Architektur heute<br />

– 15. April 2011<br />

Die Berücksichtigung von Umwelt- und<br />

Energieaspekten ist für Stadtplanung und<br />

Architektur eine Selbstverständlichkeit.<br />

Smart Grids – 15. April 2011<br />

Erfahrungen mit der Smart-Grid-Technologie<br />

in den USA, der Schweiz und in EU-<br />

Ländern.


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sowie in der Industrie- und Schwimmbadtechnik<br />

zum Einsatz. Es besteht aus einem vernetzen<br />

Polyethylenrohr (PE-Xa) im Innern, einer herausragenden<br />

Isolation (Polyurethan) und ist umgeben von einem<br />

PE-Mantel. Der Vorteil von CALPEX ® ist die Flexibilität<br />

der Rohre kombiniert mit einer hervorragenden<br />

Dämmung, wodurch langfristiges Energiesparpotenzial<br />

und effizienteste Verlegung möglich ist.<br />

Die Schweizer Muttergesellschaft hat vor mehr als 100 Jahren mit der Produktion von Kabeln begonnen und noch heute ist<br />

die Holding im Familienbesitz. Die hochqualifizierten Mitarbeiter produzieren in höchster Qualität Energiekabel, Spezialkabel<br />

und Hochspannungsanlagen mit Zubehör, werksgefertigte starre und flexible Rohrsysteme, Drahtseile für Bergbahnen,<br />

Steinschlag- und Lawinenverbauungen, sowie Anlagen der Mess- und Prozessleittechnik. Obwohl zu einem Grossbetrieb<br />

gewachsen, stehen auch heute noch traditionelle Werte im Vordergrund. Dazu gehören unter anderem die Wahrung der<br />

finanziellen Unabhängigkeit und eine nachhaltige Ertragsicherung, die vor der kurzfristigen Gewinnmaximierung steht.<br />

www.solesuisse.ch<br />

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HauptpartnEr dEs nationalEn trEffEns für ErnEuErbarE EnErgiEn<br />

HauptpartnEr iHrEs projEkts mit nEuEn ErnEuErbarEn EnErgiEn


Frischer Wind für das Stromnetz?<br />

Beim Bau des grössten Windparks der Welt, der sich im Meer befindet, ist ABB<br />

massgeblich beteiligt. Mit Hilfe unserer umweltfreundlichen Übertragungstechnologie<br />

wird der 400-Megawatt-Windpark jährlich 1.5 Millionen Tonnen<br />

an CO 2 -Emissionen einsparen. Gleichzeitig wird die Stabilität des Stromnetzes<br />

verbessert. Als grösster Zulieferer von Elektrotechnik und Service für Windkraftanlagen<br />

wissen wir, wie man alternative Energien erfolgreich im Kampf<br />

gegen den Klimawandel einsetzt. www.abb.ch/betterworld<br />

Natürlich.


Rekord beim Windenergiezubau –<br />

Zwischenziel von<br />

EnergieSchweiz erreicht<br />

Rekordjahr 2010 für die Schweizer Windbranche: Die Produktionskapazitäten sind über das Jahr um nahezu<br />

150% auf 42 Megawatt gestiegen. Damit werden 74 Millionen Kilowattstunden Windstrom generiert – genug<br />

für den Haushaltsbedarf in Neuenburg und Delémont.<br />

Die Windenergienutzung in der Schweiz<br />

verzeichnete im vergangenen Jahr grossen<br />

Zuwachs: Die erwartete Jahresproduktion,<br />

also die Kennzahl wie viel Strom<br />

alle zur Zeit installierten Windenergieanlagen<br />

erzeugen, wenn sie unter durchschnittlichen<br />

Windbedingungen ein Jahr<br />

laufen, stieg dank Ausbau auf dem Mont-<br />

Crosin (BE), auf dem Gütsch (UR) und in Le<br />

Peuchapatte (JU) von 27 Millionen Kilowattstunden<br />

(kWh) auf 74 Millionen kWh<br />

Windstrom. Seit Anfang 2011 sind nun 28<br />

grosse Windturbinen mit total 42 Megawatt<br />

(MW) Leistung installiert. Der gene-<br />

© Suisse Eole<br />

Windenergie ist in der Schweiz auf dem<br />

Vormarsch: Windturbinen in Martigny VS,<br />

Gütsch UR und Mont-Soleil BE<br />

rierte Grünstrom entspricht dem Bedarf<br />

von 21 000 Haushalten – so viele, wie die<br />

Kantonshauptstädte Neuenburg und Delémont<br />

zusammen aufweisen.<br />

Die einheimische Windstromproduktion<br />

erfüllt damit das Zwischenziel von EnergieSchweiz.<br />

Das Programm zur Förderung<br />

der erneuerbaren Energien und zur<br />

Steigerung der Energieeffi zienz des Bundesamts<br />

für Energie hatte im Jahr 2001<br />

ein damals hohes Ziel gesteckt: 50 bis<br />

100 Millionen kWh Schweizer Windstrom<br />

per 2010.<br />

© Suisse Eole<br />

© Suisse Eole<br />

Erneuerbare Energien <strong>UMWELT</strong><br />

Romandie übernimmt Leadership<br />

Heute existieren zunehmend konkrete<br />

Potenzialabschätzungen für die Windenergienutzung<br />

in der Schweiz. Vor allem<br />

Westschweizer Kantone haben 2010 ihre<br />

Richtplanung entscheidende Schritte vorangebracht.<br />

Der Kanton Neuenburg beziffert<br />

aufgrund gründlicher Standortevaluationen<br />

das Windenergiepotenzial auf 20%<br />

seines gesamten Stromverbrauchs (200<br />

Millionen kWh jährlich), im Kanton Waadt<br />

sind es laut Regierungsrat bis zu 25% (bis<br />

1000 Millionen kWh jährlich). Suisse Eole<br />

erwartet gesamtschweizerisch in den<br />

kommenden zehn Jahren eine Verzehnfachung<br />

der Windenergieproduktion auf<br />

rund 750 Millionen kWh jährlich. Das entspricht<br />

dem Strombedarf von 200 000<br />

Haushalten – mehr als die Stadt Zürich<br />

aufweist.<br />

Volk steht zur Windenergie<br />

Meinungsumfragen und Volksabstimmungen<br />

haben das Vertrauen der breiten Bevölkerung<br />

in die Windenergienutzung wiederholt<br />

bestätigt. Jüngstes Beispiel ist die<br />

Mitte November 2010 publizierte repräsentative<br />

Meinungsumfrage im Neuenburger<br />

Jura: 93% der Befragten sind generell<br />

für einen Ausbau der Windenergie,<br />

73% sind der Ansicht, dass Windenergieanlagen<br />

auf den Jurahöhen gebaut werden<br />

können.<br />

Das differenzierte, mehrstufi ge Planungsverfahren<br />

mit kantonaler Richtplanung,<br />

kommunaler Nutzungsplanung und Baubewilligung<br />

gewährleistet, zusammen mit<br />

den Qualitätsstandards der Branche und<br />

Empfehlungen des Bundes, dass Windenergie<br />

mit Rücksicht auf Natur- und<br />

Landschaftswerte genutzt wird. Auch darum<br />

bleibt die Akzeptanz von Windenergieanlagen<br />

in der Bevölkerung hoch.<br />

SKR 1/11 93


Österreich will<br />

Windstrom nach Mass<br />

Erstmals werden Vorhersagemethoden zur Stromproduktion von Windparks in Österreich wissenschaftlich<br />

verglichen. Damit schafft dieses vom Wissenschaftsfonds FWF unterstütze Projekt die Basis für eine optimierte<br />

Vorhersage der Stromproduktion von Windparks – und so eine bessere Entscheidungsgrundlage für<br />

Massnahmen zur Deckung des Strombedarfs.<br />

Natürliche Energiequellen sind wankelmütig.<br />

Das liegt in der Natur der Sache.<br />

Ist bei Wasserkraft das Problem noch<br />

überschaubar, so können bei Solar- und<br />

Windenergie Änderungen der Wetterbedingungen<br />

die Stromproduktion stark<br />

beeinfl ussen. Wirklich problematisch wird<br />

dieser Umstand mit dem stetig wachsenden<br />

Anteil des «Öko-Stroms» am Gesamtstromverbrauch.<br />

Denn Energielieferanten<br />

müssen ihre uneingeschränkte<br />

Lieferung trotz dieser Unsicherheit garantieren<br />

können. Sie brauchen daher präzise<br />

Vorhersagemethoden. Ein Team der Universität<br />

Innsbruck hat nun begonnen, genau<br />

solche Methoden für die Stromproduktion<br />

von Windparks in Österreich zu<br />

fi nden. Im Mittelpunkt des Projektes stehen<br />

Vorhersagen für Zeiträume<br />

von sechs Stunden bis zehn<br />

Tagen. Neben der<br />

94 SKR 1/11<br />

<strong>UMWELT</strong> Erneuerbare Energien<br />

Zuverlässigkeit der einzelnen Vorhersagemethoden<br />

werden auch deren räumliche<br />

und zeitliche Aufl ösungen analysiert. Zusätzlich<br />

wird verglichen, inwieweit diese<br />

Methoden die Wahrscheinlichkeiten des<br />

Eintreffens der Vorhersage mit einberechnen<br />

können.<br />

Datenstrom & Stromdaten<br />

Zur Vorgehensweise meint Prof. Georg<br />

Mayr, Leiter des Teams am Institut für<br />

Meteorologie und Geophysik: «Vereinfacht<br />

gesagt testen wir alle Methoden<br />

darauf, wie gut sie zwei Datenkomplexe<br />

miteinander in Verbindung setzen. Zum<br />

einen Daten, die zu Wettervorhersagen<br />

dienen. Diese nutzen wir als Daten-Input.<br />

Zum anderen Daten mehrerer Windparks<br />

in Österreich, die Auskunft über den realen<br />

Umfang der Stromproduktion bei verschiedenen<br />

Windverhältnissen liefern.<br />

Diese nutzen wir zum Testen. Jene Vorhersagemethode,<br />

die auf Grundlage<br />

des Daten-Inputs die reale<br />

Stromproduktion<br />

am genauesten berechnen kann, scheint<br />

dann am besten für zukünftige Vorhersagen<br />

geeignet.»<br />

Das Team um Prof. Mayr vergleicht nun<br />

neue mit bereits publizierten Methoden. So<br />

wurde im Jahr 2006 gezeigt, dass drei Methoden<br />

besonders geeignet sind: die «logistische<br />

gausssche Regression», die «nichthomologe<br />

gausssche Regression» und auch<br />

das «ensemble dressing». Der Nachteil aller<br />

drei Methoden ist aber der grosse Daten-<br />

Input, den sie benötigen: Atmosphärische<br />

Zustands-Daten von mindestens zwei Jahren<br />

sind notwendig.<br />

Einen anderen Weg geht eine als «analog»<br />

bezeichnete Methode: Sie basiert darauf,<br />

dass eine in der Vergangenheit liegende<br />

Situation gefunden wird, die mit der akuten<br />

(und als Daten-Input dienenden) vergleichbar<br />

ist. Dank des Wissens, wie sich<br />

die vergangene Situation bereits einmal<br />

auf die Stromproduktion ausgewirkt hat,<br />

lässt sich – ausgehend von der akuten<br />

Situation – die Stromproduktion in sechs<br />

Stunden bis zehn Tagen mathematisch<br />

ableiten.<br />

© Jesper Baerentzen | Stock-xchng


Neben der Zuverlässigkeit und räumlichen<br />

sowie zeitlichen Aufl ösung der jeweiligen<br />

Vorhersagen interessiert Prof. Mayr auch<br />

die «Wahrscheinlichkeit», wie er erklärt:<br />

«Gerade die als ‹ensemble dressing› bezeichnete<br />

Methode berücksichtigt Wahrscheinlichkeiten<br />

des Zutreffens der eigenen<br />

Vorhersage. Dazu werden Variationen<br />

des Ausgangsszenariums und der<br />

resultierende Impact auf die Vorhersage<br />

berechnet. Gibt es wenige Abweichungen,<br />

ist die Wahrscheinlichkeit des Zu-<br />

treffens hoch; gibt es grosse Abweichungen,<br />

ist sie geringer.»<br />

Terabytes & Megawatt<br />

Dass gerade bei solchen Berechnungen<br />

eine beachtliche Menge an Daten anfällt,<br />

ist klar. So hat Prof. Mayr den Zentralen<br />

Informatikdienst der Universität Innsbruck<br />

bereits «vorgewarnt»: Ein paar Terabyte<br />

an Daten werden zu bearbeiten sein. Der<br />

Aufwand für dieses «number crunching»<br />

lohnt sich: Allein zwischen den Jahren<br />

2000 und 2007 ist der globale Anteil an<br />

Windenergie (an der Gesamtenergieproduktion)<br />

um 500 Prozent angestiegen.<br />

Gleichzeitig wird der Energiemarkt zunehmend<br />

liberalisiert und Preise richten sich<br />

nach Angebot & Nachfrage bzw. nach «erwartetem<br />

Angebot & erwarteter Nachfrage».<br />

Dass da eine gute Vorhersagemethode<br />

aus einem FWF-Projekt viel wert<br />

sein wird, lässt sich bereits mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit vorhersagen.<br />

Studie zu verschiedenen Prognosemethoden für die Windenergieproduktion in der Schweiz<br />

Im Rahmen des Forschungsprojekts «Fore- und Nowcasting der<br />

Stromproduktion von Windenergieanlagen in komplexem Gelände»<br />

wurden auch in der Schweiz verschiedene Prognose-Methoden erarbeitet<br />

und mit einem Prototyp getestet.<br />

Die Prognosen wurden für zwei zeitliche Horizonte untersucht: Die<br />

Kurzfristprognosen für den nächsten Tag, sowie die Kürzestfristprognosen<br />

für den «Intra-Day-Handel». Prognostiziert wurden dabei stündliche<br />

Werte der Windgeschwindigkeit und Leistung.<br />

Folgende Methoden wurden entwickelt und untersucht:<br />

• «Direct Model Output»: Windgeschwindigkeits-Prognosen wurde<br />

direkt vom Resultat des operationellen numerischen Wettermodells<br />

COSMO der MeteoSchweiz übernommen. Die<br />

Prognose der Leistung wurde wurde von der Windgeschwindigkeit<br />

mit Hilfe der theoretischen Leistungskurve der<br />

entsprechenden Windenergieanlage (WEA) abgeleitet.<br />

• «WindSim»: WindSim ist ein hochaufl ösendes Modell<br />

zur Simulation von Windfeldern über dem Gelände.<br />

Die Windgeschwindigkeitsprognosen des COSMO-<br />

Modells wurden mit den in WindSim gerechneten<br />

Wind feldern an den Anlagenstandort auf Nabenhöhehöhe<br />

umgerechnet. Die Leistungspro gnose wurde<br />

wie für den Direct Model Output aus der theoretischen<br />

Leistungskurve abgeleitet.<br />

Erneuerbare Energien <strong>UMWELT</strong><br />

• «Model Output Statistics»: Anhand von historischen Mess-<br />

und Modelldaten wurden für jeden individuellen Standort ein<br />

möglichst guter linearer Zusammenhang zwischen verschiedenen<br />

Prognosen des COSMO-Modells und gemessenen Werten<br />

der Windgeschwindigkeit und Leistung bestimmt. Damit<br />

wurden die aktuellen COSMO-Prognosen in Windgeschwindigkeits-<br />

bzw. Leistungsprognosen umgerechnet.<br />

• «Kalman Filter»: Mit den lokalen Windgeschwindigkeitsmessungen<br />

g der letzen 24 Stunden wurden laufend die Vorher-<br />

sagefehler aktualisiert, anhand derer die COSMO-Prognosen<br />

korrigiert wurden. Die Leistungsprognose wurde aus einem<br />

empirischen Zusammenhang zwischen gemessener Windgeschwindigkeit<br />

und gemessener Leistung am Standort abgeleitet.<br />

Die verschiedenen Vorhersagemethoden wurden sowohl für die Kurzfrist-<br />

als auch die Kürzestfristprognose erfolgreich entwickelt. Die Genauigkeit<br />

der Resultate ist trotz der sehr komplexen Topografi e der<br />

Schweiz grösstenteils besser oder im Bereich von internationalen Referenzwerten.<br />

Die entwickelten statistischen Methoden haben bei<br />

ähn licher Güte unterschiedliche Anforde rungen an die zugrunde liegende<br />

Datenbasis. Dies verleiht eine grosse Flexibilität für die Entwicklung<br />

eines operationellen Betriebs und die Möglichkeit, auf die individuellen<br />

Gegebenheiten an einem neuen Standort (z. B. die Datenverfügbarkeit)<br />

einzugehen.<br />

Quelle: Meteotest<br />

© Margot Kessler | PIXELIO<br />

SKR 1/11 95


Tiefengeothermie – 3D-Seismik-<br />

Messkampagne St.Gallen<br />

von Jürg Wellstein<br />

Das Ziel ist eine Tiefenbohrung in St.Gallen,<br />

welche zur Wärme- und Stromproduktion<br />

genutzt werden kann. Der Impuls<br />

dazu wurde durch das vom Stadtrat Fredy<br />

Brunner lancierte Energiekonzept 2050 gegeben.<br />

Einer der Hauptpfeiler soll die Erdwärme<br />

sein. Neben der untiefen Nutzung<br />

ist auch ein Erdwärme-Kraftwerk vorgesehen.<br />

Mit beiden Technologien will man<br />

erheblich zur angestrebten CO2-Emissionsreduktion<br />

beitragen.<br />

Von der 2D- zur 3D-Sicht<br />

Marco Huwiler, Gesamtprojektleiter Erdwärme<br />

bei den St.Galler Stadtwerken, erläutert<br />

die Absicht: «Zielgebiet für eine Tiefenbohrung<br />

ist der in ungefähr 4’000 bis<br />

4’500 Meter Tiefe liegende Malmkalk, bei<br />

welchem die Geologen einen ergiebigen<br />

Aquifer mit bis zu 170 °C prognostizieren.»<br />

Im 2007 hat das Parlament das Energiekonzept<br />

behandelt und damit Leitplanken für<br />

die weiteren Schritte gesetzt. Erste Aktion<br />

war eine Machbarkeitsstudie, welche bis-<br />

96 SKR 1/11<br />

<strong>UMWELT</strong> Erneuerbare Energien<br />

Im Frühjahr 2010 wurde im Grossraum St.Gallen eine Seismik-Untersuchung durchgeführt, welche ein dreidimensionales<br />

Abbild des Untergrunds zum Ziel hatte. Damit wurden Verwerfungen und Bruchstellen erkennbar,<br />

bei denen ergiebige Aquifere vermutet werden. Im November 2010 hat das Stimmvolk grünes Licht für<br />

eine Bohrung gegeben.<br />

herige Resultate geologischer Untersuchungen,<br />

u. a. eine 2D-Seismik der SEAG (Aktiengesellschaft<br />

für schweizerisches Erdöl aus<br />

den 1970/80er-Jahren) des Gebiets, verwendet<br />

hat, um die Chancen zu beurteilen und<br />

Wege zur Realisierung eines Kraftwerks<br />

aufzuzeigen. Als weiteres Vorgehen zur<br />

vorbereitenden Massnahme wurde eine<br />

gross angelegte Seismik-Untersuchung vorgeschlagen,<br />

welche ein räumliches Bild des<br />

Untergrunds ermöglichen soll und dabei<br />

Verwerfungen und Brüche im Untergrund<br />

– also auch in der gefragten Schicht – sichtbar<br />

machen kann. Diese Gebiete – Störungszonen<br />

im Osten und Westen der Stadt<br />

– versprechen wasserführend zu sein, so<br />

dass man entsprechende Bohrungsstandorte<br />

und Ablenkungen defi nieren kann.<br />

Vibrationsfahrzeuge<br />

durchfuhren St.Gallen<br />

Das Budget von 12 Mio. Franken für eine<br />

solche Seismik-Untersuchung und zur Vorprojektierung<br />

für das Erd- und Fernwärme-<br />

Projekt wurde genehmigt. 2009 konnte<br />

eine internationale Seismik-Ausschreibung<br />

durchgeführt werden, welche in der Wahl<br />

des Deutschen Ingenieur- und Consultingunternehmens<br />

DMT, das sich auf Explorationsseismik<br />

spezialisiert hat, resultierte.<br />

Am 26. Januar 2010 erfolgte der Start für<br />

diese Untersuchung. Marco Huwiler nennt<br />

die Kennzahlen: «Zwischen Gossau und<br />

Bodensee deckten wir ein 300 km 2 grosses<br />

Gebiet ab und arbeiteten mit 36 Gemeinden<br />

von vier Kantonen zusammen. Dabei<br />

hatten wir ein Raster mit Vibrations-<br />

(ca. 6’700 Anregungspunkte) und rechtwinklig<br />

dazu angeordneten Messlinien (ca.<br />

11’700 Empfängerpunkte) definiert. Die<br />

Fahrzeuge bewegten sich entlang dieser<br />

Strecken, Wege und Strassen, brachten<br />

Schwingungen auf die Erdoberfl äche, welche<br />

refl ektiert an den verschiedenen Schichten<br />

des Untergrunds von den auf Messlinien<br />

platzierten Geophonen erfasst wurden.»<br />

In unzugänglichem Gelände lieferten<br />

anstelle der Vibrationsfahrzeuge kleine<br />

Spreng ladungen in untiefen Bohr löchern<br />

die notwendigen Anregungssignale.<br />

Mit Seismik-Untersuchungen<br />

wurde ein Abbild des St.Galler<br />

Untergrunds geschaffen


Mit Geophonen<br />

Schwingungen erfassen<br />

Die dadurch erzeugten Daten der vielen<br />

Messpunkte wurden anschliessend zu<br />

einem dreidimensionalen Abbild des Untergrunds<br />

zusammengefügt. Zurzeit bewegten<br />

sich die Vibrationsfahrzeuge von<br />

Westen nach Osten durch St.Gallen. Vorne<br />

weg mussten Einwilligungen der Grundstückeigentümer<br />

(ca. 2’000 im gesamten<br />

Messgebiet) für die Positionierung der<br />

Geophone und für die Durchfahrt der<br />

Fahrzeuge eingeholt werden, dann folgten<br />

die Installation der Geophone mit den nötigen<br />

Kabelverbindungen. Die eigentlichen<br />

Vibrationen wurden 16 Sekunden lang<br />

durchgeführt. Dabei werden Schwingungen<br />

mit Frequenzen von 10–80 Hertz ausgeführt.<br />

Vibriert wird 6, 8 oder 10 Mal an<br />

einem Standort, dann folgt der nächste in<br />

rund 50 Meter Distanz. Im April war diese<br />

Seismik-Untersuchung abgeschlossen.<br />

Die Refl ektionen der erzeugten Schwingungen werden sichtbar und<br />

machen die Lage und Beschaffenheit der Gesteinsschichten erkennbar<br />

Dann folgte die Auswertung und Interpretation<br />

der erfassten Rohdaten.<br />

Diese Angaben wurden in einer Kreditvorlage<br />

zusammengeführt, welche man im<br />

November 2010 dem städtischen Stimmvolk<br />

vorlegte. Dieses nahm mit deutlichem<br />

Mehr an. Dabei ging es um einen Rahmenkredit<br />

in der Grössenordnung von 150<br />

Mio. CHF für zwei Tiefenbohrungen mit<br />

Geothermie-Kraftwerk und dem Ausbau<br />

der Fernwärmeversorgung mit Wärmezentralen.<br />

Die räumliche Darstellung als 3D-Bild hat<br />

das Wissen um die Lage und Struktur der<br />

Gesteinsschichten vermittelt. Eine Wasserführung<br />

konnte dabei nicht identifiziert<br />

werden. Diese Analyse verringerte jedoch<br />

den möglichen Bedarf weiterer Messungen<br />

und schloss eine Probebohrung aus. Marco<br />

Huwiler: «Neben einer 3D-Seismik-Untersuchung<br />

der nagra war dies erst der zweite<br />

Vibrationsfahrzeuge auf dem Weg<br />

durch den Grossraum St.Gallen<br />

Einsatz dieser Technik in der Schweiz und<br />

zugleich die fl ächenmässig grösste Anwendung.<br />

Der damit verbundene Aufwand für<br />

Vorbereitung, Logistik und begleitende<br />

Arbeiten war enorm. Sehr wichtig ist uns<br />

aber auch die permanente, begleitende<br />

Kommunikation mit der Bevölkerung, welche<br />

transparent, sachlich und ehrlich vermittelt<br />

werden muss.»<br />

Bohrungsstandort am Stadtrand<br />

Der Beginn der Bohrarbeiten wird am<br />

Standort Au im Westen von St.Gallen im<br />

2011 erfolgen. Wird man dabei in ausreichendem<br />

Masse fündig, kann eine Doubletten-Anlage<br />

erstellt werden. Beim<br />

Standortentscheid ging es nicht nur um<br />

den geologisch optimalen Platz, sondern<br />

auch um eine maximale Substitutionswirkung<br />

im Umkreis, also um einen Wechsel<br />

zur Fernwärmeversorgung. Grosse Mehrfamilienhäuser,<br />

Kommunalgebäude, In-<br />

Mit der seismischen Untersuchung konnte die Tiefenlage<br />

der Malm-Schicht interpretiert werden<br />

SKR 1/11 97


dustrie- und Handelsbetriebe usw. bieten<br />

Vorteile.<br />

Neben den Chancen formulieren die St.Galler<br />

Stadtwerke auch mögliche Risiken, wie<br />

Fündigkeit, Kosten, Erschütterungen und<br />

halten dabei fest, dass es sich nicht um ein<br />

übliches Bauprojekt handelt, sondern um<br />

98 SKR 1/11<br />

<strong>UMWELT</strong> Erneuerbare Energien<br />

Im Messwagen werden die Vibrationen ferngesteuert ausgelöst und<br />

kommen alle Messdaten zusammen<br />

ein Entwicklungsvorhaben. In der nun begonnenen<br />

Phase 1 soll das Geothermie-<br />

Heizkraftwerk erstellt und der erste Ausbauschritt<br />

der Fernwärme realisiert werden.<br />

Ab 2015 wird Phase 2 den weiteren Ausbau,<br />

abhängig von der Leistungsfähigkeit der<br />

Geothermie-Bohrung, umfassen.<br />

Fotos: © JW<br />

Vibrationseinrichtung für einen Frequenzbereich<br />

von 10–80 Hertz im Einsatz<br />

www.baumaschinen-messe.ch<br />

Kontakt: Marco Huwiler<br />

St. Galler Stadtwerke / Erdwärme<br />

St. Leonhard-Strasse 15<br />

CH-9001 St.Gallen<br />

Tel. 071 224 59 09<br />

www.erdwaerme.stadt.sg.ch<br />

infoerdwaerme@stadt.sg.ch<br />

15. Schweizer Fachmesse für Baumaschinen, Baugeräte und Werkzeuge<br />

24.– 27. Februar 2011<br />

Messe Luzern • Do– So • 9 –17h


Der Weg zu einer<br />

nachhaltigen Energieversorgung<br />

führt über die Biomasse<br />

von Patrick Aeschlimann<br />

«Von allen erneuerbaren Energien ist die<br />

Biomasse die komplizierteste, aber auch<br />

die spannendste». Dieses Votum von<br />

Referent Uwe R. Fritsche vom deutschen<br />

Öko-Institut e. V. trifft den Kern der Erkenntnisse<br />

der «Tagung BiomassEnergie»,<br />

die am 24. und 25. November 2010<br />

in der Kartause Ittingen (TG) stattfand.<br />

Fachleute aus dem In- und Ausland gaben<br />

den rund 100 Teilnehmenden Einblicke<br />

in ihre doch sehr weit auseinander<br />

liegenden Betätigungsfelder. Glaubt man<br />

den Ausführungen der Referenten, wird<br />

man von Begriffen wie Kaskadennutzung,<br />

degradierte Flächen, Synthetic Natural<br />

Gas, Terra Preta, Biomass to Liquid,<br />

Algen-Treibstoff, Biotreibstoffe der<br />

zweiten Generation, oder virtuelle Kraftwerke<br />

in den nächsten Jahren noch viel<br />

hören.<br />

Biomasse – ein Begriff,<br />

viele Materialien und Anwendungen<br />

Biomasse bezeichnet sämtliches durch<br />

Fotosynthese direkt oder indirekt erzeugtes<br />

organisches Material, das nicht über<br />

geologische Prozesse verändert wurde<br />

(im Gegensatz zur fossiler Biomasse –<br />

Erdöl, Kohle, Erdgas). Bei der energetischen<br />

Nutzung von Biomasse kann nur so<br />

viel CO2 freigesetzt werden, wie zuvor mit<br />

Hilfe von Sonnenenergie mittels Fotosynthese<br />

in der Biomasse gebunden war. Aus<br />

Biomasse kann Wärme, Strom oder<br />

Treibstoff gewonnen werden. Keine grosse<br />

Rolle spielen in der Schweiz die Energiepfl<br />

anzen – Pfl anzen also, die eigens für<br />

die Energiegewinnung angebaut werden.<br />

Vor allem diese sind in letzter Zeit unter<br />

Beschuss geraten, da sie auf den knappen<br />

Agrarflächen mit dem Nahrungsmittelanbau<br />

konkurrieren.<br />

Bis zu 30 Prozent<br />

der Energie aus Biomasse<br />

Die eingeladenen Experten waren sich einig:<br />

Biomasse kann und muss eine zentrale<br />

Rolle in der zukünftigen Energieversorgung<br />

spielen. Gemäss Professor André<br />

Faaij von der Universität Utrecht könnten<br />

bis in zwanzig Jahren rund 30 Prozent des<br />

Energiebedarfs der ganzen Welt mit<br />

nachhaltig genutzter Biomasse gedeckt<br />

werden. Auch in der Schweiz wird viel in<br />

die Energiegewinnung mit Biomasse investiert:<br />

Seit dem Jahr 2000 hat sich die<br />

Energieproduktion aus feuchter Biomasse<br />

mit heute knapp 170 Gigawattstunden<br />

pro Jahr mehr als verfünffacht. In der<br />

Landwirtschaft sind 86 Biogasanlagen in<br />

Betrieb, im gewerblich-industriellen Bereich<br />

sind es gegenwärtig 23. Und in den<br />

nächsten Jahren werden noch viele Anlagen<br />

mehr ihren Betrieb aufnehmen.<br />

Effi zienzsteigerung<br />

dank neuem Verfahren<br />

Wie ein Biomassekraftwerk der Zukunft<br />

aussehen könnte, erklärte Dr. Oliver Kröcher<br />

vom Paul Scherrer Institut (PSI). Mittels<br />

des Verfahrens der «hydrothermalen<br />

Vergasung» soll in naher Zukunft aus<br />

feuchter Biomasse, also etwa Abfallprodukten<br />

aus der Landwirtschaft oder der<br />

Gastronomie, auf direktem Weg, ohne<br />

vorherige Vergärung, «Synthetic Natural<br />

Gas» (Bio-SNG) entstehen. Dieses Gas<br />

entspricht dem Erdgas und kann in das<br />

gleiche Netz eingespiesen werden. Der<br />

Wirkungsgrad und die Effi zienz liegen bei<br />

diesem Verfahren um einiges höher als<br />

bei der konventionellen Vergärung von<br />

Biomasse, die vor allem für feuchte Biomasse<br />

eine geringe Effizienz aufweist.<br />

Erneuerbare Energien <strong>UMWELT</strong><br />

Für viele Fachleute ist Biomasse ein wichtiger Bestandteil einer zukünftigen, nachhaltigen Energieversorgung.<br />

In letzter Zeit kamen jedoch vermehrt kritische Stimmen auf, welche die Umweltverträglichkeit der Biomasse<br />

in Frage stellten. An der «Tagung BiomassEnergie» loteten zum krönenden Abschluss der ersten zehn Jahre<br />

des Programms «EnergieSchweiz» involvierte Fachleute das Potenzial der Biomasse als Energieträger in den<br />

verschiedensten Formen aus.<br />

Noch gibt es einige technische Hürden für<br />

die Implementierung der Technologie in<br />

der Praxis, doch in Österreich existiert bereits<br />

eine funktionierende Demonstrationsanlage<br />

für das Verfahren und im Juni<br />

2009 konnte erstmals Bio-SNG in Erdgasqualität<br />

produziert werden.<br />

Magische schwarze Erde und<br />

Treibstoffe aus Algen<br />

Wie weit reichend die Anwendungsmöglichkeiten<br />

der Biomasse sind, wurde an der<br />

Tagung deutlich. Sie kann nicht nur als<br />

Energieträger verwendet werden, auch in<br />

der landwirtschaftlichen Nutzung stehen<br />

grosse Entwicklungsschritte an. Joachim<br />

Böttcher von der deutschen Firma Palaterra<br />

erläuterte das Geheimnis der schwarzen<br />

Amazonaserde «Terra Preta». Über<br />

Jahrhunderte existierte im brasilianischen<br />

Norden eine Hochkultur der Indios. Trotz<br />

unfruchtbaren Böden konnten sie ein gutes<br />

Leben führen, weil sie das Wissen hatten,<br />

um den nährstoffarmen Regenwaldboden<br />

für die Landwirtschaft urbar zu<br />

machen. Leider ging mit dem Untergang<br />

der Hochkultur auch das Wissen um die<br />

Herstellung dieser Terra Preta verloren.<br />

Erst 2005 gelang es Böttcher und seinem<br />

Team das Geheimnis zu lüften und die legendäre<br />

schwarze Erde selber herzustellen.<br />

Die ersten Versuche waren überwältigend:<br />

Ohne Zugabe von Dünger konnte<br />

der Ernteertrag auf dem Kartoffelbeet im<br />

Vergleich zum konventionellen Anbau<br />

mehr als verdoppelt werden. Noch besser:<br />

Die Terra Preta kann aus fast aller Biomasse<br />

hergestellt werden. Böttcher und<br />

sein Team stehen mit ihrem Produkt Palaterra<br />

kurz vor der Markteinführung. Wenn<br />

es hält was es verspricht, könnte die Landwirtschaft<br />

revolutioniert werden.<br />

SKR 1/11 99


Grosse Veränderungen stehen auch im<br />

Markt für Biotreibstoffe bevor, wie Dr.<br />

Rainer Zah von der EMPA erläuterte: Die<br />

heute vor allem in Brasilien, den USA und<br />

China verbreitete Technologie, aus Soja,<br />

Mais oder Zuckerrohr Ethanol zu gewinnen,<br />

gerät wegen Nachhaltigkeitsbedenken<br />

immer mehr unter Druck. Auch das<br />

in Europa verbreitete Fahren mit Biodiesel<br />

aus Pfl anzenöl ist nicht unumstritten.<br />

Problematisch an diesen Biotreibstoffen<br />

der ersten Generation ist die Konkurrenz<br />

zum Nahrungsmittelanbau und der teilweise<br />

hohe Landbedarf. Deshalb will man<br />

vermehrt auch Pfl anzenreste zu synthetischen<br />

Treibstoffen der zweiten Generation<br />

verarbeiten. Hoch im Kurs ist dabei<br />

das Verfahren «Biomass to Liquid», das<br />

kurz BtL genannt wird. Hierbei wird unter<br />

hohen Temperaturen die Biomasse in den<br />

gasförmigen Zustand gebracht und anschliessend<br />

zu Kraftstoffen synthetisiert.<br />

Obwohl die Technologie für die Treibstoffe<br />

der zweiten Generation noch nicht<br />

marktreif ist, wird bereits über Biotreibstoffe<br />

der dritten Generation gesprochen.<br />

Diese sollen als Ausgangsprodukt<br />

nachwachsende Algen verwenden.<br />

In die Zukunft<br />

mit virtuelle Kraftwerken<br />

Eine interessante Entwicklung spielt sich<br />

gegenwärtig auf den Bauernhöfen der<br />

Schweiz ab: Die Gewinnung von Methangas<br />

aus Stallmist und Jauche sowie aus<br />

organischen Reststoffen der Lebensmittelindustrie<br />

ermöglicht Bauernbetrieben<br />

100 SKR 1/11<br />

<strong>UMWELT</strong> Erneuerbare Energien<br />

die Produktion von ökologischer Energie.<br />

Die Genossenschaft Ökostrom Schweiz<br />

zählt bereits 45 produzierende Mitglieder,<br />

die mit ihren Biogasanlagen zurzeit rund<br />

4’300 Haushaltungen mit Strom beliefern.<br />

Da eine einzelne Anlage im Vergleich<br />

zu Atom- oder Wasserkraftwerken eine<br />

viel kleinere Menge an Strom produziert<br />

und keine starke Marktstellung erlangen<br />

kann, hat man bei Ökostrom Schweiz<br />

eine innovative Lösung gefunden: Das<br />

virtuelle Kraftwerk. Hierbei werden die<br />

einzelnen, kleinen Biogasanlagen zu einem<br />

Verbund zusammengeschlossen und<br />

mittels modernen Kommunikationstechnologien<br />

zentral gesteuert. Besonders<br />

interessant für die Zukunft, könnte die<br />

Bildung eines «Smart Grids», eines intelligenten<br />

Stromnetzes, sein. Da das Gas in<br />

den Biogasanlagen über Stunden gespeichert<br />

werden kann, könnten auch nicht<br />

kontinuierlich Energie produzierende Anlagen<br />

wie Wind- oder Solarkraftwerke in<br />

das virtuelle Kraftwerk eingebunden werden.<br />

Fehlt Sonne oder Wind wird einfach<br />

mehr Energie in den Biogasanlagen produziert.<br />

Nachhaltige Kaskadennutzung<br />

als Grundprinzip<br />

Einen Überblick über die offi zielle Energiepolitik<br />

der nächsten Jahre und welche<br />

Rolle die Biomasse als Energielieferant<br />

dabei spielen kann, lieferte Michael Kaufmann,<br />

Vizedirektor des Bundesamts für<br />

Energie. Gegenwärtig wird aus Biomasse<br />

4,7 Prozent des Wärmebedarfes der<br />

Terra Preta in Novo Airão, Zentralamazonien<br />

(Brasilien): Oben ist eine Schicht einer<br />

erodierten Terra Preta do indio zu sehen,<br />

unten der durch Eisenoxide gelb bis rötlich<br />

gefärbte unfruchtbare Ferralsol<br />

© A.Krieger – Palaterra<br />

Schweiz gedeckt. Bis ins Jahr 2020 soll<br />

dieser Anteil auf 9 Prozent nahezu verdoppelt<br />

werden. Gar das Potenzial für<br />

eine Verfünffachung sieht Kaufmann bei<br />

der Stromproduktion: Der heutige Anteil<br />

der Biomasse von bescheidenen 0,3 Prozent,<br />

soll bis 2020 auf 1,5 Prozent erhöht<br />

werden. Bei gleichbleibendem Energieverbrauch<br />

könnte die Biomasse rund 10<br />

Prozent des Endenergieverbrauchs decken.<br />

Würde der Verbrauch halbiert werden,<br />

was gemäss Kaufmann mit heutiger<br />

Technologie möglich wäre, könnte die<br />

Biomasse rund 20 Prozent des Endenergieverbrauchs<br />

decken. Er betonte, dass<br />

die Biomasse sowohl stofflich als auch<br />

energetisch bezüglich der drei Dimensionen<br />

der Nachhaltigkeit (Ökologie Ökonomie<br />

und Soziales) optimal produziert,<br />

verarbeitet und genutzt werden soll. Somit<br />

drängt sich die bereits heute praktizierte<br />

Kaskadennutzung, also die Nutzung<br />

eines Rohstoffs über mehrere Stufen,<br />

auf. So wird verhindert, dass etwa<br />

Pfl anzen alleine für die Energiegewinnung<br />

angebaut werden. Anstelle dessen wird<br />

mit pfl anzlichen Abfallprodukten, etwa<br />

aus der Gastronomie, gearbeitet.<br />

Neuer Branchenverband<br />

für mehr Relevanz<br />

Trotz einer positiven Bilanz wird das Potenzial<br />

in der Schweiz erst zu einem Bruchteil<br />

genutzt. Besonders in der Landwirtschaft<br />

und bei Abfall- und Reststoffen<br />

sahen die Tagungsteilnehmer eine grosse<br />

Chance für eine nachhaltige und klimaschonende<br />

Energiegewinnung aus Biomasse.<br />

Ab diesem Jahr setzt sich der neu<br />

gegründete Verband BiomasseSchweiz für<br />

die Förderung der notwendigen Anreize in<br />

Politik und Wirtschaft ein. Er soll die Branche<br />

vereinen und die Argumente für Biomasse<br />

als Energielieferant schlagkräftig<br />

gegen aussen vertreten. Denn eines ist<br />

klar: Die Nutzung der Biomasse hat ein<br />

grosses Potenzial und ist in einer nachhaltigen<br />

Energieversorgung der Zukunft<br />

unabdingbar. Die nächsten Jahre werden<br />

zeigen, ob die Schweiz das Potenzial dieses<br />

neu entdeckten Energieträgers auch optimal<br />

wird ausnützen können.


Die playfi t GmbH mit ihrem playfi t parcours<br />

® und die terz Stiftung setzen sich<br />

dafür ein, dass alte Menschen möglichst<br />

lange selbständig in ihrem Wohnumfeld<br />

bleiben können. Ein playfi t parcours ® defi -<br />

niert sich nicht alleine als Fitnessplatz für<br />

alle Altersgruppen, sondern als Platz der<br />

Bewegung und intergenerativen Kommunikation,<br />

der gezielt die Selbständigkeit<br />

und Lebensfreude älterer Menschen<br />

fördert.<br />

Als Ergänzung zum meist ausserhalb von<br />

Ortschaften gelegenen Vita Parcours kann<br />

der playfi t parcours ® komplementär Innerorts<br />

und in unmittelbarer Nähe der Wohnung<br />

noch mehr Menschen die Möglichkeit<br />

geben, ein kurzes und wirksames<br />

Bewegungsprogramm sogar regelmässig<br />

durchzuführen – ob Touristen, Bewohner<br />

oder Arbeitstätige in der Pause.<br />

Insbesondere vor dem Hintergrund der<br />

demographischen Entwicklung bieten die<br />

playfit ® Geräte so ein ganz neues kommunales<br />

Angebot für die Bürger und nicht<br />

zuletzt im touristischen Bereich: hier sprechen<br />

sie besonders die Zielgruppen Best<br />

Ager und Anspruchsvolle Geniesser an.<br />

ÖFFENTLICHER RAUM<br />

Bewegungs- und Begegnungspark<br />

Mehr Lebensqualität<br />

durch sanfte Bewegung im Freien<br />

Die playfi t GmbH verfolgt das Ziel, Menschen in Bewegung zu bringen. playfi t ® Geräte bieten ein sanftes und<br />

ganzheitliches Trainingsprogramm unter freiem Himmel, das auch noch Spass macht. Auf verblüffend einfache<br />

und spielerische Weise können Kreislauf, Beweglichkeit und Koordination gestärkt werden. Darüber hinaus<br />

fördern playfi t ® Geräte Kontaktmöglichkeiten für alle Altersgruppen.<br />

Ein gutes Beispiel hierfür ist das Hotel Seeblick<br />

in Emmetten. Hier wurde vor ca. 2<br />

Jahren die erste der vielen playfi t ® Anlagen<br />

in der Schweiz realisiert. Der Hotel-Direktor,<br />

Urs Schaub, ist auch heute sehr glücklich<br />

darüber, das umfangreiche Angebot<br />

seines Hauses um eine weitere Attraktion<br />

bereichert zu haben. Seine Seminar- und<br />

Feriengäste geniessen den wunderbaren<br />

Blick auf den Vierwaldstättersee während<br />

sie das sanfte playfi t ® Bewegungsangebot<br />

nutzen. Die Geräte sind auch für die Öffentlichkeit<br />

jederzeit frei zugänglich.<br />

Im Frühsommer 2010 wurde das Konzept<br />

auch in der Tagesstätte SPITEX in Birsfelden<br />

erfolgreich umgesetzt. An sechs<br />

ausgewählten playfit ® Geräten können<br />

ältere Menschen mit einfachen Übungen<br />

ihre Gelenke bewegen und die Muskeln<br />

massieren. Doch nicht nur Senioren haben<br />

Spass an den Bewegungen – auch bei<br />

der jungen Generation kommen die Geräte<br />

gut an. Für die Mitarbeiter der Tagesstätte<br />

SPITEX bedeuten die playfit ®<br />

Geräte nicht nur ein interessantes Angebot<br />

für ihre Besucher sondern auch<br />

eine willkommene Entspannungspause<br />

im Arbeitsalltag.<br />

playfit ® Geräte sind aus Edelstahl hergestellt<br />

und stehen für Qualität, Sicherheit,<br />

Langlebigkeit und Ästhetik. Die witterungsbeständigen<br />

Geräte werden auch<br />

im Winter gerne genutzt, was unzählige<br />

Fussspuren im Schnee um die Geräte herum<br />

immer wieder verraten!<br />

Bei der Eröffnung des playfi t ® Standortes<br />

in Emmetten befürwortete sogar Dr. med.<br />

Beat Villiger, CEO Schweizer Paraplegiker-<br />

Zentrum in Nottwil, Olympia-Chefarzt und<br />

Präsident der Schweizerischen Gesellschaft<br />

für Sportmedizin, den Einsatz von playfi t ®<br />

Geräten als innovativ, sicher, einfach zu<br />

bedienen und als Gruppenerlebnis der besonderen<br />

Art für Jung und Alt.<br />

playfi t GmbH<br />

Brauerknechtgraben 53<br />

D-20459 Hamburg<br />

Tel. + 49 (0)40 37 50 35 19<br />

Fax +49 (0)40 30 70 92 63<br />

info@playfi t.eu<br />

www.playfi t.de<br />

SKR 1/11 101


ÖFFENTLICHER RAUM<br />

Grünfl ächenmanagement<br />

Verzicht auf Herbizide:<br />

eine Chance für den Unterhalt<br />

Mit den wärmeren Temperaturen beginnt auch das Unkraut wieder zu spriessen. Im Kampf gegen unerwünschtes<br />

Grün müssen die kommunalen Unterhaltsdienste schon seit Jahren auf Herbizide verzichten. Niemand<br />

will Pfl anzenschutzmittel oder andere chemische Hilfsstoffe in seinem Trinkwasser vorfi nden. Deshalb<br />

ist es verboten Herbizide dort anzuwenden, wo sie einfach ausgewaschen werden können und direkt den Weg<br />

ins Grundwasser fi nden. sanu bietet seit 13 Jahren im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt Kurse für den<br />

herbizidfreien Unterhalt in der Gemeinde an.<br />

Natürlich gibt es Alternativen zu den Herbiziden<br />

aber nichts kann deren Wirkung<br />

wirklich ersetzen. Daher ist das Verbot<br />

auch ein tief greifender Eingriff in die Arbeit<br />

der Unterhaltsdienste. Da die Gemeinden<br />

gesetzeskonform handeln sollen<br />

und mit dem guten Beispiel voran gehen,<br />

haben viele von ihnen das Herbizidverbot<br />

zum Anlass genommen, ihre Arbeit<br />

grundsätzlich zu überdenken und somit als<br />

Chance zu nutzen. «Früher wurden Herbizide<br />

oft gedankenlos angewandt, einfach<br />

weil man sie zur Hand hatte», bestätigen<br />

102 SKR 1/11<br />

Infobox<br />

Die Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung<br />

(ChemRRV) enthält zum Schutze der<br />

Umwelt in Anhang 2.5 ein grundsätzliches<br />

Anwendungsverbot von Herbiziden auf und<br />

entlang von Strassen, Wegen und Plätzen.<br />

Das Verbot gilt seit 1986 für Gemeinden<br />

und seit 2001 auch für private Anwenderinnen<br />

und Anwender.<br />

Ursula Morgenthaler und Reto Lareida.<br />

Zwei Referierende an den Kursen für herbizidfreien<br />

Unterhalt in der Gemeinde,<br />

welche sanu im Auftrag des Bundesamtes<br />

für Umwelt durchführt.<br />

Grünmanagement<br />

in Gemeinden überdacht<br />

Das Herbizidverbot hat dazu geführt, dass<br />

das ganze Grünmanagement in den Gemeinden<br />

neu überdacht werden musste.<br />

Es beginnt mit der Frage, ob der spontane<br />

Bewuchs denn überall weg muss. Wo ist<br />

es eine Frage der Verkehrssicherheit oder<br />

von Bauten, die in Mitleidenschaft gezogen<br />

werden? Wo geht es lediglich um ästhetische<br />

Fragen und wo kann man allenfalls<br />

etwas toleranter sein? Solche Fragestellungen<br />

bedeuten, dass auf der ganzen<br />

Gemeindefl äche die Pfl egeintensität<br />

differenziert werden muss. Obwohl jede<br />

alternative Methode – bis hin zu Hacken<br />

Im Kampf gegen unerwünschtes Grün<br />

müssen die kommunalen Unterhaltsdienste<br />

schon seit Jahren auf Herbizide verzichten<br />

von Hand – ist viel aufwändiger als ein<br />

Spritzgang mit Herbiziden. Das bedeutet<br />

aber auch, dass Flächen umgestaltet<br />

werden müssen. Arbeitsintensiver Wechselfl<br />

or in Rabatten oder im Zentrum von<br />

Verkehrskreiseln, dort wo die Bevölkerung<br />

ihn kaum wahrnimmt, kann ersetzt werden.<br />

Nicht jede Grünfl äche, welche nicht<br />

zum Betreten gedacht ist, muss als Rasen<br />

angelegt sein und rund zwanzig Mal<br />

im Jahr gemäht werden. Ein Teil davon<br />

kann als Wiese gepfl egt werden, auf welcher,<br />

an geeigneten Orten Wiesenblumen<br />

spriessen. Rohbodenfl ächen mit Pioniervegetation<br />

angesät, lassen ebenfalls<br />

spontane und farbige Blumen wachsen.<br />

Sogar ohne grossen Pfl egeaufwand.<br />

Voraussetzungen,<br />

welche zum Gelingen führen<br />

Es braucht allerdings ein paar Voraussetzungen,<br />

damit diese Umstellung auch<br />

gelingt. Das Unterhaltspersonal muss ein<br />

wenig botanische Grundkenntnisse besitzen.<br />

Die Verantwortlichen müssen in der<br />

Lage sein, die verschiedenen Pfl anzen zu<br />

erkennen, um beurteilen zu können, was<br />

im Einzelfall zu unternehmen ist. Das<br />

heisst, sie müssen ihr Auge schulen und Erfahrungen<br />

im Grünunterhalt sammeln,<br />

was die Arbeit des Unterhaltspersonals anspruchsvoller,<br />

aber auch interessanter und<br />

befriedigender macht. Das Unterhaltspersonal<br />

muss sich Kompetenzen im Grünunterhalt<br />

erwerben, wodurch das Herbizidverbot<br />

plötzlich auch eine soziale Komponente<br />

erhält. Eine weitere Voraussetzung<br />

ist eine gute Information. Das Vorgehen<br />

muss vom Amtsvorsteher getragen sein.<br />

Das ist in der Regel kein Pro blem, da mit<br />

den Aspekten Gesetzeskonformität und<br />

Reduktion der Pflegeinten sität resp. der<br />

Kosten politische Amtsträger einfach zu


überzeugen sind. Daneben ist aber eine<br />

Umstellung innerhalb des Unterhaltspersonals<br />

gut zu kommuni zieren, damit es<br />

auch umgesetzt wird und schlussendlich<br />

muss die Bevölkerung verstehen, wieso der<br />

Unterhalt nun anders ausgeführt wird als<br />

früher. Dabei sollte man auf neu blühende<br />

Blumenwiesen hinweisen, was in der Bevölkerung<br />

in aller Regel gut ankommt.<br />

Gleichzeitig leistet die Gemeinde einen Beitrag<br />

zur Förderung der einheimischen Artenvielfalt.<br />

Gerade im Siedlungsgebiet<br />

kann viel für die Bio diversität getan werden,<br />

weil im Gegensatz zum umliegenden<br />

Landwirtschaftsgebiet auf städtischen<br />

Grünfl ächen keine Lebensmittel produziert<br />

werden müssen. Somit ist das Potenzial in<br />

Dörfern und Städten gross und die Gemeinden<br />

sind angehalten, die Artenförderung<br />

in ihre Grünraum- und Unterhaltskonzepte<br />

zu integrieren.<br />

Umfrage beweist Machbarkeit<br />

Der vollständige Verzicht auf Herbizide im<br />

Unterhalt ist unter den beschriebenen<br />

Voraussetzungen absolut machbar. Dies<br />

hat eine Umfrage 1 bei über 500 Gemeinden<br />

deutlich ergeben, welche einen Kurs<br />

in herbizidfreiem Unterhalt besucht haben.<br />

61% der Gemeinden bestreiten ihren<br />

Unterhalt heute ohne Herbizide. Weitere<br />

20% geben an, mehrheitlich auf Herbizide<br />

zu verzichten. Am Schwierigsten ist der<br />

Verzicht im Bereich der Friedhöfe, weil<br />

dort das Unkraut nur sehr begrenzt mit<br />

maschinellen Mitteln bekämpft werden<br />

kann. Daher sollten besonders im Bereich<br />

von Friedhöfen das Potenzial an naturfördernden<br />

Massnahmen bewusst gemacht<br />

werden und Entwicklungs- und<br />

Pfl egepläne erstellt werden.<br />

Mit gutem Beispiel vorangehen<br />

Wenn die Gemeinde mit dem guten Beispiel<br />

voran geht und ihre Leistungen auch<br />

kommuniziert, wird das auch von privaten<br />

Gartenbesitzern wahrgenommen. Für<br />

diese gilt das Herbizidverbot nämlich genauso.<br />

Bloss hat heute nur gerade jeder<br />

zweite Gartenbesitzer überhaupt Kenntnis<br />

davon. Aufgrund der Daten des Bundesamtes<br />

für Landwirtschaft (BLW) lässt sich<br />

hoch rechnen, dass im Jahr 2008 für die<br />

1 Wittwer Alfred, Gubser Christine 2010:<br />

Umsetzung des Verbots von Pfl anzenschutzmitteln.<br />

Untersuchung zum Stand der<br />

Um setzung des Anwendungsverbots von<br />

Unkrautvertilgungsmitteln auf und an Strassen,<br />

Wegen und Plätzen. Umwelt-Wissen Nr. 1014.<br />

Bundesamt für Umwelt, Bern.<br />

Anwendung im privaten Bereich Produkte<br />

mit insgesamt fast 100 Tonnen Wirkstoffe<br />

verkauft worden sind. Da gilt es mit Aufklärungsarbeit<br />

die Gartenbesitzer davon<br />

zu überzeugen, auf die Anwendung von<br />

Herbiziden zu verzichten.<br />

Weiterbildung<br />

zur Gesetzeskonformität<br />

Es bleibt also immer noch Einiges an Aufklärungsarbeit<br />

zu tun. Daher werden die<br />

Nicht jede Grünfl äche, welche<br />

nicht zum Betreten gedacht ist,<br />

muss als Rasen angelegt sein<br />

ÖFFENTLICHER RAUM<br />

Grünfl ächenmanagement<br />

sanu-Weiterbildung<br />

Kurse für herbizidfreien Unterhalt auch<br />

weiterhin in verschiedenen Regionen der<br />

deutschen und französischen Schweiz angeboten.<br />

Seit 1999 wurden jährlich etwa<br />

100 Personen aus insgesamt 600 Gemeinden<br />

ausgebildet. Ziel ist es, dass alle Gemeinden<br />

in der Schweiz ihren Unterhalt<br />

vollständig herbizidfrei ausführen. Dafür<br />

setzen sich Reto Lareida und Ursula Morgenthaler,<br />

die Referierenden des sanu-<br />

Praxisseminars «Herbizidfreier Unterhalte<br />

in der Gemeinde» unermüdlich ein.<br />

«Herbizidfreier Unterhalt in der Gemeinde | Strassen- und Wegunterhalt,<br />

Rabatten, Begleitfl ächen»<br />

Für Verantwortliche und ausführende Personen in Gemeinden, die mit dem Strassen-,<br />

Weg- und Grünfl ächenunterhalt beauftragt sind und nach neuen Lösungen suchen.<br />

19. Mai 2011 | Meilen<br />

20. Mai 2011 | Aarau<br />

Mandat: Bundesamt für Umwelt BAFU<br />

In Zusammenarbeit mit: CIPEL<br />

Patronate: Kommunale Infrastruktur<br />

Inhalt: Der Unterhalt von Strassen, Wegen, Plätzen und Pärken ist zur Herausforderung<br />

geworden, da keine Herbizide mehr angewandt werden dürfen. Das Chemikaliengesetz<br />

(ChemRRV) verbietet den Unterhaltsdiensten von Gemeinden und Kantonen sowie privaten<br />

Personen die Anwendung von Herbiziden. Die Lösung des Problems liegt im differenzierten<br />

Unterhalt. Gefragt ist ein neues Siedlungsbild, in dem Grünfl ächengestaltung<br />

und -pfl ege sowie Strassenunterhalt nach natürlichen Kriterien erfolgen. Der Praxiskurs<br />

zeigt, wie mit Umgestaltung und differenziertem Arbeiten der Unterhalt einfacher und<br />

gesetzeskonform durchgeführt werden kann. So wird die Umwelt entlastet und der<br />

Gesamtaufwand kann reduziert werden.<br />

Mehrwert für den Gemeindeunterhaltsdienst<br />

Ihr Betrieb arbeitet umweltfreundlich und gesetzeskonform. Der Unterhalt wird kostengünstiger<br />

und mit motivierteren Mitarbeitenden ausgeführt.<br />

Info und Anmeldung unter: www.sanu.ch<br />

SKR 1/11 103


ÖFFENTLICHER RAUM<br />

Pfl ege und Unterhalt<br />

Umweltfreundlicher<br />

STIGA Park Allrad<br />

Kleingeräteträger mit Multiclipsystem<br />

Der multifunktionelle Park, aus der Stiga-<br />

Serie ist dank der echten Knicklenkung und<br />

dem Frontmähwerk wesentlich wendiger<br />

als herkömmliche Rasentraktoren.<br />

Der Kleingeräteträger mit seinem umfangreichen<br />

Sortiment an Zubehör wird,<br />

von Gemeinden, Hauswartungen und Liegenschaftenverantwortlichen<br />

zunehmen<br />

in Anspruch genommen. Mit einigen einfachen<br />

Handgriffen rüsten Sie ihn um und<br />

er arbeitet als Kehrmaschine, Kantenschneider,<br />

Schneepfl ug oder Schneefräse.<br />

Mit der Stiga Multiclip-Technologie sparen<br />

Sie bis zu 30% der Arbeit. Alles in einem Ar-<br />

Park Pro mit<br />

Front-Mähwerk<br />

104 SKR 1/11<br />

beitsgang, mähen, aufbereiten und entsorgen.<br />

Darüber hinaus, sparen sie die Rasenentsorgung<br />

und es entstehen keine Kosten<br />

für die Grünabfuhr.<br />

TITAN – die Profi serie von STIGA<br />

Titan ist von Profis für Profis entwickelt<br />

worden und setzt neue Massstäbe in<br />

Sachen Effektivität und Flexibilität. Die Titan-Geräte<br />

bieten alles, was bei der profes<br />

sionellen Bearbeitung von Grünfl ächen<br />

benötigt wird, einschliesslich Vierradantrieb,<br />

Knicklenkung, hydraulischen Bedienelementen<br />

und Discharge-on-demand auf<br />

Wunsch mit Kabine und Klimaanlage usw.<br />

Die Titanlinie, besteht aus den Gerätetypen<br />

Titan 26 und 32. (3-Zylinder Yanmar-<br />

Diesel Motor von 26, bzw. 32 PS). Mit dem<br />

frontseitig angebauten Stiga-Multi clip-<br />

Mähwerk, Arbeitsbreiten von 135–155 cm,<br />

erreicht man beste Mähresultate.<br />

Titan mit<br />

Kehrbürste<br />

Wie die Stiga Park Serie, verfügt auch der<br />

Titan über verschiedene Anbaugeräte damit<br />

sein Einsatz in jeder Jahreszeit möglich ist.<br />

Stiga Park Pro 20 4WD mit Schneefräse<br />

ILSEBO Handels AG<br />

Stiga-Import und<br />

Vertrieb Schweiz<br />

CH-5463 Wislikofen<br />

Tel. 056 250 50 06<br />

Fax 056 250 50 08<br />

info@ilsebo.ch<br />

www.ilsebo.ch


Mobility Solutions AG<br />

Ihr Schlüssel zu nachhaltiger Mobilität<br />

Wir sorgen für nachhaltiges Flottenmanagement<br />

Unsere Kunden profitieren von unserer langjährigen Erfahrung als Full-Service-Flottenmanagerin und<br />

Mobilitätsberaterin. Schon heute suchen wir nach Antworten auf die Mobilitätsfragen von morgen<br />

und entwickeln für unsere Kunden Konzepte und Lösungen für nachhaltiges Flottenmanagement. Wir<br />

analysieren auch Ihr Mobilitätsbedürfnis, beraten Sie kompetent und entwickeln eine individuell auf<br />

Ihr Unternehmen zugeschnittene Lösung. Effizient, professionell – und nachhaltig.<br />

Gerne geben wir Ihnen weitere gute Argumente für eine Zusammenarbeit. Kontaktieren Sie uns.<br />

Mobility Solutions AG<br />

Ein Unternehmen der Schweizerischen Post<br />

Telefon 058 338 55 00<br />

www.mobilitysolutions.ch


«Tage der Technik» zur nachhaltigen Mobilität an der Empa<br />

Das Auto der Zukunft<br />

hat viele Gesichter<br />

von Peter Merz<br />

Der an der Empa durchgeführte Teil der schweizweiten Veranstaltung «Tage der Technik» stiess auf reges Interesse.<br />

Dabei ging es um die Zukunft des Automobils, im Zentrum standen Themen wie E-Mobilität und<br />

Gashybrid-Fahrzeuge. Einige Elektroautos konnten die Gäste sogar Probe fahren.<br />

Lautlos saust die neuste Version des Elektrosportwagens<br />

«Tesla Roadster» die<br />

Strasse hinunter. Mit 205 PS beschleunigt<br />

er in 3,9 Sekunden auf 100 Stundenkilometer,<br />

erreicht 210 Stundenkilometer<br />

Höchstgeschwindigkeit und hat eine<br />

durchschnittliche Reichweite von 350 Kilometern.<br />

Neben diesem Elektroauto der<br />

Superlative wurden an der Zentralveranstaltung<br />

der diesjährigen j g «Tage g der Technik»<br />

unter r dem Motto «Quo vadis, Automobil?»<br />

ausserdem usserdem Kleinwagen wie ein<br />

Elektrosmart art oder ein Hybrid-Fiat 500 vorgestellt,<br />

die e die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

Probe robe fahren konnten. Doch nicht<br />

nur das «Rahmenprogramm», Rahmenprogramm», auch die<br />

zahlreichen n ExpertInnen, die in ihren Vorträgen<br />

Antworten tworten zum Thema lieferten,<br />

trugen zum m Erfolg der Veranstaltung bei.<br />

«Das Interesse esse war enorm, wir hatten fast<br />

250 Gäste und mussten aus Platzgründen<br />

sogar Leuten ten absagen», zeigt sich Gabriele<br />

Dobenecker, er, Leiterin der Empa-Abteilung<br />

«Marketing, g, Wissens- und Technologietransfer»und<br />

Co-Organisatorin der<br />

Konferenz, , zufrieden.<br />

106 SKR 1/11<br />

VERKEHR Nachhaltige Mobilität<br />

Der Smart Electric Drive, welchen einige<br />

Teilnehmer Probefahren konnten<br />

Mauro Pellegrini, Zentralpräsident des<br />

Schweizer Berufsverbandes der Ingenieure<br />

und Architekten, Swiss Engineering STV,<br />

der die Tage der Technik seit 2005 ausrichtet,<br />

betrachtete nachhaltige Mobilität aus<br />

dem Blickwinkel eines Ingenieurs und wies<br />

dabei auch auf die Verantwortung seines<br />

Berufsstandes hin: «Wir Ingenieure und<br />

Wissenschaftler sind gefordert, Öffentlichkeit,<br />

Politik und Wirtschaft richtig g zu infor-<br />

mieren. Wir müssen die heutige Situation<br />

ungeschminkt darstellen und die Gesellschaft<br />

für eine nachhaltige Mobilität sensibilisieren.»<br />

Die Zürcher Stadträtin Ruth Genner präsentierte<br />

Lösungsansätze für eine<br />

nachhaltige städti-<br />

sche Mobilität, zum Beispiel fl ächendeckende<br />

Tempo-30-Zonen sowie die Förderung<br />

umweltfreundlicher Verkehrsmittel,<br />

insbesondere Fuss-und Veloverkehr.<br />

Zum Thema Elektromobilität und Ladeinfrastruktur<br />

in der Stadt Zürich erläuterte<br />

der Leiter des ewz-Verteilnetzes Lukas<br />

Küng, dass vor allem die Herkunft der<br />

Elektrizität eine Rolle spielt, da Strom, der<br />

mit fossilen Brennstoffen produziert p<br />

wurde, die Umwelt stärker belastet als<br />

Solarstrom oder Strom aus Wasserkraft.<br />

Und schliesslich stellte Christian Bach, Leiter<br />

der Empa-Abteilung «Verbrennungsmotoren»,<br />

verschiedene Ansätze zur effi -


Beinahe geräuschlos kehrt der E-Bolide «Tesla Roadster»<br />

von einer Testfahrt zurück<br />

zienten CO2-Reduktion vor. Bach vertrat<br />

den Standpunkt, dass im Mobilitätsmarkt<br />

der Zukunft verschiedene Antriebstechnologien<br />

nebeneinander existieren werden<br />

– je nach Bedürfnis beziehungsweise<br />

«Mobilitätstyp»: Elektroautos für den<br />

Stadtverkehr, Gashybride für den privaten<br />

Langstreckenverkehr und Dieselfahrzeuge<br />

für den Schwerverkehr. Zudem zeigte er,<br />

Besser bauen, besser leben<br />

dass umweltfreundlichere Lösungen, wie<br />

zum Beispiel Gas-Hybrid-Fahrzeuge, in einer«Total-Cost-Of-Ownership»-Betrachtung,<br />

nicht teurer als konventionelle Benziner<br />

sind.<br />

Kurzum: «Ein rundherum spannendes Programm<br />

mit hervorragenden Referenten<br />

und zahlreichen Möglichkeiten zum Net-<br />

Schweizer Minergie-Messe Do–So, 10–18 Uhr<br />

www.minergie-expo.ch<br />

Nachhaltige Mobilität VERKEHR<br />

Die neue Generation der Erdgastankstellen soll<br />

in der Bedienung deutlich einfacher sein<br />

working und Informationsaustausch»,<br />

fasst Gabriele Dobenecker* zusammen.<br />

* Gabriele Dobenecker ist bei der Empa<br />

zuständig für die Bereiche Marketing,<br />

Wissens- und Technologietransfer und<br />

steht für weitere Informationen zur Verfügung:<br />

Tel. +41 44 823 44 21, gabriele.<br />

dobenecker@empa.ch<br />

10.–13. März 2011<br />

Messe Luzern<br />

Veranstalter<br />

BE-612<br />

SKR 1/11 107


Carsharing wird immer beliebter. Wieso<br />

sich ein eigenes Auto leisten, das meistens<br />

nutzlos rumsteht aber trotzdem<br />

eine Stange Geld für Steuern, Versicherungen,<br />

Parkplatzmiete usw. verschlingt?<br />

Sharing-Autos sind viel bescheidener. Sie<br />

kosten nur, wenn sie gebraucht werden.<br />

Ausserdem haben sie stets einen für sie<br />

reservierten Standplatz. Das ist eine weitere<br />

praktische Eigenschaft, wenn man<br />

an die Parkplatzproblematik in urbanen<br />

Zentren denkt. Und nimmt man die Umweltkomponente<br />

hinzu, bekommt das<br />

Carsharing seit Oktober 2010 eine neue<br />

Dimension: Projekt eShare.<br />

Projekt eShare:<br />

0 % Emission – 100 % Ökostrom trom<br />

eShare basiert auf dem klassischen sischen Carsharing-Modell,<br />

dem organisierten sierten ge- gemeinschaftlichen<br />

«Teilen» von Fahrzeugen<br />

durch eine Vielzahl an Nutzern. n. Das Einzigartige<br />

am Carsharing-<br />

Konzept von eShare ist, dass<br />

es sich bei den eingesetzten<br />

Fahrzeugen ausnahmslos um<br />

reine Elektroautos handelt. Die e<br />

Fahrzeuge vom Typ Kamoo o<br />

Twingo Elektra des Zürcher Unnternehmens Kamoo AG Electroocars fahren ausschliesslich mit<br />

Ökostrom. Sie sind völlig emismissionsfrei und lautlos unterwegs. egs.<br />

Eine weitere Besonderheit von<br />

eShare ist, dass die Kunden nur ur die<br />

reine Fahrzeugnutzung bezahlen: ahlen:<br />

verrechnet werden die gefahrenen hrenen<br />

Kilometer und Nutzungsdauer uer bequem<br />

per Monatsrechnung. eShare<br />

ist insgesamt an fünf Standorten orten in<br />

Basel Stadt und den Gemeinden en Riehen<br />

und Ittigen BE verfügbar. Alle e eShare- eShare-<br />

Standorte sind mit einer Ladestation destation<br />

ausgerüstet und bequem mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln zu erreichen. ichen.<br />

108 SKR 1/11<br />

VERKEHR<br />

Nachhaltige Mobilität<br />

Projekt eShare «elektrisiert» alle<br />

Carsharing ist eine gute Sache. Erst recht, wenn es sich dabei um 100 Prozent emissionsfreie Fahrzeuge handelt.<br />

Die Mobilitätsanbieterin Mobility Solutions AG, der Kanton Basel Stadt und die Gemeinden Riehen und<br />

Ittigen BE pilotieren zusammen mit lokalen Energieversorgern das Projekt eShare; das erste und einzige Carsharing<br />

mit reinen Elektroautos in der Schweiz.<br />

Kurz: eShare …<br />

• ist das erste und einzige Carsharing<br />

mit Elektroautos in der Schweiz<br />

• verbindet die Vorteile von Carsharing<br />

mit Umweltschutz<br />

• ist Elektromobilität, die sich jeder<br />

leisten kann<br />

• kann von allen Privatpersonen<br />

mit gültigem Führerausweis<br />

genutzt werden<br />

• kostet keine Abogebühren<br />

• ist äusserst fl exibel und lohnt sich<br />

auch für Einzelfahrten<br />

• ist smart – die Fahrzeuge können rund<br />

um die Uhr telefonisch oder<br />

online gebucht werden<br />

• ist immer für die Kunden da:<br />

7 x 24-Hotline<br />

Für wen ist Projekt eShare?<br />

eShare «elektrisiert» alle Privatpersonen<br />

mit einem gültigen Führerausweis der<br />

Kategorie B. Die Anmeldung bzw. Kunden-Registrierung<br />

ist einfach und erfolgt<br />

über die Hotline 0848 66 44 22 oder online<br />

auf www.esharebasel.ch oder www.<br />

eshareittigen.ch. Nach Erhalt der persön-<br />

Projekt eShare ist das erste und einzige<br />

Carsharing mit Elektroautos in der Schweiz


eShare-Projektpartner<br />

• Die Schweizerische Post<br />

Mobility Solutions AG<br />

www.mobilitysolutions.ch<br />

• BKW FMB Energie AG<br />

www.bkw-fmb.ch<br />

• IWB Industrielle Werke Basel<br />

www.iwb.ch<br />

• Kanton Basel Stadt<br />

www.bs.ch<br />

• Gemeinde Riehen<br />

www.riehen.ch<br />

• Gemeinde Ittigen Bern<br />

www.ittigen.ch<br />

Diese Partner beteiligen sich an der Finanzierung<br />

der Fahrzeuge und stellen die<br />

Ladeinfrastruktur sowie die Standorte<br />

zur Verfügung. Mobility Solutions AG<br />

betreibt die IT-Plattform für die Fahrzeugbuchungen,<br />

kümmert sich um die<br />

Beschaffung und den reibungslosen Betrieb<br />

der Fahrzeuge und stellt den Kundendienst<br />

sicher.<br />

Mobility Solutions AG<br />

Als Mobilitätsanbieterin analysiert Mobility<br />

Solutions AG kundenspezifische<br />

Mobilitätsbedürfnisse und berät die<br />

Kunden umfassend hinsichtlich der Entwicklung<br />

von nachhaltigen Mobilitätslösungen.<br />

Das Unternehmen verfügt<br />

über langjährige Praxiserfahrung mit<br />

alternativen Fahrzeugantrieben und<br />

neuen Mobilitätsformen. Bereits 2005<br />

hat die Mobility Solutions AG die ersten<br />

Elek trofahrzeuge auf die Strasse gebracht.<br />

Inzwischen betreibt sie für den<br />

Kunden die Schweizerische Post mit<br />

1000 Elek trorollern die grösste Flotte<br />

dieser Art in Europa. In kontinuierlichen<br />

Praxistests – vor allem im Bereich Elektromobilität<br />

– baut sie ihr Know-how<br />

ständig aus. Nur ein Beispiel für diese<br />

Aktivitäten ist das Full-Service-Angebot<br />

für Elektro autos.<br />

lichen Kundenkarte können die neuen<br />

Testfahrerinnen und -fahrer die Elektrofahrzeuge<br />

bequem rund um die Uhr per<br />

Internet oder Hotline buchen.<br />

Wieso ist eShare ein Projekt?<br />

Vermeiden, Reduzieren, Kompensieren. So<br />

heisst die Dreifaltigkeit nachhaltiger Mobilität.<br />

Diesem Credo hat sich die Mobilitätsanbieterin<br />

Mobility Solutions AG mit dem<br />

Projekt eShare verschrieben (weitere Projektpartner<br />

siehe Kasten). Angesichts der<br />

stetigen Verknappung und Verteuerung<br />

fossiler Energieträger wird sich langfristig<br />

die Elektromobilität durchsetzen. Aber:<br />

Elektrofahrzeuge haben heute gegenüber<br />

ihren «fossilen» Pendants noch Nachteile:<br />

Sie sind wesentlich teurer in der Anschaffung<br />

und noch nicht in ausreichender<br />

Stückzahl verfügbar. Und über die Alltagstauglichkeit<br />

der Fahrzeuge und der Antriebstechnologien<br />

sowie über den Lebenszyklus<br />

– vor allem der Batterien – sind noch<br />

wenige bis gar keine zuverläs sigen Erfahrungswerte<br />

aus Langzeitstudien vorhanden.<br />

Carsharing eignet sich hervorragend<br />

dazu, um Antworten auf diese Fragen zu<br />

liefern. Durch das Sharen werden die Projekt-Fahrzeuge<br />

vielen verschiedenen Nutzern<br />

zugänglich gemacht, was in relativ<br />

kurzer Zeit zu einer grossen Bandbreite an<br />

Informationen führt. Das Projekt ist auf<br />

ein Jahr angelegt und wird von der Berner<br />

Fachhochschule mit einer Forschung begleitet,<br />

die Daten über Batterie, Leistung,<br />

Verbrauch und Ladeverhalten, etc. liefern<br />

wird. Ferner werden im Verlauf des Projekts<br />

die Nutzerinnen und Nutzer von<br />

eShare zu ihren Erfahrungen befragt. Damit<br />

leisten auch sie wertvolle Pionierarbeit<br />

für eine nachhaltige automobile Zukunft.<br />

Projekt eShare ist gut gestartet<br />

Seit dem Projektstart im Oktober 2010<br />

ist eShare gut unterwegs. Zur Zeit sind<br />

Nachhaltige Mobilität<br />

VERKEHR<br />

über 100 registrierte Kundinnen und Kunden<br />

mit den umweltfreundlichen Elektroautos<br />

auf Achse, Tendenz steigend. Eine<br />

erste Auswertung der Projektdaten zeigt,<br />

dass die Reichweite des Twingo Elektra<br />

von ca. 100 km (bei voller Batterieladung)<br />

für die Anforderungen der Kunden völlig<br />

ausreichend ist. Der Durchschnitt pro<br />

Fahrt liegt bei 25 km und einer Nutzungsdauer<br />

von 4 Stunden. Dieses Nutzungsverhalten<br />

führt zu kurzen Ladezyklen zwischen<br />

zwei Fahrten. Die Verfügbarkeit der<br />

Fahrzeuge ist dadurch jederzeit gewährleistet,<br />

da die Fahrzeugbatterien immer<br />

über ausreichend Ladung verfügen. Als<br />

erfreulich erweist sich auch die Tatsache,<br />

dass bisher noch keine einzige Fahrzeugpanne<br />

zu verzeichnen war, was für die Zuverlässigkeit<br />

der eingesetzten Technologie<br />

spricht. Ebenso problemlos und störungsfrei<br />

läuft der Betrieb der Ladesta tionen.<br />

Die Rückmeldungen der Kundinnen und<br />

Kunden sind ausnahmslos positiv und gehen<br />

bis zu «ich bin total begeistert!». Dass<br />

eShare die Umwelt schont, zeigt, dass mit<br />

den Elektro-Twingos im Vergleich zu dem<br />

baugleichen Typ mit Verbrennungsmotor<br />

bis jetzt bereits eine halbe Tonne CO2 eingespart<br />

werden konnte.<br />

Fazit: Die bisher gewonnenen Erkenntnisse<br />

stimmen zuversichtlich. Nicht zuletzt<br />

deshalb, weil bereits einige weitere<br />

Städte, Gemeinden und Tourismusorganisationen<br />

Interesse angemeldet haben,<br />

sich von eShare «elektrisieren» zu lassen.<br />

Eine Ausweitung des Projekts eShare<br />

wird deshalb zur Zeit geprüft.<br />

Mobility Solutions AG<br />

Projekt eShare<br />

Stöckackerstrasse 50<br />

CH-3030 Bern<br />

Tel. 058 338 73 73<br />

eshare@post.ch<br />

www.esharebasel.ch<br />

www.eshareittigen.ch<br />

SKR 1/11 109


Unseren Kantonsstrassen<br />

droht ein massiver Wertverlust<br />

Bezüglich Werterhaltung steht bei den 18’100 Kilometern Kantonsstrassen nicht alles zum Besten: Über die<br />

Hälfte aller Kantone investieren zu wenig, um ihre Strasseninfrastrukturen langfristig und kosteneffi zient zu<br />

erhalten. Bei 10 Prozent der Kantonsstrassen oder rund 1’700 Kilometern besteht sogar akuter Sanierungsbedarf.<br />

Diesen Befund brachte eine von Infrastruktur Strasse publizierte Studie zu Tage.<br />

Optimisten können sich freuen: Im Grossen<br />

und Ganzen sind die Kantonsstrassen<br />

in einem guten Zustand. Dass aber 10%<br />

oder 1’700 Kilometer der Kantonsstrassen<br />

in kritischer oder gar schlechter Verfassung<br />

sind, gibt zu denken. Weitere<br />

3’300 Kilometer oder 19% des Kantonsstrassennetzes<br />

sind zurzeit noch von ausreichender<br />

Qualität. Demzufolge muss<br />

aufgrund von Oberflächenschäden ein<br />

Zehntel des Schweizer Kantonsstrassennetzes<br />

kurzfristig und ein weiterer Fünftel<br />

mittelfristig saniert werden. Besonders<br />

besorgniserregend zeigt sich die Situation<br />

in den Kantonen Wallis, Tessin, Freiburg,<br />

Jura, Appenzell-Ausserrhoden und Obwalden.<br />

Gemäss Einschätzung von Fachleuten<br />

befi nden sich hier mehr als 15%<br />

der Strassenoberfl äche in einem schlechten<br />

oder kritischen Zustand.<br />

Grosse kantonale Unterschiede<br />

Für den baulichen Unterhalt, den Ausbau<br />

und die Verbesserung des Schweizer Kantonsstrassennetzes<br />

werden jährlich rund<br />

940 Millionen Franken ausgegeben. Die<br />

Aufwendungen variieren jedoch von Kanton<br />

zu Kanton stark. Die höchsten Ausgaben<br />

pro Kilometer Kantonsstrasse verzeichnet<br />

der Kanton Basel-Stadt: 144’000<br />

Franken pro Jahr. 23-mal weniger, also<br />

110 SKR 1/11<br />

VERKEHR Verkehrsinfrastrukturen<br />

rund 6’300 Franken pro Kilometer und<br />

Jahr, gibt der Kanton Waadt für die Werterhaltung<br />

seines Strassennetzes aus. Die<br />

grossen Differenzen unter den Kantonen<br />

lassen sich nur bedingt mit objektiven<br />

Kriterien wie beispielsweise der Netzlänge,<br />

der geografi schen Lage oder der<br />

Verkehrsbelastung erklären.<br />

Werterhaltung nicht vernachlässigen<br />

Um die Substanz langfristig zu erhalten,<br />

sind laut Fachkreisen jährliche Investitionen<br />

im Umfang von 1.8 bis 2.6% des Wiederbeschaffungswertes<br />

für Verbesserung,<br />

Ausbau und baulichen Unterhalt notwendig.<br />

17 von 26 Kantonen investieren<br />

gemäss der Untersuchung zu wenig in die<br />

Werterhaltung ihrer Kantonsstrassen. Sie<br />

wenden zum Teil sogar deutlich weniger<br />

«Strassen sind Lebensadern der Wirtschaft.<br />

Nur der werterhaltende Unterhalt bietet<br />

Gewähr für sichere und andauernde Funktionalität.<br />

Aus dieser Sicht ist es klar, dass<br />

Investitionen in Unterhalt und Ausbau der<br />

Strassen zu den Pfl ichtaufgaben der öffentlichen<br />

Hand gehören und nicht Bestandteil<br />

von Sparmassnahmen sein dürfen.»<br />

Hans Killer (svp), Nationalrat, Präsident Infrastruktur Strasse<br />

© Kurt Michel | PIXELIO<br />

als die geforderten 1.8% des Wiederbeschaffungswertes<br />

auf. Die Kantonsstrassen<br />

spielen in der Schweiz als Hauptverkehrsachsen<br />

in den Regionen sowie als<br />

Zubringer für das Nationalstrassennetz<br />

eine bedeutende Rolle. Ihrem Erhalt ist<br />

entsprechend Sorge zu tragen. Werden<br />

notwendige Sanierungen nicht oder verzögert<br />

vorgenommen, besteht die Gefahr,<br />

dass sich die Oberflächenschäden<br />

negativ auf die Tragfähigkeit der Kantonsstrassen<br />

auswirken. Eine zu späte<br />

Wiederinstandsetzung der betroffenen<br />

Strassenabschnitte kommt demzufolge<br />

deutlich teurer zu stehen.<br />

Studie kostenlos verfügbar<br />

Die Untersuchung von Infrastruktur<br />

Stras se stützt sich auf eine im Jahr 2009<br />

unter den Kantonsingenieuren durchgeführte<br />

Umfrage sowie auf Erhebungen<br />

des Bundesamtes für Statistik (BFS) von<br />

2000 bis 2007. Infrastruktur Strasse stellt<br />

die Studie den interessierten Kreisen unter<br />

www.infrastrukturstrasse.ch kostenlos<br />

zum Herunterladen zur Verfügung.<br />

Weitere Auskünfte:<br />

Dr. Benedikt Koch<br />

Vorstandsmitglied Infrastruktur<br />

Strasse, Autor der Studie<br />

bkoch@infra-schweiz.ch<br />

Quelle: www.infrastrukturstrasse.ch


Systeme für die Zustandserhebung<br />

und den Betrieblichen Unterhalt<br />

von Kantonsstrassen<br />

von René Stock<br />

Der Betriebliche Unterhalt ist ein jährlich<br />

wiederkehrender Zyklus klar definierter<br />

Arbeiten auf der Strasse. Die Arbeiten<br />

führen vom Winterdienst, der Reinigung,<br />

der Grünpfl ege über den elektromechanischen<br />

Dienst, den technischen Dienst<br />

etc. bis hin zu kleinen baulichen Unterhaltsmassnahmen.<br />

Der Steuerungsprozess<br />

der Bewirtschaftung der Kantonsstrassen<br />

lässt sich in folgende Teilsysteme<br />

einteilen:<br />

Visualisierung (1)<br />

Für die Inventarisierung des Strassennetzes<br />

bietet sich die Befahrung mit Aufnahmefahrzeugen<br />

an, welche hochaufl ösende<br />

Bilder in Abständen von 3–4 m erstellen.<br />

Die Bilder werden pulsgesteuert nach<br />

Rollkilometer stationiert. So stehen die<br />

Bilder jederzeit, unabhängig von Jahres-<br />

und Tageszeit und Witterung in höchster<br />

Qualität im Büro zur Verfügung. Anhand<br />

112 SKR 1/11<br />

VERKEHR<br />

Vekehrsinfrastrukturen<br />

Die Werterhaltung des Strassennetzes steht und fällt mit dessen Unterhalt, welcher die Lebensdauer der Infrastruktur<br />

massgeblich beeinfl usst. Dabei sind die Herausforderungen interdisziplinär und beginnen bei der<br />

ingenieurmässigen Zustandserhebung der Strasse, führen über die arbeitstechnische Planung des Unterhalts,<br />

die Rückmeldung von Kosten und Leistungen und enden bei der fi nanziellen Nachkalkulation der ausgeführten<br />

Arbeiten. Dafür sind Werkzeuge vorhanden, welche die verschiedenen Disziplinen einfach und pragmatisch<br />

unterstützen.<br />

dieser Bilder lassen sich Strassenschäden<br />

erkennen, dokumentieren und geeignete<br />

Massnahmen einleiten. Zudem lassen<br />

sich die Bilder mit mehr als 35 Themenbereichen<br />

exakt beschreiben, wobei die Zustandserhebung<br />

einer davon ist. Zusätzlich<br />

stehen vielfältige Messfunktionen zur Verfügung,<br />

welche die exakte Ausmassaufnahme<br />

ermöglicht. Die durchgeführten<br />

Arbeiten können durch das Einfügen von<br />

Dokumenten und Bildern beschrieben<br />

werden. Bei grösseren Reparaturen empfi<br />

ehlt es sich, den Strassenabschnitt mit<br />

dem Aufnahmefahrzeug neu zu befahren.<br />

Massnahmen (2)<br />

In einem Planungs- und Steuerungssystem<br />

können die betrieblichen Arbeiten<br />

den zu bearbeitenden Objekten resp.<br />

Strassenzügen zugewiesen werden. Dabei<br />

kommt das Prinzip der «Outputsteuerung»<br />

zur Anwendung, bei welchem die<br />

zu erbringenden Leistungen im Vordergrund<br />

stehen und nicht die vorhandenen<br />

Ressourcen resp. Finanzmittel.<br />

Die durchzuführenden Tätigkeiten werden<br />

vorkalkuliert, in dem die benötigten<br />

Ressourcen wie Personal, Fahrzeug/Geräte,<br />

Material und Fremdkosten für eine<br />

durchschnittliche Tagesleistung erfasst<br />

werden. Mit der Angabe der vorhandenen<br />

Ausmasse kann daraus einerseits der<br />

Ressourcenbedarf und andererseits auch<br />

der Finanzbedarf abgeleitet werden.<br />

Diese Kalkulation, üblicherweise auf Jahresebene,<br />

ist auch gleichzeitig die Grundlage<br />

für die Arbeitsplanung.<br />

Ausführung (3)<br />

Ein Zeit- und Leistungserfassungs-System<br />

ist ein Werkzeug, welches die zuvor<br />

im Planungs- und Steuerungssystem berechneten<br />

Arbeitspläne während der Arbeitsvorbereitung<br />

in einzelne Aufträge<br />

aufteilt. Diese Aufträge betreffen konkrete<br />

Objekte (Strasse von A nach B) und<br />

enthalten exakte Ausführungsanweisungen<br />

(z. B. Rei nigung Fahrbahn, Strassenrand<br />

ohne Pannenstreifen). Die Rapportierung<br />

von Zeit und Kosten (Personen,<br />

Fahrzeug/Geräte, Material, Spesen, Fremdrechnungen)<br />

auf die Aufträge erfolgt entweder<br />

direkt am Arbeitsplatz (via PC), im<br />

Feld über Smart Devices (wie z. B. iPhones)<br />

oder über das Scannen von handschriftlichen<br />

Rapporten. Dadurch können jederzeit<br />

die effektiven Kosten mit den geplanten<br />

Kosten ausgewiesen und verglichen werden.<br />

Die abgearbeiteten Ausmasse (ausgeführte<br />

Arbeiten am Objekt) werden<br />

ebenfalls zurückgemeldet, so dass jederzeit<br />

der Arbeitsfortschritt ersichtlich ist.


Controlling (4)<br />

Um das Controlling durchführen zu können,<br />

braucht es eine Kosten- und Leistungsrechnung<br />

(KLR). Die KLR übernimmt<br />

die Kosten aus der Zeit-/Leistungserfassung<br />

sowie aus der Finanzbuchhaltung<br />

und berechnet innerhalb der Nachkalkulation<br />

die kostendeckenden Verrechnungsansätze,<br />

welche für die neue Planungsperiode<br />

angewendet werden können. Die<br />

Auswertungen der KLR sind für das Controlling<br />

zwingend notwendig, um den Betrieblichen<br />

Unterhalt steuern zu können.<br />

Fachapplikation müllerchur FAMC<br />

Um die Arbeiten sowie den Einsatz der<br />

Ressourcen und fi nanziellen Mittel optimal<br />

steuern zu können, bietet müllerchur seit<br />

mehr als 40 Jahren unterstützende Werkzeuge<br />

an. Die Fachapplikation müller chur<br />

FAMC ist ein völlig neu entwickeltes Produkt,<br />

aufbauend auf der Erfahrung unserer<br />

bisherigen Softwareprodukte. Es bildet<br />

den gesamten Steuerungsprozess vollumfänglich<br />

ab.<br />

Nutzen<br />

Der Nutzen des integrierten Gesamtsystems<br />

FAMC ist die vollumfängliche Abdeckung<br />

des Steuerungsprozesses, von<br />

der Inventarisierung und Visualisierung<br />

der Strasse, der Planung und Steuerung<br />

der Arbeiten über die Zeit-, Kosten- und<br />

Leistungserfassung bis hin zur Kosten-<br />

und Leistungsrechnung. Die Kosteneinsparungen<br />

werden durch die Kostentransparenz,<br />

welche die Standardsoftware<br />

FAMC bietet, als auch durch die vereinfachten<br />

Abläufe (Einmalerfassung, Wiederverwendbarkeit)<br />

erfolgen. Die Auswertungen<br />

stellen aktuelle und aussagekräftige<br />

Informationen und Kennzahlen<br />

zur Verfügung, welche die jederzeitige<br />

und sofortige detaillierte Rechenschaft<br />

ausgeführter (und eben nicht ausgeführter)<br />

Tätigkeiten gegenüber allen Anspruchsgruppen<br />

ermöglicht.<br />

Vekehrsinfrastrukturen VERKEHR<br />

Fazit<br />

40-jähriges Know-how<br />

müllerchur ist ein schweizerisches Unternehmen<br />

mit Sitz in Chur. Gegründet<br />

wurde es 1968 von August Müller. In<br />

den Anfangsjahren konzentrierte sich<br />

das Unternehmen darauf, die Kantone<br />

bei den Abrechnungen des Betrieblichen<br />

Unterhalts der Nationalstrassen zu unterstützen.<br />

Das Angebot wurde seither<br />

kontinuierlich ausgebaut. Heute konzipiert<br />

und realisiert müllerchur umfangreiche<br />

Führungssysteme für die<br />

Entscheidungsträger auf allen Stufen<br />

der öffentlichen Verwaltungen. Die<br />

langjährige Erfahrung und die konsequente<br />

Ausrichtung auf die Bedürfnisse<br />

der öffentlichen Verwaltungen bilden<br />

die Grundlage für die Lösungen. Die interdisziplinäre<br />

Ausrichtung des 20-köpfi<br />

gen Teams auf den Gebieten Betriebswirtschaft<br />

und Informatik ermöglicht<br />

eine ganzheitliche Beratung.<br />

Ein Gesamtsystem basiert auf der Inventarisierung<br />

der Strasse, auf der Planung<br />

und Steuerung anfallender Arbeiten an<br />

der Infrastruktur und auf den täglich anfallenden<br />

Daten aus dem operativen Geschäft<br />

der Auftrags- und Leistungserfassung.<br />

Somit ist eine Führung nach Kennzahlen<br />

gegeben und es kann jederzeit der<br />

aktuellen Rechenschaftspfl icht nachgekommen<br />

werden.<br />

Effi zient kann nur derjenige arbeiten, welcher<br />

effektive Werkzeuge zur Verfügung hat<br />

und auch motiviert ist, diese einzusetzen.<br />

Weitere Auskünfte:<br />

René Stock<br />

Leiter Marketing & Verkauf<br />

müllerchur AG<br />

Steinbockstrasse 8<br />

CH-7000 Chur<br />

Tel.081 252 42 25<br />

Fax 081 252 02 38<br />

rene.stock@muellerchur.ch<br />

www.muellerchur.ch<br />

SKR 1/11 113


Die heute gültigen Verordnungen über<br />

die Verkehrsregeln (VRV) und die Strassensignalisation<br />

(SSV) stammen aus den<br />

Jahren 1962 bzw. 1979. Die seit Inkrafttreten<br />

der beiden Verordnungen durchgeführten<br />

zahlreichen Teilrevisionen erschweren<br />

Übersichtlichkeit und Verständlichkeit<br />

der Regeln. Deshalb sollen sie<br />

komplett revidiert und den heutigen Bedürfnissen<br />

angepasst werden um die Benutzerfreundlichkeit<br />

und Verständlichkeit<br />

zu erhöhen.<br />

Entrümpelung und Abbau<br />

des Schilderwaldes<br />

Regelungen, welche die Verkehrsteilnehmenden<br />

für ein sicheres Verhalten nicht<br />

zwingend kennen müssen, werden entfernt<br />

oder vereinfacht. So werden veraltete<br />

Regelungen aufgehoben oder aktualisiert,<br />

unnötig detaillierte Unterscheidungen<br />

gestrafft. Zum Beispiel sollen<br />

spezielle Bestimmungen zu «Fussgängerkolonnen»<br />

aufgehoben werden, da solche<br />

heute kaum noch vorkommen. Gleiches<br />

gilt für das Verbot von Traktoren auf<br />

Autobahnen und Autostrassen. Auf diesen<br />

Strassen sind Fahrzeuge, welche nicht<br />

legal 80 km/h erreichen dürfen, bereits<br />

verboten. Ein weiteres Ziel der Totalrevision<br />

ist es auch, einen Beitrag zum Abbau<br />

des Schilderwalds auf Schweizer Strassen<br />

zu leisten. Allerdings legt bereits die heutige<br />

Regelung fest, dass grundsätzlich zurückhaltend<br />

signalisiert werden soll.<br />

Neue Bedeutung der Ortschaftstafeln<br />

Neue Lichtsignalanlagen<br />

Schon heute hat die Ortschaftstafel nicht<br />

rein wegweisende Funktion. Diverse nur<br />

innerorts geltende Verkehrsregeln sind<br />

direkt an die Tafel gebunden. In Zukunft<br />

soll auch die Innerortsgeschwindigkeit<br />

114 SKR 1/11<br />

VERKEHR Strassensignalisation<br />

Revidierte Verordnungen<br />

gegen Missverständnisse<br />

im Strassenverkehr<br />

von Patrick Aeschlimann<br />

Verwirrende Signalisationen auf Schweizer Strassen sollen verschwinden: Die Verordnungen über die Verkehrsregeln<br />

und die Signalisation sollen revidiert und den heutigen Bedürfnissen angepasst werden. Doch<br />

nicht nur im Inland sind Verkehrsschilder unklar: Bei einer Autofahrt ins Ausland lauern Missverständnisse.<br />

grundsätzlich ab der Ortschaftstafel gelten<br />

und nicht mehr separat mit dem Signal<br />

«Höchstgeschwindigkeit 50 generell»<br />

angezeigt werden müssen. Damit wird<br />

der Sonderfall Schweiz aufgehoben und<br />

die im übrigen Europa geltende Regelung<br />

übernommen. Der Wechsel des Systems<br />

soll dabei schrittweise umgesetzt werden.<br />

Neuerungen erwarten die Verkehrsteilnehmer<br />

auch an den Ampeln: Unklare<br />

Lichtsignalanlagen sollen saniert werden.<br />

Grünes Licht soll neu in jedem Fall mit einem<br />

gelben Blinklicht ergänzt werden<br />

müssen, wenn der Vortritt anderen Verkehrsteilnehmern<br />

zusteht, denen ebenfalls<br />

ein grünes Licht angezeigt wird (so<br />

genanntes «Konfl iktgrün»; z. B. beim Linksabbiegen<br />

und beim Rechtsabbiegen mit<br />

Fussgängerstreifen).<br />

Geschlechtsneutrale Strassenschilder<br />

Ebenfalls aktualisiert werden Abbildungen<br />

auf den Signalen. Insbesondere sollen<br />

Menschen neu geschlechtsneutral abgebildet<br />

werden, was sicher noch zu vielen<br />

Diskussionen führen wird. Einige Signale<br />

sind im heutigen Strassenverkehr nicht<br />

mehr zeitgemäss oder bringen keine Verbesserung<br />

der Verkehrssicherheit. Folgende<br />

Signale sollen deshalb aufgehoben<br />

werden: Gefahrensignal «Fussgängerstreifen»,<br />

Hinweissignal «Gottesdienst», Vorschriftssignal<br />

«Mindestgeschwindigkeit»,<br />

Vortrittsignale «Einfahrt von rechts» und<br />

«Einfahrt von links», Vortrittsignal «Doppeltes<br />

Andreaskreuz» und Gefahrensignal<br />

«Distanzbake».<br />

Gefährliche Fehlinterpretationen<br />

im Ausland<br />

Ein vom Autovermieter Avis Europe in<br />

Auftrag gegebene Befragung von Autofahrerinnen<br />

und Autofahrern aus ganz Eu-<br />

© Ernst Rose | PIXELIO<br />

Gegen den Wildwuchs von Verkehrsschildern<br />

will der Bund nun etwas unternehmen<br />

ropa zeigt, dass nicht nur Schweizer im<br />

eidgenössischen Schilderdschungel ihre<br />

Mühe haben. Viele Reisende finden die<br />

Verkehrsschilder, denen sie auf ihrer Fahrt<br />

durch die Schweiz begegnen, nur schwer<br />

verständlich. Mehr als die Hälfte der Befragten<br />

Ausländer verstehen die Schweizer<br />

Verkehrssignale nicht. 57 Prozent der Italiener<br />

verwechselten beispielsweise das<br />

Schild für Autobahnausfahrt mit dem<br />

Schild für Umleitung. Die Hälfte der befragten<br />

Belgier wiederum deutete das<br />

gleiche Schild als Aufforderung zum<br />

Rechtsabbiegen. Die Umfrage zeigt weiter,<br />

in welchen europäischen Ländern es sich<br />

für Schweizer Verkehrsteilnehmer entspannt<br />

fahren lässt: in Italien (100% deuteten<br />

italienische Signale richtig), Österreich<br />

(93%), Holland (93%) und Deutschland<br />

(85%). Eine Reise durch Spanien, Frankreich<br />

oder Portugal könnte dagegen problematisch<br />

werden: Bei den spanischen Verkehrsschildern<br />

verwechselten die Befragten<br />

Schweizer zum Beispiel Höchst- und<br />

Mindestgeschwindigkeit, während die<br />

französische Kennzeichnung einer Ausweichstelle<br />

fälschlicherweise als Schild für<br />

«Metro» gedeutet wurde. In Portugal hingegen<br />

dachten 20% der Befragten, das<br />

Verbotsschild für Kehrtwenden bedeute,<br />

dass diese ausdrücklich erlaubt seien.


Sicherheit<br />

– die Gemeinden sind gefordert<br />

von Lucia Uebersax<br />

Die Meldungen in den Medien über Gewaltverbrechen, Vandalismus und Pöbeleien häufen sich. Eine zunehmende<br />

Unsicherheit in der Bevölkerung macht sich breit. Immer mehr Gemeinden sehen sich gezwungen, das<br />

Sicherheitsgefühl ihrer Bürger zu verbessern. Mitte Oktober 2010 lud der Schweizerische Gemeindeverband zu<br />

einer Fachtagung zum Thema Sicherheit in den Gemeinden ein. Praxisbezogene Referate und konkrete Beispiele<br />

zeigten Handlungsmöglichkeiten auf, um die Sicherheit in den Gemeinden zu verbessern.<br />

Laut einer im Mai letzten Jahres durchgeführten<br />

Studie vom Markt- und Meinungsforschungsinstituts<br />

LINK fühlen sich<br />

Herr und Frau Schweizer zusehends unsicher<br />

in ihrem eigenen Land. Rund 90<br />

Prozent der Befragten finden, dass die<br />

Kriminalität in all ihren Formen seit dem<br />

Jahr 2000 erheblich gestiegen sei. Und<br />

dies, obwohl die Schweiz nach wie vor<br />

weltweit zu einer der sichersten Länder<br />

zählt. Hans-Jürg Käser, Berner Regierungsrat<br />

und Vorsteher der Polizei- und Militärdirektion<br />

des Kantons Bern, betont, beim<br />

Thema Sicherheit müsse man unterscheiden<br />

zwischen der objektiven Lage,<br />

die sich in der Kriminalstatistik spiegle,<br />

und dem subjektiven Sicherheitsempfi<br />

nden der Bevölkerung: «Objektiv ist das<br />

Leben in der Schweiz trotz der Zunahme<br />

von Gewalt-, Vermögens- und Drogendelikten<br />

immer noch relativ sicher.» Das<br />

subjektive Sicherheitsempfi nden der Bürgerinnen<br />

und Bürger habe jedoch in letzter<br />

Zeit stark gelitten.<br />

«Man kann den respektvollen<br />

Umgang mit Menschen und<br />

Dingen nicht verordnen»<br />

Gemeindepräsident Ruedi Flückiger,<br />

Wahlern<br />

Um dieser wachsenden Unsicherheit entgegenzuwirken,<br />

sind Gemeinden und<br />

Kantone vermehrt vor grosse Herausforderungen<br />

gestellt, die sie häufi g nur noch<br />

in Kooperationen bewältigen können. So<br />

hat beispielsweise der Kanton Bern (s. Interview)<br />

bereits im Jahre 2007 beschlossen,<br />

eine Einheitspolizei im ganzen Kanton<br />

einzuführen, und die Stadt Liestal<br />

hat mit der Polizei Basel-Landschaft eine<br />

Leistungsvereinbarung abgeschlossen,<br />

wonach die Polizei Basel-Landschaft seit<br />

dem 1. Januar 2011 in einem zweijährigen<br />

Pilotprojekt die stadtpolizeilichen<br />

Aufgaben wahrnimmt.<br />

Ein vielschichtiges und<br />

komplexes Thema<br />

Die Fachtagung vom Schweizerischen Gemeindeverband<br />

und den Partnern Schweizerischer<br />

Städteverband (SSV) und Securitas<br />

von Mitte Oktober 2010 machte<br />

deutlich: Sicherheit ist ein sehr vielschichtiges<br />

und komplexes Thema, das die Gemeinden<br />

immer wieder aufs Neue herausfordert.<br />

Viele Gemeinden haben bereits<br />

mit verschiedenen Massnahmen auf<br />

die wachsende Unsicherheit in der Bevölkerung<br />

reagiert. So hat beispielsweise<br />

die Zürcher Gemeinde Russikon , die in<br />

den letzen fünfzehn Jahren vermehrt mit<br />

Jugendproblemen, zunehmenden Straftaten<br />

und einer wachsenden Unsicherheit<br />

in Teilen der Bevölkerung konfrontiert<br />

war, 1996 einen Gemeindeordnungsdienst<br />

eingerichtet und diesen 2003 um<br />

einen Jugendsozialdienst erweitert. 2004<br />

ging die Gemeinde aufgrund der wachsenden<br />

Unzufriedenheit mit der Kantonspolizei<br />

gar noch einen Schritt weiter und<br />

gründete zusammen mit der Nachbargemeinde<br />

Fehraltorf eine Gemeindepolizei.<br />

Präventionskampagne «zäme … läbig»<br />

Auch die Gemeinde Wahlern in Bern hat<br />

bereits auf die zunehmende Unsicherheit<br />

in der Gemeinde reagiert. Gemeindepräsident<br />

Ruedi Flückiger und Gemeinderat<br />

Dominik Mäder aus Wahlern präsentierten<br />

an der Veranstaltung die Präventionskampagne<br />

«zäme … läbig», die anfangs<br />

2010 startete. Die Kampagne sen-<br />

Kommunale Sicherheit SICHERHEIT<br />

sibilisiert auf die Themen Zivilcourage,<br />

Videokameras, zentrale Anlaufstelle,<br />

Sicherheitsdienst, Beleuchtung, Gemeindepolizeireglement,<br />

Veranstaltungen und<br />

Prävention. Im Rahmen der Kampagne<br />

macht die Gemeinde die Bevölkerung auf<br />

verschiedene Situationen aufmerksam<br />

und führt verschiedene Aktionen durch.<br />

Eine wichtige konkrete Massnahme ist<br />

ein jährlich stattfi ndender runder Tisch,<br />

mit dem Ziel, das Vorgehen in den Bereichen<br />

Jugendliche und Alkohol, Vandalismus<br />

sowie Lärm zu koordinieren. Man sei<br />

sich bewusst, so Flückiger, dass nicht eine<br />

einzige Massnahme oder ein einzelner<br />

Partner die Lösung bringe. «Man kann<br />

den respektvollen Umgang mit Menschen<br />

und Dingen auch nicht verordnen.»<br />

Sicherheit dank<br />

Public Private Partnership<br />

Siegfried Wagner von der Regionaldirektion<br />

Aargau-Solothurn der Schweizerischen<br />

Bewachungsgesellschaft Securitas<br />

AG präsentierte die vielfältigen Dienstleistungen,<br />

welche die Securitas- Gruppe<br />

der öffentlichen Hand und insbesondere<br />

den Gemeinden anbietet. Das Dienstleistungsangebot<br />

umfasst die Bereiche Revierbewachungsdienste<br />

(Revierkontrolle,<br />

Schliessdienst, Werkschutz, Objektbewachung,<br />

Rezeption), Anlassdienste (Kassendienst,<br />

Zutrittskontrolle, Besucherservice),<br />

Sicherheitsdienste (Ordnungsdienst,<br />

Objekt und Wertschutz, Personenschutz,<br />

Gefangenentransport), Verkehrsdienste<br />

(Parkdienst, Verkehrsregelung, Geleisesicherheit),<br />

Interventions- und Zentralendienste<br />

(Alarmempfang, telefonischer<br />

Pikettdienst, Schlüsselservice), Spezialdienstleistungen<br />

(Sicherheitsengineering,<br />

Ausbildung/Training, Investigation Servi-<br />

SKR 1/11 115


ces). Wagner machte darauf aufmerksam,<br />

dass beim Einsatz der Securitas im<br />

öffentlichen Bereich die subsidiäre Zusammenarbeit<br />

mit den Polizeikräften im<br />

Vordergrund stehe. Zentral sei, dass Aufgaben,<br />

Abläufe, das Vorgehen im Ereignisfall<br />

und die Information gegenseitig<br />

schriftlich vereinbart und vertraglich geregelt<br />

werden. «Nur so kann man Kompetenzproblemen<br />

und Schwierigkeiten in<br />

der Absprache zuvorkommen», so Wagner.<br />

Bürger und Bürgerinnen müssen in<br />

jedem Fall wissen, was die Aufgaben der<br />

privaten Sicherheitskräfte sind, ansonsten<br />

die Wahrnehmung immer fraglich<br />

sind. Wagner stellte als Praxisbeispiel die<br />

Aufsichts- und Präventionspatrouillen –<br />

den «Ordnungsdienst»– in der Stadt Olten<br />

vor. In einer Sicherheitserhebung hat<br />

die Stadt «Unsicherheitsgefühlzonen»<br />

ermittelt, Behörden und Stadtpolizei<br />

beschlossen danach Präventionsmassnahmen,<br />

die schliesslich zu einer Public<br />

Private Partnership mit der Securitas AG<br />

führten. Die Patrouillen erfolgen unter<br />

dem Lead der Stadtpolizei, die Schwerpunkte<br />

der Patrouillen werden gemeinsam<br />

festgelegt. Die Securitas- Leute sind<br />

116 SKR 1/11<br />

SICHERHEIT Kommunale Sicherheit<br />

© Bachert | PIXELIO<br />

auf ihren Kontrollgängen zu Fuss unterwegs,<br />

die Rundgänge werden elektronisch<br />

dokumentiert und erfasst.<br />

Früherkennung und Frühintervention<br />

Carlo Fabian, Leiter Radix Nordwestschweiz<br />

und Leiter Gesunde Gemeinden,<br />

informierte über das Radix-Programm<br />

Früherkennung und Frühintervention<br />

(F & F). Fabian betonte, ein grosser Teil der<br />

Kinder und der Jugendlichen in der Schweiz<br />

fühle sich in ihrer Umgebung, in der Familie,<br />

in der Gemeinde oder in der Schule<br />

wohl, sei gesund und meistere die Herausforderungen<br />

des jungen Lebens gut.<br />

«Trotzdem führen Sucht, Gewalt oder soziale<br />

Ausgrenzung, aber auch psychische<br />

Belastungen und andere Probleme bei<br />

Kindern und Jugendlichen in Schulen und<br />

Gemeinden immer wieder zu Schwierigkeiten.»<br />

Eine Massnahme dagegen ist die<br />

Präventionsstrategie F & F, die eine Unterstützung<br />

sowohl für die betroffenen Kinder<br />

und Jugendlichen als auch für Gemeinden<br />

und Schulen bietet. Fabian betonte:<br />

«Gemeindeorientierte Prävention bedeutet<br />

Prävention im sozialen Umfeld». Mit<br />

Sicherheit ist ein sehr vielschichtiges und<br />

komplexes Thema, das die Gemeinden<br />

immer wieder aufs Neue herausfordert<br />

diesem Ansatz erreiche man Personen mit<br />

erhöhtem Gefährdungspotenzial beziehungsweise<br />

ihr Umfeld sehr gut. Das Ziel<br />

von F & F, so Fabian, ist, gefährdete Kinder<br />

und Jugendliche rechtzeitig wahrzunehmen<br />

und zu unterstützen, um passende<br />

Hilfestellungen zu fi nden und ihnen eine<br />

gesunde Entwicklung zu ermöglichen.<br />

Mit der letztjährigen Fachtagung zeigte<br />

der Schweizerische Gemeindeverband<br />

verschiedene Lösungsansätze auf. Praxisbezogene<br />

Referate und konkrete Beispiele<br />

zeigte dem zahlreich erschienen<br />

Publikum Handlungsmöglichkeiten auf,<br />

um bereits bestehende Massnahmen zu<br />

verbessern oder eigene Konzepte zu erarbeiten.<br />

Über Fragen wie, ist eine bessere<br />

Polizeipräsenz die Lösung oder soll<br />

die Gemeinde vermehrt private Sicherheitsdienste<br />

in Anspruch nehmen? Ist die<br />

Videoüberwachung ein zulässiges und ein<br />

taugliches Mittel gegen Gewalt und Vandalismus?<br />

diskutierten Vertretern der<br />

kommunalen Exekutiven und weiterer<br />

Behörden, Kadermitarbeiter und Fachleute<br />

aus Gemeinden, Städten und regionalen<br />

Organisationen.


«Das Projekt Police Bern ist gelungen»<br />

Interview von Lucia Uebersax<br />

Regierungsrat und Sicherheitsdirektor Hans-Jürg Käser über die bernische Einheitspolizei, welche Vor- und Nachteile sich daraus<br />

ergeben und warum er gegen eine Aufweichung des staatlichen Gewaltmonopols durch private Sicherheitsdienste ist.<br />

Hans-Jürg Käser,<br />

Polizei- und Militärdirektor<br />

SKR: Bis spätestens zum 1. Januar 2011<br />

sollen alle Gemeindekorps vom Kanton<br />

Bern zur Einheitspolizei stossen. So hiess<br />

es im Gesetzesentwurf für die Einheitspolizei<br />

vom 22.12.2005, die am 11. März<br />

2007 vom Bernervolk beschlossen wurde.<br />

© 2010 Kanton Bern Wurde dieses Ziel erreicht?<br />

Hans-Jürg Käser: Ja. Bereits seit dem<br />

1. Januar 2010 sind alle kommunalen Polizeikorps im Kanton in die<br />

Kantonspolizei Bern integriert. Mit den Städten und vielen grösseren<br />

Gemeinden hat die KAPO sogenannte Ressourcenverträge abgeschlossen,<br />

in welchen die Leistungen der KAPO defi niert und die<br />

dafür nötigen fi nanziellen Mittel ausgewiesen werden.<br />

SKR: Ist das Projekt Einheitspolizei bis hierher gelungen?<br />

H.-J. K. : Nach meiner Beurteilung ist das Projekt Police Bern gelungen.<br />

Die Eingliederung der kommunalen Polizeikorps ist gut verlaufen,<br />

die «neuen» Kantonspolizisten versehen ihren Dienst in gewohnter<br />

Manier. Sicherlich wird uns noch für eine geraume Zeit das<br />

Zusammenwachsen unterschiedlicher «Unternehmens-Kulturen»<br />

beschäftigen, das haben wir aber auch nicht anders erwartet.<br />

SKR: Wo liegen die Vor – und Nachteile dieser neuen Struktur?<br />

H.-J. K. : Die Vorteile liegen in der Tatsache, dass für die Bevölkerung<br />

nur mehr «eine Polizei» im Kanton Bern existiert, und nicht mehrere<br />

unterschiedliche Polizeikorps wie dies in anderen Kantonen und Ländern<br />

der Fall ist. Dies war auch der zentrale Ansatz der seinerzeitigen<br />

Motion im Grossen Rat. Dieser Lösung hat das Volk denn auch im<br />

Frühjahr 2007 deutlich zugestimmt. Ein gewisser Nachteil der gewählten<br />

Lösung liegt in der Tatsache, dass die Gemeinden und Städte<br />

nach wie vor für die öffentliche Sicherheit verantwortlich sind, aber<br />

weder Mittel noch Kompetenzen mehr haben. Darum die Ressourcenverträge.<br />

Für die Mehrzahl der Gemeinden hat sich aber nichts<br />

geändert, nach wie vor erbringt die KAPO Bern ihre gewohnte fl ächendeckende<br />

Grundleistung für die öffentliche Sicherheit.<br />

SKR: Wie hat die Bevölkerung bislang auf die Umstrukturierung reagiert?<br />

H.-J. K. : Nach unseren Informationen hat die Bevölkerung die neue<br />

Organisation der Polizei positiv aufgenommen. Einzelne Gemeinderäte<br />

sind mit uns im Kontakt. Hauptproblem ist dabei meist der<br />

Nachtlärm, namentlich an den Wochenenden.<br />

SKR: Wie wichtig ist Ihnen die Sicherheit?<br />

H.-J. K. : Für mich als verantwortlicher Regierungsrat hat die öffentliche<br />

Sicherheit einen absolut zentralen Stellenwert. Im Verbund mit<br />

der KAPO setze ich mich engagiert dafür ein und nehme diesbezüg-<br />

Kommunale Sicherheit SICHERHEIT<br />

liche Wahrnehmungen oder Mängel ernst und versuche sie dann<br />

einer befriedigenden Lösung zuzuführen. Die Gewährleistung der<br />

öffentlichen Sicherheit und Ordnung ist meines Erachtens eine der<br />

originären Staatsaufgaben.<br />

SKR: Wie sicher sind Schweizer Bürger und Bürgerinnen in ihrem<br />

eigenen Land?<br />

H.-J. K. : Die Schweiz – und auch der Kanton Bern – ist nach wie vor<br />

ein sicheres Land. Natürlich hat das subjektive Sicherheitsempfi nden<br />

der Bevölkerung in den letzten Jahren gelitten. Dies hängt mit der<br />

angestiegenen Kriminalität, namentlich im Bereich von Delikten gegen<br />

Leib und Leben und mit der tiefen Gewaltschwelle vor allem<br />

auch von Jugendlichen zusammen. Und es hängt schlussendlich auch<br />

mit der Praxis unserer Gerichte zusammen. Dieses gesellschaftliche<br />

Problem müssen wir allerdings im Verbund angehen, weder die Polizei<br />

allein noch die Kantone können das lösen. Insbesondere muss<br />

auch der Bund seinen Teil dazu beitragen. Das Strafgesetzbuch muss<br />

im Sinne der Vorschläge der Konferenz der kantonalen Justiz- und<br />

Polizeidirektoren (KKJPD) dringend überarbeitet werden.<br />

«Die Vorteile liegen in der Tatsache,<br />

dass für die Bevölkerung nur mehr<br />

‹eine Polizei› im Kanton Bern existiert»<br />

SKR: Sie sprechen sich klar gegen eine Aufweichung des staatlichen<br />

Gewaltmonopols durch private Sicherheitsdienste aus. Warum?<br />

H.-J. K. : Weil die öffentliche Sicherheit für mich eine absolut zentrale<br />

Staatsaufgabe darstellt! Selbstverständlich können und sollen<br />

private Sicherheitsfi rmen ihren Beitrag leisten. Die Kantone sind<br />

diesbezüglich bereits mit der Umsetzung eines entsprechenden<br />

Konkordates (Staatsvertrag unter Kantonen) beschäftigt. Darin<br />

werden Kriterien defi niert, welche sich namentlich auf Leumund<br />

und Ausbildung der Mitarbeitenden solcher Firmen beziehen.<br />

Meines Erachtens kann es nicht angehen, dass wir in unserem Land<br />

das polizeiliche «Gewaltmonopol» an Private delegieren. Kontrollaufgaben<br />

der verschiedensten Art indes können sehr wohl auch von<br />

privaten Firmen wahrgenommen werden.<br />

SKR: Wäre dies aber nicht eine geeignete Alternative, um die fehlenden<br />

Polizisten zu kompensieren?<br />

H.-J. K. : Alle Polizeikorps in unserem Land leiden unter Personalknappheit.<br />

Wir sind das Land in Europa mit der geringsten Polizeidichte;<br />

bei uns kommt auf 450 Einwohner 1 Polizist, in Deutschland<br />

z.B. ist das Verhältnis 250:1. Es muss also darum gehen, die<br />

fi nanziellen Mittel bereitzustellen, dass die Bestände erhöht werden<br />

können. Im Kanton Bern werden im Jahre 2011 zusätzlich 30 Polizistenstellen<br />

geschaffen, und wir planen, in den Jahren 2012–2014<br />

nochmals je ca. 30 neue Stellen zu bekommen.<br />

SKR 1/11 117


Eine innovative Versicherungslösung<br />

Egal, ob es um ein Bürogebäude, eine<br />

Wohnsiedlung, eine Schulanlage oder um<br />

ein Altersheim geht: Die Einhaltung des<br />

bewilligten Kredites ist bei jedem Bauvorhaben<br />

ein zentrales Thema – und leider<br />

allzu häufi g auch Gegenstand unschöner<br />

Auseinandersetzungen mit negativer Publizität.<br />

Das muss nicht sein. Damit Bauherren<br />

und Planer mit einem guten Abschluss<br />

ihres Vorhabens rechnen können,<br />

hat der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein<br />

(sia) zusammen mit findigen<br />

Bauspezialisten ein Instrument entwickelt,<br />

das vor negativen Überraschungen<br />

im Kosten- und Qualitätsbereich schützt:<br />

den sia-Kostengarantie-Vertrag. Dabei werden<br />

die im Kostenvoranschlag ermittelten<br />

Baukosten gegen Überschreitung versichert.<br />

Das Vertragsmodell<br />

Drei Faktoren bestimmen den Erfolg oder<br />

Misserfolg eines Bauvorhabens: die Qualität,<br />

die Termine und die Kosten. Drei Parteien<br />

sind im sia-Kostengarantie-Vertrag für den<br />

Erfolg oder Misserfolg verantwortlich:<br />

• die Bauherrschaft<br />

• die Planer (Architekt, Ingenieure)<br />

• der Kostengarant<br />

Die drei Parteien unterzeichnen gemeinsam<br />

den sia-Kostengarantie-Vertrag (sia-<br />

Vertrag 1018) über die Realisierung eines<br />

defi nierten Bauvorhabens zu garantierten<br />

Kosten. Das Bauvorhaben ist in der Regel<br />

baueingabereif oder bereits bewilligt. Der<br />

Abschluss des Kostengarantievertrages auf<br />

der Basis Vorprojekt oder Ausführungsprojekt<br />

ist ebenfalls möglich. Grundlage des<br />

Vertrages ist der von den Planern erarbei-<br />

118 SKR 1/11<br />

BAU Baumanagement<br />

Bauinvestitionen: Ruhig schlafen<br />

dank Kostengarantie<br />

von Urs Grieder, Geschäftsleiter der SGC AG, Basel<br />

Immer wieder führen massive Baukostenüberschreitungen zu politischen Verstimmungen und rechtlichen<br />

Auseinandersetzungen mit Planern und Unternehmern. Mit dem sia-Kostengarantie-Vertrag können sich die<br />

am Bau Beteiligten vor diesen Schwierigkeiten schützen.<br />

Vertragsbeziehungen im<br />

sia-Kostengarantie-Modell<br />

tete und von der Bauherrschaft genehmigte<br />

Kostenvoranschlag (KV). Dieser wird<br />

vom Garanten verifi ziert und mit der Vertragsunterzeichnung<br />

garantiert. Die Garantie<br />

geht nicht zulasten der Qualität<br />

oder der Gestaltung des Projektes. Versichert<br />

wird das von den Planern entwickelte<br />

und von der Bauherrschaft genehmigte<br />

Projekt.<br />

Die Vorteile der Bauherrschaft<br />

Die Bauherrschaft profitiert im sia-Kostengarantie-Modell<br />

in vierfacher Hinsicht:<br />

• Mit der Vertragsunterzeichnung sind die<br />

Kosten und die Qualität des versicherten<br />

Bauvorhabens garantiert.<br />

• Die Bauherrschaft erhält durch den<br />

Garanten eine kompetente<br />

Zweitmeinung über wesentliche<br />

Elemente des Projektes, wenn<br />

dieser die Optimierungschancen<br />

und die Risiken<br />

des Projektes analysiert. Eine<br />

solche Analyse ist Voraussetzung<br />

für die Deckungszusage<br />

der Versicherung.<br />

Der Fünfer – Kostengarantie<br />

– und das Weggli – volle Flexibilität<br />

– für die Bauherrschaft<br />

Bauherr<br />

Architekt/<br />

Ingenieur<br />

SIA 1018<br />

Kostengarant<br />

Versicherung<br />

• Der Garant entlastet die Bauherrschaft<br />

wesentlich im Ausschreibe-, Vergabe-<br />

und Vertragswesen, in der Abnahme<br />

und der Garantieerledigung, in der<br />

Kostenkontrolle und der Bauabrechnung<br />

sowie im Projektänderungswesen<br />

und Nachtragsmanagement.<br />

• Sie behält jederzeit die volle Flexibilität<br />

und Handlungsfreiheit etwa bei der<br />

Wahl der Planer und Unternehmer,<br />

der Material- und Farbwahl sowie<br />

bei allfällig erforderlichen Projektänderungen.<br />

© AngelaL | PIXELIO


Was der Garant leistet<br />

Vor Abschluss des sia-Kostengarantie-Vertrages<br />

erarbeitet der Garant eine fundierte<br />

Projektanalyse, welche die Projektrisiken<br />

und die Optimierungspotentiale beleuchtet.<br />

Gegenstand der Projektanalyse ist z. B.<br />

• die Projektorganisation<br />

und die Planerverträge<br />

• der Baugrund, die Konstruktion<br />

und die Statik<br />

• die Gebäudetechnik- und<br />

Energiekonzepte<br />

• der Kostenvoranschlag (Vollständigkeit,<br />

Preise, Ausmasse, Reserven)<br />

Anhand der Projektanalyse unterbreitet<br />

der Garant der Bauherrschaft Optimierungsvorschläge<br />

und eine Einschätzung<br />

der Projektrisiken, holt die Deckungszusage<br />

der Versicherung ein und arbeitet den<br />

Versicherungsvertrag aus.<br />

Nach Abschluss des Garantievertrages<br />

überwacht der Garant die weitere Planung,<br />

die Bauausführung und insbesondere<br />

die Kosten. Dazu prüft er speziell die<br />

• Unternehmerlisten und<br />

Ausschreibungsunterlagen<br />

• Vergabeanträge und Werkverträge<br />

• Nachträge und Projektänderungen<br />

• Rechnungen, Zahlungsanweisungen<br />

und die Schlussrechnung<br />

Damit unterstützt und entlastet er wie,<br />

eingangs erwähnt, die Bauherrschaft erheblich.<br />

Der Garant stellt sicher, dass die<br />

Kosten den bewilligten Kredit der Bauherrschaft<br />

nicht überwuchern.<br />

Damit die Kosten<br />

den bewilligten Kredit<br />

nicht überwuchern<br />

Die Aufgaben und Leistungen der Planer<br />

werden vom sia-Kostengarantie-Vertrag<br />

nicht eingeschränkt. Der Architekt bzw. die<br />

Ingenieure erbringen unverändert die üblichen<br />

Leistungen für die Projektierung,<br />

den Kostenvoranschlag, die Baueingabe,<br />

die Ausführungsplanung, die Bauleitung<br />

etc. Das sind gute Voraussetzungen für die<br />

optimale Umsetzung des gemeinsam mit<br />

der Bauherrschaft entwickelten Projektes.<br />

Wie viel die Garantie kostet<br />

Die Entschädigung für die Kostengarantie<br />

beträgt in der Regel 2–3% der Bausumme.<br />

Da nach der Projektanalyse des Garanten<br />

meistens die Reserven im Kostenvoranschlag<br />

reduziert werden können und das<br />

+/- 10%-Risiko im Kostenvoranschlag wegfällt,<br />

ist die Kostengarantie per Saldo für<br />

den Bau-herrn in der Regel kostenneutral.<br />

Die Projektanalyse ist in den oben genannten<br />

Kosten enthalten, wenn ein Garantievertrag<br />

abgeschlossen wird. Kommt kein<br />

Garantievertrag zustande, weil die Bauherrschaft<br />

z. B. mit dem Wissen der Projektanalyse<br />

die Risiken selbst bewältigen<br />

kann, so verrechnet der Garant die Projektanalyse<br />

zu den Selbstkosten.<br />

Baumanagement BAU<br />

Der sia-Kostengarantie-Vertrag<br />

sorgt dafür, dass Qualität und<br />

Kosten Ihres Bauvorhabens<br />

im Lot bleiben<br />

Zusammenfassend bietet<br />

der sia-Kostengarantie-<br />

Vertrag eine valable Alternative<br />

zum General- oder<br />

Totalunternehmervertrag –<br />

und das zu einem guten<br />

Preis-/Leistungsverhältnis. Er<br />

gewährt der Bauherrschaft die<br />

volle Flexibilität im Bauablauf und<br />

sorgt dafür, dass die Qualität, die Termine<br />

und die Kosten im Lot bleiben.<br />

Die Bilanz ist positiv<br />

Der überwiegende Teil der bis anhin abgewickelten<br />

Projekte konnte innerhalb oder<br />

gar unter den genehmigten Kosten erstellt<br />

werden. Bei den vereinzelten Kostenüberschreitungen<br />

waren entweder Bestellungsänderungen<br />

die Ursache oder die Versicherung<br />

zahlte wie vereinbart die Überschreitung.<br />

Die Erfahrungen mit dem innovativen,<br />

aber bis anhin noch wenig bekannten sia-<br />

Kostengarantie-Modell sind deshalb durchwegs<br />

positiv. Die SGC AG mit Sitzen in Basel<br />

und Genf, welche als «Garant der ersten<br />

Stunde» das Modell seit 20 Jahren anbieten,<br />

hat zahlreiche Neu- und Umbauten auf Garantiebasis<br />

erfolgreich begleitet. Weitere Informationen<br />

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Rechtsdienst des sia in Zürich.<br />

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Suisse Public<br />

gestern – heute – morgen<br />

Die Suisse Public feiert dieses Jahr ihre 20. Durchführung. Was<br />

war ursprünglich der Anstoss zur Lancierung einer Fachmesse in<br />

diesem Bereich?<br />

Rolf Krähenbühl*: Aus der Geschichte heraus weiss ich, dass Gemeindebehörden<br />

immer wieder Einladungen zu diversen Produkte-Demonstrationen<br />

erhielten, welche in irgendeiner Gemeinde<br />

vorgeführt wurden. Doch auch wenn das Interesse der<br />

Geladenen am vorgeführten Objekt vorhanden war, erwies es sich<br />

dennoch meistens als zu umständlich, die teils grossen Distanzen<br />

nur einer Maschine wegen zurückzulegen. Aus diesem Grund initiierten<br />

der damalige Präsident des Schweizerischen Gemeindeverbandes<br />

Erwin Freiburghaus und René Hugo Ernst, Direktor der<br />

Aussteller-Genossenschaft BEA, die Ausstellung «Gemeinde». Ziel<br />

der Ausstellung sollte es sein, an einem Ort konzentriert, von<br />

überall aus bequem erreichbar, eine umfassende Leistungsschau<br />

führender Firmen mit Gemeindebedarf zu realisieren.<br />

In welcher Form fand die erste Durchführung statt?<br />

R. K.: Am 10. Juni 1972 fand die erste Gemeindeausstellung in<br />

Bern statt. An der ersten Ausstellung, die damals acht Tage dauerte,<br />

nahmen rund 100 Aussteller mit mehr als zwei Dutzend<br />

Warengruppen teil. Die ausstellenden Firmen präsentierten sich<br />

bereits damals nach Branchen gruppiert in verschiedenen Messehallen,<br />

so dass der Besucher auf kleinem Raum seine Vergleiche<br />

ziehen konnte.<br />

Wie hat sich die Suisse Public in den letzten Jahren entwickelt?<br />

R. K.: An der ersten Messe fehlten<br />

noch Angebote wie beispielsweise<br />

Bürogeräte. Heute kann es sich<br />

kaum mehr eine (Kommunal-)Branche<br />

leisten, der Messe fernzubleiben.<br />

So präsentiert die heutige Suisse<br />

Public während vier Tagen ein umfangreiches<br />

Angebot, welches für<br />

die Bewältigung der vielschichtigen<br />

Aufgaben auf Gemeinde-, Kantons-<br />

und Bundesebene und sogar bei<br />

Grossbetrieben unverzichtbar ist.<br />

Einzig im Bereich EDV verzeichnen<br />

wir einen Ausstellerrückgang. Dies<br />

mag in erster Linie den vielen spe-<br />

Vorschau Suisse Public BESCHAFFUNGSWESEN<br />

Zum 20. Mal präsentiert die Schweizer Fachmesse für öffentliche Betriebe und Verwaltungen vom 21. bis 24.<br />

Juni 2011 auf dem Messeplatz in Bern aktuelle Entwicklungen aus dem Kommunalbereich. Was im Jahre 1972<br />

bescheiden begonnen hat, gilt heute als grösste Leistungsschau der Branche. Wie sich die Suisse Public verändert<br />

hat und in welche Richtung sie sich entwickelt, erläutert Rolf Krähenbühl, Bereichsleiter Messen Industrie<br />

und Technik, BEA bern expo AG, im Interview.<br />

Suisse Public damals und heute<br />

Jahr 1972 Jahr 2011<br />

Ausstellungsfl äche 8’000 m 2 78’000 m 2<br />

Aussteller rund 100 über 550<br />

Messedauer 8 Tage 4 Tage<br />

Messehallen 5 9<br />

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zifi schen Messen in diesem Bereich zuzuschreiben sein. Mit der Ausstellungsvielfalt<br />

wuchs auch die Aussteller- und Besucherzahl und<br />

neue Angebote wurden in die Messe integriert: der Sektor Feuerwehr<br />

zum Beispiel, seit 2001 fi xer Bestandteil der Suisse Public, oder<br />

Pro Aqua, welche sich seit dem Jahr 2003 an der Suisse Public<br />

präsentiert. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass sich das Angebot<br />

an der Suisse Public mit den sich verändernden Herausforderungen<br />

und Bedürfnissen im öffentlichen Sektor verändert.<br />

Und darum wurde aus der «Gemeinde» die «Suisse Public»?<br />

R. K.: Genau. Mit der Namensänderung im Jahr 2001 wollten wir<br />

uns neuen Thematiken öffnen, welche nicht an den Gemeindegrenzen<br />

Halt machen, als Beispiel sei die Arealpfl ege bei Grossfi<br />

rmen genannt. Ich denke, dies ist uns gelungen. Zudem ist der<br />

heutige Name offener gegenüber der französisch sprechenden<br />

Bevölkerung und passt in unser Messeportfolio.<br />

Sie haben angesprochen, dass neue Bereiche zur Suisse Public<br />

hinzukamen. Hat der Besucher überhaupt noch den Überblick?<br />

R. K.: Ja, darauf legen wir Wert. Der Grossteil unserer Besucher<br />

bereitet sich gezielt auf ihren Messebesuch vor. Zudem spricht<br />

nicht jeder Bereich denselben Besucher an. Der Werkhofl eiter besucht<br />

zum Beispiel die SIK-Hallen, der Verantwortliche des Sportamtes<br />

andererseits interessiert sich für die SWISSINFRA SPORT<br />

und der Informatikverantwortliche hält sich wohl vorwiegend in<br />

der EDV-Halle auf. Andere wiederum, nehmen wir den Gemeindeschreiber,<br />

besuchen Versammlungen.<br />

Vorschau Suisse Public BESCHAFFUNGSWESEN<br />

Wird es die Institution Messe noch geben oder ist das Messewesen<br />

ein Auslaufmodell?<br />

R. K.: Das Messewesen wird nie sterben. Die Angebotsvielfalt,<br />

direkte Vergleichsmöglichkeiten und die Gelegenheit, sich mit<br />

dem Anbieter oder Besucher persönlich auszutauschen, sind in<br />

dieser Form nur bei einem Messebesuch möglich. Das Potential<br />

einer solchen Begegnungsplattform lässt sich durch keine Hochglanz-Broschüre<br />

oder E-Mail-Konversation ersetzen.<br />

Wie wird die Suisse Public in Zukunft aussehen?<br />

R. K.: Wie bereits erwähnt, richtet sich die Suisse Public nach den<br />

Bedürfnissen der Besucher und den Veränderungen im Kommunalwesen.<br />

So ist zum Beispiel dieses Jahr neu die Messe für<br />

Sport- und Freizeitinfrastruktur – die SWISSINFRASPORT – Teil<br />

der Suisse Public. Durch den Ausbau des Messeplatzes Bern können<br />

wir der Pro Aqua erstmals Platz in unserer modernen Halleninfrastruktur<br />

bieten. Und dieses Credo verfolgen wir auch in<br />

Zukunft: Unsere Bestrebung wird es auch in den nächsten zwanzig<br />

Jahren sein, die gesamte Produkte- und Dienstleitungs palette<br />

in ihrer ganzen Vielfalt abzudecken und unserem Anspruch als<br />

einzige nationale Leistungsschau im Kommunalbereich gerecht<br />

zu bleiben.<br />

* Rolf Krähenbühl, 47, ist Bereichsleiter Messen Industrie und<br />

Technik bei der BEA bern expo AG. Er ist seit 1999 für die BEA<br />

bern expo AG tätig und leitet die Suisse Public 2011 zum 7. Mal.<br />

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Bern, 21.– 24. 6. 2011<br />

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Zahlen und Fakten<br />

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• 10 Gruppenräume 20–43 m 2<br />

• 10 km von Schaffhausen, 40 km von<br />

Zürich und Konstanz, 140 km von<br />

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seinem historischen Rittersaal bietet der<br />

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hof fällt es leicht, neue Impulse zu sammeln<br />

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Erfahrungswissen gratis<br />

von Matthias Oppliger<br />

Brigitt Kundert blickt zurück auf eine über<br />

40jährige Berufstätigkeit in unterschiedlichsten<br />

Bereichen des Bildungswesens.<br />

Zuerst als Kindergärtnerin, dann als Lehrerin<br />

für Methodik/Didaktik, später im Bereich<br />

der Aus- und Weiterbildung in der<br />

Industrie und zuletzt als Projektleiterin<br />

umfangreicher Schulprojekte beim Basler<br />

Erziehungsdepartement. Nach ihrer Pensionierung<br />

wollte sie der Gesellschaft<br />

etwas zurückgeben. Obwohl sie keine<br />

Probleme damit hätte, ihre neu gewonnene<br />

Freizeit sinnvoll zu verbringen. Zum<br />

Beispiel könnte sie mit ihren Enkeln in<br />

den Zoo gehen. Sie hat sich aber entschieden,<br />

einige Stunden pro Woche unentgeltlich<br />

zu arbeiten. Sozialprojekten<br />

stellt sie ihre Erfahrungen zur Verfügung.<br />

Erfahrungen die sie ihrer jahrelangen<br />

Arbeit auf Projektbasis verdankt. Sie hilft<br />

Konzepte zu erarbeiten, stellt Zeitpläne<br />

auf und leistet Überzeugungsarbeit bei<br />

Stiftungen und Sponsoren. Brigitt Kundert<br />

ist Beraterin bei Innovage, einem<br />

Netzwerk hoch qualifi zierter Frauen und<br />

Männer, erfahren in Führung und Projektmanagement.<br />

Alle pensioniert oder<br />

kurz davor, deshalb das «age».<br />

Brachliegendes Wissen zu aktivieren, gesellschaftliches<br />

Potential auszuschöpfen,<br />

die Brücke zu schlagen zwischen den Generationen,<br />

dies waren die Ideen die der<br />

Gründung von Innovage zugrunde lagen.<br />

So hat im Jahr 2006 Migros-Kulturprozent<br />

in Zusammenarbeit mit der Hochschule<br />

Luzern – Soziale Arbeit dieses Projekt<br />

lanciert. Von Beginn weg wurde auf<br />

die starke Partizipation der Mitglieder gezählt.<br />

Sie sollten die Entwicklung mitbestimmen<br />

und prägen. Soziale und kulturelle,<br />

nichtkommerzielle Projekte zu<br />

unterstützen, das war und ist noch immer<br />

der Gedanke dahinter. Bis Mitte 2010<br />

gab es 6 regionale Netzwerke, Suisse<br />

128 SKR 1/11<br />

SOZIALES Alter und Innovation<br />

Überalterung, demografi sche Veränderungen, Konkurrenz der Generationen – solche Schlagwörter hört und<br />

liest man in den letzten Jahren regelmässig. Dass die Unterschiede zwischen den Generationen aber eine eigentliche<br />

Bereicherung für Junge und Alte darstellen, zeigt das Projekt «Innovage».<br />

Romande, Zentralschweiz, Ostschweiz,<br />

Zürich, Solothurn und in der Nordwestschweiz.<br />

Das siebte Netzwerk, im Tessin,<br />

ist im Entstehen begriffen.<br />

Vom Projekt zur Institution<br />

Anlässlich des vierten Geburtstages von<br />

Innovage fand in Luzern eine Tagung<br />

statt. Die Eröffnungsrede hielt die Nationalratspräsidentin<br />

Pascale Bruderer. Passenderweise.<br />

Hatte sie ihr Präsidialjahr<br />

doch dem Brückenschlag zwischen den<br />

Generationen gewidmet. «Das Miteinander<br />

verschiedener Generationen macht<br />

uns als Gesellschaft stark. Profi tieren wir,<br />

von diesem Reichtum an Perspektiven,<br />

Ideen und Erfahrungen!», so Bruderer in<br />

ihrer Eröffnungsrede.<br />

«Es wäre schade,<br />

diese Fähigkeiten<br />

ungenutzt zu lassen»<br />

Doch man war nicht nur zusammengekommen,<br />

um zu feiern. Migros-Kulturprozent<br />

hat diesen Anlass genutzt, das<br />

Projekt «Innovage» in die Institution «innovage.ch»<br />

zu überführen. Dieser neu gegründete<br />

Verein ist jetzt Träger und Geschäftsführer<br />

der bald sieben lokalen Netzwerke.<br />

Finan ziell und ideell stützend wirken<br />

die beiden Projektinitianten aber weiterhin.<br />

Weiter wurde ein Buch, «Die andere<br />

Karriere – gesellschaftliches Engagement in<br />

der zweiten Lebenshälfte – Am Beispiel<br />

von Innovage», veröffentlicht. Fachartikel,<br />

Beraterportraits, reportageähnliche Projektbeschriebe,<br />

ein Vorwort von Pascale<br />

Bruderer und ein humoriges Nachwort<br />

des Kabarettisten Joachim Rittmeyer<br />

behandeln die Themen Freiwilligenarbeit,<br />

Soziales Engagement und Leben im Alter<br />

und stellen so die Idee «Innovage» vor.<br />

Neue Lebensrealitäten kennenlernen<br />

Nach ihrer Motivation gefragt, streicht<br />

Brigitt Kundert vor allem die Möglichkeit<br />

heraus, Einblicke in neue Lebenswelten<br />

zu erhalten. Mit ihrem ersten Projekt,<br />

einem Chor für das Strassenmagazin<br />

«Surprise», hatte sie die Gelegenheit, die<br />

Strassenverkäufer vom Supermarkt und<br />

von der Bahnhofshalle persönlich kennenzulernen.<br />

«Es tut uns älteren Menschen<br />

gut, hin und wieder neue Luft zu<br />

schnuppern», so Kundert.<br />

Auch für andere Mitglieder ist dieses Eintauchen<br />

in unbekannte Welten ein<br />

Hauptgrund bei Innovage mitzumachen.<br />

Aus serdem sind viele Leute heutzutage<br />

mit 65 noch fi t und längstens nicht gewillt<br />

die Füsse hochzulegen. Kundert weiss vor<br />

allem von Männern, die Mühe damit hatten,<br />

entlassen in die «grosse Freiheit»,<br />

von einem Tag auf den anderen nicht<br />

mehr gebraucht zu werden. «Unterbeschäftigung<br />

kann auch Depressionen auslösen».<br />

Die Pensionierten haben sich<br />

während ihrer berufl ichen Laufbahn viel<br />

Wissen und Erfahrung angeeignet. «Es<br />

wäre doch schade, diese Fähigkeiten ungenutzt<br />

zu lassen».<br />

Uneinigkeiten zu Beginn<br />

Ganz unproblematisch war die Anfangsphase<br />

von Innovage aber nicht. Mit den<br />

verschiedenen beruflichen und persönlichen<br />

Hintergründen der einzelnen Teilnehmer<br />

waren auch ganz unterschiedliche<br />

Vorstellungen von der Freiwilligenarbeit<br />

verbunden. Der grösste Teil der<br />

Pensionierten hatte das Bedürfnis sich<br />

gemeinnützig zu engagieren, Dinge direkt<br />

zu bewegen. Die Gründung eines Vereins,<br />

mit allen damit verbundenen Arbeiten<br />

und entsprechendem Zeitaufwand, woll-


ten die wenigsten auf sich nehmen.<br />

Schliesslich hielt das nur davon ab, sich in<br />

spannenden Projekten einzubringen. Migros<br />

Kulturprozent hat Innovage aber<br />

von Beginn weg so aufgebaut, dass sich<br />

die Teilnehmer selber stark einbringen<br />

müssen. Einfach nur an den Kursen mitmachen<br />

und sich dann aus einer Liste von<br />

Projekten das spannendste auszusuchen<br />

– wer mit dieser Einstellung ans Werk<br />

ging, wurde rasch enttäuscht. Oder<br />

musste umdenken: Wie Brigitt Kundert.<br />

«Ich habe mir auch ernsthaft überlegt, ob<br />

ich einem Verein wie Innovage wirklich<br />

beitreten wollte.» Einige hätten sich geweigert,<br />

ihr aber wurde klar, dass eine<br />

effektive Arbeit gewisser Strukturen be-<br />

dingt. «Wir hatten eine kritische Grösse<br />

erreicht, so dass eine lose Zusammenarbeit<br />

immer schwieriger wurde».<br />

Kundert ist Mitglied der sechsköpfigen<br />

Geschäftsleitung von innovage.ch. Sie<br />

zeichnet dort verantwortlich für ein neues<br />

Mitarbeitskonzept. «Wir wollen weg vom<br />

Begriff ‹Ausbildung›, was wir anstreben,<br />

ist eine kurze, professionell geleitete Einführung,<br />

die zentral organisiert ist und ein<br />

Handbuch, welches wir den regionalen<br />

Netzwerken zur Verfügung stellen». Diese<br />

seien dann frei, ihre neuen Mitglieder<br />

möglichst rasch in konkrete Projekte einzubinden.<br />

In der ersten Phase nahmen die<br />

Pensionäre an mehrtägigen Kursen teil,<br />

«Es tut uns älteren Menschen gut,<br />

hin und wieder<br />

neue Luft zu schnuppern»<br />

Brigitt Kundert<br />

Alter und Innovation SOZIALES<br />

Bild: Georg Anderhub<br />

die sie oft aus der eigenen Tasche bezahlten.<br />

In diesen Lektionen wurden verschiedene<br />

Themen wie Fundraising und<br />

Projektmanagement behandelt. Daneben<br />

erhielten die Teilnehmer einen Überblick<br />

darüber, welche gemeinnützigen Institutionen<br />

es gibt. Auch in diesen Kursen<br />

machte sich die Verschiedenheit der künftigen<br />

Innovage-Berater bemerkbar. Entsprechende<br />

Schlüsse wurden gezogen und<br />

schlagen sich im künftigen Mitarbeitskonzept<br />

nieder. «Es macht wenig Sinn,<br />

Leute mit so unterschiedlichen Vorkenntnissen<br />

gemeinsam auszubilden.» In Zukunft<br />

solle dies vermehrt «on-the-job»<br />

geschehen. «Dann wissen die Leute auch<br />

gleich worauf sie sich einlassen».<br />

Am Anfang war man natürlich froh um<br />

jeden Interessenten, der als Berater mitmachen<br />

wollte. Es habe sich aber gezeigt,<br />

dass Personen mit Führungs- und Projekterfahrung<br />

mit der Arbeit besser zurechtkommen.<br />

Kundert zieht daraus entsprechende<br />

Konsequenzen. «Wir müssen<br />

in Zukunft stärker darauf achten, welche<br />

Erfahrungen die künftigen Berater mitbringen».<br />

Sie kann sich auch eine Art Bewerbungsverfahren<br />

vorstellen. «So können<br />

wir Enttäuschungen vermeiden».<br />

Eine zuweilen beschwerliche Suche<br />

Derart gerüstet machen sich nun die Berater<br />

auf die Suche nach geeigneten Projekten.<br />

Dies gestaltet sich nicht so einfach,<br />

wie man vielleicht erwarten würde.<br />

Viele Institutionen sind primär auf der<br />

Suche nach Geld. Innovage will sich aber<br />

nicht als reine «Fundraising-Agentur» verstanden<br />

haben. Vielmehr wollen sich die<br />

Mitglieder mitsamt ihrer Begeisterung<br />

und Erfahrung einbringen. Beim bereits<br />

erwähnten Surprise-Chor hat Brigitt Kundert<br />

zusammen mit ihrem Kollegen Jürg<br />

Keilwerth in einem ersten Schritt einen<br />

umfassenden Projektbeschrieb erarbeitet.<br />

«Wir sahen auf einmal was für ein<br />

schönes Projekt sich daraus entwickeln<br />

könnte. Von da an waren wir mit Herzblut<br />

dabei, zumal mein Kollege selbst in<br />

mehreren Chören aktiv ist». Sie selbst sei<br />

überrascht gewesen, wie einfach es war,<br />

bei verschiedenen Stiftungen Geld zusammenzubringen.<br />

Die seriöse Vorarbeit<br />

und das überzeugte Auftreten der beiden<br />

Berater seien wohl ausschlaggebend gewesen.<br />

«Wenn ich von einer Sache überzeugt<br />

bin, macht es mir auch nichts aus,<br />

Geld zu sammeln. Aber ausschliesslich<br />

das zu tun, kann ich mir nicht vorstellen».<br />

Eine weitere Schwierigkeit: Vor allem Ver-<br />

SKR 1/11 129


waltungen und Gemeinden würden eher<br />

zurückhaltend auf die Anfragen reagieren,<br />

offenbar befürchte man dort Konkurrenz<br />

durch die unentgeltliche Arbeit.<br />

Bei privaten Institutionen hingegen sei<br />

das Feedback durchwegs positiv. Oft sind<br />

bestimmte Projekte nur dank der Mithilfe<br />

der Innovage-Leute möglich, da diese<br />

Organisationen selten freie personelle<br />

Kapazitäten haben.<br />

Durchstarten, so bald als möglich<br />

Im Gespräch mit Brigitt Kundert und beim<br />

Betrachten der Website und des erwähn-<br />

130 SKR 1/11<br />

SOZIALES Alter und Innovation<br />

Fachliteratur zum Thema<br />

Beat Bühlmann (Hrsg.)<br />

Die andere Karriere<br />

Gesellschaftliches Engagement in der zweiten<br />

Lebenshälfte – am Beispiel von Innovage<br />

2010, 213 Seiten<br />

ISBN: 978-3-906413-70-9<br />

interact Verlag Luzern | www.hslu.ch/interact<br />

Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im ersten Kapitel werden sechs Beraterinnen<br />

und Berater portraitiert. Die kurzweiligen Texte zeigen die<br />

grosse Vielfalt und die unterschiedlichen Hintergründe der Mitglieder.<br />

ten Buches erhält man das Gefühl, dass<br />

hier eine grossartige Idee reift. Dass sich<br />

da ein Projekt im Aufbau befi ndet, was<br />

viel Gutes bewirken kann. Man bekommt<br />

aber auch das Gefühl, dass Innovage noch<br />

nicht richtig durchgestartet ist. Ein riesiges<br />

Potential scheint darauf zu warten,<br />

genutzt zu werden. Im Netzwerk Nordwestschweiz<br />

sind gerade mal 18 Berater<br />

aktiv. Eine erstaunlich tiefe Zahl. Es<br />

müsste doch in einer solchen wirtschaftlich<br />

starken Region zahlreiche ehemalige<br />

Führungskräfte mit Interesse an unentgeltlicher,<br />

gemeinnütziger Arbeit geben.<br />

Brigitt Kundert sieht denn auch in der<br />

Mitgliederwerbung eine der grössten<br />

zukünftigen Aufgaben für Innovage. «Meiner<br />

Meinung nach funktioniert das nur<br />

über gute Projekte. Projekte die strahlen,<br />

die von Medien und Öffentlichkeit wahrgenommen<br />

werden». Sie scheut auch<br />

nicht die Verwendung typisch betriebswirtschaftlichen<br />

Vokabulars. Es müsse sich<br />

eine «Marke» entwickeln. «Innovage muss<br />

als Name bekannt werden». Dann würden<br />

sich mit der Zeit wohl auch mehr potentielle<br />

Berater melden. «Hat sich Innovage<br />

erst einmal etabliert, vereinfacht<br />

sich auch die Suche nach geeigneten Projekten».<br />

Der zweite Teil gibt Beispiele für das Engagement von Innovage. Sechs<br />

Projekte werden vorgestellt: Von einen Dorfl aden in Wuppenau, der<br />

psychisch behinderten Frauen eine Arbeitsstelle gibt, über Migrantinnen-Aupairs<br />

in Thun bis zum Chor der Verkäufer des Strassenmagazins<br />

«Surprise» reicht das breite Spektrum des Innovage-Engagements.<br />

Im dritten Teil schliesslich, fi ndet sich unter anderem ein Fachartikel zum<br />

Thema Netzwerke, ein Round-Table-Gespräch mit fünf Netzwerk-Koordinatoren<br />

und ein Nachwort des Basler Kabarettisten Joachim Rittmeyer.<br />

Weitere Fachliteratur auf www.fachpresse.com/themen/fachliteratur<br />

SKR-REDAKTIONSNETZWERK / MITWIRKENDE IN DIESER AUSGABE<br />

Folgende Autoren haben in dieser Ausgabe interessante und aktuelle Informationen zu bestimmten Fachgebieten zusammengetragen,<br />

damit Sie über die wichtigsten Entwicklungen informiert sind:<br />

Hermann Hill 22<br />

Prof. Dr. jur<br />

Deutsche Hochschule<br />

für Verwaltungswissenschaften, Speyer<br />

hill@dhv-speyer.de<br />

www.hfv-speyer.de<br />

Stefan Grob 24<br />

Complecta GmbH<br />

Agentur für Text und Konzept<br />

www.complecta.ch<br />

Richard Schraner 30<br />

MAS Public Management<br />

Leiter Finanzen<br />

Gemeinde Fislisbach,<br />

Projektleiter<br />

Pilotgemeinden HRM2 Kanton AG<br />

richard.schraner@fi slisbach.ch<br />

Alexander Hunziker 32<br />

Professor an der<br />

Berner Fachhochschule,<br />

Leiter Studiengang<br />

EMBA Public Management<br />

mail@ahunziker.ch<br />

www.ahunziker.ch<br />

Markus Riesch 35<br />

dipl. Betr. u. Prod.-Ing. ETH<br />

dipl. NPO-Manager VMI,<br />

Universität Fribourg<br />

Stiftung «Zugang für alle»,<br />

Schweizerische Stiftung<br />

zur behindertengerechten<br />

Technologienutzung<br />

riesch@access-for-all.ch<br />

www.access-for-all.ch<br />

Markus Haefl iger 68<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Press'n'Relations GmbH Zürich<br />

mh@press-n-relations.ch<br />

Jürg Krummenacher 77<br />

Prof. Dr. h.c.<br />

Leiter Interdisziplinärer Schwerpunkt<br />

Gesellschaftliche Sicherheit und<br />

Sozialversicherungen,<br />

Hochschule Luzern<br />

juerg.krummenacher@hslu.ch<br />

www.hslu.ch/wirtschaft<br />

Jürg Wellstein 96<br />

Wellstein Kommunikation GmbH<br />

wellstein.basel@luewin.ch<br />

www.wellkomm.ch<br />

Peter Merz 106<br />

Kommunikation<br />

Empa, Dübendorf<br />

www.empa.ch


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