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Internetauftritt - Reggio-P-344dagogik - bei der Stadt Sindelfingen

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Die Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Reggio</strong>-Pädagogik für die Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />

„Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung än<strong>der</strong>n kann“ (Francis Picabia)<br />

Die „<strong>Reggio</strong>-Pädagogik“ bezeichnet eine international beachtete Praxis vorschulischer<br />

Betreuung und Bildung in <strong>der</strong> norditalienischen <strong>Stadt</strong> <strong>Reggio</strong>/Emilia. Kin<strong>der</strong> brauchen<br />

<strong>Stadt</strong>! Doch welche <strong>Stadt</strong>? Wie können wir insbeson<strong>der</strong>e die Menschen mit dem<br />

größten Forschungstalent und spielerischen Erfindungsgeist – die Unter-6-Jährigen! –<br />

sich in unserer <strong>Stadt</strong> entfalten lassen? Wie können wir die reichen Experimentier- und<br />

Lernmöglichkeiten einer <strong>Stadt</strong> auch für benachteiligte Kin<strong>der</strong> besser erschließen? Wie<br />

müsste eine auf kleine Kin<strong>der</strong> neugierige, lernende, zukunftsoffene <strong>Stadt</strong> nach<br />

Kin<strong>der</strong>ART beschaffen sein?<br />

Ursula Fujike, Leiterin des Regiebetriebes <strong>der</strong> Sindelfinger Kin<strong>der</strong>tagesstätten, macht<br />

seit Frühjahr 1992 Erzieher/innen und Eltern in zahlreichen Seminaren mit den Zielen,<br />

den Inhalten, <strong>der</strong> Organisation, <strong>der</strong> Architektur <strong>der</strong> <strong>Reggio</strong>-Pädagogik vertraut. Seit<br />

dieser Zeit orientieren sich Sindelfinger Erzieher/innen am Leitbild <strong>der</strong> <strong>Reggio</strong>-<br />

Pädagogik, die 1999 von <strong>der</strong> UNESCO als weltweit beste „Vorschulpädagogik“ eine<br />

Auszeichnung erhielt.<br />

Das Bild vom Kind – die Rolle <strong>der</strong> Erzieher/in<br />

Der <strong>Reggio</strong>-Pädagogik liegt eine einzigartige, schöpferische und achtungsvolle Haltung<br />

<strong>der</strong> Welt und dem Kind gegenüber zu Grunde. Das aktive, auf die Welt zugehende<br />

Kind wird da<strong>bei</strong> von <strong>der</strong> Erzieherin / dem Erzieher begleitet und unterstützt. Wichtig ist<br />

nach Auffassung <strong>der</strong> Reggianer nicht das Wissen allein, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Erwerb des<br />

Wissens. Mädchen und Jungen sollen lernen zu lernen. Sie sollen erfahren und<br />

erlernen, wie man eigenständiges Wissen erwirbt. Bildung ist immer Selbstbildung und<br />

kann nicht durch Fremdsteuerung realisiert werden (Bildung soll konzeptionell nicht in<br />

Anlehnung an schulisches Lernen erfolgen). <strong>Reggio</strong>-Pädagogik bedeutet: eine<br />

kindzentrierte, individuelle und ganzheitliche Gestaltung des Bildungsprozesses mit<br />

einer gesellschaftlichen Ausrichtung. Kin<strong>der</strong> sehen die Welt mit ihren Augen und sie<br />

wählen eigene Zugänge <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> Welt. Ob ein Inhalt/Thema in <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>tagesstätte bildend wirkt, hängt nicht von ihm selbst, son<strong>der</strong>n vom Kind und <strong>der</strong><br />

Gestaltung des Bildungsprozesses ab. Ihre Erzieher/innen sollen sich als<br />

Begleiter/innen <strong>der</strong> Entwicklung des einzelnen Kindes und als<br />

Forscher/innen/Lernende sehen. Dieses Selbstverständnis führt unterstützt von den<br />

kooperativen, kommunikativen und am Gemeinwesen orientierten Strukturen sowie<br />

dem gut aufgebauten Fortbildungssystem zu einer qualitativ hochwertigen und<br />

kontinuierlichen Evaluation <strong>der</strong> pädagogischen Ar<strong>bei</strong>t.<br />

Erzieher/innen orientieren sich in ihrer Ar<strong>bei</strong>t in <strong>der</strong> Regel an verschiedenen Ansätzen<br />

wie z.B. <strong>der</strong> Waldorf-Pädagogik, <strong>der</strong> Montessori-Pädagogik, dem Situationsansatz o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Reggio</strong>-Pädagogik. Auf <strong>der</strong> Basis dieser Ansätze werden oft Ziel-, Inhalts- und<br />

Methodenentscheidungen getroffen. Auch <strong>der</strong> neue Orientierungsplan für Baden-<br />

Württemberg enthält hinsichtlich <strong>der</strong> praktischen Umsetzung kaum Hinweise. Seit 1992<br />

war Ursula Fujike mehrmals in den Kin<strong>der</strong>gärten <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Reggio</strong>/Emilia, um die<br />

Sindelfinger Kin<strong>der</strong>tagesstätten auf ihrem eigenen Sindelfinger Weg mit diesem<br />

international ausgezeichneten Vorschulmodell zu schulen bzw. vertraut zu machen.<br />

<strong>Internetauftritt</strong> - <strong>Reggio</strong>-Pädagogik.doc


Unsere Aufgabe ist: Räume so zu bilden, dass sie bilden<br />

Von Loris Malaguzzi, Lehrer und Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Reggio</strong>-Pädagogik, stammt folgen<strong>der</strong><br />

nachdenkenswerter Satz: „Der Raum ist <strong>der</strong> dritte Erzieher“.<br />

Räume unterstützen o<strong>der</strong> behin<strong>der</strong>n ein gutes Lebensgefühl und beeinflussen die<br />

Lebensqualität von Kin<strong>der</strong>n und Erwachsenen entscheidend. Räume sollen eine<br />

lebensfrohe, kontaktför<strong>der</strong>nde Atmosphäre ausstrahlen. In ihnen sollen sich alle<br />

Kin<strong>der</strong>, Erzieher/innen und Eltern wohl fühlen. Jede Kin<strong>der</strong>tagesstätte ist für die Kin<strong>der</strong><br />

immer ein Teil ihrer Umwelt; ein Ort ihrer Kindheit, ein Ort ihrer Lebenserfahrung und<br />

ihres Lebensgefühls.<br />

Zur Themenvielfalt <strong>der</strong> pädagogischen Ar<strong>bei</strong>t gehört deshalb eine lustvolle, sinnliche,<br />

anregende Raumgestaltung, an <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> selbst als Boten und Gestalter/innen ihrer<br />

Kin<strong>der</strong>kultur, sowie ihre Erzieher/innen und Eltern mitwirken. Die Gruppenräume <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> sind in einzelne überschaubare kleine Orte bzw. motivierende Bildungsinseln<br />

eingeteilt. Für die Kin<strong>der</strong> sind bereit: Bauecke o<strong>der</strong> –zimmer, die Puppenecke, die<br />

Leseecke, die Verkleidungs- und Schminkecke, die Bühne für Theater und<br />

Rollenspiele, das Bewegungspodest, <strong>der</strong> Forscherraum, <strong>der</strong> Experimentiertisch o<strong>der</strong> -<br />

koffer, <strong>der</strong> Lichttisch, die Kletterwand, <strong>der</strong> Grundsatz von Bewegungsmaterialien nach<br />

Hengstenberg, <strong>der</strong> Vespertisch, die Spielgalerie, die „Kin<strong>der</strong>treppe“, das „Haus im<br />

Haus“, das Spiegelzelt, die Malwand, das Atelier, <strong>der</strong> Werkraum, <strong>der</strong> Sinnesraum.<br />

Kin<strong>der</strong> erleben ihre Umwelt mit allen Sinnen; sie sind das „Tor zur Welt!“<br />

Die Realisation <strong>der</strong> meisten Beispiele hat finanziell keine höheren Kosten verursacht,<br />

wohl aber ein Mehr an Engagement, an Verständnis für die Beziehungen zwischen<br />

materialer Umwelt und kindlichen Entwicklungsprozessen, an Einfühlungsvermögen<br />

und Kreativität.<br />

Kin<strong>der</strong>gärten bzw. Kin<strong>der</strong>tagesstätten haben einen Bildungsauftrag zu erfüllen, <strong>der</strong><br />

auch von räumlichen Qualitäten ausgeht. Je differenzierter und anregen<strong>der</strong> die Räume<br />

in Kin<strong>der</strong>tagesstätten gestaltet sind, umso intensiver können sich das<br />

Wahrnehmungspotential und <strong>der</strong> Erfahrungsreichtum <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> entfalten.<br />

Selbstständigkeit und Orientierung, Kommunikation und Beziehung, Kooperation und<br />

interkulturelles Zusammenleben können geför<strong>der</strong>t werden. Es ist also eine wesentliche<br />

Aufgabe von uns, Räume so zu bilden, dass sie bilden!<br />

Eine individualisierende Pädagogik, in <strong>der</strong>en Mitte die Kin<strong>der</strong> mit ihren Rechten, ihrer<br />

Identität und ihrem Lernwillen stehen, erfor<strong>der</strong>t geeignete und vielfältige<br />

Raumangebote. Das von <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung und dem Gemein<strong>der</strong>at verabschiedete<br />

Erweiterungs- und Sanierungsprogramm unserer ältesten Kin<strong>der</strong>tagesstätten für die<br />

nächsten Jahre ermöglicht allen Verantwortlichen, leichter die Ziele des neuen<br />

Orientierungsplans für die Entwicklungs- und Bildungsfel<strong>der</strong>: Körper, Sinne, Sprache,<br />

Denken, Gefühl und Mitgefühl, Sinn, Werte und Religion zu erfüllen.<br />

<strong>Internetauftritt</strong> - <strong>Reggio</strong>-Pädagogik.doc

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