PDL praxis 03/2013: Die wichtigsten Kennzahlen erfassen, Teil 2. In
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pdl-<strong>praxis</strong> <strong>03</strong>-<strong>2013</strong><br />
[Betriebswirtschaft]<br />
<strong>Die</strong> 10 <strong>wichtigsten</strong> <strong>Kennzahlen</strong> für einen ambulanten Pflegedienst<br />
Beginnen Sie jetzt, alles neu zu <strong>erfassen</strong><br />
Ab Februar können Sie beginnen, die wichtigen monatlichen Zahlen systematisch zu<br />
<strong>erfassen</strong>. Für bestimmte Auswertungen macht es durchaus Sinn, einen kompletten Monat in<br />
grafischen Übersichten darzustellen. Es gibt sogar bestimmte Auswertungen, welche<br />
sämtliche 12 Monate eines Jahres als Datenbasis <strong>erfassen</strong>. Bei der grundsätzlichen<br />
Überlegung, welche Zahlen relevant sind für eine monatliche Betrachtung, sollten Sie<br />
natürlich das Pflege-Neuausrichtungsgesetz [PNG] berücksichtigen, welches wiederum neue<br />
Herausforderungen an das Controlling stellt.<br />
<strong>Die</strong> Spitzenkennzahl, mit der alles beginnt, ist natürlich die Kostendeckung, also die Division<br />
von Erlösen durch sämtliche Kosten (multipliziert mit 100%). <strong>Die</strong>se Zahl ist wie ein<br />
Fieberthermometer. Sie zeigt an, wie es um sie steht, aber sie lässt noch keine Diagnose zu.<br />
<strong>Die</strong>se Aufgabe erledigen die anderen <strong>Kennzahlen</strong>.<br />
<strong>In</strong> der nachfolgenden Darstellung werden die <strong>Kennzahlen</strong> unterteilt in 5 Strukturkennzahlen,<br />
die einmal jährlich erfasst werden, und in 5 Prozess-<strong>Kennzahlen</strong>, die eine monatliche<br />
Erfassung erfordern.<br />
5 wichtige Prozess-<strong>Kennzahlen</strong><br />
<strong>Kennzahlen</strong> mit Beispielen Erläuterzungen, Definition (Formeln) und Ermittlung<br />
der <strong>Kennzahlen</strong> + Beispiele<br />
1.) <strong>Die</strong> Organisationszeiten liegen<br />
idealer Weise bei 8% +/-2%<br />
<strong>2.</strong>) Der Durchschnitt des Anteils der<br />
Fahrt- und Wegezeiten wird<br />
wahrscheinlich 25% +/-15%<br />
betragen.<br />
Pflegefachkräfte haben ca. 30% bis<br />
60% Fahrt- und Wegezeiten, da sie<br />
überwiegend kurze Einsätze in der<br />
Behandlungspflege haben.<br />
Helferinnen haben ca. 10% bis 30%<br />
Fahrt- und Wegezeiten, da ihre<br />
Einsätze länger dauern.<br />
Der Anteil der Organisationszeiten wird ermittelt durch die<br />
Stunden für Organisation und Koordination*<br />
d i v i d i e r t d u r c h .<br />
die Anzahl der Anwesenheits-Std. aller Mitarbeiter**<br />
* z.B. für Vorbereitung, Nachbereitung, Schlüssel holen, Auto waschen, Tanken,<br />
<strong>Die</strong>nstbesprechungen, usw.<br />
** ohne Leitung<br />
Der Anteil der Fahrt- und Wegezeiten wird ermittelt durch die<br />
Stunden für Fahrten und Wege*<br />
d i v i d i e r t d u r c h .<br />
die Anzahl der Anwesenheits-Std. aller Mitarbeiter**<br />
* z.B. für die Fahrten mit den Autos, den Fahrrädern, oder die Wege zu Fuß durch die<br />
Vorgärten oder in Hochhäusern usw.<br />
** ohne Leitung<br />
No <strong>03</strong> <strong>2013</strong> pdl-<strong>praxis</strong> - 10 wichtige <strong>Kennzahlen</strong> <strong>Teil</strong> <strong>2.</strong>doc © <strong>2013</strong> Thomas Sießegger Seite 1
<strong>Kennzahlen</strong> mit Beispielen Erläuterzungen, Definition (Formeln) und Ermittlung<br />
der <strong>Kennzahlen</strong> + Beispiele<br />
3.) <strong>Die</strong> Schnittmenge der<br />
Hausbesuche mit SGB V und SGB<br />
XI sollte mindestens > 25%<br />
betragen.<br />
4.) <strong>Die</strong> Korrelation der Entwicklung der<br />
Pflege-Erträge und der IST-<br />
Stunden (D) ist eine<br />
Zeitreihenbetrachtung. Sie<br />
vergleicht die Entwicklung der<br />
Pflege-Erträge mit der Entwicklung<br />
der reinen Netto-Zeit vor Ort beim<br />
Kunden. Idealer Weise ergibt sich<br />
eine Parallelität der beiden Kurven<br />
in der Entwicklung der „Auf- und<br />
Abs“ während des Jahres.<br />
Idealer Weise ergibt sich ein Wert<br />
von größer > + 0,95.<br />
<strong>Die</strong> Schnittmenge der gemischten Hausbesuche wird ermittelt<br />
durch die<br />
Anzahl der gemischten Hausbesuche*<br />
d i v i d i e r t d u r c h .<br />
die Anzahl aller Hausbesuche<br />
* bei denen sowohl SGB V- als auch SGB XI-Leistungen während des Hausbesuches<br />
erbracht werden<br />
<strong>Die</strong> Formel ist zu kompliziert, um sie hier darzustellen.<br />
<strong>Die</strong>ser statistische Wert wird z.B. per EXCEL ermittelt.<br />
So könnte eine Auswertung z.B. aussehen:<br />
Berechnung des Zusammenhangs der Entwicklung der IST-Stunden der Mitarbeiter (auf der Ebene D) mit den<br />
gesamten Erträgen aus Pflege [= die Korrelation]<br />
Jan 13 Feb 13 Mrz 13 Apr 13 Mai 13 Jun 13 Jul 13 Aug 13 Sep 13 Okt 13 Nov 13 Dez 13<br />
IST-Stunden der Mitarbeiter (D) 1.920 Std. 1.934 Std. 1.829 Std. 1.782 Std. 1.780 Std. 1.900 Std. 1.890 Std. 1.902 Std. 1.892 Std. 1.892 Std. 1.892 Std. 1.928 Std.<br />
gesamte Erträge aus Pflege 79.000 € 80.000 € 74.538 € 73.462 € 73.654 € 78.291 € 77.982 € 78.392 € 78.202 € 78.200 € 78.354 € 79.483 €<br />
+ 0,99 + 0,90<br />
Korrelation = gewünschte Korrelation =<br />
Das ist Ihr Zielwert.<br />
Graphische Parallel-Darstellung [idealerweise müssten die Kurven parallel verlaufen]<br />
1.950 Std.<br />
1.900 Std.<br />
1.850 Std.<br />
1.800 Std.<br />
1.750 Std.<br />
1.700 Std.<br />
1.650 Std.<br />
Sensibilität in der Personal-Einsatz-Planung<br />
gemessen durch die<br />
Korrelation der geleisteten Stunden mit den Erträgen<br />
Bitte tragen Sie nur die gelb<br />
hinterlegten Felder ein.<br />
Jan 13 Feb 13 Mrz 13 Apr 13 Mai 13 Jun 13 Jul 13 Aug 13 Sep 13 Okt 13 Nov 13 Dez 13<br />
IST-Stunden der Mitarbeiter (D) gesamte Erträge aus Pflege<br />
Den Download können Sie kostenlos unter www.siessegger.de/facebook/FB_Korrelation_<strong>2013</strong>.xls erhalten.<br />
Der Wert kann zwischen -1,00 und +1,00 liegen. Je mehr der Wert gegen +1,00 tendiert, umso besser.<br />
<strong>Die</strong>s bedeutet eine perfekte Steuerung der Arbeitszeiten, denn diese (Kosten) entwickeln sich in gleicher Richtung<br />
und in gleicher <strong>In</strong>tensität wie die Erlöse. Optisch ist dies am Gleichlauf der Kurven ersichtlich.<br />
Je näher der Wert sich der -1,00 nähert, umso schlechter. Es bedeutet, dass sich die Kosten (Arbeitszeiten) sich<br />
in umgekehrter Richtung entwickeln wie die Erlöse. Optisch ist dies daran zu erkennen, dass die Kurve<br />
unterschiedlich verlaufen.<br />
No <strong>03</strong> <strong>2013</strong> pdl-<strong>praxis</strong> - 10 wichtige <strong>Kennzahlen</strong> <strong>Teil</strong> <strong>2.</strong>doc © <strong>2013</strong> Thomas Sießegger Seite 2<br />
8<strong>2.</strong>000 €<br />
80.000 €<br />
78.000 €<br />
76.000 €<br />
74.000 €<br />
7<strong>2.</strong>000 €<br />
70.000 €<br />
68.000 €
<strong>Kennzahlen</strong> mit Beispielen<br />
5.) a) Das Ausschöpfen der<br />
Sachleistungen (in Prozent) in den<br />
Pflegestufen 0, I, II und III.<br />
<strong>Die</strong>ser monatliche Prozentsatz<br />
sollte in einer Kurve dargestellt<br />
werden.<br />
b) Weiterhin ist der „Umsatz pro<br />
Patient“ eine sehr wichtige<br />
Kennzahl, die eine deutliche<br />
Aussage über das „Verkaufstalent“<br />
der Beraterinnen, der Leitungen<br />
und der Mitarbeiterinnen macht.<br />
<strong>PDL</strong><strong>praxis</strong>-Tipp<br />
Besprechen Sie die Zahlenentwicklung monatlich.<br />
Gewöhnen Sie sich an, dafür einen festen Tag zu finden,<br />
z.B. der dritte Donnerstag eines Monats von 14 bis 16<br />
Uhr. <strong>Die</strong>ser Jour Fixe sollte verbindlich sein für die<br />
Pflegedienstleitung, die Stellvertretung und für die<br />
Geschäftsführung oder Fachbereichsleitung.<br />
Dann werden die vereinbarten Zahlen angeschaut und<br />
besprochen, nicht im Sinne einer Hitparade oder als<br />
Rechtfertigung. Vielmehr macht es Sinn, zu „lernen“,<br />
warum und wieso und aufgrund welcher Umstände und<br />
Maßnahmen sich die Zahlen verändern.<br />
Erläuterzungen, Definition (Formeln) und Ermittlung der<br />
<strong>Kennzahlen</strong> + Beispiele<br />
Pflegestufe 0 (nur für anerkannte Pflegekunden mit eingeschränkter<br />
Alltagskompetenz): Der durchschnittliche Umsatz pro Patient in<br />
Pflegestufe 0 wird in Prozent gemessen an dem Zuschuss der<br />
Pflegekasse in Höhe von 225 Euro. Hier gibt es verständlicherweise<br />
noch keine Anhaltswerte.<br />
Pflegestufe 1:<br />
Der durchschnittliche Umsatz pro Patient in Pflegestufe 1 wird in<br />
Prozent gemessen am Zuschuss der Pflegekasse in Höhe von<br />
450 Euro (mit EAK bei 665 Euro). Bezogen auf die 450 Euro sollte die<br />
Ausschöpfung bei über 100% liegen.<br />
Pflegestufe 2:<br />
Der durchschnittliche Umsatz pro Patient in Pflegestufe 2 wird in<br />
Prozent gemessen am Zuschuss der Pflegekasse in Höhe von<br />
1.100 Euro (mit EAK bei 1.250 Euro). Bezogen auf die 1.100 Euro<br />
sollte die Ausschöpfung bei ca. 60% bis 90% liegen.<br />
Pflegestufe 3:<br />
Der durchschnittliche Umsatz pro Patient in Pflegestufe 3 wird in<br />
Prozent gemessen am Zuschuss der Pflegekasse in Höhe von<br />
1.550 Euro (mit EAK ebenfalls bei 1.550 Euro).<br />
Bezogen auf die 1.550 Euro gibt es keinen verlässlichen Anhaltswert.<br />
Zeichnet man den Verlauf in einer Kurve, wird diese vermutlich „sehr<br />
zackig“ verhalten – im Gegensatz zu den schwach schwankenden<br />
Kurven in Pflegestufe I und II.<br />
<strong>Die</strong> Kennzahl „Umsatz pro Patient“ gibt eine Aussage darüber „wie<br />
gut verkauft“ wird. Im Bundesdurchschnitt liegt der Wert ca. bei<br />
500 €uro pro Monat und Patient. <strong>In</strong> Großstädten wie Hamburg, Berlin,<br />
Köln oder München werden ca. 250 Euro pro Monat mehr erlöst, also<br />
750 Euro. <strong>In</strong> ländlichen Gebieten erreichen Pflegedienste der Wohlfahrt<br />
knapp 500 Euro. Private Pflegedienste haben oft noch einmal ca. 200 –<br />
300 Euro pro Monat mehr an Umsatz, egal ob in Stadt oder auf dem<br />
Land.<br />
Thomas Sießegger<br />
Dipl. Kfm., Organisationsberater und Sachverständiger für<br />
ambulante Pflegedienste<br />
<strong>In</strong>ternet: www.siessegger.de<br />
Email: pdl-<strong>praxis</strong>@siessegger.de<br />
No <strong>03</strong> <strong>2013</strong> pdl-<strong>praxis</strong> - 10 wichtige <strong>Kennzahlen</strong> <strong>Teil</strong> <strong>2.</strong>doc © <strong>2013</strong> Thomas Sießegger Seite 3