2 > Methodische Grundlagen
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Methode der ökologischen Knappheit – Ökofaktoren 2006 BAFU 2009 126<br />
Bei Stoffen, die in das Geschlechtshormonsystem eingreifen, sind estrogene (Wirkung<br />
wie das weibliche Geschlechtshormon Estrogen) und androgene (Wirkung wie das<br />
männliche Geschlechtshormon Androgen), sowie anti-estrogene und anti-androgene<br />
Wirkungen von Stoffen möglich (BUWAL 1999b).<br />
Hormonaktive Substanzen können beim Menschen prinzipiell über den Verdauungstrakt,<br />
die Haut oder die Lunge aufgenommen werden. Bei Wasserorganismen steht die<br />
Aufnahme aus dem Wasser im Vordergrund. Da gewisse Typen von Hormonrezeptoren<br />
im ganzen Tierreich vorkommen, können sehr viele Arten von einem einzelnen<br />
hormonaktiven Stoff betroffen sein (SNF 2002).<br />
Insbesondere in der Nähe von Wassereinleitungen aus Abwasserreinigungsanlagen<br />
konnten Konzentrationen hormonaktiver Substanzen festgestellt werden, die genügend<br />
hoch sind, um estrogene (verweiblichende) Effekte bei männlichen Fischen auszulösen<br />
(BUWAL 1999b).<br />
Bei folgenden Stoffen, bzw. Stoffgruppen wurden hormonelle Wirkungen nachgewiesen<br />
(BUWAL 1999b; SNF 2002):<br />
> natürliche (z. B. 17β-Estradiol, Estron) und künstliche Östrogene<br />
(z. B. 17α-Ethinylestradiol)<br />
> Phyto- und Mykoöstrogene (z. B. Isoflavone)<br />
> Alkylphenolpolyethoxylate (APE) und Abbauprodukte<br />
(z. B. Nonylphenol, Octylphenol)<br />
> Verschiedene Organochlorpestizide (z. B. DDT, Methoxychlor, Lindan und Kepon)<br />
> gewisse Industriechemikalien, die in Kunststoffen verwendet werden<br />
(z. B. Bisphenol A, PCBs und evtl. Phtalate)<br />
> Verschiedene polychlorierte Dibenzo-p-dioxine und Furane (PCDD/F)<br />
> Organozinn-Verbindungen, die u. a. in Antifouling-Anstrichen für Schiffe eingesetzt<br />
werden (z. B. Tributylzinn (TBT) und Triphenylzinn (TPT))<br />
> gewisse UV-Filtersubstanzen, die in Sonnencremes enthalten sind<br />
(vermutet bei 4-Methylbenzylidene Camphor)<br />
Hier gilt es anzumerken, dass standardisierte und validierte Prüfmethoden zum Nachweis<br />
der hormonellen Aktivität einer Chemikalie noch fehlen. Eine Vielzahl der sich<br />
heute auf dem Markt befindlichen Chemikalien wurden nicht auf derartige Effekte<br />
geprüft.<br />
4.11.2 Charakterisierung<br />
Rutishauser et al. (2004) listet für einige hormonaktive Substanzen deren Estrogen-<br />
Potential (kg E2-eq./kg) auf. Diese Grösse beschreibt die Stärke der Wirkung eines<br />
hormonaktiven Stoffs im Verhältnis zu 17β-Estradiol (Abkürzung E2). Die Äquivalenzfaktoren<br />
wurden unter Verwendung von YES (yeast estrogene screening) bestimmt<br />
(andere Methoden können leicht abweichende Faktoren liefern). Das YES-Verfahren<br />
ist in Fachkreisen gut akzeptiert.