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Leitfaden für die Sanierung oberschwäbischer Seen und Weiher

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PRO REGIO Oberschwaben GmbH (Hrsg.)<br />

Autoren: Dr. Heinz M. Strehle <strong>und</strong> Albrecht Trautmann<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong><br />

<strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Ravensburg 2011


Inhaltsverzeichnis<br />

20 Jahre Aktionsprogramm zur <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> – eine Erfolgsgeschichte ............................1<br />

Eine kleine Einführung in <strong>die</strong> <strong>Seen</strong>k<strong>und</strong>e ..........................................................................................................5<br />

Entstehung der <strong>Seen</strong> in Oberschwaben ...............................................................................................................6<br />

Geschichte der <strong>Weiher</strong> .......................................................................................................................................7<br />

Natürliche Entwicklungssta<strong>die</strong>n eines eiszeitlichen Sees.................................................................................................8<br />

Besonderheiten von <strong>Seen</strong> ..................................................................................................................................9<br />

Pflanzennährstoffe <strong>und</strong> Nahrungsnetz ...............................................................................................................12<br />

Makrophyten <strong>und</strong> Kleinalgen ............................................................................................................................14<br />

Artenschutz <strong>und</strong> Schutzgebiete ........................................................................................................................15<br />

<strong>Sanierung</strong> <strong>und</strong> Restaurierung – Gr<strong>und</strong>sätzliches .............................................................................................17<br />

<strong>Sanierung</strong> von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n ....................................................................................................................19<br />

Abwasserbehandlung <strong>und</strong> <strong>Seen</strong>sanierung ..........................................................................................................20<br />

Landwirtschaftliche Aspekte der <strong>Seen</strong>sanierung .................................................................................................23<br />

Maßnahmen im Zuge der Renaturierung ............................................................................................................28<br />

Anlage von Sedimentationsbecken ....................................................................................................................29<br />

Restaurierung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n .............................................................................................................31<br />

Empfehlenswerte Restaurierungsmaßnahmen ....................................................................................................32<br />

Weniger empfehlenswerte Restaurierungsmaßnahmen ........................................................................................37<br />

Nicht empfehlenswerte Restaurierungsmaßnahmen............................................................................................39<br />

Weitere Bewirtschaftungsempfehlungen .........................................................................................................41<br />

Fischereiliche Nutzung .....................................................................................................................................42<br />

Freizeitnutzung ...............................................................................................................................................42<br />

Gewässerpflege ..............................................................................................................................................44<br />

Untersuchung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n ..............................................................................................................47<br />

Erfassung des hydrologischen Einzugsgebietes ...................................................................................................48<br />

Untersuchungsprogramm .................................................................................................................................49<br />

Erläuterungen zu einigen chemischen <strong>und</strong> biologischen Untersuchungsparametern ................................................52<br />

Ausblick ..........................................................................................................................................................55<br />

Neuanlage von Stillgewässern – eine nicht zu vergessende Option des Gewässerschutzes ......................................58<br />

Literatur .........................................................................................................................................................60<br />

Ausklang .........................................................................................................................................................61<br />

Anschriften .....................................................................................................................................................69


Vorwort<br />

Der Regierungsbezirk Tübingen ist reich an<br />

<strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n. Über 2.000 <strong>die</strong>ser „blauen<br />

Oasen“ bestimmen gerade in Oberschwaben<br />

– <strong>und</strong> hier vor allem in den Landkreisen<br />

Biberach, Ravensburg, Sigmaringen <strong>und</strong><br />

im Bodenseekreis – maßgeblich das Landschaftsbild.<br />

Bei <strong>die</strong>sen Stillgewässern handelt<br />

es sich teilweise um natürlich entstandene<br />

<strong>Seen</strong>; meist sind sie Relikte der letzten Eiszeit.<br />

Neben <strong>die</strong>sen Naturgewässern gibt es<br />

aber auch eine Vielzahl künstlich angelegter<br />

<strong>Weiher</strong> <strong>und</strong> Teiche, <strong>die</strong> bereits vor einigen<br />

h<strong>und</strong>ert Jahren angelegt wurden <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

noch heute als kulturhistorische Elemente<br />

unsere Landschaft mit prägen. Viele <strong>die</strong>ser<br />

<strong>Weiher</strong> <strong>die</strong>nten bereits im Mittelalter den<br />

Klöstern <strong>und</strong> Adelshäusern dem Betrieb von<br />

Mühlen <strong>und</strong> zur Fischzucht. Vielerorts hat<br />

sich <strong>die</strong>se historische Nutzung erhalten <strong>und</strong><br />

wird auch heute noch als Kulturgut gepflegt.<br />

Zunehmend nehmen <strong>die</strong> Gewässer aber auch<br />

einen hohen Stellenwert <strong>für</strong> <strong>die</strong> Freizeitnutzung<br />

<strong>und</strong> den Tourismus ein. Daneben erfüllen<br />

sie Hochwasserschutz- <strong>und</strong> Wasserspeicherfunktionen,<br />

was bei den sich ändernden<br />

klimatischen Bedingungen zukünftig eine sehr<br />

wichtige Rolle spielen wird. Aus dem Blickwinkel<br />

der Ökologie sind sie als unersetzliche Lebens-<br />

<strong>und</strong> Rückzugsräume <strong>für</strong> zahlreiche gefährdete<br />

Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten einzustufen.<br />

Die <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> erfüllen also regelmäßig<br />

vielfältige Funktionen. Bedingt durch <strong>die</strong><br />

unterschiedlichen Nutzungsinteressen erge-<br />

ben sich heutzutage aber auch zahlreiche<br />

Probleme. Was <strong>für</strong> <strong>die</strong> einen ein Ort der Ruhe<br />

<strong>und</strong> Entspannung bedeutet, ist <strong>für</strong> andere<br />

eine wirtschaftliche Einkunftsquelle oder ein<br />

lebensnotwendiger Rückzugsraum. Insbesondere<br />

Pflanzen <strong>und</strong> Tiere werden durch den<br />

enorm gestiegenen Freizeitdruck zunehmend<br />

aus ihren angestammten Lebensräumen verdrängt.<br />

Aber auch intensive landwirtschaftliche<br />

Flächennutzungen in den Wassereinzugsgebieten<br />

können zu Belastungen führen.<br />

Gerade bei Regen oder Schneeschmelze werden<br />

dann ero<strong>die</strong>rtes Bodenmaterial, Pflanzenbehandlungsmittel<br />

<strong>und</strong> häufig große Mengen<br />

Nährstoffe ausgewaschen <strong>und</strong> gelangen<br />

direkt oder über einmündende Gräben <strong>und</strong><br />

Bäche in <strong>die</strong> stehenden Gewässer. Damit einher<br />

gehen Gewässereutrophierungen, stark<br />

beschleunigte Verlandungsprozesse sowie<br />

vielfach auch gewässerhygienische Probleme.<br />

Die Erhaltung der teilweise stark belasteten<br />

<strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Regionen <strong>und</strong> das<br />

Land Baden-Württemberg von großer Bedeutung.<br />

Unter maßgeblicher Mitwirkung des<br />

Regierungspräsidiums Tübingen wurde deshalb<br />

bereits 1989, gemeinsam mit den betroffenen<br />

Städten, Gemeinden <strong>und</strong> Landkreisen, das europaweit<br />

beispielhafte „Aktionsprogramm zur<br />

<strong>Sanierung</strong> oberschwäbische<strong>Seen</strong>“ gestartet.<br />

Unter der Koordination der PRO REGIO Oberschwaben<br />

GmbH sind aktuell 90 Stillgewässer<br />

in 45 Städten <strong>und</strong> Gemeinden in das Aktionsprogramm<br />

eingeb<strong>und</strong>en. Insgesamt konnten in<br />

den vergangenen Jahren 20 <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

nach erfolgreicher <strong>Sanierung</strong> wieder aus dem<br />

Programm entlassen werden.<br />

Ziel des Aktionsprogramms<br />

war<br />

<strong>und</strong> ist es, <strong>die</strong><br />

<strong>Seen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>landschaft<br />

im<br />

Süden unseres<br />

Regierungsbezirks<br />

dauerhaft<br />

zu erhalten <strong>und</strong><br />

bedrohlichen gewässerökologischen<br />

Entwicklungen durch<br />

zielgerichtete Maßnahmen entgegen zu wirken.<br />

Aus aquatischen Sorgenkindern sollen<br />

ökologische Vorzeigelebensräume werden.<br />

Dazu bedarf es einer Fortsetzung der hervorragenden<br />

interdisziplinären <strong>und</strong> interkommunalen<br />

Zusammenarbeit, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> guten<br />

Erfolge der bereits erzielten <strong>Sanierung</strong>sergebnisse<br />

ausschlaggebend war.<br />

Dem „Aktionsprogramm zur <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong><br />

<strong>Seen</strong>“ wünsche ich eine erfolgreiche<br />

Fortsetzung <strong>und</strong> möglichst viele<br />

Nachahmer. Möge der vorliegende <strong>Leitfaden</strong><br />

dazu beitragen, <strong>die</strong> Erfolgsgeschichte des <strong>Seen</strong>programms<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Handlungsanleitungen<br />

<strong>für</strong> wirksame Gewässersanierungen an eine<br />

breite <strong>und</strong> interessierte Leserschaft zu kommunizieren.<br />

Tübingen, im Oktober 2011<br />

Hermann Strampfer<br />

Regierungspräsident


1 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

20 Jahre Aktionsprogramm zur <strong>Sanierung</strong><br />

<strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> – eine Erfolgsgeschichte<br />

Alles fing mit einer beiläufigen<br />

Bemerkung an. Im Regionalbericht<br />

des Regionalverbandes<br />

Boden see-Oberschwaben aus dem<br />

Jahr 1984 konnte man auf einen kurzen<br />

Satz reduziert lesen, dass dringend<br />

etwas getan werden müsse, um <strong>die</strong><br />

<strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> Oberschwabens in<br />

ihrem Bestand zu erhalten.<br />

Der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben<br />

hatte im Rahmen einer Erhebung<br />

festgestellt, dass es an <strong>die</strong><br />

2000 <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> in Oberschwaben<br />

gibt, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong> Landkreise<br />

Ravensburg, Sigmaringen <strong>und</strong> den Bodenseekreis<br />

verteilen. Weiterhin wusste<br />

man, dass <strong>die</strong>se Gewässer seit dem<br />

Zweiten Weltkrieg wesentlich schneller<br />

verlandeten, als es vordem der Fall gewesen<br />

war. Außerdem kam es in vielen<br />

<strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n häufig zu Algenblüten,<br />

<strong>die</strong> deren Qualität als Badegewässer<br />

erheblich beeinträchtigten. Dass<br />

es sich bei <strong>die</strong>sen Misslichkeiten nicht<br />

um Bagatellen handele, ging aus dem<br />

Umstand hervor, dass fast 200 <strong>die</strong>ser<br />

<strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> eine Wasserfläche<br />

von mehr als einem Hektar umfassten.<br />

Der Beginn der 1980er Jahre ging mit<br />

einer gesteigerten Wahrnehmung <strong>für</strong><br />

unsere Umwelt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Verletzlichkeit<br />

<strong>und</strong> Schutzbedürftigkeit natürlicher Le-<br />

bensräume einher.<br />

Politische Gremien folgten dem Appell<br />

des Regionalverbandes <strong>und</strong> forderten<br />

Maßnahmen zur Erhaltung der oberschwäbischen<br />

Stehgewässer.<br />

Was <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> schädigt, ist indessen<br />

schon lange bekannt. So hat<br />

man am Bodensee <strong>und</strong> am Federsee<br />

schon seit Anfang der 1920er Jahre<br />

zahllose Daten erhoben, ausgewertet<br />

<strong>und</strong> veröffentlicht. Demnach sind es<br />

Pflanzennährstoffe wie Phosphat, Nitrat<br />

<strong>und</strong> andere anorganische Stickstoffverbindungen,<br />

<strong>die</strong> das an sich natürliche<br />

Wachstum von Algen <strong>und</strong> Wasserpflanzen<br />

in stehenden Oberflächengewässern<br />

übergebührlich anfachen. Die Auswirkungen<br />

<strong>die</strong>ses Prozesses werden im<br />

Folgenden noch erläutert.<br />

Das <strong>Seen</strong>programm, wie das spätere<br />

Aktionsprogramm zur <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong><br />

<strong>Seen</strong> ursprünglich hieß,<br />

begann im Herbst 1986 zunächst einmal<br />

recht unspektakulär. Das Wasserwirtschaftsamt<br />

Ravensburg stellte<br />

auf zwei Jahre befristet einen Diplombiologen<br />

ein, der zusammen mit dem<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Seen</strong>forschung (LUBW) in<br />

Langenargen vier <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> in<br />

der Region unter <strong>die</strong> Lupe nahm. Diese<br />

Gewässer waren: der Alte <strong>Weiher</strong> in<br />

Altshausen, der Argensee bei Kißlegg,<br />

der Karsee bei Wangen <strong>und</strong> der Volzer<br />

See bei Illmensee.<br />

Das Ergebnis <strong>die</strong>ser Untersuchung<br />

brachte an sich nichts Neues. Was<br />

schon bekannt war, wurde noch einmal<br />

bestätigt: <strong>die</strong> vier untersuchten Stillgewässer<br />

wurden mit pflanzlichen Nährstoffen<br />

überfrachtet. Ihre Fauna <strong>und</strong><br />

Flora gab Anlass zur Sorge.<br />

Die politisch Verantwortlichen in Oberschwaben,<br />

aber auch <strong>die</strong> Landesverwaltung<br />

ließen es nicht nur bei einem<br />

Appell <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erhaltung der <strong>Seen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Weiher</strong> Oberschwabens auf sich beruhen,<br />

sondern sie wollten <strong>die</strong>se auch<br />

mit handfester Arbeit in ihrem Bestand<br />

erhalten. So wurde im Jahr 1989 das<br />

Aktionsprogramm zur <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong><br />

<strong>Seen</strong> aus der Taufe gehoben.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Dienststellen,<br />

<strong>die</strong> in das Programm eingeb<strong>und</strong>en<br />

werden mussten, übernahm<br />

das Regierungspräsidium Tübingen <strong>die</strong><br />

Federführung <strong>und</strong> der damalige Regierungspräsident<br />

Dr. Max Gögler stellte<br />

das <strong>Seen</strong>programm unter seinen persönlichen<br />

Schild.


Aus der Vielzahl der <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Oberschwabens wurden 33 ausgesucht,<br />

<strong>die</strong> innerhalb von fünf Jahren<br />

gewässerökologisch, fischereibiologisch<br />

sowie auf andere Aspekte untersucht<br />

werden sollten. Mit Hilfe der Wasserwirtschafts-<br />

<strong>und</strong> der Landwirtschaftsverwaltung<br />

sowie anderen Dienststellen<br />

des Landes, wie dem Institut <strong>für</strong> <strong>Seen</strong>forschung<br />

<strong>und</strong> der Fischereiforschungsstelle,<br />

sollten <strong>Sanierung</strong>skonzepte <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong>se Gewässer ausgearbeitet <strong>und</strong> zügig<br />

umgesetzt werden.<br />

Die Verwaltung stellte finanzielle Mittel<br />

zur Verfügung, so dass ein Labor <strong>für</strong><br />

wasserchemische Analysen am damaligen<br />

Wasserwirtschaftsamt Ravensburg<br />

eingerichtet <strong>und</strong> Geräte zur<br />

Untersuchung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

angeschafft werden konnten.<br />

Bei der Wasserwirtschaftsverwaltung<br />

wurden nun <strong>für</strong> das <strong>Seen</strong>programm<br />

feste Stellen <strong>für</strong> einen Biologen, einen<br />

chemisch-technischen Assistenten <strong>und</strong><br />

einen Bautechniker eingerichtet.<br />

Da <strong>die</strong> Bedeutung der landwirtschaftlichen<br />

Belastungsquellen <strong>für</strong> Stillgewässer<br />

offensichtlich war, wurde <strong>die</strong><br />

Landwirtschaftsverwaltung von Beginn<br />

an in das Programm eingeb<strong>und</strong>en. Für<br />

Beratung <strong>und</strong> Abschluss von Extensivierungsverträgen<br />

im <strong>Seen</strong>programm<br />

wurde erst einer, dann ein zweiter Mitarbeiter<br />

ein- bzw. abgestellt.<br />

Es stellte sich am Beispiel des ersten<br />

intensiv untersuchten Einzugsgebietes,<br />

des Alten <strong>Weiher</strong>s bei Altshausen,<br />

heraus, dass <strong>die</strong> Hauptbelastung der<br />

Fließ- <strong>und</strong> Stehgewässer besonders<br />

von sogenannten „kritischen Flächen“<br />

ausging. Dies sind unter anderem entwässerte<br />

Niedermoor- sowie zu Gewässern<br />

geneigte oder direkt an <strong>die</strong>se<br />

angrenzende Flächen.<br />

Problematisch war, dass in vielen landwirtschaftlichen<br />

Betrieben der Güllelagerraum<br />

zu gering bemessen war <strong>und</strong><br />

deshalb Flüssigmist oft zu Zeiten ausgebracht<br />

werden musste, in der er <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Vegetation nur einen geringen Wert<br />

hatte. Folge davon waren Nährstoffverluste<br />

durch Abschwemmung oder<br />

Austrag über Drainagen <strong>und</strong> Entwässerungsgräben.<br />

Die Landwirtschaftsverwaltung versuchte<br />

<strong>die</strong>se <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

gravierenden Probleme dadurch zu entschärfen,<br />

dass zusätzlich zur Beratung<br />

ein Zuschuss zum Bau von Güllelagerräumen<br />

(wie in Wasserschutzgebieten)<br />

ermöglicht wurde.<br />

Ein Fischereibiologe nahm <strong>die</strong> Fischfauna<br />

an verschiedenen Gewässern<br />

in Augenschein. Es war zu vermuten,<br />

dass bei der <strong>Sanierung</strong> von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Weiher</strong>n auch deren fischereiliche Nutzung<br />

berücksichtigt werden sollte.<br />

Vorschub bekam das <strong>Seen</strong>programm<br />

auch, was <strong>die</strong> originär wasserwirschaftlichen<br />

Aufgaben betraf. Wenngleich <strong>die</strong><br />

2<br />

Belastungen von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

durch unzureichend gereinigte Abwässer<br />

bei weitem nicht das angenommene<br />

Ausmaß hatten, so wurden restliche<br />

noch bestehende Defizite bei der<br />

Abwasserbehandlung aufgezeigt <strong>und</strong><br />

rasch beseitigt. Bei stehenden Gewässern,<br />

<strong>die</strong> sich im Gegensatz zu einem<br />

Fluss oder einem Bach entweder gar<br />

nicht oder nur sehr langsam von einer<br />

Nährstoffbelastung wieder erholen, war<br />

<strong>die</strong> Beseitigung <strong>die</strong>ser Nährstoffquelle<br />

von gr<strong>und</strong>legender Bedeutung. Das<br />

Team des <strong>Seen</strong>programmes konnte<br />

auch deutlich machen, dass selbst gut<br />

funktionierende Kläranlagen ihr Ablaufwasser<br />

nicht in kleine Stillgewässer abschlagen<br />

dürfen, weil auch <strong>die</strong> geringe,<br />

nach dem Stand der Technik unvermeidbare<br />

Restbelastung, <strong>Seen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Weiher</strong> nachhaltig schädigt.<br />

Auch Hochschulen wurden in <strong>die</strong> Arbeit<br />

mit den <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n Oberschwabens<br />

eingeb<strong>und</strong>en. Auf <strong>die</strong>se Weise<br />

kamen mehrere Doktorarbeiten, etliche<br />

Diplom- <strong>und</strong> andere Examensarbeiten<br />

mit gewässerspezifischen Themen zu<br />

Stande.<br />

Nach fünf Jahren konnten <strong>die</strong> im <strong>Seen</strong>programm<br />

Tätigen eine ansehnliche<br />

Erfolgsbilanz vorlegen. Die geforderten<br />

<strong>Sanierung</strong>skonzepte waren nahezu vollständig<br />

abgeschlossen. Viel wichtiger<br />

war, dass der Weg, der bei der <strong>Sanierung</strong><br />

von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> beschritten


3 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

wurde, sich als überaus effizient erwies.<br />

An allen Gewässern, an denen Maßnahmen<br />

umgesetzt worden waren, nahmen<br />

<strong>die</strong> Gehalte an Phosphaten <strong>und</strong> anorganischen<br />

Stickstoffverbindungen (Ammonium,<br />

Nitriten <strong>und</strong> Nitraten) deutlich ab.<br />

Das pflanzliche <strong>und</strong> tierische Plankton<br />

war vielgestaltiger geworden <strong>und</strong> vor<br />

allem <strong>die</strong> fädigen Blaualgen, <strong>die</strong> zuvor<br />

das mikroskopische, aber auch das mit<br />

bloßem Auge wahrnehmbare Bild vieler<br />

<strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> bestimmt hatten,<br />

verschwanden meist ganz. Vielgestaltiger<br />

entwickelten sich auch <strong>die</strong> Fischbestände.<br />

Und in dem einen oder anderen<br />

Gewässer tauchten <strong>die</strong> aus gewässerökologischer<br />

Sicht gewünschten <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />

Fische <strong>und</strong> Kleinkrebse wichtigen Laichkräuter<br />

wieder auf. Die waren zuvor oft<br />

ganz von der Bildfläche verschw<strong>und</strong>en.<br />

Diese raschen <strong>und</strong> erfreulichen Erfolge<br />

erstaunten gleichwohl. Die <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen<br />

am Bodensee <strong>und</strong> am<br />

Federsee hatten erst mit einer zeitlichen<br />

Verzögerung von etwa 15 Jahren<br />

gegriffen. Es schien, dass <strong>die</strong> <strong>Seen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> Oberschwabens wegen ihrer<br />

geringen Größe schneller auf <strong>die</strong> Veränderungen<br />

ihrer Rahmenbedingungen<br />

reagierten, als <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Großsysteme<br />

Bodensee <strong>und</strong> Federsee getan hatten.<br />

Außerdem wird, so ergaben <strong>die</strong> erhobenen<br />

Wasserbilanzen, der Wasserkörper<br />

kleiner <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> von Zuflüssen<br />

viel schneller ausgetauscht als<br />

beim Bodensee <strong>und</strong> dem Federsee. Die<br />

Reduktion von Nährstoffeinträgen wirkt<br />

daher bei kleinen Stillgewässern schneller<br />

auf <strong>die</strong> aquatische Fauna <strong>und</strong> Flora.<br />

1995 wurde eine öffentlich-rechtliche<br />

Vereinbarung unter der Ägide des Regierungspräsidiums<br />

Tübingen mit den<br />

Landkreisverwaltungen von Ravensburg,<br />

dem Bodenseekreis <strong>und</strong> Sigmaringen<br />

geschlossen, sowie all den Gemeinden,<br />

auf deren Gemarkung <strong>Seen</strong> oder <strong>Weiher</strong><br />

des <strong>Seen</strong>programms lagen. Das Regierungspräsidium<br />

übertrug <strong>die</strong> Koordination<br />

des <strong>Seen</strong>programmes dem Landratsamt<br />

Ravensburg. Die Partner der<br />

Vereinbarung bestritten gemeinsam <strong>die</strong><br />

Kosten einer Koordinierungsstelle <strong>für</strong><br />

das Aktionsprogramm <strong>und</strong> konnten von<br />

Alter <strong>Weiher</strong>, Altshausen. Foto: F. Hofmann<br />

<strong>die</strong>ser <strong>die</strong> Planungen <strong>und</strong> Konzeptionen<br />

zur <strong>Sanierung</strong> ihrer <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> erstellen<br />

lassen.<br />

Im Jahr 2000 wurde <strong>die</strong> öffentlich-rechtliche<br />

Vereinbarung erneuert. Der Kreis<br />

der Beteiligten vergrößerte sich, weitere<br />

Gemeinden <strong>und</strong> der Landkreis Biberach<br />

schlossen sich den Bemühungen zur<br />

Erhaltung der <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> Oberschwabens<br />

an. 15 Gewässer wurden<br />

aus dem Aktionsprogramm entlassen<br />

<strong>und</strong> 40 neue aufgenommen. Der Landkreis<br />

Ravensburg delegierte <strong>die</strong> Koordination<br />

des Aktionsprogrammes jetzt an<br />

seine PRO REGIO Oberschwaben GmbH.


Die Fortführung des Aktionsprogrammes<br />

zur <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong><br />

ist vorerst bis 2015 gesichert. Den vier<br />

Landkreisen <strong>und</strong> vielen Gemeindeverwaltungen<br />

der Region, aber auch dem<br />

Land Baden-Württemberg, vertreten<br />

durch das Regierungspräsidium Tübingen,<br />

ist <strong>die</strong> Erhaltung der <strong>Seen</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Weiher</strong>landschaft Oberschwabens ein<br />

unverzichtbares Anliegen - auch bei der<br />

derzeit klammen Kassenlage der öffentlichen<br />

Hände.<br />

Das Aktionsprogramm zur <strong>Sanierung</strong><br />

<strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> war von Anfang<br />

an finanziell gut ausgestattet worden.<br />

So sind seit 1989 bis 2011 <strong>für</strong> Gewässerentwicklungspläne,<br />

deren Umsetzung,<br />

dem Bau von Sedimentationsbecken<br />

<strong>und</strong> anderen wasserwirtschaftlichen<br />

Maßnahmen vom Land r<strong>und</strong> 3,7<br />

Mio. EUR an Fördermitteln ausgegeben<br />

worden. Diese Summe ist in den meisten<br />

Fällen noch mit einem 30 % Anteil<br />

von Gemeindeverwaltungen kofinanziert<br />

worden.<br />

Für abwassertechnische Maßnahmen<br />

hat das Land über 3 Mio. EUR bereit<br />

gestellt.<br />

Im Jahr 2005 waren über 800 Hektar<br />

Fläche in den Einzugsgebieten der <strong>Seen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> des <strong>Seen</strong>programmes vertraglich<br />

von einer intensiven in eine extensive<br />

Nutzung überführt worden (siehe<br />

Seite 27). Dies verursachte jährliche Kosten<br />

von 300.000 EUR <strong>für</strong> Ausgleichs-<br />

leistungen. Wegen gesetzlicher Änderungen<br />

<strong>und</strong> betrieblicher Anpassungen<br />

hat sich <strong>die</strong>ser Flächenumfang leider<br />

verringert (2011: 676 Hektar). Insgesamt<br />

sind <strong>für</strong> Extensivierungen bis 2011<br />

fast 3,5 Mio. EUR ausbezahlt worden.<br />

Gleichwohl erklärt <strong>die</strong> finanzielle Ausstattung<br />

den Erfolg des Aktionsprogrammes<br />

nicht allein. Denn <strong>die</strong> zur Verfügung<br />

gestellten Gelder waren letztlich<br />

nicht das Primäre, sondern sie waren<br />

<strong>die</strong> Folge des Umstandes, dass das Aktionsprogramm<br />

zur <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong><br />

<strong>Seen</strong> von Anfang an konsequent<br />

auf <strong>die</strong> Umsetzung von Maßnahmen<br />

ausgerichtet war. Man wollte <strong>Seen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Weiher</strong> sanieren <strong>und</strong> nicht, wie bei vielen<br />

vorausgegangenen Programmen, das<br />

Wissen um sie vermehren. So wurden<br />

an manchem Stillgewässer bereits zu<br />

einem Zeitpunkt <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen<br />

umgesetzt, als <strong>die</strong> Untersuchungen dort<br />

noch gar nicht abgeschlossen, bzw.<br />

noch kein <strong>Sanierung</strong>sprogramm formuliert<br />

war. Man stützte sich dabei auf ein<br />

allgemeines Wissen, wie dem, dass ein<br />

Maisacker in unmittelbarer Nähe eines<br />

Sees oder seines Zuflusses per se eine<br />

Belastung ist, oder, dass eine Dreikammerausfaulgrube,<br />

<strong>die</strong> in einen <strong>Weiher</strong><br />

entwässert, schleunigst durch einen<br />

Anschluss an einen zentralen Abwassersammler<br />

ersetzt werden muss.<br />

Es galt bei <strong>die</strong>ser Art des Vorgehens<br />

manche Kritik von Fachwissenschaftlern<br />

auszuhalten, <strong>die</strong> monierten, man sanie-<br />

4<br />

re ohne präzise Diagnose gleichsam ins<br />

Blaue hinein. Aber zwischenzeitlich ist<br />

<strong>die</strong> im Aktionsprogramm angewandte<br />

eher pragmatische Methodik anerkannt<br />

<strong>und</strong> könnte auch bei anderen Initiativen<br />

zur Erhaltung von Naturräumen wegen<br />

seiner zielgerichteten Effizienz als Modell<br />

in Erwägung gezogen werden.


5 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Eine kleine Einführung<br />

in <strong>die</strong> <strong>Seen</strong>k<strong>und</strong>e<br />

Die Urseen bei Leutkirch. Foto: F. Hofmann


Entstehung der <strong>Seen</strong> in<br />

Oberschwaben<br />

Vor r<strong>und</strong> 100.000 Jahren begann ein<br />

Ereignis, das <strong>die</strong> Landschaft in Oberschwaben<br />

von Gr<strong>und</strong> auf veränderte.<br />

Die Sommer wurden von Jahr zu Jahr<br />

kälter <strong>und</strong> kürzer <strong>und</strong> <strong>die</strong> Winter frostiger<br />

<strong>und</strong> länger. Immer häufiger<br />

schmolz der Schnee des Vorjahres<br />

nicht mehr ab <strong>und</strong> wurde im darauffolgenden<br />

Jahr von neuem Schnee<br />

bedeckt. So entstanden Gletscher <strong>und</strong><br />

es begann <strong>die</strong> Würmeiszeit (100.000 –<br />

10.000 v. Chr.), <strong>die</strong> letzte große Vereisungsphase<br />

des Quartärs auf der Erde.<br />

Die Durchschnittstemperaturen während<br />

der Hochzeit der Würm vor etwa<br />

20.000 Jahren lagen 10 bis 15 Grad<br />

unter den gegenwärtigen Werten. Das<br />

hatte zur Folge, dass <strong>die</strong> Gletschergrenzen<br />

1.200 bis 1.500 Meter tiefer<br />

lagen als heute. Ganz Oberschwaben<br />

war mit einem massiven, teils mehrere<br />

h<strong>und</strong>ert Meter mächtigen Eispanzer<br />

überzogen.<br />

Für <strong>die</strong> damalige Tier- <strong>und</strong> Pflanzenwelt<br />

war <strong>die</strong>s ein gravierender Einschnitt.<br />

An warme Temperaturen angepasste<br />

Faunen <strong>und</strong> Floren starben aus oder<br />

wurden über <strong>die</strong> Alpen nach Süden abgedrängt.<br />

Neue, an <strong>die</strong> arktische Kälte<br />

<strong>und</strong> Trockenheit angepasste Formen<br />

entwickelten sich oder wanderten aus<br />

kälteren Regionen ein.<br />

Vor etwa 10.000 Jahren endete <strong>die</strong><br />

Würmeiszeit. Der gewaltige auf Ober-<br />

schwaben lastende Eispanzer begann<br />

zu schmelzen <strong>und</strong> setzte vor allem<br />

während der Sommermonate <strong>die</strong> Landschaft<br />

unter Wasser.<br />

Geröllhalden, <strong>die</strong> der Gletscher vor sich<br />

her geschoben hatte, türmten sich zu<br />

Moränen auf <strong>und</strong> zwangen Flüsse, sich<br />

ein neues Bett in der umgepflügten<br />

Landschaft zu suchen.<br />

Dies war <strong>die</strong> Geburtsst<strong>und</strong>e der heutigen<br />

<strong>Seen</strong> in Oberschwaben.<br />

Der Entstehungsursache nach unterscheidet<br />

man hauptsächlich vier Typen<br />

von eiszeitlichen <strong>Seen</strong>: Dammseen,<br />

Toteisseen <strong>und</strong> <strong>die</strong> etwas selteneren<br />

Rinnen- <strong>und</strong> Zungenbeckenseen.<br />

Einführung in <strong>die</strong> <strong>Seen</strong>k<strong>und</strong>e<br />

Vereisung Oberschwabens während der Würmeiszeit. Aus: Keller O. (1989)<br />

6<br />

Dammseen bildeten sich dort, wo<br />

Schmelzwasser durch Moränenrücken<br />

aufgehalten <strong>und</strong> gestaut wurde. Ein<br />

Beispiel da<strong>für</strong> ist der Federsee bei Bad<br />

Buchau. Er entstand, als <strong>die</strong> ursprünglich<br />

nach Süden fließende Kanzach von<br />

einem Moränenwall zu einem See aufgestaut<br />

wurde <strong>und</strong> sich ein neues Bett<br />

Richtung Norden zur Donau hin suchen<br />

musste. Aus einem weiteren, inzwischen<br />

verlandeten Dammsee ist das<br />

Wurzacher Ried entstanden.<br />

Viele anderen <strong>Seen</strong> im Alpenvorland<br />

sind Toteisseen. Riesige Eisbrocken<br />

scherten beim Vorrücken der Gletscher<br />

von der Sohle des Eises ab <strong>und</strong>


7 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Verflochtene Schmelzwasserströme<br />

Geschiebemergel<br />

a) Abschmelzphase<br />

b) Nach dem<br />

Zurückschmelzen<br />

des Eises<br />

Sanderfläche<br />

Sandersedimente<br />

Sanderfläche<br />

Großer, vom Gletscher<br />

abgetrennter Toteisblock,<br />

umgeben von<br />

Sandersedimenten<br />

Nach Abschmelzen des Toteisblocks<br />

bleibt ein Kessel zurück. Liegt dessen<br />

Basis unter der Gr<strong>und</strong>wasseroberfläche,<br />

entsteht ein See<br />

Gr<strong>und</strong>wasseroberfläche<br />

blieben nach dem Abschmelzen des<br />

Gletschers, weil sie von Sand <strong>und</strong> Geröll<br />

überlagert waren, noch Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

im gefrorenen Zustand bestehen.<br />

Nach ihrem Abschmelzen bildeten sich<br />

mehr oder weniger große Senken <strong>und</strong><br />

Löcher. Reichten <strong>die</strong>se Toteislöcher bis<br />

unter <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>wasserlinie, so entstanden<br />

Toteisseen (z.B. Rohrsee).<br />

Rinnenseen bildeten sich aus dem<br />

abfließenden Schmelzwasser der Gletscher.<br />

Sie weisen in der Regel steile<br />

Ufer auf <strong>und</strong> sind sehr tief. Rinnenseen<br />

liegen manchmal perlschnurartig hintereinander<br />

aufgereiht <strong>und</strong> sind durch<br />

kleine Gr<strong>und</strong>moränenwälle voneinander<br />

getrennt (z.B. Degersee, Schleinsee).<br />

Zungenbeckenseen entwickelten sich<br />

nach dem Abschmelzen der eiszeitlichen<br />

Gletschermassen in von einzel-<br />

See<br />

Links: Skizze zur Entstehung von Toteisseen (verändert nach Press, F. (1995, S. 344))<br />

Oben: Der Federsee bei Bad Buchau, ein Dammsee. Foto: M. Grohe<br />

nen Gletscherzungen ausgehobelten<br />

<strong>und</strong> meist länglich geformten Becken.<br />

Ein Zungenbeckensee ist der Bodensee.<br />

Geschichte der <strong>Weiher</strong><br />

Im Hoch- <strong>und</strong> Spätmittelalter wurden<br />

in der oberschwäbischen Landschaft<br />

viele künstliche Stillgewässer angelegt,<br />

<strong>die</strong> man im süddeutschen Sprachgebrauch,<br />

in Anlehnung an den lateinischen<br />

Begriff Vivarium als <strong>Weiher</strong><br />

bezeichnet. Anfänglich nutzte man sie<br />

hauptsächlich als Mühl- oder Burgweiher.<br />

Ab dem 14. Jahrh<strong>und</strong>ert kamen<br />

viele Fischweiher hinzu, <strong>die</strong> <strong>die</strong> gottgefällige<br />

Speise <strong>für</strong> <strong>die</strong> 149 Fastentage<br />

des Kirchenjahres liefern mussten. Ins-<br />

besondere <strong>die</strong> Klöster <strong>und</strong> Adelshäuser<br />

hatten großen Bedarf an Fisch. Für<br />

<strong>die</strong> Klöster in Oberschwaben war der<br />

Betrieb von Fischweihern ein lukratives<br />

Geschäft. Mit dem Beginn des 30jährigen<br />

Krieges nahm der Niedergang der<br />

Teichwirtschaft in Oberschwaben seinen<br />

Anfang.<br />

Weitere Gründe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anlage <strong>und</strong> Nutzung<br />

der <strong>Weiher</strong> sind aus der nebenstehenden<br />

Grafik ersichtlich.<br />

Der Begriff Deichelwasser dürfte heute<br />

nicht mehr geläufig sein. Deichel waren<br />

Trinkwasserleitungen aus Holz, <strong>die</strong><br />

man, bevor man sie nutzen zu konnte,<br />

längere Zeit im Wasser hältern musste,<br />

damit sie sich anschließend nicht mehr<br />

verzogen.


Historische <strong>und</strong> aktuelle <strong>Weiher</strong>nutzungen<br />

Grafik: W. Sommerer<br />

In heutiger Zeit entstehen künstliche<br />

Gewässer vor allem beim Abbau von<br />

Kies (Baggerseen) <strong>und</strong> Torf (Torfstichseen)<br />

oder sie werden angelegt als<br />

Stauseen zur Energiegewinnung, als<br />

Teiche <strong>für</strong> Zwecke des Naturschutzes<br />

oder als Badegewässer.<br />

Natürliche Entwicklungssta<strong>die</strong>n<br />

eines eiszeitlichen Sees<br />

Wir schreiben das Jahr 10.000 vor unserer<br />

Zeitrechnung. Die Landschaft ist<br />

übersät mit unzähligen kleineren <strong>und</strong><br />

größeren Wasserflächen. Die alljährlich<br />

im Frühjahr abfließenden Schmelzwässer<br />

führen große Mengen von Tonmineralien<br />

mit sich. Sie geben den <strong>Seen</strong><br />

jene opake, milchige Färbung, <strong>die</strong> wir<br />

heute noch im Frühjahr zur Zeit der<br />

Schneeschmelze in Hochgebirgsseen<br />

beobachten können. Man spricht in<br />

<strong>die</strong>sem Zusammenhang von der Gletschertrübe.<br />

Das im Schmelzwasser<br />

suspen<strong>die</strong>rte Feinsediment setzt sich<br />

am Boden der <strong>Seen</strong> ab <strong>und</strong> macht<br />

das unter ihnen gelegene poröse Gestein<br />

wasser<strong>und</strong>urchlässig. So bilden<br />

sich <strong>die</strong> in glazialen <strong>Seen</strong> zuunterst<br />

liegenden Sedimente, <strong>die</strong> Beckentonschichten.<br />

Mit dem allmählichen<br />

Verschwinden der Gletscher <strong>und</strong> dem<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Rückgang großer<br />

Schneeschmelzen nimmt auch <strong>die</strong><br />

Ablagerung von Beckentonen in den<br />

<strong>Seen</strong> ab.<br />

In einer nächsten Phase besiedeln<br />

immer mehr Tiere <strong>und</strong> Pflanzen <strong>die</strong><br />

jungen <strong>Seen</strong>. Die im Wasser enthaltenen<br />

Nährstoffe werden von Wasserpflanzen<br />

<strong>und</strong> Algen aufgenommen <strong>und</strong><br />

in Biomasse umgesetzt. Das aus der<br />

Atmosphäre eindringende Kohlendioxid<br />

reicht bald nicht mehr <strong>für</strong> <strong>die</strong> Fotosynthese<br />

der Pflanzen aus, <strong>und</strong> sie gehen<br />

dazu über, im Wasser gelösten Kalk<br />

(Kalziumhydrogenkarbonat) als Kohlenstoffquelle<br />

zu nutzen (Bicarbonatassimilation).<br />

Dabei scheiden sie wasserunlöslichen<br />

Kalk (Kalziumcarbonat)<br />

aus. Dieser Kalk sammelt sich auf dem<br />

Seegr<strong>und</strong> an <strong>und</strong> bildet <strong>die</strong> so genannte<br />

Kalkmudde.<br />

Einführung in <strong>die</strong> <strong>Seen</strong>k<strong>und</strong>e<br />

Entwicklung eines Sees durch<br />

<strong>die</strong> Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

Gletschertrübe im Wasser verursacht<br />

<strong>die</strong> Beckentone<br />

In nährstoffarmen <strong>Seen</strong> entsteht Seekreide<br />

bzw. Kalkmudde<br />

In nährstoffreichen <strong>Seen</strong> entsteht zusätzlich<br />

Faulschlamm bzw. Lebermudde<br />

Ein verlandeter See wird zum Flachmoor<br />

bzw. Niedermoor<br />

8


9 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Das Alter von <strong>Seen</strong><br />

Gemessen an den Zeiträumen,<br />

welche <strong>die</strong> Entstehung von Gebirgen<br />

oder anderen geologischen<br />

Objekten umfasst, sind <strong>Seen</strong> überaus<br />

kurzlebige Gebilde.<br />

Dies trifft vor allem auf <strong>die</strong> <strong>Seen</strong><br />

zu, <strong>die</strong> im Zuge einer Eiszeit entstanden<br />

sind. Sie werden meist<br />

nicht älter als 20.000 Jahre.<br />

Die <strong>Seen</strong> der Rißeiszeit, deren<br />

Geburtsst<strong>und</strong>e vor r<strong>und</strong> 110.000<br />

Jahren war, sind längst aus der<br />

Landschaft verschw<strong>und</strong>en.<br />

Im weiteren Verlauf der Zeit nimmt der Gehalt<br />

an Pflanzennährstoffen in den <strong>Seen</strong><br />

immer mehr zu, was ein entsprechendes<br />

Anwachsen der Biomasse (Algen, höhere<br />

Wasserpflanzen, Zooplankton <strong>und</strong> Fische)<br />

zur Folge hat. Stirbt <strong>die</strong>se Biomasse, dann<br />

sinkt sie zum Seegr<strong>und</strong> ab. Dort wird sie<br />

von Bakterien in ihre mineralischen Bestandteile<br />

zerlegt. Für <strong>die</strong>sen Prozess wird<br />

viel Sauerstoff benötigt. Steht der nicht<br />

mehr in ausreichendem Maße zur Ver<br />

fügung, dann können <strong>die</strong> Bakterien <strong>die</strong><br />

leblose Masse nur noch bis zur sog. Le-<br />

bermudde (Faulschlamm) abbauen, <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> verfüllt das Seebecken nach <strong>und</strong> nach<br />

immer mehr.<br />

Schlussendlich verlandet der See ganz <strong>und</strong><br />

wird zu einem Nieder- oder Hochmoor.<br />

Die großen <strong>Seen</strong> der Erde. Das schwarze Meer zum<br />

Größenvergleich (verändert nach Ruttner, F. (1962))<br />

Besonderheiten von <strong>Seen</strong><br />

<strong>Seen</strong> sind gemäß Definition größere,<br />

meist ausdauernde, stehende Gewässer<br />

ohne direkte Verbindung zum Meer.<br />

Sie enthalten in der Regel aber nicht<br />

zwingend salzarmes Wasser.<br />

Aus unserer lokalen, auf Oberschwaben<br />

mit seinen vielen kleinen <strong>Seen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Weiher</strong>n bezogenen Sicht, mutet uns<br />

der Bodensee als ein großes <strong>und</strong> gewaltiges<br />

Gewässer an. So nennt man<br />

ihn auch das Schwäbische Meer. Meer Aber<br />

wie obenstehende Abbildung der größten<br />

<strong>Seen</strong> unserer Erde verdeutlicht, ist<br />

der Bodensee auch nur ein Zwerg.<br />

Für <strong>die</strong> Erwärmung von Gewässern<br />

wird sehr viel Energie benötigt.<br />

Sie erwärmen sich deshalb deutlich<br />

langsamer als ihre Umgebung. Hinzu<br />

kommt, dass dabei vermehrt Wasser<br />

verdunstet <strong>und</strong> <strong>die</strong>s auf <strong>die</strong> Umgebung<br />

abkühlend wirkt. Umgekehrt<br />

gibt Wasser beim Abkühlen <strong>die</strong> einmal<br />

gespeicherte Energie nur langsam<br />

ab. Daher herrscht im Winter am<br />

Bodensee ein deutlich milderes Klima<br />

als in seinem Hinterland. Gewässer<br />

wirken somit aufgr<strong>und</strong> ihres Wärmehaushaltes<br />

ausgleichend auf ihre Umgebung<br />

ein.


Der Rohrsee bei Bad Wurzach - ein klassischer Flachsee. Im Vordergr<strong>und</strong> deutlich<br />

erkennbar <strong>die</strong> zwei Sedimentationsbecken im Zufluss des Rohrsees. Foto: F. Hofmann<br />

Das Problem von <strong>Seen</strong> in Skandinavien,<br />

Kanada oder auch im Schwarzwald, dass<br />

sie durch Einträge aus der Atmosphäre<br />

versauern, ist in Oberschwaben unbekannt.<br />

Aus der noch jungen Eiszeitlandschaft<br />

gelangen große Mengen von Kalk<br />

in <strong>die</strong> Gewässer <strong>und</strong> neutralisieren <strong>die</strong><br />

über den Luftweg eingetragenen Säuren.<br />

Im Hinblick auf ihre Morphologie kann<br />

man zwei Typen von <strong>Seen</strong> unterscheiden:<br />

Flachseen <strong>und</strong> tiefe <strong>Seen</strong>.<br />

Bei Flachseen dringt im Regelfall<br />

genug Licht <strong>für</strong> <strong>die</strong> Fotosynthese bis<br />

auf den Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> ermöglicht so im<br />

gesamten Wasserkörper <strong>die</strong> Produktion<br />

von pflanzlicher Biomasse. Da<br />

das Wasser vom Wind ständig bis zum<br />

Gr<strong>und</strong> umgewälzt wird, bildet sich keine<br />

<strong>für</strong> tiefe <strong>Seen</strong> typische sommerliche<br />

Schichtung aus. Nährsalze werden<br />

von Algen <strong>und</strong> Wasserpflanzen aufgenommen,<br />

zu Biomasse verarbeitet<br />

<strong>und</strong> kehren beim Absterben schnell in<br />

den Nährstoffkreislauf zurück. Wegen<br />

<strong>die</strong>ser sehr kurzen Wege im Nährstoffkreislauf<br />

wächst in flachen Gewässern<br />

bei gleichem Nährstoffangebot meist<br />

eine größere Biomasse heran als in tiefen,<br />

geschichteten <strong>Seen</strong>.<br />

Algen produzieren in flachen <strong>Seen</strong> am<br />

Tag enorme Mengen an Sauerstoff.<br />

Während der Nacht verbrauchen sie<br />

<strong>die</strong>sen jedoch sehr schnell, weil sie<br />

ebenso wie Tiere atmen müssen. Dann<br />

kann der Sauerstoffgehalt im Wasser<br />

Einführung in <strong>die</strong> <strong>Seen</strong>k<strong>und</strong>e<br />

10<br />

so stark absinken, dass es zu Fischsterben<br />

kommt. Diese Eigentümlichkeit<br />

trifft auch auf <strong>Weiher</strong> zu.<br />

In tiefen <strong>Seen</strong> gibt es eine durchlichtete,<br />

produktive Wasserschicht, das<br />

Epilimnion, <strong>und</strong> eine darunter liegende<br />

lichtlose Zone, das Hypolimnion. Man<br />

nennt das Epilimnion Nährschicht <strong>und</strong><br />

das Hypolimnion Zehrschicht.<br />

Das spezifische Gewicht von Algen ist<br />

geringfügig größer als das des Wassers.<br />

Sie sinken daher ständig nach<br />

unten in <strong>die</strong> Tiefe <strong>und</strong> werden größtenteils<br />

immer wieder dadurch, dass<br />

der Wind das Epilimnion durchmischt,<br />

nach oben in <strong>die</strong> durchlichtete Zone<br />

befördert. Ein Teil der Algenpopulation<br />

versinkt jedoch im Hypolimnion <strong>und</strong><br />

stirbt ab. Er wird dort, wie schon ge-<br />

Epilimnion<br />

Hypolimnion<br />

schildert, mineralisiert, sofern genügend<br />

Sauerstoff vorhanden ist. Ansonsten<br />

verwesen <strong>die</strong> abgestorbenen Algen<br />

zu Faulschlamm <strong>und</strong> beschleunigen<br />

so <strong>die</strong> Verlandung des See- oder<br />

<strong>Weiher</strong>beckens.


11 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Winter<br />

Wind<br />

Eis<br />

Wind<br />

Frühjahr<br />

20°C<br />

10°C<br />

4°C<br />

0°C<br />

Herbst<br />

Erwärmung<br />

Sommer<br />

Wind<br />

Erwärmung<br />

Epilimnion<br />

Sprungschicht<br />

Hypolimnion<br />

Erwärmung<br />

Schichtung <strong>und</strong> Durchmischung in einem<br />

tiefen See im Jahresverlauf (verändert nach<br />

Ministerium Ländlicher Raum S. 12)<br />

Im Grenzbereich zwischen Epi- <strong>und</strong> Hypolimnion<br />

fallen in den Sommermonaten<br />

sowohl <strong>die</strong> Temperatur, als auch der<br />

Sauerstoffgehalt deutlich <strong>und</strong> sprunghaft<br />

ab. Man spricht aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong> auch<br />

von einer Temperatur- <strong>und</strong> einer Sauer-<br />

stoffsprungschicht in <strong>Seen</strong>.<br />

Der Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses Phänomen ist der,<br />

dass <strong>die</strong> das Wasser erwärmenden infraroten<br />

Anteile des Sonnenlichtes weniger<br />

als einen Meter tief in das Wasser eindringen<br />

können <strong>und</strong> ein See daher nur<br />

von oben her warm wird. Das gleiche gilt<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> fotosynthetisch wirksamen Licht<br />

anteile.<br />

Die oberflächennahe Schicht, das Epilimnion,<br />

wird wie bei Flachseen vom<br />

Wind umgewälzt. Dadurch kommt es im<br />

Dichteanomalie des Wassers<br />

Die Dichteanomalie ist eine Erscheinung, <strong>die</strong> bislang nur bei ganz wenigen<br />

Substanzen beobachtet wurde, <strong>und</strong> zu <strong>die</strong>sen zählt das Wasser.<br />

Kühlt man warmes Wasser ab, dann reagiert es zunächst wie jeder andere<br />

Stoff: seine Dichte nimmt kontinuierlich zu. Unterschreitet man jedoch <strong>die</strong><br />

Temperatur von 4°C, dann stellt man fest, dass <strong>die</strong> Dichte wieder abnimmt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>die</strong>ser Dichteanomalie schwimmt Wasser in festem Aggregatzustand<br />

(Eis) auf flüssigem Wasser, <strong>und</strong> in tiefen Gewässern weist das Wasser<br />

am Gr<strong>und</strong> eine Temperatur von 4° C auf (größte Dichte).<br />

Für den Lebensraum Wasser ist <strong>die</strong>s von großer Bedeutung. Hätte Wasser <strong>die</strong>se<br />

Eigenschaft nicht, so würden Gewässer im Winter von unten her zufrieren<br />

<strong>und</strong> Organismen hätten keine Möglichkeit, sich vor dem Frost zu schützen.<br />

Außerdem würden im Winter zugefrorene <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> viel später im Jahr<br />

oder gar nicht mehr auftauen.<br />

gesamten Epilimnion zu einer ähnlichen<br />

Wärme- <strong>und</strong> Sauerstoffverteilung.<br />

In das Hypolimnion gelangen Sauerstoff<br />

<strong>und</strong> Wärme nur durch Diffusion aus dem<br />

Epilimnion. Allerdings wird der Sauerstoff<br />

aufgr<strong>und</strong> der geschilderten Abbauprozesse<br />

meist sehr schnell aufgebraucht.<br />

Am Gr<strong>und</strong> eines tiefen Sees weist das<br />

Wasser <strong>die</strong> größte Dichte auf (wegen<br />

des höheren Drucks), <strong>und</strong> hat aufgr<strong>und</strong><br />

der Dichteanomalie des Wassers (siehe<br />

oben) eine Temperatur von etwa 4° C. Im<br />

Sommer wird daher das Hypolimnion von<br />

wärmerem, im Winter von kühlerem Wasser<br />

überlagert.<br />

Wenn sich im Frühjahr das Epilimnion<br />

erwärmt bzw. im Herbst abkühlt, kommt<br />

irgendwann der Punkt, an dem sich <strong>die</strong><br />

Temperatur von Hypolimnion <strong>und</strong> Epilimnion<br />

angeglichen hat. Der Wasserkör<br />

per hat dann von oben bis unten eine<br />

homogene Dichte. Über <strong>die</strong> Oberfläche<br />

eines Sees streichende Winde können<br />

das Wasser bis zum Gr<strong>und</strong> durchmischen<br />

<strong>und</strong> der ganze Wasserkörper sättigt sich<br />

mit Sauerstoff. Jetzt wird im Hypolimnion<br />

organisches Substrat wieder stärker<br />

mineralisiert. Allerdings können bei sehr<br />

nährstoffreichen <strong>Seen</strong> dann auch große<br />

Mengen von Algen düngenden Mineralien<br />

in das Epilimnion gelangen <strong>und</strong> so Algenblüten<br />

auslösen.


Pflanzennährstoffe <strong>und</strong><br />

Nahrungsnetz<br />

Die meisten Nährstoffe, wie Stickstoff,<br />

Kohlenstoff <strong>und</strong> andere Mineralien, liegen<br />

in den <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n normalerweise<br />

im Überschuss vor. Anders verhält<br />

es sich mit Phosphor. Da er meist nur<br />

begrenzt vorhanden ist, steuert seine<br />

Verfügbarkeit das Wachstum der Algen<br />

<strong>und</strong> größeren Wasserpflanzen. Dem<br />

Phosphor kommt daher eine zentrale<br />

Rolle im Nahrungsgefüge von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Weiher</strong>n zu.<br />

Je mehr Phosphor zur Verfügung steht,<br />

desto mehr Primärbiomasse (Algen <strong>und</strong><br />

größere Wasserpflanzen) kann im Regelfall<br />

gebildet werden. Von den Kleinalgen<br />

ernährt sich das Zooplankton (kleine im<br />

Wasser schwebende oder sich bewegende<br />

Tierchen wie z.B. Rotatorien,<br />

Kleinkrebse), das wiederum Fischen als<br />

Nahrung <strong>die</strong>nt. Manche Fische ernähren<br />

sich aber auch von Algen, manche – <strong>die</strong><br />

Raubfische – von anderen Fischen.<br />

Von all <strong>die</strong>sen Tieren werden über Ausscheidung<br />

oder bei ihrem Absterben <strong>die</strong><br />

aufgenommenen Nährstoffe wieder freigesetzt,<br />

<strong>die</strong> den Pflanzen dann wiederum<br />

als Baustoffe <strong>die</strong>nen.<br />

In <strong>die</strong>sem Nahrungsnetz steht jeder mit<br />

jedem in Beziehung, <strong>und</strong> Einflüsse auf<br />

einen Faktor können Auswirkungen auf<br />

das gesamte Gefüge haben.<br />

Die Primärbiomasse höherer Wasserpflanzen,<br />

vor allem der Algen, stellt <strong>die</strong><br />

erste Stufe der Nährstoffpyramide in<br />

Einführung in <strong>die</strong> <strong>Seen</strong>k<strong>und</strong>e<br />

Nahrungsnetz in einem nährstoffarmen See (verändert nach Ministerium<br />

Ländlicher Raum, S. 84)<br />

einem See oder <strong>Weiher</strong> dar – <strong>die</strong> Basis<br />

sind <strong>die</strong> anorganischen Substanzen, welche<br />

von Algen <strong>und</strong> Wasserpflanzen absorbiert<br />

werden. Das sog. Zooplankton,<br />

12<br />

Kleinkrebse, Rotatorien u.ä., frisst <strong>die</strong><br />

Algen <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong> Nährstoffe über alle<br />

folgenden Stufen der Nährstoffpyramide<br />

bis zur Spitze, den großen Raubfischen,


13 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

weiter. Von Stufe zu Stufe werden immer<br />

nur etwa 10% Masse <strong>und</strong> 10% Energie<br />

weitergereicht. Bis zu einem bestimmten<br />

Gehalt an Pflanzennährstoffen nimmt <strong>die</strong><br />

Nährstoffpyramide insgesamt an Mächtigkeit<br />

zu, um dann wieder abzunehmen,<br />

weil sich <strong>die</strong> Lebensbedingungen ver<br />

schlechtern.<br />

Alles in allem ist das Geflecht der<br />

Nährstoffflüsse in <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

sehr komplex. Mit einfachen Ursache-<br />

Wirkungsbeziehungen ist es nicht adäquat<br />

zu beschreiben. Die Grafik auf<br />

Seite 12 ist der Versuch, <strong>die</strong> Nährstoff- Nährstoff<br />

flüsse eines wenig eutrophen Sees zu<br />

illustrieren. Man sieht, dass das früher<br />

geläufige Bild der Nährstoffpyramide<br />

nach den heutigen Kenntnissen besser<br />

als ein Nahrungsnetz zu verstehen ist.<br />

Dem Fischbestand kommt in <strong>die</strong>sem<br />

Nahrungsnetz eine wichtige Rolle<br />

zu. Dessen Dichte <strong>und</strong> Artenzusammensetzung<br />

wirken nach allen Seiten<br />

<strong>die</strong>ses Netzes hin, ebenso wie er von<br />

<strong>die</strong>sem beeinflusst wird.<br />

Sind zum Beispiel Zooplankton fressende<br />

Jungfische <strong>und</strong> kleine, auf <strong>die</strong>se<br />

Nahrung fixierte Fische in zu großer Zahl<br />

vertreten, so schränken sie <strong>die</strong> Bestände<br />

von Kleinkrebsen, besonders der<br />

Daphnien stark ein. Als Folge davon ver- ver<br />

ringert sich der Fraßdruck vor allem auf<br />

kleine Algenarten, <strong>die</strong> sich folglich ungehemmt<br />

vermehren können. Nicht selten<br />

bilden sich dann Algenblüten aus.<br />

Ein weiteres Beispiel, wie durch Fische<br />

das Gefüge See oder <strong>Weiher</strong> verändert<br />

werden kann, sind Graskarpfen. Diese<br />

vor allem aus Sibirien eingeführten <strong>und</strong><br />

bei uns nicht heimischen Tiere wurden<br />

immer wieder in Gewässer eingesetzt,<br />

um den Bestand an höheren Wasserpflanzen,<br />

den umgangssprachlich sog.<br />

Schlingpflanzen, einzudämmen. Die<br />

Graskarpfen waren bei ihrer „Arbeit“<br />

aber derart effizient, dass in vielen von<br />

ihnen besiedelten Gewässern über<br />

Jahre hinweg alle höheren Wasser-<br />

pflanzen fast völlig verschwanden. Statt<br />

dessen vermehrten sich <strong>die</strong> Algen <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong>s führte zu den berüchtigten Algenblüten.<br />

Was man bei der anfänglich<br />

euphorischen Besetzung der <strong>Seen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Weiher</strong> mit Graskarpfen übersehen hatte,<br />

war, dass Fische einen großen Teil<br />

der in den höheren Wasserpflanzen<br />

enthaltenen Pflanzennährstoffe wieder<br />

ausscheiden <strong>und</strong> <strong>die</strong>se dann den<br />

Algen zur Verfügung stehen. Außerdem<br />

weiß man heute, dass höhere Wasserpflanzen<br />

Stoffe ausscheiden, <strong>die</strong> das<br />

Die künstliche Alterung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

Die geschilderte Entwicklung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> von künstlich angelegten<br />

<strong>Weiher</strong>n bis hin zur Verlandung wird rapide beschleunigt, wenn zu den<br />

natürlichen Einträgen von Pflanzennährstoffen noch künstliche hinzukommen.<br />

Vom Menschen verursachte Nährstoffeinträge speisen sich vor allem aus drei<br />

Quellen, deren Bedeutung sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verschoben<br />

hat. Waren es ursprünglich häusliche Abwässer, <strong>die</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

am meisten zusetzten, so ist - bedingt durch <strong>die</strong> Fortschritte bei der Abwasserbehandlung<br />

- <strong>die</strong>se Eintragsquelle von Pflanzennährstoffen heute besonders<br />

im Einzugsgebiet des Bodensees nahezu bedeutungslos.<br />

Pflanzennährstoffe, welche über <strong>die</strong> Atmosphäre in <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> gelangen,<br />

haben ebenfalls an Bedeutung verloren.<br />

Anders liegen <strong>die</strong> Dinge bei der dritten Nährstoffquelle, den Stoffeinträgen<br />

aus landwirtschaftlich genutzten Flächen. Sie machen heute das Gros der<br />

Gewässerbelastungen <strong>und</strong> -verunreinigungen aus. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

spielt insbesondere <strong>die</strong> Umstellung landwirtschaftlicher Betriebe von Fest-<br />

auf Flüssigmisttechnik eine große Rolle (siehe hierzu: Reichholf, Josef: Der<br />

Tanz ums goldene Kalb).<br />

Die gewässerökologischen Probleme von Stillgewässern werden heute somit<br />

zum großen Teil durch <strong>die</strong> Landwirtschaft verursacht.


Wachstum von Algen bremsen. Haben<br />

sich in einem See oder <strong>Weiher</strong> einmal<br />

Algen in größerem Umfang etabliert,<br />

dann hindern sie wiederum <strong>die</strong> höheren<br />

Wasserpflanzen am Aufkommen.<br />

Dies geschieht dadurch, dass <strong>die</strong> Algen<br />

den Gr<strong>und</strong> eines Gewässers so sehr<br />

beschatten, dass Laichkräuter, Seerosen<br />

u.ä. infolge Lichtmangels nicht<br />

mehr aufkommen können.<br />

Das Problem mit den Graskarpfen dürfte<br />

sich aber über kurz oder lang von<br />

selbst erledigen, da <strong>die</strong> Tiere sich in<br />

unseren Breiten wohl nicht fortpflanzen<br />

<strong>und</strong> auch kaum älter als 30 Jahre<br />

werden (so sie nicht verbotenerweise<br />

immer wieder eingesetzt werden).<br />

Aus dem veralteten Bild, das man sich<br />

von den Nährstoffflüssen in ökologischen<br />

Systemen gemacht hat, <strong>und</strong><br />

das in der Nährstoffpyramide seinen<br />

Ausdruck fand, hat man in der Limnologie<br />

zwei Anschauungen entwickelt, je<br />

nach dem, ob man <strong>die</strong> Pyramide von<br />

oben oder von unten anschaut.<br />

Im ersten Falle kommt man zu den sog.<br />

top-down- <strong>und</strong> in dem anderen zu den<br />

bottom-up-Betrachtungen.<br />

Favorisiert man top-down-Betrachtungen,<br />

dann plä<strong>die</strong>rt man eher da<strong>für</strong>,<br />

eine in <strong>die</strong> ökologische Schieflage geratene<br />

Pyramide von oben her regulieren<br />

zu wollen <strong>und</strong> im anderen Falle von<br />

unten her. Top-down-Anschauungen<br />

legen es daher nahe, in der Fischfauna<br />

ein Regulativ zu sehen, bottom-up-<br />

Anschauungen dagegen in dem Eintrag<br />

von Pflanzennährstoffen.<br />

Heute weiß man, dass sowohl eine<br />

einseitige bottom-up- als auch eine<br />

top-down-Betrachtungsweise zu einem<br />

verzerrten Bild der Wirklichkeit führt<br />

<strong>und</strong> daraus gezogene Konsequenzen<br />

<strong>für</strong> <strong>Sanierung</strong>svorhaben meist zu kurz<br />

greifen.<br />

So nützt es meist wenig, aus einem<br />

hocheutrophen See massenhaft kleine<br />

Fische zu entnehmen oder dort große<br />

Raubfische einzusetzen mit dem Ziel,<br />

dass dann kleine Fische weggefressen<br />

werden. Die Fischpopulation insgesamt<br />

wird sich über kurz oder lang wieder<br />

den hoch eutrophen Bedingungen anpassen<br />

<strong>und</strong> erneut viele kleine Zooplankton<br />

fressende Fische hervorbringen.<br />

Insgesamt dürften in <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

aber <strong>die</strong> bottom-up-Effekte überwiegen.<br />

Makrophyten <strong>und</strong> Kleinalgen<br />

Nährstoffarme <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> werden<br />

in der Regel von höheren Wasserpflanzen,<br />

den Makrophyten, besiedelt.<br />

Mit zunehmendem Nährstoffgehalt<br />

nehmen deren Bestände zu. Von einer<br />

bestimmten Grenze an werden <strong>die</strong><br />

Makrophyten jedoch zunehmend von<br />

Algen, dem Phytoplankton, verdrängt.<br />

Schließlich dominieren <strong>die</strong> Algen <strong>die</strong><br />

Einführung in <strong>die</strong> <strong>Seen</strong>k<strong>und</strong>e<br />

14<br />

Primärbiomasse <strong>und</strong> Makrophyten<br />

kommen, wenn überhaupt, nur noch in<br />

Restbeständen vor.<br />

Bei <strong>die</strong>sem Prozess gibt es einen<br />

Übergangsbereich, innerhalb dessen<br />

Gewässer sprunghaft von einem Makrophyten-<br />

in einen Algen dominierten<br />

Zustand wechseln können. Bei einem<br />

großen Teil der <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> in<br />

Oberschwaben ist <strong>die</strong>s der Fall.<br />

Dieser Wechsel kann weitgehend unabhängig<br />

von Nährstoffgehalten durch<br />

andere, äußere Einflüsse hervorgerufen<br />

werden. Diese sind:<br />

• <strong>die</strong> Witterung,<br />

• der Fischbestand (Arten <strong>und</strong> Anzahl),<br />

• das Fehlen von größerem Zooplankton,<br />

insbesondere Daphnien,<br />

• menschliche Eingriffe in Makrophytenbestände,<br />

wie z.B. das Abmähen<br />

von höheren Wasserpflanzen.<br />

Aus Sicht des <strong>Seen</strong>programmes ist<br />

einer Dominanz von Makrophyten der<br />

Vorzug zu geben. Makrophyten offerieren<br />

vielfältige Lebensräume <strong>für</strong><br />

eine Fülle von Kleintieren. Sie bilden<br />

auch Unterstände, Laichgründe <strong>und</strong><br />

Rückzugsmöglichkeiten <strong>für</strong> Fische.<br />

Wie man heute weiß, können sich<br />

Daphnien in dichten Makrophytenbeständen<br />

den Nachstellungen ihrer<br />

Feinde entziehen. Sie können dadurch<br />

zu hinreichend großen Populationen<br />

heranwachsen, <strong>die</strong> wiederum<br />

effektiv Algenbestände kurz halten<br />

<strong>und</strong> so <strong>für</strong> klares Wasser sorgen.


15 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Daphnien sind aber auch wichtige<br />

Nährtiere, vor allem <strong>für</strong> kleine<br />

Fische.<br />

Makrophyten stabilisieren über ihre<br />

Wurzeln den häufig schlammigen Untergr<strong>und</strong>;<br />

so kommt es zu weniger<br />

Schlammaufwirbelungen <strong>und</strong> damit<br />

einhergehend werden weniger Nährstoffe<br />

aus dem Sediment freigesetzt.<br />

Dominieren Algen das Geschehen in<br />

einem See oder <strong>Weiher</strong>, dann ist mit<br />

Algenblüten <strong>und</strong> infolgedessen mit<br />

Sauerstoffmangel, Faulschlammbildung<br />

<strong>und</strong> Fischsterben zu rechnen.<br />

Artenschutz <strong>und</strong> Schutzgebiete<br />

Der Schutz gefährdeter Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten<br />

hat in den Industrienationen<br />

heute einen hohen Stellenwert, in<br />

manchen Staaten gar Verfassungsrang.<br />

In Deutschland werden <strong>die</strong> Belange<br />

des Naturschutzes durch Ländergesetze<br />

geregelt.<br />

Für das Aktionsprogramm zur <strong>Sanierung</strong><br />

<strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> ist der<br />

Natur- <strong>und</strong> Artenschutz ein wichtiger<br />

Beweggr<strong>und</strong> allen Handelns.<br />

Im vergangenen Jahrh<strong>und</strong>ert sind vor<br />

allem in der ersten Hälfte viele Feuchtgebiete<br />

mit der Absicht entwässert<br />

worden, landwirtschaftliche Flächen <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen.<br />

Damit entzog man zahl-<br />

reichen aquatisch <strong>und</strong> amphibisch lebenden<br />

Organismen den Lebensraum.<br />

Es ist daher nur folgerichtig, dass <strong>die</strong><br />

Naturschutzverwaltungen den noch<br />

verbliebenen Feuchtgebieten, <strong>und</strong> mit<br />

ihnen den <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n, ihre besondere<br />

Aufmerksamkeit zuteil werden<br />

lassen. Sind <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> doch<br />

Refugien seltener Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten<br />

<strong>und</strong> mehr noch, von ihnen aus<br />

können andere geeignete Lebensräume<br />

immer wieder besiedelt werden.<br />

So bilden sich Netzwerke aus, <strong>die</strong> das<br />

Aussterben einzelner Arten wirksam<br />

verhindern.<br />

Viele <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> in Oberschwaben<br />

haben einen besonderen Schutzstatus,<br />

sei es, dass sie in Landschaftsschutzgebieten<br />

liegen, sei es, dass sie<br />

selbst Naturschutz-, FFH-Gebiete oder<br />

nach § 32 Naturschutzgesetz geschützt<br />

sind.<br />

So erfreulich <strong>die</strong>ser Umstand ist, so unzulänglich<br />

war <strong>die</strong>se Konstruktion von<br />

Anfang an, denn es wurden meist nur<br />

<strong>die</strong> Wasserfläche <strong>und</strong> der Verlandungsbereich<br />

geschützt. Stillgewässer sind<br />

aber sehr viel stärker als terrestrische<br />

Lebensräume mit ihrer Umgebung verzahnt.<br />

Viele seltene <strong>und</strong> gefährdete Arten<br />

benötigen zusätzlich Habitate in der<br />

Umgebung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n. Deren<br />

Fehlen <strong>und</strong> der Wegfall sogenannter<br />

„Trittsteinbiotope“ engt den Lebensraum<br />

<strong>die</strong>ser Arten ein.<br />

Dass man <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> in den<br />

Rang von Naturschutzgebieten erhebt<br />

ist ein wichtiger Schritt zu deren Erhaltung.<br />

Ebenso wichtig ist es aber, dass<br />

<strong>die</strong> Umgebung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

sowie deren Einzugsgebiete keine negativen<br />

Auswirkungen auf <strong>die</strong>se ausüben,<br />

<strong>und</strong> dass <strong>die</strong>se ökologisch verbessert<br />

werden. Und hier sehen sich <strong>die</strong><br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> Beteiligten des Aktionsprogrammes<br />

zur <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong><br />

<strong>Seen</strong> in der Pflicht.<br />

Eisvogel (Alcedo atthis). Foto: W. Einsiedler


Algenblüten: ein Leiden überdüngter <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>. Foto: Dr. J. Fürst<br />

Einführung in <strong>die</strong> <strong>Seen</strong>k<strong>und</strong>e<br />

16


17 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

<strong>Sanierung</strong> <strong>und</strong> Restaurierung<br />

– Gr<strong>und</strong>sätzliches<br />

Der Häcklerweiher im Landkreis Ravensburg. Foto: F.Hofmann


Bis vor wenigen Jahrzehnten war man<br />

noch der Meinung, <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

seien nicht fruchtbar genug <strong>und</strong> man<br />

müsse sie künstlich düngen. Ziel war<br />

dabei <strong>die</strong> Maximierung des Fischertrages.<br />

Belange des Gewässerschutzes<br />

wogen gering.<br />

Inzwischen hat sich <strong>die</strong>se Einstellung<br />

radikal geändert. Jetzt ist es das Ziel,<br />

<strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> zu erhalten <strong>und</strong> ihre<br />

natürliche Entwicklung zu ermöglichen.<br />

Dabei trägt man auch dem schon geschilderten<br />

Umstand Rechnung, dass<br />

Gewässer auch von ihrer Umgebung<br />

beeinflusst werden <strong>und</strong> bei <strong>Sanierung</strong>en<br />

<strong>die</strong>se mit in Betracht gezogen<br />

werden muss.<br />

Bei all dem spielt <strong>die</strong> Reduzierung der<br />

Einträge von Pflanzennährstoffen in<br />

Gewässer <strong>die</strong> zentrale Rolle.<br />

Im Hinblick auf <strong>die</strong> zu hohen Nährstoff- Nährstoff<br />

gehalte von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n stören<br />

heute <strong>die</strong> folgenden damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Begleiterscheinungen:<br />

• eine gesteigerte biologische Produktivität<br />

<strong>und</strong> eine damit beschleunigte<br />

Verlandung,<br />

• eine Artenverarmung <strong>und</strong> Zunahme<br />

von Allerweltsarten,<br />

• <strong>die</strong> oft starke Algenvermehrung (Algenblüten)<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Einschränkung der Sichttiefe,<br />

• ein chronischer Sauerstoffmangel in<br />

den tieferen Wasserschichten von<br />

<strong>Seen</strong>,<br />

• unerwünschte Bestandsentwicklungen<br />

von Fischen,<br />

• eine Einschränkung des Futterangebotes<br />

<strong>für</strong> Wasservögel,<br />

• aber auch <strong>die</strong> Beeinträchtigung der<br />

Freizeitnutzung.<br />

Die Bemühungen zur Verminderung<br />

der Nährstoffeinträge von außen in <strong>die</strong><br />

Stillgewässer werden unter dem Begriff<br />

<strong>Sanierung</strong> zusammengefasst.<br />

Hierzu gehören der Bau von Kläranlagen,<br />

<strong>die</strong> Renaturierung von Zuflüssen,<br />

<strong>die</strong> Beseitigung punktueller Belastungsquellen<br />

sowie <strong>die</strong> Extensivierung von<br />

landwirtschaftlich intensiv genutzten<br />

Flächen. Bei einer <strong>Sanierung</strong> wird ver ver-<br />

sucht, <strong>die</strong> Ursache der erhöhten Nährstoffeinträge<br />

anzugehen <strong>und</strong> zu beseitigen.<br />

Sie wirkt daher meist nachhaltig.<br />

Daneben gibt es noch <strong>die</strong> Restaurierung<br />

von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n. Hierunter<br />

fallen alle Maßnahmen, mit Hilfe derer<br />

man versucht in das innere Gefüge von<br />

Gewässern einzugreifen, um so negative<br />

Entwicklungen abzustellen, bzw.<br />

umzukehren. Zu den Restaurierungen<br />

zählen unter anderem Tiefenwasserableitung<br />

<strong>und</strong> Nahrungskettenmanipulation.<br />

Restaurative Eingriffe wirken oft<br />

schneller, sind meist aber nicht nachhaltig.<br />

<strong>Sanierung</strong> <strong>und</strong> Restaurierung – Gr<strong>und</strong>sätzliches<br />

Düngung<br />

von Stillgewässern<br />

In den 1920er Jahren plante der<br />

Leiter des seinerzeitigen Institutes<br />

<strong>für</strong> <strong>Seen</strong>forschung <strong>und</strong> <strong>Seen</strong>bewirtschaftung<br />

in Langenargen,<br />

Geheimrat Professor Reinhard<br />

Demoll, <strong>die</strong> Fischerträge im Bodensee<br />

durch Zugaben von Gülle <strong>und</strong><br />

Jauche zu steigern. Im Bodensee<br />

sah man eine Art Acker, der hohe<br />

Fischerträge abwerfen sollte. Und<br />

weil der See <strong>die</strong>s nicht in ausreichendem<br />

Maße tat, wollte man<br />

in der Art <strong>und</strong> Weise nachhelfen,<br />

wie man <strong>die</strong>s in der Landwirtschaft<br />

über Jahrh<strong>und</strong>erte erfolgreich getan<br />

hatte.<br />

Für <strong>die</strong> <strong>Seen</strong>düngung geeignete<br />

Gülleschiffe hatte man bereits auf<br />

dem Reißbrett entworfen.<br />

Die Verwirklichung des Konzeptes<br />

scheiterte aber, weil <strong>die</strong> Mengen<br />

von Gülle, <strong>die</strong> man hätte in den<br />

Bodensee einbringen müssen, das<br />

Maß des Vernünftigen überstieg.<br />

18


19 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

<strong>Sanierung</strong> von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

Der Muttelsee im Bodenseekreis. Foto: F. Hofmann


Allen am Aktionsprogramm zur <strong>Sanierung</strong><br />

<strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> Beteiligten<br />

war von Anfang an klar, dass zur<br />

Ges<strong>und</strong>ung der Stillgewässer Oberschwabens<br />

vor allem <strong>die</strong> Nährstoffeinträge<br />

aus den hydrologischen Einzugsgebieten<br />

reduziert werden müssen.<br />

Erst <strong>für</strong> einen zweiten Schritt, wenn<br />

<strong>Sanierung</strong>smaßnahmen nicht oder nur<br />

zu gering gewirkt haben sollten, wurden<br />

Restaurierungsmaßnahmen ins Auge<br />

gefasst.<br />

<strong>Sanierung</strong>smaßnahmen zielen vor<br />

allem auf Maßnahmen im Bereich<br />

der Abwasserbehandlung <strong>und</strong> auf <strong>die</strong><br />

Veränderungen bei der landwirtschaftlichen<br />

Nutzung der Einzugsgebiete von<br />

<strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n ab.<br />

Abwasserbehandlung <strong>und</strong><br />

<strong>Seen</strong>sanierung<br />

Bis weit in <strong>die</strong> 1970er Jahre gelangte<br />

ein Großteil der häuslichen Abwässer<br />

unzureichend geklärt in <strong>die</strong> Oberflächengewässer.<br />

Damit waren sie über<br />

Jahrzehnte Hauptverursacher <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

zunehmende Eutrophierung von Stillgewässern.<br />

Von der allgemeinen Eutrophierung der<br />

Gewässer in Mitleidenschaft gezogen<br />

war auch der Bodensee. Seine Wasserqualität<br />

verschlechterte sich zusehends.<br />

Maßnahmen wurden dringend<br />

gefordert, insbesondere weil er als<br />

Trinkwasserreservoir <strong>für</strong> Millionen von<br />

Menschen <strong>die</strong>nt. Auch der Tourismus<br />

war von der Verschlechterung seines<br />

Zustandes erheblich betroffen.<br />

Seit den 1960er Jahren haben <strong>die</strong> Bodenseeanrainerstaaten<br />

Schweiz, Liechtenstein,<br />

Österreich <strong>und</strong> Deutschland<br />

im Rahmen der Internationalen Gewässerschutzkommission<br />

(IGKB) gewaltige<br />

Anstrengungen unternommen, um <strong>die</strong><br />

Belastung des Bodensees mit häuslichen<br />

<strong>und</strong> industriellen Abwässern zu<br />

vermindern. Dabei wurden r<strong>und</strong><br />

5 Mrd. EUR in den Bau von Kläranlagen<br />

<strong>und</strong> Abwassersammlern investiert.<br />

Diese Maßnahmen wurden durch<br />

<strong>die</strong> Substitution von Phosphor in den<br />

Waschmitteln zusätzlich unterstützt.<br />

Das ökologische Gefüge des Bodensees<br />

hat auf <strong>die</strong>se Bemühungen –<br />

wenn auch zeitlich verzögert – überaus<br />

positiv reagiert. Bedingt durch den<br />

abnehmenden Nährstoffgehalt veränderten<br />

sich sowohl <strong>die</strong> Menge, als<br />

auch <strong>die</strong> Artenzusammensetzung von<br />

Plankton <strong>und</strong> Fischen. Die Sichttiefe<br />

nahm deutlich zu, Algenblüten traten<br />

nicht mehr auf.<br />

Von <strong>die</strong>sen <strong>Sanierung</strong>sbemühungen<br />

profitierten auch <strong>die</strong> kleinen <strong>Seen</strong><br />

Oberschwabens, da sie zum großen<br />

Teil im Einzugsgebiet des Bodensees<br />

liegen. Im Landkreis Ravensburg<br />

<strong>Sanierung</strong> von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

20<br />

<strong>und</strong> im Bodenseekreis ist inzwischen<br />

<strong>die</strong> Anschlussrate von Betrieben <strong>und</strong><br />

Haushalten an kommunale Kläranlagen<br />

außerordentlich hoch. Letzteres ist in<br />

<strong>die</strong>ser Region von großer Bedeutung,<br />

weil große Kläranlagen neben der Reinigung<br />

des Abwassers in <strong>die</strong>sem auch<br />

<strong>die</strong> Gehalte von Pflanzennährstoffen,<br />

vor allem Phosphaten, reduzieren - ein<br />

Aspekt, der besonders bei relativ kleinen<br />

<strong>Seen</strong> eine große Rolle spielt.<br />

Verlegung einer Pumpendruckleitung<br />

Foto: H.-P. Auer<br />

Der Anschlussgrad im Landkreis Ravensburg<br />

<strong>und</strong> dem Bodenseekreis beträgt<br />

mittlerweile 97,5% bzw. 98,4%<br />

(Stand 2008). Ermöglicht wurde <strong>die</strong>ser<br />

Erfolg in dem durch Streusiedlungen<br />

geprägten Gebiet vor allem durch <strong>die</strong><br />

Anwendung des Systems „Pumpe <strong>und</strong><br />

Schlauch“.


21 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Mit <strong>die</strong>sem in Installation <strong>und</strong> Unterhaltung<br />

sehr kostengünstigen Verfahren<br />

konnten auch abgelegene Weiler<br />

<strong>und</strong> Gehöfte zu einem beachtlichen<br />

Teil an Abwassersammler <strong>und</strong> Kläranlagen<br />

angeschlossen werden. Hierbei<br />

werden Grobstoffe im Abwasser zuerst<br />

in einem Einzelpumpwerk zerkleinert,<br />

das sich meist auf dem Gr<strong>und</strong>stück der<br />

Wohnplätze befindet. Dies ermöglicht<br />

den verstopfungsfreien Pumpbetrieb in<br />

kleinen Kunststoffrohren (ab 5,8 cm<br />

Innendurchmesser aufwärts), welche<br />

meist grabenlos, z. B. im Pflugverfahren<br />

(s. Bild S. 20) frostsicher verlegt<br />

werden.<br />

Kläranlagen<br />

Die moderne Klärwerkstechnologie gewährleistet<br />

heute eine hohe Abbaurate<br />

von Sauerstoff zehrenden Substanzen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Elimination großer Teile von<br />

Pflanzennährstoffen. Auch kleine Anlagen<br />

können mit der entsprechenden<br />

Technologie ausgestattet werden.<br />

Aber selbst das aus gut funktionierenden<br />

Kläranlagen stammende geklärte<br />

Abwasser ist <strong>für</strong> kleine <strong>Seen</strong><br />

noch eine zu große Belastung. Dieses<br />

Ablaufwasser enthält trotz der strengen<br />

Auflagen noch zu viel Phosphor,<br />

der sich in kleinen <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

akkumuliert <strong>und</strong> dort <strong>die</strong> oben geschilderte<br />

Verlandung beschleunigt.<br />

Problematisch an <strong>die</strong>sem Ablaufwasser<br />

ist auch, dass es oft mit Keimen versetzt<br />

ist, welche <strong>die</strong> Badewasserquali-<br />

tät von Oberflächengewässern beeinträchtigen<br />

können. Kläranlagenabflüsse<br />

sollten daher nie oberhalb, sondern<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich unterhalb von kleinen<br />

Stillgewässern in Vorfluter eingeleitet<br />

werden.<br />

Regenwasserbehandlung<br />

Das im überwiegenden Maße installierte<br />

Entwässerungssystem in Siedlungen in<br />

Deutschland ist das sog. Mischsystem<br />

(70 %). Dabei wird Schmutz- <strong>und</strong> Regenwasser<br />

gemeinsam in einem Kanal<br />

geführt. Aus technischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Gründen sind Kläranlagen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

zugehörigen Kanäle aber nur auf bestimmte<br />

Wassermengen hin ausgelegt.<br />

In Mischsystemen sind deshalb an geeigneten<br />

Stellen Regenentlastungsbau-<br />

werke eingefügt, <strong>die</strong> bei hohem Wasseraufkommen<br />

das verdünnte Mischwasser<br />

direkt in <strong>die</strong> Oberflächengewässer<br />

ableiten.<br />

Um bei plötzlichen <strong>und</strong> heftigen Niederschlägen<br />

den aus Verschmutzungen<br />

in den Kanälen sich bildenden „Spülstoß“<br />

zu puffern, werden zusätzlich<br />

Regenüberlaufbecken (RÜBs) in <strong>die</strong><br />

Stränge der Abwassersammler integriert.<br />

Nach dem Niederschlag, wenn sich<br />

wieder ein normaler Abfluss von<br />

Schmutzwasser einstellt, wird der Inhalt<br />

<strong>die</strong>ser Becken dann in den normalen<br />

Schmutzwasserabfluss eingeleitet<br />

<strong>und</strong> kontinuierlich der Kläranlage<br />

zugeführt.<br />

Schema einer Siedlungsentwässerung mit Mischkanal<br />

Aus: Hessisches Ministerium <strong>für</strong> Umwelt, Energie, Jugend, Familie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit (1997)


Parkplatz mit stark lückiger Bepflasterung<br />

zur Versickerung von Regenwasser.<br />

Foto: Dr. H. M. Strehle<br />

Anlagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Regenwasserbehandlung<br />

werden nach allgemein anerkannten<br />

Regeln geplant <strong>und</strong> bemessen.<br />

Wenn sensible Gewässer, z. B.<br />

<strong>Seen</strong>, in ein Siedlungsentwässerungssystem<br />

eingeb<strong>und</strong>en sind, sollten<br />

weitergehende Anforderungen gestellt<br />

werden.<br />

Um <strong>die</strong> Situation bei der Regenwasserbehandlung<br />

im Einzugsgebiet eines<br />

Sees zu verbessern, gibt es verschiedene<br />

Möglichkeiten, <strong>die</strong> je nach Wirkungsweise,<br />

örtlichen Gegebenheiten<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlicher Situation eingesetzt<br />

werden können.<br />

Dies gilt sowohl <strong>für</strong> den Neubau von<br />

Anlagen, als auch <strong>für</strong> vorhandene Systeme,<br />

<strong>die</strong> nicht mehr den aktuellen<br />

Anforderungen entsprechen.<br />

Als Verbesserungsmöglichkeiten bieten<br />

sich entweder <strong>die</strong> Verlegung von<br />

Regenwasserentlastungen aus dem<br />

Einzugsgebiet eines Sees an, oder <strong>die</strong><br />

Reduzierung der Entlastungsfrachten<br />

eines RÜB durch:<br />

• Vergrößerung des Beckenvolumens,<br />

• Nachschaltung eines Retentionsbodenfilters,<br />

• Erhöhung der Drosselwassermenge<br />

zur Kläranlage insgesamt,<br />

• Veränderung der Drosselwassermengen<br />

untereinander in Abhängigkeit<br />

von der Empfindlichkeit des Gewässers,<br />

• Herausnahme von gering verschmutztem<br />

Oberflächenwasser aus<br />

dem Kanalsystem durch modifizierte<br />

Entwässerungssysteme.<br />

Retentionsbodenfilter werden in<br />

Baden-Württemberg seit ca. 20 Jahren<br />

verwendet. Die ersten Filterkörper bestanden<br />

aus bindigem Material. Heute<br />

verwendet man statt dessen spezielle<br />

Mischungen aus Sand. Die Filter haben<br />

<strong>die</strong> Funktion, im Mischwasser befindliche<br />

Feststoffe <strong>und</strong> Keime zu absorbieren.<br />

Die Restwassermenge wird<br />

lediglich hydraulisch gepuffert.<br />

Bei modifizierten Entwässerungssystemen<br />

wird das Niederschlagswasser<br />

von Flächen mit geringer Verschmutzung<br />

(z. B. von Dachflächen, Wohnwegen<br />

oder kleinen Erschließungsstraßen)<br />

gespeichert, verdunstet, versickert,<br />

<strong>Sanierung</strong> von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

22<br />

genutzt oder verzögert in das nächste<br />

Oberflächengewässer abgeleitet. Aus<br />

der Sicht des Gewässerschutzes ist es<br />

wichtig, den Anteil an befestigten Flächen<br />

möglichst gering zu halten, um<br />

verschmutztes Oberflächenwasser erst<br />

gar nicht entstehen zu lassen. Es gibt<br />

verschiedene Möglichkeiten <strong>die</strong>s zu<br />

erreichen. Mit dem Wassergesetz von<br />

Baden-Württemberg <strong>und</strong> den dazugehörigen<br />

Rechtsverordnungen werden<br />

Maßnahmen der modifizierten Entwässerung<br />

unterstützt. Man verpflichtete<br />

Kommunen bei Neubaugebieten<br />

<strong>und</strong> solchen Gebieten, <strong>die</strong> ab dem<br />

1.1.1999 erstmals abwassertechnisch<br />

entsorgt werden, modifizierte Entwässerungssysteme<br />

einzusetzen, soweit <strong>die</strong><br />

örtlichen Verhältnisse <strong>die</strong>s zulassen.<br />

Bei der Entsiegelung geht es darum,<br />

Flächen, <strong>die</strong> wasser<strong>und</strong>urchlässig sind,<br />

aufzubrechen oder mit wasserdurchlässigen<br />

Belägen zu versehen.<br />

Im Bereich der Abwasserbehandlung<br />

ergeben sich daher folgende Möglichkeiten<br />

zur Verminderung von Nährstoffeinträgen<br />

in Oberflächengewässer:<br />

• Anschluss von Ortschaften an zentrale<br />

Kläranlagen; Einleitung gereinigter<br />

Abwässer möglichst unterhalb von<br />

Stillgewässern in den Vorfluter,<br />

• Erfassung der Abwässer abgelegener<br />

Ansiedlungen <strong>und</strong> Weiterleitung über<br />

Pumpendruckleitungen zu Abwassersammlern<br />

<strong>und</strong> leistungsfähigen<br />

Kläranlagen,


23 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

• Beseitigung vorhandener Fehlanschlüsse<br />

im Kanalisationssystem,<br />

• Erfassung von Abwässern aus landwirtschaftlichen<br />

Betrieben, z. B.<br />

Milchkammerabwässer; sie können<br />

ohne großen Aufwand (Pumpenschacht,<br />

Pumpe), über <strong>die</strong> Lagerung<br />

in einer Güllegrube oder den Kanalisationsanschluss<br />

entsorgt werden,<br />

• keine Einleitung von unbehandeltem<br />

Mischwasser in Oberflächengewässer,<br />

• Versickernlassen von unbelastetem<br />

Niederschlagswasser mit einer Filterung<br />

über <strong>die</strong> Passage durch Böden.<br />

Landwirtschaftliche Aspekte der<br />

<strong>Seen</strong>sanierung<br />

Durch <strong>die</strong> Abnahme von Nährstoffeinträgen<br />

aus kommunalen Abwässern stieg<br />

der relative Belastungsanteil der diffusen<br />

Einträge aus landwirtschaftlich genutzten<br />

Flächen an. Allerdings zeigt aber <strong>die</strong> Beeinträchtigung<br />

der Gewässer seit etwa<br />

1970, dass <strong>die</strong> landwirtschaftlichen<br />

Einträge auch absolut angestiegen sein<br />

müssen.<br />

Gründe da<strong>für</strong> sind vor allem <strong>die</strong> Intensivierung<br />

landwirtschaftlicher Betriebe mit<br />

höherem Einsatz von Düngemitteln <strong>und</strong><br />

zugekauftem Futter, <strong>die</strong> Umstellung von<br />

Fest- auf Flüssigmisttechnik (Gülle*) <strong>und</strong><br />

der inzwischen zunehmende Anbau von<br />

Energiemais <strong>für</strong> Biogasanlagen.<br />

* Gülle: Gemisch aus Harn, Kot, Einstreu- <strong>und</strong><br />

Futterresten, Wasser.<br />

Grafik verändert nach S. Bühler, Praxisbericht FH Weihenstephan,<br />

Abt. Triesdorf, 2008<br />

Häufig steigen <strong>die</strong> Phosphorkonzentrationen, aber auch <strong>die</strong> -frachten in den Zuflüssen zu<br />

den Stillgewässern nach Niederschlagsereignissen infolge diffuser Einträge an.<br />

Im Allgäu dominiert wegen der vergleichsweise<br />

hohen Niederschlagsmenge <strong>und</strong><br />

der hügeligen Geländestrukturen <strong>die</strong><br />

Grünlandnutzung <strong>und</strong> somit <strong>die</strong> Viehwirtschaft.<br />

Untersuchungen haben gezeigt,<br />

dass <strong>die</strong> höchsten diffusen Nährstoffbelastungen<br />

von Oberflächengewässern im<br />

intensiv bewirtschafteten Grünland des Alpenvorlandes<br />

angetroffen werden (Braun<br />

& Prasuhn, 1998). Daher ist es nicht<br />

verw<strong>und</strong>erlich, dass Nährstoffverluste<br />

aus landwirtschaftlich genutzten Flächen,<br />

insbesondere aufgr<strong>und</strong> des Einsatzes<br />

von flüssigem Wirtschaftsdünger, heute<br />

Hauptverursacher der Eutrophierung von<br />

Stillgewässern sind.<br />

Im Bewusstsein der Öffentlichkeit wird <strong>die</strong><br />

mit der Gülleausbringung verb<strong>und</strong>ene Umweltproblematik<br />

im Allgemeinen eher mit<br />

der Stickstoff-Belastung der Gewässer in<br />

Verbindung gebracht. In den oberschwäbischen<br />

<strong>Seen</strong> war aber kein oder nur ein<br />

unbedeutender Anstieg der Stickstoffgehalte<br />

festzustellen (seltene Ausnahmen<br />

bei stark ackerbaulich genutzten Einzugsgebieten).<br />

Eine Erklärung <strong>für</strong> <strong>die</strong> durch Gülledüngung<br />

verursachte starke Zunahme der Phosphor-Belastung<br />

in Gewässern bei gleich<br />

bleibender Stickstoff-Versorgung liefert <strong>die</strong><br />

Zusammensetzung der Gülle. Sie zeichnet<br />

sich durch ein hohes P:N-Verhältnis


Besonders problematisch <strong>für</strong> Gewässer:<br />

Gülleausbringung auf geneigte Flächen.<br />

Foto: A. Trautmann<br />

Gülleausbringung bis an den<br />

Gewässerrand. Foto: Chr. Wenzel<br />

(Auerswald et al., 1991) <strong>und</strong> einen hohen<br />

Anteil gelösten Phosphors* aus, der unmittelbar<br />

produktionswirksam <strong>und</strong> sofort<br />

bioverfügbar ist.<br />

* Wegen der zentralen Bedeutung des Nährstoffs<br />

Phosphor wird <strong>die</strong>ser in der Folge vorwiegend<br />

betrachtet.<br />

Bei den kleineren Stillgewässern spielt <strong>die</strong><br />

Belastung aus der Fläche häufig eine entscheidende<br />

Rolle. Die Gülleausbringung<br />

erfolgt oft noch in wesentlich zu geringem<br />

Abstand zu den Stillgewässern oder deren<br />

Zuflüssen.<br />

Die Düngung sog. kritischer Flächen (Nieder-<br />

<strong>und</strong> Flachmoore, geneigte Flächen),<br />

kann z. B. nach einem Starkregen oder bei<br />

sehr hoher Nährstoffversorgung der Böden<br />

zu starken Austrägen führen. Sind <strong>die</strong>se Flächen<br />

zusätzlich drainiert, können Phosphate<br />

sehr schnell in <strong>die</strong> Gewässer gelangen.<br />

Schließlich ist manchmal <strong>die</strong> Lagerkapazität<br />

<strong>für</strong> Gülle begrenzt. Damit besteht<br />

der Zwang zur Ausbringung auch zu <strong>für</strong><br />

das Gewässer ungünstigen Zeitpunkten<br />

im Spätherbst oder im zeitigen Frühjahr,<br />

wenn noch keine Pflanzenaufnahme<br />

stattfindet.<br />

Die neuerdings vergleichsweise hohe<br />

Dichte von Biogasanlagen in Oberschwaben<br />

führt zu vermehrtem Grünlandumbruch<br />

<strong>und</strong> Zunahme des Maisanbaus <strong>und</strong><br />

somit zu erhöhten Stoffeinträgen in <strong>die</strong><br />

Gewässer.<br />

Erosion nach Starkregen. Foto: A. Trautmann<br />

<strong>Sanierung</strong> von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

Eintragswege der Nährstoffe<br />

aus landwirtschaftlich genutzten<br />

Bereichen<br />

24<br />

Bei den Untersuchungen im Rahmen des<br />

<strong>Seen</strong>programmes wurde immer wieder<br />

festgestellt, dass gerade während oder<br />

nach einem Regen bei hoher Wasserführung<br />

in den Gewässerzuläufen häufig<br />

auch <strong>die</strong> höchsten Nährstoffkonzentrationen<br />

auftreten. Dadurch konnten innerhalb<br />

weniger Tage Nährstoffmengen vergleichbar<br />

der sonst üblichen Jahresfracht<br />

in <strong>die</strong> jeweiligen Stillgewässer gelangen.<br />

Die Ursache war meistens eine dem Starkregen<br />

vorangegangene Düngung der Flächen<br />

mit Gülle.<br />

Bei mit Phosphor hoch versorgten Böden<br />

kann <strong>die</strong>ser Austrag allerdings auch ohne<br />

direkte Güllegabe festgestellt werden. Dieser<br />

Nährstoff-Schub hat <strong>für</strong> <strong>die</strong> Stillgewässer<br />

gravierende Folgen.<br />

Die wichtigsten Phosphor-Eintragswege in<br />

<strong>die</strong> Gewässer sind in Oberschwaben:<br />

1. Oberflächenabfluss<br />

Hierzu gehört zum einen <strong>die</strong> Abschwemmung<br />

von phosphorhaltigem Bodenmaterial,<br />

welche bei der ackerbaulichen Nutzung<br />

eine große Rolle spielt (Erosion).<br />

Bei Grünland ist jedoch der Abfluss von<br />

gelösten, nicht partikulären Phosphorverbindungen<br />

viel bedeutender. Dabei sind<br />

besonders Hanglagen nach Gülleausbringung<br />

als Flächen mit hohem P-Austragsrisiko<br />

anzusehen.


25 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

2. Zwischenabfluss über Dränagen<br />

<strong>und</strong> Austrittsstellen<br />

(vgl. auch Stamm et al., 1997, Neyer, 1998)<br />

Vor allem über Makroporen wird ein schneller<br />

Kurzschluss zu den Dränagen oder<br />

diffusen Austrittsstellen <strong>und</strong> damit zu den<br />

natürlichen Gewässern hergestellt. Die<br />

Bedeutung <strong>die</strong>ses Eintragsweges konnte<br />

auch durch Pilotuntersuchungen mit Beregnungsanlagen<br />

in Bayern unterstrichen<br />

werden (Weiß & Patzelt 2000), bei denen<br />

der Gülleaustrag schon nach einer halben<br />

St<strong>und</strong>e als P-Spitzen in den Dränagen<br />

sichtbar wurde. Auch bei <strong>die</strong>sem Eintragsweg<br />

überwiegen gelöste <strong>und</strong> damit schnell<br />

bioverfügbare P-Verbindungen.<br />

3. Phosphoraustrag aus Moorflächen<br />

Im Alpenvorland finden sich vor allem<br />

in Senken <strong>und</strong> somit meistens auch in<br />

unmittelbarer Umgebung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Weiher</strong>n Moorböden. Diese zeichnen sich<br />

durch eine geringe Rückhaltekapazität <strong>für</strong><br />

Phosphor aus (Frede & Dabbert, 1999).<br />

Daher muss nach einer Düngung aus solchen<br />

Flächen auch mit einem erhöhten<br />

Austrag von Phosphor gerechnet werden.<br />

Wenn solche Flächen bei starker Nässe<br />

oder nach längerer Trockenheit (Schrumpfungsrisse)<br />

gedüngt werden, dann treten<br />

besonders hohe P-Verluste auf.<br />

4. Sonstige Eintragswege<br />

Die diffusen Nährstoffeinträge können aus<br />

versiegelten Siedlungsflächen, atmosphärischer<br />

Deposition (an Staubpartikel geb<strong>und</strong>ene<br />

Nährstoffe) <strong>und</strong> aus dem Gr<strong>und</strong>-<br />

wasser stammen. Diese Quellen nehmen<br />

jedoch eine untergeordnete Rolle ein.<br />

Von erheblicher Bedeutung können allerdings<br />

landwirtschaftliche Punktquellen<br />

sein. So sind Sickersäfte oder Abschwemmungen<br />

von Fahrsilos oder Dunglegen<br />

hoch konzentriert <strong>und</strong> gewässerbelastend.<br />

Auch aus Hofabläufen <strong>und</strong> aus nicht überdachten<br />

Laufhöfen können hohe Nährstofffrachten<br />

abfließen. Im Einzelfall stellen<br />

auch Triebwege oder Viehtränken im<br />

Bach ein Problem dar.<br />

Austritt von Sickersaft aus einem Fahrsilo<br />

Foto: A. Trautmann<br />

Erosionsfördernde Faktoren<br />

können sein:<br />

• hoher Anteil Ackerflächen,<br />

• Ackerkulturen mit später Bodenbedeckung<br />

(Mais, Hackfrüchte),<br />

• Fehlen von Zwischenfrüchten oder<br />

Begrünungskulturen,<br />

• größere Ackerschläge in Hanglage <strong>und</strong><br />

ohne Hangstufen,<br />

• Bearbeitung oder Ausrichtung des<br />

Schlages in Falllinie des Hanges,<br />

• Strukturschäden <strong>und</strong> Verdichtungen<br />

durch schwere Maschinen,<br />

• Fehlen von Pufferstreifen an<br />

Gewässern.<br />

Eine Gülleabschwemmung wird begünstigt<br />

durch:<br />

• zu geringe Homogenisierung <strong>und</strong><br />

Verdünnung der Gülle,<br />

• Ausbringung auf stärker geneigten<br />

Flächen,<br />

• Düngung bis an <strong>die</strong> Böschungsoberkante<br />

der Bäche oder Gräben,<br />

• hohe Dünger-Einzelgaben,<br />

• Ausbringung vor Starkregen,<br />

• Ausbringung außerhalb der Vegetations-<br />

zeit,<br />

• fehlende Einarbeitung der Gülle auf<br />

Ackerflächen,<br />

• Gülleabfluss in verdichteten Fahrspuren.<br />

Möglichkeiten zur Verminderung der<br />

diffusen Phosphoreinträge<br />

Die Gewässerbelastung hängt nicht allein<br />

von der Gesamtmenge der Güllegabe,<br />

sondern im Wesentlichen vom Zeitpunkt<br />

der Ausbringung, der eingesetzten Technik,<br />

dem Standort <strong>und</strong> der nachfolgenden<br />

Witterung ab. Ziel muss sein,<br />

• durch einen langfristigen Abbau hoher<br />

Phosphorgehalte in den Böden,<br />

• <strong>und</strong> durch entsprechende Nutzungs-<br />

änderungen auf gefährdeten Flächen<br />

<strong>die</strong> Verringerung der Phosphor-Austräge<br />

zu erreichen.


Zusätzlich kann eine Erhöhung des<br />

Phosphorrückhaltevermögens in den<br />

Einzugsgebieten angestrebt werden<br />

durch:<br />

• Einbeziehung von Landschaftselementen<br />

mit Phosphor-Senkenfunktion<br />

(z. B. gewässerbegleitende<br />

Feuchtgebiete),<br />

• sowie <strong>die</strong> Wiederherstellung einer<br />

naturnahen Gewässermorphologie<br />

der Zuflüsse.<br />

Infolge der in Oberschwaben spezifischen<br />

Belastungssituation ergeben sich zur<br />

Verringerung diffuser Phosphor-Einträge<br />

in Stillgewässer gr<strong>und</strong>sätzlich mehrere Ansatzpunkte:<br />

1. Umsetzung der guten fachlichen<br />

Praxis (GFP)<br />

Allein durch konsequente Einhaltung der<br />

GFP kann ein erheblicher Teil von Nährstoffverlusten<br />

vermieden werden.<br />

Im Einzelnen sind folgende landwirtschaftliche<br />

Maßnahmen wichtig:<br />

Düngung<br />

• Optimierung des Einsatzes von Mine-<br />

ral- <strong>und</strong> insbesondere Wirtschaftsdüngern<br />

durch exakte Düngeplanung<br />

unter Berücksichtigung der Ergebnisse<br />

von Boden- <strong>und</strong> Gülleuntersu-<br />

chungen.<br />

• Bedarfs- <strong>und</strong> zeitgerechte Düngung;<br />

dazu ist eine ausreichende Lagerkapazität<br />

<strong>für</strong> Hofdünger erforderlich<br />

(mindestens 6 Monate).<br />

• Im Herbst keine Ausbringung von Wirt-<br />

schaftsdüngern auf Ackerflächen nach<br />

Aberntung der Hauptfrucht, außer wenn<br />

Zwischenfrüchte, Gründüngungs-<br />

kulturen oder frühe Winterkulturen<br />

(Raps, Wintergerste, Winterroggen) an<br />

gebaut werden.<br />

• Keine Ausbringung von Wirtschaftsdün-<br />

gern auf gefrorene, stark mit Schnee be-<br />

deckte oder wassergesättigte Böden<br />

oder auf geneigte Flächen.<br />

• Keine Gülleausbringung ab November.<br />

Ab März langsam mit Güllen anfangen,<br />

Gruben aber nicht leeren (<strong>die</strong>s ist erst<br />

bis zum September/Oktober notwendig).<br />

• Keine Düngung von wassergesättigten<br />

Böden oder vor Starkregen.<br />

• Einhaltung ausreichend breiter Puffer-<br />

streifen ohne Düngung zu Fließ- <strong>und</strong><br />

Stillgewässern (bei nassen Böden<br />

möglichst 30 m); Anlegen von Grün-<br />

land- <strong>und</strong> Gehölzsäumen.<br />

Anbau <strong>und</strong> Bodennutzung<br />

• Gewässerschonende, mehrgliedrige<br />

Fruchtfolge.<br />

• Ständige Bodenbedeckung durch geeig-<br />

nete Kulturartenwahl, Anbau von Zwi-<br />

schenfrüchten <strong>und</strong> Gründüngungspflanzen<br />

zur Bindung von Nährstoffüberschüssen.<br />

• Verringerung der Phosphoreinträge<br />

über Erosion <strong>und</strong> Abschwemmungen<br />

durch pflanzenbauliche Maßnahmen<br />

(z.B. Mulch- oder Direktsaat, Begrü-<br />

nung, reduzierte <strong>und</strong> nicht wendende<br />

Bodenbearbeitung, usw.).<br />

<strong>Sanierung</strong> von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

Landwirtschaftliche Beratung<br />

Foto: H. Reuter<br />

26<br />

• Förderung der Bodengare durch<br />

Versorgung der Äcker mit organischer<br />

Substanz, Kalkung, usw.<br />

• Keine Ackernutzung auf Moorstandorten,<br />

erosions- <strong>und</strong> auswaschungsgefährdeten<br />

Flächen.<br />

• Kein Grünlandumbruch.<br />

• Vermeidung von Trittschäden <strong>und</strong><br />

großflächigen Narbenschäden durch<br />

angepasste Besatzdichte <strong>und</strong><br />

geeignetes Weidemanagement.<br />

• Vermeidung von Bodenverdichtungen<br />

• Hangparalleles Bearbeiten der<br />

Flurstücke, Schaffung von Hangstufen.<br />

Sonstige Maßnahmen<br />

• Extensive Nutzung kritischer Flächen<br />

(gewässernahe, erosions- oder ab-<br />

schwemmungsgefährdete Flächen<br />

sowie mineralarme, entwässerte<br />

Niedermoorstandorte); Umwandlung<br />

von Ackerland in Grünland (mit exten-<br />

siver P-Düngung).<br />

• Drainierte Gebiete wenn möglich<br />

extensivieren, Drainagen aufgeben.<br />

• Keine Viehtränken am bzw. im Gewäs-<br />

ser; <strong>die</strong> Nährstoffabgabe erfolgt<br />

vermehrt an <strong>die</strong>sen Stellen; durch Tritt-


27 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

schäden wird zusätzlich <strong>die</strong> Grasnarbe<br />

zerstört.<br />

• Beseitigung <strong>und</strong> Vermeidung von punktu-<br />

ellen Belastungsquellen (Einträge aus<br />

Dunglegen, Hofabläufen, Fahrsilos, usw.).<br />

2. Extensivierung von kritischen<br />

Flächen<br />

Durch <strong>die</strong> Herausnahme von besonders<br />

kritisch erachteten Flächen aus der intensiven<br />

Bewirtschaftung wird <strong>die</strong> angestrebte<br />

Minderung des P-Eintrags nachhaltig<br />

unterstützt. Solche <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gewässersanierung<br />

wichtigen Flächen sind, wie<br />

bereits erwähnt, insbesondere see- oder<br />

zuflussnahe Hanglagen <strong>und</strong> entwässerte<br />

Niedermoorflächen. Da in <strong>die</strong>sen Fällen<br />

<strong>die</strong> Landwirte über <strong>die</strong> GFP hinaus gehende<br />

Einschränkungen eingehen (Verzicht<br />

auf Düngung, reduzierte Düngung,<br />

späterer Erstschnittzeitpunkt, usw.), werden<br />

hier<strong>für</strong> vom Land Baden-Württemberg<br />

Ausgleichsleistungen gewährt (z. B.<br />

über <strong>die</strong> Landschaftspflegerichtlinie (LPR)<br />

oder das MEKA*-Programm). Ohne Förderung<br />

sind Extensivierungsmaßnahmen<br />

nicht zu realisieren.<br />

Optimal im Hinblick auf <strong>die</strong> Reduzierung<br />

von P-Verlusten wäre eine Extensivierungsvariante<br />

ohne P-Düngung <strong>und</strong> häufiger<br />

Schnittnutzung. Dadurch magert <strong>die</strong><br />

Fläche aus, <strong>die</strong> Nährstoffverluste verringern<br />

sich.<br />

* MEKA: Marktentlastungs- <strong>und</strong> Kulturlandschaftsausgleich<br />

Mit der vertraglichen Extensivierung sog.<br />

„kritischer Flächen“ konnten im Aktionsprogramm<br />

zur <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong><br />

<strong>Seen</strong> sehr gute Erfolge erzielt<br />

werden. <strong>Seen</strong>sanierung auf Basis der<br />

Freiwilligkeit ist aber keine einmalige Angelegenheit,<br />

sondern erfordert Kontinuität<br />

<strong>und</strong> vor allem stetige Präsenz der landwirtschaftlichen<br />

Berater.<br />

3. Beratung der Landwirte<br />

Phosphoreinträge in Gewässer können<br />

durch eine intensive landwirtschaftliche<br />

Beratung (z. B. durch Mitarbeiter der<br />

Landwirtschaftsverwaltung) sehr positiv<br />

beeinflusst werden. Mit <strong>die</strong>ser auf<br />

freiwilliger Basis beruhenden Angebotsberatung<br />

sollen Verhaltensänderungen<br />

bewirkt werden, welche zur Verringerung<br />

der Nährstoffverluste <strong>und</strong> -einträge in <strong>die</strong><br />

Extensivierter Pufferstreifen zwischen<br />

Acker <strong>und</strong> Verlandungsbereich des<br />

Häcklerweihers. Foto: Dr. S. Harms<br />

Entwicklung des Gesamt-Phosphorgehaltes im Schleinsee von 1935 – 2011<br />

Der Gesamt-P-Gehalt des Schleinsees bei Kressbronn stieg ab den 1970er Jahren<br />

als Folge einer Intensivierung der Landwirtschaft kontinuierlich an. Die sehr deutliche<br />

Abnahme der P-Gehalte ab 1990 war ausschließlich auf <strong>die</strong> Extensivierung wesentlicher<br />

Teile der „kritischen Flächen“ im Einzugsgebiet zurückzuführen. Eine erneute<br />

Intensivierung ab etwa 2005 führt wieder zu höheren P-Gehalten im See.


Gewässer führen sollen. Es ist deshalb<br />

von besonderer Bedeutung, dass zu den<br />

Landwirten eine gute Vertrauensbasis geschaffen<br />

wird.<br />

Die Beratung kann in Einzel- <strong>und</strong> Gruppengesprächen<br />

erfolgen <strong>und</strong> sollte durch<br />

konstruktive <strong>und</strong> informative Berichterstattung<br />

in der Fach- <strong>und</strong> Tagespresse<br />

begleitet werden. Die in den Einzugsgebieten<br />

der <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> wirtschaftenden<br />

Landwirte müssen regelmäßig <strong>und</strong> unter<br />

Beachtung der jeweiligen betrieblichen<br />

Situation über <strong>die</strong> Belange der Gewässersanierung<br />

informiert <strong>und</strong> auf verlustarme<br />

Produktionsweisen hingewiesen werden.<br />

Maßnahmen im Zuge der<br />

Renaturierung<br />

Bei einer Renaturierung oder naturnahen<br />

Rückentwicklung von Fließgewässern<br />

werden früher begradigte <strong>und</strong> ausgebaute<br />

Flüsse <strong>und</strong> Bäche in ihren ursprünglichen<br />

Zustand zurück versetzt oder <strong>die</strong>sem<br />

wieder näher gebracht. Im Rahmen des<br />

Aktionsprogrammes zur <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong><br />

<strong>Seen</strong> sind bereits an den<br />

Zuflüssen vieler <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> solche<br />

Renaturierungen vorgenommen worden.<br />

Durch <strong>die</strong> Renaturierung von Bächen <strong>und</strong><br />

Flüssen werden Gewässersysteme ökologisch<br />

aufgewertet. Sie bringen aber auch,<br />

wenn sie Zuflüsse zu Stillgewässern sind,<br />

einen direkten Nutzen im Hinblick auf <strong>die</strong><br />

Verringerung der Stoffeinträge.<br />

Außerdem kann man im Zusammenhang<br />

mit Renaturierungen folgende Nutzfunktionen<br />

benennen:<br />

• Dezentraler Hochwasserschutz.<br />

• Verbesserung der Lebensbedingungen<br />

von Tieren <strong>und</strong> Pflanzen.<br />

• Biotopvernetzung.<br />

• Landschaftsaufwertung.<br />

• Ausweisung von Gewässerrandstreifen<br />

(<strong>die</strong>se erfüllen zwar <strong>die</strong> ökologische<br />

Funktion der ursprünglichen Aue nur<br />

teilweise, jedoch übernehmen sie eine<br />

<strong>Sanierung</strong> von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

Der Rohrbach vor (links) <strong>und</strong> nach (unten)<br />

einer Renaturierung. Fotos: A. Trautmann<br />

28<br />

Vielzahl wichtiger ökologischer Funkti-<br />

onen in der Landschaft).<br />

• Die Beschattung von Gewässerstrecken<br />

durch eine punktuelle Bepflanzung<br />

verhindert eine übergebührliche Erwärmung<br />

des Wassers in den Sommer-<br />

monaten.


29 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Renaturierung von See- oder<br />

<strong>Weiher</strong>zuflüssen<br />

Bei der Renaturierung von Gewässern<br />

bemüht man sich, das Profil <strong>und</strong> den<br />

Verlauf von Bächen oder Flüssen wieder<br />

den natürlichen Verhältnissen anzupassen.<br />

Bei <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n sind<br />

solche Maßnahmen weniger üblich <strong>und</strong><br />

notwendig. Gleichwohl sind Renaturierungen<br />

an Fließgewässern bei der<br />

<strong>Sanierung</strong> nachfolgender Stillgewässer<br />

von großer Bedeutung.<br />

Renaturierungen umfassen u.a.<br />

folgende Maßnahmen:<br />

• Anlage von Gewässerrandstreifen,<br />

<strong>die</strong> käuflich erworben oder über sog.<br />

Gr<strong>und</strong><strong>die</strong>nstbarkeiten langfristig gesichert<br />

werden.<br />

• Abflachung unnatürlich steiler Uferbereiche.<br />

• Punktuelle Aufweitung von Bach-<br />

oder Flussbetten, um ein natürliches<br />

Mäandrieren der Gewässer zu initiieren.<br />

• Ökologische Aufwertung degra<strong>die</strong>rter<br />

Gewässersohlen.<br />

• Bepflanzung von Bach- <strong>und</strong> Flussufern<br />

mit standortgerechten Gehölzen.<br />

• Wiedervernässung feuchter Senken.<br />

• Anlage von Sedimentationsbecken<br />

(siehe unten) oder Überflutungsflächen.<br />

Dies kommt im Zusammenhang<br />

mit dem <strong>Sanierung</strong>skonzepten<br />

<strong>für</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n in Betracht.<br />

Anlage von Sedimentationsbecken<br />

Die Anlage von Sedimentations- oder<br />

Schlammabsetzbecken im Zufluss von<br />

<strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n ist eine weitere empfehlenswerte<br />

<strong>Sanierung</strong>smaßnahme.<br />

Wenngleich hier auch nicht <strong>die</strong> Entstehung<br />

von Nährstoffemissionen an ihrem<br />

Ursprungsort verhindert wird, so werden<br />

<strong>die</strong>se Substanzen außerhalb eines zu<br />

schützenden Gewässers aufgefangen<br />

<strong>und</strong> belasten <strong>die</strong>ses nicht mehr.<br />

Das Funktionsprinzip eines Sedimentationsbeckens<br />

ist zunächst einmal rein<br />

mechanisch. Im Wasser suspen<strong>die</strong>rte<br />

Substanzen, wie durch Erosion abgeschwemmte<br />

Erde, Sand u.ä., setzen<br />

sich in dem Becken ab <strong>und</strong> gelangen<br />

infolgedessen nicht in ein nachfolgendes<br />

Gewässer. Dazu müssen<br />

Schlammabsetzbecken eine bestimmte<br />

Größe aufweisen, so dass das Wasser<br />

darin etwa eine halbe St<strong>und</strong>e zur Ruhe<br />

kommt. Da besonders nach starken<br />

Regenfällen sehr viel Substrat aus<br />

einem Einzugsgebiet abgeschwemmt<br />

wird, sollten Sedimentationsbecken gerade<br />

bei solchen Witterungsverhältnissen<br />

funktionsfähig bleiben.<br />

Die Größe eines Sedimentationsbeckens<br />

richtet sich auch danach, wie<br />

groß <strong>die</strong> Partikel sind, <strong>die</strong> aufgefangen<br />

werden sollen. Bei der Formgebung des<br />

Beckens sollte darauf geachtet werden,<br />

dass bereits abgesetzes Sediment<br />

Sedimentationsbecken am Stadtweiher,<br />

Leutkirch. Foto: A. Trautmann<br />

nicht durch den Durchfluss aufgewirbelt<br />

<strong>und</strong> ausgespült wird.<br />

Das schon vor Jahren gebaute Schlammabsetzbecken<br />

am Alten <strong>Weiher</strong> in<br />

Altshausen ist <strong>für</strong> einen Durchfluss von<br />

etwa 1 m 3 /s <strong>und</strong> 20 Minuten Regendauer<br />

ausgelegt. Der Mittelwasserabfluss<br />

des in den Alten <strong>Weiher</strong> mündenden<br />

Ragenreuter Baches liegt bei<br />

r<strong>und</strong> 170 l/s.<br />

Da eutrophierend wirkende Phosphate<br />

vor allem an kleine Partikel geb<strong>und</strong>en<br />

sind (sog. partikuläres Phosphat), kann<br />

man mit einem Sedimentationsbecken<br />

auch eine beträchtliche Nährstoffreduktion<br />

<strong>für</strong> einen See oder <strong>Weiher</strong> erreichen.<br />

Sedimentationsbecken sind aquatische<br />

Lebensräume mit typischen Faunen<br />

<strong>und</strong> Floren, wie Algen <strong>und</strong> höheren<br />

Wasserpflanzen, <strong>die</strong> im Wasser gelöste<br />

Nährstoffe absorbieren. Sterben <strong>die</strong><br />

Algen <strong>und</strong> Wasserpflanzen ab, werden


sie wie in <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n mineralisiert<br />

bzw. zu Faulschlamm abgebaut.<br />

Sedimentationsbecken sollten demnach<br />

so beschaffen sein, dass im Laufe<br />

der Zeit anfallende Schlämme leicht<br />

entfernt werden können.<br />

Bei der Anlage von Sedimentationsbecken<br />

sind <strong>die</strong> einschlägigen wasser-<br />

<strong>und</strong> wasserhaushaltsrechtlichen<br />

Vorschriften zu beachten.<br />

So sollte ein Sedimentationsbecken<br />

nicht im Haupt-, sondern nur im Nebenschluss<br />

einem See oder <strong>Weiher</strong><br />

vorgeschaltet werden. Bei einem normalen<br />

Wasserabfluss sollte es nicht<br />

als eine Barriere <strong>für</strong> Fische <strong>und</strong> andere<br />

Wassertiere wirken.<br />

Die Kosten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anlage eines Sedimentationsbeckens<br />

bewegen sich in<br />

einem sehr breiten Spektrum zwischen<br />

20 <strong>und</strong> 100 EUR/cbm Fassungsvolumen.<br />

Dies hängt davon ab, wie stark<br />

das Becken modelliert werden muss,<br />

ob es zum Zweck der Räumung <strong>für</strong><br />

Baumaschinen befahrbar sein soll, u.ä.<br />

Bei hoher Wasserführung wird das Wasser über ein Absetzbecken geleitet.<br />

Mittels einer Sp<strong>und</strong>wand wird das Wasser bei hohem Wasserstand in ein Absetzbecken<br />

umgeleitet um Sedimente vor dem Eintritt in den See/<strong>Weiher</strong> herauszufiltern.<br />

<strong>Sanierung</strong> von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

30<br />

Beispiele <strong>für</strong> <strong>die</strong> Baukosten von Sedimentationsbecken,<br />

<strong>die</strong> im Rahmen<br />

des Aktionsprogrammes zur <strong>Sanierung</strong><br />

<strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> gebaut wurden:<br />

Alter <strong>Weiher</strong> (1994):<br />

140.000 EUR <strong>für</strong> 3.500 cbm<br />

Rohrsee (1997):<br />

85.000 EUR <strong>für</strong> 3.500 cbm<br />

Lengenweiler See (1997):<br />

70.000 EUR <strong>für</strong> 300 cbm<br />

Raderacher <strong>Weiher</strong> (1998):<br />

30.000 EUR <strong>für</strong> 300 cbm<br />

Buchsee (1999):<br />

40.000 EUR <strong>für</strong> 600 cbm<br />

Siechenweiher (2001):<br />

48.500 EUR <strong>für</strong> 1.000 cbm<br />

Stockweiher (2002):<br />

6.000 EUR <strong>für</strong> 300 cbm<br />

Giras-/Mahlweiher (2004):<br />

5.000 EUR <strong>für</strong> 100 cbm<br />

Moorbad (2006):<br />

40.000 EUR <strong>für</strong> 2.500 cbm<br />

Stadtweiher Leutkirch (2010):<br />

113.000 EUR <strong>für</strong> 2.500 cbm<br />

Holzmühleweiher Kißlegg (2011):<br />

34.000 EUR <strong>für</strong> 1.000 cbm<br />

Brunner <strong>Weiher</strong> (2011):<br />

18.000 EUR <strong>für</strong> 350 cbm


31 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Restaurierung von <strong>Seen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

Blässhuhn auf dem teilweise zugefrorenen<br />

Stadtsee in Bad Waldsee. Foto: Dr. H. M. Strehle


Flankierend zu <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen<br />

muss man an <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n hin <strong>und</strong><br />

wieder auch Restaurierungsmaßnahmen<br />

ergreifen. Im Gegensatz zu einer <strong>Sanierung</strong>,<br />

<strong>die</strong> auf das Umfeld eines Sees<br />

oder <strong>Weiher</strong>s abzielt, ist das Ziel einer<br />

Restaurierung das innere Gefüge eines<br />

Stehgewässers. Restaurierungen sind in<br />

Erwägung zu ziehen, wenn:<br />

• trotz umfangreicher <strong>Sanierung</strong>sbemühungen<br />

der Nährstoffeintrag nicht auf<br />

das <strong>für</strong> ein Stillgewässer wünschenswerte<br />

Maß gedrückt werden konnte,<br />

• <strong>die</strong> erforderlichen <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen<br />

nur zum Teil umgesetzt werden<br />

konnten,<br />

• Gewässer trotz deutlich verminderter<br />

Nährstoffeinträge in einem ökologisch<br />

unerwünschten Zustand verharren,<br />

• <strong>die</strong> ursprüngliche Nutzung als Bade-<br />

oder Fischgewässer nicht mehr möglich<br />

ist <strong>und</strong> durch eine Entschlammung<br />

wiederhergestellt werden soll.<br />

Welche Restaurierungsmaßnahmen<br />

sinnvoll sind, muss in jedem einzelnen<br />

Fall entschieden werden. Hierbei sind unterschiedliche<br />

Interessen zu berücksichtigen,<br />

z.B. <strong>die</strong> des Naturschutzes, der Freizeitnutzung,<br />

der Fischerei <strong>und</strong> andere.<br />

Die Verfahren zur Restaurierung von <strong>Seen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n kann man unterteilen in:<br />

• Maßnahmen im Wasserkörper (Tiefenwasserableitung,Tiefenwasserbe-<br />

Restaurierung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

Schema einer Tiefenwasserableitung (verändert nach Lorenz, (1990) S. 6).<br />

lüftung, Fällung von Phosphaten mit<br />

entsprechenden Hilfsmitteln).<br />

• Maßnahmen <strong>die</strong> das Sediment betreffen<br />

(Entschlammung, Uferabflachung,<br />

Sedimentkonditionierung).<br />

• Eingriffe in <strong>die</strong> Biozönose eines Gewässers<br />

(Nahrungskettensteuerung,<br />

Entkrautung).<br />

Empfehlenswerte<br />

Restaurierungsmaßnahmen<br />

Tiefenwasserableitung<br />

Als recht erfolgreich <strong>und</strong> kostengünstig<br />

hat sich in tiefen, geschichteten <strong>Seen</strong> <strong>die</strong><br />

Tiefenwasserableitung (TWA) bewährt.<br />

Hierbei wird über eine Heberleitung stark<br />

phosphathaltiges <strong>und</strong> sauerstoffarmes<br />

Tiefenwasser aus dem Hypolimnion in<br />

den Ablauf des Gewässers geleitet. So<br />

wird der interne Kreislauf von Pflanzen-<br />

32<br />

nährstoffen zwischen dem Epi- <strong>und</strong> dem<br />

Hypolimnion unterbrochen. Die Gehalte<br />

an Pflanzennährstoffen sinken dabei<br />

meist drastisch. Da <strong>die</strong>sem System das<br />

Heberprinzip zu Gr<strong>und</strong>e liegt, ist eine<br />

Energiezufuhr in der Regel nicht notwendig.<br />

Eine Tiefenwasserableitung kann<br />

jederzeit abgestellt <strong>und</strong> wieder in Betrieb<br />

genommen werden. Sie ist einfach in<br />

der Handhabung <strong>und</strong> wenig störanfällig.<br />

Durch richtige Dimensionierung des Ablaufrohres<br />

muss darauf geachtet werden,<br />

dass nicht zu viel Tiefenwasser entzogen<br />

wird, da sonst <strong>die</strong> Wärme- <strong>und</strong> Sauerstoffschichtung<br />

(siehe oben) destabilisiert<br />

werden.<br />

Bei hintereinander liegenden <strong>Seen</strong> sollte<br />

das nährstoffreiche Tiefenwasser eines<br />

Sees nicht in den nächsten geleitet werden.<br />

Auf <strong>die</strong>se Weise werden Probleme<br />

nur verschoben.


33 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Schlammabsetzbecken <strong>für</strong> eine Nassbaggerung. Foto: Dr. H. M. Strehle<br />

Entschlammung eines <strong>Weiher</strong>s im<br />

Trockenverfahren. Foto: A. Trautmann<br />

In solchen Fällen empfiehlt es sich, den<br />

Abfluss einer Tiefenwasserentnahme<br />

entweder um den nachfolgenden See<br />

herum oder durch eine im Wasser verlegte<br />

Leitung durch <strong>die</strong>sen hindurchzuleiten.<br />

Dies zieht allerdings höhere Kosten<br />

nach sich.<br />

Entschlammung<br />

In vielen <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> vor allem in <strong>Weiher</strong>n<br />

ist <strong>die</strong> Verlandung schon sehr weit fortgeschritten.<br />

Das Sediment <strong>die</strong>ser Gewässer<br />

enthält darüber hinaus sehr viel<br />

Phosphat <strong>und</strong> in der Folge dessen düngen<br />

sich solche Gewässer oft in einem Maße<br />

selbst, <strong>die</strong> einem starken Nährstoffeintrag<br />

von außen entsprechen kann. In solchen<br />

Fällen ist <strong>die</strong> Entnahme von <strong>Weiher</strong>- bzw.<br />

Seesedimenten angezeigt. So gewinnen<br />

<strong>die</strong> Gewässer wieder an Tiefe <strong>und</strong> sie<br />

können ihre Funktion z. B. als Badeseen<br />

besser erfüllen. Große Mengen an düngenden<br />

Phosphaten können beseitigt <strong>und</strong><br />

der Lebensraum Gewässer aufgewertet<br />

werden.<br />

Je nach den örtlichen Gegebenheiten wird<br />

<strong>die</strong> Entschlammung im Nass- oder Trockenverfahren<br />

mit unterschiedlicher Technik<br />

durchgeführt.<br />

In <strong>Seen</strong>, <strong>die</strong> nicht abgelassen werden<br />

können, wird der Schlamm durch auf<br />

Pontons montierte Pumpen abgesaugt<br />

oder durch schwimmfähige Nassbagger<br />

entnommen.<br />

Die Kosten einer solchen Entschlammung<br />

sind überaus hoch. Außerdem müssen<br />

<strong>die</strong> abgepumpten Sedimente in entsprechenden<br />

Absetzbecken entwässert<br />

werden, bevor man sie deponieren oder<br />

weiterverwenden kann.<br />

In ablassbaren Gewässern (<strong>Weiher</strong>n)<br />

kann ein Trockenverfahren angewendet<br />

werden. Hierbei wird der Schlamm nach<br />

ausreichender Austrocknung (ggf. nach<br />

einer Winterung oder Sömmerung) mit<br />

einer geeigneten Technik entnommen.<br />

Geräte, <strong>die</strong> man da<strong>für</strong> verwenden kann,<br />

sind Bagger <strong>und</strong> Planierraupen mit breiten<br />

Ketten (Moorraupen), usw. Allerdings<br />

darf <strong>die</strong> Tragfähigkeit von <strong>Weiher</strong>schlämmen<br />

<strong>für</strong> Baufahrzeuge nicht überschätzt<br />

werden.


Die Entschlammung eines Gewässers<br />

ist immer als ein gravierender Eingriff<br />

in dessen Biozönose zu sehen. Sie wird<br />

von Naturschützern <strong>und</strong> Naturschutzbehörden<br />

deshalb auch mit einer gewissen<br />

Skepsis gesehen.<br />

Auf jeden Fall sollten der Nutzen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Schäden, <strong>die</strong> eine Entschlammung nach<br />

sich ziehen, gegeneinander abgewogen<br />

werden. Wenn man sich <strong>für</strong> eine solche<br />

Maßnahme entschieden hat, sollte<br />

sie so schonend wie möglich durchgeführt<br />

werden. So sollte man bestehende<br />

Flachwasserzonen möglichst belassen,<br />

da sie wertvolle Lebensräume <strong>für</strong><br />

geschützte Tier- <strong>und</strong> Pflanzenspezies<br />

darstellen.<br />

Die Kosten einer Schlammentnahme<br />

bewegen sich in einem weiten Spektrum<br />

(5 – 40 EUR/cbm). Transport <strong>und</strong><br />

Deponie schlagen zusätzlich mit r<strong>und</strong><br />

5 – 6 EUR/cbm zu Buche.<br />

Die Verwendung von <strong>Weiher</strong>schlämmen<br />

in der Landwirtschaft bedarf einer<br />

Genehmigung. Das Ausbringen <strong>die</strong>ser<br />

Schlämme auf Ackerflächen ist nur als<br />

maximal 15 – 20 cm mächtige Auflage<br />

empfehlenswert. Diese Auflage sollte anschließend<br />

eingegrubbert oder untergeackert<br />

werden Die Schlämme müssen<br />

vor ihrer Verwendung in der Landwirtschaft<br />

auf <strong>die</strong> in der Bioabfallverordnung<br />

(BioAbfV) genannten Parameter hin untersucht<br />

werden.<br />

Gesömmerter Haslacher <strong>Weiher</strong>.<br />

Foto: A. Trautmann<br />

Gesömmerter Klosterweiher Wald.<br />

Foto: E. Bolender<br />

Wintern <strong>und</strong> Sömmern<br />

Schon im Mittelalter erkannte man,<br />

dass sich <strong>die</strong> Fischerträge von <strong>Weiher</strong>n<br />

verbesserten, wenn man sie nach dem<br />

regelmäßigen Ablassen <strong>für</strong> einen Winter<br />

oder ein ganzes Jahr über trocken legte.<br />

Man erkannte auch, dass <strong>die</strong> <strong>Weiher</strong>schlämme<br />

sehr nährstoffreich sind <strong>und</strong><br />

als Dünger <strong>für</strong> Äcker taugten. Mitunter<br />

säte man <strong>die</strong> <strong>Weiher</strong>böden auch direkt<br />

mit Getreide ein.<br />

Je nachdem zu welcher Jahreszeit ein<br />

<strong>Weiher</strong> trocken liegt, spricht man vom<br />

Wintern oder vom Sömmern.<br />

Restaurierung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

Schrumpfungsrisse im gesömmerten<br />

Haslacher <strong>Weiher</strong>. Foto: A. Trautmann<br />

Pumpleitung <strong>für</strong> Nassschlamm bei einer<br />

Nassentschlammung.<br />

Foto: Dr. H. M. Strehle<br />

34<br />

Durch das Wintern <strong>und</strong> mehr noch durch<br />

das Sömmern zerfallen im Schlamm<br />

angesammelte organische Substanzen<br />

weitgehend in ihre mineralischen Bestandteile.<br />

Dadurch verringert sich das


35 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Volumen des Schlammes beträchtlich<br />

(siehe hierzu: Röhl et al. 2007).<br />

Besonders während einer Sömmerung<br />

siedeln sich in <strong>Weiher</strong>sedimenten dichte<br />

Pflanzenbestände an. Wenn man <strong>die</strong>se<br />

vor dem Wiederbefüllen (Bespannen)<br />

des <strong>Weiher</strong>s abmäht <strong>und</strong> aus <strong>die</strong>sem<br />

entfernt, kann man dem <strong>Weiher</strong> zusätzlich<br />

Nährstoffe entziehen.<br />

Im Rahmen des Aktionsprogrammes zur<br />

<strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> wur- wur<br />

den in den letzten Jahren wieder ver<br />

mehrt <strong>Weiher</strong> gewintert, einige zusätzlich<br />

gesömmert. Die damit gemachten Er<br />

fahrungen sind vielversprechend. Dabei<br />

bot sich in vielen Fällen <strong>die</strong> Gelegenheit,<br />

einen ungünstigen Fischbestand<br />

zu regulieren. Wie bei anderen Eingrif<br />

fen in <strong>Weiher</strong> auch, sollte das Sömmern<br />

<strong>und</strong> Wintern auf den jeweiligen Einzelfall<br />

abgestimmt sein. Besondere Rücksicht<br />

ver<strong>die</strong>nt dabei <strong>die</strong> Fauna <strong>und</strong> Flora eines<br />

Gewässers. Ob <strong>und</strong> in welchem Ausmaß<br />

das Wintern <strong>und</strong> vor allem das Sömmern<br />

schädlich ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Fauna <strong>und</strong> Flora<br />

eines <strong>Weiher</strong>s, kann nicht abschließend<br />

beurteilt werden. Unzweifelhaft verenden<br />

beim Ablassen eines <strong>Weiher</strong>s viele Wassertiere,<br />

vor allem Muscheln. Anderer<br />

seits konnte auch nachgewiesen werden,<br />

dass nach einem derartigen Eingriff wieder<br />

Wasserpflanzen in den Gewässern<br />

auftauchten, <strong>die</strong> zuvor dort nicht mehr<br />

vorkamen. Darunter befanden sich auch<br />

Formen, <strong>die</strong> in der Roten Liste gefähr- gefähr<br />

deter Arten verzeichnet sind.<br />

Festgestellt wurde auch, dass nach dem<br />

Wintern oder Sömmern <strong>die</strong> Vielfalt der<br />

Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten in einem <strong>Weiher</strong><br />

zunimmt. Gründe da<strong>für</strong> sind, dass<br />

höhere Wasserpflanzen mit ihren vielfältigen<br />

Lebensräumen wieder aufkommen,<br />

<strong>und</strong> dass der Sauerstoffgehalt im Wasser<br />

ansteigt <strong>und</strong> sich auf höherem Niveau<br />

stabilisiert.<br />

Alles in allem sind Wintern <strong>und</strong> Sömmern<br />

Maßnahmen, bei denen Belange des<br />

Artenschutzes gegen <strong>die</strong> des Schutzes<br />

von Lebensräumen abgewogen werden<br />

müssen.<br />

Das Sömmern eines <strong>Weiher</strong>s sollte nur in<br />

Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden<br />

erfolgen, da unter Umständen<br />

naturschutzfachliche Belange <strong>die</strong>se Bewirtschaftung<br />

nicht zulassen.<br />

In einigen Fällen sind während der Sömmerung<br />

starke Rohrkolbenbestände<br />

(Typha latifolia) aufgekommen, <strong>die</strong> in den<br />

wieder bespannten flachen <strong>Weiher</strong>n weiter<br />

wuchsen. Sie konnten nur durch wiederholtes<br />

Mähen reduziert werden. Eine<br />

Sömmerung sollte daher immer beobachtet<br />

<strong>und</strong> ggf. unterbrochen werden.<br />

Das teilweise Ablassen oder Absenken<br />

des Wasserspiegels über <strong>die</strong> Winter- oder<br />

Sommermonate ist in bestimmten Fällen<br />

bedenkenswert (z.B. bei Nutzung des<br />

<strong>Weiher</strong>s zur Stromgewinnung oder zur<br />

Erleichterung der Schilfmahd im Verlandungsbereich).<br />

Es ermöglicht zumindest<br />

ein Durchfrieren in den Randbereichen<br />

der Gewässer. Ein Vorteil des teilweisen<br />

Ablassens ist, dass der Fischbestand im<br />

<strong>Weiher</strong> verbleiben kann. Die Wirkung auf<br />

das Sediment ist jedoch entsprechend<br />

geringer. Ein jährliches Teil-Absenken des<br />

Wasserspiegels ersetzt daher ein komplettes<br />

Ablassen <strong>und</strong> Wintern/Sömmern<br />

in seiner Wirkung nicht.<br />

Mikrobiologie des<br />

Winterns <strong>und</strong> Sömmerns<br />

Die erwünschten Veränderungen, <strong>die</strong><br />

sich während des Winterns <strong>und</strong> mehr<br />

noch des Sömmern in <strong>Weiher</strong>schlämmen<br />

einstellen, sind vor allem das<br />

Resultat mikrobiologischer Prozesse.<br />

Dadurch, dass das <strong>Weiher</strong>sediment<br />

dem atmosphärischen Sauerstoff ausgesetzt<br />

wird, etabliert sich eine Bakterien-<br />

<strong>und</strong> Pilzflora, <strong>die</strong> organisches<br />

Substrat zersetzt <strong>und</strong> mineralisiert.<br />

Wird der <strong>Weiher</strong> über längere Zeit<br />

nicht abgelassen, können am sauerstoffarmen<br />

<strong>Weiher</strong>gr<strong>und</strong> <strong>die</strong> Mikroben<br />

organisches Substrat nur unvollständig<br />

in Fäulnisprozessen abbauen.<br />

Die Vorgänge sind analog denen in<br />

einem Komposthaufen. Auch dort<br />

kann es in Bereichen, <strong>die</strong> nicht gut<br />

durchlüftet sind, zu Fäulnis kommen.<br />

Das Sömmern ist wesentlich effektiver<br />

als das Wintern, weil Mikroben wie andere<br />

Organismen bei Wärme höhere<br />

Stoffumsätze aufweisen.


Ablassturnus<br />

Bewirtschaftungsempfehlungen sollten<br />

generell immer auf <strong>die</strong> Besonderheiten<br />

jedes <strong>Weiher</strong>s abgestimmt sein.<br />

Als Richtschnur ist zu empfehlen:<br />

• <strong>Weiher</strong> mit einer auffälligen Tendenz<br />

zur Verlandung oder stark verschlammte<br />

alle 3-6 Jahre ablassen<br />

<strong>und</strong> wintern.<br />

• Stark eutrophe <strong>Weiher</strong> zur Verbesserung<br />

der Qualität unter Umständen<br />

mehrmals alle 1-2 Jahre ablassen <strong>und</strong><br />

wintern.<br />

• Nährstoffreiche <strong>Weiher</strong> alle 12 Jahre,<br />

ansonsten alle 20-30 Jahre sömmern.<br />

Eine Sömmerung wirkt sich oft positiv<br />

auf <strong>die</strong> Teichbodenvegetation eines<br />

<strong>Weiher</strong>s aus. So kommen, wie bereits<br />

erwähnt, seltene Pflanzenspezies wieder<br />

auf.<br />

Begleitend zu der <strong>Sanierung</strong> eines <strong>Weiher</strong>s<br />

ist zu empfehlen, ein langfristiges<br />

Bewirtschaftungskonzept <strong>für</strong> das Gewässer<br />

zu entwickeln, in dessen Rahmen<br />

regelmäßiges Wintern <strong>und</strong> Sömmern vorgesehen<br />

ist. Bei einem sehr kurzen Ablassturnus<br />

von ein bis drei Jahren ist es<br />

schwierig, „... einen der Größe <strong>und</strong> der<br />

Beschaffenheit des Gewässers... entsprechenden<br />

Fischbestand zu erhalten<br />

<strong>und</strong> zu hegen“, so wie ihn das Fischereigesetz<br />

fordert (§ 14 Abs. 1 FischG).<br />

Nahrungsketten-Steuerung<br />

Hohe Nährstoffgehalte in Gewässern<br />

können bei Fischbeständen eine starke<br />

Produktivität bewirken (siehe S. 12).<br />

Insbesondere kleinere Cyprinidenarten<br />

(Karpfenartige), bei Fischern als Weißfische<br />

bekannt, vermehren sich unter<br />

<strong>die</strong>sen Bedingungen massenhaft <strong>und</strong> dominieren<br />

sowohl das Artenspektrum als<br />

auch den Fischbestand insgesamt.<br />

In hoch eutrophen <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

setzen sich meist kettenförmige Algenformen<br />

vor kleineren Arten durch. Diese<br />

können aber von Kleinkrebsen, z. B. Cladoceren<br />

schlecht oder gar nicht gefressen<br />

werden. Die Folge davon ist, dass<br />

<strong>die</strong> Kleinkrebsbestände massiv zurückgehen.<br />

Damit fehlt den kleinen Weißfischen<br />

<strong>und</strong> anderen Arten das <strong>für</strong> sie<br />

notwendige Futter. Sie üben nun einen<br />

starken Fraßdruck auf <strong>die</strong> noch wenigen<br />

Kleinkrebse aus <strong>und</strong> dezimieren deren<br />

Bestände zusätzlich. Die kleinen Fische<br />

reagieren auf <strong>die</strong>sen Nahrungsmangel<br />

mit Zwergwuchs, d.h. sie verbutten.<br />

Problematisch <strong>für</strong> <strong>die</strong> kleinen Fische ist<br />

aber noch ein Weiteres: Ab einer bestimmten<br />

Körpergröße müssen sie<br />

sich, um weiterzuwachsen, auf<br />

eine andere Futterquelle umstellen,<br />

nämlich Insektenlarven <strong>und</strong><br />

kleine Würmer. Deren Lebensraum<br />

ist der Gr<strong>und</strong><br />

von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n.<br />

Vor allem bei stark<br />

Restaurierung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

36<br />

eutrophierten <strong>Seen</strong> ist der Seegr<strong>und</strong><br />

aber arm an Sauerstoff <strong>und</strong> <strong>die</strong>sen<br />

Fischnährtieren fehlt dann das lebensnotwendige<br />

Atemgas. Das heißt, kleine<br />

Fische können auch deshalb nicht<br />

weiterwachsen, weil ihnen das da<strong>für</strong><br />

notwendige Futter fehlt. Diese beiden<br />

Phänomene sind eine Erklärung da<strong>für</strong>,<br />

dass stark mit Pflanzennährstoffen belastete<br />

<strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> im Hinblick auf<br />

ihre Fischerträge an Wert verlieren. Die<br />

Verbuttung eines Fischbestandes kann<br />

sich regelrecht in einem Gewässer festfressen,<br />

weil zwergwüchsige Fische ihre<br />

Fortpflanzungsfähigkeit trotz des Futtermangels<br />

nicht einbüßen.<br />

Starke Befischungen<br />

Vor allem von der oben erläuterten Warte<br />

der top-down-Betrachtung aus gesehen<br />

läge es nahe, zu hohe Fischbestände<br />

aus den Gewässern zu entnehmen.<br />

So hat man schon<br />

vor Jahrzehnten versucht,<br />

kleine Zooplankton fressende<br />

Fische mit Netzen zu fangen.<br />

Der Gedanke dabei war der,<br />

wenn <strong>die</strong> Zooplanktonfresser<br />

verringert worden sind, können<br />

wieder Kleinkrebse aufwachsen<br />

<strong>und</strong> das Phytoplankton kurz halten.<br />

Diese Maßnahme scheiterte jedoch<br />

recht häufig an verschiedenen Problemen.<br />

Zum Einen kann nur dann Zooplankton<br />

aufkommen, wenn es auch adäquates<br />

Futter findet <strong>und</strong> <strong>die</strong>s sind vornehmlich


37 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

kleine Algen. Wird ein See oder <strong>Weiher</strong><br />

aber weiterhin von kettenförmigen Algen,<br />

z.B. Blaualgen, dominiert, dann ist es<br />

auch wenig nützlich, wenn man nur den<br />

Fraßdruck auf das Zooplankton verringert.<br />

Fernerhin ist es notwendig, <strong>die</strong> Bestände<br />

kleiner Fischarten massiv zu dezimieren,<br />

weil Weißfische über ein enormes Reproduktionsvermögen<br />

verfügen <strong>und</strong> unzureichend<br />

dezimierte Bestände schnell<br />

wieder auffüllen können.<br />

Schließlich ist der technische Aufwand<br />

<strong>für</strong> eine Massenbefischung erheblich.<br />

Solche Maßnahmen müssen in jedem<br />

Fall mit den zuständigen Behörden erörtert<br />

werden. Man muss sich unter anderem<br />

Gedanken machen, wie man große,<br />

oft in <strong>die</strong> Dimension von Tonnen gehende<br />

Mengen von Fischen verwertet.<br />

Dennoch ist <strong>die</strong> massenhafte Entnahme<br />

von Kleinfischen aus <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

in vielen europäischen Ländern gang <strong>und</strong><br />

gäbe. Es gibt auch Hinweise da<strong>für</strong>, dass<br />

<strong>die</strong>se Maßnahmen erfolgreich sein können.<br />

Sie wirken vor allem dann, wenn ein<br />

See oder <strong>Weiher</strong> im schon geschilderten<br />

Maße saniert worden ist, <strong>und</strong> eine Fischfauna<br />

sowie auch <strong>die</strong> übrige Biozönose<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer natürlichen Trägheit noch<br />

nicht im gewünschten Sinne reagiert hat.<br />

Im fischereirechtlichen Sinne ist eine<br />

Massenbefischung wohl als Hegemaßnahme<br />

zu interpretieren. Sie durchzuführen<br />

liegt im Ermessen dessen, der Inhaber<br />

des Fischereirechtes ist.<br />

Bei ablassbaren <strong>Weiher</strong>n stellen sich<br />

<strong>die</strong>se Probleme in der Regel nicht, da<br />

der Neubesatz kontrolliert erfolgt. Hier<br />

hat man wesentlich mehr <strong>und</strong> effektivere<br />

Eingriffsmöglichkeiten, als bei natürlichen<br />

<strong>Seen</strong>.<br />

Flankierend zu einer Massenbefischung<br />

muss man auch <strong>die</strong> Einträge von Pflanzennährstoffen<br />

in <strong>die</strong> Gewässer reduzieren.<br />

Besatzmaßnahmen<br />

Besatzmaßnahmen beeinflussen <strong>die</strong> natürliche<br />

Entwicklung des Fischbestandes<br />

in einem Gewässer <strong>und</strong> können sich sowohl<br />

negativ, als auch positiv auswirken.<br />

Daher sind folgende Regeln zu beachten:<br />

• Der Fischbesatz richtet sich nach der<br />

Größe <strong>und</strong> Beschaffenheit des Gewässers,<br />

dem vorhandenen Fischbestand<br />

<strong>und</strong> dem Umfang des Fischereirechts.<br />

• In den meisten Fällen empfiehlt sich<br />

ein Fischbesatz mit jüngeren Altersklassen<br />

(z.B. Brut oder Sömmerlinge).<br />

• Der Besatz mit Fischen, <strong>die</strong> nach der<br />

Landesfischereiverordnung geschützt<br />

sind, muss von der Fischereibehörde<br />

genehmigt werden.<br />

• Besatzbeschränkungen <strong>für</strong> bestimmte<br />

Fischarten nach dem Fischereigesetz<br />

(§ 14) <strong>und</strong> der Landesfischereiverordnung<br />

(§ 8), insbesondere in bestimmten<br />

Gewässerregionen, sind zu<br />

beachten.<br />

• Der Besatz mit erkrankten oder mit<br />

Parasiten befallenen Fischen ist verboten.<br />

Besatzfische sind möglichst aus<br />

Fischzuchtbetrieben zu beziehen, <strong>die</strong><br />

von anerkannten Fischges<strong>und</strong>heits<strong>die</strong>nsten<br />

überwacht werden, oder <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Besatzfische sollte ein Ges<strong>und</strong>heitszeugnis<br />

ausgestellt werden.<br />

• In Gewässern, <strong>die</strong> der Fischseuchen-<br />

Schutzverordnung unterliegen (z.B.<br />

Illmensee, Rohrsee), dürfen nur Fische<br />

eingesetzt werden, <strong>für</strong> <strong>die</strong> besondere<br />

Zeugnisse (sog. Transportbescheinigungen)<br />

ausgestellt wurden.<br />

• Der Besatz mit Grasfischen oder anderen<br />

nicht heimischen Fischarten ist<br />

verboten.<br />

Reiche Fischbeute nach dem Ablasssen<br />

des Alten <strong>Weiher</strong>s in Altshausen. Das<br />

zweite Tier von rechts ist ein Graskarpfen.<br />

Foto: Hofkammerforstamt Altshausen


Maßnahmen zur Bestandsförderung<br />

Bei der fischereilichen Nutzung von <strong>Seen</strong><br />

oder <strong>Weiher</strong>n darf nicht nur auf begehrte<br />

Arten gefischt werden, sondern es müssen<br />

zusätzlich zum Besatz begleitend bestandsfördernde<br />

Maßnahmen erfolgen:<br />

• Regelmäßige Hegebefischung von<br />

Massenarten mit geeigneter Technik<br />

(Kiemen-, Trapp- oder Zugnetze).<br />

• Entnahme großer Raubfische (dadurch<br />

weniger Kannibalismus <strong>und</strong> Schutz der<br />

Wasservögel) <strong>und</strong> regelmäßiger Besatz<br />

mit Raubfischbrut.<br />

Weniger empfehlenswerte Restaurierungsmaßnahmen<br />

Entkrautung<br />

Die mechanische Entkrautung eines Gewässers<br />

wird bei starkem Vorkommen<br />

höherer, unter der Wasseroberfläche<br />

lebender Wasserpflanzen immer wieder<br />

erwogen. Hierdurch sollen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Freizeitnutzung<br />

(Baden, Angeln) bessere Bedingungen<br />

geschaffen werden.<br />

Die meisten oberschwäbischen Stillgewässer<br />

werden aufgr<strong>und</strong> ihrer Trophie entweder<br />

von Makrophyten- oder von Algenbeständen<br />

dominiert (siehe hierzu auch<br />

S. 12 – 14). Durch das massive Entfernen<br />

von höheren Wasserpflanzen kann sich<br />

ein von <strong>die</strong>sen dominiertes Gewässer in<br />

ein von Kleinalgen beherrschtes verwandeln.<br />

Dies führt dann zu den berüchtigten<br />

Erbsensuppen. Beim Abmähen von Unterwasserpflanzen<br />

wird oft viel Sediment auf-<br />

gewirbelt <strong>und</strong> dabei gelangt zusätzlicher<br />

Phosphor in den Wasserkörper.<br />

Wasserpflanzen bestehen etwa zu 95 %<br />

aus Wasser <strong>und</strong> zu 5 % aus Trockenmasse.<br />

Eine Tonne Wasserpflanzen enthält<br />

somit 950 kg Wasser <strong>und</strong> 50 kg organisches<br />

Substrat <strong>und</strong> Mineralien. In<br />

den Mineralien von einer Tonne Wasserpflanzen<br />

sind aber gerade einmal 100 g<br />

Phosphat-Phosphor enthalten. Die entspricht<br />

etwa 0,2 % der Trockenmasse,<br />

bzw. 0,01 % der Frischmasse.<br />

Selbst kleinere <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> in Oberschwaben<br />

werden mitunter mit<br />

200 – 300 kg Phosphat-Phosphor pro<br />

Jahr belastet, wovon ein Teil allerdings<br />

wieder über den Abfluss abfließt. Wollte<br />

man von <strong>die</strong>ser einfließenden Menge<br />

z.B. 100 kg Phosphat-Phosphor durch<br />

<strong>die</strong> Entnahme von Wasserpflanzen abschöpfen,<br />

müsste man aus dem Gewässer<br />

nach den obigen Zahlen aber<br />

1.000 Tonnen Wasserpflanzen entnehmen.<br />

Diese Biomasse wächst bei<br />

dichtem Bestand auf etwa 20 ha Gewässerfläche.<br />

Entkrautungen sind daher nur in Ausnahmefällen<br />

<strong>und</strong> nur in Teilbereichen des<br />

Gewässers zu be<strong>für</strong>worten, wenn <strong>die</strong>s<br />

z.B. aus Gründen der Gewässernutzung<br />

notwendig ist.<br />

Eine <strong>Sanierung</strong>smaßnahme ist eine Entkrautung<br />

in keinem Fall!<br />

Restaurierung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

38<br />

Externe Phosphorentfernung<br />

Bei der externen Phosphorentfernung<br />

wird dem nährstoffreichen Tiefenwasser<br />

außerhalb des Sees durch <strong>die</strong> Behandlung<br />

mit Fällungsmitteln (z. B. Eisen-<br />

III-Chlorid) Phosphat entzogen. Dieses<br />

Verfahren ist technisch aufwändig <strong>und</strong><br />

kostspielig, birgt aber andererseits wenig<br />

Risiken. Außerdem wird das Gewässer<br />

durch <strong>die</strong> Rückführung des behandelten<br />

Wassers mit Sauerstoff angereichert,<br />

<strong>und</strong> der Seewasserspiegel sinkt dabei<br />

nicht ab.<br />

Tiefenwasserbelüftung<br />

Die Idee der Tiefenwasserbelüftung ist,<br />

das sauerstoffarme oder -freie Hypolimnion<br />

eines geschichteten, hocheutrophen<br />

Sees mit extern zugeführtem Sauerstoff<br />

anzureichern. Zu <strong>die</strong>sem Zweck wird mit<br />

geeigneten Aggregaten Wasser aus dem<br />

Hypolimnion entnommen, mit atmosphärischer<br />

Luft oder Reinsauerstoff angereichert<br />

<strong>und</strong> so behandelt wieder in das<br />

Hypolimnion abgegeben. Auf <strong>die</strong>se Weise<br />

verhindert man, dass <strong>die</strong> natürliche Wärmeschichtung<br />

eines Sees beeinträchtigt<br />

oder zerstört wird.<br />

Problematisch an <strong>die</strong>sem Verfahren ist<br />

vor allem, dass Phosphor nicht tatsächlich,<br />

wie z. B. bei der Tiefenwasserableitung<br />

aus <strong>Seen</strong> entfernt, sondern nur<br />

in das Sediment verfrachtet wird. Die<br />

Phosphatfallenwirkung wird sogar<br />

verstärkt, <strong>und</strong> nach Beendigung der<br />

Belüftung kann es zu erhöhten Phosphor-Rücklösungen<br />

aus dem Sediment


39 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Phosphor <strong>und</strong> Sauerstoff<br />

Phosphor <strong>und</strong> Sauerstoff stehen<br />

am Gewässerbodenboden in einer<br />

engen Wechselbeziehung. Enthält<br />

das Porenwasser eines Sediments<br />

viel Sauerstoff (>4 mg/l),<br />

dann liegt das dort vorhandene<br />

Eisen in Form von Eisen-III-Ionen<br />

vor. Phosphat bildet mit <strong>die</strong>sem<br />

schwer lösliches Eisen-III-Phosphat.<br />

Verarmt das Tiefenwasser im Zuge<br />

der Eutrophierung eines Gewässers<br />

an Sauerstoff, dann werden<br />

Eisen-III-Ionen zu Eisen-II-Ionen<br />

reduziert. Das hat zur Folge, dass<br />

das geb<strong>und</strong>ene Phosphat wieder<br />

in Lösung geht <strong>und</strong> als Nährstoff<br />

<strong>für</strong> Algen <strong>und</strong> Wasserpflanzen zur<br />

Verfügung steht.<br />

Nährstoffarme Gewässer enthalten<br />

viel Sauerstoff <strong>und</strong> fixieren<br />

große Teile des in sie gelangenden<br />

Phosphors im Sediment. Sie wirken<br />

somit als sog. Nährstofffallen.<br />

Fatal wird <strong>die</strong>s in dem Augenblick,<br />

wenn aufgr<strong>und</strong> der Eutrophierung<br />

der Sauerstoffgehalt im Sediment<br />

massiv zurückgeht <strong>und</strong> Phosphor<br />

in großem Umfang freigesetzt<br />

wird. <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> können<br />

sich auf <strong>die</strong>se Weise regelrecht<br />

selbst düngen.<br />

kommen, sofern nicht auf natürliche Weise<br />

der Sauerstoffgehalt angestiegen ist.<br />

Eine Tiefenwasserbelüftung sollte daher<br />

höchstens als flankierende Maßnahme<br />

einer bereits laufenden <strong>Sanierung</strong> der<br />

Einzugsgebiete eingesetzt werden.<br />

Schlammbelüftung<br />

Die Belüftung von Schlämmen zur<br />

Mineralisierung von organischem Material<br />

ist eine in der Klärtechnik angewandte<br />

Methode. Auch bei der Restaurierung<br />

von Gewässern wird <strong>die</strong>ses Verfahren hin<br />

<strong>und</strong> wieder aufgegriffen. Über feinporige<br />

Schläuche wird Sauerstoff ins Sediment<br />

hineingepumpt. Aufgr<strong>und</strong> der verbesserten<br />

Sauerstoffverfügbarkeit kann sich<br />

der organische Anteil des Sediments/<br />

Faulschlamms mineralisieren, <strong>und</strong> das<br />

Schlammvolumen vermindert sich.<br />

Bei Einrichtung <strong>und</strong> Betrieb einer der- der<br />

artigen Anlage entstehen jedoch recht<br />

hohe Kosten. Anzumerken ist auch,<br />

dass bei einer Schlammbelüftung dem<br />

Gewässer – im Gegensatz zu einer Ent- Ent<br />

schlammung – keine Nährstoffe entzogen<br />

werden.<br />

Nicht empfehlenswerte Restaurierungsmaßnahmen<br />

Zwangszirkulation<br />

Bei einer Zwangszirkulation wird durch<br />

das Einblasen von Druckluft in <strong>die</strong> Tiefenschichten<br />

vor allem von <strong>Seen</strong> eine<br />

Durchmischung ansonsten geschichteter<br />

Wassermassen hervorgerufen. Der gesamte<br />

Wasserkörper wird dabei zwar mit<br />

Sauerstoff angereichert, <strong>die</strong> Folgen <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Biozönose können aber beträchtlich<br />

sein. Abgestorbene organische Substanz<br />

aus dem Hypolimnion gelangt in das Epilimnion<br />

<strong>und</strong> vermindert dort massiv den<br />

Sauerstoffgehalt. Dies kann Fischsterben<br />

nach sich ziehen.<br />

Phosphor aus dem Hypolimnion wird in<br />

das Epilimnion verfrachtet <strong>und</strong> kann dort<br />

heftige Algenblüten verursachen.<br />

Einsatz pflanzenfressender Fische<br />

Pflanzenfressende Fische, insbesondere<br />

<strong>die</strong> landläufig so genannten Graskarpfen,<br />

dürfen in Baden-Württemberg nach<br />

dem Fischereigesetz nicht in <strong>Seen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Weiher</strong>n ausgesetzt werden. In welchem<br />

Ausmaß Graskarpfen das ökologische<br />

Gefüge eines Sees oder <strong>Weiher</strong>s beeinträchtigen<br />

können, wurde auf den Seiten<br />

12 – 14 erläutert.<br />

Sedimentabdeckung<br />

Ziel <strong>die</strong>ser Maßnahme ist es, eine Ver- Ver<br />

siegelung des Gewässersediments <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Rücklösung von Nährstoffen, vor<br />

allem des Phosphors, zu erreichen.


Dazu eignen sich besonders tonige Materialen,<br />

z.B. Bentonit oder Seekreide.<br />

Die Versiegelung muss ein höheres spezifisches<br />

Gewicht als das Seesediment<br />

haben, um genügend Auflast <strong>für</strong> eine<br />

Sperrschichtwirkung gegenüber Nährstoffen<br />

zu gewährleisten.<br />

Die Ausbringung des tonigen Materials<br />

erfolgt in Form einer Suspension in den<br />

Wasserkörper. Die Sedimentabdeckung<br />

ist <strong>für</strong> flache Gewässer ungeeignet, da<br />

dort unter dem Einfluss des Windes <strong>die</strong><br />

aufgebrachte Sedimentschicht aufgewirbelt<br />

<strong>und</strong> umgelagert werden kann.<br />

Die bisherigen Ergebnisse von Restaurierungsmaßnahmen<br />

mittels Sedimentabdeckung<br />

sind wenig Erfolg versprechend.<br />

Auch aus ökologischen Gründen<br />

ist <strong>die</strong>ses Verfahren abzulehnen, da <strong>die</strong><br />

Biozönose des Seebodens massiv beeinträchtigt<br />

wird.<br />

Durch <strong>die</strong> Wühltätigkeit im Sediment<br />

lebender Organismen, z.B. Würmer <strong>und</strong><br />

Insektenlarven, kann es zur sogenannten<br />

Bioturbation kommen. Sediment <strong>und</strong><br />

Sedimentabdeckung werden dabei miteinander<br />

vermischt <strong>und</strong> <strong>die</strong> gewünschte<br />

Wirkung verliert sich immer mehr.<br />

Chemische Behandlung des Sediments<br />

oder des Wassers<br />

Die Zugabe von Chemikalien aller Art in<br />

Oberflächengewässer zum Zwecke ihrer<br />

<strong>Sanierung</strong>, so um Phosphate auszufällen<br />

oder andere Wirkungen zu erreichen,<br />

wird heute aus gewässerökologischen<br />

Gründen abgelehnt. Die sich bei solchen<br />

Maßnahmen einstellenden Nebenwirkungen<br />

sind meist gravierender als der<br />

Nutzen, der aus der Hauptwirkung zu<br />

erwarten ist.<br />

Man hat verschiedentlich versucht, Phosphate<br />

mit Hilfe von Aluminium-III-Ionen<br />

auszufällen, weil es bei Aluminium den<br />

oben geschilderten Rücklösungsmechanismus<br />

wie bei Eisen nicht gibt. Aluminiumphosphat<br />

bleibt unter allen Bedingungen<br />

im Sediment unlöslich fixiert.<br />

Aluminiumionen wirken aber auf tierische<br />

Organismen toxisch <strong>und</strong> so kam es häufig<br />

dazu, dass man als Nebenwirkung<br />

das Zooplankton vergiftete. Nutzt man<br />

anstelle von Aluminium-III-Ionen Eisen-<br />

III-Ionen, dann ist nicht mit Vergiftungen<br />

der Biozönose, aber mit dem schon beschrieben<br />

Rücklösungen zu rechnen.<br />

Eine andere Form der Sedimentbehandlung<br />

ist <strong>die</strong> Kalkung abgelassener <strong>Weiher</strong>.<br />

Mit der Einbringung von Calciumkarbonat<br />

(Algen- oder kohlensaurer Kalk) wird der<br />

Abbau organischer Substrate gefördert.<br />

Die Kalkung wird im Umfang von etwa<br />

70 – 300 kg/ha vorgenommen. Unter<br />

keinen Umständen darf ein mit Phosphaten<br />

verunreinigter Kalk verwendet<br />

werden.<br />

Bei <strong>Seen</strong> kann Phosphor im Zuge natürlich<br />

auftretender Calcitfällungen in beträchtlichen<br />

Maße aus dem Wasserkörper<br />

mitausgeschieden werden. Am Bodensee<br />

ist <strong>die</strong>ses Phänomen beobachtet<br />

<strong>und</strong> beschrieben worden (Rossknecht<br />

1977 <strong>und</strong> 1980).<br />

Restaurierung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

40<br />

„Energiesysteme“<br />

Im Zuge der Vereinnahmung immer größere<br />

Bereiche unseres Alltages durch das<br />

Esoterische blieb es nicht aus, dass sich<br />

entsprechend Heilk<strong>und</strong>ige unter Heranziehung<br />

übersinnlicher Kräfte auch an <strong>die</strong><br />

<strong>Sanierung</strong> von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n machten.<br />

So soll u.a. durch <strong>die</strong> Fixierung von<br />

kosmischer Energie auf Trägermaterialien<br />

wie Aluminiumfolien oder Quarzsand der<br />

Sauerstoffgehalt eines Gewässers erhöht<br />

werden. Es wird gesagt, dass man <strong>die</strong><br />

Faulschlammschicht eines stehenden Gewässers<br />

mit Hilfe von im Kosmos verborgenen<br />

<strong>und</strong> nur Eingeweihten zugänglichen<br />

Kräften zur Mineralisation bringen kann.<br />

Bisher konnte <strong>die</strong> Wirkung <strong>die</strong>serlei Maßnahmen<br />

nicht glaubhaft bewiesen werden.<br />

Gleichwohl sind solche Eingriffe meist<br />

auch nicht schädlich, sieht man davon ab,<br />

dass <strong>für</strong> sie öffentliche Finanzmittel aufgewendet<br />

werden müssen. Mitunter standen<br />

Gelder, <strong>die</strong> <strong>für</strong> derartige <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen<br />

ausgegeben wurden, <strong>für</strong> wirksame<br />

seriöse Maßnahmen nicht mehr zur<br />

Verfügung.<br />

Da Gewässer jahreszeitlichen <strong>und</strong> durch<br />

andere Zyklen bedingten Schwankungen<br />

in ihrer Biozönose, ihrem Sauerstoffgehalt<br />

u.a. unterliegen, kommt es hin <strong>und</strong> wieder<br />

vor, dass z.B. <strong>die</strong> Zunahme des Sauerstoffgehaltes<br />

in einem See zeitlich mit der<br />

Anwendung einer solchen Maßnahme korreliert.<br />

Dies wird dann in der Presse entsprechend<br />

aufgepuscht <strong>und</strong> <strong>die</strong>nt als Referenz<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Wirksamkeit eines alternativen<br />

Heilverfahrens <strong>für</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>.


41 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Weitere<br />

Bewirtschaftungsempfehlungen<br />

Einpflügen von Entwässerungsgräben im<br />

abgelassenen Sägweiher. Foto: A. Trautmann


Die Gewässer selbst <strong>und</strong> ihre Verlandungsbereiche<br />

sind durch eine mehr<br />

oder weniger intensive Freizeitnutzung<br />

(Baden, Bootfahren, Angelfischerei,<br />

Schlittschuhlaufen) sowie der fischereilichen<br />

Bewirtschaftung vielfältigen<br />

Einflüssen ausgesetzt. Der fischereilichen<br />

Nutzung kommt hierbei meist<br />

<strong>die</strong> größte Bedeutung zu, da sie einen<br />

Einfluss auf <strong>die</strong> gesamte Ökologie des<br />

Gewässers hat.<br />

Fischereiliche Nutzung<br />

In § 13 Abs.1 des Fischereigesetzes<br />

<strong>für</strong> Baden-Württemberg (FischG) ist der<br />

Gr<strong>und</strong>satz <strong>für</strong> das Nutzungsrecht auf<br />

Fischerei geregelt. Dort wird ausgeführt:<br />

„Das Fischereirecht darf nach den<br />

anerkannten fischereilichen Gr<strong>und</strong>sätzen<br />

nur so ausgeübt werden, dass <strong>die</strong><br />

im <strong>und</strong> am Wasser lebende Tier- <strong>und</strong><br />

Pflanzenwelt einschließlich ihrer Lebensgemeinschaften<br />

<strong>und</strong> Lebensstätten<br />

nicht mehr als notwendig beeinträchtigt<br />

werden.“<br />

Eine auf ökologische Belange ausgerichtete<br />

fischereiliche Bewirtschaftung<br />

unterliegt deshalb folgenden Gr<strong>und</strong>sätzen:<br />

• Aufbau <strong>und</strong> Erhalt eines ausgeglichenen<br />

<strong>und</strong> der Nutzung <strong>und</strong> dem<br />

Gewässer entsprechendem Fischbestandes.<br />

Abfischen am Metzisweiler <strong>Weiher</strong> (2005).<br />

Foto: A. Trautmann<br />

• Erhaltung des Gewässers <strong>und</strong> seines<br />

Umfeldes als Lebensraum <strong>für</strong> eine<br />

vielgestaltige Fauna <strong>und</strong> Flora.<br />

Freizeitnutzung<br />

Die Menschen verfügen heute über<br />

wesentlich mehr Freizeit <strong>und</strong> suchen<br />

Erholung auch in der freien Natur.<br />

<strong>Seen</strong> <strong>und</strong> ihr Umfeld werden daher<br />

heutzutage weniger aufgr<strong>und</strong> ihres Potenzials<br />

als Nahrungslieferant, sondern<br />

eher wegen der Nutzungsmöglichkeiten<br />

im Freizeitbereich geschätzt. Viele Gemeinden<br />

beziehen <strong>die</strong> Stehgewässer<br />

ihrer Gemarkung gezielt in ihr Tourismuskonzept<br />

ein <strong>und</strong> heben <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Möglichkeiten ihrer Freizeitnutzung<br />

hervor.<br />

In den meisten Gewässern kann gebadet<br />

werden, wobei häufig der besondere<br />

Reiz darin liegt, dass kein Freizeitrummel<br />

wie in Freibädern besteht. Die<br />

Weitere Bewirtschaftungsempfehlungen<br />

42<br />

Menschen können sich in natürlicher<br />

Umgebung erholen. Dazu zählt aber<br />

auch, dass mit moorigem Wasser oder<br />

mit Unterwasser- <strong>und</strong> Schwimmblattpflanzen<br />

gerechnet werden muss.<br />

Ein starkes Aufkommen von höheren<br />

Wasserpflanzen führt bei Badegästen,<br />

<strong>und</strong> mehr noch bei Anglern, häufig zur<br />

Forderung nach Entfernung <strong>die</strong>ser im<br />

Volksm<strong>und</strong> als „Schlingpflanzen“ bezeichneten<br />

Makrophyten. Davon ist,<br />

außer im unmittelbaren Badebereich,<br />

dringend abzuraten, denn das Nahrungsnetz<br />

eines Gewässers kann dadurch<br />

empfindlich gestört werden. Die<br />

Folge kann unter anderem sein, dass<br />

an <strong>die</strong> Stelle von Wasserpflanzen Algen<br />

treten.<br />

Eine wichtige Rolle <strong>für</strong> den Gewässerschutz<br />

im Zusammenhang mit der Badenutzung<br />

spielt das Bereitstellen von<br />

sanitären Anlagen an Badeplätzen. WCs<br />

sollten gut zugänglich gelegen sein <strong>und</strong><br />

sie aufzusuchen sollte nicht abschreckend<br />

wirken. Bei kleineren Badestellen<br />

empfiehlt sich das Aufstellen von mobilen<br />

WCs während der Sommermonate. Auch<br />

Duschwasser darf nicht in <strong>Seen</strong> oder<br />

<strong>Weiher</strong> geleitet, sondern sollte Abwassersammlern<br />

zugeführt oder aufgefangen<br />

<strong>und</strong> anschließend entsorgt werden.<br />

An ein paar der größeren oberschwäbischen<br />

<strong>Seen</strong> besteht <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

zum Surfen <strong>und</strong> Segeln. Dabei kommt


43 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Badsee bei Isny/Beuren. Foto: F. Hofmann<br />

es oft zu Nutzungskonflikten mit dem<br />

Naturschutz. Unter anderem können<br />

Wasservögel beim Brüten gestört oder<br />

Schwimmblattgürtel beeinträchtigt<br />

Badebetrieb am Obersee in Kißlegg.<br />

Foto: Gemeindeverwaltung Kißlegg<br />

werden. Empfehlenswert ist es in solchen<br />

Fällen, Badebereiche <strong>und</strong> Schutzzonen<br />

mit Hilfe von Bojenketten klar<br />

voneinander zu trennen.<br />

Campingplätze <strong>und</strong> Grillstellen beeinflussen<br />

Gewässer in mehrerer Hinsicht.<br />

Sind sie umzäunt, werden andere Erholungssuchende<br />

ausgesperrt <strong>und</strong> suchen<br />

unberührte Uferbereiche auf, <strong>die</strong><br />

dann nicht mehr als Rückzugsräume<br />

<strong>für</strong> Tiere <strong>und</strong> Pflanzen zur Verfügung<br />

stehen. Lärm, Licht <strong>und</strong> auch zurückgelassener<br />

Unrat beeinträchtigen <strong>die</strong><br />

Natur. Helle Wohnmobile <strong>und</strong> Wohnwagen<br />

sind in der Landschaft weithin<br />

sichtbar <strong>und</strong> wirken ohne entsprechende<br />

Eingrünung störend.<br />

Die fischereiliche Nutzung, vor allem<br />

der ablassbaren <strong>Weiher</strong>, hat sich in<br />

den letzten Jahrzehnten stark verändert.<br />

Nicht mehr der Fischertrag steht<br />

im Vordergr<strong>und</strong>, sondern viel mehr <strong>die</strong><br />

Eignung als Angelgewässer im Sinne<br />

der Freizeitnutzung. Die Gr<strong>und</strong>sätze einer<br />

ökologisch ausgerichteten Fischerei<br />

wurden bereits erläutert.<br />

Im Winter wird auf vielen <strong>Seen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Weiher</strong>n Schlittschuh gelaufen. Dies<br />

kann insbesondere bei flachen Gewässern<br />

Fische <strong>und</strong> überwinternde<br />

Amphibien beeinträchtigen. Durch <strong>die</strong><br />

über das Eis gleitenden Schlittschuhkufen<br />

gerät <strong>die</strong> Eisfläche in Schwingungen,<br />

<strong>die</strong> Tiere erwachen aus ihrer<br />

Winterstarre <strong>und</strong> ihr Stoffwechselumsatz<br />

erhöht sich schlagartig <strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Jahreszeit untypisch. Der beim Schlittschuhlaufen<br />

verursachte Lärm pflanzt<br />

sich unter Wasser wesentlich stärker<br />

als an der Oberfläche fort <strong>und</strong> tut ein<br />

Übriges, um den Stress der Tiere zu<br />

erhöhen. Da wegen der Eisdecke kaum<br />

frischer Sauerstoff in das Gewässer<br />

gelangt, können <strong>die</strong> Tiere dann unter<br />

Umständen ersticken.<br />

Freizeitnutzung, Naturschutz <strong>und</strong> <strong>Sanierung</strong><br />

sind nicht immer problemlos<br />

miteinander zu vereinbaren. Es kommt<br />

immer wieder zu Nutzungskonflikten.<br />

Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong> sollten durch <strong>die</strong><br />

Unterhaltungspflichtigen <strong>für</strong> jedes Gewässer<br />

spezifische Entwicklungsziele<br />

festgelegt <strong>und</strong> mit den anderen Nut-


Entspannung an einem <strong>Weiher</strong>. Foto: S. Phillipson<br />

zern bzw. Betroffenen abgestimmt<br />

werden. Dies kann entweder <strong>für</strong> jedes<br />

Gewässer einzeln oder <strong>für</strong> eine Gruppe<br />

von Stillgewässern durchgeführt werden<br />

(wobei dann <strong>die</strong> Möglichkeit besteht,<br />

ein ganzes Gewässer entweder<br />

<strong>für</strong> Naturschutzzwecke oder <strong>die</strong> Freizeitnutzung<br />

zu reservieren). Bei Einbeziehung<br />

in <strong>die</strong> Freizeitnutzung empfiehlt<br />

es sich, Besucherlenkungskonzepte zu<br />

entwickeln <strong>und</strong> <strong>die</strong> Menschen ausreichend<br />

zu informieren.<br />

An größeren Gewässern sollten Schonreviere<br />

<strong>für</strong> Vögel <strong>und</strong> Fische geschaffen<br />

werden, in denen auch keine angelfischereiliche<br />

Nutzung erfolgen darf. An<br />

ökologisch wertvollen Gewässern kann<br />

es sinnvoll sein, den Gemeingebrauch<br />

(Bade-, Schlittschuhbetrieb) einzuschränken<br />

bzw. auf Teilbereiche zu beschränken.<br />

Gewässerpflege<br />

Vielfältig strukturierte Uferzonen (Verlandungs-<br />

<strong>und</strong> Flachwasserbereiche)<br />

sind <strong>für</strong> <strong>die</strong> gesamte Gewässerökologie<br />

von großer Bedeutung <strong>und</strong> bieten<br />

Nahrungs-, Brut- <strong>und</strong> Überwinterungsräume<br />

<strong>für</strong> Vögel, Amphibien, Insekten<br />

sowie Laich- <strong>und</strong> Rückzugsräume <strong>für</strong><br />

Fische.<br />

Um <strong>die</strong>se Funktionen zu gewährleisten,<br />

sollte Folgendes bedacht werden:<br />

Weitere Bewirtschaftungsempfehlungen<br />

44<br />

• Die meist überalterten Baumbestände<br />

an den Uferbereichen sollten<br />

in Form einer Einzelstammnutzung<br />

reduziert <strong>und</strong> verbuschte Flächen<br />

entholzt werden. Durch Stockausschlag<br />

von am Ufer vorkommenden<br />

Baumarten wie Erle <strong>und</strong> Weide entsteht<br />

dann eine abwechslungsreiche<br />

Baum- <strong>und</strong> Strauchschicht verschiedener<br />

Höhen- <strong>und</strong> Altersstufen.<br />

• Mit einer regelmäßigen Schilfmahd<br />

im Winter können Verlandungsprozesse<br />

vermindert <strong>und</strong> der Röhrichtbereich<br />

als Lebensraum gesichert<br />

werden. Dies ist insbesondere beim<br />

Vorkommen geschützter Tier- <strong>und</strong><br />

Pflanzenarten sowie nach einer Entbuschung<br />

unbedingt notwendig.<br />

• Starke Unterwasserpflanzenvorkommen<br />

können eventuell in kleineren<br />

Bereichen gemäht werden, um bestimmte<br />

Nutzungen zu ermöglichen<br />

(Badebereich, Angelplätze).<br />

Badespass im Olzreutersee.<br />

Foto: A. Trautmann


45 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Schilfmahd am Holzmühleweiher Vogt. Foto: R. Bauer<br />

Ausmähen von Wasserpflanzen im Neuweiher in Daisendorf mit einem Mähboot.<br />

Foto: A. Trautmann<br />

Sämtliche Eingriffe in <strong>die</strong> Flora<br />

sollten jedoch nur nach fachk<strong>und</strong>iger<br />

Beratung <strong>und</strong> nach Einholung naturschutzrechtlicher<br />

Befreiungen durchgeführt<br />

werden.<br />

• Beim vollständigen Fehlen einer<br />

Unterwasserflora kann <strong>die</strong> Unterstützung<br />

der Wiederansiedelung von<br />

Pflanzenbeständen sinnvoll sein.<br />

• Ins Wasser gefallen Bäume <strong>und</strong> Äste<br />

bringen Strukturvielfalt in das Gewässer<br />

<strong>und</strong> schaffen Unterstände<br />

<strong>und</strong> Laichplätze.<br />

Die Abbildung auf der nächsten Seite<br />

zeigt einen Pflegeplan <strong>für</strong> den Neuweiher<br />

bei Meersburg.


Weitere Bewirtschaftungsempfehlungen<br />

Beschreibung der Pflegemaßnahmen<br />

Bäume wegen Standsicherheit überprüfen, auslichten<br />

Baumbestand abschnittsweise entfernen<br />

Offenhaltung durch Mahd alle 2 Jahre<br />

Mahd abschnittsweise alle 2 Jahre<br />

Auslichten<br />

Jährliche, schonende Mahd<br />

46<br />

Bäume abschnittsweise entfernen (abgestufte Ufervegetation)


Untersuchung<br />

von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

Messkolben <strong>für</strong> wasserchemische Untersuchungen. Foto: Dr. H.M. Strehle


Erfassung des hydrologischen Einzugsgebietes<br />

Der missliche ökologische Zustand von<br />

<strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n in Mitteleuropa ist<br />

heute in der Hauptsache auf diffuse<br />

Nährstoffeinträge aus landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen zurückzuführen.<br />

Nimmt man gewässernahe Flächen<br />

aus der intensiven landwirtschaftlichen<br />

Nutzung heraus, in dem man sie extensiviert,<br />

hat man in der Regel den<br />

wichtigsten Schritt auf dem Wege zur<br />

Verbesserung der Wasserqualität eines<br />

Oberflächengewässers getan.<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass danach<br />

Algenblüten verschwinden oder zurückgehen,<br />

zuvor häufig eingetretene Fischsterben<br />

ausbleiben oder eine rapide<br />

Verlandung in ihrem Verlauf spürbar<br />

verlangsamt wird, ist groß. Eine interne<br />

Stu<strong>die</strong>, bei der sanierte <strong>Seen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Weiher</strong> nicht sanierten Gewässern gegenüber<br />

gestellt wurden, bestätigt <strong>die</strong>s<br />

eindrücklich.<br />

Um eine Recherche von Emissionsquellen<br />

<strong>für</strong> Pflanzennährstoffe anzustellen,<br />

muss zunächst das hydrologische<br />

Einzugsgebiet eines Sees oder<br />

<strong>Weiher</strong>s bestimmt <strong>und</strong> abgegrenzt<br />

werden.<br />

In der Hydrologie unterscheidet man<br />

oberflächliche <strong>und</strong> unterirdische hydrologische<br />

Einzugsgebiete. Die unterirdischen<br />

Einzugsgebiete sind abhängig<br />

von den Gr<strong>und</strong>wasserströmen, welche<br />

auch einen Einfluss auf <strong>Seen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Weiher</strong> haben; bei Baggerseen beherrschen<br />

sie sogar das gesamte Wasserregime.<br />

In <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n spielen<br />

Gr<strong>und</strong>wasserströme eher eine geringere<br />

Rolle. Der Wasseraustausch wird<br />

hier wesentlich durch Flüsse <strong>und</strong> Bäche<br />

bewerkstelligt.<br />

Gr<strong>und</strong>wasserströme sind in der Regel<br />

mit vernünftigem finanziellem Aufwand<br />

nicht zu erfassen, weswegen <strong>die</strong> unterirdischen<br />

Einzugsgebiete bei der <strong>Sanierung</strong><br />

von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n meist<br />

unberücksichtigt bleiben.<br />

Zum oberflächlichen hydrologischen<br />

Einzugsgebiet eines Sees oder <strong>Weiher</strong>s<br />

gehört das gesamte Umfeld, aus dem<br />

aufgr<strong>und</strong> der Geländebeschaffenheit<br />

Regenwasser - bei einem angenommenen<br />

<strong>und</strong>urchlässigen Untergr<strong>und</strong><br />

- in das jeweilige Stillgewässer fließen<br />

müsste.<br />

Tatsächlich fließt Regenwasser in der<br />

Landschaft in Gräben, Bächen <strong>und</strong><br />

Flüssen zusammen, teilweise versickert<br />

es im Untergr<strong>und</strong>.<br />

Eine grobe Erfassung eines Einzugsgebietes<br />

lässt sich mit Hilfe von topografischen<br />

<strong>und</strong> orohydrografischen Karten<br />

vornehmen. Letztere sind topografische<br />

Karten, <strong>die</strong> nur Höhenlinien <strong>und</strong> Oberflächengewässer<br />

enthalten. Da solche<br />

Karten in der Regel im Maßstab 1:25<br />

000 vorliegen, sollte ein am Karten-<br />

Untersuchung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

48<br />

tisch abgestecktes Einzugsgebiet im<br />

Gelände durch eine Begehung verifiziert<br />

werden. Werden <strong>für</strong> ein <strong>Sanierung</strong>skonzept<br />

flurstücksscharfe Angaben<br />

zur Extensivierung von Flächen<br />

benötigt, so müssen <strong>die</strong>se ebenfalls im<br />

Gelände überprüft werden.<br />

Hilfreich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Geländebegehung ist<br />

<strong>die</strong> Erfassung von Geländepunkten<br />

durch GPS-Geräte <strong>und</strong> <strong>die</strong> Übertragung<br />

damit gewonnener Daten in GIS-Programme.<br />

Mit Hilfe solcher Programme<br />

kann man dann auf der Gr<strong>und</strong>lage topografischen<br />

Karten das Einzugsgebiet<br />

eines Sees oder <strong>Weiher</strong>s anschaulich<br />

darstellen.<br />

Wie so eine Karte aussieht, zeigt <strong>die</strong><br />

Abbildung S. 49. Die rot umrandete<br />

Fläche markiert das hydrologische<br />

Einzugsgebiet des Neuravensburger<br />

<strong>Weiher</strong>s. Es ist bereits ergänzt durch<br />

Flächen, <strong>die</strong> zur <strong>Sanierung</strong> des <strong>Weiher</strong>s<br />

extensiviert werden sollten.<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> eine eingehende<br />

Erhebung im Gelände ist der, dass neben<br />

den diffusen Einträgen auch punktuelle<br />

Nährstoffquellen existieren,<br />

z.B. unbefestigte Dunglegen, Fahrsilos<br />

in Gewässernähe, Hofabläufe, Einleitungen<br />

von dezentralen Abwasseranlagen,<br />

intensiv genutzte Fischteiche u.ä..<br />

Am Alten <strong>Weiher</strong> in Altshausen wurden<br />

Anfang der 1990er Jahre ausführliche


49 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Das hydrologische Einzugsgebiet des Neuravensburger <strong>Weiher</strong>s (blau umrandet) mit zur<br />

Extensivierung vorgeschlagenen Flächen (1. <strong>und</strong> 2. Priorität).<br />

gewässerchemische Untersuchungen<br />

angestellt. Sein gesamtes Einzugsgebiet<br />

umfasst etwas mehr als 1.200ha.<br />

Durch <strong>die</strong> Bilanzierung des zu- <strong>und</strong> abfließenden<br />

Wassers konnte festgestellt<br />

werden, dass nur ca. 2/3 des dem<br />

<strong>Weiher</strong> zufließenden Wassers aus dem<br />

Ragenreuter Bach kamen, dem einzigen<br />

Zufluss des <strong>Weiher</strong>s. Der Rest, so<br />

ergaben anschließende Erhebungen,<br />

stammte aus Drainagen <strong>und</strong> Entwässerungskanälen<br />

(insgesamt r<strong>und</strong> sieben<br />

Kilometer) aus dem unmittelbaren Umfeld<br />

des <strong>Weiher</strong>s.<br />

Auf <strong>die</strong>sem mehrere Hektar großen<br />

ausdrainierten Areal wurde sehr viel<br />

Gülle ausgebracht. Detaillierte Analysen<br />

führten schließlich zu dem Bef<strong>und</strong>,<br />

dass aus <strong>die</strong>sem weihernahen Gebiet<br />

ein Drittel des gesamten aus dem<br />

<strong>Weiher</strong> abfließenden Wassers <strong>und</strong> fast<br />

50 % des darin enthaltenen Phosphats<br />

stammten. So konnten <strong>die</strong> ersten<br />

Schritte zur <strong>Sanierung</strong> des <strong>Weiher</strong>s<br />

gezielt dort getan werden, wo sie am<br />

erfolgversprechendsten waren, nämlich<br />

in der unmittelbaren Umgebung des<br />

<strong>Weiher</strong>s.<br />

Oft ist es nützlich, wenn man ein hydrologisches<br />

Einzugsgebiet in mehrere<br />

Sektoren unterteilt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wasserabflüsse,<br />

Nährstoffkonzentrationen<br />

<strong>und</strong> -mengen separat an den einzelnen<br />

Probenahmepunkten erfasst <strong>und</strong><br />

errechnet. Auf <strong>die</strong>se Weise kann man<br />

qualitativ <strong>und</strong> quantitativ <strong>die</strong> Nährstoffeinträge<br />

einzelnen Bereichen zuordnen<br />

<strong>und</strong> entsprechende Prioritäten bei der<br />

<strong>Sanierung</strong> setzen.<br />

Untersuchungsprogramm<br />

Chemische <strong>und</strong> gewässerökologische<br />

Untersuchungen an <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

geben einmal Aufschluss über <strong>die</strong> Emissionsquellen<br />

von Pflanzennährstoffen im<br />

Einzusgegbiet, ferner spiegeln sie ihren<br />

Zustand vor <strong>und</strong> nach erfolgten <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen<br />

wider, <strong>und</strong> schließlich<br />

ermöglichen sie <strong>die</strong> Dokumentation einer<br />

geglückten oder fehlgeschlagenen <strong>Sanierung</strong>smaßnahme.<br />

Zusätzlich bilden sie eine Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong><br />

Vergleiche mit anderen <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

<strong>und</strong> ermöglichen, deren Entwicklung<br />

im historischen Ablauf aufzuzeigen.<br />

Entscheidend hierbei ist jedoch, dass<br />

<strong>die</strong>se Untersuchungen bestimmten Anforderungen<br />

genügen:<br />

• Probenahmestellen sollten sorgfältig<br />

im Hinblick auf <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> eines<br />

Gewässers ausgewählt werden.<br />

• Untersuchungen müssen häufig genug<br />

angestellt werden, um statistisch signifikante<br />

Aussagen über allfällige Belastungen<br />

machen zu können.


Entnahme einer Wasserprobe mit dem<br />

Ruttner-Schöpfer. Foto: A. Trautmann<br />

• Es müssen <strong>die</strong> Parameter untersucht<br />

werden, <strong>die</strong> Schlussfolgerungen <strong>für</strong><br />

<strong>Sanierung</strong>s- <strong>und</strong> gegebenenfalls Restaurierungsmaßnahmen<br />

zulassen.<br />

• Die gewählten Untersuchungsmethoden<br />

müssen vergleichbar <strong>und</strong> nachvollziehbar<br />

sein.<br />

Das Untersuchungsprogramm sollte sowohl<br />

den örtlichen Gegebenheiten, als<br />

auch einem vorgegebenen finanziellen<br />

<strong>Sanierung</strong>sziel angepasst werden.<br />

Vorarbeiten zu den eigentlichen Untersuchungen<br />

können mit folgenden<br />

Stichworten charakterisiert werden:<br />

• Abgrenzung des hydrologischen Einzugsgebietes.<br />

• Vorhandene Planungen, wie z. B.<br />

Flächennutzungspläne, Gewässerentwicklungspläne,Biotopvernetzungspläne<br />

usw. sichten <strong>und</strong> in <strong>die</strong> weiteren<br />

Überlegungen miteinbeziehen;<br />

gleiches gilt <strong>für</strong> Daten zu Flächennutzung,<br />

Betriebsstruktur, Viehbestand,<br />

Viehbesatz <strong>und</strong> Güllelagerkapazität<br />

landwirtschaftlicher Betriebe im Einzugsgebiet.<br />

• Vermessung des Seebeckens, um<br />

<strong>die</strong> Tiefen, <strong>die</strong> tiefste Stelle <strong>und</strong> das<br />

Volumen zu erfassen.<br />

• Formulierung eines vorläufigen Extensivierungsplanes<br />

(damit weitere<br />

Untersuchungen präzisiert werden<br />

können).<br />

• Notwendig sind auch Fischbestandsuntersuchungen.<br />

Untersuchung im See/<strong>Weiher</strong><br />

In flachen Gewässern genügt es, nur das<br />

Wasser von der Oberfläche zu untersuchen.<br />

In der Praxis nimmt man zu <strong>die</strong>sem<br />

Zweck eine Wasserprobe aus 50 cm Tiefe.<br />

Wasserchemisch untersucht werden folgende<br />

Parameter:<br />

• Wassertemperatur<br />

• pH-Wert<br />

• Sichttiefe<br />

• Sauerstoff<br />

• Chlorophyll-a<br />

• Nitrat-Stickstoff<br />

Untersuchung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

Auch Tauchen gehört hin <strong>und</strong> wieder zum<br />

Job eines <strong>Seen</strong>forschers.<br />

Foto: P. Sieber<br />

• Ammonium-Stickstoff<br />

• Ortho-Phosphat-Phosphor<br />

• Gesamt-Phosphat-Phosphor<br />

Die Probenahme sollte monatlich erfolgen.<br />

50<br />

Kurz vor oder nach Düngeverbotszeiten<br />

sowie in Zeitspannen mit allgemein<br />

hoher Gülleausbringung sollte man<br />

Seewasserproben etwa 1 – 2 Tage<br />

nach einer solchen Düngung nehmen.<br />

Wichtig sind auch Probennahmen nach<br />

Regenfällen, weil dann in der Regel<br />

viele Nährstoffe in den Böden mobilisiert<br />

<strong>und</strong> in <strong>die</strong> Gewässer eingetragen<br />

werden.<br />

Bei tiefen, geschichteten <strong>Seen</strong> ist es<br />

somit nützlich, im Sommer während der<br />

hochproduktiven Phase der Algen ca.<br />

drei Mal Proben an der tiefsten Stelle<br />

über <strong>die</strong> gesamte Vertikale zu entnehmen<br />

<strong>und</strong> auf <strong>die</strong> oben genannten Parameter<br />

hin zu untersuchen.


51 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Hierbei werden mit dem Ruttner-<br />

Schöpfer aus verschiedenen Tiefen in<br />

Abständen von 2 – 3 Metern Proben<br />

entnommen.<br />

Sauerstoffgehalt <strong>und</strong> Temperatur können<br />

mit Hilfe einer entsprechenden<br />

Messsonde problemlos in Abständen<br />

von einem Meter erfasst werden.<br />

Ein unbedingtes Muss <strong>für</strong> ein seriöses<br />

<strong>Sanierung</strong>skonzept ist ein gut aus gestattetes<br />

Wasserlabor.<br />

Foto: Dr. H. M. Strehle<br />

Bei der Untersuchung des Zoo- <strong>und</strong><br />

Phytoplanktons, das mit einem geeigneten<br />

Planktonnetz entnommen wird,<br />

genügt es, wenn man sich einen Überblick<br />

über <strong>die</strong> dominanten Arten verschafft<br />

<strong>und</strong> besonderes <strong>die</strong> Daphnien<br />

berücksichtigt. Aus deren Vorhandensein<br />

oder Fehlen kann man wichtige<br />

Schlussfolgerungen zu Störungen im<br />

Nahrungsnetz ziehen. Die Zusammenhänge<br />

von Kleinkrebsen <strong>und</strong> Phytoplankton<br />

wurden S. 12 beschrieben).<br />

Auch der Bestand an höheren Wasserpflanzen<br />

(Makrophyten) lässt Schluss-<br />

folgerungen auf <strong>die</strong> Beschaffenheit<br />

eines Sees oder <strong>Weiher</strong>s zu. Insofern ist<br />

es nützlich, wenn man <strong>die</strong>se Bestände<br />

in ihrer qualitativen <strong>und</strong> quantitativen<br />

Beschaffenheit erfasst. Ein solche Erhebung<br />

sollte im Sommer erfolgen.<br />

Untersuchung in den Zuflüssen<br />

Da über <strong>die</strong> Zuflüsse <strong>die</strong> problematischen<br />

Substanzen <strong>für</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

eingetragen werden, müssen <strong>die</strong>se<br />

zwingend in ein Untersuchungsprogramm<br />

einbezogen werden.<br />

Man kann sich dabei einmal auf <strong>die</strong><br />

Konzentration der unten aufgeführten<br />

Stoffe beschränken, was meist aussagekräftig<br />

genug ist, um ein <strong>Sanierung</strong>sprogramm<br />

zu entwickeln. Mit Hilfe<br />

geeigneter Mengenmesseinrichtungen<br />

(Messwehre) kann man zusätzlich noch<br />

<strong>die</strong> in einen See oder <strong>Weiher</strong> einfließenden<br />

Wassermengen erfassen <strong>und</strong><br />

daraus Stoffbilanzen errechnen.<br />

An den aufgr<strong>und</strong> von Voruntersuchungen<br />

festgelegten Punkten sollten<br />

an mindestens 8 bis 10 Untersuchungsterminen<br />

Wasserproben genommen<br />

<strong>und</strong> auf folgende Parameter hin<br />

untersucht werden:<br />

• Wassertemperatur<br />

• pH-Wert<br />

• Nitrat-Stickstoff<br />

• Ammonium-Stickstoff<br />

• Ortho-Phosphat-Phosphor<br />

• Gesamt-Phosphat-Phosphor<br />

• BSB-Wert (z.B. bei Verdacht auf abwasserbürtige<br />

Belastungen)<br />

Zur Bilanzierung von Nährstoffeinträgen<br />

ist es von gr<strong>und</strong>legender Bedeutung,<br />

dass <strong>die</strong> Belastungsspitzen erfasst<br />

werden. Es kommt vor, dass bei einem<br />

Starkregen eine solche Nährstoffmenge<br />

in den See oder <strong>Weiher</strong> eingetragen<br />

wird, wie in sechs Monaten bei normalen<br />

Verhältnissen. Die Probenahme bei<br />

Regen in den Zuflüssen ist somit ebenfalls<br />

zwingend.


Erläuterungen zu einigen chemischen<br />

<strong>und</strong> biologischen Untersuchungsparametern<br />

Im der folgenden Übersicht sind <strong>die</strong> in<br />

der praktischen Limnologie gebräuchlichen<br />

Parameter noch einmal aufgelistet,<br />

erläutert <strong>und</strong> bewertet.<br />

Sichttiefe<br />

Mit Hilfe einer Secchi-Scheibe wird <strong>die</strong><br />

Sichttiefe in einem Stillgewässer gemessen.<br />

Je geringer <strong>die</strong> Sichttiefe ist,<br />

umso dichter ist in der Regel <strong>die</strong> Algenpopulation<br />

eines Sees oder <strong>Weiher</strong>s.<br />

Beeinflusst wird <strong>die</strong> Sichttiefe jedoch<br />

auch durch andere Substanzen, z. B.<br />

von Huminstoffen, welche das Wasser<br />

eintrüben können. Die Sichttiefenmessung<br />

ist ein methodisch sehr einfaches<br />

Verfahren, aus dem über längere<br />

Zeiträume betrachtet, Veränderungen<br />

in der Dichte von Algenfloren (auch solchen<br />

<strong>die</strong> durch <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen<br />

hervorgerufen wurden) ersichtlich werden<br />

können.<br />

Wassertemperatur<br />

<strong>und</strong> Sauerstoffgehalt<br />

Die Messung erfolgt mit einer elektronischen<br />

Sonde. Diese Parameter sind<br />

insbesondere dann von Nutzen, wenn<br />

sie regelmäßig an der tiefsten Stelle<br />

eines Gewässers über <strong>die</strong> gesamte<br />

Wassersäule in einem Abstand von<br />

r<strong>und</strong> einem Meter erfasst werden.<br />

Kennt man über ein bis zwei Jahre<br />

<strong>die</strong> Temperatur- <strong>und</strong> Sauerstoffverteilung<br />

im Vertikalprofil, dann lassen sich<br />

daraus Schlussfolgerungen über <strong>die</strong><br />

Schichtung des Gewässers sowie den<br />

Auf- <strong>und</strong> Abbau von Biomasse ziehen.<br />

Dort, wo viel Sauerstoff gemessen<br />

wird, sind Algen intensiv tätig, dort wo<br />

wenig oder kein Sauerstoff nachweisbar<br />

ist, veratmen gerade Algen den<br />

Sauerstoff oder überwiegen bakterielle<br />

Abbauvorgänge. Vor allem in hoch<br />

eutrophen <strong>Seen</strong> trifft man hohe Sauerstoffgehalte<br />

an der Oberfläche <strong>und</strong><br />

geringe schon in wenigen Metern Tiefe<br />

an. Ein <strong>Sanierung</strong>serfolg kann darin<br />

zum Ausdruck kommen, dass dauerhaft<br />

größere Tiefenbereiche mit mehr<br />

Sauerstoff versorgt sind.<br />

pH-Wert<br />

Er wird wie Wassertemperatur <strong>und</strong><br />

Sauerstoffgehalt mit einer elektronischen<br />

Sonde gemessen (<strong>die</strong> Sonden<br />

bedürfen einer regelmäßigen Pflege!).<br />

Aufgr<strong>und</strong> einer hohen, von Algen <strong>und</strong><br />

höheren Wasserpflanzen hervorgerufenen<br />

Produktivität kann es im Zuge<br />

der biogenen Entkalkung zu einer<br />

starken pH-Wert-Verschiebung in das<br />

basische Milieu kommen. Damit einher<br />

geht eine Verschiebung im Ammonium-<br />

/ Ammoniakgleichgewicht zugunsten<br />

des Ammoniaks. Ammoniak ist ein<br />

Fischgift <strong>und</strong> führt, wenn es in größerem<br />

Umfang in einem Gewässer entsteht,<br />

zu Fischsterben.<br />

Untersuchung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

52<br />

Ammonium <strong>und</strong> Nitrat<br />

Stickstoff ist beim Wachstum von Wasserpflanzen<br />

<strong>und</strong> Algen zwar nicht der<br />

limitierende Faktor, aber <strong>die</strong> Stickstoffverbindungen<br />

Ammonium <strong>und</strong> Nitrat<br />

sind wichtige Indikatoren <strong>für</strong> Stoffeinträge<br />

aus der landwirtschaftlichen Nutzung.<br />

So ist ein hoher Ammoniumgehalt<br />

im Oberflächenwasser ein deutlicher<br />

Hinweis auf den Eintrag von Gülle.<br />

Phosphor<br />

Phosphor ist der wichtigste Eutrophierungsfaktor.<br />

Insofern sollte man <strong>die</strong><br />

Analyse <strong>die</strong>ses Parameters mit großer<br />

Sorgfalt durchführen. Drei Formen von<br />

Phosphaten sind hier von Bedeutung.<br />

Da ist zum einen das Orthophosphat,<br />

das unmittelbar von Algen <strong>und</strong> Wasserpflanzen<br />

aufgenommen wird, <strong>und</strong><br />

3- 3- je nach pH-Wert als PO , HPO4 <strong>und</strong>/<br />

4<br />

3- oder H PO vorliegt. In einem normal<br />

2 4<br />

belasteten See oder <strong>Weiher</strong> ist Orthophosphat<br />

meist nur in geringen Mengen<br />

vorhanden, da es sofort von Algen<br />

aufgenommen wird. Findet man hingegen<br />

viel Orthophosphat, ist <strong>die</strong>s ein<br />

Indiz <strong>für</strong> übermäßige Nährstoffeinträge,<br />

<strong>die</strong> von Gülle oder von häuslichen Abwässern<br />

herrühren können.<br />

Ferner gibt es partikuläres Phosphat.<br />

Dieses kann im Plankton oder an Partikel<br />

(z.B. Gülle) geb<strong>und</strong>en sein. In Fließgewässern<br />

ist es eher an mineralische<br />

Schwebstoffe fixiert.<br />

Alle Formen <strong>die</strong>ser Phosphate zusammen<br />

ergeben das Gesamtphosphat.


53 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Chlorophyll-a<br />

Chlorophyll-a (das Blattgrün) ist eine<br />

Richtgröße, anhand derer man <strong>die</strong> Biomasse<br />

der Kleinalgen in einem See<br />

oder <strong>Weiher</strong> abschätzen kann. Die<br />

dauerhafte Abnahme <strong>die</strong>se Parameters<br />

kann eine erfolgreiche <strong>Sanierung</strong><br />

aufzeigen.<br />

Daneben gibt es noch eine Reihe anderer,<br />

in der wissenschaftlich betriebenen<br />

Limnologie herangezogener<br />

Parameter. Zum Teil sind <strong>die</strong>se methodisch<br />

sehr aufwändig zu erheben <strong>und</strong><br />

im Hinblick auf <strong>Sanierung</strong>svorhaben<br />

nicht immer sehr aussagekräftig.<br />

Messgerät <strong>für</strong> Sauerstoffgehalt <strong>und</strong> Temperatur. Foto: A. Trautmann<br />

Bevor man ein Untersuchungsprogramm<br />

zum Zwecke der <strong>Sanierung</strong><br />

eines Sees oder <strong>Weiher</strong>s verbindlich<br />

festlegt, sollte man bedenken, dass<br />

oft eine einfache Fotodokumentation,<br />

welche Maisäcker an Seeufern, Misthaufen<br />

an Bachrändern <strong>und</strong> Sickersaft<br />

von Fahrsilos zeigt, meist erfolgversprechender<br />

im Hinblick auf ein <strong>Sanierung</strong>skonzept<br />

ist, als eine ausführliche<br />

Analyse des Planktons. Für <strong>die</strong> Mittel,<br />

<strong>die</strong> eine brauchbare Planktonanalyse<br />

verschlingt, kann man in der Regel<br />

das komplette Einzugsgebiet samt<br />

Belastungsschwerpunkten eines Sees<br />

oder <strong>Weiher</strong>s erfassen <strong>und</strong> dokumentieren.<br />

Bescheidet man sich hingegen von<br />

vorneherein auf nur orientierende<br />

Planktonuntersuchungen, dann können<br />

<strong>die</strong>se durchaus sinnvoll sein. Insbesondere<br />

an hoch eutrophen <strong>Seen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n genügt es, wenn man<br />

sich auf <strong>die</strong> dominanten Spezies konzentriert.<br />

Der Erfolg einer <strong>Sanierung</strong>smaßnahme<br />

manifestiert sich dann oft darin, dass<br />

Blaualgen in ihrer Artenzahl <strong>und</strong> Konzentration<br />

abnehmen, wohingegen <strong>die</strong><br />

übrige Artenvielfalt zunimmt.<br />

Orientierende Untersuchungen über<br />

das Vorkommen von Kleinkrebsen,<br />

vornehmlich Daphnien, sind von Nutzen,<br />

wenn der Verdacht besteht, dass<br />

<strong>die</strong> ökologischen Verhältnisse eines<br />

Stillgewässers vor allem durch <strong>die</strong><br />

Fischfauna gestört werden.<br />

Werden Fangstatistiken von Sportfischern<br />

sorgfältig ausgewertet, dann<br />

sind zumindest <strong>die</strong> Fischspezies hinreichend<br />

bekannt, <strong>die</strong> einen See oder<br />

<strong>Weiher</strong> besiedeln. Aufwändig hingegen<br />

ist es, <strong>die</strong> Anzahl der Individuen<br />

einer Fischart <strong>und</strong> <strong>die</strong> Verteilung der<br />

Altersklassen einer Fischpopulation zu<br />

erheben. Solche in <strong>die</strong> Tiefe gehende<br />

fischereibiologischen Untersuchungen<br />

müssen, wenn sie seriös sein sollen,<br />

von ausgewiesenen Fachleuten vorgenommen<br />

werden. Die erwähnten<br />

Fangstatistiken sollten allerdings von<br />

allen Fischarten vorliegen.


Bei den meisten Gewässern des Aktionsprogrammes<br />

wurde auch das Sediment<br />

analysiert. Hierbei sind der Glührückstand<br />

sowie der Phosphatgehalt<br />

des Sediments bestimmt worden.<br />

Der Glührückstand ist ein Indikator<br />

da<strong>für</strong>, wie viel organisches Substrat in<br />

einem Sediment vorhanden ist <strong>und</strong> in<br />

welchem Ausmaß abgestorbenes organisches<br />

Material mineralisiert wird.<br />

Der Phosphatgehalt des Sediments<br />

lässt Schlüsse darauf zu, in welchem<br />

Umfang man mit Rücklösungen von<br />

Phosphaten <strong>und</strong> somit seeinternen<br />

Düngungen zu rechnen hat.<br />

Alles in Allem ist es ratsam, vor der<br />

Untersuchung von <strong>Seen</strong> oder <strong>Weiher</strong>n,<br />

<strong>die</strong> saniert werden sollen, fachk<strong>und</strong>igen<br />

Rat einzuholen. Stellen, <strong>die</strong><br />

solchen Rat geben, sind am Schluss<br />

der Broschüre genannt.<br />

Mit Hilfe einer Gefriersonde entnimmt man<br />

Sedimentproben aus <strong>Seen</strong>. Foto: J. Oehl<br />

Untersuchung von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n<br />

54


Ausblick<br />

Der Olzreuter See im Landkreis Biberach. Foto: F. Hofmann


Insbesondere in den 60er, 70er <strong>und</strong><br />

80er Jahren des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

sind in <strong>die</strong> oberschwäbischen <strong>Seen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> große Mengen an eutrophierend<br />

wirkenden Pflanzennährstoffen<br />

eingetragen worden. Diese<br />

stammten hauptsächlich aus häuslichen<br />

Abwässern <strong>und</strong> landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen.<br />

Im Bereich der Abwasserbehandlung<br />

wurden inzwischen große Fortschritte<br />

erzielt, getragen von dem Wechsel zu<br />

phosphatfreien Waschmitteln sowie<br />

immensen Investitionen in Kläranlagen,<br />

Abwassersammler, Einrichtungen<br />

zur Regenwasserbehandlung, Phosphatfällung,<br />

Stickstoffelimination <strong>und</strong><br />

Klärtechnik insgesamt. Selbst ländliche<br />

Streusiedlungsgemeinden sind<br />

inzwischen fast zu 100 % an zentrale<br />

Kläranlagen angeschlossen, oft über<br />

das schon erwähnte System Pumpe<br />

<strong>und</strong> Schlauch.<br />

Da <strong>die</strong> Nährstoffeinträge aus der<br />

Landwirtschaft im gleichen Zeitraum<br />

aber eher zugenommen haben, bedeutet<br />

<strong>die</strong>s, dass heute der relative<br />

Anteil der Landwirtschaft am Gesamteintrag<br />

sehr hoch ist. Von der<br />

landwirtschaftlichen Nutzung von<br />

Flächen gehen heute mit Abstand <strong>die</strong><br />

größten Einträge von Pflanzennährstoffen<br />

in Oberflächengewässer aus.<br />

Die veränderten agrarpolitischen<br />

Rahmenbedingungen, <strong>die</strong> mehr <strong>und</strong><br />

mehr werdenden EU-Vorgaben zur<br />

Reinhaltung der Umwelt <strong>und</strong> der Erhaltung<br />

natürlicher Lebensräume<br />

sowie damit zusammenhängende<br />

Kontrollen <strong>und</strong> Sanktionen dürften<br />

in den kommenden Jahren vermutlich<br />

dazu führen, dass <strong>die</strong> diffusen<br />

Nährstoffeinträge allmählich zurückgehen.<br />

Landwirte sind auch aus ökonomischen<br />

Gründen gezwungen, ihre<br />

wirtschaftseigenen Dünger so auszubringen,<br />

dass Nährstoffverluste möglichst<br />

gering sind. Außerdem führt<br />

der Strukturwandel in der Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> der zunehmende Einsatz<br />

von arbeitssparenden Großmaschinen<br />

dazu, dass gewässernahe, besonders<br />

feuchte <strong>und</strong> hängige Flächen, also<br />

gerade jene Flächen, von denen ein<br />

erhöhte Eutrophierungsgefahr ausgeht,<br />

weniger intensiv bewirtschaftet<br />

oder gar aus der Produktion genommen<br />

werden.<br />

Dieser langsame Wandel genügt jedoch<br />

bei weitem nicht, unsere Stillgewässer<br />

zu erhalten. Hierzu müssen<br />

zusätzlich aktive <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen<br />

ergriffen werden.<br />

Eine Erhebung im Rahmen des <strong>Seen</strong>programms<br />

im Jahr 1999 hat gezeigt,<br />

dass überall dort, wo keine konkreten<br />

<strong>Sanierung</strong>smaßnahmen umgesetzt<br />

wurden, <strong>die</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> bestenfalls<br />

trophisch unverändert blieben,<br />

sich in den meisten Fällen aber<br />

verschlechtert haben. Andererseits<br />

haben sich überall dort, wo gezielt<br />

Ausblick<br />

56<br />

<strong>Sanierung</strong>smaßnahmen im Bereich<br />

Abwasserentsorgung, Extensivierung<br />

kritischer Flächen, usw. umgesetzt<br />

worden sind, <strong>die</strong> Gewässer in ihrem<br />

durchschnittlichen Nährstoffgehalt<br />

meist erheblich verbessert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> einer intensiven Betreuung<br />

der Beteiligten <strong>und</strong> der gezielten<br />

Umsetzung von erforderlichen <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen,<br />

insbesondere im<br />

landwirtschaftlichen Bereich, kann<br />

manchmal sogar innerhalb kurzer Zeit<br />

eine deutliche Verbesserung des trophischen<br />

Zustandes erreicht werden.<br />

Dies hat sich am Schleinsee gezeigt.<br />

Die hohe Nährstoffkonzentration einer<br />

über Jahrzehnte andauernden<br />

Eutrophierung im See konnte durch<br />

gezielte Extensivierungsmaßnahmen<br />

innerhalb von 3 Jahren auf ein Drittel<br />

zurückgeführt werden. Die in der Vergangenheit<br />

jährlich wiederkehrenden<br />

Blaualgenblüten verschwanden völlig,<br />

Sauerstoffverhältnisse <strong>und</strong> Sichttiefe<br />

besserten sich beträchtlich. Möglich<br />

wurde <strong>die</strong>s durch intensive Beratung<br />

der dort wirtschaftenden Landwirte,<br />

ihre Einsicht sowie den Abschluss von<br />

Extensivierungsverträgen auf nahezu<br />

allen kritischen Flächen (Güde et al.<br />

1995).<br />

Für <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> eines Sees oder<br />

<strong>Weiher</strong>s ist ein langer Atem erforderlich,<br />

da nachhaltige Veränderungen<br />

der Trophie <strong>und</strong> gesamtökologische


57 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Verbesserungen in der Regel nur über<br />

eine kontinuierliche Betreuung der<br />

Gewässer <strong>und</strong> der im hydrologischen<br />

Einzugsgebiet wirtschaftenden Landwirte<br />

möglich ist.<br />

Dieser lange Atem war <strong>und</strong> ist beim<br />

<strong>Seen</strong>programm vorhanden. Ebenfalls<br />

von Bedeutung <strong>für</strong> das Gelingen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Effizienz des Aktionsprogrammes<br />

zur <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong><br />

<strong>Seen</strong> ist <strong>die</strong> Bereitstellung<br />

von Projektmitteln durch das Land<br />

Baden-Württemberg <strong>und</strong> von Kommunen<br />

<strong>für</strong> Untersuchungen, kleinere<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Zusätzlich werden <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umsetzung<br />

der vorgeschlagenen <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen<br />

in den Bereichen<br />

Landwirtschaft, Abwasserentsorgung<br />

<strong>und</strong> Gewässerökologie Fördermittel<br />

vergeben.<br />

Um <strong>die</strong> Kontinuität zu gewährleisten,<br />

als Motor <strong>für</strong> das Voranbringen der<br />

Maßnahmen sowie zur Sicherung von<br />

ausreichenden Finanzmitteln hat sich<br />

<strong>die</strong> Einrichtung einer regionalen Koordinierungsstelle<br />

bewährt.<br />

Für alle Beteiligten konnten <strong>die</strong> Gesamtkosten<br />

im Verhältnis zur erzielten<br />

Wirkung recht gering gehalten<br />

werden; unter anderem auch aufgr<strong>und</strong><br />

der über das <strong>Seen</strong>programm<br />

in <strong>die</strong> Gemeinden zurückfließenden<br />

Fördermittel.<br />

Städte <strong>und</strong> Gemeinden, <strong>die</strong> mit ihren<br />

Stillgewässern Probleme haben, geben<br />

oft sehr viel Geld <strong>für</strong> fragwürdige<br />

Untersuchungen oder nur kurzfristig<br />

wirkende Restaurierungsmaßnahmen<br />

aus. Daher sollten von Anfang an<br />

Ausriss aus der Schwäbischen Zeitung vom 18. Juni 2003<br />

Fachk<strong>und</strong>ige hinzugezogen werden.<br />

Auch <strong>die</strong> Mitarbeiter <strong>und</strong> Mitarbeiterinnen<br />

des <strong>Seen</strong>programms sind gerne<br />

bereit, hier in gewissem Umfange<br />

beratend tätig zu werden.


Neuanlage von Stillgewässern –<br />

eine nicht zu vergessende Option des Gewässerschutzes<br />

Die Neuanlage von Stillgewässern ist<br />

eine Möglichkeit, eine Landschaft mit<br />

aquatischen Lebensräumen zu bereichern<br />

<strong>und</strong> aufzuwerten. Im Rahmen<br />

des Aktionsprogrammes zur <strong>Sanierung</strong><br />

<strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> wird <strong>die</strong>se<br />

Idee derzeit erwogen.<br />

Wer <strong>die</strong> Flurnamen in Oberschwaben<br />

stu<strong>die</strong>rt, stößt immer wieder auf Hinweise,<br />

dass da, wo jetzt ein Acker oder<br />

eine Wiese ist, vor Zeiten einmal ein<br />

<strong>Weiher</strong> gewesen sein muss. Auch alte<br />

Dämme belegen <strong>die</strong> Existenz vieler zwischenzeitlich<br />

aufgelassener <strong>Weiher</strong>.<br />

Für eine Gemeinde, als der im Sinne<br />

des Wasserrechts zuständigen Gebietskörperschaft,<br />

bringt ein neu angelegter<br />

<strong>Weiher</strong> folgende Vorteile:<br />

• Verbesserung des Hochwasserschutzes,<br />

• Verwertung von extensiven, schwer<br />

bewirtschaftbaren Grünlandflächen,<br />

• Herstellung von Lebensräumen <strong>für</strong><br />

gefährdete Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten,<br />

• Bereicherung des Landschaftsbildes,<br />

• Schaffung von Möglichkeiten <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Freizeitnutzung,<br />

• Wiederbelebung historischer Nutzungs-<br />

<strong>und</strong> Kulturelemente,<br />

• Verbesserung der Versorgungssicherheit<br />

von Löschwasser <strong>für</strong> <strong>die</strong> Feuerwehr.<br />

Allerdings muss im Zuge der Umsetzung<br />

eines solchen Vorhabens den<br />

Belangen des Gewässerschutzes<br />

Rechnung getragen werden. Das heißt<br />

unter anderem:<br />

Fließgewässer, <strong>die</strong> zum Zwecke der<br />

Anlage eines <strong>Weiher</strong>s aufgestaut werden<br />

müssen, dürfen in ihrer ökologischen<br />

Wertigkeit so wenig wie möglich<br />

beeinträchtigt werden. Sie sollten<br />

<strong>für</strong> Fische <strong>und</strong> andere aquatische<br />

Ausblick<br />

58<br />

Lebewesen durchgängig bleiben. Dies<br />

kann man unter anderem dadurch<br />

erreichen, dass man den See oder<br />

<strong>Weiher</strong> nicht im Haupt-, sondern im<br />

Nebenschluss anlegt.<br />

Das Wasser in <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n erwärmt<br />

sich zwangsläufig stärker als<br />

das in einem Fluss oder Bach. Fließt<br />

zu viel <strong>und</strong> zu warmes Wasser aus<br />

einem <strong>Weiher</strong> in einen Bach, kann es<br />

dort zu einer Verschlechterung der Ge-<br />

Die schraffierten Flächen markieren aufgelassene <strong>Weiher</strong> im Bereich der Blitzenreuter<br />

<strong>Seen</strong>platte. Karte gefertigt nach Angaben aus Konold (1988).


59 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Der <strong>Weiher</strong>hofweiher Horgenzell wurde 2003/2004 angelegt. Foto: A. Trautmann<br />

wässergüte kommen. Außerdem enthält<br />

aus Stillgewässern abfließendes<br />

Wasser organisches Substrat (lebendes<br />

<strong>und</strong> abgestorbenes Plankton), das<br />

in Bächen zu Sauerstoffzehrung führen<br />

kann.<br />

Insofern ist bei der Neuanlage eines<br />

<strong>Weiher</strong>s auch zu bilanzieren, mit welchem<br />

Wärme- <strong>und</strong> Stoffaustrag man<br />

<strong>für</strong> ein nachfolgendes Fließgewässer<br />

zu rechnen hat, <strong>und</strong> ob sich daraus<br />

schwerwiegende Gütedefizite ergeben.<br />

Zu prüfen ist auch, mit welchem<br />

Nährstoffeintrag man aus dem auf-<br />

gestauten Bach oder Fluss rechnen<br />

muss <strong>und</strong> welche Nährstoffressourcen<br />

der Untergr<strong>und</strong> birgt, auf dem ein<br />

<strong>Weiher</strong> angelegt werden soll. Damit<br />

kann man in etwa <strong>die</strong> trophische Entwicklung<br />

eines neuen Stillgewässers<br />

prognostizieren.<br />

Neben den Belangen des Gewässerschutzes<br />

müssen auch <strong>die</strong> des Naturschutzes<br />

<strong>und</strong> der Fischerei berücksichtigt<br />

werden. Insofern sollte ein<br />

Vorhaben zur Neuanlage eines <strong>Weiher</strong>s<br />

schon frühzeitig mit den entsprechenden<br />

Behörden- <strong>und</strong> sonstigen<br />

Vertretern erörtert werden. Um eine<br />

teure Vorplanung zu vermeiden, ist<br />

es ratsam zunächst zu prüfen, ob <strong>die</strong><br />

Neuanlage eines <strong>Weiher</strong>s an einem<br />

bestimmten Ort überhaupt genehmigt<br />

werden kann. Solche Auskünfte erteilen<br />

in Baden-Württemberg <strong>die</strong> jeweils<br />

zuständigen Landratsämter.<br />

Kaum Zustimmung finden dürfte <strong>die</strong><br />

Neuanlage eines <strong>Weiher</strong>s zum Zwecke<br />

der kommerziellen Fischzucht.


Literatur<br />

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Quellen“. In: Hamm, A. (Hrsg.): Stu<strong>die</strong> über Wirkungs- <strong>und</strong> Qualitätsziele von Nährstoffen in Fließgewässern. Sankt Augustin (Academia Verlag).<br />

BRAUN, M. UND PRASUHN, V. (1998): Phosphorverluste aus der Landwirtschaft in <strong>die</strong> Gewässer. In: Trautmann, A. (Hrsg.): Internationale<br />

<strong>Seen</strong>-Fachtagung Aktionsprogramm zur <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong>. Ravensburg (Oberschwäbische Verlagsanstalt).<br />

TRAUTMANN, A. (HRSG.): Internationale <strong>Seen</strong> Fachtagung 1998: Handbuch zum Gewässerschutz in der Landwirtschaft: Aktionsprogramm zur<br />

<strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong>, Oberschwäbische Verlagsanstalt, Ravensburg.<br />

GÜDE, H.; SCHÜNEMANN, B. UND TRAUTMANN, A. (1995): Die Fallstu<strong>die</strong> Schleinsee – ein Beispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wirkung von Extensivierungsmaßnahmen<br />

im Einzugsgebiet. In: Limnologie Aktuell. Bd 8. Verfahren zur <strong>Sanierung</strong> <strong>und</strong> Restaurierung von Gewässern.<br />

HERING, PETER (1993): Stoffhaushalt zweier kleiner <strong>Seen</strong> in Oberschwaben mit landwirtschaftlichem Einzugsgebiet. Dissertation. Universität Ulm.<br />

HESSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE, JUGEND, FAMILIE UND GESUNDHEIT (HRSG) (1997): Lebensadern unserer Landschaft. 1. Aufl.<br />

KELLER, OSKAR (1989): Ältere spätwürmzeitliche Gletschervorstösse <strong>und</strong> Zerfall des Eisstromnetzes in den nördlichen Rhein-Alpen:<br />

(Weissbad-Stadium/Bühl-Stadium). Dissertation Universität Zürich.<br />

KLEE, OTTO (1991): Angewandte Hydrobiologie. 2. neubearbeitete <strong>und</strong> erweiterte Auflage. Stuttgart New York (Georg Thieme Verlag).<br />

KONOLD, WERNER (1988): Oberschwäbische <strong>Weiher</strong> <strong>und</strong> <strong>Seen</strong>. Hrsg. von der Landesanstalt <strong>für</strong> Umweltschutz Baden-Württemberg, Institut <strong>für</strong><br />

Ökologie u. Naturschutz Karlsruhe. Karlsruhe.<br />

LORENZ, P. (1990): <strong>Seen</strong>rehabilitierungsmaßnahmen <strong>und</strong> ihrer Auswirkungen auf das Ökosystem See – dargestellt am Beispiel des Stadtsees<br />

Bad Waldsee. Dissertation. Universität Tübingen.<br />

MINISTERIUM LÄNDLICHER RAUM BADEN-WÜRTTEMBERG (HRSG.) (2000): Fische in Baden-Württemberg – Lebensraum <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>.<br />

Bearbeitet von Peter Dehus. Stuttgart.<br />

NEYER, H. (1998): P-Einträge aus Grünland in Oberflächengewässer: In: Trautmann, A. (Hrsg.): Internationale <strong>Seen</strong>-Fachtagung 1998: Aktionsprogramm<br />

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RÖHL, MARKUS ET AL. (2007): Winterung <strong>und</strong> Sömmerung des Unterhölzer <strong>Weiher</strong>s - Chancen <strong>und</strong> Risiken einer traditionellen Pflegemaßnahme.<br />

In: Schriften des Vereins <strong>für</strong> Geschichte <strong>und</strong> Naturgeschichte der Baar. Bd 50, S. 59 - 78.<br />

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ROSSKNECHT, H. (1980): Phosphatelimination durch autochtone Calcitfällung im Bodensee-Obersee. In: Arch. Hydrobiol. 81, S. 328 - 344.<br />

RUTTNER, F. (1962): Gr<strong>und</strong>riss der Limnologie (Hydrobiologie des Süsswassers) Berlin (de Gruyter).<br />

STAMM, C.; GÄCHTER, R.; FLÜHLER, H; LEUNBERGER, J.; WUNDERLI, H. (1997): Phosphorus input to a brook through tile drains <strong>und</strong>er grassland.<br />

In: Trautmann, A. (Hrsg.): Internationale <strong>Seen</strong>-Fachtagung Aktionsprogramm zur <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong>.<br />

Ravensburg (Oberschwäbische Verlagsanstalt).<br />

TRAUTMANN, A.; GELBRECHT, J.; BEHREND, H.; GÜDE, H.; LENGSFELD, H. (2002): Möglichkeiten der Senkung von Phosphoreinträgen aus<br />

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WEISS, K; PATZELD, M. (2000): Ausschwemmung von Fäkalbakterien bei Beregnungsversuchen. In: ATV-DVWK Landesverband Bayern.<br />

Mitgliederr<strong>und</strong>brief Heft 1/2000.<br />

ZINTZ, G. (1999): Hypolimnische Belüftung eines flachen dimiktischen Sees (Argensee/Allgäu) mit reinem Sauerstoff. Dissertation.<br />

Universität Hohenheim.<br />

60


61 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Ausklang<br />

Abbildung aus dem Märchen <strong>die</strong> Nixe im Teich. In: Grimm, Jacob <strong>und</strong> Grimm,<br />

Wilhelm (2004): Kinder- <strong>und</strong> Hausmärchen, gesammelt durch <strong>die</strong> Brüder Grimm.<br />

Kleine Ausgabe von 1858. 8. Aufl. Frankfurt/Main (Insel Verlag)


<strong>Seen</strong> sind nicht nur Objekte naturwissenschaftlicher<br />

Forschung <strong>und</strong><br />

naturschützerischer Bemühungen,<br />

sondern sie haben auch zu allen<br />

Zeiten <strong>die</strong> Fantasie der Menschen<br />

angeregt.<br />

Sie waren Heimstatt von Nymphen,<br />

Nixen <strong>und</strong> Wassergeistern, <strong>die</strong> den<br />

Menschen wohl oder böse gesonnen<br />

waren. Auf ihrem Gr<strong>und</strong> ruhten unermessliche<br />

Schätze, <strong>die</strong> zu heben<br />

mancher Jüngling Leib <strong>und</strong> Leben<br />

riskierte. In ihre Tiefen verbannten<br />

Hexen <strong>und</strong> böse Zauberer Prinzessinnen,<br />

<strong>die</strong> dort ihrer Retter harrten.<br />

Auch um <strong>die</strong> oberschwäbischen<br />

<strong>Seen</strong> ranken sich solche Legenden<br />

<strong>und</strong> Märchen.<br />

Der Schreckensee hat seinen Namen<br />

vom Schröcken, dem Hecht,<br />

der in der Tiefe den Unbesonnenen<br />

auflauert, <strong>die</strong> es wagen, in <strong>die</strong> Mitte<br />

des Sees zu schwimmen.<br />

Da, wo der Bibersee heute in der<br />

Landschaft liegt, stand im Mittelalter<br />

ein altes Schloss. Dort tanzten<br />

Frauen in den Nächten um <strong>die</strong><br />

Sonnenwende, betört durch Hexendrogen,<br />

nackt im Schein eines hell<br />

lodernden Feuers im Burghof. Dadurch<br />

riefen sie den Zorn der Geister<br />

einer unterirdischen Quelle hervor.<br />

Die Frauen schlugen <strong>die</strong> Warnungen<br />

der Quellgeister, <strong>die</strong>ses unsittliche<br />

Treiben zu unterlassen, in den Wind.<br />

Eines Nachts, als sie wieder ihre<br />

wilden Tänze aufführten, versenkten<br />

<strong>die</strong> Geister mit einem Donnerschlag<br />

das Schloss in <strong>die</strong> Tiefe der Erde.<br />

Dadurch trat <strong>die</strong> unterirdische Quelle<br />

zu Tage. Und an manchen Tagen, so<br />

erzählte ein alter Bauer, sieht man<br />

das Schloss am Gr<strong>und</strong>e des Sees<br />

ruhen.<br />

In manch einem <strong>Weiher</strong> haust ein<br />

Nix, ein Wassermann, der kleine Kinder,<br />

<strong>die</strong> dem Wasser zu nahe kommen,<br />

mit einem Fischhaken in <strong>die</strong><br />

Tiefe zieht. Die Seelen der Kleinen<br />

steckt der Wassermann unter alte<br />

Töpfe, <strong>die</strong> von den Leuten in das<br />

Wasser geworfen wurden. Er bewacht<br />

<strong>die</strong> Seelen der Kinder bis an<br />

das Ende der Tage.<br />

Ein Wassermann hat wie <strong>die</strong> Menschen<br />

eine Familie, mit der zusammen<br />

er ein richtiges Haus bewohnt.<br />

Bisweilen gehen <strong>die</strong> Töchter des<br />

Wassermanns bei den Menschen<br />

einkaufen <strong>und</strong> beteiligen sich an ihren<br />

Festen.<br />

Die folgenden Bilder sollen den Sinn<br />

da<strong>für</strong> wecken, dass <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

auch kulturhistorische Gebilde sind,<br />

<strong>die</strong> es allemal ver<strong>die</strong>nen, erhalten zu<br />

werden.<br />

Wer jemals bei strahlendem Sonnenschein<br />

über <strong>die</strong> oberschwäbische<br />

Landschaft geflogen ist, wird dem<br />

62<br />

Urteil der Zeitgenossen zustimmen,<br />

das besagt, <strong>die</strong> kleinen <strong>Seen</strong> zwischen<br />

der Donau im Norden <strong>und</strong><br />

dem Bodensee im Süden seien Freudentränen<br />

Gottes, glitzernde Juwelen<br />

oder leuchtende Augen.


63 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Ayweiher, Landkreis Biberach. Foto: F. Hofmann: Der Ayweiher oder Aymühleweiher bei Biberach/Stafflangen wurde im 15.<br />

oder 16. Jahrh<strong>und</strong>ert zum Betreiben einer Mühle angelegt. Der <strong>Weiher</strong> ist knapp 4 ha groß <strong>und</strong> wird heute angelfischereilich<br />

<strong>und</strong> zum Betrieb einer Turbine genutzt.


Deisendorfer <strong>Weiher</strong>, Bodenseekreis. Foto: F. Hofmann: Der über 6 ha große Deisendorfer <strong>Weiher</strong> oder Königsweiher ist ein<br />

sehr alter Fischweiher, der einst zum Kloster Salem gehörte <strong>und</strong> heute in Privatbesitz ist. Derzeit wird er teichwirtschaftlich<br />

genutzt <strong>und</strong> jährlich abgefischt.<br />

64


65 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Stadtsee Bad Waldsee, Landkreis Ravensburg. Foto: F. Hofmann: Der Stadtsee entstand am Ende der letzten Eiszeit vor<br />

etwa 16.000 Jahren. Er ist knapp 15 ha groß, noch über 11 m tief <strong>und</strong> ist prägend <strong>für</strong> das Stadtbild. Beim Stadtsee wurde<br />

im Jahr 1985 eine Tiefenwasserableitung eingerichtet.


Illmensee, Landkreis Sigmaringen. Foto: F. Hofmann: Zusammen mit Ruschweiler See <strong>und</strong> Volzersee ist der Illmensee am<br />

Ende der Würmeiszeit aus einem ehemals viel größeren See entstanden. Er hat eine Wasserfläche von fast 65 ha, ist maximal<br />

16,5 m tief <strong>und</strong> hat große Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Freizeitnutzung.<br />

66


67 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

F<strong>und</strong>sachen<br />

Manche <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> in Oberschwaben werden von Tauchern aufgesucht <strong>und</strong> erforscht. Auf unermessliche<br />

Schätze, wie manche Legende es wissen will, sind sie bisher nicht gestoßen, auch nicht auf Nazigold, das<br />

an Stammtischen immer wieder beschworen wird. Aber, Waffen, Munition <strong>und</strong> anderes Kriegsgerät findet man<br />

mitunter in der Tiefe der <strong>Seen</strong> oder in <strong>Weiher</strong>n, <strong>die</strong> abgelassen wurden. Aber auch Diebesgut, Fahrräder <strong>und</strong> vor<br />

allem sehr viel Müll.<br />

„Müllberg“ nach dem Ablassen des Alten <strong>Weiher</strong>s von Altshausen. Foto: Dr. H. M. Strehle; kleines Foto: E. Bolender


Auch untergegangene Boote verbergen <strong>die</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong> unter ihrer Oberfläche. Beim Ablassen des Alten<br />

<strong>Weiher</strong>s in Altshausen im Herbst 2004 stieß man auf ein Sturmboot aus dem letzten Weltkrieg. Im Langwuhrweiher<br />

trat ein alter Tresor zu Tage, <strong>und</strong> immer wieder findet man Diebesgut <strong>und</strong> Abfälle aller Art.<br />

Foto: P. Sieber<br />

68


69 <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Sanierung</strong> <strong>oberschwäbischer</strong> <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong><br />

Anschriften<br />

Diesen <strong>Leitfaden</strong> <strong>und</strong> weitere Informationen<br />

zu <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n im Allgemeinen sowie zu<br />

den oberschwäbischen im Besonderen finden<br />

sich auf unserer Homepage:<br />

www.seenprogramm.de<br />

Ansprechpartner <strong>für</strong> Fragen zur <strong>Sanierung</strong><br />

von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n:<br />

Koordinierungsstelle <strong>Seen</strong>programm<br />

PRO REGIO Oberschwaben GmbH<br />

Frauenstraße 4<br />

88212 Ravensburg<br />

Albrecht Trautmann<br />

Tel.: +49 (0) 7 51 / 85 96 87<br />

eMail:<br />

albrecht.trautmann@landkreis-ravensburg.de<br />

Regierungspräsidium Tübingen –<br />

Abteilung Umwelt<br />

Referat 52 Gewässer <strong>und</strong> Boden<br />

Dienstsitz Ravensburg<br />

Olgastraße 12<br />

88214 Ravensburg<br />

Dr. Heinz M. Strehle<br />

Tel.: +49 (0) 7 51 / 806-19 21<br />

eMail: heinz.strehle@rpt.bwl.de<br />

Rainer Westermayer<br />

Tel.: +49 (0) 7 51 / 806-19 17<br />

eMail: rainer.westermayer@rpt.bwl.de<br />

Landratsamt Ravensburg –<br />

Landwirtschaftsamt<br />

Frauenstraße 4<br />

88212 Ravensburg<br />

Heike Reuter<br />

Tel.: +49 (0) 7 51 / 85 61 32<br />

eMail: heike.reuter@landkreis-ravensburg.de<br />

Dr. Elmar Schlecker<br />

elmar.schlecker@landkreis-ravensburg.de<br />

Tel.: +49 (0) 7 51 / 85 61 44<br />

sowie <strong>die</strong> Landwirtschaftsämter in den Landkreisen<br />

Biberach: +49 (0) 75 31 / 52 67 02<br />

Bodenseekreis: +49 (0) 75 71 / 1 02 86 01<br />

Ravensburg: +49 (0) 7 51 / 85 60 10<br />

Sigmaringen: +49 (0) 7541 / 2 04 58 00<br />

Zuschüsse <strong>für</strong> <strong>Sanierung</strong>smaßnahmen<br />

an <strong>Seen</strong>, <strong>Weiher</strong>n <strong>und</strong> an ihren Zu- <strong>und</strong><br />

Abflüssen im Regierungsbezirk Tübingen<br />

prüft <strong>und</strong> bewilligt das Regierungspräsidium<br />

Tübingen:<br />

Abteilung 3 Landwirtschaft, Ländlicher Raum,<br />

Veterinär- <strong>und</strong> Lebensmittelwesen<br />

oder<br />

Abteilung 5 Umwelt<br />

Konrad-Adenauer-Straße 20<br />

72072 Tübingen<br />

Tel: +49 (0) 70 71 / 7 57-0<br />

Ansprechpartner <strong>für</strong> Fragen zur Ökologie<br />

von <strong>Seen</strong> <strong>und</strong> <strong>Weiher</strong>n:<br />

Landesanstalt <strong>für</strong> Umwelt, Messungen <strong>und</strong><br />

Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Seen</strong>forschung<br />

Postfach 4253<br />

88081 Langenargen<br />

Tel.: +49 (0) 75 43 / 3 04-0<br />

email: isf@lubw.bwl.de<br />

Hausanschrift:<br />

Argenweg 50/1<br />

88085 Langenargen<br />

Regierungspräsidium Tübingen –<br />

Abteilung Umwelt<br />

Referat 52 Gewässer <strong>und</strong> Boden<br />

Dienstsitz Ravensburg<br />

Tel.: +49 (0) 7 51 / 806-19 21<br />

Ansprechpartner <strong>für</strong> Fragen zur<br />

Fischereibiologie:<br />

Fischereiforschungsstelle<br />

Baden-Württemberg<br />

beim Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-<br />

Württemberg (LAZBW Aulendorf)<br />

Argenweg 50/1<br />

88085 Langenargen<br />

Tel.: +49 (0) 75 43 / 93 08-0<br />

email: poststelle-ffs@lazbw.bwl.de<br />

Regierungspräsidium Tübingen –<br />

Fischereibehörde<br />

Tel.: +49 (0) 70 71 / 7 57-33 42

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