EXPOSÉ ZUM GEMÄLDE „ZWEI FIGUREN“ (1947) - bei der Galerie ...
EXPOSÉ ZUM GEMÄLDE „ZWEI FIGUREN“ (1947) - bei der Galerie ...
EXPOSÉ ZUM GEMÄLDE „ZWEI FIGUREN“ (1947) - bei der Galerie ...
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Die Grundfläche des Gemäldes bildet ein mehrfarbiges, strukturiertes Schachbrettmuster, auf denen<br />
zwei Figuren arrangiert sind. Eine ähnliche Grund-Strukturierung findet sich auch <strong>bei</strong>m 1955<br />
entstandenen Aquarell „Truthahn“. Die linke stehende und die rechte sitzende Figur sind als<br />
„körperlose“, abstrahierte Wesen, von denen lediglich die Konturen angedeutet sind, scheinbar locker<br />
über die Bildfläche verteilt.<br />
Die braune, mit schwarzen Strichen aufgelockerte Form am rechten Bildrand löst Assoziationen an die<br />
Rinde eines Baumstamms auf, womit sich die Szenerie in den Außenraum verlagern würde.<br />
Die Künstlerin lässt den Betrachter darüber im Unklaren, ob es sich <strong>bei</strong> den <strong>bei</strong>den abgebildeten<br />
Personen um ein Paar o<strong>der</strong> um eine zufällige Begegnung handelt. Die angedeutete Hüfte <strong>der</strong> linken<br />
Figur definiert diese als Frau, <strong>der</strong> muskulöse Oberkörper <strong>der</strong> rechten Figur lässt auf einen Mann<br />
schließen. Eine ähnliche Figuren-Konstellation und -Reduktion hat Kerkovius 1934 im Bild<br />
„Spaziergang“ verwendet.<br />
Ida Kerkovius: Spaziergang, 1934 Ida Kerkovius: Truthahn, 1955<br />
Öl auf Hartfaser, 42 x 53,5 cm Aquarell, Tempera, Bleistift auf Tapete, 27,2 x 40,7 cm<br />
Sammlung Reinheimer, <strong>Galerie</strong> <strong>der</strong> Stadt Sindelfingen Grafische Sammlung <strong>der</strong> Stadt Esslingen<br />
Die lockere, freie Improvisation des die Körperkonturen definierenden Pinselstrichs steht im reizvollen<br />
Kontrast zu den starren quadratischen Formen <strong>der</strong> Grundfläche. Die runde Kopf-Form <strong>der</strong> rechten<br />
Figur kontrastiert zur Sichel-Form (des Mondes?) unmittelbar darüber.<br />
Das Gemälde gleicht einem lyrischen, poetischen, verzauberten und verzauberndem Märchen <strong>der</strong><br />
Farbe jenseits je<strong>der</strong> illusionistischen Tiefenwirkung. Ida Kerkovius verbindet hier die tektonische<br />
Strukturiertheit des Bauhauses und <strong>der</strong> Hölzel-Schule mit <strong>der</strong> Märchenhaftigkeit ihrer baltischen<br />
Heimat und einem weiblichen Gefühlston.<br />
Biografie:<br />
1879 geboren in Riga<br />
1902 Studium an <strong>der</strong> Kunstschule von Adolf Hölzel in Dachau<br />
1908 Besuch <strong>der</strong> Kunstschule von Adolf Mayer in Berlin<br />
1908-11 Studium an <strong>der</strong> Kunstakademie in Stuttgart <strong>bei</strong> Adolf Hölzel<br />
1911-14 Assistentin von Adolf Hölzel; Ida Kerkovius erhält ein Meisteratelier an <strong>der</strong> Akademie<br />
1920-23 Studium am Bauhaus <strong>bei</strong> Johannes Itten, Paul Klee und Wassily Kandinsky<br />
1925 Mitglied <strong>der</strong> Berliner „Novembergruppe“<br />
1930 erste Einzelausstellung im Württembergischen Kunstverein, Stuttgart<br />
1933 als „entartet“ verfemt<br />
1935-39 ausgedehnte Reisen durch Mittel und Osteuropa<br />
1950 Gründungsmitglied des Künstlerbundes in Baden-Württemberg (Rat <strong>der</strong> Zehn)<br />
1954 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse; Verleihung des Staatspreises anlässlich<<br />
<strong>der</strong> Ersten Jahresschau des Baden-Württembergischen Handwerks, Freiburg i.Br.<br />
1958 Verleihung des Professorentitels<br />
1962 Ehrenmitglied <strong>der</strong> Staatlichen Akademie <strong>der</strong> Bildenden Künste in Stuttgart<br />
1963 Ehrenvorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes<br />
1970 Große Wan<strong>der</strong>ausstellung <strong>der</strong> Staatsgalerie<br />
1970 gestorben in Stuttgart<br />
(c) 2008: <strong>Galerie</strong> Schlichtenmaier Grafenau / Stuttgart<br />
Weitere Verwendung des Textes und <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> nur mit ausdrücklicher Genehmigung <strong>der</strong> <strong>Galerie</strong>