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EXPOSÉ ZUM GEMÄLDE „ZWEI FIGUREN“ (1947) - bei der Galerie ...

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<strong>EXPOSÉ</strong> <strong>ZUM</strong> <strong>GEMÄLDE</strong> <strong>„ZWEI</strong> <strong>FIGUREN“</strong> (<strong>1947</strong>) VON IDA KERKOVIUS<br />

Ida Kerkovius: Zwei Figuren, <strong>1947</strong><br />

Öl auf Pappe, 30 x 37 cm<br />

monogrammiert und datiert u.r.: IK 47<br />

verso bezeichnet und mit Atelier-Etikett und Nachlassstempel<br />

Literatur:<br />

Ida Kerkovius, Ausst.Kat. Städtische <strong>Galerie</strong> Böblingen, Ostfil<strong>der</strong>n-Ruit 1998, S.90 mit Farbtafel S.56;<br />

Ida Kerkovius, Ausst.Kat. Museum Ostdeutsche <strong>Galerie</strong> Regensburg, 2001, Kat. Nr. 40, Abb. S.127<br />

Zur Künstlerin und ihrem künstlerischen Schaffen:<br />

Ida Kerkovius gehört zu den renommiertesten und bekanntesten Künstlerinnen im Stuttgarter<br />

Umraum – und darüber hinaus. Die Meisterschülerin von Adolf Hölzel entwickelte trotz <strong>der</strong> Einflüsse<br />

des „Hölzel-Kreises“ und <strong>der</strong> Bauhaus-Ideen ein eigenspezifisches Werk, welches das heterogene<br />

Wesen <strong>der</strong> deutschen Kunst zwischen den Kriegen und nach 1945 entscheidend mit geprägt hat.<br />

Kurt Leonhard, <strong>der</strong> das Werk <strong>der</strong> Künstlerin seit Kriegsende publizistisch begleitet hat und <strong>der</strong><br />

Künstlerin weit über 20 Jahre lang freundschaftlich verbunden war, spricht 1967 von Kerkovius als<br />

<strong>der</strong> bedeutendsten deutschen Malerin <strong>der</strong> Gegenwart. Diese Wertung verstärkt er noch indem er<br />

hinzusetzt: „Dieser ‚Superlativ, <strong>der</strong> mir eher zu vorsichtig als zu leichtfertig formuliert scheint,<br />

entspricht einer kritischen Einschätzung […]“<br />

Zu dieser Ar<strong>bei</strong>t:<br />

In den 1930er Jahren tauchen erstmals Figuren in den Landschafts-Adaptionen von Ida Kerkovius auf.<br />

Das <strong>1947</strong> entstandene Gemälde „Zwei Figuren“ ist ein beeindruckendes Beispiel für ihre zwischen<br />

gesichtlosen, ent-individualisierten Figurinen und stilisierten bzw. reduzierten Gestalten<br />

changierenden Protagonisten, für ihren zwischen Figuration und lyrischer Abstraktion pendelnden Stil.


Die Grundfläche des Gemäldes bildet ein mehrfarbiges, strukturiertes Schachbrettmuster, auf denen<br />

zwei Figuren arrangiert sind. Eine ähnliche Grund-Strukturierung findet sich auch <strong>bei</strong>m 1955<br />

entstandenen Aquarell „Truthahn“. Die linke stehende und die rechte sitzende Figur sind als<br />

„körperlose“, abstrahierte Wesen, von denen lediglich die Konturen angedeutet sind, scheinbar locker<br />

über die Bildfläche verteilt.<br />

Die braune, mit schwarzen Strichen aufgelockerte Form am rechten Bildrand löst Assoziationen an die<br />

Rinde eines Baumstamms auf, womit sich die Szenerie in den Außenraum verlagern würde.<br />

Die Künstlerin lässt den Betrachter darüber im Unklaren, ob es sich <strong>bei</strong> den <strong>bei</strong>den abgebildeten<br />

Personen um ein Paar o<strong>der</strong> um eine zufällige Begegnung handelt. Die angedeutete Hüfte <strong>der</strong> linken<br />

Figur definiert diese als Frau, <strong>der</strong> muskulöse Oberkörper <strong>der</strong> rechten Figur lässt auf einen Mann<br />

schließen. Eine ähnliche Figuren-Konstellation und -Reduktion hat Kerkovius 1934 im Bild<br />

„Spaziergang“ verwendet.<br />

Ida Kerkovius: Spaziergang, 1934 Ida Kerkovius: Truthahn, 1955<br />

Öl auf Hartfaser, 42 x 53,5 cm Aquarell, Tempera, Bleistift auf Tapete, 27,2 x 40,7 cm<br />

Sammlung Reinheimer, <strong>Galerie</strong> <strong>der</strong> Stadt Sindelfingen Grafische Sammlung <strong>der</strong> Stadt Esslingen<br />

Die lockere, freie Improvisation des die Körperkonturen definierenden Pinselstrichs steht im reizvollen<br />

Kontrast zu den starren quadratischen Formen <strong>der</strong> Grundfläche. Die runde Kopf-Form <strong>der</strong> rechten<br />

Figur kontrastiert zur Sichel-Form (des Mondes?) unmittelbar darüber.<br />

Das Gemälde gleicht einem lyrischen, poetischen, verzauberten und verzauberndem Märchen <strong>der</strong><br />

Farbe jenseits je<strong>der</strong> illusionistischen Tiefenwirkung. Ida Kerkovius verbindet hier die tektonische<br />

Strukturiertheit des Bauhauses und <strong>der</strong> Hölzel-Schule mit <strong>der</strong> Märchenhaftigkeit ihrer baltischen<br />

Heimat und einem weiblichen Gefühlston.<br />

Biografie:<br />

1879 geboren in Riga<br />

1902 Studium an <strong>der</strong> Kunstschule von Adolf Hölzel in Dachau<br />

1908 Besuch <strong>der</strong> Kunstschule von Adolf Mayer in Berlin<br />

1908-11 Studium an <strong>der</strong> Kunstakademie in Stuttgart <strong>bei</strong> Adolf Hölzel<br />

1911-14 Assistentin von Adolf Hölzel; Ida Kerkovius erhält ein Meisteratelier an <strong>der</strong> Akademie<br />

1920-23 Studium am Bauhaus <strong>bei</strong> Johannes Itten, Paul Klee und Wassily Kandinsky<br />

1925 Mitglied <strong>der</strong> Berliner „Novembergruppe“<br />

1930 erste Einzelausstellung im Württembergischen Kunstverein, Stuttgart<br />

1933 als „entartet“ verfemt<br />

1935-39 ausgedehnte Reisen durch Mittel und Osteuropa<br />

1950 Gründungsmitglied des Künstlerbundes in Baden-Württemberg (Rat <strong>der</strong> Zehn)<br />

1954 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse; Verleihung des Staatspreises anlässlich<<br />

<strong>der</strong> Ersten Jahresschau des Baden-Württembergischen Handwerks, Freiburg i.Br.<br />

1958 Verleihung des Professorentitels<br />

1962 Ehrenmitglied <strong>der</strong> Staatlichen Akademie <strong>der</strong> Bildenden Künste in Stuttgart<br />

1963 Ehrenvorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes<br />

1970 Große Wan<strong>der</strong>ausstellung <strong>der</strong> Staatsgalerie<br />

1970 gestorben in Stuttgart<br />

(c) 2008: <strong>Galerie</strong> Schlichtenmaier Grafenau / Stuttgart<br />

Weitere Verwendung des Textes und <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> nur mit ausdrücklicher Genehmigung <strong>der</strong> <strong>Galerie</strong>

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