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Der Apostroph in der Diskussion - OPUS

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Michael Mann: <strong>Der</strong> <strong>Apostroph</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diskussion</strong> 7<br />

In Justus Georg Schottelius’ Teutscher Sprachkunst (1651) wird <strong>der</strong> <strong>Apostroph</strong> erstmalig auch<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>er Grammatik beschrieben (vgl. Höchli 1981: 110), obwohl Schottelius dieses<br />

Zeichen weniger <strong>der</strong> Grammatik, als vielmehr <strong>der</strong> Verskunst zugehörig sieht. So liest man denn<br />

auch 1663 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er AusfFhrlichen Arbeit Von <strong>der</strong> Teutschen HaubtSprache ganz ähnliche<br />

Zeilen wie bei Opitz und Harsdörffer:<br />

<strong>Der</strong> H<strong>in</strong>terstrich/ <strong>Apostroph</strong>e, hat den Nahmen, weil er nirgends/ als zuh<strong>in</strong>ten des Wortes/ se<strong>in</strong>e<br />

Stelle f<strong>in</strong>det. Davon <strong>in</strong> geme<strong>in</strong> zuwissen/ das H<strong>in</strong>terstrichle<strong>in</strong> mFsse allezeit zuh<strong>in</strong>ten/ und zwar<br />

zuoben des Wortes gezeichnet/ und dadurch e<strong>in</strong> ausgelassenes/ e/ verstanden werden. Es muß<br />

aber allemahl das folgende Wort sich anfangen von e<strong>in</strong>em selblautenden/ o<strong>der</strong> von e<strong>in</strong>em h/ denn<br />

sonsten hat das H<strong>in</strong>terstrichle<strong>in</strong> mit nichten e<strong>in</strong>ige Stelle/ GebFhr o<strong>der</strong> Bedeutung/ als:<br />

Er trauet GOtt’ alle<strong>in</strong>/ se<strong>in</strong> Wesen und Verm=gen<br />

Siht alles unter sich/ lauft se<strong>in</strong>em Tod’ entgegen/ fFr: Gotte/Tode<br />

(Weil von rechtem Gebrauche dieses H<strong>in</strong>terstrichle<strong>in</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verskunst/ lib. 2. cap. 2. (woselbst<br />

es auch eigentlich h<strong>in</strong>geh=rt) ausfFhrlich gehandelt/ als hat man dieses Ortes davon e<strong>in</strong> mehrers<br />

nicht berFhren wollen.) (Schottelius 1663/1967: 676)<br />

Auch <strong>in</strong> den folgenden Jahrzehnten än<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong> den Sprachlehren nichts an dieser Auffassung:<br />

<strong>Der</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>strich f<strong>in</strong>det sonst nirgends/ als zu Ende des Worts/ und zwar oben/ wie <strong>der</strong> TFppel<br />

auf dem i se<strong>in</strong>e Stelle/ und zwar wird dadurch e<strong>in</strong> ausgelaßenes e (denn bey an<strong>der</strong>n Stimmern<br />

geht es nicht an) verstanden/ und zwar allezeit vor e<strong>in</strong>em Stimmer o<strong>der</strong> h/ wird iedoch <strong>in</strong><br />

ungebundener Rede wenig gebrauchet (Stieler 1691: 35).<br />

<strong>Der</strong> apostrophus wird nur <strong>in</strong> Versen gebrauchet, wenn das e am Ende des Worts weggeworfen ist.<br />

[...] Dis hat nun <strong>in</strong> so fern se<strong>in</strong>e Richtigkeit alle<strong>in</strong> das Zeichen ist eben nicht schlechterd<strong>in</strong>g<br />

n=thig. Daher es auch von vielen weggelassen wird (Freyer 1722/1999: 208f.).<br />

’ <strong>der</strong> <strong>Apostroph</strong>us, <strong>der</strong> die Stelle e<strong>in</strong>es weggeworffnen kurzen e vertritt, bald <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte, als:<br />

verborg’ne, bald h<strong>in</strong>ten, als ich sag’ euch. Doch man kann dieses Zeichen sehr wohl entbehren,<br />

und es ist billig abgekommen (Aich<strong>in</strong>ger 1754/1972: 102f.).<br />

4.2 Zustimmung: Genitiv-, Dativ- und Pluralapostroph<br />

Mit Johann Christoph Adelung, <strong>der</strong> den Sprachgebrauch des Deutschen beschreibt, dabei aber<br />

auch normativ wirkt, setzt sich gegen Ende des 18. Jh. <strong>der</strong> erste deutsche Grammatiker für die<br />

Verwendung des <strong>Apostroph</strong>s bei <strong>der</strong> Dekl<strong>in</strong>ation von Eigennamen e<strong>in</strong> – unter bestimmten<br />

Bed<strong>in</strong>gungen (vgl. Zimmermann 1983/84: 418). 6 In se<strong>in</strong>er 1781 erschienenen Deutschen<br />

Sprachlehre empfiehlt er <strong>Apostroph</strong>-s <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fälle zur Genitiv-Bildung von Eigennamen:<br />

6 Neben <strong>der</strong> Dekl<strong>in</strong>ation schreibt Adelung den <strong>Apostroph</strong> auch bei <strong>der</strong> Konjugation als „unentbehrlich“ vor, etwa<br />

dann, wenn<br />

das e nach weichen Consonanten ausgeworfen wird, damit sie nicht hart lauten. Wollte jemand<br />

die dritte Person von rasen zusammen ziehen, und rast schreiben, so würde man leicht rást wie<br />

die Rast lesen und verstehen können, daher <strong>der</strong> <strong>Apostroph</strong> hier unentbehrlich ist, ras’t. So auch<br />

prüf’t, verwes’t. (Adelung 1971: 797, vgl. auch Adelung 1795: 401)<br />

Hier handelt es sich um Elisionsapostrophe. Vor Adelung verbietet Harsdörffer (1650/1969: 118) den<br />

<strong>Apostroph</strong>gebrauch <strong>in</strong> diesen Fällen noch:<br />

Wann das e zu Ende stehet / kan es bleiben / und zuzeiten auch weggeworffen werden / wann e<strong>in</strong><br />

Stimmer (vocalis) folget. Hieraus ist zu schliessen, daß das H<strong>in</strong>terstrichle<strong>in</strong> zwischen zwei<br />

Mitstimern (Consonantibus) nicht statt f<strong>in</strong>det / und darf ich nicht schreiben lieb’t / geh’t / frag’t /<br />

fFr liebet / gehet / fraget: weil das e <strong>in</strong> ungebundner Rede ohne Zwang kan also ausgelassen

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