16.05.2013 Aufrufe

Der Apostroph in der Diskussion - OPUS

Der Apostroph in der Diskussion - OPUS

Der Apostroph in der Diskussion - OPUS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Michael Mann: <strong>Der</strong> <strong>Apostroph</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diskussion</strong> 5<br />

M<strong>in</strong>utenzeichen durch den typographischen <strong>Apostroph</strong>, <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Programmen muß<br />

dieser jedoch durch die Tastenkomb<strong>in</strong>ation [ALT]+0146 (auf dem Zahlenblock) gebildet<br />

o<strong>der</strong> als Son<strong>der</strong>zeichen e<strong>in</strong>gefügt werden.<br />

3. E<strong>in</strong> Name für e<strong>in</strong> Strichle<strong>in</strong><br />

Mart<strong>in</strong> Opitz umschreibt den <strong>Apostroph</strong> 1624 schlicht mit „e<strong>in</strong> solches zeichen ’ “ (Opitz<br />

1624/1978: 386). Bevor dieses Zeichen se<strong>in</strong>en endgültigen Namen im Deutschen erhält, wird es<br />

noch oft umgetauft (vgl. dazu die Darstellungen von Leser 1914 und Höchli 1981):<br />

– „Oberhäckle<strong>in</strong>“, 1641 bei Gue<strong>in</strong>tz,<br />

– „H<strong>in</strong>terstrich“, 1641 bei Schottelius,<br />

– „H<strong>in</strong>terstrichle<strong>in</strong>“, „Nachstrichle<strong>in</strong>“, 1647 bei Harsdörffer,<br />

– „<strong>Apostroph</strong>e, <strong>der</strong> H<strong>in</strong>terstrich“, 1652 bei Girbert 4 ,<br />

– „Oberbeistrichle<strong>in</strong>“, 1657 bei Bell<strong>in</strong>,<br />

– „Abgangszeichen“, 1687 bei Prasch,<br />

– „Auslassungezeichen“, 1729 bei Bödiker,<br />

– „<strong>Apostroph</strong>“, 1748 bei Müller,<br />

– „Oberstrich“, 1762 bei Gottsched.<br />

Johann Christoph Adelung nennt es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>flußreichen Schriften, etwa <strong>der</strong> Deutschen<br />

Sprachlehre und dem Umständlichen Lehrgebäude aus den Jahren 1781 und 1782, „<strong>Apostroph</strong>“<br />

(Adelung 1781/1977: 185).<br />

Das aus dem Griechischen stammende, <strong>in</strong> late<strong>in</strong>ischer und französischer Form <strong>in</strong>s<br />

Deutsche gekommene Wort <strong>Apostroph</strong> lenkt auch die Aufmerksamkeit <strong>der</strong>er auf sich, die die<br />

deutsche Sprache von Fremdwörtern „re<strong>in</strong>igen“ wollten. Joachim He<strong>in</strong>rich Campe schreibt <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em W=rterbuch zur Erkl(rung und Verdeutschung <strong>der</strong> unserer Sprache aufgedrungenen<br />

fremden AusdrFcke (1813) unter dem Lemma <strong>Apostroph</strong>:<br />

Ich hatte [...] Auslassungs- o<strong>der</strong> Wegwerfungszeichen dafFr angesetzt; alle<strong>in</strong> diese Zusammensetzungen<br />

s<strong>in</strong>d zu lang. Schottel, und mit ihm He<strong>in</strong>atz haben H<strong>in</strong>terstrich, welches aber nicht<br />

recht zu passen sche<strong>in</strong>t, 1. weil <strong>der</strong> <strong>Apostroph</strong> auch vorn Statt f<strong>in</strong>den kann, z. B. ’s ist nicht<br />

Gebimmel Fber Noth. G=the. 2. weil wir bei Strich, ohne n(here Bestimmung, e<strong>in</strong>en geraden<br />

Strich zu denken pflegen hier aber e<strong>in</strong> krummer geme<strong>in</strong>t wird. Ich m=chte daher lieber, entwe<strong>der</strong><br />

KFrzungszeichen vorschlagen, o<strong>der</strong> es bei H(kchen bewenden lassen, welches letzte schon<br />

ziemlich alt ist, und wenn gleich nicht den Zweck jenes Schriftzeichens, doch die Gestalt<br />

desselben bezeichnet. (Campe 1813: 119)<br />

1813 noch „zu lang“ für Campe, ist Auslassungszeichen <strong>der</strong> Term<strong>in</strong>us, durch den das<br />

Fremdwort <strong>Apostroph</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit des (Allgeme<strong>in</strong>en) Deutschen Sprachvere<strong>in</strong>s ersetzt werden<br />

soll – etwa im Verdeutschungswörterbuch Die Schule von Karl Scheffler (1896: 15). Dieses<br />

Büchle<strong>in</strong> ist auch Grundlage für Verdeutschungen <strong>in</strong> den Auflagen des Duden-<br />

Rechtschreibwörterbuchs. In <strong>der</strong> achten Auflage liest man dort noch „Über den <strong>Apostroph</strong>“<br />

(Duden-RS 1905: XIV), <strong>in</strong> <strong>der</strong> neunten Auflage werden <strong>in</strong> den Vorbemerkungen mehrere<br />

Dutzend Verdeutschungen e<strong>in</strong>geführt, darunter auch die vom <strong>Apostroph</strong> zum<br />

Auslassungszeichen (vgl. Duden-RS 1924: IX). Nach dem Zweiten Weltkrieg bzw. nach dem<br />

Ende des Sprachvere<strong>in</strong>s wird <strong>Apostroph</strong> nur langsam wie<strong>der</strong> zur Hauptvariante (Duden-RS<br />

1973 noch Auslassungszeichen, Duden-RS 1980 <strong>Apostroph</strong>).<br />

4 Girbert „stellt die term<strong>in</strong>ologische Verb<strong>in</strong>dung zwischen <strong>Apostroph</strong>e und H<strong>in</strong>terstrich her“ (Höchli 1981: 128).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!