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Der Apostroph in der Diskussion - OPUS

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Michael Mann: <strong>Der</strong> <strong>Apostroph</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diskussion</strong> 3<br />

Die Kritik löst e<strong>in</strong>ige Folgekommentare aus: Benutzer erklären, die Verwendung bzw.<br />

das Aussehen des <strong>Apostroph</strong>s sei ihnen egal (allerd<strong>in</strong>gs offensichtlich nicht so egal, daß sie<br />

deswegen ke<strong>in</strong>en Kommentar abgeben würden), hagazussa wird falsch über das Genus des<br />

Wortes <strong>Apostroph</strong> belehrt, die falsche Belehrung wird wie<strong>der</strong>um von an<strong>der</strong>er Seite korrigiert.<br />

Auf die dabei angesprochenen Punkte wird weiter unten e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Es überrascht nicht, daß dieser Me<strong>in</strong>ungsaustausch gerade im Internet zu f<strong>in</strong>den ist. Vor<br />

allem im WWW zeigt sich, wie sehr <strong>der</strong> <strong>Apostroph</strong> unter Beobachtung steht. Zwar haben auch<br />

regionale und überregionale Zeitungen und Zeitschriften über die Verwendung des <strong>Apostroph</strong>s<br />

geschrieben, aber erst e<strong>in</strong>e Internet-Suche mit dem Suchbegriff „<strong>Apostroph</strong>“ macht deutlich,<br />

wie viele Menschen sich mit dem Thema beschäftigen. Kommentare <strong>in</strong> Foren wie dem obigen<br />

s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong> Aspekt – auf zahlreichen, oft ausschließlich dem <strong>Apostroph</strong> gewidmeten privaten<br />

Internetseiten werden Fehler kommentiert, Belege <strong>in</strong> Bild und Text gesammelt, Regeln für die<br />

korrekte Verwendung des <strong>Apostroph</strong>s aufgelistet u.a.m. – <strong>Apostroph</strong>enjagd als weitverbreitetes<br />

Hobby und Zeitvertreib.<br />

Doch auch <strong>in</strong> den Hochschulen nimmt man sich dieses Themas sprachwissenschaftlich<br />

an: Gerhard Zimmermann behandelt bereits 1983/84 (nicht nur) den Genitivapostroph im<br />

Deutschen. Peter Gallmann kommt 1985 und 1989 im Rahmen se<strong>in</strong>er Untersuchungen über<br />

Grapheme im Deutschen auch auf Genitiv- und Pluralapostroph zu sprechen. Mit dem Aufsatz<br />

von Wolf-Peter Kle<strong>in</strong> (2002) liegt e<strong>in</strong>e Arbeit neueren Datums vor, <strong>in</strong> welcher <strong>der</strong> Autor den<br />

Gebrauch des <strong>Apostroph</strong>s nicht nur zur Bildung von Genitiv- und Pluralformen, son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en Verwendungen (nicht’s u.ä.) analysiert und systematisiert. Bunčić (2004) untersucht die<br />

Funktionen des <strong>Apostroph</strong>s <strong>in</strong> mehreren Sprachen, Ewald (2006) die Entwicklung <strong>der</strong><br />

<strong>Apostroph</strong>schreibung im Deutschen <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf Kodifizierung und Schreibusus<br />

hauptsächlich anhand des Genitiv-<strong>Apostroph</strong>s und des <strong>Apostroph</strong>s bei -(i)sch-<strong>Der</strong>ivaten von<br />

Eigennamen.<br />

Im Mittelpunkt des vorliegenden Aufsatzes steht, wie <strong>der</strong> Titel ausdrückt, die <strong>Diskussion</strong><br />

um den <strong>Apostroph</strong> – Me<strong>in</strong>ungen und Vorschläge von Philologen <strong>in</strong> zahlreichen Zitaten aus <strong>der</strong><br />

Zeit des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts bis heute, vom Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Beschäftigung mit diesem Zeichen<br />

(Abschnitt 4.1) über dessen Verbreitung (4.2) und se<strong>in</strong>e Zurückdrängung (4.3). <strong>Der</strong> aktuelle<br />

Usus, auch <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den durch die Rechtschreibreform bed<strong>in</strong>gten Neuerungen, wird <strong>in</strong><br />

Abschnitt 4.4 skizziert. Zuvor werden h<strong>in</strong>führend an<strong>der</strong>e Punkte betrachtet, die für die<br />

Beschäftigung mit dem Thema ebenfalls von Interesse s<strong>in</strong>d: formale Aspekte (Abschnitt 2) und<br />

e<strong>in</strong> kurzer Abriß <strong>der</strong> Namensf<strong>in</strong>dungsgeschichte für das Häkchen (Abschnitt 3). Vor dem<br />

abschließenden Fazit (Abschnitt 6) wird e<strong>in</strong> vergleichen<strong>der</strong> Blick auf die Verwendung des<br />

<strong>Apostroph</strong>s <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en europäischen Sprachen (englisch, nie<strong>der</strong>ländisch, spanisch) geworfen<br />

(Abschnitt 5) und versucht, Gründe für den <strong>Apostroph</strong>gebrauch <strong>in</strong> bestimmten Fällen zu f<strong>in</strong>den.<br />

2. Formale Aspekte<br />

Dem Blick <strong>in</strong> die Geschichte sollen e<strong>in</strong>ige Punkte vorangestellt werden, die bei <strong>der</strong><br />

Verwendung des Term<strong>in</strong>us <strong>Apostroph</strong> sowie bei <strong>der</strong> Verwendung des Zeichens zu beachten<br />

s<strong>in</strong>d. <strong>Der</strong> erste Punkt weist auf e<strong>in</strong>en grammatischen Aspekt des Wortes <strong>Apostroph</strong> h<strong>in</strong>, <strong>der</strong><br />

zweite Punkt behandelt die E<strong>in</strong>ordnung des Zeichens, <strong>der</strong> dritte Punkt schließlich behandelt die<br />

Form des Zeichens, den typographischen Aspekt.<br />

1. <strong>Apostroph</strong> ist e<strong>in</strong> stark dekl<strong>in</strong>iertes, maskul<strong>in</strong>es Substantiv. <strong>Der</strong> Nom. Sg. lautet <strong>der</strong><br />

<strong>Apostroph</strong>. Die korrekte Form des Nom./Akk. Pl. lautet die <strong>Apostroph</strong>e.

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