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Der Apostroph in der Diskussion - OPUS

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Michael Mann: <strong>Der</strong> <strong>Apostroph</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diskussion</strong> 21<br />

– Im Genitiv-<strong>Apostroph</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im vermehrten Vorkommen des Sächsischen<br />

Genitivs bei Geschäfts- bzw. Markennamen, zeigt sich heute m.E. <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluß des<br />

Englischen. Marken aus englischsprachigen Län<strong>der</strong>n wie McDonald’s, Jack Daniel’s,<br />

Levi’s etc. s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>ternational verbreitet und können als Vorbil<strong>der</strong> angenommen werden.<br />

Stimmte man dieser These nicht zu, müßte man von e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>fluß ausgehen<br />

(welchem?) o<strong>der</strong> von zufälligen gleichzeitigen Entwicklungen, die sowohl das Deutsche<br />

als germanische Sprache als auch das Spanische als romanische Sprache betreffen.<br />

– <strong>Der</strong> Plural-<strong>Apostroph</strong> ist im Englischen und Nie<strong>der</strong>ländischen bei „ungewöhnlichen“<br />

und nicht „e<strong>in</strong>gebürgerten“ Substantiven regelkonform. Auch deutsche Schreiber<br />

empf<strong>in</strong>den es als unangebracht, solche Substantive „gewöhnlich“ zu dekl<strong>in</strong>ieren. Heyse<br />

bzw. Wustmann nennen bereits 1838 bzw. 1891 Beispiele für den Plural-<strong>Apostroph</strong> bei<br />

E<strong>in</strong>zelbuchstaben – Substantivierungen, die als „ungewöhnlich“ klassifiziert werden<br />

können. Die GmbH’s, die Gallmann zitiert, können als Abkürzung (Akronym) ebenso<br />

dazu gezählt werden wie die CD’s o<strong>der</strong> DVD’s die <strong>in</strong> so vielen (nicht nur deutschen)<br />

Geschäften zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />

– Läßt sich auch <strong>der</strong> Plural-<strong>Apostroph</strong> auf das Englische zurückführen? O<strong>der</strong> handelt es<br />

sich um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluß des Nie<strong>der</strong>ländischen? Hier ist e<strong>in</strong> Vorbild m.E. nicht e<strong>in</strong>deutig<br />

zu bestimmen. E<strong>in</strong>erseits lassen die Grammatiken des Englischen bzw. Nie<strong>der</strong>ländischen<br />

den <strong>Apostroph</strong> <strong>in</strong> mehr Fällen zu als die des Deutschen (CD’s, DVD’s), auch werden<br />

diese Regeln im tatsächlichen Sprachgebrauch teilweise noch ausgedehnt (dog’s, tool’s).<br />

Interessant wäre es, zu erfahren, ob sich bei <strong>der</strong> Ausbreitung des Plural-<strong>Apostroph</strong>s e<strong>in</strong>e<br />

Entwicklung erkennen läßt, die von <strong>der</strong> deutsch-nie<strong>der</strong>ländischen (Sprach-)Grenze<br />

ausgeht. Dies kann <strong>in</strong> dieser Arbeit jedoch nicht geleistet werden.<br />

An<strong>der</strong>erseits ist <strong>der</strong> Plural-<strong>Apostroph</strong>, wie <strong>in</strong> diesem Aufsatz gezeigt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> jüngeren<br />

deutschen Sprach- bzw. Schriftgeschichte nicht unüblich gewesen. Daß er heute gerne<br />

bei Fremdwörtern verwendet wird, kann daran liegen, daß diese – wie die Bezeichnung<br />

schon sagt – als fremd empfunden werden (vgl. schon früher Heyse: „welche [...] sich <strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>e regelmäßige deutsche Decl<strong>in</strong>ation fügen wollen“; vgl. auch Zimmermann<br />

1983/84: 425) – und damit gleichsam als „ungewöhnlich“! E<strong>in</strong>e mögliche Erklärung für<br />

das verstärkte Auftreten dieses Phänomens <strong>in</strong> den letzten Jahren wäre, daß im Zuge <strong>der</strong><br />

verstärkten Verwendung des Genitiv-<strong>Apostroph</strong>s das m<strong>in</strong>destens drei Jahrhun<strong>der</strong>te alte<br />

Bedürfnis, die Grenze zwischen Wortstamm und Flexiv beson<strong>der</strong>s zu kennzeichnen,<br />

auch im Bereich <strong>der</strong> Pluralbildung wie<strong>der</strong> erweckt wurde.<br />

Es wurde außerdem gezeigt, daß <strong>in</strong> Deutschland, England, den Nie<strong>der</strong>landen und <strong>in</strong> Spanien vor<br />

allem Eigennamen, Akronyme und Fremdwörter mit <strong>Apostroph</strong>-s dekl<strong>in</strong>iert werden. Mit den<br />

folgenden Punkten wird versucht, Gründe dafür zu nennen:<br />

– Bereits seit dem 17. Jahrhun<strong>der</strong>t suchen die Schreiber des Deutschen Unsicherheiten bei<br />

<strong>der</strong> Aussprache und Grundform von Eigennamen dadurch zu beheben, daß sie die<br />

Flexive mit <strong>Apostroph</strong> abtrennen. Diese Unsicherheiten können bei Eigennamen größer<br />

se<strong>in</strong> als bei an<strong>der</strong>en Substantiven, da Eigennamen weniger orthographisch<br />

vere<strong>in</strong>heitlicht s<strong>in</strong>d als Appellative und durch die Vielzahl von ähnlichen Vor- und vor<br />

allem Nachnamenvarianten (aber auch Ortsnamen, geographische Namen etc.) nicht<br />

immer davon ausgegangen werden kann, daß dem Leser die korrekte Form bekannt ist.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Apostroph</strong> verr<strong>in</strong>gert hier die Anzahl <strong>der</strong> möglichen Varianten.<br />

– Kürzungen (v.a. Akronyme) weichen <strong>in</strong> ihrer tatsächlichen Aussprache oft von <strong>der</strong><br />

anhand des Schriftbilds zu erwartenden Aussprache ab (z. B. GmbH [geːɁɛmbeːhaː] statt<br />

etwa *[gəmbhə]); <strong>der</strong> <strong>Apostroph</strong> setzt hier e<strong>in</strong>e Grenze h<strong>in</strong>ter dem Teil, dessen

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