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Der Apostroph in der Diskussion - OPUS

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Michael Mann: <strong>Der</strong> <strong>Apostroph</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diskussion</strong> 16<br />

e<strong>in</strong>er bestimmten Verwendung <strong>in</strong> den Köpfen <strong>der</strong> Sprachgeme<strong>in</strong>schaft verankert und als normal<br />

– also <strong>der</strong> Norm entsprechend – akzeptiert, wird es für Kritiker nahezu unmöglich werden, diese<br />

Verwendung zu unterb<strong>in</strong>den. Wohl selbst, wenn sogar <strong>in</strong>nerhalb des Rats für deutsche<br />

Rechtschreibung bereits die „Wie<strong>der</strong>abschaffung des <strong>Apostroph</strong>s als Genitiv-Markierung“<br />

vorgeschlagen wurde (Ickler 2005a).<br />

5. <strong>Der</strong> <strong>Apostroph</strong> <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Sprachen<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach Gründen für die regelwidrige Verwendung des <strong>Apostroph</strong>s im Deutschen<br />

wird oft <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluß des Englischen genannt (etwa <strong>in</strong> MLS 2005: s.v. Genitiv). Das Englische ist<br />

sicherlich die am weitesten verbreitete Fremdsprache im deutschsprachigen Raum und weist als<br />

ebenfalls westgermanische Sprache Parallelen im Satzbau auf, die e<strong>in</strong>e Übernahme bestimmter<br />

englischer Phänomene <strong>in</strong>s Deutsche erleichtern können. Neben dem Englischen wird von<br />

e<strong>in</strong>igen das Nie<strong>der</strong>ländische, e<strong>in</strong>e direkte Nachbarsprache des Deutschen und ebenfalls<br />

westgermanische Sprache, als mögliche Quelle gesehen (vgl. etwa Koch 2005). In diesen beiden<br />

nahen und verwandten Sprachen gelten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat an<strong>der</strong>e, großzügigere Regeln bezüglich des<br />

<strong>Apostroph</strong>gebrauchs, die im Folgenden umrissen werden und mit dem deutschen Usus<br />

verglichen werden sollen. Anschließend wird e<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> den spanischen Alltag geworfen. Das<br />

Spanische weist als (beispielhafte) romanische Sprache e<strong>in</strong>en relativ an<strong>der</strong>en Satzbau auf als<br />

das Deutsche, Nie<strong>der</strong>ländische und Englische. <strong>Der</strong> <strong>Apostroph</strong>gebrauch ist laut den<br />

Orthographieregeln äußerst e<strong>in</strong>geschränkt und nicht auf die Markierung morphologischer<br />

Grenzen ausgedehnt. E<strong>in</strong> <strong>Apostroph</strong>gebrauch trotz dieser E<strong>in</strong>schränkungen kann H<strong>in</strong>weise auf<br />

E<strong>in</strong>flüsse o<strong>der</strong> Funktionen des <strong>Apostroph</strong>s geben. 14<br />

5.1 <strong>Der</strong> <strong>Apostroph</strong> im Englischen<br />

Neben dem Elisionsapostroph (can’t für cannot, you’re für you are) ist <strong>der</strong> apostrophic genitive<br />

(Sächsische Genitiv) wohl die bekannteste Anwendungsform des <strong>Apostroph</strong>s im Englischen. Im<br />

S<strong>in</strong>gular mit <strong>Apostroph</strong>-s:<br />

Tim’s house, Charles’s mother, the dog’s bone, the butcher’s, today’s news,<br />

im Plural meist mit s-<strong>Apostroph</strong> (bei unregelmäßigen Pluralformen ebenfalls mit <strong>Apostroph</strong>-s):<br />

the Millers’ house, the James’ garden, the cows’ milk;<br />

Men’s Health, the children’s clothes,<br />

bilden alle Substantive, nicht nur die Eigennamen, den Genitiv mit <strong>Apostroph</strong> (o<strong>der</strong> analytisch<br />

mit <strong>der</strong> Präposition of).<br />

Daneben kennt das Englische <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen von „Substantiven ungewöhnlicher<br />

Form“ auch den Plural-<strong>Apostroph</strong>, <strong>der</strong> aber laut dem folgenden Zitat teilweise im Abnehmen,<br />

d.h. im Veralten begriffen ist:<br />

The apostrophe s is used <strong>in</strong> some nouns of unusual form, eg letters: dot your i’s; numerals: <strong>in</strong> the<br />

1890’s (or, <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>gly, 1890s); abbreviations: three PhD’s (or, <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>gly, PhDs). (Quirk<br />

1995: 305)<br />

<strong>Der</strong> Plural „gewöhnlicher“ Substantive wird ohne <strong>Apostroph</strong> gebildet – im täglichen Leben gibt<br />

es aber auch im englischsprachigen Raum, wie <strong>in</strong> Deutschland, Beispiele für nicht-<br />

14 Zur (regulären) Verwendung des <strong>Apostroph</strong>s <strong>in</strong> weiteren Sprachen siehe auch Bunčić (2002 und 2004).

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