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Der Apostroph in der Diskussion - OPUS

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Michael Mann: <strong>Der</strong> <strong>Apostroph</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diskussion</strong> 15<br />

potentiellen Kunden auf die Anzeige und das Produkt zu lenken. Auf den Gebrauch <strong>in</strong><br />

Internettexten wird nicht näher e<strong>in</strong>gegangen; hierzu muß ergänzend erwähnt werden, daß <strong>der</strong><br />

<strong>Apostroph</strong> gerade im Internet auch auf privaten Seiten e<strong>in</strong>gesetzt wird. Hier ist, eben aufgrund<br />

<strong>der</strong> privaten Natur <strong>der</strong> Texte, <strong>in</strong> den meisten Fällen nicht von e<strong>in</strong>er Aufmerksamkeitsschreibung<br />

zu Werbezwecken auszugehen. Mann (2005: 1-4) zeigt, daß auf den Seiten von m<strong>in</strong>destens 12%<br />

von 500 untersuchten privaten deutschsprachigen Internetauftritten Belege für Genitiv- o<strong>der</strong><br />

Pluralapostroph-s zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d – viele <strong>in</strong> syntaktisch reduziertem Umfeld (<strong>in</strong> Titeln, Über-<br />

o<strong>der</strong> Unterschriften), zahlreiche aber auch <strong>in</strong> Sätze und Texte e<strong>in</strong>gebettet. Es folgen e<strong>in</strong>ige<br />

Beispiele:<br />

(1) Björn's Welt,<br />

(2) Alex`s [!] Homepage,<br />

(3) die Könige des WWW´s,<br />

(4) Kartenspielen <strong>in</strong> Uwe`s Hütte,<br />

(5) Sportseiten Sachsen-Anhalt`s erneut e<strong>in</strong>geladen,<br />

(6) Die Plastikverpackung um CD´s, da könnte ich ausrasten,<br />

(7) L<strong>in</strong>kseite zu verschiedenen Aljosha's <strong>in</strong> Deutschland, mit Fotoalbum des Webmasters,<br />

(8) Nachdem ich dort ca. 2 Jahre me<strong>in</strong>es Lebens verbrachte und mehrere große K<strong>in</strong>o´s<br />

mitaustatten durfte [...],<br />

(9) [...] die Sitzreihen des alten Theater´s s<strong>in</strong>d teilweise noch erhalten [...],<br />

(10) Tja was schreibt man so auf e<strong>in</strong>e Seite? Viel Spektakuleres gibt es zu mir eigentlich<br />

nicht zu sagen. Me<strong>in</strong>e Groupie's halten sich <strong>in</strong> Grenzen und ich kann auch ohne<br />

Bodyguard's das Haus verlassen,<br />

(11) Sie haben e<strong>in</strong>e recht klare Vorstellung, wer o<strong>der</strong> was an den Missständen schuld ist,<br />

z. B. die Militaristen, die Kapitalisten, die Kommunisten, die Nazi’s, die Kirche, <strong>der</strong><br />

Papst usw.,<br />

(12) Und Goethe´s Faust [...] verhalf mir zu <strong>der</strong> Fähigkeit, gelassener und auch achtsamer mit<br />

mir und me<strong>in</strong>er Umwelt umzugehen,<br />

(13) Worauf die wohltuende Wirkung des Cornflakes-Brei’s beruht, weiß ich nicht<br />

(zit. nach Mann 2005: 4ff., dort auch die Quellenangaben).<br />

Unter den Belegen <strong>in</strong> Mann (2005) hat hat <strong>der</strong> Genitiv-<strong>Apostroph</strong> bei Personennamen den<br />

größten Anteil (48,3%), aber auch Plural-<strong>Apostroph</strong>e bei Kürzungen (v.a. Akronymen: 17,2%)<br />

und Fremdwörtern (12,6%) s<strong>in</strong>d relativ oft zu f<strong>in</strong>den (dazu auch unten, Abschnitt 6).<br />

Über die Möglichkeit <strong>der</strong> „E<strong>in</strong>bürgerung“ des Genitiv-<strong>Apostroph</strong>s schreibt Ickler:<br />

<strong>Der</strong> <strong>Apostroph</strong> als Zeichen des Genitivs könnte sich nach englischem Muster e<strong>in</strong>bürgern, aber<br />

davon s<strong>in</strong>d wir weit entfernt. In ke<strong>in</strong>er seriösen Zeitung liest man „Schrö<strong>der</strong>’s Politik“ usw. Was<br />

jemand auf se<strong>in</strong> Ladenschild schreibt, ist ohne Belang (Ickler 2005b).<br />

Ob <strong>Apostroph</strong>e auf zahlreichen Ladenschil<strong>der</strong>n und <strong>in</strong> alltäglichem Werbematerial (auch <strong>in</strong><br />

Zeitungen) für die Entwicklung von Schreibgewohnheiten tatsächlich belanglos s<strong>in</strong>d, kann<br />

bezweifelt werden. Ebenso, ob die Entwicklung <strong>der</strong> Schreibgewohnheiten lediglich <strong>in</strong> „seriösen<br />

Zeitungen“ verfolgt werden kann und sollte (die Verwendung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Medium stellt<br />

gleichsam die E<strong>in</strong>bürgerungsurkunde, also die höchste Stufe <strong>der</strong> Entwicklung dar). Bereits<br />

heute ist <strong>der</strong> <strong>Apostroph</strong>, wie <strong>in</strong> Mann (2005) gezeigt, teilweise <strong>in</strong> den privaten Gebrauch<br />

übernommen worden. Auch wenn e<strong>in</strong> Titel wie <strong>der</strong> des K<strong>in</strong><strong>der</strong>buchs „Rund um die Uhr <strong>in</strong><br />

Lisa’s Haus!“ 13 noch nicht alltäglich ist – er kann auf e<strong>in</strong>e beg<strong>in</strong>nende Akzeptanz <strong>der</strong><br />

Verwendung des <strong>Apostroph</strong>s auch <strong>in</strong> gedruckten Werken h<strong>in</strong>deuten. Ist <strong>der</strong> <strong>Apostroph</strong> e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong><br />

13 Moost, Nele und Annette Frankholz: Rund um die Uhr <strong>in</strong> Lisa’s Haus! Essl<strong>in</strong>gen 2001.

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