Rind im Bild - Rinderzucht Schleswig-Holstein e.G.
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Für die Vermeidung von Milchgeldabzügen ist die<br />
Kenntnis der Eutergesundheit der einzelnen Kühe<br />
<strong>im</strong> Bestand und eine darauf ausgerichtete Selektion<br />
der Tiere von enormer Bedeutung. Hier haben<br />
die Mitgliedsbetriebe des LKV erhebliche Vorteile,<br />
weil sie <strong>im</strong> Rahmen der Milchleistungsprüfung<br />
monatlich die Zellzahlergebnisse der einzelnen<br />
Kühe erfahren und ihre Milchproduktion und -ablieferung<br />
daran ausrichten können. Dies führte 2007<br />
zu einem um 12.000 Zellen/ml niedrigeren Jahresdurchschnitt<br />
der LKV-Mitglieder <strong>im</strong> Vergleich zu den<br />
Nicht-Mitgliedern.<br />
Hemmstoffe vermeiden<br />
Euterkrankheiten sind der häufi gste Grund für eine<br />
medikamentöse Behandlung der Milchkühe. Mit<br />
jeder Behandlung steigt automatisch auch die Gefahr<br />
eines Hemmstoffeintrages in die Tankmilch,<br />
der anschließend bei den regelmäßigen Untersuchungen<br />
der Anlieferungsmilch nachgewiesen werden<br />
kann. Eine deutlich sichtbare und unverwechselbare<br />
Kennzeichnung der betreffenden Tiere,<br />
zum Beispiel durch zwei Fesselbänder, ist nach<br />
einer Behandlung in jedem Fall eine unverzichtbare<br />
Grundvoraussetzung. Zusätzliche Sicherheit kann<br />
eine Separierung der behandelten Tiere in Krankenbuchten<br />
oder die Nutzung von technischen Einrichtungen<br />
wie z. B. eine individuell für jede Kuh in die<br />
Steuerungssoftware der Melkanlage einzugebene<br />
Melksperre bringen.<br />
Eine Selbstverständlichkeit ist die vollständige Separierung<br />
der ermolkenen Milch dieser Tiere. Nach<br />
dem Melken von behandelten Kühen ist außerdem<br />
eine gründliche Reinigung der Teile der Melkanlage<br />
vorzunehmen, die mit der Milch in Berührung gekommen<br />
sind. Dies sind in der Regel mindestens<br />
das Melkgeschirr und der lange Milchschlauch. Ein<br />
einfaches Durchspülen mit der Euterbrause ist nicht<br />
ausreichend und kann noch zu einer anschließenden<br />
Kontamination der Tankmilch führen. Die Reinigung<br />
sollte mit heißem Wasser und Reinigungsmittel erfolgen.<br />
Zur Vermeidung von Verunreinigungen sollte<br />
für das Melken von behandelten oder kranken Kühen<br />
jedoch besser ein separates Melkgeschirr mit<br />
Schläuchen verwendet werden. Darüber hinaus<br />
sollte jeder Betriebsleiter überlegen, ob behandelte<br />
oder kranke Kühe nicht in separaten Gruppen gehalten<br />
und am Ende der Melkzeit gemolken werden<br />
können. Dadurch kann das Risiko eines Hemmstoffeintrages<br />
in die Tankmilch zusätzlich deutlich<br />
min<strong>im</strong>iert werden.<br />
Be<strong>im</strong> Einsatz von Medikamenten sind generell Wartezeiten<br />
einzuhalten. Eine Untersuchung der Milch<br />
der behandelten Tiere ist vor der Wiederablieferung<br />
dringend anzuraten. Ein negatives Untersuchungsergebnis<br />
vor Ablauf der Wartezeit bedeutet jedoch<br />
nicht, dass die Milch wieder geliefert werden darf.<br />
Tabelle 2: Güteprüfung der Anlieferungsmilch 2007<br />
<strong>Rind</strong> <strong>im</strong> <strong>Bild</strong> 1/2008<br />
LKV<br />
2007 Veränderung zum Vorjahr<br />
Ke<strong>im</strong>zahlen<br />
Jahresmittel KZ/ml 18.000 + 1.000<br />
Güteklasse S % 92,2 0,1<br />
Güteklasse 1 % 99,2 0,1<br />
Güteklasse 2<br />
Somatische Zellen<br />
% 0,8 -0,1<br />
Jahresmittel ZZ/ml 212.000 + 5.000<br />
< 300.000 Zellen/ml % 82,8 -0,6<br />
< 400.000 Zellen/ml % 97,8 0,1<br />
> 400.000 Zellen/ml % 2,2 -0,1<br />
Abzüge vom Milchgeld<br />
Hemmstoffe<br />
% 1,6 -0,1<br />
Positive Proben Stk. 130 + 3<br />
Anteil<br />
Gefrierpunkt<br />
% 0,06 +/- 0<br />
Jahresmittel °C -0,524 +/- 0<br />
> -0,515 °C % 3,3 -0,2<br />
> -0,510 °C % 0,6 0,1<br />
Hemmstoffe in der Anlieferungsmilch können Produktionsschäden<br />
und Entsorgungskosten in den Meiereien<br />
verursachen. Sie gefährden die Gesundheit<br />
der Verbraucher und schaden dem Image der Milch!<br />
Erfreulicherweise sind positive Hemmstoffbefunde<br />
relativ selten. Im vergangenen Jahr waren nur in jeder<br />
1.641. Probe Hemmstoffe bei den höchst empfi<br />
ndlichen Untersuchungen des LKV nachweisbar.<br />
Anders ausgedrückt heißt dies, dass nur in 0,06 %<br />
aller untersuchten Proben ein positiver Befund<br />
festgestellt wurde. Trotzdem mussten 130 Betriebe<br />
einen empfi ndlichen Abzug vom Milchgeld von 5 ct/<br />
kg für die gesamte Milch eines Monats hinnehmen,<br />
was bei einer Durchschnittsquote von 450.000 kg<br />
<strong>im</strong>merhin einen Betrag von rd. 2.070 € ausmacht.<br />
Laut geltender EU-Hygienegesetzgebung müssen<br />
alle positiven Befunde an die zuständige Lebensmittelüberwachungsbehörde<br />
des Kreises (Veterinäramt)<br />
gemeldet werden. Diese Vorschrift gilt für<br />
jeden Lebensmittelunternehmer, also auch für den<br />
Milcherzeuger. In <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> erfolgt diese<br />
Meldung aufgrund einer Beauftragung durch die<br />
Meiereien durch das LKV-Labor.<br />
Aufgrund dieser Meldungen muss ein Milcherzeuger<br />
nach einem positiven Hemmstoffbefund zusätzlich<br />
mit einer so genannten Cross-Check-Prüfung <strong>im</strong><br />
Rahmen von Cross Compliance rechnen. Für solch<br />
eine Prüfung ist es besonders wichtig, dass eine<br />
lückenlose Dokumentation über alle eingesetzten<br />
Medikamente und ein vorzeigbares System zur Vermeidung<br />
von Medikamenteneinträgen in die Milch<br />
vorhanden ist.<br />
Gefrierpunkt gibt Hinweis auf Verwässerung<br />
In Abst<strong>im</strong>mung mit den Molkereien wird bereits seit<br />
vielen Jahren die Anlieferungsmilch eines jeden<br />
Lieferanten viermal monatlich auf den Gefrierpunkt<br />
hin untersucht, obwohl die Milch-Güteverordnung<br />
nur eine monatliche Untersuchung vorgibt. Der Gefrierpunkt<br />
einer unveränderten Rohmilch von Kühen<br />
ist sehr konstant und liegt bei etwa -0,515 °C bis<br />
-0,535 °C. Im Durchschnitt aller untersuchten Güteproben<br />
lag der Wert <strong>im</strong> Jahr 2007 bei -0,524 °C.<br />
Abweichungen be<strong>im</strong> Gefrierpunkt lassen auf eine<br />
veränderte Zusammensetzung der Milch schließen,<br />
wie sie zum Beispiel durch eine Fremdverwässerung<br />
auftreten kann. Über 97 % aller untersuchten<br />
Proben hatten einen Gefrierpunkt von unter -0,515<br />
°C. Oberhalb dieses Grenzwertes nehmen die meisten<br />
Molkereien Milchgeldabzüge auf der Grundlage<br />
ihrer Lieferbedingungen vor.<br />
In 175 Proben wurde ein Gefrierpunkt von über<br />
–0,500 °C ermittelt. Ein derartiger Wert kann auch<br />
in kleinen Herden oder bei sehr langen Milchleitungen<br />
in der Melkanlage nicht mehr mit Haft- oder<br />
Restwasser erklärt werden. In diesen Fällen wurde<br />
vermutlich die letzte Milch mit Wasser nachgespült.<br />
1996 sah die Situation noch ganz anders aus. In dem<br />
Jahr überschritten 7,9 % der Proben den Grenzwert.<br />
Doch nach Einführung eines Milchgeldabzuges <strong>im</strong><br />
April 1997 sank diese Rate rapide auf zunächst<br />
3,6 % ab und dann weiter auf den heutigen Wert.<br />
Dies zeigt die Reaktionsmöglichkeiten der Milcherzeuger<br />
auf diese neue Abzugsregelung.<br />
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