Rind im Bild - Rinderzucht Schleswig-Holstein e.G.
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BETRIEBSREPORT<br />
Familie Sommer in Wulfsmoor<br />
Vorhang auf für ein kleines bisschen Nachzuchtschau!<br />
Wer kennt es nicht, das Lied von Campino, Sänger<br />
der Band „Die toten Hosen“, dessen Refrain lautet<br />
„…Hey, hier kommt Alex, Vorhang auf für ein<br />
kleines bisschen Horrorschau“?<br />
Natürlich haben weder Familie Sommer noch ihre<br />
Kühe eigentlich etwas mit den Toten Hosen zu<br />
tun, wäre da nicht Campina gewesen, die doch<br />
<strong>im</strong>merhin namentlich recht eng mit dem Rockstar<br />
verwandt ist.<br />
Der Betrieb<br />
Betriebe, über die in Zuchtjournalen berichtet wird,<br />
haben normalerweise entweder eine Reihe berühmter<br />
Bullenmütter <strong>im</strong> Stall stehen, können auf<br />
eine Phalanx von Schauerfolgen zurückblicken oder<br />
verfügen wenigstens über besondere betriebliche<br />
Gegebenheiten. Bei Erich Sommer in Wulfsmoor<br />
hingegen ist eigentlich alles „ganz normal“: 40<br />
Kühe, 55 ha LN, knapp 2 AK und knapp 9.000 kg<br />
Milch mit 4,30% Fett und 3,35% Eiweiß <strong>im</strong> Herdendurchschnitt.<br />
Die Herde wird <strong>im</strong> Doppelsechser<br />
Fischgrätmelkstand gemolken, Hauptarbeitskraft<br />
ist Erich Sommer, der jedoch von seiner Frau und<br />
seinem Sohn tatkräftig unterstützt wird. Heiko, Diplom<br />
Agrarökonom, ist auch für die Zuchtarbeit in<br />
der Herde verantwortlich. Dabei wird das Hauptaugenmerk<br />
auf ein gutes und funktionelles Exterieur<br />
gelegt, der RZM spielt eine untergeordnete Rolle.<br />
Für die Zukunft steht eine Aufstockung der überwiegend<br />
rotbunten Herde auf dem Programm. Momentan<br />
verbleiben die männlichen Kälber zur Mast <strong>im</strong><br />
Betrieb, gäben die Sommers diesen Betriebszweig<br />
auf, hätten sie jedoch ganz ohne bauliche Veränderung<br />
für bis zu 80 melkende Kühe Platz <strong>im</strong> Stall.<br />
Zurück zu Campina<br />
Campina war eine der allerbesten Töchter aus<br />
dem Testeinsatz des amerikanischen Flano-Sohnes<br />
Avanti. Der von Elm Park Farms in Wisconsin gezogene<br />
Bulle wurde gemeinsam mit der RSH eG getestet<br />
und überzeugt bis heute vor allem durch seine<br />
gute Inhaltsstoffvererbung sowie seine hohen<br />
Exterieurwerte. Campina startete mit einer eher<br />
verhaltenen Färsenleistung, entwickelte sich aber<br />
von Jahr zu Jahr weiter, bis sie in der 4. Laktation<br />
ihre Höchstleistung von über 10.000 kg Milch<br />
erbrachte. Insgesamt schenkte sie 5 Kälbern das<br />
Leben, zwei überzeugende Töchter von Urvis und<br />
Kismet werden bereits in der Herde gemolken und<br />
ihre jüngste Tochter von Reno2 steht noch in den<br />
Startlöchern. Die große Avanti-Tochter mit dem<br />
Campina bildete den Glanzpunkt der Avanti-Nachzucht auf der DHV-Schau 2003 sowie <strong>im</strong> Folgejahr bei Neumünster am<br />
Abend Foto: Arkink<br />
dominanten Charakter durfte dann auch nicht fehlen,<br />
wenn es darum ging, in einer Nachzuchtgruppe<br />
die Vererbungsqualitäten ihres Vaters zu demonstrieren.<br />
Im Jahr 2003 auf der DHV-Schau sowie <strong>im</strong><br />
Folgejahr bei Neumünster am Abend bildete sie den<br />
Glanzpunkt der Avanti-Nachzucht.<br />
Mit der Achtung-Tochter Edeltraut bekam die RSH<br />
eG zur Verbandsschau 2006 dann wieder eine Rotbunte<br />
Nachzuchtkuh bester Qualität zur Verfügung<br />
gestellt, aber das absolute Highlight sollte erst<br />
2 Jahre später folgen.<br />
Vorhang auf für Garding<br />
Erich und Heiko Sommer st<strong>im</strong>mten auch diesmal<br />
sofort zu, als eine weitere Kuh ihrer Herde für die<br />
Nachzuchtdemonstration der Schau Neumünster am<br />
Abend von der RSH-Kommission ausgewählt wurde.<br />
Mit dem einzigartigen Erfolg, den Garding ihnen<br />
an diesem Abend bescheren sollte, hatte allerdings<br />
keiner der beiden gerechnet. Die Beschreibung, die<br />
Vater und Sohn von ihrer schicken Rotbunten in der<br />
2.Laktation geben, gleicht sich fast vollkommen mit<br />
dem Vererbungsbild ihres Vaters Archer. Der Bulle,<br />
eines der rotbunten Aushängeschilder der RSH<br />
eG und deutscher Listenführer für Milchleistung,<br />
vererbt spätreife, funktionelle Laufstallkühe mit<br />
nahezu idealen Fundamenten und exzellenter Euterqualität.<br />
Er stammt aus einer Kuhfamilie mit<br />
<strong>Rind</strong> <strong>im</strong> <strong>Bild</strong> 1/2008<br />
4 Generationen exzellenter Kühe und verfügt mit<br />
Johnson x Bell Elton über ein Outcrosspedigree für<br />
die Rotbuntzucht.<br />
„Garding ist eine ideale Laufstallkuh, sie hat ein<br />
hervorragendes Euter und läuft so in der Herde<br />
mit, dass sie kaum auffällt!“, so ihr Züchter Erich<br />
Sommer über die „Kuh mit den markanten Augen“-<br />
wie Sohn Heiko sie nennt. Spiegelt sie die<br />
Exterieurvererbung ihres Vaters fast exakt wider,<br />
so weicht sie in zwei anderen Punkten etwas vom<br />
Vererbungsmuster des Bullen ab: Garding bestätigt<br />
mit einem Zellzahldurchschnitt von ca. 80.000 und<br />
Eiweißprozenten von 3,50% weder die knappere<br />
Inhaltsstoffvererbung von Archer noch dessen einzigen<br />
kleinen Wermutstropfen seines Vererbungsmusters,<br />
den etwas unterdurchschnittlichen RZS.<br />
Das neue Aushängeschild <strong>im</strong> Stall Sommer kalbte<br />
<strong>im</strong> November 2006 zum ersten Mal und gebar<br />
gleich zwei schwarzbunte Kuhkälber von Minister.<br />
Eine der beiden Schwestern ging leider schon als<br />
Kalb wegen einer Sehnenverletzung ab, die andere<br />
steht aber als schicker Jährling <strong>im</strong> Jungviehstall<br />
in Wulfsmoor und macht momentan ihrem Namen<br />
„Ideale“ alle Ehre. Gardings Auftritt während der<br />
Verbandsschau war mit gutem Gewissen nicht<br />
anders zu bezeichnen als ein „veni, vidi, vici“. Sie<br />
wurde von Preisrichter Martin Biederbick ohne Umschweife<br />
an die Spitze der sehr uniformen Archer-