zur Leseprobe - Rothaarsteig

Der kleine rothaarige Kobold mit dem
grünen Rangerhut streift durch die Wälder des
Rothaargebirges. Seine Heimat ist das Land
der tausend Berge, durch das der spannende
Rothaarsteig verläuft. Vor Urzeiten gab es viele
rothaarige Kobolde hier, und der kleine Rothaar
glaubt, dass deshalb das Gebirge Rothaargebirge
heißt. Seine Freunde sind die Bäume, Pflanzen
und Tiere in den Wäldern.
Weil Kobolde auch die Sprache aller Tiere,
Bäume und Pflanzen verstehen können, hört er
ihnen gerne zu. Er kennt die geheimen Plätze,
wo Wildschweinfamilien leben, weiß wo, Tannen
stehen die duften und kennt Fichten, die von
Weihnachten träumen.
Auch weiß er, wo Eichhörnchen ihre Nester
bauen und Eintagsfliegen sich auf ihren großen
Eintagesausflug in die Welt vorbereiten. Und
manchmal, wenn man ganz viel Glück hat,
entdeckt man den kleinen Kobold mit den
knallroten Haaren vielleicht an einer Waldlichtung,
an seinen Lieblingsplätzen im Buchenwald,
oder an einer der vielen
Wasserstellen, wenn er
dort Rast macht und dabei
Geschichten lauscht, die die
Quellwässerchen
ihm erzählen.

Eigentlich ist Otti, die Waldeidechse, ein
scheuer Waldbewohner. Doch wenn der Kleine
Rothaar in ihrer Nähe ist, dann hält sie nichts
mehr in ihrem sicheren Versteck.
Sie kommt rasch aus dem mit Laub ausgelegten
Nest unter der Baumwurzel hervor. „Hallo,
Kleiner Rothaar, bist du wieder auf dem Weg zu
deinem Lieblingsplatz?“ „Ach, das ist ja meine
Freundin Otti.“ antwortet der Kleine Rothaar
erfreut. „Ja, ich will wieder zur Ilsequelle, und
wenn du Lust hast, kannst du mich gerne dorthin
begleiten.“

Hier, am Wanderparkplatz „Heiligenborn“,
gegenüber dem alten Friedhof, trifft er oft Otti,
wenn er zur Ilsequelle wandert.
Die hat gestern in der Abenddämmerung leckere
Insekten, Spinnen, Asseln und Würmer erbeutet,
die sie noch schnell unter der Blätterdecke in der
Baumwurzel versteckt.
„Ich bin schon fertig,“ zischt Otti fröhlich,
„natürlich komme ich mit.“ Sie windet sich
blitzschnell vor die Füße des Kleinen Rothaars
und schlüpft in dessen rechten weichen Socken.
Dann schaut sie ihn mit ihren schwarzen Äuglein
an. „Erzählst du mir wieder die spannende
Geschichte vom Quellenzauberer?“
„Versprochen, aber erst,
wenn wir angekommen sind,“ lacht der Kleine Rothaar.

Der Kleine Rothaar und
Otti wandern weiter.
„Hallo, siehst du mich?“
zischt die kleine Eidechse
fröhlich. Sie hat sich in
dem bunten Laubkopf des
Waldwuschels versteckt,
der als Wächter an der
Hasenlichtung steht.
„Klar sehe ich dich,“ antwortet der Kleine Rothaar.
Schnell nimmt er seinen Hut ab und setzt ihn dem
Waldwuschel auf den Kopf. Der muss darüber
herzlich lachen.
„Hörst du den Waldkauz?“, fragt der Kleine Rothaar
seine Freundin. „Er wartet bestimmt schon im
Hirschwald auf uns. Lass uns weiter wandern.“
Eine Weile schlängelt sich Otti vor ihm her, doch
dann kriecht sie wieder in den Socken des Kobolds,
weil es darin so kuschelig ist.

Und als Otti und ihr Freund den Lieblingsplatz an
der Ilsequelle erreichen, klettert der Kleine Rothaar
gleich auf das einladende Waldsofa aus Holz.
Seine Wanderschuhe zieht
er aus und stellt sie auf den
Waldboden. Den grünen
Rangerhut hat er auf
seinen Bauch gelegt.
Wieder einmal denkt er
wie schön es doch hier ist,
und wie gut der feuchte Waldboden riecht.
Er schaut hinüber zur Quelle, die munter aus dem
Boden sprudelt.

Und was macht Otti, die Waldeidechse? Dieser Ort, an dem die Ilsequelle sprudelt, ist ein
Sie kuschelt sich flink in den Hut des Kleinen
Rothaar und schaut erwartungsvoll über den Rand.
„Bitte, erzähl mir nun die spannende Geschichte
vom Quellenzauberer, du hast es mir versprochen!“
Und der Kleine Rothaar beginnt:
verzauberter Ort. Davon gibt es noch viele in den
tiefen Wäldern des Rothaargebirges.
In Koboldkreisen wird die Geschichte vom
Quellenzauberer bis heute immer wieder weiter
gegeben. Mir hat sie mein Großvater erzählt.
Hier lebten die Waldbewohner damals, vor langer
Zeit, glücklich und zufrieden zusammen. Es regnete
viel im Sommer, und es gab eine Menge Schnee
im Winter. Alle waren zufrieden. Die gutmütigen
waren – das ist heute noch so – die Freunde der
Bäume, Pflanzen und Tiere.
Und weil wir die Sprache des Waldes verstehen,
können wir unseren Freunden auch helfen, wenn
sie in Not sind.

Damals, vor Urzeiten, herrschte einmal große
Not in den Wäldern und auch die Kobolde
wussten nicht mehr weiter.
Zum ersten Mal hatte es ein ganzes langes Jahr
nicht geregnet. Ratlos hockten die Kobolde in
ihren Höhlen, in denen sie auch kranke Tiere
gesund pflegten und waren in großer Sorge.

Ohne das wertvolle Wasser konnte niemand
überleben. Der Wald war nicht mehr grün, die
Waldwiesen sahen braun aus, es wuchs nichts
mehr. Kobolde und Tiere fanden kaum noch
Nahrung, es musste etwas geschehen! Da hatte
ein Kobold, es war der Kleinste von allen, eine
gute Idee.
„Warum fragen wir nicht unseren Oberkobold?
Der hat doch immer noch einen Rat gewusst.“
„Das ist die Lösung, genau das wollen wir tun,“
riefen die Kobolde erleichtert.
„Unser kleiner Kobold kann am schnellsten
laufen. Er soll dem alten Oberkobold im
Hirschwald berichten, dass wir ihn dringend
treffen müssen,“ beschlossen sie aufgeregt.
So machte sich der kleine Kobold also auf den
Weg. An diesem Tag war es sehr heiß und
trocken. Der Weg schien heute länger als
sonst zu sein. Durstig und völlig erschöpft
erreichte er die Höhle des Alten und bekam
einen großen Schreck.
Der Eingang stand offen,
demnach war sein
Bewohner nicht zu Hause.
Er hatte den langen Weg
umsonst gemacht!

Doch er hatte Glück. Waldkauz Eduard
war der Retter in der Not. Gerade suchte er
für seine Familie Futter für´s Abendessen, als
er den kleinen traurigen Kobold vor der Höhle
entdeckte.
Flugs flog er zur Waldlichtung, denn dort hatte
er den Oberkobold gesehen. Dieser war gut zu
erkennen mit seinem langen roten Bart, der fast
bis zum Boden reichte.
Er eilte zu seiner Höhle zurück und ließ sich von
dem kleinen Kobold über die missliche Lage
aufklären.

Wie die Geschichte weitergeht und was es
mit der Wünschelrute auf sich hat, die der alte
Kobold mit dem langen roten Bart in seinen
Händen hält, erfahrt ihr in dem Buch vom
„Quellenzauberer“...
Ihr könnt die Geschichte aber auch selber
erleben, wenn ihr auf dem Märchenwanderweg
den Spuren des Kleinen Rothaar folgt,
Schatzkisten sucht und mit den geheimnisvollen
Waldwuschel redet.
Den Weg findet ihr direkt am Rothaarsteig...

Der Wanderweg des Kleinen Rothaar
Auf seiner Wanderung mit Otti rund um die geheimnisvolle
Ilsequelle kommt der Kleine Rothaar an vielen
Plätzen vorbei, die ihr auch echt entdecken könnt,
wenn ihr den Kleinen Rothaar in seinem
Erlebnisreich besucht*.
Der Wanderparkplatz.
Hier trifft der Kleine
Rothaar Otti, die Waldeidechse.
Der Schwammbaum.
Von hier aus genießt der
Kleine Rothaar den Blick
ins Ilsetal.
* Wie ihr ins Erlebnisreich des Kleinen Rothaar findet, könnt ihr im Internet
unter ‚www.der-kleine-rothaar.de‘ erfahren.
Der geheime Platz
am Hasenwald,
der Platz an dem
sich die Kobolde
zur Beratung
treffen.
Die liegende Linde
Der alte Brunnen
Der geheime Platz
am Hirschwald, wo
der Kleine Rothaar
den Waldkauz
trifft.
Der Hasenwald
Die Holztreppe
Der Hirschwald
Der Steg über
den Bach
Der Teich mit der Furt,
wo der Kleine Rothaar die
Spitzmausfamilie trifft.
Die Ilsequelle.
Auf dem
Waldsofa dort
erzählt der
Kleine Rothaar
die Geschichte
vom Quellenzauberer.