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Uckermärker<br />

Entwicklung einer<br />

Fleischrinderrasse<br />

Interessengemeinschaft Uckermärker<br />

Rinderproduktion Berlin, Brandenburg GmbH<br />

<strong>Rinderzucht</strong>verband <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> e.G.


Herausgeber:<br />

Interessengemeinschaft Uckermärker<br />

Rinderproduktion Berlin, Brandenburg GmbH<br />

<strong>Rinderzucht</strong>verband <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> e.G.<br />

Federführung:<br />

Dr. agr. Jörg Martin, Landesforschungsanstalt M-V, Institut für Tierproduktion Dummerstorf<br />

unter Mitwirkung von:<br />

Dipl.-Agr.-Ing. Cornelia Buchholz<br />

Dipl.-Agr.-Ing. Sven Deter<br />

Dipl.-Agr.-Ing. Wolfram Hotzler<br />

Dr. habil. Ernst Jürgen Lode<br />

Dipl.-Landwirt Harald Richter<br />

Dr. agr. Sabine Schmidt<br />

Prof. Dr. habil Klaus Tilsch<br />

Dipl.-Landwirt Walter Winter<br />

Prof. Dr. habil Siegfried Zelfel


Inhalt<br />

1 Einleitung 7<br />

2 Aufgaben und Ziele der Fleischrindzucht in der DDR 8<br />

2.1 Fleischrindzucht und Gebrauchskreuzung 8<br />

2.1.1 Umfangreicher Rassenvergleich - Grundlage der Fleischrindzucht 9<br />

2.1.2 Aufbau und Konsolidierung von Fleischrindzuchtherden 13<br />

2.1.3 Erarbeitung der Grundzüge effektiver Prüf- und Selektionspläne 15<br />

2.2 Zuchtprogramm und Zuchtziel 19<br />

3 Anfänge und Entwicklung der Zucht der Uckermärker bis 1990 21<br />

3.1 Zucht der Uckermärker als „Genotyp 67“ 21<br />

3.1.1 Bestandsentwicklung 21<br />

3.1.2 Entwicklung der 67er-Zuchtbetriebe 22<br />

3.1.2.1 67er-Zucht im VEG (B) Westenbrügge/Alt Karin 24<br />

3.1.2.2 67er-Zucht im VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf 27<br />

3.1.2.3 67er-Zucht in Thüringer Zuchtbetrieben 31<br />

3.1.3 Gebrauchskreuzung und Fleischrindbullenbestand 32<br />

3.2 Leistungsentwicklung der 67er 34<br />

3.2.1 Leistungsvermögen der weiblichen Tiere in den Zuchtherden 34<br />

3.2.2 Zuchtbullen in Reinzucht und Gebrauchskreuzung 36<br />

4 Der Aufbau der organisierten Uckermärkerzucht ab 1991 42<br />

4.1 Die Rasseanerkennung der Uckermärker 42<br />

4.2 Entwicklung und Ziele der „Interessengemeinschaft Uckermärker“ 44<br />

4.3 Entwicklung der Herdbuchzucht 47<br />

4.3.1 Zuchtprogramm und Zuchtziel der Rasse Uckermärker 47<br />

4.3.2 Bestandsentwicklung (Herdbuchzuchtbetriebe und -tiere) 49<br />

4.4 Leistungsentwicklung der Uckermärker 51<br />

4.4.1 Leistungsstand in der Herdbuchzucht 51<br />

4.4.2 Uckermärker im Leistungsvergleich 58<br />

5 Die Rasse Uckermärker im 21. Jahrhundert 59<br />

Ausgewählte Bibliografi e 66<br />

Anhang 68<br />

1


2<br />

1 Einleitung<br />

„Eine Chronik schreibt nur derjenige, dem die Gegenwart wichtig ist!“<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

Die Geschichte der Uckermärker aufzuarbeiten, sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, ist<br />

ein löbliches Unterfangen, und dafür ist allen Autoren und Beteiligten Dank zu sagen.<br />

Die Uckermärker sind ein Teil der deutschen Geschichte, nicht nur der deutschen Tierzuchtgeschichte.<br />

Mit Aufmerksamkeit ist deshalb festzustellen, dass nicht nur Steak- und Rindfl eischgourmets<br />

ihre Freude an dieser Rasse haben, sondern auch Touristen und Besucher in den<br />

neuen Bundesländern, die die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung bewundern. Dabei ist das<br />

Schicksal der Tiere dieser Rasse mit Ignoranz und Borniertheit ebenso verbunden, wie mit wissenschaftlicher<br />

Tierzucht und Zivilcourage.<br />

Die Uckermärker sind in Zuchtbetrieben der DDR durch Kombinationskreuzung von Tieren<br />

der Rasse Fleckvieh (dem so genannten Genotyp 06) mit französischen Charolais (als Genotyp<br />

07 bezeichnet) hervorgegangen. Beide Rassen sowie ihr Kombinationsprodukt waren erfolgreich<br />

auf ihre Leistungsfähigkeit in der Reinzucht im damaligen Lehr- und Versuchsgut Alt<br />

Karin und insbesondere in der Gebrauchskreuzung getestet worden. Deshalb war die Aussage<br />

„Kreuzung beider Rassen und weitere In-Sich-Züchtung“ eindeutig, da Vatertiere aus der<br />

Verpaarung Charolais x Fleckvieh ihre Kombinationseignung für die Gebrauchskreuzung mit<br />

Milchrindern durch zuwachsstarke und fl eischreiche Nachkommen bei unproblematischem<br />

Geburtsverlauf bewiesen hatten.<br />

Damit war der so genannte „Genotyp 67“, eine „synthetische Rasse“, geboren. Diese „Geburt“<br />

dauerte etwa von 1971 bis 1987 und damit drei Rindergenerationen. Als Vorleistung hatten<br />

diese Arbeiten am „Genotyp 67“ eine aufreibende und langwierige „Suche“ nach Zuchttieren<br />

der in der DDR vom „Aussterben“ bedrohten Rasse Fleckvieh ausgelöst.<br />

Mit der „Wende“ wickelte die Treuhandanstalt auch die staatlichen Zuchtbetriebe ab, in der die<br />

Fleischrind-Zuchtherden der DDR standen. Dadurch bestand die Gefahr des Untergangs dieses<br />

Genotyps, weil er kurzerhand als Gebrauchskreuzung und damit als nicht herdbuchfähig<br />

abgestempelt wurde.<br />

Die Züchter und die neugegründeten Zuchtverbände aus <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> und<br />

Brandenburg reagierten mit Empörung auf diesen Vorgang, <strong>zum</strong>al kein Grund vorlag, diesen<br />

Genotyp nicht als Rasse anzuerkennen. Das europäische und damit auch bundesdeutsche<br />

Tierzuchtrecht verlangt für Reinrassigkeit zwei Generationen Verpaarung innerhalb der Rasse.<br />

Diese Voraussetzung war bei der strengen Selektion unter strikter Beachtung der „In-Sich-<br />

Verpaarung“ für den „Genotyp 67“ gegeben.<br />

Dass unter diesen Bedingungen der „Genotyp 67“ überhaupt erhalten werden konnte, war, neben<br />

vielen weiteren Persönlichkeiten, dem Wirken von PROF. OTTFRIED WEIHER, Leiter des Landestierzuchtamtes<br />

<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>, SIEGFRIED DETTMANN, Tierzuchtreferent im<br />

mecklenburg-vorpommerschen Landwirtschaftsministerium, DR. ALFRED HENZE, Tierzuchtreferent<br />

im brandenburgischen Landwirtschaftsministerium, DIETMAR SCHULZE, Amtsleiter des<br />

Landwirtschaftsamtes Angermünde, PROF. SIEGFRIED ZELFEL von der ADR und HELMUT ROG-<br />

GE, dem Zuchtleiter des Tierzuchtgutes Criewen-Flemsdorf und von der Treuhand zeitweilig<br />

mit der Leitung des Gutes beauftragt, zu danken.


In Criewen, einem Ort in der Uckermark mit langer tierzüchterischer Tradition, begonnen mit<br />

dem von Arnimschen Zuchtbetrieb, über das Tierzuchtgut Criewen-Flemsdorf, wurde die<br />

Mehrzahl des verbliebenen Bestandes an Tieren dieser Rasse rekrutiert. Somit ist der Rassename<br />

„Uckermärker“ auch als Anerkennung an das Engagement im verbliebenen Hauptzuchtgebiet<br />

„geboren“ worden.<br />

Erstmalig sorgten die Uckermärker auf der „INTERNATIONALEN GRÜNEN WOCHE 1993“ für Aufsehen.<br />

Allerdings war die Anzahl der Uckermärker für eine weitere Verbreitung zu diesem Zeitpunkt<br />

zu gering. Deshalb war ein Neuanfang notwendig, der durch die staatlichen Behörden<br />

und Einrichtungen <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>s und Brandenburgs begleitet wurde.<br />

Heute wird im Rahmen der Agrobiodiversität wieder diskutiert, ob eine „synthetische Rasse“<br />

überhaupt eine Rasse ist. Eine Rasse ist jedoch immer das Produkt von Variabilität und Auslese<br />

und nicht der Konstanz, deshalb ist der Begriff „synthetische Rasse“ falsch und vielleicht auch<br />

nur für die ersten Verpaarungen aus den Ausgangspopulationen zu dulden. Mit der Züchtung<br />

in einer geschlossenen Population befi nden wir uns aber in der Rassenzucht, und fast alle Rassen<br />

sind irgendwann aus Kreuzungen hervorgegangen.<br />

Die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit verlangen die Ausnutzung der Varianz innerhalb<br />

einer Rasse. Somit wird sich auch das Bild der Uckermärker zeitlichen Erfordernissen anpassen.<br />

Gerade die große Varianz spricht bei verantwortungsvoller Nutzung für die Zukunft der Uckermärker<br />

und ihre Eigenständigkeit. Dazu wünsche ich allen, die sich mit dieser Rasse beschäftigen,<br />

viel Erfolg, Zielstrebigkeit und gutes Gelingen.<br />

DR. habil E. J. Lode<br />

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde<br />

2 Aufgaben und Ziele der Fleischrindzucht in der DDR<br />

„Der Zuchtfortschritt ist auf Ziele ausgerichtet, die nicht auf Dauer gleich bleiben, sondern von<br />

den jeweiligen Rahmenbedingungen abhängig sind. Für den dauerhaften züchterischen Erfolg ist<br />

es deshalb wichtig, Veränderungen der Rahmenbedingungen rechtzeitig zu erkennen - frühzeitig<br />

genug, um die erforderlichen Veränderungen zu erreichen!“<br />

Prof. H. Kräusslich (2003)<br />

Die Gebrauchskreuzung von Fleischrindbullen mit Milchkühen stellte ab 1970 in der DDR eine<br />

bedeutende züchterische und produktionsorganisatorische Maßnahme zur Steigerung des<br />

Rindfl eischaufkommens durch Erhöhung der Nutzleistung des Einzeltieres dar. Ihre Nutzung<br />

war deshalb langfristig als eine Schwerpunktaufgabe des Zentralen Zuchtprogramms festgelegt<br />

worden.<br />

2.1 Fleischrindzucht und Gebrauchskreuzung<br />

Der Bedarf an Rind- und Kalbfl eisch wurde in der DDR weitgehend über Zweinutzungsrassen<br />

gedeckt. Daher war das Zuchtziel der strukturbestimmenden Rassen, SCHWARZBUNTES RIND<br />

und FLECKVIEH, ursprünglich konsequent auf eine Doppelnutzung Milch - Fleisch ausgerichtet.<br />

Allerdings wurde Ende der 1950er Jahre die Zucht stärker auf Milchinhaltstoffe, aber auch<br />

Milchmenge, ausgerichtet - durch Einkreuzung von JERSEYS ab den späten 50er Jahren sowie<br />

3


HOLSTEIN-FRIESIANS im Rahmen der Kombinationszüchtung Milchrind ab Beginn der 70er<br />

Jahre. Dies war, trotz der Durchführung von komplexen Mast- und Schlachtleistungsprüfungen<br />

(Eigenleistungs- und Nachkommenprüfung) der potentiellen Zuchtbullen, mit erheblichen Einbußen<br />

im Fleischansatz bei den Milchrindern verbunden. Steigender Rindfl eischbedarf sowie<br />

gute Chancen für den Export von Schlachtrindern zwangen daher zur Suche nach völlig neuen<br />

Wegen zur Erhöhung und qualitativen Verbesserung der Schlachtrinderproduktion.<br />

Da eine Reduzierung des Milchrindbestandes zur Freisetzung notwendiger Futterfl ächen nicht<br />

möglich war, und somit keine Voraussetzungen für den Aufbau größerer Fleischrindbestände<br />

gegeben waren, wurde der systematischen Nutzung der Gebrauchskreuzung von Fleischrindbullen<br />

mit Kühen der Milchrindpopulation eine hohe Bedeutung beigemessen. Aufgrund von<br />

Modellrechnungen wurde unter Berücksichtigung der Reproduktionsleistungen der Milchkuhbestände<br />

ein Umfang von 10 … 20 % als praktisch umsetzbar angesehen. Mit dem Zuchtprogramm<br />

1971/75 wurde deshalb dieses Zuchtverfahren langfristig im „Programm der Zuchtorganisation<br />

zur Intensivierung der Milch-, Fleisch- und Wollproduktion der DDR“ integriert.<br />

Entsprechend dieser Zielstellung waren 3 Aufgaben zu erfüllen, die von der VVB Tierzucht,<br />

dem späteren VE Kombinat Tierzucht koordiniert wurden (S. ZELFEL, L. RECH, E. BRADE):<br />

1. die Auswahl geeigneter Kreuzungspartner,<br />

2. der Aufbau und die Konsolidierung leistungsfähiger Zuchtherden sowie<br />

3. die Erarbeitung der Grundzüge effektiver Prüf- und Anpaarungspläne.<br />

4<br />

2.1.1 Umfangreicher Rassenvergleich - Grundlage der Fleischrindzucht<br />

Die Effi zienz der Gebrauchskreuzung ist nicht nur vom Umfang ihrer Anwendung in der Milchrindpopulation<br />

unter Berücksichtigung der Nutzungsdauer und Abkalberate bzw. der Gesamtabgänge<br />

abhängig. Sie wird im entscheidenden Maße auch von der Leistungsüberlegenheit<br />

der als potentielle Kreuzungspartner dienenden Fleischrindrassen und insbesondere vom<br />

Leistungsvermögen der eingesetzten Bullen dieser Rassen beeinfl usst. Da die europäischen<br />

Fleisch- und fl eischbetonten Rassen differenzierte Leistungsveranlagungen hinsichtlich der<br />

Merkmalskomplexe Geburts- und Aufzuchtverhalten sowie Mast- und Schlachtleistung aufweisen,<br />

wurden in der DDR in den 60er, 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />

umfangreiche Untersuchungen zur Prüfung der Kombinationseignung der verschie-denen<br />

Rassen mit der heimischen Milchrindpopulation unter Berücksichtigung des Produktionsziels<br />

und spezifi scher Produktionsbedingungen<br />

Mast in „Großgruppen“ bei strohloser Haltung sowie<br />

differenzierte Mastverfahren –› Kraftfuttermast und Wirtschaftsmast<br />

durchgeführt (NEUMANN UND WEIHER, 1982). Die Auswahl der zu prüfenden Rassen erfolgte<br />

dabei anhand umfassender Analysen des internationalen Genreservoirs (LÖHRKE UND KLAUT-<br />

SCHEK, 1972; BREITENSTEIN U.A., 1976). Mit der Durchführung dieser Untersuchungen waren<br />

im Wesentlichen folgende wissenschaftliche Einrichtungen beauftragt:<br />

der Wissenschaftsbereich Tierzucht (W. NEUMANN, G. GRIEB, E. ROHDE, O. WEIHER) der Sektion<br />

Tierproduktion der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock sowie<br />

das Institut für Tierzuchtforschung Dummerstorf (J. LENSCHOW, B. LÖHRKE,<br />

H. STUNZ, K. TILSCH) der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR.<br />

Das Institut für Tierzuchtforschung Dummerstorf prüfte bereits in den 60er Jahren des ver-


gangenen Jahrhunderts die Rassen ABERDEEN ANGUS, HEREFORD sowie CHAROLAIS und<br />

FLECKVIEH. Von diesen Rassen erwiesen sich allerdings die ABERDEEN ANGUS und HEREFORD<br />

infolge ihrer frühzeitigen und starken Verfettung als weniger geeignet.<br />

Deshalb wurden weitere Rassen des internationalen Genreservoirs auf ihre Eignung als Kreuzungspartner<br />

für die Milchrindpopulation der DDR geprüft. Insbesondere der Wissenschaftsbereich<br />

Tierzucht der Sektion Tierproduktion der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock führte<br />

in den 1970er Jahren umfangreiche Untersuchungen durch. Schwerpunkt waren die durch<br />

Mitarbeiter des 1971 gegründeten Forschungsstützpunktes Ferdinandshof betreuten Versuche<br />

mit französischen (CHAROLAIS, LIMOUSIN), italienischen (CHIANINA, MARCHIGIANA, RO-<br />

MAGNOLA, PIEMONTESE) und englischen (HEREFORD, SOUTH DEVON, SUSSEX; LINCOLN RED)<br />

Rassen, dem internationalen FLECKVIEH und dem „GENOTYP 67“, die unter den relativ einheitlichen<br />

Produktionsbedingungen der Rindermastanlage Ferdinandshof durchgeführt wurden<br />

(Tabelle 1).<br />

In Erweiterung dieser Untersuchungen wurde außerdem ab Beginn der 1970er Jahre durch<br />

das Institut für Tierzuchtforschung Dummerstorf die Leistungsfähigkeit der italienischen<br />

Rassen CHIANINA, MARCHIGIANA, ROMAGNOLA und PIEMONTESE sowie des „GENOTYPS 67“<br />

unter Berücksichtigung verschiedener Mastverfahren bzw. -intensitäten (Kraftfutter- und Wirtschaftsmast)<br />

geprüft (Tabelle 2).<br />

In allen durchgeführten Untersuchungen konnten unter differenzierten Produktionsbedingungen<br />

häufi g wiederkehrende spezielle Merkmalsausprägungen der geprüften Rassen und<br />

daraus resultierende nutzbare Leistungsdifferenzen im Vergleich zu Mastbullen aus der heimischen<br />

Milchrindpopulation festgestellt werden.<br />

Dabei erwiesen sich unter den Bedingungen einer intensiven Rinderproduktion die großrahmigen<br />

bzw. spätreifen Rassen Charolais, Fleckvieh und Limousin als Kreuzungspartner für die<br />

Milchrindpopulation der DDR als besonders geeignet. Zudem zeigte der aus der Kreuzung von<br />

Charolais-Bullen mit Fleckvieh-Kühen hervorgegangene „Genotyp 67“ die für den Einsatz in<br />

der Gebrauchskreuzung geforderten Eigenschaften im Vergleich zu den in die Prüfungen einbezogenen<br />

Rassen des internationalen Genreservoirs auf hohem Niveau.<br />

Von Interesse erschienen aber auch die italienischen Rassen Chianina und Piemontese aufgrund<br />

ihrer speziellen Merkmalsausprägung (hohes Fleischbildungsvermögen bei geringer<br />

Verfettung). Damit war das Rassespektrum auf ein ökonomisch vertretbares Maß eingeengt.<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen waren jedoch nicht nur die Grundlage für die Entscheidung<br />

über den Einsatz der ausgewählten Rassen, sondern auch für notwendige Maßnahmen<br />

zu deren genetischer Verbesserung.<br />

2.1.2 Aufbau und Konsolidierung von Fleischrindzuchtherden<br />

Beim vorgesehenen Umfang der Gebrauchskreuzung von 10…20 % kam ein laufender Spermaimport<br />

nicht in Frage, da er mit einem Verzicht auf eine zielgerichtete, züchterische Einfl<br />

ussnahme verbunden gewesen wäre. Deshalb musste langfristig eine Fleischrindzuchtbasis<br />

aufgebaut werden, um die Erzeugung der erforderlichen Besamungsbullen zu gewährleisten.<br />

Mit der umfassenden Realisierung dieser Aufgabenstellung wurde entsprechend der auf den<br />

Ergebnissen der Rassevergleiche basierenden Vorgaben des Zentralen Zuchtprogramms ab<br />

1970 begonnen.<br />

5


Tabelle 1: 67er im Leistungsvergleich mit europäischen Fleisch- bzw. fl eischbetonten Rassen<br />

(nach NEUMANN UND WEIHER, 1982)<br />

6<br />

Vaterrasse1) Cha 67er Fl Si Li Chi Ma Ro Pi He SD Su LR Sbt. HF SMR<br />

Väter 8 4 6 4 2 9 8 5 6 6 2 2 1 7 4 3<br />

Fleischleistung bis <strong>zum</strong> 450. Lebenstag<br />

Mastleistung<br />

geprüfte Tiere 109 29 128 22 43 77 31 45 41 45 12 19 9 196 18 152<br />

Gewicht 450. LT kg 469 473 468 462 430 465 457 471 452 432 452 468 482 448 435 418<br />

Zunahme 50.-450. LT g/d 1.016 1.034 1.018 1.015 942 1.013 999 1.022 977 931 979 1.018 1.054 969 927 910<br />

Energieaufwand2) kEFr/kg 3,42 3,28 3,43 3,25 3,44 3,28 3,33 3,27 3,44 3,6 3,43 3,39 3,32 3,63 3,67 3,70<br />

Proteinaufwand2) g/kg 708 684 715 686 714 686 713 679 712 736 714 715 686 756 761 701<br />

Schlachtertrag, Schlachtkörperqualität<br />

geprüfte Tiere 55 13 54 10 12 26 16 16 15 22 12 15 9 67 10 52<br />

Schlachtausbeute % 60,83 60,47 59,92 60,60 60,75 61,20 59,65 59,44 63,21 59,06 62,15 61,21 59,61 58,51 58,47 57,02<br />

Schlachtkörpergewicht kg 279 282 271 278 260 277 268 275 276 250 271 279 272 258 244 235<br />

Nettotageszunahme3) g 602 609 582 608 565 596 571 588 608 532 584 608 578 547 517 505<br />

Nierentalg % 1,56 1,88 1,60 1,56 1,54 1,34 1,75 1,32 1,41 1,94 1,91 2,58 2,75 2,08 2,17 1,94<br />

wertvolle Teilstücke4) % 39,02 39,22 39,24 39,05 40,31 40,48 39,86 40,12 39,95 39,29 38,01 36,90 37,92 38,56 38,31 37,99<br />

Fleischleistung bis <strong>zum</strong> 550. Lebenstag<br />

Mastleistung<br />

geprüfte Tiere 33 11 57 10 30 46 10 10 9 73 8 55<br />

Gewicht 550. LT kg 562 567 534 551 530 567 533 556 529 533 536 510<br />

Zunahme 50.-550. LT g/d 993 1.018 952 993 947 1.007 954 984 940 945 939 912<br />

Energieaufwand2) kEFr/kg 3,84 3,78 4,13 3,82 3,87 3,90 4,06 3,86 4,10 4,21 4,05 4,35<br />

Proteinaufwand2) g/kg 765 750 810 763 756 766 814 764 813 831 815 828<br />

Schlachtertrag, Schlachtkörperqualität<br />

geprüfte Tiere 33 10 40 8 29 42 9 10 9 47 8 46<br />

1) zur besseren Übersichtlichkeit ist nur die Vaterrasse angegeben (Rasseschlüssel siehe Anhang)<br />

2) Energie- bzw. Proteinaufwand je kg Zuwachs im Haltungszeitraum vom 50. bis <strong>zum</strong> 450./550. Lebenstag<br />

3) nach SKJERVOLD (O.A.): Nettotageszunahme = (Schlachtkörpergewichtwarm - Einstallgewicht × 0,6)⁄Haltungsdauer<br />

4) Keule (ohne Hesse), Roastbeef, Hochrippe (3-Rippen-Stück), Filet<br />

Schlachtausbeute % 62,36 62,85 61,48 61,20 61,83 61,93 62,05 61,49 63,94 59,91 59,61 59,09<br />

Schlachtkörpergewicht kg 345 364 321 349 322 346 328 339 336 313 315 297<br />

Nettotageszunahme3) g 608 645 577 602 577 605 575 600 592 551 554 524<br />

Nierentalg % 2,56 2,48 2,54 2,25 2,28 1,93 1,97 2,12 1,82 3,37 2,67 3,34<br />

wertvolle Teilstücke4) % 38,46 38,35 38,07 38,93 39,12 39,42 39,22 38,59 38,36 37,40 36,62 37,08


Tabelle 2: Leistungen von Kreuzungsbullen bei verschiedenen Mastverfahren1)<br />

Vaterrasse2) Cha 67er Fl Chi Ma Ro Pi Sbt. SMR<br />

Väter<br />

Fleischleistung bei Kraftfuttermast<br />

Mastleistung<br />

6 3 9 7 6 5 7 6 6<br />

geprüfte Tiere 53 41 12 13 17 27<br />

Gewicht 455. LT kg 542 541 507 522 541 526<br />

Zunahme 122.-455. LT g/d 1.176 1.189 1.150 1.182 1.212 1.162<br />

Energieaufwand3) kEFr/kg 3,08 3,00 3,07 3,05 3,02 3,04<br />

Proteinaufwand3) g/kg 557 547 564 556 546 561<br />

Schlachtertrag, Schlachtkörperqualität<br />

geprüfte Tiere 47 33 11 11 15 27<br />

Schlachtausbeute % 61,72 61,03 62,88 61,50 61,78 64,76<br />

Schlachtkörpergewicht kg 322 320 305 314 319 326<br />

Nettozunahme4) g 706 702 680 688 697 717<br />

Nierentalg % 3,01 2,94 2,10 2,68 2,57 2,42<br />

wertvolle Teilstücke5) % 39,84 39,06 41,44 41,24 41,98 39,73<br />

Fleischleistung bei Wirtschaftsmast<br />

Mastleistung<br />

geprüfte Tiere 15 10 10 22 23 22 15 42<br />

Gewicht 550. LT kg 572 604 585 593 591 577 570 549<br />

Zunahme 122.-550. LT g/d 1.063 1.131 1.104 1.124 1.112 1.063 1.042 1.008<br />

Energieaufwand3) kEFr/kg 3,63 3,27 3,41 3,42 3,49 3,63 3,60 3,67<br />

Proteinaufwand3) g/kg 600 597 567 566 577 601 697 684<br />

Schlachtertrag, Schlachtkörperqualität<br />

geprüfte Tiere 15 10 10 22 23 21 15 42<br />

Schlachtausbeute % 62,01 61,54 61,77 62,56 60,89 63,77 58,43 58,47<br />

Schlachtkörpergewicht kg 336 348 332 348 339 344 316 305<br />

Nettozunahme4) g 604 636 610 635 616 622 579 558<br />

Nierentalg % 3,42 2,96 3,89 2,67 3,24 2,97 3,46 3,61<br />

wertvolle Teilstücke5) % 38,63 38,14 38,66 39,32 38,98 38,86 37,93 37,50<br />

1) mit Änderungen nach TILSCH U.A., 1976; PAPSTEIN, 1976; PAPSTEIN UND TILSCH, 1980; OTTO U.A., 1981<br />

2) zur besseren Übersichtlichkeit ist nur die Vaterrasse angegeben (Rasseschlüssel siehe Anhang)<br />

3) Energie- bzw. Proteinaufwand je kg Zuwachs<br />

4) nach SKJERVOLD (O.A.): Nettozunahme = Schlachtkörpergewichtwarm⁄Alter bei Schlachtung<br />

5) Keule (ohne Hesse), Roastbeef, Hochrippe (3-Rippen-Stück), Filet<br />

Bereits Mitte der 1960er Jahre wurden Charolais-Rinder aus Jugoslawien (KOMBINAT „EMONA“,<br />

LJUBLJANA) importiert, um die Rasse für den Einsatz in der ersten industriemäßigen Rin-dermastanlage<br />

der DDR in Ferdinandshof bei Neubrandenburg zu nutzen. Dabei stand die Herde<br />

am Rande der FRIEDLÄNDER GROSSEN WIESE, in einer Region mit extrem hoher Brucellose-<br />

Verseuchung. Sie musste deshalb nach relativ kurzer Zeit aus seuchenhygienischen Gründen<br />

gemerzt werden. Da Charolais-Mastbullen aus dieser Herde ihre Leistungsfähigkeit unter den<br />

Produktionsbedingungen der Ferdinandshöfer Rindermastanlage nachweisen konnten, erhielten<br />

Ende der 1960er Jahre die Alt Kariner Rinderzüchter, noch zu Zeiten des Lehr- und Versuchsgutes,<br />

durch die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR in Abstimmung<br />

mit der damaligen VVB Tierzucht den Auftrag <strong>zum</strong> Aufbau einer Fleischrindzuchtherde der<br />

7


Rasse Charolais. Das Ausgangsmaterial waren 111 tragende Charolais-Färsen, die im November<br />

1970 aus Frankreich importiert wurden.<br />

Aus verschiedensten Gründen (u. a. Devisenmangel) war ursprünglich vorgesehen, diesen Bestand<br />

durch Verdrängungskreuzung auf der Grundlage in Thüringen zugekaufter Fleckvieh-<br />

Tiere zu erweitern. Die dabei anfallenden F1-Tiere der Kombination Charolais x Fleckvieh erreichten<br />

jedoch eine so hohe Leistungsüberlegenheit in der Gebrauchskreuzung mit der<br />

Milchrindpopulation, dass entschieden wurde, die Rassen Charolais und Fleckvieh systematisch<br />

im Sinne einer Kombinationskreuzung zu verpaaren. Der geplante Aufbau einer weiteren<br />

Charolais-Herde im VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf wurde deshalb ab 1975 zugunsten<br />

einer Erweiterung der im VEG (B) Westenbrügge/Alt Karin bereits vorhandenen Zuchttier-Basis<br />

dieser als „Genotyp 67“ bezeichneten „synthetischen“ Rasse aufgegeben.<br />

Noch in den 1970er Jahren ging man zur „In-Sich-Verpaarung“ über, um die Eigenschaften dieser<br />

Kombination genetisch zu konsolidieren. Die Zucht des „Genotyps 67“ als eigenständige<br />

Fleischrindrasse rückte damit immer stärker in den Blickpunkt.<br />

Mit Beginn der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde außerdem in Thüringen, im<br />

VEG (Z) Tierzucht Reschwitz sowie im VEG (B) Welkershausen-Walldorf, mit dem Aufbau einer<br />

fl eischbetonten Fleckviehpopulation auf der Grundlage noch vorhandener reinrassiger Tiere<br />

(ohne JERSEY-Genanteile) begonnen. Infolge des erreichten hohen Leistungsniveaus des<br />

Fleckviehs und der Möglichkeit, im wesentlichen ohne Importe von Zuchttieren den Bestand<br />

zu erweitern, wurden mit dem VEG (B) Groß Helle (ab Mitte der 1970er Jahre) und der ZBE<br />

Zimmern (ab Mitte der 1980er Jahre) weitere Betriebe mit dem Aufbau fl eischbetonter Fleckviehzuchten<br />

betraut.<br />

In diesen Zuchtbetrieben der Rassen Fleckvieh und Charolais sowie des „Genotyps 67“ wurden<br />

in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Wesentlichen die für Einsatz<br />

in der Gebrauchskreuzung mit dem Schwarzbunten Milchrind benötigten Fleischrindbullen<br />

gezogen.<br />

Aufgrund der Rassevergleiche wurde allerdings auch der Einsatz weiterer Rassen des internationalen<br />

Genreservoirs in der Gebrauchskreuzung als erfolgversprechend angesehen.<br />

Daher wurde im VEG (Z) Tierzucht Laage in den frühen 1980er Jahren durch Verdrängungskreuzung<br />

eine Zuchtherde mit höherem Piemontese-Genanteil aufgebaut. Diese Herde wurde<br />

Mitte der 1980er Jahre in das VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf umgesetzt, aus verschiedensten<br />

Gründen jedoch nicht mehr konsequent züchterisch weiter entwickelt.<br />

Ab 1975 erfolgte auf der Grundlage eines Importes von 137 weiblichen Jungrindern aus Italien<br />

im VEG (Z) Tierzucht Ferdinandshof der Aufbau einer Zuchtherde der Rasse Chianina.<br />

Allerdings erwiesen sich die Chianina unter den Produktionsbedingungen der DDR als weniger<br />

geeignet, als dies aufgrund der vorangegangenen Ergebnisse aus den Genotypenprüfungen<br />

zu erwarten war. Deshalb wurde die Zucht 1986 eingestellt - der ursprünglich vorgesehene<br />

Aufbau einer „Embryonen-Genreserve“ konnte nicht realisiert werden.<br />

Anstelle der Chianina wurde 1986 mit Zucht der Rasse Limousin auf der Basis eines Imports<br />

von Zuchttieren aus Frankreich begonnen. Dieser Schritt wurde als notwendig erachtet, weil<br />

der wachsende Bedarf an Limousinbullen für spezielle Verfahren im System der Rindfl eischproduktion<br />

(u. a. Anpaarung von Milchrindfärsen im Sinne der Gebrauchskreuzung, Färsenvornutzung<br />

als spezialisiertes Mastverfahren) durch Importe aus Ungarn im Rahmen der<br />

internationalen Zusammenarbeit im RAT FÜR GEGENSEITIGE WIRTSCHAFTSHILFE (RGW) nur<br />

unbefriedigend gedeckt werden konnte.<br />

8


Zudem wurde das VEG (Z) Tierzucht Ferdinandshof in enger Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsbereich<br />

Tierzucht der Sektion Tierproduktion der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock<br />

(W. NEUMANN, O. WEIHER) mit der „Vorlaufzüchtung Fleischrind“ beauftragt. Das Ziel war, die<br />

in den durchgeführten Rasseprüfungen häufi g wiederkehrenden speziellen Merkmalsausprägungen<br />

der Rassen Charolais, Chianina, Limousin und Piemontese sowie Fleckvieh und der daraus<br />

resultierenden Leistungsdifferenzen durch eine Kombinationszüchtung dieser Rassen zu<br />

nutzen. Da der zu erwartende Erfolg nur schwer vorherbestimmbar war, wurden umfangreiche<br />

Leistungsprüfungen durchgeführt. Schwerpunkt der Untersuchungen war dabei die Nachkommenprüfung<br />

auf Geburts- und Aufzuchtverhalten sowie Mast- und Schlachtleistung. Obwohl<br />

die Kombinationszüchtung zu einem gewissen Optimum der Merkmale in den geprüften Vatertierlinien<br />

führte, wurden herausragende Einzelmerkmale der Ausgangsrassen nicht erreicht.<br />

Aus diesem Grunde wurden die Arbeiten zur Kombinationszüchtung eingestellt.<br />

Im Ergebnis der umfangreichen Forschungstätigkeiten im Rahmen des Aufbaus und der Konsolidierung<br />

von Fleischrindzuchtherden sollte die Fleischrindzüchtung unter den spezifi schen<br />

Produktionsbedingungen der DDR langfristig auf die Rassen Charolais, Fleckvieh und Limousin<br />

sowie den „Genotyp 67“ eingeengt sowie eine merkmalsbetonte Linienzucht angestrebt<br />

werden (MARTIN, 1989):<br />

eine mast- und schlachtleistungsbetonte Vaterlinie („WACHSTUMSLINIE“) mit begrenztem<br />

Schwergeburtenanteil (Basis: Charolais, Fleckvieh, „Genotyp 67“) sowie<br />

eine Vaterlinie mit hohen Leistungen im Geburts- und Aufzuchtverhalten („LEICHT-<br />

KALBELINIE“) bei guter Mast- und Schlachtleistung (Basis: Limousin).<br />

Diese Zielstellung wurde infolge der politischen Wende 1989/90 und der Wiedervereinigung<br />

beider deutscher Staaten 1990, aufgrund der daraus resultierenden völlig neuen Rahmenbedingungen<br />

für die Organisation der Zuchtarbeit und für die Rindfl eischproduktion auf dem<br />

Gebiet der ehemaligen DDR, nicht mehr verwirklicht. Dennoch prägen auch heute die in der<br />

DDR züchterisch bearbeiteten Rassen Charolais, Uckermärker („Genotyp 67“), Fleckvieh und<br />

Limousin die Struktur der Fleischrindzucht in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> und Brandenburg.<br />

2.1.3 Erarbeitung der Grundzüge effektiver Prüf- und Selektionspläne<br />

Das „Selektionssystem Fleischrind der DDR“ war konsequent auf die Steigerung der auf den<br />

Rassedifferenzen beruhenden Überlegenheit der Fleischrindbullen gegenüber der mütterlichen<br />

Anpaarungspopulation ausgerichtet, um auf diesem Wege die Leistungsüberlegenheit<br />

der Kreuzungstiere zu erhöhen.<br />

Am Institut für Tierzuchtforschung Dummerstorf der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften<br />

der DDR (B. LÖHRKE, G. KLAUTSCHEK, K. TILSCH, J. WOLLERT) wurden dazu die Grundlagen<br />

effektiver Prüf- und Selektionspläne für Bullenmütter, Jung- und Zuchtbullen erarbeitet. In<br />

konsequenter Fortsetzung dieser Arbeiten erfolgten im Interesse einer weiteren Verbesserung<br />

der Kombinationseignung der eingesetzten Fleischrindbullen umfangreiche Untersuchungen<br />

<strong>zum</strong> Merkmalsspektrum bei Fleischrindern. Diese fanden letztendlich Eingang in umfassende<br />

Forschungsarbeiten zur Erarbeitung und Quantifi zierung praxisrelevanter Selektionsindices.<br />

Als wesentliche Voraussetzung für die Intensivierung der Schlachtrinderproduktion wurde damit<br />

eine Steigerung des Zuchtfortschritts durch die Erstellung optimaler Zuchtsysteme und<br />

die Anwendung moderner Verfahren der Leistungsprüfung, Zuchtwertschätzung und Selektion<br />

angestrebt. Im Ergebnis dieser langjährigen Untersuchungen wurde infolge des vorran-<br />

9


10<br />

gigen Ziels, der Selektion von Fleischrindbullen für den Einsatz in der Gebrauchskreuzung mit<br />

Kühen des Schwarzbunten Milchrindes, vor der Zuchtwertschätzung eine Genotypkorrektur<br />

der Primärdaten zur Eliminierung rasse- bzw. linienbedingter Unterschiede für notwendig erachtet.<br />

Da im „Genotyp 67“ reproduktive und produktive Merkmale in günstiger Weise miteinander<br />

kombiniert worden waren, wurde eine Korrektur auf diesen Genotyp empfohlen<br />

(TILSCH, 1986).<br />

Diese intensive Forschungstätigkeit war letztendlich die Basis der ab Mitte der 1980er Jahre<br />

begonnenen Erarbeitung der Grundlagen für eine an die Produktionsziele der Fleischrindzüchtung<br />

der DDR angepasste BLUP-Zuchtwertschätzung.<br />

In enger Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis, koordiniert durch das VE Kombinat<br />

Tierzucht, führten die umfangreichen Forschungsarbeiten zur Vorlage, Einführung und Weiterentwicklung<br />

der Fachbereichsstandards zur Durchführung der Leistungsprüfung (als Eigenleistungs-<br />

und Nachkommenprüfung) und Bewertung der äußeren Erscheinung sowie<br />

der Zuchtwertschätzung bei Fleischrindern. Dadurch standen in den Zuchtherden, den Bullenaufzuchtstationen<br />

(insbesondere GRUNDHOF und GROSS KREUTZ sowie BIETEGAST) und<br />

den Mastprüfanstalten (DORNBURG, NEUENHAGEN und LAAGE bei altersabhängiger sowie bis<br />

1985 STEINPLEIS bei masseabhängiger Prüfung) die Instrumente zur notwendigen Steigerung<br />

der Effi zienz der Gebrauchskreuzung zur Verfügung.<br />

Da die Schätzung zuverlässiger, genetischer Parameter von entscheidender Bedeutung für die<br />

Effi zienz der durchgeführten Leistungsprüfungen und damit für den möglichen Selektionserfolg<br />

der einbezogenen Merkmale ist, wurden umfangreiche Modellrechnungen zu den genetischen<br />

Parametern der Leistungsprüfungen, den Beziehungen zwischen den in der Reinzucht<br />

und der Kreuzung ermittelten Zuchtwerten und zur Schätzung des genetischen Trends durchgeführt.<br />

Dabei wurde berücksichtigt, dass in den Selektionsstufen Bullenmütter- und Jungbullenauswahl<br />

mit Reinzuchttieren gearbeitet wird und daher Kenntnisse über die Beziehungen<br />

zwischen Reinzucht und Kreuzung für die Optimierung der Zuchtstruktur bei Fleischrindern<br />

notwendig sind. In diesem Rahmen erfolgte auch, entsprechend der von TILSCH (1986) vorgeschlagenen<br />

Verfahrensweise, eine Korrektur der Primärdaten auf den „Genotyp 67“.<br />

Von entscheidender Bedeutung war, dass ausgehend von den geschätzten Heritabilitätskoeffi<br />

zienten (h²) mit diesen Modellrechnungen eine ausreichend hohe Genauigkeit der Zuchtwertschätzung<br />

(bZWS) nachgewiesen werden konnte (Tabelle 3). Allerdings verdeutlichten die<br />

Korrelationskoeffi zienten der ermittelten Zuchtwerte innerhalb der verschiedenen Merkmalskomplexe<br />

nicht nur die Chancen, sondern auch die Risiken zu treffender Selektionsentscheidungen.<br />

Darauf wiesen auch die Korrelationskoeffi zienten zwischen den Zuchtwerten für die Merkmale<br />

des Geburts- bzw. Aufzuchtverhaltens und den Zuchtwerten für Wachstumsmerkmale hin<br />

(Tabelle 4). Trotz der bei Reinzucht hohen Ausprägung dieser Beziehungen zeigte sich jedoch<br />

eine deutliche Geschlechtsabhängigkeit - Wachstum Jungbullen zu Wachstum Kühe.<br />

Dagegen deuteten die relativ niedrigen Beziehungen zwischen den in der Reinzucht und der<br />

Kreuzung ermittelten Zuchtwerten auf das Vorhandensein einer speziellen Kombinationseignung<br />

und damit auf die Berechtigung einer rückgreifenden Selektion auf der Basis der Kreuzungszuchtwerte<br />

hin (Tabelle 5). Daraus leitete sich auch die Forderung ab, diese Beziehungen<br />

bei der Optimierung der Zuchtstruktur bei Fleischrindern und der Festlegung der optimalen<br />

Selektionsintensitäten in den einzelnen Zuchtstufen zu berücksichtigen (TILSCH, 1986).<br />

Diese Feststellungen bestätigten den damals eingeschlagenen Weg. Sie sollten aber auch heu-


Tabelle 3: Genetische Parameter sowie Korrelationskoeffi zienten zwischen Zuchtwerten von<br />

Fleischrindbullen bei Reinzucht (nach TILSCH, 1986)<br />

Parameter Zuchtwertschätzung<br />

Nr. Merkmal<br />

h² sg bZWS<br />

Korrelationskoeffi zienten<br />

2 3 4<br />

Geburts- und Aufzuchtverhalten<br />

1 Geburtsverlauf 0,09 0,18 0,47 -0,48 0,04<br />

2 Geburtsgewicht 0,48 4,4 0,78 -0,21<br />

3 Verbleib 0,10 0,21 0,53<br />

Wachstum Jungbullen<br />

1 Lebendgewicht Prüfende 0,46 32,9 0,66 0,63 -0,51 0,57<br />

2 Prüftagszunahme 0,49 126 0,61 -0,78 0,13<br />

3 Energieaufwand 0,55 380 0,63 -0,23<br />

4 Widerristhöhe 0,52 2,1 0,63<br />

Wachstum Jungkühe (1. Kalb)<br />

1 Lebendgewicht 0,46 30,3 0,68 0,55 0,45<br />

2 Widerristhöhe 0,73 3,4 0,76 0,27<br />

3 Beckenbodenbreite 0,53 2,6 0,70<br />

Tabelle 4: Korrelationskoeffi zienten zwischen den Zuchtwerten von Fleischrindbullen für<br />

Merkmale des Geburts- und Aufzuchtverhaltens sowie des Wachstums bei Reinzucht (nach<br />

TILSCH, 1986)<br />

Merkmale Wachstum Jungbullen Wachstum Kühe<br />

Lebendgewicht<br />

Prüftagszunahme<br />

Energieaufwand<br />

Widerristhöhe<br />

Beckenbodenbreite<br />

Geburtsverlauf<br />

Geburtsgewicht<br />

Verbleib Geburtsverlauf<br />

Geburtsgewicht<br />

Verbleib<br />

-0,01 0,11 -0,18 -0,32 0,45 -0,19<br />

-0,19 0,31 -0,06<br />

0,10 -0,20 0,07<br />

0,21 -0,01 -0,22 -0,12 0,23 -0,08<br />

-0,31 0,33 -0,25<br />

te bei züchterischen Entscheidungen trotz veränderter Rahmenbedingungen im Rahmen der<br />

Konsolidierung der Uckermärker, z.B. bei der Auswahl entsprechender Selektionskriterien und<br />

der Festlegung des notwendigen Prüfumfangs, Berücksichtigung fi nden.<br />

11


12<br />

Tabelle 5: Korrelationskoeffi zienten zwischen Zuchtwerten für produktive Merkmale bei Reinzucht<br />

und Kreuzung (nach TILSCH, 1986)<br />

Reinzucht Kreuzung Korrelationskoeffi zienten<br />

Kühe Jungbullen Mastbullen 1 : 2 1 : 3 2 : 3<br />

1 2 3 n r n r N r<br />

Gewicht1. Kalb GewichtPE GewichtPE 66 0,24 53 0,26 49 -0,007<br />

Gewicht1. Kalb GewichtPE SGw 53 0,30 49 0,03<br />

Gewicht1. Kalb PTZ PTZ 66 0,38 53 0,24 49 0,13<br />

Gewicht1. Kalb PTZ NZ 53 0,30 49 0,16<br />

Widerristhöhe Widerristhöhe Widerristhöhe 66 0,53 16 0,13 20 0,46<br />

Die ermittelten genetischen Trends für die Rasse Fleckvieh und den „Genotyp 67“ sind Ausdruck<br />

der guten Veranlagung der aus den Herkunftspopulationen zur Zucht verwendeten Tiere.<br />

Dagegen müssen als Ursachen des sich zwar abschwächenden negativen Trends bei der<br />

Rasse Charolais der geringe Umfang der Genreserveherde, die nur in geringem Umfang erfolgten<br />

Spermaimporte sowie zuchtorganisatorische Probleme angesehen werden.<br />

Aufgrund der umfangreichen Modellrechnungen konnte allerdings nachgewiesen werden,<br />

dass die im Fleischrindzuchtbestand der DDR auf der Basis der Nachkommenprüfung eingeleiteten<br />

Selektionsmaßnahmen unter Berücksichtigung eines Generationsintervalls von 5…6<br />

Jahren ab 1981 zur vollen Wirksamkeit gelangten (Tabelle 6).<br />

Tabelle 6: Genetischer Trend in der Fleischrindzucht der DDR (nach TILSCH, 1986)<br />

Zeitraum Genetischer Trend je Jahr in %<br />

Fleckvieh Genotyp 67¹ Charolais<br />

1974 … 1981 -1,84 -2,07 -2,03<br />

1981 … 1983 1,70 1,62 -0,97<br />

Wie effektiv das „Selektionssystem Fleischrind der DDR“ tatsächlich war, wird dadurch deutlich,<br />

dass der in Alt Karin gezogene Charolais-Bulle TURBAN - 987989 (Geburtsjahrgang 1987) sich<br />

noch im Jahr 2007 unter den „TOP 10“ der ungelenkten Feldprüfung in Schleswig-Holstein befand<br />

und vor allem einen herausragenden Handelswert (in Ct. je kg Schlachtge-wicht) aufwies<br />

(PIEPENBURG, 2007).<br />

2.2 Zuchtprogramm und Zuchtziel<br />

Für alle landwirtschaftlichen Nutztierarten trug das Zentrale Zuchtprogramm der DDR „Gesetzescharakter“<br />

und war für die auf diesem Gebiet Tätigen ebenso verbindliche Arbeitsgrundlage,<br />

wie Fachbereichsstandards (TGL`s), Arbeitsrichtlinien und Normen. Die Züchter in den landwirtschaftlichen<br />

Betrieben erhielten damit eine einheitliche langfristige Orientierung, deren<br />

Ziel es war, hohe Leistungen in der Zuchtarbeit zu erreichen und diese durch enge Verbindung<br />

von Zucht und Produktion für die Leistungssteigerung in der Tierproduktion zu nutzen.<br />

Das zentrale Zuchtprogramm stellte an die Schlachtrinderproduktion und damit an die


Fleischrindzüchtung hohe Anforderungen. Zum Erreichen des gestellten Ziels, leistungsstarke<br />

Fleischrindbullen für die Gebrauchskreuzung zu selektieren, die die allgemeinen Leistungsdifferenzen<br />

zwischen den jeweiligen Milch- und Fleischrindrassen möglichst weit übertrafen,<br />

umfasste das „Selektionssystem Fleischrind der DDR“ 3 Selektionsstufen:<br />

Bullenmütterauswahl in den Zuchtherden<br />

Eigenleistungsprüfung der Jungbullen<br />

–› Wachstum und Futterverwertung<br />

Nachkommenprüfung der leistungsstärksten Jungbullen<br />

–› Geburts- und Aufzuchtverhalten, Mast- und Schlachtleistung.<br />

Die Nachkommenprüfung, die anhand von Masthybriden aus der Gebrauchskreuzung erfolgte,<br />

bildete dabei die Grundlage einer rückgreifenden Selektion im Fleischrindbestand.<br />

In den einzelnen Selektionsstufen wurden differenzierte, an das Zuchtsystem angepasste Selektionsintensitäten<br />

angestrebt. Sie betrugen bei<br />

Bullenmüttern … 60 %,<br />

Jungbullen (nach der Eigenleistungsprüfung) … 30…35 % und<br />

Zuchtbullen (nach der Nachkommenprüfung) … 18…20 %.<br />

Die entsprechenden Zuchtziele als Aufgabenstellung für die Züchter wurden unter Berücksichtigung<br />

der biologischen Möglichkeiten und der perspektivischen Bedingungen abgeleitet.<br />

Eines der Hauptziele der Rinderproduktion war dabei, unter den spezifi schen Produktions- und<br />

1. Selektionsstufe:<br />

- Bullenmütterauswahl -<br />

keine<br />

Bullenmütter<br />

2. Selektionsstufe:<br />

- Jungbullenauswahl -<br />

Merzung<br />

3. Selektionsstufe:<br />

- Zuchtbullenauswahl -<br />

Abbildung 1: Selektionssystem Fleischrind der DDR<br />

Fleischrindzuchtherden<br />

- Zuchtkühe -<br />

ZBA<br />

Zuchtbullenkälber<br />

Prüfbullen<br />

Prüfbetriebe<br />

MPA<br />

Besamungsstationen<br />

Merzung<br />

ZW-<br />

Bullen<br />

13


14<br />

Haltungsbedingungen der DDR durch systematische Anwendung der Gebrauchskreuzung<br />

von Fleischrindbullen mit der Milchrindpopulation, das Fleischbildungsvermögen der Masttiere<br />

aus der Verwertung von Grobfutterstoffen, und damit bei begrenztem Konzentratfuttereinsatz,<br />

maximal zu entwickeln und zu nutzen.<br />

Zuchtziel für Fleischrinder in der DDR<br />

Zielstellung<br />

Körperbau<br />

Eigenschaften<br />

Fleischrinder, die den wirtschaftlichen Erfordernissen der Gebrauchskreuzung in der Milchrindpopulation<br />

optimal entsprechen –› Anteil Gebrauchskreuzung 20 - 25 %<br />

weitere Verbesserung der Bemuskelung und der Schlachtkörperqualität durch gezielte Selektion<br />

im Zuchttierbestand und Nutzung der Veredlungskreuzung mit dem Charolais<br />

rahmige Tiere –› viel Länge, Breite und Tiefe für hohes Grobfutteraufnahmevermögen<br />

gut ausgeprägte Bemuskelung an den wertbestimmenden Körperpartien<br />

korrekte Gliedmaßen und Klauen –› Eignung für die strohlose Haltung<br />

günstige Parameter hinsichtlich Geburtsverlauf und Aufzuchtverhalten<br />

gute Nährstoffverwertung bei Einsatz eines hohen Anteils an Grobfutter in der Ration<br />

hohes Fleischproduktionsvermögen durch Erreichen hoher Tageszunahmen bei einem hohen<br />

Fleischanteil am Schlachtkörper und geringem Innenfettanteil<br />

Schwergeburten<br />

(optimale) Mastendmasse<br />

Masttagszunahme + 101)<br />

–› Gebrauchskreuzung<br />

Schlachtausbeute<br />

(in %)<br />

+ 51)<br />

Nettozunahme + 10-121)<br />

Wertvolle Teilstücke + 13-141)<br />

Innenfett - 101)<br />

Maße und Gewichte (Zuchttiere) männlich weiblich<br />

395. Lebenstag<br />

5 Jahre<br />

1)Leistungsüberlegenheit gegenüber Mastbullen aus der Milchrindpopulation<br />

Für die Fleischrindzuchtherden wurden unabhängig von der Rasse bzw. vom Genotyp der<br />

weiblichen Tiere zudem folgende Fruchtbarkeitsparameter als Zielgrößen defi niert:<br />

Färsenkonzeptionsalter 580-600 Tage,<br />

Zwischentragezeit 85-95 Tage,<br />

Abkalbequote 105 %,<br />

Aufzuchtverluste (bis 6. Mon.) < 10 %.<br />

< 5<br />

+ 10-161)<br />

–› Kreuzbeinhöhe (in cm) > 127 -<br />

–› Gewicht (in kg) > 550 -<br />

–› Kreuzbeinhöhe (in cm) 145 - 150 > 135<br />

–› Gewicht (in kg) 1.100 - 1.300 >700


3 Anfänge und Entwicklung der Zucht der Uckermärker bis 1990<br />

„Ohne Kenntnis von Abstammung, ohne Einsicht in die Lebensvorgänge von Familien und Stämmen,<br />

hat heute auch ein tierzüchterisches Genie, geschweige denn der gewöhnliche Sterbliche,<br />

kaum begründete Aussicht den großen Wurf zu tun, einen überragenden Vererber zu züchten.“<br />

Prof. L. Dürrwaechter (1936)<br />

Die planmäßige Durchführung der Gebrauchskreuzung in der Milchrindpopulation der DDR<br />

erforderte den zügigen Aufbau eines leistungsfähigen Fleischrindbestandes. Im Interesse dieser<br />

Zielstellung wurden ab Beginn der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Norden<br />

bzw. Nordosten sowie in begrenztem Umfang im Thüringer Raum auch Tiere der Rassen Charolais<br />

und Fleckvieh miteinander verpaart. Diese Rassekombination Charolais x Fleckvieh wies<br />

die in der Gebrauchskreuzung angestrebten Merkmale (hohe Mast- und Schlachtleistung bei<br />

günstigem Geburts- und Aufzuchtverhalten) im Vergleich zu englischen, französischen und<br />

italienischen Fleischrassen sowie <strong>zum</strong> Fleckvieh in so guter Qualität auf, dass eine Weiterzucht<br />

innerhalb des entstandenen Gen-Pools erfolgte, der als „Genotyp 67“ rasch Anerkennung bei<br />

Züchtern, Milchrindhaltern und Rindermästern fand.<br />

3.1 Zucht der Uckermärker als „Genotyp 67“<br />

In der ehemaligen DDR wurden nur in wenigen, ausgewählten Zuchtbetrieben Fleischrinder<br />

gehalten. Deren Hauptaufgabe war es, die zur Sicherung der systematischen Durchführung<br />

der Gebrauchskreuzung mit dem Schwarzbunten Milchrind benötigten Fleischrindbullen im<br />

Rahmen des „Selektionssystems Fleischrind“ zu produzieren.<br />

3.1.1 Bestandsentwicklung<br />

Mit dem Aufbau der Fleischrindzucht wurde in der DDR in Realisierung des Zuchtprogramms<br />

1971/75 begonnen und mit den nachfolgenden Zuchtprogrammen kontinuierlich fortgesetzt.<br />

Die Grundlage der Zuchtarbeit bildeten aufgrund ihrer in umfangreichen Untersuchungen unter<br />

den verschiedensten Produktionsbedingungen nachgewiesenen Leistungsüberlegenheit<br />

die international renommierten Rassen Charolais und Fleckvieh.<br />

Da die bei der ursprünglich geplanten Erweiterung des Charolais-Bestandes durch Verdrängungskreuzung<br />

anfallenden F1-Tiere der Kombination Charolais x Fleckvieh über ein hohes<br />

Leistungsvermögen in der Gebrauchskreuzung mit der Milchrindpopulation verfügten, wurde<br />

außerdem festgelegt, systematisch Kreuzungsprodukte beider Rassen zu erzeugen. Ab 1975<br />

erfolgte deshalb eine Erweiterung des im VEG (B) Westenbrügge/Alt Karin bereits vorhandenen<br />

Tier-Bestandes dieses inzwischen als „67er“ geläufi gen Genotyps durch Einbeziehung des<br />

VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf in die planmäßige Zuchtarbeit.<br />

Der Fleischrindkuhbestand in der DDR wurde kontinuierlich erweitert und wies 1989 den<br />

zahlenmäßig höchsten Stand auf (Tabelle 7). Damit verbesserte sich entscheidend die Selektionsbasis<br />

in der Fleischrindzucht, so dass die Bereitstellung der für die Durchführung der Gebrauchskreuzung<br />

benötigten Zuchtbullen langfristig gesichert werden konnte.<br />

Einen nicht unbeträchtlichen Beitrag zu dieser Entwicklung leistete der Zuchtrinderbestand<br />

des „Genotyps 67“, der in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen Anteil von bis<br />

15


Tabelle 7: Entwicklung des Fleischrindkuhbestandes in den 67er-Zuchtbetrieben<br />

16<br />

VEG (B) VEG (Z) Tierzucht<br />

Thüringer Zuchtbetriebe1) Herdbuch-Kühe gesamt<br />

Westenbrügge/Alt Karin Criewen-Flemsdorf<br />

Jahr<br />

Genotyp Genotyp Genotyp Genotyp<br />

06 67 07 so.2) 06 67 07 so.2) 06 67 so.2) 06 67 07 so.2)<br />

1971 139 101 139 101<br />

1972 122 97 122 97<br />

1973 113 102 113 102<br />

1974 121 8 109 19 121 8 109 19<br />

1975 107 42 129 14 21 330 458 42 129 14<br />

1976 89 60 136 23 96 28 185 60 164 23<br />

1977 74 90 160 33 146 74 330 550 90 234 33<br />

1978 52 106 159 31 248 3 94 766 1066 109 253 31<br />

1979 33 109 169 39 172 45 77 774 20 979 154 246 59<br />

1980 18 117 184 61 139 133 68 743 16 21 900 266 252 82<br />

1981 12 105 174 69 114 212 53 696 13 29 822 330 227 98<br />

1982 9 115 165 57 89 218 34 661 40 38 759 373 199 95<br />

1983 7 130 174 47 77 237 26 680 34 49 764 401 200 96<br />

1984 2 144 181 37 59 263 18 642 34 75 703 441 199 112<br />

1985 2 164 173 25 44 284 14 635 22 110 681 470 187 135<br />

1986 162 175 21 29 303 9 636 128 4 665 593 184 25<br />

1987 155 182 11 10 327 1 3 790 117 800 599 183 14<br />

1988 162 186 5 5 344 1 14 937 14 942 520 187 69<br />

1989 163 180 2 1 327 20 951 19 62 952 509 180 84<br />

1990 114 158 311 28 1005 1005 425 158 26<br />

1) Reschwitz, Welkershausen, Zimmern<br />

2) sonstige Fleischrinderrassen und Fleischrinderkreuzungen


zu 25 % am Fleischrindkuhbestand der DDR erreichte. Der Bestand an Zuchttieren dieses Genotyps<br />

wurde dabei im Wesentlichen im VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf und im VEG (B)<br />

Westenbrügge/Alt Karin gehalten und systematisch erhöht. Dagegen waren die 67er-Bestände<br />

in den Thüringer Fleckvieh-Zuchtbetrieben relativ gering und schwankten in erheblichem<br />

Maße.<br />

Auffällig ist aber auch, dass bereits 1990 mit einem Bestandsabbau in den 67er-Zuchtbetrieben<br />

begonnen wurde, der seine Ursachen in den Wirren um die deutsche Einheit und der<br />

daraus resultierenden Rechtsunsicherheit in Bezug auf die Auslegung des bundesdeutschen<br />

Tierzuchtgesetzes hatte.<br />

3.1.2 Entwicklung der 67er-Zuchtbetriebe<br />

Im Vergleich zu den anderen östlichen Bundesländern (insbesondere zu SACHSEN und SACH-<br />

SEN-ANHALT, aber auch zu THÜRINGEN) besteht im Norden bzw. Nordosten der ehemaligen<br />

DDR eine verhältnismäßig lange Tradition in der Fleischrindzucht.<br />

Wer aber weiß heute noch, dass die Tradition der Rasse Uckermärker im <strong>Mecklenburg</strong>ischen<br />

im Lehr- und Versuchsgut Alt Karin, einem späteren Betriebsteil des ehemaligen VEG (B) Westenbrügge/Alt<br />

Karin, westlich der Hansestadt Rostock ihren Ursprung hat? Hier waren aus der<br />

Kreuzung von Charolais-Bullen mit Fleckvieh-Kühen Fleischrindbullen, wie TITUS (987470),<br />

CHARDING (987518) und OPTIMUM (987606) hervorgegangen, die zu Linienbegründern der<br />

67er-Zucht wurden und ebenso wie ihre Söhnen (z.B. TIMOR 987690, CHANTE 987756 und<br />

ONLI 987862) in den 1970er und 1980er Jahren in der Gebrauchskreuzung bekannt und begehrt<br />

waren.<br />

3.1.2.1 67er-Zucht im VEG (B) Westenbrügge/Alt Karin<br />

Typisch für den Strukturwandel in der Landwirtschaft der ehemaligen DDR war die Entwicklung<br />

des Betriebsteiles Alt Karin des VEG (B) Westenbrügge/Alt Karin. Ursprünglich als Lehr-<br />

und Versuchsgut der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR bis 1972 und als<br />

VEG (Z) Tierzucht bis 1975 ein selbständiger Landwirtschaftsbetrieb, wurde er mit der politisch<br />

gewollten Trennung von Pfl anzen- und Tierproduktion in das VEG (B) Westenbrügge/Alt Karin<br />

integriert und damit ab 1976 der Güterverwaltung des Bezirkes Rostock unterstellt.<br />

Noch zu Zeiten des Lehr- und Versuchsgutes wurden die Alt Kariner Rinderzüchter Ende der<br />

60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts durch die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften<br />

der DDR in Abstimmung mit der damaligen VVB Tierzucht beauftragt, die Milchviehhaltung<br />

auslaufen zu lassen und mit den Vorbereitungen für den Aufbau einer leistungsfähigen<br />

Fleischrindzuchtherde der Rasse Charolais zu beginnen. Die Gründe dafür waren vielfältig.<br />

Einerseits reichte die Entwicklung der Milchleistung im Kuhbestand des Lehr- und Versuchsgutes<br />

nicht aus, um den zukünftigen Anforderungen an einen Stammzuchtbetrieb für Milchvieh<br />

gerecht zu werden. Andererseits waren die natürlichen Bedingungen (ausreichend zusammenhängendes<br />

Grünland) um Alt Karin geradezu prädestiniert für eine Fleischrinderhaltung.<br />

Zudem musste die im VEG KIM Ferdinandshof bereits im Aufbau befi ndliche Charolais-Herde<br />

aus seuchenhygienischen Gründen (Brucellose-Einbruch) aufgegeben werden.<br />

Das Ausgangsmaterial für die Alt Kariner Fleischrindzucht waren 111 tragende Färsen der Ras-<br />

17


18<br />

se Charolais, die im November 1970 aus Frankreich importiert wurden, sowie 139 tragende<br />

Färsen der Rasse Fleckvieh, deren Ankauf im 2. Halbjahr des gleichen Jahres in den Südbezirken<br />

der DDR erfolgte. Ursprünglich war dabei vorgesehen, den Charolais-Bestand durch Verdrängungskreuzung<br />

über die zugekaufte Fleckvieh-Herde kontinuierlich zu erweitern. Infolge<br />

des hohen Leistungspotentials der F1-Tiere der Kombination Charolais x Fleckvieh in der Gebrauchskreuzung<br />

wurde jedoch eine Weiterzucht innerhalb des vorhandenen Gen-Pools verfügt.<br />

Noch vor Ablauf der 1970er Jahre gingen deshalb die Alt Kariner Züchter zur „In-Sich-Verpaarung“<br />

über, um die in ihrer 67er-Zuchtherde in günstiger Weise miteinander kombinierten<br />

reproduktiven und produktiven Merkmale zu festigen und züchterisch weiter zu entwickeln.<br />

Die Verdrängungskreuzung wurde dagegen nur noch mit wenigen ausgewählten Tieren mit<br />

mindestens 75 % Genanteilen der Rasse Charolais weitergeführt.<br />

Der Umzüchtungsprozess <strong>zum</strong> „Genotyp 67“ auf der Basis der in Thüringen zugekauften Fleckvieh-Tiere<br />

war bis 1980 im Wesentlichen abgeschlossen. Nur einige leistungsstarke Fleckvieh-<br />

Kühe wurden darüber hinaus bis zu ihrer biologischen Altersgrenze gehalten.<br />

Herdenmanagement, Fruchtbarkeit und Tiergesundheit<br />

Als bauliche Voraussetzung für den Aufbau der Fleischrindherde standen die aus der Milchviehhaltung<br />

vorhandenen Stallungen zur Verfügung, die bis einschließlich 1971 durch Um-<br />

und Ausbau für die Mutterkuhhaltung rekonstruiert worden waren. Dabei wurden die Jungrinder,<br />

Färsen und Kühe in Gruppen zu 12 Tieren in Anbindehaltung auf Langständen mit Einstreu<br />

und Schleppschaufelentmistung gehalten. Jeder Gruppe kälberführender Kühe waren eingestreute<br />

Kälberplätze, incl. Heu- und Kälberaufzuchtfutterangebot für die Saugkälber, zugeordnet.<br />

Zusätzlich wurde durch Um- und Ausbau ein eingestreuter Abkalbestall (mobile Entmistung)<br />

mit Einzel- bzw. Gruppenboxen (2 Kühe je Gruppenbox) eingerichtet. Ziel war die Schaffung<br />

günstiger Voraussetzungen für die Sicherung einer überwachten Abkalbung und des Aufbaus<br />

stabiler Mutter-Kalb-Beziehungen. Nach etwa 28 Haltungstagen im Abkalbestall wurden die<br />

kälberführenden Kühe in den normalen Produktionszyklus der Herde eingegliedert.<br />

Die Bewirtschaftung der Fleischrinderherde erfolgte als klassische Mutterkuhhaltung, d.h.<br />

Säugen der Kälber durch die Mutterkühe. Nach einer Säugedauer von 4 Monaten wurden<br />

die Bullenkälber entweder an die Zentrale Bullenaufzucht verkauft (ab 1974) oder im Betrieb<br />

ausgemästet. Die Färsenkälber wurden dagegen im Alter von etwa 6 Monaten von den Mutterkühen<br />

abgesetzt und bis zur erfolgreichen Belegung im Alter von ca. 17…18 Monaten im<br />

Interesse einer gleichmäßigen hohen Gewichtsentwicklung im Stall aufgezogen. Für tragende<br />

Färsen sowie tragende, säugende und trockenstehende Mutterkühe erfolgte eine klassische<br />

Stall-Weide-Haltung mit ca. 180 Weidetagen. Zur Gewährleistung einer überwachte Abkalbung<br />

wurden jedoch alle weiblichen Tiere, sowohl Färsen als auch Kühe, ca. 14 Tage vor dem<br />

geplanten Abkalbetermin aufgestallt.<br />

Die Bedeckungen im Fleischrinderbestand erfolgten fast vollständig durch künstliche Besamung<br />

nach den Prinzipien der Gruppenanpaarung in 3 Linien, um Inzucht und eine zu enge<br />

Verwandtschaftszucht weitgehend zu vermeiden. Der im Betrieb tätige Eigenbestandsbesamer<br />

war dabei in enger Zusammenarbeit mit den Tierpfl egern für die Brunstbeobachtung und<br />

-kontrolle verantwortlich. Für Problemtiere stand außerdem ein Deckbulle der Rasse Charolais<br />

zur Verfügung.


Die Fruchtbarkeit und Tiergesundheit wurden durch die ständige Überprüfung und Verbesserung<br />

des Herden- und Fütterungsmanagements sowie einen gezielten Bulleneinsatz, insbesondere<br />

durch eine individuelle Anpaarung des Importspermas der wenigen zur Verfügung<br />

gestellten Bullen der Rasse Charolais, kontinuierlich verbessert (Tabelle 8). Dadurch konnte die<br />

zentrale Zielvorgabe für die Herde, die Belieferung der Zentralen Bullenaufzucht mit hochwertigen<br />

Zuchtbullenkälbern, gesichert werden.<br />

Tabelle 8: Entwicklung ausgewählter Parameter der Fruchtbarkeit und Tiergesundheit<br />

Jahr Fruchtbarkeit Abkalbungen Verluste<br />

Färsenkonzeption<br />

Tage<br />

Zwischentragezeit<br />

Tage<br />

Des Weiteren war durch die gesicherte Reproduktionsquote eine zügige und planmäßige Leukose-<br />

und BHV1(IBR/IPV)-Sanierung gewährleistet, die 1987 im gesamten Fleischrindbestand<br />

abgeschlossen werden konnte.<br />

Züchterische Aspekte<br />

Kühe<br />

gesamt<br />

Färsen Tot-<br />

Anteil<br />

%<br />

geburten<br />

%<br />

Verendungen<br />

%<br />

1971 - 124 - 240 100 10,0 29,5<br />

1972 531 119 219 - 0 3,5 7,5<br />

1973 552 102 215 30 12,2 4,2 4,3<br />

1974 575 94 200 73 26,7 7,7 3,8<br />

1975 582 106 216 74 25,5 6,1 12,7<br />

1976 570 110 250 79 24,0 6,0 15,2<br />

1977 528 101 247 96 28,0 2,3 5,4<br />

1978 550 100 268 95 26,2 4,4 4,3<br />

1979 570 108 278 102 26,8 5,2 13,8<br />

1980 555 102 297 94 24,0 7,4 k.A.<br />

1981 544 105 296 88 22,9 4,0 k.A.<br />

1982 578 119 246 76 23,6 3,4 k.A.<br />

1983 602 123 260 86 24,9 5,5 9,6<br />

1984 593 110 270 101 27,2 4,2 3,0<br />

1985 587 108 269 74 21,6 2,9 3,9<br />

1986 588 110 281 86 23,4 7,6 3,2<br />

1987 578 112 256 116 31,2 8,8 9,5<br />

1988 585 108 266 106 28,5 5,9 5,4<br />

1989 597 100 k.A. k.A. k.A.. 6,5 13,7<br />

Trotz des Ziels einer schnellen Bestandsentwicklung waren konsequente Leistungsprüfungen<br />

die Grundlage der planmäßigen Zuchtarbeit im VEG (B) Westenbrügge/Alt Karin. Dabei<br />

konnten in enger Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis viele Probleme und Lösungsansätze<br />

der Leistungsprüfungen in Fleischrindherden unter praktischen Bedingungen<br />

erprobt und damit die Grundlagen für die Erarbeitung und Einführung der entsprechenden<br />

19


20<br />

Fachbereichsstandards (TGL`s) und Richtlinien, insbesondere des „Dokumentationssystems<br />

der Fleischrindzüchtung der DDR“, geschaffen werden.<br />

Unter der Leitung von FRAU TIERZUCHTLEITER HELGA SPOHDE gelang es den Alt Kariner Züchtern<br />

in relativ kurzer Zeit einen leistungsstarken Zuchttierbestand aufzubauen. Diese Leistung<br />

ist umso bemerkenswerter, da bis <strong>zum</strong> Vorliegen zuverlässiger Zuchtwerte aus der Nachkommenprüfung<br />

auf Geburts- und Aufzuchtverhalten sowie Mast- und Schlachtleistung weitgehend<br />

nur leistungsstarke eigenleistungsgeprüfte Bullen eingesetzt werden konnten.<br />

Ab 1977 umfasste der Zuchttierbestand des VEG (B) Westenbrügge/Alt Karin die geplante Anzahl<br />

von ca. 220 Bullenmüttern der Rasse Charolais und des „Genotyps 67“. Bei guter Gesundheits-<br />

und Fruchtbarkeitslage war es somit möglich, stabil 80 Bullenkälber im Jahr, darunter 40<br />

67er-Kälber, für die Eigenleistungsprüfung in der Zentralen Bullenaufzucht bereitzustellen.<br />

Bis 1974 fand in Alt Karin aus zuchtorganisatorischen und seuchenhygienischen Gründen in einer<br />

betrieblichen Aufzuchtstation eine Eigenleistungsprüfung mit anschließender Körung der<br />

potentiellen Zuchtbullenanwärter statt. Aus dieser „Betriebsprüfung“, aus der über 160 Jungbullen<br />

der Rasse Charolais und des „Genotyps 67“ gekört wurden, gingen anerkannte 67er-<br />

Vererber, wie CHANDI (987439), CHAPMAN (987449) und TITUS (987470) hervor.<br />

Beginnend mit ersten Bullenkälbern des Geburtsjahrgangs 1974 erfolgte ab 1974 eine generelle<br />

Beschickung der Zentralen Bullenaufzuchtstationen in den VEG (Z) Tierzucht Woldegk<br />

bzw. Groß Kreutz.<br />

Nach Abschluss der Eigenleistungsprüfung wurden bis 1986/87 ca. 180 Jungbullen des „Genotyps<br />

67“ aus Westenbrügge/Alt Karin gekört. Davon erreichten 41 und damit ca. 20 % infolge<br />

ihrer hohen Leistungsfähigkeit in der Nachkommenprüfung auf Geburts- und Aufzuchtverhalten<br />

sowie Mast- und Schlachtleistung (auf Station bzw. im „Feld“ –› INDUSTRIEMÄSSIGE PRO-<br />

DUKTIONSANLAGEN) eine Zuchtwertklasse. Sie konnten somit in der Herdbuch-Zucht sowie in<br />

der breiten Landeszucht zur Gebrauchskreuzung zur Erzeugung von qualitativ hochwertigen<br />

Masthybriden (PRODUKTIONSRICHTUNG II DER MILCHVIEHHALTUNG) eingesetzt werden. Für<br />

diese 41 Bullen wurden folgende Zuchtwertklassen vergeben:<br />

4 Bullen Zuchtwertklasse ER (ELITE-REKORD)<br />

13 Bullen Zuchtwertklasse E (ELITE)<br />

15 Bullen Zuchtwertklasse I<br />

9 Bullen Zuchtwertklasse II<br />

Von 1970 bis 1992 wurden in Alt Karin Fleischrinder gezüchtet. Im Zuge der aus fi nanziellen<br />

Gründen erzwungenen Verringerung des Tierbestandes nach der „Wirtschafts- und Währungsunion“<br />

mit der Bundesrepublik Deutschland am 01.07.1990 blieb nur die Charolais-Zuchtherde<br />

erhalten. Die weiblichen Zuchttiere des „Genotyps 67“ wurden dagegen als Gebrauchskreuzungen<br />

„abgestempelt“ und vor allem nach Süddeutschland als Schlachtvieh verkauft. Durch<br />

diese züchterische Fehlorientierung konnte der tatsächliche Wert der wenigen als Nutzvieh<br />

verkauften Tiere dieses Genotyps von den Landwirten nicht erkannt werden. Bis auf 10 Tiere,<br />

die den guten Ruf der Uckermärker-Zucht der Familie Hagedorn in Wittenbeck (westlich der<br />

Hansestadt Rostock) begründeten, ging somit ein züchterisch hochwertiger 67er-Zuchttierbestand<br />

unwiederbringlich für die Zucht der Rasse Uckermärker verloren.<br />

Die traditionsreiche Fleischrindzucht in Alt Karin wurde mit dem Verkauf der Charolais-Herde<br />

im April 1992 abrupt beendet.


3.1.2.2 67er-Zucht im VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf<br />

Am 17.02.1975 erhielt das VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf durch den Generaldirektor<br />

der VVB Tierzucht, der Vorgängereinrichtung des VE Kombinates Tierzucht, den Auftrag, einen<br />

Fleischrindzuchtbestand des „Genotyps 67“ aufzubauen. Ein wesentlicher Grund dafür<br />

war, dass das VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf, in den 50er und 60er Jahren ein wichtiger<br />

Stammzuchtbetrieb für den Bedarf an Milchrindzuchtbullen im Bezirk Frankfurt/Oder, seit Beginn<br />

der 70er Jahre mit der Leistungsentwicklung in den Stammzuchtzentren der Milchrindzucht<br />

der DDR nicht mehr Schritt halten konnte. Ursache dafür war die Futtergrundlage, die<br />

<strong>zum</strong> großen Teil aus qualitativ sehr differenzierten Grassilagen aus den Überfl utungspoldern<br />

der Oderniederung bestand. Allerdings waren die natürlichen Bedingungen prädestiniert für<br />

eine Fleischrinderhaltung.<br />

Das Ausgangsmaterial für den Criewener Fleischrindzuchtbestand bildeten 119 besamungsfähige<br />

Färsen der Rasse Charolais, die 1975/76 von der UdSSR geliefert wurden, sowie 356 in den<br />

Südbezirken der DDR angekaufte Jungrinder und tragende Färsen der Rasse Fleckvieh. Die<br />

Forderung nach Bereitstellung leistungsüberlegener Fleischrindbullen für den Einsatz in der<br />

Gebrauchskreuzung stellte dem VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf das Ziel, über die Kreuzung<br />

beider Ausgangsrassen (in Abweichung vom „KREUZUNGSSCHEMA CHAROLAIS-BULLE x<br />

FLECKVIEH-KUH“, das im VEG (B) Westenbrügge/Alt Karin durchgeführt wurde) einen schnellen<br />

Zuchtfortschritt zu realisieren. Dabei sollten die guten Eigenschaften der Ausgangsrassen<br />

optimal kombiniert werden.<br />

Der Umzüchtungsprozess <strong>zum</strong> „Genotyp 67“ konnte bis 1985 im Wesentlichen abgeschlossen<br />

werden. Nur einige wertvolle, leistungsstarke Kühe der Ausgangsrassen wurden darüber hinaus<br />

bis zu ihrer biologischen Altersgrenze gehalten.<br />

Herdenmanagement, Fruchtbarkeit und Tiergesundheit<br />

Zu Beginn des Aufbaus der Fleischrindzucht waren die für die Mutterkuhhaltung benötigten<br />

Stallungen nicht vorhanden. Diese wurden in den Jahren 1976 bis 1980 durch Um- und Aus<br />

bau vorhandener Altbau-Substanzen geschaffen:<br />

im Betriebsteil Flemsdorf: 288 Plätze mit strohloser Anbindehaltung auf<br />

Flachständen mit Kotrosten über Güllekanälen sowie<br />

in der Flemsdorfer Hofl age: 458 Stallplätze in zwei Bauhüllen L205 mit Zuordnung<br />

eines Bergeraums und zweier Flachsilos.<br />

Aus betrieblicher und arbeitswirtschaftlicher Sicht hatte sich die gewählte Inneneinrichtung<br />

der Ställe mit strohloser Anbindehaltung und zugeordneten Kälberplätzen an den Seitentrakten<br />

sowie Laufboxen für etwa 100 Tiere auf Vollspaltenboden in den Mitteltrakten bewährt.<br />

Trotzdem wurden zusätzlich durch Umbau 1986 noch 74 Anbindeplätze auf Einstreu geschaffen,<br />

um für Tiere mit Klauenproblemen (nach erfolgter Behandlung) und für ältere Bullenmütter<br />

günstigere Haltungsbedingungen zu gewährleisten.<br />

Die Bewirtschaftung der Zuchtherde war durch eine klassische Mutterkuhhaltung mit einer<br />

Säugedauer von 4 Monaten bei Bullenkälbern bzw. von etwa 6 Monaten bei Färsenkälbern<br />

gekennzeichnet. Die Bullenkälber wurden entweder an die Zentrale Bullenaufzucht abgegeben<br />

oder im Betrieb ausgemästet. Für die Färsen erfolgte bis zur ersten Kalbung eine Stallhaltung.<br />

Nur so konnten eine gleichmäßige hohe Aufzuchtleistung bis <strong>zum</strong> Alter von 18 Monaten,<br />

21


22<br />

einem wichtigen Leistungsprüfkriterium im weiblichen Zuchttierbestand, und eine bessere<br />

Überwachung der Färsenkalbungen gewährleistet werden. Ab der zweiten Kalbung wurden<br />

die Fleischrindkühe während der Vegetationsperiode auf den überfl utungsfreien Weiden der<br />

Oderniederung gehalten.<br />

Die Trächtigkeiten im Fleischrinderbestand wurden fast vollständig durch künstliche Besamung<br />

erzielt. Bis 1985 erfolgte dabei die Besamung durch einen Techniker des VEB Tierzucht<br />

Frankfurt/Oder. Ab 1986 war im Tierbestand ein Eigenbestandsbesamer tätig. Dieser war auch<br />

für die Brunstbeobachtung und -kontrolle verantwortlich, was sich in der deutlich verringerten<br />

Zwischentragezeit widerspiegelt (Tabelle 9).<br />

Tabelle 9: Entwicklung ausgewählter Parameter der Fruchtbarkeit und Tiergesundheit<br />

Jahr Fruchtbarkeit Abkalbungen Verluste<br />

Färsenkonzeption<br />

Tage<br />

Zwischentragezeit<br />

Tage<br />

Die Gesamtverluste an Kälbern bis <strong>zum</strong> 4. Monat (Verendungen, Notschlachtungen, Totgeburten)<br />

konnten ab 1981 stabil unter 10 % gehalten werden. Eine entscheidende Rolle spielten<br />

dabei u. a. die endgültige Fertigstellung der Stallanlage sowie der Einsatz von auf Geburts- und<br />

Aufzuchtverhalten nachkommengeprüfter Bullen.<br />

Des Weiteren war durch eine mit sehr gut aufgezogenen tragenden Färsen gesicherte Reproduktionsquote<br />

von 30 … 35 % eine zügige und planmäßige Leukosesanierung des Fleischrindbestandes<br />

gewährleistet, die 1989 abgeschlossen werden konnte.<br />

Züchterische Aspekte<br />

Kühe<br />

gesamt<br />

Färsen Tot-<br />

Anteil<br />

%<br />

geburten<br />

%<br />

Verendungen<br />

%<br />

1976 637 99 7 102 93,6 6,8 5,8<br />

1977 558 106 99 108 52,2 5,1 2,0<br />

1978 540 103 153 228 59,8 3,6 8,1<br />

1979 532 112 281 60 17,6 3,2 4,4<br />

1980 558 99 249 116 31,8 3,9 2,3<br />

1981 527 101 271 137 33,6 3,8 2,2<br />

1982 514 101 285 119 29,5 5,1 2,8<br />

1983 532 111 176 122 30,7 3,4 2,3<br />

1984 523 111 248 122 33,0 3,5 1,7<br />

1985 527 117 259 120 31,7 4,0 1,1<br />

1986 528 85 285 116 28,9 4,0 0,8<br />

1987 533 95 310 118 27,6 k.A. k.A.<br />

1988 562 97 274 128 31,8 k.A. k.A.<br />

1989 541 97 267 148 35,7 k.A. k.A.<br />

Die Möglichkeiten zur Leistungsprüfung waren ursprünglich infolge der noch provisorischen<br />

Stallverhältnisse beschränkt. Außerdem stand die Leistungsselektion in den ersten Jahren<br />

noch zu Gunsten der schnellen Bestandsentwicklung im Hintergrund. Mit dem Fortschreiten


der Umbaumaßnahmen sowie der Beschaffung und dem Einbau von Viehwaagen 1978 verbesserte<br />

sich jedoch zunehmend die materiell-technische Basis für Selektionsmaßnahmen im<br />

Kuhbestand und die Auswahl von Zuchtbullenkälbern.<br />

Unter diesen Bedingungen gelang es in relativ kurzer Zeit vor allem durch den Einsatz nachkommengeprüfter<br />

Fleischrindbullen (Tabelle 10), die den guten Ruf der Criewener Fleischrindzucht<br />

entscheidend prägten, einen leistungsstarken Zuchttierbestand aufzubauen. Dabei erfolgte<br />

der Besamungsbulleneinsatz konsequent nach dem Prinzip der Gruppenanpaarung in 3<br />

Linien, um weitgehend Inzucht und eine zu enge Verwandtschaftszucht zu vermeiden.<br />

Tabelle 10: Herkunft ausgewählter, in der Zuchtherde des VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf<br />

eingesetzter Fleischrindbullen<br />

Genotyp<br />

Herkunft<br />

Bulle<br />

06 (Fleckvieh) 67er 07 (Charolais)<br />

Thüringen VEG (B) Westenbrügge/Alt Karin<br />

Richter 985301 Thomas 987304 Chandi 987439 Charme 987407<br />

Pathos 985330 Chorin 987310 Titus 987470 Anat 987461<br />

Marko 985351 Florett 987326 Charding 987518 Titan 987472<br />

Hanko 985501 Caron1) 988781 Optimum 987606 Flomen 987521<br />

1)Bulle führt mütterlicherseits Chianina-Blut<br />

Ab 1981 hatte die Zuchtherde des VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf die vorgesehene Anzahl<br />

von 220 Bullenmüttern (etwa 60 % der Fleischrindkühe des Betriebes) im Bestand.<br />

Bei guter Gesundheits- und Fruchtbarkeitslage konnten somit stabil 80 Bullenkälber im Jahr<br />

für die Zentrale Bullenaufzucht bereitgestellt werden - ca. 25 … 30 % der geborenen männlichen<br />

Kälber aus geprüften Bullenmüttern fi elen infolge von Entwicklungs- und Exterieurmängeln<br />

für die zentrale Eigenleistungsprüfung aus.<br />

Von den ca. 200 Jungbullen aus Criewen, die nach Abschluss der Eigenleistungsprüfung bis<br />

1986/87 gekört wurden, erreichten 24 eine Zuchtwertklasse und konnten somit in der Gebrauchskreuzung<br />

zur Erzeugung von Masthybriden und in der Herdbuch-Zucht eingesetzt<br />

werden. Diese 24 Bullen wurden in folgende Zuchtwertklassen eingestuft:<br />

4 Bullen Zuchtwertklasse ER (ELITE-REKORD)<br />

14 Bullen Zuchtwertklasse E (ELITE)<br />

6 Bullen Zuchtwertklasse I<br />

Ein besonderer Erfolg für das VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf waren die drei Siegerbullen<br />

(Söhne des 67er-Bullen THOMAS 987304) der „VATERTIERLEISTUNGSSCHAU DER DDR“ am<br />

10.07.1987 in Leipzig-Markkleeberg.<br />

Im Gut Criewen-Flemsdorf wurden Fleischrinder von 1975 bis 1996 gezüchtet. Dabei ist es dem<br />

Bereichsleiter Fleischrindzucht des Gutes, HERRN HELMUT ROGGE, auch unter der Verwaltung<br />

des Betriebes durch die Treuhand ab 1990 gelungen, die Herde in ihrer züchterischen Qualität<br />

zu erhalten. Somit konnten von 1990 bis 1997, im Zuge der erzwungenen, „notwendigen“ Verringerung<br />

des Bestandes, mehr als 800 weibliche Rinder als Grundlage qualitativ hochwertiger<br />

neuer Zuchtbestände verkauft werden. Das dadurch gesicherte Weiterbestehen der Population<br />

ermöglichte 1993 die Anerkennung des „Genotyps 67“ als Rasse „Uckermärker“ im Sinne<br />

des Tierzuchtgesetzes.<br />

23


24<br />

Zudem ist es das Verdienst von HERRN WALTER WINTER, der als Instrukteur des VEB Tierzucht<br />

Frankfurt/Oder die Criewener Fleischrindzucht betreute, dass die Criewener Zuchtunterlagen<br />

sorgfältig verwahrt wurden und so heute für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung stehen.<br />

3.1.2.3 67er-Zucht in Thüringer Zuchtbetrieben<br />

In Realisierung des Zuchtprogramms 1971/75 wurde in Thüringen, im VEG (Z) Tierzucht Reschwitz<br />

und im VEG (B) Welkershausen-Walldorf sowie ab Mitte der 80er Jahre in der ZBE Zimmern,<br />

eine fl eischbetonte Fleckvieh-Population aus den zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen<br />

reinrassigen Fleckviehbeständen aufgebaut. Ziel der Zuchtarbeit war es, leistungsstarke<br />

Fleckviehbullen für die Gebrauchskreuzung bereitzustellen. Damit verbunden war, die international<br />

geschätzten Eigenschaften des Fleckviehs, günstiges Geburts- und Aufzuchtverhalten<br />

und gute Vitalität, zu stabilisieren sowie die hohe Wachstumskapazität bei gleichzeitiger<br />

Verbesserung der Bemuskelung, des Schlachtertrages und der Schlachtkörperqualität weiter<br />

zu erhöhen.<br />

Obwohl damit die Schwerpunktaufgabe der Thüringer Züchter die Fleckviehzucht war, leisteten<br />

sie einen, wenn auch in begrenztem Umfang, nicht zu unterschätzenden Beitrag zur 67er-<br />

Zucht. Im Wesentlichen erfüllten sie dabei 3 Aufgaben.<br />

Bereitstellung leistungsstarker Zuchttiere<br />

Thüringer Fleckviehzüchter unterstützten und sicherten durch die Bereitstellung von Zuchttieren<br />

den Aufbau der Alt Kariner und der Criewener Fleischrindzucht.<br />

So wurden im 2. Halbjahr des Jahres 1970 insgesamt 139 tragende Färsen der Rasse Fleckvieh<br />

an das damalige Lehr- und Versuchsgut Alt Karin geliefert, deren aus der Anpaarung mit<br />

Charolais-Bullen stammenden Söhne den guten Ruf der 67er begründeten.<br />

Unter schwierigsten Bedingungen mussten die 1975 für den Aufbau der Fleischrindzucht des<br />

VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf bereitgestellten 356 Jungrinder und tragende Färsen geliefert<br />

werden, weil das ehemals in Thüringen und im westlichen Erzgebirge weit verbreitete<br />

Fleckvieh nahezu vollständig in das JERSEY-KREUZUNGSPROGRAMM bzw. in die KOMBINA-<br />

TIONSZÜCHTUNG MILCHRIND DER DDR einbezogen worden war. Da die noch vorhandenen<br />

reinrassigen Tiere bereits weitgehend in den Zuchtherden in Reschwitz und Welkershausen-<br />

Walldorf konzentriert waren, mussten dem angestrebten Zuchtziel entsprechende Tiere aus<br />

den in der breiten Landeszucht nur noch in geringer Anzahl bestehenden Fleckvieh-Beständen<br />

zur Mastrinderproduktion ausgewählt werden.<br />

In Thüringen gezogene fl eischbetonte Fleckvieh-Bullen wurden zudem zu Linienbegründern<br />

der 67er-Zucht im VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf. Eine besondere Bedeutung erlang-ten<br />

dabei der POL-Sohn PATHOS (985330), der MUTANT-Sohn MARKO (985351) sowie der HEL-BIG-<br />

Sohn HANKO (985501).<br />

Prüfung verschiedener Fleischrindrassen im Rahmen der „Vorlaufzüchtung“<br />

Durch umfangreiche Kreuzungsexperimente mit französischen (CHAROLAIS, LIMOUSIN) und<br />

italienischen (CHIANINA, MARCHIGIANA, PIEMONTESE) Fleischrindrassen auf der mütterlichen<br />

Ausgangsbasis Fleckvieh schufen Thüringer Zuchtbetriebe die Voraussetzungen für die um-


fassenden Forschungsarbeiten im mit der „Vorlaufzüchtung Fleischrind“ beauftragten VEG (Z)<br />

Tierzucht Ferdinandshof.<br />

Eine Reihe der im Rahmen dieser Experimente in Thüringer Zuchtbetrieben gezogenen 67er-<br />

Bullen wurden aufgrund ihrer hohen Leistungsfähigkeit zu Linienbegründern (z.B. die Bullen<br />

THOMAS und FLORETT) bzw. Linienfortsetzern (z.B. die Bullen CHORIN und CARON) der 67er-<br />

Zucht (Tabelle 11).<br />

Tabelle 11: Väterliche Abstammung ausgewählter in Thüringer Zuchtbetrieben gezo-gener<br />

Vererber des „Genotyps 67“<br />

Züchter Vater Sohn (Vererber)<br />

Rasse/Ge-<br />

Genanteile<br />

notyp<br />

06 07 so.<br />

Remptendorf<br />

Reschwitz<br />

07 (Charolais)<br />

Tilly<br />

Flomen<br />

988131<br />

987521<br />

50<br />

50<br />

50<br />

50<br />

Thomas<br />

Florett<br />

987304<br />

987326<br />

Berkach<br />

Chapman 987449 75 25 Chorin 987310<br />

Reschwitz Titus 987470 75 25 Tilko 987329<br />

Welkershausen<br />

Reschwitz<br />

67er<br />

Titus<br />

Charding<br />

987470<br />

987518<br />

75<br />

50<br />

25<br />

25 25<br />

Toni<br />

Caron1)<br />

987356<br />

988781<br />

Reschwitz Malo 987638 69 25 6 Master1) 987360<br />

Welkershausen Malo 987638 75 25 Mambo 987371<br />

1)Bullen führen mütterlicherseits Chianina- bzw. Marchigiana-Blut<br />

Veredlungskreuzung in den Fleckviehzuchtherden durch Einsatz von 67er-Bullen<br />

In begrenztem Umfang wurden 67er-Bullen im Sinne einer Veredlungskreuzung an ausgewählte<br />

Bullenmütter in den Fleckviehzuchtherden in Reschwitz, Welkershausen-Walldorf und<br />

Zimmern angepaart. Angestrebt wurde insbesondere eine Verbesserung des Schlachtertrages<br />

und der Schlachtkörperqualität der Tiere. Die daraus stammenden 67er-Bullen mit höheren<br />

Fleckvieh-Genanteilen waren im Süden, Südwesten bzw. Westen der DDR im breiten Umfang<br />

in der Gebrauchskreuzung im Einsatz.<br />

Herausragende Vererber waren dabei insbesondere der in Alt Karin gezogene ANDRE-Sohn<br />

TITUS (987470) sowie der in Criewen gezogene MARKO-Sohn MALO (987638), von denen eine<br />

Reihe leistungsstarker Söhne (z.B. die Bullen TILKO und TONI sowie MASTER und MAMBO) verstärkt<br />

in den 1980er Jahren in der Gebrauchskreuzung eingesetzt wurden.<br />

3.1.3 Gebrauchskreuzung und Fleischrindbullenbestand<br />

Entsprechend der Vorgaben des „Zentralen Zuchtprogramms“ wurde in der DDR Anfang der<br />

70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit der planmäßigen Durchführung von Gebrauchskreuzungen<br />

im Milchrindbestand begonnen (Tabelle 12).<br />

25


26<br />

Tabelle 12: Entwicklung der Gebrauchskreuzung und des Fleischrindbullenbestandes<br />

Jahr Gebrauchskreuzung Fleischrindbullenbestand<br />

Anteil EB Fleischrind in % Jungbullen zur Zucht1) Besamungsbullen2)<br />

ge- davon Genotyp (in %) Genotyp Genotyp<br />

samt<br />

06 67 07 so.3) 06 67 07 so.3) 06 67 07 so.3)<br />

1971 1,9<br />

1972 2,5<br />

1973 4,9<br />

1974 7,0 121 8 109 19<br />

1975 10,9 56,3 13,5 21,9 8,3 107 42 129 14 138 47 38 18<br />

1976 11,4 89 60 136 23 96 28<br />

1977 10,7 66,3 15,9 15,9 1,9 227 48 20 10 204 31 17 23<br />

1978 9,5 54,5 16,9 21,3 7,3 217 95 27 1 191 34 18 28<br />

1979 9,3 62,6 15,7 10,8 10,9 239 48 21 45 153 44 14 33<br />

1980 9,8 56,5 21,7 5,4 16,4 196 98 16 18 158 63 18 28<br />

1981 12,5 64,8 17,9 3,1 14,2 204 106 30 27 125 85 9 37<br />

1982 14,3 49,2 26,8 3,7 20,3 221 117 39 57 144 97 8 33<br />

1983 14,3 37,1 28,4 12,9 21,6 199 112 40 72 139 106 7 31<br />

1984 16,4 48,6 28,9 11,1 11,4 200 144 28 58 171 99 15 20<br />

1985 16,8 50,2 32,7 3,3 13,8 106 100 29 83 142 103 18 12<br />

1986 16,9 265 111 36 50 147 99 23 21<br />

1987 16,2 50,0 34,2 4,0 11,8 136 93 13 30<br />

1988 15,3 157 92 11 26<br />

1989 15,1 53,3 35,0 3,8 7,9 146 93 13 22<br />

1990 25,0 44,3 27,0 4,7 24,0<br />

1) Jungbullen in Prüfstationen<br />

2) zuchtwertbewährte sowie Prüf- und Wartebullen<br />

3) sonstige Fleischrinderrassen und Fleischrinderkreuzungen<br />

Der Umfang der Gebrauchskreuzung konnte dabei durch die Verbesserung der Reproduktionslage<br />

in der Milchrindpopulation kontinuierlich ausgedehnt werden und erreichte in den<br />

1980er Jahren über 15 %. Allerdings waren erhebliche regionale Unterschiede in der Nutzung<br />

dieses Zuchtverfahrens zu verzeichnen. So betrug der Anteil an Gebrauchskreuzungen im<br />

Milchrindbestand im Einzugsbereich der großen Mastanlagen (Ferdinandshof, Klein Wanzleben,<br />

Delitzsch, Gera sowie Hohen Wangelin) zwischen 20 und 30 %, wodurch die kontinuierliche<br />

Beschickung dieser Anlagen mit qualitativ hochwertigen männlichen und weiblichen<br />

Masthybridkälbern gesichert werden konnte.<br />

Auffällig ist vor allem der hohe Anteil an Besamungen mit 67er-Bullen, der im Wesentlichen<br />

zu Lasten der Besamungen mit Bullen der Rasse Charolais erfolgte. Dies spricht für die hohe<br />

Wertschätzung, die dieser Genotyp bei Milchviehhaltern infolge seiner günstigen reproduktiven<br />

Leistungen (Geburts- und Aufzuchtverhalten) und bei Mästern aufgrund seiner sehr guten<br />

Mastfähigkeit unter verschiedensten Haltungsbedingungen genoss.<br />

Mit steigendem Umfang der Gebrauchskreuzung erhöhte sich der Fleischrindbullenbestand.


Augenfällig ist jedoch, dass der Besamungsbullenbestand ab 1982 weitgehend konstant blieb.<br />

Dagegen stieg der Jungbullenbestand in den zentralen Prüfstationen weiter kontinuierlich<br />

an. Hierin spiegelt sich die verbesserte Selektionsbasis in der Fleischrindzucht der DDR wider.<br />

Die Erhöhung des Fleischrindkuhbestandes ermöglichte nicht nur eine schärfere Selektion bei<br />

den Zuchtbullenkälbern, sondern auch bei den Jungbullen nach der Eigenleistungsprüfung<br />

und trug somit entscheidend zur Sicherung des Zuchtfortschritts bei.<br />

Die Anzahl der in Besamungsstationen gehaltenen Bullen des „Genotyps 67“ wies bis 1980 einen<br />

kontinuierlichen Anstieg auf und erreichte ab diesem Zeitpunkt einen Anteil von etwa 33<br />

% am Fleischrindbesamungsbullenbestand. Dies ist umso bemerkenswerter, da der Anteil der<br />

67er am Jungbullenbestand in Prüfstationen „nur“ bei etwa 27 % lag. Auch dies ist ein Beleg für<br />

die hohe Leistungsfähigkeit dieses Genotyps und damit für die Richtigkeit der Entscheidung<br />

<strong>zum</strong> Aufbau und zur genetischen Konsolidierung der 67er-Zucht.<br />

3.2 Leistungsentwicklung der 67er<br />

Das „Selektionssystem Fleischrindzucht der DDR“ basierte auf fundierten Leistungsprüfungen,<br />

einer wissenschaftlich begründeten Zuchtwertschätzung und umfasste 3 Selektionsstufen.<br />

Die in den einzelnen Stufen des Zuchtsystems angestrebten Selektionsintensitäten waren auf<br />

das Ziel ausgerichtet, leistungsstarke Fleischrindbullen für die Gebrauchskreuzung mit dem<br />

Schwarzbunten Milchrind der DDR zu selektieren.<br />

3.2.1 Leistungsvermögen der weiblichen Tiere in den Zuchtherden<br />

Die Auswahl der Bullenmütter stellte in der Fleischrindzucht der DDR die 1. Selektionsstufe dar.<br />

Die Grundlage der Leistungsprüfungen in den Fleischrindzuchtherden war dabei das „Dokumentationssystem<br />

der Fleischrindzüchtung der DDR“. Hierin war festgelegt, dass neben dem<br />

Geburtsgewicht das Gewicht sowie ausgewählte Körpermaße (Widerrist- bzw. Kreuzbeinhöhe<br />

und Beckenbodenbreite) im Alter der weiblichen Tiere von 18 Monaten sowie nach der 1. und<br />

3. Kalbung zu ermitteln waren. Außerdem waren zu diesen Zeitpunkten die Merkmale Typ, Bemuskelung<br />

an Vor-, Mittel- und Hinterhand sowie Gliedmaßen und Klauen subjektiv mittels<br />

einer Notenskala von 1 bis 9 zu bewerten (Tabelle 13).<br />

In den Zuchtherden war eine positive Leistungsentwicklung hinsichtlich des Gewichts und<br />

des Rahmens der Tiere zu beobachten. Diese hatte ihre Ursachen sowohl im Zuchtfortschritt<br />

durch den gezielten Einsatz bester, leistungsgeprüfter Bullen, als auch in der gestiegenen Erfahrung<br />

in der Bewirtschaftung und Fütterung von Fleischrindern. Allerdings bestanden zwischen<br />

den Zuchtgebieten erhebliche Leistungsdifferenzen, die auf rassespezifi sche Besonderheiten<br />

sowie die differenzierten Umwelt- und Fütterungsbedingungen der territorial z. T. weit<br />

auseinander liegenden Zuchtherden zurückzuführen waren. Zudem muss, insbesondere bei<br />

der Beurteilung der Entwicklung der Jungrinder bis 18 Monate, beachtet werden, dass die Tiere<br />

aus den Thüringer Zuchtbetrieben als Tränkkälber aufgezogen wurden und somit nicht aus<br />

der klassischen Mutterkuhhaltung stammten.<br />

Tendenziell übertrafen die weiblichen Zuchttiere des „Genotyps 67“ in der Gewichtsentwicklung<br />

die Tiere der beiden Ausgangsrassen. Diese Entwicklung ist umso beachtlicher, da noch<br />

vor Ablauf der 70er Jahre zur „In-Sich-Verpaarung“ und damit zur schwierigen Phase der genetischen<br />

Konsolidierung des „Genotyps 67“ übergegangen wurde. Positiv wirkten sich dabei<br />

27


28<br />

Tabelle 13: Leistungsentwicklung des Fleischrindkuhbestandes in den 67er-Zuchtbetrieben<br />

Ge-<br />

VEG (B) VEG (Z) Tierzucht Thüringen<br />

burtsjahrgang<br />

Westenbrügge/Alt Karin<br />

07 (Charolais) 67er<br />

Criewen-Flemsdorf<br />

67er<br />

(Reschwitz, Welkershausen, Zimmern)<br />

67er1) 06 (Fleckvieh)1)<br />

18 1. 3. 18 1. 3. 18 1. 3. 18 1. 3. 18 1. 3.<br />

Mon. Kalb Kalb Mon. Kalb Kalb Mon. Kalb Kalb Mon. Kalb Kalb Mon. Kalb Kalb<br />

Gewichtsentwicklung (in kg)<br />

Bis<br />

1973<br />

432 501 657 443 528 677 337 503 589<br />

1974-<br />

1976<br />

426 540 647 449 538 641 397 463 581 429 509 624 400 510 620<br />

1977-<br />

1980<br />

433 521 629 468 543 672 414 484 597 418 518 635 415 516 631<br />

1981-<br />

1985<br />

447 562 684 472 550 667 456 513 638 425 536 661 421 529 652<br />

1986-<br />

1989<br />

456 573 476 566 477 530 427 535<br />

Entwicklung der Widerrist- bzw. Kreuzbeinhöhe2) (in cm)<br />

Bis<br />

1973<br />

121 125 133 122 127 135 119 128 134<br />

1974-<br />

1976<br />

120 126 132 122 128 134 119 126 135 122 128 133 122 129 136<br />

1977-<br />

1980<br />

121 125 130 123 129 136 120 128 136 121 128 134 122 129 136<br />

1981-<br />

1985<br />

122 131 138 124 133 139 124 132 139 123 134 138 124 135 139<br />

1986-<br />

1989<br />

127 133 130 136 129 135 131 137<br />

Entwicklung der Beckenbodenbreite (in cm)<br />

Bis<br />

1973<br />

51 52 59 50 52 57 45 48 51<br />

1974-<br />

1976<br />

50 54 58 50 52 56 45 48 52 46 48 53 45 49 53<br />

1977-<br />

1980<br />

51 53 56 51 53 57 46 48 53 45 49 54 46 49 54<br />

1981-<br />

1985<br />

51 53 59 51 54 55 48 50 54 47 52 56 47 51 55<br />

1986-<br />

1989<br />

51 54 52 53 48 51 47 51<br />

Entwicklung der Bemuskelung (Note)<br />

Bis<br />

1973<br />

6,3 5,7 6,6 6,2 5,7 6,3 6,2 5,8 6,4<br />

1974-<br />

1976<br />

6,2 5,8 6,5 6,1 5,7 6,4 6,0 5,5 6,1 6,3 5,8 6,3 6,3 5,9 6,5<br />

1977-<br />

1980<br />

6,3 5,8 6,5 6,3 5,8 6,5 6,1 5,6 6,2 6,2 5,9 6,4 6,3 5,9 6,5<br />

1981-<br />

1985<br />

6,2 6,0 6,7 6,3 6,0 6,0 6,0 5,5 5,6 6,4 6,0 6,5 6,3 6,0 6,3<br />

1986-<br />

1989<br />

6,3 6,1 6,4 6,0 5,9 5,3 6,2 5,9<br />

1) Tiere aus der Tränkkälberhaltung!<br />

2) ab 1986 Umstellung von der Widerristhöhe auf die „leichter“ zu messende Kreuzbeinhöhe


insbesondere die sorgfältige Auswahl der Zuchttiere (Bullen und Färsen/Kühe) und die individuelle<br />

Anpaarung der eingesetzten Besamungs- und Deckbullen auf das Leistungsver-mögen<br />

des weiblichen Zuchttierbestandes des „Genotyps 67“ aus.<br />

3.2.2 Zuchtbullen in Reinzucht und Gebrauchskreuzung<br />

Mit Beginn des Aufbaus der Fleischrindzucht mussten auch die Verfahren für die Leistungsprüfung<br />

und Zuchtwertschätzung der Jungbullen (stationäre Eigenleistungsprüfung) und der<br />

Zuchtbullen (Nachkommenprüfung auf Geburts- und Aufzuchtverhalten unter Feldbedingungen<br />

sowie Mast- und Schlachtleistung sowohl alters- als auch gewichtsabhängig unter Stationsbedingungen)<br />

weiterentwickelt werden. Entsprechend des Ziels, der Selektion leistungsstarker<br />

Fleischrindbullen für die Gebrauchskreuzung mit der Milchrindpopulation, wurde<br />

dabei auf rassespezifi sche Anforderungen verzichtet.<br />

Eigenleistungsprüfung von Jungbullen in Aufzuchtstationen<br />

Die Eigenleistungsprüfung der Jungbullen, als 2. Selektionsstufe, baute auf den Prinzipien der<br />

schon seit längerem in der DDR praktizierten Nachkommenprüfung auf, wobei jedoch einer<br />

gesunden Aufzucht aufgrund der möglichen Zuchtverwendung des Einzeltiers eine hohe Beachtung<br />

geschenkt wurde. Sie ermöglichte, unter Berücksichtigung der Kapazität an Prüfplätzen,<br />

der Kostenbelastung und des erreichbaren Zuchtfortschritts infolge der frühen Leistungsinformation<br />

zu den Bullen, eine Optimierung des Gesamtprüfverfahrens.<br />

Die ermittelten Leistungsergebnisse kennzeichnen nicht nur die beachtliche Wachstumsintensität<br />

und -kapazität der in der DDR geprüften Fleischrindjungbullen, sondern auch den erzielten<br />

Zuchtfortschritt. Dies gilt sowohl für die Gewichtsentwicklung und den Futteraufwand,<br />

als auch für die ermittelten Körpermaße (Tabelle 14).<br />

Erhebliche Unterschiede im Leistungsniveau traten dabei zwischen den einzelnen Bullenaufzuchtstationen<br />

auf, die vor allem auf Differenzen im Fütterungsniveau zurückzuführen waren.<br />

Gestützt wird diese Annahme durch die teilweise beträchtlichen Differenzen zwischen den<br />

Merkmalen Energieaufnahme und -aufwand, die auf unterschiedliche Anteile an Energie aus<br />

Kraftfutter in den Futterrationen in den verschiedenen Stationen hindeuten.<br />

Unter diesen Bedingungen dokumentieren die Eigenleistungsprüfergebnisse der Jungbullen<br />

des „Genotyps 67“, sowohl in den Aufzuchtstationen Alt Karin, Woldegk und Groß Kreutz als<br />

auch unter den Bedingungen veränderter Prüfstandards, die erfolgreiche Kombinationskreuzung<br />

der Rassen Charolais und Fleckvieh, die der Zielstellung, der Steigerung des produktiven<br />

Leistungskomplexes (Gewichtsentwicklung und Futterverwertung), entsprach.<br />

Leistungsfähigkeit von Besamungsbullen in der Gebrauchskreuzung<br />

Die Nachkommenprüfung, die anhand von Masthybriden aus der Gebrauchskreuzung unter<br />

Berücksichtigung möglicher „Passereffekte“ erfolgte, bildete als 3. Selektionsstufe zu-gleich die<br />

Grundlage einer rückgreifenden Selektion. Ein vorrangiges Ziel war deshalb die Erhöhung der<br />

Effektivität der Nachkommenprüfung, da der Zuchtfortschritt zu 73 % aus genetischer und 62<br />

% aus ökonomischer Sicht vom väterlichen Erbpfad beeinfl usst wird (BRASCAMP, 1973; TILSCH,<br />

1986). Als Zielgrößen mit hoher ökonomischer Bedeutung wurden die Selektionsmerkmale<br />

29


Tabelle 14: Entwicklung der Eigenleistung von 67er-Bullen in Aufzuchtstationen<br />

30<br />

Standard Standard A1) Standard B2)<br />

Aufzuchtstation Alt Karin3) Woldegk Groß Kreutz<br />

Geburtsjahrgang bis 1974 1974-1978 1976-1979 1980-1985 ab 1986<br />

Genotyp 67 07 06 67 07 064) 67 07 064) 67 07 064) 67 07<br />

Gewichtsentwicklung und Futterverwertung<br />

Geburtsgewicht kg 42 44 42 45 46 42 46 46 44 47 46 43 45 47<br />

Gewicht Prüfbeginn kg 241 226 253 250 243 240 255 248 205 211 206 209 216 211<br />

Prüfende kg 481 464 491 501 495 517 496 488 505 532 511 544 546 548<br />

Prüftagszunahme g 1.311 1.291 1.312 1.375 1.387 1.521 1.325 1.318 1.251 1.335 1.270 1.392 1.379 1.404<br />

Energieaufnahme4) EFr 4.043 4.032 4.467 4.515 4.464 4.619 4.648 4.722 4.751 4.823 4.779 4.544 4.588 4.681<br />

3.084 3.123 3.405 3.284 3.218 3.037 3.508 3.583 3.798 3.613 3.763 3.264 3.327 3.334<br />

EFr/<br />

kg<br />

Energieverwertung je<br />

kg Zuwachs5)<br />

Körpermaße<br />

Widerristhöhe cm 118 117 125 124 122 126 123 121 124 125 122<br />

Kreuzbeinhöhe6) cm 128 130 126 130 131 127<br />

Rumpfl änge cm 137 136 140 142 139 141 142 140 144 145 141 145 146 144<br />

Brusttiefe cm 60 59 63 64 63 64 63 62 63 64 63 66 65 64<br />

Brustumfang cm 178 180 185 185 186 187 186 187 187 188 190 191 190 192<br />

Beckenbodenbreite cm 51 52 45 46 47 46 46 47 46 47 48 49 48 50<br />

1) bis 1979 –› Prüfzeitraum vom 183. bis 365. Lebenstag<br />

2) ab 1980 –› Prüfzeitraum vom 155. bis 395. Lebenstag<br />

3) aus zuchtorganisatorischen und seuchenhygienischen Gründen betriebliche Eigenleistungsprüfung entsprechend des gültigen<br />

Prüfstandag<br />

4) Prüfung von Tieren aus der Saug- und Tränkkälberhaltung!<br />

5)im Zeitraum Standard A 183. bis 365. Lebenstag<br />

Standard B 185. bis 395. Lebenstag<br />

6) ab 1986 Umstellung von der Widerristhöhe auf die „leichter“ zu messende Kreuzbeinhöhe


Geburtsgewicht, Normalgeburten- und Aufzuchtrate sowie Nettozunahme, Energieaufwand,<br />

Fleischteilstücke (in kg) und Nierentalg (in %) begründet (TILSCH U.A., 1979).<br />

Eine hohe Bedeutung wurde der Geburts- und Aufzuchtleistung zugemessen, um mit der Verbesserung<br />

der Vitalität der Kälber die Aufzuchtverluste der leistungsfähigeren Masthybriden<br />

zu senken. Dabei stützte sich das Beurteilungsschema für den Geburtsverlauf (unter Berücksichtigung<br />

der Beziehung zwischen Schwergeburt und Geburtsgewicht) auf die Größe und<br />

das Gewicht der Kälber, während im Aufzuchtverhalten eine Differenzierung nach peri- und<br />

postnatalen Kälberverlusten erfolgte.<br />

Sowohl in diesem Merkmalskomplex als auch in der Mast- und Schlachtleistung wiesen die in<br />

der DDR züchterisch bearbeiteten Fleischrinder Charolais, 67er und Fleckvieh ihr hohes Leistungsvermögen<br />

und ihre gute Kombinationseignung in der Gebrauchskreuzung nach (Tabelle<br />

15 und 16). Auffällig ist die deutliche „Annäherung“ in den Leistungen zwischen den verschiedenen<br />

Genotypen. Das ist darauf zurückzuführen, dass das Ziel die Selektion leistungsstarker<br />

Bullen für die Gebrauchskreuzung war und deshalb für alle geprüften Fleischrindbullen unabhängig<br />

von der Rasse bzw. vom Genotyp die gleichen Selektionsmaßstäbe galten.<br />

Bezüglich des „Genotyps 67“ muss berücksichtigt werden, dass der Übergang zur „In-Sich-Verpaarung“<br />

Ende der 70er Jahre die schwierige Phase der genetischen Konsolidierung einleitete,<br />

die von erheblichen Rekombinationseffekten begleitet war. Diese Effekte wurden durch die<br />

Inhomogenität der Milchrindpopulation verstärkt, die sich bekanntermaßen im Umzüchtungsprozeß<br />

<strong>zum</strong> Schwarzbunten Milchrind der DDR befand. Dass trotzdem ständig leistungsstarke<br />

67er-Bullen für den Einsatz in der Gebrauchskreuzung selektiert werden konnten, spricht für die<br />

außerordentlich hohe Leistungsfähigkeit dieses Genotyps (Tabelle 17).<br />

Tabelle 15: Aufzuchtleistungen von 67er-Bullen in der Gebrauchskreuzung<br />

Quelle<br />

Untersuchungszeitraum<br />

FALK, 1982<br />

1973 … 1979<br />

TILSCH, 1986<br />

1973 … 1983<br />

MARTIN,<br />

1989<br />

1983 … 1986<br />

MARTIN U.A.,<br />

1995<br />

1989 … 1992<br />

GT<br />

1)männliche Masthybriden<br />

2)männliche und weibliche Masthybriden<br />

n<br />

Geburtsverhalten1) Aufzuchtverhalten2)<br />

Geburtsgewicht<br />

kg<br />

Normalgeburten<br />

%<br />

n<br />

Aufzuchtrate<br />

%<br />

06 22.561 42,1 94,15 42.025 94,53<br />

67 4.613 41,0 94,93 9.137 94,15<br />

07 5.472 41,7 92,99 10.628 91,64<br />

06 41.802 41,4 95,01 72.411 94,85<br />

67 6.574 41,5 95,93 8.964 94,07<br />

07 18.399 40,5 93,17 33.202 91,84<br />

06 630 39,7 95,85 1.234 95,59<br />

67 654 40,4 94,38 1.312 94,65<br />

06 798 39,2 96,99 1.527 96,03<br />

67 886 41,0 95,48 1.717 95,56<br />

07 703 41,5 94,45 1.325 94,89<br />

31


Tabelle 16: Entwicklung der Mast- und Schlachtleistung von 67er-Bullen in der Gebrauchskreuzung<br />

32<br />

Mastleistung Schlachtwert und Schlachtkörperqualität<br />

Energie<br />

Schl.-<br />

PTZ<br />

SGw NZ1) FTS2)3<br />

Aufn. Aufw. ausb.<br />

g<br />

kg<br />

g<br />

kg<br />

EFr EFr/kg %<br />

Alter<br />

PE<br />

PD<br />

Tage<br />

Quelle<br />

Untersuchungszeitraum<br />

Gewicht<br />

NiT<br />

%<br />

PE<br />

kg<br />

PB<br />

kg<br />

GT n<br />

450 06 1.956 146 468 1.090 4.002 3.672 59,19 268 596 77,1 2,27<br />

295 67 263 145 482 1.139 3.948 3.466 59,28 276 613 78,2 2,02<br />

BREITENSTEIN U.A., 1979<br />

1973 … 1977<br />

07 686 148 479 1.121 3.976 3.547 59,74 275 611 78,8 2,22<br />

450 06 54 61 468 1.018 3.493 3.431 59,92 271 602 81,2 1,60<br />

400 67 13 59 473 1.034 3.395 3.283 60,47 282 627 83,7 1,88<br />

07 55 63 469 1.016 3.473 3.418 60,83 279 620 83,4 1,56<br />

550 06 40 58 534 952 3.928 4.126 61,48 321 584 92,5 2,54<br />

500 67 10 58 567 1.018 3.852 3.784 62,85 364 662 104,6 2,48<br />

07 33 65 562 993 3.815 3.842 62,36 345 627 100,8 2,56<br />

450 06 40 62 519 1.143 3.498 3.060 60,19 303 676 89,7 3,35<br />

400 67 41 61 527 1.165 3.377 2.899 61,46 312 695 90,6 2,80<br />

07 39 61 521 1.151 3.397 2.951 61,23 307 684 91,5 2,57<br />

450 06 5.364 141 467 1.104 3.868 3.504 59,30 270 593 78,3 2,26<br />

295 67 776 139 471 1.124 3.822 3.400 59,45 273 600 79,5 2,14<br />

07 810 145 477 1.127 3.942 3.498 59,56 277 608 79,4 2,12<br />

450 06 66 158 480 1.089 4.455 4.091 59,43 278 619 83,4 2,48<br />

295 67 108 165 474 1.047 4.400 4.203 59,71 276 613 81,8 2,75<br />

450 06 116 156 485 1.114 3.902 3.503 59,01 279 614 84,3 2,56<br />

295 67 468 145 480 1.137 4.072 3.582 58,33 273 601 81,8 2,53<br />

07 166 142 487 1.169 4.007 3.428 59,39 282 620 83,8 2,28<br />

450 06 84 175 515 1.133 3.958 3.493 59,54 302 672 89,1 2,59<br />

295 67 99 175 516 1.135 3.992 3.517 59,95 305 680 89,9 2,60<br />

07 31 177 521 1.144 3.971 3.471 60,09 307 686 90,1 2,35<br />

NEUMANN UND WEIHER, 1980<br />

1971 … 1978<br />

ROHDE U.A., 19804)<br />

1977 … 1979<br />

TILSCH, 1986<br />

1973 … 1983<br />

MARTIN, 1989<br />

1983 … 1987<br />

NAUMANN, 1989<br />

1986 … 1988<br />

WEIHER U.A., 19904)<br />

1985 … 1988<br />

500 06 170 118 543 1.096 57,42 302 605 3,0<br />

388 67 172 118 528 1.055 57,48 294 588 2,9<br />

07 170 116 539 1.090 57,69 301 603 3,0<br />

MARTIN U. A., 1995<br />

1989 … 1993<br />

1) nach SKJERVOLD (O.A.): Nettozunahme = Schlachtkörpergewichtwarm/Alter bei Schlachtung<br />

2) Fleischteilstücke: Keule mit Hesse, Rücken (Roastbeef, Hochrippe, Filet), Schulter mit Hesse<br />

3) ab 1990 Fleischigkeitsklasse (E = 5 … P =1) statt Fleischteilstücke ( angepaßte Prüfung infolge der veränderten agrarpolitischen Rahmenbedingungen!)<br />

4) zuchtwertbewährte Vatertiere


Tabelle 17: Jahrgangsbeste 67er-Bullen in der Nachkommenprüfung auf Mast- und Schlachtleistung1)<br />

Mastleistung Schlachtwert und Schlachtkörperqualität<br />

ZwKl<br />

Index<br />

n<br />

Gewicht Prüftagszunahme Energieaufwand Nettozunahme Fleischteile3)4) Nierentalg<br />

Bulle<br />

Jahrgang2)<br />

kg g ZW EFr/kg ZW g ZW kg ZW % ZW<br />

1972 Chandi 987439 12 495 1.163 +36 3.269 -187 622 +27 74,2 +2,0 1,81 I<br />

1973 Titus 987470 11 524 1.212 +108 3.361 -263 659 +59 81,3 +8,1 1,62 E<br />

1974 Char- 987518 11 515 1.184 +86 3.443 -158 647 +53 78,2 +6,1 2,13 E<br />

ding<br />

1975 Fleiß 987544 19 497 1.109 +59 3.392 -27 629 +37 75,2 +3,1 2,14 I<br />

1976 Chorin 987310 9 506 1.204 +57 3.180 -60 661 +44 75,0 +5,4 2,19 -0,10 E<br />

1977 Titel 987572 12 476 1.147 +42 3.325 -100 619 +19 79,4 +1,6 2,09 -0,15 I<br />

1978 Dack 987617 23 493 1.190 +54 3.346 -133 617 +20 83,2 +2,9 2,42 +0,10 I<br />

1979 Malo 987638 12 477 1.145 +59 3.579 +13 601 +40 83,5 +6,3 2,42 +0,12 E<br />

1980 Timor 987690 14 478 1.151 +45 3.171 -100 614 +26 85,1 +4,5 1,46 -0,83 ER<br />

1981 Tristan 987736 10 482 1.188 +63 3.133 -140 618 +30 82,1 +4,7 1,86 -0,32 E<br />

1982 Toni 987356 25 499 1.162 +68 3.243 -290 636 +41 84,2 +5,2 2,18 -0,11 ER<br />

1983 Master 987360 15 483 1.143 +62 3.343 -261 599 +25 82,2 +4,6 1,56 -0,50 ER<br />

1984 Mambo 987371 15 492 1.144 +92 3.361 -227 619 +59 86,1 +8,5 2,10 -0,13 EE<br />

1985 Toralf 987921 14 496 1.150 +36 3.037 -308 628 +22 84,5 +3,0 1,87 -0,42 ER<br />

1986 Till 988933 15 515 1.222 +80 3.062 -185 661 +40 88,7 +5,2 1,97 -0,54 ER<br />

1987 Triumph 987995 19 579 1.238 +136 672 +75 4,2 +1,2 161<br />

1988 Zambo 988024 18 526 1.135 +48 590 +16 2,8 +0,3 111<br />

1989 Marian 988071 9 550 1.115 +20 608 +26 2,8 +0,3 117<br />

1) nur altersabhängig (bis <strong>zum</strong> 450. Lebenstag) auf Station geprüfte Bullen!<br />

2) Geburtsjahrgang des geprüften Bullen<br />

3) Fleischteilstücke: Keule mit Hesse, Rücken (Roastbeef, Hochrippe, Filet), Schulter mit Hesse<br />

4) ab Geburtsjahrgang 1987 Fleischigkeitsklasse (E = 5 … P =1) statt Fleischteilstücke (–› angepasste Prüfung infolge der veränderten agrarpolitischen Rahmenbedingungen!)<br />

33


34<br />

4 Der Aufbau der organisierten Uckermärkerzucht ab 1991<br />

Mit der politischen Wende 1989/90 und der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten 1990<br />

ergaben sich völlig neue Rahmenbedingungen für die Organisation der Zuchtarbeit und damit<br />

für die Züchter auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Die ehemals zentral geleitete Tierzucht<br />

wurde durch föderalistische Strukturen (ZUCHT-, VERMARKTUNGS- UND BESAMUNGSORGANI-<br />

SATIONEN) abgelöst. Daraus resultierten auch neue Aspekte für die Durchführung der Leistungsprüfungen,<br />

da das straff organisierte Prüfsystem (ZUCHTHERDE –› EIGENLEISTUNGSPRÜFUNG –›<br />

NACHKOMMENPRÜFUNG) in dieser Form nicht mehr aufrechterhalten werden konnte.<br />

Neben einer erheblichen Ausdehnung der Mutterkuhhaltung erfolgte ab 1992 ein deutlicher<br />

Rückgang der Durchführung von Gebrauchskreuzungen im Milchviehbestand. Dadurch veränderte<br />

sich auch grundlegend die Ziel- und damit Aufgabenstellung der Zuchtbetriebe für die<br />

breite Landeszucht - weg von der nahezu ausschließlichen Produktion von Besamungsbullen für<br />

die Gebrauchskreuzung, hin zur Deckbullenproduktion für die Mutterkuhhaltung in Reinzucht<br />

und Kreuzung! Zudem nahm die Rassenvielfalt in der Herdbuchzucht beträchtlich zu.<br />

Für die aktiven Züchter des „Genotyps 67“ bedeutete diese Entwicklung neue Herausforderungen,<br />

Aufgaben und Ziele, um unter den veränderten Rahmenbedingungen und dem zunehmenden<br />

Konkurrenzdruck der englischen und französischen Fleischrindrassen sowie der internationalen<br />

Fleckvieh-Population „zu überleben“:<br />

die Anerkennung des „Genotyps 67“ als Rasse „Uckermärker“,<br />

die Erarbeitung und Umsetzung eines wissenschaftlich begründeten, effektiven Zuchtprogramms<br />

mit einem klar defi nierten, wissenschaftlich fundierten Zuchtziel,<br />

die Erweiterung und Stabilisierung eines leistungsfähigen Zuchttierbestandes sowie<br />

die Gründung einer eigenen Interessenvertretung.<br />

4.1 Die Rasseanerkennung der Uckermärker<br />

„Wer nicht handelt, dem wird auch der Himmel nicht helfen!“<br />

SOPHOKLES (496 - 406 V.CHR.)<br />

Ausgehend von den guten Erfahrungen bei der züchterischen Entwicklung des „Genotyps 67“<br />

war ein Anliegen der 1990 im Nordosten der DDR gegründeten Zuchtverbände, des Fleischrindverbandes<br />

e.V. Berlin, Brandenburg, <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>, der Rinderproduktion Berlin-<br />

Brandenburg GmbH und des <strong>Rinderzucht</strong>zuchtverbandes <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> e.G.,<br />

der Erhalt und die züchterische Weiterentwicklung der „67iger“ als Rasse. Doch obwohl bereits<br />

1991 Zuchttiere dieses Genotyps auf der ersten Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung<br />

„BRALA 1991“ in Paaren-Glien und der ersten <strong>Mecklenburg</strong>-Vorpommerschen Landwirtschaftsausstellung<br />

„MELA 1991“ in Güstrow-Mühlengeez, einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wurden,<br />

erwies sich die Anerkennung des „Genotyps 67“ als eigenständige Rasse als ein steiniger<br />

Weg, der von Vorurteilen und Widersprüchen ebenso geprägt war, wie von züchterischen Fehlorientierungen.<br />

Nach langwierigen und kontroversen Diskussionen zu den rechtlichen Fragen einer Rasseanerkennung<br />

beschlossen der Vorstand und der Beirat des Fleischrindverbandes am 16.09.1991 den<br />

„Genotyp 67“ unter dem Namen „Uckermärker“ im Herdbuch zu führen.<br />

Von diesem Beschluss wurde die Geschäftsführung des Bundesverbandes Deutscher Fleischrinderzüchter<br />

und -halter e.V. (BDF) durch den Fleischrindverband mit Schreiben vom 01.10.1991<br />

in Kenntnis gesetzt, die diese Problematik als Antrag an die Mitgliederversammlung des BDF


verwies.<br />

Allerdings zog der damalige Vorsitzende des Fleischrindverbandes, HERR DR. EMIL RESSIN, diesen<br />

Antrag auf der Ordentlichen Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Deutscher<br />

Fleischrinderzüchter und -halter e.V. (BDF) am 11.03.1992 in Neuenstein-Aua kurzfristig zurück.<br />

Nach erheblichen Diskussionen im Vorfeld dieser Versammlung führten folgende Gründe zu dieser<br />

Entscheidung:<br />

Die Tiere wurden unter Berufung auf die bundesdeutsche Tierzuchtgesetzgebung, trotz intensiver<br />

Leistungsprüfung - von deren Qualität sich Zuchtleiter und interessierte Züchter aus<br />

dem Altbundesgebiet am 06./07.09.1990 anlässlich eines Züchtertreffens überzeugen konnten<br />

- und jahrelangen „In-Sich-Züchtung“, als Gebrauchskreuzungen und damit als nicht herdbuchfähig<br />

eingestuft.<br />

Für eine Rasseanerkennung erschien der infolge der begonnen Abwicklung der<br />

staatlichen Zuchtbetriebe durch die Treuhandanstalt verringerte Tierbestand<br />

(329 Kühe Ende des Jahres 1991) als nicht ausreichen, da er keine effektive Zuchtarbeit (Selektion)<br />

ermöglichen würde.<br />

Deshalb befasste sich die Mitgliederversammlung des Fleischrindverbandes e.V. Berlin, Brandenburg,<br />

<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> am 11.04.1992 in Lindow intensiv mit der Problematik der Anerkennung<br />

des „Genotyps 67“ als Rasse „Uckermärker“. In einer sehr emotional geführten Diskussion<br />

forderten die Züchter eindeutig, den „Genotyp 67“ zu erhalten und als Rasse sowohl für die<br />

Reinzucht als auch für Kreuzungszwecke im Herdbuch des Verbandes zu führen und züchterisch<br />

zu bearbeiten. Durch Beschluss der Mitgliederversammlung wurde deshalb der Vorstand beauftragt,<br />

endgültig die Rasseanerkennung mit dem Bundesverband Deutscher Fleischrinderzüchter<br />

und -halter e.V. (BDF) zu klären.<br />

Entsprechend dieses Auftrages beschlossen Vorstand und Beirat des Fleischrindverbandes am<br />

23.04.1992, einen erneuten Antrag auf Rasseanerkennung beim BDF zu stellen. In Gesprächen<br />

mit dem BDF und den zuständigen Behörden in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> und Brandenburg<br />

wurde jedoch deutlich, dass die Rasseanerkennung in die Hoheit der Bundesländer und nicht<br />

in die Zuständigkeit des Bundesverbandes Deutscher Fleischrinderzüchter und -halter e.V. und<br />

seiner Mitgliederversammlung fällt.<br />

Aus diesem Grunde stellte der Fleischrindverband am 05.08.1992 beim Landwirtschaftsministerium<br />

des Landes <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> in Schwerin den Antrag auf Anerkennung des<br />

„Genotyps 67“ als Rasse „Uckermärker“ unter Vorlage des Zuchtziels und -programms.<br />

Außerdem wurden in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit den beiden Partnerverbände,<br />

der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH und dem <strong>Rinderzucht</strong>zuchtverband<br />

<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> e.G., folgende Maßnahmen zur Beschleunigung des Erhalts und der<br />

Weiterzüchtung der Uckermärker eingeleitet:<br />

die Präzisierung des Zuchtziels und -programms (vor allem unter dem Aspekt der für eine<br />

effektive Zuchtarbeit notwendigen Erweiterung der Zuchttierbasis) und<br />

die Erfassung aller Betriebe, die Uckermärker hielten, um sie für die aktive Herdbuchzucht zu<br />

gewinnen und somit möglichst viele Tiere im Herdbuch zu registrieren.<br />

Der Prozess der Rasseanerkennung der „Uckermärker“ wurde in dieser schwierigen Phase durch<br />

Herrn DIETMAR SCHULZE, Amtsleiter des Landwirtschaftsamtes Angermünde, begleitet. Insbesondere<br />

engagierte er sich für den Erhalt des Criewener Tierbestandes als Basis für den Aufbau<br />

neuer Zuchtherden dieser jungen Rasse.<br />

Zudem fand der Antrag auf Rasseanerkennung aktive Unterstützer in DR. KARL VON LEDEBUR<br />

vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie DR. KLAUS MEYN,<br />

Geschäftsführer der ADR und des BDF. Auf ihre Initiative hin befassten sich die Tierzuchtrefe-<br />

35


36<br />

renten des Bundes und der Länder auf ihrer Tagung am 25./26.08.1992 mit der Problematik der<br />

Zulassung der Rasse Uckermärker. Diese wiesen eindeutig daraufhin, dass eine Rasseanerkennung<br />

Bestandteil des Bescheids über die Zulassung von Zuchtverbänden ist.<br />

Damit war der Weg frei für die Rasseanerkennung. Mit Schreiben vom 22.03.1993 wurde dem<br />

Fleischrindverband durch das Landwirtschaftsministerium <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> in Abstimmung<br />

mit dem Landwirtschaftsministerium Brandenburgs mitgeteilt, dass „das Zuchtprogramm<br />

dieser einheimischen Rasse Bestandteil des Bescheides vom 13.01.1993 über die Anerkennung<br />

des Fleischrindverbandes im Sinne des § 7 des Tierzuchtgesetzes ist“.<br />

Die Rasseanerkennung war verdienter Lohn für die Beharrlichkeit der Züchter, aber auch Bestätigung<br />

der engagierten Arbeit der Mitarbeiter der in beiden Ländern tätigen Zuchtverbände.<br />

Dank der wohlwollenden Begleitung und Unterstützung durch die zuständigen Behörden<br />

in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> und Brandenburg konnten somit die rechtlichen Grundlagen<br />

für die Züchter dieser bodenständigen, produktiven Rasse gesichert werden, um in der<br />

Fleischrindzucht und Mutterkuhhaltung erfolgreich zu wirken.<br />

4.2 Entwicklung und Ziele der „Interessengemeinschaft Uckermärker“<br />

Nach der offi ziellen Anerkennung der Rasse der Uckermärker im Jahr 1993 fanden sich am<br />

06.04.1993 in Eberswalde-Finow 39 Züchter zusammen, um über die weitere Zukunft der<br />

Zucht der Rasse Uckermärker zu beraten.<br />

Diese Beratung war notwendig, da infolge der Abwicklung und Privatisierung der staatlichen<br />

Zuchtbetriebe sowie der Umstrukturierung der Landwirtschaftsbetriebe in den neuen Bundesländern<br />

der Zuchttierbestand dieser Rasse von 526 Kühen im Jahr 1989 auf 346 Zuchttiere<br />

im Jahr 1992 zurückgegangen war. Intensiv wurden deshalb die Fragen diskutiert, wie<br />

die Rasse Uckermärker auf einen Stand zu bringen ist, der aus populationsgenetischer Sicht<br />

die Existenz der Rasse langfristig sichert, und<br />

sie noch stärker in den neuen Bundesländern etabliert werden kann.<br />

Viele der eingebrachten Hinweise, Ideen und Vorschläge fl ossen in das an die zu lösenden Aufgaben<br />

angepasste Zuchtprogramm für die Rasse und in einen Satzungsentwurf für eine zu<br />

gründende Interessenvertretung der Uckermärker-Züchter ein.<br />

Im Ergebnis der Diskussion waren es elf natürliche und juristische Personen, die an diesem Tag<br />

die „Interessengemeinschaft Uckermärker" gründeten:<br />

- GUT TIERPRODUKTION CRIEWEN GMBH,<br />

- FLEISCHRINDERZUCHT GMBH SIELOW,<br />

- GUT AGRAR GMBH KEMMEN,<br />

- AEVG E.G. STEGLITZ,<br />

- FLECKVIEHZUCHT TOLLENSETAL GMBH GROSS TEETZLEBEN,<br />

- HERR EIKE SCHÖN-PETERSEN, LEOPOLDSHAGEN,<br />

- HERR ARNO SCHÜTZLER, KUMMEROW,<br />

- CRIEWENER AGRARGENOSSENSCHAFT E.G.,<br />

- AHV PASSOW,<br />

- PVA GMBH BANTIKOW UND<br />

- HERR WILLI KRUMMNOW, GOLZOW.<br />

Als oberstes Gremium bestimmten die Mitglieder der Interessengemeinschaft aus ihrer Mitte<br />

eine ständige Arbeitsgruppe, zu deren Sekretär HERR WALTER WINTER ernannt wurde.<br />

Am 06.10.1994 wurde HERR WOLFRAM HOTZLER (Sielow) durch die Uckermärker-Züchter <strong>zum</strong><br />

Vorsitzenden der Interessengemeinschaft gewählt, der diese Funktion nach 10jähriger enga-


gierter Arbeit am 27.11.2004 an HERRN SVEN DETER (Wulkow) weitergab.<br />

Grundsatz der Arbeitsgruppe war von Anfang an, dass eine Rasse nur durch das Engagement<br />

ihrer Züchter leben kann. Aus diesem Grunde löste man sich auch sehr schnell von der Vorstellung,<br />

dass die Entwicklung der Uckermärker nur mit staatlicher Unterstützung möglich ist.<br />

Deshalb wurden folgende Prinzipien als Grundlage der Tätigkeit der Arbeitsgruppe geplant:<br />

eine enge partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den im Zuchtgebiet der Rasse tätigen<br />

Verbänden sowie den Behörden und Institutionen der jeweiligen Bundesländer,<br />

die Erarbeitung des Zuchtziels und die Entwicklung gemeinsamer Zuchtstrategien,<br />

die Beschickung von Auktionen über die Landesgrenzen hinaus,<br />

zwei bis drei Beratungen im Jahr in verschiedenen Zuchtbetrieben und<br />

eine jährliche Züchterversammlung, als Rechenschaftslegung der Arbeitsgruppe und der<br />

Verbände <strong>zum</strong> Stand der Zuchtarbeit in der Population und als aktuelle Information der<br />

Züchter zur Leistungsentwicklung der Rasse - <strong>hier</strong>bei wird immer wieder der Vergleich mit<br />

den Ausgangsrassen gesucht.<br />

In ihrer Tätigkeit werden die Interessengemeinschaft Uckermärker und ihre Arbeitsgruppe<br />

von der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH und dem <strong>Rinderzucht</strong>verband <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

e.G. organisatorisch im jährlichen Rhythmus begleitet. In diese Arbeit<br />

war auch der Fleischrindzuchtverband e.V. Berlin, Brandenburg, <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

bis zu seiner Aufl ösung Ende 2003 eingebunden. Dieses nicht unbedingt selbstverständliche<br />

Engagement erklärt sich mit dem Einzigartigen der Rasse Uckermärker: Sie ist in der Region<br />

neu gezüchtet worden, in der die genannten Zuchtorganisationen aktiv tätig waren bzw. noch<br />

heute sind. Züchter und Verbände sehen deshalb in der Rasse Uckermärker ein Stück Heimat<br />

und das heute mehr denn je.<br />

Zu einem Höhepunkt in der Arbeit der „Interessengemeinschaft Uckermärker“ entwickelten<br />

sich die jährlichen Züchterversammlungen. Sie sind infolge ihrer Informationsfülle und der<br />

Chancen eines intensiven Meinungs- und Erfahrungstausches nicht nur bei den Uckermärker-<br />

Züchtern sehr beliebt, worauf die seit Jahren stabilen Teilnehmerzahlen hinweisen, sondern<br />

weckten auch das Interesse anderer Züchter an dieser Rasse.<br />

Dies trug in erheblichem Maße mit dazu bei, dass sich seit der Gründung die Zahl der Zuchtbetriebe<br />

und Mitglieder in der Interessengemeinschaft vervielfacht und inzwischen auf 46<br />

erhöht hat. Der Bestand an Herdbuchkühen beträgt heute über 2.500 Stück bei einer durchschnittlichen<br />

Herdengröße von 55 Kühen. Obwohl damit ein Tierbestand erreicht ist, der aus<br />

populationsgenetischer Sicht den Fortbestand der Rasse sichert, wissen alle in der Interessengemeinschaft<br />

organisierten Züchter um die besondere Stellung ihrer Rasse. Sie sind sich in hohem<br />

Maße im Klaren darüber, dass weiterhin alles dafür getan werden muss, um den Bestand<br />

an Herdbuchkühen allein im Ursprungsgebiet auf ca. 4.000 Tiere auszuweiten.<br />

Ziel der Arbeitsgruppe ist es deshalb, viele Interessenten von den Vorzügen und der Leistungsfähigkeit<br />

ihrer Rasse zu überzeugen. Einer der Schwerpunkte ist daher die ständige Präsenz der<br />

Rasse mit leistungsstarken Tieren auf Ausstellungen.<br />

Ein erster Achtungserfolg in der bundesweiten Anerkennung der Rasse Uckermärker war dabei<br />

die für Aufsehen sorgende Beschickung der „INTERNATIONALEN GRÜNEN WOCHE 1993“<br />

mit Demonstrationstieren dieser Rasse.<br />

Anlässlich der „5. BUNDESSCHAU FLEISCHRINDER“, die im Rahmen der „INTERNATIONALEN<br />

GRÜNEN WOCHE 2002“ stattfand, wurden erstmalig mit den Kühen „ILONE“ aus der Zucht von<br />

Sven Deter (Wulkower Agrar GmbH) sowie „THEA“ aus der Zucht von Renate und Günter Giese<br />

(Schwedt) „BUNDES-CHAMPIONS DER RASSE UCKERMÄRKER“ gekürt. Nicht nur der Erfolg dieser<br />

beiden Kühe, sondern die Qualität und die Leistungsfähigkeit aller vorgestellten Tiere der<br />

37


38<br />

Uckermärker-Kollektion beeindruckten die Besucher der Schau und zogen das Interesse vieler<br />

Züchter auf sich.<br />

Der absolute Höhepunkt für die Züchter war jedoch die „1. BUNDESSCHAU DER RASSE UCKER-<br />

MÄRKER“ auf der „INTERNATIONALEN GRÜNEN WOCHE 2007“. Vor einem breiten und sachkundigen<br />

Publikum präsentierten 11 Züchter 41 Tiere und kürten ihre „BUNDES-CHAMPIONS“ und<br />

„RESERVESIEGER“ in den Kategorien<br />

- Bullen: „TIMOR“ aus der Zucht von Steffen Hagedorn und vorgestellt von Sven De-ter<br />

(Wulkower Agrar GmbH) sowie „NORRIS P“ von Volker Naschke (Schen-kendöbern),<br />

- Kühe: „SONNE“ aus der Zucht von Steffen Hagedorn (Wittenbeck) und „TRINE“, gezüchtet<br />

im Gut Criewen und vorgestellt von der Agrar GmbH Biesen und den Vorbesitzern<br />

Renate und Günter Giese (Schwedt) sowie<br />

- Färsen: „DARA“ aus der Delta Tier-, Landwirtschaftliche Erzeugnisse und Handels-gesellschaft<br />

mbH Passow sowie „GRITT“ aus der Zucht von Uwe Müßigbrodt (Marktfruchtbetrieb<br />

und Uckermärkerzucht Schulzendorf ).<br />

Das Engagement der Züchter und die hervorragende Qualität aller aufgetriebenen und im<br />

Ring vorgestellten Tiere überzeugten dabei nicht nur die Besucher der „GRÜNEN WOCHE<br />

2007“, sondern sorgten auch dafür, dass die Uckermärker heute im In- und Ausland „in aller<br />

Munde“ sind.<br />

Die Rasse Uckermärker kann mit ihren Züchtern nur auf einen historisch kurzen Entwicklungszeitraum<br />

zurückblicken. Sie hat sich in den Ländern Brandenburg und <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

etablieren können, weil sich insbesondere ihre Züchter in enger partnerschaftlicher Zusammenarbeit<br />

mit den im Zuchtgebiet der Rasse tätigen Zuchtverbänden sehr stark für ihren<br />

Erhalt und ihre Verbreitung engagiert haben.<br />

Die Uckermärker-Züchter gehören heute zu den aktivsten in ihren Bundesländern. Das beweisen<br />

sie in der täglichen Zuchtarbeit ebenso wie in der Beschickung von Auktionen oder in der<br />

Repräsentation der Rasse auf Ausstellungen und Tierschauen. Deshalb liegt die Formel des<br />

Erfolges der Rasse Uckermärker im Grundsatz „Die Rasse lebt mit ihren Züchtern“,<br />

der die Garantie für den Fortbestand und die weitere Entwicklung der Rasse ist.<br />

4.3 Entwicklung der Herdbuchzucht<br />

Die 1990 noch von der DDR-Regierung gegründete Treuhandanstalt begann insbesondere<br />

nach der „Wirtschafts- und Währungsunion“ mit der Bundesrepublik Deutschland auch mit der<br />

Abwicklung der zentral- bzw. bezirksgeleiteten Zuchtbetriebe, in denen die FleischrindZuchtherden<br />

der ehemaligen DDR gehalten wurden.<br />

Für den „Genotyp 67“ bestand damit die reale Gefahr des Untergangs, da er als Gebrauchskreuzung<br />

- also nicht herdbuchfähig - und somit als Nutzvieh „abgestempelt“ wurde. Durch diese<br />

züchterische Fehlorientierung war es auch für viele Landwirte nicht möglich, den tatsächlichen<br />

Wert der erworbenen Tiere zu erkennen.<br />

Unter diesen Bedingungen waren deshalb Zivilcourage und wissenschaftlich begründete<br />

Zuchtarbeit prägend für das weitere Schicksal der Tiere des ab 1993 als Rasse „Uckermärker“<br />

anerkannten „Genotyps 67“. Infolge der engagierten Arbeit der Uckermärker-Züchter, gestützt<br />

auf die in Brandenburg und <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> tätigen Zuchtverbände und unterstützt<br />

durch die zuständigen Behörden und landwirtschaftlichen Forschungseinrichtungen


in Brandenburg und <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> gelang es innerhalb eines historisch kur-zen<br />

Zeitraums von ca. 15 Jahren, einen Zuchttierbestand von über 2.500 Kühen aufzubauen, der<br />

aus populationsgenetischer Sicht die Existenz der Rasse langfristig sichert.<br />

4.3.1 Zuchtprogramm und Zuchtziel der Rasse Uckermärker<br />

„In neuen synthetischen Rassen sollten die Fehler der Vergangenheit dadurch vermieden werden,<br />

daß man die effektive Populationsgröße groß genug läßt, so daß die anfänglichen Vorteile der vermehrten<br />

Heterozygotie nicht durch eine zu frühe In-Sich-Zucht der synthetischen Rasse vergeudet<br />

werden.“<br />

Prof. G.E. Dickerson (1974)<br />

Die Rasse Uckermärker verdankt ihre günstige Entwicklung in den letzten 15 Jahren in besonders<br />

hohem Maße dem Wirken der in Brandenburg und <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> aktiven<br />

Zuchtverbände. Durch eine auf einem wissenschaftlich begründeten Zuchtprogramm<br />

und -ziel basierende exakte Herdbuchführung, Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung<br />

schufen diese die entscheidenden Voraussetzungen für die Herauszüchtung leistungsstarker<br />

Vatertierlinien und Kuhfamilien.<br />

Auf der Grundlage der Zuchtprogramme der Verbände wurde für die Rasse Uckermärker ein<br />

aus populationsgenetischer Sicht angepasstes Zuchtprogramm zur Sicherung und Stabilisierung<br />

der Herdbuch-Zucht entwickelt und konsequent umgesetzt. Wesentliche Schwerpunkte<br />

bilden dabei:<br />

die Fortführung der bewährten Maßnahmen zur Sicherung des züchterischen Vorlaufs für<br />

die qualitative Verbesserung der Aufzuchtleistung und Fleischleistung der Rasse bei produktivstem<br />

Einsatz aller Fonds –› Reinzucht und Leistungsprüfung in entsprechend modifi -<br />

zierter, an die deutsche Tierzuchtgesetzgebung angepasster Form,<br />

die zeitlich begrenzte Durchführung eines Neuzüchtungsprogramms unter Verwendung<br />

der beiden Ausgangsrassen zur Erweiterung der Reinzuchtpopulation und<br />

die Zucht im Komplex mit anderen leistungsbestimmenden Kriterien –› Tiergesundheit,<br />

Fruchtbarkeit und Widerstandsfähigkeit.<br />

Insbesondere das 1993 in Abstimmung mit den staatlichen Einrichtungen in <strong>Mecklenburg</strong>-<br />

<strong>Vorpommern</strong> und Brandenburg begonnene und bis 2003 befristete Neuzüchtungsprogramm<br />

führte zu der aus populationsgenetischer Sicht notwendigen schnellen Bestandserweiterung.<br />

Es ermöglichte nicht nur interessierten Züchtern auf Antrag einen „Einstieg“ in die Uckermärker-Zucht,<br />

sondern gewährleistete auch eine genealogische Erweiterung der Zuchttierbasis.<br />

Mit der Manifestierung des Merkmals Hornlosigkeit in der Rasse stellten sich die Uckermärker-<br />

Züchter zugleich<br />

den gestiegenen Anforderungen des Tier- und Arbeitsschutzes bei der Haltung von Mutterkühen<br />

in größeren Tierbeständen,<br />

Tierschutzvorschriften <strong>zum</strong> Enthornen sowie<br />

ökonomischen Zwängen –› u. a. Arbeitsaufwand für das Enthornen, Verringerung der Wertminderung<br />

an Schlachtkörper und Haut infolge von Hornstößen bei Rangkämpfen, die erkennbare<br />

Tendenz der besseren Bezahlung hornloser Tiere durch die Mäster.<br />

39


40<br />

Zuchtziel der Rasse Uckermärker<br />

Die Umgestaltung der Landwirtschaft nach der politischen Wiedervereinigung beider deutscher<br />

Staaten setzte neue Eckpunkte für die Fleischrindzucht und damit auch für die Ausrichtung<br />

des Zuchtzieles der Rasse Uckermärker - weg von der Produktion von Besamungsbullen<br />

für die Gebrauchskreuzung mit der Milchrindpopulation, hin zur verstärkten Deckbullenproduktion<br />

für die Mutterkuhhaltung sowohl in Reinzucht als auch in Kreuzung.<br />

Bei der Erarbeitung und wissenschaftlichen Begründung des Zuchtziels wurde berücksichtigt,<br />

dass die Uckermärker ein eigenständiges, unverwechselbares Leistungsprofi l benötigen, das<br />

für eine klar defi nierte Betriebs- und Marktsituation eine hohe Wirtschaftlichkeit erwarten<br />

lässt. Es wurde deshalb als Aufgabenstellung für die Züchter unter Berücksichtigung der biologischen<br />

Möglichkeiten und der perspektivischen Bedingungen abgeleitet.<br />

Zielstellung<br />

Körperbau<br />

Farbe<br />

Zucht von Rindern, die den wirtschaftlichen Erfordernissen der mutterkuhhaltenden Betriebe und<br />

der Gebrauchskreuzung in der Milchrindpopulation entsprechen<br />

rahmige Tiere mit viel Länge, Breite und Tiefe<br />

gut ausgebildete Bemuskelung an Schulter, Rücken, Lende und Keule<br />

korrektes Fundament (insbesondere Gliedmaßen und Klauen) für problemlose Stall- und Weidehaltung<br />

weiß bis Cremefarben sowie gedeckt, gefl eckt bzw. gescheckt in den Farbabstufungen vom hellen<br />

Gelb bis Rotbraun auf weißem Grund<br />

Eigenschaften<br />

Leichtkalbigkeit, ausgeprägte Mütterlichkeit (hohe Säugeleistung) und Gutartigkeit<br />

Frohwüchsigkeit der Kälber bzw. Absetzer sowie langanhaltendes Fleischansatzvermögen ohne<br />

wertmindernde Verfettung der Schlachtkörper in der Ausmast<br />

sehr gute Schlachtkörper bei hoher Ausschlachtung, hohem Fleischanteil und vorzüglicher Fleischqualität<br />

Maße und Gewichte männlich weiblich<br />

5 Jahre<br />

–› Kreuzbeinhöhe (in cm) um 150 138 - 142<br />

–› Gewicht (in kg) 1.100 - 1.300 700 - 800<br />

4.3.2 Bestandsentwicklung (Herdbuchzuchtbetriebe und -tiere)<br />

Während in der DDR der „Genotyp 67“ im Wesentlichen nur in 2 Fleischrindzuchtbetrieben,<br />

dem VEG (B) Westenbrügge/Alt Karin und dem VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf, gezüchtet<br />

wurde, war nach 1990 eine deutliche Erhöhung der Anzahl Herdbuch-Zuchtbetriebe zu<br />

verzeichnen.<br />

Gegenwärtig werden in 46 Betrieben Uckermärker gezüchtet, von denen jeweils 23 durch die<br />

Abteilungen Fleischrind der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH und des <strong>Rinderzucht</strong>verbandes<br />

<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> e.G. betreut werden (Tabelle 18).<br />

Eine positive Entwicklung wies der Herdbuch-Kuhbestand seit 1991 auf. Dabei konnte durch<br />

das zeitlich befristete Neuzüchtungsprogramm der Bestandsaufbau deutlich beschleunigt<br />

werden, so dass heute über 2.500 Herdbuch-Kühe in den nordöstlichen Zuchtbetrieben gehalten<br />

werden. Damit ist ein Tierbestand erreicht, der aus populationsgenetischer Sicht den<br />

Fortbestand der Rasse sichert.<br />

Auffällig ist allerdings die unterschiedliche Struktur der Uckermärker-Zuchtbetriebe (HB-Kühe/Betrieb)<br />

in den einzelnen Verbänden. Dies hat seine Ursache in der „differenzierten Abwick-


lung“ der staatlichen Zuchtbetriebe durch die Treuhandanstalt nach der Wirtschafts- und Währungsunion<br />

im Juli 1990. Während der 67er-Bestand des VEG (Z) Tierzucht Criewen-Flemsdorf<br />

im Wesentlichen als Grundlage der aufzubauenden Tierbestände an Brandenburger Züchter<br />

verkauft wurde, ging mit den 67ern aus dem VEG (B) Westenbrügge/Alt Karin ein züchterisch<br />

wertvoller Tierbestand vor allem für die Uckermärker-Zucht in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

nahezu vollständig verloren. Dadurch war in <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> ein Neuanfang der<br />

Uckermärker-Zucht insbesondere über das Neuzüchtungsprogramm notwendig, wodurch<br />

sich die Zuchtbetriebe noch weitgehend im Bestandsaufbau befi nden.<br />

Als Voraussetzung für die planmäßige Zuchtarbeit konnte außerdem seit Beginn der organisierten<br />

Uckermärker-Zucht ein stabiler und leistungsstarker Zuchtbullenbestand, gesichert<br />

werden. Zu beachten ist, dass der auffällige Rückgang der Anzahl Bullen ab 2004 statistische<br />

Ursachen hat, da im Gegensatz zu den anderen Verbänden im FRV bis zu dessen Aufl ösung<br />

<strong>zum</strong> 31.12.2003 alle im Deckeinsatz aktiven Bullen erfasst („gezählt“) wurden.<br />

4.4 Leistungsentwicklung der Uckermärker<br />

„Einige Züchter können am Tier viel sehen, andere wiederum wenig, aber keiner ist in der Lage<br />

alles zu sehen. Deshalb sollte kein Züchter versuchen, Dinge zu sehen, die man mit Zahlen besser<br />

messen kann, und er sollte die Grenzen der visuellen Beurteilung ebenso erkennen wie die Grenzen<br />

der Zuchtwerte.“<br />

P. Massmann (2003)<br />

Die wichtigste Grundlage für eine wirkungsvolle Selektion von Zuchttieren sind Leistungsprüfungen.<br />

Das Ziel ist dabei die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit<br />

durch Leistungssteigerung und Kostensenkung. In Verbindung mit einem optimalen<br />

Ma-nagement (Haltung, Fütterung) im Zuchtbetrieb sichern somit Leistungsprüfungen<br />

langfristig auch die Existenzgrundlage der Uckermärker-Zuchtbetriebe.<br />

4.4.1 Leistungsstand in der Herdbuchzucht<br />

Uckermärker stellen unter vielfältigen Produktionsbedingungen (sowohl konventionell als<br />

auch ökologisch, vom mehr ideell geprägten Ansatz bis hin <strong>zum</strong> wirtschaftlich bedeutsamen<br />

Betriebszweig) und verschiedensten Standortbedingungen (vom Sandstandort bis hin <strong>zum</strong><br />

Niedermoor) ihr Leistungsvermögen unter Beweis. Das zeigen die in den Zuchtbetrieben ermittelten<br />

Ergebnisse der Absetzer- und Jährlingswägungen (Tabelle 19 und 20). Dabei wurde<br />

tendenziell in den letzten Jahren eine Leistungssteigerung erreicht. Dies ist umso beachtlicher,<br />

da in den vergangenen 17 Jahren eine erhebliche Bestandserweiterung erfolgte, so dass nur<br />

in begrenztem Umfang Leistungsselektionen im weiblichen Tierbestand möglich waren. Die<br />

Ursachen für dieses Leistungsvermögen sind vielfältig, wobei u. a. zu nennen sind:<br />

die sorgfältige Auswahl der Zuchttiere (Bullen und Färsen/Kühe als Ausgangsbasis) für das<br />

zeitlich begrenzte Neuzüchtungsprogramm sowie konsequent durchgesetzte Regelungen<br />

für die weitere Zuchtbenutzung dieser Tiere (z.B. vorgeschriebenes Leistungsniveau),<br />

die individuelle Anpaarung der eingesetzten Deck- und Besamungsbullen sowie<br />

die ständige Verbesserung des Herdenmanagements in den Zuchtbetrieben.<br />

41


Tabelle 18: Entwicklung der Uckermärker-Herdbuchzucht<br />

42<br />

Jahr 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Herdbuchzuchtbetriebe<br />

gesamt 2 9 16 24 27 35 35 42 48 44 47 52 61 52 53 51 46<br />

FRV1) 1 7 10 16 17 20 21 20 26 24 27 28 31<br />

RBB 1 2 6 6 9 14 12 20 20 18 15 18 21 29 28 28 23<br />

davon<br />

RMV 2 1 1 1 1 1 1 4 5 8 22 24 22 23<br />

SRV 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

Herdbuchkühe<br />

gesamt 329 346 393 526 533 690 1002 1255 1422 1715 1960 1968 2185 2201 2293 2329 2562<br />

HB-Kühe/Betrieb 164 38 24 21 19 19 28 29 29 38 41 37 35 42 43 45 55<br />

Herdbuchkühe nach Verbänden<br />

gesamt 299 311 259 321 309 423 552 615 642 821 918 971 891<br />

FRV1)<br />

HB-Kühe/Betrieb 299 44 25 20 18 21 26 30 24 34 34 34 28<br />

gesamt 30 35 134 193 224 267 408 599 732 840 974 943 1198 1631 1596 1519 1598<br />

HB-Kühe/Betrieb 30 17 22 32 24 19 34 29 36 46 64 52 57 56 57 54 69<br />

RBB<br />

gesamt 12 - - 25 25 26 26 43 25 67 540 660 771 964<br />

HB-Kühe/Betrieb 6 - - 25 25 26 26 10 8 8 24 27 35 42<br />

RMV<br />

gesamt 17 16 22 28 25 29 29 30 37 39<br />

HB-Kühe/Betrieb 17 16 22 28 25 29 29 30 37 39<br />

SRV<br />

Herdbuchbullen<br />

gesamt 16 13 22 32 42 49 75 65 104 77 104 98 128 58 63 65 66<br />

FRV1) 13 8 17 25 27 30 58 41 66 50 73 66 94<br />

RBB2) 3 5 5 7 15 18 9 16 27 18 26 20 25 39 38 41 37<br />

davon<br />

RMV2) 1 4 4 5 4 2 7 7 17 22 21 29<br />

SRV2) 4 4 6 5 3 5 2 2 3 3<br />

1) ab 01.01.2004 Aufnahme der Mitgliedsbetriebe des <strong>zum</strong> 31.12.2003 aufgelösten FRV durch die RBB und RMV<br />

2) statistisch wurden nur aktive Bullen mit Nachkommen erfasst


Maßgeblich für die Leistungsentwicklung war aber auch die scharfe Selektion der zu körenden<br />

Jungbullen. Dies wird aus dem Vergleich der vergebenen Bemuskelungsnoten anlässlich der<br />

Absetzerwägungen (aber auch der Jährlingswägungen) mit den Noten zu den Körungen deutlich<br />

(Tabelle 21). Auffällig ist dabei der hohe Anteil gekörter Uckermärker-Bullen im Hauptzuchtgebiet<br />

Berlin-Brandenburg und <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>. Dies weist auf die hohe Akzeptanz<br />

der Rasse bei den Mutterkuhhaltern in beiden Ländern hin.<br />

Zudem zeigen die in den Prüfstationen Dornburg und Neuenhagen sowie Laage und Groß<br />

Kreutz sowohl in Gebrauchskreuzung als auch in der Reinzucht ermittelten Ergebnisse zur<br />

Mast- und Schlachtleistung das hohe Fleischbildungsvermögen der Uckermärker (Tabelle 22<br />

und 23). Allerdings müssen bei der Bewertung der Ergebnisse die unterschiedlichen Umweltbedingungen<br />

(Fütterungsintensitäten, Rationszusammensetzungen) in den Prüfstationen berücksichtigt<br />

werden, die insbesondere den Schlachtwert deutlich beeinfl ussen.<br />

Bezüglich des Einsatzes der Uckermärker-Bullen in der Gebrauchskreuzung in der Milchviehpopulation<br />

muss außerdem darauf hingewiesen werden, dass sich nach 1990 die Muttergrundlage<br />

verändert hat (weg vom SCHWARZBUNTEN MILCHRIND, einem eher mittelrahmigen im<br />

milchbetonten Zweinutzungsnutzungstyp stehenden Rind, hin zur einseitigen großrahmigen<br />

Milchrasse DEUTSCHE HOLSTEINS). Dies zeigt sich trotz der hohen Zuwachsleistung in der Entwicklung<br />

der Schlachtkörperqualität der Kreuzungstiere (Handelsklasse und Fleischanteil!).<br />

4.4.2 Uckermärker im Leistungsvergleich<br />

Die Rasse Uckermärker hat sich im harten Wettbewerb mit Fleischrassen wie Charolais, Limousin,<br />

Fleckvieh, aber auch Hereford und Angus als hochleistendes Fleischrind zu bewähren. Einen<br />

Leistungsvergleich braucht sie jedoch nicht zu scheuen. Dies liegt auch an der vom „Zentralen<br />

Zuchtprogramm der DDR“ geprägten „harten Schule“ der zentralen Aufzucht, Körung<br />

und Nachkommenprüfung, wobei für alle züchterisch bearbeiteten Fleischrindrassen (Charolais,<br />

67er, Fleckvieh) die gleichen Selektionsmaßstäbe galten. Zweifelsohne trug dies mit dazu<br />

bei, dass die Uckermärker sowohl als Spitzenbullen für die Reinzucht und Gebrauchskreuzung<br />

als auch als wirtschaftliche Mutterkühe den Ansprüchen der Züchter und Mutterkuhhalter in<br />

Brandenburg und <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> entsprechen.<br />

Dabei zeichnet die Uckermärker sowohl in der Reinzucht als auch in der Gebrauchskreuzung<br />

vor allem eine sehr gute „Mastfähigkeit“ aus (Tabelle 24 und 25). Ausschlagend dafür sind die<br />

hohen Zuwachsleistungen, und das nicht nur in der Säugeperiode (bis <strong>zum</strong> 200. bzw. bis <strong>zum</strong><br />

240. Lebenstag), sondern insbesondere auch in der Endmast. In Kombination mit einer hohen<br />

Schlachtausbeute unterstreichen die Masttiere damit das hohe Fleischbildungsvermögen dieser<br />

Rasse.<br />

Allerdings weisen die Ergebnisse in der Schlachtqualität (z.B. Nierentalganteil, Fleischanteil,<br />

Anteil wertvoller Teilstücke) daraufhin, dass die relativ „junge“ Rasse Uckermärker in diesem<br />

Merkmalskomplex noch deutliche Reserven aufzuweisen hat. Dabei werden die im Vergleich<br />

zu den Charolais- und Fleckvieh-Mastbullen geringeren Leistungen in diesem Merkmalskomplex<br />

durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht, wobei u. a. zu nennen sind:<br />

die infolge der veränderten Tierzuchtgesetzgebung notwendige Neugestaltung der Leistungsprüfungen,<br />

–› das zentral organisierte Prüfsystem der DDR war nicht aufrechtzuerhalten;<br />

der weitgehende Verlust des 67er-Bestandes des VEG (B) Westenbrügge/Alt Karin für die<br />

erweiterte Reproduktion des Uckermärker-Zuchttierbestandes,<br />

43


Tabelle 19: Ergebnisse der Fleischleistungsprüfung der Rasse Uckermärker - Absetzerwägung (standardisiert 200. Lebenstag)<br />

44<br />

Jahr 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

männlich Gewicht 251 254 260 244 246 273 272 277 269 270<br />

LTZ 1.044 1.033 1.072 994 1.011 1.150 1.152 1.168 1.140 1.143<br />

Bem. 6,1 6,2 5,8 6,2 6,3 6,5<br />

FRV1)<br />

weiblich Gewicht 223 234 244 247 236 254 253 250 248 246<br />

LTZ 930 950 1.019 1.035 979 1.074 1.065 1.054 1.040 1.031<br />

Bem. 5,6 6,2 6,1 6,0 6,2 6,2<br />

männlich Gewicht 286 255 259 242 276 287 292 274 292 268 269 270 270<br />

LTZ 1.220 1.066 1.083 1.001 1.170 1.226 1.251 1.158 1.248 1.196 1.198 1.200 1.214<br />

Bem. 5,8 6,1 6,1 6,4 6,4 6,3 6,2 6,4<br />

RBB<br />

weiblich Gewicht 244 241 240 246 257 254 268 243 258 255 253 261 263<br />

LTZ 1.020 1.005 1.001 1.028 1.087 1.070 1.142 1.013 1.088 1.048 1.031 1.086 1.083<br />

Bem. 5,4 5,8 5,6 6,0 6,1 6,1 6,0 6,3<br />

männlich Gewicht 344 289 289 295 274 274 278<br />

LTZ 1.501 1.270 1.403 1.257 1.279 1.317 1.307<br />

Bem. 6,8 7,1 7,0 6,9 6,7 6,7 6,7<br />

RMV<br />

weiblich Gewicht 256 273 237 265 264 267 266<br />

LTZ 1.129 1.224 962 1.118 1.112 1.145 1.127<br />

Bem. 7,0 6,7 6,2 6,5 6,3 6,6 6,4<br />

männlich LTZ 1.048 1.152 1.062 1.113 1.158 1.162 1.197<br />

Bem. 6,3 6,8<br />

SRV<br />

weiblich LTZ 1.065 1.037 1.030 906 1.066 999 1.014<br />

Bem. 5,8 6,1<br />

1) ab 01.01.2004 Aufnahme der Mitgliedsbetriebe des <strong>zum</strong> 31.12.2003 aufgelösten FRV durch die RBB und RMV


Tabelle 20: Ergebnisse der Fleischleistungsprüfung der Rasse Uckermärker - Jährlingswägung (standardisiert 365. Lebenstag)<br />

Jahr 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

männlich Gewicht 467 499 511 373 448 499 503 515 518 490<br />

LTZ 1.159 1.253 1.280 901 1.103 1.243 1.259 1.297 1.304 1.229<br />

Bem. 7,0 8,0 6,8 7,1 6,9 7,2<br />

FRV1)<br />

weiblich Gewicht 387 365 375 321 340 381 324 377 364 335<br />

LTZ 950 879 911 765 824 933 783 923 887 810<br />

Bem. 6,1 5,8 5,9 6,1 6,0<br />

männlich Gewicht 417 439 422 432 423 443 495 460 477 539 516 550 524<br />

LTZ 1.027 1.088 1.040 1.068 1.043 1.098 1.242 1.145 1.191 1.312 1.277 1.350 1.296<br />

Bem. 6,0 7,1 6,7 6,7 6,8 6,6 6,9 7,2<br />

RBB<br />

weiblich Gewicht 345 328 335 330 347 338 354 363 365 384 403 423 428<br />

LTZ 836 789 809 796 841 817 861 885 890 885 919 924 923<br />

Bem. 5,2 5,9 6,2 6,1 6,1 6,4 6,3 6,6<br />

männlich Gewicht 435 485 456 478 498 471 471<br />

LTZ 1.094 1.354 1.314 1.364 1.408 1.349 1.340<br />

Bem. 7,5 6,8 6,9 7,5 7,2 6,6 6,9<br />

RMV<br />

weiblich Gewicht 477 426 416 418 415 408<br />

LTZ 1.102 936 898 917 916 881<br />

Bem. 7,0 6,3 6,2 6,2 6,1 6,3<br />

männlich LTZ 1.311 1.293 1.284 1.129 1.222 1.236 1.140<br />

Bem. 7,4 6,8 6,8<br />

SRV<br />

weiblich LTZ 1.021 1.113 1.082 970 899 1.002 925<br />

Bem. 6,6 6,4 6,1<br />

1) ab 01.01.2004 Aufnahme der Mitgliedsbetriebe des <strong>zum</strong> 31.12.2003 aufgelösten FRV durch die RBB und RMV<br />

45


Tabelle 21: Ergebnisse der Fleischleistungsprüfung der Rasse Uckermärker - Körung von Jungbullen im Feld<br />

46<br />

Jahr 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

n 16 3 19 21 24 22 23 30 28 43 42 40 49<br />

in %2) 12,8 2,0 6,6 9,6 9,8 9,0 11,7 10,5 9,7 14,2 15,5 16,9 23,9<br />

Köralter 441 428 421 479 430 413 437 422 413 407 422 413 405<br />

FRV1)<br />

Typ 6,5 6,6 6,7 7,1 6,7 7,0 7,0 7,2 7,0 7,0 7,3 7,3<br />

Bemuskelung 7,0 6,8 6,7 7,0 6,9 6,9 6,8 7,1 7,1 7,1 7,3 7,0<br />

Skelett 6,5 6,2 6,1 6,9 6,4 6,9 6,9 7,1 6,8 6,9 7,0 6,9<br />

n 1 12 17 21 17 30 52 30 44 43 41 69 55 86 107<br />

in %2) 1,0 16,2 19,1 23,9 21,0 27,8 45,6 25,0 33,1 27,9 22,9 28,8 23,9 28,8 32,1<br />

Köralter 473 420 442 463 475 452 474 385 404 396 410 438 426 405 429<br />

RBB<br />

Typ 6,0 5,9 6,4 6,5 6,1 6,6 6,6 6,8 6,8 6,8 6,9 7,1 7,2 7,3 7,2<br />

Bemuskelung 7,0 5,3 6,0 6,5 6,2 6,5 6,5 6,3 6,9 7,0 6,8 7,1 7,1 7,3 7,3<br />

Skelett3) - - 5,9 6,4 6,1 6,7 6,6 6,6 6,7 6,9 6,9 6,9 6,8 6,7 6,8<br />

n 1 3 8 39 51 56 67<br />

in %2) 3,0 2,5 8,8 19,7 14,9 15,6 17,9<br />

Köralter 502 385 432 440 403 415 409<br />

RMV<br />

Typ 6,0 6,3 7,1 7,3 7,3 7,2 7,3<br />

Bemuskelung 6,0 7,0 6,9 7,4 7,4 7,3 7,4<br />

Skelett 6,0 6,7 6,4 6,9 7,1 7,0 7,0<br />

n 4 5 5 2 3 7 2 2<br />

Köralter 429 468 456 470 510 428 555 535<br />

Typ 7,3 7,0 8,0 8,0 7,0 7,3 8,0 7,5<br />

SRV<br />

Bemuskelung 7,5 7,0 7,4 8,0 7,0 7,1 7,5 7,0<br />

Skelett 7,0 6,6 7,0 7,5 6,7 6,7 7,5 7,0<br />

1) ab 01.01.2004 Aufnahme der Mitgliedsbetriebe des <strong>zum</strong> 31.12.2003 aufgelösten FRV durch die RBB und RMV<br />

2)Anteil an den von den Verbänden gesamt gekörten Bullen<br />

3)Umstellung des Körsystems <strong>zum</strong> 01.10.1994 auf Bewertung Typ, Bemuskelung und Skelett


Tabelle 22: Ergebnisse der Fleischleistungsprüfung der Rasse Uckermärker in Nachkommenprüfstationen - Gebrauchskreuzung<br />

Mastleistung1) Schlachtwert<br />

Fleischanteil<br />

%<br />

Gewicht Prüftags-<br />

FlKl.2)<br />

Note<br />

Nettozunahme<br />

g<br />

Schlachtgewicht<br />

kg<br />

Schlachtausbeute<br />

%<br />

Prüfstation Jahr Väter Söhne<br />

zunahme<br />

g<br />

Ende<br />

kg<br />

Beginn<br />

kg<br />

Prüfung von Besamungsbullen in der Gebrauchskreuzung mit Milchrindern in Prüfstationen<br />

1991 21 196 108 559 1.142 59,0 321 648 3,2<br />

1992 16 134 117 551 1.110 58,6 315 637 2,9<br />

Dornburg3)<br />

1993 6 27 114 545 1.105 58,6 314 633 2,6<br />

1991 21 186 112 577 1.208 58,2 327 661 3,2<br />

1992 17 127 109 569 1.174 57,8 321 649 2,9<br />

Neuenhagen3)<br />

1993 16 79 114 561 1.144 57,4 316 637 2,7<br />

1994 4 97 118 592 1.218 58,2 335 665 3,3<br />

1995 2 63 113 575 1.195 58,1 326 648 3,1<br />

1996 3 90 115 567 1.169 58,4 322 641 3,2<br />

Laage4)<br />

1997 3 89 122 563 1.135 58,1 319 638 3,2<br />

1998 4 109 129 573 1.171 57,8 323 642 3,3<br />

1995 4 33 114 573 1.183 57,9 320 640 2,9 68,8<br />

1996 3 29 112 572 1.186 56,8 318 636 2,8 69,0<br />

1997 2 22 134 656 1.344 58,5 378 757 3,3 68,9<br />

2002 1 5 156 646 1.264 55,4 354 707 2,8 67,8<br />

Groß Kreutz<br />

2003 3 26 136 630 1.275 57,7 358 716 3,0 68,5<br />

2004 5 32 141 645 1.297 56,7 362 725 2,7 66,1<br />

2005 3 14 145 654 1.311 56,2 360 721 2,7 64,2<br />

1)Prüfzeitraum 112. … 500. Lebenstag<br />

2)Fleischigkeitsklasse: E = 5 … P =1<br />

3)„geteilte“ Beschickung der Mastprüfanstalten Dornburg und Neuenhagen (Einstallungen bis einschl. 1991!)<br />

4)einschließlich Standardgruppe (jährlich 1 Bulle a 50 Söhne zur Kennzeichnung und Korrektur der Niveauunterschiede der Einstallungsjahrgänge)<br />

47


Tabelle 23: Ergebnisse der Fleischleistungsprüfung der Rasse Uckermärker in Nachkommenprüfstationen - Reinzucht<br />

48<br />

Mastleistung1) Schlachtwert<br />

Fleischanteil<br />

%<br />

Nettozunahme<br />

g<br />

Schlachtgewicht<br />

kg<br />

Schlachtausbeute<br />

%<br />

Gewicht Prüftags-<br />

FlKl.2)<br />

Note<br />

Prüfstation Jahr Väter Söhne<br />

zunahme<br />

g<br />

Ende<br />

kg<br />

Beginn<br />

kg<br />

Nachkommenprüfung von Deckbullen in Reinzucht in Prüfstationen<br />

2001 1 10 280 645 1.403 60,0 378 755 3,6 70,3<br />

2002 1 5 348 669 1.233 60,5 395 790 4,0 70,3<br />

2003 1 5 332 713 1.438 60,7 418 837 4,6 70,7<br />

Laage4)<br />

2006 2 9 310 651 1.311 60,2 382 763 3,8 70,4<br />

2007 4 29 321 664 1.319 60,2 390 779 3,9 70,3<br />

1998 6 43 282 649 1.412 58,3 373 746 3,8 68,7<br />

1999 5 32 286 638 1.351 58,4 369 738 3,8 67,9<br />

2000 2 17 321 664 1.318 57,9 384 767 3,6 65,3<br />

2001 2 13 309 692 1.472 58,1 400 800 3,6 71,5<br />

2002 5 22 289 643 1.360 59,2 370 740 3,7 71,3<br />

Groß Kreutz<br />

2003 4 16 262 636 1.436 59,2 368 735 3,9 70,0<br />

2004 3 14 321 685 1.401 60,3 401 802 3,6 71,7<br />

2005 7 39 315 700 1.482 59,0 405 810 3,7 66,8<br />

2006 8 29 330 730 1.538 60,0 429 857 4,0 68,7<br />

1)Prüfzeitraum 240. … 500. Lebenstag<br />

2)Fleischigkeitsklasse: E = 5 … P =1


die im Rahmen des Neuzüchtungsprogramms genutzte, in ihren Leistungen sehr heterogene<br />

väterliche und mütterliche Ausgangsbasis<br />

–› insbesondere das Fleckvieh als hauptsächliche mütterliche Grundlage stammte<br />

(trotz gezielter Auswahl der Zuchttiere) aus einer Vielzahl genetisch differenzierter<br />

Herkünfte (Süddeutschland, Österreich, Tschechien, Slowakei) mit unterschiedlicher<br />

Betonung der Leistungskomplexe Milch –› Fleisch;<br />

die relativ kurze Phase der „In-Sich-Züchtung“, in der es noch nicht gelungen ist, auch infolge<br />

der aus populationsgenetischer Sicht notwendigen, zügigen Bestandserweiterung,<br />

diese Merkmale auf durchgängig hohem Niveau in der Rasse zu manifestieren.<br />

Diesen Aspekten muss daher bei der weiteren Konsolidierung der Rasse Uckermärker eine<br />

hohe Aufmerksamkeit gewidmet werden.<br />

Die Popularität der Uckermärker resultiert jedoch nicht nur aus ihrem hohen Fleischbildungsvermögen,<br />

sondern auch aus einer guten Fruchtbarkeit und Leichtkalbigkeit verbunden mit<br />

einer guten Milchleistung, die so wichtig für das Erzielen hoher Absetzgewichte ist.<br />

Da sich eine intensive Selektion auf Leistungsmerkmale (insbesondere Fleischleistung), wie sie<br />

zur Rassekonsolidierung notwendig ist, ungünstig auf die reproduktiven Leistungen (Fruchtbar-keit,<br />

Geburts- und Aufzuchtleistung) der Tiere auswirken kann, dürfen diese nicht außer<br />

Acht gelassen werden. Deshalb stellt die Berücksichtigung dieses Merkmalkomplexes bei der<br />

Selektion der Deckbullen unter besonderer Beachtung der Mutterleistungen einen entscheidenden<br />

Faktor zur Sicherung einer hohen Zucht- und Aufzuchtleistung und damit zur langfristigen<br />

Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der Uckermärker dar.<br />

5 Die Rasse Uckermärker im 21. Jahrhundert<br />

„Ein freier Blick in die Zukunft zeigt uns eine steigende Notwendigkeit der intensiven Viehwirtschaft.“<br />

Hermann von Nathusius (1809 - 1879)<br />

Einschätzungen und Voraussagen künftiger Entwicklungen in der Rindermast, der Mutterkuhhaltung<br />

und der Fleischrinderzucht sind sehr unsicher. Das zeigten gerade die Ereignisse der<br />

letzten Jahre. Insbesondere sich sehr schnell ausbreitenden Seuchen, die die Nachfrage nach<br />

Rindfl eisch erheblich beeinträchtigten, sowie Änderungen auf den internationalen Märkten<br />

beeinfl ussten nachhaltig die Preisentwicklung.<br />

Vor Erarbeitung einer Entwicklungskonzeption für eine Fleischrinderrasse ist deshalb abzuschätzen,<br />

ob langfristig ein ausreichendes Einkommen für die Züchter gesichert werden kann. Unter<br />

dem Gesichtspunkt der Globalisierung ist dabei mit einem zunehmenden Wettbewerbsdruck<br />

zu rechnen, wodurch Spezialisierung und Konzentration der Produktion im Interesse der Sicherung<br />

der Rentabilität der Schlachtrindererzeugung steigendes Gewicht erhalten. Der damit einhergehende<br />

Trend zu größeren Produktionseinheiten in der Rindermast verstärkt den Zwang<br />

zur Erzielung hoher Zuwachsleistungen in der Zeiteinheit bei verbesserter Futtereffi zienz und<br />

zur kontinuierlichen Bereitstellung von Mastkälbern, die eine hohe Qualität der Schlachtkörper<br />

gewährleisten. Daher ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass das Schwergewicht in<br />

der Fleischrinderzucht bei den intensiven Rassen liegen wird.<br />

Zudem ist davon auszugehen, dass der Rindfl eischverzehr in Deutschland und anderen europäischen<br />

Ländern mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren weitgehend<br />

49


Tabelle 24: Fleischleistung von Mastbullen groß- und mittelrahmiger Fleischrassen1)<br />

50<br />

CharoUckerFleckLimouGelbHerePinz- Rasse<br />

Angus<br />

Aubrac Salers<br />

DH/Sbt.<br />

laismärkerviehsinviehfordgauer Väter 11 9 47 13 6 30 10 5 6 6 8<br />

Söhne 60 68 388 107 21 238 77 29 30 37 350<br />

Mastleistung<br />

Gewicht 500. LT kg 657 674 669 590 625 584 616 584 632 624 542<br />

Zunahmen Geb.-200. LT g/d 1.054 1.182 1.175 967 999 920 1.106 873 1.153 1.219 729<br />

201.-500. LT g/d 1.338 1.319 1.310 1.192 1.282 1.217 1.208 1.235 1.208 1.149 1.192<br />

Geb.-500. LT g/d 1.226 1.264 1.256 1.102 1.166 1.098 1.162 1.090 1.186 1.168 1.014<br />

Schlachtertrag<br />

Schlachtausbeute % 60,65 60,15 59,98 64,51 59,07 59,24 56,91 59,57 60,40 56,52 56,15<br />

Schlachtkörpergewicht kg 388 395 392 364 360 338 343 339 371 342 299<br />

Nettozunahme g 777 789 783 728 720 676 684 677 742 684 598<br />

Nierentalg kg 8,2 10,4 9,8 7,2 9,1 11,0 11,7 9,7 9,9 12,3 12,6<br />

% 2,11 2,62 2,49 1,97 2,54 3,25 3,41 2,86 2,66 3,60 4,21<br />

Handelsklasseneinstufung/Schlachtkörperqualität<br />

Fleischigkeitsklasse Note2) 3,9 3,8 3,7 4,0 3,6 3,5 3,5 3,6 3,5 2,9 2,0<br />

Fettklasse Note 2,2 2,5 2,3 2,0 2,0 3,0 3,1 2,4 2,5 2,7 2,6<br />

Fleischanteil % 71,02 70,34 70,44 72,39 70,32 68,36 67,51 69,75 69,29 68,19 66,44<br />

wertvolle Teilstücke3) kg 71,1 71,4 71,8 69,6 68,2 59,2 63,4 64,2 67,6 57,8 52,6<br />

% 37,83 36,87 36,99 38,12 37,60 35,40 36,18 36,43 36,67 34,30 35,49<br />

Fleischqualität<br />

Marmorierung Note 2,2 1,8 2,1 1,5 1,7 2,2 2,1 2,0 2,0 2,0 2,1<br />

Scherwert nach Reifung kg/<br />

6,3 6,7 6,2 7,2 6,6 5,6 6,0 6,3 6,2 6,8 6,0<br />

cm²<br />

pH36 5,68 5,70 5,64 5,66 5,69 5,69 5,57 5,72 5,78 5,78 5,57<br />

Farbhelligkeit L 34,65 33,04 34,09 34,04 34,29 35,83 33,27 34,63 34,95 32,03 33,90<br />

1) Untersuchungen der LFA MV, IfT Dummerstorf (Versuchstiere der verschiedenen Rassen ergänzt durch gleichzeitig gehaltene Tiere<br />

aus der Nachkommenprüfung)<br />

–› Mast unter den standardisierten Bedingungen der MPA Laage (Datenerfassung ab 1995)<br />

–› Gruppenhaltung auf Vollspaltenboden bei mobiler Fütterung im Altersbereich 200. … 500. Lebenstag<br />

–› Zerlegung der rechten Hälfte und Ermittlung der Fleischqualität an einem Teilmaterial (in Abhängigkeit von der Tierzahl je Rasse)<br />

2) E = 5 … P =1<br />

3 )Keule (ohne Hesse), Roastbeef, Hochrippe (3-Rippen-Stück), Filet


Tabelle 25: Fleischleistung von Kreuzungsnachkommen aus der Mutterkuhhaltung groß- und mittelrahmiger Fleischrassen1)<br />

Limousin<br />

Uckermärker<br />

Charolais<br />

Uckermärker<br />

Charolais<br />

Limousin<br />

Uckermärker<br />

Charolais<br />

Limousin<br />

Uckermärker<br />

Charolais<br />

Vaterrasse<br />

Muttergrundlage Fleckvieh Hereford Salers Kreuzungsmutterkühe<br />

Väter 4 11 12 2 2 3 4 2 1 3 1<br />

Söhne 32 52 37 17 52 17 48 15 10 24 12<br />

Mastleistung<br />

Gewicht 500. LT kg 691 692 654 686 638 633 683 663 648 666 613<br />

Zunahmen Geb.-240. LT g/d 1.148 1.184 1.056 1.220 1.054 1.069 1.198 1.125 996 1.243 991<br />

240.-500. LT g/d 1.346 1.372 1.333 1.375 1.263 1.258 1.390 1.247 1.357 1.313 1.341<br />

Geb.-500. LT g/d 1.239 1.267 1.154 1.270 1.136 1.139 1.269 1.202 1.156 1.289 1.195<br />

Schlachtertrag<br />

Schlachtausbeute % 59,51 58,37 59,88 57,72 57,96 58,60 59,54 58,54 58,12 58,16 58,81<br />

Schlachtkörpergewicht kg 404 401 385 394 373 368 404 387 370 381 353<br />

Nettozunahme g 807 801 769 789 747 736 809 774 740 761 707<br />

Nierentalg kg 10,1 13,5 12,3 12,8 12,5 11,7 10,7 8,1 8,4 11,9 9,7<br />

% 2,49 3,37 3,19 3,25 3,35 3,17 2,66 2,09 2,26 3,13 2,76<br />

Handelsklasseneinstufung/Schlachtkörperqualität<br />

Fleischigkeitsklasse Note2) 3,8 3,7 3,5 3,7 3,2 3,6 3,7 3,7 3,6 3,5 3,6<br />

Fettklasse Note 2,6 2,8 2,8 3,4 3,4 3,3 2,7 2,6 2,5 2,6 3,2<br />

Fleischanteil % 69,35 68,37 67,76 64,82 64,99 66,41 68,44 69,73 69,33 68,16 66,52<br />

1) Untersuchungen des LVL Brandenburg<br />

–› Mast unter den standardisierten Bedingungen der LPA Groß Kreutz<br />

–› Gruppenhaltung auf Vollspaltenboden bei mobiler Fütterung im Altersbereich 240. … 500. Lebenstag<br />

2) E = 5 … P =1<br />

51


52<br />

stabil sein wird. Deshalb wird der Bedarf an masttauglichen Kälbern hoch bleiben. Da die in<br />

der Milcherzeugung anhaltende Steigerung der Leistung zu einem weiteren Rückgang der<br />

Milchviehbestände führen dürfte, ist eine weitere Reduzierung der aus diesem Zweig anfallenden<br />

Kälber zur Mast zu erwarten. Obwohl in diesem Zusammenhang die Auswirkungen des<br />

Wegfalls der Milchquote auf diese Entwicklung schwer abschätzbar sind, ist kaum damit zu<br />

rechnen, dass die zu erwartende Aufstockung der Tierbestände in den wettbewerbsfähigeren<br />

Unternehmen dieses Defi zit ausgleicht. Als Folge wird die Gebrauchskreuzung von Milchkühen<br />

zur Erzeugung von Masthybriden nur von marginaler Bedeutung sein, da in den Milchviehherden<br />

kaum auf weibliche Kälber für die Reproduktion verzichtet werden kann. Daraus resultiert,<br />

dass sich die Nachfrage nach Absetzern aus der Mutterkuh- bzw. Fleischrinderhaltung für die<br />

Rindermast erhöhen dürfte.<br />

Außerdem werden durch die Reduzierung der Milchviehbestände besonders in grünlandreichen<br />

Gebieten und auf Grenzstandorten in erheblichem Maße Futterfl ächen für die Mutterkuhhaltung<br />

und die Fleischrinderzucht verfügbar. Dadurch wird sehr wahrscheinlich die<br />

Fleischrinderhaltung ihre Bedeutung zur Erhaltung und Pfl ege der Kulturlandschaft weiter<br />

ausbauen können. Dazu sind möglicherweise Fördermaßnahmen, allerdings in begrenztem<br />

Umfang, zu erwarten.<br />

Aufgrund dieser Überlegungen bestehen gute Chancen für eine weitere Ausbreitung der Rasse<br />

Uckermärker. Aber nur dann, wenn ihre Wettbewerbsfähigkeit zu anderen intensiven Rassen<br />

gesichert werden kann. Das setzt jedoch voraus, dass die ursprüngliche formulierte Zielstellung,<br />

die Kombination der sehr guten Mastleistung und Schlachtkörperqualität der Charolais<br />

mit dem reproduktiven Leistungsvermögen und der besseren Milchleistung des Fleckviehs zur<br />

Erzeugung schwerer Absetzer in hervorragender Qualität, konsequent weiter verfolgt wird.<br />

Gegenwärtig werden in den Zuchtverbänden der Bundesrepublik Deutschland rund dreißig<br />

Fleischrinderrassen herdbuchmäßig geführt, wobei die Rasse Uckermärker im Umfang des<br />

Herdbuchkuhbestands an siebenter Stelle steht. Damit ist die Zuchtbasis größer als bei den<br />

Rassen Hereford und Blonde d` Aquitaine. Zudem übertrifft die Herdengröße in den Uckermärker-Zuchtbetrieben<br />

die aller anderen Rassen bei weitem. Sie liegt im Durchschnitt bei über 55<br />

HB-Kühen je Zuchtbetrieb gegenüber 14 bei Charolais, 15 bei Limousin oder 22 bei Angus. Das<br />

ist zweifellos ein bedeutender Vorteil für die Sicherung des notwendigen Zuchtfortschrittes<br />

und der genetischen Struktur der Zuchtbestände in den Betrieben.<br />

Das Problem der Rasse Uckermärker besteht allerdings darin, dass sie erst seit relativ kurzer<br />

Zeit gezüchtet wird und ihre Konsolidierung damit noch nicht abgeschlossen ist. Zudem weist<br />

sie nur eine Verbreitung in 2 Bundesländern (MECKLENBURG-VORPOMMERN und BRANDEN-<br />

BURG) auf, wodurch auch in Zukunft keine Möglichkeiten bestehen, Zuchtfortschritt aus anderen<br />

Zuchtgebieten, wie bei anderen Rassen, zu nutzen. Demzufolge sind engagierte Züchter,<br />

ein klares ökonomisch und biologisch begründetes Zuchtziel sowie ein effi zientes Zuchtprogramm<br />

notwendig. Die Aufgabe der Zuchtorganisationen und der Interessengemeinschaft<br />

muss es deshalb sein, diese Grundlagen ständig zu sichern und an die jeweiligen Bedingungen<br />

anzupassen.<br />

Dabei kann mit Genugtuung festgestellt werden, dass dazu in den letzten Jahren die entscheidenden<br />

Grundlagen geschaffen wurden. Nachdem zu Beginn der 1990er Jahre als Folge der<br />

gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen der jungen Zucht der Uckermärker<br />

das „Aus“ drohte, haben weitsichtige Züchter sehr schnell Wege gefunden, diese Entwicklung<br />

zu verhindern und in eine positive Richtung umzukehren.


Die kontinuierliche Zunahme des Bestandes sowie die Nachfrage nach Zuchtbullen und Absetzern<br />

in den letzten Jahren belegen, dass diese Rasse zunehmend Interessenten fi ndet. Die<br />

Präsentation hervorragender Uckermärker-Zuchtrinder auf großen Schauen, z.B. der „INTER-<br />

NATIONALEN GRÜNEN WOCHE“, der „EURO-TIER“, der „BRALA“ und der „MELA“, sowie die Exporttätigkeit<br />

der Zuchtverbände förderten auch die internationale Nachfrage. Dies sollte bei<br />

der künftigen Entwicklung der Uckermärker Berücksichtigung fi nden, <strong>zum</strong>al der Bedarf an<br />

Fleischrindern intensiver Rassen mit hoher Wahrscheinlichkeit in den östlichen EU-Ländern<br />

und Russland steigen wird.<br />

Aus dieser perspektivischen Sicht sollte das Ziel sein, die Zuchtbestände der Rasse Uckermärker<br />

systematisch weiter zu erhöhen und die entscheidenden Qualitätsmerkmale in einem<br />

möglichst kurzen Zeitraum zu verbessern. Die langfristigen Schwerpunkte bei der Realisierung<br />

der Zuchtzielsetzung werden dabei weitgehend den bisherigen entsprechen:<br />

Rahmige Tiere mit sehr guter Bemuskelung an den wertbestimmenden Körperpartien und<br />

bester Schlachtkörperqualität als Voraussetzung für eine effektive Mast und für günstige<br />

Erlöse;<br />

Gute reproduktive Leistungen auf der Basis einer hohen Fruchtbarkeit und problemlosem<br />

Geburtsverlauf (insbesondere geringe Schwer- und Totgeburtenraten) als Voraussetzung<br />

für günstige Selektionsmöglichkeiten und umfangreiche Tierverkäufe;<br />

Eine ausgeprägte Mütterlichkeit der Kühe bei gutartigem Verhalten und hohe Säugeleistung<br />

für eine aufwandsminimierte Betreuung der Herden und hohe Verkaufsgewichte der<br />

Absetzer;<br />

Eine gute Nährstoffverwertung bei Einsatz eines hohen Anteils an Grobfutter in der Ration<br />

und bei ausgedehnter Weidehaltung;<br />

Korrekte, gesunde Gliedmaßen und Klauen zur Gewährleistung einer guten Weidefähigkeit<br />

und einer problemlosen Stallhaltung sowie<br />

Konsolidierung einer cremeweißen Färbung ohne rote und schwarze Farbeinlagerungen<br />

als „Markenzeichen“ vor allem im Hinblick auf den anzustrebenden Export von Zuchttieren.<br />

Die Realisierung dieser Ziele erfordert jedoch die konsequente Arbeit nach einem wissenschaftlich<br />

und ökonomisch fundierten Zuchtprogramm sowie einen genügend großen Zuchttierbestand.<br />

Diese Forderung ergibt sich daraus, dass die Höhe des erreichbaren Zuchtfortschritts<br />

vorrangig durch die Kenntnis der genetischen Qualität der Tiere und die Intensität<br />

der gezielten Selektion bestimmt wird. Je größer die Zuchtpopulation, umso günstiger sind<br />

die Auswahlmöglichkeiten bei den zur Zucht zu verwendenden Tieren, <strong>zum</strong>al bei einer hohen<br />

Tierzahl auch die volle biologische Variationsbreite bei den wichtigen Merkmalen erreicht<br />

werden kann. Aus entsprechenden Modellrechnungen und den Erfahrungen bei der Zucht in<br />

kleinen Populationen wird für die erfolgreiche Erhaltung einer solchen Population ein Mindestumfang<br />

von 2.000 Zuchtkühen gefordert. Bei den Uckermärker geht es aber nicht nur<br />

um die Erhaltung, sondern um die weitere genetische Verbesserung. Deshalb sollte möglichst<br />

kurzfristig eine Erhöhung der Zuchtbasis auf 4.000 Zuchtkühe angestrebt werden. Bei einem<br />

derartigen Umfang kann im Interesse des Zuchtfortschritts eine scharfe Selektion der potentiellen<br />

Bullenmütter gewährleistet werden. Tierschauen, Auktionen und andere züchterische<br />

Veranstaltungen sind intensiv zunutzen, um die Qualitäten der Rasse auf breiter Basis bekannt<br />

zu machen und neue Interessenten zu gewinnen.<br />

Von großer Bedeutung für den Zuchtfortschritt ist insbesondere die Ermittlung genetisch<br />

53


54<br />

fundierter Zuchtwerte für die wirtschaftlich wichtigen Merkmale der Tiere. Grundbedingung<br />

dafür sind umfangreiche und zuverlässige Leistungsprüfungen. Die dafür erforderlichen Methoden<br />

wurden bereits seit Beginn der Uckermärkerzucht entwickelt und entsprechend der<br />

veränderten Rahmenbedingungen vervollkommnet. Zuverlässige Ergebnisse können aber nur<br />

bei Einbeziehung aller Zuchttiere bzw. einer großen Tierzahl erhalten werden.<br />

Außerdem kann durch die Anwendung der Künstlichen Besamung und des Embryotransfers<br />

die Sicherung bzw. Beschleunigung des Zuchtfortschrittes positiv beeinfl usst werden. Eine<br />

breite Anwendung der Besamung wird zwar aus arbeitswirtschaftlichen Gründen bei ausgedehnter<br />

Weidehaltung nicht zu realisieren sein. Aus züchterischer Sicht wäre es aber zweifellos<br />

wünschenswert, Jungbullen, die die Eigenleistungsprüfung insbesondere auf Station mit<br />

gutem Ergebnis abgeschlossen haben, gezielt <strong>zum</strong> Testeinsatz in der Besamung einzusetzen,<br />

um von diesen Bullen Zuchtwerte mit hoher Sicherheit zu erhalten. Damit könnten günstige<br />

Bedingungen für den breiten Einsatz von zuverlässig geprüften Spitzenbullen in den Zuchtherden,<br />

insbesondere für die Anpaarung der Bullenmütter, geschaffen werden. Zudem wäre<br />

eine, wenn auch begrenzte Anwendung des Embryotransfers bei Bullenmüttern ein weiterer<br />

Faktor zur Erhöhung des Zuchtfortschritts über den Erbpfad Mutter-Sohn.<br />

Zur Vermeidung von Inzucht infolge der relativ kleinen Population ist auf die Notwendigkeit<br />

einer konsequenten Anpaarungsplanung hinzuweisen. Obwohl dieses Problem beim gegenwärtigen<br />

Stand der Zucht nicht akut ist, muss es bei der langfristigen Zuchtplanung berücksichtigt<br />

werden. Durch die Züchtung genealogisch differenzierter Linien kann die Inzuchtgefahr<br />

zuverlässig vermieden werden.<br />

Aus der Analyse des erreichten Standes in der Uckermärkerzucht ergeben sich daher folgende<br />

Schwerpunkte für die weitere züchterische Arbeit:<br />

Hinsichtlich der Mastleistung, des Schlachtertrages und der Schlachtkörperqualität ist im<br />

Vergleich zu Charolais und Fleckvieh sowohl in den Mittelwerten als auch in der Spitze ein<br />

weitgehend ähnlicher Leistungsstand erreicht. Im Interesse der Wettbe-werbsfähigkeit sind<br />

aber auf diesem Gebiet weitere Anstrengungen notwendig, da auch bei den Ausgangsrassen<br />

am Zuchtfortschritt gearbeitet wird. Hinsichtlich der Schlachtkörperqualität ist deshalb<br />

der erreichte gute Leistungsstand weiter zu verbes-sern, wobei bei den in Stationen geprüften<br />

Tieren die Fleischigkeitsklasse „U“ und ein Muskelfl eischanteil am Schlachtkörper von<br />

über 70 % anzustreben sind. Bezüglich der Bemuskelung muss das Ziel sein, eine qualitative<br />

Stabilisierung bei gleichzeitigem Abbau der gegenwärtig noch recht hohen Variation zu<br />

erreichen, um die Ausgegli-chenheit in den Herden zu erhöhen.<br />

Trotz der sehr starken Beeinfl ussung der reproduktiven Leistungsmerkmale durch Umwelt<br />

und Haltung, ist bei den Normal- und Totgeburtenraten eine erfolgreiche Se-lektion möglich<br />

und auch notwendig. In der Fleischrinderhaltung kommt das ökono-mische Ergebnis<br />

vorrangig über die Kälber, daher ist jede Totgeburt ein fi nanzieller Verlust. Auch <strong>hier</strong>bei sind<br />

die Kenntnisse über die Zuchtwerte der eingesetzten Bullen zielgerichtete und konsequent<br />

zu nutzen.<br />

Das ökonomische Ergebnis wird in hohem Maße von der Entwicklung der Kälber und<br />

Jungrinder (Absetzer) bestimmt. Dies erfordert gute Muttereigenschaften der Kühe mit<br />

entsprechender „Säugebereitschaft“ und Milchleistung über einen relativ langen Zeit-raum.<br />

Da eine „Milchleistungsprüfung“ in der Fleischrinderhaltung nicht das Ziel ist, stellt die Gewichtsentwicklung<br />

der Kälber dafür ein gutes Maß dar, weshalb eine kon-tinuierliche Kontrolle<br />

der Saugkälber nicht vernachlässigt werden darf.


Zur Vermeidung von Unruhe und Gefahren bei der Freilandhaltung der Rinder sind die bisher<br />

eingeleiteten Maßnahmen zur Züchtung auf Hornlosigkeit fortzusetzen. Bei dem relativ<br />

geringen Umfang der Population ist dabei jedoch auf die Sicherung der wirtschaftlich entscheidenden<br />

Merkmale zu achten. Die genetischen Voraussetzungen sind dafür gewährleistet.<br />

Die Erfolgsaussichten hängen deshalb von der Konsequenz bei der Auswahl der<br />

Zuchttiere ab.<br />

Obwohl die kontrovers geführten Diskussionen zu einer typischen Farbausprägung der Rasse<br />

Uckermärker verständlich sind, kommt es gegenwärtig vorrangig darauf an, eine weitere<br />

Verbesserung der wirtschaftlich relevanten Merkmale zu sichern. Da aber mit einer zunehmenden<br />

Nachfrage beim Export nach Zuchtrindern der intensiven Fleisch-rinderrassen zu<br />

rechnen ist, sollten kurzfristig <strong>zum</strong>indest erste Schritte eingeleitet wer-den, um eine typische<br />

Farbzeichnung als „Markenzeichen“ der Uckermärker zu erhal-ten. Dieses Ziel ist infolge<br />

der Vielzahl wirksamer Farballele nicht schlagartig zu er-reichen. Es bestehen jedoch<br />

relativ günstige Voraussetzungen, da sowohl die Charolais als auch das Fleckvieh die Allele<br />

für die Farbaufhellung besitzen, welche eine weiße bis hellgelbe Haarfärbung bewirken.<br />

Allerdings ist das betreffende rezessive Allel beim Höhenvieh nicht immer homozygot vorhanden,<br />

was zu einer weniger intensiven Aufhellung führen kann. Da das Fleckvieh auch<br />

Allele für die rote und schwarze Pig-mentierung besitzt, treten bei dieser Rasse rotbunte<br />

und Tiere mit schwarzen Flecken auf. Diese Allele sind z. T. auch bei der Kombinationszüchtung<br />

in die Uckermärker eingefl ossen. Obwohl noch weitere Faktoren zu berücksichtigen<br />

sind, kann durch eine Eliminierung der unerwünschten Farbvarianten die Population relativ<br />

schnell in die gewünschte Richtung verändert werden. Deshalb sollten nur noch Bullen<br />

eingesetzt werden, die keine roten und/oder schwarzen Farbzeichen aufweisen. In den<br />

Zuchtherden überwiegen mittlerweile die einfarbig weißen bzw. hellgelben Tiere, so dass<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit auch genügend einfarbig helle Zuchtbullenkälber anfallen.<br />

Aus diesem Grunde ist kein wesentlicher negativer Einfl uss auf die Leistungsselektion zu<br />

befürchten, wenn auf Tiere mit „Fehlfärbung“ verzichtet wird. Eine solche Vorge-hensweise<br />

wäre auch bei der Auswahl der Bullenmütter zweckmäßig.<br />

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass auch in schwierigen Zeiten weitsichtige Züchter in der<br />

Lage sind, Schwierigkeiten zu meistern. Ihr Engagement ist die entscheidende Voraussetzung<br />

für den Zuchterfolg. Daran wird sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern. Gerade<br />

darin liegt auch die Garantie für die weitere erfolgreiche Züchtung der Uckermärker im nationalen<br />

und internationalen Wettbewerb.<br />

55


56<br />

Ausgewählte Bibliografie<br />

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57


58<br />

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DISSERTATION B<br />

Anhang<br />

Abkürzungen sowie populationsgenetische<br />

Parameter<br />

Aufn. Aufnahme<br />

Aufw. Aufwand<br />

Bem. Bemuskelung<br />

EFr Energetische Futtereinheit Rind<br />

FlKl Fleischigkeitsklasse (–› Handelsklasse<br />

nach EUROP)<br />

FTS Fleischteilstücke<br />

Geb. Geburt<br />

GT Genotyp<br />

HB-Kühe Herdbuch-Kühe<br />

LT Lebenstag<br />

LTZ Lebenstagszunahme<br />

NiT Nierentalg<br />

NZ Nettozunahme<br />

PB Prüfbeginn<br />

PD Prüfdauer<br />

PE Prüfende<br />

PTZ Prüftagszunahme<br />

Schl.-ausb. Schlachtausbeute<br />

SGW Schlachtgewicht warm<br />

ZW Zuchtwert<br />

ZwKl Zuchtwertklasse<br />

n Anzahl<br />

h2 Heritabilität (Erblichkeit)<br />

sg genetische Standardabweichung<br />

bZWS Genauigkeit Zuchtwertschätzung<br />

r Korrelation<br />

Rasseverzeichnis<br />

Cha Charolais –› GT 07<br />

Chi Chianina<br />

DH/Sbt. Deutsche Holstein/Schwarzbunt<br />

Fl Fleckvieh –› GT 06<br />

He Hereford<br />

HF Holstein Friesian<br />

Li Limousin<br />

LR Lincoln Red<br />

Ma Marchigiana<br />

Pi Piemontese<br />

Ro Romagnola<br />

Sbt. Schwarzbunte<br />

SD South Devon<br />

Si Simmentaler<br />

SMR Schwarzbuntes Milchrind der<br />

DDR<br />

Su Sussex<br />

67er Cha x Fl


Genotypenprüfung – Voraussetzung für die<br />

Gebrauchskreuzung in der ehemaligen DDR<br />

Der 67er Bulle „Titus“ (987470; Vater: Andrè) war<br />

der 100. gekörte Bulle aus der Eigenleistungsprüfung<br />

des Gutes Westenbrügge/Alt Karin<br />

59


60<br />

„André“ (988138)<br />

Charolais<br />

geb. 31.01.1965<br />

(Foto: Archiv LFA M-V)<br />

„Tilly“ (988131)<br />

Charolais<br />

geb. 08.03.1968<br />

(Foto: Archiv LFA M-V)<br />

„Timor“ (987690)<br />

Genotyp 67<br />

(Vater: Titus)<br />

geb. 23.04.1980<br />

(Foto: Archiv LFA M-V)<br />

„Charding“ (987518),<br />

Genotyp 67<br />

(Vater: Champion)<br />

geb. 24.06.1974<br />

(Foto: RBB)


Typvolle 67er Kühe aus der Zuchtherde des Gutes Westenbrügge/Alt Karin<br />

Erfassung von<br />

Körpermaßen<br />

für die Eigenleistungsprüfung<br />

von Jungbullen<br />

67er<br />

Zuchtbullenanwärter<br />

aus der<br />

Westenbrügger<br />

Eigenleistungsprüfung<br />

61


62<br />

Denkmalgeschützte Hofstelle Vorwerk Criewen, Anfang der 1990er Jahre (Foto: Winter)<br />

Helmut Rogge (r.) und Walter Winter (l.) bei der<br />

Bonitur im Gut Criewen (Foto: RBB)<br />

Die Uckermärker und ihre beiden Ausgangsrassen Charolais (r.) und Fleckvieh (oben rechts) –<br />

Zuchtkühe im Gut Criewen (Foto: Winter)


„Onli“ (987862; Optimum x Anus), geb. 16.08.1984, auf der MeLa 1991 (Foto: Hoff mann)<br />

„Feryl“ (987991; Florett x Titus), geb. 27.08.1987 (Foto: RBB)<br />

„Tristan“ (987970; Timor x Thomas), geb.<br />

02.01.1987 (Foto: RBB)<br />

„Tarzan“ (204021; Triumpf x Soll), geb.<br />

13.03.1999, stammt aus der Zucht von Renate<br />

und Günther Giese, Schwedt (Foto: Gassan)<br />

63


64<br />

Erste Bundessiegerin der Rasse Uckermärker<br />

war 2002 Uckermärkerkuh<br />

„Ilone“ aus der Zucht von Sven Deter,<br />

Wulkow<br />

(Foto: Schuhmann)<br />

Siegerkuh der Bundesschau Uckermärker<br />

auf der IGW 2007 wurde<br />

„Sonne“ (Solar x Feryl) aus der Zucht<br />

von Steff en Hagedorn, Wittenbeck<br />

(Foto: Gassan)<br />

Den Championtitel holte 2007 die<br />

Wulkower Agrar GmbH mit dem<br />

Bullen „Timor“ (Tim x Feryl, Züchter:<br />

Steff en Hagedorn, Wittenbeck)<br />

(Foto: Gassan)<br />

Als Siegerfärse konnte sich die<br />

2jährige „Dara P“ (Novum x Dario) auf<br />

der Bundesschau 2007 durchsetzen.<br />

(Foto: Gassan)


Uckermärkerherde im Gut Schwaneberg, einer der Betriebe, der die Tradition der Criewener 67er<br />

Zucht fortsetzt (Foto: Schuhmann)<br />

Der hornlose Uckermärkerbulle „Journal“, Z.: Deppe,<br />

Lieblingshof, <strong>hier</strong> auf der MeLa 2006, ist bester Bulle der<br />

Zuchtwertschätzung auf Fleischleistung (12/2007)<br />

(Foto: Schuhmann)<br />

RMV-KB-Bulle „Ingfried“ vereinigt<br />

moderne Genetik, Hornlosigkeit und<br />

eine Super-Fleischleistung<br />

(Foto: KeLeKi)<br />

Uckermärkerkollektion der Familie Hagedorn auf der Karower Fleischrindbullenauktion 2007<br />

(Foto: Schuhmann)<br />

65


66<br />

Uckermärker – zahlenmäßig stärkste Herdbuchpopulation (Fleischrind) in Brandenburg. Eine<br />

Herde der Delta Tier-, Ldw. Erzeugnisse und Handels GmbH Passow (Foto: Schuhmann)<br />

Bundesschau 2007:<br />

Staatssekretär D. Schulze und<br />

RZB-Vorsitzender<br />

Hellmuth Riestock (v.r.)<br />

gratulieren Manfred Knaut zur<br />

Reservesiegerkuh „Trine“. Die<br />

Ausnahmekuh aus der Criewener<br />

Zucht hatte ihr 16. Kalb aus<br />

13 Abkalbungen bei Fuß<br />

(Foto: Gassan)<br />

Bundessieger „Timor“,<br />

Z: Hagedorn, Wittenbeck, von der Wulkower<br />

Agrar GmbH auf der BraLa 2007 präsentiert<br />

(Foto: Gassan)<br />

Zuchtbullenauktion 2008 im „Brandenburger<br />

Rindermarkt“ Groß Kreutz: die besten Uckermärker-Verkaufsbullen<br />

am Tag der Körung<br />

(Foto: Friedhoff )


Umschlag hinten innen<br />

67


RBB<br />

Rinderproduktion<br />

Berlin-Brandenburg GmbH<br />

Lehniner Str. 9 , 14550 Groß Kreutz<br />

Tel. (03 32 07) 53 30 - 0<br />

Fax (03 32 07) 53 31 99<br />

e-mail: info@rinderzucht-bb.de<br />

www.rinderzucht-bb.de<br />

RZMV<br />

<strong>Rinderzucht</strong>verband<br />

<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> eG<br />

Abteilung Fleischrind<br />

Am Bullenberg 1, 17348 Woldegk<br />

Tel. (03963) 255 933<br />

Fax (03963) 255 942<br />

e-mail: fl eischrind@rinderzucht-mv.de<br />

www.rinderzucht-mv.de

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