Elsass – Auf der Suche nach der Idylle
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<strong>Elsass</strong> <strong>–</strong> <strong>Auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Suche</strong> <strong>nach</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Idylle</strong><br />
Einleitung<br />
Die Rosenfreunde trafen sich gegen Mittag in Karlsruhe und fuhren über Kandel und Bergzabern zur<br />
südlichen Weinstraße, die in Schweigen am Weintor endet. Von hier kann man schon einen guten<br />
Eindruck vom <strong>Elsass</strong> bekommen: Weinberge bis zum Horizont, nur hin und wie<strong>der</strong> ein Kirchturm, <strong>der</strong><br />
aus dem Tal hervorschaut. „Quel beau jardin“, soll Ludwig IVX. 1681 bei diesem Anblick ausgerufen<br />
haben.<br />
Tief im Tal Wissembourg, unser erstes Ziel, wo wir mit Flammkuchen und elsässer Wein auf die<br />
nächsten Tage eingestimmt werden.<br />
Bei einem Stadtrundgang sehen wir an <strong>der</strong> Lauter viele Kletterrosen und den Stanislas-Garten:<br />
Umgeben von einer Mauer, an <strong>der</strong> Kletterrosen wachsen, und ein Buchsparterre mit Blickbeziehung<br />
zum Münster. Das alte Stadtbild ist voll erhalten und sehr beeindruckend.<br />
Im Folgenden werden die Gärten mit <strong>der</strong> Ortsangabe und dem Namen <strong>der</strong> Besitzer kurz beschrieben:<br />
1. Jardin de Grand-Mère:<br />
Drachenbronn-Birlenbach <strong>–</strong> Hans Amolsch und Lisa Krautheim<br />
Das originelle Künstlerpaar hat vor 15 Jahren ein altes Bauernhaus<br />
erworben, sehr liebevoll restauriert und mit Kletterrosen bepflanzt.<br />
Haus und Garten bilden eine Einheit. Wir dürfen alles besichtigen.<br />
Hinter dem Haus erstreckt sich ein großer Gartenteil mit<br />
Obstbäumen, an denen Rosen wachsen. Die Rosenfreunde sind<br />
begeistert.<br />
2. Jardin de quatre temps:<br />
Kutzenhausen <strong>–</strong> Freddy Hirlemann<br />
Hier empfängt uns <strong>der</strong> Besitzer. Er hat ein altes Bauernhaus geerbt und im Laufe <strong>der</strong> Jahre den Garten<br />
angelegt, von dem zunächst am Eingang noch nichts zu spüren ist. Nach dem Durchqueren einer<br />
Werkstatt eröffnet sich vor uns ein großes Panorama mit einem Blick in die Landschaft. Der Garten<br />
erstreckt sich über den gesamten Hang in Einzelteilen mit starker räumlicher Glie<strong>der</strong>ung. Das wirkt<br />
gekonnt, ja sogar raffiniert im Detail. Vom Besitzer erfahren wird, dass er alles <strong>nach</strong> und <strong>nach</strong>, ohne<br />
Gesamtkonzept, geplant und selbst angelegt hat. Beson<strong>der</strong>s gefällt uns die Pflanzenzusammenstellung.<br />
Großes Lob von allen Rosenfreunden.<br />
Im Gespräch erfahre ich, dass Herr Hirlemann bei einer Bank arbeitet und auch den gesamten Garten<br />
selbst pflegt, <strong>der</strong> Garten ist 4.000 qm groß.
3. Jardins de la Ferme bleue (Uttenhoffen):<br />
Alain Soulier und Jean-Louis Cura<br />
Der Garten fällt durch das Gesamtensemble mit den blauen<br />
Gebäuden und <strong>der</strong> guten räumlichen Glie<strong>der</strong>ung des Gartens<br />
auf. Man spürt die Handschrift eines Fachmanns <strong>–</strong> Herr Cura<br />
ist Garten- und Landschaftsarchitekt, er führt und und erklärt<br />
das Konzept <strong>der</strong> Gestaltung.<br />
Für mich ist dies <strong>der</strong> schönste Garten <strong>der</strong> gesamten Reise. Wir<br />
sahen Rosen am Haus, die eine ganze Wand bedecken, kleine<br />
intime Gartenräume, Skulpturen, einen mo<strong>der</strong>nen Garten mit<br />
Glasspiegelscherben und immer wie<strong>der</strong> schöne Durchblicke<br />
und Achsen.<br />
Die blaue Farbe kommt von Mineralgesteinen, die hier früher gewonnen wurden.<br />
Zwei Bauerngärten schließen sich an (Jardin de Gretel und Cour bleue), <strong>der</strong>en Besitzerinnen im<br />
gleichen Stil liebevoll alte Geräte aus <strong>der</strong> Landwirtschaft in Verbindung mit Rosen dekoriert haben.<br />
Über La Petite Pierre, hoch oben in den Vogesen, fuhren wir zum...<br />
4. Rosengarten Saverne:<br />
Dieser Garten ist über 100 Jahre alt und wurde <strong>nach</strong> Bagatelle als Prüfungsgarten in formaler<br />
Gestaltung angelegt.<br />
Der Rosengarten ist in die Jahre gekommen und muss wegen <strong>der</strong> Bodenmüdigkeit in Abschnitten<br />
erneuert werden. Wir besprachen die Probleme mit <strong>der</strong> Regeneration und konnten im Gespräch mit<br />
Herrn Cremmel sehr viel über die Probleme älterer Rosengärten lernen, vor allem, wie aufwändig dies<br />
ist.<br />
Anschließend sahen wir die sehr schöne Westfassade im romanischen Stil des Münsters in<br />
Marmoutier. Beeindruckend war auch die mo<strong>der</strong>ne Platzgestaltung.<br />
5. Rosengarten Schiltigheim:<br />
Dieser Rosengarten ist ebenfalls sehr alt. Der Boden wurde in den letzten 20 Jahren in Abschnitten<br />
erneuert. Dementsprechend standen die Rosen sehr gut.<br />
Die Rosenfreunde mit Herrn Loewenstein und Frau Hiebold begrüßten uns sehr herzlich und luden<br />
zum Umtrunk ein. Der Rosengarten ist sehr gut gestaltet und hinterlässt mit seiner Vollblüte und den<br />
blauen Beeteinfassungen mit Canpanula einen sehr guten Eindruck.<br />
Nach dem Abendessen in Strasbourg unternahmen wir einen Stadtrundgang, bei dem die historischen<br />
Gebäude beleuchtet waren. Dieses Erlebnis war viel stärker als am nächsten Morgen bei Tageslicht.<br />
Überwältigend das Münster von innen mit einer Uhr aus <strong>der</strong> Renaissancezeit. Im Botanischen Garten<br />
faszinierten uns die Luftwurzeln <strong>der</strong> Sumpfzypressen, die wie Skulpturen am Rand eines Teiches<br />
unsere Blicke anzogen.<br />
6. Jardin de Marguerite (Plobsheim)<br />
Marguerite Goetz<br />
Der Garten liegt am Rande eines Dorfes und wurde auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche<br />
entwickelt. Das Haus mit dem Ursprung des Gartens ist etwa 30 Jahre alt. Der Garten wurde in
Abschnitten als Raumfolgen weiter angelegt. Wir sahen hier Kletterrosen von überwältigen<strong>der</strong><br />
Schönheit. Hier nahmen wir unseren Lunch unter Obstbäumen ein und führten anregende Gespräche.<br />
Diese zwei Stunden in dem Garten waren ein Höhepunkt <strong>der</strong> Reise. Frau Goetz betreut den Garten<br />
ganz allein!<br />
7. Jardin de Christine et Roger (Benfeld)<br />
Christine und Roger Dumont<br />
Der Garten wird von Strauch- und Kletterrosen bestimmt. Die Fülle <strong>der</strong> Rosenblüten ist so<br />
übewältigend, dass von einer Architektur kaum noch etwas zu spüren ist.<br />
8. Fantaisie de Campagne (Sermersheim)<br />
Raymond Mosser<br />
Dieser Garten zählt zu den ältesten und ist geprägt von großen Bäumen und schattigen Zonen direkt an<br />
<strong>der</strong> Ill. Herr Mosser erläutert uns die Entstehungsgeschichte und die Probleme mit dem Hochwasser.<br />
Der Gartengrund musste aufgefüllt werden. Es war <strong>der</strong> erste Garten im <strong>Elsass</strong>, <strong>der</strong> im englischen Stil<br />
angelegt wurde. Dementsprechend ist seine Atmosphäre. Alte Rosen kombiniert mit mo<strong>der</strong>nen<br />
Strauchrosen in Verbindung mit Clematis. Bei einem kleinen Empfang führten wir anregende<br />
Fachgespräche.<br />
Am nächsten Morgen besichtigten wir Colmar und das Museum „Unter den Linden“ mit dem<br />
berühmten Isenheimer Altar von Mathias Grünewald, sowie die Dominikanerkirche mit einem <strong>der</strong><br />
schönsten Rosenbil<strong>der</strong>: Martin Schongauer: „Madonna im Rosenhag“.<br />
Alle diese alten Städte sind eine Reise wert. Am Nachmittag besuchten wir den Magischen Garten und<br />
den Skulpturenwald von dem Bildhauer Rosfeller. Er formte junge Gehölze und ließ sie <strong>nach</strong> seinen<br />
Vorstellungen in skurilen Formen wachsen. Dies ist sehr spannend und manchmal auch unheimlich.<br />
9. Jardin de Pierrette et Jean-Luc<br />
Diebolsheim<br />
Der Garten hat sich hinter einem alten Bauernhaus entwickelt und ist eine Folge von vielen Motiven<br />
mit beeindruckenden Kletterrosen und alten Bäumen. Hier werden Ferienwohnungen vermietet. Die<br />
Gäste können sich in all den Gartenräumen aufhalten.<br />
10. Garten <strong>der</strong> Familie Stoecklé<br />
Ohnenheim<br />
Ein noch kleiner Garten an einem neuen Haus, <strong>der</strong> von Frau Stoecklé angelegt und betreut wird. Je<strong>der</strong><br />
Quadratmeter wird genutzt und verschönert. Herr Stoecklé, <strong>der</strong> auch ehrenamtlicher Bürgermeister ist,<br />
rettet bei zum Abriss freigegebenen Häusern alte Türen und Fenster und findet dafür im Garten immer<br />
einen geeigneten Platz. So entstehen sehr viele schöne Fotomotive.<br />
11. Garten <strong>der</strong> Familie Flécher<br />
Ohnenheim<br />
Am Rande des Dorfes wurde auf einem kleinen Hügel ein Landhaus gebaut. Dahinter schließt sich<br />
dann ein parkartig gestalteter Garten mit vielen kleinen Achsen an, die jeweils auf eine<br />
Kleinarchitektur ausgerichtet sind. Diesen Garten und seine Konzeption versteht man erst bei<br />
genauerem Erkunden. Diese Gartenräume und die Kletterrosen in den Bäumen sind voller Zauber.
Da <strong>der</strong> Garten sehr großzügig angelegt wurde, führten wir mit <strong>der</strong> Besitzerin ein Gespräch über die<br />
Anlage und Gestaltung von Gärten. Hier entstand dann sogar ein Dialog, von dem alle Rosenfreunde<br />
etwas hatten.<br />
12. Jardin bohême (Brumath)<br />
Dr. Bastian<br />
Der Besitzer ist Arzt und Spezialist für alte Pflanzen und kann auch als Sammler bezeichnet werden.<br />
Er vermehrt und züchtet auch. So ist seine Hostasammlungbeeindruckend. Der Garten entwickelt sich<br />
parallel zum Flüsschen Zorn. Wir finden Teiche mit Seerosen und Fröschen, Laube inklusive<br />
Pavillons in Kletterrosen und eine größere Wiese für Feste. Der Garten hat wirklich eine schöne<br />
Atmosphäre und macht seinem Namen alle Ehre.<br />
Schlussbemerkung:<br />
Die fünftägige Rosen- und Kulturreise hat allen Teilnehmern gefallen.<br />
Das lag natürlich an <strong>der</strong> schönen Landschaft des <strong>Elsass</strong> und an <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Gärten, die überwiegend<br />
eine feminine Handschrift trugen und in denen sich je<strong>der</strong> irgendwie wie<strong>der</strong>fand: alles war harmonisch<br />
und schön.<br />
Wir haben natürlich nur einige Gärten gesehen. In Saverne konnte ich später beim Rosenneuheiten-<br />
Wettbewerb über das Thema „Rendez-vous aux jardins“ mit <strong>der</strong> verantwortlichen Politikerin ein<br />
interessantes Gespräch führen. Sie wird selbst alle Gärten überprüfen und das Programm immer weiter<br />
verbessern.<br />
Ich bin sicher, dass wir diese Reise in erweiterter Form für unsere Rosenfreunde öfter anbieten<br />
Bernd Weigel