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Reisebericht Italien

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ser, Pistazien und andere Naschereien. Es folgte nun die Bitte, dass alle in ein<br />

großes Zelt gehen sollten, das neben dem Country Club aufgestellt war. Hier war<br />

für das Mittagsessen gedeckt, wunderschön mit blühenden Rosen vor jedem Teller<br />

und großen Rosenbouquets. Auch das Mittagessen spielte immer wieder auf<br />

die Rosen an. Als alle gesättigt waren, wurden die prämierten Rosen vorgestellt,<br />

unter denen auch zwei Rosen von Kordes waren: Belvedere und Eskimo. Leider<br />

entlud sich noch während der Feier ein Gewitter mit Blitz, Donner und Platzregen<br />

über uns, sodass wir nicht mehr, wie ursprünglich geplant, das Rosarium genauer<br />

besichtigen konnten. Vielleicht war das aber auch gut, denn sonst wäre Bomarzo<br />

ins Wasser gefallen.<br />

Als wir das Städtchen Bomarzo erreichten, mussten wir feststellen, dass die Straße,<br />

die uns zum Parco dei Mostri oder anders ausgedrückt zum Sacro Bosco (=<br />

Heiliger Hain) bringen sollte, mit dem Bus nicht passierbar war: Der Regen hatte<br />

sie unterspült. Wir beschlossen deshalb, den Weg zu Fuß zu machen. Unterhalb<br />

der hochragenden Stadt liegt in einem waldigen Tälchen der Park, der nach den<br />

Plänen von Pier Francesco II. Orsini, genannt Vicino, ab 1550 im Stil des Manierismus<br />

erbaut worden ist. Dieser Stil ist ein Ausdruck des Umbruchs und der Verunsicherung,<br />

die nach der Entdeckung Amerikas und den Thesen Martin Luthers<br />

über die katholische Kirche und den Adel herein gebrochen ist.<br />

Nur mit Mühe konnten wir den Park betreten; das Personal hatte gehofft, eine<br />

Stunde früher nach Hause zu kommen und wollte uns nicht mehr einlassen (großes<br />

Lob an Herrn Weigel). Der Park mit seinen Bauwerken und Skulpturen lag da<br />

in lichtem Frühlingsgrün, dennoch strahlte er auch Bedrohliches aus. Zu Beginn<br />

gleich machte der Namen (Sacro Bosco = Heiliger Hain) einen zwiespältigen Eindruck:<br />

Im Frühling wurde bei den alten Völkern das neue Jahr freudig begrüßt –<br />

mit dem Opfer eines Königskindes oder einer reinen Jungfrau. Auch die beiden<br />

Sphingen, die ursprünglich am Eingang des Parks gestanden haben, drohen mit<br />

Unheil, denn sie sind gemäß dem griechischen Mythos dargestellt als Tier mit einem<br />

Frauenkopf. Eine solche Sphinx hatte vor der Stadt Theben alle Menschen<br />

getötet, bevor Ödipus ihr Rätsel löste und sie sich in den Abgrund stürzte. Bald<br />

kamen wir zu einer der wenige Darstellungen, die von einem Epos der Renaissance<br />

inspiriert ist, von dem Rasenden Roland (Orlando Furioso) von Ariost. Roland<br />

wird in einer Pose gezeigt, die an Herkules erinnert. Er betrachtet das<br />

schmerzverzerrte Antlitz einer Amazone, der er gerade den Kopf abgeschlagen<br />

hatte. Hier kann natürlich nicht alles genannt werden, was in diesem eigenartigen<br />

Park gezeigt wird. Zwei wichtige Dinge sollen aber noch erzählt werden: Das<br />

„schiefe“ Haus und der Elefant. Das „schiefe“ Haus ist tatsächlich schief (man fühlt<br />

sich auf dem schrägen Boden wie auf einem Schiff in heftigem Seegang), es soll<br />

dennoch Ruhe und Vorsicht symbolisieren. Mir scheint das aber nur auf dem Hintergrund<br />

der instabilen Zeit stimmig zu sein. Der riesige Elefant wird gezeigt, wie<br />

er mit seinem Rüssel einen römischen Legionär fasst (Rückbezug auf Hannibal?).<br />

Ganz in der Nähe dazu liegt der Höllenschlund in der Form einer südamerikanischen<br />

Maske mit einem abgewandelten Dante-Zitat aus dem Inferno. Wenn man<br />

es trotzdem wagt, durch das Tor zu treten, stellt man fest, dass Orsini gescherzt<br />

hat und dass man in einem kleinen Esszimmer steht.<br />

Wir haben vor Bomarzo die Gärten der Villa d’Este, der Villa Lante und Caprarola<br />

Gärten gesehen, die aus der gleichen Zeit stammen und dem Urheber des Sacro<br />

Bosco sicher bekannt waren. Doch Vicino Orsini hat nicht dem geometrischen Stil

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