Reisebericht Italien
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Primavera –<br />
Rosen- und Gartenreise vom 13. bis 21. Mai 2010 durch Mittelitalien<br />
Von Dr. Ingrid Seiler<br />
Vor der Fahrt wussten wir durch die gute Einführung von Herrn Weigel schon,<br />
dass diese Rosenfahrt zwei Schwerpunkte haben würde: Rosengärten und „<strong>Italien</strong>ische<br />
Gärten“ im Sinne der Kunstbetrachtung; manchmal fiel das auch zusammen.<br />
In der Zeit unserer Fahrt war Matteo unser Busfahrer, der sich im Lauf der Zeit an<br />
unsere „Verrücktheiten“ gewöhnte und uns auch zu den nur schwer zugänglichen<br />
Rosengärten fuhr ohne zu murren.<br />
Am Nachmittag unserer Ankunft wollten einige das Städtchen Tivoli besichtigen, in<br />
dem sich in der Romantik gekrönte Häupter und berühmte Geistesgrößen getummelt<br />
haben. Auf einer recht stressigen „Promenade“ zum Städtchen fielen mir dort<br />
mehr als mannshohe Stauden auf, die neben dem wunderschönen Pfriemenginster<br />
überall in der Landschaft zu sehen waren: Es handelte sich um Steckenkraut<br />
(Ferula communis L.), dessen Inneres in der Antike als Zunder benutzt worden ist.<br />
Damit soll Prometheus für die Menschen das Feuer vom Himmel gestohlen haben,<br />
weil dies am wichtigsten ist für die Zivilisierung der Menschen. Für diese Tat wurde<br />
Prometheus brutal bestraft; ihm wurde vom Adler des Zeus die Leber jeden<br />
Tag herausgehackt. Da auch er ein unsterblicher Gott war, sollte für ihn die Pein<br />
unendlich sein. Weiter auf der Straße nach Tivoli kommt man am Eingang der Villa<br />
Gregoriana vorbei (vgl. Villa d’ Este). Dann geht man noch ein wenig weiter bis zur<br />
Brücke über den Fluss Aniene. Von dieser Brücke aus ist der Blick zum Rundtempel<br />
der Sibylla (frisch restauriert) und zum „Herculestempel“ wunderbar.<br />
Am nächsten Tag begann unser offizielles Programm mit drei Zielen: Ninfa, Landriana<br />
und dem Garten der Signora Maresa. Bei der Abfahrt in Tivoli zeigte sich<br />
das Wetter noch von der positiven Seite. Es ging über die Autostrada nach Frosinone<br />
und dann – die Lepinischen Berge kreuzend - nach Ninfa und seinem Garten.<br />
Volsker hatten diese Stadt gegründet und das durch den Fluss Ninfa sumpfige<br />
Gelände trocken gelegt. Schon die Römer beherrschten das Wissen um die Drainage<br />
nicht mehr richtig. Trotzdem wurde im Mittelalter immerhin noch ein Papst<br />
(Alexander III.) dort inthronisiert. Im 14. Jahrhundert fiel der Ort an die Caetani, die<br />
ein Castell erbauen ließen zum Schutz oder zur Beherrschung der Stadt. Der Verfall<br />
der Wasserdrainage führte jedoch auf die Dauer dazu, dass die Malaria Einzug<br />
hielt und die Stadt verlassen wurde. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde<br />
dieser idyllische Ort von einem natürlichen Garten zu einem kultivierten umgestaltet<br />
und mit kostbaren Bäumen und Sträuchern und natürlich auch mit Rosen geschmückt.<br />
Es war immer noch die Familie der Caetani, denen Ninfa gehörte und<br />
die mit Anverwandten und Freunden ihre Träume in die Tat umsetzte. Aber nun<br />
von der Historie zu unseren Eindrücken! Wir wurden schon von unserer jungen<br />
Führerin erwartet. Und noch jemand wartet auf uns: ein leichter Regen. Aber es<br />
war warm, sodass sich ein intensiver Rosenduft verbreiten konnte. Nach den ersten<br />
Schritten sahen wir auf der linken Seite eine Mauer mit einem Turm, überwuchert<br />
von einer dunkelrosa Kletterrose. Den Traum dieses Gartens kann man nicht<br />
der Reihe nach schildern: Überall alte Duftrosen, asiatische Iris in der Nähe von<br />
Wasserläufen, (schon abgeblühte) Strauchpäonien, sorgfältig restaurierte Ruinen<br />
der mittelalterlichen Stadt, auch der Kirche, in der Papst Alexander III. inthronisiert<br />
worden ist, mit einem schönen Fresco. Wir sahen einen interessanten Steingarten
und uns wurde von unserer Führerin außerhalb der Stadtmauer ein Bach gezeigt,<br />
der überwuchert war von weißen, blühenden Callas: Nur wer das gesehen hat,<br />
kann sich es wirklich vorstellen! Die meist asiatischen Gehölze kann ich gar nicht<br />
nennen, denn Ninfa ist auch ein veritables Arboretum.<br />
Wir mussten leider schon wieder zum Bus zurückgehen, um pünktlich unser<br />
nächstes Ziel anzusteuern, als wir an dem kleinen Fluss entlang gingen, der sich<br />
quer durch Ninfa zieht. Glasklar ist er, wie man es auch im Hochgebirge kaum<br />
sieht und die Gräser, die auf dem Boden im Wasser wachsen, haben eine leuchtend<br />
grüne, fast neon-grüne Farbe.<br />
Der Name „Ninfa“ kommt vom griechischen Wort Nympha (die Nymphe) und die<br />
Erlebnisse in Ninfa, der verschwenderische Rosenduft, die Farben und das kristallklare<br />
Wasser haben uns verzaubert, wie das die Quellnymphen in der Sage<br />
tun.<br />
Der Bus brachte uns von Ninfa nach Norden zu den Giardini der Villa Landriana,<br />
wo wir von unserer deutschsprachigen Führerin schon erwartet wurden. Die sehr<br />
schönen Gärten waren beinahe ein Gegenprogramm zu Ninfa: Hier sahen wir keinen<br />
„englischen“ Garten, sondern durchgestaltete Gartenzimmer. Aber von Anfang<br />
an! In der Mitte des letzten Jahrhunderts erwarb der Marchese Gallarati-<br />
Scotti ein Anwesen in der Nähe von Ardea. Seine Gattin Lavinia Taverna liebte<br />
dieses Gut sehr und sie machte aus einer Laune heraus den Versuch, mit einem<br />
Tütchen Samen einen Garten zu schaffen. Vorher waren nämlich nur Eukalyptusbäume<br />
und Pinien dort, also Bäume, die Schatten spenden sollten. Diese regellos<br />
gesäten Pflanzen machten ihr auf die Dauer aber keine Freude und deshalb bat<br />
sie den englischen Gartenarchitekten Russel Page um Hilfe. Von ihm stammte die<br />
Idee, den Garten um die Villa durch Gartenzimmer zu strukturieren. Eines dieser<br />
Gartenzimmer, das sich neben der Villa befindet und mit einem kleinen Teich gestaltet<br />
ist, ist noch original erhalten. Die Idee der Gartenzimmer ist in der folgenden<br />
Zeit von Russel Page (für die weiteren Pflanzensammlungen der Marchesa)<br />
und von ihr selbst wieder aufgegriffen worden. So gibt es von Hecken umgebene<br />
„Zimmer“, die Pflanzen in silbergrauen Tönen haben oder nur Erikasorten. Oder<br />
auch einen schönen Teich mit Seerosen, der an maurische Gärten erinnert. Ein<br />
Hanggarten, der zu einem kleinen See abfällt, ist mit duftenden Strauchrosen bedeckt.<br />
Überhaupt war der intensive Rosenduft der meist Alten Rosen eine überwältigende<br />
Erfahrung dieser Fahrt!<br />
Voller neuer Eindrücke verbrachten wir unsere Mittagspause in einem Ristorante<br />
mit Blick auf das Meer. Das Essen war so gut wie der Blick schön. Wir hatten noch<br />
etwas Zeit und konnten nach dem Essen Torsanlorenzo besichtigen. Eine solche<br />
„Gärtnerei“ mit so riesigen Rosen, Bougonvillaien und Citrussträuchern kann man<br />
sich bei uns kaum vorzustellen.<br />
Nun mussten wir aber fort, in Richtung Rom. Signora Maresa, die diesen Garten/Park<br />
angelegt hat, begrüßte uns voll Liebenswürdigkeit und zeigte und erklärte<br />
uns alles. Sie hat duftende Strauch- und Kletterrosen an Bäume gepflanzt und<br />
erklärte, wie wichtig die richtige Wuchsrichtung dabei ist. Signora Maresa erzählte<br />
uns zum ersten Mal, dass die Wirtsbäume ihre Gäste nicht immer mit Freude akzeptieren,<br />
sondern auch unter ihrer Last zusammenbrechen können. Sie hat uns<br />
Beispiele gezeigt. Die Pracht der Kletterrosen war überwältigend.<br />
Am Sonntag hatten wir zwei Ziele: die Villa d’Este in Tivoli und Rom, wobei eine<br />
Besichtigung der Galeria Borghese, ein Gang durch Rom und der Besuch des<br />
Roseto Roms am Hang des Aventins geplant war.Morgens war es kühl, aber trocken,<br />
als wir die Villa d’Este betraten. Es waren nur wenig Menschen da, sodass
wir die Innenräume, besonders einen Raum mit erhabenen Rosendarstellungen, in<br />
Ruhe besichtigen konnten. Den Grund für diese Ruhe erkannten wir bald: So früh<br />
war es nicht vorgesehen, dass die berühmten Wasserspiele schon sprangen! Wir<br />
hatten also Zeit, uns den Garten ohne Ablenkung anzusehen, wobei uns die bunten<br />
Irisbarbata- Beete und die recht neugepflanzten Alten Rosen sehr erfreuten.<br />
Die Rosen stehen besonders am Rondell der vier alten Zypressen und an der Umfassungsmauer<br />
des Gartens. Natürlich wurde auch der Park als <strong>Italien</strong>ischer Garten<br />
an sich betrachtet, aber das Fehlen der Wasserspiele wurde doch allgemein<br />
beklagt. Klar, dass wir noch etwas länger im Garten blieben, als kurz nach 10 Uhr<br />
die Fontänen zu springen begonnen hatten. Dabei war es interessant zu sehen,<br />
wie das Wasser immer weiter auf seinem Weg vordrang in dem Maße, wie das<br />
Wasser des Aniene, der durch den künstlichen Wasserfall (in dem Garten der Villa<br />
Gregoriana) Druck aufgebaut hat, geflossen ist.<br />
Sehr bald erreichten wir die prächtige Villa Borghese auf dem Pincio. Gott sei<br />
Dank hatte unser weit blickender Führer schon Eintrittskarten für uns geordert,<br />
denn die Tickets waren ausverkauft. Nach einer kurzen Mittagspause begannen<br />
wir nun die Räume und die Sammlung zu besichtigen. Die Räume sind sehr<br />
prachtvoll ausgeschmückt und vergoldet, aber - zumindest bei uns - nicht jedermanns<br />
Geschmack. Ausgestellt sind Gemälde (u. a. Tizians Himmlische und Irdische<br />
Liebe) und antike oder klassizistische Skulpturen (am berühmtesten wohl<br />
Canovas Venus, für die Pauline Bonaparte, verheiratete Borghese, das Modell<br />
war). Aber egal, wie man zu den Räumen und ihrem Schmuck stand: Der Blick<br />
aus dem Fenster war jedenfalls beeindruckend, denn man sah ein Beet im französischen<br />
Stil, das gerade so weit ausgeräumt war, dass man nur noch seine grafische<br />
Struktur sah. Auf der anderen Seite des Gebäudes hatten wir übrigens das<br />
entsprechende Beet gesehen, das noch völlig bepflanzt war in Rosa-Tönen.<br />
In Rom erlebten wir einen ereignisreichen Tag. So war der Blick von der Spanischen<br />
Treppe hinunter auf die Piazza di Spagna ein Blick auf lauter Regenschirme<br />
und eine Aufwärmpause (das Thermometer im Bus hatte 9 Grad angezeigt) im<br />
Cafe Greco fiel ins Wasser, da es geschlossen war. Am Trevi-Brunnen flüchteten<br />
wir bald in eine Bar und aßen und tranken etwas. Bei diesem Wetter war es klar,<br />
dass die weitere Besichtigung Roms unmöglich war; diejenigen, die zu Fuß zum<br />
Roseto gehen wollten, machten sich im Geschwindmarsch auf, um, vorbei am Capitolshügel<br />
mit seinen zwei eindrucksvollen Treppen, am Forum Boarium mit den<br />
beiden gut erhaltenen Tempeln und an der Kirche S. Maria in Cosmedin mit dem<br />
Bocca della Verita, den Aventin zu erreichen. Der Regen wurde schwächer und<br />
bald wurde auch der Obergärtner des Roseto gefunden, ein jüngerer, enthusiastischer<br />
Mann, der uns mit viel Freude den Rosengarten zeigte. Der Garten ist zweigeteilt:<br />
Der obere Teil zeigt die eigentliche, dauernde Sammlung, der untere Teil<br />
neue Rosen, die am Sonntagvormittag gerade bewertet worden waren. (Wer sich<br />
genauer über die interessante Geschichte des Roseto informieren möchte, möge<br />
sie im Rosenjahrbuch 2005, S.37 ff. nachlesen).<br />
Der dritte Tag unseres offiziellen Programms brachte auch den Abschied von<br />
Tivoli. Doch zuerst muss noch die Rocca Pia erwähnt werden, eine imposante<br />
Festung in Tivoli, an der wir nun zum dritten Mal vorbeifuhren. Die Bewohner der<br />
Stadt Tivoli waren nicht dem Papst, sondern dem deutschen Kaiser gegenüber<br />
treu – es ging um eine alte Feindschaft gegen Rom – und, wie der Name Rocca<br />
Pia schon sagt, hat der berühmte Renaissancepapst Pius II. (Enea Silvio Piccolo-
mini) etwa 1461 diese Zwingburg erbauen lassen, die dann von anderen Päpsten<br />
vollendet wurde.<br />
Wir fuhren nun nach Nord-Westen in eine sehr reizvolle Landschaft um den Monte<br />
Cimino. Hier war der Frühling noch nicht lange eingekehrt: Das Laub der Bäume<br />
war licht, besonders an den Esskastanienbäumen an der Straße; in den Wäldern<br />
blühten Asphodelos und Orchideen. Erst später lasen wir, dass um den Cimino<br />
und den Lago di Vico herum ein Naturschutzgebiet liegt. Nach einer sehr schönen<br />
Fahrt kamen wir zum Städtchen Bagnaia, über dem die Villa Lante liegt. Sie war<br />
der Sommersitz der Bischöfe von Viterbo. Von Kardinal Gambara wurde die Anlage<br />
um 1570 von Vignola und im Folgenden von Ghinacci geplant und gebaut.<br />
Der zeremonielle untere Garten zeigte – ähnlich wie die Villa d`Este – das Zusammenspiel<br />
von Springbrunnen, dem Kies der Wege und von geschnittenen Hecken;<br />
sie waren besonders schön; weil sie im Mai noch die verschieden farbigen<br />
Jungtriebe zeigten. Da die Gartenanlage zum Ort hin abfällt, kann man ihn besonders<br />
gut sehen von den beiden „Häuser der Musen“ aus. Die haben wir natürlich<br />
besichtigt und fast allen oder vielleicht sogar allen gefielen die Fresken sehr. Gerade<br />
im Vergleich zur Galeria Borghese mit ihrem Prunk gab es hier keine Vergoldung<br />
und nur zarte Farben. Die symetrische Anlage der Teiche mit ihren Fontänen<br />
und allegorischen Figuren und die Kaskaden der Wassertreppe, die durch ihre<br />
Gestaltung in Form von Krebsen oder Gamberoni an den Familiennamen der<br />
Gambara erinnern soll, wirkte – obwohl sehr kunstvoll – doch schlicht. Eine hübsche<br />
Pflanzung mit blühenden japanischen Azaleen brachte zusätzlich Leben in<br />
die Anlagen. Wir sind in diesem klar strukturierten Garten mit dem Dreiklang Kies,<br />
Wasser und Grün wohl alle ruhig geworden. Diese Ruhe war aber auch nötig,<br />
denn in Bagnaia war Erstkommunion. Die Messe war gerade zu Ende und wir fanden<br />
unseren Bus nicht! Unsere Rettung war dann eine Dame aus der Gruppe mit<br />
guten <strong>Italien</strong>ischkenntnissen, die per Handy mit Matteo sprechen konnte, sodass<br />
wir dann Fahrer und Bus wieder finden konnten.<br />
Weiter im Cimino-Gebiet, vorbei an alten Städten mit Burgen oder Klöstern, vorbei<br />
an riesigen Haselnussplantagen, kamen wir nach Caprarola. Die Villa Lante liegt,<br />
wie ich schon sagte, über dem Ort Bagnaia, aber zur Villa Farnese muss man<br />
mehr sagen: Sie dominiert Caprarola. Die Straße, die zur Villa führt, teilt den Ort in<br />
zwei Teile. Das kann man von unten, aber auch von der Villa aus sehen. Bei klarem<br />
Wetter (das wir hatten) sieht man im Hintergrund des Städtchens den Monte<br />
Soratte (den Mons Soracte, den Horaz besungen hat). Er hat eine Höhe von 691<br />
m, wirkt aber als einzelner Berg in der Ebene viel höher. Der Palazzo selbst ist ein<br />
fünfeckiger Bau, innen Fresken, bezogen auf den Ruhm der Farnese, d. h. also<br />
auf den Ruhm des Farnese-Papstes Paul III. und seines Enkels Alessandros, der<br />
dieses Fort von Perruzi im Jahr 1557 errichten ließ. Die Gartenanlage von Vignola<br />
konnten wir leider nicht besichtigen, weil sie gesperrt war. Man sagte uns, der<br />
Grund dafür sei der viele Regen, der die Treppen und das weitere Gartengelände<br />
zu rutschig mache.<br />
Nach einer Pause in Caprarola fuhren wir mit unserem Bus zum dritten Ziel des<br />
Tages. Aber während der Fahrt sahen wir noch viel Schönes. Zuerst war das der<br />
Lago di Vico, ein Kratersee wie der berühmtere Bolsena-See. Er ist ein ruhiger,<br />
etwas düsterer Waldsee, umgeben von hohen Bäumen. Dann fuhren wir in Richtung<br />
Meer zu den etruskischen Städten Tarquinia und Tuscania. Wir konnten sie
natürlich nicht besichtigen, aber wir sahen die typischen hochliegenden Etruskerstädte<br />
mit mittelalterlichen Geschlechtertürmen doch sehr genau. Unser Ziel war<br />
der Tarot Garten der Niki de St. Phalle in Capalbio. Er liegt nicht am Meer, sondern<br />
etwas im Landesinnern. So fuhren wir auch an einem Kanal mit Häusern und<br />
Gärten vorbei und sahen sehr schöne Juno–Iris in diesen Gärten. Der Tarot Garten<br />
ist ein relativ kleiner Garten in der Toscana an einem Hang. Hoch am Ende<br />
des Gartens hat Niki de St. Phalle einen Skulpturengarten angelegt, angeregt<br />
durch einen Tarot Garten in Barcelona. Dieser Garten ist begehbar, sehr bunt und<br />
ein wunderbarer Garten für Kinder. Es ist aber nicht ganz klar, ob sie einen Vergnügungsgarten<br />
oder einen Besinnungsgarten schaffen wollte. Denn sie schrieb in<br />
ihrem Buch „Der Tarot Garten“: „Ich wusste, dass auch ich eines Tages einen<br />
Vergnügungspark bauen würde“, während in Capalbio in einer Interpretation von<br />
ihr steht, dass Ruhe und Muße nötig seien, um sich diesem Garten geistig zu nähern.<br />
Ein nahendes Gewitter ließ uns schnell aus dem Garten und in den Bus eilen.<br />
Vorbei an den hohen Mauern von Tuscania fuhren wir nach Viterbo, nachdem<br />
ein leuchtender Regenbogen uns Glück für die Zukunft verheißen hatte.<br />
Der vierte Tag brachte uns zwei ganz unterschiedliche Eindrücke: den Rosengarten<br />
von La Tacita und den Parco dei Mostri in Bomarzo. Von Viterbo fuhren wir<br />
zurück in Richtung Rom, entlang am Hochwasser führenden Tiber. In der Höhe<br />
des Monte Soratte bogen wir Richtung Osten vom Tiber ab. Hier sahen wir eine<br />
Landschaft, die völlig unberührt von der Moderne und auch von der Nähe der Metropole<br />
Rom zu sein schien. Noch in Deutschland wurde uns geschrieben, dass wir<br />
an der Rosenprüfung am 17.Mai teilnehmen sollten, aber die meisten von uns<br />
konnten sich das nicht vorstellen und hatten deshalb das Formblatt nicht ausgefüllt<br />
zurückgeschickt. Also dachten wir, dass es für uns Laien nur die Besichtigung des<br />
Rosengartens Vacunae Rosae und die Hoffnung auf einen Lunch im Garten gäbe.<br />
Aber es sollte viel eindrucksvoller werden!<br />
Eine halbe Stunde besichtigten wir die Rosen, fast alle schon erblüht, was nicht<br />
selbstverständlich war, weil das Wetter vorher ja kalt und regnerisch war und La<br />
Tacita schon recht hoch liegt. Die Rosen aus verschiedenen Jahrhunderten waren<br />
meist schön, allerdings waren doch einige von uns der Meinung, dass mehr Unkraut<br />
gerupft werden sollte. Wahrscheinlich fragt sich jetzt der eine oder andere<br />
Leser, ob der Rosengarten so klein ist, dass man für seine Besichtigung nur eine<br />
halbe Stunde braucht. Das ist natürlich nicht der Fall: Wir hatten nur die äußeren<br />
Rosenbeete betrachtet und vom dem Hanggarten in Diagonalgefälle so gut nichts<br />
gesehen, als wir in den Country Club gebeten wurden, um uns mit Getränken zu<br />
erfrischen, bevor wir den Vortrag über Rosenschädlinge hören sollten. Hans van<br />
Hage von der Rosenschule de Bierkreek in den Niederlanden referierte über tierische<br />
Schädlinge, gestützt auf gute Dias; die Pilzkrankheiten ließ er dabei aber<br />
leider aus, obwohl sie doch für die meisten das größere Problem sind.<br />
Danach wurden tatsächlich auch wir eingeteilt zu viert oder zu fünft zur Rosenprüfung!<br />
Natürlich wurden wir erst einmal in die Geheimnisse einer solchen Prüfung<br />
eingeweiht: Gesamthabitus, Blütenform, Duft und ähnliches. Es hat sehr viel Spaß<br />
gemacht und wir haben viel gelernt! Nachdem alle Gruppen die Bewertung beendet<br />
hatten, sind wir wieder zum Country Club gegangen. Es war in der Zwischenzeit<br />
warm geworden und wir freuten uns auf eine Erfrischung auf der Terrasse bei<br />
den Olivenbäumen. Doch mit solchen Erfrischungen hat wohl niemand von uns<br />
gerechnet. Erdbeerbowle, Prosecco mit Rosenöl, kleine Häppchen mit Rosenwas-
ser, Pistazien und andere Naschereien. Es folgte nun die Bitte, dass alle in ein<br />
großes Zelt gehen sollten, das neben dem Country Club aufgestellt war. Hier war<br />
für das Mittagsessen gedeckt, wunderschön mit blühenden Rosen vor jedem Teller<br />
und großen Rosenbouquets. Auch das Mittagessen spielte immer wieder auf<br />
die Rosen an. Als alle gesättigt waren, wurden die prämierten Rosen vorgestellt,<br />
unter denen auch zwei Rosen von Kordes waren: Belvedere und Eskimo. Leider<br />
entlud sich noch während der Feier ein Gewitter mit Blitz, Donner und Platzregen<br />
über uns, sodass wir nicht mehr, wie ursprünglich geplant, das Rosarium genauer<br />
besichtigen konnten. Vielleicht war das aber auch gut, denn sonst wäre Bomarzo<br />
ins Wasser gefallen.<br />
Als wir das Städtchen Bomarzo erreichten, mussten wir feststellen, dass die Straße,<br />
die uns zum Parco dei Mostri oder anders ausgedrückt zum Sacro Bosco (=<br />
Heiliger Hain) bringen sollte, mit dem Bus nicht passierbar war: Der Regen hatte<br />
sie unterspült. Wir beschlossen deshalb, den Weg zu Fuß zu machen. Unterhalb<br />
der hochragenden Stadt liegt in einem waldigen Tälchen der Park, der nach den<br />
Plänen von Pier Francesco II. Orsini, genannt Vicino, ab 1550 im Stil des Manierismus<br />
erbaut worden ist. Dieser Stil ist ein Ausdruck des Umbruchs und der Verunsicherung,<br />
die nach der Entdeckung Amerikas und den Thesen Martin Luthers<br />
über die katholische Kirche und den Adel herein gebrochen ist.<br />
Nur mit Mühe konnten wir den Park betreten; das Personal hatte gehofft, eine<br />
Stunde früher nach Hause zu kommen und wollte uns nicht mehr einlassen (großes<br />
Lob an Herrn Weigel). Der Park mit seinen Bauwerken und Skulpturen lag da<br />
in lichtem Frühlingsgrün, dennoch strahlte er auch Bedrohliches aus. Zu Beginn<br />
gleich machte der Namen (Sacro Bosco = Heiliger Hain) einen zwiespältigen Eindruck:<br />
Im Frühling wurde bei den alten Völkern das neue Jahr freudig begrüßt –<br />
mit dem Opfer eines Königskindes oder einer reinen Jungfrau. Auch die beiden<br />
Sphingen, die ursprünglich am Eingang des Parks gestanden haben, drohen mit<br />
Unheil, denn sie sind gemäß dem griechischen Mythos dargestellt als Tier mit einem<br />
Frauenkopf. Eine solche Sphinx hatte vor der Stadt Theben alle Menschen<br />
getötet, bevor Ödipus ihr Rätsel löste und sie sich in den Abgrund stürzte. Bald<br />
kamen wir zu einer der wenige Darstellungen, die von einem Epos der Renaissance<br />
inspiriert ist, von dem Rasenden Roland (Orlando Furioso) von Ariost. Roland<br />
wird in einer Pose gezeigt, die an Herkules erinnert. Er betrachtet das<br />
schmerzverzerrte Antlitz einer Amazone, der er gerade den Kopf abgeschlagen<br />
hatte. Hier kann natürlich nicht alles genannt werden, was in diesem eigenartigen<br />
Park gezeigt wird. Zwei wichtige Dinge sollen aber noch erzählt werden: Das<br />
„schiefe“ Haus und der Elefant. Das „schiefe“ Haus ist tatsächlich schief (man fühlt<br />
sich auf dem schrägen Boden wie auf einem Schiff in heftigem Seegang), es soll<br />
dennoch Ruhe und Vorsicht symbolisieren. Mir scheint das aber nur auf dem Hintergrund<br />
der instabilen Zeit stimmig zu sein. Der riesige Elefant wird gezeigt, wie<br />
er mit seinem Rüssel einen römischen Legionär fasst (Rückbezug auf Hannibal?).<br />
Ganz in der Nähe dazu liegt der Höllenschlund in der Form einer südamerikanischen<br />
Maske mit einem abgewandelten Dante-Zitat aus dem Inferno. Wenn man<br />
es trotzdem wagt, durch das Tor zu treten, stellt man fest, dass Orsini gescherzt<br />
hat und dass man in einem kleinen Esszimmer steht.<br />
Wir haben vor Bomarzo die Gärten der Villa d’Este, der Villa Lante und Caprarola<br />
Gärten gesehen, die aus der gleichen Zeit stammen und dem Urheber des Sacro<br />
Bosco sicher bekannt waren. Doch Vicino Orsini hat nicht dem geometrischen Stil
gehuldigt, dem diese Gärten verpflichtet waren, sondern etwas ganz Eigenes geschaffen.<br />
Tief berührt gingen wir den rückwärts etwas anstrengenden Weg zu unserem Bus<br />
zurück. Von dort aus hatten wir einen sehr stimmungsvollen Blick über die vor uns<br />
liegenden Hügelketten; aus den Tälern stieg der Nebel auf, die Auswirkung des<br />
vielen Regens. In der folgenden halben Stunde blieben wir mit unserem Bus auf<br />
der gleichen Höhe wie Bomarzo und erlebten noch einen wunderbaren Sonnenuntergang.<br />
Heute sollten wir Lazio verlassen und alle unsere Besichtigungen in Umbrien machen.<br />
Umbrien gilt als das „Grüne Herz“ <strong>Italien</strong>s und so hat es sich auch gezeigt.<br />
Die Straße führte uns durch üppige grüne Täler. Zusätzlich war es aber auch interessant<br />
zu sehen, dass es in Umbrien weniger geregnet hatte als in Lazio, die<br />
Flüsse waren nicht braun vom Hochwasser. Unser erstes Ziel war der Roseto des<br />
Dr. Luciano Arcangeli in einem Ort in der Nähe von Spoleto. (Das Castell La Rocca<br />
von 1367 ragt mächtig über Spoleto). Als das Anwesen von Dr. Archangeli gefunden<br />
war, trafen wir dort zwei Hündinnen an, die schon heiser vom Bellen waren.<br />
Als Dr. Archangeli, der eine Führungsfunktion im Kulturministerium in Rom<br />
innehat, uns herzlich begrüßte, waren auch die die beiden Hunde schnell mit uns<br />
gut Freund. Dr. Archangelis Hobby ist die Zucht von (meist) alten Rosen, die er<br />
selbst aus Setzlingen gezogen hat.<br />
Er zeigte uns mit großer Freude seinen Rosengarten an einer Hanglage mit einem<br />
wunderbaren Blick; die Rosen stehen im Garten beinahe wie in einer Schlangenlinie,<br />
der nicht bepflanzte Raum wird von gepflegtem Rasen eingenommen. Auch<br />
hier sahen wir wieder, dass die Rosen an Bäume gelehnt wuchsen. Der Duft dieser<br />
Rosen war betäubend, obwohl es nicht so schwül war wie in den Gärten von<br />
Lazio. Außerdem waren auch Zistrosen in verschieden Farben im Garten, die den<br />
Begriff „Rose“ in ihrem Namen zu recht führten. Ein wunderbarer Vogelgesang<br />
erklang in diesem Garten, eine Nachtigall? Nach einer sehr schönen Führung<br />
durch die Anlage mit den passenden Erläuterungen wurde uns eine Erfrischung<br />
gereicht. Dann mussten wir schon weiter nach Santa Maria zum Rosengarten von<br />
Helga und André Brichet. Sie wohnen in der Nähe von Bastardo auf einem uralten<br />
Gut mit einer Kapelle aus dem 13. Jahrhundert. Sie haben eine Landwirtschaft<br />
(Olivenöl und Wein) und einen sehr schönen Rosengarten. Während wir ihn besichtigten,<br />
machten wir auch die Bekanntschaft mit zwei Hunden – der eine ist ein<br />
Trüffelhund - und zwei sehr schönen, aber lautstarken Pfauen. Auch hier wuchsen<br />
die Rosen an den Olivenbäumen. Auffällig hier, dass nicht nur alte Rankrosen gediehen,<br />
sondern auch Climbingrosen, z.B. eine Étoile de Holland. Die Beete waren<br />
außerdem bestückt mit Nelken, Artischocken und Kräutern. Nachdem wir die Aussicht<br />
auf Bastardo genossen und den Seerosenteich bewundert hatten, lud uns<br />
unsere freundliche Wirtin zu einem Picknick ein. Gemischter Salat und ein kühler<br />
Pasta-Salat waren zusammen mit dem kühlen Wein vom Gut eine großartige Erfrischung.<br />
Aber bald rief uns der nächste Rosengarten. Wir fuhren hinter Frau Brichets<br />
Wagen zu Vickis Rosengarten.<br />
Vicki ist übrigens der Kosename des Besitzers. Die Fahrt führte uns am riesigen<br />
Stausee des Tibers entlang und dann über eine schmale Straße empor zum Garten<br />
von Vicki. Diese Straße machte sogar unseren geduldigen Fahrer Matteo wütend,<br />
weil er sich fragte, wo er denn seinen Bus wenden könnte. Nun, er hatte es
geschafft! Dieser Rosengarten duftete nicht so wunderbar wie die anderen; es lag<br />
aber nicht an den Rosensorten, sondern an der Höhe des Gartens: Der Wind blies<br />
und vertrieb den Duft, ein Phänomen, das wir alle von Deutschland her kennen.<br />
Rosen an den Olivenbäumen, Zistrosen in verschiedenen Farben und Schwertlilien<br />
blühten hier üppig .Ein Bild wird aber wohl allen im Gedächtnis bleiben: Weiße<br />
Kletterrosen, die über ein Bauernhaus bis auf die andere Seite des Daches rankten.<br />
Vorbei an großen Klöstern und befestigten Städten fuhren wir dann nach Siena.<br />
Am anderen Morgen starteten wir mit dem Bus zur Altstadt von Siena. Der Berufsverkehr<br />
nervte natürlich etwas, aber dann fand Matteo an der Fortifikation einen<br />
guten Parkplatz und wir konnten ausschwärmen. Vorbei an der gotischen Kirche<br />
San Domenico kamen wir über eine der schmalen Gassen zum Platz „Il Campo“.<br />
Muschelförmig wird der Backstein-Belag in recht sanftem Gefälle hinunter<br />
geführt zum Palazzo Publico, der vom Torre del Mangia überragt wird. Der Halbkreis<br />
ist von gotischen Ziegelbauten umgeben, sodass eine Wirkung von einzigartiger<br />
Geschlossenheit entsteht. Gern wären wir hier länger geblieben, aber unsere<br />
Zeit war knapp und den Duomo wollten sich alle noch ansehen. Während Siena in<br />
der Regel eine Stadt des Backsteins ist, erstrahlt der Duomo in weißem und<br />
schwarzem Marmor. Die Fassade ist zusätzlich mit anderem farbigen Marmor und<br />
mit Mosaiken geschmückt. Es ist auffällig, dass die Stadt nur wenige Renaissancebauten<br />
besitzt. Historisch ist das unschwer zu erklären: Siena war eine<br />
Stadt, die im Mittelalter immer kaisertreu war (ghibellinisch) im Gegensatz zu Florenz,<br />
das papsttreu (guelfisch) war. Im Duomo weist darauf ein Fußbodenmosaik<br />
hin mit der Darstellung von Romulus und Remus. Remus aber war der sienesischen<br />
Sage nach der Gründer der Stadt. Als 1559 Florenz endgültig über Siena<br />
siegte, wurde deren kulturelle Entwicklung beendet.<br />
Wieder im Bus war der Roseto Carla Fineschi bei Cavriglia unser nächstes Ziel.<br />
Im letzten Rosenbogen auf der Seite 14 finden Sie eine Würdigung und einen<br />
Nachruf auf Prof. Giancarlo Fineschi. Im Gegensatz zu den Rosensammlungen,<br />
die wir bisher gesehen hatten, sahen wir hier eine sehr große Rosensammlung,<br />
genauer die drittgrößte auf der Welt. Sie ist nach Ländern, Züchtern und Sorten<br />
geordnet. Unsere Reaktion auf diese Ordnung war unterschiedlich. Die einen freuten<br />
sich, geliebte oder auch ersehnte moderne Rosen zu sehen, die anderen fanden<br />
diese Ordnung langweilig: Sie dachten an die vielen verwunschenen Rosengärten,<br />
die sie zuvor gesehen hatten .Entsprechend unterschiedlich war auch die<br />
Intensität bei der Besichtigung. Eins muss man auf jeden Fall sagen: Die Beete<br />
waren hervorragend gepflegt und der Duft (z.B. der Teehybriden) war sehr ausgeprägt.<br />
Auf dem sehr informativen Plan gab es noch vieles, was wir noch nicht gesehen<br />
hatten und natürlich noch sehen wollten, als eine tief schwarze Wolke aufzog.<br />
Sie wurde intensiv beobachtet. Doch dann zuckten Blitze und mehr oder weniger<br />
nass stürzten wir nacheinander in den Bus. Ein Platzregen, wie man ihn nur<br />
in südlichen Ländern kennt, prasselte auf die Erde. Schade, es wäre noch so viel<br />
zu erkunden gewesen! Dies war aber der letzte Regen unserer Fahrt.<br />
Trost spendete uns die Trattoria, in die wir im strömenden Regen flohen. Hier hatte<br />
unsere Leitung für uns schon Plätze reserviert. Das war sehr gut, denn diese<br />
Trattoria war wegen ihres guten und reichlichen Essens ein Geheimtipp. Wir waren<br />
alle begeistert, so gut und abwechselungsreich war das Menü. Die Getränke
waren ebenfalls sehr gut und jedem, der Durst hatte, wurde nachgeschenkt. So<br />
machten wir uns gestärkt zum Giardino delle Rose in Chiesanuova auf.<br />
Maria Giulia Cimarelli Nenna hat diesen Roseto südlich von Florenz in einem terrassierten<br />
Olivenhain angelegt. Diese Stelle ist sehr verwunschen, man kann sie<br />
nur auf einem Feldweg erreichen. Vom Feldweg sieht man hinunter auf die Rosen.<br />
Die riesige Anzahl der Rosen kann man am ehesten ermessen, wenn man den<br />
Katalog betrachtet: 101 Seiten sind nötig, um alle zu nennen! Die Olivenbäume<br />
schützen die Rosen vor zu brennender Sonne und sie dienen gleichzeitig als Gerüst<br />
für die Rank- und Kletterrosen. Auch hier gab es Climbingrosen, z.B. eine Clb.<br />
Crimson Glory. Die Menge der Alten Rosen war wieder einmal überwältigend. Ich<br />
denke, im südlichen Klima ist es nicht von so großer Bedeutung, ob eine Rose<br />
einmal oder mehrfach blüht. Im Sommer verbrennt die Sonne sowieso alle zarten<br />
Rosenknospen. Nach einer beeindruckenden Führung durch Signora Cimarelli<br />
und einem weiteren Stöbern und Fotografieren unsererseits konnten wir noch den<br />
Katalog kaufen, um zu Hause zu klagen, dass wir sie nicht erwerben können.<br />
Nach diesem schönen Rosengarten fuhren wir Richtung Florenz und bogen vor<br />
Florenz ab nach Pistoia, dem ersten Ziel des morgigen Tages, und dann weiter<br />
nach Montecatini Terme.<br />
Der letzte Tag mit einem richtigen Programm näherte sich: Wir wollten den Roseto<br />
Barni und die Villa Gamberaia besuchen und im Anschluss einen Stadtbummel<br />
durch Florenz machen.<br />
In Pistoia liegt der Roseto Barni (für uns besser ausgedrückt: die Baumschule und<br />
Rosenzüchtung Barni in Pistoia). Dabei handelt sich um eine der erfolgreichsten<br />
Rosenzüchtungen von ganz <strong>Italien</strong>. Wir hatten das Glück, dass wir von der jungen<br />
Züchterin Patrizia Barni, die schon in der dritten Generation Rosen züchtet, selbst<br />
geführt wurden. Sie zeigte uns sehr schöne, hervorragend gepflegte Rosen im<br />
Rosengarten. Viel wurde da fotografiert, auch um später noch zu wissen, was wir<br />
dort gesehen haben. Denn mancher von uns dachte schon daran, besonders<br />
schöne Rosen bei Barni im Herbst zu bestellen. Auch der zweite Schaugarten auf<br />
der anderen Seite des Eingangs, der mit Figuren, die Frau Barni (die Patrizias<br />
Mutter geschaffen hat) geschmückt ist, gefiel uns sehr. Es soll in diesem Teil der<br />
Eindruck eines englischen Garten erzeugt werden; ich glaube, dass es gelungen<br />
ist. Nach der Besichtigung des ersten Schaugartens zeigte uns Signora Barni, mit<br />
welchen Mitteln eine an einem Ziel orientierte Rosenzucht arbeitet. Wahrscheinlich<br />
kennt jeder von uns die Darstellung der Rosenzucht aus den Rosenbüchern, aber<br />
es ist doch etwas Anderes, die Tüten auf den besamten Rosen in der Realität zu<br />
sehen. Signora Barnis Zuchtziel ist übrigens, immer schönere Schmetterlingsrosen<br />
(farfalle) zu züchten. Beim Imbiss nach der Führung waren viele von uns<br />
schon den Katalog vertieft.<br />
Vom Westen der Toskana ging es dann nach Osten, vorbei an Florenz nach Settignano.<br />
Am Endpunkt der Busse aus Florenz hieß es auch für uns: aussteigen<br />
und weiter gehen zur Villa Gamberaia. Der Blick von diesem östlichen Vorsprung<br />
der Hügelnase richtet sich auf die Brunelleschi-Kuppel des Duomo. Diese wunderbare<br />
Lage ist wohl auch der Grund, weshalb dieser Platz immer wieder besiedelt<br />
worden ist: Seit dem 14. Jahrhundert gehörte er den Benediktinerinnen, hernach<br />
der Steinmetzfamilie Gambarelli und – unter dem Namen Rosselino – Architekten<br />
dieser Familie. Nach 1700 wurden von Andrea Capponi Rasenflächen an-
gelegt, die er für das Kugelspiel (Bowling) brauchte, und der Garten mit Skulpturen<br />
geschmückt. 1896 wurde der Garten von der neuen Besitzerin, Prinzessin<br />
Giovanna Ghyka von Serbien, restauriert. Bis in unsere Zeit bemühten sich auch<br />
alle weiteren Besitzer um die Erhaltung von Palazzo und Garten. Heute ist die Villa<br />
Gamberaia mit ihren weiteren Gebäuden ein nobles Hotel mit Suiten. Ein letztes<br />
Mal während dieser Reise promenierten wir durch einen stimmungsvollen italienischen<br />
Garten. Neben vier zusammen hängenden Wasserparterres, eingefasst von<br />
Hecken, Rosen und Skulpturen, gingen wir und bewunderten den Ausblick auf<br />
Florenz durch ein kunstvolles Loch in der Umfassungshecke, genossen den Duft<br />
der Rosen und freuten uns am Plätschern des Wassers. (Dort sahen wir auch die<br />
Skulptur eines Jagdhundes, die uns schon aus dem Park der Villa Lante bekannt<br />
war. Es ist ein Bracco Italiano, ein Modehund der Renaissance, wie ich bei meinem<br />
Tierarzt festgestellt habe). Dann gingen wir zu den Zitronenbäumchen in Kübeln<br />
auf der linken Seite der geschilderten Anlage. Auf dieser Seite forschten wir<br />
dann weiter. Wir waren auf der Rückseite des Palazzo, als wir über uns einen<br />
zauberhaften Limonengarten fanden. Der Duft der Kübelpflanzen war sehr intensiv,<br />
besonders der von einer Citrusart, die viel kleinere Blüten und Blätter hat als<br />
die Zitronen. Dass diese Schönheit auch noch von einer Bordüre von blühenden<br />
Pfingstrosen umgeben war, erhöhte unsere Freude.<br />
Nach einer kurzen, aber gelungenen Rast in Settignano fuhren wir nach Florenz<br />
zum Arnoufer. Dort trennten wir uns und bildeten einzelne Grüppchen, um Florenz<br />
so zu erkunden, wie es den Einzelnen gefiel. Etwas müde kamen wir nach Montecatini<br />
Terme zurück.<br />
Am folgenden Morgen konnten wir durch das Geschäftsviertel gehen oder im Kurhaus<br />
promenieren oder noch etwas anderes tun. Dann flogen wir wieder Richtung<br />
Heimat, voll von Eindrücken, die wir erst einmal verarbeiten mussten. Es war aber<br />
eine schöne Arbeit!