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profi - hat "dem Tiger unters Fell geschaut" - ROPA Fahrzeug

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Sonderdruck<br />

aus 9/2008<br />

Elektronik im Ropa euro-<strong>Tiger</strong> V8-3:<br />

Dem <strong>Tiger</strong> <strong>unters</strong> <strong>Fell</strong> geschaut<br />

Woran kann man die Superlative einer Maschine vom<br />

Format des „Ropa euro-<strong>Tiger</strong> V8-3“ am besten festmachen?<br />

Am Preis? An der Motorleistung? An den Abmessungen?<br />

Am Gewicht? — Nein, an der Elektronik!<br />

<strong>Fahrzeug</strong>- und Maschinenbau GmbH<br />

Sittelsdorf 24<br />

D-84097 Herrngiersdorf<br />

Tel. +49 (0)87 85/96 01- 0<br />

Fax +49 (0)87 85/96 01-42<br />

vertrieb@ropa-maschinenbau.de<br />

www.ropa-maschinenbau.de<br />

<strong>profi</strong> · 48084 Münster · Internet: www.<strong>profi</strong>.com · E-Mail: service@<strong>profi</strong>.com<br />

Telefon +49 (0)25 01/8 01-41 73 · Telefax +49 (0)25 01/8 01-3 59


<strong>profi</strong> ELEKTRONIK<br />

Kaum eine Maschine <strong>hat</strong> ein Ernteverfahren<br />

so verändert und<br />

vereinfacht wie der selbstfahrende<br />

Rübenroder. Einer der Pioniere<br />

dieser Technik ist der Landwirt Hermann<br />

Paintner aus 84097 Sittelsdorf. In der<br />

Kampagne 1972 rodetet er mit einem selbst<br />

gebauten Sechsreiher 90 Hektar. Das war eine<br />

Sensation. Diese Maschine entwickelte er<br />

in den Folgejahren weiter, wobei immer<br />

mehr Hydraulikantriebe die Mechanik ersetzten.<br />

Im Jahr 1986 gründete Hermann Paintner<br />

die Firma Ropa. Ein Jahr später begann<br />

er neben der Herstellung von Rübenrodern<br />

mit <strong>dem</strong> Bau der „La<strong>dem</strong>äuse“. Erstmals<br />

1990 verbaute Paintner einen elektronischen<br />

Lenkautomaten, den damals der Land-<br />

Der Ropa euro-<strong>Tiger</strong> V8-3, hier<br />

mit neunreihigem Rodeaggregat,<br />

wird bis auf das Licht komplett elektronisch<br />

bedient und überwacht.<br />

Fotos: Tovornik (1), Holtmann<br />

Elektronik im Ropa euro-<strong>Tiger</strong> V8-3:<br />

Dem <strong>Tiger</strong> <strong>unters</strong> <strong>Fell</strong> geschaut<br />

Woran kann man die Superlative einer Maschine vom<br />

Format des „Ropa euro-<strong>Tiger</strong> V8-3“ am besten festmachen?<br />

Am Preis? An der Motorleistung? An den Abmessungen?<br />

Am Gewicht? — Nein, an der Elektronik!<br />

wirt Andreas Reichhardt aus 35410 Hungen<br />

für ihn baute.Heute teilt sich Ropa den deutschen<br />

Markt für selbstfahrende Zuckerrübenroder<br />

mit der Firma Holmer aus 84069<br />

Eggmühl. Zeitweise kooperierten beide Unternehmen<br />

u.a. in der Entwicklung ihrer<br />

Elektronik, ohne die heute weder Roder<br />

noch Lader überhaupt funktionieren würden.<br />

Einen Beitrag über die Elektronik im Holmer-<br />

Roder veröffentlichte <strong>profi</strong> im August 1997<br />

(Seite 72). Seit<strong>dem</strong> haben die Rechnerleistung,<br />

die Vernetzung, die Bedienung und die<br />

Diagnose mehrere Quantensprünge gemacht.<br />

Derzeit setzt die elektronische Steuerung<br />

des „euro-<strong>Tiger</strong> V8-3“ von Ropa Maßstäbe<br />

in der Landtechnik.<br />

Die Maschine verfügt über 18 elektronische<br />

Steuerkreise mit jeweils einem eigenen Prozessor.<br />

Fünf Hauptrechner sind an drei Einbauorten<br />

geschützt in Elektrikgehäusen<br />

bzw. Schaltschränken un-<br />

tergebracht und über den CAN-Bus vernetzt.<br />

Kontrolliert und programmiert werden sie<br />

über das Terminal.<br />

Der Erfassung von Temperaturen, Drücken,<br />

Positionen, Spannung und Stromstärke dienen<br />

in der Grundausführung über 100 Sensoren<br />

und Schalter. So sind die Hydraulikzylinder<br />

fast ausnahmslos mit Positionsmeldern<br />

bestückt. Gut 90 Magnetventile,<br />

überwiegend proportionale, steuern die Hydraulik.<br />

Hingegen verfügt die Maschine nur<br />

noch über fünf elektrische Relais einschließlich<br />

des Blinkgebers sowie über acht Elektromotoren.<br />

Doch die Aufzählung allein sagt nichts über<br />

die Intelligenz aus, die den euro-<strong>Tiger</strong> kennzeichnet.<br />

Diese liegt darin, dass alle Informationen<br />

über den CAN-<br />

Bus permanent allen<br />

<strong>profi</strong> 5/2008 www.<strong>profi</strong>.de<br />

❚ A ❚


Prozessoren zur Verfügung stehen. Erst dadurch<br />

sind Sicherheitsfunktionen und automatische,<br />

programmierbare Folgeschaltungen<br />

möglich. Zu diesen Informationen gehören<br />

im Übrigen der Dieselverbrauch, der<br />

Bunkerfüllstand oder die GPS-Fahrgeschwindigkeit.<br />

Die CAN-Bus-Technik <strong>hat</strong> weiterhin den<br />

Vorteil, dass Ropa die Verkabelung auf<br />

ein Minimum reduzieren konnte. Magnetventile,<br />

Relais, Positionsmelder und andere<br />

Sensoren sind direkt mit „ihrem“ Prozessor<br />

verbunden. Diese Struktur vereinfacht die<br />

Konstruktion und die Fehlersuche.<br />

Weil im Zylinder integrierte Positionsmelder<br />

extrem teuer sind, werden alle hydraulischen<br />

Bewegungen über einen Winkelgeber und oft<br />

eine Gelenkstange erfasst.<br />

Der Hydraulikdrucksensor erfasst den Schleglerentlastungsdruck.<br />

Jedes Kabel ist mit<br />

einem abriebfesten Schild gekennzeichnet.<br />

Das vereinfacht die Fehlersuche.<br />

Die Funktionalitäten der aktuellen Elektronik<br />

im euro-<strong>Tiger</strong> sind aus 20 Jahren<br />

Erfahrung entstanden. Damals wie heute<br />

<strong>hat</strong> ein Hersteller wie Ropa jedoch ein Problem:<br />

Er produziert relativ kleine Stückzahlen<br />

mit sehr speziellen Anforderungen. Zum<br />

Beispiel müssen die Steckverbindungen hermetisch<br />

gekapselt sein, die Prozessoren<br />

müssen auch unter extremen Temperaturen<br />

arbeiten, und die gesamte Elektronik soll<br />

auf 10 000 Betriebsstunden Lebensdauer<br />

ausgelegt sein.<br />

Die Drehzahlen vieler Hydromotoren erfasst<br />

Ropa mit speziellen Hall-Sensoren direkt am<br />

Gehäuse, hier zu sehen unten, hinter der<br />

Leckölleitung.<br />

Der euro-<strong>Tiger</strong> <strong>hat</strong> über 90 Magnetventile,<br />

die elektronisch angesteuert werden. Dies ist<br />

der Steuerblock der Kratzbodenschaltung<br />

und -regelung.<br />

Viele Komponenten vom Hydromotor bis<br />

zum Stecker gibt es nicht auf <strong>dem</strong> Massenmarkt<br />

für elektronische Zulieferteile.<br />

Stattdessen <strong>hat</strong> Ropa viele Teile selbst entwickelt<br />

und lässt diese im Auftrag fertigen.<br />

Um die Kosten im Griff zu behalten, arbeitet<br />

die Firma teils mit anderen Landtechnikherstellern<br />

oder deren Zulieferern zusammen,<br />

die die gleichen Anforderungen haben.<br />

Das gilt z.B. für die fünf Hauptrechner, die in<br />

ähnlicher Form auch in Fendt-Traktoren verwendet<br />

werden. „Für andere Landmaschinenhersteller<br />

stellen wir keine unmittelbare<br />

Konkurrenz dar. Deshalb konnten wir uns für<br />

neue elektronische Entwicklungen oft bei<br />

deren Zulieferern mit einklinken“, so Michael<br />

Gruber, der die Entwicklung der Elektronik<br />

bei Ropa fast von Beginn an leitet.<br />

An einer Maschine wie <strong>dem</strong> euro-<strong>Tiger</strong> ist<br />

die Verkabelung eine besondere Herausforderung.<br />

Fast überall sind die Kabel und<br />

Kabelbäume mit einem flexiblen Strickgewebe<br />

stramm umwickelt. Schaut man <strong>dem</strong><br />

<strong>Tiger</strong> genauer <strong>unters</strong> <strong>Fell</strong>, fallen offen liegende<br />

Kabeladern auf, immer kurz vor den<br />

Steckern. Zu<strong>dem</strong> findet man nur noch direkt<br />

am Motor das sonst übliche Wellrohr, das<br />

die Kabel schützen soll.<br />

Chefentwickler Gruber begründet dies so:<br />

„Wellrohre sind tückisch, wenn sie nicht<br />

stramm mit Kabeln gefüllt sind. Kleine Größen<br />

gibt es nicht, und so kam es regelmäßig<br />

vor, dass wenige Kabel in einem zu weiten<br />

Wellrohr im Laufe der Jahre durchscheuerten.<br />

Also umstricken wir unsere Kabel jetzt<br />

und haben damit sehr gute Erfahrungen. Mit<br />

der schlechteren Optik können unsere Kunden<br />

und wir gut leben.“<br />

Die Ropa-Elektronik weist keine großen Platinen<br />

mehr auf. Stattdessen sind die elektronischen<br />

Komponenten in den Rechnerkästen<br />

robust verdrahtet, viele davon mit Wago-<br />

Federzugklemmen. Platinen werden bei zu<br />

hohem Stromdurchlass heiß und können<br />

durchschmoren.<br />

Während Ropa die Kabel früher in den Zentralelektrikgehäusen<br />

bzw. Schaltschränken<br />

mit Steckern verbunden <strong>hat</strong>, verwendet die<br />

Firma jetzt nur noch selbstsichernde Wago-<br />

Klemmen. Denn Stecker sind immer mit <strong>dem</strong><br />

Risiko von Wackelkontakten behaftet, spätestens<br />

nach Jahren. Außer<strong>dem</strong> sind sämtliche<br />

Kabel mit der internen Kennziffer des<br />

Bauteils kennzeichnet, zu <strong>dem</strong> sie führen.<br />

Bei der Funktionalität der Elektronik<br />

macht Ropa keine Kompromisse, wohl<br />

aber bei der Spannung: Der euro-<strong>Tiger</strong> <strong>hat</strong><br />

je ein 24-, 15- und 8,5-Volt-Stromnetz sowie<br />

12 Volt für Funk und Telefon. Dies liegt daran,<br />

dass es für manche Bauteile wie die<br />

Winkelgeber nur 8,5-V-Varianten gibt. Andere<br />

Sensoren setzen 15 Volt voraus, und<br />

das normale Bordnetz arbeitet mit 24 Volt.<br />

Was ist an der Ropa-Elektronik außer der<br />

umfassenden Einbindung aller Maschinenfunktionen<br />

noch außergewöhnlich? — Es ist<br />

zum einem die Art der Bildschirmdarstellung.<br />

Ropa <strong>hat</strong> für die Benutzeroberfläche<br />

einen Windows-CE-Rechner integriert. Der<br />

Bildschirm kann dadurch wie beim PC frei<br />

eingeteilt werden, und bei der Schrift und<br />

Grafik gibt es keine Grenzen.<br />

Das wiederum eröffnet völlig neue Möglichkeiten<br />

für die Diagnose. Anstelle eines Laptops<br />

oder Diagnosegerätes nutzt Ropa dafür<br />

den internen Rechner. Der Werkstattfachmann<br />

oder auch der Fahrer kann im


<strong>profi</strong> ELEKTRONIK<br />

Die Rechner im euro-<strong>Tiger</strong> sitzen dezentral<br />

wie hier im Hinterwagen unterhalb des Bunkers.<br />

Zwei weitere befinden sich in der Seitenkonsole<br />

rechts in der Kabine und einer<br />

vorne auf <strong>dem</strong> Rodeaggregat.<br />

Der Monitor dient als Armaturenbrett.<br />

Für Grundeinstellungen dienen<br />

die Drehschalter unten. Auch Zündschloss<br />

und Klimaautomatik sind in<br />

den CAN-Bus integriert!<br />

Mit diesen Tasten an der linken Armlehne<br />

wird abgebunkert. Entweder werden die<br />

Bänder von Hand oder vollautomatisch<br />

eingestellt, gestartet und gestoppt.<br />

Diagnosemenü die gesamte Maschine durchchecken.<br />

Anstelle von Codes oder dimensionslosen<br />

Ziffern zeigt der Bildschirm im<br />

Volltext die jeweiligen Bauteile an. Bei analogen<br />

Sensoren und Schaltern wird zusätzlich<br />

die Arbeitsspannung oder der –strom<br />

ausgegeben, bei digitalen die Stellungen ein<br />

oder aus.<br />

Auf die Weise wird sofort geklärt, ob ein<br />

Kabel einen Kurzschluss <strong>hat</strong> oder ein<br />

Bauteil defekt ist. Und weil Ropa sämtliche<br />

Kabel an der Maschine nummeriert <strong>hat</strong> und<br />

diese Nummer im Service-Menü mit anzeigt,<br />

kommt der Fahrer möglichen Fehlern schnell<br />

auf die Spur.<br />

Durch diese „Onboard-Diagnose“ erspart<br />

Ropa den Händlern die Anschaffung einer<br />

Diagnosesoftware oder eines speziellen Gerätes.<br />

Das ist schon allein unter <strong>dem</strong> Aspekt<br />

Jeweils ein Ultraschallsensor vorne und<br />

hinten in der Bunkerwand erfasst den Füllstand<br />

und die Verteilung der Rüben. Darüber<br />

werden die Befüllung und die Achslastregelung<br />

gesteuert.<br />

sinvoll, weil die Maschinen nicht nur in<br />

Deutschland laufen, sondern teils auch hinter<br />

<strong>dem</strong> Ural oder in Übersee. Nicht einmal<br />

ein Multimeter ist bei <strong>dem</strong> neuen euro-<strong>Tiger</strong><br />

nötig. Außer<strong>dem</strong> kann sich jeder Fahrer im<br />

Notfall per Handy Hilfe bei einem Service-<br />

Mitarbeiter von Ropa holen.<br />

Diese etwas ausführlichere Beschreibung<br />

der Diagnose soll Sie jetzt nicht zur Annahme<br />

verleiten, dass Ropa-Maschinen anfälliger<br />

sind als andere. Doch zeigt dieses System,<br />

dass sowohl die Kunden, die Händler<br />

und der Hersteller einen hohen Nutzen davon<br />

haben. Denn Kabelbrüche und Kurzschlüsse<br />

sind nun einmal die Hauptursache<br />

elektronischer Ausfälle. Diese werden bei<br />

Ropa nicht totgeschwiegen, sondern offen<br />

und clever ins Kalkül gezogen.<br />

Im Laufe der Jahre <strong>hat</strong> Ropa eine Vielzahl<br />

von Sicherheitsfunktionen und Automatiken<br />

im euro-<strong>Tiger</strong> realisiert, die ohne<br />

Elektronik undenkbar wären. Hier genannt<br />

sei nur die jüngste Ergänzung, die Blockade-<br />

Erkennung: Verhakt sich z.B. ein Grubberzinken<br />

im letzten Siebstern, blockiert dieser<br />

schlagartig. Die Elektronik registriert dies<br />

und gibt <strong>dem</strong> Fahrer eine Warnung. Gleichzeitig<br />

aber stoppt sie bereits die beiden vorderen<br />

Sterne, so dass der blockierte dritte<br />

Stern nicht gänzlich mit Rüben voll läuft.<br />

Der Fahrer muss nun nicht einige Zentner<br />

Rüben, sondern nur wenige Kilo beiseite<br />

räumen, um die Störung zu beheben.<br />

Wenn er die Maschine wieder startet, <strong>hat</strong><br />

sich die Elektronik gemerkt, dass der dritte<br />

Siebstern blockiert war. Eine programmierte<br />

Automatik sorgt jetzt dafür, dass zuerst<br />

der dritte, dann der zweite und zum Schluss<br />

Klartext statt Fehler-Codes: Wenn<br />

es ein Problem gibt, kann der<br />

Fahrer im Diagnosemenü sämtliche<br />

Bauteile checken — ohne Laptop<br />

oder Prüfgerät.<br />

der erste Stern anläuft. Auf die Weise wird<br />

verhindert, dass der Elevator kurzfristig<br />

überlastet wird und womöglich ebenfalls<br />

blockiert.<br />

Fazit: Ohne Elektronik wäre ein Rübenroder<br />

wie der Ropa euro-<strong>Tiger</strong> V8-3 weder funktionsfähig<br />

noch bedienbar. Sämtliche Funktionen<br />

werden von der Bordelektronik angesteuert.<br />

Kein einziger Schalter bis auf den<br />

Blinker und die Beleuchtung geht mehr direkt<br />

auf den Verbraucher. Wenn doch einmal<br />

ein Fehler auftritt, kann der Fahrer diesen<br />

ohne Laptop, ohne Vielfachmessgerät<br />

und ohne lebensgefährliche Turnübungen<br />

orten.<br />

W. Holtmann

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