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Thermo-Prozessanlagen für die<br />

Wärmebehandlung von<br />

technischen Schüttgütern<br />

Allgemeines<br />

Schüttgüter begegnen uns tagtäglich<br />

in mineralischer und nichtmineralischer<br />

Form – von beispielsweise<br />

Bergbau (Erz, Kohle) über Baustoffe<br />

(Zement) bis hin zu Lebensmitteln<br />

(Zucker, Kaffee, Getreide) und chemischen<br />

oder pharmazeutischen<br />

Produkten (Pigmente, Pillen). Die<br />

Eigenschaften von Schüttgut werden<br />

bestimmt und charakterisiert<br />

durch die Korngröße, die Kornverteilung,<br />

die Schüttdichte, den Schüttwinkel,<br />

die Feuchtigkeit und die<br />

Temperatur. Unter anderem diese<br />

Parameter bestimmen das Fließverhalten<br />

und die Rieselfähigkeit von<br />

Schüttgütern, und damit wesentlich<br />

die Prozess- und Verfahrenstechnik<br />

bei der Verarbeitung dieser grob-,<br />

fein- und feinstkörnigen Materialien.<br />

Auch die Auslegung von Thermoprozessanlagen<br />

für die Wärme -<br />

behandlung von Schüttgütern ist<br />

jeweils auf die charakteristischen<br />

Eigenschaften der Materialien abgestimmt.<br />

Typische Ofenanwendungen<br />

kommen dabei aus den Bereichen<br />

der Keramik-, Glas- und Bindemittelindustrie<br />

sowie der chemischen<br />

Industrie und umfassen pulvrige,<br />

körnige sowie stückige und trockene<br />

bzw. feuchte Gemenge.<br />

Entsprechend der Vielzahl unterschiedlicher<br />

Schüttgüter stehen für<br />

deren funktionsgerechte mechanische<br />

und thermische Behandlung<br />

eine große Bandbreite an verschiedenen<br />

Industrieöfen [1] mit unterschiedlicher<br />

Fördertechnik als robuste<br />

Produktionsanlagen zur Verfügung.<br />

Nachfolgend sollen die we -<br />

sentlichen Ofentypen zur Trocknung,<br />

Entbinderung, Kalzinierung<br />

und Sinterung von Schüttgütern bis<br />

zu Anwendungstemperaturen von<br />

1800 °C und unterschiedlichen At -<br />

mosphären näher betrachtet werden.<br />

Grundsätzlich wird dabei zwischen<br />

periodisch und kontinuierlich<br />

fördernden Ofenanlagen unterschieden.<br />

Drehrohr- und Pendelöfen<br />

Drehrohr- und Pendelöfen sind<br />

dadurch gekennzeichnet, dass das<br />

Schüttgut während der Wärmebehandlung<br />

ständig bewegt wird. Die<br />

Öfen werden kontinuierlich betrieben<br />

und erlauben einen direkten<br />

Transport des Schüttguts durch den<br />

Ofen. Beim Drehrohr wird die Neigung<br />

des Rohres in der Längsachse<br />

und die Rotationsgeschwindigkeit<br />

an das zu behandelnde Schüttgut<br />

angepasst. Je nach Art der Beheizung<br />

wird zwischen direkt und indirekt<br />

beheizten Drehrohren unterschieden.<br />

Indirekt beheizte Drehrohre werden<br />

insbesondere eingesetzt, wenn das<br />

zu behandelnde Gut u. a. zu starker<br />

Staubbildung neigt, ein definiertes<br />

Temperaturprofil durchlaufen oder<br />

unter besonderen Prozessbedingungen,<br />

wie z. B. Inert- oder Schutzatmosphäre,<br />

behandelt werden muss.<br />

Die Beheizung des Drehrohres er -<br />

folgt dazu von außen mittels Brennern<br />

oder elektrischen Heizungen.<br />

Entsprechend den Prozessanforderungen<br />

ist die Beheizung in mehrere<br />

Regelgruppen über die Rohrlänge<br />

unterteilt. Als Rohrmaterialien kommen<br />

entsprechend den Prozessanforderungen<br />

hinsichtlich maximaler<br />

Temperaturen, Atmosphäre und<br />

Schüttguteigenschaften metallische<br />

Rohre bis 1150 °C zum Einsatz. Keramische<br />

Drehrohre dienen dem<br />

Schutz des Produktes vor Kontamination<br />

und erlauben deutlich höhere<br />

Temperaturen als metallische Rohre.<br />

Allerdings sind keramische Rohre<br />

in ihrer Geometrie bei der Herstellung<br />

begrenzt. Speziell beim Einsatz<br />

von Schutzgasen als Reaktivgas werden<br />

auch Rohre aus Graphit eingesetzt.<br />

In diesem Fall ist insbesondere<br />

die Abdichtung des Drehrohres von<br />

besonderer Bedeutung, um die Anlage<br />

gegen Leckagen zu sichern und<br />

den notwendigen Prozessgas-Volumenstrom<br />

zu minimieren.<br />

Merkmale von indirekt beheizten<br />

Drehrohröfen sind:<br />

Anwendungstemperatur:<br />

650–1600 °C<br />

Beheizung: elektrisch oder Brennstoff,<br />

indirekt<br />

Rohrwerkstoff: Stahl, Keramik,<br />

Gra phit<br />

Schutzgasbetrieb: oxidierend, in -<br />

ert, reduzierend<br />

Rohrabdichtung: mechanisch<br />

dich tend, Sperrgas<br />

Mechanische Einwirkung auf das<br />

Produkt: hoch<br />

Automatisierungsgrad: hoch, vollautomatische<br />

Materialzu- und<br />

-abfuhr möglich.<br />

Eine weitere Ofenbauform stellen<br />

innenbeheizte Drehrohranlagen dar,<br />

die grundsätzlich ein mit feuerfester<br />

Isolierung ausgekleidetes Drehrohr<br />

bzw. Pendelrohr haben. Die Isolierung<br />

dient zwar primär dem Wärmeschutz,<br />

muss aber vielmehr auch<br />

als Verschleißschutz bzw. als inerte<br />

Schutzschicht zwischen Rohr und<br />

Schüttgut ausgelegt sein. Drehrohre<br />

von diesem Typ werden direkt stirnseitig<br />

mit einem Brenner beheizt. In<br />

der Regel werden die Brennergase<br />

bzw. Rauchgase im Gegenstrom zur<br />

Transportrichtung des Produktes ge -<br />

führt. Beim innenbeheizten Drehrohrofen<br />

gibt es zusätzlich noch eine<br />

Sonderbauform, die durch eine pendelnde<br />

Rohrbewegung charakterisiert<br />

ist und daher als Pendelofen<br />

bezeichnet wird. Die pendelnde<br />

Rohrbewegung ermöglicht, dass<br />

Brenner bzw. elektrische Heizelemente<br />

über die Ofendecke des Pendelofens<br />

in Ofenlängsrichtung angeordnet<br />

werden können. Dadurch<br />

kann eine gezielte Temperaturkurve<br />

über die Ofenlängsachse eingestellt<br />

Hartmut Weber, Andreas Hajduk,<br />

Ralf Fink<br />

<strong>Riedhammer</strong> GmbH, 90411 Nürnberg<br />

E-Mail: mail@riedhammer.de<br />

www.riedhammer.de<br />

Technologie<br />

Bild 1<br />

Drehrohrofen<br />

Typ DRI<br />

(Werksfoto:<br />

<strong>Riedhammer</strong> GmbH)<br />

cfi/Ber. DKG 90 (2<strong>013</strong>) No. 4 D 11


Technologie<br />

Bild 2 Tunnelofen<br />

mit Plateauaufbau<br />

zum Sintern von<br />

Schüttgut<br />

(Werksfoto:<br />

<strong>Riedhammer</strong><br />

GmbH)<br />

Bild 3 Plattenschubofen<br />

(Werksfoto:<br />

<strong>Riedhammer</strong> GmbH)<br />

werden, was bei innenbeheizten<br />

Drehrohren nicht möglich ist. Bild 1<br />

zeigt einen Drehrohrofen vom Typ<br />

DRI mit Brennerbeheizung und Temperaturerfassung<br />

mittels Pyrometern.<br />

Das Drehrohr ist auf einem<br />

Tragrahmen montiert, um es im Neigungswinkel<br />

optimal an das zu<br />

trans portierende Schüttgut anpassen<br />

zu können. Die Abdichtung des<br />

Drehrohres wird beidseitig über<br />

sogenannte Verschlusswagen realisiert,<br />

die auch entsprechende Einrichtungen<br />

zur Materialzu- und -ab -<br />

fuhr aufweisen. Da Brennraum und<br />

Wärmebehandlungsraum im Drehrohr<br />

dieses Ofentyps eine Einheit bilden,<br />

wird das Prozesstemperaturprofil<br />

im Wesentlichen von der<br />

gewählten Brennerkonfiguration<br />

und der Brennerflammenform<br />

bestimmt.<br />

Merkmale von direkt beheizten<br />

Drehrohröfen sind:<br />

Anwendungstemperatur:<br />

650–1600 °C<br />

Beheizung: Brennstoff, direkt<br />

Ofenatmosphäre: über den Brenner<br />

einstellbar, oxidierend, inert,<br />

reduzierend<br />

Rohrabdichtung: mechanisch<br />

dich tend, Sperrluft<br />

Mechanische Einwirkung auf das<br />

Produkt: hoch<br />

Durchsatzleistung: mittel bis hoch,<br />

produktabhängig<br />

Automatisierungsgrad: hoch, op -<br />

tional mit vollautomatischer Ma -<br />

terialzu- und -abfuhr.<br />

Bei Schüttgütern, die beispielsweise<br />

durch die rotierende Fließbewegung<br />

im Drehrohr zu starkem Abrieb neigen<br />

oder während der Wärme -<br />

behandlung zu „kleben“ beginnen,<br />

kommen dann üblicherweise keine<br />

Drehrohröfen zum Einsatz, sondern<br />

Tunnelöfen.<br />

Tunnelöfen<br />

Tunnelöfen für die Thermoprozessbehandlung<br />

von Schüttgütern werden<br />

in unterschiedlichen Bauarten<br />

industriell bis zu Brenntemperaturen<br />

von 1800 °C eingesetzt. Typischerweise<br />

erfolgt die Ofenbezeichnung<br />

nach dem Prinzip der kontinuier -<br />

lichen Förderung, beispielsweise mittels<br />

Schubplatte, angetriebener Rollenbahn<br />

oder Ofenwagen. Tunnelofenwagen<br />

zum Transport von<br />

Schüttgut durch Ofenanlagen kommen<br />

immer dann zum Einsatz, wenn<br />

große Durchsatzleistungen energieeffizient<br />

realisiert werden müssen<br />

und das Produkt Formkörper sind,<br />

die keiner zusätzlichen mechanischen<br />

Beanspruchung ausgesetzt<br />

werden dürfen. Klassisch werden in<br />

dieser Weise u. a. Schüttgutkatalysatoren<br />

und keramische Mahlkugeln<br />

gesintert. Bild 2 zeigt einen typischen<br />

Wagenaufbau mit Plateau.<br />

Dieses ist als „Kassette“ ausgebildet,<br />

in welche die grünen Formkörper<br />

eingefüllt und dann durch den Ofen<br />

gefahren werden. Die seitlich am<br />

Ofen angeordneten Brenner brennen<br />

unter das Plateau und über das<br />

Schüttgut. Dadurch kann das Schüttgut<br />

sehr gezielt und gleichmäßig<br />

wärmebehandelt werden. Insbesondere<br />

wird bei temperaturkritischen<br />

Schüttgütern ein „Totbrennen“ der<br />

äußeren Bereiche vermieden, weil<br />

die Temperaturgradienten in Abhängigkeit<br />

von der Betthöhe gezielt<br />

minimiert werden können. Tunnelöfen<br />

mit Wagenförderung werden<br />

heute überwiegend als automatische<br />

Wärmebehandlungsanlagen mit in<br />

den Wagenumlauf integrierten<br />

Befüll- und Entleerungseinrichtungen<br />

ausgelegt. Merkmale von Tunnelöfen<br />

mit Wagenförderung sind:<br />

Anwendungstemperatur: bis<br />

1800 °C<br />

Beheizung: Brennstoff, direkt<br />

Ofenatmosphäre: über den Brenner<br />

einstellbar, oxidierend, inert,<br />

reduzierend<br />

Mechanische Einwirkung auf das<br />

Produkt: niedrig<br />

Durchsatzleistung: hoch<br />

Automatisierungsgrad: hoch, op -<br />

tional mit vollautomatischer Wa -<br />

gen be- und -entladung.<br />

Tunnelöfen mit Schubplatten-Transport<br />

sind für die Wärmebehandlung<br />

von Schüttgütern immer dann erste<br />

Wahl, wenn insbesondere lange<br />

Ofenzyklen bei geringen Durchsätzen<br />

oder reaktiven Ofenatmosphären<br />

bei der Wärmebehandlung realisiert<br />

werden müssen. Bild 3 zeigt<br />

einen Tunnelofen mit Schubplattenförderung<br />

zum Entbindern, Kalzinieren<br />

und Sintern von keramischen<br />

Pulvern in keramischen Kassetten bis<br />

1650 °C. Die Ofenanlage wird unter<br />

H 2/N 2-Schutzgas betrieben [2].<br />

Durch die eingangs- und ausgangsseitigen<br />

Schleusensysteme wird der<br />

Schutzgasverbrauch minimiert. Die<br />

Ofenatmosphäre wird in der Übergangszone<br />

zwischen Hochtemperatur-Sinterzone<br />

und Kühlzone in den<br />

Ofen eingeleitet und unterstützt<br />

damit sowohl die Kühlung als auch<br />

die gastechnische Trennung beider<br />

Zonen. Das Schüttgut wird in abgedeckten<br />

Kassetten transportiert, die<br />

auf die eigentlichen Schubplatten<br />

aufgestapelt werden. Entsprechende<br />

Befüll-, Reinigungs- und Entleerungseinrichtungen<br />

der Kassetten<br />

werden häufig in den Plattenumlauf<br />

integriert. Plattenschuböfen werden<br />

abhängig vom Wärmebehandlungsprozess<br />

überwiegend mit elektrischer<br />

Beheizung in Verbindung mit<br />

inerten Ofenatmosphären ausgeführt,<br />

wobei dann in der Regel keine<br />

Gasdichtheit bzw. Schleusentechnik<br />

gefordert ist.<br />

Merkmale von Tunnelöfen mit<br />

Schubplattenförderung sind:<br />

Anwendungstemperatur: bis<br />

1650 °C<br />

Beheizung: elektrisch, Brennstoff<br />

direkt<br />

Ofenatmosphäre: Schutzgas, oder<br />

über den Brenner einstellbar, oxidierend,<br />

inert, reduzierend<br />

Mechanische Einwirkung auf das<br />

Produkt: niedrig<br />

Durchsatzleistung: niedrig–mittel<br />

Automatisierungsgrad: hoch, op -<br />

tional mit vollautomatischer Be -<br />

füll-, Entleerungs- und Reinigungseinrichtung.<br />

Wenn Wärmebehandlungsprozess,<br />

Produkt und Atmosphärenführung<br />

es zulassen, dass auf die relativ<br />

schweren Schubplatten verzichtet<br />

werden kann, können Tunnelöfen<br />

mit angetriebener Rollenbahn, sogenannte<br />

Rollenöfen eingesetzt werden.<br />

Diese Ofenbauart wird insbesondere<br />

bei kurzen Brenn- bzw. Sinterzyklen<br />

und großen Durchsatzleistungen<br />

eingesetzt und zeichnet sich<br />

durch sehr hohe Energieeffizienz aus<br />

[3]. Das Schüttgut wird dazu in keramische<br />

Schalen bzw. Tiegel gefüllt,<br />

D 12 cfi/Ber. DKG 90 (2<strong>013</strong>) No. 4


die dann ein- bzw. mehrlagig über<br />

die Rollenbahn durch den Ofen<br />

transportiert werden. Abhängig vom<br />

Schüttgewicht des Produktes und<br />

der Tiegelgröße werden heute in der<br />

Regel Nutzbreiten von mehr als 2 m<br />

realisiert. Durch die einlagige Be -<br />

triebs weise wird eine sehr hohe Temperaturgenauigkeit<br />

über den Nutzquerschnitt<br />

realisiert, was insbesondere<br />

zu einer sehr gleichmäßigen<br />

Produktqualität bei Oxidations- oder<br />

Reduktionsprozessen führt. In gasdichter<br />

Ausführung werden Rollenöfen<br />

vor allem für Metallpulver-<br />

Sinterprozesse unter N 2/H 2-Schutzatmosphären<br />

eingesetzt.<br />

Bild 4 zeigt einen Rollenofen mit<br />

automatischer Umfahranlage für die<br />

keramischen Tiegel bzw. Kassetten.<br />

Durch die Weiterentwicklung der<br />

keramischen Rollenwerkstoffe können<br />

heute Wärmebehandlungsprozesse<br />

bis zu 1650 °C im Rollenofen<br />

realisiert werden. Außerdem können<br />

flexible Fördersysteme durch entsprechende<br />

Antriebsteilung und<br />

Steuerung der Fördergeschwindigkeit<br />

verwirklicht werden, die eine<br />

vollständige verfahrenstechnische<br />

Trennung der einzelnen Prozessschritte<br />

erlauben.<br />

Merkmale von Rollenöfen sind:<br />

Anwendungstemperatur: bis<br />

1650 °C<br />

Beheizung: elektrisch, Brennstoff<br />

direkt/indirekt<br />

Ofenatmosphäre: Schutzgas, oder<br />

über den Brenner einstellbar, oxidierend,<br />

inert, reduzierend<br />

Mechanische Einwirkung auf das<br />

Produkt: niedrig<br />

Durchsatzleistung: mittel–hoch<br />

Automatisierungsgrad: hoch, op -<br />

tional mit vollautomatischer Be -<br />

füll-, Entleerungs- und Reinigungseinrichtung.<br />

Periodische Öfen<br />

Der große Vorteil periodischer Öfen<br />

ist ihre Flexibilität. Der periodische<br />

Ofen als Chargenofen kommt typischerweise<br />

dort zum Einsatz, wo der<br />

Bedarf an wechselnden Brenn- und<br />

Atmosphärenkurven sowie daraus<br />

folgend Brennzyklen infolge unterschiedlicher<br />

Produkte erforderlich<br />

ist. Das Brenngut und der isolierte<br />

Ofenraum erfahren zusammen den<br />

gesamten Wärmebehandlungsprozess.<br />

Üblicherweise handelt es sich<br />

bei diesen Öfen um keine Schutzgasöfen.<br />

Sie werden direkt mit<br />

Brennstoff mittels Brenner beheizt.<br />

Die wichtigsten Ofentypen sind<br />

Haubenofen, Elevatorofen, Kammerofen<br />

und Herd wagenofen. Die Be-<br />

zeichnung richtet sich in der Regel<br />

nach der Art und Weise, wie das<br />

Brenngut dem Ofen zugeführt wird.<br />

Durch die Integra tion von Energierückgewinnungsmaßnahmen,insbesondere<br />

zur Steigerung der Energieeffizienz,<br />

ist es gelungen den traditionellen<br />

Nachteil der periodischen<br />

Ofentechnik gegenüber kontinuierlichen<br />

Ofenanlagen deutlich zu<br />

verringern. Dazu haben wesentlich<br />

die Entwicklung der Brennersteuerung<br />

und Regelungstechnik sowie<br />

die Berechnungsprogramme zur<br />

Simulation von Rauchgasströmungen<br />

im Ofennutzraum beigetragen.<br />

Für die Wärmebehandlung in Herdwagenöfen<br />

stehen heute u. a. folgende<br />

Technologien zur Verfügung:<br />

Brenner mit Impulsfeuerung<br />

Modulierende Brennersteuerung<br />

Einzelbrennersteuerung<br />

Rekuperatorbrenner-Technik<br />

(Reko).<br />

Darüber hinaus sind diese Ofenanlagen<br />

in der Regel mit effizienten Wärmetauschern<br />

zur Verbrennungsluftvorwärmung<br />

und mit thermischer<br />

bzw. katalytischer Nachverbrennungsanlage<br />

ausgerüstet. Bild 5<br />

zeigt einen Herdwagenofen zum<br />

mehrlagigen Entbindern und Sintern<br />

von Schüttgut und Pulvern in Tiegeln<br />

bzw. Kassetten mit Reko-Brennertechnologie<br />

und einem damit<br />

um 40 % verminderten Energieverbrauch<br />

gegenüber konventionell<br />

ausgestatteten Herdwagenöfen.<br />

Merk male von periodischen Öfen<br />

(Herdwagenöfen) sind:<br />

Anwendungstemperatur: bis<br />

1800 °C<br />

Beheizung: Brennstoff direkt<br />

Ofenatmosphäre: über den Brenner<br />

einstellbar, oxidierend, inert,<br />

reduzierend<br />

Mechanische Einwirkung auf das<br />

Produkt: niedrig<br />

Durchsatzleistung: mittel, zyklusabhängig<br />

Automatisierungsgrad: hoch, op -<br />

tional mit vollautomatischer Wagen<br />

chargiereinrichtung.<br />

Zusammenfassung<br />

Für die Wärmebehandlung von<br />

Schüttgütern müssen die Thermoprozessanlagen<br />

auf die Eigenschaften<br />

wie u. a. Fließverhalten, Rieselfähigkeit<br />

und die mechanischen<br />

Eigenschaften der Schüttgüter abgestimmt<br />

werden. Darüber hinaus<br />

bestimmen Temperaturkurve und<br />

Brennzeit sowie Atmosphärenführung<br />

den Prozessablauf. Damit er -<br />

gibt sich ein komplexes und hochtechnisches<br />

Anforderungsprofil.<br />

Dem steht heute eine Vielzahl geeigneter<br />

unterschiedlicher Thermoprozessanlagen<br />

gegenüber. Brennversuche<br />

an bestehenden Anlagen oder<br />

die gezielte Entwicklung von Brenntechnik<br />

im Technikum [3] ha ben sich<br />

bewährt, um aus der Vielzahl möglicher<br />

thermischer Behandlungsmethoden<br />

die passende Thermoprozess-<br />

und Anlagentechnik für die<br />

energieeffiziente Wärmebehandlung<br />

von Schüttgütern auswählen zu<br />

können.<br />

Literatur<br />

[1] Becker, F.: Brennstoffbeheizte Kera -<br />

mik öfen. Praxishandbuch Thermoprozesstechnik,<br />

Bd. II, 2. Aufl., Essen<br />

2<strong>011</strong>, 518 ff.<br />

[2] Weber, H.: Einblicke in <strong>Riedhammer</strong><br />

Application Center (RAC) – Brennpunkte<br />

der Ofen- und Prozessentwicklung<br />

für Technische Keramik. cfi/Ber.<br />

DKG 89 (2012) [3] D8–D10<br />

[3] Weber, H.: Energieeffizienz in der keramischen<br />

Industrie – Technische Entwicklungen<br />

im Ofenbau. Prozesswärme<br />

– Energieeffizienz in der industriellen<br />

Thermoprozesstechnik. Sonderpublikationen<br />

2<strong>011</strong>, 204 ff.<br />

Technologie<br />

Bild 4 Rollenofen zum einlagigen Sintern von Schüttgut und<br />

Pulvern in Tiegeln (Werksfoto: <strong>Riedhammer</strong> GmbH)<br />

Bild 5 Herdwagenofen mit Reko-Brennern<br />

(Werksfoto: <strong>Riedhammer</strong> GmbH)<br />

cfi/Ber. DKG 90 (2<strong>013</strong>) No. 4 D 13

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