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Vortrag Prof. Dr. Ursula Boos-Nünning, Universität-GH Essen - Rheine

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<strong>Ursula</strong> <strong>Boos</strong>-<strong>Nünning</strong><br />

Fremde in der Heimat<br />

<strong>Vortrag</strong> im Rahmen der Veranstaltungsreihe<br />

„Demographischer Wandel“<br />

am 8. September 2005<br />

Stadthalle <strong>Rheine</strong><br />

1


Einleitung<br />

Immer wenn die Auswirkungen der „Dynamik der demographischen Alterung und<br />

Bevölkerungsschrumpfung“ thematisiert und Lösungsansätze diskutiert werden, wird<br />

grenzüberschreitend gezielte Zuwanderung als eines der möglichen<br />

Bewältigungszenarien vorgestellt. Ziemlich unvermittelt werden Zahlen von 200 000<br />

bis 400 000 Einwanderungen pro Jahr vorgestellt und sofort energisch abgewehrt.<br />

Mir scheint es sinnvoll, zunächst eine Bilanz der Zuwanderung zu ziehen, daraus<br />

Konsequenzen abzuleiten und dann erst auf die Frage des heutigen Tages „Heimat<br />

in der Fremde“ einzugehen.<br />

Sowohl in dem ersten analysierenden als auch in dem handlungsbezogenen Teil<br />

möchte ich von<br />

- der bundesweiten Diskussion<br />

- über die zukünftige Entwicklung in den Städten<br />

- auf einige Besonderheiten in der Stadt <strong>Rheine</strong><br />

eingehen.<br />

1. Das Thema Einwanderung heute<br />

1.1. Einwanderung ohne Einwanderungspolitik<br />

Spätestens seit dem 10. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung 1 der<br />

erstmalig eine breitere Öffentlichkeit darauf hinwies, dass „bei mehr als einem Viertel<br />

der Kinder entweder Vater oder Mutter oder beide Eltern in anderen kulturellen<br />

Zusammenhängen aufgewachsen sind als in traditionell deutschen“ ist öffentlich<br />

deutlich geworden, dass der Anteil Jugendlicher aus Zuwanderungsfamilien weitaus<br />

höher ist, als ihn die Zahlen der amtlichen Statistiken zu „ausländischen Kindern“<br />

ausweisen. 2 Neuere Untersuchungen, die das Kriterium der Zuwanderung<br />

1 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (Hg.):<br />

Zehnter Kinder- und Jugendbericht: Bericht über die Lebenssituation von Kindern und die Leistungen der Kinderhilfen in<br />

Deutschland. Bonn 1998.<br />

2 Nach Daten des Statistischen Bundesamtes beträgt der Anteil „ausländischer Schüler und Schülerinnen“, d.h. derjenigen, die<br />

eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzen an der Gesamtschülerschaft 9,8 Prozent<br />

(http://www.destatis.de/basis/d/biwiku/schultab9.htm, abgerufen am 15.04.04). Die amtliche Statistik der Stadt Köln weist für die<br />

18- bis 25-jährigen 25,6 Prozent Ausländer, jedoch 34,7 Prozent Personen mit Migrationshintergrund aus.<br />

2


mindestens eines Elternteils zugrunde legen, bestätigen empirisch noch höhere<br />

Anteile als diese frühen Schätzungen. 3 Sie kommen übereinstimmend zu dem<br />

Ergebnis, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund ein <strong>Dr</strong>ittel der jugendlichen<br />

Population Deutschlands insgesamt ausmachen. In den Stadtstaaten<br />

Westdeutschlands kommen sie bei den 15-Jährigen auf bis zu 40 Prozent.<br />

Es war alles ganz anders gedacht gewesen: Heinz Kühn hat in seinem Memorandum<br />

1978 die These vertreten, daß die ausländischen Arbeitskräfte sich zumindest in der<br />

zweiten oder dritten Generation integrieren würden, wobei unter Integration die<br />

Anpassung an das soziale und politische System Deutschlands verstanden wurde. In<br />

dieser Denkweise, nämlich dem Verständnis, Kindern durch spezifische Hilfen die<br />

Eingliederung in die Schule, den Übergang in den Beruf und damit die Partizipation<br />

an der deutschen Gesellschaft zu erleichtern, wurden Maßnahmen entwickelt. Alle<br />

pädagogischen Ansätze der damaligen Zeit waren kompensatorisch ausgerichtet:<br />

Maßnahmen zur Verringerung der Defizite im Vergleich zu deutschen Schülern und<br />

Schülerinnen nahmen den größten Raum ein, Hilfen beim Erlernen der deutschen<br />

Sprache, beim Verständnis der deutschen Umwelt.<br />

Demgegenüber muss heute konstatiert werden: wir alle (Heinz Kühn und die<br />

politischen Gruppen, die in Wissenschaft und Praxis tätigen Personen) haben sich<br />

geirrt; aus den Gastarbeiterkindern von 1970 wurden ausländische Kinder, aus<br />

diesen Kinder ausländischer Herkunft und wiederum aus diesen Kinder mit<br />

Migrationshintergrund, um die Langjährigkeit des Aufenthaltes, der Änderung der<br />

Staatsangehörigkeit und der Erweiterung der Gruppe um Aussiedler und<br />

Aussiedlerinnen und um Kinder aus der steigenden Zahl binationaler/bikultureller<br />

Ehen Rechnung zu tragen. Aber sie haben sich nicht in dem obigen Sinne integriert.<br />

Mindestens seit zehn Jahren, eigentlich viel früher, wissen wir, dass sich die<br />

zugewanderten Gruppen nicht an die deutsche „Leitkultur“ anpassen, sondern –<br />

teilweise – subkulturelle Lebensformen und Orientierungen ausbilden.<br />

Es ist heute klar, dass Integration in Form von Assimilation nicht erreichbar ist – auch<br />

nicht in der dritten oder vierten Generation – und diese nicht das pädagogische oder<br />

politische Ziel darstellen kann.<br />

Die Wanderung begann vor nunmehr 50 Jahren als Arbeitskräftewanderung und war<br />

von allen Beteiligten als vorübergehender Aufenthalt ledig gehender Personen<br />

3 Dies sind die Schülerleistungsstudien PISA 2000, Deutsches PISA-Konsortium: PISA 2000: Basiskompetenzen von<br />

Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich. Opladen 2001. Und Deutsches PISA Konsortium : PISA 2000 - Ein<br />

differenzierter Blick auf die Länder der Bundesrepublik Deutschland. Opladen 2003. Sowie IGLU, Bos et al. : Erste Ergebnisse<br />

aus „Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung“ (IGLU): Schülerleistungen am Ende der vierten Jahrgangsstufe im<br />

internationalen Vergleich. Zusammenfassung ausgewählter Ergebnisse. Münster 2003. Außerdem der Kindersurvey von<br />

Zinnecker et al.: Null zoff & voll busy. Die erste Jugendgeneration des neuen Jahrhunderts. Opladen 2002.<br />

PISA (2000) ermittelte z.B. für Bremen einen jugendlichen Migrantenanteil in der Altersstufe der 15-jährigen von 41 Prozent.<br />

3


verstanden worden. Das Nachholen von Ehepartnern und Kindern ergab sich quasi<br />

nebenbei und verlief ungeplant. Auch für die folgenden Einwanderungsbewegungen;<br />

die der Flüchtlinge und die der Aussiedler und Aussiedlerinnen wurden keine<br />

vorausschauenden Konzepte entwickelt.<br />

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass sich viele frühere Hoffnungen und<br />

Erwartungen der Einwanderer ebenfalls nicht erfüllt haben. Sie wollten zunächst nur<br />

eine sehr begrenzte Zeit in Deutschland arbeiten: Wenn sich ihre materielle Situation<br />

gebessert hätte, das Haus und das Geschäft abbezahlt und aufgebaut wäre, die<br />

Kinder die Schule und dann die Berufsausbildung abgeschlossen hätten, spätestens,<br />

wenn sie das Rentenalter erreicht haben, wollten sie zurückkehren ... und sie<br />

bleiben, reisen hin und her und warten und werden alt.<br />

1.2. Die multiethnische Gesellschaft und die Entwicklung der Städte<br />

Die Lebensbedingungen und die Orientierungen eines Teils der zugewanderten<br />

Familien und der dort lebenden Kinder und Jugendlichen unterscheiden sich heute<br />

deutlich von denen „einheimischer“, autochthoner junger Menschen und sie werden<br />

von den Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe deutlich weniger erreicht. Dies hat<br />

unterschiedliche Gründe: Die zu Beginn der Migration entstandenen ethnischen<br />

Communities haben sich für einen (zahlenmäßig geringeren) Teil der zugewanderten<br />

Familien verfestigt und zu einer ethnisch bestimmten Subkultur geführt. Diese ist in<br />

den industriellen Ballungszentren entstanden und findet sich auch räumlich in<br />

bestimmten ethnisch geprägten Quartieren 4 . Ausdruck dessen ist auch die Zunahme<br />

ethnischer oder religiöser Vereine oder Gruppierungen wie z. B. Elternvereine,<br />

Moscheevereine oder kirchliche Gruppierungen 5 . Ein weiterer Schritt im Hinblick auf<br />

die Verfestigung der ethnischen Communities verlief unbeobachtet oder zumindest<br />

undiskutiert. Deren „Schließung“ wurde durch die Ausbildung einer eigenen<br />

Funktions- und <strong>Prof</strong>essionselite (z. B. Rechtsanwälte, Ärzte, Steuerberater) voran-<br />

4 Teilweise wird hier auch der umstrittene Begriff „Getto“ verwendet. In jedem Fall werden hier abgrenzbare, auch kleine<br />

räumliche Einheiten verstanden, in denen Bewohner relativ homogen nach bestimmten Merkmalen, hier ethnischer<br />

Zugehörigkeit, von anderen relativ abgeschlossen mit eigener subkultureller Organisation leben. Diese ethnischen „Gettos“<br />

stehen im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit und werden von deutscher Seite zumeist als integrationshinderlich<br />

eingeordnet. Die positiven Funktionen, wie das Anbieten von Orientierungshilfen und emotionaler Geborgenheit, werden<br />

ausgeblendet oder bestritten.<br />

5 Im Zentrum der öffentlichen Thematisierung stehen die muslimischen Gruppen wie zurzeit die muslimische Jugend und die<br />

muslimischen „Internate“ wie auch die türkischen Vereine (Fußball- und Kampfsportvereine). Die eigenethnischen<br />

Gruppierungen und Einrichtungen anderer Zuwanderungsgruppen (griechische Gemeinde, Kirchen der Mennoniten) finden<br />

kaum öffentliches Interesse.<br />

4


getrieben 6 . Die Heiratsmuster eines Teils der Kinder der Zugewanderten führen<br />

darüber hinaus zu einer Verfestigung der Bindung an die Herkunftskultur bzw. an die<br />

Migrationskultur. Ein nicht unerheblicher Teil junger Frauen und junger Männer mit<br />

Migrationshintergrund heiratet einen Partner oder eine Partnerin aus dem<br />

Herkunftsland.<br />

Die Kinder mit Migrationshintergrund, die heute in Deutschland eine<br />

Kindertagesstätte oder eine Grundschule besuchen, haben ganz unterschiedliche<br />

familiäre Konstellationen: beide Eltern können ihre Sozialisation in Deutschland<br />

erfahren und das deutsche Schulsystem durchlaufen haben, beide oder ein Elternteil<br />

kann gependelt sein und einen Teil der Schulbildung in der Heimat der Großeltern<br />

erhalten haben oder aber ein Elternteil ist ganz oder überwiegend in Deutschland<br />

aufgewachsen, der andere Elternteil hat seine Sozialisation und Schulbildung<br />

ausschließlich im Herkunftsland der Familie gewonnen.<br />

Das öffentliche und politische Interesse ist auf die zumeist kritisch bewerteten,<br />

abgegrenzten ethnischen Communities konzentriert, die oftmals als sogenannte<br />

Parallelgesellschaften diskreditiert werden. Dabei wird leicht übersehen, dass diese<br />

gerade auch für junge Menschen im Rahmen ihres Identitätsprozesses innerhalb der<br />

Migrationskultur sehr wohl positive Ressourcen wie Rückhalt, Zugehörigkeit und<br />

Identität bedeuten, und dann die Integration nicht verhindern sondern befördern<br />

können, vorausgesetzt, dass die Jugendlichen am Bildungssystem und Arbeitsmarkt<br />

partizipieren können und die ethnischen Communities diese Prozesse fördern.<br />

Schließlich ist darauf zu verweisen, dass deutlich mehr Kinder und Jugendliche in<br />

einem von unterschiedlichen Zuwanderergruppen geprägten Milieu in sogenannten<br />

Problemvierteln oder Armutsquartieren aufwachsen. Die deutschen Großstädte<br />

werden dabei zunehmend räumlich in Zonen von Reichtum und in Zonen von Armut<br />

gespalten. Die Disparitäten zwischen den Stadtteilen nehmen zu 7 . In den schlechter<br />

gestellten Stadtteilen, auch als „Armutsquartiere“ bezeichnet, sind<br />

überdurchschnittlich viele deutsche Haushalte zu finden, die von<br />

Sozialhilfeabhängigkeit und Arbeitslosigkeit betroffen sind sowie Haushalte von Arbeitsmigrantinnen<br />

und -migranten, Flüchtlingen und Aussiedlerinnen und<br />

Aussiedlern. Das Aufwachsen von Kindern in sozialen Brennpunkten führt zu<br />

6<br />

Zu der Bedeutung und den Konsequenzen dieser Entwicklung am Beispiel des Sports und des Sportvereinswesens s. <strong>Boos</strong>-<br />

<strong>Nünning</strong>, <strong>Ursula</strong>/Karakaşoğlu, Yasemin: Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund und Sport. In: Schmidt,<br />

Werner/Hartmann-Tews, Ilse/ Brettschneider, Wolf-Dietrich (Hrsg.): Erster Kinder- und Jugendsportbericht.<br />

Schorndorf 2003.S.319-338.<br />

7<br />

Siehe dazu Bremer, Peter: Ausgrenzungsprozesse und die Spaltung der Städte. Opladen 2000. Zur Lebenssituation von<br />

Migranten: Friedrichs, Jürgen/Blasius, Jörg: Leben in benachteiligten Wohngebieten. Opladen 2000.<br />

5


esonderen Lebensbedingungen und hat Konsequenzen für das Aufwachsen. Armut<br />

bzw. Kargheit ist für Kinder und Jugendliche aus diesen Wohngebieten räumlich und<br />

damit sinnlich im gesamten Wohnnahbereich wahrnehmbar. Es fehlt eine attraktive<br />

Infrastruktur und selbst eine minimale Ausstattung mit Gemeinschafts- und<br />

Freizeiteinrichtungen. Aus der räumlichen wird die soziale Segregation mit der<br />

Handlungsfolge einer Stigmatisierung und Diskreditierung der Bewohner auf Grund<br />

einer Adresse des Wohngebietes, der dort vorherrschenden Bebauung und der<br />

Bausubstanz sowie des Wohnumfeldes.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Kinder in den Städten Deutschlands werden<br />

in wenigen Jahrzehnten also überwiegend in Migrationsfamilien aufwachsen, von<br />

denen ein kleinerer Teil im subkulturellen Milieu der ethnischen Communities, ein<br />

größerer Teil im subkulturellen Zuwanderermilieu und ein ebenfalls erheblicher Teil in<br />

sozial deprivierten Stadtvierteln lebt.<br />

1.3. Multiethnisches Milieu in <strong>Rheine</strong><br />

Auch <strong>Rheine</strong> ist, wie es in vielen Stadtteilen zu sehen ist, eine multiethnische Stadt<br />

mit einer Einwanderungstradition, die weitaus älter als die vorne beschriebene ist.<br />

5,4% der Bürger haben einen ausländischen Pass mit 100 verschiedenen<br />

Staatsangehörigkeiten. Das sind 4138 Menschen. Hiervon sind ca. 2.550<br />

Arbeitsmigranten und Familienangehörige – ca. 800 weitere aus dieser<br />

Zuwanderergruppe besitzen bereits die deutsche Staatsangehörigkeit – und ca. 600<br />

Flüchtlinge. Fast 500 deutsche Bürger sind mit einem ausländischen Ehepartner<br />

verheiratet. Die zahlenmäßig weitaus größte Gruppe stellen mit 5.500 die<br />

Aussiedlerfamilien dar. Zu erwähnen sind die kleine aber bedeutsame Gruppe der<br />

Niederländer. Die ausländische Wohnbevölkerung insbesondere aber die Aussiedler<br />

sind jünger als der einheimische Bevölkerungsteil.<br />

Nur mittelbar lässt die im Migrations- und Integrationskonzept der Stadt <strong>Rheine</strong><br />

enthaltene Situationsanalyse auf die in allen Städten vorzufindende wohnmäßige<br />

Konzentration der Migrationsfamilien schließen: <strong>Dr</strong>ei Grundschulen haben einen<br />

deutlich überdurchschnittlichen Anteil von Schülern und Schülerinnen mit<br />

Migrationshintergrund (über 30 bis 47%) vier weitere einen knapp<br />

6


überdurchschnittlichen. Fünf Grundschulen werden von diesen Gruppen nicht<br />

frequentiert 8 .<br />

Einige Überlegungen zu der besonderen Gruppe der Kinder und Jugendlichen aus<br />

Aussiedlerfamilien: Seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland sind<br />

verschiedene Personengruppen eingewandert, die – anders als Arbeitsmigranten<br />

und Arbeitsmigrantinnen oder Flüchtlinge über die deutsche Staatsbürgerschaft und<br />

damit über politische Rechte verfügten: Vertriebene, Aus- und Übersiedler. Die<br />

Spätaussiedler und –aussiedlerinnen aus Osteuropa stellten einen ständigen Anteil<br />

der Zugewanderten, wenn sie auch bis 1988 in einer niedrigen, von der<br />

Aufnahmegesellschaft kaum wahrgenommenen Größenordnung einwanderten. Nach<br />

dem Auseinanderbrechen des Ostblocks nach 1990 nahmen die Zahlen<br />

entscheidend zu, so dass heute die Aussiedler und Aussiedlerinnen in den<br />

Kommunen einen beachtlichen Anteil ausmachen. Die Gruppe aus der Gemeinschaft<br />

Unabhängiger Zahlen (GUS) stellt in Deutschland die zweitgrößte<br />

Einwanderungspopulation dar 9 .<br />

Die Eltern oder Großeltern der jungen Frauen stammen von deutschen Familien ab,<br />

die in geringerer Zahl bereits im 16. Jahrhundert überwiegend nach 1764 bis ca.<br />

1870 nach Russland eingewandert sind. Ein Wechsel zwischen Privilegien und<br />

besonderen Rechten vor allem zu Beginn und Restriktionen bis hin zu Deportationen<br />

vor allem nach 1941 verstärkte die Ausreisebereitschaft. Im 1953 verabschiedeten<br />

Bundesvertriebenengesetz wurde die Anerkennung der Deutschstämmigen aus Ostund<br />

Südosteuropa als deutsche Staatsbürger und Staatsbürgerinnen festgelegt. Auf<br />

der Grundlage dieses Gesetzes sind zwischen 1950 und 2002 4,3 Millionen<br />

Aussiedler und Aussiedlerinnen in die Bundesrepublik gekommen. Hinter dieser Zahl<br />

verbergen sich verschiedene Wellen der Zuwanderung, die gekennzeichnet sind<br />

durch eine stark schwankende Zahl von Personen aus unterschiedlichen<br />

Herkunftsregionen. Während bis 1989 die meisten Aussiedler und Aussiedlerinnen<br />

aus Polen kamen, stieg ab 1990 die Zahl derjenigen aus der ehemaligen<br />

Sowjetunion (insbesondere aus Sibirien, Kasachstan und der Ukraine) stetig an 10 .<br />

Dies hing einerseits mit der veränderten politischen Situation in der GUS zusammen,<br />

die die bis dahin restriktive Ausreisepolitik der ehemaligen Sowjetunion aufhob sowie<br />

8<br />

Die Daten hier und in den folgenden Punkten folgen dem Bericht der Stadt <strong>Rheine</strong> vom April 2003, ergänzt durch neuere<br />

Angaben aus der Schulstatistik der Stadt.<br />

9<br />

S. dazu die ausführliche Diskussion in <strong>Boos</strong>-<strong>Nünning</strong>, <strong>Ursula</strong>/Karakaşoğlu, Yasemin: Viele Welten leben. Zur Lebenssituation<br />

von Mädchen und jungen Frauen mit Migrationshintergrund, Münster 2005.<br />

10<br />

1950-1987 kamen 62 Prozent aller Aussiedler und Aussiedlerinnen aus Polen, während in der Zeit zwischen 1988 und 1998<br />

ihr Anteil auf 26 Prozent zurückging. Proportional ist der Anteil der Aussiedler und Aussiedlerinnen aus den GUS-Staaten<br />

gestiegen. Waren es 1950-1987 noch 8 Prozent, stieg ihr Anteil in dem Jahrzehnt 1988-1998 auf 64 Prozent. Dazu Bade/Oltmer<br />

(Hg.): Aussiedler: Deutsche Einwanderer aus Osteuropa. Osnabrück 1999.<br />

7


andererseits mit der zunehmenden Wirtschaftskrise in Mitgliedsstaaten der GUS und<br />

den damit einhergehenden eingeschränkten Zukunftsperspektiven. Hinzu kamen<br />

wachsende ethnische Spannungen in den neu entstandenen Nationalstaaten, die<br />

sich auch in Animositäten gegenüber Deutschstämmigen äußerten. Die<br />

Ausreisebestrebungen wurden durch die Unsicherheit darüber, ob die<br />

Bundesrepublik ihre Aussiedlerpolitik kurzfristig ändern und schärfere<br />

Einreisebestimmungen erlassen würde, verstärkt. Auf das Ansteigen der<br />

Ausreiseanträge auf bis zu 400.000 pro Jahr und den wachsenden Unmut innerhalb<br />

der deutschen Bevölkerung gegenüber dieser Zuwanderungsgruppe reagierte die<br />

Bundesregierung 1993 mit der Verabschiedung des<br />

Kriegsfolgenbereinigungsgesetzes, in dem der neue Status des „Spätaussiedlers“<br />

gesetzlich verankert wurde. Dieses Gesetz schränkt den Personenkreis der<br />

Anspruchsberechtigten deutlich ein und der Zuzug wurde kontingentiert: In der Folge<br />

wurden die Voraussetzungen der deutschen Volkszugehörigkeit für die Aufnahme als<br />

Spätaussiedler u.a. auf ausreichende Kenntnisse in der deutschen Sprache<br />

erweitert. Die Sprachkenntnisse müssen durch Sprachtests in den<br />

Aussiedlungsgebieten nachgewiesen werden. Die Einführung des Gesetzes ging<br />

einher mit einer deutlich restriktiveren Aussiedlerpolitik. So wurde zum Beispiel die<br />

Familienzusammenführung von bereits ausgereisten Aussiedlern und<br />

Aussiedlerinnen erschwert, die Anerkennung als Spätaussiedler und<br />

Spätaussiedlerinnen auf die bis 31.12.1992 Geborenen eingeschränkt. Auch wurden<br />

die über einen eigenen Garantiefonds der Bundesregierung finanzierten<br />

Eingliederungshilfen für Spätaussiedler in Deutschland massiv zurückgefahren, etwa<br />

durch die Kürzung der Sprachkurse von 18 auf sechs Monate. All diese Maßnahmen<br />

führten zu einem deutlichen Rückgang der Anträge, aber auch zu einer<br />

Verschlechterung der Startbedingungen im neuen Land.<br />

Die in den 80er Jahren von der Öffentlichkeit wahrgenommene gelungene Integration<br />

der Aussiedler und Aussiedlerinnen wich in den 90er Jahren ihrer zunehmenden<br />

öffentlichen Wahrnehmung als schwierige Zuwanderergruppe. Verschiedene<br />

Faktoren waren daran beteiligt. Zum einen ist die veränderte Aussiedlerpolitik zu<br />

benennen, die die Zugewanderten nicht mehr „unsichtbar“ machte, indem sie ihre<br />

Eingliederung massiv unterstützte. Zum anderen hat sich die ethnische und<br />

demographische Zusammensetzung der Spätaussiedler in den 90er Jahren deutlich<br />

verändert. Es handelt sich nunmehr um überwiegend jüngere Altersgruppen mit<br />

anderen Anforderungen an Integrationshilfen, darunter viele russische bzw.<br />

binationale (russisch-deutsche, ukrainisch-deutsche, kasachisch-deutsche etc.)<br />

Angehörige von Deutschstämmigen, die kaum deutsche Sprachkenntnisse<br />

8


mitbringen. In der Folge nahmen soziale Probleme (schulische und berufliche<br />

Eingliederung, Chancen auf dem Wohnungsmarkt etc.) zu.<br />

2. Beschreibung der Defizite und Chancen der Integration<br />

2.1. Chancenungleichheit und Aufstiegsorientierung<br />

Die Defizite sind leicht zu beschreiben und durch statistische Daten und<br />

Untersuchungsergebnisse abgesichert. Junge Menschen mit Migrationshintergrund<br />

starten auf Grund der Bedingungen ihres Aufwachsens oft mit schlechten Chancen in<br />

das berufliche und gesellschaftliche Leben. Benachteiligung erfahren sie auch durch<br />

mangelnde Wertschätzung von Seiten einer Gesellschaft, der kulturelle Vielfalt und<br />

Pluralismus eher als Bedrohung denn als Potenzial gilt. Die Bildungserfolge und<br />

Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationhintergrund sind<br />

im Schnitt wesentlich schlechter als die von „einheimischen“ jungen Menschen. Es<br />

gelingt offensichtlich weder dem Schul- und Ausbildungssystem noch der Jugendhilfe<br />

eine angemessene Förderung für alle Kinder und Jugendliche zu gewährleisten:<br />

• So besuchen im Bundesdurchschnitt Kinder mit Migrationshintergrund seltener<br />

und vor allem weniger lang Kindertageseinrichtungen, sodass sie einen<br />

wesentlichen Bestandteil frühkindlicher Förderung und Bildung versäumen.<br />

• Trotz Bildungsambitionen bleiben jungen Migrantinnen und Migranten<br />

Bildungschancen verwehrt: so erreichen nur 16 Prozent (im Vergleich zu 33<br />

Prozent bei den „einheimischen“ Schülerinnen und Schülern) das Abitur, aber 17<br />

Prozent (im Vergleich zu 9 Prozent) verlassen die Schule ohne<br />

Hauptschulabschluss 11 .<br />

• Die Ausbildungsquote von Jugendlichen mit ausländischem Pass ist in den letzen<br />

Jahren weiter gefallen. Ca. 40 Prozent der Jugendlichen haben keinen Ausbildungsplatz,<br />

ca. 32 Prozent haben keinen Berufsabschluss. Schlechte Chancen<br />

auf dem Arbeitsmarkt und eine wesentlich höhere Arbeitslosigkeit sind die Folgen.<br />

Von den 1,6 Millionen Auszubildenden im Dualen System waren im Jahr<br />

2002 lediglich 5 Prozent nicht-deutscher Staatsangehörigkeit 12 .<br />

• In der Jugendarbeit und in den Jugendverbänden sind Migrationsjugendliche<br />

immer noch unterrepräsentiert. Erst wenige Selbstorganisationen sind in diesem<br />

Bereich entstanden und anerkannt. Dadurch ist Jugendarbeit nicht der<br />

11<br />

BMBF: Jugendliche ohne Berufsausbildung. BIBB/Emnid-Untersuchung. Bonn 1999. S. 32 ff.<br />

12<br />

Vgl. dazu den Beitrag „Junge Ausländer im deutschen Bildungssystem“ (mit Verweis auf Daten des Statistisches<br />

Bundesamtes von September 2003). ZAR 1/2004. S. 2<br />

9


Integrationsfaktor, der er von seinem Selbstverständnis, seinem Vermögen und<br />

den Arbeitsformen her sein könnte. Wichtige Erfahrungen von Selbstwirksamkeit<br />

und politischer Partizipation sind den Jugendlichen vorenthalten und eine eigene<br />

Interessenvertretung ist für sie schwieriger zu organisieren. Angebote der<br />

außerschulischen, politischen oder kulturellen Bildung erreichen nicht-deutsche<br />

Jugendliche häufig nicht oder/und sind auch gar nicht auf sie ausgerichtet 13 .<br />

• Die stärker von Migranten frequentierten Einrichtungen der offenen Jugendarbeit<br />

werden dagegen wenig von deutschen Jugendlichen besucht, sodass trotz sehr<br />

ähnlichen Freizeitinteressen 14 weiterhin eine Tendenz der Abschottung in<br />

eigenen oder in Zuwanderercliquen zu beobachten ist - bei den Jugendlichen der<br />

Mehrheitsgesellschaft spielen persönliche Kontakte zu Jugendlichen nichtdeutscher<br />

Herkunft kaum eine Rolle.<br />

• Junge Menschen mit Migrationshintergrund werden nicht nur von Betrieben und<br />

in der Schule sondern auch von der Jugendhilfe teilweise als defizitär und vor<br />

allem problembelastet angesehen.<br />

• Die besonderen Ressourcen, die in Migrationserfahrungen liegen, werden zu<br />

wenig genutzt. Unzureichende deutsche Sprachkompetenz wird häufig als<br />

Mangel an Begabung ausgelegt. Die religiöse und kulturelle Herkunft der<br />

Jugendlichen stößt auf Desinteresse oder Ablehnung, Diskriminierung und<br />

Vorurteile erschweren ihren Alltag und führen zu Rückzug und Resignation.<br />

Die Optionen oder die Potenziale gehen in dieser „Krisensicht“ häufig unter:<br />

• Eine nicht unerhebliche Zahl der jungen Menschen mit Migrationshintergrund sind<br />

schulisch und beruflich erfolgreich: die Zahl der Akademiker und<br />

Akademikerinnen aber auch der Selbständigen mit Migrationshintergrund wächst<br />

beachtlich.<br />

• Betriebsinhaber und –inhaberinnen mit Migrationshintergrund schaffen<br />

•<br />

Ausbildungs- und Arbeitsplätze.<br />

Jugendliche mit Migrationshintergrund und ihre Familien verfügen über<br />

Ressourcen, die das Gesellschafts- und Wirtschaftsleben Deutschlands<br />

bereichern und bei Änderung der Sichtweise der Einheimischen noch mehr als<br />

bisher bereichern könnten:<br />

- Ein erheblicher Teil der Jugendlichen und der Eltern sind nicht<br />

geschlechtsspezifisch differenziert bildungsorientiert.<br />

13<br />

Vgl. dazu auch im Überblick van Santen u. a.: Kinder- und Jugendhilfe in Bewegung - Aktion oder Reaktion? München 2003.<br />

S. 313 ff.<br />

14<br />

Deutsche Shell (Hrsg): Jugend 2000, 13. Shelljugendstudie. Band 1 Opladen 2000. S. 103 ff.<br />

10


- Deutschland wurde durch die Einwanderung ein Potential an zwei- oder<br />

mehrsprachigen Menschen geschenkt, das es zu pflegen und zu entwickeln<br />

gilt.<br />

- Es besteht ein Zugang im heutigen und künftigen Wirtschaftsleben immer<br />

wichtiger werdenden interkulturellen Kompetenzen.<br />

- Es ist denkbar, dass der in Migrationsfamilien häufig anzutreffende<br />

Familialismus sich als Wertmuster der zukünftigen Gesellschaft erweist.<br />

Es ist notwendig, Vielfalt zu respektieren und zu fördern statt Defizite zu beschreiben<br />

und zu verstärken.<br />

2.2. Aufwachsen in benachteiligten Stadtteilen<br />

Kinder werden in Deutschland in naher Zukunft zu einem erheblichen Teil in<br />

Migrationsfamilien und dort überproportional in den sogenannten benachteiligten<br />

Stadtteilen aufwachsen.<br />

Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund und ihre Familien leben auch<br />

heute schon überwiegend in Ballungsgebieten und hier wohnen sie konzentriert in<br />

bestimmten Quartieren. Sie leben selten in einem deutschen, häufig in einem<br />

gemischten Umfeld. Nach der Untersuchung von Mädchen und jungen Frauen mit<br />

Migrationshintergrund ist weder ein überwiegend deutsches noch ein ethnisches<br />

oder Zuwanderungsmilieu (d.h. eine Wohngegend und ein Wohnhaus überwiegend<br />

bewohnt von Zuwanderern verschiedener Ethnie) alltagsbestimmend. Im ethnischen<br />

Milieu leben 4% der jungen Frauen, aber 11% derer mit türkischem Hintergrund, im<br />

Zuwanderungsmilieu 11%. 15<br />

Häufig sind gerade die Wohngebiete mit hohen Zuwandereranteilen von<br />

sozialräumlichen Defiziten bestimmt, und sie werden von Familien und damit von<br />

Kindern bewohnt, deren Leben durch soziale Benachteiligung geprägt ist. Überall, wo<br />

Zugewanderte in größerer Zahl leben, besteht eine Kumulation umweltbedingter und<br />

sozialer Probleme. Zu vermuten ist, dass die ethnischen Milieus mit ihrer eigenen<br />

kulturellen Ausprägung eher günstigere Voraussetzungen für Kinder aus<br />

15 s. <strong>Boos</strong>-<strong>Nünning</strong>, <strong>Ursula</strong>/Karakaşoğlu, Yasemin: Viele Welten leben. Zur Lebenssituation von Mädchen und jungen Frauen<br />

mit Migrationshintergrund. Münster u.a. 2005. S. 80 f.<br />

11


Zuwandererfamilien bieten las das Leben im „sozialen Brennpunkt“, wo latente<br />

Konflikte zwischen Deutschen und Zugewanderten in offene Ablehnung umschlagen.<br />

Das ethnische Milieu hingegen verfügt über eine gewachsene Infrastruktur, hat<br />

soziale Netze ausgebaut und kann Ressourcen mobilisieren. 16<br />

Dennoch können die Nachteile des Aufwachsens von Kindern in sozial<br />

vernachlässigten Regionen, sei es im „sozialen Brennpunkt“, sei es im ethnischen<br />

Milieu, nicht hoch genug veranschlagt werden. Die räumliche Konzentration von<br />

Armut wirkt sich im Stadtteil und hinsichtlich seiner Einrichtungen aus: auf die<br />

Kindertagesstätten, auf die Qualität der Schulen sowie der Kinder- und<br />

Jugendzentren. Stets – auch bei informellen Treffen – sind die benachteiligten<br />

Gruppen unter sich. Die multikulturelle Stadtgesellschaft mobilisiert sicherlich auch<br />

Kräfte und ihre Bewohner und Bewohnerinnen bringen Stärken und Kompetenzen<br />

ein 17 , aber sie bedarf zur Entfaltung ihrer Möglichkeiten politischer Unterstützung vor<br />

allem in der Zuverfügungsstellung von Ressourcen im Bildungsbereich. Unter den<br />

heutigen Bedingungen führt das Aufwachsen in benachteiligten Quartieren häufig zu<br />

Bildungsbenachteiligung und darüber zu lebenslanger beruflicher Ausgrenzung und<br />

zur Armut. „Bildung im geteilten Raum“ 18 , d.h. die segregierten Bildungsräume mit<br />

geringen Chancen derer, die im benachteiligten Raum leben, stellt das eigentliche<br />

Problem des Aufwachsens von Kindern mit Migrationshintergrund dar. In Schulen,<br />

die in benachteiligten Stadtteilen liegen, ist das Lerntempo und die Bildungsqualität<br />

geringer. Eingeschränkte Bildungschancen der Kinder machen Armut sozial<br />

vererbbar.<br />

2.3. Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergrund in <strong>Rheine</strong><br />

Was die Daten anbetrifft, ist auch in <strong>Rheine</strong> die prekäre Situation der zugewanderten<br />

Gruppe deutlich. Kinder aus Migrations- und Aussiedlerfamilien sind weit<br />

überproportional an den Hauptschulen zu finden. Dort machten sie im Schuljahr 2004<br />

16% (Ausländer) bzw. 17% (Aussiedler) der Schülerschaft aus. An den Realschulen<br />

beträgt ihr Anteil 6% bzw. 8%, an den Gymnasien 2% bzw. 7%. Zu beachten ist<br />

zudem der Anteil der ausländischen Schüler und Schülerinnen an den<br />

Sonderschulen von 28% Ausländern und 6% Aussiedler (letzterer ist kein<br />

16<br />

ausführlicher bei <strong>Boos</strong>-<strong>Nünning</strong>, <strong>Ursula</strong>: Armut von Kindern aus Zuwandererfamilien. In: Butterwegge, Christoph (Hrsg.):<br />

Kinderarmut in Deutschland: Ursachen, Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen. Frankfurt am Main 2000. S. 162 ff.<br />

17<br />

s. dazu Bukow, Wolf-Dietrich/ Yildiz, Erol: Der Umgang mit der Stadtgesellschaft. Ist die multikulturelle Stadt gescheitert oder<br />

wird sie zu einem Erfolgsmodell? Opladen 2002.<br />

18<br />

Schroeder, Joachim: Bildung im geteilten Raum. Schulentwicklung unter Bedingungen von Einwanderung und Verarmung.<br />

Münster u.a. 2002.<br />

12


überdurchschnittlicher Anteil). Auch in Bezug auf Abschlüsse scheitern ausländische<br />

Jugendliche häufiger an der Schule: Sie machen 21% der Abgänger und<br />

Abgängerinnen ohne Hauptschulabschluss aus. Jugendliche mit ausländischem<br />

Pass sind überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen. Beide Gruppen weisen<br />

eine mehr als doppelt so hohe Sozialhilfequote wie die der Gesamtbevölkerung auf.<br />

Auf die Konzentration der Migrationsschüler und –schülerinnen in einigen<br />

Grundschulen wurde schon hingewiesen. Die Verteilung nach Schulform führt zu<br />

einer noch prägnanteren Konzentration im Sekundarstufenbereich: Zwei<br />

Hauptschulen haben eine Schülerschaft mit einem Anteil an Migranten von nahezu<br />

40 und über 50 Prozent; eine Realschule und zwei Gymnasien liegen deutlich unter<br />

10%. In der Darstellung der Konzeption der Stadt <strong>Rheine</strong> werden Optionen benannt:<br />

das Spektrum an ethnischen Selbstorganisationen (Zuwanderervereine), die<br />

Einbeziehung der schon länger in <strong>Rheine</strong> lebenden Personen mit<br />

Migrationshintergrund in die Integrationsarbeit und die immer wieder benannte und<br />

im schulischen Bereich berücksichtigte Muttersprache, an deren Stärkung gearbeitet<br />

wird.<br />

Bei den jungen Menschen aus Aussiedlerfamilien handelt es sich – was die Bildung<br />

anbetrifft – um eine spezifische Gruppe: Ein Teil von ihnen (jährlich ca. 5 – 10 Fälle)<br />

ist im Schulalter nach Deutschland eingereist und tritt daher als Seiteneinsteiger oder<br />

Seiteneinsteigerin in das deutsche Schulsystem ein. Sie sind Deutsche, aber sie<br />

fühlen sich ebenso stark wie die Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund<br />

in Schule und Gesellschaft diskriminiert. Auch bei ihnen – wenn auch weniger als bei<br />

dem Großteil sonstiger Jugendlicher mit Migrationshintergrund – kann an der<br />

Zweisprachigkeit, der interkulturellen Kompetenz und an dem Bildungs- und<br />

Aufstiegswillen der Familien angeknüpft werden.<br />

3. Konsequenzen – Aufgaben einer kommunalen Integrationspolitik 19<br />

Die Aufgabe der Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />

ist daher zu einer bedeutenden Herausforderung für die Gesellschaft und gerade für<br />

den Bildungsbereich und die Jugendhilfe geworden, die zentral verantwortet, aber<br />

lokal gelöst werden muss. Die langjährige Ignorierung des Sachverhaltes, dass<br />

Deutschland ein Einwanderungsland ist, hatte und hat nachhaltige Konsequenzen für<br />

19 s. auch die Stellungnahme des Bundesjugendkuratorium: Die Zukunft der Städte ist multiethnisch und interkulturell<br />

(www.dji.de/bjk/stellungnahme_integration.pdf), aus der ein Teil der Argumente dieses Beitrages übernommen wurde.<br />

13


die Jugend- und Familienpolitik; bis vor wenigen Jahren wurden Migrationsfamilien<br />

und - jugendliche in der politischen Diskussion kaum thematisiert. Ihre Anwesenheit<br />

in Deutschland wurde entweder als vorübergehend angesehen oder es wurde<br />

angenommen, dass sie sich in überschaubarer Zeit assimilieren würden. Integration<br />

als notwendige Auseinandersetzung mit Pluralität und Heterogenität wird erst<br />

allmählich als zentrale bildungs-, jugend- und familienpolitische Zukunftsaufgabe<br />

erkannt.<br />

Integrationspolitik muss zukünftig als Querschnittsaufgabe verstanden werden, in die<br />

zahlreiche - insbesondere lokale - Politikfelder einbezogen und unterschiedliche<br />

Akteure eingebunden werden müssen, wenn sie nachhaltig gelingen soll. Fragen der<br />

gegenseitigen Anerkennung und der interkulturellen Öffnung und Teilhabe müssen<br />

unter Beteiligung der jungen und älteren Menschen mit Migrationshintergrund in<br />

politische Handlungskonzepte münden, die den sozialen Zusammenhalt in den<br />

Kommunen verbessern und eine neue Politik der Anerkennung formulieren und<br />

umzusetzen vermögen. Zwei Forderungen sollen zum Schluss thematisiert werden.<br />

3.1. Mehr Chancengleichheit durch Schulbildung<br />

Seit nahezu 15 Jahren finden kaum mehr Diskussionen über die Bildungspolitik für<br />

Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund statt, weder im politischen Raum<br />

noch in der Fachöffentlichkeit. Viele seit langem kritisierte Einrichtungen und<br />

Entwicklungen werden stillschweigend akzeptiert oder zumindest geduldet, so z. B.<br />

die Konzentration der Schüler mit Migrationshintergrund in einigen Grund- und in<br />

vielen Hauptschulen, ohne dass alternative Modelle etwa in Form der Verteilung der<br />

Schüler ernsthaft überlegt würden. Sicher trägt auch das Verhalten deutscher Eltern<br />

zu dieser Entwicklung bei: Sie verlassen in nicht unerheblichem Maße die<br />

Wohngebiete mit hohem ausländischen Bevölkerungsanteil (die häufig auch<br />

infrastrukturell vernachlässigt sind und Wohnungen und Häuser mit schlechter<br />

Bausubstanz aufweisen) oder wählen, wenn möglich schon im Grundschulbereich,<br />

Angebotsschulen mit geringerem Anteil von Schülern und Schülerinnen mit<br />

Migrationshintergrund. Im Sekundarschulbereich meiden deutsche Eltern mittlerweile<br />

in städtischen Gebieten weitgehend die Hauptschulen, in einigen Stadtbezirken auch<br />

die Gesamtschulen, in soweit sie über einen hohen Ausländeranteil verfügen. Es ist<br />

nicht einfach, Lösungen zu finden, aber es sollte zumindest nach neuen<br />

Organisationsformen gesucht werden.<br />

14


Deutschen Eltern kann (und sollte) nicht das Recht genommen werden, eine<br />

Grundschule und eine weiterführende Schule nach ihrer Weltanschauung und ihren<br />

pädagogischen Vorstellungen und ihren Bildungsaspirationen zu wählen. Auch eine<br />

Schule nur deshalb zu bevorzugen, weil sie nur einen geringen Anteil von Schülern<br />

ausländischer Herkunft und aus Aussiedlerfamilien enthält, ist legitim. Das Ergebnis<br />

solcher Wahlprozesse ist jedoch politisch und pädagogisch bedenklich:<br />

Grundschulen mit einem Anteil von 50 % bis 90 % von Schülern ausländischer<br />

Herkunft und aus Aussiedlerfamilien in räumlicher Nähe von Schulen mit beinahe<br />

ausschließlich deutscher Schülerschaft. Eine deutliche Privilegierung der Schulen mit<br />

einem hohen Anteil an Schülern aus Zuwandererfamilien im Hinblick auf<br />

Lehrerstellen (deutlich bessere Lehrer-Schüler-Relation, Stellen für Kooperation und<br />

für Förderunterricht und für die Durchführung einer äußeren Differenzierung),<br />

Ressourcen für die nachmittägliche Betreuung mit einem sinnvollen Lern- und<br />

Spielprogramm und für die Zusammenarbeit mit den Eltern sowie im Hinblick auf die<br />

materielle Ausstattung würden diese im Stadtteil attraktiv machen. Eine solche<br />

Privilegierung in Form einer Besserausstattung fordert von den Verantwortlichen<br />

großen Mut, stellt aber m. E. den in unserem politischen System einzig möglichen<br />

Weg dar, die Benachteiligung durch Besuch einer Schule im sozialen Brennpunkt<br />

oder in ethnischen Getto zu kompensieren und gleichzeitig die Grundschule in dieser<br />

Region für alle akzeptabel zu machen. Baulich und der Ausstattung nach müssten<br />

diese Schulen „schön“ sein. Nahezu selbstverständlich ist, dass „echte“ ganztägige<br />

Bildung angeboten werden müsste.<br />

Hilfen im Bildungsbereich müssen nicht nur im Grundschulalter zur Verfügung<br />

stehen. Manche Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund,<br />

die schon lange in Deutschland leben, ja in Deutschland geboren sind,<br />

bedürfen für die Wahrnehmung beruflicher und sozialer Chancen, unabhängig von<br />

der Staatsbürgerschaft oder vom aufenthaltsrechtlichen Status, Sprachförderung in<br />

der deutschen Sprache und Integrationshilfen. Hier ist ein langfristiges, sozialisationsbegleitendes<br />

Bildungs- und Beratungsangebot zu schaffen, das die Chancen<br />

für einen erfolgreichen Start in ein späteres Berufsleben und für die politische sowie<br />

kulturelle Partizipation in der Zivilgesellschaft verbessern kann 20 .<br />

20 Vgl. dazu auch die Empfehlungen der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK), diese<br />

hat im August 2004 einen von der Kommission verabschiedeten Bericht mit "Vorschlägen zur Verbesserung der<br />

Bildungsberatung für Personen mit Migrationshintergrund" veröffentlicht, in dem eine kontinuierliche, zielgruppenadäquate<br />

Bildungslaufbahnberatung gefordert wird.<br />

15


3.2. Interkulturelle Öffnung<br />

Gleich wichtig sind alle die Änderungen, die sich auf die interkulturelle Öffnung<br />

beziehen. Zentrale Forderungen sind hier 21 :<br />

• Interkulturelle Öffnung der Verwaltungen, der Einrichtungen und der Dienste in<br />

der Jugendhilfe: Bei vielen Trägern der Jugendhilfe gibt es Versuche, Migranten<br />

und Migrantinnen als Zielgruppe zu erreichen. Um nachhaltige Verbesserungen<br />

zu erzielen, bedarf es aber konsequenter, institutioneller Veränderungen in Form<br />

einer interkulturellen Öffnung in der Kinder- und Jugendhilfe und in der Kommune<br />

insgesamt. „Interkulturell“ bedeutet, dass sich Konzepte und Programme an die<br />

Einheimischen wie die Zugewanderten in gleicher Weise richten, dass sie<br />

ressourcenorientiert arbeiten und nicht alleinige Anpassung der Zugewanderten<br />

an das Wert- und Normsystem der Aufnahmegesellschaft verlangen, sondern ein<br />

Aushandeln zu lassen. Interkulturelle Öffnung fordert eine Veränderung der<br />

Personalpolitik. Angehörige von Minderheiten sind bisher zu wenig an der<br />

Gestaltung der Angebote beteiligt, selten im Personal der Einrichtungen vertreten<br />

und selbst als Honorarkräfte oder Ehrenamtliche unterrepräsentiert. Es besteht<br />

die Notwendigkeit, die Zahl der <strong>Prof</strong>essionellen mit Migrationshintergrund in den<br />

Regeleinrichtungen deutlich zu erhöhen. Interkulturelle Öffnung hieße auch,<br />

gemeinsame Projekte von Zugewanderten und Deutschen und multikulturelle<br />

Einrichtungen zu unterstützen.<br />

• Gleichberechtigung und Förderung für die ethnischen Selbstorganisationen: Die<br />

ethnischen Vereine und Verbände nehmen an Mitgliedern, an Struktur und an<br />

Außendarstellung zu. Dies gilt nicht nur für Jugendorganisationen und -verbände.<br />

Diese Entwicklung ist nicht nur zu tolerieren, sondern zu begrüßen und zu<br />

unterstützen. Momentan werden Widerstände benannt, wenn von den ethnischen<br />

Communities Ansprüche auf Selbstbestimmung und Mitwirkung erhoben werden.<br />

Nur wenige Kommunen und wenige Bundesländer fördern die<br />

Migrantenselbstorganisationen außerhalb des kulturellen (oft folkloristischen)<br />

Bereichs. Die Etablierung ethnischer Organisationsstrukturen und Träger wird mit<br />

Skepsis betrachtet und als Gefährdung angesehen, statt zu sehen, dass solche<br />

Formen der demokratischen Selbstorganisationen die Einbindung in die<br />

Zivilgesellschaft fördern. „Deutsche“ Verbände und Träger müssten nicht nur in<br />

21<br />

s. auch <strong>Boos</strong>-<strong>Nünning</strong>, <strong>Ursula</strong>: Familienpolitik und Familienforschung in der Einwanderungsgesellschaft. In: Krüger-Potratz,<br />

Marianne (Hrsg.): Familien in der Einwanderungsgesellschaft. Göttingen 2004. S. 32 ff..<br />

16


allen Führungsebenen Personen mit Migrationshintergrund in die<br />

Leitungspositionen einbeziehen, sondern darüber hinaus die<br />

Selbstorganisationen als Interessenvertretung der Zugewanderten auf allen<br />

Ebenen berücksichtigen. Menschen mit Migrationshintergrund wären so<br />

einerseits als Personen und andererseits über ihre Organisationen in Verbänden<br />

repräsentiert und in deren Strukturen eingebunden. Sie könnten gleichberechtigt<br />

an den Ressourcen partizipieren, und das paternalistische Modell der<br />

Aufnahmegesellschaft und ihrer Einrichtungen könnte überwunden werden.<br />

• Cultural Mainstreaming als Prinzip: So wie es selbstverständlich geworden sein<br />

sollte, den „gender mainstreaming“ als Kriterium an alle Projekte und politische<br />

Konzepte zu legen, müsste mit dem Begriff „cultural mainstreaming“ aufgefordert<br />

werden, sicher zu stellen, dass Menschen, Familien unterschiedlicher nationaler,<br />

kultureller oder ethnischer Herkunft in ihren eventuell spezifischen<br />

Voraussetzungen, Lebensbedingungen und Orientierungen Berücksichtigung<br />

finden.<br />

• Akzeptanz der Lebensräume der Zugewanderten und Bejahung subkultureller<br />

Lebensformen: Familien mit Migrationshintergrund haben teilweise in den<br />

ethnischen Communities eine Heimat gefunden: sie sind von Einrichtungen der<br />

Aufnahme der Neueinwanderer zu Lebensformen auch für die in Deutschland<br />

aufgewachsenen Kinder und Jugendlichen geworden. Für einen noch größeren<br />

Teil der Zugewanderten ist das Zuwanderungsmilieu zur Lebensform geworden.<br />

In der Wissenschaft und in der Politik müssen beide Lebensformen als<br />

bedeutsamer Faktor für das Zusammenleben in der Kommune berücksichtigt und<br />

positiv aufgegriffen werden. Es gilt Abschied zu nehmen von alten Vorstellungen<br />

der Anpassung und Assimilation, es gilt vielmehr die Entstehung von Subkulturen<br />

zu akzeptieren und zu bejahen und deren Ressourcen zu erkennen.<br />

• Anerkennung: Die Kinder- und Jugendhilfe wird die Kinder und Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergrund nur erreichen und angemessen fördern können, wenn es<br />

gelingt, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Dies kann nur erreicht werden,<br />

wenn die Zugewanderten in der Gesellschaft in ihren eigenen Orientierungen<br />

respektiert werden und diese Haltung des Respekts auch vermittelt wird.<br />

Anerkennung steht im Widerspruch zu Forderungen nach Anpassung und<br />

Assimilation. Kommunale Kinder- und Jugendpolitik sollte sich daran neu<br />

orientieren.<br />

17


Die Stadt <strong>Rheine</strong> hat in ihrem Migrations- und Integrationsprozess Ansatzpunkte für<br />

die hier vorgeschlagenen Veränderungen.<br />

4. Schlussbemerkungen<br />

Fremde in der Heimat – das sind die Personen mit Migrationshintergrund (teilweise)<br />

für uns, die Deutschen. Heimat in der Fremde oder in der Fremde der Eltern und<br />

Großeltern sollen die zugewanderten bei uns finden. Die deutsche Gesellschaft ist<br />

nicht mehr deutsch, wenn in vielen Städten nahezu die Hälfte der jungen Menschen<br />

Migrationshintergrund besitzen. Weitere Zuwanderung wird notwendig sein (in Form<br />

von sog. Green-Card-Inhabern) und aus unterschiedlichen Gründen geschehen.<br />

„Zuwanderung“, so hieß es schon 1994 im „Das Manifest der 60. Deutschland und<br />

die Einwanderung“ 22 kann ein Beitrag zur Lösung innerer Probleme ohnehin nur<br />

dann sein, wenn einheimische Mehrheit und zugewanderte Minderheiten neben- und<br />

miteinander leben können. Das verlangt von beiden Seiten ein gewisses Maß an<br />

Integrationsbereitschaft. Sie hat kulturelle, aber auch ökonomische<br />

Voraussetzungen: Am günstigsten sind sie, wenn Einwanderer wirklich gebraucht<br />

werden, für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen und ihren Beitrag zur Sicherung<br />

des Generationenvertrages leisten können. Umgekehrt kann Migration auch<br />

destabilisierend wirken, wenn die Mehrzahl der Zugewanderten auf Sozialleistungen<br />

angewiesen bleibt und am Rande der Gesellschaft, in einer Getto-Situation oder gar<br />

in der Illegalität lebt“. Bildung und Ausbildung, sowie die interkulturelle Öffnung<br />

stellen die Voraussetzungen dafür da, dass sich die vergangene und die neu zu<br />

erwartende Zuwanderung als Problemlösung für die deutsche Gesellschaft<br />

insgesamt erweist.<br />

22 Herausgegeben von Bade, Klaus J., München 2004.<br />

18

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