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Niederschrift 05 - Rheine

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Anlage 1<br />

Stellungnahme zu Fragen der Migration und Integration in <strong>Rheine</strong>,<br />

erstmals vorgetragen in der Sitzung des Rates der Stadt am 5. Oktober 2010<br />

Hartmut Klein<br />

Migrationsbeauftragter der Stadt <strong>Rheine</strong><br />

Frau Bürgermeisterin, sehr geehrte Mitglieder des Rates, meine Damen und Herren,<br />

vor fast genau 21 Jahren habe ich in Prag erlebt, wie Tausende überwiegend junge Menschen<br />

Jahren, am 24. März 1990, war ich Zeuge, wie in der Bernburger Gaststätte „Haus<br />

der Freundschaft“ ein junger, vermutlich im Kalibergbau arbeitender und aus Moçambique<br />

stammender dunkelhäutiger Mann abgewiesen wurde, obwohl eine Reihe von Plätzen<br />

frei war.<br />

Dass Staaten wie die DDR zusammenbrachen, wunderte mich nicht. Diese Staaten, die<br />

Völkerfreundschaft in ihrer Propaganda groß schrieben, sich aber in der Realität im<br />

höchsten Maße gegen kulturelle Einflüsse von außen abschotteten und Menschen aus<br />

fremden Kulturkreisen ablehnten, sind – so ist meine Einschätzung – in der Konsequenz<br />

politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich erstarrt.<br />

Spätestens bei der „Lichterketten“-Demonstration am 30. Januar 1993 hier in <strong>Rheine</strong><br />

erfuhr ich, dass alle relevanten gesellschaftlichen und politischen Gruppen in unserer<br />

Stadt sich strikt gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit verwahren, und ich vermerke<br />

mit Anerkennung und Genugtuung, dass Bürgerschaft, Rat und Verwaltung dieser Linie<br />

treu geblieben sind. Das weisen entsprechende Ratsbeschlüsse, Migrationskonzepte, Leitlinien<br />

und Dokumente aus. Auch das Handeln verschiedener städtischer und nichtstädtischer<br />

Fachstellen und Organisationen ist sichtbar und nachhaltig von dieser Grundhaltung<br />

geprägt.<br />

An dieser Stelle knapp einige grundsätzliche Ausführungen: Derzeit leben in <strong>Rheine</strong> bei<br />

einer Bevölkerungszahl von etwa 77500 etwa 4400 Menschen, die nicht die deutsche<br />

Staatsangehörigkeit besitzen. Insgesamt sind etwa 100 Staatsangehörigkeiten bzw.<br />

Ethnien vertreten. Eindrucksvolle Porträts von Menschen aus etwa 90 Kulturkreisen hat<br />

der Fotograf Hermann Willers gefertigt, die der Caritasverband <strong>Rheine</strong> in einer Ausstellung<br />

im Januar 2011 zeigen wird. Lassen Sie sich überraschen.<br />

Die Zahlen der Spätsaussiedler sind schwer zu fassen. Ich gehe davon aus, dass sie, wie<br />

2009, bei etwa 6000 liegen. Die Spätaussiedler sind, genauso wie auch die über 1000<br />

Bürger, die die deutsche Staatsbürgerschaft in den letzten 10 Jahren erworben haben,<br />

den Menschen mit Migrationshintergrund zuzuordnen, so dass man auf einen Gesamtanteil<br />

aller Zuwanderer an der Bevölkerung <strong>Rheine</strong>s von ca. 14 bis15 % kommt.<br />

Die allgemeine Situation in <strong>Rheine</strong> zeigt aber auch, dass das Phänomen Zuwanderung<br />

keinesfalls mit einer Problemlage gleichzusetzen ist. Vor diesem Hintergrund ist die Aussage<br />

eines Ratsmitgliedes zu bewerten, der im Zusammenhang mit Migration und Integration<br />

von einer „vergleichsweise heilen Welt“ sprach, die hier in <strong>Rheine</strong> vorzufinden ist.<br />

Ich stimme dieser Wertung zu.<br />

<strong>Rheine</strong>, so hat es mein Amtsvorgänger Werner Althoff ausgedrückt, ist eine ausländerfreundliche<br />

Stadt mit vielen ehrenamtlich im Zuwandererbereich tätigen Einheimischen,<br />

aber auch Zugewanderten, und mit vielen hauptberuflich in der Migrationsarbeit Tätigen<br />

bei der Stadtverwaltung, beim Caritasverband und in vielen weiteren Institutionen. Es<br />

wurden und werden hier hervorragende Dienste geleistet. Dafür ist auch heute allen Aktiven<br />

ausdrücklich Dank zu sagen.<br />

-2–<br />

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