PMI-basierte Informationsvernetzung in der ... - RLE
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20 PROJEKTE<br />
<strong>PMI</strong>-<strong>basierte</strong> <strong>Informationsvernetzung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Wertschöpfungskette<br />
Volker Berbohm, Dr. Mart<strong>in</strong> Strietzel, Christian Willmann; Köln<br />
Der Nutzen heutiger PLM-Infrastrukturen beruht auf <strong>der</strong> Chance, bereichsübergreifende Prozessschritte<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu verknüpfen. Es wird die gesamte Wertschöpfungskette optimiert und die Wie<strong>der</strong>verwendung<br />
von Informationen ist von großer Bedeutung. Die Möglichkeiten <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwendung s<strong>in</strong>d dabei zahlreich:<br />
Beg<strong>in</strong>nend bei <strong>der</strong> Produktionsplanung über die Nutzung bei <strong>der</strong> Technischen Dokumentation, e<strong>in</strong>er<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Serviceprozesse bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Unterstützung <strong>in</strong> den kaufmännischen Bereichen. Betrachtet<br />
man die technischen Möglichkeiten, so sollte diese Entwicklung bereits heute tägliche Praxis se<strong>in</strong>. Betrachtet<br />
man jedoch die existierenden Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie, so stellt man fest, dass diese Vernetzung von Daten<br />
und Informationen nur sehr begrenzt stattf<strong>in</strong>det. Der Beitrag beschreibt dieses Phänomen am Beispiel des<br />
Toleranzmanagements und beleuchtet dabei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Rolle <strong>der</strong> Product and Manufactur<strong>in</strong>g<br />
Information (<strong>PMI</strong>). E<strong>in</strong>e konsequent umgesetzte PLM-Strategie ist auch für diesen Anwendungsfall die<br />
Grundlage für Effizienzsteigerungen und e<strong>in</strong>e höhere Produktqualität.<br />
Werden neue Produkte vorgestellt, wird<br />
die Investition oft durch nachfolgende<br />
Argumente bekräftigt: Kürzer gewordene<br />
Entwicklungs- und Planungszeiten<br />
sowie die höhere Anzahl von Varianten<br />
erfor<strong>der</strong>n den E<strong>in</strong>satz mo<strong>der</strong>ner Techniken<br />
und Methoden. Der E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong>novativer<br />
Technik soll die verschiedenen Phasen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Wertschöpfungskette effizienter<br />
machen.<br />
Tatsächlich ist gegen diese Argumenta -<br />
tion nichts e<strong>in</strong>zuwenden. Das Ganze<br />
ergibt dann e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, wenn nicht nur<br />
e<strong>in</strong> Element des Puzzles, wie z.B. <strong>der</strong><br />
Erwerb e<strong>in</strong>er Simulationssoftware damit<br />
begründet wird. Konsequenterweise ist<br />
auch <strong>der</strong> Daten- und Informationsprozess<br />
um das Werkzeug herum <strong>in</strong> den Fokus zu<br />
rücken. Neben dem Werkzeug selbst ist<br />
die Verknüpfung aller Daten und Informationen<br />
aus den verschiedenen Phasen<br />
<strong>der</strong> Wertschöpfungskette („Product<br />
Lifecycle“, siehe Bild 1) relevant. Erst e<strong>in</strong>e<br />
durchgängige digitale Prozesskette hilft<br />
die verme<strong>in</strong>tlichen E<strong>in</strong>sparpotenziale<br />
nachhaltig zu erreichen. Diesbezüglich<br />
können offene Standards <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit geeigneten PLM-Werkzeugen e<strong>in</strong>en<br />
wesentlichen Beitrag zur Zielerreichung<br />
liefern. E<strong>in</strong> zentrales Element dabei s<strong>in</strong>d<br />
die Product and Manufactur<strong>in</strong>g Information<br />
(<strong>PMI</strong>), wie das nachfolgende Beispiel<br />
des Toleranzmanagements deutlich<br />
macht.<br />
Motivation<br />
Der richtige E<strong>in</strong>satz von Toleranzsimulation<br />
hilft, frühzeitig Fehler, Risiken, o<strong>der</strong> auch<br />
Informationslücken aufzudecken und<br />
Gefahren abzuwehren. Es wird e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Entscheidungshilfe auf <strong>der</strong> Basis<br />
von Fakten geliefert. E<strong>in</strong> wesentlicher<br />
Aspekt für den Erfolg des Toleranzmanagements<br />
ist e<strong>in</strong>e solide Anwen<strong>der</strong>aus -<br />
bildung und viel Praxiswissen sowie die<br />
korrekte Simulation des Montageprozesses<br />
selbst. Nehmen wir an, dass diese<br />
Faktoren gegeben s<strong>in</strong>d. Was bleibt, ist<br />
e<strong>in</strong> permanenter Kampf gegen die Uhr.<br />
Werden die Simulationsergebnisse nicht<br />
rechtzeitig bereitgestellt, werden sie für<br />
die Konstruktion un<strong>in</strong>teressant. Es ist<br />
dann nur noch e<strong>in</strong> Nachbessern, im günstigsten<br />
Fall die Bestätigung <strong>der</strong> soliden<br />
Konstruktionsleistung möglich. Waren<br />
das die eigentlichen Ziele? Wollten wir<br />
nicht Entwicklungsschleifen und damit<br />
Zeit und Kosten e<strong>in</strong>sparen?<br />
Damit Toleranzmanagement (das gilt<br />
auch für an<strong>der</strong>e Simulationen) wirklich<br />
greifen kann, ist sicherzustellen, dass<br />
sehr früh aussagekräftige Simulations -<br />
ergebnisse vorgelegt werden können.<br />
Nur mit ger<strong>in</strong>gst möglichem Zeitversatz<br />
und schneller Rückkopplung kann <strong>der</strong><br />
Anspruch unserer Kunden befriedigt<br />
werden. Hierfür ist e<strong>in</strong> durchgängiger<br />
Bild 1: E<strong>in</strong>sparpotenzial durch die Umsetzung e<strong>in</strong>er durchgängigen<br />
PLM-Infrastruktur<br />
ProduktDatenJournal Nr. 1 I 2010
Daten- und Informationsprozess e<strong>in</strong><br />
wesentlicher Erfolgsfaktor! Die Prozessstandards<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> vielen Unternehmen<br />
dafür nicht ausreichend def<strong>in</strong>iert und<br />
werden durch e<strong>in</strong>e sehr heterogene<br />
Daten- und Systemwelt enorm bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />
In <strong>der</strong> Praxis werden Simulationsmodelle<br />
gleich mehrfach von verschiedenen<br />
Experten aufgebaut. Zudem stehen die<br />
Basisdaten im 3D-CAD-Modell häufig<br />
nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> notwendigen Qualität zur<br />
Verfügung (vgl. Bild 2). Man stelle sich<br />
e<strong>in</strong>mal das E<strong>in</strong>sparpotenzial vor, wenn<br />
alle e<strong>in</strong>gesetzten Systeme bzw. Werk -<br />
zeuge auf e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Standard<br />
zurückgreifen. Die notwendigen Technologien<br />
s<strong>in</strong>d vorhanden und etabliert.<br />
Bisher werden sie zur Abbildung e<strong>in</strong>er<br />
durchgängigen Wertschöpfungskette je -<br />
doch nur unzureichend genutzt.<br />
Product and Manufactur<strong>in</strong>g<br />
Information im Produktentwicklungsprozess<br />
Der Begriff „Product and Manufactur<strong>in</strong>g<br />
Information“ (<strong>PMI</strong>) be<strong>in</strong>haltet den<br />
Anspruch, sämtliche nicht-geometrischen<br />
Fertigungs<strong>in</strong>formationen e<strong>in</strong>es Produktes<br />
h<strong>in</strong>sichtlich dessen Abmessungen und<br />
Toleranzen, Flächenbehandlung und<br />
Materialspezifikation digital <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
3D-Modell abzubilden. Dabei s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
CAD-Software auch <strong>der</strong> zu <strong>PMI</strong> analoge<br />
Begriff „Functional Toleranc<strong>in</strong>g and Annotation“<br />
(FTA) und die durch [1] ge prägte<br />
Bezeichnung „Geometric Dimension<strong>in</strong>g<br />
and Toleranc<strong>in</strong>g“ (GD&T) verbreitet.<br />
Entwicklungsphase<br />
Mo<strong>der</strong>ne CAD-Systeme bieten neben<br />
e<strong>in</strong>er parametrisch-assoziativen Geometriemodellierung<br />
den Ansatz, Bauteilfunktionen<br />
und fertigungsrelevante<br />
Nr. 1 I 2010<br />
Informationen auf Grundlage von <strong>PMI</strong><br />
direkt am 3D-Modell anzubr<strong>in</strong>gen (vgl.<br />
Bild 3). Damit lässt sich e<strong>in</strong>e durchgängige<br />
dreidimensionale Produktbeschreibung<br />
und folgerichtig <strong>der</strong> Verzicht auf die<br />
klassische Fertigungszeichnung umsetzen.<br />
Verglichen mit <strong>der</strong> Zeichnung lassen sich<br />
<strong>PMI</strong>-Elemente <strong>in</strong> geometrische Bemaßungen<br />
und Toleranzen (GD&T) sowie<br />
weitere Textnotizen unterteilen, welche<br />
den Informationsgehalt e<strong>in</strong>es Zeichnungsschriftkopfes<br />
und Än<strong>der</strong>ungs<strong>in</strong>dex<br />
aufweisen.<br />
Die ASME-Standards Y14.41 und Y14.5<br />
s<strong>in</strong>d Referenzen für die fertigungsge-<br />
Bild 2: Prozessbrüche aufgrund <strong>in</strong>kompatibler Formate am Beispiel Toleranz -<br />
management<br />
PROJEKTE<br />
Bild 3: Beispiel von <strong>PMI</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 3D-Modell sowie auf e<strong>in</strong>er Zeichnung [2]<br />
rechte Bemaßung und Tolerierung e<strong>in</strong>es<br />
digitalen Produktes. Diesbezüglich nennt<br />
dieses Dokument grundlegende Regeln<br />
zur Def<strong>in</strong>ition sowie gezielte Anwendungsbeispiele<br />
([1], vgl. auch [2],<br />
Abschnitt 2).<br />
Für alle <strong>PMI</strong>-Elemente bieten die CAD-<br />
Systeme Werkzeuge zur Def<strong>in</strong>ition,<br />
Än<strong>der</strong>ung und Aufbereitung. Üblicherweise<br />
werden die Elemente <strong>in</strong> speziellen<br />
Ansichten strukturiert, welche die Orientierung<br />
und Sichtbarkeit von <strong>PMI</strong> im 3D-<br />
Modell steuern. E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit<br />
<strong>der</strong> Strukturierung ist die Umsetzung<br />
e<strong>in</strong>es Sichtenkonzepts, um <strong>PMI</strong> für nachfolgende<br />
Bereiche o<strong>der</strong> Aufgaben (z.B.<br />
Toleranzsimulation, NC-Bearbeitung)<br />
bedarfsgerecht zusammen zu stellen.<br />
Dieses wird üblicherweise mit e<strong>in</strong>er<br />
farblichen Kennzeichnung ergänzt.<br />
Schließlich för<strong>der</strong>t auch die Funktionalität<br />
e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Hervorhebung von<br />
Geometrie und dazugehörigen <strong>PMI</strong>-<br />
Informationen (nach <strong>der</strong>en Selektion) die<br />
Prozesstransparenz h<strong>in</strong>sichtlich sämtlicher<br />
def<strong>in</strong>ierter Produktbeschreibungen (vgl.<br />
Bild 3).<br />
Beispiele für durchgängig benötigte<br />
Daten s<strong>in</strong>d Geometriedaten (Nenn -<br />
geometrie, Maß-, Form- und Lagetoleranzen),<br />
fertigungsrelevante Angaben<br />
(Material, Füge<strong>in</strong>formationen), Prüfbed<strong>in</strong>gungen<br />
sowie Än<strong>der</strong>ungsbeschrei-<br />
ProduktDatenJournal<br />
21
22<br />
PROJEKTE<br />
Bild 4: Visualisierung von <strong>PMI</strong> am Beispiel JT<br />
bungen, Artikelnummer und Copyright.<br />
E<strong>in</strong>ige dieser Elemente s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bild 3<br />
sowie Bild 4 dargestellt.<br />
Die technologische Umsetzung von <strong>PMI</strong><br />
ist <strong>in</strong> den gängigen CAD-Systemen<br />
bereits erfolgt. Der konsequente E<strong>in</strong>satz<br />
von <strong>PMI</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktentwicklung ist<br />
damit möglich und bietet viel Potenzial.<br />
Er bietet jedoch auch Risiken h<strong>in</strong>sichtlich<br />
<strong>der</strong> praktischen Herausfor<strong>der</strong>ungen bei<br />
<strong>der</strong> Arbeit mit dem GD&T-Standard. E<strong>in</strong>e<br />
fehlerhafte bzw. unvollständige Anwendung<br />
von <strong>PMI</strong> durch den Produktentwickler<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Beteiligten <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Entwicklungsphase macht sich erst <strong>in</strong><br />
den Folgeprozessen wie <strong>der</strong> Fertigungsplanung<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Produktion selbst<br />
negativ bemerkbar.<br />
E<strong>in</strong> großer Pluspunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nutzung von<br />
<strong>PMI</strong> gegenüber e<strong>in</strong>er Zeichnung gerät<br />
<strong>in</strong>dessen nicht stark genug <strong>in</strong> den Fokus<br />
des täglichen E<strong>in</strong>satzes: Die Durchführung<br />
von Semantikprüfungen von Bauteil -<br />
bemaßung und -tolerierung <strong>in</strong> ihrer<br />
Gesamtheit und <strong>in</strong> Bezug auf den GD&T-<br />
Standard. Dabei leistet diese Funktionalität<br />
e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur Prozess -<br />
sicherheit und folglich auch zur Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Effizienz <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten Wertschöpfungskette<br />
(vgl. Bild 2: „Preview<br />
<strong>in</strong>stead of review“).<br />
Visualisierung<br />
Für die Nutzung von <strong>PMI</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wertschöpfungskette<br />
ist entscheidend, dass<br />
diese nicht nur die Fertigungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
für das Produkt funktional<br />
beschreiben. Insbeson<strong>der</strong>e die durchgängige<br />
Visualisierung von <strong>PMI</strong> <strong>in</strong> nachfolgenden<br />
Prozessen bietet e<strong>in</strong>e höhere<br />
Transparenz, kürzere Entscheidungswege<br />
und e<strong>in</strong>e weitere Fehlerreduzierung <strong>der</strong><br />
Entwicklungsphase. Dabei kann die<br />
Visualisierung auch ohne CAD-Systeme<strong>in</strong>satz<br />
erfolgen.<br />
Die traditionell vorhandenen heterogenen<br />
Systemlandschaften haben e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
von verschiedenen Datenformaten<br />
entlang <strong>der</strong> Prozesskette zur Folge. Demnach<br />
s<strong>in</strong>d die Möglichkeiten, e<strong>in</strong>e Durchgängigkeit<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Wertschöpfungskette<br />
zu realisieren, <strong>in</strong> Bezug auf die Austauschbarkeit<br />
von <strong>PMI</strong> begrenzt. Konkrete<br />
Datenaustauschformate, welche <strong>PMI</strong><br />
unterstützen, s<strong>in</strong>d das STEP-Format<br />
(ISO 10303-238:2007 aka STEP-NC, [3]),<br />
das 3D-PDF-Format <strong>der</strong> Firma Adobe<br />
(ISO 32000-1:2008 aka PDF 1.7) und<br />
das Format JT <strong>der</strong> Firma Siemens (ISO<br />
Standard seit 2009) sowie das 3D-<br />
XML-Format <strong>der</strong> Firma Dassault Systèmes<br />
als proprietäres Format. In <strong>der</strong> Praxis<br />
werden diese Austauschformate <strong>in</strong> e<strong>in</strong>gesetzten<br />
Applikationen direkt genutzt<br />
o<strong>der</strong> über Datenkonvertierungswerk -<br />
zeuge erzeugt.<br />
E<strong>in</strong>ige Datenformate bieten neben <strong>der</strong><br />
re<strong>in</strong>en Visualisierung e<strong>in</strong>e Weiterverwendung<br />
<strong>der</strong> <strong>PMI</strong> <strong>in</strong> Bezug auf die NC-<br />
Programmierung (z.B. STEP-NC) o<strong>der</strong> die<br />
Toleranzsimulation (z.B. Siemens JT).<br />
E<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung bei <strong>der</strong> Visualisierung<br />
von Produktdaten <strong>in</strong>klusive <strong>PMI</strong> ist<br />
die Zusammenführung und Verknüpfung<br />
verschiedener Datenbestände aus verschiedenen<br />
Werkzeugen bzw. Systemen,<br />
da <strong>der</strong>en Überführung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e konsistente<br />
Produktstruktur ebenfalls e<strong>in</strong>en geeigneten<br />
Umgang mit <strong>PMI</strong> erfor<strong>der</strong>t.<br />
Bild 4 stellt die Visualisierung von <strong>PMI</strong><br />
basierend auf dem JT-Format dar. Der<br />
Strukturbaum am l<strong>in</strong>ken Rand erlaubt die<br />
analog zu CAD-Systemen sortierte Darstellung<br />
und Filterung <strong>der</strong> <strong>PMI</strong>. Ebenfalls<br />
äquivalent zur nativen CAD-Anwendung<br />
wird die Verknüpfung von <strong>PMI</strong> und dazugehöriger<br />
3D-Geometrie im Visualisierungswerkzeug<br />
angezeigt.<br />
Die für die Visualisierung bzw. Interpretation<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Kenntnisse von <strong>PMI</strong><br />
s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>esfalls umfangreicher als jene im<br />
Rahmen <strong>der</strong> klassischen Zeichnung.<br />
Eher wird <strong>der</strong> Gelegenheitsanwen<strong>der</strong><br />
durch die 3D-Visualisierung, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
durch die Verknüpfung von Geometrie<br />
und <strong>PMI</strong>, besser unterstützt. Die Grundlage<br />
dafür schafft e<strong>in</strong>e Integration von<br />
Visualisierungswerkzeugen <strong>in</strong> den PLM-<br />
Ansatz.<br />
Ungeachtet <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>e<br />
durchgängige Datenbasis gibt es aus<br />
Produktdatenmanagement-Sicht den bislang<br />
nur unzureichend umgesetzten<br />
Bedarf <strong>der</strong> Visualisierung von Meta<strong>in</strong>formationen.<br />
Dazu gehören Materialspezifikation,<br />
Schriftkopfe<strong>in</strong>träge o<strong>der</strong> Ände-<br />
ProduktDatenJournal Nr. 1 I 2010
ungsangaben. Diese Angaben müssen<br />
im PDM-System für alle Beteiligten<br />
zugänglich und idealerweise auch losgelöst<br />
von <strong>der</strong> 3D-Visualisierung, über<br />
Tabellen- o<strong>der</strong> Exportfunktionen, verfügbar<br />
gemacht werden.<br />
Fertigungsplanungsphase<br />
Entscheidend für die Fertigungsplanung<br />
ist e<strong>in</strong>e frühzeitige, schnelle sowie je<strong>der</strong>zeit<br />
aktuelle Verfügbarkeit notwendiger<br />
Geometriedaten <strong>in</strong>klusive ihrer Fertigungs<strong>in</strong>formationen.<br />
Dies erfor<strong>der</strong>t zugleich<br />
e<strong>in</strong>e Datenkonsistenz zwischen Entwicklungs-<br />
und Fertigungsplanungsphase,<br />
welche die klassische Fertigungszeichnung<br />
durch den Medienbruch nicht erfüllen<br />
kann.<br />
Die Verwendung von <strong>PMI</strong>-<strong>basierte</strong>r 3D-<br />
Produktgeometrie auf Basis e<strong>in</strong>heitlicher<br />
GD&T-Syntax sowie wi<strong>der</strong>spruchsfreier<br />
Semantik ist die ideale Voraussetzung,<br />
um neben <strong>der</strong> Geometrie auch die<br />
Maßhaltigkeit und Funktionsweise e<strong>in</strong>es<br />
Produktes sicherzustellen. Die e<strong>in</strong>heitliche<br />
Verwendung e<strong>in</strong>es Visualisierungsformats<br />
bietet zudem die Chance, Schwach -<br />
stellen zwischen Entwicklung und Fertigungsplanung<br />
sowie nachfolgenden<br />
Bereichen zu identifizieren und Prozessbrüche<br />
zu elim<strong>in</strong>ieren.<br />
In Bezug auf das e<strong>in</strong>gangs beschriebene<br />
Szenario „Toleranzmanagement“ ermög -<br />
licht <strong>der</strong> konsequente E<strong>in</strong>satz von <strong>PMI</strong><br />
neben <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en <strong>Informationsvernetzung</strong><br />
Nr. 1 I 2010<br />
mit <strong>der</strong> Simulation des Bauteilverhaltens<br />
e<strong>in</strong>en weiteren direkten Nutzen – und<br />
das auf Basis schlanker Visualisierungsformate.<br />
Die daraus resultierende Optimierung<br />
<strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen<br />
Produktentwicklung und Fertigungsplanung<br />
<strong>in</strong> Punkto Prozesssicherheit und<br />
Effizienzsteigerung deckt sich mit dem<br />
Anspruch <strong>der</strong> Digitalen Fabrik [4].<br />
In jedem Fall verlangt die Umsetzung<br />
e<strong>in</strong>er <strong>PMI</strong>-<strong>basierte</strong>n <strong>Informationsvernetzung</strong><br />
nach e<strong>in</strong>em optimierten Än<strong>der</strong>ungsprozess.<br />
Der im PDM-System veröffentlichte<br />
Stand e<strong>in</strong>er 3D-Produktgeometrie<br />
bedeutet nicht, dass die <strong>PMI</strong> h<strong>in</strong>sichtlich<br />
ihrer Eignung für die Fertigungsplanung<br />
auf Vollständigkeit und Konsistenz validiert<br />
s<strong>in</strong>d. Idealerweise darf e<strong>in</strong> Bauteil<br />
folglich erst für nachfolgende Prozesse<br />
freigegeben werden, wenn alle erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Bauteilbeschreibungen und Fertigungs<strong>in</strong>formationen<br />
im benötigten<br />
Umgang enthalten s<strong>in</strong>d. Dies muss ggf.<br />
über e<strong>in</strong> Digital Review gemäß Bild 2<br />
geschehen.<br />
Somit ist <strong>der</strong> Handlungsbedarf gegeben,<br />
den festgelegten Meilenste<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>es<br />
Product Lifecycles notwendige <strong>PMI</strong><br />
gegenüber zu stellen, die zu diesem<br />
Zeitpunkt mit dem 3D-CAD-Modell verknüpft<br />
se<strong>in</strong> müssen. Entsprechend dem<br />
gefor<strong>der</strong>ten Reifegrad des Modells kann<br />
dies zu e<strong>in</strong>em frühen Zeitpunkt beispielsweise<br />
die Kennzeichnung <strong>der</strong> für den<br />
Werkzeugbau relevanten Funktionsbohrungen<br />
se<strong>in</strong>. Sobald die Produktgeometrie<br />
ausreichend detailliert ist, werden die<br />
<strong>PMI</strong> um Positions- und Flächentoleranzen<br />
ergänzt, um die <strong>Informationsvernetzung</strong><br />
<strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er Bauteilsimulation und<br />
damit frühzeitigen Produktabsicherung<br />
zu erfüllen.<br />
Relevanz für zukünftige<br />
PLM-Konzepte<br />
E<strong>in</strong>e <strong>PMI</strong>-<strong>basierte</strong> <strong>Informationsvernetzung</strong><br />
über Bereichsgrenzen h<strong>in</strong>weg<br />
erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e ganzheitliche Sicht mit<br />
folgenden zentralen Aspekten:<br />
n PLM-Konzepte benötigen e<strong>in</strong>e technische<br />
Lösung zur Erzeugung, zum<br />
Sichten und zum Austausch von <strong>PMI</strong><br />
zwischen Bereichen und den bereichsspezifischen<br />
Softwarelösungen.<br />
n PLM-Konzepte müssen unter E<strong>in</strong>beziehung<br />
<strong>der</strong> Daten erzeugenden und<br />
<strong>der</strong> Daten konsumierenden Bereiche<br />
entwickelt und umgesetzt werden.<br />
n Es müssen prozessimmanente Kontrollen<br />
geschaffen werden, die die Qualität<br />
und Vollständigkeit <strong>der</strong> bereitgestellten<br />
Informationen gewährleisten.<br />
PROJEKTE<br />
Solche Konzepte können durchaus auf<br />
<strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> heutigen CAD- und PDM-<br />
Technologien erstellt werden. Im Detail<br />
s<strong>in</strong>d sicherlich Erweiterungen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> <strong>PMI</strong>-Objekte<br />
notwendig. Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
liegt jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung und E<strong>in</strong>führung<br />
dieser Strategien, da die Produkt -<br />
entwicklung bereits fertigungsrelevante<br />
Informationen im Modell anlegen muss.<br />
Hierfür benötigen diese Bereiche die<br />
notwendigen Zeit- und Personalbudgets<br />
sowie die erfor<strong>der</strong>lichen Kompetenzen.<br />
Die nächste Evolutionsstufe von PLM-<br />
Infrastrukturen wird also nur durch technische<br />
und organisatorische Verän<strong>der</strong>ungen<br />
erreichbar se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> bereichsübergreifen<strong>der</strong><br />
Standard für den Umgang mit Product<br />
and Manufactur<strong>in</strong>g Information und e<strong>in</strong><br />
dazugehöriges standardisiertes Daten -<br />
format werden an dieser Stelle dr<strong>in</strong>gend<br />
empfohlen. n<br />
Literatur:<br />
[1] The American Society of Mechanical Eng<strong>in</strong>eers:<br />
Digital Product Def<strong>in</strong>ition Data Practices. ASME<br />
Y14.41-2003. New York, 2003.<br />
[2] http://en.wikipedia.org/wiki/Geometric_dimension<strong>in</strong>g_and_toleranc<strong>in</strong>g,<br />
Bild 1, Zugriff am<br />
18.03.2010.<br />
[3] http://en.wikipedia.org/wiki/STEP-NC, Zugriff am<br />
18.03.2010.<br />
[4] Vere<strong>in</strong> Deutscher Ingenieure: VDI Richtl<strong>in</strong>ie 4499 –<br />
Digitale Fabrik: Grundlagen. VDI Verlag, Düsseldorf,<br />
2008.<br />
Kontakt<br />
Christian Willmann<br />
<strong>RLE</strong> International GmbH<br />
Köln<br />
Tel.: +49 221 8886 500<br />
E-Mail: Christian.Willmann@rle.de<br />
ProduktDatenJournal<br />
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