Anlagentechnik - Rheinkalk
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4 Beispiele aus der Praxis<br />
4.1 Nasse Rauchgasreinigungsverfahren<br />
Naßwäschen weisen hohe Abscheidegrade und geringe stöchiometrische Verbräuche auf. Es<br />
werden in Anlagen für industrielle Volumenströme ein stöchiometrisches Verhältnis * von ca.<br />
1,05-1,1 erreicht. Einzelne Anlagen sind in der Ziegelindustrie eingesetzt. Das Abgas wird in<br />
einer Quench abgekühlt und mit einer Kalkmilchsuspension, die über Sprühdüsen dem Abgas<br />
zugesetzt wird, in Kontakt gebracht. In einer zweiten Stufe wird nochmals Kalkmilch im<br />
Gegenstrom verdüst und über eine Kolonne mit dem Abgas in Kontakt gebracht. Mitgerissene<br />
Tropfen werden in einem Tropfenabscheider entfernt. Im Wäschersumpf wird das aus der<br />
Schwefeldioxidabscheidung entstehende Reaktionsprodukt durch Luftzugabe behandelt und<br />
die Schwefelverbindungen zu Calciumsulfat (Gips) aufoxidiert. Neben SO2 werden HF und<br />
HCl abgeschieden. Aerosolförmig auftretende säurebildende Schadstoffe -insbesondere SO3 -<br />
passieren den Nasswäscher. Derartige Schadstoffe können mit dieser Technik nicht effektiv<br />
abgereinigt werden. Das System wird nach pH-Wert geregelt. Das entstehende<br />
Reaktionsprodukt wird häufig zur Vereinfachung des Prozesses in einer Zentrifuge auf <<br />
15% entwässert. Das Material wird z.b. in der Zementindustrie verwertet.<br />
Abb. 8: Nasswäsche in der Ziegelindustrie<br />
Die Investitionen für eine Nasswäsche sind relativ hoch. Im Betrieb fallen erhebliche Kosten<br />
für Wartung und Instandhaltung an, da die Pumpensysteme einer ständigen hohen<br />
Beanspruchung unterliegen. Der Betrieb erfordert hochqualifiziertes Personal. Zur<br />
Sicherstellung einer Verfügbarkeit >98% ist eine erhebliche Lagerhaltung von Ersatzteilen<br />
notwendig. Bei Auftreten von aerosolförmigem SO3 kann ein Auswurf von sauren Partikeln<br />
erfolgen. Zur Dispergierung der Flüssigkeit im Reaktionsraum ist ein hoher Energiebedarf<br />
erforderlich.<br />
4.2 Semitrockene Rauchgasreinigungsverfahren<br />
1: Notkamin<br />
2: Kalksilo<br />
3:Ansetzbehälte<br />
4: Waschwasserbehälter<br />
5: Quench<br />
6: Gegenstromkolonne<br />
7: Quenchpumpe<br />
8: Wäscherpumpe<br />
9: Zentrifuge<br />
10: Filtratwasserbehälter<br />
11: Tropfenabscheider<br />
12: Saugzug<br />
13: Kamin<br />
Für diese Art der Abgasreinigung finden sich ebenfalls einzelne Beispiele ausgeführter<br />
Anlagen. Bei der Hanseaten Stein Ziegelei in Hamburg wurde im Rahmen der langjährigen<br />
Untersuchungen zur Einziegelung von Hafenschlick eine Anlage nach dem MKT-Verfahren<br />
betrieben. Grund hierfür waren die hohen Auflagen zur Emissionsminderung die neben der<br />
* Das stöchiometrische Verhältnis ist hier definiert als Molenstromverhältnis der basischen<br />
Komponente (z.B. Kalkhydrat) zu den säurebildenden Reaktionspartnern HF, SO2 und HCl im Rohgas<br />
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