Anlagentechnik - Rheinkalk
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Dipl.-Ing. Martin Sindram (Vortragender), Dr.-Ing. Burkhard Naffin; <strong>Rheinkalk</strong> GmbH & Co.<br />
KG, Wülfrath<br />
„Rauchgasreinigung in der Ziegelindustrie – Additive, Verfahren,<br />
<strong>Anlagentechnik</strong>“<br />
1. Einleitung<br />
In der Ziegelindustrie werden abhängig von den eingesetzten Rohstoffen und Energieträgern<br />
beim Brennprozeß unter anderem die sauren Schadgase Fluorwasserstoff (HF),<br />
Schwefeloxide (SO2/SO3) und in einigen Fällen auch Chlorwasserstoff (HCl) freigesetzt.<br />
Diese sauren Bestandteile gelangen in die Ofenabgase und müssen in<br />
Rauchgasreinigungsanlagen abgeschieden werden, um die vorgeschriebenen Grenzwerte<br />
einhalten zu können. Die Anlagen fallen i.d.R. in den Geltungsbereich der TA-Luft.<br />
Den gängigen Verfahren ist die Verwendung kalkstämmiger Betriebsmittel gemein.<br />
Eingesetzt werden die Kalkmaterialien sowohl in primären (brenntechnische Einbindung der<br />
Schadstoffe), als auch in sekundären Rauchgasreinigungsverfahren.<br />
In der Regel werden in der Ziegelindustrie die den trockenen Verfahren zuzurechnenden<br />
Schüttschichtfilter eingesetzt. Die Schüttschichtfiltertechnik ist bewährt und optimal an die<br />
Bedürfnisse der Ziegelindustrie angespasst. Sie bietet eine kostengünstige und zuverlässige<br />
Möglichkeit der Rauchgasreinigung. Im Rahmen dieses Beitrages werden neben dieser<br />
Technik verschiedene in der Ziegelindustrie eingesetzte Verfahren und die darin verwendeten<br />
Betriebsmittel vorgestellt. Weiterhin werden Ergebnisse aus der Praxis dargestellt. Neben<br />
dem in den meisten Fällen vornehmlich abzuscheidenden Fluorwasserstoff (HF) müssen<br />
rohstoffbedingt in vielen Fällen auch Schwefeloxide (SO2 / SO3) und in einigen Fällen<br />
zusätzlich Chlorwasserstoff (HCl) abgeschieden werden.<br />
Max. Austreibung<br />
SOx: 430 und 1.030 °C<br />
HF: 1.050 °C<br />
HCl: 500 °C<br />
Temperatur<br />
Temperature<br />
Ziegel / Brick<br />
Schwelgase /Carbonisation gases<br />
HF, SOx aus Sulfat<br />
130 250 450 950 50 °C<br />
Tunnelofen / Tunnelkiln<br />
Abb 1: Freisetzung säurebildender Schadgase im Ziegelprozess.<br />
SOx aus Pyrit / SOx from Pyrites<br />
HF, SOx from sulphate<br />
Luft / Air<br />
Vor dem Hintergrund der Novellierung der TA-Luft ergeben sich neue Aspekte die sowohl<br />
auf den Betrieb bestehender Anlagen als auch auf die Planung neuer Rauchgasreinigungen<br />
erheblichen Einfluss haben. Hierdurch steht die Leistungssteigerung bestehender Anlagen<br />
häufig zur Diskussion. Hier bieten speziell für die trockene Rauchgasreinigung<br />
HCl
weiterentwickelte Materialien die Möglichkeit, hohe Abscheideleistungen mit einfacher und<br />
bewährter <strong>Anlagentechnik</strong> darzustellen.<br />
2. Rauchgasreinigungsverfahren<br />
2.1. Primärverfahren<br />
In der Ziegelindustrie bietet sich die Möglichkeit durch Zugabe von Kalkmaterialien zum<br />
Rohstoff vor allem die Freisetzung rohstoffgebundener Schwefelverbindungen zu<br />
unterdrücken. Auch für HF kann unter bestimmten Garbrandtemperaturen eine Verbesserung<br />
der Einbindung erreicht werden. Die Einbindungsmöglichkeiten für HCL sind unter den<br />
üblichen Betriebstechnischen Bedingungen nicht signifikant zu Verbessern.<br />
Zum Einsatz kommen hier entsprechend aufbereitete Kalksteinmehle (CaCO3) oder Produkte<br />
aus der trockenen Rauchgasreinigung mit Schüttschichtfiltern. Der Einsatz von<br />
Rauchgasreinigungsprodukten erfolgt i.d.R. im Hintermauerziegel. Beispiele für den Einsatz<br />
von Kalksteinmehlen finden sich in allen Produkten der Ziegelindustrie. Für eine effektive<br />
Einbindung ist die Zugabe im Bereich von ca. 0,5 – 2 Mass.% zum Rohstoff erforderlich 1 .<br />
Wichtig sind beim Einsatz von Kalksteinmehl insbesondere das Kornband und die chemische<br />
Zusammensetzung des Materials.<br />
2.2 Sekundärverfahren<br />
Abgasreinigungsverfahren lassen sich auf einige grundsätzliche Faktoren zurückführen.<br />
Gaseigenschaften Verfahrenstechnik Adsorbens<br />
• Temperatur • <strong>Anlagentechnik</strong> • Kalkeigenschaften<br />
• Feuchte • Verweilzeit • Kalkmenge<br />
• Schadgaskonzentrationen<br />
• Schadgaszusammensetzung<br />
Abb. 2: Einflussfaktoren der Rauchgasreinigung<br />
• Reaktionsbedingungen<br />
-Durchmischung<br />
-Prozeßführung<br />
Hiervon sind im wesentlichen die <strong>Anlagentechnik</strong> (bei Neubauten) und das verwendete<br />
Additiv zu beeinflussen. Die Abgasbedingungen könne hinsichtlich Temperatur und<br />
Abgasfeuchte bei den sekundären Verfahren bedingt verändert werden. Der H2O Gehalt liegt<br />
i.d.R. bei ca. 5-7 Vol% im Rohgas.<br />
2
Die sekundären Rauchgasreinigungsverfahren können grob in drei Kategorien eingeteilt<br />
werden:<br />
1. nasse Rauchgasreinigung (Naßwäscher),<br />
2. halbtrockene Rauchgasreinigung (Sprühsorption, Tiefbettfilter),<br />
3. trockene Rauchgasreinigung (Schüttschichtfilter, Trockensorption mit Gewebefilter).<br />
Nasse RGR-Verfahren werden vornehmlich in Kraftwerken zur Rauchgasentschwefelung<br />
(REA) eingesetzt. Aufgrund der Verfahrenstechnik ergeben sich Abgastemperaturen von ca.<br />
60 – 70°C in der Reinigungsstufe. Bei halbtrockenen Verfahren wird eine<br />
Kalkmilchsuspension in den Abgasstrom eingebracht, wobei durch Verdampfung des Wassers<br />
eine Rauchgaskühlung in der Regel auf 140 – 170 °C erfolgt. Die Reaktionsprodukte werden<br />
in trockener Form mit einem nachgeschalteten Filter (E-Filter oder Gewebefilter)<br />
abgeschieden. Bei trockenen Verfahren wird das Reaktionsmittel stückig in einer<br />
Schüttschicht (SSF), oder pulverförmig dem Rauchgas zugeführt. Hierbei werden prinzipiell<br />
der Hoch- (850 – 1000 °C), Mittel- (300 – 450 °C) und Niedertemperaturbereich (80 – 220<br />
°C) genutzt. Im Niedertemperaturbereich werden seit einigen Jahren hochreaktive<br />
Kalkhydrate WÜLFRAsorp ® D SP / Spongiacal) mit großem Erfolg eingesetzt. Der<br />
Mitteltemperaturbereich bietet sehr gute Einsatzbedingungen für die Verwendung von<br />
Spezialhydraten insbesondere zur SO2-Abscheidung. In der Glasindustrie wird beispielsweise<br />
die Abgasreinigung mit WÜLFRAsorp ® bei 350 – 500 °C sehr erfolgreich vorgenommen 2 .<br />
Auch im Hochtemperaturbereich bei ca. 850 –1000 °C werden speziell für die<br />
Abgasreinigung weiterentwickelte, hochoberflächige Produkte (z. B. WÜLFRAsorp ® A)<br />
erfolgreich verwendet.<br />
Kalkhydrat Ca(OH) 2<br />
Kalksteinmehl CaCO 3<br />
~ 1200 - 1000 °C<br />
~ 1000 - 850 °C<br />
SO2 Kalkhydrat<br />
Ca(OH) 2<br />
~ 850 - 450 °C ~ 300 - 240 °C ~ 240 - 80 °C<br />
~ 450 - 300 °C<br />
SO 2 + HCl + HF<br />
Abb 3: Temperaturbereiche der Rauchgasreinigungsverfahren<br />
Kalkhydrat Ca(OH) 2<br />
WÜLFRAsorp D SP<br />
Kalkstein / Calciumgranulat<br />
ca. 300°C SSF<br />
SO 2 + HCl<br />
+ HF<br />
Die Wahl des Verfahrens ist immer von individuellen Randbedingungen gekennzeichnet, so<br />
daß „die Lösung“ nicht pauschal benannt werden kann. Allgemein haben sich jedoch trockene<br />
Verfahren und hier insbesondere die Schüttschichtfiltertechnik in der Ziegelindustrie etabliert.<br />
Diese <strong>Anlagentechnik</strong>en sind bewährt, leistungsfähig und erfordern geringe Investitionen<br />
sowie geringen Betriebs- und Instandhaltungsaufwand.<br />
3
3. Additive<br />
Allen Verfahren ist gemein, dass zur Neutralisation der säurebildenden Schadstoffe (HF, SO2,<br />
HCl) im wesentlichen kalkstämmige Produkte eingesetzt werden (Kalksteinmehl – CaCO3,<br />
Weißfeinkalk - CaO, Weißkalkhydrat – Ca(OH)2). Kriterien für die Einsetzbarkeit dieser<br />
Produkte in der Luftreinhaltung sind neben der chemischen Reinheit (CaO-Gehalt und<br />
Nebenbestandteile) für<br />
• Kalksteinmehle Reaktivität und Korngrößenverteilung,<br />
• Kalkstein spezifische Oberfläche, Porosität<br />
• Weißfeinkalke Löschverhalten (t60-Wert, Dispersität),<br />
• Weißkalkhydrate Korngrößenverteilung, spezifische Oberfläche, Porenvolumen.<br />
3.1 Additive für die Primäreinbindung<br />
Die in Primärverfahren eingesetzten Kalksteinmehle müssen im Ziegelprozess neben einem<br />
möglichst hohen CaCO3 Gehalt (meist angegeben als CaO) insbesondere einen definierten<br />
Kornaufbau aufweisen. Von der Korngrößenverteilung werden wesentlich das<br />
Schwindungsverhalten, die Trocknungseigenschaften und das Sinterverhalten beeinflusst 3 .<br />
CaO und MgO wirken als Flußmittel. Wichtig ist eine ausgewogene Verteilung der Partikel <<br />
2 µm und 2-20 µm. Der Anteil > 20 µm muß möglichst gering sein. Eine Grenzkorngröße von<br />
250µm sollte nicht überschritten werden, da Kalkpartikel dieser Größe eine Sprengwirkung<br />
im Produkt entfalten.<br />
Der Einsatz von Kalksteinfeinmehlen mit > 97% CaCO3 und 1% Rückstand auf 45µm bietet<br />
neben der Reduzierung der Schwefeloxide im Abgas die Möglichkeit die Qualität der<br />
erzeugten Ziegelprodukte durch positive Effekte auf Brennschwindung und Feuchtedehnung<br />
erheblich zu verbessern. Dieser Effekt wird insbesondere bei der Herstellung von Dachziegeln<br />
in einigen Fällen bereits gezielt genutzt.<br />
3.2 Additive für Nassverfahren<br />
In der Nasswäsche bei Anlagen im ziegeleitypischen Bereich wird Kalkhydrat als<br />
Kalkmilchsuspension eingesetzt. Die Kalkmilch wird mit Weißkalkhydrat hergestellt. Dies<br />
dient zur Vereinfachung des Prozesses, da hier beim Ansatz der Kalkmilch keine<br />
Löschreaktion geführt werden muß und somit die Aufbereitung stark vereinfacht werden<br />
kann. Generell weisen die in Rauchgasreinigungsprozessen eingesetzten Kalkhydrate und<br />
Branntkalke eine Qualität > 90% CaO auf (= CL 90 Calcinated Lime). Andere Qualitäten wie<br />
z.B. die in der Baustoffindustrie verwendeten CL 80 Kalke („Wasserkalke, oder Graukalke“)<br />
können nicht verwendet werden.<br />
Die eingesetzten Additive müssen einen hohen Anteil an CaO aufweisen um unerwünschte<br />
Nebenprodukte der Rauchgasreinigung zu minimieren (z.B. die Bildung löslicher<br />
Magnesiumsulfide) und den Anteil schleißfähiger Mineralien (z.B SiO2) im ohnehin stark<br />
verschleißgefährdeten Pumpenkreislauf so gering wie möglich zu halten.<br />
4
3.3 Additive für Trocken- und Halbtrockenverfahren<br />
Bei trockenen und halbtrockenen Verfahren werden chemisch betrachtet mit Ausnahme der<br />
Schüttschichtfiltertechnik in der Regel Kalkhydrate eingesetzt. Im Schüttschichtfilter werden<br />
Kalksteinsplitt oder Kalksteingranalien verwendet.<br />
Besondere Vorteile bieten sich für den Betreiber von Halbtrocken- und Trockenverfahren<br />
durch Verwendung von Produkten, die optimal an seinen Prozess angepasst sind. <strong>Rheinkalk</strong>,<br />
ein Unternehmen der Lhoist-Gruppe, hat seit Mitte der 80er Jahre die Weiterentwicklung von<br />
Produkten für den Einsatz insbesondere in halbtrockenen und trockenen Verfahren<br />
vorangetrieben (WÜLFRAsorp ® , WÜLFRAgran ® ). Ergebnis dieser intensiven Forschung war<br />
das erste hochoberflächige Kalkhydrat WÜLFRAsorp ® A. Während herkömmliches<br />
Weißkalkhydrat üblicherweise eine spezifische Oberfläche von ca. 18 m 2 /g (nach BET)<br />
besitzt, weist WÜLFRAsorp ® A ca. 38 m 2 /g auf. Hierdurch wird für die Gas-Feststoff-<br />
Reaktionen im Trockensorptionsprozess prinzipiell eine mehr als doppelt so große Oberfläche<br />
zur Verfügung gestellt. Weiterhin ist die Partikelanzahl und Dispergierbarkeit durch die<br />
Feinteiligkeit des Produktes (d50 ca. 3 µm gegenüber 6 µm bei handelsüblichen Kalkhydraten)<br />
deutlich erhöht. Die intensive Weiterentwicklung zur Verbesserung des normalen<br />
Weißkalkhydrates durch die Lhoist-Forschung führte zu dem Produkt Spongiacal ® /<br />
WÜLFRAsorp ® D SP. Hier gelang es neben der weiteren Erhöhung der spezifischen<br />
Oberfläche auf ca. 45 m 2 /g insbesondere das für die schwierige SO2-Abscheidung<br />
wesentliche Porenvolumen entscheidend zu vergrößern. Während normales Weißkalkhydrat<br />
ein Porenvolumen von ca. 0,08 cm 3 /g besitzt, weist Spongiacal ® / WÜLFRAsorp ® D SP mehr<br />
als 0,2 cm 3 /g auf (N2-Desorption).<br />
Partikeldurchmesser d 50<br />
[10 -6 m]<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Herkömmliches Kalkhydrat WÜLFRAsorp® A WÜLFRAsorp® D SP / Spongiacal®<br />
Abb. 4: Kalkhydrate für Trockensorptionsprozesse<br />
spez. Oberfläche [m²/g] BET<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
In der nachstehenden Abbildung sind die verschiedenen Entwicklungsstufen für Kalkhydrate<br />
dargestellt.<br />
Porenvolumen [cm³/g]<br />
0,25<br />
0,2<br />
0,15<br />
0,1<br />
0,05<br />
0<br />
5
Herkömmliches<br />
Kalkhydrat<br />
WÜLFRAsorp ® A WÜLFRAsorp ® D SP /<br />
Spongiacal ®<br />
Abb. 5: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen von Kalkhydraten<br />
In Schüttschichtfilteranlagen werden entsprechend geeignete Kalksteinsplitte (CaCO3) oder<br />
Kalkgranalien (WÜLFRAgran®) eingesetzt. Der in Schüttschichtfiltern häufig eingesetzte<br />
Kalksteinsplitt ist relativ reaktionsträge. Hiermit können oft die geforderten Abscheidegrade -<br />
insbesondere wenn SO2 in erhöhtem Maße vorhanden ist, oder wenn HCl effektiv abgereinigt<br />
werden muß - nicht erreicht werden. Ist Splitt unter Verwendung entsprechender<br />
Aufbereitungstechnik und Rezirkulation einsetzbar, erfordert die gestellte Aufgabe häufig<br />
eine sehr hohe Durchsatzmenge. Der Einsatz von WÜLFRAgran bietet die Möglichkeit mit<br />
einer vorhandenen Schüttschichtfilteranlage konventioneller Bauart hohe<br />
Abscheideleistungen zu erreichen. In vielen Fällen ist die Schüttschichtfiltertechnik erst durch<br />
Verwendung von WÜLFRAgran einsetzbar. Der immer häufiger geforderte Grenzwert von <<br />
500 mgSO2/Nm³ im Reingas kann durch Einsatz von WÜLFRAgran, auch wenn ein hoher<br />
Abscheidegrad gefordert ist, in entsprechend konzipierten Schüttschichtfiltern sicher erreicht<br />
werden. Entsprechende Anlagen haben sich im langfristigen Betrieb bewährt. Auch das an<br />
wenigen Anlagen der keramischen Industrie im Rohgas auftretende HCl ist durch Einsatz von<br />
WÜLFRAgran mit Schüttschichtfiltertechnik beherrschbar.<br />
WÜLFRAgran ist ein zum Einsatz in der trockenen Rauchgasreinigung mit<br />
Schüttschichtfiltern entwickeltes Material. WÜLFRAgran wird aus Kalksteinmehl,<br />
Kalkhydrat und Wasser hergestellt. Neben Calciumcarbonat (CaCO3) steht im WÜLFRAgran<br />
für die gewünschte Reaktion mit den sauren Schadgasen auch das wesentlich<br />
reaktionsfreudigere Calciumhydroxid (Ca(OH)2) zur Verfügung. WÜLFRAgran wird für<br />
Schüttschichtfilter in einer Körnung von 2-6 mm eingesetzt. Dieses Kornband hat sich in der<br />
Praxis im langjährigen Einsatz hinsichtlich entstehendem Druckverlust im Schüttschichtfilter<br />
und vorhandenem gasgängigem Zwischenraum in der Schüttung bewährt.<br />
Ein weiterer Vorteil liegt im offenen Porensystem des WÜLFRAgran. Neben den<br />
Außenflächen (wie beim Splitt) stehen auch die Porenräume der Granalien als reaktive<br />
Oberfläche für die Schadstoffabsorption zur Verfügung. Die spezifische Oberfläche von<br />
WÜLFRAgran beträgt ca. 6 m 2 /g nach BET. In Schüttschichtfiltern eingesetzte<br />
Kalksteinsplittmaterialien weisen üblicherweise ca. 1 m²/g nach BET auf.<br />
6
spez. Oberfläche [m²/g]<br />
BET<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Abb. 6: Spezifische Oberflächen für Kalksteinsplitte / WÜLFRAgran (nach BET)<br />
Durch seine Struktur, die einem Schwamm ähnlich ist, absorbiert WÜLFRAgran saure<br />
Schadgase in deutlich höherem Maße als Kalksteinsplitte.<br />
Herkömmlicher<br />
Kalksteinsplitt<br />
Kalksteinslitt 1<br />
Kalksteinsplitt 2<br />
WÜLFRAgran®<br />
WÜLFRAgran ®<br />
Abb. 7: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen von Kalksteinsplitt / WÜLFRAgran<br />
Die Porosität des WÜLFRAgran beträgt ca. 28 Vol.%. Auch hohe Gehalte an HF und SO2<br />
können in entsprechend ausgelegten Anlagen mit hoher Effektivität abgeschieden werden (><br />
99 % für HF und > 75 % für SO2). Die hohe Reaktivität von WÜLFRAgran bewirkt die<br />
weitgehende Ausnutzung des Additives, daher kann nach Durchlaufen des Schüttschichtfilters<br />
das Reaktionsprodukt direkt einer Verwertung oder Entsorgung zugeführt werden. Der<br />
Einsatz einer Schälvorrichtung erübrigt sich bei Verwendung von WÜLFRAgran.<br />
Aufbereitung und mehrmalige Rezirkulation des Additivs sind nicht notwendig.<br />
7
Der Einsatz von WÜLFRAgran bietet folgende Vorteile:<br />
• Hohe Abscheidegrade mit wirtschaftlicher Schüttschichtfiltertechnik<br />
• Minimierung des Additivbedarfes<br />
• Minimierung der zu verwertenden Reststoffmenge<br />
• Aufbereitung durch Schälen und Rezirkulation entfallen<br />
Schüttschichtfilter finden hauptsächlich Anwendung zur Abscheidung säurebildender<br />
Abgaskomponenten in der keramischen Industrie. In Abhängigkeit von den eingesetzten<br />
Rohstoffen und Energieträgern werden beim Brennprozeß die sauren Schadgase<br />
Fluorwasserstoff (HF), Schwefeloxide (SO2/SO3) und in Ausnahmefällen auch<br />
Chlorwasserstoff (HCl) freigesetzt. Diese sauren Bestandteile gelangen in die Ofenabgase und<br />
müssen in Rauchgasreinigungsanlagen abgeschieden werden, um die vorgeschriebenen<br />
Grenzwerte einhalten zu können. Die Schüttschichtfiltertechnik ist bewährt und bietet eine<br />
kostengünstige Möglichkeit der Rauchgasreinigung.<br />
8
4 Beispiele aus der Praxis<br />
4.1 Nasse Rauchgasreinigungsverfahren<br />
Naßwäschen weisen hohe Abscheidegrade und geringe stöchiometrische Verbräuche auf. Es<br />
werden in Anlagen für industrielle Volumenströme ein stöchiometrisches Verhältnis * von ca.<br />
1,05-1,1 erreicht. Einzelne Anlagen sind in der Ziegelindustrie eingesetzt. Das Abgas wird in<br />
einer Quench abgekühlt und mit einer Kalkmilchsuspension, die über Sprühdüsen dem Abgas<br />
zugesetzt wird, in Kontakt gebracht. In einer zweiten Stufe wird nochmals Kalkmilch im<br />
Gegenstrom verdüst und über eine Kolonne mit dem Abgas in Kontakt gebracht. Mitgerissene<br />
Tropfen werden in einem Tropfenabscheider entfernt. Im Wäschersumpf wird das aus der<br />
Schwefeldioxidabscheidung entstehende Reaktionsprodukt durch Luftzugabe behandelt und<br />
die Schwefelverbindungen zu Calciumsulfat (Gips) aufoxidiert. Neben SO2 werden HF und<br />
HCl abgeschieden. Aerosolförmig auftretende säurebildende Schadstoffe -insbesondere SO3 -<br />
passieren den Nasswäscher. Derartige Schadstoffe können mit dieser Technik nicht effektiv<br />
abgereinigt werden. Das System wird nach pH-Wert geregelt. Das entstehende<br />
Reaktionsprodukt wird häufig zur Vereinfachung des Prozesses in einer Zentrifuge auf <<br />
15% entwässert. Das Material wird z.b. in der Zementindustrie verwertet.<br />
Abb. 8: Nasswäsche in der Ziegelindustrie<br />
Die Investitionen für eine Nasswäsche sind relativ hoch. Im Betrieb fallen erhebliche Kosten<br />
für Wartung und Instandhaltung an, da die Pumpensysteme einer ständigen hohen<br />
Beanspruchung unterliegen. Der Betrieb erfordert hochqualifiziertes Personal. Zur<br />
Sicherstellung einer Verfügbarkeit >98% ist eine erhebliche Lagerhaltung von Ersatzteilen<br />
notwendig. Bei Auftreten von aerosolförmigem SO3 kann ein Auswurf von sauren Partikeln<br />
erfolgen. Zur Dispergierung der Flüssigkeit im Reaktionsraum ist ein hoher Energiebedarf<br />
erforderlich.<br />
4.2 Semitrockene Rauchgasreinigungsverfahren<br />
1: Notkamin<br />
2: Kalksilo<br />
3:Ansetzbehälte<br />
4: Waschwasserbehälter<br />
5: Quench<br />
6: Gegenstromkolonne<br />
7: Quenchpumpe<br />
8: Wäscherpumpe<br />
9: Zentrifuge<br />
10: Filtratwasserbehälter<br />
11: Tropfenabscheider<br />
12: Saugzug<br />
13: Kamin<br />
Für diese Art der Abgasreinigung finden sich ebenfalls einzelne Beispiele ausgeführter<br />
Anlagen. Bei der Hanseaten Stein Ziegelei in Hamburg wurde im Rahmen der langjährigen<br />
Untersuchungen zur Einziegelung von Hafenschlick eine Anlage nach dem MKT-Verfahren<br />
betrieben. Grund hierfür waren die hohen Auflagen zur Emissionsminderung die neben der<br />
* Das stöchiometrische Verhältnis ist hier definiert als Molenstromverhältnis der basischen<br />
Komponente (z.B. Kalkhydrat) zu den säurebildenden Reaktionspartnern HF, SO2 und HCl im Rohgas<br />
9
Einhaltung von < 400 mg/m³N SO2 die Einhaltung von < 10 mg/m³N HCl und < 50µg/m³N<br />
Hg erforderlich machten. Zum Einsatz kam eine hochreaktive Kalkmilch, die über ein<br />
Sprühscheibensystem in den Abgasstrom verdüst wurde. Anschließend wurde im Abgaskanal<br />
ein Mischadditiv aus WÜLFRAsorp D SP und Aktivkohle zugegeben. Der stöchiometrische<br />
Bedarf lag bei ca. 1,9-2,3. Der Betrieb der Rauchgasreinigung verlief trotz für Ziegeleien<br />
untypisch häufiger An- und Abfahrvorgänge reibungslos und wartungsarm.<br />
Ton und Hafenschlick<br />
Rohgas<br />
- SO 2 ca. 3.500-5.500 mg/m³ N.tr.<br />
- HF ca. 170 - 290 mg/m³ N.tr.<br />
- HCl ca. 60 - 150 mg/m³ N.tr.<br />
- Hg ca. 100 - 300 µg/m³ N.tr.<br />
Abb 9: Rauchgasreinigung mit kombinierter Sprüh- und Trockensorption.<br />
Ein weiteres Beispiel semitrockener Rauchgasreinigung ist das sogenannte Tiefbettverfahren.<br />
Hier wird ein Materialbett, meist aus Ziegelbruch oder Kalkstein, das mit Kalkmilch getränkt<br />
ist mit dem Abgas durchströmt. Hierbei erfolgt die Sorption gleichzeitig mit der Trocknung<br />
der Kalkmilch. Ein Teil des zum Ansetzen der Kalkmilch verwendeten Kalkhydrats wird<br />
trocken im Abgasstrom vor der Abkühlung der Rauchgase in den Abgaskanal zugegeben, um<br />
durch Bindung von SO3 , HF und HCl den Säuretaupunkt soweit abzusenken, daß<br />
Korrosionsschäden vermieden werden.<br />
Rohgas<br />
- SO 2 ca. 1.000 - 1.400 mg/m³ N.tr.<br />
- HCl n.b.<br />
- HF ca. 50 - 100 mg/m³ N.tr.<br />
(Im Meßzeitraum!)<br />
Kalkhydrat<br />
Abb. 10: Plantiefbettverfahren<br />
TNV<br />
WÜLFRAsorp ® DC<br />
Wasser<br />
Sprühabsorber<br />
Kalkmilch &<br />
Zusatzwasser<br />
Splitt<br />
Kalkmilch<br />
ca. 80-100 °C<br />
Sonstige Angaben<br />
- Additivbedarf:<br />
Gewebefilter<br />
140°C<br />
Reingas<br />
Staub<br />
Sonstige Angaben<br />
- Additivbedarf:<br />
ca. 40 t/Mon. WÜLFRAsorp ® DC<br />
- Abscheidung HCl: > 97%<br />
- Abscheidung SO2: 90-93%<br />
Plantiefbettreaktor<br />
50 t/mon Kalkhydrat<br />
HF-Abscheidegrad > 98%<br />
SO 2-Abscheidegrad 50-75 %<br />
Rezirkulation<br />
Reingas<br />
- HF < 1 mg/m³ N.tr.<br />
- HCl < 5 mg/m³ N.tr.<br />
- SO 2 < 350-400 mg/m³ N.tr.<br />
- Hg < 30 µg/m³ N.tr.<br />
(Kontinuierlich überwacht) -<br />
PCDD/DF
Diese Technik ist lt. Betreibern relativ aufwändig im Betrieb und erfordert hoch qualifiziertes<br />
Wartungspersonal.<br />
4.3 Trockene Rauchgasreinigungsverfahren<br />
Trockene Verfahren haben sich in der modernen Rauchgasreinigung durchgesetzt, da sie dem<br />
Anwender entscheidende Vorteile bieten 4 . Neben der sicheren Einhaltung vorgeschriebener<br />
Grenzwerte und der hohen Flexibilität überzeugen sie durch geringe Investitions- und<br />
Betriebskosten, geringen Personalaufwand sowie durch eine einfache Konzeption und<br />
platzsparende Bauweise. Die Reaktionsprodukte fallen trocken an. Beispiele für den Einsatz<br />
finden sich in nahezu allen Anwendungsgebieten wie z. B.:<br />
• Holz- und Biomassekraftwerke 5 ,<br />
• Hausmüllverbrennungsanlagen 3 ,<br />
• Sondermüllverbrennungsanlagen 3 ,<br />
• konventionelle Kraftwerke,<br />
• NE-Metallverarbeitung,<br />
• Glashütten 2 ,<br />
• keramische Industrie,<br />
• Prozessfeuerungen.<br />
Neben der Reduzierung säurebildender Schadstoffe ist die Abscheidung ökotoxischer Stoffe<br />
wie Schwermetalle (z. B. Hg, Pb, Zn) und Dioxinen/Furanen (PCDD/PCDF) in einigen<br />
Industriezweigen von besonderem Interesse. Diese Adsorptionsprozesse werden vorteilhaft im<br />
Niedertemperaturbereich durch Einsatz geeigneter Mischprodukte durchgeführt. Für diesen<br />
Einsatzfall werden von <strong>Rheinkalk</strong> speziell auf die Kundenanforderung angepasste Produkte<br />
auf Basis von WÜLFRAsorp ® D SP/Spongiacal ® , Weißkalkhydrat und Kalksteinmehl<br />
geliefert. Verwendete Adsorptionsmaterialien sind z. B. Braunkohlenkoksstaub (HOK) und<br />
Aktivkohle. Die für diesen Verwendungszweck von eingesetzten Mischprodukte bieten eine<br />
höhere inhärente Sicherheit. Sie lassen sich ohne zusätzlichen apparativen und personellen<br />
Aufwand bei Bedarf einsetzen. Hiermit wird die Forderung nach einfacher und zuverlässiger<br />
<strong>Anlagentechnik</strong> erfüllt.<br />
Zielrichtung der Trockenverfahren in der Ziegelindustrie ist die Abscheidung der<br />
säurebildenden Schadstoffe im Abgas. Hier sind die Trockensorption mit Gewebefilter und<br />
das Schüttschichtfilterverfahren zu nennen. Während Anfangs – insbesondere für die<br />
Abscheidung von SO2 - der Rauchgasreinigungsprozess dahingehend gestaltet wurde, eine<br />
möglichst niedrige Abgastemperatur zu erreichen (ca. 120 – 130 °C), werden aktuell<br />
anstehende Projekte häufig auf höhere Betriebstemperaturen ausgelegt. Dies geschieht<br />
einerseits um die installierte <strong>Anlagentechnik</strong> möglichst einfach zu gestalten, andererseits<br />
können für einige Schadstoffe Vorteile durch eine Verbesserung der Reaktionskinetik bei<br />
höheren Temperaturen genutzt werden. Insbesondere in Schüttschichtfiltern können hier<br />
Prozesstemperaturen bis ca. 300-320 °C realisiert werden.<br />
4.3.1 Trockensorption mit Gewebefilter<br />
Wenn SO2 die Hauptzielgröße ist, wird in der Gewebefiltertechnik häufig mit gezielter<br />
Konditionierung des Abgases zur Absenkung der Rauchgastemperatur und Anhebung der<br />
Abgasfeuchte gearbeitet. Dies hat ebenfalls einen positiven Effekt auf die Abscheideleistung.<br />
Es gibt aber auch Beispiele für eine Prozessführung bei Temperaturen bis ca. 240°C. Einige<br />
Beispiele erfolgreich arbeitender Trockensorptionsanlagen mit Gewebefilter aus jüngerer Zeit<br />
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finden sich in Frankreich. Als Beispiel sei hier eine Anlage in Frankreich genannt, die seit<br />
einigen Jahren zuverlässig in Betrieb ist. Zum Einsatz kommt hier das Additiv Spongiacal®<br />
(in Deutschland unter dem Namen WÜLFRAsorp® D SP verfügbar). Chemisch betrachtet ist<br />
dieses speziell für Trochensorptionsprozesse im Niedertempeaturbereich entwickelte Material<br />
ein Kalkhydrat. Die geforderten Abscheideleistungen beim genannten Beispiel liegen im<br />
Bereich von 63-75 % für SO2 und 95-98% für HF. Der stöchiometrische Faktor liegt bei ca.<br />
1,8-2,1 (Betriebstemperatur 150 bis 240°C).<br />
Rohgas<br />
- SO 2 ca. 800 - 1.200 mg/m³ N.tr.<br />
- HCl ca. 50 mg/m³ N.tr.<br />
- HF ca. 40 - 100 mg/m³ N.tr.<br />
Spezialkalkhydrat<br />
Spongiacal<br />
Abb. 11: Trockensorption mit Gewebefilter in der Ziegelindustrie<br />
Mit herkömmlichem Kalkhydrat konnten die hohen Abscheideleistungen dieser Anlage nicht<br />
sicher erreicht werden. Die Gewebefiltertechnik ist bei geringeren Investitionen zuverlässig<br />
im Dauerbetrieb und bietet eine hohe Leistungsfähigkeit bei geringem Wartungsaufwand. Die<br />
Additivzufuhr kann nach Reingasmessung geregelt werden, so dass immer nur die für den<br />
jeweiligen Betriebszustand notwendige Additivmenge zugegeben wird.<br />
4.3.2 Schüttschichtfiltertechnik<br />
Mischer<br />
Reaktor<br />
Rezirkulation<br />
Sonstige Angaben<br />
- Additivbedarf:<br />
ca. 50 t/mon. Spongiacal ®<br />
HF-Abscheidegrad 95-98%<br />
SO 2-Abscheidegrad 63-75 %<br />
Gewebefilter<br />
240°C<br />
(min.150)<br />
Reingas<br />
zum Kamin<br />
Schüttschichtfilter finden hauptsächlich Anwendung zur Abscheidung säurebildender<br />
Abgaskomponenten in der keramischen Industrie. Die Schüttschichtfiltertechnik ist bewährt<br />
und bietet eine kostengünstige Möglichkeit der Rauchgasreinigung. In jüngster Zeit werden<br />
vermehrt erhöhte Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Schüttschichtfiltertechnik<br />
gestellt. Dies gilt insbesondere bei der Abscheidung von Schwefeloxiden (SO2/SO3) bzw. für<br />
die gleichzeitige Abscheidung von HF und SOx. Der in Schüttschichtfiltern häufig eingesetzte<br />
Kalksteinsplitt (CaCO3) ist relativ reaktionsträge. Hiermit können hohe Abscheidegrade -<br />
insbesondere wenn SO2 in erhöhtem Maße vorhanden ist - nicht erreicht werden. Auch die<br />
Abscheidung von HCl kann die Leistungsfähigkeit eines Kalksteinsplittmaterials<br />
überfordern 6 .<br />
Der Einsatz von WÜLFRAgran bietet die Möglichkeit mit einer vorhandenen<br />
Schüttschichtfilteranlage konventioneller Bauart hohe Abscheideleistungen zu erreichen. In<br />
vielen Fällen ist die Schüttschichtfiltertechnik erst durch Verwendung von WÜLFRAgran<br />
einsetzbar. Auch ein niedriger Grenzwert von < 300 mgSO2/Nm³ im Reingas kann durch<br />
Einsatz von WÜLFRAgran auch wenn ein hoher Abscheidegrad gefordert ist in entsprechend<br />
konzipierten Schüttschichtfiltern sicher erreicht werden. Entsprechende Anlagen haben sich<br />
Staub<br />
Reingas<br />
- SO 2 < 300 mg/m³ N.tr.<br />
- HCl
im langfristigen Betrieb bewährt. Auch das an einigen Anlagen der Ziegelindustrie im Rohgas<br />
auftretende HCl ist durch Einsatz von WÜLFRAgran® mit Schüttschichtfiltertechnik sicher<br />
beherrschbar.<br />
Rohgas<br />
Prozeß:<br />
z.B. Tunnelofen<br />
- HF 70 - 150 mg/m³ N.tr.<br />
- SO 2 50-300 mg/m³ N.tr.<br />
- HCL 30-50 mg/m³ N.tr.<br />
Wärmetauscher<br />
/ Wärmenutzung<br />
ca. 160<br />
bis 270 °C<br />
Additivsilo<br />
Abb. 12: Konventionelles Schüttschichtfilter mit Kalksteinsplitt<br />
ca. 120<br />
bis 190 °C<br />
Der Einsatz von Kalksteinsplitt findet in der Regel dort seine Grenzen, wo die Belastung mit<br />
SOx oder HCl die o.g. Grenzen im Rohgas überschreitet. Diese Werte sind als Anhaltspunkte<br />
zu verstehen, da die jeweilige Leistungsgrenze von einer Vielzahl von Faktoren abhängt. Die<br />
Durchsatzmenge kann erheblich verringert und die Abscheideleistung wesentlich gesteigert<br />
werden, wenn Calciumgranulat (WÜLFRAgran ® ) eingesetzt wird.<br />
Rohgas<br />
Prozeß:<br />
z.B. Tunnelofen<br />
- HF 70 - 120 mg/m³ N.tr.<br />
- SO2 1.200 - 1.500 mg/m³ N.tr.<br />
- HCl 50-100 mg/m³ N.tr.<br />
Sonstige Angaben<br />
- Additivbedarf:<br />
ca. 50 t/ mon. Kalksteinsplitt<br />
HF-Abscheidegrad 95-98%<br />
SO 2-Abscheidegrad ca.10-20 %<br />
Wärmetauscher<br />
/ Wärmenutzung<br />
ca. 160<br />
bis 270 °C<br />
Schüttschicht-<br />
Filteranlage<br />
Schüttschicht-<br />
Filteranlage<br />
Additivsilo<br />
Sonstige Angaben<br />
- Additivbedarf:<br />
ca. 40 t/ mon. WÜLFRAgran ®<br />
HF-Abscheidegrad 95-98%<br />
SO 2-Abscheidegrad ca.33 %<br />
Schäleinrichtung<br />
Abb. 13: Konventionelles Schüttschichtfilter mit WÜLFRAgran ®<br />
Saugzug<br />
Reingas<br />
zum Kamin<br />
Reingas<br />
- SO 2 40-240 mg/m³ N.tr.<br />
- HF < 5 mg/m³ N.tr.<br />
- O 2 16-18 Vol.%<br />
Verbrauchtes Additiv<br />
zur Verwertung/Entsorgung<br />
oder Aufbereitung durch Schälung<br />
ca. 120<br />
bis 190 °C<br />
Verbrauchtes Additiv<br />
zur Verwertung/Entsorgung<br />
Saugzug<br />
Reingas<br />
zum Kamin<br />
- V Gas ca. 15.000 m³/ h N.tr<br />
Reingas<br />
- SO2 800 - 1.000 mg/m³ N.tr.<br />
- HCl
Neben den bekannten einstufigen Filtern kann die Leistung des Gesamtsystems durch Einsatz<br />
mehrerer Stufen insgesamt erheblich verbessert werden. Derartige Systeme werden zur<br />
Darstellung hoher SOx–Abscheidegrade installiert (< 500, bzw. < 300 mgSO2/m³N<br />
Grenzwert!)<br />
Rohgas<br />
- SO 2 700 - 1.100 mg/m³ N.tr.<br />
- HCl 30 - 90 mg/m³ N.tr.<br />
- HF 30-80 mg/m³ N.tr.<br />
ca. 145<br />
bis 160 °C<br />
Schüttschicht-<br />
Filteranlage 2-Stufig<br />
ca. 130<br />
bis 150 °C<br />
Saugzug<br />
Reingas<br />
zum Kamin<br />
Verbrauchtes Additiv<br />
zur Verwertung/Entsorgung<br />
Abb. 14: Zweistufiges System Schüttschichtfilter mit WÜLFRAgran ®<br />
Durch die in Reihe geschalteten Filtereinheiten wird die Leistung der Gesamtanlage<br />
gegenüber einstufigen Systemen erheblich verbessert. Der Durchsatz liegt bei ca. 110-130<br />
kg/h WÜLFRAgran ® . Die erreichten Abscheideleistungen liegen für die o.g. Werte bei 73 %<br />
für SO2 und 96 % für HF.<br />
Ein weiteres Beispiel für mehrstufige Anlagen bildet die Umsetzung eines kaskadierten<br />
Systems mit Abgasführung entgegen dem Additivstrom.<br />
Rohgas<br />
- SO 2 1.700 - 2.500 mg/m³ N.tr.<br />
- HCl 50 mg/m³ N.tr.<br />
- HF 100 - 150 mg/m³ N.tr.<br />
Evtl. Wärmetauscher<br />
/ Wärmenutzung<br />
ca. 160<br />
bis 270 °C<br />
Schüttschicht-<br />
Filteranlage 4-Stufig<br />
ca. 120<br />
bis 190 °C<br />
Reingas<br />
zum Kamin<br />
Verbrauchtes Additiv<br />
zur Verwertung/Entsorgung<br />
Reingas<br />
- SO 2 300 mg/m³ N.tr.<br />
- HCl
Zusammenfassung<br />
Trockene Verfahren haben sich für die Ziegelindustrie als bewährte Technik<br />
herauskristallisiert. Nasse oder halbtrockene Verfahren können in der Praxis nur in<br />
Einzelfällen als optimale Lösung gelten. Insbesondere die Schüttschichtfiltertechnik stellt eine<br />
auf die Bedürfnisse der Betreiber hervorragend angepasste Technik dar. Auch die Trockene<br />
Rauchgasreinigung mit Kalkhydrateinsatz vor Gewebefilter wird verstärkt dort eingesetzt<br />
werden, wo hohe Abscheideleistungen gefordert sind. Durch entsprechend konzipierte<br />
<strong>Anlagentechnik</strong> und weiterentwickelte Additive auf Kalkbasis sind mit beiden Techniken<br />
Leistungsfähige Prozesse realisiert. Auch bestehende Anlagen können in Ihrer<br />
Leistungsfähigkeit durch angepasste Additive erheblich verbessert werden.<br />
Häufig werden in Trockensorptionsprozessen speziell angepasste hochreaktive Adsorbentien<br />
eingesetzt, da diese<br />
• den Betriebsmittelverbrauch minimieren,<br />
• eine sichere Einhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte mit kostengünstiger<br />
<strong>Anlagentechnik</strong> erlauben,<br />
• den Reststoffanfall reduzieren (Reststoffminimierungsgebot!).<br />
Kontakt:<br />
<strong>Rheinkalk</strong> GmbH & Co. KG<br />
Anwendungstechnik und Vertrieb Luftreinhaltung<br />
Am Kalkstein 1<br />
42489 Wülfrath<br />
www.rheinkalk.de<br />
Tel.: 02058 / 17 –2629 (H. Sindram) oder – 23 44 (H. Dr. Naffin)<br />
1<br />
Dr. K. Junge, N. Pauls: Minderung der Schwefeloxidemission beim Tunnelofenbrand durch Zusätze<br />
zum Rohmaterial; Fo.-A.-Nr.: AiF 9294<br />
2<br />
Dr. B. Naffin: Der Einsatz von hochreaktiven Kalkhydraten im Hochtemperaturbereich zur<br />
Rauchgasreinigung; Vortrag GVC-Fachausschuss Hochtemperaturtechnik 19.-20. Februar, Aachen<br />
3<br />
Dr. T. Hatzl, Dr. P.-L. Gehlken: Mineralische Rohstoffe in der Ziegelindustrie – Wichtige Parameter in<br />
der täglichen Praxis des Geowissenschaftlers (I u. II); ZI 11 u. 12/2001<br />
4<br />
Dr. B. Naffin, M. Sindram: Einsatzbedingungen für hochreaktive Kalkhydrate bei der<br />
Trockensorption; ; Vortrag VDI Wissensforum, München 09/2001<br />
5<br />
M. Sindram, Dr. B. Naffin: Trocken-Ad-/Absorption an Biomassekraftwerken; Vortrag VDI<br />
Wissensforum, Salzburg 01/2002<br />
6<br />
N. Pauls, Dr. K. Junge: Modifizierung von Fluorreinigungsanlagen zur Verbesserten Absorption von<br />
Chlorwasserstoff; Fo.-A.-Nr.: AiF 12336<br />
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