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VDI Hg Abscheidung 09.2003 Düsseldorf Vortrag Rheinkalk

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<strong>Rheinkalk</strong><br />

Information<br />

Minderung von <strong>Hg</strong>-Emissionen<br />

mittels kalkbasierter<br />

Trockensorbentien<br />

<strong>VDI</strong>-Wissensforum<br />

<strong>Düsseldorf</strong>, 26./27. September 2003<br />

<strong>Vortrag</strong>: Dipl.-Ing. M. Sindram, Dr.-Ing. B. Naffin<br />

3/03


Minderung von <strong>Hg</strong>-Emissionen mittels kalkbasierter Trockensorbentien<br />

Dipl.-Ing. M. Sindram (<strong>Vortrag</strong>ender), Dr.-Ing. B. Naffin<br />

1. Einleitung<br />

Trockene Rauchgasreinigungen sind gekennzeichnet durch niedrige Investitionskosten,<br />

geringen personellen Aufwand und eine hohe Effektivität. Die entstehenden<br />

Reaktionsprodukte fallen trocken an und können ohne weitere Aufbereitung verwertet<br />

werden. Durch Einsatz optimierter kalkstämmiger Additive werden die variablen<br />

Betriebskosten für Ver- und Entsorgung minimiert. Neben Schwefeloxiden (SOx),<br />

Chlorwasserstoff (HCl) und Fluorwasserstoff (HF) wird durch Kombination mit adsorptiv<br />

wirkenden Sorbentien die weitergehende simultane <strong>Abscheidung</strong> von Dioxinen/Furanen<br />

(PCDD/DF) und Schwermetallen, wie z.B. Quecksilber (<strong>Hg</strong>), erreicht. Die Darstellung der<br />

Dampfdruckkurven einiger Schwermetalle zeigt, dass Quecksilber und seine Verbindungen<br />

bei üblichen Rauchgastemperaturen um 180 °C noch hohe Flüchtigkeiten aufweisen.<br />

180<br />

Abb. 1: Dampfdruckkurven einiger Schwermetalle, Schwermetalloxide und -chloride<br />

Die Auflistung bekannter Transferfaktoren aus verschiedenen Brennstoffen in das Rohgas<br />

spiegelt diese Eigenschaft wider. Um Quecksilberemissionen zu reduzieren, werden<br />

aufgrund der ausgeprägten Adsorptionseigenschaften gegenüber Schwermetallen und<br />

Dioxinen/Furanen insbesondere kohlenstoffstämmige Produkte verwendet. Diese können<br />

durch spezifische Oberflächen von ca. 250 – 800 m²/g und Porenvolumina von ca. 0,6 –<br />

0,8 cm³/g charakterisiert werden.


2. Additive<br />

<strong>Rheinkalk</strong>, ein Unternehmen der Lhoist-Gruppe, hat seit Mitte der 80er Jahre die<br />

Weiterentwicklung von Produkten für den Einsatz insbesondere in halbtrockenen und<br />

trockenen Verfahren vorangetrieben (WÜLFRAsorp ® / Spongiacal ® ). Ergebnis dieser<br />

intensiven Forschung war das erste hochoberflächige Kalkhydrat WÜLFRAsorp ® A.<br />

Während herkömmliches Weißkalkhydrat üblicherweise eine spezifische Oberfläche von<br />

ca. 18 m 2 /g (nach BET) besitzt, weist WÜLFRAsorp ® A ca. 38 m 2 /g auf. Hierdurch wird<br />

für die Gas-Feststoff-Reaktionen im Trockensorptionsprozess prinzipiell eine mehr als<br />

doppelt so große Oberfläche zur Verfügung gestellt. Weiterhin ist die Partikelanzahl und<br />

Dispergierbarkeit durch die Feinteiligkeit des Produktes (d50 ca. 3 µm gegenüber 6 µm bei<br />

handelsüblichen Kalkhydraten) deutlich erhöht. Die Weiterentwicklung zur Verbesserung<br />

des normalen Weißkalkhydrates durch die Lhoist-Forschung führte zum Produkt<br />

Spongiacal ® , das von <strong>Rheinkalk</strong> unter dem Markennamen WÜLFRAsorp ® D SP angeboten<br />

wird. Es gelang bei Spongiacal ® neben einer weiteren Erhöhung der spezifischen<br />

Oberfläche auf ca. 45 m 2 /g insbesondere das für die schwierige SO2-<strong>Abscheidung</strong><br />

wesentliche Porenvolumen entscheidend zu vergrößern. Während normales<br />

Weißkalkhydrat ein Porenvolumen von ca. 0,08 cm 3 /g besitzt, weist Spongiacal ® /<br />

WÜLFRAsorp ® D SP mehr als 0,2 cm 3 /g auf (N2-Desorption).<br />

Partikeldurchmesser d 50<br />

[10 -6 m]<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Herkömmliches Kalkhydrat WÜLFRAsorp® A WÜLFRAsorp® D SP / Spongiacal®<br />

spez. Oberfläche [m²/g] BET<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Abb. 2: Eigenschaften verschiedener Kalkhydrate in der trockenen Rauchgasreinigung<br />

Porenvolumen [cm³/g]<br />

0,25<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

0<br />

2


Einen besseren Eindruck vermittelt die Betrachtung der verschiedenen Additive unter dem<br />

Rasterelektronenmikroskop.<br />

Herkömmliches<br />

Kalkhydrat<br />

WÜLFRAsorp ® A WÜLFRAsorp ® D SP /<br />

Spongiacal ®<br />

Abb.3: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme verschiedener Additive<br />

Deutlich erkennbar ist die modifizierte Oberflächenstruktur des WÜLFRAsorp ® D SP /<br />

Spongiacal ® im Vergleich zur eher kristallinen Struktur der anderen Kalkhydrate.<br />

Hierdurch wird eine signifikant bessere Effizienz in der Gas-Feststoffreaktion erreicht.<br />

Neben der Reduzierung säurebildender Schadstoffe ist die <strong>Abscheidung</strong> ökotoxischer<br />

Stoffe wie Schwermetallen (z. B. <strong>Hg</strong>, Pb, Zn) und Dioxinen/Furanen (PCDD/PCDF) von<br />

besonderem Interesse. Diese Adsorptionsprozesse werden vorteilhaft im<br />

Niedertemperaturbereich durch Einsatz geeigneter Mischprodukte durchgeführt.<br />

Gaseigenschaften Verfahrenstechnik Adsorbens<br />

• Temperatur • Anlagentechnik • Kalkeigenschaften<br />

• Metallisches-,<br />

Ionisches <strong>Hg</strong><br />

• <strong>Hg</strong> Konzentration<br />

(Abscheidegrad)<br />

• Schadgaszusammensetzung<br />

Kraftwerke,<br />

Industrie,<br />

MVA ...<br />

• Verweilzeit • HOK / AK Eigenschaften<br />

• Rezirkulation<br />

Flugstrom- / C-Gemische<br />

-Staubwolkeverfahren<br />

Abb.4: Quecksilberabscheidung beeinflussende Faktoren<br />

3


Für diesen Einsatzfall werden von <strong>Rheinkalk</strong> speziell auf die Kundenanforderung<br />

angepasste Produkte auf Basis von WÜLFRAsorp ® D SP / Spongiacal ® , Weißkalkhydrat<br />

und mineralischer Komponenten wie z.B. Kalksteinmehl geliefert. Verwendete<br />

Adsorptionsmaterialien sind bisher z. B. Braunkohlenkoksstaub (HOK) und Aktivkohle<br />

(AK).<br />

Trockene Verfahren haben sich in der modernen Rauchgasreinigung durchgesetzt, da sie<br />

dem Anwender entscheidende Vorteile bieten. Neben der sicheren Einhaltung<br />

vorgeschriebener Grenzwerte und der hohen Flexibilität überzeugen sie durch geringe<br />

Investitions- und Betriebskosten, geringen Personalaufwand sowie durch eine einfache<br />

Konzeption und platzsparende Bauweise. Die Reaktionsprodukte fallen trocken an.<br />

Beispiele für den Einsatz finden sich in nahezu allen Anwendungsgebieten wie z. B.:<br />

• Holz- und Biomassekraftwerke,<br />

• Hausmüllverbrennungsanlagen,<br />

• Sondermüllverbrennungsanlagen,<br />

• konventionelle Kraftwerke,<br />

• NE-Metallverarbeitung,<br />

• Glashütten,<br />

• keramische Industrie,<br />

• Prozessfeuerungen.<br />

Neben der Temperatur beeinflussen noch ein Reihe weiterer Faktoren die<br />

Schadgasabscheidung, die sich unter die Oberbegriffe Gaseigenschaften,<br />

Verfahrenstechnik und Adsorbens zusammenfassen lassen. Hier wird besonders auf die zur<br />

Quecksilberabscheidung verwendeten Rauchgasreinigungsverfahren und Additive<br />

eingegangen.<br />

4


Abb.5: Abscheidemechanismen von Schadstoffen an Herdofenkoks / Aktivkohle<br />

Die für die <strong>Abscheidung</strong> von <strong>Hg</strong> von der Kalkindustrie angebotenen Produkte bieten eine<br />

hohe inhärente Sicherheit. Sie lassen sich ohne zusätzlichen apparativen und personellen<br />

Aufwand bei Bedarf einsetzen. Hiermit wird die Forderung nach einfacher und<br />

zuverlässiger Anlagentechnik erfüllt. In der Anlage sind beispielhaft die spezifischen<br />

Oberflächen von Kalkhydraten und daraus hergestellter Mischadsorbentien mit 3%<br />

Braunkohlenkoksstaub dargestellt. Es wird deutlich, dass bei einer vergleichenden<br />

Betrachtung der auf Basis unterschiedlicher Kalkhydrate erstellten Kalk-<br />

Kohlenstoffmischungen zwischen basisch aktiver (Ca(OH)2) und nur adsorptiv aktiver<br />

(BKKS / AK) Oberfläche unterschieden werden muss.<br />

5


spez. Oberfläche [m²/g] BET<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Herkömmliches<br />

Kalkhydrat<br />

Adsorptiv wirkende Oberfläche<br />

WÜLFRAsorp® D SP /<br />

Spongiacal®<br />

Kalkhydrat<br />

mit 3% BKKS<br />

Abb. 6: Spezifische Oberflächen verschiedener Adsorbentien<br />

WÜLFRAsorp® D SP<br />

mit 3% BKKS<br />

Besondere Vorteile bieten sich für den Betreiber von Trockensorptionsverfahren durch<br />

Verwendung von Produkten, die optimal an seinen Prozess angepasst sind. In der Regel<br />

werden hier deshalb hochreaktive Kalkhydrate (WÜLFRAsorp ® D SP / Spongiacal ® )<br />

anstelle herkömmlicher Kalkhydrate eingesetzt, da leistungsfähigere Additive<br />

• den Betriebsmittelverbrauch minimieren,<br />

• eine sichere Einhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte erlauben,<br />

• den Reststoffanfall reduzieren (Reststoffminimierungsgebot!).<br />

Hierdurch werden die Gesamtbetriebskosten der Rauchgasreinigung optimiert.<br />

3. Verfahrenstechnik<br />

Die etablierten Rauchgasreinigungsverfahren (RGR-V.) können grob in drei Kategorien<br />

eingeteilt werden i :<br />

1. nasse Rauchgasreinigungsverfahren,<br />

2. halbtrockene Rauchgasreinigungsverfahren,<br />

3. trockene Rauchgasreinigungsverfahren.<br />

Nasse RGR-Verfahren werden vornehmlich in Großkraftwerken zur<br />

Rauchgasentschwefelung (REA) eingesetzt. Aufgrund der Verfahrenstechnik ergeben sich<br />

Abgastemperaturen von ca. 60 – 70 °C in der Reinigungsstufe. Im Bereich der Anlagen<br />

kleiner und mittlerer Abgasströme, wie z.B. MVA oder im industriellen Bereich, werden<br />

neue Nasswäschen nur in Ausnahmefällen errichtet. Zur Quecksilberabscheidung an den in<br />

Betrieb befindlichen Anlagen dieser Art wird häufig auf eine trockene Verfahrensstufe<br />

zurückgegriffen („Polizeifilter“). Bei halbtrockenen Verfahren wird eine<br />

6


Kalkmilchsuspension in den Abgasstrom eingebracht, wobei durch Verdampfung des<br />

Wassers eine Rauchgaskühlung in der Regel auf 140 – 170 °C erfolgt. Die<br />

Reaktionsprodukte werden in trockener Form mit einem nachgeschalteten Filter<br />

abgeschieden. Dieses Verfahren ist z.B. im Bereich der thermischen Abfallverwertung<br />

häufig anzutreffen. Bei trockenen Verfahren wird das Reaktionsmittel pulverförmig dem<br />

Rauchgas zugeführt. Hierbei werden der Hoch- (850 – 1000 °C), Mittel- (300 – 450 °C)<br />

und Niedertemperaturbereich (80 – 220 °C) genutzt. Sollen mit einer<br />

Trockensorptionsstufe neben säurebildenden Schadgasen auch ökotoxische Stoffe, wie z.B.<br />

Dioxine/Furane (PCDD/DF) oder Schwermetalle (z.B. Quecksilber (<strong>Hg</strong>)) abgeschieden<br />

werden, wird dies über den Einsatz von Aktivkohle oder Herdofenkoks ermöglicht. Die<br />

maximale Einsatztemperatur liegt hier aus sicherheits- (Glimmbrandvermeidung) und<br />

verfahrenstechnischen (<strong>Hg</strong>-Adsorption) Gründen bei 180°C. Der Einsatz von<br />

Mischadsorbentien auf Kalkbasis macht diese für sich staubexplosionsfähigen<br />

Kohlenstoffkomponenten in Betrieb sicher ohne weitergehende Auflagen handhabbar.<br />

Funktionen des Adsorbens<br />

Herdofenkoks (HOK) oder Aktivkohle (AK)<br />

- Physikalische Adsorption<br />

- Nebenfunktion der Chemisorption an H 2SO 4<br />

Mischprodukte aus HOK / AK und Kalkkomponenten zusätzlich<br />

- Sicherheitstechnische Funktion (Keine Staubexplosionsfähigkeit)<br />

- Gezielte Steuerung des Filterstaubes / Filterkuchens<br />

- Basischer Schutz des Filtertuches<br />

- Korrosionsschutz<br />

- Δp Management<br />

- Schutz vor mechanischen Beanspruchungen (Tuchverschleiß)<br />

- Verbesserung der Dosierbarkeit<br />

● Haupt und Nebenfunktionen<br />

Abb. 7: Haupt- und Nebenfunktionen des Adsorbens<br />

Darüber hinaus ist eine gezielte Steuerung der Zusammensetzung des Filterstaubes bzw.<br />

des Filterkuchens möglich. Hierdurch wird der Filterkuchen – die Hauptsenke für<br />

Quecksilber und seine Verbindungen – vor Eintritt eines Quecksilberereignis optimal<br />

eingestellt. Dies bedeutet, dass der Betreiber einer Rauchgasreinigungsanlage aufgrund der<br />

aufgebauten Pufferkapazität der Filteranlage im optimalen Fall keine oder stark reduzierte<br />

Quecksilberereignisse auf der Reingasseite registriert. Die separate Dosierung von<br />

Kohlenstoffprodukten kann demgegenüber zu sicherheitstechnischen Einschränkungen<br />

beim Betrieb der Anlage führen und für eine erfolgreiche Reduzierung von<br />

Quecksilberemissionen zu träge und langsam reagieren. Entscheidend für den Erfolg ist die<br />

kontinuierliche Zugabe der adsorptiven Komponente. Weiterhin wird bei Verwendung<br />

eines WÜLFRAsorp ® C-Produktes das Filtertuch und das Gehäuse vor Säureangriffen<br />

geschützt. Durch die geeignete Auswahl korngrößenoptimierter Produkte wird ein<br />

erfolgreiches, gezieltes Δp-Management ermöglicht. Die Verwendung von Kalk-<br />

Kohlenstoff-Mischungen sichert des Weiteren die für eine erfolgreiche<br />

Quecksilberabscheidung notwendige Dosierbarkeit und Verteilung im Gasstrom.<br />

7


Festbett- /<br />

Wanderbettverfahren<br />

Flugstrom- /<br />

Filterschichtverfahren<br />

Zirkulierende<br />

Wirbelschicht<br />

Druckverlust in [mbar] 20 - 50 15 - 25 35 - 45<br />

Verbrauch an<br />

Frischadsorbens [g/m³i.Ntr.] 1 - 3 0,7 - 10 0,7 - 1,3<br />

Typische Betriebsparameter und Betriebsmittelverbräuche für Kalk-Kohlenstoffgemische<br />

Druckverlust in [mbar] 20 - 50 15 - 25 35 - 45<br />

Verbrauch an<br />

Frischadsorbens [g/m³i.Ntr.] nicht zutreffend 0,015 - 0,1 (Menge C) keine Angaben<br />

Betriebsmittelverbräuche für Kohlenstoffkomponente<br />

Abb. 8: Typische Betriebsparameter und –verbräuche für HOK / AK nach <strong>VDI</strong> 3927 Bl. 2<br />

Die obige Auflistung zeigt typische Betriebsparameter und Betriebsmittelverbräuche laut<br />

<strong>VDI</strong> 3927 und bekannte Ergebnisse aus der Praxis bei Einsatz von Mischsorbentien. Die<br />

Praxis bestätigt das bei separatem Einsatz von reiner Aktivkohle oder<br />

Braunkohlenkoksstaub häufig ein höherer spezifischer Verbrauch als bei Einsatz eines<br />

Mischsorbens vorliegt. Dies gilt insbesondere für Anlagen mit geringen<br />

Rauchgasvolumina. Die Ursache hierfür ist häufig in praktischen Gründen der<br />

Dosiertechnik zu suchen. Pulverförmige Schüttgüter lassen sich nicht in beliebig geringer<br />

Menge dosieren. Bei Dosierleistungen unterhalb von 10 kg/h ist die Bewegung in der<br />

Schüttung gering, so dass die Gefahr einer Unterbrechung der Additivzuführung besteht.<br />

Dieser Effekt wird meistens erst bei Überschreitung des Grenzwertes bemerkt. Auch die –<br />

im Prinzip für Trockensorptionsverfahren wesentliche - Grundidee nur bedarfsgerecht bei<br />

einem Anstieg der Reingaskonzentration von <strong>Hg</strong> die Dosierleistung zu steigern kann für<br />

die <strong>Abscheidung</strong> von <strong>Hg</strong> nur bedingt Anwendung finden. Ein Anstieg der <strong>Hg</strong>-<br />

Konzentrationen findet in der Praxis z.B. an MVA sehr schnell statt. Selbst durch eine<br />

Vervielfachte Dosiermenge bei separater Kohlenstoffzugabe kann die zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits abgesättigte Filterschicht nur sehr langsam mit Kohlenstoff angereichert werden.<br />

Die <strong>Hg</strong> Sorption kann bis zum erreichen des neuen Betriebspunktes der Filterschicht<br />

zunächst nur in der Flugstaubwolke erfolgen. Das bietet für diesen adsorptiven Prozess<br />

ungünstige Randbedingungen.<br />

8


4. Daten aus der Praxis<br />

120.000 t/a<br />

Altholz<br />

Spreader-Stoker<br />

Feuerung<br />

60 MWth.<br />

13 MWel.<br />

Rohgas<br />

- SO 2 ca. 50 - 400 mg/m³ N.tr.<br />

- HCl ca. 100 - 300 mg/m³ N.tr.<br />

(Wärend Langzeitmessung)<br />

Feuerung<br />

Kessel<br />

Additiv<br />

Reaktionsstrecke im<br />

Rauchgaskanal 0,2 Sek.<br />

Zyklon<br />

Gewebefilter<br />

165-180°C<br />

Reingas<br />

Rauchgasreinigung mit einfachster Verfahrenstechnik<br />

Abb. 9: Einfache Rauchgasreinigung an einem Holzheizkraftwerk<br />

In Abbildung 9 ist schematisch die Rauchgasreinigung an einem Holzheizkraftwerk<br />

dargestellt. Hier werden mit einfachster Verfahrenstechnik die Grenzwerte der 17.<br />

BImSchV eingehalten und die Ergebnisse sogar im Internet täglich publiziert. Beobachtete<br />

Abscheidegrade für SO2 lagen bei bis zu > 90 % (SO2-Rohgaskonzentration ca. 400<br />

mg/m³ N.tr.). Das stöchiometrische Verhältnis bewegt sich bei den aufgeführten<br />

Randbedingungen zwischen 1,5 und 3. Die jährliche Bedarfsmenge liegt bei ca. 425 t/a<br />

WÜLFRAsorp ® DC BK 5. Das Additiv wurde im bisherigen Betrieb als Mischung mit 2-<br />

5% BKKS eingesetzt.<br />

Der Kohlenstoffbedarf zur Einhaltung der Grenzwerte der 17. BImSchV beträgt in diesem<br />

wie weiteren Praxisbeispielen ca. 10 – 30 mg/m³ N.tr.. Dies schlägt sich in sehr geringen<br />

Kohlenstoffkonzentrationen zwischen 2-5 % im verwendeten Kalk-Kohlenstoff-Gemisch<br />

nieder (WÜLFRAsorp ® C-Produkte). Hieraus ergeben sich äußerst geringe Zugabemengen<br />

von 0,07 bis 0,11 kg/tHolz (ca. 10 bis 17 t/a bei 150.000 t/a Holzdurchsatz).<br />

Staub<br />

Sonstige Angaben<br />

- Additivbedarf:<br />

425 t/a WÜLFRAsorp ® DC-BK 2-5<br />

- <strong>Abscheidung</strong> HCl: > 94 - 98%<br />

- <strong>Abscheidung</strong> SO2: > 85 - 95%<br />

Reingas<br />

- HCl < 5 mg/m³ N.tr.<br />

- SO 2 ca. 10-30 mg/m³ N.tr.<br />

- PCDD/DF


Abb. 10: Praxisbeispiele für verschiedene Additive und Anlagentechniken bei Holz-HKW<br />

Anhand obiger Abbildung wird deutlich, dass bei Verwendung von Kalk-Kohlenstoff-<br />

Mischungen nur sehr geringe Kohlenstoffmengen zur Einhaltung der 17. BImSchV<br />

benötigt werden. Für eine Holzverbrennungsanlage mit einem Durchsatz von ca. 10 – 12<br />

t/h entspricht dies einer Menge von ca. 1 kg/h, die kontinuierlich und gesichert in den<br />

Prozess eingetragen wird. In Abbildung 11 ist der schematische Aufbau des MKT-<br />

Verfahrens (Modifizierte Konditionierte Trockensorption) am Beispiel einer<br />

Müllverbrennungsanlage dargestellt.<br />

250.000 t/a<br />

Müll<br />

Rohgas<br />

- SO2 ca. 50-400 mg/m³N.tr.<br />

- HCl ca. 600-1200 mg/m³N.tr.<br />

- <strong>Hg</strong> ca. 100 - 300 µg/m³N.tr.<br />

Langfristiger Adsorbensbedarf<br />

Herkömmliches WÜLFRAsorp ® D SP Anteil BK- Betrieb<br />

Kalkhydrat Spongiacal ® koksstaub / AK*<br />

Rostfeuerung, Flugstromverfahren mit Quench, Reaktor und Rezirkulation<br />

Bedarf 260 [t/a] 170 [t/a] 8,25 [t/a] 17. BImSchV<br />

Durchschnittlich<br />

spezifisch 3,5 [kg/tHolz] 2,3 [kg/tHolz] 0,11 [kg/tHolz] 17. BImSchV<br />

Wirbelschichtfeuerung, Flugstromverfahren mit Rauchgaskanal als Reaktor<br />

Bedarf 550 [t/a] 250 [t/a] 11,0 [t/a] TA-Luft**<br />

Durchschnittlich<br />

spezifisch 3,7 [kg/tHolz] 1,7 [kg/tHolz] 0,07 [kg/tHolz] TA-Luft**<br />

*Mischungsverhältnis angepasst mit 2-5 % BKKS / AK Anteil<br />

** (zzgl. PCDD/DF u. <strong>Hg</strong>)<br />

Feuerung<br />

Kessel<br />

Sprühabsorber<br />

Kalkmilch &<br />

Zusatzwasser<br />

WÜLFRAsorp ® DC<br />

Gewebefilter<br />

170°C<br />

Rauchgasreinigung mit intergriertem zweistufigen Verfahren<br />

Abb. 11: Schematische Darstellung des MKT-Verfahrens<br />

In der ersten Reinigungsstufe erfolgt die Grundabscheidung säurebildender Komponenten<br />

und in der zweiten Stufe unter Verwendung eines hochreaktiven WÜLFRAsorp ® -<br />

Produktes die Fein- und Spitzenabreinigung. Gegenüber einstufigen Reinigungsverfahren<br />

Denox<br />

Staub<br />

Sonstige Angaben<br />

- Additivbedarf:<br />

2000 t/a CaO<br />

1750 t/a WÜLFRAsorp ® DC<br />

- <strong>Abscheidung</strong> HCl: > 94 - 98%<br />

- <strong>Abscheidung</strong> SO2: > 85 - 95%<br />

Reingas<br />

Reingas<br />

- HCl < 5 mg/m³N.tr.<br />

- SO2 ca. 10-30 mg/m³N.tr.<br />

- PCDD/DF


werden in der Praxis Betriebsmitteleinsparungen von mindestens 30 % erreicht. In der<br />

zweiten Stufe wird vorteilhaft durch Verwendung eines kohlenstoffhaltigen Produktes das<br />

Gewebefilter optimal für die <strong>Abscheidung</strong> ökotoxischer Stoffe wie Dioxine/Furane und<br />

Schwermetalle konditioniert. Durch die erhebliche Verbrauchsminimierung erfolgt darüber<br />

hinaus eine seltenere Abreinigung der Filterschläuche. Dies trägt ebenfalls zu einer<br />

Optimierung des Filtermanagements und einer verbesserten <strong>Hg</strong>-<strong>Abscheidung</strong> bei.<br />

<strong>Hg</strong> im Reingas [mg/Nm³]<br />

0,07<br />

0,065<br />

0,06<br />

0,055<br />

0,05<br />

0,045<br />

0,04<br />

0,035<br />

0,03<br />

0,025<br />

0,02<br />

0,015<br />

0,01<br />

0,005<br />

0<br />

Ca(OH)2 + HOK<br />

(5%)<br />

Einsatz von WÜLFRAsorp C-Produkten<br />

Verlauf Reingaswerte <strong>Hg</strong> (lt. kont. Messung) einer MVA<br />

Ca(OH)2 + AK 1<br />

(5%)<br />

Übergang Übergang<br />

Zeit<br />

Ca(OH)2 + AK 2<br />

(5%)<br />

Abb. 12: Abhängigkeit der <strong>Hg</strong>-<strong>Abscheidung</strong> von verschiedenen Kohlenstoffprodukten<br />

In obiger Abbildung wird der Einfluss verschiedener C-Komponenten auf die<br />

Quecksilberabscheidung verdeutlicht. Im Rahmen mehrwöchiger Versuche an einer MVA<br />

wurden verschiedene Produkte (HOK (nicht mahlaktiviert!), 2 AK-Produkte) vergleichend<br />

untersucht. Hierbei konnte festgestellt werden, dass sich Optimierung der<br />

Kohlenstoffkomponente erhebliche Verbesserungen hinsichtlich der <strong>Hg</strong>-<strong>Abscheidung</strong><br />

erzielen lassen. Die verwendete HOK Qualität wird in dieser Form für den Einsatz von<br />

Mischsorbentien nicht mehr verwendet. Der Hersteller hat das Produkt weiterentwickelt<br />

und deutlich verbessert.<br />

kleinster<br />

größter<br />

Tageswert<br />

11


<strong>Hg</strong>-Konzentrationen<br />

10000,0<br />

1000,0<br />

100,0<br />

10,0<br />

Abb. 13: Quecksilberabscheidung im Trockenverfahren<br />

In weiteren Versuchen wurde durch parallele Messungen der <strong>Hg</strong>-Roh- und<br />

Reingaskonzentrationen die Effektivität der Quecksilberabscheidung bei gleichzeitiger<br />

WÜLFRAsorp ® C-Eindüsung betrachtet. Abbildung 12 zeigt, dass selbst bei einer<br />

Vervielfachung der Eingangskonzentration zunächst die Quecksilberabscheidung<br />

erfolgreich in der Filterschicht abläuft, bevor eine signifikante Erhöhung der<br />

Reingaskonzentration zu beobachten ist. Dies belegt die Bedeutung des Puffereffektes<br />

einer Filterschicht und eines vorausschauenden Filtermanagements in bezug auf die Wahl<br />

der Einsatzstoffe. Durch die Nachdosierung von WÜLFRAsorp ® C erfolgt rechtzeitig die<br />

Anhebung der C-Konzentration in der Filterschicht und die Bereitstellung von<br />

Abscheidekapazität. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass die nachträgliche, separate<br />

Zugabe von Kohlenstoffprodukten nur noch mit sehr geringer Effektivität den Verlauf der<br />

<strong>Hg</strong>-Reingaskonzentrationen zu beeinflussen imstande ist. Demgegenüber wurde bereits<br />

mehrfach festgestellt, dass erhöhte <strong>Hg</strong>-Gehalte mit höheren SO2- und HCl-<br />

Konzentrationen einhergehen und daher durch Verwendung eines WÜLFRAsorp ® C-<br />

Produktes ein vorausschauendes Filtermangement erfolgt.<br />

Schlussfolgerungen<br />

1,0<br />

0<br />

11:00 11:30 12:00 12:30 13:00 13:30 14:00 14:30 15:00 15:30 16:00 16:30 17:00 17:30 18:00<br />

Uhrzeit<br />

• In der Praxis wurde nachgewiesen, dass durch Verwendung von WÜLFRAsorp ® C<br />

unter Verwendung eines auf den Einzelfall zugeschnittenen Produktes eine sichere und<br />

nachhaltige <strong>Hg</strong>-<strong>Abscheidung</strong> erfolgt. <strong>Hg</strong>-Spitzen werden durch eine vorkonditionierte<br />

Filterschicht effektiv abgeschieden. Hierbei trägt der Puffereffekt der Filterschicht<br />

nachweisbar zum Erfolg bei. Für die Ausregelung von <strong>Hg</strong> Spitzen durch<br />

Kohlenstoffzuführung nur nach Bedarf bietet die separate Zuführung von Aktivkohle<br />

oder Braunkohlenkoksstaub ungünstige Bedingungen.<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

WÜLFRAsorp-Dosierung [%]<br />

<strong>Hg</strong>-Reingas<br />

<strong>Hg</strong>-NC (Rohgas)<br />

WÜLFRAsorp C<br />

• <strong>Hg</strong>-Spitzen werden durch vorkonditionierte Filterschicht effektiv abgeschieden<br />

• Puffereffekt der Filterschicht nachweisbar<br />

• vorausschauendes Filtermanagement nur durch Verwendung von Kalk-Kohle-<br />

Mischungen möglich<br />

12


• Einstufige Trockensorptionsanlagen können bei Verwendung von WÜLFRAsorp ® D<br />

SP / Spongiacal ® nach bisher vorliegenden Betriebserfahrungen sicher die Grenzwerte<br />

der 17. BImSchV für SO2 und HCl einhalten. Zur <strong>Abscheidung</strong> ökotoxischer<br />

Schadstoffe werden vorteilhaft diese Produkte in einer Mischung mit einer<br />

Kohlekomponente verwendet. Das bedeutet, dass auf aufwändige<br />

Rauchgasreinigungsverfahren verzichtet werden kann. Dies sichert auch langfristig<br />

einen wirtschaftlichen Betrieb mit geringem personellen, apparativen und materiellen<br />

Aufwand.<br />

• Durch Verwendung eines WÜLFRAsorp ® C-Produktes ist ein vorausschauendes<br />

sicheres Filtermanagement möglich, welches entscheidend für die erfolgreiche<br />

Reduzierung von Quecksilberemissionen ist. Die separate Zugabe von Kohlenstoff zum<br />

Prozess führt in vielen Fällen zu einer Vervielfachung der spezifischen Zugabemenge<br />

und somit des Jahresbedarfs.<br />

Kontakt:<br />

<strong>Rheinkalk</strong> GmbH & Co. KG<br />

Anwendungstechnik und Vertrieb Luftreinhaltung<br />

Am Kalkstein 1<br />

42489 Wülfrath<br />

www.rheinkalk.de<br />

Tel.: 02058 / 17 – 23 44 (H. Dr. Naffin) oder –2629 (H. Sindram)<br />

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• Einstufige Trockensorptionsanlagen können bei Verwendung von WÜLFRAsorp ® D<br />

SP / Spongiacal ® nach bisher vorliegenden Betriebserfahrungen sicher die Grenzwerte<br />

der 17. BImSchV für SO2 und HCl einhalten. Zur <strong>Abscheidung</strong> ökotoxischer<br />

Schadstoffe werden vorteilhaft diese Produkte in einer Mischung mit einer<br />

Kohlekomponente verwendet. Das bedeutet, dass auf aufwändige<br />

Rauchgasreinigungsverfahren verzichtet werden kann. Dies sichert auch langfristig<br />

einen wirtschaftlichen Betrieb mit geringem personellen, apparativen und materiellen<br />

Aufwand.<br />

• Durch Verwendung eines WÜLFRAsorp ® C-Produktes ist ein vorausschauendes<br />

sicheres Filtermanagement möglich, welches entscheidend für die erfolgreiche<br />

Reduzierung von Quecksilberemissionen ist. Die separate Zugabe von Kohlenstoff zum<br />

Prozess führt in vielen Fällen zu einer Vervielfachung der spezifischen Zugabemenge<br />

und somit des Jahresbedarfs.<br />

Kontakt:<br />

<strong>Rheinkalk</strong> GmbH & Co. KG<br />

Anwendungstechnik und Vertrieb Luftreinhaltung<br />

Am Kalkstein 1<br />

42489 Wülfrath<br />

www.rheinkalk.de<br />

Tel.: 02058 / 17 – 23 44 (H. Dr. Naffin) oder –2629 (H. Sindram)<br />

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