Sanierungsziele in der Bodenluft - Altenbockum & Partner
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Die <strong>Bodenluft</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Sanierungspraxis<br />
Referenten: Michael <strong>Altenbockum</strong> (<strong>Altenbockum</strong> & <strong>Partner</strong>, Aachen, 0241/40174-62)<br />
Michael Odensaß (Landesumweltamt NRW, Essen, 0211/983086-2551)<br />
___________________________________________________________________<br />
0. Zusammenfassung<br />
1. Untersuchungsvorhaben des Landesumweltamtes NRW<br />
2. Genehmigungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
3. Vorbereitung und gutachterliche Begleitung<br />
4. Sanierungsbegleitende Untersuchungen<br />
5. Laborversuche zur Absaugbarkeit und zum E<strong>in</strong>fluß <strong>der</strong> Bodenfeuchte<br />
6. Energieverbrauch<br />
7. Fazit<br />
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0. Zusammenfassung<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>es im Auftrag des Landesumweltamtes Nordrhe<strong>in</strong> Westfalen durchgeführten<br />
Untersuchungsvorhabens wurden mittels e<strong>in</strong>er bundesweiten Datenrecherche<br />
<strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>sanierungspraxis sowie mittels entsprechen<strong>der</strong> Diplomarbeiten<br />
wichtige Randbed<strong>in</strong>gungen bei <strong>der</strong> genannten Technik untersucht.<br />
Zur Verfügung standen und ausgewertet wurden Daten von 146 Sanierungsanlagen<br />
bei 100 Sanierungsmaßnahmen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse stellen die<br />
tatsächlichen Leistungsmöglichkeiten <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>sanierung bei vielen Fällen <strong>in</strong><br />
Frage. Insbeson<strong>der</strong>e konnte gezeigt werden, dass bei vielen <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahmen<br />
Zweifel bezüglich ökonomischer, ökologischer und somit verhältnismäßiger<br />
Aspekte im H<strong>in</strong>blick auf das Erreichen e<strong>in</strong>es <strong>Sanierungsziele</strong>s bestehen. Der<br />
Sanierungszweck vieler Maßnahmen und die tatsächliche Rückhaltung bzw. Entfernung<br />
<strong>der</strong> Schadstoffe aus <strong>der</strong> Umwelt muß <strong>in</strong> vielen Fällen <strong>in</strong> Frage gestellt werden.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass <strong>Bodenluft</strong>sanierung bei <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Anwendungspraxis<br />
<strong>in</strong> vielen Fällen ke<strong>in</strong> geeignetes Verfahren zur Sanierung (im S<strong>in</strong>ne von<br />
Dekontam<strong>in</strong>ation) <strong>der</strong> ungesättigten Bodenzone auf die festgelegten Sanierungszielwerte<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong> ist.<br />
Im Rahmen des Vorhabens wird deshalb auch dargelegt, welche wesentlichen verfahrensspezifischen<br />
Grundlagen und standortspezifischen Randbed<strong>in</strong>gungen zu beachten<br />
und zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d, damit die <strong>Bodenluft</strong>sanierung e<strong>in</strong> geeignetes<br />
Sanierungsverfahren se<strong>in</strong> kann.<br />
Nachfolgend wird über erste Ergebnisse des Untersuchungsvorhabens „Arbeitshilfe<br />
<strong>Bodenluft</strong>sanierung – Praxis <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>sanierung“ berichtet.<br />
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„Die <strong>Bodenluft</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Sanierungspraxis“ <strong>Altenbockum</strong> & <strong>Partner</strong>, Geologen<br />
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1. Untersuchungsvorhaben des Landesumweltamtes NRW<br />
Zur Klärung offener Fragen bei <strong>der</strong> Sanierungstechnik <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>sanierung und<br />
vertiefenden Betrachtung dieser Aspekte hat das Landesumweltamt NRW 1997 e<strong>in</strong>e<br />
Arbeitshilfe beauftragt. Im Rahmen des Vorhabens wird <strong>der</strong> „Stand <strong>der</strong> Technik“ bei<br />
<strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>sanierung unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung aktueller Veröffentlichungen<br />
(z.B.: LUA Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, LfU Baden-Württemberg, ITVA, VDI) dargelegt.<br />
Die Beschreibung des „Standes <strong>der</strong> Technik“ umfaßt auch die Auswertung e<strong>in</strong>er<br />
Vielzahl (>100) abgeschlossener entsprechen<strong>der</strong> Sanierungsmaßnahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Praxis. Dazu wurde e<strong>in</strong>e bundesweite Datenrecherche durchgeführt. Vorliegende<br />
Teilergebnisse <strong>der</strong> Datenrecherche werden hiermit vorgestellt.<br />
Ziel des Untersuchungsvorhabens ist es, zuständigen Behörden, Planern, Gutachtern<br />
und an<strong>der</strong>en Beteiligten bei <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahmen e<strong>in</strong>e Arbeitshilfe<br />
zu geben, die bei Berücksichtigung vorgeschlagener Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />
e<strong>in</strong>en zielgerichteten, erfolgreichen und verhältnismäßigen Sanierungsbetrieb<br />
ermöglicht. Dazu werden u.a. Beurteilungskriterien für o<strong>der</strong> gegen e<strong>in</strong>e Sanierungsentscheidung<br />
ausgearbeitet, gängige Grenz- und Zielwerte <strong>der</strong> relevanten<br />
Stoffe dargestellt, Anfor<strong>der</strong>ungen an die Planung, an die Durchführung und an die<br />
Begleitung von <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahmen formuliert, e<strong>in</strong> For<strong>der</strong>ungskatalog<br />
zur Qualitätssicherung bei <strong>Bodenluft</strong>-Sanierungsmaßnahmen aufgestellt sowie Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an Probenahme, Berichtswesen, Nachsorge und Langzeitüberwachung<br />
gestellt.<br />
E<strong>in</strong> weiterer wesentlicher Aspekt ist die Klärung und Darstellung des Resourcenverbrauches,<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong> wesentliches Beurteilungskriterium für die Verhältnismäßigkeit e<strong>in</strong>er<br />
Sanierungsmaßnahme ist.<br />
Von Sommer 1997 bis Frühjahr 1998 wurden bei mehr als 35 verschiedenen Landesbehörden,<br />
Landesverbänden, Kreisen, Kommunen und Gutachtern Daten von<br />
100 abgeschlossenen <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahmen erhoben. Dazu wurde zunächst<br />
e<strong>in</strong> telefonischer Erstkontakt hergestellt, um die grundsätzlichen Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Projektunterstützung zu ermitteln.<br />
Im nächsten Bearbeitungsschritt wurden die Ansprechpartner schriftlich über die<br />
Projektziele und die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Aktene<strong>in</strong>sicht unterrichtet. Im Anschreiben<br />
wurde durch e<strong>in</strong> Begleitschreiben des Landesumweltamtes NW (LUA) die Legitimation<br />
des Vorhabens bestätigt. Außerdem wurde die E<strong>in</strong>haltung des Datenschutzes<br />
garantiert. Durch e<strong>in</strong>e vollständige Anonymisierung <strong>der</strong> Daten und Inhalte <strong>der</strong> Fragebögen<br />
wurde sichergestellt, dass alle fachtechnischen Aspekte erfaßt und für die<br />
weiterführende Auswertung verfügbar waren, projektbezogene Daten bei <strong>der</strong> Darstellung<br />
<strong>der</strong> Ergebnisse aber nicht e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen zugeordnet werden können.<br />
Für die Ermittlung <strong>der</strong> gängigen Sanierungspraxis bei <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahmen<br />
sollten Informationen abgeschlossener Maßnahmen erfaßt werden. Um vergleichbare<br />
Daten mit e<strong>in</strong>er entsprechenden Grundgesamtheit für die spätere statisti-<br />
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sche Auswertung zu erhalten, wurden an die zu recherchierenden E<strong>in</strong>zelmaßnahmen<br />
folgende Anfor<strong>der</strong>ungen gestellt:<br />
• Bei den Sanierungsmaßnahmen soll als Verfahren zur Abluftre<strong>in</strong>igung die Aktivkohleadsorption<br />
zum E<strong>in</strong>satz gelangt se<strong>in</strong>;<br />
• Der Schaden <strong>in</strong> <strong>der</strong> ungesättigten Bodenzone soll durch leichtflüchtige chlorierte<br />
Kohlenwasserstoffe entstanden se<strong>in</strong>;<br />
• Die Sanierungsmaßnahme soll zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Datenerfassung abgeschlossen<br />
se<strong>in</strong>.<br />
2. Genehmigungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
Im Bundesbodenschutzgesetz, welches im März 1999 <strong>in</strong> Kraft treten wird, ist festgelegt,<br />
dass die behördliche Zustimmung zum Sanierungsplan ebenso wie die behördliche<br />
Anordnung (Verfügung) von Sanierungsmaßnahmen nach an<strong>der</strong>en Landesvorschriften<br />
erfor<strong>der</strong>liche Zulassungen e<strong>in</strong>schließt, wenn sie im E<strong>in</strong>vernehmen mit <strong>der</strong><br />
jeweils zuständigen Behörde ergangen ist.<br />
Somit kann nach <strong>in</strong> Kraft treten des Bundesbodenschutzgesetzes dem Sanierungsplan<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>er behördlichen Zustimmung mit Konzentrationswirkung <strong>in</strong><br />
Zukunft unter an<strong>der</strong>em auch für die <strong>Bodenluft</strong>sanierung e<strong>in</strong>e zentrale Bedeutung zukommen.<br />
E<strong>in</strong>hergehend mit diesem Stellenwert s<strong>in</strong>d auch die <strong>in</strong>haltlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an den Sanierungsplan zu sehen, die dann bzgl. Umfang und Differenzierung<br />
die bau-, wasser-, immissionsschutz- und abfallrechtlichen Antragsunterlagen be<strong>in</strong>halten.<br />
Für die Vorgänge während e<strong>in</strong>er <strong>Bodenluft</strong>absaugung im Untergrund besteht ke<strong>in</strong><br />
spezieller Genehmigungstatbestand. Für den Bau und Betrieb von <strong>Bodenluft</strong>behandlungsanlagen<br />
werden deshalb <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ke<strong>in</strong>e Genehmigungsverfahren<br />
durchgeführt.<br />
Für <strong>Bodenluft</strong>re<strong>in</strong>igungsanlagen (Son<strong>der</strong>bauten nach z.B. § 54 BauONW <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fassung<br />
vom 07.03.95, gültig seit dem 01.01.96) ist im E<strong>in</strong>zelfall zu überprüfen, ob e<strong>in</strong>e<br />
Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) erfor<strong>der</strong>lich<br />
ist, wenn zum Re<strong>in</strong>igungsprozeß genehmigungsbedürftige Abgasre<strong>in</strong>igungse<strong>in</strong>richtungen<br />
gehören. Zunächst kann davon ausgegangen werden, dass gemäß <strong>der</strong><br />
4.BImSchV e<strong>in</strong>e Genehmigung erst nach e<strong>in</strong>er Betriebszeit von mehr als 12 Monaten<br />
erfor<strong>der</strong>lich wird. Dies gilt auch für Oxidationsverfahren.<br />
Die TA-Luft f<strong>in</strong>det zur Beschreibung von tolerierbaren Emissionen ke<strong>in</strong>e Anwendung,<br />
weil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>Bodenluft</strong>sanierungsanlagen we<strong>der</strong> nach BImSchG genehmigungsbedürftig<br />
s<strong>in</strong>d noch die dort angegebenen Massenströme als Anwendungsvoraussetzung<br />
erreicht werden. Bei Anwendung <strong>der</strong> TA-Luft würde e<strong>in</strong>e Verlagerung <strong>der</strong><br />
Schadstoffe vom Boden <strong>in</strong> die Atmosphäre erfolgen. Hieraus ist sofort ersichtlich,<br />
dass bei Anwendung <strong>der</strong> TA-Luft ke<strong>in</strong>e Sanierung (Entfernung <strong>der</strong> Schadstoffe aus<br />
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<strong>der</strong> Umwelt) son<strong>der</strong>n nur e<strong>in</strong>e Verlagerung <strong>der</strong> Schadstoffe aus <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong> <strong>in</strong> die<br />
Atmosphäre erfolgt. E<strong>in</strong>zige Ausnahme stellen Verfahren <strong>der</strong> Oxidation dar.<br />
Grundsätzlich sollten daher strengere Anfor<strong>der</strong>ungen als <strong>in</strong> <strong>der</strong> TA-Luft gefor<strong>der</strong>t<br />
werden, weil auch nicht genehmigungsbedürftige Anlagen so zu errichten und betreiben<br />
s<strong>in</strong>d, dass schädliche Umwelte<strong>in</strong>wirkungen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. Deshalb sollten<br />
e<strong>in</strong>zelfallbezogen Abscheidegrad und maximale Emissionswerte für die geplante<br />
Maßnahme festgelegt werden. Grundsätzlich s<strong>in</strong>d geeignete Maßnahmen zu wählen,<br />
um die Emissionen leichtflüchtiger Stoffe nach dem Grundsatz <strong>der</strong> Verhältnismäßigkeit<br />
so weit wie möglich zu reduzieren. Bei Anwesenheit kanzerogener Stoffe s<strong>in</strong>d die<br />
Emissionen nach dem Stand <strong>der</strong> Technik soweit wie möglich zu reduzieren, wozu<br />
hierbei Grenzwerte <strong>der</strong> TA-Luft ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> Massenströme als Orientierungswerte<br />
ohne Festlegung e<strong>in</strong>es Grenzwertes herangezogen werden können.<br />
In <strong>der</strong> VDI-Richtl<strong>in</strong>ie 3897 werden für e<strong>in</strong>zelne Stoffe Grenzwerte vorgeschlagen, die<br />
e<strong>in</strong>e starre Orientierung an diesen Werten erfor<strong>der</strong>t. E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> nutzbare Orientierungshilfe<br />
stellen diese Werte nicht dar. Daher sollte bei <strong>der</strong> praktischen Umsetzung<br />
von Anfor<strong>der</strong>ungen an die Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Abluft e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelfallbezogene Vorgabe<br />
im Rahmen vorliegen<strong>der</strong> technischer Möglichkeiten (Stichwort: Emissionsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
nach Stand <strong>der</strong> Technik) angestrebt werden.<br />
Bei den 100 untersuchten Praxisfällen wurden lediglich bei zwei Maßnahmen durch<br />
die zuständige Behörde entsprechende Genehmigungen (1 x nach Bergrecht) bzw.<br />
vergleichbare rechtliche Grundlagen mit Beteiligung <strong>der</strong> Ordnungsbehörde (Öffentlich-rechtlicher<br />
Vertrag) erteilt. Bei weiteren 15 Sanierungsmaßnahmen wurde die<br />
jeweils zuständige Behörde im Rahmen sogenannter Ersatzvornahmen (= Anordnung)<br />
tätig.<br />
Bei 78% <strong>der</strong> ausgewerteten Sanierungsmaßnahmen wurden diese <strong>in</strong> Abstimmung<br />
mit <strong>der</strong> zuständigen Behörde durchgeführt. Aus den Unterlagen war <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em <strong>der</strong><br />
Fälle unmittelbar erkennbar, <strong>in</strong> welcher Form diese Abstimmung bestand.<br />
3. Vorbereitung und gutachterliche Begleitung<br />
Das Bundesbodenschutzgesetz gibt Untersuchungsschritte vor, die <strong>der</strong> Bearbeitung<br />
entsprechen<strong>der</strong> Altlasten-Maßnahmen o<strong>der</strong> Schadensfälle zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d.<br />
Dazu gehören:<br />
- Gefährdungsabschätzung (§ 9 BBodSchG),<br />
- Sanierungsuntersuchung (§ 13 BBodSchG Abs. 1 Satz 1)<br />
- Sanierungsplan (§ 13 BBodSchG Abs. 1 Satz 1)<br />
- Behördliche Überwachung und Eigenkontrolle (§15 BBodSchG Abs. 2).<br />
Die jeweiligen Ausführungsbestimmungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n entsprechend zu regeln.<br />
Nachfolgend werden entsprechende Vorgaben und Regelungen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Arbeitsschritte weiterführend dargelegt und mit <strong>der</strong> gängigen Praxis verglichen.<br />
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Die Erstbewertung ist <strong>der</strong> e<strong>in</strong>leitende Schritt bei <strong>der</strong> Gefährdungsabschätzung und<br />
dient e<strong>in</strong>er ersten Risikoe<strong>in</strong>schätzung und -bewertung im E<strong>in</strong>zelfall. Die eigentliche<br />
Gefährdungsabschätzung umfaßt alle im E<strong>in</strong>zelfall auf die Erfassung folgenden<br />
Maßnahmen bis zur abschließenden Gefahrenbeurteilung durch die zuständige Behörde.<br />
Gemäß § 9 Abs. 2 BBodSchG kann die Behörde verlangen, dass die Untersuchungen<br />
zur Gefährdungsabschätzung vom Verursacher, Eigentümer o<strong>der</strong> Gesamtrechtsnachfolger<br />
(§ 4 Abs. 3,4 und 6 BBodSchG) durchzuführen s<strong>in</strong>d.<br />
In <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> ausgewerteten <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahmen wurden bei 77 %<br />
<strong>der</strong> Sanierungsmaßnahmen Erstbewertungen und bei 61 % <strong>der</strong> Maßnahmen e<strong>in</strong>e<br />
Gefährdungsabschätzung durchgeführt. Bei <strong>in</strong>sgesamt 39 % wurden beide Untersuchungsschritte<br />
realisiert und entsprechend dokumentiert. Bei allen untersuchten Fällen<br />
stellten entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Erstbewertung, e<strong>in</strong>e Gefährdungsabschätzung o<strong>der</strong> beide<br />
Untersuchungsschritte die Grundlage zur Entscheidung über weiterführende Maßnahmen<br />
im betreffenden Sanierungsfall.<br />
Mit Durchführung e<strong>in</strong>er Erstbewertung und – bei entsprechen<strong>der</strong> Indikation – e<strong>in</strong>er<br />
nachfolgenden Gefährdungsabschätzung können <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis fachliche Grundlagen<br />
erarbeitet werden, die die Datenbasis nachfolgen<strong>der</strong> Bearbeitungsschritte (s.u.) darstellen.<br />
Bei entsprechend ausführlicher Untersuchung e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>er abschließenden<br />
Schadense<strong>in</strong>grenzung und Datendokumentation (Erfassung von Art, Menge<br />
und Verteilung <strong>der</strong> Schadstoffe; räumliche und zeitliche Ausbreitung <strong>der</strong> Schadstoffe<br />
auf den Wirkungspfaden; Art, Ausmaß und Bewertung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wirkungen und Wirkungen<br />
<strong>der</strong> Schadstoffe auf Schutzgüter) können je nach den Ergebnissen und ihrer<br />
Darstellungsqualität und -plausibilität gegebenenfalls weitere Standortuntersuchungen<br />
entfallen.<br />
Bei nicht ausreichen<strong>der</strong> Datenlage o<strong>der</strong> großer zeitlicher zur Sanierung vorgesehenen<br />
Entfernung zu vorangegangenen Untersuchungen werden im E<strong>in</strong>zelfall e<strong>in</strong>grenzende<br />
Untersuchungen erfor<strong>der</strong>lich. Mittels sogenannter Absaugversuche können<br />
das Schadstoffpotential und die Absaugbarkeit <strong>der</strong> Schadstoffe erfaßt werden.<br />
E<strong>in</strong>grenzende Untersuchungen werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis gefor<strong>der</strong>t, wenn die Ergebnisse<br />
vorangegangener Untersuchungen nicht ausreichend waren, was bei 65 % (!) <strong>der</strong><br />
Maßnahmen <strong>der</strong> Fall war. Des weiteren wurden bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Maßnahmen<br />
(65 %) sogenannte Absaugversuche durchgeführt. Die Absaugversuche wurden <strong>in</strong><br />
Ermangelung entsprechen<strong>der</strong> Vorgaben ohne erkennbare Systematik durchgeführt.<br />
Dabei wurde bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Fälle (73,8 %) e<strong>in</strong>e Abluftre<strong>in</strong>igung mittels Aktivkohle<br />
durchgeführt, die übrigen Absaugversuche wurden ohne entsprechende<br />
Schadstoffrückhaltung realisiert. Die Dauer <strong>der</strong> Absaugversuche folgte ke<strong>in</strong>er erkennbaren<br />
Gesetzmäßigkeit. Hier wurden Absaugzeiten von 1 Stunde bis zu mehreren<br />
Jahren als Absaugversuche durch den jeweiligen Gutachter angegeben. Bei 55,4<br />
% betrug die Laufzeit weniger als drei Tage, bei 23,1 % lag sie zwischen drei und 14<br />
Tagen und bei 12,3 % <strong>der</strong> Absaugversuche wurde zwischen 14 und 30 Tagen abgesaugt.<br />
Die restlichen Absaugversuche (4,6 %) dauerten mehr als 30 Tage. Bei ke<strong>in</strong>er<br />
Sanierungsmaßnahme führten die durchgeführten Absaugversuche zu erkennbaren<br />
o<strong>der</strong> nachvollziehbaren Ableitungen im H<strong>in</strong>blick z.B. auf die Auslegung von Absaugaggregaten<br />
o<strong>der</strong> die zu <strong>in</strong>stallierende Anlagentechnik. Angaben o<strong>der</strong> Prognosen<br />
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zum zu erwartenden Resourcenverbrauch (Aktivkohle- o<strong>der</strong> Energieverbrauch) als<br />
Ergebnis des durchgeführten Absaugversuches und somit zu den zu erwartenden<br />
Kosten bei <strong>der</strong> späteren Sanierungsmaßnahme wurden <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Fälle gemacht.<br />
Da zwischen Absaugversuch und Sanierungsbeg<strong>in</strong>n im Mittel nur etwa sieben Monate<br />
vergehen, ist zu vermuten, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl von Fällen die beim Absaugversuch<br />
<strong>in</strong>stallierte Anlage aus „Vere<strong>in</strong>fachungsgründen“ nachfolgend <strong>in</strong> den Status<br />
e<strong>in</strong>er „Sanierungsanlage“ versetzt worden ist. Dafür spricht auch die Tatsache, dass<br />
bei 73,8 % <strong>der</strong> ausgewerteten Fälle die Technik Aktivkohleadsorption beibehalten<br />
wurde.<br />
Nur bei 38 Absaugversuchen (58,5 %) wurden während des Absaugversuches Analysendaten<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> abgesaugten <strong>Bodenluft</strong> ermittelt, H<strong>in</strong>weise auf Untersuchungen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Abluft während des Absaugversuches fehlen nahezu völlig. Obwohl bei 5 Absaugversuchen<br />
bereits nach kurzer Zeit das Sanierungsziel erreicht war, wurde<br />
nachfolgend e<strong>in</strong>e <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahme e<strong>in</strong>geleitet.<br />
Die Sanierungszielwerte für die <strong>Bodenluft</strong> wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel von <strong>der</strong> zuständigen<br />
Behörde e<strong>in</strong>zelfallspezifisch vorgegeben, wobei die Höhe des zu erreichenden Wertes<br />
regional sehr unterschiedlich ist und <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall nachvollziehbar abgeleitet<br />
wurde. die Bandbreite <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten Sanierungszielwerte für LCKW <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong><br />
zeigt Abbildung 3-1.<br />
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„Die <strong>Bodenluft</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Sanierungspraxis“ <strong>Altenbockum</strong> & <strong>Partner</strong>, Geologen<br />
6
Prozent<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
<strong>Sanierungsziele</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong><br />
(100 Sanierungsmaßnahmen)<br />
12,9<br />
38,8<br />
22,4<br />
Abbildung 3-1: <strong>Sanierungsziele</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong><br />
20,0<br />
Die Datenrecherche zeigt, dass die <strong>der</strong>zeitige Praxis bei <strong>der</strong> Durchführung von <strong>Bodenluft</strong>absaugversuchen<br />
ke<strong>in</strong>en erkennbaren Regelungen folgt. Die Absaugversuche<br />
führten <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall zu e<strong>in</strong>er dokumentierten Interpretation <strong>der</strong> - sofern überhaupt -<br />
gewonnenen Daten im H<strong>in</strong>blick auf die Auslegung <strong>der</strong> späteren Sanierungsanlage.<br />
Die Durchführung von <strong>Bodenluft</strong>absaugversuchen macht nur S<strong>in</strong>n, wenn aussagekräftige<br />
Daten ermittelt und die gewonenen Ergebnisse entsprechend ausgewertet<br />
werden. M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen für die Durchführung von <strong>Bodenluft</strong>absaugversuchen<br />
werden wie folgt vorgeschlagen:<br />
� Dauer des Absaugversuches: 5 - 10 Tage<br />
� Technik beim Absaugversuch:<br />
Pegel: ≥ DN 50, < 1m Filter über Grundwasser;<br />
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„Die <strong>Bodenluft</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Sanierungspraxis“ <strong>Altenbockum</strong> & <strong>Partner</strong>, Geologen<br />
2,4<br />
0,5 1 5 10 20 50<br />
<strong>Sanierungsziele</strong> <strong>in</strong> mg/m³ LCKW<br />
3,5<br />
7
Wasser- (=Partikel-) abschei<strong>der</strong>;<br />
Verdichter (250±50 m³/h; 240±30 mbar; 2,4±0,4 kW);<br />
Adsorptionsstufe (1x200l, 70 - 80 kg Aktivkohle);<br />
� Beprobung: Rohluft nach 0,1h, 3,0h, 24h, 48h und bei Versuchsende;<br />
Abluft nach 24h, 48h und bei Versuchsende (ideal wäre<br />
permanente Abluftüberwachung mit automatischer<br />
Abschaltung);<br />
� Dokumentation <strong>der</strong> Probenahme;<br />
� Probenahme mit Vorortmessung von Volumenstrom, Temperatur, Feuchte <strong>in</strong><br />
Roh- und Re<strong>in</strong>luft;<br />
� Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse im H<strong>in</strong>blick auf Sanierungsnotwendigkeit, Prognose<br />
von Aktivkohle- und Energieverbrauch, Aufstellen e<strong>in</strong>es sanierungsbegleitenden<br />
Untersuchungsprogrammes,<br />
� Erarbeiten e<strong>in</strong>es Kurzberichtes.<br />
Angaben zur Dauer <strong>der</strong> ausgewerteten <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahmen zeigt Abbildung<br />
3-2.<br />
Prozent<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Sanierungsdauer bei <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>sanierung<br />
Angaben <strong>in</strong> %<br />
26,0<br />
36,0<br />
27,0<br />
Abbildung 3-2: Sanierungsdauer bei <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>sanierung<br />
11,0<br />
< 6 6 - 24 >24 - 48 > 48<br />
Sanierungsdauer <strong>in</strong> Monaten<br />
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4. Sanierungsbegleitende Untersuchungen<br />
Der Eigenkontrolle sowie <strong>der</strong> behördlichen Überwachung kommt nach BbodSchG<br />
e<strong>in</strong>e zentrale Bedeutung zu. Dies kann auch für <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahmen<br />
gelten. Die <strong>der</strong>zeitige Praxis genügt den fachtechnischen Anfor<strong>der</strong>ungen nicht. So<br />
zeigt die Recherche abgeschlossener <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahmen, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
die Beprobung von Absaugpegeln, Kontrollpegeln (so weit vorhanden) und<br />
<strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>re<strong>in</strong>igungsanlage ke<strong>in</strong>em Standard folgt. E<strong>in</strong>e nachvollziehbare Dokumentation<br />
<strong>der</strong> Probenahme war bei ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> untersuchten <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahmen<br />
gegeben.<br />
E<strong>in</strong>e Bewertung und Darstellung <strong>der</strong> jeweiligen Anlagenzustände (läuft, läuft nicht)<br />
an den verschiedenen Probenahmestellen bei <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>beprobung ist nur bei<br />
e<strong>in</strong>er entsprechenden Erfassung <strong>der</strong> Vorortparameter (Temperatur, Feuchte, Volumenstrom,<br />
Unterdruck und ggfs. Sauerstoff) möglich. Ohne die Erfassung <strong>der</strong> genannten<br />
Daten ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>e Plausibilitätsprüfung <strong>der</strong> nachfolgend ermittelten<br />
Daten (z.B. Analytik, Bilanzierung) nicht möglich.<br />
Bei den untersuchten <strong>Bodenluft</strong>re<strong>in</strong>igungsanlagen (146 Anlagen) wurden nur bei<br />
32,9% <strong>der</strong> Maßnahmen überhaupt Vorortuntersuchungen durchgeführt. Tatsächlich<br />
erfolgten bei 32,2% <strong>der</strong> Fälle e<strong>in</strong>malige Volumenstromangaben, bei 15,1% <strong>der</strong> Anlagen<br />
wurde <strong>der</strong> Volumenstrom öfter als e<strong>in</strong>mal gemessen. In Ermangelung entsprechen<strong>der</strong><br />
Daten wurden lediglich bei 26,7 % <strong>der</strong> Maßnahmen Frachtberechnungen<br />
durchgeführt, wobei 12,9 % <strong>der</strong> Frachtberechnungen auf Basis <strong>der</strong> Angaben auf dem<br />
Typenschild des e<strong>in</strong>gesetzten Verdichters durchgeführt wurden.<br />
Die jeweilige Gastemperatur <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong> wurde <strong>in</strong> 7,5% <strong>der</strong> Maßnahmen bestimmt,<br />
weitere Temperaturmessungen und entsprechende Verän<strong>der</strong>ungen wurden bei < 2<br />
% ermittelt. Feuchte-Messungen erfolgten bei 6,2% <strong>der</strong> Anlagen, Meßwie<strong>der</strong>holungen<br />
waren nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Mal dokumentiert. Ebenfalls nur e<strong>in</strong>mal wurde <strong>der</strong> Unterdruck<br />
bei <strong>der</strong> Probenahme vor dem Verdichter (= Saugseite) ermittelt. Die Bestimmung<br />
des Sauerstoffgehaltes erfolgte bei ke<strong>in</strong>er Maßnahme.<br />
Zur Ermittlung überprüfbarer Daten als Grundvoraussetzung zur Qualitätssicherung<br />
werden bei Grundwasserbeprobungen seit Jahrzehnten Anfor<strong>der</strong>ungen an die Probenahme<br />
und die Ermittlung von Vorortparametern gestellt und e<strong>in</strong>gehalten. Vergleichbare<br />
Standards fehlen bisher bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong> und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
auch bei <strong>der</strong> Überwachung im Betrieb bef<strong>in</strong>dlicher <strong>Bodenluft</strong>absauganlagen.<br />
Ohne entsprechende Vorortuntersuchungen ist e<strong>in</strong> erfolgreicher Sanierungsbetrieb<br />
jedoch nicht darstellbar. Die ermittelten Daten genügen nicht den Standards für e<strong>in</strong>e<br />
aussagekräftige und reproduzierbare Untersuchung, für die entsprechende Angaben<br />
zur Probenahme e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung darstellen.<br />
Es wird daher empfohlen, grundsätzlich auch bei <strong>der</strong> Beprobung <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong> und<br />
im Betrieb bef<strong>in</strong>dlicher <strong>Bodenluft</strong>absauganlagen Vorortparameter zu ermitteln und<br />
die Ergebnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Probenahmeprotokoll zu dokumentieren. Als Vorortparameter<br />
s<strong>in</strong>d bei je<strong>der</strong> Probenahme am Probenahmepunkt zu ermitteln:<br />
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• Feuchte und Temperatur<br />
• Volumenstrom und Druckverhältnisse<br />
• ggf. Sauerstoffgehalt.<br />
5. Laborversuche<br />
Bei <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>sanierung wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>e seit Jahren bewährte Technik bei<br />
<strong>der</strong> Abluftre<strong>in</strong>igung e<strong>in</strong>gesetzt. Dabei wird vernachlässigt, dass die <strong>in</strong>dustrielle Abluftre<strong>in</strong>igung<br />
im Rahmen entsprechen<strong>der</strong> Gesetze und Regelungen (BImSchG, VDI-<br />
Richtl<strong>in</strong>ien) erfolgt und dort oft nur bei e<strong>in</strong>em Stoff und gleichmäßiger Konzentration<br />
Emissionsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen angestrebt werden.<br />
Die zu behandelnde <strong>Bodenluft</strong> besteht jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel aus Stoffgemischen mit<br />
im Sanierungsbetrieb abnehmenden Konzentrationen und sich verän<strong>der</strong>nden Stoffverteilungen.<br />
Dabei weist die zu behandelnde Rohluft oft erhebliche Partikelund/o<strong>der</strong><br />
Feuchtegehalte auf, für <strong>der</strong>en Rückhaltung die aus <strong>der</strong> Industrie bekannten<br />
Kenntnisse und Voraussetzungen nicht o<strong>der</strong> nur e<strong>in</strong>geschränkt übernommen werden<br />
können.<br />
Das bei <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>re<strong>in</strong>igung zumeist e<strong>in</strong>gesetzte Verfahren <strong>der</strong> Adsorption an Aktivkohle<br />
sollte z.B. die entsprechenden bekannten Eigenschaften von Aktivkohle berücksichtigen.<br />
So werden Produkt<strong>in</strong>formationen über Aktivkohlen (z.B. Adsorptionskapazität)<br />
von den Herstellern grundsätzlich für E<strong>in</strong>zelstoffe und trockene Luft angegeben.<br />
E<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige <strong>Bodenluft</strong> gibt es jedoch nicht. Daher sollte im Rahmen des<br />
oben genannten Untersuchungsvorhabens des LUA <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Laborversuch ermittelt<br />
werden, ob mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Versuchsaufbau Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Adsorptionskapazität<br />
bei unterschiedlicher Feuchte und Stoffgemischen nachweisbar s<strong>in</strong>d. Die<br />
diesbezüglichen Auswertungen bef<strong>in</strong>den sich noch <strong>in</strong> Bearbeitung.<br />
E<strong>in</strong> weiterer bisher nicht untersuchter Aspekt bei <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>sanierung ergibt sich<br />
aus <strong>der</strong> Absaugbarkeit <strong>der</strong> Stoffe aus <strong>der</strong> ungesättigten Bodenzone. So wird zwar bei<br />
wenigen Sanierungsmaßnahmen e<strong>in</strong>e quantitative Reichweitenmessung durchgeführt,<br />
jedoch fehlen Grundlagen, die e<strong>in</strong>e nachvollziehbare Interpretation <strong>der</strong> ermittelten<br />
Unterdrücke <strong>in</strong> Abhängigkeit zur Entfernung zum Absaugpegel zulassen. Deshalb<br />
wurde bei e<strong>in</strong>er Diplomarbeit e<strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierter Bodenkörper mit Wasser zur Simulation<br />
von natürlicher Bodenfeuchte und mit e<strong>in</strong>em Schadstoffgemisch beaufschlagt,<br />
um anschließend aus dem Bodenkörper mit unterschiedlichen Drücken die Luft abzusaugen.<br />
E<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> Praxiserfahrungen mit den vorläufigen Laborversuchsergebnissen<br />
zeigt:<br />
• Bei <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>absaugung werden Wirkungsradien von bis zu 30 m angegeben.<br />
In e<strong>in</strong>er Entfernung von ca. 10 m zum Absaugpegel können allerd<strong>in</strong>gs nur noch<br />
Unterdrücke von 2,3 mbar nachgewiesen werden.<br />
• Bei <strong>der</strong> Diplomarbeit wurde e<strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierter Bodenkörper (1,8 kg getrockneter Fe<strong>in</strong>sand)<br />
mit Wasser (50 g) und Schadstoffen (20 g CKW) beaufschlagt, Aus dem<br />
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„Die <strong>Bodenluft</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Sanierungspraxis“ <strong>Altenbockum</strong> & <strong>Partner</strong>, Geologen<br />
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Bodenkörper wurde mit unterschiedlichen Unterdrücken abgesaugt. Es zeigte<br />
sich, dass trotz gleicher Bodenkontam<strong>in</strong>ation die ermittelten <strong>Bodenluft</strong>schadstoffgehalte<br />
deutlich ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> liegen. Die Konzentration <strong>in</strong> <strong>der</strong> abgesaugten Luft<br />
nimmt <strong>in</strong> kurzer Zeit (2 Stunden) um mehr als 99,5 % unabhängig vom angelegten<br />
Unterdruck ab.<br />
• Innerhalb von 30 Stunden konnten jedoch nur etwa 5% (bei 10 mbar) bis max. ca<br />
50% <strong>der</strong> dotierten Schadstoffmenge abgesaugt werden.<br />
• Bei Übertragen auf natürliche Verhältnisse s<strong>in</strong>d somit allenfalls im Bereich des<br />
Absaugpegels nennenswerte Dekontam<strong>in</strong>ationen zu erwarten.<br />
• E<strong>in</strong>e Korrelation zwischen <strong>Bodenluft</strong>-Schadstoffkonzentrationen und Boden-<br />
Schadstoffkonzentrationen wurde nicht festgestellt.<br />
• Die Probenahmetechnik mit Adsorption mittels Vorabsaugung von 30 l <strong>Bodenluft</strong><br />
und nachfolgen<strong>der</strong> Adsorption liefert alle<strong>in</strong>e ohne Berücksichtigung und Benennung<br />
des bei <strong>der</strong> Beprobung angelegten Unterdruckes ke<strong>in</strong>e reproduzierbaren Ergebnisse.<br />
6. Energieverbrauch<br />
Der Energieverbrauch e<strong>in</strong>er <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahme ist abhängig vom e<strong>in</strong>gesetzten<br />
Absaugaggregat, <strong>der</strong> Sanierungsdauer und damit auch vom Sanierungsziel.<br />
Bei <strong>der</strong> Datenauswertung wurde als Bemessungswert für den Energieverbrauch <strong>der</strong><br />
spezifische Energieverbrauch e<strong>in</strong>er Sanierungsmaßnahme (Energieverbrauch pro kg<br />
LCKW bezogen auf die Gesamtfracht <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Sanierung gewonnenen LCKW) ermittelt.<br />
Die entsprechenden Ergebnisse aller ausgewerteten Absaugphasen zeigt<br />
Abbildung 6-1.<br />
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Spezifischer Energieverbrauch <strong>in</strong><br />
kWh/kg LCKW<br />
300.000<br />
250.000<br />
200.000<br />
150.000<br />
100.000<br />
50.000<br />
0<br />
Gesamtübersicht aller E<strong>in</strong>zelwerte<br />
0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400<br />
Entnommene Fracht <strong>in</strong> kg LCKW<br />
Abbildung 6-1: Spezifischer Energieverbrauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>sanierung<br />
Demnach lassen sich die Ergebnisse wie folgt zusammenfassen:<br />
� S<strong>in</strong>d entsprechende Schadstoffpotentiale vorhanden, lassen sich diese idealerweise<br />
ohne Unterbrechungen im Absaugbetrieb (= e<strong>in</strong>e Absaugphase) mit e<strong>in</strong>em<br />
ger<strong>in</strong>gen spezifischen Energieverbrauch (< 250 kWh/kg LCKW) aus dem ungesättigten<br />
Boden absaugen.<br />
� Mit zunehmen<strong>der</strong> Sanierungsdauer vergrößert sich <strong>der</strong> spezifische Energiebedarf.<br />
Nachfolgende Absaugphasen liefern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zum Teil deutlich höhere<br />
Werte.<br />
� Ab e<strong>in</strong>em spezifischen Energieverbrauch von ca. 2000 kWh/kg LCKW können<br />
auch bei e<strong>in</strong>em noch so hohen Energiee<strong>in</strong>trag (=Verlängerung des Sanierungsbetriebes)<br />
ke<strong>in</strong>e nennenswerten Reduzierungen noch vorhandener „Restpotentiale“<br />
erzielt werden.<br />
� Bei denen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis gefor<strong>der</strong>ten Sanierungszielwerten können technisch, ökologisch<br />
und ökonomisch s<strong>in</strong>nvolle Abre<strong>in</strong>igungen <strong>in</strong> vielen Fällen nicht gewährleistet<br />
werden. Auch bei e<strong>in</strong>em langandauernden Sanierungsbetrieb können diese<br />
nicht nachhaltig erreicht werden.<br />
� In Abhängigkeit von dem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht begründet festgelegten Sanierungsziel<br />
steigt <strong>der</strong> jeweilige Energieverbrauch umgekehrt überproportional an. Bei <strong>Sanierungsziele</strong>n<br />
von bis zu 1mg/m³ LCKW s<strong>in</strong>d spezifische Energieverbräuche von<br />
mehreren 10.000 kWh/kg LCKW nicht ungewöhnlich, d.h. für die Entfernung von<br />
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1 kg LCKW wird das Vielfache des jährlichen Energieverbrauches e<strong>in</strong>er durchschnittlichen<br />
Kle<strong>in</strong>familie benötigt.<br />
7. Fazit<br />
Die Zwischenergebnisse des vom Landesumweltamt NRW veranlaßten Untersuchungsvorhabens<br />
„Arbeitshilfe <strong>Bodenluft</strong>sanierung – Praxis <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>sanierung“<br />
zeigen, dass die <strong>Bodenluft</strong>sanierung bei Anwendung <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />
vorgegebenen Sanierungszielwerte ke<strong>in</strong> Verfahren ist, um den Standort nachhaltig<br />
zu dekontam<strong>in</strong>ieren. Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht begründet festgelegten <strong>Sanierungsziele</strong><br />
s<strong>in</strong>d auch bei sehr hohem Energiee<strong>in</strong>satz nicht erreichbar.<br />
Problematisch ist ferner, dass die genannten <strong>Sanierungsziele</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong> zum<br />
Teil deutlich unterhalb zulässiger Emissionswerte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abluft liegen, was <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Praxis dazu führt, dass <strong>der</strong> Emissionspfad nicht sachgerecht überwacht wird. Dies<br />
führt bei e<strong>in</strong>er Vielzahl von <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahmen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei niedrigen<br />
<strong>Bodenluft</strong>konzentrationen zu e<strong>in</strong>er weitestgehenden Verlagerung von Schadstoffen<br />
<strong>in</strong> die Atmosphäre.<br />
Neben den genannten Resultaten zeigt das Untersuchungsvorhaben auch, dass die<br />
<strong>Bodenluft</strong>sanierung durchaus effizient betrieben werden kann. Dies kann nur durch<br />
e<strong>in</strong>e gezielte Überwachung <strong>der</strong> Vorbereitung und des Sanierungsbetriebes nachgewiesen<br />
werden.<br />
Bei entsprechen<strong>der</strong> Berücksichtigung von Empfehlungen zur Vorbereitung z.B. zum<br />
Absaugversuch, zur gutachterlichen Begleitung, Sanierungsbegleitung und Auswertung<br />
<strong>der</strong> Ergebnisse des Sanierungsbetriebes können <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahmen<br />
zukünftig standardisiert mit e<strong>in</strong>er transparenten Qualitätssicherung umgesetzt<br />
werden. Nicht s<strong>in</strong>nvolle Maßnahmen werden so gar nicht erst begonnen, bzw. können<br />
begründet e<strong>in</strong>gestellt werden.<br />
Damit das Verfahren <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>sanierung künftig als geeignetes Sanierungsverfahren<br />
e<strong>in</strong>zustufen ist, s<strong>in</strong>d entsprechende – bislang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis häufig nicht berücksichtigte<br />
– Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>zuhalten.<br />
Die nutzungsbezogenen <strong>Sanierungsziele</strong> für die <strong>Bodenluft</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelfallspezifisch<br />
abzuleiten, wobei gerade für diesen Pfad bisher noch Defizite bezüglich vorliegen<strong>der</strong><br />
fachlicher Grundlagen bestehen. Die hessische Landesanstalt für Umwelt bereitet<br />
e<strong>in</strong>e Veröffentlichung zu diesem Thema vor, die mit Fachvertretern an<strong>der</strong>er Län<strong>der</strong><br />
abgestimmt ist.<br />
Bei <strong>der</strong> Entscheidung für <strong>Bodenluft</strong>sanierungsmaßnahmen ist aber zusätzlich im Gegensatz<br />
zur heutigen Praxis vor allem zu berücksichtigen, dass Sanierungszielwerte<br />
auch so festgelegt werden, dass sie technisch, unter Berücksichtigung von Emissionen<br />
an an<strong>der</strong>er Stelle und mit verhältnismäßigem Aufwand, dauerhaft erreicht werden<br />
können.<br />
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Ist dies nicht möglich, stellt die <strong>Bodenluft</strong>sanierung für diesen Fall gegebenenfalls<br />
ke<strong>in</strong> geeignetes Sanierungsverfahren dar o<strong>der</strong> das Sanierungsziel ist gegebenenfalls<br />
über an<strong>der</strong>e Nutzungsvorgaben zu modifizieren.<br />
Wenn e<strong>in</strong>e Grundwassergefährdung durch im Boden vorliegende LCKW verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />
werden soll, kann dies mit Hilfe <strong>der</strong> <strong>Bodenluft</strong>sanierung geschehen. Inwieweit dann<br />
die für diesen Wirkungspfad zu erstrebenden Sickerwasserkonzentrationen erreicht<br />
werden können, bleibt dem entsprechenden Nachweis im E<strong>in</strong>zelfall vorbehalten.<br />
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