Starke Seiten Frühjahr 2012 - PVCplus
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<strong>Starke</strong> <strong>Seiten</strong><br />
Mensch, Welt und PVc · <strong>Frühjahr</strong> <strong>2012</strong><br />
deutscher erfindergeist:<br />
der Protektor fürs Baby<br />
Österreichisches upcycling:<br />
die Mülltonne fürs Wohnzimmer<br />
Britisches dachdesign:<br />
die Kuppeln von scunthorpe<br />
Anstoss in Polen<br />
neues nationalstadion Warschau
2<br />
Die äußere Hülle des neuen Nationalstadions in Warschau ist in den Landesfarben Rot-Weiß gehalten: eine architektonische Glanzleistung mit unverwechselbarem Charakter.<br />
Gespannte erwartunG lige<br />
Am 8. Juni treten beim Eröffnungsspiel der Fußball-EM die Mannschaften aus Polen und Griechenland im gerade fertiggestellten Nationalstadion<br />
Warschau gegeneinander an. Das neue Wahrzeichen der polnischen Hauptstadt ist ein architektonisches Meisterwerk, zeigt es doch die atemberau-<br />
benden Einsatzmöglichkeiten moderner Hightech-Materialien im Membranbau. Dafür ist das ausfahrbare Innendach aus PVC-beschichtetem Poly-<br />
estergewebe ein herausragendes Beispiel.<br />
Die Warschauer Arena bietet 55.000 Zu-<br />
schauern Platz. Sie ist damit die größte<br />
der insgesamt vier polnischen Spielstätten<br />
der Fußball-Europameisterschaft, die sowohl<br />
in Polen als auch der Ukraine stattfindet. Am<br />
29. Januar bestand die riesige Arena bei einem<br />
Musikfestival mit bekannten polnischen Bands<br />
ihre erste Feuerprobe. Zehntausende von<br />
Besuchern strömten in das verkehrstechnisch<br />
günstig gelegene Stadion gegenüber dem<br />
Warschauer Zentrum an der Weichsel. Während<br />
der EM finden hier neben dem Eröffnungsspiel<br />
vier weitere Begegnungen statt, darunter<br />
jeweils ein Viertel- und ein Halbfinalspiel. Aber<br />
auch nach den sommerlichen Fußball-Wochen<br />
soll das neue Bauwerk Publikumsmagnet bleiben.<br />
Geplant sind Sportevents und Konzerte<br />
sowie eine ganzjährige Büro- und Konferenznutzung.<br />
Außerdem sollen ein Museum, ein<br />
Restaurant und ein Fitnessclub die gute Auslastung<br />
sicherstellen.<br />
Zweiteilige Dachkonstruktion<br />
Die imponierende Spielstätte inmitten eines<br />
schönen Grüngürtels ersetzt das ehemalige<br />
Stadion Dziesięciolecia, das im September<br />
2008 abgerissen wurde. Den Zuschlag für die<br />
Planung des anspruchsvollen Neubaus erhielten<br />
die Architekten gmp – von Gerkan, Marg<br />
und Partner – zusammen mit J.S.K. Architekci<br />
und den Ingenieuren schlaich bergermann und<br />
partner nach einem internationalen Architekturwettbewerb.<br />
Die PVC-beschichteten Polyestermembranen<br />
des inneren Stadiondaches verschwinden in<br />
einer schwebenden Garage. Nur bei schlechtem<br />
Wetter werden sie zu einem schützenden<br />
Dach auseinandergefaltet.<br />
Hightex, ein führender Spezialanbieter für textile<br />
Architektur, realisierte unter anderem die<br />
Fassade des Cape Town Stadions in Kapstadt<br />
und das Dach des Soccer City Stadions in<br />
Johannesburg. Für das Warschauer Stadion hat<br />
das Unternehmen die innovative Membran-<br />
Dachkonstruktion im Detail geplant, gefertigt<br />
und installiert. Charakteristisch ist die zweitei-<br />
Das innere Dach des Warschauer Fußballstadions<br />
lässt sich in etwa 20 Minuten auseinanderfalten<br />
und überspannt dann das Spielfeld.<br />
Foto: Hightex Group<br />
Dachkonstruktion, die sowohl das Spielfeld<br />
als auch die Zuschauertribünen überdacht.<br />
„Dies ist nicht nur Ausdruck eines gestei gerten<br />
Komfortbedürfnisses der Zuschauer, sondern<br />
eine zentrale Forderung für Austragungsorte<br />
von internationalen Sportereignissen“,<br />
so Prof. Dr.-Ing. Jan Cremers, Director Technology<br />
Hightex GmbH Bernau und Professor<br />
an der Hochschule für Technik Stuttgart. Die<br />
Vorteile von biegeweichen Membranwerkstoffen<br />
kommen hier besonders zum Tragen. Das<br />
Material bietet nicht nur einen zuverlässigen<br />
Wetterschutz, sondern sorgt auch für optimale<br />
Lichtverhältnisse im Inneren des Stadions. Die<br />
transluzenten Membranen lassen genügend<br />
Licht durch, damit der Rasen wachsen kann.<br />
Und sie ermöglichen zusammen mit einer professionellen<br />
Stadion-Ausleuchtung die Übertragung<br />
gestochen scharfer Fernsehbilder in<br />
die ganze Welt. Dabei kommt die Dachkonstruktion<br />
mit Hilfe von zugbeanspruchten<br />
Flächentragwerken ganz ohne Stützen aus,<br />
die den Blick auf das Spielgeschehen stören<br />
könnten.<br />
Stadionhülle in Nationalfarben<br />
Um dem Stadion sein unverwechselbares<br />
Gesicht zu verleihen, erfolgte die Gestaltung<br />
der korbartig geflochtenen Außenhülle in den<br />
polnischen Nationalfarben Rot und Weiß. Das<br />
feste äußere Membrandach für die Zuschau-
Fotos: Narodowe Centrum Sportu Sp. z o.o.<br />
erränge wird von einem radialen Seilsystem<br />
getragen. Es besteht aus rund 55.000 Quadratmetern<br />
PTFE-beschichtetem Glasfasergewebe.<br />
Dabei basiert das Haupttragwerk des Daches<br />
auf einem Speichenradsystem mit geschlossenen<br />
Druck- und Zugringen: ein Prinzip, das<br />
Ingenieure wie David Geiger, Jörg Schlaich,<br />
Rudolf Bergermann und Knut Göppert in den<br />
1980er und 1990er Jahren entscheidend weiterentwickelt<br />
haben. Heute kommt es vielfach<br />
zum Einsatz, wie zum Beispiel in den Stadien<br />
in Hamburg und Stuttgart.<br />
Ausfahrbare Dachmembranen<br />
Im Unterschied zum äußeren Dach ist die innere<br />
Konstruktion, die das Spielfeld überspannt,<br />
beweglich. Hier bestehen die Dachmembranen<br />
aus gutem Grund aus PVC-beschichtetem Polyestergewebe,<br />
da es äußerst flexibel, reiß- und<br />
zugfest ist. So lassen sich die Membranen<br />
je nach Wetter- und Lichtverhältnissen problemlos<br />
aus- und einfahren, ohne unter den<br />
Dachfläche überspannt. Die Leichtigkeit des<br />
PVC-beschichteten Gewebes erweist sich hier<br />
als entscheidender Vorteil, ermöglicht sie<br />
doch im Vergleich zu anderen Baustoffen ein<br />
wesentlich geringeres Flächengewicht. Neben<br />
dem Materialeinsatz wird dadurch auch der<br />
Aufwand für Transport, Montage und spätere<br />
Demontage reduziert: eine wirtschaftliche und<br />
nachhaltige Lösung.<br />
Die zwischen den beiden Dachsystemen verbleibende<br />
Fuge von zehn Metern Breite schließt<br />
ein auf den Radialseilen befestigtes Glasdach.<br />
Es befindet sich unter den Membranen und<br />
stellt durch seine Neigung eine entsprechende<br />
Entwässerung sicher.<br />
Spannende Entwicklung bei Membranen<br />
Der Einsatz von PVC-beschichtetem Gewebe<br />
für die Fußball-EM beschränkt sich nicht nur<br />
auf die Warschauer Arena. Auch das Stadion<br />
Miejski in Posen verdankt seine außergewöhnliche<br />
Optik einem weißen Dach aus<br />
Blick aus dem Stadion nach oben: Das geschlossene Innendach über dem Spielfeld des Nationalstadions in Warschau.<br />
enormen Beanspruchungen zu leiden. Darüber<br />
hinaus ist das Dach für Schneelasten ausgelegt,<br />
so dass eine ganzjährige Bespielbarkeit<br />
des Stadions möglich ist.<br />
In 20 Minuten ist das Dach geschlossen<br />
Ähnlich wie beim Frankfurter Stadion, wo das<br />
innere Dach in einem Videowürfel verschwindet,<br />
wird die zusammengefaltete Dachmembran<br />
in Warschau in einer Art schwebender<br />
Garage über dem Spielfeld untergebracht. Sie<br />
ist am unteren Teil eines Mastes befestigt, der<br />
sich über dem inneren Stadionoval befindet<br />
und sich nach oben als weithin sichtbarer Stadionmast<br />
verjüngt. Um das Dach zu schließen,<br />
wird der riesige runde Behälter zunächst nach<br />
unten abgesenkt. Dann ziehen Elektromotoren<br />
sogenannte Schlitten auf den oberen Radialseilen<br />
nach außen, um die Membranen aufzufalten.<br />
„Mit jeweils 4 Tonnen pro Achse wird<br />
die Membran in ihre endgültige Position gezogen,<br />
in der sie dann vorgespannt Wind- und<br />
Schneelasten aufnehmen und das Stadion vor<br />
Witterungseinflüssen schützen kann“, so Professor<br />
Cremers. Ist dieser Vorgang nach etwa<br />
20 Minuten abgeschlossen, wird das Spielfeld<br />
von einer 11.000 Quadratmeter großen<br />
PVC-beschichtetem Polyestergewebe. Die ultraleichten<br />
Bahnen mit einer wie gepolstert<br />
wirkenden Kissenstruktur überdachen die<br />
Zuschauerränge auf einer Fläche von 52.000<br />
Quadratmetern: auch dies ein Beispiel für die<br />
eindrucksvolle Verwendung eines Materials,<br />
das noch eine große Zukunft vor sich hat.<br />
„Der Einsatz von biegeweichen Textil- und<br />
Folienwerkstoffen bietet noch erhebliche Differenzierungsmöglichkeiten<br />
für Gestalter. Wir<br />
sind mitten in einer spannenden Entwicklung,<br />
deren Ende noch keineswegs absehbar ist“, so<br />
Professor Cremers von Hightex.<br />
www.stadionnarodowy.org.pl,<br />
www.hightexworld.com<br />
Scannen Sie diesen Code einfach mit Ihrem<br />
Smartphone ein und sehen Sie sich das Nationalstadion<br />
in Warschau noch etwas genauer<br />
an.<br />
BaBy-ProteKtor Fürs Fahrrad<br />
Wie transportieren Eltern ihre Babys am sichersten, wenn gerade kein Auto zur Hand ist oder die<br />
Bewegung an der frischen Luft am meisten Spaß macht? Fahrradanhänger sind zwar praktisch<br />
und sicher, aber das Kind hat keinen unmittelbaren Körperkontakt mit den Eltern. Deshalb suchte<br />
die junge Mutter Constanze Hosp eine andere Transportlösung und entwickelte den Babypro-<br />
tektor IGI, einen Ganzkörperfahrradhelm aus tiefgezogenem PVC.<br />
Den komfortablen Babyprotektor IGI aus tiefgezogenem PVC hat Constanze Hosp entwickelt. Mit ihm lassen sich Babys<br />
sicher und körpernah auf dem Fahrrad transportieren.<br />
eigentlich entstand die Idee aus der Not<br />
heraus. Mein Sohn Frederick war gerade<br />
drei Monate alt, und ich wollte wieder<br />
Fahrradfahren. Ihn im Tragetuch mitzunehmen,<br />
war mir zu riskant“, erklärt Constanze<br />
Hosp. „Kindersitze funktionieren erst, wenn<br />
das Kind schon selbständig sitzen kann. Und<br />
Fahrradanhänger sind sehr teuer, außerdem<br />
ist das Kind so weit vom Elternteil entfernt.“<br />
So setzte sich die damalige Studentin im<br />
Rahmen ihrer Masterarbeit im Fach Industriedesign<br />
an der Burg Giebichenstein<br />
Kunsthochschule Halle mit einem neuen<br />
BabyTransportsystem fürs Fahrrad auseinander.<br />
Innerhalb von 12 Wochen entwickelte<br />
die Studentin ihren Babyprotektor IGI,<br />
benannt nach dem Schutzpatron der Kinder<br />
Ob vor dem Bauch oder auf dem Rücken: Das Transportsystem<br />
IGI lässt verschiedene Tragevarianten des Babys<br />
zu. Allen gemeinsam ist die unmittelbare Nähe zu den<br />
Eltern.<br />
„Virgilius“. Das System besteht aus zwei tiefgezogenen<br />
PVCSchalen, die zusammengesteckt<br />
werden: eine sehr bruchsichere und<br />
gleichzeitig leichte Lösung. Hinzu kommen<br />
mehrere Gurte zum Festziehen. Abstandhalter<br />
an Schultern und Hüfte verhindern,<br />
dass das Kind von den Eltern gequetscht<br />
wird, falls diese mit dem Fahrrad stürzen.<br />
Constanze Hosp, hier mit ihrem Sohn<br />
Frederick, ist die Erfinderin von IGI, dem<br />
Ganzkörperfahrradhelm für Babys. Das<br />
Konzept entwickelte die damals angehende<br />
Industriedesignerin im Rahmen<br />
ihrer Masterarbeit.<br />
Durch die praktischen Verstellmöglichkeiten<br />
am Rücken, an den Schultern und im Kopfbereich<br />
wächst IGI quasi mit dem Kind und<br />
ist damit für den Transport von Säuglingen ab<br />
2 Monaten geeignet.<br />
Ganz nah am Körper<br />
Gerade Babys können noch nicht selbständig<br />
sitzen. Deshalb ist der Ganzkörperfahrradhelm<br />
eine sinnvolle Ergänzung zum Fahrradanhänger<br />
oder gängigen Kindersitzen.<br />
Perfekt kombinieren lässt sich die PVCHartschale<br />
mit Tragesystemen wie zum Beispiel<br />
Tragetüchern, die in den letzten Jahren stark<br />
in Mode gekommen sind. IGI ermöglicht den<br />
engen Körperkontakt mit den Eltern. Dadurch<br />
entspannt sich das Baby und wird ruhiger.<br />
Umgekehrt haben Eltern ihr Kind immer im<br />
Blick und können ungehindert Radfahren, weil<br />
die Hände freibleiben.<br />
Ausgezeichnetes Konzept<br />
Bei den Designers‘ Open 2011 in Leipzig<br />
erhielt Constanze Hosp den culturtraeger<br />
Designpreis der Kunsthochschule Halle für<br />
das beste Diplom im Fachbereich Design. Vorerst<br />
ist IGI noch ein Prototyp, aber die Industriedesignerin<br />
will einen Partner finden, der<br />
den Babyprotektor in Serie produziert. Dann<br />
würde das praktische Transportsystem auch<br />
vielen anderen Eltern helfen, ihr Kind sicher<br />
und körpernah auf dem Fahrrad zu transportieren.<br />
www.constanzehosp.com<br />
Fotos: Constanze Hosp<br />
3
4<br />
edItorIal<br />
anPFIFF In Polen<br />
Beim Eröffnungsspiel der FußballEuropameisterschaft, die in diesem Jahr in<br />
Polen und der Ukraine ausgetragen wird, steht wieder einmal eine herausragende<br />
Sportstätte im Rampenlicht: das neu errichtete Nationalstadion in Warschau.<br />
Charakteristisch ist neben der äußeren Hülle in den polnischen Nationalfarben<br />
RotWeiß auch die zweigeteilte Dachkonstruktion. Während das äußere feste<br />
Dach die Zuschauerränge überspannt, lässt sich das innere System aus PVCbeschichtetem<br />
Polyestergewebe bei Bedarf in zwanzig Minuten über dem Spielfeld<br />
ausfahren: ein imponierendes Beispiel moderner MembranArchitektur. Wie<br />
schon bei anderen europäischen Stadien, sind auch an diesem Projekt deutsche<br />
Partner wie Architekten, Tragwerksplaner und Membranbauer beteiligt. Sie<br />
haben sich in den vergangenen Jahren auf diesem Gebiet zu weltweit gefragten<br />
Spezialisten entwickelt.<br />
Der Wiederverwertung gebrauchter PVCProdukte widmen wir in dieser Ausgabe<br />
gleich drei Artikel. Nicht ohne Grund: Neue Recyc lingverfahren, aber auch erfindungsreiche<br />
Designer eröffnen ganz neue Möglichkeiten, Ressourcenschonung<br />
und angesagtes Design miteinander zu verbinden. Die zu Sitzmöbeln umfunktionierten<br />
gebrauchten Mülltonnen von gabarage upcycling design sind eine<br />
erfrischende Art, sich mit diesem Thema auseinander zusetzen. Dabei finden die<br />
De signerSessel mit ihren Polsterbezügen aus gebrauchten LKWPlanen begeisterte<br />
Abnehmer. Ebenso wie die Pflanzgefäße von Art Terre in Paris. Sie entstehen<br />
aus recycelten Zuschnittresten, die bei der Fertigung von WeichPVCProdukten<br />
wie Sonnenblenden oder Türverkleidungen für die Innenausstattung von Fahrzeugen<br />
anfallen. Aus diesem RecyclingMaterial entstehen auch formschöne Platzsets<br />
oder Bespannungen für komfortable Liegestühle.<br />
Ganz anders versucht Astrid Jansen, der leider allzu verbreiteten Wegwerfmentalität<br />
entgegenzuwirken. Sie hat sich auf das Upcycling gebrauchter Produkte<br />
für den Modebereich spezialisiert und nutzt dabei einen ungewöhnlichen Materialmix.<br />
Ihre Kuriertaschen aus gebrauchten Schwimmflügelchen, Segeltuch,<br />
Fahrradschläuchen und LKWPlanen zeigen einmal mehr, dass Produkte aus<br />
wiederverwendetem PVC alles andere als langweilig sind. Ebenso wie die anderen<br />
Projekte, die wir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen. Überzeugen Sie sich<br />
selbst von den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von PVCProdukten: in<br />
Architektur, Mode und Design, aber auch in medizintechnischen Anwendungen<br />
wie Schlauchsystemen für die Infusionstechnik und Katheter, auf die wir dringend<br />
angewiesen sind. Wenn Sie in der nächsten Ausgabe mehr über ein bestimmtes<br />
Projekt lesen möchten, das ohne PVC nicht realisierbar wäre, dann melden Sie<br />
sich doch bei uns. Vielleicht können Sie und alle anderen Leser der <strong>Starke</strong>n <strong>Seiten</strong><br />
schon im Sommer mehr über Ihr Thema erfahren.<br />
In dieser Ausgabe finden Sie übrigens am Ende einiger Artikel Abbildungen von<br />
QRCodes. Scannen Sie diese einfach mit Ihrem Smartphone ein. So gelangen<br />
Sie ganz leicht zu weiteren Informationen oder Bildern zum Thema. Mit diesem<br />
Service möchten wir Ihnen einen schnellen Zugriff auf weitere Details zu den<br />
vorgestellten Projekten und Produkten ermöglichen.<br />
Werner Preusker<br />
Norbert Helminiak<br />
Herausgeber <strong>Starke</strong> <strong>Seiten</strong><br />
IMPressuM<br />
Herausgeber Deutschland:<br />
<strong>PVCplus</strong><br />
Kommunikations GmbH,<br />
Am Hofgarten 1-2,<br />
D-53113 Bonn<br />
Telefon: +49-2 28-23 10 05<br />
Telefax: +49-2 28-5 38 95 96<br />
E-Mail: pvcplus@pvcplus.net<br />
Internet: www.pvcplus.net<br />
Verantwortlich: Werner Preusker<br />
Herausgeber Schweiz:<br />
PVCH-Arbeitsgemeinschaft<br />
der Schweizerischen<br />
PVC-Industrie,<br />
c/o KVS,<br />
Schachenallee 29c,<br />
CH-5000 Aarau<br />
Telefon: +41-62 832 7060<br />
Telefax: +41-62 834 0061<br />
E-Mail: info@pvch.ch<br />
Internet: www.pvch.ch<br />
Verantwortlich:<br />
Norbert Helminiak<br />
Gesamtauflage: 25.000<br />
Redaktion/Koordination:<br />
hl-dialog, Alfter<br />
Titelbild: Nationalstadion<br />
Warschau, Hightex Group<br />
rote einsicht<br />
Ob Erdbeben und Tsunamis oder Überflutungen ganzer Regionen: Thailand wird immer wieder von<br />
Umweltkatastrophen heimgesucht, die nicht nur die Menschen, sondern auch die Wirtschaft vor<br />
kaum zu bewältigende Aufgaben stellen. Erst kürzlich musste die Messe BOI Fair 2011 wegen der<br />
Überschwemmungen von November auf Januar verlegt werden. Trotz des gewaltigen Zeitdrucks<br />
stand alles pünktlich an seinem Platz. So wie der eindrucksvolle Pavillon von Bridgestone mit<br />
seinem imposanten Eingang aus roten PVC-Planen.<br />
Der Reifenkonzern Bridgestone ließ seinen Ausstellungs-<br />
Pavillon in Bangkok in den Unternehmensfarben Rot, Weiß<br />
und Schwarz gestalten. Der Gummibaum vor dem Eingang<br />
steht als Synonym für das Reifenmaterial, das der Konzern<br />
weltweit verarbeitet.<br />
Mit ihrer 240.000 Quadratmeter großen<br />
Ausstellungsfläche im Innen- und Außenbereich<br />
ist die BOI Fair Thailands größte<br />
Umfangreiche Material- und Musterprüfungen –<br />
wie hier bei den PVC-Membranen – waren Bestandteil<br />
der aufwendigen Planungen für die Errichtung<br />
des Bridgestone-Pavillons in Bangkok.<br />
ausgereIFte sPItzentechnologIe<br />
Blutspenden sind gefragt wie nie und werden dringend benötigt. Doch wer von uns macht sich<br />
schon Gedanken über die medizintechnischen Produkte zum Abzapfen des roten Saftes. Ob Com-<br />
poundierung, Biokompabilität, Reinraumfertigung oder Qualitätskontrolle. Allein die Herstellung<br />
eines scheinbar simplen Blutschlauches aus weichem PVC verlangt großes Know-how und ausge-<br />
feilte Verarbeitungsverfahren.<br />
Wenn es um das Leben und die Gesundheit<br />
von Menschen geht, dürfen die Ansprüche<br />
an medizintechnische Produkte nicht<br />
hoch genug sein“, erklärt Dr. Alexander Kneifel,<br />
leitender Chemiker bei der RAUMEDIC AG<br />
mit Hauptsitz in Münchberg. Das im Jahr 2004<br />
aus der REHAU AG & Co. ausgegründete Unternehmen<br />
hat sich mit seinen 500 Mitarbeitern<br />
auf die Herstellung polymerer Komponenten<br />
für die medizintechnische und pharmazeutische<br />
Industrie spezialisiert. Hierzu gehören<br />
beispielsweise Schläuche und Formteile aus<br />
allen Thermoplasten und Silikonelastomeren,<br />
die Kunden zu Endprodukten weiterverarbeiten.<br />
Die Entwicklung medizinisch verträglicher<br />
Weich-PVC-Produkte spielt bei diesen Kunststofflösungen<br />
schon lange eine entscheidende<br />
Rolle. PVC lässt sich so vielseitig in seinen<br />
Eigenschaften steuern wie kaum ein anderer<br />
Werkstoff. Eine hervorragende Verklebbarkeit<br />
gewährleistet sichere Verbindungen beispiels-<br />
Die RAUMEDIC AG entwickelt<br />
kundenspezifische medizintechnische<br />
Artikel aus Weich-PVC.<br />
Messe und gilt im gesamten asiatischen Raum<br />
als Top-Ereignis. Die von der Förderbehörde<br />
Board of Investment (BOI) organisierte Groß-<br />
Veranstaltung in Bangkok stand diesmal unter<br />
dem Motto „Going Green for the Future“ und<br />
zeigte Thailand als attraktiven Wirtschaftsund<br />
Geschäftsstandort. Mit dem Ziel, Investi-<br />
weise in Blutbeutelsets. Schon 1957 lieferte<br />
das Medizintechnik-Unternehmen PVC-Schläuche<br />
für die erste deutsche Herzoperation.
Fotos : Architectkidd Co. Ltd.<br />
Fotos: RAUMEDIC AG<br />
Der Bridgestone-Pavillon kurz vor seiner Fertigstellung: Im Eingangsbereich werden die letzten roten PVC-Membranen<br />
angebracht.<br />
tionen in die nachhaltige Entwicklung dieses<br />
von Naturkatastrophen getroffenen Landes zu<br />
fördern.<br />
Umfangreiche Materialprüfungen<br />
Zu den Ausstellern gehörten neben führenden<br />
thailändischen Firmen auch viele internationale<br />
Unternehmen, die umweltfreundliche Technologien,<br />
Materialien und Produkte präsentierten.<br />
Darunter auch der Konzern Bridgestone, der in<br />
Thailand zehn Fertigungsstätten betreibt, so<br />
zum Beispiel Werke für neue Reifen, weitere<br />
Produkte und Rohstoffe. Mit seinem riesigen<br />
Ausstellungspavillon bekannte sich der Rei-<br />
Maßgeschneiderte Rezepturen<br />
„Wir setzen ausschließlich Rohstoffe mit<br />
geprüften chemischen, biologischen und toxikologischen<br />
Eigenschaften ein. Dabei müssen<br />
die Inhaltsstoffe biokompatibel sein und mögliche<br />
Wechselwirkungen mit pharmazeutischen<br />
und körpereigenen Stoffen ausschließen“, so<br />
Dr. Kneifel. Die Rezeptierung und materialschonende<br />
Aufbereitung dieser Rohstoffe zu<br />
maßgeschneiderten Compounds für die Medizintechnik<br />
erfolgt im eigenen Werk in einem<br />
abgeschlossenen System. Ebenso wie die<br />
Weiterverarbeitung dieser Compounds durch<br />
Spritzguss, Extrusion und Konfektionierung.<br />
So entstehen in den ca. 6.500 Quadratmeter<br />
großen Reinräumen vielfältige kundenspezifische<br />
PVC-Produkte, die ständigen Qualitätskontrollen<br />
unterliegen.<br />
fenhersteller zum Produktionsstandort Thailand<br />
sowie zu Forschung und Investments in<br />
diesem Land. Design und Aufbau übertrug der<br />
Konzern dem thailändischen Architekturbüro<br />
architectkidd aus Bangkok, das die temporäre<br />
Konstruktion aus unterschiedlichen polymeren<br />
Produkten realisierte. Vorausgegangen waren<br />
intensive Prüfungen aller Materialien.<br />
PVC-Membranen überzeugend<br />
Für die Gestaltung des runden Eingangsbereiches<br />
verwendeten die Designer tiefrote flexible<br />
PVC-Membranen. Sie sind im Vergleich<br />
zu Produkten aus anderen Materialien nicht<br />
Dieser ECC-Schlauch aus Weich-PVC leitet den<br />
Blutkreislauf gemeinsam mit einer externen<br />
Pumpe während einer Herz-Operation um.<br />
Spitzenprodukte mit Mehrfachnutzen<br />
Zum Angebot von RAUMEDIC gehört das<br />
umfassende Schlauchprogramm. Dank der<br />
hochentwickelten Präzisionsextrusion kann<br />
das Unternehmen Schlauch-Durchmesser von<br />
0,1 bis 30 Millimeter realisieren. Dazu gehören<br />
neben kundenspezifischen Produkten zum<br />
Beispiel Mehrlumenschläuche für Katheter und<br />
Endoskope. Bei diesen Produkten werden auf<br />
kleinstem Raum bis zu 12 Kanäle in einem<br />
Schlauch zusammengefasst, damit dieser<br />
gleich mehrere Funktionen übernehmen kann:<br />
so zum Beispiel die Blutabnahme und die<br />
gleichzeitige Verabreichung von Medikamenten.<br />
Eine weitere Kernkompetenz bilden Mehrschichtschläuche<br />
für die Infusionstechnik und<br />
für Befüllsysteme. Sie sind aus unterschiedlichen<br />
Materialien mit bis zu vier Schichten<br />
nur dünner. Sie lassen sich auch leichter über<br />
die vorgefertigten Stahlprofile spannen und an<br />
ihnen befestigen: eine große Erleichterung bei<br />
der Verarbeitung. In Anlehnung an die Unternehmensfarben<br />
von Bridgestone wurde ein<br />
intensiver Rotton für die PVC-Planen gewählt,<br />
zusammen mit Weiß und Schwarz für die äußere<br />
Hülle. Der Einsatz moderner Materialien wie<br />
Fenster- und Türfolien zur Reflektion von Hitze,<br />
Sonnenkollektoren zur Energieversorgung<br />
des temporären Pavillons und ultraleichten<br />
PVC-Membranen zeigt die Potenziale für ein<br />
nachhaltiges und wirtschaftliches Gebäudemanagement.<br />
www.boifair2011.com<br />
hergestellt, damit sie möglichst viele Produkteigenschaften<br />
vereinen können. So verhindert<br />
beispielsweise ein mit Adsorbersubstanzen<br />
durchsetzter Schlauch-Außenmantel, dass sich<br />
lichtempfindliche Pharmazeutika in einer fotochemischen<br />
Reaktion zersetzen, ohne dass<br />
dabei die Transparenz des Schlauches verloren<br />
geht. PVC-Schläuche für Katheter lassen<br />
sich mit Röntgen- oder Farbstreifen versehen.<br />
Spezielle dehäsive Oberflächen erleichtern das<br />
Einführen von Schläuchen in den Körper.<br />
Moderne Weichmacher<br />
Für die Rezeptur ihrer medizintechnischen<br />
Weich-PVC-Produkte verwendet die RAUMEDIC<br />
AG moderne Weichmacher. Dazu gehört bereits<br />
seit 1978 das hochreine noDOP ®, dem das<br />
Blick in die roten PVC-Membranen, die den Eingangsbereich<br />
des Pavillons auf der Messe BOI Fair prägten.<br />
Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und<br />
Verpackung IVV in Freising im Jahr 2010 sehr<br />
geringe Migrations raten bescheinigt hat. Dies<br />
ist vor allem bei Produkten wichtig, die unmittelbar<br />
mit menschlichen Zellen, Gewebe oder<br />
Organen in Kontakt kommen. So zum Beispiel<br />
bei Schlauchsystemen zur Ernährung von Patienten,<br />
wo das Herauslösen von Weichmachern<br />
durch fetthaltige Emulsionen unerwünscht ist.<br />
Oder bei ECC-Schläuchen, die den Blutkreislauf<br />
während einer Herz-Operation zusammen mit<br />
einer externen Pumpe umleiten. Auch dies sind<br />
Beispiele für unverzichtbare medizintechnische<br />
Spitzenprodukte, die höchsten Qualitätsstandards<br />
entsprechen müssen.<br />
www.raumedic.de<br />
Blutspende: Weich-PVC<br />
gewährleistet sichere<br />
Schlauchverbindungen<br />
und eine hervorragende<br />
Lagerzeit der Blutkonserven.<br />
Foto: adpic.de<br />
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6<br />
Von der strasse<br />
ins wohnzimmer<br />
Der Wiener Betrieb gabarage upcycling design übernimmt in beispielhafter Art soziale und öko-<br />
logische Verantwortung. Er bietet ehemaligen Suchtkranken die Chance, wieder ins Berufsleben<br />
zurückzufinden. Und er trägt durch das Upcycling von Altmaterialien aktiv zur Müllvermeidung bei.<br />
Ob Taschen aus alten Aktenordnern, Lampen aus defekten Fahrradschläuchen oder ausrangierte<br />
Mülltonnen mit Sitzflächen aus gebrauchten LKW-Planen: Bei der Entwicklung neuer Produkte sind<br />
die Mitarbeiter unglaublich kreativ.<br />
Gabarage upcycling design wurde im Jahr<br />
2002 als sozialökonomischer Betrieb<br />
des Anton Proksch Instituts, der größten<br />
Suchtklinik Europas, ins Leben gerufen. Die<br />
Gründung erfolgte im Rahmen des Programms<br />
Equal1, mit dem die Europäische Kommission<br />
besondere Zielgruppen in den ersten Arbeitsmarkt<br />
zurückführen wollte. „Die Idee ist entstanden,<br />
weil wir festgestellt hatten, dass viele<br />
Suchtkranke das ganze Suchtprogramm erfolgreich<br />
durchlaufen und dennoch große Probleme<br />
haben, in den Regelarbeitsmarkt reintegriert<br />
zu werden“ , so Gabriele Gottwald-Nathaniel,<br />
Initiatorin und Gründerin von gabarage upcycling<br />
design. Durch die individuelle Förderung<br />
hilft der Social-Business-Anbieter ehemaligen<br />
Gebrauchte Mülltonnen im neuen Look: Die ehemaligen Abfallbehälter werden zu praktischen Sitzmöbeln umfunktioniert<br />
und erhalten bequeme Polster mit einem Überzug aus gebrauchten LKW-Planen.<br />
BeFlügeltes desIgn<br />
Astrid Jansen ist Modedesignerin und Mutter von drei Kindern. In regelmäßigen Abständen ver-<br />
bummelten ihre Kids eines ihrer beiden Schwimmflügelchen. Das brachte die kreative Mutter auf<br />
die Idee, übriggebliebene Aufblasflügel zu neuen Produkten zu verarbeiten. Herausgekommen<br />
sind dabei hippe Kuriertaschen mit Signalwirkung. Schwimmflügel aus weichem PVC bilden die<br />
Taschenfront, die durch ihr Orange weithin sichtbar ist.<br />
Seit 1986 beschäftigt sich Astrid Jansen<br />
mit der Gestaltung ausgefallener Produkte.<br />
Inzwischen bedient sie mit ihrem<br />
eigenen Modelabel einen internationalen<br />
Kundenstamm. Ihre Spezialität ist das Upcycling<br />
Design: ein kreativer Prozess, bei dem<br />
Suchtkranken, wieder auf dem regulären Arbeitsmarkt<br />
Fuß zu fassen. Die Arbeitsplätze werden<br />
über einen bestimmten Zeitraum gefördert. Am<br />
Ende dieses Prozesses steht die Outplacement-<br />
Phase: die Weitervermittlung der Mitarbeiter an<br />
Betriebe. Das Projekt finanziert sich sowohl aus<br />
Fördergeldern als auch aus Eigenerlösen des<br />
Betriebes.<br />
Aktive Müllvermeidung<br />
Im Zentrum der Designphilosophie des Wiener<br />
Projektes steht das Upcycling von Rest- und<br />
Altmaterialien aus Industrie und Gewerbe: ein<br />
anspruchsvoller schöpferischer Prozess, bei<br />
dem die Mitarbeiter des Betriebes aktiv von<br />
Designern unterstützt werden. Dabei entwickelt<br />
die Modeschöpferin gebrauchte Produkte zu<br />
neuen Anwendungen umarbeitet, die mit der<br />
ursprünglichen Funktion kaum noch etwas zu<br />
tun haben. Die aufblasbaren Schwimmflügelchen<br />
aus robuster PVC-Folie setzten schnell<br />
einen schöpferischen Prozess in Gang. „Ich<br />
Ideen muss man haben: So wie der<br />
sozialökonomische Betrieb gabarage upcycling<br />
design aus Wien. Er haucht alten<br />
Müllcontainern neues Leben ein, indem<br />
er sie kurzerhand zu Sofas mit stylischen<br />
Polsterbezügen umarbeitet.<br />
Gabriele Gottwald-Nathaniel ist die Initiatorin und Gründerin<br />
von gabarage upcycling design in Wien. Der sozialökonomische<br />
Betrieb hat sich auf das Upcycling von<br />
Rest- und Altmaterialien spezialisiert und bietet ehemaligen<br />
Suchtkranken die Chance, wieder ins Berufsleben<br />
zurückzufinden.<br />
das Kreativ-Team aus Abfällen trendige Produkte,<br />
die in ihrem zweiten Leben eine ganz<br />
neue Funktion erhalten. So entstehen in Handarbeit<br />
einzigartige und ökologisch nachhaltige<br />
Designerstücke und Gebrauchsgegenstände:<br />
zum Beispiel Stehpulte aus alten Filmdosen,<br />
Taschen aus gebrauchten Werbe- und LKW-<br />
Planen oder Blumentöpfe aus benutzten Fußbällen.<br />
Die notwendigen Abfallmaterialien<br />
erhält der Wiener Betrieb unter anderem von<br />
Unternehmen: ein wirksamer Beitrag, um Müll<br />
zu vermeiden und die Lebensdauer von Produkten<br />
deutlich zu verlängern.<br />
wollte das Thema Upcycling Design humorvoll<br />
transportieren. Deshalb kam mir sofort die<br />
Idee, Schwimmflügel anderweitig zu verarbei-<br />
Bequeme Mülltonne<br />
Bemerkenswert ist die Möbelserie Long-Ton<br />
aus gebrauchten Mülltonnen und Abfallcontainern<br />
der Stadt Wien. Beim Sessel Long-<br />
Ton-Chair ist der Korpus einer alten Mülltonne<br />
zu einem funktionellen Sitzmöbel zurechtgeschnitten.<br />
Gebrauchte LKW-Planen aus PVCbeschichteten<br />
Textilfasern, die schon viele<br />
Kilometer auf europäischen Straßen hinter<br />
sich haben, bilden den Bezug für die bequem<br />
gepolsterte Sitzfläche und Rückenlehne. Wer<br />
sich dieses ungewöhnliche Sitzmöbel ins<br />
Wohnzimmer holt, kann übrigens beruhigt<br />
sein. Alle Abfallbehälter sind gründlich gereinigt<br />
und garantiert geruchsneutral, auch wenn<br />
sie sichtbare Gebrauchsspuren aufweisen.<br />
Ausgezeichnetes Konzept<br />
Gabriele Gottwald-Nathaniel erhielt 2009 den<br />
WIENERIN Charity Award. Bereits 2008 wurde<br />
der Betrieb mit einem Preis der SozialMarie<br />
ausgezeichnet, der jährlich von der Unruhe<br />
Privatstiftung für soziale Innovation verliehen<br />
wird. Doch nicht nur das soziale Engagement<br />
wird gewürdigt. Auch das Design kommt an.<br />
So machte gabarage upcycling design beim<br />
Innovationspreis der Firma Siemens den dritten<br />
Platz und erhielt den ersten Preis bei der<br />
internationalen Designmesse „Blickfang“ für<br />
das beste Standkonzept.<br />
www.gabarage.at,<br />
www.facebook.com/gabarage<br />
Diese Kuriertasche besticht durch ihren<br />
witzigen Materialmix: Gebrauchte<br />
Schwimmflügelchen, Segeltuch, Fahrradschläuche<br />
und LKW-Planen verarbeitet<br />
Astrid Jansen zu einem trendigen<br />
Upcycling-Produkt.<br />
Fotos: gabarage upcycling design
Fotos : Art Terre<br />
so schön wie neu<br />
Ob Kleinwagen oder Luxuslimousine: Viele Innenräume von Fahrzeugen werden mit hochwertigen Weich-<br />
PVC-Materialien wie zum Beispiel Folie oder Kunstleder gestaltet. Armaturenbretter, Sonnenblenden und<br />
Türverkleidungen sind nur einige Beispiele. Beim Zuschnitt dieser Materialien fallen naturgemäß immer<br />
Reststücke an, die zum Wegwerfen viel zu schade sind. Deshalb haben sich kreative Köpfe darauf spezia-<br />
lisiert, aus den recycelten Abfällen wieder stylische neue Produkte zu erschaffen.<br />
Das französische Unternehmen Chaize SA<br />
hat mit Unterstützung des Verbandes<br />
Autovinyle ein patentiertes Recycling-Verfahren<br />
entwickelt, um textilfaserhaltige PVC-<br />
Zuschnittreste aus der Automobilindustrie zu<br />
recyceln. Der dabei gewonnene Sekundärrohstoff<br />
Pévétex lässt sich aufgrund seiner hervorragenden<br />
Materialeigenschaften zu trendigen<br />
Produkten verarbeiten. Dabei ist das Material<br />
selbst wieder vollständig recycelbar.<br />
„Green Pillow“ von Alexis Tricoire: Das<br />
aufblasbare Pflanzkissen aus recyceltem<br />
Weich-PVC kann auf dem Wasser schwimmen.<br />
Mit schönen Pflanzen bestückt ein<br />
echter Hingucker im Gartenteich.<br />
Durchdachtes Konzept<br />
Auf die Vermarktung von Recycling-Produkten<br />
aus Pévétex hat sich Art Terre spezialisiert,<br />
eine im Jahr 2007 von Laurence Vittet und<br />
Letizia Asselin gegründete Agentur für ökologisches<br />
Design mit Sitz in Paris. Sie arbeitet<br />
eng mit kleinen und mittelständischen Betrie-<br />
ten und dabei ihre Signalwirkung zur besseren Sichtbarkeit<br />
im Straßenverkehr zu nutzen“, so Jansen. Ihre<br />
wasserdichte Kuriertasche mit der orangefarbenen<br />
Klappe ist dabei wirklich nicht zu übersehen.<br />
Pfiffiger Kühlschrankmagnet als Halterung<br />
für allerlei Krimskrams. Das Aufblasventil<br />
eines Schwimmflügels in ganz<br />
neuer Funktion.<br />
Auch für Gehölze ideal: robuster Pflanzsack „Bulbo“ aus<br />
Recycling-Material.<br />
ben zusammen, die ausgefallene Recyclingprodukte<br />
herstellen und nicht weiter als 300<br />
Kilometer von der Agentur in Paris entfernt<br />
sind. So werden Umweltauswirkungen durch<br />
lange Transportwege minimiert.<br />
Perfekt in Form und Design<br />
Die Trend-Produkte finden in Frankreich<br />
begeisterte Abnehmer. So zum Beispiel die<br />
kleinen Blumengefäße „Jardipo“, eine Schöpfung<br />
der Künstlerin Aline Balbous von Brindi.<br />
Die in Grün, Pflaume und Grau erhältlichen<br />
Töpfe mit ihrem dezenten Muster aus filigra-<br />
Material in Hülle und Fülle<br />
Gleich mehrere Materialien verarbeitet Astrid<br />
Jansen zu ausgefallenen Taschen. Der Korpus<br />
entsteht aus Segeltuch, die Verstärkung<br />
des Bodens und der Ecken aus LKW-Plane,<br />
die Taschenfront aus zusammengenähten<br />
Schwimmflügelchen und die Einfassung der<br />
Kanten aus Fahrradschlauch. Nach dem Material<br />
für ihre Kreationen muss die Modedesignerin<br />
aus Hildesheim nicht lange suchen. In den<br />
Badeanstalten türmen sich verlorengegangene<br />
Schwimmhilfen. Bademeister freuen sich<br />
über jedes Teil, das sie nicht selbst entsorgen<br />
müssen. Ausrangiertes Segeltuch beschafft sie<br />
sich aus der Segelmacherei und bei den PVCbeschichteten<br />
LKW-Planen handelt es sich um<br />
Reststücke aus der Planenfabrikation.<br />
Ungewöhnliche Form, ansprechendes Design: Dieses Platzset<br />
mit Glasuntersetzer von Brindi entstand aus recyceltem<br />
Weich-PVC.<br />
Inspiration ist alles<br />
Nicht nur ganze Schwimmflügel haben die<br />
Designerin zu neuen Produkten inspiriert. Auch<br />
das Aufblasventil erregte ihr Interesse. Und<br />
so versah sie die Rückseite dieses Einzelteils<br />
ganz einfach mit einem Magneten. Entstanden<br />
ist dabei ein äußerst witziger Kühlschrankmagnet:<br />
eine praktische Halterung für Stifte,<br />
Zettel und allerhand Kleinkram.<br />
Ihre Taschen und Accessoires, die nicht nur<br />
die Schwimmflügel-Edition umfassen, vertreibt<br />
Astrid Jansen unter dem Label playbag<br />
im Internet. Dabei sind ihre erfrischend originellen<br />
Kreationen ein Beispiel dafür, dass<br />
Upcycling-Produkte nicht nur wertvolle Ressourcen<br />
schonen, sondern auch jede Menge<br />
Spaß bringen.<br />
www.astridjansen.de<br />
Die komfortable Liegestuhlkombination<br />
„Otari“ mit Sitzflächen<br />
und Befestigungsösen aus<br />
recyceltem Weich-PVC erschuf<br />
Cédric Carles.<br />
nen Linien sind ein attraktiver Blickfang für<br />
Küche und Balkon. Auch für den bequemen<br />
Liegestuhl „Otari“ von Cédric Carles kommt<br />
das innovative Material zum Einsatz. Die Sitzund<br />
Liegeflächen des schiefergrauen Sitzmöbels<br />
bestehen aus Pévétex, das Gestell aus<br />
rostfreiem Stahl.<br />
Viele weitere Kreationen bietet Art Terre auch<br />
aus anderen Materialien an, so zum Beispiel<br />
aus gebrauchten Lattenrosten und Airbags.<br />
Die Recyling-Produkte sind ein lebendiger<br />
Beweis dafür, dass sich verantwortungsvoller<br />
Pflanzgefäße aus der<br />
Reihe „Cozô“: Mit ihrem<br />
dezenten Dekor<br />
und den gedeckten<br />
Farben verschönern<br />
diese kleinen Pflanzensäckchengarantiert<br />
jeden Raum.<br />
Konsum und attraktive Produkte nicht ausschließen<br />
müssen.<br />
www.agenceartterre.com,<br />
www.chaizesa.com, www.autovinyle.com<br />
Scannen Sie diesen Code einfach mit Ihrem<br />
Smartphone ein und schon finden Sie zahlreiche<br />
weitere Recycling-Produkte aus PVC.<br />
Modedesignerin Astrid Jansen arbeitet gebrauchte Produkte<br />
leidenschaftlich gern zu trendigen neuen Anwendungen<br />
um.<br />
Fotos: Astrid Jansen<br />
7
Für die mehr als 70.000 Bewohner der Kleinstadt Scunthorpe in der englischen Grafschaft Lincolnshire sind bewegende<br />
Zeiten angebrochen. Seit einigen Monaten bietet ihnen die Gemeinde ein neues Sport- und Freizeitzentrum mit vielfältigen<br />
Angeboten. Der unverwechselbare Gebäudekomplex „The Pods“ mit seinen fünf Kuppeln befindet sich mitten im runderneu-<br />
erten Central Park und erhielt bereits eine Auszeichnung für sein mit einlagigen PVC-Membranen abgedichtetes Dach.<br />
im Rahmen des gesamten Projektes wurde<br />
der Central Park von Scunthorpe einer kompletten<br />
Sanierung unterzogen. Dazu gehörten<br />
neben der ausgiebigen Pflanzenpflege und<br />
-erneuerung die Anlage moderner Spielflächen<br />
für Kinder, neue Wege und Feuchtbiotope und<br />
ein Café. Inmitten dieses Geländes mit seiner<br />
biologischen Vielfalt liegt das neue Freizeitzentrum<br />
„The Pods“, in das etwa 30 Millionen<br />
Euro investiert wurden. Die Anlage verfügt über<br />
ein 25 Meter langes Schwimmbecken, bis zu<br />
150 Zuschauerplätze, ein Lernschwimmbecken<br />
und weitere Räumlichkeiten für Krafttraining,<br />
Gymnastik und Mannschafts-Spiele. So ist im<br />
wahrsten Sinne des Wortes ein Sportpark entstanden:<br />
ein zentraler Ort für Erholung, Sport<br />
und Freizeit mitten in der Natur.<br />
Unverwechselbare Kuppeln<br />
„The Pods“ ist das größte, in dieser Technik<br />
errichtete Holz-Bauwerk in Großbritannien.<br />
Charakteristisch für den preisgekrönten Gebäudekomplex<br />
von Andrew Wright Associates und<br />
P<br />
CH<br />
Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen PVC-Industrie<br />
die Kuppeln<br />
Von scunthorpe<br />
S & P Architects sind die fünf miteinander<br />
verbundenen Kuppeln. Die sanft geschwungenen<br />
Holz-Stahlkonstruktionen erheben sich<br />
mit ihren fließenden Formen aus der grünen<br />
Umgebung und verschmelzen mit ihr. Dabei<br />
sind die flachen Kuppeln, deren Durchmesser<br />
von 20 bis 50 Metern reichen, durch verschiedene<br />
Gestaltungsvarianten geprägt. Neben<br />
einem mit Gras und Mauerpfeffer begrünten<br />
Dach bestimmen zwei Holzschindeldächer,<br />
eine mit einlagiger PVC-Membran abgedichtete<br />
Kuppel und ein Glas-Metalldach das<br />
Erscheinungsbild.<br />
PVC-Membranen halten dicht<br />
Die fünf geschwungenen Dächer sind mit dem<br />
System RENOLIT ALKORPLAN abgedichtet.<br />
Dabei dient eine einlagige PVC-Membran als<br />
Zwei Beispiele, die sich mit einlagigen<br />
PVC-Abdichtungsbahnen realisieren lassen.<br />
Während die graue Membran das<br />
Erscheinungsbild der linken Kuppel prägt,<br />
liegen die PVC-Membranen rechts unter<br />
der Dachbegrünung aus Gras und Mauerpfeffer,<br />
um eine zuverlässige Abdichtung<br />
sicherzustellen.<br />
Das neue Freizeitzentrum in Scunthorpe mit seinen charakteristischen fünf Kuppeln wurde mit<br />
dem Roofing Award 2011 in der Disziplin für einlagige Abdichtungen ausgezeichnet.<br />
Kurz vor der Fertigstellung:<br />
Das Glas-<br />
Metalldach auf der<br />
linken Seite harmoniert<br />
gut mit dem Holzschindeldach<br />
rechts.<br />
Partner für Kommunikation<br />
effektiver Witterungsschutz, der hohen thermischen<br />
Belastungen standhält. Während das<br />
Material bei vier Kuppeln als Abdichtungssystem<br />
eingesetzt wurde, auf dem das Dach aufbaut,<br />
bestimmt die PVC-Membran bei einer<br />
Kuppel auch gleichzeitig das äußere Erscheinungsbild.<br />
Die leichten Bahnen sind schnell<br />
montiert und benötigen während ihrer etwa<br />
30-jährigen Lebensdauer kaum Wartung: eine<br />
wirtschaftliche Lösung, die auch unter ästhetischen<br />
Gesichtspunkten keine Wünsche offen<br />
lässt.<br />
Ausgezeichnete Dachlandschaft<br />
Gemeinsam mit Advanced Roofing gewann<br />
RENOLIT Cramlington Ltd. mit dem Freizeitzentrum<br />
“The Pods“ den Roofing Award 2011 in<br />
der Disziplin einlagige Abdichtung. Der englische<br />
Verband The National Federation of Roofing<br />
Contractors Limited (NFRC) zeichnet damit<br />
Dach-Projekte aus, die sowohl durch ihre fachkundige<br />
Ausführung als auch durch ihre ästhetischen<br />
Qualitäten und Umweltverträglichkeit<br />
überzeugen. Bei den Planungen des neuen<br />
Freizeitzentrums spielten nachhaltige Aspekte<br />
eine große Rolle. Umweltfreundliche Baumaterialien,<br />
eine moderne Biomasseheizung,<br />
eine Aufbereitungsanlage für Abwasser und<br />
das begrünte Dach sind nur einige Beispiele<br />
für die anspruchsvollen Umweltstandards bei<br />
diesem Bauprojekt.<br />
www.alkorproof.com<br />
Fotos: RENOLIT Cramlington Ltd.