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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag<br />

12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>Beschlußempfehlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bericht</strong><br />

Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>gesetzes*)<br />

<strong>Beschlußempfehlung</strong><br />

Der B<strong>und</strong>estag wolle beschließen:<br />

Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 <strong>de</strong>s<br />

Gr<strong>und</strong>gesetzes wird zur Kenntnis genommen.<br />

Bonn, <strong>de</strong>n 27. Mai 1994<br />

Der 1. Untersuchungsausschuß<br />

Friedrich Vogel (Ennepetal)<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

Joachim Gres<br />

Dr. Andreas von Bülow<br />

<strong>Bericht</strong>erstatter<br />

Andrea Le<strong>de</strong>rer<br />

<strong>Bericht</strong>erstatterinnen<br />

Arno Schmidt (Dres<strong>de</strong>n)<br />

Ingrid Köppe<br />

*) Eingesetzt durch <strong>de</strong>n Beschluß <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages vom 6. Juni 1991— Drucksachen 12/654, 12/662


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Abschlußbericht <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

Inhaltsübersicht Seite<br />

ERSTER TEIL<br />

Einsetzung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses <strong>und</strong> Verlauf <strong>de</strong>s Untersuchungsverfahrens ..<br />

A. Einsetzung, Auftrag <strong>und</strong> Konstituierung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses sowie<br />

Parallelverfahren 17<br />

I. Vorgeschichte 17<br />

II. Einsetzung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses 18<br />

III. Untersuchungsauftrag 18<br />

IV. Konstituierung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses 19<br />

1. Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses 19<br />

2. Bestimmung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> seines Stellvertreters 20<br />

3. Benennung <strong>de</strong>r Obleute <strong>und</strong> Ernennung <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatter 20<br />

4. Benannte Mitarbeiter <strong>de</strong>r Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen 21<br />

5. Beauftragte <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung 21<br />

6. Sekretariat <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses 21<br />

V. Parallelverfahren 22<br />

1. Der Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Bayerischen Landtages betreffend<br />

bayerische Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs „Kommerzielle<br />

Koordinierung" <strong>und</strong> Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowskis 22<br />

2. Der 3. Parlamentarische Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r 1. Wahlperio<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Landtages Mecklenburg-Vorpommern („Deponie Ihlenberg/Schöriberg") 22<br />

3. Der 2. Untersuchungsausschuß „Treuhandanstalt" <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages 22<br />

4. Unabhängige Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r<br />

Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR 23<br />

5. Ermittlungsverfahren bei Staatsanwaltschaften 23<br />

6. Gerichtsverfahren 23<br />

B. Verlauf <strong>de</strong>s Untersuchungsverfahrens 24<br />

I. Beschlüsse <strong>und</strong> Absprachen zum Verfahren 24<br />

1. Behandlung von Beweisanträgen 24<br />

2. Fragerecht bei <strong>de</strong>r Beweiserhebung 24<br />

3. Verzicht auf Verlesung von Schriftstücken 25<br />

4. Protokollierung 25<br />

5. Abschluß <strong>de</strong>r Vernehmungen 25<br />

6. Behandlung von Ausschußprotokollen 25<br />

7. Amtshilfeersuchen an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß 26<br />

8. Geheimhaltung 28<br />

a) Verpflichtung zur Geheimhaltung 28


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12 .Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

b) Verteilung von VS-VERTRAULICH <strong>und</strong> höher eingestuften Unterlagen 28<br />

c) Einsichtnahme in VS-VERTRAULICH <strong>und</strong> höher eingestufte Unterlagen 28<br />

d) Verfahren bei <strong>de</strong>r Einreichung von Anträgen geheimhaltungsbedürftigen<br />

Inhalts 28<br />

e) Behandlung <strong>de</strong>r als VS-NfD) eingestuften Unterlagen<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß 28<br />

f) Praktische Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>r Geheimschutzvorschriften<br />

<strong>und</strong> -beschlösse 29<br />

9. Beschlüsse zur Rückgabe <strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong>nakten <strong>und</strong> sonstiger Unterlagen, zur<br />

Regelung <strong>de</strong>r Einsichtnahme in Protokolle, Akten <strong>und</strong> sonstige Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses nach seiner Beendigung sowie zur<br />

Behandlung <strong>de</strong>r auf Bildplatten gespeicherten Materialien 29<br />

IL Vorbereitung <strong>de</strong>r Beweiserhebung 30<br />

1. Nichteinführung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>erstatterverfahrens 30<br />

2. Obleute- <strong>und</strong> Mitarbeiterbesprechungen 30<br />

3. Informatorische Anhörungen <strong>und</strong> Einholung von Auskünften zu Parallelverfahren<br />

<strong>und</strong> Aktenbestän<strong>de</strong>n 31<br />

III. Beweiserhebung durch Beiziehung von Akten, <strong>Bericht</strong>en, Protokollen <strong>und</strong><br />

sonstigen Unterlagen sowie Einholung von Gutachten, schriftlichen<br />

Auskünften <strong>und</strong> Stellungnahmen 32<br />

1. Art, Herkunft <strong>und</strong> Umfang <strong>de</strong>r Beweismaterialien 32<br />

2. Probleme bei <strong>de</strong>r Beschaffung <strong>de</strong>r Beweismaterialien 34<br />

a) Materialien <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen DDR 34<br />

b) Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz <strong>und</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

34<br />

c) Sonstige Akten 34<br />

3. Herabstufung VS-eingestufter Unterlagen 38<br />

4. Verlesung nach § 353 d Nr. 3 StGB geschützter Unterlagen 38<br />

5. Verwendung ohne formelle Beiziehung eingegangener Unterlagen 38<br />

6. Beweiswert <strong>de</strong>r beigezogenen Dokumente <strong>und</strong> sonstiger Unterlagen 38<br />

IV. Auswertung <strong>de</strong>r Beweisunterlagen mit Hilfe eines Datenverarbeitungssystems 39<br />

V. Beweiserhebung durch Vernehmung bzw. Anhörung von Zeugen, Sachverständigen<br />

<strong>und</strong> Anhörpersonen 44<br />

1. Beginn, Art, Anzahl, Dauer <strong>und</strong> Ort <strong>de</strong>r Vernehmungen bzw. Anhörungen<br />

sowie beson<strong>de</strong>re Vorkommnisse 44<br />

2. Einstufung <strong>de</strong>r Vernehmungen <strong>und</strong> Anhörungen in öffentliche <strong>und</strong> nichtöffentliche<br />

Veranstaltungen 45<br />

3. Vernehmung ausländischer Zeugen vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß 45<br />

4. Vernehmungen durch ersuchte Richter o<strong>de</strong>r Ausschuß<strong>de</strong>legationen sowie<br />

schriftliche Befragungen 47<br />

5. Absehen von Vereidigung <strong>und</strong> formeller Abschluß von Vernehmungen 48<br />

6. Anerkennung <strong>de</strong>s Betroffenenstatus 48<br />

7. Zeugenbeistän<strong>de</strong> 49<br />

8. Verhandlungs- bzw. Vernehmungsunfähigkeit 51<br />

9. Befreiung von <strong>de</strong>r Schweigepflicht <strong>und</strong> Aussagegenehmigung 52<br />

10. Geltendmachung von Zeugnis- <strong>und</strong> Auskunftsverweigerungsrechten 54<br />

Seite


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

11. Verhängung von Ordnungsgeld gegen nicht erschienene Zeugen 56<br />

12. Verhängung von Ordnungsgeld wegen unberechtigter Auskunftsverweigerung<br />

56<br />

13. Veranlassung <strong>de</strong>r Beugehaftanordnung gemäß § 70 Abs. 2 StPO wegen<br />

unberechtigter Zeugnisverweigerung 58<br />

Seite<br />

a) Beugehaftverfahren Köhler 58<br />

b) Beugehaftverfahren F ritsch <strong>und</strong> Mies 61<br />

c) Versuch <strong>de</strong>r Einflußnahme auf <strong>de</strong>n Gang <strong>de</strong>r Beugehaftverfahren F ritsch<br />

<strong>und</strong> Mies durch Dritte 65<br />

14. Beweiswert <strong>de</strong>r Zeugenaussagen 65<br />

VI. Zwischenergebnisse 65<br />

1. Erster Teilbericht 65<br />

2. Zweiter Teilbericht 65<br />

3. Dritter Teilbericht 65<br />

VII. Einzelne Rechts- <strong>und</strong> Verfahrensfragen 66<br />

1. Entscheidung über Beweisanträge 66<br />

2. Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Bayerischen Landtags 67<br />

3. Vereinbarkeit <strong>de</strong>r Mitgliedschaft im Untersuchungsausschuß mit einer anwaltlichen<br />

Vertretung eines Ausschußzeugen 68<br />

4. Öffentliche Kritik eines Ausschußmitglieds wegen angeblicher Berücksichtigung<br />

von Wirtschaftsinteressen im Untersuchungsausschuß 70<br />

5. Vermutete Einwirkung <strong>de</strong>s sog. Insi<strong>de</strong>r-Komitees auf die Ausschußarbeit 71<br />

6. Aussetzung vorgesehener Zeugenvernehmungen als Reaktion auf Presseveröffentlichungen<br />

72<br />

VIII. Zeit- <strong>und</strong> Arbeitsaufwand 73<br />

IX. Abschlußbericht 73<br />

1. Entscheidung über die Erstellung <strong>de</strong>s Abschlußberichts 73<br />

2. Rechtliches Gehör zum Abschlußbericht 73<br />

a) Rechtsgr<strong>und</strong>lage 73<br />

b) Verfahren 74<br />

c) Berücksichtigung <strong>de</strong>r im Rahmen <strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs eingegangenen<br />

Stellungnahmen 75<br />

3. Feststellung <strong>de</strong>s Abschlußberichts 75<br />

ZWEITER TEIL<br />

Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses 77<br />

A. Entstehung, Organisation <strong>und</strong> Leitung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 77<br />

I. Politische <strong>und</strong> wirtschaftliche Rahmenbedingungen 77<br />

1. Politisches <strong>und</strong> wirtschaftliches System <strong>de</strong>r DDR 77<br />

a) Kommunistische Einparteiherrschaft 78<br />

b) Staatswirtschaft mit Außenhan<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Valutamonopol 79<br />

c) Einbindung in <strong>de</strong>n RGW <strong>und</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls mit <strong>de</strong>n westlichen<br />

Industriestaaten 79


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

2. Struktur<strong>de</strong>fekte <strong>und</strong> Entwicklung <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft 80<br />

3. Entwicklung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen 81<br />

4. Inner<strong>de</strong>utscher Han<strong>de</strong>l 82<br />

a) Rechtliche <strong>und</strong> vertragliche Gr<strong>und</strong>lagen 82<br />

b) Son<strong>de</strong>rbedingungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Wirtschaftsverkehrs 83<br />

c) Wirtschaftliche <strong>und</strong> politische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls 84<br />

d) Inner<strong>de</strong>utsche Transferleistungen 86<br />

5. Hintergrün<strong>de</strong> für die Entstehung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 86<br />

II. Gründung <strong>und</strong> Konzeption <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 87<br />

1. Kommerzielle Aktivitäten vor <strong>de</strong>r Gründung 87<br />

2. Gründung <strong>und</strong> Zielsetzung 89<br />

a) Schalck-Golodkowskis Initiative zur Gründung 89<br />

b) Rolle <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) bei <strong>de</strong>r Gründung 91<br />

c) Entscheidungen auf politischer Ebene 92<br />

d) Personalpolitische Entscheidungen 92<br />

3. Konzeptionelle Gr<strong>und</strong>lagen 93<br />

a) Vermeidung ökonomischer Verluste 94<br />

b) Erwirtschaftung zusätzlicher Devisen 95<br />

III. Organisation <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 97<br />

1. Zusammenfassung <strong>de</strong>s Zweiten Teilberichts 97<br />

2. Neue Informationen zur Organisation <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung - 98<br />

3. Frühere Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung 102<br />

B. Stellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung im Partei- <strong>und</strong> Staats<br />

gefüge <strong>de</strong>r DDR 103<br />

I. Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> SED 103<br />

1. Stellung <strong>de</strong>r SED in <strong>de</strong>r DDR 103<br />

2. Politische Anleitung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 103<br />

a) Weisungen von SED-Generalsekretär Honecker <strong>und</strong> Politbüro-Mitglied<br />

Dr. Mittag 103<br />

b) Vorgaben für einzelne Tätigkeitsbereiche 104<br />

3. Verflechtung mit <strong>de</strong>m Politbüro <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Sekretariat <strong>de</strong>s Zentralkomitees<br />

(ZK) <strong>de</strong>r SED 104<br />

a) Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz <strong>de</strong>s Politbüros 104<br />

b) Arbeitsgruppe „BRD" 104<br />

c) Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED 105<br />

II. Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung im Staatsaufbau 105<br />

1. Verflechtung mit <strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit 105<br />

a) Rolle <strong>de</strong>s MfS bei <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung 108<br />

b) Überwachung <strong>und</strong> Abschirmung <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung 109<br />

Seite<br />

aa) Hauptabteilung Volkswirtschaft (HA XVIII) 109


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Seite<br />

bb) Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung (AG BKK) 115<br />

cc) Hauptabteilung Spionageabwehr (HA II) 119<br />

c) Personelle Verflechtung mit <strong>de</strong>m MfS 120<br />

aa) Offiziere im beson<strong>de</strong>ren Einsatz (OibE) 120<br />

bb) Inoffizielle Mitarbeiter (IM) 126<br />

cc) „Vertrauensanwälte" <strong>de</strong>s MfS 130<br />

d) Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) 131<br />

aa) Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik (SWT) 131<br />

bb) Rolle <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen F.C. Gerlach, Ca rnet <strong>und</strong> Asimex 135<br />

cc) Nachrichtendienstliche Nutzung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung 143<br />

e) Kooperation mit ausgewählten MfS-Abteilungen 146<br />

aa) Hauptabteilung Personenschutz (HA PS) <strong>und</strong> Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Waldsiedlung Wandlitz 147<br />

bb) Hauptabteilung Abwehrarbeit, Ministerium <strong>de</strong>s Innern, Deutsche<br />

Volkspolizei (HA VII) 147<br />

cc) Hauptabteilung Paßkontrolle, Tourismus, Interhotels (HAVI) 149<br />

dd) Abteilung Terrorabwehr (Abteilung XXII) 150<br />

ee) Abteilung Bewaffnung/Chemischer Dienst (BCD) 151<br />

ff) Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) 151<br />

2. Beschlüsse <strong>und</strong> Verfügungen <strong>de</strong>s DDR-Ministerrats 152<br />

3. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung als Teil <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l 153<br />

4. Zusammenarbeit mit an<strong>de</strong>ren Stellen <strong>de</strong>s Staatsapparats <strong>de</strong>r DDR 158<br />

a) Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen 159<br />

b) Ministerium <strong>de</strong>s Innern 160<br />

c) Ministerium für Nationale Verteidigung 161<br />

d) Koordinierte Zusammenarbeit auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s „Speziellen NSW-<br />

-Exports" 162<br />

e) Ministerium für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- <strong>und</strong><br />

Fahrzeugbau 163<br />

f) Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik 166<br />

g) Weitere Industrieministerien 166<br />

h) Ministerium für Kultur 166<br />

i) Ministerium <strong>de</strong>r Justiz 166<br />

j) MinisteriumfürVerkehrswesen 166<br />

k) Staatliche Plankommission 166<br />

1) Zollverwaltung 167<br />

C. Aktivitäten von Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zur<br />

Devisenerwirtschaftung 170<br />

I. Han<strong>de</strong>l mit Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten 170<br />

1. Zusammenfassung <strong>de</strong>s Dritten Teilberichts 170<br />

2. Neue Erkenntnisse 171<br />

a) Rolle <strong>de</strong>s MfS 171


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

b) Der Fall Dr. Garcke 172<br />

c) Der Fall Dr. Lefmann 172<br />

d) Der Fall Bosiak 173<br />

e) Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung über die staatlichen Willkürmaßnahmen<br />

gegenüber Kunstbesitzern in <strong>de</strong>r DDR 174<br />

3. Schlußfolgerungen aus <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

für die Rechtslage beim Erwerb von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

aus <strong>de</strong>r DDR 174<br />

II. Han<strong>de</strong>l mit Waffen <strong>und</strong> Kriegsgerät 176<br />

1. Rechtliche <strong>und</strong> politische Rahmenbedingungen 177<br />

a) Rechtliche Rahmenbedingungen 177<br />

b) Politische Rahmenbedingungen 177<br />

2. Anfänge <strong>und</strong> Organisation <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung 177<br />

a) Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik <strong>und</strong> Anleitung <strong>de</strong>r Geschäftsaktivitäten 177<br />

b) Waffenhan<strong>de</strong>l vor Gründung <strong>de</strong>r IMES GmbH 179<br />

c) Gründung, Struktur <strong>und</strong> Aufgaben <strong>de</strong>r IMES GmbH 179<br />

d) Waffenlager Kavelstorf 180<br />

e) Gründung, Struktur <strong>und</strong> Aufgaben <strong>de</strong>r WITRA GmbH 183<br />

f) Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebs (AHB) Ingenieur-Technischer<br />

Außenhan<strong>de</strong>l (ITA) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r sog. HVA-Firma Carnet - Kooperationen mit<br />

<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Abgrenzung zur IMES GmbH 184<br />

3. Geschäftsaktivitäten <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r WITRA GmbH 185<br />

a) Beschaffung von Rüstungstechnologie aus <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

kommunistischen Staaten 185<br />

b) Beschaffung von Rüstungstechnologie aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren westlichen Staaten 186<br />

c) Län<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Organisationen als Absatzmärkte 189<br />

d) Zusammenarbeit mit internationalen Waffenhändlern 196<br />

e) Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m internationalen Terrorismus 204<br />

4. Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung über <strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung 211<br />

5. Liquidation <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r WITRA GmbH 211<br />

a) Liquidationsverfahren 211<br />

b) Vermögen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten 212<br />

c) Unternehmensgründungen ehemaliger IMES- <strong>und</strong> WITRA-Mitarbeiter 212<br />

III. Han<strong>de</strong>l mit Müll 213<br />

1. Vorbemerkung zur Beweiserhebung 213<br />

2. Vereinbarung über Müllabnahme aus Berlin (West) 213<br />

3. Müllagerung auf <strong>de</strong>r Deponie Ihlenberg/Schönberg 214<br />

a) Entscheidung <strong>de</strong>s Politbüros 214<br />

b) Einrichtung, Ausstattung <strong>und</strong> Bet rieb <strong>de</strong>r Deponie 214<br />

c) Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 216<br />

d) Finanzielle Ergebnisse 216<br />

e) Rolle <strong>de</strong>s MfS beim Müllhan<strong>de</strong>l 217<br />

Seite


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

f) Monopolstellung <strong>de</strong>s Hanseatischen Baustoffkontors (HBK) 218<br />

g) Übernahme <strong>de</strong>r Deponie durch das Land Mecklenburg-Vorpommern 219<br />

4. Offene Fragen 220<br />

IV Devisenbeschaffung aus Erbschaftsfällen 220<br />

1. Devisenrechtliche Regelungen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> in<br />

<strong>de</strong>r DDR 221<br />

2. Geldtransfer aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in die DDR unter<br />

Mitwirkung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 221<br />

3. Der Fall Schumann 222<br />

V. Devisenerwirtschaftung mittels illegaler Praktiken im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l 224<br />

1. Son<strong>de</strong>rstatus <strong>und</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls für die DDR 224<br />

2. Nutzung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls zur Devisenerwirtschaftung 226<br />

a) Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 226<br />

b) Beispiele für die Umgehung von Vorschriften <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls 227<br />

3. Verhalten staatlicher Stellen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 229<br />

VI. Provisionserwirtschaftung durch Zwangsvertreter 230<br />

1. Einführung <strong>de</strong>s Systems <strong>de</strong>r Zwangsvertreter durch <strong>de</strong>n Bereich Kommer-<br />

zielle Koordinierung 230<br />

2. Rolle <strong>de</strong>r Vermittlungstätigkeit im Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR 231<br />

a) Vertretergesellschaften in <strong>de</strong>r DDR 231<br />

b) Vertretergesellschaften außerhalb <strong>de</strong>r DDR 231<br />

3. Devisenerwirtschaftung über die Provisionen von Zwangsvertretern 232<br />

a) Provisionen bei Importen in die DDR 232<br />

b) Provisionen bei Exporten aus <strong>de</strong>r DDR 232<br />

c) Gegengeschäfte <strong>und</strong> Son<strong>de</strong>rprovisionen 232<br />

d) Provisionszahlungen bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargogütern 233<br />

e) Provisionszahlungen im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l 233<br />

VII. Geschäfte mit Hilfe von sog. Parteifirmen 235<br />

1. Entwicklung, Struktur <strong>und</strong> Zuordnung <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen 235<br />

a) Entwicklung <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen 235<br />

b) Konstruktion <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen über Anstalten bzw. Holdings 238<br />

c) Steuerung <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen 243<br />

2. Einnahmen aus <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen 247<br />

VIII. Devisengewinne durch die Genex Geschenkdienst GmbH 248<br />

1. Gründung <strong>und</strong> Geschäftsabwicklung 249<br />

2. Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 249<br />

IX. Han<strong>de</strong>l mit Blutprodukten 250<br />

D. Deviseneinsatz durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung 251<br />

I. Beschaffung von Embargowaren 251<br />

1. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r CoCom-Liste 251<br />

2. Verstärkter Bedarf von Mikroelektronik seit 1986 251<br />

3. Beteiligte Institutionen bei <strong>de</strong>r Beschaffung von sog. Embargoware 253<br />

a) Industrie <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Bedarfsträger 253<br />

Seite


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

b) Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik 255<br />

c) Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 255<br />

d) Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik 256<br />

e) Ministerium für Staatssicherheit/„ Spezielle Beschaffungsorgane" (SBO) 259<br />

f) Weitere Beteiligte 263<br />

g) Produzenten als mittelbare o<strong>de</strong>r direkte Lieferanten 263<br />

h) Händler von sog. Embargoware 264<br />

i) Rolle <strong>de</strong>r sog. Vertreterfirmen Transinter <strong>und</strong> Forgber 269<br />

4. Organisation <strong>und</strong> Abwicklung <strong>de</strong>r Geschäfte 270<br />

a) Beratungen <strong>und</strong> Planungen 270<br />

b) Warenart <strong>und</strong> Menge 270<br />

c) Transport in die DDR 271<br />

d) Verschleierung <strong>de</strong>r Herkunft von sog. Embargoware („Neutralisierung") 272<br />

e) Einsatz falscher Dokumente 272<br />

f) Mittelbereitstellung durch <strong>de</strong>n Fonds Mikroelektronik 272<br />

g) Vergütung <strong>de</strong>r Händler 273<br />

h) Ausgewählte Geschäfte 273<br />

5. Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung 275<br />

6. Sog. Embargogeschäfte nach <strong>de</strong>m 3. Dezember 1989 276<br />

a) Fortführung <strong>de</strong>r Beschaffung sog. Embargoware unter <strong>de</strong>r Regierung<br />

Modrow 276<br />

b) Auflösung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 276<br />

c) Auflösung <strong>de</strong>r „Speziellen Beschaffungsorgane" 276<br />

d) Abwicklung offener Geschäfte 277<br />

e) Geldgeschäfte von Embargohändlern 277<br />

f) Übernahme <strong>de</strong>s Außenwirtschaftsrechts 278<br />

7. Zusammenfassung 278<br />

II. Unterstützung <strong>de</strong>r Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) 278<br />

1. Indirekte Finanzierung über kommunistische Wirtschaftsunternehmen 279<br />

2. Direkte Finanzierung <strong>de</strong>r DKP aus <strong>de</strong>r DDR 282<br />

a) Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 282<br />

b) Rolle <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr 282<br />

c) Rolle <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetriebe 283<br />

3. Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung 284<br />

III. Versorgung <strong>de</strong>r Politbüro-Siedlung Wandlitz 285<br />

1. Einrichtung <strong>und</strong> Funktionsweise 286<br />

2. Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 287<br />

a) Beschaffung <strong>de</strong>r Waren 288<br />

b) Finanzierung <strong>de</strong>r Waren 288<br />

c) Arbeitsgruppe Son<strong>de</strong>rbeschaffung 290<br />

3. Wandlitz <strong>und</strong> das MfS 290<br />

4. Auflösung <strong>de</strong>r Politbüro-Siedlung 292<br />

Seite


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

E. Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die sog. Kirchengeschäfte 293<br />

I. Sog. Kirchengeschäfte A <strong>und</strong> C 293<br />

1. Einglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte in <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung 294<br />

2. Wirtschaftliche Beziehungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu<br />

<strong>de</strong>n evangelischen Kirchen 295<br />

a) Das sog. A-Geschäft 295<br />

b) Valutamarkprogramm 297<br />

c) Son<strong>de</strong>rbauprogramme 299<br />

d) Warenlieferungen 301<br />

e) Altersversorgung kirchlicher Mitarbeiter 303<br />

3. Wirtschaftliche Beziehungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zur<br />

katholischen Kirche 303<br />

a) Das sog. C-Geschäft 303<br />

b) Warenlieferung 304<br />

c) Son<strong>de</strong>rbauprogramm 304<br />

d) Schul<strong>de</strong>nregulierung 304<br />

II. Han<strong>de</strong>l mit politischen Häftlingen <strong>und</strong> Familienzusammenführung<br />

(sog. Kirchengeschäfte B) 305<br />

1. Häftlingsfreikauf 305<br />

a) Vorgeschichte 306<br />

b) Abwicklungsmodalitäten 307<br />

c) Sog. Vertrauensfirmen 312<br />

d) Devisenerwirtschaftung durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung 313<br />

e) Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung 314<br />

f) Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung von <strong>de</strong>r Vermarktung <strong>de</strong>r Warenlieferungen<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung 315<br />

2. Familienzusammenführung 317<br />

F. Finanzbewegungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 322<br />

I. Institutionelle Gr<strong>und</strong>lagen 324<br />

II. Übersicht über wichtige Konten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 325<br />

III. Devisenaufkommen <strong>und</strong> -verwendung in <strong>de</strong>r Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung 328<br />

1. Devisenerwirtschaftung 328<br />

2. Konten 0559, 1310, 5009 <strong>und</strong> 5013 330<br />

3. Abführungen an <strong>de</strong>n Staatshaushalt 332<br />

4. Ausgaben für konsumtive <strong>und</strong> investive Zwecke 335<br />

5. Finanzoperationen 342<br />

IV. Aufkommen <strong>und</strong> Verwendung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n sog. MfS-Firmen erwirtschafte-<br />

ten Devisen 345<br />

1. Unternehmen <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung <strong>de</strong>s MfS 345<br />

2. Son<strong>de</strong>rkonto 0528 (sog. Mielke-Konto) 348<br />

V. Devisenaufkommen <strong>und</strong> Verwendung von Guthaben auf Son<strong>de</strong>rkonten 351<br />

1. Son<strong>de</strong>rkonto 0628 (sog. Honecker-Konto) 351<br />

Seite


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

2. Son<strong>de</strong>rkonto 0584 (sog. Disponibler Parteifonds) 353<br />

3. Finanzanlagen aus Mitteln <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkonten 0528 <strong>und</strong> 0628 355<br />

VI. Bargeldkassen 357<br />

G. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR 359<br />

I. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung als Teil <strong>de</strong>s Wi rtschaftssystems<br />

<strong>de</strong>r DDR 359<br />

II. Son<strong>de</strong>rstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 360<br />

III. Einzelergebnisse <strong>de</strong>r Aufgaben <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 360<br />

H. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung unter SED-Generalsekretär Krenz<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Regierung Modrow sowie seine Abwicklung unter <strong>de</strong>r Regierung<br />

<strong>de</strong> Maizière 362<br />

I. Entwicklung unter SED-Generalsekretär Krenz 362<br />

II. Entwicklung unter <strong>de</strong>r Regierung Modrow 364<br />

1. Allgemeine Entwicklung 365<br />

2. Politische Vorgaben für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung 366<br />

a) Vorgaben bis zum 2. Dezember 1989 366<br />

b) Entscheidungen in <strong>de</strong>r Krisensitzung nach <strong>de</strong>r Flucht<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis am 3. Dezember 1989 368<br />

c) Entscheidungen nach <strong>de</strong>r Krisensitzung 369<br />

d) Beschluß zur Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung als<br />

Staatsorgan 370<br />

3. Sicherung von Vermögenswerten <strong>und</strong> Aufklärung von Straftaten 371<br />

a) Probleme bei <strong>de</strong>r Sicherung von Vermögenswerten 371<br />

b) Tätigkeit von Dr. Gerstenberger 374<br />

c) Arbeit <strong>de</strong>r Prüfgruppen <strong>und</strong> Kommissionen 375<br />

Seite<br />

aa) Prüfgruppen <strong>de</strong>r Staatlichen Finanzrevision 375<br />

bb) Untersuchungskommission Lin<strong>de</strong>mann 377<br />

cc) Weitere Kommissionen 382<br />

d) Strafrechtliche Verfahren 385<br />

III. Entwicklung unter <strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong> Maizière 387<br />

1. Entscheidungen auf Regierungsebene 387<br />

2. Sicherung von Vermögenswerten 388<br />

a) Aktivitäten <strong>de</strong>r Treuhandanstalt 388<br />

aa) Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft mbH (BHFG) 388<br />

bb) Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH 391<br />

cc) Unternehmensveräußerungen durch die Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH 392<br />

b) Ermittlungen <strong>de</strong>r Unabhängigen Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s<br />

Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR (UKPV) 397<br />

3. Aufklärung von Straftaten 398<br />

I. Entwicklung nach <strong>de</strong>r Vereinigung Deutschlands 399<br />

I. Sicherung von Vermögenswerten 400<br />

1. Aktivitäten <strong>de</strong>r Treuhandanstalt 400


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

2. Zivilrechtliche Verfahren im Zuge <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung 412<br />

3. Ermittlungen <strong>und</strong> Feststellungen <strong>de</strong>r Unabhängigen Kommission zur Überprüfung<br />

<strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR<br />

(UKPV) 417<br />

II. Aufklärung von Straftaten 418<br />

1. Ermittlungsverfahren <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

(Arbeitsgruppe Regierungskriminalität) 422<br />

2. Ermittlungsverfahren <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin 430<br />

3. Ermittlungsverfahren <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Mag<strong>de</strong>burg 432<br />

4. Ermittlungsverfahren <strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts 432<br />

5. Strafverfahren beim Landgericht Bochum 436<br />

J. Die politische Be<strong>de</strong>utung Dr. Schalck-Golodkowskis 437<br />

I. Wer<strong>de</strong>gang in Beruf, SED <strong>und</strong> Ministerium für Staatssicherheit 437<br />

II. Dr. Schalck-Golodkowski als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung ... 440<br />

III. Dr. Schalck-Golodkowski als Verhandlungspartner in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen 445<br />

1. Hintergr<strong>und</strong>, beson<strong>de</strong>rer Auftrag <strong>und</strong> Koordinierung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen<br />

Verhandlungen 445<br />

a) Historisch-politischer Überblick 445<br />

b) Vorbereitung <strong>und</strong> Koordinierung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Verhandlungen in<br />

<strong>de</strong>r DDR 446<br />

Seite<br />

aa) Arbeitsgruppe „BRD" <strong>de</strong>s SED-Politbüros <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung 446<br />

bb) Rolle Dr. Schalck-Golodkowskis 447<br />

c) Koordinierung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Verhandlungen bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

448<br />

2. Verhandlungen zwischen Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> seinen Gesprächspartnern<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 448<br />

a) Verhandlungen mit Senator Dr. König, Staatssekretär Pöhl <strong>und</strong> Ministerialdirektor<br />

Dr. Sanne 448<br />

b) Verhandlungen mit <strong>de</strong>n Ständigen Vertretern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Berlin (Ost), Staatssekretär Gaus, Staatssekretär Bölling<br />

<strong>und</strong> Staatssekretär Dr. Bräutigam 450<br />

c) Verhandlungen mit Staatsminister Dr. Jenninger, B<strong>und</strong>esminister<br />

Dr. Schäuble <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esminister Seiters 452<br />

3. Zusammenfassung<br />

IV. Dr. Schalck-Golodkowskis Flucht <strong>und</strong> sein Aufenthalt in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

459<br />

Deutschland 461<br />

1. Dr. Schalck-Golodkowskis Flucht in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 461<br />

2. Dr. Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 465<br />

a) Stationen Dr. Schalck-Golodkowskis nach seiner Flucht 465<br />

aa) Aufenthalt in Berlin (West) 465<br />

bb) Dr. Schalck-Golodkowski in Bayern 467<br />

b) Kontakte Dr. Schalck-Golodkowskis zu staatlichen Stellen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland 468<br />

aa) Befragungen durch <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esnachrichtendienst 468


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Seite<br />

bb) Kontaktversuche zum B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>s Innern Dr. Schäuble 469<br />

cc) Sonstige Gespräche <strong>und</strong> Befragungen 471<br />

c) Zusagen staatlicher Steilen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gegenüber<br />

Dr. Schalck-Golodkowski 471<br />

d) Kontakte zu Politikern aus <strong>de</strong>r DDR 475<br />

e) Kontakte zu ehemaligen Mitarbeitern <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung 475<br />

K. Zusammenfassung 476<br />

I. Verhältnis <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> seines Leiters<br />

Dr. Schalck-Golodkowski zur SED 476<br />

II. Verflechtung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit 477<br />

III. Organisation <strong>und</strong> Aufbau <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 478<br />

IV. Einzelne Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 479<br />

V. Volkswirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 481<br />

VI. Verbleib <strong>und</strong> Sicherung <strong>de</strong>r Vermögenswerte <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung nach 1989 482<br />

VII. Dr. Schalck-Golodkowski als Verhandlungsführer <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen 484<br />

VIII. Dr. Schalck-Golodkowski nach seiner Flucht in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 484<br />

L. Nicht vollständig ausgeführte Teile <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrags <strong>und</strong> zusätzliche<br />

Fragestellungen 485<br />

I. Verhältnis <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> seines Leiters<br />

Dr. Schalck-Golodkowski zur SED 485<br />

II. Verflechtung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit 485<br />

III. Organisation <strong>und</strong> Aufbau <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 486<br />

IV. Einzelne Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 486<br />

V. Volkswirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 486<br />

VI. Verbleib <strong>und</strong> Sicherung <strong>de</strong>r Vermögenswerte <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung nach 1989 486<br />

VII. Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses resultieren<strong>de</strong>, nicht im<br />

Untersuchungsauftrag genannte Fragestellungen 486<br />

DRITTER TEIL<br />

Bewertungen 487<br />

A. Bewertung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß 487<br />

I. Bewertung <strong>de</strong>r Untersuchungsergebnisse 487<br />

1. Zusammenfassung 487<br />

2. Verflechtung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung mit <strong>de</strong>m MfS 488<br />

3. HWWA-Gutachten 491<br />

4. Die Son<strong>de</strong>rversorgung <strong>de</strong>r Politbüro-Siedlung Wandlitz 491<br />

5. Waffenhan<strong>de</strong>l 492<br />

6. Embargoverstöße 494


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

7. Weitere Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zur Devisenerwirtschaftung<br />

496<br />

a) Devisenerwirtschaftung im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l mittels illegaler<br />

Praktiken 496<br />

b) Devisenerwirtschaftung mittels Zwangsprovisionen 497<br />

c) Devisenerwirtschaftung mittels sog. Parteifirmen 497<br />

d) Devisenerwirtschaftung mittels Müllimport 497<br />

e) Genex-Geschenkdienst 499<br />

f) Devisenerwirtschaftung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in<br />

weiteren Einzelfällen 499<br />

8. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die sog. Kirchengeschäfte 500<br />

a) Sog. Kirchengeschäfte A <strong>und</strong> C 500<br />

b) Humanitäre Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung als Devisenquelle <strong>de</strong>r<br />

DDR 501<br />

c) Verwendung <strong>de</strong>r eingenommenen Gel<strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung 504<br />

9. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> län<strong>de</strong>rspezifische<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten 504<br />

10. Dr. Schalck-Golodkowski als Verhandlungspartner in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen 504<br />

a) Verhandlungen über die inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen 504<br />

b) Verhandlungen zum Milliar<strong>de</strong>nkredit <strong>und</strong> zum Züricher Mo<strong>de</strong> ll 505<br />

11. Finanzielle Unterstützung <strong>de</strong>r Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) 505<br />

12. Dr. Schalck-Golodkowskis Flucht <strong>und</strong> sein Aufenthalt in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 506<br />

13. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung unter SED-Generalsekretär Krenz<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Regierung Modrow sowie seine Abwicklung unter <strong>de</strong>r Regierung<br />

<strong>de</strong> Maizière 507<br />

II. Bewertung <strong>de</strong>s Untersuchungsverfahrens 509<br />

B. Bewertung durch die SPD-Fraktion 511<br />

I. Vorbemerkung 511<br />

II. Bewertung <strong>de</strong>r Untersuchungsergebnisse 511<br />

1. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung im Partei- <strong>und</strong> Staatsapparat<br />

<strong>de</strong>r DDR 511<br />

2. Einbindung <strong>und</strong> Zusammenarbeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowskis in das MfS 512<br />

3. Devisenerwirtschaftung durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung 513<br />

4. Praktiken <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l 514<br />

5. Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätengeschäfte <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung 515<br />

6. Han<strong>de</strong>l mit Waffen <strong>und</strong> Kriegsgerät 516<br />

7. Han<strong>de</strong>l mit Müll 517<br />

8. Beschaffung von sog. Embargowaren 518<br />

9. Sog. Kirchengeschäfte/Häftlingsfreikauf 519<br />

10. Deviseneinnahmen aus Erbschaftsfällen 519<br />

11. Versorgung <strong>de</strong>r Politbüro-Siedlung Wandlitz 520<br />

Seite


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

12. Unterstützung <strong>de</strong>r Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

kommunistischer Parteien 520<br />

13. Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung 521<br />

14. Dr. Schalck-Golodkowski als Verhandlungspartner in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen 522<br />

15. Verbleib <strong>und</strong> Sicherung von Vermögenswerten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung 524<br />

16. Dr. Schalck-Golodkowskis Flucht <strong>und</strong> sein Aufenthalt in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 526<br />

III. Zusammenfassung 527<br />

VIERTER TEIL<br />

Empfehlungen<br />

A. Empfehlungen zum Untersuchungsverfahren 530<br />

I. Organisatorische Maßnahmen 530<br />

II. Rechtliche Regelungen 530<br />

B. Empfehlungen zum Untersuchungsgegenstand 531<br />

FÜNFTER TEIL<br />

Register, Übersichten, Anlagen <strong>und</strong> Anhang<br />

A. Register <strong>und</strong> Übersichten 532<br />

I. Abkürzungsverzeichnis 532<br />

II. Personenregister 539<br />

III. Institutionenregister 549<br />

IV. Listen <strong>und</strong> Übersichten 567<br />

1. Übersicht <strong>de</strong>r Ausschußdrucksachen 567<br />

2. Zusammenstellung <strong>de</strong>r Beweisbeschlüsse 610<br />

3. Verzeichnis <strong>de</strong>r zur Beweiserhebung beigezogenen Materialien<br />

(A-Materialien) 634<br />

4. Verzeichnis <strong>de</strong>r Materialien, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß ohne<br />

Beiziehungsbeschluß zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n (B-Materialien) 653<br />

5. Verzeichnis <strong>de</strong>r vernommenen Zeugen, Anhörpersonen, Sachverständigen<br />

<strong>und</strong> sonstigen Auskunftspersonen 661<br />

6. Verzeichnis <strong>de</strong>r Sitzungen 665<br />

V. Graphische Darstellung <strong>de</strong>r Unternehmen <strong>und</strong> Beteiligungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung nach Seite 672<br />

B. Anlagen (Anlagenbän<strong>de</strong> 1 bis 3) 1<br />

I. Inhaltsübersicht 1<br />

II. Dokumente 32<br />

Anlageband 1 = Dokumente 1 bis 283<br />

Anlageband 2 = Dokumente 284 bis 584<br />

Anlageband 3 = Dokumente 585 bis 805<br />

Seite


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

C. Anhang (Anhangband) 1<br />

I. Gutachten <strong>und</strong> <strong>Bericht</strong>e zum Untersuchungsgegenstand 3<br />

1. Gutachten <strong>de</strong>s HWWA - Institut für Wi rtschaftsforschung - Hamburg 3<br />

2. <strong>Bericht</strong>e staatlicher Stellen über die Aufklärung von Teilaspekten <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsgegenstands 159<br />

a) B<strong>und</strong>esnachrichtendienst 160<br />

b) B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz 193<br />

c) B<strong>und</strong>eskriminalamt 198<br />

d) Unabhängige Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien<br />

<strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR (UKPV) 201<br />

e) Treuhandanstalt 213<br />

f) Der Polizeipräsi<strong>de</strong>nt in Ber lin, Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs<strong>und</strong><br />

Vereinigungskriminalität (ZERV) 257<br />

g) Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht, Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

319<br />

II. Stellungnahmen <strong>de</strong>s Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität <strong>und</strong> Geschäftsordnung<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages 352<br />

1. Einsichtnahme in Ausschußprotokolle, Ausschußdrucksachen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re<br />

Ausschußunterlagen (15. Oktober 1992) 352<br />

2. Behandlung von Tonbandaufzeichnungen aus Beratungssitzungen<br />

(27. April 1993) 354<br />

3. Verhaltensregeln für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages (1. Juli 1993<br />

<strong>und</strong> 12. November 1993) 356<br />

III. Ausarbeitung <strong>de</strong>r Wissenschaftlichen Dienste <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages 360<br />

1. Vernehmung eines Gruppenmitglieds in einem Untersuchungsausschuß als<br />

Zeuge in <strong>de</strong>ssen Untersuchungsverfahren (4. September 1991) 360<br />

2. Gebrauch von VS-eingestuften Unterlagen im Untersuchungsausschuß -<br />

Verwertung <strong>de</strong>r Erkenntnisse von eingestuften Akten zur Zeugenbenennung<br />

<strong>und</strong> -vernehmung (23. September 1991) 373<br />

3. Umfang <strong>de</strong>s Beweiserhebungsrechts eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses<br />

unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung <strong>de</strong>s allgemeinen<br />

Persönlichkeitsrechts <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Datenschutzes (25. September 1991) 377<br />

4. Ärztliche Untersuchung von Zeugen hinsichtlich ihrer Vernehmungsfähigkeit<br />

(28. August 1992) 392<br />

5. Zulässigkeit <strong>de</strong>r Tätigkeit als Rechtsbeistand durch einen möglichen Zeugen<br />

(7. Oktober 1992) 396<br />

6. Zulässigkeit <strong>de</strong>s Ausschlusses eines anwaltlichen Zeugenbeistands<br />

(9. November 1992) 400<br />

7. Vernehmung eines österreichischen Staatsbürgers als Zeugen vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß (15. April 1993) 422<br />

8. Durch eine unberechtigte Zeugnisverweigerung vor einem parlamentarischen<br />

Untersuchungsausschuß verursachte Kosten (16. November 1993) 426<br />

9. Archivierung <strong>de</strong>s Aktenbestan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

(14. März 1994) 429<br />

IV. Stellungnahmen im Rahmen <strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs 436<br />

1. Vorbemerkung 436<br />

2. Namensliste zur Durchführung <strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs 436<br />

3. Texte von Stellungnahmen im Rahmen <strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs 440<br />

Seite


ERSTER TEIL<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Einsetzung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses <strong>und</strong> Verlauf <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsverfahrens<br />

A. Einsetzung, Auftrag <strong>und</strong> Konstituierung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

sowie Parallelverfahren<br />

on I. Vorgeschichte eingebracht. Dieser Ergänzungsantrag hat <strong>de</strong>n<br />

Nach einem <strong>Bericht</strong> in <strong>de</strong>r ARD-Sendung „Brennpunkt"<br />

vom 2. Januar 1991 über Dr. Schalck-Golodkowski<br />

hat <strong>de</strong>r Abgeordnete Konrad Weiß (Bündnis<br />

90/Die Grünen) am 7. Januar 1991 die Einsetzung eines<br />

Untersuchungsausschusses gefor<strong>de</strong>rt. Der B<strong>und</strong>estag<br />

müsse klären, inwieweit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

in die „kriminellen Machenschaften <strong>de</strong>r SED<strong>und</strong><br />

Stasi-Clique" verstrickt gewesen sei, hat Konrad<br />

Weiß verlangt.<br />

Am 5. März 1991 hat <strong>de</strong>r Abgeordnete Dr. Peter<br />

Struck, parlamentarischer Geschäftsführer <strong>de</strong>r SPD-<br />

B<strong>und</strong>estagsfraktion, in einem Inte rview mit <strong>de</strong>m<br />

Deutschlandfunk erklärt, die SPD-Fraktion behalte<br />

sich vor, „das in diesem Zusammenhang schärfste Instrument<br />

- die Einrichtung eines parlamentarischen<br />

Untersuchungsausschusses - zu benutzen", um festzustellen,<br />

„welche finanziellen Manipulationen Herr<br />

Dr. Schalck-Golodkowski unternommen hat, auch<br />

zum Nachteil <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, die ja<br />

Rechtsnachfolger <strong>de</strong>r DDR gewor<strong>de</strong>n ist".<br />

Am 6. Mai 1991 hat <strong>de</strong>r „Spiegel" in <strong>de</strong>r Titel-Geschichte<br />

(„Der macht keinen Fehler") weiteres Material<br />

über Dr. Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Nachf olgeunternehmen<br />

veröffentlicht. Daraufhin hat am 13. Mai 1991<br />

sowohl die Gruppe Bündnis 90/Die Grünen als auch<br />

die SPD-Fraktion beschlossen, die Einsetzung eines<br />

parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu beantragen.<br />

Die Gruppe Bündnis 90/Die Grünen hat am 29. Mai<br />

1991 einen Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses<br />

im Deutschen B<strong>und</strong>estag eingebracht<br />

(BT Drucksache 12/629).<br />

Die SPD-Fraktion hat ihren Antrag am 4. Juni 1991<br />

gestellt. Dieser zielte im wesentlichen auf die Untersuchung<br />

<strong>de</strong>r Frage ab, „welche Rolle <strong>de</strong>r Arbeitsbereich<br />

„Kommerzielle Koordinierung" <strong>und</strong> sein Leiter<br />

Dr. Schalck-Golodkowski im System von SED-Führung,<br />

Staatsleitung <strong>und</strong> Volkswirtschaft <strong>de</strong>r früheren<br />

DDR spielte <strong>und</strong> wem die wirtschaftlichen Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Tätigkeit dieses Arbeitsbereiches zugute kamen<br />

<strong>und</strong> gegebenenfalls heute noch zugute kommen”<br />

(BT-Drucksache 12/654).<br />

Ebenfalls am 4. Juni 1991 haben die Fraktionen <strong>de</strong>r<br />

CDU/CSU <strong>und</strong> <strong>de</strong>r F.D.P. einen Ergänzungsantrag<br />

(BT-Drucksache 12/662) zum Antrag <strong>de</strong>r SPD-Frakti<br />

Untersuchungsauftrag inhaltlich <strong>und</strong> zeitlich unter<br />

an<strong>de</strong>rem hinsichtlich <strong>de</strong>r Zusammenarbeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Regierungskontakte<br />

vor 1983 erweitert.<br />

Am 6. Juni 1991 hat die Gruppe PDS/Linke Liste einen<br />

Än<strong>de</strong>rungsantrag (BT-Drucksache 12/686) gestellt,<br />

<strong>de</strong>r im Gegensatz zum Antrag <strong>de</strong>r SPD-Fraktion<br />

vorsah, daß die Gruppen mit vollem Stimmrecht zu<br />

beteiligen seien.<br />

In <strong>de</strong>r Plenar<strong>de</strong>batte über diese Anträge am 6. Juni<br />

1991 hat <strong>de</strong>r Abgeordnete Dr. Peter Struck (SPD) zur<br />

Begründung <strong>de</strong>s Antrags <strong>de</strong>r SPD-Fraktion ausgeführt:<br />

„Wenn in <strong>de</strong>r letzten Zeit über die Bewältigung<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit in <strong>de</strong>r ehemaligen DDR <strong>und</strong> über<br />

die schlimmen Taten <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>r damaligen Regierung - gesprochen wur<strong>de</strong>,<br />

hat <strong>de</strong>r Name Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r Regel<br />

eine beson<strong>de</strong>re Rolle gespielt. "<br />

Die Einsetzung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

„Kommerzielle Koordinierung" hat ein <strong>de</strong>utliches<br />

Signal an die Menschen in <strong>de</strong>r DDR gesetzt, diese<br />

Vergangenheit aufzuarbeiten (Dokument-Nr. 1).<br />

Der Abgeordnete Dr. Jürgen Rüttgers hat die Einsetzung<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses für die CDU/<br />

CSU-Fraktion vor allem mit <strong>de</strong>r Notwendigkeit einer<br />

zügigen Aufarbeitung <strong>de</strong>r dunklen Machenschaften<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung begrün<strong>de</strong>t:<br />

„.., uns interessieren die Arbeitsweise <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo <strong>und</strong> die Verbindungen zur SED <strong>und</strong> zum Ministerium<br />

für Staatssicherheit; uns interessieren aber<br />

auch die Verbindungen zur PDS <strong>und</strong> zur DKP. Wir<br />

wollen wissen, was dort erwirtschaftet wur<strong>de</strong>, wie es<br />

erwirtschaftet wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> was mit <strong>de</strong>n Erträgen geschah.<br />

Weiterhin interessiert uns, was aus <strong>de</strong>n vermutlich<br />

mehreren h<strong>und</strong>ert Unternehmen <strong>und</strong> Unternehmensbeteiligungen<br />

gewor<strong>de</strong>n ist <strong>und</strong> wer heute<br />

darüber verfügt." (Dokument-Nr. 1)<br />

Für die F.D.P. hat <strong>de</strong>r Abg. Uwe Lühr erklärt, das Interesse<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung in <strong>de</strong>n neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn<br />

for<strong>de</strong>re, <strong>de</strong>n Untersuchungsauftrag mit aller Gründlichkeit,<br />

aber auch nach streng rechtsstaatlichen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen auszuführen. Die F.D.P. wer<strong>de</strong> sich bemühen,<br />

„ein Stück <strong>de</strong>r unheilvollen Vernetzung von<br />

Stasi, KoKo, Schalck-Golodkowski, von <strong>de</strong>r persönlichen<br />

Verstrickung <strong>und</strong> von ihrem Wirken auch in <strong>de</strong>n


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

alten B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn ans Licht zu bringen". (Dokument-Nr.<br />

1)<br />

II. Einsetzung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

Der 12. Deutsche B<strong>und</strong>estag hat in seiner 28. Sitzung<br />

am 6. Juni 1991 auf Antrag <strong>de</strong>r Fraktion <strong>de</strong>r SPD vom<br />

4. Juni 1991 (BT-Drucksache 12/654) mit <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n<br />

Fraktionen <strong>de</strong>r CDU/CSU <strong>und</strong> F.D.P. am 4. Juni 1991<br />

(BT-Drucksache 12/662) beantragten Ergänzungen<br />

<strong>und</strong> einer kleineren Än<strong>de</strong>rung gemäß Artikel 44 <strong>de</strong>s<br />

Gr<strong>und</strong>gesetzes <strong>de</strong>n aus elf Mitglie<strong>de</strong>rn (6 CDU/CSU,<br />

4 SPD, 1 F.D.P.) bestehen<strong>de</strong>n 1. Untersuchungsausschuß<br />

eingesetzt. Die Gruppen wirken mit je einem<br />

Mitglied entsprechend <strong>de</strong>n Beschlüssen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estages<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Vereinbarungen im Ältestenrat mit<br />

(Dokument-Nr. 1).<br />

Einen Einsetzungsantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen vom 29. Mai 1991 (BT-Drucksache 12/629)<br />

hat <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estag abgelehnt. Ebenso hat er <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>rungsantrag<br />

<strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke Liste vom 6.<br />

Juni 1991 zum Antrag <strong>de</strong>r Fraktion <strong>de</strong>r SPD (BT<br />

-Drucksache 12/686) abgelehnt.<br />

Zum Verfahren hat <strong>de</strong>r Deutsche B<strong>und</strong>estag im Ein<br />

setzungsbeschluß festgelegt (BT-Drucksache 12/654):<br />

„Dem Verfahren <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses wer<strong>de</strong>n<br />

die Regeln zugr<strong>und</strong>e gelegt, die von <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft<br />

im Entwurf eines Gesetzes über Einsetzung<br />

<strong>und</strong> Verfahren von Untersuchungsausschüssen formuliert<br />

wur<strong>de</strong>n, soweit sie gelten<strong>de</strong>m Recht nicht wi<strong>de</strong>rsprechen."<br />

Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um <strong>de</strong>n Entwurf eines Gesetzes<br />

vom 14. Mai 1969 <strong>de</strong>r Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft<br />

über Einsetzung <strong>und</strong> Verfahren von Untersuchungsausschüssen<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

(BT-Drucksache V/4209). Die Regelungsvorschläge<br />

dieses Gesetzesentwurfs wer<strong>de</strong>n gemeinhin auch als<br />

IPA-Regeln bezeichnet.<br />

M. Untersuchungsauftrag<br />

Der Untersuchungsauftrag lautet gemäß BT-Drucksache<br />

12/654:<br />

I.<br />

Der Untersuchungsausschuß soll untersuchen, welche<br />

Rolle <strong>de</strong>r Arbeitsbereich „Kommerzielle Koordinierung"<br />

<strong>und</strong> sein Leiter Dr. Schalck-Golodkowski<br />

im System von SED-Führung, Staatsleitung <strong>und</strong><br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r früheren DDR spielten <strong>und</strong><br />

wem die wirtschaftlichen Ergebnisse <strong>de</strong>r Tätigkeit<br />

dieses Arbeitsbereichs zugute kamen <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

heute noch zugute kommen.<br />

II.<br />

Dabei sind insbeson<strong>de</strong>re folgen<strong>de</strong> Fragen zu klären:<br />

A. Für die Zeit bis 3. Oktober 1990<br />

1. Wann <strong>und</strong> mit welcher Aufgabenstellung wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Arbeitsbereich eingerichtet, wo war er organisatorisch<br />

<strong>und</strong> weisungsmäßig angeb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong><br />

wer war dort tätig?<br />

2. Welcher Firmen, Institutionen o<strong>de</strong>r sonstiger Tarnorganisationen<br />

bediente sich <strong>de</strong>r Arbeitsbereich<br />

im In- <strong>und</strong> Ausland?<br />

3. Über welche Wege <strong>und</strong> mit welchem Volumen erfolgten<br />

die Finanzbewegungen dieses Bereichs?<br />

4. Für welche Zwecke <strong>und</strong> auf wessen Anweisung<br />

wur<strong>de</strong>n die Finanzmittel verwen<strong>de</strong>t?<br />

5. Welche Maßnahmen haben die Regierungen<br />

Krenz, Modrow <strong>und</strong> <strong>de</strong> Maizière ergriffen, <strong>de</strong>n Zugriff<br />

staatlicher Behör<strong>de</strong>n auf die Vermögenswerte<br />

<strong>de</strong>s Bereiches „Kommerzielle Koordinierung" zu sichern?<br />

6. Welche Maßnahmen haben die Treuhandanstalt,<br />

die B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> staatliche Stellen <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>es unternommen, um im Zuge <strong>de</strong>r Währungsunion<br />

ab 01.07.1990 die vorhan<strong>de</strong>nen Finanzmittel<br />

<strong>de</strong>s Bereiches „Kommerzielle Koordinierung " zu sichern<br />

<strong>und</strong> kriminelle Aktivitäten zu verhin<strong>de</strong>rn?<br />

7. Welche Mittel sind aus <strong>de</strong>m Bereich „Kommerzielle<br />

Koordinierung" an die ehemaligen Blockparteien<br />

geflossen?<br />

B. Für die Zeit nach <strong>de</strong>m 3. Oktober 1990<br />

1. Was haben Treuhandanstalt, die B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> staatliche Stellen unternommen, um die<br />

Vermögenswerte <strong>de</strong>s Bereiches „Kommerzielle Koordinierung"<br />

sicherzustellen? -<br />

2. Was ist mit <strong>de</strong>n Vermögenswerten <strong>de</strong>s Bereiches<br />

„Kommerzielle Koordinierung" <strong>und</strong> von ihm abhängigen<br />

Firmen <strong>und</strong> Institutionen inzwischen geschehen?<br />

3. Welche Firmen <strong>und</strong> sonstige Institutionen sind in<br />

welcher Rechtsform, mit welchen Eigentums- <strong>und</strong><br />

Besitzverhältnissen <strong>und</strong> mit welchen Personen weiter<br />

tätig gewesen bzw. noch tätig?<br />

4. Welchen Einfluß hat Dr. Schalck-Golodkowski<br />

auf die Abwicklung o<strong>de</strong>r Fortführung <strong>de</strong>s Bereiches<br />

„Kommerzielle Koordinierung" o<strong>de</strong>r einzelner seiner<br />

Firmen <strong>und</strong> Institutionen genommen?<br />

5. Welche Erkenntnisse haben die B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> staatliche Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es o<strong>de</strong>r die unabhängige<br />

Regierungskommission Parteivermögen<br />

über <strong>de</strong>n Verbleib von Finanzmitteln <strong>de</strong>s Bereiches<br />

„Kommerzielle Koordinierung " bei Nachf olgeorganisationen<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Blockparteien?<br />

III.<br />

1. Hat es Zusagen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer staatlicher<br />

Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es gegenüber Dr. Schalck-Golodkowski<br />

bezüglich einer möglichen Straffreiheit in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Vergünstigungen<br />

gegeben?<br />

2. Welche Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong><br />

staatlicher Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es haben seit 1983 Kon-


takte mit Dr. Schalck-Golodkowski gehabt <strong>und</strong> welchem<br />

Zweck dienten diese Kontakte?<br />

3. Welche Kenntnisse hatten die B<strong>und</strong>esregierung<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re staatliche Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es über die<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereiches „Kommerzielle Koordinierung"<br />

im Bereich <strong>de</strong>s internationalen Waffenhan<strong>de</strong>ls?"<br />

Der ergänzen<strong>de</strong> Untersuchungsauftrag gemäß Antrag<br />

<strong>de</strong>r Koalitionsfraktionen CDU/CSU <strong>und</strong> F.D.P.<br />

auf Drucksache 12/662 lautet:<br />

„... Der Untersuchungsausschuß soll auch klären<br />

1. Funktionsweise <strong>und</strong> Tätigkeit <strong>de</strong>s Arbeitsbereichs<br />

„Kommerzielle Koordinierung" auch in Verbindung<br />

mit an<strong>de</strong>ren Einrichtungen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r SED/PDS, insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r SED/PDS sowie <strong>de</strong>r sogenannten<br />

Massenorganisationen,<br />

2. ob <strong>und</strong> ggf. wie die unter 1. erwähnte Funktionsweise<br />

<strong>und</strong> Tätigkeit <strong>de</strong>s Arbeitsbereichs „Kommerzielle<br />

Koordinierung" bzw. die <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Unternehmen aus diesem Arbeitsbereich nach <strong>de</strong>m<br />

3.10.1990 fortgesetzt wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n,<br />

3. wo sich die Vermögenswerte einschließlich <strong>de</strong>r<br />

im Ausland sowie <strong>de</strong>ren Surrogate befan<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

befin<strong>de</strong>n <strong>und</strong> wofür sie verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n,<br />

4. inwieweit die genannten Vermögenswerte <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt tatsächlich unterstellt wur<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r von dieser tatsächlich verwaltet wur<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> ob die im Juni 1990 gegrün<strong>de</strong>te Effect<br />

Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH alle früher<br />

zum Arbeitsbereich „Kommerzielle Koordinierung<br />

" gehören<strong>de</strong>n Vermögenswerte umfaßt,<br />

5. ob <strong>und</strong> ggf. welche Kontakte es vor 1983 zwischen<br />

B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren staatlichen<br />

Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es einerseits <strong>und</strong> Arbeitsbereich<br />

„Kommerzielle Koordinierung" an<strong>de</strong>rerseits o<strong>de</strong>r<br />

wegen <strong>de</strong>s Arbeitsbereichs „Kommerzielle Koordinierung"<br />

mit an<strong>de</strong>ren Stellen <strong>de</strong>r DDR o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

SED gab,<br />

<strong>und</strong> zwar auch mit <strong>de</strong>m Ziel festzustellen, ob die<br />

Vermögenswerte entsprechend gesetzlicher Regelung<br />

verwaltet wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> ob es Gesetzeslücken<br />

gibt. "<br />

Iv. Konstituierung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

Der 1. Untersuchungsausschuß ist am 7. Juni 1991<br />

durch die Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages,<br />

Prof. Dr. Rita Süssmuth, konstituiert wor<strong>de</strong>n.<br />

1. Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

Dem 1. Untersuchungsausschuß haben zunächst folgen<strong>de</strong><br />

Mitglie<strong>de</strong>r angehört:<br />

Or<strong>de</strong>ntliche Mitglie<strong>de</strong>r:<br />

CDU/CSU-Fraktion<br />

Horst Eylmann<br />

Joachim Hörster<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Stellvertreten<strong>de</strong> Mitglie<strong>de</strong>r:<br />

CDU/CSU-Fraktion<br />

Hans-Dirk Bierling<br />

Peter Harry Carstensen<br />

Heinz-Jürgen Kronberg<br />

Reiner-Eberhard Krziskewitz<br />

Dr. Jürgen Anton Rüttgers<br />

Karl-Heinz Spilker<br />

SPD-Fraktion<br />

Dr. Andreas von Bülow<br />

Hans-Joachim Hacker<br />

Dorle Marx<br />

Dr. Axel Wernitz<br />

F.D.P.-Fraktion<br />

Uwe Lühr<br />

Dr. Wolfgang Götzer<br />

Ronald Pofalla<br />

Clemens Schwalbe<br />

Stefan Schwarz<br />

SPD-Fraktion<br />

Friedhelm Julius Beucher<br />

Dr. Christine Lucyga<br />

Volker Neumann<br />

Dr. Peter Struck<br />

F.D.P.-Fraktion<br />

Jörg van Essen<br />

Die Gruppen hatten folgen<strong>de</strong> mitwirken<strong>de</strong>, nicht<br />

stimmberechtigte Mitglie<strong>de</strong>r benannt:<br />

Or<strong>de</strong>ntliche mitwirken<strong>de</strong><br />

Mitglie<strong>de</strong>r:<br />

Bündnis 90/Die Grünen<br />

Ingrid Köppe<br />

PDS/Linke Liste<br />

Dr. Gregor Gysi<br />

Stellvertreten<strong>de</strong> mitwirken<strong>de</strong><br />

Mitglie<strong>de</strong>r:<br />

Bündnis 90/Die Grünen<br />

Dr. Wolfgang Ullmann<br />

PDS/Linke Liste<br />

Andrea Le<strong>de</strong>rer<br />

Es haben sich in <strong>de</strong>r Zwischenzeit folgen<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>r Ausschußbesetzung ergeben:<br />

Abgeordneter Dr. Gregor Gysi (Gruppe PDS/Linke Liste)<br />

ist am 11. September 1991 aus <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ausgeschie<strong>de</strong>n. An seiner Stelle ist<br />

die Abgeordnete Andrea Le<strong>de</strong>rer (Gruppe PDS/Linke<br />

Liste), bisher Stellvertreterin, von ihrer Gruppe als or<strong>de</strong>ntliches<br />

mitwirken<strong>de</strong>s Mitglied benannt wor<strong>de</strong>n.<br />

Als ihr Stellvertreter ist Abgeordneter Dr. Gerhard<br />

Riege von <strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke Liste in <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

entsandt wor<strong>de</strong>n.<br />

Am 11. September 1991 ist Abgeordneter Dr. Wolfgang<br />

Götzer (CDU/CSU) als stellvertreten<strong>de</strong>s Mitglied<br />

ausgeschie<strong>de</strong>n. Er ist durch <strong>de</strong>n Abgeordneten<br />

Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU) ersetzt wor<strong>de</strong>n.<br />

Am 6. Dezember 1991 ist Abgeordneter Dr. Jürgen<br />

Anton Rüttgers (CDU/CSU) aus <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ausgeschie<strong>de</strong>n. Ihm ist als or<strong>de</strong>ntliches Mitglied<br />

Joachim Gres (CDU/CSU) gefolgt.<br />

An die Stelle <strong>de</strong>s Abgeordneten Uwe Lühr (F.D.P.) ist<br />

am 11. Dezember 1991 Abgeordneter Heinz Hübner<br />

(F.D.P.) als or<strong>de</strong>ntliches Mitglied in <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

eingetreten.<br />

Nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Abgeordneten Dr. Gerhard Riege<br />

(Gruppe PDS/Linke Liste) am 15. Februar 1992 ist von<br />

<strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke Liste zunächst kein neues stellvertreten<strong>de</strong>s<br />

mitwirken<strong>de</strong>s Mitglied benannt wor<strong>de</strong>n.<br />

Am 5. Juni 1992 ist Abgeordneter Ronald Pofalla<br />

(CDU/CSU) als stellvertreten<strong>de</strong>s Mitglied ausgeschie<strong>de</strong>n.<br />

Abgeordneter Hartmut Büttner (Schönebeck)<br />

(CDU/CSU) hat seine Funktion im Untersuchungsausschuß<br />

übernommen.<br />

Abgeordneter Karl-Heinz Spilker (CDU/CSU) ist am<br />

15. Juni 1992 als or<strong>de</strong>ntliches Mitglied ausgeschie<strong>de</strong>n.<br />

Sein Nachfolger ist Abgeordneter Dr. Wolfgang<br />

Götzer (CDU/CSU) gewor<strong>de</strong>n.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Am 17. Juni 1992 ist Abgeordneter Heinz Hübner<br />

(F.D.P.) ausgeschie<strong>de</strong>n. An seiner Stelle ist Abgeordneter<br />

Arno Schmidt (Dres<strong>de</strong>n) (F.D.P.) or<strong>de</strong>ntliches<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses gewor<strong>de</strong>n.<br />

Am 26. Juni 1992 hat Abgeordneter Horst Eylmann<br />

(CDU/CSU) sein Amt als Vorsitzen<strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rgelegt<br />

<strong>und</strong> ist stellvertreten<strong>de</strong>s Mitglied <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

gewor<strong>de</strong>n. Als neues or<strong>de</strong>ntliches Mitglied<br />

ist Abgeordneter Friedrich Vogel (Ennepetal)<br />

(CDU/CSU) in <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß eingetreten.<br />

Zugleich ist Abgeordneter Clemens Schwalbe<br />

(CDU/CSU) als stellvertreten<strong>de</strong>s Mitglied ausgeschie<strong>de</strong>n.<br />

Am 21. September 1992 hat Abgeordneter Hartmut<br />

Büttner (CDU/CSU) als stellvertreten<strong>de</strong>s Mitglied die<br />

Funktion eines or<strong>de</strong>ntlichen Mitglieds übernommen,<br />

während Abgeordneter Reiner Eberhard Krziskewitz<br />

(CDU/CSU), <strong>de</strong>r bisher or<strong>de</strong>ntliches Mitglied war,<br />

nunmehr stellvertreten<strong>de</strong>s Mitglied gewor<strong>de</strong>n ist.<br />

Am 12. Mai 1993 ist Abgeordnete Dorle Marx (SPD)<br />

vom or<strong>de</strong>ntlichen Mitglied zum stellvertreten<strong>de</strong>n Mitglied<br />

gewechselt. Das bis dahin stellvertreten<strong>de</strong> Mitglied<br />

Volker Neumann (SPD) ist als or<strong>de</strong>ntliches Mitglied<br />

benannt wor<strong>de</strong>n.<br />

Am 29. Juni 1993 ist Dr. Gregor Gysi (PDS/Linke Liste)<br />

als stellvertreten<strong>de</strong>s mitwirken<strong>de</strong>s Mitglied benannt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Gegenwärtig (Stand: 22. April 1994) gehören <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

folgen<strong>de</strong> Mitglie<strong>de</strong>r bzw. mitwirken<strong>de</strong><br />

Mitglie<strong>de</strong>r an:<br />

Or<strong>de</strong>ntliche Mitglie<strong>de</strong>r:<br />

CDU/CSU-Fraktion<br />

Friedrich Vogel (Ennepetal)<br />

Hartmut Büttner<br />

Dr. Wolfgang Götzer<br />

Joachim Gres<br />

Joachim Hörster<br />

Heinz-Jürgen Kronberg<br />

SPD-Fraktion<br />

Dr. Andreas von Bülow<br />

Hans-Joachim Hacker<br />

Volker Neumann<br />

Dr. Axel Wernitz<br />

F.D.P.-Fraktion<br />

Arno Schmidt (Dres<strong>de</strong>n)<br />

Or<strong>de</strong>ntliche mitwirken<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong> Mitglie<strong>de</strong>r:<br />

Bündnis 90/Die Grünen<br />

Ingrid Köppe<br />

PDS/Linke Liste<br />

Andrea Le<strong>de</strong>rer<br />

Stellvertreten<strong>de</strong> Mitglie<strong>de</strong>r:<br />

CDU/CSU-Fraktion<br />

Hans-Dirk Bierling<br />

Peter Harry Carstensen<br />

Horst Eylmann<br />

Reiner-Eberhard Krziskewitz<br />

Christian Schmidt (Fürth)<br />

Stefan Schwarz<br />

SPD-Fraktion<br />

Friedhelm Julius Beucher<br />

Dr. Christine Lucyga<br />

Dorle Marx<br />

Dr. Peter Struck<br />

F.D.P.-Fraktion<br />

Jörg van Essen<br />

Stellvertreten<strong>de</strong> mitwirken -<br />

Mitglie<strong>de</strong>r:<br />

Bündnis 90/Die Grünen<br />

Dr. Wolfgang Ullmann<br />

PDS/Linke Liste<br />

Dr. Gregor Gysi<br />

2. Bestimmung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> seines<br />

Stellvertreters<br />

In <strong>de</strong>r konstituieren<strong>de</strong>n Sitzung ist unter Leitung <strong>de</strong>r<br />

Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages <strong>de</strong>r Abgeordnete<br />

Horst Eylmann (CDU/CSU) zum Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abgeordnete Dr. Axel Wernitz (SPD) zum<br />

stellvertreten<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

bestimmt wor<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r 76. Sitzung am 26. Juni 1992 hat <strong>de</strong>r Abgeordnete<br />

Horst Eylmann (CDU/CSU) das Amt <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

nie<strong>de</strong>rgelegt. An seiner Stelle ist in <strong>de</strong>rselben<br />

Sitzung <strong>de</strong>r Abgeordnete F riedrich Vogel (Ennepetal)<br />

(CDU/CSU) zum Vorsitzen<strong>de</strong>n bestimmt wor<strong>de</strong>n.<br />

Wegen Erkrankung <strong>de</strong>s Abgeordneten Dr. Axel Wernitz<br />

(SPD) hat <strong>de</strong>r Abgeordnete Volker Neumann<br />

(SPD) vom 6. Juli 1993 bis 22. September 1993 das<br />

Amt <strong>de</strong>s Stellvertreten<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n wahrgenommen.<br />

3. Benennung <strong>de</strong>r Obleute <strong>und</strong> Ernennung <strong>de</strong>r<br />

<strong>Bericht</strong>erstatter<br />

In <strong>de</strong>r konstituieren<strong>de</strong>n Sitzung sind von ihren Fraktionen<br />

bzw. Gruppen als Obleute benannt wor<strong>de</strong>n:<br />

Abgeordneter Dr. Jürgen Anton Rüttgers (CDU/CSU);<br />

Abgeordneter Dr. Andreas von Bülow (SPD);<br />

Abgeordneter Uwe Lühr (F.D.P.);<br />

Abgeordnete Ingrid Köppe (Bündnis 90/Die Grünen);<br />

Abgeordneter Dr. Gregor Gysi (PDS/Linke Liste).<br />

Am 4. Dezember 1991 wur<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n ausschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Abgeordneten Dr. Jürgen Anton Rüttgers <strong>de</strong>r Abgeordnete<br />

Joachim Hörster neuer Obmann <strong>de</strong>r CDU/<br />

CSU-Fraktion im Untersuchungsausschuß.<br />

Für die F.D.P.-Fraktion ist jetzt Abgeordneter Arno<br />

Schmidt (Dres<strong>de</strong>n) Obmann <strong>und</strong> für die Gruppe <strong>de</strong>r<br />

PDS/Linke Liste Abgeordnete Andrea Le<strong>de</strong>rer Obfrau.<br />

Zu <strong>Bericht</strong>erstattern sind auf Vorschlag ihrer Fraktionen<br />

bzw. Gruppen folgen<strong>de</strong> Abgeordnete ernannt<br />

wor<strong>de</strong>n:<br />

Abgeordneter Joachim Hörster (CDU/CSU);<br />

Abgeordneter Dr. Andreas von Bülow (SPD);<br />

Abgeordneter Uwe Lühr (F.D.P.);<br />

Abgeordnete Ingrid Köppe (Bündnis 90/Die Grünen);<br />

Abgeordneter Dr. Gregor Gysi (PDS/Linke Liste).<br />

Der Ältestenrat hat in seiner 11. Sitzung am 6. Juni<br />

1991 zur Rechtsstellung <strong>de</strong>r Gruppenmitglie<strong>de</strong>r in<br />

Untersuchungsausschüssen in Auslegung <strong>de</strong>r Nr. 2 b<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estagsbeschlusses vom 21. Februar 1991<br />

(BT-Drucksache 12/149) folgen<strong>de</strong> Feststellungen getroffen:<br />

„ 1. Das Mitglied, sowie sein Stellvertreter, durch<br />

das die Gruppe an <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

mitwirken kann, ist trotz <strong>de</strong>s fehlen<strong>de</strong>n<br />

Stimmrechts Mitglied <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses.<br />

2. Die gleichzeitige Anwesenheit von Mitglied <strong>und</strong><br />

Stellvertreter im Untersuchungsausschuß ist zulässig.


3. Das Mitglied hat Fragerecht. Das Fragerecht <strong>de</strong>s<br />

stellvertreten<strong>de</strong>n Mitglieds bei Anwesenheit <strong>de</strong>s<br />

Mitglieds wird insoweit entsprechend <strong>de</strong>m Fragerecht<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Fraktionen in <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

entsandten Mitglie<strong>de</strong>r gehandhabt.<br />

4. Das Mitglied hat das Recht, Beweisanträge <strong>und</strong><br />

an<strong>de</strong>re Anträge zu stellen.<br />

5. Soweit es im Untersuchungsausschuß auf die<br />

Zahl <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r ankommt, zählt das Mitglied<br />

nicht mit; dies gilt auch für die Frage nach <strong>de</strong>r Unterstützung<br />

von Anträgen.<br />

6. Seine Anträge sind beitrittsfähig.<br />

7. Das Mitglied erhält die an die Ausschußmitglie<strong>de</strong>r<br />

allgemein verteilten Unterlagen (u.a. Akten).<br />

8.Soweit Unterlagen nur eingeschränkt verteilt<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verteilungsmaßstab die Fraktion<br />

ist, erhält es ein Exemplar.<br />

9. Es hat das Recht, gem. § 23 <strong>de</strong>r IPA-Regeln <strong>de</strong>m<br />

Plenum einen abweichen<strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong> vorzulegen<br />

(sogenanntes Son<strong>de</strong>rvotum).<br />

10. Das Mitglied wird zu Obleutebesprechungen<br />

eingela<strong>de</strong>n.<br />

11. Bezüglich <strong>de</strong>r Teilnahme von Fraktionsmitarbeitern<br />

wer<strong>de</strong>n die Gruppen wie Fraktionen behan<strong>de</strong>lt.<br />

"<br />

Weitergehen<strong>de</strong>, die Rechtsstellung <strong>de</strong>r Gruppen näher<br />

regeln<strong>de</strong> Beschlüsse haben we<strong>de</strong>r das Plenum<br />

noch <strong>de</strong>r Ältestenrat gefaßt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Wechsel in <strong>de</strong>r Ausschußbesetzung<br />

sind die <strong>Bericht</strong>erstatter Abgeordneter Joachim Hörster<br />

durch Abgeordneten Joachim Gres, Abgeordneter<br />

Uwe Lühr durch Abgeordneten Arno Schmidt<br />

(Dres<strong>de</strong>n) <strong>und</strong> Abgeordneter Dr. Gregor Gysi durch<br />

Abgeordnete Andrea Le<strong>de</strong>rer ersetzt wor<strong>de</strong>n.<br />

4. Benannte Mitarbeiter <strong>de</strong>r Fraktionen <strong>und</strong><br />

Gruppen<br />

Für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß benannte Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen (Stand: 6. Mai 1994)<br />

sind:<br />

CDU/CSU:<br />

Rudolf Seiler<br />

Josef Alfter<br />

Omar Gacaoglu<br />

Andreas Kamp<br />

Axel Schlegtendal<br />

Eberhard Temme<br />

Alexan<strong>de</strong>r Zahn<br />

SPD:<br />

Manfred Poburski<br />

Martina Endries<br />

Martin Roh<strong>de</strong><br />

Albrecht von Wangenheim<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

F.D.P.:<br />

Hans Ulrich Guther<br />

Bündnis 90/Die Grünen:<br />

Reinhard Krämer<br />

Antje Grewe-Radschikowski<br />

PDS/Linke Liste:<br />

Günter Kolodziej<br />

Die jeweils erstgenannten Mitarbeiter sind diejenigen,<br />

die verantwortliche Ansprechpartner für die Verbindung<br />

zwischen <strong>de</strong>n Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Sekretariat gewesen sind.<br />

5. Beauftragte <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung hat gegenwärtig folgen<strong>de</strong> Beauftragte<br />

für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß bestellt<br />

(Stand: 6. Mai 1994):<br />

- B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen: Ministerialrat Ulrich<br />

Bremer (Koordination).<br />

- B<strong>und</strong>eskanzleramt: Ministerialrätin Regine Braunöhler.<br />

- Auswärtiges Amt: Legationsrätin Margit Hellwig.<br />

- B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern: Ministerialrat Dr.<br />

Detlev B. Rein, Ministerialrat Dr. Gerd-Dieter<br />

Schoen.<br />

- B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Justiz: Ministerialrat Wolfgang<br />

Stiller.<br />

- B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft: Ministerialrat<br />

Dr. Claus Kühne, Regierungsdirektor Dr. Lothar<br />

Schuseil.<br />

6. Sekretariat <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

Dem Sekretariat <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses gehören<br />

an (Stand: 6. Mai 1994): Ministerialrat (MR) Dr.<br />

Winfried Heymer (Leiter), MR Hans Hotter (stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Leiter); Regierungsrat (RR) z. A. Michael<br />

Grote, Verwaltungsangestellte (VAe) Corina Spehr;<br />

Regierungsoberinspektorin Topsi Fed<strong>de</strong>rn, Amtsrat<br />

Jörg Küppers sowie die Verwaltungsangestellten Anita<br />

Schwipper, Bozana Jerolimov, Susanne Cremer,<br />

Andrea Söntgerath, Sophia Mäfers <strong>und</strong> Martina Sägert.<br />

Für die Aktenauswertung, Vorbereitung von Zeugenvernehmungen<br />

<strong>und</strong> die Erarbeitung von Entwürfen<br />

für <strong>Bericht</strong>steile bzw. die Unterstützung dieser<br />

Tätigkeiten sind eingesetzt gewesen: Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter <strong>de</strong>s höheren <strong>und</strong> gehobenen<br />

Dienstes o<strong>de</strong>r vergleichbare Angestellte aus <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>estagsverwaltung, von an<strong>de</strong>ren Behör<strong>de</strong>n abgeordnete<br />

o<strong>de</strong>r als Zeitangestellte beschäftigte Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter. Insgesamt waren dies<br />

zuletzt: VAe Claudia Brammer, VAe Kerstin Bunte,<br />

RR Dr. Roland Derksen, VAe Lucia Dietlmeier, VA<br />

Dr. Christof Haverkamp, VA Dr. Jürgen Herres, VA<br />

Peter Herrmannsen, RR'n z. A. Susanne Hetzel, RR<br />

z. A. Heinz-Willi Heynckes, VA Hans-Joachim<br />

Heyne, VAe Sabine Honer, VA Markus Kämpfer, VA


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Hagen Kappelhoff, VA Bernhard Krawietz, VAe Ulrike<br />

Menk, VAe Ulrike Moetzel, VA Hardo Müggenburg,<br />

VA Gerhard Naumann, VA Konrad Peter, VA<br />

Georg Schmitz, RR'n z. A. Sigrid Seecamp, VA Andreas<br />

Streit, VAe Sabine Stuppert, Steuerinspektorin<br />

Silvia Vollenberg.<br />

Des weiteren sind im Sekretariat als Systemverwalter<br />

Stefan Bücker <strong>und</strong> Oberamtsrat Klaus Spittek sowie<br />

als Leiter <strong>de</strong>s Ausschußarchivs Archivamtmann Gerhard<br />

Schlütter eingesetzt. Hinzu kommen zwölf halbtags<br />

beschäftigte Zeitangestellte als Sachbearbeiter<br />

in <strong>de</strong>r Verschlagwortung sowie 12 halbtags beschäftigte<br />

stu<strong>de</strong>ntische Hilfskräfte für Kopierarbeiten <strong>und</strong><br />

an<strong>de</strong>re Tätigkeiten etc.<br />

V. Parallelverfahren<br />

1. Der Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s<br />

Bayerischen Landtages betreffend bayerische<br />

Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

„Kommerzielle Koordinierung" <strong>und</strong> Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowskis<br />

Auf Antrag <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Abgeordneten Hiersemann (LT-Drucksache<br />

12/2969) vom 26. September 1991 hat <strong>de</strong>r Bayerische<br />

Landtag am 23. Oktober 1991 die Einsetzung eines<br />

Untersuchungsausschusses „betreffend bayerische<br />

Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs »Kommerzielle Koordinierung«<br />

<strong>und</strong> Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowskis"<br />

beschlossen (LT-Drucksache 12/3295). Dieser Untersuchungsausschuß<br />

soll prüfen, welche Kontakte die<br />

Staatsregierung mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Leiter Dr. Schalck-Golodkowski<br />

hatte. Schwerpunkt dieses Themenkomplexes ist<br />

die Untersuchung <strong>de</strong>r Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s sog. Milliar<strong>de</strong>nkredits<br />

an die DDR.<br />

Ein weiterer Untersuchungskomplex betrifft die Frage,<br />

ob <strong>und</strong> inwieweit bayerische Unternehmen aufgr<strong>und</strong><br />

direkter o<strong>de</strong>r indirekter Interventionen <strong>de</strong>r<br />

Staatsregierung bevorzugt in <strong>de</strong>n Besitz von Importbzw.<br />

Exportlizenzen für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>r DDR kamen,<br />

ob dafür Provisionszahlungen geleistet <strong>und</strong> wie<br />

diese Geschäfte steuerlich behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n.<br />

Schließlich sollen die wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen<br />

Aktivitäten Simon Gol<strong>de</strong>nbergs <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Behandlung<br />

durch bayerische Behör<strong>de</strong>n geprüft wer<strong>de</strong>n.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r weitgehen<strong>de</strong>n Überschneidungen <strong>de</strong>r<br />

bayerischen Untersuchungskomplexe mit <strong>de</strong>m - umfassen<strong>de</strong>ren<br />

- Untersuchungsauftrag <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages ist<br />

zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Ausschüssen eine gegenseitige<br />

Unterstützung <strong>und</strong> eine Arbeitsteilung abgesprochen<br />

wor<strong>de</strong>n. Zu diesen Zwecken haben je eine gemeinsame<br />

Sitzung in Bonn <strong>und</strong> München stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Außer<strong>de</strong>m sind fortlaufend die Vernehmungsprotokolle<br />

<strong>und</strong> Informationen über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Arbeiten<br />

ausgetauscht <strong>und</strong> die Termine <strong>de</strong>r Zeugenbefragungen<br />

abgestimmt wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Arbeitsteilung hat dazu geführt, daß <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß<br />

von einer Behandlung <strong>de</strong>r Themenkomplexe<br />

Milliar<strong>de</strong>nkredit <strong>und</strong> Fleischhan<strong>de</strong>l im<br />

wesentlichen abgesehen hat.<br />

2. Der 3. Parlamentarische Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>r 1. Wahlperio<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Landtages<br />

von Mecklenburg-Vorpommern („Deponie<br />

Ihlenberg/Schönberg ")<br />

Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern hat auf<br />

Antrag <strong>de</strong>r Fraktionen <strong>de</strong>r CDU, SPD, LL/PDS <strong>und</strong><br />

F.D.P. vom 4. Mai 1993 (LT-Drucksache 1/3120) in seiner<br />

77. Sitzung am selben Tage die Einsetzung seines<br />

3. parlamentarischen Untersuchungsausschusses beschlossen,<br />

<strong>de</strong>r die Vorgänge um die Deponie Ihlenberg/Schönberg<br />

klären soll. Es geht vor allem um die<br />

vertraglichen Vereinbarungen im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Übernahme <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Betrieb <strong>de</strong>r Deponie<br />

durch die Treuhandanstalt sowie <strong>de</strong>r Weiterveräußerung<br />

an das Land Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Überschneidungen mit <strong>de</strong>m Untersuchungsauftrag<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estags-Untersuchungsausschusses ergeben<br />

sich insoweit, als sich <strong>de</strong>r Landtags-Untersuchungsausschuß<br />

im Vorfeld seiner Untersuchung auch mit<br />

<strong>de</strong>r Entstehung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Betrieb <strong>de</strong>r Deponie in <strong>de</strong>r<br />

früheren DDR beschäftigt, woran Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> das zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gehören<strong>de</strong> Unternehmen Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH beteiligt gewesen sind.<br />

3. Der 2. Untersuchungsausschuß „Treuhandanstalt"<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

Die SPD-Fraktion hat am 28. September 1993 (BT-<br />

Drucksache 12/5768) beantragt, einen parlamentarischen<br />

Untersuchungsausschuß zur Tätigkeit <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt einzusetzen. Die Einsetzung <strong>de</strong>s 2.<br />

Untersuchungsausschusses ist vom B<strong>und</strong>estag in seiner<br />

179. Sitzung am 30. September 1993 beschlossen<br />

wor<strong>de</strong>n. (Plenarprotokoll 12/179, S. 15411). Der Untersuchungsausschuß<br />

hat sich noch am selben Tag<br />

konstituiert .<br />

Zwischen <strong>de</strong>n Aufträgen <strong>de</strong>s 1. <strong>und</strong> 2. Untersuchungsausschusses<br />

bestehen einige Berührungspunkte.<br />

Der 1. Untersuchungsausschuß hat u. a. die<br />

Aufgabe, <strong>de</strong>n Verbleib <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung aufzuklären. Er beschäftigt<br />

sich in diesem Rahmen auch mit jenen Vermögenswerten<br />

<strong>und</strong> Unternehmen <strong>de</strong>s früheren Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, die von <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

verwaltet bzw. privatisiert wur<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Untersuchungsrichtung bei<strong>de</strong>r Ausschüsse ist allerdings<br />

unterschiedlich. Für <strong>de</strong>n 1. Untersuchungsausschuß<br />

steht das Schicksal <strong>de</strong>r Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>,<br />

für <strong>de</strong>n 2. Untersuchungsausschuß hingegen<br />

die Arbeitsweise <strong>de</strong>r Treuhandanstalt.<br />

Die Tätigkeit <strong>de</strong>s 2. Untersuchungsausschusses hat<br />

unter an<strong>de</strong>rem aufgr<strong>und</strong> seiner späten Einsetzung


keine Auswirkungen auf die Arbeit <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

gehabt.<br />

4. Unabhängige Kommission zur Überprüfung<br />

<strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR<br />

Die Unabhängige Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s<br />

Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR (UKPV) ist durch die am 1. Juni 1990 in Kraft<br />

getretenen §§ 20a, 20b Parteiengesetz <strong>de</strong>r DDR<br />

(PartG-DDR) eingerichtet wor<strong>de</strong>n. Gemäß Anlage II<br />

Kapitel II Sachgebiet A Abschnitt III <strong>de</strong>s Einigungsvertrages<br />

sind diese Vorschriften mit bestimmten<br />

Maßgaben in Kraft geblieben. Danach besteht die<br />

UKPV in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland fort. Die<br />

UKPV unterliegt <strong>de</strong>r Rechtsaufsicht <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung.<br />

Sie hat u. a. die Aufgabe, das Vermögen <strong>de</strong>r betroffenen<br />

Institutionen zu ermitteln <strong>und</strong> an <strong>de</strong>r treuhän<strong>de</strong>rischen<br />

Verwaltung dieses Vermögens durch<br />

die Treuhandanstalt sowie an <strong>de</strong>r endgültigen Zuordnung<br />

<strong>de</strong>r Vermögenswerte mitzuwirken. Für die<br />

Durchführung ihrer Arbeit hat die UKPV gemäß § 20a<br />

Abs. 4 PartG-DDR das Recht zur Beweisaufnahme<br />

entsprechend <strong>de</strong>n Verfahrensregeln <strong>de</strong>r Strafprozeßordnung,<br />

so zur Zeugenvernehmung <strong>und</strong> zur Beantragung<br />

<strong>de</strong>r Anordnung von Hausdurchsuchungen<br />

<strong>und</strong> Beschlagnahmen.<br />

Berührungspunkte zum Auftrag <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

liegen insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Frage,<br />

inwieweit die vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

verwalteten sog. Parteifirmen als Staatsvermögen<br />

o<strong>de</strong>r Parteivermögen anzusehen sind.<br />

Die UKPV hat mit Schreiben vom 11. November 1992<br />

beantragt, durch einen Vertreter an sämtlichen Sitzungen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses teilnehmen zu dürfen,<br />

soweit sie die Aufklärung von Sachverhalten beträfen,<br />

die auch Gegenstand ihres Ermittlungsauftrags seien.<br />

In seiner 104. (Beratungs-) Sitzung am 9. Dezember<br />

1992 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß beschlossen, einem<br />

Vertreter <strong>de</strong>r UKPV zu gestatten, an allen öffentlichen<br />

<strong>und</strong> nichtöffentlichen Sitzungen, die <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

dienten, teilzunehmen. Ein Zutritt zu <strong>de</strong>n Beratungssitzungen<br />

ist nicht gewährt wor<strong>de</strong>n.<br />

5. Ermittlungsverfahren bei Staatsanwaltschaften<br />

Die Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

ist Gegenstand zahlreicher Ermittlungsverfahren<br />

bei Staatsanwaltschaften. Sie richten sich vor allem<br />

gegen Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

o<strong>de</strong>r ihm zugehöriger Unternehmen.<br />

Die Hauptbeschuldigten waren bzw. sind neben Dr.<br />

Schalck-Golodkowski seine Ehefrau Sigrid, sein ehemaliger<br />

Stellvertreter Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik <strong>de</strong>s Bereichs Dieter Uhlig,<br />

die früheren Geschäftsführer von Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung Joachim Farken<br />

<strong>und</strong> Dr. Günther Forgber sowie die Rechtsanwälte<br />

Manfred Wünsche <strong>und</strong> Jürgen Reiner-Michael<br />

Wetzenstein-Ollenschläger. Ihnen wur<strong>de</strong>n bzw. wer<strong>de</strong>n<br />

eine Reihe von Straftaten zur Last gelegt, insbe<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

son<strong>de</strong>re Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollge -<br />

setz, gegen das Außenwirtschaftsgesetz <strong>und</strong> Embargo-Verstöße.<br />

Des weiteren wer<strong>de</strong>n einigen <strong>de</strong>r oben<br />

aufgeführten Personen persönliche Bereicherung,<br />

Untreue, Steuerhinterziehung <strong>und</strong> Zollverstöße vorgeworfen.<br />

Ermittlungsverfahren bei <strong>de</strong>n Berliner Staatsanwaltschaften<br />

Ein Schwerpunkt <strong>de</strong>r Ermittlungen liegt bei <strong>de</strong>n Berliner<br />

Staatsanwaltschaften. Gr<strong>und</strong> dafür ist das für die<br />

Strafverfolgungszuständigkeit maßgebliche Tatortprinzip.<br />

Der Ostteil Berlins war <strong>de</strong>r Sitz <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung sowie vieler zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>r Unternehmen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin ist eine spezielle Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

gebil<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n. Diese ermittelt gegen Angehörige<br />

<strong>de</strong>r seinerzeitigen Partei- <strong>und</strong> Staatsführung,<br />

auch gegen die Leiter von Hauptabteilungen<br />

<strong>und</strong> selbständigen Abteilungen <strong>de</strong>r Ministerien, soweit<br />

es um mögliche Straftaten im Zusammenhang<br />

mit ihren Partei- <strong>und</strong> Amtsfunktionen geht. Teil dieser<br />

Ermittlungen ist damit auch <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> seine Tätigkeit. Die Arbeitsgruppe<br />

Regierungskriminalität bearbeitet zu<strong>de</strong>m<br />

auch Wirtschaftsverfahren gegen Verantwortliche<br />

von Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Bei ihren Ermittlungen wird die Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

von <strong>de</strong>r Zentralen Ermittlungsstelle<br />

für Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität (ZERV)<br />

beim Polizeipräsi<strong>de</strong>nten in Berlin - unterstützt.<br />

Ermittlungsverfahren bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esanwaltschaft<br />

Der Generalb<strong>und</strong>esanwalt in Karlsruhe ermittelt gegen<br />

eine Reihe früherer Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bzw. ihm zuzuordnen<strong>de</strong>r<br />

Unternehmen sowie gegen Personen, die zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung Beziehungen hatten,<br />

wegen <strong>de</strong>s Verdachts geheimdienstlicher Agententätigkeit.<br />

Bei einem Großteil dieser Ermittlungsverfahren<br />

geht es um die Beschaffung von Embargogütern<br />

für geheimdienstliche Zwecke bzw. mit nachrichtendienstlichen<br />

Metho<strong>de</strong>n.<br />

Sonstige Ermittlungsverfahren<br />

Weitere Ermittlungsverfahren sind auch bei an<strong>de</strong>ren<br />

Staatsanwaltschaften anhängig, so bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Mag<strong>de</strong>burg.<br />

Die Ermittlungsverfahren, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bei seiner Arbeit bekanntgewor<strong>de</strong>n sind,<br />

sind im 2. Teil <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>es unter I. II „Aufklärung<br />

von Straftaten" dargestellt .<br />

6. Gerichtsverfahren<br />

Strafprozesse<br />

Die Ermittlungsverfahren <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaften<br />

haben bis jetzt nur in wenigen Fällen zu Anklageerhebungen<br />

geführt. Zu nennen sind das Strafverfahren<br />

gegen Dr. Schalck-Golodkowski wegen Verstoßes ge-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

gen das Militärregierungsgesetz Nr. 53 (MRG 53) vor<br />

<strong>de</strong>m Landgericht Berlin <strong>und</strong> das Verfahren gegen seinen<br />

Stellvertreter Manfred Sei<strong>de</strong>l u.a. wegen Untreue.<br />

Das Landgericht Berlin hat Manfred Sei<strong>de</strong>l in<br />

zweiter Instanz im November 1993 wegen Untreue<br />

<strong>und</strong> Vertrauensmißbrauch zu einer 18-monatigen<br />

Freiheitsstrafe verurteilt. Das Urteil ist rechtskräftig.<br />

In <strong>de</strong>n Jahren 1991 <strong>und</strong> 1992 erhob die Staatsanwaltschaft<br />

beim Landgericht Berlin Anklage gegen <strong>de</strong>n damaligen<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r F.C. Gerlach Expo rt-Import,<br />

Michael Wischniewski, beim Landgericht Berlin<br />

jeweils wegen eines Delikts <strong>de</strong>r Untreue. In bei<strong>de</strong>n Fällen<br />

wur<strong>de</strong> Anfang 1994 die Anklage zurückgezogen<br />

<strong>und</strong> das Ermittlungsverfahren eingestellt. Gr<strong>und</strong> dafür<br />

war ein Gutachten <strong>de</strong>s behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Krankenhausarztes,<br />

das die Verhandlungsunfähigkeit <strong>de</strong>s Angeklagten<br />

wegen einer schweren Erkrankung bescheinigte.<br />

Im Mai 1994 hat die Staatsanwaltschaft beim Landgericht<br />

Berlin auf Weisung <strong>de</strong>r übergeordneten Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin die Ermittlungen<br />

jedoch wie<strong>de</strong>r aufgenommen <strong>und</strong> ein<br />

amtsärztliches Gutachen über die Frage <strong>de</strong>r Verhandlungsfähigkeit<br />

von Michael Wischniewski in Auftrag<br />

gegeben. Von <strong>de</strong>m Ergebnis <strong>de</strong>s Gutachtens, das<br />

noch nicht vorliegt, hängt es ab, ob möglicherweise<br />

erneut Anklage gegen ihn erhoben wer<strong>de</strong>n kann.<br />

In einem Strafverfahren vor <strong>de</strong>m Landgericht Mag<strong>de</strong>burg<br />

ist zwei Angeklagten Rechtsbeugung <strong>und</strong> Freiheitsberaubung<br />

im Zusammenhang mit Häftlingsfreikäufen,<br />

die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Devisen einbrachten, zur Last gelegt wor<strong>de</strong>n. Die große<br />

Strafkammer hat sie <strong>de</strong>swegen am 15. Februar<br />

1994 zu Freiheitsstrafen von einem Jahr <strong>und</strong> neun<br />

Monaten bzw. einem Jahr <strong>und</strong> sechs Monaten verurteilt.<br />

Die Staatsanwaltschaft hat gegen das Urteil Revision<br />

eingelegt.<br />

In einem Strafverfahren vor <strong>de</strong>m Landgericht Bochum<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>s in Bochum ansässigen,<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n<br />

Unternehmens noha HGmbH im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Zahlung von Provisionen an das in Berlin<br />

(Ost) ansässige, ebenfalls zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gehören<strong>de</strong> Unternehmen Simpex<br />

B. Verlauf <strong>de</strong>s Untersuchungsverfahrens<br />

I. Beschlüsse <strong>und</strong> Absprachen zum Verfahren<br />

1. Behandlung von Beweisanträgen<br />

Der Untersuchungsausschuß ist in <strong>de</strong>r 2. Sitzung am<br />

7. Juni 1991 übereingekommen, Beweisanträge<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich erst in <strong>de</strong>r nächsten nichtöffentlichen<br />

Sitzung nach ihrer Einbringung zu behan<strong>de</strong>ln, um<br />

ausreichend Zeit für die Vorbereitung in <strong>de</strong>n Fraktions-<br />

<strong>und</strong> Gruppengremien zu haben.<br />

GmbH wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Das Urteil<br />

wur<strong>de</strong> vom B<strong>und</strong>esgerichtshof mit Ausnahme <strong>de</strong>r<br />

Strafzumessung bestätigt.<br />

Zivilprozesse<br />

Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> die Treuhandanstalt<br />

bemühen sich in einer Reihe von zivilrechtlichen<br />

Streitigkeiten vor <strong>de</strong>m Landgericht Berlin, um<br />

das Vermögen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zuzuordnen<strong>de</strong>n Unternehmen.<br />

In weiteren zivilrechtlichen Verfahren vor <strong>de</strong>m Landgericht<br />

Berlin versucht die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

Provisionsansprüche <strong>de</strong>r sog. Vertreterfirma<br />

Günther Forgber Wahrnehmung von Interessen für<br />

Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l gegen Unternehmen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> im westeuropäischen<br />

Ausland durchzusetzen.<br />

Eine Darstellung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bekannten Verfahren fin<strong>de</strong>t sich im zweiten Teil dieses<br />

<strong>Bericht</strong>s unter I. II „Zivilrechtliche Verfahren im<br />

Zuge <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung".<br />

Strafanzeigen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

Bei <strong>de</strong>r Aktenauswertung <strong>und</strong> Vorbereitung <strong>de</strong>r Zeugenvernehmungen<br />

durch das Sekretariat <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

sind Mitarbeiter in mehreren<br />

Fällen auf Sachverhalte gestoßen, die hinreichen<strong>de</strong><br />

Verdachtsmomente auf begangene Straftaten enthielten.<br />

In all diesen Fällen sind die jeweils zuständigen<br />

Staatsanwaltschaften unterrichtet wor<strong>de</strong>n.<br />

So hat die Staatsanwaltschaft Aachen Ermittlungen<br />

wegen Verdachts <strong>de</strong>s Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz<br />

aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin hat wegen <strong>de</strong>s<br />

Verdachts <strong>de</strong>s Waffen- <strong>und</strong> Drogenhan<strong>de</strong>ls ermittelt,<br />

<strong>de</strong>r Generalb<strong>und</strong>esanwalt in Karlsruhe in zwei Fällen<br />

wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>r geheimdienstlichen Agententätigkeit.<br />

Der Generalb<strong>und</strong>esanwalt hat zwischenzeitlich<br />

gemäß § 154 StPO aufgr<strong>und</strong> einer an<strong>de</strong>rweitigen<br />

Verurteilung zu einer erheblichen Freiheitsstrafe<br />

eines dieser Verfahren eingestellt, im an<strong>de</strong>ren die Generalstaatsanwaltschaft<br />

in Stuttgart mit weiteren Ermittlungen<br />

beauftragt.<br />

2. Fragerecht bei <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

Auf Vorschlag <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n hat sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

in seiner 3. Sitzung am 13. Juni 1991<br />

auf folgen<strong>de</strong> Regelung verständigt:<br />

„ (1) Das Fragerecht bei <strong>de</strong>n Beweiserhebungen<br />

wird gr<strong>und</strong>sätzlich nach § 17 in Verbindung mit § 4<br />

Abs. 3 <strong>de</strong>r IPA-Regein gemäß <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Konkretisierungen ausgeübt.<br />

(2) Die Beweisaufnahme wird in drei Abschnitte<br />

aufgeteilt. Zunächst steht das Fragerecht <strong>de</strong>m Vor-


sitzen<strong>de</strong>n zu. Im zweiten Abschnitt wird das Fragerecht<br />

abwechselnd von <strong>de</strong>n Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen<br />

durch ihre <strong>Bericht</strong>erstatter ausgeübt. Leitet <strong>de</strong>r<br />

Vorsitzen<strong>de</strong> die Sitzung, so steht nach ihm <strong>de</strong>r SPD-<br />

Fraktion, leitet <strong>de</strong>r Stellvertreter <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

die Sitzung, so steht nach ihm <strong>de</strong>r CDU/CSU-Fraktion<br />

das erste Fragerecht zu. Die <strong>Bericht</strong>erstatter<br />

können das ihnen zustehen<strong>de</strong> Fragerecht an ein or<strong>de</strong>ntliches<br />

Mitglied o<strong>de</strong>r auch an ein stellvertreten<strong>de</strong>s<br />

Ausschußmitglied ihrer Fraktion <strong>und</strong> Gruppe<br />

weitergeben.<br />

(3) Die Gesamtzeit für <strong>de</strong>n zweiten Abschnitt wird<br />

auf zwei St<strong>und</strong>en begrenzt <strong>und</strong> unter <strong>de</strong>n Fraktionen<br />

nach <strong>de</strong>n für die Plenarsitzungen gelten<strong>de</strong>n Regeln<br />

aufgeteilt.<br />

Sollen in einer Sitzung mehrere Zeugen getrennt<br />

vernommen o<strong>de</strong>r Sachverständige unabhängig<br />

voneinan<strong>de</strong>r angehört wer<strong>de</strong>n, so kann durch Absprache<br />

<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatter die Gesamtzeit für <strong>de</strong>n<br />

zweiten Abschnitt nach Bedarf abweichend festgelegt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Fragerecht <strong>de</strong>r Gruppen beläuft sich jeweils<br />

auf fünf Minuten.<br />

(4) Für <strong>de</strong>n dritten Abschnitt gilt § 28 GO-BT sinngemäß.<br />

(5) Ein stellvertreten<strong>de</strong>s Ausschußmitglied darf<br />

trotz <strong>de</strong>r Anwesenheit <strong>de</strong>r or<strong>de</strong>ntlichen Ausschußmitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>rselben Fraktion das Fragerecht ausüben,<br />

wenn das or<strong>de</strong>ntliche Ausschußmitglied sich<br />

bei Fragen zu <strong>de</strong>mselben Komplex zurückhält.<br />

(6) Von dieser Regelung <strong>de</strong>s Fragerechts kann in<br />

allseitigem Einverständnis je<strong>de</strong>rzeit auch stillschweigend<br />

abgewichen wer<strong>de</strong>n. "<br />

3. Verzicht auf Verlesung von Schriftstücken<br />

Gleichfalls in <strong>de</strong>r 3. Sitzung am 13. Juni 1991 hat <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß folgen<strong>de</strong>n Beschluß nach<br />

§ 11 Abs. 2 IPA-Regeln gefaßt:<br />

„Gemäß § 11 Abs. 2 <strong>de</strong>r IPA-Regeln wird auf die Verlesung<br />

von Schriftstücken verzichtet, soweit diese<br />

vom Ausschußsekretariat an alle Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

verteilt wor<strong>de</strong>n sind."<br />

4. Protokollierung<br />

In seiner 2. Sitzung am 7. Juni 1991 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

einvernehmlich festgelegt, alle öffentlichen<br />

Sitzungen <strong>und</strong> nichtöffentlichen Beweiserhebungen<br />

stenographisch aufnehmen zu lassen <strong>und</strong><br />

alle nichtöffentlichen Beratungen in einem durch das<br />

Sekretariat zu erstellen<strong>de</strong>n Kurzprotokoll festzuhalten.<br />

In begrün<strong>de</strong>ten Ausnahmefällen <strong>und</strong> bei rechtzeitigem<br />

Eingang eines entsprechen<strong>de</strong>n Antrags<br />

sollte jedoch auch die stenographische Dokumentation<br />

einer nichtöffentlichen Beratungssitzung möglich<br />

sein. Im wesentlichen sind nichtöffentliche Beratungssitzungen,<br />

die in öffentliche Sitzungen eingeschoben<br />

wer<strong>de</strong>n mußten <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>nen ein Parlamentsstenograph<br />

bereits anwesend war, stenographisch<br />

protokolliert wor<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

5. Abschluß <strong>de</strong>r Vernehmungen<br />

In seiner 3. Sitzung am 13. Juni 1991 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

für <strong>de</strong>n jeweiligen Abschluß einer<br />

Vernehmung beschlossen:<br />

„Der Untersuchungsausschuß entschei<strong>de</strong>t, ob die<br />

Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen abgeschlossen ist. Die<br />

Entscheidung darf erst ergehen, wenn nach <strong>de</strong>r Zustellung<br />

<strong>de</strong>s Vernehmungsprotokolls zwei Wochen<br />

verstrichen sind o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zeuge auf die Einhaltung<br />

dieser Frist verzichtet hat."<br />

6. Behandlung von Ausschußprotokollen<br />

In seiner 3. Sitzung am 13. Juni 1991 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

auf Vorschlag <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n einstimmig<br />

folgen<strong>de</strong>s Verfahren festgelegt:<br />

„ (1) Protokolle nichtöffentlicher Sitzungen<br />

(1.1) Protokolle nichtöffentlicher Sitzungen erhalten<br />

die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>und</strong> ihre Stellvertreter, <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Stellvertreter, die benannten Mitarbeiter(innen)<br />

<strong>de</strong>r Fraktionen sowie die benannten Vertreter<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung.<br />

(1.2) Dritte haben gr<strong>und</strong>sätzlich kein Recht auf Einsichtnahme<br />

in Protokolle nichtöffentlicher Sitzungen<br />

<strong>und</strong> folglich auch nicht darauf, daß ihnen Abschriften<br />

solcher Protokolle überlassen wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine Ausnahme besteht nur gegenüber Behör<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß Amtshilfe leistet.<br />

(2) Protokolle öffentlicher Sitzungen<br />

(2.1) Protokolle öffentlicher Sitzungen erhält <strong>de</strong>r<br />

unter Punkt 1.1 genannte Personenkreis, darüber<br />

hinaus auf Antrag eine Behör<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r gegenüber <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß Amtshilfe leistet.<br />

(2.2) Dritten, insbeson<strong>de</strong>re vom Untersuchungsausschuß<br />

vernommenen Zeugen, kann Einsicht in die<br />

Protokolle gewährt <strong>und</strong> eine Abschrift zur Verfügung<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Betroffene » ein berechtigtes<br />

Interesse nachweist« (Abschnitt II <strong>de</strong>r<br />

»Richtlinien für die Behandlung <strong>de</strong>r Ausschußprotokolle<br />

gem. § 73a GO-BT vom 16. September<br />

1985«).<br />

(2.3) Von dieser Regel können Ausnahmen getroffen<br />

wer<strong>de</strong>n entsprechend <strong>de</strong>n o. g. Richtlinien.<br />

(2.4) Im Hinblick auf das Regel-Ausnahme-Verhältnis<br />

wird folgen<strong>de</strong>s Verfahren angewandt:<br />

- Der Vorsitzen<strong>de</strong> entschei<strong>de</strong>t über das Vorliegen<br />

<strong>de</strong>s »berechtigten Interesses«<br />

- Bejaht er dieses Interesse, wird Einblick in das<br />

Protokoll gewährt o<strong>de</strong>r eine Abschrift erteilt, es<br />

sei <strong>de</strong>nn, es lägen Anhaltspunkte dafür vor, daß<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß trotz <strong>de</strong>s berechtigten<br />

Interesses das Einsichtsrecht verneinen wür<strong>de</strong>.<br />

In diesem Fall ist eine Entscheidung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

herbeizuführen.<br />

- Für vernommene Zeugen gilt: Dem Zeugen ist<br />

das Protokoll über seine Vernehmung zuzustellen.<br />

"


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Verteilung von VS-GEHEIM eingestuften Protokollen<br />

an die im Untersuchungsausschuß vertretenen Ressorts<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

Der Untersuchungsausschuß hat von einer regelmäßigen<br />

Verteilung <strong>de</strong>r als VS-GEHEIM eingestuften Protokolle<br />

an die im Untersuchungsausschuß vertretenen<br />

Ressorts <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung abgesehen. Ergänzend<br />

hat er in seiner 78. Sitzung am 26. Juni 1992 beschlossen,<br />

in beson<strong>de</strong>ren Fällen einzelnen Resso rts Ausfertigungen<br />

über die Geheimschutzstelle zukommen zu<br />

lassen.<br />

7. Amtshilfeersuchen an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

Der Untersuchungsausschuß hat gr<strong>und</strong>sätzlich beigezogene<br />

Akten nicht an Dritte herausgegeben. Maßgeblich<br />

für diese Vorgehensweise ist <strong>de</strong>r Gesichtspunkt<br />

gewesen, daß über die Verwendung von Akten<br />

die aktenführen<strong>de</strong> Stelle zu entschei<strong>de</strong>n hat, <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß die Akten ausschließlich für<br />

Zwecke <strong>de</strong>r eigenen Untersuchung zur Verfügung<br />

gestellt wor<strong>de</strong>n sind. In Ausnahmefällen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

jedoch nach ausdrücklicher Zustimmung<br />

<strong>de</strong>r aktenführen<strong>de</strong>n Stelle Unterlagen an<strong>de</strong>ren<br />

parlamentarischen Gremien <strong>und</strong> Ermittlungsbehör<strong>de</strong>n<br />

überlassen, wenn dies für die anfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> die aktenführen<strong>de</strong>n Stellen eine erhebliche Zeit<strong>und</strong><br />

Arbeitsersparnis be<strong>de</strong>utete.<br />

Über <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Fall <strong>de</strong>s Wunsches, an das Datenverarbeitungssystem<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

angeb<strong>und</strong>en zu wer<strong>de</strong>n, um so direkten Zugriff<br />

auf die eingescannten Unterlagen zu erhalten,<br />

wird im Ersten Teil B dieses <strong>Bericht</strong>s unter IV berichtet.<br />

Herausgabeersuchen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages<br />

In seiner 25. Sitzung am 6. November 1991 hat <strong>de</strong>r<br />

1. Untersuchungsausschuß erstmals das Ersuchen <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>s Bayerischen Landtages<br />

beraten, ihm die Sitzungsprotokolle, die im<br />

1. Untersuchungsausschuß erarbeiteten Materialien<br />

<strong>und</strong> nach Bedarf auch Ablichtungen beigezogener<br />

Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Bayerischen Landtages<br />

am 30. Oktober 1991 bezüglich <strong>de</strong>r Protokolle einen<br />

förmlichen Beiziehungsbeschluß gefaßt <strong>und</strong> diesen<br />

<strong>de</strong>m 1. Untersuchungsausschuß mitgeteilt hatte<br />

(Ausschußdrucksache 132), hat dieser in seiner 31.<br />

Sitzung am 27. November 1991 <strong>de</strong>m Ersuchen mit gewissen<br />

Einschränkungen zugestimmt. Im einzelnen<br />

hat sich <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß damit einverstan<strong>de</strong>n<br />

erklärt, <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s<br />

Bayerischen Landtages die Protokolle über öffentliche<br />

<strong>und</strong> nicht-öffentliche Beweiserhebungen <strong>de</strong>s<br />

1. Untersuchungsausschusses sukzessive <strong>und</strong> auf begrün<strong>de</strong>te<br />

Einzelanfor<strong>de</strong>rung hin auch die im 1. Untersuchungsausschuß<br />

erarbeiteten o<strong>de</strong>r in seinem<br />

Auftrag erstellten Gutachten, Aufstellungen, Listen<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Unterlagen zu überlassen, nicht hingegen<br />

die von dritter Seite zur Verfügung gestellten Akten.<br />

Wegen letzterer sollte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages an die aktenführen<br />

<strong>de</strong>n Stellen verwiesen wer<strong>de</strong>n. Nur ausnahmsweise<br />

sollte eine beson<strong>de</strong>re Regelung getroffen wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß für längere Zeit<br />

die Originaldokumente für sich beanspruchte.<br />

Im weiteren Verlauf <strong>de</strong>s Untersuchungsverfahrens<br />

hat <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages auch Kopien<br />

beigezogener Unterlagen zur Verfügung gestellt,<br />

wenn dieser die Zustimmung <strong>de</strong>r aktenführen<strong>de</strong>n<br />

Stellen eingeholt hatte, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß<br />

nach entsprechen<strong>de</strong>r Unterrichtung<br />

im Rahmen seiner Arbeitskapazitäten zur Herstellung<br />

<strong>de</strong>r Kopien <strong>und</strong> Ausdrucke <strong>de</strong>s beigezogenen Aktenbestan<strong>de</strong>s<br />

in <strong>de</strong>r Lage war.<br />

Vorher hatte die B<strong>und</strong>esregierung mit Schreiben <strong>de</strong>s<br />

Staatssekretärs Hans Neusel (BMI) vom 26. November<br />

1991 Be<strong>de</strong>nken gegen die Überlassung von Protokollen<br />

über Vernehmungen solcher Zeugen erhoben,<br />

für die von ihr Aussagegenehmigungen erteilt wer<strong>de</strong>n<br />

mußten. Die Übermittlung <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Protokolle an einen Landtags-Untersuchungsausschuß<br />

sei nicht vom Kontrollrecht <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

ge<strong>de</strong>ckt; die B<strong>und</strong>esregierung sei<br />

nicht <strong>de</strong>r Kontrolle eines Lan<strong>de</strong>sparlaments unterworfen.<br />

Nach <strong>de</strong>m Gr<strong>und</strong>satz <strong>de</strong>r Verfassungsorgantreue<br />

könne <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß daher nicht<br />

ohne Beteiligung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung bestimmen,<br />

ob im Einzelfall die Weitergabe von Protokollen mit<br />

Aussagen von Bediensteten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esverwaltung<br />

mit <strong>de</strong>m Wohl <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es vereinbar sei. Möglicherweise<br />

wer<strong>de</strong> die B<strong>und</strong>esregierung allerdings <strong>de</strong>r<br />

Überlassung <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Protokolle an <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s - Bayerischen Landtages<br />

generell zustimmen.<br />

Demgegenüber hat <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>n Standpunkt vertreten, daß die Befugnis zur Verwendung<br />

einer Nie<strong>de</strong>rschrift einer Zeugenaussage in<br />

öffentlicher Sitzung rechtlich allein bei <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bzw. <strong>de</strong>m Parlament liege, wenn<br />

nicht durch beson<strong>de</strong>re Regelungen - z. B. zur Geheimhaltung<br />

- ausdrücklich etwas an<strong>de</strong>res bestimmt<br />

sei. Die Verwendung einer Aussage in öffentlicher Sitzung<br />

könne nicht begrenzt wer<strong>de</strong>n, zumal auch <strong>de</strong>r<br />

Kreis <strong>de</strong>r Kenntnisnehmen<strong>de</strong>n nicht beschränkt wer<strong>de</strong>n<br />

könne o<strong>de</strong>r dürfe.<br />

Weiterhin hat <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß die Auffassung<br />

vertreten, daß er über seine Protokolle im<br />

Rahmen seiner Selbstbindung frei verfügen könne.<br />

So setzten die Richtlinien für die Behandlung <strong>de</strong>r Ausschußprotokolle<br />

gemäß § 73 Abs. 3 GO-BT (Anlage zu<br />

§ 73 vom 16. September 1975; Beschluß <strong>de</strong>s Präsidiums<br />

vom 7. September 1987), wonach Protokolle öffentlicher<br />

Sitzungen einsehen kann, wer ein berechtigtes<br />

Interesse nachweist, eine umfassen<strong>de</strong> Entscheidungsfreiheit<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages bzw. <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschusses voraus. Gleiches gelte für<br />

<strong>de</strong>n vom 1. Untersuchungsausschuß am 13. Juni 1991<br />

gefaßten Beschluß zur Behandlung seiner eigenen<br />

Protokolle (siehe oben Erster Teil Punkt B I 7). Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> hätten frühere Untersuchungsausschüsse<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages nie die Zustimmung <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung vor einer Überlassung von Protokollen<br />

an Dritte eingeholt.


Nach Auffassung <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

können stenographische Protokolle öffentlicher Sitzungen<br />

als Anlagen zu einem Zwischen- o<strong>de</strong>r Abschlußbericht<br />

genommen <strong>und</strong> veröffentlicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Vorbehalt einer Zustimmung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

wür<strong>de</strong> sich konsequenterweise auch hierauf erstrecken.<br />

Es stehe <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung aber nicht zu,<br />

auf die Gestaltung von <strong>Bericht</strong>en parlamentarischer<br />

Ausschüsse Einfluß zu nehmen.<br />

Nach <strong>de</strong>m vorgenannten Beschluß <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

ist diese Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

nicht weitergeführt wor<strong>de</strong>n. (Zur Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses mit <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages siehe<br />

auch Erster Teil dieses <strong>Bericht</strong>s, B VII 2).<br />

Antrag <strong>de</strong>s Umweltausschusses <strong>de</strong>s Schleswig-Holsteinischen<br />

Landtages auf Einsichtnahme in Akten<br />

<strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

Mit Schreiben vom 1. Oktober 1992 <strong>und</strong> Schreiben<br />

vom 26. November 1992 hat <strong>de</strong>r Umweltausschuß <strong>de</strong>s<br />

Schleswig-Holsteinischen Landtages gebeten, ihm<br />

„Akteneinsicht in die Schleswig-Holstein-relevaten<br />

Müllakten <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses zu gewähren"<br />

. Da <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esbeauftragte für die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen DDR<br />

seine Zustimmung zu einer solchen Akteneinsichtnahme<br />

verweigerte, hat sich eine Entscheidung <strong>de</strong>s<br />

1. Untersuchungsausschusses erübrigt.<br />

Auskunftsersuchen <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>s 13. Schleswig-Holsteinischen Landtages<br />

Der „Untersuchungsausschuß zur Aufklärung zwischen<br />

Reiner Pfeiffer, <strong>de</strong>r SPD, <strong>de</strong>r SPD-geführten Lan<strong>de</strong>sregierung<br />

<strong>und</strong> ihren jeweiligen Mitarbeitern" <strong>de</strong>s<br />

Schleswig-Holsteinischen Landtages hat <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages aufgr<strong>und</strong><br />

eines entsprechen<strong>de</strong>n Beiziehungsbeschlusses<br />

ersucht, ihm aufzulisten, über welche seinen Untersuchungsgegenstand<br />

betreffen<strong>de</strong>n Unterlagen er verfüge<br />

<strong>und</strong> wer die herausgeben<strong>de</strong>n Stellen seien.<br />

Der 1. Untersuchungsausschuß hat in seiner Sitzung<br />

am 23. Juni 1993 entschie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m Antragsteller mitzuteilen,<br />

daß seine Aktenbestän<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>n Kriterien <strong>de</strong>s<br />

eigenen Untersuchungsauftrags geordnet seien <strong>und</strong><br />

eine Auflistung nach Maßgabe eines an<strong>de</strong>ren Untersuchungsauftrags<br />

nur mit einem erheblichen Arbeits- <strong>und</strong><br />

Zeitaufwand möglich sei. Er sehe sich nicht in <strong>de</strong>r Lage,<br />

die erfor<strong>de</strong>rlichen personellen Ressourcen ohne Vernachlässigung<br />

eigener Aufgaben bereitzustellen <strong>und</strong><br />

müsse das Auskunftsersuchen daher ablehnen.<br />

Amtshilfegesuch <strong>de</strong>s 3. Parlamentarischen Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>s Landtages Mecklenburg-Vorpommern<br />

Der 3. Parlamentarische Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s<br />

Landtages Mecklenburg-Vorpommern hat mit Schreiben<br />

vom 2. Juli 1993 die Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages ersucht, ihm „eine Aufstellung aller im<br />

KoKo-Untersuchungsausschuß, im Treuhandausschuß<br />

<strong>und</strong> im Umweltausschuß vorhan<strong>de</strong>nen Unterlagen<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>s Betriebes, <strong>de</strong>s Verkaufs <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Sicherheit <strong>de</strong>r Deponie Ihlenberg/Schönberg zur Verfügung<br />

zu stellen" .<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Die Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages lehnte<br />

dieses Ersuchen nach Rücksprache mit <strong>de</strong>m 1. Untersuchungsausschuß<br />

ab. Es ließe sich anhand <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Verzeichnisse nicht ermitteln, ob <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß<br />

über die entsprechen<strong>de</strong>n Materialien<br />

verfüge. Die beantragte Aufstellung müsse aus<br />

umfangreichen, ungeordneten <strong>und</strong> teilweise nur über<br />

die Auswertung von Bildplatten zugänglichen Bestän<strong>de</strong>n<br />

erarbeitet wer<strong>de</strong>n, was mit einem vertretbaren Arbeits-<br />

<strong>und</strong> Zeitaufwand nicht möglich sei.<br />

Wegen einer begrenzten Unterstützung möge sich<br />

<strong>de</strong>r Antragsteller unmittelbar an <strong>de</strong>n 1. Untersuchungsausschuß<br />

wen<strong>de</strong>n.<br />

Ein entsprechen<strong>de</strong>s Amtshilfeersuchen unmittelbar<br />

an <strong>de</strong>n 1. Untersuchungsausschuß erfolgte nicht.<br />

Herausgabeersuchen <strong>de</strong>r UKPV<br />

In einem weiteren Fall hat ein Mitarbeiter <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

<strong>de</strong>r UKPV mit Schreiben vom 23. Juni 1992 <strong>de</strong>n<br />

1. Untersuchungsausschuß aufgefor<strong>de</strong>rt, sowohl Unterlagen<br />

herauszugeben, die <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

selbst erstellt hatte, als auch solche, die ihm von<br />

dritter Seite, insbeson<strong>de</strong>re von an<strong>de</strong>ren Behör<strong>de</strong>n,<br />

überlassen wor<strong>de</strong>n waren. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat dieses Ersuchen in seiner 78. Sitzung am 26.<br />

Juni 1992 sowohl aus rechtlichen als auch aus formellen<br />

Grün<strong>de</strong>n abgelehnt.<br />

Der 1. Untersuchungsausschuß hätte einem Herausgabeverlangen<br />

allenfalls im Hinblick auf die von ihm<br />

selbst erstellten Unterlagen nachkommen können; im<br />

übrigen hätte sich die Kommission mit <strong>de</strong>n aktenführen<strong>de</strong>n<br />

Stellen unmittelbar auseinan<strong>de</strong>rsetzen müssen.<br />

Aber auch für die vom - 1. Untersuchungsausschuß<br />

selbst erstellten Unterlagen hat <strong>de</strong>m 1. Untersuchungsausschuß<br />

ein Anschreiben auf Referatsleiterebene<br />

<strong>und</strong> ohne einen entsprechen<strong>de</strong>n Kommissionsbeschluß<br />

nicht ausgereicht.<br />

Amtshilfeersuchen <strong>de</strong>s Umweltministers <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Mit Schreiben vom 19. Oktober 1993 hat <strong>de</strong>r Umweltminister<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern um<br />

Mitteilung gebeten, ob die <strong>de</strong>m 1. Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Materialien Informationen<br />

enthielten zum Verbleib <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r aktuellen <strong>Bericht</strong>erstattung<br />

sogenannten 41 Seveso-Giftfässer. Der<br />

Auschuß hat ihm daraufhin eine Liste <strong>de</strong>r dazu vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen überlassen.<br />

Antrag <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Kiel auf Akteneinsichtnahme<br />

Mit Schreiben vom 14. Januar 1993 hat <strong>de</strong>r Leiten<strong>de</strong><br />

Oberstaatsanwalt <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Kiel bei <strong>de</strong>r<br />

Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages beantragt,<br />

ihm die Einsichtnahme in die Akten <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

zu gestatten. Recherchen hätten<br />

ergeben, daß <strong>de</strong>m 1. Untersuchungsausschuß aufschlußreiche<br />

Unterlagen für ein bei ihm anhängiges<br />

Vorprüfverfahren vorlägen, insbeson<strong>de</strong>re VS-Vertraulich<br />

<strong>und</strong> höher eingestufte Unterlagen.<br />

Der Untersuchungsausschuß ist in seiner Beratungs<br />

sitzung am 3. Februar 1993 zu <strong>de</strong>r Auffassung ge<br />

langt, daß <strong>de</strong>m Antrag aus rechtlichen <strong>und</strong> tatsächli-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

chen Grün<strong>de</strong>n nicht stattgegeben wer<strong>de</strong>n könne. Zunächst<br />

bedürfe die Einsichtnahme <strong>de</strong>r Zustimmung<br />

<strong>de</strong>r herausgeben<strong>de</strong>n Stellen. Die Geheimhaltungsbeschlüsse<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses erstreckten<br />

sich nicht auf die Staatsanwaltschaft, so daß ein Sicherheitsproblem<br />

auftreten könnte. Es sei auch äußerst<br />

schwierig, aus <strong>de</strong>n 500 in <strong>de</strong>r Geheimschutzstelle<br />

gelagerten Aktenordnern die für die Staatsanwaltschaft<br />

relevanten Vorgänge auszuson<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> die<br />

Einsichtnahme darauf zu beschränken.<br />

Amtshilfeersuchen <strong>de</strong>r Japanisch en Botschaft<br />

Die Japanische Botschaft hat mit Schreiben eines Botschaftsrats<br />

an <strong>de</strong>n Ausschußvorsitzen<strong>de</strong>n vom 1. Oktober<br />

1993 <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß gebeten, im<br />

Wege <strong>de</strong>r Amtshilfe Auskunft über <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r<br />

Ausschußakten zu erteilen, soweit dieser Aussagen<br />

zu <strong>de</strong>n Beziehungen zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> japanischen Unternehmen<br />

enthielte.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat in seiner Sitzung im<br />

November 1993 entschie<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>m Botschaftsrat<br />

mitteilen solle, daß <strong>de</strong>r in diesen Fällen übliche<br />

Weg über das Auswärtige Amt einzuschlagen<br />

<strong>und</strong> daß die Zusicherung <strong>de</strong>r Gegenseitigkeit erfor<strong>de</strong>rlich<br />

sei. Die Japanische Botschaft kam danach auf<br />

das Ersuchen nicht zurück.<br />

8. Geheimhaltung<br />

a) Verpflichtung zur Geheimhaltung<br />

Schon in <strong>de</strong>r konstituieren<strong>de</strong>n 1. Sitzung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

am 7. Juni 1991 hat die Präsi<strong>de</strong>ntin<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages, Prof. Dr. Rita Süssmuth,<br />

auf die Notwendigkeit hingewiesen, die vom<br />

B<strong>und</strong>estag beschlossene Geheimschutzordnung<br />

(GSO-BT) genau zu beachten. Zur Geheimhaltung<br />

hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß in seiner 3. Sitzung<br />

am 13. Juni 1991 folgen<strong>de</strong>n Beschluß gefaßt:<br />

„(1) Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s 1. UA - 12. WP sind zur Geheimhaltung<br />

(§ 7 Abs. 1 S. 1 GSO-BT i. V. m. § 3<br />

Abs. 1 GSO-BT, § 353b Abs. 2 Nr. 1 StGB) <strong>de</strong>rjenigen<br />

Angelegenheiten verpflichtet, die ihnen durch<br />

Übermittlung <strong>de</strong>r von amtlichen Stellen als VS-<br />

VERTRAULICH <strong>und</strong> höher eingestuften Unterlagen<br />

an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß bekannt wer<strong>de</strong>n.<br />

(2) Diese Geheimhaltungsverpflichtung erstreckt<br />

sich auch auf solche Angelegenheiten, die aufgr<strong>und</strong><br />

von Unterlagen bekannt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren VS-<br />

Einstufung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

selbst veranlaßt wird.<br />

(3) Die Geheimhaltungsverpflichtung entfällt,<br />

wenn <strong>und</strong> insoweit die aktenführen<strong>de</strong> Stelle bzw.<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß die Einstufung als VS-<br />

VERTRAULICH <strong>und</strong> höher aufhebt."<br />

b) Verteilung von VS-VERTRAULICH <strong>und</strong> höher eingestuften<br />

Unterlagen<br />

Der Untersuchungsausschuß hat zur Verteilung <strong>de</strong>r<br />

VS-VERTRAULICH <strong>und</strong> höher eingestuften Unterla<br />

gen in seiner 6. Sitzung am 5. September 1991 beschlossen:<br />

„Die bei <strong>de</strong>r Geheimschutzstelle <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß verwahrten<br />

VS-VERTRAULICH <strong>und</strong> höher eingestuften<br />

Akten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> Behör<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

von <strong>de</strong>r Geheimschutzstelle wie folgt verteilt:<br />

- eine Ausfertigung an das Sekretariat - zugleich<br />

bestimmt für <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>n stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n,<br />

- jeweils eine Ausfertigung an je<strong>de</strong> Fraktion <strong>und</strong><br />

Gruppe, wobei diese die entsprechen<strong>de</strong> Empfangsperson<br />

selbst bestimmt <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Geheimschutzstelle<br />

bekannt gibt."<br />

c) Einsichtnahme in VS-VERTRAULICH <strong>und</strong> höher<br />

eingestufte Unterlagen<br />

Der Untersuchungsausschuß hat sich mit <strong>de</strong>r Frage<br />

befaßt, ob Ausschußmitglie<strong>de</strong>r Kenntnis von VS-VER-<br />

TRAULICH <strong>und</strong> höher eingestuften Unterlagen un-<br />

mittelbar nach ihrem Eingang in <strong>de</strong>r Geheimschutz<br />

stelle o<strong>de</strong>r erst nach formeller Einbeziehung in <strong>de</strong>n<br />

Geheimhaltungsbeschluß <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

nehmen sollten. Gegen eine Kenntnisnahme<br />

vor <strong>de</strong>r formellen Einbeziehung sprach, daß somit<br />

eine Lücke im Geheimnisschutz eröffnet wor<strong>de</strong>n wä<br />

re.<br />

In seiner 55. Sitzung am 18. März 1992 hat daher <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß beschlossen, daß Einsicht in<br />

VS-VERTRAULICH <strong>und</strong> höher eingestufte Unterlagen<br />

erst genommen wer<strong>de</strong>n - -könne,<br />

wenn <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

jeweils die ausdrückliche Einbeziehung<br />

in <strong>de</strong>n Geheimhaltungsbeschluß verfügt habe.<br />

d) Verfahren bei <strong>de</strong>r Einreichung von Anträgen geheimhaltungsbedürftigen<br />

Inhalts<br />

Dazu hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß in seiner 3. Sitzung<br />

am 13. Juni 1991 festgelegt:<br />

„Anträge, <strong>de</strong>ren Inhalt möglicherweise geheimhaltungsbedürftig<br />

ist, sollen in <strong>de</strong>r Geheimschutzstelle<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages hinterlegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Über die Hinterlegung soll <strong>de</strong>r Antragsteller das<br />

Ausschußsekretariat unterrichten. "<br />

e) Behandlung <strong>de</strong>r als VS-NfD eingestuften Unterlagen<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

Mit Schreiben vom 14. April 1992 hat <strong>de</strong>r Staatssekretär<br />

im B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern, Hans Neusel,<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß aufgefor<strong>de</strong>rt, in Zukunft<br />

die vom B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz vorgenommene<br />

VS-Einstufung „Nur für <strong>de</strong>n Dienstgebrauch"<br />

(VS-NfD) zu beachten <strong>und</strong> solche Unterlagen nicht in<br />

öffentlichen Sitzungen zu erörtern. Dies erfor<strong>de</strong>re das<br />

Sicherheitsinteresse <strong>de</strong>r betroffenen Nachrichtendienste.<br />

Ein vom Untersuchungsausschuß beim Geheim<br />

schutzbeauftragten <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages in


Auftrag gegebenes Gutachten kam zunächst zu <strong>de</strong>m<br />

Ergebnis, daß es möglich sei, die als VS-NfD eingestuften<br />

Vorgänge in öffentlichen Sitzungen zu behan<strong>de</strong>ln.<br />

Eine Ausweitung <strong>de</strong>s Beschlusses über die Geheimhaltungsverpflichtung<br />

auf Material <strong>de</strong>s Verschlußsaclien-Gra<strong>de</strong>s<br />

NfD emptahl er nicht.<br />

Nach weiteren Beratungen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

unter Berücksichtigung, daß nach § 42 Abs. 1 <strong>de</strong>r<br />

Geheimschutzordnung <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

(GSO-BT) auch VS-NfD ein Geheimhaltungsgrad ist<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Geschäftsordnungsausschuß bereits am 30. November<br />

1989 (Ausschußprotokoll G 53 <strong>de</strong>r 11. WP) festgestellt<br />

hat, es sei unzulässig, geheimhaltungsbedürftige<br />

Angelegenheiten (wie z.B. VS-NfD eingestufte) in einen<br />

öffentlichen Untersuchungsbericht aufzunehmen,<br />

schließlich mit <strong>de</strong>n Stimmen <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong> F.D.P.-<br />

Fraktionen zur Klarstellung folgen<strong>de</strong>s beschlossen:<br />

„Zur Vermeidung von Mißverständnissen wird festgestellt,<br />

daß VS-NfD-eingestufte Unterlagen, die<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zugehen, nach <strong>de</strong>r<br />

Geheimschutzordnung <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verschlußsachenanweisung für die<br />

B<strong>und</strong>esbehör<strong>de</strong>n zu behan<strong>de</strong>ln sind.<br />

Dies be<strong>de</strong>utet, daß VS-NfD-eingestufte Unterlagen<br />

nicht in öffentlichen Sitzungen erörtert o<strong>de</strong>r an<br />

nicht berechtigte Dritte weitergegeben wer<strong>de</strong>n<br />

dürfen. Ferner können sie nicht zu Bestandteilen<br />

von Ausschußberichten (Zwischenberichte, Teilberichte,<br />

Schlußberichte) gemacht wer<strong>de</strong>n. "<br />

Die SPD-Fraktion hat an <strong>de</strong>r Abstimmung nicht teilgenommen,<br />

weil sie <strong>de</strong>n Beschluß aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s rein<br />

<strong>de</strong>klaratorischen Charakters als überflüssig ansah.<br />

Der vorstehen<strong>de</strong> Beschluß schließt jedoch die Feststellung<br />

eines als Verschlußsache eingestuften <strong>Bericht</strong>s<br />

nicht aus.<br />

f) Praktische Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Anwendung<br />

<strong>de</strong>r Geheimschutzvorschriften <strong>und</strong> -beschlüsse<br />

Der Untersuchungsausschuß hat sich während seiner<br />

Tätigkeit mehrfach mit <strong>de</strong>r Frage von Indiskretionen<br />

aus <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß befassen müssen.<br />

So hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß mehrfach feststellen<br />

müssen, daß unmittelbar vor Vernehmungsterminen<br />

aus ihm vorliegen<strong>de</strong>n Akten, darunter auch aus VS-NfD<br />

<strong>und</strong> höher eingestuften Unterlagen, in <strong>de</strong>r Presse berichtet<br />

wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> die Zeugen somit Gelegenheit hatten,<br />

sich rechtzeitig vor ihrer Vernehmung auf dieses Material<br />

einzustellen. Der Untersuchungsausschuß hat außer<strong>de</strong>m<br />

zur Kenntnis nehmen müssen, daß Vorgänge aus<br />

geheimen Sitzungen an die Öffentlichkeit gelangten.<br />

Obwohl die Ausschußmitglie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> -mitarbeiter<br />

mehrfach von <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n ermahnt wor<strong>de</strong>n waren,<br />

strikt die Geheimschutzvorschriften <strong>und</strong> die Geheimhaltungsbeschlüsse<br />

zu beachten <strong>und</strong> die Arbeit<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses nicht durch eine voreilige<br />

Weitergabe wichtiger Informationen an die<br />

Presse zu behin<strong>de</strong>rn, haben solche Vorkommnisse<br />

nicht abgestellt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat <strong>de</strong>swegen die Präsi<strong>de</strong>ntin<br />

unterrichtet, <strong>und</strong> zwar erstmalig im März 1993.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Im Juni 1993 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß einen<br />

weiteren schwerwiegen<strong>de</strong>n Fall von Indiskretion festgestellt.<br />

Der Untersuchungsausschuß hatte einen Zeugen unter<br />

ausdrücklich erbetener Zusicherung gela<strong>de</strong>n, die<br />

Vernehmung in nichtöffentlicher Sitzung durchzuführen<br />

<strong>und</strong> die Tatsache <strong>de</strong>r Vernehmung als vertraulich<br />

zu behan<strong>de</strong>ln. Über eine mögliche VS-Einstufung <strong>de</strong>r<br />

Sitzung sollte während <strong>de</strong>r Vernehmung entschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Gr<strong>und</strong> für diese Vorgehensweise war die<br />

Möglichkeit, daß <strong>de</strong>r ausländische Zeuge durch seine<br />

Aussage vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß in ernsthafte<br />

Gefahr geraten könnte. Am Tage <strong>de</strong>r geplanten<br />

Vernehmung erschien in einer Tageszeitung ein Artikel,<br />

in <strong>de</strong>m die Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ladung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gegenstand<br />

<strong>de</strong>r Vernehmung in allen Einzelheiten geschil<strong>de</strong>rt<br />

wur<strong>de</strong>n. Der Untersuchungsausschuß hat sich<br />

<strong>de</strong>shalb nicht in <strong>de</strong>r Lage gesehen, seine Zusagen<br />

einzuhalten; er hat die Vernehmung abgesagt.<br />

Nach diesem <strong>und</strong> <strong>de</strong>n vorangegangenen Vorfällen<br />

hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß beschlossen, die Präsi<strong>de</strong>ntin<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ältestenrat bei <strong>de</strong>r Bewältigung dieses<br />

Problems um Unterstützung zu bitten. Unter solchen<br />

Umstän<strong>de</strong>n haben die Voraussetzungen für eine<br />

sachgerechte <strong>und</strong> erfolgreiche Fortsetzung <strong>de</strong>r Arbeit<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses gefehlt. Der Ältestenrat<br />

hat nach Beratung in seiner 64. <strong>und</strong> seiner 65. Sitzung<br />

eindringlich an alle Beteiligten appelliert, im Interesse<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungszieles <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ansehens<br />

<strong>de</strong>s Parlaments die Geheimhaltungsvorschriften sorgfältig<br />

zu beachten. Ferner hat er <strong>de</strong>n Geschäftsordnungsausschuß<br />

um eine Prüfung <strong>und</strong> Stellungnahme<br />

zu <strong>de</strong>n offenen Rechts- <strong>und</strong> Verfahrensfragen ersucht.<br />

Als Ergebnis aller Bemühungen ist festzuhalten, daß<br />

die Indiskretionen für die dafür Verantwortlichen folgenlos<br />

blieben, weil diese nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten. (Siehe auch Erster Teil B VII 6)<br />

9. Beschlüsse zur Rückgabe <strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong>nakten <strong>und</strong><br />

sonstiger Unterlagen, zur Regelung <strong>de</strong>r Einsichtnahme<br />

in Protokolle, Akten <strong>und</strong> sonstige Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses nach seiner<br />

Beendigung sowie zur Behandlung <strong>de</strong>r auf Bildplatten<br />

gespeicherten Materialien<br />

Zur Behandlung <strong>de</strong>r Ausschußprotokolle <strong>und</strong> Ausschußakten<br />

sowie <strong>de</strong>r sonstigen Ausschußunterlagen<br />

nach Auflösung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses hat<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß in seiner Sitzung am 20.<br />

April 1994 folgen<strong>de</strong>n Beschluß gefaßt:<br />

I.<br />

„Der Untersuchungsausschuß empfiehlt gemäß II.<br />

Nr. 2 <strong>de</strong>r Richtlinien gemäß § 73 Abs. 3 GO-BT:<br />

1. Protokolle öffentlicher Sitzungen können von je<strong>de</strong>m<br />

eingesehen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ein berechtigtes Interesse<br />

geltend machen kann.<br />

2. Protokolle über die nichtöffentlichen Vernehmungen<br />

- soweit sie nicht VS-Vertraulich <strong>und</strong> höher<br />

eingestuft sind - <strong>und</strong> über die Beratungssitzungen<br />

wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Vermerk „Nur für <strong>de</strong>n Dienstgebrauch"<br />

versehen. Der Vermerk verliert seine<br />

Gültigkeit am 31. Dezember 2003. Danach kann


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Dritten, die ein berechtigtes Interesse geltend machen<br />

können, Einsicht gewährt wer<strong>de</strong>n. Für Protokolle,<br />

die VS-Vertraulich <strong>und</strong> höher eingestuft sind,<br />

gilt die Geheimschutzordnung <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages.<br />

II.<br />

Die Ausschußakten wer<strong>de</strong>n ebenfalls mit <strong>de</strong>m Vermerk<br />

„Nur für <strong>de</strong>n Dienstgebrauch" versehen. Der<br />

Vermerk verliert seine Gültigkeit am 31. Dezember<br />

2003. Danach kann Dritten, die ein berechtigtes Interesse<br />

geltend machen können, Einsicht gewährt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Dies gilt nicht für Gutachten, Stellungnahmen, sonstige<br />

Ausarbeitungen <strong>und</strong> von dritter Seite zur Verfügung<br />

gestellte Unterlagen, die nach ihrer Zweckbestimmung<br />

o<strong>de</strong>r unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Interessen<br />

<strong>de</strong>s Einsen<strong>de</strong>rs auch <strong>de</strong>r Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n können.<br />

III.<br />

Die Originale <strong>de</strong>r zu Beweiszwecken beigezogenen<br />

Unterlagen Dritter wer<strong>de</strong>n an die herausgeben<strong>de</strong>n<br />

Stellen zurückgegeben.<br />

Je eine Kopie dieser Unterlagen verbleibt bei <strong>de</strong>n<br />

Akten <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses. Die Kopien<br />

können, soweit sie nicht allgemein zugängliche Unterlagen<br />

wie<strong>de</strong>rgeben, nur für Zwecke <strong>und</strong> auf Beschluß<br />

zuständiger parlamentarischer Gremien <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages eingesehen wer<strong>de</strong>n. Dritten<br />

soll die Einsichtnahme versagt wer<strong>de</strong>n.<br />

Vom Jahre 2015 an sollen die allgemeinen Vorschriften<br />

betreffend die Behandlung <strong>de</strong>s Archivguts<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages Anwendung fin<strong>de</strong>n.<br />

Inwieweit dabei nach <strong>de</strong>n Provenienzen <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Unterlagenbestän<strong>de</strong> zu differenzieren ist <strong>und</strong><br />

welche Vorschriften im einzelnen anzuwen<strong>de</strong>n<br />

sind, richtet sich nach <strong>de</strong>r dann bestehen<strong>de</strong>n<br />

Rechtslage.<br />

Ausfertigungen VS-Vertraulich <strong>und</strong> höher eingestufter<br />

Unterlagen sind mit Auflösung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>r Geheimschutzstelle <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages zurückzugeben. Auf ihre<br />

Behandlung ist die Geheimschutzordnung <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages anzuwen<strong>de</strong>n.<br />

IV.<br />

Kopien <strong>de</strong>r unter III. Abs. 1 bis 3 genannten Unterlagen,<br />

die sich im Besitze <strong>de</strong>r Ausschußmitglie<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen im Untersuchungsausschuß<br />

befin<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> nicht allgemein<br />

zugängliche Unterlagen wie<strong>de</strong>rgeben, sind<br />

an das Sekretariat zurückzugeben <strong>und</strong> dort zu vernichten.<br />

V.<br />

Die Bildplatten, auf <strong>de</strong>nen die beigezogenen Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses gespeichert<br />

sind, sollen ebenfalls zu <strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

genommen wer<strong>de</strong>n. Der Inhalt<br />

<strong>de</strong>r im Untersuchungsausschuß erstellten Verschlagwortungsdatenbank<br />

soll auf geeignete Datenträger<br />

übertragen wer<strong>de</strong>n. Anschließend ist die<br />

Datenbank zu löschen.<br />

Für die Behandlung <strong>de</strong>r Bildplatten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Datenträger<br />

mit <strong>de</strong>r Verschlagwortungsdatenbank gelten<br />

die unter III. ausgeführten Regelungen entsprechend."<br />

II. Vorbereitung <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

1. Nichteinführung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>erstatterverfahrens<br />

Die SPD-Fraktion hat am 28. April 1992 (Ausschußdrucksache<br />

191) beantragt, zur Straffung <strong>de</strong>r Ausschußarbeit<br />

für noch näher zu bestimmen<strong>de</strong> Untersuchungskomplexe<br />

ein sog. <strong>Bericht</strong>erstattersystem einzuführen,<br />

ohne dieses näher zu beschreiben. Der Antrag<br />

ist in <strong>de</strong>r 61. Sitzung am 14. Mai 1992 vom Untersuchungsausschuß<br />

erörtert wor<strong>de</strong>n.<br />

Zur Begründung hat die Antragstellerin ausgeführt,<br />

die Einführung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>erstattersystems diene <strong>de</strong>r<br />

besseren Vorbereitung <strong>de</strong>r Sitzungen. Die <strong>Bericht</strong>erstatter<br />

sollten jeweils die Akten zu einem bestimmten<br />

Komplex auswerten <strong>und</strong> dann <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

eine Einführung in die Thematik geben.<br />

Demgegenüber haben Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Koalitionsfraktionen<br />

darauf verwiesen, daß innerhalb <strong>de</strong>r Fraktionen<br />

bereits ein <strong>Bericht</strong>erstattersystem eingerichtet<br />

wor<strong>de</strong>n sei. Dessen Aus<strong>de</strong>hnung auf <strong>de</strong>n gesamten<br />

Untersuchungsausschuß verspreche keine effektivere<br />

Arbeit.<br />

Wegen <strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utig erkennbaren ablehnen<strong>de</strong>n Haltung<br />

<strong>de</strong>r Ausschußmehrheit hat die SPD nicht ausdrücklich<br />

auf eine formelle Abstimmung über <strong>de</strong>n Antrag<br />

bestan<strong>de</strong>n .<br />

Die in <strong>de</strong>m Antragstext weiter enthaltenen Vorschläge<br />

zur Vorbereitung <strong>de</strong>r Beweiserhebung <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

sind <strong>de</strong>shalb ebenfalls nicht abschließend<br />

behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n. Sie sind aber <strong>de</strong>nnoch teilweise<br />

umgesetzt, teilweise sind sie vom Ältestenrat<br />

abgelehnt wor<strong>de</strong>n (so z.B. die Ausstattung aller Ausschußmitglie<strong>de</strong>r<br />

mit Bildschirmlesegeräten für <strong>de</strong>n<br />

Zugriff auf die Ausschußdatenbank <strong>und</strong> die Installation<br />

von Druckern bei <strong>de</strong>n Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen).<br />

2. Obleute- <strong>und</strong> Mitarbeiterbesprechungen<br />

Obleutebesprechungen<br />

Zur Vorbereitung <strong>de</strong>r Entscheidungsfindung bei komplexen<br />

<strong>und</strong> umfangreichen Problemstellungen o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r längerfristigen Festlegung <strong>de</strong>r Reihenfolge <strong>de</strong>r<br />

Beweiserhebungen hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>n Beratungen<br />

im Ausschußplenum sog. Obleutebesprechungen<br />

einberufen. An diesen nahmen außer <strong>de</strong>m<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Obleuten je ein benannter Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen sowie zwei Mitarbeiter <strong>de</strong>s<br />

Sekretariats teil. Das in <strong>de</strong>r Geschäftsordnung <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages (GO-BT) nicht geregelte Institut<br />

<strong>de</strong>r Obleutebesprechung hat wegen seines informellen<br />

Rahmens <strong>und</strong> seines kleineren Teilnehmerkreises<br />

die intensive Diskussion schwieriger Verfahrens-<br />

<strong>und</strong> Sachfragen ermöglicht, <strong>de</strong>ren ausführli-


che Behandlung das beschränkte Zeitbudget <strong>de</strong>s<br />

Ausschußplenums nicht zuließ. Dieser abgestufte<br />

Entscheidungsfindungsprozeß hat sich regelmäßig<br />

als effektiv <strong>und</strong> erfolgreich erwiesen. Die in <strong>de</strong>n Obleutebesprechungen<br />

entwickelten Lösungsvorschläge<br />

sind nahezu immer einstimmig im Ausschußplenum<br />

gebilligt wor<strong>de</strong>n. Gegenstand dieser Besprechungen<br />

ist unter an<strong>de</strong>rem die Bildung von Arbeitsschwerpunkten<br />

gewesen, die Ausarbeitung von komplexeren<br />

Beweisvorbereitungs- <strong>und</strong> Beweisbeschlüssen,<br />

die Formulierung von Gutachteraufträgen <strong>und</strong><br />

die Abstimmung von Terminierungsfragen insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Hinblick auf die Reihenfolge <strong>de</strong>r Zeugenvernehmungen.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Obleutebesprechungen<br />

sind <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß unterbreitet<br />

wor<strong>de</strong>n <strong>und</strong> haben ausnahmslos seine Zustimmung<br />

gef<strong>und</strong>en.<br />

Dies hat sich z. B. auch bei <strong>de</strong>r Bildung <strong>und</strong> Reihung<br />

von Arbeitsschwerpunkten sowie <strong>de</strong>r Abfassung von<br />

Gutachteraufträgen gezeigt.<br />

Obleutebesprechungen sind nicht regelmäßig einberufen<br />

wor<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn von Fall zu Fall. Insgesamt<br />

sind neun solcher Besprechungen abgehalten wor<strong>de</strong>n.<br />

Mitarbeiterbesprechungen<br />

Aufgr<strong>und</strong> von Vorschlägen <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n bzw. auf<br />

<strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage entsprechen<strong>de</strong>r Vereinbarungen im<br />

Untersuchungsausschuß sind verschie<strong>de</strong>ntlich Entscheidungen<br />

<strong>de</strong>s Auschusses durch Mitarbeiterbesprechungen<br />

unter Fe<strong>de</strong>rführung <strong>de</strong>s Ausschußsekretariats<br />

vorbereitet wor<strong>de</strong>n. Dazu zählten Vorschläge<br />

zur Planung von Zeugenterminierungen. An diesen<br />

Besprechungen haben je ein benannter Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen <strong>und</strong> ein o<strong>de</strong>r mehrere<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Sekretariats teilgenommen. Die erarbeiteten<br />

Lösungen sind <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

als Beschlußvorschläge vorgelegt <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Regel übernommen wor<strong>de</strong>n. Mitarbeiterbesprechungen<br />

haben jedoch nicht immer zu einvernehmlichen<br />

Lösungen geführt.<br />

Insgesamt haben fünfzehn <strong>de</strong>rartige Besprechungen<br />

stattgef<strong>und</strong>en.<br />

3. Informatorische Anhörungen <strong>und</strong> Einholung<br />

von Auskünften zu Parallelverfahren <strong>und</strong> Aktenbestän<strong>de</strong>n<br />

Vor Beginn seiner Beweiserhebung <strong>und</strong> auch noch<br />

parallel dazu hat sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

wegen <strong>de</strong>r Weite seines Auftrags <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Fülle <strong>de</strong>s zu<br />

sichten<strong>de</strong>n Mate rials Kenntnis von <strong>de</strong>n bereits vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Ermittlungsergebnissen an<strong>de</strong>rer Stellen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Aktenbestän<strong>de</strong>n verschafft. Zu diesem<br />

Zweck hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß eine Reihe<br />

von informatorischen Befragungen sowie mehrere<br />

Anhörungen durchgeführt. Es sind - angeführt in <strong>de</strong>r<br />

zeitlichen Abfolge - informatorisch befragt wor<strong>de</strong>n:<br />

- die Senatorin für Justiz <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin, Prof. Dr.<br />

Jutta Limbach, zu Aktenbestän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> zum Stand<br />

<strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>r Ausschußtätigkeit überschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Ermittlungsverfahren in ihrem Verantwortungsbereich,<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

- <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Unabhängigen Kommission zur<br />

Überprüfung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR, Prof. Dr. Hans-Jürgen<br />

Papier, zu Erkenntnissen <strong>de</strong>r von ihm geleiteten<br />

Kommission zum Untersuchungsgegenstand <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschusses <strong>und</strong> zu dafür aufschlußreichen<br />

Akten,<br />

- <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rbeauftragte (später B<strong>und</strong>esbeauftragte)<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung für die personenbezogenen<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Deutschen Demokratischen Republik, Joachim<br />

Gauck, zum Stand <strong>de</strong>r Archivierung <strong>de</strong>r in seinem<br />

Verantwortungsbereich sich befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Akten<br />

<strong>und</strong> zu <strong>de</strong>n Möglichkeiten <strong>und</strong> Modalitäten <strong>de</strong>r<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Untersuchungsauftrag relevanten<br />

Bestän<strong>de</strong>,<br />

- <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Zentralen Ermittlungsstelle für Regierungs-<br />

<strong>und</strong> Vereinigungskriminalität, Lan<strong>de</strong>spolizeidirektor<br />

Manfred Kittlaus, zu <strong>de</strong>ren Erkenntnissen,<br />

- <strong>de</strong>r Parlamentarische Staatssekretär beim B<strong>und</strong>esminister<br />

<strong>de</strong>r Finanzen, Dr. Joachim Grünewald, zu<br />

<strong>de</strong>n Erkenntnissen hinsichtlich Aufklärung, Feststellung<br />

<strong>und</strong> Übernahme <strong>de</strong>r Vermögens- <strong>und</strong> Beteiligungswerte<br />

<strong>de</strong>r früheren SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR,<br />

- <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esbeauftrage für <strong>de</strong>n Datenschutz, Dr. Alfred<br />

Einwag, zu <strong>de</strong>n datenschutzrechtlichen Aspekten<br />

<strong>de</strong>r Ausschußarbeit,<br />

<strong>de</strong>r Vertreter <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Mag<strong>de</strong>burg,<br />

OStA Dr. Wolfram Klein, zu <strong>de</strong>n Ermittlungsverfahren<br />

wegen Rechtsbeugung <strong>und</strong> Freiheitsberaubung<br />

u.a. im Zusammenhang mit Häftlingsfreikäufen,<br />

- <strong>de</strong>r Vertreter <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin, Arbeitsgruppe Regierungskriminalität,<br />

OStA Dr. Claus-Peter Wulff, zum gegenwärtigen<br />

Stand <strong>de</strong>r Ermittlungen <strong>und</strong> zu Erkenntnissen<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>s Waffen- <strong>und</strong> Embargohan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r<br />

DDR,<br />

- <strong>de</strong>r Vertreter <strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts beim B<strong>und</strong>esgerichtshof,<br />

OStA Hertwig Dünsing, zu <strong>de</strong>n Akten<br />

solcher Strafverfahren, die unter geheimdienstlicher<br />

Beziehung getätigte Embargoverstöße zum<br />

Gegenstand haben,<br />

-- <strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>s Innern,<br />

MR Klaus Plewa, zu Fragen <strong>de</strong>r Abrechnungsmodalitäten<br />

im humanitären Bereich,<br />

- die Prüfungsgebietsleiterin im B<strong>und</strong>esrechnungshof<br />

(BRH), MR'n Gabriele Teichmann -Schulz, zu<br />

Fragen <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>s Autobahnbaus zwischen<br />

<strong>de</strong>m damaligen Grenzübergang Helmstedt<br />

<strong>und</strong> Marienborn in <strong>de</strong>n Jahren 1978 <strong>und</strong> 1979.<br />

Außer<strong>de</strong>m sind gehört wor<strong>de</strong>n:<br />

- <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes, Konrad<br />

Porzner, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für<br />

Verfassungsschutz, Dr. Eckhard Werthebach, ersterer<br />

informatorisch <strong>und</strong> als Zeuge, letzterer nur als<br />

Zeuge zu untersuchungsrelevanten Vorgängen,<br />

- <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbereiches Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt, Dr. Hinrich Strecker,


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Direktorats übriges Son<strong>de</strong>rvermögen<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt, Dr. Josef Dierdorf,<br />

über Struktur <strong>und</strong> Vermögenswerte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, <strong>de</strong>r von ihm beherrschten<br />

Firmen sowie <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

informatorisch <strong>und</strong> als Zeugen.<br />

Zusätzlich hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß die Vertreter<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof<br />

Bin<strong>de</strong>r, Freiherr von Campenhausen sowie die<br />

Oberkirchenräte Bürgel <strong>und</strong> Dr. Gae rtner, zu einem<br />

Gespräch eingela<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m Voraussetzungen <strong>und</strong><br />

Modalitäten einer Bereitstellung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>ren Gewahrsam<br />

sich befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Akten zu <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften<br />

A <strong>und</strong> B erörtert wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Um einen angemessenen Vorbereitungsstand für die<br />

Zeugenvernehmungen zu sichern, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

ein Vorgehen in vier aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong>n<br />

Arbeitsschritten beschlossen:<br />

1. Aktenbeiziehung,<br />

2. Einholung von <strong>Bericht</strong>en über <strong>de</strong>n aktuellen<br />

Kenntnisstand <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esministerien <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

nachgeordneten Behör<strong>de</strong>n,<br />

3. Durchführung weiterer informatorischer Anhörungen,<br />

4. Einvernahme von Zeugen.<br />

Außer<strong>de</strong>m hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß seine Arbeit<br />

durch die Bildung von Untersuchungskomplexen<br />

strukturiert, die im Rahmen <strong>de</strong>s Möglichen nacheinan<strong>de</strong>r<br />

aufgearbeitet wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

III. Beweiserhebung durch Beiziehung von<br />

Akten, <strong>Bericht</strong>en, Protokollen <strong>und</strong> sonstigen<br />

Unterlagen sowie Einholung von Gutachten,<br />

schriftlichen Auskünften <strong>und</strong> Stellungnahmen<br />

1. Art, Herkunft <strong>und</strong> Umfang <strong>de</strong>r Beweismaterialien<br />

Zum Zweck <strong>de</strong>r Beweisaufnahme hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

- teilweise auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage von<br />

Aktenverzeichnissen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren mündlicher Erläute<br />

rung durch Auskunftspersonen - Akten, <strong>Bericht</strong>e,<br />

Protokolle <strong>und</strong> sonstige Unterlagen beigezogen o<strong>de</strong>r<br />

ohne Beiziehungsbeschluß erhalten. Dieser Bestand<br />

umfaßt 2.532 Akten, 320 Archivkartons <strong>und</strong> ca. 500<br />

sonstige Dokumente. Außer<strong>de</strong>m sind auf <strong>de</strong>n Bildplatten<br />

<strong>de</strong>r DV-Anlage ca. 1,5 Millionen Seiten Text<br />

unterschiedlichster Provenienz gespeichert. Es han<strong>de</strong>lt<br />

sich um Unterlagen folgen<strong>de</strong>r Stellen:<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag<br />

- Abteilung Wissenschaftliche Dienste <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages, Unterabteilung Wissenschaftliche<br />

Fachdienste<br />

B<strong>und</strong>esregierung<br />

- B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

- B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

- B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Justiz<br />

- B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

- B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

- B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong><br />

Reaktorsicherheit<br />

- B<strong>und</strong>esministerium für Post <strong>und</strong> Telekommunikation<br />

B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

B<strong>und</strong>esgerichtshof<br />

B<strong>und</strong>esrechnungshof<br />

B<strong>und</strong>esbehör<strong>de</strong>n<br />

- B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

- B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

- B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

- B<strong>und</strong>esverwaltungsamt<br />

- B<strong>und</strong>esarchiv einschließlich Stiftung Archiv <strong>de</strong>r<br />

Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR im<br />

B<strong>und</strong>esarchiv<br />

- Der B<strong>und</strong>esbeauftragte für die Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen Deutschen<br />

Demokratischen Republik<br />

- Unabhängige Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s<br />

Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR (UKPV)<br />

- Generalb<strong>und</strong>esanwalt - Zollkriminalinstitut<br />

Deutsche B<strong>und</strong>esbank<br />

Treuhandanstalt<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r<br />

- Freistaat Bayern<br />

Bayerischer Landtag<br />

Bayerische Staatskanzlei<br />

Bayerisches Staatsministerium <strong>de</strong>s Innern (Bayerisches<br />

Lan<strong>de</strong>samt für Verfassungsschutz)<br />

-<br />

Bayerisches Staatsministerium <strong>de</strong>r Justiz (Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />

München, Staatsanwaltschaften Hof, Ingolstadt<br />

<strong>und</strong> München)<br />

Lan<strong>de</strong>shauptstadt München (Kreisverwaltungsreferat)<br />

- Land Berlin<br />

Senatskanzlei<br />

Senatsverwaltung für Inneres (Polizeipräsi<strong>de</strong>nt,<br />

Lan<strong>de</strong>samt für Verfassungsschutz)<br />

Senatsverwaltung für Finanzen<br />

Senatsverwaltung für Justiz (Kammergericht,<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht - Arbeitsgruppe<br />

Regierungskriminalität -, Staatsanwaltschaft<br />

beim Landgericht)<br />

Senatsverwaltung für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie<br />

Bezirksamt Pankow<br />

- Land Bran<strong>de</strong>nburg<br />

Landtag Bran<strong>de</strong>nburg<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

- Freie Hansestadt Bremen<br />

Senator für Justiz <strong>und</strong> Verfassung (Staatsanwaltschaft<br />

Bremen)<br />

- Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />

Justizbehör<strong>de</strong> (Staatsanwaltschaft Hamburg)<br />

Umweltbehör<strong>de</strong><br />

- Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

Landtag Mecklenburg-Vorpommern<br />

Ministerium für Justiz, B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Europaangelegenheiten


- Land Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />

Nie<strong>de</strong>rsächsisches Innenministe rium (Polizeidirektion<br />

Hannover)<br />

Nie<strong>de</strong>rsächsisches Justizministerium (Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />

Celle)<br />

- Land Nordrhein-Westfalen<br />

Justizministerium (Oberlan<strong>de</strong>sgericht Köln, Landgericht<br />

Bonn, Amtsgericht Düsseldorf, Generalstaatsanwaltschaften<br />

Düsseldorf <strong>und</strong> Hamm, Staatsanwaltschaften<br />

Bochum, Düsseldorf <strong>und</strong> Köln)<br />

- Saarland<br />

Staatskanzlei<br />

- Freistaat Sachsen<br />

Sächsisches Staatsministerium <strong>de</strong>r Justiz<br />

Sächsisches Staatsministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

- Land Sachsen-Anhalt<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen, Ministerium <strong>de</strong>r Justiz<br />

(Staatsanwaltschaft Mag<strong>de</strong>burg)<br />

- Land Schleswig-Holstein<br />

Justizministerium (Landgericht Lübeck, Staatsanwaltschaften<br />

Kiel <strong>und</strong> Lübeck)<br />

Ministerium für Natur <strong>und</strong> Umwelt<br />

- Freistaat Thüringen<br />

Thüringisches Justizministerium<br />

Archive<br />

- Archiv beim Parteivorstand <strong>de</strong>r PDS, früher: Institut<br />

für Geschichte <strong>de</strong>r Arbeiterbewegung, Zentrales<br />

Parteiarchiv (enthält Dokumente <strong>de</strong>s Zentralkomitees<br />

<strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>r SED; später<br />

wur<strong>de</strong> es Teil <strong>de</strong>r Stiftung Archiv <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong><br />

Massenorganisationen im B<strong>und</strong>esarchiv)<br />

Kirchen <strong>und</strong> kirchliche Einrichtungen<br />

- Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)<br />

- Evangelische Kirche <strong>de</strong>r Union<br />

- Evangelische Kirche Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg<br />

- Diakonisches Werk <strong>de</strong>r EKD e.V.<br />

- Hoffbauerstiftung<br />

Medien<br />

- Rowohlt-Verlag GmbH, Reinbeck<br />

- Quick-Verlag GmbH, München<br />

- Deutsche Welle, Köln<br />

Privatpersonen<br />

- Rechtsanwalt Dr. Reinhard Welter, Taunusstein<br />

- Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel, Berlin<br />

- Rechtsanwalt Dr. W. Andres, Düsseldorf<br />

- Rechtsanwalt <strong>und</strong> Notar Manfred Wünsche, Berlin<br />

- Thomas Meyer, Justizvollzugsanstalt Kaisheim<br />

- Wolfram Vormelker, Klingendorf<br />

Banken, Unternehmen<br />

- Deutsche Bank, Berlin<br />

- Deutsche Industrie Treuhand GmbH<br />

- Gesellschaft für Wi rtschaftsforschung Saar GmbH<br />

- West<strong>de</strong>utsche Lan<strong>de</strong>sbank, Düsseldorf<br />

- Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Wollert-Elmendorff<br />

- Otto Scheurmann Bank-KG<br />

Unterlagen von Dienststellen <strong>de</strong>r DDR sind bei <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung beigezogen wor<strong>de</strong>n, soweit sie<br />

nicht in <strong>de</strong>n Zuständigkeitsbereich <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdien<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

stes <strong>de</strong>r ehemaligen DDR gehören. Unterlagen aus<br />

<strong>de</strong>r DDR auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Bezirke <strong>und</strong> Kreise sind<br />

bei <strong>de</strong>n jetzt zuständigen Behör<strong>de</strong>n beigezogen wor<strong>de</strong>n.<br />

Neben <strong>de</strong>r Aktenbeiziehung hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

zu verschie<strong>de</strong>nen Beweisthemen schriftliche<br />

Auskünfte bei folgen<strong>de</strong>n Personen <strong>und</strong> Stellen<br />

eingeholt:<br />

- Auswärtiges Amt<br />

- B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

- B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

- B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

- Der B<strong>und</strong>esbeauftragte für die Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen Deutschen<br />

Demokratischen Republik<br />

- Treuhandanstalt<br />

- Unabhängige Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s<br />

Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR<br />

- Senatorin für Justiz, Berlin<br />

- Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin,<br />

Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

- Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität<br />

beim Polizeipräsi<strong>de</strong>nten in<br />

Berlin<br />

- Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel<br />

In seiner 122. Sitzung am 10. März 1993 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

beschlossen, bei einer Forschungseinrichtung<br />

ein Gutachten über die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung für<br />

die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR einzuholen, sofern die<br />

Aktenlage eine hinreichend aussagekräftige <strong>und</strong> zuverlässige<br />

Begutachtung zuließe <strong>und</strong> die zeitlichen<br />

<strong>und</strong> finanziellen Rahmenbedingungen<br />

-<br />

erfüllt wer<strong>de</strong>n<br />

könnten. Mit Beschluß vom 17. Juni 1993 ist die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

WTU West<strong>de</strong>utsche<br />

Treuhand-Union GmbH, Essen, mit <strong>de</strong>r stichprobeweisen<br />

Sichtung <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen im<br />

Hinblick auf die Frage beauftragt wor<strong>de</strong>n, ob diese<br />

das für ein wirtschaftswissenschaftliches Gutachten<br />

benötigte Zahlen- <strong>und</strong> Datenmaterial enthalten.<br />

Nach<strong>de</strong>m die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu einem<br />

positiven Ergebnis gekommen war, hat diese<br />

entsprechend einem weiteren Beschluß <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

vom 30. Juni 1993 noch am selben<br />

Tag <strong>de</strong>n Auftrag erhalten, als Gr<strong>und</strong>lage für das Gutachten<br />

aus <strong>de</strong>n Ausschußmaterialien ein Zahlen- <strong>und</strong><br />

Datenwerk zu erstellen. Zugleich hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

beim HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung<br />

- Hamburg, ein wirtschaftswissenschaftliches<br />

Gutachten über „Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR" in Auftrag gegeben. Dieses hat - entsprechend<br />

<strong>de</strong>m vom Untersuchungsausschuß erteilten<br />

Auftrag - die Brutto- <strong>und</strong> Nettoerträge <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung festgestellt, die Verwendung <strong>de</strong>r erwirtschafteten<br />

Mittel nach Umfang, Zweck <strong>und</strong> Verbleib<br />

analysiert, aus volkswirtschaftlicher Sicht die<br />

Mittelerwirtschaftung sowie die Mittelverwendung<br />

bewertet <strong>und</strong> schließlich eine Gesamtbewertung <strong>de</strong>r<br />

Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung für<br />

die Entwicklung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR, insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Vergleich zu <strong>de</strong>r ansonsten praktizierten<br />

Planwirtschaft, vorgenommen. Wegen <strong>de</strong>r Einzelhei-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ten wird auf <strong>de</strong>n Text <strong>de</strong>s im Anhang beigefügten<br />

Gutachtens verwiesen.<br />

Zur Überprüfung <strong>de</strong>r Aussage eines <strong>de</strong>m früheren Ministerium<br />

für Staatssicherheit angehörigen Zeugen,<br />

die ihm vorgelegten handschriftlichen Einträge in einem<br />

Arbeitsbuch stammten nicht von ihm, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

ein schriftvergleichen<strong>de</strong>s Gutachten<br />

beim B<strong>und</strong>eskriminalamt eingeholt.<br />

Dieses ist zu <strong>de</strong>m Ergebnis gekommen, daß die<br />

Schriftzüge in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m vorgenannten Zeugen vorgehaltenen<br />

Textpassagen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit<br />

nicht von diesem herrühren.<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Beweiserhebung zum Untersuchungskomplex<br />

„Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten" sind neben<br />

beigezogenen Unterlagen auch zahlreiche B riefe<br />

von Bürgern gewor<strong>de</strong>n.<br />

Unterlagen, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zugegangen<br />

sind <strong>und</strong> keiner Verschlußsacheneinstufung<br />

unterlagen, sind allen or<strong>de</strong>ntlichen <strong>und</strong> stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen zugänglich<br />

gemacht wor<strong>de</strong>n (bezüglich <strong>de</strong>r VS-NfD<br />

<strong>und</strong> VS-Vertraulich <strong>und</strong> höher eingestuften Unterlagen/Akten<br />

vgl. Erster Teil, B.I.8.).<br />

2. Probleme bei <strong>de</strong>r Beschaffung <strong>de</strong>r Beweismaterialien<br />

In <strong>de</strong>n meisten Fällen hat sich die Beiziehung <strong>de</strong>s Beweismaterials<br />

ohne größere Schwierigkeiten gestaltet,<br />

in einigen Fällen sind Probleme aufgetreten. Von<br />

gr<strong>und</strong>sätzlicher Be<strong>de</strong>utung sind nachfolgen<strong>de</strong> Vorgänge:<br />

a) Materialien <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten für die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR<br />

Die Beiziehung von Unterlagen beim B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

ist am Anfang Schwierigkeiten begegnet.<br />

Vor Inkrafttreten <strong>de</strong>s Gesetzes über die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen Deutschen<br />

Demokratischen Republik vom 20. Dezember<br />

1991 (BGBl. I S. 2272; StUG) war bis auf die Bereitstellung<br />

von Dokumenten zur Waffenproduktion in <strong>de</strong>r<br />

DDR die Herausgabe <strong>de</strong>r vom Untersuchungsausschuß<br />

beigezogenen Akten gänzlich verweigert wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß am 27. Juni 1991<br />

beschlossen. Mit Schreiben vom 23. August 1991 hat<br />

das B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern die Vorlage <strong>de</strong>r<br />

angefor<strong>de</strong>rten Akten unter Bezugnahme auf die Regelungen<br />

<strong>de</strong>s Einigungsvertrages abgelehnt. Das<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern hat diese Rechtsauffassung<br />

wie folgt erläutert: Die vom B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

in <strong>de</strong>r sog. Flick-Entscheidung (BVerf-<br />

GE 67, S.100 (134)) für <strong>de</strong>n Aktenherausgabeanspruch<br />

eines Untersuchungsausschusses gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Exekutive aus <strong>de</strong>r Kontrollfunktion <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estages<br />

gegenüber <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung dargelegten<br />

Voraussetzungen seien nicht erfüllt, weil die in Frage<br />

stehen<strong>de</strong>n Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r DDR nicht aus Aktivitäten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer staatlicher Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es hervorgegangen<br />

seien. Als Unterlagen eines Unrechtsregimes<br />

seien sie we<strong>de</strong>r im Verantwortungsbereich <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

entstan<strong>de</strong>n noch hätten sie ihrem Zugriffs-<br />

o<strong>de</strong>r Dispositionsrecht unterlegen. Die Herausgabe<br />

<strong>de</strong>r Akten käme auch wegen <strong>de</strong>r Regelung in<br />

Anlage I Kap. II Sachg. B Abschn. II Nr. 2 b 2 Abs. 1<br />

S. 1 <strong>de</strong>s Einigungsvertrages (EV vom 18. Mai 1990,<br />

BGB1. II S. 537 ff.) nicht in Betracht, weil do rt die Nutzungszwecke<br />

abschließend aufgezählt seien. Die Verwendung<br />

für die Beweiserhebung eines parlamentarischen<br />

Untersuchungsausschusses sei hierin aber<br />

nicht vorgesehen. Erst <strong>de</strong>r gesamt<strong>de</strong>utsche Gesetzgeber<br />

könne in einer neuen gesetzlichen Regelung <strong>de</strong>n<br />

Zugriff eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses<br />

auf jene Akten eröffnen.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat <strong>de</strong>mgegenüber auf<br />

<strong>de</strong>m Standpunkt gestan<strong>de</strong>n, daß ihm auch schon aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r damaligen Rechtslage ein Anspruch auf<br />

Vorlage <strong>de</strong>r gefor<strong>de</strong>rten Unterlagen zugestan<strong>de</strong>n habe.<br />

Er ist hierin durch das BMJ unterstützt wor<strong>de</strong>n.<br />

Auch wenn die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vom<br />

B<strong>und</strong>esbeauftragten verweigerten Akten nicht im<br />

Verantwortungsbereich <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung entstan<strong>de</strong>n<br />

sind, so sind sie doch in diesen gelangt. Sie<br />

gehörten <strong>de</strong>shalb zu <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n, die von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>estag nach <strong>de</strong>n vom B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

im sog. Flick-Urteil aufgestellten<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen vorzulegen seien. Ein <strong>de</strong>rartiger Herausgabeanspruch<br />

ergebe sich zu<strong>de</strong>m aus Art. 44 Abs.<br />

2 S. 1 GG i.V.m. § 95 StPO <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Bestimmungen <strong>de</strong>s<br />

Einigungsvertrages. Da dieser in Anlage I Kap. II<br />

Sachg. B Abschn. II Nr. 2 b 2 Abs. 1 S. 3 Nr. 3 <strong>und</strong> 4 die<br />

Verwendung <strong>de</strong>r im Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

befindlichen Unterlagen zur Verfolgung<br />

von Straftaten im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> zur<br />

Aufklärung <strong>de</strong>r in Art. 1 2 Abs. 1 G 10 genannten<br />

Straftaten vorsehe, müßten <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

- weil die Regelungen <strong>de</strong>s Strafverfahrens auch<br />

auf das Verfahren parlamentarischer Untersuchungsausschüsse<br />

sinngemäß Anwendung fin<strong>de</strong> - diese Akten<br />

vorgelegt wer<strong>de</strong>n, sofern er Vorgänge aus diesen<br />

Themenfel<strong>de</strong>rn aufzuklären habe. Auch <strong>de</strong>r Gesichtspunkt<br />

<strong>de</strong>s Schutzes <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>rechte solcher Personen,<br />

<strong>de</strong>ren persönliche Daten in <strong>de</strong>n Stasi-Akten dokumentiert<br />

seien, könne im Regelfall die Verweigerung<br />

<strong>de</strong>r Herausgabe <strong>de</strong>r vom Untersuchungsausschuß<br />

angefor<strong>de</strong>rten Akten nicht rechtfertigen. Soweit<br />

das Recht auf informationelle Selbstbestimmung<br />

mit <strong>de</strong>m Untersuchungsrecht kollidiere, sei eine Lösung<br />

im Wege <strong>de</strong>r praktischen Konkordanz herbeizuführen.<br />

Den Persönlichkeitsrechten <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

Betroffenen könne im Regelfall durch<br />

die Anwendung <strong>de</strong>r Geheimschutzvorschriften Rechnung<br />

getragen wer<strong>de</strong>n. Nur in seltenen Ausnahmefällen<br />

sei zum Schutze von Persönlichkeitsrechten die<br />

Verweigerung <strong>de</strong>r Herausgabe beigezogener Unterlagen<br />

erfor<strong>de</strong>rlich. Im Regelfall komme eine komplette<br />

Verweigerung <strong>de</strong>r Aktenherausgabe nicht in<br />

Betracht.<br />

Die auf dieser Gr<strong>und</strong>lage geführte Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

hat we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esbeauftragten noch das<br />

rechtsaufsichtsführen<strong>de</strong> B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

zu einer Überprüfung ihrer Praxis gegenüber


<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß veranlassen können.<br />

Ungeachtet <strong>de</strong>ssen hat <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esbeauftragte <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß nicht nur die unmittelbare<br />

Vorlage von Akten, son<strong>de</strong>rn auch die Zustimmung zu<br />

einer Überlassung von Kopien bereits <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin zut Verfügung<br />

gestellter Akten verweigert. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat gleichwohl angesichts <strong>de</strong>r damals<br />

bevorstehen<strong>de</strong>n gesetzlichen Klärung <strong>de</strong>r<br />

Rechtsfrage auf eine gerichtliche Verfolgung seiner<br />

Ansprüche verzichtet.<br />

Selbst nach Inkrafttreten <strong>de</strong>s Stasi-Unterlagen-Gesetzes<br />

(StUG) ist <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esbeauftragte - trotz nunmehr<br />

ein<strong>de</strong>utiger Regelung - <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rung von Akten<br />

in <strong>de</strong>m vom Beweisbeschluß 12-5 vorgegebenen Umfang<br />

nicht nachgekommen. Die mit Schreiben vom<br />

17. Januar 1992 zugesagte Übergabe von Bestandsverzeichnissen<br />

zu <strong>de</strong>n untersuchungsrelevanten Vorgängen<br />

ist erst nach mehrfacher Mahnung <strong>und</strong> Entsendung<br />

eines Beamten <strong>de</strong>s Ausschußsekretariats am<br />

11. Februar 1992 erfolgt. In seinem Brief vom 17. Februar<br />

1992 an <strong>de</strong>n Ausschußvorsitzen<strong>de</strong>n hat <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esbeauftragte zur Begründung seines Verhaltens<br />

darauf verwiesen, daß bei <strong>de</strong>r Informationsgewinnung<br />

<strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes Gr<strong>und</strong>rechte<br />

<strong>de</strong>r hiervon Betroffenen massiv verletzt wor<strong>de</strong>n seien<br />

<strong>und</strong> von dieser Erkenntnis ausgehend das Stasi-Unterlagen-Gesetz<br />

öffentlichen <strong>und</strong> nichtöffentlichen<br />

Stellen nur in <strong>de</strong>n ausdrücklich vorgesehenen Fällen<br />

Zugang gewähre. Aufgr<strong>und</strong> von Unzulänglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Gesetzgebungsverfahrens sei die Vorschrift <strong>de</strong>s<br />

§ 22 StUG, die parlamentarischen Untersuchungsausschüssen<br />

einen Herausgabeanspruch bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Stasi-Unterlagen gewähre, viel zu weit gefaßt wor<strong>de</strong>n.<br />

Über die Zustellung von Akten könne daher nur<br />

nach einer Einzelfallprüfung entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, die<br />

dazu führen könne, daß überwiegen<strong>de</strong> schutzwürdige<br />

Belange Betroffener o<strong>de</strong>r Dritter die Herausgabe<br />

von Akten an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß nicht o<strong>de</strong>r<br />

nur in beschränktem Umfange zuließen. Die in § 23<br />

StUG für das Strafverfahren vorgesehenen Beschränkungen<br />

müßten auch für Untersuchungsausschüsse<br />

gelten.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat die vom B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

vorgetragene Einschätzung nicht geteilt.<br />

Sie fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>m erkennbaren Gang <strong>de</strong>s Gesetzgebungsverfahrens<br />

für das Stasi-Unterlagen-Gesetz<br />

keine Stütze. Wenn <strong>de</strong>r Gesetzgeber in § 23 StUG die<br />

Herausgabepflicht für die Zwecke <strong>de</strong>r Strafverfolgung<br />

beschränkt, eine solche Beschränkung aber in<br />

<strong>de</strong>r parlamentarische Untersuchungsausschüsse betreffen<strong>de</strong>n<br />

Regelung <strong>de</strong>s § 22 StUG gera<strong>de</strong> nicht vorgesehen<br />

hat, so hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber eine unterschiedliche<br />

Regelung beabsichtigt.<br />

Die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esbeauftragten ist<br />

nicht nur durch die von diesem eingenommenen<br />

Rechtsstandpunkte, son<strong>de</strong>rn auch durch organisatorische<br />

Unzulänglichkeiten seiner Behör<strong>de</strong> behin<strong>de</strong>rt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Anfänglich sind Akten, die nach Auffassung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

VS-Vertraulich <strong>und</strong> höher einzustufen<br />

waren, zur Einstufung <strong>de</strong>m Deutschen B<strong>und</strong>estag<br />

übergeben wor<strong>de</strong>n. Nach<strong>de</strong>m diese Unterlagen mit<br />

<strong>de</strong>m Hinweis, daß die Einstufung von <strong>de</strong>r aktenfüh<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

ren<strong>de</strong>n Stelle vorzunehmen sei, zurückgesandt wor<strong>de</strong>n<br />

waren, ist von seiten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

entsprechend verfahren wor<strong>de</strong>n. Dabei haben sich allerdings<br />

weitere Probleme eingestellt. Die Kriterien,<br />

nach <strong>de</strong>nen die Einstufungen <strong>und</strong> Schwärzungen vorgenommen<br />

wor<strong>de</strong>n sind, sind nämlich we<strong>de</strong>r transparent<br />

gewesen, noch sind sie konsequent angewandt<br />

wor<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß ist es nicht<br />

akzeptabel gewesen, daß die gleichen Dokumente in<br />

unterschiedlichen Bestän<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r bei Versendung zu<br />

verschie<strong>de</strong>nen Stellen einmal geschwärzt bzw. eingestuft<br />

wur<strong>de</strong>n, das an<strong>de</strong>re Mal nicht.<br />

Zur zukünftigen Vermeidung <strong>de</strong>rartiger Friktionen<br />

<strong>und</strong> zur Vermeidung eines bei unverän<strong>de</strong> rter Haltung<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten unvermeidlichen Rechtsstreits<br />

haben sich <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esbeauftragte <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Staatssekretär Kroppenstedt vom B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern mit <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß in <strong>de</strong>r<br />

55. Sitzung am 18. März 1992 darauf geeinigt, ungeschwärzte<br />

Exemplare vorzulegen, um <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

in die Lage zu versetzen, die<br />

Schwärzungen hinsichtlich ihrer Notwendigkeit zu<br />

überprüfen.<br />

Zur Beschleunigung <strong>de</strong>s Überstellungsverfahrens<br />

<strong>und</strong> zur Verstetigung <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r Einstufungen <strong>und</strong><br />

Schwärzungen hat <strong>de</strong>r Deutsche B<strong>und</strong>estag vier nicht<br />

<strong>de</strong>m Ausschußsekretariat angehören<strong>de</strong> Beamte entsandt,<br />

um <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esbeauftragten bei <strong>de</strong>r Zusammenstellung,<br />

Bearbeitung <strong>und</strong> VS-Einstufung <strong>de</strong>r<br />

vorzulegen<strong>de</strong>n Unterlagen zu unterstützen. Diese Tätigkeit<br />

ist von einer größeren Beamtengruppe fortgesetzt<br />

wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren zeitweilige Abordnung zum B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

auf Initiative <strong>und</strong> unter Mitwirkung<br />

<strong>de</strong>s BMF durch das BMI vermittelt<br />

-<br />

wor<strong>de</strong>n war.<br />

Zur weiteren Klärung <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Aktenvorlage durch<br />

<strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esbeauftragten auftreten<strong>de</strong>n Probleme hat<br />

das BMI eine Handreichung (Kriterienkatalog) formuliert,<br />

die auch <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß übermittelt<br />

wor<strong>de</strong>n ist (Dokument-Nr. 2). Der Untersuchungsausschuß<br />

hat <strong>de</strong>r Handreichung inhaltlich zwar nicht<br />

zugestimmt, hat aber die folgen<strong>de</strong> Vorlagepraxis abgewartet,<br />

um erst dann gegebenenfalls Einwendungen<br />

zu erheben.<br />

Insgesamt hat sich die Aktenüberstellung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

verbessert. Als gleichwohl hin<strong>de</strong>rlich<br />

hat sich die Einstufungspraxis <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

erwiesen, nach <strong>de</strong>r in weitem Umfang ganze<br />

Akten <strong>und</strong> nicht nur einzelne Dokumente, die eine<br />

Einstufung nach <strong>de</strong>n vom B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

erarbeiteten Kriterienkatalog rechtfertigten,<br />

pauschal eingestuft wor<strong>de</strong>n sind. Der Untersuchungsausschuß<br />

ist <strong>de</strong>shalb gezwungen gewesen, nach arbeitsaufwendiger<br />

Prüfung in einer großen Anzahl von<br />

Fällen die Aufhebung von Einstufungen zu beantragen;<br />

diesen Anträgen ist in vielen Fällen entsprochen<br />

wor<strong>de</strong>n. Im En<strong>de</strong>rgebnis hat sich die Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>esbeauftragten im wesentlichen zufrie<strong>de</strong>nstellend<br />

entwickelt.<br />

Schwierigkeiten sind allerdings noch einmal dadurch<br />

entstan<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esbeauftragte es unterlassen<br />

hat, in einer Reihe von Fällen Akten, bei <strong>de</strong>nen<br />

erst nachträglich <strong>de</strong>r Bezug zum Auftrag <strong>de</strong>s 1. Unter-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

suchungsausschusses erkennbar wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zu überstellen.<br />

Bemängelt wor<strong>de</strong>n ist von <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im Untersuchungsausschuß<br />

darüber hinaus die Entscheidung<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten, <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

von dritter Seite zur Verfügung gestellte Unterlagen,<br />

die dieser entsprechend <strong>de</strong>n gesetzlichen Vorschriften<br />

zunächst <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esbeauftragten zugeleitet hatte, mit<br />

<strong>de</strong>r Begründung nicht wie<strong>de</strong>r vorzulegen, sie hätten<br />

mit <strong>de</strong>m Untersuchungsgegenstand nichts zu tun.<br />

b) Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

BND <strong>und</strong> BfV haben die angefor<strong>de</strong>rten Unterlagen -<br />

wenn auch teilweise mit erheblicher Verspätung -<br />

vorgelegt. Soweit vorrangige Interessen <strong>de</strong>r Dienste -<br />

Quellenschutz, Erkenntnisse befre<strong>und</strong>eter Dienste,<br />

Nichtoffenlegung <strong>de</strong>r Arbeitsweise - einer Vorlage im<br />

Wege gestan<strong>de</strong>n haben, ist <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n Gelegenheit zur<br />

Einsichtnahme gewährt wor<strong>de</strong>n (sog. Vorsitzen<strong>de</strong>nregelung),<br />

um die Richtigkeit <strong>de</strong>r Verweigerungsgrün<strong>de</strong><br />

überprüfen zu können. In <strong>de</strong>r Regel haben die<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n die Einwän<strong>de</strong> bestätigt. War das nicht<br />

<strong>de</strong>r Fall, ist eine einvernehmliche Lösung für die Vorlage<br />

gef<strong>und</strong>en wor<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Beweisbeschlüsse 12-242<br />

<strong>und</strong> 12-317 haben die vorlagepflichtigen Behör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

Standpunkt vertreten, daß aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Quellenschutzes<br />

die Unterlagen erst nach einer zweijährigen<br />

Frist <strong>und</strong> Überarbeitung vorgelegt wer<strong>de</strong>n könnten.<br />

Diese Tatsache ist von <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n bestätigt wor<strong>de</strong>n.<br />

Die vorlagepflichtigen Behör<strong>de</strong>n haben <strong>de</strong>swegen vorgeschlagen,<br />

<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n auch die Auswahl einer<br />

beschränkten Anzahl von Unterlagen zu überlassen.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat <strong>de</strong>mgegenüber die<br />

Auffassung vertreten, eine Auswahl <strong>de</strong>r Personen, zu<br />

<strong>de</strong>nen Unterlagen beigezogen wer<strong>de</strong>n sollten, könne<br />

nicht im Wege <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>nregelung getroffen<br />

wer<strong>de</strong>n. Sie müsse vielmehr <strong>de</strong>r Ausschußentscheidung<br />

vorbehalten bleiben. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat daraufhin die Auswahl <strong>de</strong>r Personen, auf<br />

die die Aktenvorlage zu <strong>de</strong>n o.g. Beschlüssen beschränkt<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, geson<strong>de</strong>rt beschlossen.<br />

Vorlage von BND-Unterlagen durch <strong>de</strong>n Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

Zur Erfüllung <strong>de</strong>s Beweisbeschlusses 12-370 vom 22.<br />

September 1993 hat <strong>de</strong>r Generalb<strong>und</strong>esanwalt auf<br />

Drängen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses im Hinblick<br />

auf eine kurz bevorstehen<strong>de</strong> Zeugenvernehmung einen<br />

umfangreichen Aktenbestand zugeleitet, von<br />

<strong>de</strong>m zwölf Bän<strong>de</strong> VS-Vertraulich <strong>und</strong> VS-Geheim eingestuft<br />

waren. Unter letzteren haben sich auch BND-<br />

Unterlagen bef<strong>und</strong>en.<br />

Nach<strong>de</strong>m sich herausgestellt hatte, daß <strong>de</strong>r BND <strong>de</strong>r<br />

Überlassung seiner Unterlagen durch <strong>de</strong>n GBA an<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß nicht zugestimmt hatte,<br />

hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> am 3. Dezember 1993 die inzwi<br />

schen in die Geheimschutzstelle verbrachten VS-Vertraulich<br />

<strong>und</strong> VS-Geheim eingestuften Akten gegen<br />

eine Einsichtnahme gesperrt.<br />

Durch informatorische Anhörungen von Angehörigen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esanwaltschaft <strong>und</strong> Vertretern <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes<br />

sowie <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>r Justiz<br />

am 3. <strong>und</strong> 8. Dezember 1993 hat sich herausgestellt,<br />

daß die in <strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s GBA enthaltenen Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s BND <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß versehentlich<br />

zur Verfügung gestellt wor<strong>de</strong>n waren. Der<br />

BND hatte seinerseits <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

diese Unterlagen mit Rücksicht auf <strong>de</strong>n Quellenschutz<br />

bisher vorenthalten <strong>und</strong> <strong>de</strong>m GBA nur unter<br />

<strong>de</strong>r Bedingung zur Verfügung gestellt, diese nicht<br />

weiterzugeben.<br />

Nach<strong>de</strong>m das B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen im<br />

Rahmen seiner Koordinierungsfunktion für die B<strong>und</strong>esregierung<br />

mit Schreiben vom 6. Dezember 1993<br />

mitgeteilt hatte, welche <strong>de</strong>r bislang gesperrten Akten<br />

nicht von <strong>de</strong>r Absprache <strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts<br />

mit <strong>de</strong>m BND berührt seien, hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> am 7.<br />

Dezember 1993 die Sperrung <strong>de</strong>r erwähnten, in <strong>de</strong>r<br />

Geheimschutzstelle befindlichen Aktenbän<strong>de</strong> aufgehoben<br />

mit Ausnahme von zwei VS-Vertraulich eingestuften<br />

Aktenbän<strong>de</strong>n, die Quellenmeldungen enthalten.<br />

Deren weitere Behandlung hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

in seiner 172. Sitzung am 8. Dezember 1993<br />

mit Vertretern <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes, <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums<br />

<strong>de</strong>r Justiz <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts<br />

erörtert. Der Vertreter <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes<br />

erklärte hierzu, daß die bislang noch gesperrten bei<strong>de</strong>n<br />

Aktenbän<strong>de</strong> vom Untersuchungsausschuß -<br />

eingesehen<br />

wer<strong>de</strong>n dürften. Daraufhin hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />

auch insoweit die Sperre aufgehoben.<br />

c) Sonstige Akten<br />

Archiv beim Partei -Vorstand <strong>de</strong>r PDS<br />

Die Bereitstellung <strong>de</strong>r beim Archiv beim Partei-Vorstand<br />

<strong>de</strong>r PDS beigezogenen Akten ist durch <strong>de</strong>n Partei-Vorstand<br />

<strong>de</strong>r PDS verzögert wor<strong>de</strong>n. Der PDS-Parteivorstand<br />

hat <strong>de</strong>n Standpunkt vertreten, <strong>de</strong>r Beiziehungsbeschluß<br />

vom 26. September 1991, 12-104, beziehe<br />

auch Akten ein, die keinen Bezug zum Untersuchungsauftrag<br />

aufwiesen, erfasse aber an<strong>de</strong>rerseits<br />

die untersuchungsrelevanten Akten <strong>de</strong>s Büros Mittag<br />

nicht. Die Verwaltung <strong>de</strong>s Parteiarchivs hat anfänglich<br />

Akten nur in kopierter Form herausgeben wollen.<br />

Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Klarstellung hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

zusätzlich am 6. November 1991 <strong>de</strong>n<br />

Beweisbeschluß 12-116 gefaßt, wonach alle sich auf<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsauftrag beziehen<strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s<br />

Zentralkomitees <strong>de</strong>r SED, insbeson<strong>de</strong>re auch die Akten<br />

<strong>de</strong>s persönlichen Büros <strong>de</strong>s ZK-Sekretärs <strong>de</strong>r SED<br />

für Wirtschaft, Dr. Günter Mittag, beigezogen wur<strong>de</strong>n.<br />

Diesem Beschluß ist das Archiv beim Parteivorstand<br />

nachgekommen.<br />

Akten aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland (EKD)<br />

Anfänglich sind Probleme bei <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rung von<br />

Akten zu <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Finanzierung kirchenbaulicher


Maßnahmen <strong>und</strong> organisatorischer Zwecke dienen<strong>de</strong>n<br />

sog. Kirchengeschäften A <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Häftlingsfreikauf<br />

abwickeln<strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften B aufgetreten.<br />

Zusammenstellungen bzw. Inhaltsverzeichnisse<br />

von diesen Bestän<strong>de</strong>n, anhand <strong>de</strong>rer <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

konkrete Beiziehungen hätte beschließen<br />

können, sind trotz Auffor<strong>de</strong>rung von <strong>de</strong>r<br />

Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), einer ihrer<br />

Unterglie<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r einer ihrer sonstigen Einrichtungen<br />

nicht bereitgestellt wor<strong>de</strong>n. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat Bestandsverzeichnisse von <strong>de</strong>r<br />

EKD nicht erhalten. Die EKD hat <strong>de</strong>n Standpunkt vertreten,<br />

sie könne allgemein gehaltenen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

nicht nachkommen; <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

möge sich an sie mit konkreten Fragen <strong>und</strong> Ersuchen<br />

wen<strong>de</strong>n. Die Ordnung zur Verwaltung <strong>de</strong>s Schriftgutes<br />

<strong>und</strong> die Archivbestimmungen ließen keine generelle<br />

Überlassung von Akten <strong>und</strong> auch keine generelle<br />

Erteilung von Auskünften zu.<br />

Die Erfüllung <strong>de</strong>r vom Untersuchungsausschuß beschlossenen<br />

Beiziehung ist aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>s Kirchenamts <strong>de</strong>r EKD auf tatsächliche <strong>und</strong><br />

rechtliche Probleme gestoßen. Die angefor<strong>de</strong>rten Akten<br />

seien auf viele Stellen verteilt <strong>und</strong> umfaßten einen<br />

Umfang von 2,5 LKW-Ladungen. Die Beiziehung<br />

wür<strong>de</strong> aus Sicht <strong>de</strong>r EKD auch rechtliche Probleme<br />

aufwerfen. Von <strong>de</strong>r Aktenbeiziehung seien drei rechtlich<br />

unabhängige Stellen betroffen, die Evangelische<br />

Kirche in Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg, die Evangelische Kirche<br />

<strong>de</strong>r Union <strong>und</strong> das Diakonische Werk. Während<br />

erstere öffentlich-rechtliche Institutionen seien, han<strong>de</strong>le<br />

es sich bei letzterem um einen Verein <strong>de</strong>s Privatrechts.<br />

Wegen <strong>de</strong>r Trennung von Staat <strong>und</strong> Kirche<br />

könne <strong>de</strong>r Beiziehungsbeschluß nicht zwangsweise<br />

durchgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat <strong>de</strong>mgegenüber <strong>de</strong>n<br />

Standpunkt vertreten, daß we<strong>de</strong>r die privatrechtliche<br />

Organisation <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes noch die<br />

Gr<strong>und</strong>sätze <strong>de</strong>s Staatskirchenrechts <strong>de</strong>r von ihm beschlossenen<br />

Beiziehung entgegenstan<strong>de</strong>n. Die Vorschriften<br />

<strong>de</strong>r §§ 94, 95 StPO, die gem. Art. 44 Abs. 2<br />

S.1 GG auf das Verfahren parlamentarischer Untersuchungsausschüsse<br />

sinngemäß Anwendung fin<strong>de</strong>n,<br />

differenzierten nicht danach, ob <strong>de</strong>r durch die Beiziehung<br />

in Anspruch genommene Adressat eine Person<br />

<strong>de</strong>s Privatrechts o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s öffentlichen Rechts sei.<br />

Auch befreiten die Gr<strong>und</strong>sätze <strong>de</strong>s Staatskirchenrechts<br />

nicht von einer Vorlagepflicht von Akten gegenüber<br />

einer staatlichen Institution. Rechtlich geschützt<br />

seien Autonomie <strong>und</strong> Selbstverwaltung <strong>de</strong>r<br />

Kirchen (Art. 140 GG i.V.m. Art. 137 Weimarer Reichsverfassung).<br />

Ein auf kirchliche Akten bezogenes Herausgabeverlangen<br />

dürfe diese Garantie nicht in ihrem<br />

Kernbereich antasten. Staatsfreie Eigenständigkeit<br />

genössen die Kirchen aber nur in <strong>de</strong>m Kernbereich<br />

ihrer kirchlichen Betätigung. Die vom Untersuchungsausschuß<br />

beigezogenen Vorgänge bezögen<br />

sich aber auf an<strong>de</strong>re Sachgebiete. Mit <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften<br />

A habe sich die EKD - soweit es hier<br />

um Baumaßnahmen, Geldbewegungen u.ä. gehe - in<br />

gesellschaftlicher Sphäre betätigt. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

sog. Kirchengeschäfte B habe die EKD bzw. das Diakonische<br />

Werk zweifellos staatliche Aufgaben wahrgenommen.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Bei einem Gespräch mit Vertretern <strong>de</strong>r EKD in <strong>de</strong>r 95.<br />

Sitzung am 29. Oktober 1992 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

eine pragmatische Lösung erzielt. Auf <strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Ergebnisse dieses Gesprächs ist zwei<br />

Mitarbeitern <strong>de</strong>s Sekretariats Einsicht in die Akten<br />

<strong>de</strong>r EKD gewährt wor<strong>de</strong>n, ferner <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche <strong>de</strong>r Union <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Konsistoriums <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche in Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg. Die nach einer<br />

Vorsichtung <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Untersuchungskomplex Kirchengeschäfte<br />

als relevant angesehenen Bestän<strong>de</strong><br />

hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß sodann beiziehen<br />

können.<br />

Akten <strong>de</strong>s Zeugen Thomas Meyer<br />

Mit Beweisbeschluß 12-350 vom 16. Juni 1993 ist <strong>de</strong>r<br />

Zeuge Thomas Meyer, wegen verschie<strong>de</strong>ner Betrugs<strong>de</strong>likte<br />

zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt <strong>und</strong> in<br />

<strong>de</strong>r Justizvollzugsanstalt Kaisheim inhaftiert, aufgefor<strong>de</strong>rt<br />

wor<strong>de</strong>n, seine <strong>de</strong>n Untersuchungsauftrag betreffen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zur Verfügung zu stellen. Mit Schreiben vom 22. Juni<br />

1993 hat <strong>de</strong>r Zeuge Meyer die Zusendung dieser Unterlagen<br />

davon abhängig gemacht, daß das Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />

München die Aufhebung seiner Inhaftierung<br />

beschließe. Der Untersuchungsausschuß hat<br />

eine Stellungnahme <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>r Justiz<br />

zu <strong>de</strong>n Möglichkeiten eingeholt, sich zu <strong>de</strong>m angeblich<br />

vom Zeugen Meyer in Schwe<strong>de</strong>n angelegten<br />

Archiv<strong>de</strong>pot Zugang zu verschaffen. In <strong>de</strong>r Stellungnahme<br />

ist ausgeführt wor<strong>de</strong>n, daß die hierfür erfor<strong>de</strong>rliche<br />

Mitwirkung Schwe<strong>de</strong>ns nicht auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage<br />

strafrechtlicher Rechtshilfeabkommen beansprucht<br />

wer<strong>de</strong>n könne, son<strong>de</strong>rn mit Schwe<strong>de</strong>n ausgehan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n müsse. Der Untersuchungsausschuß<br />

habe die Möglichkeit, über das Auswärtige Amt mit<br />

<strong>de</strong>n dortigen Behör<strong>de</strong>n Kontakt aufzunehmen <strong>und</strong><br />

unter Darlegung <strong>de</strong>s Sachverhalts zu bitten, Beweismittel<br />

zur Verfügung zu stellen o<strong>de</strong>r Ermittlungen <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschusses auf schwedischem Hoheitsgebiet<br />

zu dul<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat letztlich davon abgesehen,<br />

weitere Schritte zur Erlangung <strong>de</strong>r fraglichen<br />

Unterlagen zu unternehmen. Ohne Mitwirkung<br />

<strong>de</strong>s Zeugen Meyer in Schwe<strong>de</strong>n hätte kaum Aussicht<br />

bestan<strong>de</strong>n, das in Frage stehen<strong>de</strong> Depot ausfindig zu<br />

machen. Eine Haftunterbrechung <strong>de</strong>r vom Zeugen<br />

Meyer zu verbüßen<strong>de</strong>n Freiheitsstrafe hätte eine Zusage<br />

<strong>de</strong>r Rücküberstellung in die für seinen Vollzug<br />

zuständige Justizvollzugsanstalt vorausgesetzt. Eine<br />

dahingehen<strong>de</strong> Garantie zu geben, hat sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

außerstan<strong>de</strong> gesehen. Eine<br />

Rechtsgr<strong>und</strong>lage für eine Rücküberstellung <strong>de</strong>s Zeugen<br />

aus Schwe<strong>de</strong>n besteht nicht; Schwe<strong>de</strong>n erkennt<br />

eine Unterstützung <strong>de</strong>r Ermittlungstätigkeit eines<br />

parlamentarischen Untersuchungsausschusses nicht<br />

als „Rechtshilfe in Strafsachen" an. Angesichts dieser<br />

Sach- <strong>und</strong> Rechtslage <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>n nach Auswertung<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zur Person<br />

Thomas Meyer zur Verfügung gestellten Unterlagen<br />

aufgekommenen Zweifel an <strong>de</strong>r Glaubwürdigkeit<br />

dieses Zeugen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß die<br />

vom Zeugen Meyer als mit seiner Hilfe auffindbar behaupteten<br />

Unterlagen als nicht erreichbar betrachtet,<br />

wenn es sie <strong>de</strong>nn überhaupt gibt.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

In <strong>de</strong>n USA befindliche, auf Mikrofilm kopierte Akten<br />

<strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung<br />

Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s auf Antrag <strong>de</strong>r SPD-Fraktion<br />

ergangenen Beweisbeschlusses 12-368 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

die Übersendung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung betreffen<strong>de</strong>n, auf<br />

Mikrofilm kopierten Akten <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

Aufklärung <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit <strong>de</strong>r<br />

früheren DDR von <strong>de</strong>n zuständigen Behör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Vereinigten Staaten unter Vermittlung <strong>de</strong>s Auswärtigen<br />

Amtes beantragt. Das Auswärtige Amt hat dazu<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß einen Faxbericht <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Botschaft in Washington mit folgen<strong>de</strong>m<br />

Wortlaut übermittelt: „Das im Beweisantrag begehrte<br />

Ersuchen hat keine Aussicht auf Erfolg, da die zuständigen<br />

US-Behör<strong>de</strong>n das Problem <strong>de</strong>r HVA-Unterlagen<br />

als eine Angelegenheit <strong>de</strong>r inneren Sicherheit<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland erachten. Sie<br />

gehen davon aus, daß Fragen, die diese Problematik<br />

berühren, ausschließlich in <strong>de</strong>n Zuständigkeitsbereich<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sicherheitsbehör<strong>de</strong>n fallen."<br />

(Dokument-Nr. 3)<br />

3. Herabstufung VS -eingestufter Unterlagen<br />

Auf Wunsch <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses sind<br />

zahlreiche, ursprünglich mit <strong>de</strong>m Geheimhaltungsgrad<br />

VS-Vertraulich o<strong>de</strong>r höher eingestufte Materialien<br />

auf „offen" herabgestuft o<strong>de</strong>r die VS-NfD-Einstufung<br />

aufgehoben wor<strong>de</strong>n. Die im einzelnen begrün<strong>de</strong>ten<br />

Wünsche <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses sind -<br />

wenn auch teilweise nach mehrfachen Verhandlungen<br />

- praktisch in je<strong>de</strong>m Fall erfüllt wor<strong>de</strong>n. Dazu haben<br />

auch Akten gehört, die nach Maßgabe <strong>de</strong>r Feststellungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>nregelung einvernehmlich<br />

<strong>de</strong>m Auschuß zunächst VS-Vertraulich<br />

o<strong>de</strong>r höher eingestuft zur Verfügung gestellt wor<strong>de</strong>n<br />

waren. Soweit <strong>de</strong>r Gesichtspunkt <strong>de</strong>s Quellenschutzes,<br />

<strong>de</strong>s Persönlichkeitsrechtes, <strong>de</strong>s Steuergeheimnisses<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Hin<strong>de</strong>rungsgrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Herabstufungsverlangen<br />

entgegenstan<strong>de</strong>n, sind diese von <strong>de</strong>n<br />

aktenherausgeben<strong>de</strong>n Stellen allerdings abgelehnt<br />

wor<strong>de</strong>n. In einigen Fällen sind wenigstens Teile <strong>de</strong>r<br />

betreffen<strong>de</strong>n Akten herabgestuft o<strong>de</strong>r überarbeitete<br />

Fassungen <strong>de</strong>r Akten offen vorgelegt wor<strong>de</strong>n.<br />

Im Vorfeld <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>s Abschlußberichts haben<br />

sich die Herabstufungswünsche einzelner Mitglie<strong>de</strong>r<br />

gehäuft. Der Untersuchungsausschuß hat außer<strong>de</strong>m<br />

ausdrücklich <strong>de</strong>n Beschluß gefaßt, konkrete<br />

Herabstufungsfor<strong>de</strong>rungen im Hinblick auf <strong>de</strong>n Abschlußbericht<br />

aufzulisten.<br />

Auch <strong>de</strong>n dadurch veranlaßten Herabstufungsverlangen<br />

ist weitgehend entsprochen wor<strong>de</strong>n.<br />

4. Verlesung nach § 353 d Nr. 3 StGB geschützter<br />

Unterlagen<br />

Eine wortlautgetreue Verlesung von Anklageschriften<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren amtlichen Schriftstücken eines<br />

Strafverfahrens - ganz o<strong>de</strong>r in Auszügen - in öffentlicher<br />

Sitzung erfolgte nur zum Zeugenvorhalt. Der Untersuchungsausschuß<br />

ist <strong>de</strong>r Ansicht, daß die Strafvorschrift<br />

<strong>de</strong>s § 353 d Nr. 3 StGB, die die Integrität <strong>de</strong>s<br />

Strafverfahrens vor Publizität <strong>de</strong>r diesem zugr<strong>und</strong>eliegen<strong>de</strong>n<br />

Prozeßdokumente sowie die von einem<br />

Strafverfahren Betroffenen vor einer öffentlichen<br />

Bloßstellung vor Abschluß eines Strafverfahrens<br />

schützen soll, für das von <strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>m Strafverfahren<br />

als gleichwertig angesehene Verfahren<br />

parlamentarischer Untersuchungsausschüsse insoweit<br />

keine Anwendung fin<strong>de</strong>t.<br />

5. Verwendung ohne formelle Beiziehung eingegangener<br />

Unterlagen<br />

Nicht förmlich beigezogene o<strong>de</strong>r ohne Anfor<strong>de</strong>rung<br />

zur Verfügung gestellte Unterlagen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

- soweit sie untersuchungsrelevant<br />

waren (sog. B-Materialien) - wie beigezogene Unterlagen<br />

behan<strong>de</strong>lt. Sie sind Gegenstand von Zeugenbefragungen<br />

gewesen <strong>und</strong> in Ausschußberichten berücksichtigt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

6. Beweiswert <strong>de</strong>r beigezogenen Dokumente<br />

<strong>und</strong> sonstiger Unterlagen<br />

Auch soweit <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß Dokumente<br />

<strong>und</strong> Unterlagen nicht im Original, son<strong>de</strong>rn als<br />

technische Kopie vorliegen, hat er keinen Anlaß gehabt,<br />

an <strong>de</strong>r Echtheit <strong>de</strong>s beigezogenen Aktenmaterials<br />

<strong>und</strong> damit <strong>de</strong>r einzelnen Dokumente zu zweifeln.<br />

Letztlich kann allerdings die Echtheit <strong>de</strong>r Dokumente<br />

nur aus <strong>de</strong>m Entstehungs- <strong>und</strong> Überlieferungszusammenhang<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>r Feststellung <strong>de</strong>r<br />

Echtheit eines Dokumentes ist naturgemäß noch<br />

nichts über <strong>de</strong>n Wahrheitsgehalt seines Inhalts gesagt.<br />

Der Wahrheitsgehalt war vielmehr in je<strong>de</strong>m Einzelfall<br />

durch eine Überprüfung <strong>de</strong>s Entstehungszusammenhangs<br />

<strong>de</strong>r Unterlagen, <strong>de</strong>r Absichten von Absen<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> Adressaten sowie <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Unterlagen<br />

gemachten Aussagen zu überprüfen. Letzte Klarheit<br />

in Zweifelsfällen muß <strong>de</strong>r historischen Forschung<br />

überlassen wer<strong>de</strong>n (Zur gr<strong>und</strong>sätzlichen Problematik<br />

<strong>de</strong>r Zuverlässigkeit nachrichtendienstlicher Quellenmeldungen<br />

siehe Dokument-Nr. 4).<br />

Aus <strong>de</strong>r Vielzahl <strong>de</strong>r Dokumente, die <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

beigezogen hat <strong>und</strong> die nach Herkunft<br />

<strong>und</strong> Art sehr unterschiedlich waren, haben nur<br />

die Unterlagen <strong>de</strong>s MfS hinsichtlich ihrer Beweiskraft<br />

beson<strong>de</strong>re Fragestellungen aufgeworfen, die<br />

über die üblicherweise bei <strong>de</strong>r Auswertung von Dokumenten<br />

auftreten<strong>de</strong> Problematik hinausgingen.<br />

Die beim MfS gesammelten <strong>Bericht</strong>e, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r Inoffiziellen Mitarbeiter, sind nicht nur subjektiv<br />

<strong>und</strong> interessenbezogen gewesen, son<strong>de</strong>rn haben das<br />

Bespitzelungs- <strong>und</strong> Überwachungssystem in <strong>de</strong>r<br />

DDR in beson<strong>de</strong>rer Weise wi<strong>de</strong>rgespiegelt. Im MfS<br />

hat es militärische Befehle zur Informations- <strong>und</strong> Auswertungstätigkeit<br />

gegeben, die auf eine konsequente<br />

interne Überprüfung <strong>de</strong>r gelieferten Informationen<br />

abzielten.<br />

Bei Dokumenten auf seiten <strong>de</strong>r DDR ist vor allem,<br />

wenn sie <strong>de</strong>r Unterrichtung <strong>de</strong>r Führungsebene in<br />

Partei <strong>und</strong> Staat dienten, davon auszugehen, daß sie<br />

nicht gefälscht sind. Die inhaltliche Richtigkeit ist differenziert<br />

zu betrachten.


Iv. Auswertung <strong>de</strong>r Beweisunterlagen mit<br />

Hilfe eines Datenverarbeitungssystems<br />

Bedingt durch die Reichweite <strong>und</strong> Komplexität <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsauftrags hat sich nach <strong>de</strong>r Konstituierung<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses sehr bald abgezeichnet,<br />

daß die beizuziehen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> auszuwerten<strong>de</strong>n<br />

Akten einen Umfang von insgesamt ca. 1,5 Mio.<br />

Blatt haben wür<strong>de</strong>n. Angesichts <strong>de</strong>s durch die Dauer<br />

<strong>de</strong>r Wahlperio<strong>de</strong> begrenzten Zeitrahmens wäre eine<br />

sachgemäße Auswertung dieser großen Anzahl von<br />

Dokumenten mit konventionellen Mitteln, d.h. Vervielfältigung<br />

<strong>de</strong>r beigezogenen Unterlagen, Verteilung<br />

an die Ausschußmitglie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Fraktionsmitarbeiter<br />

<strong>und</strong> Auswertung mit Hilfe von Karteikarten,<br />

wie dies bis dahin üblicherweise von Untersuchungsausschüssen<br />

praktiziert wur<strong>de</strong>, nicht möglich gewesen.<br />

Daher hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß in seiner<br />

5. Sitzung am 21. Juni 1991 einstimmig folgen<strong>de</strong>n Beschluß<br />

gefaßt:<br />

„Zur Erfüllung <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrages muß<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß eine über das bei früheren<br />

Untersuchungsausschüssen aufgetretene<br />

Maß weit hinausgehen<strong>de</strong> Aktenmenge bewältigen.<br />

Außer<strong>de</strong>m sind die Akten größtenteils ungeordnet,<br />

so daß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß sich die Quellen<br />

selbst erschließen muß.<br />

Diese Umstän<strong>de</strong> bedingen eine Unterstützung<br />

durch Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechniken<br />

(IuK) bei <strong>de</strong>r Erfassung <strong>de</strong>s Akteninhalts, wie<br />

sie im Ansatz bereits vom Untersuchungsausschuß<br />

,Neue Heimat' <strong>de</strong>r Hamburger Bürgerschaft 1985/<br />

1986 praktiziert wur<strong>de</strong>.<br />

Der Untersuchungsausschuß erwartet <strong>de</strong>shalb von<br />

<strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>ntin, daß das Ausschußsekretariat mit<br />

<strong>de</strong>n hierfür notwendigen personellen <strong>und</strong> sächlichen<br />

(Soft- <strong>und</strong> Hardware) Mitteln ausgestattet<br />

wird.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, daß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

noch in <strong>de</strong>r Sommerpause 1991<br />

mit <strong>de</strong>r Aktenauswertung zur Vorbereitung <strong>de</strong>r<br />

Zeugenvernehmungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Erstellung von <strong>Bericht</strong>steilen<br />

beginnen muß. Nur dann ist gewährleistet,<br />

daß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß rechtzeitig<br />

seinen <strong>Bericht</strong> vorlegen kann.<br />

In einer ersten Phase nach <strong>de</strong>r Aktenbeiziehung<br />

soll eine karteimäßige Erfassung anhand einer begrenzten<br />

Anzahl von Kriterien wie Namen natürlicher<br />

<strong>und</strong> juristischer Personen, Daten <strong>und</strong> Stichworten<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. In einer zweiten<br />

Phase wird sich gegebenenfalls eine weitergehen<strong>de</strong><br />

Aufbereitung <strong>de</strong>s Akteninhalts mit Kurztexten<br />

bis zu drei Seiten anschließen.<br />

Die Belange <strong>de</strong>s Geheimschutzes <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />

müssen bei <strong>de</strong>r Aktenbearbeitung gewahrt<br />

wer<strong>de</strong>n können <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Fraktionen ein hinreichen<strong>de</strong>r<br />

Zugriff auf die aufbereiteten Daten ermöglicht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß ist sich bewußt, daß<br />

dies hohe Kosten verursacht. Im Hinblick auf die hi<br />

storische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Auftrags, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Deut<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

sche B<strong>und</strong>estag <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß erteilt<br />

hat, müssen diese jedoch getragen wer<strong>de</strong>n."<br />

Unmittelbar nach dieser Beschlußfassung sind in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>n für IuK-Technik zuständigen<br />

Fachreferaten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estagsverwaltung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

zukünftigen Nutzern <strong>de</strong>s einzurichten<strong>de</strong>n Systems<br />

die notwendigen Leistungsmerkmale konkretisiert<br />

wor<strong>de</strong>n. Über die technischen Erfor<strong>de</strong>rnisse hinaus<br />

waren zahlreiche weitere Belange zu berücksichtigen.<br />

Im wesentlichen waren dies:<br />

- <strong>de</strong>r zeitliche Rahmen für die Projektrealisierung;<br />

- Personalplanung <strong>und</strong> -rekrutierung;<br />

- Datenschutz <strong>und</strong> Datensicherheit.<br />

Alle notwendigen Planungen wur<strong>de</strong>n in einer speziell<br />

eingerichteten Projektgruppe koordiniert, in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong><br />

Organisationseinheiten vertreten waren: Sekretariat<br />

<strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses, ZV 4<br />

(Organisationsreferat) gesamtverantwortlich <strong>und</strong> fe<strong>de</strong>rführend<br />

für alle organisatorischen Planungen <strong>und</strong><br />

Vorbereitungen, ZI 1 (Informationstechnik-Gr<strong>und</strong>satzfragen)<br />

fe<strong>de</strong>rführend für die Projektleitung, ZI 2<br />

(Neue Informationssysteme, Informationstechnik-Beschaffung,<br />

Rechtsfragen <strong>de</strong>r Informationsverarbeitung,<br />

Schulung <strong>und</strong> Benutzer-Service) fe<strong>de</strong>rführend<br />

für die technischen Planungen <strong>und</strong> Angebotseinholung,<br />

ZT 4 (Datenschutz), ZV 6 (Justiziariat) sowie <strong>de</strong>r<br />

Personalrat. Parallel zu <strong>de</strong>n vorbereiten<strong>de</strong>n Planungen<br />

<strong>de</strong>r Projektgruppe prüfte das Referat ZI 2, welche<br />

Firmen in <strong>de</strong>r Lage sein könnten, das DV-Projekt zu<br />

realisieren. Entsprechen<strong>de</strong> Angebote lagen schließlich<br />

von <strong>de</strong>n Firmen Siemens, Philips <strong>und</strong> Wang vor.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>r Auftragsvergabe -<br />

eine Stellungnahme<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esrechnungshofes eingeholt<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esdatenschutzbeauftragte vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

angehört.<br />

Da <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß beabsichtigt hatte,<br />

bereits in <strong>de</strong>r parlamentarischen Sommerpause 1991<br />

mit <strong>de</strong>r für die Vernehmungsvorbereitung <strong>und</strong> Erstellung<br />

von <strong>Bericht</strong>steilen notwendigen Aktenauswertung<br />

zu beginnen, hat die Planung <strong>und</strong> Realisierung<br />

<strong>de</strong>s Datenverarbeitungssystems von Anfang an unter<br />

einem erheblichen Zeitdruck gestan<strong>de</strong>n. Erschwerend<br />

ist hinzugekommen, daß ein <strong>de</strong>n spezifischen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses gerecht<br />

wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s System auf <strong>de</strong>m Markt nicht fertig<br />

verfügbar bzw. bis zu diesem Zeitpunkt noch nie realisiert<br />

wor<strong>de</strong>n war. Somit hatte <strong>und</strong> hat heute noch das<br />

Projekt Pilotcharakter.<br />

Nach eingehen<strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>r technischen Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Anregungen<br />

<strong>de</strong>r zuständigen Fachreferate, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>s Referates<br />

ZI 2, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß am 2. September<br />

1991 einen Beschluß zur „Konzeption <strong>und</strong><br />

Realisierung eines DV-Projekts zur Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

Aktenauswertung im Untersuchungsausschuß"<br />

(Ausschußdrucksache Nr. 53) gefaßt <strong>und</strong> dazu festgestellt:<br />

daß die Unterstützung <strong>de</strong>r Ausschußarbeit<br />

durch ein technisches System in <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Ausschußdrucksache<br />

53 vorgeschlagenen Form dringend<br />

erfor<strong>de</strong>rlich ist.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Er erwartet, daß die Ausstattung <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

<strong>de</strong>m Zeitplan entsprechend unverzüglich beginnt<br />

<strong>und</strong> die Arbeitsplätze schnellstmöglich bereitgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Zugleich wird die IuK-Kommission <strong>de</strong>s Ältestenrates<br />

gebeten, die Voraussetzungen für die Nutzung<br />

<strong>de</strong>s Systems durch die Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen im<br />

Untersuchungsausschuß sowie die Ausschußmitglie<strong>de</strong>r<br />

zu ermöglichen."<br />

Die Konzeption in Ausschußdrucksache Nr. 53 hat die<br />

Speicherung (scannen) aller Dokumente auf optischen<br />

Platten (WORM) <strong>und</strong> folgen<strong>de</strong>, miteinan<strong>de</strong>r<br />

vernetzte Komponenten <strong>de</strong>s einzurichten<strong>de</strong>n DV-Systems<br />

vorgesehen:<br />

- Archivsystem für <strong>de</strong>n Zugriff auf die Dokumente in<br />

Originaldarstellung mit Hilfe von optischen Platten,<br />

- Erschließungssystem, an <strong>de</strong>m die Bearbeiter die<br />

Dokumente inhaltlich erschließen,<br />

- Datenbanksystem, das die Ergebnisse <strong>de</strong>r inhaltlichen<br />

Erschließung übernimmt <strong>und</strong> für Recherchen<br />

bereitstellt,<br />

- Recherchesystem, an <strong>de</strong>m Datenbankrecherchen<br />

ausgeführt <strong>und</strong> die gef<strong>und</strong>enen Zieldokumente in<br />

Originalform dargestellt wer<strong>de</strong>n können,<br />

- Drucksystem zum Ausdruck von Dokumenten,<br />

- Scannersystem zur optoelektronischen Erfassung<br />

von Dokumenten, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

unmittelbar zugehen,<br />

- Systemadministration zur Verwaltung <strong>de</strong>s Netzes,<br />

<strong>de</strong>s Betriebssystems <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Datenbank.<br />

Diese Systemarchitektur sollte gewährleisten, daß an<br />

<strong>de</strong>n Arbeitsplätzen je<strong>de</strong>rzeit auf die gescannten Dokumente<br />

zugegriffen wer<strong>de</strong>n konnte, um diese am<br />

Bildschirm anzuzeigen, sie auszudrucken, sie inhaltlich<br />

zu erschließen <strong>und</strong> mit Schlagworten zu versehen.<br />

Außer<strong>de</strong>m sollten die Ergebnisse ihrer Bearbeitung<br />

sofort für Recherchezwecke zur Verfügung stehen.<br />

Ferner hat <strong>de</strong>r Beschluß neben <strong>de</strong>r Ausstattung<br />

<strong>de</strong>s Ausschußsekretariats mit zunächst 22 Bildschirmarbeitsplätzen<br />

auch die Einrichtung von jeweils ein<br />

o<strong>de</strong>r zwei Arbeitsplätzen für die Fraktionen <strong>und</strong><br />

Gruppen mit Recherchemöglichkeit <strong>und</strong> Zugriff auf<br />

die Originaldokumente vorgesehen.<br />

Ausgenommen von <strong>de</strong>r Erfassung auf optischen Platten<br />

waren VS-VERTRAULICH o<strong>de</strong>r höher eingestufte<br />

Dokumente.<br />

Beson<strong>de</strong>re Probleme haben angesichts <strong>de</strong>r Sensibilität<br />

<strong>de</strong>r zu speichern<strong>de</strong>n Beweisunterlagen <strong>de</strong>r notwendige<br />

Datenschutz <strong>und</strong> die erfor<strong>de</strong>rliche Datensicherheit<br />

verursacht. Das B<strong>und</strong>esdatenschutzgesetz<br />

vom 20. Dezember 1990 fin<strong>de</strong>t auf <strong>de</strong>n parlamentarischen<br />

Bereich <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages <strong>und</strong> somit<br />

auch auf die Tätigkeit <strong>de</strong>r parlamentarischen Untersuchungsausschüsse<br />

nach Artikel 44 GG keine Anwendung.<br />

Das umfangreiche Aktenmaterial, das <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß zu Beweiserhebungszwekken<br />

beizuziehen beabsichtigte, enthält auch Angaben<br />

über die persönlichen, beruflichen, wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Verhältnisse natürlicher<br />

Personen, die bei kontinuierlicher Erfassung, Speicherung<br />

<strong>und</strong> Zusammenführung ein außeror<strong>de</strong>ntliches<br />

Wissen ermöglichten, daß erhebliche Macht<br />

über die Betroffenen verliehen hat. Nach <strong>de</strong>r Rechtsprechung<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts müssen<br />

parlamentarische Untersuchungsausschüsse über die<br />

in Art. 44 Abs. 2 Satz 2 GG aufgerichteten Schranken<br />

hinaus die Gr<strong>und</strong>rechte, insbeson<strong>de</strong>re das Gr<strong>und</strong>recht<br />

<strong>de</strong>r informationellen Selbstbestimmung, beachten<br />

(vgl. BVerfGE 67, 142 f).<br />

Da das Beweiserhebungsrecht <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r gr<strong>und</strong>rechtliche Datenschutz<br />

sich auf einer Ebene gegenüberstehen, müssen die<br />

bei<strong>de</strong>n im Spannnungsverhältnis stehen<strong>de</strong>n Rechte<br />

einan<strong>de</strong>r so zugeordnet wer<strong>de</strong>n, daß bei<strong>de</strong> soweit wie<br />

möglich ihre Wirkung entfalten können (vgl. BVerfGE<br />

77,47).<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß in seinem<br />

oben genannten Beschluß vom 21. Juni 1991 bereits<br />

unterstrichen hatte, daß die Belange <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />

bei <strong>de</strong>r Installation <strong>de</strong>s DV-Systems zur Aktenauswertung<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n sollten, hat <strong>de</strong>r Ältestenrat<br />

in seinem Beschluß vom 26. September 1991<br />

die Zugriffsmöglichkeiten auf die Datenbanken <strong>de</strong>s 1.<br />

Untersuchungsausschusses im einzelnen festgelegt,<br />

auch die Zugriffsmöglichkeiten <strong>de</strong>r Fraktionen auf<br />

die in <strong>de</strong>n Räumen <strong>de</strong>s Ausschußsekretariats zu installieren<strong>de</strong>n<br />

Datenbanken. Im übrigen sind die technischen<br />

Maßnahmen zur Gewährleistung <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Datensicherheit in einem umfangreichen,<br />

knapp 90 Seiten umfassen<strong>de</strong>n Sicherheitskonzept<br />

festgelegt wor<strong>de</strong>n, das die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Einzelheiten hinsichtlich <strong>de</strong>r Einrichtung <strong>de</strong>r Räume<br />

<strong>de</strong>s Sekretariats <strong>und</strong> <strong>de</strong>r diesbezüglichen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an die Ersteller <strong>de</strong>s DV-Systems enthielt (Dokument-Nr.<br />

5).<br />

Für die Erfassung <strong>und</strong> Bearbeitung <strong>de</strong>r Dokumente<br />

im Ausschußsekretariat ist die befristete Einstellung<br />

von 20 hierfür qualifizierten Mitarbeitern beantragt<br />

wor<strong>de</strong>n. Angesichts <strong>de</strong>r großen Aktenmenge ist für<br />

<strong>de</strong>n Scannvorgang die Beauftragung eines hierauf<br />

spezialisierten Dienstleistungsunternehmens vorgesehen<br />

wor<strong>de</strong>n, wobei hier die Belange <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Datensicherheit in beson<strong>de</strong>rer Weise<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n mußten.<br />

Gestützt auf das Angebot <strong>de</strong>r Siemens AG, ist in <strong>de</strong>n<br />

durch die Unterabteilung ZI <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estagsverwaltung<br />

erarbeiteten Beschlußvorschlag folgen<strong>de</strong> zeitliche<br />

Planung für die Realisierung <strong>de</strong>s DV-Projekts eingeflossen:<br />

Fünf Wochen nach Auftragsvergabe sollte<br />

es möglich sein, Dokumente an <strong>de</strong>n Bildschirmarbeitsplätzen<br />

aufzurufen <strong>und</strong> auszudrucken. Weitere<br />

sieben Wochen sind für die Erarbeitung <strong>de</strong>r Verschlagwortungs-<br />

<strong>und</strong> Recherchekomponenten vorgesehen<br />

gewesen. Nach Angaben <strong>de</strong>s Anbieters sollte<br />

das DV-System zwölf Wochen nach Auftragsvergabe<br />

in seiner vollen Funktionalität einsatzbereit sein.<br />

(Ausschußdrucksache Nr. 53)<br />

Der Ältestenrat <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages hat am<br />

26. September 1991 dieses Vorhaben gebilligt <strong>und</strong><br />

entschie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß zur Unterstützung<br />

seiner Aktenauswertung mit <strong>de</strong>m dafür erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

technischen System auszustatten.


Im weiteren Verlauf <strong>de</strong>r Planungsphase hat sich unter<br />

an<strong>de</strong>rem abgezeichnet, daß die vollständige Erschließung<br />

<strong>de</strong>s zu erwarten<strong>de</strong>n Aktenbestands durch die<br />

ursprünglich beantragten 20 Mitarbeiter einen Zeitraum<br />

von ca. 2 1/2 Jahren beanspruchen wür<strong>de</strong>. Dies<br />

hat <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß veranlaßt, eine Erhöhung<br />

<strong>de</strong>s in diesem Rahmen einzusetzen<strong>de</strong>n Personalbestan<strong>de</strong>s<br />

auf zunächst 25 Personen zu beantragen.<br />

Auch ist <strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n, daß alle notwendigen<br />

Arbeiten (Scannen, Erschließen <strong>und</strong> Verschlagworten<br />

<strong>de</strong>r Dokumente, Recherche) aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s engen<br />

zeitlichen Rahmens nach Inbetriebnahme <strong>de</strong>s<br />

DV-Systems parallel durchzuführen sein wür<strong>de</strong>n.<br />

Nach entsprechen<strong>de</strong>n Verhandlungen, die unter an<strong>de</strong>rem<br />

zur Spezifizierung <strong>de</strong>r soft- <strong>und</strong> hardwaremäßigen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen notwendig waren, ist am 25.<br />

November 1991 <strong>de</strong>r Auftrag für die Realisierung <strong>de</strong>s<br />

DV-Systems an die Siemens AG als Generalunternehmerin<br />

vergeben wor<strong>de</strong>n. Als Subunternehmer hat <strong>de</strong>r<br />

Vertrag die FileNet GmbH (Netzwerksoftware für die<br />

Verbindung zum optischen Speicher), Genesys Software<br />

GmbH (Softwareerstellung <strong>und</strong> -anpassung für<br />

die Verschlagwortung <strong>und</strong> Recherche) sowie die Classen<br />

Papertronics KG (Scannen <strong>de</strong>r Akten) vorgesehen.<br />

In <strong>de</strong>r Folge hat sich in mehrfacher Hinsicht die<br />

Notwendigkeit ergeben, die Leistungsmerkmale vor<br />

allem <strong>de</strong>r Software zu spezifizieren <strong>und</strong> weiterzuentwickeln.<br />

Am 20. Dezember 1991 ist mit <strong>de</strong>r Installation <strong>de</strong>s DV-<br />

Systems begonnen wor<strong>de</strong>n. Die Softwarekomponenten<br />

sind sukzessive eingerichtet <strong>und</strong> <strong>de</strong>n praktischen<br />

Erfor<strong>de</strong>rnissen angepaßt wor<strong>de</strong>n. Mit Schreiben vom<br />

19. Januar 1993 hat <strong>de</strong>r Direktor <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß mitgeteilt,<br />

daß das DV-System <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

„funktionsfähig zur Nutzung zur Verfügung steht" .<br />

Nach <strong>de</strong>r ursprünglich von <strong>de</strong>n verantwortlichen<br />

Fachreferaten <strong>und</strong> <strong>de</strong>n beteiligten Firmen vorgesehenen<br />

Installationsphase von zwölf Wochen sollte das<br />

DV-System<br />

- die vom Untersuchungsausschuß beigezogenen<br />

Dokumente anhand formaler Kriterien (Signaturen)<br />

über Bildschirm abrufbar bereithalten,<br />

- eine inhaltliche Erschließung <strong>und</strong> Auswertung<br />

(Verschlagwortung) vorsehen <strong>und</strong><br />

- das Auffin<strong>de</strong>n bestimmter Dokumente zu sachli<br />

chen Fragestellungen (Recherche) ermöglichen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Speicherung <strong>de</strong>r Dokumente auf Bildplatten<br />

(Scannen) sind diese jeweils durch einen mehrstelligen<br />

In<strong>de</strong>x gekennzeichnet wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r sich aus <strong>de</strong>m<br />

Ausschußaktenzeichen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Aktenzeichen <strong>de</strong>r<br />

abgeben<strong>de</strong>n Stelle zusammengesetzt hat.<br />

Die inhaltliche Erschließung <strong>de</strong>r Dokumente durch<br />

die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Ausschußsekretariats an <strong>de</strong>n Bildschirmarbeitsplätzen<br />

hat mehrere Bearbeitungsschritte<br />

vorgesehen, wobei je<strong>de</strong>s Dokument <strong>de</strong>n<br />

nachstehen<strong>de</strong>n Kategorien zuzuordnen war:<br />

- Untersuchungskomplex,<br />

- Datum,<br />

- Dokumentenart,<br />

- Schlagworte,<br />

- Personen,<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

- Institutionen,<br />

- Bemerkungen.<br />

Für die Angaben zu <strong>de</strong>n Kategorien Untersuchungskomplex,<br />

Personen, Institutionen <strong>und</strong> Schlagworte<br />

sind auf <strong>de</strong>m Bildschirm sichtbare Listen <strong>de</strong>r möglichen<br />

Eintragungen (Thesaurus) erarbeitet wor<strong>de</strong>n,<br />

die bei Bedarf durch <strong>de</strong>n Bearbeiter zunächst vorläufig<br />

erweiterbar gewesen sind. Über die endgültige<br />

Beibehaltung neuer Einträge ist im Zuge <strong>de</strong>r kontinuierlichen<br />

Pflege, d. h. Aktualisierung <strong>de</strong>s Thesaurus,<br />

entschie<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Bildschirmdarstellung zur Auswertung <strong>de</strong>r Dokumente<br />

ist in eine linke Hälfte (gescanntes Dokument)<br />

<strong>und</strong> eine rechte Hälfte (Arbeitsfenster) zur Verschlagwortung<br />

aufgeteilt gewesen. Auch die Recherchekomponente<br />

hat über eine entsprechen<strong>de</strong> Aufteilung<br />

verfügt, wobei sich das Arbeitsfenster aus <strong>de</strong>n notwendigen<br />

Elementen zur Eingabe von Suchkriterien<br />

durch Verknüpfung obengenannter Kategorien bzw.<br />

Wortlisten zusammengesetzt hat.<br />

Die <strong>de</strong>n Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen zur Verfügung gestellten<br />

Bildschirmarbeitsplätze (je zwei für die CDU/<br />

CSU- <strong>und</strong> SPD-Fraktion, je einen für F.D.P.-Fraktion,<br />

Bündnis 90/DIE GRÜNEN <strong>und</strong> PDS) haben Aufruf,<br />

Recherche <strong>und</strong> die Erteilung von Druckbefehlen an<br />

die Drucker im Ausschußsekretariat, nicht jedoch die<br />

Bearbeitung <strong>de</strong>r Dokumente erlaubt.<br />

Die nachfolgen<strong>de</strong> grafische Darstellung erläutert die<br />

technische Architektur <strong>de</strong>s DV-Systems. Über ein<br />

Netzwerk sind die Untersuchungsausschuß- <strong>und</strong><br />

Fraktionsarbeitsplätze mit folgen<strong>de</strong>n Systemkomponenten<br />

verb<strong>und</strong>en gewesen:<br />

-<br />

- IMS-Server mit angeschlossenem OSAR (Bildplattenspeicher)<br />

zur Verwaltung <strong>de</strong>r gescannten Dokumente,<br />

- SQL-Se rver zur Speicherung <strong>de</strong>r Verschlagwortungsergebnisse<br />

<strong>und</strong> Recherche,<br />

- Print-Server mit angeschlossenen Druckern zum<br />

Ausdruck <strong>de</strong>r Dokumente,<br />

- Scan-Server mit angeschlossener Document-Entry-<br />

Station als zusätzliche Scan-Möglichkeit für kleinere<br />

Aktenbestän<strong>de</strong>,<br />

- Verwaltungs- <strong>und</strong> Update-Se rver für die Systemverwaltung.<br />

Die ersten praktischen Erfahrungen mit <strong>de</strong>m DV-System<br />

haben noch Defizite offenbart, die teilweise auf<br />

<strong>de</strong>n Pilotcharakter <strong>de</strong>s Projektes, teilweise auf eine<br />

lückenhafte Umsetzung <strong>de</strong>r vertraglichen Vorgaben<br />

zurückzuführen waren.<br />

Zunächst sind bei <strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>s an die Firma Papertronics<br />

vergebenen Auftrags zur Speicherung <strong>de</strong>r<br />

Beweismaterialien auf Bildplatten erhebliche Schwierigkeiten<br />

aufgetreten. Die Auftragnehmerin hat we<strong>de</strong>r<br />

die vereinbarten Fristen noch die Leistungsmengen<br />

eingehalten. Die Behandlung <strong>de</strong>r Originalunterlagen<br />

ist so unsachgemäß erfolgt, daß teilweise <strong>de</strong>r<br />

Beweiswert durch Erbrechen von Siegeln <strong>und</strong> ähnlichem<br />

beeinträchtigt wor<strong>de</strong>n ist. Deshalb hat sich die<br />

Arbeitsgruppe Regierungskriminalität <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin zeitweilig


Drucksache 1 2/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 1 2 . Wahlperio<strong>de</strong>


geweigert, weitere Akten zur Verfügung zu stellen,<br />

<strong>und</strong> hat die Einleitung von Ermittlungsverfahren angedroht.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n einzelne Dokumente aus<br />

<strong>de</strong>m Aktenzusammenhang gerissen <strong>und</strong> so gespeichert,<br />

daß sie nicht mehr o<strong>de</strong>r nur mit großer Mühe<br />

wie<strong>de</strong>r aufgef<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n konnten. Es hat großer<br />

Anstrengungen bedurft, um diese Mängel abzustellen.<br />

Insgesamt hat die Speicherung <strong>de</strong>r Beweisunterlagen<br />

in <strong>de</strong>r ersten Phase bis En<strong>de</strong> Juni 1992 gedauert.<br />

Nach einer Pause bis zum März 1993 ist dann eine<br />

zweite Phase mit Teilaufträgen gefolgt, die bis zum<br />

Jahresen<strong>de</strong> 1993 gedauert hat.<br />

Schon in <strong>de</strong>r Testphase <strong>de</strong>r Systemnutzung hat sich<br />

die Notwendigkeit erheblicher Nachbesserungen gezeigt.<br />

Diese haben in erster Linie die Software <strong>de</strong>s Systems<br />

betroffen. So hat beispielsweise die Möglichkeit<br />

gefehlt, Dokumente am Bildschirmarbeitsplatz<br />

nur einzusehen <strong>und</strong> in ihnen zu blättern, ohne sie<br />

gleichzeitig zu bearbeiten (sog. Blätter-Routine), was<br />

vor allem für eine Einordnung <strong>und</strong> Schwerpunktsetzung<br />

entsprechend <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

zu behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Themenkomplexe notwendig<br />

gewesen ist. Darüber hinaus haben sich zahlreiche<br />

Elemente <strong>de</strong>r Bildschirmmasken zur Verschlagwortung<br />

als modifikationsbedürftig erwiesen. Weitere<br />

notwendige Än<strong>de</strong>rungen haben das Schulungskonzept<br />

<strong>de</strong>r Genesys Software GmbH zur Anwendung<br />

<strong>de</strong>s DV-Systems für die wissenschaftlichen Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Ausschußsekretariats betroffen. Die Recherche-Komponente<br />

hat zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Inbetriebnahme<br />

<strong>de</strong>s DV-Systems nicht zur Verfügung gestan<strong>de</strong>n.<br />

Die Behebung <strong>de</strong>r genannten Mängel hatte zur<br />

Folge, daß die Herstellung <strong>de</strong>r vollen Funktionalität<br />

<strong>de</strong>s DV-Systems durch die verantwortlichen Firmen<br />

nicht wie vorgesehen zum 17. Februar 1992 erfolgen<br />

konnte. Der Untersuchungsausschuß hat sich daher<br />

am 28. Februar veranlaßt gesehen, zumin<strong>de</strong>st konkrete<br />

Angaben darüber anzumahnen, wann mit <strong>de</strong>r<br />

vollständigen Vertragserfüllung im Hinblick auf die<br />

Recherche-Komponente zu rechnen sei.<br />

Die Bildschirmarbeitsplätze sind durch <strong>de</strong>n Personalrat<br />

erst am 23. April 1992 genehmigt wor<strong>de</strong>n. Danach<br />

konnte zumin<strong>de</strong>st mit <strong>de</strong>r Verschlagwortung <strong>de</strong>r eingescannten<br />

Dokumente begonnen wer<strong>de</strong>n, die sich<br />

jedoch aufgr<strong>und</strong> mehrerer Faktoren nicht mit <strong>de</strong>r erwarteten<br />

Geschwindigkeit vollzogen hat. Das Zeitverhalten<br />

<strong>de</strong>s DV-Systems zum Aufruf von Dokumenten<br />

<strong>und</strong> zum Abspeichern <strong>de</strong>r Verschlagwortungsergebnisse<br />

hat die Berarbeitungszeit pro Dokument weit<br />

über das ursprünglich veranschlagte Maß hinaus erhöht.<br />

Häufige Systemausfälle <strong>und</strong> Wartungszeiten haben<br />

zusätzliche Verzögerungen verursacht.<br />

Von <strong>de</strong>n 25 bewilligten Stellen für wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter zur Auswertung <strong>und</strong> Verschlagwortung<br />

<strong>de</strong>r Dokumente sind im Juni 1992 erst 16 besetzt gewesen.<br />

Darüber hinaus hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

diese Mitarbeiter in großem Umfang auch für<br />

an<strong>de</strong>re Aufgaben, wie die Vorbereitung von Vernehmungen,<br />

Erstellung von <strong>Bericht</strong>sentwürfen <strong>und</strong> Gutachten<br />

sowie weitere Son<strong>de</strong>raufgaben in Anspruch<br />

nehmen müssen.<br />

Die weiter oben beschriebenen Mängel <strong>de</strong>r Software-<br />

Erstausstattung <strong>de</strong>s DV-Systems hat die Genesys<br />

Software GmbH erst zum 30. Juni 1992 beheben kön-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12nSOO<br />

nen. Die Recherchekomponente hat zu diesem Zeitpunkt<br />

weiterhin nicht zur Verfügung gestan<strong>de</strong>n.<br />

Das projektleiten<strong>de</strong> Referat ZI 1 hat sich mehrfach<br />

veranlaßt gesehen, eine Erhöhung <strong>de</strong>r Verschlagwortungsquote<br />

anzumahnen, was <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

aus <strong>de</strong>n genannten sachlichen Grün<strong>de</strong>n zurückwies.<br />

Außer<strong>de</strong>m ist die Einstellung von Aushilfskräften zur<br />

Unterstützung <strong>de</strong>r Verschlagwortungstätigkeit beantragt<br />

<strong>und</strong> mit <strong>de</strong>r Ausarbeitung eines an <strong>de</strong>n Themenschwerpunkten<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

orientierten Verschlagwortungskonzepts begonnen<br />

wor<strong>de</strong>n, das eine Eingrenzung <strong>de</strong>s zu erschließen<strong>de</strong>n<br />

Aktenbestands ermöglichen sollte.<br />

Am 5. November 1992 hat die Genesys Software<br />

GmbH schließlich die bis dahin fehlen<strong>de</strong> Recherche-<br />

Komponente <strong>de</strong>s DV-Systems übergeben können. Sie<br />

hat zwischen Dezember <strong>und</strong> Januar 1992/93 die notwendigen<br />

Anwen<strong>de</strong>rschulungen durchgeführt.<br />

Ab April 1993 sind zusätzlich zwölf Aushilfskräfte mit<br />

zeitlich befristeten Verträgen jeweils halbtags als<br />

Sachbearbeiter für die Unterstützung bei <strong>de</strong>r Verschlagwortung<br />

zum Einsatz gekommen.<br />

Das vom Ausschußsekretariat entwickelte Konzept einer<br />

gezielten, an <strong>de</strong>n Themenschwerpunkten <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

orientierten Verschlagwortung<br />

hat sich bewährt. So konnten die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Dokumente zu <strong>de</strong>n<br />

zentralen Untersuchungskomplexen<br />

- Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

- IMES (Waffenhan<strong>de</strong>l)<br />

- Kirchengeschäfte/Häftlingsfreikäufe<br />

- Regierungsverhandlungen<br />

- MfS-Verflechtungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung (AG BKK <strong>de</strong>s MfS)<br />

- Embargoverstöße<br />

- Parteifinanzierung/Parteifirmen<br />

- Versorgung Wandlitz<br />

nahezu vollständig verschlagwortet wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Vergabe eines Auftrags<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses zur Erarbeitung eines<br />

wirtschaftswissenschaftlichen Gutachtens sind darüber<br />

hinaus von <strong>de</strong>r West<strong>de</strong>utschen Treuhandunion<br />

(WTU) in Zusammenarbeit mit Sekretariatsmitarbeitern<br />

ca. 395.000 Dokumente ausgewertet <strong>und</strong> inhaltlich<br />

bearbeitet wor<strong>de</strong>n. Die Ergebnisse dieser Auswertung<br />

sind nach geson<strong>de</strong>rten Erfassungskriterien<br />

in einer separaten Datenbank festgehalten wor<strong>de</strong>n.<br />

Als Ergebnis <strong>de</strong>r Aktenauswertung mit Hilfe <strong>de</strong>s installierten<br />

DV-Systems ist folgen<strong>de</strong>s festzuhalten:<br />

1. Ein wesentlicher Teil <strong>de</strong>r Beweisunterlagen konnte<br />

von <strong>de</strong>n Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen sowie <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>s Ausschußsekretariats mit Hilfe <strong>de</strong>s Systems<br />

zu einem mehrere Monate früheren Zeitpunkt<br />

eingesehen wer<strong>de</strong>n, als dies bei konventioneller<br />

Vorgehensweise (Anfertigung einer Papierkopie,<br />

Vervielfältigung <strong>und</strong> Verteilung an die Berechtigten)<br />

möglich gewesen wäre.<br />

2. In <strong>de</strong>r Blätter-Routine <strong>de</strong>s DV-Systems sind<br />

980.000 Dokumente unterschiedlichen Umfangs


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

aufgenommen wor<strong>de</strong>n. Dazu sind Ausschußprotokolle<br />

im Umfang von 17.000 Seiten gekommen.<br />

Insgesamt sind damit 1,5 Mio. Blatt erfaßt wor<strong>de</strong>n.<br />

3. Im Zuge <strong>de</strong>r Verschlagwortung bzw. Aktenauswertung<br />

sind 520.000 Dokumente bearbeitet wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Ergebnisse dieser Auswertung konnten<br />

über die Recherche-Komponente zur Vorbereitung<br />

von Vernehmungen <strong>und</strong> zur Erarbeitung <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

herangezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Trotz aller, nicht zuletzt durch seinen Pilotcharakter bedingten<br />

Mängel <strong>und</strong> Verzögerungen hat sich <strong>de</strong>r Einsatz<br />

<strong>de</strong>s DV-Systems für die Ausschußarbeit als sinnvoll<br />

erwiesen. Allerdings wäre es für eine optimale<br />

Nutzung notwendig gewesen, daß das technische System<br />

in seiner vollen Einsatzbreite von Anfang an zur<br />

Verfügung gestan<strong>de</strong>n hätte. Außer<strong>de</strong>m wäre es von erheblichem<br />

Vorteil gewesen, wenn die Dokumentenerfassung<br />

<strong>und</strong> -auswertung mit Hilfe <strong>de</strong>s DV-Systems<br />

schon weitgehend vor Beginn <strong>de</strong>r eigentlichen Ausschußarbeit<br />

hätte erfolgen können. Dies ist bisher zwar<br />

bei keinem Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r Fall gewesen,<br />

eine optimale Beweiserhebung wird aber bei einem<br />

Umfang beigezogener Unterlagen wie im Falle <strong>de</strong>s 1.<br />

Untersuchungsausschusses ohne einen solchen EDV<br />

-gestützten Vorlauf nicht erreicht wer<strong>de</strong>n können.<br />

V. Beweiserhebung durch Vernehmung bzw.<br />

Anhörung von Zeugen, Sachverständigen<br />

<strong>und</strong> Anhörpersonen<br />

1. Beginn, Art, Anzahl, Dauer <strong>und</strong> Ort <strong>de</strong>r Vernehmungen<br />

bzw. Anhörungen sowie beson<strong>de</strong>re<br />

Vorkommnisse<br />

Beginn <strong>de</strong>r Vernehmung<br />

Nach § 6 Abs. 2 IPA-Regeln darf <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

bei Beschlußunfähigkeit keine Untersuchungshandlungen<br />

durchführen. Nach § 6 Abs. 1<br />

IPA-Regeln ist <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß beschlußfähig,<br />

wenn die Mehrheit seiner Mitglie<strong>de</strong>r anwesend<br />

ist. Bei Beschlußunfähigkeit hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> unverzüglich<br />

eine neue Sitzung anzuberaumen, in <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß auch dann beschlußfähig<br />

ist, wenn nicht die Mehrheit seiner Mitglie<strong>de</strong>r anwesend<br />

ist; hierauf ist in <strong>de</strong>r Einladung hinzuweisen<br />

(§ 6 Abs. 3 IPA-Regeln).<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses hat<br />

von Amts wegen darauf geachtet, daß die Vernehmung<br />

von Zeugen erst dann begann, wenn die Mehrheit<br />

<strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

anwesend <strong>und</strong> somit die Voraussetzungen <strong>de</strong>s § 6<br />

IPA-Regeln erfüllt waren.<br />

Art <strong>de</strong>r Vernehmung<br />

Die vom Untersuchungsausschuß befragten Personen<br />

sind zumeist als Zeugen vernommen, in einigen Fällen<br />

aber auch nur informatorisch angehört wor<strong>de</strong>n.<br />

Teilweise wur<strong>de</strong>n die befragten Personen in einer<br />

Doppelrolle gehört. Letzteres wur<strong>de</strong> erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

wenn die Anhörperson nicht nur über eigenes Wissen<br />

berichten sollte, son<strong>de</strong>rn auch zu Vorgängen befragt<br />

wor<strong>de</strong>n ist, zu <strong>de</strong>nen diese nur durch Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>s<br />

ihr von einer dritten Person zur Verfügung gestellten<br />

Wissens etwas ausführen konnte. Derartige Aussagen,<br />

die <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nur im Wege<br />

<strong>de</strong>r informatorischen Befragung erheben darf, unterliegen<br />

nicht <strong>de</strong>r strafprozessualen Wahrheitspflicht.<br />

Deshalb hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß diese aus<br />

verfahrensrechtlichen Grün<strong>de</strong>n nach Möglichkeit<br />

von <strong>de</strong>r Zeugeneinvernahme getrennt.<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Vernehmungen<br />

Der Untersuchungsausschuß hat in <strong>de</strong>r Zeit vom 19.<br />

Juni 1991 bis zum 3. Dezember 1993 insgesamt 191<br />

Zeugen vernommen sowie 17 Sachverständige bzw.<br />

Anhörpersonen gehört. Die Terminierungen sind jeweils<br />

im Einvernehmen o<strong>de</strong>r durch Mehrheitsentscheidungen<br />

erfolgt.<br />

Dauer <strong>de</strong>r Vernehmungen<br />

Die Vernehmungen <strong>und</strong> Anhörungen dauerten insgesamt<br />

465 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> sind auf 19.181 Seiten Protokollnie<strong>de</strong>rschriften<br />

festgehalten.<br />

Ort <strong>de</strong>r Vernehmungen<br />

Vernehmungen haben in einigen Fällen außerhalb<br />

von Bonn stattgef<strong>und</strong>en. Am 11. <strong>und</strong> 12. März 1992 hat<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß Sitzungen im Reichstagsgebäu<strong>de</strong><br />

in Berlin durchgeführt. Anläßlich gemeinsamer<br />

Beratungssitzungen mit <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtags ist im<br />

Bayerischen Landtag in München am 30. September<br />

1992 eine Sitzung zur Vernehmung von Zeugen abgehalten<br />

wor<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m haben beauftragte Ausschußmitglie<strong>de</strong>r<br />

die Zeugen Dr. Günter Mittag am 5.<br />

<strong>und</strong> 6. Januar 1993 in Berlin, Ludwig Geißel am 24. November<br />

1993 in Stuttgart <strong>und</strong><br />

-<br />

Monzer Alkassar am 29./<br />

30. November 1993 in Madrid/Spanien vernommen.<br />

Beson<strong>de</strong>re Vorkommnisse<br />

Die Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Axel Poesz in <strong>de</strong>r 139.<br />

Sitzung am 16. Juni 1993 ist durch einige Zuschauer<br />

gestört wor<strong>de</strong>n. Anlaß hierfür war <strong>de</strong>r Beschluß <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschusses, die in öffentlicher Sitzung<br />

begonnene Vernehmung dieses Zeugen in geheimer<br />

Sitzung fortzusetzen. Einen Besucher, Herrn<br />

Reinhard Schult - Mitglied <strong>de</strong>s Abgeordnetenhauses<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin für die Gruppe Neues Forum/Bürgerbewegung<br />

-, <strong>de</strong>r trotz mehrmaliger Ermahnung<br />

seine Zwischenrufe nicht eingestellt hat, hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />

aufgefor<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>n Sitzungssaal zu verlassen.<br />

Als dieser <strong>de</strong>m nicht nachgekommen ist, ist er von<br />

Ordnungskräften aus <strong>de</strong>m Saal getragen wor<strong>de</strong>n.<br />

Eine Zuhörerin hat während <strong>de</strong>r Zeugenvernehmung<br />

in <strong>de</strong>r öffentlichen Sitzung fotografiert. Ihr Fotoapparat<br />

ist bis zum Abschluß <strong>de</strong>r öffentlichen Sitzung sichergestellt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

In seiner 64. Sitzung am 16. September 1993 hat <strong>de</strong>r<br />

Ältestenrat <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages im Nachgang<br />

zu diesen Ereignissen folgen<strong>de</strong>s festgestellt:<br />

„ 1. Besuchern von Ausschußsitzungen sollte es<br />

auch in Ausnahmefällen nicht gestattet wer<strong>de</strong>n, Fotoapparate,<br />

Filmkameras, Vi<strong>de</strong>okameras <strong>und</strong> <strong>de</strong>rgleichen<br />

in einen Sitzungssaal mitzunehmen.<br />

2. Die Abg. Ingrid Köppe sollte auf ihre Mitverant<br />

wortlichkeit dafür hingewiesen wer<strong>de</strong>n, daß von<br />

<strong>de</strong>n durch sie eingela<strong>de</strong>nen Besuchergruppen


keine Störungen <strong>de</strong>r Hausordnung o<strong>de</strong>r von Sitzungen<br />

ausgehen. " (Ältestenrats-Vorlage 63/10)<br />

2. Einstufung <strong>de</strong>r Vernehmungen <strong>und</strong> Anhörungen<br />

in öffentliche <strong>und</strong> nichtöffentliche Veranstaltungen<br />

Die Beweiserhebung ist entsprechend Art. 44 Abs. 1<br />

Satz 1 GG gr<strong>und</strong>sätzlich öffentlich erfolgt; in einzelnen<br />

Fällen nichtöffentlich (Art. 44 Abs. 1 Satz 2 GG)<br />

o<strong>de</strong>r in geheimer Sitzung. An <strong>de</strong>n nichtöffentlichen<br />

o<strong>de</strong>r geheimen Sitzungen haben außer <strong>de</strong>n jeweils<br />

vernommenen Beweispersonen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses Beauftragte <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung,<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Ausschußsekretariats<br />

<strong>und</strong> benannte Mitarbeiter <strong>de</strong>r Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen<br />

teilgenommen. Die öffentlichen <strong>und</strong> nicht VS-<br />

Vertraulich <strong>und</strong> höher eingestuften Sitzungen wur<strong>de</strong>n<br />

stenographisch aufgenommen. Dasselbe gilt für<br />

die VS-Vertraulich <strong>und</strong> höher eingestuften Sitzungen<br />

aufgr<strong>und</strong> jeweiliger Ausschußbeschlüsse. Die Protokolle<br />

wur<strong>de</strong>n entsprechend <strong>de</strong>n Einstufungen <strong>de</strong>r<br />

aufgenommen Sitzungen als offen, VS-NfD, VS-Vertraulich<br />

o<strong>de</strong>r VS-Geheim gekennzeichnet.<br />

Ein Zeuge ist in nicht öffentlicher Sitzung unter seinem<br />

Decknamen vernommen wor<strong>de</strong>n. Da für ihn als<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s BND im Falle <strong>de</strong>r Offenlegung seiner<br />

I<strong>de</strong>ntität eine Gefahr für Leib <strong>und</strong> Leben sowie eine<br />

Beeinträchtigung seiner zukünftigen dienstlichen<br />

Verwendungsmöglichkeiten nicht ausgeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n konnte, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß auf<br />

die Angabe seines tatsächlichen Namens verzichtet.<br />

3. Vernehmung ausländischer Zeugen vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß<br />

Zur Aufklärung <strong>de</strong>r Themenkomplexe Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l mit Embargogütern hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

die Vernehmung zahlreicher ausländischer<br />

Zeugen - namentlich solcher, die durch Verstrickungen<br />

in <strong>de</strong>n internationalen Waffenhan<strong>de</strong>l in<br />

<strong>de</strong>r Öffentlichkeit bekannt gewor<strong>de</strong>n sind - beschlossen.<br />

Wegen <strong>de</strong>r damit verb<strong>und</strong>enen rechtlichen <strong>und</strong><br />

organisatorischen Probleme hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nur die Durchführung <strong>de</strong>r Vernehmung einer<br />

Auswahl aus <strong>de</strong>m Kreis dieser Zeugen aus Österreich<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n EG-Län<strong>de</strong>rn als aussichtsreich erachtet.<br />

In <strong>de</strong>r 116. Sitzung am 17. Februar 1992 hat er beschlossen,<br />

zunächst mit <strong>de</strong>n Zeugen Hossein Alimoradian,<br />

Constantin Dafermos, Loftur Johanneson, Monzer<br />

Al Kassar, Nicola Beshara Nicola <strong>und</strong> Casimiro<br />

Proenca einen dahingehen<strong>de</strong>n Versuch zu unternehmen.<br />

Die Mitteilung <strong>de</strong>r Deutschen Botschaft in Wien,<br />

daß <strong>de</strong>r Zeuge Dieter Kind am 9. Oktober 1990 die<br />

österreichische Staatsbürgerschaft erworben <strong>und</strong> die<br />

<strong>de</strong>utsche verloren habe, hat <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

bewogen, ihn in <strong>de</strong>n Kreis dieser Zeugen aufzunehmen.<br />

Hinsichtlich dieser Zeugen hat sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

auf folgen<strong>de</strong> Vorgehensweise verständigt.<br />

Statt <strong>de</strong>s zeitaufwendigen Weges, diese<br />

förmlich - unter Einschaltung <strong>de</strong>s Auswärtigen Amtes<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r diplomatischen Vertretung - in ihren jeweili<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

gen Heimatlän<strong>de</strong>rn zur Vernehmung zu la<strong>de</strong>n, hat<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß diese Zeugen durch ein<br />

persönlich an sie gerichtetes Schreiben von seinem<br />

Vorhaben in Kenntnis gesetzt. Im Vorfeld <strong>de</strong>r Vernehmung<br />

ist auf diese Weise versucht wor<strong>de</strong>n festzustellen,<br />

ob diese Zeugen gewillt waren, vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zu erscheinen <strong>und</strong> auszusagen.<br />

Zu diesem Zweck ist das Auswärtige Amt gebeten<br />

wor<strong>de</strong>n, durch Beauftragung <strong>de</strong>r Botschaften in<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Heimatlän<strong>de</strong>rn die Anschriften <strong>de</strong>r<br />

Zeugen zu ermitteln. Soweit diese sich nicht in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland aufgehalten haben, hat<br />

für sie keine rechtliche Verpflichtung bestan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />

an sie gerichteten Ladung vor <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

Folge zu leisten. Bei einer <strong>de</strong>rartigen Sachlage<br />

kann das Erscheinen eines Zeugen nicht im Wege<br />

<strong>de</strong>r internationalen Rechtshilfe erzwungen wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß ist je<strong>de</strong>nfalls in<br />

Übereinstimmung mit <strong>de</strong>r vom Auswärtigen Amt <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r vom B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Justiz mitgeteilten<br />

Rechtsauffassung davon ausgegangen, daß keine bi<strong>und</strong><br />

multilateralen Verträge als Gr<strong>und</strong>lage für dahingehen<strong>de</strong><br />

Zeugenpflichten herangezogen wer<strong>de</strong>n<br />

können, insbeson<strong>de</strong>re, daß das Europäische Übereinkommen<br />

über die Rechtshilfe in Strafsachen (BGBl.<br />

1964 II S. 1386 ff.) keine Anwendung fin<strong>de</strong>t. Sofern<br />

im Ausland leben<strong>de</strong> Zeugen nicht freiwillig vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß erschienen sind, sollten sie<br />

in ihren Heimatlän<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>n dafür zuständigen<br />

Justizbehör<strong>de</strong>n - gegebenenfalls im Beisein einzelner<br />

Ausschußmitglie<strong>de</strong>r - ebenfalls auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage<br />

von Fragenkatalogen <strong>de</strong>s Ausschußsekretariates<br />

vernommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Zeuge Alimoradian ist<br />

-<br />

unter seiner <strong>de</strong>utschen<br />

Adresse zur Vernehmung am 21. April 1993 gela<strong>de</strong>n<br />

wor<strong>de</strong>n. Sein Rechtsbeistand hat beantragt, von einer<br />

Vernehmung abzusehen. Als Grün<strong>de</strong> hierfür hat er<br />

angeführt, daß Alimoradian iranischer Staatsbürger<br />

mit Wohnsitz <strong>und</strong> Lebensmittelpunkt in Teheran sei.<br />

Nur zeitweilig halte er sich an seinem Wohnsitz in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland auf. Eine Aussage zu<br />

seiner Vermittlungstätigkeit bei Han<strong>de</strong>lsgeschäften<br />

zwischen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r iranischen Regierung wür<strong>de</strong><br />

zu einer persönlichen Gefährdung Alimoradians<br />

<strong>und</strong> seiner Familie führen. Über seine Kontakte zu<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen IMES GmbH dürfe Alimoradian<br />

zu<strong>de</strong>m keine Aussagen machen, solange die zuständigen<br />

Behör<strong>de</strong>n im Iran dazu keine Aussagegenehmigung<br />

erteilt hätten. Nach iranischem Recht könnte<br />

eine Aussage zu diesem Thema ohne Aussagegenehmigung<br />

als Verrat von Staatsgeheimnissen strafrechtlich<br />

verfolgt wer<strong>de</strong>n. Dem Zeugen Alimoradian stehe<br />

daher ein Auskunftsverweigerungsrecht gem. § 55<br />

StPO zu, wovon er Gebrauch machen wer<strong>de</strong>. Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r auch für das Verfahren parlamentarischer<br />

Untersuchungsausschüsse insoweit maßgeben<strong>de</strong>n<br />

strafprozessualen Rechtsprechung (OLG Düsseldorf<br />

NJW 1991 S.2223; OLG Hamburg MDR 1967 S.686),<br />

wonach Auslän<strong>de</strong>r Zeugenpflichten nur nachkommen<br />

müssen, wenn sie sich in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland aufhalten, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

eine zwangsweise Vorführung nicht als aussichtsreich<br />

angesehen. Zur Überprüfung <strong>de</strong>s Hinweises,<br />

daß beweisthemenbezogene Aussagen Alimoradians<br />

nach iranischem Recht strafbar seien, hat <strong>de</strong>r


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Untersuchungsausschuß von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Botschaft<br />

im Iran über das Auswärtige Amt eine Stellungnahme<br />

eingeholt. In dieser wird im wesentlichen ausgeführt,<br />

daß <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>s Staatsgeheimnisses in <strong>de</strong>m die<br />

iranischen Staatsschutz<strong>de</strong>likte kodifizieren<strong>de</strong>n<br />

„Ta'Zirat" - Gesetz vom 9. August 1983 (18.05.1362;<br />

Amtsblatt <strong>de</strong>r islamischen Republik Iran Nr. 11 278<br />

vom 23. August 1983) sehr weit gefaßt <strong>und</strong> es <strong>de</strong>shalb<br />

nicht auszuschließen sei, daß die in <strong>de</strong>r Vernehmung<br />

Alimoradians vorgesehenen Themen als Staatsgeheimnisse<br />

bewertet wer<strong>de</strong>n könnten. Eine Verletzung<br />

dieser Strafnormen könnte drakonische Strafen zur<br />

Folge haben. Im übrigen ließe sich eine diese Folgen<br />

ausschließen<strong>de</strong> Aussagegenehmigung bei <strong>de</strong>n zuständigen<br />

iranischen Behör<strong>de</strong>n nicht mehr rechtzeitig<br />

für einen baldigen Vernehmungstermin einholen. Anhand<br />

<strong>de</strong>r beim Max-Planck-Institut für ausländisches<br />

<strong>und</strong> internationales Strafrecht beschafften Übersetzung<br />

<strong>de</strong>r einschlägigen Teile <strong>de</strong>s „Ta' Zirat" -Gesetzes<br />

hat sich dieses Genehmigungserfor<strong>de</strong>rnis <strong>und</strong> damit<br />

eine strafrechtliche Verfolgung im Falle einer Aussage<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nicht ausschließen<br />

lassen. Wegen einer Reihe von Staatsschutz<strong>de</strong>likten<br />

können <strong>de</strong>m Gesetz zufolge unkalkulierbare<br />

Sanktionsfolgen beliebig verhängt wer<strong>de</strong>n. Dazu zählen<br />

„ 1. Tötung, 2. Kreuzigung, 3. Abhacken erst <strong>de</strong>r<br />

rechten Hand <strong>und</strong> dann <strong>de</strong>s linken Fußes, 4. Verbannung".<br />

Um gleichwohl diesen Zeugen zu seiner Vermittlertätigkeit<br />

für Geschäfte <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mit iranischen Stellen vernehmen<br />

zu können, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß die<br />

als Gr<strong>und</strong>lage hierfür von seinem Rechtsbeistand erbetenen<br />

Sicherheitsvorkehrungen akzeptiert. Dem<br />

Zeugen Alimoradian ist zugesichert wor<strong>de</strong>n, daß seine<br />

Befragung in nichtöffentlicher Sitzung erfolgt. Zu<strong>de</strong>m<br />

wer<strong>de</strong> sichergestellt, daß er auf <strong>de</strong>m Wege in <strong>de</strong>n<br />

Sitzungssaal unerkannt bleibe <strong>und</strong> die Tatsache sowie<br />

<strong>de</strong>r Termin <strong>de</strong>r Vernehmung in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit,<br />

insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n Medien, nicht bekannt wer<strong>de</strong>n<br />

wür<strong>de</strong>. Angesichts <strong>de</strong>r Bekanntgabe <strong>de</strong>r vorgesehenen<br />

Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen am 30. April 1993 in <strong>de</strong>r<br />

an diesem Tage erschienenen Ausgabe <strong>de</strong>r Zeitung<br />

„taz" konnten diese Sicherheitszusagen nicht eingehalten<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Untersuchungsausschuß hat <strong>de</strong>n<br />

Vernehmungstermin <strong>de</strong>shalb abgesetzt. Der erneuten<br />

Vorladung zur Sitzung am 27. Oktober 1993 ist <strong>de</strong>r<br />

Zeuge Alimoradian nachgekommen, nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß sich bereit erklärt hatte,<br />

zahlreiche <strong>de</strong>r von seinem Rechtsbeistand wie<strong>de</strong>rum<br />

als Bedingung für sein Erscheinen genannten Sicherheitsvorkehrungen<br />

zu treffen. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat sichergestellt, daß nur ein begrenzter<br />

<strong>und</strong> namentlich erfaßter Personenkreis im Vorfeld von<br />

diesem Termin <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Tatsache <strong>de</strong>r Zeugenvernehmung<br />

Kenntnis erhielt. Außer<strong>de</strong>m ist die Person Alimoradians<br />

vor, während <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>r Sitzung vor <strong>de</strong>r<br />

Öffentlichkeit durch geeignete Maßnahmen abgeschirmt<br />

wor<strong>de</strong>n. Der Untersuchungsausschuß hat<br />

<strong>de</strong>m Anwalt <strong>de</strong>s Zeugen Alimoradian hingegen nicht<br />

zugesichert, daß die Tatsache <strong>de</strong>r Vernehmung auch<br />

im nachhinein nicht bekannt wer<strong>de</strong>.<br />

Der Zeuge Dafermos ist zu <strong>de</strong>r Ausschußsitzung am<br />

22. April 1993 gela<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n. Mit Schreiben seines<br />

Rechtsbeistan<strong>de</strong>s vom 1.April1993 hat er erklären lassen,<br />

daß er Dr. Schalck-Golodkowski we<strong>de</strong>r person-<br />

lich kenne noch über <strong>de</strong>ssen Aktivitäten <strong>und</strong> Beteiligungen<br />

am internationalen Waffenhan<strong>de</strong>l Auskunft<br />

geben könne. Außer<strong>de</strong>m hat er angekündigt, daß er<br />

zu <strong>de</strong>m vorgesehenen Vernehmungstermin nicht erscheinen<br />

wer<strong>de</strong>. In seiner 128. Sitzung am 21. April<br />

1993 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß daraufhin beschlossen,<br />

von <strong>de</strong>r Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Dafermos<br />

abzusehen, <strong>und</strong> davon <strong>de</strong>ssen Rechtsbeistand in<br />

Kenntnis gesetzt.<br />

Der Zeuge Jochheim hat die Bestätigung <strong>de</strong>s Zugangs<br />

seiner ihm an seine Berliner Adresse zugestellten<br />

Ladung vom 18. Oktober 1993 unter Berufung auf<br />

seine schwedische Staatsbürgerschaft verweigert.<br />

Auf Anfrage <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses hat das<br />

Auswärtige Amt <strong>de</strong>ssen schwedische Adresse mitgeteilt.<br />

Mit Schreiben vom 28. Oktober 1993 hat <strong>de</strong>r Zeuge<br />

Jochheim mitgeteilt, daß er zum vorgesehenen<br />

Termin nicht erscheinen wer<strong>de</strong>, daß er keine <strong>de</strong>utsche<br />

Staatsbürgerschaft besitze <strong>und</strong> seinen Wohnsitz in<br />

Schwe<strong>de</strong>n habe. Der Untersuchungsausschuß hat<br />

aufgr<strong>und</strong> dieser Sachlage keine Möglichkeit gesehen,<br />

sein Erscheinen vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zu erzwingen. Wegen <strong>de</strong>s zu erwarten<strong>de</strong>n Zeitaufwands<br />

für die Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung <strong>de</strong>r<br />

Vernehmung dieses Zeugen in Schwe<strong>de</strong>n - ein<br />

Rechtsanspruch aus einem Rechtshilfeabkommen gegenüber<br />

<strong>de</strong>n schwedischen Behör<strong>de</strong>n auf Durchführung<br />

einer solchen besteht nicht - hat sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

in seiner Beratungssitzung am 10.<br />

November 1993 darauf verständigt, keine weiteren<br />

Versuche mehr zu unternehmen, an die Aussage <strong>de</strong>s<br />

Zeugen zu gelangen.<br />

Der Zeuge Johannesson ist unter <strong>de</strong>r vom Auswärtigen<br />

Amt mitgeteilten Heimatadresse mit Schreiben<br />

vom 12. März 1993 zur Sitzung am 22. April 1993 gela<strong>de</strong>n<br />

wor<strong>de</strong>n. Zu diesem Termin ist er nicht erschienen.<br />

In seinem an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß gerichteten<br />

Schreiben vom 9. Mai 1993 hat er mitgeteilt,<br />

daß er die Folgen einer schweren Operation auskuriere<br />

<strong>und</strong> mit ärztlichem Attest seine Vernehmungsunfähigkeit<br />

belegen könne. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat daraufhin auf die Aussage <strong>de</strong>s Zeugen verzichtet.<br />

Eine ladungsfähige Adresse <strong>de</strong>s Zeugen Nicola Beshara<br />

Nicola hat sich auch auf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>r Amtshilfe<br />

<strong>de</strong>s Auswärtigen Amtes nicht ermitteln lassen. Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r gegebenen Aktenlage hat Anlaß für die<br />

Vermutung bestan<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>ssen Aufenthaltsort in<br />

Griechenland sei. Die zuständigen griechischen Behör<strong>de</strong>n<br />

haben <strong>de</strong>r Deutschen Botschaft in Athen mitgeteilt,<br />

daß Nicolas Anschrift nicht zu ermitteln sei.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Mitteilung <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n griechischen<br />

Behör<strong>de</strong>n eingeschalteten Fachdienststelle, daß Nicola<br />

nicht mehr in Griechenland ansässig sei, hat die<br />

Deutsche Botschaft in Athen keine weitere Möglichkeit<br />

gesehen, <strong>de</strong>ssen Aufenthaltsort zu ermitteln. Der<br />

Untersuchungsausschuß war aufgr<strong>und</strong> dieses Umstan<strong>de</strong>s<br />

nicht in <strong>de</strong>r Lage, eine Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen<br />

Nicola durchzuführen.<br />

Der Zeuge Proenca ist zur Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zum 21. April 1993 gela<strong>de</strong>n<br />

wor<strong>de</strong>n. Er hat <strong>de</strong>n Zugang <strong>de</strong>s in seine Lan<strong>de</strong>ssprache<br />

übersetzten Ladungsschreibens vom 12. März<br />

1993 bestätigt, ist jedoch nicht zum Vernehmungstermin<br />

erschienen.


Insgesamt ist festzuhalten, daß <strong>de</strong>r Untersuchungs<br />

ausschuß bei seinen Versuchen, ausländische Zeugen<br />

zu vernehmen, bis auf eine Ausnahme, gescheitert ist.<br />

4. Vernehmungen durch ersuchte Richter o<strong>de</strong>r<br />

Ausschuß<strong>de</strong>legationen sowie schriftliche Befragungen<br />

Vernehmungen durch <strong>de</strong>utsche Gerichte<br />

Der Untersuchungsausschuß hat in seiner 71. Sitzung<br />

am 23. Juni 1992, 107. Sitzung am 13. Januar 1993,<br />

116. Sitzung am 12. Februar 1993 <strong>und</strong> 155. Sitzung am<br />

27. Oktober 1993 beschlossen, die Vernehmung folgen<strong>de</strong>r<br />

Zeugen im Wege <strong>de</strong>r Rechtshilfe durch das zuständige<br />

Gericht durchführen zu lassen:<br />

- Manfred Buhlke<br />

- Siegfried Buff<br />

- Volker Creutzburg<br />

- Michael Grossauer<br />

- Ottokar Hermann<br />

- Reiner Königshofen<br />

- Ruth Klewe<br />

- Heinz Krosse<br />

- Edgar Kutscheidt<br />

- Jürgen Müller<br />

- Karl-Heinz Pollmann<br />

- Ralf Richter<br />

- Eberhard Schmerl<br />

- Werner Seife rt<br />

- Jürgen Wurm<br />

- Günther Zierrath<br />

Gr<strong>und</strong>lage dieser Befragungen waren vom Sekretariat<br />

erstellte Fragenkataloge, die zunächst <strong>de</strong>n Fraktionen<br />

<strong>und</strong> Gruppen zugeleitet wur<strong>de</strong>n, um ihnen Gelegenheit<br />

zu Än<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> Ergänzungen zu geben.<br />

Anschließend beschloß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

diese Fragenkataloge als maßgeben<strong>de</strong> Befragungskomplexe<br />

für die richterlichen Vernehmungen.<br />

Die Durchführung <strong>de</strong>r richterlichen Vernehmungen<br />

<strong>de</strong>r Zeugen Buff, Buhlke, Creutzburg, Schmerl <strong>und</strong><br />

Kutscheidt nahmen mehr als ein Jahr in Anspruch,<br />

weil die um Rechtshilfe gebetenen Gerichte ihre Zuständigkeit<br />

ablehnten <strong>und</strong> die Zuständigkeitsfrage<br />

zunächst durch Entscheidungen <strong>de</strong>s Landgerichts<br />

Berlin vom 16. Februar 1993 <strong>und</strong> vom 16. Juli 1993 geklärt<br />

wer<strong>de</strong>n mußte (Dokument-Nr. 6-7). Das zuständige<br />

Amtsgericht Berlin Tiergarten sagte dann erst<br />

nach einer Beschwer<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ausschußvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

bei <strong>de</strong>r Berliner Justizsenatorin eine zügige Erledigung<br />

zu.<br />

Vernehmungen durch ausländische Gerichte<br />

Der Zeuge Dieter Kind ist zur Sitzung am 25. März<br />

1993 gela<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n. Die Zustellung <strong>de</strong>r Ladung ist<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Europäischen Übereinkommens<br />

über die Zustellung von Schriftstücken in Verwaltungssachen<br />

im Ausland (vom 24. November<br />

1977; BGBl. 1981 II, 533) durch das Amt <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rösterreichischen<br />

Lan<strong>de</strong>sregierung erfolgt. Der<br />

Rechtsbeistand <strong>de</strong>s Zeugen hat <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

mitgeteilt, daß es für die Zustellung dieser<br />

Ladung seiner Ansicht nach keine Rechtsgr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

gebe <strong>und</strong> sie <strong>de</strong>shalb wirkungslos sei. Der Umstand,<br />

daß <strong>de</strong>r Zeuge erklärtermaßen zu einer Aussage vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nicht bereit <strong>und</strong> nach<br />

<strong>de</strong>r auch für das Ausschußverfahren insoweit maßgeben<strong>de</strong>n<br />

strafprozessualen Rechtsprechung hierzu<br />

nicht verpflichtet war, hat <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

veranlaßt, im Wege <strong>de</strong>r internationalen Rechtshilfe<br />

<strong>de</strong>ssen Vernehmung auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage eines<br />

vom Untersuchungsausschuß beschlossenen Fragenkatalogs<br />

in Österreich durchführen zu lassen. Diese<br />

Befragung ist vom Bezirksgericht Pottenstein/Österreich<br />

am 2. August 1993 durchgeführt wor<strong>de</strong>n.<br />

In seiner Beratungssitzung am 5. November 1993 hat<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß beschlossen, die Zeugen<br />

Ottokar Hermann, Michael Grossauer <strong>und</strong> Jürgen<br />

Müller im Wege <strong>de</strong>r internationalen Rechtshilfe vernehmen<br />

zu lassen. Erstere leben in <strong>de</strong>r Schweiz, letzterer<br />

ist nach Auskunft <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>seinwohnermel<strong>de</strong>amtes<br />

Berlin am 20. Juni 1991 nach Südafrika verzogen.<br />

Der in dieser Angelegenheit von seiten <strong>de</strong>s Auswärtigen<br />

Amtes zu entsprechen<strong>de</strong>n Sondierungen<br />

beauftragten <strong>de</strong>utschen Botschaft in Bern wur<strong>de</strong> vom<br />

zuständigen B<strong>und</strong>esamt für Polizeiwesen im Eidgenössischen<br />

Justiz- <strong>und</strong> Polizei<strong>de</strong>partement mitgeteilt,<br />

daß die Durchführung von Rechtshilfeersuchen parlamentarischer<br />

Untersuchungsausschüsse nach<br />

Schweizer Recht nicht möglich sei. Diese Behör<strong>de</strong> hat<br />

jedoch angeboten, die Zeugen Hermann <strong>und</strong> Grossauer<br />

unter Hinweis auf die Freiwilligkeit zu bitten,<br />

sich für eine Zeugenvernehmung in Deutschland zur<br />

Verfügung zu stellen. In <strong>de</strong>r 178. Sitzung am 2. Februar<br />

1994 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß entschie<strong>de</strong>n,<br />

im Hinblick auf die bestehen<strong>de</strong>n Schwierigkeiten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n Zeitdruck - auf <strong>de</strong>n Versuch einer<br />

Vernehmung <strong>de</strong>r Zeugen zu verzichten.<br />

Vernehmungen durch Ausschuß<strong>de</strong>legationen<br />

Die Ermittlung <strong>de</strong>r Adresse <strong>de</strong>s Zeugen Alkassar ist<br />

dadurch erschwert gewesen, daß anfänglich nicht<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n konnte, ob es sich bei <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

Ausschußunterlagen genannten Person um M<strong>und</strong>hir<br />

o<strong>de</strong>r um Monzer Alkassar han<strong>de</strong>lte. Da <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

Erkenntnisse nur zu Monzer Alkassar<br />

vorgelegen haben <strong>und</strong> dieser häufig mit Aliasnamen<br />

in Erscheinung getreten war, ist <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

davon ausgegangen, daß es sich bei <strong>de</strong>m<br />

Namen M<strong>und</strong>hir Alkassar nur um einen <strong>de</strong>r zahlreichen<br />

Falschnamen han<strong>de</strong>lte. Monzer Alkassar hat<br />

sich anfänglich in spanischer Untersuchungshaft bef<strong>und</strong>en,<br />

wur<strong>de</strong> aber zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r geplanten<br />

Vernehmung unter Auflagen <strong>und</strong> hoher Kaution entlassen.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat die Botschaft<br />

<strong>de</strong>s Königreichs Spanien in Bonn gebeten, ihn über<br />

die Möglichkeiten zu unterrichten, diesen Zeugen -<br />

gegebenenfalls in Anwesenheit von zwei Vertretern<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses - in Spanien zu vernehmen.<br />

Diese hat mitgeteilt, daß ein solches Vorhaben<br />

beim spanischen Justizministerium beantragt<br />

wer<strong>de</strong>n müsse. Der Ausschußvorsitzen<strong>de</strong> hat daraufhin<br />

<strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esaußenminister gebeten, auf <strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Beschlüsse <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>und</strong> eines vom Untersuchungsausschuß beschlossenen<br />

Fragenkatalogs einen entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Antrag bei <strong>de</strong>m spanischen Justizministerium zu stellen.<br />

Das Auswärtige Amt hat darauf hingewiesen, daß


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

vor Einleitung eines <strong>de</strong>rartigen Rechtshilfeverfahrens<br />

das B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Justiz - wie bei allen Ersuchen,<br />

für die es keine Rechtsgr<strong>und</strong>lage in bi- o<strong>de</strong>r<br />

multilateralen Abkommen gebe - einzuschalten sei.<br />

Dieses prüfe die Frage <strong>de</strong>r Gegenseitigkeit. In <strong>de</strong>r<br />

Praxis internationaler Rechtshilfe sei es üblich, daß<br />

<strong>de</strong>r ersuchte Staat nicht ohne die Zusicherung <strong>de</strong>r<br />

Gegenseitigkeit <strong>de</strong>r beantragten Rechtshilfe entspreche.<br />

Das mit dieser Frage bereits auf Initiative<br />

<strong>de</strong>s Auswärtigen Amtes befaßte B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>r Justiz hat <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß mitgeteilt,<br />

daß die Bedingungen für die Gewährung von<br />

Rechtshilfe bei Fehlen einer Rechtsgr<strong>und</strong>lage in internationalen<br />

Verträgen in je<strong>de</strong>m Einzelfall mit <strong>de</strong>m<br />

zuständigen Staat auf diplomatischem Wege ausgehan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n müßten. Gegen das in Frage stehen<strong>de</strong><br />

Rechtshilfegesuch bestün<strong>de</strong>n aus Sicht <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums<br />

<strong>de</strong>r Justiz keine Be<strong>de</strong>nken. Sollte<br />

dieses von <strong>de</strong>r Gewährung einer Gegenseitigkeitserklärung<br />

abhängig gemacht wer<strong>de</strong>n, müsse diese<br />

sich entsprechend <strong>de</strong>r Übung im internationalen<br />

strafrechtlichen Rechtshilfeverkehr nur auf „vergleichbare<br />

Fälle" beziehen. Eine <strong>de</strong>rartige Erklärung<br />

könne die B<strong>und</strong>esregierung be<strong>de</strong>nkenfrei abgeben.<br />

Nach<strong>de</strong>m die Botschaft <strong>de</strong>s Königreichs Spanien<br />

in Bonn <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß die<br />

Adressen <strong>de</strong>r Anwälte Alkassars mitgeteilt hatte, hat<br />

er mittels schriftlicher Anfragen festzustellen versucht,<br />

an welchem Ort <strong>und</strong> unter welchen Umstän<strong>de</strong>n<br />

eine Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n könnte. Mit Schreiben eines seiner Anwälte<br />

hat Alkassar mitteilen lassen, daß er bereit sei, als<br />

Zeuge vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß in Bonn<br />

auszusagen. Er ziehe diesen Weg <strong>de</strong>r Vernehmung<br />

einer Befragung in Spanien vor. Sollte dies <strong>de</strong>nnoch<br />

in Madrid o<strong>de</strong>r seinem Aufenthaltsort Marbella stattfin<strong>de</strong>n,<br />

sei er nur aussagebereit, wenn seine Vernehmung<br />

in Anwesenheit ausschließlich <strong>Deutscher</strong> Beamter<br />

bzw. Vertreter <strong>de</strong>s Parlaments, also in Abwesenheit<br />

spanischer Vernehmungsbeamter, stattfin<strong>de</strong>.<br />

Angesichts <strong>de</strong>s Umstan<strong>de</strong>s, daß Alkassar aufgr<strong>und</strong><br />

einer hohen Kaution mit <strong>de</strong>r Auflage, sich in<br />

seinem Haus in Marbella aufzuhalten <strong>und</strong> wöchentlich<br />

bei <strong>de</strong>m zuständigen Richter zu mel<strong>de</strong>n, freigelassen<br />

wor<strong>de</strong>n war, hätte sich seine Vernehmung in<br />

Bonn nur mit großen Schwierigkeiten verwirklichen<br />

lassen. Da eine Inhaftierung <strong>de</strong>s Zeugen während eines<br />

Aufenthalts in Deutschland rechtlich nicht möglich<br />

gewesen wäre, hätte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>n spanischen Behör<strong>de</strong>n auch nicht die<br />

Rückkehr Alkassars nach Spanien garantieren können.<br />

Der Zeuge ist sodann im Beisein zweier Ausschußmitglie<strong>de</strong>r<br />

am 29./30. November in Madrid<br />

vernommen wor<strong>de</strong>n. Ein Ergebnis dieser Befragung<br />

war es, daß von einem <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Zeugen, Ghasan<br />

Mohamed Alkassar, zum Themenkomplex Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

weiterführen<strong>de</strong> Aussagen erwartet wer<strong>de</strong>n<br />

konnten.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat in seiner Beratungssitzung<br />

am 8. Dezember 1993 die Vernehmung dieses<br />

Zeugen beschlossen. Einer in Syrien geplanten Vernehmung<br />

haben die syrischen Behör<strong>de</strong>n ihr Einverständnis<br />

versagt. Eine in Madrid geplante Befragung<br />

ist daran gescheitert, daß Ghasan Alkassar für die<br />

Einreise in Spanien kein Visum erhalten hatte.<br />

Schriftliche Befragungen<br />

Nach Vorlage eines privatärztlichen Attests, das eine<br />

schwere Erkrankung <strong>de</strong>r Zeugin Orth dargelegt<br />

hatte, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß von ihrer<br />

mündlichen Vernehmung abgesehen. Statt <strong>de</strong>ssen ist<br />

die Zeugin anhand eines vom Untersuchungsausschuß<br />

beschlossenen Fragenkatalogs schriftlich vernommen<br />

wor<strong>de</strong>n. Der Fragenkatalog ist ihr mit<br />

Schreiben vom 4. Februar 1993 übermittelt wor<strong>de</strong>n.<br />

Sie hat mit Schreiben vom 22. März 1993 geantwortet.<br />

Da <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß die Antworten nicht<br />

genügt hatten, hat er in <strong>de</strong>r 141. Sitzung beschlossen,<br />

ihr ergänzen<strong>de</strong> Fragen zu stellen (Beweisbeschluß<br />

12-360). Sie hat diesen Beschluß mit Schreiben vom<br />

23. Juni 1993 erhalten, auf das sie mit Schreiben vom<br />

22. Juli 1993 geantwortet hat.<br />

5. Absehen von Vereidigung <strong>und</strong> formeller Abschluß<br />

von Vernehmungen<br />

Der Untersuchungsausschuß hat keinen <strong>de</strong>r von ihm<br />

vernommenen Zeugen vereidigt. Er hat die Ansicht<br />

vertreten, daß dies - auch wenn parlamentarische Untersuchungsausschüsse<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

hiervon nur selten Gebrauch gemacht haben - rechtlich<br />

zulässig ist, daß wegen <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

Zielsetzung von Straf- <strong>und</strong> Untersuchungsverfahren<br />

die Vereidigung zur Erzielung zweifelsfreier Aussagen<br />

aber nicht geboten sei.<br />

Allen Zeugen ist die Möglichkeit eröffnet wor<strong>de</strong>n,<br />

binnen zwei Wochen nach Erhalt <strong>de</strong>s Vernehmungsprotokolls<br />

ihre Aussage zu korrigieren. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat die Vernehmungen vor Ablauf<br />

<strong>de</strong>r gewährten Frist <strong>de</strong>shalb auch nicht für abgeschlossen<br />

erklärt. Eine Ausnahme stellt lediglich die<br />

2. Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Brachhaus in <strong>de</strong>r 161. Sitzung<br />

am 11. November 1993 dar, weil diese Vernehmung<br />

ausdrücklich <strong>de</strong>m Zweck gedient hat, <strong>de</strong>m<br />

Zeugen Gelegenheit zu einer Korrektur seiner früheren<br />

Aussage zu geben. Der Zeuge ist zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

Sitzung auf <strong>de</strong>n beabsichtigten Abschluß <strong>de</strong>r Vernehmung<br />

aufmerksam gemacht wor<strong>de</strong>n.<br />

6. Anerkennung <strong>de</strong>s Betroffenenstatus<br />

Der Zeuge Dr. Schalck-Golodkowski hat mit Schreiben<br />

seines Zeugenbeistan<strong>de</strong>s vom 28. Mai 1993 die<br />

Feststellung <strong>de</strong>r Rechtsstellung eines Betroffenen beantragt.<br />

Von dieser Rechtsposition aus hat er das Akteneinsichtsrecht<br />

begehrt.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat dies in seiner 138.<br />

Sitzung am 16. Juni 1993 abgelehnt. Die rechtlichen<br />

Voraussetzungen hierfür waren seiner Ansicht nach<br />

nicht erfüllt.<br />

Die Voraussetzungen für die Rechtsstellung <strong>de</strong>s Betroffenen<br />

sind in § 18 Abs.1 <strong>de</strong>s Entwurfes eines Gesetzes<br />

über die Einsetzung <strong>und</strong> das Verfahren von Untersuchungsausschüssen<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

(IPA-Regeln; BT-Drucksache 5/4909), die <strong>de</strong>m Verfahren<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses zugr<strong>und</strong>e lagen<br />

(BT-Drucksache 12/654; 12/662), geregelt. Die<br />

Verfahrensrechte <strong>de</strong>s Betroffenen sind in § 18 Abs. 3


IPA-Regeln aufgeführt. Der Status <strong>de</strong>s Betroffenen<br />

entsteht erst mit seiner Feststellung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

(§ 18 Abs. 2 IPA-Regeln). Da die<br />

IPA-Regeln als parlamentsinternes Verfahrensrecht<br />

keine Rechte Dritten gegenüber einräumen, besteht<br />

kein Rechtsanspruch auf die Feststellung <strong>de</strong>s Status<br />

eines Betroffenen.<br />

Der 1. UA 10. WP (sog. Flick-Untersuchungsausschuß)<br />

hat <strong>de</strong>n von einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren<br />

betroffenen Zeugen ohne Feststellung<br />

eines Betroffenenstatus bestimmte Rechte aus §<br />

18 Abs. 3 <strong>de</strong>r IPA-Regeln eingeräumt <strong>und</strong> darüber<br />

hinaus Zeugen, gegen die ein Strafverfahren anhängig<br />

war, ein Schweigerecht nach § 136 Abs. 1 Satz 2<br />

StPO zugebilligt. (BT-Drucksache 10/5079, Tz 11 S.7).<br />

Ersteres hat in dieser Allgemeinheit keine parlamentarische<br />

Anerkennung gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> sich nicht gewohnheitsrechtlich<br />

verfestigen können. Von <strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r 11. Wahlperio<strong>de</strong> eingebrachten Entwürfen eines<br />

Untersuchungsausschußgesetzes hat nur <strong>de</strong>r Entwurf<br />

(BT-Drucksache 11/1896) eine Regelung <strong>de</strong>s Betroffenenstatus<br />

enthalten. In <strong>de</strong>n Beratungen <strong>de</strong>s für die<br />

Reform <strong>de</strong>s Untersuchungsausschußrechts fe<strong>de</strong>rführen<strong>de</strong>n<br />

Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität <strong>und</strong><br />

Geschäftsordnung ist diese Vorschrift entfallen. Dieser<br />

hat <strong>de</strong>m Deutschen B<strong>und</strong>estag eine Fassung <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschußgesetzes empfohlen, die<br />

keine ausdrückliche Regelung <strong>de</strong>s Betroffenenstatus<br />

mehr vorgesehen hatte. Lediglich <strong>de</strong>r § 27 dieses Gesetzentwurfs<br />

enthält eine Regelung zum rechtlichen<br />

Gehör von Personen, die durch die Veröffentlichung<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschußberichts erheblich in ihren<br />

Rechten beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n können. Der Entwurf<br />

wur<strong>de</strong> nicht Gesetz.<br />

Die Gewährung einer über die Rechtsstellung eines<br />

Zeugen hinausgehen<strong>de</strong>n Verfahrensbeteiligung einer<br />

Vernehmungsperson kann aus verfassungsrechtlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n geboten sein. Der B<strong>und</strong>estag hat <strong>de</strong>m<br />

dadurch Rechnung getragen, daß er die Anwendung<br />

<strong>de</strong>r IPA-Regeln nur verfügte, „soweit sie gelten<strong>de</strong>m<br />

Recht nicht wi<strong>de</strong>rsprechen" (BT-Drucksache 12/654).<br />

Dabei gilt es bis zum Inkrafttreten eines Untersuchungsausschußgesetzes<br />

im Wege <strong>de</strong>r Konkordanz<br />

7. Zeugenbeistän<strong>de</strong><br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

einen Ausgleich zwischen <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Rechtsstaatsprinzip<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>rechten abzuleiten<strong>de</strong>n Verfahrensbeteiligungsrechten<br />

<strong>de</strong>r zu vernehmen<strong>de</strong>n Person<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verfahrensherrschaft <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Von dieser Rechtslage ausgehend <strong>und</strong> in Übereinstimmung<br />

mit <strong>de</strong>n in Rechtsprechung <strong>und</strong> Literatur<br />

hierzu herausgebil<strong>de</strong>ten Gr<strong>und</strong>sätzen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

die Rechtsstellung Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis als Betroffener nicht feststellen können.<br />

We<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Auftrag <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

noch <strong>de</strong>m Verlauf <strong>de</strong>r Untersuchung läßt<br />

sich - wie dies § 18 Abs. 1 Ziff. 4 IPA-Regeln für die<br />

Rechtsstellung eines Betroffenen voraussetzt - entnehmen,<br />

daß sich die Untersuchung ausschließlich<br />

o<strong>de</strong>r ganz überwiegend gegen die Person Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis richtet. Der Untersuchungsauftrag<br />

<strong>und</strong> die Zielsetzung <strong>de</strong>r auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />

erfolgten Aufklärung ist weniger auf die Person Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis als auf die Aufhellung <strong>de</strong>r<br />

Struktur <strong>und</strong> <strong>de</strong>r vielfältigen Verflechtungen <strong>de</strong>s von<br />

ihm geleiteten Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

ausgerichtet. Soweit in diesem Zusammenhang etwaiges<br />

persönliches Fehlverhalten Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Gegenstand <strong>de</strong>r Untersuchung war, hat<br />

dies - abgesehen davon, daß dies kein Schwerpunkt<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschußarbeit gewesen ist - einem<br />

über <strong>de</strong>ssen Person hinausgehen<strong>de</strong>n, auf strukturelle<br />

<strong>und</strong> zeitgeschichtliche Fragestellungen ausgerichteten<br />

Aufklärungsziel gegolten. Im übrigen hat<br />

sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß in diesen Fällen mit<br />

<strong>de</strong>n beruflichen Aktivitäten Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

beschäftigt. Als Person <strong>de</strong>r Zeitgeschichte muß er<br />

eine vergleichsweise intensivere Beleuchtung seines<br />

Wirkens, ohne weitergehen<strong>de</strong> als die von <strong>de</strong>r zeugenschaftlichen<br />

Rechtsstellung gewährten Verf ahrensbeteiligungsrechte<br />

in Anspruch nehmen zu können, hinnehmen.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat die von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski beantragte Akteneinsicht abgelehnt. Im<br />

übrigen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß kein Dispositionsrecht<br />

über die Akteneinsichtnahme durch<br />

Dritte.<br />

Zeuge Anwalt Sitzung Nr./Datum<br />

Dr.A. Schalck-Golodkowski RA Dr. Danckert, Peter, Berlin 11/25. Nov.1991<br />

12/26. Sept. 1991<br />

73/24. Juni 1992<br />

83/23. Sept. 1992<br />

145/30. Juni 1993<br />

168/2. Dez. 1993<br />

171/3. Dez. 1993<br />

Annelies Kath RA Stock, Norbert, Mittenberg 46/13. Febr.1992<br />

Werner Schwarz RA Schäferbarthold, Dieter, Bonn 48/19. Febr.1992<br />

Erich Mielke RA Graubner, Gerd, Berlin 50/11. März 1992<br />

Irene Arndt RA Bärlein, Michael, Berlin 56/18. März 1992<br />

Eduard Sabatier RA Dr. Harupa, Ekkehard, Ver<strong>de</strong>n 56/18. März 1992<br />

Axel Hilpert RA Severin, Michael, Potsdam 59/ 29. April 1992<br />

Dr. Herta König RA Schmidt, Manfred, München 63/ 7. Mai 1992


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Zeuge Anwalt Sitzung Nr./Datum<br />

Gerhard Niebling RAn Koziolek, Gudrun, Berlin 67/ 22. Mai 1992<br />

Waltraud Lisowski RA Prof. Dr.Müller, Egon, Saarbrücken 72/17. Juni 1992<br />

Meta Bleßing RAn Mil<strong>de</strong>brath, Astrid, Berlin 80/9. Juli 1992<br />

Markus Wolf RA Schwenn, Johann, Hamburg 81/10. Sept. 1992<br />

Gisela Brachaus RAn Müller, Anke, Berlin 81/10. Sept. 1992<br />

Erhard Wiechert RA Gentz, Olaf, Berlin 98/5. Nov. 1992<br />

RA Schumann, Frank, Berlin 133/29. April 1993<br />

Rainer Finck RA Manquen, Timothy, Berlin 100/11. Nov. 1992<br />

Dieter Uhlig RA Dr. Bendref, Bernd, Berlin 100/11. Nov. 1992<br />

112/21. Jan. 1993<br />

Wolfgang Kotz RA Dr. Studier, Manfred, Berlin 101/12. Nov. 1992<br />

Helmut Schindler RA Schmidt, Manfred, München 115/4. Febr. 1993<br />

Horst Jänicke RA Dr. Wolff, Friedrich, Berlin 117/10 Febr. 1993<br />

Dietrich Grautoff RAWegener, Johann, Bielefeld 127/25. März 1993<br />

Dr. Arndt Dobry RAWieninger , Klaus, Düsseldorf 130/22. April 1993<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski RA Bärlein, Michael, Berlin 140/ 17.Juni 1993<br />

Dr. Gerhard Beil RA Dr. Eich, Alexan<strong>de</strong>r, Berlin 146/1. Juli 1993<br />

Dr. Hans Modrow RA Schröer, Michael, Gladbeck 146/1. Juli 1993<br />

Heinz Bau<strong>de</strong> RA Büsch 151/29. Sept. 1993<br />

Richard Müller RA Dr. Graf Kerssenbrock, Trutz, Kiel 153/20. Okt.1993<br />

Manfred Wünsche Rechtsbeistand Lü<strong>de</strong>mann, Helga, Berlin 154/21.Okt.1993<br />

Hussein Alimoradian RAWeimann, Axel, Berlin 156/27. Okt.1993<br />

Herbert Mies RA Le<strong>de</strong>rer, Herbe rt, Essen 158/28. Okt. 1993<br />

176/19. Jan. 1994<br />

Dr. Wilhelm Schwettmann RA Rodloff, Frank, Berlin 160/10.Nov.1993<br />

Dr. Manfred Stolpe RA Prof.Dr. Dahs, Hans, Bonn 165/26. Nov. 1993<br />

Kurt Fritsch RA Fricke, Detlef, Hannover 176/19. Jan. 1994<br />

Der Untersuchungsausschuß hat <strong>de</strong>n Zeugen die<br />

Möglichkeit, erfor<strong>de</strong>rlichenfalls durch Sitzungsunterbrechung,<br />

eröffnet, sich mit ihren Rechtsbeistän<strong>de</strong>n<br />

zu beraten. Den Rechtsbeistän<strong>de</strong>n ist kein generelles<br />

Re<strong>de</strong>- o<strong>de</strong>r Antragsrecht gewährt wor<strong>de</strong>n.<br />

Hinsichtlich Rechtsanwalt Dr. Danckert hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

geprüft, ob dieser als Rechtsbeistand<br />

zurückzuweisen sei. Anlaß hierfür hat ein<br />

Schreiben <strong>de</strong>s Parlamentarischen Staatssekretärs <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>r Finanzen, Dr. Joachim Grünewald,<br />

an <strong>de</strong>n Obmann <strong>de</strong>r CDU/CSU-Fraktion im<br />

Untersuchungsausschuß, Abg. Joachim Hörster, auf<br />

<strong>de</strong>ssen parlamentarische Anfrage hin gegeben, aus<br />

<strong>de</strong>r hervorging, daß Rechtsanwalt Dr. Danckert von<br />

Juni 1990 bis März 1991 (später wie folgt korrigiert:<br />

vom 15. Oktober 1990 bis 8. März 1991) Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Aufsichtsrats <strong>de</strong>r Betreibergesellschaft <strong>de</strong>s Hotels<br />

Neptun war. Da <strong>de</strong>r frühere Bet rieb <strong>de</strong>s Hotels mehrere<br />

untersuchungsauftragsrelevante Aspekte gehabt<br />

hat, ist Dr. Danckert als Ausschußzeuge in Betracht<br />

gekommen. Insoweit konnte eine Interessenkollision<br />

mit <strong>de</strong>r anwaltlichen Vertretung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

bestehen.<br />

Ein bei <strong>de</strong>n wissenschaftlichen Diensten <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages in Auftrag gegebenes Gutachten<br />

ist zu <strong>de</strong>m Ergebnis gekommen, daß die mögliche<br />

Zeugenschaft eines Rechtsbeistands zu <strong>de</strong>m Komplex,<br />

zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r von ihm vertretene Zeuge vernommen<br />

wor<strong>de</strong>n ist, seinen Ausschluß von <strong>de</strong>r Sitzungsteilnahme<br />

noch nicht rechtfertige. Folge man <strong>de</strong>n<br />

auch für das Ausschußverfahren maßgeben<strong>de</strong>n Prinzipien<br />

<strong>de</strong>s Strafprozeßrechts, so komme ausgehend<br />

vom Gr<strong>und</strong>satz <strong>de</strong>s fairen Verfahrens <strong>und</strong> vom<br />

Gr<strong>und</strong>satz <strong>de</strong>r Verhältnismäßigkeit ein zeitweiliger<br />

Ausschluß von <strong>de</strong>r Sitzungsteilnahme in Betracht,<br />

wenn ohne diesen eine Beeinträchtigung <strong>de</strong>r Beweisaufnahme<br />

<strong>und</strong> Wahrheitsfindung zu besorgen sei<br />

o<strong>de</strong>r die Aufrechterhaltung einer funktionstüchtigen,<br />

wirksamen Rechtspflege eine <strong>de</strong>rartige Maßnahme<br />

erfor<strong>de</strong>re. Außer<strong>de</strong>m müsse ein mil<strong>de</strong>res Mittel als<br />

<strong>de</strong>r Ausschluß nicht bereitstehen. Für einen dauerhaften<br />

Ausschluß <strong>de</strong>s Rechtsbeistan<strong>de</strong>s gebe es keine<br />

Rechtsgr<strong>und</strong>lage im Strafprozeßrecht. In einem sehr<br />

beschränkten Umfange solle dies im Anschluß an die<br />

vom B<strong>und</strong>esverfassungsgericht in BVerfGE 38 S. 105<br />

für <strong>de</strong>n Strafprozeß entwickelten Gr<strong>und</strong>sätze möglich<br />

sein, wenn <strong>de</strong>r Zeuge von vornherein keinen Anspruch<br />

auf anwaltliche Vertretung durch einen bestimmten<br />

Rechtsbeistand habe, weil konkrete tatsächliche<br />

Anhaltspunkte dafür vorlägen, daß durch<br />

die Anwesenheit <strong>de</strong>s Rechtsbeistan<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Sitzung<br />

<strong>de</strong>r Verfahrenszweck gefähr<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>, o<strong>de</strong>r dafür,<br />

daß <strong>de</strong>r Rechtsbeistand in Straftaten <strong>de</strong>r Vernehmungsperson<br />

verstrickt sei.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat diese Rechtsfrage in<br />

<strong>de</strong>r 96. Sitzung am 4. November 1992 erörtert <strong>und</strong> das<br />

Vorliegen <strong>de</strong>r Voraussetzungen für einen (zeitweiligen)<br />

Ausschluß <strong>de</strong>s Rechtsanwalts Dr. Danckert von<br />

<strong>de</strong>r Sitzungsteilnahme nicht feststellen können. Er<br />

hat sich jedoch vorbehalten, bei Auftreten einer Interessenkollision<br />

zwischen <strong>de</strong>r Anwesenheit als Zeugenbeistand<br />

<strong>de</strong>s Dr. Schalck-Golodkowski mit <strong>de</strong>m Ausschußverfahren<br />

die Frage seines zeitweiligen Ausschlusses<br />

von <strong>de</strong>r Sitzungsteilnahme erneut zu prüfen.<br />

Zuvor müsse Dr. Danckert aber als Zeuge benannt,<br />

dies beschlossen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gegenstand <strong>de</strong>r weiteren<br />

Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

festgelegt wor<strong>de</strong>n sein.


8. Verhandlungs- bzw. Vernehmungsunfähigkeit<br />

Nachfolgend aufgeführte Zeugen haben ärztliche Atteste<br />

vorgelegt, ausweislich <strong>de</strong>rer sie krankheitsbedingt<br />

nicht zur Vernehmung erscheinen konnten;<br />

Peter Dimitroff<br />

Waradin Dimitroff<br />

Kurt Fritsch<br />

Dr. Günther Forgber<br />

Ludwig Geißel<br />

Simon Gol<strong>de</strong>nberg<br />

Herbert Mies<br />

Dr. Günter Mittag<br />

E<strong>de</strong>lgard Orth<br />

Jürgen Stange<br />

Michael Wischniewski<br />

Manfred Wünsche<br />

Im Falle eines wie<strong>de</strong>rholten krankheitsbedingten<br />

Nichterscheinens zum Vernehmungstermin hat <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß zur Entschuldigung ein privatärztliches<br />

Attest nicht genügen lassen. Er hat dann<br />

die Vorlage eines amtsärztlichen Attests für erf or<strong>de</strong>rlich<br />

erachtet.<br />

Vom Zeugen Dr. Mittag ist mit Schreiben seines<br />

Rechtsbeistan<strong>de</strong>s vom 20. Februar 1992 die Absetzung<br />

seiner am 12. März 1992 in Berlin vorgesehenen<br />

Vernehmung wegen erheblicher körperlicher Gebrechen<br />

beantragt wor<strong>de</strong>n. Zur Begründung hat er auf<br />

ein von <strong>de</strong>r 26. Strafkammer <strong>de</strong>s Landgerichts Berlin<br />

in Auftrag gegebenes medizinisches Gutachten verwiesen,<br />

in <strong>de</strong>m Dr. Mittag als nicht verhandlungsfähig<br />

bef<strong>und</strong>en wor<strong>de</strong>n ist. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat auf dieser Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>m Antrag nicht<br />

stattgeben können. Aus seiner Sicht hat ein wesentlicher<br />

Unterschied zwischen einer Verhandlungsunfähigkeit<br />

in einem sich über mehrere Monate erstrekken<strong>de</strong>n<br />

Strafverfahren <strong>und</strong> einer Vernehmungsunfähigkeit<br />

im Rahmen einer einmaligen Zeugeneinvernahme<br />

vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuß<br />

bestan<strong>de</strong>n. Das vom Landgericht Berlin angefor<strong>de</strong>rte<br />

Gutachten hat diesen Gesichtspunkt nicht<br />

berücksichtigen können.<br />

Der Vernehmungstermin vom 12. März 1992 ist vom<br />

Untersuchungsausschuß erst aufgr<strong>und</strong> eines die Vernehmungsunfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Zeugen Dr. Mittag bescheinigen<strong>de</strong>n<br />

privatärztlichen Attests abgesetzt <strong>und</strong><br />

auf <strong>de</strong>n 21. Mai 1992 verschoben wor<strong>de</strong>n. Mit Schreiben<br />

vom 11. Mai 1992 ist vom Rechtsbeistand Dr. Mittags<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage eines amtsärztlichen Attests<br />

auch die Aufhebung dieses Termins beantragt wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat dieses Attest<br />

ebenfalls nicht als ausreichen<strong>de</strong> Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage<br />

bewertet. Die im Attest getroffene Feststellung,<br />

es erscheine zur Zeit nicht geraten, Herrn Dr.<br />

Mittag vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages zu la<strong>de</strong>n, gab keinen Aufschluß<br />

über <strong>de</strong>ssen Vernehmungsfähigkeit. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat die Vorlage eines amtsärztlichen<br />

Attests verlangt, aus <strong>de</strong>m die Vernehmungsfähigkeit<br />

bzw. -unfähigkeit unter <strong>de</strong>n gegebenen Umstän<strong>de</strong>n<br />

ein<strong>de</strong>utig erkennbar sein sollte. Erst aufgr<strong>und</strong> eines<br />

ergänzen<strong>de</strong>n amtsärztlichen Attests, das zu <strong>de</strong>m Ergebnis<br />

kam, daß die vorgesehene Vernehmung zu einer<br />

akuten Gefährdung <strong>de</strong>s Lebens von Dr. Mittag<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

führe, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß von <strong>de</strong>ssen für<br />

<strong>de</strong>n 21. Mai 1992 vorgesehenen Befragung verzichtet.<br />

Zur abschließen<strong>de</strong>n Klärung <strong>de</strong>r Vernehmungsfähigkeit<br />

dieses Zeugen <strong>und</strong> zur Gewinnung von Informationen<br />

für sein zukünftiges Vorgehen sind <strong>de</strong>r Dr. Mittag<br />

behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Arzt <strong>und</strong> die die vorgenannten Atteste<br />

ausstellen<strong>de</strong>n Amtsärzte, nach<strong>de</strong>m diese von Dr.<br />

Mittag von ihrer ärztlichen Schweigepflicht befreit<br />

wor<strong>de</strong>n waren, vom Untersuchungsausschuß in <strong>de</strong>r<br />

66. Sitzung am 21. Mai 1992 vernommen wor<strong>de</strong>n. Darüber<br />

hinaus hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß ein fachinternistisches<br />

Gutachten <strong>und</strong> ein psychiatrisch-psychologisches<br />

Zweitgutachten in Auftrag gegeben.<br />

Diese weisen als Ergebnis aus, daß die Vernehmungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Zeugen Dr. Mittag nicht bestehe. Medizinisch<br />

vertretbar sei eine Kurzzeitvernehmung bis zu<br />

einer halben St<strong>und</strong>e durch <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

stellvertreten<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n in Anwesenheit eines<br />

Protokollführers <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Rechtsbeistan<strong>de</strong>s Dr. Mittags,<br />

wenn diese unter Krankenhausbedingungen, also<br />

in Anwesenheit eines Arztes <strong>und</strong> unterstützt durch<br />

geeignete apparative Hilfen, erfolge. Unter diesen Bedingungen<br />

haben <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong><br />

Vorsitzen<strong>de</strong> am 6./7. Januar 1993 jeweils eine<br />

halbe St<strong>und</strong>e vormittags <strong>und</strong> nachmittags im Klinikum<br />

Steglitz eine Befragung <strong>de</strong>s Zeugen Dr. Mittag<br />

durchgeführt.<br />

Auch <strong>de</strong>r ehemalige Minister für Staatssicherheit,<br />

Erich Mielke, hat <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

krankheitsbedingt nur in beschränktem Umfang als<br />

Zeuge zur Verfügung gestan<strong>de</strong>n. Gestützt auf ein medizinisches<br />

Gutachten hat die 23. Strafkammer <strong>de</strong>s<br />

Landgerichts Berlin <strong>de</strong>n Zeugen Mielke als bedingt<br />

verhandlungsfähig erachtet. Pro Sitzungstag hat dies<br />

eine Verhandlungsdauer von zwei St<strong>und</strong>en ermöglicht<br />

. In diesem Umfang hat auch <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

- in terminlicher Abstimmung mit <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r 23. Strafkammer <strong>de</strong>s Landgerichts Berlin<br />

- <strong>de</strong>n Zeugen Mielke in <strong>de</strong>r 51. Sitzung am 11.<br />

März in Berlin vernommen.<br />

Wenn Zeugen zur Entschuldigung ihres Fernbleibens<br />

von Vernehmungsterminen privatärztliche Atteste<br />

vorlegt haben, so hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

diese Entschuldigung nach Inhalt <strong>de</strong>s Attestes, früherem<br />

Verhalten <strong>de</strong>s Zeugen <strong>und</strong> Erklärungen zur Aussagebereitschaft<br />

sowie sonstigen Umstän<strong>de</strong>n nach<br />

pflichtgemäßem Ermessen bewertet. Dabei ist er von<br />

Fall zu Fall zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen.<br />

So hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß einen Termin zur<br />

Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Ludwig Geißel nach Vorlage<br />

eines privatärztlichen Attestes aufgehoben. Als<br />

<strong>de</strong>r Zeuge auf die Ladung zur Vernehmung am 29.<br />

April 1993 hin wie<strong>de</strong>rum eine privatärztliche Bescheinigung<br />

vorgelegt hat, wonach er nicht vernehmungsfähig<br />

sei <strong>und</strong> auch an seinem Wohnort nicht gehört<br />

wer<strong>de</strong>n könne, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß dieses<br />

Attest nicht als hinreichen<strong>de</strong>n Nachweis fehlen<strong>de</strong>r<br />

Vernehmungsfähigkeit anerkennen können, insbeson<strong>de</strong>re<br />

weil Geißel als Zeuge kurz zuvor, im Januar<br />

1993, vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß in Potsdam<br />

ausgesagt hatte. Erst als auf Verlangen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

eine amtsärztliche Bescheinigung<br />

über die Vernehmungsunfähigkeit Geißels vor-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

gelegt wor<strong>de</strong>n war, hat er auch diesen Termin aufgehoben.<br />

Die Entscheidung, ob <strong>de</strong>r Zeuge Geißel zu einem<br />

späteren Zeitpunkt vor <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

gela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r am Krankenbett befragt<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, ist vom Ergebnis einer amtzärztlichen<br />

Nachuntersuchung abhängig gemacht wor<strong>de</strong>n. Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r im August 1993 durchgeführten Untersuchung<br />

hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß entschie<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>n Zeugen durch beauftragte Ausschußmitglie<strong>de</strong>r in<br />

Stuttgart vernehmen zu lassen.<br />

Auch im Fall <strong>de</strong>s Zeugen Waradin Dimitroff hat <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß einen zu seiner Vernehmung<br />

anberaumten Sitzungstermin aufgehoben,<br />

nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Zeuge seine Vernehmungsunfähigkeit<br />

mit einem privatärztlichen Attest nachgewiesen<br />

hatte. Wegen einer schweren chronischen Erkrankung<br />

ist <strong>de</strong>ssen Vernehmung zurückgestellt wor<strong>de</strong>n.<br />

Eine erneute Ladung sollte erst bei hinreichen<strong>de</strong>r<br />

Besserung <strong>de</strong>s Ges<strong>und</strong>heitszustan<strong>de</strong>s erfolgen. Diese<br />

ist, wie vorauszusehen war, nicht eingetreten.<br />

Nach Vorlage eines privatärztlichen Attests ist die ursprünglich<br />

am 8. Oktober 1992 vorgesehen gewesene<br />

Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Jürgen Stange auf <strong>de</strong>n 29.<br />

Oktober verschoben wor<strong>de</strong>n. Wegen einer zu diesem<br />

Zeitpunkt andauern<strong>de</strong>n stationären Behandlung <strong>de</strong>s<br />

Zeugen ist <strong>de</strong>r Termin erneut verschoben wor<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

hat dann schließlich am 29. April 1993 durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Die für <strong>de</strong>n 24. März 1993 anberaumte Vernehmung<br />

<strong>de</strong>s Zeugen Peter Dimitroff ist nach Vorlage eines privatärztlichen<br />

Attests auf <strong>de</strong>n 21. Ap ril 1993 verlegt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Zeuge Manfred Wünsche hat krankheitsbedingt<br />

mehrere Vernehmungstermine nicht wahrnehmen<br />

können. Ein zur Entschuldigung für das Fernbleiben<br />

von <strong>de</strong>m zweiten anberaumten Termin eingereichtes<br />

Attest, das lediglich die Arbeitsunfähigkeit <strong>de</strong>s Zeugen<br />

bescheinigt hatte, ist vom Untersuchungsausschuß<br />

als unzureichend zurückgewiesen wor<strong>de</strong>n. Mit<br />

einem weiteren, amtsärztlichen Attest hat <strong>de</strong>r Zeuge<br />

Wünsche sodann seine Vernehmungsunfähigkeit an<br />

diesem Termin nachgewiesen. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat ihn davon in Kenntnis gesetzt, daß er ein<br />

Fernbleiben von einer weiteren Vernehmungssitzung<br />

aus Krankheitsgrün<strong>de</strong>n nur akzeptieren wer<strong>de</strong>, wenn<br />

ein vom Untersuchungsausschuß ausgewählter Amtsarzt<br />

entsprechen<strong>de</strong> Feststellungen treffe. Dies wur<strong>de</strong><br />

nicht mehr erfor<strong>de</strong>rlich, da die Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen<br />

Wünsche in <strong>de</strong>r Sitzung am 24. Juni 1993 hat<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Der Zeuge Günther Forgber hat mit Schreiben seines<br />

Rechtsbeistan<strong>de</strong>s vom 19. Oktober 1993 mitteilen lassen,<br />

daß er <strong>de</strong>n Vernehmungstermin am 20. Oktober<br />

1993 krankheitsbedingt nicht wahrnehmen könne<br />

<strong>und</strong> seine fehlen<strong>de</strong> Reisefähigkeit mit einem privat-<br />

ärztlichen Attest nachgewiesen. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat dieses Fernbleiben als entschuldigt bewertet<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Rechtsbeistand <strong>de</strong>s Zeugen Forgber<br />

mit Schreiben <strong>de</strong>s Ausschußsekretariats vom 2. November<br />

1993 mitteilen lassen, daß er eine Vernehmung<br />

<strong>de</strong>s Zeugen noch im November 1993 beabsichtige.<br />

Von einer Vernehmung könne er nur bei Vorlage<br />

eines entsprechen<strong>de</strong>n amtsärztlichen Attests Abstand<br />

nehmen. Dieses Attest müsse darüber Aufschluß geben,<br />

ob <strong>de</strong>r Zeuge Forgber lediglich nicht reisefähig<br />

sei o<strong>de</strong>r ob sein ges<strong>und</strong>heitlicher Zustand eine Vernehmung<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß gänzlich<br />

ausschließe. Der Feststellung bedürfe ferner, ob<br />

<strong>de</strong>r Zeuge durch eine Ausschuß<strong>de</strong>legation vernommen<br />

wer<strong>de</strong>n könne sowie wann mit einer Besserung<br />

seines ges<strong>und</strong>heitlichen Zustan<strong>de</strong>s zu rechnen sei. In<br />

Ansehung <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Erkrankung ist <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

in <strong>de</strong>r Beratungssitzung am 3. Dezember<br />

1993 zu <strong>de</strong>r Überzeugung gelangt, daß <strong>de</strong>r<br />

Zeuge Forgber in <strong>de</strong>r für die Beweisaufnahme durch<br />

Zeugeneinvernahme noch zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

Zeit nicht mehr vernommen wer<strong>de</strong>n könne.<br />

In seiner für <strong>de</strong>n 25. November 1993 anberaumten<br />

Vernehmung ist <strong>de</strong>r Zeuge Simon Gol<strong>de</strong>nberg infolge<br />

einer Erkrankung nicht erschienen. Der Untersuchungsausschuß<br />

ist in seiner Beratungssitzung am 3.<br />

Dezember 1993 zu <strong>de</strong>r Auffassung gelangt, daß sich<br />

die Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen nicht nachholen lasse.<br />

Die Zeugen Kurt Fritsch <strong>und</strong> Herbert Mies haben sich<br />

mit Vorlage eines privatärztlichen Attests für <strong>de</strong>n zum<br />

1. Dezember 1993 anberaumten Vernehmungstermin<br />

entschuldigt. Der Auffor<strong>de</strong>rung, ein amtsärztliches<br />

Attest mit qualifizierten Angaben vorzulegen, das die<br />

Beurteilung darüber ermögliche, ob <strong>und</strong> in welcher<br />

Weise eine zukünftige Vernehmung in Betracht<br />

komme, sind bei<strong>de</strong> Zeugen nicht nachgekommen. Sie<br />

sind sodann zu ihrer Vernehmung am 19. Januar 1994<br />

erschienen.<br />

Der Zeuge Michael Wischniewski hat mit Schreiben<br />

vom 23. November 1993 ein privatärztliches Attest<br />

übermittelt, aus <strong>de</strong>m hervorging, daß er als Zeuge in<br />

<strong>de</strong>r für die Beweisaufnahme durch Zeugeneinvernahme<br />

zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Zeit nicht mehr genesen<br />

wer<strong>de</strong>. Der Untersuchungsausschuß hat daraufhin<br />

in seiner 170. Sitzung am 3. Dezember 1993 die<br />

Nachholung dieser Vernehmung als aussichtslos erachtet.<br />

9. Befreiung von <strong>de</strong>r Schweigepflicht <strong>und</strong> Aussagegenehmigung<br />

Folgen<strong>de</strong> Zeugen- <strong>und</strong> Anhörpersonen sind, um ihnen<br />

eine Aussage vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zu ermöglichen, von ihrer Schweigepflicht befreit<br />

wor<strong>de</strong>n:


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Zeugen/Anhörperson Von Schweigepflicht Entbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Sitzung/Datum<br />

Dr. K.J. Ruhnau Dr. Günter Mittag 66/21.Mai.1992<br />

Jost Peinze Dr. Günter Mittag 66/21.Mai.1992<br />

Dr. Reinhard Welter Dr. Günter Mittag 66/21.Mai.1992<br />

Reymar von We<strong>de</strong>l Dr. Wolfgang Vogel 97/4.Nov.1992<br />

Sekretär <strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz<br />

Olaf Gentz Siegfried Buff 133/29.April 1992<br />

Treuhandanstalt<br />

Gerhard Schellbach<br />

Erhard Wiechert<br />

Jürgen Stange Senatskanzlei Berlin 133/29.Apri11992<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

Deutsche Bischofskonferenz<br />

Evangelische Kirche in Deutschland<br />

Manfred Wünsche Irmgard Schumann 143/24.Juni 1993<br />

Ingeborg Lehmann<br />

Gerhard Schellbach<br />

F.C. Gerlach Expo rt/Import<br />

IMES Import-Export GmbH<br />

INTRAC Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

Iberma GmbH<br />

Dr. Winfried Andres Irmgard Schumann 143/24.Juni 1993<br />

Ingeborg Lehmann<br />

Für nachfolgend genannte Zeugen- <strong>und</strong> Anhörpersonen wur<strong>de</strong> für ihre Aussagen eine Aussagegenehmigung<br />

vorgelegt. In <strong>de</strong>n meisten Fällen sind diese auf einzelne Sachgebiete bzw. Vorgänge o<strong>de</strong>r in sonstiger Weise<br />

inhaltlich beschränkt wor<strong>de</strong>n.<br />

Vernehmungs-/Anhör- Aussagegen. erteilen<strong>de</strong> Stelle Sitzung/Datum<br />

personen<br />

Prof. Dr. Jutta Limbach Der Senat von Berlin 4/19.Juni 1991<br />

Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern 4/19.Juni 1991<br />

Dr. Christian von Hammerstein B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern 4/19.Juni 1991<br />

Joachim Gauck B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern 7/5. Sept. 1991<br />

Dr. Hansjörg Geiger B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern 7/5. Sept. 1991<br />

Konrad Porzner B<strong>und</strong>eskanzleramt 8/18.Sept.1991<br />

Dr. Eckhard Werthebach B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern 9/19.Sept.1991<br />

Dr. Hans-Georg Wieck Auswärtiges Amt 14/27.Sept.1991<br />

Dr. Hinrich Strecker Treuhandanstalt 16/9. Okt. 1991<br />

Dr. Josef Dierdorf Treuhandanstalt 16/9. Okt. 1991<br />

Dr. Joachim Grünewald B<strong>und</strong>esregierung 17/10.Okt.1991<br />

Volker Foertsch B<strong>und</strong>esnachrichtendienst 20/17.Okt.1991<br />

Dr. Manfred Burgdorf B<strong>und</strong>esnachrichtendienst 20/17.Okt.1991<br />

(Deckname)<br />

Jürgen Simhardt B<strong>und</strong>esnachrichtendienst 20/17.Okt.1991<br />

Günter Gaus B<strong>und</strong>eskanzleramt 21/30.Okt.1991<br />

164/25.Nov.1991<br />

Klaus Bölling B<strong>und</strong>eskanzler 21/30.Okt.1991<br />

Rudolf Seiters B<strong>und</strong>esregierung 23/31.Okt.1991<br />

Dr. Wolfgang Schäuble B<strong>und</strong>esregierung 24/6. Nov.1991<br />

Peter Staubwasser B<strong>und</strong>eskanzleramt 26/7. Nov.1991<br />

Dr. Markus Rückert B<strong>und</strong>eskanzleramt 26/7. Nov.1991<br />

Gerhard Boe<strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern 27/13.Nov.1991<br />

Dr. Hermann Jung B<strong>und</strong>eskanzleramt 27/13.Nov.1991<br />

Joachim Phillip B<strong>und</strong>esnachrichtendienst 27/13.Nov.1991<br />

Dr. Hans-Otto Bräutigam Auswärtiges Amt 28/14 .Nov.1991<br />

Albert Ahrfels B<strong>und</strong>esnachrichtendienst 28/14.Nov.1991<br />

Dr. Hans-Jürgen Förster Generalb<strong>und</strong>esanwalt 30/21.Nov.1991<br />

Hans Neusel B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern 32/28.Nov.1991<br />

Dr. Klaus Kinkel B<strong>und</strong>esregierung 32/28.Nov.1991<br />

Dr. Günther Krause B<strong>und</strong>esregierung 32/28.Nov.1991<br />

Frank Hoffmann B<strong>und</strong>eskanzleramt 35/5.Dez.1991


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Vernehmungs-/Anhör-<br />

personen<br />

Aussagegen. erteilen<strong>de</strong> Stelle Sitzung/Datum<br />

Dr. Lutz Stavenhagen B<strong>und</strong>esregierung 35/5.Dez.1991<br />

Heinz König Finanzamt Mag<strong>de</strong>burg II 36/11.Dez.1991<br />

Manfred Kittlaus Polizeipräsi<strong>de</strong>nt in Berlin 54/13.März1992<br />

Uwe Schmidt Polizeipräsi<strong>de</strong>nt in Berlin 54/13.März1992<br />

Ludwig A. Rehlinger B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern 69/3.Juni1992<br />

Dr. Karl-Heinz Neukamm Evangelische Kirche in Deutschland 70/4.Juni1992<br />

Dr. Hans-Jochen Vogel B<strong>und</strong>eskanzleramt 74/25.Juni1992<br />

Senat von Berlin<br />

Ludwig Geißel Diakonisches Werk <strong>de</strong>r EKD 95/29.Okt.1992<br />

Reymar v. We<strong>de</strong>l Evangelische Kirche in Deutschland 97/4.Nov.1992<br />

Evangelische Kirche in Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg<br />

Ernst Stern B<strong>und</strong>eskanzleramt 120/3.März1993<br />

Dr. Thomas G<strong>und</strong>elach B<strong>und</strong>eskanzleramt 121/4.März1993<br />

Edgar Hirt B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern 121/4.März1993<br />

151/29.Sept.1993<br />

Dr. Phillip Jenninger Auswärtiges Amt 121/4.März1993<br />

Dr.Hermann Freiherr v.Richthofen Auswärtiges Amt 121/4.März1993<br />

E<strong>de</strong>lgart Orth Evangelische Kirche in Deutschland schriftl.Befrag<br />

Karl-Heinz Prosch Innenminister <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein 123/10.März1993<br />

Dr. Franz Rösch B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft 135/12.Mai1993<br />

Manfred Wünsche Treuhandanstalt 143/24.Juni1993<br />

Claus Ahrend B<strong>und</strong>esamt 158/28. Okt.1993<br />

für Verfassungsschutz<br />

Treuhandanstalt<br />

Dr. Manfred Stolpe Evangelische Kirche in 165/20.Nov.1993<br />

Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg<br />

MR Klaus Plewa B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern 164a/25.Nov.1993<br />

MR'n Gabriele<br />

Teichmann-Schulz B<strong>und</strong>esrechnungshof 164a/25.Nov.1993<br />

10. Geltendmachung von Zeugnis- <strong>und</strong> Auskunftsverweigerungsrechten<br />

Zahlreiche Zeugen haben unter Berufung auf gegen<br />

sie eingeleitete Ermittlungsverfahren die Auskunft<br />

auf einzelne Fragen verweigert. In einigen Fällen haben<br />

Zeugen die Auskunft auf nahezu alle ihnen gestellten<br />

Fragen verweigert. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat <strong>de</strong>n Zeugen dann ein solch umfassen<strong>de</strong>s<br />

Auskunftsverweigerungsrecht zugestan<strong>de</strong>n, wenn<br />

gegen diese Zeugen ein Ermittlungsverfahren wegen<br />

geheimdienstlicher Agententätigkeit bzw. Lan<strong>de</strong>sverrat<br />

eingeleitet wor<strong>de</strong>n war. Bei <strong>de</strong>n vom Untersuchungsausschuß<br />

vernommenen Zeugen ist in<br />

<strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>ren berufliche Tätigkeit Gegenstand <strong>de</strong>r<br />

Vernehmung gewesen. Hat sich <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>r<br />

geheimdienstlichen Agententätigkeit bzw. <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sverrats<br />

auf diese berufliche Tätigkeit erstreckt,<br />

hat es in <strong>de</strong>r Regel kaum Fragebereiche gegeben,<br />

auf die sich das Auskunftsverweigerungsrecht nach<br />

§ 55 StPO nicht auswirkte. In solchen Fällen erstarkt<br />

das Auskunftsverweigerungsrecht <strong>de</strong>s § 55 StPO<br />

nämlich zu einem umfassen<strong>de</strong>n Aussageverweigerungsrecht.<br />

Aber auch dann, wenn gegen die Zeugen Ermittlungsverfahren<br />

o<strong>de</strong>r Ordnungswidrigkeitsverfahren<br />

wegen an<strong>de</strong>rer Sachverhalte anhängig waren, ist die<br />

Aufklärungsmöglichkeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

regelmäßig beschränkt gewesen. Im Ergebnis<br />

haben die zahlreichen Fälle von Parallelität von<br />

Ermittlungsverfahren <strong>und</strong> Untersuchungsverfahren<br />

zu empfindlichen Aufklärungs<strong>de</strong>fiziten beim Untersuchungsausschuß<br />

geführt. Dies hat insbeson<strong>de</strong>re gegolten,<br />

wenn sich aus diesen Grün<strong>de</strong>n Personen in<br />

ehemals exponierten Ämtern <strong>und</strong> Funktionen <strong>de</strong>r<br />

DDR, namentlich <strong>de</strong>s MfS, <strong>de</strong>r Beantwortung <strong>de</strong>r Fragen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses haben entziehen<br />

können.<br />

Die für die Beweiserhebung durch Zeugenvernehmung<br />

beson<strong>de</strong>rs nachteilige Tatsache, daß häufig Ermittlungsverfahren<br />

gegen Ausschußzeugen eröffnet<br />

wur<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>ren<br />

Vernehmungen terminiert hatte, mag auf einem zufälligen<br />

Zusammentreffen beruhen.<br />

Am <strong>de</strong>utlichsten <strong>und</strong> wohl auch am folgenschwersten<br />

für die Aufklärungsbemühungen ist diese Problematik<br />

bei <strong>de</strong>r Vernehmung <strong>de</strong>s ehemaligen Leiters <strong>de</strong>r<br />

Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), Markus Wolf,<br />

zutage getreten.<br />

Bereits im Vorfeld <strong>de</strong>r Vernehmung dieses Zeugen<br />

hatte <strong>de</strong>ssen Rechtsbeistand mitgeteilt, daß sich sein<br />

Mandant auf ein umfassen<strong>de</strong>s Auskunftsverweigerungsrecht<br />

berufen wer<strong>de</strong> <strong>und</strong> beantragt, von <strong>de</strong>ssen<br />

Vernehmung abzusehen.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat das in seiner 79. Sitzung<br />

am 17. September 1992 abgelehnt. Er ist sich<br />

aber dabei durchaus bewußt gewesen, daß angesichts<br />

<strong>de</strong>s nach Auskunft <strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts gegen<br />

diesen Zeugen eingeleiteten Ermittlungsverfahrens


wegen Verdachts <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sverrats, <strong>de</strong>r geheimdienstlichen<br />

Agententätigkeit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bestechung<br />

die Befragung nur innerhalb eines begrenzten Spektrums<br />

möglich sein wer<strong>de</strong>.<br />

In <strong>de</strong>r Vernehmung ist hierauf Rücksicht genommen<br />

wor<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>m Zeugen Wolf Gelegenheit geben wollen,<br />

seinen Beitrag zur Aufarbeitung <strong>de</strong>r politischen Geschichte<br />

<strong>de</strong>r DDR zu leisten. Der Zeuge hat unter Berufung<br />

auf das gegen ihn eingeleitete Ermittlungsverfahren<br />

<strong>de</strong>nnoch die Auskunft auf nahezu alle ihm gestellten<br />

Fragen verweigert.<br />

Um zu klären, wie weit das Auskunftsverweigerungsrecht<br />

<strong>de</strong>s Zeugen reichte, ist <strong>de</strong>r Wissenschaftliche<br />

Dienst <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages vom Untersuchungsausschuß<br />

mit <strong>de</strong>r Erstellung eines Gutachtens<br />

beauftragt wor<strong>de</strong>n. Da zwischenzeitlich <strong>de</strong>r Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

gegen Markus Wolf Anklage erhoben<br />

hatte, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß beim Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

für die Klärung dieser Frage auch die<br />

Anklageschrift beigezogen. Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r<br />

Anklageschrift <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Gutachtens hat er sodann in<br />

seiner 104. Sitzung am 10. Dezember 1992 beschlossen,<br />

vorerst in dieser Angelegenheit nichts weiteres<br />

zu veranlassen.<br />

Im einzelnen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß dazu<br />

festgestellt, daß Gegenstand <strong>de</strong>s Strafverfahrens die<br />

gesamte Tätigkeit <strong>de</strong>s Zeugen in <strong>de</strong>r Zeit von 1952<br />

bis Mitte 1986 in seiner früheren Funktion als Leiter<br />

<strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung war. Es ist ihm vorgeworfen<br />

wor<strong>de</strong>n, die Verantwortung für Umfang,<br />

Zielrichtung sowie methodische <strong>und</strong> inhaltliche<br />

Schwerpunkte <strong>de</strong>r gesamten gegen die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland gerichteten nachrichtendienstlichen<br />

Aufklärung <strong>de</strong>r DDR durch Weisungen, Vorschriften<br />

<strong>und</strong> jährliche Planvorgaben gehabt zu haben.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r Weite <strong>de</strong>s Tatvorwurfs sind nahezu<br />

alle Sachverhalte, die bei <strong>de</strong>r Befragung im Hinblick<br />

auf <strong>de</strong>n Untersuchungsauftrag hätten berührt wer<strong>de</strong>n<br />

können, von <strong>de</strong>m Auskunftsverweigerungsrecht <strong>de</strong>s<br />

Zeugen erfaßt gewesen. Der Raum für Fragen, auf die<br />

die Antwort nicht verweigert wer<strong>de</strong>n konnte, ist daher<br />

äußerst gering gewesen.<br />

Zum weiteren Vorgehen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

bek<strong>und</strong>et, daß eine erneute Befragung <strong>de</strong>s<br />

Zeugen vom Verlauf <strong>de</strong>s Strafverfahrens gegen Wolf<br />

abhängig gemacht wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Auch Richard Müller, <strong>de</strong>r als Zeuge zu Geschäften mit<br />

Embargobestimmungen unterliegen<strong>de</strong>n Gütern vernommen<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, hat sich in <strong>de</strong>r 153. Sitzung<br />

am 20. Oktober 1993 auf ein umfassen<strong>de</strong>s Auskunftsverweigerungsrecht<br />

berufen. Zur Erläuterung seines<br />

Aussageverhaltens hat er auf das vom Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

eingeleitete <strong>und</strong> an die Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Schleswig-Holsteinischen Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />

abgegebene Ermittlungsverfahren Az. O JS 4/92<br />

sowie auf zwei angeblich in <strong>de</strong>n USA anhängige<br />

Strafverfahren verwiesen. Mit Schreiben seines<br />

Rechtsbeistan<strong>de</strong>s vom 10. November 1993 hat <strong>de</strong>r<br />

Zeuge Müller erklärt, daß er wegen mangeln<strong>de</strong>r Beachtung<br />

<strong>de</strong>r gebotenen Vertraulichkeit die bei seiner<br />

Vernehmung gemachte Zusage, die Aktenzeichen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>r im Ausland gegen ihn betriebenen Strafverfahren<br />

<strong>und</strong> die Adressen <strong>de</strong>r ihn in diesen Verfahren vertreten<strong>de</strong>n<br />

Anwälten <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß mitzuteilen,<br />

nicht aufrechterhalte. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat ein Auskunftsverweigerungsrecht in<br />

<strong>de</strong>m vom Zeugen Müller in Anspruch genommenen<br />

Umfang nicht wegen <strong>de</strong>r von ihm behaupteten Gefahr<br />

einer strafrechtlichen Verfolgung im Ausland anerkennen<br />

können. Er ist <strong>de</strong>r Ansicht, daß ein Auskunftsverweigerungsrecht<br />

auch bei Gefahr strafrechtlicher<br />

Verfolgung <strong>de</strong>utscher Staatsangehöriger<br />

im Ausland gegeben sein kann. Daß <strong>de</strong>utsche Staatsangehörige<br />

nicht an das Ausland ausgeliefert wer<strong>de</strong>n<br />

dürfen (Art. 16 Abs 2 GG), ist insoweit nicht von Be<strong>de</strong>utung,<br />

als <strong>de</strong>swegen die Gefahr <strong>de</strong>r Strafverfolgung<br />

nicht völlig entfällt. Im Hinblick auf das Gr<strong>und</strong>recht<br />

auf räumliche Bewegungsfreiheit dürfen sie<br />

nicht darauf verwiesen wer<strong>de</strong>n, daß sie sich mit Auslandsreisen<br />

freiwillig <strong>de</strong>m Zugriff ausländischer Strafverfolgungsorgane<br />

aussetzen; dies um so weniger,<br />

wenn ein Zeuge im Verfolgerstaat o<strong>de</strong>r in einem zur<br />

Auslieferung an diesen bereiten Drittstaat schützenswerte<br />

Interessen verfolgt. In Übereinstimmung mit<br />

<strong>de</strong>r einschlägigen Rechtsprechung <strong>und</strong> Literatur vermag<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß ein Auskunftsverweigerungsrecht<br />

aber nur dann anzuerkennen, soweit<br />

eine konkrete Gefahr strafrechtlicher Verfolgung<br />

im Ausland besteht. Die theoretische Möglichkeit einer<br />

solchen genügt nicht. Hier hat sich jedoch <strong>de</strong>r<br />

Zeuge gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß geweigert,<br />

diesem Informationen zu geben, die ihm eine<br />

Überprüfung <strong>de</strong>r Gefährdungslage im Ausland ermöglicht<br />

hätten. Damit fehlt es an <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Glaubhaftmachung <strong>de</strong>r das Recht zur Auskunftsverweigerung<br />

stützen<strong>de</strong>n Tatsachen.<br />

Die Frage, ob für Richard Müller hinsichtlich <strong>de</strong>r illegalen<br />

Exportgeschäfte, die <strong>de</strong>r rechtskräftigen Verurteilung<br />

durch das Landgericht Lübeck (Urteil vom 26.<br />

Juni 1989; 4 KLs 4/89) zugr<strong>und</strong>elagen, ein Auskunftsverweigerungsrecht<br />

in Betracht kommt, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht abschließend klären können.<br />

Der Strafklageverbrauch schließt zwar die Gefahr<br />

strafrechtlicher Verfolgung aus, soweit in tatsächlicher<br />

Hinsicht keinerlei Anhaltspunkte dafür auszumachen<br />

sind, daß die Rechtskraft <strong>de</strong>s vorgenannten<br />

Urteils durch ein Wie<strong>de</strong>raufnahmeverfahren zuungunsten<br />

<strong>de</strong>s Zeugen Müllers hätte beseitigt wer<strong>de</strong>n<br />

können. Da <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß aber keine<br />

Akteneinsicht gewährt wor<strong>de</strong>n ist <strong>und</strong> die von ihm erbetenen<br />

Sachstandsberichte kein umfassen<strong>de</strong>s Bild<br />

über Gegenstand <strong>und</strong> Zeiträume <strong>de</strong>s gegen <strong>de</strong>n Zeugen<br />

Müller eingeleiteten Ermittlungsverfahrens erlaubten,<br />

hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht zuverlässig<br />

Fragebereiche abgrenzen können, die nicht<br />

Gegenstand <strong>de</strong>s Ermittlungsverfahrens gewesen sind<br />

o<strong>de</strong>r auf die Beweisführung in <strong>de</strong>m Ermittlungsverfahren<br />

Rückschlüsse zugelassen haben.<br />

Der Untersuchungsausschuß hatte zwar in <strong>de</strong>r Beratungssitzung<br />

am 24. November 1993 beschlossen, genauere<br />

Informationen zum Verfahren O JS 4/92 über<br />

<strong>de</strong>n Justizminister <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein anzufor<strong>de</strong>rn;<br />

die Antworten sind jedoch unzureichend<br />

ausgefallen. Der Justizminister <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein,<br />

Dr. Klaus Klingner, hat mit Schreiben<br />

vom 1. Februar 1994 auf das gegen Richard Müller an-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

hängige Ermittlungsverfahren bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Schleswig-Holsteinischen Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />

unter <strong>de</strong>m Aktenzeichen O Js 4/92 VS-<br />

Vertraulich verwiesen <strong>und</strong> die Auffassung vertreten,<br />

daß nur die Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Schleswig-<br />

Holsteinischen Oberlan<strong>de</strong>sgericht Akteneinsicht erteilen<br />

könne, eine diesbezügliche Aktenanfor<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses liege aber nicht<br />

vor. Die Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Schleswig-Holsteinischen<br />

Oberlan<strong>de</strong>sgericht hat die daraufhin geäußerte<br />

Bitte nach einem <strong>de</strong>taillierten Sachstandsbericht<br />

nur damit beantwortet, es gehe um <strong>de</strong>n Tatvorwurf<br />

geheimdienstlicher Beziehungen im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r 1989 vom Landgericht Lübeck rechtskräftig abgeurteilten<br />

Vorgänge. Im übrigen sei das B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

Meckenheim - Abteilung Staatsschutz - mit<br />

<strong>de</strong>n Ermittlungen beauftragt.<br />

Dieses hat <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß mitgeteilt,<br />

daß es keine zusätzlichen Auskünfte geben könne, da<br />

die Akten bereits wie<strong>de</strong>r abgegeben wor<strong>de</strong>n seien.<br />

Da <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß mehr als ein dreiviertel<br />

Jahr nach <strong>de</strong>m ersten Auskunftsersuchen bei <strong>de</strong>m<br />

Generalb<strong>und</strong>esanwalt unter an<strong>de</strong>rem wegen <strong>de</strong>r wenig<br />

kooperativen Haltung <strong>de</strong>r Schleswig-Holsteinischen<br />

Justizbehör<strong>de</strong>n die notwendigen Sachinformationen<br />

nicht erhalten hatte, hat er über die erneute<br />

Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen nicht mehr rechtzeitig befin<strong>de</strong>n<br />

können.<br />

Aussageunwilligen Zeugen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

eindringlich <strong>de</strong>utlich gemacht, daß sie mit<br />

ihrer Zeugnis- o<strong>de</strong>r Auskunftsverweigerung die Gelegenheit<br />

ungenutzt ließen, sich selbst gegenüber <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß zu äußern. Sie müßten <strong>de</strong>shalb<br />

damit rechnen, daß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

die Sachverhalte aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Aktenlage <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Aussagen an<strong>de</strong>rer Zeugen darstellen wer<strong>de</strong>. Gleichzeitig<br />

be<strong>de</strong>ute dies auch, daß sie kein weiteres rechtliches<br />

Gehör erhalten wür<strong>de</strong>n.<br />

11. Verhängung von Ordnungsgeld gegen nicht<br />

erschienene Zeugen<br />

Gegen drei Zeugen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

ein Ordnungsgeld wegen unberechtigten Fernbleibens<br />

von <strong>de</strong>m Termin, zu <strong>de</strong>m diese ordnungsgemäß<br />

gela<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n waren, verhängt. In einem Fall hat<br />

das Ausschußmitglied Abg. Friedhelm Julius Beucher<br />

(SPD) Aufmerksamkeit erregt, als er einem Zeugen<br />

die Hälfte <strong>de</strong>s gegen ihn festgesetzten Ordnungsgel<strong>de</strong>s<br />

ersetzt hat.<br />

In einem Fall hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß auf Antrag<br />

<strong>de</strong>s betroffenen Zeugen <strong>de</strong>n Ordnungsgeldbeschluß<br />

wie<strong>de</strong>r aufgehoben, nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Zeuge sein<br />

Fernbleiben nachträglich ausreichend entschuldigt<br />

hatte.<br />

12. Verhängung von Ordnungsgeld wegen unberechtigter<br />

Auskunftsverweigerung<br />

Die Zeugen Kurt Fritsch <strong>und</strong> Herbert Mies haben in<br />

<strong>de</strong>r 158. Sitzung am 28. Oktober 1993 unter Behaup-<br />

tung eines umfassen<strong>de</strong>n Auskunftsverweigerungsrechts<br />

je<strong>de</strong> Aussage zur Sache verweigert. Sie haben<br />

dies im wesentlichen damit begrün<strong>de</strong>t, daß es ihrer<br />

Gesinnung wi<strong>de</strong>rspreche, gegen die eigene Partei<br />

auszusagen. Konkrete Angaben, aus <strong>de</strong>nen auf das<br />

Vorliegen <strong>de</strong>r gesetzlichen Voraussetzungen für die<br />

Inanspruchnahme eines Auskunftsverweigerungs -<br />

rechts gemäß § 55 StPO hätte abgeleitet wer<strong>de</strong>n können,<br />

haben sie jedoch nicht gemacht.<br />

Sie sind auch nach nochmaliger Belehrung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

darüber, daß ihnen ein Auskunftsverweigerungsrecht<br />

gemäß § 55 StPO nur dann zustehe, wenn<br />

ihnen o<strong>de</strong>r nahen Angehörigen bei wahrheitsgemäßer<br />

Beantwortung einer Frage die Gefahr drohe, wegen<br />

einer Straftat o<strong>de</strong>r einer Ordnungswidrigkeit verfolgt<br />

zu wer<strong>de</strong>n, bei ihrer Zeugnisverweigerung geblieben.<br />

Auch <strong>de</strong>r Hinweis, daß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

die bisherigen Ausführungen nicht als ausreichen<strong>de</strong><br />

Begründung für die Inanspruchnahme eines<br />

solchen Rechtes anerkennen könne <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb<br />

Zwangsmaßnahmen in Betracht kämen, hat die Zeugen<br />

nicht von ihrer Haltung abgebracht.<br />

Nach kurzer nichtöffentlicher Beratung hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />

jeweils in <strong>de</strong>r öffentlichen Vernehmungssitzung<br />

folgen<strong>de</strong> Beschlüsse verkün<strong>de</strong>t:<br />

„Der Untersuchungsausschuß stellt fest, daß <strong>de</strong>r<br />

Zeuge Kurt Fritsch /Herbert Mies das Zeugnis verweigert,<br />

ohne daß er sich auf die gesetzlichen Grün<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r §§ 52 - 55 StPO, die gemäß Artikel 44 <strong>de</strong>s<br />

Gr<strong>und</strong>gesetzes auf Beweiserhebungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

sinngemäß Anwendung fin<strong>de</strong>n,<br />

berufen kann. Auf ein etwaiges Aus kunftsverweigerungsrecht<br />

nach § 55 StPO ist <strong>de</strong>r Zeuge hingewiesen<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß beschließt daher:<br />

1. Dem Zeugen Kurt Fritsch/Herbert Mies wer<strong>de</strong>n<br />

die durch Weigerung seines Zeugnisses verursachten<br />

Kosten auferlegt.<br />

2. Gegen <strong>de</strong>n Zeugen Kurt Fritsch/Herbert Mies<br />

wird ein Ordnungsgeld von DM 1.000,00 gemäß<br />

§ 70 StPO festgesetzt. Soweit das festgesetzte Ordnungsgeld<br />

nicht beigetrieben wer<strong>de</strong>n kann, wird<br />

Ordnungshaft beantragt.<br />

3. Der Vorsitzen<strong>de</strong> wird ermächtigt, die notwendigen<br />

Maßnahmen zur Durchführung <strong>de</strong>s Beschlusses<br />

zu veranlassen. "<br />

Bei<strong>de</strong> Zeugen haben sich geweigert, das verhängte<br />

Ordungsgeld zu zahlen. Sie haben Klage gegen die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, vertreten durch <strong>de</strong>n<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estag, dieser vertreten durch die Präsi<strong>de</strong>ntin<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages, vor <strong>de</strong>m Verwaltungsgericht<br />

Köln mit <strong>de</strong>m Antrag erhoben, die<br />

vorgenannten Beschlüsse aufzuheben (Verwaltungsstreitverfahren<br />

23 K 8069/90 [Fritsch] <strong>und</strong> 23 K 8011/<br />

93 [Mies]).<br />

Zur Begründung seiner Klage hat <strong>de</strong>r Zeuge Fritsch<br />

angeführt, das Beweisthema, zu <strong>de</strong>m er habe aussagen<br />

sollen, nämlich die finanziellen Beziehungen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung zur DKP <strong>und</strong><br />

ihr nahestehen<strong>de</strong>r Organisationen, gehöre nicht zum<br />

Untersuchungsauftrag; außer<strong>de</strong>m habe <strong>de</strong>r Untersu-


chungsausschuß gegen die Regelung <strong>de</strong>s § 8 Abs. 4<br />

<strong>de</strong>r IPA-Regeln verstoßen, weil während <strong>de</strong>r Beratung<br />

über <strong>de</strong>n Ordnungsgeldbeschluß Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>s Bayerischen Landtages<br />

anwesend gewesen seien, <strong>und</strong> schließlich könne<br />

er sich auf ein umfassen<strong>de</strong>s Auskunftsverweigerungsrecht<br />

nach § 55 StPO berufen. Aus Presseberichten<br />

<strong>und</strong> Äußerungen von Ausschußmitglie<strong>de</strong>rn gehe<br />

hervor, daß die DKP <strong>und</strong> somit auch er in Zusammenhang<br />

mit angeblich kriminellen Vorgängen gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. Es sei ihm als Zeugen nicht zuzumuten,<br />

auch nur in Teilbereichen an <strong>de</strong>r Realisierung<br />

dieses Ziels mitzuwirken.<br />

Herbert Mies hat in seiner Klageschrift vorgetragen,<br />

<strong>de</strong>r Ordnungsgeldbeschluß sei aufzuheben, weil er<br />

unter Verletzung <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>sätze eines rechtsstaatlichen<br />

Verfahrens zustan<strong>de</strong> gekommen sei. Zu diesen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen gehöre, daß einem anwaltlichen Zeugenbeistand<br />

Re<strong>de</strong>- <strong>und</strong> Antragsrecht gewährt wer<strong>de</strong>,<br />

was nicht geschehen sei. Außer<strong>de</strong>m sei er nicht ausreichend<br />

über die möglichen Folgen einer vom Untersuchungsausschuß<br />

nicht akzeptierten Inanspruchnahme<br />

eines Zeugnisverweigerungsrechts belehrt<br />

wor<strong>de</strong>n. Der Untersuchungsauftrag <strong>de</strong>cke die Befragung<br />

zu <strong>de</strong>m Beweisthema nicht. Ihm stehe im übrigen<br />

ein zu einem Zeugnisverweigerungsrecht<br />

erstarktes Auskunftsverweigerungsrecht gemäß § 55<br />

StPO zu. Aus Presseveröffentlichungen, auch solchen,<br />

in <strong>de</strong>nen Organe <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft <strong>und</strong><br />

Ausschußmitglie<strong>de</strong>r zitiert wür<strong>de</strong>n, ergebe sich, daß<br />

jemand auf die I<strong>de</strong>e kommen könne o<strong>de</strong>r vielleicht<br />

schon die konkrete Absicht habe, ihm vorzuwerfen, in<br />

nicht ausschließbarer Weise strafrechtlich relevante<br />

Kontakte zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

unterhalten zu haben.<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> hat als Vertreter <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsauschusses<br />

mit Schriftsätzen vom 22. <strong>und</strong> 23.<br />

Dezember 1993 in bei<strong>de</strong>n Verfahren beantragt, die<br />

Klage abzuweisen.<br />

Er hat diesen Antrag als Vertreter <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

unmittelbar gestellt, weil dieser gemäß<br />

Artikel 44 GG mit eigenen Rechten ausgestattet ist,<br />

die <strong>de</strong>m Parlament als solchem nicht zustehen. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

hat nur ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuß<br />

das Recht, Zwangsmittel gegen aussageunwillige<br />

Zeugen zu verhängen o<strong>de</strong>r gegen<br />

diese die Anordnung <strong>de</strong>r Beugehaft zu beantragen.<br />

Aus <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>s Sachzusammenhangs ergibt<br />

sich nach Meinung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

die Befugnis, selbständig die mit <strong>de</strong>r Durchsetzung<br />

<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Rechte verb<strong>und</strong>enen Verfahren<br />

vor Gericht zu führen. Da diese Frage aber rechtlich<br />

umstritten ist, hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> jeweils auf ihn lauten<strong>de</strong><br />

Vertretungsvollmachten <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages nachgereicht.<br />

Der Untersuchungsausschuß ist <strong>de</strong>r Klage von Kurt<br />

Fritsch wie folgt entgegen getreten:<br />

Das Beweisthema, die Finanzierung <strong>de</strong>r DKP mit Gel<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, gehöre<br />

ein<strong>de</strong>utig zum Untersuchungsauftrag gemäß<br />

<strong>de</strong>m Beschlußantrag <strong>de</strong>r SPD-Fraktion (BT-Drucksache<br />

12/654, I; II A 2., 3 <strong>und</strong> 4) <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ergänzungsan<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

trag <strong>de</strong>r Koalitionsfraktionen (BT-Drucksache 12/662,<br />

II 1 <strong>und</strong> 3). Die Anwesenheit von Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages<br />

bei <strong>de</strong>r Beratung über <strong>de</strong>n Ordnungsgeldbeschluß sei<br />

kein Rechtsverstoß. Der Zeuge könne sich auf die Regelung<br />

<strong>de</strong>s § 18 Abs. 4 <strong>de</strong>r IPA-Regeln als ausschließlich<br />

internem Verfahrensrecht nicht berufen. Bei <strong>de</strong>n<br />

IPA-Regeln han<strong>de</strong>le es sich um einen von mehreren<br />

Entwürfen für ein Untersuchungsausschußgesetz, die<br />

nicht verabschie<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n seien. Das Plenum <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages habe <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

diese Regeln durch <strong>de</strong>n Einsetzungsbeschluß<br />

als ergänzen<strong>de</strong> Geschäftsordnungsregeln mitgegeben.<br />

Sie normierten <strong>de</strong>shalb die Rechte <strong>und</strong><br />

Pflichten <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r untereinan<strong>de</strong>r, nicht aber<br />

Rechte <strong>und</strong> Pflichten außenstehen<strong>de</strong>r Dritter. Außer<strong>de</strong>m<br />

könne <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nach § 69<br />

Abs. 1 Satz 2 <strong>de</strong>r GO-BT beschließen, für einen bestimmten<br />

Verhandlungsgegenstand die Öffentlichkeit<br />

o<strong>de</strong>r eine Teilöffentlichkeit zuzulassen. Im übrigen<br />

diene das Prinzip <strong>de</strong>r Nichtöffentlichkeit von<br />

Ausschußberatungen nicht <strong>de</strong>m Schutz von Außenstehen<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn solle <strong>de</strong>n Parlamentariern ermöglichen,<br />

ohne Rücksicht auf öffentliche Reaktionen zu<br />

sprechen. Es sei auch ständige Übung, einzelnen o<strong>de</strong>r<br />

mehreren Parlamentariern aus <strong>de</strong>n Landtagen o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Personen die Anwesenheit bei nichtöffentlichen<br />

Ausschußberatungen zu gestatten. Im übrigen<br />

seien die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s bayerischen Untersuchungsausschusses<br />

nur anwesend gewesen, hätten kein Re<strong>de</strong>-<br />

o<strong>de</strong>r Stimmrecht gehabt <strong>und</strong> sich auch nicht an<br />

Diskussion o<strong>de</strong>r Abstimmung beteiligt. Der Zeuge habe<br />

in <strong>de</strong>r Sitzung nichts vorgetragen, worauf die Geltendmachung<br />

eines Auskunftsverweigerungsrechts<br />

nach § 55 StPO gestützt wer<strong>de</strong>n - könnte. Noch weniger<br />

habe er Anhaltspunkte für das Vorliegen <strong>de</strong>s Ausnahmefalls<br />

eines umfassen<strong>de</strong>n Auskunftsverweigerungsrechts<br />

dargelegt.<br />

Den Klageabweisungsantrag in <strong>de</strong>m Verwaltungsstreitverfahren<br />

Mies hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

damit begrün<strong>de</strong>t, daß im Ausschußverfahren die Mitwirkung<br />

eines anwaltlichen Zeugenbeistan<strong>de</strong>s auf<br />

die Beratung seines Mandanten beschränkt sei. Nach<br />

<strong>de</strong>r Rechtsprechung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r übrigen Rechtsprechung <strong>und</strong> Literatur<br />

geäußerten Auffassungen komme ihm kein eigenes<br />

Antrags- <strong>und</strong> Re<strong>de</strong>recht zu. Aus <strong>de</strong>r Strafprozeßordnung<br />

ergäbe sich nicht die Pflicht <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses,<br />

<strong>de</strong>n Zeugen auf alle in Betracht kommen<strong>de</strong>n<br />

Sanktionsmöglichkeiten bei einer unberechtigten<br />

Auskunftsverweigerung hinzuweisen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

wenn ein Zeuge rechtsk<strong>und</strong>ig beraten sei.<br />

Schließlich habe <strong>de</strong>r Zeuge auch in Kenntnis <strong>de</strong>r konkreten<br />

Sanktion nochmals Gelegenheit erhalten,<br />

durch Erklärung seiner Aussagebereitschaft die Beschlußfolgen<br />

abzuwen<strong>de</strong>n. Der Zeuge habe hinreichend<br />

Gelegenheit erhalten darzulegen, warum er<br />

sich nach seiner Auffassung auf ein umfassen<strong>de</strong>s Auskunftsverweigerungsrecht<br />

nach § 55 StPO berufen<br />

könne. Er habe aber keinerlei konkrete Anhaltspunkte<br />

für das Vorliegen eines solches Rechtes vorgetragen,<br />

son<strong>de</strong>rn es bei allgemeinen politischen Erklärungen<br />

belassen.<br />

Die Gerichtsentscheidungen in diesen bei<strong>de</strong>n verwaltungsgerichtlichen<br />

Verfahren stehen noch aus.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

13. Veranlassung <strong>de</strong>r Beugehaftanordnung gemäß<br />

§ 70 Abs. 2 StPO wegen unberechtigter<br />

Zeugnisverweigerung<br />

a) Beugehaftverfahren Köhler<br />

Einige als Zeugen vernommene ehemalige Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s MfS sind nicht bereit gewesen, Auskünfte zu<br />

nachrichtendienstlichen Aspekten <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s MfS<br />

zu geben. Die Zeugen Gerhard Niebling <strong>und</strong> Klaus<br />

Köhler haben sich diesbezüglich auf eine zu diesem<br />

Themenkomplex ihrer Ansicht nach noch immer bestehen<strong>de</strong>n<br />

Schweigeverpflichtung aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r vom<br />

Ministerrat <strong>de</strong>r DDR mit Beschluß vom 16. Mai 1990<br />

bestätigten „Festlegungen zur Aufhebung <strong>de</strong>r<br />

Schweigepflicht" von MfS-Mitarbeitern (Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 242,<br />

S. 1759) berufen.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat diesen Rechtsstandpunkt<br />

immer zurückgewiesen <strong>und</strong> ist darin durch die<br />

B<strong>und</strong>esregierung, die Rechtsprechung <strong>und</strong> Lan<strong>de</strong>sparlamente<br />

bestätigt wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Rechtsauffassung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung hat das<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

mit Schreiben vom 3. September<br />

1991 wie folgt mitgeteilt: „Die B<strong>und</strong>esregierung geht<br />

davon aus, daß alle früher in <strong>de</strong>r öffentlichen Verwaltung<br />

beschäftigten Arbeitnehmer zum Thema <strong>de</strong>s 1.<br />

Untersuchungsausschusses uneingeschränkt auszusagen<br />

haben. Nach Ansicht <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

wer<strong>de</strong>n von dieser Erklärung auch die früheren Minister<br />

<strong>de</strong>r DDR erfaßt. " Anläßlich <strong>de</strong>r Vernehmung <strong>de</strong>s<br />

Zeugen Dr. Wolfgang Vogel am 8. Oktober 1992, <strong>de</strong>r<br />

seinerzeit im anwaltlichen Mandat <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

<strong>de</strong>r DDR gehan<strong>de</strong>lt hatte, erklärte ein Vertreter <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung zur Frage <strong>de</strong>r Fortwirkung einer<br />

hieraus sich ergeben<strong>de</strong>n anwaltlichen Schweigepflicht:<br />

„Hinsichtlich <strong>de</strong>r Tatsachen, die im Interesse<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> ihrer Organe als Geheimnis zu behan<strong>de</strong>ln<br />

waren, geht die B<strong>und</strong>esregierung davon aus, daß<br />

frühere Schweigepflichten von Angehörigen <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Staatsverwaltung <strong>de</strong>r DDR sowie von Personen,<br />

einschließlich Rechtsanwälten, die aufgr<strong>und</strong> beson<strong>de</strong>rer<br />

Beauftragungsverhältnisse für die Staatsverwaltung<br />

tätig waren, seit <strong>de</strong>m 3. Oktober 1990 nicht<br />

mehr bestehen. " Diesen Rechtsstandpunkt hat die<br />

B<strong>und</strong>esregierung mehrfach auf schriftliche parlamentarische<br />

Anfragen hin bekräftigt.<br />

Zu dieser Frage hat auch das B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s<br />

Innern am 16. März 1993 eine Stellungnahme abgegeben.<br />

Es kommt darin nach eingehen<strong>de</strong>r Analyse<br />

<strong>de</strong>r für die geltend gemachte Schweigeverpflichtung<br />

in Betracht kommen<strong>de</strong>n Vorschriften zu <strong>de</strong>m Ergebnis,<br />

daß die seinerzeit in <strong>de</strong>r DDR bestehen<strong>de</strong> Pflicht<br />

zur Verschwiegenheit von Angehörigen <strong>de</strong>r Verwaltung<br />

mit Ablauf <strong>de</strong>s 2. Oktobers 1990 geen<strong>de</strong>t habe.<br />

Die mit Ministerratsbeschluß vom 16. Mai 1990 bestätigten<br />

Festlegungen könnten nicht als Verwaltungsakt,<br />

insbeson<strong>de</strong>re nicht als <strong>de</strong>m DDR-Recht ohnehin<br />

unbekannte Allgemeinverfügung qualifiziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Bewerte man die Festlegungen als Rechtsnorm<br />

o<strong>de</strong>r als Verwaltungsvorschrift, wäre für die Fortgeltung<br />

eine ausdrückliche Regelung im Einigungsvertrag<br />

(EV) erfor<strong>de</strong>rlich gewesen. In <strong>de</strong>r Anlage II EV<br />

seien die Festlegungen aber nicht als fortgelten<strong>de</strong>s<br />

DDR-Recht aufgenommen wor<strong>de</strong>n. Sofern Schweigepflichten<br />

zu DDR-Zeiten durch Einzelverwaltungsakt<br />

auferlegt wor<strong>de</strong>n wären - was keiner <strong>de</strong>r vom Untersuchungsausschuß<br />

vernommenen Zeugen geltend<br />

gemacht habe -, hätte dieser sich nach Art. 19 EV<br />

i.V.m. § 43 Abs.2 VwVfG erledigt. Die Grün<strong>de</strong> hierfür<br />

könnten unterschiedlichster Natur sein. Eine Erledigung<br />

könnte hiernach <strong>de</strong>shalb eingetreten sein, weil<br />

- die gesetzlichen Regelungen, aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>rer eine<br />

Schweigepflicht auferlegt wur<strong>de</strong>, vom EV nicht<br />

fortgeführt wor<strong>de</strong>n seien;<br />

- die Schweigepflicht einen Gegenstand umfasse,<br />

an <strong>de</strong>m nur beson<strong>de</strong>re Organe <strong>de</strong>r DDR beteiligt<br />

seien <strong>und</strong> nur im rechtlichen bzw. organisatorischen<br />

Kontext <strong>de</strong>r noch bestehen<strong>de</strong>n DDR verstan<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n könnten;<br />

- das Regelungsobjekt, nämlich die Staats- <strong>und</strong><br />

Dienstgeheimnisse <strong>de</strong>r DDR, weggefallen seien.<br />

Die Stellungnahme <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>s Innern<br />

kommt weiter zu <strong>de</strong>m Ergebnis, daß eine<br />

Schweigeverpflichtung we<strong>de</strong>r aus arbeitsrechtlichen<br />

Vorschriften noch aus <strong>de</strong>m Fahneneid folge. Nur im<br />

beschränkten Umfange unterlägen Rechtsanwälte<br />

mit Nie<strong>de</strong>rlassung in <strong>de</strong>r DDR im Rahmen eines Auftragsverhältnisses<br />

staatlicher Stellen <strong>de</strong>r DDR einer<br />

Verschwiegenheitspflicht (§ 53 Abs. 1 Nr. 3 StPO).<br />

Diese beträfe aber nicht mehr Tatsachen, die im Interesse<br />

<strong>de</strong>r DDR geheimzuhalten seien, son<strong>de</strong>rn nur solche,<br />

die vom Geheimhaltungswillen von Privatpersonen<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland umfaßt<br />

sind (zu <strong>de</strong>n Einzelheiten vgl. die Stellungnahme <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>s Innern vom 16. März 1993,<br />

Dokument-Nr. 8).<br />

Auch das Plenum <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages hat<br />

sich mit dieser Problematik befaßt. Von <strong>de</strong>r Gruppe<br />

Bündnis 90/Die Grünen war am 12. Februar 1992 folgen<strong>de</strong>r<br />

Beschlußantrag eingebracht wor<strong>de</strong>n:<br />

„Der B<strong>und</strong>estag wolle beschließen:<br />

Der Deutsche B<strong>und</strong>estag for<strong>de</strong>rt die B<strong>und</strong>esregierung<br />

auf, unverzüglich alle geeigneten <strong>und</strong> erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Maßnahmen zu treffen, um die am 16.<br />

Mai 1990 vom DDR-Ministerrat beschlossenen<br />

„Festlegungen zur Aufhebung <strong>de</strong>r Schweigepflicht"<br />

(GBl.-DDR I S. 250), die als fortgelten<strong>de</strong>s<br />

DDR-Recht nach Art. 9 Einigungsvertrag nach wie<br />

vor gelten, dahingehend abzuän<strong>de</strong>rn, daß alle ehemaligen<br />

- hauptamtlichen <strong>und</strong> inoffiziellen - Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)/<br />

Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) in vollem Umfang<br />

von <strong>de</strong>r ihnen auferlegten Schweigepflicht<br />

über anvertraute Staats- <strong>und</strong> Dienstgeheimnisse -<br />

bei Wahrung schutzwürdiger Persönlichkeitsrechte<br />

Dritter - entb<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n„ (BT-Drucksache 12/<br />

2071).<br />

Der Untersuchungsausschuß hat <strong>de</strong>m Plenum <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages hierzu folgen<strong>de</strong> <strong>Beschlußempfehlung</strong><br />

zugeleitet:<br />

„Der B<strong>und</strong>estag wolle beschließen,<br />

1. folgen<strong>de</strong>r Entscheidung zuzustimmen:<br />

Der Deutsche B<strong>und</strong>estag ist <strong>de</strong>r Auffassung, daß<br />

bezüglich <strong>de</strong>r Tatsachen, die im Interesse <strong>de</strong>r ehe-<br />

maligen DDR <strong>und</strong> ihrer Organe als Geheimnis zu


ehan<strong>de</strong>ln waren, für Angehörige <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Staatsverwaltung <strong>de</strong>r DDR sowie für an<strong>de</strong>re Personen,<br />

die aufgr<strong>und</strong> beson<strong>de</strong>rer Auftragsverhältnisse<br />

für die Staatsverwaltung tätig waren, seit <strong>de</strong>m 3.<br />

Oktober 1990 keine Schweigepflicht mehr besteht.<br />

Die Regelungen im Recht <strong>de</strong>r DDR über eine solche<br />

Schweigepflicht sind durch <strong>de</strong>n Einigungsvertrag<br />

nicht fortgeführt wor<strong>de</strong>n <strong>und</strong> damit gegenstandslos.<br />

Dem Deutschen B<strong>und</strong>estag ist bekannt, daß die<br />

B<strong>und</strong>esregierung in dieser Frage die gleiche Auffassung<br />

vertritt. Er for<strong>de</strong> rt sie auf, diese Rechtsauffassung<br />

in geeigneter Weise <strong>de</strong>r Öffentlichkeit zur<br />

Kenntnis zu bringen.<br />

2. <strong>de</strong>n Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen -<br />

Drucksache 12/2071- für erledigt zu erklären" (BT<br />

-Drs. 12/3972).<br />

Der Deutsche B<strong>und</strong>estag hat in seiner Sitzung am 5.<br />

Februar 1993 mit <strong>de</strong>n Stimmen aller Fraktionen gegen<br />

die Stimmen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Gruppen entsprechend<br />

<strong>de</strong>m Vorschlag <strong>de</strong>s Innenausschusses votiert.<br />

Der Auffassung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses haben<br />

sich die meisten Zeugen, schließlich auch <strong>de</strong>r<br />

Zeuge Niebling, nicht aber <strong>de</strong>r Zeuge Köhler gebeugt.<br />

Bereits <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß 1/3 <strong>de</strong>s Landtages<br />

Bran<strong>de</strong>nburg <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rausschuß <strong>de</strong>s Sächsischen<br />

Landtags zur Untersuchung von Amts- <strong>und</strong><br />

Machtmißbrauch infolge <strong>de</strong>r SED-Herrschaft waren<br />

mit <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Fortgeltung von amtlichen Schweigepflichten<br />

befaßt. Während ersterer wegen <strong>de</strong>r Aussagebereitschaft<br />

<strong>de</strong>r anfänglich auf eine vermeintliche<br />

Schweigeverpflichtung sich berufen<strong>de</strong>n Zeugen<br />

keine Veranlassung hatte, eine Rechtsansicht hierzu<br />

ausdrücklich zu äußern, hat letzterer gegen einen<br />

nicht aussagewilligen Zeugen die Verhängung eines<br />

Ordnungsgel<strong>de</strong>s beim Kreisgericht Dres<strong>de</strong>n beantragt.<br />

Das Kreisgericht Dres<strong>de</strong>n <strong>und</strong> das Bezirksgericht<br />

Dres<strong>de</strong>n als Beschwer<strong>de</strong>instanz haben offengelassen,<br />

ob eine Schweigepflicht nach <strong>de</strong>m Beitritt <strong>de</strong>r<br />

DDR noch bestan<strong>de</strong>n hat. Je<strong>de</strong>nfalls sei die in Anspruch<br />

genommene Schweigepflicht aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

mit Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrats vom 16. Mai 1990 bestätigten<br />

Festlegungen entfallen. Das Kammergericht<br />

(NStZ 1992 S. 144 f.) hat anerkannt, daß eine Schweigeverpflichtung<br />

ehemaliger MfS-Angehöriger auch<br />

nach <strong>de</strong>m Beitritt <strong>de</strong>r DDR bestehen könne. Auf <strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Ministerratsbeschlusses vom 16. Mai<br />

1990 bestehe eine Pflicht zur Geheimhaltung bestimmter<br />

Vorgänge über <strong>de</strong>n 2. Oktober 1990 hinaus.<br />

Die „Festlegungen" hat das Kammergericht als Verwaltungsakt<br />

bewertet, <strong>de</strong>r gemäß A rt. 19 EV wirksam<br />

bleibe. Soweit diese von <strong>de</strong>r zuvor umfassen<strong>de</strong>ren<br />

Schweigepflicht gegenüber <strong>de</strong>n Strafverfolgungsbehör<strong>de</strong>n<br />

entbän<strong>de</strong>n, sei dies auch verbindlich für Aussagen<br />

vor Strafgerichten. Diese Rechtsauffassung hat<br />

das Kammergericht mittlerweile aufgegeben (Dokument-Nr.<br />

9). Der mit <strong>de</strong>r Problematik <strong>de</strong>s Fortbestehens<br />

einer Schweigepflicht ehemaliger MfS-Angehöriger<br />

befaßte Ermittlungsrichter beim B<strong>und</strong>esgerichtshof<br />

(NStZ 1993 S. 91) hat die Rechtsqualität <strong>de</strong>r<br />

„Festlegungen" dahinstehen lassen. Er hat die Auffassung<br />

vertreten, daß die dort geregelten Befreiungen<br />

von <strong>de</strong>r Schweigepflicht auch im Verhältnis zu<br />

<strong>de</strong>n Justizbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

gelten wür<strong>de</strong>n. Für die Interpretation <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>n<br />

„Festlegungen" verwen<strong>de</strong>ten Begriffs <strong>de</strong>s Staatsgeheimnisses<br />

sei jetzt aber die Vorschrift <strong>de</strong>s § 93 StGB<br />

maßgebend. Vom Begriff <strong>de</strong>s Staatsgeheimnisses seien<br />

<strong>de</strong>mgemäß nur noch Umstän<strong>de</strong> umfaßt, <strong>de</strong>ren<br />

Preisgabe schwere Gefahren für die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland zeitigten, nicht aber mehr staatliche Angelegenheiten<br />

<strong>de</strong>r früheren DDR. Das Landgericht<br />

Mag<strong>de</strong>burg hat im Verfahren 23 KLs 27/91 die Ansicht<br />

vertreten, daß eine Schweigepflicht ehemaliger<br />

MfS-Angehöriger nicht mehr bestehe. Zumin<strong>de</strong>st<br />

könne sich - ausgehend vom Beschluß <strong>de</strong>s Kammergerichts<br />

vom 5. Dezember 1991 - keiner <strong>de</strong>r - im vom<br />

Landgericht Mag<strong>de</strong>burg zu beurteilen<strong>de</strong>n Fall - vernommenen<br />

Zeugen hierauf berufen. Das ebenfalls<br />

<strong>de</strong>r ursprünglichen Rechtsauffassung <strong>de</strong>s Kammergerichts<br />

folgen<strong>de</strong> Amtsgericht Bonn geht in <strong>de</strong>m vom<br />

Untersuchungsausschuß angestrengten Beugehaftverfahren<br />

von einer Fortgeltung <strong>de</strong>r „Festlegungen"<br />

aus, ist aber <strong>de</strong>r Ansicht, daß die B<strong>und</strong>esregierung<br />

von <strong>de</strong>r in diesem Umfange noch bestehen<strong>de</strong>n<br />

Schweigepflicht befreien könne <strong>und</strong> befreit hat.<br />

In seiner 102. Sitzung am 1. Dezember 1992 hatte <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß mit Beweisbeschluß 12-258<br />

die Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Klaus Köhler beschlossen.<br />

Köhler ist zum 21. Januar 1993 gela<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n.<br />

In diesem Termin ist ihm nach <strong>de</strong>r Vernehmung zur<br />

Person (§ 68 S.1 StPO) Gelegenheit gewährt wor<strong>de</strong>n,<br />

eine zusammenfassen<strong>de</strong> Darstellung zum Beweisthema<br />

zu geben. Der Zeuge Köhler hat daraufhin erklärt,<br />

daß er zu allen Aspekten, die im Zusammenhang mit<br />

nachrichtendienstlichen Fragen stün<strong>de</strong>n, nicht sprechen<br />

wer<strong>de</strong>. Er berufe sich insoweit auf die Schweigepflicht,<br />

<strong>de</strong>r er als Mitarbeiter - <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Staatssicherheit <strong>de</strong>r DDR unterliege. Der Rechtsbeistand<br />

<strong>de</strong>s Zeugen hat zu <strong>de</strong>r Haltung seines Mandanten<br />

erklärt, daß <strong>de</strong>r diese Schweigeverpflichtung statuieren<strong>de</strong><br />

Ministerratsbeschluß vom 16. Mai 1990<br />

noch fortgelte, wie vom Kammergericht mit Beschluß<br />

vom 5. Dezember 1991 (4 Ws 246/91) bestätigt wor<strong>de</strong>n<br />

sei. Dies ver<strong>de</strong>utliche auch eine Erklärung <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

Ministers <strong>de</strong>s Innern <strong>de</strong>r DDR, Dr. Peter-Michael<br />

Diestel, zur Verhandlungsposition <strong>de</strong>r DDR bei<br />

<strong>de</strong>n Beratungen zum Einigungsvertrag. Im übrigen<br />

gebe es zur Frage <strong>de</strong>r Fortgeltung <strong>de</strong>r Schweigeverpflichtung<br />

von MfS-Angehörigen auch innerhalb <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten.<br />

Angesichts dieser Sachlage müsse <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

die Rechtsansicht <strong>de</strong>s Zeugen Köhler<br />

respektieren, bis diese Frage endgültig geklärt sei.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat <strong>de</strong>mgegenüber <strong>de</strong>n<br />

Zeugen belehrt, daß die B<strong>und</strong>esregierung, vertreten<br />

durch das für die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

fe<strong>de</strong>rführen<strong>de</strong> B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen, im Schreiben vom 3. September 1991<br />

an <strong>de</strong>n Ausschußvorsitzen<strong>de</strong>n ausdrücklich erklärt<br />

habe, daß sie von einer uneingeschränkten Aussageverpflichtung<br />

<strong>de</strong>r Angehörigen <strong>de</strong>r ehemaligen DDR-<br />

Staatsverwaltung gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

- <strong>und</strong> dies gera<strong>de</strong> auch vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Rechtsprechung <strong>de</strong>s Kammergerichts -<br />

ausgehe. Diese Rechtslage sei auch durch <strong>de</strong>n Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estag - Innenausschuß - bekräftigt wor<strong>de</strong>n.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Der Zeuge hat jedoch auf seinem Rechtsstandpunkt<br />

beharrt <strong>und</strong> auf die Frage, welcher Klarname sich hinter<br />

<strong>de</strong>m vom MfS vergebenen Decknamen „Henry"<br />

verberge, erklärt, er verweigere im Hinblick auf seine<br />

fortbestehen<strong>de</strong> Schweigeverpflichtung dazu die Aussage.<br />

Nach einer Unterbrechung <strong>de</strong>r Vernehmung in öffentlicher<br />

Sitzung zur internen Beratung, die auch<br />

<strong>de</strong>m Zeugen Gelegenheit zur Beratung mit seinem<br />

Rechtsbeistand geben sollte, hat <strong>de</strong>r Zeuge Köhler<br />

nochmals seinen festen Willen bekräftigt, keine Frage<br />

über seine Tätigkeit im MfS zu beantworten. Er hat<br />

sich zur Begründung darauf berufen, daß die Schweigeverpflichtung<br />

bezüglich <strong>de</strong>r nachrichtendienstlichen<br />

Aspekte seiner früheren Tätigkeit am 16. Mai<br />

1990 unter <strong>de</strong>m damaligen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong><br />

Maizière nochmals erneuert wor<strong>de</strong>n sei.<br />

Dem Zeugen Köhler ist daraufhin die Absicht <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

eröffnet wor<strong>de</strong>n, einen Antrag<br />

auf Anordnung <strong>de</strong>r Beugehaft zur Erzwingung<br />

seines Zeugnisses zu stellen, wenn er bei seiner Auskunftsverweigerung<br />

bleibe. Anschließend ist die Sitzung<br />

erneut unterbrochen wor<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>m Zeugen<br />

nochmals Gelegenheit zur Beratung mit seinem Zeugenbeistand<br />

zu geben.<br />

Dennoch hat <strong>de</strong>r Zeuge an seiner Entscheidung festgehalten,<br />

zu <strong>de</strong>m vorerwähnten Thema nicht auszusagen.<br />

Nach einer weiteren kurzen Beratung hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

in öffentlicher Sitzung folgen<strong>de</strong>n<br />

Beschluß verkün<strong>de</strong>t:<br />

„Der Untersuchungsausschuß beschließt, bei <strong>de</strong>m<br />

Amtsgericht Bonn nach Maßgabe <strong>de</strong>s Einsetzungsbeschlusses<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages vom 6. Juni<br />

1991 (B<strong>und</strong>estags-Drucksache 12/654, 12/662)<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Beweisbeschlusses 12-51 vom 21. Juni<br />

1991 gem. § 70 Abs. 2 StPO die Verhängung <strong>de</strong>r<br />

Haft zur Erzwingung <strong>de</strong>s Zeugnisses gegen <strong>de</strong>n<br />

Zeugen Köhler, ... Berlin, zu beantragen."<br />

Bereits am 25. Januar 1993 hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> als<br />

Vertreter <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses die entsprechen<strong>de</strong><br />

Antragsschrift beim Amtsgericht Bonn eingereicht,<br />

in <strong>de</strong>r auch begrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n ist, warum <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß bewußt auf die gleichzeitige<br />

Verhängung eines Ordnungsgel<strong>de</strong>s gem. § 70 Abs. 1<br />

Satz 2 StPO verzichtet hatte.<br />

Zur Begründung seines Beugehaftantrags hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

vorgetragen, daß die vorherige<br />

o<strong>de</strong>r gleichzeitige Verhängung eines Zwangsgel<strong>de</strong>s<br />

keine Voraussetzung für die Beantragung <strong>und</strong> Anordnung<br />

<strong>de</strong>r Beugehaft sei. Ein solches Erfor<strong>de</strong>rnis, wie<br />

es von <strong>de</strong>r Mehrheitsmeinung für das Strafverfahren<br />

angenommen wer<strong>de</strong>, sei we<strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut,<br />

noch durch rechtssystematische Gesichtspunkte<br />

zu rechtfertigen. Die in § 70 Abs. 2 StPO gewählte<br />

Formulierung „Auch kann ...." sei von <strong>de</strong>r<br />

Wortbe<strong>de</strong>utung her so zu interpretieren, daß die Beugehaft<br />

nicht an die Festsetzung eines Ordnungsgel<strong>de</strong>s<br />

geknüpft sei, son<strong>de</strong>rn auch alternativ angeordnet<br />

wer<strong>de</strong>n könne. Verlange <strong>de</strong>r Gesetzgeber im übrigen<br />

eine Verknüpfung bei<strong>de</strong>r Zwangsmittel, hätte er Beugehaft<br />

<strong>und</strong> Ordnungsgeld nicht in unterschiedlichen<br />

Absätzen geregelt, son<strong>de</strong>rn in einem Absatz <strong>de</strong>ren<br />

Stufenverhältnis zum Ausdruck gebracht. Gegen die<br />

kumulative Verknüpfung bei<strong>de</strong>r Zwangsmittel spreche<br />

auch <strong>de</strong>r Sinn <strong>und</strong> Zweck <strong>de</strong>s § 70 StPO. Diese Regelung<br />

sehe ein Regel-Ausnahme-Verhältnis vor.<br />

Vorrangig verlange dies die Festsetzung eines Ordnungsgel<strong>de</strong>s.<br />

In begrün<strong>de</strong>ten Fällen könne dieses<br />

Zwangsmittel durch das belasten<strong>de</strong>re Mittel <strong>de</strong>r Beugehaft<br />

ersetzt wer<strong>de</strong>n. Stehe von vornherein fest, daß<br />

nur die Anordnung <strong>de</strong>r Beugehaft geeignet sei, die<br />

Aussagebereitschaft <strong>de</strong>s Zeugen herbeizuführen, sei<br />

die zusätzliche Anordnung eines Ordnungsgel<strong>de</strong>s<br />

eine leerlaufen<strong>de</strong> Formalie. Der Gr<strong>und</strong>satz <strong>de</strong>r Verhältnismäßigkeit<br />

rechtfertige nicht die gleichzeitige<br />

Verhängung von Ordnungsgeld <strong>und</strong> Beugehaft. Sei<br />

bereits ein Ordnungsgeld zur Erzwingung einer Zeugenaussage<br />

geeignet, so dürfe das eingriffsintensivere<br />

Mittel <strong>de</strong>r Beugehaft nicht mehr angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Sei hingegen ein Ordnungsgeld von vornherein<br />

nicht geeignet, die Aussagebereitschaft <strong>de</strong>s Zeugen<br />

herbeizuführen, komme nur noch das Mittel <strong>de</strong>r Beugehaft<br />

in Betracht. Das Argument, ein Ordnungsgeld<br />

müsse in je<strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r Aussageverweigerung verhängt<br />

wer<strong>de</strong>n („wird ... festgesetzt"), während die<br />

Beugehaft im Ermessen stehe <strong>und</strong> kumulativ hinzutrete,<br />

verliere unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt an Überzeugungskraft,<br />

daß die Beugehaft als das belasten<strong>de</strong>re<br />

Mittel ein „mehr" sei. Der Zweck <strong>de</strong>s Ordnungsgel<strong>de</strong>s<br />

- Mahn- <strong>und</strong> Warnfunktion - wer<strong>de</strong> von ihr bereits<br />

vollständig erfüllt, so daß sich eine zusätzliche<br />

Festsetzung von Ordnungsgeld - gemessen an <strong>de</strong>m<br />

Regelungsziel <strong>de</strong>s § 70 StPO - erübrige. Die kumulative<br />

Anordnung von Zwangsgeld <strong>und</strong> Beugehaft wer<strong>de</strong><br />

nicht unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>s umfassen<strong>de</strong>n Rechtsschutzes<br />

für einen davon betroffenen Zeugen gefor<strong>de</strong>rt.<br />

Die Möglichkeit, das Ordnungsgeld auf <strong>de</strong>m<br />

Verwaltungsrechtsweg anzufechten, führe zu keinen<br />

verbesserten Verteidigungsmöglichkeiten gegen die<br />

Beugehaft. Hebe das Verwaltungsgericht die Anordnung<br />

<strong>de</strong>s Zwangsgel<strong>de</strong>s auf, führe dies nicht automatisch<br />

zur Aufhebung <strong>de</strong>r Beugehaft. Vielmehr müsse<br />

hierüber ein or<strong>de</strong>ntliches Gericht nach umfassen<strong>de</strong>r<br />

Sachprüfung geson<strong>de</strong>rt entschei<strong>de</strong>n.<br />

Im Verfahren Köhler hätten im übrigen die Voraussetzungen<br />

für die Anordnung eines Ordnungsgel<strong>de</strong>s<br />

nicht vorgelegen, da ihm nach <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>sätzen <strong>de</strong>s<br />

strafrechtlichen Verbotsirrtums das hierfür erfor<strong>de</strong>rliche<br />

Verschul<strong>de</strong>n nicht habe zugerechnet wer<strong>de</strong>n<br />

können. Der Zeuge Köhler sei von einem anwaltlichen<br />

Rechtsbeistand begleitet gewesen, <strong>de</strong>r ihn während<br />

<strong>de</strong>s Vernehmungstermins zu diesen Rechtsfragen<br />

beraten habe.<br />

Bei dieser Rechtslage habe <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

davon absehen müssen, neben <strong>de</strong>r Beantragung<br />

<strong>de</strong>r Beugehaft ein Ordnungsgeld festzusetzen.<br />

Das Amtsgericht Bonn (Dokument-Nr. 10) hat am 10.<br />

Februar 1993 antragsgemäß beschlossen: „Gegen<br />

<strong>de</strong>n Zeugen wird zur Erzwingung <strong>de</strong>s Zeugnisses vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß die Haft für die Dauer<br />

von 6 Monaten, jedoch nicht über die Dauer <strong>de</strong>r Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses hinaus, angeordnet.<br />

Einer Aussetzung <strong>de</strong>s Vollzuges dieser Entscheidung<br />

durch ein auswärtiges Gericht wird ausdrücklich<br />

wi<strong>de</strong>rsprochen. ”


In <strong>de</strong>r Begründung hat sich das Amtsgericht Bonn <strong>de</strong>r<br />

Rechtsauffassung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses angeschlossen,<br />

daß es nicht erfor<strong>de</strong>rlich sei, neben <strong>de</strong>r<br />

Beantragung <strong>de</strong>r Beugehaft auch ein Ordnungsgeld<br />

zu verhängen.<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Zeuge Köhler mit Schreiben seines verfahrensbevollmächtigten<br />

Rechtsbeistan<strong>de</strong>s vom 10.<br />

Februar 1993 erklärt hatte, er stehe <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ab sofort als Zeuge zur Verfügung,<br />

ist die Vollstreckung <strong>de</strong>s vorgenannten amtsgerichtlichen<br />

Beschlusses aufgehoben wor<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r 118. Sitzung<br />

am 11. Februar 1993 hat <strong>de</strong>r Zeuge Köhler auch<br />

zu <strong>de</strong>m Themenkomplex ausgesagt, zu <strong>de</strong>m er zuvor<br />

je<strong>de</strong> Auskunft verweigert hatte. Die mit Schriftsatz<br />

vom 18. Februar 1993 durch <strong>de</strong>n Rechtsbeistand <strong>de</strong>s<br />

Zeugen gegen <strong>de</strong>n Beschluß <strong>de</strong>s Amtsgerichts Bonn<br />

vom 10. Februar 1993 eingelegte Beschwer<strong>de</strong> hat dieser<br />

wie<strong>de</strong>r zurückgenommen.<br />

Das Verfahren ist durch Beschluß <strong>de</strong>s Landgerichts<br />

Bonn vom 26. Februar 1993 (31 QS 7/93), mit <strong>de</strong>m die<br />

Kosten <strong>de</strong>m Zeugen auferlegt wur<strong>de</strong>n, rechtskräftig<br />

been<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 11) .<br />

b) Beugehaftverfahren Fritsch <strong>und</strong> Mies<br />

Der Untersuchungsausschuß hat die Zeugen Kurt<br />

Fritsch <strong>und</strong> Herbe rt Mies zu einer zweiten Vernehmung<br />

am 1. Dezember 1993 gela<strong>de</strong>n. Sie sind <strong>de</strong>m<br />

Vernehmungstermin jedoch ferngeblieben <strong>und</strong> haben<br />

dies damit begrün<strong>de</strong>t, sie seien krankheitsbedingt<br />

reise- <strong>und</strong> vernehmungsunfähig. Der Auffor<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses, dies durch<br />

amtsärztliche Bescheinigungen zu belegen, haben sie<br />

nicht entsprochen.<br />

Einer weiteren Ladung zur Vernehmung am 19. Januar<br />

1994 haben die Zeugen jedoch Folge geleistet. Sie<br />

haben aber wie<strong>de</strong>rum das Zeugnis unter Berufung<br />

auf ein umfassen<strong>de</strong>s Auskunftsverweigerungsrecht<br />

nach § 55 StPO verweigert. Der Zeuge Fritsch hat erklärt,<br />

er knüpfe an seine Darlegungen an, die er in <strong>de</strong>r<br />

Sitzung am 28. Oktober 1993 gemacht habe, <strong>und</strong> wer<strong>de</strong><br />

keine einzige Frage zur Sache beantworten.<br />

Der Zeuge Mies hat seine Zeugnisverweigerung mit<br />

einer Bezugnahme auf die Klageschrift an das Verwaltungsgericht<br />

Köln begrün<strong>de</strong>t <strong>und</strong> ergänzend bemerkt,<br />

<strong>de</strong>r dortigen Argumentation habe er nichts<br />

mehr hinzuzufügen. Er wisse, daß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

sich das Recht anmaße, gegen ihn<br />

Beugehaft zu beantragen.<br />

Nach<strong>de</strong>m jeweils die Vernehmung zu einer kurzen<br />

Beratung unterbrochen wor<strong>de</strong>n war, hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />

folgen<strong>de</strong> einstimmig gefaßten Beschlüsse verkün<strong>de</strong>t:<br />

„ 1. Dem Zeugen Kurt Fritsch/Herbert Mies wer<strong>de</strong>n<br />

gemäß § 70 Abs. 1 Satz 1 StPO die durch Verweigerung<br />

seines Zeugnisses verursachten Kosten auferlegt.<br />

2. Beim zuständigen Richter <strong>de</strong>s Amtsgerichts Bonn<br />

wird beantragt, gemäß § 70 Abs. 2 StPO zur Erzwingung<br />

<strong>de</strong>s Zeugnisses entsprechend <strong>de</strong>m Einsetzungsbeschluß<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages vom 6.<br />

Juni 1991, B<strong>und</strong>estagsdrucksachen 12/654, 12/662<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Beweisbeschluß 12-152 vom 19. Februar<br />

1992 (Beweisbeschluß 12-41 vom 21. Juni 1991) gegen<br />

<strong>de</strong>n Zeugen Kurt Fritsch/Herbert Mies die Haft<br />

anzuordnen.<br />

3. Die Durchführung <strong>de</strong>s Beschlusses zu Ziff. 2 Antrag<br />

auf Erzwingungshaft wird ausgesetzt, sobald<br />

<strong>de</strong>r Zeuge Kurt Fritsch/Herbert Mies Bereitschaft<br />

zur Aussage gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß,<br />

z.H. <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n, erklärt.<br />

4. Der Vorsitzen<strong>de</strong> wird ermächtigt, die notwendigen<br />

Maßnahmen zur Durchführung <strong>de</strong>s Beschlusses<br />

zu veranlassen. "<br />

Mit geson<strong>de</strong>rten Schriftsätzen vom 24. Januar 1994<br />

(Ausschußdrucksachen 520 <strong>und</strong> 521) hat <strong>de</strong>r Ausschußvorsitzen<strong>de</strong><br />

beim Amtsgericht Bonn beantragt,<br />

gegen <strong>de</strong>n Zeugen Kurt Fritsch <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Zeugen Herbert<br />

Mies zur Erzwingung <strong>de</strong>s Zeugnisses gemäß § 70<br />

Abs. 2 StPO die Haft anzuordnen <strong>und</strong> zu vollstrecken.<br />

Anrufung <strong>de</strong>s Verwaltungsgerichts Köln gegen die<br />

Ausschußbeschlüsse zur Beantragung <strong>de</strong>r Beugehaft<br />

Ohne das Ergebnis <strong>de</strong>r Anträge <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

beim Amtsgericht Bonn auf Anordnung<br />

<strong>de</strong>r Beugehaft abzuwarten, haben die Zeugen Klagen<br />

beim Verwaltungsgericht Köln erhoben, <strong>de</strong>r Zeuge<br />

Kurt Fritsch mit <strong>de</strong>m Antrag im Schriftsatz vom 20. Januar<br />

1994,<br />

„<strong>de</strong>n Beschluß <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

'Kommerzielle Koordinierung' vom 19. Januar 1994,<br />

durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Kläger die Kosten <strong>de</strong>s Termins vom<br />

19. Januar 1994 auferlegt wur<strong>de</strong>n, durch <strong>de</strong>n weiterhin<br />

beschlossen wur<strong>de</strong>, beim zuständigen Richter<br />

Antrag gemäß § 70 Abs. 2 StPO auf Erzwingungshaft<br />

zu stellen, wobei dieser Antrag auf Erzwingungshaft<br />

unter <strong>de</strong>m Vorbehalt gestellt wur<strong>de</strong>,<br />

daß die Erzwingungshaft been<strong>de</strong>t sein soll, wenn<br />

<strong>de</strong>r Kläger seine Bereitschaft zur Aussage gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

erklärt, aufzuheben„<br />

<strong>de</strong>r Zeuge Mies mit <strong>de</strong>m Antrag im Schriftsatz vom<br />

26. Januar 1994<br />

„<strong>de</strong>n Beschluß <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

„Kommerzielle Koordinierung" vom 19. Januar<br />

1994 aufzuheben, durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Kläger die Kosten<br />

<strong>de</strong>s Termins vom 19. Januar 1994 auferlegt wur<strong>de</strong>n,<br />

durch <strong>de</strong>n weiterhin beschlossen wur<strong>de</strong>, beim zuständigen<br />

Richter beim Amtsgericht Bonn Antrag<br />

gem. § 70 Abs. 2 StPO zur Erzwingung <strong>de</strong>r Aussage<br />

Haft anzuordnen„ .<br />

Die Anträge sind damit begrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n, daß die<br />

Fragestellung <strong>de</strong>r Beweisbeschlüsse darauf abziele,<br />

die Zeugen individuell in die Gefahr strafrechtlicher<br />

Verfolgung zu bringen. Diese Gefahr ergebe sich aus<br />

nicht nur im Strafgesetzbuch befindlichen Strafvorschriften.<br />

Die Zeugen hätten daher ein umfassen<strong>de</strong>s<br />

Auskunftsverweigerungsrecht nach § 55 StPO. Im<br />

übrigen könnten sämtliche möglichen Fragen aus <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n Dokumenten<br />

beantwortet wer<strong>de</strong>n. Dem Zeugen Mies sei in<br />

<strong>de</strong>r Sitzung, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Beschluß auf Beantragung<br />

<strong>de</strong>r Beugehaftanordnung gefaßt wor<strong>de</strong>n sei, nicht


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

hinreichend Gelegenheit gegeben wor<strong>de</strong>n, seine Geltendmachung<br />

eines Auskunftsverweigerungsrechts<br />

nach § 55 StPO zu begrün<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat zu <strong>de</strong>n Klageschriften<br />

mit Schriftsätzen vom 3. <strong>und</strong> 17. Februar 1994<br />

Stellung genommen <strong>und</strong> jeweils Klageabweisung beantragt.<br />

Zur Begründung hat er ausgeführt, die Anträge,<br />

<strong>de</strong>n Ausschußbeschluß aufzuheben, seien zweifellos<br />

unzulässig, soweit sie die Antragstellung beim<br />

Amtsgericht Bonn beträfen.<br />

Es könne dahinstehen, ob für dieses Begehren überhaupt<br />

<strong>de</strong>r Rechtsweg an die Verwaltungsgerichte eröffnet<br />

sei. Dies sei zumin<strong>de</strong>st sehr zweifelhaft, weil<br />

hierdurch or<strong>de</strong>ntlichen Gerichten ein ihnen vorbehaltener<br />

Verfahrensgegenstand entzogen wür<strong>de</strong>.<br />

Die Unzulässigkeit folge zumin<strong>de</strong>st daraus, daß die<br />

Aufhebung von Ausschußentscheidungen verfolgt<br />

wer<strong>de</strong>, die rein internen Charakter ohne jegliche Außenwirkung<br />

hätten. Der Untersuchungsausschuß habe<br />

sich mit ihnen lediglich intern geb<strong>und</strong>en, in<strong>de</strong>m er<br />

sich verpflichtet habe , das Amtsgericht anzurufen.<br />

Die Kläger könnten durch einen solchen Beschluß<br />

nicht in ihren Rechten beeinträchtigt sein. Ihnen<br />

stehe insofern keine Klagebefugnis zu (vgl. auch Verwaltungsgericht<br />

Köln - 4-K-5352/86 -; Verfahren A.<br />

Lappas). Im übrigen begegneten die Anträge <strong>de</strong>m<br />

Einwand <strong>de</strong>r Rechtshängigkeit, da mit <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r<br />

Anordnung <strong>de</strong>r Beugehaft bereits das Amtsgericht<br />

befaßt sei.<br />

Soweit die Anträge sich auf die Aufhebung <strong>de</strong>r Kostenentscheidung<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses bezögen,<br />

seien sie unbegrün<strong>de</strong>t. Die Zeugnisverweigerung<br />

<strong>de</strong>r Kläger im Termin vom 19. Januar 1994 sei<br />

unberechtigt gewesen. Die Kläger hätten als Zeugen<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß in <strong>de</strong>r 158. Sitzung<br />

am 28. Oktober 1993 <strong>und</strong> erneut in <strong>de</strong>r 176. Sitzung<br />

am 19. Januar 1994 jegliche Aussage zur Sache verweigert,<br />

ohne Tatsachen vorzutragen, auf die ein<br />

Zeugnisverweigerungsrecht o<strong>de</strong>r ein umfassen<strong>de</strong>s<br />

Auskunftsverweigerungsrecht nach <strong>de</strong>n §§ 52, 53 <strong>und</strong><br />

55 StPO hätten gestützt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Die Behauptung, <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß könne<br />

alle an die Kläger zu stellen<strong>de</strong>n Fragen aus <strong>de</strong>n ihm<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Akten selbst beantworten, sei unzutreffend.<br />

Zwar verfüge <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß über<br />

Erkenntnisse, daß Mittel zur finanziellen Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r DKP aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gekommen seien <strong>und</strong> hauptamtliche Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r DKP zumin<strong>de</strong>st zeitweilig ihr Gehalt von<br />

sog. Parteifirmen bezogen hätten, die <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung unterstellt gewesen<br />

seien; über das Beziehungsgeflecht insgesamt <strong>und</strong><br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Einzelheiten fehlten ihm jedoch noch<br />

wesentliche Angaben. Außer<strong>de</strong>m sei <strong>de</strong>r Beweiswert<br />

von Dokumenten aus <strong>de</strong>r DDR umstritten <strong>und</strong> schon<br />

<strong>de</strong>shalb eine Bestätigung durch sachnahe Zeugen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Ebenso unzutreffend sei die Behauptung,<br />

die Kläger hätten nicht ausreichend Gelegenheit gehabt,<br />

ihre Grün<strong>de</strong> für die Inanspruchnahme eines<br />

Auskunftsverweigerungsrechtes darzulegen. Sie hätten<br />

dies in zwei Vernehmungssitzungen <strong>und</strong> in ihren<br />

Schriftsätzen in jeweils drei Gerichtsverfahren ausführlich<br />

tun können.<br />

Die Entscheidungen <strong>de</strong>s Verwaltungsgerichts Köln in<br />

<strong>de</strong>n vorgenannten Verfahren - 23 K 571/94 <strong>und</strong> 23 K<br />

661/94 - stehen noch aus.<br />

Fortgang <strong>de</strong>r Beugehaftverfahren<br />

Den Anträgen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses auf<br />

Anordnung <strong>de</strong>r Beugehaft zur Erzwingung <strong>de</strong>s Zeugnisses<br />

gegen Fritsch <strong>und</strong> Mies ist durch Beschlüsse<br />

<strong>de</strong>s Amtsgerichts Bonn vom 15. Februar 1994 - 50 Gs<br />

66/94 <strong>und</strong> 50 Gs 65/94 (Dokument-Nr. 12-13) stattgegeben<br />

<strong>und</strong> die entsprechen<strong>de</strong>n Haftbefehle sind noch<br />

am selben Tage vollstreckt wor<strong>de</strong>n.<br />

Bei<strong>de</strong> Zeugen sind in die Haftanstalt Bonn verbracht<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Am 16. Februar 1994 hat <strong>de</strong>r anwaltliche Zeugenbeistand<br />

in <strong>de</strong>r Beugehaftsache Mies Beschwer<strong>de</strong> eingelegt<br />

<strong>und</strong> eine Begründung angekün<strong>de</strong>t. Zugleich hat<br />

er beantragt, <strong>de</strong>n Haftbefehl wegen Vollzugsuntauglichkeit<br />

außer Kraft zu setzen.<br />

Das Amtsgericht Bonn hat <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong> nicht abgeholfen.<br />

Das Landgericht hat am 18. Februar 1994 kurzerhand<br />

<strong>de</strong>n Beschluß gefaßt (Dokument-Nr. 14), <strong>de</strong>n Beschluß<br />

<strong>de</strong>s Amtsgerichts Bonn vom 15. Februar 1994<br />

aufzuheben. Noch am selben Tage ist Herbert Mies<br />

aus <strong>de</strong>r Beugehaft entlassen wor<strong>de</strong>n.<br />

Das Landgericht hatte zuvor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

keine Gelegenheit gegeben, zu <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong><br />

Stellung zu nehmen. Der Untersuchungsausschuß<br />

hatte nicht einmal Kenntnis von <strong>de</strong>r Tatsache <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong>.<br />

Eine Beschwer<strong>de</strong>begründung hatte <strong>de</strong>m<br />

Gericht bei seiner Entscheidung nicht vorgelegen.<br />

Die Entscheidung <strong>de</strong>s Landgerichts ist <strong>de</strong>mentsprechend<br />

auch nur damit begrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong>führer<br />

- Herbert Mies - zu einem Fragenkomplex<br />

"vernommen wer<strong>de</strong>n solle, bei <strong>de</strong>m die Annahme<br />

nicht fernliege, daß durch die betreffen<strong>de</strong>n<br />

Zahlungen aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

an die DKP Tatbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Steuerstrafrechts<br />

bzw. <strong>de</strong>s allgemeinen Vermögensstrafrechts o<strong>de</strong>r von<br />

Ordnungswidrigkeiten nach <strong>de</strong>r Außenwirtschaftsverordnung<br />

vom 18. Dezember 1986 verwirklicht wor<strong>de</strong>n<br />

seien.<br />

Mit Schriftsatz vom 19. Februar 1994 hat <strong>de</strong>r Ausschußvorsitzen<strong>de</strong><br />

die Verletzung <strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs<br />

durch das Landgericht gerügt <strong>und</strong> vorsorglich<br />

beantragt, <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß Gelegenheit<br />

zur Stellungnahme zu geben, wenn in <strong>de</strong>r Parallelsache<br />

Fritsch Beschwer<strong>de</strong> eingelegt wür<strong>de</strong>.<br />

Mit Kurzmitteilung <strong>de</strong>s Landgerichts Bonn vom 21.<br />

Februar 1994 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß eine<br />

Kopie <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong>schrift in <strong>de</strong>r Beugehaftsache<br />

Mies <strong>und</strong> gleichzeitig Gelegenheit zur nachträglichen<br />

Stellungnahme erhalten (Dokument-Nr. 15).<br />

Am selben Tage ist beim Untersuchungsausschuß ein<br />

Beschluß <strong>de</strong>s Amtsgerichts Bonn in <strong>de</strong>r Beugehaftsache<br />

Fritsch eingegangen (Dokument-Nr. 16), aus <strong>de</strong>m<br />

sich ergibt, daß auch dieser Zeuge Beschwer<strong>de</strong> gegen<br />

<strong>de</strong>n Beugehaftbeschluß <strong>de</strong>s Amtsgerichts eingelegt


<strong>und</strong> das Amtsgericht beschlossen hatte, dieser nicht<br />

abzuhelfen.<br />

Am 22. Februar 1994 ist ein Schreiben <strong>de</strong>s Landgerichts<br />

Bonn gefolgt, <strong>de</strong>m die Beschwer<strong>de</strong>schrift in <strong>de</strong>r<br />

Beugehaftsache Fritsch vom 18. Februar 1994 sowie<br />

<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> Beschluß <strong>de</strong>s Landgerichts Bonn<br />

vom 21. Februar 1994 (Dokument-Nr. 17) beigefügt<br />

gewesen sind. In <strong>de</strong>m Schreiben <strong>de</strong>s Landgerichts ist<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß Gelegenheit gegeben<br />

wor<strong>de</strong>n, binnen einer Woche zu <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong> Stellung<br />

zu nehmen. Die Beschwer<strong>de</strong>begründung hat lediglich<br />

in einer Bezugnahme auf die Entscheidung<br />

<strong>de</strong>s Landgerichts Bonn in <strong>de</strong>r Beugehaftsache Mies<br />

bestan<strong>de</strong>n. Der Beschluß <strong>de</strong>s Landgerichts Bonn vom<br />

21. Februar 1994 in <strong>de</strong>r Beugehaftsache Fritsch hat<br />

die Vollziehung <strong>de</strong>r Anordnung <strong>de</strong>r Beugehaft bis zur<br />

Entscheidung über die Beschwer<strong>de</strong> gemäß § 307 Abs.<br />

2 StPO ausgestzt.<br />

Das Landgericht Bonn hat also in <strong>de</strong>r Beugehaftsache<br />

Fritsch eine an<strong>de</strong>re Vorgehensweise als in <strong>de</strong>r Beugehaftsache<br />

Mies gewählt <strong>und</strong> hat insoweit <strong>de</strong>m Antrag<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses vom 19. Februar 1994<br />

entsprochen.<br />

Da in bei<strong>de</strong>n Beugehaftsachen die Beschwer<strong>de</strong>n<br />

nicht begrün<strong>de</strong>t gewesen sind, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

sich in <strong>de</strong>n jeweiligen Stellungnahmen<br />

auf die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r Entscheidung<br />

<strong>de</strong>s Landgerichts Bonn vom 18. Februar 1994 in<br />

<strong>de</strong>r Beugehaftsache Mies beschränken können <strong>und</strong><br />

nur ergänzend auf die geringfügigen Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

in <strong>de</strong>r Beugehaftsache Fritsch hinweisen müssen.<br />

Die Stellungnahmen sind mit Schriftsätzen vom<br />

25. Februar 1994 erfolgt (Ausschußdrucksachen 545<br />

<strong>und</strong> 546).<br />

Der Untersuchungsausschuß hat unter Hinweis auf<br />

§ 311 a StPO beantragt, <strong>de</strong>n Beschluß <strong>de</strong>r Kammer<br />

vom 18. Februar 1994 aufzuheben <strong>und</strong> die Beschwer<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Zeugen Mies gegen <strong>de</strong>n Beschluß <strong>de</strong>s Amtsgerichts<br />

Bonn vom 15. Februar 1993 - 50 Gs 66/94 - zurückzuweisen<br />

sowie in <strong>de</strong>r Beugehaftsache F ritsch<br />

die Beschwer<strong>de</strong> vom 18. Februar 1994 gegen <strong>de</strong>n Beschluß<br />

<strong>de</strong>s Amtsgerichts Bonn vom 15. Februar 1994 -<br />

50 Gs 65/94 - zurückzuweisen.<br />

Die gesetzlichen Voraussetzungen für die Beugehaftanordnung<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Zeugen Mies seien sämtlich<br />

erfüllt. Der Zeuge habe ein Auskunftsverweigerungsrecht<br />

nicht einmal in einer <strong>de</strong>n gesetzlichen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

genügen<strong>de</strong>n Weise geltend gemacht. Er<br />

habe sich zwar formelhaft auf § 55 StPO berufen, dabei<br />

aber keine Tatsachen vorgetragen, auf die das<br />

Recht gestützt wer<strong>de</strong>n könnte.<br />

Soweit das Landgericht ohne Anknüpfung an die Vorgänge<br />

im Untersuchungsausschuß eine Sachprüfung<br />

vorgenommen habe, habe es seine Kontrollbefugnisse<br />

überschritten.<br />

Unabhängig davon sei auch die Auffassung <strong>de</strong>s Gerichts<br />

irrig, ein Auskunftsverweigerungsrecht nach<br />

§ 55 StPO könne damit begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, daß die<br />

Annahme nicht fernliege, <strong>de</strong>r Zeuge könne Strafo<strong>de</strong>r<br />

Ordnungswidrigkeitstatbestän<strong>de</strong> verwirklicht<br />

haben. In Rechtsprechung <strong>und</strong> Literatur wer<strong>de</strong> hierfür<br />

ein prozeßual ausreichen<strong>de</strong>r Anfangsverdacht<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

vorausgesetzt. Wie sich aus <strong>de</strong>m systematischen Verhältnis<br />

<strong>de</strong>r Regelung <strong>de</strong>s § 55 StPO <strong>und</strong> <strong>de</strong>s § 56 StPO<br />

ergebe, müsse <strong>de</strong>r Zeuge, <strong>de</strong>r sich auf die Vorschrift<br />

<strong>de</strong>s § 55 berufe, gleichzeitig die Tatsachen darlegen,<br />

aus <strong>de</strong>nen sich das Bestehen seines Rechts ergebe<br />

<strong>und</strong> darüber hinaus diese auf Verlangen glaubhaft<br />

machen. Die vom Landgericht unterstellte umgekehrte<br />

Darlegungslast wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Untesuchungsausschuß<br />

auf die Einvernahme aussagewilliger Zeugen<br />

beschränken. Diese Auslegung stehe aber in offensichtlichem<br />

Wi<strong>de</strong>rspruch zur verfassungsrechtlichen<br />

Rechtsprechung, wie sie in <strong>de</strong>r „ Lappas-Entscheidung<br />

" zum Ausdruck gekommen sei.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re unzutreffend sei die Annahme <strong>de</strong>s Gerichts,<br />

ein Zeuge könne sich unter <strong>de</strong>n erwähnten<br />

Umstän<strong>de</strong>n sogar auf ein von <strong>de</strong>r höchstrichterlichen<br />

Rechtsprechung in Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Rechts <strong>de</strong>r Auskunftsverweigerung<br />

auf einzelne Fragen, für extreme<br />

Ausnahmefälle entwickeltes umfassen<strong>de</strong>s Zeugnisverweigerungsrecht<br />

berufen. Die Kammer nenne nur<br />

vage die nach ihrer Auffassung möglicherweise in Betracht<br />

kommen<strong>de</strong>n Straf- <strong>und</strong> Ordnungswidrigkeitsmaterien.<br />

Die entsprechen<strong>de</strong>n Sachverhalte, die unter<br />

diesen Rechtsgesichtspunkten die Gefahr strafrechtlicher<br />

o<strong>de</strong>r ordnungsrechtlicher Verfolgung begrün<strong>de</strong>n<br />

sollten, wür<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Entscheidungsgrün<strong>de</strong>n<br />

im einzelnen nicht angesprochen. Die Strafkammer<br />

habe Straf- o<strong>de</strong>r Ordnungswidrigkeitsregelungskomplexe<br />

aufgezeigt, die entwe<strong>de</strong>r überhaupt nicht<br />

anwendbar seien o<strong>de</strong>r Tatbestän<strong>de</strong> enthielten, die im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Gegenstand einer untersuchungsrelevanten<br />

Befragung nicht hätten erfüllt wer<strong>de</strong>n<br />

können o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>ren Erfüllung die Straftaten<br />

o<strong>de</strong>r Ordnungswidrigkeiten verjährt wären.<br />

Des weiteren hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß im einzelnen<br />

dargelegt, warum alle vom Gericht ange<strong>de</strong>uteten<br />

<strong>und</strong> sonstigen auch nur im entferntesten in Betracht<br />

kommen<strong>de</strong>n Straftatbestän<strong>de</strong> <strong>und</strong> Ordnungswidrigkeitstatbestän<strong>de</strong><br />

nicht als Anhaltspunkte für<br />

die Gefahr einer möglichen Verfolgung <strong>de</strong>s Zeugen<br />

wegen Straf- o<strong>de</strong>r Ordnungswidrigkeiten herangezogen<br />

wer<strong>de</strong>n könnten. Teilweise seien die vom Gericht<br />

ausdrücklich genannten Vorschriften wie die Außenwirtschaftsverordnung<br />

absolut unanwendbar, teilweise<br />

erfüllten die in Betracht kommen<strong>de</strong>n Handlungen<br />

die Straftatbestän<strong>de</strong> nicht <strong>und</strong> im übrigen seien die<br />

Taten verjährt. In diesem Zusammenhang legte <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß auch <strong>de</strong>n für die Vernehmung<br />

<strong>de</strong>s Zeugen vorgesehenen Fragenkatalog vor,<br />

<strong>de</strong>r klar ausgewiesen hat, daß sich <strong>de</strong>r Zeuge mit <strong>de</strong>r<br />

Beantwortung <strong>de</strong>r aufgelisteten Fragen nicht <strong>de</strong>r Gefahr<br />

aussetzen konnte, wegen Straftaten o<strong>de</strong>r Ordnungswidrigkeiten<br />

verfolgt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat auch nochmals die<br />

Relevanz <strong>de</strong>r Zeugenaussage für die Erledigung <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsauftrags unterstrichen. Er hat darauf<br />

hingewiesen, daß angesichts <strong>de</strong>s Streits über <strong>de</strong>n Beweiswert<br />

von DDR-Dokumenten die Bestätigung<br />

durch Zeugenaussagen nie unwesentlich sei, daß im<br />

übrigen <strong>de</strong>r gesamte Aktenbestand <strong>de</strong>r für die Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r DKP zuständigen Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s<br />

ZK <strong>de</strong>r SED vernichtet o<strong>de</strong>r beiseite geschafft wor<strong>de</strong>n<br />

sei, <strong>und</strong> daß <strong>de</strong>r Verbleib <strong>de</strong>s Aktenbestan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, einem ausdrück-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

lichen Teil <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrags, bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Mittel, die an die DKP gelangt seien, noch völlig unaufgeklärt<br />

sei.<br />

Auch in <strong>de</strong>r Beugehaftsache Fritsch hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Fragenkatalog<br />

vorgelegt <strong>und</strong> erläutert, warum die Aussage dieses<br />

Zeugen von wesentlicher Be<strong>de</strong>utung sei.<br />

Abschluß <strong>de</strong>r Beugehaftsache<br />

Sowohl in <strong>de</strong>m Nachverfahren zur Beugehaftsache<br />

Mies als auch in <strong>de</strong>r Beugehaftsache Fritsch hat das<br />

Landgericht Bonn am 12. Ap ril 1994 die Entscheidungen<br />

verkün<strong>de</strong>t (Dokument-Nr. 18-19).<br />

Der Tenor in <strong>de</strong>r Beugehaftsache Fritsch lautet:<br />

„Der Beschluß <strong>de</strong>s Amtsgerichts Bonn vom 15. Februar<br />

1994 - 50 Gs 65/94 - wird aufgehoben.<br />

Die Kosten <strong>de</strong>s Beschwer<strong>de</strong>verfahrens einschließlich<br />

<strong>de</strong>r notwendigen Auslagen <strong>de</strong>s Beschwer<strong>de</strong>führers<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>skasse auferlegt."<br />

Im Tenor <strong>de</strong>r Beugehaftentscheidung Mies heißt es:<br />

„Der Beschluß <strong>de</strong>r Kammer vom 18. Februar 1994<br />

wird bestätigt."<br />

Zur Begründung seiner Entscheidungen hat sich das<br />

Landgericht auf <strong>de</strong>n Standpunkt gestellt, daß bei<strong>de</strong><br />

Zeugen vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß ein Auskunftsverweigerungsrecht<br />

gemäß § 55 StPO in <strong>de</strong>r<br />

hierzu erfor<strong>de</strong>rlichen hinreichend substantiierten<br />

Weise geltend gemacht hätten.<br />

Im Fall <strong>de</strong>s Zeugen Fritsch sei dies durch folgen<strong>de</strong> Erklärung<br />

geschehen:<br />

„Unter solchen diskriminieren<strong>de</strong>n Bedingungen,<br />

vor allem <strong>de</strong>r weiteren Kriminalisierung meiner<br />

Partei, <strong>de</strong>r DKP, wie auch meiner Person bin ich<br />

nicht bereit, hier <strong>und</strong> heute als Zeuge o<strong>de</strong>r gar als<br />

Kronzeuge vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß auszusagen.<br />

Ich möchte mich aber daher auf <strong>de</strong>n § 55<br />

<strong>de</strong>r Strafprozeßordnung berufen <strong>und</strong> vom umf as<br />

chen. "<br />

Der Zeuge Mies habe diese Voraussetzungen durch<br />

folgen<strong>de</strong> Ausführungen erfüllt:<br />

„Ich möchte aus Protest <strong>und</strong> mit Berufung auf § 55<br />

Strafprozeßordnung von meinem Recht auf Aussageverweigerung<br />

Gebrauch machen.<br />

Neuerdings wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Presse An<strong>de</strong>utungen gemacht,<br />

daß eines <strong>de</strong>r Ergebnisse <strong>de</strong>r Arbeit dieses<br />

Untersuchungsausschusses darin bestehen könnte,<br />

in <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n Zeit eine Reihe von Ermittlungs<strong>und</strong><br />

Strafverfahren einzuleiten. Es versteht sich,<br />

daß ich, wie auch immer das gewertet wird, mich<br />

nicht in <strong>de</strong>n Stru<strong>de</strong>l von konstruierten Belastungen<br />

meiner Partei o<strong>de</strong>r meiner selbst begeben wer<strong>de</strong>."<br />

Den bei<strong>de</strong>n Zeugen stehe auch jeweils das geltend<br />

gemachte Auskunftsverweigerungsrecht zu. Es bestehe<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r bekannten Umstän<strong>de</strong> ein ausreichen<strong>de</strong>r<br />

Anfangsverdacht dafür, daß die Zeugen<br />

- sich als Anstifter o<strong>de</strong>r Gehilfen im Zusammenwir<br />

ken mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

wegen Steuer<strong>de</strong>likten strafbar gemacht hätten,<br />

- durch Beschaffung von Gel<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>m Ausland<br />

in strafbarer Weise gegen die Außenwirtschaftsverordnung<br />

verstoßen hätten,<br />

- <strong>de</strong>n Tatbestand <strong>de</strong>r geheimdienstlichen Agententätigkeit<br />

nach § 99 StGB erfüllt hätten.<br />

Bei dieser Sachlage dürfe von <strong>de</strong>n Zeugen eine<br />

Glaubhaftmachung <strong>de</strong>r Tatsachen, auf die sie ihre<br />

Auskunftsverweigerung stützen nicht gefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Da die Zeugen berechtigt seien, auf alle, aus <strong>de</strong>r<br />

Sicht <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>r<br />

Einvernahme bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Fragen, die Auskunft zu verweigern,<br />

blieben nur noch Fragen zu Randbereichen<br />

übrig, <strong>de</strong>ren Nichtbeantwortung keine freiheitsentziehen<strong>de</strong>n<br />

Maßnahmen rechtfertigten.<br />

Abgesehen von <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>s Zeugenvortrags<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß als <strong>de</strong>n gesetzlichen<br />

Vorschriften entsprechen<strong>de</strong> Geltendmachung<br />

eines Auskunftsverweigerungsrechts, besteht die tragen<strong>de</strong><br />

Begründung in <strong>de</strong>r Behauptung, es liege in<br />

drei Fel<strong>de</strong>rn ausreichen<strong>de</strong>r Anfangsverdacht dafür<br />

vor, daß sich die Zeugen strafbar gemacht hätten. Für<br />

die Richtigkeit dieser Behauptung wird auf allgemein<br />

bekannte Tatsachen Bezug genommen.<br />

Dem Untersuchungsausschuß ist jedoch bisher nicht<br />

bekannt gewor<strong>de</strong>n, daß die DKP nicht nur aus <strong>de</strong>r<br />

DDR, son<strong>de</strong>rn auch aus <strong>de</strong>m Ausland finanziert wur<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> zwar in strafbarer Weise unter Verstoß gegen<br />

die §§ 59, 70 Außenwirtschaftsverordnung.<br />

-<br />

Auch für eine geheimdienstliche Agententätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Zeugen <strong>und</strong> eine Beteiligung an <strong>de</strong>n vom Bochumer<br />

Landgericht abgeurteilten Straftaten im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>s Unternehmens noha<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

keine Anhaltspunkte.<br />

Das Gericht verfügt offenbar über bessere Informationsquellen.<br />

-sen<strong>de</strong>n Aussageverweigerungsrecht Gebrauch ma-<br />

Auf Beschluß <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses vom 20.<br />

April 1994 hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

<strong>und</strong> die Staatsanwaltschaften in Bochum, Braunschweig,<br />

Düsseldorf <strong>und</strong> Mannheim mit Schreiben<br />

vom 26. April 1994 über die Entscheidungen <strong>de</strong>s<br />

Landgerichts Bonn unterrichtet <strong>und</strong> dabei die Schriftsätze<br />

<strong>de</strong>r Beteiligten <strong>und</strong> die Texte aller Amts- <strong>und</strong><br />

Landgerichtbeschlüsse beigefügt. Entscheidungen<br />

über die Eröffnung o<strong>de</strong>r Nichteröffnung von Ermittlungsverfahren<br />

sind noch nicht gefallen. Der Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

hat sich aber mit Schreiben vom 2. Mai<br />

1994 vorab dahingehend geäußert, daß we<strong>de</strong>r Herbert<br />

Mies noch Ku rt Fritsch in <strong>de</strong>m Ermittlungsverfahren<br />

gegen Dr. Schalck-Golodkowski in einer Weise in<br />

Erscheinung getreten seien, die <strong>de</strong>n Verdacht <strong>de</strong>r geheimdienstlichen<br />

Agententätigkeit gegen sie begrün<strong>de</strong>n<br />

könnten. Insbeson<strong>de</strong>re vermöge <strong>de</strong>r Umstand,<br />

daß Dr. Schalck-Golodkowski unter an<strong>de</strong>rem auch<br />

mit <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r DKP befaßt gewesen sei, einen<br />

solchen Tatverdacht gegen Herbert Mies <strong>und</strong><br />

Kurt Fritsch nicht zu stützen.


c) Versuch <strong>de</strong>r Einflußnahme auf <strong>de</strong>n Gang <strong>de</strong>r Beu<br />

gehaftverfahren Fritsch <strong>und</strong> Mies durch Dritte<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß beschlossen<br />

hatte, gegen Fritsch <strong>und</strong> Mies Beugehaft zu beantragen,<br />

hat er in <strong>de</strong>n Folgewochen eine Vielzahl von Zuschriften<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r DKP <strong>und</strong> ausländischer<br />

kommunistischer Parteien erhalten. Gleichlauten<strong>de</strong><br />

Zuschriften haben <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>espräsi<strong>de</strong>nt <strong>und</strong> die Präsi<strong>de</strong>ntin<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estags erhalten. Die Verfasser<br />

<strong>de</strong>r Zuschriften haben behauptet, <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

verfolge das angeblich verfassungswidrige<br />

Ziel, die Zeugen Fritsch <strong>und</strong> Mies zur Aussage<br />

gegen die eigene Partei zu zwingen <strong>und</strong> setze damit<br />

die schändliche Politik <strong>de</strong>r Kommunistenverfolgung<br />

fort.<br />

Mit diesen Zuschriften sollte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

bewegt wer<strong>de</strong>n, seine Anträge bei Gericht zurückzunehmen.<br />

Die Briefeschreiber, teils Inhaber von<br />

Parteiämtern <strong>de</strong>r kommunistischen Parteien, haben<br />

mit ihren For<strong>de</strong>rungen, Behauptungen <strong>und</strong> Beschimpfungen<br />

gezeigt, daß sie kein Verständnis für<br />

rechtssaatliche Verfahren haben. Sie haben einen<br />

Son<strong>de</strong>rstatus für Fritsch <strong>und</strong> Mies als ehemalige DKP<br />

Funktionäre außerhalb <strong>de</strong>r Rechtsordnung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland reklamiert.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat sich mit diesen Zuschriften<br />

nicht weiter beschäftigt.<br />

14. Beweiswert <strong>de</strong>r Zeugenaussagen<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>s Beweiswerts <strong>de</strong>r Zeugenaussagen ist<br />

zunächst zu berücksichtigen, daß <strong>de</strong>n Zeugen in<br />

mehr als <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r Fälle ein Rechtfertigungsinteresse<br />

unterstellt wer<strong>de</strong>n mußte. Häufig haben sich<br />

Zeugen auf Erinnerungslücken wegen <strong>de</strong>s lang zurückliegen<strong>de</strong>n<br />

Zeitpunktes <strong>de</strong>r Geschehnisse berufen.<br />

Vielfach hat sich auch die Tatsache bemerkbar<br />

gemacht, daß die Zeugen aufgr<strong>und</strong> ihrer Interessenlage<br />

nur eine subjektive Darstellung geben konnten<br />

o<strong>de</strong>r wollten. Nur in wenigen Fällen hatte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>n Eindruck, daß die Zeugen bereitwillig<br />

<strong>und</strong> präzise zur Sachverhaltsaufklärung beitrugen.<br />

Sehr häufig haben die Zeugen jeweils erst<br />

dann Auskunft gegeben, wenn ihnen entsprechen<strong>de</strong><br />

Dokumente vorgehalten wur<strong>de</strong>n. Selbst in diesen Fällen<br />

hat sich die Auskunft auf die unmittelbar nachweisbaren<br />

Tatsachen beschränkt. Soweit <strong>de</strong>r Verdacht<br />

<strong>de</strong>r Falschaussage besteht, wird dies im Bewertungsteil<br />

behan<strong>de</strong>lt.<br />

In einem Fall einer Zeugenvernehmung ist <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>r Auffassung gewesen, daß die<br />

Aussagen nahezu vollständig in keinem Bezug zu tatsächlichen<br />

Begebenheiten gestan<strong>de</strong>n haben. Der<br />

Zeuge hat einen insgesamt unglaubwürdigen Eindruck<br />

hinterlassen, so daß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nach eingehen<strong>de</strong>r Prüfung zum Ergebnis gekommen<br />

ist, sich nicht weiter mit <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>m Zeugen<br />

gemachten Aussagen zu beschäftigen (vgl. auch<br />

Teil 1. B III 2 c). Deshalb wird im zweiten Teil „Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses" auf die<br />

Aussage dieses Zeugen nicht mehr eingegangen.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

VI. Zwischenergebnisse<br />

1. Erster Teilbericht<br />

Der Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s 12. Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

hat in seiner 78. Sitzung folgen<strong>de</strong>n Beschluß<br />

gefaßt:<br />

„Der Untersuchungsausschuß wird einen Dokumentenband<br />

erstellen, <strong>de</strong>r alle veröffentlichungsfähigen<br />

Dokumente enthält, die insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Entstehungsgeschichte, die Arbeitsweise sowie die<br />

Abwicklung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

betreffen. Dieser Dokumentenband soll <strong>de</strong>n<br />

Charakter eines Teilberichts für <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>estag erhalten.<br />

"<br />

Diesen Teilbericht hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

am 14. Oktober 1992 festgestellt <strong>und</strong> am 3. November<br />

1992 <strong>de</strong>m Plenum <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages vorgelegt<br />

(B<strong>und</strong>estags-Drucksache 12/3462).<br />

2. Zweiter Teilbericht<br />

In seiner 79. Sitzung am 9. September hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s 12. Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

folgen<strong>de</strong>n Beschluß gefaßt:<br />

„Der Untersuchungsausschuß wird einen Zwischenbericht<br />

vorlegen, <strong>de</strong>r eine graphische Darstellung<br />

<strong>de</strong>r zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(KoKo) gehörigen Unternehmen nebst <strong>de</strong>n Beteiligungsverhältnissen<br />

nach <strong>de</strong>m bisherigen Erkenntnisstand<br />

(Organigramm) <strong>und</strong> eine Kurzbeschreibung<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Unternehmen sowie die Entstehungsgeschichte<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

umfaßt, soweit diese<br />

-<br />

zum Verständnis <strong>de</strong>r<br />

Gesamtstruktur erfor<strong>de</strong>rlich sind."<br />

Diesen Teilbericht hat er am 9. Dezember 1992 als seinen<br />

Zweiten Teilbericht festgestellt <strong>und</strong> am 10. Dezember<br />

1992 <strong>de</strong>m Plenum <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

vorgelegt (B<strong>und</strong>estags-Drucksache 12/3920).<br />

Der Erste <strong>und</strong> Zweite Teilbericht sind am 22. Januar<br />

1993 vom Plenum <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages nach<br />

Debatte zur Kenntnis genommen wor<strong>de</strong>n (Plenarprotokoll<br />

12/135 S.11737).<br />

3. Dritter Teilbericht<br />

Der Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s 12. Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

hat weiter in seiner 104. Sitzung am 9. Dezember<br />

1992 beschlossen :<br />

„ Der Untersuchungsausschuß wird einen 3. Teilbericht<br />

vorlegen, in <strong>de</strong>m die Praktiken <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

<strong>und</strong> Verwertung von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

zur Erwirtschaftung von freikonvertierbaren<br />

Devisen dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der <strong>Bericht</strong> soll auch eine Schil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Liquidation<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH enthalten,<br />

die im Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>n<br />

Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>l betrieb."<br />

In <strong>de</strong>r 119. Sitzung am 3. März 1993 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

mit <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r Stimmen <strong>de</strong>r<br />

Koalitionsfraktion folgen<strong>de</strong>n Beschluß gefaßt :


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

„Der Teilbericht <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatter Joachim Hörster<br />

(CDU/CSU) <strong>und</strong> Arno Schmidt (Dres<strong>de</strong>n) (F.D.P.)<br />

vom 3. März 1993 wird als 3. Teilbericht <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

festgestellt."<br />

Die von <strong>de</strong>r SPD-Fraktion <strong>und</strong> von <strong>de</strong>r Gruppe PDS/<br />

Linke Liste vorgelegten Abweichen<strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong>e hat<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß am 28. April 1993 als Ergänzung<br />

<strong>de</strong>s 3. Teilberichts festgestellt.<br />

Dem von <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen vorgelegten<br />

Abweichen<strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong> ist vom Untersuchungsausschuß<br />

in dieser Sitzung die beantragte<br />

Feststellung wegen zahlreicher Zulässigkeitsbe<strong>de</strong>nken<br />

versagt wor<strong>de</strong>n.<br />

Nach Vorlage einer im Hinblick auf die Einwendungen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses erheblich geän<strong>de</strong>rten<br />

Fassung, ist in <strong>de</strong>r 134. Sitzung am 13. Mai<br />

1993 erneut über die Feststellung dieses Abweichen<strong>de</strong>n<br />

<strong>Bericht</strong>s diskutiert wor<strong>de</strong>n. Dabei hat die Ausschußmehrheit<br />

beanstan<strong>de</strong>t, daß ein VS-NfD eingestuftes<br />

Ausschußdokument nach wie vor in <strong>de</strong>r Anlage<br />

zu <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> wie<strong>de</strong>rgegeben wor<strong>de</strong>n war. Die<br />

<strong>Bericht</strong>erstatterin <strong>de</strong>s Bündnis 90/Die Grünen hat sich<br />

zur Rechtfertigung darauf berufen, daß dieses Dokument<br />

auch in <strong>de</strong>r Monographie von Egmont Koch<br />

„Das geheime Kartell" enthalten sei.<br />

Unabhängig davon, daß auf diese offen zugängliche<br />

Quelle kein Bezug genommen wor<strong>de</strong>n war, hat die<br />

Mehrheit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Be<strong>de</strong>nken gegen die Nutzung dieser ohne Zustimmung<br />

<strong>de</strong>s Verfassers zustan<strong>de</strong>gekommenen Veröffentlichung<br />

aus urheberrechtlichen Grün<strong>de</strong>n geltend<br />

gemacht. Sie hat die Auffassung vertreten, daß<br />

eine erneute Veröffentlichung dieses VS-NfD eingestuften<br />

Dokuments gemäß § 12 Urheberrechtsgesetz<br />

nicht ohne Zustimmung <strong>de</strong>s BND, <strong>de</strong>r diese bereits<br />

verweigert habe, zulässig sei.<br />

Die <strong>Bericht</strong>erstatterin <strong>de</strong>s Bündnis 90/Die Grünen hat<br />

schließlich auf die Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>s Dokuments in <strong>de</strong>r<br />

Anlage <strong>de</strong>s Abweichen<strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong>s verzichtet.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat daraufhin folgen<strong>de</strong>n<br />

Beschluß gefaßt:<br />

„ 1. Der Abweichen<strong>de</strong> <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatterin Ing rid Köppe (Bündnis 90/Die<br />

Grünen) vom 12. Mai 1993 wird als zweite Ergänzung<br />

<strong>de</strong>s dritten Teilberichts (B<strong>und</strong>estags-Drucksache<br />

12/4500)<br />

festgestellt. "<br />

Der 3. Teilbericht <strong>und</strong> die Ergänzungen (B<strong>und</strong>estags-<br />

Drucksachen 12/4500, 12/4832, 12/4970) wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m<br />

Plenum <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages vorgelegt <strong>und</strong><br />

von diesem nach Debatte am 17. Juni 1993 zur Kenntnis<br />

genommen (Plenarprotokoll 163 S. 13943).<br />

VII. Einzelne Rechts- <strong>und</strong> Verfahrensfragen<br />

1. Entscheidung über Beweisanträge<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß über<br />

Beweisanträge durch Abstimmung entschie<strong>de</strong>n. Dies<br />

ist auch dann <strong>de</strong>r Fall gewesen, wenn die Anträge<br />

von einem Viertel <strong>de</strong>r Ausschußmitglie<strong>de</strong>r gestellt<br />

wor<strong>de</strong>n waren (§ 12 Abs. 2 IPA-Regeln). In diesem<br />

Falle galten die Anträge allerdings als beschlossen,<br />

wenn zwar eine Mehrheit dagegen votierte, aber min<strong>de</strong>stens<br />

ein Viertel dafür gestimmt hatte (Min<strong>de</strong>rheitenbeschluß).<br />

War <strong>de</strong>r Antrag nicht von einem Viertel <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses gestellt, also z. B. von<br />

einem nichtstimmberechtigten Mitglied einer Gruppe,<br />

so hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> zunächst festgestellt, ob<br />

weitere Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Antrag beigetreten sind. Ist<br />

ein Viertel <strong>de</strong>r Ausschußmitglie<strong>de</strong>r beigetreten, so ist<br />

wie oben dargestellt verfahren wor<strong>de</strong>n, daß heißt, <strong>de</strong>r<br />

Antrag war als Min<strong>de</strong>rheitenbeschluß angenommen,<br />

wenn zwar die Mehrheit dagegen, aber wenigstens<br />

ein Viertel <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r dafür gestimmt hatte.<br />

Sind nicht genügend Mitglie<strong>de</strong>r beigetreten, um die<br />

Anzahl von einem Viertel <strong>de</strong>r Mitgliedschaft zu erreichen,<br />

so war <strong>de</strong>r Antrag nur angenommen, wenn eine<br />

Mehrheit für ihn stimmte.<br />

Sind gegenüber einem Antrag, <strong>de</strong>r von einem Viertel<br />

<strong>de</strong>r Ausschußmitglie<strong>de</strong>r gestellt wor<strong>de</strong>n war (§ 12<br />

Abs. 2 IPA-Regeln) Zulässigkeitseinwendungen erhoben<br />

wor<strong>de</strong>n <strong>und</strong> ist darüber eine Abstimmung beantragt<br />

wor<strong>de</strong>n, so ist zunächst über die Frage <strong>de</strong>r Zulässigkeit<br />

entsprechend <strong>de</strong>n allgemeinen Regeln entschie<strong>de</strong>n<br />

wor<strong>de</strong>n. Hat die Abstimmung ergeben, daß<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>n Antrag mehrheitlich<br />

für unzulässig hielt, war <strong>de</strong>r Antrag damit (als unzulässig)<br />

abgelehnt.<br />

Dieses Verfahren hat gewährleistet, daß die Beschlußlage<br />

bezüglich <strong>de</strong>r Beweismittel <strong>de</strong>s parlamentarischen<br />

Untersuchungsverfahrens ein<strong>de</strong>utig war.<br />

Beweisanträge, die von einem Viertel <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses gestellt wor<strong>de</strong>n waren,<br />

sind nur ausnahmsweise als unzulässig abgelehnt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Ein solches Beispiel stellt die Ablehnung <strong>de</strong>s Antrags<br />

Ausschußdrucksache 526 Nr. 2 <strong>und</strong> 3 gem. Artikel 44<br />

Abs. 2 Satz 1 GG in Verbindung mit § 244 Abs. 3 Satz<br />

2 StPO dar. Es sollte Beweis erhoben wer<strong>de</strong>n durch<br />

Einholung einer Auskunft beim BND, obwohl insoweit<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß schon vor längerer<br />

Zeit entsprechen<strong>de</strong> Auskünfte mündlich <strong>und</strong> schriftlich<br />

gegeben wor<strong>de</strong>n waren. An diese Tatsache ist bei<br />

<strong>de</strong>r Beratung <strong>de</strong>s Antrags im Untersuchungsausschuß<br />

erinnert wor<strong>de</strong>n.<br />

Daraufhin hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>n Antrag<br />

mit <strong>de</strong>n Stimmen von CDU/CSU <strong>und</strong> F.D.P. gegen<br />

die Stimmen <strong>de</strong>r SPD-Fraktion gem. Art. 44 Abs.<br />

2 Satz 1 GG in Verbindung mit § 244 Abs. 3 Satz 2<br />

StPO abgelehnt.<br />

Nach § 244 Abs. 3 Satz 2 StPO kann ein Beweisantrag<br />

abgelehnt wer<strong>de</strong>n, wenn eine Beweiserhebung wegen<br />

Offenk<strong>und</strong>igkeit überflüssig ist, wenn die Tatsache,<br />

die bewiesen wer<strong>de</strong>n soll, für die Entscheidung<br />

ohne Be<strong>de</strong>utung o<strong>de</strong>r schon erwiesen ist, wenn das<br />

Beweismittel völlig ungeeignet o<strong>de</strong>r wenn es unerreichbar<br />

ist, wenn <strong>de</strong>r Antrag zum Zweck <strong>de</strong>r Prozeßverschleppung<br />

gestellt ist o<strong>de</strong>r wenn eine erhebliche<br />

Behauptung, die zur Entlastung <strong>de</strong>s Angeklagten be-


wiesen wer<strong>de</strong>n soll, so behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n kann, als<br />

wäre die behauptete Tatsache wahr.<br />

Ein weiteres Beispiel ist die Ablehnung <strong>de</strong>s Antrags<br />

Ausschußdrucksache 400. Mit diesem Antrag war die<br />

Beiziehung <strong>de</strong>s Gutachtens <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>srechnungshofs<br />

Mecklenburg-Vorpommern über die Müll<strong>de</strong>ponie<br />

Schönberg verlangt wor<strong>de</strong>n. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat diesen Antrag als unzulässig zurückgewiesen,<br />

weil das Thema, auf das er sich bezog, nicht<br />

vom Untersuchungsauftrag erfaßt sei. Der <strong>de</strong>m Antrag<br />

zugr<strong>und</strong>eliegen<strong>de</strong> Sachverhalt habe sich erst<br />

nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung ereignet <strong>und</strong> betreffe Maßnahmen<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung von Mecklenburg-Vorpommern,<br />

die diese im Rahmen ihrer Lan<strong>de</strong>szuständigkeit<br />

durchgeführt habe.<br />

Beweisbeschlüsse hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> unmittelbar<br />

ausgeführt, z.B. bei <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rung von Akten, es<br />

sei <strong>de</strong>nn, es han<strong>de</strong>lte sich um die Anhörung von Zeugen.<br />

Dazu hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß jeweils<br />

Beschlüsse über die Terminierung <strong>de</strong>r Zeugenvernehmung<br />

gefaßt; insofern ist nicht gemäß § 12 Abs. 2 IPA-<br />

Regeln, son<strong>de</strong>rn nach allgemeinen Regeln entschie<strong>de</strong>n<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

2. Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtags<br />

Der Untersuchungsausschuß <strong>und</strong> <strong>de</strong>r vom Bayerischen<br />

Landtag eingesetzte Untersuchungsausschuß<br />

betreffend bayerische Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowskis haben gegenseitige Unterstützung<br />

<strong>und</strong> in gewissem Umfang auch eine Koordinierung<br />

ihrer Verfahren vereinbart.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten die Vernehmungsprotokolle<br />

<strong>und</strong> bei Bedarf auch die Beweisunterlagen ausgetauscht<br />

wer<strong>de</strong>n. Themenkomplexe mit vorwiegend<br />

regionalen Bezügen sollten zunächst durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages bearbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Untersuchungsausschuß wollte<br />

erst nach Kenntnisnahme <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Arbeitsergebnisse<br />

entschei<strong>de</strong>n, ob <strong>und</strong> welche ergänzen<strong>de</strong>n<br />

Untersuchungen er durchführen wollte.<br />

Bei <strong>de</strong>r Umsetzung dieser Vereinbarungen sind aber<br />

einige Schwierigkeiten aufgetreten. Die Überlassung<br />

<strong>de</strong>r beigezogenen Unterlagen ist nur mit Zustimmung<br />

<strong>de</strong>r jeweils aktenführen<strong>de</strong>n Stelle möglich gewesen.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung hat Einwendungen gegen die<br />

Weitergabe <strong>de</strong>r stenographischen Protokolle über<br />

diejenigen öffentlichen <strong>und</strong> nichtöffentlichen Vernehmungen<br />

erhoben, für die sie Aussagegenehmigungen<br />

zu erteilen hatte. Sie hat insoweit einen Genehmigungsvorbehalt<br />

geltend gemacht.<br />

Auf die Gegenvorstellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hin hat Staatssekretär Neusel (BMI) unter<br />

<strong>de</strong>m 4. Dezember 1991 mitgeteilt, die B<strong>und</strong>esregierung<br />

erteile ihre Zustimmung für die Weitergabe von<br />

Protokollen über die Vernehmung von Zeugen in öffentlicher<br />

Sitzung aus <strong>de</strong>m Verantwortungsbereich<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages. Diese Zustimmung wer-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong> davon abhängig gemacht, daß das Weitergabebegehren<br />

gemessen am Protokollinhalt nicht die Kompetenzen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>s Bayerischen<br />

Landtages überschreite.<br />

Der Untersuchungsausschuß ist in seiner Beratungssitzung<br />

am 12. Dezember 1991 zu <strong>de</strong>r Auffassung gelangt,<br />

daß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Bayerischen<br />

Landtages diese Frage in eigener Verantwortung<br />

prüfen müsse. Zwischen <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Zulässigkeit<br />

<strong>de</strong>r Protokollüberlassung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n verfassungsrechtlichen<br />

Kompetenzen <strong>de</strong>s Bayerischen Untersuchungsausschusses<br />

besteht kein Zusammenhang. Im<br />

übrigen gehen die Richtlinien für die Behandlung <strong>de</strong>r<br />

Ausschußprotokolle (§ 73 Abs. 3 GO- BT; Anlage zu §<br />

73 vom 16.09.1975; Beschluß <strong>de</strong>s Präsidiums vom<br />

7.09.1987) von einer umfassen<strong>de</strong>n Dispositionsbefugnis<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses aus. Die Aussagegenehmigung<br />

entfaltet eine Bindungswirkung für<br />

<strong>de</strong>n Zeugen im Innenverhältnis zu seiner Anstellungsbehör<strong>de</strong><br />

bzw. zur Regierung. Die protokollierte<br />

Aussage unterliegt aber <strong>de</strong>r Dispositions- <strong>und</strong> Verwertungsbefugnis<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses.<br />

Die Aussagegenehmigung kann nach Erteilung <strong>und</strong><br />

erfolgter Aussage nachträglich nicht mehr eingeschränkt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Darüber hinaus ist <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r<br />

Auffassung, daß er über alle von ihm erstellten o<strong>de</strong>r<br />

in seinem Auftrag erarbeiteten Materialien frei verfügen<br />

kann. Dementsprechend hat er in seiner Beratungssitzung<br />

am 27. November 1991 beschlossen,<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Bayerischen<br />

Landtages die entsprechen<strong>de</strong>n Materialien wie Ausarbeitungen,<br />

Aufstellungen <strong>und</strong> Listen sowie Gutachten<br />

zu überlassen, sofern dieser ein konkretes Interesse<br />

für <strong>de</strong>ren Beiziehung vorträgt. In Einzelfällen<br />

gilt dies auch für die Protokolle über die Beratungssitzungen.<br />

Die Beiziehung von Beweisunterlagen <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

hat im weiteren Verlauf <strong>de</strong>r Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Ausschüsse ein solches Ausmaß angenommen,<br />

daß die Erfüllung <strong>de</strong>r Wünsche mit <strong>de</strong>r Erledigung<br />

<strong>de</strong>r eigenen Aufgaben <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsauschusses<br />

kollidiert hat. Der Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages mußte <strong>de</strong>shalb darauf<br />

hingewiesen wer<strong>de</strong>n, daß die personelle <strong>und</strong> technische<br />

Kapazität <strong>de</strong>s Ausschußsekretariats durch eigene<br />

Aufgaben soweit ausgelastet waren, daß in Zukunft<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>m bisherigen Umfange<br />

nicht mehr erfüllt wer<strong>de</strong>n könnten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages sich <strong>de</strong>shalb<br />

unmittelbar an die aktenführen<strong>de</strong>n Stellen wen<strong>de</strong>n<br />

möge. Bitten auf Überlassung von einzelnen Unterlagen<br />

geringeren Umfangs, die Übermittlung von<br />

Zeugenanschriften <strong>und</strong> ähnliches ist jedoch auch in<br />

<strong>de</strong>r Folgezeit entsprochen wor<strong>de</strong>n.<br />

Ein weiterer Aspekt <strong>de</strong>r Zusammenarbeit ist die<br />

Durchführung gemeinsamer Sitzungen am 30. September<br />

1992 im Bayerischen Landtag <strong>und</strong> am 28. Oktober<br />

1993 im Deutschen B<strong>und</strong>estag gewesen.<br />

Diese Sitzungen haben <strong>de</strong>r gegenseitigen Information<br />

<strong>und</strong> Abstimmung <strong>de</strong>r Tätigkeitsbereiche gedient,<br />

ohne daß eine Delegation originärer Befugnisse <strong>de</strong>s<br />

einen Untersuchungsausschusses auf <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

stattgef<strong>und</strong>en hat. Eine rechtliche Vorprüfung hat<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß zur Überzeugung geführt,<br />

daß dieses Vorhaben nicht auf verfassungsrechtliche<br />

Be<strong>de</strong>nken stößt. Zur Ermöglichung einer<br />

wechselseitigen Teilnahme an <strong>de</strong>r nichtöffentlichen<br />

Sitzung <strong>de</strong>s jeweils an<strong>de</strong>ren Untersuchungsausschusses<br />

am 30. September 1992 im Bayerischen Landtag<br />

hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß, um insbeson<strong>de</strong>re je<strong>de</strong><br />

Kollision mit Geheimhaltungsvorschriften auszuschließen,<br />

in seiner 64. Sitzung am 29. Mai 1992 folgen<strong>de</strong>n<br />

Beschluß gefaßt:<br />

„Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses betreffend<br />

bayerische Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

„Kommerzielle Koordinierung" <strong>und</strong> Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowskis (Drucksache 12/3293), die<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Sekretariats dieses Untersuchungsausschusses<br />

<strong>und</strong> die benannten Mitarbeiter <strong>de</strong>r Fraktionen<br />

in diesem Untersuchungsausschuß sind berechtigt,<br />

an <strong>de</strong>r nichtöffentlichen Sitzung <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

am 30. September 1992,<br />

10.30 Uhr, in München (Bayerischer Landtag) teilzunehmen.<br />

" Einen entsprechen<strong>de</strong>n, die Teilnahme an<br />

ihrer nichtöffentlichen Sitzung ermöglichen<strong>de</strong>n Beschluß<br />

hat auch <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Bayerischen<br />

Landtages gefaßt.<br />

In seiner 64. Sitzung am 29. Mai 1992 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

klargestellt, daß die Sitzungsteilnahme<br />

von Mitglie<strong>de</strong>rn eines an<strong>de</strong>ren Untersuchungsausschusses<br />

auch das Re<strong>de</strong>recht dieser Teilnehmer<br />

einschließt. Er ist weiter zu <strong>de</strong>r Ansicht gelangt,<br />

daß auch die Vertreter <strong>de</strong>r bayerischen Staatsregierung,<br />

die Anspruch auf Anwesenheit bei <strong>de</strong>r Sitzung<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>s Bayerischen<br />

Landtages haben, an <strong>de</strong>r gemeinsamen Sitzung<br />

bei<strong>de</strong>r Ausschüsse teilnehmen durften. Diese Feststellung<br />

ist nicht Bestandteil eines förmlichen Beschlusses<br />

gewor<strong>de</strong>n, da sie <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

als zwingen<strong>de</strong> Rechtsfolge beurteilt hat.<br />

3. Vereinbarkeit <strong>de</strong>r Mitgliedschaft im Untersuchungsausschuß<br />

mit einer anwaltlichen<br />

Vertretung eines Ausschußzeugen<br />

Der Obmann <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im Untersuchungsausschuß,<br />

Abg. Dr. Andreas von Bülow, hat am 19.<br />

April 1993 einen Antrag auf Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen<br />

Thomas Meyer eingereicht, <strong>de</strong>r als Strafgefangener in<br />

Haft eingesessen hat. Abg. Dr. Andreas von Bülow ist<br />

für ihn als Verteidiger tätig gewesen, ohne dies <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß zu diesem Zeitpunkt anzuzeigen;<br />

dies hat er am 13. Mai 1993 vor Beginn <strong>de</strong>r<br />

Zeugenvernehmung nachgeholt. In <strong>de</strong>r Beratungssitzung<br />

am 21. April 1993 hat Dr. Andreas von Bülow zu<br />

diesem Antrag ausgeführt, seine Fraktion wer<strong>de</strong> für<br />

die Planung <strong>de</strong>r Sitzungen bis zur Sommerpause einen<br />

Zeugen benennen, <strong>de</strong>r angebe, <strong>de</strong>taillierte<br />

Kenntnisse zu <strong>de</strong>n Transaktionen Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

zu besitzen. In <strong>de</strong>r 131. Sitzung am 21. April<br />

1993 sollte <strong>de</strong>r Antrag abschließend beraten wer<strong>de</strong>n.<br />

Abg. Dr. Andreas von Bülow hat bei dieser Gelegenheit<br />

erläutert, er habe sich intensiv mit Thomas Meyer<br />

beschäftigt. Dieser könne über die durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung getätigten Geldgeschäf-<br />

te etwas aussagen. Weiteres könne er dazu jetzt aus<br />

Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Vertrauenschutzes nicht sagen. Er<br />

müsse es <strong>de</strong>m Zeugen überlassen darzustellen, woher<br />

er sein Wissen habe. Abg. Joachim Hörster hat bemerkt,<br />

er habe wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Nachvollziehbarkeit<br />

<strong>de</strong>r Beweisgeeignetheit <strong>de</strong>s Antrags Zulässigkeitsbe<strong>de</strong>nken,<br />

stelle diese aber mit Rücksicht darauf<br />

zurück, daß ein Abgeordneter etwas ihm Anvertrautes<br />

nicht wie<strong>de</strong>rgeben könne. In <strong>de</strong>r Sitzung am 28.<br />

April 1993 ist die Vernehmung <strong>de</strong>s Thomas Meyer -<br />

wie vom Abg. Dr. Andreas von Bülow beantragt - beschlossen<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat in seiner Beratungssitzung<br />

am 12. Mai 1993 <strong>de</strong>n Beschluß gefaßt, beim<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern Unterlagen über <strong>de</strong>n<br />

Zeugen Meyer beizuziehen. Aus <strong>de</strong>n noch in <strong>de</strong>rselben<br />

Sitzung verteilten Unterlagen hat sich ergeben,<br />

daß Abg. Dr. Andreas von Bülow für diesen Zeugen<br />

anwaltlich tätig gewesen ist.<br />

In <strong>de</strong>r Vernehmung, die am nächsten Tage stattgef<strong>und</strong>en<br />

hat, hat <strong>de</strong>r Zeuge Meyer vor Beginn seiner Sachbefragung<br />

<strong>de</strong>n Antrag gestellt, die Öffentlichkeit auszuschließen.<br />

Während <strong>de</strong>r Beratung dieses Antrags<br />

hat sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß mit <strong>de</strong>m Verhältnis<br />

<strong>de</strong>s Abg. Dr. Andreas von Bülow zum Zeugen<br />

Meyer befaßt. Dr. Andreas von Bülow hat hierzu erklärt,<br />

daß die Lebensgefährtin <strong>de</strong>s Zeugen Meyer ihm<br />

mitgeteilt habe, daß an mehreren Orten untersuchungsrelevante<br />

Dokumente <strong>de</strong>poniert seien. In Gesprächen<br />

habe er <strong>de</strong>n Eindruck gewonnen, daß <strong>de</strong>r<br />

Zeuge Meyer über Kenntnisse über untersuchungsrelevante<br />

Vorgänge verfüge, die er nicht nur aus <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstattung<br />

in <strong>de</strong>n Medien erworben haben<br />

könne. Seine - Dr. von B illows - Bemühungen, die<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin -<br />

AG Regierungskriminalität-, das bayerische <strong>und</strong> das<br />

nie<strong>de</strong>rsächsische Lan<strong>de</strong>skriminalamt sowie das B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

zu einer Überprüfung <strong>de</strong>r vom Zeugen<br />

Meyer gemachten Angaben zu veranlassen, seien<br />

nicht erfolgreich gewesen. Er habe sich daraufhin<br />

entschlossen, dafür zu sorgen, daß dieser Zeuge seinen<br />

Kenntnisstand unter Strafandrohung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

offenbare. Um im Vorfeld dazu<br />

die Gesprächsbereitschaft <strong>de</strong>s Zeugen Meyer herzustellen,<br />

habe er sich unter die anwaltliche Schweigepflicht<br />

gestellt. Abg. Dr. Andreas von Bülow hat weiter<br />

erklärt, daß er nicht ausschließe, daß er Thomas<br />

Meyer bei <strong>de</strong>m zu diesem Zeitpunkt noch ausstehen<strong>de</strong>n<br />

Wie<strong>de</strong>raufnahmeverfahren anwaltlich vertreten<br />

wer<strong>de</strong>. Er habe sich von <strong>de</strong>m Zeugen Meyer diesbezüglich<br />

eine direkte Vollmacht ausstellen lassen.<br />

Nach eingehen<strong>de</strong>r Rechtsdiskussion ist <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

zu <strong>de</strong>r Überzeugung gelangt, daß<br />

Abg. Dr. Andreas von Bülow wegen dieses Sachverhalts<br />

nicht von <strong>de</strong>r Teilnahme an <strong>de</strong>r Vernehmung <strong>de</strong>s<br />

Zeugen Meyers auszuschließen war. Angesichts <strong>de</strong>s<br />

Umstan<strong>de</strong>s, daß aus <strong>de</strong>m bestehen<strong>de</strong>n Mandatsverhältnis<br />

Verpflichtungen gegenüber diesem Zeugen<br />

erwachsen waren, konnte nach Überzeugung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

jedoch eine Kollision zwischen<br />

Ausschußtätigkeit <strong>und</strong> Mandatsverhältnis entstehen,<br />

die <strong>de</strong>r Abgeordnete in eigener Verantwortung<br />

aufzulösen habe. Abg. Dr. Andreas von Bülow


hat <strong>de</strong>mgegenüber eingewandt, er habe mit <strong>de</strong>m Zeugen<br />

Thomas Meyer ausdrücklich abgemacht, daß dieser<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß die<br />

Wahrheit sagen müsse.<br />

Im Anschluß an die Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Meyer<br />

hat Abg. Dr. Andreas von Bülow mit Schreiben vom<br />

27. Mai 1993 <strong>de</strong>n Antrag <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im Untersuchungsausschuß<br />

eingereicht, die Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

Zeugen Thomas Meyer beizuziehen. Im übrigen<br />

sollte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß folgen<strong>de</strong>s beschließen:<br />

„ 1. Der Untersuchungsausschuß for<strong>de</strong> rt <strong>de</strong>n Zeu<br />

gen Thomas Meyer auf, in seinem Besitz befindli<br />

che Unterlagen, die <strong>de</strong>n Untersuchungsauftrag <strong>de</strong>s<br />

1. UA betreffen, <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zugänglich<br />

zu machen.<br />

2. Sollten diese Unterlagen ohne ein Zutun <strong>de</strong>s Zeugen<br />

vor Ort nicht zugänglich sein, o<strong>de</strong>r sollten die<br />

von ihm angelegten Depots nur von ihm selbst zu<br />

öffnen sein, soll in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Justizbehör<strong>de</strong>n<br />

Bayerns ein Weg gef<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />

letztlich zur Aufklärung <strong>und</strong> Herbeischaffung <strong>de</strong>r<br />

nach Aussagen <strong>de</strong>s Zeugen in seinem Besitz befindlichen<br />

Unterlagen führt. "<br />

In Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Zeugen sollten insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Ausland untersuchungsrelevante Dokumente<br />

beschafft wer<strong>de</strong>n, wobei Abg. Dr. Andreas von Bülow<br />

auch als <strong>de</strong>ssen Vertrauensperson tätig wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

In diesem Stadium hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht ausschließen können, daß eine Fortsetzung <strong>de</strong>r<br />

Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Meyer in Betracht kommen<br />

könnte.<br />

In <strong>de</strong>r Ausschußsitzung am 14. Juni 1993 hat Abg.<br />

Joachim Hörster <strong>de</strong>n Antrag gestellt, <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

für Wahlprüfung, Immunität <strong>und</strong><br />

Geschäftsordnung zu bitten, seine Rechtsauffassung<br />

zu <strong>de</strong>r Frage mitzuteilen, ob es mit <strong>de</strong>n Verhaltensregeln<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages, insbeson<strong>de</strong>re mit<br />

§ 6 übereinstimme, wenn ein Abgeordneter, <strong>de</strong>r einen<br />

Zeugen in einem Wie<strong>de</strong>raufnahmeverfahren vertrete,<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Beweisaufnahme <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

tätig wer<strong>de</strong>, <strong>und</strong> zwar mit <strong>de</strong>r Zielsetzung,<br />

die dabei erlangten Beweisergebnisse im Rahmen<br />

eines Wie<strong>de</strong>raufnahmeverfahrens zu verwerten.<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

hat sich aufgr<strong>und</strong> eines entsprechen<strong>de</strong>n einstimmigen<br />

Ausschußauftrages mit Schreiben vom 28. Mai<br />

1993 an <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ausschusses für Wahlprüfung,<br />

Immunität <strong>und</strong> Geschäftsordnung mit <strong>de</strong>r<br />

Bitte um eine baldige Stellungnahme dieses Ausschusses<br />

zu <strong>de</strong>r aufgeworfenen Frage gewandt.<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ausschusses für Wahlprüfung,<br />

Immunität <strong>und</strong> Geschäftsordnung hat <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses mitgeteilt, daß<br />

<strong>de</strong>r von ihm geleitete Ausschuß in seiner Sitzung vom<br />

1. Juli 1993 zu <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Feststellungen gelangt<br />

sei:<br />

„1. Ein Mitglied eines Untersuchungsausschusses<br />

ist gemäß § 6 <strong>de</strong>r Verhaltensregeln (Anlage 1 LO-<br />

BT) verpflichtet, <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß ein<br />

anwaltliches Mandatsverhältnis zu einem vom Un<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

tersuchungsausschuß gela<strong>de</strong>nen Zeugen bis spätestens<br />

vor Beginn <strong>de</strong>r Beweisaufnahme mitzuteilen.<br />

2. Es besteht eine Unvereinbarkeit zwischen <strong>de</strong>r<br />

Mitgliedschaft in einem Untersuchungsausschuß<br />

einerseits <strong>und</strong> <strong>de</strong>r anwaltlichen Vertretung einer<br />

Person, die vom Untersuchungsausschuß als Zeuge<br />

gela<strong>de</strong>n wird, an<strong>de</strong>rerseits. Betroffene Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses haben sich entwe<strong>de</strong>r<br />

für die Mitgliedschaft im Untersuchungsausschuß<br />

o<strong>de</strong>r für die Wahrnehmung eines anwaltschaftlichen<br />

Mandats zugunsten eines vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

gela<strong>de</strong>nen Zeugen zu entschei<strong>de</strong>n."<br />

In seiner 147. Sitzung am 28. September 1993 hat<br />

sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß mit <strong>de</strong>r Frage befaßt,<br />

ob Abg. Dr. Andreas von Bülow das Mandat <strong>de</strong>s<br />

Zeugen Meyer noch ausübte. Abg. Dr. Andreas von<br />

Bülow hat dazu erklärt, daß sich aus <strong>de</strong>m Schreiben<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ausschusses für Wahlprüfung,<br />

Immunität <strong>und</strong> Geschäftsordnung vom 1. Juli 1993<br />

für ihn zwei Hinweise ergäben. Dem Hinweis hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>s Bestehens einer Anzeigepflicht eines<br />

Mandatsverhältnisses zu einem Ausschußzeugen sei<br />

er nachgekommen. Für <strong>de</strong>n weiteren, die Nie<strong>de</strong>rlegung<br />

<strong>de</strong>s Mandats wegen Unvereinbarkeit <strong>de</strong>r Tätigkeit<br />

im Untersuchungsausschuß mit <strong>de</strong>r anwaltlichen<br />

Vertretung eines Ausschußzeugen betreffen<strong>de</strong>n<br />

Hinweis fehle die Rechtsgr<strong>und</strong>lage. § 6 <strong>de</strong>r Verhaltensregeln<br />

sehe für Konstellationen wie <strong>de</strong>r vom<br />

Untersuchungsausschuß behan<strong>de</strong>lten nur eine Anzeigepflicht<br />

vor. Im übrigen habe in seinem Falle nie<br />

eine Interessenkollision bestan<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>r ablehnen<strong>de</strong>n<br />

Entscheidung <strong>de</strong>s Oberlan<strong>de</strong>sgerichts München<br />

in <strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufnahmeverfahren - sei das von<br />

ihm betriebene Verfahren rechtskräftig abgeschlossen<br />

wor<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb auch sein Mandat erloschen.<br />

Dies habe er seinem Mandanten auch geschrieben.<br />

Eine dahingehen<strong>de</strong> Erklärung gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Oberlan<strong>de</strong>sgericht München sei von ihm<br />

nicht abgegeben wor<strong>de</strong>n, da er im Zusammenhang<br />

mit diesem Verfahren noch ausstehen<strong>de</strong> Abwicklungen<br />

durchführen müsse.<br />

Nach eingehen<strong>de</strong>r Beratung hat sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

einstimmig darauf verständigt, unter<br />

Beifügung <strong>de</strong>s Protokolls dieser Beratungssitzung<br />

<strong>de</strong>n Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität <strong>und</strong> Geschäftsordnung<br />

um eine erneute Bewertung <strong>de</strong>s Vorgangs<br />

zu bitten. Diesem Beschluß hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />

mit seinem an <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s zweitgenannten<br />

Ausschusses gerichteten Schreiben vom 28. September<br />

1993 entsprochen. Zugleich hat <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />

die Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages mit<br />

Schreiben vom 29. September 1993 darüber informiert,<br />

daß angesichts <strong>de</strong>r Ausführungen von Abg. Dr.<br />

Andreas von Bülow in <strong>de</strong>r 147. Sitzung am 28. September<br />

1993 <strong>de</strong>r Ausschuß für Wahlprüfung, Geschäftsordnung<br />

<strong>und</strong> Immunität mit <strong>de</strong>r rechtlichen<br />

Problematik <strong>de</strong>r anwaltlichen Vertretung eines Ausschußzeugen<br />

durch ein Ausschußmitglied durch <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsausschuß befaßt wor<strong>de</strong>n sei.<br />

Der Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität <strong>und</strong> Geschäftsordnung<br />

hat mit Schreiben vom 12. November<br />

1993 durch seinen Vorsitzen<strong>de</strong>n mitteilen lassen, daß<br />

er in seiner Sitzung am 11. November 1993 zur Frage


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r anwaltlichen Vertretung eines Ausschußzeugen<br />

durch ein Ausschußmitglied zu folgen<strong>de</strong>m Ergebnis<br />

gekommen sei:<br />

„ 1. Der Ausschuß bekräftigt seine Darstellung <strong>de</strong>r<br />

gelten<strong>de</strong>n Rechtslage im Recht <strong>de</strong>r Untersuchungsausschüsse<br />

vom 1. Juli 1993 zur Unvereinbarkeit einer<br />

Mitgliedschaft im Untersuchungsausschuß mit<br />

einem anwaltschaftlichen Mandatsverhältnis zu einem<br />

von <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß gela<strong>de</strong>nen<br />

Zeugen.<br />

2. Der Ausschuß hat zu seiner Auslegungskompetenz<br />

gemäß § 127 GO-BT aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r ständigen<br />

Übung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estages bereits am 1. Juni 1989<br />

festgestellt, daß die Zuständigkeit <strong>de</strong>s Ausschusses<br />

für Wahlprüfung, Immunität <strong>und</strong> Geschäftsordnung<br />

zur Auslegung <strong>de</strong>s Parlamentsrechts sich<br />

nicht nur auf die Auslegung <strong>de</strong>r Geschäftsordnungsvorschriften<br />

selbst, son<strong>de</strong>rn auch auf die Auslegung<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Geschäftsordnungsvorschriften zugr<strong>und</strong>eliegen<strong>de</strong>n<br />

Artikel <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>gesetzes mit<br />

parlamentsrechtlichem Inhalt erstreckt. "<br />

4. Öffentliche Kritik eines Ausschußmitglieds<br />

wegen angeblicher Berücksichtigung von<br />

Wirtschaftsinteressen im Untersuchungsausschuß<br />

In seiner 147. Sitzung am 22. September 1993 <strong>und</strong><br />

148. Sitzung am 29. September 1993 hat sich <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß mit einem in <strong>de</strong>r Ostseezeitung<br />

am 1. September 1993 veröffentlichten Interview<br />

<strong>de</strong>s Abg. Dr. Andreas von Bülow befaßt. Dr. von Bülow<br />

ist in diesem Beitrag mit <strong>de</strong>r Äußerung wie<strong>de</strong>rgegeben<br />

wor<strong>de</strong>n, daß die Arbeit <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

bewußt verzögert wer<strong>de</strong>. Weiter hat es<br />

geheißen: „...Die Ausschußmitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Regierungsparteien<br />

wollten offensichtlich die Untersuchungskomplexe<br />

Durchbrechung <strong>de</strong>r Embargo-Vorschriften,<br />

Müllgeschäfte <strong>und</strong> Parteienfinanzierung<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>s<br />

Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski verhin<strong>de</strong>rn. Die Gefahr,<br />

daß hierbei die Verwicklungen <strong>de</strong>r westlichen<br />

Seite zum Vorschein kommen, sei erheblich <strong>und</strong> unerwünscht.<br />

Von Bülow vermutet, daß „eine erhebliche<br />

Geldfront dahintersteht", die weitere Untersuchungen<br />

abzublocken versuche. Dabei gehe es nicht um<br />

Geldzuwendungen an einzelne B<strong>und</strong>estagsabgeord-<br />

nete, son<strong>de</strong>rn möglicherweise um Wahlkampfhilfe<br />

-Zusagen an die Parteien durch einzelne Westfirmen,<br />

die mit <strong>de</strong>m Schalck-Imperium jahrelang zusammengearbeitet<br />

haben. Die Kritik von B illows basiert auf<br />

<strong>de</strong>m Beschluß <strong>de</strong>r Koalitionsmehrheit im Untersuchungsausschuß<br />

En<strong>de</strong> Juni, durch <strong>de</strong>n die Vernehmung<br />

weiterer Zeugen auf unbestimmte Zeit ausgesetzt<br />

wur<strong>de</strong>.... "<br />

Abg. Dr. Andreas von Bülow hat erklärt, daß er in diesem<br />

Interview keine konkrete Anschuldigung habe<br />

äußern wollen, son<strong>de</strong>rn seine Besorgnis über das Erscheinungsbild<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses in <strong>de</strong>r<br />

Öffentlichkeit zum Ausdruck gebracht habe. Der Untersuchungsausschuß<br />

müsse sich vergegenwärtigen,<br />

daß die Art <strong>und</strong> Weise, wie er bestimmte Themenkomplexe<br />

behandle, entsprechen<strong>de</strong> Spekulationen in<br />

<strong>de</strong>r Öffentlichkeit auslösten. Seine Äußerungen seien<br />

verfälscht wie<strong>de</strong>rgegeben wor<strong>de</strong>n. Er habe nicht unterstellt,<br />

daß irgen<strong>de</strong>in Ausschußmitglied durch Geldzuwendungen,<br />

Versprechungen von Wahlkampfhilfen<br />

o<strong>de</strong>r von sonstigen Mitteln beeinflußt wor<strong>de</strong>n sei,<br />

noch daß dies möglicherweise so sei. Die an ihn gerichtete<br />

Frage, ob es Geldzuwendungen gegeben habe,<br />

habe er dahingehend beantwortet, daß dies auszuschließen<br />

sei. Er habe lediglich gesagt, daß üblicherweise<br />

sich „so etwas durchprägen könnte, dadurch,<br />

daß entsprechen<strong>de</strong> Zuwendungen gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n könnten". Er gehe davon aus, daß hinter <strong>de</strong>n<br />

Komplexen, die <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß zu untersuchen<br />

habe, erhebliche Geldinteressen seitens<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft stehen wür<strong>de</strong>n. Diese Interessenlage<br />

könne möglicherweise auch in Geldzuwendungen<br />

o<strong>de</strong>r Wahlkampfhilfen einmün<strong>de</strong>n. Diese Interessenverknüpfung<br />

sei im Bereich <strong>de</strong>r Fleischgeschäfte offensichtlich<br />

gewor<strong>de</strong>n. Es stehe in diesem Zusammenhang<br />

außer Zweifel, daß z.B. die Firma Moksel in<br />

Bayern an unterschiedliche Parteien außeror<strong>de</strong>ntliche<br />

Beträge gespen<strong>de</strong>t habe. Umgekehrt sei <strong>de</strong>n Firmen<br />

Moksel <strong>und</strong> März seitens <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung in<br />

merkwürdiger Weise Entgegenkommen gezeigt wor<strong>de</strong>n.<br />

Stasi-Akten belegten überdies eine Einflußnahme<br />

auf westliche Politiker. Für die Einflußnahme<br />

von Wirtschaftsinteressen auf die Ausschußarbeit gebe<br />

es Indizien. Bei Embargogeschäften <strong>und</strong> <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />

Formen <strong>de</strong>r Wirtschaftskriminalität<br />

kooperierten westliche Firmen mit <strong>de</strong>r DDR. Westliche<br />

Partner hätten ein Interesse daran, diese Thematik<br />

nicht zum Gegenstand <strong>de</strong>r Ausschußuntersuchungen<br />

zu machen. Die Regierungsparteien im Untersuchungsausschuß<br />

wollten offensichtlich die Untersuchungskomplexe<br />

„Durchbrechung - <strong>de</strong>r Embargo-Vorschriften,<br />

Müllgeschäfte <strong>und</strong> Parteienfinanzierung"<br />

verhin<strong>de</strong>rn. Er habe nicht erklärt, daß „eine erhebliche<br />

Geldfront dahintersteht, daß die Regierungsparteien<br />

im Untersuchungsausschuß" diese Untersuchungskomplexe<br />

ausklammerten, son<strong>de</strong>rn gesagt,<br />

„da seien massive Geldinteressen dahinter, die sich<br />

möglicherweise auch bahnbrechen durch entsprechen<strong>de</strong><br />

Verhältnisse zu Regierungsparteien. .. " In<br />

diesem Zusammenhang wäre es auffällig, daß Abg.<br />

Joachim Hörster die Frage aufgeworfen habe, ob<br />

manche Themen unbedingt vom Untersuchungsausschuß<br />

untersucht wer<strong>de</strong>n müßten. Der von <strong>de</strong>r Regierungskoalition<br />

gehegte Wunsch nach frühzeitiger Beendigung<br />

<strong>de</strong>r Zeugeneinvernahme sei ein weiteres<br />

Indiz dafür, daß „gewisse Interessen" aus durchsichtigen<br />

Grün<strong>de</strong>n geschont wür<strong>de</strong>n.<br />

Von seiten <strong>de</strong>r CDU/CSU-Fraktion im Untersuchungsausschuß<br />

ist darauf verwiesen wor<strong>de</strong>n, daß<br />

bislang alle Zeugenlisten einvernehmlich erstellt wor<strong>de</strong>n<br />

seien <strong>und</strong> das Untersuchungsverfahren im wesentlichen<br />

mit allseitiger Zustimmung durchgeführt<br />

wor<strong>de</strong>n sei. Abg. Dr. Andreas von Bülow solle die Anträge<br />

nennen, die von <strong>de</strong>r Ausschußmehrheit abgelehnt<br />

wor<strong>de</strong>n seien. Auch hinsichtlich <strong>de</strong>s von Dr. von<br />

Bülow angesprochenen Komplexes März/Moksel seien<br />

die diesbezüglichen Beschlüsse <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

mit <strong>de</strong>n Stimmen <strong>de</strong>r SPD gefaßt<br />

wor<strong>de</strong>n. Es sei für die Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hin<strong>de</strong>rlich <strong>und</strong> für das Ansehen <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages unerträglich, wenn eines seiner


Die CDU/CSU- <strong>und</strong> die FDP-Fraktion im Untersuchungsausschuß<br />

haben am 24. März 1993 beantragt,<br />

neben Jörg Sei<strong>de</strong>l auch Abg. Ingrid Köppe als Zeugin<br />

zu hören (ADrs. 401). Dieser Antrag ist wie folgt begrün<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n: „Einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r „Berliner Morgenpost"<br />

vom 17.3.1993 zufolge hat <strong>de</strong>r erstgenannte<br />

Zeuge als Mitglied <strong>de</strong>s Insi<strong>de</strong>rkomitees Zugriff auf<br />

„brisante Geheimunterlagen" <strong>de</strong>s MfS betreffend die<br />

Kontakte <strong>de</strong>s Bereichs KoKo <strong>und</strong> seines Leiters Dr.<br />

Schalck-Golodkowski mit „führen<strong>de</strong>n Persönlichkeiten<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik". Derartiges Material wer<strong>de</strong><br />

nach Aussage <strong>de</strong>s Herrn Sei<strong>de</strong>l „sowohl vom Verfassungsschutz,<br />

als auch vom B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

absichtlich zurückgehalten" ; das Insi<strong>de</strong>rkomitee<br />

könne „im Fall Schalck mit Detailwissen dienen".<br />

Dem „Schalck-Untersuchungsausschuß" sei durch<br />

das Komitee bereits „unter <strong>de</strong>r Hand" mit Informationen<br />

gedient wor<strong>de</strong>n. In diesem Zusammenhang habe<br />

Herr Sei<strong>de</strong>l als Pressesprecher <strong>de</strong>s „Insi<strong>de</strong>rkomitees<br />

zur Aufarbeitung <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s MfS" <strong>und</strong> ehemaliger<br />

MfS-Offizier ausdrücklich <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>r<br />

zweitgenannten Zeugin, <strong>de</strong>r Abgeordneten Frau Ingrid<br />

Köppe, genannt. "<br />

Mit <strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die Obleute <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

gerichteten Schreiben vom<br />

31. März 1993 hat Abg. Ingrid Köppe erklärt, daß sie<br />

sich um eine Richtigstellung <strong>de</strong>s bei <strong>de</strong>r Berliner Morgenpost<br />

am 17. März 1993 erschienenen Artikels, auf<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Beweisantrag ADrs. 401 Bezug nehme, bemüht<br />

habe. Ihr Dementi hinsichtlich <strong>de</strong>r darin geschil<strong>de</strong>rten<br />

Kontakte zum Insi<strong>de</strong>rkomitee sei am 19. März<br />

1993 veröffentlicht wor<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>m an Abg. Ingrid<br />

Köppe gerichteten <strong>und</strong> von ihr mitübersandten<br />

Schreiben vom 25. März 1993 hat das Mitglied <strong>de</strong>s Insi<strong>de</strong>rkomitees<br />

Klaus Eichner u.a. folgen<strong>de</strong> Erklärung<br />

abgegeben: „...2. Eine Unterrichtung <strong>de</strong>s Schalck<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mitglie<strong>de</strong>r -Ausschusses ohne je<strong>de</strong>n Beweis, „unter sogar ohne <strong>de</strong>r Bezeich- Hand" bzw. die Weiterleitung<br />

nung eines konkreten Verdachts unterstelle, daß Ab- von Informationen an Sie erfolgte in keinem Fall im<br />

geordnete <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages gegen Geld Auftrag <strong>de</strong>s Insi<strong>de</strong>rkomitees. In diesem Sinne hat das<br />

an<strong>de</strong>re Interessen als die <strong>de</strong>s Deutschen Volkes wahr- Insi<strong>de</strong>rkomitee von <strong>de</strong>r „Berliner Morgenpost" eine<br />

nehmen wür<strong>de</strong>n.<br />

Gegendarstellung nach <strong>de</strong>m Berliner Pressegesetz<br />

verlangt.<br />

Abg. Joachim Hörster hat beantragt, das Protokoll<br />

dieser Sitzung, soweit es <strong>de</strong>n gera<strong>de</strong> behan<strong>de</strong>lten Ge- 3. Wenn Aussagen über persönliche Gespräche mit<br />

genstand wie<strong>de</strong>rgebe, <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Deutschen Ihnen getroffen wur<strong>de</strong>n, dann betraf das an<strong>de</strong>re The-<br />

B<strong>und</strong>estages zuzuleiten mit <strong>de</strong>r Bitte, <strong>de</strong>n Ältestenrat men <strong>und</strong> lag zeitlich vor <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Insi<strong>de</strong>rko-<br />

mit diesen Vorgängen zu befassen. Der Vorsitzen<strong>de</strong> mitees (die im Mai 1992 erfolgte). "<br />

hat <strong>de</strong>n mit Mehrheit verabschie<strong>de</strong>ten Beschluß<br />

In ihrem Schreiben vom 31. März 1993 hat Abg. Ingrid<br />

durch Schreiben vom 30. September 1993 an die Prä-<br />

Köppe weiter erklärt, daß sie seit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Gespräsi<strong>de</strong>ntin<br />

übermittelt.<br />

chen mit <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn dieser Vereinigung Sei<strong>de</strong>l<br />

In einem Telefongespräch ist <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r <strong>und</strong> Eichner im Jahre 1992 keine weiteren Kontakte<br />

Auffassung <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>ntin unterrichtet wor<strong>de</strong>n, daß zu diesen Personen unterhalten habe. Die Themen<br />

<strong>de</strong>r Ältestenrat in dieser Angelegenheit keine Zustän- „KOKO, Schalck-Golodkowski, Schalcks Rolle bei<br />

digkeit habe. Sie als Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Deutschen Bun- <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Beziehungen o<strong>de</strong>r im weite<strong>de</strong>stages<br />

sei nach § 7 Abs. 1 S.2 GO-BT gehalten, die sten Sinne an<strong>de</strong>re Themen, die <strong>de</strong>n Untersuchungs-<br />

Wür<strong>de</strong> <strong>und</strong> die Rechte <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estages zu wahren. auftrag <strong>de</strong>s 1. UA betreffen" , seien nicht Gegenstand<br />

Das in Frage stehen<strong>de</strong> Verhalten <strong>de</strong>s Abg. Dr. Andre- dieser Gespräche gewesen.<br />

as von Bülow bewerte sie im Rahmen dieser Zustän-<br />

Bei <strong>de</strong>n Beratungen über <strong>de</strong>n Beweisantrag ADrs. 401<br />

digkeit als für das Ansehen <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>esta-<br />

hat Abg. Joachim Hörster erklärt, daß aus <strong>de</strong>m Schreiges<br />

in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit nicht dienlich.<br />

ben <strong>de</strong>s Insi<strong>de</strong>rkomitees vom 31. März 1993 hervorgehe,<br />

daß dieses sich die historische Aufarbeitung <strong>de</strong>r<br />

geheimdienstlichen Tätigkeit in Deutschland zum<br />

5. Vermutete Einwirkung <strong>de</strong>s sog. Insi<strong>de</strong>r-Komi- Auftrag gemacht habe. Angesichts <strong>de</strong>s Umstan<strong>de</strong>s,<br />

tees auf die Ausschußarbeit<br />

daß Abg. Ingrid Köppe in <strong>de</strong>r Vergangenheit Beweisanträge<br />

gestellt habe, die darauf abzielten, <strong>de</strong>n BND<br />

<strong>und</strong> das BfV auszuspähen, bitte er um Auskunft, was<br />

Gegenstand <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Abg. Ingrid Köppe mit Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>s Insi<strong>de</strong>rkomitees geführten Gespräche<br />

gewesen sei.<br />

Abg. Ingrid Köppe hat erklärt,<br />

-<br />

daß sie seit Dezember<br />

1989 mit <strong>de</strong>n ehemaligen MfS-Mitarbeitern Sei<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Eichner Gespräche geführt habe. Sie habe von<br />

ihren Gesprächspartnern seinerzeit aber we<strong>de</strong>r die<br />

gewünschten Informationen noch <strong>de</strong>n Auftrag erhalten,<br />

im Untersuchungsausschuß bestimmte Fragen<br />

<strong>und</strong> Anträge zu stellen. Sie unterhalte keinerlei Verbindungen<br />

zum Insi<strong>de</strong>rkomitee.<br />

Abg. Joachim Hörster hat daraufhin <strong>de</strong>n Antrag , soweit<br />

er auf eine Vernehmung von Abg. Ingrid Köppe<br />

gerichtet war, zurückgestellt, bis das Ergebnis <strong>de</strong>r<br />

Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Jörg Sei<strong>de</strong>l vorliege.<br />

Abg. Ingrid Köppe hat anschließend die Behauptung<br />

aufgestellt, Abg. Joachim Hörster habe in <strong>de</strong>r Beratungssitzung<br />

am 21. April 1993 erklärt, Anträge <strong>und</strong><br />

Anfragen, die von ihr, Abg. Ingrid Köppe, im Untersuchungsausschuß<br />

zum Themenbereich Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung/west<strong>de</strong>utsche Geheimdienste<br />

gestellt wor<strong>de</strong>n seien, seien vom Insi<strong>de</strong>rkomitee<br />

für die Aufarbeitung <strong>de</strong>r MfS-Geschichte beeinflußt<br />

<strong>und</strong> veranlaßt. Um dies beweisen zu können, hat Abg.<br />

Ingrid Köppe beim Vorsitzen<strong>de</strong>n mit Schreiben vom<br />

21. April 1993 die Anfertigung <strong>und</strong> Aushändigung einer<br />

Tonband-Abschrift <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Äußerungen<br />

von Abg. Joachim Hörster beantragt.<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> hat daraufhin <strong>de</strong>n Ausschuß für<br />

Wahlprüfung, Immunität <strong>und</strong> Geschäftsordnung um<br />

eine schriftliche Stellungnahme zu <strong>de</strong>r Frage gebeten,<br />

ob ein Mitglied eines Untersuchungsausschusses<br />

eine Tonbandabschrift <strong>de</strong>r in nichtöffentlicher Sit-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

zung gemachten Äußerungen eines an<strong>de</strong>ren Mitglieds<br />

verlangen könne. Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ausschusses<br />

hat mit Schreiben vom 27. April 1993 geantwortet:<br />

„Nach <strong>de</strong>n Richtlinien für die Behandlung <strong>de</strong>r Ausschußprotokolle<br />

gemäß § 73 Abs. 3 GO-BT dürfen Beratungen<br />

nichtöffentlicher Aus schußsitzungen, also<br />

auch von Untersuchungsausschüssen, auf Tonträger<br />

aufgenommen wer<strong>de</strong>n, wenn dies vorher beschlossen<br />

wur<strong>de</strong>. In diesem Falle dürfen eine wörtliche Übertragung<br />

<strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>beiträge, ihre Vervielfältigung <strong>und</strong><br />

Verteilung an alle Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

erfolgen. Seit spätestens <strong>de</strong>r 6. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estages ist es parlamentarische Übung, daß<br />

zur Unterstützung <strong>de</strong>r Protokollführung Tonbän<strong>de</strong>r<br />

während <strong>de</strong>r Ausschußberatungen mitlaufen dürfen.<br />

Ist dies <strong>de</strong>r Fall <strong>und</strong> liegt kein Beschluß gemäß Nr. I, 3<br />

<strong>de</strong>r Richtlinien vor, darf jeweils ein interessiertes Ausschußmitglied<br />

lediglich seinen eigenen Re<strong>de</strong>beitrag<br />

abhören o<strong>de</strong>r sich davon eine Abschrift erstellen lassen.<br />

Re<strong>de</strong>beiträge an<strong>de</strong>rer Ausschußmitglie<strong>de</strong>r dürfen<br />

nicht vorgespielt o<strong>de</strong>r wörtlich übertragen wer<strong>de</strong>n.<br />

Freilich kann je<strong>de</strong>s Mitglied seine eigenen Ausführungen<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Ausschußmitglie<strong>de</strong>rn aus eigenem<br />

Entschluß zur Verfügung stellen. Wie ich Ihrem<br />

Schreiben entnehme, liegt <strong>de</strong>r Sachverhalt in<br />

<strong>de</strong>m bei Ihnen anhängigen Fall so, daß Sie nach <strong>de</strong>m<br />

gelten<strong>de</strong>n Parlamentsrecht die Bitte <strong>de</strong>r Antragstellerin<br />

abschlägig beschei<strong>de</strong>n müssen."<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

hat Abg. Ingrid Köppe mit Schreiben vom 28. April<br />

1993 über die vorstehen<strong>de</strong> Stellungnahme <strong>de</strong>s 1. Ausschusses<br />

unterrichtet <strong>und</strong> hat die Bitte auf Anfertigung<br />

<strong>und</strong> Aushändigung einer Tonbandabschrift <strong>de</strong>r<br />

Äußerungen von Abg. Joachim Hörster abgelehnt.<br />

Abg. Ingrid Köppe hat sodann beantragt, das Protokoll<br />

<strong>de</strong>r Beratungssitzung vom 21. April 1993 zu berichtigen.<br />

Anstatt <strong>de</strong>s ihrer Ansicht nach inhaltlich unzutreffen<strong>de</strong>n<br />

Satzes „Im Hinblick auf eine Reihe von<br />

Beweisanträgen <strong>de</strong>r Abgeordneten Köppe, die sie in<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit gestellt habe <strong>und</strong> die offenbar ausgerichtet<br />

gewesen seien, BND <strong>und</strong> BfV auszuspähen,<br />

bitte er um Auskunft, worüber sie sich mit <strong>de</strong>n Herren<br />

vom Komitee seinerzeit unterhalten habe" sollten die<br />

Ausführungen von Abg. Joachim Hörster im Sitzungsprotokoll<br />

wie folgt wie<strong>de</strong>rgegeben wer<strong>de</strong>n: „Im<br />

Hinblick auf eine Reihe von Beweisanträgen <strong>de</strong>r<br />

Abgeordneten Köppe, die sie in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

gestellt habe <strong>und</strong> die offenbar darauf ausgerichtet<br />

gewesen seien, BND <strong>und</strong> BfV auszuspähen, sei ihm<br />

jetzt klar, wer dahinter stecke. Anträge <strong>und</strong> Fragen<br />

von Frau Köppe im Untersuchungsausschuß seien<br />

vom Insi<strong>de</strong>r-Komitee beeinflußt <strong>und</strong> veranlaßt. Er<br />

wolle jetzt wissen, worüber sie sich mit <strong>de</strong>n Herren<br />

vom Komitee seinerzeit wirklich unterhalten habe."<br />

Außer<strong>de</strong>m sei folgen<strong>de</strong>r Satz <strong>de</strong>s Protokolls inhaltlich<br />

unzutreffend: „Die Anlagen zum Brief, unter an<strong>de</strong>rem<br />

die Satzung <strong>de</strong>s Insi<strong>de</strong>r-Komitees, wür<strong>de</strong> sie<br />

<strong>de</strong>mnächst <strong>de</strong>m Sekretariat <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

übergeben...". Dieser sollte ersetzt wer<strong>de</strong>n<br />

durch <strong>de</strong>n Satz: „Die Anlage zum Brief, unter an<strong>de</strong>rem<br />

die Satzung <strong>de</strong>s Insi<strong>de</strong>r-Komitees übergebe sie<br />

hiermit in <strong>de</strong>r Sitzung <strong>de</strong>m Sekretariat <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses...".<br />

Im Hinblick darauf, daß ein<br />

Kurzprotokoll nur die Ausschußbeschlüsse <strong>und</strong> in<br />

Kurzform <strong>de</strong>n Diskussionsverlauf wie<strong>de</strong>rgibt, jedoch<br />

keine wörtliche Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>s Diskussionsverlaufs<br />

vorsieht, die fraglichen Äußerungen <strong>de</strong>s Abg. Joachim<br />

Hörster von ihrem Sinngehalt her richtig wie<strong>de</strong>rgegeben<br />

wor<strong>de</strong>n waren <strong>und</strong> das Protokoll außer<strong>de</strong>m<br />

klar ausweist, daß Abg. Ingrid Köppe die Anlagen<br />

übergeben habe, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

einstimmig <strong>de</strong>n Antrag von Abg. Ingrid Köppe<br />

auf Protokollberichtigung in <strong>de</strong>r Beratungssitzung<br />

am 26. Mai 1993 abgelehnt.<br />

Tatsächlich hatte Abg. Joachim Hörster die von <strong>de</strong>r<br />

Abg. Ingrid Köppe ihm unterstellten Äußerungen<br />

nicht gemacht. Dies wird im übrigen nicht nur durch<br />

die oben erwähnte einstimmige Ablehnung <strong>de</strong>s Antrages<br />

<strong>de</strong>r Abg. Ingrid Köppe, das Protokoll ihren<br />

Wünschen entsprechend zu än<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn auch<br />

durch <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>r für Abg. Joachim Hörster angefertigten<br />

Tonbandabschrift seiner Äußerungen bestätigt.<br />

Abg. Ingrid Köppe hat sodann gegen Abg. Joachim<br />

Hörster beim Landgericht Bonn Klage mit <strong>de</strong>m Antrag<br />

erhoben, im Wege <strong>de</strong>r einstweiligen Verfügung,<br />

„<strong>de</strong>m Beklagten bei Vermeidung eines Ordnungsgelds<br />

von bis zu 500.000 DM, ersatzweise Ordnungshaft<br />

bis zu zwei Jahren aufzugeben, es zu unterlassen,<br />

wörtlich o<strong>de</strong>r sinngemäß die Behauptung aufzustellen<br />

<strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r zu verbreiten, ihre Anfragen <strong>und</strong> Anträge<br />

im Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estags, vor allem zur Tätigkeit west<strong>de</strong>utscher<br />

Geheimdienste, seien von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern<br />

aus <strong>de</strong>m „Insi<strong>de</strong>rkomitee zur Aufarbeitung <strong>de</strong>r<br />

Geschichte <strong>de</strong>s M.f.S." veranlaßt <strong>und</strong> beeinflußt, mit<br />

welchem sie - Klägerin - ihre betreffen<strong>de</strong>n Aktivitäten<br />

abspreche <strong>und</strong> von welchem sie ihre Informationen<br />

für die Ausschußarbeit erhalte".<br />

Abg. Joachim Hörster hat beantragt, die Verfügungsklage<br />

abzuweisen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r mündlichen Verhandlung am 14. Mai<br />

1993 hat das Landgericht Bonn mit Urteil vom 25. Mai<br />

1993 (10 0 152/93) die Klage kostenpflichtig abgewiesen.<br />

Tragen<strong>de</strong> Grün<strong>de</strong> hierfür sind gewesen, daß das<br />

auf die Verletzung von Persönlichkeitsrechten <strong>de</strong>r<br />

Verfügungsklägerin gestützte Unterlassungsbegehren<br />

an <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>mnität <strong>de</strong>s Verfügungsbeklagten gescheitert<br />

ist <strong>und</strong> von <strong>de</strong>r Verfügungsklägerin verleum<strong>de</strong>rische<br />

Äußerungen <strong>de</strong>s Verfügungsbeklagten<br />

nicht hinreichend glaubhaft gemacht wor<strong>de</strong>n seien.<br />

(Dokument-Nr. 20).<br />

6. Aussetzung vorgesehener Zeugenvernehmungen<br />

als Reaktion auf Presseveröffentlichungen<br />

Der Zeuge Alimoradian ist zur Zeugeneinvernahme<br />

am 30. Juni 1993 mit <strong>de</strong>r von ihm erbetenen Zusicherung<br />

gela<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n, daß dafür gesorgt wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>,<br />

daß Zeitpunkt <strong>und</strong> Umstän<strong>de</strong> dieser Vernehmung<br />

nicht bekannt wür<strong>de</strong>n.<br />

Diese Zusage hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß ange<br />

<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Tageszeitung -sichts „taz" am 30. Juni<br />

1993 (also am Tag <strong>de</strong>r vorgesehenen Vernehmung)


erschienenen Artikels „Aufklärung ganz geheim...",<br />

in <strong>de</strong>m die Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ladung <strong>und</strong> in einigen<br />

Details <strong>de</strong>r Gegenstand <strong>de</strong>r geplanten Vernehmung<br />

dargestellt wor<strong>de</strong>n sind, nicht einhalten können. Er<br />

hat <strong>de</strong>shalb die Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Alimoradian<br />

abgesetzt.<br />

Diesem Vorfall sind einige Indiskretionen vorausgegangen.<br />

Sowohl in <strong>de</strong>n Ausgaben <strong>de</strong>s Nachrichtenmagazins<br />

„Spiegel" vom 1. <strong>und</strong> 22. März 1993 als<br />

auch in einem am 16. Juni 1993 in <strong>de</strong>r „taz" erschienenen<br />

Artikel ist aus - teilweise VS-NfD eingestuften -<br />

Materialien <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses berichtet<br />

wor<strong>de</strong>n, die im Zusammenhang mit Gegenstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r beabsichtigten Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Alimoradian<br />

stan<strong>de</strong>n. Der Untersuchungsausschuß hat sich<br />

wegen dieser Vorfälle in seinen Aufklärungsbemühungen<br />

behin<strong>de</strong>rt gesehen, da sich Zeugen über die<br />

Medien einen Eindruck vom Kenntnisstand <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

verschaffen <strong>und</strong> sich auf die<br />

bevorstehen<strong>de</strong>n Vernehmungen vorbereiten konnten.<br />

In <strong>de</strong>r 144. Sitzung am 6. Juli 1993 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

mit <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r Stimmen <strong>de</strong>r<br />

Koalitionsfraktionen beschlossen, <strong>de</strong>m Ältestenrat<br />

durch <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Sachverhalt vorzutragen<br />

<strong>und</strong> um Abhilfe zu bitten. Er hat weiter beschlossen,<br />

bis zum Eingang <strong>de</strong>r Antwort die Beweiserhebung<br />

durch Zeugenvernehmungen, abgesehen von <strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Woche vorgesehenen Terminen, zu unterbrechen.<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> hat diesen Beschluß <strong>de</strong>r<br />

Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages mit einem<br />

Schreiben vom 30. Juni 1993 mitgeteilt.<br />

Abg. Dr. Andreas von Bülow hat sich seinerseits am<br />

11. August 1993 an die Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages mit <strong>de</strong>r Bitte gewandt, auf <strong>de</strong>n Ältestenrat<br />

dahingehend einzuwirken, daß dieser <strong>de</strong>r Ausschußmehrheit<br />

nahelege, die Vertagung bereits vorgesehener<br />

Zeugenvernehmungen rückgängig zu machen<br />

<strong>und</strong> eine rasche Fortsetzung <strong>de</strong>r Beweisaufnahme<br />

zu ermöglichen.<br />

In seiner 64. Sitzung am 9. September 1993 hat <strong>de</strong>r Ältestenrat<br />

diese Anträge behan<strong>de</strong>lt. Er hat an alle Beteiligten<br />

appelliert, im Interesse <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrages<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ansehens <strong>de</strong>s Parlaments, die Geheimhaltungsvorschriften<br />

in Zukunft strikt zu beachten.<br />

Nach auftragsgemäßer schriftlicher Darlegung<br />

<strong>de</strong>r in diesem Zusammenhang klärungsbedürftigen<br />

Fragen durch Abg. Joachim Hörster hat <strong>de</strong>r Ältestenrat<br />

<strong>de</strong>n Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität <strong>und</strong><br />

Geschäftsordnung um eine Prüfung <strong>und</strong> Stellungnahme<br />

zu <strong>de</strong>n insoweit offenen Rechts- <strong>und</strong> Verfahrensfragen<br />

ersucht.<br />

In seiner 147. Sitzung am 28. September 1993 hat <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß beschlossen, die Beweisaufnahme<br />

durch Zeugeneinvernahme bereits vor <strong>de</strong>r<br />

noch ausstehen<strong>de</strong>n Entscheidung <strong>de</strong>s Ausschusses<br />

für Wahlprüfung, Immunität <strong>und</strong> Geschäftsordnung<br />

wie<strong>de</strong>r aufzunehmen.<br />

Auf Veranlassung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses ist<br />

auch die Verwaltung <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages tätig<br />

gewor<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Urheber <strong>de</strong>r Indiskretionen zu<br />

ermitteln. Die Ermittlungen sind ohne Erfolg geblieben.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

VIII. Zeit- <strong>und</strong> Arbeitsaufwand<br />

Der Untersuchungsausschuß ist insgesamt 189 mal<br />

zusammengetreten.<br />

Er hat 69 nichtöffentliche Beratungssitzungen abgehalten.<br />

120 Sitzungen haben <strong>de</strong>r Beweisaufnahme durch<br />

Vernehmung von Zeugen <strong>und</strong> Anhörpersonen sowie<br />

<strong>de</strong>r Abklärung einzelner Probleme bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Beweismitteln gedient. Von diesen Sitzungen<br />

waren 81 öffentlich, drei nichtöffentlich. Weitere<br />

33 Sitzungen wur<strong>de</strong>n öffentlich begonnen <strong>und</strong> im<br />

Laufe <strong>de</strong>r Sitzung nichtöffentlich fortgesetzt. Vier dieser<br />

Sitzungen wur<strong>de</strong>n eingestuft abgeschlossen; drei<br />

als GEHEIM <strong>und</strong> eine als VS-VERTRAULICH. Drei<br />

weitere Sitzungen waren insgesamt eingestuft, hiervon<br />

zwei GEHEIM <strong>und</strong> eine VS-VERTRAULICH.<br />

Die Vernehmungen <strong>und</strong> Anhörungen haben insgesamt<br />

465 St<strong>und</strong>en gedauert <strong>und</strong> sind auf 19.181 Seiten<br />

Protokollnie<strong>de</strong>rschriften festgehalten.<br />

Zusätzlich hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß bei beson<strong>de</strong>ren<br />

Anlässen, beispielsweise im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Entscheidung über die Anerkennung von<br />

Auskunftsverweigerungsrechten, kurze Beratungssitzungen<br />

durchgeführt, die in <strong>de</strong>r Aufzählung nicht berücksichtigt<br />

sind.<br />

IX. Abschlußbericht<br />

1. Entscheidung über die Erstellung <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

Der Deutsche B<strong>und</strong>estag hat zusätzlich zum Einsetzungsbeschluß<br />

in seiner 163. Sitzung am 17. Juni 1993<br />

mit <strong>de</strong>n Stimmen <strong>de</strong>r Fraktionen <strong>de</strong>r CDU/CSU, <strong>de</strong>r<br />

SPD <strong>und</strong> <strong>de</strong>r F.D.P.- beschlossen, daß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

seinen schriftlichen <strong>Bericht</strong> über <strong>de</strong>n<br />

Verlauf <strong>de</strong>s Verfahrens, die ermittelten Tatsachen, das<br />

mit einer Begründung versehene Ergebnis <strong>de</strong>r Untersuchung<br />

<strong>und</strong> etwaige abweichen<strong>de</strong> Auffassungen<br />

<strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rheit als Schlußbericht so rechtzeitig vorlegen<br />

soll, daß über ihn im Plenum vor <strong>de</strong>r Sommerpause<br />

1994 <strong>de</strong>battiert wer<strong>de</strong>n kann. Der <strong>Bericht</strong> soll<br />

auch Hinweise darauf enthalten, welche Teile <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrags<br />

nicht o<strong>de</strong>r nicht vollständig ausgeführt<br />

wor<strong>de</strong>n sind <strong>und</strong> welche offenen Fragen gegebenenfalls<br />

in <strong>de</strong>r nächsten Legislaturperio<strong>de</strong> durch<br />

einen neu eingesetzten Untersuchungsausschuß geklärt<br />

wer<strong>de</strong>n sollten (BT-Drucksache 12/5156).<br />

Um einen Abschlußbericht in <strong>de</strong>m vom Plenum vorgegebenen<br />

Zeitrahmen erstellen zu können, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

in seiner Beratungssitzung am<br />

22. September 1993 mit <strong>de</strong>n Stimmen <strong>de</strong>r Koalitionsfraktionen<br />

gegen die Stimmen <strong>de</strong>r SPD-Fraktion beschlossen,<br />

seine Beweisaufnahme durch Zeugenvernehmungen<br />

am 3. Dezember 1993 abzuschließen.<br />

2. Rechtliches Gehör zum Abschlußbericht<br />

a) Rechtsgr<strong>und</strong>lage<br />

Für die Gewährung rechtlichen Gehörs gibt es keine<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschußgesetzen einiger Bun-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r vergleichbare b<strong>und</strong>esgesetzliche Regelung.<br />

Die IPA-Regeln enthalten eine solche Regelung<br />

in § 18 Abs. 1 Nr. 4 nur für Betroffene. Der Betroffenenstatus<br />

entsteht aber erst mit Anerkennung durch<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß. Der Entwurf <strong>de</strong>s Untersuchungsausschußgesetzes,<br />

<strong>de</strong>r im 11. Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estag vom Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität<br />

<strong>und</strong> Geschäftsordnung empfohlen (BT-Drucksache.<br />

11/8085) <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r 12. Wahlperio<strong>de</strong> von Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

aller Fraktionen erneut eingebracht wor<strong>de</strong>n ist<br />

(BT-Drucksache 12/418), sieht in § 27 vor, allen „Personen,<br />

die durch Veröffentlichung <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

in ihren Rechten erheblich beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n<br />

können", die Möglichkeit zu geben, vor Abschluß<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsverfahrens zu <strong>de</strong>n sie betreffen<strong>de</strong>n<br />

Ausführungen Stellung zu beziehen. Im Anschluß<br />

an <strong>de</strong>n 3. Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r 10.<br />

Wahlperio<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Neuen Heimat einen Anspruch<br />

auf rechtliches Gehör zugebilligt hatte (BT-Drucksache<br />

19/6779), haben erstmals <strong>de</strong>r 1. <strong>und</strong> 2. Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>r 11. Wahlperio<strong>de</strong> rechtliches Gehör<br />

zu <strong>de</strong>n Feststellungen in ihren Abschlußberichten<br />

- <strong>und</strong> zwar unabhängig von <strong>de</strong>r formellen Anerkennung<br />

eines Betroffenenstatus - gewährt. Rechtliches<br />

Gehör sollte <strong>de</strong>njenigen eröffnet wer<strong>de</strong>n, die durch<br />

Feststellungen in <strong>de</strong>n Abschlußberichten erheblich in<br />

ihren Rechten beeinträchtigt sein können (BT-Drucksache<br />

11/7800, I.3.4.; BT-Drucksache 11/8109). In<br />

Übereinstimmung mit <strong>de</strong>r verwaltungsgerichtlichen<br />

Rechtsprechung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r rechtswissenschaftlichen Literatur<br />

vertritt auch <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß die<br />

Ansicht, daß rechtliches Gehör solchen natürlichen<br />

<strong>und</strong> - im Hinblick auf Art. 19 Abs. 3 GG - inländischen<br />

juristischen Personen zu gewähren sei, die durch Feststellungen<br />

im Abschlußbericht erheblich in ihren<br />

Rechten beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n könnten. Das aus A rt .<br />

20 Abs. 3 iVm Art. 1 Abs. 1, 2 Abs. 1 GG abzuleiten<strong>de</strong><br />

Minimum an Verfahrensgarantie ist beachtet, wenn<br />

vor <strong>de</strong>r Veröffentlichung <strong>de</strong>s Abschlußberichts Stellungnahmen<br />

abgegeben wer<strong>de</strong>n können; <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ist rechtlich nur vorgegeben, daß<br />

er diese berücksichtigt, nicht aber, in welcher Form<br />

dies zu geschehen hat. Der Gewährung rechtlichen<br />

Gehörs bedarf es nicht, wenn bereits zuvor die Möglichkeit<br />

<strong>de</strong>r Äußerung zu im <strong>Bericht</strong> behan<strong>de</strong>lten<br />

Sachverhalten - etwa im Rahmen einer Zeugenvernehmung<br />

- bestan<strong>de</strong>n hat (Dokument-Nr. 21).<br />

b) Verfahren<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>s Verfahrensablaufs hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

in seiner Beratungssitzung am 22.<br />

September 1993 folgen<strong>de</strong>s beschlossen:<br />

„Das rechtliche Gehör fin<strong>de</strong>t in folgen<strong>de</strong>r Weise<br />

statt:<br />

Den in Betracht kommen<strong>de</strong>n Personen wer<strong>de</strong>n die<br />

sie betreffen<strong>de</strong>n Ausführungen in Ablichtung übermittelt.<br />

Sie erhalten Gelegenheit, sich binnen einer Frist<br />

von zwei Wochen nach Erhalt <strong>de</strong>r Ablichtungen<br />

schriftlich dazu gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zu äußern.<br />

Der Ausschußvorsitzen<strong>de</strong> wird ermächtigt, diese<br />

Frist angemessen zu verlängern, wenn ihm dies geboten<br />

erscheint.<br />

Die eingehen<strong>de</strong>n Stellungnahmen sind unverzüg<br />

lich an alle Ausschußmitglie<strong>de</strong>r zu verteilen. "<br />

Praktische Umsetzung <strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs<br />

Rechtliches Gehör ist gewährt wor<strong>de</strong>n:<br />

- wenn eine natürliche o<strong>de</strong>r juristische Person durch<br />

Feststellungen im Abschlußbericht nicht unerheblich<br />

betroffen sein wür<strong>de</strong>, <strong>und</strong> zwar durch eigene<br />

Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

mit negativem Inhalt, wenn <strong>de</strong>m Betroffenen z.B.<br />

Verstöße gegen Gesetze <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, gegen Gesetze <strong>de</strong>r DDR o<strong>de</strong>r gegen<br />

ethische Prinzipien angelastet wor<strong>de</strong>n sind. Letzteres<br />

ist auch dann angenommen wor<strong>de</strong>n, wenn<br />

westliche Unternehmen mit Unternehmen <strong>de</strong>r<br />

Kommerziellen Koordinierung Han<strong>de</strong>l bet rieben<br />

hatten, <strong>de</strong>r nicht offensichtlich wertneutral war<br />

<strong>und</strong> wenn bei Offizieren im beson<strong>de</strong>ren Einsatz<br />

<strong>und</strong> Inoffiziellen Mitarbeitern über ihre bloße Zugehörigkeit<br />

zum MfS hinaus einzelne Aktivitäten<br />

zum Nachteil Dritter geschil<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n sind. Von<br />

<strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

betroffen ist eine natürliche o<strong>de</strong>r juristische<br />

Person auch dann, wenn <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

sich in <strong>de</strong>r Darstellung Feststellungen von<br />

dritter Seite zu eigen macht.<br />

Rechtliches Gehör ist nicht gewährt wor<strong>de</strong>n:<br />

- wenn im Abschlußberichtsentwurf lediglich ausgeführt<br />

wor<strong>de</strong>n ist, daß bezüglich einer Person bei<br />

Dritten, z.B. <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft, Vorgänge anhängig<br />

seien,<br />

-<br />

- wenn es um die Darstellung von staatlichen Funktionen<br />

einschließlich <strong>de</strong>s MfS gegangen ist <strong>und</strong> in<br />

diesem Zusammenhang <strong>de</strong>r Funktionsträger erwähnt<br />

wor<strong>de</strong>n ist,<br />

- gleiches hat für die Darstellung <strong>de</strong>r Parteifunktionen<br />

in <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> die Erwähnung <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Mitarbeiters gegolten,<br />

- wenn es um Unternehmen gegangen ist, die von<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt verwaltet wor<strong>de</strong>n sind,<br />

- wenn es sich um ausländische Unternehmen gehan<strong>de</strong>lt<br />

hat, die keine Nie<strong>de</strong>rlassung in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland haben,<br />

- wenn es sich nur um die Tatsache <strong>de</strong>s Erwerbs eines<br />

Unternehmens <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

o<strong>de</strong>r eines diesem gehören<strong>de</strong>n Vermögenswertes<br />

von <strong>de</strong>r Treuhandanstalt gehan<strong>de</strong>lt<br />

hat,<br />

- wenn die Betroffenen als Zeugen vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

o<strong>de</strong>r einer Ausschuß<strong>de</strong>legation<br />

Gelegenheit gehabt haben, zum Gegenstand<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsauftrages im Zusammenhang<br />

vorzutragen, auch wenn sie die Auskunft verweigert<br />

haben. Eine Ausnahme ist nur dann gemacht<br />

wor<strong>de</strong>n, wenn im Abschlußberichtsentwurf ein<br />

Sachverhalt dargestellt wor<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>r nicht Gegenstand<br />

<strong>de</strong>r Vernehmung war <strong>und</strong> an <strong>de</strong>n sich<br />

<strong>de</strong>r Zeuge bei <strong>de</strong>r Auffor<strong>de</strong>rung, im Zusammenhang<br />

vorzutragen, nicht erinnern mußte. Gleiches<br />

hat gegolten, wenn Zeugen aufgr<strong>und</strong> eines aus-


schußersuchens durch Gerichte o<strong>de</strong>r in schriftlichem<br />

Verfahren befragt wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Rechtliches Gehör ist ab 24. März 1994 gewährt wor<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> zwar in <strong>de</strong>r Weise, daß <strong>de</strong>n in Frage kommen<strong>de</strong>n<br />

natürlichen o<strong>de</strong>r juristischen Personen die<br />

sie betreffen<strong>de</strong>n Ausführungen im Sekretariatsentwurf<br />

in Kopie übermittelt wor<strong>de</strong>n sind. In mehreren<br />

Fällen ist von <strong>de</strong>n Empfängern o<strong>de</strong>r ihren Rechtsbeistän<strong>de</strong>n<br />

um eine Verlängerung <strong>de</strong>r 2-Wochen-Frist<br />

gebeten wor<strong>de</strong>n. Als Begründung dafür ist teilweise<br />

angeführt wor<strong>de</strong>n, daß die Frist nicht ausreiche, um<br />

erfor<strong>de</strong>rliche Sachverhaltsermittlungen anzustellen,<br />

teilweise ist darauf verwiesen wor<strong>de</strong>n, daß die Betroffenen<br />

abwesend seien. Einige Schreiben zur Eröffnung<br />

<strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs sind trotz Benachrichtigung<br />

durch die Post von <strong>de</strong>n Adressaten nicht abgeholt<br />

wor<strong>de</strong>n. Es ist auch vorgekommen, daß die<br />

Adressaten verstorben, mit unbekannter Anschrift<br />

verzogen o<strong>de</strong>r die angeschriebenen Unternehmen im<br />

Han<strong>de</strong>lsregister gelöscht waren.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat sich mit diesen Fällen<br />

in seiner 180. Sitzung am 13. April 1994 beschäftigt<br />

<strong>und</strong> dazu folgen<strong>de</strong>n Beschluß gefaßt:<br />

„Beschluß<br />

über die Berücksichtigung von Fristen bei <strong>de</strong>r Gewährung<br />

<strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs<br />

1. Eine angemessene Fristverlängerung ist zu gewähren,<br />

wenn <strong>de</strong>r Betroffene glaubhaft macht,<br />

daß es ihm innerhalb <strong>de</strong>r vorgesehenen Frist nicht<br />

möglich ist, ausreichend Stellung zu nehmen.<br />

2. Eine Fristverlängerung wird auch gewährt, wenn<br />

<strong>de</strong>r Betroffene von seinem Wohnsitz abwesend ist<br />

<strong>und</strong> keine Gelegenheit hat, innerhalb <strong>de</strong>r Frist zu<br />

antworten.<br />

3. Wenn ein Empfänger verstorben ist, die Sendung<br />

mit <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Schreiben <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

trotz Benachrichtigung nicht<br />

abgeholt hat o<strong>de</strong>r mit unbekannter Anschrift verzogen<br />

ist, wird die Gewährung <strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs<br />

als erledigt betrachtet. Das gleiche gilt, wenn<br />

ein angeschriebenes Unternehmen im Han<strong>de</strong>lsregister<br />

gelöscht ist. Rechtzeitig eingehen<strong>de</strong> Stellungnahmen<br />

von Verwandten eines verstorbenen<br />

Adressaten o<strong>de</strong>r ehemaliger Geschäftsführer gelöschter<br />

Unternehmen wer<strong>de</strong>n wie sonstige Stellungnahmen<br />

behan<strong>de</strong>lt.<br />

4. Stellungnahmen, die nach <strong>de</strong>m 16. Mai 1994 eingehen,<br />

wer<strong>de</strong>n nicht mehr berücksichtigt.<br />

5. Der Vorsitzen<strong>de</strong> wird ermächtigt, die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Entscheidungen nach Maßgabe vorstehen<strong>de</strong>r<br />

Kriterien zu treffen."<br />

Eine Liste <strong>de</strong>r natürlichen <strong>und</strong> juristischen Personen,<br />

<strong>de</strong>nen rechtliches Gehör gewährt wor<strong>de</strong>n ist sowie<br />

<strong>de</strong>rjenigen, die in diesem Rahmen Stellung genommen<br />

haben, ist im Anhang beigefügt.<br />

Weiterhin ist eine Übersicht über die Behandlung <strong>de</strong>r<br />

eingegangenen Antworten durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

beigefügt .<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

c) Berücksichtigung <strong>de</strong>r im Rahmen <strong>de</strong>s rechtlichen<br />

Gehörs eingegangenen Stellungnahmen<br />

Der Untersuchungsausschuß hat die im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

rechtlichen Gehörs eingegangenen Stellungnalunen<br />

berücksichtigt, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Entwurf <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

entsprechend geän<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r ergänzt hat, die<br />

Stellungnahme als Anhang <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> beigefügt hat<br />

o<strong>de</strong>r sie lediglich zur Kenntnis genommen hat.<br />

Der Text <strong>de</strong>s Abschlußberichtsentwurfs ist geän<strong>de</strong>rt<br />

o<strong>de</strong>r ergänzt wor<strong>de</strong>n, wenn in <strong>de</strong>r Stellungnahme Beweise<br />

o<strong>de</strong>r überzeugen<strong>de</strong> Ausführungen enthalten<br />

waren, aus <strong>de</strong>nen sich ergeben hat, daß die bisherigen<br />

Ausführungen unrichtig o<strong>de</strong>r ergänzungsbedürftig<br />

gewesen sind.<br />

Die Stellungnahmen sind <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> als Anhang<br />

beigefügt wor<strong>de</strong>n, wenn sie wesentliche Gegenvorstellungen<br />

o<strong>de</strong>r Ergänzungen enthalten haben, die<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß jedoch nicht überzeugt<br />

haben.<br />

Nur zur Kenntnis genommen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

solche Stellungnahmen, die er als unbeachtlich<br />

bewertet hat. Dazu zählten Ergänzungswünsche,<br />

die für die Darstellungen im Abschlußbericht<br />

keine Be<strong>de</strong>utung gehabt haben o<strong>de</strong>r lediglich die<br />

Mitteilung enthalten haben, die angeschriebene natürliche<br />

o<strong>de</strong>r juristische Person sehe davon ab, sich zu<br />

äußern. Außer<strong>de</strong>m ist auf eine Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>r Stellungnahme<br />

auch dann verzichtet wor<strong>de</strong>n, wenn<br />

durch nachträgliche Än<strong>de</strong>rungen im Text <strong>de</strong>s Entwurfs<br />

<strong>de</strong>s Abschlußberichts die Stellungnahme gegenstandslos<br />

gewor<strong>de</strong>n war.<br />

3. Feststellung <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

Am 6. Mai 1994 haben die <strong>Bericht</strong>erstatter <strong>de</strong>r Fraktionen<br />

<strong>und</strong> Gruppen ihre Abschlußberichtsentwürfe<br />

vorgelegt.<br />

Dem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatterin Abg. Ing rid Köppe,<br />

Bündnis 90/Die Grünen, waren sieben VS-Vertraulich<br />

eingestufte Anlagen beigefügt; <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> selbst enthielt<br />

zahlreiche, zum Teil mehrere Seiten umfassen<strong>de</strong><br />

wörtliche Zitate aus VS-Vertraulich <strong>und</strong> höher eingestuften<br />

Unterlagen, die <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

im Zuge seiner Beweiserhebung beigezogen hatte.<br />

Der Ausschußvorsitzen<strong>de</strong> hat <strong>de</strong>swegen veranlaßt,<br />

daß <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ausschußsekretariat in offener<br />

Fassung zugegangen war, als GEHEIM eingestuft<br />

wor<strong>de</strong>n ist.<br />

In <strong>de</strong>r 183. Ausschußsitzung am 18. Mai 1994 ist erstmals<br />

über die vorliegen<strong>de</strong>n Abschlußberichtsentwürfe<br />

beraten wor<strong>de</strong>n. Abg. Andrea Le<strong>de</strong>rer, <strong>Bericht</strong>erstatterin<br />

<strong>de</strong>r Gruppe PDS/LL, hat aufgr<strong>und</strong> dieser Beratungen<br />

am 19. Mai 1994 Än<strong>de</strong>rungen ihres Entwurfs<br />

vorgelegt; Neuformulierungen einiger Teile <strong>de</strong>s<br />

Ausschußberichtsentwurfs sind nach Abstimmung<br />

zwischen <strong>de</strong>n Fraktionen am 26. Mai 1994 erfolgt.<br />

Eine Ergänzung <strong>de</strong>s Dritten Teils (Bewertungen) Abschnitt<br />

B <strong>de</strong>s Ausschußberichtsentwurfs hat <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatter<br />

<strong>de</strong>r SPD-Fraktion, Abg. Dr. Andreas von<br />

Bülow, am 27. Mai 1994 als Tischvorlage verteilen lassen.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Beratungen über die Feststellung<br />

<strong>de</strong>s Gesamtberichts <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

waren somit <strong>de</strong>r Entwurf <strong>de</strong>s Ausschußberichts vom<br />

20. Mai 1994 in <strong>de</strong>r Fassung <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungen vom 26.<br />

Mai 1994 sowie <strong>de</strong>r Ergänzungen <strong>de</strong>r SPD-Fraktion<br />

vom 27. Mai 1994, <strong>de</strong>r Entwurf <strong>de</strong>s abweichen<strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong>s<br />

<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatterin Abg. Andrea Le<strong>de</strong>rer<br />

(PDS/LL) vom 6. Mai 1994 in <strong>de</strong>r Fassung <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungen<br />

vom 19. Mai 1994 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Entwurf <strong>de</strong>s abweichen<strong>de</strong>n<br />

<strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatterin Abg. Ingrid<br />

Köppe (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) vom 6. Mai 1994.<br />

In <strong>de</strong>r 184. Sitzung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

am 27. Mai 1994 ist vor <strong>de</strong>r Feststellung <strong>de</strong>s Gesamtberichts<br />

zunächst über <strong>de</strong>n Antrag <strong>de</strong>s Obmanns <strong>de</strong>r<br />

SPD-Fraktion, Dr. Andreas von Bülow, vom 22. Ap ril<br />

1994 (ADrs. 564) <strong>und</strong> die ihn betreffen<strong>de</strong> Ergänzungsbegründung<br />

im Schreiben vom 25. Mai 1994 diskutiert<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>m vorgenannten Antrag hatte die SPD-Fraktion<br />

eine eingeschränkte Fortführung <strong>de</strong>r Beweisaufnahme<br />

<strong>und</strong> Auswertung <strong>de</strong>r Beweisergebnisse durch <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsausschuß über <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />

Kenntnisnahme <strong>de</strong>s Gesamtberichts durch <strong>de</strong>n Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estag hinaus gefor<strong>de</strong>rt. Gegenstand dieser<br />

Tätigkeit sollten nach <strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>r Antragstellerin<br />

die Akten <strong>de</strong>r Hauptabteilung XVIII, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r Abteilung XVIII/7 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abteilung<br />

XVIII/8 <strong>de</strong>s MfS, die Unterlagen <strong>de</strong>s BStU über <strong>de</strong>n<br />

IMB „Gabriel" <strong>und</strong> Rechtsanwalt Dr. Vogel, die noch<br />

ausstehen<strong>de</strong>n Ergebnisse <strong>de</strong>r staatsanwaltschaftlichen<br />

Ermittlungen über die Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa <strong>und</strong><br />

die Otto Scheurmann Bank-KG sowie <strong>de</strong>r zu erwarten<strong>de</strong><br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>s<br />

Bayerischen Landtages sein.<br />

Begrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n ist diese Initiative damit, daß bei<br />

<strong>de</strong>r Beschlußfassung <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

vom 17. Juni 1993 davon ausgegangen wor<strong>de</strong>n ist,<br />

daß die genannten Unterlagen <strong>und</strong> Beweisergebnisse<br />

rechtzeitig vor <strong>de</strong>r Abfassung <strong>de</strong>s Abschlußberichtes<br />

vorliegen wür<strong>de</strong>n. Insofern sei die Geschäftsgr<strong>und</strong>lage<br />

nicht erfüllt. Da es noch in dieser Wahlperio<strong>de</strong><br />

möglich sei, diese Lücken zu schließen, bestehe ein<br />

Min<strong>de</strong>rheitenrecht auf Fortführung <strong>de</strong>r Ausschußarbeit<br />

bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 12. Wahlperio<strong>de</strong>.<br />

Demgegenüber haben die Koalitionsfraktionen die<br />

Auffassung vertreten, <strong>de</strong>r Beschluß <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages vom 17. Juni 1993, wonach <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß<br />

seinen Abschlußbericht rechtzeitig<br />

für eine Debatte im Deutschen B<strong>und</strong>estag vor <strong>de</strong>r<br />

Sommerpause 1994 vorzulegen habe, gehe ausdrücklich<br />

von einer nicht vollständigen Erledigung <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrags<br />

aus. Deshalb könne von einem<br />

Wegfall <strong>de</strong>r Geschäftsgr<strong>und</strong>lage wegen <strong>de</strong>s Fortbestehens<br />

von Aufklärungslücken nicht die Re<strong>de</strong> sein.<br />

Im Anschluß an die Diskussion ist <strong>de</strong>r Antrag Ausschußdrucksache<br />

564 <strong>de</strong>r SPD-Fraktion mit <strong>de</strong>r Mehrheit<br />

<strong>de</strong>r Stimmen <strong>de</strong>r Koalitionsfraktionen abgelehnt<br />

wor<strong>de</strong>n. Ein Antrag <strong>de</strong>r Koalitionsfraktionen, die Beendigung<br />

<strong>de</strong>r Beweisaufnahme zu beschließen, ist dagegen<br />

mit <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r Stimmen <strong>de</strong>r Koalitionsfraktionen<br />

gegen die Stimmen <strong>de</strong>r SPD-Fraktion angenommen<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Obmann <strong>de</strong>r SPD-Fraktion hat anschließend für<br />

seine Fraktion folgen<strong>de</strong> Erklärung abgegeben:<br />

„Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

erklären, daß sie <strong>de</strong>n Ausschußbericht<br />

inhaltlich mittragen, aber nicht bereit sind, <strong>de</strong>n<br />

Gesamtbericht als Abschlußbericht, son<strong>de</strong>rn nur als<br />

Teilbericht festzustellen, <strong>de</strong>r bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 12.<br />

Wahlperio<strong>de</strong> noch ergänzt wer<strong>de</strong>n kann. "<br />

Zur Feststellung <strong>de</strong>s Gesamtberichts hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

dann einstimmig nachstehen<strong>de</strong>n Beschluß<br />

gefaßt:<br />

„Beschluß<br />

Der Erste, Zweite, Vie rte <strong>und</strong> Fünfte Teil <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

vom 20. Mai 1994 in <strong>de</strong>r Fassung <strong>de</strong>r<br />

Än<strong>de</strong>rungen vom 26. Mai 1994 ist gemeinsamer <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatter Abg. Joachim Gres (CDU/<br />

CSU), Abg. Dr. Andreas von Bülow (SPD) <strong>und</strong> Arno<br />

Schmidt (Dres<strong>de</strong>n) (F.D.P.). Er wird zusammen mit<br />

<strong>de</strong>m Dritten Teil (Bewertungen) Abschnitt A <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

als <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

festgestellt.<br />

Der Dritte Teil (Bewertungen) Abschnitt B <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

vom 6. Mai 1994 in <strong>de</strong>r Fassung <strong>de</strong>r Ergänzung<br />

vom 27. Mai 1994 wird als abweichen<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>erstatters Abg. Dr. Andreas von Bülow<br />

(SPD) festgestellt.<br />

Als weiterer abweichen<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> wird <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatterin Abg. Andrea Le<strong>de</strong>rer (PDS/LL)<br />

vom 6. Mai 1994 in <strong>de</strong>r Fassung <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungen vom<br />

19. Mai 1994 festgestellt.<br />

Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatterin Abg. Ingrid Köppe<br />

(Bündnis 90/Die Grünen) vom 6. Mai 1994 wird ebenfalls<br />

als abweichen<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> festgestellt; er wird wegen<br />

<strong>de</strong>r enthaltenen Verschlußsachen GEHEIM eingestuft.<br />

Die vorgenannten <strong>Bericht</strong>e wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estag als abschließen<strong>de</strong>r Gesamtbericht <strong>de</strong>s 1.<br />

Untersuchungsausschusses gemäß <strong>de</strong>m Beschluß <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages vom 17. Juni 1993 mit <strong>de</strong>r <strong>Beschlußempfehlung</strong><br />

vorgelegt, ihn zur Kenntnis zu<br />

nehmen.<br />

* Der <strong>Bericht</strong> befin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r Geheimschutzstelle <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages.


ZWEITER TEIL<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

A. Entstehung, Organisation <strong>und</strong> Leitung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

I. Politische <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

1. Politisches <strong>und</strong> wirtschaftliches<br />

System <strong>de</strong>r DDR<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong><br />

1966 als Teil <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsministeriums <strong>de</strong>r<br />

DDR gegrün<strong>de</strong>t. Zur Aufgabe hatte <strong>de</strong>r Bereich von<br />

Anfang an die „maximale Erwirtschaftung kapitalistischer<br />

Valuten außerhalb <strong>de</strong>s Staatsplanes", wie es<br />

in <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Ministerratsverfügung vom<br />

1. April 1966 heißt (vgl. Zweiter Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3920, Dokument-Nr. 3, S. 96-98). Der<br />

zunächst noch überschaubare Bereich entwickelte<br />

sich unter seinem Leiter Staatssekretär Dr. Schalck-<br />

-Golodkowski in <strong>de</strong>n 70er <strong>und</strong> 80er Jahren zu einem<br />

eng mit <strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit verflochtenen<br />

Unternehmenskomplex, <strong>de</strong>r im Wi rt<br />

-schaftsgefüge <strong>de</strong>r DDR eine wirtschaftliche, rechtliche<br />

<strong>und</strong> politische Son<strong>de</strong>rstellung einnahm. En<strong>de</strong><br />

1976 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

aus <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r<br />

DDR herausgelöst <strong>und</strong> unter Beibehaltung <strong>de</strong>r offiziellen<br />

Bezeichnung 'Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l,<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung' als selbständiger<br />

Dienstbereich unmittelbar <strong>de</strong>m Sekretär <strong>de</strong>s<br />

Zentralkomitees (ZK) <strong>und</strong> Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>r Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands<br />

(SED) Dr. Günter Mittag unterstellt, seit 1981 sollte<br />

dies auch im Krieg o<strong>de</strong>r Verteidigungsfalle gelten<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

121, S. 901). Der Bereich, <strong>de</strong>r auf einer<br />

bereits jahrelang geübten Praxis <strong>de</strong>r außerplanmäßigen<br />

Devisenerwirtschaftung für die SED, aber auch<br />

für Staat <strong>und</strong> Staatssicherheit in <strong>de</strong>r DDR aufbauen<br />

konnte, institutionalisierte <strong>und</strong> effektivierte die verschie<strong>de</strong>nsten<br />

legalen <strong>und</strong> illegalen Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Devisenbeschaffung für die Machthaber <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR.<br />

Die Entstehung, Entwicklung <strong>und</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung ist vor <strong>de</strong>m<br />

Hintergr<strong>und</strong> einer Reihe politischer <strong>und</strong> rechtlicher<br />

Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Voraussetzungen zu<br />

sehen. Hierzu sind zunächst das politische <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

System <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Strukturschwächen<br />

zu zählen. Struktur <strong>und</strong> Arbeitsweise<br />

<strong>de</strong>s Bereichs spiegelten die Gegebenheiten <strong>de</strong>s politischen,<br />

wirtschaftlichen <strong>und</strong> militärischen Systems<br />

<strong>de</strong>r DDR wi<strong>de</strong>r; die erhebliche Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

stellte eine Antwort auf die sich wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen, Sachzwänge <strong>und</strong> Notwendigkeiten<br />

<strong>de</strong>s kommunistischen Herrschafts- <strong>und</strong> Staatsplansystems<br />

dar.<br />

Eine zentrale Be<strong>de</strong>utung hatte ferner, daß zwischen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR in politischer<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlicher Hinsicht ein Verhältnis<br />

ganz beson<strong>de</strong>rer Art bestand. Während <strong>de</strong>r gesamten<br />

Dauer <strong>de</strong>r Teilung blieben trotz <strong>de</strong>r Abgrenzungspolitik<br />

<strong>de</strong>r DDR zahlreiche Bindungen bestehen. Auf seiten<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland stan<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>lage historisch gewachsener Gemeinsamkeiten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s rechtlichen Fortbestan<strong>de</strong>s Deutschlands<br />

als Ganzes die Bemühungen im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>, Bindungen<br />

soweit wie möglich zu erhalten <strong>und</strong> auszubauen.<br />

Die DDR konzentrierte ihr Interesse darauf,<br />

die wirtschaftlichen Möglichkeiten zu nutzen, die sich<br />

aus dieser politischen Situation ergaben. Die vielfältigen<br />

wirtschaftlichen Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung können nur vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s komplexen <strong>und</strong> komplizierten Netzes <strong>de</strong>r<br />

inner<strong>de</strong>utschen Wirtschafts- <strong>und</strong> politischen Beziehungen<br />

verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Die Son<strong>de</strong>rbedingungen<br />

<strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls begünstigten die Wirtschaftsgeschäfte<br />

<strong>de</strong>s von SED, Staat <strong>und</strong> Staatssicherheit<br />

<strong>de</strong>r DDR gestützten Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Die wi<strong>de</strong>rrechtliche Ausnutzung <strong>de</strong>r im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l gewährten Vergünstigungen<br />

o<strong>de</strong>r die Umgehung <strong>de</strong>r Vorschriften, die diesen Han-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>l regelten, eröffneten <strong>de</strong>r DDR zahlreiche Möglichkeiten,<br />

Devisen zu beschaffen o<strong>de</strong>r einzusparen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n bilateralen Waren- <strong>und</strong> Zahlungsverkehr zu manipulieren.<br />

a) Kommunistische Einparteiherrschaft<br />

Das politische <strong>und</strong> wirtschaftliche System <strong>de</strong>r DDR<br />

wur<strong>de</strong> bis zu seinem Zusammenbruch En<strong>de</strong> 1989<br />

durch die diktatorisch-bürokratische Herrschaftsausübung<br />

<strong>de</strong>r Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands<br />

(SED) bestimmt. Die Verfassungen <strong>de</strong>r DDR von<br />

1949 <strong>und</strong> von 1968 (mit <strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungen von 1974)<br />

spiegelten nur die politische Programmatik wi<strong>de</strong>r,<br />

nicht die politische Realität <strong>de</strong>r zweiten <strong>de</strong>utschen<br />

Diktatur. Die SED, die 1946 aus <strong>de</strong>r Zwangsvereinigung<br />

<strong>de</strong>r SPD mit <strong>de</strong>r KPD in <strong>de</strong>r Sowjetischen Besatzungszone<br />

(SBZ) hervorging <strong>und</strong> <strong>de</strong>r verlängerte Arm<br />

<strong>de</strong>r sowjetischen Besatzungsmacht war, monopolisierte<br />

schrittweise alle gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen<br />

Institutionen <strong>und</strong> Regelungsmechanismen in<br />

<strong>de</strong>r SBZ sowie <strong>de</strong>r 1949 gegrün<strong>de</strong>ten DDR. Entgegen<br />

<strong>de</strong>n Formulierungen <strong>de</strong>r DDR-Verfassungen war die<br />

Volkskammer, das Parlament, nicht das einzige verfassungs-<br />

<strong>und</strong> gesetzgeben<strong>de</strong> Organ <strong>de</strong>r DDR; alle<br />

wichtigen politischen, rechtlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Entscheidungen wur<strong>de</strong>n durch die SED getroffen.<br />

Der Führungsanspruch <strong>de</strong>r kommunistischen<br />

Einheitspartei, <strong>de</strong>r seit 1968 auch verfassungsrechtlich<br />

abgesichert war, erstreckte sich auf alle gesellschaftlichen<br />

Bereiche <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Parteiorganisationen<br />

auf allen Ebenen <strong>de</strong>r Gesellschaft praktiziert.<br />

Zwar gab es auch im politischen System <strong>de</strong>r<br />

DDR eine funktionale Aufgabenverteilung zwischen<br />

Partei, Justiz, Verwaltung <strong>und</strong> Wirtschaft, zwischen<br />

staatlichen Institutionen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Organisationen,<br />

aber die politischen Vorgaben <strong>de</strong>r Partei<br />

wur<strong>de</strong>n niemals ernsthaft in Frage gestellt. Die SED<br />

behielt sich das prinzipielle Recht vor, je<strong>de</strong>rzeit in laufen<strong>de</strong><br />

Prozesse einzugreifen. Die SED durchdrang<br />

<strong>und</strong> beherrschte mit ihrem Parteiapparat, mit <strong>de</strong>n von<br />

ihr gelenkten Massenorganisationen, mit <strong>de</strong>n gleichgeschalteten<br />

Blockparteien, mit <strong>de</strong>m von ihr manipulierten<br />

Staatsapparat <strong>und</strong> nicht zuletzt durch die<br />

Staatssicherheitsorgane alle Sphären <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

bis hin zum Privatleben <strong>de</strong>r Menschen.<br />

Die Herrschaft <strong>de</strong>r SED entsprach einer Wirtschaftsordnung<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage einer zentralen Planung<br />

<strong>de</strong>s Wirtschaftsprozesses <strong>und</strong> <strong>de</strong>s staatlichen Eigentums<br />

an <strong>de</strong>n Produktionsmitteln.<br />

Die SED wollte die gesamte gesellschaftliche Entwicklung<br />

in allen ihren Aspekten planen <strong>und</strong> parteistaatlich<br />

steuern. Die Verfassungs-, Verwaltungs- <strong>und</strong><br />

Justizorgane hatten die Aufgabe, <strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>r SED<br />

umzusetzen. Ein wesentliches Element zur Absicherung<br />

<strong>de</strong>r Diktatur <strong>de</strong>r SED über alle Bereiche von Politik,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft war <strong>de</strong>r Staatssicherheitsapparat.<br />

Die Staatssicherheit, seit 1950 in einem<br />

selbständigen Ministerium organisiert, stellte von Anfang<br />

an ein unentbehrliches Herrschaftsinstrument<br />

<strong>de</strong>r SED dar. Die Zahl <strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit (MfS) steigerte sich von 4.000<br />

im Jahre 1952 auf schließlich 85.500 hauptamtliche<br />

Mitarbeiter En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre. Über die Zahl <strong>de</strong>r Inoffiziellen<br />

Mitarbeiter gibt es nur Schätzungen, die<br />

zwischen 110.000 <strong>und</strong> mehreren h<strong>und</strong>erttausend liegen.<br />

Die eigentliche Regierung <strong>und</strong> das Machtzentrum <strong>de</strong>r<br />

DDR war das Politbüro <strong>de</strong>r SED. Das Politbüro, vom<br />

Zentralkomitee gewählt <strong>und</strong> diesem gegenüber formal<br />

rechenschaftspflichtig, war die ausschlaggeben<strong>de</strong><br />

Entscheidungsinstanz in Partei <strong>und</strong> Staat. Innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Politbüros sicherte sich zunächst Walter Ulbricht<br />

<strong>und</strong> nach <strong>de</strong>ssen Sturz im Jahre 1971 Erich Honecker<br />

außeror<strong>de</strong>ntliche Machtfülle. Nach einer kurzen<br />

Übergangszeit <strong>de</strong>r Ämterteilung konzentrierte<br />

Honecker seit 1976 als Generalsekretär <strong>de</strong>r SED, als<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Nationalen Verteidigungsrates <strong>und</strong><br />

als Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Staatsrates wie seinerzeit Ulbricht<br />

die be<strong>de</strong>utendsten Partei- <strong>und</strong> Staatsfunktionen<br />

in seiner Hand. Die Entscheidungsbefugnisse <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Kandidaten waren zwar<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich an das Politbüro rückgeb<strong>und</strong>en, gleichwohl<br />

war es einigen Politbüromitglie<strong>de</strong>rn gelungen,<br />

ihre Kompetenzen auszuweiten <strong>und</strong> ihre Machtbereiche<br />

in Partei <strong>und</strong> Staat entschei<strong>de</strong>nd auszubauen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

Erich Mielke als Minister für Staatssicherheit<br />

<strong>und</strong> Dr. Günter Mittag als ZK-Sekretär für Wirtschaft.<br />

Dr. Mittag zog zunächst als Regierungsmitglied<br />

<strong>und</strong> ab 1976 als ZK-Sekretär alle Vollmachten<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>l an sich. Er herrschte<br />

nahezu uneingeschränkt über die Ministerien, die mit<br />

Wirtschaftsfragen befaßt waren. Mielke, seit 1971 zunächst<br />

Kandidat <strong>und</strong> dann Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros, organisierte<br />

seit seiner Ernennung zum Minister für<br />

Staatssicherheit im November 1957 <strong>de</strong>n Überwachungsstaat.<br />

In <strong>de</strong>n 80er Jahren fällte Honecker Entscheidungen<br />

zunehmend allein o<strong>de</strong>r nach direkter Absprache mit<br />

<strong>de</strong>n Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>rn, die Schlüsselfunktionen<br />

innehatten, wozu neben Dr. Mittag <strong>und</strong> Mielke auch<br />

Joachim Herrmann gehörte, <strong>de</strong>r die Aufsicht über die<br />

DDR-Medien führte. Wirtschaftspolitische Entscheidungen<br />

wur<strong>de</strong>n im wesentlichen von Honecker <strong>und</strong><br />

Mittag, sicherheitspolitische von Honecker <strong>und</strong> Mielke<br />

allein gefaßt, bevor sie - wenn überhaupt - <strong>de</strong>m<br />

Politbüro unterbreitet wur<strong>de</strong>n. In Absprache mit <strong>de</strong>m<br />

Generalsekretär Erich Honecker wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel<br />

auch alle an<strong>de</strong>ren Vorlagen, die <strong>de</strong>m Politbüro unterbreitet<br />

wur<strong>de</strong>n, bereits vorab geklärt <strong>und</strong> gebilligt.<br />

In <strong>de</strong>m Macht- <strong>und</strong> Kompetenzgeflecht von SED,<br />

Staat <strong>und</strong> Staatssicherheit, das das Herrschaftssystem<br />

<strong>de</strong>r DDR charakterisierte, vollzog sich <strong>de</strong>r Aufstieg<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, <strong>de</strong>r unter<br />

seinem Leiter Dr. Schalck-Golodkowski von Anfang<br />

an eine Son<strong>de</strong>rrolle in <strong>de</strong>r Planwirtschaft <strong>de</strong>r DDR innehatte.<br />

Der Bereich war aus <strong>de</strong>m sonst bestehen<strong>de</strong>n<br />

Weisungs- <strong>und</strong> Kontrollsystem <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft<br />

ausgeklammert <strong>und</strong> allein an die Weisungen<br />

<strong>de</strong>r drei Politbüromitglie<strong>de</strong>r Honecker, Dr. Mittag <strong>und</strong><br />

Mielke geb<strong>und</strong>en. Handlungsgr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung waren neben <strong>de</strong>n Beschlüssen<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Entscheidungen <strong>de</strong>s Generalsekretärs<br />

Honecker spätestens seit 1976 vor allem<br />

die Weisungen <strong>de</strong>s ZK-Wirtschaftssekretärs Dr.<br />

Günter Mittag. Zugleich war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung auf verschie<strong>de</strong>nste Weise -<br />

strukturell <strong>und</strong> personell - sehr eng mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit verflochten. So waren nicht


zuletzt Schlüsselpositionen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mit Offizieren im beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz (OibE) <strong>de</strong>s MfS besetzt. In zahlreichen Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs hatten Inoffizielle Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit leiten<strong>de</strong> Stellungen<br />

inne.<br />

b) Staatswirtschaft mit Außenhan<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Valutamonopol<br />

Mit <strong>de</strong>r 1946 begonnenen <strong>und</strong> 1972 abgeschlossenen<br />

Verstaatlichung <strong>de</strong>r Industrie, mit <strong>de</strong>r Kollektivierung<br />

<strong>de</strong>r Landwirtschaft von 1960 sowie mit <strong>de</strong>r schon 1948<br />

eingeführten Planwirtschaft hatte die DDR das sowjetische<br />

Mo<strong>de</strong>ll eines sozialistischen Wirtschaftssystems<br />

übernommen. Das Eigentum an <strong>de</strong>n Produktionsmitteln<br />

lag überwiegend beim Staat, nur zu einem geringen<br />

Teil bei Genossenschaften, die Zahl <strong>de</strong>r p rivaten<br />

Betriebe war verschwin<strong>de</strong>nd klein. Der Wirtschaftsprozeß<br />

wur<strong>de</strong> zentral geplant. Preise <strong>und</strong> Löhne wur<strong>de</strong>n<br />

administrativ festgelegt.<br />

Konstitutiver Bestandteil <strong>de</strong>s kommunistischen Wirtschaftssystems<br />

<strong>de</strong>r DDR war das staatliche Außenwirtschaftsmonopol,<br />

das 1958 eine umfassen<strong>de</strong> gesetzliche<br />

Regelung im Gesetz über <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l<br />

fand <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r DDR-Verfassung von 1968 in Art. 9<br />

Abs. 5 verankert wur<strong>de</strong>. Das staatliche Außenwirtschaftsmonopol<br />

beinhaltete das alleinige Recht <strong>de</strong>s<br />

Staates, die Leitung, Planung, Organisation <strong>und</strong><br />

Durchführung aller wi rtschaftlichen Beziehungen<br />

<strong>und</strong> Kontakte mit <strong>de</strong>m Ausland festzulegen <strong>und</strong> zu<br />

kontrollieren. Es umfaßte - neben <strong>de</strong>m Außenhan<strong>de</strong>ls-<br />

<strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>lstransportmonopol - ebenfalls<br />

das Valutamonopol.<br />

Die zentrale Leitung über die Durchführung <strong>de</strong>r<br />

Han<strong>de</strong>ls-, Dienstleistungs- <strong>und</strong> Kapitalbeziehungen<br />

mit <strong>de</strong>m Ausland sicherten <strong>de</strong>r Ministerrat <strong>und</strong> die<br />

Staatliche Plankommission (SPK), <strong>de</strong>ren Kompetenzen<br />

allerdings durch die vom Politbüro <strong>de</strong>r SED gefällten<br />

Gr<strong>und</strong>satzentscheidungen abgesteckt waren.<br />

Die Staatliche Plankommission war im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaftsplanung auch für die Planung<br />

<strong>und</strong> Bilanzierung <strong>de</strong>r Außenwirtschaft <strong>und</strong> die Koordinierung<br />

im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe<br />

(RGW) zuständig. Das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

(MAH), bis 1967 Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l, dann bis En<strong>de</strong> 1973<br />

Ministerium für Außenwirtschaft genannt, war vor<br />

allem verantwortlich für die Ausarbeitung <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsplans,<br />

die Planung <strong>de</strong>r Exporte <strong>und</strong> Importe<br />

nach <strong>de</strong>n unterschiedlichen Währungsgebieten<br />

<strong>und</strong> die Realisierung <strong>de</strong>r geplanten Devisenerlöse.<br />

Das Recht zur Abwicklung von Außenhan<strong>de</strong>lsgeschäften<br />

hatten gr<strong>und</strong>sätzlich nur vom MAH autorisierte<br />

staatliche Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe (AHB). Alle<br />

an<strong>de</strong>ren zentral o<strong>de</strong>r bezirksgeleiteten DDR-Betriebe<br />

mußten mit einem AHB Export- <strong>und</strong> Importkommissionsverträge<br />

abschließen, wenn sie beispielsweise in<br />

die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland Waren liefern o<strong>de</strong>r<br />

aus ihr beziehen wollten. Die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

lieferten o<strong>de</strong>r bezogen die Waren in eigenem Namen<br />

<strong>und</strong> auf eigene Rechnung. Auch nach<strong>de</strong>m seit 1979/<br />

80 die DDR-Betriebe nach Produktionsschwerpunkten<br />

zu großen Kombinaten zusammengefaßt wor<strong>de</strong>n<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

waren, wur<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r relativ strikten Trennung von<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Produktion festgehalten, <strong>und</strong> die<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbefugnisse <strong>de</strong>r DDR-Unternehmen<br />

wur<strong>de</strong>n nur unwesentlich ausgeweitet. Auch im Außenhan<strong>de</strong>l<br />

fand die staatliche Planung ihren Nie<strong>de</strong>rschlag<br />

in länger- <strong>und</strong> kurzfristigen Entwicklungskonzeptionen,<br />

in Fünfjahr- <strong>und</strong> in Jahrplänen, über die<br />

zentral entschie<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> die <strong>de</strong>n Betrieben nur<br />

geringe Spielräume ließen.<br />

Das staatliche Devisen- bzw. Valutamonopol sollte<br />

eine zentrale Planung <strong>de</strong>r Fremdwährungseinnahmen<br />

<strong>und</strong> -ausgaben ermöglichen <strong>und</strong> war Teil <strong>de</strong>r monetären<br />

Zentralplanung. Die Mark <strong>de</strong>r DDR war eine<br />

reine Binnenwährung <strong>und</strong> unterlag einem gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Aus- <strong>und</strong> Einfuhrverbot. Sie war international<br />

kein Zahlungsmittel, weshalb die DDR letztlich nur so<br />

viele Waren im Westen einkaufen konnte, wie sie zuvor<br />

konvertierbare Währungen, z.B. durch die Ausfuhr<br />

von Waren, eingenommen hatte. Im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l fand <strong>de</strong>r Zahlungsverkehr im Regelfall<br />

auf <strong>de</strong>m Verrechnungswege in sog. Verrechnungseinheiten<br />

(VE) statt. Der wirtschaftliche Austausch<br />

mit <strong>de</strong>n RGW-Län<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong> mit Hilfe <strong>de</strong>s Transfer-<br />

Rubels abgerechnet.<br />

Durch die Nichtkonvertierbarkeit <strong>de</strong>r Währung <strong>und</strong><br />

die staatliche Devisenzwangsbewirtschaftung war in<br />

<strong>de</strong>r DDR die Binnenwirtschaft zusätzlich - über die<br />

staatlichen Vorgaben hinaus - strikt von <strong>de</strong>r Außenwirtschaft<br />

separiert. Alle Devisen waren bei staatlichen<br />

Organen konzentriert, bei <strong>de</strong>r Staatsbank <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r von ihr beauftragten Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG (DABA) sowie <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung war als<br />

„Devisenauslän<strong>de</strong>r" mit beson<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>visenrechtlichen<br />

Kompetenzen ausgestattet. Der Bereich konnte<br />

je<strong>de</strong>rzeit über umfangreiche Bestän<strong>de</strong> von konvertierbaren<br />

Devisen o<strong>de</strong>r Clearingwährungen (Verrechnungseinheiten)<br />

frei verfügen. Die Deutsche<br />

Han<strong>de</strong>lsbank (DHB) war die weisungsabhängige Geschäftsbank<br />

<strong>de</strong>s Bereichs. Die <strong>de</strong>m Bereich angeschlossenen<br />

Unternehmen wirtschafteten außerhalb<br />

<strong>de</strong>r für die normalen Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe gelten<strong>de</strong>n<br />

Bestimmungen.<br />

c) Einbindung in <strong>de</strong>n RGW <strong>und</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>is<br />

mit <strong>de</strong>n westlichen Industriestaaten<br />

Für die DDR hatte <strong>de</strong>r Güteraustausch mit <strong>de</strong>n kommunistischen<br />

Staaten Osteuropas absoluten Vorrang.<br />

R<strong>und</strong> zwei Drittel <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsumsatzes wikkelte<br />

die DDR mit ihnen ab. Die Einbindung <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n Wirtschaftsraum <strong>de</strong>s<br />

Anfang 1949 gegrün<strong>de</strong>ten Rates für gegenseitige<br />

Wirtschaftshilfe (RGW), in <strong>de</strong>n die DDR 1950 aufgenommen<br />

wor<strong>de</strong>n war, war politisch begrün<strong>de</strong>t. Mit<br />

<strong>de</strong>r Novellierung <strong>de</strong>r DDR-Verfassung im Jahre 1974<br />

erhielt die „zielstrebige Verwirklichung <strong>de</strong>r sozialistischen<br />

ökonomischen Integration" sogar verfassungsrechtlichen<br />

Rang. Die kommunistische Wirtschaftsallianz<br />

ging vor allem seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er Jahre daran,<br />

die Wirtschaftspläne <strong>de</strong>r einzelnen Mitgliedslän<strong>de</strong>r<br />

abzustimmen <strong>und</strong> die Industrieproduktion arbeitsteilig<br />

zu organisieren. Kernstück <strong>de</strong>r multilateralen Integrationsmaßnahmen<br />

<strong>de</strong>s RGW in <strong>de</strong>n 70er Jahren war


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

eine gemeinsame Investitionstätigkeit zur Erschließung<br />

von Rohstoffvorkommen vornehmlich in <strong>de</strong>r<br />

UdSSR. Für die DDR hatte die im RGW festgelegte<br />

Spezialisierung einerseits zur Folge, daß sie bestimmte<br />

Produktionszweige wie <strong>de</strong>n Schiffbau, Schienenfahrzeugbau<br />

<strong>und</strong> Schwermaschinenbau einseitig<br />

bevorzugen <strong>und</strong> forciert entwickeln mußte. An<strong>de</strong>rerseits<br />

verstärkte sich ihre Abhängigkeit von <strong>de</strong>n sowjetischen<br />

Rohstofflieferungen.<br />

Die DDR war nicht nur politisch, son<strong>de</strong>rn auch wirtschaftlich<br />

beson<strong>de</strong>rs eng an die Sowjetunion geb<strong>und</strong>en.<br />

Die Sowjetunion war ihr wichtigster Außenhan<strong>de</strong>lspartner<br />

<strong>und</strong> ein großer Teil ihrer Produktion von<br />

Investitionsgütern war direkt auf die Bedürfnisse <strong>de</strong>r<br />

UdSSR zugeschnitten. Der bei<strong>de</strong>rseitige Han<strong>de</strong>l<br />

zeichnete sich durch Komplementarität aus: Rohstoffe<br />

wur<strong>de</strong>n gegen Maschinenbauprodukte getauscht.<br />

Die Sowjetunion lieferte Energie, indust rielle Rohstoffe<br />

<strong>und</strong> Halbwaren sowie landwirtschaftliche Rohstoffe,<br />

r<strong>und</strong> 70 Prozent aller von <strong>de</strong>r DDR importierten Industrierohstoffe.<br />

Für die Sowjetunion hatte sich die<br />

DDR zum Spitzenproduzenten für Maschinen, Transportmittel,<br />

Ausrüstungen <strong>und</strong> Geräte entwickelt.<br />

R<strong>und</strong> ein Drittel aller Exporte <strong>de</strong>r DDR in die Sowjetunion<br />

waren Maschinenbauerzeugnisse. In <strong>de</strong>n 80er<br />

Jahren erreichte <strong>de</strong>r wechselseitige Leistungsaustausch<br />

mit <strong>de</strong>r UdSSR im Durchschnitt 38 Prozent <strong>de</strong>s<br />

gesamten Außenhan<strong>de</strong>lsumsatzes <strong>de</strong>r DDR.<br />

Obwohl <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>n westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn<br />

im Vergleich zum RGW-Han<strong>de</strong>l quantitativ<br />

nicht allzu groß war, kam ihm doch eine große,<br />

im Laufe <strong>de</strong>r Jahre wachsen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung zu. Durch<br />

<strong>de</strong>n Westhan<strong>de</strong>l konnte die DDR gera<strong>de</strong> diejenigen<br />

qualitativ hochwertigen Güter <strong>und</strong> Techniken bekommen,<br />

die in <strong>de</strong>r DDR unbedingt gebraucht wur<strong>de</strong>n,<br />

aber im RGW nicht zu erhalten waren. Eine wichtige<br />

Rolle spielte dieser Han<strong>de</strong>l auch als Aushilfsmöglichkeit<br />

bei unerwarteten Planlücken <strong>und</strong> Versorgungsengpässen.<br />

In <strong>de</strong>n 70er <strong>und</strong> 80er Jahren versuchte<br />

die DDR-Führung verstärkt, die Vorteile <strong>de</strong>r<br />

internationalen Arbeitsteilung zu nutzen, um am<br />

technischen Fortschritt teilzunehmen <strong>und</strong> die DDR-<br />

Wirtschaft durch Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenimporte zu<br />

mo<strong>de</strong>rnisieren. Politisch bot <strong>de</strong>r Ausbau <strong>de</strong>s Westhan<strong>de</strong>ls<br />

<strong>de</strong>r DDR die Möglichkeit, internationale Anerkennung<br />

zu erlangen.<br />

2. Struktur<strong>de</strong>fekte <strong>und</strong> Entwicklung <strong>de</strong>r DDR-<br />

Planwirtschaft<br />

Wie im gesamten Ostblock erwies sich auch in <strong>de</strong>r<br />

DDR die verstaatlichte Wi rtschaft <strong>und</strong> die zentralistische<br />

Planung unter <strong>de</strong>n Bedingungen einer politischen<br />

Parteidiktatur als untauglich für ein effektives<br />

Wirtschaftssystem. Eine krisenfreie ökonomische Entwicklung,<br />

die man durch parteipolitische Vorgaben<br />

glaubte sichern zu können, wur<strong>de</strong> zu keinem Zeitpunkt<br />

erreicht. Versorgungsschwierigkeiten <strong>und</strong> Lieferengpässe,<br />

die <strong>de</strong>n Lebensstandard <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

beeinflußten <strong>und</strong> zu Stockungen in <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen<br />

Wirtschaft führten, waren an <strong>de</strong>r Tagesordnung.<br />

In regelmäßigen Abstän<strong>de</strong>n wuchsen sich die<br />

wirtschaftlichen Dauerschwierigkeiten zu Wi rt<br />

-schaftskrisen aus. En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er Jahre löste eine ehr-<br />

geizige Automatisierungs- <strong>und</strong> Rationalisierungspolitik<br />

schwerwiegen<strong>de</strong> volkswirtschaftliche Störungen<br />

aus, vor allem in <strong>de</strong>r Gesamtversorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung.<br />

Die Ara Honecker, in <strong>de</strong>r es bereits En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

70er Jahre zu schwerwiegen<strong>de</strong>n Wirtschaftsproblemen<br />

kam, en<strong>de</strong>te letztlich in einer Wirtschaftsk rise.<br />

Die Ära Honecker hatte 1971 mit einem Kurswechsel<br />

in <strong>de</strong>r Wirtschaftspolitik begonnen. Das proklamierte<br />

Programm einer „Einheit von Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialpolitik"<br />

sah einerseits die Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>s DDR-<br />

Wirtschaftspotentials durch <strong>de</strong>n Import von weitgehend<br />

kreditfinanzierten Wachstumstechnologien vor.<br />

Um das Ziel einer gleichmäßigen Entwicklung von<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Sozialpolitik zu erreichen, wur<strong>de</strong> an<strong>de</strong>rerseits<br />

auch die Einfuhr von Konsumgütern ausgeweitet.<br />

Honeckers Programm führte jedoch spätestens<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre zu nachhaltigen wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> finanziellen Schwierigkeiten, da die Importe<br />

nicht die erhoffte Steigerung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Exportkraft <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft zur<br />

Folge hatten. Die Defizite <strong>de</strong>r Gesamthan<strong>de</strong>lsbilanz<br />

<strong>de</strong>r DDR vergrößerten sich vielmehr <strong>und</strong> die Verschuldung<br />

<strong>de</strong>r DDR stieg rasch an. Im Zuge <strong>de</strong>r internationalen<br />

Vertrauenskrise bei <strong>de</strong>n Banken zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre, ausgelöst durch die Zahlungsunfähigkeit<br />

Polens <strong>und</strong> Rumäniens, versiegten auch für<br />

die DDR die Quellen für neue Kredite <strong>und</strong> Anschlußkredite.<br />

Die DDR stand nach <strong>de</strong>n übereinstimmen<strong>de</strong>n<br />

Aussagen führen<strong>de</strong>r Wirtschaftsfunktionäre <strong>de</strong>r<br />

DDR am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit. Mit einem<br />

finanz- <strong>und</strong> han<strong>de</strong>lspolitischen Krisenmanagement<br />

erreichte die DDR-Führung bis zur Mitte <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre eine vorübergehen<strong>de</strong> Konsolidierung <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> finanziellen Lage <strong>de</strong>r DDR. Zum Gelingen<br />

dieses Krisenmanagements trug nicht zuletzt<br />

bei, daß die DDR-Führung mittels <strong>de</strong>r Anlage von<br />

Guthaben bei westlichen Banken Zahlungsfähigkeit<br />

vortäuschen konnte. Diese Guthaben selbst speisten<br />

sich jedoch wie<strong>de</strong>rum aus Westkrediten. Die gleichzeitig<br />

erzielte kurzfristige Verringerung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbilanz<strong>de</strong>fizites<br />

<strong>de</strong>r DDR Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre beruhte<br />

jedoch nicht auf einer wesentlichen Leistungssteigerung<br />

<strong>de</strong>r DDR-Exportindustrie. Vielmehr drosselte<br />

die DDR mit allen Mitteln ihren Import <strong>und</strong> erhöhte<br />

<strong>de</strong>n Expo rt ohne Rücksicht darauf, daß sich die<br />

im Inland für Produktion <strong>und</strong> Konsum zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong>n Ressourcen verringerten. Eine Vergrößerung<br />

<strong>de</strong>r Mangelerscheinungen <strong>und</strong> Versorgungslücken<br />

blieb nicht aus. Nach handschriftlichen Aufzeichnungen<br />

Herta Königs aus <strong>de</strong>m Jahre 1982 zu urteilen,<br />

scheinen auch die Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre erzielten<br />

Überschüsse auf einer bewußten Verzerrung<br />

<strong>de</strong>r Statistik zu beruhen.<br />

Auch in <strong>de</strong>n 80er Jahren scheiterte <strong>de</strong>r Versuch <strong>de</strong>r<br />

DDR, ökonomisch <strong>und</strong> wissenschaftlich-technisch zur<br />

Weltspitze aufzuschließen. Das ehrgeizige Projekt einer<br />

selbständigen Entwicklung <strong>de</strong>r Schlüsseltechnologie<br />

Mikroelektronik, das auf <strong>de</strong>m XI. Parteitag <strong>de</strong>r<br />

SED im April 1986 beschlossen wor<strong>de</strong>n war <strong>und</strong> zu einem<br />

erneuten Anstieg <strong>de</strong>r - durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zwischenfinanzierten -<br />

Westverschuldung führte, erwies sich als ökonomischer<br />

Fehlschlag. Die Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR<br />

verringerte sich in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

dramatisch. Der Übergang zu einem intensiven Wirt-


schaftswachstum, wie ihn Erich Honecker bereits auf<br />

<strong>de</strong>m X. Parteitag 1981 mit seinen „Zehn Gr<strong>und</strong>sätzen<br />

für die ökonomische Strategie <strong>de</strong>r 80er Jahre" angestrebt<br />

hatte, gelang <strong>de</strong>r DDR nicht. Die DDR scheiterte<br />

wirtschaftlich nicht zuletzt daran, daß sie die Entwicklung<br />

hin zu qualitativ <strong>und</strong> technologisch hochwertigen<br />

Industrieerzeugnissen nicht mitmachen<br />

konnte. So stiegen die Kosten für die DDR erheblich,<br />

um eine DM im Export erwirtschaften zu können. Der<br />

in <strong>de</strong>r DDR intern berechnete Wechselkurs von einer<br />

DM zu 2,40 Mark <strong>de</strong>r DDR im Jahr 1980 sank auf 1 : 4,4<br />

im Jahre 1989.<br />

3. Entwicklung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen<br />

Mit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR im Jahre 1949 stellte sich die zentrale<br />

Frage, wie die Beziehungen zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Staaten geregelt wer<strong>de</strong>n sollten. Das<br />

Gr<strong>und</strong>gesetz für die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

ging davon aus, daß <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Gesamtstaat weiter<br />

existierte <strong>und</strong> betrachtete <strong>de</strong>shalb die bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Staaten als Teile Gesamt<strong>de</strong>utschlands. Das<br />

Gr<strong>und</strong>gesetz schrieb in seiner Präambel das Gebot<br />

zur Wie<strong>de</strong>rvereinigung in Freiheit verbindlich als verfassungsmäßiges<br />

Staatsziel fest. Daraus folgte, daß<br />

die DDR im Verhältnis zur B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nicht als Ausland angesehen wur<strong>de</strong>.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung unter Dr. Konrad A<strong>de</strong>nauer verfolgte<br />

in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s sog. kalten Krieges eine „Politik<br />

<strong>de</strong>r Stärke" <strong>und</strong> eine Politik <strong>de</strong>r strikten staatlichen<br />

Nichtanerkennung <strong>de</strong>r DDR. Ein starker Westen<br />

sollte durch politische <strong>und</strong> ökonomische Überlegenheit<br />

eine Destabilisierung <strong>de</strong>s Ostblocks bewirken.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung beharrte auf ihrem Anspruch,<br />

als einzige aus freien Wahlen nach 1945 in Deutschland<br />

hervorgegangene Regierung für Gesamt<strong>de</strong>utschland<br />

sprechen zu können. Sie vertrat hiermit<br />

eine Position, die sie außenpolitisch durch die sog.<br />

Hallstein-Doktrin untermauerte, also <strong>de</strong>r Drohung,<br />

die diplomatischen Beziehungen mit allen Drittstaaten<br />

abzubrechen, die die DDR völkerrechtlich anerkennen<br />

wür<strong>de</strong>n. Entsprechend gab es bis 1967 so gut<br />

wie überhaupt keine Beziehungen auf Regierungsebene<br />

zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR. Ihre Han<strong>de</strong>lsbeziehungen <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Kontakte vollzogen sich über die<br />

Treuhandstelle für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l, die 1949<br />

vom Deutschen Industrie- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lstag als Treuhandstelle<br />

für <strong>de</strong>n Interzonenhan<strong>de</strong>l gegrün<strong>de</strong>t <strong>und</strong><br />

seit 1953 eine staatliche Dienststelle unter Aufsicht<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums für Wirtschaft war. Die Treuhandstelle<br />

war lange Zeit die einzige Institution, die<br />

mit ost<strong>de</strong>utschen Stellen in ständigem Kontakt stand.<br />

Die Anpassung an die Realität <strong>de</strong>r Teilung begann<br />

nach <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r Mauer in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r 60er Jahre<br />

mit einer „Politik <strong>de</strong>r kleinen Schritte" in Berlin. Seit<br />

En<strong>de</strong> 1966 ging die B<strong>und</strong>esregierung - zunächst die<br />

sog. Große Koalition, dann die sozialliberale Koalition<br />

- zu einer „Politik <strong>de</strong>r Bewegung" über. So versuchte<br />

die B<strong>und</strong>esregierung <strong>de</strong>r Großen Koalition unter Kurt<br />

Georg Kiesinger die Beziehungen zur DDR zu entkrampfen.<br />

Sie bemühte sich, die Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>r Seiten zugunsten <strong>de</strong>r<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Menschen zu verbessern. Der inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l<br />

wur<strong>de</strong> intensiviert. Die B<strong>und</strong>esregierung <strong>de</strong>r Großen<br />

Koalition bot <strong>de</strong>r DDR Verhandlungen über alle praktischen<br />

Fragen <strong>de</strong>s Zusammenlebens <strong>de</strong>r Deutschen<br />

an.<br />

Die von einer SPD/F.D.P.-Koalition getragene B<strong>und</strong>esregierung<br />

unter Dr. Willy Brandt verfolgte nach<br />

1969 im Rahmen eines internationalen Sicherheits<strong>und</strong><br />

Entspannungsklimas eine neue Ost- <strong>und</strong><br />

Deutschlandpolitik, die auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Status<br />

quo bilaterale Abkommen mit <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

kommunistischen Staaten über gegenseitigen Gewaltverzicht<br />

erreichte. Der 1972 unterzeichnete Vertrag<br />

über die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen<br />

bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten (Gr<strong>und</strong>lagenvertrag)<br />

stellte eine wichtige <strong>de</strong>utschlandpolitische Zäsur dar.<br />

Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gab ihren Alleinvertretungsanspruch<br />

auf <strong>und</strong> suchte gutnachbarschaftliche<br />

Beziehungen zu entwickeln. Die B<strong>und</strong>esregierung<br />

erkannte erstmals die Existenz zweier Staaten in<br />

Deutschland an. Sie betonte jedoch, daß diese füreinan<strong>de</strong>r<br />

nicht Ausland seien; das einen<strong>de</strong> Band sollte<br />

die Nation bleiben.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung unter Dr. Helmut Kohl wahrte<br />

<strong>de</strong>utschlandpolitische Kontinuität. Bereits kurz nach<br />

<strong>de</strong>r Amtsübernahme 1982 erklärte sie ihre Bereitschaft,<br />

die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r DDR fortzuführen<br />

<strong>und</strong> zu <strong>de</strong>n durch die vorangegangenen B<strong>und</strong>esregierungen<br />

eingegangenen vertraglichen Verplichtungen<br />

zu stehen. Sie bek<strong>und</strong>ete ihr Interesse an umfassen<strong>de</strong>n<br />

längerfristigen Abmachungen zum Nutzen <strong>de</strong>r<br />

Menschen auf bei<strong>de</strong>n Seiten. Sie rückte zugleich die<br />

rechtlichen Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r nationalen<br />

Einheit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Menschenrechte in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>.<br />

Da sich seit Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre durch die sowjetische<br />

Expansions- <strong>und</strong> Rüstungspolitik das weltpolitische<br />

Klima zwischen Ost <strong>und</strong> West nachhaltig verschlechtert<br />

hatte, waren <strong>de</strong>r operativen Deutschlandpolitik<br />

<strong>de</strong>r neuen B<strong>und</strong>esregierung zunächst sehr<br />

enge Grenzen gesetzt. Die von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

unter B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Kohl unterstützte <strong>und</strong> mitgetragene<br />

Stationierung von amerikanischen Mittelstreckenraketen<br />

in Westeuropa <strong>und</strong> vor allem in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland als Antwort auf die Stationierung<br />

sowjetischer Mittelstreckenraketen ließ<br />

die inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen auf einen Tiefstand<br />

gelangen. Die Drohung einer neuen „Eiszeit" konnte<br />

erst überw<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m die B<strong>und</strong>esregierung<br />

auf Initiative <strong>und</strong> unter maßgeblicher Mitwirkung<br />

<strong>de</strong>s bayerischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Dr. Franz<br />

Josef Strauß 1983 eine Bürgschaft für einen Milliar<strong>de</strong>nkredit<br />

eines privaten Bankenkonsortiums an die<br />

DDR übernahm. Der Milliar<strong>de</strong>nkredit, <strong>de</strong>m 1984 ein<br />

weiterer Bankenkredit in Höhe von 950 Mio. DM<br />

folgte, war ein vertrauensbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Signal, das in <strong>de</strong>r<br />

Folgezeit trotz anhalten<strong>de</strong>r Ost-West-Spannungen<br />

<strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen<br />

<strong>de</strong>n Weg ebnete.<br />

Die DDR verän<strong>de</strong>rte mehrfach ihre Position zur <strong>de</strong>utschen<br />

Frage. In ihrer Gründungsphase erhob die DDR<br />

ausdrücklich gesamt<strong>de</strong>utsche Ansprüche. Der II. Parteitag<br />

<strong>de</strong>r SED 1947 erklärte die Einheit Deutschlands<br />

sogar zur Hauptaufgabe. Die erste DDR-Verfassung<br />

von 1949 sollte <strong>de</strong>nn auch für Gesamt<strong>de</strong>utschland


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

gelten, wobei allerdings die Staatsordnung <strong>de</strong>r DDR<br />

<strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>s wie<strong>de</strong>r zu organisieren<strong>de</strong>n gesamt<strong>de</strong>utschen<br />

Staates bil<strong>de</strong>n sollte. Dies än<strong>de</strong>rte sich in<br />

<strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r 50er Jahre. Die DDR-Führung war nun<br />

zu <strong>de</strong>utschlandpolitischen Zugeständnissen nur noch<br />

als Ergebnis von Verhandlungen auf Regierungsebene<br />

bereit. Die bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten sollten sich<br />

als Nachfolger <strong>de</strong>s untergegangenen Deutschen Reiches<br />

in einer Konfö<strong>de</strong>ration unter kommunistischen<br />

Bedingungen zusammenschließen.<br />

In <strong>de</strong>n 60er Jahren rückte die DDR zwar das Ziel einer<br />

friedlichen Koexistenz zwischen bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Staaten in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>. Jedoch vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Ostpolitik <strong>de</strong>r SPD/F.D.P.-Regierung leitete<br />

die DDR eine Reihe von Abwehr- <strong>und</strong> Absicherungsmaßnahmen<br />

ein. Die DDR, die sich in ihrer Verfassung<br />

von 1968 noch als „sozialistischen Staat <strong>de</strong>utscher<br />

Nation" charakterisiert hatte, wandte sich endgültig<br />

von ihrer nationalpolitischen Sichtweise ab. Die<br />

DDR-Führung leugnete <strong>de</strong>n Fortbestand <strong>de</strong>r Einheit<br />

<strong>de</strong>r Nation <strong>und</strong> proklamierte statt <strong>de</strong>ssen die Herausbildung<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung einer eigenständigen<br />

kommunistischen Nation in <strong>de</strong>r DDR. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Verfassungsrevision von 1974 wur<strong>de</strong>n sodann alle gesamt<strong>de</strong>utschen<br />

Bezüge <strong>und</strong> alle Hinweise auf die<br />

<strong>de</strong>utsche Nation entfernt. Gleichzeitig for<strong>de</strong> rte die<br />

DDR die völkerrechtliche Anerkennung durch die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> betonte die Bindung<br />

an die Sowjetunion. Im Gegensatz zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im Wi<strong>de</strong>rspruch zum Wo rt<br />

-laut <strong>de</strong>s Vertrages charakterisierte die DDR <strong>de</strong>n<br />

Gr<strong>und</strong>lagenvertrag von 1972 als <strong>de</strong>finitive völkerrechtliche<br />

Regelung <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen zwei<br />

souveränen Staaten. Bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ära Honecker<br />

erhob die DDR immer wie<strong>de</strong>r gegenüber <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland die For<strong>de</strong>rung nach völkerrechtlicher<br />

Anerkennung. Je mehr die DDR-Führung<br />

zur Kooperation mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

gezwungen war, nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n<br />

Leistungsfähigkeit ihrer Wirtschaft, <strong>de</strong>sto verzweifelter<br />

wur<strong>de</strong> auch ihr Abgrenzungsstreben, das<br />

nicht zuletzt in <strong>de</strong>m Verbot von Westkontakten für<br />

Partei-, Staats- <strong>und</strong> Wirtschaftsfunktionäre seinen<br />

Ausdruck fand.<br />

Die Beziehungen zwischen bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten<br />

blieben trotz <strong>de</strong>r zwischen 1970 <strong>und</strong> 1989 zahlreich<br />

abgeschlossenen gemeinsamen Verträge Beziehungen<br />

beson<strong>de</strong>rer rechtlicher Art. Die Grenze zwischen<br />

ihnen war keine Grenze zwischen zwei Staaten. Die<br />

einheitliche <strong>de</strong>utsche Staatsangehörigkeit bestand<br />

während <strong>de</strong>r gesamten Zeit <strong>de</strong>r Teilung fort. Alle B<strong>und</strong>esregierungen<br />

hielten an <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach einem<br />

Selbstbestimmungsrecht aller Deutschen fest <strong>und</strong><br />

lehnten die völkerrechtliche Anerkennung <strong>de</strong>r DDR<br />

strikt ab. Da unter <strong>de</strong>n bis 1989 herrschen<strong>de</strong>n weltpolitischen<br />

Bedingungen an eine Wie<strong>de</strong>rvereinigung<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten nur als an ein langfristig<br />

zu realisieren<strong>de</strong>s politisches Ziel gedacht wer<strong>de</strong>n<br />

konnte, war die Verbesserung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen<br />

auf allen Ebenen in erster Linie Aufgabe<br />

<strong>de</strong>r praktischen Politik. Die Einheit <strong>de</strong>r Nation glaubten<br />

die B<strong>und</strong>esregierungen - vor allem nach <strong>de</strong>m<br />

Mauerbau von 1961-, durch die Verbesserung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen, durch Jugendaustausch<br />

<strong>und</strong> Besucherverkehr, durch wirtschaftliche <strong>und</strong> kulturelle<br />

Kontakte am besten wahren zu können.<br />

Den politischen Beziehungen entsprachen die wirtschaftlichen<br />

Beziehungen. Der Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>r DDR<br />

war kein Außenhan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l mit Drittstaaten<br />

vergleichbar war, son<strong>de</strong>rn ein Han<strong>de</strong>l beson<strong>de</strong>rer<br />

Art, was sich auch in ganz spezifischen Sprachregelungen<br />

nie<strong>de</strong>rschlug. Anstatt <strong>de</strong>r sonst üblichen<br />

Bezeichnungen „Import" <strong>und</strong> „Expo rt " wur<strong>de</strong>n die<br />

Begriffe „Bezüge" <strong>und</strong> „Lieferungen" im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Wirtschaftsverkehr gebraucht.<br />

4. Inner<strong>de</strong>utscher Han<strong>de</strong>l<br />

Der Interzonenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er Jahre<br />

<strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l stellte ein wesentliches<br />

Element <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Staaten dar. Den Güter- <strong>und</strong> Dienstleistungsverkehr<br />

zwischen <strong>de</strong>r Sowjetischen Besatzungszone<br />

(SBZ)/DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

einschließlich Berlin (West), sah die B<strong>und</strong>esregierung<br />

nie als Außenhan<strong>de</strong>l traditioneller Art an. Ausgehend<br />

von <strong>de</strong>n Vereinbarungen <strong>de</strong>r vier Siegermächte,<br />

Deutschland als Ganzes betreffend, wur<strong>de</strong> dieser<br />

Han<strong>de</strong>l als ein grenzüberschreiten<strong>de</strong>r Warenverkehr<br />

beson<strong>de</strong>rer Art betrachtet. Rechtliche Basis <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls war <strong>de</strong>shalb nicht das Außenwirtschaftsgesetz<br />

vom 28. Ap ril 1961, son<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>n Alliierten<br />

geschaffenes Recht, vor allem das Militärregierungsgesetz<br />

Nr. 53 (MRG 53) vom 19. September<br />

1949. Auf die Vorgaben <strong>de</strong>r alliierten Gesetze gingen<br />

faktisch alle vertraglichen <strong>und</strong> rechtlichen Abmachungen<br />

zurück, die <strong>de</strong>n Interzonenhan<strong>de</strong>l bzw. <strong>de</strong>n<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l bis zum Inkrafttreten <strong>de</strong>r<br />

Währungs- <strong>und</strong> Wirtschaftsunion im Juli 1990 regelten.<br />

Die DDR, die in <strong>de</strong>n 50er Jahren regelmäßig eine<br />

Ausweitung <strong>und</strong> Erleichterung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen<br />

Wirtschaftsbeziehungen gefor<strong>de</strong>rt hatte, ging seit En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r 60er Jahre dazu über, <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rcharakter<br />

dieser Wirtschaftsbeziehungen ganz zu leugnen. Im<br />

August 1967 wur<strong>de</strong> das auf DDR-Seite zuständige Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

in Ministerium für Außenwirtschaft umbenannt,<br />

seit 1974 Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l. In <strong>de</strong>n 70er<br />

<strong>und</strong> 80er Jahren betrachtete die DDR <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l als üblichen Außenhan<strong>de</strong>l. Allerdings<br />

wußte die DDR sehr wohl die Vergünstigungen, die<br />

ihr aus <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rcharakter dieser inner<strong>de</strong>utschen<br />

Wirtschaftsbeziehungen erwuchsen, zu nutzen.<br />

a) Rechtliche <strong>und</strong> vertragliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Die alliierten Devisenbewirtschaftungsgesetze (im<br />

einzelnen han<strong>de</strong>lte es sich um das Militärregierungsgesetz<br />

Nr. 53 in <strong>de</strong>n ehemaligen britischen <strong>und</strong> amerikanischen<br />

Zonen, die Verordnung Nr. 235 in <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

französischen Zone <strong>und</strong> die Verordnung Nr.<br />

500 in <strong>de</strong>n Westsektoren Berlins) bil<strong>de</strong>ten die Rechtsgr<strong>und</strong>lage<br />

für <strong>de</strong>n Interzonenhan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r seit En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r 60er Jahre als inner<strong>de</strong>utscher Han<strong>de</strong>l bezeichnet<br />

wur<strong>de</strong>. Die Gesetze <strong>de</strong>r Alliierten, die Devisenverkehr<br />

<strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>l regelten, wur<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n<br />

Vertrag zur Regelung aus Krieg <strong>und</strong> Besatzung entstan<strong>de</strong>ner<br />

Fragen vom 23. Oktober 1954 <strong>und</strong> das dazu<br />

ergangene Zustimmungsgesetz vom 24. März 1955 zu


Der inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l war vor allem von <strong>de</strong>m<br />

Gr<strong>und</strong>satz <strong>de</strong>r strikten Bilateralität bestimmt. Der Güter-<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungsaustausch sollte sich langfristig<br />

ausgleichen. Bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er Jahre bestand die<br />

B<strong>und</strong>esregierung aus politischen, aber auch aus wirtschaftlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n sogar auf einem ausgeglichenen<br />

Verhältnis zwischen <strong>de</strong>n sog. harten Waren <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n sog. weichen Waren. Bei ersteren han<strong>de</strong>lte es<br />

sich, wenn die DDR lieferte, um Bergbau- <strong>und</strong> Mineralölerzeugnisse<br />

, forstwirtschaftliche Erzeugnisse,<br />

Maschinen <strong>und</strong> Rohstoffe sowie, wenn die west<strong>de</strong>utsche<br />

Wirtschaft <strong>de</strong>r Lieferant war, um Eisen- <strong>und</strong><br />

Stahlerzeugnisse, Nichteisenmetalle, Bergbauerzeugnisse,<br />

elektrotechnische Erzeugnisse <strong>und</strong> Maschinen.<br />

Unter sog. weichen Waren subsumierte man in<br />

<strong>de</strong>r Hauptsache Agrarerzeugnisse, Lebensmittel <strong>und</strong><br />

Textilien. Die B<strong>und</strong>esregierung wollte durch die Klassifizierung<br />

<strong>de</strong>r Waren <strong>und</strong> ihre Kontingentierung verhin<strong>de</strong>rn,<br />

daß die DDR ausschließlich 'ha rte' Waren bezog<br />

<strong>und</strong> dafür „weiche" Waren lieferte. Diese aus politischem<br />

Kalkül entstan<strong>de</strong>nen Han<strong>de</strong>lshemmnisse<br />

wur<strong>de</strong>n seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er Jahre zwar nach <strong>und</strong> nach<br />

weitgehend aufgegeben, aber wert- <strong>und</strong> mengenmä<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-schaft zuständig, die für<br />

ßige weitergelten<strong>de</strong>m Beschränkungen b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Recht; nach bestan<strong>de</strong>n In- sowohl bei Erzeugkrafttreten<br />

<strong>de</strong>s Außenwirtschaftsgesetzes von 1961 nissen <strong>de</strong>r gewerblichen Wirtschaft wie <strong>de</strong>r Landwirt-<br />

wur<strong>de</strong> ihre Wirkung jedoch auf <strong>de</strong>n Interzonenhan<strong>de</strong>l schaft fort. Erklärtes Ziel <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung blieb<br />

mit <strong>de</strong>r DDR begrenzt. Die alliierten Bestimmungen trotz <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>lsver-<br />

waren dirigistischer Natur. Sie verboten gr<strong>und</strong>sätzkehrs eine auf Ausgleich <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbilanz gerichlich<br />

alle Han<strong>de</strong>ls-, Dienstleistungs- <strong>und</strong> Devisengetete inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>lspolitik.<br />

schäfte über die Zonengrenze zwischen West- <strong>und</strong><br />

Ost-Deutschland hinweg, soweit sie nicht durch alliierte<br />

Kontrollinstanzen - bis 1954/55 - <strong>und</strong> später<br />

durch west<strong>de</strong>utsche Zentralbank- <strong>und</strong> Regierungsstellen<br />

genehmigt wur<strong>de</strong>n. Für die Kontrolle <strong>und</strong><br />

Steuerung <strong>de</strong>s Warenverkehrs über die Zonengrenze<br />

hinweg war seit 1955 das B<strong>und</strong>esministerium für Wi rt<br />

Genehmigungskompetenz<br />

<strong>de</strong>n kommerziellen <strong>und</strong> nichtkommerziellen Zahlungs-<br />

<strong>und</strong> Kapitalverkehr lag bei <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank.<br />

Der kommerzielle Zahlungsverkehr im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> ausschließlich auf <strong>de</strong>m Verrechnungswege<br />

vollzogen <strong>und</strong> erfolgte zentral durch<br />

staatliche Stellen. Das Einziehen von For<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>und</strong> die Begleichung von Verbindlichkeiten erfolgte<br />

im Rahmen eines bilateralen Clearing- o<strong>de</strong>r Verrechnungsverfahrens,<br />

das in <strong>de</strong>r Verfügungsgewalt <strong>de</strong>r<br />

ehemaligen Staatsbank <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esbank lag. Bei<strong>de</strong> Notenbanken führten Verrechnungskonten<br />

<strong>de</strong>r Zentralbank <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite.<br />

Die Zahlungen von Beziehern aus <strong>de</strong>r DDR, die auf<br />

Die vertragliche Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls mit <strong>de</strong>r DDR Leistungen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

bis zu <strong>de</strong>ren Untergang bil<strong>de</strong>te das „Berliner Abkom- o<strong>de</strong>r Berlin (West) beruhten, waren bei <strong>de</strong>r Staatsmen",<br />

das „Abkommen über <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l zwischen bank <strong>de</strong>r DDR in Mark <strong>de</strong>r DDR zu leisten, worauf<br />

<strong>de</strong>n Währungsgebieten <strong>de</strong>r Deutschen Mark [DM] dann ein von <strong>de</strong>n Vertragspartnern vereinbarter ent-<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Währungsgebieten <strong>de</strong>r Deutschen Mark <strong>de</strong>r sprechen<strong>de</strong>r Betrag von <strong>de</strong>r Staatsbank <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>n<br />

Deutschen Notenbank [DM-Ost]" von 1951 (in <strong>de</strong>r Konten <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank in Verrechnungs-<br />

Fassung vom 16. August 1960) mit seinen Anlagen, einheiten (VE) gutgeschrieben wur<strong>de</strong>. Befand sich<br />

Verordnungen, Durchführungsverordnungen <strong>und</strong> an- <strong>de</strong>r Bezieher in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, galt<br />

<strong>de</strong>ren Bestimmungen. Die Währungsgebietsklausel sinngemäß das gleiche. Der Bezug <strong>und</strong> die Lieferung<br />

umging die völkerrechtliche Anerkennung <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>r in zwei Gruppen unterteilten han<strong>de</strong>lsfähigen Wa-<br />

<strong>und</strong> bot zugleich die Möglichkeit, Berlin, in <strong>de</strong>m die ren, <strong>de</strong>r volkswirtschaftlich beson<strong>de</strong>rs wichtigen<br />

vier Siegermächte ihre Hoheitsrechte nicht wie in <strong>de</strong>n „harten" Waren <strong>und</strong> <strong>de</strong>r „weichen" Waren, wur<strong>de</strong><br />

drei Westzonen <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Ostzone an die <strong>de</strong>utschen über jeweils unterschiedliche Unterkonten, Unter-<br />

Nachfolgestaaten abgetreten hatten, automatisch in konto 1 <strong>und</strong> 2, verrechnet. Die bei<strong>de</strong>n Unterkonten<br />

<strong>de</strong>n Wirtschaftsverkehr einzubeziehen. Das Berliner wur<strong>de</strong>n 1975 zu einem Unterkonto 1/2 zusammenge-<br />

Abkommen, welches in <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>lagenvertrag von legt. Auf einen internen Ausgleich <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Kon-<br />

1972 übernommen wur<strong>de</strong>, schrieb <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rcharakter<br />

<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Beziehungen zwischen <strong>de</strong>r<br />

ten, nicht <strong>de</strong>r Lieferungen -<strong>und</strong><br />

Bezüge insgesamt,<br />

verzichtete die B<strong>und</strong>esregierung allerdings bereits<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR fest. Die seit 1967. Über das Unterkonto 3 wur<strong>de</strong>n bis 1990 alle<br />

rechtlichen <strong>und</strong> institutionellen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Re- Zahlungen abgewickelt, die für Dienstleistungen ergelungen<br />

<strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Wirtschaftsverkehrs folgten. Im Rahmen dieses inner<strong>de</strong>utschen Verrech-<br />

än<strong>de</strong>rten sich bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre nicht.<br />

nungsverkehrs gab es die Möglichkeit einer zinslosen<br />

Kontoüberziehung, <strong>de</strong>n sog. Swing, zuletzt bis zu ei-<br />

b) Son<strong>de</strong>rbedingungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Wirtner vereinbarten Höhe von 850 Mio. DM. Da nur die<br />

schaftsverkehrs<br />

DDR diese Möglichkeit regelmäßig in Anspruch<br />

nahm, stellte <strong>de</strong>r sog. Swing einen zinslosen Dauerkredit<br />

für die DDR dar. Über das Son<strong>de</strong>rkonto „S"<br />

konnte die DDR zu<strong>de</strong>m gegen Barzahlung von DM je<strong>de</strong>rzeit<br />

unabhängig von <strong>de</strong>n Warenlisten Güter aller<br />

Art aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland beziehen,<br />

soweit diese nicht han<strong>de</strong>lspolitischen Beschränkungen<br />

unterlagen. Der komplizierte Zahlungs- <strong>und</strong> Verrechnungsverkehr<br />

hatte für die DDR vor allem zur<br />

Folge, daß sie für ihre Verkäufe in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland keine frei konvertierbare Währung erhielt,<br />

son<strong>de</strong>rn eine Gutschrift in Verrechnungseinheiten,<br />

die sie wie<strong>de</strong>rum nur für Käufe in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland nutzen konnte. Die Verrechnungseinheiten,<br />

die die DDR in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland verdiente, mußte sie dort auch wie<strong>de</strong>r<br />

ausgeben.<br />

Da zwischen <strong>de</strong>n Währungen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Staaten keine marktmäßig begrün<strong>de</strong>te o<strong>de</strong>r durch<br />

zwischenstaatliche Vereinbarungen geregelte Wechselkursrelation<br />

bestand, wur<strong>de</strong>n die inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>lsgeschäfte in <strong>de</strong>r Regel auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen<br />

Marktpreise abgeschlossen. Durch <strong>de</strong>n<br />

Verrechnungsverkehr verwan<strong>de</strong>lte sich eine bei <strong>de</strong>r


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Deutschen B<strong>und</strong>esbank eingezahlte DM über eine<br />

Verrechnungseinheit in eine Mark <strong>de</strong>r DDR für <strong>de</strong>n<br />

östlichen Zahlungsempfänger <strong>und</strong> umgekehrt. Im<br />

Verrechnungswege wur<strong>de</strong> zwar eine DM einer Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR gleichgesetzt, das Verrechnungsverhältnis<br />

von 1:1 war aber letztlich nur ein Clearing-Wert, <strong>de</strong>r<br />

nicht die DM <strong>de</strong>r Mark <strong>de</strong>r DDR währungsmäßig<br />

gleichsetzte. Auch die DDR war sich <strong>de</strong>ssen bewußt.<br />

Durch das Hinzurechnen eines Ausgleichsfaktors,<br />

<strong>de</strong>s sog. Richtungskoeffizienten, <strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>n 80er<br />

Jahren stark erhöhte <strong>und</strong> seit Anfang 1988 <strong>de</strong>n Wert<br />

4,4 hatte, versuchte die DDR intern <strong>de</strong>n realen Währungsunterschie<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Wertverfall <strong>de</strong>r Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Durch diese interne Verrechnungspraxis<br />

<strong>de</strong>r DDR entsprach eine Valuta-<br />

Mark, allgemein eine Einheit einer frem<strong>de</strong>n Währung<br />

<strong>und</strong> hier speziell eine Verrechnungseinheit bzw. eine<br />

DM, <strong>de</strong>m Wert von 4,40 Mark <strong>de</strong>r DDR.<br />

Zu <strong>de</strong>n Merkmalen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

zählte, daß gr<strong>und</strong>sätzlich nur in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r DDR produzierte Waren ausgetauscht<br />

wer<strong>de</strong>n durften (Ursprungslandbindung);<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l mit ausländischen Produkten mußte beson<strong>de</strong>rs<br />

genehmigt wer<strong>de</strong>n. Das bekannteste Beispiel<br />

für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit Auslandsgütern waren die Lieferungen<br />

von Erdöl in die DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bezug von dort<br />

hergestellten Mineralölprodukten vor allem zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre.<br />

Da die Verordnungen <strong>de</strong>r Alliierten vom Verbotsprinzip<br />

mit Erlaubnisvorbehalt ausgingen, also alle Geschäfte<br />

<strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Wirtschafts- <strong>und</strong> Zahlungsverkehrs<br />

verboten waren, es sei <strong>de</strong>nn, sie wur<strong>de</strong>n<br />

ausdrücklich erlaubt, waren zur Realisierung <strong>de</strong>r<br />

von <strong>de</strong>n Geschäftspartnern in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland abgeschlossenen Verträge<br />

jeweils Bezugsgenehmigungen <strong>und</strong> Warenbegleitscheine<br />

beizubringen. Seit 1967 wur<strong>de</strong> das Verfahren<br />

mehr <strong>und</strong> mehr vereinfacht <strong>und</strong> liberalisiert. Die b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen<br />

Behör<strong>de</strong>n verzichteten teilweise auf die<br />

Einzelgenehmigung je<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsgeschäftes <strong>und</strong><br />

wickelten <strong>de</strong>n Warenaustausch auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage<br />

vereinbarter Warenlisten ab, in <strong>de</strong>nen die allgemein<br />

genehmigten Waren <strong>und</strong> Warengruppen festgehalten<br />

waren. Zu <strong>de</strong>n han<strong>de</strong>lsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Maßnahmen, die<br />

seit 1967 in Kraft traten, gehörten neben <strong>de</strong>r Dynamisierung<br />

<strong>de</strong>s Swing auch eine günstigere Mehrwertsteuerregelung<br />

sowie die Zulassung <strong>und</strong> die staatliche<br />

Garantie von Lieferantenkrediten. B<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen<br />

Unternehmen, die Waren aus <strong>de</strong>r DDR bezogen,<br />

wur<strong>de</strong>n ein Kürzungsanspruch bei <strong>de</strong>r Mehrwertsteuer<br />

<strong>und</strong> die Möglichkeit eingeräumt, eine Umsatzsteuerrückvergütung<br />

geltend machen zu können.<br />

Die Lieferungen <strong>de</strong>r DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland waren von belasten<strong>de</strong>n Zöllen <strong>und</strong> Abschöpfungsbeträgen<br />

freigestellt. Die DDR konnte ihre<br />

Industriewaren zollfrei in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland liefern.<br />

International ist <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rstatus <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls durch eine Ergänzung <strong>de</strong>s Torquay-Protokolls<br />

zum Allgemeinen Zoll- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsabkommen<br />

(GATT) von 1951 anerkannt wor<strong>de</strong>n. Die Grün<strong>de</strong>rstaaten<br />

<strong>de</strong>r Europäischen Gemeinschaft bestätigten<br />

in einem beson<strong>de</strong>ren Protokoll als Anhang zu <strong>de</strong>n Römischen<br />

Verträgen zur Gründung <strong>de</strong>r EWG („Proto<br />

koll über <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> die damit<br />

zusammenhängen<strong>de</strong>n Fragen” vom 25. März 1957)<br />

die damals bestehen<strong>de</strong>n Regelungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls. Daraus ergaben sich verschie<strong>de</strong>ne<br />

Konsequenzen für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Warenaustausch.<br />

Der gemeinsame EG-Außenzoll kam für die<br />

Bezüge <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland aus <strong>de</strong>r<br />

DDR nicht zur Anwendung. Die Agrarimporte blieben<br />

abschöpfungsfrei. An<strong>de</strong>rerseits durften - an<strong>de</strong>rs als<br />

bei <strong>de</strong>n Agrarexporten in Drittlän<strong>de</strong>r - für die Lieferungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

keine Ausfuhrerstattungen verlangt wer<strong>de</strong>n. Ferner<br />

mußten Vorkehrungen getroffen wer<strong>de</strong>n, damit <strong>de</strong>r<br />

inner<strong>de</strong>utsche Wirtschaftsverkehr nicht zu Lasten <strong>de</strong>r<br />

west<strong>de</strong>utschen EG-Partner ging. Es bestan<strong>de</strong>n Reexportverbote<br />

<strong>und</strong> Verbleibsauflagen für solche Waren<br />

aus <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>ren Weiterlieferung in die übrige EG<br />

die wirtschaftlichen Interessen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren EG-Län<strong>de</strong>r<br />

beeinträchtigte. Die DDR kam durch diese Regelungen<br />

in <strong>de</strong>n Genuß einer Reihe von wirtschaftlichen<br />

Vorteilen.<br />

Bei<strong>de</strong> <strong>de</strong>utsche Staaten waren Mitglie<strong>de</strong>r unterschiedlicher<br />

militärischer Bündnisse. Die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland war seit Januar 1950 Mitglied <strong>de</strong>s<br />

Coordinating Committee for East-West-Tra<strong>de</strong> Policy<br />

(COCOM) mit Sitz in Paris. Ähnlich wie <strong>de</strong>r gesamte<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

(durch die Aufnahme entsprechen<strong>de</strong>r Bestimmungen<br />

in das Außenwirtschaftsgesetz) war auch <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche<br />

Leistungsaustausch von Anfang an in die<br />

Ost-Embargo-Politik <strong>de</strong>r NATO eingebettet. Die Lieferung<br />

von Waren mit militärischer Zweckbestimmung<br />

war gr<strong>und</strong>sätzlich nicht genehmigungsfähig.<br />

Die Lieferung von Embargowaren - <strong>und</strong> die Weitergabe<br />

von entsprechen<strong>de</strong>m Know-how unterlag trotz <strong>de</strong>r<br />

Liberalisierung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Warenverkehrs<br />

während <strong>de</strong>s gesamten Zeitraums <strong>de</strong>r Einzelgenehmigungspflicht.<br />

c) Wirtschaftliche <strong>und</strong> politische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung betrachtete die Interzonenhan<strong>de</strong>lspolitik<br />

immer als Teil ihrer Deutschlandpolitik. So<br />

sollte <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l nicht nur als letzte<br />

Klammer zwischen bei<strong>de</strong>n Teilen Deutschlands die<br />

Versorgung <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Bevölkerung verbessern<br />

helfen, son<strong>de</strong>rn auch als Hebel zum Schutz <strong>de</strong>s<br />

exponierten Berlin (West) dienen. Im Berliner Abkommen<br />

von 1951/1960 war ausdrücklich vereinbart wor<strong>de</strong>n,<br />

daß „von <strong>de</strong>n Lieferungen <strong>und</strong> Bezügen ein angemessener<br />

Teil auf die Wirtschaft Berlins " entfallen<br />

sollte. Berlin (West) war im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l in<br />

<strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r wichtigste Abnehmer von Waren aus<br />

<strong>de</strong>r DDR. Die Lieferungen <strong>de</strong>r DDR leisteten einen beachtlichen<br />

Beitrag zur Versorgung <strong>de</strong>r Stadt. Die wirtschaftliche<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

insgesamt schätzte die B<strong>und</strong>esregierung jedoch gering<br />

ein, ganz im Gegensatz zur DDR. Dem wi<strong>de</strong>rspricht<br />

allerdings nicht, daß es auch in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Vertreter <strong>de</strong>r Wirtschaft gab, die<br />

an einer Ausweitung <strong>und</strong> Liberalisierung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Wirtschaftsverkehrs interessiert waren.<br />

Für die DDR spielte <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l eine<br />

große wirtschaftliche Rolle. Die B<strong>und</strong>esrepublik


Deutschland war nach <strong>de</strong>r ehemaligen Sowjetunion<br />

<strong>de</strong>r zweitgrößte Han<strong>de</strong>lspartner <strong>de</strong>r DDR. Die DDR<br />

versuchte zwar immer wie<strong>de</strong>r, die Abhängigkeit von<br />

Bezügen aus <strong>de</strong>n „kapitalistischen Län<strong>de</strong>rn", vor allem<br />

von Lieferungen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, zu verringern. Am spektakulärsten kamen<br />

diese Bemühungen zu Beginn <strong>de</strong>r 60er Jahre in<br />

<strong>de</strong>r Aktion „Störfreimachung" zum Ausdruck. Die damals<br />

beabsichtigte völlige Umstellung <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft<br />

auf Lieferungen aus <strong>de</strong>n kommunistischen<br />

Län<strong>de</strong>rn mußte jedoch bereits nach wenigen Jahren<br />

aufgegeben wer<strong>de</strong>n, da die sowjetischen Lieferungen<br />

nur unvollkommen die Bedürfnisse <strong>de</strong>r DDR-Industrie<br />

befriedigen konnten. Auch in <strong>de</strong>n 70er <strong>und</strong> 80er<br />

Jahren bemühte sich die DDR immer wie<strong>de</strong>r, aus politischen<br />

Grün<strong>de</strong>n die b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utsche Wirtschaft als<br />

Lieferant nur maßvoll in Anspruch zu nehmen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re<br />

westliche Län<strong>de</strong>r zu bevorzugen; sie nahm dabei<br />

sogar eine Erhöhung ihrer Verschuldung in frei konvertierbaren<br />

Devisen in Kauf.<br />

Die DDR war auf die Kooperation mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland vor allem angewiesen, um Versorgungsmängel<br />

<strong>und</strong> fehlen<strong>de</strong> Lieferungen aus an<strong>de</strong>ren<br />

osteuropäischen Staatsplanwirtschaften auszugleichen.<br />

Der inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l bot ihr die Möglichkeit,<br />

Güter zu erwerben, die sie zur Sicherung <strong>de</strong>r<br />

laufen<strong>de</strong>n Produktion <strong>und</strong> zur Behebung von Versorgungslücken<br />

dringend benötigte. In ihrer Gemeinschaftsdissertation<br />

bezeichneten Alexan<strong>de</strong>r Schalck-<br />

-Golodkowski <strong>und</strong> Heinz Volpert im Jahre 1970 die<br />

DDR <strong>de</strong>shalb sogar „sowohl import- als auch expo rt<br />

rt<br />

-seitig" als abhängig von <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Wi<br />

-schaft: „Eine Einstellung west<strong>de</strong>utscher <strong>und</strong> Westberliner<br />

Warenlieferungen auf bestimmten Gebieten, beson<strong>de</strong>rs<br />

Ersatzteillieferungen, führt gegenwärtig<br />

noch zu erheblichen Produktionsschwierigkeiten im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Industrie <strong>de</strong>r DDR. " Darüber hinaus war<br />

ihren Berechnungen zufolge <strong>de</strong>r Warenaustausch <strong>de</strong>r<br />

DDR mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland „für die<br />

DDR ökonomisch wesentlich vorteilhafter" als mit<br />

„an<strong>de</strong>ren kapitalistischen Industrielän<strong>de</strong>rn" . (Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, S.171f.)<br />

Bis Mitte <strong>de</strong>r 60er Jahre lehnte die B<strong>und</strong>esregierung<br />

je<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>re För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

durch Han<strong>de</strong>lserleichterungen ab. Die wirtschaftliche<br />

Leistungskraft <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft sollte<br />

nicht verbessert wer<strong>de</strong>n. Der inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l<br />

sollte lediglich dazu beitragen, <strong>de</strong>n Lebensstandard<br />

<strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung zu erhöhen. Im Laufe <strong>de</strong>r 60er<br />

Jahren begann dann notwendigerweise ein Um<strong>de</strong>nken.<br />

Der inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> nicht mehr als<br />

politisches Druckmittel verstan<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn mehr<br />

<strong>und</strong> mehr als Mittel, um die politischen Gegensätze<br />

zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

DDR abzubauen. Der inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong><br />

schrittweise liberalisiert <strong>und</strong> ausgeweitet. Mußte bis<br />

Mitte <strong>de</strong>r 60er Jahre gr<strong>und</strong>sätzlich je<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsgeschäft<br />

mit <strong>de</strong>r DDR genehmigt wer<strong>de</strong>n, so ging man<br />

nun dazu über, <strong>de</strong>n Verwaltungsaufwand zu verringern<br />

<strong>und</strong> die Han<strong>de</strong>lsbedingungen zu erleichtern.<br />

Seit 1969 wur<strong>de</strong> die überwiegen<strong>de</strong> Mehrzahl <strong>de</strong>r han<strong>de</strong>lsfähigen<br />

Waren von <strong>de</strong>r Einzelgenehmigungspflicht<br />

befreit <strong>und</strong> zunehmend als „allgemein genehmigte"<br />

Han<strong>de</strong>lsgüter klassifiziert. Die Erlaubnis zu<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Absatz- <strong>und</strong> Beschaffungsgeschäften mit diesen Gütern<br />

galt dann als erteilt, wenn die Transfers <strong>de</strong>n zuständigen<br />

west<strong>de</strong>utschen Mel<strong>de</strong>stellen mitgeteilt<br />

wor<strong>de</strong>n waren. Nur für eine ausgewählte Gruppe von<br />

Gütern blieb die Genehmigungspflicht für Warentransfers<br />

erhalten, für sie mußte weiterhin eine staatliche<br />

Einzelgenehmigung eingeholt wer<strong>de</strong>n. Es han<strong>de</strong>lte<br />

sich dabei in <strong>de</strong>r Regel entwe<strong>de</strong>r um sog. kontingentierte<br />

Güter, also Waren, <strong>de</strong>ren Lieferung o<strong>de</strong>r Bezug<br />

aus wirtschaftlichen o<strong>de</strong>r politischen Grün<strong>de</strong>n<br />

wert- o<strong>de</strong>r mengenmäßigen Beschränkungen unterlagen,<br />

o<strong>de</strong>r um Embargowaren, <strong>de</strong>ren Lieferung man<br />

unterbin<strong>de</strong>n wollte. Der Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>r DDR blieb<br />

zwar ein Han<strong>de</strong>l beson<strong>de</strong>rer Art, die politische Zielsetzung<br />

ging nicht verloren, aber die wirtschafts- <strong>und</strong><br />

han<strong>de</strong>lspolitischen Gesichtspunkte hatten an Be<strong>de</strong>utung<br />

gewonnen.<br />

Von Schwankungen abgesehen hat sich <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche<br />

Han<strong>de</strong>l seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er Jahre relativ stetig<br />

ausgeweitet. Der Warenaustausch im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l entwickelte sich von r<strong>und</strong> drei Mrd.<br />

Verrechnungseinheiten (VE) bzw. DM im Jahre 1966<br />

auf r<strong>und</strong> 15,5 Mrd. DM im Jahre 1985 <strong>und</strong> 14 Mrd.<br />

DM im Jahre 1988. Ausgehend von <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsstatistik<br />

<strong>de</strong>r DDR erreichte <strong>de</strong>r Warenaustausch<br />

<strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland einen<br />

Anteil von r<strong>und</strong> zehn Prozent <strong>de</strong>s gesamten Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

<strong>de</strong>r DDR. Mehr als die Hälfte ihres Westhan<strong>de</strong>ls<br />

betrieb die DDR mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Demgegenüber beliefen sich die Warenumsätze<br />

<strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Unternehmen mit <strong>de</strong>r<br />

DDR auf noch nicht zwei Prozent <strong>de</strong>s gesamten west<strong>de</strong>utschen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsumsatzes. Die Struktur <strong>de</strong>r<br />

im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l ausgetauschten Waren<br />

entsprach nicht <strong>de</strong>m Warenaustausch, wie er für<br />

hochindustrialisierte <strong>und</strong> arbeitsteilig organisierte<br />

Volkswirtschaften typisch ist. Mit seinem hohen Anteil<br />

an Halbwaren <strong>und</strong> Rohstoffen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m geringen<br />

Stellenwert von Fertigwaren (Vor- <strong>und</strong> En<strong>de</strong>rzeugnissen)<br />

ähnelte er eher <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l von weniger entwikkelten<br />

Län<strong>de</strong>rn. Der Schwerpunkt <strong>de</strong>s Warenaustauschs<br />

lag mit einem Anteil von knapp 50 Prozent im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>stoff- <strong>und</strong> Produktionsgüterindustrien.<br />

Obwohl <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Investitionsgüterindustrien<br />

vergleichsweise niedrig war, stellte die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>de</strong>n größten westlichen Technologielieferanten<br />

<strong>de</strong>r DDR dar. R<strong>und</strong> ein Viertel <strong>de</strong>r<br />

b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Lieferungen in die DDR waren Erzeugnisse<br />

<strong>de</strong>s Maschinenbaus <strong>und</strong> <strong>de</strong>r elektrotechnischen<br />

Industrie. An<strong>de</strong>rerseits erfüllte die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland für die DDR eine wichtige Versorgungsfunktion<br />

bei Vorprodukten <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stoffen.<br />

Sie lieferte chemische Produkte, Nichteisenmetalle<br />

<strong>und</strong> Eisen- <strong>und</strong> Stahlerzeugnisse. Die DDR konnte im<br />

Gegenzug auf <strong>de</strong>m b<strong>und</strong>esrepublikanischen Markt<br />

nur in geringem Maße konkurrenzfähige Investitionsgüter<br />

anbieten; sie machten etwa zehn Prozent <strong>de</strong>r<br />

west<strong>de</strong>utschen Bezüge aus. Der traditionell hohe Anteil<br />

von Konsumgütern, insbeson<strong>de</strong>re von Textilien<br />

<strong>und</strong> Bekleidung, ging beständig zurück. Die DDR lieferte<br />

mit einem Anteil von r<strong>und</strong> 50 Prozent hauptsächlich<br />

Gr<strong>und</strong>stoffe, chemische Erzeugnisse, Eisen <strong>und</strong><br />

Stahl sowie - vor allem zu Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre - Mineralölerzeugnisse.<br />

Der Ausweitung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls waren aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ineffizienz <strong>und</strong>


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Strukturschwächen <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft <strong>de</strong>utliche<br />

Grenzen gesetzt. Der Importbedarf <strong>de</strong>r DDR war<br />

größer als ihre Exportfähigkeit, weshalb sich im Han<strong>de</strong>l<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

westlichen Län<strong>de</strong>rn im Laufe <strong>de</strong>r Zeit beträchtliche<br />

Defizite aufbauten. Das traf für <strong>de</strong>n Austausch sowohl<br />

von Dienstleistungen als auch von Gütern zu. Den<br />

sich vergrößern<strong>de</strong>n Passivsaldo mußte die DDR vermehrt<br />

durch Kredite finanzieren, wobei die B<strong>und</strong>esregierung<br />

erst seit 1967/68 ihre Zustimmung zur Vergabe<br />

von Bank- <strong>und</strong> Lieferantenkrediten an die DDR gegeben<br />

hatte.<br />

d) Inner<strong>de</strong>utsche Transferleistungen<br />

In <strong>de</strong>n 70er <strong>und</strong> 80er Jahren nahm <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen<br />

wirtschaftlichen Beziehungen erheblich<br />

zu, die über <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l hinausgingen<br />

<strong>und</strong> durch <strong>de</strong>ssen Regelungen <strong>und</strong> Mechanismen<br />

nicht abge<strong>de</strong>ckt waren. Zu diesen wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten zählten Zahlungen an die DDR aus<br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eshaushalt <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren öffentlichen Haushalten,<br />

<strong>de</strong>s weiteren Waren- <strong>und</strong> Geldleistungen von<br />

privater <strong>und</strong> kirchlicher Seite sowie schließlich auch<br />

Finanzkredite von Banken aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland.<br />

Aus <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eshaushalt <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren öffentlichen<br />

Haushalten erhielt die DDR Zahlungen für die Nutzung<br />

<strong>de</strong>r Transitwege (Verkehrspauschalen), für <strong>de</strong>n<br />

Ausbau <strong>de</strong>r Verkehrswege nach Berlin (West) (Investitionsbeteiligungen)<br />

<strong>und</strong> für Dienstleistungen aufgr<strong>und</strong><br />

vertraglicher Abmachungen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin<br />

(beispielsweise im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Abf all<br />

die in <strong>de</strong>n 80er Jahren einen Umfang von jährlich 525<br />

Mio. DM hatte, wur<strong>de</strong>n seit 1971 Gebühren <strong>und</strong> Abgaben<br />

abgegolten, die die DDR zuvor von <strong>de</strong>n Reisen<strong>de</strong>n<br />

individuell erhoben hatte. Die Postpauschale war<br />

eine Ausgleichszahlung <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>espost<br />

für Mehrleistungen <strong>de</strong>r DDR-Post. Die Dienstleistungen<br />

<strong>de</strong>r DDR im Berlinverkehr <strong>und</strong> in Berlin wur<strong>de</strong>n<br />

genauso wie private Dienste (beispielsweise die Fernsehübertragungsleistungen)<br />

mit Genehmigung <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esbank in frei konvertierbaren Devisen, in DM<br />

<strong>und</strong> nicht in Verrechnungseinheiten (VE), abgerechnet.<br />

Die Postpauschale <strong>und</strong> einige an<strong>de</strong>re Zahlungen<br />

<strong>de</strong>r b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen öffentlichen Hand für Dienstleistungen<br />

<strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Wirtschaftsverkehrs in Verrechnungseinheiten<br />

abgerechnet. Unterstützungsleistungen für die Kirchen<br />

in <strong>de</strong>r DDR (sog. Kirchengeschäfte A <strong>und</strong> C) <strong>und</strong><br />

humanitäre Leistungen wie die Häftlingsfreikäufe<br />

<strong>und</strong> Familienzusammenführungen (sog. Kirchengeschäfte<br />

B) wur<strong>de</strong>n durch die Lieferung von meist börsenfähigen<br />

Rohstoffen an die DDR beglichen, wobei<br />

die Kosten von <strong>de</strong>n Kirchen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

getragen wur<strong>de</strong>n. Diese politisch-ökonomischen Solidaritätsleistungen<br />

setzten in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>r<br />

60er Jahre ein, weiteten sich aber vor allem seit Beginn<br />

<strong>de</strong>r 70er Jahre erheblich aus. Ein privater DM-<br />

Strom in die DDR setzte seit 1974 ein, nach<strong>de</strong>m die<br />

DDR ihre Devisenbestimmungen gelockert hatte. Da<br />

diese privaten DM-Beträge nur in Deviseneinrichtungen<br />

<strong>de</strong>r DDR wie <strong>de</strong>n Intershops ausgegeben wer<strong>de</strong>n<br />

konnten, profitierte die Devisenbilanz <strong>de</strong>r DDR auch<br />

von diesen Transfers. Eine wichtige Deviseneinnah<br />

mequelle für die DDR stellte auch <strong>de</strong>r 1964 eingeführte<br />

Min<strong>de</strong>stumtausch dar.<br />

Mit <strong>de</strong>n im Juli 1983 <strong>und</strong> im Juli 1984 von west<strong>de</strong>utschen<br />

Bankenkonsortien gewährten Krediten in Milliar<strong>de</strong>nhöhe<br />

an die DDR akzeptierte die B<strong>und</strong>esregierung<br />

erstmals die Gewährung von ungeb<strong>und</strong>enen<br />

Devisenkrediten an die DDR. Die B<strong>und</strong>esregierung<br />

übernahm für bei<strong>de</strong> Kredite eine B<strong>und</strong>esgarantie gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Kreditoren. Bis 1983 waren Kreditgewährungen<br />

an die DDR nur genehmigt wor<strong>de</strong>n,<br />

wenn die Kredite <strong>de</strong>r Finanzierung von Geschäften<br />

<strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls o<strong>de</strong>r von Han<strong>de</strong>lsgeschäften<br />

west<strong>de</strong>utscher Transithändler mit <strong>de</strong>r DDR<br />

dienten.<br />

Durch die finanziellen Transfers, die sich im Laufe <strong>de</strong>r<br />

Jahre außerhalb <strong>de</strong>s streng bilateralen Verrechnungskreislaufes<br />

herausgebil<strong>de</strong>t hatten, vergrößerten<br />

sich die Möglichkeiten <strong>de</strong>r DDR, frei konvertierbare<br />

Devisen zu erlangen. Die Höhe <strong>de</strong>r beachtlichen<br />

DM-Beträge, die jährlich in die Devisenkasse <strong>de</strong>r<br />

DDR eingingen <strong>und</strong> aus <strong>de</strong>n DM-Zahlungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung,<br />

<strong>de</strong>m Zwangsumtausch <strong>und</strong> <strong>de</strong>n privaten<br />

DM-Transfers herrührten, wird auf ein bis zwei<br />

Mrd. DM jährlich geschätzt.<br />

5. Hintergrün<strong>de</strong> für die Entstehung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong> im<br />

Jahre 1966 in einer ganz spezifischen politischen <strong>und</strong><br />

wirtschaftlichen Situation gegrün<strong>de</strong>t. Die DDR bestand<br />

bereits seit fast zwanzig Jahren. Sie hatte bei ihrer<br />

Gründung am 7. Oktober - <strong>und</strong> Abwasserbeseitigung). Mit <strong>de</strong>r Transitpauschale, 1949 das sowjetische<br />

Mo<strong>de</strong>ll übernommen <strong>und</strong> als<br />

-<br />

sowjetischer Satellitenstaat<br />

politisch <strong>und</strong> wirtschaftlich an Be<strong>de</strong>utung gewonnen.<br />

Mit <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r Berliner Mauer im August<br />

1961 war nicht nur die Teilung Deutschlands in zwei<br />

Staaten <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Einbindung in unterschiedliche<br />

politische <strong>und</strong> militärische Blöcke <strong>und</strong> Wirtschaftsordnungen<br />

zementiert wor<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch die Übernahme<br />

<strong>de</strong>s sowjetischen Mo<strong>de</strong>lls <strong>de</strong>r kommunistischen<br />

Parteidiktatur mit geplanter Staatswirtschaft zu<br />

einem gewissen Abschluß gekommen. In <strong>de</strong>n 60er<br />

Jahren versuchte die DDR, mit einer Reform <strong>de</strong>s wirtschaftlichen<br />

Lenkungs- <strong>und</strong> Planungssystems <strong>de</strong>n<br />

„umfassen<strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>s Sozialismus" zu erreichen.<br />

Mit ehrgeizigen Rationalisierungs- <strong>und</strong> Automatisierungsvorhaben<br />

ging die DDR 1966 an <strong>de</strong>n Aufbau einer<br />

rationellen Produktion von weltmarktfähigen Erzeugnissen.<br />

Diese Reformvorhaben, die 1969/70 in<br />

eine Wirtschaftsk rise führten, verstärkten <strong>de</strong>n Bedarf<br />

<strong>de</strong>r DDR an harten Devisen, <strong>de</strong>ssen verbesserte Dekkung<br />

sich <strong>de</strong>r im Laufe <strong>de</strong>s Jahres 1966 gegrün<strong>de</strong>te<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung zur Aufgabe<br />

machte. Der Bereich konnte dabei auf einer bereits<br />

jahrelang geübten Praxis <strong>de</strong>r außerplanmäßigen Devisenerwirtschaftung<br />

für Partei, Staat <strong>und</strong> Staatssicherheit<br />

aufbauen. Die Anfänge <strong>de</strong>s Bereichs waren<br />

eng verknüpft mit einer Politik <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rfinanzierung<br />

<strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bildung von sog. Parteifirmen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> im westlichen<br />

Ausland. Sog. Vertrauensfirmen <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit erwirtschafteten - wahrscheinlich<br />

ab Kriegsen<strong>de</strong> - nicht nur Devisen für die<br />

DDR, son<strong>de</strong>rn beschafften vor allem auch westliche


Embargowaren. Die Organisierung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s sog. Häftlingsfreikaufs setzte ebenfalls<br />

in <strong>de</strong>n 60er Jahren ein.<br />

Wirtschaftsreformen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Scheitern<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>r 60er Jahre war das von Walter Ulb richt<br />

auf <strong>de</strong>m V. Parteitag <strong>de</strong>r SED im Juli 1958 verkün<strong>de</strong>te<br />

Ziel gescheitert, bis 1965 die Pro-Kopf-Produktion<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Pro-Kopf-Verbrauch <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland einzuholen <strong>und</strong> sogar zu überholen. Um<br />

doch zum Ziel einer mit <strong>de</strong>m Westen vergleichbaren<br />

leistungsfähigen Wirtschaft zu gelangen, leitete die<br />

Partei- <strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>m sog.<br />

Neuen Ökonomischen System (NOS) auf <strong>de</strong>m VI. Parteitag<br />

<strong>de</strong>r SED 1963 eine Reform <strong>und</strong> Dezentralisierung<br />

<strong>de</strong>s Planwirtschaftssystems ein. Die vorwiegend<br />

auf Mengenziffern aufbauen<strong>de</strong> Planung („Tonneni<strong>de</strong>ologie”)<br />

wur<strong>de</strong> durch Finanzkennziffern wie Gewinn,<br />

Kosten <strong>und</strong> Preise ergänzt <strong>und</strong> teilweise ersetzt.<br />

Angestrebt wur<strong>de</strong> eine gewisse Selbstregulierung <strong>de</strong>r<br />

DDR-Wirtschaft auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Planes. Aber<br />

das sog. Neue Ökonomische System war mehr als<br />

eine Wirtschaftsreform im engeren Sinne, es sollte<br />

eine neue Entwicklungsetappe in <strong>de</strong>r DDR einleiten,<br />

<strong>de</strong>n „umfassen<strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>s Sozialismus". Bereits<br />

auf <strong>de</strong>m elften Plenum <strong>de</strong>s Zentralkomitees im Dezember<br />

1965 leitete die SED-Führung mit <strong>de</strong>r Proklamierung<br />

einer zweiten Etappe ihres Neuen Ökonomischen<br />

Systems das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wirtschaftsreform ein.<br />

Wichtige Reformvorhaben wur<strong>de</strong>n zugunsten einer<br />

erneuten Betonung <strong>de</strong>r zentralen Planung zurückgenommen.<br />

Die Mittel <strong>und</strong> Ressourcen wur<strong>de</strong>n auf<br />

volkswirtschaftlich strukturbestimmen<strong>de</strong> Aufgaben<br />

konzentriert. Liberalisierungsten<strong>de</strong>nzen, die durch<br />

die Wirtschaftsreform in allen gesellschaftlichen Bereichen,<br />

vor allem im Kulturbereich, angekurbelt wor<strong>de</strong>n<br />

waren, wur<strong>de</strong>n rigoros bekämpft. Das Recht <strong>und</strong><br />

die Fähigkeit <strong>de</strong>r Partei, je<strong>de</strong>rzeit in alle Bereiche <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft politisch einzugreifen, sollte unangetastet<br />

bleiben.<br />

In dieser zweiten Phase <strong>de</strong>s sog. Neuen Ökonomischen<br />

Systems ließ <strong>de</strong>r wirtschaftliche Ehrgeiz <strong>de</strong>r<br />

DDR keineswegs nach. Die Parteiführung korrigierte<br />

alle wirtschaftlichen Planansätze nach oben <strong>und</strong> versuchte<br />

seit 1966 ein umfangreiches Rationalisierungs<strong>und</strong><br />

Automatisierungsprogramm zu realisieren. 1966<br />

erklärte die SED die Rationalisierung <strong>und</strong> Automatisierung<br />

zum Hauptthema ihrer Wirtschaftspolitik, um<br />

zur Entwicklung von weltmarktfähigen Erzeugnissen<br />

<strong>und</strong> zum Aufbau einer rationellen Produktion zu gelangen.<br />

Wie bereits En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 50er Jahre <strong>und</strong> wie dann<br />

noch einmal in <strong>de</strong>n 70er <strong>und</strong> 80er Jahren versuchte<br />

die DDR in einem großen Kraftakt, <strong>de</strong>n Anschluß an<br />

die technisch-industrielle Entwicklung <strong>de</strong>s Westens<br />

zu erreichen. Durch <strong>de</strong>n forcierten Ausbau von ausgewählten<br />

Fortschrittszweigen wollte man Entwicklungsschübe<br />

im Gesamtniveau <strong>de</strong>r Industrie erreichen.<br />

Die Reformmaßnahmen vergrößerten <strong>de</strong>n Devisenbe<br />

darf <strong>de</strong>r DDR, ohne daß die DDR bereits breiteren Zugang<br />

zum westlichen Finanz- <strong>und</strong> Kapitalmarkt gehabt<br />

hätte. Die Liberalisierung <strong>de</strong>s stark reglementierten<br />

inner<strong>de</strong>utschen Waren- <strong>und</strong> Zahlungsverkehrs<br />

setzte nur langsam ein. Im Dezember 1965, als<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Schalck-Golodkowski nur wenige Tage nach <strong>de</strong>m elften<br />

Plenum <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED in einem B rief an Hermann<br />

Matern sozusagen die Initiative zur Gründung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung ergriff,<br />

konnte man die dann vor allem seit 1967 gewährten<br />

Erleichterungen im reglementierten inner<strong>de</strong>utschen<br />

Wirtschaftsverkehr bereits vorhersehen; sie waren zu<br />

<strong>de</strong>m Zeitpunkt jedoch we<strong>de</strong>r beschlossen noch durchgeführt.<br />

Im Dezember 1966 kündigte die B<strong>und</strong>esregierung<br />

eine Erweiterung <strong>de</strong>r Kreditmöglichkeiten<br />

an, im August 1967 wur<strong>de</strong>n die Swing-Beträge für die<br />

Unterkonten 1 <strong>und</strong> 2 von je 100 Mio. Verrechnungseinheiten<br />

bzw. DM zu einem Gesamtswing von 200<br />

Mio. Verrechnungseinheiten/DM zusammengefaßt.<br />

Nach<strong>de</strong>m sich 1969/70 die Engpässe <strong>und</strong> die wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten häuften, fand die Wirtschaftsreformpolitik<br />

<strong>de</strong>r DDR ihr <strong>de</strong>finitives En<strong>de</strong>. Die<br />

Konzentration <strong>de</strong>r Ressourcen <strong>und</strong> Investitionsmittel<br />

auf nur wenige, scheinbar entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Bereiche<br />

hatte erhebliche wirtschaftliche Ungleichgewichte<br />

<strong>und</strong> Schwierigkeiten im Transportwesen, in <strong>de</strong>r Zulieferindustrie<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Energieversorgung zur Folge;<br />

zugleich verstärkten sich die regionalen Unterschie<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> die Versorgungsschwierigkeiten <strong>de</strong>r Bevölkerung,<br />

soziale Probleme waren unvermeidbar.<br />

Der Entscheidungsspielraum <strong>de</strong>r Betriebe <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

mittlerer Instanzen wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r eingeschränkt.<br />

Man kehrte allerdings nicht vollständig zu <strong>de</strong>r vor<br />

1963 bestehen<strong>de</strong>n administrativen „Befehls- <strong>und</strong><br />

Tonnenwirtschaft" zurück, monetäre Steuerungsinstrumente<br />

wur<strong>de</strong>n beibehalten.<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r - Wirtschaftsmechanismus<br />

erneut verän<strong>de</strong>rt. Die Entscheidungs- <strong>und</strong> Inf ormationsstrukturen<br />

wur<strong>de</strong>n durch die Kombinatsbildung<br />

umgestaltet, die monetäre Steuerung <strong>und</strong> Stimulierung<br />

wur<strong>de</strong> verbessert, neue Kontrollmechanismen<br />

wur<strong>de</strong>n eingeführt <strong>und</strong> es wur<strong>de</strong> versucht, das<br />

gesamte System von Lenkung, Anreiz <strong>und</strong> Kontrolle<br />

stärker an <strong>de</strong>r Kosten-Ertrags-Relation zu orientieren.<br />

Es han<strong>de</strong>lte sich jedoch um keine umfassen<strong>de</strong> Reform<br />

<strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n Mechanismus wie in <strong>de</strong>n 60er Jahren,<br />

son<strong>de</strong>rn nur um eher technokratische Neuregelungen.<br />

Die Entscheidungskompetenz <strong>de</strong>r Zentrale<br />

über alle wichtigen Wirtschaftsprozesse wur<strong>de</strong> nicht<br />

berührt.<br />

II. Gründung <strong>und</strong> Konzeption <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

1. Kommerzielle Aktivitäten vor <strong>de</strong>r Gründung<br />

Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Militärregierungsgesetzes<br />

Nr. 53 vom 19. September 1949 <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Außenwirtschaftsgesetzes<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

vom 28. April 1961, wonach es <strong>de</strong>r DDR untersagt<br />

war, ohne Genehmigung <strong>de</strong>r zuständigen B<strong>und</strong>es<strong>und</strong><br />

Lan<strong>de</strong>sbehör<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

Vermögenswerte zu erwerben bzw. eigene Unternehmen<br />

zu grün<strong>de</strong>n, eröffnete die Bildung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>n Weg für eine<br />

großangelegte Devisenbeschaffung, die <strong>de</strong>n begrenz-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ten Spielraum für Außenhan<strong>de</strong>lsaktivitäten jenseits<br />

<strong>de</strong>r gesetzlichen Bestimmungen ausschöpfte.<br />

Das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l (MAI) - 1967 zunächst in Ministerium für Außenwirtschaft<br />

(MAW) <strong>und</strong> En<strong>de</strong> 1973 in Ministerium für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l (MAH) umbenannt - war die Institution<br />

zur Wahrung <strong>de</strong>s staatlichen Außenhan<strong>de</strong>lsmonopols<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> trug die Verantwortung für die einheitliche<br />

Leitung, Planung, Durchführung <strong>und</strong> allgemeine<br />

Kontrolle <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls nach Maßgabe <strong>de</strong>r Partei<strong>und</strong><br />

Regierungsbeschlüsse. In das Aufgabengebiet fielen<br />

u.a. die Erarbeitung <strong>de</strong>r staatlichen Planvorgaben<br />

für die ihm direkt unterstellten Außenhan<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungsbetriebe, die wirtschaftlich-organisatorische<br />

Anleitung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsvertretungen<br />

<strong>de</strong>r DDR, die Leitung <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m kapitalistischen Ausland <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

kommunistischen Län<strong>de</strong>rn, die Mitwirkung bei multi<strong>und</strong><br />

bilateralen Han<strong>de</strong>lsabkommen <strong>und</strong> die Planung<br />

<strong>und</strong> Bilanzierung <strong>de</strong>s Valutabedarfs. Die staatlichen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe (AHB) <strong>und</strong> die an<strong>de</strong>ren Einrichtungen<br />

mit Außenhan<strong>de</strong>lsfunktion erhielten ihre Weisungen<br />

vom Außenhan<strong>de</strong>lsminister, <strong>de</strong>r über die Errichtung,<br />

Genehmigung o<strong>de</strong>r gar Auflösung von Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

entschei<strong>de</strong>n konnte <strong>und</strong> für die sog.<br />

Ka<strong>de</strong>rpolitik dieser Unternehmen verantwortlich war.<br />

Seit <strong>de</strong>n 50er <strong>und</strong> <strong>de</strong>n beginnen<strong>de</strong>n 60er Jahren existierten<br />

beson<strong>de</strong>re kommerzielle Geschäftsaktivitäten,<br />

die auf das westliche Ausland ausgerichtet waren<br />

<strong>und</strong> die <strong>de</strong>visenrechtlichen Bestimmungen <strong>de</strong>r DDR<br />

unbeachtet ließen.<br />

Eine wichtige Rolle bei <strong>de</strong>n teils legalen <strong>und</strong> teils illegalen<br />

Ost-West-Han<strong>de</strong>lsgeschäften spielte ein in <strong>de</strong>r<br />

Nachkriegszeit entstan<strong>de</strong>ner Schwarzhan<strong>de</strong>lsring<br />

um Personen wie Herz Libermann alias Michael Wischniewski<br />

<strong>und</strong> Simon Gol<strong>de</strong>nberg, <strong>de</strong>m die Zustimmung<br />

von sowjetischer <strong>und</strong> ost<strong>de</strong>utscher Seite sicher<br />

war. Beschränkte sich <strong>de</strong>r Schwarzhan<strong>de</strong>l anfangs auf<br />

Alkohol, Zigaretten <strong>und</strong> Kraftstoffe, so waren später<br />

verstärkt westliche Technologieerzeugnisse von beson<strong>de</strong>rem<br />

Interesse. Im Gegenzug für die Erlaubnis<br />

zur Durchführung dieser Geschäfte hatte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsring<br />

Spezialaufträge für das Ministerium für<br />

Staatssicherheit (MfS) zu erfüllen; es begann eine<br />

enge Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>m MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Schwarzhan<strong>de</strong>lsring hervorgegangenen<br />

Unternehmen F. C. Gerlach Export-Import, <strong>de</strong>ren<br />

Geschäftsführung Libermann übernahm, <strong>und</strong> das<br />

1958 von Simon Gol<strong>de</strong>nberg eröffnete Unternehmen<br />

Simon Industrievertretungen. Bei<strong>de</strong> Unternehmen<br />

konnten ihren formalen Status als Privatunternehmen<br />

angesichts <strong>de</strong>r Abschirmung durch das MfS bewahren.<br />

Das Ziel ihrer Geschäftsaktivitäten mit Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s westlichen Auslands <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland war mehr <strong>und</strong> mehr die Beschaffung<br />

von strategischen Gütern, die Embargobestimmungen<br />

unterlagen, <strong>und</strong> die Bereitstellung von Devisen<br />

für die Staatssicherheit (Dokument-Nr. 22-23).<br />

Des weiteren gab es in <strong>de</strong>n 50er Jahren Warenlieferungen<br />

<strong>de</strong>r evangelischen <strong>und</strong> auch <strong>de</strong>r katholischen<br />

Kirche aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland an das<br />

MAI. Der Gegenwert <strong>de</strong>r Warenlieferungen in Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Kirchen <strong>und</strong> kirchlichen Einrichtungen<br />

in <strong>de</strong>r DDR gutgeschrieben. Bei diesen Wa<br />

renlieferungen han<strong>de</strong>lte es sich um Rohstoffe <strong>und</strong><br />

ausgewählte Konsumgüter, die in <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

z. T. für die Versorgung von Industrie <strong>und</strong> Bevölkerung<br />

eingesetzt, in <strong>de</strong>r Regel aber für die Vermarktung<br />

zur Devisenreservebildung bestimmt waren.<br />

Diese kommerziellen Beziehungen zu <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

DDR zugelassenen Kirchen <strong>und</strong> Religionsgemeinschaften,<br />

die sog. Kirchengeschäfte, wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />

60er Jahren auf die humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

B<strong>und</strong>esregierungen im Rahmen <strong>de</strong>s sog.<br />

Häftlingsfreikaufs <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Familienzusammenführung<br />

ausge<strong>de</strong>hnt. Die Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

war eine inner<strong>de</strong>utsche Angelegenheit <strong>und</strong><br />

wur<strong>de</strong> auf seiten <strong>de</strong>r DDR über das Ministerium für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l ausgehan<strong>de</strong>lt.<br />

Angesichts <strong>de</strong>s Verbots <strong>de</strong>r KPD <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Einzugs ihres<br />

Parteivermögens im Jahre 1956 war die dritte<br />

Gruppe von Geschäftsaktivitäten die in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland von <strong>de</strong>r SED unterhaltenen <strong>und</strong><br />

angeleiteten Unternehmen, die sog. Parteifirmen.<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen, von alten KPD-Funktionären<br />

im Westen mit Kapital aus <strong>de</strong>r DDR errichtet,<br />

war es, die von ihnen erwirtschafteten finanziellen<br />

Mittel <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Fonds <strong>de</strong>r SED zur Verfügung<br />

zu stellen, aus <strong>de</strong>m dann die Finanzierung <strong>de</strong>r<br />

Bru<strong>de</strong>rpartei in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland erfolgte.<br />

Ein bekanntes Beispiel ist die Nolte KG, die<br />

seit ihrer Gründung im Jahre 1961 im Auftrag <strong>de</strong>r<br />

DDR die DKP mit <strong>de</strong>n Provisionsgel<strong>de</strong>rn aus ihren<br />

kommerziellen Aktivitäten unterstützte (Dokument-<br />

Nr. 24-27).<br />

Die sog. Parteifirmen wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr<br />

im ZK-Apparat <strong>de</strong>r SED -in<br />

Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l (MAI) gesteuert, wobei die politische<br />

Leitung <strong>und</strong> auch die personellen Entscheidungen<br />

von <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr wahrgenommen wur<strong>de</strong>n.<br />

(Dokument-Nr. 28)<br />

Gemeinsam war <strong>de</strong>n drei vorgenannten Geschäftsbereichen,<br />

daß sie kommerzielle Beziehungen zum westlichen<br />

Ausland <strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland unterhielten <strong>und</strong> erfolgreiche Anstrengungen<br />

zur Reduzierung <strong>de</strong>r Devisenknappheit unternahmen.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r bereits bestehen<strong>de</strong>n kommerziellen<br />

Geschäftsfel<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n 50er <strong>und</strong> 60er Jahren<br />

lag es auf <strong>de</strong>r Hand, diesen einträglichen Geschäften<br />

mehr Aufmerksamkeit zu schenken, ihren Praktiken<br />

ein stärkeres Profil zu geben <strong>und</strong> diese unterschiedlichen<br />

Geschäftsbeziehungen zu koordinieren.<br />

Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> bereits 1952<br />

ins Außenhan<strong>de</strong>lsministerium <strong>de</strong>legiert, wo die Fä<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Auslandsgeschäfte zusammenliefen.<br />

Nach<strong>de</strong>m das Sekretariat <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED aufgr<strong>und</strong><br />

einer inneren Strukturreform eine eigene Parteiorganisation<br />

Außenhan<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>n Rechten einer Kreisleitung<br />

im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l am 28. September 1962 errichtet hatte,<br />

erhielt Schalck-Golodkowski sogleich die einflußreiche<br />

Funktion eines Ersten Sekretärs <strong>de</strong>r SED-Parteiorganisation<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Aufbau<br />

dieser Parteiorganisation betraut. Neben <strong>de</strong>r An-


leitung <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>organisationen hatte die „Kreisleitung<br />

Außenhan<strong>de</strong>l" vom ZK <strong>de</strong>r SED <strong>de</strong>n Auftrag erhalten,<br />

die Han<strong>de</strong>lsvertretungen <strong>de</strong>r DDR politischi<strong>de</strong>ologisch<br />

anzuleiten, mögliche Schwachstellen in<br />

<strong>de</strong>n Betrieben aufzu<strong>de</strong>cken <strong>und</strong> die dort zu leisten<strong>de</strong><br />

Parteiarbeit mitzutragen. Schalck-Golodkowski trat<br />

mit Nachdruck für die Verwirklichung <strong>de</strong>r Wi rt<br />

-schaftspolitik <strong>de</strong>r SED über die von ihm geleitete Parteiorganisation<br />

<strong>und</strong> über die Gr<strong>und</strong>organisationen<br />

<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen ein <strong>und</strong> erfüllte alle<br />

mit dieser verantwortlichen Funktion verb<strong>und</strong>enen<br />

Aufgaben im Außenhan<strong>de</strong>l.<br />

Als Parteisekretär <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls saß Schalck-Golodkowski<br />

an einer wichtigen Stelle im Ministerium,<br />

er nahm an allen Leitungsberatungen <strong>und</strong> -sitzungen<br />

im MAI teil, erfuhr von <strong>de</strong>n Zwischenfällen in <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

sowie <strong>de</strong>n Leistungen <strong>und</strong><br />

Fehlschlägen <strong>de</strong>r Außenhändler <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> somit<br />

zum bestinformierten Mann auf <strong>de</strong>m Sektor Außenhan<strong>de</strong>l.<br />

In seiner Funktion als Parteisekretär unterhielt<br />

er ständige Kontakte zu zentralen staatlichen Organen,<br />

er führte Gespräche mit <strong>de</strong>m Außenhan<strong>de</strong>lsminister<br />

<strong>und</strong> stand in Kontakt zur ZK-Abteilung Verkehr<br />

<strong>und</strong> auch zum MfS. Dabei zeigte sich das beson<strong>de</strong>re<br />

Interesse <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr an einer Zusammenarbeit,<br />

die über die Parteiorganisation Außenhan<strong>de</strong>l<br />

Einfluß auf <strong>de</strong>r DKP nahestehen<strong>de</strong> Unternehmen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland nehmen wollte.<br />

Auf <strong>de</strong>n Tagungen <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>r Parteiorganisation<br />

Außenhan<strong>de</strong>l wies Schalck-Golodkowski immer wie<strong>de</strong>r<br />

auf die angesichts <strong>de</strong>r Reformmaßnahmen <strong>de</strong>s<br />

Neuen Ökonomischen Systems (NOS) dringlichste<br />

Aufgabe <strong>de</strong>s MAI hin, die Produktion <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

auf <strong>de</strong>visenrentable Erzeugnisse<br />

umzustellen, um <strong>de</strong>n Nutzeffekt <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

für die Volkswirtschaft zu erhöhen. Er for<strong>de</strong>rte die<br />

Konzentration auf <strong>de</strong>visenrentable, sich auf <strong>de</strong>m internationalen<br />

Markt bewähren<strong>de</strong> Güter, durch die allein<br />

Gewinne erzielt wer<strong>de</strong>n könnten (Dokument-Nr.<br />

29).<br />

Schon während seiner Zeit als Erster Kreissekretär<br />

hatte Schalck-Golodkowski sowohl mit <strong>de</strong>n staatlichen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen Zentral-Kommerz<br />

Gesellschaft für internationalen Han<strong>de</strong>l mbH, Intrac<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH <strong>und</strong> Transinter GmbH bei<br />

Spekulationsgeschäften <strong>und</strong> ver<strong>de</strong>ckten Transaktionen<br />

zusammengearbeitet als auch enge Geschäftskontakte<br />

zu <strong>de</strong>n sog. MfS-Vertrauensfirmen F. C. Gerlach<br />

<strong>und</strong> Simon Industrievertretungen unterhalten.<br />

Schalck-Golodkowskis Hauptaugenmerk galt dabei<br />

<strong>de</strong>n einträglichen Geschäften mit <strong>de</strong>m sog. Nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet (NSW) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Devisenzufuhr.<br />

Um diesen Sektor <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

auszu<strong>de</strong>hnen <strong>und</strong> nach Schalck-Golodkowskis Vorstellungen<br />

effizienter zu gestalten, mußte ein entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Vorschlag <strong>de</strong>r politischen Führung unterbreitet<br />

<strong>und</strong> auf dieser Ebene eine Entscheidung herbeigeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Bei Vorschlägen von solch weitreichen<strong>de</strong>r<br />

Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n gesamten Außenhan<strong>de</strong>l waren<br />

auch die Interessen <strong>de</strong>s MfS zwangsläufig berührt<br />

<strong>und</strong> mußten folglich berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Als möglicher<br />

Ansprechpartner in dieser Frage stand Heinz<br />

Volpert, Offizier für sog. humanitäre Son<strong>de</strong>raufgaben<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>und</strong> zuständig für die Devisenbeschaffung im MfS zur<br />

Verfügung.<br />

Während Heinz Volpert diese Vorstellungen <strong>de</strong>m Minister<br />

für Staatssicherheit, Erich Mielke, unterbreitete,<br />

um die Zustimmung <strong>de</strong>s MIS zu erlangen, setzte<br />

Schalck-Golodkowski das Politbüromitglied Hermann<br />

Matern, Chef <strong>de</strong>r Zentralen Parteikontrollkommission<br />

(ZPKK) <strong>und</strong> zuständig für die Abteilung Verkehr<br />

im ZK <strong>de</strong>r SED in Kenntnis, die ihrerseits für die<br />

Finanzierung <strong>und</strong> Anleitung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r DKP nahestehen<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland die Verantwortung trug. Schalck-Golodkowski<br />

hatte - laut einem vom 12. Juni 1966 datierten<br />

handschriftlichen Lebenslauf - bereits in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1964/65 im Auftrag Hermann Materns „eine Reihe<br />

Operationen zur außerplanmäßigen Beschaffung von<br />

Kapital-Valuten für das Zentralkomitee durchgeführt"<br />

<strong>und</strong> dabei Kontakte zur ZK-Abteilung Verkehr<br />

gehabt (Dokument-Nr. 30).<br />

2. Gründung <strong>und</strong> Zielsetzung<br />

Die bereits gängige Praxis <strong>de</strong>r außerplanmäßigen Devisenerwirtschaftung<br />

für Partei, Staat <strong>und</strong> Staatssicherheit<br />

bekam Auftrieb durch die wirtschaftlichen<br />

Reformmaßnahmen <strong>de</strong>s sog. Neuen Ökonomischen<br />

Systems <strong>de</strong>r Planung <strong>und</strong> Leitung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

(NÖSPL). Auf <strong>de</strong>r elften Tagung <strong>de</strong>s Zentralkomitees<br />

<strong>de</strong>r SED (15.-18. Dezember 1965) wur<strong>de</strong>n organisatorische<br />

<strong>und</strong> planungsmethodische Maßnahmen für die<br />

2. Phase <strong>de</strong>s sog. Neuen Ökonomischen Systems vorbereitet,<br />

wobei <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l (MAI) von seiten <strong>de</strong>r Partei<br />

mangeln<strong>de</strong> Leistungsfähigkeit bei <strong>de</strong>n neuen ökonomischen<br />

Prozessen vorgeworfen wur<strong>de</strong>. Die zeitliche<br />

Parallelität <strong>de</strong>r Tagung <strong>de</strong>s Zentralkomitees mit<br />

Schalck-Golodkowskis Vorgehen, wenige Tage nach<br />

<strong>de</strong>m 11. Plenum Bedingungen für eine erhöhte Devisenbeschaffung<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Politbüro zu formulieren,<br />

ist auffällig <strong>und</strong> legt <strong>de</strong>n Schluß nahe, daß die<br />

Weichen für die Gründung <strong>de</strong>s neuen Bereiches gezielt<br />

in dieser Zeit gestellt wur<strong>de</strong>n.<br />

Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski war die Persönlichkeit,<br />

die in dieser beson<strong>de</strong>ren wi rtschaftlichen Situation<br />

das Potential <strong>de</strong>r drei bereits bestehen<strong>de</strong>n Gruppen<br />

kommerzieller Geschäfte erkannte <strong>und</strong> nach einem<br />

Weg zur effektiveren Nutzung durch Zusammenführung<br />

<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Strukturen in einem<br />

einzigen Bereich suchte <strong>und</strong> schließlich fand.<br />

a) Schalck-Golodkowskis Initiative zur Gründung<br />

Im Mittelpunkt stand das an Hermann Matern persönlich<br />

gerichtete Schreiben Schalck-Golodkowskis vom<br />

29. Dezember 1965, in <strong>de</strong>m er einerseits über die 1965<br />

für die SED erwirtschafteten Gel<strong>de</strong>r Rechenschaft ablegt<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits eine verstärkte Devisenzuführung<br />

für das Jahr 1966 bei Erfüllung bestimmter, von<br />

ihm konkret formulierter Prämissen in Aussicht stellt.<br />

Während Schalck-Golodkowski im ersten Teil die<br />

Son<strong>de</strong>rfinanzierung <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> die abgeführten Devisenbeträge<br />

an die ZK-Abteilung Verkehr <strong>und</strong> an die<br />

sog. Parteifirmen Nolte KG <strong>und</strong> Socoli im westlichen<br />

Ausland bilanziert, entwirft er im zweiten Abschnitt


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Vorstellungen, wie im Jahre 1966 <strong>de</strong>r Parteiführung<br />

Gel<strong>de</strong>r im Umfang von drei bis vier Mio. DM zur Verfügung<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n könnten. Ein Ausbau <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

verlange bestimmte Voraussetzungen:<br />

Dazu gehörten eine ein<strong>de</strong>utige Festlegung<br />

<strong>de</strong>r Vollmachten <strong>de</strong>r in diesem Sektor <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

tätigen Personen, weiterhin seien die Geschäftsaktivitäten<br />

<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen Zentral-<br />

Kommerz Gesellschaft für internationalen Han<strong>de</strong>l<br />

mbH, Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH <strong>und</strong> Transinter<br />

GmbH durch eine einheitliche Leitung direkt im MAI,<br />

die wie<strong>de</strong>rum durch einen stellvertreten<strong>de</strong>n Minister<br />

o<strong>de</strong>r einen Hauptabteilungsleiter im MAI wahrzunehmen<br />

sei, zu steuern.<br />

Bei dieser ersten Gruppe von Geschäften han<strong>de</strong>le es<br />

sich „mehr o<strong>de</strong>r weniger um unseriöse Metho<strong>de</strong>n",<br />

weshalb von staatlicher Seite bzw. von <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

die Funktion nicht wahrgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n könne.<br />

Eine zweite Gruppe seien die Geschäfte mit <strong>de</strong>r Kirche<br />

(sog. Kirchengeschäft A) <strong>und</strong> die Son<strong>de</strong>rgeschäfte<br />

(sog. Kirchengeschäft B, Häftlingsfreikauf), die von<br />

einem Bevollmächtigten <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsministers<br />

koordiniert wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

Vor allem sollten drittens die Geschäftsoperationen,<br />

bei <strong>de</strong>nen er bereits als Erster Sekretär <strong>de</strong>r Kreisleitung<br />

Außenhan<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>n sog. MfS-Vertrauensfirmen Simon<br />

Industrievertretungen <strong>und</strong> F. C. Gerlach Export-<br />

Import zusammengearbeitet hatte, ausgebaut wer<strong>de</strong>n,<br />

in<strong>de</strong>m diese Tätigkeiten nunmehr hauptamtlich durchgeführt<br />

<strong>und</strong> mit entsprechen<strong>de</strong>n Vollmachten <strong>de</strong>s MAI<br />

ausgestattet wür<strong>de</strong>n. Ferner sei eine enge Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Unterstützung durch die zuständige Diensteinheit<br />

im MfS notwendig, um „eine Reihe von Operationen,<br />

wie illegale Warentransporte, Versicherungsbetrug<br />

u.a. streng geheimzuhalten<strong>de</strong> Massnahmen"<br />

durchzuführen, von <strong>de</strong>nen nur ein kleiner, äußerst begrenzter<br />

Personenkreis Kenntnis haben dürfe.<br />

Bei diesen diffizilen, brisanten Geschäftspraktiken<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r notwendigen Geheimhaltung sei eine Koordination<br />

mit <strong>de</strong>m MfS unumgänglich.<br />

Mit diesem Brief empfahl sich Schalck-Golodkowski<br />

selbst als <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r im Staatsapparat diese Aufgabe<br />

durchführen konnte; er wollte die vom ZK <strong>de</strong>r<br />

SED zu erteilen<strong>de</strong> Vollmacht zur Schaffung <strong>de</strong>r vorgenannten<br />

organisatorischen Voraussetzungen bekommen<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 4, S. 48ff.).<br />

Schalck-Golodkowski hatte eine gezielte Auswahl<br />

<strong>de</strong>r kommerziellen Aktivitäten vorgenommen: lukrative<br />

Geschäftsbereiche sollten zusammengeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die genannten Geschäftsgruppen, die in <strong>de</strong>m<br />

neuen Bereich gebün<strong>de</strong>lt <strong>und</strong> effektiver gestaltet<br />

wer<strong>de</strong>n sollten, waren allesamt keine „üblichen"<br />

wirtschaftlichen Aktivitäten, son<strong>de</strong>rn prosperieren<strong>de</strong><br />

kommerzielle Tätigkeiten ohne wirtschaftliches Risiko.<br />

Gingen mit <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften A noch<br />

gewisse Aufwendungen für die erhaltenen Warenlieferungen<br />

einher, da <strong>de</strong>ren Warenwert im Verhältnis<br />

1:1 in Mark <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>n Kirchen zur Verfügung gestellt<br />

wur<strong>de</strong>n, so waren die sog. Kirchengeschäfte B,<br />

<strong>de</strong>r Häftlingsfreikauf, mit keiner wirtschaftlichen Gegenleistung<br />

<strong>de</strong>r DDR verb<strong>und</strong>en. Ein ähnlich positi<br />

ves Bild zeigten die Unternehmen <strong>de</strong>s MfS mit ihrer<br />

wachsen<strong>de</strong>n Geschäftstätigkeit auf <strong>de</strong>m Embargosektor.<br />

Der B rief an Hermann Matern ist als Schlüsseldokument<br />

für die Gründungsgeschichte <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung anzusehen. Schalck-Golodkowski<br />

stellte hier die Weichen für die Institutionalisierung<br />

<strong>de</strong>r bisher geübten Praxis kommerzieller Tätigkeiten<br />

mit <strong>de</strong>m Ziel einer Erhöhung <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung,<br />

skizzierte die Strukturen <strong>und</strong> Auf gaben<br />

<strong>de</strong>s aufzubauen<strong>de</strong>n Bereichs <strong>und</strong> ließ mit Blick<br />

auf seine Erfahrungen auf <strong>de</strong>m Sektor Außenhan<strong>de</strong>l<br />

seine Ambitionen für die Koordinierung dieser kommerziellen<br />

Tätigkeiten <strong>de</strong>utlich erkennen. In <strong>de</strong>m<br />

Brief, <strong>de</strong>r nach Schalck-Golodkowskis Aussage nicht<br />

beantwortet wur<strong>de</strong>, legte er eine Konzeption dar, die<br />

systematisch <strong>und</strong> konsequent die Außenhan<strong>de</strong>lsaktivitäten<br />

für eine Verbesserung <strong>de</strong>s Devisenhaushalts<br />

<strong>de</strong>r DDR bün<strong>de</strong>ln <strong>und</strong> erschließen sollte.<br />

In seinen Vernehmungen vor <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esanwaltschaft<br />

beim B<strong>und</strong>esgerichtshof, <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

hat Dr. Schalck-Golodkowski die Echtheit<br />

<strong>de</strong>s Briefes in Zweifel zu ziehen versucht. Dem ist entgegenzuhalten,<br />

daß dieser Brief am En<strong>de</strong> seine Paraphe<br />

führt. Dr. Schalck-Golodkowski hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zur Frage <strong>de</strong>r Authentizität <strong>de</strong>s<br />

Briefes gesagt: „Ich möchte hier dazu weiter nichts sagen,<br />

zumal offen bleibt, ob es sich um eine Fälschung<br />

han<strong>de</strong>lt" . Festzuhalten ist, daß sich Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zu <strong>de</strong>m B rief mit seiner Unterschrift bekannt<br />

hat. Seine Zweifel bezogen sich auf <strong>de</strong>n Umstand,<br />

ob durch seine Paraphe <strong>de</strong>r gesamte Wortlaut<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß - vorliegen<strong>de</strong>n Fassung<br />

<strong>de</strong>s Briefes abge<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>.<br />

Vor <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esanwaltschaft beim B<strong>und</strong>esgerichtshof<br />

hat Dr. Schalck-Golodkowski ausgesagt, daß das Politbüromitglied<br />

Matern stets eine Einmischung <strong>de</strong>s<br />

MfS in Partei- o<strong>de</strong>r gar Wirtschaftsfragen streng abgelehnt<br />

habe <strong>und</strong> folglich Matern nicht <strong>de</strong>r richtige<br />

Adressat für einen Brief diesen Inhalts gewesen sei.<br />

Diese Argumentation vermag die Überzeugung <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschusses, daß <strong>de</strong>r Brief echt ist,<br />

nicht zu än<strong>de</strong>rn.<br />

Daß das Schreiben nur in dreifacher Form vorliegt,<br />

beim Empfänger Matern, beim Absen<strong>de</strong>r Schalck-<br />

Golodkowski <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>m namentlich erwähnten Josef<br />

Steidl, kann ebenfalls als ein Beleg für die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Briefes betrachtet wer<strong>de</strong>n. Die Frage nach<br />

einer etwaigen Mitautorenschaft Josef Steidls an <strong>de</strong>m<br />

Brief, die Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zu be<strong>de</strong>nken gab, kann nicht abschließend<br />

beantwortet wer<strong>de</strong>n.<br />

Zu <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

für die Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung gibt es mehrere Zeugenaussagen.<br />

In seiner ersten Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

hat Dr. Schalck-Golodkowski gesagt,<br />

daß die Geschäfte mit <strong>de</strong>r Kirche <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Religionsgemeinschaften<br />

eine Basis für <strong>de</strong>n Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung gebil<strong>de</strong>t hätten. Nach Aussage<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>ls sind die kommerziellen Ge-


schäfte mit <strong>de</strong>r Kirche als Vorläufer <strong>de</strong>s Bereichs zu<br />

betrachten. Auch die Aussage Prof. Dr. Gerstenberbers<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß impliziert, daß<br />

die Kirchengeschäfte am Anfang <strong>de</strong>r Entwicklungsgeschichte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs gestan<strong>de</strong>n hätten. Der Zeuge<br />

Dr. Lin<strong>de</strong>mann berichtete, daß die kommerziellen Aktivitäten<br />

mit <strong>de</strong>r Kirche eine organisatorische Gr<strong>und</strong>lage<br />

für die Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

gewesen seien. Festzustellen ist, daß <strong>de</strong>r<br />

Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s Oberst Volpert, nämlich<br />

die Geschäfte mit <strong>de</strong>r Kirche <strong>und</strong> die humanitären<br />

Son<strong>de</strong>raufgaben, eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage für <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gebil<strong>de</strong>t hat.<br />

Nach Dr. Schalck-Golodkowskis Aussage vor <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

wur<strong>de</strong>n im Kreis um <strong>de</strong>n stellvertreten<strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r<br />

HVA Hans Fruck, <strong>de</strong>n ZK-Sekretär für Wirtschaft Dr.<br />

Günter Mittag <strong>und</strong> Heinz Volpert die Gr<strong>und</strong>i<strong>de</strong>en entwickelt,<br />

die letztlich zur Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung führten. Ihr Plan sei es gewesen,<br />

auf <strong>de</strong>r einen Seite <strong>de</strong>m Interesse <strong>de</strong>s MfS nach<br />

einem verstärkten Einfluß auf <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l<br />

Rechnung zu tragen, an<strong>de</strong>rerseits die vom MfS geführten<br />

Unternehmen wi rtschaftlich effektiver zu organisieren<br />

<strong>und</strong> einer selbständigen Wirtschaftsinstitution<br />

zu unterstellen. Für die Wahrnehmung dieser<br />

Aufgaben sollte nach <strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>s Triumvirats<br />

<strong>de</strong>r Posten eines stellvertreten<strong>de</strong>n Ministers im<br />

MAI geschaffen wer<strong>de</strong>n. Durch Volpert, <strong>de</strong>m Verbindungsglied<br />

zur MfS-Spitze, sei er, Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

im Dezember 1966 Mielke vorgestellt wor<strong>de</strong>n.<br />

Wenn die genannten drei Personen - Fruck, Dr. Volpert<br />

<strong>und</strong> Dr. Mittag - auch nach Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Darstellung als die geistigen Väter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zu betrachten<br />

sind, so bleibt doch die Frage, warum schließlich Dr.<br />

Schalck-Golodkowski die Initiative ergriff <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Politbüro das entwickelte Konzept unterbreitete. Der<br />

Schluß liegt nahe, daß Volpert angesichts seiner<br />

Funktion im MfS die inhaltliche Abstimmung dieses<br />

Konzeptes mit <strong>de</strong>m MfS vornahm.<br />

Alle von Dr. Schalck-Golodkowski vorgebrachten Be<strong>de</strong>nken<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Echtheit <strong>de</strong>s Schreibens unterstreichen<br />

<strong>de</strong>n Wert dieses Dokuments. Wird dieser<br />

Brief Dr. Schalck-Golodkowskis allgemeinhin als die<br />

politische Geburtsurk<strong>und</strong>e <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung betrachtet, so muß allerdings<br />

auch <strong>de</strong>r Beitrag <strong>de</strong>r vorgenannten Personen um Dr.<br />

Schalck-Golodkowski Beachtung fin<strong>de</strong>n.<br />

b) Rolle <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)<br />

bei <strong>de</strong>r Gründung<br />

Die Frage nach einer Mitwirkung <strong>de</strong>s MfS bei <strong>de</strong>r<br />

Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

ist eng verknüpft mit <strong>de</strong>r von Schalck-Golodkowski<br />

gefor<strong>de</strong>rten Koordination mit <strong>de</strong>m MfS bei <strong>de</strong>n Geschäftspraktiken<br />

<strong>de</strong>s neuen Bereichs <strong>und</strong> <strong>de</strong>m beson<strong>de</strong>ren<br />

Vertrauensverhältnis Schalck-Golodkowskis<br />

mit Hans Fruck, Heinz Volpert, Simon Gol<strong>de</strong>nberg<br />

<strong>und</strong> Michael Wischniewski. Die persönlichen Beziehungen<br />

zu Fruck, <strong>de</strong>r nach Schalck-Golodkowskis eigenen<br />

Aussagen vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin eine Art Mentorfunktion bei<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

ihm wahrgenommen habe, legen <strong>de</strong>n Schluß nahe,<br />

daß Fruck einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Anteil an <strong>de</strong>r Initiative<br />

zur Gründung <strong>de</strong>s Bereichs hatte, was sich jedoch<br />

aus <strong>de</strong>n bisher vorliegen<strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

nicht sicher belegen läßt. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski selbst hat in seinen Vernehmungen<br />

betont, daß Fruck eine wichtige Rolle in seiner<br />

beruflichen Laufbahn gespielt habe. Sowohl<br />

Oberst Volpert als auch Generalmajor Fruck hatte<br />

Schalck-Golodkowski in seiner Zeit als Erster Sekretär<br />

<strong>de</strong>r Kreisleitung kennengelernt, <strong>und</strong> aus diesen<br />

Arbeitsbeziehungen waren persönliche Vertrauensverhältnisse<br />

erwachsen. Durch Fruck <strong>und</strong> Volpert<br />

wer<strong>de</strong>n auch Schalck-Golodkowskis frühe Beziehungen<br />

zur Staatssicherheit verständlich. An entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Punkten in Dr. Schalck-Golodkowskis beruflichem<br />

Lebensweg tauchen die Namen von Fruck <strong>und</strong><br />

Volpert auf. Angesichts ihrer Erfahrungen könnten<br />

u.a. sie zu <strong>de</strong>n Geburtshelfern bei <strong>de</strong>r Etablierung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung gehört haben.<br />

Für die Beantwortung <strong>de</strong>r Frage, welchen konkreten<br />

Einfluß sie genommen haben, liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bisher keine aussagekräftigen Dokumente<br />

vor.<br />

Von Be<strong>de</strong>utung ist ohne Zweifel auch die frühe Beziehung<br />

Schalck-Golodkowskis zu Simon Gol<strong>de</strong>nberg<br />

<strong>und</strong> Michael Wischniewski <strong>und</strong> ihre geschäftliche Zusammenarbeit<br />

in <strong>de</strong>r Zeit, als Schalck-Golodkowski<br />

noch das Amt <strong>de</strong>s Ersten Sekretärs <strong>de</strong>r SED-Kreisleitung<br />

beklei<strong>de</strong>te. Wischniewski wie auch Gol<strong>de</strong>nberg<br />

waren bereits En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 50er Jahre im Tätigkeitsbereich<br />

<strong>de</strong>r Berliner Verwaltung unter Hans Fruck im Zigarettenschmuggel<br />

<strong>und</strong> später auch im Han<strong>de</strong>l von<br />

Embargowaren gefragte Geschäftsleute (Dokument-<br />

Nr. 31). Nach Unterlagen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes für Verfassungsschutz<br />

Berlin aus <strong>de</strong>m Zeitraum 1965 bis 1967<br />

soll Schalck-Golodkowski engen Kontakt zu Libermann<br />

alias Wischniewski gepflegt <strong>und</strong> ihm Spezialaufträge<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargogütern<br />

erteilt haben, die Wischniewski zuvor von Generalmajor<br />

Fruck bekommen hatte. Es liegt nahe, daß<br />

zwischen bei<strong>de</strong>n auch ein reger Gedankenaustausch<br />

über <strong>de</strong>n neugegrün<strong>de</strong>ten Bereich stattgef<strong>und</strong>en hat,<br />

zumal Wischniewski selbst auf reiche Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Kenntnisse im Ost-West-Han<strong>de</strong>l zurückgreifen<br />

konnte (Dokument-Nr. 32). Es ist auffallend, daß zu<br />

<strong>de</strong>m Zeitpunkt, als <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

kurz vor seiner Gründung stand, die vorgenannnten<br />

Personen in Schalck-Golodkowskis persönlicher<br />

Umgebung zu fin<strong>de</strong>n waren <strong>und</strong> zu ihm geschäftliche<br />

Kontakte unterhielten.<br />

Dem Untersuchungsausschuß liegen zwar keine Dokumente<br />

vor, die eine direkte Einflußnahme <strong>de</strong>s MfS<br />

auf die Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

in <strong>de</strong>ssen Gründungsphase belegen, gleichwohl<br />

ist jedoch eine dominieren<strong>de</strong> Rolle <strong>de</strong>s MfS erkennbar,<br />

vor allem in Personalfragen wie bei <strong>de</strong>r Besetzung<br />

von Führungspositionen in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Bereich<br />

unterstellten Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen.<br />

Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r sich abzeichnen<strong>de</strong>n<br />

Schwächen <strong>de</strong>s sog. Neuen Ökonomischen Systems<br />

(NÖS) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Reformmaßnahmen einhergehen<strong>de</strong>n<br />

Devisenknappheit gewann Schalck-Golodkowskis<br />

dargelegtes Konzept zwangsläufig an At-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

traktivität <strong>und</strong> fand Befürworter in <strong>de</strong>r Parteispitze.<br />

Auffällig ist, wie schnell die politische Führung diesen<br />

Vorschlägen zustimmte, nämlich bereits in <strong>de</strong>r<br />

Ministerratsverfügung vom 1. April 1966, also nicht<br />

einmal vier Monate später.<br />

c) Entscheidungen auf politischer Ebene<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong> offiziell<br />

am 1. April 1966 durch die Verfügung Nr. 61/66<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrates, Willi Stoph, mit<br />

<strong>de</strong>m Ziel errichtet, Devisen in maximalem Umfange<br />

außerhalb <strong>de</strong>r staatlichen Planvorgaben zu erwirtschaften.<br />

Hierfür erhielt <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsminister<br />

<strong>de</strong>n Auftrag, eine einheitliche Leitung <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

Zentral-Kommerz Gesellschaft für<br />

internationalen Han<strong>de</strong>l mbH, Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH <strong>und</strong> Transinter GmbH - bereits in<br />

Schalck-Golodkowskis B rief gefor<strong>de</strong>rt - sowie erweitert<br />

um die Genex Geschenkdienst GmbH <strong>und</strong> Intershop<br />

GmbH sicherzustellen <strong>und</strong> einen Bevollmächtigten<br />

für die Durchführung <strong>de</strong>r Verfügung zu ernennen.<br />

Der Aufgabenbereich <strong>de</strong>s Bevollmächtigten sah wie<br />

folgt aus: Er sollte die Durchführung <strong>de</strong>r kommerziellen<br />

Beziehungen mit <strong>de</strong>n Religionsgemeinschaften<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Institutionen sicherstellen; weiterhin<br />

sollte er ein einheitliches Auftreten <strong>de</strong>r als Privatunternehmen<br />

getarnten sog. MfS-Firmen Simon Industrievertretungen<br />

<strong>und</strong> F. C. Gerlach, die vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung han<strong>de</strong>lspolitisch angeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n sollten, mit <strong>de</strong>n staatlichen Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

gewährleisten. Darüber hinaus konnte<br />

<strong>de</strong>r Bevollmächtigte <strong>de</strong>n Fonds <strong>de</strong>r sog. Staatsreserve<br />

B in Anspruch nehmen, um zusätzliche Valutaeinnahmen<br />

zu sichern. Er konnte Vorschläge gemäß <strong>de</strong>r Verfügung<br />

Nr. 44/66 für <strong>de</strong>n Bestand <strong>de</strong>r sog. Staatsreserve<br />

B <strong>de</strong>rgestalt formulieren, daß Waren, die konjunkturellen<br />

Schwankungen unterliegen <strong>und</strong> im Krisenfall<br />

international gut zu vermarkten sind, diesen Bestand<br />

erhöhen <strong>und</strong> als „echte Störreserven" , d.h. als Liquiditätsreserven<br />

für die Volkswirtschaft, zu nutzen seien.<br />

Diese Waren wie Rohstoffe <strong>und</strong> Gold konnten<br />

treuhän<strong>de</strong>risch von <strong>de</strong>m Bevollmächtigten verwaltet<br />

<strong>und</strong> international vermarktet wer<strong>de</strong>n. Nach Punkt 5<br />

<strong>de</strong>r Ministerratsverfügung Nr. 44/66 vom 11. März<br />

1966 (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 5, S. 51f.), <strong>de</strong>r als Ergänzungspunkt<br />

zur Ministerratsverfügung Nr. 61/66 zu betrachten ist,<br />

sollten die Warenlieferungen, die sich aus Vereinbarungen<br />

mit <strong>de</strong>n Religionsgemeinschaften ergaben, ab<br />

Januar 1967 für die Erhöhung <strong>de</strong>r sog. Materiellen<br />

Staatsreserve eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r sog.<br />

Staatsreserve B, <strong>de</strong>ren Fonds durch die sog. Kirchengeschäfte<br />

gespeist wur<strong>de</strong>, gab es die sog. Staatsreserve<br />

A, die bei<strong>de</strong> zusammen die sog. Materielle Staatsreserve<br />

bil<strong>de</strong>ten. Schalck-Golodkowski als Bevollmächtigter<br />

erhielt die Vollmacht über die sog. Materielle<br />

Staatsreserve. Dieses Paket an Maßnahmen,<br />

über die <strong>de</strong>r Bevollmächtigte nur <strong>de</strong>m Außenhan<strong>de</strong>lsminister<br />

Rechenschaft abzulegen hatte, sollte zu einer<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r Deviseneinnahmen führen, die wie<strong>de</strong>rum<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft zugute kommen sollten<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

7, S. 58ff.).<br />

Gemäß <strong>de</strong>r Information <strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<br />

Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> mit Wirkung<br />

vom 1. Oktober 1966 <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

im MAI gebil<strong>de</strong>t. Die Aufgabenstellung<br />

laut Verfügung Nr. 61/66 wur<strong>de</strong> dahingehend erweitert,<br />

daß <strong>de</strong>m neugegrün<strong>de</strong>ten Bereich sowohl die<br />

Leitung <strong>und</strong> Kontrolle aller Beziehungen <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

zur Staatlichen Verwaltung <strong>de</strong>r Staatsreserve,<br />

d.h. <strong>de</strong>m Verwaltungsorgan <strong>de</strong>r sog. Materiellen<br />

Staatsreserve, als auch die Leitung <strong>und</strong> Kontrolle bei<br />

Genehmigungsfragen im MAI im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>n staatlichen Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen oblagen.<br />

Während die Zentral-Kommerz Gesellschaft für internationalen<br />

Han<strong>de</strong>l mbH, die Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH, die Transinter GmbH <strong>und</strong> die Intershop<br />

GmbH <strong>de</strong>m Bereich direkt unterstellt wur<strong>de</strong>n, bekamen<br />

die Genex Geschenkdienst GmbH <strong>und</strong> die Abteilung<br />

Interbasar <strong>de</strong>s VEB Schiffsversorgung Rostock<br />

vom Bereich han<strong>de</strong>lspolitische Direktiven.<br />

Für <strong>de</strong>n Bevollmächtigten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung wur<strong>de</strong>n eine Reihe von Rechten <strong>und</strong><br />

Pflichten formuliert. Er war gegenüber <strong>de</strong>n Generaldirektoren<br />

<strong>de</strong>r ihm unterstellten Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

weisungs- <strong>und</strong> disziplinarbefugt, konnte mit<br />

<strong>de</strong>n Generaldirektoren an<strong>de</strong>rer Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

Absprachen hinsichtlich wichtiger kommerzieller<br />

Transaktionen treffen, sollte erfor<strong>de</strong>rliche Weisungen<br />

für die Realisierung dieser Transaktionen <strong>de</strong>n<br />

jeweils zuständigen Ministern zur Bestätigung vorlegen,<br />

besaß über die vom MAI für Son<strong>de</strong>raufgaben <strong>de</strong>s<br />

Bereiches unterhaltenen Bankkonten Vollmacht <strong>und</strong><br />

nahm Koordinationsaufgaben bei Vereinbarungen<br />

zwischen <strong>de</strong>m MAI <strong>und</strong> <strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zuständigen staatlichen Stellen<br />

wahr. (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 9, S. 66f.) Mit diesen Handlungsvollmachten<br />

<strong>und</strong> -anweisungen hatte <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung eine gefestigte<br />

Position im Außenhan<strong>de</strong>l gewonnen.<br />

d) Personalpolitische Entscheidungen<br />

Als Leiter <strong>de</strong>s neugegrün<strong>de</strong>ten Bereiches wur<strong>de</strong> zunächst<br />

kommissarisch Horst Roigk eingesetzt, <strong>de</strong>r als<br />

Offizier im beson<strong>de</strong>ren Einsatz <strong>de</strong>s MfS die Kontrollabteilung<br />

im MAI <strong>und</strong> vorübergehend <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kirchengeschäfte geführt hatte. Unmittelbar vor seiner<br />

Tätigkeit im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

war Horst Roigk Leiter <strong>de</strong>r Koordination in <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

XVIII <strong>de</strong>s MfS, die für Fragen <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

zuständig war. Nach<strong>de</strong>m Schalck-Golodkowski<br />

sein Amt als Erster Sekretär <strong>de</strong>r Kreisleitung<br />

im November 1966 nie<strong>de</strong>rgelegt hatte, löste er Roigk<br />

als Bevollmächtigten <strong>de</strong>s Bereichs ab.<br />

Mit <strong>de</strong>m Ministerratsbeschluß Nr. 100/I.3/66 vom 7.<br />

Dezember 1966 wur<strong>de</strong> Schalck-Golodkowski schließlich<br />

als „Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung" bestätigt, <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

wur<strong>de</strong> die neugeschaffene Funktion in die sog.<br />

Nomenklatur <strong>de</strong>s Ministerrats aufgenommen (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-<br />

Nr. 10, S. 68). In <strong>de</strong>r Vorlage an das Präsidium <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

wer<strong>de</strong>n Schalck-Golodkowskis hervorragen<strong>de</strong><br />

Leistungen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

herausgestellt, <strong>de</strong>nen zufolge er gera<strong>de</strong>zu für diese<br />

Führungsposition im Außenhan<strong>de</strong>l -<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen prä<strong>de</strong>stiniert sei.


Mit Übernahme <strong>de</strong>r Funktion als stellvertreten<strong>de</strong>r Minister<br />

wur<strong>de</strong> Schalck-Golodkowski gleichzeitig als<br />

Offizier im beson<strong>de</strong>ren Einsatz im MfS im Rang eines<br />

Oberstleutnants geführt.<br />

In <strong>de</strong>r Zeit als Erster Sekretär <strong>de</strong>r Kreisleitung war<br />

Schalck-Golodkowski offizieller Ansprechpartner <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung XVIII <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> damit Gesprächspartner<br />

von Horst Roigk <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l.<br />

Sei<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> durch seine neue Aufgabe als stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bereits zu Amtszeiten Roigks ins MAI <strong>de</strong>legiert<br />

<strong>und</strong> hatte diese Funktion auch unter Schalck-<br />

Golodkowskis Leitung weiterhin inne.<br />

Bei <strong>de</strong>n zum Aufbaustab <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Personen wie Horst Roigk<br />

<strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l han<strong>de</strong>lte es sich um hochrangige<br />

MfS-Angehörige im Status von Offizieren im beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz.<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung fielen einige personalpolitische<br />

Entscheidungen bei <strong>de</strong>r Besetzung<br />

<strong>de</strong>r Generaldirektorenposten <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe.<br />

Die während seiner Tätigkeit als Erster Sekretär <strong>de</strong>r<br />

Leitung <strong>de</strong>r Parteiorganisation Außenhan<strong>de</strong>l gesammelten<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Kenntnisse erwiesen sich für<br />

Schalck-Golodkowski nicht nur bei <strong>de</strong>n neuen ihm<br />

übertragenen Aufgaben als Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung als<br />

sehr hilfreich, son<strong>de</strong>rn spielten auch bei personalpolitischen<br />

Fragen <strong>de</strong>s neugegrün<strong>de</strong>ten Bereichs eine<br />

Rolle. Die personalpolitischen Entscheidungen auf<br />

höchster Ebene bei <strong>de</strong>n erwähnten Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

zeigen eine Auffälligkeit: Die Generaldirektoren<br />

<strong>de</strong>r Transinter GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH hatten zuvor in Schalck-Golodkowskis<br />

unmittelbarer Nähe in <strong>de</strong>r Kreisleitung gearbeitet.<br />

Während Helmut Schindler vor seiner Tätigkeit<br />

bei <strong>de</strong>r Transinter GmbH Zweiter Sekretär <strong>de</strong>r<br />

Leitung <strong>de</strong>r Parteiorganisation Außenhan<strong>de</strong>l von<br />

1962 bis Anfang 1969 war, leitete Hans Kopmann die<br />

Redaktion <strong>de</strong>r Zeitung <strong>de</strong>r Parteiorganisation Außenhan<strong>de</strong>l<br />

mit <strong>de</strong>m Titel „Die Devise" in <strong>de</strong>n 60er Jahren.<br />

Er hatte in <strong>de</strong>r Anfangsphase <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung 1967/68 die Geschäftsführerposition<br />

bei <strong>de</strong>r sog. Parteifirma Socoli im westlichen<br />

Ausland inne, bis er 1969 zunächst stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Geschäftsführer <strong>und</strong> dann 1973 Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH wur<strong>de</strong>. Des weiteren<br />

übernahm Horst Steinebach, vormals Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r Vorläuferorganisation <strong>de</strong>s AHB Transinter GmbH<br />

- <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmens Mercator - die Position<br />

<strong>de</strong>s Hauptgeschäftsführers bei <strong>de</strong>r Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH mit <strong>de</strong>ren Gründung 1964. Aus<br />

seiner Zeit als Direktor <strong>de</strong>r Kammer für Außenhan<strong>de</strong>l,<br />

die für die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls vor allem mit<br />

<strong>de</strong>n westlichen Staaten zuständig <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Aufsichtsorgan<br />

das MAI war, bestan<strong>de</strong>n auch Kontakte<br />

Steinebachs zur Kreisleitung Außenhan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r ersten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 60er Jahre.<br />

Es war eine gezielte Personalpolitik, die <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> sein Leiter betrie<br />

ben, um <strong>de</strong>n neuen Aufgaben <strong>de</strong>r Realisierung einer<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

erhöhten Devisenbereitstellung im Außenhan<strong>de</strong>l gerecht<br />

zu wer<strong>de</strong>n. Dazu bedurfte es eines ausgewählten<br />

Personenkreises, ausgezeichnet durch Parteizuverlässigkeit,<br />

enge Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche Kompetenz. Die leiten<strong>de</strong>n Positionen<br />

im neugegrün<strong>de</strong>ten Bereich wur<strong>de</strong>n von hauptamtlichen<br />

Mitarbeitern <strong>de</strong>s MfS besetzt, die 1966/67<br />

ins Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l abkommandiert<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

3. Konzeptionelle Gr<strong>und</strong>lagen<br />

In <strong>de</strong>r im Mai 1970 <strong>de</strong>r Juristischen Hochschule Potsdam,<br />

einer Lehr- <strong>und</strong> Forschungsstätte <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit, vorgelegten Gemeinschaftsdissertation<br />

von Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Heinz Volpert wur<strong>de</strong> die Programmatik <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung dargelegt, die<br />

sich bereits im Titel <strong>de</strong>r Arbeit „Zur Vermeidung ökonomischer<br />

Verluste <strong>und</strong> zur Erwirtschaftung zusätzlicher<br />

Devisen im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Außenwirtschaft <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Demokratischen Republik" wi<strong>de</strong>rspiegelt. (Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, S. 123ff.)<br />

Die Arbeit entstand in einer Zeit, in <strong>de</strong>r das inner<strong>de</strong>utsche<br />

politische Klima noch vom kalten Krieg geprägt<br />

war, gleichzeitig aber die Entspannungspolitik ihren<br />

Anfang nahm. In diese Zeit fiel das Scheitern <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Reformmaßnahmen in <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft,<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

hingegen hatte eine gegenläufige wirtschaftliche<br />

Ten<strong>de</strong>nz. Hatten sich die bilateralen - Wirtschaftsbeziehungen<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in<br />

<strong>de</strong>n 60er Jahren nur sehr schleppend entwickelt <strong>und</strong><br />

stan<strong>de</strong>n sie für die DDR im Zeichen <strong>de</strong>r „Störtätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbeziehungen <strong>de</strong>r DDR durch<br />

<strong>de</strong>n west<strong>de</strong>utschen Imperialismus", so belebten sich<br />

die <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Beziehungen ab 1969/70 spürbar.<br />

Seit 1967 hatte sich eine Liberalisierung im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l in breitem Umfang vollzogen.<br />

Diese politisch-wirtschaftlichen Bedingungen stellten<br />

<strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong> für die Dissertationsschrift dar, vor<br />

<strong>de</strong>m die bei<strong>de</strong>n großen Themenkreise „Vermeidung<br />

ökonomischer Verluste " <strong>und</strong> „Erwirtschaftung zusätzlicher<br />

Devisen" ihre Konturen bekamen.<br />

Den bei<strong>de</strong>n Themenkomplexen ist eine i<strong>de</strong>ologische<br />

Einleitung vorangestellt, die sich auf die Moskauer<br />

Beratungen <strong>de</strong>r kommunistischen <strong>und</strong> Arbeiterparteien<br />

1969 <strong>und</strong> auf die wirtschaftspolitischen Beschlüsse<br />

<strong>de</strong>s VII. Parteitages <strong>de</strong>r SED im April 1967<br />

bezieht. Der marxistisch-leninistischen I<strong>de</strong>ologie gemäß<br />

wird die „imperialistische Expansionspolitik"<br />

<strong>de</strong>s Westens angeprangert. Die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>m westlichen Imperialismus wird aber von <strong>de</strong>r<br />

politischen Ebene auf das Gebiet <strong>de</strong>r Wirtschaft verlagert,<br />

in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Imperialismus <strong>und</strong> seine aggressive<br />

Politik für die Störungen in <strong>de</strong>n Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR verantwortlich<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n. Nicht politische Maximen<br />

stehen im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Dissertation, vielmehr<br />

ist das Augenmerk auf die wirtschaftlichen Voraussetzungen<br />

für <strong>de</strong>n „Aufbau <strong>de</strong>s Sozialismus" gelegt<br />

wor<strong>de</strong>n. Es wird <strong>de</strong>n marxistisch-leninistischen


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Gr<strong>und</strong>positionen wie <strong>de</strong>r Projizierung <strong>de</strong>s Feindbil<strong>de</strong>s<br />

gezielt, aber nur in knapper Form in <strong>de</strong>r Arbeit<br />

Rechnung getragen, die kein theoretisches Konzept<br />

im traditionellen Sinne o<strong>de</strong>r gar eine wissenschaftliche<br />

Abhandlung darstellt. Vielmehr ist sie zu lesen als<br />

ein Arbeitspapier, das die vorhan<strong>de</strong>nen Strukturen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung beschreibt,<br />

ohne sie in Frage zu stellen. Ziel ist nicht die wertfreie<br />

Betrachtung <strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong> damit letztlich das Abwägen<br />

von Vor- <strong>und</strong> Nachteilen, son<strong>de</strong>rn die Optimierung<br />

<strong>de</strong>s vorhan<strong>de</strong>nen Potentials, z.B. <strong>de</strong>r bereits etablierten<br />

Han<strong>de</strong>lsfirmen Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH, Zentral-Kommerz Gesellschaft für internationalen<br />

Han<strong>de</strong>l mbH <strong>und</strong> Transinter GmbH <strong>und</strong> ihrer Geschäftsfel<strong>de</strong>r.<br />

Das erklärte Ziel <strong>de</strong>r vorgelegten Arbeit lautet, „das<br />

entwickelte gesellschaftliche System <strong>de</strong>s Sozialismus<br />

umfassend zu gestalten, Vorschläge zu unterbreiten,<br />

um durch gezielte, offizielle <strong>und</strong> nichtoffizielle Maßnahmen<br />

zusätzliche Devisenquellen aufzu<strong>de</strong>cken<br />

<strong>und</strong> Wege zu <strong>de</strong>ren Nutzung sichtbar zu machen".<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, S. 129) Dabei ist die Feststellung bemerkenswert,<br />

„daß die DDR sowohl import- als auch exportseitig<br />

von West<strong>de</strong>utschland abhängig" sei, woraus<br />

die Schlußfolgerung gezogen wird: „Der DDR erwachsen<br />

aus <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l mit West<strong>de</strong>utschland ökonomische<br />

Vorteile, die es auch künftig durch einen<br />

Ausbau <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbeziehungen zu nutzen gilt. ...<br />

Die ökonomischen Vorteile ... paralysieren zum Teil<br />

mögliche ökonomisch schädigen<strong>de</strong> Auswirkungen"<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, S. 174f.).<br />

An <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Abhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland entzün<strong>de</strong>te<br />

sich die Diskussion in <strong>de</strong>r Wirtschafts- <strong>und</strong><br />

Parteiführung sowie in <strong>de</strong>r MfS-Leitung. Vor allem<br />

Minister Mielke prangerte die sog. wirtschaftliche<br />

Störtätigkeit <strong>de</strong>s Westens an <strong>und</strong> warnte eindringlich<br />

vor <strong>de</strong>n Gefahren einer inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>lsöffnung.<br />

(Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 22, S. 328)<br />

a) Vermeidung ökonomischer Verluste<br />

Für das Ziel einer Vermeidung ökonomischer Verluste<br />

wur<strong>de</strong>n konkrete organisatorische Voraussetzungen<br />

benannt. Zu <strong>de</strong>n Maßnahmen gehörten eine stärkere<br />

Einschaltung <strong>de</strong>s MfS in die staatlichen Wirtschaftskontrollorgane<br />

sowie eine Zurückdrängung west<strong>de</strong>utscher<br />

sog. Vertreterfirmen zugunsten <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Vertreterorganisation <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r Transinter<br />

GmbH.<br />

Koordination <strong>de</strong>r Wirtschaftskontrollbehör<strong>de</strong>n mit<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit<br />

Es wur<strong>de</strong> empfohlen, die staatlichen Einrichtungen<br />

<strong>de</strong>r Zollfahndung <strong>und</strong> -ermittlung, die <strong>de</strong>m Außenhan<strong>de</strong>lsminister<br />

unterstan<strong>de</strong>n, effizienter in das System<br />

<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbeziehungen einzubeziehen.<br />

Dies sollte durch eine verstärkte Zusammenarbeit dieser<br />

Einrichtungen mit <strong>de</strong>m MfS bei <strong>de</strong>r Enttarnung<br />

sog. feindlich-operativer Personen in <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

geschehen. Deshalb wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r organisatorische<br />

Vorschlag unterbreitet, „die Leitung <strong>de</strong>r Zoll-<br />

verwaltung <strong>de</strong>r DDR ... durch in <strong>de</strong>r politisch-operativen<br />

Arbeit erfahrene Offiziere <strong>de</strong>s MfS zu verstärken"<br />

<strong>und</strong> sie „anleitungs- <strong>und</strong> kontrollmäßig" <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zu unterstellen (Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, S. 182).<br />

Die Intercontrol GmbH, ein juristisch selbständiger<br />

Dienstleistungsbetrieb <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsministeriums,<br />

war zuständig für die Qualitätskontrolle <strong>de</strong>r zu<br />

veräußern<strong>de</strong>n Waren. Da ein Teil <strong>de</strong>s Personals jedoch<br />

nach Meinung von Schalck-Golodkowski <strong>und</strong><br />

Heinz Volpert politisch unzuverlässig war <strong>und</strong> sich<br />

von ausländischen Vertretern bestechen ließ, sollte<br />

die Leitung dieses Unternehmens auf je<strong>de</strong>n Fall in<br />

<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n von erfahrenen MfS-Offizieren liegen,<br />

mit <strong>de</strong>ren Unterstützung die im Wirtschaftsleben bei<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utscher Staaten „operativ interessanten Personen<br />

festgestellt <strong>und</strong> bis zu einem bestimmten Gra<strong>de</strong><br />

aufgeklärt wer<strong>de</strong>n" sollten (Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 185).<br />

Der geplante Einsatz von MfS-Offizieren sowohl in<br />

<strong>de</strong>r Zollverwaltung als auch bei <strong>de</strong>r Intercontrol<br />

GmbH ver<strong>de</strong>utlicht, welche Be<strong>de</strong>utung einer Koordination<br />

dieser Wirtschaftskontrollbehör<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m<br />

MfS bei <strong>de</strong>r Vermeidung ökonomischer Verluste beigemessen<br />

wur<strong>de</strong>. Bei<strong>de</strong> Kontroll- <strong>und</strong> Oberwachungseinrichtungen<br />

sollten <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterstellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Rolle <strong>de</strong>r staatlichen Vertreterorganisation Transinter<br />

GmbH<br />

Um die angeblichen Störtätigkeiten im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Außenwirtschaftsbeziehungen - <strong>de</strong>r DDR zurückzudrängen<br />

<strong>und</strong> die west<strong>de</strong>utschen <strong>und</strong> ausländischen<br />

Konzerne <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsunternehmen (sog. Vertreterfirmen),<br />

die gute Wirtschaftsbeziehungen zur DDR<br />

unterhielten, unter Kontrolle zu halten, sollte ein Netz<br />

von sog. offiziellen nationalen Vertreterorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR für die Importgeschäfte mit <strong>de</strong>m sog.<br />

Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet aufgebaut<br />

wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitig wur<strong>de</strong> eine zusätzliche Devisenerwirtschaftung<br />

durch <strong>de</strong>n Aufbau dieser Vertreterorganisationen<br />

in Aussicht gestellt.<br />

Im Mittelpunkt stand die im Dezember 1964 gegrün<strong>de</strong>te<br />

Transinter GmbH, die mit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung eine erweiterte<br />

Funktion als sog. Leitfirma für die noch einzurichten<strong>de</strong>n<br />

Vertretergesellschaften bekommen sollte. Bereits<br />

in <strong>de</strong>r Ministerratsverfügung Nr. 121/69 vom Juli<br />

1969, die als Anlage 9 <strong>de</strong>r Dissertation beigegeben<br />

wur<strong>de</strong>, war die Stellung <strong>de</strong>s Unternehmens Transinter<br />

GmbH gestärkt wor<strong>de</strong>n. Gemäß dieser Verfügung<br />

mußten sich alle staatlichen Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>und</strong> Einrichtungen mit Außenhan<strong>de</strong>lsfunktion bei<br />

Anfragen <strong>und</strong> beim Einholen von Warenangeboten<br />

im westlichen Ausland mit <strong>de</strong>n staatlichen sog. Vertreterfirmen<br />

abstimmen. Das Anfragemonopol für<br />

westliche Geschäftsleute sollte also bei <strong>de</strong>r zum Be-<br />

reich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Tran<br />

sinter GmbH liegen. Die Transinter GmbH sollte nicht<br />

die Funktion eines Zwangsvertreters übernehmen,<br />

son<strong>de</strong>rn „durch echte Wahrnehmung von Vertreterfunktionen<br />

im Sinne von spezifischen Firmenvertretungen<br />

::. international übliche Anteile <strong>de</strong>r kalkulier-


ten Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Werbekosten als Provision sowie<br />

Vertreterzuschüsse in Freien Devisen" realisieren<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, S. 191).<br />

Darüber hinaus sollte die Transinter GmbH eine umfassen<strong>de</strong><br />

Import- <strong>und</strong> Exportkoordinierung für eine<br />

Erschließung neuer Exportmöglichkeiten im sog.<br />

Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet gewährleisten.<br />

Als sinnvoll wur<strong>de</strong> auch die Aufstockung <strong>de</strong>s Personals<br />

<strong>und</strong> die Einrichtung eigener Außenstellen <strong>de</strong>r<br />

Transinter GmbH in Industriezentren <strong>de</strong>r DDR erachtet,<br />

um die Reisetätigkeiten ausländischer Geschäftsleute<br />

auf „ein kontrollierbares Minimum einzuschränken"<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, S. 191). Die Kontrolle <strong>de</strong>s Reiseverkehrs<br />

von west<strong>de</strong>utschen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren ausländischen<br />

Geschäftspartnern sollte von <strong>de</strong>r Transinter GmbH in<br />

Verbindung mit Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Den Bemühungen um eine Zurückdrängung westlicher<br />

sog. Vertreterfirmen lagen zwei Motive zugr<strong>und</strong>e:<br />

Zum einen wur<strong>de</strong> die Gefahr einer Infiltration <strong>de</strong>r<br />

DDR-Wirtschaft durch westliche Agenten gesehen;<br />

west<strong>de</strong>utsche Konzerne hätten zusammen mit <strong>de</strong>n<br />

Geheimdiensten sog. Tarnfirmen gegrün<strong>de</strong>t, die ihre<br />

Wirtschaftsbeziehungen zur DDR gezielt für Störaktivitäten<br />

nutzten. Zum an<strong>de</strong>ren könnte die Transinter<br />

GmbH die bei <strong>de</strong>r Abwicklung von Importen anfallen<strong>de</strong>n<br />

Provisionen allein beanspruchen, was zu einer<br />

höheren Devisenerwirtschaftung führen wür<strong>de</strong>.<br />

b) Erwirtschaftung zusätzlicher Devisen<br />

Da die „gezielten Störtätigkeiten West<strong>de</strong>utschlands"<br />

nach Auffassung von Schalck-Golodkowski <strong>und</strong><br />

Heinz Volpert die Außenwirtschaftsbeziehungen <strong>de</strong>r<br />

DDR erschwerten, solle man nun im Gegenschlag mittels<br />

„taktischer Varianten, legaler <strong>und</strong> nichtoffizieller<br />

Art ", (Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, S. 206) das wirtschaftliche Potential<br />

<strong>de</strong>s Klassenfein<strong>de</strong>s für eine Beschleunigung <strong>de</strong>s eigenen<br />

wirtschaftlichen Wachstumstempos rigoros ausnutzen.<br />

In <strong>de</strong>r Dissertation wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r „Klassenauftrag" präzise<br />

formuliert: „Dem Feind mit allen uns zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong>n Mitteln <strong>und</strong> Möglichkeiten, durch<br />

Anwendung seiner eigenen Metho<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Moralbegriffe,<br />

Scha<strong>de</strong>n zuzufügen sowie die sich bieten<strong>de</strong>n<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>s feindlichen Wirtschaftspotentials<br />

zur allseitigen Stärkung <strong>de</strong>r DDR voll zu nutzen. Bei<br />

<strong>de</strong>r Realisierung dieses „Klassenauftrages" kommt<br />

uns die Absicht <strong>de</strong>s Fein<strong>de</strong>s entgegen, die Wi rt<br />

-schaftsbeziehungen zur DDR auszubauen mit <strong>de</strong>m<br />

Ziel, ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse <strong>de</strong>r<br />

DDR von West<strong>de</strong>utschland <strong>und</strong> Westberlin zu schaffen"<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, S. 221). Dazu gehöre es, alle wirtschaftlichen<br />

Offerten <strong>de</strong>s Westens anzunehmen, die<br />

Wirtschaftsbeziehungen noch zu intensivieren <strong>und</strong><br />

die Möglichkeit <strong>de</strong>r Kreditaufnahme im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l wahrzunehmen. Diese geplanten Kredite<br />

sollten speziell für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> zwar konkret für<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>n Import von schlüsselfertigen Industrieanlagen<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, S. 225). Gr<strong>und</strong>gedanke hierbei war:<br />

Die zum Bereich gehören<strong>de</strong>n Unternehmen sollten<br />

ganze Industrieanlagen, Maschinen o<strong>de</strong>r gar Rohstoffe<br />

importieren, sie dann im Rahmen von sog. Industrievereinbarungen<br />

<strong>de</strong>n volkseigenen Betrieben zur<br />

Verfügung stellen, die wie<strong>de</strong>rum die in <strong>de</strong>n Westen zu<br />

verkaufen<strong>de</strong>n Güter herstellen. Schließlich sollten die<br />

Gewinne aus <strong>de</strong>n Exportgeschäften in <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung fließen.<br />

Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Kreditprogramms, die die ökonomische<br />

Abhängigkeit von West<strong>de</strong>utschland als Tatsache anerkennt,<br />

fand im Kreis <strong>de</strong>r leiten<strong>de</strong>n Wirtschafts- <strong>und</strong><br />

Parteifunktionäre keine allgemeine Zustimmung.<br />

Rolle <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsunternehmen Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH <strong>und</strong> Zentral-Kommerz Gesellschaft für internationalen<br />

Han<strong>de</strong>l mbH<br />

Für eine weitere Erschließung <strong>und</strong> Erwirtschaftung<br />

von Devisen sollte neben <strong>de</strong>m geplanten Kreditprogramm<br />

die Stellung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n internationalen Han<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH <strong>und</strong><br />

Zentral-Kommerz Gesellschaft für internationalen<br />

Han<strong>de</strong>l mbH mit Unterstützung <strong>de</strong>s zentralen Partei<br />

<strong>und</strong> Staatsapparates gestärkt wer<strong>de</strong>n. Die Unterneh-<br />

men Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH <strong>und</strong> Zentral<br />

-Kommerz Gesellschaft für internationalen Han<strong>de</strong>l<br />

mbH, die bei<strong>de</strong>n tragen<strong>de</strong>n Säulen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung in <strong>de</strong>r Gründungsphase, besaßen<br />

<strong>de</strong>n Status von Devisenauslän<strong>de</strong>rn, d.h., <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

war <strong>de</strong>r Erwerb, Besitz <strong>und</strong> Umgang mit<br />

konvertierbaren Devisen erlaubt. - (Vgl. Zweiter Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3920, Dokument-Nr. 6, S. 110;<br />

Dokument-Nr. 8, S. 116) Darüber hinaus sollten die Generaldirektoren<br />

<strong>de</strong>r Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zentral-Kommerz Gesellschaft für internationalen<br />

Han<strong>de</strong>l mbH mit Zustimmung <strong>de</strong>s Bereiches<br />

„eigene offizielle <strong>und</strong> abge<strong>de</strong>ckte Unternehmen im<br />

NSW" errichten, etwa für die Erwirtschaftung von Valutamitteln<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 22, S. 239). Der Son<strong>de</strong>rstatus dieser bei<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen wur<strong>de</strong> noch unterstrichen durch<br />

<strong>de</strong>n Vorschlag, die Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r sog. Materiellen<br />

Staatsreserve über die Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

<strong>und</strong> Zentral-Kommerz Gesellschaft für internationalen<br />

Han<strong>de</strong>l mbH zu erweitern <strong>und</strong> angesichts <strong>de</strong>r Zinserträge<br />

zeitweise in Form von Geld zu halten. Dieser<br />

Zugriff auf die sog. Materielle Staatsreserve bedurfte<br />

aber <strong>de</strong>r Genehmigung durch das Politbüro <strong>de</strong>r SED.<br />

Gründung von sog. abge<strong>de</strong>ckten Firmen<br />

Im Konzept <strong>de</strong>r „Erwirtschaftung zusätzlicher Devisen"<br />

wird <strong>de</strong>m Aufbau sog. abge<strong>de</strong>ckter Firmen im<br />

sog. Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet (NSW)<br />

große Be<strong>de</strong>utung zugemessen. Verschie<strong>de</strong>ne Formen<br />

von sog. abge<strong>de</strong>ckten Firmen wer<strong>de</strong>n dargestellt, von<br />

einem differenzie rten Netz abge<strong>de</strong>ckter Han<strong>de</strong>ls<br />

-<strong>und</strong> Produktionsunternehmen bis hin zu sog. Briefkastenfirmen<br />

im „kapitalistischen Ausland" , wobei letztere<br />

zur Ab<strong>de</strong>ckung riskanter Geschäfte <strong>und</strong> Spekulationen<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n sollten (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 22,<br />

S. 244). Das wirtschaftlich Interessante an dieser


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Gruppe von Unternehmen sei, daß jene schnell ins Leben<br />

gerufen <strong>und</strong> dann auch spurlos wie<strong>de</strong>r liquidiert<br />

wer<strong>de</strong>n könnten.<br />

Im Vorfeld solcher Unternehmensgründungen waren<br />

Fragen nach <strong>de</strong>r zweckmäßigen Gesellschaftsform,<br />

<strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s günstigsten Standorts im westlichen<br />

Ausland, <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Vertrauensbank für das<br />

Unternehmen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Steuerung <strong>und</strong> Leitung dieser<br />

neuen Unternehmen zu stellen. Als territoriale Standorte<br />

wer<strong>de</strong>n die Räume im westlichen Ausland empfohlen,<br />

in <strong>de</strong>nen „ein unbeschränkter Devisentransfer<br />

garantiert wird" (Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 247), als interessante<br />

Gesellschaftsformen die GmbH <strong>und</strong> Co. KG, die reine<br />

Kommanditgesellschaft <strong>und</strong> die Aktiengesellschaft<br />

genannt (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 22, S. 250) .<br />

Während für die Steuerung <strong>und</strong> Leitung dieser sog.<br />

abge<strong>de</strong>ckten Firmen <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zuständig sein sollte, sollte dagegen für die<br />

Geheimhaltung das MfS eingeschaltet wer<strong>de</strong>n. Darüber<br />

hinaus fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>in Konzept die Überlegung,<br />

für diese Unternehmensgruppe eigens eine<br />

Son<strong>de</strong>rabteilung im MfS einzusetzen <strong>und</strong> das Unternehmenspersonal<br />

mit Inoffiziellen Mitarbeitern (IM)<br />

zu durchsetzen (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 255). Von <strong>de</strong>r Gründungsphase<br />

bis zur vollen Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

sollte jedoch generell keine „politischoperative<br />

Nutzung zur Lösung von Aufgaben im Operationsgebiet"<br />

erfolgen (Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 253). Später<br />

könnten die Unternehmen durch die Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s<br />

MfS für operative Zwecke wie für die „Beschaffung<br />

von Erzeugnissen <strong>und</strong> Produkten, die <strong>de</strong>r strengen<br />

Embargobestimmung unterliegen <strong>und</strong> die die DDR<br />

offiziell nicht aufkaufen darf", genutzt wer<strong>de</strong>n (Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, S. 254). Die „abge<strong>de</strong>ckten" Firmen sollten vom<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m MfS betreut <strong>und</strong> gesteuert wer<strong>de</strong>n.<br />

Auffallend in <strong>de</strong>r Konzeption ist, daß die sog. Kirchengeschäfte<br />

A <strong>und</strong> B keinerlei Erwähnung fin<strong>de</strong>n,<br />

obgleich diese Geschäfte zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Abfassung<br />

<strong>de</strong>r Dissertation bereits Devisen in beträchtlichem<br />

Umfange erbrachten. Ein Gr<strong>und</strong> für das bewußte<br />

Verschweigen mag in <strong>de</strong>m hohen Geheimhaltungsgrad<br />

<strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs (sog. Kirchengeschäfte<br />

B) <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Ab<strong>de</strong>ckung durch das MfS gelegen<br />

haben.<br />

Kennzeichnend für die Konzeption ist, daß mit einem<br />

erstaunlichen Realismus <strong>und</strong> einer sicheren Einschätzung<br />

<strong>de</strong>s sozialistischen Wirtschaftssystems die wirtschaftliche<br />

Abhängigkeit <strong>de</strong>r DDR von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland festgestellt wur<strong>de</strong>. Gleichzeitig<br />

wur<strong>de</strong> für eine Nutzung aller sich bieten<strong>de</strong>n Möglichkeiten<br />

plädiert <strong>und</strong> als Gr<strong>und</strong>satz für die wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>r DDR formuliert, „mit allen uns<br />

zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>s legalen <strong>und</strong><br />

nichtoffiziellen Kampfes <strong>de</strong>m Feind ganz bzw. zeitweise<br />

finanzielle <strong>und</strong> materielle Fonds zu entziehen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Einsatz in tempobestimmen<strong>de</strong>n Zweigen<br />

<strong>de</strong>r Industrie in <strong>de</strong>r DDR zu nutzen" (Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 22,<br />

S. 209). Dazu wur<strong>de</strong> es als notwendig angesehen, die<br />

inner<strong>de</strong>utschen Wirtschaftsbeziehungen auch durch<br />

eine Kreditaufnahme zu intensivieren, um das eigene<br />

Wirtschaftswachstum voranzutreiben. Hiervon sollten<br />

auch die staatlichen Vertretergesellschaften wie die<br />

Transinter GmbH, die Han<strong>de</strong>lsunternehmen Intrac<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH <strong>und</strong> Zentral-Kommerz Gesellschaft<br />

für internationalen Han<strong>de</strong>l mbH <strong>und</strong> die<br />

sog. abge<strong>de</strong>ckten Auslandsfirmen profitieren.<br />

Schon zu Beginn <strong>de</strong>r 60er Jahre hatte die DDR finanzielle<br />

For<strong>de</strong>rungen gegenüber <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esgebiet<br />

<strong>und</strong> Berlin (West) wegen <strong>de</strong>r tatsächlichen <strong>und</strong> vermeintlichen<br />

Nachteile, die aus <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren völkerrechtlichen<br />

Stellung <strong>de</strong>r DDR resultierten, erhoben<br />

<strong>und</strong> zwar 1960 in Höhe von 30 Mrd. DM <strong>und</strong> zuletzt<br />

1970 im Umfang von 100 Mrd. DM. Die Realisierbarkeit<br />

<strong>de</strong>r 100 Mrd.-DM-For<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>ren Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>r Anlage 10 <strong>de</strong>r Dissertation zu entnehmen<br />

ist, wur<strong>de</strong> als ein „komplizierter <strong>und</strong> langwieriger<br />

Prozeß" (Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 212) eingeschätzt.<br />

Wenngleich die 100 Mrd.-DM-For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r DDR für<br />

Wie<strong>de</strong>rgutmachung <strong>und</strong> Vergeltung Eingang in die<br />

Arbeit gef<strong>und</strong>en hat, so ist diese Ausgleichszahlung<br />

für die Gesamtkonzeption von eher untergeordneter<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>und</strong> als Instrument <strong>de</strong>r politischen Propaganda<br />

zu verstehen.<br />

Die im Politbüro <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> im Ministerium für<br />

Staatssicherheit geführte Kontroverse über die Gefahren<br />

<strong>de</strong>s wachsen<strong>de</strong>n Westhan<strong>de</strong>ls wur<strong>de</strong> schließlich<br />

durch einen stärkeren Einfluß <strong>de</strong>s MfS im Sicherheitsbereich<br />

bei <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Kontrollbehör<strong>de</strong>n<br />

sowie bei <strong>de</strong>r Personalbesetzung in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

gedämpft. Darauf zielte auch das in <strong>de</strong>r Konzeption<br />

<strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Bemühen um eine Harmonisierung<br />

<strong>de</strong>r Interessen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Staatssicherheit<br />

ab.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r Bekämpfung <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Störtätigkeit <strong>de</strong>s Westens konnte auf die Erfahrungen<br />

<strong>de</strong>s MfS zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Das ursprünglich vorgegebene Thema <strong>de</strong>s Forschungsvorhabens<br />

„Zur Bekämpfung <strong>de</strong>r imperialistischen<br />

Störtätigkeit auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls"<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, S. 326) wur<strong>de</strong> von Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Heinz Volpert insofern modifiziert, als sie <strong>de</strong>m<br />

Projekt eine ein<strong>de</strong>utig ökonomische Zielsetzung gaben.<br />

Dem Untersuchungsausschuß liegt kein Dokument<br />

vor, das expressis verbis das Forschungsvorhaben<br />

als einen Spezialauftrag <strong>de</strong>s MfS formuliert. Aus<br />

<strong>de</strong>n Unterlagen <strong>de</strong>s Promotionsverfahrens ergibt sich<br />

aber, daß die vorgelegte Dissertationsschrift als ein<br />

„Forschungsauftrag <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit"<br />

betrachtet wur<strong>de</strong> (Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 324). Nichts<strong>de</strong>stoweniger<br />

konnte bisher die Vorgeschichte <strong>de</strong>r Gemeinschaftsdissertation<br />

nicht aufgeklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r bisherigen Aktenlage ist die Frage<br />

nach <strong>de</strong>r Authentizität <strong>de</strong>s <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorgelegten Exemplars <strong>de</strong>r Dissertation noch<br />

nicht abschließend beantwortet. Festzuhalten ist, daß<br />

Dr. Schalck-Golodkowski diesen Schlußentwurf ge-


genüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß bedingt bestätigt<br />

hat (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 22, S. 123).<br />

Im Hinblick auf die Frage nach <strong>de</strong>r „Geheim"-Einstufung<br />

<strong>de</strong>r Dissertation ist festzustellen, daß es gängige<br />

Praxis war, viele Doktorarbeiten in verschie<strong>de</strong>ne Geheimhaltungskategorien<br />

einzustufen. Oftmals lag es<br />

in <strong>de</strong>r Hand von Parteisekretären, ob eine Dissertation<br />

<strong>de</strong>n Stempel „Nur für <strong>de</strong>n Dienstgebrauch",<br />

„Vertrauliche Dienstsache" o<strong>de</strong>r gar „Geheime Verschlußsache"<br />

erhielt. Die Gemeinschaftsdissertation<br />

von Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Volpert, in <strong>de</strong>r das<br />

Konzept <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

dargelegt wur<strong>de</strong>, gehörte zu <strong>de</strong>n streng geheimen<br />

Verschlußsachen. (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 329f.)<br />

Mit <strong>de</strong>r Dissertation über die „Vermeidung ökonomischer<br />

Verluste <strong>und</strong> Erwirtschaftung zusätzlicher Devisen"<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

eine Theorie an die Seite gestellt. So unverzichtbar<br />

eine Analyse <strong>de</strong>r konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

auch ist, die Realisation bleibt ihr Korrektiv.<br />

III. Organisation <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

1. Zusammenfassung <strong>de</strong>s Zweiten Teilberichts<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung bestand am<br />

1. Oktober 1989 aus drei Hauptabteilungen <strong>und</strong> vier<br />

weiteren Abteilungen, die direkt Dr. Schalck-Golodkowski<br />

unterstellt waren. Nach <strong>de</strong>n Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses, die bereits im Zweiten<br />

Teilbericht (BT-Drucksache 12/3920) dargelegt<br />

wur<strong>de</strong>n, waren die Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung weitgehend <strong>de</strong>n Hauptabteilungen<br />

I <strong>und</strong> II <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abteilung Firmen zugeordnet.<br />

Diese Zuordnung war zum Teil historisch bedingt,<br />

zum Teil erfolgte sie aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Aufgabenstellung<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Abteilung.<br />

Die Hauptabteilung I hatte im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung wegen ihrer engen Anbindung an das<br />

Ministerium für Staatssicherheit eine Son<strong>de</strong>rstellung.<br />

Leiter war Manfred Sei<strong>de</strong>l, Stellvertreter von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> wie dieser OibE <strong>de</strong>s MfS<br />

im Dienstgrad eines Oberst. Sei<strong>de</strong>l war Verbindungsoffizier<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zur<br />

Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(AG BKK) im Mf S.<br />

Zur Hauptabteilung I gehörten die sog. MfS-Firmen<br />

(„Operative Firmen"). Es han<strong>de</strong>lte sich um die Unternehmen<br />

Asimex Import-Export-Agentur, Ca rnet, F. C.<br />

Gerlach Export-Import, Günther Forgber Wahrnehmung<br />

von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l, Interport<br />

Industrievertretungen, Intertechna GmbH <strong>und</strong><br />

Letex Staatliches Han<strong>de</strong>lsobjekt VEB. Zur Geschäftstätigkeit<br />

dieser Unternehmen gehörte u.a. die Beschaffung<br />

von Embargowaren <strong>und</strong> militärisch nutzbarer<br />

Technik, aber auch die Belieferung <strong>de</strong>r Prominentensiedlung<br />

Wandlitz mit westlichen Produkten. Die<br />

Aktivitäten dieser Unternehmen wur<strong>de</strong>n zum Teil von<br />

<strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung gesteuert.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

In <strong>de</strong>r Hauptabteilung I wur<strong>de</strong>n ebenfalls die Befisa<br />

S.A. in Lugano <strong>und</strong> die mit ihr verb<strong>und</strong>enen Unternehmen<br />

zusammengefaßt. Die Befisa S.A. sollte Devisen<br />

erwirtschaften.<br />

Zum Aufgabengebiet <strong>de</strong>r Hauptabteilung I gehörten<br />

<strong>de</strong>s weiteren die wirtschaftlichen Beziehungen zu<br />

bzw. die Beziehung zwischen <strong>de</strong>n Kirchen in bei<strong>de</strong>n<br />

Teilen Deutschlands. Dazu zählten auch <strong>de</strong>r Häftlingsfreikauf<br />

<strong>und</strong> die Familienzusammenführung, soweit<br />

es sich um die Abwicklung <strong>de</strong>r Gegenleistungen<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland han<strong>de</strong>lte (sog.<br />

Kirchengeschäft B).<br />

Schließlich wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Hauptabteilung I die Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH geführt.<br />

Die Hauptabteilung II war zuständig für die gewinnträchtigsten<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung. Leiterin <strong>de</strong>r Hauptabteilung II<br />

war seit 1983 Meta Bleßing. Die Aufgabe <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II bestand in <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Kontrolle<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH,<br />

forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Transinter GmbH,<br />

BIEG (Berliner Import-Export Gesellschaft mbH),<br />

IMES GmbH <strong>und</strong> Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH. Die<br />

IMES GmbH unterstand im übrigen <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik, die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung I. Die ökonomische Kontrolle bezog<br />

sich auf die Erstellung <strong>und</strong> Einhaltung <strong>de</strong>r Pläne<br />

<strong>und</strong> die Überwachung <strong>de</strong>r Gewinnabführung. Meta<br />

Bleßing hatte keinen Einfluß auf die Geschäfte <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen. Die Aufgabe <strong>de</strong>r Unternehmen war<br />

neben <strong>de</strong>r Erwirtschaftung von Devisen, z.B. durch<br />

die Beseitigung von Abfallstoffen auf <strong>de</strong>m Territorium<br />

<strong>de</strong>r DDR, die Beschaffung von Investitionsgütern <strong>und</strong><br />

Ersatzteilen aus <strong>de</strong>m Westen für die gesamte Wirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR. Das Anfragemonopol für Lieferungen<br />

aus <strong>de</strong>m Westen hatte die Transinter GmbH. Das be<strong>de</strong>utete,<br />

daß Unternehmen in <strong>de</strong>r DDR, die Ersatzteile<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Güter aus <strong>de</strong>m Westen zur Aufrechterhaltung<br />

bzw. Herstellung <strong>de</strong>r Produktion benötigten,<br />

<strong>de</strong>ren Bedarf über die Transinter GmbH <strong>de</strong>cken mußten.<br />

Die Aufgabe <strong>de</strong>r Hauptabteilung III, <strong>de</strong>ren Leiter Dieter<br />

Paul war, bestand in <strong>de</strong>r Abstimmung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung mit <strong>de</strong>r Indust rie <strong>de</strong>r<br />

DDR, insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>r metallverarbeiten<strong>de</strong>n Industrie,<br />

<strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>stoffindustrie <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Elektronikindustrie.<br />

Die Hauptabteilung III war auch zuständig<br />

für die Erteilung <strong>de</strong>r Erlaubnis an westliche Unternehmen,<br />

in <strong>de</strong>r DDR zu produzieren. Zur Hauptabteilung<br />

III gehörte auch die Abteilung „BRD/Westberlin";<br />

sie hatte die Aufgabe, Dr. Schalck-Golodkowski<br />

als Mitglied <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe „BRD" <strong>de</strong>s Politbüros<br />

zuzuarbeiten.<br />

Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Firmen war Waltraud Lisowski.<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r Abteilung war die Leitung <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

im sog. Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet,<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen. Dies erfolgte in<br />

enger Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Simpex GmbH.<br />

Der Abteilung Firmen waren außer <strong>de</strong>n Holdings, die<br />

zum Teil nur als Briefkastenfirmen fungierten, auch<br />

die über die sog. Parteifirmen gesteuerten „gemischten<br />

Gesellschaften" unterstellt. An letzteren war <strong>de</strong>r


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung mit unterschiedlichen<br />

Gesellschaftsanteilen beteiligt.<br />

Die Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik wur<strong>de</strong> von Dieter Uhlig<br />

geleitet <strong>und</strong> war seit 1979 zuständig für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l<br />

mit ausgewählten afrikanischen Län<strong>de</strong>rn (u.a. Äthiopien,<br />

Mosambique, Angola) sowie für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit<br />

„Spezieller Technik". Der Begriff „Spezielle Technik"<br />

war ein Synonym für Wehrtechnik, d.h. in die Zuständigkeit<br />

<strong>de</strong>r Abteilung fiel <strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung.<br />

Zu<strong>de</strong>m gehörten zur Struktur <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung die Abteilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherheit,<br />

<strong>de</strong>ren Aufgabe in <strong>de</strong>r Personalführung, Überwachung<br />

<strong>und</strong> Betreuung <strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung lag, <strong>und</strong> die Abteilung<br />

Tourismus, die <strong>de</strong>n Tourismus aus <strong>de</strong>m „Nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet" einschließlich <strong>de</strong>r Interhotels<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Versorgung betreute.<br />

Im Bereich Kommerzielle Koordinierung im engeren<br />

Sinne waren zuletzt r<strong>und</strong> 100 Mitarbeiter beschäftigt,<br />

davon min<strong>de</strong>stens 16 als OibE <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Staatssicherheit, soweit dies ermittelt wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Eine präzise Zahl <strong>de</strong>r im gesamten Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung einschließlich <strong>de</strong>r ihm unterstellten<br />

Unternehmen beschäftigten Personen lag <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nicht vor. Der B<strong>und</strong>esbeauftragte<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik<br />

teilte in einem <strong>Bericht</strong> an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

mit, daß im Jahre 1989 von <strong>de</strong>r AG BKK <strong>de</strong>s MfS 2060<br />

in <strong>de</strong>n Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

tätige Personen überwacht wur<strong>de</strong>n.<br />

2. Neue Informationen zur Organisation <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Im Zweiten Teilbericht wur<strong>de</strong>n ca. 160 Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung erfaßt <strong>und</strong><br />

im einzelnen hinsichtlich ihrer Eigentumsverhältnisse,<br />

wirtschaftlichen Verhältnisse <strong>und</strong> <strong>de</strong>r leiten<strong>de</strong>n<br />

Personen dargestellt. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Erkenntnisse <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

eine Zuordnung <strong>de</strong>r Unternehmen zu <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Hauptabteilungen bzw. Abteilungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung vorgenommen.<br />

Der B<strong>und</strong>esnachrichtendienst teilte in einem <strong>Bericht</strong><br />

an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß vom 11. Februar<br />

1994 mit, daß nach seiner Kenntnis eine Reihe von<br />

Unternehmen, die im Zweiten Teilbericht <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zugeordnet waren,<br />

lediglich mit <strong>de</strong>m Bereich kooperiert hätten, also<br />

nicht ihm unterstellt gewesen seien.<br />

Nach Darstellung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

han<strong>de</strong>lte es sich dabei um folgen<strong>de</strong> Unternehmen:<br />

- A. F. Buri Trading AG, Zürich, Schweiz<br />

- Abteilung Koordinierungshan<strong>de</strong>l, Berlin-Ost (Abteilung<br />

<strong>de</strong>s VE AHB Metallurgiehan<strong>de</strong>l)<br />

- agena Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen GmbH, Berlin-<br />

Ost<br />

- Agrima GmbH, Berlin-Ost<br />

- Anstalt Befimo, Vaduz, Liechtenstein<br />

- Anstalt Cavendia, Vaduz, Liechtenstein<br />

- Anstalt Congregatio, Vaduz, Liechtenstein<br />

- Anstalt Hanseatic, Vaduz, Liechtenstein<br />

- Anstalt Hippokrates, Vaduz, Liechtenstein<br />

- Anstalt Infino, Vaduz, Liechtenstein<br />

- Anstalt Monvey, Vaduz, Liechtenstein<br />

- Anstalt Polyindustrie, Vaduz, Liechtenstein<br />

- Anstalt Unisped, Vaduz, Liechtenstein<br />

- Baltica Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen <strong>und</strong> Unternehmensberatungen<br />

GmbH, Rostock<br />

- Befisa S.A., Lugano, Schweiz<br />

- Charlemetal S.A., Brüssel, Belgien<br />

- Elmsoka Establishment Internationale Import-Ex-<br />

port Han<strong>de</strong>ls -Gesellschaft, Vaduz, Liechtenstein<br />

- Etablissement F.C. Gerlach Export-Import, Vaduz,<br />

Liechtenstein<br />

- ETEI Holding S.A., Pambio-Noranco <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r<br />

Montagnola, Schweiz<br />

- Eumit SPA, Turin, Italien<br />

- Eurasco Zürich AG, Zürich, Schweiz<br />

- Euro-Union-Metal France S.A., Paris, Frankreich<br />

- Food-Tec Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Wien, Österreich<br />

- Genex Geschenkdienst GmbH, Berlin-Ost<br />

- IK Industriekredit AG, Zürich, Schweiz<br />

- Impeco GmbH, Berlin-Ost<br />

- Intrac Amerika Latina S.A., Panama-City<br />

- Intrac S.A., Lugano <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r Pambio Noranco<br />

- J. Plon Invest A/S, Rungsted Kyst, Dänemark<br />

- Jan Plon A/S, Allerod, Dänemark<br />

- M.P.T.C. Elektronic Ltd., Redditch, England<br />

- Mebama B.V., Hellevoetsluis, Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />

- Natalon Holding N.V., Curacao<br />

- Salinas S.A., Luxemburg<br />

- Trachemex B.V., Rotterdam, Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />

- Trafer S.A., Brüssel, Belgien<br />

- Union Europeenne Metallurgique S.A., Brüssel,<br />

Belgien<br />

- Wamag GmbH, Berlin-Ost<br />

Die Unterlagen, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß bei<br />

<strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>s Zweiten Teilberichts zur Verfügung<br />

stan<strong>de</strong>n, gaben keine Bestätigung für diese Annahme<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes. Die Eigentumsverhältnisse<br />

<strong>de</strong>r vorstehend aufgeführten Unternehmen<br />

belegen zumin<strong>de</strong>st eine indirekte Beteiligung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

gab es im übrigen elf weitere Unternehmen, die<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung zuzuordnen<br />

waren, jedoch im Zweiten Teilbe richt nicht ausgewiesen<br />

wur<strong>de</strong>n. Zu diesen Unternehmen lagen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nachstehen<strong>de</strong> Informationen vor:<br />

Anlagenimport GmbH<br />

Ort:<br />

DDR-1035 Berlin, Sonntagstraße 29;<br />

1080 Berlin, Clara-Zetkin-Straße 89<br />

Bemerkung:<br />

Bis 1978 war die Anlagenimport GmbH eine Abteilung<br />

im VVB Bauelemente <strong>und</strong> Vakuumtechnik. Leiter<br />

dieser Abteilung waren Wolfram Zahn <strong>und</strong> Gerhardt<br />

Ronneberger, <strong>de</strong>r 1972 durch Dietrich Kupfer<br />

abgelöst wur<strong>de</strong>. 1978 wur<strong>de</strong> die Anlagenimport<br />

GmbH als Direktorat <strong>de</strong>m Kombinat Mikroelektronik<br />

Erfurt unterstellt. Dietrich Kupfer war Leiter dieses Direktorats.<br />

Zum 1. Juli 1986 wur<strong>de</strong> das Direktorat Anlagenimport<br />

in <strong>de</strong>n bereits bestehen<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbe-


eich 4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik Expo rt-Import integriert.<br />

Bei<strong>de</strong> Abteilungen hatten die Aufgabe, Embargogüter<br />

für die DDR zu beschaffen. Durch die Zusammenlegung<br />

sollte ein einheitlicher Arbeitsbereich geschaffen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Bis zur Integration <strong>de</strong>s Direktorats Anlagenimport in<br />

<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 war <strong>de</strong>r Anlagenimport selbständig<br />

für die Beschaffung von Embargogütern zuständig.<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre wur<strong>de</strong>n etwa 60 % <strong>de</strong>s<br />

Gesamtvolumens an Embargogütern über Anlagen<br />

import beschafft. Es fand eine enge Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung statt,<br />

ein direktes Unterstellungsverhältnis ging aus <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

jedoch nicht hervor.<br />

C & E Associates<br />

Ort :<br />

Taipeh (Taiwan)<br />

Bemerkung:<br />

Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

kooperierte das Unternehmen im Zusammenhang mit<br />

Embargogeschäften mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung.<br />

Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank AG<br />

Ort:<br />

DDR-1086 Berlin, Georgenstraße 16<br />

Bemerkung:<br />

Dieses Unternehmen wur<strong>de</strong> bereits im Zweiten Teilbericht<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses erwähnt. Die<br />

Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank AG war eine abhängige, weisungsgeb<strong>und</strong>ene<br />

Geschäftsbank <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> somit ein zentraler Pa rt<br />

-ner für die Abwicklung <strong>de</strong>s Zahlungsverkehrs.<br />

Nach einer Vorlage für das Politbüro <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED -<br />

wahrscheinlich aus <strong>de</strong>m Jahr 1981 - sollte die Deutsche<br />

Han<strong>de</strong>lsbank AG Dr. Schalck-Golodkowski unterstellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Ein entsprechen<strong>de</strong>r Beschluß liegt<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß jedoch nicht vor. Es ist<br />

anzunehmen, daß diese Vorlage durch das Politbüro<br />

beschlossen wur<strong>de</strong>. In einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r<br />

Son<strong>de</strong>rkommission <strong>de</strong>s Ministerrates zur Untersuchung<br />

von Amtsmißbrauch <strong>und</strong> Korruption, Willi Lin<strong>de</strong>mann,<br />

vom 12. März 1990 wird ebenfalls von einer<br />

direkten Unterstellung <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG unter <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

ausgegangen.<br />

Exportcontact AG<br />

Ort:<br />

DDR-1080 Berlin, Clara-Zetkin-Straße 17<br />

Zweck:<br />

Beschaffung von Embargogütern für die DDR<br />

Bemerkung:<br />

Die Exportcontact AG in Berlin (Ost) ist <strong>de</strong>m Unternehmensgeflecht<br />

<strong>de</strong>s Dr. Günther Forgber <strong>und</strong> somit<br />

auch <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

Hauptabteilung I zuzuordnen. Sie war mit <strong>de</strong>r Expo rt<br />

-contact AG in Zürich verb<strong>und</strong>en.<br />

Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

benutzte Wolfram Zahn die Geschäftsräume <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

zur Abwicklung von Embargogeschäften.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Exportcontact AG<br />

Ort:<br />

CH-8032 Zürich, Gemein<strong>de</strong>straße 26 <strong>und</strong><br />

Staeblistraße 9-11<br />

Gründung:<br />

26. März 1968<br />

Gr<strong>und</strong>kapital:<br />

CHF 350.000<br />

Leitung:<br />

Iso Lenzlinger (VR)<br />

Zweck:<br />

Exportför<strong>de</strong>rung<br />

Gesellschafter:<br />

Exportcontact Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Wien<br />

Bemerkung:<br />

Die Exportcontact AG in Zürich ist <strong>de</strong>m Unternehmensgeflecht<br />

<strong>de</strong>s Günther Forgber <strong>und</strong> somit auch<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung, Hauptabteilung<br />

I zuzuordnen.<br />

Die Geschäftsführung wur<strong>de</strong> über die Exportcontact<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH in Wien geleitet. Am 4. Mai<br />

1990 erfolgte ein Domizilwechsel von Zü rich nach<br />

Zug.<br />

Impag Technisches Beratungsorgan für Importe von<br />

Anlagen <strong>und</strong> Geräten - Ingenieurbüro<br />

Ort:<br />

DDR-1034 Berlin, Pintschstraße 20<br />

Gründung:<br />

1. Januar 1976 (geschätzt)<br />

Leitung:<br />

Karl-Heinz Tasselkraut (GF)<br />

Zweck:<br />

Nach Angaben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esverwaltungsamtes war <strong>de</strong>r<br />

Unternehmenszweck die Realisierung von Beschaffungsaufträgen<br />

für die Intertechna GmbH. Karl-<br />

Heinz Tasselkraut hat dagegen behauptet, daß die<br />

Impag zu keinem Zeitpunkt ein Beschaffungsunternehmen<br />

für die Intertechna GmbH war, son<strong>de</strong>rn eine<br />

selbständige Einheit im Bereich Sektor Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik (SWT) <strong>de</strong>s MfS (HVA) (vgl. Fünfter Teil,<br />

C.IV., RG 7).<br />

Bemerkung:<br />

Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s Untersuchungsauschusses<br />

wur<strong>de</strong> die Impag im Auftrag <strong>de</strong>r HVA gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Karl-Heinz Tasselkraut fungierte ebenfalls von 1969<br />

bis 1974 als Geschäftsführer <strong>de</strong>r Intertechna GmbH.<br />

1983 eröffnete die Impag bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG das Konto 0806. Zeichnungsberechtigt waren<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, Abteilungsleiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Karl-Heinz Tasselkraut, hauptamtlicher Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r HVA, <strong>und</strong> Major Bernd Ka<strong>de</strong>n, Leiter <strong>de</strong>s Referates<br />

6 „Beschaffung von Embargotechnik <strong>und</strong> Koordinierung<br />

<strong>de</strong>r Beschaffung" <strong>de</strong>r Abt. XIV <strong>de</strong>s Sektors<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Technik (SWT). Die Hauptabteilung<br />

I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung war<br />

für die Finanzierung <strong>de</strong>r nachrichtendienstlichen Aktivitäten<br />

dieses Unternehmens zuständig. Das Unternehmen<br />

ist <strong>de</strong>r Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zuzuordnen.<br />

-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong><br />

Als mögliches Nachfolgeunternehmen fungiert die<br />

Tape Gesellschaft für Beratung, Service <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l<br />

GmbH mit i<strong>de</strong>ntischem Unternehmenssitz.<br />

Industriebüro G ünther Forgber<br />

Ort :<br />

DDR-1080 Berlin, Leipziger Straße 60<br />

Gründung:<br />

1. Januar 1976 (geschätzt)<br />

Leitung:<br />

Dr. Günther Forgber, Peer Ikier<br />

Zweck:<br />

Han<strong>de</strong>l mit Waren aller Art; Beschaffung von Embargogütern<br />

für die DDR<br />

Bemerkung:<br />

Das Industriebüro Günther Forgber in Berlin ist <strong>de</strong>m<br />

Unternehmensgeflecht <strong>de</strong>s Dr. Günther Forgber <strong>und</strong><br />

somit auch <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

Hauptabteilung I zuzuordnen.<br />

Dieses Büro wur<strong>de</strong> ca. 1976 zur Vertretung <strong>de</strong>r gemischten<br />

Gesellschaften <strong>de</strong>s AHB Carl Zeiss Jena ger<strong>und</strong>et.<br />

Zu diesen gemischten Gesellschaften gehörten<br />

die Unternehmen C. Z. Scientific Instruments Ltd.<br />

in England, die Compagnie Generale <strong>de</strong> Physique in<br />

Frankreich <strong>und</strong> die AK Optik Instrument AB in<br />

Schwe<strong>de</strong>n.<br />

Außer<strong>de</strong>m vertrat das Büro im Auftrag Dr. Forgbers<br />

<strong>und</strong> mit <strong>de</strong>ssen Vollmacht westliche Embargolieferanten<br />

in <strong>de</strong>r DDR.<br />

Kometa<br />

Ort :<br />

CH-Zürich, Bahnhofstraße 32<br />

Leitung:<br />

Oswald Bühler VR<br />

Bemerkung:<br />

Bei <strong>de</strong>r Kometa han<strong>de</strong>lt es sich wahrscheinlich um ein<br />

Tarnunternehmen <strong>de</strong>s Konzerns F.C. Gerlach Expo rt<br />

rt .<br />

-Impo<br />

Präsidial-Anstalt<br />

Ort :<br />

FL-9490 Vaduz, Aeulestraße 38<br />

Leitung:<br />

Dr. Rossetti<br />

Bemerkung:<br />

Die Präsidial-Anstalt ist eine Domizilstelle, die als<br />

Dienstleistungsunternehmen Firmen grün<strong>de</strong>t <strong>und</strong> zur<br />

Verfügung stellt. Sie gehört indirekt <strong>de</strong>m liechtensteinischen<br />

Fürstenhaus. Max Moser-Bucher (freier Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten in Zü rich)<br />

hat über die Präsidial-Anstalt verschie<strong>de</strong>ne Anstalten<br />

<strong>und</strong> Stiftungen im Auftrag <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung grün<strong>de</strong>n lassen. Verwaltungsräte in<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Anstalten waren Mitarbeiter <strong>de</strong>r Präsidial-Anstalt.<br />

Die Präsidial-Anstalt übernahm die<br />

Funktion eines Dienstleistungsunternehmens, in<strong>de</strong>m<br />

sie für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Briefkasten-Holdings in Liechtenstein grün<strong>de</strong>te.<br />

Regula S.A.<br />

Ort:<br />

L-1021 Luxemburg, bd. G.-D. Charlotte<br />

(Bolte postale 2117)<br />

Han<strong>de</strong>lsregister:<br />

eingetragen im Gr<strong>und</strong>buch, Spezialsammlung <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaften <strong>und</strong> Vereinigungen C Nummer 249<br />

vom 28.10.1977<br />

Gründung:<br />

22. Juli 1977<br />

Stammkapital:<br />

Stand 1982: FF 1 Mio.<br />

Leitung:<br />

Bob Biau<strong>de</strong>t (Direktor)<br />

Zweck:<br />

u.a. Verkauf von Humanalbumin an die DDR, Provisionsgeschäfte<br />

durch Vermittlertätigkeit mit <strong>de</strong>r DDR<br />

Gesellschafter:<br />

Stand 1982: Isaac Seligson 59,4 %, EVILAN Holding<br />

S.A. 40 %, Stefan Seligson 0,1 %, Anita Borg 0,1 %,<br />

Peter Seligson 0,1 %, Manuela Gietz 0,1 %, Lucien<br />

Hengen 0,1 %, Danny Hengen 0,1 %<br />

Bemerkung:<br />

Das Unternehmen hatte bis 1991 ein Kontaktbüro im<br />

Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum GmbH (IHZ) in Berlin.<br />

1986 hat die Regula S.A., Luxemburg, wahrscheinlich<br />

Konkurs angemel<strong>de</strong>t. Bob Biau<strong>de</strong>t grün<strong>de</strong>te<br />

daraufhin die Regula A.G. in <strong>de</strong>r Schweiz, <strong>de</strong>ren Inhaber<br />

er auch wur<strong>de</strong>. Der B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

ordnete diese Unternehmen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zu. Die Erkenntnisse <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

lassen aber eher vermuten, daß<br />

es sich bei bei<strong>de</strong>n Unternehmen nur um Geschäftspartner<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

han<strong>de</strong>lte. Bei<strong>de</strong> Unternehmen hatten insbeson<strong>de</strong>re<br />

zur BIEG, einem Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Geschäftskontakte.<br />

VE AHB Textil Commerz<br />

Ort:<br />

DDR-1080 Berlin, Unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n 62/68<br />

Leitung:<br />

Hans Joachim Herzer (ab 1969 stellvertreten<strong>de</strong>r GD);<br />

Stand 14. September 1972: Herbert Vorpahl (GD),<br />

Kurt Epperlein, Gertrud Konrad, Irmgard Neidhard<br />

(alle stellvertreten<strong>de</strong> GD), Lothar Zaunseil, Klaus<br />

Braunsdorf (bei<strong>de</strong> Kontordirektoren)<br />

Zweck:<br />

Im- <strong>und</strong> Export von Textilien <strong>und</strong> Textilprodukten<br />

Bemerkung:<br />

Es fand eine enge Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m VE AHB<br />

Textil Commerz, insbeson<strong>de</strong>re bei Umgehungsgeschäften<br />

im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l statt. Mit Weisung<br />

4/73 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r VE AHB Textil Commerz von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski angewiesen, zusammen mit<br />

<strong>de</strong>r Zentral-Kommerz <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH Textilson<strong>de</strong>rgeschäfte zur Erwirtschaftung<br />

von Verrechnungseinheiten (VE) durchzuführen.<br />

Inwieweit Dr. Schalck-Golodkowski gegenüber<br />

<strong>de</strong>m VE AHB bzw. einzelner Abteilungen <strong>de</strong>s VE<br />

AHB weisungsberechtigt war, konnte aus <strong>de</strong>n Unterlagen<br />

nicht ermittelt wer<strong>de</strong>n.


Hinzu kommen nach neueren Erkenntnissen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

folgen<strong>de</strong> weitere Unternehmen:<br />

Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa<br />

Ort :<br />

FL-9490 Vaduz, Aeulestraße 38<br />

Han<strong>de</strong>lsregister:<br />

Öffentlichkeitsregisteramt Vaduz H.599/89<br />

Gründung:<br />

14. April 1980<br />

Stammkapital:<br />

CHF 30.000<br />

Leitung:<br />

Tim Schnei<strong>de</strong>r VR, Liliane Rie<strong>de</strong>rer (VR), Dr. Albe rt<br />

Mayer (VR), Adolf Fehr (VR), Peter Wirtz (VR), Dr. Peter<br />

Ritter (VR <strong>und</strong> ab 21.3.1991 Liquidator)<br />

Zweck:<br />

Erwerb, Verwaltung <strong>und</strong> die Veräußerung von Vermögenswerten<br />

jeglicher A rt, insbeson<strong>de</strong>re auch von<br />

Immobilien für eigene <strong>und</strong> frem<strong>de</strong> Rechnung, die Finanzierung<br />

von <strong>und</strong> die Beteiligung an industriellen<br />

<strong>und</strong> kommerziellen Unternehmungen jeglicher A rt .<br />

Bemerkung:<br />

Diese Anstalt führte bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten<br />

das Nummernkonto 12332 „Septo/Seperato".<br />

Das Konto wur<strong>de</strong> zu einem unbekannten Zeitpunkt<br />

von <strong>de</strong>r Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa für die Hauptabteilung II<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zum Ankauf<br />

von Wertpapieren eröffnet. Am 2. Oktober 1989<br />

erhielten Dr. Schalck-Golodkowski, Sigrid Schalck-<br />

Golodkowski, Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Max Moser-Bucher<br />

eine Vollmacht für dieses Konto. Das Konto<br />

12332 hatte drei Unterkonten, hiervon wur<strong>de</strong>n zwei in<br />

USD <strong>und</strong> eins in DM geführt.<br />

Die Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa unterhielt ebenfalls Konten bei<br />

<strong>de</strong>r Otto Scheuermann Bank KG in Berlin (West), Kontonummern:<br />

184 743 01-03 <strong>und</strong> 184 743 77; bevollmächtigt<br />

für das Unterkonto 184 743 01 war Max Moser-Bucher,<br />

für die an<strong>de</strong>ren Konten Jürgen Keller.<br />

Laut Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski am 10.<br />

Januar 1994 bei <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

waren die Konten reine Arbeits- bzw. Durchlaufkonten.<br />

Bei <strong>de</strong>r Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa han<strong>de</strong>lte es sich um ein Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

welches <strong>de</strong>r Abteilung Firmen zuzuordnen war.<br />

Am 4. Dezember 1991 wur<strong>de</strong> - nach Angaben <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt, Berlin - die Liquidation <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

abgeschlossen. Der Liquidationserlös wur<strong>de</strong><br />

durch die Obergesellschaft Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH vereinnahmt.<br />

Novum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

Ort :<br />

DDR-1130 Berlin, Wönnichstraße 69-71<br />

Han<strong>de</strong>lsregister:<br />

AG Berlin-Charlottenburg HRB 35794 (umgeschrieben<br />

vom HR Berlin-Mitte Nr. 4984)<br />

Gründung:<br />

31. Mai 1951<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Stammkapital:<br />

50.000 Mark <strong>de</strong>r DDR<br />

Leitung:<br />

ab 1951 wechselnd, zuletzt ab 1973 Rudolfine Steindling<br />

(GF'in), Helmut Fürböck (GF bis 1977), Johann<br />

Hanzlicek (GF 1977 bis 1983), Dieter Hellmuth (GF ab<br />

1990), Hannelore Schulz <strong>und</strong> Karl Salzner (bis 1990)<br />

Prokuristen, 1992 GF <strong>und</strong> Prokuristen durch THA abberufen<br />

Zweck:<br />

Vermittlung von Han<strong>de</strong>lsgeschäften aller Art<br />

Gesellschafter:<br />

ab 1951 wechselnd, zuletzt ab 1978 Rudolfine Steindling<br />

<strong>und</strong> Johann Hanzlicek mit je 50 % treuhän<strong>de</strong>risch<br />

für die VOB Zentrag <strong>de</strong>r SED, Steindling wur<strong>de</strong><br />

1983 auf Weisung <strong>de</strong>r Zentrag Alleingesellschafterin<br />

Bemerkungen:<br />

Die Novum ist eine Ost-Berliner Han<strong>de</strong>lsgesellschaft,<br />

die wie ihre 100%ige Tochter Transcarbon Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH treuhän<strong>de</strong>risch für die SED bis zur<br />

Wen<strong>de</strong> von Österreichern geführt wur<strong>de</strong>. Novum vermittelte<br />

- wie die Transinter-Betriebe im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung - auf Provisionsbasis hauptsächlich<br />

Geschäfte im Im- <strong>und</strong> Expo rt zwischen AHB<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> österreichischen Unternehmen, z.B.<br />

VOEST-Alpine, <strong>und</strong> gab sich nach außen <strong>de</strong>n Anschein<br />

eines österreichischen Unternehmens. Im Zuge<br />

<strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> versucht, notarielle Treuhan<strong>de</strong>rklärungen<br />

zugunsten <strong>de</strong>r SED vernichten zu lassen.<br />

In <strong>de</strong>n Bilanzen wur<strong>de</strong>n Bankkonten <strong>de</strong>r Novum <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Transcarbon in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> in Österreich verschwiegen.<br />

Durch Transaktionen zwischen Deutschland,<br />

Osterreich <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Schweiz zwischen 1990 <strong>und</strong><br />

1993 mit Geldabflüssen zu ca. 60 verschie<strong>de</strong>nen Banken<br />

wur<strong>de</strong>n Guthaben auf Novum- <strong>und</strong> Transcarbon-<br />

Konten in einer Gesamthöhe von knapp 500 Mio. DM<br />

durch die Alleingesellschafterin Steindling veruntreut.<br />

In zahlreichen Gerichtsverfahren im In- <strong>und</strong><br />

Ausland wird von Steindling <strong>und</strong> <strong>de</strong>r KPÖ bisher erfolglos<br />

behauptet, Novum <strong>und</strong> Transcarbon seien Eigentum<br />

<strong>de</strong>r KPO gewesen. Dem entgegen stehen neben<br />

<strong>de</strong>n notariellen Treuhan<strong>de</strong>rklärungen fast aller,<br />

auch früheren Gesellschaften, zahlreiche weitere Beweismittel,<br />

die die Bindung an die SED belegen.<br />

Carnet S.A.<br />

Ort:<br />

E-Madrid 10, Miguel angel 1 Bis<br />

Gründung:<br />

1. April 1978<br />

Leitung:<br />

Felsen<br />

Gesellschafter:<br />

März-Konzern<br />

Zweck:<br />

Industrievertretungen <strong>und</strong> Beratungen für Chemie,<br />

Agrar <strong>und</strong> Metallurgie<br />

Bemerkung:<br />

Die Camet S.A. wur<strong>de</strong> 1978 von Josef März <strong>und</strong><br />

Werner Weber gegrün<strong>de</strong>t, um Provisionszahlungen<br />

<strong>de</strong>r März-Gruppe an die Ca rnet in Berlin (Ost) in frei<br />

konvertierbaren Devisen statt Verrechnungseinheiten<br />

(VE) abwickeln zu können. Die März-Gruppe<br />

<strong>und</strong> ihr Beauftragter in Spanien hielten die Aktien.<br />

Ab 1982 sollte die Carnet in Berlin (Ost) bzw. Wer-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ner Weber die Anteile an <strong>de</strong>r Ca rnet S.A. treuhän<strong>de</strong>risch<br />

für die März-Gruppe halten. Ebenfalls 1982<br />

gab es Pläne, ein weiteres Unternehmen, die Camet-<br />

International, auf <strong>de</strong>n Bahamas zu grün<strong>de</strong>n. Inwieweit<br />

diese Vorhaben verwirklicht wur<strong>de</strong>n, konnte<br />

nicht geklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wefo Anstalt für Werbung <strong>und</strong> Forschung<br />

Ort :<br />

9490 Vaduz, Landstraße 25<br />

Gründung:<br />

25. Oktober 1962<br />

Stammkapital:<br />

CHF 10.000<br />

Leitung:<br />

Ruth Lerche (Stand 1989); Dr. Willi Ospelt (Stand<br />

1994)<br />

Gesellschafter:<br />

Asimex Import-Export-Agentur (Stand 1989)<br />

Bemerkung:<br />

Die Wefo Anstalt für Werbung <strong>und</strong> Forschung ist ein<br />

Unternehmen, daß <strong>de</strong>r Asimex Import-Export-Agentur<br />

zuzurechnen ist <strong>und</strong> somit auch <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, Hauptabteilung I. Sie war<br />

eine Briefkastenfirma <strong>de</strong>r Asimex Import-Export-<br />

Agentur. Bei Provisionsgeschäften <strong>de</strong>r Asimex Import-Export-Agentur<br />

mit b<strong>und</strong>esrepublikanischen<br />

Unternehmen wur<strong>de</strong>n durch die Einschaltung <strong>de</strong>r<br />

Wefo freikonvertierbare Währungen (anstelle von<br />

Verrechnungseinheiten) erwirtschaftet. Die Gel<strong>de</strong>r<br />

wur<strong>de</strong>n über Liechtenstein in die DDR transferiert.<br />

Die Asimex Import-Export-Agentur führte über die<br />

Wefo ein Konto in verschie<strong>de</strong>nen Währungen bei <strong>de</strong>r<br />

Liechtensteiner Lan<strong>de</strong>sbank, zeichnungsberechtigt<br />

war Ruth Lerche, ebenfalls Geschäftsführerin <strong>de</strong>r Asimex<br />

Import-Export-Agentur. Dieses Konto wur<strong>de</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

einer mündlichen Anweisung von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski an Ruth Lerche eröffnet.<br />

In <strong>de</strong>r Diskussion als ein weiteres Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung war auch ein<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 30. Nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

gab es jedoch keinen Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

30. Lediglich Dr. Schalck-Golodkowski<br />

hat in seiner Vernehmung beim B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

einen Han<strong>de</strong>lsbereich 30 erwähnt. Gemeint war vermutlich<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s VE AHB Elektronik/Elektrotechnik.<br />

Desweiteren wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

zahlreiche Unternehmen benannt,<br />

die mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung zusammenarbeiteten.<br />

Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich in <strong>de</strong>r Regel<br />

um Geschäftspartner <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung in <strong>de</strong>r DDR, in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im Ausland. Außer<strong>de</strong>m sind einige<br />

Nachfolgeunternehmen ausgewiesen. Bei diesen<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um Unternehmen, die von ehemaligen<br />

Mitarbeitern o<strong>de</strong>r Geschäftspartnern <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung nach 1989 gegrün<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Im <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes wur<strong>de</strong>n im<br />

übrigen zu <strong>de</strong>n bislang im Zweiten Teilbericht zusammengefaßten<br />

Informationen Ergänzungen <strong>und</strong> Präzisierungen<br />

vorgenommen. Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

ist als Anlage beigefügt.<br />

3. Frühere Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung über<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Für ein Gesamtbild über die Organisation <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung lagen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

spätestens seit 1981 von seiten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

erste Informationen vor. Der<br />

BND konnte dabei auf <strong>Bericht</strong>e <strong>de</strong>s langjährigen Geschäftsführers<br />

<strong>de</strong>r Asimex Import-Export-Agentur<br />

<strong>und</strong> OibE Günther Asbeck aufbauen. Asimex Import-<br />

Export-Agentur war <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung<br />

<strong>de</strong>s MfS zugeordnet <strong>und</strong> unterstand im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>r Hauptabteilung I<br />

unter Leitung von Manfred Sei<strong>de</strong>l. Asbeck floh 1981<br />

über Ungarn in <strong>de</strong>n Westen <strong>und</strong> gab <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

u.a. einen Einblick in Organisation<br />

<strong>und</strong> Arbeitsweise <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> seine Verflechtung mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit.<br />

Im Jahre 1982 gelangten <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

weitere präzise Erkenntnisse über die Organisation<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

die Arbeitsweise ihm zugeordneter Unternehmen zur<br />

Kenntnis. Sie basierten auf <strong>de</strong>r Auswertung von Aussagen<br />

eines leiten<strong>de</strong>n Mitarbeiters eines Unternehmens<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, <strong>de</strong>r<br />

sich nach seiner Flucht in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst offenbarte.<br />

Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage dieser Informationen sowie<br />

weiterer Erkenntnisse konnte <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

im Jahre 1983 erstmals eine umfassen<strong>de</strong><br />

Darstellung über die Organisationsstruktur <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung vornehmen sowie<br />

Unternehmensverflechtungen beschreiben.<br />

Ingesamt gelang es <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst im<br />

Laufe <strong>de</strong>r Zeit, sechs nachrichtendienstliche Verbindungen<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung zu<br />

plazieren: einen Außenhan<strong>de</strong>lskaufmann (Sektionsleiter)<br />

bei <strong>de</strong>m Unternehmen Asimex Import-Export-<br />

Agentur, einen Gruppenleiter Kontor Chemie bei<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH,<br />

einen stellvertreten<strong>de</strong>n Generaldirektor <strong>de</strong>r BERAG,<br />

einen Direktor <strong>de</strong>r INTERCOOP AHG, einen Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r Asimex Import-Export-Agentur <strong>und</strong> einen<br />

Generaldirektor <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH.<br />

Bei <strong>de</strong>r Beobachtung kommunistischer Wirtschaftsunternehmen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r DKP stellte das B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

bereits Anfang <strong>de</strong>r 70er Jahre Zusammenhänge<br />

fest, die auch Rückschlüsse auf eine Steuerung aus<br />

<strong>de</strong>r DDR nahelegten. 1976 wur<strong>de</strong> für das B<strong>und</strong>esamt<br />

für Verfassungsschutz <strong>de</strong>utlich, daß in diesen Zusammenhängen<br />

das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l eine<br />

kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> seines Leiters Dr.<br />

Schalck-Golodkowski bei <strong>de</strong>r Steuerung <strong>de</strong>r kommunistischen<br />

Wirtschaftsunternehmen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DKP<br />

wur<strong>de</strong> spätestens 1983 nach einem Austausch <strong>de</strong>r Informationen<br />

zwischen <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz <strong>de</strong>utlich.<br />

Zu<strong>de</strong>m gelang es <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz,<br />

bei <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

tätigen sog. Parteifirmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> im Kurierdienst für die Geldtransporte<br />

zur DKP Quellen zu plazieren.


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

B. Stellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung im Partei- <strong>und</strong><br />

Staatsgefüge <strong>de</strong>r DDR<br />

I. Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

SED<br />

1. Stellung <strong>de</strong>r SED in <strong>de</strong>r DDR<br />

Der Führungsanspruch <strong>de</strong>r SED in Staat <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR war verfassungsrechtlich verankert.<br />

So wur<strong>de</strong> in Art. 1 <strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>r Staat als „politische<br />

Organisation <strong>de</strong>r Werktätigen in Stadt <strong>und</strong><br />

Land unter Führung <strong>de</strong>r Arbeiterklasse <strong>und</strong> ihrer<br />

marxistisch-leninistischen Partei" <strong>de</strong>finiert.<br />

Noch <strong>de</strong>utlicher wur<strong>de</strong> dieser alle gesellschaftlichen<br />

Bereiche umfassen<strong>de</strong> Führungsanspruch im Statut<br />

<strong>de</strong>r SED formuliert. Hier hieß es bereits in <strong>de</strong>r Präambel:<br />

„Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands<br />

als die höchste Form <strong>de</strong>r gesellschaftlich-politischen<br />

Organisation <strong>de</strong>r Arbeiterklasse, als ihr kampferprobter<br />

Vortrupp, ist die führen<strong>de</strong> Kraft <strong>de</strong>r sozialistischen<br />

Gesellschaft, aller Organisationen <strong>de</strong>r Arbeiterklasse<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Werktätigen, <strong>de</strong>r staatlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Organisationen" .<br />

Dementsprechend hat die SED diesen allumfassen<strong>de</strong>n<br />

Führungsanspruch auch im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n ihm zugeordneten Unternehmen<br />

in <strong>de</strong>r DDR umgesetzt. Parteisekretäre<br />

<strong>und</strong> die sog. SED-Gr<strong>und</strong>organisationen (Partei-Betriebsgruppen)<br />

waren gemäß Statut für „die Sicherung<br />

<strong>de</strong>s politisch-i<strong>de</strong>ologischen <strong>und</strong> organisatorischen<br />

Einflusses <strong>de</strong>r Partei zur Verwirklichung ihrer<br />

führen<strong>de</strong>n Rolle in allen gesellschaftlichen Bereichen"<br />

verantwortlich. Für die Mitarbeiter im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung war die Parteimitgliedschaft<br />

fast ausnahmslos verpflichtend.<br />

Die beson<strong>de</strong>rs enge Verbindung zwischen <strong>de</strong>r SED<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung manifestierte<br />

sich in <strong>de</strong>m Umstand, daß dieser als staatliche<br />

Institution zwar <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

angeglie<strong>de</strong>rt war, in <strong>de</strong>r Leitung jedoch unmittelbar<br />

<strong>de</strong>m Sekretariat <strong>de</strong>s Zentralkomitees (ZK) <strong>de</strong>r<br />

SED unterstand. Mit Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s ZK<br />

<strong>de</strong>r SED vom 2. November 1976 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Staatssekretär<br />

im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Dr.<br />

Schalck-Golodkowski, direkt <strong>de</strong>m Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>und</strong> Sekretär <strong>de</strong>s ZK, Dr. Günter Mittag, unterstellt<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 100, S. 719). Auf <strong>de</strong>m XI. Parteitag <strong>de</strong>r<br />

SED im Jahre 1986 wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zum Mitglied <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED gewählt, nach<strong>de</strong>m er<br />

schon seit 1952 immer be<strong>de</strong>utsamere Parteiämter ausgeübt<br />

hatte. Die erste Parteifunktion im Außenhan<strong>de</strong>lsbereich<br />

erhielt er 1962 durch seine Wahl zum 1.<br />

Sekretär <strong>de</strong>r neugegrün<strong>de</strong>ten Kreisparteiorganisation<br />

Außenhan<strong>de</strong>l.<br />

So war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung zwar<br />

einerseits mit staatlichen Funktionen betraut, an<strong>de</strong>-<br />

rerseits jedoch in Stellung <strong>und</strong> Aufgaben einer ZK<br />

Abteilung vergleichbar o<strong>de</strong>r sogar darüber angesie<strong>de</strong>lt.<br />

Im Gegensatz zu allen an<strong>de</strong>ren Ministerien bzw.<br />

<strong>de</strong>ren Organisationseinheiten gab es im ZK für <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung keine korrespondieren<strong>de</strong><br />

Abteilung, die Weisungs- o<strong>de</strong>r Kontrollbefugnisse<br />

gehabt hätte. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

selbst war Inhaber eines ZK-Abteilungsleiter-Ausweises.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt wer<strong>de</strong>n, daß alle<br />

gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>n Entscheidungen für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung Parteientscheidungen<br />

waren. So übte er zwar eine staatlich-exekutive Tätigkeit<br />

aus, die Anleitung hierzu erfolgte jedoch ausschließlich<br />

von <strong>de</strong>r Parteispitze, d.h. durch Dr. Günter<br />

Mittag <strong>und</strong> E rich Honecker.<br />

2. Politische Anleitung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

a) Weisungen von SED-Generalsekretär Honecker<br />

<strong>und</strong> Politbüro-Mitglied Dr. Mittag<br />

--<br />

Durch die oben erwähnte Unterstellung ergab sich<br />

eine direkte Weisungslinie Honecker, Dr. Mittag, Dr.<br />

Schalck-Golodkowski, wobei die formale Unterstellung<br />

im Jahre 1976 nur eine bereits zuvor geübte Praxis<br />

bestätigte. Faktisch war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung seit seiner Gründung Dr. Günter Mittag<br />

zugeordnet (11. Sitzung, Protokoll S. 61).<br />

Unmittelbaren Zugang zu Honecker hatte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski vor allem im Bereich <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen<br />

Verhandlungen, wo er eine Schlüsselstellung<br />

innehatte (vgl. Zweiter Teil, J.III., Dr. Schalck-<br />

Golodkowski als Verhandlungspartner in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen). Durch Vermittlung Dr. Mittags<br />

wuchs Dr. Schalck-Golodkowski zunehmend in<br />

seine Doppelrolle als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> als Verhandlungsführer in<br />

vertraulichen Angelegenheiten mit hochgestellten<br />

Vertretern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland hinein.<br />

Seine Vollmachten für letztere Funktion erhielt er direkt<br />

von Erich Honecker, <strong>de</strong>r auch seine Direktiven für<br />

die Verhandlungen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

genehmigte. Dr. Schalck-Golodkowski führte in<br />

einer Vernehmung beim B<strong>und</strong>eskriminalamt hierzu<br />

aus: „Ich habe meine Verhandlungsdirektiven im wesentlichen<br />

selbst verfaßt. Entsprechend war meine politische<br />

Stellung zwar außeror<strong>de</strong>ntlich hoch, ich blieb<br />

aber immer <strong>de</strong>r Mann, <strong>de</strong>r vorgela<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>."<br />

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, wie<br />

konsequent Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gegen jegliche Kontrol-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

le <strong>und</strong> Einflußnahme von außen abschottete <strong>und</strong><br />

gleichzeitig seine eigene Machtfülle ausbaute. Wie an<br />

späterer Stelle noch ausführlicher dargestellt wird,<br />

gelang es ihm z.B. durch die von ihm initiierte Gründung<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(AG BKK) im Ministerium für Staatssicherheit<br />

(MfS), die allein für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zuständig war, <strong>de</strong>ssen Einwirkung von<br />

außen in <strong>de</strong>n Bereich hinein zu kanalisieren <strong>und</strong> dadurch<br />

zu begrenzen. Wie bereits ausgeführt, war <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gegenüber <strong>de</strong>m<br />

SED-Parteiapparat gleichermaßen abgeschottet.<br />

b) Vorgaben für einzelne Tätigkeitsbereiche<br />

Politische Vorgaben im eigentlichen Sinn, d.h. eine politisch-i<strong>de</strong>ologische<br />

Beeinflussung <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, hat es,<br />

abgesehen von <strong>de</strong>r Maßgabe, einen größtmöglichen<br />

Devisengewinn zu erzielen bzw. durch die Beschaffung<br />

westlicher Hochtechnologie die DDR-Wirtschaft<br />

leistungsfähiger zu machen, nicht gegeben. Auch politisch<br />

brisante Verhaltensweisen, z.B. <strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

IMES GmbH <strong>und</strong> Ingenieur-Technischer<br />

Außenhan<strong>de</strong>l (ITA), die unter an<strong>de</strong>rem damals<br />

kriegführen<strong>de</strong> Staaten wie Iran <strong>und</strong> Irak gleichzeitig<br />

mit Waffen belieferten, beruhten nicht auf entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Vorgaben. Vielmehr wur<strong>de</strong>n politische Be<strong>de</strong>nken<br />

hintan gestellt, um <strong>de</strong>m Ziel einer maximalen<br />

Gewinnerwirtschaftung gerecht wer<strong>de</strong>n zu können. So<br />

wur<strong>de</strong> im hiergenannten Beispiel, um das im Irak-Geschäft<br />

stark engagierte Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

ITA nicht zu diskreditieren, <strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>m<br />

Iran zunächst über die Arbeitsgruppe 10 <strong>de</strong>r Transinter<br />

GmbH <strong>und</strong> später über das neugegrün<strong>de</strong>te Unternehmen<br />

IMES GmbH abgewickelt. In seiner Vernehmung<br />

zum Themenkomplex Waffenhan<strong>de</strong>l vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bestätigte Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

daß es keine politischen Be<strong>de</strong>nken gegeben habe,<br />

Waffen auch an nicht befre<strong>und</strong>ete Staaten zu liefern.<br />

(145. Sitzung, Protokoll S. 89, 92).<br />

3. Verflechtung mit <strong>de</strong>m Politbüro <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Se-<br />

kretariat <strong>de</strong>s Zentralkomitees (ZK) <strong>de</strong>r SED<br />

a) Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz <strong>de</strong>s Politbüros<br />

Außer <strong>de</strong>m Einsetzungsbeschluß <strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong><br />

sehr knappen sowie unpräzisen Äußerungen Dr. Mittags<br />

<strong>und</strong> Dr. Herta Königs, stellvertreten<strong>de</strong> Ministerin<br />

<strong>de</strong>r Finanzen, in <strong>de</strong>n Vernehmungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

liegen zur AG Zahlungsbilanz<br />

<strong>de</strong>s Politbüros keine Erkenntnisse vor. Es kann hier<br />

jedoch festgestellt wer<strong>de</strong>n, daß die 1982 gegrün<strong>de</strong>te<br />

<strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission angesie<strong>de</strong>lte<br />

AG Zahlungsbilanz von erheblich größerer Be<strong>de</strong>utung<br />

war. Deren Tätigkeit ist gut dokumentiert <strong>und</strong><br />

wird an an<strong>de</strong>rer Stelle <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s behan<strong>de</strong>lt (vgl.<br />

Zweiter Teil, B. II. 4. a), Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen).<br />

tag bestimmt. Neben Dr. Schalck-Golodkowski, Horst<br />

Sölle <strong>und</strong> Dr. Gerhard Beil gehörten Mitglie<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />

Sekretäre <strong>de</strong>s ZK sowie Minister o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Stellvertreter,<br />

die mit wirtschaftlichen Fragen befaßt waren,<br />

zur Arbeitsgruppe. Insgesamt hatte die AG Zahlungsbilanz<br />

16 Mitglie<strong>de</strong>r.<br />

Hauptaufgabe dieser Arbeitsgruppe war es, im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Haushaltsplanung durch entsprechen<strong>de</strong><br />

Vorgaben an die Industrie <strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

Deviseneinnahmen nach Möglichkeit zu maximieren<br />

<strong>und</strong> Devisenausgaben (Importe) zu minimieren<br />

(106(a). Sitzung, Protokoll S. 61 f.). Obwohl diese<br />

Arbeitsgruppe bis 1989 existierte, war sie laut Aussage<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission<br />

<strong>und</strong> Leiters <strong>de</strong>r dort ab 1982 angesie<strong>de</strong>lten<br />

AG Zahlungsbilanz, Gerhard Schürer, zuletzt be<strong>de</strong>utungslos.<br />

Schürer vertrat in seiner Vernehmung<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß die Ansicht, daß<br />

dies von <strong>de</strong>r Parteiführung, insbeson<strong>de</strong>re Dr. Günter<br />

Mittag, gewollt war, um die Verantwortung für die zunehmend<br />

schlechter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>de</strong>m Ministerrat zuschieben zu können (146. Sitzung,<br />

Protokoll S. 6-7). Weitere Belege für die Tätigkeit<br />

<strong>und</strong> Verantwortlichkeiten <strong>de</strong>r AG Zahlungsbilanz<br />

beim Politbüro <strong>de</strong>r SED liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nicht vor.<br />

b) Arbeitsgruppe „BRD"<br />

Formell wur<strong>de</strong> die AG „BRD" durch die bereits mehrfach<br />

erwähnten Beschlüsse <strong>de</strong>s Politbüros vom 2. November<br />

1976 eingesetzt. Unter <strong>de</strong>r Leitung Dr. Günter<br />

Mittags wur<strong>de</strong>n hier alle Fragen <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen behan<strong>de</strong>lt <strong>und</strong> notwendige Entscheidungen<br />

vorbereitet. Dr. Schalck-Golodkowski war<br />

Mitglied dieser Arbeitsgruppe <strong>und</strong> gleichzeitig ihr Sekretär.<br />

In dieser Eigenschaft nahm er wesentlichen<br />

Einfluß, da er u.a. für die Aufstellung <strong>de</strong>r Tagesordnung<br />

verantwortlich war. Die weiteren Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppe waren zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Gründung<br />

Hermann Axen (Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Sekretär<br />

<strong>de</strong>s ZK), Werner Krolikowski (Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>und</strong> 1. Stellvertreter <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrates),<br />

Paul Verner (Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Sekretär<br />

<strong>de</strong>s ZK), Gerhard Schürer (Kandidat <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission)<br />

<strong>und</strong> Kurt Nier (Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für Auswärtige<br />

Angelegenheiten) (vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 87, S. 648). Zeitweise<br />

gehörten darüber hinaus Herbert Häber (Mitglied<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Sekretär <strong>de</strong>s ZK) <strong>und</strong> später<br />

auch Gunter Rettner (Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Internationale<br />

Beziehungen beim ZK) zur Arbeitsgruppe<br />

„BRD".<br />

Unklar blieb für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß, ab<br />

wann die AG BRD vor <strong>de</strong>m formellen Einsetzungsbeschluß<br />

bereits existierte. Dr. Mittag gab in seiner Vernehmung<br />

an, die Arbeitsgruppe sei bereits 1967 auf<br />

Durch Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED vom 2. Initiative Walter Ulbrichts ins Leben gerufen wor<strong>de</strong>n,<br />

November 1976 wur<strong>de</strong> neben an<strong>de</strong>ren Arbeitsgrup- <strong>de</strong>r auch Dr. Schalck-Golodkowski als <strong>de</strong>ren Sekretär<br />

pen <strong>und</strong> Kommissionen auch die Arbeitsgruppe Zah- vorgeschlagen habe. Dr. Schalck-Golodkowski seilungsbilanz<br />

gegrün<strong>de</strong>t (vgl. Erster Teilbericht, BT- nerseits sagte gegenüber <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichten-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 87, S. 643, 646 f.). dienst aus, die Arbeitsgruppe habe seit 1972 bestan-<br />

Zum Leiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n.<br />

Dr. Günter Mit


Dem Untersuchungsausschuß liegen sog. Feststellungsprotokolle<br />

einer „Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED" über die ökonomische <strong>und</strong> wissenschaftlich-technische<br />

Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland für <strong>de</strong>n<br />

Zeitraum ab 1974 vor.<br />

Alle Entscheidungsvorschläge zu Fragen <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen mußten nach Bestätigung<br />

durch die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r AG BRD vom Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe, Dr. Mittag, schriftlich <strong>de</strong>m Generalsekretär<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Honecker, zur Entscheidung<br />

o<strong>de</strong>r zur Kenntnisnahme vorgelegt wer<strong>de</strong>n. Entscheidungsvorlagen<br />

von gr<strong>und</strong>sätzlicher Be<strong>de</strong>utung<br />

wur<strong>de</strong>n nach Zeichnung durch Honecker von Dr. Mittag,<br />

später auch von <strong>de</strong>n zuständigen staatlichen<br />

Funktionären (stellvertreten<strong>de</strong> Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministerrats,<br />

Minister <strong>und</strong> Staatssekretäre), <strong>de</strong>m Politbüro<br />

bzw. <strong>de</strong>m Sekretariat <strong>de</strong>s ZK zur Entscheidung vorgelegt.<br />

Mit gleichem Wortlaut wur<strong>de</strong>n sie dann vom Ministerrat<br />

beschlossen, wodurch sie zu Regierungsbeschlüssen<br />

wur<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 33).<br />

Daß auch die AG BRD in maßgeblicher Weise unter<br />

<strong>de</strong>r Einflußnahme Dr. Schalck-Golodkowkis stand,<br />

zeigt sich an <strong>de</strong>r Tatsache, daß in <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

III <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung unter<br />

<strong>de</strong>r Leitung Dieter Pauls eine Expertengruppe aus Industrie-<br />

<strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>lsfachleuten existierte, die<br />

sozusagen als Sekretariat <strong>de</strong>r AG BRD fungierte <strong>und</strong><br />

sämtliche Vorarbeiten für diese zu leisten hatte (151.<br />

Sitzung, Protokoll S. 157-168).<br />

c) Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED<br />

Unter <strong>de</strong>n 41 Abteilungen <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED nahm die<br />

Abteilung Verkehr stets eine Son<strong>de</strong>rstellung ein. Seit<br />

<strong>de</strong>m Verbot <strong>de</strong>r Kommunistischen Partei Deutschlands<br />

(KPD) 1956 war es die Hauptaufgabe <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Verkehr, die KPD ver<strong>de</strong>ckt zu unterstützen. Bis<br />

1971 unterstand sie <strong>de</strong>m Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>r Zentralen Parteikontrollkommission<br />

(ZPKK), Hermann Matern, danach <strong>de</strong>m neugewählten<br />

Ersten Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Erich Honecker.<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr waren: Beyer bis Mitte<br />

<strong>de</strong>r 60er Jahre, danach Josef Steidl bis zu seinem<br />

Tod 1986, dann Dr. Julius Cebulla bis zur Ablösung<br />

Honeckers im Oktober 1989 <strong>und</strong> zuletzt Gunter<br />

Rettner.<br />

Nach <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>r KPD <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) 1969 galt<br />

es, diese sowie die Sozialistische Einheitspartei West-<br />

Berlins (SEW) zu unterstützen. So war es eine <strong>de</strong>r Aufgaben<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Verkehr, die Funktionäre <strong>de</strong>r<br />

sog. Bru<strong>de</strong>rparteien aus <strong>de</strong>m Westen während ihrer<br />

Aufenthalte in <strong>de</strong>r DDR umfassend zu betreuen. Hierzu<br />

gehörte <strong>de</strong>ren Unterbringung in <strong>de</strong>n parteieigenen<br />

Heimen, alle notwendigen Transporte durch einen eigenen<br />

Fahrdienst, medizinische Betreuung <strong>und</strong> vieles<br />

mehr (Dokument-Nr. 34).<br />

Eine weitere Aufgabe <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr war es,<br />

die ständige Verbindung zwischen <strong>de</strong>n Parteivorstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r DKP <strong>und</strong> SEW sowie <strong>de</strong>m ZK <strong>de</strong>r SED durch<br />

einen speziellen Kurierdienst sicherzustellen. Darüber<br />

hinaus wur<strong>de</strong>n alle Akten <strong>de</strong>r DKP <strong>und</strong> <strong>de</strong>r SEW<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

unter <strong>de</strong>r Aufsicht <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr in <strong>de</strong>r DDR<br />

archiviert (Dokument-Nr. 34).<br />

Die Hauptaufgabe <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr war jedoch<br />

zweifellos die Finanzierung <strong>de</strong>r DKP (die Finanzier<br />

ung <strong>de</strong>r SEW erfolgte durch die Abteilung Finanzverwaltung<br />

<strong>und</strong> Parteibetriebe, die finanzielle Unterstützung<br />

an<strong>de</strong>rer westlicher kommunistischer Parteien<br />

durch die Abteilung Internationale Verbindungen).<br />

Dies geschah vor allem auf zwei Wegen: Erstens<br />

durch parteieigene Firmen in <strong>de</strong>r DDR sowie im sog.<br />

Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet (NSW) <strong>und</strong><br />

zweitens durch direkte Zahlungen. Insgesamt belief<br />

sich die Finanzierung <strong>de</strong>r DKP zuletzt auf eine Summe<br />

von jährlich knapp 68 Mio. DM.<br />

Eines <strong>de</strong>r wichtigsten <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr unterstellten<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r DDR war die Phönix<br />

Druckerei <strong>und</strong> Verlag. Hier wur<strong>de</strong>n u.a. Druckerzeugnisse<br />

für die DKP hergestellt. Aus einem Umsatz<br />

von zuletzt ca. fünf Mio. Mark floß ein Bruttogewinn<br />

von über eine Mio. Mark an die SED (Dokument-Nr.<br />

34). Von weitaus größerer Be<strong>de</strong>utung waren die sog.<br />

Parteifirmen im sog. NSW, die 1976 jedoch aus <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Verkehr herausgelöst <strong>und</strong> vollständig <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung unterstellt wur<strong>de</strong>n.<br />

Die hier erzielten Gewinne dienten zur Finanzierung<br />

sowohl <strong>de</strong>r DKP als auch <strong>de</strong>r SED.<br />

Über die Abteilung Verkehr übermittelte <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r DKP jährlich <strong>de</strong>n Finanzbedarf an <strong>de</strong>n Generalsekretär<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Erich Honecker. Die<br />

Abteilung Verkehr erstellte hierauf einen <strong>de</strong>taillierten<br />

Finanzplan (verantwortlich war <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong><br />

Abteilungsleiter Frie<strong>de</strong>l Trappen), für <strong>de</strong>ssen Durchführung<br />

sie auch zuständig war. Die hierfür verwen<strong>de</strong>ten<br />

Gel<strong>de</strong>r kamen zu einem Teil von <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Finanzen <strong>und</strong> Parteibetriebe <strong>de</strong>s ZK (sog. Fond I) <strong>und</strong><br />

zu einem Teil direkt vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(sog. Fond II). Es bleibt jedoch festzuhalten,<br />

daß die Abteilung Verkehr lediglich für die organisatorische<br />

Abwicklung <strong>de</strong>r Zahlungen an die DKP zuständig<br />

war. Auf die Verwendung dieser Mittel hatte<br />

sie keinen Einfluß. Die politisch-i<strong>de</strong>ologische Steuerung<br />

<strong>de</strong>r DKP erfolgte durch die Abteilung für Internationale<br />

Politik <strong>und</strong> Wirtschaft (IPW, früher West-<br />

Abteilung) <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED.<br />

Die trotz dieser Einschränkung wesentliche Rolle <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Verkehr wird in einem späteren Kapitel <strong>de</strong>taillierter<br />

behan<strong>de</strong>lt.<br />

II. Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

im Staatsaufbau<br />

1. Verflechtung mit <strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit<br />

Vier Monate nach Proklamierung <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong><br />

durch Gesetz vom 8. Februar 1950 das Ministerium<br />

für Staatssicherheit (MfS) gegrün<strong>de</strong>t. Das Gesetz<br />

legte lediglich die Umwandlung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern unterstellten Hauptverwaltung zum<br />

Schutze <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR in ein selbständiges<br />

Ministerium für Staatssicherheit fest, enthielt<br />

aber keinerlei Bestimmungen zu <strong>de</strong>n Aufgaben <strong>und</strong><br />

Zuständigkeiten <strong>de</strong>s Ministeriums. Zum ersten Mini-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ster für Staatssicherheit wur<strong>de</strong> Wilhelm Zaisser ernannt.<br />

Er wur<strong>de</strong> 1953 durch Ernst Wollweber abgelöst.<br />

Von 1957 bis zum 13. November 1989 wur<strong>de</strong> das<br />

Ministerium durch Erich Mielke geleitet. Der Aufbau<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit erfolgte mit gro<br />

ßer Unterstützung <strong>de</strong>r sowjetischen Sicherheitskräfte,<br />

wobei Strukturen <strong>und</strong> Arbeitsmetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s sowjetischen<br />

Geheimdienstes bis ins Detail übernommen<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Tätigkeit <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

war gesetzlich nicht speziell geregelt. Es existierten<br />

zwar einige Vorschriften, z.B. im Volkspolizei- <strong>und</strong><br />

Wehrdienstgesetz, die am Ran<strong>de</strong> auch partielle Befugnisse<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit regelten,<br />

ansonsten arbeitete das Ministerium jedoch ausschließlich<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage interner Richtlinien,<br />

Dienstanweisungen <strong>und</strong> Befehle, die vom Minister für<br />

Staatssicherheit selbst erlassen wur<strong>de</strong>n. Laut <strong>de</strong>s bis<br />

zuletzt gelten<strong>de</strong>n internen Statuts vom 30. Juli 1969<br />

waren für die Tätigkeit <strong>de</strong>s Ministeriums dabei neben<br />

<strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> staatlichen Rechtsvorschriften<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats, <strong>de</strong>s Staatsrats <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Volkskammer in erster Linie das Programm <strong>de</strong>r SED<br />

sowie die Beschlüsse <strong>de</strong>s Zentralkomitees <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>r SED maßgebend. (Vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 8, S. 62)<br />

Das Statut legte auch die Hauptaufgaben <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit fest. Die Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums für Staatssicherheit lag da rin, daß es mit<br />

umfassen<strong>de</strong>n Kompetenzen ausgestattet war. Es<br />

konnte die Aufgaben einer politischen Geheimpolizei,<br />

einer Untersuchungsbehör<strong>de</strong> bei sog. Staatsverbrechen<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren sog. politischen Delikten sowie<br />

eines geheimen Nachrichtendienstes wahrnehmen.<br />

Das Ministerium für Staatssicherheit war gemäß Statut<br />

formal ein Organ <strong>de</strong>s Ministerrats, hatte aber von<br />

Anfang an <strong>de</strong>n Charakter eines „unverzichtbaren<br />

Herrschaftsinstrumentes" <strong>de</strong>r Parteiführung <strong>de</strong>r SED,<br />

<strong>de</strong>ren Führungsanspruch seit Anfang 1968 auch in<br />

<strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen Republik<br />

festgeschrieben war. Nicht nur Wollweber <strong>und</strong><br />

Mielke beriefen sich wie<strong>de</strong>rholt auf die Führungsrolle<br />

<strong>de</strong>r Partei. Auch aus zahlreichen Dokumenten geht<br />

ein<strong>de</strong>utig hervor, daß das Ministerium für Staatssicherheit<br />

im Gr<strong>und</strong>e in erster Linie Befehle <strong>de</strong>r SED-<br />

Führung umsetzte. Laut Aussage <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik,<br />

Joachim Gauck, war die SED „das Leitungsorgan<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums <strong>und</strong> nicht umgekehrt" . Das<br />

ganze Selbstverständnis <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

habe auf <strong>de</strong>r Formel „Schwert <strong>und</strong> Schild<br />

<strong>de</strong>r Partei" zu sein, beruht. Der Einfluß <strong>de</strong>r SED wur<strong>de</strong><br />

insbeson<strong>de</strong>re auch über die sog. Ka<strong>de</strong>rpolitik (in<br />

etwa: Personalpolitik) umgesetzt. In keiner an<strong>de</strong>ren<br />

Institution <strong>de</strong>r DDR war daher <strong>de</strong>r Anteil von Parteiangehörigen<br />

so hoch wie im Ministerium für Staatssicherheit.<br />

Aus <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Rolle <strong>de</strong>r SED ergab sich zwangsläufig,<br />

daß das Ministerium für Staatssicherheit in erster<br />

Linie je<strong>de</strong> Opposition gegen die Partei zu bekämpfen<br />

hatte. Je stärker die SED glaubte, um die Sicherheit<br />

ihrer Macht fürchten zu müssen, <strong>de</strong>sto größere<br />

Dimensionen <strong>und</strong> Kompetenzen erhielt das Mini<br />

sterium für Staatssicherheit. Während Anfang <strong>de</strong>r<br />

50er Jahre etwa 4.000 Mitarbeiter für das Ministerium<br />

tätig waren, wird die Zahl <strong>de</strong>r Hauptamtlichen Mitarbeiter<br />

En<strong>de</strong> 1989 auf ca. 100.000 geschätzt. Die<br />

enorme Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Apparates gipfelte schließlich<br />

in einer flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Überwachung aller<br />

Lebensbereiche <strong>de</strong>r Gesellschaft <strong>de</strong>r DDR.<br />

Der Apparat <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit bestand<br />

zum Zeitpunkt seiner Auflösung aus 13 Hauptabteilungen<br />

(HA), 20 Abteilungen, mehreren zentralen<br />

Arbeitsgruppen, Stäben <strong>und</strong> Verwaltungen sowie<br />

<strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), die sich<br />

wie<strong>de</strong>rum aus 23 Abteilungen, einem Stab, mehreren<br />

Arbeitsgruppen sowie einer speziellen Schule zusammensetzte.<br />

Vertikal glie<strong>de</strong>rte sich das Ministerium in<br />

15 Bezirksverwaltungen, 211 Kreis- <strong>und</strong> sieben Objektdienststellen,<br />

wobei die innere Struktur <strong>de</strong>r Bezirksverwaltungen<br />

im großen <strong>und</strong> ganzen <strong>de</strong>rjenigen<br />

<strong>de</strong>r Zentrale entsprach. Die Hauptverwaltung Aufklärung<br />

bestand als solche erst seit 1957. Sie ging aus <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung XV hervor, die wie<strong>de</strong>rum erst 1953<br />

als Nachfolgeinstitution <strong>de</strong>s „Instituts für Wirtschaftswissenschaftliche<br />

Forschung" in das Ministerium für<br />

Staatssicherheit eingeglie<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n war. Innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Bezirksverwaltungen wur<strong>de</strong> die Hauptverwaltung<br />

Aufklärung durch die Abteilung XV repräsentiert.<br />

Obwohl die Hauptverwaltung Aufklärung relativ<br />

eigenständig hauptsächlich mit <strong>de</strong>r sog. Auslandsaufklärung<br />

befaßt war, bestan<strong>de</strong>n vielfältige Formen<br />

<strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Abwehrabteilungen.<br />

Auch die HVA war somit also unmittelbar an <strong>de</strong>r Unterdrückung<br />

von DDR-Bewohnern beteiligt.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s Apparats <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

waren die einzelnen - Organisationseinheiten<br />

En<strong>de</strong> 1989 fünf verschie<strong>de</strong>nen Verantwortungsbereichen<br />

zugeordnet, die vom Minister <strong>und</strong> seinen vier<br />

Stellvertretern geleitet wur<strong>de</strong>n. Dem Verantwortungsbereich<br />

<strong>de</strong>s Ministers, <strong>de</strong>r bei weitem <strong>de</strong>r größte<br />

war, unterstan<strong>de</strong>n die Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Ministers<br />

(AGM), die Zentrale Auswertungs- <strong>und</strong> Informationsgruppe<br />

(ZAIG), das Büro <strong>de</strong>r Leitung, die Hauptabteilung<br />

Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Schulung, die Hauptabteilung II<br />

(Spionageabwehr), die Hauptabteilung IX (Untersuchungsorgane),<br />

die Abteilung X (Internationale Verbindungen),<br />

die Abteilung XIV (Untersuchungshaft,<br />

Strafvollzug), die Abteilung Finanzen, das Büro <strong>de</strong>r<br />

Zentralen Leitung <strong>de</strong>s Sport Clubs Dynamo, die<br />

Hauptabteilung Personenschutz (PS), das Wachregiment<br />

Feliks E. Dzierzynski, die Abteilung XII (Zentrale<br />

Auskunft, Speicher), die Abteilung XIII (Zentrale<br />

Rechenstation), die Rechtsstelle, <strong>de</strong>r Zentrale Medizinische<br />

Dienst (ZMD), die Juristische Hoch- <strong>und</strong> Fachschule<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit (JHS)<br />

<strong>und</strong> die Abteilung M (Postkontrolle). Generaloberst<br />

Rudi Mittig, <strong>de</strong>r wichtigste Stellvertreter, war für die<br />

Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD), die Hauptabteilung<br />

XVIII (Volkswirtschaft), die Hauptabteilung<br />

XIX (Verkehr, Post, Nachrichtenwesen), die HA XX<br />

(Staatsapparat, Kunst, Kultur, Untergr<strong>und</strong>), die Zentrale<br />

Arbeitsgruppe Geheimnisschutz (ZAGG), die<br />

Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(AG BKK) sowie <strong>de</strong>n Zentralen Operativstab (ZOS)<br />

verantwortlich. Generalleutnant Dr. Gerhard Neiber<br />

waren die Hauptabteilung I (Militärische Abwehr,<br />

Nationale Volksarmee (NVA) <strong>und</strong> Grenztruppen), die


Hauptabteilung VI (Paßkontrolle, Tourismus, Interhotel),<br />

die Hauptabteilung VII (Abwehrarbeit Ministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern/Deutsche Volkspolizei (MdI/DVP), die<br />

Hauptabteilung VIII (Beobachtung, Ermittlung), die<br />

Hauptabteilung XXII (Terrorabwehr), die Zentrale<br />

Koordinierungsgruppe Übersiedlung (ZKG) <strong>und</strong> die<br />

Arbeitsgruppe XVII (Besucherbüro Westberlin) zugeordnet.<br />

Zu <strong>de</strong>m Verantwortungsbereich von Generalleutnant<br />

Dr. Wolfgang Schwanitz gehörten die Hauptabteilung<br />

III (Funkaufklärung), <strong>de</strong>r Operativ-technische<br />

Sektor (OTS), die Arbeitsgruppe Nachrichten,<br />

die Abteilung XI (Chiffrierwesen), die Abteilung Bewaffnung/Chemischer<br />

Dienst (BCD) sowie die Abteilung<br />

26 (Telefonüberwachung) (Dokument-Nr. 35).<br />

Die Abteilungen <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung<br />

unterstan<strong>de</strong>n schließlich Generaloberst Werner Großmann,<br />

<strong>de</strong>m Nachfolger von Markus Wolf. Laut Statut<br />

wur<strong>de</strong> das Ministerium nach <strong>de</strong>m sog. Prinzip <strong>de</strong>r Einzelleitung<br />

durch <strong>de</strong>n Minister geführt. (Vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 8,<br />

S. 62) Ihm stand zwar ein beraten<strong>de</strong>s Kollegium zur<br />

Seite, <strong>de</strong>ssen Einfluß war aber sehr gering. Da Mielke<br />

einen sehr autoritären Führungsstil pflegte, waren die<br />

Befugnisse <strong>und</strong> Einflußmöglichkeiten seiner Stellvertreter<br />

stark eingeschränkt.<br />

Ziel <strong>de</strong>s Apparats <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

war es, die Gesellschaft so flächen<strong>de</strong>ckend zu<br />

überwachen <strong>und</strong> zu kontrollieren, daß je<strong>de</strong>r gesellschaftliche<br />

Bereich vom Ministerium für Staatssicherheit<br />

durchsetzt war. Wichtigstes Instrument hierfür<br />

war <strong>de</strong>r Einsatz Inoffizieller Mitarbeiter. En<strong>de</strong> 1989<br />

hatte <strong>de</strong>ren Anzahl wahrscheinlich 200.000 weit überschritten,<br />

wobei etwa 53 % von <strong>de</strong>n Kreisdienststellen<br />

geführt wur<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>n unterschiedlichen Kategorien<br />

Inoffizieller Mitarbeiter (IMS, IME, IMB, IMF,<br />

IMK, IMV, FIM, HIM), existierten „Geheime Informanten"<br />

(GI) <strong>und</strong> „Gesellschaftliche Mitarbeiter"<br />

(GM). Zwei spezielle Kategorien stellten darüber hinaus<br />

die sog. Offiziere im beson<strong>de</strong>ren Einsatz (OibE)<br />

dar, zu <strong>de</strong>nen auch Dr. Schalck-Golodkowski gehörte,<br />

sowie die sog. Unbekannten Mitarbeiter (UM).<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Arbeit aller Mitarbeiter war die „Konspiration":<br />

Alle Aktivitäten blieben gegenüber <strong>de</strong>r<br />

Öffentlichkeit streng abgeschirmt, <strong>und</strong> auch innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit galt das<br />

Abschottungsprinzip.<br />

Die von <strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>s MfS erarbeiteten „operativ<br />

be<strong>de</strong>utsamen Informationen" wur<strong>de</strong>n als Gr<strong>und</strong>lage<br />

für sogenannte „operative Maßnahmen" genutzt.<br />

Diese reichten von einfachen Sicherheitüberprüfungen<br />

über „Operative Personenkontrollen"<br />

(OPK) bis hin zu „Operativen Vorgängen" (OV),<br />

durch die einerseits eine umfassen<strong>de</strong> Aufklärungs<strong>und</strong><br />

Abwehrarbeit geleistet, an<strong>de</strong>rerseits aber auch<br />

ganz konkret Beweise für <strong>de</strong>n Nachweis von Verbrechen<br />

erbracht wer<strong>de</strong>n sollten. Zu <strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n, die<br />

das Ministerium für Staatssicherheit bei <strong>de</strong>r Realisierung<br />

<strong>de</strong>r operativen Maßnahmen einsetzte, gehörten<br />

nicht nur Spionage, Diversion <strong>und</strong> Sabotage, son<strong>de</strong>rn<br />

auch bewußt die sog. Zersetzung einzelner Personen.<br />

Gemäß Richtlinie 1/76 vom Januar 1976 waren bewährte<br />

Formen <strong>de</strong>r „Zersetzung" etwa die „systematische<br />

Diskreditierung <strong>de</strong>s öffentlichen Rufes",<br />

auch auf Gr<strong>und</strong>lage unwahrer Angaben, o<strong>de</strong>r die<br />

„systematische Organisierung beruflicher <strong>und</strong> gesell<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

schaftlicher Mißerfolge". Als bewährte Metho<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>n z.B. die Verwendung anonymer Briefe, die<br />

gezielte Verbreitung von Gerüchten sowie gezielte Indiskretionen<br />

aufgeführt. Rechtsbrüche <strong>de</strong>s MfS reichten<br />

über <strong>de</strong>rartige „Zersetzungsvesuche" hindus von<br />

<strong>de</strong>r permanenten Verletzung <strong>de</strong>s Post- <strong>und</strong> Fernmel<strong>de</strong>geheimnisses<br />

über Strafvereitelung, Rechtsbeugung<br />

<strong>und</strong> Freiheitsberaubung bis hin zu Tötungs<strong>de</strong>likten,<br />

Menschenraub <strong>und</strong> Mord.<br />

Schon vor Gründung <strong>de</strong>s MfS hatten nach Ansicht<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes (BND) Vorläuferorganisationen<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums die wi rtschaftlichen<br />

Beziehungen <strong>de</strong>r DDR teilweise zu nachrichtendienstlichen<br />

Zwecken genutzt. U.a. sei dies darauf zurückzuführen<br />

gewesen, daß, weil die DDR zunächst<br />

nur von wenigen Staaten diplomatisch anerkannt<br />

wur<strong>de</strong>, Auslandsvertretungen zu diesem Zweck nicht<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n konnten. Ab 1965 sei im MfS <strong>de</strong>shalb<br />

eine Konzeption entwickelt wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Ziel es gewesen<br />

sei, die Außenhan<strong>de</strong>lsbeziehungen <strong>de</strong>r DDR<br />

„systematisch <strong>und</strong> konsequent" für die nachrichtendienstliche<br />

Nutzung durch das MfS zu erschließen.<br />

Ein Teil dieser Konzeption sei mit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung verwirklicht<br />

wor<strong>de</strong>n. (Dokument-Nr. 36)<br />

Die Beziehungen zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m MfS waren komplexer<br />

Art. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong><br />

vom MfS nicht nur intensiv überwacht <strong>und</strong> abgeschirmt<br />

sowie gezielt für eigene Interessen <strong>de</strong>s MfS<br />

genutzt, son<strong>de</strong>rn auch bei <strong>de</strong>r Durchführung seiner<br />

Aufgaben unterstützt. Da <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung aufgr<strong>und</strong> seiner beson<strong>de</strong>ren Geschäftsaktivitäten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r damit - vermeintlich verb<strong>und</strong>enen<br />

starken Gefährdung durch ausländische Geheimdienste<br />

ein hohes sicherheitspolitisches Risiko<br />

darstellte, hatte das MfS in erster Linie umfangreiche<br />

Abwehraufgaben wahrzunehmen. Um dieser Aufgabe<br />

gerecht wer<strong>de</strong>n zu können, wur<strong>de</strong> 1983 eine eigene<br />

Abwehrabteilung im Ministerium für Staatssicherheit,<br />

die Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(AG BKK), geschaffen, die ausschließlich für<br />

die Überwachung <strong>und</strong> Abschirmung <strong>de</strong>s Bereichs zuständig<br />

war.<br />

Über die Gewährleistung <strong>de</strong>r Sicherheit hinaus war<br />

das Ministerium für Staatssicherheit aber auch gehalten,<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung bei <strong>de</strong>r<br />

Erfüllung seiner Aufgaben zu unterstützen. Hier bestand<br />

eine aktive Zusammenarbeit zwischen vielen<br />

verschie<strong>de</strong>nen Abteilungen <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung.<br />

In beson<strong>de</strong>rem Maße benutzte das Ministerium für<br />

Staatssicherheit <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

von Anfang an schließlich auch zur Realisierung<br />

eigener Zwecke. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong> in diesem Zusammenhang nicht<br />

nur zur Beschaffung von Gel<strong>de</strong>rn, Versorgungsgütern,<br />

Waffen <strong>und</strong> Embargowaren, son<strong>de</strong>rn auch zur<br />

Gewinnung nachrichtendienstlicher Informationen<br />

insbeson<strong>de</strong>re für die HVA eingesetzt. Eine beson<strong>de</strong>re<br />

Rolle spielten dabei <strong>de</strong>r Einsatz Inoffizieller <strong>und</strong><br />

Hauptamtlicher Mitarbeiter im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, <strong>de</strong>ren Aufgabe es u.a. war, nachrichtendienstliche<br />

Informationen an das MfS weiterzulei-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ten sowie die Tätigkeit <strong>de</strong>r sog. MfS-Firmen, die <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung zwar zur ökonomischen<br />

Anleitung unterstellt waren, ansonsten aber<br />

ausschließlich unter Anleitung <strong>de</strong>s MfS stan<strong>de</strong>n.<br />

Die Beziehungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zur HVA konnten durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

nur unvollständig aufgeklärt wer<strong>de</strong>n, da<br />

seine Beweiserhebung durch die Vernichtung <strong>de</strong>s gesamten<br />

Aktenbestan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r HVA erschwert wur<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zeuge Markus Wolf, langjähriger Leiter <strong>de</strong>r<br />

HVA, seine Aussage diesbezüglich verweigerte. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski gab zwar zu, punktuell mit <strong>de</strong>r<br />

HVA zusammengearbeitet zu haben, stritt eine nachrichtendienstliche<br />

Nutzung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung aber entschie<strong>de</strong>n ab.<br />

a) Rolle <strong>de</strong>s MfS bei <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Schon bei <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung 1966, offiziell durch Ministerratsverfügung,<br />

nahm das Ministerium für Staatssicherheit eine<br />

wichtige Rolle ein. Es gehörte maßgeblich zu <strong>de</strong>n Initiatoren<br />

<strong>de</strong>r Gründung. Laut Aussage von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin vom 11. Juni 1992 wirkten<br />

bei <strong>de</strong>r Formulierung <strong>de</strong>r Ausgangsi<strong>de</strong>en zur Gründung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung neben<br />

<strong>de</strong>m damaligen ZK-Sekretär für Wirtschaft, Dr.<br />

Günter Mittag, auch hochrangige MfS-Mitarbeiter<br />

mit. Eine wesentliche Rolle spielten dabei <strong>de</strong>r damalige<br />

Leiter <strong>de</strong>s Messestabs <strong>de</strong>s MfS <strong>de</strong>r Leipziger Messen<br />

<strong>und</strong> spätere stellvertreten<strong>de</strong> Leiter <strong>de</strong>r HVA, Generalmajor<br />

Hans Fruck, <strong>de</strong>r auch die sog. MfS-Firmen<br />

anleitete, <strong>und</strong> Oberstleutnant Dr. Heinz Volpert, <strong>de</strong>r<br />

zu diesem Zeitpunkt im MfS für die inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n sog. humanitären Bereich, d.h.<br />

u.a. für sog. Kirchengeschäfte, Häftlingsfreikäufe,<br />

Übersiedlungen <strong>und</strong> Familienzusammenführungen<br />

zuständig war.<br />

Der Gr<strong>und</strong> für das große Interesse <strong>de</strong>s MfS an <strong>de</strong>r<br />

Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

lag darin, daß man einerseits eine Möglichkeit sah,<br />

<strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>s MfS im Außenhan<strong>de</strong>l zu erhöhen,<br />

<strong>und</strong> daß man an<strong>de</strong>rerseits bestimmte wirtschaftliche<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit besser<br />

organisieren <strong>und</strong> steuern wollte. Innerhalb <strong>de</strong>s<br />

MfS wur<strong>de</strong> daher die I<strong>de</strong>e entwickelt, diejenigen Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s MfS, bei <strong>de</strong>nen es sich um Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

han<strong>de</strong>lte, etwa die Unternehmen F.C.<br />

Gerlach Export-Import, Günther Forgber Industrievertretung<br />

<strong>und</strong> Simon Industrievertretungen GmbH,<br />

einer in Wirtschaftsfragen zuständigen Dienststelle<br />

zuzuordnen <strong>und</strong> diesem Organ zusätzlich die Koordinierung<br />

<strong>de</strong>r finanziellen Beziehungen <strong>de</strong>s Staates mit<br />

<strong>de</strong>n Kirchen zu übertragen, an <strong>de</strong>nen das MfS ebenfalls<br />

ein beson<strong>de</strong>res Interesse hatte.<br />

Zur Gewährleistung <strong>de</strong>r Interessen <strong>de</strong>s MfS wur<strong>de</strong><br />

von Anfang an eine gezielte Personalpolitik betrieben.<br />

Als erster Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong>, nach Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

<strong>de</strong>r ehemalige Abteilungsleiter <strong>de</strong>r HA XVIII <strong>de</strong>s MfS,<br />

Horst Roigk, eingesetzt. Erst zu Beginn <strong>de</strong>s Jahres<br />

1967 wur<strong>de</strong> Roigk durch Dr. Schalck-Golodkowski ab-<br />

gelöst. Roigk war dann vorübergehend als Stellvertreter<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis tätig. Da insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r Tätigkeitsbereich Volperts ein zentrales Aufgabengebiet<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

darstellte, wur<strong>de</strong> zur Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

noch bevor Dr. Schalck-Golodkowski die Leitung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs übernahm, ein weiterer ehemaliger<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r HA XVIII, <strong>de</strong>r damalige stellvertreten<strong>de</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>r HA XVIII/7 (Sicherung <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls)<br />

<strong>de</strong>s MfS, Manfred Sei<strong>de</strong>l, als Offizier im beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz (OibE) in <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

abgeordnet. Manfred Sei<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> als<br />

Leiter <strong>de</strong>r HA I eingesetzt, die neben <strong>de</strong>r Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte für weitere äußerst sensible<br />

Bereiche wie z.B. für die Anleitung <strong>de</strong>r sog. Mf S-Firmen<br />

zuständig war. Volpert selbst wur<strong>de</strong> Verbindungsoffizier<br />

<strong>de</strong>s MfS zum Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

was be<strong>de</strong>utete, daß mit ihm alle inhaltlichen<br />

Fragen, die die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS<br />

betrafen, zu erörtern waren. Laut Aussage <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

stellvertreten<strong>de</strong>n Generaldirektors <strong>de</strong>s AHB<br />

Elektrotechnik Export-Import, Helmuth Ottokar Weise,<br />

han<strong>de</strong>lte es sich auch bei Wolfgang Lorenz <strong>und</strong><br />

Willi Lindner, die ebenfalls zum Gründungspersonal<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung gehörten,<br />

um ehemalige Hauptamtliche Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS<br />

(Dokument-Nr. 37). Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit wur<strong>de</strong>n eine<br />

Reihe weiterer leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung abgeordnet.<br />

Der Einsatz Dr. Schalck-Golodkowskis als Leiter <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung war ebenfalls<br />

nicht allein auf <strong>de</strong>ssen enge Verbindung zu <strong>de</strong>m damaligen<br />

ZK-Sekretär für Wirtschaft, Dr. Mittag, son<strong>de</strong>rn<br />

vor allem auf die Einflußnahme <strong>de</strong>s MfS zurückzuführen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hatte sich bereits<br />

jahrelang als offizielle Kontaktperson <strong>de</strong>s MfS bewährt<br />

<strong>und</strong> pflegte seit Beginn <strong>de</strong>r 60er Jahre enge<br />

fre<strong>und</strong>schaftliche Kontakte zu Fruck <strong>und</strong> Volpert. Gemäß<br />

einer Beurteilung durch Volpert vom 8. September<br />

1966 hatte er alle ihm übertragenen Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

MfS stets „sehr zuverlässig <strong>und</strong> pünktlich" erfüllt,<br />

war durch „seine Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung ... von unschätzbarem<br />

Wert" für die HVA gewesen <strong>und</strong> hatte<br />

sich vor allem dafür eingesetzt, „bestimmte Probleme<br />

im MAI [Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l] im Interesse <strong>de</strong>s MfS durchzusetzen"<br />

. Durch seinen Einsatz als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung erhoffte sich das MfS<br />

die weitere Lösung einer „Vielzahl wichtiger operativer<br />

Maßnahmen" . (Dokument-Nr. 38)<br />

Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Vorbereitungen<br />

für die Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

durch das MfS selbst intensiv miteinbezogen.<br />

Helmuth Ottokar Weise, <strong>de</strong>r 1973 in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland geflüchtet war, gab in einer<br />

Vernehmung vor <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt bei <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>esgerichtshof vom 24. September 1991 sogar an,<br />

Dr. Schalck-Golodkowski sei durch das MfS konkret<br />

mit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

beauftragt wor<strong>de</strong>n. Oberst Helmut Berger, im<br />

MfS für <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l zuständig, habe damals sowohl<br />

ihm als auch Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>n Auftrag<br />

erteilt, „einen Gedankenentwurf anzufertigen,<br />

wie man am offiziellen Außenhan<strong>de</strong>l vorbei Devisen-


gewinne erwirtschaften könne". Bei<strong>de</strong> hätten sie damals<br />

daraufhin vorgeschlagen, „Vertreterfirmen zu<br />

installieren, die dann die Vertreterprovisionen aus<br />

<strong>de</strong>m West/Ost-Geschäft für <strong>de</strong>n Staat DDR verdienen<br />

könnten". Weise bekräftigte in seiner Vernehmung,<br />

„daß die KoKo mit Geburtshilfe <strong>de</strong>s MfS geschaffen<br />

wor<strong>de</strong>n ist <strong>und</strong> Schalck ein Ziehkind <strong>de</strong>s MfS war" .<br />

Die Richtigkeit <strong>de</strong>r Aussage Weises bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Auftragsvergabe an Dr. Schalck-Golodkowski konnte<br />

bei <strong>de</strong>r Beweiserhebung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

nicht weiter erhärtet wer<strong>de</strong>n. Es gibt jedoch<br />

keinen begrün<strong>de</strong>ten Anlaß, an <strong>de</strong>r Richtigkeit zu<br />

zweifeln. Tatsächlich entwickelte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Gedankenentwürfe, die sich mit <strong>de</strong>r Möglichkeit<br />

<strong>de</strong>r Erwirtschaftung von Devisen durch illegale<br />

Geschäfte mit Hilfe von Vertretergesellschaften befaßten<br />

<strong>und</strong> die Interessen <strong>de</strong>s MfS weitgehend mitberücksichtigten.<br />

Dies wird sowohl aus seiner späteren<br />

Dissertation, die er zusammen mit Volpert verfaßte,<br />

als auch aus einem B rief an <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zentralen<br />

Parteikontrollkommission <strong>und</strong> Politbüro-Mitglied,<br />

Hermann Matern, vom 29. Dezember 1965<br />

<strong>de</strong>utlich. Dr. Schalck-Golodkowski schil<strong>de</strong>rte in diesem<br />

Brief an Matern Wege, wie für die Parteiführung<br />

zusätzliche Gel<strong>de</strong>r erwirtschaftet wer<strong>de</strong>n könnten.<br />

Die von ihm aufgeführten Möglichkeiten können als<br />

Gr<strong>und</strong>konzept <strong>de</strong>s späteren Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung angesehen wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

schlug er Matern z.B. vor, die Art von Geschäftsoperationen,<br />

die er bisher allein „mit einigen wenigen Genossen"<br />

<strong>und</strong> mit Unterstützung <strong>de</strong>r „Vertrauensfirmen<br />

<strong>de</strong>s MfS, <strong>de</strong>r Fa. SIMON" <strong>und</strong> <strong>de</strong>r „Fa. GER-<br />

LACH", organisiert habe, „hauptamtlich" durchzuführen.<br />

Dafür for<strong>de</strong>rte Dr. Schalck-Golodkowski sowohl<br />

entsprechen<strong>de</strong> Vollmachten durch <strong>de</strong>n damaligen<br />

Minister für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l als auch eine enge Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />

MfS. Die Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung <strong>de</strong>s MfS war für Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>shalb beson<strong>de</strong>rs wichtig,<br />

weil bestimmte von ihm vorgeschlagene Operationen,<br />

wie z.B. illegale Warentransporte <strong>und</strong> Versicherungsbetrug,<br />

nur unter strenger Geheimhaltung möglich<br />

waren <strong>und</strong> nur von wenigen vertrauensvollen<br />

Mitarbeitern durchgeführt wer<strong>de</strong>n sollten. (Vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-<br />

Nr. 4, S. 48) Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r engen Beziehungen von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski zu Fruck, <strong>de</strong>r zu diesem Zeitpunkt<br />

für die Anleitung <strong>de</strong>r sog. MfS-Firmen zuständig<br />

war, kann vermutet wer<strong>de</strong>n, daß die konkreten<br />

Vorschläge, die Dr. Schalck-Golodkowski Matern betreffend<br />

die Neuorganisation <strong>de</strong>r sog. MfS-Firmen<br />

machte, im Auftrag Frucks, d.h. im Auftrag <strong>de</strong>s MfS,<br />

erfolgten.<br />

b) Überwachung <strong>und</strong> Abschirmung <strong>de</strong>r Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung unterlag<br />

aufgr<strong>und</strong> seiner speziellen Aufgabenstellung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m damit verb<strong>und</strong>enen starken Interesse westlicher<br />

Geheimdienste an seiner Tätigkeit von Anfang an erhöhten<br />

Sicherheitskriterien (Dokument-Nr. 39). Die<br />

Überwachung <strong>und</strong> Abschirmung dieses aus Sicht <strong>de</strong>r<br />

DDR beson<strong>de</strong>rs spionagegefähr<strong>de</strong>ten Bereichs durch<br />

das Ministerium für Staatssicherheit wur<strong>de</strong> zunächst<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

durch die HA XVIII (Sicherung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft)<br />

<strong>und</strong> ab 1983 überwiegend durch die AG BKK, die speziell<br />

zu diesem Zweck gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n war, wahrgenommen.<br />

Unterstützt wur<strong>de</strong>n diese Abteilungen<br />

durch zahlreiche weitere sog. Abwehreinheiten, unter<br />

<strong>de</strong>nen die HA II (Spionageabwehr) eine beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtige Rolle spielte.<br />

Obwohl es sich bei <strong>de</strong>r HA XVIII <strong>und</strong> <strong>de</strong>r AG BKK in<br />

erster Linie um „Abwehreinheiten" han<strong>de</strong>lte, wur<strong>de</strong>n<br />

von ihnen auch Aufklärungsinteressen wahrgenommen,<br />

für die auch <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

genutzt wur<strong>de</strong>. Innerhalb <strong>de</strong>s MfS war insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>shalb keine ein<strong>de</strong>utige Trennung zwischen<br />

Aufklärungs- <strong>und</strong> Abwehrarbeit möglich, weil<br />

die HVA in hohem Maße auf Informationen aus <strong>de</strong>n<br />

Abwehrabteilungen angewiesen war. Deutlich wird<br />

die enge Verzahnung zwischen Aufklärung <strong>und</strong> Abwehr<br />

bei <strong>de</strong>r HA XVIII/8, die u.a. für die Absicherung<br />

<strong>de</strong>s Imports von Embargowaren durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zuständig war. Obwohl<br />

sie offiziell Abwehrarbeit betrieb, han<strong>de</strong>lte es sich bei<br />

ihr in Wirklichkeit um eine fast ausschließlich nachrichtendienstlich<br />

operieren<strong>de</strong> Diensteinheit.<br />

aa) Hauptabteilung Volkswirtschaft (HA XVIII)<br />

Von <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

1966 bis zur Einrichtung <strong>de</strong>r AG BKK 1983<br />

wur<strong>de</strong> die Absicherung <strong>und</strong> Überwachung <strong>de</strong>s gesamten<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung durch die<br />

HA XVIII <strong>de</strong>s MfS wahrgenommen. Während die Absicherung<br />

<strong>de</strong>r Zentrale <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

1983 an die AG BKK übergeben wur<strong>de</strong>, war<br />

für die <strong>de</strong>m Bereich unterstellten Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

BERAG GmbH, Günther Forgber, Intrac HGmbH,<br />

Transinter GmbH incl. seiner Vertretergesellschaften,<br />

Transcommerz Export-Import GmbH, BIEG (Berliner<br />

Import-Export-Gesellschaft mbH), Internationales<br />

Han<strong>de</strong>lszentrum GmbH (IHZ), forum HGmbH, Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH <strong>und</strong> Delta GmbH bis En<strong>de</strong><br />

Mai 1986 weiterhin die HA XVIII verantwortlich (Dokument-Nr.<br />

40). Vor allem auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Embargohan<strong>de</strong>ls<br />

bestan<strong>de</strong>n darüber hinaus bis En<strong>de</strong> 1989 intensive<br />

Arbeitsbeziehungen zwischen <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r HA XVIII.<br />

Die HA XVIII bestand aus 14 Einzelabteilungen, <strong>de</strong>m<br />

Sekretariat <strong>de</strong>s Leiters, <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Leiters<br />

<strong>und</strong> einer Auswertungs- <strong>und</strong> Kontrollgruppe. Mit <strong>de</strong>r<br />

Absicherung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

waren in erster Linie die Abteilungen 7 <strong>und</strong> 8 befaßt.<br />

Mit ungefähr 600 Mitarbeitern in <strong>de</strong>r MfS-Zentrale<br />

<strong>und</strong> weiteren ca. 1.000 Mitarbeitern in <strong>de</strong>n Bezirksverwaltungen<br />

war die HA XVIII für die Sicherung<br />

<strong>und</strong> Überwachung <strong>de</strong>r gesamten Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR einschließlich <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls zuständig.<br />

Das be<strong>de</strong>utete, daß sie die Sicherheit aller<br />

zentralen Objekte <strong>de</strong>s Staatsapparats, <strong>de</strong>r Naturwissenschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Technik sowie aller Institutionen,<br />

die für die Durchführung volkswirtschaftlicher Aufgaben<br />

zuständig waren, zu gewährleisten hatte. In <strong>de</strong>n<br />

Tätigkeitsbereich <strong>de</strong>r HA XVIII fielen u.a. Spionageabwehrmaßnahmen,<br />

die sog. Aufklärung von Mitarbeitern,<br />

Maßnahmen zum Unterlaufen von Embargobestimmungen,<br />

die Auf<strong>de</strong>ckung von Fällen schwerer<br />

Wirtschaftskriminalität sowie die Information über


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

volkswirtschaftliche Prozesse. Leiter <strong>de</strong>r HA XVIII<br />

war zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>r spätere Generaloberst<br />

Rudi Mittig. Er wur<strong>de</strong> nach wenigen Jahren durch<br />

Generalleutnant Alfred Kleine abgelöst. Die HA XVIII<br />

blieb ihm jedoch in seiner Funktion als 1. Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Ministers weiterhin unterstellt.<br />

Obwohl die HA XVIII fast über 20 Jahre lang für <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung zuständig war<br />

(<strong>und</strong> damit eine zumin<strong>de</strong>st ebenso be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle<br />

spielte wie die AG BKK), liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

relativ wenig Dokumente über <strong>de</strong>ren Arbeit,<br />

insbeson<strong>de</strong>re vor Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre, vor. Dies<br />

ist vor allem darauf zurückzuführen, daß die Bestän<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r HA XVIII durch <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esbeauftragten für die<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Deutschen Demokratischen Republik, die sog.<br />

Gauck-Behör<strong>de</strong>, bisher nur zu einem kleinen Teil erschlossen<br />

sind.<br />

HA XVIII/7<br />

Die Abteilung 7 war innerhalb <strong>de</strong>r HA XVIII bis 1983<br />

für die Absicherung <strong>de</strong>s gesamten Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r<br />

DDR zuständig. Neben <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gehörten zu <strong>de</strong>n Sicherungsbereichen<br />

dieser Abteilung u.a. das gesamte Ministerium für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l, die Regierungskommission zur einheitlichen<br />

Steuerung von Export <strong>und</strong> Import <strong>de</strong>r DDR,<br />

<strong>de</strong>r VEB Rationalisierungs- <strong>und</strong> Rechenzentrum Außenhan<strong>de</strong>l<br />

(RRZ) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r AHB Industrieanlagen-Import<br />

(IAI). Aufgabe <strong>de</strong>r Diensteinheit war es, die Aktivitäten<br />

sog. imperialistischer Geheimdienste umfassend<br />

aufzuklären <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l vor<br />

„Angriffen" <strong>de</strong>s vermeintlichen Gegners zu schützen,<br />

Ordnung <strong>und</strong> Sicherheit in <strong>de</strong>n Sicherungsbereichen<br />

zu gewährleisten, eine intensive Personenaufklärung<br />

durch Ausbau <strong>de</strong>s IM-Netzes zu betreiben <strong>und</strong> „erfolgreiche<br />

Ka<strong>de</strong>rarbeit" zu gewährleisten (Dokument-Nr.<br />

41). Zu Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre lag die Leitung<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII/7 bei Oberst Lehmann, <strong>de</strong>r diese<br />

etwa 1986 an Oberst Linke übertrug.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die ihm<br />

unterstellten Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe bil<strong>de</strong>ten einen<br />

sog. politisch-operativen Schwerpunkt im Sicherungsbereich<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII/7, weil <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung außerhalb <strong>de</strong>s Volkswirtschaftsplanes<br />

<strong>de</strong>r DDR Son<strong>de</strong>raufgaben für die Partei-<strong>und</strong><br />

Staatsführung erfüllte, die teilweise mit hohen<br />

politischen <strong>und</strong> ökonomischen Risiken verb<strong>und</strong>en<br />

waren. Die sog. imperialistischen Geheimdienste<br />

waren auf Gr<strong>und</strong> dieser Beson<strong>de</strong>rheiten gezielt an einer<br />

Aufklärung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Eindringen in <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung interessiert. Die<br />

Schwerpunkte <strong>de</strong>r Sicherungsarbeit durch die HA<br />

XVIII/3 bestan<strong>de</strong>n daher vor allem in <strong>de</strong>r „Gewährleistung<br />

<strong>de</strong>s Schutzes <strong>de</strong>r im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung vorhan<strong>de</strong>nen Partei- <strong>und</strong> Staatsgeheimnisse",<br />

in einer umfassen<strong>de</strong>n „operativen Personenaufklärung"<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r „operativen Sicherung <strong>de</strong>r<br />

NSW-Beziehungen" <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

(Dokument-Nr. 39).<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r Abteilung 7 <strong>de</strong>r HA XVIII waren die Re-<br />

ferate 2 <strong>und</strong> 3 mit <strong>de</strong>r „Absicherung" <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung befaßt. Von 1976 bis ca.<br />

1979 war das Referat 2, unter Leitung von Major Höfner,<br />

für die Zentrale <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe Transinter GmbH,<br />

Intrac HGmbH, Zentral-Kommerz GmbH, Kunst <strong>und</strong><br />

Antiquitäten <strong>und</strong> die IHZ GmbH einschließlich <strong>de</strong>r im<br />

IHZ ansässigen ausländischen Firmenbüros zuständig.<br />

Ab ca. 1980 übernahm das Referat 3 die Sicherung <strong>de</strong>r<br />

Transinter GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IHZ GmbH sowie <strong>de</strong>r dort<br />

untergebrachten Büros. Ungefähr 1983 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Referat<br />

3 außer<strong>de</strong>m die Verantwortung für die Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> für die neugegrün<strong>de</strong>te IMES GmbH übertragen.<br />

Nach<strong>de</strong>m 1983 die Absicherung <strong>de</strong>r Zentrale <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung durch die neu<br />

gegrün<strong>de</strong>te AG BKK übernommen wor<strong>de</strong>n war, beschränkte<br />

sich <strong>de</strong>r Sicherungsbereich <strong>de</strong>r HA XVIII/7<br />

auf die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, die ab 1. Oktober 1986 jedoch<br />

schließlich ebenfalls durch die AG BKK bearbeitet wur<strong>de</strong>n.<br />

Da sich sowohl <strong>de</strong>r Mitarbeiterbestand <strong>de</strong>r Referate<br />

2 <strong>und</strong> 3 als auch die Zuordnung <strong>de</strong>r einzelnen Objekte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu <strong>de</strong>n<br />

Referaten im Laufe <strong>de</strong>r Jahre ständig än<strong>de</strong>rte, konnte<br />

nicht in je<strong>de</strong>m Fall festgestellt wer<strong>de</strong>n, welcher Mitarbeiter<br />

zu welchem Zeitpunkt für welches Objekt o<strong>de</strong>r<br />

Unternehmen zuständig war.<br />

Zur Sicherung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong>n durch die Referate 2 <strong>und</strong> 3 <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII/7 zahlreiche „Operative Vorgänge" (0V) <strong>und</strong><br />

„Operative Personenkontrollen" (OPK) durchgeführt.<br />

Wichtige „Operative Vorgänge", die die HA XVIII/7<br />

über Jahre hinweg beschäftigten, waren z.B. <strong>de</strong>r OV<br />

„Falke" <strong>und</strong> die OPK „Textil", bei <strong>de</strong>nen Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Transinter GmbH <strong>de</strong>r Spionagetätigkeit verdächtigt<br />

wur<strong>de</strong>n. Allein das Referat 3 setzte 1986 zur<br />

Durchführung sog. operativer Maßnahmen etwa 80<br />

Inoffizielle Mitarbeiter (IM) <strong>und</strong> Gesellschaftliche<br />

Mitarbeiter (GM) unterschiedlicher Kategorien ein<br />

(Dokument-Nr. 42). Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit wur<strong>de</strong> dieses<br />

IM-Netz erheblich ausgeweitet.<br />

Die Schwerpunkte <strong>de</strong>r Sicherungsarbeit <strong>de</strong>r Referate<br />

2 <strong>und</strong> 3 lagen auf <strong>de</strong>r Zentrale <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, <strong>de</strong>r Transinter GmbH, <strong>de</strong>n Chemie-<br />

<strong>und</strong> Finanzgeschäften <strong>de</strong>r Intrac HGmbH, <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH <strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r IHZ GmbH sowie<br />

<strong>de</strong>n dort ansässigen ausländischen Unternehmensbüros.<br />

Die Verantwortung für die umfassen<strong>de</strong> Absicherung<br />

<strong>de</strong>s IHZ erhielt die HA XVIII durch Befehl 12/78<br />

<strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit vorn 22. August<br />

1978 (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 104, S. 732). Im Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren<br />

Sicherungsbereichen fand bei <strong>de</strong>r Abwehrarbeit in<br />

Bezug auf das IHZ eine enge Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>m Komitee für Staatssicherheit (KfS; entpricht <strong>de</strong>m<br />

KGB) <strong>de</strong>r UdSSR statt.<br />

Im Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum waren zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre ca. 100 Unternehmen aus 25 Län<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>s sog. Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiets<br />

(NSW) mit Büros vertreten, wobei etwa 30% dieser<br />

Büros zu Konzernen multinationalen Charakters gehörten.<br />

Nach einem Vermerk <strong>de</strong>r HA XVIII/7 vom 17.<br />

Februar 1981 „zum Stand <strong>de</strong>r politisch-operativen Sicherung<br />

kommerzieller Büros kapitalistischer Fir-


men/Konzerne im Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum<br />

(IHZ) Berlin" stellten die ausländischen Mitarbeiter<br />

dieser Büros für <strong>de</strong>n sog. Gegner ein beachtliches Potential<br />

dar, offizielle kommerzielle Einrichtungen für<br />

die „Feind- bzw. Schädlingstätigkeit" gegen die DDR<br />

zu mißbrauchen. „Die Akkreditierung westlicher Firmen-/Konzernbüros<br />

auf <strong>de</strong>m Territorium <strong>de</strong>r DDR"<br />

bot „<strong>de</strong>m Gegner objektiv günstige Bedingungen für<br />

feindliche Aktivitäten" . Zur Sicherung <strong>de</strong>s IHZ hatte<br />

die HA XVIII/7/3 1986 unter <strong>de</strong>n insgesamt 112 DDR-<br />

Mitarbeitern <strong>de</strong>r Büros 33 Inoffizielle Mitarbeiter plaziert;<br />

fünf Inoffizielle Mitarbeiter wur<strong>de</strong>n darüber hinaus<br />

im Bereich Vermietung/Verwaltung/Service <strong>de</strong>s<br />

IHZ geführt. Die Aufklärung <strong>de</strong>r im IHZ tätigen ausländischen<br />

Personen wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r HA XVIII unter<br />

<strong>de</strong>m Decknamen „Zentrum II" durchgeführt. Zentrale<br />

„Operative Vorgänge", die in diesem Zusammenhang<br />

durchgeführt wur<strong>de</strong>n, waren z.B. die OPK<br />

„Helsinki", die Überwachung <strong>de</strong>s finnischen Staatsbürgers<br />

Bob Biau<strong>de</strong>t (Leiter <strong>de</strong>s IHZ-Büros <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Partek, Finnland) <strong>und</strong> die OPK „Chlor", die<br />

Überwachung <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s IHZ-Büros <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

Imperial Chemical Industries Ltd. (ICI),<br />

Großbritannien, Michael Good<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

42-43).<br />

Die Absicherung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

durch die HA XVIII/7 erfolgte in enger Zusammenarbeit<br />

mit an<strong>de</strong>ren MfS-Abteilungen, wobei<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII/7 zur Abgrenzung <strong>de</strong>r Verantwortlichkeiten<br />

eine gewisse Koordinationsfunktion zukam.<br />

Beson<strong>de</strong>re Kontakte bestan<strong>de</strong>n zur Arbeitsgruppe<br />

<strong>de</strong>s Ministers unter <strong>de</strong>r Leitung von Oberst Dr. Heinz<br />

Volpert, <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Einsatz aller Offiziere im beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz (OibE) im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> für bestimmte Son<strong>de</strong>rgeschäfte zuständig<br />

war, zur HA II, die die sog. Parteifirmen absicherte,<br />

sowie zur HA VI, die im Bereich <strong>de</strong>s Zollwesens<br />

arbeitete. Weiterhin existierten enge Verbindungen<br />

mit <strong>de</strong>r HA PS (Personenschutz), die die Verantwortung<br />

für <strong>de</strong>n Versorgungsbetrieb Letex trug, mit<br />

<strong>de</strong>r VRD (Verwaltung Rückwärtige Dienste) bezüglich<br />

<strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>s MfS mit Waren aus <strong>de</strong>m<br />

„NSW" <strong>und</strong> nicht zuletzt mit <strong>de</strong>r HVA, die <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zur „kommerziellen<br />

Ab<strong>de</strong>ckung einzelner Firmen, Quellen <strong>und</strong> operativer<br />

Maßnahmen" benutzte (Dokument-Nr. 39).<br />

Gemäß Befehl Nr. 14/83 vom 1. September 1983 hatte<br />

ab 1983 außer<strong>de</strong>m eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />

<strong>de</strong>r neugegrün<strong>de</strong>ten AG BKK <strong>und</strong> <strong>de</strong>r HA XVIII<br />

zu erfolgen. Von <strong>de</strong>n Leitern <strong>de</strong>r HA XVIII <strong>und</strong> <strong>de</strong>r AG<br />

BKK wur<strong>de</strong> eine umfassen<strong>de</strong> gegenseitige Information<br />

<strong>und</strong> Unterstützung gefor<strong>de</strong>rt. Da die Führung <strong>de</strong>r<br />

Inoffiziellen Mitarbeiter, die in <strong>de</strong>r Zentrale <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung tätig waren, 1983<br />

in die Hän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r AG BKK überging, mußten diese von<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII an die AG BKK übergeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Enge Beziehungen <strong>de</strong>r HA XVIII/7 bestan<strong>de</strong>n darüber<br />

hinaus auch zu an<strong>de</strong>ren Abteilungen <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII. So wur<strong>de</strong>n gemeinsam mit <strong>de</strong>r Abteilung 4 (Sicherung<br />

<strong>de</strong>r Planungs- <strong>und</strong> Finanzorgane) die Beziehungen<br />

zwischen <strong>de</strong>m Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Banken<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re diejenigen zwischen <strong>de</strong>r<br />

Intrac HGmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG (DABA) überwacht. Hierzu wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Abteilung 4 z.B. die Inoffiziellen Mitarbeiter Feodor<br />

Ziesche alias IMS „Halka", Generaldirektor <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank AG, Hubert Jauer alias IMS<br />

„Henry", Leiter <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe beim Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen, Gudrun Rauscher alias IM<br />

„Kristall", Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Valutaplanung <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen, <strong>und</strong> Dr. Herta König alias<br />

IMS „Gudrun", stellvertreten<strong>de</strong> Ministerin <strong>de</strong>r Finanzen,<br />

eingesetzt. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n zusammen mit <strong>de</strong>r<br />

Abteilung 9 (Sicherung <strong>de</strong>r Reise- <strong>und</strong> Auslandska<strong>de</strong>r)<br />

beson<strong>de</strong>rs diejenigen Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung überwacht, die an Messen<br />

<strong>und</strong> sonstigen Veranstaltungen im sog. NSW beteiligt<br />

waren.<br />

HA XVIII/8<br />

Die Abteilung 8 <strong>de</strong>r HA XVIII, die bis En<strong>de</strong> 1989<br />

durch Oberst Artur Wenzel geleitet wur<strong>de</strong>, war für die<br />

Bereiche <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR zuständig, die<br />

sich mit Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik befaßten.<br />

Hierzu zählten neben zwei <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zugeordneten Institutionen u.a.<br />

das Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r VEB Kombinat Robotron. Bei <strong>de</strong>r HA XVIII/8<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um keine typische Abwehreinheit,<br />

son<strong>de</strong>rn um eine fast ausschließlich nachrichtendienstlich<br />

operieren<strong>de</strong> Diensteinheit <strong>de</strong>s MfS. Sie<br />

wirkte selbst aktiv bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Hochtechnologie<br />

aus <strong>de</strong>m Westen mit <strong>und</strong> führte auch eigene<br />

Agenten im westlichen Ausland. Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung wur<strong>de</strong> durch die HA XVIII/8<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Embargowarenbeschaffung gezielt<br />

nachrichtendienstlich gesteuert <strong>und</strong> abgeschöpft. Die<br />

AG BKK hatte auf diesem Gebiet keine Befugnisse.<br />

Sie unterhielt aber sog. Arbeitsbeziehungen zur HA<br />

XVIII/8.<br />

Vom Leiter <strong>de</strong>r HA XVIII/8, Wenzel, wur<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m<br />

seit Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre Beträge zwischen 0,3<br />

<strong>und</strong> 0,5 Mio. DM auf das sog. Mielke-Konto 0528 <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank AG überwiesen. Die Gel<strong>de</strong>r resultierten<br />

aus sog. Operativen Vorgängen <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII/8, worunter Zahlungen west<strong>de</strong>utscher Firmen<br />

an das MfS als eine Art „Wie<strong>de</strong>rgutmachungsleistung"<br />

für Verstöße gegen Gesetze <strong>de</strong>r DDR zu verstehen<br />

waren.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung betreute die HA XVIII/8<br />

<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 (HB 4) unter Leitung von Gerhardt<br />

Ronneberger <strong>und</strong> Wolfram Zahn. Der HB 4 war<br />

1986 zum Zweck <strong>de</strong>r Zentralisierung von Embargoimporten<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Mikroelektronik gegrün<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n. Er war in erster Linie für <strong>de</strong>n Import elektronischer<br />

Bauelemente <strong>und</strong> Baugruppen für die Mikroelektronik,<br />

CAD/CAM-Technik, Meßtechnik, Software<br />

<strong>und</strong> kompletter sog. Produktionslinien verantwortlich,<br />

wobei es sich bei etwa 25% <strong>de</strong>r von ihm beschafften<br />

Güter um Embargowaren han<strong>de</strong>lte. Laut Aussage<br />

von Ronneberger vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt am 15.<br />

Oktober 1991 hatten bereits in früheren Jahren Konzeptionen<br />

zur Bildung eines solchen Bereichs bestan<strong>de</strong>n.<br />

Diese waren aber durch das MfS abgelehnt wor<strong>de</strong>n<br />

(Dokument-Nr. 44). Offiziell war <strong>de</strong>r HB 4 <strong>de</strong>m<br />

AHB Elektronik Expo rt-Import zugeordnet <strong>und</strong> wie


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

dieser im Haus <strong>de</strong>r Elektroindustrie untergebracht,<br />

wo auch die HA XVIII/8 ihren Sitz hatte. Aus Grün<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Verschleierung schloß <strong>de</strong>r HB 4 auch Verträge<br />

im Namen <strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import ab.<br />

Tatsächlich bestand ein Unterstellungsverhältnis <strong>de</strong>s<br />

HB 4 aber nur gegenüber <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung.<br />

Neben <strong>de</strong>m HB 4 waren die Speziellen Beschaffungsorgane<br />

(SBO), bei <strong>de</strong>nen es sich um Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) han<strong>de</strong>lte,<br />

mit <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren befaßt. Die<br />

Entscheidung darüber, durch welche sog. Beschaffungslinie<br />

die Importe durchgeführt wer<strong>de</strong>n sollten,<br />

wur<strong>de</strong> in einer Koordinierungsgruppe im Ministerium<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik getroffen. Die Finanzierung<br />

<strong>de</strong>r Beschaffungen übernahm dann <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung. Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Koordinierungsgruppe waren <strong>de</strong>r Staatssekretär im<br />

Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik, Karl<br />

Nen<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r Vertreter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Siegfried Stöckert, Ronneberger <strong>und</strong><br />

Zahn. Zwischen Zahn <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung bestan<strong>de</strong>n zwar sehr enge Verflechtungen,<br />

aber kein ein<strong>de</strong>utiges Unterstellungsverhältnis.<br />

Zahn, <strong>de</strong>r offiziell stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s VEB Kombinat Mikroelektronik war, trat als Vertreter<br />

<strong>de</strong>r SBO auf <strong>und</strong> nahm eine Vermittlerposition<br />

zwischen <strong>de</strong>n SBO, <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> Elektronik ein. Er trug zwar die Verantwortung<br />

für die Erfüllung <strong>und</strong> Finanzierung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n SBO zugewiesenen<br />

Aufträge, war jedoch nur selten über Einzelheiten<br />

<strong>de</strong>r Beschaffung o<strong>de</strong>r beteiligte ausländische<br />

Lieferanten informiert. Hierfür lag die Verantwortung<br />

ausschließlich bei <strong>de</strong>r Abteilung Sektor Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik (SWT) <strong>de</strong>r HVA. Über diese<br />

Koordinierungsfunktion hinaus wickelte Zahn auch<br />

in eigener Verantwortung Embargogeschäfte, u.a.<br />

auch im Auftrag <strong>de</strong>r AG Bau<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, ab. Zur Tarnung seiner Aktivitäten<br />

han<strong>de</strong>lte Zahn seit ca. Mitte <strong>de</strong>r 60er Jahre zum<br />

Großteil im Namen <strong>de</strong>s Unternehmens Günther Forgber.<br />

Die HA XVIII/8 war sowohl für die Sicherung <strong>und</strong><br />

Überwachung Zahns <strong>und</strong> <strong>de</strong>s HB 4, als auch für <strong>de</strong>ren<br />

Beratung bei Beschaffungsaufträgen zuständig. U.a.<br />

vermittelte sie Kontakte zu möglichen Embargolieferanten,<br />

sicherte „Bezugslinien" <strong>und</strong> einzelne Embargogeschäfte<br />

ab <strong>und</strong> stellte Kontakte zur HVA <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

SBO her.<br />

Zahn <strong>und</strong> alle leiten<strong>de</strong>n Mitarbeiter <strong>de</strong>s HB 4 wur<strong>de</strong>n<br />

von <strong>de</strong>r HA XVIII/8 als Inoffizielle Mitarbeiter geführt.<br />

Von Wenzel persönlich wur<strong>de</strong>n Gerhardt Ronneberger<br />

alias IMS „Saale" <strong>und</strong> Wolfram Zahn alias<br />

IMS „Rolf" angeleitet. Außer<strong>de</strong>m waren u.a. die Kontordirektoren<br />

<strong>de</strong>s HB 4 Siegfried Schürer alias IMS<br />

„Burmeester", Günter Gath alias IMS „Hans" <strong>und</strong><br />

Dietrich Kupfer alias IMS „Messing" für die HA<br />

XVIII/8 <strong>de</strong>s MfS tätig. Bei <strong>de</strong>r Stellvertreterin Ronnebergers,<br />

Anne Streicher, ist eine IM-Tätigkeit nicht<br />

nachgewiesen, aber sehr wahrscheinlich.<br />

Die Inoffiziellen Mitarbeiter wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII/8 gezielt beruflich geför<strong>de</strong>rt <strong>und</strong> plaziert. Dies<br />

traf ein<strong>de</strong>utig für Ronneberger <strong>und</strong> Zahn, mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit aber auch für alle an<strong>de</strong>ren genannten<br />

Inoffiziellen Mitarbeiter zu. Ronneberger<br />

wur<strong>de</strong> bereits 1965 durch Wenzel schriftlich zur Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m MfS verpflichtet. Die Zusammenarbeit<br />

dauerte bis En<strong>de</strong> 1989. Obwohl Ronneberger<br />

auch Kontakte zu an<strong>de</strong>ren Mitarbeitern <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII/8 hatte, lag die Gesamtbetreuung bis zum En<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n von Wenzel. Ronneberger war zum<br />

Zeitpunkt seiner Werbung Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Elektronische<br />

Bauelemente im AHB Heim-Electric <strong>und</strong> bereits<br />

damals mit <strong>de</strong>m Import von Embargowaren befaßt.<br />

Auf Empfehlung Wenzels nahm er in <strong>de</strong>r Folge<br />

nacheinan<strong>de</strong>r die Positionen <strong>de</strong>s Abteilungsleiters im<br />

Direktionsbereich Anlagenimport in <strong>de</strong>r Vereinigung<br />

Volkseigener Betriebe (VVB) Bauelemente <strong>und</strong> Vakuumtechnik,<br />

<strong>de</strong>s Generaldirektors <strong>de</strong>s AHB Carl<br />

Zeiss Jena im Kombinat VEB Carl Zeiss Jena, <strong>de</strong>s Generaldirektors<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import sowie<br />

<strong>de</strong>s stellvertreten<strong>de</strong>n Generaldirektors dieses Unternehmens<br />

ein. Nach <strong>de</strong>r vorübergehen<strong>de</strong>n Verhaftung<br />

Ronnebergers in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

1982 wegen Verdachts <strong>de</strong>r geheimdienstlichen<br />

Tätigkeit entstan<strong>de</strong>n Zweifel an seiner Zuverlässigkeit.<br />

Es existieren Hinweise darauf, daß <strong>de</strong>m Einsatz<br />

Ronnebergers als Leiter <strong>de</strong>s HB 4 aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

von seiten <strong>de</strong>s MfS ein gewisser Wi<strong>de</strong>rstand entgegengesetzt<br />

wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> daß <strong>de</strong>shalb Anne Streicher<br />

gezielt als Nachfolgerin Ronnebergers durch die HA<br />

XVIII/8 vorbereitet wur<strong>de</strong>.<br />

Zahn wur<strong>de</strong>, wie Ronneberger, ebenfalls bereits 1965<br />

schriftlich durch Wenzel zur Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r<br />

HA XVIII/8 verpflichtet <strong>und</strong> durch diesen bis En<strong>de</strong><br />

1989 geführt. Zahn war 1965 mit <strong>de</strong>m Aufbau <strong>de</strong>s Direktionsbereichs<br />

Anlagenimport in <strong>de</strong>r VVB Bauelemente<br />

<strong>und</strong> Vakuumtechnik beauftragt wor<strong>de</strong>n, bei<br />

<strong>de</strong>m von 1966 bis 1972 auch Ronneberger arbeitete.<br />

Einer „Einschätzung" von Zahn durch die HA XVIII/8<br />

vom 29. März 1977 zufolge erfolgten sowohl sein Einsatz<br />

als Direktor <strong>de</strong>s Direktionsbereichs als auch seine<br />

Berufung als stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor <strong>de</strong>s<br />

Kombinats Mikroelektronik 1976 ausschließlich aus<br />

sog. operativer Sicht (Dokument-Nr. 45). Laut Aussage<br />

von Zahn vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt am 28. November<br />

1991 ging auch sein Einsatz als Vertrauensperson<br />

<strong>de</strong>r sog. SBO mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

auf eine Initiative <strong>de</strong>s MfS zurück. Durch seine offizielle<br />

Stellung als Generaldirektor war es „glaubhaft<br />

möglich, <strong>de</strong>m illegalen Importgeschäft einen seriösen<br />

Anstrich zu geben <strong>und</strong> somit abzu<strong>de</strong>cken. " In Folge<br />

<strong>de</strong>r Verhaftung Ronnebergers waren Zahn Reisen in<br />

das „NSW" durch die HA XVIII/8 ab 1982 untersagt<br />

wor<strong>de</strong>n. Zu seiner eigenen Sicherheit wur<strong>de</strong> er darüber<br />

hinaus ab ca. 1987 als Gesellschaftlicher Mitarbeiter<br />

für Sicherheit (GMS) geführt <strong>und</strong> seine MfS-<br />

Akte als sog. gesperrte Ablage eingestuft. Die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r HA XVIII/8 wur<strong>de</strong> aber auf offizieller<br />

Ebene fortgesetzt (Dokument-Nr. 46).<br />

Die Zusammenarbeit <strong>de</strong>r HA XVIII/8 mit ihren Inoffiziellen<br />

Mitarbeitern ging über die reine Abwehr- <strong>und</strong><br />

sog. Ka<strong>de</strong>rarbeit in <strong>de</strong>n meisten Fällen weit hinaus.<br />

Die Inoffiziellen Mitarbeiter waren zwar in erster Linie<br />

verpflichtet, <strong>Bericht</strong>e über Personenkontakte,


westliche Geschäftspartner, Unternehmen, beson<strong>de</strong>re<br />

Vorkommnisse <strong>und</strong> Beschaffungsaktivitäten zu<br />

liefern. Darüber hinaus wur<strong>de</strong>n sie aber bei ihrer Beschaffungstätigkeit<br />

durch das MfS aktiv unterstützt.<br />

Die HA XVIII/8 beschränkte sich dabei nicht darauf,<br />

lediglich über mögliche Risiken bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

zu informieren. Laut Aussage von Zahn vor <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamt am 9. Oktober 1991 wur<strong>de</strong>n alle<br />

Beschaffungsaufträge <strong>de</strong>taillie rt mit <strong>de</strong>r HA XVIII/8<br />

beraten <strong>und</strong> abgestimmt. Während die fachliche Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r Geschäfte durch Zahn vorgenommen<br />

wur<strong>de</strong>, erfolgte die eigentliche Anlieferung unter genauer<br />

nachrichtendienstlicher Anleitung durch<br />

Wenzel. Zur Absicherung <strong>de</strong>r Embargoimporte entwickelte<br />

die HA XVIII/8 in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n<br />

Embargohändlern bzw. -lieferanten komplizierte<br />

Verschleierungstechniken. U.a. existierten z.B.<br />

„Festlegungen", keine schriftlichen Verträge zu<br />

schließen, Verhandlungen nur auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r<br />

DDR zu führen, keine Überweisungen von DDR-<br />

Banken auf westliche Banken zu tätigen <strong>und</strong> für bestimmte<br />

Lieferanten Konten bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG einzurichten. Zahn selbst war angehalten,<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich als stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s VEB Kombinats Mikroelektronik aufzutreten<br />

<strong>und</strong> alle Metho<strong>de</strong>n zu vermei<strong>de</strong>n, die normalen<br />

Geschäftsabläufen wi<strong>de</strong>rsprachen. Durch Ronneberger<br />

wur<strong>de</strong> die nachrichtendienstliche Steuerung<br />

nicht so explizit dargestellt, er gab aber zu, unter<br />

strenger Anleitung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r HA XVIII/8<br />

gestan<strong>de</strong>n zu haben.<br />

Die HA XVIII/8 vermittelte <strong>de</strong>n Inoffiziellen Mitarbeitern<br />

darüber hinaus auch Kontakte zu Embargolieferanten,<br />

die von ihr nachrichtendienstlich gesteuert<br />

wur<strong>de</strong>n. Als Beispiele können hier <strong>de</strong>r Geschäftsführers<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Cerdip, Jürgen Potera sowie<br />

Hans-Jürgen König, Hans Jochheim <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Caramant, Manfred<br />

Hardt, dienen. Laut verschie<strong>de</strong>ner Aussagen Zahns<br />

vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt wur<strong>de</strong> er durch Wenzel<br />

aufgefor<strong>de</strong>rt, mit diesen Personen Geschäftsbeziehungen<br />

aufzunehmen.<br />

Auch Ronneberger <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES GmbH wur<strong>de</strong>n<br />

durch Wenzel Kontakte mit westlichen Embargobzw.<br />

Waffenhändlern vermittelt. Der stellvertreten<strong>de</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>r HA XVIII/8, Hans-Georg Fechner, gab in<br />

seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>skriminalamt Berlin<br />

am 17. Dezember 1992 an, daß es ein Ziel seiner<br />

Abteilung gewesen sei, Personen im „NSW" für eine<br />

Zusammenarbeit zu gewinnen. Er gab allerdings an,<br />

von keinem <strong>de</strong>rartigen Fall gewußt zu haben. Aus einem<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r HA XVIII/8 vom 21. November 1988<br />

geht diesbezüglich allerdings hervor, daß z.B. <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Caramant zu einer<br />

nachrichtendienstlichen Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII/8 erpreßt wur<strong>de</strong>; wegen angeblicher Gesetzesverstöße<br />

in <strong>de</strong>r DDR sollte er <strong>de</strong>m MfS Informationen<br />

liefern (Dokument-Nr. 47).<br />

Die HA XVIII/8 entwickelte nicht nur selbst nachrichtendienstliche<br />

Aktivitäten, son<strong>de</strong>rn unterstützte auch<br />

die HVA auf vielfältige Weise. Sie leitete u.a. Informationen<br />

über bestimmte Lieferanten an die Abteilung<br />

Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik (SWT) <strong>de</strong>r HVA<br />

weiter, die diese für eigene Zwecke benutzte, <strong>und</strong><br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

führte Beschaffungen in <strong>de</strong>ren Auftrag durch. Aus<br />

mehreren Dokumenten ist ein<strong>de</strong>utig ersichtlich, daß<br />

insbeson<strong>de</strong>re Zahn häufig mit <strong>de</strong>r Durchführung von<br />

Importen, die <strong>de</strong>r HA XVIII/8 durch die Abteilung<br />

SWT übertragen wor<strong>de</strong>n waren, beauftragt wur<strong>de</strong><br />

(Dokument-Nr. 48).<br />

Schließlich vermittelte die HA XVIII/8 auch Kontakte<br />

zwischen <strong>de</strong>m HB 4, Zahn <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s MfS. Hierzu zählten insbeson<strong>de</strong>re die Abteilung<br />

Operativ-Technischer Sektor (OTS), für die <strong>de</strong>r<br />

HB 4 das sogenannte „Objekt X" beschaffte, <strong>und</strong> die<br />

<strong>de</strong>r Abteilung VRD zugeordnete AG Bau<strong>de</strong>, für die<br />

Zahn in großem Umfang Aufträge erledigte.<br />

Rolle von Dr. Günther Forgber<br />

Die Unternehmensgruppe Forgber zählte zu <strong>de</strong>n sog.<br />

MfS-Firmen. Diese waren <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung nur zur „ökonomischen Anleitung"<br />

unterstellt <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n ansonsten durch das<br />

Ministerium für Staatssicherheit gesteuert. Während<br />

die sog. MfS-Firmen F.C. Gerlach Export-Import, Camet<br />

Industrievertretungen <strong>und</strong> Beratungen für Chemie,<br />

Agrar <strong>und</strong> Metallurgie Export/Import, Asimex<br />

Import-Export-Agentur, Interport Industrievertretungen<br />

<strong>und</strong> Intertechna GmbH <strong>de</strong>r HVA zugeordnet waren,<br />

han<strong>de</strong>lte es sich bei <strong>de</strong>r Unternehmensgruppe<br />

Forgber um ein Unternehmen <strong>de</strong>r HA XVIII/7, das<br />

auch innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

nicht wie die sog. HVA-Firmen durch Dr.<br />

Schalck-Golodkowski, son<strong>de</strong>rn durch <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r<br />

HA I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r sehr enge Beziehungen zur<br />

HA XVIII/7 unterhielt, betreut wur<strong>de</strong>. Die Doppelunterstellung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Günther Forgber<br />

macht <strong>de</strong>utlich, wie vielfältig <strong>und</strong> eng die Verflechtungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r HA XVIII <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung waren.<br />

Das Unternehmen Günther Forgber - Wahrnehmung<br />

von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> mit<br />

Gewerbeerlaubnis vom 4. August 1965 offiziell im<br />

Auftrag <strong>de</strong>s damaligen Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l (MAI), Julius Balkow,<br />

durch Dr. Günther Forgber gegrün<strong>de</strong>t <strong>und</strong> mit Gründung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung diesem<br />

1967 unterstellt (Dokument-Nr. 49). Einem Vermerk<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII, Abteilung West-Berlin, vom 25.<br />

Juni 1965 ist zu entnehmen, daß das MfS zum selben<br />

Zeitpunkt die Absicht hatte, Dr. Günther Forgber eine<br />

sog. Firmenvertretung zu übertragen, um „eine perspektivvolle<br />

Arbeit im Interesse <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m MfS zu entwickeln" (Dokument-Nr. 50). Es<br />

kann daher mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen<br />

wer<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r eigentliche Initiator <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensgründung nicht das MAI, son<strong>de</strong>rn das<br />

MfS war. Obwohl das Unternehmen formal als Einzelunternehmen<br />

auftrat, han<strong>de</strong>lte es sich in Wirklichkeit<br />

um ein Staatsunternehmen.<br />

Von <strong>de</strong>r Funktion her war das Unternehmen Günther<br />

Forgber - Wahrnehmung von Interessen für Industrie<br />

<strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l das be<strong>de</strong>utendste <strong>de</strong>r MfS-Unternehmen,<br />

da es fast alle wichtigen Han<strong>de</strong>lsbereiche ab<strong>de</strong>ckte.<br />

Als reine sog. Vertreterfirma vermittelte es<br />

Geschäftskontakte im Bereich <strong>de</strong>s Maschinen-, Textilmaschinen-<br />

<strong>und</strong> Anlagenbaus sowie <strong>de</strong>r Elektronik


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> Medizintechnik zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR. Zu ihren<br />

Geschäftspartnern gehörten u.a. die West-Berliner<br />

Vertretung <strong>de</strong>s Unternehmens Roh<strong>de</strong> & Schwarz<br />

<strong>und</strong> das Unternehmen Leybold-Heräus in Hanau. Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong>n mehrere gemischte Gesellschaften<br />

<strong>de</strong>s AHB Carl Zeiss Jena durch Dr. Günther Forgber<br />

in <strong>de</strong>r DDR vertreten (Dokument-Nr. 51). Nebengeschäfte<br />

waren <strong>de</strong>r Import von Kosmetik, u.a. von Dior,<br />

<strong>und</strong> von Textilien. Aus seinen Gewinnen führte das<br />

Unternehmen zuletzt etwa acht Mio. Valuta-Mark an<br />

das sog. Mielke-Konto 0528 <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung ab. Darüber hinaus erfolgten Gewinnabführungen<br />

an die Transinter GmbH <strong>und</strong> auf<br />

Festgeldkonten in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> Österreich. Dr.<br />

Günther Forgber selbst stand eine Provision in Höhe<br />

von ca. zehn Prozent zu (Dokument-Nr. 52).<br />

Zu <strong>de</strong>m von Dr. Günther Forgber geleiteten Unternehmensnetz<br />

gehörten neben <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

Günther Forgber - Wahrnehmung von Interessen für<br />

Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l das Industriebüro Günther<br />

Forgber in Berlin (Ost) <strong>und</strong> das Unternehmen Expo rt<br />

-contact mit offiziellen Firmensitzen in Berlin (Ost),<br />

Wien <strong>und</strong> Zürich sowie Filialen in Vaduz, Budapest<br />

<strong>und</strong> möglicherweise Bergamo. Außer<strong>de</strong>m zählte zu<br />

<strong>de</strong>m sog. Firmennetz die Internationale Export Import<br />

Han<strong>de</strong>ls AG mit Sitz in Zug in <strong>de</strong>r Schweiz. Sowohl<br />

über das Unternehmen Exportcontact als auch über<br />

die Internationale Export-Import Han<strong>de</strong>ls AG bestan<strong>de</strong>n<br />

sehr enge Beziehungen zur Kommunistischen<br />

Partei Österreichs (KPÖ) (Dokument-Nr. 53-56). Im<br />

Januar 1990 grün<strong>de</strong>te Dr. Günther Forgber außer<strong>de</strong>m<br />

das Unternehmen Forgimpe in Berlin (Ost), das er wenige<br />

Monate später in INHAFO GmbH umbenennen<br />

ließ. Das Unternehmen besteht möglicherweise heute<br />

noch.<br />

Die Beziehungen Dr. Günther Forgbers <strong>und</strong> seiner<br />

Unternehmen zum MfS waren sehr komplex. Dr. Günther<br />

Forgber selbst war ein langjähriger Inoffizieller<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS. Sein Firmennetz wur<strong>de</strong> vom MfS<br />

zur Beschaffung von Embargowaren <strong>und</strong> Versorgungsgütern,<br />

zur finanziellen Unterstützung <strong>und</strong> als<br />

Deckadresse für verschie<strong>de</strong>ne Diensteinheiten <strong>de</strong>s<br />

MfS genutzt.<br />

Die persönlichen Verbindungen von Dr. Günther<br />

Forgber zum MfS bestan<strong>de</strong>n bereits seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

50er Jahre. Schon sehr früh waren auch b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utsche<br />

Geheimdienste über seine MfS-Tätigkeit informiert.<br />

1957 wur<strong>de</strong> Dr. Günther Forgber von <strong>de</strong>r Abteilung<br />

VI/2 als GI „Bergmann" schriftlich zur Zusammenarbeit<br />

verpflichtet (Dokument-Nr. 57-58). Dr.<br />

Günther Forgber war zu diesem Zeitpunkt Leiter <strong>de</strong>s<br />

Plankontors <strong>de</strong>s DIA Feinmechanik/Optik <strong>und</strong> auf<br />

<strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Medizin-<strong>und</strong> Röntgentechnik tätig.<br />

Er wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Ziel geworben, Informationen über<br />

Zwischenhändler für Embargowaren aus <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esgebiet<br />

<strong>und</strong> Berlin (West) zu liefern, mit <strong>de</strong>nen er<br />

damals in Kontakt stand. Sein Führungsoffizier in <strong>de</strong>r<br />

Abteilung VI/2 war Unterleutnant Johannes Hirsch<br />

(Dokument-Nr. 59). 1958 wur<strong>de</strong> Dr. Günther Forgber<br />

an die HVA Abteilung III/1 übergeben <strong>und</strong> berichtete<br />

dort unter <strong>de</strong>m neuen Decknamen „Kurt" an seinen<br />

Führungsoffizier Fritz Neuwirth. Die HVA hatte eigentlich<br />

Dr. Günther Forgbers Einsatz als Werber<br />

bzw. Geheimer Mitarbeiter in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland vorgesehen. Da Dr. Günther Forgber<br />

dies jedoch aus persönlichen Grün<strong>de</strong>n ablehnte, war<br />

er angeblich nur von geringer Be<strong>de</strong>utung für die<br />

HVA. En<strong>de</strong> 1961 wur<strong>de</strong> die Zusammenarbeit mit Dr.<br />

Günther Forgber aufgr<strong>und</strong> eines Verratsfalls in <strong>de</strong>r<br />

HVA eingestellt (Dokument-Nr. 60).<br />

En<strong>de</strong> 1963 nahm die HA III/2 Kontakt zu Dr. Günther<br />

Forgber auf. Am 25. November 1963 unterzeichnete<br />

er eine Zusatzverpflichtung <strong>und</strong> berichtete im folgen<strong>de</strong>n<br />

als GI, später als IM <strong>und</strong> IMS „Martin" . Geführt<br />

wur<strong>de</strong> er bei dieser Abteilung durch Leutnant Gerhard<br />

Michel (Dokument-Nr. 61). Von 1965 bis Oktober<br />

1980 wur<strong>de</strong> die inoffizielle Zusammenarbeit mit<br />

Dr. Günther Forgber unter zeitweiliger Führung von<br />

Heinz Krüger durch die HA XVIII/7 fortgesetzt. Dr.<br />

Forgber war in dieser Zeit an mehreren sog. operativen<br />

Vorgängen beteiligt, die zur Einleitung von Ermittlungsverfahren<br />

<strong>und</strong> zur anschließen<strong>de</strong>n Verhaftung<br />

mehrerer Personen in <strong>de</strong>r DDR führten. Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong> er zur Durchführung sog. Wie<strong>de</strong>rgutmachungsleistungen<br />

b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Einzelpersonen gegenüber <strong>de</strong>r DDR eingesetzt<br />

(Dokument-Nr. 49 <strong>und</strong> 62).<br />

Ab 1980 wur<strong>de</strong> Dr. Günther Forgber aufgr<strong>und</strong> einer<br />

Anordnung, die die inoffizielle Zusammenarbeit <strong>de</strong>s<br />

MfS mit sog. Vertreterfirmen verbot, direkt durch <strong>de</strong>n<br />

Leiter <strong>de</strong>r HA I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherheit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Karl Meier, operativ betreut<br />

bzw. geführt; bei<strong>de</strong> waren ehemalige Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

HA XVIII/7 (Dokument-Nr. 49). Im März 1983 wur<strong>de</strong><br />

die inoffizielle Zusammenarbeit durch die HA XVIII<br />

wie<strong>de</strong>r aufgenommen. Führungsoffizier wur<strong>de</strong><br />

Oberst Erich Lehmann. Die Verbindung blieb allerdings<br />

eher passiv. 1986 wur<strong>de</strong> Dr. Günther Forgber<br />

schließlich an die Mitarbeiter <strong>de</strong>r AG BKK, Oberst<br />

Wolfram Meinel bzw. Wilhelm Machost, übergeben<br />

(Dokument-Nr. 63).<br />

Das MfS schätzte Dr. Günther Forgber während <strong>de</strong>s<br />

gesamten Zeitraums <strong>de</strong>r Zusammenarbeit als sehr zuverlässigen<br />

<strong>und</strong> einsatzbereiten Mitarbeiter mit enger<br />

i<strong>de</strong>ologischer Bindung zum MfS. Der Vorschlag zur<br />

Auszeichnung mit <strong>de</strong>m bronzenen „Kampfor<strong>de</strong>n für<br />

Verdienste um Volk <strong>und</strong> Vaterland" vom 25. Mai 1987<br />

hob insbeson<strong>de</strong>re seine „be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Unterstützung<br />

bei <strong>de</strong>r materiell-technischen Sicherstellung ... bei<br />

<strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren" für das MfS<br />

hervor (Dokument-Nr. 64).<br />

Unabhängig von <strong>de</strong>r IM-Tätigkeit Dr. Günther Forgbers<br />

wur<strong>de</strong> auch das von ihm geleitete Firmennetz<br />

durch die HA XVIII/7 betreut. Die sog. operative Anleitung<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensgruppe Forgber erfolgte innerhalb<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII/7 durch Oberst Helmut Hillebrandt<br />

<strong>und</strong> Oberst Heinz Krüger, wobei letzterer<br />

gleichzeitig auch Führungsoffizier von Dr. Günther<br />

Forgber war. Aufgr<strong>und</strong> „schwerwiegen<strong>de</strong>r Korruptionsfälle"<br />

in <strong>de</strong>r HA XVIII/7 wur<strong>de</strong> die Unternehmensgruppe<br />

Forgber, laut Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vor <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt am 17. September<br />

1991, später allerdings <strong>de</strong>r Aufsicht <strong>de</strong>s MfS<br />

entzogen <strong>und</strong> ausschließlich <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterstellt. Finanzielle Unregelmäßigkeiten<br />

im Zusammenhang mit Geldabführun-


gen <strong>de</strong>r Unternehmensgruppe Forgber an das MfS<br />

kamen auch in späteren Jahren angeblich immer wie<strong>de</strong>r<br />

vor. Wie<strong>de</strong>rholt soll Dr. Günther Forgber von Führungsoffizieren<br />

zur Abführung von Gel<strong>de</strong>rn erpreßt<br />

wor<strong>de</strong>n sein, die diese wie<strong>de</strong>rum als eigene Leistungen<br />

abgerechnet haben sollen. Laut Aussage von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski soll auch die Ursache für die<br />

Entlassung <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r AG BKK, Meinel, in einer<br />

<strong>de</strong>rartigen Erpressungsaktion bestan<strong>de</strong>n haben.<br />

Bezüglich <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren spielte<br />

die Unternehmensgruppe Forgber insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>shalb eine wichige Rolle für das MfS, weil sie als<br />

Deckadresse für die Aktivitäten von Wolfram Zahn<br />

genutzt wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r unter Anleitung <strong>de</strong>r HA XVIII/8<br />

für <strong>de</strong>ra rtige Beschaffungen, auch für Zwecke <strong>de</strong>r<br />

HVA, zuständig war. In welchem Umfang Dr. Forgber<br />

sich darüber hinaus auch selbst aktiv mit <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargowaren befaßte, konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

durch seine Beweiserhebung<br />

nicht klären. Nach einer Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

soll sich die Unternehmensgruppe Forgber<br />

auf die Beschaffung von Versorgungsgütern für das<br />

MfS <strong>und</strong> die Bereitstellung von finanziellen Mitteln<br />

konzentriert haben. Aus einem IM-<strong>Bericht</strong> Dr. Günther<br />

Forgbers an die AG BKK geht jedoch hervor, daß<br />

zumin<strong>de</strong>st über das Unternehmen Exportcontact in<br />

Wien Embargowaren für <strong>de</strong>n ungarischen Markt importiert<br />

wur<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 53).<br />

Die Verbindung zwischen Zahn <strong>und</strong> Dr. Günther<br />

Forgber bestand bereits seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er Jahre, als<br />

Zahn noch Leiter <strong>de</strong>s Direktionsbereichs Anlagenimport<br />

in <strong>de</strong>r VVB Bauelemente <strong>und</strong> Vakuumtechnik<br />

war. Da es sich bei diesem Bereich um keinen offiziellen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb han<strong>de</strong>lte, konnten ihm<br />

auch keine Außenhan<strong>de</strong>lsvollmachten übertragen<br />

wer<strong>de</strong>n. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wur<strong>de</strong> er laut Aussage<br />

von Zahn ca. 1970 formal <strong>de</strong>r Unternehmensgruppe<br />

Forgber angeglie<strong>de</strong>rt. Ab diesem Zeitpunkt wur<strong>de</strong>n<br />

alle Importgeschäfte Zahns im Namen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Günther Forgber - Wahrnehmung von Interessen<br />

für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l abgewickelt, Zahn<br />

selbst wur<strong>de</strong> Prokurist <strong>de</strong>s Unternehmens Günther<br />

Forgber - Wahrnehmung von Interessen für Industrie<br />

<strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l. Die Bezahlung <strong>de</strong>r Lieferanten Zahns erfolgte<br />

über ein Unterkonto <strong>de</strong>s Unternehmens Günther<br />

Forgber - Wahrnehmung <strong>de</strong>r Interessen für Industrie<br />

<strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG<br />

(DHB), für das nur Nen<strong>de</strong>l, Zahn <strong>und</strong> Kupfer, nicht<br />

aber Dr. Günther Forgber zeichnungsberechtigt waren.<br />

Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre wur<strong>de</strong> im Namen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Günther Forgber - Wahrnehmung von<br />

Interessen für Indust rie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l ein zweites Unterkonto<br />

bei <strong>de</strong>r DHB eingerichtet. Über dieses, ausschließlich<br />

durch <strong>de</strong>n HB 4 gespeiste, Konto erfolgte<br />

die Finanzierung <strong>de</strong>r Speziellen Beschaffungsorgane<br />

(SBO), für die Zahn ab diesem Zeitpunkt verantwortlich<br />

war. Als Gegenleistung für die Zurverfügungstellung<br />

seines Namens erhielt Dr. Günther Forgber für<br />

alle abgewickelten Importgeschäfte eine Provision<br />

von ca. fünf Prozent, die er jedoch wie<strong>de</strong>rum an <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung abzuführen<br />

hatte.<br />

Auch ein Großteil <strong>de</strong>r Embargolieferanten <strong>de</strong>s HB 4<br />

wur<strong>de</strong> von Dr. Günther Forgber bzw. <strong>de</strong>m Industrie-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

büro Günther Forgber vertreten. Während Dr. Forgber<br />

selbst auf die Beschaffungsaktivitäten <strong>de</strong>s HB 4<br />

keinen Einfluß nahm, schaltete sich das Industriebüro<br />

unter Leitung von Peer Ikier in die Beziehungen <strong>de</strong>s<br />

HB 4 zu seinen Lieferanten teilweise aktiv ein. Ikier<br />

war seit Juli 1973 Leiter <strong>de</strong>r Außenstelle <strong>de</strong>s AHB Carl<br />

Zeiss Jena in Berlin (Ost), die für die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>n gemischten Gesellschaften <strong>de</strong>s AHB in westeuropäischen<br />

Län<strong>de</strong>rn zuständig war.<br />

Ab 1976 wur<strong>de</strong> die Vertretung dieser Gesellschaften<br />

durch das Unternehmen Günther Forgber - Wahrnehmung<br />

von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l übernommen.<br />

Dadurch sollten die steuerpflichtigen Han<strong>de</strong>lsgewinne<br />

dieser Gesellschaften durch Abführungen<br />

von Provisionszahlungen an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung reduziert wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

65). Dr. Günther Forgber übertrug die Vertretung<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaften <strong>de</strong>m Industriebüro Günther<br />

Forgber. Die Unternehmensleitung übernahm<br />

Ikier. Im Auftrag Forgbers <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>ssen entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Vollmacht vertrat das Industriebüro außer<strong>de</strong>m<br />

an<strong>de</strong>re westliche Unternehmen in <strong>de</strong>r DDR, wobei<br />

es sich hauptsächlich um Embargolieferanten<br />

han<strong>de</strong>lte. Die Einschaltung <strong>de</strong>s Industriebüros in die<br />

Geschäfte Ronnebergers führte innerhalb <strong>de</strong>s MfS<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s HB 4 1988 zu Überlegungen, eine neue bereichsspezifische<br />

Vertreterorganisation für die Geschäfte<br />

<strong>de</strong>s HB 4 zu bil<strong>de</strong>n. Nach Ansicht <strong>de</strong>s MfS gefähr<strong>de</strong>ten<br />

die Aktivitäten Ikiers die Arbeit <strong>de</strong>s HB 4,<br />

da einerseits die Verbindung <strong>de</strong>s Firmennetzes von<br />

Dr. Forgber mit <strong>de</strong>m MfS im westlichen Ausland bekannt<br />

war, <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits die notwendigen Geheimhaltungsmaßnahmen<br />

bei <strong>de</strong>r Abwicklung von<br />

Embargogeschäften durch Ikier <strong>und</strong> Dr. Forgber nicht<br />

eingehalten wur<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 66).<br />

Weitere Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS, die zur Ab<strong>de</strong>ckung<br />

ihrer Tätigkeit in Gebäu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Unternehmens Günther<br />

Forgber - Wahrnehmung von Interessen für Industrie<br />

<strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l untergebracht wur<strong>de</strong>n, waren die<br />

<strong>de</strong>r Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) unterstellte<br />

AG Bau<strong>de</strong> bzw. AG MAH <strong>und</strong> die Gruppe Son<strong>de</strong>rbeschaffung<br />

unter Leitung von Sigrid Schalck-<br />

Golodkowski, <strong>de</strong>ren Anleitung ebenfalls ausschließlich<br />

durch das MfS erfolgte. Zwischen <strong>de</strong>r AG MAH,<br />

die in erster Linie mit <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren<br />

für das MfS befaßt war, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Unternehmensgruppe<br />

Forgber bestan<strong>de</strong>n in geringem Umfang<br />

auch Geschäftsbeziehungen. Obwohl die Gruppe<br />

Son<strong>de</strong>rbeschaffung in <strong>de</strong>n Geschäftsräumen Dr.<br />

Forgbers als sogenanntes Forgber-Büro II untergebracht<br />

war <strong>und</strong> mehrere Kuriere aus dieser Gruppe<br />

offiziell beim Unternehmen Günther Forgber - Wahrnehmung<br />

von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l<br />

beschäftigt waren, liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

keine Infomationen über eine Zusammenarbeit<br />

vor.<br />

bb) Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(AG BKK)<br />

Die Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(AG BKK) wur<strong>de</strong> mit Befehl Nr. 14/83 <strong>de</strong>s Ministers<br />

für Staatssicherheit vom 1. September 1983 als<br />

selbständige Diensteinheit <strong>de</strong>s MfS gegrün<strong>de</strong>t. Ihre<br />

Aufgabe bestand in <strong>de</strong>r „politisch-operativen Siche-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

rung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung im<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR" . Der Sicherungsbereich<br />

<strong>de</strong>r AG BKK bestand zunächst lediglich<br />

aus <strong>de</strong>r Zentrale <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Mit Wirkung vom 1. Oktober 1986 wur<strong>de</strong> er<br />

um die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung zugeordneten<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>und</strong> Vertretergesellschaften,<br />

für die bis dahin die HA XVIII/7 zuständig<br />

gewesen war, erweitert (Dokument-Nr. 40). Vor<br />

<strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r AG BKK hatte <strong>de</strong>r gesamte Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung im Abwehrbereich <strong>de</strong>r<br />

HA XVIII/7 gelegen.<br />

Ursache für die Gründung <strong>de</strong>r AG BKK war in erster<br />

Linie eine personelle Überlastung <strong>de</strong>r HA XVIII/7.<br />

Außer<strong>de</strong>m erfor<strong>de</strong>rten die Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Tätigkeitsgebietes<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> das zunehmen<strong>de</strong> Interesse westlicher Geheimdienste<br />

am Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

auch generell neue <strong>und</strong> strengere Sicherheitskonzepte.<br />

Konkreter Auslöser für die Einrichtung einer<br />

neuen Abwehreinheit waren die Flucht <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Asimex, Günter Asbeck,<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s ehemaligen Leiters <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH, Horst Schuster, in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Diese Ereignisse hatten nach Darstellung<br />

<strong>de</strong>s langjährigen Leiters <strong>de</strong>r AG BKK, Wolfram<br />

Meinel, zu großen nachrichtendienstlichen Schä<strong>de</strong>n<br />

für die DDR geführt.<br />

Der Initiator für die Gründung <strong>de</strong>r AG BKK war Dr.<br />

Schalck-Golodkowski selbst. Laut seiner Aussage<br />

war die HA XVIII/7 we<strong>de</strong>r fähig, die Sicherheit <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu gewährleisten,<br />

noch in <strong>de</strong>r Lage, <strong>de</strong>n Einfluß an<strong>de</strong>rer MfS-Diensteinheiten<br />

auf <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

einzudämmen. Die unkontrollierte <strong>und</strong> unorganisierte<br />

Werbung von Mitarbeitern im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung durch an<strong>de</strong>re Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s MfS hätte nach Meinung Dr. Schaick-Golodkowskis<br />

das gesamte Ansehen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung im Ausland ruinieren <strong>und</strong> somit<br />

<strong>de</strong>n Erfolg seiner Arbeit gefähr<strong>de</strong>n können. Mit <strong>de</strong>r<br />

AG BKK sollte daher in erster Linie eine A rt Koordinierungsstelle<br />

zur Abstimmung <strong>de</strong>s Vorgehens <strong>de</strong>r<br />

einzelnen MfS-Diensteinheiten geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die ersten Überlegungen zur Gründung <strong>de</strong>r AG BKK<br />

besprach Dr. Schalck-Golodkowski mit MfS-Offizier<br />

Dr. Volpert.<br />

Laut Aussage <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r AG BKK, Wolfram Meinel,<br />

waren für die Einrichtung <strong>de</strong>r AG BKK hingegen<br />

an<strong>de</strong>re Beweggrün<strong>de</strong> ausschlaggebend. Seiner Meinung<br />

nach hatten zwischen <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r HA XVIII,<br />

Generalleutnant Alfred Kleine, <strong>und</strong> Dr. Schaick-Golodkowski<br />

starke Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten über<br />

die gr<strong>und</strong>sätzliche Rolle <strong>und</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bestan<strong>de</strong>n. Während<br />

Kleine nicht bereit gewesen sei, die Son<strong>de</strong>rrolle <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Einschränkung <strong>de</strong>r Arbeitsfähigkeit seiner<br />

Abteilung vorbehaltslos zu akzeptieren, habe sich<br />

Dr. Schalck-Golodkowski geweigert, „irgendwelche<br />

Abstriche an <strong>de</strong>r Rolle <strong>und</strong> Be<strong>de</strong>utung seines Bereichs<br />

zu machen" . Dr. Schalck-Golodkowski habe<br />

<strong>de</strong>shalb versucht, Kleine „abzuschütteln" <strong>und</strong> sich<br />

„eine Haus- <strong>und</strong> Hofpolizei" zu schaffen, die nach sei<br />

ner „Pfeife tanzt" <strong>und</strong> das erledige, was im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung „angesagt" sei. Die Befehle<br />

<strong>und</strong> Weisungen <strong>de</strong>s MfS seien vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung nur als zweitrangig betrachtet<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage für die Tätigkeit <strong>de</strong>r AG BKK bil<strong>de</strong>te<br />

<strong>de</strong>r Befehl Nr. 14/83 <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit<br />

vom 1. September 1983. Er wur<strong>de</strong> 1988 durch <strong>de</strong>n inhaltlich<br />

nur leicht verän<strong>de</strong>rten Befehl Nr. 12/88 <strong>de</strong>s Ministers<br />

für Staatssicherheit vom 21. Juni 1988 ersetzt, in<br />

<strong>de</strong>m insbeson<strong>de</strong>re auf <strong>de</strong>n erweiterten Sicherungsbereich<br />

<strong>de</strong>r AG BKK Rücksicht genommen wur<strong>de</strong>.<br />

Der Befehl Nr. 14/83 übertrug <strong>de</strong>r AG BKK drei<br />

Hauptaufgaben, für <strong>de</strong>ren Erfüllung <strong>de</strong>r Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Ministers, Generalleutnant Rudi Mittig, <strong>de</strong>m die<br />

AG BKK unterstellt war, persönlich verantwortlich gemacht<br />

wur<strong>de</strong>. Die Hauptaufgaben bestan<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r<br />

„politisch-operativen" Sicherung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, <strong>de</strong>r Koordinierung <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>r operativen Diensteinheiten <strong>de</strong>s<br />

MfS durch die AG BKK <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Unterstützung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

bei <strong>de</strong>r Lösung seiner Aufgaben.<br />

Die „politisch-operative Sicherung" sollte in erster Linie<br />

auf eine rechtzeitige Aufklärung von Plänen <strong>und</strong><br />

Maßnahmen sogenannter „feindlicher Stellen" sowie<br />

die vorbeugen<strong>de</strong> Verhin<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> Bekämpfung von<br />

Spionage, „wirtschaftlicher Störtätigkeit", „staatsfeindlichen<br />

Menschenhan<strong>de</strong>ls" <strong>und</strong> „ungesetzlichen<br />

Verlassens <strong>de</strong>r DDR" abzielen. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> von<br />

<strong>de</strong>r AG BKK im Rahmen ihrer Absicherungsfunktion<br />

eine „aktive Unterstützung <strong>de</strong>s . Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung bei <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>r ihm<br />

übertragenen Aufgaben" <strong>und</strong> - die „Gewährleistung<br />

einer hohen Sicherheit <strong>und</strong> Ordnung sowie eines<br />

wirksamen Geheimnisschutzes" gefor<strong>de</strong>rt. In <strong>de</strong>n Bereich<br />

<strong>de</strong>r „politisch-operativen Sicherung" fiel neben<br />

<strong>de</strong>r Spionageabwehr auch das sehr wichtige Gebiet<br />

<strong>de</strong>r sog. Ka<strong>de</strong>rarbeit. Hierzu gehörte z.B. die „Bestätigung"<br />

von „NSW-Reiseka<strong>de</strong>rn" <strong>und</strong> „ Nomenklaturka<strong>de</strong>rn<br />

" in Führungs- <strong>und</strong> Leitungsfunktionen.<br />

Die Tätigkeit <strong>de</strong>r AG BKK hatte sich laut Befehl Nr.<br />

14/83 in je<strong>de</strong>m Fall lediglich auf die „politisch-operative<br />

Absicherung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung",<br />

in keinem Fall aber auf <strong>de</strong>n wirtschaftspolitischen<br />

Inhalt seiner Tätigkeit zu erstrecken.<br />

Die AG BKK mußte gemäß <strong>de</strong>n Befehlen Nr. 14/83<br />

<strong>und</strong> 12/88 bei <strong>de</strong>r Absicherung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung sehr eng mit unterschiedlichen<br />

Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS zusammenarbeiten <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren<br />

Zusammenwirken koordinieren. Beson<strong>de</strong>rs betroffen<br />

hiervon waren die HA XVIII, die HA II, die HA<br />

VI, die Abteilung Verwaltung Rückwärtige Dienste<br />

(VRD), die Abteilung Bewaffung/Chemischer Dienst<br />

(BCD), die HA Personenschutz (PS), die Abteilung 26<br />

(Telefonüberwachung) <strong>und</strong> die Hauptverwaltung<br />

Aufklärung (HVA). Gr<strong>und</strong>sätzlich mußten alle beabsichtigten<br />

Maßnahmen an<strong>de</strong>rer Diensteinheiten mit<br />

<strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r AG BKK abgestimmt wer<strong>de</strong>n. Dieser<br />

hatte mit <strong>de</strong>n Diensteinheiten sog. Koordinierungsvereinbarungen<br />

über die Zusammenarbeit abzuschließen.<br />

Der Einsatz von Inoffiziellen Mitarbeitern<br />

(IM), Gesellschaftlichen Mitarbeitern für Sicherheit<br />

(GMS) <strong>und</strong> Offizieren im beson<strong>de</strong>ren Einsatz (OibE)<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung durfte gene-


ell nur durch die AG BKK erfolgen. Alle an<strong>de</strong>ren<br />

Diensteinheiten, mit Ausnahme <strong>de</strong>r Abteilung VRD<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r HVA, mußten ihre im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung arbeiten<strong>de</strong>n Mitarbeiter an die AG<br />

BKK übergeben.<br />

Eine beson<strong>de</strong>rs enge Zusammenarbeit bestand aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer Zuständigkeit für die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>und</strong> Vertretergesellschaften mit <strong>de</strong>r HA XVIII.<br />

Die Leiter <strong>de</strong>r HA XVIII <strong>und</strong> <strong>de</strong>r AG BKK waren aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

sich bei <strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung gegenseitig zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> über alle wichtigen Erkenntnisse zu informieren.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Spionageabwehr<br />

hatten sie darüber hinaus eine enge Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r HA II zu gewährleisten.<br />

Der Befehl Nr. 14/83 legte auch die direkte Unterstellung<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski unter Mielke fest.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski trug gemäß diesem Befehl<br />

die alleinige Verantwortung für die „Gewährleistung<br />

einer hohen Sicherheit <strong>und</strong> Ordnung im Bereich<br />

[Kommerzielle Koordinierung], die Durchsetzung <strong>de</strong>r<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen <strong>und</strong> spezifischen sicherheitspolitischen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r Auswahl, <strong>de</strong>m Einsatz<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r klassenmäßigen Erziehung <strong>de</strong>r Ka<strong>de</strong>r sowie<br />

die Nutzung <strong>de</strong>r Möglichkeiten <strong>de</strong>s Bereichs für die<br />

politisch-operative Arbeit <strong>de</strong>s MfS". Dabei hatte er<br />

„stören<strong>de</strong> Einflüsse bzw. negative Auswirkungen auf<br />

die Erfüllung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich übertragenen Aufgaben<br />

zu verhin<strong>de</strong>rn" . Er war in diesen Fragen <strong>de</strong>m Minister<br />

für Staatssicherheit „direkt unterstellt <strong>und</strong> persönlich<br />

rechenschaftspflichtig". Laut Aussage von<br />

Meinel legte Dr. Schalck-Golodkowski selbst großen<br />

Wert darauf, „politisch-operative Verantwortung"<br />

mittragen zu können. Er habe, so Meinel, diesen<br />

Wunsch in einer Anlage bzw. in einem persönlichen<br />

Begleitschreiben zum Befehl Nr. 14/83 zum Ausdruck<br />

gebracht. Die Anlage lag <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

jedoch nicht vor.<br />

Die AG BKK wur<strong>de</strong> von ihrer Gründung bis zum Juni<br />

1989 durch Oberst Wolfram Meinel geleitet. Aus disziplinarischen<br />

Grün<strong>de</strong>n, die im Zusammenhang mit finanziellen<br />

Unregelmäßigkeiten bei <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

Günther Forgber stan<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> Meinel am 5.<br />

Juni 1989 durch seinen Stellvertreter, Karl-Heinz Herbrich,<br />

abgelöst. Stellvertreter Herbrichs wur<strong>de</strong><br />

Oberstleutnant York Ha rtung.<br />

Organisatorisch bestand die AG BKK aus einem Leitungsbereich,<br />

einer Arbeitsgruppe Koordinierung<br />

(AGK) <strong>und</strong> drei Referaten, die für verschie<strong>de</strong>ne Sicherungsbereiche<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zuständig waren. Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung war das<br />

Referat 1 unter Leitung von Major Gerhard Jarschel<br />

für die Absicherung <strong>de</strong>r Zentrale <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES GmbH zuständig.<br />

Der Sicherungsbereich <strong>de</strong>s von Oberstleutnant<br />

York Hartung geleiteteten Referats 2 umfaßte die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Intrac HGmbH, forum HGmbH,<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, BERAG, Delta GmbH<br />

<strong>und</strong> Günther Forgber. Das Referat 3 unter Leitung von<br />

Major Joachim Gleißner war schließlich für die Sicherung<br />

<strong>de</strong>r Transinter GmbH, <strong>de</strong>r IHZ GmbH einschließlich<br />

<strong>de</strong>r dort untergebrachten Büros <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

BIEG mbH zuständig. Leiter <strong>de</strong>s Auswertungsreferats<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

AKG war zu diesem Zeitpunkt Hauptmann Günter<br />

Zeuner.<br />

Insgesamt waren in <strong>de</strong>r AG BKK am 31. August 1987<br />

106 Mitarbeiter beschäftigt. Es han<strong>de</strong>lte sich dabei<br />

um 82 Berufsoffiziere, von <strong>de</strong>nen etwa 50 bei <strong>de</strong>r<br />

Wach- <strong>und</strong> Sicherungseinheit (WSE) für das IHZ arbeiteten,<br />

22 OibE <strong>und</strong> zwei Hauptamtliche IM. Da die<br />

einzelnen Mitarbeiter sehr häufig sowohl das Referat<br />

als auch ihren persönlichen Verantwortungsbereich<br />

wechselten, konnte vom Untersuchungsausschuß<br />

nicht abschließend festgestellt wer<strong>de</strong>n, welcher Mitarbeiter<br />

in welchem Zeitraum für welches Unternehmen<br />

zuständig war. Der Einsatz <strong>de</strong>r OibE erfolgte direkt<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> war<br />

mit <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Bereichs, Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

abgestimmt (Dokument-Nr. 67).<br />

Insgesamt überwachte die AG BKK im Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung etwa 2.060 Personen. Es entstan<strong>de</strong>n<br />

etwa 700 Personen- <strong>und</strong> 350 Firmendossiers.<br />

Die AG BKK führte ca. 180 sog. Inoffizielle Quellen im<br />

gesamten Bereich Kommerzielle Koordinierung, die<br />

teilweise in Absprache mit <strong>de</strong>r HVA auch im Ausland<br />

zum Einsatz kamen (Dokument-Nr. 67). Außer<strong>de</strong>m<br />

unterhielt sie etliche sog. konspirative Wohnungen<br />

(KW). Allein das Referat 3 benutzte 1987 etwa 20 solcher<br />

Wohnungen (Dokument-Nr. 67). Ein wöchentlicher<br />

<strong>Bericht</strong> über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Arbeit enthielt eine<br />

genaue Übersicht über die bearbeiteten „operativen"<br />

Maßnahmen. Von <strong>de</strong>n zahlreichen durch die AG BKK<br />

entwickelten „Operativen Vorgängen" (0V) <strong>und</strong><br />

„Operativen Personenkontrollen" (OPK) war für <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsausschuß insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r OV<br />

„Kontakt" von Be<strong>de</strong>utung, <strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>lsfirma<br />

IMES GmbH befaßte.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s OV „Kontakt" fand seit 1988 eine zielgerichtete<br />

Aufklärung <strong>de</strong>r kommerziellen Kontakte<br />

<strong>und</strong> Verbindungen <strong>de</strong>r IMES GmbH statt. Gr<strong>und</strong> für<br />

die Einleitung <strong>de</strong>s „Operativen Vorgangs" war die<br />

Befürchtung, von <strong>de</strong>r Zusammenarbeit <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH mit internationalen Waffenhändlern <strong>und</strong> Vermittlern<br />

ginge für die politische Sicherheit <strong>de</strong>r DDR<br />

<strong>und</strong> für die persönliche Sicherheit von Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung „Gefahr"<br />

aus. Da die Geschäftspartner in <strong>de</strong>r Regel einem ganz<br />

beson<strong>de</strong>ren Interesse <strong>de</strong>r westlichen Geheimdienste<br />

unterlagen bzw. mit diesen zusammenarbeiteten,<br />

konnte je<strong>de</strong>r Verstoß gegen Regeln <strong>de</strong>r Ordnung, Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Geheimhaltung in <strong>de</strong>r IMES GmbH zu<br />

einem Sicherheitsrisiko führen (Dokument -Nr. 68).<br />

Zur Durchführung <strong>de</strong>s OV „Kontakt" setzte die AG<br />

BKK die Mitarbeiter <strong>de</strong>r IMES GmbH Erhard<br />

Wiechert alias IMS „Wolfgang Wagner" , Fritz Waldhauer<br />

alias IMS „Felix Wronjew" , Klaus Fiedler alias<br />

IMS „Frank Martin", Siegf ried Buff alias IMS „Ernst<br />

Berger", Volker Creutzburg alias IMS „Kurt", Eberhard<br />

Guhr alias IMS „Augustin", Günter Husemann<br />

alias IMS „Hüsing " , Klaus-Peter Göhring alias IMS<br />

„Wald", Rainer Finck alias IMS „Ludwig", Karin<br />

Hahn alias KP „Karin" <strong>und</strong> Otto Galan<strong>de</strong>r alias IMK<br />

„Heinz Greifswald" unter Führung von Wolfgang<br />

Habenicht ein. Sie wur<strong>de</strong>n in unterschiedlicher<br />

Weise zur Kontaktvermittlung, zur Aufklärung <strong>und</strong><br />

Einschätzung von Geschäftspartnern, zur Durchführung<br />

vorbeugen<strong>de</strong>r Maßnahmen <strong>und</strong> zur inneren


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Absicherung <strong>de</strong>r IMES GmbH genutzt. Unter vorbeugen<strong>de</strong>n<br />

Sicherheitsmaßnahmen wur<strong>de</strong> z.B. die<br />

genaue Instruktion von „Reiseka<strong>de</strong>rn" hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Verhaltensweise bei Kontakten mit sog. imperialistischen<br />

Geheimdiensten verstan<strong>de</strong>n; die innere<br />

Absicherung betraf die genaue Aufklärung <strong>und</strong> Sicherheitsüberprüfung<br />

dieser Mitarbeiter (Dokument-Nr.<br />

68).<br />

Nach Ansicht <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r AG BKK, Meinel, wur<strong>de</strong><br />

die AG BKK nicht nur bei <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>s OV<br />

„Kontakt", son<strong>de</strong>rn bei ihrer gesamten Arbeit stark<br />

behin<strong>de</strong>rt. Die Ursachen dafür lagen seiner Meinung<br />

nach in einem gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>n Interessenkonflikt zwischen<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r AG BKK sowie <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Stellung von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski innerhalb <strong>de</strong>s MfS. Während<br />

die AG BKK in erster Linie Sicherheitsinteressen zu<br />

vertreten hatte, stand für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung die Durchführung von Geschäften<br />

bzw. die Erwirtschaftung von Devisen ein<strong>de</strong>utig im<br />

Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>.<br />

Die Tatsache, daß zwischen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Mielke eine direkte Verbindung bestand, die AG<br />

BKK aber nur <strong>de</strong>m Stellvertreter Mielkes zugeordnet<br />

war, be<strong>de</strong>utete eine Stärkung <strong>de</strong>r Position für Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> eine Beschränkung <strong>de</strong>r<br />

Einflußmöglichkeiten <strong>de</strong>r AG BKK. Der AG BKK war<br />

es daher unmöglich, im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

etwas durchzusetzen, was nicht im Interesse<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis lag. Da für diesen aber vor<br />

allem die möglichst ungehin<strong>de</strong>rte <strong>und</strong> störungsfreie<br />

Durchführung seiner wirtschaftlichen Arbeit im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong><br />

stand, verlagerten sich die Aufgaben <strong>de</strong>r<br />

AG BKK immer mehr in Richtung einer reinen Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Häufig mußte dabei auch im Interesse<br />

erfolgreicher Geschäftsabschlüsse die Verletzung von<br />

Sicherheitsanfor<strong>de</strong>rungen in Kauf genommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine weitere Hauptaufgabe <strong>de</strong>r AG BKK, die Sicherung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

wur<strong>de</strong> ihr dagegen sehr erschwert, da sie diese wahrnehmen<br />

mußte, ohne über die eigentliche inhaltliche<br />

Arbeit <strong>de</strong>s Bereichs informiert zu sein. Laut Aussage<br />

von Meinel han<strong>de</strong>lte es sich bei <strong>de</strong>r Einbindung <strong>de</strong>r<br />

AG BKK in die Gesamtstruktur <strong>de</strong>s MfS um eine<br />

„völlig unlogische Konstruktion" . Zur Gewährleistung<br />

einer effektiven Arbeit hätte seiner Meinung<br />

nach auch die AG BKK direkt <strong>de</strong>m Minister für Staatssicherheit<br />

unterstellt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Die AG BKK nutzte <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

über die Abschirmung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

hinaus auch für nachrichtendienstliche Zwecke. Obwohl<br />

bereits <strong>de</strong>r Befehl Nr. 14/83 ein<strong>de</strong>utig regelte,<br />

daß durch das MfS eine „Nutzung <strong>de</strong>r Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs für die Lösung politisch-operativer Aufgaben<br />

<strong>de</strong>r HVA" vorgesehen war <strong>und</strong> daß darüber<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r AG BKK in bestimmten Fällen informiert<br />

wer<strong>de</strong>n mußte (vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 146, S. 1104),<br />

wur<strong>de</strong> dies von leiten<strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>r AG BKK<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung immer<br />

wie<strong>de</strong>r bestritten. Laut Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

bei <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt am 16. September<br />

1991 z.B. hat die Anordnung ausschließlich<br />

<strong>de</strong>n Sinn gehabt, die Einflußmöglichkeiten <strong>de</strong>r HVA<br />

zu beschränken, in<strong>de</strong>m ihr verboten wor<strong>de</strong>n sei,<br />

„ohne vorherige Abstimmung mit <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r AG<br />

BKK ... aktiv zu wer<strong>de</strong>n"<br />

Im Gegensatz zur Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

steht ein streng geheimes Papier über <strong>de</strong>n Arbeitsstand<br />

<strong>und</strong> die Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung hinsichtlich sogenannter<br />

spezieller Auslandsverbindungen zu Unternehmen,<br />

Einrichtungen <strong>und</strong> Personen im sog. Nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet (NSW) auch unter komplizierten<br />

Lagebedingungen bzw. in beson<strong>de</strong>ren Spannungssituationen<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 157, S. 1202). Dieses Papier<br />

vom 12. April 1985, das von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

an Mielke zur Kenntnisnahme gerichtet war,<br />

war im Auftrag von Dr. Schalck-Golodkowski durch<br />

<strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherheit <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> OibE, Karl<br />

Meier, entworfen wor<strong>de</strong>n. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r dort getroffenen<br />

Anordnungen wur<strong>de</strong>n im ganzen Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung Listen über Auslandsverbindungen<br />

im sog. NSW <strong>und</strong> Kontaktpersonen erstellt,<br />

die anschließend durch Karl Meier an <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r<br />

AG BKK, Meinel, weitergeleitet wur<strong>de</strong>n (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

155, S. 1182). Im Zusammenwirken <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mit <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r AG BKK<br />

sollten laut diesem Papier dann „alle notwendigen<br />

Maßnahmen zur Absicherung <strong>und</strong> Aufklärung" <strong>de</strong>r<br />

speziellen Auslandsverbindungen „unter Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>r ... zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n operativen<br />

Möglichlichkeiten" eingeleitet wer<strong>de</strong>n (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

157, S. 1202).<br />

Aus einem Brief Dr. Schalck-Golodkowskis an <strong>de</strong>n Leiter<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Schulung <strong>de</strong>s MfS,<br />

Generalmajor Dr. Günter Möller, vom 4. April 1985<br />

geht weiterhin hervor, daß „die Führung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

solcher spezieller Auslandsverbindungen ... die<br />

zielstrebige individuelle Arbeit mit <strong>de</strong>n in diesen Verbindungen<br />

tätigen ausländischen Personen nach politisch-operativen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen <strong>und</strong> Metho<strong>de</strong>n" erfor<strong>de</strong>re<br />

<strong>und</strong> daß es <strong>de</strong>shalb das Ziel sei, „abge<strong>de</strong>ckt <strong>und</strong> unter<br />

Nutzung aller legalen Möglichkeiten IM-Verbindungen<br />

aufzubauen" (Dokument-Nr. 69).<br />

Meinel bestritt in seiner Vernehmung durch das Bayerische<br />

Lan<strong>de</strong>skriminalamt am 7. Oktober 1992, daß es<br />

jemals das Ziel gewesen sei, unter diesem Personenkreis<br />

Werbungen durchzuführen. Es sei <strong>de</strong>r DDR bei<br />

dieser Art „Überlebensstrategie" lediglich darum gegangen,<br />

„für <strong>de</strong>n angenommenen Spannungsfall,<br />

d.h. <strong>de</strong>r Schließung <strong>de</strong>r Grenzen, auf funktionieren<strong>de</strong><br />

Kontakte ins Ausland mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Gütern zurückgreifen zu können" . Die AG BKK<br />

habe nur die Aufgabe gehabt, diese Personen für sich<br />

zu erfassen, um <strong>de</strong>n Einfluß an<strong>de</strong>rer Diensteinheiten<br />

abzuwen<strong>de</strong>n.<br />

Angesichts einer Regelung <strong>de</strong>s Befehls Nr. 12/88 <strong>de</strong>s<br />

Ministers für Staatssicherheit erscheint diese Aussage<br />

Meinels fragwürdig. Hiernach waren nämlich „die<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich <strong>und</strong> seine Betriebe benannten speziellen<br />

Firmenverbindungen nach nichtsozialistischen<br />

Staaten <strong>und</strong> Westberlin" durch die AG BKK


nicht nur in <strong>de</strong>r Abteilung XII zu erfassen. „Unter<br />

Nutzung <strong>de</strong>r operativen Möglichkeiten auch an<strong>de</strong>rer<br />

Diensteinheiten" sollten sie auch aufgeklärt <strong>und</strong> bearbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 196, S. 1476).<br />

Unabhängig von <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r nachrichtendienstlichen<br />

Nutzung <strong>de</strong>r sog. speziellen Firmenverbindungen<br />

lagen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß auch zahlreiche<br />

Dokumente vor, die eine Abschöpfung <strong>de</strong>r geschäftlichen<br />

Verbindungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung durch die AG BKK für nachrichtendienstliche<br />

Zwecke <strong>de</strong>r HVA belegen. Beispiele<br />

hierfür sind Informationen <strong>de</strong>r AG BKK an die HVA<br />

zu <strong>de</strong>n Landtagswahlen in Schleswig-Holstein im<br />

Jahre 1988, die die AG BKK durch ihren IMB „ Siegfried"<br />

(stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH, Eberhard Sei<strong>de</strong>l) von <strong>de</strong>ssen Geschäftspartner<br />

Adolf Hilmer erhalten hatte. Über zunehmend<br />

enger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Geschäftsbeziehungen<br />

konnte Sei<strong>de</strong>l auf Weisung <strong>de</strong>s MfS eine persönliche<br />

Beziehung zu Hilmer aufbauen <strong>und</strong> diese zur Abschöpfung<br />

von Informationen nutzen (Dokument-Nr.<br />

70).<br />

cc) Hauptabteilung Spionageabwehr (HA II)<br />

Neben <strong>de</strong>r HA XVIII <strong>und</strong> <strong>de</strong>r AG BKK befaßte sich<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Hauptabteilung Spionageabwehr<br />

(HA II) mit <strong>de</strong>r Überwachung <strong>und</strong> „Abschirmung"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Generell war die HA II innerhalb <strong>de</strong>s MfS für die Auf<strong>de</strong>ckung<br />

<strong>und</strong> Abwehr geheimdienstlicher Angriffe<br />

gegen die DDR auf politischem, ökonomischem <strong>und</strong><br />

militärischem Gebiet verantwortlich. Dazu gehörte<br />

neben <strong>de</strong>r „Bearbeitung" westlicher Geheimdienste<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Überwachung von in <strong>de</strong>r DDR leben<strong>de</strong>n<br />

Deutschen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> von Auslän<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r DDR, die Sicherung<br />

von Auslandsvertretungen in <strong>de</strong>r DDR, die Überwachung<br />

von Journalisten <strong>und</strong> Korrespon<strong>de</strong>nten westlicher<br />

Staaten in <strong>de</strong>r DDR sowie die Sicherung <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Freien Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es<br />

(FDGB) mit <strong>de</strong>r DKP. Die beson<strong>de</strong>re<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r HA II innerhalb <strong>de</strong>r Gesamtstruktur<br />

<strong>de</strong>s MfS wird darin sichtbar, daß sie direkt <strong>de</strong>m<br />

Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit,<br />

Mielke, zugeordnet war.<br />

Die HA II glie<strong>de</strong>rte sich in 21 verschie<strong>de</strong>ne Abteilungen<br />

mit mehreren Arbeitsgruppen, wobei insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Abteilung 19 im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung tätig wur<strong>de</strong>. Der Personalbestand<br />

betrug ca. 1.200 Mitarbeiter. Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

war Generalleutnant Dr. Günther Kratsch.<br />

Die Überwachungsfunktion <strong>de</strong>r HA II gegenüber <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung konzentrierte<br />

sich vor allem auf die sog. Parteifirmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> in an<strong>de</strong>ren westlichen<br />

Staaten. Bei <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen, die <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Firmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung unter<br />

Leitung von Waltraud Lisowski unterstellt waren,<br />

han<strong>de</strong>lte es sich ursprünglich um Personengesellschaften<br />

in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n von KPD/DKP-Funktionären<br />

bzw. von <strong>de</strong>r DKP nahestehen<strong>de</strong>n Personen, an <strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung später über<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Holdinggesellschaften beteiligt war. Über diese Unternehmen<br />

wur<strong>de</strong> u.a. auch die DKP finanziell unterstützt.<br />

Daneben war die HA II in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r<br />

HA XVIII <strong>und</strong> <strong>de</strong>r AG BKK auch tür die allgemeine<br />

Spionageabwehr im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

verantwortlich. Gemäß Befehl Nr. 14/83 <strong>de</strong>s Ministers<br />

für Staatssicherheit vom 1. September 1983 zur<br />

„politisch-operativen Sicherung" <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung waren alle sog. operativen<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> IM-Einsätze auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r<br />

Spionageabwehr durch die HA XVIII <strong>und</strong> die AG<br />

BKK mit <strong>de</strong>r HA II abzustimmen.<br />

Der zentrale „operative Vorgang " zur Sicherung <strong>de</strong>r<br />

sog. Parteifirmen, <strong>de</strong>r ab 1981 gemeinsam von <strong>de</strong>r<br />

HA XVIII/7 unter Leitung <strong>de</strong>s stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Hauptabteilungsleiters, Oberstleutnant Hilmar<br />

W<strong>und</strong>erlich, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r HA II durchgeführt wur<strong>de</strong>, war<br />

<strong>de</strong>r sog. Komplex „Basis". Hinter <strong>de</strong>m Decknamen<br />

„Basis" verbarg sich eine Konzeption „zur Organisierung<br />

<strong>und</strong> Durchführung politisch-operativer Sicherungsmaßnahmen<br />

im Zusammenhang mit Han<strong>de</strong>ls-<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftsunternehmen im nichtsozialistischen<br />

Ausland mit speziellen kommerziellen Aufgaben".<br />

Ursache für diese „Operation" war das starke<br />

Interesse, das westliche Geheimdienste, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r BND <strong>und</strong> die Ämter für Verfassungschutz <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, an <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Mitarbeitern zeigten (Dokument-Nr.<br />

71).<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r HA II war die Abteilung 19, die sich mit<br />

<strong>de</strong>r Zusammenarbeit <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>s FDGB mit <strong>de</strong>r<br />

DKP <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sozialistischen Einheitspartei West-Berlins<br />

(SEW) sowie <strong>de</strong>n chilenischen Emigranten in <strong>de</strong>r<br />

DDR befaßte, mit <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Operation<br />

„Basis" beauftragt. Die Verantwortung für die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Koordination <strong>und</strong> Organisation <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r HA XVIII trug <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong><br />

Hauptabteilungsleiter Oberst Erich Lehmann (Dokument-Nr.<br />

71) .<br />

Die HA XVIII/7 <strong>und</strong> die HA II/19 legten im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Vorgang „Basis" zu 22 sog. Parteifirmen<br />

Dossiers über die Unternehmensorganisationen,<br />

die Mitarbeiter, die jeweiligen Han<strong>de</strong>lswaren,<br />

die kommerziellen Verbindungen zur DDR <strong>und</strong> über<br />

sonstige „operative Hinweise" an. Die HA XVIII/7<br />

konzentrierte sich dabei schwerpunktmäßig auf die<br />

Unternehmen Chemo-Plast Im- <strong>und</strong> Export GmbH,<br />

Nolte KG, Richard Ihle GmbH, Inte rna, Imog <strong>und</strong> Inwaco<br />

(Dokument-Nr. 72).<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Operation „Basis" brachten<br />

die HA II <strong>und</strong> die HA XVIII/7 zahlreiche IM <strong>und</strong><br />

GMS zum Einsatz. Allein für die HA XIII/7 waren 17<br />

„operative Mitarbeiter" tätig, unter <strong>de</strong>nen sich u.a.<br />

Axel Pösz alias IMB „Buntspecht" <strong>und</strong> Hans-Joachim<br />

Menzel alias IMB „Peter Reimann" befan<strong>de</strong>n.<br />

Die HA II war, über die sog. Absicherungsfunktion<br />

hinaus, weiterhin <strong>de</strong>shalb von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung, weil die<br />

leiten<strong>de</strong>n Positionen in <strong>de</strong>r AG BKK durchgehend mit<br />

ehemaligen Mitarbeitern <strong>de</strong>r HA II besetzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Dies traf sowohl für <strong>de</strong>n ersten Leiter <strong>de</strong>r AG BKK,<br />

Meinel, als auch für seinen Nachfolger, Herbrich, zu.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Laut Aussage von Meinel war seine Herkunft aus <strong>de</strong>m<br />

Bereich <strong>de</strong>r Spionageabwehr die Ursache für die Ernennung<br />

zum Leiter <strong>de</strong>r AG BKK. Er erklärte dies damit,<br />

daß <strong>de</strong>r Schutz <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

vor feindlichen nachrichtendienstlichen<br />

Angriffen ein<strong>de</strong>utig im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r AG<br />

BKK gestan<strong>de</strong>n habe.<br />

c) Personelle Verflechtung mit <strong>de</strong>m MfS<br />

Zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m MfS bestan<strong>de</strong>n insofern sehr enge personelle<br />

Verflechtungen, als zahlreiche offizielle <strong>und</strong> Inoffizielle<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung beschäftigt waren. Ihr Einsatz im<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung diente einerseits<br />

<strong>de</strong>r Umsetzung von Abwehr-, Sicherungs- <strong>und</strong><br />

Aufklärungsaufgaben, die das MfS im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

erfüllte. An<strong>de</strong>rerseits wur<strong>de</strong>n sie zur Durchsetzung<br />

eigener Ziele <strong>de</strong>s MfS im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

genutzt. Letzterem dienten insbeson<strong>de</strong>re<br />

auch die Offiziere im beson<strong>de</strong>ren Einsatz (OibE). Dr.<br />

Schalck-Golodkowski selbst hatte als OibE zuletzt<br />

<strong>de</strong>n Rang eines Oberst <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> war <strong>de</strong>r wichtigste<br />

Interessenvertreter <strong>de</strong>s MfS im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung.<br />

aa) Offiziere im beson<strong>de</strong>ren Einsatz (OibE)<br />

Die Besetzung von Leitungsfunktionen im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung mit OibE, d.h. mit eigenen<br />

hauptamtlichen Mitarbeitern, war für das MfS<br />

eine <strong>de</strong>r wichtigsten Möglichkeiten, seinen Einfluß<br />

geltend zu machen. Der hohe Anteil von sog. OibE im<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung zeigt, wie stark<br />

dieser Einfluß tatsächlich war.<br />

Gemäß <strong>de</strong>r MfS-Ordnung Nr. 6/86 zur Arbeit mit Offizieren<br />

im beson<strong>de</strong>ren Einsatz vom 17. März 1986 han<strong>de</strong>lte<br />

es sich bei OibE um „Angehörige <strong>de</strong>s MfS, die<br />

im Interesse <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m MfS übertragenen Verantwortung<br />

zur umfassen<strong>de</strong>n Gewährleistung <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Sicherheit auf <strong>de</strong>n Gebieten <strong>de</strong>r Abwehr <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Aufklärung unter Legendierung ihres Dienstverhältnisses<br />

mit <strong>de</strong>m MfS auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage eines Arbeitsrechts-<br />

o<strong>de</strong>r Dienstverhältnisses in sicherheitspolitisch<br />

be<strong>de</strong>utsamen Positionen im Staatsapparat, <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft o<strong>de</strong>r in an<strong>de</strong>ren Bereichen <strong>de</strong>s gesellschaftlichen<br />

Lebens (Einsatzobjekte) eingesetzt <strong>und</strong><br />

wirksam wer<strong>de</strong>n. "<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Inoffiziellen Mitarbeitern wur<strong>de</strong>n<br />

an die Persönlichkeit <strong>de</strong>r OibE sehr hohe Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

gestellt. Sie mußten sich durch „bewiesene<br />

Treue <strong>und</strong> Ergebenheit zur Partei <strong>de</strong>r Arbeiterklasse<br />

<strong>und</strong> feste Verb<strong>und</strong>enheit mit <strong>de</strong>m MfS auszeichnen",<br />

die „Fähigkeit zur politisch-operativen Lageeinschätzung<br />

<strong>und</strong> zur eigenverantwortlichen Lösung aller gestellten<br />

Aufgaben" besitzen, eine „hohe politische<br />

<strong>und</strong> fachliche Qualifikation" aufweisen, „charakterlich<br />

<strong>und</strong> moralisch gefestigt <strong>und</strong> unter allen Lagebedingungen<br />

unantastbar sein" sowie über eine entsprechen<strong>de</strong><br />

„physische <strong>und</strong> psychische Belastbarkeit<br />

verfügen" . Für <strong>de</strong>n Einsatz als OibE waren darüber<br />

hinaus nur solche Angehörige <strong>de</strong>s MfS vorgesehen,<br />

„die über eine langjährige politisch-operative Erfah<br />

rung verfüg[t]en bzw. gezielt auf ihre Einstellung in<br />

das MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Einsatz als OibE planmäßig <strong>und</strong><br />

schwerpunktorientiert als Perspektivka<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r inoffiziellen<br />

Zusammenarbeit vorbereitet wur<strong>de</strong>n".<br />

Der Einsatz von OibE erfolgte vor allem in Schlüsselpositionen.<br />

Häufige Einsatzorte waren neben Führungspositionen<br />

in Ministerien, Wirtschaft <strong>und</strong> Kultur<br />

das Post- <strong>und</strong> Fernmel<strong>de</strong>wesen, Universitäten, Fernsehen<br />

<strong>und</strong> R<strong>und</strong>funk, Kreis- <strong>und</strong> Bezirksdienststellen<br />

<strong>de</strong>r Volkspolizei <strong>und</strong> die Abteilung Inneres in <strong>de</strong>n<br />

Kreisen <strong>und</strong> Bezirken, die u.a. für die Kirchen <strong>und</strong><br />

Ausreisewilligen zuständig waren.<br />

Die Besoldung <strong>de</strong>r OibE erfolgte durch <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Arbeitgeber. Lag die Nettovergütung im Einsatzobjekt<br />

<strong>de</strong>s OibE jedoch unter <strong>de</strong>m ihm zustehen<strong>de</strong>n<br />

Gehalt als Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS, wur<strong>de</strong> vom MfS eine<br />

Ausgleichszahlung geleistet.<br />

Laut Aussage <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten für die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Staatsicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Deutschen Demokratischen Republik, Joachim<br />

Gauck, waren im Sommer 1990 etwa 3.000 OibE bekannt.<br />

Die Dunkelziffer wird allerdings erheblich höher<br />

geschätzt.<br />

Die OibE befaßten sich im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Inoffiziellen<br />

Mitarbeitern nicht in erster Linie mit <strong>de</strong>r Überwachung<br />

von Personen, <strong>de</strong>r Sammlung von Informationen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>mentsprechen<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>e,<br />

son<strong>de</strong>rn häufig mit Koordinierungsaufgaben.<br />

Ihr Einsatz diente <strong>de</strong>r Abstimmung <strong>und</strong> Koordination<br />

von Maßnahmen <strong>de</strong>s MfS zwischen ihrem Einsatzort<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m MfS sowie <strong>de</strong>r Gewährleistung „störungsfreier<br />

Informationsbeziehungen" . Beson<strong>de</strong>rs in sicherheitsrelevanten<br />

Fragen - -wur<strong>de</strong><br />

die direkte Einflußnahme<br />

<strong>de</strong>r OibE auf Entscheidungsprozesse am<br />

Einsatzort gefor<strong>de</strong>rt. Bei <strong>de</strong>n Führungsoffizieren <strong>de</strong>r<br />

OibE han<strong>de</strong>lte es sich in <strong>de</strong>r Regel um <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r<br />

Diensteinheit, <strong>de</strong>r sie zugeordnet waren.<br />

Der Schwerpunkt <strong>de</strong>s Einsatzes von OibE im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung lag auf <strong>de</strong>r Zentrale <strong>de</strong>s<br />

Bereichs. Das MfS besetzte dort fast alle leiten<strong>de</strong>n Positionen<br />

sowie die Stellen <strong>de</strong>r persönlichen Sekretärinnen<br />

<strong>und</strong> Kraftfahrer <strong>de</strong>s Leitungspersonals mit OibE<br />

<strong>und</strong> beeinflußte damit alle wichtigen Entscheidungen<br />

direkt mit. Laut Befehl Nr. 14/83 <strong>de</strong>s Ministers für<br />

Staatssicherheit vom 1. September 1983 hatten neben<br />

<strong>de</strong>r AG BKK lediglich die Abteilung Verwaltung<br />

Rückwärtige Dienste (VRD) <strong>und</strong> die HA VI das Recht,<br />

OibE im Bereich Kommerzielle Koordinierung zum<br />

Einsatz zu bringen. Der Einsatz hatte gemäß Befehl<br />

Nr. 12/88 <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit vom 21.<br />

Juni 1988 entsprechend <strong>de</strong>r Ordnung Nr. 6/86 über<br />

die Arbeit mit Offizieren im beson<strong>de</strong>ren Einsatz zu erfolgen<br />

<strong>und</strong> bedurfte <strong>de</strong>r Zustimmung <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r<br />

AG BKK, Meinel, <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowskis (vgl.<br />

Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

196, S. 1476). Die OibE <strong>de</strong>r AG BKK wur<strong>de</strong>n<br />

vor <strong>de</strong>ren Gründung ausschließlich durch <strong>de</strong>n Offizier<br />

für Son<strong>de</strong>raufgaben, Oberst Dr. Heinz Volpert, für das<br />

Sekretariat <strong>de</strong>s Ministers geführt. Erst mit <strong>de</strong>r Gründung<br />

<strong>de</strong>r AG BKK wur<strong>de</strong>n sie <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe,<br />

Meinel, übergeben.<br />

Für die AG BKK arbeiteten in <strong>de</strong>r Zentrale <strong>de</strong>s Be<br />

reichs Kommerzielle Koordinierung insgesamt zwi-


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

schen 16 <strong>und</strong> 19 OibE. Bei <strong>de</strong>n OibE, die durch das <strong>und</strong> nur unter äußerst konspirativen Bedingungen<br />

MfS Ausgleichszahlungen erhielten, han<strong>de</strong>lte es sich durchgeführt wer<strong>de</strong>n konnten. Neben <strong>de</strong>r Durchfüh-<br />

um Dr. Schalck-Golodkowski selbst, um <strong>de</strong>n Leiter rung <strong>de</strong>r Kirchengeschäfte wur<strong>de</strong> Sei<strong>de</strong>l als Leiter <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r HA I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, um <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r HA Ka- HA I <strong>de</strong>shalb u.a. die ökonomische Anleitung <strong>und</strong> Kon<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> Sicherheit, Karl Meier, um <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Abtrolle <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen <strong>und</strong> die Anleitung <strong>de</strong>r<br />

teilung 1 <strong>de</strong>r HA L Dr. Klaus-Dieter IMES Neubert, GmbH übertragen, um Günwobei<br />

sich letztere auf die<br />

ter Pioch, um die Sekretärin Annerose Wedler, um die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS zur Sicherung <strong>de</strong>s Waf-<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin Annemarie Geier, um fenlagers Kavelstorf beschränkte. Weiterhin war Sei<strong>de</strong>l<br />

die Sekretärin <strong>de</strong>r HA II, Michaela Sei<strong>de</strong>l, <strong>und</strong> um die für die Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r Kontakte zu <strong>de</strong>n im Be-<br />

Kraftfahrer Michael Käpernick <strong>und</strong> Wilfried Freitag. reich Kommerzielle Koordinierung tätigen Dienstein-<br />

OibE <strong>de</strong>r AG BKK, die voll durch das MfS bezahlt heiten <strong>de</strong>s MfS, <strong>de</strong>r AG Bau<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>r AG Zoll, <strong>und</strong> für<br />

wur<strong>de</strong>n, waren die Leiterin <strong>de</strong>r AG Son<strong>de</strong>rbeschaf- eine kleine Arbeitsgruppe zuständig, die aus ehemalifung<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>r technische gen Mitarbeitern <strong>de</strong>r HVA bestand. Diese Arbeitsgrup-<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r HA I, Roland Scholz, die Sekretärin pe, für die u.a. auch Albert Weißbach tätig war, be-<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis, Gisela Brachaus, die Seschäftigte sich in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Rechtsankretärin<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>ls, Roswitha Dittmer, die Mitwalt Reymar von We<strong>de</strong>l vor allem mit <strong>de</strong>r sog. „Freiarbeiterin<br />

<strong>de</strong>r Abteilung 1 <strong>de</strong>r HA I, Margot Heger, machung von Konten" <strong>und</strong> Erbschaftsangelegenhei-<br />

<strong>de</strong>r Kraftfahrer Klaus Träber, <strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r Abten. Weißbach selbst, <strong>de</strong>r ehemals als HVA-Agent in<br />

teilung Bau/Investitionen Jörg Schultz, <strong>de</strong>r Kraftfah- <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik eingesetzt wor<strong>de</strong>n war <strong>und</strong> nach<br />

rer Andreas Hauser <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kraftfahrer Alexan<strong>de</strong>r seiner unerkannten Flucht für die sog. HVA-Firma Asi-<br />

Rüdiger (vgl. Dokument-Nr. 73 <strong>und</strong> Erster Teilbericht, mex arbeitete, wur<strong>de</strong> ebenfalls als OibE geführt. Sei<strong>de</strong>l<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 223, S. 1663). hielt in allen Bereichen sehr enge Kontakte zu Verbin-<br />

Laut Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski han<strong>de</strong>lte<br />

es sich bei einem Großteil dieser Mitarbeiter entgedungsoffizieren<br />

<strong>de</strong>s MfS, mit <strong>de</strong>nen er bestimmte Geschäftsoperationen<br />

teilweise bis ins Detail absprach.<br />

gen <strong>de</strong>n Regelungen <strong>de</strong>r sog. OibE-Ordnung Nr. 6/86 Gemäß MfS-Befehl Nr. 12/88 vom 21. Juni 1988 war<br />

vom 17. März 1986 nicht um frühere Angehörige <strong>de</strong>s Sei<strong>de</strong>l seitens <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinie-<br />

MfS, son<strong>de</strong>rn um Personen, die aufgr<strong>und</strong> ihrer Zuverrung darüber hinaus allgemein für das „ständige <strong>und</strong><br />

lässigkeit erst nachträglich zu OibE ernannt wur<strong>de</strong>n aufgabenbezogene Zusammenwirken mit <strong>de</strong>n Dien-<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren „Attestierung" lediglich formalen Charaksteinheiten <strong>de</strong>s MfS" verantwortlich. Der Leiter <strong>de</strong>r<br />

ter hatte. Als Gr<strong>und</strong> für die „Attestierungen" gab Dr. AG BKK hatte „bei <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>r ihm übertra-<br />

Schalck-Golodkowski Sicherheitsaspekte an. Die eingenen Koordinierungsaufgaben eng" mit Sei<strong>de</strong>l zuzigen<br />

OibE <strong>de</strong>r AG BKK, die laut Aussage Dr. sammenzuarbeiten. Sei<strong>de</strong>l mußte <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r AG<br />

Schalck-Golodkowskis vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt BKK entsprechend dieser Anweisung über alle dieje-<br />

(BKA) am 3. Mai 1990 von Beginn ihrer beruflichen nigen Aufgaben <strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong> seiner Betriebe in-<br />

Laufbahn an für das Ministerium für Staatssicherheit formieren, bei <strong>de</strong>ren Lösung „beson<strong>de</strong>re Sicherheits-<br />

arbeiteten <strong>und</strong> erst später in <strong>de</strong>n Bereich Kommererfor<strong>de</strong>rnisse" durchzusetzen waren. Der Leiter <strong>de</strong>r<br />

zielle Koordinierung versetzt wur<strong>de</strong>n, waren Oberst AG BKK wie<strong>de</strong>rum hatte Sei<strong>de</strong>l über Erkenntnisse<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, Oberst Karl Meier, <strong>de</strong>r Sicherheitsbe- zur gegen <strong>de</strong>n Bereich <strong>und</strong> seine Betriebe gerichteten<br />

auftragte <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Feindtätigkeit zu informieren <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Oberst Günter Pioch, Oberstleutnant Klaus-Dieter Maßnahmen zu <strong>de</strong>ren Bekämpfung [mit ihm] abzu-<br />

Neubert <strong>und</strong> Oberst Sigrid Schalck-Golodkowski. stimmen (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

Der wichtigste OibE im Bereich Kommerzielle Koordi-<br />

3462, Dokument-Nr. 196, S. 1476).<br />

nierung war neben Dr. Schalck-Golodkowski Man- Zum En<strong>de</strong> seiner Tätigkeit erhielt Sei<strong>de</strong>l vom MfS Befred<br />

Sei<strong>de</strong>l. Er arbeitete seit 1954 im MfS, wobei er züge, die <strong>de</strong>m Rang eines Generalmajors bzw. eines<br />

jahrelang bei <strong>de</strong>r HA XVIII/7, zuletzt als stellvertre- Hauptabteilungsleiters im MfS entsprachen. Die Einten<strong>de</strong>r<br />

Abteilungsleiter, beschäftigt war. U.a gehörte stufung ging laut Aussage <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r Abteilung<br />

dort auch die Führung von IM zu seinen Aufgaben. Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Schulung <strong>de</strong>s MfS, Dr. Günter Möller, bei<br />

Am 16. Juni 1966 wur<strong>de</strong> Sei<strong>de</strong>l durch das MfS als Oi- <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt vom 7. November 1991 auf<br />

bE in das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner- eine Initiative Dr. Schalck-Golodkowskis bei Mielke<br />

<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l (MAI) versetzt <strong>und</strong> übernahm dort zurück.<br />

zunächst als Nachfolger <strong>de</strong>s MfS-Offiziers Horst<br />

Roigk die Abwicklung <strong>de</strong>r Kirchengeschäfte, für die<br />

damals noch die Abteilung Kontrolle <strong>und</strong> Inspektion<br />

im MAI zuständig war. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

<strong>de</strong>m diese Geschäfte später zugeordnet<br />

wur<strong>de</strong>n, befand sich laut Aussage von Sei<strong>de</strong>l zu diesem<br />

Zeitpunkt erst in <strong>de</strong>r Aufbauphase <strong>und</strong> wur<strong>de</strong><br />

noch nicht von Dr. Schalck-Golodkowski geleitet.<br />

Ein weiterer wichtiger OibE im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung war Oberst Karl Meier. Meier arbeitete<br />

vor seiner Abordnung in <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung 1976 ebenfalls in <strong>de</strong>r HA XVIII <strong>de</strong>s<br />

MfS, u.a. als stellvertreten<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r dortigen Abteilung<br />

7. Innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

leitete Meier die Abteilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherheit,<br />

die die gesamte Personalpolitik <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Sei<strong>de</strong>ls Auftrag war es, <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Ko- betrieb. Zusätzlich trug er die Verantwortung für die<br />

ordinierung mit aufzubauen, um von Anfang an für Planung <strong>und</strong> Organisation <strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong> seiner<br />

eine Berücksichtigung <strong>de</strong>r Interessen <strong>de</strong>s MfS zu sor- Betriebe in Vorbereitung <strong>de</strong>s Verteidigungszustangen.<br />

Im Bereich Kommerzielle Koordinierung erhielt er <strong>de</strong>s, was in an<strong>de</strong>ren Ministerien <strong>de</strong>r DDR von <strong>de</strong>r sog.<br />

daher auch die Verantwortung für die Aufgaben, die Abteilung 1 wahrgenommen wur<strong>de</strong>. Im Rahmen die-<br />

eine enge Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS erfor<strong>de</strong>rten ser Tätigkeit erstellte Meier u.a. ein Gr<strong>und</strong>satzpapier


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

zu „speziellen Firmenverbindungen im Ausland", das<br />

<strong>de</strong>r AG BKK <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS<br />

mit großer Wahrscheinlichkeit als Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

nachrichtendienstliche „Abschöpfung" von Geschäftsverbindungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

diente.<br />

Über <strong>de</strong>n Einsatz von Meier gelang es <strong>de</strong>m MfS, die<br />

gesamte Personalpolitik <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zu kontrollieren. Der MfS-Befehl Nr.<br />

14/83 vom 1. September 1983 verpflichtete Meier zu<br />

einer engen Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r AG BKK auf<br />

diesem Gebiet. Zusammen mit <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r AG<br />

BKK hatte er u.a. die gr<strong>und</strong>sätzlichen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

für die „Auswahl, Überprüfung <strong>und</strong> Bestätigung<br />

von Ka<strong>de</strong>rn" für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zu erarbeiten. Außer<strong>de</strong>m sollte er gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>n Leitern <strong>de</strong>r AG BKK <strong>und</strong> <strong>de</strong>r HA XVIII<br />

eine Konzeption zur „Schaffung eines durchgängigen<br />

Systems von Sicherheit <strong>und</strong> Ordnung im Bereich<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n unterstellten Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben <strong>und</strong><br />

Vertretergesellschaften" entwickeln (Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 196,<br />

S. 1476).<br />

Im Hinblick auf die bei<strong>de</strong>n weiteren OibE in leiten<strong>de</strong>n<br />

Funktionen, Oberstleutnant Dr. Klaus-Dieter Neubert<br />

<strong>und</strong> Oberst Sigrid Schalck-Golodkowski, gab Dr.<br />

Schalck-Golodkowski in seiner Vernehmung bei <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamt vom 3. Mai 1990 an, diese seien<br />

vor ihrer „Attestierung" nie bzw. nur sehr kurzfristig<br />

im MfS tätig gewesen. Während Dr. Neubert nie für<br />

das MfS gearbeitet habe, son<strong>de</strong>rn nur als sog. Nachfolgeka<strong>de</strong>r<br />

für Manfred Sei<strong>de</strong>l vorbereitet wor<strong>de</strong>n sei,<br />

sei seine Frau kurze Zeit für die Verwaltung Rückwärtige<br />

Dienste tätig gewesen. Die Ka<strong>de</strong>rakten über Dr.<br />

Neubert <strong>und</strong> Sigrid Schalck-Golodkowski gaben <strong>de</strong>m<br />

Ausschuß jedoch Anlaß, an dieser Aussage zu zweifeln.<br />

Aus einem Vorschlag <strong>de</strong>r HA Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Schulung<br />

<strong>de</strong>s MfS vom 15. Mai 1980 zur Einstellung Neuberts<br />

als OibE in <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

geht hervor, daß dieser bereits seit Juli 1972 als IMV<br />

für die Bezirksverwaltung Berlin Abteilung XX /AG<br />

Sport tätig war, bevor er 1980 als OibE attestiert wur<strong>de</strong><br />

(Dokument-Nr. 74). Neubert, zu diesem Zeitpunkt<br />

ein erfolgreicher Wassersportler, berichtete <strong>de</strong>m MfS<br />

unter <strong>de</strong>m Decknamen IMV „Bert" u.a. über „Reise<strong>und</strong><br />

Olympiaka<strong>de</strong>r" (Dokument-Nr. 74-75). Als Neubert<br />

1974 seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Zentral-Kommerz GmbH aufnahm, wur<strong>de</strong><br />

die inoffizielle Mitarbeit zwar kurzzeitig unterbrochen,<br />

<strong>de</strong>r Einsatz als solcher diente jedoch „seiner<br />

Vorbereitung auf die Übernahme einer Funktion in einem<br />

operativen Bereich" . Er wur<strong>de</strong> gemäß <strong>de</strong>m Einstellungsvorschlag<br />

„zielgerichtet als Nachwuchska<strong>de</strong>r<br />

für eine leiten<strong>de</strong> Funktion" durch das MfS „ausgewählt<br />

<strong>und</strong> vorbereitet". (Dokument-Nr. 74)<br />

Im Bereich Kommerzielle Koordinierung arbeitete<br />

Neubert u.a. als wissenschaftlicher Mitarbeiter von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, als Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Afrikanische Län<strong>de</strong>r <strong>und</strong> schließlich als Stellvertreter<br />

von Manfred Sei<strong>de</strong>l. In dieser Funktion leitete er auch<br />

die für valutafinanzierte Bauvorhaben in <strong>de</strong>r DDR zuständige<br />

Abteilung 1 Inland-Export <strong>de</strong>r HA I. In einem<br />

Vorschlag zu seiner Auszeichnung mit <strong>de</strong>r „Me-<br />

daille für Waffenbrü<strong>de</strong>rschaft" in Silber vom 19. Juni<br />

1986 bestätigte ihm <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Leiter <strong>de</strong>r AG<br />

BKK, Herbrich, die selbständige Erfüllung <strong>de</strong>r ihm<br />

übertragenen Aufgaben im Zusammenwirken mit an<strong>de</strong>ren<br />

Diensteinheiten <strong>de</strong>r Ministerien für Staatssicherheit<br />

<strong>und</strong> für Nationale Verteidigung „in hoher<br />

Qualität" . Neubert habe vor allem beson<strong>de</strong>re Leistungen<br />

in <strong>de</strong>r „Durchführung von Son<strong>de</strong>raufgaben, die<br />

eine hohe politisch-operative <strong>und</strong> militärische Be<strong>de</strong>utung<br />

besaßen", erbracht (Dokument-Nr. 76). Neubert<br />

selbst leugnet, jemals wissentlich als IM für das MfS<br />

gearbeitet zu haben. Er gab weiterhin an, nicht vom<br />

MfS als OibE in <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

versetzt, son<strong>de</strong>rn erst nachträglich dort „attestiert"<br />

wor<strong>de</strong>n zu sein. Lediglich die Sensibilität <strong>de</strong>s<br />

Bereichs habe eine <strong>de</strong>rartige Anbindung an das MfS<br />

erfor<strong>de</strong>rt.<br />

Der Ka<strong>de</strong>rakte Sigrid Schalck-Golodkowkis ist zu entnehmen,<br />

daß sie vor ihrer „Attestierung" als OibE<br />

(1975) bereits seit 1968 als IM für das MfS tätig war<br />

(Dokument-Nr. 77). Der Beginn ihrer IM-Tätigkeit fiel<br />

mit <strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong>de</strong>r Aufnahme ihrer Beschäftigung<br />

beim Bereich Kommerzielle Koordinierung zusammen,<br />

wo sie zunächst mit <strong>de</strong>m Aufbau <strong>de</strong>s Arbeitsgebietes<br />

„finanzielle Son<strong>de</strong>roperationen" betraut war<br />

<strong>und</strong> 1970 persönliche Referentin von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

wur<strong>de</strong>. Nach ihrer Heirat mit Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski 1976 arbeitete Sigrid<br />

Schalck-Golodkowski für die Verwaltung Rückwärtige<br />

Dienste (VRD)/Abteilung Planung <strong>de</strong>s MfS. 1978<br />

kehrte sie als OibE zum Sekretariat <strong>de</strong>s Ministers für<br />

Staatssicherheit zurück <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> von dort wie<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung abgeordnet,<br />

wo sie die Leitung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Son<strong>de</strong>rbeschaffung<br />

übernahm. Die Beziehungen dieser Arbeitsgruppe<br />

zum MfS waren sehr eng: Sie hatte ihren<br />

Sitz in <strong>de</strong>n Geschäftsräumen <strong>de</strong>s MfS-Unternehmens<br />

Günther Forgber. Ihre Funktion bestand darin, in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r HA Personenschutz (PS) <strong>de</strong>s<br />

MfS über das Unternehmen Letex die Waldsiedlung<br />

Wandlitz zu versorgen, in <strong>de</strong>r die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>r SED mit ihren Familienangehörigen wohnten.<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> für die „hervorragen<strong>de</strong><br />

Führung " <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe wie<strong>de</strong>rholt<br />

vom MfS geehrt <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> ihrer „hohen Einsatzbereitschaft<br />

<strong>und</strong> Disziplin" 1988 vom MfS zum Oberst<br />

beför<strong>de</strong>rt (Dokument-Nr. 78).<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski stritt ihre inoffizielle Mitarbeit<br />

für das MfS vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nicht ab. Laut ihrer Aussage verpflichtete sie sich jedoch<br />

erst 1972 für das MfS. Der Zeitpunkt 1968 sei nur<br />

<strong>de</strong>shalb in ihre Ka<strong>de</strong>rakte aufgenommen wor<strong>de</strong>n, um<br />

ihr u.a. für eine spätere Altersversorgung eine längere<br />

Dienstzeit anrechnen zu können. Laut Aussage von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> seine Frau ausschließlich<br />

auf seinen Wunsch hin als OibE attestiert.<br />

Der Gr<strong>und</strong> für ihre hauptamtliche Tätigkeit für das<br />

MfS habe lediglich in ihrer Heirat 1976 bestan<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>njenigen Mitarbeitern, die nach Aussage Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

rein aus formalen Grün<strong>de</strong>n erst nach ihrem Eintritt<br />

in <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung als<br />

OibE bestätigt wur<strong>de</strong>n, stan<strong>de</strong>n gemäß einer Aussage<br />

von Manfred Sei<strong>de</strong>l vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt am


10. Juli 1991 vor allem finanzielle Grün<strong>de</strong> im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>.<br />

Da Angehörige <strong>de</strong>s MfS häufig besoldungmäßige<br />

Vorteile gegenüber Mitarbeitern an<strong>de</strong>rer staatlicher<br />

Einrichtungen gehabt hätten, habe die Leitung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung versucht,<br />

zuverlässigen Mitarbeitern die Stellung eines OibE zu<br />

vermitteln. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r niedrigen Bezahlung von<br />

z.B. Sekretärinnen <strong>und</strong> Kraftfahrern sei es sonst unmöglich<br />

gewesen, für diese Positionen fähiges <strong>und</strong><br />

zuverlässiges Personal zu fin<strong>de</strong>n. Obwohl diese Aussage<br />

von mehreren Sekretärinnen aus <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung bestätigt wur<strong>de</strong>, erschien<br />

sie <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß fragwürdig.<br />

Während Gisela Brachaus z.B. behauptete, lediglich<br />

aus Versorgungsgrün<strong>de</strong>n als OibE geführt wor<strong>de</strong>n zu<br />

sein, niemals aber Aufträge vom MfS erhalten zu haben,<br />

geht aus ihrer Ka<strong>de</strong>rakte ein<strong>de</strong>utig hervor, daß<br />

sie ganz gezielt vom MfS im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

eingesetzt wur<strong>de</strong>. Brachaus wur<strong>de</strong> danach<br />

bereits seit 1961 als IM <strong>de</strong>s MfS geführt. In einem<br />

Vorschlag <strong>de</strong>r Abteilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Schulung <strong>de</strong>r Bezirksverwaltung<br />

Karl-Marx-Stadt vom 12. April 1972<br />

zur Einstellung von Brachaus in <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung heißt es, sie sei dabei „ständig<br />

bemüht, das MfS in <strong>de</strong>r Arbeit zu unterstützen <strong>und</strong><br />

realisierte je<strong>de</strong>rzeit die ihr übertragenen Aufgaben" .<br />

Die Bereitschaft, „im Auftrag <strong>de</strong>s MfS als Offizier im<br />

beson<strong>de</strong>ren Einsatz zu arbeiten", wur<strong>de</strong> als Zeichen<br />

ihrer „positive[n] Einstellung" anerkannt (Dokument-<br />

Nr. 79). Der Vorschlag, sie als OibE <strong>de</strong>m Bereich zur<br />

Verfügung zu stellen, ging auf eine Initiative von Dr.<br />

Volpert zurück. Der Gr<strong>und</strong> für die Besetzung einer Sekretärinnenstelle<br />

mit einem OibE lag darin, daß „interne<br />

schriftliche Arbeiten" gefertigt wer<strong>de</strong>n mußten,<br />

die u.a. zur Information für das Ministerium für Staatssicherheit<br />

bestimmt waren (Dokument-Nr. 80).<br />

Neben Brachaus waren, im Gegensatz zur Aussage<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis bei <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

am 3. Mai 1990, noch weitere OibE schon vor ihrem<br />

Einsatz im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

offiziell o<strong>de</strong>r inoffiziell für das MfS tätig. Auch sie wur<strong>de</strong>n<br />

gezielt in <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

versetzt, um dort die Interessen <strong>de</strong>s MfS zu vertreten.<br />

Roswitha Dittmer z.B. arbeitete seit 1969 als offizielle<br />

Mitarbeiterin <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> im Rang eines Soldaten<br />

als Schreibkraft <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> 1972 vom MfS als<br />

Sekretärin in <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

versetzt (Dokument-Nr. 81). Wie Brachaus gab<br />

auch sie an, in ihrer Funktion als OibE we<strong>de</strong>r einen<br />

Führungsoffizier gehabt, noch jemals Aufträge vom<br />

MfS erhalten zu haben.<br />

Neben <strong>de</strong>n bereits aufgeführten Personen setzte die<br />

AG BKK möglicherweise noch an<strong>de</strong>re OibE im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung ein. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

hat z.B. in seiner Vernehmung bei <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

am 3. Mai 1990 angegeben, daß auch <strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik, Dieter Uhlig, ab<br />

1986 als OibE geführt wor<strong>de</strong>n sei. Die Anrechnung seiner<br />

langjährigen inoffiziellen Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>m MfS habe dazu geführt, daß ihm <strong>de</strong>r Dienstrang<br />

eines Oberstleutnants verliehen wer<strong>de</strong>n konnte. Darüber<br />

hinaus liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß Hinweise<br />

darauf vor, daß es sich auch bei <strong>de</strong>r Gruppenleiterin<br />

<strong>de</strong>r Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Reisestelle <strong>de</strong>r IMES GmbH, Doro-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

thea Linke, <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Sektors Technik <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, Johann Petrick,<br />

um OibE <strong>de</strong>r AG BKK gehan<strong>de</strong>lt hat.<br />

Neben <strong>de</strong>r AG BKK setzten auch die HA VI <strong>und</strong> die<br />

VRD OibE im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

ein. Gr<strong>und</strong> hierfür war, daß diese Abteilungen Arbeitsgruppen<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung unterhielten,<br />

bei <strong>de</strong>nen es sich um reine Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s MfS han<strong>de</strong>lte <strong>und</strong> in <strong>de</strong>nen daher ausschließlich<br />

Angehörige <strong>de</strong>s MfS beschäftigt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Gemäß MfS-Befehl Nr. 12/88 vom 21. Juni 1988 war<br />

die HA VI für die Klärung von Zollfragen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zuständig. Zu diesem<br />

Zweck wur<strong>de</strong> im Bereich die AG Zoll eingerichtet<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

196, S. 1476). Sowohl <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r AG<br />

Zoll, Oberstleutnant Horst Schwertfeger, als auch seine<br />

Sekretärin, Doris Mazak, wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r HA VI als<br />

OibE geführt (Dokument-Nr. 73).<br />

Bei <strong>de</strong>n OibE <strong>de</strong>r VRD han<strong>de</strong>lte es sich um die Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r AG MAH bzw. AG Bau<strong>de</strong>, die <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung lediglich aus Grün<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Tarnung unterstellt war. Hierzu zählten neben<br />

<strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe, Heinz Bau<strong>de</strong>, Helmut<br />

Behnke, Monika Landgraf, Wolfgang Haustein, Christina<br />

Voigt, Gabriele Viehweger <strong>und</strong> Johann Pracht<br />

(Dokument-Nr. 73).<br />

Aus mehreren Arbeitsplänen <strong>de</strong>s Referats 3 <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII/7 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r AG BKK geht schließlich hervor, daß<br />

nicht nur in <strong>de</strong>r Zentrale <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, son<strong>de</strong>rn insbeson<strong>de</strong>re auch im IHZ<br />

OibE eingesetzt wur<strong>de</strong>n. Es han<strong>de</strong>lte sich hierbei z.B.<br />

um <strong>de</strong>n Direktor <strong>de</strong>s IHZ, Dr. Seifert, <strong>de</strong>ssen Sekretärin<br />

Freese, <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Ordnung <strong>und</strong> Sicherheit<br />

im IHZ, Dr. Müller, die Sektorenleiterin für<br />

Arbeitskräfteeinsatz im Bereich <strong>de</strong>s DAV, Plechac, sowie<br />

<strong>de</strong>ren Nachfolgerin Kühling.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski als MfS -Oberst<br />

Die ersten offiziellen Kontakte Alexan<strong>de</strong>r Schalck-<br />

Golodkowskis mit <strong>de</strong>m MfS fielen in seine Zeit als<br />

Hauptverwaltungsleiter für Schwermaschinen- <strong>und</strong><br />

Anlagenbau im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l (MAI) <strong>de</strong>r DDR 1959-1962. Sie<br />

beschränkten sich laut Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß auf allgemeine<br />

Gespräche über die Sicherheitslage <strong>und</strong> spezielle<br />

Vorkommnisse in diesem Bereich mit Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII/7. Diese Abteilung war auch während<br />

seiner Tätigkeit als 1. Sekretär <strong>de</strong>r Parteiorganisation<br />

„Außenhan<strong>de</strong>l" <strong>de</strong>r SED von 1962 bis 1966 sein<br />

offizieller Ansprechpartner im MfS. Bereits durch<br />

diese ersten Kontakte mit <strong>de</strong>m MfS lernte Schalck-<br />

Golodkowski seinen späteren Stellvertreter Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l kennen, <strong>de</strong>r zu diesem Zeitpunkt stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung 7 <strong>de</strong>r HA XVIII war. (11.<br />

Sitzung, Protokoll S. 44; 73. Sitzung, Protokoll S. 8, 27)<br />

Während seiner Tätigkeit als Kreissekretär machte<br />

Schalck-Golodkowski etwa 1962 auch die Bekanntschaft<br />

<strong>de</strong>s damaligen Leiters <strong>de</strong>s Arbeitsstabes <strong>de</strong>r<br />

Leipziger Messe <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> Stellvertreters <strong>de</strong>s Leiters<br />

<strong>de</strong>r HVA, Generalmajor Hans Fruck. Über Fruck,


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

zu <strong>de</strong>m er im Laufe <strong>de</strong>r Jahre ein Vertrauensverhältnis<br />

entwickelte, erhielt Dr. Schalck-Golodkowski<br />

nach eigenen Angaben Zugang zu internen Kreisen<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> lernte all die Personen kennen, die für<br />

seinen weiteren beruflichen Wer<strong>de</strong>gang von großer<br />

Be<strong>de</strong>utung waren. U.a. brachte ihn Fruck Anfang <strong>de</strong>r<br />

60er Jahre mit <strong>de</strong>m damaligen stellvertreten<strong>de</strong>n Abteilungsleiter<br />

<strong>de</strong>r HA XX <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> späteren Offizier<br />

für Son<strong>de</strong>raufgaben, Heinz Volpert, mit <strong>de</strong>m damaligen<br />

ZK-Sekretär für Wirtschaft, Dr. Günter Mittag,<br />

<strong>und</strong> mit <strong>de</strong>m späteren Minister für Außenhan<strong>de</strong>l,<br />

Dr. Gerhard Beil, in Verbindung. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

hat in <strong>de</strong>r Vernehmung vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 11. Juni<br />

1992 zugegeben, daß er <strong>de</strong>n Verbindungen mit <strong>de</strong>m<br />

MfS seinen Einsatz als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zu verdanken gehabt habe <strong>und</strong><br />

daß hierbei insbeson<strong>de</strong>re Fruck <strong>und</strong> Dr. Volpert eine<br />

große Rolle gespielt hätten.<br />

Der Ka<strong>de</strong>rakte Dr. Schalck-Golodkowskis ist an verschie<strong>de</strong>nen<br />

Stellen zu entnehmen, daß er bereits seit<br />

1960 außer<strong>de</strong>m als IM für das MfS tätig war. Der Vorschlag<br />

<strong>de</strong>s MfS zur Auszeichnung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

mit <strong>de</strong>m Kampfor<strong>de</strong>n in Gold vom Januar 1972<br />

<strong>und</strong> ein Personalfragebogen <strong>de</strong>s MfS nannten als Beginn<br />

<strong>de</strong>r Dienstzeit Schalck-Golodkowskis als Inoffizieller<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>n 1. Juni 1960 (Dokument-Nr. 82).<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat eine IM-Tätigkeit vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß entschie<strong>de</strong>n abgestritten.<br />

Er hat darauf beharrt, vor 1966 we<strong>de</strong>r offizieller<br />

noch Inoffizieller Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS gewesen zu sein,<br />

son<strong>de</strong>rn lediglich offizielle Kontakte zu diesem unterhalten<br />

zu haben. We<strong>de</strong>r habe er irgendwelche Geldleistungen<br />

vom MfS erhalten, noch sich in irgen<strong>de</strong>iner<br />

Weise für das Ministerium verpflichtet. Während seiner<br />

Tätigkeit als Parteifunktionär habe sogar ein offizielles<br />

Verbot für das MfS bestan<strong>de</strong>n, ihn als Inoffiziellen Mitarbeiter<br />

einzusetzen. Als Erklärung für die Eintragungen<br />

in seiner Ka<strong>de</strong>rakte hat er angegeben, daß diese<br />

nachträglich erfolgt seien, um bei einer späteren Festlegung<br />

<strong>de</strong>s Gehalts <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Altersrente ein höheres<br />

Dienstalter anrechnen zu können. Er selber habe bei<br />

seiner „Attestierung" als OibE 1966 Wert auf diese Anrechnung<br />

gelegt. Dr. Schalck-Golodkowski hat weiterhin<br />

darauf hingewiesen, daß diese Metho<strong>de</strong> bei Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung häufig<br />

angewen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n sei. So sei z.B. auch bei seiner<br />

Sekretärin, Gisela Brachaus, eine <strong>de</strong>rartige Rückdatierung<br />

vorgenommen wor<strong>de</strong>n, obwohl diese vor ihrer Attestierung<br />

als OibE nie für das MfS gearbeitet habe<br />

(11. Sitzung, Protokoll S. 44; 73. Sitzung, Protokoll S. 8,<br />

20ff). Auf Nachfrage <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

gab Gisela Brachaus allerdings an, daß ihr die Möglichkeit<br />

einer solchen Rückdatierung völlig neu <strong>und</strong> bei ihr<br />

eine solche nicht durchgeführt wor<strong>de</strong>n sei. Sie gab zu,<br />

bereits über zehn Jahre vor ihrer „Attestierung" mit<br />

<strong>de</strong>m MfS zusammengearbeitet zu haben. (81. Sitzung,<br />

Protokoll S. 90ff, 108ff.)<br />

Unabhängig davon, ob Dr. Schalck-Golodkowski tatsächlich<br />

als Inoffizieller Mitarbeiter für das MfS arbeitete,<br />

lagen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß Unterlagen<br />

vor, die belegen, daß er in je<strong>de</strong>m Fall auch bereits vor<br />

seiner „Attestierung" als OibE aktiv für das MfS tätig<br />

war. Volpert begrün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>n Vorschlag zur Einstellung<br />

Schalck-Golodkowskis als OibE vom 8. Septem-<br />

ber 1966 folgen<strong>de</strong>rmaßen: „Zu <strong>de</strong>m Kandidaten besteht<br />

seit vielen Jahren offizieller Kontakt. Mit <strong>de</strong>m<br />

Einsatz als Hauptverwaltungsleiter beim MAI gestalteten<br />

sich die Verbindungen <strong>und</strong> Kontakte zu ihm aktiver<br />

<strong>und</strong> fester. Auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vielseitigkeit seiner<br />

Aufgaben als Hauptverwaltungsleiter <strong>und</strong> 1. Sekretär<br />

unterhält <strong>de</strong>r Kandidat zu vielen Genossen <strong>de</strong>s MfS<br />

Verbindungen, um gemeinsam operative Maßnahmen<br />

zu realisieren. Alle übertragenen Aufgaben vom<br />

MfS wur<strong>de</strong>n sehr zuverlässig <strong>und</strong> pünktlich erfüllt.<br />

Eine beson<strong>de</strong>rs enge Zusammenarbeit besteht zwischen<br />

<strong>de</strong>m Kandidaten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS. In allen<br />

Fällen <strong>und</strong> Situationen stand er beratend zur Seite,<br />

setzte sich dafür ein, bestimmte Probleme im MAI im<br />

Interesse <strong>de</strong>s MfS durchzusetzen. So war seine Hilfe<br />

<strong>und</strong> Unterstützung für die HVA bei <strong>de</strong>r Suche <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Auswahl zuverlässiger Ka<strong>de</strong>r für das kapitalistische<br />

Ausland von unschätzbarem Wert." Aus einer Stellungnahme<br />

<strong>de</strong>s MfS-Majors Becker vom 26. September<br />

1966 zur Bestätigung Schalck-Golodkowskis als<br />

OibE ist ebenfalls zu entnehmen, daß durch seine<br />

„langjährigen Kontakte zu <strong>de</strong>n Organen <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit <strong>und</strong> entsprechen<strong>de</strong> aktive<br />

Mitarbeit für die Interessen <strong>de</strong>sselben", die „Zuverlässigkeit<br />

<strong>und</strong> Korrektheit" Schalck-Golodkowskis<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n konnte. Die Bestätigung als OibE<br />

für das MfS sollte ein „Beweis <strong>de</strong>s Vertrauens sein<br />

<strong>und</strong> die psychologische Wirkung haben, sich noch intensiver<br />

<strong>und</strong> qualifizierter für die Belange <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit einzusetzen. Entsprechend<br />

seiner Vorbildung, seinen Kenntnissen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

auf <strong>de</strong>m Fachgebiet sowie <strong>de</strong>n gezeigten<br />

Leistungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Vorkenntnissen, die er aus <strong>de</strong>r<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>r Mitarbeit für das Ministerium für Staatssicherheit<br />

besitzt, wird er für <strong>de</strong>n Einsatz <strong>und</strong> die Aufgaben<br />

als geeignet angesehen." (Dokument-Nr. 83)<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

angegeben, die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r HVA habe sich darauf bezogen, die HVA als<br />

SED-Kreissekretär bei <strong>de</strong>r Herauslösung von Mitarbeitern<br />

aus seinem Bereich mit Hilfe von Legen<strong>de</strong>n zu<br />

unterstützen. Ansonsten habe seine wichtigste „operative<br />

Aufgabe" lediglich darin bestan<strong>de</strong>n, Stimmungsberichte<br />

über die Sicherheitslage <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l<br />

zu liefern. (73. Sitzung, Protokoll S. 28ff.)<br />

Der Untersuchungsausschuß hatte Anlaß zu vermuten,<br />

daß sich hinter <strong>de</strong>r „Realisierung" operativer Aufgaben<br />

möglicherweise doch etwas an<strong>de</strong>res verbarg,<br />

als von Dr. Schalck-Golodkowski angegeben wur<strong>de</strong>.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re sprach hierfür die enge Beziehung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis zu <strong>de</strong>n sog. HVA-Firmen F.C.<br />

Gerlach Export-Import <strong>und</strong> Simon Industrievertretungen.<br />

Schalck-Golodkowski hatte diese Unternehmen<br />

bzw. ihre Geschäftsführer Michael Wischniewski <strong>und</strong><br />

Simon Gol<strong>de</strong>nberg über Fruck, unter <strong>de</strong>ssen Aufsicht<br />

sie zu diesem Zeitpunkt stan<strong>de</strong>n, Anfang <strong>de</strong>r 60er<br />

Jahre kennengelernt. Aus <strong>de</strong>m Brief von Schalck-Golodkowski<br />

an das Politbüro-Mitglied Hermann Matern<br />

vom 29. Dezember 1965 geht hervor, daß<br />

Schalck-Golodkowski bereits zu diesem Zeitpunkt<br />

Geschäfte illegalen Charakters mit diesen Unternehmen<br />

abwickelte (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 4, S. 48). Obwohl sich<br />

Dr. Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zu <strong>de</strong>m Brief bekannt hat, hat er diesen Teil


seines Inhalts vehement abgestritten, in<strong>de</strong>m er behauptet<br />

hat, bestimmte Zeilen <strong>de</strong>s Schreibens seien<br />

nachgetragen wor<strong>de</strong>n. (73. Sitzung, Protokoll S. 35ff.)<br />

Dafür fehlt es aber an plausiblen Anhaltspunkten.<br />

Deshalb ist seine Behauptung, seine Beziehungen zu<br />

<strong>de</strong>n sog. HVA-Firmen hätten zu diesem Zeitpunkt lediglich<br />

darin bestan<strong>de</strong>n, daß er Kontakte mit sog.<br />

SED- bzw. DKP-Firmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland vermittelt habe, wenig glaubhaft.<br />

Im Zusammenhang mit seinem Einsatz als Leiter <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong> Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski am 15. Oktober 1966 durch<br />

Befehl Nr. 1607/66 <strong>de</strong>s MfS als OibE mit <strong>de</strong>m Dienstgrad<br />

eines Oberstleutnants ernannt (Dokument-Nr.<br />

84). Zuvor hatte er am 16. September 1966 eine<br />

schriftliche Verpflichtungserklärung gegenüber Volpert<br />

zur Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS als Berufssoldat<br />

abgegeben (Dokument-Nr. 85). Durch <strong>de</strong>n Einsatz<br />

Schalck-Golodkowskis als OibE im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung verfolgte das MfS ganz bestimmte<br />

Ziele. Dem Vorschlag Volperts zur Einstellung<br />

Schalck-Golodkowskis als OibE vom 8. September<br />

1966 ist in diesem Zusammenhang über Schalck-<br />

Golodkowski zu entnehmen: „Aufgr<strong>und</strong> seiner ausgezeichneten<br />

fachlichen Qualitäten <strong>und</strong> Spezialkenntnisse<br />

wird <strong>de</strong>m Kandidaten ab 15.9.1966 ein Son<strong>de</strong>rgebiet<br />

im Bereich <strong>de</strong>s MAI im Range eines stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Ministers <strong>de</strong>s MAI übertragen. In diesem Son<strong>de</strong>rgebiet<br />

wird <strong>de</strong>r Kandidat für das MfS eine Vielzahl<br />

wichtiger operativer Maßnahmen lösen. Durch die Attestierung<br />

<strong>de</strong>s Kandidaten zum Offizier im beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz soll er noch fester als bisher an das MfS<br />

geb<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n. " (Dokument-Nr. 86) Die Stellungnahme<br />

Beckers vom 26. September 1966 zur „Attestierung"<br />

Schalck-Golodkowskis enthält folgen<strong>de</strong> Formulierung:<br />

„Als Generalbeauftragter <strong>de</strong>s Ministers für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l erhält Genosse Schalck-Golodkowski<br />

große <strong>und</strong> vielfältige Möglichkeiten, gleichfalls für die<br />

Interessen <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit, auch<br />

über <strong>de</strong>n Rahmen <strong>de</strong>r offiziellen Zusammenarbeit, zu<br />

wirken. Die genannte Schlüsselfunktion im MAI, welche<br />

han<strong>de</strong>ls-, finanz- <strong>und</strong> staatspolitische Aufgaben<br />

umfaßt, mit einem Offizier im beson<strong>de</strong>ren Einsatz zu<br />

besetzen, erschließt meines Erachtens <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit, in Verbindung mit <strong>de</strong>m Weisungsrecht,<br />

eine breitere Basis zur effektiven Durchführung<br />

<strong>und</strong> Lösung politisch-operativer Maßnahmen"<br />

(Dokument-Nr. 83). Die Aussage Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis, seine Attestierung habe lediglich einen<br />

Vertrauensbeweis dargestellt, sei aber nicht mit<br />

<strong>de</strong>r Erfüllung konkreter Aufträgen für das MfS verb<strong>und</strong>en<br />

gewesen, erscheint <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

schließlich auch aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Aussage <strong>de</strong>s Leiters<br />

<strong>de</strong>s Sekretariats von Mielke, Hans Carlsohn, sehr<br />

unglaubhaft (11. Sitzung, Protokoll S. 51ff., 154ff.; 12.<br />

Sitzung, Protokoll S. 89). Carlsohn hat in seiner Vernehmung<br />

zum Thema OibE angegeben, daß diese mit<br />

Sicherheit „nicht bloß aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zuverlässigkeit<br />

in diese Funktion eingesetzt" wor<strong>de</strong>n seien, son<strong>de</strong>rn<br />

daß er sich vorstellen könne, daß „die natürlich<br />

auch operative Aufgaben hatten <strong>und</strong> in je<strong>de</strong>m Fall gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Diensteinheit, <strong>de</strong>r sie zugeordnet waren,<br />

berichtspflichtig gewesen sind". Auf je<strong>de</strong>n Fall habe<br />

je<strong>de</strong>r OibE <strong>de</strong>r Weisung <strong>de</strong>s MfS unterstan<strong>de</strong>n. (53.<br />

Sitzung, Protokoll S. 45ff.).<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Am 7. Oktober 1975 wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zum Oberst beför<strong>de</strong>rt. Am 7. September 1983 hielt<br />

Mielke fest, daß aufgr<strong>und</strong> seiner „außeror<strong>de</strong>ntlichen<br />

Verdienste <strong>und</strong> Leistungen" 1983 die Beför<strong>de</strong>rung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis zum Generalmajor vorgesehen<br />

war. Diese war allerdings offiziell nicht möglich.<br />

Nach Aussage <strong>de</strong>s Leiters für Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Schulung<br />

<strong>de</strong>s MfS, Günter Möller, vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

am 7. November 1991 hätte sie eine „breite Dekonspiration"<br />

mit sich gebracht; alle Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r gesamte Verteidigungsrat hätten dieser nämlich<br />

zustimmen müssen. Dr. Schalck-Golodkowski erhielt<br />

jedoch das Versprechen, nach Beendigung seiner<br />

Tätigkeit <strong>und</strong> Rückführung in das MfS zum Generalmajor<br />

ernannt zu wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> er bereits<br />

ab Oktober 1983 nach <strong>de</strong>m Dienstrang eines Generalmajors<br />

bezahlt. Die Bezahlung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

lag zum Schluß seiner Tätigkeit etwa 300<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR höher als die eines Hauptabteilungsleiters<br />

<strong>de</strong>s MfS (Dokument-Nr. 86).<br />

Schalck-Golodkowski war als OibE zunächst offiziell<br />

<strong>de</strong>m Sekretariat <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit,<br />

Mielke, zugeordnet. Betreut wur<strong>de</strong> er jedoch von <strong>de</strong>m<br />

Offizier für Son<strong>de</strong>raufgaben, Volpert, <strong>de</strong>r nur formal<br />

<strong>de</strong>m Sekretariat zugeordnet war, tatsächlich aber als<br />

einzelner Mitarbeiter direkt <strong>de</strong>m Minister unterstand.<br />

Schalck-Golodkowski bezeichnete Volpert selbst als<br />

seinen Verbindungsoffizier zum MfS, mit <strong>de</strong>m zwar inhaltliche<br />

Fragen abgestimmt wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>r ihm auch<br />

<strong>de</strong>n direkten Kontakt zu Mielke vermittelt hatte, <strong>de</strong>r<br />

aber keine Anleitungsbefugnis ihm gegenüber besaß.<br />

Die Bezeichnung „Führungsoffizier" für Volpert lehnte<br />

Schalck-Golodkowski ab. Die enge Zusammenarbeit<br />

von Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Volpert führte bis zu einer<br />

gemeinsamen Promotion an <strong>de</strong>r Juristischen Hochschule<br />

<strong>de</strong>s MfS in Potsdam 1970, bei <strong>de</strong>r Mielke die<br />

Rolle <strong>de</strong>s Doktorvaters übernommen hatte.<br />

Mit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r AG BKK 1983 wur<strong>de</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski Mielke persönlich unterstellt.<br />

Gemäß <strong>de</strong>m Befehl Nr. 14/83 <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit<br />

vom 1. September 1983 trug Dr. Schalck-<br />

Golodkowski von diesem Zeitpunkt an die persönliche<br />

Verantwortung für „die Gewährleistung einer hohen<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Ordnung im Bereich [Kommerzielle<br />

Koordinierung], die Durchsetzung <strong>de</strong>r gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

<strong>und</strong> spezifischen sicherheitspolitischen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r Auswahl, <strong>de</strong>m Einsatz <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

klassenmäßigen Erziehung <strong>de</strong>r Ka<strong>de</strong>r sowie die Nutzung<br />

<strong>de</strong>r Möglichkeiten <strong>de</strong>s Bereichs für die politischoperative<br />

Arbeit <strong>de</strong>s MfS, wobei stören<strong>de</strong> Einflüsse<br />

bzw. negative Auswirkungen auf die Erfüllung <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Bereich übertragenen Aufgaben" verhin<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. Dr. Schalck-Golodkowski war in diesen<br />

Fragen Mielke „direkt unterstellt <strong>und</strong> persönlich<br />

rechenschaftspflichtig" .<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat wie<strong>de</strong>rholt betont, ausschließlich<br />

Dr. Mittag unterstellt gewesen zu sein <strong>und</strong><br />

nie Weisungen von Mielke erhalten zu haben (11. Sitzung,<br />

Protokoll S. 91; 12. Sitzung, Protokoll S. 92)<br />

Gleichwohl kam <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß zu <strong>de</strong>r<br />

Überzeugung, daß in seinem Fall eine Doppelunterstellung<br />

unter Dr. Mittag <strong>und</strong> Mielke vorlag. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski hatte gegenüber Mielke eine<br />

umfassen<strong>de</strong> <strong>Bericht</strong>spflicht, was seine Tätigkeit als


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Verhandlungspartner mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland anbetraf. Obwohl er wie<strong>de</strong>rholt darauf<br />

hinwies, daß alle seine <strong>Bericht</strong>e im Orginal an Honekker<br />

<strong>und</strong> in Kopie an Dr. Mittag <strong>und</strong> Mielke weitergeleitet<br />

wur<strong>de</strong>n, liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

Dokumente vor, die ein<strong>de</strong>utig belegen, daß Honecker<br />

<strong>und</strong> Dr. Mittag von bestimmten Informationen Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis an Mielke ausgeschlossen<br />

wur<strong>de</strong>n. In einem B rief an Mielke vom 10. November<br />

1987 bat Dr. Schalck-Golodkowski diesen z.B. darum,<br />

auf eine Mitteilung von Dr. Franz Josef Strauß gemäß<br />

einem Textentwurf Dr. Schalck-Golodkowskis zu reagieren<br />

<strong>und</strong> Dr. Mittag darüber nicht zu informieren<br />

(Dokument-Nr. 87). Aus zahlreichen weiteren Briefen<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis an Mielke geht he rvor, daß<br />

er diesen in verschie<strong>de</strong>nen Fällen um Entscheidungen<br />

zum weiteren Vorgehen bzw. Bevollmächtigungen<br />

bat, also ein<strong>de</strong>utig Weisungen von Mielke entgegennahm.<br />

Für die enge dienstliche Verbindung zwischen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Mielke spricht u.a. auch<br />

ein sogenanntes rotes Telefon, d.h. eine Son<strong>de</strong>rleitung,<br />

über die bei<strong>de</strong> täglich min<strong>de</strong>stens einmal Gespräche<br />

führten, sowie die Tatsache, daß Dr. Schalck-<br />

Golodkowski seine Urlaubsanträge durch Mielke genehmigen<br />

lassen mußte (Dokument-Nr. 88). Mielke<br />

stellte Dr. Schalck-Golodkowski sogar für seine Urlaubsreisen<br />

Son<strong>de</strong>rflugzeuge <strong>und</strong> Ferienhäuser zur<br />

Verfügung (Dokument-Nr. 89-91).<br />

Die hochrangige Anbindung an das MfS über Mielke<br />

verschaffte Dr. Schalck-Golodkowski innerhalb <strong>de</strong>s<br />

MfS eine ausgeprägte Machtposition. Die Einflußmöglichkeiten<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis gingen sogar<br />

teilweise über die <strong>de</strong>r Abteilungleiter <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung sichern<strong>de</strong>n<br />

Diensteinheiten hinaus. Aus einem handschriftlichen<br />

Vermerk <strong>de</strong>r HA XVIII zu <strong>de</strong>n inhaltlichen Schwerpunkten<br />

<strong>de</strong>s Sicherungsbereichs Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung geht he rvor, daß es z.B. <strong>de</strong>m Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH, Günter Grötzinger,<br />

auf Anweisung Dr. Schalck-Golodkowskis verboten<br />

war, Informationen an die HA XVIII zu liefern. Ronneberger<br />

hat in seiner Vernehmung bei <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

(GBA) am 21. Januar 1992 weiterhin<br />

geschil<strong>de</strong>rt, daß Dr. Schalck-Golodkowskis Einfluß<br />

beim MfS wesentlich größer gewesen sei als <strong>de</strong>r z.B.<br />

<strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r HA XVIII/8, Artur Wenzel. Laut Aussage<br />

<strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r AG BKK, Meinel, schließlich war<br />

die gesamte Arbeit <strong>de</strong>r AG BKK dadurch belastet, daß<br />

Dr. Schalck-Golodkowski direkt bei Mielke angeb<strong>und</strong>en<br />

war, während die AG BKK nur <strong>de</strong>m Stellvertreter<br />

Mielkes, Generaloberst Rudi Mittig, unterstand.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski unterhielt außer<strong>de</strong>m direkte<br />

Verbindungen zur HVA. Seine Verbindungspersonen<br />

dort waren u.a <strong>de</strong>r ehemalige Leiter <strong>de</strong>r<br />

HVA, Markus Wolf, <strong>de</strong>ssen Stellvertreter, Hans Fruck,<br />

<strong>de</strong>r spätere Leiter <strong>de</strong>r HVA, Werner Großmann, <strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung I <strong>de</strong>r HVA, Dr. Rudolf Genschow,<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung IX <strong>de</strong>r HVA, Harry Schütt,<br />

<strong>de</strong>ssen Stellvertreter, Karl Großmann, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik<br />

(SWT), Horst Vogel. Die Beziehungen Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis mit <strong>de</strong>r HVA bestan<strong>de</strong>n u.a. darin, daß<br />

zu Beginn je<strong>de</strong>n Jahres ein Zusammentreffen zwi-<br />

schen Dr. Schalck-Golodkowski, Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r HVA, zunächst Wolf später Großmann,<br />

sowie seinem Stellvertreter stattfand, in <strong>de</strong>m es laut<br />

Aussage von Werner Großmann um „allgemeine Lageeinschätzungen"<br />

ging. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> in dieser<br />

Gesprächsr<strong>und</strong>e festgelegt, welche Summe <strong>de</strong>r HVA<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung bzw.<br />

durch die sog. HVA-Firmen jährlich zur Verfügung<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n mußte. Bezüglich <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r<br />

sog. HVA-Firmen bestan<strong>de</strong>n direkte Arbeitsbeziehungen<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski zu Dr. Rudolf<br />

Genschow <strong>und</strong> zum Leiter <strong>de</strong>s Sektors Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik, Horst Vogel. Markus Wolf, mit <strong>de</strong>m ihn<br />

eine gute Bekanntschaft verband, erfüllte <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Dr.<br />

Schalck-Golodkowski, auch persönliche Wünsche.<br />

U.a. finanzierte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

für Wolf Renovierungsarbeiten in Höhe von ca.<br />

400.000 Mark <strong>de</strong>r DDR.<br />

Inwiefern Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>r HVA auch als<br />

Informant diente, konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht abschließend klären. Lediglich aus einer<br />

Aussage <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s militärischen Auswertungsreferates<br />

<strong>de</strong>r Abteilung VII <strong>de</strong>r HVA, Dr. Heinz Busch,<br />

konnte entnommen wer<strong>de</strong>n, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

möglicherweise auch für nachrichtendienstliche<br />

Zwecke <strong>de</strong>r HVA eingesetzt wur<strong>de</strong>. Dr. Busch hat<br />

in seiner Vernehmung bei <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

am 16. Oktober 1991 darauf hingewiesen, daß er 1983<br />

einen Text über das Gespräch eines hochrangigen Repräsentanten<br />

<strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>m bayerischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

Dr. Franz Josef Strauß zur „militärfachgerechten"<br />

Beurteilung erhalten habe, <strong>de</strong>r mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

verfaßt wor<strong>de</strong>n sei. Busch vermutete aufgr<strong>und</strong> bestimmter<br />

Charakteristika im Text, daß <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatter<br />

mit einer Abhörtechnik gearbeitet haben<br />

könnte.<br />

Laut Aussage <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r HVA, Werner Großmann,<br />

bei <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt am 7. Oktober<br />

1991 bekam die HVA niemals Originalinformationen<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski. Allerdings sei ihr umgeschriebenes<br />

Mate rial zur Verfügung gestellt wor<strong>de</strong>n,<br />

das ein<strong>de</strong>utig von Dr. Schalck-Golodkowski erstellt<br />

wor<strong>de</strong>n sei. Auch wenn Dr. Schalck-Golodkowski<br />

selbst keine <strong>Bericht</strong>e nachrichtendienstlichen<br />

Charakters an die HVA übermittelte, war ihm bekannt,<br />

daß seine Position <strong>und</strong> seine Informationen an<br />

Mielke für Zwecke <strong>de</strong>r HVA genutzt wur<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

wur<strong>de</strong>n z.B. sog. operative Beschaffungen für<br />

die HVA, auf die an an<strong>de</strong>rer Stelle intensiver eingegangen<br />

wird, von Dr. Schalck-Golodkowski gezielt finanziert<br />

<strong>und</strong> überwacht. (vgl. Zweiter Teil, B. II. 1. d)<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung<br />

(HVA))<br />

bb) Inoffizielle Mitarbeiter (IM)<br />

Den Hauptteil <strong>de</strong>s umfassen<strong>de</strong>n Überwachungsapparates<br />

<strong>de</strong>s MfS bil<strong>de</strong>ten die Inoffiziellen Mitarbeiter<br />

(IM). Der Einsatz von IM diente in erster Linie <strong>de</strong>r Gewinnung<br />

von „operativ be<strong>de</strong>utsamen Informationen"<br />

<strong>und</strong> bil<strong>de</strong>te die eigentliche Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r „konspirativen"<br />

Arbeit <strong>de</strong>s MfS. Der Einsatz von IM wur<strong>de</strong><br />

vom MfS daher auch als „Hauptwaffe im Kampf ge-


gen <strong>de</strong>n Feind" betrachtet (Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 110, S. 766).<br />

Die Tätigkeit <strong>de</strong>r IM wur<strong>de</strong> durch zahlreiche Befehle<br />

<strong>und</strong> Weisungen, insbeson<strong>de</strong>re aber durch gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong><br />

Richtlinien geregelt, die etwa alle zehn Jahre<br />

erneuert wur<strong>de</strong>n. Die Entwicklung dieser Richtlinien<br />

läßt erkennen, daß sich das Ziel <strong>de</strong>s Einsatzes von IM<br />

im Laufe <strong>de</strong>r Zeit än<strong>de</strong>rte. Während <strong>de</strong>r Einsatz von<br />

IM bis Anfang <strong>de</strong>r 70er Jahre vor allem <strong>de</strong>r aktiven<br />

Bekämpfung <strong>de</strong>s vermeintlichen äußeren Fein<strong>de</strong>s<br />

diente, war die IM-Arbeit ab Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre immer<br />

stärker auf die „vorbeugen<strong>de</strong> scha<strong>de</strong>nsabwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Arbeit nach innen" ausgerichtet. Wichtigste<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r IM wur<strong>de</strong> die Klärung <strong>de</strong>r Frage „wer ist<br />

wer ?" , d.h. die umfassen<strong>de</strong> Kategorisierung <strong>de</strong>r gesamten<br />

DDR-Bevölkerung hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit<br />

für die SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Staat. Gemäß dieser Kategorisierung<br />

wur<strong>de</strong> zwischen „Fein<strong>de</strong>n", Personen mit<br />

„feindlich-negativer Haltung", Personen, die zum<br />

„Feind" wer<strong>de</strong>n könnten, Personen, die sich vom<br />

„Feind" mißbrauchen lassen könnten , Personen mit<br />

„schwanken<strong>de</strong>r Haltung" <strong>und</strong> Personen, „auf die sich<br />

Partei <strong>und</strong> Staat je<strong>de</strong>rzeit verlassen können" , unterschie<strong>de</strong>n.<br />

Das MfS suchte die IM im Regelfall gezielt aus. Einer<br />

For<strong>de</strong>rung Mielkes entsprechend sollte <strong>de</strong>r Einsatz<br />

<strong>de</strong>r IM nicht nur do rt, wo sich gera<strong>de</strong> günstige Bedingungen<br />

anboten, son<strong>de</strong>rn zielgerichtet erfolgen. Vor<br />

<strong>de</strong>r Werbung <strong>de</strong>s IM sollten klare Vorstellungen über<br />

die an <strong>de</strong>n IM zu stellen<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen bestehen.<br />

Zur Überprüfung <strong>de</strong>r Eignung einer Person als IM<br />

wur<strong>de</strong> zunächst eine umfangreiche Aufklärungs- <strong>und</strong><br />

Prüfungsphase eingeleitet, für die man einen sog. IM-<br />

Vorlauf (IMV) anlegte. Während dieses IM-Vorlaufs<br />

fan<strong>de</strong>n Kontaktgespräche mit <strong>de</strong>n Kandidaten statt,<br />

die zum Teil bereits <strong>de</strong>n Charakter einer „inoffiziellen<br />

Zusammenarbeit" hatten. Der Kandidat erhielt im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s Vorlaufs einen Decknamen, <strong>de</strong>r ihm jedoch<br />

nicht bekannt war. Unter diesem Decknamen<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Vorlauf-Akte alle <strong>Bericht</strong>e, auch über<br />

seine Person, abgelegt. Diese <strong>Bericht</strong>e sind jedoch<br />

nicht mit späteren IM-<strong>Bericht</strong>en gleichzusetzen.<br />

Nur ein Teil <strong>de</strong>r IM-Vorläufe en<strong>de</strong>te mit einer Werbung<br />

als IM, da <strong>de</strong>r Kandidat gr<strong>und</strong>sätzlich die Möglichkeit<br />

hatte, eine endgültige Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>m MfS zu verweigern. Zu einer Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m MfS kam es auch nicht, wenn <strong>de</strong>r Kandidat<br />

zu einer solchen nicht geeignet war. 1m Zusammmenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Werbung erfolgte in <strong>de</strong>r Regel eine<br />

schrifliche Erklärung <strong>de</strong>s IM, in <strong>de</strong>r er sich zur Geheimhaltung,<br />

zur Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS <strong>und</strong><br />

zur Lieferung von <strong>Bericht</strong>en verpflichtete. Als Teil <strong>de</strong>r<br />

Verpflichtungserklärung wählte sich <strong>de</strong>r IM im Normalfall<br />

einen Decknamen. Es war keine Seltenheit,<br />

daß ein Deckname mehrfach vergeben wur<strong>de</strong>. Beson<strong>de</strong>rs<br />

bei Personen in höheren beruflichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Stellungen erfolgte die Verpflichtung<br />

teilweise lediglich per Handschlag. Eine weitere Art<br />

<strong>de</strong>r Verpflichtung war gemäß <strong>de</strong>r Richtlinie Nr. 1/58<br />

das „allmähliche Heranziehen zur Mitarbeit". Diese<br />

Verpflichtungsart wur<strong>de</strong> vor allem dann gewählt,<br />

wenn <strong>de</strong>r Kandidat einer Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />

MfS zunächst ablehnend gegenüberstand. Falls Werbungen<br />

unter Druck o<strong>de</strong>r unter sonstigen beson<strong>de</strong>ren<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Bedingungen erfolgten, wur<strong>de</strong> dies im Normalfall<br />

schriftlich vermerkt.<br />

Je<strong>de</strong>r IM war zur <strong>Bericht</strong>erstattung gegenüber seinem<br />

Führungsoffizier in mündlicher, vorwiegend<br />

aber in schriftlicher Form verpflichtet. Der Führungsoffizier<br />

fertigte daraufhin einen sog. Treffbericht an.<br />

Es kam vor, das solche Treffberichte stark subjektiv<br />

gefärbt waren. In vielen Fällen wur<strong>de</strong> ein IM im Laufe<br />

seiner Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS von unterschiedlichen<br />

Führungsoffizieren <strong>und</strong> Diensteinheiten<br />

geleitet.<br />

Der Einsatz von IM im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

war ab Gründung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung (AG BKK) im MfS 1983<br />

gemäß MfS-Befehl Nr. 14/83 vom 1. September 1983<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich nur durch diese möglich, <strong>de</strong>r Einsatz<br />

von IM o<strong>de</strong>r GMS durch an<strong>de</strong>re Diensteinheiten <strong>de</strong>s<br />

MfS gr<strong>und</strong>sätzlich unzulässig. Über Ausnahmen entschied<br />

<strong>de</strong>r Stellvertreter Mielkes, Generalleutnant<br />

Rudi Mittig. Alle IM, die bis 1983 durch die HA XVIII<br />

<strong>de</strong>s MfS in <strong>de</strong>r Zentrale <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung geführt wor<strong>de</strong>n waren, mußten mit<br />

Gründung <strong>de</strong>r AG BKK an diese übergeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Während die HA XVIII/3 dieser For<strong>de</strong>rung weitgehend<br />

entsprach, führte die HA XVIII/8, die für die Absicherung<br />

<strong>de</strong>r Embargogeschäfte <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung zuständig war, ihre IM selbst<br />

weiter.<br />

Die AG BKK setzte im gesamten Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung En<strong>de</strong> 1989 etwa 180 IM ein. Bis<br />

zur Übergabe <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung an die AG BKK<br />

1986 führte die Hauptabteilung XVIII/3 einen Großteil<br />

dieser IM. Gemäß einer handschriftlichen Zusammenstellung<br />

<strong>de</strong>r AG BKK vom 3. November 1987 entsprach<br />

die damalige Zahl von 143 IM etwa 6,9% <strong>de</strong>r<br />

Beschäftigten im Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Davon arbeiteten im Sicherungsbereich 1, wie<br />

er zu diesem Zeitpunkt bestand, d.h. in <strong>de</strong>r Zentrale<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, 25 IM, im<br />

Sicherungsbereich 2, <strong>de</strong>r die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Intrac HGmbH, forum HGmbH, Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH, BERAG, Delta GmbH <strong>und</strong> Günther Forgber<br />

umfaßte, 55 IM <strong>und</strong> sechs GMS; im damaligen Sicherungsbereich<br />

3, d.h. in <strong>de</strong>r Transinter GmbH einschließlich<br />

<strong>de</strong>r IHZ GmbH, <strong>de</strong>r BIEG mbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH, arbeiteten 63 IM <strong>und</strong> fünf GMS. Die<br />

Konzentration von IM <strong>de</strong>r AG BKK war mit 12 % aller<br />

dort Beschäftigten im Sicherungsbereich 1 am höchsten<br />

(Dokument-Nr. 92). Im Sicherungsbereich 2 waren<br />

zu diesem Zeitpunkt 35 IM für an<strong>de</strong>re Diensteinheiten<br />

erfaßt, im Sicherungsbereich 3 lag diese Zahl<br />

bei 79. Allein in <strong>de</strong>r IMES GmbH arbeiteten nach Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses En<strong>de</strong><br />

1988 14 IM für die AG BKK. Der Großteil dieser Mitarbeiter<br />

wur<strong>de</strong> zumin<strong>de</strong>st zeitweise durch Stefan Mohrmann<br />

<strong>und</strong> Wolfgang Habenicht geführt. Ein weiterer<br />

wichtiger Führungsoffizier, vor allem für die Zeit vor<br />

<strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>r IMES GmbH von <strong>de</strong>r HA XVIII/3 an<br />

die AG BKK, war Klaus Köhler.<br />

Ausnahmeentscheidungen für <strong>de</strong>n Einsatz von IM im<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung durch an<strong>de</strong>re<br />

Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS wur<strong>de</strong>n in erster Linie für<br />

die HVA getroffen. Dies geschah insbeson<strong>de</strong>re dann,


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

wenn IM <strong>de</strong>r AG BKK bzw. <strong>de</strong>r HA XVIII dienstlich<br />

ins Ausland versetzt wur<strong>de</strong>n. Oft erfolgte für die Zeit<br />

<strong>de</strong>r Auslandstätigkeit eine Übergabe <strong>de</strong>s IM an die<br />

HVA, die mit Rückkehr <strong>de</strong>s IM in die DDR im Normalfall<br />

wie<strong>de</strong>r rückgängig gemacht wur<strong>de</strong>. Im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung betraf dies zahreiche<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik.<br />

Dazu gehörten beispielsweise Günter Husemann<br />

alias IMS „Hüsing", Volker Creutzburg alias<br />

IMS „Kurt" <strong>und</strong> Klaus-Peter Göhring alias IMS<br />

„Wald" bzw. „Klaus-Peter Wald" . Husemann arbeitete<br />

von 1974 bis 1981 für die Transinter GmbH <strong>und</strong><br />

war von 1980 bis Juli 1981 Leiter <strong>de</strong>s Büros im Iran. Ab<br />

1982 war er für die IMES GmbH <strong>und</strong> ab Februar 1987<br />

als Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r WITRA GmbH tätig.<br />

Husemann verpflichtete sich bereits 1967 schriftlich<br />

zur Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Bezirksverwaltung Potsdam<br />

<strong>de</strong>s MfS. Von 1971 bis 1976 (Husemann war in<br />

diesem Zeitraum Han<strong>de</strong>lsrat in Burma) <strong>und</strong> von 1980<br />

bis 1983 wur<strong>de</strong> er aufgr<strong>und</strong> seiner Auslandsaufenthalte<br />

vorübergehend durch die HVA-Abteilung III geführt.<br />

Mit seiner Rückkehr in die DDR wur<strong>de</strong> er an die<br />

HA XVIII/7 unter Führung von Klaus Köhler <strong>und</strong> später<br />

von Stefan Mohrmann übergeben. Ab ca. 1986 arbeitete<br />

Husemann schließlich für die AG BKK. Seine<br />

dortigen Führungsoffiziere waren zumin<strong>de</strong>st zeitweise<br />

wie<strong>de</strong>rum Mohrmann <strong>und</strong> dann Wolfgang Habenicht.<br />

Creutzburg arbeitete von 1981 bis 1986 als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> ab 1986 für die IMES<br />

GmbH. Von 1983 bis 1986 war er im Iran eingesetzt.<br />

Für diesen Zeitraum traf die HVA-Abteilung III mit<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII/7, für die sich Creutzburg 1976 schriftlich<br />

zur Zusammenarbeit verpflichtet hatte, die Vereinbarung,<br />

ihn vorübergehend an die HVA zu übergeben.<br />

Nach Beendigung seines Auslandseinsatzes<br />

arbeitete Creutzburg wie<strong>de</strong>r für die HA XVIII/7 <strong>und</strong><br />

später für die AG BKK. Die Führungsoffiziere Creutzburgs<br />

waren u.a. Beckmann (HVA), Buschner (HVA),<br />

Köhler (HVA-Abteilung III), Klaus Köhler (HA XVIII/<br />

7), Wolfgang Habenicht (AG BKK) <strong>und</strong> Stefan Mohrmann<br />

(AG BKK). Göhring arbeitete zunächst für die<br />

forum HGmbH <strong>und</strong> anschließend für die Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

1980 verpflichtete er sich zur Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m MfS. Auch Göhring wur<strong>de</strong> vorübergehend<br />

durch <strong>de</strong>n Mitarbeiter <strong>de</strong>r HVA-Abteilung III, Köhler,<br />

geführt. Ab spätestens 1988 führte ihn <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r AG BKK, Wolfgang Habenicht. Ein weiterer Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH, Siegfried Buff alias IMS<br />

„Ernst Berger" , wur<strong>de</strong> während eines Iran-Einsatzes<br />

1981/82 gemeinsam von <strong>de</strong>r HA XVIII/7 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r HVA<br />

genutzt.<br />

Der Mitarbeiter <strong>de</strong>r IMES GmbH, Rainer Finck, war<br />

von 1971 bis 1983 als IM „Leo" für die HVA tätig <strong>und</strong><br />

verpflichtete sich im Februar 1989 als IMS „Ludwig"<br />

neu für die AG BKK. Außer<strong>de</strong>m scheint auch <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik, Dieter Uhlig alias<br />

HIM bzw. IMS „Henry" , zumin<strong>de</strong>st zeitweise für die<br />

HVA gearbeitet zu haben. Aus einem Wochenbericht<br />

<strong>de</strong>r AG BKK vom 28. Januar 1985 zum SOV „Luchs"<br />

(Spezieller Operativer Vorgang zu Uhlig) geht hervor,<br />

daß Dr. Schalck-Golodkowski an einer Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung mit<br />

<strong>de</strong>r HVA interessiert war, <strong>de</strong>m Einfluß <strong>de</strong>s MfS gene-<br />

rell auf seine Arbeit aber kritisch gegenüberstand.<br />

Anläßlich <strong>de</strong>r Unterzeichnung <strong>de</strong>r HIM-Vereinbarung<br />

durch Uhlig wies Dr. Schalck-Golodkowski diesen,<br />

laut obigem Wochenbericht, darauf hin, „nicht alles<br />

mit allen zu besprechen" , da trotz <strong>de</strong>r Existenz einer<br />

eigenen Arbeitsgruppe im MfS auch an<strong>de</strong>re versuchen<br />

wür<strong>de</strong>n, in die Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung hineinzuregieren, er dies<br />

aber nicht zulassen wür<strong>de</strong>. Laut Aussage von Uhlig zu<br />

diesen Äußerungen Dr. Schalck-Golodkowkis habe<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung aus <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r HVA hingegen Nutzen gezogen.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung sei daher<br />

teilweise mehr an einer solchen Zusammenarbeit<br />

interessiert gewesen, als die HVA selbst. Dr. Schalck-<br />

Golodkowski habe in <strong>de</strong>r Vergangenheit oft Gespräche<br />

mit Markus Wolf geführt <strong>und</strong> dann die Zusammenarbeit<br />

konkret organisiert (Dokument-Nr. 93).<br />

Weitere von <strong>de</strong>r HVA geführte IM im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, waren z.B. zeitweise <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH, Axel Pösz alias IMB „Buntspecht",<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>r BIEG mbH, Hans Joachim<br />

Herzer, vermutlich <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH, Lothar Leuthold, sowie die<br />

Geschäftsführer <strong>und</strong> einzelne Mitarbeiter <strong>de</strong>r sog.<br />

HVA-Firmen. Pösz arbeitete im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung u.a. als Mitarbeiter <strong>de</strong>r Transinter<br />

GmbH, <strong>de</strong>r Zentral-Kommerz GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH. Ab 1983 war er Gruppenleiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Chemie <strong>de</strong>r Intrac HGmbH. Pösz verpflichtete sich<br />

1975 schriftlich zur Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r HVA-Abteilung<br />

III. 1981 wur<strong>de</strong> er an die HA XVIII/7 <strong>und</strong> später<br />

an die AG BKK übergeben. Seine Führungsoffiziere<br />

waren u.a. Klaus Guhlmann (HVA), Bernd Schwarz<br />

(HVA), Willy Müller (HVA), Sommer (HVA), Günter<br />

Pioch (HA XVIII/7), York Ha rtung (HA XVIII/7 <strong>und</strong> AG<br />

BKK) <strong>und</strong> Rainer Kohlmann (AG BKK). Ab 1980 bis En<strong>de</strong><br />

1989 arbeitete Pösz im Auftrag <strong>de</strong>s MfS außer<strong>de</strong>m<br />

für <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esnachrichtendienst.<br />

Die IM waren in unterschiedliche Kategorien unterteilt.<br />

Die Hauptgruppe <strong>de</strong>r IM, auch im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, <strong>und</strong> gleichzeitig die niedrigste<br />

Stufe von IM bil<strong>de</strong>ten die sog. Inoffiziellen Mitarbeiter<br />

für Sicherheit bzw. IM zur politisch-operativen<br />

Durchdringung <strong>und</strong> Sicherung <strong>de</strong>s Verantwortungsbereichs<br />

(IMS). Die IMS, zu <strong>de</strong>nen etwa 85% aller IM<br />

<strong>de</strong>s MfS gehörten, hatten in erster Linie Personeneinschätzungen<br />

vorzunehmen <strong>und</strong> Verstöße gegen Ordnung,<br />

Disziplin <strong>und</strong> Sicherheit im Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbereich<br />

<strong>de</strong>r Menschen festzustellen. Ihr Aufgabengebiet<br />

war das am weitesten gefaßte aller IM. Im<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung waren insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Geschäftsführer bzw. Generaldirektoren <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Unternehmen als IMS registriert. Es han<strong>de</strong>lte<br />

sich dabei z.B. um <strong>de</strong>n Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Delta GmbH, Peter Müller alias „Christian", <strong>de</strong>n Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r IHZ GmbH, Hans Dietrich Barücker<br />

alias „Fritz", <strong>de</strong>n Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r Transinter<br />

GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Impeco GmbH, Bernd Franck alias<br />

„Hans Kubin", <strong>de</strong>n Geschäftsführer <strong>de</strong>r Metama Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen<br />

GmbH, Gerhard Blum alias<br />

„Harald Niess", <strong>de</strong>n Generaldirektor <strong>de</strong>r Transinter<br />

GmbH <strong>und</strong> Transcommerz GmbH, Aristi<strong>de</strong>s Mendiburu<br />

alias „Karl-Heinz", <strong>de</strong>n stellvertreten<strong>de</strong>n Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r Transinter GmbH, Dr. Joachim Gödicke


alias „Hermann", <strong>de</strong>n Geschäftsführer <strong>de</strong>r Zentral -<br />

Kommerz GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r forum HGmbH, Horst Steinert<br />

alias „Horst", <strong>de</strong>n Geschäftsführer <strong>de</strong>r Zentral -<br />

Kommerz, Claus Sändig alias „Sand", <strong>de</strong>n Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r forum HGmbH, Uwe Moll alias ;,Paul<br />

Schnee", <strong>de</strong>n Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r Textilvertretungen<br />

GmbH, Gerhard Fritz Heyner alias „Kunze",<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n stellvertreten<strong>de</strong>n Generaldirektor <strong>de</strong>r BIEG<br />

mbH, Bernd Claußen alias „Peter Strauch ". Geführt<br />

wur<strong>de</strong>n diese IMS u.a. von <strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII/7 York Ha rtung, Wilhelm Machost, Joachim<br />

Gleißner <strong>und</strong> Jan Schwiegershausen sowie <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>r AG BKK, Carsten Ebert, Beushausen, Jörg<br />

Wagner, Michael Rücker, Rainer Kohlmann, Andreas<br />

Honig, Stefan Mohrmann <strong>und</strong> Wolfgang Habenicht.<br />

Die zweite Kategorie <strong>de</strong>r IM waren die „Inoffiziellen<br />

Mitarbeiter für <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Einsatz" (IME). Die<br />

IME hatten verantwortungsvollere Aufgaben wahrzunehmen.<br />

Hierzu gehörte z.B. die Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r<br />

„operativen Tätigkeit" an<strong>de</strong>rer MfS-Mitarbeiter, die<br />

„Einschleusung" solcher Personen in bestimmte Positionen<br />

<strong>und</strong> die Erstellung von Einschätzungen <strong>und</strong><br />

Gutachten über bestimmte Gebiete für das MfS. Im<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung arbeiteten nach<br />

Erkenntnis <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses lediglich<br />

<strong>de</strong>r Abteilungsleiter <strong>de</strong>s Sektors Verkehr <strong>de</strong>r HA III,<br />

Fred Bauksch alias IME „Büchner", <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s Transinter GmbH, Helmut Schindler alias<br />

IME „Rudolf". Bei<strong>de</strong> IM arbeiteten bereits seit <strong>de</strong>n<br />

60er Jahren (ab 1972 als IME) für das MfS. Zuletzt<br />

wur<strong>de</strong>n sie durch die AG BKK geführt.<br />

Die „Elite" <strong>de</strong>r IM waren die sog. „Inoffiziellen Mitarbeiter<br />

mit Feindverbindung bzw. zur unmittelbaren<br />

Bearbeitung im Verdacht <strong>de</strong>r Feindtätigkeit stehen<strong>de</strong>r<br />

Personen" (IMB). Vor 1979 wur<strong>de</strong> diese Kategorie<br />

<strong>de</strong>r IM unter <strong>de</strong>n Bezeichungen IMF bzw. IMV geführt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer „konkreten Feindberührung"<br />

war <strong>de</strong>r Anteil von Doppelagenten unter <strong>de</strong>n IMB beson<strong>de</strong>rs<br />

hoch. Bei <strong>de</strong>n im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

geführten IMB han<strong>de</strong>lte es sich um <strong>de</strong>n<br />

Gruppenleiter <strong>de</strong>s AHB Intrac HGmbH Bereich Chemie,<br />

Axel Pösz alias IMB „Buntspecht", <strong>de</strong>n Direktor<br />

<strong>de</strong>r BERAG GmbH, Hans-Joachim Menzel alias IMB<br />

„Peter Reimann" (Führungsoffiziere: Gr<strong>und</strong> (HA<br />

XVIII/7); York Hartung (AG BKK)), <strong>de</strong>n Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH, Eberhard Sei<strong>de</strong>l alias IMB<br />

„Siegfried" (Führungsoffiziere: Friedrich Teichfischer<br />

(HA XVIII/7); York Hartung (AG BKK)), <strong>und</strong> <strong>de</strong>n früheren<br />

Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH <strong>und</strong> späteren Mitarbeiter <strong>de</strong>r BERAG<br />

GmbH, Horst Schuster alias IMB „Sohle" . Mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit setzte die HVA außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n<br />

Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>s Unternehmens Baltica Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen<br />

<strong>und</strong> Unternehmensberatungen<br />

GmbH <strong>und</strong> späteren Generaldirektor <strong>de</strong>s AHB<br />

Schiffskommerz, Claus-Dieter Junge alias „Tonio Kröger"<br />

, als IMB ein. Sowohl Pösz, Menzel als auch Schuster<br />

unterhielten Verbindungen zum B<strong>und</strong>esnachrichtendienst.<br />

Schuster war darüber hinaus, wie auch<br />

Eberhard Sei<strong>de</strong>l, für <strong>de</strong>n CIA tätig. Gemäß einem <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>r AG BKK vom 2. Januar 1989 wur<strong>de</strong> eine<br />

„aktive Feindverbindung " zu diesem Zeitpunkt lediglich<br />

noch durch Pösz gehalten. Der Einsatz <strong>de</strong>r<br />

„Doppelagenten" erfolgte in enger Abstimmung mit<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>r HVA. Ihre <strong>Bericht</strong>e wur<strong>de</strong>n zumin<strong>de</strong>st teilweise<br />

<strong>de</strong>r HVA zur Auswertung überlassen.<br />

Eine vierte Kategorie <strong>de</strong>r IM bil<strong>de</strong>ten die „Führungs-Inoffiziellen<br />

Mitarbeiter" (FIM), die bereits selbst langjährig<br />

als IM tätig waren <strong>und</strong> anschließend selbst Informanten<br />

anleiteten, d.h. sog. FIM-Netze führten. Der Einsatz<br />

von FIM war bedingt möglich, so daß diese Kategorie<br />

nur vereinzelt auftrat. Im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

ist <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß im Zuge seiner<br />

Beweiserhebung kein FIM bekannt gewor<strong>de</strong>n.<br />

Als fünfte Kategorie existierten die sog. Inoffiziellen<br />

Mitarbeiter zur Sicherung <strong>de</strong>r Konspiration <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

Verbindungswesens (IMK). Sie hatten die Aufgabe,<br />

die konspirative Tätigkeit <strong>de</strong>s MfS zu unterstützen,<br />

waren jedoch nicht in je<strong>de</strong>m Fall berichtspflichtig. Ein<br />

Großteil <strong>de</strong>r IMK stellte <strong>de</strong>m MfS beispielsweise ihre<br />

Wohnung als konspirativen Treffpunkt (IMK/KW -<br />

Konspirative Wohnung), ihre offizielle Anschrift<br />

(IMK/DA - Deckadresse) o<strong>de</strong>r ihren Telefonanschluß<br />

(IMK/DT - Decktelefon) zur Verfügung. Im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong>n allein durch die<br />

AG BKK etwa 20 IMK/KW geführt. Die Abkürzung<br />

IMK wur<strong>de</strong> auch für die IM <strong>de</strong>r Kriminalpolizei verwen<strong>de</strong>t.<br />

Im Bereich Kommerzielle Koordinierung war<br />

z.B. <strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH, Siegfried Brachhaus alias IM „Reinhart Winkler",<br />

als IM <strong>de</strong>r Kriminalpolizei eingesetzt.<br />

Die letzte Kategorie <strong>de</strong>r IM bil<strong>de</strong>ten schließlich die<br />

„Hauptamtlichen Inoffiziellen Mitarbeiter" (HIM), die<br />

in einem offiziellen Arbeitsverhältnis mit <strong>de</strong>m MfS<br />

stan<strong>de</strong>n, jedoch nicht in <strong>de</strong>n Diensträumen <strong>de</strong>s MfS,<br />

son<strong>de</strong>rn an zivilen Arbeitsplätzen tätig waren. Da die<br />

Arbeit <strong>de</strong>r HIM schwer zu überprüfen war <strong>und</strong> diese<br />

Position häufig mißbraucht wur<strong>de</strong>, ging die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r HIM im Laufe <strong>de</strong>r Jahre stetig zurück. Auch<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung waren, soweit<br />

ersichtlich, lediglich zwei HIM eingesetzt. Bei einem<br />

davon han<strong>de</strong>lte es sich um <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Dieter Uhlig alias HIM „Henry" (Führungsoffiziere:<br />

Klaus Köhler (HA XVIII/7) <strong>und</strong> Gerhard<br />

Jarschel (HA XVIII/3)), <strong>de</strong>r später zum OibE <strong>de</strong>r<br />

AG BKK ernannt wur<strong>de</strong>.<br />

Eine weitere Gruppe von Mitarbeitern <strong>de</strong>s MfS, <strong>de</strong>ren<br />

Arbeit durch dieselben Richtlinien wie die für die IM<br />

geregelt wur<strong>de</strong>, waren die sog. „Gesellschaftlichen<br />

Mitarbeiter für Sicherheit" (GMS). Diese Mitarbeiter<br />

waren laut einer Formulierung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen DDR, Joachim Gauck, „Vertrauenspersonen<br />

<strong>de</strong>s MfS, die aufgr<strong>und</strong> ihrer beruflichen Position<br />

o<strong>de</strong>r ihrer staatstreuen Haltung <strong>de</strong>r Staatssicherheit<br />

für Auskünfte, <strong>Bericht</strong>e <strong>und</strong> Mitarbeit zur<br />

Verfügung stan<strong>de</strong>n, ohne direkt konspirativ zu arbeiten"<br />

. Stiegen ehemalige IM in bestimmte berufliche<br />

Positionen auf, fand teilweise auch eine Umregistrierung<br />

zum GMS statt. Die Verpflichtung als GMS wur<strong>de</strong><br />

im Normalfall als „Berufung" bezeichnet. Ein<br />

wichtiger GMS, <strong>de</strong>r erst ab 1987 aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n<br />

als solcher registriert wur<strong>de</strong>, war z.B. Wolfram<br />

Zahn alias GMS „Rolf". Als GMS wur<strong>de</strong> weiterhin geführt<br />

<strong>de</strong>r Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r Textilvertretungen<br />

GmbH <strong>und</strong> Geschäftsführer <strong>de</strong>r Delta GmbH,<br />

Hans Haase alias „Fuchs".


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Der Untersuchungsausschuß ist bei seiner Beweiserhebung<br />

auf mehr als 250 IM gestoßen, die im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung eingesetzt o<strong>de</strong>r im Zusammenhang<br />

mit Aktivitäten von Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung tätig waren. Es<br />

ist davon auszugehen, daß die Gesamtzahl noch wesentlich<br />

höher lag. Dieser Umstand bestätigt erneut<br />

die enge personelle Verflechtung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mit <strong>de</strong>m MfS. Der Untersuchungsausschuß<br />

verzichtet auf eine namentliche<br />

Nennung je<strong>de</strong>s einzelnen IM mit Rücksicht darauf,<br />

daß dies keinen zusätzlichen Informationswert bringen<br />

wür<strong>de</strong>, an<strong>de</strong>rerseits aber mit Nachteilen für die<br />

Genannten verb<strong>und</strong>en sein könnte.<br />

Im <strong>Bericht</strong> sind lediglich diejenigen Personen als IM<br />

bezeichnet, <strong>de</strong>ren IM-Tätigkeit für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

als ein<strong>de</strong>utig belegt gilt.<br />

Kriterien hierfür sind gewesen: das Vorliegen einer persönlich<br />

unterschriebenen Verpflichtungserklärung<br />

o<strong>de</strong>r selbstverfaßte <strong>Bericht</strong>e <strong>de</strong>s IM sowie alternativ dazu,<br />

die ausdrückliche Bestätigung <strong>de</strong>r IM-Eigenschaft<br />

durch <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esbeauftragten für die Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen DDR.<br />

Außer<strong>de</strong>m sind <strong>Bericht</strong>e <strong>de</strong>s MfS als ausreichen<strong>de</strong>r<br />

Beleg für die Annahme einer IM-Tätigkeit gewertet<br />

wor<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>nen ein<strong>de</strong>utig hervorgeht, daß <strong>de</strong>r IM<br />

wissentlich Aufträge für das MfS erfüllte, z.B. <strong>Bericht</strong>e<br />

<strong>de</strong>s Führungsoffiziers.<br />

Einzelnen Personen, bei <strong>de</strong>nen diese Kriterien nicht<br />

erfüllt gewesen sind, <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

aber <strong>de</strong>nnoch auf eine Darstellung <strong>de</strong>r IM-Tätigkeit<br />

nicht verzichten wollte, ist hierzu rechtliches Gehör<br />

gewährt wor<strong>de</strong>n.<br />

cc) „Vertrauensanwälte" <strong>de</strong>s MfS<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung schaltete<br />

für bestimmte Aufträge sog. Vertrauensanwälte <strong>de</strong>r<br />

HVA ein, auf <strong>de</strong>ren Verschwiegenheit <strong>und</strong> Zuverlässigkeit<br />

gezählt wer<strong>de</strong>n konnte. Solche Vertrauensanwälte<br />

waren neben Dr. Wolfgang Vogel (GM<br />

„Georg"), über <strong>de</strong>n im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n sog.<br />

Kirchengeschäften berichtet wird, in erster Linie<br />

Manfred Wünsche <strong>und</strong> Edgar Irmscher.<br />

Die Anwälte wur<strong>de</strong>n hauptsächlich im Zusammenhang<br />

mit Aktivitäten <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, die enge Verbindungen zum<br />

MfS hatte, eingesetzt. Es han<strong>de</strong>lte sich dabei z.B. um<br />

Gr<strong>und</strong>stücksgeschäfte, sog. Kirchengeschäfte, Erbschaftsfälle,<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen <strong>und</strong><br />

Geschäfte <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH. Die<br />

Rechtsanwälte erhielten ihre Einzelaufträge entwe<strong>de</strong>r<br />

von <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r HA I <strong>und</strong> OibE, Manfred Sei<strong>de</strong>l,<br />

o<strong>de</strong>r von seinem Stellvertreter <strong>und</strong> OibE Dr.<br />

Klaus-Dieter Neubert. Eine generelle Vereinbarung<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Anwälten bezüglich einer Zusammenarbeit<br />

existierte nicht.<br />

Über die Zusammenarbeit von Manfred Wünsche mit<br />

<strong>de</strong>r HVA lagen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nur wenige<br />

Hinweise vor. Aus einem Vermerk <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII/3, Klaus Köhler, vom 19. August<br />

1983 geht hervor, daß es sich bei Wünsche um einen<br />

IM <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Sicherheit (AG „S") <strong>de</strong>r HVA<br />

han<strong>de</strong>lte, die für die innere Sicherheit <strong>de</strong>r HVA <strong>und</strong><br />

die Erstellung von Sicherheitsanalysen zuständig<br />

war. Wünsche wur<strong>de</strong> danach von <strong>de</strong>r HVA bei juristischen<br />

Fragen bezüglich <strong>de</strong>s sog. Nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiets eingesetzt. Im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung soll er für<br />

die HVA angeblich nicht tätig gewesen sein (Dokument-Nr.<br />

94). Dr. Schalck-Golodkowski gab in einer<br />

Vernehmung vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin am 29. Juni 1992 an, daß es<br />

sich bei Wünsche um einen „Vertrauensanwalt" <strong>de</strong>r<br />

HVA gehan<strong>de</strong>lt habe. Führungsoffizier von Wünsche<br />

sei <strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r HVA, Dr. Koppelt, gewesen.<br />

Die Tätigkeit Wünsches für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung betraf insbeson<strong>de</strong>re die Zusammenarbeit<br />

mit Religionsgemeinschaften <strong>de</strong>r DDR sowie <strong>de</strong>r<br />

Caritas, die Abwicklung von Erbschaftsangelegenheiten<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stücksgeschäften sowie die Durchführung<br />

spezieller internationaler Devisentransaktionen<br />

(Dokument-Nr. 95). Außer<strong>de</strong>m trat Wünsche als Anwalt<br />

<strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen Asimex <strong>und</strong> Camet sowie<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH, im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Ausreise<br />

<strong>de</strong>s Geschäftsführers <strong>de</strong>r sog. HVA-Firma Simon Industrievertretungen,<br />

Simon Gol<strong>de</strong>nberg, <strong>und</strong> als Notar<br />

bei Unternehmensgründungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung in Erscheinung. Aus einem Brief<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski an Dr. Günter Mittag<br />

vom 25. Juni 1982 im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Erbschaftsfall<br />

Irmgard Schumann geht hervor, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski daran gelegen war, die Verbindung<br />

Wünsches mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

geheimzuhalten (Dokument-Nr. 95).<br />

Laut Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am<br />

29. Juni 1992 wur<strong>de</strong> Wünsche im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung direkt von Manfred Sei<strong>de</strong>l angeleitet.<br />

Sei<strong>de</strong>l setzte für Wünsche z.B. auch sog. Zollkontrollbefreiungen<br />

durch. Sowohl Wünsche als auch<br />

Irmscher übernahmen im Dezember 1989 auch die<br />

Verteidigung Sei<strong>de</strong>ls, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Generalstaatsanwaltschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR wegen <strong>de</strong>s dringen<strong>de</strong>n Verdachts<br />

verhaftet wor<strong>de</strong>n war, unter Verletzung ihm obliegen<strong>de</strong>r<br />

Pflichten Valutamittel auf Konten in das sog. kapitalistische<br />

Ausland verbracht, sie unter seinem Namen<br />

angelegt <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>m Staatshaushalt <strong>de</strong>r DDR<br />

entzogen zu haben.<br />

Wünsche spielte auch bei <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bzw. <strong>de</strong>r ihm unterstellten<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle.<br />

So trat er z.B. als Mitgesellschafter <strong>und</strong> juristischer<br />

Vertreter <strong>de</strong>r am 2. März 1990 durch Ruth Lerche gegrün<strong>de</strong>ten<br />

Asimex GmbH <strong>und</strong> Co. (später Asimex Export/Import<br />

GmbH) in Erscheinung, bei <strong>de</strong>r es sich<br />

um ein Nachfolgeunternehmen <strong>de</strong>r sog. HVA-Firma<br />

Asimex Import-Export-Agentur han<strong>de</strong>lte. Wünsche<br />

soll angeblich als Kapitalgeber für das Stammkapital<br />

in Höhe von 300.000 DM fungiert haben. Außer<strong>de</strong>m<br />

war er neben <strong>de</strong>m ehemaligen Hauptgeschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH, Wolfgang Kotz (IMS „Walter Schiller"),<br />

Gesellschafter <strong>de</strong>r Kowimex GmbH, die am 31.<br />

Januar 1990, beurk<strong>und</strong>et durch Irmscher, aus einer<br />

Umfirmierung <strong>de</strong>s Unternehmens BERAG Export-Import<br />

GmbH hervorging. Laut Aussage von Prof. Dr.


Karl-Heinz Gerstenberger vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 10. Februar 1992<br />

han<strong>de</strong>lte es sich bei dieser Umfirmierung um einen<br />

„abre<strong>de</strong>widrigen <strong>und</strong> weisungswidrigen" Austausch<br />

von Gesellschaftern ehemaliger Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung, über <strong>de</strong>n er<br />

als Liquidator <strong>de</strong>s Bereichs nicht informiert wor<strong>de</strong>n<br />

war. In einem Teilurteil <strong>de</strong>s Landgerichts Berlin vom<br />

Juli 1993 wur<strong>de</strong> entschie<strong>de</strong>n, daß die beklagten Gesellschafter<br />

die von ihnen treuhän<strong>de</strong>risch gehaltenen<br />

Geschäftsanteile an <strong>de</strong>r Kowimex GmbH an die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland abzutreten haben.<br />

Rechtsanwalt Irmscher verpflichtete sich am 24. Juli<br />

1961 schriftlich zur Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Verwaltung<br />

Groß-Berlin Abteilung V/6 <strong>de</strong>s MfS als GHI <strong>und</strong><br />

später als GI „Mecki" . Führungsoffizier von Irmscher<br />

war Leutnant Rothenburger (Dokument-Nr. 96-97).<br />

En<strong>de</strong> 1962 been<strong>de</strong>te das MfS angeblich die Zusammenarbeit<br />

mit Irmscher. Aufgr<strong>und</strong> von <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen läßt sich<br />

allerdings vermuten, daß Irmscher bereits zu diesem<br />

Zeitpunkt an die HVA übergeben wur<strong>de</strong>. Dies wird<br />

u.a. durch einen Brief <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r Abteilung XIV<br />

<strong>de</strong>r Verwaltung Groß-Berlin, Witzel, an <strong>de</strong>n Sektor<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Technik (SWT) <strong>de</strong>r HVA vom 26. Januar<br />

1972 bestätigt, in <strong>de</strong>m Irmscher als IM <strong>de</strong>s SWT<br />

bezeichnet wird (Dokument-Nr. 98). Auch Dr.<br />

Schalck-Golodkowski gab an, daß es sich bei Irmscher<br />

um einen „Vertrauensanwalt" <strong>de</strong>r HVA gehan<strong>de</strong>lt<br />

habe.<br />

Irmscher wur<strong>de</strong> während seiner Tätigkeit für das<br />

MfS wie<strong>de</strong>rholt verdächtigt, Kontakte zu Geheimdiensten<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland aufrechtzuhalten.<br />

In <strong>de</strong>n Jahren 1985/1986 <strong>und</strong> im Ap ril<br />

1989 versuchte <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esnachrichtendienst tatsächlich<br />

mehrere Male, Irmscher für eine Zusammenarbeit<br />

zu gewinnen, was dieser jedoch ablehnte<br />

(Dokument-Nr. 99).<br />

Wie Wünsche wur<strong>de</strong> auch Irmscher im Zusammenhang<br />

mit Erbschaftsangelegenheiten für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung tätig. Außer<strong>de</strong>m arbeitete<br />

er z.B. im „Fall Schwarz" als Rechtsanwalt für die<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung, d.h. Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l, ersetzte <strong>de</strong>n Rechtsanwälten Wünsche<br />

<strong>und</strong> Irmscher ab ca. 1985 auf Weisung Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis einen Teil ihrer Steuerabführungen.<br />

Die Regelung zur steuerlichen Begünstigung bestimmter<br />

Anwälte ging auf eine Initiative <strong>de</strong>r Finanzabteilung<br />

<strong>de</strong>s MfS beim Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen zurück.<br />

Sie galt auch für die Rechtsanwälte Dr. Günter<br />

Ullmann, Dr. Winfried Matthäus, Olaf Gentz <strong>und</strong> Dr.<br />

Wolfgang Vogel. Gr<strong>und</strong> für die finanzielle Begünstigung<br />

dieser Anwälte war nach Meinung von Sei<strong>de</strong>l,<br />

daß diese Anwälte in enger Verbindung zum MfS<br />

stan<strong>de</strong>n bzw. Aufträge für das MfS erledigten. Vor <strong>de</strong>r<br />

Übernahme <strong>de</strong>r Steuerausgleichszahlungen durch<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung 1985 waren<br />

die Zahlungen über <strong>de</strong>n Magistrat Berlin, Abteilung<br />

Finanzen, erfolgt. Aufgr<strong>und</strong> von Beschwer<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rer<br />

Rechtsanwälte <strong>und</strong> <strong>de</strong>r damit verb<strong>und</strong>enen Notwendigkeit,<br />

weitere Geldzuwendungen geheimzuhalten,<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

eingeschaltet.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

d) Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

Aufklärung (HVA)<br />

Die Zusammenarbeit <strong>de</strong>r HVA mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung erfolgte in erster Linie zum<br />

Zwecke <strong>de</strong>r Wirtschaftsspionage, d.h. zur Beschaffung<br />

westlicher Hochtechnologie sowie zur Informationsgewinnung.<br />

Der Wirtschaftsspionage wur<strong>de</strong> im MfS bereits seit<br />

seiner Gründung eine hohe Be<strong>de</strong>utung zugemessen.<br />

Von Anfang an bestand das Bestreben, die Wirtschaftskraft<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu<br />

übertreffen bzw. zumin<strong>de</strong>st mit ihr gleichzuhalten.<br />

Die Verschlechterung <strong>de</strong>r ökonomischen Situation<br />

<strong>de</strong>r DDR En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er Jahre <strong>und</strong> anhalten<strong>de</strong> wirtschaftliche<br />

Engpässe ließen die Wirtschaftsaufklärung<br />

immer wichtiger wer<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>m VII. Parteitag<br />

<strong>de</strong>r SED 1968 erhielt die HVA <strong>de</strong>n „Befehl", zur Stabilisierung<br />

<strong>und</strong> Weiterentwicklung <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft<br />

durch ökonomische Spionage beizutragen. Ökonomische<br />

Aufklärung bezog sich dabei nicht nur auf <strong>de</strong>n<br />

reinen Technologie-Import, son<strong>de</strong>rn auch auf die Beschaffung<br />

von Informationen über ökonomische Strategien<br />

<strong>und</strong> Zielsetzungen ausländischer Politiker <strong>und</strong><br />

Unternehmen. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bil<strong>de</strong>te aufgr<strong>und</strong> seiner zahlreichen Verbindungen<br />

in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> ins westliche<br />

Ausland eine optimale „Operationsbasis" für die<br />

Erfüllung von Aufgaben <strong>de</strong>r HVA auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaftsaufklärung.<br />

Die Kooperation <strong>de</strong>r HVA mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung fand im wesentlichen über <strong>de</strong>n<br />

Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik (SWT) unter <strong>de</strong>r<br />

Leitung von Generalmajor Horst Vogel <strong>und</strong> über die<br />

sog. Arbeitsgruppe Koordinierung (AGK) unter Leitung<br />

von Oberst Dr. Rudolf Genschow bzw. <strong>de</strong>ren<br />

Vorgängerorganisationen statt. Während <strong>de</strong>r SWT<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung insbeson<strong>de</strong>re<br />

für die Beschaffung von Embargowaren nutzte,<br />

kümmerte sich die AGK um die Anleitung <strong>de</strong>r sog.<br />

HVA-Firmen, die sowohl zur Beschaffung von Waren<br />

als auch zur Informationsgewinnung eingesetzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Auch an<strong>de</strong>re Diensteinheiten <strong>de</strong>r HVA nutzten <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung für eigene<br />

Zwecke. Insbeson<strong>de</strong>re betraf dies die nachrichtendienstliche<br />

Abschöpfung von Auslandsverbindungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Einsatz von IM im Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Die Arbeitsbeziehungen <strong>de</strong>r HVA mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung liefen nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses in <strong>de</strong>r<br />

Regel über Dr. Schalck-Golodkowski persönlich, <strong>de</strong>r<br />

sehr enge, zum Teil auch fre<strong>und</strong>schaftliche Beziehungen<br />

zu <strong>de</strong>n jeweiligen Leitern <strong>de</strong>r HVA, Markus Wolf<br />

<strong>und</strong> Werner Großmann, sowie zu Wolfs früherem<br />

Stellvertreter Hans Fruck pflegte.<br />

aa) Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik (SWT)<br />

Bis Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre stand bei <strong>de</strong>r technischen<br />

Aufklärung im Rahmen <strong>de</strong>r Wirtschaftsspionage <strong>de</strong>r<br />

militärische Bereich im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>. Zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

70er Jahre wur<strong>de</strong> die reine Militärspionage um die<br />

wissenschaftlich-technische <strong>und</strong> die wirtschaftliche


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Aufklärung erweitert. Mit <strong>de</strong>r wissenschaftlich-technischen<br />

Aufklärung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r SWT beauftragt. Die<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s SWT bestan<strong>de</strong>n sowohl in <strong>de</strong>r „Beschaffung<br />

von wissenschaftlich-technischen Erkenntnissen<br />

aus hochentwickelten kapitalistischen Staaten<br />

mit <strong>de</strong>m Ziel ihrer Nutzbarmachung in <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR" als auch im Import sog. operativer<br />

Technik, u.a. militärischer Art, für das MfS <strong>und</strong> speziell<br />

für die HVA. Darüber hinaus war <strong>de</strong>r SWT für wissenschaftlich-technische<br />

Auswertung <strong>und</strong> Information<br />

im allgemeinen zuständig. Geleitet wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

SWT zunächst durch Generalmajor Horst Vogel <strong>und</strong><br />

später durch Oberst Manfred Süß. Bei<strong>de</strong> Offiziere waren<br />

außer<strong>de</strong>m Stellvertreter <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r HVA,<br />

Großmann.<br />

Die Zusammenarbeit <strong>de</strong>s SWT mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung bezog sich in erster Linie auf<br />

<strong>de</strong>n Import von Embargowaren. Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n SWT im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren sowohl als<br />

Beschaffungsorgan als auch zur Finanzierung <strong>de</strong>r Importe<br />

eingesetzt. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zur Tarnung eigener Impo rt<br />

-aktivitäten <strong>de</strong>s SWT benutzt.<br />

Der SWT hatte innerhalb <strong>de</strong>s MfS eine herausragen<strong>de</strong><br />

Stellung auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren.<br />

Dies manifestierte sich u.a. darin, daß ihm<br />

durch Befehl Nr. 2/87 <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit,<br />

Mielke, vom 12. März 1987 die Zuständigkeit für<br />

die „Durchsetzung aller Maßnahmen <strong>de</strong>s MfS im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren<br />

aus nichtsozialistischen Staaten <strong>und</strong> Westberlin"<br />

zugewiesen wur<strong>de</strong>. Zur Koordinierung <strong>de</strong>r Einzelaktivitäten<br />

<strong>de</strong>r unterschiedlichen Diensteinheiten <strong>de</strong>s<br />

MfS wur<strong>de</strong> auf Gr<strong>und</strong>lage dieses Befehls eine sog.<br />

nichtstrukturelle Arbeitsgruppe „Embargo" gegrün<strong>de</strong>t,<br />

die <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s SWT, Generalmajor Horst Vogel,<br />

unterstand. Mitglie<strong>de</strong>r dieser Arbeitsgruppe waren<br />

<strong>de</strong>r Leiter bzw. <strong>de</strong>r Stellvertreter <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r<br />

HA XVIII, <strong>de</strong>r Leiter bzw. <strong>de</strong>r Stellvertreter <strong>de</strong>s Leiters<br />

<strong>de</strong>r OTS, <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r AG BKK, die Leiter <strong>de</strong>r Abteilungen<br />

XIV <strong>und</strong> V <strong>de</strong>s SWT sowie <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r AG<br />

XV/BV <strong>de</strong>r HVA. Die Arbeitsgruppe hatte u.a. die<br />

Aufgabe, ständig alle Möglichkeiten <strong>und</strong> Verbindungen<br />

<strong>de</strong>s MfS zur Beschaffung von Embargowaren zu<br />

erfassen, Embargobeschaffungen einzuleiten, zu koordinieren<br />

<strong>und</strong> zu kontrollieren sowie Maßnahmen<br />

zur Absicherung <strong>de</strong>r Beschaffungswege durchzusetzen.<br />

Vogel mußte außer<strong>de</strong>m durch die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppe über alle Aktivitäten an<strong>de</strong>rer Organe<br />

<strong>de</strong>r DDR auf <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Embargowarenbeschaffung<br />

informiert wer<strong>de</strong>n. „Bei politisch-operativen o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren zwingen<strong>de</strong>n Erfor<strong>de</strong>rnissen hat[te er] zu gewährleisten,<br />

daß entsprechen<strong>de</strong>r Einfluß auf diese Aktivitäten<br />

genommen [wur<strong>de</strong>]". (Vgl. Erster Teilbericht<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 180, S. 1356)<br />

Die Beschaffung von Embargowaren durch <strong>de</strong>n SWT<br />

erfolgte normalerweise <strong>de</strong>rart, daß Agenten <strong>de</strong>r HVA<br />

in westlichen Staaten Unterlagen bzw. Waren beschafften<br />

<strong>und</strong> diese auf die unterschiedlichste Weise<br />

in die DDR brachten. Bei größeren Geräten wur<strong>de</strong>n<br />

dabei vor allem auch „Lieferlinien" aus <strong>de</strong>r Schweiz<br />

<strong>und</strong> Österreich miteinbezogen. Aufgr<strong>und</strong> immer<br />

strengerer Kontrollen durch die westlichen Industrie<br />

län<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre verstärkt Drittlän<strong>de</strong>r<br />

aus Übersee beteiligt. Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamtes (BKA) spielten dabei auch Unternehmen<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

eine Rolle. U.a. scheint die Intrac Lugano unter<br />

Leitung von Ottokar Hermann an solchen Transaktionen<br />

beteiligt gewesen zu sein. Dies hat Ottokar Hermann<br />

in seiner Stellungnahme zum rechtlichen Gehör<br />

- allerdings ohne nähere Begründung - bestritten<br />

(vgl. Fünfter Teil, C. IV., RG 54).<br />

Auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Beschaffung von embargobehin<strong>de</strong>rter<br />

Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik, für das die Abteilung<br />

XIV <strong>de</strong>s SWT unter Leitung von Oberst Horst<br />

Müller zuständig war, existierte über die genannte<br />

Kooperation hinaus eine umfangreiche Arbeitsteilung<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r HVA. Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s BKA hatten<br />

alle Bedarfsträger <strong>de</strong>r DDR bei Bedarf von Embargowaren<br />

dieser Art zunächst einen förmlichen Antrag<br />

auf Beschaffung zu stellen, <strong>de</strong>r vorn SWT auf seinen<br />

Nutzen hin überprüft wur<strong>de</strong>. Wur<strong>de</strong> die Beschaffung<br />

durch <strong>de</strong>n SWT bejaht, erfolgte in einer Koordinierungsgruppe<br />

im Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong><br />

Elektronik (MfEE), <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Staatssekretär in diesem<br />

Ministerium, Karl Nen<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4, Gerhardt Ronneberger (IMS „Saale" <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII/8), Wolfram Zahn (IMS „Rolf" <strong>de</strong>r HA XVIII/8)<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vertreter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Siegfried Stöckert (IMS „Leo" <strong>de</strong>r AG BKK),<br />

angehörten, die Entscheidung darüber, welche Institution<br />

mit <strong>de</strong>r Beschaffung <strong>de</strong>r Ware beauftragt wer<strong>de</strong>n<br />

sollte. Nen<strong>de</strong>l <strong>und</strong> <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Leiter <strong>de</strong>r<br />

Abteilung V <strong>de</strong>s SWT, Klaus Rösener, klärten dabei<br />

jeweils im Vorfeld, welche Beschaffungen -<br />

<strong>de</strong>r SWT<br />

über seine sog. Speziellen Beschaffungsorgane (SBO)<br />

selbst übernehmen wollte. Die SBO, die vorn Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zum Großteil kontrolliert<br />

<strong>und</strong> finanziert wur<strong>de</strong>n, konzentrierten sich dabei<br />

auf Waren, die strengsten Embargobestimmungen<br />

unterlagen, <strong>und</strong> auf Importe für <strong>de</strong>n Eigenbedarf <strong>de</strong>s<br />

MfS. Von einem Gesamtimportvolumen an Embargowaren<br />

von jährlich ungefähr 600 Mio. DM wur<strong>de</strong>n<br />

von <strong>de</strong>n SBO Waren im Wert von etwa 150 Mio. DM<br />

beschafft. War eine Beschaffung über die eigenen Beschaffungsorgane<br />

nicht möglich, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

eingeschaltet.<br />

Die einzelnen Beschaffungsaufträge für die SBO wur<strong>de</strong>n<br />

in sog. Kontrollisten festgehalten (Dokument-Nr.<br />

100). In diesen Listen waren die zu beschaffen<strong>de</strong>n<br />

Waren exakt <strong>de</strong>finiert. Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Geheimhaltung<br />

wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong> Ware mit einer Objektnummer versehen,<br />

unter <strong>de</strong>r die weitere Abwicklung erfolgte. Über<br />

<strong>de</strong>n tatsächlichen Inhalt <strong>de</strong>r als „Geheime Verschlußsache"<br />

eingestuften Listen waren neben Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>s SWT lediglich Dr. Schalck-Golodkowski, Nen<strong>de</strong>l,<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfEE Werner Engler, Zahn <strong>und</strong><br />

Ronneberger informiert.<br />

Für die Realisierung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n SBO zugewiesenen Beschaffungsaufträge<br />

war <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s VEB Kombinats Mikroelektronik, Wolfram<br />

Zahn, verantwortlich. Zahn war für diese Aufgabe<br />

eingesetzt wor<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Beschaffungen einen<br />

seriösen Anstrich zu geben <strong>und</strong> je<strong>de</strong>n direkten Kon-


takt zwischen <strong>de</strong>r Koordinierungsgruppe <strong>de</strong>s MfEE<br />

mit <strong>de</strong>m SWT zu vermei<strong>de</strong>n. Nur in seltenen Fällen<br />

fand zur Klärung bestimmter Sachverhalte außer<strong>de</strong>m<br />

eine direkte Abstimmung zwischen <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s<br />

SWT. Horst Vogel, <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

selbst statt.<br />

Der Ansprechpartner Zahns auf Seiten <strong>de</strong>s SWT war<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung XIV (Aufklärung <strong>de</strong>r Bereiche<br />

Mikroelektronik, Elektrotechnik <strong>und</strong> wissenschaftlicher<br />

Gerätebau), Oberst Horst Müller. Er informierte<br />

Zahn u.a. über die Realisierungschancen, <strong>de</strong>n<br />

Realisierungsstand <strong>und</strong> die Liefertermine <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Objekte. Außer<strong>de</strong>m for<strong>de</strong>rte Müller von Zahn die<br />

für die Realisierung <strong>de</strong>r Importe erfor<strong>de</strong>rlichen Valutamittel<br />

ab, die Zahn wie<strong>de</strong>rum vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung über <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 (HB<br />

4) zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n.<br />

Wenn es <strong>de</strong>m HB 4 in einzelnen Fällen nicht möglich<br />

war, bestimmte Importe zu beschaffen, erhielt Zahn<br />

<strong>de</strong>n Auftrag, Müller um eine Übernahme <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

durch die SBO zu bitten. In Abstimmung zwischen<br />

Nen<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Rösener wur<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m teilweise<br />

Objekte auf die Kontrolliste für die SBO nachgetragen,<br />

über die we<strong>de</strong>r Zahn noch Müller informiert waren.<br />

Obwohl <strong>de</strong>r SWT <strong>de</strong>n Import schwer zu beschaffen<strong>de</strong>r<br />

Waren angeblich nie ablehnte, konnte er laut<br />

Aussage von Zahn im Normalfall lediglich etwa 50 bis<br />

60 % <strong>de</strong>r Beschaffungen tatsächlich auch realisieren.<br />

Nach Aussage Zahns vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt am<br />

9. Oktober 1991 erfolgte die eigentliche Beschaffung<br />

<strong>de</strong>r Embargowaren durch die SBO ausschließlich in<br />

<strong>de</strong>ren eigener Verantwortung. Er selbst sei über Lieferwege<br />

<strong>und</strong> Einzelheiten <strong>de</strong>r Beschaffungen nicht informiert<br />

gewesen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hatte nach Angaben Zahns<br />

Kenntnis über alle Beschaffungen <strong>de</strong>s SWT. Anhand<br />

<strong>de</strong>r Importlisten war für ihn in je<strong>de</strong>m Fall zu erkennen,<br />

welche Objekte vom HB 4 <strong>und</strong> welche von <strong>de</strong>n<br />

SBO realisiert wur<strong>de</strong>n. Damit war ihm aber auch bewußt,<br />

daß er ganz gezielt Beschaffungsmaßnahmen<br />

<strong>de</strong>r HVA finanzierte. In bestimmten Fällen erfolgte<br />

auch eine direkte Finanzierung <strong>de</strong>r SBO durch Dr.<br />

Schalck-Golodkowski ohne Einschaltung <strong>de</strong>s HB 4.<br />

Aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen geht he rvor, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

nicht nur für die Finanzierung <strong>de</strong>r Beschaffungen<br />

<strong>de</strong>r SBO zuständig war, son<strong>de</strong>rn auch bei <strong>de</strong>r<br />

konkreten Durchführung <strong>de</strong>r Aufträge tätig wur<strong>de</strong>,<br />

d.h. insbeson<strong>de</strong>re auch Anweisungen zur Lösung von<br />

Problemen traf. Teilweise wur<strong>de</strong>n Beschaffungen<br />

durch die SBO sogar direkt durch ihn beauflagt (Dokument-Nr.<br />

101) .<br />

Zu <strong>de</strong>n SBO <strong>de</strong>s SWT zählten u.a. die Industrievertretungen<br />

Interport <strong>und</strong> Intertechna GmbH. Diese Unternehmen<br />

waren <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung unter Leitung von Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

offiziell zur ökonomischen Anleitung <strong>und</strong> Kontrolle<br />

unterstellt, arbeiteten aber fast ausschließlich für<br />

Zwecke <strong>de</strong>r HVA. Getarnt als Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung führten sie in erster<br />

Linie Beschaffungen für <strong>de</strong>n SWT durch. Während<br />

die Zuordnung <strong>de</strong>r Interport Industrievertretungen<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung späte-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

stens aufgr<strong>und</strong> einer Regelung Mielkes vom 1. September<br />

1980 nachweisbar ist, liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

für eine offizielle Unterstellung <strong>de</strong>r<br />

Intertechna GmbH unter <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung keine ein<strong>de</strong>utigen schriftlichen Belege<br />

vor. Dr. Schalck-Golodkowski bezeichnete Intertechna<br />

als ein Unternehmen, zu <strong>de</strong>m über <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r<br />

HA I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, lediglich ökonomische Arbeitsbeziehungen<br />

bestan<strong>de</strong>n (vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 117, S. 885). Aus<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n Dokumenten<br />

geht jedoch ein<strong>de</strong>utig hervor, daß sowohl<br />

Interport als auch Intertechna bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargowaren vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gezielt kontrolliert <strong>und</strong> finanziert wur<strong>de</strong>n.<br />

Intertechna GmbH<br />

Die Intertechna GmbH wur<strong>de</strong> auf Initiative <strong>de</strong>s SWT<br />

am 1. Juli 1969 als GmbH gegrün<strong>de</strong>t, um bestimmte<br />

Aufträge für die HVA zu realisieren, befand sich aber<br />

rechtlich nicht im Eigentum <strong>de</strong>s MfS. Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>r GmbH waren zu dieser Zeit mit 33,33% <strong>de</strong>r VEB<br />

Kombinat Zentronik Sömmerda, mit 33,33% <strong>de</strong>r VEB<br />

Kombinat Robotron <strong>und</strong> mit ebenfalls 33,33% die Interver<br />

Internationale Vertretungen GmbH, die zum<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gehörte <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ren Hauptgeschäftsführer zu diesem Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />

spätere Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH <strong>und</strong> Doppelagent Horst Schuster war. Als<br />

Hauptgeschäftsführer von Intertechna wur<strong>de</strong> Herbe rt<br />

Brosch, als Geschäftsführer wur<strong>de</strong>n Dieter Gestrich,<br />

Karl-Heinz Tasselkraut, Dr. Wolfgang Trillsch <strong>und</strong><br />

Dr. Hans-Ulrich Warnow bestellt (Dokument-Nr.<br />

102-103).<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s MfS wur<strong>de</strong> Intertechna im<br />

März 1990 <strong>de</strong>m VEB Robotron-Vertrieb Berlin unterstellt.<br />

Ab Oktober 1990 wur<strong>de</strong> das Unternehmen als<br />

Tochter <strong>de</strong>r neugegrün<strong>de</strong>ten CVU Computer-Vertriebs-Union<br />

Berlin GmbH, die sich zu 100% im Besitz<br />

<strong>de</strong>r Treuhand befand, unter <strong>de</strong>m Namen „CVU Immobilien<br />

<strong>und</strong> Baumanagement" mit neuem Geschäftszweck<br />

weitergeführt.<br />

Offiziell trat die Intertechna GmbH zu DDR-Zeiten<br />

unter <strong>de</strong>r Bezeichnung „Beratungs- <strong>und</strong> Lizenzbüro<br />

für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Büromaschinen" auf. Tatsächlich<br />

han<strong>de</strong>lte es sich hierbei um ein reines Importunternehmen,<br />

das sich in erster Linie mit <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Schlüsselindustrien <strong>und</strong> Embargowaren im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Datenverarbeitung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Mikroelektronik<br />

für das MfS <strong>und</strong> die DDR-Indust rie befaßte. Geschäftspartner<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens waren z.B. die Unternehmen<br />

IBM Roece Inc., Wien, <strong>und</strong> Siemens (Dokument-Nr.<br />

103). Bedarfsträger auf seiten <strong>de</strong>s MfS<br />

waren u.a. <strong>de</strong>r Operativ-Technische Sektor (OTS), die<br />

HA III (Funkaufklärung), die Verwaltung Rückwärtige<br />

Dienste (VRD), <strong>de</strong>r SWT selbst <strong>und</strong> die Abteilungen<br />

XX <strong>und</strong> VIII <strong>de</strong>r HVA.<br />

Die für die Ausstattung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Betrieb <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Gel<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n Intertechna<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung zur<br />

Verfügung gestellt. Die für die Beschaffung <strong>de</strong>r Embargowaren<br />

benötigten Devisen erhielt das Unternehmen<br />

von <strong>de</strong>n Bedarfsträgern im Normalfall eben-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

falls über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(Dokument-Nr. 103). Nur wenn das MfS als Bedarfsträger<br />

fungierte, finanzierte das Unternehmen darüber<br />

hinaus teilweise auch Importe aus Mitteln <strong>de</strong>r<br />

HVA. Obwohl das Unternehmen damit sowohl unter<br />

<strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>r Beteiligungsverhältnisse als<br />

auch <strong>de</strong>r Herkunft <strong>de</strong>r Finanzierungsmittel <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zugerechnet wer<strong>de</strong>n<br />

mußte, han<strong>de</strong>lte es sich faktisch um ein Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s SWT.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s SWT wur<strong>de</strong> Intertechna von Oberst<br />

Horst Müller angeleitet. Laut seiner Aussage vor <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>esverwaltungsamt am 5. November 1991 hatte<br />

<strong>de</strong>r SWT sowohl hinsichtlich <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens als auch bei <strong>de</strong>r Personalpolitik<br />

das Sagen. Die Aussage Müllers wur<strong>de</strong> u.a. durch einen<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Bayerischen Lan<strong>de</strong>skriminalamts<br />

vom 21. Januar 1993 bestätigt, <strong>de</strong>r feststellte, daß es<br />

sich sowohl bei <strong>de</strong>m Geschäftsführer <strong>de</strong>r Intertechna<br />

GmbH, Brosch, als auch bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern Gerardo<br />

Stein <strong>und</strong> Achim Rosenhahn um langjährige Hauptamtliche<br />

IM (HIM) <strong>de</strong>r HVA han<strong>de</strong>lte. Der SWT schaltete<br />

sich nicht nur bei <strong>de</strong>r Realisierung von Aufträgen<br />

für das MfS ein. Selbst die Beschaffung von Waren für<br />

die Industrie durch Intertechna bedurfte zumin<strong>de</strong>st<br />

<strong>de</strong>r Zustimmung <strong>de</strong>r HVA.<br />

Welchen Einfluß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bzw. Dr. Schalck-Golodkowski auf die Geschäfte<br />

von Intertechna nahm, konnte durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

nicht abschließend geklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Während Dr. Schalck-Golodkowski angab, lediglich<br />

Arbeitskontakte zu diesem Unternehmen gehabt<br />

zu haben, ohne daß es ihm irgendwie rechenschaftspflichtig<br />

gewesen sei, ging aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen hervor,<br />

daß Dr. Schalck-Golodkowski Intertechna auch direkt<br />

mit Beschaffungen beauflagte (Dokument-Nr. 101).<br />

Über das Unternehmen Intertechna GmbH wur<strong>de</strong>n<br />

durch <strong>de</strong>n SWT weitere Unternehmen unterhalten,<br />

die mit <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren <strong>und</strong> sonstigen<br />

nachrichtendienstlichen Aufgaben betraut waren.<br />

Es han<strong>de</strong>lte sich dabei um die Unternehmen Impag<br />

<strong>und</strong> Ocom.<br />

Impag <strong>und</strong> Ocom<br />

Die Unternehmen Impag, Technisches Beratungsorgan<br />

für Importe von Anlagen <strong>und</strong> Geräten - Industriebüro<br />

in Berlin (Ost) <strong>und</strong> Ocom Han<strong>de</strong>ls AG mit Sitz in<br />

Zug in <strong>de</strong>r Schweiz waren Beschaffungsorgane für die<br />

Intertechna GmbH. Personell <strong>und</strong> vermögensrechtlich<br />

waren sie <strong>de</strong>r HVA zugeordnet. Die Finanzierung ihrer<br />

Geschäftstätigkeit erfolgte über Intertechna <strong>und</strong> damit<br />

indirekt über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Durch Intertechna erhielten die Unternehmen<br />

auch einen Teil ihrer Beschaffungsaufträge (Dokument-Nr.<br />

104). Karl-Heinz Tasselkraut hat im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s ihm gewährten rechtlichen Gehörs nunmehr behauptet,<br />

daß die Impag eine selbständige Einheit <strong>de</strong>s<br />

SWT <strong>de</strong>s MfS (HVA) gewesen wäre <strong>und</strong> nicht als Beschaffungsunternehmen<br />

für die Intertechna fungiert<br />

hätte. Er bestritt zu<strong>de</strong>m, daß die Ocom ein HVA-Unternehmen<br />

bzw. ein Beschaffungsunternehmen <strong>de</strong>r Intertechna<br />

gewesen sei (vgl. Fünfter Teil, C. IV., RG 7).<br />

Von seiten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esverwaltungsamts (BVA), das<br />

mit <strong>de</strong>r „Aufklärung, Erfassung <strong>und</strong> Sicherung <strong>de</strong>s<br />

beweglichen <strong>und</strong> unbeweglichen Vermögens sowie<br />

<strong>de</strong>s Finanzvermögens <strong>de</strong>s ehemaligen MfS/AfNS vor<br />

Abgabe an die Treuhandanstalt" beauftragt war, wur<strong>de</strong><br />

im Oktober 1992 gegen Verantwortliche bei<strong>de</strong>r<br />

Unternehmen Strafanzeige wegen Verdachts <strong>de</strong>r Untreue<br />

zum Nachteil <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r DDR gestellt<br />

(Dokument-Nr. 104). Das BVA stützte seinen Verdacht<br />

u.a. darauf, daß die Existenz <strong>und</strong> <strong>de</strong>r wahre Firmenzweck<br />

bei<strong>de</strong>r Unternehmen von <strong>de</strong>n Verantwortlichen<br />

zunächst geleugnet wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr.<br />

104). Erst auf Nachfrage wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m BVA auch Valutakonten<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG bekannt, für die <strong>de</strong>r ehemalige Geschäftsführer<br />

von Intertechna <strong>und</strong> spätere Geschäftsführer<br />

von Impag, Karl-Heinz Tasselkraut, zeichnungsberechtigt<br />

war (Dokument-Nr. 104).<br />

Neben Tasselkraut, bei <strong>de</strong>m es sich um einen HIM <strong>de</strong>s<br />

SWT han<strong>de</strong>lte, hatten für das Konto <strong>de</strong>r Impag (Kto.-<br />

Nr. 0806) <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Manfred Sei<strong>de</strong>l, von <strong>de</strong>m dieses<br />

Konto auch eröffnet wor<strong>de</strong>n war, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s<br />

Referats 6 <strong>de</strong>r Abteilung XIV <strong>de</strong>s SWT, Bernd Ka<strong>de</strong>n,<br />

eine Zeichungsbefugnis (Dokument-Nr. 104). Ka<strong>de</strong>n<br />

war gleichzeitig für die nachrichtendienstliche Anleitung<br />

von Impag zuständig. Zusammen mit Tasselkraut<br />

<strong>und</strong> Detlef Pempe grün<strong>de</strong>te er am 7. Februar<br />

1990 auch das Unternehmen TAPE (Tasselkraut Pempe<br />

Gesellschaft für Beratung, Service <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l mit<br />

beschränkter Haftung), das seinen Sitz in <strong>de</strong>n ehemaligen<br />

Geschäftsräumen von Impag hatte. Über das genannte<br />

Konto erfolgte die Finanzierung von Beschaffungsaufträgen<br />

<strong>de</strong>r Impag. Laut Aussage Tasselkrauts<br />

bei <strong>de</strong>m BVA am 27. Februar 1992 soll es zuletzt<br />

kein Guthaben ausgewiesen haben. Obwohl<br />

über dieses Konto Millionenbeträge gelaufen waren,<br />

wur<strong>de</strong> das Unternehmen Impag von Horst Müller gegenüber<br />

<strong>de</strong>m BVA zunächst als vermögenslose Briefkastenfirma<br />

bezeichnet.<br />

Für das Ocom-Konto (Kto.-Nr. 1008) besaß die Einzelzeichnungsberechtigung<br />

neben Tasselkraut <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>r Computer Leasing GmbH in Essen <strong>und</strong> Embargowarenhändler<br />

Werner Scheele, <strong>de</strong>r die Ocom in <strong>de</strong>r<br />

DDR vertrat. Zu Beginn <strong>de</strong>s Jahres 1990 wur<strong>de</strong>n von<br />

Tasselkraut insgesamt über 700.000 DM zugunsten<br />

von Scheele vom Ocom-Konto verfügt. Das B<strong>und</strong>esverwaltungsamt<br />

vermutete im Zusammenhang mit<br />

diesen Geldtransaktionen eine strafbare Handlung<br />

(Dokument-Nr. 104).<br />

Interport Industrievertretungen<br />

Die Interport Industrievertretungen wur<strong>de</strong> im Oktober<br />

1965 als Privatunternehmen im Auftrag <strong>de</strong>s SWT durch<br />

<strong>de</strong>n späteren Geschäftsführer Gottfried Gietl gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Aufgabenstellung war die Beschaffung sog. embargobehin<strong>de</strong>rter<br />

Technik unter „strengster Wahrung<br />

<strong>de</strong>r Konspiration". Im Gegensatz zur Intertechna<br />

GmbH han<strong>de</strong>lte es sich bei Interport trotz <strong>de</strong>r Zuordnung<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung auch<br />

eigentumsrechtlich um ein Unternehmen <strong>de</strong>r HVA.<br />

Die Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r Interport wur<strong>de</strong> zum Groß<br />

SWT bestimmt. Aile -teil vom Importaktivitäten <strong>de</strong>s


Unternehmens mußten jedoch gemäß einer Anweisung<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis an Gietl vom 13.<br />

März 1973 vorher mit ihm abgestimmt wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

105). Auch die Finanzierung <strong>de</strong>r lauf en<strong>de</strong>n<br />

Geschäfte <strong>de</strong>s Unternehmens geschah teilweise<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung. U.a.<br />

wur<strong>de</strong>n Interport große Summen über die Leiterin <strong>de</strong>r<br />

HA II, Meta Bleßing, zur Verfügung gestellt, die von<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen anschließend auf das Nummernkonto<br />

„Susanne" bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG<br />

überwiesen wur<strong>de</strong>n. Über das Konto „Susanne", das<br />

außer<strong>de</strong>m von Intertechna <strong>und</strong> <strong>de</strong>r BIEG mbH gespeist<br />

wur<strong>de</strong>, erfolgte mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

die Finanzierung von westlichen Embargolieferanten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, die in Verbindung<br />

mit <strong>de</strong>m Geschäftsführer <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Robert Placzek Holding AG in Wien, Martin Schlaff,<br />

stan<strong>de</strong>n. Durch das B<strong>und</strong>esverwaltungsamt wur<strong>de</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>rartiger Überweisungen <strong>de</strong>r Interport in<br />

Höhe von fast zwei Mio. DM noch zwischen <strong>de</strong>m 22.<br />

Dezember 1989 <strong>und</strong> <strong>de</strong>m 23. März 1990 Strafanzeige<br />

wegen Verdachts <strong>de</strong>r Untreue gegen <strong>de</strong>n ehemaligen<br />

Geschäftsführer Gietl gestellt (Dokument-Nr. 106).<br />

Die Personalpolitik von Interport lag ausschließlich in<br />

<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s SWT. Sowohl bei <strong>de</strong>m Geschäftsführer,<br />

Oberstleutnant Gottfried Gietl, als auch bei seinem<br />

Stellvertreter, Hauptmann Klaus Pratsch, han<strong>de</strong>lte<br />

es sich um hauptamtliche Mitarbeiter <strong>de</strong>r HVA.<br />

Alle Gehälter <strong>de</strong>r Angestellten wur<strong>de</strong>n durch das MfS<br />

bezahlt.<br />

Zuständig für die nachrichtendienstliche Anleitung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens <strong>und</strong> die Übermittlung <strong>de</strong>r Auf träge<br />

<strong>de</strong>r HVA war Oberstleutnant Klaus Butte, <strong>de</strong>r direkt<br />

<strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s SWT unterstand. Laut Aussage<br />

Gietls bei <strong>de</strong>m BVA am 4. Dezember 1991 waren die<br />

Aufträge immer genau spezifiziert. Er habe dann die<br />

Aufgabe gehabt, die benötigten Embargowaren über<br />

seine eigenen Kontakte zu beschaffen. Die Importe<br />

reichten von mo<strong>de</strong>rnen Landwirtschaftsgeräten bis zu<br />

Mikroelektronik. Hauptabnehmer war <strong>de</strong>r VEB Kombinat<br />

Robotron (Dokument-Nr. 107).<br />

Alle Buchungsbelege über die Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r<br />

Interport wur<strong>de</strong>n durch Butte überprüft, eingezogen<br />

<strong>und</strong> anschließend vernichtet, um Auslandsk<strong>und</strong>en<br />

nicht zu gefähr<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Ablaufprozesse nicht bekannt<br />

wer<strong>de</strong>n zu lassen (Dokument-Nr. 108). Der Untersuchungsausschuß<br />

konnte daher we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Umfang<br />

<strong>de</strong>r Embargobeschaffungen noch die einzelnen Lieferanten<br />

<strong>de</strong>r Interport feststellen.<br />

Zur Tarnung <strong>de</strong>r eigentlichen Geschäftstätigkeit befaßte<br />

sich Interport von Anfang an mit <strong>de</strong>m Expo rt von<br />

Oldtimern in das „Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet"<br />

. Im Gegenzug wur<strong>de</strong>n die Lieferanten <strong>und</strong> eigenen<br />

Mitarbeiter von Interport mit PKW aus westlicher<br />

Produktion versorgt (Dokument-Nr. 107-108). Da das<br />

Unternehmen kein offizielles Außenhan<strong>de</strong>lsrecht besaß,<br />

wur<strong>de</strong>n diese Geschäfte über die <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zugehören<strong>de</strong> Intrac<br />

HGmbH abgewickelt. Aus <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit resultieren<strong>de</strong><br />

Gewinne wur<strong>de</strong>n teilweise auch an <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung abgeführt (Dokument-Nr.<br />

108). Laut einer Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

beim B<strong>und</strong>eskriminalamt vom 3. Mai 1990<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

soll Interport außer<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>n Schmuggel von Zigaretten<br />

<strong>und</strong> Alkohol verwickelt gewesen sein.<br />

Von Interport wur<strong>de</strong> u.a. auch ein Devisenkonto bei<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG unter <strong>de</strong>m Namen<br />

„Sorexo-Vertrieb" geführt, für das Gieti zeichnungsberechtigt<br />

war. Laut seiner Aussage wur<strong>de</strong> das Konto<br />

gegenüber Auslandsk<strong>und</strong>en dann angegeben, wenn<br />

diese nicht wissen sollten, daß sie in Geschäftsverbindung<br />

mit Interport stan<strong>de</strong>n. Gemäß einer Vollmacht<br />

Gietls vom 13. November 1972 hatten Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Meta Bleßing je<strong>de</strong>rzeit das Recht, sich über die<br />

Kontenstän<strong>de</strong> zu informieren (Dokument-Nr. 109).<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s ehemaligen MfS ging<br />

die Interport einschließlich ihres gesamten beweglichen<br />

<strong>und</strong> unbeweglichen Vermögens genauso wie die<br />

Intertechna GmbH in das Eigentum <strong>de</strong>r Computer-<br />

Vertriebs-Union GmbH (CVU) über, die aus <strong>de</strong>m VEB<br />

Kombinat Robotron hervorgegangen war (Dokument-<br />

Nr. 107). Die Zuordnung <strong>de</strong>s Unternehmens in ihrer<br />

gesamten personellen Besetzung zu einem ehemaligen<br />

Kombinatsbetrieb <strong>de</strong>r DDR erfolgte auf Initiative<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>s SWT. In einer schriftlichen<br />

Information <strong>de</strong>s SWT an die Leitung <strong>de</strong>r HVA vom 22.<br />

Januar 1990 wur<strong>de</strong> als Gr<strong>und</strong> für die vorgeschlagene<br />

Vorgehensweise angegeben, daß die Abwicklung bestimmter<br />

Auslandsverträge gewährleistet wer<strong>de</strong>n<br />

müsse, um erhebliche Schä<strong>de</strong>n für die DDR aus <strong>de</strong>r<br />

Nichterfüllung zu vermei<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 108).<br />

Laut Ansicht <strong>de</strong>r „Operativen Gruppe" <strong>de</strong>s Komitees<br />

zur Auflösung <strong>de</strong>s Amts für Nationale Sicherheit<br />

(AfNS) sowie <strong>de</strong>s Magistrats <strong>de</strong>s Inneren <strong>de</strong>r Stadt<br />

Berlin han<strong>de</strong>lte es sich bei Interport um die erste<br />

Diensteinheit <strong>de</strong>s MfS, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Nachweis möglich<br />

war, daß sie sich <strong>de</strong>m Auflösungsprozeß <strong>de</strong>s MfS entziehen<br />

konnte <strong>und</strong> große Teile ihres Vermögens in ihre<br />

Verfügungsgewalt bringen konnte. Nach ihren Vermutungen<br />

erfolgte das „Abtauchen dieser Diensteinheit<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen MfS mit Wissen <strong>und</strong> Duldung"<br />

<strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>s Komitees zur Auflösung <strong>de</strong>s AfNS<br />

(Dokument-Nr. 107).<br />

bb) Rolle <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen F.C. Gerlach, Carnet <strong>und</strong><br />

Asimex<br />

Über die Unterstellung <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen unter<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung versuchte<br />

das MfS schon lange vor <strong>de</strong>m gezielten Einsatz <strong>de</strong>s<br />

Bereichs zur Beschaffung von Embargowaren, <strong>de</strong>ssen<br />

Möglichkeiten zum Zweck <strong>de</strong>r Wirtschaftsspionage<br />

zu nutzen.<br />

Wie bereits ausgeführt, wur<strong>de</strong>n die Ausgangsi<strong>de</strong>en,<br />

die zur Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

führten, maßgeblich durch das MfS mitentwickelt.<br />

Das MfS, insbeson<strong>de</strong>re vertreten durch <strong>de</strong>n<br />

damaligen Leiter <strong>de</strong>r Bezirksverwaltung Berlin, Hans<br />

Fruck, <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Offizier für Son<strong>de</strong>raufgaben, Heinz<br />

Volpert, sah durch die Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung die Möglichkeit, einerseits<br />

seinen Einfluß im Außenhan<strong>de</strong>l zu erhöhen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits<br />

seine bisherigen wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

besser zu organisieren <strong>und</strong> anzuleiten. Zu letzterem<br />

Zweck sollten die zu diesem Zeitpunkt bereits tätigen<br />

sog. HVA-Firmen F.C. Gerlach Export-Import <strong>und</strong> Simon<br />

Industrievertretungen (Vorläufer von Camet) un-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ter die einheitliche ökonomische Anleitung durch <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Sowohl <strong>de</strong>r spätere Geschäftsführer <strong>de</strong>r F.C. Gerlach<br />

Export-Import, Michael Wischniewski, als auch <strong>de</strong>r<br />

spätere Leiter <strong>de</strong>r Simon Industrievertretungen, Simon<br />

Gol<strong>de</strong>nberg, hatten bereits seit Anfang <strong>de</strong>r 50er<br />

Jahre unter Duldung <strong>und</strong> teilweise unter Anleitung<br />

<strong>de</strong>r Bezirksverwaltung Berlin <strong>de</strong>s MfS gemeinsam<br />

Schwarzhan<strong>de</strong>lsgeschäfte in Berlin (Ost) getätigt.<br />

„Pate, d.h. schützen<strong>de</strong> Hand, " dieses Schwarzhan<strong>de</strong>lsgeschäfts<br />

war nach Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin am 6. Juli 1992 Hans Fruck. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski gab an, daß Fruck eine Festnahme<br />

von Gol<strong>de</strong>nberg <strong>und</strong> Wischniewski durch die<br />

HA XVIII <strong>de</strong>s MfS verhin<strong>de</strong>rt habe <strong>und</strong> sie sich damit<br />

für eigene Zwecke habe gefügig machen können.<br />

Seiner Meinung nach habe die einzige Motivation für<br />

<strong>de</strong>n Schutz dieser Personen durch das MfS darin gelegen,<br />

daß über sie Aufträge verschie<strong>de</strong>nster Art für das<br />

MfS durchgeführt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

1958 trennten sich Wischniewski <strong>und</strong> Gol<strong>de</strong>nberg<br />

<strong>und</strong> grün<strong>de</strong>ten bzw. übernahmen die obengenannten<br />

eigenen Unternehmen. Auch nach<strong>de</strong>m diese Unternehmen<br />

auf Initiative Frucks <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterstellt wor<strong>de</strong>n waren, blieb<br />

Fruck, <strong>de</strong>r später als Stellvertreter <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r<br />

HVA, Wolf, eingesetzt wur<strong>de</strong>, für ihre personelle <strong>und</strong><br />

nachrichtendienstliche Anleitung zuständig. Erst<br />

nach <strong>de</strong>m Ausschei<strong>de</strong>n Frucks aus <strong>de</strong>m MfS 1977<br />

wur<strong>de</strong> diese Funktion vom Leiter <strong>de</strong>r 1985 gegrün<strong>de</strong>ten<br />

Arbeitsgruppe Koordinierung (AGK) <strong>de</strong>r HVA,<br />

auch Bereich K genannt, Oberst Dr. Rudolf Genschow,<br />

übernommen. Unter <strong>de</strong>r Anleitung von Dr.<br />

Genschow stan<strong>de</strong>n auch das ab 1977 tätige Nachfolgeunternehmen<br />

<strong>de</strong>r Simon Industrievertretungen,<br />

Camet, <strong>und</strong> die vermutlich erst Anfang <strong>de</strong>r 70er Jahre<br />

gegrün<strong>de</strong>te Asimex.<br />

Gemäß Befehl Nr. 10/85 Mielkes vom 5. Juni 1985<br />

sollte die Bildung <strong>de</strong>s Bereichs K <strong>de</strong>r „weiteren Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r operativen Effektivität bei <strong>de</strong>r Nutzung von<br />

ausgewählten geeigneten Einrichtungen, Institutionen<br />

<strong>und</strong> Organisationen <strong>de</strong>r DDR durch die HVA"<br />

dienen. Den für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

in <strong>de</strong>n ausgewählten Objekten tätigen IM <strong>und</strong><br />

OibE wur<strong>de</strong> u.a. die Aufgabe zugewiesen, „strategische<br />

<strong>und</strong> aktuelle Informationen aus <strong>de</strong>m Operationsgebiet<br />

zu erarbeiten, operativ interessante Personen<br />

<strong>und</strong> Schwerpunktobjekte <strong>de</strong>s Operationsgebietes<br />

aufzuklären <strong>und</strong> aktive Maßnahmen durchzuführen" .<br />

(Dokument-Nr. 110)<br />

Da es sich bei <strong>de</strong>n sog. HVA-Firmen F.C. Gerlach Export-Import,<br />

Simon Industrievertretungen bzw. Ca rnet<br />

<strong>und</strong> Asimex ausnahmslos um sog. Vertreterfirmen<br />

han<strong>de</strong>lte, die vor allem Geschäfte zwischen <strong>de</strong>r DDR-<br />

Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lspa rtnern aus <strong>de</strong>m „Nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet" vermittelten, war es <strong>de</strong>m<br />

Bereich K leicht möglich, über diese Unternehmen Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r ausländischen Geschäftspartner zu kontrollieren<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig eine Ausgangsbasis für die<br />

Werbung von Agenten im Ausland zu schaffen. Der<br />

langjährige Geschäftsführer <strong>de</strong>s Unternehmens Asimex,<br />

Günter Asbeck, bestätigte gegenüber <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

<strong>de</strong>n Aufklärungsauftrag <strong>de</strong>r<br />

sog. HVA-Firmen. Seiner Aussage nach habe <strong>de</strong>r<br />

Schwerpunkt <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r sog. MfS-Firmen in <strong>de</strong>r<br />

Erarbeitung von Informationen aller Art für die HVA<br />

bestan<strong>de</strong>n. Die Erwirtschaftung von Gel<strong>de</strong>rn für die<br />

HVA sei hingegen zweitrangig gewesen. Sowohl Gol<strong>de</strong>nberg<br />

als auch Wischniewski haben dies allerdings<br />

in ihren Stellungnahmen gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

abgestritten (vgl. Fünfter Teil, C. IV.,<br />

RG 37 <strong>und</strong> RG 13). Asbeck gab weiterhin an, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski vorn Leiter <strong>de</strong>r HVA jährlich die<br />

Auftragsschwerpunkte übermittelt bekommen <strong>und</strong><br />

diese in einer jährlichen Versammlung an leiten<strong>de</strong><br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

weitergegeben habe. Bei diesen Versammlungen sei<br />

immer auch ein Vertreter <strong>de</strong>s Bereichs K, meistens <strong>de</strong>r<br />

Stellvertreter Dr. Genschows, Achim Kahlmeyer, anwesend<br />

gewesen. Dr. Genschow bestätigte die jährlichen<br />

Zusammentreffen zwischen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Vertretern <strong>de</strong>r HVA. Er gab an, daß an diesen<br />

Treffen u.a. auch <strong>de</strong>r spätere Leiter <strong>de</strong>r HVA, Werner<br />

Großmann, teilgenommen habe. Inhalt <strong>de</strong>r Zusammenkünfte<br />

sei allerdings nur die allgemeine Erörterung<br />

<strong>de</strong>r Lage gewesen.<br />

Etwa 1987/1988 wur<strong>de</strong> die AGK zur Abteilung XVI<br />

(Legale Resi<strong>de</strong>nturen) <strong>de</strong>r HVA erhoben. Als Leiter<br />

wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rum Dr. Genschow eingesetzt. Während<br />

<strong>de</strong>r SWT <strong>de</strong>r HVA, <strong>de</strong>r bereits an an<strong>de</strong>rer Stelle behan<strong>de</strong>lt<br />

wur<strong>de</strong>, für die Aufklärung im wissenschaftlichtechnischen<br />

Bereich zuständig war, arbeitete die Abteilung<br />

XVI unter politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Zielrichtungen. Gr<strong>und</strong>sätzlich war die Abteilung XVI<br />

für die „Nutzung legaler Beziehungen in das westliche<br />

Ausland auf politischem, wirtschafts- <strong>und</strong> militärpolitischem<br />

Gebiet zur Gewinnung von nachrichtendienstlichen<br />

Informationen" zuständig. Hinter sog. legalen Beziehungen<br />

verbargen sich z.B. Botschaften, Konsulate<br />

<strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsvertretungen. Obwohl die Informationsgewinnung<br />

ausschließlich durch „legale" Mittel zu erfolgen<br />

hatte, war Konspiration nicht ausgeschlossen.<br />

Die Zuständigkeit Dr. Genschows für die genannten<br />

„HVA-Firmen" wur<strong>de</strong> durch die Übernahme <strong>de</strong>r Leitung<br />

<strong>de</strong>r Abteilung XVI nicht eingeschränkt. Die praktische<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n „HVA-Firmen" erfolgte<br />

wie auch bereits vorher zum Teil über <strong>de</strong>n Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs K, Achim Kahlmeyer. Die Verbindungspersonen<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

waren <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r HA I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>und</strong><br />

Dr. Schalck-Golodkowski selbst.<br />

Spezielle Aufträge zur Beschaffung von Embargowaren<br />

o<strong>de</strong>r Waffen erhielten die hier behan<strong>de</strong>lten sog.<br />

HVA-Firmen unmittelbar vorn Sektor Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik (SWT) <strong>de</strong>r HVA. Die Anleitung auf diesem<br />

Gebiet erfolgte direkt durch <strong>de</strong>n früheren Leiter<br />

<strong>de</strong>s SWT <strong>und</strong> späteren stellvertreten<strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r<br />

HVA, Generalmajor Horst Vogel.<br />

Die offizielle Zuordnung <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen zum<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung ging auf zahlreiche<br />

Ministerratsverfügungen zurück. Bereits im<br />

Gründungsbefehl für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong> die Unterstellung <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

F.C. Gerlach Export-Import <strong>und</strong> Simon Industrievertretungen<br />

unter Dr. Schalck-Golodkowski zur<br />

„Sicherung <strong>de</strong>s einheitlichen han<strong>de</strong>lspolitischen Auftretens"<br />

dieser Unternehmen durch <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n


<strong>de</strong>s Ministerrats, Willi Stoph, angewiesen (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

117, S. 885). In <strong>de</strong>r Ministerratsverfügung Nr. 129/72<br />

vom 14. September 1972 wur<strong>de</strong>n die durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zu kontrollieren<strong>de</strong>n<br />

HVA-Unternehmen um die Asimex <strong>und</strong> Interport<br />

erweitert, wobei letztere <strong>de</strong>r Abteilung SWT <strong>de</strong>r HVA<br />

zugeordnet war (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 31, S. 352).<br />

Durch die von Mielke unterzeichnete streng geheime<br />

„Regelung für die Arbeit mit Firmen operativer<br />

Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS, die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

zugeordnet sind", vom 1. September 1980 wur<strong>de</strong><br />

die Unterstellung <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen Asimex, Camet<br />

<strong>und</strong> F.C. Gerlach unter <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>tailliert geregelt (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 117,<br />

S. 885). Gemäß dieser Regelung waren die Unternehmen<br />

bezüglich ihrer ökonomischen Aufgabenstellungen<br />

ausschließlich Dr. Schalck-Golodkowski unterstellt<br />

<strong>und</strong> arbeiteten nach vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung vorgegebenen Planauflagen. Die Geschäftsführer<br />

<strong>und</strong> Stellvertreter <strong>de</strong>r Unternehmen waren<br />

in diesen Fragen <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung rechenschaftspflichtig <strong>und</strong><br />

disziplinarisch unterstellt. Sie waren verpflichtet,<br />

„einen exakten Ausweis <strong>de</strong>r von ihnen verwalteten<br />

materiellen <strong>und</strong> finanziellen Fonds zu sichern" . Die<br />

Erwirtschaftung <strong>und</strong> Verwendung <strong>de</strong>r Fonds stand<br />

unter ständiger Kontrolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung.<br />

Vom Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong>n gemeinsam mit <strong>de</strong>n Leitungspersonen <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen sog. Rahmengr<strong>und</strong>sätze festgelegt, in<br />

<strong>de</strong>nen sowohl die Vollmachten <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

<strong>und</strong> ihrer Stellvertreter als auch die Höhe <strong>de</strong>rjenigen<br />

Mittel fixiert wur<strong>de</strong>n, über die die Unternehmen selber<br />

verfügen konnten. Die von ihnen für „operative"<br />

Zwecke <strong>de</strong>s MfS benötigten Mittel aus ihren Gewinnen<br />

mußten jährlich vom Stellvertreter Mielkes <strong>und</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>r HVA festgelegt <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

mitgeteilt wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Einrichtung von Konten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Durchführung<br />

von Reisen war eine strikte Trennung zwischen<br />

ökonomischen <strong>und</strong> „operativen" Zwecken festgelegt.<br />

Im „operativen" Bereich hatte <strong>de</strong>r Stellvertreter Mielkes<br />

<strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r HVA, Markus Wolf, zu entschei<strong>de</strong>n.<br />

Für die Personalpolitik <strong>de</strong>r Unternehmen <strong>und</strong> ihre<br />

sog. politische Arbeit war ausschließlich die HVA, d.h.<br />

ab 1985 <strong>de</strong>r Bereich K, zuständig. Die Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>r HVA mit <strong>de</strong>n Unternehmen hatte dabei unter<br />

„strikter Einhaltung <strong>de</strong>r Konspiration" zu erfolgen.<br />

Für die erfor<strong>de</strong>rliche Abstimmung auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r<br />

„Ka<strong>de</strong>rpolitik" war im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherheit<br />

<strong>und</strong> OibE, Karl Meier, verantwortlich.<br />

Alle Erkenntnisse über angebliche „Feindtätigkeit"<br />

sowie beson<strong>de</strong>re Vorkommnisse in <strong>de</strong>n Unternehmen,<br />

die zu einer ernsthaften Gefährdung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung hätten führen<br />

können, mußten von <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>m Offizier für Son-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>raufgaben, Dr. Volpert, zur Kenntnis gebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Aus <strong>de</strong>r Regelung vom 1. September 1980 geht<br />

schließlich auch hervor, daß durch die HVA sowohl<br />

die Neugründung von Unternehmen als auch die finanzielle<br />

Beteiligung <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n sog. HVA-Firmen<br />

an an<strong>de</strong>ren Unternehmen im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

vorgesehen war (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 117, S. 885). Inwiefern<br />

dies realisiert wur<strong>de</strong>, konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

im Rahmen seiner Beweiserhebung nicht klären.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

waren die sog. HVA-Firmen <strong>de</strong>r HA I unter Leitung<br />

<strong>de</strong>s OibE Manfred Sei<strong>de</strong>l angeglie<strong>de</strong>rt. Laut Aussage<br />

von Sei<strong>de</strong>l waren die sog. HVA-Firmen F.C. Gerlach<br />

Export-Import, Carnet <strong>und</strong> Asimex aber nicht ihm,<br />

son<strong>de</strong>rn Dr. Schalck-Golodkowski selbst unterstellt.<br />

Trotz ihrer einheitlichen Zuordnung zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung han<strong>de</strong>lte es sich bei <strong>de</strong>n<br />

einzelnen sog. HVA-Firmen um Unternehmen mit<br />

völlig unterschiedlicher Geschäftstätigkeit <strong>und</strong> historischer<br />

Entwicklung. Allen Unternehmen gemeinsam<br />

war jedoch die Abführung von Gel<strong>de</strong>rn an das MfS,<br />

die Beeinflussung <strong>de</strong>r Personalpolitik durch das MfS<br />

sowie die Beschaffung bestimmter Waren <strong>und</strong> die Erledigung<br />

von Spezialaufträgen nachrichtendienstlicher<br />

Art für das MfS.<br />

F.C. Gerlach Export-Import<br />

Das Unternehmen F.C. Gerlach Export-Import wur<strong>de</strong><br />

am 19. Dezember 1958 durch Friedrich Gerlach in<br />

Berlin (Ost) gegrün<strong>de</strong>t. 1959 wur<strong>de</strong> das Unternehmen<br />

von Gerlach an Michael Wischniewski übergeben.<br />

Die Rolle <strong>de</strong>s früheren Geschäftsführers, die Modalitäten<br />

<strong>de</strong>r Übernahme <strong>und</strong> die mögliche Rolle, die das<br />

MfS hierbei spielte, konnten vom Untersuchungsausschuß<br />

nicht abschließend geklärt wer<strong>de</strong>n. Laut Aussage<br />

von Wischniewski beim Gewerbeamt im Bezirksamt<br />

Berlin-Weißensee wur<strong>de</strong>n alle Nachweise<br />

zum Inhaberwechsel durch einen Wasserscha<strong>de</strong>n vernichtet<br />

(Dokument-Nr. 111).<br />

Am 3. September 1962 wur<strong>de</strong> im Auftrag von Wischniewski<br />

durch Herbert Rübler die Tochtergesellschaft<br />

„Etablissement F.C. Gerlach Export-Import" in<br />

Vaduz gegrün<strong>de</strong>t. Rübler übertrug am 28. September<br />

1962 alle Rechte an die F.C. Gerlach Export-Import<br />

(Dokument -Nr. 112). Offizieller Repräsentant <strong>de</strong>s<br />

Tochterunternehmens war das Allgemeine Treuhandunternehmen<br />

Vaduz.<br />

Nach Meinung <strong>de</strong>s Landgerichts Berlin han<strong>de</strong>lte es<br />

sich bei <strong>de</strong>r F.C. Gerlach Export-Import keineswegs<br />

um ein Privatunternehmen, son<strong>de</strong>rn um ein Staatsunternehmen<br />

<strong>de</strong>r DDR, das <strong>de</strong>m MfS unterstand. Es<br />

stützte sich dabei auf Aussagen von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Prof. Dr. Karl-Heinz Gerstenberger.<br />

Das Unternehmen setzte seine Tätigkeit nach <strong>de</strong>r Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung unter<br />

<strong>de</strong>r Leitung von Wischniewski fort.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Die Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r F.C. Gerlach Expo rt-Import<br />

erstreckte sich in erster Linie auf die (Zwangs-) Vertretung<br />

westlicher Unternehmen aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r<br />

Stahl-, Textil- <strong>und</strong> Maschinenindustrie. Die Vertreterfunktion<br />

beruhte darauf, daß für Unternehmen aus<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland wie F riedrich Krupp<br />

AG, Hoesch Krupp, Mannesmann Demag <strong>und</strong> die<br />

Klöckner-Werke Geschäftsabschlüsse in <strong>de</strong>r DDR nur<br />

mit <strong>de</strong>r provisionspflichtigen Einschaltung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

F.C. Gerlach Export-Import o<strong>de</strong>r vergleichbarer<br />

Gebil<strong>de</strong> zulässig waren. Das Unternehmen F.C.<br />

Gerlach Export-Import war darüber hinaus auch bei<br />

<strong>de</strong>r Beschaffung von Embargo-Waren sowie <strong>de</strong>r Realisierung<br />

spezifischer Aufgaben <strong>de</strong>s MfS tätig. Außer<strong>de</strong>m<br />

betrieb das Unternehmen Außenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte<br />

mit Zimbabwe <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Staaten <strong>de</strong>s Rates<br />

für gegenseitige Wirtschaftshilfe <strong>und</strong> war weiterhin<br />

<strong>de</strong>r wichtigste Ersatzteil-Importeur <strong>de</strong>r metallurgischen<br />

Industrie <strong>de</strong>r DDR sowie <strong>de</strong>s VE Kombinats<br />

Seeverkehr <strong>und</strong> Hafenwirtschaft in Rostock (Dokument-Nr.<br />

113). In geringem Umfang beschaffte die F.<br />

C. Gerlach außer<strong>de</strong>m Waren für die MfS-Siedlung<br />

Wandlitz <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ministerrat <strong>de</strong>r DDR. Die Belege<br />

über letztere Beschaffungen wur<strong>de</strong>n laut Aussage Wischniewskis<br />

auf Weisung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

vernichtet.<br />

Bei <strong>de</strong>r F.C. Gerlach Export-Import han<strong>de</strong>lte es sich<br />

um die einzige Vertretergesellschaft, die berechtigt<br />

war, selbständig Außenhan<strong>de</strong>lsverträge abzuschließen,<br />

<strong>und</strong> die auch sonst in ihrer Geschäftstätigkeit<br />

völlig frei war (Dokument-Nr. 114). Die Geschäfte mit<br />

<strong>de</strong>m RGW, die für das Unternehmen große Gewinne<br />

einbrachten, wur<strong>de</strong>n vermutlich über das liechtensteinische<br />

Tochterunternehmen getätigt. Bezüglich<br />

<strong>de</strong>s Geschäfsvolumens war die F.C. Gerlach Export-<br />

Import die be<strong>de</strong>utendste <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen. Mit<br />

etwa 30 Mitarbeitern erwirtschaftete sie zuletzt einen<br />

jährlichen Gewinn von ca. 28 Mio. DM, von <strong>de</strong>m etwa<br />

1,5 Mio. an die HVA abgeführt wur<strong>de</strong>n. 80% <strong>de</strong>r Einnahmen<br />

hatte das Unternehmen an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung abzuführen. 20% stan<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen selbst zu. Die Gewinne mußten<br />

dabei nicht ausgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Gewinnabführungen erfolgten entwe<strong>de</strong>r in bar<br />

persönlich an Dr. Schalck-Golodkowski o<strong>de</strong>r in Form<br />

von Überweisungen. Von 1974 bis April 1980 flossen<br />

von <strong>de</strong>n Abführungen etwa 28 Mio. DM <strong>und</strong> 4 Mio.<br />

USD auf das Konto 0548 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG, d.h. in <strong>de</strong>n sog. Disponiblen Parteifonds.<br />

Der Rest wur<strong>de</strong> auf Anweisung von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

entwe<strong>de</strong>r auf das Konto 0745 bei <strong>de</strong>r DHB<br />

o<strong>de</strong>r das Konto „Max Moser" bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Effekten in Zürich überwiesen. Von <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin wird in diesem<br />

Zusammenhang ermittelt, ob alle empfangenen<br />

Barzahlungen von Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong><br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l ordnungsgemäß abgeführt wur<strong>de</strong>n.<br />

Ungeklärt war insbeson<strong>de</strong>re eine Barzahlung von<br />

drei Mio. DM kurz vor <strong>de</strong>r Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis,<br />

von <strong>de</strong>r zunächst nur die Hälfte als Verbleib<br />

nachgewiesen wer<strong>de</strong>n konnte. Inzwischen hat die<br />

Staatsanwaltschaft jedoch auch <strong>de</strong>n Verbleib <strong>de</strong>r restlichen<br />

1,5 Mio. DM geklärt. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

hatte das Geld noch vor seiner Flucht eingezahlt. Das<br />

Verfahren wird daher eingestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Über die Abführung von Gel<strong>de</strong>rn hinaus diente das<br />

Unternehmen F.C. Gerlach Export-Import <strong>de</strong>r HVA<br />

insbeson<strong>de</strong>re zur Beschaffung von Embargowaren.<br />

Das Unternehmen arbeitete auf diesem Gebiet jedoch<br />

nicht ausschließlich für das MfS, son<strong>de</strong>rn auch für die<br />

Industrie. In welchem Umfang <strong>und</strong> auf welchem Weg<br />

die Embargogüter beschafft wur<strong>de</strong>n, ist zum Großteil<br />

ungeklärt. U.a. wur<strong>de</strong> aber z.B. auch NATO-Rüstungsmaterial<br />

an die HVA geliefert.<br />

Eine wichtige Rolle im Bereich <strong>de</strong>r Embargobeschaffung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens spielte <strong>de</strong>r HVA-Agent Herbert<br />

Rübler. Wischniewski arbeitete bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargowaren zumin<strong>de</strong>st bis in die 70er<br />

Jahre sehr eng mit Rübler zusammen. Sie trennten<br />

sich, weil Rübler angeblich nicht bereit war, als Eigentümer<br />

für Schwarzgeldkonten von Wischniewski in<br />

Berlin (West) aufzutreten (Dokument-Nr. 115). 1968<br />

grün<strong>de</strong>te Rübler unter <strong>de</strong>m Namen seiner Frau Helga<br />

das Unternehmen Transimpex in Berlin (West). Es<br />

han<strong>de</strong>lte sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um<br />

ein Tarnunternehmen Wischniewskis bzw. <strong>de</strong>s MfS,<br />

über das in großem Umfang Embargogeschäfte abgewickelt<br />

wur<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 116). Rübler starb<br />

1988 unter myste riösen Umstän<strong>de</strong>n in einem Hotel in<br />

Berlin (Ost). Möglicherweise war Rübler auch für <strong>de</strong>n<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienst tätig (Dokument-Nr. 115).<br />

Welche Rolle das Tochterunternehmen Etablissement<br />

F.C. Gerlach Export-Import in Vaduz bei <strong>de</strong>n Embargogeschäften<br />

spielte, ist unbekannt. Es tauchte jedoch<br />

in mehreren Fällen als Geschäftspartner bei illegalen<br />

Geschäften im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l, u.a. im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Nahrungsmittel- <strong>und</strong> Textilindustrie, auf,<br />

wobei es mit großer Wahrscheinlichkeit jedoch nur als<br />

Briefkastenfirma fungierte.<br />

Inwieweit Dr. Schalck-Golodkowski über die einzelnen<br />

MfS-Aufträge bzw. Embargobeschaffungen <strong>de</strong>r<br />

F. C. Gerlach informiert war, ist ebenfalls unklar. Während<br />

er dies selbst abstritt, geht aus einem Brief von<br />

ihm an Wischniewski vom 13. März 1973 hervor, daß<br />

alle Importaktivitäten mit ihm abzustimmen waren<br />

(Dokument-Nr. 117).<br />

Die geschäftlichen Verbindungen zwischen <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

F.C. Gerlach Export-Import <strong>und</strong> <strong>de</strong>r HVA<br />

bzw. an<strong>de</strong>ren Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS gingen über<br />

die Beschaffung von Embargowaren weit hinaus. So<br />

unterhielt das Unternehmen laut Aussage von Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l u.a, auch eine Reparaturwerkstatt für<br />

PKW <strong>de</strong>r HVA. Außer<strong>de</strong>m beschaffte es Importwaren<br />

für die sog. MfS-Firma Letex. Laut eigener Aussage<br />

Wischniewskis vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s<br />

Bayerischen Landtages war das MfS einer seiner besten<br />

K<strong>und</strong>en (11. Sitzung, Protokoll S. 178).<br />

Bei <strong>de</strong>m Geschäftsführer <strong>de</strong>r F.C. Gerlach Export-Import,<br />

Wischniewski, han<strong>de</strong>lte es sich um eine Person<br />

mit langjähriger krimineller Vergangenheit <strong>und</strong> starkem<br />

nachrichtendienstlichem Hintergr<strong>und</strong>. Er wikkelte<br />

seine Geschäfte u.a. unter <strong>de</strong>n Aliasnamen Henri,<br />

Heinrich o<strong>de</strong>r Hersz Libermann, Michael, Marian<br />

o<strong>de</strong>r Michelle Wischniewski <strong>und</strong> Dr. Gebhardt ab.<br />

Es besteht <strong>de</strong>r Verdacht, daß Wischniewski zeitweise<br />

für <strong>de</strong>n sowjetischen Nachrichtendienst tätig war. Seit<br />

1950 arbeitete er für die Bezirksverwaltung (BV) Berlin<br />

<strong>de</strong>s MfS unter Führung <strong>de</strong>s damaligen Leiters <strong>de</strong>r


Dienststelle <strong>und</strong> späteren stellvertreten<strong>de</strong>n Leiters<br />

<strong>de</strong>r HVA, Hans Fruck, als GM „Mischa". 1957 wur<strong>de</strong><br />

er von Fruck mit zur HVA genommen. Verpflichtungserklärungen<br />

liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß allerdings<br />

nicht vor. Während seiner Tätigkeit für die<br />

BV Berlin soll er u.a. Simon Gol<strong>de</strong>nberg alias GM<br />

„Simon" persönlich geführt haben (Dokument-Nr.<br />

118-119).<br />

Aus einer „Einschätzung" durch <strong>de</strong>n MfS-Major Morgenthal<br />

geht hervor, daß die Zusammenarbeit Wischniewskis<br />

mit <strong>de</strong>m MfS während <strong>de</strong>r 50er Jahre in<br />

erster Linie darin bestand, daß er <strong>de</strong>m MfS seine Geschäftsverbindungen<br />

<strong>und</strong> persönlichen Kontakte zu<br />

Berlin (West) <strong>und</strong> zu ausländischen Personen zur Verfügung<br />

stellte. Außer<strong>de</strong>m hatte er <strong>de</strong>r Bezirksverwaltung<br />

Berlin ein Verfügungsrecht über diejenigen Verdienstmöglichkeiten<br />

eingeräumt, die er durch das<br />

MfS erhalten hatte. U.a. erledigte er in diesem Zusammenhang<br />

auch Aufträge für das MfS auf eigene Kosten.<br />

Hierzu gehörten z.B. die Eröffnung eines Personenwagenverleihs<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kauf eines sog. operativen<br />

Hotels in Berlin (West) sowie die Beschaffung von<br />

technischen Ausrüstungen <strong>und</strong> medizinischen Geräten.<br />

Außer<strong>de</strong>m soll Wischniewski <strong>de</strong>m MfS sog. operative<br />

Fahrzeuge zur Verfügung gestellt haben, mit<br />

<strong>de</strong>nen Festnahmen in Berlin (West) bzw. <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esgebiet<br />

erfolgten. Er soll weiterhin Personen vermittelt<br />

haben, die das MfS für Einbrüche, Diebstähle <strong>und</strong><br />

möglicherweise sogar für Mordanschläge einsetzte<br />

(Dokument-Nr. 118).<br />

Unter Duldung <strong>und</strong> mit teilweiser Unterstützung <strong>de</strong>s<br />

sowjetischen Geheimdienstes sowie <strong>de</strong>s damaligen<br />

Geheimdienstes <strong>de</strong>r DDR leitete Wischniewski ab En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r 40er Jahre <strong>de</strong>n sog. „Libermann-Kreis" in Berlin<br />

(Ost). Es han<strong>de</strong>lte sich dabei um einen Schwarzhan<strong>de</strong>lsring,<br />

<strong>de</strong>r u.a. Alkohol, Kaffee, Rauschgift, Zigaretten<br />

<strong>und</strong> Kraftstoffe schmuggelte sowie Embargowaren<br />

beschaffte. Eines <strong>de</strong>r Umschlaglager wur<strong>de</strong> ab ca. 1951<br />

durch Gol<strong>de</strong>nberg geführt (Dokument-Nr. 23).<br />

1956 wur<strong>de</strong> gegen Wischniewski nach Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes (BKA) durch <strong>de</strong>n Ermittlungsrichter<br />

<strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts (GBA) Haftbefehl<br />

erlassen. Wischniewski war dringend verdächtigt,<br />

„als Mitarbeiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung VIII <strong>de</strong>s<br />

sowjetzonalen Ministeriums für Staatssicherheit <strong>und</strong><br />

als Agent <strong>de</strong>s sowjetrussischen Nachrichtendienstes"<br />

u.a. beim Diebstahl von Geheimakten, bei Paßfälschungen,<br />

bei <strong>de</strong>r versuchten Verschleppung eines<br />

Mitarbeiters eines westlichen Geheimdienstes, bei<br />

Ermordungsaufträgen <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Beschaffung <strong>de</strong>s<br />

sog. Natogewehres als Auftraggeber bzw. Beteiligter<br />

in Erscheinung getreten zu sein (Dokument-Nr. 120).<br />

Das unter <strong>de</strong>m Aktenzeichen 2 Js 339/93 gegen Michael<br />

Wischniewski laufen<strong>de</strong> Ermittlungsverfahren<br />

wegen Verdachts <strong>de</strong>r Menschenverschleppung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Auftragsmords durch das MfS, ist nach Auskunft<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskriminalität bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin auf eine Anzeige <strong>de</strong>s Bayerischen<br />

Untersuchungsausschusses zurückzuführen, in<br />

<strong>de</strong>r es um eine uneidliche Falschaussage ging. Im Zuge<br />

<strong>de</strong>r daraufhin eingeleiteten Ermittlungen stießen<br />

die Staatsanwälte auf ein Urteil aus <strong>de</strong>m Jahre 1958,<br />

das sich gegen eine dritte Person richtete. In <strong>de</strong>n Urteilsgrün<strong>de</strong>n<br />

fand sich <strong>de</strong>r Name Hersz Libermann<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>und</strong> die An<strong>de</strong>utung einer Beteiligung eines Mannes<br />

dieses Namens an einem Mord sowie an einer Entführung.<br />

Dies war <strong>de</strong>r Anlaß für die Einleitung eines entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Ermittlungsverfahrens gegen Michael Wischniewski<br />

alias Hersz Libermann. Die Ermittlungen<br />

in diesem Verfahren dauern noch an.<br />

1958 trennten sich Gol<strong>de</strong>nberg <strong>und</strong> Wischniewski.<br />

Wischniewski übernahm daraufhin 1959 das Unternehmen<br />

F.C. Gerlach Export-Import. Auch als <strong>de</strong>ren<br />

Geschäftsführer wur<strong>de</strong> er weiterhin persönlich durch<br />

Fruck, mit <strong>de</strong>m ihn ein sehr enges fre<strong>und</strong>schaftliches<br />

Verhältnis verband, <strong>und</strong> später durch Dr. Genschow<br />

betreut.<br />

Auch westliche Geheimdienste zeigten seit <strong>de</strong>n 50er<br />

Jahren starkes Interesse an Wischniewski. Angaben<br />

über eine versuchte Kontaktaufnahme <strong>de</strong>s CIA konnten<br />

jedoch nicht bestätigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Camet Industrievertretungen <strong>und</strong> Beratungen für<br />

Chemie, Agrar <strong>und</strong> Metallurgie Export/Import<br />

Die Camet Industrievertretungen <strong>und</strong> Beratungen für<br />

Chemie, Agrar <strong>und</strong> Metallurgie Export/Import wur<strong>de</strong><br />

am 1. Januar 1977 gegrün<strong>de</strong>t. Sie war ein Nachfolgeunternehmen<br />

<strong>de</strong>r 1958 gegrün<strong>de</strong>ten Simon Industrievertretungen<br />

(Dokument-Nr. 23).<br />

Das ursprüngliche Unternehmen Simon Industrievertretungen<br />

war eine Gründung von Simon Gol<strong>de</strong>nberg.<br />

Gol<strong>de</strong>nberg, ein ehemaliger französischer<br />

Staatsbürger türkischer Herkunft, hatte wie <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens F.C. Gerlach Export-<br />

Import, Wischniewski, eine langjährige kriminelle<br />

Vergangenheit. Seine berufliche <strong>und</strong> nachrichtendienstliche<br />

Entwicklung stand zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n Anfangsjahren<br />

in engem Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Person<br />

Wischniewski.<br />

Anfang <strong>de</strong>r 50er Jahre liefen gegen Gol<strong>de</strong>nberg in<br />

Frankreich Ermittlungsverfahren wegen Hehlerei,<br />

<strong>de</strong>r Ausgabe unge<strong>de</strong>ckter Schecks <strong>und</strong> Vertrauensmißbrauch.<br />

Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamts für<br />

Verfassungsschutz wur<strong>de</strong> Gol<strong>de</strong>nberg am 8. Juli 1954<br />

in Abwesenheit durch das Appellationsgericht in Paris<br />

zu 13 Monaten Gefängnis mit Bewährung verurteilt.<br />

Gol<strong>de</strong>nberg hatte bereits zu diesem Zeitpunkt<br />

Kontakte zum „Libermann-Kreis" in Berlin (Ost), <strong>de</strong>r<br />

mit Duldung <strong>de</strong>s damaligen Nachrichtendienstes <strong>de</strong>r<br />

DDR vom späteren Geschäftsführer <strong>de</strong>r F.C. Gerlach<br />

Export-Import, Michael Wischniewski, geleitet wur<strong>de</strong>.<br />

1951 verließ Gol<strong>de</strong>nberg Frankreich <strong>und</strong> ließ sich<br />

in Berlin (West) nie<strong>de</strong>r. Dort war er in mehrere Ermittlungsverfahren<br />

u.a. wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>s fortgesetzten<br />

Betrugs <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gefangenenbefreiung verwickelt.<br />

Er setzte sich <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>n Osten <strong>de</strong>r Stadt<br />

ab, wo er als rechte Hand Wischniewskis zumin<strong>de</strong>st<br />

ein Lager <strong>de</strong>s genannten Schwarzhan<strong>de</strong>lsrings betreute.<br />

1958 machte sich Gol<strong>de</strong>nberg selbständig <strong>und</strong><br />

grün<strong>de</strong>te vermutlich mit staatlichen Mitteln das Unternehmen<br />

Simon Industrievertretungen (Dokument-<br />

Nr. 23). Welche Rolle das MfS bei <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens spielte, ist ungeklärt.<br />

Laut Personalakte <strong>de</strong>s MfS wur<strong>de</strong> Gol<strong>de</strong>nberg am 22.<br />

Februar 1956 durch die Bezirksverwaltung (BV) Ber-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

lin <strong>de</strong>s MfS geworben. Die Zusammenarbeit als GM<br />

„Simon" erfolgte anscheinend jedoch nicht direkt mit<br />

<strong>de</strong>m MfS, son<strong>de</strong>rn über Wischniewski. Laut einem Vermerk<br />

<strong>de</strong>s MfS war Gol<strong>de</strong>nberg zusammen mit Wischniewski<br />

an <strong>de</strong>r Erfüllung zahlreicher sog. operativer<br />

Aufgaben für das MfS beteiligt. Als Wischniewski 1957<br />

an die HVA übergeben wur<strong>de</strong>, soll die Verbindung zu<br />

Gol<strong>de</strong>nberg angeblich abgebrochen wor<strong>de</strong>n sein (Dokument-Nr.<br />

118-119). Laut Aussage von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s<br />

Bayerischen Landtages hingegen wur<strong>de</strong> Gol<strong>de</strong>nberg<br />

bis zu seiner Übersiedlung in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Mitte 1976 durch die HVA betreut (18. Sitzung,<br />

Protokoll S. 7). Seiner Aussage vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 30. Juni<br />

1992 nach nahm die HVA sogar nach 1976 wie<strong>de</strong>r Kontakt<br />

zu Gol<strong>de</strong>nberg auf. Die Ansicht, Gol<strong>de</strong>nberg habe<br />

nach seiner Übersiedlung womöglich weiterhin für das<br />

MfS gearbeitet, wird durch das B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

geteilt (Dokument-Nr. 23).<br />

Die Verbindungsperson Gol<strong>de</strong>nbergs im MfS war,<br />

wie für Wischniewski, <strong>de</strong>r damalige Leiter <strong>de</strong>r Bezirksverwaltung<br />

Berlin <strong>und</strong> spätere stellvertreten<strong>de</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>r HVA, Hans Fruck. Als Führungsoffizier im<br />

eigentlichen Sinne muß jedoch laut Aussage von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 30. Juni 1992 <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Abteilung 13 <strong>de</strong>r HVA, Oberst Gerhard<br />

Franke alias „Dr. Günter" , angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Simon Industrievertretungen war ab Gründung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung Dr.<br />

Schalck-Golodkowski persönlich unterstellt. Sie wur<strong>de</strong><br />

in erster Linie als Vertretergesellschaft tätig. Einer<br />

<strong>de</strong>r wichtigsten Geschäftspartner war das b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utsche<br />

Unternehmen Marox <strong>de</strong>s März-Konzerns,<br />

die durch Simon Industrievertretungen auf <strong>de</strong>m Bereich<br />

<strong>de</strong>s Fleischhan<strong>de</strong>ls vertreten wur<strong>de</strong>. Insgesamt<br />

lieferte das Unternehmen jährlich ca. zwei bis drei<br />

Mio. Valuta-Mark an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

ab. Wie hoch <strong>de</strong>r Gesamtgewinn <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

war, ist unbekannt. Laut Aussage von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammmergericht Berlin am 30. Juni 1992 unterlag<br />

das Unternehmen keiner Buchführungspflicht.<br />

Das Unternehmen beschaffte darüber hinaus auch<br />

Embargowaren (Dokument-Nr. 23). Aus einer Anweisung<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski an Gol<strong>de</strong>nberg<br />

vom 13. März 1973 geht hervor, daß gr<strong>und</strong>sätzlich alle<br />

Importaktivitäten mit Dr. Schalck-Golodkowski abzustimmen<br />

waren.<br />

Mitte 1976 sie<strong>de</strong>lte Gol<strong>de</strong>nberg in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland über. Die genauen Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Ausreise sind ungeklärt. Offiziell wur<strong>de</strong> die überraschen<strong>de</strong><br />

Zustimmung <strong>de</strong>r DDR-Organe zur Übersiedlung<br />

mit einer schweren Erkrankung Gol<strong>de</strong>nbergs erklärt,<br />

die es ihm nicht mehr ermöglicht habe, seine<br />

Geschäfte weiterzuführen. Gol<strong>de</strong>nberg selber soll behauptet<br />

haben, daß er <strong>de</strong>r DDR-Administration damit<br />

gedroht habe, die Korruption von Staatsratsmitglie<strong>de</strong>rn,<br />

an <strong>de</strong>r er selbst beteiligt gewesen sei, aufzu<strong>de</strong>kken<br />

<strong>und</strong> daß er aufgr<strong>und</strong> dieses massiven Drucks die<br />

Ausreisegenehmigung erhalten habe (Dokument-Nr.<br />

23). Vermutungen, Gol<strong>de</strong>nberg sei vom MfS als Spion<br />

auf <strong>de</strong>n bayerischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Dr. Franz<br />

Josef Strauß angesetzt gewesen, sind mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit haltlos. In je<strong>de</strong>m Fall war die<br />

Übersiedlung jedoch nur mit Billigung <strong>de</strong>s MfS möglich.<br />

Laut Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Bayerischen Landtages<br />

vom 9. Juli 1992 spielte dabei Fruck eine wesentliche<br />

Rolle (18. Sitzung, Protokoll S. 23).<br />

Gol<strong>de</strong>nberg fand nach seiner Übersiedlung zunächst<br />

im Gästehaus Gut Spöck <strong>de</strong>r Gebrü<strong>de</strong>r März KG mit<br />

Sitz in Rosenheim Unterkunft. Im September 1976<br />

grün<strong>de</strong>te er auf einem Anwesen <strong>de</strong>sselben Unternehmens<br />

in Rosenheim das Unternehmen Simon Gol<strong>de</strong>nberg<br />

Ex- <strong>und</strong> Import Industrievertretungen <strong>und</strong> später<br />

das Unternehmen Simon Gol<strong>de</strong>nberg Vertriebsgesellschaft<br />

für pharmazeutische Produkte m.b.H.<br />

Nach <strong>de</strong>r Übersiedlung in das B<strong>und</strong>esland Bayern<br />

waren <strong>de</strong>r Familie Gol<strong>de</strong>nberg unter Vorlage von<br />

DDR-Personaldokumenten Personalausweise <strong>und</strong><br />

Reisepässe <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ausgehändigt<br />

wor<strong>de</strong>n. Da nicht klar war, wodurch <strong>de</strong>r bei<br />

<strong>de</strong>n Sicherheitsbehör<strong>de</strong>n als staatenlos gelten<strong>de</strong> Simon<br />

Gol<strong>de</strong>nberg <strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen Nachweis <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Staatsangehörigkeit erbracht hatte, wur<strong>de</strong><br />

1984 eine Überprüfung bei <strong>de</strong>r zuständigen Einbürgerungsbehör<strong>de</strong><br />

veranlaßt. Mit Hilfe seines langjährigen<br />

Geschäftspartners Josef März, sowie Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis, <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Vertrauensanwalts<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Manfred<br />

Wünsche, gelang dies, in<strong>de</strong>m nach Einsichtnahme in<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>s Innern <strong>de</strong>r DDR<br />

durch <strong>de</strong>n Rechtsanwalt Wünsche eine Bescheinigung<br />

über das Vorhan<strong>de</strong>nsein <strong>de</strong>r „DDR-Staatsbürgerschaft"<br />

vorgelegt wur<strong>de</strong>. Über die erfolgreiche<br />

Durchführung dieser Aktion wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

in einem persönlichen Brief durch Wünsche<br />

unterrichtet (Dokument-Nr. 121-122). Nach <strong>de</strong>m<br />

Hinweis eines Frankfurter Kaufmanns soll Simon Gol<strong>de</strong>nberg<br />

für seinen b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Paß eine Zahlung<br />

von 1 Mio. DM geleistet haben.<br />

Die <strong>de</strong>taillierte Aufklärung <strong>de</strong>r Rolle von Simon Gol<strong>de</strong>nberg<br />

fand in Absprache mit <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages<br />

statt, <strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>n bayerischen Bezügen <strong>de</strong>r Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

Dr. Schalck-Golodkowskis befaßte. Dies betrifft auch<br />

<strong>de</strong>n gesamten Themenkomplex „März" sowie die<br />

Frage, ob <strong>und</strong> in welchem Umfang Gol<strong>de</strong>nberg nach<br />

seiner Übersiedlung noch Geschäfte mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung tätigte bzw. Kontakte zu<br />

diesem o<strong>de</strong>r zum BND, zur amerikanischen National<br />

Security Agency (NSA) sowie zu einem französischen<br />

Geheimdienst unterhielt.<br />

Am 26. Januar 1976 wur<strong>de</strong>n die Geschäfte <strong>de</strong>r Simon<br />

Industrievertretungen durch eine gleichnamige<br />

GmbH übernommen, an <strong>de</strong>r zu 66,67% die Transinter<br />

GmbH <strong>und</strong> zu 33,33% die Textilvertretungen GmbH<br />

beteiligt waren. In einer Vereinbarung zwischen <strong>de</strong>m<br />

Leiter <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>und</strong> Gol<strong>de</strong>nberg vom 2. Februar<br />

1976 wur<strong>de</strong> festgelegt, das Unternehmen unter<br />

gleichem Namen, aber an<strong>de</strong>rem Rechtsstatus nach<br />

außen so weiterzuführen wie bisher. Zum Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s neuen Unternehmens wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ehemali-


ge Mitarbeiter <strong>de</strong>r Transinter GmbH <strong>und</strong> frühere<br />

schwedische Han<strong>de</strong>lsrat, Werner Weber, ernannt<br />

(Dokument-Nr. 123).<br />

Gemäß <strong>de</strong>r genannten Vereinbarung erhielt Gol<strong>de</strong>nberg<br />

die Möglichkeit, sowohl ein Devisenkonto bei <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG zu behalten als auch die<br />

Geschäfte <strong>de</strong>s Unternehmens Simetal in Vaduz weiterzuführen,<br />

über das bis zu diesem Zeitpunkt <strong>de</strong>r gesamte<br />

Scheckverkehr <strong>de</strong>r Simon Industrievertretungen<br />

abgewickelt wor<strong>de</strong>n war. Die Abwicklung <strong>de</strong>s Scheckverkehrs<br />

<strong>de</strong>r neuen GmbH sollte über ein neu zu grün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s<br />

Unternehmen erfolgen (Dokument-Nr. 123).<br />

Die Simon Industrievertretungen GmbH existierte lediglich<br />

sechs Monate. Am 16. Juni 1976 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Firmenname<br />

in Carnet Industrievertretungen <strong>und</strong> Beratungen<br />

Export/Import GmbH abgeän<strong>de</strong>rt. Die Gesellschafteranteile<br />

<strong>de</strong>r Transinter GmbH <strong>und</strong> Textilvertretungen<br />

GmbH wur<strong>de</strong>n zu 100% an die sog. HVA-<br />

Firma Interport Industrievertretungen abgetreten.<br />

Sitz <strong>und</strong> Aufgaben <strong>de</strong>s Unternehmens blieben unverän<strong>de</strong>rt<br />

(Dokument-Nr. 124).<br />

Am 31. Dezember 1976 wur<strong>de</strong> das Unternehmen auf<br />

Drängen <strong>de</strong>s Geschäftsführers Weber erneut umgewan<strong>de</strong>lt.<br />

Gr<strong>und</strong> dafür war, daß Weber die strengen<br />

gesetzlichen Regelungen für die GmbH bzgl. <strong>de</strong>r Erfassung<br />

durch das Statistische Zentralamt <strong>und</strong> die<br />

zentrale Finanzrevision etc. durch eine Umwandlung<br />

in ein gewerbliches Einzelunternehmen umgehen<br />

wollte (Dokument-Nr. 125). Ab <strong>de</strong>r Erteilung <strong>de</strong>r Gewerbegenehmigung<br />

für Weber firmierte das Unternehmen<br />

unter <strong>de</strong>m Namen Camet Industrievertretungen<br />

<strong>und</strong> Beratungen für Chemie, Agrar <strong>und</strong> Metallurgie<br />

Export/Import. Weber hat in einer Erklärung vom<br />

27. März 1978 bestätigt, daß das Unternehmen trotz<br />

seines neuen Rechtsstatus nicht <strong>de</strong>r privaten Gewinnerwirtschaftung<br />

diente, son<strong>de</strong>rn als reines Staatsunternehmen<br />

alle Gewinne an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung abführte (Dokument-Nr. 126).<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s MfS war das Unternehmen Ca rnet zunächst<br />

<strong>de</strong>m Mitarbeiter <strong>de</strong>r Abteilung XIII (Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

<strong>und</strong> Technik) <strong>de</strong>r HVA, Oberst Gerhard<br />

Franke, unterstellt. Die Abteilung XIII wie<strong>de</strong>rum war<br />

<strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s SWT <strong>de</strong>r HVA, Generalmajor Horst<br />

Vogel, zugeordnet. Später erfolgte die personalmäßige<br />

Anleitung durch <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r AGK bzw. <strong>de</strong>r Abteilung<br />

XVI (Legale Resi<strong>de</strong>nturen) <strong>de</strong>r HVA, Dr. Rudolf<br />

Genschow. Für nachrichtendienstliche Tätigkeiten<br />

war Horst Vogel zuständig (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 106, S. 743).<br />

Weber selbst wur<strong>de</strong> vermutlich erst mit seiner Ernennung<br />

zum Geschäftsführer IM <strong>de</strong>r HVA. Sein Führungsoffizier<br />

war Generalmajor Vogel. Laut Aussage<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

am 17. September 1991 entfaltete Weber<br />

keine nachrichtendienstlichen Aktivitäten im eigentlichen<br />

Sinne, son<strong>de</strong>rn erledigte allenfalls im Rahmen<br />

normaler Han<strong>de</strong>lsbeziehungen einzelne Besorgungen<br />

für die HVA.<br />

Spezielle Aufträge <strong>de</strong>r HVA, z.B. zur Beschaffung von<br />

Waffen <strong>und</strong> Embargowaren, wur<strong>de</strong>n Weber unmittelbar<br />

von Vogel erteilt. Die Realisierung erfolgte zum<br />

Großteil über das österreichische Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

Hirtenberger AG. Zahlreiche Waffen- <strong>und</strong><br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Embargogeschäfte waren unzweifelhaft mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski abgestimmt bzw. sogar durch<br />

diesen angewiesen (Dokument-Nr. 127).<br />

Die Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r Camet erstreckte sich auf<br />

sog. Firmenvertretungen (schwerpunktmäßig <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

März/Rosenheim) sowie auf Ex- <strong>und</strong> Importberatungen<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Chemie, Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Metallurgie. Außer<strong>de</strong>m war Ca rnet für <strong>de</strong>n<br />

PKW-Import für Diplomaten <strong>und</strong> für Son<strong>de</strong>rbeschaffungen<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bzw. Genex zuständig. Ca rnet unterhielt außer<strong>de</strong>m<br />

eine Auslandsrepräsentanz in Vaduz/Liechtenstein,<br />

die Anstalt Cavendia, die u.a. als Deckadresse für die<br />

oben genannten Geschäfte <strong>de</strong>r Ca rnet mit <strong>de</strong>r Hirtenberger<br />

AG genutzt wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 128). Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong>n über sie nach Aussage <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

Mitarbeiters von Carnet, Alfred Blume, vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin, unter<br />

völliger Abschottung gegenüber <strong>de</strong>n Mitarbeitern,<br />

Direktaufträge für Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> die<br />

HVA abgewickelt.<br />

1978 grün<strong>de</strong>ten Josef März <strong>und</strong> Werner Weber die<br />

Carnet S.A. in Madrid, um Provisionszahlungen <strong>de</strong>r<br />

März-Gruppe an die Ca rnet Berlin (Ost) in frei konvertierbaren<br />

Devisen statt Verrechnungseinheiten abwickeln<br />

zu können. Offizieller Firmenzweck war<br />

„Industrievertretung <strong>und</strong> Beratung für Chemie, Agrar<br />

<strong>und</strong> Metallurgie". Die März-Gruppe <strong>und</strong> ihr Beauftragter<br />

in Spanien hielten die Aktien. Ab 1982 sollte<br />

die Carnet in Berlin (Ost) bzw. Weber die Anteile an<br />

<strong>de</strong>r Carnet S.A. treuhän<strong>de</strong>risch für die März-Gruppe<br />

halten. Im selben Jahr gab es Pläne, ein weiteres Unternehmen,<br />

die Carnet-International, auf <strong>de</strong>n Bahamas<br />

zu grün<strong>de</strong>n. Inwieweit diese Vorhaben verwirklicht<br />

wur<strong>de</strong>n, konnte nicht geklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die volkswirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Ca rnet war relativ<br />

gering <strong>und</strong> nahm im Laufe <strong>de</strong>r Jahre stetig ab.<br />

Laut Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski hatte sie<br />

ihre Existenz letzlich nur noch <strong>de</strong>r Einflußnahme <strong>de</strong>s<br />

MfS zu verdanken. Insgesamt erwirtschaftete das Unternehmen,<br />

das laut Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin am 30. Juni 1992 gr<strong>und</strong>sätzlich keiner<br />

Buchführungs- <strong>und</strong> <strong>Bericht</strong>serstattungspflicht unterlag,<br />

jährlich zwischen drei <strong>und</strong> fünf Mio. DM für <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> etwa 50.000<br />

DM für die HVA. Die Abführungen an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung erfolgten in Form von<br />

Barzahlungen persönlich an Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Ein großes Problem bei <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>r Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r Ca rnet durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

stellte die schlechte Aktenlage dar. Laut Darstellung<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

vom 24. April 1992 wur<strong>de</strong>n die gesamten Geschäftsunterlagen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens vernichtet. Mit<br />

großer Wahrscheinlichkeit kam die Anordnung zur<br />

Vernichtung <strong>de</strong>r Akten bezüglich <strong>de</strong>r HVA von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski persönlich.<br />

Asimex Import -Export -Agentur<br />

Das Unternehmen Asimex Import-Export-Agentur<br />

wur<strong>de</strong> vermutlich En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er, Anfang <strong>de</strong>r 70er<br />

Jahre durch die HVA gegrün<strong>de</strong>t. Laut Aussage von


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Dr. Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

am 17. September 1992 sollte <strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland abgezogenen HVA-Agenten<br />

Günter Asbeck durch die Gründung ein neuer Tätigkeitsbereich<br />

geschaffen wer<strong>de</strong>n. Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit<br />

entwickelte sich das Unternehmen immer stärker zu<br />

einem Auffangbecken für ehemalige Agenten <strong>de</strong>r<br />

HVA.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s MfS war für die Anleitung <strong>de</strong>r Asimex<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r von Oberst Dr. Rudolf<br />

Genschow geleiteten Arbeitsgruppe K, Achim<br />

Kahlmeyer, zuständig. Asbeck hat in seiner Vernehmung<br />

beim B<strong>und</strong>esnachrichtendienst laut Aussage<br />

<strong>de</strong>s vernehmen<strong>de</strong>n Mitarbeiters angegeben, daß seine<br />

Tätigkeit für die HVA u.a. in <strong>de</strong>r Deponierung von<br />

Gel<strong>de</strong>rn auf Schweizer Konten bestan<strong>de</strong>n habe. Die<br />

Mittel seien dazu verwen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n, Mitarbeiter <strong>und</strong><br />

sog. operative Projekte <strong>de</strong>r HVA zu finanzieren. Nach<br />

<strong>de</strong>m Rücktransport in die DDR habe Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

einen Teil dieser Gel<strong>de</strong>r verwaltet <strong>und</strong> an die HVA<br />

weitergeleitet. Seine Hauptaufgabe habe allerdings in<br />

<strong>de</strong>r Lieferung von Informationen allgemein <strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re<br />

über westliche Geschäftspartner bestan<strong>de</strong>n.<br />

Teilweise habe er diese Personen auch mit HVA-Offizieren<br />

zusammengebracht, von <strong>de</strong>nen sie unter einer<br />

Legen<strong>de</strong> nachrichtendienstlich abgeschöpft wor<strong>de</strong>n<br />

seien. Eine wichtige Rolle für die Aufklärungsarbeit<br />

habe die Leipziger Messe gespielt. Schriftliche <strong>Bericht</strong>e<br />

seien von ihm nicht verfaßt wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Mitarbeiter <strong>de</strong>s BND, Bernhard Zeeb, gab gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt weiterhin an, daß<br />

Asbeck ausgesagt habe, an keinen festen Führungsoffizier<br />

angeb<strong>und</strong>en gewesen zu sein. Die HVA, d.h.<br />

insbeson<strong>de</strong>re Kahlmeyer, habe ihn als adäquaten Gesprächspartner<br />

akzeptiert. Laut Aussage Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis vor <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt am 17.<br />

September 1992 hat es sich jedoch bei <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppe, Dr. Genschow, um einen ehemaligen<br />

Führungsoffizier Asbecks gehan<strong>de</strong>lt.<br />

Im November 1981 setzte sich Asbeck mit Hilfe <strong>de</strong>s<br />

BND aus einem Urlaub in Ungarn in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ab <strong>und</strong> stellte sich <strong>de</strong>m BND dort als<br />

Informant zur Verfügung. Nach Abschluß <strong>de</strong>r Befragungen<br />

von Herbst 1981 bis März 1983 versuchte <strong>de</strong>r<br />

BND, Asbeck zunächst in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> schließlich<br />

in Österreich unterzubringen. Dort soll er nach Aussage<br />

von Zeeb als Geschäftsmann in Salzburg gelebt<br />

<strong>und</strong> sogar wie<strong>de</strong>r Geschäfte mit Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung getätigt haben.<br />

In Folge <strong>de</strong>r „Republikflucht" Asbecks wur<strong>de</strong> am 1.<br />

Juli 1982 <strong>de</strong>r staatliche VEB Asimex geschaffen. Das<br />

als sog. Privatfirma <strong>de</strong>klarierte bisherige Unternehmen<br />

Asimex wur<strong>de</strong> rückwirkend zum 31. Juli 1981<br />

aus <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsregister gelöscht. Laut Aussage von<br />

Kahlmeyer sollte durch diese Konstruktion ausgedrückt<br />

wer<strong>de</strong>n, daß es sich bei <strong>de</strong>m VEB Asimex keineswegs<br />

um <strong>de</strong>n Rechtsnachfolger <strong>de</strong>s bisherigen<br />

Unternehmens Asimex han<strong>de</strong>lte, obwohl bestimmte<br />

Verträge <strong>de</strong>s alten Unternehmens aus sog. operativen<br />

Überlegungen <strong>de</strong>r HVA stillschweigend weiterliefen.<br />

Als Geschäftsführerin <strong>de</strong>s VEB Asimex wur<strong>de</strong> die ehe-<br />

malige Auslandsagentin <strong>de</strong>r HVA, Ruth Lerche, be-<br />

stellt, die bereits seit 1977 bei <strong>de</strong>m Vorgängerunter-<br />

nehmen beschäftigt war. Unter <strong>de</strong>m Decknamen „Vera<br />

Marie Schulz" war Lerche von 1969 bis 1976 als Sekretärin<br />

bei <strong>de</strong>r Universität Bonn für die HVA eingesetzt<br />

gewesen. Das neue Unternehmen unter Leitung von<br />

Lerche existierte vom 1. Juli 1982 bis zum 19. Dezember<br />

1989. Dann wur<strong>de</strong> es in eine GmbH umgewan<strong>de</strong>lt.<br />

Die Geschäftstätigkeit von Asimex unterglie<strong>de</strong>rte<br />

sich in mehrere Bereiche. Das Unternehmen wur<strong>de</strong><br />

sowohl als sog. Vertreterfirma auf <strong>de</strong>n Sektoren Genußmittel,<br />

Kosmetika, Duty-Free-Waren <strong>und</strong> sonstige<br />

Konsumgüter, unter Einbeziehung <strong>de</strong>s Liechtensteiner<br />

Unternehmens Wefo (Anstalt für Werbung <strong>und</strong><br />

Forschung), als auch in Händlerfunktionen tätig. Es<br />

erwarb außer<strong>de</strong>m Lizenzen, z.B. zur Schuhfabrikation,<br />

mittels <strong>de</strong>rer Betriebe <strong>de</strong>r DDR Produktionen für<br />

sog. NSW-Unternehmen im eigenen Land durchführen<br />

konnten. U.a. gehörte dazu auch die Berechtigung,<br />

in ausländischen Hoheitsgewässern Fischfang<br />

zu betreiben, an <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs Asbeck sehr interessiert<br />

gewesen war.<br />

Ein weiterer Geschäftsbereich <strong>de</strong>s Unternehmens beinhaltete<br />

die sog. Diplomatenversorgung über das<br />

Unternehmen Versina sowie die Belieferung <strong>de</strong>r sog.<br />

MfS-Firma Letex, die für die Versorgung <strong>de</strong>r Politbüro-Siedlung<br />

Wandlitz mit Importgütern zuständig<br />

war. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n weitere sog. Son<strong>de</strong>rbedarfsträger<br />

<strong>de</strong>r DDR, wie Intershops <strong>und</strong> Valutahotels,<br />

durch Asimex beliefert.<br />

Für die Durchführung <strong>de</strong>r logistischen Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens unterhielt Asimex in Mühlenbeck große<br />

Lagerkapazitäten. Die Asimex führte dort eine<br />

zweite Anschrift unter <strong>de</strong>r Bezeichnung Asimex Import-Export-Agentur.<br />

Unter <strong>de</strong>r Adresse <strong>de</strong>r Agentur<br />

waren auch die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH <strong>und</strong><br />

das Unternehmen Delta GmbH registriert.<br />

Nach einer Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis bei<br />

<strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt am 17. September 1991<br />

wur<strong>de</strong> die Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

durch ihn entschei<strong>de</strong>nd mit beeinflußt.<br />

Die Planabführungen <strong>de</strong>s Unternehmens Asimex an<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung betrugen<br />

jährlich zwischen 18 Mio. DM <strong>und</strong> 25 Mio. DM. Darüber<br />

hinaus existierten Festlegungen, wonach jährlich<br />

zu<strong>de</strong>m 0,8 Mio. DM <strong>und</strong> eine Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR<br />

an die HVA abzuführen waren. Laut Aussage von<br />

Ruth Lerche wur<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> Beträge in bar ohne Quittung<br />

von <strong>de</strong>m Beauftragten <strong>de</strong>s MfS, Gert Neumann,<br />

abgeholt.<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r früheren Direktorin <strong>de</strong>s<br />

VEB Asimex die Asimex GmbH & Co. gegrün<strong>de</strong>t, die<br />

später in FAGRO GmbH umgewan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>. Während<br />

nach Darstellung <strong>de</strong>r Treuhandanstalt die Gründung<br />

eine rein private Initiative von Ruth Lerche war,<br />

die <strong>de</strong>m Ziel diente, ihr das Vermögen <strong>de</strong>s VEB Asimex<br />

zu verschaffen, hat Ruth Lerche ihrerseits angegeben,<br />

durch Prof. Dr. Gerstenberger in Abstimmung<br />

mit <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR<br />

(MAH) mit <strong>de</strong>r Gründung dieses Unternehmens beauftragt<br />

wor<strong>de</strong>n zu sein (vgl. Fünfter Teil, C. IV., RG<br />

38). Die Asimex-Import-Export-Agentur befin<strong>de</strong>t sich<br />

laut Aussage <strong>de</strong>r Treuhand in Liquidation.


cc) Nachrichtendienstliche Nutzung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Der Untersuchungsausschuß ist im Zuge seiner Beweiserhebung<br />

zu <strong>de</strong>r Überzeugung gekommen, daß<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung sowohl passiv<br />

für nachrichtendienstliche Zwecke <strong>de</strong>s MfS, vor allem<br />

<strong>de</strong>r HVA, genutzt wur<strong>de</strong>, als auch aktiv zu einer<br />

Unterstützung <strong>de</strong>ssen nachrichtendienstlicher Aktivitäten<br />

beitrug. Nachrichtendienstliche Aktivitäten<br />

wur<strong>de</strong>n dabei nicht nur durch die HVA, son<strong>de</strong>rn auch<br />

durch bestimmte Abwehrabteilungen <strong>de</strong>s MfS, wie<br />

z.B. die HA XVIII/8, entwickelt.<br />

Während die aktive Unterstützung durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung vor allem aus <strong>de</strong>r Finanzierung<br />

<strong>de</strong>r HVA sowie aus Beschaffungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung für nachrichtendienstliche<br />

Zwecke <strong>de</strong>r HVA bestand, beinhaltete die<br />

passive Nutzung in erster Linie <strong>de</strong>n Einsatz von Mitarbeitern<br />

<strong>und</strong> Geschäftpartnern <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung für Spionagezwecke, ohne daß<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung darüber in<br />

je<strong>de</strong>m Fall informiert war.<br />

Finanzierung <strong>de</strong>r HVA durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Wie bereits ausgeführt, wur<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung Embargowaren-Beschaffungen<br />

<strong>de</strong>r sog. Speziellen Beschaffungsorgane<br />

(SBO) <strong>de</strong>s SWT <strong>de</strong>r HVA, zu <strong>de</strong>nen die Unternehmen<br />

Intertechna, Interport, Impag <strong>und</strong> Ocom gehörten, gezielt<br />

koordiniert <strong>und</strong> finanziert. Die Finanzierung lief<br />

dabei entwe<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 (HB 4),<br />

<strong>de</strong>m die Mittel wie<strong>de</strong>rum über das Betriebsmittelkonto<br />

Nr. 0559 <strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG zur<br />

Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r direkt über Dr.<br />

Schalck-Golodkowski. Auch Gel<strong>de</strong>r vom Unterkonto-<br />

Nr. 606 <strong>de</strong>s Unternehmens Dr. Günther Forgber, das<br />

<strong>de</strong>r SWT zur Bezahlung von Embargolieferanten verwen<strong>de</strong>te,<br />

stammten ausschließlich vom Konto Nr.<br />

0559 <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung (Dokument-Nr.<br />

129).<br />

Laut Aussage von Wolfram Zahn vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

am 9. Oktober 1991, <strong>de</strong>r eine Koordinationsfunktion<br />

zwischen <strong>de</strong>n SBO, <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung einnahm, war sich Dr.<br />

Schalck-Golodkowski darüber im klaren, daß etwa<br />

ein Drittel <strong>de</strong>r von ihm finanzierten Embargowaren-<br />

Beschaffungen nachrichtendienstlich gesteuert war.<br />

Nach Meinung Zahns hat <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung bzw. Dr. Schalck-Golodkowski ganz<br />

bewußt <strong>und</strong> gezielt Beschaffungsmaßnahmen <strong>de</strong>r<br />

HVA finanziert.<br />

Neben <strong>de</strong>r gezielten Finanzierung nachrichtendienstlich<br />

gesteuerter Embargowaren-Beschaffungen nahmen<br />

die sog. HVA-Firmen F.C. Gerlach Expo rt-Import,<br />

Carnet <strong>und</strong> Asimex <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung jährlich globale Geldabführungen von<br />

etwa zwei bis 2,25 Mio. DM an die HVA vor. Die Höhe<br />

dieser Abführungen wur<strong>de</strong> zu Beginn je<strong>de</strong>n Jahres in<br />

einer Absprache zwischen <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r HVA, Markus<br />

Wolf bzw. seinem Nachfolger Werner Großmann,<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski festgelegt. Obwohl aus<br />

<strong>de</strong>r vom Minister für Staatssicherheit Erich Mielke unterzeichneten<br />

Regelung vom 1. September 1980 über<br />

das Zusammenwirken von sog. operativen Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s MIS <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bezüglich <strong>de</strong>r Anleitung <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen<br />

ein<strong>de</strong>utig hervorgeht, daß die an die HVA abzuführen<strong>de</strong>n<br />

Gel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r MfS-Unternehmen für die Realisierung<br />

„operativer Zwecke" vorgesehen waren, gaben<br />

sowohl Dr. Schalck-Golodkowski als auch <strong>de</strong>r für<br />

die nachrichtendienstliche Anleitung <strong>de</strong>r sog. HVA-<br />

Firmen zuständige Dr. Rudolf Genschow an, die Gel<strong>de</strong>r<br />

seien lediglich für allgemeine Beschaffungen <strong>de</strong>r<br />

HVA wie Büromaterialen, Ersatzteile für PKW etc.<br />

ausgegeben wor<strong>de</strong>n (vgl. Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 117, S. 885).<br />

Beschaffungsaktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung für nachrichtendienstliche Zwecke <strong>de</strong>s<br />

MfS<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung beschaffte<br />

<strong>und</strong> finanzierte über <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>und</strong> die<br />

AG Bau<strong>de</strong> bzw. Wolfram Zahn auch selber Embargowaren<br />

für nachrichtendienstliche Zwecke <strong>de</strong>s MfS.<br />

Laut Aussage <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s HB 4, Gerhardt Ronneberger,<br />

erfolgten seine Beschaffungen für das MfS sowohl<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage offizieller Jahrespläne als auch<br />

im persönlichen Auftrag von Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Während die Jahrespläne, in <strong>de</strong>nen das MfS offiziell<br />

als Bedarfsträger erschien, durch die Koordinierungsgruppe<br />

für die Beschaffung von Mikroelektronik<br />

im Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik<br />

(MfEE) bestätigt wur<strong>de</strong>n, han<strong>de</strong>lte - es sich bei <strong>de</strong>n per-<br />

sönlichen Aufträgen Dr. Schalck-Golodkowskis um<br />

Projekte außerhalb <strong>de</strong>s Plans, die direkt vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung über das Konto 0528<br />

(Mielke-Konto) finanziert wur<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> von <strong>de</strong>nen die<br />

genannte Koordinierungsgruppe keine Kenntnis hatte.<br />

Die be<strong>de</strong>utendste außerplanmäßige Beschaffung dieser<br />

Art war das sog. Objekt X, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Operativ-<br />

Technische Sektor (OTS) <strong>de</strong>s MfS als Bedarfsträger<br />

fungierte. Laut Aussage Ronnebergers hatte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski ihm hinsichtlich dieses Objekts<br />

ausdrücklich die Weisung erteilt, keine dritte Person,<br />

auch nicht <strong>de</strong>n Staatssekretär im Ministerium für Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> Elektronik, Karl Nen<strong>de</strong>l, in Kenntnis zu<br />

setzen (150. Sitzung, Protokoll S. 19ff.).<br />

Generelle Aufgabe <strong>de</strong>s von Generalmajor Günter<br />

Schmidt geleiteten <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Stellvertreter Mielkes,<br />

Generalleutnant Dr. Wolfgang Schwanitz, zugeordneten<br />

OTS waren Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeiten,<br />

<strong>de</strong>r Musterbau sowie die Kleinserienfertigung<br />

„operativ-technischer Geräte", die Entwicklung von<br />

Mitteln zur chemischen <strong>und</strong> fototechnischen Nachrichtenübermittlung,<br />

die Durchführung <strong>und</strong> Erstellung<br />

kriminalistischer <strong>und</strong> wissenschaftlich-technischer<br />

Expertisen, die Untersuchung <strong>und</strong> Analyse gegnerischer<br />

Techniken sowie die Beschaffung <strong>und</strong> Ausstellung<br />

sog. operativer Dokumente, für die die Abteilung<br />

35 zuständig war.<br />

Bei <strong>de</strong>m „Objekt X" han<strong>de</strong>lte es sich um einen weit<br />

gefächerten Auftrag, <strong>de</strong>r neben Prüf- <strong>und</strong> Meßtech<br />

nik, Ausrüstungen für die Leiterplattenfertigung, Fo-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

toplottern, Software, Plastverarbeitungsmaschinen<br />

<strong>und</strong> Bildwandlern eine hochpräzise Tiefdruckmaschine<br />

umfaßte, die die Abteilung 35 <strong>de</strong>s OTS zur Nachahmung<br />

<strong>de</strong>s sog. fälschungssicheren Personalausweises<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> von behelfsmäßigen<br />

West-Berliner Ausweisen einsetzen wollte<br />

(Dokument-Nr. 130). Laut Aussage <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />

<strong>de</strong>s OTS, Dr. Werner Roitzsch, vor <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

am 21. September 1991, fand dieses Projekt<br />

in enger Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Abteilung VI<br />

<strong>de</strong>r HVA statt. Während <strong>de</strong>r OTS für die Lieferung <strong>de</strong>r<br />

Blankodokumente zuständig war, setzte die Abteilung<br />

VI <strong>de</strong>r HVA die zu benutzen<strong>de</strong>n Personalien <strong>und</strong><br />

Lichtbil<strong>de</strong>r ein.<br />

Der Auftrag zur Realisierung <strong>de</strong>s „Objekts X" wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

durch Dr. Schalck-Golodkowski persönlich<br />

erteilt. Innerhalb <strong>de</strong>s MfS wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1. Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s OTS, Manfred Hanewald, mit<br />

<strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>s Projekts beauftragt. Auf seiten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung erfolgte<br />

die Beschaffung <strong>de</strong>s „Objekts X" in enger Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>s<br />

HB 4, Dietrich Kupfer, Heinz-Fred Sredzki <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski. Zur Beschaffung <strong>de</strong>r Druckmaschine<br />

wur<strong>de</strong> vom HB 4 die Intrac S.A. in Lugano<br />

eingesetzt.<br />

Die Finanzierung <strong>de</strong>s Objekts, das einen Gesamtwert<br />

von über zehn Mio. DM hatte, fand zumin<strong>de</strong>st teilweise<br />

über <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Manfred Sei<strong>de</strong>l, statt, <strong>de</strong>r zu<br />

diesem Zweck Beträge von zwei Mio. USD <strong>und</strong> vier<br />

Mio. CHF vom „Mielke-Konto" 0528 auf das Konto<br />

0745 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG überwies.<br />

Die übrige Finanzierung erfolgte über die HA II <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung. „Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r hohen Vertraulichkeit <strong>und</strong> Spezifik dieser Importe"<br />

wur<strong>de</strong> die „inlandsseitige <strong>und</strong> auslandsseitige<br />

Zahlung <strong>und</strong> Realisierung außerhalb je<strong>de</strong>r betriebswirtschaftlichen<br />

Erfassung im HB 4 vorgenommen",<br />

hieß es in einem internen <strong>Bericht</strong> (Dokument-Nr. 131).<br />

Die Realisierung <strong>de</strong>s „Objekts X" stand unter <strong>de</strong>r persönlichen<br />

Kontrolle von Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Aus einem Protokoll vom 20. Februar 1989 geht hervor,<br />

daß Dr. Schalck-Golodkowski vom HB 4 verlangte,<br />

ihn monatlich über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>r<br />

Importe <strong>und</strong> mögliche Probleme zu unterrichten.<br />

Ob eine abschließen<strong>de</strong> Realisierung <strong>de</strong>s Projekts stattfand,<br />

konnte von Ronneberger, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n HB 4 am 31.<br />

März 1990 verließ, nicht gesagt wer<strong>de</strong>n. Seiner Aussage<br />

bei <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt am 15. Oktober 1991<br />

nach waren bis zu seinem Ausschei<strong>de</strong>n lediglich Einzelteile,<br />

nicht aber z.B. die Druckmaschine, geliefert<br />

wor<strong>de</strong>n. Ronneberger schloß nicht aus, daß die abschließen<strong>de</strong><br />

Vertragsabwicklung möglicherweise mit<br />

<strong>de</strong>r Nachfolgeeinrichtung <strong>de</strong>s OTS, <strong>de</strong>m „Institut für<br />

wissenschaftlichen Gerätebau" , durchgeführt wur<strong>de</strong>.<br />

Neben dieser einmaligen Beschaffung für <strong>de</strong>n OTS,<br />

bei <strong>de</strong>r Dr. Schalck-Golodkowski persönlich stark engagiert<br />

war, realisierte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r AG Bau<strong>de</strong><br />

(auch AG MAH genannt), Wolfram Zahn <strong>und</strong> <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII/8 <strong>de</strong>s MfS weitere Importe aller Art für das<br />

MfS. Es han<strong>de</strong>lte sich dabei sowohl um Embargowaren<br />

als auch um Ersatzteile für PKW, Büromaterial etc.<br />

Bei <strong>de</strong>r AG Bau<strong>de</strong> han<strong>de</strong>lte es sich um eine Diensteinheit<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Planung <strong>de</strong>r Verwaltung Rückwärtige<br />

Dienste (VRD) <strong>de</strong>s MfS, die aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tarnung<br />

zunächst in <strong>de</strong>n Dienstgebäu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> später in <strong>de</strong>n Geschäftsräumen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Dr. Günther Forgber<br />

untergebracht war. Aufgabe <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

war die schnelle <strong>und</strong> unbürokratische Beschaffung<br />

von Waren aller Art für das MfS, die NVA <strong>und</strong> das Ministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern (MdI). Die Beschaffungsaufträge<br />

erhielt die AG MAH vom MfS über <strong>de</strong>n Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r VRD, Major Klaus Jokiel, o<strong>de</strong>r von Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Die Größenordnungen für die Beschaffungen<br />

lagen zwischen fünf <strong>und</strong> sechs Mio. DM pro Jahr.<br />

Leiter <strong>de</strong>r AG MAH war zunächst Oberst Willi Böhme<br />

<strong>und</strong> ab 1981 <strong>de</strong>r hauptamtliche Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS,<br />

Oberstleutnant Heinz Bau<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 50er Jahre<br />

unter <strong>de</strong>m Aliasnamen „Dietrich Schrö<strong>de</strong>r" als Agent<br />

<strong>de</strong>r HVA in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland eingesetzt<br />

war <strong>und</strong> dort 1962 vom Oberlan<strong>de</strong>sgericht Koblenz<br />

wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit<br />

verurteilt wur<strong>de</strong>. Neben Bau<strong>de</strong> waren auch alle an<strong>de</strong>ren<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe hauptamtliche Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Planung<br />

disziplinarisch unterstellt. Zur Tarnung ihrer Tätigkeit<br />

wur<strong>de</strong>n sie im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

als OibE geführt (Dokument-Nr. 132).<br />

Laut einem Brief <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r VRD, Generalmajor<br />

Günter Müller, an <strong>de</strong>n Minister für Staatssicherheit<br />

Erich Mielke vom 18. Oktober 1984 diente die Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>r AG MAH mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von sog. kommerziellen Importen für das<br />

MfS. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />

MfS nach „mo<strong>de</strong>rnen Geräten, Ausrüstungen <strong>und</strong><br />

Bauelementen" , sollten diese „entsprechend <strong>de</strong>n verschärften<br />

Außenwirtschaftsbedingungen außerhalb<br />

<strong>de</strong>r offiziellen Außenhan<strong>de</strong>lsbeziehungen als kommerzielle<br />

Importe beschafft wer<strong>de</strong>n" . (Dokument-Nr. 133)<br />

Die Wahrung <strong>de</strong>r „Konspiration" <strong>und</strong> Geheimhaltung<br />

stellte für die AG MAH eine gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong> Arbeitsbedingung<br />

dar. Der eigentliche Zweck <strong>und</strong> Inhalt ihrer<br />

Tätigkeit sollte sogar <strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung nicht bekannt wer<strong>de</strong>n.<br />

Nach außen trat die AG MAH daher ausschließlich als<br />

Diensteinheit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zur Erfüllung von Außenhan<strong>de</strong>lsaufgaben auf<br />

(Dokument-Nr. 132). Lediglich Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

seine Sekretärin <strong>und</strong> OibE Gisela Brachaus<br />

sowie <strong>de</strong>r OibE Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r für die Aufrechterhaltung<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsbeziehungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zur AG MAH zuständig war,<br />

waren über die tatsächlichen Aktivitäten <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

informiert.<br />

Welchen Einfluß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bzw. Dr. Schalck-Golodkowski auf die Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r AG MAH nahm, konnte vom Untersuchungsausschuß<br />

nicht abschließend geklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Während Bau<strong>de</strong>, laut Aussage von Zahn bei <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamt am 18. Februar 1992, gegenüber<br />

Dr. Schalck-Golodkowski bei <strong>de</strong>r Durchführung be-


stimmter Geschäfte rechenschaftspflichtig war, gab<br />

Bau<strong>de</strong> selbst an, daß <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski lediglich „organisatorische<br />

Dinge" zur Verfügung gestellt wor<strong>de</strong>n seien. Eine finanzielle<br />

Unterstützung o<strong>de</strong>r Einflußnahme auf die<br />

Geschäftstätigkeit hingegen habe nicht stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Für <strong>de</strong>n Import von Embargowaren nutzte die AG<br />

MAH bestehen<strong>de</strong> Geschäftsverbindungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, <strong>de</strong>nen gegenüber<br />

sie legendiert als Diensteinheit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung auftrat. Zur Aufrechterhaltung<br />

dieser Legen<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n Verhandlungen <strong>und</strong><br />

Telefonate etc. nur in <strong>de</strong>n Diensträumen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH geführt (Dokument-Nr. 134).<br />

Darüber hinaus beschaffte die Arbeitsgruppe Bau<strong>de</strong><br />

in geringem Umfang Embargowaren über <strong>de</strong>n HB 4<br />

sowie in größeren Dimensionen über Wolfram Zahn.<br />

Die Aufträge an Zahn wur<strong>de</strong>n im Einverständnis mit<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l durch<br />

Bau<strong>de</strong> erteilt <strong>und</strong> abgewickelt.<br />

Laut Aussage Zahns war ihm Bau<strong>de</strong> etwa 1983/84<br />

durch <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r HA XVIII/8, Artur Wenzel, mit<br />

<strong>de</strong>r Maßgabe vorgestellt wor<strong>de</strong>n, ihn bei <strong>de</strong>r Erledigung<br />

seiner Aufgaben zu unterstützen. Zahn gab an,<br />

daß es sich bei etwa 80% <strong>de</strong>r Waren, die er für Bau<strong>de</strong><br />

beschaffte, um Embargogüter gehan<strong>de</strong>lt habe. Das<br />

jährliche Beschaffungsvolumen habe etwa eine bis<br />

1,5 Mio. DM betragen. Die Beschaffungen Zahns für<br />

die AG Bau<strong>de</strong> dienten zum Großteil spezifischen<br />

nachrichtendienstlichen Belangen <strong>de</strong>s MfS (Dokument-Nr.<br />

135). U.a gehörten zu <strong>de</strong>n Impo rten auch Beschaffungen<br />

für die HA III (Funkaufklärung).<br />

Aus einem <strong>Bericht</strong> Zahns über seine Beschaffungstätigkeit<br />

für das MfS im Jahr 1985 geht hervor, daß zur<br />

Tarnung seiner Aktivitäten auf <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r<br />

Nachrichten- <strong>und</strong> Sicherheitstechnik keinerlei<br />

schriftliche Unterlagen erstellt, son<strong>de</strong>rn nur mündliche<br />

Vereinbarungen getroffen wur<strong>de</strong>n. Zur Tarnung<br />

<strong>de</strong>r Embargo-Impo rte wur<strong>de</strong> ein Lager <strong>de</strong>r forum<br />

HGmbH verwen<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>m normalerweise Waren für<br />

<strong>de</strong>n Intershop-Verkauf eingelagert wur<strong>de</strong>n.<br />

Einsatz von Mitarbeitern <strong>und</strong> Geschäftspartnern <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung für nachrichtendienstliche<br />

Zwecke <strong>de</strong>r MfS<br />

Das MfS nutzte <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bzw. <strong>de</strong>ssen Auslandsverbindungen schließlich<br />

auch zur Gewinnung nachrichtendienstlich relevanter<br />

Informationen für die HVA. Die Erarbeitung <strong>de</strong>r Informationen<br />

erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen<br />

<strong>de</strong>r HVA, <strong>de</strong>r HA XVIII <strong>und</strong> <strong>de</strong>r AG BKK. Die<br />

AG BKK <strong>und</strong> die HA XVIII leiteten einerseits alle be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />

Informationen an die HVA weiter, beschafften<br />

an<strong>de</strong>rerseits aber auch gezielt Informationen<br />

für sie.<br />

Wie im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n sog. HVA-Firmen bereits<br />

beschrieben, setzte die HVA als eigene Informationsquellen<br />

Geschäftsführer <strong>und</strong> Mitarbeiter dieser<br />

Unternehmen ein. Der langjährige Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Asimex, Günter Asbeck, bestätigte vor <strong>de</strong>m BND,<br />

daß <strong>de</strong>r Auftrag <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen in erster Linie<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

die nachrichtendienstliche Informationsgewinnung<br />

gewesen sei. Außer in <strong>de</strong>n sog. HVA-Firmen waren<br />

für die HVA im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zumin<strong>de</strong>st zeitweise noch weitere Mitarbeiter tätig.<br />

Es han<strong>de</strong>lte sich dabei z.B. um <strong>de</strong>n Mitarbeiter <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH, Axel Pösz alias IMB „Buntspecht", <strong>de</strong>n<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r BIEG mbH, Hans Joachim Herzer,<br />

<strong>und</strong> vermutlich um <strong>de</strong>n stellvertreten<strong>de</strong>n Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH, Lothar Leuthold. Außer<strong>de</strong>m<br />

war es üblich, daß bei einer Versetzung von IM<br />

an<strong>de</strong>rer Diensteinheiten ins Ausland eine vorübergehen<strong>de</strong><br />

Übergabe an die HVA erfolgte. Dies traf insbeson<strong>de</strong>re<br />

für einige von <strong>de</strong>r HA XVIII/7 bzw. <strong>de</strong>r AG<br />

BKK geführte Mitarbeiter <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zu.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski gab bezüglich <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

von Mitarbeitern <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mit <strong>de</strong>r HVA in einer Vernehmung<br />

bei <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt an, daß er seinen<br />

Mitarbeitern eine <strong>de</strong>rartige Tätigkeit gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

untersagt habe, da er insbeson<strong>de</strong>re seine Tätigkeit als<br />

Verhandlungsführer mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland nicht habe gefähr<strong>de</strong>n wollen. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> habe er <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r HVA, Markus Wolf,<br />

persönlich gebeten, keinen seiner Mitarbeiter anzuwerben.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r engen persönlichen Kontakte Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis zu Mitarbeitern <strong>de</strong>r HVA, seiner<br />

Rolle im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Anleitung <strong>de</strong>r<br />

sog. HVA-Firmen <strong>und</strong> schließlich <strong>de</strong>r Listen sog. spezieller<br />

Auslandsverbindungen erscheint <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

die Aussage Dr. Schalck- Golodkowskis<br />

unglaubhaft.<br />

Wie im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r AG BKK bereits<br />

dargestellt, wur<strong>de</strong>n im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

auf Anweisung <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit,<br />

Mielke, <strong>und</strong> im Auftrag Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Listen über Auslandsverbindungen im sog.<br />

NSW <strong>und</strong> Kontaktpersonen erstellt, von <strong>de</strong>nen angenommen<br />

wur<strong>de</strong>, daß sie <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung auch unter „komplizierten Lagebedingungen<br />

bzw. in beson<strong>de</strong>ren Spannungssituationen"<br />

bei <strong>de</strong>r Durchführung seiner Tätigkeit unterstützen<br />

wür<strong>de</strong>n. Zu <strong>de</strong>n angenommenen Vertrauenspersonen<br />

sollten persönliche Kontakte aufgebaut <strong>und</strong> nach<br />

„politisch-operativen" Gr<strong>und</strong>sätzen im engen Zusammenwirken<br />

mit <strong>de</strong>r AG BKK weitergeführt wer<strong>de</strong>n<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 157, S. 1202) Ziel <strong>de</strong>r Führung <strong>und</strong><br />

Entwicklung dieser Kontakte war es, laut einem Brief<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis an <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r HA Ka<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> Schulung <strong>de</strong>s MfS vom 4. April 1985, „abge<strong>de</strong>ckt<br />

<strong>und</strong> unter Nutzung aller legalen Möglichkeiten<br />

IM-Verbindungen aufzubauen" . (Dokument-Nr. 136)<br />

Über die Verbindungen sollten vor allem beson<strong>de</strong>re<br />

Finanz- <strong>und</strong> Geschäftsoperationen im „NSW" <strong>und</strong> die<br />

Beschaffung strategisch <strong>und</strong> militärisch wichtiger<br />

Materialien, Ausrüstungen <strong>und</strong> Waffen durchgeführt,<br />

aber auch Aufklärungsarbeit betrieben wer<strong>de</strong>n (vgl.<br />

Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

157, S. 1202) Bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r in die Liste<br />

aufzunehmen<strong>de</strong>n Personen <strong>und</strong> Unternehmen<br />

war Dr. Schalck-Golodkowski, wie das Beispiel <strong>de</strong>s


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Unternehmens Paul Wiethoff GmbH & Co. KG in Berlin<br />

(West) zeigt, selber maßgeblich beteiligt (Dokument-Nr.<br />

136-137).<br />

Für die Ergänzung <strong>de</strong>r Liste wur<strong>de</strong>n ausführliche<br />

Dossiers gefertigt. Am Beispiel von Unternehmen <strong>und</strong><br />

Personen, die durch das Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung forum HGmbH vorgeschlagen<br />

wur<strong>de</strong>n, wird <strong>de</strong>utlich, daß <strong>de</strong>ren Eignung<br />

für Vermögenssicherung <strong>und</strong> die Beteiligung an<br />

Geldtransaktionen <strong>und</strong> außergesetzlichen Geschäftsoperationen<br />

geprüft wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 138).<br />

Nach ihrer Fertigstellung wur<strong>de</strong>n die Listen an die<br />

AG BKK weitergeleitet.<br />

Sowohl <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r AG BKK, Wolfram Meinel, als<br />

auch Dr. Schalck-Golodkowski stritten ab, daß es das<br />

Ziel gewesen sei, die in <strong>de</strong>n Listen enthaltenen Firmen<br />

<strong>und</strong> Personen nachrichtendienstlich abzuschöpfen.<br />

Dennoch waren mehrere <strong>de</strong>r dort aufgeführten<br />

Personen ein<strong>de</strong>utig für die HVA tätig. Es han<strong>de</strong>lte<br />

sich dabei z.B. um <strong>de</strong>n früheren Prokuristen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Bosse in Bad Honnef <strong>und</strong> späteren Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Firmen Unischiff <strong>und</strong> Lü<strong>de</strong>x in Hamburg,<br />

Peter Lü<strong>de</strong>mann alias KP „Kaufmann", <strong>und</strong> um<br />

<strong>de</strong>n Münchener Kaufmann Dr. Roman Hummelt, <strong>de</strong>r<br />

unter <strong>de</strong>m Decknamen „Ingolf" allerdings ohne sein<br />

Wissen vom Mitarbeiter <strong>de</strong>s SWT <strong>de</strong>r HVA, Peter<br />

Großmann, geführt wur<strong>de</strong>.<br />

Führungsoffizier von Lü<strong>de</strong>mann <strong>und</strong> zugleich stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Generaldirektor <strong>de</strong>r forum HGmbH war <strong>de</strong>r<br />

hauptamtliche Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS, Horst Steinert. In<br />

einem Vermerk vom 7. Juni 1985 hat Steinert u.a. festgehalten,<br />

daß mit <strong>de</strong>m Unternehmen Lü<strong>de</strong>x seit Jahren<br />

beim Reexpo rt von Zigaretten zusammengearbeitet<br />

wor<strong>de</strong>n sei, Lü<strong>de</strong>mann bereit sei, auch unter beson<strong>de</strong>ren<br />

Bedingungen Leistungen für die forum HGmbH<br />

zu erbringen <strong>und</strong> die Möglichkeit bestehe, über Lü<strong>de</strong>mann<br />

bereits jetzt Fremd-Konten im Ausland einzurichten<br />

<strong>und</strong> beson<strong>de</strong>re Kontakt-Varianten für <strong>de</strong>n<br />

Ernstfall zu vereinbaren (Dokument-Nr. 139).<br />

Ob die HVA diese Personen von <strong>de</strong>r AG BKK aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r oben genannten Listen erhielt o<strong>de</strong>r ob bereits im<br />

Vorfeld eine Zusammenarbeit mit diesen Personen bestand,<br />

konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht klären.<br />

Sicher ist jedoch, daß die AG BKK in zahlreichen<br />

Fällen Informationen zur nachrichtendienstlichen<br />

Verarbeitung an die HVA weiterleitete. Dem Untersuchungsausschuß<br />

liegen diesbezüglich z.B. Informationen<br />

über die politische Lage im Iran <strong>und</strong> <strong>de</strong>r VR Mocambique,<br />

das System <strong>de</strong>r Grenzabfertigung in Italien,<br />

Geschäftsverbindungen <strong>de</strong>s Unternehmens Interport,<br />

die Situation politischer Parteien <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ausgang<br />

von Landtagswahlen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland vor (Dokument-Nr. 140-143).<br />

Weitere auf <strong>de</strong>n genannten Listen erscheinen<strong>de</strong> Personen<br />

führte die fast ausschließlich nachrichtendienstlich<br />

arbeiten<strong>de</strong> HA XVIII/8 <strong>de</strong>s MfS, die an an<strong>de</strong>rer<br />

Stelle bereits ausführlich behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>. Es han<strong>de</strong>lte<br />

sich dabei u.a. um <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Cerdip, Jürgen Potera, <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens Caramant, Manfred Hardt (Deckname<br />

„Kontra"). Laut Aussage <strong>de</strong>s ehemaligen Leiters <strong>de</strong>r<br />

HA XVIII, Alfred Kleine, bei <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

hatte die HA XVIII insgesamt etwa 15 agenturi<br />

sche Mitarbeiter im Westen, die vor allem bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargowaren mitwirkten. Neben <strong>de</strong>r<br />

Führung eigener Agenten im westlichen Ausland leitete<br />

die HA XVIII auch Informationen an die HVA weiter<br />

(Dokument-Nr. 144). Möglicherweise vermittelte<br />

sie <strong>de</strong>r HVA darüber hinaus auch Embargohändler.<br />

Ob <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung bzw. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski in je<strong>de</strong>m Fall über die Zusammenarbeit<br />

von Mitarbeitern o<strong>de</strong>r Geschäftspartnern<br />

<strong>de</strong>s Bereichs mit nachrichtendienstlich operieren<strong>de</strong>n<br />

Einheiten <strong>de</strong>s MfS informiert war, konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht klären. Die Darstellung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis, er habe sich <strong>und</strong> seinen Bereich<br />

von je<strong>de</strong>r nachrichtendienstlichen Tätigkeit<br />

streng abgegrenzt, erscheint jedoch ebensowenig<br />

glaubhaft.<br />

e) Kooperation mit ausgewählten MfS-Abteilungen<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung war auf<br />

eine enge Zusammenarbeit mit verschie<strong>de</strong>nen Abteilungen<br />

<strong>und</strong> Glie<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Staatssicherheit angewiesen, ohne <strong>de</strong>ren massive Unterstützung<br />

er seinen von Partei, Staat <strong>und</strong> Staatssicherheit<br />

bestimmten wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen<br />

Aufgaben niemals hätte nachkommen können.<br />

Gleichzeitig war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

durch Befehle <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit,<br />

Mielke, zur Unterstützung <strong>de</strong>s MfS verpflichtet. Die<br />

„Nutzung <strong>de</strong>r Möglichkeiten <strong>de</strong>s Bereichs für die Lösung<br />

politisch-operativer Aufgaben" <strong>de</strong>s MfS war<br />

zentraler Bestandteil <strong>de</strong>r Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung. In <strong>de</strong>r Gewährleistung<br />

dieser Aufgabe war -<strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs,<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>m Minister für Staatssicherheit,<br />

Erich Mielke, „direkt unterstellt <strong>und</strong> persönlich<br />

rechenschaftspflichtig", wie Mielke es in seinen<br />

Befehlen Nr. 14/83 <strong>und</strong> Nr. 12/88 vom September<br />

1983 bzw. Juni 1988 formulierte. (Vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 146,<br />

S. 1104 hier S. 1114). Im Befehl Nr. 12/88 ist ausdrücklich<br />

von „Unterstützung" <strong>de</strong>s MfS die Re<strong>de</strong> (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-<br />

Nr. 196, S.1476, hier S.1490).<br />

Die Unterstützung, die <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit zukommen<br />

ließ, war vielfältig <strong>und</strong> diente nicht nur nachrichtendienstlichen<br />

Zwecken. Sie reichte von <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

<strong>und</strong> Finanzierung von Embargo- <strong>und</strong> Westwaren<br />

aller Art, über die Zurverfügungstellung <strong>de</strong>r logistischen<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>s Bereichs für die operativen<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s MfS bis hin zur Erfüllung von Einzelwünschen<br />

<strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit, Mielke.<br />

Die Abhängigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

vom MfS einerseits <strong>und</strong> die Unterstützungsleistungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs für das MfS an<strong>de</strong>rerseits hatten<br />

zahlreiche Kontakte <strong>und</strong> Beziehungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

zu <strong>de</strong>n unterschiedlichen Abteilungen <strong>und</strong> Einheiten<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit zur Folge.<br />

Diese Kontakte <strong>und</strong> Beziehungen lassen, wie die<br />

Beweiserhebung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

ergab, keinen Zweifel an <strong>de</strong>r Verflechtung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit.


aa) Hauptabteilung Personenschutz (HA PS) <strong>und</strong> Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz<br />

Sicherung, Versorgung <strong>und</strong> Betreuung <strong>de</strong>r sog. Waldsiedlung<br />

Wandlitz, in <strong>de</strong>r seit 1960 die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Politbüros <strong>de</strong>r SED mit ihren Familienangehörigen<br />

wohnten, lagen im Aufgabenbereich <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit. Die Hauptabteilung Personenschutz<br />

<strong>de</strong>s MfS hatte neben <strong>de</strong>r „militärisch-operativen<br />

Nahabsicherung" von Wandlitz vor allem die<br />

Verwaltung <strong>de</strong>r Waldsiedlung <strong>und</strong> die Betreuung <strong>und</strong><br />

Versorgung ihrer Bewohner zur Aufgabe. Darüber<br />

hinaus sicherte das Wachregiment „Feliks E. Dzierzynski"<br />

<strong>de</strong>s MfS die Prominentensiedlung militärisch<br />

ab <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> häufig auch zu Bau- <strong>und</strong> Reparaturmaßnahmen<br />

in <strong>de</strong>r Waldsiedlung <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n sog. Freizeitobjekten<br />

herangezogen (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 28, S. 347).<br />

Durch die La<strong>de</strong>neinrichtung wie auch durch die gastronomischen<br />

Einrichtungen im sog. Innenring <strong>de</strong>r<br />

Waldsiedlung hatte die in Wandlitz wohnen<strong>de</strong> Partei<strong>und</strong><br />

Staatsführung <strong>de</strong>r DDR unbeschränkten Zugang<br />

zu Konsum- <strong>und</strong> Gebrauchsgütern, die sonst in <strong>de</strong>r<br />

DDR nur schwer o<strong>de</strong>r gar nicht zu erhalten waren. Die<br />

Warenbereitstellung wur<strong>de</strong> durch das 1965 gegrün<strong>de</strong>te<br />

Unternehmen Letex im Zusammenwirken mit<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

organisiert. Offiziell han<strong>de</strong>lte es sich bei Letex<br />

um ein staatliches Han<strong>de</strong>lsobjekt, nach internem Statut<br />

war das Unternehmen aber <strong>de</strong>r Abteilung V (Verwaltung<br />

Wandlitz) <strong>de</strong>r Hauptabteilung Personenschutz<br />

<strong>de</strong>s MfS unterstellt <strong>und</strong> vollständig von ihr abhängig<br />

(Dokument-Nr. 145). Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung stellte spätestens seit Dezember<br />

1972 die Devisen bereit, die zur Versorgung <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>neinrichtung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r gastronomischen Einrichtungen<br />

in Wandlitz mit aus <strong>de</strong>m Westen importierten Waren<br />

notwendig waren. Es han<strong>de</strong>lte sich zunächst nur<br />

um beschei<strong>de</strong>n anmuten<strong>de</strong> Devisenbeträge von jährlich<br />

ein bis zwei Mio. DM. Aber seit Mitte <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre wur<strong>de</strong>n jährlich mehr als sechs Mio. DM für<br />

diese Son<strong>de</strong>rversorgung aufgewen<strong>de</strong>t. Insgesamt<br />

stellte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung von<br />

1980 bis 1989 r<strong>und</strong> 62,8 Mio. DM für die Son<strong>de</strong>rversorgung<br />

in Wandlitz bereit. Eine weitere Million DM<br />

verausgabte <strong>de</strong>r Bereich im gleichen Zeitraum für die<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Ausstattung <strong>de</strong>r Verkaufseinrichtung<br />

im sog. Innenring <strong>de</strong>r Waldsiedlung.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r sog. Rücklieferungen partizipierte die<br />

gesamte Führungsspitze <strong>de</strong>s MfS an <strong>de</strong>r Wandlitzer<br />

Son<strong>de</strong>rversorgung. Die in Wandlitz nicht verkauften<br />

Westwaren wur<strong>de</strong>n nämlich an die Verwaltung Rückwärtige<br />

Dienste (VRD) <strong>de</strong>s MfS weitergeleitet, die in<br />

Berlin eine Spezialverkaufsstelle unterhielt. Von 1980<br />

bis 1989 wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n insgesamt 62,8 Mio. DM, die<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung für die Versorgung<br />

in Wandlitz bereitstellte, r<strong>und</strong> 20,3 Mio. DM<br />

für diese sog. Rücklieferungen aufgewandt. Da die<br />

von Letex an die VRD gelieferten Waren „zu <strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung gültigen Preisen" verkauft wur<strong>de</strong>n,<br />

ergab sich daraus eine Subventionierung <strong>de</strong>r hohen<br />

MfS-Offiziere allein für die Zeit von 1984 bis 1989 in<br />

Höhe von r<strong>und</strong> 38 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR. Die notwendigen<br />

Devisen <strong>und</strong> die gesamte Finanzierung <strong>de</strong>r Importe<br />

für Wandlitz stellte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Koordinierung bereit. Wie die Letex-Valutafinanzierung<br />

insgesamt entstammten auch die Devisen für die<br />

„Rücklieferungen" <strong>de</strong>m Konto 0528 (Mielke-Konto).<br />

Die Finanzierung <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rversorgung in Wandlitz<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

stellte auch insoweit eine Unterstützung <strong>de</strong>s MfS dar,<br />

als die Spitzenfunktionäre <strong>de</strong>s MfS aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r sog.<br />

Rücklieferungen selbst Nutznießer <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rversorgung<br />

in Wandlitz waren. Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Aussage gegenüber <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt am<br />

25. Mai 1992, sein Bereich habe für „<strong>de</strong>n persönlichen<br />

Bedarf" von MfS-Mitarbeitern „niemals Mittel bereitgestellt",<br />

ist also unzutreffend.<br />

bb) Hauptabteilung Abwehrarbeit, Ministerium <strong>de</strong>s Innern,<br />

Deutsche Volkspolizei (HA VII)<br />

Die HAVII <strong>de</strong>s MfS war für die Überwachung <strong>und</strong> Abschirmung<br />

aller Organe <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>s Innern<br />

(MdI), <strong>de</strong>r Volkspolizei <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Strafvollzugs zuständig.<br />

Sie bestand aus acht Abteilungen <strong>und</strong> zwei Arbeitsgruppen,<br />

wobei die Abteilungen 2 <strong>und</strong> 5 zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre <strong>de</strong>r Zentralen Koordinierungsgruppe<br />

(ZKG) zugeordnet wur<strong>de</strong>n. Leiter <strong>de</strong>r relativ<br />

kleinen Abteilung mit ca. 340 Mitarbeitern war Generalmajor<br />

Dr. Jochen Büchner. Innerhalb <strong>de</strong>r Gesamtstruktur<br />

<strong>de</strong>s MfS war die Abteilung <strong>de</strong>m Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Ministers, Generalleutnant Dr. Gerhard Neiber,<br />

zugeordnet.<br />

Die HA VII unterstützte <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls mit Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten. Eine beson<strong>de</strong>re Rolle spielte dabei<br />

die Abteilung 13, <strong>de</strong>ren Aufgabe es war, Informationen<br />

über Kunstsammler bzw. Kunsthändler zu beschaffen,<br />

die die Einleitung von Steuer- <strong>und</strong> Zollstrafverfahren<br />

gegen die betroffenen Personenkreise ermöglichen<br />

sollte. Die Weiterleitung dieser Informationen<br />

an die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung ermöglichte dieser<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n Zugriff auf Kunstsammlungen<br />

im Privatbesitz.<br />

Die Bildung <strong>de</strong>r Abteilung 13 erfolgte im Jahre 1982<br />

aus einer Arbeitsgruppe heraus, die <strong>de</strong>m ehemaligen<br />

Stellvertreter von Erich Mielke, Bruno Beater, unterstand<br />

<strong>und</strong> seit Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre Informationen<br />

über Kunstsammler verwertete. Mit <strong>de</strong>m Ableben von<br />

Beater wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Aufgabenbereich „Schmuggel <strong>und</strong><br />

Spekulation" <strong>de</strong>r Hauptabteilung VII übertragen <strong>und</strong><br />

die Abteilung 13 <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

gebil<strong>de</strong>t. Bis zum Jahre 1984 war Oberst Walter<br />

Strauch Leiter <strong>de</strong>r Abteilung 13, ab 1984 bis 1989<br />

Oberst Rolf Drießel. Die aus ca. 40 Mitarbeitern bestehen<strong>de</strong><br />

Abteilung 13 arbeitete im wesentlichen mit<br />

<strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> dort mit <strong>de</strong>r Steuerfahndung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zollfahndung zusammen. Die<br />

Zusammenarbeit koordinierte Harry Eichhorn, ein<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe von General Neiber.<br />

Zur Informationsbeschaffung setzte die Abteilung 13<br />

in erster Linie Inoffizielle Mitarbeiter ein. Zu <strong>de</strong>ren<br />

Arbeitsweise hat <strong>de</strong>r Abteilungsleiter Rolf Drießel<br />

ausgesagt, daß diese teilweise selbst Geschäfte mit<br />

Kunstbesitzern abgeschlossen hätten, um sie auszuforschen.<br />

Darüber hinaus seien durch diese Vorgehensweise<br />

Fakten geschaffen wor<strong>de</strong>n, um diesen Per-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

sonenkreis als „Händler" überführen zu können. Informationen<br />

von Inoffiziellen Mitarbeitern seien<br />

durch die Abteilung 13 neutralisiert, d.h. so bearbeitet<br />

wor<strong>de</strong>n, daß Steuer- <strong>und</strong> Zollbehör<strong>de</strong>n als Empfänger<br />

<strong>de</strong>r Mitteilungen keine Rückschlüsse auf die Informanten<br />

ziehen konnten.<br />

Im Jahre 1989 schuf die Dienstanweisung Nr. 1/89<br />

vom 4. Januar 1989 „zur vorbeugen<strong>de</strong>n Verhin<strong>de</strong>rung,<br />

Aufklärung <strong>und</strong> Bekämpfung <strong>de</strong>r mit Schmuggel<br />

<strong>und</strong> Spekulation im Zusammenhang stehen<strong>de</strong>n<br />

operativ be<strong>de</strong>utsamen Straftaten <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Handlungen"<br />

eine verläßliche Arbeitsgr<strong>und</strong>lage für die Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Abteilung 13. Die Dienstanweisung stellte<br />

u.a. ausdrücklich die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Inoffiziellen Mitarbeiter<br />

heraus. Dort heißt es: „Die Realisierung <strong>de</strong>r<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen politisch-operativen Ziel- <strong>und</strong> Aufgabenstellung<br />

erfor<strong>de</strong>rt von <strong>de</strong>n zuständigen operativen<br />

Diensteinheiten vor allem die Gewährleistung<br />

<strong>de</strong>r allseitigen Nutzung <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen IM <strong>und</strong><br />

GMS sowie die Gewinnung insbeson<strong>de</strong>rer solcher IM<br />

<strong>und</strong> GMS, die geeignet sind, operativ be<strong>de</strong>utsame Informationen<br />

bzw. operativ be<strong>de</strong>utsame Anhaltspunkte<br />

entsprechend <strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>r Ziffer 1.2. dieser<br />

Dienstanweisung genannten Kriterien herauszuarbeiten."<br />

(Dritter Teilbericht, BT-Drucksache 12/4500,<br />

Dokument-Nr. 76, S. 403)<br />

Unter <strong>de</strong>n Inoffiziellen Mitarbeitern <strong>de</strong>r Abteilung 13<br />

befan<strong>de</strong>n sich auch Aufkäufer <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Antikhan<strong>de</strong>ls Pirna. Eine beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtige Rolle spielte dabei Siegfried Brachhaus.<br />

Aufgr<strong>und</strong> seiner vielfältigen Aktivitäten <strong>und</strong> Kontakte<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Kunsthan<strong>de</strong>ls (zwischen<br />

1963 <strong>und</strong> 1968 Einkäufer im staatlichen Kunsthan<strong>de</strong>l,<br />

zwischen 1968 <strong>und</strong> 1979 freiberuflicher Antiquitätenhändler,<br />

zwischen 1975 <strong>und</strong> 1978 Fachgebietsleiter<br />

für Antiquitäten <strong>und</strong> Auktionen, ab 1978 Schätzer<br />

<strong>und</strong> Aufkäufer bei <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH) war Brachhaus in <strong>de</strong>r Lage, wertvolle Informationen<br />

für das Ministerium für Staatssicherheit zu<br />

beschaffen. Die Unterstützung <strong>de</strong>r Abteilung 13<br />

durch Siegfried Brachhaus als Inoffizieller Mitarbeiter<br />

ist durch Zeugenaussagen <strong>und</strong> durch <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong> Dokumente belegt.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>r Abteilung 13, Drießel, erklärte, daß er<br />

von seinem Vorgänger, Walter Strauch, <strong>de</strong>r auch noch<br />

nach seiner Ablösung in <strong>de</strong>r Abteilung 13 verblieb, einige<br />

Kontakte zu Inoffiziellen Mitarbeitern übernommen<br />

habe, die betreut wer<strong>de</strong>n mußten, u.a. zu Brachhaus.<br />

Strauch habe die von Brachhaus erhaltenen Informationen<br />

an ihn weitergegeben. Für die Richtigkeit<br />

dieser Angaben spricht erstens die von <strong>de</strong>m MfS-<br />

Mitarbeiter Karl-Heinz Herbrich bei seiner Vernehmung<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin am 30. Januar 1992 geäußerte Vermutung,<br />

daß sich die Hauptabteilung VII, Abteilung 13 ihre Informationen<br />

über Brachhaus beschafft habe, <strong>und</strong><br />

zweitens die Tatsache, daß auf Strauchs Empfehlung<br />

hin Brachhaus zum Leiter einer noch zu errichten<strong>de</strong>n<br />

Tauschzentrale zum Zweck <strong>de</strong>r Erfassung breiter<br />

Kreise von Sammlern ernannt wer<strong>de</strong>n sollte (vgl. Dritter<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/4500, Dokument-<br />

Nr. 28, S. 217).<br />

Darüber hinaus ergab sich nach Auswertung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß zur Verfügung gestellten<br />

Unterlagen, daß sich Brachhaus am 27. Oktober 1969<br />

unter <strong>de</strong>m Decknamen „Reinhart Winkler" als Inoffizieller<br />

Mitarbeiter für das Dezernat 1 HSG Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r<br />

Kriminalpolizei verpflichtet hatte (Dokument-Nr.<br />

146). Bei <strong>de</strong>r Abteilung K (Kriminalpolizei) <strong>de</strong>r Volkspolizei<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um eine Diensteinheit <strong>de</strong>r HA<br />

VII <strong>de</strong>s MfS unter Leitung eines OibE. Das MfS hatte<br />

damit Zugang zu allen von Brachhaus beschafften Informationen.<br />

In <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> vom 28. Oktober 1969 über die Werbung<br />

von Brachhaus heißt es u.a.: „Mit Brachhaus erfolgte<br />

zuerst ein langes Gespräch über <strong>de</strong>n VEH Antiquitäten,<br />

über private Kunsthändler <strong>und</strong> die gesamten<br />

Gepflogenheiten in <strong>de</strong>r Antiquitätenbranche.<br />

Hierbei brachte er zum Ausdruck, daß er bei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Personen <strong>de</strong>n Verdacht hat, daß diese mit Antiquitäten<br />

spekulieren <strong>und</strong> wertvolle Kunstgegenstän<strong>de</strong><br />

illegal nach Westberlin, West<strong>de</strong>utschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

kapitalistischen Ausland ausgeführt wer<strong>de</strong>n. Im Gespräch<br />

hierzu brachte er zum Ausdruck, daß man <strong>de</strong>rartigen<br />

Menschen ,das Handwerk legen müßte'<br />

(Dokument-Nr. 146)<br />

Brachhaus lieferte während seiner IM-Tätigkeit u.a.<br />

<strong>de</strong>taillierte Informationen über <strong>de</strong>n Ost-Berliner Arzt<br />

Dr. Peter Garcke, <strong>de</strong>r nach seiner Verhaftung wegen<br />

Steuerhinterziehung unter bislang noch ungeklärten<br />

Umstän<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Untersuchungshaftanstalt Keibelstraße<br />

in Berlin (Ost) zu To<strong>de</strong> gekommen ist. In einem<br />

„Auszug Treffbericht 16/76 IM 'Winkler' vom<br />

19.11.1976" wur<strong>de</strong> durch Brachhaus über die Wohnung<br />

von Dr. Garcke z.B. folgen<strong>de</strong>s festgehalten:<br />

„Die Wohnungstür ist zweifach gesichert: einfaches<br />

Kastenschloß; Sicherheitsschloß, wozu <strong>de</strong>r IM keine<br />

weiteren Angaben machen konnte über Typ etc. Der<br />

IM schätzt ein, daß Garcke keine Alarmanlage in<br />

<strong>de</strong>r Wohnung hat <strong>und</strong> die Schränke <strong>und</strong> Schubfächer<br />

auch nicht beson<strong>de</strong>rs sichert - z.B. mit einem<br />

Haar etc. Direkte Geheimverstecke sind <strong>de</strong>m IM<br />

nicht bekannt. Garcke <strong>und</strong> auch <strong>de</strong>ssen Ehefrau haben<br />

in <strong>de</strong>n Schränken <strong>und</strong> Schubfächern keine beson<strong>de</strong>re<br />

Ablageordnung. Wür<strong>de</strong> z.B. bei einer<br />

Durchsuchung versehentlich ein Gegenstand,<br />

Schriftstück usw. nicht am alten Ort noch abgelegt<br />

wer<strong>de</strong>n, wobei man sich auf je<strong>de</strong>n Fall darum bemühen<br />

sollte, wür<strong>de</strong> Garcke seine Ehefrau zur Re<strong>de</strong><br />

stellen, was 'sie wie<strong>de</strong>r für eine Unordnung gemacht<br />

hat' . Die Schränke, Kommo<strong>de</strong>n usw. sind nicht beson<strong>de</strong>rs<br />

abgesichert. Meistens stecken die Schlüssel<br />

in <strong>de</strong>n Schlössern. Auf je<strong>de</strong>n Fall sollte man sich<br />

aber die verschie<strong>de</strong>nsten Schlüssel mitnehmen, um<br />

an alle Behältnisse heranzukommen. 'Winkler' fertigte<br />

eine Skizze <strong>de</strong>r Wohnung, wobei beson<strong>de</strong>rs<br />

das 2. Wohnzimmer bzw. Mittel-Zimmer (mit Kreuz<br />

versehen), <strong>und</strong> das 3. Zimmer (rechts von <strong>de</strong>r Wohnungstür)<br />

Beachtung fin<strong>de</strong>n muß. In bei<strong>de</strong>n Zimmern<br />

stehen rechts (2. Zimmer) <strong>und</strong> links (3. Zimmer)<br />

2 kleine Braunschweiger Schränke, wo Garcke<br />

Bargeld <strong>und</strong> schriftliche Unterlagen aufbewahrt.<br />

Komplizierter ist es, einen Zeitpunkt <strong>de</strong>r Durchsuchung<br />

zu fin<strong>de</strong>n, wo man längere Zeit ungestört entsprechen<strong>de</strong><br />

Überprüfungen durchführen kann. Die<br />

Ehefrau ist meistens tagsüber in <strong>de</strong>r Wohnung <strong>und</strong><br />

verläßt sie überwiegend nur für kurze Zeit, um Ein-


käufe zu tätigen. Hier müßte man eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Situation herbeiführen, damit das Ehepaar mehrere<br />

St<strong>und</strong>en abwesend ist. Dr. Garcke selbst könnte <strong>de</strong>r<br />

IM für längere Zeit 'entfernen', evtl. um ein längeres<br />

Gespräch zu führen o<strong>de</strong>r ein Geschäft zu vermitteln,<br />

das außerhalb Berlins abgewickelt wird. Auf je<strong>de</strong>n<br />

Fall muß diese Maßnahme bis ins Detail durchdacht<br />

<strong>und</strong> abgesprochen wer<strong>de</strong>n; 'Winkler' ist zu einer Unterstützung<br />

bereit" . (Dokument-Nr. 147)<br />

Die in <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> gemachten Ausführungen zeigen<br />

<strong>de</strong>utlich, mit welcher Akribie Brachhaus seiner Spitzeltätigkeit<br />

nachgekommen ist. An<strong>de</strong>re, <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bekannte Fälle legen außer<strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>n Verdacht nahe, daß auch an<strong>de</strong>re Informationen,<br />

die zur Einleitung eines Steuerstrafverfahrens führten,<br />

von Siegf ried Brachhaus stammten. Brachhaus<br />

selbst stritt seine IM-Tätigkeit wie<strong>de</strong>rholt ab. Der Untersuchungsausschuß<br />

hält sie jedoch für erwiesen.<br />

cc) Hauptabteilung Paßkontrolle, Tourismus, Interhotels<br />

(HA VI)<br />

Die HA VI <strong>de</strong>s MfS war für Paßkontrollen <strong>und</strong> Fahndungen<br />

an <strong>de</strong>n Grenzkontrollpunkten sowie für die<br />

Überwachung <strong>de</strong>s grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Reiseverkehrs<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Interhotels zuständig. Sie führte einen<br />

zentralen Speicher zum Ein- <strong>und</strong> Ausreiseverkehr, sicherte<br />

Tourismusobjekte innerhalb <strong>de</strong>r DDR ab <strong>und</strong><br />

betrieb die Abwehrarbeit unter <strong>de</strong>n Angehörigen <strong>de</strong>r<br />

Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR. Sie war <strong>de</strong>m Verantwortungsbereich<br />

<strong>de</strong>s Stellvertreters <strong>de</strong>s Ministers für<br />

Staatssicherheit, Generalleutnant Dr. Gerhard Neiber,<br />

zugeordnet, <strong>de</strong>m außer<strong>de</strong>m noch die Hauptabteilungen<br />

I (Militärische Abwehr), VII (Abschirmung<br />

<strong>und</strong> Überwachung <strong>de</strong>r Organe <strong>de</strong>s Innenministeriums),<br />

VIII (Beobachtung <strong>und</strong> Ermittlung) <strong>und</strong> XXII<br />

(Terrorabwehr) sowie die ZKG (Zentrale Koordinierungsgruppe)<br />

<strong>und</strong> die Arbeitsgruppe XVII (Überwachung<br />

<strong>de</strong>r seit 1972 in Berlin (West) eingesetzten<br />

DDR-Passierscheinbüros) unterstan<strong>de</strong>n. Leiter <strong>de</strong>r<br />

HAVI war Generalmajor Heinz Fiedler.<br />

Die HA VI bestand aus zahlreichen Arbeitsgruppen<br />

<strong>und</strong> min<strong>de</strong>stens 21 Abteilungen. In <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

waren r<strong>und</strong> 2.000 hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigt.<br />

In <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Abteilungen <strong>de</strong>r Bezirksverwaltungen<br />

arbeiteten darüber hinaus ca.<br />

5.500 Mitarbeiter.<br />

Die enge Verflechtung <strong>de</strong>r HA VI mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung ver<strong>de</strong>utlichen die Einrichtung<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Zoll <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r Abteilung Tourismus <strong>de</strong>s Bereichs.<br />

Die Arbeitsgruppe Zoll (AG Zoll) war eine zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung abkommandierte<br />

Diensteinheit <strong>de</strong>r HA VI, die für <strong>de</strong>n Bereich <strong>und</strong> seine<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen Zollfragen klärte <strong>und</strong><br />

die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR<br />

organisierte.<br />

Die organisatorische Zuordnung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung konnte<br />

nicht ein<strong>de</strong>utig geklärt wer<strong>de</strong>n. Während Dr.<br />

Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

am 3. Mai 1990 behauptet hat, <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r HA I,<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, sei für die Kontakte zur AG Zoll verantwortlich<br />

gewesen, bezeichnete <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Ab<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

teilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherheit im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, Karl Meier, die Arbeitsgruppe<br />

als zu seiner Abteilung gehörig. Manfred Sei<strong>de</strong>l wie<strong>de</strong>rum<br />

sagte vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin aus, die Arbeitsgruppe sei Dr.<br />

Schalck-Golodkowski selbst disziplinarisch unterstellt<br />

gewesen <strong>und</strong> habe fachlich <strong>de</strong>r HA VI <strong>de</strong>s MfS<br />

unterstan<strong>de</strong>n.<br />

Die Arbeitsgruppe Zoll wur<strong>de</strong> von MfS-Oberstleutnant<br />

Horst Schwertfeger <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Sekretärin gebil<strong>de</strong>t;<br />

bei<strong>de</strong> waren von <strong>de</strong>r HA VI geführte Offiziere im<br />

beson<strong>de</strong>ren Einsatz (OibE) (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 196, S. 1476).<br />

Gemäß Befehl Nr. 14/83 <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit<br />

vom 1. September 1983 mußte die HA VI neben<br />

<strong>de</strong>r Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) als<br />

einzige Abteilung <strong>de</strong>s MfS ihre OibE im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung nicht an die AG BKK abgeben.<br />

Die Arbeitsgruppe Zoll hatte die Aufgabe, für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> für die nachgeordneten<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe sogenannte Avisierungen<br />

bzw. Grenzfreimachungen zu veranlassen,<br />

mit <strong>de</strong>nen Personen <strong>und</strong> Warenlieferungen von <strong>de</strong>r<br />

Kontrolle durch die DDR-Zollverwaltung befreit wur<strong>de</strong>n.<br />

Antragsberechtigt für eine solche Avisierung waren<br />

neben <strong>de</strong>n Hauptabteilungs- <strong>und</strong> Abteilungsleitern<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung auch<br />

die Generaldirektoren <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich unterstellten<br />

Unternehmen. Durch die Befehle Nr. 14/83 <strong>und</strong> Nr.<br />

12/88 <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit war <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>r HA VI ausdrücklich zur Durchsetzung <strong>de</strong>r von<br />

Schwertfeger im Interesse <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung veranlaßten<br />

-<br />

Ausnahmeentscheidungen<br />

bei <strong>de</strong>r Kontrolle von Personen, Gütern <strong>und</strong><br />

Transportmitteln im grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Verkehr<br />

verpflichtet (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 146, S. 1104 <strong>und</strong> Dokument-<br />

Nr. 196, S. 1476). Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

erhielt damit eine Ausnahmeregelung, die<br />

nur mit <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rregelungen für die HVA <strong>und</strong> für<br />

die Leiter <strong>de</strong>r ZK-Abteilungen Sicherheitsfragen <strong>und</strong><br />

Internationale Verbindungen vergleichbar war. Ansonsten<br />

waren nur die Leiter <strong>de</strong>r Haupt- <strong>und</strong> selbständigen<br />

Abteilungen <strong>de</strong>s MfS sowie die Leiter <strong>de</strong>r Bezirksverwaltungen<br />

<strong>de</strong>r DDR zur Einleitung von Avisierungen<br />

berechtigt (Dokument-Nr. 148). An<strong>de</strong>re<br />

DDR-Institutionen mit Verbindungen zum MfS konnten<br />

zwar ebenfalls <strong>de</strong>rartige Ausnahmeregelungen<br />

erreichen, mußten sich jedoch direkt an die HA VI<br />

wen<strong>de</strong>n.<br />

Die Avisierungen o<strong>de</strong>r sog. Grenzfreimachungen<br />

wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>rmaßen durchgeführt: Die AG Zoll<br />

nahm die Anträge zunächst entgegen <strong>und</strong> hielt sie auf<br />

Karteikarten in zweifacher Ausfertigung fest. Während<br />

eine Karte bei <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe verblieb <strong>und</strong><br />

nach einem Vierteljahr vernichtet wur<strong>de</strong>, leitete die<br />

AG Zoll die an<strong>de</strong>re an die HA VI weiter. Der diensthaben<strong>de</strong><br />

Offizier <strong>de</strong>r HA VI informierte anschließend<br />

<strong>de</strong>n zuständigen Grenzübergangspunkt. Die Überprüfung<br />

<strong>de</strong>r Anträge erfolgte gr<strong>und</strong>sätzlich durch <strong>de</strong>n<br />

Leiter <strong>de</strong>r AG Zoll, Schwertfeger, selbst. Bei Rückfragen<br />

mußte Dr. Schalck-Golodkowski die Zustimmung<br />

für umstrittene Ausnahmeanträge erteilen.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Die Grenzfreimachungen spielten insbeson<strong>de</strong>re im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>n umfangreichen Embargobeschaffungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

für Staat <strong>und</strong> Staatssicherheit <strong>de</strong>r DDR eine<br />

wichtige Rolle. Aber auch an<strong>de</strong>re wi rtschaftliche Tätigkeiten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs wie <strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

IMES GmbH <strong>und</strong> die Umgehungsgeschäfte<br />

im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l waren ohne diese<br />

Praxis <strong>de</strong>r Avisierung o<strong>de</strong>r sog. Grenzfreimachung<br />

<strong>und</strong>enkbar. Als in <strong>de</strong>n Jahren 1983 bis 1985 die zum<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong> Delta<br />

GmbH gemeinsam mit <strong>de</strong>m Schweizer Händler Rudolph<br />

We<strong>de</strong>r in umfangreichem Maße Zigaretten<br />

nach Italien schmuggelte, wur<strong>de</strong> Horst Schwertfeger<br />

- nach Rücksprache mit Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>m Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

- jeweils genau über die einzelnen „getarnten<br />

Zigarettentransporte aus <strong>de</strong>r Schweiz über<br />

die DDR nach Italien" informiert, so daß die DDR-Zollverwaltung<br />

von jeglichen Kontrollen absah. Die Delta<br />

GmbH erhielt bei je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Transporte einen Gewinnanteil<br />

von 40.000 USD (Dokument-Nr. 149-155).<br />

Die AG Zoll unter <strong>de</strong>r Leitung von Horst Schwertfeger<br />

hatte zu<strong>de</strong>m die Möglichkeit, Mitarbeiter <strong>und</strong> Geschäftspartner<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

dauernd von allen o<strong>de</strong>r nur von bestimmten<br />

Kontrollen durch die DDR-Zollverwaltung auszunehmen.<br />

Zu <strong>de</strong>n „daueravisierten" Personen gehörten<br />

neben einer Reihe von Mitarbeitern <strong>und</strong> Kurieren <strong>de</strong>s<br />

Bereichs o<strong>de</strong>r seiner Unternehmen auch einige wichtige<br />

westliche Geschäftspartner <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung wie die Fleischgroßhändler<br />

Josef <strong>und</strong> Willi März, ferner Christa Wachsen (seit<br />

1975), Geschäftsführerin <strong>de</strong>r Gerhard Wachsen Im<strong>und</strong><br />

Export GmbH, <strong>und</strong> Ottokar Hermann, Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s MfS zufolge einer <strong>de</strong>r wichtigsten Embargolieferanten<br />

<strong>de</strong>r DDR (Dokument-Nr. 156). Ottokar<br />

Hermann war bereits 1963 auf direkte Veranlassung<br />

<strong>de</strong>s MfS von allen Grenzkontrollen befreit wor<strong>de</strong>n<br />

(Dokument-Nr. 157), die „Avisierung" durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung leitete 1971 Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l ein (Dokument-Nr. 158). Dr. Schalck-Golodkowski<br />

veranlaßte die „Grenzfreimachung" für<br />

die Fleischgroßhändler Josef März (1975) <strong>und</strong> Willi<br />

März (1988) (Dokument-Nr. 156 <strong>und</strong> 159).<br />

Die Hauptabteilung VI <strong>de</strong>s MfS arbeitete außer<strong>de</strong>m<br />

sehr eng mit <strong>de</strong>r Abteilung Tourismus <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zusammen. Die Abteilung<br />

Tourismus <strong>de</strong>s Bereichs, die von Adolf Adler geleitet<br />

wur<strong>de</strong>, war für die kommerzielle Betreuung <strong>de</strong>s<br />

Tourismus aus <strong>de</strong>m „Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet"<br />

sowie die Betreuung <strong>und</strong> Versorgung <strong>de</strong>r Interhotels<br />

zuständig. Die HA VI <strong>de</strong>s MfS hatte die Aufgabe,<br />

die Möglichkeiten <strong>de</strong>r Abteilung Tourismus <strong>de</strong>s<br />

Bereichs zu nutzen zur Überwachung <strong>de</strong>s ansteigen<strong>de</strong>n<br />

Besucherzustroms in die DDR <strong>und</strong> zur nachrichtendienstlichen<br />

Informationsbeschaffung bzw. - in<br />

<strong>de</strong>r Terminologie <strong>de</strong>s Mielke-Befehls Nr. 14/83 - „für<br />

die weitere Qualifizierung <strong>de</strong>r politisch-operativen Sicherung<br />

<strong>de</strong>s aufnehmen<strong>de</strong>n Tourismus aus nichtsozialistischen<br />

Staaten" . (Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 146, S. 1104)<br />

Die HA VI hatte zur Erfüllung dieser Aufgaben <strong>und</strong><br />

gleichzeitig zur Überwachung <strong>de</strong>r Abteilung selbst<br />

zwei Inoffizielle Mitarbeiter in <strong>de</strong>r Abteilung Tourismus<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung eingesetzt.<br />

Es han<strong>de</strong>lte sich dabei um die Sektorenleiterin<br />

Jutta Krönert <strong>und</strong> <strong>de</strong>n wissenschaftlichen Mitarbeiter<br />

Dieter Bauer, <strong>de</strong>ren IM-Namen bisher jedoch noch<br />

nicht ermittelt wer<strong>de</strong>n konnten. Innerhalb <strong>de</strong>r HA VI<br />

war <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Hauptabteilungsleiter Mf S-<br />

Oberst Erhardt Wilke verantwortlich.<br />

Dem Untersuchungsausschuß liegen keine Erkenntnisse<br />

darüber vor, ob <strong>und</strong> in welchem Umfang <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung Nutznießer <strong>de</strong>r<br />

konspirativen Überwachung von in <strong>de</strong>n Interhotels<br />

abgestiegenen Personen war.<br />

dd) Abteilung Terrorabwehr (Abteilung XXII)<br />

Die Kooperation <strong>de</strong>r Abteilung XXII (Terrorabwehr)<br />

mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung fand<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls durch die IMES<br />

GmbH statt. Die Abteilung XXII vermittelte <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH Kontakte mit Waffenhändlern aus <strong>de</strong>m terroristischen<br />

Bereich <strong>und</strong> nutzte diese Kontakte gleichzeitig<br />

zur gezielten Unterstützung bestimmter terroristischer<br />

Organisationen.<br />

Bei <strong>de</strong>r 1979 gegrün<strong>de</strong>ten Abteilung XXII han<strong>de</strong>lte es<br />

sich um die „zentrale Diensteinheit zur vorbeugen<strong>de</strong>n<br />

Terrorabwehr" <strong>de</strong>s MfS. Im März 1989 erfolgte<br />

ein Zusammenschluß <strong>de</strong>r Abteilungen XXII <strong>und</strong><br />

XXIII (früher Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Ministers - Bereich<br />

Stöcker (AGMS)) zu einer neuen HA XXII. Die Hauptaufgaben<br />

<strong>de</strong>r Abteilung XXII <strong>de</strong>ckten sich fast völlig<br />

mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r späteren Hauptabteilung. Sie bestan<strong>de</strong>n<br />

aus <strong>de</strong>r generellen Bekämpfung terroristischer<br />

Aktivitäten, <strong>de</strong>r Überwachung <strong>und</strong> Kontrolle nationaler<br />

<strong>und</strong> internationaler Terrororganisationen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Ausbildung von Kräften zur Terrorbekämpfung. Zum<br />

Aufgabenbereich <strong>de</strong>r Abteilung XXII zählte außer<strong>de</strong>m<br />

die Betreuung von Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r terroristischen<br />

Roten-Armee-Fraktion (RAF). Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

XXII waren zunächst Oberst Dahl <strong>und</strong> später<br />

Oberst Franz Leiter. Die zusammengeführte HA XXII<br />

war Oberst Dr. Horst Franz unterstellt <strong>und</strong> innerhalb<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>de</strong>m Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers, Generalleutnant<br />

Dr. Gerhard Neiber, zugeordnet.<br />

Neben <strong>de</strong>r Bekämpfung <strong>de</strong>s Terrorismus durch die<br />

Abteilung XXII fand auch eine Unterstützung bestimmter<br />

terroristischer Organisationen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

im arabischen Raum, statt. In diesem Zusammenhang<br />

verschaffte die Abteilung XXII <strong>de</strong>r IMES GmbH<br />

Kontakte zu <strong>de</strong>m syrischen Waffenhändler Nicola Beshara<br />

Nicola <strong>und</strong> zum Unternehmen Zibado <strong>de</strong>r Abu<br />

Nidal-Gruppe (Dokument-Nr. 160). Die Kontaktaufnahme<br />

<strong>de</strong>r Abteilung XXII mit <strong>de</strong>r IMES GmbH erfolgte<br />

jeweils über Dr. Schalck-Golodkowski. Im Fall<br />

Nicola wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Minister für Staatssicherheit,<br />

Mielke, persönlich eingeschaltet.<br />

Laut Aussage <strong>de</strong>s stellvertreten<strong>de</strong>n Abteilungsleiters<br />

<strong>de</strong>r Abteilung XXII <strong>und</strong> früheren Mitarbeiters <strong>de</strong>r<br />

HVA, Günter Jäckel, hatte die Vermittlung dieser Geschäftskontakte<br />

<strong>de</strong>n Sinn, unter Ausnutzung sogenannter<br />

operativer Verbindungen <strong>de</strong>s MfS Devisen zu<br />

erwirtschaften <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn<br />

normale Han<strong>de</strong>lsbeziehungen aufzubauen. Jäckel<br />

bestritt vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß, über <strong>de</strong>n


terroristischen Hintergr<strong>und</strong> Nicolas informiert gewesen<br />

zu sein. Außer<strong>de</strong>m behauptete er, nichts über die<br />

Lieferung von Spezialwaffen <strong>de</strong>r IMES GmbH an terroristische<br />

Gruppen <strong>de</strong>r PLO gewußt zu haben. Zu<br />

<strong>de</strong>n Kontakten mit <strong>de</strong>r Zibado sagte er, daß die „politischen<br />

Beziehungen" einen „Versuch <strong>de</strong>r Disziplinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Einflußnahme" dargestellt hätten.<br />

„Daß die Gefahr bestand, daß durch bestimmte Verkäufe<br />

von Waffen ... eine direkte Unterstützung <strong>de</strong>s<br />

internationalen Terrorismus zustan<strong>de</strong> kommt", habe<br />

er damals nicht so gesehen.<br />

Im Gegensatz zur Aussage Jäckels kam <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

zu <strong>de</strong>r Überzeugung, daß für die<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit mit bestimmten terroristischen<br />

Organisationen in erster Linie außenpolitische<br />

Interessen <strong>de</strong>r DDR entschei<strong>de</strong>nd waren. Dies<br />

wur<strong>de</strong> u.a. dadurch belegt, daß die Zuverlässigkeit<br />

<strong>de</strong>r Geschäftspartner für die Abteilung XXII bei <strong>de</strong>r<br />

Vermittlung von Kontakten keine Rolle spielte. Im<br />

Fall Nicola z. B. versuchte die IMES GmbH aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r unseriösen Geschäftspraktiken Nicolas wie<strong>de</strong>rholt,<br />

die Geschäftsverbindung mit ihm abzubrechen,<br />

wur<strong>de</strong> durch die Abteilung XXII aber aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

diese wie<strong>de</strong>r aufzunehmen (Dokument-Nr. 161-162).<br />

Erst das persönliche Einschreiten Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

im Juli 1985 bewirkte schließlich, Mielke von<br />

einem endgültigen Abbruch <strong>de</strong>r Beziehungen zu<br />

überzeugen.<br />

ee) Abteilung Bewaffnung/Chemischer Dienst (BCD)<br />

Die Abteilung BCD <strong>de</strong>s MfS war in erster Linie für die<br />

Versorgung <strong>de</strong>r Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS mit Waffen,<br />

Munition <strong>und</strong> Chemischer Ausrüstung zuständig. In<br />

diesem Zusammenhang unterhielt sie auch ein Waffenlager<br />

in Kavelstorf bei Rostock, das von <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH ab 1985 als Zwischenlager für militärische Erzeugnisse<br />

aller Art <strong>und</strong> als Vorführraum für ausländische<br />

Geschäftspartner genutzt wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr.<br />

163-164).<br />

Die Abteilung BCD verwaltete dieses Lager, in <strong>de</strong>m<br />

u.a. auch Waffen <strong>de</strong>r Nationalen Volksarmee (NVA)<br />

gelagert wur<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> sicherte es ab. Um keinen Verdacht<br />

einer möglichen Verbindung <strong>de</strong>r IMES GmbH<br />

mit <strong>de</strong>m MfS aufkommen zu lassen, wur<strong>de</strong> das Lager<br />

jedoch nach außen, d.h. auch für <strong>de</strong>n Großteil <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH, als eigenes Lager dieses<br />

Unternehmens geführt (Dokument-Nr. 68). Es war legendiert<br />

als IMES Impo rt-Export GmbH Betriebsteil<br />

Kavelstorf (Dokument-Nr. 164). Aus einer Vernehmung<br />

<strong>de</strong>s Generaldirektors <strong>de</strong>r IMES GmbH, Erhard<br />

Wiechert, am 7. Dezember 1989 vor <strong>de</strong>r Militäroberstaatsanwaltschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR geht he rvor, daß bis 1986<br />

ein Teil <strong>de</strong>s Stammpersonals <strong>de</strong>s Lagers Kavelstorf<br />

durch die IMES GmbH bezahlt wur<strong>de</strong>. Ab 1986 war<br />

das gesamte Personal, auch vom finanziellen Gesichtspunkt<br />

aus, ausschließlich <strong>de</strong>m MfS unterstellt<br />

(Dokument-Nr. 165).<br />

Neben <strong>de</strong>r Bereitstellung <strong>de</strong>r Lagerräume sicherte die<br />

Abteilung BCD vor allem Waffentransporte für die<br />

IMES GmbH <strong>und</strong> stellte teilweise auch eigene Waffenbestän<strong>de</strong><br />

zum Export durch die IMES GmbH zur<br />

Verfügung. Die Mitwirkung <strong>de</strong>r Abteilung BCD an<br />

Transporten, Umschlag- <strong>und</strong> Lagerprozessen hatte<br />

ausschließlich auf Weisung <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r Arbeits-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

gruppe <strong>de</strong>s Ministers (AGM) <strong>und</strong> auf ausdrücklichen<br />

Befehl <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit selbst zu erfolgen<br />

(Dokument-Nr. 164). Bereitstellungen <strong>de</strong>s MfS<br />

für Son<strong>de</strong>rexporte in das „NSW" waren im MfS nicht<br />

schriftlich geregelt. Gemäß einer internen Information<br />

<strong>de</strong>s MfS vom 8. Mai 1989 wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rartige Lieferungen<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r hohen Anfor<strong>de</strong>rungen an Geheimhaltung<br />

<strong>und</strong> Konspiration auf mündliche Befehle<br />

<strong>und</strong> Anweisungen Mielkes hin durchgeführt.<br />

Am Beispiel <strong>de</strong>r Abwicklung dieser Waffentransporte<br />

wird <strong>de</strong>utlich, wie eng <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> das MfS auf bestimmten Gebieten<br />

praktisch zusammenarbeiteten. Der Befehl Nr. 12/88<br />

<strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit vom 21. Juni 1988<br />

regelte die Kooperation <strong>de</strong>r Abteilung BCD mit <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gr<strong>und</strong>legend.<br />

Danach hatte <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung BCD, Oberst<br />

Erich Schwager, zu gewährleisten, „daß die zur Unterstützung<br />

[<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung]<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Maßnahmen <strong>de</strong>r Lagerung, Sicherung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Transpo rtes in Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>m Bereich realisiert wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> dabei die Einhaltung<br />

<strong>de</strong>r Konspiration <strong>und</strong> Geheimhaltung konsequent<br />

gesichert wird". (Erster Teilbericht, BT Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 196, S. 1476) Der stellvertreten<strong>de</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung BCD, Oberst Bernd<br />

Dreßler, wies in einer Information an <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r<br />

Abteilung vom 3. Dezember 1989 in diesem Zusammenhang<br />

darauf hin, daß sich die Arbeit <strong>de</strong>r Abteilung<br />

BCD ausschließlich auf die Transport-, Umschlag-<br />

<strong>und</strong> Lagerprozesse beschränkt habe. Eine<br />

Beeinflussung <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH durch die Abteilung BCD habe nicht stattgef<strong>und</strong>en.<br />

ff) Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD)<br />

Die Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) <strong>de</strong>s MfS<br />

mit zuletzt r<strong>und</strong> 3.300 Mitarbeitern war für die Planung<br />

<strong>de</strong>r sog. materiell-technischen Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s gesamten<br />

MfS zuständig, ferner für die Abteilung Bauwesen<br />

<strong>de</strong>s MfS mit <strong>de</strong>m angeglie<strong>de</strong>rten Unternehmen<br />

Spezialhochbau Berlin (SHB) sowie für eine Reihe<br />

von Fachabteilungen, über die die einzelnen Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums ihre Bedarfsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

stellten. Von 1983 bis zu seinem To<strong>de</strong> im Jahre<br />

1989 leitete Günter Müller die VRD, 1989/90 übernahm<br />

<strong>de</strong>ssen bisheriger Stellvertreter, Oberst Manfred<br />

Weihmann, diese Position.<br />

Eine MfS-interne „Importordnung" aus <strong>de</strong>m Jahre<br />

1978 machte die VRD für die Planung <strong>und</strong> Durchführung<br />

aller Importe für das MfS verantwortlich, also<br />

sowohl für die Beschaffung von Embargowaren wie<br />

von Waffen, Konsum- <strong>und</strong> Gebrauchsgütern (Dokument-Nr.<br />

166). Die VRD führte ihre „kommerziellen"<br />

Importe „im Zusammenwirken mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung im MAH" durch, wie<br />

aus einem Schreiben <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r VRD an E rich<br />

Mielke vom 18. Oktober 1984 hervorgeht. Unter<br />

„kommerziellen" Importen wur<strong>de</strong>n alle Importe außer<br />

die als „spezielle" Importe bezeichneten Waffenbeschaffungen<br />

zusammengefaßt (Dokument-Nr.<br />

133). Dadurch war von vornherein eine enge Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gegeben.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung unterstützte<br />

die VRD bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren,<br />

<strong>de</strong>m Import von Personenkraftwagen <strong>und</strong> von<br />

Fertigteilhäusern aus <strong>de</strong>m Westen. Der AG Bau<strong>de</strong>, einer<br />

Arbeitsgruppe <strong>de</strong>r VRD zur Koordinierung <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargowaren, gewährte <strong>de</strong>r Bereich<br />

massive logistische Unterstützung (Dokument-Nr.<br />

134). Da die VRD, wie Manfred Sei<strong>de</strong>l am 21. August<br />

1990 gegenüber <strong>de</strong>r DDR-Staatsanwaltschaft bek<strong>und</strong>ete,<br />

„<strong>de</strong>s öfteren nicht liqui<strong>de</strong> war", kam es auch zu<br />

direkten finanziellen Unterstützungen <strong>de</strong>r VRD durch<br />

<strong>de</strong>n Bereich.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung unterstützte<br />

die VRD beispielsweise bei <strong>de</strong>r Finanzierung<br />

ihrer Bauinvestitionen in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre. Nach<strong>de</strong>m das Politbüro im Jahre 1986 allgemein<br />

eine drastische Reduzierung <strong>de</strong>r Bauinvestitionen<br />

beschlossen hatte, gelang es <strong>de</strong>m MfS durch finanzielle<br />

Zuschüsse <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

doch, seine Bauvorhaben im vorgesehenen<br />

Umfang durchzuführen. Die für <strong>de</strong>n Fünfjahreszeitraum<br />

1986 bis 1990 vom MfS geplanten Bauinvestitionen<br />

von insgesamt 1,623 Mrd. Mark enthielten sog.<br />

son<strong>de</strong>rfinanzierte Baumaßnahmen im Wert von 624,9<br />

Mio. Mark. Die Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung stellte <strong>de</strong>r Verwaltung Rückwärtige<br />

Dienste <strong>de</strong>s MfS für diese sog. son<strong>de</strong>rfinanzierten<br />

Bauinvestitionen für die Jahre 1986, 1988 <strong>und</strong><br />

1989 insgesamt 120,5 Mio. Mark <strong>und</strong> damit ein Fünftel<br />

<strong>de</strong>r Gesamtsumme zur Verfügung. Eine Rückzahlung<br />

dieser Gel<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Bereich war nicht beabsichtigt<br />

(Dokument-Nr. 167).<br />

Auch in zahlreichen an<strong>de</strong>ren Einzelfällen scheint <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung die VRD <strong>de</strong>s<br />

MfS direkt finanziell unterstützt zu haben. Im August<br />

1985 finanzierte <strong>de</strong>r Bereich <strong>de</strong>r VRD die Renovierung<br />

eines Hauses, nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r langjährige Mieter,<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Ka<strong>de</strong>rabteilung <strong>de</strong>s MfS, Möller, ausgezogen<br />

war. Die Renovierungskosten in Höhe von<br />

390.000 Mark beglich <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

das MfS zahlte nichts. Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

bezeichnete damals die Übernahme <strong>de</strong>r Renovierungskosten<br />

in einem Brief an die VRD „als kostenlose<br />

Gr<strong>und</strong>mittelumsetzung" (Dokument-Nr. 168).<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l war als Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung auch für<br />

alle mit <strong>de</strong>m Import <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Weitergabe von PKW zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />

Fragen verantwortlich. Er entschied<br />

nicht nur über <strong>de</strong>n Import <strong>und</strong> die Vergabe,<br />

son<strong>de</strong>rn auch über die Rechnungshöhe <strong>und</strong> die Zahlungsmodalitäten<br />

<strong>de</strong>r vom Bereich importierten <strong>und</strong><br />

beschafften Fahrzeuge. Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung verfügte genauso wie das MfS beim<br />

Ministerium für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Versorgung <strong>de</strong>r DDR<br />

über ein PKW-Kontingent, über das bei<strong>de</strong> frei bestimmen<br />

konnten. Manfred Sei<strong>de</strong>l verwaltete bei<strong>de</strong> Kontingente.<br />

Wenn er vom MfS die Personalien <strong>und</strong> die<br />

PKW-Anmeldungen erhielt, sorgte er in je<strong>de</strong>m Einzelfall<br />

für die Freigabe <strong>de</strong>r Fahrzeuge. Neben <strong>de</strong>n aus<br />

<strong>de</strong>r DDR-Produktion stammen<strong>de</strong>n Kraftfahrzeugen<br />

importierte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

eine große Anzahl von Fahrzeugen aus <strong>de</strong>n westlichen<br />

Industrielän<strong>de</strong>rn. Auf Weisung von Honecker<br />

<strong>und</strong> Mielke wur<strong>de</strong>n für die Partei- <strong>und</strong> Staatsführung<br />

<strong>de</strong>r DDR vor allem Fahrzeuge vom Typ Volvo <strong>und</strong> Citroen<br />

sowie Jagdwagen durch <strong>de</strong>n Bereich importiert.<br />

Die Auslieferung <strong>de</strong>r Fahrzeuge erfolgte durch die<br />

Hauptabteilung Personenschutz <strong>de</strong>s MfS. Für das<br />

MfS, die Regierung, das ZK <strong>de</strong>r SED, die NVA <strong>und</strong> die<br />

Blockparteien wur<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re Fahrzeuge <strong>de</strong>s<br />

Typs Peugeot importiert. Im Jahre 1989 beschaffte <strong>de</strong>r<br />

Bereich z.B. über 800 Fahrzeuge, darunter 52 PKW<br />

vom VEB Automobilwerk Eisenach.<br />

2. Beschlüsse <strong>und</strong> Verfügungen <strong>de</strong>s<br />

DDR-Ministerrats<br />

Der Ministerrat bil<strong>de</strong>te als Organ <strong>de</strong>r Volkskammer<br />

die Regierung <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> leitete - laut Verfassung -<br />

„die einheitliche Durchführung <strong>de</strong>r Staatspolitik"<br />

(Verfassung <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen Republik<br />

vom 6. April 1968 in <strong>de</strong>r Fassung <strong>de</strong>s Gesetzes zur Ergänzung<br />

<strong>und</strong> Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Demokratischen Republik vom 7. Oktober<br />

1974, Gesetzblatt <strong>de</strong>r DDR, Teil I, Nr. 47, 27.9.1974,<br />

S. 451). Für seine Tätigkeit war er danach <strong>de</strong>r Volkskammer<br />

verantwortlich <strong>und</strong> rechenschaftspflichtig.<br />

Der Ministerrat, 1950 aus <strong>de</strong>r „Provisorischen Regierung<br />

<strong>de</strong>r DDR" hervorgegangen, verlor mit <strong>de</strong>r Gründung<br />

<strong>de</strong>s Staatsrats <strong>de</strong>r DDR 1960 zunächst an Be<strong>de</strong>utung,<br />

behielt aber vor allem Aufgaben im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Leitung <strong>und</strong> Planung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft.<br />

Im Oktober 1972 wur<strong>de</strong>n die Kompetenzen <strong>und</strong> Rechte<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats neu festgelegt <strong>und</strong> erweitert. Die<br />

Aufgabenschwerpunkte im Bereich <strong>de</strong>r Wirtschafts<strong>und</strong><br />

Kulturpolitik wur<strong>de</strong>n erweitert um die Gebiete<br />

<strong>de</strong>r Innen- <strong>und</strong> Außenpolitik. -Die<br />

Aufwertung <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

vollzog sich vor allem zu Lasten <strong>de</strong>s Staatsrats<br />

<strong>de</strong>r DDR, eine Folge <strong>de</strong>r allmählichen Entmachtung<br />

Walter Ulbrichts als Staatsratsvorsitzen<strong>de</strong>r.<br />

Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kompetenzen für die Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung lagen in <strong>de</strong>r förmlichen<br />

Verantwortung <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r DDR. Er<br />

war zuständig für die Leitung <strong>und</strong> Planung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Staatshaushaltes - die Staatliche<br />

Plankommission gehörte zum Ministerrat. Die Ressortdifferenzierung<br />

auf <strong>de</strong>m wirtschaftlichen Sektor,<br />

die sich in <strong>de</strong>r Einrichtung zahlreicher sog. Industrieministerien<br />

zeigte, bewirkte, daß <strong>de</strong>m Ministerrat in<br />

<strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft eine zentrale Rolle<br />

zufiel. Der Ministerrat wachte über das Außenwirtschaftsmonopol<br />

<strong>und</strong> die Valutawirtschaft. Schließlich<br />

entschied er über <strong>de</strong>n Abschluß <strong>und</strong> die Kündigung<br />

völkerrechtlicher Verträge.<br />

Der Ministerrat setzte sich aus <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n<br />

Stellvertretern <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ministern<br />

zusammen. Die Kompetenzen <strong>de</strong>s Minsterrats nahmen<br />

vor allem <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>und</strong> das aus <strong>de</strong>n Reihen<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats gebil<strong>de</strong>te Präsidium wahr. Die<br />

Regierung verstand sich dabei als „kollektiv arbeiten<strong>de</strong>s<br />

Organ" (Gesetz über <strong>de</strong>n Ministerrat <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Demokratischen Republik vom 16. Oktober<br />

1972, Gesetzblatt <strong>de</strong>r DDR, Teil I, Nr. 16, 16.10.1972,<br />

S. 255, § 10).<br />

Das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l war die zentrale In<br />

stitution <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r DDR zur Wahrung <strong>de</strong>s


staatlichen Außenhan<strong>de</strong>lsmonopols <strong>und</strong> verantwortlich<br />

für die einheitliche Leitung, Planung, Durchführung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls.<br />

Die Anbindung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

an das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> damit<br />

an <strong>de</strong>n Ministerrat entsprach durchaus <strong>de</strong>r formalen<br />

Systematik <strong>de</strong>r Staatsorgane <strong>de</strong>r DDR.<br />

Es zeigte sich jedoch, daß für die Entfaltung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung die Kompetenzverteilung<br />

im DDR-Staatsaufbau nicht allein entschei<strong>de</strong>nd<br />

war. In <strong>de</strong>r aus Staats- <strong>und</strong> SED-Parteiapparat<br />

gebil<strong>de</strong>ten Doppelbürokratie war <strong>de</strong>r Führungsanspruch<br />

<strong>de</strong>r SED allgegenwärtig. Die Instrumentalisierung<br />

<strong>de</strong>s Staates diente dabei <strong>de</strong>r Durchsetzung dieses<br />

Herrschaftsanspruchs.<br />

Auch <strong>de</strong>r Ministerrat arbeitete „unter <strong>de</strong>r Führung<br />

<strong>de</strong>r Partei <strong>de</strong>r Arbeiterklasse " (Gesetz über <strong>de</strong>n Ministerrat<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen Republik vom<br />

16. Oktober 1972, Gesetzblatt <strong>de</strong>r DDR, Teil I, Nr. 16,<br />

16.10.1972, S. 253, §1).<br />

Die Entwicklung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

dokumentiert die Verlagerung zentraler politischer<br />

Entscheidungen aus <strong>de</strong>n dafür vorgesehenen<br />

staatlichen Institutionen - Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Ministerrat - in direkt Personen unterstellte<br />

Gremien <strong>de</strong>r SED.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski beschrieb in einer Vernehmung<br />

durch das B<strong>und</strong>eskriminalamt am 3. September<br />

1991 ausführlich im Zusammenhang mit seiner Unterstellung<br />

unter <strong>de</strong>n Sekretär für Wirtschaft im Politbüro<br />

beim ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Günter Mittag, wie originär<br />

staatliche Entscheidungsbefugnisse von <strong>de</strong>r SED - genauer<br />

gesagt von einzelnen Personen an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r<br />

SED -vereinnahmt wur<strong>de</strong>n. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

führte aus, daß nach seiner Unterstellung unter <strong>de</strong>n<br />

Minister für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

im Ministerrat 1967 „alsbald eine Phase [folgte], in<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ZK-Sekretär für Wirtschaftspolitik, Dr. Günter<br />

Mittag, stärkeren Einfluß auf meine [Dr. Schalck-Golodkowskis]<br />

Tätigkeit <strong>und</strong> diejenige meines Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung ausübte". Beim Wechsel<br />

von Dr. Mittag - nach <strong>de</strong>m 8. Parteitag <strong>de</strong>r SED - vom<br />

Posten <strong>de</strong>s ZK-Sekretärs für Wirtschaft zum stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Ministerratsvorsitzen<strong>de</strong>n wan<strong>de</strong>rte die Zuständigkeit<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

mit in <strong>de</strong>n Ministerrat. Mit <strong>de</strong>r Rückkehr Dr. Mittags<br />

in das Amt <strong>de</strong>s ZK-Sekretärs - nach <strong>de</strong>m IX. Parteitag<br />

<strong>de</strong>r SED - än<strong>de</strong>rte sich <strong>de</strong>r Status <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung abermals <strong>und</strong> war „nicht<br />

mehr beim Ministerrat, son<strong>de</strong>rn beim Sekretariat <strong>de</strong>s<br />

Zentralkomitees <strong>de</strong>r SED angesie<strong>de</strong>lt" .<br />

Den Hintergr<strong>und</strong> für diese Entwicklung, daß ein ursprünglich<br />

<strong>de</strong>m Minister für Außenhan<strong>de</strong>l unterstellter<br />

Bereich im Gefolge von Dr. Mittag vom Politbüro<br />

<strong>de</strong>r SED zum Ministerrat <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> wie<strong>de</strong>r zurück<br />

zum Politbüro wan<strong>de</strong>rte, bil<strong>de</strong>ten nach Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses Differenzen im Politbüro<br />

über die Wirtschaftspolitik <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> über<br />

<strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Im Jahre 1973 war Dr. Mittag als<br />

ZK-Sekretär für Wirtschaft von Werner Krolikowski<br />

abgelöst wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r - zusammen mit Willi Stoph <strong>und</strong><br />

auch Erich Mielke - <strong>de</strong>m Westhan<strong>de</strong>l kritisch gegen-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

überstand. Dieser Schritt wur<strong>de</strong> erst 1976 zugunsten<br />

Dr. Mittags durch die Wie<strong>de</strong>reinsetzung in das Amt<br />

<strong>de</strong>s Sekretärs für Wirtschaft <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED korrigiert.<br />

Dabei dürften die guten Beziehungen von Dr.<br />

Mittag zum Generalsekretär <strong>de</strong>r SED Honecker ausschlaggebend<br />

gewesen sein.<br />

Mehr noch als die relative Be<strong>de</strong>utungslosigkeit <strong>de</strong>s<br />

Staatsapparats im Verhältnis zur SED-Parteiorganisation<br />

waren personelle Konstellationen <strong>und</strong> Verflechtungen<br />

entschei<strong>de</strong>nd für die Machtausübung in <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> damit auch für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>utete die Anbindung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung an das Sekretariat<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>s SED bei seiner Vernehmung durch<br />

das B<strong>und</strong>eskriminalamt vom 16. September 1991 als<br />

„Teil <strong>de</strong>s Machtstrebens Dr. Günter Mittags, sich einen<br />

Bereich zu unterstellen, <strong>de</strong>r ihm Erfolge in <strong>de</strong>n<br />

Wirtschaftsbeziehungen in <strong>de</strong>r damaligen DDR einbrachte.<br />

Dr. Mittag war auch <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Mann, <strong>de</strong>r mich an Honecker herangeführt hat. Daraus<br />

resultierte letztlich meine Doppelrolle als Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo einerseits <strong>und</strong> als vertraulicher<br />

Verhandlungsführer an<strong>de</strong>rerseits". Die Verbindung<br />

zu Honecker sicherte Dr. Schalck-Golodkowski eine<br />

Schlüsselposition im Bereich <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen.<br />

Dazu führte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

aus: „Ich hatte schließlich auch direkten Zugang zur<br />

Erich Honecker. Dies insoweit, als er meine Direktiven<br />

für die Verhandlungen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland genehmigte <strong>und</strong> mich direkt bevollmächtigte.<br />

Ich habe meine Verhandlungsdirektiven<br />

im wesentlichen selbst verfaßt. Entsprechend war<br />

meine politische Stellung zwar außeror<strong>de</strong>ntlich hoch,<br />

ich blieb aber immer <strong>de</strong>r Mann, <strong>de</strong>r vorgela<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>."<br />

Auf dieser Ebene spielten die Befugnisse <strong>de</strong>s Ministerrats,<br />

<strong>de</strong>r formellen Regierung <strong>de</strong>r DDR, augenscheinlich<br />

keine Rolle mehr.<br />

Nicht nur <strong>de</strong>r Ministerrat <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong> übergangen,<br />

auch das Politbüro <strong>de</strong>r SED. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

bestätigte bei einer Vernehmung durch das<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamt vom 30. August 1991 die Feststellung,<br />

daß Honecker „in lebenswichtigen Fragen am<br />

Politbüro vorbei" regiert hat. Auch Dr. Mittag räumte<br />

ein, daß das Politbüro <strong>de</strong>r SED in vielen Fällen erst im<br />

nachhinein über Entscheidungen unterrichtet wur<strong>de</strong><br />

(106(a). Sitzung, Protokoll S. 13).<br />

Dem Untersuchungsausschuß liegen keine Hinweise<br />

vor, daß es im Ministerrat <strong>de</strong>r DDR durch die jeweiligen<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n, das Präsidium o<strong>de</strong>r eines <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r<br />

offenen Protest gegen die schrittweise Herauslösung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

aus <strong>de</strong>m Staatsapparat gab. Es zeigten sich keine Anhaltspunkte<br />

dafür, daß <strong>de</strong>r Ministerrat seine Verantwortung<br />

bis zu <strong>de</strong>n politischen Verän<strong>de</strong>rungen im<br />

Herbst 1989 wahrnahm. Ein bemerkenswertes Beispiel<br />

für die Untätigkeit <strong>de</strong>s Ministerrats bot die sog.<br />

Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz beim Ministerrat.<br />

Dieses Gremium wur<strong>de</strong> 1982 Nachfolger <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

Zahlungsbilanz <strong>de</strong>s Politbüros beim ZK <strong>de</strong>r<br />

SED <strong>und</strong> hatte die Aufgabe, die Zahlungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR sicherzustellen. Obwohl neben Dr. Mittag<br />

auch <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministerrats über die Sit-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

zungen <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe informiert wur<strong>de</strong>, gab es<br />

auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>s Ministerrats keine erkennbaren Reaktionen<br />

auf die am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre bedrohlich<br />

anwachsen<strong>de</strong> Gefahr <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR. Vielmehr brachten Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> die stellvertreten<strong>de</strong> Ministerin <strong>de</strong>r Finanzen, Dr.<br />

Herta König, in einem Schreiben vom 16. Oktober<br />

1987 an Dr. Mittag ihre Überlegungen zur bedrohlichen<br />

Finanzlage zum Ausdruck. Ebenso richtete <strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission <strong>und</strong> Arbeitsgruppe<br />

Zahlungsbilanz, Gerhard Schürer, am 24.<br />

April 1988 einen persönlichen B rief an <strong>de</strong>n SED-Generalsekretär<br />

Honecker zur gleichen Thematik, verzichtete<br />

aber auf das Einbringen einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Vorlage im Politbüro <strong>de</strong>r SED o<strong>de</strong>r im Ministerrat.<br />

Trotz dringen<strong>de</strong>n Handlungsbedarfs wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ministerrat<br />

nicht zur offenen Aussprache, noch weniger<br />

zur kontroversen Diskussion genutzt.<br />

Auch wenn die Archivbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r<br />

DDR beim B<strong>und</strong>esarchiv vom Untersuchungsausschuß<br />

nicht vollständig ausgewertet wer<strong>de</strong>n konnten,<br />

lassen sich doch anhand einiger zentraler Beschlüsse<br />

<strong>und</strong> Verfügungen wesentliche Entwicklungsstufen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung nachvollziehen.<br />

In ihnen erscheinen <strong>de</strong>r Ministerrat bzw. <strong>de</strong>ssen<br />

Vorsitzen<strong>de</strong> als Auftraggeber für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung. Der Ministerrat <strong>de</strong>r<br />

DDR vergab diese Aufgaben an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung jedoch in <strong>de</strong>r Regel in Vollzug<br />

entsprechen<strong>de</strong>r Beschlüsse <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>r SED.<br />

Dabei stand die Aufgabe <strong>de</strong>r Erwirtschaftung zusätzlicher<br />

Devisen im Mittelpunkt.<br />

Die Wechselbeziehung von Partei- <strong>und</strong> Ministerratsbeschlüssen<br />

charakterisierte die stellvertreten<strong>de</strong> Ministerin<br />

<strong>de</strong>r Finanzen, Dr. Herta König, vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß:<br />

„Es war ja Fakt in <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR, daß Parteibeschlüsse gleichgesetzt wur<strong>de</strong>n<br />

mit Ministerratsbeschlüssen. Ich kenne auch Beschlüsse,<br />

die gar nicht in <strong>de</strong>n Ministerrat gegangen<br />

sind. Wenn man dann hinterher nachgeschaut hat, ob<br />

die auch im Ministerrat entwe<strong>de</strong>r in verkürzter Form<br />

gegangen waren - - Dieses Recht hat sich die Partei<br />

genommen. " (63. Sitzung, Protokoll S. 261)<br />

Wie<strong>de</strong>rholt stellte <strong>de</strong>r Ministerrat <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Staatsreserve<br />

zur Verfügung (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 172, S. 1338 <strong>und</strong> Dokument-<br />

Nr. 173, S. 1340).<br />

Vor allem wur<strong>de</strong>n auch Beschaffungsprogramme in<br />

Auftrag gegeben. Diese reichten vom Import von<br />

Oberbekleidung für die Exquisit-Versorgung (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-<br />

Nr. 59, S. 475) o<strong>de</strong>r die Anschaffung von Anlagen „zur<br />

Sicherung <strong>de</strong>s Farbfernsehprogramms" (Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 33,<br />

S. 358) bis hin zur Durchführung von Baumaßnahmen<br />

wie die Durchführung eines „Hotelimportes" aus Japan<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 102, S. 722), <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>s Internationalen<br />

Han<strong>de</strong>lszentrums (vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 64, S. 488) o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Umgestaltung <strong>de</strong>s Berliner Doms (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 57,<br />

S. 469).<br />

Verfügungen <strong>und</strong> Beschlüsse <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r<br />

DDR dokumentieren die Mehrzahl <strong>de</strong>r wichtigen<br />

Schwerpunkte <strong>und</strong> Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Arbeit für <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung. Die Verfügungen<br />

erließ <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministerrats, <strong>de</strong>r gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Rats ein Weisungsrecht<br />

besaß. Die Beschlüsse <strong>de</strong>s Ministerrats beinhalteten<br />

im allgemeinen sachlich <strong>und</strong> zeitlich begrenzte Regelungen,<br />

die sich vor allem an staatliche bzw. wirtschaftsleiten<strong>de</strong><br />

Organe richteten <strong>und</strong> daher in <strong>de</strong>r Regel<br />

im Gesetzblatt <strong>de</strong>r DDR nicht veröffentlicht wur<strong>de</strong>n.<br />

Im Bereich Kommerzielle Koordinierung dominierten<br />

formal Verfügungen <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats;<br />

inwieweit ihnen Beschlüsse <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

vorangingen, war nicht immer nachvollziehbar.<br />

Die staatliche Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung erfolgte durch die Verfügung Nr. 61/66<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats, Willi Stoph, vom 1.<br />

April 1966. Damit wur<strong>de</strong>n bereits die für die Folgezeit<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Arbeitsschwerpunkte für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gesetzt. Der neugeschaffene<br />

Aufgabenbereich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l unterstellt.<br />

Das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen war zur Revision<br />

<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen berechtigt.<br />

Gemessen an <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rrolle, welche <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r SED-Herrschaft<br />

einnahm, waren die hier beschriebenen Funktionen<br />

beschei<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>m Ministerratsbeschluß<br />

100/I:3/66 vom 7. Dezember 1966 wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-<br />

Golodkowski als Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l in sein Amt<br />

eingesetzt.<br />

Die Verfügung Nr. 121/69 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

vom 24. Juli 1969 „zur Sicherung <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Ordnung <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Außenwirtschaftsmonopols"<br />

bestimmte, daß die staatlichen Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

nur im Rahmen <strong>de</strong>s „lizensierten Planes"<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r „Importwaren-Nomenklatur" Außenhan<strong>de</strong>lsverträge<br />

abschließen durften. Weiter wur<strong>de</strong> verfügt,<br />

daß „Anfragen <strong>und</strong> das Einholen von Angeboten im<br />

sog. Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet (NSW) in<br />

Abstimmung mit staatlichen Vertreterfirmen <strong>de</strong>r DDR<br />

vorzunehmen [sind]". (Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 123) Gr<strong>und</strong>lage<br />

für die Verfügung zur Neustrukturierung <strong>de</strong>s Vertretermonopols<br />

war laut Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin vom 10. Juni 1992 eine gemeinsame<br />

Vorlage von ihm <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Minister für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l. Ziel sei es gewesen, <strong>de</strong>n<br />

„Import zu straffen <strong>und</strong> im Volumen möglichst zu reduzieren"<br />

<strong>und</strong> „die westlichen Vertreterfirmen möglichst<br />

auszuklammern".<br />

In seiner Dissertation hatte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

nachdrücklich die Durchsetzung dieser Verfügung<br />

gefor<strong>de</strong>rt. Die Kontrolle <strong>de</strong>s Importgeschäftes mit<br />

<strong>de</strong>m sog. NSW sollte durch die sog. Vertreterfirma<br />

Transinter GmbH <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordi-<br />

nierung gewahrt wer<strong>de</strong>n (Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 123). Waltraud<br />

Lisowski hatte bei ihrer Vernehmung durch die<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

vom 7. Mai 1991 ausgeführt, daß sich auf <strong>de</strong>m Gebiet<br />

-


<strong>de</strong>s Imports in die DDR ein Anfragemonopol <strong>de</strong>r Tran<br />

sinter GmbH im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

herausbil<strong>de</strong>te. Danach mußten alle Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

bzw. die Bedarfsträger zunächst bei <strong>de</strong>r Tran<br />

sinter GmbH anfragen, welche Vertreteryesellschaft<br />

für die Vermittlung <strong>de</strong>s Imports zuständig war. Offenk<strong>und</strong>ig<br />

hat sich die 1969 von Schalck-Golodkowski<br />

entworfene Konzeption in <strong>de</strong>r Folgezeit durchgesetzt.<br />

Schrittweise wur<strong>de</strong>n die Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung ausgeweitet.<br />

Mit <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 87/71 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Ministerrats vom 25. Juni 1971 (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 25, S. 342) fielen<br />

Dr. Schalck-Golodkowski eine Reihe von Koordinierungs-<br />

<strong>und</strong> Weisungsbefugnissen im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Zollverwaltung zu, wenngleich die Zollverwaltung<br />

<strong>de</strong>r DDR nicht, wie in Schalck-Golodkowskis Dissertation<br />

von ihm vorgeschlagen (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 123),<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung offiziell unterstellt<br />

wur<strong>de</strong>. Dieser Eingriff in die Zollhoheit wur<strong>de</strong><br />

nochmals durch die Verfügung Nr. 15/75 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 23. August 1975 bestätigt<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 67, S. 502). Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung entzog sich auf diese Weise einer<br />

Kontrolle durch die Zollorgane <strong>de</strong>r DDR. Statt<strong>de</strong>ssen<br />

kam es - beispielsweise im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH - zu einer<br />

Zusammenarbeit.<br />

Die Son<strong>de</strong>rstellung gegenüber <strong>de</strong>r staatlichen Zollverwaltung<br />

<strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong> durch die fortschreiten<strong>de</strong><br />

Herauslösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

aus <strong>de</strong>m Staatsapparat offenk<strong>und</strong>ig nicht beeinflußt.<br />

Im Jahre 1972 verlieh <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koodinierung mit <strong>de</strong>r<br />

Verfügung Nr. 129/72 vom 14. September 1972 <strong>de</strong>n<br />

Status eines „Devisenauslän<strong>de</strong>rs". Damit erwarb <strong>de</strong>r<br />

Bereich das Recht, Devisenkonten bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG bzw. <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG zu führen (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 31, S. 352). Die alleinige<br />

Kontrolle <strong>de</strong>r Kontenbewegungen lag bei Dr.<br />

Schalck-Golodkowski. Auch entfiel die Pflicht zur<br />

monatlichen „Valutaberichterstattung" an das Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen. Lediglich die Revision <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

Intrac HGmbH, Zentral-Kommerz GmbH<br />

<strong>und</strong> Transinter GmbH in Verbindung mit <strong>de</strong>n Konten<br />

bei <strong>de</strong>n Geschäftsbanken durch die Valutakontrollgruppe<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen blieb bestehen.<br />

Für die Aktivitäten Dr. Schalck-Golodkowskis be<strong>de</strong>utete<br />

diese Verfügung eine erhebliche Ausweitung <strong>de</strong>s<br />

bisherigen Spielraums. Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission, Gerhard Schürer, beurteilte<br />

die Folgen in einem Schreiben an <strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR, Harry Harrland, vom 29. Dezember<br />

1989: „Mit <strong>de</strong>r Verfügung vom September 1972 zum<br />

Status eines Devisenauslän<strong>de</strong>rs war kein staatliches<br />

Organ gegenüber <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koodinierung weisungsbefugt bzw. zur Kontrolle<br />

verpflichtet. Die Leiter <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterstan<strong>de</strong>n Erich Honecker<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>und</strong> Dr. Günter Mittag. " (Zweiter Teilbericht, BT<br />

-Drucksache 12/3920, Dokument-Nr. 21, S. 227)<br />

Nach Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis vor <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

vom 11. Juni 1992 war es <strong>de</strong>r Sekretär für Wirtschaft<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Günter Mittag, selbst, <strong>de</strong>r schon<br />

in <strong>de</strong>r Gründungsphase <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koodinierung die „I<strong>de</strong>en [hatte] für einen Experimentalbereich,<br />

in <strong>de</strong>m Firmen <strong>de</strong>r DDR als Devisenauslän<strong>de</strong>r<br />

neue Formen <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls entwickeln sollten".<br />

Bemerkenswert ist <strong>de</strong>r Vermerk Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

vom 20. September 1972. Darin hat er festgelegt,<br />

daß auf Weisung <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit,<br />

Erich Mielke, das Konto 0528 „in seiner Behandlung<br />

aus <strong>de</strong>r Verfügung 129/72 herauszunehmen<br />

[sei]" (Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

32, S. 357), obwohl auch <strong>de</strong>r Minister für<br />

Staatssicherheit formal <strong>de</strong>m Ministerrat <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

Entscheidungen untergeordnet war. Die Verfügung<br />

hätte es <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>und</strong> seinem<br />

1. Stellvertreter erlaubt, <strong>de</strong>n Kontostand <strong>de</strong>s sog.<br />

Mielke-Kontos einzusehen. Mit <strong>de</strong>r Verfügung Nr.<br />

165/72 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats vom 23. November<br />

1972 wur<strong>de</strong> eine im Sinne Mielkes überarbeitete<br />

Neufassung in Kraft gesetzt (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 35,<br />

S. 365).<br />

Am 18. Januar 1973 erließ <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministerrats,<br />

Willi Stoph, die Verfügung Nr. 4/73 (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-<br />

Nr. 40, S. 396), die auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Beschlusses <strong>de</strong>s<br />

Präsidiums <strong>de</strong>s Ministerrats zur - Zahlungsbilanz 1973<br />

bestimmte, daß <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

aus <strong>de</strong>m staatlichen F<strong>und</strong>us Antiquitäten <strong>und</strong><br />

Museumsbestän<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Export in das sog. Nichtsozialistische<br />

Wirtschaftsgebiet in Höhe von 55 Mio.<br />

Valuta-Mark anzubieten waren. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

hat dies vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß als<br />

„Gründungsakte" <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

bezeichnet (83. Sitzung, Protokoll S. 20). Die Verfügung<br />

wur<strong>de</strong> bereits ausführlich im Dritten Teilbericht<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses bewertet (BT-Drucksache<br />

12/4500). Obwohl die Umsetzung dieser Verfügung<br />

am Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Museumsdirektoren in <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Reaktion <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

scheiterte, wur<strong>de</strong> die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

fortgeführt. Dem Untersuchungsausschuß liegen<br />

nach wie vor keine Hinweise vor, daß <strong>de</strong>r Ministerrat<br />

die Verfügung wie<strong>de</strong>r aufhob, wie dieses Dr. Schalck-<br />

Golodkowski in seiner Vernehmung behauptet hat.<br />

Mit <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 15/75 vom 23. August 1975<br />

legte <strong>de</strong>r Ministerrat die Verantwortung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung für ausgewählte volkswirtschaftliche<br />

Aufgaben erneut fest (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 67,<br />

S. 502). Die zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung für die inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen zeigte sich im Auftrag zur „Koordinierung<br />

ausgewählter Aktivitäten zur Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Beziehungen zwischen <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen<br />

Republik <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

sowie Westberlin" .


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Die Einbindung <strong>de</strong>r Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

in das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong><br />

noch einmal bestätigt. Dies gilt auch für die Unterstellung<br />

<strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

unter <strong>de</strong>n Minister für Außenhan<strong>de</strong>l.<br />

Dieses Unterstellungsverhältnis wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Beschluß<br />

<strong>de</strong>s Politbüros vom 2. November 1976 verän<strong>de</strong>rt,<br />

als <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ssen Leiter <strong>de</strong>m Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Günter<br />

Mittag, untergeordnet wur<strong>de</strong>n. Dr. Mittag stellte<br />

bei seiner Vernehmung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

fest, daß „ab November 1976 ... faktisch die<br />

staatliche Verantwortung einzig <strong>und</strong> allein bei<br />

Schalck ist <strong>und</strong> bei mir nur die politische Verantwortung"<br />

(106(a). Sitzung, Protokoll S. 55). Während Dr.<br />

Mittag in seiner Aussage das Fortbestehen <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Verantwortung hervorhob, betonte Dr. Schalck-<br />

Golodkowski vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß: „Der<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung war entsprechend<br />

<strong>de</strong>m Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros vom November<br />

1976 <strong>de</strong>m ZK <strong>de</strong>r SED, konkret: <strong>de</strong>m Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>und</strong> Sekretär für Wirtschaftspolitik, Günter<br />

Mittag, direkt unterstellt wor<strong>de</strong>n" .<br />

Diese Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis wird durch<br />

die von Dr. Mittag selbst genehmigte „Interne Ordnung"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung von<br />

1977 bestätigt. Sie legte fest, daß <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung „entsprechend<br />

<strong>de</strong>n Weisungen <strong>de</strong>s Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Sekretärs<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Genossen Dr. Mittag [arbeitet]"<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

91, S. 668).<br />

Unter Berufung auf <strong>de</strong>n Politbürobeschluß vom November<br />

1976 bestimmte die Verfügung Nr. S8/81 <strong>de</strong>s<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats, Willi Stoph, vom 16.<br />

November 1981, im Verteidigungszustand <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>m Mitglied <strong>de</strong>s<br />

Politbüros <strong>und</strong> Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Günter<br />

Mittag, zu unterstellen. Eine darüber hinausgehen<strong>de</strong><br />

staatliche Verantwortung wur<strong>de</strong> hier nicht erwähnt<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

126, S. 1022) .<br />

Vermutlich am 23. Juni 1982 bestätigte <strong>de</strong>r Ministerrat<br />

<strong>de</strong>n Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>r SED vom 21. Juni<br />

1982 - <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß liegt nur ein Vermerk<br />

über <strong>de</strong>n Beschluß vor - zur Einrichtung einer<br />

„Ständige[n] Arbeitsgruppe zur operativen Leitung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz<br />

mit <strong>de</strong>m nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet" (Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-<br />

Nr. 134, S. 1056). Den Vorsitz <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe übernahm<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission,<br />

Gerhard Schürer, während Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Gremiums wur<strong>de</strong>.<br />

Hauptaufgabe dieser Arbeitsgruppe war die Sicherstellung<br />

<strong>und</strong> Überwachung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR. Die Leitung <strong>de</strong>r schon zuvor bestehen<strong>de</strong>n<br />

Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz beim Politbüro <strong>de</strong>s ZK<br />

<strong>de</strong>r SED hatte Dr. Mittag damit, wie Dr. Schalck-Golodkowski<br />

ausführte, „wohlweislich, aus gutem<br />

Gr<strong>und</strong>" (11. Sitzung, Protokoll S. 130ff.) an Schürer<br />

abgegeben. Das Scheitern <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Rückzug Dr. Mittags<br />

hatte offenbar keinerlei persönliche Konsequen-<br />

zen. Sein Einfluß auf die Wirtschaftspolitik <strong>de</strong>r DDR<br />

blieb ungebrochen. Auch gibt es keine Anzeichen dafür,<br />

daß <strong>de</strong>r Mißerfolg <strong>de</strong>s ZK-Sekretärs Dr. Mittag zu<br />

einer Aufwertung <strong>de</strong>s Regierungsapparats gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Partei geführt hätte.<br />

Die Trennung von Entscheidung <strong>und</strong> Verantwortung<br />

tritt hier sehr <strong>de</strong>utlich hervor. Die Entscheidungsgewalt<br />

lag bei <strong>de</strong>n Funktionsträgern <strong>de</strong>r SED, die Verantwortung<br />

wur<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Staat <strong>de</strong>legiert. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski sagte gegenüber <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

am 25. Oktober 1990 aus: „Im Jahre<br />

1988/89 wur<strong>de</strong> von Dr. Mittag immer stärker in <strong>de</strong>r<br />

praktischen Arbeit darauf Wert gelegt, daß die verantwortlichen<br />

Regierungsmitglie<strong>de</strong>r, vor allen Dingen<br />

<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Plankommission, getroffene Entscheidungen<br />

selbst zu vertreten haben. Für mich waren das die ersten<br />

Zeichen, daß er die bisher oft unrechtmäßig<br />

wahrgenommene Regierungsverantwortung nicht<br />

mehr tragen wollte. Das hing sicherlich mit <strong>de</strong>n zunehmend<br />

komplizierten ökonomischen Fragen zusammen.<br />

Damit sollte <strong>de</strong>r Eindruck erweckt wer<strong>de</strong>n,<br />

daß er selbst als verantwortliches Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>und</strong> Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Regierung<br />

<strong>und</strong> die Regierungsmitglie<strong>de</strong>r für ihren Verantwortungsbereich<br />

gemeinsam verantwortlich machen<br />

wollte".<br />

Erst im Dezember 1989 gelang es <strong>de</strong>m Ministerrat,<br />

<strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r DDR, sich <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterzuordnen.<br />

Einen ersten Schritt in diese Richtung bil<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Beschluß<br />

Nr. 4/3/89 <strong>de</strong>s Ministerrats vom 7. Dezember<br />

1989 zur „Einordnung <strong>de</strong>r Einrichtungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung in die zuständigen<br />

Bereiche <strong>de</strong>r Außenwirtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Finanzwesens"<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

227, S. 1676). Der Prozeß <strong>de</strong>r Einordnung<br />

verlief augenscheinlich nicht ohne Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>. Dem<br />

vom Ministerrat bestellten kommissarischen Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Prof. Dr.<br />

Karl-Heinz Gerstenberger, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zugriff auf die<br />

Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs zunächst mit <strong>de</strong>r Begründung<br />

verwehrt, diese Abteilung arbeite „ausschließlich<br />

für das Amt für Sicherheit" (Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 228,<br />

S. 1678).<br />

Den Schlußpunkt markierte <strong>de</strong>r Beschluß Nr. 18/11a/<br />

90 <strong>de</strong>s Ministerrats vom 15. März 1990. Der Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong> zum 31. März<br />

1990 aufgelöst (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 239, S. 1735).<br />

3. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung als<br />

Teil <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

Formal war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

stets ein Teil <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

(MAH) <strong>de</strong>r DDR; Dr. Schalck-Golodkowski war zunächst<br />

Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers, danach hatte er<br />

die - höhere - Stellung eines Staatssekretärs. Leiten<strong>de</strong><br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

traten gegenüber Gesprächspartnern in <strong>de</strong>r


B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland als Mitarbeiter <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l auf.<br />

Seit seiner Gründung im Jahre 1949 wechselte das Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l mehrmals seine Bezeichnung:<br />

1949 Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Materialversorgung,<br />

von 1950 bis 1967 Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l, von 1967 bis<br />

1973 <strong>und</strong> noch einmal nach <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r<br />

DDR im Jahre 1989 Ministerium für Außenwirtschaft,<br />

von 1973 bis 1989 Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l.<br />

Zuständigkeit <strong>und</strong> Arbeitsbereich <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong>n, wie auch bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Ministerien, durch Statuten geregelt. Die zentrale<br />

Aufgabe bil<strong>de</strong>te die Wahrung <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Verfassung<br />

verankerten Außenhan<strong>de</strong>lsmonopols. Dem Ministerium<br />

oblag die einheitliche Leitung, Planung, Durchführung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls. Hierzu zählten die wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Ausland, die Vorbereitung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abschluß von Han<strong>de</strong>lsabkommen<br />

<strong>und</strong> Kooperationsverträgen, die Mitarbeit im Rat für<br />

gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW), die Kontrolle<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsvertretungen <strong>und</strong> vor allem die Erarbeitung<br />

<strong>und</strong> Realisierung <strong>de</strong>r Planaufgaben für die <strong>de</strong>m<br />

Ministerium unterstellten Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe.<br />

Zur Erfüllung seiner Aufgaben wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Ministerium<br />

an<strong>de</strong>re Dienststellen <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls untergeordnet.<br />

Dazu gehörte u.a. das Amt für Außenwirtschaftsbeziehungen,<br />

das Leipziger Messe-Amt o<strong>de</strong>r<br />

die Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR.<br />

Das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l war zur engen Kooperation<br />

vor allem mit <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission,<br />

<strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Verkehrswesen verpflichtet. Für <strong>de</strong>n Minister<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l bestand eine Rechenschaftspflicht<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Ministerrat <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Volkskammer.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong> bei<br />

seiner Gründung 1966 <strong>de</strong>m Minister für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l direkt unterstellt. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski sagte vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 11. Juni<br />

1992 aus, daß in dieser frühen Phase tatsächlich<br />

„noch an eine enge Anlehnung an <strong>de</strong>n Minister für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l unter <strong>de</strong>m Minister Sölle gedacht<br />

[war]". Vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß räumte er<br />

dann jedoch ein, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

„zwar formal erst 1976 Dr. Mittag unterstellt<br />

[wur<strong>de</strong>], aber in <strong>de</strong>r Praxis waren wir mehr o<strong>de</strong>r<br />

weniger seit Anfang an Dr. Günter Mittag zugeordnet"<br />

(11. Sitzung, Protokoll S. 61/44).<br />

Dr. Mittag bestätigte in seiner Aussage die Loslösung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung vom Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> charakterisierte <strong>de</strong>n Bereich<br />

als „selbständiges staatliches Organ <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

unter Leitung eines Staatssekretärs mit eigenem<br />

Geschäftsbereich" (106(a). Sitzung, Protokoll<br />

S. 2).<br />

Obwohl die Unterstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung unter das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

nur vor<strong>de</strong>rgründig war, gab es zwangsläufig eine<br />

Reihe von Berührungspunkten. Zunächst wur<strong>de</strong><br />

durch die Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Koordinierung die eigentlich einheitlich zu führen<strong>de</strong><br />

Außenwirtschaft in zwei Bereiche aufgeteilt. Zu <strong>de</strong>m<br />

vom Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l betreuten Sektor<br />

gehörten alle Exporte <strong>und</strong> Importe <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ministerium<br />

untergeordneten Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe. Diese<br />

Betriebe waren in das System <strong>de</strong>r Planwirtschaft integriert.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich bestand die Funktion <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

darin, das Außenwirtschaftsmonopol<br />

in Form eines Nachfrage- <strong>und</strong> Angebotsmonopols<br />

durchzusetzen.<br />

Neben diesen „Plan-Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben" entstan<strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>lsunternehmen, welche <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung unterstan<strong>de</strong>n. Zur Abgrenzung<br />

bei<strong>de</strong>r Bereiche sagte die frühere Leiterin<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Firmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Waltraud Lisowski, bei ihrer Vernehmung<br />

durch die Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin vom 7. Mai 1991: „ Zwischen Plan-Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

<strong>und</strong> KoKo-Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

gab es Marktteilungen nach Absprachen <strong>und</strong><br />

Abstimmungen zwischen Herrn Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Herrn Dr. Beil, <strong>de</strong>m Minister für Außenhan<strong>de</strong>l"<br />

.<br />

Das Motiv für die Zweigleisigkeit <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

erscheint ein<strong>de</strong>utig. Dr. Schalck-Golodkowski, Meta<br />

Bleßing, Hauptabteilungsleiterin im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, <strong>und</strong> Dr. Herta König, stellvertreten<strong>de</strong><br />

Ministerin <strong>de</strong>r Finanzen, sagten zum Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Etablierung <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls, wie er vom<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung betrieben <strong>und</strong><br />

häufig als außerplanmäßig bezeichnet wur<strong>de</strong>, in ihren<br />

Vernehmungen bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin bzw. vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nahezu übereinstimmend aus: Dies seien<br />

die fehlen<strong>de</strong> Flexibilität <strong>de</strong>r Planwirtschaft <strong>und</strong> die<br />

Unfähigkeit dieses Sektors gewesen, schnelle Entscheidungen<br />

treffen <strong>und</strong> kurzfristig Finanzmittel für<br />

Investitionen bereitstellen zu können, die die Gr<strong>und</strong>lage<br />

dafür bil<strong>de</strong>ten, <strong>de</strong>m Im- <strong>und</strong> Export nach Planauflagen<br />

einen nach „marktwirtschaftlichen <strong>und</strong> kapitalistischen<br />

Prinzipien" arbeiten<strong>de</strong>n Bereich entgegenzustellen.<br />

(80. Sitzung, Protokoll S. 94f.)<br />

Die Legitimation <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

beruhte <strong>de</strong>mnach ganz auf <strong>de</strong>m Versagen <strong>de</strong>r<br />

Planwirtschaft, die <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

überlassen wur<strong>de</strong>. Laut Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin vom 10. Juni 1992 konnte <strong>de</strong>r vorgegebene<br />

Plan in Bezug auf das sog. Nichtsozialistische<br />

Wirtschaftsgebiet durch <strong>de</strong>n Minister für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

in keinem Jahr erfüllt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ungeachtet dieser konzeptionellen Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ministeriums gab es auch eine enge Zusammenarbeit.<br />

Ihren Nie<strong>de</strong>rschlag fand diese Kooperation<br />

unter an<strong>de</strong>rem in Gesprächen <strong>und</strong> Abstimmungen<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski mit <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l. So ist <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Akten folgen<strong>de</strong>s Beispiel<br />

zu entnehmen: Wie aus einem Schriftwechsel<br />

zwischen <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Transinter GmbH, Helmut<br />

Schindler, <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski sowie seinem<br />

Stellvertreter Manfred Sei<strong>de</strong>l hervorgeht, kam es<br />

im Jahre 1979 zu einer Beschwer<strong>de</strong> über ein Provisi-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

onsgeschäft in Italien. In einem Gespräch zwischen<br />

Dr. Beil <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> daraufhin<br />

gemeinsam die Zahlung <strong>de</strong>r Provision neu festgelegt<br />

(Dokument-Nr. 169-170).<br />

Auch gemeinsame Vorlagen sind - wie ein an<strong>de</strong>res<br />

Beispiel <strong>de</strong>utlich macht - erarbeitet wor<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

171-172). Im März 1978 lag Dr. Mittag ein<br />

von Dr. Beil <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski gemeinsam<br />

erarbeiteter Vorschlag für <strong>de</strong>n Vertragsabschluß<br />

über <strong>de</strong>n Import eines schlüsselfertigen Hotels aus Japan<br />

vor. Obwohl die Interne Ordnung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung von 1977 die „Durchführung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s Impo rts ausgewählter Bauvorhaben<br />

(insbeson<strong>de</strong>re Hotelneubau) " ausdrücklich<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung übertrug,<br />

verzichtete Dr. Schalck-Golodkowski hier <strong>de</strong>nnoch<br />

nicht auf die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 91, S. 668).<br />

Ein Beispiel aus <strong>de</strong>m Jahre 1988 betrifft die Beschaffung<br />

von Kernkraftwerkstechnik in Frankreich <strong>und</strong><br />

zeigt, daß die Rolle <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

nicht zuletzt darin bestand, zunächst auf Regierungsebene<br />

erste Kontakte herzustellen. Die „vertraulichen<br />

informellen Gespräche" oblagen dann<br />

aber, wie ein Schreiben von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

an <strong>de</strong>n Minister für Außenhan<strong>de</strong>l belegt, <strong>de</strong>m Vertreter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung. „Im bewährten<br />

engen Zusammenwirken" seien dann gemeinsame<br />

Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen zu erarbeiten<br />

(Dokument-Nr. 173-174).<br />

Eine weitere Verbindung bei<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbereiche<br />

ergab sich durch die Mitarbeit in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Gremien. Dazu zählte etwa die Wirtschaftskommission<br />

beim Politbüro <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED - einberufen 1976 -<br />

o<strong>de</strong>r die Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz beim Politbüro<br />

bzw. ab 1982 beim Ministerrat <strong>de</strong>r DDR (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument Nr.<br />

87, S. 646f. <strong>und</strong> Dokument-Nr. 134, S. 1056).<br />

Dem Bereich Kommerzielle Koordinierung gelang es,<br />

in ursprünglich vom Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

besetzte Aufgaben - wenigstens zum Teil - einzudringen.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>s Bereichs, Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

erwarb Son<strong>de</strong>rrechte auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l untergeordneten Gebiet <strong>de</strong>r Zollverwaltung<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument Nr. 25, S. 342f. <strong>und</strong> Dokument-<br />

Nr. 67, S. 513f.).<br />

Außer<strong>de</strong>m etablierte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

neben <strong>de</strong>m „offiziellen" Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums seit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre einen eigenen<br />

„inoffiziellen" Han<strong>de</strong>l mit Kriegswaffen (vgl.<br />

Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache 12/3920, S. 10)<br />

<strong>und</strong> profitierte dabei von seinen beson<strong>de</strong>ren „konspirativen"<br />

Möglichkeiten.<br />

Der Charakter <strong>de</strong>r Zusammenarbeit bei<strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbereiche<br />

wur<strong>de</strong> auch bestimmt durch das<br />

persönliche Verhältnis von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Dr. Beil. Bei<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r 60er Jahre<br />

zu stellvertreten<strong>de</strong>n Ministern im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l ernannt. Bei<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong>n dabei intensiv vom Ministerium für Staatssicherheit<br />

<strong>und</strong> vom Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros, Dr. Günter<br />

Mittag, geför<strong>de</strong>rt <strong>und</strong> hatten schon zuvor Aufga-<br />

ben im Außenhan<strong>de</strong>l wahrgenommen; Dr. Beil als Bereichsleiter<br />

im Ministerium <strong>und</strong> Schalck-Golodkowski<br />

als 1. Sekretär <strong>de</strong>r Kreisleitung <strong>de</strong>r SED im<br />

Außenhan<strong>de</strong>l. Dr. Beil wur<strong>de</strong> 1969 Staatssekretär <strong>und</strong><br />

1. Stellvertreten<strong>de</strong>r Minister <strong>und</strong> schließlich 1986 Minister<br />

im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l.<br />

Dr. Mittag schuf bewußt ein Konkurrenzverhältnis, so<br />

Dr. Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

am 11. Juni 1992, um durch Kompetenzzuweisungen<br />

<strong>und</strong> die Schaffung von Unterstellungsverhältnissen<br />

selbst entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Einfluß im Außenhan<strong>de</strong>l zu gewinnen.<br />

Dem Untersuchungsausschuß liegen jedoch<br />

keine Hinweise vor, daß durch die Minister Dr. Beil o<strong>de</strong>r<br />

seinen Vorgänger, Horst Sölle, die Aufgabenteilung<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l jemals in Frage<br />

gestellt wur<strong>de</strong>. Im Gegenteil habe zum Beispiel Dr. Beil<br />

- nach Aussage <strong>de</strong>r Zeugin Lisowski vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 7. Mai<br />

1991- das „Anfragemonopol" <strong>de</strong>r Transinter GmbH gemeinsam<br />

mit Dr. Schalck-Golodkowski gegen Versuche<br />

verteidigt, die Vorrangstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung im Importsektor zu unterlaufen.<br />

Darüber hinaus hat <strong>de</strong>r langjährige Mitarbeiter Dr.<br />

Beils im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l, Dr. Neumann,<br />

vor <strong>de</strong>m Präsidium <strong>de</strong>r Volkspolizei Berlin am 6. Dezember<br />

1989 ausgesagt, daß „Beil <strong>und</strong> Schalck-G.<br />

mehr als nur befre<strong>und</strong>et waren" <strong>und</strong> bei<strong>de</strong> einen guten<br />

Zugang zum Sekretär für Wirtschaft Dr. Mittag<br />

<strong>und</strong> zu Generalsekretär Honecker gehabt hätten.<br />

Offensichtlich gab es keine nennenswerten Reibungsverluste<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l,<br />

<strong>de</strong>nn trotz <strong>de</strong>r gr<strong>und</strong>sätzlichen Unterschie<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong> keine formale Trennung o<strong>de</strong>r offizielle Verselbständigung<br />

angestrebt. Die Stellung Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l blieb<br />

erhalten, weil man - so Dr. Mittag bei seiner Vernehmung<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß - „keine<br />

bessere Bezeichnung gef<strong>und</strong>en [habe] <strong>und</strong> ... nicht<br />

zwei Außenhan<strong>de</strong>lsministerien machen [wollte]".<br />

(106(a). Sitzung, Protokoll S. 59)<br />

Erst die im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Beschluß Nr. 4/3/<br />

89 <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r DDR vom 7. Dezember 1989<br />

eingeleiteten Maßnahmen dienten dazu, <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung in das Ministerium für<br />

Außenwirtschaft tatsächlich einzuglie<strong>de</strong>rn.<br />

4. Zusammenarbeit mit an<strong>de</strong>ren Stellen <strong>de</strong>s<br />

Staatsapparats <strong>de</strong>r DDR<br />

Um die Rolle erfassen zu können, die <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>r DDR einnahm,<br />

beschäftigte sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß auch<br />

mit <strong>de</strong>r Frage, wie <strong>de</strong>r Bereich mit an<strong>de</strong>ren Ministerien<br />

<strong>und</strong> staatlichen Stellen in <strong>de</strong>r DDR zusammenarbeitete.<br />

Für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

war eine enge Kooperation vor allem mit jenen Ministerien<br />

<strong>und</strong> staatlichen Institutionen in <strong>de</strong>r DDR notwendig,<br />

auf <strong>de</strong>ren Unterstützung er bei <strong>de</strong>r Erwirtschaftung<br />

zusätzlicher Devisen angewiesen war. Das<br />

waren in erster Linie die Ministerien, in <strong>de</strong>ren Verantwortung<br />

die entsprechen<strong>de</strong>n Produktions-, Han<strong>de</strong>ls<strong>und</strong><br />

Dienstleistungsbetriebe lagen.


Die Auswertung <strong>de</strong>r beigezogenen Unterlagen ergab,<br />

daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung über die<br />

bereits dargestellten Beziehungen zu <strong>de</strong>n Ministerien<br />

für Kultur (Dritter Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

4500), für Staatssicherheit <strong>und</strong> für Außenhan<strong>de</strong>l hinaus<br />

vor allem auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Wehrtechnik eng<br />

mit <strong>de</strong>n dafür zuständigen Ministerien kooperierte.<br />

Dabei nahm <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

einerseits die Rolle eines eigenständigen <strong>und</strong> gleichwertigen<br />

„Ministeriums" ein, <strong>und</strong> zwar insbeson<strong>de</strong>re<br />

wenn es um die Möglichkeiten zur Steigerung <strong>de</strong>s<br />

Exports ging; an<strong>de</strong>rerseits erhielt er eine Son<strong>de</strong>rstellung<br />

seitens <strong>de</strong>s SED-Politbüros, das <strong>de</strong>r Erwirtschaftung<br />

von konvertiblen Devisen eine hohe Priorität einräumte;<br />

an<strong>de</strong>re staatliche Stellen hatten sich diesem<br />

Ziel zu beugen. Im Gegensatz zum Ministerium für<br />

Kultur waren das Ministerium für Nationale Verteidigung<br />

<strong>und</strong> die Industrieministerien eher zur Unterstützung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung bereit,<br />

da sie sich durch die Zusammenarbeit mit ihm<br />

Vorteile versprachen. Dies galt insbeson<strong>de</strong>re für eine<br />

Reihe von Kombinaten, die sich auf diese Weise Zugang<br />

zu neuen Produktionsmöglichkeiten erhofften.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Ministerien regelte<br />

bereits die Ministerratsverfügung Nr. 61/66, das<br />

Gründungsdokument für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung. Dort war die zeitweilige Verwendung<br />

<strong>de</strong>r „Staatsreserve B zur Erwirtschaftung zusätzlicher<br />

Valutaeinnahmen" vorgesehen. Die sog. materiellen<br />

Staatsreserven A <strong>und</strong> B enthielten Waren unterschiedlicher<br />

Art, die nach <strong>de</strong>r Produktion durch die<br />

Industriebetriebe bis zum - ursprünglich planmäßigen<br />

- Export dort eingelagert wur<strong>de</strong>n. Eine Verwendung<br />

eines Teils dieser Bestän<strong>de</strong> A o<strong>de</strong>r B durch <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung war beim Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission, Gerhard<br />

Schürer, zu beantragen, wobei über die Verwendung<br />

<strong>de</strong>r Staatsreserve A nur das Politbüro entschei<strong>de</strong>n<br />

durfte. (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 7, S. 58 <strong>und</strong> 146. Sitzung, Protokoll<br />

S. 15)<br />

Während in <strong>de</strong>n Staatsreserven A <strong>und</strong> B neue, für <strong>de</strong>n<br />

Export vorgesehene Produkte enthalten waren, wur<strong>de</strong>n<br />

für die „ökonomische Verwertung <strong>de</strong>r nicht benötigten<br />

Bestän<strong>de</strong>" <strong>de</strong>r Industriebetriebe Listen geführt.<br />

Nach einer Weisung Dr. Schalck-Golodkowskis aus<br />

<strong>de</strong>m Jahre 1972 erarbeitete u.a. das Ministerium für<br />

Materialwirtschaft solche Listen.<br />

Eine Son<strong>de</strong>rstellung nahmen die Ministerien <strong>de</strong>s Innern,<br />

für Staatssicherheit <strong>und</strong> für Nationale Verteidigung<br />

ein. Für <strong>de</strong>n Fall, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung mit seinen Aktivitäten <strong>de</strong>n Verantwortungsbereich<br />

eines dieser Ministerien tangierte,<br />

mußte er sich nach einer Weisung von Politbüro-Mitglied<br />

Dr. Günter Mittag mit diesem jeweils abstimmen.<br />

Die Beweiserhebung hat gezeigt, daß die Ministerien<br />

zwar formal Entscheidungen selbst trafen, in Wirklichkeit<br />

diese jedoch vom Politbüro vorgegeben waren.<br />

Die zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ministerien durchgeführten Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> Geschäfte wur<strong>de</strong>n gr<strong>und</strong>sätzlich vorher<br />

über Dr. Günter Mittag <strong>de</strong>m SED-Generalsekretär<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Erich Honecker zur Bestätigung vorgelegt, wobei die<br />

jeweils verantwortlichen Minister bzw. Staatssekretäre<br />

die Entscheidungsvorschläge zu unterzeichnen<br />

hatten.<br />

a) Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

Auf mehreren Ebenen arbeiteten <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

(MdF) zusammen. Das MdF war genauso wie<br />

die Staatliche Plankommission zuständig für die Planung<br />

<strong>und</strong> Durchführung <strong>de</strong>s „Staatshaushaltsplanes".<br />

Ihm unterstand die „Staatliche Finanzrevision",<br />

die die finanzielle Kontrolle <strong>de</strong>r volkswirtschaftlichen<br />

Betriebe <strong>und</strong> <strong>de</strong>r staatlichen Organe <strong>de</strong>r DDR vornahm.<br />

Von dieser Kontrolle ausgenommen war <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung mit fast sämtlichen<br />

ihm unterstellten Unternehmen; für diese wur<strong>de</strong><br />

erstmals zum 31. Dezember 1989 eine Bilanz erstellt.<br />

Eine Ausnahme bil<strong>de</strong>ten lediglich die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Intrac HGmbH, Zentral-Kommerz GmbH,<br />

Transinter GmbH <strong>und</strong> die BIEG (Berliner Import-Export-Gesellschaft<br />

mbH), bei <strong>de</strong>nen eine regelmäßige<br />

Kontrolle durch die Valutakontrollgruppe <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Finanzrevision stattfand; ab etwa 1987 wur<strong>de</strong>n<br />

auch die IMES GmbH <strong>und</strong> die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH geprüft. (63. Sitzung, Protokoll S. 137 <strong>und</strong> vgl.<br />

Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

31, S. 352 <strong>und</strong> Dokument-Nr. 35, S. 365)<br />

Im Finanzministerium war als stellvertreten<strong>de</strong> Ministerin<br />

ab 1969 Dr. Herta König (IMS „Gudrun") zuständig<br />

für die <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l zugeordneten<br />

Unternehmen, <strong>de</strong>ren Mark- <strong>und</strong> Valutaplanung<br />

sowie die Kontrolle <strong>de</strong>r Devisengesetzgebung<br />

<strong>und</strong> Preisgestaltung im Außenhan<strong>de</strong>lssektor.<br />

Sie trug die Verantwortung für die mit Ministerratsverfügung<br />

vorgeschriebene Finanzrevision <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe.<br />

Somit fiel in ihren Aufgabenbereich<br />

die finanzielle Kontrolle <strong>de</strong>r obengenannten Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

(63. Sitzung, Protokoll S. 137)<br />

Die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung zugeordneten<br />

Unternehmen mußten regelmäßig - gemäß<br />

<strong>de</strong>r Verfügung Nr. 151/69 <strong>de</strong>s Ministerrats - einen Teil<br />

ihrer planmäßigen Gewinne an verschie<strong>de</strong>ne Fonds,<br />

z.B. an die Devisenreserve, abführen. Verwaltet wur<strong>de</strong><br />

diese vom MdF. Über die Bildung <strong>und</strong> Verwendung<br />

dieser Reserve entschied - gemäß Beschluß Nr.<br />

02-92/III. 9/69 <strong>de</strong>s Ministerrats vom 10. September<br />

1969 - <strong>de</strong>r Ministerrat in Abstimmung mit <strong>de</strong>r Führung<br />

<strong>de</strong>r SED. Gemäß <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 16/70 <strong>de</strong>s<br />

Ministerrats waren mit <strong>de</strong>r Verwaltung <strong>de</strong>r Staats<strong>de</strong>visenreserve<br />

ausschließlich <strong>de</strong>r Minister <strong>de</strong>r Finanzen<br />

<strong>und</strong> bei <strong>de</strong>ssen Abwesenheit <strong>de</strong>r damalige Staatssekretär<br />

Horst Kaminsky <strong>und</strong> die stellvertreten<strong>de</strong> Ministerin<br />

Dr. König betraut. Laut <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 166/<br />

72 <strong>de</strong>s Ministerrats vom 23. November 1972 - die Verfügung<br />

Nr. 151/69 wur<strong>de</strong> damit außer Kraft gesetzt -<br />

mußten bestimmte Planteile <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Intrac HGmbH, Zentral-Kommerz GmbH <strong>und</strong><br />

Transinter GmbH <strong>de</strong>m MdF zur Bestätigung vorgelegt<br />

wer<strong>de</strong>n; die Abrechnung <strong>de</strong>r „ Valutenabführungspläne<br />

" hatte ebenfalls mit <strong>de</strong>m MdF zu erfolgen<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Do-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

kument-Nr. 18, S. 108, Dokument-Nr. 20, S. 114, Dokument-Nr.<br />

21, S. 117, Dokument-Nr. 36, S. 369).<br />

Den Gegenwert <strong>de</strong>r abgeführten Beträge erhielt <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung in Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR. Das MdF trat lediglich als Verwalter in Erscheinung.<br />

Laut Dr. Herta König stellte es diese Mittel <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG zur Verfügung,<br />

damit diese ihren Verpflichtungen in ausländischer<br />

Währung nachkommen konnte. (63. Sitzung, Protokoll<br />

S. 136 -140)<br />

Zusammen mit <strong>de</strong>m MdF <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission<br />

traf <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Vereinbarungen, mit <strong>de</strong>nen die Finanzierungsvorgänge<br />

für seine Impo rte, die er für die Ministerien<br />

durchführen sollte, geregelt wur<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

175). Zumin<strong>de</strong>st noch Anfang <strong>de</strong>r 70er Jahre stellte<br />

neben <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

auch das MdF DM bereit, um die Importe über <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung zu finanzieren.<br />

(Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

30, S. 350)<br />

Das MdF war gemäß <strong>de</strong>r Ministerratsverfügung Nr.<br />

4/73 weiterhin zuständig für die Finanzierung von Exporten:<br />

Es stellte <strong>de</strong>n jeweiligen Unternehmen Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR o<strong>de</strong>r „Valuten" zur Verfügung, damit diese<br />

<strong>de</strong>n Export für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

vorbereiten konnten. (Vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 40, S. 396)<br />

Mit <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 4/73 wur<strong>de</strong> zugleich über das<br />

MdF <strong>de</strong>ssen VEB Münze mit <strong>de</strong>r Herstellung „alter<br />

Münzen" (durch Nachbildung, Nachprägung) betraut,<br />

die <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zur Devisenerwirtschaftung exportieren sollte. (Vgl.<br />

Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

40, S. 396)<br />

Eine Ebene <strong>de</strong>r Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m MdF stellte<br />

die „Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz" dar, gegrün<strong>de</strong>t<br />

nach einem Politbürobeschluß im Jahr 1976. Diese war<br />

zunächst angesie<strong>de</strong>lt beim Politbüro unter <strong>de</strong>r Leitung<br />

von Dr. Günter Mittag. Siegfried Böhm als damaliger<br />

Minister <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

waren dort ständige Mitglie<strong>de</strong>r. Dr. Herta König wur<strong>de</strong><br />

bis 1982 lediglich in Einzelfällen hinzugezogen (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

87, S. 643 <strong>und</strong> 63. Sitzung, Protokoll S. 138)<br />

Im Juni 1982 rief das Politbüro durch Beschluß die<br />

„Ständige Arbeitsgruppe zur operativen Leitung <strong>und</strong><br />

Kontrolle <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz mit<br />

<strong>de</strong>m Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet" ins Leben;<br />

die Kurzbezeichnung lautete ebenfalls Arbeitsgruppe<br />

Zahlungsbilanz. Die Leitung dieser neuen AG<br />

Zahlungsbilanz wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission Gerhard Schürer übertragen. Im<br />

Gegensatz zur Arbeitsgruppe beim Politbüro war <strong>de</strong>r<br />

Mitglie<strong>de</strong>rkreis kleiner. Ständige Mitglie<strong>de</strong>r waren<br />

u.a. Dr. Schalck-Golodkowski, Dr. Herta König als Vertreterin<br />

<strong>de</strong>s MdF - in ihrer Verantwortung lag die Koordinierung<br />

<strong>de</strong>r „Valutabeziehungen" <strong>de</strong>s MdF - <strong>und</strong><br />

Prof. Dr. Werner Polze als Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG. Gerhard Schürer hatte keine<br />

Weisungsbefugnisse gegenüber <strong>de</strong>m Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung. (Vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 134, S. 1056, ZweiterTeilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3920, Dokument-Nr.<br />

21, S. 227 <strong>und</strong> 63. Sitzung, Protokoll S. 138 -141)<br />

Die Aufgabe dieser AG Zahlungsbilanz bestand in <strong>de</strong>r<br />

Erstellung von <strong>Bericht</strong>en über die „Durchführung <strong>und</strong><br />

voraussichtliche Entwicklung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r<br />

DDR mit <strong>de</strong>m NSW" <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Erarbeitung von Entscheidungsvorlagen<br />

für Parteiführung <strong>und</strong> Regierung<br />

sowie darin, die „Gewährleistung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR gegenüber <strong>de</strong>n kapitalistischen Banken<br />

... zu leiten <strong>und</strong> zu kontrollieren" (Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 134, S. 1056).<br />

Laut Aussage von Dr. Herta König wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-<br />

Golodkowski generell etwa 1986 die Koordinierung<br />

aller „Valutabeziehungen" übertragen; damit konnte<br />

er u.a. ihr - zwar nicht aus eigenem Recht, aber doch<br />

im Auftrag <strong>de</strong>s Politbüros - diesbezüglich Weisungen<br />

erteilen (63. Sitzung, Protokoll S. 144 - 147).<br />

Zwischen <strong>de</strong>m Politbüro-Mitglied Dr. Mittag sowie<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. Herta König bestand<br />

offensichtlich ein beson<strong>de</strong>res Vertrauensverhältnis.<br />

So richtete Dr. König aufgr<strong>und</strong> einer von Dr.<br />

Mittag über Dr. Schalck-Golodkowski erhaltenen<br />

Weisung etwa 1984 ein Valutakonto im Bereich <strong>de</strong>s<br />

MdF ein. Darauf sollten nur Einzahlungen möglich<br />

sein, Verfügungen von diesem Konto fan<strong>de</strong>n angeblich<br />

nicht statt. Nach Darstellung von Dr. Herta König<br />

haben Dr. Mittag, Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr.<br />

König <strong>de</strong>ssen Existenz geheimgehalten. Unter <strong>de</strong>n<br />

Einzahlungen befan<strong>de</strong>n sich laut Aussage von Dr. König<br />

u.a. Abführungen <strong>de</strong>s MdF aus „zusätzlichen"<br />

Gewinnen <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Im November 1989 wies dieses Konto einen positiven<br />

Saldo von 2,1 Mrd. Valuta-Mark aus (63. Sitzung,<br />

Protokoll S. 146 - 161).<br />

Laut Aussage von Dr. Herta König wur<strong>de</strong> dieses Konto<br />

als Rese rve für bestehen<strong>de</strong> <strong>und</strong> zu erwarten<strong>de</strong> Auslandsverpflichtungen<br />

eingerichtet. Außer<strong>de</strong>m sollte<br />

so <strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n Devisenanfor<strong>de</strong>rungen aus <strong>de</strong>m Politbüro<br />

für Importe, die die DDR immer weiter in die<br />

Zahlungsunfähigkeit trieben, ein Riegel vorgeschoben<br />

wer<strong>de</strong>n: Der Saldo dieses Kontos fehlte auf <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>m Politbüro bekannten Konten. Dadurch sollte finanziellen<br />

For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Politbüros vorgebeugt<br />

wer<strong>de</strong>n. (Vgl. Zweiter Teil, F. II. 3. Abführungen an<br />

<strong>de</strong>n Staatshaushalt)<br />

Dr. Mittag wur<strong>de</strong> von Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong><br />

Dr. Herta König über die befürchtete Zahlungsunfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR unterrichtet. Bereits seit November<br />

1987 war ihm aus einem Brief von Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

Dr. König <strong>und</strong> Prof. Dr. Polze bekannt, daß die<br />

Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r DDR mit Fremdmitteln geschönt<br />

wor<strong>de</strong>n war (63. Sitzung, Protokoll S. 142-146, S. 154).<br />

b) Ministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

Für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung war das<br />

Ministerium <strong>de</strong>s Innern (MdI) in mehrfacher Hinsicht<br />

von Be<strong>de</strong>utung, da es zuständig war für <strong>de</strong>n Bereich<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Sicherheit <strong>und</strong> Ordnung in <strong>de</strong>r DDR.<br />

Außer<strong>de</strong>m unterstützte es als eines <strong>de</strong>r bewaffneten<br />

Organe <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung im<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l.


Dem MdI unterstan<strong>de</strong>n die Deutsche Volks- <strong>und</strong> die<br />

Transportpolizei. Ferner fiel in <strong>de</strong>n Zuständigkeitsbereich<br />

<strong>de</strong>s MdI die Ausbildung <strong>de</strong>r sog. Kampfgruppen.<br />

Zur Erfüllung seiner Aufgaben nahm <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung das MdI in mehrfacher<br />

Weise in Anspruch <strong>und</strong> unterstützte es im Gegenzug<br />

bei seinen Importvorhaben:<br />

Entbindung von <strong>de</strong>r polizeilichen Mel<strong>de</strong>pflicht<br />

Die Abteilung Paß- <strong>und</strong> Mel<strong>de</strong>wesen im MdI war zuständig<br />

für die polizeiliche Mel<strong>de</strong>pflicht von Bürgern<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ausland<br />

in <strong>de</strong>r DDR. Eine Entbindung von <strong>de</strong>r Mel<strong>de</strong>pflicht<br />

mußte über diese Abteilung erfolgen. Der Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung veranlaßte für eine<br />

Reihe seiner „wichtigen" Geschäftspartner eine solche<br />

Entbindung, da er an <strong>de</strong>r Aufrechterhaltung dieser<br />

Verbindungen, die <strong>de</strong>r DDR „überdurchschnittliche<br />

Ergebnisse" lieferten, „interessiert" war (Dokument-Nr.<br />

176).<br />

Kontaktherstellung zum <strong>und</strong> Warenimport aus <strong>de</strong>m<br />

„Nichtsozialistischen Ausland"<br />

Das MdI stellte selbständig Kontakte zum „Nichtsozialistischen<br />

Ausland" (NSA) her. Offiziell traten seine<br />

Angehörigen als Mitarbeiter eines Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebs<br />

auf. Importiert wur<strong>de</strong>n auf diese Weise Elektronikbauteile<br />

für die bewaffneten Organe <strong>de</strong>r DDR,<br />

d.h. für die Ministerien <strong>de</strong>s Innern, für Staatssicherheit<br />

<strong>und</strong> für Nationale Verteidigung. Sie nahmen z.B.<br />

Kontakt mit <strong>de</strong>m Unternehmen Allimex auf. Deren Inhaber<br />

war Michael Grossauer. Das Unternehmen<br />

hatte einen Sitz in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> ein Büro in Dänemark.<br />

Über Allimex ließ das MdI Elektronikbauteile<br />

aus <strong>de</strong>n USA <strong>und</strong> England beschaffen. Bei Embargoware<br />

sollte das Unternehmen Yarra - ein weiteres Unternehmen<br />

Grossauers mit Sitz in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> einem<br />

Büro in Liechtenstein - eingeschaltet wer<strong>de</strong>n.<br />

Abgewickelt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Import u.a. vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung. Gelegentlich schob <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung das MdI gegenüber<br />

<strong>de</strong>m ausländischen Produzenten o<strong>de</strong>r Händler<br />

als Bedarfsträger vor, wenn dadurch <strong>de</strong>r Impo rt gewünschter<br />

Waffen, die in Wirklichkeit zum Reexport<br />

vorgesehen waren, ermöglicht wur<strong>de</strong>.<br />

Warenbereitstellung für <strong>de</strong>n Export<br />

Aus seinem Bestand militärischer Güter stellte das<br />

Mdl auf Anfrage <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Waffen zur Devisenerwirtschaftung zur Verfügung.<br />

Abgewickelt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Expo rt über die<br />

IMES GmbH. Vertragspartner für die IMES GmbH im<br />

MdI war Generalmajor Tetzner.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>r Versorgungsdienste erstellte jährlich<br />

Angebotslisten. Erstmals für das Jahr 1984 lag eine<br />

solche vor. Diese enthielten jenes Material, das aus<br />

<strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>s MdI <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

für <strong>de</strong>n Export zur Verfügung gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n konnte. Dabei han<strong>de</strong>lte es sich in <strong>de</strong>r Regel<br />

um veraltetes militärisches Material, das vor <strong>de</strong>m Verkauf<br />

instandgesetzt wer<strong>de</strong>n mußte. Die Instandsetzung<br />

hatte das MdI zu veranlassen.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Dienstleistungen <strong>de</strong>s Mdl für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Das MdI stellte <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

ein Übungsgelän<strong>de</strong> zur Verfügung zur Besichtigung<br />

<strong>und</strong> Begutachtung <strong>de</strong>r zu verkaufen<strong>de</strong>n Wehrtechnik<br />

durch die ausländischen Geschäftspartner.<br />

Bei Dienstreisen ins Ausland beteiligte <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung neben einem eigenen<br />

Abgesandten einen Vertreter u.a. <strong>de</strong>s MdI, <strong>de</strong>r seinerseits<br />

<strong>de</strong>n fachlichen Teil <strong>de</strong>r Verhandlungen führte.<br />

c) Ministerium für Nationale Verteidigung<br />

Aufgr<strong>und</strong> seiner Waffenhan<strong>de</strong>lsaktivitäten arbeitete<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung eng mit <strong>de</strong>m<br />

Ministerium für Nationale Verteidigung (MfNV) zusammen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>m Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers<br />

<strong>und</strong> Chef Technik <strong>und</strong> Bewaffnung<br />

(STMCTB). Dies war von 1964 bis 1986 Generaloberst<br />

Werner Fleißner, sein Nachfolger war Generaloberst<br />

Joachim Goldbach. Sie waren zuständig für die<br />

„Verwaltung, Planung <strong>und</strong> Koordinierung" <strong>und</strong> die<br />

„Abteilung Beschaffung" im MfNV, somit also zuständig<br />

für die Verwaltung <strong>de</strong>r Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Nationalen<br />

Volksarmee (NVA).<br />

Der STMCTB war Vertragspartner im MfNV für das<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung IMES GmbH. Somit waren zunächst<br />

Fleißner, später Goldbach zuständig für Anfragen<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

wenn es darum ging, aus <strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>r NVA Material<br />

für die Devisenerwirtschaftung zur Verfügung zu<br />

stellen.<br />

Bereitstellung von militärischen Gü tern aus <strong>de</strong>m Bestand<br />

<strong>de</strong>r NVA zum Zwecke <strong>de</strong>r Erwirtschaftung von<br />

Devisen<br />

Bereits kurz vor Gründung <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

IMES GmbH wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r NVA ein<br />

umfangreicheres Kontingent an Militärtechnik für <strong>de</strong>n<br />

außerplanmäßigen Export zur Verfügung gestellt.<br />

In <strong>de</strong>r Regel ergriff die IMES GmbH die Initiative. Bei<br />

Geschäftsanbahnung mel<strong>de</strong>te die IMES GmbH über<br />

<strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik Dieter Uhlig<br />

(IMS, HIM „Henry") beim Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung ihren Bedarf an Exportgut<br />

an. Dr. Schalck-Golodkowski übernahm die weitere<br />

Koordinierung <strong>und</strong> richtete eine Anfrage an <strong>de</strong>n<br />

STMCTB im MfNV. War eine Ausson<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r angefragten<br />

Mittel aus <strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>r NVA möglich,<br />

übernahm es Dr. Schalck-Golodkowski, die Zustimmung<br />

zum geplanten Geschäft über Dr. Günter Mittag<br />

beim Generalsekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED einzuholen.<br />

Mit <strong>de</strong>m „Einverstan<strong>de</strong>n Erich Honecker" war<br />

die Zustimmung erteilt. Daraufhin trafen <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, die IMES GmbH <strong>und</strong><br />

das MfNV eine schriftliche Vereinbarung zur Regelung<br />

<strong>de</strong>r finanziellen Abwicklung.<br />

Eine Bereitstellung aus einem an<strong>de</strong>ren als <strong>de</strong>m<br />

STMCTB unterstellten Bereich, z.B. aus <strong>de</strong>r „Verwaltung<br />

Raketen- <strong>und</strong> waffentechnischer Dienst" <strong>de</strong>s<br />

MfNV, fiel ebenfalls in die Kompetenz <strong>de</strong>s STMCTB.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Das aus <strong>de</strong>m NVA-Bestand bereitgestellte Material<br />

war in <strong>de</strong>r Regel überholt <strong>und</strong> veraltet. Die Instandsetzung<br />

in gebrauchs- <strong>und</strong> somit verkaufsfähigen Zustand<br />

wur<strong>de</strong> vom Ministerium für Allgemeinen Maschinen-,<br />

Landmaschinen- <strong>und</strong> Fahrzeugbau gesteuert.<br />

Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit wur<strong>de</strong> vom MfNV regelmäßig eine<br />

Liste erstellt, unterzeichnet vom Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m STMCTB, die<br />

<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Export zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n militärischen<br />

„Warenfonds" <strong>de</strong>r NVA, <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong><br />

weiterer Ministerien auswies.<br />

Transportaufgaben<br />

Zur Durchführung <strong>de</strong>r Transpo rte von Waffen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

Wehrtechnik <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

existierte eine Vielzahl von Regelungen,<br />

u.a. zur Aufgabenteilung zwischen <strong>de</strong>n staatlichen<br />

Exportorganen - das waren die Ministerien für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> für Verkehrswesen - <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH.<br />

Während laut „Spezieller Exportordnung" vom 30.<br />

September 1986, einer Anordnung <strong>de</strong>s Ministerrats,<br />

die planmäßigen Transporte von Militärtechnik vom<br />

Ingenieur-Technischen Außenhan<strong>de</strong>l (ITA), <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Bereich Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l (BSA) im Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l (MAH) unterstand, durchgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n, war für die außerplanmäßigen Transporte<br />

die IMES GmbH zuständig, somit also <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung. Der ITA wur<strong>de</strong><br />

wie auch <strong>de</strong>r BSA von Generalmajor Gerhard Schönherr<br />

geleitet. Das Personal für <strong>de</strong>n ITA wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r<br />

NVA rekrutiert. (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 166, S. 1312, Dokument-<br />

-Nr. 167, S. 1314 <strong>und</strong> Dokument-Nr. 168, S. 1329)<br />

Darüberhinaus gab es eine „Regelung für die Durchführung<br />

von Exporten spezieller Technik in das<br />

NSW" vom 26. November 1982, die eine Verteilung<br />

<strong>de</strong>r Zuständigkeiten zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

ITA <strong>und</strong> IMES GmbH vornahm. Unterzeichnet<br />

wur<strong>de</strong> diese Regelung von Generaloberst<br />

Fleißner, Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Generalmajor<br />

Schönherr. In bestimmten Fällen war eine wechselseitige<br />

Aufgabenübernahme zwischen <strong>de</strong>m ITA <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH vorgesehen. Die Abstimmungen übernahm<br />

eine dafür speziell eingerichtete „Koordinierungsgruppe"<br />

. Enthalten waren weiterhin die Pflichten<br />

<strong>de</strong>r Bereitsteller, d.h. <strong>de</strong>r Vertreter <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Ministerien, die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Waren aus <strong>de</strong>m eigenen Bestand zum Export<br />

zur Verfügung stellten.<br />

Eine weitere „Vereinbarung zwischen <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Nationale Verteidigung/STMCTB, <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l/Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> Bereich Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l<br />

vom 19.7.1982" regelte die Festlegung aller „Transporte<br />

über das Zwischenlager sowie alle an<strong>de</strong>ren Zuführungen<br />

zu Luft- <strong>und</strong> Seetransporten" . (Dokument-<br />

Nr. 177)<br />

Nach einer Aussage von Generalmajor Hampel, Chef<br />

Raketen- <strong>und</strong> waffentechnischer Dienst im MfNV, vor<br />

<strong>de</strong>m Militär-Oberstaatsanwalt in Berlin am 5. Dezem<br />

ber 1989 wur<strong>de</strong>n die sondierten Gegenstän<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r<br />

NVA verla<strong>de</strong>n, „für <strong>de</strong>n Transport sei jedoch die NVA<br />

nicht mehr verantwortlich gewesen" . Er zeigte sich<br />

davon überzeugt, daß „die Transporte durch das MfS<br />

realisiert wur<strong>de</strong>n" . Dagegen heißt es in einer „Vereinbarung<br />

zwischen <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Staatssekretär Genossen Dr.<br />

Schalck <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für Nationale<br />

Verteidigung Chef Technik <strong>und</strong> Bewaffnung,<br />

Genossen Generaloberst Goldbach" etwa vom Januar<br />

1988, <strong>de</strong>r Transport <strong>de</strong>r Ware (30.000 Stück 122mm-<br />

Werfergranaten) zum Hafen „erfolgt mit Unterstützung<br />

<strong>de</strong>s MfNV als Militärtransport". (Dokument-Nr.<br />

178)<br />

Dienstleistungen <strong>de</strong>s Mf NV<br />

Das MfNV stellte für Besichtigungszwecke Geräte<br />

zur Verfügung <strong>und</strong> war beteiligt am Bau <strong>de</strong>s Ausstellungsgelän<strong>de</strong>s<br />

für militärisches Material in Horstwal<strong>de</strong>.<br />

Es ermöglichte Besichtigungen von Waffenteilen<br />

<strong>und</strong> stellte Personal zur Verfügung, z.B. Spezialisten<br />

einzelner Waffengattungen o<strong>de</strong>r Dolmetscher für<br />

Empfänge ausländischer Delegationen <strong>und</strong> weitere<br />

Anlässe. Manche K<strong>und</strong>en legten Wert auf ein Gespräch<br />

auf politischer Ebene, wie mit <strong>de</strong>m Minister im<br />

MfNV o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m STMCTB (Dokument-Nr. 179).<br />

Mehrmals übernahm das MfNV die Ausbildung o<strong>de</strong>r<br />

Schulung von militärischem Personal im Ausland.<br />

Z.B. sollten 1989 iranische Flugzeugführer für das<br />

Warten <strong>und</strong> Führen von sowjetischen Kampfflugzeugen<br />

ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Entwicklung von militärischer Ausrüstung für <strong>de</strong>n Export<br />

-<br />

Das MfNV war gr<strong>und</strong>sätzlich beteiligt, wenn es um<br />

die Entwicklung von militärischen Erzeugnissen<br />

ging. Ein exemplarisches Beispiel ist die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Sturmgewehrs „Wieger 940" im Nato-Kaliber.<br />

Import von militärischem Material<br />

Als „ Sekretär <strong>de</strong>r Kommission zur Ökonomischen Sicherstellung<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverteidigung beim Politbüro<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED" war Generaloberst Joachim Goldbach<br />

maßgeblich unter an<strong>de</strong>rem zusammen mit <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung an <strong>de</strong>m Versuch<br />

beteiligt, eine Anlage zur „Herstellung von einbasigem<br />

Treibladungspulver <strong>und</strong> zweibasigen Festtreibstoffen"<br />

zu importieren. Aus unterschiedlichen Grün<strong>de</strong>n,<br />

angeblich auch wegen <strong>de</strong>r Embargo-Bestimmungen,<br />

wur<strong>de</strong> nach jahrelangem Bemühen das Projekt<br />

erfolglos eingestellt.<br />

d) Koordinierte Zusammenarbeit auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s<br />

„Speziellen NSW-Exports"<br />

Auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Wehrtechnik war eine laufen<strong>de</strong><br />

Zusammenarbeit <strong>de</strong>s MfNV mit <strong>de</strong>n für diese Technik<br />

zuständigen Industrieministerien erfor<strong>de</strong>rlich. Um auf<br />

<strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Militärtechnik Devisen erwirtschaften<br />

zu können, griff <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

auch auf <strong>de</strong>ren Leistungen zurück.<br />

Als Beispiel für die sogenannte koordinierte Zusam<br />

menarbeit auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s „Speziellen NSW-Ex-


ports", wobei das Wort „speziell" stellvertretend für<br />

Wehrtechnik verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, kann das „Führungsdokument<br />

zur Lösung <strong>de</strong>r Zusatzaufgabe NSW-<br />

Export" betrachtet wer<strong>de</strong>n, das am 26. März 1982 von<br />

Staatssekretäi Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

STMCTB, Generaloberst Fleißner, unterzeichnet wur<strong>de</strong>.<br />

Es beinhaltet eine Aufgabenteilung <strong>de</strong>r „beteiligten<br />

Staats- <strong>und</strong> Wirtschaftsorgane", um „außerhalb<br />

<strong>de</strong>s Staatsplanes NSW-Export zusätzlich 104 Mio. VM<br />

zu erwirtschaften". (Dokument-Nr. 179)<br />

Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt wur<strong>de</strong> zur „Koordinierung<br />

<strong>de</strong>r Marktarbeit beim NSW-Export" eine<br />

Koordinierungsgruppe geschaffen; beteiligt waren<br />

<strong>de</strong>r Vertreter <strong>de</strong>s Bereichs Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l<br />

(BSA) im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l, Generalmajor<br />

Gerhard Schönherr sowie Vertreter <strong>de</strong>s STMCTB<br />

im MfNV <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe IMES<br />

GmbH <strong>und</strong> ITA unter <strong>de</strong>r Leitung von Dieter Uhlig für<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung. (Dokument-Nr.<br />

180)<br />

Die „Koordinierungsgruppe" arbeitete „auf <strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Festlegungen <strong>de</strong>r 'Speziellen Expo rt<br />

-ordnung' vom 30.09.1986 sowie <strong>de</strong>r 'Regelung für die<br />

Durchführung von Exporten spezieller Technik in das<br />

NSW' vom 26.11.1982". Der Zweck für die Bildung<br />

dieser sog. Ko-Gruppe bestand in <strong>de</strong>n gegenseitigen<br />

Abstimmungen bezüglich <strong>de</strong>r Geschäfte <strong>de</strong>s ITA <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH, um ein einheitliches Auftreten <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe auf <strong>de</strong>m ausländischen<br />

Markt zu gewährleisten, <strong>und</strong> um zu verhin<strong>de</strong>rn,<br />

daß sie sich gegenseitig Konkurrenz machten.<br />

Gegebenenfalls sollten sie sich unter Verwendung<br />

<strong>und</strong> Ausnutzung <strong>de</strong>r jeweils gewonnenen Marktkenntnisse<br />

unterstützen, (Dokument-Nr. 180)<br />

Laut Aussage <strong>de</strong>s Generaldirektors <strong>de</strong>r IMES GmbH,<br />

Erhard Wiechert (IM „Wolfgang Wagner"), vor <strong>de</strong>m Militäroberstaatsanwalt<br />

in Berlin am 6. Dezember 1989<br />

„erledigte" sich diese „Koordinierungsgruppe" durch<br />

die Bildung <strong>de</strong>s „Arbeitsstabes Spezieller NSW-Export"<br />

(Dokument-Nr. 180). Aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher<br />

Festlegungen müssen jedoch diese bei<strong>de</strong>n Institutionen<br />

zumin<strong>de</strong>st zeitweise parallel gearbeitet haben.<br />

Die „Koordinierungsgruppe" arbeitete auf <strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r „Festlegungen zur Koordinierung <strong>de</strong>r<br />

Marktarbeit beim NSW-Export ... zwischen <strong>de</strong>n Organen<br />

<strong>de</strong>s speziellen Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung" vom 31. Dezember<br />

1986. Da in diesem Gr<strong>und</strong>satzpapier die „Festlegungen<br />

<strong>de</strong>s NSW-Arbeitsstabes mit eingeordnet" waren -<br />

<strong>de</strong>r „Arbeitsstab Spezieller NSW-Expo rt " wur<strong>de</strong> bereits<br />

am 16. Oktober 1984 durch bestätigte Konzeption<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats ins Leben gerufen<br />

<strong>und</strong> hielt im März 1985 seine erste Beratungssitzung<br />

ab - müssen bei<strong>de</strong> Institutionen zumin<strong>de</strong>st zeitweise<br />

nebeneinan<strong>de</strong>r existiert haben. Wahrscheinlich<br />

fan<strong>de</strong>n weiterhin Abstimmungen auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r -<br />

im Gegensatz zum Arbeitsstab kleineren <strong>und</strong> flexibleren<br />

- „ Koordinierungsgruppe " statt, um auch kurzfristig<br />

auf mögliche Probleme reagieren zu können.<br />

(Dokument-Nr. 180-181; vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 153, S. 1166)<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage für <strong>de</strong>n „Arbeitsstab Spezieller NSW-<br />

Export" bil<strong>de</strong>te die „Konzeption zur Steigerung <strong>de</strong>s<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

NSW-Exportes militärischer Technik <strong>und</strong> Bewaffnung<br />

für <strong>de</strong>n Zeitraum bis 1990", bestätigt am 16. Oktober<br />

1984 vom Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats, Willi Stoph.<br />

(Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

153, S. 1166)<br />

Dem Arbeitsstab gehörten sowohl ständige als auch<br />

nichtständige Mitglie<strong>de</strong>r an. Z.B. waren im Jahr 1985<br />

ständig beteiligt das MAH, <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, die Staatliche Plankommission, das<br />

MfNV, die IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r AHB ITA unter <strong>de</strong>r<br />

Leitung <strong>de</strong>s Stellvertreters <strong>de</strong>s Ministers <strong>und</strong> Chef<br />

Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l im MAH, Generalmajor Gerhard<br />

Schönherr, <strong>de</strong>r später von Generaloberst Metzler<br />

abgelöst wur<strong>de</strong>. (Dokument-Nr. 181)<br />

Je nach Aufgabenstellung wur<strong>de</strong>n die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Vertreter <strong>de</strong>r Industrieministerien, wie <strong>de</strong>r Ministerien<br />

für Chemische Industrie, für Allgemeinen Maschinen-,<br />

Landmaschinen- <strong>und</strong> Fahrzeugbau, für<br />

Leichtindustrie, für Werkzeug- <strong>und</strong> Verarbeitungsmaschinenbau<br />

etc. hinzugezogen.<br />

Gegenstand <strong>de</strong>r Beratungen, die etwa viermal jährlich<br />

stattfan<strong>de</strong>n, war die koordinierte Zusammenarbeit<br />

auf militärischem Gebiet zur Steigerung <strong>de</strong>s planmäßigen<br />

<strong>und</strong> außerplanmäßigen Exports ins sog.<br />

NSW. Dabei wur<strong>de</strong> jährlich ein Plan <strong>de</strong>r Liefermöglichkeiten<br />

erarbeitet <strong>und</strong> vom Ministerrat bestätigt.<br />

Abstimmungen dazu sollten stattfin<strong>de</strong>n in Verantwortung<br />

<strong>de</strong>s Ministers für Außenwirtschaft mit <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission, <strong>de</strong>m Minister<br />

für Nationale Verteidigung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Minister für<br />

Auswärtige Angelegenheiten. Zur Durchführung <strong>de</strong>s<br />

Exports wur<strong>de</strong>n die Minister <strong>de</strong>r Finanzen, für Verkehrswesen,<br />

<strong>de</strong>s Innern <strong>und</strong> für Staatssicherheit hinzugezogen.<br />

(Dokument-Nr. 182)<br />

e) Ministerium für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen-<br />

<strong>und</strong> Fahrzeugbau<br />

Das Ministerium für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen-<br />

<strong>und</strong> Fahrzeugbau (MALF) war auf <strong>de</strong>m<br />

Gebiet <strong>de</strong>r Wehrtechnik das wichtigste Industrieministerium.<br />

In <strong>de</strong>n 80er Jahren erhielt es eine noch größere<br />

Be<strong>de</strong>utung durch die Forcierung <strong>de</strong>r Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung in seinen Kombinatsbetrieben, die<br />

nicht zuletzt wegen <strong>de</strong>r Notwendigkeit <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

entstan<strong>de</strong>n war.<br />

Das MALF war zuständig für eine Reihe von volkseigenen<br />

Kombinatsbetrieben <strong>de</strong>s Haushaltsgeräte-,<br />

Produktionsmaschinen-, Landmaschinen- <strong>und</strong> Fahrzeugbaus,<br />

ebenso für Medizin- <strong>und</strong> Militärtechnik.<br />

Daneben war es verantwortlich für verschie<strong>de</strong>ne<br />

Fach- <strong>und</strong> Ingenieurschulen.<br />

Minister im MALF war von 1973 bis 1986 das Mitglied<br />

<strong>de</strong>s Politbüros Günther Kleiber, <strong>de</strong>r zugleich das Amt<br />

<strong>de</strong>s stellvertreten<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

beklei<strong>de</strong>te. Sein Nachfolger war Gerhard Tautenhahn.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung stand mit<br />

mehreren <strong>de</strong>m MALF unterstellten Unternehmen in<br />

Geschäftsverbindung, wobei generell das MALF miteinbezogen<br />

war. Das früheste vorhan<strong>de</strong>ne Dokument<br />

betrifft eine Korrespon<strong>de</strong>nz zwischen <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

The Burmah Oil (Deutschland) GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>m


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

MALF bezüglich <strong>de</strong>r Importe <strong>und</strong> Expo rte auf <strong>de</strong>m<br />

Gebiet <strong>de</strong>r Automobil- <strong>und</strong> Motorradindustrie im Jahr<br />

1980. Abgewickelt wur<strong>de</strong>n die Geschäfte in <strong>de</strong>r DDR<br />

über die Transinter GmbH <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung. Von größerer Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung war <strong>de</strong>r VEB Kombinat<br />

Spezialtechnik Dres<strong>de</strong>n.<br />

Das Kombinat Spezialtechnik Dres<strong>de</strong>n<br />

Das Kombinat Spezialtechnik Dres<strong>de</strong>n (KSD) wur<strong>de</strong><br />

1971 als Verband von zunächst vier verschie<strong>de</strong>nen<br />

volkseigenen <strong>und</strong> NVA-Betrieben gebil<strong>de</strong>t. Laut Beschluß<br />

<strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED vom 26. April<br />

1978 wur<strong>de</strong>n 1979 vier weitere Bet riebe angeglie<strong>de</strong>rt.<br />

Die Kombinatsbetriebe waren danach folgen<strong>de</strong>:<br />

- die Flugzeugwerft Dres<strong>de</strong>n (FWD)<br />

- das Instandsetzungswerk Ludwigsfel<strong>de</strong> (INL)<br />

- das Instandsetzungswerk Pinnow (IWP)<br />

- das Lehrgeräte- <strong>und</strong> Reparaturwerk Mittenwal<strong>de</strong><br />

(LRM)<br />

- <strong>de</strong>r Geräte- <strong>und</strong> Werkzeugbau Wiesa (GWW)<br />

- die Mechanischen Werkstätten Königswartha<br />

(MWK)<br />

- das Spreewerk Lübben (SWL)<br />

- die Mechanischen Werkstätten Ra<strong>de</strong>berg (MWR)<br />

Das KSD war <strong>de</strong>m MALF direkt unterstellt. Zahlreiche<br />

Offiziere <strong>und</strong> Unteroffiziere wur<strong>de</strong>n für die Tätigkeit<br />

im KSD aus <strong>de</strong>r NVA abberufen. Diese Mitarbeiter<br />

unterstan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n Minister <strong>und</strong><br />

Chef Technik <strong>und</strong> Bewaffnung <strong>de</strong>s MfNV. Generaldirektor<br />

im KSD war ab 1975 Oberst Siegf ried Eschke<br />

(GMS „Hans Müller"), nach<strong>de</strong>m er bereits im „Aufbaustab"<br />

als NVA-Vertreter an <strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>s KSD<br />

mitgewirkt hatte <strong>und</strong> ab Beginn als erster Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Generaldirektors eingesetzt war. Die Zuständigkeit<br />

für die Absicherung lag in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums für Staatssicherheit.<br />

Die wesentliche Aufgabe <strong>de</strong>s KSD bestand in <strong>de</strong>r Instandsetzung<br />

von veraltetem, vor allem militärischem<br />

Material sowie in <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>und</strong> Herstellung<br />

von Wehrtechnik. Als Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe, die für<br />

<strong>de</strong>n Absatz <strong>de</strong>r Produkte <strong>de</strong>s KSD zuständig waren,<br />

fungierten vor <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

IMES GmbH im Jahre 1982 in erster Linie <strong>de</strong>r Ingenieur-Technische<br />

Außenhan<strong>de</strong>l (ITA) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich<br />

Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l (BSA) <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l.<br />

Import von Produktionsanlagen<br />

Zusammen mit <strong>de</strong>m MALF <strong>und</strong> weiteren staatlichen<br />

Organen besorgte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Produktionsanlagen für <strong>de</strong>ren Kombinatsbetriebe,<br />

um do rt die Voraussetzungen für eine Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Güterproduktion <strong>und</strong> für die Instandsetzung<br />

von Geräten zur Devisenerwirtschaftung zu<br />

schaffen. Ausgehend von <strong>de</strong>r Initiative <strong>de</strong>s Kombinatsbetriebs<br />

<strong>und</strong> mit Zustimmung <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED erfolgte<br />

über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die Vorfinanzierung <strong>de</strong>s Imports sowie in seinem Auftrag<br />

<strong>und</strong> mit Hilfe seiner vorhan<strong>de</strong>nen Unternehmenskontakte<br />

<strong>de</strong>r Import <strong>de</strong>r Anlagen. An <strong>de</strong>r Ab-<br />

wicklung <strong>de</strong>r Impo rte waren weiterhin die jeweils zuständigen<br />

VEB <strong>und</strong> die jeweils verantwortlichen Ministerien<br />

beteiligt. Dabei wur<strong>de</strong> auch unter Embargo<br />

stehen<strong>de</strong> Ware importiert. (Dokument-Nr. 183-185)<br />

Instandsetzungstätigkeit im Auftrag <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Das aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Bestän<strong>de</strong>n wie MdI,<br />

MfNV <strong>und</strong> MfS <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zum Export zur Verfügung gestellte Material<br />

stammte in <strong>de</strong>r Regel aus <strong>de</strong>ren eigener Verwendung.<br />

Das be<strong>de</strong>utete einen entsprechen<strong>de</strong>n Abnutzungsgrad<br />

<strong>und</strong> erfor<strong>de</strong>rte eine technische Überholung <strong>de</strong>r<br />

angebotenen Materialien. In <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m KSD unterstellten<br />

Instandsetzungsbetrieben wur<strong>de</strong> das militärische<br />

Exportgut repariert <strong>und</strong> in verkaufsfähigen Zustand<br />

gebracht. Das KSD war als übergeordnetes Organ <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Instandsetzungsbetriebe Ansprechpartner<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung; es leitete<br />

die Organisation <strong>und</strong> trug die Verantwortung für<br />

die Instandsetzung. Zusammen mit <strong>de</strong>n weiteren beteiligten<br />

staatlichen Organen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterzeichnete <strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s KSD die Industrievereinbarungen, im<br />

Rahmen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>rer das KSD tätig wur<strong>de</strong>.<br />

Lizenzproduktion<br />

Ein Großteil <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Kombinatsbetrieben hergestellten<br />

Militärtechnik wur<strong>de</strong> in Lizenz, hauptsächlich<br />

<strong>de</strong>r UdSSR, gefertigt, was für <strong>de</strong>ren Export die Genehmigung<br />

<strong>de</strong>s Lizenzgebers erfor<strong>de</strong>rte. Dies stellte<br />

sich für die DDR als erhebliche Hür<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Export<br />

heraus. Die Sowjetunion war in <strong>de</strong>r Regel nicht damit<br />

einverstan<strong>de</strong>n, daß diese Ware - ins sog. NSW exportiert<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, zum Teil aus i<strong>de</strong>ologischen Grün<strong>de</strong>n,<br />

wie z.B. bei <strong>de</strong>r Lieferung von militärischem Material<br />

in das Spannungsgebiet Iran - Irak, aber auch<br />

<strong>de</strong>shalb, weil die DDR für die UdSSR eine Konkurrenz<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung darstellte.<br />

Die UdSSR for<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>shalb die Lizenzgebühren<br />

in konvertibler Währung.<br />

Wenn die Genehmigung nicht erteilt wur<strong>de</strong>, aber<br />

auch, um <strong>de</strong>r Zahlung von Lizenzgebühren von vorneherein<br />

aus <strong>de</strong>m Weg zu gehen, wur<strong>de</strong>n die Waren<br />

vielfach ohne Genehmigung <strong>de</strong>r UdSSR exportiert,<br />

<strong>und</strong> zwar in <strong>de</strong>r Zuständigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, genauer <strong>de</strong>r IMES GmbH. (Dokument-Nr.<br />

183)<br />

Eigenentwicklung im KSD<br />

Das Problem <strong>de</strong>r Abhängigkeit vom Lizenzgeber <strong>und</strong><br />

die Aussicht auf <strong>de</strong>n verstärkten Absatz gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Produkte aus dieser Fertigung kann als Ausgangspunkt<br />

für die Initiative zur Forcierung <strong>de</strong>r Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung im Bereich <strong>de</strong>r Militärtechnik in <strong>de</strong>n<br />

80er Jahren betrachtet wer<strong>de</strong>n. Die vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung wur<strong>de</strong>n<br />

eingeschränkt durch ein verstärktes Interesse <strong>de</strong>r<br />

UdSSR an <strong>de</strong>r Bezahlung <strong>de</strong>r Lizenzgebühren in harter<br />

Währung.<br />

Durch Beschluß <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED wur<strong>de</strong> 1983 <strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>stein zur Eigenentwicklung gelegt, um „we<br />

sentliche Voraussetzungen zur Steigerung <strong>de</strong>s NSW-


Exports" zu schaffen. Zum Zentrum dieser neuen Aufgabe<br />

wur<strong>de</strong> das KSD. Auftraggeber waren in <strong>de</strong>r Regel<br />

die NVA <strong>und</strong> die an<strong>de</strong>ren Schutz- <strong>und</strong> Sicherheitsorgane<br />

<strong>de</strong>r DDR. (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 153, S. 1166)<br />

Einziges Beispiel war jedoch die Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

Sturmgewehrs „Wieger 940" im Nato-Kaliber. Auftraggeber<br />

war die IMES GmbH, Auftragnehmer das<br />

KSD. Unterzeichnet wur<strong>de</strong> eine entsprechen<strong>de</strong> Vereinbarung<br />

von <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Aufsichtsorganen,<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m MALF. Anschließend wur<strong>de</strong> die Vereinbarung<br />

<strong>de</strong>m SED-Generalsekretär Honecker zur Bestätigung<br />

vorgelegt. An <strong>de</strong>n Importen von Anlagentechnik zur<br />

Herstellung dieses Gewehrs waren zahlreiche staatliche<br />

Stellen beteiligt. Zum tatsächlichen Vertrieb dieses<br />

Produkts kam es jedoch nicht mehr. (Dokument-<br />

Nr. 186-187)<br />

Zur Umsetzung <strong>de</strong>r Pläne trafen die zuständigen<br />

staatlichen Stellen <strong>und</strong> Betriebe zusammen mit <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung Vereinbarungen,<br />

wonach dieser auf Kreditbasis die Finanzierung<br />

für die Importe vornahm. Unterzeichnet wur<strong>de</strong>n diese<br />

sog. Industrievereinbarungen vom KSD, <strong>de</strong>m MALF,<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Eine Bestätigung durch die Staatliche<br />

Plankommission erfolgte dann, wenn diese in die Finanzierung<br />

mit einbezogen war. Zur Tilgung, so lautete<br />

die Vereinbarung, stellte das KSD zu einem späteren<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

einen entsprechen<strong>de</strong>n Teil seiner Produktion<br />

zum Export zur Verfügung.<br />

Produktion für <strong>de</strong>n außerplanmäßigen „NSW-Export"<br />

Mit <strong>de</strong>r laut Beschluß <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED begrün<strong>de</strong>ten<br />

<strong>und</strong> am 16. Oktober 1984 vom Ministerrat bestätigten<br />

„Konzeption zur Steigerung <strong>de</strong>s NSW-Expo rts militärischer<br />

Technik <strong>und</strong> Bewaffnung für <strong>de</strong>n Zeitraum bis<br />

1990", die sowohl für <strong>de</strong>n planmäßigen als auch für<br />

<strong>de</strong>n außerplanmäßigen Export durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung Gültigkeit hatte, sollte<br />

die Eigenproduktion von Waffen <strong>und</strong> militärischem<br />

Gerät forciert wer<strong>de</strong>n. Ein erster Schritt erfolgte im<br />

Jahre 1983 mit <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>s Imports einer<br />

<strong>de</strong>n westlichen embargorechtlichen Bestimmungen<br />

unterlegenen Produktionsanlage zur Herstellung <strong>de</strong>r<br />

Munition M 43 als Lizenzproduktion für Maschinengewehre<br />

für das KSD. (Vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 153, S. 1166)<br />

Während seine anfängliche Aufgabe für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung hauptsächlich in <strong>de</strong>r Instandsetzung<br />

von bereits in <strong>de</strong>n bewaffneten Organen<br />

vorhan<strong>de</strong>nem Material bestand, erhielt das KSD<br />

nun die Anweisung, mit <strong>de</strong>m Einsatz aller verfügbaren<br />

<strong>und</strong> erreichbaren Mittel die Kapazitäten zu erhöhen.<br />

Die produzierten Güter wur<strong>de</strong>n in die „Staatsreserve"<br />

eingelagert. Über <strong>de</strong>ren weitere Verwendung konnten<br />

die Staatliche Plankommission (SPK) <strong>und</strong> - auf<br />

Antrag an die SPK - <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

verfügen.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Weitere Leistungen <strong>de</strong>s KSD<br />

Neben Instandsetzungsleistungen <strong>und</strong> Produktion<br />

war das KSD vor allem verantwortlich für die Ersatzteilversorgung<br />

<strong>de</strong>r Geschäftspartner <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung. Weiterhin von Be<strong>de</strong>utung<br />

für die Devisenerwirtschaftung waren <strong>de</strong>r Technologietransfer,<br />

Ausbildungsleistungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Einsatz<br />

von Spezialisten aus <strong>de</strong>m KSD, was ebenfalls laut<br />

Konzeption vom 16. Oktober 1984 verstärkt angeboten<br />

wer<strong>de</strong>n sollte. (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 153, S. 1166)<br />

Zusammen mit <strong>de</strong>m MALF <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Werkzeug- <strong>und</strong> Verarbeitungsmaschinenbau (MWV)<br />

beriet <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung im<br />

Jahre 1982 die Errichtung einer Waffen- <strong>und</strong> einer<br />

Munitionsfabrik in Algerien, da die Aussicht auf die<br />

Erwirtschaftung von Devisen in größerem Umfang bestand.<br />

Aufgr<strong>und</strong> einer Entscheidung <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>r SED sollte ein Angebot <strong>de</strong>r DDR an Algerien erfolgen.<br />

Dabei sollte das KSD als Erfahrungs- <strong>und</strong> Knowhow-Träger<br />

fungieren sowie Ausbildungsleistungen<br />

für algerische Militärangehörige anbieten, während<br />

<strong>de</strong>m MWV die Aufgabe <strong>de</strong>r Anlagenproduktion übertragen<br />

wer<strong>de</strong>n sollte. Die Fe<strong>de</strong>rführung <strong>und</strong> Kontrolle<br />

seitens <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls sowie die Beantragung zur<br />

Genehmigung durch <strong>de</strong>n Lizenzgeber sollte laut Dr.<br />

Schalck-Golodkowski das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

übernehmen. Zur Durchführung dieses Projekts<br />

liegen keine Angaben vor. (Dokument-Nr. 188-<br />

189)<br />

Für Verhandlungen mit <strong>de</strong>n ausländischen Geschäftspartnern<br />

stellte das KSD <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung die erfor<strong>de</strong>rlichen Spezialisten zur<br />

Verfügung.<br />

Kooperationsverhandlungen mit NS W "- Un terneh<br />

-m en<br />

Als ein weiterer Schritt <strong>de</strong>r Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s KSD <strong>und</strong> zugleich als weiteres Standbein <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftung erfolgte etwa ab Anfang<br />

1989 in gemeinsamer Konzeption <strong>de</strong>s KSD als Koordinator<br />

<strong>und</strong> Organisator seiner produzieren<strong>de</strong>n Betriebe,<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

die Kontaktaufnahme mit Unternehmen im westlichen<br />

Ausland. Ziel war die Schaffung neuer Absatzgebiete<br />

mittels Kooperationen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r zivilen<br />

Flugzeugtechnik zum Zwecke <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung.<br />

Konkrete Gespräche wur<strong>de</strong>n bereits geführt wegen<br />

<strong>de</strong>r Bildung gemeinsamer Gesellschaften als Koordinierungsorgan.<br />

Dabei sollte das KSD mit seinen Betrieben<br />

FWD (Flugzeugwerft Dres<strong>de</strong>n) <strong>und</strong> INL (Instandsetzungswerk<br />

Ludwigsfel<strong>de</strong>) für die fachlichtechnische<br />

Seite <strong>und</strong> die IMES GmbH für <strong>de</strong>n Bereich<br />

<strong>de</strong>r außenwirtschaftlichen Beziehungen zuständig<br />

sein. Nach <strong>de</strong>n ersten Verhandlungen bil<strong>de</strong>ten sich<br />

En<strong>de</strong> 1989 konkrete Ansatzpunkte auf <strong>de</strong>n Gebieten<br />

<strong>de</strong>r Instandsetzung, vor allem von Flugzeugtriebwerken<br />

(mit <strong>de</strong>r S.N.E.C.M.A., Paris), <strong>de</strong>r Produktion von<br />

Innenausstattung (mit <strong>de</strong>r Deutschen Lufthansa,<br />

Hamburg) <strong>und</strong> von Flugzeug- <strong>und</strong> Ersatzteilen (mit


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

MBB, Hamburg) heraus. Zur Umsetzung dieser Vor-<br />

haben liegen keine Angaben vor. (Dokument-Nr. 190)<br />

f) Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik<br />

Eine enge Zusammenarbeit pflegte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung mit <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik (MfEE) bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Waren, die <strong>de</strong>n westlichen Embargobestimmungen<br />

unterlagen. Eine <strong>de</strong>taillierte Darstellung<br />

wird dazu im <strong>Bericht</strong>steil zur Beschaffung von Embargowaren<br />

(vgl. Zweiter Teil, D. I.) vorgenommen.<br />

g) Weitere Industrieministerien<br />

Auf ähnlicher Ebene wie mit <strong>de</strong>m Ministerium für Allgemeinen<br />

Maschinen-, Landmaschinen- <strong>und</strong> Fahrzeugbau<br />

(MALF) <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> Elektronik (MfEE) arbeitete <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung mit einer Reihe weiterer<br />

Industrieministerien zusammen. Zu nennen sind hier<br />

folgen<strong>de</strong> Ministerien:<br />

- Ministerium für Chemische Industrie (MfC)<br />

- Ministerium für Schwermaschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau<br />

(MSAB)<br />

- Ministerium für Werkzeug- <strong>und</strong> Verarbeitungsmaschinenbau<br />

(MWV)<br />

- Ministerium für Leichtindustrie (MfL)<br />

- Ministerium für Bezirksgeleitete Indust rie <strong>und</strong> Lebensmittelindustrie<br />

(MfBLI)<br />

Beispiele waren die Einbeziehung <strong>de</strong>s MfC bei <strong>de</strong>r<br />

Herstellung von Treibkartuschen, bei <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

von Pyrotechnik <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Beschaffung von Raketentreibstoffen,<br />

<strong>de</strong>s MSAB bei <strong>de</strong>r Instandsetzung von<br />

Panzern <strong>und</strong> gepanzerten Fahrzeugen, <strong>de</strong>s MWV bei<br />

<strong>de</strong>r Errichtung von Produktionsanlagen für die Waffenherstellung<br />

in Algerien.<br />

Die vorhan<strong>de</strong>nen Unterlagen ergeben, daß die Hinzuziehung<br />

dieser <strong>und</strong> gegebenenfalls auch noch weiterer<br />

Ministerien nicht in <strong>de</strong>r Häufigkeit stattfand wie<br />

beim M ALF.<br />

h) Ministerium für Kultur<br />

Die Art <strong>de</strong>r Beziehungen zum Ministerium für Kultur<br />

(MfK) aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung im Kunst <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>l<br />

unterschie<strong>de</strong>n sich erheblich von <strong>de</strong>n Beziehungen<br />

zu <strong>de</strong>n dargestellten Ministerien. Sie sind<br />

ausführlich im Dritten Teilbericht (BT-Drucksache 12/<br />

4500) beschrieben.<br />

i) Ministerium <strong>de</strong>r Justiz<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung hatte im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>ls auch<br />

Kontakte zu <strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Justiz (MdJ). Hierzu<br />

wird auf die Ausführungen im Dritten Teilbericht<br />

(BT-Drucksache 12/4500) verwiesen.<br />

Weiterhin gab das MdJ eine Stellungnahme ab zu <strong>de</strong>n<br />

Häftlingsfreikäufen durch die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland.<br />

j) Ministerium für Verkehrswesen<br />

Das Ministerium für Verkehrswesen (MfV) war zuständig<br />

für die Leitung <strong>und</strong> Planung <strong>de</strong>s gesamten<br />

Transportwesens. Ihm unterstan<strong>de</strong>n die Kombinate<br />

<strong>und</strong> Betriebe <strong>de</strong>r Bereiche Straßen-, Schienen-, Binnen-<br />

<strong>und</strong> Seeverkehr sowie die zivile Luftfahrt.<br />

Laut „Spezieller Exportordnung" vom 30. September<br />

1986 fiel in <strong>de</strong>n Zuständigkeitsbereich <strong>de</strong>s MfV die<br />

„transportmäßige Sicherstellung <strong>de</strong>r speziellen Exporte",<br />

d.h. das MW war somit auch für <strong>de</strong>n Transport<br />

militärischer Güter verantwortlich (§ 9). An einer an<strong>de</strong>ren<br />

Stelle hieß es, <strong>de</strong>r ITA sei im Zusammenwirken<br />

mit <strong>de</strong>n Transportorganen <strong>de</strong>s MfV dafür zuständig<br />

gewesen (§ 12). (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 166, S. 1312)<br />

Aus dieser Aufgabenstellung heraus ergab sich für<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung immer wie<strong>de</strong>r<br />

die Notwendigkeit von Abstimmungen mit <strong>de</strong>m<br />

MfV bzw. mit einem seiner Kombinate o<strong>de</strong>r Betriebe,<br />

wenn es darum ging, zu importieren<strong>de</strong> Ware von <strong>de</strong>r<br />

Grenze abzuholen bzw. zu exportieren<strong>de</strong> Ware an die<br />

Grenze <strong>de</strong>r DDR zum Versand zu bringen. Zur Koordination<br />

<strong>de</strong>r Zuständigkeiten wur<strong>de</strong>n Vereinbarungen<br />

abgeschlossen zwischen Außenhan<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Transportbetrieben.<br />

Ein Beispiel ist die „Vereinbarung" aus <strong>de</strong>m Jahre<br />

1986 zwischen <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>m VE (Volkseigenen)<br />

Kombinat Seeverkehr <strong>und</strong> Hafenwirtschaft<br />

(KSH) - VEB Deutfracht/Seeree<strong>de</strong>rei Rostock, worin<br />

die Gr<strong>und</strong>sätze <strong>de</strong>r Zusammenarbeit, insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Kompetenzabgrenzung <strong>und</strong> die Geheimhaltungsvorschriften<br />

geregelt wur<strong>de</strong>n. Mitunterzeichner waren<br />

<strong>de</strong>r Minister für Verkehrswesen <strong>und</strong> Dr. Schalck-<br />

Golodkowski. (Dokument-Nr. 191)<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung führte für<br />

das MW <strong>de</strong>n Import von Geräten durch, die es zur Erledigung<br />

seiner Aufgaben benötigte. Z.B. liegt aus<br />

<strong>de</strong>m Jahre 1977 eine Anfrage <strong>de</strong>s MfV an Dr. Schalck-<br />

Golodkowski zur Beschaffung von Prüfgeräten vor.<br />

k) Staatliche Plankommission<br />

Gelegentlich führte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Aufgaben durch, die in die Plan-Zahlungsbilanz<br />

einzuordnen waren. Als Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission (SPK) war Gerhard Schürer zuständig<br />

für <strong>de</strong>n planmäßigen Teil <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> damit verantwortlich für die „Erfüllung"<br />

<strong>de</strong>r Staatspläne. Aus diesem Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> generell aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r ständig notwendigen Abstimmungen zur<br />

Aufteilung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r DDR produzierten Güter nach<br />

planmäßigem <strong>und</strong> außerplanmäßigem Export war<br />

eine enge Zusammenarbeit zwischen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Gerhard Schürer notwendig. Genauso<br />

verfahren wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Verfügung über die nach <strong>de</strong>r<br />

Produktion in die Staatsreserve eingelagerten Bestän<strong>de</strong>.<br />

Dabei kam es auch vor, daß aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s außerplanmäßigen<br />

Exports <strong>de</strong>r Plan <strong>de</strong>r SPK nicht erfüllt<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Eine enge Kooperation zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r SPK fand statt in <strong>de</strong>r<br />

beschriebenen Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz, die<br />

<strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r SPK, Gerhard Schürer, ab 1982


unterstand. Trotz <strong>de</strong>r gemeinsamen Suche nach Auswegen<br />

aus <strong>de</strong>r bevorstehen<strong>de</strong>n Zahlungsunfähigkeit<br />

erfuhr Schürer angeblich jedoch erst im November<br />

1989 von Dr. Schalck-Golodkowski von <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />

Verschuldung <strong>de</strong>r DDR. (Vgl. Zweiter Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3920, Dokument-Nr. 21,<br />

S. 227)<br />

Sowohl <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung als<br />

auch das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen, zusammen mit<br />

<strong>de</strong>r SPK, waren für die Finanzierung <strong>und</strong> Kreditvergabe<br />

an die Volkseigenen Kombinate <strong>und</strong> Betriebe zuständig.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

stellte zwar zunächst die ausländische Währung zur<br />

Verfügung, doch ab 1991 sollte die Übernahme <strong>de</strong>r<br />

Verbindlichkeiten in die Plan-Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r<br />

SPK erfolgen. Bei je<strong>de</strong>r Abstimmung mit <strong>de</strong>r SPK wur<strong>de</strong>n<br />

die Vereinbarungen zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n jeweiligen Ministerien,<br />

Kombinaten <strong>und</strong> Betrieben von <strong>de</strong>r SPK bestätigt.<br />

Gelegentlich übernahm <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung auf Anordnung Dr. Günter Mittags<br />

o<strong>de</strong>r Erich Honeckers volkswirtschaftliche Aufgaben,<br />

<strong>de</strong>ren finanzielle Aufwendungen <strong>und</strong> Erlöse<br />

über die Plan-Zahlungsbilanz abgerechnet wur<strong>de</strong>n.<br />

(Vgl. Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache 12/3920,<br />

Dokument-Nr. 21, S. 227 <strong>und</strong> Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 36, S. 369)<br />

I) Zollverwaltung<br />

Das Zollwesen <strong>de</strong>r DDR war konsequent auf die<br />

Durchsetzung <strong>de</strong>s staatlichen Außenhan<strong>de</strong>lsmonopols<br />

ausgerichtet. Nur beson<strong>de</strong>rs berechtigte Wi rt<br />

-schaftseinheiten (in <strong>de</strong>r Regel Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe)<br />

durften in <strong>de</strong>r DDR internationale Wirtschaftsverträge<br />

abschließen <strong>und</strong> grenzüberschreiten<strong>de</strong> Warenbewegungen<br />

veranlassen. Zölle spielten in diesem<br />

System <strong>de</strong>r staatlich legitimierten Außenhändler eine<br />

untergeordnete Rolle, administrative Maßnahmen<br />

stan<strong>de</strong>n im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>. Entsprechend übertrug das<br />

1962 geschaffene Zollgesetz <strong>de</strong>r DDR-Zollverwaltung<br />

vor allem polizeirechtliche <strong>und</strong> überwachungsrechtliche<br />

Aufgaben. Die Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR, die 1962<br />

die Aufgaben <strong>de</strong>s Amtes für Zoll <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s<br />

Warenverkehrs (AZKW) <strong>de</strong>r DDR übernahm, unterstand<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR.<br />

(GB1. DDR I, Nr. 3: Gesetz über das Zollwesen <strong>de</strong>r<br />

DDR - Zollgesetz - vom 28. März 1962, neueste Fassung<br />

GB1. 1979, I, S. 147) An <strong>de</strong>n Grenzübergangsstellen<br />

arbeitete die Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR eng mit<br />

<strong>de</strong>n Grenzschutztruppen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Organen<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit zusammen.<br />

Für die Paßkontrolle <strong>und</strong> die Überwachung <strong>de</strong>s<br />

grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Reiseverkehrs an <strong>de</strong>n Grenzkontrollpunkten<br />

zur DDR war die Hauptabteilung VI<br />

<strong>de</strong>s MfS mit ihren r<strong>und</strong> 2.000 Hauptamtlichen Mitarbeitern<br />

zuständig. Die Zusammenarbeit <strong>de</strong>s MfS mit<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren „Kräften an <strong>de</strong>n Grenzübergangsstellen"<br />

regelte eine beson<strong>de</strong>re Dienstanweisung Mielkes<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 122, S. 903 ff. <strong>und</strong> Dokument-Nr. 124,<br />

S. 974 ff.) Das MfS - insbeson<strong>de</strong>re die Hauptabteilung<br />

VI - durfte „Ausnahmeentscheidungen im grenzüberschreiten<strong>de</strong>n<br />

Verkehr" treffen <strong>und</strong> die „Nichtanwendung<br />

von Kontrollbefugnissen <strong>de</strong>r Grenzkon<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

trollorgane in <strong>de</strong>r Grenzpassage" veranlassen. Die<br />

Ausnahmeentscheidung, die sog. Avisierung, konnte<br />

von <strong>de</strong>r „Bevorzugung bei <strong>de</strong>r Kontrolle <strong>und</strong> Abfertigung"<br />

bis hin zur „völligen Befreiung" reichen. Geregelt<br />

wur<strong>de</strong> dieses Grenzregime zuletzt durch die Ordnung<br />

Nr. 4/85 - Avisierungsordnung - <strong>de</strong>s Ministers<br />

für Staatssicherheit vom 4. März 1985. (Dokument-Nr.<br />

148)<br />

In ihrer Gemeinschaftsdissertation for<strong>de</strong>rten Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Heinz Volpert 1969/70,<br />

daß die Zollorgane <strong>de</strong>r DDR in stärkerem Maße als<br />

bisher zur Verhin<strong>de</strong>rung von „wirtschaftlicher Störtätigkeit",<br />

Korruption <strong>und</strong> Amtsmißbrauch, vor allem<br />

aber zur „Bekämpfung <strong>de</strong>r feindlichen Störtätigkeit",<br />

beitragen sollten (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 177 ff. <strong>und</strong> S. 182).<br />

Die Kontroll- <strong>und</strong> Ermittlungsfunktionen <strong>de</strong>r DDR-<br />

Zollverwaltung sollten effektiviert wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m einerseits<br />

„die Leitung <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR ...<br />

durch in <strong>de</strong>r politisch-operativen Arbeit erfahrene Offiziere<br />

<strong>de</strong>s MfS" verstärkt wer<strong>de</strong>n sollte. An<strong>de</strong>rerseits<br />

sollte „anleitungs- <strong>und</strong> kontrollmäßig ... die Zollverwaltung<br />

offiziell <strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n Außenwirtschaftsminister<br />

<strong>de</strong>r DDR für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung" unterstellt wer<strong>de</strong>n. Im Ergebnis<br />

schlugen die Verfasser vor, alle bisher <strong>de</strong>m Minister<br />

für Außenwirtschaft in Zollfragen zukommen<strong>de</strong> Kompetenz<br />

also auf Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski als<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu<br />

übertragen. Die Effektivierung <strong>de</strong>r „Bekämpfung <strong>de</strong>r<br />

feindlichen Störtätigkeit" sei nur zu erreichen, wenn<br />

alle entsprechen<strong>de</strong>n Organe „einer einheitlichen Anleitung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle unterliegen <strong>und</strong> wenn die Arbeit<br />

dieser Organe stärker mit - <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s MfS koordiniert"<br />

wer<strong>de</strong> (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 182).<br />

Die Ministerratsverfügung Nr. 87/71 vom 25. Juni<br />

1971 verpflichtete <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, also Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

„einen Arbeitsbereich" für Zollfragen zu bil<strong>de</strong>n. Dieser<br />

„Arbeitsbereich" sollte<br />

1. „die Koordinierung von Fragen <strong>de</strong>r Zollkontrolle <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r zolldienstlichen Tätigkeit zwischen <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Bereichen <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenwirtschaft <strong>und</strong><br />

an<strong>de</strong>ren zentralen Staatsorganen, wirtschaftsleiten<strong>de</strong>n<br />

Organen, Betrieben <strong>und</strong> Institutionen",<br />

2. „die zweckentsprechen<strong>de</strong> Organisation <strong>de</strong>r Beziehungen<br />

zu <strong>de</strong>n Organen <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR,<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Gestaltung eines erfor<strong>de</strong>rlichen Informationssystems<br />

zur Durchsetzung gesamtvolkswirtschaftlicher<br />

Interessen auf diesem Gebiet" <strong>und</strong><br />

3. „die Zusammenarbeit mit an<strong>de</strong>ren Kontrollorganen<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Außenwirtschaft" zur Aufgabe<br />

haben.<br />

Die Aufgabenstellung <strong>de</strong>s zu bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n „Arbeitsbereichs"<br />

für Zollfragen war sehr weit gefaßt, ohne daß<br />

allerdings alle Kompetenzen <strong>de</strong>s MAH als Aufsichtsbehör<strong>de</strong><br />

über die DDR-Zollverwaltung <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung übertragen wur<strong>de</strong>n. Zur<br />

Erfüllung <strong>de</strong>r skizzierten Aufgaben stand Dr.<br />

Schalck-Golodkowski „das Recht zu, zur Beseitigung<br />

festgestellter Störungen im kommerziellen Warenverkehr<br />

über die Grenzen <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>n beteiligten


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Staatsorganen, wirtschaftsleiten<strong>de</strong>n Organen, Betrieben<br />

<strong>und</strong> Institutionen Auflagen zu erteilen <strong>und</strong> über<br />

die Realisierung <strong>de</strong>rselben Rechenschaft zu for<strong>de</strong>rn."<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

25, S. 342) Die Ministerratsverfügung Nr.<br />

15/75 von 1975 bestätigte die 1971 formulierten Zoll-<br />

Befugnisse wörtlich. Ergänzend übertrug die Verfügung<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung 1975<br />

zusätzlich „die Organisation <strong>und</strong> Realisierung erfor<strong>de</strong>rlicher<br />

Ausnahmeentscheidungen auf <strong>de</strong>m Gebiet<br />

<strong>de</strong>s kommerziellen Warenverkehrs sowie <strong>de</strong>m damit<br />

im Zusammenhang stehen<strong>de</strong>n grenzüberschreiten<strong>de</strong>n<br />

Reiseverkehr" (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 67, Anlage 4, S. 513).<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

durch <strong>de</strong>n Politbürobeschluß vom 2. November 1976<br />

<strong>de</strong>m Politbüro-Mitglied <strong>und</strong> ZK-Sekretär Dr. Günter<br />

Mittag direkt unterstellt <strong>und</strong> die Ministerratsverfügung<br />

Nr. 15/75 damit außer Kraft gesetzt wor<strong>de</strong>n war,<br />

mußten die Aufgaben <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

neu formuliert wer<strong>de</strong>n. In einer Ausarbeitung<br />

für Dr. Günter Mittag hielt Dr. Schalck-Golodkowski<br />

als „zentrale Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung " unter Punkt 14 die<br />

„Koordinierung von Fragen <strong>de</strong>r Zollkontrolle <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

zolldienstlichen Tätigkeit zwischen <strong>de</strong>r Zollverwaltung<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>n einzelnen Bereichen <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l, an<strong>de</strong>rer zentraler Staatsorgane,<br />

wirtschaftsleiten<strong>de</strong>n Organe, Betriebe <strong>und</strong> Institutionen"<br />

fest. Dr. Schalck-Golodkowski beanspruchte<br />

damit erneut für seinen Bereich weitreichen<strong>de</strong><br />

Kompetenzen gegenüber <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r<br />

DDR. (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 100, S. 709)<br />

Am 13. Dezember 1976 for<strong>de</strong>rte Dr. Günter Mittag in einem<br />

Schreiben an Erich Honecker darüber hinaus, daß<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r DDR-Zollverwaltung direkt <strong>de</strong>m Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Dr.<br />

Schalck-Golodkowski, unterstellt wer<strong>de</strong>n sollte. Dr.<br />

Mittag begrün<strong>de</strong>te diese Maßnahme - wie bereits<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Volpert in ihrer Gemeinschaftsdissertation<br />

- mit „ernsten Mängeln" , die „bei<br />

<strong>de</strong>r Durchführung von gr<strong>und</strong>sätzlichen Aufgaben <strong>de</strong>r<br />

Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR" sichtbar gewor<strong>de</strong>n seien.<br />

Erst die direkte Unterstellung <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r DDR-Zollverwaltung<br />

unter Dr. Schalck-Golodkowski gewährleistete<br />

nach Darstellung Dr. Mittags „die enge Koordinierung<br />

<strong>de</strong>r Aufgaben <strong>de</strong>r Zollverwaltung mit <strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>r gesamten Volkswirtschaft" . (Dokument-Nr. 192)<br />

In <strong>de</strong>r „Internen Ordnung" <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung von 1977 beanspruchte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski erneut die bereits aus <strong>de</strong>n Ministerratsverfügungen<br />

von 1971 <strong>und</strong> 1975 sowie <strong>de</strong>r<br />

Ausarbeitung für Dr. Mittag von 1976 bekannten<br />

Kompetenzen gegenüber <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r<br />

DDR. (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 91, S. 678 ff.) Von einer Direktunterstellung<br />

<strong>de</strong>r DDR-Zollverwaltung unter <strong>de</strong>n<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung ist<br />

allerdings in diesem Dokument nicht die Re<strong>de</strong>.<br />

Ein Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Gemeinschaftsdissertation<br />

von Schalck-Golodkowski <strong>und</strong><br />

Volpert ausgesprochenen Überlegungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

„Festlegungen" <strong>de</strong>r Ministerratsverfügung Nr. 87/71<br />

kann vermutet wer<strong>de</strong>n, läßt sich aber nicht belegen.<br />

Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Akten läßt sich auch nicht überprüfen, ob <strong>und</strong> in welchem<br />

Umfang Dr. Schalck-Golodkowski als Leiter <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung die ihm in <strong>de</strong>r<br />

Ministerratsverfügung Nr. 87/71 <strong>und</strong> Nr. 15/75 zugewiesenen<br />

Koordinierungsfunktionen gegenüber <strong>de</strong>r<br />

Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR tatsächlich ausgefüllt hat.<br />

Die seit 1970 von Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr.<br />

Volpert gehegte <strong>und</strong> von Dr. Mittag offensichtlich unterstützte<br />

Absicht, die Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR direkt<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung zu unterstellen,<br />

wur<strong>de</strong> nach Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vom 20. Januar 1994 in <strong>de</strong>r beabsichtigten<br />

Form nie realisiert. Nach seinen Angaben hatte <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung in allen Fragen,<br />

die mit <strong>de</strong>m Waren- <strong>und</strong> Dienstleistungsverkehr an<br />

<strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Grenze zusammenhingen, entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Einfluß <strong>und</strong> Vorrang. (176. Sitzung)<br />

(Vgl. „Vorschläge zur Verän<strong>de</strong>rung bzw. großzügigeren<br />

Handhabung <strong>de</strong>r Einfuhrbestimmungen <strong>de</strong>r DDR<br />

im grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Verkehr" vom August<br />

1987. Die „Vorschläge" wur<strong>de</strong>n von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r DDR-Zollverwaltung<br />

„unter Verantwortung <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit"<br />

ausgearbeitet.) (Vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 189, S.1438)<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>r 70er Jahre (das genaue Datum ist unbekannt)<br />

wur<strong>de</strong> eine Arbeitsgruppe Zoll (AG Zoll) im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gebil<strong>de</strong>t. Nach<br />

Aussage von Karl Meier, <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Ka<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> Sicherheit im Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

am 8. Januar 1993 gegenüber <strong>de</strong>r Staatsan-<br />

waltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht - Berlin geschah<br />

dies auf Weisung <strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Stoph. Ob<br />

es sich jedoch bei <strong>de</strong>r AG Zoll tatsächlich um <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

Ministerratsverfügung Nr. 87/71 von 1971 gefor<strong>de</strong>rten<br />

„Arbeitsbereich" han<strong>de</strong>lte, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung schaffen sollte, um „Fragen <strong>de</strong>r<br />

Zollkontrolle <strong>und</strong> <strong>de</strong>r zolldienstlichen Tätigkeit" zu<br />

koordinieren, muß offen bleiben. Belege dafür fehlen.<br />

Die Arbeitsgruppe Zoll<br />

Die AG Zoll war eine Diensteinheit <strong>de</strong>s MfS, die von<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung VI <strong>de</strong>s MfS zur Unterstützung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung abkommandiert<br />

wor<strong>de</strong>n war. Leiter <strong>de</strong>r AG Zoll war <strong>de</strong>r MfS-<br />

Oberstleutnant Horst Schwertfeger. „Ka<strong>de</strong>rmäßig"<br />

soll die Arbeitsgruppe - nach Aussage von Karl Meier<br />

am 8. Januar 1993 gegenüber <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin - <strong>de</strong>m Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung zugeordnet gewesen sein,<br />

„fachlich" soll sie weiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung VI <strong>de</strong>s<br />

MfS unterstan<strong>de</strong>n haben. Die Arbeitsgruppe Zoll<br />

hatte vor allem zur Aufgabe, <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung durch sog. Avisierungsmaßnahmen<br />

weitreichen<strong>de</strong> Möglichkeiten zur Vereinfachung<br />

<strong>de</strong>s grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Waren- <strong>und</strong> Personenverkehrs<br />

an die Hand zu geben. Die AG Zoll befreite <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung von allen lästigen<br />

Zoll- <strong>und</strong> Personenkontrollen auf DDR-Seite.<br />

Durch sog. Avisierungen erreichte die AG Zoll, daß<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinie<br />

rung o<strong>de</strong>r westliche Geschäftspartner an <strong>de</strong>n DDR-


Grenzstellen entwe<strong>de</strong>r bevorzugt abgefertigt o<strong>de</strong>r sogar<br />

völlig von allen Kontrollen befreit wur<strong>de</strong>n. Das<br />

Verfahren war einfach. Eine Grenzavisierung erfolgte<br />

in <strong>de</strong>r Regel durch schriftliche o<strong>de</strong>r telefonische Benachrichtigung<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Zoll. Diese nahm<br />

die ausführlich zu übermitteln<strong>de</strong>n Daten über Datum,<br />

Zeitpunkt <strong>und</strong> Ort <strong>de</strong>s Grenzübertritts entgegen <strong>und</strong><br />

leitete sie an die Hauptabteilung VI weiter. Innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung war nur<br />

ein ganz bestimmter Personenkreis, vor allem Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l, aber auch<br />

eine Reihe von Abteilungsleitern <strong>und</strong> Generaldirektoren<br />

berechtigt, Anträge zur Vereinfachung beim<br />

grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Verkehr nach Berlin (West)<br />

o<strong>de</strong>r in das B<strong>und</strong>esgebiet zu stellen. Der Leiter <strong>de</strong>r<br />

AG Zoll, Schwertfeger, hatte über <strong>de</strong>n diensthaben<strong>de</strong>n<br />

Offizier in <strong>de</strong>r Hauptabteilung VI <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Grenzübergangspunkt zu informieren. Bei<br />

Rückfragen mußte er in <strong>de</strong>r Regel bei Dr. Schalck-Golodkowski<br />

o<strong>de</strong>r Manfred Sei<strong>de</strong>l um Zustimmung für<br />

die beantragte Ausnahmeregelung bitten. Wie <strong>de</strong>r<br />

Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke, in <strong>de</strong>m Befehl<br />

Nr. 12/88 festhielt, war letztlich „<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung VI ... für die Durchsetzung <strong>de</strong>r durch<br />

<strong>de</strong>n Bereich verfügten Ausnahmeentscheidung bei<br />

<strong>de</strong>r Kontrolle von Personen, Gütern <strong>und</strong> Transportmitteln<br />

im grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Verkehr verantwortlich"<br />

.<br />

Die konkrete Zusammenarbeit zwischen Zollverwaltung<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Alle Waren- <strong>und</strong> Finanzbewegungen, die <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung grenzübergreifend vornahm<br />

o<strong>de</strong>r veranlaßte, erfor<strong>de</strong>rten eine Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR. Eine beson<strong>de</strong>rs<br />

enge <strong>und</strong> zielgerichtete Zusammenarbeit ließ sich bei<br />

<strong>de</strong>r Beschaffung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Verkauf von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

feststellen. An <strong>de</strong>r Grenze vom Zoll beschlagnahmte<br />

Antiquitäten <strong>und</strong> Kunstgegenstän<strong>de</strong>, aber<br />

auch an<strong>de</strong>re - mehr o<strong>de</strong>r weniger - wertvolle Gegenstän<strong>de</strong><br />

wie beispielsweise Kin<strong>de</strong>rspielzeug, wur<strong>de</strong>n regelmäßig<br />

von <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH (KuA) zur Verwertung weitergegeben.<br />

Carla Görlich, die bis Juni 1980 in <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

<strong>de</strong>r DDR-Zollverwaltung arbeitete <strong>und</strong> von<br />

1980 bis 1990 bei <strong>de</strong>m VEB Antikhan<strong>de</strong>l Pirna beschäftigt<br />

war, hat gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

als Zeugin bek<strong>und</strong>et, daß die Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR<br />

<strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r KuA benachrichtigte, wenn eingezogene<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong> <strong>und</strong> Antiquitäten zum Weiterverkauf<br />

übernommen wer<strong>de</strong>n konnten (59. Sitzung).<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Weitergabe <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Verkauf dieser<br />

Zoll-Asservate war die am 18. August 1986 zwischen<br />

<strong>de</strong>m MAH, Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>s Innern getroffene Vereinbarung<br />

„Zur Verwertung eingezogener Gegenstän<strong>de</strong> durch<br />

die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH" (Dritter Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/4500, Dokument-Nr. 107).<br />

Die Grün<strong>de</strong> für die Beschlagnahme <strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong><br />

durch <strong>de</strong>n DDR-Zoll konnten durchaus unterschiedlich<br />

sein, teilweise geschah sie ohne je<strong>de</strong> Rechtsgr<strong>und</strong>lage.<br />

Antiquitäten- <strong>und</strong> Kunstgutbesitzer, die<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

die DDR verließen, erhielten in <strong>de</strong>r Regel keine Genehmigung,<br />

ihre Sammlungen mitzunehmen. Versuchten<br />

sie trotz<strong>de</strong>m, ihre Kunstgegenstän<strong>de</strong> mitzuführen,<br />

teilweise unter Umgehung <strong>de</strong>r DDR-Zollbestimmungen,<br />

konnten ihre Sammlungen eingezogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Die we rtvolle Stradivarigeige <strong>de</strong>s Zeugen<br />

Dieter Möller wur<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r DDR-Grenze beschlagnahmt,<br />

obwohl er sie <strong>de</strong>n Zollorganen gemel<strong>de</strong>t hatte.<br />

Eine ähnliche ziel- <strong>und</strong> zweckgerichtete Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>de</strong>n Organen <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gab es auch in an<strong>de</strong>ren Bereichen, bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargowaren, <strong>de</strong>r Umgehung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbestimmungen o<strong>de</strong>r bei Schmuggelgeschäften<br />

mit Zigaretten <strong>und</strong> Alkohol. Diese Zusammenarbeit<br />

bestand dann aber in <strong>de</strong>r Regel darin,<br />

daß die Organe <strong>de</strong>s DDR-Zolls - durch Vermittlung<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung VI <strong>de</strong>s MfS - von jeglichen Kontrollen<br />

absahen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargoware spielte es eine<br />

wichtige Rolle, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die Möglichkeit hatte, mittels <strong>de</strong>r AG Zoll je<strong>de</strong>rzeit<br />

die Grenze zu öffnen <strong>und</strong> Fahrzeuge ohne<br />

DDR-Kontrollen durchzulassen. Vor allem westliche<br />

Lieferanten, die Embargowaren in die DDR verkauften<br />

<strong>und</strong> teilweise auch selbst anlieferten, hatten ein<br />

Interesse daran, unbehelligt von Kontrollen <strong>und</strong> ohne<br />

Aufsehen die Grenze zur DDR passieren zu können.<br />

Die Praxis <strong>de</strong>r „Grenzfreimachung" bestand dann<br />

darin, daß die zu liefern<strong>de</strong> Embargoware, egal ob<br />

durch Anlieferung eines Spediteurs o<strong>de</strong>r durch persönlichen<br />

Transport <strong>de</strong>s jeweiligen Lieferanten, ohne<br />

Kontrollen durch die DDR-Zollverwaltung in die DDR<br />

gelangen konnte. Gerhardt Ronneberger, Leiter <strong>de</strong>s<br />

Han<strong>de</strong>lsbereichs 4, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterstand, war in solchen Fällen <strong>de</strong>r<br />

sog. Grenzfreimachung verpflichtet, einen schriftlichen<br />

Antrag an Dr. Schalck-Golodkowski zu stellen<br />

mit <strong>de</strong>taillierten Angaben über Zeitpunkt, Ort <strong>und</strong> Art<br />

<strong>de</strong>s Grenzübertritts. War die Embargoware in einem<br />

<strong>de</strong>r Lager <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

eingetroffen, wur<strong>de</strong>n alle Hinweise auf <strong>de</strong>n Lief eranten,<br />

<strong>de</strong>n Transportweg <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Hersteller entfernt.<br />

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Zollverwaltung<br />

<strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>r Regel nur Zuliefer- <strong>und</strong><br />

Zuträgerdienste für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

leistete. Der Bereich selbst hatte aufgr<strong>und</strong><br />

seiner engen Verbindungen zum MfS ausreichend<br />

Möglichkeiten, die Zollverwaltung zu über- <strong>und</strong> zu<br />

umgehen. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

konnte somit bei <strong>de</strong>r Organisierung <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls<br />

durch das Unternehmen IMES GmbH weitestgehend<br />

auf eine Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r DDR-Zollverwaltung<br />

verzichten. Ein großer Teil <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wäre allerdings ohne die Praxis <strong>de</strong>r Zollfreimachung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Avisierung, wie sie die AG Zoll ermöglichte,<br />

nicht zu verwirklichen gewesen. So gehörten<br />

auch Mitarbeiter <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Kuriergruppen, die<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung zur Befriedigung<br />

von Son<strong>de</strong>rbedürfnissen <strong>de</strong>r Politbürospitze unterhielt,<br />

zu <strong>de</strong>n „ständig avisierten" Personen, die je<strong>de</strong>rzeit<br />

ohne Kontrollen die Grenze zur DDR passieren<br />

konnten (Dokument-Nr. 193).


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

C. Aktivitäten von Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zur Devisenerwirtschaftung<br />

I. Han<strong>de</strong>l mit Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

1. Zusammenfassung <strong>de</strong>s Dritten Teilberichts<br />

Die Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses im<br />

Dritten Teilbericht (BT-Drucksache 12/4500) sind wie<br />

folgt zusammenzufassen:<br />

Die zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong><br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH betrieb in <strong>de</strong>r<br />

DDR jahrelang in organisierter Weise <strong>und</strong> planmäßig<br />

die Enteignung von Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenbesitzern<br />

<strong>und</strong> verkaufte konfiszierte Sammlungen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren<br />

Einzelstücke gegen Devisen im Westen. Die Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH arbeitete dabei eng mit <strong>de</strong>m<br />

MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR-Steuerverwaltung zusammen.<br />

Nach Auffassung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

verfolgte die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH mit ihren<br />

Aktivitäten nicht nur das Ziel, mit <strong>de</strong>m Verkauf <strong>de</strong>r<br />

enteigneten Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätensammlungen im<br />

Westen dringend benötigte Devisen für die DDR zu<br />

beschaffen; es ging wohl auch um die i<strong>de</strong>ologisch begrün<strong>de</strong>te<br />

Beseitigung von Privateigentum. Sammler<br />

von Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r<br />

Enteignung interessierten staatlichen Stellen <strong>de</strong>r<br />

DDR mit Steuer- <strong>und</strong> Steuerstrafverfahren überzogen.<br />

Die gegen Sammler von Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

durchgeführten Steuerstrafverfahren waren aber lediglich<br />

das formale Gewand, um <strong>de</strong>n staatlich organisierten<br />

Kunstraub zu organisieren.<br />

Willkürmaßnahmen gegen Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätensammler<br />

waren gang <strong>und</strong> gäbe. Die Enteignungen<br />

wur<strong>de</strong>n nicht selten von Verhaftungen <strong>de</strong>r Eigentümer<br />

von Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätensammlungen begleitet.<br />

Den Sammlern wur<strong>de</strong> jeweils eine Händlertätigkeit<br />

unterstellt, sie wur<strong>de</strong>n damit einer Einkommensteuerpflicht<br />

unterworfen, die nach <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

Gegebenheiten nicht zu begrün<strong>de</strong>n war. Wenn<br />

es für notwendig gehalten wur<strong>de</strong>, so beispielsweise<br />

auch, um möglichst <strong>de</strong>n gesamten Kunstbesitz enteignen<br />

zu können, schreckten die Steuerorgane auch<br />

nicht davor zurück, gegen das gelten<strong>de</strong> Steuerrecht<br />

<strong>de</strong>r DDR zu verstoßen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs gravierend war die Mißachtung <strong>de</strong>r Vorschriften<br />

zur Bewe rtung <strong>de</strong>r Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenbestän<strong>de</strong>,<br />

wenn es darum ging, einen unterstellten<br />

Gewinn zu ermitteln. Entgegen <strong>de</strong>n Bestimmungen<br />

<strong>de</strong>s Einkommensteuergesetzes wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Ermittlung<br />

von „Gewinnen" nicht die Anschaffungskosten,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r aktuelle Zeitwert zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

Dieser lag infolge massiv gestiegener Preise für<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong> um ein Vielfaches über <strong>de</strong>n Anschaffungskosten.<br />

So kamen die Steuerorgane zu irrealen<br />

Gewinnen, gera<strong>de</strong> auch wenn keine o<strong>de</strong>r nur<br />

sehr geringe Einnahmen durch Han<strong>de</strong>l o<strong>de</strong>r Tausch<br />

erzielt wur<strong>de</strong>n.<br />

Gegen einschlägige Vorschriften <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong><br />

auch bei <strong>de</strong>r Verwertung <strong>de</strong>r beschlagnahmten<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong> verstoßen. Auch in <strong>de</strong>n Fällen, in<br />

<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>r beschlagnahmten Kunstsammlung<br />

die Höhe <strong>de</strong>r Steuerfor<strong>de</strong>rung beträchtlich überstieg,<br />

wur<strong>de</strong>n die Antiquitäten gleichwohl an die<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH veräußert, eine Rückgabe<br />

<strong>de</strong>r Antiquitäten erfolgte nicht. Den Betroffenen<br />

wur<strong>de</strong> lediglich ein Ersatz in Mark <strong>de</strong>r DDR zugestan<strong>de</strong>n,<br />

obwohl die Antiquitäten gegen Devisen in die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> in das westliche<br />

Ausland verkauft wur<strong>de</strong>n.<br />

Wegen angeblicher Steuerhinterziehung wur<strong>de</strong>n auf<br />

<strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage unzutreffen<strong>de</strong>r Steuerbeschei<strong>de</strong> zu<strong>de</strong>m<br />

Betroffene zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt.<br />

Eine wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Informationen<br />

über Kunstbesitzer hatte das MfS inne. Dort<br />

waren eigene Arbeitsstäbe damit beschäftigt, Informationen<br />

über Kunstsammler an die Steuerorgane<br />

weiterzugeben. Ein Weg, die notwendigen Informationen<br />

zusammenzutragen, war die intensive Zusammenarbeit<br />

mit Mitarbeitern <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Antikhan<strong>de</strong>ls Pirna.<br />

Eine Reihe von Aufkäufern berichtete über ihre geschäftlichen<br />

Kontakte mit Kunstsammlern an das<br />

MfS. Daneben waren aber auch IM <strong>de</strong>s MfS damit beschäftigt,<br />

Informationen über ihre Kollegen in <strong>de</strong>r<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH bzw. <strong>de</strong>s Antikhan<strong>de</strong>ls<br />

Pirna an das MfS weiterzuleiten.<br />

Eine Vielzahl von Händlern in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland leistete <strong>de</strong>n Praktiken <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH Vorschub. Seit einer ausführlichen<br />

<strong>Bericht</strong>erstattung über die rechtswidrigen Praktiken<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH in <strong>de</strong>r Hamburger<br />

Kunstzeitschrift, „a rt " im Jahre 1984 (vgl. Dritter Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/4500, Dokument Nr. 48,<br />

S. 306ff.) mußten die rigi<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

in <strong>de</strong>n einschlägigen Händlerkreisen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bekannt sein. Die Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH fand ungeachtet dieser Vorwürfe<br />

weiter Han<strong>de</strong>lspartner in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland. Das hält <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß für kritikwürdig.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt <strong>de</strong>s dritten Teilberichts hat<br />

sich mit <strong>de</strong>r Ausfuhr von Kunstobjekten beson<strong>de</strong>rer<br />

kulturhistorischer Be<strong>de</strong>utung aus <strong>de</strong>n Museen <strong>de</strong>r<br />

DDR beschäftigt. Bereits im Gründungsjahr <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH im Jahre 1973 war beabsichtigt,<br />

u.a. auch hochwertiges Kulturgut <strong>de</strong>r sog. Kategorie<br />

I - museale Objekte <strong>und</strong> Sammlungen, die von<br />

außeror<strong>de</strong>ntlichem wissenschaftlichen, historischen<br />

o<strong>de</strong>r kulturellen Wert waren - aus Museumsbestän-


<strong>de</strong>n im Wert von ca. 55 Mio. VM zum Zweck <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

im Westen zu verkaufen. Dem Wi<strong>de</strong>rstand<br />

<strong>de</strong>r Museen war es zu verdanken, daß es<br />

nicht dazu kam. Gleichwohl konnten Einbußen <strong>de</strong>r<br />

Museen nicht verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Es kam in einem<br />

größeren Ausmaß zum Export von Kulturgütern zumin<strong>de</strong>st<br />

<strong>de</strong>r sog. Kategorien II <strong>und</strong> III. Bei Kulturgütern<br />

<strong>de</strong>r sog. Kategorie II <strong>und</strong> III han<strong>de</strong>lte es sich um<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong>, die in ihrer Be<strong>de</strong>utung hinter <strong>de</strong>n<br />

Kulturgütern <strong>de</strong>r sog. Kategorie I zurückstan<strong>de</strong>n.<br />

Was die persönliche Verantwortung von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski anbelangt, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

festgestellt, daß <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung die Hauptverantwortung für<br />

die Tätigkeit <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH hatte.<br />

Es ist erwiesen <strong>und</strong> inzwischen auch von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski bestätigt wor<strong>de</strong>n, daß in seinem Machtbereich<br />

die Ministerratsverfügung Nr. 4/73 die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Gründung <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH bil<strong>de</strong>te. Ebenso steht fest, daß die Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH offiziell <strong>de</strong>m Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung unterstand.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> auch fortlaufend<br />

über die Entwicklung <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH unterrichtet <strong>und</strong> nahm darüber hinaus Einfluß<br />

auf die wirtschaftliche Entwicklung <strong>und</strong> personelle<br />

Entscheidungen <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH.<br />

Trotz <strong>de</strong>r Möglichkeit <strong>de</strong>r Einflußnahme auf die Arbeitsweise<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH unternahm<br />

Dr. Schalck-Golodkowski nichts, um die rechtswidrigen<br />

Praktiken <strong>de</strong>r Gesellschaft zu unterbin<strong>de</strong>n.<br />

2. Neue Erkenntnisse<br />

a) Rolle <strong>de</strong>s MfS<br />

Im Rahmen seiner weiteren Beweisaufnahme nach<br />

Erstellung <strong>de</strong>s dritten Teilberichts hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

neue Dokumente erhalten, die die<br />

Rolle <strong>de</strong>s MfS bei <strong>de</strong>r Informationsbeschaffung über<br />

Kunstsammler präzisiert haben.<br />

In einem sog. Operativvorgang (OV) mit <strong>de</strong>r Bezeichnung<br />

„Schneekopfkugel" aus <strong>de</strong>m Jahr 1983 wur<strong>de</strong><br />

vom MfS beschrieben, welche Kriterien ein IM, <strong>de</strong>r<br />

für das MfS Informationen über einen Kunstsammler<br />

beschaffen sollte. zu erfüllen hatte. Dabei ging das<br />

MfS mit großer Akribie vor, wie ein Dokument belegt,<br />

das im Zusammenhang mit einem Tierarzt angelegt<br />

wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Sammler von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n war<br />

<strong>und</strong> in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland übersie<strong>de</strong>ln<br />

wollte (Dokument-Nr. 194). Der zum Einsatz gegen<br />

<strong>de</strong>n Tierarzt vorgesehene IMB sollte ein „Sammler<br />

von Antiquitäten, Münzen, Miniaturen <strong>und</strong> B riefmarken"<br />

sein o<strong>de</strong>r „zumin<strong>de</strong>st konkrete Kenntnisse zu<br />

diesem Gebiet" haben, einen Hochschulabschluß besitzen<br />

<strong>und</strong> geistig beweglich sein. Darüber hinaus<br />

sollte <strong>de</strong>r IMB u.a. „freie Bewegungsmöglichkeit im<br />

gesamten Haushalt <strong>und</strong> im Freizeitbereich <strong>de</strong>r OV<br />

-Personen ohne auffällige Einschränkung" haben, <strong>de</strong>s<br />

weiteren die „Bereitschaft zur Einnahme von politischen<br />

Positionen <strong>de</strong>s Fein<strong>de</strong>s bis hin zur Aufnahme<br />

von Verbindung in das Operationsgebiet für die im<br />

OV-bearbeiteten Personen" .<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Aus weiteren Unterlagen ergibt sich, daß IM <strong>de</strong>s MfS<br />

zur Vertiefung <strong>de</strong>r Kontakte zu Kunstsammlern diesen<br />

konkrete Angebote zum Erwerb von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

unterbreiteten (Dokument-Nr. 195). In einem<br />

handschriftlichen, nicht vollständig entzifferbaren<br />

Aktenvermerk vom 16. März 1983 zum OV „ Schneekopfkugel<br />

" heißt es: „Gen. Jung wur<strong>de</strong>n für ... <strong>und</strong><br />

die Stabilisierung <strong>de</strong>s Kontakts seines IM zu Schmidt<br />

-ling 4 Puppen <strong>und</strong> ein Puppenrumpf übergeben. U.a.<br />

befand sich darunter eine Porzellanpuppe ca. 15 cm."<br />

Der Untersuchungsausschuß hat nicht feststellen können,<br />

ob im konkreten Fall beabsichtigt war, durch<br />

diese Vorgehensweise <strong>de</strong>n Betroffenen in eine Han<strong>de</strong>lstätigkeit<br />

zu verstricken, um ihn auf diese Weise<br />

einkommensteuerpflichtig zu machen.<br />

Ein Dokument <strong>de</strong>r für die Informationsauswertung<br />

über Kunstsammler zuständigen Abteilung 13 <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung VII <strong>de</strong>s MfS vom 18. Februar 1983<br />

<strong>de</strong>utet diese Möglichkeit zumin<strong>de</strong>st an. In <strong>de</strong>m Dokument<br />

ist von <strong>de</strong>r Überprüfung <strong>de</strong>r „operativen Nutzung"<br />

von Personen die Re<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Verdächtige<br />

An- <strong>und</strong> Verkäufe tätige (Dokument-Nr.<br />

196).<br />

Neue Feststellungen zu Siegfried Brachhaus<br />

Der Untersuchungsausschuß hat ergänzend zu <strong>de</strong>n<br />

Ausführungen im dritten Teilbericht festgestellt, daß<br />

<strong>de</strong>r langjährige Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH, Siegfried Brachhaus, bei <strong>de</strong>r Informationsbeschaffung<br />

über Kunstsammler eine sehr wichtige<br />

Rolle spielte.<br />

Brachhaus war seit 1978 bei <strong>de</strong>r - Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH angestellt <strong>und</strong> inbeson<strong>de</strong>re dafür eingesetzt,<br />

Wertgutachten über Antiquitäten zu erstellen,<br />

die von <strong>de</strong>n Steuerorganen beschlagnahmt wer<strong>de</strong>n<br />

sollten.<br />

Aus neuem, <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>m<br />

Aktenmaterial ergibt sich, daß Brachhaus am 27.<br />

Oktober 1969 unter <strong>de</strong>m Decknamen „Reinhard<br />

Winkler" als IM <strong>de</strong>r Volkspolizei verpflichtet wur<strong>de</strong>.<br />

Die Anwerbung erfolgte durch Leutnant Ehlert <strong>und</strong><br />

Hauptmann Schöne von <strong>de</strong>r Volkspolizeiinspektion in<br />

Berlin-Lichtenberg.<br />

Die anwerben<strong>de</strong> Stelle trat als Dezernat I HSG Han<strong>de</strong>l<br />

auf. Das Dezernat I (Schwerstkriminalität) <strong>de</strong>r Kriminalpolizei<br />

war in <strong>de</strong>r DDR beson<strong>de</strong>rs eng mit <strong>de</strong>m<br />

MfS verb<strong>und</strong>en. Der Leiter <strong>de</strong>s Dezernats I war in <strong>de</strong>r<br />

Regel ein OibE <strong>de</strong>s MfS. Das MfS hatte zu<strong>de</strong>m generellen<br />

Zugang zu <strong>de</strong>n Informationen, die von IM <strong>de</strong>r<br />

Kriminalpolizei beschafft wur<strong>de</strong>n.<br />

Daß Siegfried Brachhaus bereits neun Jahre vor seiner<br />

Tätigkeit bei <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

eine überaus wichtige Informationsquelle für das MfS<br />

war, belegen Angaben in <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> über seine Anwerbung<br />

vom 28. Oktober 1969 (Dokument-Nr. 146).<br />

In <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> heißt es: „Brachhaus besitzt auf <strong>de</strong>m<br />

Gebiet <strong>de</strong>r Antiquitätenbranche umfangreiche<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> war hier als Ein- <strong>und</strong> Verkäufer, teils<br />

staatlich <strong>und</strong> privat, tätig. Hieraus resultieren seine<br />

umfangreichen Verbindungen, die sich teilweise bis<br />

ins Ausland erstrecken. Brachhaus kann zur Bearbei-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

tung operativ interessanter Personen eingesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

wobei eine Einschleusung in <strong>de</strong>ra rtige Kreise<br />

möglich ist. Aufgr<strong>und</strong> seiner Kontaktfreudigkeit <strong>und</strong><br />

Intelligenz ist auch ein überörtlicher Einsatz möglich,<br />

da sich seine Verbindungen über das gesamte DDR-<br />

Gebiet erstrecken."<br />

Daß Brachhaus auch mit <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Engagement<br />

zu seiner Tätigkeit als IM für die Volkspolizei<br />

stand, ergibt sich aus weiteren Passagen <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s<br />

über die Anwerbung: „Mit Brachhaus erfolgte zuerst<br />

ein langes Gespräch über <strong>de</strong>n VEH Antiquitäten,<br />

über private Kunsthändler <strong>und</strong> die gesamten Gepflogenheiten<br />

in <strong>de</strong>r Antiquitätenbranche. Hierbei<br />

brachte er zum Ausdruck, daß er bei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Personen <strong>de</strong>n Verdacht hat, daß diese mit Antiquitäten<br />

spekulieren <strong>und</strong> wertvolle Kunstgegenstän<strong>de</strong> illegal<br />

nach Westberlin, West<strong>de</strong>utschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m kapitalistischen<br />

Ausland ausgeführt wer<strong>de</strong>n. Im Gespräch<br />

hierzu brachte er zum Ausdruck, daß man <strong>de</strong>ra rtigen<br />

Menschen das Handwerk legen müßte."<br />

Über die Tätigkeit als IM für die Volkspolizei hinaus<br />

war Brachhaus, wie <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß bereits<br />

in seinem dritten Teilbericht festgestellt hat, an<br />

<strong>de</strong>m Vorschlag zur Einrichtung einer Tauschzentrale<br />

für Kunstsammler beteiligt, die für das MfS Informationen<br />

über diesen Personenkreis beschaffen sollte.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat aber nicht feststellen<br />

können, ob sich Brachhaus auch als IM für das MfS<br />

verpflichtete. Eine schriftliche Verpflichtungserklärung<br />

für das MfS ist <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nicht bekannt gewor<strong>de</strong>n.<br />

b) Der Fall Dr. Garcke<br />

Wie <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß bereits im dritten<br />

Teilbericht dargestellt hat, war Dr. Peter Garcke Besitzer<br />

einer größeren Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätensammlung<br />

in Berlin (Ost). Im Februar 1978 erschienen unangemel<strong>de</strong>t<br />

bei ihm sechs bis sieben Personen, durchsuchten<br />

die Wohnung <strong>und</strong> nahmen eine umfangreiche Beschlagnahme<br />

vor. Gegen Dr. Garcke wur<strong>de</strong> ein Ermittlungsverfahren<br />

wegen Steuerhinterziehung eingeleitet.<br />

In <strong>de</strong>m Verfahren wur<strong>de</strong> ihm ein umfangreicher<br />

Han<strong>de</strong>l mit Kunstgegenstän<strong>de</strong>n zur Last gelegt.<br />

Die Steuerschuld wur<strong>de</strong> auf ca. zwei Mio. Mark festgesetzt.<br />

Dr. Garcke wur<strong>de</strong> im Februar 1978 verhaftet<br />

<strong>und</strong> verstarb im April 1978 unter bislang ungeklärten<br />

Umstän<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Untersuchungshaftanstalt Keibelstraße<br />

in Berlin.<br />

Ergänzend zu <strong>de</strong>m im dritten Teilbericht dargestellten<br />

Ergebnis ist <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nach <strong>de</strong>r<br />

Auswertung weiterer Dokumente zu <strong>de</strong>r Überzeugung<br />

gekommen, daß Siegfried Brachhaus eine zentrale<br />

Rolle bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Informationen<br />

über Dr. Garcke spielte.<br />

Nach einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Präsidiums <strong>de</strong>r Volkspolizei,<br />

Abteilung K-Dezernat I, vom 31. Mai 1976 berichteten<br />

über Dr. Garcke hauptsächlich die IM mit Decknamen<br />

„Winkler", „Barau", „Schnei<strong>de</strong>r" <strong>und</strong> „Carow" (Dokument-Nr.<br />

197).<br />

In einem weiteren Protokoll vom 19. November 1976,<br />

das einen Auszug aus einem Treffbericht mit <strong>de</strong>m IM<br />

„Winkler" betrifft, fin<strong>de</strong>t sich eine Übersicht mit Tei-<br />

len von Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Wohnung<br />

von Dr. Garcke, die <strong>de</strong>tailliert aufgelistet <strong>und</strong> bereits<br />

preislich bewertet waren. Weiter lieferte Brachhaus<br />

ausführliche Angaben über die Wohnung von Dr.<br />

Garcke <strong>und</strong> bot seine Unterstützung bei einer konspirativen<br />

Wohnungsdurchsuchung bei Dr. Garcke an<br />

(Dokument-Nr. 198).<br />

In <strong>de</strong>m Treffbericht heißt es dazu:<br />

„Komplizierter ist es, einen Zeitpunkt <strong>de</strong>r Durchsuchung<br />

zu fin<strong>de</strong>n, wo man längere Zeit ungestört<br />

entsprechen<strong>de</strong> Überprüfungen durchführen kann.<br />

Die Ehefrau ist meistens tagsüber in <strong>de</strong>r Wohnung<br />

<strong>und</strong> verläßt sie überwiegend nur für kurze Zeit, um<br />

Einkäufe zu tätigen.<br />

Hier müßte man eine entsprechen<strong>de</strong> Situation herbeiführen,<br />

damit das Ehepaar mehrere St<strong>und</strong>en abwesend<br />

ist. Dr. Garcke selbst könnte <strong>de</strong>r IM für längere<br />

Zeit „entfernen", eventuell um ein längeres<br />

Gespräch zu führen o<strong>de</strong>r ein Geschäft zu vermitteln,<br />

das außerhalb Berlins abgewickelt wird.<br />

Auf je<strong>de</strong>n Fall muß diese Maßnahme bis ins Detail<br />

durchdacht <strong>und</strong> abgesprochen wer<strong>de</strong>n; „Winkler"<br />

ist zu einer Unterstützung bereit."<br />

Darüber hinaus enthält <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> ausführliche Angaben<br />

<strong>de</strong>s IM über die Sicherung <strong>de</strong>r Wohnung. Im<br />

einzelnen wird berichtet:<br />

„Die Wohnungstür ist zweifach gesichert: - einfaches<br />

Kastenschloß - Sicherheitsschloß wozu <strong>de</strong>r IM<br />

keine weiteren Angaben machen konnte über <strong>de</strong>n<br />

Typ etc.<br />

Der IM schätzt ein, daß Garcke keine Alarmanlage<br />

in <strong>de</strong>r Wohnung hat <strong>und</strong> die Schränke <strong>und</strong> Schubfächer<br />

auch nicht beson<strong>de</strong>rs sichert - z.B. mit einem<br />

Haar etc."<br />

Der Untersuchungsausschuß ist vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

zu <strong>de</strong>r Überzeugung gelangt, daß es Siegfried<br />

Brachhaus war, <strong>de</strong>r als IM „ Winkler" die Informationen<br />

lieferte, die mit ursächlich waren für die Verhaftung<br />

<strong>und</strong> Enteignung von Dr. Peter Garcke.<br />

c) Der Fall Dr. Lefmann<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß es<br />

nicht in allen Fällen zu einem rigorosen Vorgehen <strong>de</strong>r<br />

Steuerorgane im Zusammenwirken mit <strong>de</strong>m MfS gegen<br />

Kunstbesitzer gekommen ist, um <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong><br />

Antiquitäten GmbH <strong>de</strong>n Besitz von Kunstsammlungen<br />

zu verschaffen.<br />

Dem Untersuchungsausschuß ist ein Sachverhalt zur<br />

Kenntnis gelangt, in <strong>de</strong>m ein Bewohner <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong> sammelte <strong>und</strong> verkaufte, lediglich<br />

Vermögensteuer zu zahlen hatte. An<strong>de</strong>rs als in <strong>de</strong>n<br />

übrigen, <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß bekannt gewor<strong>de</strong>nen<br />

Fällen war er nicht verpflichtet, Umsatz-,<br />

Gewerbe- <strong>und</strong> Einkommensteuer abzuführen.<br />

Dies ergibt sich aus einer Steuerbefreiungserklärung<br />

<strong>de</strong>s stellvertreten<strong>de</strong>n Ministers <strong>de</strong>r Finanzen, Höfner,<br />

vom 14. Oktober 1975. Darin heißt es: „Für die Sammlung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Verkauf von Kunstgegenstä<strong>de</strong>n ist<br />

keine Umsatz-, Gewerbe- <strong>und</strong> Einkommensteuer zu<br />

erheben. Die Tätigkeit ist als Sammlertätigkeit im


Sinne <strong>de</strong>s Schreibens vom 21.08.1973 <strong>de</strong>s Ministers<br />

<strong>de</strong>r Finanzen anzusehen. " (Fünfter Teil, C.IV., RG 63)<br />

Bei seiner Übersiedlung in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland im Jahre 1976 konnte er - ebenfalls entgegen<br />

<strong>de</strong>r in an<strong>de</strong>ren Fällen geübten Praxis - Teile<br />

seiner Kunstsammlung, u.a. hochwertiges Kulturgut<br />

<strong>de</strong>r sog. Kategorie I aus <strong>de</strong>r DDR mitnehmen. Unter<br />

<strong>de</strong>n ausgeführten Kunstgegenstän<strong>de</strong>n soll sich ein<br />

Gemäl<strong>de</strong> von Tintoretto „Seeschlacht bei Lepanto"<br />

bef<strong>und</strong>en haben, <strong>de</strong>ssen Wert von einem Gutachter<br />

mit ca. 30 bis 50 Mio. DM beziffert wur<strong>de</strong>.<br />

Auf dieses Gutachten wird auch in <strong>de</strong>r Begründung<br />

<strong>de</strong>s Haftbefehls <strong>de</strong>s Amtsgerichts München vom 4.<br />

März 1993 gegen Dr. Lefmann wegen <strong>de</strong>s dringen<strong>de</strong>n<br />

Tatverdachts <strong>de</strong>r Steuerhinterziehung Bezug genommen.<br />

(Fünfter Teil, C.IV., RG 63)<br />

Welchen Wert <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r DDR verbliebene Teil <strong>de</strong>r<br />

Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätensammlung von Dr. Lefmann<br />

hatte, konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht feststellen.<br />

Dr. Lefmann unterhielt nach Unterlagen <strong>de</strong>s MfS mit<br />

Wissen <strong>und</strong> Duldung <strong>de</strong>s Ministeriums für Kultur eine<br />

eigene Ankaufsorganisation für Kunstgegenstän<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> Antiquitäten aus <strong>de</strong>r DDR. Ihm gelang es danach,<br />

durch Zahlung hoher Ankaufspreise an die Anbieter<br />

von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n einen umfangreichen Warenbestand<br />

aufzubauen.<br />

Dr. Lefmann hat in seiner Stellungnahme im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs bestritten, daß er in <strong>de</strong>r DDR<br />

eine eigene Ankaufsorganisation für Kunstgegenstän<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> Antiquitäten unterhalten habe. Er sei lediglich<br />

Sammler gewesen <strong>und</strong> habe kein Gewerbe<br />

betrieben.<br />

An<strong>de</strong>rerseits beklagte <strong>de</strong>r Generaldirektor <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, Schuster, daß die von Dr.<br />

Lefmann in <strong>de</strong>r DDR entfalteten Han<strong>de</strong>lsaktivitäten<br />

in Konkurrenz gestan<strong>de</strong>n hätten zu <strong>de</strong>n Bemühungen<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, sich Kunstgegenstän<strong>de</strong><br />

für Exportzwecke zu beschaffen; dadurch sei<br />

die Ankaufstätigkeit <strong>de</strong>r Gesellschaft stark beeinträchtigt<br />

gewesen.<br />

Zu einer genauen Klärung <strong>de</strong>r aufgeworfenen Fragen<br />

war <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht in <strong>de</strong>r Lage.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat nicht mit letzter Gewißheit<br />

feststellen können, warum Dr. Lefmann im<br />

Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Kunstbesitzern P rivilegien genießen<br />

konnte.<br />

Ein Gr<strong>und</strong> für die bevorzugte Behandlung von Dr.<br />

Lefmann ist nach Ansicht <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

darin zu sehen, daß mit seiner Hilfe ein größeres<br />

Geschäft mit einem japanischen Interessenten<br />

abgewickelt wor<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>ssen Name <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nicht bekanntgewor<strong>de</strong>n ist. Der aus<br />

<strong>de</strong>m Geschäft nicht näher bezifferte erzielte Devisengegenwert<br />

floß an die Notenbank <strong>de</strong>r DDR.<br />

Die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n Dokumente<br />

legen darüber hinaus die Vermutung nahe,<br />

daß Dr. Lefmann über kompromittieren<strong>de</strong>s Tatsachenwissen<br />

verfügte, das einem bestimmten Personenkreis<br />

in <strong>de</strong>r DDR gefährlich wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

In einem Vermerk <strong>de</strong>s späteren Generaldirektors <strong>de</strong>r<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, Joachim Farken, vom<br />

24. Februar 1975 heißt es u.a.:<br />

„Hauptgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Rücksprache war jedoch, daß Dr.<br />

Lefmann in einem Gespräch gegenüber Dr. P. äußerte,<br />

daß er damit rechne, daß die Kunstschutzverordnung<br />

auf seine Gegenstän<strong>de</strong> nicht zu streng<br />

ausgelegt wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, an<strong>de</strong>renfalls er im Ministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern vorstellig wer<strong>de</strong>, um Dinge an<br />

<strong>de</strong>n Tag zu bringen, wonach Gegenstän<strong>de</strong> mit weit<br />

höherem, kunsthistorischem Wert durch eine Gesellschaft<br />

aus <strong>de</strong>r DDR verbracht wer<strong>de</strong>n." (Dokument-Nr.<br />

199)<br />

Dr. Lefmann soll damit ange<strong>de</strong>utet haben, daß er<br />

Kenntnisse über Verstöße <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH gegen die einschlägigen Kulturgutschutzbestimmungen<br />

<strong>de</strong>r DDR hatte. Dies wur<strong>de</strong> von Farken<br />

in <strong>de</strong>m erwähnten Vermerk in Abre<strong>de</strong> gestellt.<br />

Aus weiteren Unterlagen ergibt sich, daß Dr. Lefmann<br />

bereit gewesen sein soll, „einen Kampf bis aufs Messer"<br />

zu führen, damit er seine Kunstsammlung ausführen<br />

könne. Dabei habe er einkalkuliert, hohe Persönlichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Partei, <strong>de</strong>s Staates <strong>und</strong> <strong>de</strong>r gesellschaftlichen<br />

Oberschicht <strong>de</strong>r DDR schwer zu belasten,<br />

da sie alle „mehr o<strong>de</strong>r weniger tief im Sumpf <strong>de</strong>r<br />

Antiquitätenschieberei stecken" <strong>und</strong> darüber hinaus<br />

politische Äußerungen abgegeben haben, die die Parteiführung<br />

<strong>de</strong>r SED sowie das MfS sehr interessieren<br />

könnten. Näher konkretisiert wer<strong>de</strong>n diese Behauptungen<br />

allerdings nicht (Dokument-Nr. 200).<br />

Aus einem an<strong>de</strong>ren Dokument ergibt sich, daß Dr.<br />

Lefmann in einem Gespräch gegenüber einem IM <strong>de</strong>s<br />

MfS erwähnt habe, er habe politische Mittel in <strong>de</strong>r<br />

Hand, um die DDR zu zwingen, ihn nicht alleine „mit<br />

aller Zuvorkommenheit" gehen zu lassen, son<strong>de</strong>rn<br />

ihm auch jene Antiquitäten mitzugeben, die unter<br />

Kunstschutz stün<strong>de</strong>n. Dieses Druckmittel sei die Bekanntschaft<br />

mit <strong>de</strong>m Sohn <strong>de</strong>s damaligen Generalsekretärs<br />

<strong>de</strong>r Vereinten Nationen, Dr. Waldheim. Dr.<br />

Lefmann erklärte, daß Dr. Waldheim, falls erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

während eines Gesprächs mit Außenminister Oskar<br />

Fischer <strong>und</strong> Peter Florin, <strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Außenminister, durchblicken lassen wür<strong>de</strong>, daß ihm<br />

Fälle bekannt seien, wo die Regierung <strong>de</strong>r DDR sich<br />

zu Eigentum <strong>und</strong> Personen, die unter die Schlußakte<br />

von Helsinki fallen, unkorrekt benommen habe <strong>und</strong><br />

ihre eigenen Son<strong>de</strong>rgesetze mit Füßen getreten habe.<br />

Eine solche Bemerkung wür<strong>de</strong> nach seiner Ansicht<br />

genügen, daß für ihn alles nach Wunsch laufe. Nähere<br />

Einzelheiten über das kompromittieren<strong>de</strong> Wissen<br />

sind <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nicht zur Kenntnis<br />

gelangt (Dokument-Nr. 201).<br />

Je<strong>de</strong>nfalls muß dieses Wissen möglicherweise für einen<br />

bestimmten Personenkreis in <strong>de</strong>r DDR so gefährlich<br />

gewesen sein, daß Dr. Lefmann in die Lage versetzt<br />

wur<strong>de</strong>, Teile seiner Kunstsammlung ohne Beschränkungen<br />

durch staatliche Stellen <strong>de</strong>r DDR in die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland auszuführen.<br />

d) Der Fall Bosiak<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß <strong>de</strong>r<br />

Kunsthändler Bosiak, Inhaber <strong>de</strong>s Unternehmens


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

„Galery by Herms" in Offenbach, seine Geschäftsverbindungen<br />

zur Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH in mißbräuchlicher<br />

Weise dazu benutzt hat, we rtvolle Antiquitäten<br />

aus <strong>de</strong>r DDR auszuführen.<br />

Durch Vermittlung von Werner Kobbe, Inhaber <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens Eurocom mit Sitz im Internationalen<br />

Han<strong>de</strong>lszentrum in Berlin (Ost), kam es im Juni 1986<br />

zu geschäftlichen Kontakten Bosiaks mit <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH. Bis November 1986 tätigte<br />

Bosiak Antiquitätenkäufe in Höhe von ca. 0,7 Mio.<br />

DM bei <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH.<br />

Aus einem Sachstandsbericht zur sog. Operativmaßnahme<br />

„Dix " vom 12. Januar 1988 geht he rvor, daß<br />

Bosiak am 4. April 1987 <strong>de</strong>n Geraer Antiquitätenbesitzer<br />

Manfred Wolfert aufgesucht hatte. Bosiak habe<br />

Wolfert erklärt, daß er u.a. im Besitz von drei in Dres<strong>de</strong>n<br />

gekauften Bil<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Malers Otto Dix sei, die er<br />

mittels Rechnungen <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland auszuführen<br />

beabsichtige (Dokument-Nr. 202).<br />

In <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> heißt es dazu, daß Bosiak drei Tage<br />

später, am 7. April 1987, bei <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH vier Gemäl<strong>de</strong>, Geschirr <strong>und</strong> einen Klei<strong>de</strong>rschrank<br />

im Wert von 7.880 DM erworben habe. Ein<br />

Gemäl<strong>de</strong> habe 6.000 DM gekostet. Anschließend sei<br />

Bosiak gegen 17.50 Uhr nach Berlin (West) ausgereist.<br />

Zwischen 00.05 Uhr <strong>und</strong> 02.25 Uhr sei er durch die<br />

DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gefahren.<br />

Die staatlichen Stellen <strong>de</strong>r DDR, die Kenntnis von <strong>de</strong>r<br />

illegalen Ausfuhr hatten, unternahmen in <strong>de</strong>m konkreten<br />

Fall nichts.<br />

In einer „operativen Wertung" heißt es in diesem Zusammenhang:<br />

„Durch die Schaffung persönlicher Kontakte <strong>und</strong><br />

Verbindungen zu p rivaten Antiquitätenbesitzern<br />

<strong>und</strong> -händlern in <strong>de</strong>r DDR versucht B. hochwertige<br />

Antiquitäten <strong>und</strong> Kunstgegenstän<strong>de</strong> i llegal anzukaufen<br />

<strong>und</strong> ungesetzlich in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland auszuführen.<br />

Zur Ausfuhr nutzt er einerseits die für billige Antiquitätenkäufe<br />

bei <strong>de</strong>r KuA GmbH erhaltenen Rechnungen.<br />

... Alle während <strong>de</strong>r bisherigen Bearbeitung<br />

<strong>de</strong>s OM „Dix" gewonnenen Erkenntnisse unterliegen<br />

<strong>de</strong>m Verdacht <strong>de</strong>s i llegalen Ankaufs <strong>und</strong><br />

Ausfuhr von Antiquitäten durch B. <strong>und</strong> somit <strong>de</strong>s<br />

Verstoßes gegen das Zollgesetz - § 12, <strong>de</strong>s Devisengesetzes<br />

- § 17 <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Kulturgutschutzgesetzes -<br />

§ 12....<br />

Dementsprechend erfolgt <strong>de</strong>r Einsatz von IM <strong>und</strong><br />

operativ-technischer Mittel, um die kriminellen<br />

Handlungen <strong>de</strong>s B. konkret nachzuweisen <strong>und</strong> ihn<br />

in <strong>de</strong>r DDR zu überführen."<br />

Für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß ist nicht ohne weiteres<br />

nachvollziehbar, warum die staatlichen Organe,<br />

die Kenntnis über die illegale Ausfuhr <strong>de</strong>r drei in<br />

Dres<strong>de</strong>n gekauften Bil<strong>de</strong>r von Otto D ix hatten, nicht<br />

gegen Bosiak eingeschritten sind. Aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bekannten Aktenmaterial ergibt<br />

sich nicht, daß es im Laufe <strong>de</strong>r späteren Zeit zu<br />

einer Verhaftung von Bosiak gekommen ist.<br />

e) Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung über die staatlichen<br />

Willkürmaßnahmen gegenüber Kunstbesitzern<br />

in <strong>de</strong>r DDR<br />

Der B<strong>und</strong>esnachrichtendienst ist im Jahre 1983 durch<br />

<strong>de</strong>n ehemaligen Generaldirektor <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH, Horst Schuster von Witzleben, über<br />

die rechtswidrigen Praktiken informiert wor<strong>de</strong>n, die<br />

Kunstbesitzer bei <strong>de</strong>r Beschlagnahme ihrer Sammlungen<br />

über sich ergehen lassen mußten.<br />

Aus <strong>de</strong>m zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Aktenmaterial ergibt<br />

sich, daß <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esnachrichtendienst Kenntnis<br />

davon hatte, daß unter Mitwirkung <strong>de</strong>s MfS Vermögensschätzungen<br />

gegen beschuldigte Personen<br />

durchgeführt wor<strong>de</strong>n sind, gegen die ein Strafverfahren<br />

wegen angeblichen Betrugs, Steuerhinterziehung<br />

bzw. Schmuggels eröffnet wor<strong>de</strong>n ist (Dokument-Nr.<br />

203). Unter Führung <strong>de</strong>s MfS wur<strong>de</strong>n Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

Kriminalpolizei in Zivil, uniformierte Polizisten, Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Finanzen, Gutachter <strong>de</strong>r<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH <strong>und</strong> Vertreter <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft zusammengezogen, die sich zu einer<br />

„Son<strong>de</strong>raktion" zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

an einem bestimmten Ort einzufin<strong>de</strong>n hatten. Ohne<br />

daß <strong>de</strong>n an dieser Aktion Beteiligten vorher Name<br />

<strong>und</strong> Ort ihrer Aufgabe bekanntgegeben wor<strong>de</strong>n waren,<br />

fuhr man sie von einem vorher festgelegten Treffpunkt<br />

zu <strong>de</strong>n Wohnungen <strong>de</strong>r Kunstbesitzer. Die Beteiligten<br />

wur<strong>de</strong>n vom Leiter zu strengstem Stillschweigen<br />

verpflichtet. Die Aufnahme <strong>de</strong>r Vermögenswerte<br />

erfolgte durch die Kommission anhand einer<br />

Art Hausdurchsuchung, bei <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>r Gegenstand,<br />

insbeson<strong>de</strong>re Kunstgegenstän<strong>de</strong> <strong>und</strong> Antiquitäten,<br />

geschätzt <strong>und</strong> aufgelistet wur<strong>de</strong>n.<br />

Dem B<strong>und</strong>esnachrichtendienst war auch bekannt,<br />

daß bei <strong>de</strong>r Schätzung <strong>de</strong>r Kunstgegenstän<strong>de</strong> vorsätzlich<br />

manipuliert wur<strong>de</strong>. Während die Kunstsachverständigen<br />

bemüht gewesen wären, <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

Han<strong>de</strong>lswert <strong>de</strong>s Kunstbesitzes zu schätzen, sei von<br />

<strong>de</strong>n Steuerexperten versucht wor<strong>de</strong>n, die Sachverständigen<br />

zu einer möglichst hohen Schätzung zu bewegen.<br />

Diese Informationen <strong>de</strong>cken sich mit <strong>de</strong>n Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses im dritten Teilbericht.<br />

Die Wertfestsetzung <strong>de</strong>r Gutachter wur<strong>de</strong> so gesteuert,<br />

daß bei <strong>de</strong>r Bemessung <strong>de</strong>r Steuer- <strong>und</strong> Hebesätze<br />

eine vollständige Enteignung <strong>de</strong>r Kunstsammler<br />

ermöglicht wur<strong>de</strong>. Dabei wur<strong>de</strong> vorsätzlich manipuliert<br />

<strong>und</strong> das Recht gebeugt.<br />

Informationen darüber, daß die B<strong>und</strong>esregierung die<br />

Kenntnisse <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes über<br />

diese Praktiken zum Anlaß genommen hat, bei <strong>de</strong>n<br />

zuständigen Stellen in <strong>de</strong>r DDR zu protestieren, haben<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nicht vorgelegen.<br />

3. Schlußfolgerungen aus <strong>de</strong>n Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses für die<br />

Rechtslage beim Erwerb von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten aus <strong>de</strong>r DDR<br />

Bisher mußte die Rechtslage beim Erwerb in die Bun<br />

<strong>de</strong>srepublik Deutschland exportierter Kunstgegen-<br />

-


stän<strong>de</strong> <strong>und</strong> Antiquitäten aus <strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Entscheidung<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esgerichtshofs vom 22. September<br />

1988 IV ZR/263/87 beurteilt wer<strong>de</strong>n (NJW 1989,<br />

S. 1353 f.).<br />

Der B<strong>und</strong>esgerichtshof hat in dieser Entscheidung auf<br />

<strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Parteivortrags geurteilt, daß <strong>de</strong>r<br />

frühere Besitzer von Antiquitäten sein Eigentum an<br />

diesen mit <strong>de</strong>r Beschlagnahme durch die Steuerorgane<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> die anschließen<strong>de</strong> Weiterveräußerung<br />

an die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH endgültig<br />

verloren habe. Deshalb stehe ihm gegen <strong>de</strong>n Neubesitzer<br />

ein Herausgabeanspruch nach § 985 BGB nicht<br />

zu. Die nach <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>s DDR-Rechts erfolgte<br />

Enteignung sei rechtswirksam. Ihr könne auch in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland nicht die Anerkennung<br />

nach <strong>de</strong>m „ordre public" <strong>de</strong>s Artikel 30 Einführungsgesetz<br />

zum Bürgerlichen Gesetzbuch versagt<br />

wer<strong>de</strong>n. Denn es lägen keine Anhaltspunkte für eine<br />

offensichtliche Verletzung elementarer rechtsstaatlicher<br />

Gr<strong>und</strong>sätze vor.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat bei seiner Beweiserhebung<br />

festgestellt, daß die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH im Wege planmäßiger Enteignung von Sammlern<br />

für Zwecke <strong>de</strong>s Exports in <strong>de</strong>n Besitz von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten gelangte. Als Mittel<br />

für diese Art <strong>de</strong>r Devisenbeschaffung dienten Steuerstrafverfahren,<br />

die dazu führten, daß die Sammler um<br />

ihren gesamten Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenbesitz gebracht<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Das planvolle Vorgehen ergibt sich bereits aus <strong>de</strong>m<br />

Entwurf <strong>de</strong>s Jahresabschlußberichts aus <strong>de</strong>m Jahre<br />

1973, <strong>de</strong>m Gründungsjahr <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH (Dokument-Nr. 204). In diesem heißt es,<br />

daß die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, ein privatrechtlich<br />

organisiertes Unternehmen, eine politische<br />

Aufgabenstellung wahrzunehmen hätte, was weiter<br />

wie folgt präzisiert wur<strong>de</strong>: „Schwerpunkt <strong>de</strong>r politisch-i<strong>de</strong>ologischen<br />

Arbeit war die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>r politischen Aufgabenstellung <strong>de</strong>r<br />

GmbH, einen Beitrag für die Herstellung sozialistischer<br />

Beziehungen <strong>und</strong> Bedingungen im Kunsthan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r DDR zu leisten <strong>und</strong> auch auf diesem Gebiet<br />

das Außenhan<strong>de</strong>lsmonopol zu sichern. "<br />

Was darunter zu verstehen ist, ergibt sich aus Punkt 5<br />

<strong>de</strong>s Jahresabschlußberichts: Ergebnisse bei <strong>de</strong>r Mitwirkung<br />

zur Durchsetzung <strong>und</strong> Sicherung <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsmonopols.<br />

Dort wur<strong>de</strong> angeführt, daß die<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH alle Voraussetzungen<br />

dafür habe, durch eine zielstrebige Tätigkeit alle Aktivitäten<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Kunsthan<strong>de</strong>ls zu kontrollieren.<br />

U.a. könne sie eine Reihe von Staatsorganen<br />

mit <strong>de</strong>m Ziel einschalten, Schwarzhan<strong>de</strong>l, Spekulation<br />

<strong>und</strong> Schmuggel von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Gebrauchtwaren<br />

einzuschränken.<br />

Diese Formulierung be<strong>de</strong>utet, daß ein nach privatrechtlichen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen geführtes Unternehmen<br />

staatliche Strafverfolgungsaufgaben im Bereich <strong>de</strong>s<br />

Kunsthan<strong>de</strong>ls übernommen hatte.<br />

Gemäß §§ 87, 89 StPO <strong>de</strong>r DDR hatte aber die Initiative<br />

zur Auf<strong>de</strong>ckung von angeblichem Schwarzhan<strong>de</strong>l,<br />

Spekulation <strong>und</strong> Schmuggel von <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

auszugehen.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Gleiches galt nach § 204 AO (Abgabenordnung) <strong>de</strong>r<br />

DDR für die in diesem Zusammenhang tätigen Steuerorgane<br />

<strong>de</strong>r DDR. Nach dieser Vorschrift hatten die<br />

Räte <strong>de</strong>r Kreise, Abteilung Finanzen, die steuerpflichtigen<br />

Fälle zu erforschen <strong>und</strong> die tatsächlichen <strong>und</strong><br />

rechtlichen Verhältnisse zu ermitteln, die für die Steuerpflicht<br />

<strong>und</strong> die Bemessung <strong>de</strong>r Steuer wesentlich<br />

waren.<br />

Der Untersuchungsausschuß ist zu <strong>de</strong>r Überzeugung<br />

gelangt, daß <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong> für diese herausgehobene<br />

Stellung eines privatrechtlich organisierten Unternehmens<br />

bei <strong>de</strong>r Auf<strong>de</strong>ckung angeblicher Delikte in<br />

Bezug auf Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten darin zu sehen war,<br />

daß eine planmäßige <strong>und</strong> flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Enteignung<br />

<strong>de</strong>r Kunstsammler gewährleistet sein sollte.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, war eine Vielzahl von IM<br />

<strong>de</strong>s MfS bei <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH eingesetzt.<br />

Diese sollten alle Aktivitäten <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

auf <strong>de</strong>m Antiquitätensektor <strong>de</strong>r DDR ausforschen. In<br />

herausgehobener Position für die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH <strong>und</strong> gleichzeitig für das MfS o<strong>de</strong>r die<br />

Volkspolizei waren tätig<br />

- <strong>de</strong>r Generaldirektor <strong>de</strong>r Gesellschaft Joachim Farken,<br />

unter <strong>de</strong>m Decknamen „Hans Borau",<br />

- <strong>de</strong>r Schätzer <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

Siegfried Brachhaus, unter <strong>de</strong>m Decknamen<br />

„ Reinhard Winkler" , <strong>und</strong><br />

- Gernot Haubold, ehemaliger Staatsanwalt <strong>und</strong> Leiter<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Inlandsbeziehungen <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, <strong>de</strong>ssen Deckname <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß nicht bekannt gewor<strong>de</strong>n<br />

ist.<br />

Der Enteignung <strong>de</strong>r Kunstsammler ging eine <strong>de</strong>taillierte<br />

<strong>Bericht</strong>erstattung über <strong>de</strong>n Bestand <strong>de</strong>r Sammlungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Sammlungen enthaltenen<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong> <strong>und</strong> Antiquitäten voraus.<br />

Dies ergibt sich u.a. aus <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong>en, die Siegfried<br />

Brachhaus über <strong>de</strong>n Kunstsammler Dr. Peter Garcke<br />

verfaßte. Brachhaus ging dabei soweit, daß er seine<br />

persönliche Unterstützung bei <strong>de</strong>r Durchsuchung <strong>de</strong>r<br />

Wohnung von Dr. Peter Garcke anbot.<br />

Daß die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH die eigentlich<br />

treiben<strong>de</strong> Kraft bei <strong>de</strong>r planmäßigen Erfassung <strong>und</strong><br />

Enteignung <strong>de</strong>r Kunstsammler war, wird nicht nur aus<br />

<strong>de</strong>n Ausführungen <strong>de</strong>s Entwurfs zum Jahresabschlußbericht<br />

1973 <strong>de</strong>utlich, son<strong>de</strong>rn darüber hinaus<br />

auch aus einem Vorschlag, <strong>de</strong>r von Brachhaus <strong>de</strong>m<br />

Leiter <strong>de</strong>r für die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH zuständigen<br />

Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Manfred Sei<strong>de</strong>l, unterbreitet<br />

wur<strong>de</strong> (Dritter Teilbericht, BT-Drucksache 12/4500,<br />

Dokument-Nr. 28, S. 217).<br />

Brachhaus schlug vor, eine „Tauschzentrale" in Berlin<br />

zu errichten. Diese sollte aber nicht vorwiegend <strong>de</strong>r<br />

Beschaffung von Antiquitäten für die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH dienen, son<strong>de</strong>rn vielmehr zu <strong>de</strong>m<br />

Zweck errichtet wer<strong>de</strong>n, arglose Kunstsammler in die<br />

Falle zu locken. Deshalb heißt es auch in <strong>de</strong>r unterbreiteten<br />

Geschäftskonzeption:<br />

„Im Interesse <strong>de</strong>r Erfassung breitester Kreise von<br />

Sammlern ist es notwendig, dieser Tauschzentrale


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

einen privaten Charakter zu geben. Die Firmierung<br />

sollte <strong>de</strong>shalb wie folgt lauten:<br />

Ankauf, Tausch, Kommission<br />

von<br />

Antiquitäten <strong>und</strong> Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

S. Brachhaus, Kunstsachverständiger."<br />

Für das zielgerichtete Vorgehen <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH bezüglich <strong>de</strong>r Enteignung von Kunstsammlern<br />

sprechen auch die regelmäßigen Planvorgaben,<br />

die von seiten Dr. Schalck-Golodkowskis erteilt<br />

wur<strong>de</strong>n. Diese führten dazu, daß die Gesellschaft<br />

unter ständigem Erfolgsdruck stand.<br />

So heißt es z.B. in einem Protokoll über die Planverteidigung<br />

1987 bei Dr. Schalck-Golodkowski vom 19.<br />

September 1986:<br />

„Der Staatssekretär for<strong>de</strong>rte eine ausführliche Begründung<br />

<strong>de</strong>r volkswirtschaftlichen Notwendigkeit<br />

<strong>de</strong>r 1986 realisierten Investitionen KuA im Jahresbericht<br />

für 1986.<br />

In <strong>de</strong>n Gewinnkennziffern <strong>de</strong>r Folgejahre muß sich<br />

die durchgeführte Investition nie<strong>de</strong>rschlagen."<br />

(Dritter Teilbericht, BT-Drucksache 12/4500, Dokument-Nr.<br />

62, S. 360)<br />

Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r hier nur beispielhaft aufgeführten<br />

Unterlagen, die die hervorgehobene Stellung<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH bei <strong>de</strong>r Enteignung<br />

von Kunstsammlern dokumentieren, wird nachvollziehbar,<br />

daß die Steuerorgane die Zielverwirklichung<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH nach besten<br />

Kräften zu unterstützen hatten.<br />

Der Untersuchungsausschuß ist in diesem Zusammenhang<br />

zu <strong>de</strong>r Erkenntnis gelangt, daß die Steuermaßnahmen<br />

nicht nach rechtlichen Gesichtspunkten,<br />

son<strong>de</strong>rn ohne Rücksicht hierauf ausschließlich im<br />

Hinblick auf <strong>de</strong>n Wert, die Seltenheit, die Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>r Sammlungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>s daraus resultieren<strong>de</strong>n<br />

Verwertungsinteresses <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH ergriffen wur<strong>de</strong>n. Dabei wur<strong>de</strong> Sammlern,<br />

die das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Stück aus ihrer Sammlung<br />

verkauften, um ein wertvolleres Stück zu erwerben,<br />

unterstellt, sie seien Händler. Aufgr<strong>und</strong> dieser Prämisse<br />

wur<strong>de</strong> die vollständige Sammlung als Han<strong>de</strong>lswarenbestand<br />

qualifiziert.<br />

Bei <strong>de</strong>r Gewinnermittlung waren aber die Vorschriften<br />

zur Bewertung eines Warenbestan<strong>de</strong>s, insbeson<strong>de</strong>re<br />

die - §§ 4 Abs. 1 , 6 Abs. 2 Einkommensteuergesetz <strong>de</strong>r<br />

DDR, zu beachten. Danach waren lediglich die bei <strong>de</strong>r<br />

Veräußerung erzielten Kaufpreise unter Abzug <strong>de</strong>r<br />

Anschaffungskosten als Gewinn anzusetzen. Tatsächlich<br />

wur<strong>de</strong>n jedoch außer <strong>de</strong>n Verkaufsgewinnen<br />

auch die Wertsteigerungen bei <strong>de</strong>n übrigen Sammlungsstücken,<br />

die nachweisbar schon seit Jahrzehnten<br />

im Besitz <strong>de</strong>r Sammler waren, als Han<strong>de</strong>lsgewinne<br />

eingestuft <strong>und</strong> versteuert. Die Gewinnermittlung erfolgte<br />

in <strong>de</strong>r Weise, daß vom geschätzten Zeitwert <strong>de</strong>r<br />

Sammlungen <strong>de</strong>r Wert abgesetzt wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n diese<br />

zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Erwerbs vor vielen Jahren nominell<br />

hatten. Die Differenz ergab <strong>de</strong>n Gewinn. Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong>n, wie Rechtsanwalt Georg Reinicke als Zeuge<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß berichtet hat, nicht<br />

nur die inflationär gestiegenen Preise <strong>de</strong>s Binnenhan<strong>de</strong>ls,<br />

son<strong>de</strong>rn die <strong>de</strong>s sog. Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiets<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt, die in <strong>de</strong>r DDR gar<br />

nicht erzielt wer<strong>de</strong>n konnten. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsmonopols konnte sie auch im Ausland<br />

niemand außer <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH erzielen.<br />

Zu <strong>de</strong>m Steuersatz von mehr als 75 % kamen Säumniszuschläge<br />

<strong>und</strong> Strafen wegen Nichterfüllung <strong>de</strong>r<br />

angeblichen Steuerpflicht. Auf diese Weise ergab sich<br />

nicht selten eine Besteuerung <strong>de</strong>s Vermögens in Höhe<br />

von 100 %.<br />

Die in kollusivem Zusammenwirken zwischen <strong>de</strong>r<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Steuerorganen<br />

unter Mißachtung gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>r Steuervorschriften<br />

<strong>de</strong>r DDR erfolgte Entziehung <strong>de</strong>s Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenbesitzes<br />

führte zu Ergebnissen, die nach Maßgabe<br />

<strong>de</strong>s „ ordre public " (Art. 30 Einführungsgesetz zum Bürgerlichen<br />

Gesetzbuch a.F.) in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland nicht anerkannt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Der Untersuchungsausschuß geht davon aus, daß<br />

<strong>de</strong>swegen die Gerichte zukünftig prüfen wer<strong>de</strong>n, ob<br />

Eigentümern, <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Antiquitätenbesitz in <strong>de</strong>r geschil<strong>de</strong>rten<br />

Weise entzogen wor<strong>de</strong>n ist, im Ergebnis<br />

Eigentümern gleichzustellen sind, <strong>de</strong>nen bewegliche<br />

Sachen abhan<strong>de</strong>n gekommen sind (§§ 985, 935 Abs.<br />

1, 932 Abs. 1 Satz 1 <strong>de</strong>s Bürgerlichen Gesetzbuches).<br />

II. Han<strong>de</strong>l mit Waffen <strong>und</strong> Kriegsgerät<br />

Im internationalen Han<strong>de</strong>l mit Waffen <strong>und</strong> Kriegsgerät<br />

war die DDR mit mehreren Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

beteiligt. Der Ingenieur-Technische Außenhan<strong>de</strong>l<br />

(ITA) unterstand <strong>de</strong>m „Bereich Spezieller<br />

Außenhan<strong>de</strong>l (BSA)" im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

- er war damit nicht Bestandteil <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung. ITA hatte <strong>de</strong>n Auftrag zum<br />

planmäßigen Rüstungsex- <strong>und</strong> -import innerhalb <strong>de</strong>r<br />

Vertragsstaaten <strong>de</strong>s Warschauer Paktes <strong>und</strong> zur Unterstützung<br />

„befre<strong>und</strong>eter Staaten <strong>und</strong> progressiver<br />

nationaler Befreiungsbewegungen" .<br />

Dem Bereich Kommerzielle Koordinierung unterstan<strong>de</strong>n<br />

die IMES GmbH <strong>und</strong> WITRA GmbH. Die bei<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Zielsetzung gegrün<strong>de</strong>t,<br />

außerhalb <strong>de</strong>r staatlichen Planauflagen zusätzliche<br />

Devisen aus <strong>de</strong>m Rüstungsexport in maximaler Höhe<br />

zu erwirtschaften. Zwischen <strong>de</strong>m Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m MfS<br />

bestand eine beson<strong>de</strong>rs enge Zusammenarbeit. Die<br />

im Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

agieren<strong>de</strong>n Personen waren in <strong>de</strong>r Regel IM<br />

<strong>de</strong>s MfS. Die Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung erfolgten weitgehend<br />

konspirativ, d.h. mit geheimdienstlichen Metho<strong>de</strong>n.<br />

Dem Untersuchungsausschuß haben keine zuverlässigen<br />

Angaben zum Gesamtvolumen <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

im Bereich Waffenhan<strong>de</strong>l vorgelegen.<br />

Nach <strong>de</strong>m Schlußbericht <strong>de</strong>s Militär-Oberstaatsanwalts<br />

vom 26. Februar 1990 über das am 4. Dezember<br />

1989 eingeleitete Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt<br />

wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>s Beiseiteschaffens von<br />

Waffen <strong>und</strong> Sprengmitteln betrugen die Gesamteinnahmen<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH im Zeitraum von 1982 bis<br />

1989 über eine Mrd. Valuta-Mark, wovon ein Wert<br />

von 581,2 Mio. VM als Gewinn an <strong>de</strong>n Staatshaushalt<br />

abgeführt wur<strong>de</strong>.


Demgegenüber hat Dr. Schalck-Golodkowski bei seinen<br />

Vernehmungen angegeben, daß durch <strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

r<strong>und</strong> 675 Mio. VM erwirtschaftet wor<strong>de</strong>n<br />

seien. Die Richtigkeit <strong>de</strong>r im Zuge <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

genannten Gesamtzahlen ist anzuzweifeln.<br />

1. Rechtliche <strong>und</strong> politische<br />

Rahmenbedingungen<br />

a) Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

Die innerstaatlichen Regelungen <strong>de</strong>r DDR für <strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>l mit Waffen <strong>und</strong> Kriegsgerät, wie die „Spezielle<br />

Exportordnung" vom 30. September 1986, waren<br />

regelmäßig Anordnungen <strong>de</strong>s Ministerrates <strong>und</strong><br />

hatten nicht <strong>de</strong>n Charakter formeller Gesetze. Sie enthielten<br />

Bestimmungen über die Zuständigkeiten <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>nen staatlichen Stellen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Kooperation<br />

im Bereich <strong>de</strong>s planmäßigen <strong>und</strong> außerplanmäßigen<br />

Rüstungsexports. Straftatbestän<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n in<br />

diesem Regelungssystem nicht normiert.<br />

Auch völkerrechtliche Normen waren nicht berührt,<br />

da es keine Hinweise auf durchgeführte Geschäfte<br />

mit atomaren, biologischen o<strong>de</strong>r chemischen Waffen<br />

gibt. Insofern kam die Militär-Oberstaatsanwaltschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR, die im Dezember 1989 ein Ermittlungsverfahren<br />

wegen Verdachts <strong>de</strong>s illegalen Waffenhan<strong>de</strong>ls<br />

durchgeführt hatte, zu <strong>de</strong>r zutreffen<strong>de</strong>n, auch im<br />

Lichte <strong>de</strong>r Erkenntnisse <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

nicht korrekturbedürftigen Beurteilung, daß<br />

(DDR-)Straftatbestän<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Rüstungsexport<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung nicht erfüllt<br />

wor<strong>de</strong>n seien (Dokument-Nr. 205). Ob jedoch die<br />

Verantwortlichen <strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung o<strong>de</strong>r Dr.<br />

Schalck-Golodkowski als Auftraggeber von Waffenimporten<br />

von west<strong>de</strong>utschen Herstellern möglicherweise<br />

gegen b<strong>und</strong>esrepublikanisches Recht verstießen,<br />

sowie die Frage, ob dieses gegebenenfalls Anwendung<br />

fin<strong>de</strong>n kann, ist Gegenstand <strong>de</strong>rzeit lauf en<strong>de</strong>r<br />

Ermittlungsverfahren (vgl. Zweiter Teil, J. II Aufklärung<br />

von Straftaten).<br />

b) Politische Rahmenbedingungen<br />

Für die DDR-Regierung war die enge Zusammenarbeit<br />

im Warschauer Pakt ein Gr<strong>und</strong>pfeiler ihrer Au<br />

ßen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik. Er war ein militärisches<br />

<strong>und</strong> politisches Paktsystem, das auch eine militärökonomische<br />

Integration beinhaltete. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Warschauer-Vertrags-Organisation war die DDR an<br />

die für alle Mitgliedstaaten verbindliche Militärdoktrin<br />

gehalten. Im Mittelpunkt stand die Koordinierung<br />

<strong>de</strong>r Außen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik <strong>de</strong>r Teilnehmerstaaten,<br />

in die sich <strong>de</strong>r Waffen- <strong>und</strong> Rüstungsexport<br />

einordnete.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r nach außen vertretenen Frie<strong>de</strong>nspolitik<br />

wur<strong>de</strong>n Begriffe wie Waffen, Rüstungsgüter o<strong>de</strong>r<br />

Kriegstechnik gr<strong>und</strong>sätzlich von <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong><br />

Staatsführung vermie<strong>de</strong>n, offiziell wur<strong>de</strong> von „spezieller<br />

Technik" <strong>und</strong> „speziellem Export" gesprochen.<br />

Wie die überwiegen<strong>de</strong> Zahl <strong>de</strong>r Staaten in West <strong>und</strong><br />

Ost betrieb auch die DDR einen offiziellen Waffen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

han<strong>de</strong>l. Gemäß <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Parteitagsbeschlüssen verkün<strong>de</strong>ten<br />

Frie<strong>de</strong>nspolitik sollten dabei Waffenlieferungen<br />

ausschließlich an befre<strong>und</strong>ete Län<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />

„progressive" Befreiungsorganisationen gehen. Hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>s sog. speziellen Außenhan<strong>de</strong>ls in das<br />

Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet (NSW) war die<br />

DDR geb<strong>und</strong>en an die am 11. April 1980 unterzeichneten<br />

„Gr<strong>und</strong>sätze <strong>de</strong>r Koordinierung <strong>de</strong>r Handlungen<br />

<strong>de</strong>r Teilnehmerstaaten <strong>de</strong>s Warschauer Vertrages<br />

bei <strong>de</strong>r Verwirklichung <strong>de</strong>r militärtechnischen Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>n Entwicklungslän<strong>de</strong>rn" <strong>und</strong><br />

darüber hinaus an die Kooperationsvereinbarungen<br />

zwischen <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Rates für gegenseitige<br />

Wirtshilfe. In diesen Gr<strong>und</strong>sätzen war vereinbart, daß<br />

eine Lieferung von importierter Militärtechnik aus<br />

<strong>de</strong>n Warschauer-Pakt-Staaten in Entwicklungslän<strong>de</strong>r<br />

einer offiziellen Zustimmung <strong>de</strong>s Lieferlan<strong>de</strong>s bedurfte<br />

(vgl. Zweiter Teil C. II. 3. a) Beschaffung von<br />

Rüstungstechnologie aus <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren kommunistischen<br />

Staaaten) (Dokument-Nr. 206).<br />

Doch entgegen <strong>de</strong>r offiziellen politischen Doktrin <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Anspruch, eine friedlieben<strong>de</strong> Politik zu verfolgen,<br />

lieferte die DDR Waffen <strong>und</strong> Kriegsgerät in Spannungs-<br />

<strong>und</strong> Kriegsgebiete <strong>und</strong> an internationale Waffenhändler,<br />

um über „inoffizielle" Waffengeschäfte<br />

die Devisenerwirtschaftung zu erhöhen. Wie wenig<br />

die DDR bereit war, auf die Vereinbarungen <strong>de</strong>s Warschauer<br />

Paktes <strong>und</strong> auf die festgelegte Koordination<br />

mit <strong>de</strong>r UdSSR Rücksicht zu nehmen, zeigte sich bereits<br />

bei Aufnahme <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls. 1981 war von<br />

<strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung entschie<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n,<br />

eine Anfrage <strong>de</strong>s sowjetischen Verteidigungsministers<br />

Ustinov nicht zu beantworten, in <strong>de</strong>r auf die notwendige<br />

Abstimmung bei Waffenlieferungen <strong>de</strong>r<br />

-<br />

DDR an <strong>de</strong>n Iran nachdrücklich hingewiesen wur<strong>de</strong><br />

(Dokument-Nr. 207). Ungeachtet dieser Vereinbarungen<br />

für koordinierte Handlungen <strong>de</strong>r Warschauer-<br />

Pakt-Staaten exportierte die DDR ohne Genehmigung.<br />

Dabei wur<strong>de</strong> bewußt gegen die bereits genannten<br />

„Gr<strong>und</strong>sätze <strong>de</strong>r Koordinierung <strong>de</strong>r Handlungen<br />

<strong>de</strong>r Teilnehmerstaaten <strong>de</strong>s Warschauer Vertrages bei<br />

<strong>de</strong>r Verwirklichung <strong>de</strong>r militärtechnischen Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>n Entwicklungslän<strong>de</strong>rn" aus <strong>de</strong>m<br />

Jahr 1980 verstoßen.<br />

2. Anfänge <strong>und</strong> Organisation <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

a) Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik <strong>und</strong> Anleitung <strong>de</strong>r Geschäftsaktivitäten<br />

Mit Aufnahme <strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>lsaktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung oblag <strong>de</strong>ren Anleitung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik,<br />

die ihrerseits <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Dr. Schalck-Golodkowski, unmittelbar<br />

unterstand. Dessen Stellvertreter, Manfred Sei<strong>de</strong>l,<br />

war ausschließlich im unabweisbaren Vertretungsfall<br />

mit diesem Geschäftsbereich direkt befaßt.<br />

Als Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik war Dieter<br />

Uhlig für die kommerzielle <strong>und</strong> han<strong>de</strong>lspolitische Anleitung<br />

<strong>de</strong>s „operativen" Rüstungsgeschäfts verantwortlich.<br />

Er hatte innerhalb <strong>de</strong>s Personenkreises, <strong>de</strong>r<br />

im Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordi-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

nierung tätig war, die weitreichendsten Verbindungen<br />

zum MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Unterglie<strong>de</strong>rungen. So unterhielt<br />

Uhlig alias IMS bzw. HIM „Henry" neben seiner<br />

Anbindung an die Hauptabteilung (HA) XVIII<br />

<strong>und</strong> die AG BKK seit 1981 persönliche Kontakte zur<br />

HVA/SWT. Diese Kontakte fan<strong>de</strong>n in seinem Büro unter<br />

gelegentlicher Einbeziehung von IMES-Mitarbeitern<br />

statt (Dokument-Nr. 208). Des weiteren unterhielt<br />

er Kontakte zum Leiter <strong>de</strong>r Abteilung XXII (Terrorabwehr)<br />

<strong>de</strong>s MfS, Günter Jäckel. Damit war <strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik außerhalb seiner<br />

funktionsbezogenen offiziellen Verbindungen zu an<strong>de</strong>ren<br />

Ministerien <strong>und</strong> Einrichtungen (Ministerium<br />

für Auswärtige Angelegenheiten, Botschaften, Ministerium<br />

für Nationale Verteidigung) in <strong>de</strong>r Lage, geheimdienstliche<br />

Hintergr<strong>und</strong>informationen zu Partnern<br />

<strong>und</strong> Risiken geplanter Rüstungsgeschäfte zu erhalten<br />

<strong>und</strong> seinerseits <strong>de</strong>n Informationsbedarf <strong>de</strong>s<br />

MfS zu befriedigen (vgl. Zweiter Teil, B. II. 1. <strong>und</strong> B. II.<br />

4., Verflechtung mit <strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit,<br />

Zusammenarbeit mit an<strong>de</strong>ren Stellen <strong>de</strong>s<br />

Staatsapparats <strong>de</strong>r DDR).<br />

Die Arbeitsgruppe 10, die zu Beginn <strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>lsaktivitäten<br />

eingerichtet wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> von Januar<br />

1980 bis Dezember 1981 bestand, war nach außen <strong>de</strong>r<br />

Transinter GmbH zugeordnet. Sie wur<strong>de</strong> aber direkt<br />

von Dieter Uhlig <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Mitarbeiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik, Wolfgang Kotz alias IMS „Walter<br />

Schiller" , geschäftsführend geleitet. Detaillie rte Regelungen<br />

zur Kontrolle <strong>und</strong> Anleitung <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe 10 waren damit entbehrlich.<br />

Durch Gründung <strong>de</strong>r IMES GmbH mit Wirkung vom<br />

1. Januar 1982 wur<strong>de</strong> ein nach außen selbständiges<br />

Unternehmen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls errichtet.<br />

Zur Ausgestaltung <strong>de</strong>s Innenverhältnisses<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r WITRA GmbH wur<strong>de</strong>n<br />

zahlreiche generelle Weisungen durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung erlassen (Dokument-Nr.<br />

209-210), die ihrerseits durch Betriebsorganisationsanweisungen<br />

<strong>de</strong>s Generaldirektors <strong>de</strong>r IMES GmbH<br />

ergänzt wur<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 211) .<br />

Die äußeren Geschäftsaktivitäten <strong>de</strong>r IMES <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

WITRA GmbH unterlagen zunächst <strong>de</strong>n staatlichen<br />

Gr<strong>und</strong>satzregelungen, u. a. <strong>de</strong>r „Regelung für die<br />

Durchführung von Expo rten spezieller Technik in das<br />

NSW" vom 26. November 1982, <strong>de</strong>r „Ordnung für die<br />

Durchfuhr von militärischen Kampfmitteln durch das<br />

Gebiet <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen Republik"<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r „Speziellen Exportordnung" vom 30. September<br />

1986, die für alle mit Rüstungsexporten befaßten<br />

staatlichen Stellen <strong>und</strong> Betriebe galten.<br />

Im Verhältnis zwischen <strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

IMES/WITRA <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik<br />

waren im Bereich <strong>de</strong>s „operativen" Geschäfts folgen<strong>de</strong><br />

Aktivitäten genehmigungspflichtig:<br />

- die Errichtung von Zweigbüros im „nichtsozialistischen"<br />

Ausland<br />

- alle Geschäfte, die nicht bereits mit <strong>de</strong>r jeweils<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung erstellten<br />

Planauflage nebst Führungskonzeption genehmigt<br />

waren, im einzelnen,<br />

• die Aufnahme von Geschäftsverhandlungen<br />

` <strong>de</strong>r Vertragsabschluß<br />

• die Einschaltung von Vertretern, Vermittlern <strong>und</strong><br />

Händlern<br />

' die Zahlung von Schmiergel<strong>de</strong>rn<br />

' Unter- bzw. Überfakturierungen auf Wunsch <strong>de</strong>r<br />

Geschäftspartner<br />

• die beabsichtigte Unterschreitung <strong>de</strong>s vorgegebe<br />

nen Min<strong>de</strong>stgewinnes von drei Prozent <strong>de</strong>s Warenwertes<br />

' Zwischenfinanzierungen langer Dauer<br />

` die Gewährung von Zahlungszielen bei Exportgeschäften<br />

(Dokument-Nr. 209-211 <strong>und</strong> Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 128,<br />

S. 1029 <strong>und</strong> Dokument-Nr. 170, S. 1333).<br />

Im Antrag auf Verhandlungsgenehmigung waren Angaben<br />

zum Unternehmen, zu Kontaktpersonen, zum<br />

Verhandlungsgegenstand, zum Verhandlungsführer<br />

auf seiten <strong>de</strong>r IMES GmbH, zum Terminvorschlag,<br />

zum Verhandlungsort, zu <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kontaktaufnahme<br />

<strong>und</strong> zu <strong>de</strong>n bisherigen Kontakten zu<br />

machen. Darüber hinaus erwartete <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung von <strong>de</strong>r IMES GmbH Informationen<br />

über Geschäftsberichte, Bankauskünfte,<br />

die Anzahl <strong>de</strong>r Mitarbeiter, <strong>de</strong>n Jahresumsatz, Kontakte<br />

zu an<strong>de</strong>ren Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben <strong>de</strong>r DDR,<br />

Kontakte zu Institutionen am Sitz <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

u.ä. hinsichtlich <strong>de</strong>r IMES-Verhandlungspartner (Dokument-Nr.<br />

212). In <strong>de</strong>m Antragsformular zur Geschäftsgenehmigung<br />

waren Angaben über <strong>de</strong>n Geschäftspartner,<br />

<strong>de</strong>n Geschäftsgegenstand,<br />

-<br />

das Bestimmungsland,<br />

<strong>de</strong>n überprüfbaren „Enduser", <strong>de</strong>n<br />

zu erwarten<strong>de</strong>n Gewinn, <strong>de</strong>n Realisierungszeitraum,<br />

die Abwicklung <strong>de</strong>s Geschäftes, über die einschätzbaren<br />

Risiken, sonstige Informationen über <strong>de</strong>n Geschäftspartner,<br />

das Datum <strong>de</strong>r Verhandlungsgenehmigung<br />

<strong>und</strong> sonstige Bemerkungen vorgesehen (Dokument-Nr.<br />

213).<br />

Durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß sind keine Dokumente<br />

gesichtet wor<strong>de</strong>n, die Regelungen darüber enthalten,<br />

in welchen Fällen Dieter Uhlig die Genehmigung<br />

persönlich erteilen konnte bzw. wann er gegenüber<br />

Dr. Schalck-Golodkowski vorlagepflichtig war.<br />

Ebensowenig wur<strong>de</strong>n spezielle Anweisungen an <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gef<strong>und</strong>en, die<br />

eine Vorlagepflicht von Dr. Schalck-Golodkowski gegenüber<br />

<strong>de</strong>m ZK-Sekretär für Wi rtschaft, Dr. Günter<br />

Mittag, regelten. Dr. Mittag legte seinerseits häufig<br />

<strong>de</strong>n Geschäftsgenehmigungsantrag Erich Honecker<br />

zur Entscheidung vor. Offenbar blieb es <strong>de</strong>r Einschätzung<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Entscheidungsträger überlassen,<br />

ob sie sich in Einzelgeschäften unter Abwägung <strong>de</strong>r<br />

politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Risiken an ihren Vorgesetzten<br />

wandten. Alle Entscheidungsträger neigten<br />

aber dazu, im Zweifelsfall ihre persönliche Verantwortung<br />

durch Vorlage <strong>de</strong>s Genehmigungsantrags<br />

an <strong>de</strong>n Vorgesetzten zu begrenzen. Durch <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsausschuß sind keine Rüstungsgeschäfte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

festgestellt wor<strong>de</strong>n, die außerhalb <strong>de</strong>s geschil<strong>de</strong>rten<br />

Genehmigungsweges realisiert wur<strong>de</strong>n.


) Waffenhan<strong>de</strong>l vor Gründung <strong>de</strong>r IMES GmbH<br />

Bereits vor <strong>de</strong>r Existenz <strong>de</strong>r mit Wirkung vom 1. Januar<br />

1982 gegrün<strong>de</strong>ten IMES GmbH befaßte sich <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung mit internationalen<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäften.<br />

Im Jahre 1977 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

mit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbeziehungen<br />

zu Angola, Äthiopien <strong>und</strong> Mosambik beauftragt.<br />

Als Son<strong>de</strong>rbeauftragter für Mosambik wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r spätere<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik, Dieter Uhlig,<br />

mit seiner Arbeitsaufnahme im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung eingesetzt. Bis zur Gründung <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik im Jahre 1979 soll sich <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung nicht selbständig<br />

im Waffenhan<strong>de</strong>l engagiert haben. Laut Aussage<br />

<strong>de</strong>s Zeugen Dieter Uhlig vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

insoweit nur mittelbar berührt, als er die Waffenlieferungen<br />

<strong>de</strong>s auf eigene Rechnung agieren<strong>de</strong>n „offiziellen<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmens" <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR, ITA, in die Außenwirtschaftsbilanzen aufzunehmen<br />

hatte. Nach <strong>de</strong>m Sturz <strong>de</strong>s Schahs übernahm<br />

die Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik auch die verantwortliche<br />

Koordinierung <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbeziehungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Iran. Als Schwerpunkt<br />

dieser Wirtschaftsbeziehungen entwickelte sich aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Embargos <strong>de</strong>r USA <strong>und</strong> <strong>de</strong>r westlichen Industrienationen<br />

<strong>und</strong> infolge <strong>de</strong>s bald einsetzen<strong>de</strong>n<br />

Iran-Irak-Krieges <strong>de</strong>r Bedarf <strong>de</strong>r Iraner an militärischen<br />

Erzeugnissen. Die iranische Armee war bis zur<br />

Revolution überwiegend mit Rüstungsgütern westlicher<br />

Produktion ausgestattet wor<strong>de</strong>n <strong>und</strong> weiterhin<br />

vorwiegend an <strong>de</strong>m Bezug von Waffentechnik westlicher<br />

Herkunft interessiert. Die iranische Regierung<br />

versuchte die Beschaffung von Ersatzteil- <strong>und</strong> Finalprodukten<br />

über neue „inoffizielle" Han<strong>de</strong>lswege, wobei<br />

als ein Partner im Bereich <strong>de</strong>r ehemaligen RGW-<br />

Staaten die DDR als Embargobrecher <strong>und</strong> als Lief erant<br />

von Waffentechnik östlicher Produktion dienen<br />

sollte.<br />

Im Ergebnis sondieren<strong>de</strong>r Verhandlungen, die von<br />

Dieter Uhlig im Iran geführt wur<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

214), wur<strong>de</strong> am 10. Januar 1980 in Teheran ein Geheimprotokoll<br />

unterzeichnet, das in seinen Anlagen<br />

die Zusammenarbeit auf militärischem <strong>und</strong> zivilem<br />

Gebiet gr<strong>und</strong>sätzlich regelte (Dokument-Nr. 215).<br />

Das Geheimprotokoll beinhaltete auch die Eröffnung<br />

eines Kontaktbüros <strong>de</strong>r Transinter GmbH in Teheran.<br />

Dieses Kontaktbüro wur<strong>de</strong> umgehend eingerichtet<br />

<strong>und</strong> zunächst mit Günter Husemann alias IM „Hüsing"<br />

besetzt. Innerhalb <strong>de</strong>r Transinter GmbH wur<strong>de</strong><br />

die Arbeitsgruppe 10 gebil<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>ren Aufgabe es war,<br />

die über das Kontaktbüro in Teheran übermittelten<br />

iranischen Bezugswünsche innerhalb <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

gegenüber Drittstaaten koordinierend umzusetzen<br />

(Dokument-Nr. 216). Die Arbeitsgruppe 10 bestand<br />

bis zum 31. Dezember 1981; sie wur<strong>de</strong> direkt von <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik (Dieter Uhlig <strong>und</strong> Wolfgang<br />

Kotz) angeleitet <strong>und</strong> stand außerhalb <strong>de</strong>r Leitungsstruktur<br />

<strong>de</strong>r Transinter GmbH, die lediglich <strong>de</strong>n Firmenmantel<br />

zur Verfügung stellte. Die Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppe 10 wur<strong>de</strong>n alle von <strong>de</strong>r IMES GmbH<br />

übernommen <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>ren personellen Gr<strong>und</strong>stock<br />

(zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Übernahme waren Günter<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Husemann, Hanno Schütte, Günter Sandring <strong>und</strong> Otto<br />

Galan<strong>de</strong>r alias IMK „Heinz Greifswald" in <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

10 beschäftigt).<br />

Während <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Bestehens <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

10 wur<strong>de</strong>n Lieferungen von Waffen <strong>und</strong> Munition an<br />

<strong>de</strong>n Iran im Wert von 60 Mio. VM realisiert. Darüber<br />

hinaus war sie am Verkauf von 3.600 militärisch genutzten<br />

LKW W 50 im Wertumfang von 173,6 Mio.<br />

VM beteiligt. Für das Jahr 1982 vereinbarte sie bereits<br />

die Lieferung von Waffen <strong>und</strong> Munition im Wert von<br />

28 Mio. VM (Dokument-Nr. 217). Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe 10 über <strong>de</strong>n Iran hinaus<br />

sind durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß nicht festgestellt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Das Zusammenfallen <strong>de</strong>r prekären außenpolitischen<br />

<strong>und</strong> außenwirtschaftlichen Situation <strong>de</strong>s Iran mit <strong>de</strong>r<br />

äußerst angespannten Devisenlage <strong>de</strong>r DDR En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

70er/Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre begünstigte damit die<br />

Einrichtung eines zweiten „inoffiziellen" Waffenhan<strong>de</strong>ls<br />

in Verantwortung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Die Erfolge <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe 10 in <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftung durch Rüstungsgeschäfte mit<br />

<strong>de</strong>m Iran ermutigten das Politbüro <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung dazu, Waffenhan<strong>de</strong>lsrestriktionen<br />

aufzugeben <strong>und</strong> ohne i<strong>de</strong>ologische Vorbehalte<br />

am internationalen Rüstungsgeschäft teilzuhaben.<br />

Zu diesem Zweck <strong>und</strong> zur vorbeugen<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>nsbegrenzung<br />

mit Blick auf die internationale Öffentlichkeit<br />

im Falle <strong>de</strong>r Auf<strong>de</strong>ckung von DDR-Rüstungsgeschäften<br />

erfolgte die Gründung <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH.<br />

c) Gründung, Struktur <strong>und</strong> Aufgaben <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH<br />

Auf Weisung <strong>de</strong>s Generalsekretärs <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED,<br />

Erich Honecker, <strong>und</strong> <strong>de</strong>s ZK-Sekretärs für Wirtschaft,<br />

Dr. Günter Mittag, wur<strong>de</strong> im Jahre 1981 die Gründung<br />

<strong>de</strong>s AHB IMES Import-Export als GmbH beschlossen.<br />

Die Partei- <strong>und</strong> Staatsführung wollte mit<br />

dieser Maßnahme eine erhöhte Devisenerwirtschaftung<br />

im Bereich <strong>de</strong>s Exportes von Militärgütern, Waffen<br />

<strong>und</strong> Instandsetzungsleistungen erzielen (Dokument-Nr.<br />

205). In Realisierung dieser Aufgabe, <strong>de</strong>r Erwirtschaftung<br />

frei konvertierbarer Devisen auf <strong>de</strong>m<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lssektor, erteilte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

am 23. Dezember 1981 an <strong>de</strong>n Generaldirektor <strong>de</strong>r<br />

Transinter GmbH die Weisung, mit Wirkung vom 1.<br />

Januar 1982 die IMES GmbH (Internationale Meßtechnik<br />

GmbH) zu grün<strong>de</strong>n (Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 128, S. 1029). Mit<br />

dieser Weisung wur<strong>de</strong>n Wolfgang Kotz <strong>und</strong> Hanno<br />

Schütte als zukünftige Gesellschafter <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH beauftragt, beim Rat <strong>de</strong>r Stadt Berlin die Eintragung<br />

<strong>de</strong>r vorgenannten Gesellschaft in das Han<strong>de</strong>lsregister<br />

zu beantragen, die dann am 5. Januar<br />

1982 unter <strong>de</strong>r Nummer HRB 5137 erfolgte (Dokument-Nr.<br />

218). Als Stammkapital <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

wur<strong>de</strong> ein Betrag in Höhe von 500.000 Mark <strong>de</strong>r DDR<br />

festgelegt. Zum Hauptgeschäftsführer wur<strong>de</strong> zunächst<br />

Wolfgang Kotz berufen, <strong>de</strong>r mit Wirkung vom<br />

29. Mai 1984 aus <strong>de</strong>r Gesellschaft ausschied. Auf <strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Abtretungsvertrages vom 29. Mai<br />

1984 vollzog sich <strong>de</strong>r Wechsel; Erhard Wieche rt alias<br />

IM „Wolfgang Wagner" wur<strong>de</strong> zum 25. Oktober 1984


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

als neuer Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r IMES GmbH in<br />

das Han<strong>de</strong>lsregister eingetragen (Dokument-Nr.<br />

219). Der Geschäftsführer <strong>de</strong>r IMES GmbH unterstand<br />

direkt <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Dr. Schalck-Golodkowski. Zu <strong>de</strong>r Frage<br />

nach <strong>de</strong>r Geschäftsführung hat <strong>de</strong>r Zeuge Kotz vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß erklärt, daß er 1981 <strong>de</strong>n<br />

Auftrag erhalten habe, nach außen hin als Hauptgeschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH aufzutreten. Er sei<br />

aber niemals Angestellter bzw. Generaldirektor <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH gewesen, son<strong>de</strong>rn bis zum Zeitpunkt<br />

seines Ausschei<strong>de</strong>ns 1984 Angestellter <strong>de</strong>s MAH, Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung. In <strong>de</strong>r Gründungsphase<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH habe die eigentliche<br />

Leitung bei Dieter Uhlig gelegen (101. Sitzung, Protokoll<br />

S. 9).<br />

Die han<strong>de</strong>lspolitische <strong>und</strong> kommerzielle Anleitung<br />

<strong>de</strong>s neuen Unternehmens erfolgte gemäß <strong>de</strong>m von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski bestätigten Maßnahmeplan<br />

zur Gewährleistung <strong>de</strong>r Arbeitsfähigkeit <strong>de</strong>r IMES<br />

vom 19. November 1981 durch die Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik.<br />

In Fragen <strong>de</strong>r sog. Ka<strong>de</strong>rpolitik, <strong>de</strong>r Planbeauflagung,<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r materiellen Sicherstellung<br />

für die Funktionsfähigkeit <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH war bis zum Januar 1985 <strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s Transinter GmbH, Helmut Schindler alias IME<br />

„Rudolf", verantwortlich (Dokument-Nr. 220).<br />

Diese Aufgabengebiete wur<strong>de</strong>n ab <strong>de</strong>m 1. Januar<br />

1985 <strong>de</strong>r Verantwortlichkeit <strong>de</strong>r Transinter GmbH<br />

entzogen <strong>und</strong> teilweise auf <strong>de</strong>n zwischenzeitlich zum<br />

neuen Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r IMES GmbH ernannten<br />

Erhard Wiechert übertragen (Dokument-Nr.<br />

221). Die IMES GmbH war damit in bezug auf an<strong>de</strong>re<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

verselbständigt <strong>und</strong> hinsichtlich innerbetrieblicher<br />

Angelegenheiten sowie „operativer" Geschäfte<br />

<strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, direkt unterstellt. Ab<br />

Januar 1985 unterstand die IMES GmbH bezüglich<br />

<strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung <strong>und</strong> -verwendung direkt<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Durch die Hauptabteilung II erfolgte die<br />

Planbeauflagung <strong>und</strong> Planüberwachung; auf das<br />

Konto 0559 <strong>de</strong>r HA II bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

in Berlin (Ost) erfolgten die Gewinnabführungen (vgl.<br />

Zweiter Teil, F. III., Devisenaufkommen <strong>und</strong> -verwendung<br />

in <strong>de</strong>r Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung).<br />

Der Mitarbeiterstab <strong>de</strong>s neugegrün<strong>de</strong>ten Unternehmens<br />

setzte sich aus <strong>de</strong>m „Personal" <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH aufgehen<strong>de</strong>n Arbeitsgruppe 10, <strong>de</strong>r Transinter<br />

GmbH <strong>und</strong> bei einer notwendigen Erweiterung aus<br />

<strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Kreisleitung Außenhan<strong>de</strong>l zusammen<br />

(Dokument-Nr. 220). Für die IMES GmbH arbeiteten<br />

auch vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

beauftragte Mitarbeiter in Han<strong>de</strong>lsbüros in ausgewählten<br />

Staaten. Derartige ständige Auslandsvertreter<br />

wur<strong>de</strong>n in Teheran, Kairo, Lima, Amman <strong>und</strong><br />

Kampala eingesetzt.<br />

Zu <strong>de</strong>n Aufgaben <strong>de</strong>r IMES GmbH gehörten laut <strong>de</strong>r<br />

Gründungsurk<strong>und</strong>e „Anbahnung, Vermittlung <strong>und</strong><br />

Durchführung von Internationalen Han<strong>de</strong>lsgeschäften,<br />

beson<strong>de</strong>rs auf <strong>de</strong>n Gebieten <strong>de</strong>r metallverarbeiten<strong>de</strong>n<br />

Industrie <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Gerätebaus für Meß- <strong>und</strong><br />

Regeltechnik". (Dokument-Nr. 222) Die IMES GmbH<br />

organisierte <strong>de</strong>n Expo rt von Rüstungstechnologie außerhalb<br />

<strong>de</strong>r Planauflagen vor allem in Entwicklungslän<strong>de</strong>r,<br />

nichtsozialistische Staaten <strong>und</strong> an internationale<br />

Waffenhändler <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>te <strong>de</strong>n „inoffiziellen"<br />

Sektor im internationalen Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäft neben<br />

<strong>de</strong>m bereits existieren<strong>de</strong>n AHB ITA, <strong>de</strong>r nicht<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> damit<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>m Bereich Bereich<br />

Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l (BSA) <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l unterstellt war.<br />

Während <strong>de</strong>r AHB ITA die staatlichen Planexporte<br />

„spezieller" Technik (Waffentechnik) in das sog.<br />

NSW zu erfüllen hatte, erfolgte die Durchführung <strong>de</strong>r<br />

Exporte außerhalb dieser Planvorgaben durch die<br />

IMES GmbH (Dokument-Nr. 177). Hintergr<strong>und</strong> dieser<br />

Regelung war, daß <strong>de</strong>r AHB ITA gr<strong>und</strong>sätzlich bei außerplanmäßigen<br />

Exporten in das sog. NSW dann nicht<br />

in Erscheinung treten sollte,<br />

– wenn es sich um Technik han<strong>de</strong>lt, die nicht in <strong>de</strong>r<br />

DDR produziert wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> für <strong>de</strong>ren Reexpo rt<br />

keine ausdrückliche Genehmigung vorliegt,<br />

- wenn es sich um Technik han<strong>de</strong>lt, die in <strong>de</strong>r DDR<br />

in Lizenz gefertigt wird <strong>und</strong> für die keine Expo rt<br />

-genehmigung <strong>de</strong>s Lizenzgebers vorliegt,<br />

- wenn es sich um Technik han<strong>de</strong>lt, die in <strong>de</strong>r DDR<br />

produziert wird, für die die Zustimmung <strong>de</strong>s Lizenzgebers<br />

vorliegt, jedoch nicht für das infrage<br />

kommen<strong>de</strong> Land" .<br />

Demnach war die IMES GmbH verantwortlich einerseits<br />

für <strong>de</strong>n Export von Rüstungsgütern außerhalb<br />

<strong>de</strong>r Planvorgaben <strong>und</strong> innerhalb <strong>de</strong>r Planauflagen<br />

<strong>de</strong>s AHB ITA, wenn es sich dabei um einen nicht<br />

durch Ministerratsbeschluß als Waffenexportland<br />

freigegebenen Staat o<strong>de</strong>r um genehmigte Erzeugnisse<br />

han<strong>de</strong>lte. An<strong>de</strong>rerseits war die IMES GmbH zuständig<br />

für die Durchführung von Importen „spezieller"<br />

Technik, wenn diese Erzeugnisse zum Weiterverkauf<br />

an Dritte vorgesehen waren (Drittlandsgeschäfte).<br />

d) Waffenlager Kavelstorf<br />

Errichtung <strong>und</strong> Nutzung <strong>de</strong>s Waffen<strong>de</strong>pots<br />

Angesichts <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH wur<strong>de</strong> 1984 in <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik<br />

<strong>de</strong>r Vorschlag ausgearbeitet, für die IMES<br />

GmbH ein eigenes Zwischenlager zu errichten. Die<br />

bisherige Praxis, für die Zwischenlagerung von importierten<br />

militärischen Gütern die Lager <strong>de</strong>r Nationalen<br />

Volksarmee wie <strong>de</strong>s Ministerium <strong>de</strong>s Innern in<br />

Anspruch zu nehmen, hatte durch <strong>de</strong>n steigen<strong>de</strong>n Bedarf<br />

an Lagerungskapazitäten zu Koordinationsproblemen<br />

geführt. Mit <strong>de</strong>r Errichtung eines Lagers<br />

sollte die Aufgabe realisiert wer<strong>de</strong>n, auch kurzfristig<br />

militärische Erzeugnisse aufzukaufen <strong>und</strong> zwischenzulagern,<br />

um sie dann für <strong>de</strong>n Export vorzubereiten<br />

<strong>und</strong> bei auftreten<strong>de</strong>m Bedarf kurzfristig liefern zu<br />

können. Darüber hinaus wur<strong>de</strong> die Errichtung eines<br />

<strong>de</strong>rartigen Objektes notwendig, um auch mit Blick<br />

auf die Erfahrungen <strong>de</strong>r Jahre 1982 <strong>und</strong> 1983 die<br />

Durchführung <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n Anzahl von internatio-


nalen Geschäften garantieren zu können (Dokument-<br />

-Nr. 163).<br />

Das geographisch <strong>und</strong> verkehrstechnisch günstig liegen<strong>de</strong><br />

Kavelstorf in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Rostocker Hafens<br />

eignete sich in beson<strong>de</strong>rem Maße für die Lagerhaltung<br />

aller von <strong>de</strong>r IMES GmbH gehan<strong>de</strong>lten Waren.<br />

Mit Schreiben vom 11. April 1984 informierte Dieter<br />

Uhlig Dr. Schalck-Golodkowski über die geplante Errichtung<br />

eines Zwischenlagers in Kavelstorf unter Angabe<br />

<strong>de</strong>r Formalitäten für <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>stückserwerb<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r voraussichtlichen Baukosten für das Objekt.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung sollte die<br />

Rechtsträgerschaft über <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Gelän<strong>de</strong>s erwerben <strong>und</strong> durch einen Nutzungsvertrag<br />

<strong>de</strong>n Lagerkomplex an die IMES GmbH übertragen.<br />

Die Frage nach <strong>de</strong>n Maßnahmen für <strong>de</strong>n Rechtsträgerwechsel<br />

bzw. Gr<strong>und</strong>stückskauf in Kavelstorf/<br />

Bezirk Rostock stand auch im Mittelpunkt von Uhligs<br />

Brief an Manfred Sei<strong>de</strong>l, Leiter HA I, vom 29. Mai<br />

1984, in <strong>de</strong>m dieser erklärte, daß einerseits die IMES<br />

GmbH aufgr<strong>und</strong> ihres Status einer GmbH nicht <strong>de</strong>n<br />

Kaufvertrag abschließen könne <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits<br />

durch <strong>de</strong>n vorgenannten Nutzungsvertrag <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung bei allen Geschäftsaktivitäten<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH selbst nicht in Erscheinung<br />

trete <strong>und</strong> seine Einflußnahme abgeschirmt<br />

bleiben müsse (Dokument-Nr. 223). Der Erwerb <strong>de</strong>s<br />

Gr<strong>und</strong>stücks erfolgte unter Einschaltung <strong>de</strong>s „Vertrauensanwalts"<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Manfred Wünsche. Mit Wirkung<br />

vom 1. Juni 1984 trat das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l,<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung, als<br />

„Rechtsträger <strong>de</strong>s volkseigenen Gr<strong>und</strong>stücks" in Kavelstorf/Rostock<br />

auf (Dokument-Nr. 224).<br />

Aus <strong>de</strong>m streng vertraulichen Festlegungsprotokoll<br />

<strong>de</strong>r Beratung zum Lager Kavelstorf (Objekt K) vom<br />

1. November 1984, unterzeichnet von Dieter Uhlig,<br />

gehen die für das neue Lagerobjekt notwendigen<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> die dafür Verantwortung tragen<strong>de</strong>n<br />

Personen hervor: Erhard Wiechert <strong>und</strong> Kurt Hillmann<br />

von <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> Kurt Voigt von <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Bewaffnung/Chemischer Dienst (BCD)<br />

<strong>de</strong>s MfS. Es wur<strong>de</strong> beschlossen, mit Inbetriebnahme<br />

<strong>de</strong>s Lagers das <strong>de</strong>m MfS zugehörige Lagerpersonal<br />

in <strong>de</strong>n Stellenplan <strong>de</strong>r IMES GmbH zu übernehmen<br />

<strong>und</strong> die abzuschließen<strong>de</strong>n Arbeitsverträge durch die<br />

IMES-Geschäftsführer vornehmen zu lassen sowie<br />

die Kontroll- <strong>und</strong> Sicherungsaufgaben durch <strong>de</strong>n<br />

Bereich BCD gewährleisten zu lassen (Dokument-<br />

Nr. 225).<br />

Gemäß <strong>de</strong>m Schreiben Dr. Schalck-Golodkowskis an<br />

<strong>de</strong>n Minister <strong>de</strong>s Inneren vom 16. November 1984<br />

wur<strong>de</strong> Kavelstorf als eine „offizielle Außenstelle" <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH mit Wirkung vom 1. Januar 1985 eröffnet<br />

<strong>und</strong> mit „Lager- <strong>und</strong> Umschlagsprozessen von spezifischen<br />

Gütern beauftragt" . Angesichts <strong>de</strong>s beson<strong>de</strong>ren<br />

Charakters <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Objektes wur<strong>de</strong><br />

auf die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen<br />

<strong>und</strong> die streng vertrauliche Behandlung <strong>de</strong>s Lagers<br />

hingewiesen (Dokument-Nr. 226).<br />

Johannes Richard Walter von <strong>de</strong>r MfS-Diensteinheit<br />

BCD wur<strong>de</strong> für die Lagerleiterstelle nominiert <strong>und</strong> im<br />

Januar 1985 offiziell als Betriebsteilleiter in Kavelstorf<br />

eingesetzt. Ihm oblag die Aufgabe, eine ordnungsge-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

mäße Ein- <strong>und</strong> Auslagerung <strong>de</strong>r Erzeugnisse in Kavelstorf<br />

zu garantieren <strong>und</strong> die Einhaltung <strong>de</strong>r Lagerordnung<br />

zu überwachen. In seiner Funktion als Lagerleiter<br />

war Walter direkt <strong>de</strong>m BCD/MfS <strong>und</strong> dort<br />

<strong>de</strong>m für das Waffenlager zuständigen MfS-Oberst<br />

Bernd Dreßler unterstellt.<br />

Die Errichtung <strong>de</strong>s neuen Zwischenlagers be<strong>de</strong>utete<br />

eine verkehrsgünstige Zentralisierung <strong>de</strong>r Lagerhaltung.<br />

Der Lagerbestand in Kavelstorf setzte sich zusammen<br />

aus Waffen <strong>de</strong>r DDR-Produktion, aus Bereitstellung<br />

<strong>de</strong>r bewaffneten Organe, nämlich <strong>de</strong>r NVA,<br />

<strong>de</strong>s MdI <strong>und</strong> MfS, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r „Staatsreserve" sowie aus<br />

Waffenimporten aus sozialistischen Län<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> aus<br />

<strong>de</strong>m „Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet". Die<br />

IMES GmbH wickelte über das Lager <strong>de</strong>n Direktversand<br />

<strong>de</strong>r militärischen Güter ab <strong>und</strong> lagerte die noch<br />

nicht verkaufte Ware zwischen. Die Bewegungen im<br />

Lagerbestand wur<strong>de</strong>n durch eine parallel vorgenommene<br />

Buchführung im Lager selbst <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH festgehalten. Der Bestand an Waffen, Munition<br />

<strong>und</strong> Sprengmitteln war durch ein internes Schlüsselnummernverzeichnis<br />

erfaßt, das <strong>de</strong>r Geheimhaltung<br />

unterlag <strong>und</strong> einer schnellen computermäßigen<br />

Erfassung <strong>de</strong>r militärischen Artikel diente. Es erfolgte<br />

eine regelmäßige Kontrolle <strong>de</strong>r Lagerbestän<strong>de</strong> durch<br />

die Diensteinheit BCD/MfS, die IMES GmbH ihrerseits<br />

führte eine Gegenkontrolle <strong>de</strong>r Lagerhaltung<br />

durch.<br />

Nach Feststellung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

sind im Lager Kavelstorf we<strong>de</strong>r atomares Mate rial<br />

noch chemische o<strong>de</strong>r biologische Waffen ein- o<strong>de</strong>r<br />

zwischengelagert wor<strong>de</strong>n. (98. Sitzung, Protokoll<br />

S. 52, 286)<br />

Angesichts <strong>de</strong>r innen- <strong>und</strong> außenpolitischen Brisanz<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r ökonomischen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s IMES-Lagers<br />

gab es hohe Sicherheitsfor<strong>de</strong>rungen. Zu <strong>de</strong>n Sicherheitsmaßnahmen<br />

gehörte die Umfriedung <strong>de</strong>s Lagergelän<strong>de</strong>s<br />

durch einen hohen Maschendrahtzaun mit<br />

Stacheldrahtabweiser, die Installation von Fernsehkameras<br />

an <strong>de</strong>n Lagereingängen <strong>und</strong> im Objekt selbst sowie<br />

ein Fahrverbot für Nichtanlieger. Die Einhaltung<br />

<strong>de</strong>r vorgeschriebenen Sicherheitsbestimmungen lag<br />

in <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>s MfS (Dokument-Nr. 164).<br />

1986 erfolgte dann die Entscheidung, daß das MfS die<br />

Regie über <strong>de</strong>n Lagerkomplex Kavelstorf erhalten<br />

sollte. Gemäß <strong>de</strong>r Vereinbarung zwischen <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> <strong>de</strong>m MfS vom 11. Juni<br />

1986 gingen die Gebäu<strong>de</strong>, Anlagen <strong>und</strong> das Inventar<br />

<strong>de</strong>s Objektes mit Wirkung vom 1. Januar 1986 in die<br />

Rechtsträgerschaft <strong>de</strong>s MfS über (Dokument-Nr. 227).<br />

Mit <strong>de</strong>r Übertragung <strong>de</strong>r Rechtsträgerschaft war verb<strong>und</strong>en,<br />

daß das MfS alle von <strong>de</strong>r IMES GmbH zu erbringen<strong>de</strong>n<br />

finanziellen Leistungen zu tragen hatte.<br />

Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Geheimhaltung gegenüber Dritten<br />

verblieb aber <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Rechtsträgerschaft<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

<strong>und</strong> das Lagerpersonal, obgleich vom MfS bestellt<br />

<strong>und</strong> entlohnt, wur<strong>de</strong> weiterhin im Stellenplan <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH aufgeführt. Bei <strong>de</strong>m Wach- <strong>und</strong> Sicherungspersonal<br />

im Lager han<strong>de</strong>lte es sich um Angehörige<br />

<strong>de</strong>s MfS, die bis zu <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r<br />

Leitung <strong>de</strong>r Diensteinheit BCD 1987 <strong>de</strong>n Status von<br />

Offizieren im beson<strong>de</strong>ren Einsatz (OibE) hatten. Bis<br />

1986, <strong>de</strong>m Wechsel in <strong>de</strong>r Rechtsträgerschaft <strong>de</strong>s La-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong><br />

gerobjektes, gab es faktisch eine doppelte Unterstellung<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>und</strong> zwar gegenüber <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>m MfS; danach war das Personal uneingeschränkt<br />

<strong>de</strong>m MfS unterstellt. Die Wach- <strong>und</strong> Sicherungskräfte<br />

im Lagerobjekt waren legendiert als<br />

Betriebsschutz „B".<br />

Verflechtung mit <strong>de</strong>m MfS - die Legendierung <strong>de</strong>s Lagers<br />

Zur Sicherung <strong>de</strong>r Geheimhaltung war das Objekt legendiert<br />

als: IMES Impo rt-Export GmbH, 1086 Berlin,<br />

Friedrichstraße, Bet riebsteil Kavelstorf. Bei <strong>de</strong>m Waffen<strong>de</strong>pot<br />

Kavelstorf han<strong>de</strong>lte es sich um ein geta rntes<br />

Objekt <strong>de</strong>s MfS, errichtet in Abstimmung mit <strong>de</strong>m Minister<br />

für Staatssicherheit E rich Mielke. Die zivile Legen<strong>de</strong><br />

für das Lager wur<strong>de</strong> aufgebaut, um Verbindungen<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH zum MfS <strong>und</strong> zu <strong>de</strong>n bewaffneten<br />

Organen auszuschließen. Der Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

zwischen <strong>de</strong>r zivilen Legen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Objektes <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

tatsächlichen Nutzung für Lagerung <strong>und</strong> Umschlag<br />

von militärischen Erzeugnissen <strong>und</strong> Technologie<br />

mußte vor <strong>de</strong>r Öffentlichkeit geheim bleiben.<br />

Gemäß <strong>de</strong>r „operativen Analyse <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

BKK" vom 16. Juni 1989 bestan<strong>de</strong>n enge Arbeitsbeziehungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>s BCD <strong>de</strong>s MfS<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES GmbH bezüglich <strong>de</strong>s Waffen- <strong>und</strong> Munitions<strong>de</strong>pots;<br />

<strong>de</strong>r Bereich BCD war für die Absicherung<br />

<strong>de</strong>s Lagers verantwortlich. Es heißt dort: „Es besteht<br />

die Aufgabe, durch st rikte Einhaltung <strong>de</strong>r Ab<strong>de</strong>ckung<br />

<strong>de</strong>s Lagers als Betriebsteil IMES <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

dort eingesetzten Mitarbeiter Kenntnisse über das Lagergut<br />

bzw. direkte Verbindungen <strong>de</strong>s AHB IMES<br />

zum MfS zu verhin<strong>de</strong>rn" . (Dokument-Nr. 68)<br />

Alle Aufgaben <strong>und</strong> Maßnahmen hinsichtlich <strong>de</strong>r Absicherung<br />

<strong>de</strong>s Objektes lagen in <strong>de</strong>r Zuständigkeit<br />

<strong>de</strong>r Diensteinheit BCD. Der Bereich BCD führte zusammen<br />

mit <strong>de</strong>r Verwaltung Rückwärtige Dienste<br />

(VRD) <strong>de</strong>s MfS die Waffentransporte von <strong>und</strong> nach<br />

Kavelstorf für die IMES GmbH durch.<br />

Für die Abwicklung <strong>de</strong>s kommerziellen Teils <strong>de</strong>r<br />

Maßnahmen waren ausschließlich IMES-Angehörige<br />

zuständig. Das Betreten <strong>de</strong>s Lagerobjektes unterlag<br />

hohen Sicherheitsvorkehrungen <strong>und</strong> erfolgte ausschließlich<br />

in Abstimmung <strong>und</strong> Koordinierung mit<br />

<strong>de</strong>m BCD. Neben <strong>de</strong>m Lagerpersonal verfügte nur ein<br />

kleiner Personenkreis über eine Zugangsberechtigung.<br />

Zu <strong>de</strong>n Personen zählten u.a. Erhard Wieche rt ,<br />

Kurt Hillmann, Dieter Uhlig, Willi Engel <strong>und</strong> Andreas<br />

Krüger, in <strong>de</strong>ren Gegenwart in <strong>de</strong>r Regel die Geschäftspartner<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> WITRA GmbH<br />

das Lager besuchen konnten, um die Waffen <strong>und</strong> Erzeugnisse<br />

vor <strong>de</strong>m Kauf zu begutachten. Die Demonstration<br />

<strong>de</strong>r Waren im Lager gehörte zu <strong>de</strong>n allgemeinen<br />

Gepflogenheiten im internationalen Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

(Dokument-Nr. 228). Wegen <strong>de</strong>s hohen Sicherheitsbedürfnisses<br />

fand eine Kontrolle <strong>de</strong>r Geschäftsleute<br />

im Rahmen sog. politisch-operativer Maßnahmen<br />

statt, die sich auf das Einholen von Personeninformationen<br />

bezogen. Diesbezügliche Besuche <strong>de</strong>s<br />

Lagers waren rechtzeitig abzustimmen <strong>und</strong> in einer<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Besucherübersicht festzuhalten, für<br />

die <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r AG BKK verantwortlich war (Dokument-Nr.<br />

164).<br />

In <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Akten fin<strong>de</strong>t sich aber keine Besucherliste <strong>de</strong>s Lagers,<br />

die Aufschluß über die Zahl <strong>und</strong> die Personen<br />

geben könnte, <strong>de</strong>nen Zutritt gewährt wur<strong>de</strong>. Zu <strong>de</strong>n<br />

ermittelten Besuchern gehören die internationalen<br />

Waffenhändler Nicola Nicola <strong>und</strong> Dafermos sowie<br />

Geschäftsleute aus <strong>de</strong>m Iran <strong>und</strong> aus Uganda. Die<br />

Frage nach einem etwaigen Besuch <strong>de</strong>s damaligen<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nten von Schleswig-Holstein, Dr. Uwe<br />

Barschel, im Lager Kavelstorf, über <strong>de</strong>n es Behauptungen<br />

<strong>und</strong> Spekulationen gegeben hat, ist, verb<strong>und</strong>en<br />

mit gemutmaßten Kontakten Barschels zu Waffenhändlern<br />

<strong>und</strong> zum Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

vom Untersuchungsausschuß untersucht<br />

wor<strong>de</strong>n. Der Fahrer von Dr. Uwe Barschel, Karl-Heinz<br />

Prosch, machte gegenüber <strong>de</strong>r Zeitschrift „Stern"<br />

(Artikel vom 15. April 1992) <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r „Report"-Sendung<br />

am 26. Oktober 1992 die Angabe, <strong>de</strong>n Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

von Schleswig-Holstein zum IMES-Waffenlager<br />

nach Kavelstorf gefahren zu haben. Vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß hat Karl-Heinz Prosch diese<br />

Behauptung bei eingehen<strong>de</strong>r Befragung einerseits<br />

nicht wie<strong>de</strong>rholt, an<strong>de</strong>rerseits einen Lagerbesuch<br />

weiterhin nicht ausgeschlossen. Darüber hinaus verfügt<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß über keine konkreten<br />

Anhaltspunkte, die einen solchen Besuch bestätigen.<br />

Auflösung <strong>de</strong>s Lagers Kavelstorf<br />

Die Bürgerproteste in Kavelstorf, die in <strong>de</strong>r Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Waffen- <strong>und</strong> Munitions<strong>de</strong>pots gipfelten, richteten<br />

sich gegen die Nutzung eines <strong>de</strong>rartigen Objektes<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>l. Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r sich<br />

abzeichnen<strong>de</strong>n politischen Umwälzungen im Herbst<br />

1989 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Auf<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s getarnten Lagerobjektes<br />

erfolgte bereits im September/Oktober 1989 <strong>de</strong>r<br />

Abtransport <strong>de</strong>s brisanten Schriftgutes aus <strong>de</strong>m Lager,<br />

das die Verbindungen <strong>de</strong>r IMES GmbH zum MfS<br />

transparent machte, durch <strong>de</strong>n Bereich BCD nach<br />

Berlin. Im November 1989 schließlich gab Oberst<br />

Dreßler die Weisung zur Auslagerung <strong>de</strong>r brisanten<br />

Waffen- <strong>und</strong> Munitionsbestän<strong>de</strong> sowie <strong>de</strong>r noch vorhan<strong>de</strong>nen<br />

schriftlichen Unterlagen. Ein Teil <strong>de</strong>s Lagerbestan<strong>de</strong>s<br />

wur<strong>de</strong> vorübergehend vom MdI übernommen.<br />

Die Auslagerung <strong>de</strong>r Dokumente bzw. ihre<br />

Vernichtung sollte <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen<br />

<strong>de</strong>m Lagerobjekt <strong>und</strong> <strong>de</strong>m MfS vor <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

verheimlichen. Eine Vernichtung von Dokumenten<br />

fand statt; das Ausmaß <strong>de</strong>r Vernichtungsaktion<br />

konnte jedoch durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r massiven Bürgerproteste <strong>und</strong> <strong>de</strong>r instabilen<br />

politischen Lage war eine Aufrechterhaltung<br />

<strong>de</strong>s Lagers Kavelstorf unter <strong>de</strong>r Unternehmensbezeichnung<br />

„IMES" unhaltbar. Auf <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>ratsversammlung<br />

am 2. Dezember 1989, die auf Empfehlung<br />

<strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Kavelstorf auf <strong>de</strong>m Lagergelän<strong>de</strong><br />

stattfand, sollten von seiten <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH Erhard Wiechert <strong>und</strong> Kurt Hillmann sowie Johannes<br />

Walter als Lagerleiter zu <strong>de</strong>n Fragen <strong>de</strong>r Bürger<br />

Stellung nehmen. Im Mittelpunkt stan<strong>de</strong>n Fragen<br />

nach <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r IMES GmbH bzw. ihres Zweigbetriebs<br />

in Kavelstorf, nach <strong>de</strong>n im Lager eingelagerten<br />

Gütern, nach <strong>de</strong>m Import militärischer Güter <strong>und</strong>


nach Moral <strong>und</strong> Rechtmäßigkeit <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls.<br />

Auf dieser Veranstaltung wur<strong>de</strong> ein Zusammenhang<br />

<strong>de</strong>s IMES-Lagers mit <strong>de</strong>m MfS von Wiechert ein<strong>de</strong>utig<br />

verneint. Nach Auf<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Waffen<strong>de</strong>pots eröffnete<br />

die Militärstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR am<br />

4. Dezember 1989 ein förmliches Ermittlungsverfahren<br />

wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>s illegalen Waffenhan<strong>de</strong>ls.<br />

Die am 12. Dezember 1989 durchgeführte Bestandsfeststellung<br />

für <strong>de</strong>n Lagerwarenbestand <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH in Kavelstorf, einschließlich <strong>de</strong>r bereits<br />

ausgelagerten Erzeugnisse, ergab einen Wert in Höhe<br />

von ca. 20 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR. Auf Weisung <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Nationale Verteidigung (MfNV) wur<strong>de</strong>n<br />

die gesicherten Waffen- <strong>und</strong> Munitionskontingente<br />

durch Angehörige <strong>de</strong>s Kommandos <strong>de</strong>r Volksmarine<br />

in ein Lager <strong>de</strong>r NVA verbracht <strong>und</strong> dort gekennzeichnet.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski schlug <strong>de</strong>m damaligen Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates, Dr. Hans Modrow, in einem<br />

Brief vom 2. Dezember 1989 vor, folgen<strong>de</strong> drei<br />

Maßnahmen einzuleiten: „ 1. Kurzfristige Übernahme<br />

<strong>de</strong>s Lagerbestan<strong>de</strong>s an Waffen <strong>und</strong> Munition durch<br />

<strong>de</strong>n Minister <strong>de</strong>s Innern. 2. Erfüllung von Verträgen<br />

<strong>de</strong>s AHB IMES durch Lieferung aus Lagern <strong>de</strong>s Mdl.<br />

3. Verkauf <strong>de</strong>s Lagers Kavelstorf an <strong>de</strong>n VEB Kombinat<br />

Deutrans. " (Dokument-Nr. 229)<br />

Während Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>n VEB Deutrans<br />

als Nachfolger benannte, empfahl <strong>de</strong>r R<strong>und</strong>e<br />

Tisch in Kavelstorf <strong>de</strong>n VEB Agrotechnic Rostock.<br />

Mit <strong>de</strong>m vom 27. März 1990 datierten Kaufvertrag<br />

zwischen <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l, Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, vertreten durch <strong>de</strong>n Bevollmächtigten<br />

Dieter Uhlig, <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Kombinat Fo rt<br />

-schritt Landmaschinen, VEB Agrotechnic Rostock,<br />

vertreten durch seinen Bevollmächtigten Wulf Behrend,<br />

wur<strong>de</strong> als Kaufpreis für die Baulichkeiten ein<br />

Betrag in Höhe von 3.486.000,- Mark <strong>de</strong>r DDR zuzüglich<br />

806.000,- Mark <strong>de</strong>r DDR für das bewegliche Inventar<br />

festgelegt (Dokument-Nr. 230). Laut Kaufvertrag<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r VEB Agrotechnic rückwirkend zum<br />

1. Februar 1990 neuer Eigentümer <strong>de</strong>s Lagerkomplexes.<br />

Der Verantwortliche <strong>de</strong>s VEB Agrotechnic, Wulf<br />

Behrend, beantragte mit Schreiben vom 2. Mai 1990<br />

an <strong>de</strong>n damaligen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Lothar <strong>de</strong><br />

Maizière <strong>de</strong>n Erlaß <strong>de</strong>r Kaufpreisfor<strong>de</strong>rung für das<br />

IMES-Lager mitsamt Gebäu<strong>de</strong>, Anlagen <strong>und</strong> beweglichem<br />

Inventar. Nach seiner Auffassung war damit<br />

„eine echte Basis geschaffen, unter <strong>de</strong>n Bedingungen<br />

<strong>de</strong>r Umbildung unseres jetzigen VEB in eine GmbH<br />

ohne Altlasten das Überleben unseres Unternehmens<br />

zu garantieren" . (Dokument-Nr. 231) Nach Intervention<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Wirtschaft (Dokument-Nr.<br />

232) stimmte die Treuhandanstalt diesem Antrag auf<br />

kostenfreie Übertragung <strong>de</strong>s Objektes Kavelstorf am<br />

23. August 1990 zu. Die Treuhandanstalt informierte<br />

die Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

(BHFG) über die kostenfreie Übertragung <strong>de</strong>s Objektes<br />

(Dokument-Nr. 233). Bei <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

beauftragten BHFG agierte seit März 1990 Dieter<br />

Uhlig als Geschäftsführer, <strong>de</strong>r Mann, <strong>de</strong>r zuvor das<br />

Objekt Kavelstorf an <strong>de</strong>n VEB Agrotechnic verkauft<br />

hatte.<br />

Schließlich kam die IMES-Immobilie mit einem<br />

Schätzwert von zehn Mio. DM am 5. Dezember 1991<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

in die Hän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Hamburger Immobilienunternehmens<br />

Eurata AG, nach<strong>de</strong>m dieses die Agrotechnic<br />

GmbH aufgekauft hatte.<br />

e) Gründung, Struktur <strong>und</strong> Aufgaben <strong>de</strong>r WITRA<br />

GmbH<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r IMES GmbH war gemäß <strong>de</strong>r „operativen<br />

Analyse <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe BKK" vom 16. Juni<br />

1989 auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage einer Entscheidung <strong>de</strong>r Kornmission<br />

„Militärtechnik" im MfS eine „Arbeitsgruppe<br />

Beschaffung" eingerichtet wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Hauptaufgabenfeld<br />

in <strong>de</strong>r Beschaffung westlicher Rüstungstechnologie<br />

lag (Dokument-Nr. 68). Die Arbeitsgruppe<br />

bestand aus einem Offizier <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

Aufklärung <strong>de</strong>s MfS, Andreas Krüger, <strong>und</strong> einem Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH, Günter Husemann. Ihre<br />

Aufträge erhielt diese Son<strong>de</strong>rgruppe über die HVA,<br />

Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik (SWT), Arbeitsgruppe<br />

3, nach Abstimmung mit <strong>de</strong>m durch Dr.<br />

Schalck-Golodkowski beauftragten Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik, Dieter Uhlig (Dokument-Nr. 68).<br />

Diese legendierte Arbeitsgruppe diente als Abschirmung<br />

bei brisanten Geschäftskonstruktionen, bei <strong>de</strong>nen<br />

die IMES GmbH nicht direkt in Erscheinung treten<br />

sollte.<br />

Durch Weisung Dr. Schalck-Golodkowskis wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Generaldirektor <strong>de</strong>r IMES GmbH, Erhard Wieche rt ,<br />

beauftragt, mit Wirkung vom 16. Februar 1987 die WI-<br />

TRA GmbH als eine „Tochterfirma" <strong>de</strong>r IMES GmbH<br />

zu grün<strong>de</strong>n. Zum Hauptgeschäftsführer wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

IMES-Mitarbeiter Günter Husemann ernannt, während<br />

Erhard Wiechert auch bei <strong>de</strong>r WITRA GmbH, die<br />

ihm unterstellt wer<strong>de</strong>n sollte, die Funktion <strong>de</strong>s Gesellschafters<br />

übernahm. Als Stammkapital <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

war ein Betrag in Höhe von 500.000,- Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR vorgesehen (Dokument-Nr. 234).<br />

In einem <strong>und</strong>atierten <strong>und</strong> von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

nicht unterzeichneten Weisungsentwurf für die<br />

Unternehmensgründung heißt es, daß die Funktionsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r WITRA GmbH durch die Vollmachten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Handlungsspielraum <strong>de</strong>s Staatssekretärs zu<br />

gewährleisten sei. Darüber hinaus war schon die später<br />

vorgenommene Eröffnung eines eigenen Valutakontos<br />

<strong>de</strong>r WITRA GmbH unter Angabe <strong>de</strong>r für das<br />

Konto Unterschriftsberechtigten in <strong>de</strong>m Entwurf aufgenommen<br />

(Dokument-Nr. 235).<br />

Laut Han<strong>de</strong>lsregisterauszug vom 21. Juli 1988 erfolgte<br />

die Einstellung von Andreas Krüger, Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Sektors Wissenschaft <strong>und</strong> Technik <strong>de</strong>r HVA, als<br />

Geschäftsführer neben Wiechert <strong>und</strong> Husemann mit<br />

Wirkung vom 1. Juni 1988. Damit war verb<strong>und</strong>en eine<br />

Erhöhung <strong>de</strong>s Stammkapitals auf 750.000,- Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR, das laut Bilanzausweis nicht eingezahlt wur<strong>de</strong><br />

(Dokument-Nr. 236).<br />

Das zweite Unternehmen WITRA GmbH sollte für die<br />

„spezielle kommerzielle Beschaffung" zuständig<br />

sein. Nach Aussage Wiecherts vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

am 5. November 1992 lagen <strong>de</strong>m<br />

Gründungsauftrag zwei Umstän<strong>de</strong> zugr<strong>und</strong>e: Zum einen<br />

die von Dr. Schalck-Golodkowski erteilten speziellen<br />

Beschaffungsaufträge zu erfüllen <strong>und</strong> zum an<strong>de</strong>ren<br />

diese Arbeit organisatorisch von <strong>de</strong>r IMES-Ge-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

schäftstätigkeit zu trennen. Der Zeuge Krüger hat in<br />

seiner Vernehmung betont, die Initiative zur Unternehmensgründung<br />

habe <strong>de</strong>r Generaldirektor Wiechert<br />

von <strong>de</strong>r IMES GmbH ergriffen, um die Importgeschäfte<br />

von <strong>de</strong>n Exporten „spezieller Technik" abzukoppeln.<br />

Die WITRA GmbH sollte sich auf das Impo rt<br />

-geschäftsfeld konzentrieren <strong>und</strong> dabei auch Beschaffungsaufträge<br />

für das MfS erfüllen. Zu <strong>de</strong>n Hauptaufgaben,<br />

so hat <strong>de</strong>r Zeuge Husemann vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bestätigt, gehörte die Beschaffung<br />

von westlichen Erzeugnissen für <strong>de</strong>n Expo rt <strong>und</strong> von<br />

Technologie für die DDR-Industrie.<br />

Die Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hat ergeben, daß an zwei Beschaffungsaufträgen <strong>de</strong>r<br />

WITRA GmbH neben Krüger <strong>und</strong> Husemann die<br />

IMES-Mitarbeiter Schütte <strong>und</strong> Galan<strong>de</strong>r beteiligt waren.<br />

Im Hinblick auf die Abwicklung <strong>de</strong>r Geschäftsvorgänge<br />

war die WITRA GmbH <strong>de</strong>r IMES GmbH angeglie<strong>de</strong>rt.<br />

Die für die IMES GmbH bestätigten Vollmachten<br />

sowie Kosten- <strong>und</strong> Investitionspläne <strong>und</strong> die<br />

gelten<strong>de</strong>n Weisungen besaßen auch Gültigkeit für<br />

die WITRA GmbH. Als zusätzliche Festlegung galt<br />

die Eröffnung eines Lorokontos für die WITRA<br />

GmbH, die von Dr. Schalck-Golodkowski vorgeschlagen<br />

wur<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG in<br />

Berlin (Ost) durch das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen (Dokument-Nr.<br />

237). Zahlungsvorschüsse für die Durchführung<br />

von Transaktionen waren beim Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zu beantragen.<br />

Nach Feststellung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hatte die WITRA GmbH keinen großen geschäftlichen<br />

Aktionsradius <strong>und</strong> spielte eher eine untergeordnete<br />

Rolle im Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR.<br />

f) Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebs (AHB)<br />

Ingenieur-Technischer Außenhan<strong>de</strong>l (ITA) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

sog. HVA-Firma Ca rnet - Kooperationen mit <strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> Abgrenzung zur IMES GmbH<br />

Der AHB ITA wur<strong>de</strong> mit seiner Gründung im Jahre<br />

1966 das offizielle Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen <strong>de</strong>r<br />

DDR. Er hatte die Aufgabe, für die NVA <strong>und</strong> die sonstigen<br />

bewaffneten Organe vorgesehene Rüstungsbeschaffungen<br />

innerhalb <strong>de</strong>r DDR (Rüstungsbetriebe)<br />

<strong>und</strong> mit <strong>de</strong>n zuständigen Rüstungshan<strong>de</strong>lsorganen<br />

<strong>de</strong>r Warschauer-Pakt-Staaten zu realisieren. Zugleich<br />

oblag ihm die Ausfuhr von in <strong>de</strong>r DDR produziertem<br />

Rüstungsgut innerhalb <strong>de</strong>s staatlichen Planexports<br />

in Teilnehmerstaaten <strong>de</strong>s Warschauer Paktes<br />

<strong>und</strong> an offiziell befre<strong>und</strong>ete Län<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Organisationen<br />

im „Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet" .<br />

Mit Aufnahme <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung bil<strong>de</strong>te sich folgen<strong>de</strong><br />

Arbeitsteilung zwischen <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

AHB ITA heraus: Der AHB ITA war weiterhin zuständig<br />

für <strong>de</strong>n staatlichen Planimport aus <strong>und</strong> <strong>de</strong>n staatlichen<br />

Planexport in Warschauer-Pakt-Staaten, er exportierte<br />

weiterhin in offiziell befre<strong>und</strong>ete Län<strong>de</strong>r im<br />

sog. NSW. Seine Rüstungsexportpalette beschränkte<br />

sich auf die DDR-Neuproduktion <strong>und</strong> auf Lagerbestän<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r NVA, <strong>de</strong>s MdI, <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>r „Staatsreserve"<br />

aus eigener Herstellung bzw. auf Produkte<br />

an<strong>de</strong>rer RGW-Staaten, für die Zustimmungen <strong>de</strong>s Li<br />

zenzgebers bzw. Reexportgenehmigungen vorhan<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r nicht erfor<strong>de</strong>rlich waren. Ferner nahm <strong>de</strong>r<br />

AHB ITA auch Transportaufgaben für die IMES<br />

GmbH auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r DDR wahr.<br />

Die IMES GmbH übernahm <strong>de</strong>n Rüstungsexport außerhalb<br />

<strong>de</strong>s Staatsplanes. Sie konnte - bei Vorliegen<br />

entsprechen<strong>de</strong>r Einzelgenehmigungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bzw. von Dr. Günter<br />

Mittag o<strong>de</strong>r Erich Honecker - Waffen <strong>und</strong> Munition<br />

exportieren, für die we<strong>de</strong>r Reexportgenehmigungen<br />

noch Lizenzgeberzustimmungen vorlagen. Sie war<br />

ausschließlich zu Zwecken <strong>de</strong>s Reexports ermächtigt,<br />

Importverträge mit Lieferanten aus <strong>de</strong>m sozialistischen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m sog. NSW abzuschließen. Hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>s Imports von westlicher Rüstungstechnologie wur<strong>de</strong>n<br />

durch die IMES GmbH bzw. nach <strong>de</strong>ren Gründung<br />

durch die WITRA GmbH auch sog. Auftragsimporte<br />

durchgeführt, die für <strong>de</strong>n Verbleib bei <strong>de</strong>n bewaffneten<br />

Organen <strong>de</strong>r DDR bestimmt waren. Die<br />

IMES GmbH beschaffte in ihrem Namen auch Waffentechnik<br />

aus sozialistischen Län<strong>de</strong>rn, die für <strong>de</strong>n<br />

Reexport an befre<strong>und</strong>ete Län<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Organisationen<br />

durch <strong>de</strong>n AHB ITA bestimmt waren. In diesen Fällen<br />

übernahm <strong>de</strong>r AHB ITA die Waren ab <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Grenzübergangsstelle in eigene Regie. Die IMES<br />

GmbH war somit für die Waffenausfuhr in solche Län<strong>de</strong>r,<br />

an Organisationen <strong>und</strong> internationale Händler<br />

zuständig, die <strong>de</strong>r internationalen Öffentlichkeit nicht<br />

bekannt wer<strong>de</strong>n sollte. Die IMES GmbH vollzog damit<br />

die Waffengeschäfte, für die es im Sinne <strong>de</strong>r politischen<br />

Doktrin keine „offizielle" Genehmigung geben<br />

konnte. Die Partei- <strong>und</strong> Staatsführung leugnete gegenüber<br />

Demarchen <strong>de</strong>r UdSSR (wegen lizenzwidrigen<br />

Exports bzw. nichtgenehmigten - Reexports) <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r USA (wegen Waffenverkaufs an die Abu Nidal-<br />

Gruppe) sowie gegenüber Vorhaltungen <strong>de</strong>r internationalen<br />

Presse folgerichtig stets wi<strong>de</strong>r besserem Wissen<br />

ihre Teilhabe bzw. ihre Kenntnisse über <strong>de</strong>rartige<br />

Waffengeschäfte. Zwischen <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m AHB ITA bestand folgen<strong>de</strong> nicht abschließen<strong>de</strong><br />

Län<strong>de</strong>raufteilung: ITA war u.a. zuständig für <strong>de</strong>n Irak,<br />

Syrien, Indien, Äthiopien, Angola, Mosambik, Nord<strong>und</strong><br />

Südjemen, Nikaragua, Algerien <strong>und</strong> die PLO I.<br />

Die IMES GmbH unterhielt u.a. Beziehungen zum<br />

Iran, zu Ägypten, Jordanien, Uganda, Botsuana, Nigeria,<br />

Peru, Argentinien sowie zur PLO II <strong>und</strong> III. Für<br />

weitere Län<strong>de</strong>r war lediglich festgelegt, daß gegebenenfalls<br />

vorherige Absprachen zu erfolgen hatten. An<br />

getroffene Län<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> sonstige Absprachen hielten<br />

sich diese bei<strong>de</strong>n Waffenexporteure <strong>de</strong>r DDR aus<br />

Konkurrenzgrün<strong>de</strong>n nicht durchgehend. Beispielsweise<br />

verkauften die IMES GmbH <strong>und</strong> die ITA an Botsuana.<br />

Die IMES GmbH verkaufte auch an <strong>de</strong>n Irak<br />

sowie an die Jemenitische Arabische Republik <strong>und</strong><br />

versuchte ebenfalls, in Syrien geschäftlich Fuß zu fassen<br />

(Dokument-Nr. 238-239).<br />

Die Carnet schließlich war zwar ökonomisch <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung angeglie<strong>de</strong>rt, ihre<br />

Anleitung erfolgte jedoch ausschließlich durch die<br />

Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) <strong>de</strong>s MfS. Dieser<br />

Umstand erklärt auch, warum <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zur Tätigkeit dieses Unternehmens nur äußerst<br />

wenige Dokumente vorliegen. Während <strong>de</strong>r<br />

Umbruchphase in <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r größte Teil <strong>de</strong>r<br />

HVA-Akten vernichtet. Nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen, die


<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß über die Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Carnet gewonnen hat, war diese vor allem für<br />

die Beschaffung hochwertiger westlicher Rüstungsgüter<br />

im Auftrag <strong>de</strong>s MfS zuständig. Hierbei han<strong>de</strong>lte<br />

es sich um <strong>de</strong>n Import von Mustern zu Aufklärungszwecken,<br />

d.h. zur Gewinnung von technischem<br />

Know-how für die Rüstungsproduktion <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

an<strong>de</strong>rer Warschauer-Pakt-Staaten. Einen ebenfalls<br />

hohen Stellenwert hatte jedoch auch <strong>de</strong>r Impo rt von<br />

Anlagenteilen <strong>und</strong> Vorprodukten, die für die unmittelbare<br />

Produktion <strong>de</strong>r DDR benötigt wur<strong>de</strong>n. In geringem<br />

Umfang vermittelte Carnet auch Waffengeschäfte<br />

für IMES/WITRA. Im Interesse einer weitestgehen<strong>de</strong>n<br />

Abschottung beschränkten sich die Kontakte<br />

zwischen <strong>de</strong>n Unternehmen Ca rnet <strong>und</strong> IMES/<br />

WITRA auf ein Minimum. Kontakte fan<strong>de</strong>n nur auf<br />

Veranlassung <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik,<br />

Dieter Uhlig, in <strong>de</strong>ssen Beisein zwischen <strong>de</strong>m Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH, Erhard Wieche rt, <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Ca rnet, Werner Weber, statt.<br />

3. Geschäftsaktivitäten <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

WITRA GmbH<br />

a) Beschaffung von Rüstungstechnologie aus <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren kommunistischen Staaten<br />

Der Rüstungsexport <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

speiste sich ganz überwiegend aus DDR-eigenen<br />

Quellen. Es han<strong>de</strong>lte sich hierbei hauptsächlich<br />

um in UdSSR-Lizenz produzierte Handfeuerwaffen,<br />

Panzerabwehrwaffen, Granatwerfer, Minen,<br />

Handgranaten <strong>und</strong> Munition. Zusätzlich wur<strong>de</strong>n in<br />

geringerem Umfang Nachrichten- <strong>und</strong> Werkstattechnik,<br />

militärische Medizintechnik, Ersatzteile, militärische<br />

Textilien sowie Instandsetzungsleistungen für<br />

Panzer- <strong>und</strong> Flugtechnik exportiert. Schließlich vermittelte<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

eine Vielzahl von militärisch genutzten LKW. Darüber<br />

hinaus wur<strong>de</strong>n Waffen <strong>und</strong> Munition aus <strong>de</strong>r Produktion<br />

<strong>de</strong>r Warschauer-Pakt-Staaten, die für <strong>de</strong>n Gebrauch<br />

durch die bewaffneten Organe <strong>de</strong>r DDR importiert<br />

wor<strong>de</strong>n waren, <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung überlassen.<br />

Das <strong>de</strong>n Waffenhändlern <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung aus <strong>de</strong>n DDR-Bestän<strong>de</strong>n außerhalb<br />

<strong>de</strong>s Staatsplans zum sog. NSW-Export zur Verfügung<br />

gestellte Material stammte zum einen aus <strong>de</strong>r<br />

„Staatsreserve", <strong>de</strong>n Lagern <strong>de</strong>r NVA, <strong>de</strong>s MdI <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s MfS. Es han<strong>de</strong>lte sich häufig um gebrauchte, zumin<strong>de</strong>st<br />

aber ältere Erzeugnisse, die vor <strong>de</strong>m Verkauf<br />

aufgearbeitet bzw. instandgesetzt wer<strong>de</strong>n mußten.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren wur<strong>de</strong>n Waffen <strong>und</strong> Munition aus <strong>de</strong>r<br />

Neuproduktion bzw. Instandsetzungs- <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>rnisierungsleistungen<br />

für aus <strong>de</strong>m „NSW" in die DDR<br />

verbrachte Panzer <strong>und</strong> Flugzeuge exportiert. Kooperationspartner<br />

waren die Betriebe <strong>de</strong>s Kombinats Spezialtechnik<br />

Dres<strong>de</strong>n, das <strong>de</strong>m Ministerium für Allgemeinen<br />

Maschinen-, Landmaschinen- <strong>und</strong> Fahrzeugbau<br />

unterstellt war, <strong>und</strong> das Reparaturwerk Neubran<strong>de</strong>nburg<br />

(Panzermo<strong>de</strong>rnisierung <strong>und</strong> -instandsetzung),<br />

das <strong>de</strong>m Ministerium für Schwermaschinen-<br />

<strong>und</strong> Anlagenbau zugeordnet war. Die DDR verfügte<br />

über keine Produktionsstätten für schweres<br />

Kriegsgerät; militärische Eigenentwicklungen, die ihr<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

eine nennenswerte lizenzfreie Produktion ermöglicht<br />

hätten, wur<strong>de</strong>n nicht mehr realisiert.<br />

Die schwach entwickelte Rüstungsindustrie <strong>de</strong>r DDR,<br />

das fast vollständige Liefer- bzw. Lizenzmonopol <strong>de</strong>r<br />

UdSSR, die bestehen<strong>de</strong>n Verträge <strong>de</strong>s Warschauer<br />

Vertrags <strong>und</strong> die bilateralen Verträge zwischen <strong>de</strong>r<br />

UdSSR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m „inoffiziellen" Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

von Anfang an im Wege. Die DDR hatte, wie alle an<strong>de</strong>ren<br />

Warschauer-Pakt-Staaten, die „Gr<strong>und</strong>sätze <strong>de</strong>r<br />

Koordinierung <strong>de</strong>r Handlungen <strong>de</strong>r Teilnehmerstaaten<br />

<strong>de</strong>s Warschauer Vertrages bei <strong>de</strong>r Verwirklichung<br />

<strong>de</strong>r militärtechnischen Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Entwicklungslän<strong>de</strong>rn"<br />

im April 1980 unterzeichnet (Dokument-Nr.<br />

206). In diesen Gr<strong>und</strong>sätzen wur<strong>de</strong> festgelegt,<br />

daß vor Lieferung von importierter Militärtechnik<br />

an Entwicklungslän<strong>de</strong>r die regierungsamtliche<br />

Zustimmung <strong>de</strong>s Lieferlan<strong>de</strong>s eingeholt wer<strong>de</strong>n<br />

mußte. Auch die bilateralen Lizenzverträge mit <strong>de</strong>r<br />

UdSSR gestatteten nicht die erwünschte Freizügigkeit<br />

<strong>de</strong>s Waffenexports. Auch hier war die Zustimmung<br />

<strong>de</strong>s Lizenzgebers zum Export sowie die Zahlung<br />

von Lizenzgebühren in konvertiblen Devisen<br />

vorgesehen.<br />

Die Arbeitsgruppe 10 <strong>und</strong> die IMES GmbH wur<strong>de</strong>n<br />

aber ausweislich ihrer Gründungskonzeptionen gera<strong>de</strong><br />

zum Zweck <strong>de</strong>r Nichtbeachtung <strong>de</strong>rartiger außenwirtschaftsrechtlicher<br />

Beschränkungen gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Es ist durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß kein<br />

Dokument gesichtet wor<strong>de</strong>n, das darauf schließen<br />

läßt, daß ein Genehmigungsantrag an die UdSSR für<br />

Waffengeschäfte <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

gerichtet wur<strong>de</strong>, für die Reexport- bzw. Lizenzgebergenehmigungen<br />

-<br />

aus Moskau eingeholt<br />

hätten wer<strong>de</strong>n müssen. Ebensowenig wur<strong>de</strong>n Lizenzgebühren<br />

in konvertiblen Devisen an die UdSSR gezahlt.<br />

Schließlich gab es keine Bemühungen <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH, Waffentechnik aus <strong>de</strong>r UdSSR im eigenen<br />

Namen zu beziehen, da <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung davon ausging, daß die UdSSR<br />

allen außerplanmäßigen Exportvorhaben <strong>de</strong>r DDR ablehnend<br />

gegenüberstand (Dokument-Nr. 207 <strong>und</strong><br />

240). Der Zeuge Dr. Schalck-Golodkowski sagte hierzu<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß am 30. Juni 1993<br />

aus: „Aber ich wußte, daß die Sowjetunion das sehr<br />

argwöhnisch beobachtet hat, weil sie natürlich sagte:<br />

Diese Waffen können wir auch selber gegen Devisen<br />

exportieren; da brauchen wir nicht die DDR zu! Die<br />

zweite Sache war, daß <strong>de</strong>r zuständige Außenhan<strong>de</strong>lsbereich<br />

<strong>de</strong>r UdSSR, <strong>de</strong>r Militärbereich, ganz sicher<br />

hätte informiert wer<strong>de</strong>n müssen, weil dort Reexportverpflichtungen<br />

- ich nehme es je<strong>de</strong>nfalls an - verletzt<br />

wur<strong>de</strong>n. Es gab auch Demarchen <strong>de</strong>r russischen Seite,<br />

aber Honecker hatte die alle nicht zur Kenntnis genommen.<br />

" (144. Sitzung, Protokoll S. 71, 234) (Dokument-Nr.<br />

241-243).<br />

Die UdSSR schied damit als originärer Bereitsteller<br />

von Wehrtechnik für <strong>de</strong>n Export <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung aus, wenn die bewaffneten<br />

Organe <strong>de</strong>r DDR nicht in <strong>de</strong>r Lage waren, aus ihren<br />

Bestän<strong>de</strong>n die Artikel, die die IMES-K<strong>und</strong>en wünsch-<br />

ten, zur Verfügung zu stellen, bzw. wenn die DDR<br />

-Produktion das Material nicht liefern konnte. Die<br />

IMES GmbH nahm daher frühzeitig zu Waffenhan-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>lsunternehmen an<strong>de</strong>rer Warschauer-Pakt-Staaten<br />

<strong>und</strong> Jugoslawiens Kontakt auf, um <strong>de</strong>rartige Nachfragen<br />

ihrer K<strong>und</strong>en befriedigen zu können. Diese Betriebe<br />

waren ihrerseits die „inoffiziellen" Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

ihrer Län<strong>de</strong>r. Lieferanten <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH waren in <strong>de</strong>r CSSR das Unternehmen Omni<br />

-pol, in Ungarn das Unternehmen Technika, in Bulgarien<br />

das Unternehmen Kintex <strong>und</strong> in Polen das Unternehmen<br />

Cenzin. Aus Jugoslawien bezog die IMES<br />

GmbH die gewünschte Ware überwiegend über das<br />

Fe<strong>de</strong>ral Directorate of Supply and Procurement in Belgrad.<br />

Zwischen diesen ebenfalls auf <strong>de</strong>n sog. NSW-<br />

Märkten agieren<strong>de</strong>n Unternehmen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH bestand eine erhebliche Konkurrenz wegen<br />

<strong>de</strong>s ähnlichen Produktangebots <strong>und</strong> <strong>de</strong>r im wesentlichen<br />

gleichen Exportzielgebiete im Kampf um zusätzliche<br />

Hartwährungseinnahmen.<br />

Trotz <strong>de</strong>r gr<strong>und</strong>sätzlich vorhan<strong>de</strong>nen Bereitschaft dieser<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen, auf Dollar-Basis an<br />

die IMES GmbH zu liefern, bestand bei spezifizierten<br />

Nachfragen immer die Gefahr, daß die Konkurrenzunternehmen<br />

ihrerseits versuchten, direkt an <strong>de</strong>n<br />

Endk<strong>und</strong>en zu verkaufen. Konnte die Konkurrenz<br />

aufgr<strong>und</strong> fehlen<strong>de</strong>r Informationen o<strong>de</strong>r Beziehungen<br />

zum Endabnehmer bzw. mangels Aussicht auf Erteilung<br />

einer Ausfuhrgenehmigung durch ihre Außenhan<strong>de</strong>lsaufsichtsstelle<br />

keine Direktverträge abschließen,<br />

wur<strong>de</strong> bei Vorhan<strong>de</strong>nsein eines entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Warenpools an die IMES GmbH geliefert.<br />

Außenwirtschaftsrechtlich stellten sich - auf seiten<br />

<strong>de</strong>r Lieferanten aus <strong>de</strong>n Warschauer-Pakt-Staaten -<br />

bei diesen Drittlandsgeschäften <strong>de</strong>r IMES GmbH<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich die gleichen Probleme wie bei <strong>de</strong>m Export<br />

von Waffenmaterial aus DDR-Aufkommen. Alle<br />

Warschauer-Pakt-Staaten waren an die „Gr<strong>und</strong>sätze<br />

<strong>de</strong>r Koordinierung <strong>de</strong>r Handlungen <strong>de</strong>r Teilnehmerstaaten<br />

bei <strong>de</strong>r Verwirklichung <strong>de</strong>r militärischen Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>n Entwicklungslän<strong>de</strong>rn" geb<strong>und</strong>en.<br />

Bei <strong>de</strong>r Ausfuhr von aus <strong>de</strong>r UdSSR importierter<br />

o<strong>de</strong>r in UdSSR-Lizenz produzierter Waffentechnik in<br />

die DDR hätte eine sowjetische Genehmigung eingeholt<br />

wer<strong>de</strong>n müssen. Praktisch scheint man sich auch<br />

hier über <strong>de</strong>rartige Beschränkungen hinweggesetzt<br />

zu haben. In <strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

gesichteten Unterlagen sind keine Hinweise zu erkennen<br />

gewesen, daß <strong>de</strong>rart motivierte rechtliche<br />

<strong>und</strong> politische Be<strong>de</strong>nken auf seiten <strong>de</strong>r genannten<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Aufsichtsorganen<br />

zur Verhin<strong>de</strong>rung einer Lieferung an die IMES<br />

GmbH geführt hätten.<br />

b) Beschaffung von Rüstungstechnologie aus<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

westlichen Staaten<br />

Das Projekt Adler<br />

Höchstwahrscheinlich fan<strong>de</strong>n im 1. Halbjahr 1981 erste<br />

Konsultationen zwischen einer Expertengruppe<br />

<strong>de</strong>r NVA <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Büro für technischen Forschungsbedarf<br />

<strong>und</strong> technischen Dienst, Berlin (Ost), mit <strong>de</strong>m<br />

österreichischen Unternehmen Cheminst/BC Busch<br />

Consult zum DDR-Import einer Humanzentrifuge <strong>und</strong><br />

einer Unterdruckkammer zur Kampffliegerausbildung<br />

aus <strong>de</strong>m „NSW" statt.<br />

Unter <strong>de</strong>r Bezeichnung „Projekt Adler" wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung am 18. Juni<br />

1981 <strong>de</strong>r Auftrag zur Beschaffung einer solchen Anlage<br />

für das Institut für Luftfahrtmedizin <strong>de</strong>r NVA in Königsbrück<br />

erteilt (Dokument-Nr. 244). Am 20. November<br />

1981 <strong>de</strong>legierte Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>n<br />

Auftrag zur Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung dieses<br />

Imports an Klaus-Dieter Neubert (Dokument-Nr. 244-<br />

245), <strong>de</strong>r fortan die Koordination <strong>de</strong>r zahlreichen Beteiligten<br />

in Ost <strong>und</strong> West zu gewährleisten hatte.<br />

Unter <strong>de</strong>r Legendierung, daß die Humanzentrifuge<br />

für ein neues luftfahrtmedizinisches Zentrum <strong>de</strong>r Interflug<br />

sowie für die Beteiligung <strong>de</strong>r DDR am Interkosmosprogramm<br />

<strong>und</strong> damit ausschließlich zur zivilen<br />

Nutzung bestimmt sei, wur<strong>de</strong>n zunächst Verhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>m französischen Konzern MATRA<br />

geführt. Parallelverhandlungen wur<strong>de</strong>n sodann mit<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen ASEA, Schwe<strong>de</strong>n, O.A.-Machinery<br />

Corporation, Japan, <strong>und</strong> Vereinigte Metallwerke<br />

Ranshofen-Berndorf AG, Österreich (spätere Umfirmierung<br />

in: Austria Metall AG), (Dokument-Nr. 246),<br />

aufgenommen. Der Vertragsabschluß erfolgte am 30.<br />

November 1982 mit <strong>de</strong>n Vereinigten Metallwerken<br />

Ranshofen-Berndorf AG (VMW) als konsortialvertragsführen<strong>de</strong>r<br />

Partner auf westlicher Seite, nach<strong>de</strong>m<br />

die an<strong>de</strong>ren westlichen Verhandlungspartner aus differieren<strong>de</strong>n<br />

Grün<strong>de</strong>n als mögliche Lieferanten ausgeschie<strong>de</strong>n<br />

waren. Seitens <strong>de</strong>r DDR war <strong>de</strong>r AHB Industrieanlagen-Import<br />

<strong>de</strong>r vertragsunterzeichnen<strong>de</strong> Importpartner<br />

<strong>de</strong>r VMW (Dokument-Nr. 244).<br />

Dem MfS, <strong>de</strong>m Klaus-Dieter Neubert als OibE <strong>und</strong> zugleich<br />

Projektverantwortlicher <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung während<br />

-<br />

<strong>de</strong>r Realisierungsphase<br />

<strong>Bericht</strong> erstattete, war von vornherein klar, daß das<br />

technische Anfor<strong>de</strong>rungsprofil an die zu liefern<strong>de</strong> Humanzentrifuge<br />

je<strong>de</strong>m Militärfachmann die militärische<br />

Bestimmung unzweifelhaft eröffnen mußte (Dokument-Nr.<br />

244). So heißt es im <strong>Bericht</strong> vom 30. Dezember<br />

1983 Klaus-Dieter Neuberts an <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r<br />

AG BKK <strong>de</strong>s MfS Wolfgang Meinel:<br />

„Auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r im For<strong>de</strong>rungsprogramm genannten<br />

Parameter ist jedoch Spezialisten auf <strong>de</strong>m Gebiet<br />

<strong>de</strong>r Militärfliegerei unzweifelhaft klar, daß die<br />

Auslegungen <strong>de</strong>r Ausrüstung über eine normale<br />

luftfahrtmedizinische Untersuchung hinausgeht.<br />

Das betrifft speziell Herrn Dr. Busch, <strong>de</strong>r bereits mit<br />

<strong>de</strong>r Fa. Messerschmitt/Bölkow/Blohm eine Humanzentrifuge<br />

in München/Fürstenfeldbruck errichtet<br />

hat.<br />

Bereits im ersten übergebenen Angebot wird auf<br />

<strong>de</strong>m Deckblatt zum Teil Humanzentrifuge <strong>de</strong>r Ausspruch<br />

von Dr. Busch zitiert: 'Die Humanzentrifuge<br />

ist eine unabdingbare Voraussetzung für je<strong>de</strong> Luftwaffe,<br />

die mo<strong>de</strong>rne Hochleistungskampfflugzeuge<br />

operiert.' " (Dokument-Nr. 244)<br />

An späterer Stelle führte Neubert in diesem <strong>Bericht</strong><br />

aus:<br />

„ Allen am Projekt Beteiligten ist klar, daß bei <strong>de</strong>r<br />

Realisierung ein gewisses Risiko nicht auszuschließen<br />

ist. Ein Projekt mit <strong>de</strong>n hier gefor<strong>de</strong>rten Parametern<br />

ist bisher in <strong>de</strong>r Welt nicht realisiert wor<strong>de</strong>n


Ein weiteres Risiko liegt in <strong>de</strong>r Lieferung <strong>de</strong>r gesamten<br />

Computerhardware, die vom österreichischen<br />

Vertragspartner aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland bezogen wird.<br />

Die dazu benötigten Elemente wer<strong>de</strong>n zum Teil in<br />

<strong>de</strong>n USA hergestellt <strong>und</strong> unterliegen <strong>de</strong>n gegenwärtigen<br />

Embargobestimmungen. (Der Aufbau <strong>de</strong>r<br />

Steuerung <strong>de</strong>r Humanzentrifuge entspricht nach<br />

Expertenaussagen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Turmsteuerung <strong>de</strong>s<br />

Kampfpanzers Leopard.)" (Dokument-Nr. 244)<br />

Dennoch wur<strong>de</strong>n die seitens <strong>de</strong>r DDR Beteiligten zur<br />

Geheimhaltung verpflichtet <strong>und</strong> NVA-Angehörige als<br />

Spezialisten <strong>de</strong>r Interflug ausgegeben (Dokument-Nr.<br />

244). Ebenso wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Projektrealisierung<br />

beteiligten Mitarbeitern von <strong>de</strong>n Vereinigten Metallwerken<br />

Ranshofen-Berndorf AG (VMW) ein hoher<br />

Geheimhaltungsgrad auferlegt (Dokument-Nr. 247).<br />

Der bauliche Teil <strong>de</strong>r Anlage wur<strong>de</strong> seitens <strong>de</strong>r DDR<br />

ausschließlich von <strong>de</strong>r NVA realisiert. Die technische<br />

Realisierung <strong>de</strong>r Humanzentrifuge <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Unterdruckkammer<br />

erfolgte <strong>de</strong>rgestalt, daß VMW als Konsortialführer<br />

im Werk Ranshofen die Anlagen unter<br />

Einbeziehung von technischen Experten <strong>de</strong>r DDR<br />

sukzessive erstellte, endbearbeitete <strong>und</strong> testete.<br />

In diesen Prozeß integrierte VMW westliche Unternehmen,<br />

die die benötigten Anlagenteile lieferten <strong>und</strong>/<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rartige Anlagenteile in Ranshofen montierten.<br />

Nach Abschluß von Teilkomponenten <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren technischer<br />

Abnahme durch die DDR-Seite vor Ort wur<strong>de</strong>n<br />

die Anlagenteile in die DDR transportiert, um dort unter<br />

Mitwirkung von VMW-Technikern montiert zu wer<strong>de</strong>n.<br />

An <strong>de</strong>r kommerziellen <strong>und</strong> technischen Durchführung<br />

wirkten auf DDR-Seite <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> die ihm zugehörigen Unternehmen<br />

Günter Forgber - Wahrnehmung von Interessen<br />

für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l (Leitung: Dr. Günter<br />

Forgber) <strong>und</strong> Transinter GmbH (Generaldirektor:<br />

Helmut Schindler) mit, außer<strong>de</strong>m das Unternehmen<br />

Intrac S.A., Lugano (CH) (Geschäftsführer: Ottokar<br />

Hermann), an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l, ab 1978 zu 40 % beteiligt war. Ebenso wirkten<br />

daran eine Vielzahl von NVA-Angehörigen, die Aka<strong>de</strong>mie<br />

<strong>de</strong>r Wissenschaften, das MfS, <strong>de</strong>r AHB Industrieanlagen-Import<br />

(Generaldirektor: Herbe rt Roloff),<br />

das Unternehmen Intercontrol sowie verschie<strong>de</strong>ne<br />

VEB <strong>und</strong> Kombinate mit. Ottokar Hermann hat<br />

zwar bestätigt, daß er an <strong>de</strong>m Projekt beteiligt war. Zu<br />

diesem Zweck habe er Verbindungen zu <strong>de</strong>m französischen<br />

Staatskonzern MATRA aufgenommen. Hermann<br />

hat aber dargelegt, er habe sich aus <strong>de</strong>m Geschäft<br />

zurückgezogen, nach<strong>de</strong>m festgestan<strong>de</strong>n habe,<br />

daß es sich dabei um Embargoware gehan<strong>de</strong>lt habe<br />

<strong>und</strong> die Lieferung durch die zuständigen französischen<br />

Ministerien abgelehnt wor<strong>de</strong>n sei. Als Beleg<br />

dafür hat er <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß ein bestätigen<strong>de</strong>s<br />

Telefax <strong>de</strong>s Unternehmens MATRA vorgelegt.<br />

Vertragspartner <strong>de</strong>r VMW war auf westlicher Seite<br />

zunächst das österreichische Unternehmen Cheminst/BC<br />

Busch Consult (west<strong>de</strong>utscher Geschäftsführer:<br />

Ekkehard Eppler, west<strong>de</strong>utscher wissenschaftlicher<br />

Berater: Dr. Heinz Busch). Das Unterneh-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

men vermittelte <strong>de</strong>n Vertragsabschluß mit <strong>de</strong>r DDR<br />

(Dokument-Nr. 244 <strong>und</strong> 246). Es war während <strong>de</strong>r<br />

Realisierung mit einem Konsortialvertrag beteiligt,<br />

wobei Ekkehard Eppler mit <strong>de</strong>m Einkauf von Technik<br />

für das Projekt befaßt war (Dokument-Nr. 246). Nach<br />

Informationen <strong>de</strong>s MfS-Informanten „Andree" waren<br />

die b<strong>und</strong>esrepublikanischen Unternehmen Mannesmann-Rexroth<br />

<strong>und</strong> Rothe Er<strong>de</strong> sowie das österreichische<br />

Unternehmen Elin (Wien) als Zulieferanten seitens<br />

VMW integriert (Dokument-Nr. 246-247).<br />

Ein großer Teil <strong>de</strong>r notwendigen Computertechnik<br />

wur<strong>de</strong> laut <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s „Andree" von <strong>de</strong>n US-amerikanischen<br />

Unternehmen Hewlett-Packard <strong>und</strong> Digital<br />

Equipment Cooperation (DEC) gestellt, wobei <strong>de</strong>r<br />

Service für <strong>de</strong>ren Rechentechnik von <strong>de</strong>ren österreichischen<br />

Vertretungen übernommen wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr.<br />

247).<br />

Die Humanzentrifuge befand sich spätestens zum 30.<br />

März 1986 vollständig in <strong>de</strong>r DDR (Dokument-Nr.<br />

248). Aus einem Vermerk <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r AG BKK,<br />

Wolfgang Meinel, vom 29. Oktober 1986 ergibt sich,<br />

daß laut Informationen <strong>de</strong>s Projektverantwortlichen,<br />

Klaus-Dieter Neubert, das „Projekt Adler" am 30. November<br />

1986 abgeschlossen <strong>und</strong> die Anlage zu diesem<br />

Zeitpunkt komplett in <strong>de</strong>r DDR sein wür<strong>de</strong>, d.h.,<br />

daß auch die Lieferung <strong>de</strong>r Unterdruckkammer zu<br />

diesem Zeitpunkt vollzogen sein sollte.<br />

Das MfS betreute von Anbeginn an das „Projekt Adler",<br />

es war hinsichtlich <strong>de</strong>r kommerziellen <strong>und</strong> technischen<br />

Realisierung ständig informiert. Innerhalb<br />

<strong>de</strong>s MfS kooperierten die AG BKK, die HA XVIII<br />

(Oberleutnant Stephan), die Hauptabteilung II/1<br />

(Oberstleutnant Hillenhagen)<br />

-<br />

(Dokument-Nr. 245)<br />

<strong>und</strong> die HV A (Dokument-Nr. 249) miteinan<strong>de</strong>r. Dem<br />

Vermerk <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r AG BKK, Wolfgang Meinel,<br />

vom 29. Oktober 1986 ist zu entnehmen, daß laut Information<br />

<strong>de</strong>r HVA BND-Aktivitäten zu <strong>de</strong>n am<br />

„Projekt Adler" beteiligten sog. NSW-Firmen beobachtet<br />

wor<strong>de</strong>n seien, woraufhin die NVA informiert<br />

wor<strong>de</strong>n wäre. Zumin<strong>de</strong>st zu diesem Zeitpunkt sah<br />

Wolfgang Meinel die Bedrohung <strong>de</strong>s Projekts gelassen.<br />

So heißt es in <strong>de</strong>m Vermerk: „ Projekt 'Adler' wird<br />

am 30. November 1986 abgeschlossen. Infolge Garantieproblemen<br />

läuft Projekt aber mit Sicherheit weiter,<br />

aber für DDR unproblematisch, da Anlage (Embargo-<br />

Waren) dann 'sicher' in DDR ist. " (Dokument-Nr. 249)<br />

An <strong>de</strong>r vollständigen Realisierung <strong>de</strong>s „Projektes Adler"<br />

bestehen keine Zweifel, da es in <strong>de</strong>m Beför<strong>de</strong>rungs-<br />

vorschlag <strong>de</strong>s MfS vom 23. Juni 1987 zugunsten Klaus<br />

-Dieter Neuberts heißt: „ Gen. Hptm. Neubert hat bewiesen,<br />

daß er in <strong>de</strong>r Lage ist, be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Son<strong>de</strong>raufgaben<br />

mit höchster Effektivität zu lösen. Einen persönlich hohen<br />

Anteil hat er an <strong>de</strong>r Realisierung eines militärisch<br />

wichtigen Son<strong>de</strong>rvorhabens". (Dokument-Nr. 250)<br />

Der Zeuge Dr. Klaus-Dieter Neubert hat in seiner Vernehmung<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß am 7. Oktober<br />

1992 die vollständige Realisierung nicht abgestritten.<br />

Sprengstoffimporte aus Schwe<strong>de</strong>n<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s einsetzen<strong>de</strong>n Iran-Irak-Krieges <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s westlichen Waffenembargos erhöhten sich die


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Absatzchancen <strong>de</strong>r DDR für Wehrtechnik, namentlich<br />

auch für Sprengstoffe. Da aufgr<strong>und</strong> einer Havarie bei<br />

<strong>de</strong>m bisherigen Lieferanten <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>r CSSR die<br />

benötigten Mengen sich nicht mehr beschaffen ließen,<br />

knüpften Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung seit 1980 geschäftliche Kontakte<br />

mit <strong>de</strong>r Zielsetzung, von <strong>de</strong>r Bofors Nobelkrut AB<br />

(später Nobel Chemicals) Schwe<strong>de</strong>n hergestellte<br />

Sprengstoffe zu importieren. Derartige Geschäfte<br />

konnten von November 1981 bis Dezember 1985<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 251).<br />

Für <strong>de</strong>n Export in <strong>de</strong>n Iran bestimmte Lieferungen<br />

Da es <strong>de</strong>m Unternehmen Bofors anfänglich zu riskant<br />

war, Direktkontakte zu Importeuren in <strong>de</strong>r DDR zu<br />

unterhalten, wur<strong>de</strong>n Sprengstoffgeschäfte über ein<br />

Dreiecksverhältnis abgewickelt. Das Unternehmen<br />

Sevico Oy, Turku/ Finnland, erwarb Sprengstoffe von<br />

<strong>de</strong>r Bofors. Im Außenverhältnis zur Sevico Oy trat für<br />

die Arbeitsgruppe 10/Transinter die Berliner Impo rt<br />

-Export GmbH als Käufer dieser Sprengstoffe in Erscheinung.<br />

Die Arbeitsgruppe 10/Transinter unterhielt<br />

<strong>de</strong>n geschäftlichen Kontakt zur Sevico Oy <strong>und</strong><br />

führte die Kaufvertragsverhandlungen (Dokument-<br />

Nr. 252). Lieferungen aus dieser Zeitphase wur<strong>de</strong>n an<br />

<strong>de</strong>n Iran weiterveräußert. Das Bestimmungsland Iran<br />

war <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong> für die Vermeidung sowohl einer direkten<br />

Lieferung von schwedischem Territorium in<br />

die DDR als auch von direkten Verhandlungen mit<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe 10/Transinter. Die schwedische<br />

Regierung verweigerte Exportgenehmigungen für<br />

Lieferungen von Sprengstoffen in Spannungsgebiete<br />

<strong>und</strong> in Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Nahen Ostens. Die Verantwortlichen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Bofors kannten offensichtlich<br />

die Zweckbestimmung <strong>de</strong>r Sprengstoffexporte<br />

<strong>und</strong> Details dieser geschäftlichen Konstruktion schon<br />

in einem sehr frühen Stadium. Das ergibt sich aus<br />

<strong>de</strong>m Umstand, daß sich Vertreter <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Bofors <strong>und</strong> Sevico Oy sowie <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe 10/<br />

Transinter in Finnland am 23. September 1981 trafen,<br />

um die bei <strong>de</strong>r ersten Sprengstofflieferung eingetretenen<br />

Probleme zu beraten (Dokument-Nr. 253).<br />

Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Kaufvertrages <strong>de</strong>r Sevico Oy<br />

mit <strong>de</strong>r Berliner Impo rt-Export GmbH vom 14. Mai<br />

1981 (Dokument-Nr. 254) beschaffte sich die Arbeitsgruppe<br />

10/Transinter vom 25. November 1981 bis zum<br />

5. Februar 1982 - in Teillieferungen bereitgestellt -<br />

zehn t Sprengstoff vom Typ NSP71 <strong>und</strong> 45 t vom Typ<br />

NSP46. Der Kaufpreis von anfänglich 2.340.263 SEK<br />

(Dokument-Nr. 254) wur<strong>de</strong> später nach einer Währungsumstellung<br />

auf 472.644,84 USD festgelegt. Abgesichert<br />

wur<strong>de</strong>n die in Teillieferungen erbrachten<br />

Vorleistungen das Unternehmen Sevico Oy anfänglich<br />

mit einem unwi<strong>de</strong>rruflichen <strong>und</strong> übertragbaren<br />

Akkreditiv, das durch eine von <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank,<br />

Berlin (Ost), bei <strong>de</strong>r Union Bank of Finnland<br />

eröffnete Garantie abgelöst wur<strong>de</strong>. Über die Berliner<br />

Import-Export GmbH wur<strong>de</strong>n die Sprengstoffe<br />

an die zum Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s iranischen<br />

Verteidigungsministeriums gehören<strong>de</strong> National Defence<br />

Industries Organisation (N.D.I.O.) auf <strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>lage von mit Günter Husemann, Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe 10/Transinter, gefiihrten Verhandlungen<br />

veräußert. Bereits am 25. August 1980 lag eine<br />

dahingehen<strong>de</strong> Bestellung <strong>de</strong>s N.D.I.O. zu einem Preis<br />

von 717.075 USD vor, Die gelieferten Sprengstoffe<br />

wur<strong>de</strong>n do rt zur Herstellung von Handgranaten <strong>und</strong><br />

Treibladungen für Gewehrgranaten verwen<strong>de</strong>t (Dokument-Nr.<br />

255).<br />

Ähnlich verschachtelt wie die vertraglichen Beziehungen<br />

war <strong>de</strong>r gewählte Transportweg. Das Unternehmen<br />

Bofors lieferte die Ware in Transit über b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utsches<br />

Territorium an das nach <strong>de</strong>n Frachtpapieren<br />

als bestimmungsgemäßer Empfänger ausgewiesene<br />

Unternehmen Dynamit Nobel Wien GmbH. Durch die<br />

Einbeziehung <strong>de</strong>s Unternehmens Dynamit Nobel<br />

Wien GmbH verteuerte sich die Beschaffung <strong>de</strong>r<br />

Sprengstoffe erheblich, weil das Unternehmen 15%<br />

<strong>de</strong>s Warenwertes in DM beanspruchte (Dokument-Nr.<br />

256). Ausgehend von <strong>de</strong>r Annahme, die Dynamit Nobel<br />

Wien GmbH sei <strong>de</strong>r Endabnehmer, erteilte die<br />

schwedische Regierung hierfür eine Exportgenehmigung.<br />

Von dort wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sprengstoff von <strong>de</strong>r Spedition<br />

Welz, Salzburg, wie<strong>de</strong>rum über b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utsches<br />

Territorium auf <strong>de</strong>m Schienenweg in die DDR verbracht.<br />

Hierfür erteilten die zuständigen Behör<strong>de</strong>n in<br />

Österreich eine Exportgenehmigung aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r unzutreffen<strong>de</strong>n<br />

Angabe, daß diese Lieferung für Sevico<br />

Oy, Finnland, bestimmt sei (Dokument-Nr. 57, 252 <strong>und</strong><br />

256). Nach Erreichen <strong>de</strong>s Grenzbahnhofs Gutenfürst<br />

in <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n die Sprengstoffe weiter auf <strong>de</strong>m<br />

Schienenweg zu einem Lager nach Reichenbach <strong>und</strong><br />

schließlich über Rostock auf <strong>de</strong>m Seeweg in <strong>de</strong>n Iran<br />

verbracht. In die Verwirklichung dieses Geschäfts waren<br />

<strong>de</strong>r Generaldirektor <strong>de</strong>s Transinter GmbH, Helmut<br />

Schindler (alias IME „Rudolf"), sowie Dr. Schalck-Golodkowski<br />

persönlich involviert. Die Erlaubnis zur Einfuhr<br />

in die DDR wur<strong>de</strong> von Schindler beim Ministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern <strong>de</strong>r DDR beantragt (Dokument-Nr.<br />

257). Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> gebeten, die polizeiliche<br />

Absicherung dieses Transports vom Grenzbahnhof<br />

Gutenfürst bis zur Entladung zu veranlassen<br />

(Dokument-Nr. 252).<br />

Mit Hilfe dieser geschäftlichen Kontakte konnte die<br />

1982 gegrün<strong>de</strong>te IMES GmbH vom 10. Februar 1983<br />

bis zum 23. Dezember 1983 130 t <strong>de</strong>s für die Produktion<br />

von Handgranaten benötigten Nitropenta NSP 71<br />

zu einem Kaufpreis von 4.420.000 DM <strong>und</strong> im Zeitraum<br />

vom 13. März 1984 bis zum 23. September 1984<br />

150 t <strong>de</strong>s als Treibladung für Gewehrgranaten verwandten<br />

Pentastit NSP 46 zu einem Kaufpreis von<br />

1.550.000 DM erwerben. Der mit ersterem Geschäft<br />

erzielte Gewinn betrug 796.409 DM. Mit letzterem erwirtschafte<br />

die IMES GmbH einen Gewinn von<br />

828.925 DM (Dokument-Nr. 251).<br />

Trotz <strong>de</strong>r sorgsamen Tarnung dieses Rüstungsgeschäfts<br />

erlangten die b<strong>und</strong>esrepublikanischen Zollbehör<strong>de</strong>n,<br />

wie <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik,<br />

Dieter Uhlig, gerichtete <strong>Bericht</strong> vom 19.<br />

September 1985 ausweist (Dokument-Nr. 258),<br />

Kenntnis davon, daß die für <strong>de</strong>n Endverbleib in Osterreich<br />

durch schwedische Behör<strong>de</strong>n genehmigten Lieferungen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Bofors in <strong>de</strong>n Nahen<br />

Osten verschoben wur<strong>de</strong>n. Die Unterrichtung <strong>de</strong>r<br />

schwedischen Behör<strong>de</strong>n hierüber führte zur Einleitung<br />

von Strafverfahren, in <strong>de</strong>nen geklärt wer<strong>de</strong>n<br />

sollte ob militärische Güter in Krisengebiete über<br />

Drittlän<strong>de</strong>r reexportiert wur<strong>de</strong>n. Im Zuge dieser Er-


mittlungen gelangten die schwedischen Strafverfolgungsbehör<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n Besitz von Dokumenten, die<br />

ausweisen, daß die ersten Sprengstofflieferungen <strong>de</strong>r<br />

Bofors nicht in Österreich verblieben, son<strong>de</strong>rn von<br />

dort reexportiert wor<strong>de</strong>n waren (Dokument-Nr. 258).<br />

Wie wenig für die DDR offiziell verbindliche außenpolitische<br />

Zielsetzungen sich in diesen erst mit Zustimmung<br />

<strong>und</strong> Unterstützung staatlicher Organe durchführbaren<br />

Rüstungsexportgeschäfte wie<strong>de</strong>rfan<strong>de</strong>n,<br />

belegt eine rückblicken<strong>de</strong> Bewertung in <strong>de</strong>n Geschäftsunterlagen<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH: „In <strong>de</strong>n Jahren<br />

1981 bis 1984 wur<strong>de</strong>n mit Wissen <strong>und</strong> aktivem Interesse<br />

<strong>de</strong>r schwedischen Firma Nobel Chemicals, ehemals<br />

Bofors, insgesamt 350 t Sprengstoff im Wert von<br />

7 Mio. DM durch die IMES GmbH nach <strong>de</strong>m Iran geliefert.<br />

Damit sollten die unter <strong>de</strong>m Schah bestehen<strong>de</strong>n<br />

exzellenten Geschäftsbeziehungen auch mit <strong>de</strong>m<br />

neuen Regime fortgesetzt wer<strong>de</strong>n...". (Dokument-Nr.<br />

259) Diese Geschäftsbeziehungen nutzte die Bofors<br />

für eigene Exportgeschäfte mit <strong>de</strong>m Iran. Als sich bei<br />

<strong>de</strong>n seitens <strong>de</strong>r Bofors mit <strong>de</strong>m National Defence Industries<br />

Organisation (N.D.I.O.) geführten Verhandlungen<br />

über <strong>de</strong>n Verkauf von 900 t Treibladungspulver<br />

kein Erfolg abzeichnete, wur<strong>de</strong> im Rahmen einer<br />

am 29. Juni 1983 geführten Verhandlung von <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

Bofors <strong>de</strong>n Vertretern <strong>de</strong>r IMES GmbH angeboten,<br />

in ihrem Namen im Iran hierüber weiter zu<br />

verhan<strong>de</strong>ln (Dokument-Nr. 260).<br />

Für die Produktion von Munition in <strong>de</strong>r DDR bestimmte<br />

Lieferungen<br />

Ausweislich ihrer Geschäftsunterlagen importierte<br />

die IMES GmbH von Juni 1983 bis Dezember 1985<br />

vom VEB Spreewerk Lübben zur Herstellung von Munition<br />

vom Typ M 43 benötigte Sprengstoffe aus <strong>de</strong>r<br />

Produktion <strong>de</strong>s Unternehmens Bofors. Im einzelnen<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um folgen<strong>de</strong> Lieferungen:<br />

- 28. Juni 1984 - 9. Januar 1984; 60 t Treibladung Typ<br />

NC 1268; 375.000 DM<br />

- April - November 1985; 30 t Treibladung Typ PK2/<br />

JK 6B; 1.079.000 DM<br />

- Juni/Juli 1985; 38 t Treibladung NC 1268, AC 408,<br />

RP 13 A; 215.200 DM<br />

- Juni - Dezember 1985; 155 t Treibladung NC 1268;<br />

4.248.250 DM (Dokument -Nr. 251).<br />

Dem IMES-Mitarbeiter Hanno Schütte wur<strong>de</strong>n mehrfach<br />

für Analysezwecke Proben - in einem dokumentierten<br />

Fall in Begleitung <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r Abteilung<br />

„Neue Technik" <strong>de</strong>s VEB Spreewerk Lübben, Werner<br />

Schulze - auf <strong>de</strong>r Fähre Saßnitz-Trelleborg ausgehändigt<br />

(Dokument-Nr. 261-262).<br />

Gr<strong>und</strong>lage dieser Lieferungen waren anfänglich zwischen<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sevico Oy abgeschlossene<br />

Kaufverträge. Dem Umstand, daß die<br />

IMES GmbH diese Treibladungen nicht für die Verfolgung<br />

eigener Geschäfte erwarb, son<strong>de</strong>rn für einen<br />

Bedarfsträger in <strong>de</strong>r DDR beschaffte, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />

Kaufverträgen durch eine Provisionsklausel Rechnung<br />

getragen. Sobald die zur Sicherung <strong>de</strong>r Kaufpreisfor<strong>de</strong>rung<br />

errichteten Teilakkreditive seitens <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens Sevico Oy in Anspruch genommen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

wur<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> eine von ihr zu erfüllen<strong>de</strong> Provisionsfor<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH fällig (Dokument-Nr.<br />

263). Seit 1985 bezog die IMES GmbH Treibladungen<br />

direkt von Bofors, wie <strong>de</strong>r zwischen diesen Unternehmen<br />

abgeschlossene Kaufvertrag vom 14. Mai 1985<br />

zeigt (Dokument-Nr. 264). Deren Auslieferung, <strong>de</strong>klariert<br />

als „Jagdmunition, Bolzenschuß- <strong>und</strong> Viehbetäubungskartuschen"<br />

(Dokument-Nr. 258), erfolgte<br />

auf <strong>de</strong>m Seewege direkt von Schwe<strong>de</strong>n in die DDR.<br />

Von <strong>de</strong>n bis Dezember 1985 geplanten 155 t Treibladung<br />

vom Typ NC 1268 konnten 40 t nicht mehr in die<br />

DDR exportiert wer<strong>de</strong>n. 26 t dieser Restmenge wur<strong>de</strong>n<br />

im Dezember 1985 durch <strong>de</strong>n schwedischen Zoll<br />

beschlagnahmt, wovon eine kleinere Menge auf Intervention<br />

offizieller Stellen <strong>de</strong>r DDR freigegeben<br />

wur<strong>de</strong>. Aussichten, auch die Ausfuhr <strong>de</strong>r noch ausstehen<strong>de</strong>n<br />

Pulverlieferungen zu erreichen, bestan<strong>de</strong>n<br />

nicht, weil die schwedischen Behör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Standpunkt<br />

vertraten, daß diese Güter sowohl für zivile als<br />

auch für militärische Zwecke verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

könnten <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Export von militärischen<br />

Gütern gelten<strong>de</strong>n Bestimmungen unterlägen.<br />

Auf die Haltung <strong>de</strong>r schwedischen Behör<strong>de</strong>n blieb<br />

<strong>de</strong>r von Hanno Schütte im Auftrag <strong>de</strong>r IMES GmbH<br />

<strong>und</strong> in Abstimmung mit Dr. Schalck-Golodkowski bei<br />

<strong>de</strong>r schwedischen Botschaft in Berlin vorgetragene<br />

Protest ohne Einfuß. Schütte machte die ausschließlich<br />

zivile Nutzung <strong>de</strong>r Sprengstoffe geltend <strong>und</strong> wies<br />

die von schwedischer Seite aufgestellte Behauptung<br />

zurück, diese seien für <strong>de</strong>n Reexport in <strong>de</strong>n Nahen<br />

Osten bestimmt (Dokument-Nr. 265). Auf Anordnung<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis trat die IMES GmbH am 6.<br />

Mai 1986 vom Vertrag mit <strong>de</strong>r Nobel Chemicals zurück.<br />

Die für die Produktion in <strong>de</strong>r DDR nach wie vor<br />

benötigten 40 t Sprengstoff wur<strong>de</strong>n über Werner Weber,<br />

Carnet GmbH, aus Belgien beschafft (Dokument-<br />

Nr. 266).<br />

Der Generalreichsanwalt in Schwe<strong>de</strong>n strebte aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstattung über die durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

gewonnenen Erkenntnisse<br />

über die Lieferungen von Sprengstoffen durch Nobel<br />

Chemicals/Bofors in die DDR die Wie<strong>de</strong>raufnahme<br />

von Strafverfahren gegen die Verantwortlichen <strong>de</strong>r<br />

Nobel Chemicals/Bofors an. Eine Wie<strong>de</strong>raufnahme<br />

<strong>de</strong>s Prozesses, in <strong>de</strong>m die Angeklagten letztinstanzlich<br />

freigesprochen wor<strong>de</strong>n waren, wur<strong>de</strong> jedoch<br />

durch Beschluß <strong>de</strong>s schwedischen „Höchsten Gerichts"<br />

vom 12. Mai 1993 abgelehnt.<br />

c) Län<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Organisationen als Absatzmärkte<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>m Iran<br />

Der mit <strong>de</strong>r Jahreswen<strong>de</strong> 1979/1980 durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung aufgenommene<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> bis zur Gründung <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH (1. Januar 1982) durch <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik, Dieter Uhlig, <strong>de</strong>n Abteilungsmitarbeiter,<br />

Wolfgang Kotz, sowie die Mitarbeiter <strong>de</strong>r bei<br />

<strong>de</strong>r Transinter GmbH neugebil<strong>de</strong>ten Arbeitsgruppe<br />

10 bearbeitet.<br />

Infolge <strong>de</strong>s durch Dieter Uhlig <strong>und</strong> <strong>de</strong>n damaligen<br />

Verteidigungsminister <strong>de</strong>r Islamischen Iranischen Republik,<br />

Dr. Chamran, unterzeichneten Geheimprotokolls<br />

vom 10. Januar 1980 (Dokument-Nr. 215 <strong>und</strong>


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

267) wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

über sein Kontaktbüro in Teheran o<strong>de</strong>r über gegenseitige<br />

Besucher<strong>de</strong>legationen umfangreiche iranische<br />

Bedarfslisten übergeben.<br />

Die ersten Wunschlisten enthielten überwiegend iranische<br />

Nachfragen bezüglich Rüstungsprodukten<br />

westlicher Provenienz (Dokument-Nr. 268-269). Sie<br />

enthielten u. a. Lieferanfragen nach:<br />

- Kampfhubschraubern <strong>de</strong>s Produzenten Bell<br />

- Ersatzteile für Boeing 727 <strong>und</strong> 747<br />

- Spezialstahl zur iranischen Produktion <strong>de</strong>s G 3<br />

- Raketen Dragon <strong>und</strong> Tow<br />

- Motoren für Panzer Chieftain<br />

- Rohre für Panzer M 60 <strong>und</strong> Chieftain<br />

- Flugzeugreifen für F 4 <strong>und</strong> F 5<br />

- Munition für Panzer Chieftain <strong>und</strong> das G 3.<br />

Bereits im Mai sowie im September 1980 wur<strong>de</strong>n<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>n<br />

Beschaffungsorganen <strong>de</strong>r iranischen Land-, See- <strong>und</strong><br />

Luftstreitkräfte umfangreiche Westwaffenlieferangebote<br />

unterbreitet, nach<strong>de</strong>m E rich Honecker die Annahme<br />

dieser Aufträge gr<strong>und</strong>sätzlich genehmigt<br />

hatte (Dokument-Nr. 270-271).<br />

Diese Lieferangebote umfaßten u. a.:<br />

- Ersatzteile für Boeing 727 <strong>und</strong> 747<br />

- Spezialstahl für die iranische Produktion <strong>de</strong>s G 3<br />

- Kampfhubschrauber <strong>und</strong> Kampf hubschrauberersatzteile<br />

(Produzent: wahrscheinlich Bell)<br />

- 400.000 Zün<strong>de</strong>r für Tretminen (Produzent: wahrscheinlich<br />

Kowas)<br />

- Zün<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherungsringe für Handgrananten<br />

(Produzent: wahrscheinlich F ritz Werner)<br />

- Sprengstoff (wahrscheinlich französischer Produzent)<br />

(Dokument-Nr. 272-273).<br />

Der Untersuchungsausschuß hat nur ausnahmsweise<br />

festgestellen können, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung o<strong>de</strong>r durch ihn beauftragte an<strong>de</strong>re<br />

DDR-Stellen einen Direktkontakt zu westlichen Rüstungsproduzenten<br />

herstellten, o<strong>de</strong>r man westliche<br />

Zwischenhändler bzw. westliche staatliche Stellen<br />

einschaltete. So wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r PLO nahestehen<strong>de</strong><br />

Ab<strong>de</strong>l Mageed Younes - offensichtlich erfolglos - mit<br />

<strong>de</strong>r Beschaffung von Flugzeug- <strong>und</strong> Hubschrauberersatzteilen<br />

in <strong>de</strong>n USA beauftragt (Dokument-Nr. 274-<br />

275).<br />

Der Zeuge Günter Sandring hat in seiner Vernehmung<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß ausgesagt:<br />

„Ich habe einmal mit Leuten von Boeing verhan<strong>de</strong>lt,<br />

aber das hat zu keinem Ergebnis geführt."<br />

Die tatsächliche Lieferung von westlichen Rüstungsgütern<br />

aus <strong>de</strong>n genannten Warenanfragen ist - mit<br />

Ausnahme <strong>de</strong>r Bofors Sprengstofflieferung - durch<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n,<br />

da keine entsprechen<strong>de</strong>n Dokumente gesichtet<br />

wor<strong>de</strong>n sind (auf Lieferungen von Werfergranaten<br />

aus Österreich <strong>und</strong> Südkorea, die mit <strong>de</strong>n hier behan<br />

<strong>de</strong>lten frühen Lieferangeboten in keinem Zusammenhang<br />

stehen, wird an späterer Stelle eingegangen).<br />

Die IMES- bzw. Arbeitsgruppe 10-Mitarbeiter <strong>und</strong><br />

die Mitarbeiter <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik haben<br />

in ihren Vernehmungen vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

hierzu ausgesagt, daß die iranische Seite die<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Angebote entgegengenommen<br />

hätte, es sei jedoch nie zu einschlägigen Vertragsabschlüssen<br />

gekommen. Die Zeugen vermuteten, daß<br />

die iranische Seite zwischenzeitlich günstigere Bezugsquellen<br />

gef<strong>und</strong>en hatte (101. Sitzung, Protokoll<br />

S. 173; 114. Sitzung, Protokoll S. 122, 123; 100. Sitzung,<br />

Protokoll S. 107f.).<br />

Im April 1981 traf sich Wolfgang Kotz mit <strong>de</strong>m iranischen<br />

General Sobahat in Zürich. Der General, <strong>de</strong>r in<br />

seiner neuen Funktion als Leiter <strong>de</strong>r zentralen Einkaufsorganisation<br />

in Westeuropa in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

weilte, beabsichtigte, mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung eine gemeinsames Unternehmen in<br />

Westeuropa zu grün<strong>de</strong>n. Das Unternehmen, an <strong>de</strong>r<br />

eine Beteiligung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zu 40 % <strong>und</strong> <strong>de</strong>s iranischen Vertrauten <strong>de</strong>s<br />

General Sobahats, Mojtaba Tabatabai, zu 60 % geplant<br />

war, sollte die Aufgabe haben, zwischen Lief eranten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r iranischen Einkaufsorganisation in<br />

Westeuropa zu vermitteln (Dokument-Nr. 267 <strong>und</strong><br />

276-277). Zur Gründung dieses gemeinsamen Unternehmens<br />

ist es jedoch nach <strong>de</strong>n Aussagen Dieter Uhligs<br />

<strong>und</strong> Wolfgang Kotzs vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nicht gekommen (100. Sitzung, Prot. S. 39; 101.<br />

Sitzung, Prot. S. 146). Der Untersuchungsausschuß<br />

hat in <strong>de</strong>m von ihm gesichteten Dokumentenmaterial<br />

keine diesen Aussagen entgegenstehen<strong>de</strong>n Hinweise<br />

festgestellt. Durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß ist<br />

<strong>de</strong>r Name <strong>de</strong>s in diesen Verhandlungen -<br />

erwähnten<br />

Schweizer Verbindungsmannes nicht festgestellt<br />

wor<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 276-277).<br />

Darüber hinaus wur<strong>de</strong>n aus östlicher Produktion<br />

nachgefragt: Raketen, Raketenwerfer, Kanonen, Granatwerfer<br />

<strong>und</strong> Munition für unterschiedliche Waffentypen.<br />

Parallel zu <strong>de</strong>n Bemühungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

10, <strong>de</strong>m Iran Westwaffenprodukte zu liefern, begannen<br />

erste Lieferungen östlicher Waffentechnik <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung an <strong>de</strong>n Iran.<br />

Ein erster Transport erfolgte mit fünf Boeing 747 <strong>de</strong>r<br />

Iran-Air in <strong>de</strong>r Zeit vom 9. November bis 18. November<br />

1980 ab <strong>de</strong>m Flughafen Berlin-Schönefeld. Er umfaßte<br />

15.000 AKM (Kalaschnikow) aus Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

NVA <strong>und</strong> 14,02 Mio. Schuß dazugehöriger Munition<br />

M 43 aus Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r „Staatsreserve" zum Gesamtkaufpreis<br />

von 2,65 Mio. USD (Dokument-Nr. 270-271<br />

<strong>und</strong> 278).<br />

Bis zum Aufgehen <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe 10 in <strong>de</strong>r neugegrün<strong>de</strong>ten<br />

IMES GmbH wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Jahren 1980<br />

<strong>und</strong> 1981 darüber hinaus folgen<strong>de</strong>s Waffenmaterial in<br />

die Islamische Iranische Republik geliefert:<br />

- 15.883.040 Stück Munition M 1<br />

- 20.000 Stück AKM-S (Kalaschnikow)<br />

- 2.250 Stück RPG-7 (Panzerbüchse)<br />

- 22.650 Stück PG-7 (Panzergranate)<br />

- 728 Sätze Ersatzteile AKM


— diverse Ersatzteile für Kampfpanzer T 54 (Dokument-Nr.<br />

279).<br />

Ferner gelang es <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

in diesem Zeitraum ca. 3.600 militärisch genutzte<br />

LKW W 50 an die iranischen Bedarfsträger zu<br />

verkaufen (Dokument-Nr. 217, 267 <strong>und</strong> 280). Wertmäßig<br />

bezifferte sich das Waffen- <strong>und</strong> Munitionsmaterial<br />

auf 60 Mio. VM, <strong>de</strong>r Wertumfang <strong>de</strong>r LKW-Lieferungen<br />

betrug 173,6 Mio. VM.<br />

Laut IM-<strong>Bericht</strong> Dieter Uhligs (alias IM „Henry") vom<br />

16. September 1981 soll dieser geschäftliche Durchbruch<br />

aufgr<strong>und</strong> einer Provisionsvereinbarung in Höhe<br />

von fünf Prozent <strong>de</strong>s Verkaufswertes zugunsten<br />

iranischer Hintermänner in <strong>de</strong>n iranischen Beschaffungsorganisationen<br />

gelungen sein. Die Provisionen<br />

sollen auf ein spezielles Konto mit <strong>de</strong>m Decknamen<br />

„Kaviar" bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG, Berlin<br />

(Ost), geflossen sein, von <strong>de</strong>m aus sie auf Anfor<strong>de</strong>rung<br />

Mojtaba Tabatabais an verschie<strong>de</strong>ne Auslandsadressen<br />

überwiesen wor<strong>de</strong>n sein sollen (Dokument-<br />

Nr. 267).<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte <strong>de</strong>r IMES GmbH mit <strong>de</strong>m<br />

Iran<br />

Im September 1982 schloß <strong>de</strong>r IMES-Mitarbeiter im<br />

Teheraner Kontaktbüro, Siegfried Buff alias IM „Ernst<br />

Berger", (Günter Husemann war aus Grün<strong>de</strong>n seiner<br />

persönlichen Sicherheit 1981 aus Teheran abgezogen<br />

wor<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 281)) mit <strong>de</strong>n Revolutionsgar<strong>de</strong>n<br />

einen Vertrag über die Lieferung von 150.000<br />

Stück 60 mm Werfergranaten ab (Dokument-Nr. 282-<br />

284). Die Carnet GmbH vermittelte über das österreichische<br />

Unternehmen Continental Indust ries <strong>de</strong>n<br />

Kontakt zum österreichischen Produzenten Hirtenberger,<br />

<strong>de</strong>r lediglich eine Teilmenge von 90.000 Stück<br />

an die IMES GmbH lieferte. Die Verschiffung erfolgte<br />

im November 1982. Über das österreichische Vermittlerunternehmen<br />

Rosner KG, Wien, wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH die restlichen 60.000 Werfergranaten<br />

aus südkoreanischer Produktion geor<strong>de</strong>rt, zumin<strong>de</strong>st<br />

50.000 dieser südkoreanischen Werfergranaten wur<strong>de</strong>n<br />

in die DDR geliefert. Die Übernahme <strong>de</strong>s südkoreanischen<br />

Mate rials lehnten die Revolutionsgar<strong>de</strong>n<br />

zunächst ab, es wur<strong>de</strong> jedoch später an die Iraner ausgeliefert<br />

(Dokument-Nr. 285).<br />

Im Dezember 1982 schloß Dieter Uhlig in Teheran einen<br />

Vertrag über die Lieferung von 100.000 Stück<br />

Werfergranaten österreichischer Produktion ab. Wie<strong>de</strong>rum<br />

über die Vermittlung von Continental Industries<br />

wur<strong>de</strong> von Hirtenberger, unter Nutzung eines<br />

Endusercertificates aus Bangla<strong>de</strong>sch, das Material<br />

zur Verschiffung nach Rostock geliefert.<br />

Die IMES GmbH kam hinsichtlich ihrer Beschaffungsaktivitäten<br />

von Feingußteilen zur Produktion <strong>de</strong>s G 3<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Bereitschaft <strong>de</strong>r iranischen Militärindustrie,<br />

das vormals gewünschte Material <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung auch abzunehmen,<br />

in Schwierigkeiten. Die IMES GmbH hatte sich<br />

gegenüber einem belgischen Lieferanten zur Abnahme<br />

<strong>de</strong>s G 3-Materials verpflichtet, <strong>de</strong>r die Beziehung<br />

zu einem Produzenten hergestellt hatte <strong>und</strong> seinerseits<br />

auf die Vertragsrealisierung durch die IMES<br />

GmbH bestand. Der Untersuchungsausschuß hat<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

nicht feststellen können, wer <strong>de</strong>r Produzent <strong>und</strong> wer<br />

<strong>de</strong>r belgische Lieferant war, <strong>und</strong> zu welchem Ergebnis<br />

die Dienstreise <strong>de</strong>s Generaldirektors <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH, Erhard Wiechert alias IMS „Wolfgang Wagner",<br />

im Dezember 1983 in <strong>de</strong>n Iran diesbezüglich<br />

führte (Dokument-Nr. 285).<br />

Im Dezember 1983 wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n Revolutionsgar<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Vertrag Nr. 0042 über die Lieferung von 150.000<br />

Stück österreichischer Werfergranaten <strong>de</strong>s Produzenten<br />

Hirtenberger abgeschlossen (Dokument-Nr. 285).<br />

Zur Realisierung <strong>de</strong>s Vertrages wur<strong>de</strong> erstmals <strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland wohnen<strong>de</strong> iranische<br />

Vermittler Hossein Alimoradian eingeschaltet<br />

(Dokument-Nr. 286-288), <strong>de</strong>r für seine Bemühungen<br />

fünf Prozent <strong>de</strong>s Vertragswertes von 8,9 Mio. USD als<br />

Provision bezog (Dokument-Nr. 289-290). Seit <strong>de</strong>m<br />

Frühjahr 1984 diente Hossein Alimoradian <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH sowohl beim Kauf von Waffen <strong>und</strong> Munition<br />

als auch beim Verkauf von LKW in <strong>de</strong>n Iran als Vermittler.<br />

Seine Provisionshöhe betrug später zehn Prozent<br />

<strong>de</strong>s Verkaufswertes. Aus seinen beträchlichen<br />

Provisionseinnahmen zahlte Alimoradian im Iran erhebliche<br />

Unterprovisionen <strong>und</strong> Schmiergel<strong>de</strong>r in ein<br />

ausdifferenziertes Netz von Zuwendungsempfängern<br />

aus politisch-klerikalen <strong>und</strong> militärischen Kreisen.<br />

Die IMES GmbH unterzeichnete am 2. März 1987 <strong>de</strong>n<br />

Vertrag Nummer 29/299, in <strong>de</strong>m sie sich gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Iran verpflichtete, 40.000 Stück 122 mm Raketen<br />

für <strong>de</strong>n Raketenwerfer BM-21 zu liefern (Dokument-<br />

Nr. 291). Lieferant <strong>de</strong>r IMES GmbH war <strong>de</strong>r CSSR-<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsbetrieb Omnipol (Vertrags-Nr. 21-6-<br />

2101) (Dokument-Nr. 292), <strong>de</strong>m es durch das tschechoslowakische<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsministerium untersagt<br />

war, Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte mit <strong>de</strong>m Iran zu tätigen.<br />

Die Verschiffung erfolgte im iranischen Auftrag mit<br />

<strong>de</strong>m unter griechischer Flagge fahren<strong>de</strong>n Motorschiff<br />

Atlas im Juni 1987 über <strong>de</strong>n Rostocker Hafen (Dokument-Nr.<br />

293).<br />

Am 18. Mai 1988 wur<strong>de</strong> in Teheran ein Vertrag über<br />

die Lieferung von 30.000 Stück 122 mm Raketen aus<br />

DDR-Bestän<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Revolutionsgar<strong>de</strong>n geschlossen (Dokument-Nr.<br />

294). Die Auslieferung <strong>de</strong>r Raketen erfolgte<br />

am 19. Oktober 1988 mit <strong>de</strong>r MS Avanti (Dokument-Nr.<br />

295), ohne daß eine Zahlungsgarantie eingegangen<br />

war. Die ungesicherte Auslieferung erfolgte,<br />

um Tatsachen zu schaffen, weil man im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s sich abzeichnen<strong>de</strong>n<br />

iranisch-irakischen Waffenstillstan<strong>de</strong>s<br />

befürchtete, daß sich <strong>de</strong>r Druck zu Waffenkäufen auf<br />

iranischer Seite verringern, bzw. sie zukünftig erleichterte<br />

Bezugsmöglichkeiten fabrikneuer Waffentechnik<br />

haben wür<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 296).<br />

In <strong>de</strong>n Jahren 1988/89 erfolgte die Hauptinstandsetzung<br />

von 50 kriegsbeschädigten Kampfpanzern T 54,<br />

T 55 <strong>und</strong> T 55 A zu einem Vertragswert von 16,8 Mio.<br />

VM im Reparaturwerk Neubran<strong>de</strong>nburg (Dokument-<br />

Nr. 297-298). Die Auslieferung von zwölf Kampfflugzeugen<br />

MiG-21 PFM <strong>und</strong> vier Trainingsflugzeugen<br />

MiG-21 U aus <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r NVA, die mit <strong>de</strong>m<br />

Ministerium für Revolutionsgar<strong>de</strong>n im Dezember<br />

1988 vereinbart wor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> durch die Intervention<br />

<strong>de</strong>s Militäroberstaatsanwalts <strong>de</strong>r DDR infolge<br />

<strong>de</strong>r Ereignisse um das Lager Kavelstorf <strong>und</strong> <strong>de</strong>r inter-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

nationalen <strong>Bericht</strong>erstattung über die Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH nicht mehr vollständig<br />

realisiert (Dokument-Nr. 299-301) .<br />

Durch die Arbeitsgruppe 10 <strong>und</strong> die IMES GmbH<br />

wur<strong>de</strong>n Rüstungsgeschäfte im Zeitraum 1980 bis 1989<br />

im Wert von über 500 Mio. USD mit <strong>de</strong>m Iran realisiert.<br />

Darunter befan<strong>de</strong>n sich:<br />

- 260.000 Sturmgewehre AKM<br />

- 300 Mio. Schuß Schützenwaffenmuniton<br />

- 3.000 Maschinengewehre<br />

- 11.000 Panzerbüchsen<br />

- 144.000 Stück Munition für Panzerbüchsen<br />

- 800.000 Handgranaten<br />

- 490.000 Werfergranaten<br />

- 200.000 Nebelwurfkörper<br />

- 11.048 militärisch genutzte LKW.<br />

Ferner wur<strong>de</strong>n große Mengen Pulver <strong>und</strong> Sprengstoffe<br />

von westlichen Produzenten für <strong>de</strong>n Iran beschafft<br />

(Dokument-Nr. 299).<br />

Der Iran war damit Hauptvertragspartner <strong>de</strong>r vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung durchgeführten<br />

Waffengeschäfte. Durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

ist nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n, daß die Bemühungen <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH, <strong>de</strong>m Iran schweres Kriegsgerät wie<br />

Kampfpanzer T 72, T 55 <strong>und</strong> Schützenpanzerwagen<br />

BMP-1 aus <strong>de</strong>r CSSR <strong>und</strong> aus Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r NVA zu<br />

liefern, zu einer Verwirklichung führten (Dokument-<br />

Nr. 302-304). Ebenso ist durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung Bereitschaft zeigte,<br />

„Spezialchemikalien" zur Herstellung chemischer<br />

Kampfstoffe - wie durch die iranische Seite im März<br />

1988 nachgefragt - zu liefern (Dokument-Nr. 305).<br />

Der Zeuge Dr. Schalck-Golodkowski hat in seiner<br />

Vernehmung am 30. Juni 1993 vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bestritten, Kenntnisse über etwaige<br />

Chemikalienlieferungen dieser A rt zu haben (144. Sitzung,<br />

Protokoll Seite 159).<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>m Irak<br />

Entgegen <strong>de</strong>r getroffenen Län<strong>de</strong>rabsprache, die mit<br />

<strong>de</strong>m <strong>de</strong>m Bereich Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l unterstellten AHB ITA getroffen<br />

war, nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r AHB ITA ausschließlich für<br />

<strong>de</strong>n Irak, die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zugehörige IMES GmbH ausschließlich für <strong>de</strong>n<br />

Iran im Bereich <strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte zuständig<br />

war, beabsichtigte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bereits im Mai 1982, auch im Irak tätig zu<br />

wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 306-307).<br />

Mit Schreiben vom 3. September 1982 übersandte <strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik, Dieter Uhlig, in<br />

Vertretung Dr. Schalck-Golodkowskis eine Information<br />

an <strong>de</strong>n Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke,<br />

die die Stellungnahme <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zu einem geplanten Raketenexport in <strong>de</strong>n<br />

Irak beinhaltete (Dokument-Nr. 308). Laut dieser Information<br />

hatte das Ministerium für Nationale Verteidi<br />

-gung <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>m irakischen Verteidigungsministerium<br />

einen Exportvertrag über die Lieferung von<br />

- vier taktischen Startrampen Luna M,<br />

- 24 Raketen Luna M,<br />

- vier Transportla<strong>de</strong>fahrzeuge 9 T 29 für Luna M<br />

abgeschlossen. Irakischen Offizieren war bei <strong>de</strong>r Inspektion<br />

<strong>de</strong>r Raketen in <strong>de</strong>r DDR aufgefallen, daß<br />

diese sich von <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r UdSSR an <strong>de</strong>n Irak gelieferten<br />

Raketen gleichen Typs unterschie<strong>de</strong>n. Die DDR<br />

nahm daraufhin an, daß die UdSSR an <strong>de</strong>n Irak Luna<br />

M-Raketen geliefert hatte, die lediglich konventionell<br />

bestückbar waren, während die an die DDR gelieferten<br />

<strong>und</strong> an <strong>de</strong>n Irak weite rverkauften Raketen auch<br />

für atomare <strong>und</strong> chemische Sprengköpfe geeignet<br />

waren.<br />

In <strong>de</strong>r Information Dieter Uhligs vom 3. September<br />

1982 heißt es weiter: „Vom Minister für Nationale<br />

Verteidigung wur<strong>de</strong> zu diesem Tatbestand eine Information<br />

ausgearbeitet <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Generalsekretär <strong>de</strong>s<br />

ZK <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Staatsrates vorgelegt.<br />

Eine Entscheidung über die Durchführung dieses<br />

Exports soll am 7.9.1982 getroffen wer<strong>de</strong>n. "<br />

In seiner Stellungnahme zu <strong>de</strong>r in Frage stehen<strong>de</strong>n<br />

Realisierung <strong>de</strong>s Exportvertrags führte Dieter Uhlig<br />

aus:<br />

„Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Angebotes <strong>de</strong>s Ministers<br />

für Nationale Verteidigung wur<strong>de</strong>n Vertragsverhandlungen<br />

geführt <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Exportvertrag abgeschlossen.<br />

Die irakische Seite hat das vereinbarte Akkreditiv<br />

zur Zahlung bei <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

Berlin (Ost) eröffnet. Die Nichtrealisierung <strong>de</strong>s Vertrages<br />

durch die DDR führt zu einem ein<strong>de</strong>utigen<br />

Vertragsbruch <strong>und</strong> zur Verärgerung <strong>de</strong>s Partners.<br />

Mit einem Einspruch auf politischer Ebene muß gerechnet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>m Partner bestehen gegenwärtig Verträge in<br />

Höhe von r<strong>und</strong> 50 Mio. VM zur Erfüllung <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>raufgabe<br />

<strong>und</strong> für über 100 Mio. VM im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

normalen Planexports militärischer Erzeugnisse. "<br />

Der Untersuchungsausschuß hat aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Fehlens<br />

weiteren Dokumentenmaterials nicht festgestellen<br />

können, ob dieser Raketenexportvertrag tatsächlich<br />

realisiert wor<strong>de</strong>n ist, <strong>und</strong> inwieweit <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung über seine Stellungnahme<br />

hinaus in diesen Vorgang involviert war. Der<br />

Zeuge Dr. Schalck-Golodkowski hat in seiner Vernehmung<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß am 30.<br />

Juni 1993 hierzu ausgeführt, daß er sich an diesen<br />

Vorgang nicht erinnern könne. In seiner Vernehmung<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß am 2. <strong>und</strong> 3. Dezember<br />

1993 hat er hierzu ausgesagt, daß er in einer<br />

zwischenzeitlich mit Dieter Uhlig geführten Rücksprache<br />

die Information erhalten habe, daß <strong>de</strong>r Export<br />

<strong>de</strong>r Luna M-Raketen nicht stattgef<strong>und</strong>en habe. Der<br />

Zeuge Dieter Uhlig ist in seinen Vernehmungen vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß aufgr<strong>und</strong> seiner umfassen<strong>de</strong>n<br />

Inanspruchnahme seines Auskunftsverweigerungsrechtes<br />

gem. § 55 StPO nicht zu diesem Geschäft<br />

befragt wor<strong>de</strong>n.


Am 6. November 1985 führte <strong>de</strong>r IMES-Mitarbeiter<br />

Helmut Koschitzke eine Dienstreise zum Prager Waf-<br />

fenhan<strong>de</strong>lsbetrieb Omnipol durch. Ziel <strong>de</strong>r mit Omni<br />

pol geführten Verhandlungen war u.a. die Einholung<br />

eines offiziellen Angebots zur Lieferung von zwölf T<br />

72 Kampfpanzern an die IMES GmbH. Omnipol erklärte<br />

die gr<strong>und</strong>sätzliche Lieferbereitschaft vorbehaltlich<br />

<strong>de</strong>r Genehmigung <strong>de</strong>s tschechoslowakischen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsministeriums.<br />

Omnipol beabsichtigte zu diesem Zeitpunkt, <strong>de</strong>m philippinischen<br />

Unternehmen Meteor International 2.000<br />

AKM (Kalaschnikow) <strong>und</strong> zwei Mio. Schuß dazugehöriger<br />

Munition M 43 zur Ausrüstung <strong>de</strong>r philippinischen<br />

Präsi<strong>de</strong>ntengar<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ferdinand Marcos zu liefern.<br />

Da es Omnipol durch die Regierung <strong>de</strong>r CSSR untersagt<br />

war, an die Philippinen zu liefern, wur<strong>de</strong> die<br />

IMES GmbH gebeten, als Vertragspartner für diese<br />

CSSR-Produkte aufzutreten <strong>und</strong> sie über <strong>de</strong>n Rostokker<br />

Hafen auszuliefern. Am 7. November 1985 wur<strong>de</strong><br />

durch die IMES GmbH ein Antrag auf Geschäftsgenehmigung<br />

hinsichtlich dieses ver<strong>de</strong>ckten Omnipol-Verkaufes<br />

gestellt (Dokument-Nr. 309-310). Die Zeugen<br />

Helmut Koschitzke, Günter Sandring <strong>und</strong> Hanno<br />

Schütte haben in ihren Vernehmungen vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

erklärt, sich nicht an eine <strong>de</strong>ra rtige<br />

Geschäftskonstruktion mit <strong>de</strong>m philippinischen Unternehmen<br />

erinnern zu können. Durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

sind keine Dokumente gesichtet wor<strong>de</strong>n,<br />

die eine tatsächliche Auslieferung an das philippinische<br />

Unternehmen Meteor International verifizieren.<br />

Die zwölf T 72 Kampfpanzer wur<strong>de</strong>n von Omnipol an<br />

die IMES GmbH geliefert, nach<strong>de</strong>m sich die IMES<br />

GmbH gegenüber <strong>de</strong>m tschechoslowakischen Lief eranten<br />

in einer Reexportverbotsklausel dazu verpflichtet<br />

hatte, die Panzer, mit Ausnahme <strong>de</strong>s Iraks, nicht an<br />

Dritte weiterzuveräußern (Dokument-Nr. 311). Die<br />

Panzer wur<strong>de</strong>n durch die IMES GmbH an <strong>de</strong>n isländischen<br />

Waffenhändler Loftur Johannesson, Unternehmen<br />

Techaid, London, unter Vorlage eines irakischen<br />

Endusercertificates weiterveräußert. Vom Verla<strong>de</strong>hafen<br />

Rostock erfolgte <strong>de</strong>r Transport zum saudiarabischen<br />

Hafen Yanbu im Januar 1987 mit <strong>de</strong>r MS Beerburg.<br />

Transportbegleiter war <strong>de</strong>r IMES-Mitarbeiter<br />

Günter Sandring, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Anlandung <strong>de</strong>r Panzer<br />

in die Schweiz flog, um die zahlungsauslösen<strong>de</strong>n Dokumente<br />

bei <strong>de</strong>r Bank Cantra<strong>de</strong> AG, Zü rich, einzureichen<br />

(Dokument-Nr. 312-313). In <strong>de</strong>n Buchungsbelegen<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG über <strong>de</strong>n Zahlungseingang<br />

<strong>de</strong>s Kaufpreises in Höhe von 25.901.379<br />

USD erscheint als Auftraggeber nicht <strong>de</strong>r IMES-Vertragspartner,<br />

das UnternehmenTechaidbzw. LofturJohannesson,<br />

son<strong>de</strong>rn das Unternehmen Danu Trading<br />

Corporation (Dokument-Nr. 314-315). Nach Aussage<br />

von Dieter Uhlig vor <strong>de</strong>m Militäroberstaatsanwalt <strong>de</strong>r<br />

DDR soll die Danu Trading Corporation (Sitz: Großbritannien)<br />

ihrerseits im Auftrag <strong>de</strong>s Scheichtums Katar<br />

die Bezahlung vorgenommen haben. Der Finanzier soll<br />

nach dieser Aussage die Kampfpanzer <strong>de</strong>m Irak zur Unterstützung<br />

in seinem Krieg gegen <strong>de</strong>n Iran überlassen<br />

haben. Der Untersuchungsausschuß hat <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

Endverbleib <strong>de</strong>r zwölf T 72 Kampfpanzer im Irak<br />

nicht mit letzter Sicherheit feststellen können.<br />

Auch die Mitarbeiter <strong>de</strong>r IMES GmbH waren sich<br />

während <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>r Geschäftsrealisierung über<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>n wahren Verbleib nicht sicher. In seinem <strong>Bericht</strong><br />

an die AG BKK vom 6. Juni 1988 äußerte <strong>de</strong>r IM „Fel ix<br />

Wronjew" (IMES-Mitarbeiter Fritz Waldhauer) die<br />

Vermutung, daß sich die Panzer nicht in einem arabischen<br />

Staat befän<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n USA zu Erprobungszwecken<br />

zur Verfügung stän<strong>de</strong>n (Dokument-<br />

Nr. 316). Der IMES-Mitarbeiter Günter Sandring hat<br />

in seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ausgesagt, er könne nicht mit Sicherheit sagen,<br />

ob das Material im Irak o<strong>de</strong>r im Scheichtum Katar verblieben<br />

sei. Der IMES-Mitarbeiter Hanno Schütte hat<br />

als Zeuge vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß geäußert:<br />

„Und nach unserer Auffassung sind die 12 T 72 - das<br />

waren ja nicht Schützenpanzerwagen, waren Gefechtspanzer<br />

-, sind die geliefert wor<strong>de</strong>n, an die Iraker<br />

als Geschenk vom, vom, vom Oberhaupt in Katar."<br />

Im November 1987 fand eine erste Verhandlung zwischen<br />

<strong>de</strong>n Direktoren <strong>de</strong>s in Amman (Jordanien) ansässigen<br />

<strong>und</strong> als Beschaffungsunternehmen für das<br />

irakische Verteidigungsministerium tätigen Unternehmens<br />

AWS & S, Nabil J. Fakhoury <strong>und</strong> Hisham<br />

S. Oulabi, <strong>und</strong> <strong>de</strong>m IMES-Mitarbeiter Hanno Schütte<br />

im IHZ-Büro <strong>de</strong>r Eurocom (Inhaber: Werner Kobbe)<br />

statt. Das Gespräch, das im Beisein <strong>de</strong>r West<strong>de</strong>utschen<br />

Werner Kobbe <strong>und</strong> Reiner Königshofen (Königshofen<br />

hatte <strong>de</strong>n Kontakt zwischen <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

AWS & S <strong>und</strong> Eurocom hergestellt) stattfand,<br />

hatte <strong>de</strong>n beabsichtigten Kauf von:<br />

- vier Mio. Stück Initialzün<strong>de</strong>r für 60 mm Werfergranaten<br />

- eine Mio. Stück Initialzün<strong>de</strong>r für 82 mm Werfergranaten<br />

- 0,3 Mio. Stück Initialzün<strong>de</strong>r für 120 mm Werfergra-<br />

-<br />

naten<br />

durch AWS & S von <strong>de</strong>r IMES GmbH zum Inhalt (Dokument-Nr.<br />

317). Am 15. Juni 1988 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vertrag<br />

Nr. 88057 über die Lieferung von vier Mio. Initialzün<strong>de</strong>rn<br />

für 60 mm Granaten geschlossen (Dokument-Nr.<br />

318). Mit <strong>de</strong>m Hersteller <strong>de</strong>r neu zu produzieren<strong>de</strong>n<br />

Ware (<strong>de</strong>m VEB Sprengstoffwerk Schönebeck) schloß<br />

die IMES GmbH eine entsprechen<strong>de</strong> Industrievereinbarung<br />

ab (Dokument-Nr. 319). Der Produzent bezog<br />

seinerseits über die IMES GmbH das notwendige Nitroglyzerinpulver<br />

von <strong>de</strong>m Fe<strong>de</strong>ral Directorate of Supply<br />

and Procurement, Belgrad, sowie Schwarzpulver<br />

aus Ungarn (Dokument-Nr. 320-324). Die Zün<strong>de</strong>r<br />

wur<strong>de</strong>n 1988 in mehreren Teillieferungen per Luftfracht<br />

nach Bagdad geliefert. Der Kaufpreis betrug für<br />

die Iraker 7,96 Mio. USD, für die Firma AWS & S waren<br />

davon 18% <strong>und</strong> an Werner Kobbe 120.000 USD als<br />

Provision abzuführen. An <strong>de</strong>n VEB Sprengstoffwerk<br />

Schönebeck wur<strong>de</strong>n 4,4 Mio. USD abgeführt, so daß<br />

ca. zwei Mio. USD <strong>de</strong>r IMES GmbH als Gewinn zur<br />

Abführung an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

verblieben (Dokument-Nr. 323). Dieser Betrag<br />

wur<strong>de</strong> im März 1990 um einen Betrag von 480.000<br />

USD geschmälert, da die irakische Reklamation einer<br />

mit Fehlern behafteten Teillieferung von 300.000<br />

Stück durch <strong>de</strong>n Minister für Außenwirtschaft, Dr.<br />

Beil, anerkannt wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 325).<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l mit afrikanischen Staaten<br />

Der Hauptabsatzmarkt <strong>de</strong>r IMES GmbH in Afrika war<br />

Ägypten. Nur hier gab es über <strong>de</strong>n gesamten Zeit-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

raum <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit kontinuierliche Verhandlungen<br />

<strong>und</strong> Geschäftsabschlüsse. In <strong>de</strong>utlich geringerem<br />

Umfang <strong>und</strong> auch nur sporadisch erfolgten Lieferungen<br />

nach Uganda <strong>und</strong> Äthiopien, was vor allem in<br />

<strong>de</strong>r politischen Instabilität bzw. in <strong>de</strong>n Zahlungsschwierigkeiten<br />

dieser Län<strong>de</strong>r begrün<strong>de</strong>t lag. Dies<br />

galt auch für Simbabwe <strong>und</strong> Nigeria, wo zwar Verhandlungen<br />

stattfan<strong>de</strong>n, es aber zu keinerlei Geschäftsabschlüssen<br />

kam. In Mosambik, das kontinuierlich<br />

vom AHB Ingenieur-Technischer Außenhan<strong>de</strong>l<br />

(ITA) beliefert wur<strong>de</strong>, blieb die IMES GmbH ebenfalls<br />

erfolglos. Außer in Ägypten konnten letztlich nur in<br />

Botsuana ab 1987 erfolgversprechen<strong>de</strong> Kontakte aufgebaut<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Gewinn aus <strong>de</strong>n Ägypten-Geschäften betrug im<br />

Zeitraum von 1982 bis 1989 insgesamt ca. 45,4 Mio.<br />

VM <strong>und</strong> setzte sich vorwiegend aus Instandsetzungsleistungen<br />

<strong>und</strong> Ersatzteillieferungen für Flugzeuge<br />

<strong>de</strong>s Typs MiG 21, <strong>de</strong>r Lieferung von LKW <strong>de</strong>s Typs W<br />

50 <strong>und</strong> weiteren Ersatzteillieferungen sowie Knowhow-Transfer<br />

zur Wartung von militärischem Gerät<br />

sowjetischer Bauart zusammen. Die Vertragspartner<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH in Ägypten waren ausschließlich das<br />

Verteidigungsministerium <strong>und</strong> die Teilstreitkräfte,<br />

wobei ägyptische Vermittler gegen entsprechen<strong>de</strong><br />

Provisionszahlungen zum Einsatz kamen.<br />

Nach <strong>de</strong>m Putsch in Uganda 1985 begann die IMES<br />

GmbH Geschäftsverhandlungen mit <strong>de</strong>r neuen Regierung<br />

unter Präsi<strong>de</strong>nt Yoweri Kaguta Museveni. Als<br />

starke Konkurrenten traten auf <strong>de</strong>m ugandischen<br />

Markt jedoch die Volksrepublik China <strong>und</strong> die Volksrepublik<br />

Korea auf, die ebenfalls Lizenzproduktionen<br />

bzw. eigene Fortentwicklungen von Waffen sowjetischer<br />

Bauart anboten. So konnte die IMES GmbH in<br />

Uganda nur 1986 einen Gewinn von ca. 12,6 Mio. VM<br />

durch <strong>de</strong>n Verkauf von Schützenwaffen, Munition,<br />

Uniformen <strong>und</strong> Ausrüstungsgegenstän<strong>de</strong>n erzielen.<br />

In <strong>de</strong>n Folgejahren bis 1989 waren es zusammen nur<br />

noch ca. vier Mio. VM für die Lieferung von LKW, Ersatzteilen<br />

sowie Funk- <strong>und</strong> Peiltechnik.<br />

In Äthiopien kam es nur 1988 auf beson<strong>de</strong>re Veranlassung<br />

Erich Honeckers zu einer Waffenlieferung<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung. Der<br />

äthiopische Diktator Mengistu hatte am 29. März<br />

1988 in einem persönlich an Honecker gerichteten<br />

Schreiben um kurzfristige Militärhilfe für die Ausrüstung<br />

einer neugeschaffenen Volksmiliz gebeten.<br />

Diese sollte verstärkt gegen die Befreiungsbewegung<br />

in Eritrea vorgehen. Daraufhin verfügte Honecker<br />

noch am gleichen Tag erste Waffenlieferungen mit<br />

Hilfe von Son<strong>de</strong>rflugzeugen. Die weiteren Lieferungen<br />

erfolgten per Schiff. Die gesamte Koordination<br />

wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

durchgeführt, vor Ort in Äthiopien durch <strong>de</strong>n<br />

Son<strong>de</strong>rbeauftragten <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Hans Kopmann alias IM<br />

„Hans", <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r DDR durch eine speziell eingerichtete<br />

Arbeitsgruppe. Die gelieferten Rüstungsgüter<br />

stammten aus <strong>de</strong>m für <strong>de</strong>n Export durch die IMES<br />

GmbH vorgesehenen Materialbestand <strong>und</strong> hatten einen<br />

Gegenwert von ca. 6,1 Mio. VM.<br />

Ab 1987 war Botsuana <strong>de</strong>r erfolgversprechendste Absatzmarkt<br />

für die IMES GmbH in Af rika. Endabnehmer<br />

waren ausschließlich die Streitkräfte (Botsuana<br />

Defence Force, BDF). Die Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH wur<strong>de</strong> durch eine beson<strong>de</strong>re personelle<br />

Konstellation erheblich begünstigt. Alle Geschäfte<br />

wur<strong>de</strong>n über die Brü<strong>de</strong>r Tony <strong>und</strong> Sereze Khama als<br />

Vermittler getätigt, die mit ihrem Unternehmen Seleka<br />

Springs Ltd. die Beschaffungsaufträge <strong>de</strong>r Streitkräfte<br />

ausführten. Ein weiterer Bru<strong>de</strong>r, Ien Khama,<br />

war zunächst <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Komman<strong>de</strong>ur, dann<br />

<strong>de</strong>r Komman<strong>de</strong>ur <strong>de</strong>r Streitkräfte. Die Brü<strong>de</strong>r Toni<br />

<strong>und</strong> Sereze Khama erhielten bei allen Vertragsabschlüssen<br />

mit <strong>de</strong>r IMES GmbH eine Provision von zunächst<br />

fünf Prozent, dann acht Prozent (bei einigen<br />

Geschäften zehn Prozent) <strong>de</strong>s jeweiligen Geschäftsvolumens.<br />

Anfangs wur<strong>de</strong>n vor allem Handfeuerwaffen<br />

AKM <strong>und</strong> die dazugehörige Munition, Panzerfäuste<br />

RPG-7 <strong>und</strong> Flugabwehrraketen Strela 2 M geliefert.<br />

Sehr schnell wur<strong>de</strong> die IMES GmbH jedoch zum<br />

exklusiven Lieferanten für Waffen östlicher Herkunft<br />

<strong>und</strong> die BDF äußerte auch Bedarfswünsche nach größerem<br />

Gerät wie Panzer T 55, Schützen- <strong>und</strong> Spähpanzer<br />

BMP-1 <strong>und</strong> BTR-70 sowie Kampfflugzeuge<br />

MiG 21 <strong>und</strong> 23. Sogar die Beschaffung westlicher<br />

Wehrtechnik sollte schließlich durch die IMES GmbH<br />

getätigt wer<strong>de</strong>n, wozu diese auch Verhandlungen mit<br />

<strong>de</strong>m in Belgien ansässigen Waffenhändler Karl-Heinz<br />

Schulz führte. Bei<strong>de</strong>s konnte jedoch bis zum Beschluß<br />

<strong>de</strong>r DDR-Regierung, im Januar 1990 <strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

einzustellen, nicht mehr realisiert wer<strong>de</strong>n. Insgesamt<br />

erzielte die IMES GmbH zwischen Juni 1987 <strong>und</strong><br />

September 1989 in Botsuana einen Gewinn von ca.<br />

2,2 Mio. VM.<br />

Beziehungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zum LONRHO-Konzern<br />

Der Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, Dieter Uhlig, war neben<br />

seiner Verantwortung für <strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s<br />

Bereichs vor allem zuständig für die wirtschaftlichen<br />

Beziehungen zu afrikanischen Län<strong>de</strong>rn. Im Rahmen<br />

dieser Zuständigkeiten hielt er sich vorn 13. Januar<br />

1986 bis 16. Januar 1986 zu Verhandlungen mit <strong>de</strong>m<br />

Mischkonzern LONRHO in London auf, mit <strong>de</strong>m Ziel,<br />

festzustellen, wie die DDR die Han<strong>de</strong>lsbeziehungen<br />

zu bestimmten afrikanischen Län<strong>de</strong>rn ausbauen<br />

könnte. Der LONRHO-Konzern war hierbei als Gesprächspartner<br />

in beson<strong>de</strong>rem Maße geeignet, da<br />

diese Unternehmensgruppe in Afrika intensive geschäftliche<br />

Aktivitäten auf <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten wirtschaftlichen<br />

Gebieten <strong>und</strong> in mehreren Län<strong>de</strong>rn verfolgte<br />

(Dokument-Nr. 326).<br />

So war <strong>de</strong>r LONRHO-Konzern an Landwirtschaftsbetrieben,<br />

Investitions- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaften,<br />

Han<strong>de</strong>lshäusern, Baugesellschaften <strong>und</strong> Brauereien<br />

beteiligt <strong>und</strong> spielte eine hervorgehobene Rolle<br />

bei <strong>de</strong>r Rohstoffgewinnung (Gold, Kupfer, Platin,<br />

Kohle), beim Maschinenbau <strong>und</strong> diversen Montageproduktionen.<br />

Der Profit <strong>de</strong>s Mischkonzerns wur<strong>de</strong> zu 53% in Afrika<br />

erwirtschaftet.<br />

Diese weitreichen<strong>de</strong>n Beziehungen ergaben sich zu<br />

einem großen Teil aus <strong>de</strong>n hervorragen<strong>de</strong>n Kontakten<br />

<strong>de</strong>s Chefs <strong>de</strong>s Konzerns, Tiny Rowland, zu führen<strong>de</strong>n<br />

Politikern Afrikas. Zu <strong>de</strong>n Staatspräsi<strong>de</strong>nten Mugabe


(Simbabwe), Paul V. Obeng (Ghana) <strong>und</strong> Arap Moi<br />

(Kenia) hatte er direkten persönlichen Zugang.<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses machen<br />

<strong>de</strong>utlich, daß sich Dieter Uhlig bei seiner Mission in<br />

<strong>de</strong>r britischen Hauptstadt im Januar 1986 diesen sehr<br />

weitgefächerten Einfluß zunutze machen wollte.<br />

Auch LONRHO seinerseits hatte ein Interesse an <strong>de</strong>m<br />

streng geheimen Treffen.<br />

Der Konzern war an <strong>de</strong>r Nutzung angolanischer Ölquellen<br />

interessiert. Das damals noch streng sozialistische<br />

Land verwehrte <strong>de</strong>m britischen Konzern jedoch<br />

<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Zutritt. LONRHO hoffte nun seinerseits<br />

auf eine Vermittlung durch die DDR. Aufgr<strong>und</strong><br />

korrespondieren<strong>de</strong>r Interessen wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n<br />

Verhandlungen umfangreiche Absprachen zu bei<strong>de</strong>rseitigem<br />

Nutzen getroffen, die einen Großteil <strong>de</strong>s afrikanischen<br />

Kontinents umspannten.<br />

In Bezug auf das LONRHO-Interessengebiet Angola<br />

wur<strong>de</strong> in Erwägung gezogen, sich gemeinsam an <strong>de</strong>n<br />

angolanischen Erdölvorkommen in Cabinda zu beteiligen,<br />

um so <strong>de</strong>m LONRHO-Konzern <strong>de</strong>n Zugang zu<br />

diesen Rohstoffquellen zu ermöglichen. Durch eine<br />

Beteiligung <strong>de</strong>s LONRHO-Konzerns an <strong>de</strong>r angolanischen<br />

Lusolanda-Gruppe, die unter an<strong>de</strong>rem auch die<br />

Fahrzeughersteller Peugeot <strong>und</strong> Massey Ferguson<br />

vertrat, sollte die DDR einen geeigneten Absatzmarkt<br />

für LKW W 50 fin<strong>de</strong>n.<br />

Auch hinsichtlich Mosambik fan<strong>de</strong>n Dieter Uhlig <strong>und</strong><br />

Tiny Rowland gemeinsame Interessen. Der LON-<br />

RHO-Konzern hatte vor, in das lukrative Kohleprojekt<br />

Moatize einzusteigen <strong>und</strong> wollte hierfür die exzellenten<br />

Kontakte <strong>de</strong>r DDR, die zusammen mit <strong>de</strong>r UdSSR<br />

dieses Projekt betrieb, für sich nutzen. Als Gegenleistung<br />

sollten Produkte einer Konservenfabrik in<br />

Chokwe, die LONRHO wie<strong>de</strong>r reaktivieren wollte, zu<br />

günstigsten Preisen an die DDR verkauft wer<strong>de</strong>n. Kapital<br />

wollte Dieter Uhlig auch aus <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Luxushotels Polana <strong>und</strong> Don Carlos seitens<br />

<strong>de</strong>s LONRHO-Konzerns schlagen. Die DDR sollte die<br />

Ausstattung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Hotels übernehmen.<br />

Die DDR beabsichtigte, auch für ihre Interessen in<br />

Simbabwe aus <strong>de</strong>m Treffen in London materiellen<br />

Nutzen zu ziehen. Bisher hatte sie vergeblich versucht,<br />

dort ihren LKW <strong>de</strong>s Typs W 50 zu vertreiben.<br />

Durch die hervorragen<strong>de</strong>n Beziehungen Tiny Rowlands<br />

zur dortigen Staatsspitze konnte zügig Kontakt<br />

zum Oberkommandieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Armee in Simbabwe<br />

hergestellt wer<strong>de</strong>n. Dieser traf bereits Anfang Februar<br />

1986 in Berlin (Ost) zu entsprechen<strong>de</strong>n Verhandlungen<br />

ein. Geschäftsrealisierungen sind durch <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsausschuß nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n.<br />

Dem „Do ut <strong>de</strong>s„-Prinzip folgend, erklärte die DDR-<br />

Seite ihre Bereitschaft über ein gemeinsames Landwirtschaftsprojekt<br />

mit LONRHO in Ghana, <strong>de</strong>m<br />

Mischkonzern <strong>de</strong>n Ausbau seiner geschäftlichen Basis<br />

in Ghana zu ermöglichen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n beabsichtigten<br />

Einstieg in die staatlichen Goldbergwerke zu erleichtern.<br />

Schließlich wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>m Treffen gemeinsame Ge-<br />

schäfte in Kenia vereinbart. Der Mischkonzern war<br />

dort Besitzer <strong>de</strong>r „Kenya Shipping Lines". Tiny Row-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

land machte Dieter Uhlig Hoffnung, daß er zwei neue<br />

Containerschiffe in Rostock bauen lassen könnte.<br />

Auf persönliche Vermittlung Tiny Rowlands traf Dieter<br />

Uhlig noch während seines Aufenthaltes in <strong>de</strong>r britischen<br />

Hauptstadt mit <strong>de</strong>m Waffenhändler Adnan<br />

Kashogy zusammen. Der arabische Millionär verfügte<br />

über ausgezeichnete Kontakte in <strong>de</strong>n Nahen Osten,<br />

vor allen Dingen zum saudischen Königshaus. In <strong>de</strong>m<br />

Gespräch stellte Kashogy in Aussicht, die Organisierung<br />

von Projektfinanzierungen zu übernehmen,<br />

wenn eine 15%ige Provision für ihn abfiele. Der Gesprächsverlauf<br />

war so positiv, daß spontan ein Termin<br />

für einen Besuch Kashogys in Berlin (Ost) ins Auge<br />

gefaßt wur<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>m noch zu konkretisieren<strong>de</strong> Vereinbarungen<br />

vertraglich fixiert wer<strong>de</strong>n sollten. In<br />

<strong>de</strong>m Gespräch in London ging es vor allen Dingen um<br />

die Lieferung von 400.000 Kalaschnikows <strong>und</strong> Uniformen,<br />

die angeblich für Jordanien bestimmt waren.<br />

Letztlich stellte Tiny Rowland noch eine Verbindung<br />

zu <strong>de</strong>m ägyptischen Politiker Dr. Ashraf Marwan her.<br />

In <strong>de</strong>m Gespräch zwischen Marwan <strong>und</strong> Dieter Uhlig<br />

wur<strong>de</strong> in Erwägung gezogen, ihn auf Honorar- <strong>und</strong><br />

Provisionsbasis für die Beschaffung einiger wichtiger<br />

Aufträge in Ägypten o<strong>de</strong>r Libyen einzusetzen.<br />

Der Untersuchungsausschuß konnte die Beziehungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zum<br />

LONRHO-Konzern <strong>und</strong> zu einzelnen afrikanischen<br />

Staaten aus Zeitgrün<strong>de</strong>n, aber auch wegen <strong>de</strong>r nicht<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Aussagebereitschaft <strong>de</strong>s Zeugen Dieter<br />

Uhlig, nicht umfassen<strong>de</strong>r aufklären.<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l mit südamerikanischen Staaten<br />

In Südamerika versuchte die IMES GmbH über ihren<br />

Mitarbeiter im Han<strong>de</strong>lsbüro in Lima (Peru), Klaus<br />

Fiedler alias IMS „Frank Martin" , Waffenexportmärkte<br />

zu erobern. Der IMES GmbH gelang es aber<br />

nicht, stabile Lieferbeziehungen zu südamerikanischen<br />

Staaten herzustellen. Dies mißlang einerseits<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r pro-westlichen militärpolitischen Ausrichtung<br />

vieler südamerikanischer Regierungen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ren Bemühungen, eigene Militärindustrien aufzubauen<br />

(Brasilien <strong>und</strong> Argentinien). Zum an<strong>de</strong>ren waren<br />

Waffenexporten aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verschuldungssituation<br />

<strong>de</strong>r südamerikanischen Staaten von vornherein<br />

enge Grenzen gesetzt.<br />

Mit <strong>de</strong>m irischen Waffenhändler Francis Conlan (Dynawest,<br />

London), wur<strong>de</strong>n 1982 Verhandlungen geführt,<br />

die die Lieferung von 10.000 für Venezuela bestimmte<br />

AKM-S <strong>und</strong> 500 AKM-K (Kalaschnikow-Versionen)<br />

zum Inhalt hatten (Dokument-Nr. 327). Durch<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß ist nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n,<br />

ob die Ware zur Auslieferung gelangte. Geschäftskontakte,<br />

die <strong>de</strong>n Rüstungsexport nach Brasilien<br />

zum Ziel hatten, führten nach <strong>de</strong>n Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses nicht zum Vertragsabschluß.<br />

Am 28. April 1982 informierte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Dr. Günter Mittag über Wünsche <strong>de</strong>r argentinischen<br />

Regierung zum Import militärischer Erzeugnisse<br />

aus <strong>de</strong>r DDR. Dem Botschafter <strong>de</strong>r DDR in Argentinien<br />

war signalisiert wor<strong>de</strong>n, daß die argentinische<br />

Seite einen Beauftragten <strong>de</strong>s Heeres zu Verhandlun-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong><br />

gen in die DDR entsen<strong>de</strong>n wollte, weil sie befürchtete,<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Falkland-Konfliktes ihren Bedarf<br />

aus ihren traditionellen Lieferlän<strong>de</strong>rn nicht befriedigen<br />

zu können. Aus einem geheimen Telegramm <strong>de</strong>r<br />

DDR-Botschaft in Buenos Aires vom 26. April 1982<br />

geht hervor, daß die Führung <strong>de</strong>r Kommunistischen<br />

Partei Argentiniens die Waffenkaufabsichten <strong>de</strong>s argentinischen<br />

Präsi<strong>de</strong>nten Leopoldo Fortunato Galtieri<br />

unterstützte. Durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß ist<br />

nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n, ob aufgr<strong>und</strong> dieser Initiative<br />

<strong>de</strong>r argentinischen Regierung Rüstungslieferungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung nach<br />

Argentinien erfolgten (Dokument-Nr. 328). Mit <strong>de</strong>m<br />

argentinischen Unternehmen Soinco wur<strong>de</strong> 1988/89<br />

durch die IMES GmbH ein Vertrag über <strong>de</strong>n Technologietransfer<br />

für die Reparatur von Hubschraubertriebwerken<br />

realisiert (Dokument-Nr. 329-330).<br />

Im Jahr 1985 erfolgte die Wie<strong>de</strong>raufnahme von Verhandlungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>n peruanischen<br />

Streitkräften, in <strong>de</strong>nen es überwiegend<br />

um ein Projekt <strong>de</strong>s peruanischen Heeres ging, ein<br />

Panzerreparaturwerk mit einem Preisvolumen von<br />

ca. 25 Mio. USD zu errichten (Dokument-Nr. 331).<br />

Der IMES GmbH gelang es jedoch nicht, diesen<br />

Auftrag zu erhalten. Das peruanische Heer schloß<br />

mit <strong>de</strong>m argentinischen Unternehmen Tensa ab<br />

(Dokument-Nr. 332). Da Tensa nicht in <strong>de</strong>r Lage<br />

war, alle Lieferverpflichtungen für das Panzerreparaturwerk<br />

selbst zu erbringen, realisierte sie mit <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH die Zulieferung <strong>de</strong>s Know-hows für die<br />

Instandsetzung von Panzertechnik <strong>de</strong>r sozialistischen<br />

Län<strong>de</strong>r zum Preis von ca. drei Mio. USD (Dokument-Nr.<br />

333-335).<br />

Mit IM-<strong>Bericht</strong> vom 28. Juli 1988 berichtete „Wolfgang<br />

Wagner" (Erhard Wieche rt) über das Interesse<br />

<strong>de</strong>r peruanischen Seite am Bezug von Wieger 940-<br />

Sturmgewehren, einer damals in <strong>de</strong>r Realisierungsphase<br />

befindlichen Neuentwicklung <strong>de</strong>s Kombinats<br />

Spezialtechnik Dres<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m NATO-Kaliber 5,56<br />

mm. Gleichzeitig informierte er über <strong>de</strong>ren Bereitschaft,<br />

über Kooperationsleistungen <strong>de</strong>r IMES GmbH<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Umrüstung <strong>de</strong>r peruanischen<br />

Munitionsfabrik „Fame" auf die Produktion<br />

von 5,56 mm-Munition zu verhan<strong>de</strong>ln (Dokument-Nr.<br />

336). Die Unternehmen IMES <strong>und</strong> Ca rnet führten mit<br />

Heinz Trä<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Hirtenberger AG am 9. September<br />

1989 Verhandlungen u.a. hinsichtlich <strong>de</strong>r Zulieferung<br />

von Know-how, Halbfertigerzeugnissen <strong>und</strong> Anlagenteilen<br />

zur Produktion <strong>de</strong>r 5,56 mm-Munition in<br />

Peru (Dokument-Nr. 337). Der Untersuchungsausschuß<br />

hat weitere Realisierungshandlungen hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Umstellung <strong>de</strong>r Munitionsfabrik „Fame"<br />

nicht feststellen können. Hinsichtlich <strong>de</strong>s Verkaufs<br />

von Wieger 940-Sturmgewehren an das peruanische<br />

Heer stellte die IMES GmbH mit Datum vorn 7. August<br />

1989 einen Geschäftsgenehmigungsantrag, <strong>de</strong>r<br />

die beabsichtige Lieferung von 10.000 Stück Schützenwaffen<br />

diesen Typs beinhaltete (Dokument-Nr.<br />

338). Die IMES GmbH erhielt <strong>de</strong>n Zuschlag <strong>de</strong>r peruanischen<br />

Seite (Dokument-Nr. 339). Zu dieser ersten<br />

Auslieferung <strong>de</strong>r DDR-Eigenentwicklung kam es<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r DDR,<br />

<strong>de</strong>n Waffenexport in nichtsozialistische Staaten einzustellen,<br />

nicht mehr.<br />

d) Zusammenarbeit mit internationalen<br />

Waffenhändlern<br />

Karl-Heinz Pollmann, V. U.F.A. G., <strong>und</strong> die Affäre Pia<br />

Vesta<br />

Im Frühjahr 1985 übergab <strong>de</strong>r Inhaber <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Eurocom, Werner Kobbe, während eines Aufenthalts<br />

im Interhotel Neptun in Rostock-Warnemün<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>m ihm bekannten Hoteldirektor Klaus Wenzel<br />

eine Spezifikation militärischer Erzeugnisse. Er bat<br />

ihn zugleich, Kontakte zu Lieferanten militärischer<br />

Erzeugnisse in <strong>de</strong>r DDR zu vermitteln. Klaus Wenzel<br />

informierte <strong>de</strong>n stellvertreten<strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH empfahl, Werner Kobbe anzuhören. Ein<br />

erstes Direktgespräch fand am 26. April 1985 zwischen<br />

<strong>de</strong>m IMES-Mitarbeiter Günter Husemann <strong>und</strong><br />

Werner Kobbe im Palasthotel, Berlin (Ost), statt. Kobbe<br />

erklärte, er selbst wolle keine Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte<br />

tätigen, son<strong>de</strong>rn lediglich <strong>de</strong>n Kontakt zu seinem<br />

Fre<strong>und</strong> Karl-Heinz Pollmann herstellen, <strong>de</strong>r sich<br />

mit seinen Unternehmen Pinesa in Spanien <strong>und</strong><br />

V.U.F.A.G. in Genf seit Jahren im Waffenhan<strong>de</strong>l engagiere.<br />

Am 17. Juni 1985 fand ein Treffen zwischen<br />

<strong>de</strong>m Generaldirektor <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Mitarbeiter <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH, Erhard Wiechert <strong>und</strong> Hanno Schütte, sowie<br />

Karl-Heinz Pollmann <strong>und</strong> Werner Kobbe in <strong>de</strong>n Geschäftsräumen<br />

<strong>de</strong>r Firma V.U.F.A.G. in Mad rid statt.<br />

Pollmann erklärte, die V.U.F.A.G. mit Sitz in Madrid<br />

<strong>und</strong> Genf sei ein internationales Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen,<br />

das insbeson<strong>de</strong>re gute Geschäftsbeziehungen<br />

zum Irak <strong>und</strong> zu Libyen unterhalte.<br />

Mit Datum vom 11. September 1985 wur<strong>de</strong> ein erster<br />

Antrag auf Geschäftsgenehmigung zur Lieferung von<br />

30.000 Stück AKM (Kalaschnikow) <strong>und</strong> 25 Mio. Schuß<br />

M 43 an Pollmann gestellt. Das genehmigte Geschäft<br />

wur<strong>de</strong> nicht realisiert.<br />

Ein zweiter Geschäftsgenehmigungsantrag vom 20.<br />

Dezember 1985 wur<strong>de</strong> im Ergebnis einer Iran-Reise<br />

Erhard Wiecherts gestellt, ihm wur<strong>de</strong> durch zentrale<br />

Entscheidung stattgegeben. Der Antrag sah die Lieferung<br />

von 500 Bo<strong>de</strong>nluftraketen <strong>de</strong>s Typs Strela 2 M<br />

sowie von 4.000 Panzerabwehrlenkraketen Milan an<br />

<strong>de</strong>n Iran vor. Für die Strela 2 M-Raketen lag <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH ein Lieferangebot aus <strong>de</strong>r CSSR vor, die Beschaffung<br />

<strong>de</strong>r NATO-Raketen Milan sollte durch<br />

Karl-Heinz Pollmann erfolgen. Dieses Geschäft kam<br />

ebenfalls nicht zustan<strong>de</strong>.<br />

Am 16. <strong>und</strong> 17. Januar 1986 verhan<strong>de</strong>lten Karl-Heinz<br />

Pollmann <strong>und</strong> das weitere Mitglied <strong>de</strong>s Verwaltungsrates<br />

<strong>de</strong>r V.U.F.A.G., Raymond Sueur, in Berlin (Ost)<br />

mit IMES-Vertretern über die IMES-Lieferung von<br />

Militär-LKW Typ Robur, einschließlich Ersatzteilen,<br />

von AKM <strong>und</strong> RPG-18 (Panzerbüchsen). Pollmann<br />

legte bereits zum damaligen Zeitpunkt ein von <strong>de</strong>m<br />

Marineattaché an <strong>de</strong>r Peruanischen Botschaft in Washington<br />

unterzeichnetes Endusercertificate vor. Er<br />

erklärte zugleich, <strong>de</strong>r tatsächliche Empfänger <strong>de</strong>r Ware<br />

sei unbekannt, keinesfalls sei <strong>de</strong>r „Enduser" Peru.<br />

Am 29. Januar 1986 stellte die IMES GmbH einen Geschäftsgenehmigungsantrag<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>s vermeintlichen<br />

Peru-Geschäfts, <strong>de</strong>m stattgegeben wur<strong>de</strong>.<br />

Am 15. April 1986 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vertrag über die Lieferung<br />

von 32 Militär-LKW nebst Ersatzteilen, 1.440


RPG-18 <strong>und</strong> 1.500 AKM-S aus DDR-Produktion in<br />

Berlin (Ost) abgeschlossen (Dokument-Nr. 340-341).<br />

In Begleitung von Karl-Heinz Pollmann anläßlich dieses<br />

Vertragsabschlusses war neben Raymond Sueur<br />

auch ein Mann, <strong>de</strong>ssen neuer französischer Paß ihn<br />

als José Gomez, geboren am 13. März 1942, auswies.<br />

Gomez unterschrieb am 15. April 1986 eine Erklärung,<br />

daß er die Ware im Auftrag <strong>de</strong>r Sinato International<br />

Inc. inspiziert <strong>und</strong> für in Ordnung bef<strong>und</strong>en<br />

hatte, obwohl er das Material nicht gesehen hatte.<br />

Diese Bescheinigung wur<strong>de</strong> sodann von <strong>de</strong>m Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH, Erhard Wieche rt, mit Unterschrift<br />

<strong>und</strong> Firmenstempel bestätigt. Auf Wunsch<br />

Pollmanns wur<strong>de</strong> zugleich eine für ihn vorgefertigte<br />

Proforma-Rechnung dahingehend abgeän<strong>de</strong>rt, daß<br />

sie nur noch die Lieferung <strong>de</strong>r LKW mit Zubehör beinhaltete.<br />

Während <strong>de</strong>r Verhandlung erwähnte Pollmann<br />

mehrfach, daß ein französisches Unternehmen<br />

an dieser Geschäftskonstruktion beteiligt sei, das <strong>de</strong>n<br />

Hauptteil <strong>de</strong>r Lieferung von Waffen übernommen habe,<br />

<strong>de</strong>r Lieferanteil <strong>de</strong>r IMES GmbH mache <strong>de</strong>n kleineren<br />

Teil <strong>de</strong>r Gesamtkonstruktion aus.<br />

Die Verschiffung <strong>de</strong>s Materials erfolgte in <strong>de</strong>r Regie<br />

von Karl-Heinz Pollmann. Das dänische Motorschiff Pia<br />

Vesta wur<strong>de</strong> am 5. Mai 1986 in Rostock bela<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n<br />

Frachtdokumenten erschien das Unternehmen Marnix<br />

S.A. in Montevi<strong>de</strong>o (Uruguay) als Verschiffer, das das<br />

Unternehmen Sinato International Inc. als Empfänger<br />

<strong>de</strong>r Ware <strong>und</strong> als Entladungshafen Callao/Peru.<br />

Auf ihrer Route nach Südamerika machte die MS Pia<br />

Vesta noch in <strong>de</strong>n Häfen von Kiel <strong>und</strong> Plymouth fest.<br />

Durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß ist nicht festgestellt<br />

wor<strong>de</strong>n, zu welchem Zweck diese Häfen angelaufen<br />

wur<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> ob weitere Zwischenzielhäfen angesteuert<br />

wur<strong>de</strong>n. Am B. Juni 1986 kreuzte die MS Pia<br />

Vesta in peruanischen Hoheitsgewässern ca. 40 Seemeilen<br />

vor Callao. Das Schiff wur<strong>de</strong> angewiesen, die<br />

Hoheitsgewässer Perus zu verlassen, <strong>und</strong> nahm Kurs<br />

auf Panama. (Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

vermutete später, daß die Entladung in Callao<br />

für die peruanische Marine tatsächlich vorgesehen<br />

war, <strong>de</strong>r Abnehmer aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unbekannten Grün<strong>de</strong>n die Abnahme<br />

aber verweigerte.)<br />

Im panamaischen Hafen Balboa wur<strong>de</strong> die Pia Vesta<br />

am 14. Juni 1986 auf Ersuchen <strong>de</strong>r peruanischen Regierung<br />

festgehalten. Die panamaischen Behör<strong>de</strong>n<br />

stellten die Ladung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren falsche Deklarierung in<br />

<strong>de</strong>n Schiffspapieren fest. Die Ladung wur<strong>de</strong> daraufhin<br />

beschlagnahmt <strong>und</strong> die Besatzung festgenommen.<br />

Die IMES GmbH erfuhr durch Werner Kobbe<br />

von <strong>de</strong>m Vorfall in Panama, als Kobbe eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Zeitungsmeldung <strong>de</strong>r Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung vom 19. Juni 1986 übergab (Dokument-<br />

Nr. 342). Die IMES GmbH informierte umgehend Dr.<br />

Schalck-Golodkowski über <strong>de</strong>n erfolgten Geschäftsablauf.<br />

Zugleich machte sie ihm die - später zu korrigieren<strong>de</strong><br />

- Angabe, <strong>de</strong>r Kapitän <strong>de</strong>r Pia Vesta, Johannes<br />

Christianson, besitze keinerlei Dokumente, in <strong>de</strong>nen<br />

die IMES GmbH genannt sei. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

wur<strong>de</strong> zugleich erklärt, daß die Ware als DDR-<br />

Ware einwandfrei i<strong>de</strong>ntifizierbar sei. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

unterrichtete seinerseits <strong>de</strong>n DDR-Außen-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

minister, Oskar Fischer, <strong>und</strong> ordnete eine Untersuchung<br />

<strong>de</strong>s Sachverhaltes an.<br />

Am 21. Juni 1986 informierte <strong>de</strong>r peruanische Vizepräsi<strong>de</strong>nt<br />

Sanchez auf einer Pressekonferenz <strong>de</strong>r in<br />

Peru tagen<strong>de</strong>n Sozialistischen Internationalen über<br />

<strong>de</strong>n Vorfall „Pia Vesta" ; zugleich wur<strong>de</strong>n Vermutungen<br />

geäußert, die Ladung sei für die peruanische<br />

maoistische Untergr<strong>und</strong>bewegung „Leuchten<strong>de</strong>r<br />

Pfad" bestimmt gewesen. Mit Schreiben an <strong>de</strong>n Außenminister<br />

Oskar Fischer vom 10. Juli 1986 for<strong>de</strong>rte<br />

<strong>de</strong>r peruanische Botschafter in <strong>de</strong>r DDR die Klärung<br />

folgen<strong>de</strong>r Punkte:<br />

„ 1. Herstellungsort <strong>de</strong>r RPG 18 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gewehre<br />

AK 47, die von SINATO International bestellt <strong>und</strong><br />

vom Unternehmen IMES GmbH versandt wur<strong>de</strong>n.<br />

2. Die nichtordnungsgemäße Deklarierung <strong>de</strong>r<br />

Waffenladung in <strong>de</strong>n Verschiffungsdokumenten.<br />

3. Angabe <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>es, warum die „Pia Vesta"<br />

überraschend die peruanischen Hoheitsgewässer<br />

verließ, während <strong>de</strong>r Bestimmungshafen Callao gewesen<br />

war.<br />

4. Ob die Lieferung für <strong>de</strong>n Hauptgeschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s nationalen Hafenunternehmens Peru bestimmt<br />

war."<br />

In Reaktion auf dieses Schreiben wur<strong>de</strong> eine gemeinsame<br />

Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

mit <strong>de</strong>m Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten<br />

gebil<strong>de</strong>t, die ein Antwortschreiben entwarf,<br />

in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Vertragsabschluß zwischen <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r V.U.F.A.G. eingeräumt <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

vollständige Ladungsinhalt mitgeteilt wur<strong>de</strong>. Zugleich<br />

verwies man darauf, daß <strong>de</strong>r Käufer ein Endusercertificate<br />

beigebracht habe, welches schlüssig beweise,<br />

daß die Ware für die peruanische Marine bestimmt<br />

gewesen sei. Man habe <strong>de</strong>m Auftraggeber die<br />

Ware am 30. April 1986 in Rostock zur Verfügung gestellt,<br />

<strong>de</strong>r Transport, die Auswahl <strong>de</strong>r Ree<strong>de</strong>rei <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Schiffes <strong>und</strong> die Fertigung <strong>de</strong>r Verschiffungsdokumente<br />

sei allein Sache <strong>de</strong>s Auftraggebers gewesen,<br />

<strong>de</strong>shalb könne zu diesen Punkten keine Stellung<br />

bezogen wer<strong>de</strong>n. Aus diesem Gr<strong>und</strong> verfüge die<br />

DDR-Seite auch über keine Informationen über die<br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Fahrtroute Richtung Panama <strong>und</strong><br />

über <strong>de</strong>n Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>s peruanischen Hafenunternehmens.<br />

Bei <strong>de</strong>r Übersendung <strong>de</strong>s durch die gemeinsame Arbeitsgruppe<br />

formulierten Briefes an <strong>de</strong>n Botschafter<br />

<strong>de</strong>r Republik Peru am 14. Juli 1986 wur<strong>de</strong> auf die<br />

Übergabe einer Kopie <strong>de</strong>s Endusercertificates verzichtet,<br />

da man befürchtete, daß sich das Dokument<br />

als Fälschung erweisen könne.<br />

Am 16. Juli 1986 verkün<strong>de</strong>te die peruanische Regierung<br />

zum Vorfall „Pia Vesta" ein Kommuniqué. Es<br />

enthielt u.a. die Behauptung, daß das Endusercertificate<br />

gefälscht <strong>und</strong> die in <strong>de</strong>n Schiffspapieren genannten<br />

Unternehmen nicht existent seien. Zu<strong>de</strong>m seien<br />

Schiffspapiere gef<strong>und</strong>en wor<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Anschein<br />

erwecken sollten, die Waren seien mit Zielhafen Panama<br />

in Callao (Peru) verla<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n. Ferner wur<strong>de</strong><br />

in diesem Kommuniqué mitgeteilt, daß Ermittlungen<br />

gegen ein Schweizer <strong>und</strong> ein namentlich nicht ge-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

nanntes französisches Unternehmen eingeleitet wor<strong>de</strong>n<br />

seien.<br />

Mit Schreiben vom 17. Juli 1986 wen<strong>de</strong>te sich <strong>de</strong>r peruanische<br />

Botschafter erneut an <strong>de</strong>n Außenminister<br />

<strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>r Bitte, folgen<strong>de</strong> Punkte zu beantworten:<br />

„1. Der Gr<strong>und</strong> dafür, daß die Schiffsmaklerei Rostock<br />

<strong>de</strong>n tatsächlichen Inhalt <strong>de</strong>r Ladung im<br />

Schiffsmanifest nicht angegeben hat, wenn die Ladung,<br />

wie DDR-seitig dargelegt, durch die Bescheinigung<br />

<strong>de</strong>s Marineattachés in Washington gestützt<br />

ist, die von <strong>de</strong>r Schweizer Firma V.U.F.A.G. übergeben<br />

wor<strong>de</strong>n ist. Zumal es sich um Waffen han<strong>de</strong>lt,<br />

die von IMES zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n.<br />

2. Wen vertritt Herr Jose Gomez, <strong>de</strong>r laut Dokument<br />

Nr. 7/198, ausgestellt in Berlin am 15. April 1986,<br />

mit IMES die auf <strong>de</strong>m Schiff befindliche Ladung inspiziert<br />

hat?<br />

3. Aus welchem Gr<strong>und</strong>e gestatteten die Rostocker<br />

Hafenbehör<strong>de</strong>n die Verschiffung <strong>de</strong>r Kisten ohne<br />

die im internationalen Han<strong>de</strong>l übliche Beschriftung,<br />

aus <strong>de</strong>r die Empfänger im Bestimmungshafen<br />

hervorgehen? "<br />

Infolge dieses Schreibens ergaben Recherchen innerhalb<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH, daß das Dokument Nr. 7/198<br />

zum Zwecke <strong>de</strong>r Zahlungsauslösung nur an die<br />

V.U.F.A.G. herausgegeben wor<strong>de</strong>n war. Daher ging<br />

man im Bereich Kommerzielle Koordinierung zu diesem<br />

Zeitpunkt davon aus, daß Karl-Heinz Pollmann<br />

<strong>de</strong>m Kapitän <strong>de</strong>r MS Pia Vesta das Dokument übergeben<br />

habe, das bei <strong>de</strong>r Beschlagnahme gef<strong>und</strong>en wor<strong>de</strong>n<br />

war <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Lieferanten, die IMES GmbH, für<br />

die peruaniche Seite i<strong>de</strong>ntifizierbar machte.<br />

Der Brief <strong>de</strong>s peruanischen Botschafters vom 17. Juli<br />

1986 wur<strong>de</strong> mit einem weiteren Brief <strong>de</strong>s DDR-Außenministeriums<br />

beantwortet, <strong>de</strong>r inhaltlich nicht<br />

über das Antwortschreiben vom 14. Juli 1986 hinausging.<br />

Weitere diplomatische Initiativen <strong>de</strong>r peruanischen<br />

Seite führten zunächst zu keiner Verän<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r restriktiven Informationspolitik <strong>de</strong>r DDR. Erst aufgr<strong>und</strong><br />

eines energischen Protestes <strong>de</strong>r Regierung Perus<br />

übergab die DDR am 20. August 1988 in Lima einige<br />

Abschriften <strong>de</strong>r Geschäftsunterlagen <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH.<br />

Am 15. August 1986 verbreitete <strong>de</strong>r amerikanische<br />

Waffenhändler David Duncan in einer öffentlichen Erklärung,<br />

das in Panama beschlagnahmte Kriegsgerät<br />

von einem nicht genannten französischen Unternehmen<br />

für die peruanische Kriegsmarine gekauft zu haben.<br />

Die peruanische Marine habe <strong>de</strong>n Auftrag in<br />

letzter Minute storniert, da <strong>de</strong>r über dieses Geschäft<br />

nicht informierte peruanische Präsi<strong>de</strong>nt Alan Garcia<br />

seiner Ansicht nach vermutlich vom amerikanischen<br />

Geheimdienst CIA unterrichtet wor<strong>de</strong>n sei. Duncan<br />

behauptete weiter, die Ware anschließend <strong>de</strong>m salvadorianischen<br />

General Adolfo Blandon angeboten <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n panamaischen Behör<strong>de</strong>n die Fracht ordnungsgemäß<br />

angemel<strong>de</strong>t zu haben. Der damalige Chef von<br />

Panamas Nationalgar<strong>de</strong>, General Manuel Antonio<br />

Noriega Morena, sei aber davon ausgegangen, es<br />

han<strong>de</strong>le sich um eine Verschwörung <strong>de</strong>s CIA, <strong>und</strong> habe<br />

daraufhin die Ladung beschlagnahmen lassen.<br />

Daraufhin sei auch die salvadorianische Seite vom<br />

Geschäft zurückgetreten. Am 29. August 1986 wie<strong>de</strong>rholte<br />

Duncan in einem Interview <strong>de</strong>s peruanischen<br />

Fernsehens diese Version.<br />

Am 24. September 1986 erhielt die DDR-Seite die Information<br />

aus Lima, daß die zwischenzeitlich eingesetzte<br />

Untersuchungskommission <strong>de</strong>s peruanischen<br />

Senats über Dokumente <strong>und</strong> Informationen verfüge,<br />

die von Duncan <strong>und</strong> seinem Unternehmen General<br />

Equipment überlassen wor<strong>de</strong>n seien. Diese Dokumente<br />

sollen <strong>de</strong>n Verdacht <strong>de</strong>r Untersuchungskommission<br />

bestärkt haben, daß das Rüstungsmaterial zunächst<br />

für die peruanische Marine bestimmt gewesen<br />

sei.<br />

Mit IM-<strong>Bericht</strong> teilte <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik,<br />

Dieter Uhlig alias IM „Henry", am 18.<br />

März 1987 <strong>de</strong>m MfS mit, <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung sei über einen gegenüber <strong>de</strong>m Leiter<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission, Gerhard Schürer,<br />

ausgesprochenen Protest <strong>de</strong>s sowjetischen Botschafters<br />

in <strong>de</strong>r DDR informiert wor<strong>de</strong>n, daß die DDR Lieferungen<br />

an Peru durchgeführt habe, die aufgr<strong>und</strong> sowjetischer<br />

Lizenzen in <strong>de</strong>r DDR produziert wor<strong>de</strong>n<br />

waren (Dokument-Nr. 343). Durch <strong>de</strong>n Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung wur<strong>de</strong> im Auftrag Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis daraufhin eine Stellungnahme<br />

zur Beantwortung <strong>de</strong>s sowjetischen Protests<br />

für Schürer vorbereitet. In dieser Stellungnahme wur<strong>de</strong><br />

die Lizenzvertragsverletzung hinsichtlich <strong>de</strong>r Panzerabwehrwaffe<br />

RPG-18 eingeräumt <strong>und</strong> die zukünftige<br />

Beachtung <strong>de</strong>s Vertrages zugesagt.<br />

Im Oktober 1987 traf sich <strong>de</strong>r Generaldirektor <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH, Erhard Wieche rt, mit Karl-Heinz Pollmann<br />

<strong>und</strong> Raymond Sueur von <strong>de</strong>r V.U.F.A.G. in Genf<br />

zu einem Gespräch zum Thema Pia Vesta. Pollmann<br />

erklärte Wieche rt, er sei seinerzeit von einem an<strong>de</strong>ren<br />

(vermutlich <strong>de</strong>m bereits erwähnten französischen)<br />

Unternehmen, das auch in Genf einen Sitz gehabt habe,<br />

gefragt wor<strong>de</strong>n, ob er ein Geschäft mit Schützen<strong>und</strong><br />

Antitankwaffen für Peru vermitteln könne. Das<br />

daraufhin mit <strong>de</strong>r IMES GmbH realisierte Geschäft sei<br />

für ihn aber nach <strong>de</strong>r Verladung in Rostock abgeschlossen<br />

gewesen. Nach <strong>de</strong>m Aufbringen <strong>de</strong>r Pia<br />

Vesta in Panama habe die Staatsanwaltschaft Bern Ermittlungen<br />

gegen ihn geführt, die letztlich eingestellt<br />

wor<strong>de</strong>n seien. Inoffiziell habe er von <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

erfahren, daß die Inhaber <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Unternehmens<br />

mit Sitz in Genf untergetaucht seien. Pollmann<br />

erklärte weiter, daß <strong>de</strong>r mit ihm am 15. April<br />

1986 in Berlin (Ost) eingereiste Inspekteur <strong>de</strong>r Ware,<br />

José Gomez, von diesem an<strong>de</strong>ren Unternehmen benannt<br />

wor<strong>de</strong>n wäre. Der Inspekteur sei mit einem falschen<br />

Paß gereist, was auch zu Problemen bei <strong>de</strong>r<br />

Ein- <strong>und</strong> Ausreise auf <strong>de</strong>m Flugplatz Schönefeld geführt<br />

habe. Er gehe davon aus, daß die Weitergabe<br />

<strong>de</strong>s Inspektionszertifikates an <strong>de</strong>n Kapitän <strong>de</strong>r MS Pia<br />

Vesta durch diesen Mann <strong>und</strong> nicht durch die in die<br />

finanzielle Abwicklung einbezogene ARES-Bank<br />

(Banco Arab Espanol S.A., Madrid) erfolgt sei (Dokument-Nr.<br />

340). Die IMES GmbH erzielte in diesem Geschäft<br />

einen Kaufpreis von 3,6 Mio. VM. Werner Kobbe<br />

soll laut Sachstandsbericht <strong>de</strong>r AG BKK vom 31.<br />

März 1988 für die Kontaktvermittlung zur IMES<br />

GmbH 30.000 USD erhalten haben.


Das MfS arbeitete bis zu seiner eigenen Auflösung an<br />

<strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>r Hintergrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Pia Vesta-Geschäftes.<br />

Zumin<strong>de</strong>st die AG BKK <strong>de</strong>s MfS, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik, Dieter Uhlig alias<br />

IM „Henry" , im Auftrag seines Führungsoffiziers,<br />

Klaus Köhler, mit Datum vom 2. Oktober 1986 einen<br />

ausführlichen Vorgangsbericht ablieferte, kam über<br />

<strong>de</strong>n hier wie<strong>de</strong>rgegebenen Wissensstand nicht hinaus<br />

(Dokument-Nr. 341 <strong>und</strong> 344). Das Gespräch Erhard<br />

Wiecherts in Genf mit Pollmann zu diesem Thema<br />

brachte keine wesentlichen neuen Erkenntnisse<br />

über die weiteren Hintergrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Vorgangs.<br />

Die Zeugenaussagen von Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

Erhard Wiechert, IMES-Mitarbeitern <strong>und</strong> Werner<br />

Kobbe vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß haben die<br />

Informationen bestätigt, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

durch die Auswertung <strong>de</strong>r Unterlagen bekannt<br />

gewesen sind. Die Aussagen enthielten keine weiteren<br />

Sachverhaltsmitteilungen. Der Zeuge Wieche rt<br />

hat in seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

am 5. November 1992 ausgesagt: „Meine<br />

Ahnungen sind, daß wir mit diesem Geschäft irgendwelchen<br />

Leuten auf <strong>de</strong>n Leim gegangen sind, daß<br />

man uns bewußt hinters Licht geführt hat." Der Zeuge<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat in seiner Vernehmung<br />

am 30. Juni 1993 bemerkt: „Der Vorgang mußte erklärt<br />

wer<strong>de</strong>n, konnte nicht erklärt wer<strong>de</strong>n. Ich nehme<br />

an, daß das ein großes Kunststück <strong>de</strong>s CIA gewesen<br />

ist, was hier vorgeführt wur<strong>de</strong>. Aber das sind Vermutungen,<br />

die ich nun habe. "<br />

Loftur Johannesson, Techaid International S.A. (London)<br />

Seit Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre unterhielt <strong>de</strong>r isländische<br />

Waffenhändler Loftur Johannesson, Direktor <strong>de</strong>r<br />

Techaid International S.A. mit Sitz in London, enge<br />

Geschäftsbeziehungen zur IMES GmbH <strong>und</strong> ab 1987<br />

zur WITRA GmbH.<br />

1984 fand im Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum in Berlin<br />

(Ost) eine Verhandlung <strong>de</strong>s IMES-Generaldirektors<br />

Wiechert <strong>und</strong> <strong>de</strong>s IMES-Mitarbeiters Sandring<br />

mit Loftur Johannesson statt, während <strong>de</strong>r Johannesson<br />

mit einem Auftrag über 106 Strela-Raketen, über<br />

Abschußgeräte für die Raketen <strong>und</strong> Panzerbüchsen<br />

<strong>de</strong>s Typs RPG-7 an die IMES GmbH herantrat. Gegenüber<br />

Wiechert <strong>und</strong> Sandring nannte Johannesson<br />

Nigeria als Bestimmungsland für die Rüstungsgüter<br />

<strong>und</strong> Waffen. Ein Endusercertificate konnte <strong>de</strong>r isländische<br />

Waffenhändler zu diesem Zeitpunkt noch nicht<br />

vorlegen (Dokument-Nr. 345). Laut <strong>de</strong>m Verhandlungsvermerk<br />

empfahl Loftur Johannesson in <strong>de</strong>r<br />

gleichen Unterredung <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>de</strong>n Impo rt<br />

von Mehrzweck-Schießgeräten aus Südafrika. Aus<br />

Südafrika, das mo<strong>de</strong>rnstes technisches Gerät anbot,<br />

verlief nach Auffassung <strong>de</strong>s Islän<strong>de</strong>rs ein Import problemloser<br />

als aus NATO-Län<strong>de</strong>rn. Des weiteren<br />

stellte er Unterstützung für die Beschaffung von Embargogütern<br />

aus Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r NATO in Aussicht, falls<br />

die IMES GmbH Interesse an Embargoware habe.<br />

Da Loftur Johannesson krankheitsbedingt <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

für eine <strong>de</strong>taillie rte Aufklärung<br />

dieser Vorgänge als Zeuge nicht zur Verfügung gestan<strong>de</strong>n<br />

hat, ist nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n, ob <strong>de</strong>r Auf<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

trag über die Strela-Raketen <strong>und</strong> die an<strong>de</strong>ren Waren<br />

von <strong>de</strong>r IMES GmbH realisiert wor<strong>de</strong>n ist. Darüber<br />

hinaus konnte nicht aufgeklärt wer<strong>de</strong>n, welche Geschäftskontakte<br />

zwischen <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>m Verhandlungsvermerk<br />

genannten Unternehmen Bramisk Trading<br />

Corporation in Panama <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES GmbH bestan<strong>de</strong>n.<br />

Bei einem IMES-Geschäft mit Jugoslawien über<br />

20.000 M-75 Handgranaten im Jahre 1985 trat <strong>de</strong>r isländische<br />

Waffenhändler als Käufer <strong>de</strong>r Ware auf.<br />

Über Loftur Johannesson sollte die Waffenlieferung<br />

laut Endusercertificate nach Lagos, Nigeria, gehen<br />

<strong>und</strong> sei dort für die Ausrüstung <strong>de</strong>r nigerianischen Armee<br />

bestimmt. Ob Johannesson für die IMES GmbH<br />

das Endusercertificate beschaffte bzw. ob eine Vertragsrealisierung<br />

zustan<strong>de</strong> kam, ist nicht festgestellt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Die IMES GmbH schloß im Sommer 1987 ein Geschäft<br />

über 10.000 Stück Kalaschnikow <strong>und</strong> 7,6 Mio. Schuß<br />

M-43 dazugehöriger Munition ab, das von Loftur Johannesson<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Unternehmen Techaid International<br />

angebahnt wur<strong>de</strong>. Als offizieller Vertragspartner<br />

bei diesem Geschäft trat Akawi General Trading<br />

in Lagos (Nigeria) auf. Gr<strong>und</strong>lage für das Geschäft<br />

bil<strong>de</strong>te ein von Loftur Johannesson vorgelegtes Endusercertificate,<br />

ausgestellt vom Verteidigungsministerium<br />

Nigerias, wonach die Armee Saudi-Arabiens für<br />

die alleinige Verwendung <strong>de</strong>r Waffen bestimmt war<br />

(Dokument-Nr. 346). Die Warenlieferung verließ am<br />

5. Juni 1987 <strong>de</strong>n Hafen von Rostock <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> mit<br />

<strong>de</strong>r dänischen MS Danika-4 verschifft. Warum eine<br />

dänische Beflaggung für <strong>de</strong>n Waffentransport gewählt<br />

wur<strong>de</strong>, konnte aus <strong>de</strong>n Unterlagen nicht ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Daß die Lieferung<br />

-<br />

im Gesamtwert von<br />

1.735.200 USD durch die IMES GmbH realisiert <strong>und</strong><br />

vom Rostocker Hafen abgesandt wur<strong>de</strong>, geht aus einer<br />

internen Information Dieter Uhligs vom 30. Juni<br />

1987 für die Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik hervor (Dokument-Nr.<br />

347). Dagegen ist ungeklärt geblieben, ob<br />

die Ladung <strong>de</strong>n im Endusercertificate angegebenen<br />

Löschhafen Lagos in Nige ria erreichte. Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong>,<br />

daß in <strong>de</strong>m gleichen Zeitraum eine Waffenlieferung<br />

gleichen Inhalts an in <strong>de</strong>r Türkei leben<strong>de</strong><br />

Kur<strong>de</strong>n gegangen sein soll, gewann dieses Waffengeschäft<br />

beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung. Von welcher Brisanz<br />

dieser Vorfall war, eine Lieferung von Waffen <strong>und</strong><br />

Munition in ein Land <strong>de</strong>r NATO zu schicken, ver<strong>de</strong>utlichen<br />

<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s IM „Henry" alias Dieter Uhlig<br />

vom 1. Juli 1987 <strong>und</strong> ein Vermerk von Oberst Meinel,<br />

Leiter <strong>de</strong>r AG BKK. Darin wird nicht ausgeschlossen,<br />

daß eine Umleitung <strong>de</strong>r Lieferung letztlich in die Türkei<br />

erfolgte (Dokument-Nr. 348-349). Die zeitliche<br />

Übereinstimmurfg <strong>und</strong> die Wareni<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Ladung<br />

lassen die Vermutung zu, daß die Waffenlieferung<br />

an Gruppierungen in <strong>de</strong>r Türkei gegangen ist.<br />

Loftur Johannesson bahnte 1988 ein weiteres Geschäft<br />

mit <strong>de</strong>r IMES GmbH an, wo erneut Probleme<br />

mit <strong>de</strong>m Endabnehmer <strong>de</strong>r Warenlieferung auftraten.<br />

Als <strong>de</strong>r Islän<strong>de</strong>r versicherte, daß <strong>de</strong>r „Enduser" <strong>de</strong>r<br />

Ware <strong>de</strong>r Irak sei, zeigte die IMES GmbH Interesse an<br />

<strong>de</strong>m Geschäft. Während <strong>de</strong>r Geschäftsvorbereitungen<br />

jedoch zog Johannesson das Geschäftsangebot<br />

kurzfristig zurück, weil er das in Aussicht gestellte<br />

Endusercertificate nicht wie verlangt vorlegen


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

konnte. Das erweckte auf seiten <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>de</strong>n<br />

Verdacht, daß die bestellte Warenlieferung an ein<br />

durch die IMES GmbH nicht zu beliefe rn<strong>de</strong>s Land gehen<br />

sollte. Laut einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Mitarbeiters <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH, Fritz Waldhauer, vom 6. Juni 1988 soll<br />

aufgr<strong>und</strong> dieser geschäftlichen Erfahrungen mit <strong>de</strong>m<br />

Islän<strong>de</strong>r die IMES GmbH verstärkt auf die Bereitstellung<br />

<strong>und</strong> Prüfung <strong>de</strong>s „Endusers" geachtet haben.<br />

Aus <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> geht weiterhin hervor, daß von Loftur<br />

Johannesson auffälligerweise die Endusercertificates<br />

ausschließlich aus Nige ria beschafft wur<strong>de</strong>n,<br />

<strong>und</strong> die IMES GmbH infolge<strong>de</strong>ssen im Vorfeld von<br />

Geschäftsabschlüssen mit Johannesson sorgfältig die<br />

Frage <strong>de</strong>s „Endusers" zu prüfen hatte (Dokument-Nr.<br />

316).<br />

Die IMES GmbH hatte großes Interesse an NATO-<br />

Munition für die Herstellung ihres eigenen in <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

befindlichen Exportproduktes Wieger 940,<br />

eines Schnellfeuergewehrs. 1988 beschaffte Loftur Johannesson<br />

für die IMES GmbH die gewünschte NA-<br />

TO-Munition (Kaliber 5,56 mm x 45) aus Belgien, Israel<br />

<strong>und</strong> auch aus <strong>de</strong>n USA, die zunächst in Österreich<br />

zwischengelagert <strong>und</strong> von dort durch die IMES<br />

GmbH selbst abgeholt wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 350).<br />

Darüber hinaus ergibt sich aus <strong>de</strong>n Akten, daß Loftur<br />

Johannesson an <strong>de</strong>r Erprobung <strong>de</strong>s Schnellfeuergewehrs<br />

Wieger 940 insofern beteiligt war, als in seinem<br />

Unternehmen Techaid International in London Testversuche<br />

mit Musterwaffen <strong>de</strong>r Wieger 940 durchgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Die DDR suchte nach Absatzmärkten für das Schnellfeuergewehr,<br />

<strong>und</strong> es entstand in Abstimmung mit Loftur<br />

Johannesson <strong>de</strong>r Plan, die Armee Nepals mit <strong>de</strong>r<br />

Wieger 940 auszurüsten. 1989 unterbreitete Johannesson<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH zunächst einen Auftrag Nepals<br />

über die Instandsetzung von 40.000 Sturmgewehren<br />

<strong>und</strong> die Montageproduktion von 50.000<br />

Sturmgewehren (Dokument-Nr. 351). Die Frage nach<br />

einer möglichen Realisierung <strong>de</strong>s geplanten Geschäftsvorhabens<br />

mit <strong>de</strong>r nepalesischen Armee bzw.<br />

<strong>de</strong>r - eventuell teilweise erfolgten - Auftragserfüllung<br />

kann angesichts <strong>de</strong>r Aktenlage nicht beantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n. (Vgl. Zweiter Teil C.II.3.c.; Län<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Organisationen<br />

als Absatzmärkte)<br />

Waffengeschäfte mit Ferenc Nemethy<br />

Die Geschäftskontakte zu <strong>de</strong>m in Österreich leben<strong>de</strong>n<br />

ungarischen Waffenhändler Ferenc Nemethy liefen<br />

vor allem über Andreas Krüger von <strong>de</strong>r WITRA<br />

GmbH. Nemethy bot <strong>de</strong>r DDR-Seite eine große Warenpalette<br />

an, die von Flugkörpern über Flugzeugausrüstungen<br />

<strong>und</strong> Gefechtsfel<strong>de</strong>lektronik bis hin zu<br />

allgemeiner westlicher Nachrichten- <strong>und</strong> Militärtechnik<br />

reichte <strong>und</strong> großes Interesse <strong>und</strong> rege Nachfrage<br />

fand. Die Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik erteilte 1988 <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppe Beschaffung schriftlich <strong>de</strong>n Auftrag,<br />

Nachtsichtbrillen <strong>und</strong> NATO-Fliegerhelme zu beschaffen,<br />

die auf <strong>de</strong>r Liste <strong>de</strong>r Bedarfswünsche <strong>de</strong>s Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis stan<strong>de</strong>n. Die Arbeitsgruppe<br />

Beschaffung wandte sich an Nemethy <strong>und</strong> fragte um<br />

ein entsprechen<strong>de</strong>s Warenangebot an. Daraufhin<br />

legte <strong>de</strong>r ungarische Waffenhändler ein Festangebot<br />

über zehn Nachtsichtbrillen <strong>de</strong>s Typs BM 8028, hergestellt<br />

von <strong>de</strong>m b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Unternehmen Elek<br />

tro Spezial/Hamburg, <strong>und</strong> zehn Helmnachtsichtbrillen<br />

<strong>de</strong>s Typs BM 8043/A04 mit NATO-Fliegerhelmen<br />

SPH-4 von <strong>de</strong>m amerikanischen Unternehmen Litton<br />

unter Angabe <strong>de</strong>r Gesamtkosten <strong>und</strong> <strong>de</strong>s voraussichtlichen<br />

Liefertermins vor. Gleichzeitig wies Nemethy<br />

darauf hin, daß eine schnelle Entscheidung für eine<br />

Angebotsrealisierung notwendig sei <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Beschaffungsweg<br />

über seine Kontaktstellen in China führen<br />

wer<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 352). Krüger gab am 30. Mai<br />

1988 Nemethys Angebot an <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik, Uhlig, weiter, <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum eine Vorlage<br />

<strong>de</strong>s Angebots bei Dr. Schalck-Golodkowski veranlaßte.<br />

Die erfolgte Geschäftsgenehmigung mün<strong>de</strong>te<br />

in <strong>de</strong>n Vertrag vom 31. Mai 1988 zwischen <strong>de</strong>r<br />

WITRA GmbH <strong>und</strong> Ferenc Nemethy (Dokument-Nr.<br />

353). Darin wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kaufpreis für die vorgenannten<br />

optischen Geräte auf insgesamt 1.089.000 DM festgelegt<br />

<strong>und</strong> die Bereitstellung <strong>de</strong>r Ware in zwei Teillieferungen<br />

vereinbart. Hinsichtlich <strong>de</strong>r Zahlungsmodalitäten<br />

kamen die Vertragspartner zu <strong>de</strong>r Übereinkunft,<br />

daß das durch die Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank AG<br />

auszustellen<strong>de</strong> Akkreditiv zugunsten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

China Middle East Europe in Peking an die<br />

Central European International Bank in Budapest erfolgen<br />

sollte.<br />

Am 1. Juni 1988 beantragte Krüger beim Leiter <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik die Bereitstellung <strong>de</strong>r finanziellen<br />

Mittel für dieses Importgeschäft in Höhe von<br />

1.090.000 DM, die Uhlig am gleichen Tag veranlaßte,<br />

<strong>und</strong> bat um Überweisung <strong>de</strong>s Betrages auf das WI-<br />

TRA-Konto bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG (Dokument-Nr.<br />

354). Aufgr<strong>und</strong> finanztechnischer<br />

Schwierigkeiten auf seiten Nemethys bei <strong>de</strong>r Transferierung<br />

<strong>de</strong>s Akkreditivs mußte<br />

-<br />

die Überweisung <strong>de</strong>s<br />

Gel<strong>de</strong>s als Vorauskasse an die Bank in Budapest erfolgen.<br />

Für diese Vorauskasse hatte Nemethy bei seiner<br />

Bank eine Rückzahlungsgarantie <strong>de</strong>r Form zu stellen,<br />

daß die Geschäftsrechnung offiziell auf China Middle<br />

East Europe ausgestellt war, daß ein Luftfrachtbrief<br />

<strong>de</strong>n Warenversand an das Unternehmen in Peking<br />

auswies <strong>und</strong> ein Qualitätszertifikat für die Ware vorlag.<br />

Da diese Rückzahlungsgarantie mit <strong>de</strong>r Versendung<br />

<strong>de</strong>r Ware aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nach Peking erlosch, blieb ein Geschäftsrisiko hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>s Transports <strong>de</strong>r Ware von Peking nach<br />

Berlin per Luftfracht für die WITRA GmbH. Für die Inempfangnahme<br />

<strong>de</strong>r Ware <strong>und</strong> die Absicherung dieses<br />

Transports nach Berlin erhielt Krüger im Juli 1988<br />

eine Reisedirektive nach China.<br />

Entgegen <strong>de</strong>r Vereinbarung trat bei <strong>de</strong>r ersten Teillieferung<br />

eine Verzögerung ein. Laut Schreiben <strong>de</strong>s<br />

IMES-Generaldirektors Wiechert an Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vom 26. August 1988 ging die Warenlieferung<br />

erst En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Monats, nach Vorliegen <strong>de</strong>r b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen<br />

Exportgenehmigung für die Volksrepublik<br />

China als Transitgut von Hamburg per Flugzeug<br />

zunächst nach Wien. Der Plan, die Lieferung aus<br />

Wien nur nach Budapest weiterzuleiten <strong>und</strong> von dort<br />

direkt durch Nemethy unter Zuhilfenahme seiner guten<br />

Kontakte zu <strong>de</strong>n ungarischen Zollbehör<strong>de</strong>n nach<br />

Berlin-Schönefeld transportieren zu lassen, scheiterte,<br />

weil im Transitlager Wien die Ware als militärisches<br />

Gut sichergestellt <strong>und</strong> an <strong>de</strong>n Hersteller nach<br />

Hamburg zurückgeschickt wur<strong>de</strong>. Um das Importgeschäft<br />

noch realisieren zu können, mußte nun ange-


sichts <strong>de</strong>r erteilten west<strong>de</strong>utschen Exportgenehmigung<br />

von Hamburg nach China dieser weite Transportweg<br />

gewählt <strong>und</strong> die entsprechen<strong>de</strong> Flugrückführung<br />

<strong>de</strong>r Ware von Peking nach Berlin (Ost) durchgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 355). in Peking war<br />

Nemethy gezwungen, ein optisches Gerät <strong>de</strong>n dortigen<br />

Sicherheitsbehör<strong>de</strong>n vorzuführen, um eine<br />

schnellere Wie<strong>de</strong>rausfuhr <strong>de</strong>r Ware aus China in Richtung<br />

Berlin-Schönefeld ermöglichen zu können.<br />

Während die Lieferung über die zehn Helmnachtsichtbrillen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Litton (USA) schließlich<br />

am 29. Oktober 1988 in Berlin-Schönefeld eintraf,<br />

stand die Luftfrachtavisierung <strong>de</strong>r dazugehörigen<br />

zehn NATO-Fliegerhelme gemäß einer Mitteilung<br />

<strong>de</strong>s Stellvertreters von Dieter Uhlig, Gaida, an Dr.<br />

Schalck-Golodkowski vom 26. Oktober 1988 zu diesem<br />

Zeitpunkt noch aus (Dokument-Nr. 163). Dr.<br />

Schalck-Golodkowski ließ sich über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsrealisierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Lieferverzögerung<br />

unterrichten <strong>und</strong> fragte mit Nachdruck an:<br />

„Wo sind die Helme? Wann kommen Sie? Komplette<br />

Lieferung an Genossen Träber übergeben", wie aus<br />

<strong>de</strong>r handschriftlichen Notiz auf <strong>de</strong>m Dokument zu<br />

entnehmen ist. Daß <strong>de</strong>r neue Termin für die Lieferung<br />

<strong>de</strong>r NATO-Helme, Anfang November 1988, eingehalten<br />

wur<strong>de</strong>, ergibt sich aus einer internen Mitteilung<br />

Wiecherts an Uhlig vom 26. Januar 1989, <strong>de</strong>rzufolge<br />

das Importgeschäft im ganzen realisiert wur<strong>de</strong>. Der<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r WITRA GmbH, Andreas Krüger,<br />

trat nach eigenen Angaben die vorgesehene Reise<br />

nach China nicht an.<br />

Nach Aussage Krügers vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nahm er die Nachtsichthelme auf <strong>de</strong>m Flughafen<br />

Berlin-Schönefeld in Empfang <strong>und</strong> gab sie<br />

persönlich bei <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik in <strong>de</strong>r<br />

Wallstraße in Berlin (Ost) ab. (111. Sitzung, Protokoll<br />

S. 90ff). Dr. Schalck-Golodkowskis persönliches Engagement<br />

bei diesem Auftragsimport sowie die umfangreichen<br />

Vorbereitungen <strong>und</strong> Sicherheitsmaßnahmen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Realisierung unterstreichen<br />

die Be<strong>de</strong>utung dieses Importgeschäftes. Die Beweiserhebung<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses hat ergeben,<br />

daß die Nachtsichtbrillen für Spezialeinheiten<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> dort in erster Linie für die Antiterroreinheit<br />

bestimmt waren.<br />

Laut eines <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>s IM „Wolfgang Wagner" alias<br />

Erhard Wiechert vom 15. Dezember 1988 fan<strong>de</strong>n kurze<br />

Zeit darauf erneut Geschäftsverhandlungen <strong>de</strong>r<br />

WITRA GmbH im Auftrag <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik<br />

mit <strong>de</strong>m ungarischen Waffenhändler statt. Bei diesem<br />

Auftragsimport han<strong>de</strong>lte es sich um die Beschaffung<br />

von spezieller Funktechnik für Einheiten <strong>de</strong>s<br />

MfS. Nemethy war in <strong>de</strong>r Lage, die beantragte Funktechnik<br />

<strong>de</strong>r WITRA GmbH schnell zur Verfügung zu<br />

stellen (Dokument-Nr. 357). Ob diese Ware zur Auslieferung<br />

kam, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht<br />

feststellen können.<br />

Die nächsten Geschäftsverhandlungen zwischen <strong>de</strong>r<br />

WITRA GmbH <strong>und</strong> Nemethy En<strong>de</strong> 1988 hatten die<br />

Beschaffung von Sprachchiffriergeräten zum Gegenstand.<br />

Da <strong>de</strong>r zunächst vorgesehene Lieferweg dieser<br />

Geräte über China sich bei näherer Prüfung als nicht<br />

durchführbar erwies, erklärte Nemethy sich bereit,<br />

ein Sprachchiffriersystem <strong>de</strong>s amerikanischen Unter-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

nehmens Motorola über einen seiner <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

namentlich nicht bekannten Lieferanten<br />

zu beschaffen. Bei diesem Geschäft stellte sich<br />

das Problem <strong>de</strong>s Vorlegens eines Endusercertificates<br />

(EUC); <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Hersteller Motorola akzeptierte als<br />

Endabnehmer nur Mitgliedstaaten <strong>de</strong>r NATO. Daraufhin<br />

bemühte Nemethy erfolgreich bestimmte Sicherheitskräfte<br />

in afrikanischen Län<strong>de</strong>rn, um das gewünschte<br />

EUC vorlegen zu können.<br />

Vorbehaltlich <strong>de</strong>s noch ausstehen<strong>de</strong>n Endusercertifikates<br />

gab Nemethy am 22. Dezember 1988 ein Angebot<br />

für das Sprachchiffriersystem im Gesamtpreis von<br />

166.143,- USD ab, das zehn Geräte <strong>de</strong>s Typs MX 340,<br />

zwei La<strong>de</strong>geräte, zwei Funkstationen <strong>und</strong> zwei weitere<br />

Optionen umfaßte (Dokument-Nr. 358). Die Reise<br />

Krügers nach Wien im März 1989 mit <strong>de</strong>m Ziel, <strong>de</strong>n<br />

Vertrag über das Sprachchiffriersystem Motorola mit<br />

Nemethy abzuschließen, blieb erfolglos; durch einen<br />

Anruf <strong>de</strong>r Ehefrau Nemethys aus Budapest erfuhr<br />

Krüger vom Tod seines Verhandlungspartners. Der<br />

Gesamtpreis für die in Aussicht gestellte Ware wur<strong>de</strong><br />

von seiten <strong>de</strong>r DDR als Vorauskasse an die Central<br />

European International Bank in Budapest überwiesen,<br />

vorbehaltlich einer von dieser Bank auszugeben<strong>de</strong>n<br />

Rückzahlungsgarantie für <strong>de</strong>n Fall, daß durch<br />

<strong>de</strong>n Tod Nemethys die Realisierung <strong>de</strong>s Geschäfts<br />

nicht planmäßig verlaufen könnte.<br />

Gemäß einer Information Wiecherts an Dr. Schalck-<br />

Golodkowski vom 20. März 1989 hatte in <strong>de</strong>r Zwischenzeit<br />

die Bank in Budapest gegenüber einem<br />

west<strong>de</strong>utschen Verkäufer das Akkreditiv eröffnet <strong>und</strong><br />

die Ehefrau Nemethys, Ai-Fang, <strong>de</strong>n Auftrag für das<br />

Sprachchiffriersystem zurückgegeben. Daraufhin reiste<br />

Krüger nach Budapest mit <strong>de</strong>r Direktive, <strong>de</strong>n Kontakt<br />

zur Central European International Bank <strong>und</strong> zur<br />

Ehefrau <strong>de</strong>s verstorbenen Verhandlungspartners aufzunehmen,<br />

um die Realisierung <strong>de</strong>s Importgeschäftes<br />

doch noch zu bewirken. Während Krüger gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Bank in Budapest das Interesse <strong>de</strong>r WITRA GmbH<br />

an <strong>de</strong>m Geschäft erfolgreich ver<strong>de</strong>utlichen konnte<br />

<strong>und</strong> ein weiteres Gegenwirken <strong>de</strong>r Bank bei diesem<br />

Geschäft verhin<strong>de</strong>rte, verliefen die Bemühungen um<br />

ein Gespräch mit <strong>de</strong>r Ehefrau Nemethys ergebnislos<br />

(Dokument-Nr. 359). Das schließlich zustan<strong>de</strong>gekommene<br />

Gespräch Krügers mit Jü-Fang Nemethy en<strong>de</strong>te<br />

mit <strong>de</strong>r Bereitschaft ihrerseits, das Geschäft mit<br />

<strong>de</strong>m Motorola-System weiterzuführen unter <strong>de</strong>r Bedingung,<br />

einen engen Geschäftsfre<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Familie<br />

Nemethy, Gerold Pankl von <strong>de</strong>r Pankl Werkzeug-Vorrichtsbau<br />

GmbH in Österreich, als Zwischenhändler<br />

einzuschalten. Jü-Fang Nemethy erklärte darüber<br />

hinaus, daß die zehn Sprachchiffriergeräte MX 340<br />

termingemäß bis En<strong>de</strong> Mai 1989 bei <strong>de</strong>r WITRA<br />

GmbH eingehen wür<strong>de</strong>n, während bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Geräten eine Lieferterminverschiebung wohl eintreten<br />

wür<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 360).<br />

Angesichts <strong>de</strong>r genannten Geschäftsschwierigkeiten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Weigerung Jü-Fang Nemethys, ihren Geschäftspartner<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

bekanntzugeben, wur<strong>de</strong>n auf seiten <strong>de</strong>r DDR mögliche<br />

Varianten <strong>und</strong> Maßnahmen für die Sicherung dieses<br />

Geschäftes vorgeschlagen. Dabei wur<strong>de</strong> die Variante,<br />

Karl-Heinz Schulz parallel zu <strong>de</strong>in noch lauf en<strong>de</strong>n<br />

Geschäft mit <strong>de</strong>r Beschaffung <strong>de</strong>s Systems Moto-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

rola zu beauftragen, von Dieter Uhlig strikt abgelehnt<br />

mit <strong>de</strong>r Begründung „Auf Schulz ist kein Verlaß".<br />

(Dokument-Nr. 361) Die Fragen, ob das Motorola-Geschäft<br />

mit Nemethy in vollem Umfang realisiert wur<strong>de</strong>,<br />

ob die im September 1989 versandbereite Ware<br />

laut Ankündigung Jü-Fang Nemethys schließlich <strong>de</strong>n<br />

Transportumweg über Dänemark nahm o<strong>de</strong>r ob gar<br />

Werner Weber von <strong>de</strong>r Ca rnet GmbH, <strong>de</strong>r zu Gerold<br />

Pankl Geschäftskontakte unterhielt, in dieses Geschäft<br />

noch eingeschaltet wur<strong>de</strong>, konnten durch die<br />

Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

nicht beantwortet wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Projekt SAAD 16<br />

Eine Son<strong>de</strong>rstellung nahm eine Geschäftsanbahnung<br />

ein, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

mit west<strong>de</strong>utschen Unternehmen kooperierte.<br />

Dieter Uhlig, Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik, beantragte<br />

am 2. November 1989 bei Dr. Schalck-Golodkowski<br />

die Genehmigung eines Geschäftes, das die Unterstützung<br />

west<strong>de</strong>utscher Unternehmen durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung bei <strong>de</strong>m Export<br />

zweier Laboratorien <strong>und</strong> von Know-how für <strong>de</strong>n Betrieb<br />

einer Anlage zur Herstellung von einbasigem<br />

<strong>und</strong> zweibasigem Sprengstoff in <strong>de</strong>n Irak zum Gegenstand<br />

hatte (Dokument-Nr. 362). Folgen<strong>de</strong> Hintergrün<strong>de</strong><br />

dieses Geschäfts sind <strong>de</strong>n Geschäftsunterlagen<br />

<strong>de</strong>r hieran beteiligten Unternehmen zu entnehmen.<br />

Die Unternehmen Gil<strong>de</strong>meister Projecta GmbH (GP)<br />

<strong>und</strong> Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) Transtechnica<br />

Gesellschaft für Technologie-Transfer mbH (TT)<br />

schlossen 1983 einen Kooperationsvertrag, <strong>de</strong>r die<br />

Zusammenarbeit bei<strong>de</strong>r Unternehmen vorsah für ein<br />

fe<strong>de</strong>rführend von <strong>de</strong>r GP zu verwirklichen<strong>de</strong>s Projekt<br />

im Irak. Die GP sollte im Auftrag <strong>de</strong>r irakischen State<br />

Organisation for Technical Industries - vertreten<br />

durch SAAD General Establishment - ein sog. Research<br />

and Delevopment Center in Mosul (Irak) errichten<br />

(Dokument-Nr. 363). Wesentliche Bestandteile<br />

dieses als SAAD 16 bezeichneten Projekts waren<br />

die Errichtung <strong>de</strong>s zur Entwicklung von ein- <strong>und</strong><br />

zweibasigem Raketentreibstoff konzipierten Labors<br />

510 <strong>und</strong> <strong>de</strong>s zur Entwicklung von Composite-Treibstoff<br />

nutzbaren Labors 511 sowie die Ausbildung irakischen<br />

Personals zur Bedienung dieser Anlagen. Die<br />

Unternehmen GP <strong>und</strong> TT sahen sich gehin<strong>de</strong>rt, diese<br />

Leistungen zu erbringen, nach<strong>de</strong>m das B<strong>und</strong>esamt<br />

für Wirtschaft mit Bescheid vom 19. Mai 1989 die <strong>de</strong>r<br />

GP erteilten Ausfuhrgenehmigungen zurückgenommen<br />

hatte. Als Begründung hierfür wur<strong>de</strong> angeführt,<br />

daß die B<strong>und</strong>esregierung - zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Aufhebungsbescheids<br />

- davon ausginge, daß das Projekt<br />

SAAD 16 <strong>de</strong>r Raketentechnologie diene <strong>und</strong> die gemäß<br />

§ 45 Abs. 2 AWV (Außenwirtschftsverordnung)<br />

hierfür erfor<strong>de</strong>rliche Ausfuhrgenehmigung nicht erteilt<br />

wer<strong>de</strong>n könnte. Daraufhin been<strong>de</strong>te TT Mitte<br />

1989 die Arbeiten am Projekt SAAD 16 <strong>und</strong> zog sein<br />

Personal aus <strong>de</strong>m Irak ab. Um Scha<strong>de</strong>nsersatzfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s irakischen Vertragspartners auf einem<br />

möglichst niedrigen Niveau zu halten, bemühte sich<br />

die GP in <strong>de</strong>r Folgezeit, ein aus ihren Geschäftsverbindungen<br />

bekanntes Drittunternehmen zur Weiterführung<br />

<strong>de</strong>s Projekts zu veranlassen. Entsprechen<strong>de</strong><br />

Gespräche wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Unternehmen Slobodan<br />

Prinzep Selgo, Vitez (Jugoslawien) (Dokument-Nr.<br />

364) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Südsteierischen Metallindustrie (SMI)<br />

Leibnitz (Österreich) geführt (Dokument-Nr. 365).<br />

Über die Ergebnisse dieser Verhandlungen <strong>und</strong> etwaige<br />

projektbezogene Aktivitäten dieser Unternehmen<br />

ist nichts Näheres bekannt.<br />

Die <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß in diesem Zusammenhang<br />

beschäftigen<strong>de</strong> Frage ist gewesen, ob <strong>und</strong><br />

inwieweit eine Einbeziehung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung bzw. seiner Unternehmen in dieses<br />

Projekt erfolgt war. Der Dr. Schalck-Golodkowski<br />

von Uhlig vorgelegte Antrag vom 2. November 1989<br />

enthält - in auffälliger Übereinstimmung mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

Geschäftsunterlagen <strong>de</strong>r GP zu entnehmen<strong>de</strong>n Angaben<br />

- einige Details <strong>de</strong>s SAAD-16 Projekts. Ausweislich<br />

dieses Antrags sollte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung für <strong>de</strong>n Fall, daß die IMES GmbH o<strong>de</strong>r<br />

die WITRA GmbH im Außenverhältnis zum irakischen<br />

Abnehmer im eigenen Namen zum Schein die<br />

noch ausstehen<strong>de</strong>n Leistungen erbringen wür<strong>de</strong>, drei<br />

Mio. DM erhalten. Für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Zustimmung waren<br />

ausweislich <strong>de</strong>s vorgenannten Antrags für <strong>de</strong>n 16.<br />

November 1989 in Wien Verhandlungen mit einem<br />

Beauftragten von TT<strong>und</strong> GP avisiert. Angeregt wur<strong>de</strong><br />

dieses Geschäft von Werner Weber, Leiter <strong>de</strong>r Camet.<br />

Dieser bezog seine Hintergr<strong>und</strong>informationen zu diesem<br />

Geschäft - nach eigenem Bek<strong>und</strong>en - aus seinen<br />

österreichischen Geschäftskontakten. Im Rahmen einer<br />

Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin hat Werner Weber angegeben,<br />

daß Gerold Pankl, Inhaber <strong>de</strong>r Pankl Werkzeugvorrichtsbau<br />

GmbH, Österreich, bei ihm angefragt<br />

habe, ob ein Unternehmen <strong>de</strong>r DDR als Vermittler<br />

<strong>de</strong>r Laboratorien <strong>und</strong> <strong>de</strong>s zu ihrer Nutzung erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Know-hows auftreten könne. Den <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Materialien ist zu<br />

entnehmen, daß die Kontakte zwischen Weber <strong>und</strong><br />

Pankl über das Unternehmen Hirtenberger, das seinerseits<br />

einschlägige Kontakte zu Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung unterhielt, zustan<strong>de</strong><br />

gekommen war. Hirtenberger wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r<br />

Südsteierischen Metallindustrie übernommen. Letztere<br />

führte - wie oben dargestellt - Verhandlungen<br />

hinsichtlich einer Fortführung <strong>de</strong>s SAAD 16-Projekts<br />

mit <strong>de</strong>r GP. Ob jedoch über die Schiene Pankl-Weber<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung in das Projekt<br />

SAAD 16 einbezogen wur<strong>de</strong>, muß trotz <strong>de</strong>r diesbezüglichen<br />

Aussage Webers als ungeklärt beurteilt<br />

wer<strong>de</strong>n. Im völligen Wi<strong>de</strong>rspruch zu dieser Aussage<br />

hat Gerold Pankl im Rahmen seiner staatsanwaltschaftlichen<br />

Vernehmung erklärt, daß er mit Weber<br />

we<strong>de</strong>r über das Projekt SAAD 16 Gespräche geführt<br />

noch zu Unternehmen Kontakte unterhalten habe, die<br />

Raketen o<strong>de</strong>r Raketentreibmittel herstellen o<strong>de</strong>r sonstige<br />

damit im Zusammenhang stehen<strong>de</strong> Leistungen<br />

anbieten. Der Geschäftsführer <strong>de</strong>r GP, Dietrich Bernhard<br />

Grautoff, hat bei seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß erklärt, daß die GP mit Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r DDR hinsichtlich <strong>de</strong>s Projekts SAAD<br />

16 keine Gespräche geführt habe. Nach übereinstimmen<strong>de</strong>n<br />

Aussagen von Dieter Uhlig <strong>und</strong> Werner Weber<br />

wur<strong>de</strong> dieses Vorhaben von seiten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung nicht weite rverfolgt,<br />

weil Dr. Schalck-Golodkowski dieses Geschäft nicht


genehmigt habe, was allerdings in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Dokumenten nicht<br />

festgehalten wur<strong>de</strong>. Werner Weber konnte nicht mehr<br />

als Zeuge vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vernommen<br />

wer<strong>de</strong>n, da er am 22. März 1992, einen Tag vor<br />

einer Veröffentlichung <strong>de</strong>s Nachrichtenmagazins<br />

„Spiegel", die diese Geschäftskonstruktion zum Inhalt<br />

hatte, verstarb.<br />

Angesichts dieses Beweisergebnisses bleiben zentrale<br />

Fragen im Zusammenhang <strong>de</strong>r Einbeziehung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung in das Projekt<br />

SAAD 16 unbeantwortet.<br />

Der Kauf <strong>de</strong>r MS Arkona<br />

Im Jahr 1985 erfolgte <strong>de</strong>r Kauf <strong>de</strong>s Kreuzfahrtschiffes<br />

„Astor" durch die Rostocker Staatsree<strong>de</strong>rei AHB<br />

Schiffscommerz, das als FDGB-Kreuzfahrtschiff MS<br />

Arkona in <strong>de</strong>r DDR in Dienst gestellt wur<strong>de</strong>. Im Zusammenhang<br />

mit diesem Schiffserwerb hat es Behauptungen<br />

<strong>und</strong> Spekulationen gegeben, die eine<br />

Verbindung zwischen diesem Geschäft <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Verkauf<br />

von U-Boot-Plänen nach Südafrika herstellten.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat hierzu festgestellt,<br />

daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung auf Initiative<br />

<strong>de</strong>s FDGB-Vorsitzen<strong>de</strong>n Harry Tisch von E rich<br />

Honecker <strong>und</strong> Dr. Günter Mittag Anfang 1985 damit<br />

beauftragt wur<strong>de</strong>, zum Ersatz <strong>de</strong>s veralteten FDGB-<br />

Schiffes „Völkerfre<strong>und</strong>schaft" ein Kreuzfahrtschiff im<br />

sog. NSW zu erwerben. Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>legierte<br />

diesen Auftrag an <strong>de</strong>n Direktor <strong>de</strong>s AHB<br />

Schiffscommerz, Dr. Claus-Dieter Junge alias IMB<br />

„Kröger". Zugleich verpflichtete er ihn zur absoluten<br />

Vertraulichkeit, insbeson<strong>de</strong>re sollte er Dr. Beil, <strong>de</strong>m er<br />

ansonsten unterstellt war, nicht informieren.<br />

Dr. Junge konsultierte <strong>de</strong>n Hamburger Schiffsmakler<br />

Walter J. Hinneberg, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Erwerb <strong>de</strong>r „Astor"<br />

empfahl, die seinerzeit im Eigentum <strong>de</strong>r südafrikanischen<br />

Ree<strong>de</strong>rei Safmarine stand. Nach Aussage Dr.<br />

Junges vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß waren die<br />

Südafrikaner zunächst nicht bereit, ihr „Flaggschiff"<br />

zu verkaufen. Erst auf seinen Vorschlag hin, sie sollten<br />

doch einen Nachbau bei <strong>de</strong>r Howaldtswerke-<br />

Deutsche Werft AG (HDW) in Kiel in Auftrag geben,<br />

habe die Astor zum Verkauf freigestan<strong>de</strong>n.<br />

Als Zwischenerwerberin trat die Deutsche-Afrika-Linien<br />

GmbH, Hamburg, auf, die die „Astor" nach einer<br />

Umrüstungsphase bei HDW im August 1985 an <strong>de</strong>n<br />

AHB Schiffscommerz weiterveräußerte. Die Zwischenschaltung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen-Afrika-Linien GmbH<br />

erfolgte zum einen zur Verschleierung <strong>de</strong>r Beziehung<br />

zu einem südafrikanischen Geschäftspartner, zum an<strong>de</strong>ren<br />

konnte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die Bedingungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Zahlungsverkehrs<br />

ausnutzen <strong>und</strong> die Bezahlung in Verrechnungseinheiten<br />

vornehmen.<br />

Die ursprüngliche Kaufpreisfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Südafrikaner<br />

bezifferte sich auf 185 Mio. DM. Nach Aussage<br />

von Dr. Junge war die For<strong>de</strong>rung überhöht, tatsächlich<br />

habe <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

für <strong>de</strong>n Erwerb inklusive <strong>de</strong>r Umrüstungskosten 168<br />

Mio. VE aufbringen müssen. In seiner polizeilichen<br />

Vernehmung am 4. Dezember 1989 in Rostock hat Dr.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Junge hierzu angegeben, dadurch sei <strong>de</strong>r Kaufpreis<br />

faktisch um weitere ca. 15 % reduziert wor<strong>de</strong>n, weil<br />

<strong>de</strong>r Wert einer Verrechungseinheit zum damaligen<br />

Zeitpunkt im Verhältnis zur frei konvertierbaren DM<br />

in etwa dieses Gefälle ausgewiesen habe. Seitens<br />

HDW wur<strong>de</strong>n darüber hinaus an <strong>de</strong>n AHB Schiffscommerz<br />

für seine Vermittlung <strong>de</strong>s Schiffsneubaus<br />

<strong>de</strong>r Astor II ca. sieben Mio. DM gezahlt (Dokument-<br />

Nr. 366). Der Schiffsmakler Hinneberg zahlte aus seiner<br />

Provision weitere 200.000 DM an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung.<br />

Der Zeuge Dr. Junge hat in seiner Vernehmung ausgesagt,<br />

er verfüge über keine eigenen Kenntnisse<br />

über eine etwaige Verknüpfung <strong>de</strong>s „Arkona-Geschäfts"<br />

mit <strong>de</strong>r Lieferung von U-Booten o<strong>de</strong>r Blaupausen<br />

für U-Boote von HDW an Südafrika. Er habe<br />

lediglich <strong>de</strong>r Presse entnommen, daß hier eine Beziehung<br />

bestan<strong>de</strong>n haben soll. Durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

sind keine weiteren Feststellungen<br />

über einen gemutmaßten Zusammenhang zwischen<br />

<strong>de</strong>m Kauf <strong>de</strong>r Arkona <strong>und</strong> <strong>de</strong>r angeblichen Lieferung<br />

von U-Boot-Plänen nach Südafrika getroffen wor<strong>de</strong>n.<br />

Karl-Heinz Schulz, Unternehmen Beij-ma / Atlantic<br />

Commercial<br />

Der <strong>de</strong>utsche Waffenhändler Karl-Heinz Schulz war<br />

ein wichtiger westlicher Geschäftspartner <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

IMES GmbH <strong>und</strong> WITRA GmbH für Ex- <strong>und</strong><br />

Importe. Der Kontakt mit ihm kam im Jahr 1983 auf<br />

<strong>de</strong>ssen eigene Initiative hin zustan<strong>de</strong>. Er trat als Vertreter<br />

<strong>de</strong>s in Boom (Belgien) ansässigen Unternehmens<br />

Beij-ma Military Department auf. Als <strong>de</strong>ssen Inhaberin<br />

fungierte formal seine Ehefrau, das Unternehmen<br />

gehörte <strong>de</strong> facto über eine internationale Firmenverschachtelung<br />

ihm selbst. Die Unternehmensgruppe<br />

<strong>de</strong>s Karl-Heinz Schulz umfaßt neben <strong>de</strong>r bereits<br />

erwähnten Beij-ma Military Department (Tochterunternehmen<br />

<strong>de</strong>r Atlantic-Gruppe) folgen<strong>de</strong> Gesellschaften:<br />

- Atlantic Commercial Corp., Monte Carlo (Hauptsitz)<br />

- Atlantic Commercial International Ltd., Lugano<br />

- Atlantic Commercial (U.K.) Ltd., England<br />

(Dokument-Nr. 367).<br />

Schulz suchte am 27. April 1983 <strong>de</strong>n Militärattaché<br />

<strong>de</strong>r DDR-Botschaft in Brüssel auf, um sich nach Art<br />

<strong>und</strong> Umfang <strong>de</strong>r Liefermöglichkeiten <strong>de</strong>r DDR für<br />

Waffen zu erk<strong>und</strong>igen. Dieser vermittelte daraufhin<br />

<strong>de</strong>n Kontakt zur IMES GmbH, die ihn zu ersten Verhandlungen<br />

nach Berlin einlud. Schulz trat gegenüber<br />

IMES GmbH <strong>und</strong> WITRA GmbH als Vertreter<br />

von Atlantic Commercial auf.<br />

Zunächst bezog Schulz von <strong>de</strong>r IMES GmbH alte Pistolen<br />

<strong>de</strong>s Typs 08 aus <strong>de</strong>m 2. Weltkrieg (Sammlerstücke),<br />

die er an das Unternehmen Frankonia Jagd<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland weiterverkaufte.<br />

Von weitaus größerem Interesse für IMES GmbH <strong>und</strong><br />

WITRA GmbH war Schulz in <strong>de</strong>r Folge jedoch für die<br />

Beschaffung von westlichen Waffen, die zum Teil als<br />

sog. Auftragsimporte für Dr. Schalck-Golodkowski<br />

durchgeführt wur<strong>de</strong>. Als Auftragsimporte wur<strong>de</strong>n


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

jene Lieferungen bezeichnet, die nicht für <strong>de</strong>n Weiterverkauf,<br />

son<strong>de</strong>rn für <strong>de</strong>n Verbleib bei Dienststellen<br />

innerhalb <strong>de</strong>r DDR (z.B. MfS) bestimmt waren. So vermittelte<br />

Schulz 1985 die Lieferung von 100 Scharfschützengewehren<br />

HK 33 SG/1 (Heckler & Koch), 30<br />

Nachtsichtgeräten O rion 80 (Carl Zeiss Oberkochen)<br />

<strong>und</strong> 100 Maschinenpistolen MP 5 K (Heckler & Koch).<br />

Das Geschäft wur<strong>de</strong> über die juristisch selbständige<br />

Heckler & Koch U.K. Ltd. in London <strong>und</strong> die Spedition<br />

Jeppesen Heaton Ltd. abgewickelt, die direkt nach<br />

Rostock lieferte. Schulz besorgte auch das für eine Exportgenehmigung<br />

durch die britischen Behör<strong>de</strong>n notwendige<br />

Endusercertificate. Als offizieller „Enduser"<br />

war hier die kolumbianische Polizei angegeben. Ein<br />

weiteres Geschäft mit Waffen von Heckler & Koch vermittelte<br />

Schulz ein Jahr später. Es han<strong>de</strong>lte sich um<br />

100 Scharfschützengewehre <strong>de</strong>s Typs PSG-1, die<br />

nach gleichem Muster geliefert wur<strong>de</strong>n (Dokument-<br />

Nr. 368).<br />

Mit Schreiben vom 29. Juni 1988 übermittelte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski Erich Mielke eine Übersicht<br />

über die in <strong>de</strong>r zweiten Augusthälfte 1988 zu liefern<strong>de</strong>n<br />

Waffen <strong>und</strong> die dazugehörige Munition. Gleichzeitig<br />

machte er Vorschläge für <strong>de</strong>ren Verteilung an<br />

Spezialeinheiten <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>s MdI (Dokument-<br />

Nr. 369). Bei <strong>de</strong>m Material, bei <strong>de</strong>ssen Beschaffung<br />

wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>r Waffenhändler Karl-Heinz Schulz mitwirkte,<br />

han<strong>de</strong>lte es sich überwiegend um Maschinenpistolen<br />

5-KA 5 sowie um verschie<strong>de</strong>ne Munitionstypen,<br />

die von Heckler & Koch U.K. Ltd. in London bezogen<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. Auch hier wur<strong>de</strong> ein kolumbianisches<br />

Endusercertificate durch Karl-Heinz Schulz<br />

gegen Vorauskasse <strong>de</strong>r WITRA GmbH in Höhe von<br />

50.000 USD beschafft (Dokument-Nr. 370-371). Der<br />

Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß die Lieferung<br />

nicht realisiert wur<strong>de</strong>. Der damalige Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Heckler & Koch U.K. Ltd., Karl-Ernst<br />

Sinn, hat in seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

hierzu ausgesagt, daß ihm in <strong>de</strong>n Papieren<br />

zu diesem Geschäft Unstimmigkeiten aufgefallen<br />

seien. Er habe sich daraufhin mit <strong>de</strong>r Defence Export<br />

Services Organisation in Verbindung gesetzt,<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Nachforschungen hätten ergeben, daß mit<br />

<strong>de</strong>r Geschäftskonstruktion etwas nicht stimmte. Er<br />

habe daraufhin Karl-Heinz Schulz die Ablehnung <strong>de</strong>s<br />

Geschäfts erklärt. Durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

ist nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n, ob Karl-Heinz<br />

Schulz <strong>de</strong>n Vorschuß von 50.000 USD zurückzahlte.<br />

Aus Unterlagen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses ergibt<br />

sich eine weitere Lieferung von Waffen <strong>de</strong>s Herstellers<br />

Heckler & Koch in die DDR. Es han<strong>de</strong>lte sich<br />

um eine Lieferung vom 25. Oktober 1983 über<br />

- 100 Maschinenpistolen MP 5 SD<br />

- 100 Maschinenpistolen MP 5 K<br />

- 50 vollautomatische Gewehre HK 33 SG 1<br />

- 10 passive Nachtsichtgeräte O rion 80.<br />

Die Waffen wur<strong>de</strong>n mit einer Kriegswaffenkontrollgesetzgenehmigung<br />

über die Ballistic & Defence Products<br />

Wehrtechnik GmbH, Graz (Österreich), mit<br />

Weiterleitungsvermerk an das Verteidigungsministerium<br />

in Dacca/Bangla<strong>de</strong>sch durch Heckler & Koch am<br />

25. November 1983 ausgeführt. Der Transport erfolgte<br />

durch die Deutsche B<strong>und</strong>esbahn von Oberndorf nach<br />

Graz. Ein Endusercertificate lag vor. Offensichtlich<br />

wur<strong>de</strong>n die Waffen nicht nach Bangla<strong>de</strong>sch weitergeleitet.<br />

Ein Teil <strong>de</strong>r Waffen wur<strong>de</strong> im Dezember 1989<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>r Wallstraße<br />

gef<strong>und</strong>en. Anhand <strong>de</strong>r Waffennummern<br />

konnte zu<strong>de</strong>m festgestellt wer<strong>de</strong>n, daß sich weitere<br />

Waffen aus dieser Lieferung bei ehemaligen Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s MdI befan<strong>de</strong>n.<br />

Darüber hinaus lieferte Karl-Heinz Schulz auch Waffen,<br />

die für <strong>de</strong>n Weiterverkauf durch die IMES GmbH<br />

bestimmt waren. So z.B. 10.000 Pistolen belgischer<br />

Herkunft <strong>de</strong>s Typs FN Baby, die an <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Organisation<br />

„Carlos" nahestehen<strong>de</strong>n Waffenhändler Nicola<br />

Beshara Nicola geliefert wur<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> 500 Pistolen Sig<br />

Sauer 7,65 mm mit von <strong>de</strong>m Unternehmen Beij-ma<br />

hergestellten Schalldämpfern, die für die PLO bestimmt<br />

waren (Dokument-Nr. 368). Karl-Heinz Schulz<br />

hat in seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vor allem die Beschaffung von Endusercertificates<br />

bestritten. Der Untersuchungsausschuß hat<br />

keine Veranlassung gehabt, am Wahrheitsgehalt <strong>de</strong>r<br />

ihm vorliegen<strong>de</strong>n Dokumente zu zweifeln, in <strong>de</strong>nen<br />

die erwähnten <strong>und</strong> zahlreiche an<strong>de</strong>re Geschäfte mit<br />

Schulz schlüssig belegt sind.<br />

Im August 1991 grün<strong>de</strong>te Schulz die Beij-ma Panama<br />

<strong>und</strong> kurze Zeit später die Beij-ma Military Department<br />

in Neuenhagen bei Berlin, die als Tochterunternehmen<br />

<strong>de</strong>r Beij-ma Panama ins Han<strong>de</strong>lsregister eingetragen<br />

wur<strong>de</strong>. Über das Neuenhagener Unternehmen,<br />

in <strong>de</strong>m auch <strong>de</strong>r ehemalige Gesellschafter <strong>und</strong><br />

Kontordirektor <strong>de</strong>r IMES GmbH, Hanno Schütte, beschäftigt<br />

ist, kaufte Schulz ausgemustertes Material<br />

aus früheren NVA-Bestän<strong>de</strong>n. Obwohl Schulz in seiner<br />

Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

die Eigentumsverhältnisse <strong>de</strong>r genannten Unternehmen<br />

zu verschleiern versucht <strong>und</strong> <strong>de</strong>tailliertere Angaben<br />

erst bei <strong>de</strong>r schriftlichen Korrektur <strong>de</strong>s Vernehmungsprotokolls<br />

gemacht hat, ist davon auszugehen,<br />

daß er <strong>de</strong>r alleinige bzw. Hauptanteilseigner aller genannten<br />

Unternehmen ist. So sind z.B. von 2.500 Aktien<br />

<strong>de</strong>r Beij-ma Panama nur zwei in Fremdbesitz. Zwar<br />

hat sich Schulz gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

als „Strohmann" für Geldgeber im Hintergr<strong>und</strong><br />

auszugeben versucht, nähere Angaben konnte o<strong>de</strong>r<br />

wollte er hierzu jedoch nicht machen. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat keine Dokumente gesichtet, die<br />

darauf schließen lassen, daß Schulz fremdgesteuert<br />

<strong>und</strong> nicht in eigener Initiative <strong>und</strong> Verantwortung gehan<strong>de</strong>lt<br />

hat.<br />

e) Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m internationalen<br />

Terrorismus<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte mit Nicola Beshara Nicola<br />

Laut Aussage <strong>de</strong>s stellvertreten<strong>de</strong>n Leiters <strong>de</strong>r Abteilung<br />

XXII <strong>de</strong>s MfS (Antiterrorabteilung), Günter Jäkkel,<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß wur<strong>de</strong>n durch<br />

die Information eines mit <strong>de</strong>m MfS in Verbindung stehen<strong>de</strong>n<br />

syrischen Palästinensers Waffenkaufabsichten<br />

<strong>de</strong>s in Berlin (Ost) weilen<strong>de</strong>n Syrers Nicola Beshara<br />

Nicola bekannt. Er habe aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Weisung von<br />

Mielke, alle Möglichkeiten aus <strong>de</strong>r „operativen" Arbeit<br />

<strong>de</strong>s MfS für die Devisenbeschaffung <strong>de</strong>r DDR zu


nutzen, persönlich Kontakt zu Nicola aufgenommen,<br />

um <strong>de</strong>ssen Geschäftsabsichten zu sondieren. Sein anschließen<strong>de</strong>r<br />

<strong>Bericht</strong> sei zu Mielke gelangt, <strong>de</strong>r sodann<br />

mit Dr. Schalck-Golodkowski telefoniert <strong>und</strong> mit<br />

ihm einen Termin für Jäckel bei Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vereinbart habe.<br />

Während <strong>de</strong>s Gesprächs zwischen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Jäckel über Nicola wur<strong>de</strong>n Dieter Uhlig,<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH, Erhard Wiechert, durch Dr. Schalck-Golodkowski<br />

hinzugezogen. Der Wissensstand <strong>de</strong>s MfS<br />

über die Person <strong>de</strong>s Nicola beschränkte sich im Sommer<br />

1983 - laut Aussage Jäckels - auf <strong>de</strong>ssen eigene<br />

Angaben, da keine eigenen Erkenntnisse <strong>de</strong>s MfS<br />

vorgelegen hätten.<br />

Nicola hatte bei seinen Erstkontakten zum MfS bzw.<br />

zur IMES GmbH angegeben, seine „offiziellen" Geschäfte<br />

im Bereich <strong>de</strong>s Gemüsehan<strong>de</strong>ls zwischen<br />

Athen <strong>und</strong> Saudi-Arabien, Nordjemen <strong>und</strong> Jordanien<br />

zu tätigen. Er informierte weiterhin darüber, daß er<br />

mit seinen drei Brü<strong>de</strong>rn zusammenarbeite, seinen<br />

Wohnsitz in Syrien habe <strong>und</strong> sich, da er eine bulgarische<br />

Ehefrau habe, häufig in Bulgarien aufhalte. Er<br />

habe bis 1972 in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gelebt<br />

<strong>und</strong> sei dort nach Verbüßung einer 32monatigen<br />

Strafhaft ausgewiesen wor<strong>de</strong>n. Zu <strong>de</strong>n Endabnehmern<br />

<strong>de</strong>r von ihm nachgefragten Handfeuerwaffen<br />

erklärte er, daß es sich um Beduinen auf <strong>de</strong>r saudiarabischen<br />

Halbinsel han<strong>de</strong>le.<br />

Am 30. Juni 1983 fan<strong>de</strong>n erste Verhandlungen zwischen<br />

<strong>de</strong>m damaligen Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH, Wolfgang Kotz, <strong>und</strong> Nicola im Internationalen<br />

Han<strong>de</strong>lszentrum statt. In <strong>de</strong>ren Ergebnis einigte<br />

man sich auf die Lieferung von 2.000 Kalaschnikows<br />

polnischer Herkunft (Dokument-Nr. 372). Der<br />

Transport erfolgte - wie bei allen weiteren Waffengeschäften<br />

mit Nicola - in Nicolas eigenen, von ihm speziell<br />

präparierten LKW-Tankfahrzeugen. In <strong>de</strong>n<br />

Tanks <strong>de</strong>r Fahrzeuge waren Bleche eingeschweißt,<br />

die Hohlräume für jeweils ca. 1.000 Kalaschnikows<br />

schufen. Die Schweißarbeiten sollen nach Angaben<br />

<strong>de</strong>s Nicola ohne Wissen dritter Personen von ihm persönlich<br />

vorgenommen wor<strong>de</strong>n sein (Dokument-Nr.<br />

372). Die Tankfahrzeuge wur<strong>de</strong>n jeweils auf <strong>de</strong>m<br />

Landweg von Griechenland in die DDR verbracht <strong>und</strong><br />

in Mühlenbeck auf <strong>de</strong>m Geschäftsgelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH bzw. beim letzten Transport<br />

in Kavelstorf befrachtet (Dokument-Nr. 373).<br />

Im November 1983 schloß die IMES GmbH mit <strong>de</strong>m<br />

bulgarischen Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen Kintex einen<br />

Vertrag über die Lieferung von 4.000 Stück Kalaschnikow<br />

(Typ: AKM-S) aus bulgarischer Produktion<br />

ab. Diese Maschinenpistolen waren für <strong>de</strong>n Weiterverkauf<br />

an Nicola bestimmt. Bei einer Mustervorführung<br />

in <strong>de</strong>r DDR erkannte Nicola, daß Kintex vertragswidrig<br />

Kalaschnikows aus ungarischer Produktion<br />

an die IMES GmbH geliefert hatte. Die darauffolgen<strong>de</strong>n<br />

Verhandlungen führten zu einem Austausch<br />

<strong>de</strong>r Waffen. Kintex stellte nunmehr die bulgarische<br />

AK 47 zur Verfügung, diese Maschinenpistolen wur<strong>de</strong>n<br />

sodann an Nicola auch ausgeliefert (Dokument-<br />

Nr. 161 <strong>und</strong> 374).<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Bis Juli 1984 belieferte die IMES GmbH Nicola mit<br />

weiteren 2.000 Stück AK 47 aus polnischer Produktion,<br />

6.500 Stück aufgearbeiteter AK 47 aus Bestän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>s Innern, 100 Stück AKM-S aus<br />

DDR-Produktion, min<strong>de</strong>stens 8.000 Stück belgische<br />

Pistolen FN Baby (Produktion in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland - Lieferung über das belgische Unternehmen<br />

Bey-ma, Karl-Heinz Schulz), 1.700 Stück Falcon-Pistolen<br />

<strong>de</strong>s spanischen Produzenten Astra sowie<br />

min<strong>de</strong>stens 1,8 Mio. Schuß 7,65 mm Pistolenmunition<br />

<strong>de</strong>s österreichischen Herstellers Hirtenberger (Dokument-Nr.<br />

368 <strong>und</strong> 374).<br />

Die genannten Waren wur<strong>de</strong>n in<br />

- zwei Tankfahrzeugen mit <strong>de</strong>r MS Siegm<strong>und</strong> Jähn<br />

am 17. August 1983<br />

- vier Tankfahrzeugen mit <strong>de</strong>r MS Rhinsee am 5. Februar<br />

1984<br />

<strong>und</strong><br />

- zwei Tankfahrzeugen mit <strong>de</strong>r MS Müggelsee am 2.<br />

Mai 1984 ab Rostock nach Hodaida/Nordjemen verschifft.<br />

Der Transport von Maschinenpistolen, Pistolen <strong>und</strong><br />

Pistolenmunition mit <strong>de</strong>r MS Müggelsee im Mai 1984<br />

wur<strong>de</strong> wegen eines Vorfalls in einem griechischen<br />

Hafen - Auf<strong>de</strong>ckung eines illegalen Waffengeschäfts,<br />

an <strong>de</strong>m das bulgarische Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

Kintex beteiligt war - vorbeugend auf hoher See gestoppt.<br />

(Die britische Presse berichtete seinerzeit, daß<br />

das griechische Schiff Athanassious S. im Hafen von<br />

Chalkis, Griechenland, auf seinem Weg vom Verla<strong>de</strong>hafen<br />

Burgas, Bulgarien, nach Nordjemen am 2. Mai<br />

1984 Zwischenstation machte, um weitere Ladung<br />

aufzunehmen. Griechische Zöllner fan<strong>de</strong>n bei einer<br />

Untersuchung <strong>de</strong>s Schiffes eine Obstkonservenladung<br />

<strong>und</strong> drei leere Tanklastzüge, in <strong>de</strong>nen Zwischenwän<strong>de</strong><br />

eingezogen wor<strong>de</strong>n waren, die 22.000<br />

Pistolen <strong>und</strong> zwei Mio. Schuß Munition verbargen. Financial<br />

Weekly vom 3. August 1984, S. 4)<br />

Die bei<strong>de</strong>n Tankfahrzeuge wur<strong>de</strong>n auf See von <strong>de</strong>r<br />

MS Müggelsee auf ein an<strong>de</strong>res DDR-Motorschiff umgela<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> in die DDR zurücktransportiert (Dokument-Nr.<br />

375). Die Tankfahrzeuge wur<strong>de</strong>n in Kavelstorf<br />

entla<strong>de</strong>n, die Tanks sodann zerschnitten <strong>und</strong> die<br />

LKW-Chassis sowie das Waffenmaterial auf Lager genommen<br />

(Dokument-Nr. 373).<br />

Hinsichtlich dieses Vorfalles vermuteten <strong>de</strong>r IMES-<br />

Mitarbeiter Otto Galan<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Dieter Uhlig, daß Nicola<br />

seine vormals unterbrochenen Direktbeziehungen<br />

zu Kintex wie<strong>de</strong>raufgenommen hatte <strong>und</strong> in die<br />

Affäre in Griechenland verstrickt war. Dies führte zu<br />

einer Unterbrechung <strong>de</strong>r Geschäftsbeziehungen <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH zu Nicola bis zu einer erneuten Inte rvention<br />

<strong>de</strong>s MfS zu <strong>de</strong>ssen Gunsten im Frühjahr 1985, die<br />

Geschäfte mit ihm wie<strong>de</strong>raufzunehmen (Dokument-<br />

Nr. 161-162 <strong>und</strong> 376).<br />

Die Wie<strong>de</strong>raufnahme <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit zwischen<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> Nicola führte zur erneuten<br />

Verschiffung <strong>de</strong>s bereits mit <strong>de</strong>r MS Müggelsee<br />

versuchten Transports vom Mai 1984. Das damals in<br />

die DDR zurückgebrachte Waffenmaterial sollte nunmehr<br />

in Containern verpackt wer<strong>de</strong>n, die von Nicola


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

über Griechenland in <strong>de</strong>r DDR bereitgestellt wer<strong>de</strong>n<br />

sollten. Vereinbarungswidrig lieferte Nicola jedoch<br />

Container aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

durch das Unternehmen P & S-International, Weinheim,<br />

<strong>de</strong>ssen Fahrer nach Aktenlage keine Kenntnis<br />

über die Zweckbestimmung <strong>de</strong>r Container hatten.<br />

Nach Befrachtung <strong>de</strong>r Container in Kavelstorf erfolgte<br />

am 25. Juni 1985 <strong>de</strong>ren Verschiffung auf die MS<br />

Siegm<strong>und</strong> Jähn mit <strong>de</strong>m Zielhafen Jeddah, Saudi<br />

-Arabien, unter <strong>de</strong>r Empfängeradresse „Fa. Moh. Said<br />

Zahrani Comp.", wobei <strong>de</strong>r Inhalt mit Motoröl <strong>und</strong> -<br />

fetten falsch <strong>de</strong>klariert wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 377).<br />

Am 17. Juli 1985 kam die MS Siegm<strong>und</strong> Jähn in Jeddah<br />

an. Von Mitarbeitern saudi-arabischer Behör<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong> sie noch am selben Tag durchsucht <strong>und</strong> am 18.<br />

Juli 1985 festgesetzt (Dokument-Nr. 378). Laut <strong>de</strong>m<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s IMES-Mitarbeiters IM „Heinz Greifswald"<br />

alias Otto Galan<strong>de</strong>r, wur<strong>de</strong>n die Waren in Jeddah<br />

sodann gelöscht <strong>und</strong> die Verbindungsleute <strong>de</strong>s<br />

Nicola, die die Waffen übernehmen sollten, verhaftet<br />

(Dokument-Nr. 162 <strong>und</strong> 378).<br />

Bereits vor diesem Vorfall im Hafen von Jeddah beabsichtigte<br />

die IMES GmbH, ihre geschäftlichen Verbindungen<br />

zu Nicola zu been<strong>de</strong>n. In einem Vermerk <strong>de</strong>s<br />

IMES-Mitarbeiters Otto Galan<strong>de</strong>r vom 15. Juli 1985<br />

heißt es: „Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage unserer Information an<br />

<strong>de</strong>n Staatssekretär, Gen. Dr. Schalck, vom 29.05.85<br />

wur<strong>de</strong> in einem abschließen<strong>de</strong>n Gespräch am 01.07.85<br />

Herrn Ni. nochmals unser Standpunkt zur Beendigung<br />

unserer Zusammenarbeit dargelegt. Ni. hat diesen<br />

Standpunkt erneut zur Kenntnis genommen. Aus seiner<br />

Reaktion wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich sichtbar, daß er auch in Zukunft<br />

Kontakte zur IMES GmbH suchen wird. " (Dokument-Nr.<br />

379) Während <strong>de</strong>s Gesprächs am 1. Juli 1985,<br />

<strong>de</strong>m eine Unterredung zwischen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Minister für Staatssicherheit, E rich<br />

Mielke, vorausgegangen war, wur<strong>de</strong> auch die finanzielle<br />

Endabwicklung <strong>de</strong>r Geschäftsbeziehung vorgenommen.<br />

Nicola zahlte einen Betrag von 10.401 USD in<br />

bar <strong>und</strong> unterschrieb eine Erklärung zum Eigentumsübergang<br />

in <strong>de</strong>r DDR befindlicher Tankfahrzeuge zugunsten<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH (Dokument-Nr. 379).<br />

Die Motive für <strong>de</strong>n schließlich durch Dr. Schalck-Golodkowski<br />

bei Mielke durchgesetzten endgültigen<br />

Abbruch <strong>de</strong>r Beziehungen im Juli 1985 lagen nach<br />

Zeugenaussagen von verschie<strong>de</strong>nen IMES-Mitarbeitern<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß in <strong>de</strong>r Einschätzung,<br />

daß es sich bei Nicola um einen unseriösen Geschäftspartner<br />

han<strong>de</strong>le. So schien <strong>de</strong>n IMES-Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>r Transport in <strong>de</strong>n präparierten Tanklastzügen,<br />

das Brechen einzelner Geschäftsabsprachen <strong>und</strong><br />

die Ungewißheit über das Fortbestehen bzw. die Wie<strong>de</strong>raufnahme<br />

<strong>de</strong>r Kontakte <strong>de</strong>s Nicola zum bulgarischen<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen Kintex als eine<br />

Gefährdung ihrer Geschäftstätigkeit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r internationalen<br />

Reputation <strong>de</strong>r DDR. Die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung haben in ihren<br />

Zeugenaussagen vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bestritten, daß sie über einen terroristischen Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Nicola informiert gewesen seien bzw. daß<br />

ein entsprechen<strong>de</strong>r Verdacht Ursache für die angestrebte<br />

Beendigung <strong>de</strong>s Geschäftskontaktes gewesen<br />

sei.<br />

Diese Aussagen über <strong>de</strong>n terroristischen Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Nicola stehen im Wi<strong>de</strong>rspruch zu <strong>de</strong>n Erkenntnissen,<br />

die das MfS nach Aufnahme <strong>de</strong>r Geschäftsbeziehungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> Nicola gewann.<br />

So heißt es in einer Information <strong>de</strong>r HA XVIII/3<br />

<strong>de</strong>s MfS vom 12. April 1984:<br />

„Nach inoffiziellen Aussagen sind <strong>de</strong>r NICOLA<br />

<strong>und</strong> seine Brü<strong>de</strong>r<br />

NICOLA, Simon,<br />

NICOLA, Antuan<br />

NICOLA, George,<br />

fest im internationalen Waffenhan<strong>de</strong>l integriert.<br />

Der NICOLA, BESHARA NICOLA tritt in diesem<br />

Zusammenhang als kommerzieller Partner in Erscheinung.<br />

Sein Bru<strong>de</strong>r Simon N. ist für die technische<br />

Abwicklung <strong>de</strong>r Geschäfte verantwortlich. Als<br />

spiritus rektor gilt <strong>de</strong>r Antuan N., <strong>de</strong>r, wie <strong>de</strong>r George<br />

N., kaum in Erscheinung tritt.<br />

Der NICOLA, BESHARA NICOLA ist mit einer bulgarischen<br />

Staatsbürgerin verheiratet, die die<br />

Schwester eines Generals <strong>de</strong>r bulgarischen Volksarmee<br />

sein soll.<br />

Nach Angaben <strong>de</strong>s Simon N. ist <strong>de</strong>r NICOLA, BE-<br />

SHARA gemeinsam mit Vertretern <strong>de</strong>r PLO (Al Fatah)<br />

an <strong>de</strong>r Vorbereitung terroristischer Aktionen<br />

beteiligt. So soll er u. a. an <strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>und</strong><br />

Durchführung von Bombenattentaten gegen bspw.<br />

amerikanische Vertretungen mitgewirkt haben."<br />

(Dokument-Nr. 380)<br />

In einer Information <strong>de</strong>rselben Abteilung vom 13.<br />

April 1984 wird weiter ausgeführt:<br />

„Der 'NICOLA' unterhält offiziell<br />

-<br />

das Unternehmen<br />

Nicolas Kioleidos S.A. Athen/Griechenland,<br />

mit <strong>de</strong>r er Gemüsehan<strong>de</strong>l nach <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn<br />

Königreich Saudi-Arabien<br />

Jemenitische Arabische Republik <strong>und</strong><br />

Haschemitisches Königreich Jordanien<br />

betreibt.<br />

Nach <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Hinweisen ist dieses Unternehmen<br />

die Ab<strong>de</strong>ckung für seine Waffengeschäfte.<br />

Die bei <strong>de</strong>r IMES GmbH gekauften Waffen will er<br />

ebenfalls in diese Län<strong>de</strong>r weiterverkauft haben<br />

bzw. weiterverkaufen. Bestimmungsort <strong>de</strong>r durch<br />

die IMES GmbH gelieferten Waffen ist <strong>de</strong>r Hafen<br />

Hodaida in <strong>de</strong>r JAR. Zu <strong>de</strong>n Endabnehmern <strong>de</strong>s Nicola<br />

liegen außer <strong>de</strong>m Hinweis, daß es sich um Beduinen<br />

han<strong>de</strong>ln soll, keine Erkenntnisse vor. ...<br />

Über diese genannten Geschäfte hinaus, wollte Nicola<br />

750 kg Sprengstoff zu 5 kg-Paketen kaufen,<br />

worauf durch die IMES GmbH nicht eingegangen<br />

wur<strong>de</strong>....<br />

In <strong>de</strong>r Vergangenheit will er Waffengeschäfte mit<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Unternehmen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, VRP <strong>und</strong> VRB durchgeführt haben.<br />

Es wur<strong>de</strong> bekannt, daß <strong>de</strong>r Nicola, Beshara Nicola<br />

durch die Sicherheitsorgane <strong>de</strong>r CSSR als Mitglied<br />

<strong>de</strong>r syrischen Terrororganisition 'Carlos' im 'System<br />

<strong>de</strong>r vereinigten Erfassung von Informationen über<br />

<strong>de</strong>n Gegner' erfaßt wur<strong>de</strong>. Gegen ihn wur<strong>de</strong> 1982


durch die zweite Verwaltung <strong>de</strong>s FMDI <strong>de</strong>r CSSR<br />

eine Einreisesperre eingeleitet."<br />

Die zitierte Information vom 13. April 1984 stimmt auch<br />

mit <strong>de</strong>r Aussage <strong>de</strong>s ehemaligen stellvertreten<strong>de</strong>n Leiters<br />

<strong>de</strong>r Abteilung XXII <strong>de</strong>s MfS, Günter Jäckel, nicht<br />

überein. Er hat in seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

u.a. bestritten, über die Mitgliedschaft<br />

<strong>de</strong>s Nicola Beshara Nicola in <strong>de</strong>r Terrororganisation<br />

„Carlos" informiert gewesen zu sein. Er führte<br />

hierzu weiter aus: „Also, wenn die Odnung eingehalten<br />

wor<strong>de</strong>n wäre, hätte die Abteilung XVIII nach Erhalt<br />

dieser Information uns informieren müssen. "<br />

Genau diese Mitteilung ist laut <strong>de</strong>r Information <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung XVIII vom 13. April 1984 jedoch erfolgt.<br />

So lautet <strong>de</strong>r Schlußsatz: „Über die genannten<br />

Sachverhalte wur<strong>de</strong> die Abteilung XXII durch die<br />

Hauptabteilung XVIII/7 sofort informiert." Schließlich<br />

bestehen auch an <strong>de</strong>r Aussage <strong>de</strong>s Zeugen Erhard<br />

Wiechert vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß am 5. November<br />

1992, daß ihm vom terroristischen Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Nicola nichts bekannt gewesen sei,<br />

erhebliche Zweifel.<br />

In <strong>de</strong>r Information vom 13. Ap ril 1984 ist hierzu vermerkt:<br />

„Im Februar 1984 äußerte <strong>de</strong>r Simon Nicola gegenüber<br />

einer inoffiziellen Quelle <strong>de</strong>r HA XVIII/7<br />

(Direktor <strong>de</strong>r IMES GmbH - vormals Quelle <strong>de</strong>r<br />

HVA), daß sein Bru<strong>de</strong>r Nicola, Beshara Nicola gemeinsam<br />

mit Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r PLO (Al Fatah) an <strong>de</strong>r<br />

Vorbereitung terroristischer Aktionen arbeitet <strong>und</strong> an<br />

<strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung von Terroranschlägen<br />

gegen amerikanische Vertretungen bzw.<br />

Nie<strong>de</strong>rlassungen beteiligt war."<br />

Die Angaben in MfS- <strong>und</strong> IMES-internen Unterlagen<br />

zur Gewinnerzielung aus <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH mit Nicola differieren erheblich. So betrug<br />

<strong>de</strong>r IMES-Gewinn nach Information <strong>de</strong>r HA XVIII<br />

<strong>de</strong>s MfS vom 13. April 1984 1.584.000 USD, nach Berechnung<br />

<strong>de</strong>s IMES-Mitarbeiters Otto Galan<strong>de</strong>r vom<br />

15. Juli 1985 erreichte die IMES GmbH einen Nettogewinn<br />

von ca. 450.000 VM zur Abführung an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung. Jenseits <strong>de</strong>s<br />

Aspekts <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung bietet gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

unzureichen<strong>de</strong> geheimdienstliche Informationsstand<br />

<strong>de</strong>r MfS-Abteilung XXII <strong>und</strong> <strong>de</strong>r MfS-Hauptabteilung<br />

XVIII über <strong>de</strong>n Nicola zu Beginn <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit<br />

zwischen ihm <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES GmbH Anlaß zu <strong>de</strong>r<br />

Annahme, daß nachrichtendienstliche Interessen <strong>de</strong>r<br />

HVA <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Führungsspitze <strong>de</strong>s MfS <strong>de</strong>r wesentliche<br />

Antrieb waren, die IMES GmbH dazu zu veranlassen,<br />

Geschäftsbeziehungen zu Nicola aufzunehmen. Es ist<br />

wenig glaubhaft, daß Mielke persönlich Dr. Schalck-<br />

Golodkowski instruierte, ohne seinerseits über diesen<br />

Waffenhändler zu diesem Zeitpunkt informiert gewesen<br />

zu sein. Inwieweit das MfS über <strong>de</strong>n geschäftlichen<br />

Kontakt zu Nicola <strong>de</strong>ssen Bereitschaft zu einer<br />

geheimdienstlichen Kooperation stimulieren <strong>und</strong> damit<br />

Informationen aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s internationalen<br />

Terrorismus gewinnen konnte, ist durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n.<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte mit <strong>de</strong>m Unternehmen Zibado<br />

Auf <strong>de</strong>r Basis von geheimdienstlichen Verbindungen<br />

<strong>de</strong>r Abteilung XXII <strong>de</strong>s MfS (Antiterrorabteilung) zur<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Al Fatah-Abspaltung Fatah RC (Fatah-Revolutionsrat)<br />

vermittelte <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

XXII, Günter Jäckel, wie<strong>de</strong>rum über Dr. Schalck-Golodkowski<br />

En<strong>de</strong> 1983 die geschäftlichen Erstkontakte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

Zibado (Dokument-Nr. 160 <strong>und</strong> 381-382).<br />

Die Abteilung XXII <strong>de</strong>s MfS, <strong>de</strong>r die Zugehörigkeit<br />

<strong>de</strong>r Fatah RC zur Abu Nidal-Gruppe bekannt war,<br />

nahm dabei die Vorschläge von Funktionären <strong>de</strong>r<br />

Abu Nidal- Gruppe auf, die kommerziellen Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r Gruppe auf die DDR auszuweiten.<br />

Die Abu Nidal-Gruppe hatte seinerzeit ein weltweites<br />

Unternehmensnetz unter <strong>de</strong>r Dachorganisation Al-<br />

Reem Trading aufgebaut, <strong>de</strong>ren Chairman <strong>de</strong>r Abu<br />

Nidal-Stellvertreter Samir H. Najmeddin war. Die Organisation<br />

unterhielt Auslandsvertretungen unter jeweils<br />

unterschiedlichen Firmierungen u. a. in Kuwait,<br />

<strong>de</strong>r Schweiz, Zypern, Panama, London, Paris, Athen,<br />

Damaskus <strong>und</strong> in Warschau (Dokument-Nr. 383-385).<br />

Durch die Vermittlung <strong>de</strong>r Transcommerz Export-Import<br />

GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES GmbH wur<strong>de</strong> Dr. Adnan<br />

Ibrahim Zaid bei <strong>de</strong>r IHZ-GmbH Berlin (Ost) vorstellig<br />

<strong>und</strong> vereinbarte im November 1983 die im Februar<br />

1984 erfolgte Eröffnung eines Vertreterbüros <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Zibado im IHZ (Dokument-Nr. 381 <strong>und</strong><br />

386). Als DDR-Mitarbeiter <strong>de</strong>r Zibado, wur<strong>de</strong>n zu-<br />

nächst Hans Hofmann, vermutlich alias IMS „Karl<br />

-Heinz Meyer", sowie Gabriele John als Sekretärin<br />

durch die IHZ-GmbH vermittelt.<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>s Vertreterbüros <strong>de</strong>r Zibado im<br />

IHZ wur<strong>de</strong> mit Büroeröffnung im Februar 1984 zunächst<br />

Ali Sumrain, <strong>de</strong>r im Oktober 1984 durch Dirar<br />

Abdul Fattah als Bürobevollmächtigter - abgelöst wur<strong>de</strong><br />

(Dokument-Nr. 387). Das Zibado-Büro in Berlin<br />

(Ost) war während <strong>de</strong>r Zeit seines Bestehens bis Oktober<br />

1986 vollständig weisungsabhängig von <strong>de</strong>m Abu<br />

Nidal-Stellvertreter Samir H. Najmeddin, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />

Warschauer Tochtergesellschaft <strong>de</strong>r Al-Reem Trading,<br />

<strong>de</strong>r SAS Tra<strong>de</strong> & Investments Comp. Inc., die<br />

Geschäftspolitik <strong>de</strong>r Zibado, Berlin (Ost), bestimmte.<br />

Zahlreiche kommerzielle Anbahnungsversuche <strong>de</strong>r<br />

Zibado im zivilen Bereich blieben weitgehend erfolglos.<br />

Mit <strong>de</strong>r IMES GmbH kam es zu zwei Geschäftsrealisierungen.<br />

Im Dezember 1984 lieferte die IMES GmbH 4.769 MP<br />

61 „Scorpion" <strong>und</strong> eine Mio. Schuß Munition 7,65 mm<br />

mit <strong>de</strong>r MS Rjibnik zum Preis von 499.210 USD über<br />

einen polnischen Hafen nach Tripolis. Laut Aussage<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen Generaldirektors <strong>de</strong>r IMES GmbH,<br />

Erhard Wiechert, vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

soll <strong>de</strong>r libysche Staat Endabnehmer <strong>de</strong>s Materials<br />

gewesen sein, zumin<strong>de</strong>st sei ihm nicht bekannt gewor<strong>de</strong>n,<br />

daß die Abu Nidal-Gruppe die Schützenwaffen<br />

für <strong>de</strong>n Eigenbedarf o<strong>de</strong>r für an<strong>de</strong>re Bedarfsträger<br />

von <strong>de</strong>r IMES GmbH gekauft habe.<br />

Am 13. Februar 1985 vereinbarte die IMES GmbH mit<br />

Samir H. Najmeddin <strong>de</strong>n Kauf von zunächst 100 Stück<br />

Arwen 37 inklusive acht unterschiedlicher Munitionstypen<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Stückzahlen (Dokument-Nr.<br />

388). Das Material war für <strong>de</strong>n Verbleib in <strong>de</strong>r DDR<br />

vorgesehen. Dabei wur<strong>de</strong> folgen<strong>de</strong>r Beschaffungsweg<br />

für diese „Anti-Aufruhr-Waffen" <strong>de</strong>s britischen


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Produzenten Royal Ordnance eingeschlagen: Vertragspartner<br />

<strong>de</strong>r Royal Ordnance, Enfield, wur<strong>de</strong> die<br />

SAS Tra<strong>de</strong> & Investments, die ihrerseits als „Enduser"<br />

das Polizeiministerium <strong>de</strong>s afrikanischen Staates Sierra<br />

Leone angab <strong>und</strong> dies mittels eines für 50.000 USD<br />

gekauften Endusercertificates glaubhaft machte (Dokument-Nr.<br />

389-390).<br />

Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r Glaubwürdigkeit<br />

<strong>de</strong>s Auftrages gegenüber <strong>de</strong>m britischen Produzenten<br />

wur<strong>de</strong> die Stückzahl <strong>de</strong>r Gewehre auf 115<br />

<strong>und</strong> die Munitionsmenge auf insgesamt 81.000 Stück<br />

erhöht. Die 15 zusätzlichen Waffen waren zunächst<br />

für einen K<strong>und</strong>en <strong>de</strong>r SAS in Sy rien bestimmt. Samir<br />

H. Najmeddin teilte jedoch später mit, daß das Interesse<br />

dieses K<strong>und</strong>en erloschen sei; die zusätzlichen<br />

Waffen wur<strong>de</strong>n auf Anordnung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

für das MfS übernommen (Dokument-Nr.<br />

391).<br />

Das Waffenmaterial wur<strong>de</strong> am 3. Mai 1986 von Royal<br />

Ordnance mit <strong>de</strong>r MS Subro Vega über <strong>de</strong>n Hafen<br />

Rowhedge Wharf nach Zeebrügge (Belgien) geliefert.<br />

Am 13. Mai 1986 erfolgte die Umladung auf die MS<br />

Kölpinsee <strong>de</strong>r Deutschen Seeree<strong>de</strong>rei. Unter <strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong><br />

eines angeblichen Maschinenscha<strong>de</strong>ns wur<strong>de</strong><br />

das Schiff sodann nach Rostock zurückbeor<strong>de</strong>rt <strong>und</strong><br />

entla<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 392).<br />

Anfang August 1986 verließ <strong>de</strong>r damalige Leiter <strong>de</strong>s<br />

Büros Zibado fluchtartig die DDR - vermutlich in Richtung<br />

Berlin (West). Das Büro <strong>de</strong>r Zibado in Berlin (Ost)<br />

wur<strong>de</strong> danach auf Betreiben <strong>de</strong>s MfS durch die SAS,<br />

Warschau, geschlossen (Dokument-Nr. 393).<br />

Im Februar 1987 begannen Untersuchungen <strong>de</strong>s belgischen<br />

Zolls im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Beladung<br />

<strong>de</strong>r MS Kölpinsee im Mai 1986 in Zeebrügge, die Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zur Folge hatten, die seinerzeit gewählte Legen<strong>de</strong> zu<br />

untermauern (Dokument-Nr. 392).<br />

Am 22. Mai 1987 überreichte <strong>de</strong>r Botschafter <strong>de</strong>r USA<br />

in <strong>de</strong>r DDR eine Demarche, in <strong>de</strong>r die DDR beschuldigt<br />

wur<strong>de</strong>, die Abu Nidal-Organisation zu unterstützen.<br />

Zum Beweis ihrer Anschuldigungen enthielt die Demarche<br />

u. a. - unter Namensnennung <strong>de</strong>r auf DDR<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Abu Nidal-Seite agieren<strong>de</strong>n Personen - eine<br />

äußerst präzise Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>r geschil<strong>de</strong>rten Waffengeschäfte<br />

zwischen <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zibado.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat keine weiteren Geschäfte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordnierung mit<br />

<strong>de</strong>r Abu Nidal-Organisation nach <strong>de</strong>r Schließung <strong>de</strong>s<br />

Zibado-Büros in Berlin (Ost) festgestellt.<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte mit <strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>rn Alkassar<br />

Die MfS -Abteilung XXII/8 (Antiterrorabteilung)<br />

führte bis En<strong>de</strong> 1989 unter <strong>de</strong>r Bezeichnung OV<br />

„Golf" einen umfangreichen „ Operativvorgang "<br />

über Terrororganisationen im Nahen Osten. Bestandteil<br />

dieses Vorgangs war die Informationssammlung<br />

zur Abu Mohamed- Gruppe. Nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>r Abteilung XXII sollen <strong>de</strong>r spätere Leiter <strong>de</strong>r Abu<br />

Mohamed-Gruppe, Mohamed Salim Saeid (Kampfname:<br />

Abu Mohamed), <strong>und</strong> <strong>de</strong>r spätere stellvertreten<strong>de</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>r Abu Mohamed- Gruppe, Sakki Helou<br />

(Kampfname: Abu Sigk), bis zum To<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r<br />

PFLP-SO (Spezialoperationen), Waddi Haddad, im<br />

Jahr 1978 Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r PFLP-SO gewesen sein.<br />

Nach ihrem Ausschei<strong>de</strong>n soll sich unter Führung von<br />

Abu Mohamed eine eigenständige Organisation mit<br />

Lagern in A<strong>de</strong>n (Südjemen) <strong>und</strong> Saida (Libanon) herausgebil<strong>de</strong>t<br />

haben (Dokument-Nr. 394). Das MfS ging<br />

davon aus, daß die Abu Mohamed-Gruppe verschie<strong>de</strong>ne<br />

Terroranschläge in Westeuropa durchgeführt<br />

hatte (Dokument-Nr. 395). Das MfS betrachtete Ghasan<br />

Mohamed Alkassar als weiteres Führungsmitglied<br />

<strong>und</strong> seinen Bru<strong>de</strong>r Monzer Alkassar als Ausführen<strong>de</strong>n<br />

von Auftragshandlungen <strong>de</strong>r Abu Mohamed-<br />

Gruppe (Dokument-Nr. 396-397). Nach Einschätzung<br />

<strong>de</strong>r Abteilung XXII sollen sie persönlich an spektakulären<br />

Terrorüberfällen beteiligt gewesen sein (Dokument-Nr.<br />

398).<br />

Neben ihrer persönlichen Verstrickung in terroristische<br />

Anschläge betrachtete das MfS Monzer <strong>und</strong><br />

Ghasan Alkassar als internationale Drogen- <strong>und</strong> Waffenhändler.<br />

Die Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r<br />

Alkassar sollen nach Informationen <strong>de</strong>r Abteilung<br />

XXII auf mehreren Säulen basiert haben. Sie traten<br />

als Beschaffer <strong>de</strong>r südjemenitischen Regierung auf.<br />

Hierbei bedienten sie sich südjemenitischer Vollmachten<br />

<strong>und</strong> Diplomatenpässe (Dokument-Nr. 394<br />

<strong>und</strong> 399). Zusammen mit Sakki Helou, <strong>de</strong>m Ehemann<br />

von Monika Haas, sollen sich Ghasan <strong>und</strong> Monzer Alkassar<br />

im internationalen Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäft engagiert<br />

haben. Monika Haas wur<strong>de</strong> vom MfS ebenfalls<br />

terroristischer Gewalttaten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Mitgliedschaft<br />

in <strong>de</strong>r Abu Mohamed-Gruppe verdächtigt, ihre<br />

Liquidierung soll nach MfS-Informationen durch die<br />

Abu Mohamed-Gruppe En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre vorbereitet<br />

wor<strong>de</strong>n sein, weil sie innerhalb <strong>de</strong>r Gruppe verdächtigt<br />

wur<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

zusammenzuarbeiten. Schließlich sollen nach Informationen<br />

<strong>de</strong>r Abteilung XXII kommerzielle Verbindungen<br />

zur Volksfront für die Befreiung Palästinas,<br />

zur Demokratischen Front für die Befreiung Palästinas<br />

<strong>und</strong> zur Abu Nidal-Gruppe bestan<strong>de</strong>n haben. Der<br />

Untersuchungsausschuß hat aber keine Anhaltspunkte<br />

gef<strong>und</strong>en, daß Monzer <strong>und</strong> Ghasan Alkassar<br />

gemeinschaftlich Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte mit <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung o<strong>de</strong>r sonstigen<br />

Stellen in <strong>de</strong>r DDR anstrebten. In seiner Zeugenvernehmung<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß am 29.<br />

November 1993 in Madrid hat Monzer Alkassar ausgesagt:<br />

„Ghasan ist mein eigener Bru<strong>de</strong>r. Er hat seine<br />

eigenen Geschäfte. Ich habe keine Geschäfte mit ihm,<br />

<strong>und</strong> er hat keine Geschäfte mit mir. " Hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Beschaffungsaktivitäten für die südjemenitische Regierung<br />

hat er ausgeführt: „Ich kenne die Delegation,<br />

die Geschäfte macht mit Ost<strong>de</strong>utschland, aber das<br />

geht mich nichts an. Es gibt einen gewissen Farhan/<br />

Najem. ... aber dieser Herr hat sehr gute Verbindungen<br />

zum Präsi<strong>de</strong>nten von Südjemen. ... Aber seinetwegen<br />

bin ich nie in <strong>de</strong>r DDR tätig gewesen, weil ich<br />

keine Konflikte mit ihm haben wollte. ... Aber mein<br />

Bru<strong>de</strong>r ist ein guter Fre<strong>und</strong> von Farhan. Und auch ich<br />

war ein guter Fre<strong>und</strong> von Farhan. ... Wenn mein Bru<strong>de</strong>r<br />

jemals Geschäfte in <strong>de</strong>r ehemaligen DDR gemacht<br />

hat, dann waren das auch völlig legale Geschäfte.<br />

Das ist ein zweiter logischer Gr<strong>und</strong>, warum<br />

ich mich von diesem Markt ferngehalten habe. Ich<br />

wollte nicht meinem Bru<strong>de</strong>r in die Geschäfte pfu-


schen. So habe ich mich aus diesem Teil <strong>de</strong>r Welt völlig<br />

ferngehalten. "<br />

Über die Kontaktvermittlung <strong>de</strong>s Bereichs Spezieller<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

führte <strong>de</strong>r IMES-Mitarbciter Günter Sandring am 30.<br />

September 1982 ein erstes Geschäftsgespräch mit<br />

Ghasan Mohamed Alkassar. Am 7. Dezember 1982<br />

fand ein Gespräch zwischen <strong>de</strong>m Führungsoffizier<br />

von Dieter Uhlig, Klaus Köhler, <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Leutnant<br />

Witter von <strong>de</strong>r Abteilung XXII/8 statt, in <strong>de</strong>ssen Verlauf<br />

Witter darüber informierte, daß die Abteilung<br />

XXII einen „Operativvorgang" zu Ghasan Alkassar<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Bru<strong>de</strong>r führe <strong>und</strong> bei<strong>de</strong> Brü<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

an spektakulären Terrorüberfällen beteiligt<br />

gewesen seien. Während dieses Gespräches wur<strong>de</strong><br />

telefonisch vom damaligen Hauptgeschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH, Wolfgang Kotz, mitgeteilt, daß Dieter<br />

Uhlig angewiesen habe, die Finger von Geschäften<br />

mit Alkassar zu lassen. Aus einem Vermerk Klaus<br />

Köhlers über eine Zusammenkunft mit <strong>de</strong>m IMS<br />

„Walter Schiller" (Wolfgang Kotz) am 15. Dezember<br />

1982 ist zu entnehmen, daß die IMES GmbH zwischenzeitlich<br />

einen Vertrag über die Lieferung von<br />

10.000 AKM (Kalaschnikow) <strong>und</strong> drei Mio. Schuß Kalaschnikow-Munition<br />

M 43 an Ghasan Alkassar abgeschlossen<br />

<strong>und</strong> das Material auf Lager bereitgestellt<br />

haben soll. Dies sei aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Weisung <strong>de</strong>s Dieter<br />

Uhlig erfolgt: „Wenn A. Geld bringt, wird verkauft,<br />

sonst keine Kontakte". (Dokument-Nr. 398) Durch<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß konnte nicht festgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, ob es zur Auslieferung <strong>de</strong>s bereitgestellten<br />

Waffenmaterials gekommen ist.<br />

Ghasan Mohamed Alkassar hielt sich weiterhin häufig<br />

in <strong>de</strong>r DDR auf (Dokument-Nr. 400), ohne daß weitere<br />

Kontakte zwischen ihm <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

festgestellt wor<strong>de</strong>n sind. Nach Informationen<br />

<strong>de</strong>r MfS-Abteilung XXII/8 soll er zusammen mit<br />

<strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n Generalsekretär <strong>de</strong>r Palästinensischen<br />

Befreiungsfront (PLF), Abu Abbas, vom<br />

Ministerium für Nationale Verteidigung <strong>de</strong>r DDR<br />

mehrfach Waffen <strong>und</strong> Munition als offizieller Vertreter<br />

<strong>de</strong>r südjemenitischen Regierung gekauft haben.<br />

Die Ware soll nach Angaben von Ghasan Alkassar zur<br />

Unterstützung „progressiver" Kräfte im arabischen<br />

Raum bestimmt gewesen sein. Der PLO-Führung sollen<br />

in diesem Zusammenhang Informationen zugetragen<br />

wor<strong>de</strong>n sein, nach <strong>de</strong>nen dieses Rüstungsgut tatsächlich<br />

an afghanische Wi<strong>de</strong>rstandsgruppen geliefert<br />

wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 401), was Ghasan Alkassar<br />

in einem Gespräch mit <strong>de</strong>m IMB „Alex" <strong>de</strong>s MfS bestritten<br />

haben soll (Dokument-Nr. 400).<br />

Laut <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s IMS „Hüsing " alias Günter Husemann<br />

vom 8. Mai 1989 hatte er jahrelang vergeblich<br />

versucht, <strong>de</strong>n Kontakt zu Monzer Alkassar herzustellen.<br />

Durch Vermittlung <strong>de</strong>s Waffenhändlers Brian<br />

Footer, ASC International Inc., London, trafen sich die<br />

WITRA-Mitarbeiter Günter Husemann <strong>und</strong> Andreas<br />

Krüger En<strong>de</strong> März 1988 mit Monzer Alkassar in <strong>de</strong>n<br />

Geschäftsräumen seines Unternehmens Alkastronic<br />

in Wien. Die WITRA-Mitarbeiter beabsichtigten primär<br />

über Monzer Alkassar westliche Waffentechnik<br />

zu beschaffen. Ferner strebten sie an, über die IMES<br />

GmbH/WITRA GMBH Alkassar-Material an <strong>de</strong>n Süd-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

jemen zu verkaufen, da man davon ausging, daß<br />

Monzer Alkassar starkes Interesse an <strong>de</strong>r Nutzung<br />

<strong>de</strong>r guten Beziehungen <strong>de</strong>s Günter Husemann zu<br />

südjemenitischen Regierungsstellen haben müsse,<br />

weil er dort in Ungna<strong>de</strong> gefallen sei <strong>und</strong> nicht mehr<br />

im eigenen Namen auftreten könne. In <strong>de</strong>m Gespräch<br />

wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Geschäftskonstruktionen besprochen,<br />

die auch <strong>de</strong>n Verkauf von Waffenmaterial<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH/WITRA GMbH an Monzer Alkassar<br />

beinhalteten.<br />

Günter Husemann <strong>und</strong> Andreas Krüger haben in ihren<br />

Vernehmungen vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ausgesagt, daß es nach diesem Treffen aufgr<strong>und</strong> einer<br />

Weisung <strong>de</strong>s Generaldirektors <strong>de</strong>r IMES GmbH/WI-<br />

TRA GMbH, Erhard Wiechert, we<strong>de</strong>r weitere Kontakte<br />

noch Geschäftsrealisierungen mit Monzer Alkassar<br />

gegeben habe. Durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

ist nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n, ob die im Vermerk<br />

<strong>de</strong>s Andreas Krüger vom 4. Mai 1988 enthaltene beabsichtigte<br />

Weiterveräußerung zweier Nachtsichtbrillen<br />

Typ TWJ aus westlicher Produktion an Alkassar<br />

durchgeführt wur<strong>de</strong>, o<strong>de</strong>r ob es sich hier lediglich um<br />

eine <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>m Treffen in Wien besprochenen, aber<br />

nicht realisierten Geschäftskonstruktionen han<strong>de</strong>lte<br />

(Dokument-Nr. 402-404) .<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte mit <strong>de</strong>r PLO III<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung hatte eine<br />

eigene Grobunterglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r PLO <strong>und</strong> <strong>de</strong>r ihr angehören<strong>de</strong>n<br />

Teilorganisationen in PLO I, II <strong>und</strong> III vorgenommen<br />

(Dokument-Nr. 405). Diese Kategorisierung<br />

stimmte in keiner Weise mit <strong>de</strong>r Vielzahl <strong>de</strong>r tatsächlich<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Teilorganisationen in <strong>und</strong> Abspaltungen<br />

von <strong>de</strong>r PLO überein (Dokument-Nr. 406).<br />

Das MfS, das stets genauestens über das Spektrum<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Teilorganisationen <strong>und</strong> Gruppierungen,<br />

über <strong>de</strong>ren inneres Kräfteverhältnis <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren<br />

Außensteuerung durch Staaten <strong>de</strong>s Nahen Ostens<br />

informiert war, scheint die IMES GmbH über aktuelle<br />

Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>und</strong> zwischen Teilorganisationen<br />

nicht ständig informiert zu haben.<br />

Mit <strong>de</strong>m Bereich Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s MAH<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m ihm unterstehen<strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

ITA war festgelegt, daß ITA für <strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>l mit<br />

<strong>de</strong>r PLO I (Al Fatah, Yassir Arafat) offiziell <strong>und</strong> ausschließlich<br />

zuständig war.<br />

Zur PLO II, für die die IMES GmbH im Bereich <strong>de</strong>s<br />

Waffenhan<strong>de</strong>ls zuständig war, ist lediglich bekannt,<br />

daß Kontakte zu Amin Atef <strong>und</strong> Jelassi Soltane bestan<strong>de</strong>n.<br />

Um welche Gruppierungen es sich han<strong>de</strong>lte,<br />

konnte durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß nicht festgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte mit <strong>de</strong>r PLO<br />

II konnten ebenfalls nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Unter PLO III verstand die IMES GmbH die „Demokratische<br />

Front zur Befreiung Palästinas", die sich mit<br />

<strong>de</strong>r „Volksfront zur Befreiung Palästinas" vereinigt<br />

hatte. Die PLO III war <strong>de</strong>r Hauptgeschäftspartner <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung innerhalb <strong>de</strong>r<br />

PLO. Der PLO III-Verantwortliche für die Beschaffung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Verkauf in A<strong>de</strong>n war Abu Firaz. Ein Problem<br />

<strong>de</strong>r Ausschußuntersuchungen im Zusammenhang mit<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäften <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mit <strong>de</strong>r PLO III war die enge Verknüp-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

fung <strong>de</strong>r staatlichen südjemenitischen Rüstungsbeschaffung<br />

mit <strong>de</strong>r PLO III <strong>und</strong> p rivaten - auch nordjemenitischen<br />

- Waffenhändlern. So konnte die in A<strong>de</strong>n<br />

ansässige PLO III ihren bis 1985 im eigenen Namen<br />

für <strong>de</strong>n eigenen Bedarf o<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Weiterverkauf<br />

betriebenen Waffenhan<strong>de</strong>l aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Inte rvention<br />

staatlicher Stellen nicht mehr selbständig fortführen.<br />

Sie war ab diesem Zeitpunkt darauf angewiesen, daß<br />

Vertreter <strong>de</strong>s Verteidigungsministeriums für sie als<br />

Beschaffer im eigenen Namen auftraten. An die südjemenitische<br />

Regierung waren spätestens ab diesem<br />

Zeitpunkt 30 % <strong>de</strong>s Materialwertes durch die PLO III<br />

abzuführen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>raufteilung zwischen <strong>de</strong>m AHB<br />

ITA <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES GmbH war festgelegt, daß ausschließlich<br />

<strong>de</strong>r AHB ITA für Waffengeschäfte mit <strong>de</strong>m<br />

südjemenitischen Staat zuständig war. Daraus ergibt<br />

sich die von <strong>de</strong>m für diesen Bereich verantwortlichen<br />

IMES-Mitarbeiter Günter Husemann bestätigte Annahme,<br />

daß die IMES GmbH im Südjemen Waffengeschäfte<br />

nur mit <strong>de</strong>r PLO III durchgeführt hat - auch<br />

wenn nach außen südjemenitische Regierungsvertreter<br />

als Verhandlungspartner auftraten <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Beschaffungs<strong>de</strong>legationen<br />

die Vertreter <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH in aller Regel über <strong>de</strong>n eigentlichen Abnehmer<br />

im unklaren ließen (Dokument-Nr. 407 <strong>und</strong> 101.<br />

Sitzung, Protokoll S. 189, 250, 253, 310).<br />

Eine erste Waffenlieferung <strong>de</strong>r IMES GmbH an die<br />

PLO III wur<strong>de</strong> über <strong>de</strong>n internationalen Waffenhändler<br />

Francis Conlan, Unternehmen Dynawest, London,<br />

im September 1982 vereinbart. Das Geschäft, das seitens<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH als Probegeschäft mit <strong>de</strong>r PLO<br />

III gedacht war, hatte mit <strong>de</strong>r vereinbarten Lieferung<br />

von 300.000 Schuß M 43, 1.300 Magazinen für<br />

Kalaschnikow sowie von 450 PG 7 (Panzergranaten)<br />

einen geringen Umfang (Dokument-Nr. 408).<br />

Am 5. Mai 1983 schloß die IMES GmbH einen Vertrag<br />

mit <strong>de</strong>r PLO III über die Lieferung von zehn Mio.<br />

Schuß Kalaschnikow-Munition M 43 aus jugoslawischer<br />

Produktion ab (Dokument-Nr. 409). Die IMES<br />

GmbH vereinbarte mit <strong>de</strong>m jugoslawischen Verteidigungsministerium<br />

auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Vertrages mit<br />

<strong>de</strong>r PLO III <strong>de</strong>n Bezug <strong>de</strong>r Munition. Die Schützenwaffenmunition<br />

wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Eisenbahn in die DDR<br />

transportiert <strong>und</strong> dort über <strong>de</strong>n Rostocker Hafen nach<br />

A<strong>de</strong>n verschifft. Der Reingewinn <strong>de</strong>r IMES GmbH aus<br />

diesem Drittlandsgeschäft betrug 233.504 USD o<strong>de</strong>r<br />

560.409,60 VM.<br />

In <strong>de</strong>r Zeit vom 21. bis 29. Dezember 1985 weilte eine<br />

Delegation aus <strong>de</strong>m Südjemen unter Leitung von Ali<br />

Kaid Saleh, Chef Rückwärtige Dienste <strong>de</strong>s südjemenitischen<br />

Verteidigungsministeriums, in Berlin (Ost)<br />

(Dokument-Nr. 407). Die Delegation verhan<strong>de</strong>lte am<br />

23. Dezember 1985 mit <strong>de</strong>n IMES-Mitarbeitern Günter<br />

Husemann <strong>und</strong> Siegf ried Buff. Die Bedarfsliste <strong>de</strong>r<br />

Delegation umfaßte große Mengen von Handfeuerwaffen<br />

<strong>und</strong> entsprechen<strong>de</strong>r Munition aus überwiegend<br />

westlicher Produktion.<br />

Im einzelnen wur<strong>de</strong>n nachgefragt:<br />

- 10.000 Stück Pistolen, 6,35 mm: Produzent FN Belgien<br />

o<strong>de</strong>r Astra, Spanien<br />

- 25.000 Stück Pistolen 7,65 mm: Produzent Astra,<br />

Spanien<br />

- 6.000 Pistolen 9,00 mm TT: Produzent Sowjetunion<br />

o<strong>de</strong>r Volksrepublik Polen<br />

- 2.000 Gewehre 7,62 mm: Produzent Heckler &<br />

Koch, B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Typ G 3<br />

- 2.000 Gewehre 7,62 mm: Produzent FN, Belgien<br />

- 5.000 Gewehre 7,92 mm: Produzent Mauser, Typ<br />

K 98<br />

- zwei Mio. Stück Munition 6,35 mm: Produzent<br />

Österreich<br />

- drei Mio. Stück Munition 7,65 mm: Produzent<br />

Österreich.<br />

Die IMES GmbH ging aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Verhandlungsverlaufes<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>r Nachfrage davon aus,<br />

daß die südjemenitische Armee nicht als Bedarfsträger<br />

<strong>und</strong> Empfänger dieses Waffenmaterials anzusehen<br />

sei. Sie folgerte daraus weiter, daß die Botschaft<br />

<strong>de</strong>r PLO III in A<strong>de</strong>n, die bis dahin als Auftraggeber in<br />

Erscheinung getreten war, nicht mehr in <strong>de</strong>r Lage sei,<br />

auf diesem Gebiet selbständig tätig zu wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

die in Berlin (Ost) weilen<strong>de</strong> Delegation für die PLO III<br />

tätig wer<strong>de</strong>. Die südjemenitische Delegation äußerte<br />

im Verlauf <strong>de</strong>r Verhandlung ihr Erstaunen darüber,<br />

daß die bei<strong>de</strong>n IMES-Mitarbeiter frühestens zum 15.<br />

Januar 1986 ein einschlägiges Angebot zusagten, da<br />

es erst nach Neujahr möglich sei, Kontakt mit ausländischen<br />

Unternehmen aufzunehmen. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat nicht festgestellen können, ob<br />

die Verhandlung zu einem Vertragsabschluß <strong>und</strong> zur<br />

Lieferung <strong>de</strong>s Waffenmaterials geführt hat.<br />

-<br />

Am 12. August 1987 erfolgte <strong>de</strong>r Vertragsabschluß<br />

über eine Lieferung von 20 Mio. Stück Schützenwaffenmunition<br />

M 43 für die PLO III zwischen <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH <strong>und</strong> Ali Kaid Saleh, Chef Rückwärtige Dienste<br />

<strong>de</strong>s südjemenitischen Verteidigungsministeriums<br />

(Dokument-Nr. 410-411).<br />

Während eines DDR-Aufenthalts Ali Kaid Salehs im<br />

Oktober 1987 erfolgte <strong>de</strong>r Kauf von 2.597 AK-47 (Kalaschnikow-Version).<br />

Die Dokumente über diese Verhandlungen<br />

beinhalten erste Konsultationen über<br />

<strong>de</strong>n beabsichtigten Kauf von 3.000 Stück G 3 - A 4<br />

(Dokument-Nr. 412), Zu einem Vertragsabschluß über<br />

die Lieferung von nunmehr 2.000 G 3 - A 4 kam es anläßlich<br />

einer Dienstreise <strong>de</strong>s WITRA-Mitarbeiters<br />

Günter Husemann nach A<strong>de</strong>n im Dezember 1987<br />

(Dokument-Nr. 239). Zwecks Erfüllung dieses Vertrages<br />

schloß die WITRA GmbH ihrerseits am 1. Februar<br />

1988 einen Vertrag mit Constantin Dafermos, Scorpion<br />

International, Wien, ab, in <strong>de</strong>m sich Dafermos<br />

verpflichtete, 2.000 G 3 - A 4 aus <strong>de</strong>r Neuproduktion<br />

<strong>de</strong>s portugiesischen Heckler & Koch-Lizenznehmers<br />

In<strong>de</strong>p zu liefern (Dokument-Nr. 413). Zugleich verpflichtete<br />

sich Dafermos zur gleichzeitigen Lieferung<br />

von zehn MG 3 aus <strong>de</strong>r Produktion <strong>de</strong>r Rheinmetall an<br />

die WITRA GmbH. Dafermos wie<strong>de</strong>rum trat als Käufer<br />

bei <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>p/Lissabon auf, er beschaffte auch ein<br />

jamaikanisches Endusercertificate.<br />

Entgegen einer Absprache mit <strong>de</strong>r WITRA GmbH<br />

reichte Constantin Dafermos das im Auftrag <strong>de</strong>r WI<br />

TRA GmbH zu seinen Gunsten durch die Deutsche


Han<strong>de</strong>lsbank, Berlin (Ost), eröffnete Akkreditiv an<br />

das Unternehmen In<strong>de</strong>p weiter (Dokument-Nr. 414).<br />

Dadurch mußte <strong>de</strong>m Unternehmen In<strong>de</strong>p vor Auslieferung<br />

<strong>de</strong>r 2.000 G 3-A 4 bekannt sein, daß ihr Vertragspartner<br />

nur vorgeschoben <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Geldgeber in<br />

Berlin (Ost) ansässig war. Die Verschiffung <strong>de</strong>r 2.000<br />

G 3-A 4 wur<strong>de</strong> seitens <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

legendiert abgewickelt. Dafermos beauftragte<br />

die Deutsche Seeree<strong>de</strong>rei per Telex mit <strong>de</strong>r Ladung<br />

von zwei Containern in Lissabon <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Transport nach Piräus mit <strong>de</strong>r abgestimmten Falschangabe,<br />

die Container wür<strong>de</strong>n dort von einem an<strong>de</strong>ren<br />

Schiff in Richtung Kingston/Jamaika übernommen<br />

(Dokument-Nr. 415). Tatsächlich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kapitän<br />

<strong>de</strong>r MS Curie angewiesen, ohne Zwischenstopp<br />

in Piräus A<strong>de</strong>n anzulaufen (Dokument-Nr. 416). Dem<br />

Kapitän wur<strong>de</strong>n durch die Deutsche Seeree<strong>de</strong>rei zusätzliche<br />

Frachtdokumente ausgestellt, die durch ihn<br />

nach Verlassen <strong>de</strong>s Lissabonner Hafens gegen die<br />

portugiesischen Frachtdokumente auszutauschen<br />

waren. Die Inspektion <strong>de</strong>r Ware wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Direktor<br />

<strong>de</strong>s Athener Büros <strong>de</strong>r Firma Scorpion International,<br />

General Michael Charalambopoulos, in Lissabon<br />

durchgeführt (Dokument-Nr. 417-418). Der Gewinn<br />

aus <strong>de</strong>m Geschäft mit <strong>de</strong>n 2.000 G 3-A 4 für die<br />

WITRA GmbH betrug 135.000 USD (Dokument-Nr.<br />

239 <strong>und</strong> 413). Durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

konnte nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n, ob Constantin Dafermos<br />

ebenfalls die vertraglich vereinbarte Lieferung<br />

<strong>de</strong>r zehn MG 3 <strong>de</strong>s Herstellers Rheinmetall realisierte.<br />

Mit Vertrag vom 21. Juli 1988 kaufte Ali Kaid Saleh<br />

498 Scharfschützengewehre „Dragunov", 2.000 AKM<br />

(Kalaschnikow) unterschiedlicher Ausführung, zwei<br />

Mio. Schuß 9 mm Munition für die Pistole Makarov sowie<br />

500.000 Schuß Kleinkalibermunition 22 LR (Dokument-Nr.<br />

419). Die Kleinkalibermunition beschaffte<br />

sich die IMES GmbH von <strong>de</strong>m österreichischen Produzenten<br />

Hirtenberger, <strong>de</strong>r Transport in die DDR erfolgte<br />

mit einer Maschine <strong>de</strong>r Interflug am 8. Februar<br />

1989. Dieses Material <strong>und</strong> die restlichen Positionen<br />

<strong>de</strong>s Vertrages vom 21. Juli 1988 wur<strong>de</strong>n am 21. Februar<br />

1989 mit <strong>de</strong>r MS Ronneburg über Rostock nach<br />

A<strong>de</strong>n verschifft (Dokument-Nr. 420).<br />

Am 6. Oktober 1989 schloß die IMES GmbH mit Ali<br />

Kaid Saleh einen Vertrag über die Lieferung von insgesamt<br />

31.260.800 Schuß Munition M 43 nach A<strong>de</strong>n<br />

ab (Dokument-Nr. 421). Ob es noch zur Auslieferung<br />

<strong>de</strong>r durch Vorauskasse bezahlten Munition gekommen<br />

ist, konnte durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 422).<br />

Die IMES GmbH wur<strong>de</strong> aber auch in Arbeitsteilung<br />

mit <strong>de</strong>m AHB ITA in Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäften mit<br />

<strong>de</strong>r PLO I tätig. Der AHB ITA nutzte die IMES GmbH<br />

in <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen er mit <strong>de</strong>r PLO I vereinbarte<br />

Waffenlieferungen nicht ausschließlich aus DDR-Bestän<strong>de</strong>n<br />

realisieren konnte als Beschaffer von Drittlandsware<br />

aus RGW-Staaten. Die IMES GmbH trat in<br />

diesen Fällen im eigenen Namen als Vertragspartner<br />

<strong>und</strong> Empfänger <strong>de</strong>r Waren auf. Auf <strong>de</strong>m Territorium<br />

<strong>de</strong>r DDR übernahm <strong>de</strong>r AHB ITA die Ware <strong>und</strong> realisierte<br />

ab diesem Zeitpunkt seine eigenen Lieferverpflichtungen<br />

ausschließlich in eigener Regie.<br />

Die IMES GmbH beschaffte für <strong>de</strong>n AHB ITA im Jah<br />

re 1983 von <strong>de</strong>m polnischen Waffenhan<strong>de</strong>lsunterneh<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

men Cenzin <strong>und</strong> <strong>de</strong>m bulgarischen Waffenhan<strong>de</strong>ls<br />

betrieb Kintex Waffenmaterial für insgesamt 954.080<br />

USD u.a. RPG-7 (Panzerbüchsen) (Dokument -Nr.<br />

423).<br />

Jahr 1985 wur<strong>de</strong> die IMES GmbH wie<strong>de</strong>rum in die<br />

Realisierung eines Vertrages zwischen <strong>de</strong>m AHB ITA<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r PLO I einbezogen. Die IMES GmbH beschaffte<br />

aus <strong>de</strong>r CSSR, aus Polen <strong>und</strong> Bulgarien Werfergranaten,<br />

RPG-7 (Panzerbüchse), PG-7 (Panzergranate)<br />

<strong>und</strong> 14,5 mm Granaten. Die Zusammenstellung <strong>de</strong>r<br />

Lieferung, die Verpackung <strong>und</strong> die Verschiffung<br />

übernahm <strong>de</strong>r AHB ITA. Die Ware, die nach Absprache<br />

mit <strong>de</strong>r PLO I nach Larnaka (Zypern) geliefert<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, um dort in Verantwortlichkeit <strong>de</strong>r PLO I<br />

weitertransportiert zu wer<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r MS<br />

Köthen transportiert. Im Hafen von Larnaka begehrte<br />

<strong>de</strong>r zypriotische Zoll die Besichtigung <strong>de</strong>r 23 Container,<br />

in <strong>de</strong>nen das Waffenmaterial verstaut war. Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Einschreitens <strong>de</strong>s Botschafters <strong>de</strong>r DDR in<br />

Zypern konnte das Schiff unkontrollie rt <strong>de</strong>n Hafen<br />

verlassen (Dokument-Nr. 375).<br />

4. Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung über <strong>de</strong>n<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Dem Untersuchungsausschuß ist Aktenmaterial <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes über <strong>de</strong>ssen Erkenntnisse<br />

zum Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR vorgelegt wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Dokumente <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes beinhalten<br />

zum einen überwiegend hochaggregierte<br />

Daten über <strong>de</strong>n Rüstungsexport <strong>de</strong>r DDR in nichtsozialistische<br />

Staaten ohne<br />

-<br />

eine differenzieren<strong>de</strong><br />

Ausweisung <strong>de</strong>s Exportanteils <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung. Zum an<strong>de</strong>ren beziehen sich einige<br />

<strong>Bericht</strong>e auf konkrete Rüstungsgeschäfte mit<br />

Staaten <strong>de</strong>s Nahen Ostens <strong>und</strong> Nikaragua, auch hier<br />

sind keine Informationen zu in <strong>de</strong>r DDR konkret agieren<strong>de</strong>n<br />

Personen <strong>und</strong> Institutionen enthalten. Das<br />

B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz teilte <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

mit, daß das Thema Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung außerhalb<br />

seines gesetzlichen Auftrags <strong>und</strong> nicht Gegenstand<br />

<strong>de</strong>r Informationsbeschaffung <strong>und</strong> -erfassung war. Der<br />

Untersuchungsausschuß hat im Rahmen seiner Beweisaufnahme<br />

sonstige Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es über die Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung im<br />

Bereich <strong>de</strong>s internationalen Waffenhan<strong>de</strong>ls nicht festgestellt.<br />

5. Liquidation <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r WITRA<br />

GmbH<br />

a) Liquidationsverfahren<br />

Am 11. Dezember 1989 teilte <strong>de</strong>r kommissarische Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Dr.<br />

Karl-Heinz Gerstenberger, <strong>de</strong>m Generaldirektor <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH mit, daß die Liquidation <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH durch die Regierung Modrow am 7. Dezember<br />

1989 beschlossen wor<strong>de</strong>n sei (Dokument-Nr. 424).


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ministerratsbeschlusses vom 8. Januar<br />

1990 sollte <strong>de</strong>r Export von Waffen außerhalb <strong>de</strong>s Geltungsbereichs<br />

<strong>de</strong>s Warschauer Vertrages gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

bis zur Schaffung einer gesetzlichen Regelung<br />

nur für bereits abgeschlossene Verträge zulässig sein;<br />

Rüstungsexportgeschäfte stan<strong>de</strong>n fortan unter <strong>de</strong>m<br />

Vorbehalt von Einzelgenehmigungen. Damit entfiel<br />

die Gr<strong>und</strong>lage für eine weitere Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH.<br />

Die Gesellschafter Erhard Wieche rt <strong>und</strong> Hanno<br />

Schütte beschlossen sodann die Liquidation <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH <strong>und</strong> bestellten Erhard Wiechert <strong>und</strong> Siegf ried<br />

Buff am 1. März 1990 zu Liquidatoren (Dokument-Nr.<br />

425). Die Bestellung von Erhard Wieche rt zum Liquidator<br />

wur<strong>de</strong> am 12. März 1990 vom Ministerrat <strong>de</strong>r<br />

DDR mit Wirkung vom 1. März 1990 bestätigt. Mit Beschluß<br />

vom 7. Oktober 1990 wur<strong>de</strong> Gerhard Schellbach<br />

von <strong>de</strong>n Gesellschaftern <strong>de</strong>r IMES GmbH, Wiechert<br />

<strong>und</strong> Schütte, zum neuen Liquidator bestellt <strong>und</strong><br />

zugleich Wiechert <strong>und</strong> Buff abberufen. Wiechert <strong>und</strong><br />

Schütte traten ihre Geschäftsanteile an <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH an die Treuhandanstalt Berlin ab, die seit<strong>de</strong>m<br />

alleinige Gesellschafterin ist.<br />

Der für <strong>de</strong>n 15. März 1990 ursprünglich geplante<br />

Abschluß <strong>de</strong>r Liquidation (Dokument-Nr. 426) wur<strong>de</strong><br />

mehrfach verschoben. Ausweislich <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt vom 17. September 1991 sollte<br />

seinerzeit die Liquidation praktisch abgeschlossen<br />

gewesen sein. In ihrem <strong>Bericht</strong> vom 11. Februar<br />

1994 bewertete die Treuhandanstalt die Liquidation<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH als „faktisch abgeschlossen". Die<br />

Grün<strong>de</strong> für die Dauer <strong>de</strong>s Liquidationsverfahrens<br />

<strong>und</strong> für die Verzögerungen wur<strong>de</strong>n nicht mitgeteilt.<br />

Das Liquidationsverfahren war zu <strong>de</strong>m Zeitpunkt<br />

<strong>de</strong>r Feststellung <strong>de</strong>s Abschlußberichts noch nicht<br />

abgeschlossen. Über diesen äußeren Verfahrensablauf<br />

hinaus haben <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nur<br />

wenig <strong>de</strong>taillierte Informationen zum Ablauf <strong>de</strong>s Liquidationsverfahrens<br />

vorgelegen. Es ist insbeson<strong>de</strong>re<br />

ungeklärt geblieben, weshalb - trotz <strong>de</strong>r offensichtlichen<br />

Interessenverquickung -, Wiechert <strong>und</strong><br />

Buff als Liquidatoren bestellt wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> diese bis<br />

Oktober 1990 in dieser Funktion tätig bleiben konnten,<br />

welche Aufgabe Rechtsanwalt Olaf Gentz im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s mit <strong>de</strong>n Liquidatoren <strong>de</strong>r IMES GmbH<br />

geschlossenen Betreuungsvertrages wahrnahm (Dokument-Nr.<br />

427), <strong>und</strong> in welchem Umfang For<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH liquidiert <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Vermögenswerte<br />

gesichert wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß ist insbeson<strong>de</strong>re von<br />

Interesse,<br />

- ob eine umfassen<strong>de</strong> Aufstellung <strong>de</strong>s Vermögens<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verbindlichkeiten <strong>de</strong>r IMES GmbH vorliegt,<br />

- ob Mittel aus <strong>de</strong>m Gesellschaftsvermögen <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH in Unternehmensneugründungen ehemaliger<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>ren Privatvermögen geflossen<br />

sind.<br />

b) Vermögen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten<br />

Dem Untersuchungsausschuß haben zum Vermögen,<br />

zu <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH lediglich fragmentarische Aufstellungen aus<br />

<strong>de</strong>r Liquidationsphase vorgelegen. Für 1989 ist ein<br />

Jahresabschluß vorhan<strong>de</strong>n. Laut Angaben von Gerhard<br />

Schellbach vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin ist jedoch „die von <strong>de</strong>n bisherigen<br />

Liquidatoren (Wieche rt <strong>und</strong> Buff) erstellte Buchführung<br />

... nicht sehr umfangreich <strong>und</strong> nicht nachvollziehbar"<br />

. (Dokument-Nr. 428) Weiterhin befin<strong>de</strong>n<br />

sich in einem Teil <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Liquidationsunterlagen<br />

Jahresabschlüsse <strong>de</strong>r IMES GmbH. Einzelausweise<br />

sind jedoch nicht auffindbar, <strong>und</strong> die Frage<br />

nach <strong>de</strong>r Behandlung von einzelnen For<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>und</strong> Verbindlichkeiten kann daher nicht beantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Lückenhaftigkeit <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Buchungsunterlagen ist die Rekonstruktion<br />

<strong>de</strong>r Zahlungsflüsse nicht möglich.<br />

Durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß ist ferner festgestellt<br />

wor<strong>de</strong>n, daß die IMES GmbH i.L. per Stichtag<br />

31. Dezember 1989 eine Inventur durchführte. Ein Inventurverzeichnis<br />

vom 16. Januar 1990 liegt zwar vor,<br />

<strong>de</strong>r ehemalige stellvertreten<strong>de</strong> Generaldirektor, Kurt<br />

Hillmann, stellte darin aber fest, daß die Angaben <strong>de</strong>s<br />

Inventurverzeichnisses nicht mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Bilanz<br />

vom 31. Dezember 1989 übereinstimmen (Dokument-<br />

Nr. 429).<br />

Das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen gewährte <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH für die Durchführung <strong>de</strong>r Liquidation <strong>de</strong>n hierfür<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen staatlichen Zuschuß in Höhe von<br />

81,8 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> 43,6 Mio. USD. Zur Verwendung<br />

dieser Mittel liegen lediglich unvollständige<br />

Aufzeichnungen vor, die keine schlüssige Aufstellung<br />

ermöglichen. Die Rückführungsleistungen an<br />

das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen aus <strong>de</strong>r Liquidationsmasse<br />

betrugen nach Angaben <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

40,65 Mio. DM <strong>und</strong> 43,55 Mio. USD (Dokument-Nr.<br />

430).<br />

Laut <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Treuhandanstalt vom 11. Februar<br />

1994 wur<strong>de</strong> per 31. Dezember 1993 eine weitere Bilanz<br />

erstellt, die zugleich die Liquidationsschlußbilanz<br />

darstellt.<br />

Mit <strong>de</strong>r von Wiechert erstellten Entscheidungsvorlage<br />

„Weitere Verfahrensweise für <strong>de</strong>n Speziellen Export"<br />

vom 6. Dezember 1989 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Versuch unternommen,<br />

mögliche finanzielle Verluste durch die Realisierung<br />

laufen<strong>de</strong>r Verträge zu begrenzen. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat nicht festgestellt, daß <strong>de</strong>rartige<br />

Vorhaben realisiert wur<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 431).<br />

c) Unternehmensgründungen ehemaliger IMES<br />

<strong>und</strong> WITRA-Mitarbeiter --<br />

Nach Einleitung <strong>de</strong>s Liquidationsverfahrens wur<strong>de</strong>n<br />

sog. Auffanggesellschaften von führen<strong>de</strong>n IMES-Mitarbeitern<br />

gegrün<strong>de</strong>t. Zu diesen sog. Auffanggesellschaften<br />

gehören die Wikotra<strong>de</strong> GmbH <strong>und</strong> die Uwimex<br />

GmbH.<br />

Wikotra<strong>de</strong> GmbH<br />

Die I<strong>de</strong>e zur Gründung <strong>de</strong>r Wikotra<strong>de</strong> GmbH ging<br />

vornehmlich auf Erhard Wiechert zurück. Nach Aus-


sage Wiecherts vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß war<br />

die damit verb<strong>und</strong>ene Zielsetzung, die „freigewor<strong>de</strong>nen<br />

Kapazitäten <strong>de</strong>r ehemaligen Militärindustrie<br />

<strong>de</strong>r DDR, allerdings auf zivilem Gebiet", zu nutzen<br />

<strong>und</strong> ehemaligen IMES-Mitarbeitern ein neues Arbeitsverhältnis<br />

anzubieten. Eine Eintragung <strong>de</strong>r Wikotra<strong>de</strong><br />

GmbH ins Han<strong>de</strong>lsregister <strong>de</strong>r Stadt Berlin<br />

(Ost) wur<strong>de</strong> zwar beantragt, jedoch nach Aussage Uhligs<br />

<strong>und</strong> Wiecherts vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

letztlich nicht realisiert.<br />

Dem Untersuchungsausschuß hat ein Gesellschaftsgründungsvertrag<br />

zur Wikotra<strong>de</strong> GmbH vorgelegen,<br />

ausgefertigt am 7. Februar 1990, aus <strong>de</strong>m hervorgeht,<br />

daß Erhard Wieche rt <strong>und</strong> Helmut Koschitzke als Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens zu bestellen seien. Als<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r neuen Gesellschaft wird die „Vermittlung<br />

<strong>und</strong> Durchführung von Han<strong>de</strong>lsgeschäften aller<br />

Art, Durchführung von Consultingen sowie von Lager-<br />

<strong>und</strong> Speditionsgeschäften" angegeben (Dokument-Nr.<br />

432). Nach Feststellung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

ist die Wikotra<strong>de</strong> GmbH nicht ins Han<strong>de</strong>lsregister<br />

eingetragen wor<strong>de</strong>n, obgleich <strong>de</strong>r vorgenannte<br />

Gesellschaftsvertrag abgeschlossen wur<strong>de</strong>.<br />

Von <strong>de</strong>n Geschäftsaktivitäten <strong>de</strong>r Wikotra<strong>de</strong> ist das<br />

Projekt „Wohnstift Klosterkirchhof Kiel" hervorzuheben,<br />

das sie mit <strong>de</strong>m Kieler Immobilienunternehmen<br />

Metropol durchführte.<br />

Uwim ex Gm bH<br />

Anfang 1990 wur<strong>de</strong> die Uwimex GmbH vom ehemaligen<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik, Dieter Uhlig,<br />

<strong>und</strong> vom ehemaligen IMES-Generaldirektor, Erhard<br />

Wiechert, gegrün<strong>de</strong>t <strong>und</strong> ins Han<strong>de</strong>lsregister <strong>de</strong>r<br />

Stadt Berlin (Ost) als Han<strong>de</strong>lsunternehmen eingetragen.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Gesellschafter Uhlig <strong>und</strong> Wieche rt ,<br />

die <strong>de</strong>m Unternehmen seinen Namen gaben, haben<br />

die Uwimex GmbH aufgebaut <strong>und</strong> führen laut ihrer<br />

Zeugenaussagen vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß in<br />

erster Linie Importgeschäfte mit Österreich, Griechenland,<br />

Thailand <strong>und</strong> auch Indien durch. Geschäftsgegenstand<br />

ist laut Aussage Wiecherts <strong>de</strong>r<br />

Han<strong>de</strong>l mit Uhren, mit Schmuck, mit Chemikalien<br />

<strong>und</strong> verschie<strong>de</strong>ntlich mit Textilien. Darüber hinaus<br />

tritt die Uwimex GmbH auch im Immobiliengeschäft<br />

auf. Die Uwimex GmbH mit Sitz in Berlin ist in einem<br />

Gebäu<strong>de</strong> untergebracht, das nicht im Eigentum <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens steht. Für die angemieteten Büroräume<br />

bezahlt die Uwimex Miete an die MOHA-<br />

Gr<strong>und</strong>stücks verwaltungsgesellschaft.<br />

Diese Gesellschaft wie<strong>de</strong>rum soll im Eigentum <strong>de</strong>s<br />

ehemaligen IMES-Geschäftspartners, <strong>de</strong>s Iraners Alimoradian,<br />

stehen. Die Immobilie soll die MOHA-<br />

-Gr<strong>und</strong>stücksverwaltungsgesellschaft von <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

erworben haben.<br />

III. Han<strong>de</strong>l mit Müll<br />

1. Vorbemerkung zur Beweiserhebung<br />

Bei <strong>de</strong>r Beweiserhebung zu <strong>de</strong>n Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Lagerung von Müll aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren westlichen Staaten auf<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>r Deponie Ihlenberg/Schönberg hat sich. <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

auf die Auswertung einer Vielzahl<br />

beigezogener Unterlagen beschränkt.<br />

A usgewertet wor<strong>de</strong>n sind Akten <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten Schleswig-<br />

Holstein, <strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Umweltschutz <strong>und</strong> Wasserwirtschaft<br />

bzw. bis zum Beitritt <strong>de</strong>s Ministeriums für Umweltschutz<br />

<strong>und</strong> Naturschutz, Energie <strong>und</strong> Reaktorsicherheit<br />

<strong>de</strong>r DDR sowie <strong>de</strong>r Stiftung <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong><br />

Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR im B<strong>und</strong>esarchiv.<br />

Darüber hinaus sind Unterlagen <strong>de</strong>r MfS-Arbeitsgruppe<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung (AG<br />

BKK) berücksichtigt wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat davon abgesehen,<br />

Zeugen zu diesem Komplex zu vernehmen. Dies erschien<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß schon <strong>de</strong>swegen<br />

zweckmäßig, weil eine Teili<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrages<br />

mit <strong>de</strong>m eines parlamentarischen<br />

Untersuchungsausschusses in Mecklenburg-Vorpommern<br />

vorgelegen hat.<br />

Der Landtag <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern<br />

hat beschlossen, in einem eigenen Untersuchungsausschuß<br />

die Vorgänge um die Müllgeschäfte mit <strong>de</strong>r<br />

Deponie Ihlenberg/Schönberg klären zu lassen (LT-<br />

Drucksache 1/3120). Gegenstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r dortigen Untersuchungen<br />

sind die Sachverhalte <strong>und</strong> vertraglichen<br />

Vereinbarungen im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Übernahme <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Betrieb <strong>de</strong>r Deponie durch die<br />

Treuhandanstalt, <strong>de</strong>m Kauf durch das Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

von <strong>de</strong>r Treuhandanstalt, <strong>de</strong>m Betriebsführungsvertrag,<br />

<strong>de</strong>m Kauf von Gr<strong>und</strong>stücken<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deponiesicherheit. Zur Sachverhaltsklärung<br />

ist in <strong>de</strong>n Untersuchungen auch die Zeit vor <strong>de</strong>m 3.<br />

Oktober 1990 berücksichtigt wor<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

433). Der Abschlußbericht wird im Oktober 1994 erwartet.<br />

Im übrigen stellt <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages zur Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

beim Müllhan<strong>de</strong>l, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r Deponie Ihlenberg/Schönberg, folgen<strong>de</strong>s fest:<br />

2. Vereinbarung über Müllabnahme aus Berlin<br />

(West)<br />

Die Lagerung von Müll aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland auf Deponien in <strong>de</strong>r DDR gegen Devisen<br />

wur<strong>de</strong> erstmals langfristig 1975 vereinbart. Es ging<br />

um die Abnahme von Müll aus Berlin (West) <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

Lagerung auf Müllkippen im Bezirk Potsdam.<br />

Gr<strong>und</strong>lage hierfür war eine Bereitschaftserklärung<br />

<strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r DDR, in Berlin anfallen<strong>de</strong> Abfallstoffe<br />

zu übernehmen. Die entsprechen<strong>de</strong> vertragliche<br />

Regelung über die Verbringung von Abfallstoffen<br />

in die DDR trat zum 1. Januar 1975 in Kraft. Vertragspartner<br />

waren die von <strong>de</strong>r DDR-Seite beauftragte<br />

Bergbau-Han<strong>de</strong>l GmbH <strong>und</strong> das mehrheitlich im Senatsbesitz<br />

befindliche Industrieplanungsunternehmen<br />

Berlin-Consult GmbH. Die Laufzeit <strong>de</strong>s Vertrages<br />

war bis zum 31. Dezember 1994 festgeschrieben<br />

(Dokument-Nr. 434).


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Auf DDR-Seite lag dieser Vereinbarung ein am 20.<br />

Dezember 1974 geschlossener Dienstleistungsvertrag<br />

zwischen <strong>de</strong>r Bergbau-Han<strong>de</strong>l GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>m VEB<br />

Deponie Potsdam, in <strong>de</strong>m die Müllkippen Vorketzien,<br />

Schöneiche, Deetz <strong>und</strong> Röthehof organisatorisch zusammengefaßt<br />

waren, zugr<strong>und</strong>e (Dokument-Nr. 435).<br />

Die im Bezirk Potsdam liegen<strong>de</strong>n Müllkippen sollten<br />

zwischen <strong>de</strong>m 1. Januar 1975 <strong>und</strong> <strong>de</strong>m 31. Dezember<br />

1984 insgesamt 18 Mio. cbm Bo<strong>de</strong>naushub, 33 Mio.<br />

cbm Bauschutt <strong>und</strong> 35 Mio. t Siedlungsabfälle (Hausmüll,<br />

Son<strong>de</strong>rabfälle <strong>de</strong>r Industrie <strong>und</strong> Schadstoffe aller<br />

Art) aufnehmen. Der am 1. Januar 1975 zwischen<br />

<strong>de</strong>r Bergbau-Han<strong>de</strong>l GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Berlin-Consult<br />

GmbH in Kraft getretene Vertrag bestimmte, daß bei<br />

Lieferung von weniger als 80 % <strong>de</strong>r vereinbarten<br />

Mengen - wobei zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Abfallarten<br />

ausgeglichen wer<strong>de</strong>n konnte - zusätzliche Zahlungen<br />

an die DDR zu leisten waren.<br />

Berlin konnte die vereinbarten Müllmengen nicht liefern.<br />

Die Berlin-Consult GmbH hätte <strong>de</strong>shalb bei unverän<strong>de</strong>rter<br />

Geltung <strong>de</strong>s Vertrages bis 1994 mehrere<br />

h<strong>und</strong>ert Millionen DM zusätzlich an die DDR zahlen<br />

müssen. Sie konnte jedoch im Auftrage <strong>de</strong>s Senats<br />

von Berlin durch eine Vertragsän<strong>de</strong>rung vom 10. Januar<br />

1985 die vereinbarungsgemäß zu liefern<strong>de</strong>n<br />

Müllmengen drastisch reduzieren. Auf DDR-Seite<br />

war dabei für die Berlin- Consult GmbH die zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong> Intrac<br />

HGmbH Verhandlungspartnerin. Diese trat auch am<br />

8. Januar 1985 in <strong>de</strong>n Dienstleistungsvertrag <strong>de</strong>r<br />

Bergbau-Han<strong>de</strong>l GmbH mit <strong>de</strong>m VEB Deponie Potsdam<br />

als Rechtsnachfolgerin ein (Dokument-Nr. 436).<br />

Gleichzeitig wur<strong>de</strong> festgelegt, daß auf die Deponien<br />

im Bezirk Potsdam nicht nur Abfallstoffe aus Berlin<br />

(West), son<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>m gesamten sog. Nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet (NSW) sollten angeliefert<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

3. Müllagerung auf <strong>de</strong>r Deponie Ihlenberg/<br />

Schönberg<br />

a) Entscheidung <strong>de</strong>s Politbüros<br />

Die Errichtung einer weiteren Deponie außerhalb <strong>de</strong>s<br />

Bezirkes Potsdam, <strong>de</strong>r Deponie Schönberg, stand am<br />

30. Januar 1979 auf <strong>de</strong>r Tagesordnung <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>r SED (Dokument-Nr. 437). <strong>Bericht</strong>erstatter zum<br />

Tagesordnungspunkt „Vorbereitung eines langfristigen<br />

Vertrages über die Beseitigung von Abfallstoffen<br />

aus <strong>de</strong>r BRD (Lübecker <strong>und</strong> Hamburger Raum) auf<br />

<strong>de</strong>m Territorium <strong>de</strong>r DDR sowie die weitere Vorbereitung<br />

von Kiesanlieferungen in die BRD aus Vorkommen<br />

unmittelbar im Grenzbereich <strong>de</strong>r DDR" war<br />

Dr. Günter Mittag. Das Politbüro stimmte <strong>de</strong>r Errichtung<br />

<strong>de</strong>r Abfallstoff<strong>de</strong>ponie Schönberg zu. Für die Errichtung<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg wur<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Import<br />

von Ausrüstungen ca. 2,5 Mio. VM, für die Erweiterung<br />

<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Grenzübergangsstelle<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ausbau von Zufahrtsstraßen ca. 3,5 Mio. VM<br />

<strong>und</strong> für sonstige Leistungen ca. zwei Mio. VM/Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR eingeplant. Die Finanzierung sollte aus <strong>de</strong>n<br />

Einnahmen für die Abnahme von Abfallstoffen erfolgen.<br />

b) Einrichtung, Ausstattung <strong>und</strong> Betrieb <strong>de</strong>r Deponie<br />

Im Juli 1979 wur<strong>de</strong>n erstmalig Müllflugasche, Salze<br />

<strong>und</strong> Schlacke aus Hamburg nach Schönberg verbracht<br />

(Dokument-Nr. 438). Die offizielle Inbetriebnahme<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg erfolgte 1981, nach<strong>de</strong>m<br />

das Projekt fachlich vorbereitet <strong>und</strong> vom Ministerium<br />

für Umweltschutz <strong>und</strong> Wasserwirtschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR genehmigt wor<strong>de</strong>n war (Dokument-Nr. 439).<br />

Der Standort <strong>de</strong>r Deponie Schönberg befin<strong>de</strong>t sich ca.<br />

drei km westlich <strong>de</strong>r Stadt Schönberg <strong>und</strong> ca. zwei<br />

km östlich <strong>de</strong>r Ortschaft Selmsdorf <strong>und</strong> in unmittelbarer<br />

Nähe (fünf km) zur ehemaligen inner<strong>de</strong>utschen<br />

Grenze. Die Deponiefläche umfaßt ca. 180 ha. Davon<br />

waren 130 ha als Deponiehauptfläche <strong>und</strong> 50 ha als<br />

Neben- <strong>und</strong> Vorhalteflächen vorgesehen.<br />

Die Deponie Schönberg wur<strong>de</strong> als sog. Misch<strong>de</strong>ponie<br />

betrieben. Industrielle Abfallstoffe wur<strong>de</strong>n, vermischt<br />

mit Hausmüll, auf einem 5 m dicken Hausmüllpolster<br />

abgelagert, Abfallstoffe mit hohem Schadstoffgehalt<br />

in Son<strong>de</strong>rgräben verbracht. Sämtliche Deponieflächen<br />

sind drainiert. Das anfallen<strong>de</strong> Sickerwasser bzw.<br />

belastetes Oberflächenwasser wird im Sickerwasserbecken<br />

aufgefangen.<br />

Die Entscheidung über die Ablagerung von Abfallstoffen<br />

auf die Deponie Schönberg traf eine unter Leitung<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Umweltschutz <strong>und</strong> Wasserwirtschaft<br />

stehen<strong>de</strong> Kontrollgruppe. Der Kontrollgruppe<br />

gehörten Vertreter <strong>de</strong>s VEB Deponie Schönberg,<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Umweltschutz <strong>und</strong> Wasserwirtschaft<br />

<strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>s Bezirkes Rostock, <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Gewässeraufsicht Rostock, <strong>de</strong>r Arbeitshygieneinspektion<br />

Rostock, <strong>de</strong>m Ministerium für Ges<strong>und</strong>heitswesen,<br />

<strong>de</strong>r Bergbehör<strong>de</strong>, <strong>de</strong>m Intercontrol-Labor <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH an (Dokument-Nr. 440). Die Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage<br />

für eine Ablagerung bil<strong>de</strong>ten<br />

ein an die Intrac HGmbH gerichteter Antrag <strong>und</strong> ein<br />

dazu vom Intercontrol-Labor Wismar von <strong>de</strong>r Abfallstoffprobe<br />

erstelltes Analysenzertifikat.<br />

Das „Seveso-Gift"<br />

Am 4. Juli 1976 war einer <strong>de</strong>r chemischen Reaktoren<br />

<strong>de</strong>r Fabrik ICMESA im lombardischen Seveso, in <strong>de</strong>r<br />

Nähe <strong>de</strong>r norditalienischen Stadt Mailand, zerbrochen.<br />

ICMESA war eine Tochter <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Givaudan, das wie<strong>de</strong>rum zur Unternehmensgruppe<br />

Hoffmann-La Roche in Basel/Schweiz gehört. In <strong>de</strong>m<br />

Reaktor wur<strong>de</strong> Trichlorphenol produziert. Infolge von<br />

Überhitzung zerbrach <strong>de</strong>r Reaktor. Der sog. Fallout<br />

enthielt auch TCDD-Dioxin. Die Aufräumarbeiten<br />

dauerten Jahre.<br />

Der als am gefährlichsten erachtete Abfall, <strong>de</strong>r offiziell<br />

bis zu 600 g TCDD-Dioxin enthielt, wur<strong>de</strong> 1982 in<br />

41 Fässern von insgesamt 6,5 t verpackt. Das Unternehmen<br />

Mannesmann-Italiana S.p.A. war für <strong>de</strong>n<br />

Transport <strong>de</strong>r Fässer verantwortlich. Das Unternehmen<br />

Speli<strong>de</strong>c aus Marseille, ein Unternehmen von<br />

Bernard Paringaux, wur<strong>de</strong> über das Unternehmen<br />

Wadir aus Genf als Organisator <strong>de</strong>s Transports angeworben.<br />

Im März 1983 wur<strong>de</strong> bekannt, daß die 41 Fässer<br />

verschw<strong>und</strong>en waren. Nach wochenlanger Unklarheit<br />

wur<strong>de</strong>n diese nach offizieller Darstellung am<br />

19. Mai 1983 in Anguilcourt-le-Sart (Frankreich),<br />

23 km von St. Quentin entfernt, aufgef<strong>und</strong>en. Einige


Zeit später wur<strong>de</strong>n die Fässer nach Basel gebracht,<br />

wo sie im November 1985 über die Muttergesellschaft<br />

Hoffmann-La Roche in einem Spezialofen von Ciba-<br />

Geigy verbrannt wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Öffentlichkeit wur<strong>de</strong>n<br />

Vermutungen aufgebracht, daß die 41 verbrannten<br />

Fässer nicht mit <strong>de</strong>n ursprünglichen Fässern aus<br />

Seveso i<strong>de</strong>ntisch waren. Statt <strong>de</strong>ssen sollten diese 41<br />

Fässer auf eine Müll<strong>de</strong>ponie verbracht wor<strong>de</strong>n sein.<br />

Diese Müll<strong>de</strong>ponie soll Schönberg sein.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat in seinen Unterlagen<br />

keine Anhaltspunkte dafür gef<strong>und</strong>en, daß die<br />

41 Fässer mit <strong>de</strong>m „Seveso-Gift" tatsächlich nach<br />

Schönberg verbracht wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Demgegenüber behaupteten <strong>Bericht</strong>e <strong>de</strong>s Fernsehmagazins<br />

„Monitor" vom 18. November 1993 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

„Berliner Zeitung" vom 17. Januar 1994, Unterlagen<br />

wür<strong>de</strong>n belegen, daß min<strong>de</strong>stens 47 t Dioxin-Müll aus<br />

Seveso in Schönberg eingelagert wor<strong>de</strong>n seien.<br />

„Monitor" verwies auf einen Antragseingang I 18/82<br />

vom 22. April 1982, <strong>de</strong>r die Anlieferung von „Seveso<br />

-Dioxin" auf die Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg zum Inhalt<br />

haben soll. „Monitor" zeigte zu<strong>de</strong>m eine auf <strong>de</strong>n<br />

4. Mai 1983 datierte Gesamtübersicht im Jahre 1982<br />

abgelehnter Anträge. In dieser Gesamtübersicht wird<br />

<strong>de</strong>r Antrag I 18/82 nicht erwähnt. „Monitor" folgerte<br />

daraus, daß dieser Antrag I 18/82 mithin von DDR-<br />

Seite ausgeführt wur<strong>de</strong>. Aus einer Gesamtübersicht<br />

vom 21. November 1985, in <strong>de</strong>r alle Abfallstoffe, die<br />

seit Inbetriebnahme bis zum 30. September 1985 auf<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg gelagert wur<strong>de</strong>n, aufgeführt<br />

sind, ergibt sich sogar, daß ein Antrag I 18/82 angenommen<br />

wur<strong>de</strong>. Er ist jedoch unter <strong>de</strong>r Abfallstoffgruppe<br />

6, sonstige Abfälle, eingeordnet, als Gegenstand<br />

wur<strong>de</strong>n Calciumchlorid-Rückstän<strong>de</strong> mit einer<br />

Menge von 47,482 t bezeichnet.<br />

Die „Berliner Zeitung" vom 17. Januar 1994 verwies<br />

ebenfalls auf <strong>de</strong>n Antragseingang I 18/82. Aus <strong>de</strong>r<br />

Gesamtübersicht vom 21. November 1985 folgerte sie,<br />

daß das mit <strong>de</strong>r Beseitigung <strong>de</strong>r „Seveso-Giftabfälle"<br />

beauftragte Mannesmann-Unternehmen mit <strong>de</strong>r<br />

DDR-Seite doch han<strong>de</strong>lseinig wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> die Deponie-Verantwortlichen<br />

<strong>de</strong>n Inhalt dieser Lieferung in<br />

<strong>de</strong>r Gesamtübersicht zwecks Spurenverwischung<br />

um<strong>de</strong>klarierten. Dem Untersuchungsausschuß dagegen<br />

liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, daß es sich<br />

bei <strong>de</strong>r im angenommenen Antrag I 18/82 bezeichneten<br />

Menge nicht um Calciumchlorid-Rückstän<strong>de</strong> han<strong>de</strong>lte.<br />

Es liegen auch keine Hinweise vor, daß die Gesamtübersicht<br />

von irgen<strong>de</strong>iner Seite gefälscht wur<strong>de</strong>.<br />

„Monitor" zeigte weiterhin einen Antrag <strong>de</strong>s Hanseatischen<br />

Baustoffkontors vom 8. April 1982. In diesem<br />

Antrag ist als Abfallerzeuger die „Firma WADIR,<br />

CH 1258 PERLY (Genf)" angegeben. Die Antragsnummer<br />

lautet CH 001/82. Die Abfallstoffe wer<strong>de</strong>n<br />

als Kessel- <strong>und</strong> Werkteile mit Dioxin-Rückstän<strong>de</strong>n beschrieben.<br />

In einem Fernschreiben an Intrac HGmbH<br />

an das Hanseatische Baustoffkontor vom 2. Juli 1982<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Antrag S 1/82 wegen Dioxingehaltes abgelehnt<br />

(Dokument-Nr. 441). Demgemäß teilte das Hanseatische<br />

Baustoffkontor <strong>de</strong>r Badischen Rückstandsbeseitigungs-GmbH<br />

mit, daß Kessel- <strong>und</strong> Werkteile<br />

mit Dioxin-Rückstän<strong>de</strong>n nicht auf die Deponie Schönberg<br />

eingelagert wer<strong>de</strong>n können. Die Deponie sei für<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

eine Beseitigung <strong>de</strong>rart hochtoxischer Stoffe vorläufig<br />

nicht geeignet (Dokument-Nr. 442).<br />

Auch weitere beigezogene Unterlagen geben keinen<br />

Anhaltspunkt dafür, daß „ Seveso-Dioxin " tatsächlich<br />

nach Schönberg verbracht wur<strong>de</strong>. Zwar bot Pa ringaux<br />

<strong>de</strong>m Hanseatischen Baustoffkontor im Juni 1982<br />

ein „einmaliges Geschäft" zur Ablagerung einer<br />

Menge von 150 t Abfall mit Dioxin-Bestandteilen an<br />

(Dokument-Nr. 443). Auch weisen Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens Mannesmann Italiana S.p.A. darauf<br />

hin, daß die Entsorgung von Dioxin aus Seveso auf<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg beabsichtigt war. Ebenso<br />

<strong>de</strong>uten weitere Anträge, Begleitscheine <strong>und</strong> Analysenzertifikate<br />

möglicherweise auf eine Anlieferung<br />

dioxinhaltiger Abfallstoffe hin. Nachforschungen verschie<strong>de</strong>ner<br />

b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Ministerien <strong>und</strong> Behör<strong>de</strong>n<br />

jedoch haben keine Hinweise ergeben, daß tatsächlich<br />

„Seveso-Dioxin" in Schönberg abgelagert<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Offiziell hatte auch die DDR immer wie<strong>de</strong>r erklärt,<br />

daß <strong>de</strong>r Antrag auf Ablagerung <strong>de</strong>r 41 Seveso-Giftfässer<br />

am 31. März 1982 abgelehnt wur<strong>de</strong>. In einer Stellungnahme<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski an Dr. Günter<br />

Mittag vom 18. Oktober 1982 wur<strong>de</strong> ebenfalls ausgeführt,<br />

daß die Abnahme <strong>de</strong>r Dioxin-Abfälle aus Seveso<br />

durch das Ministerium für Umweltschutz <strong>und</strong><br />

Wasserwirtschaft <strong>de</strong>r DDR am 31. März 1982 abgelehnt<br />

wor<strong>de</strong>n wäre (Dokument-Nr. 444).<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat dann auch in seiner<br />

Zeugenvernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

am 2. Dezember 1993 betont, daß die Annahme,<br />

„Seveso-Giftfässer" seien in Schönberg, ein<br />

„Hirngespinst" sei.<br />

-<br />

Nach <strong>de</strong>m Inhalt eines Fernschreibens <strong>de</strong>r Bezirksverwaltung<br />

<strong>de</strong>s MfS Rostock an die HA XVIII/3 vom<br />

29. Ap ril 1983 sollen von Mannesmann aus Mailand<br />

nur im Zeitraum November 1981 bis Mai 1982 insgesamt<br />

250 Fässer auf <strong>de</strong>r Deponie Schönberg angeliefert<br />

wor<strong>de</strong>n sein. Der Inhalt <strong>de</strong>r Fässer sei Lindan bzw.<br />

hochchlori<strong>de</strong>r Wasserstoff gewesen. Diese 250 Fässer<br />

wur<strong>de</strong>n im Januar 1983 in an<strong>de</strong>re Deponien <strong>de</strong>r DDR<br />

verlagert (Dokument-Nr. 445). Eine Überprüfung - so<br />

das MfS-Fernschreiben weiter - <strong>de</strong>s Sicherheitsbeauftragten<br />

<strong>de</strong>s Bezirkswirtschaftsrates Rostock auf<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg Anfang April 1983 hätte ergeben,<br />

daß sich keinerlei Fässer mehr dort befin<strong>de</strong>n.<br />

Die Hauptabteilung XVIII/3 vermerkte sowohl am<br />

2. November 1982 als auch am 29. April 1983, daß <strong>Bericht</strong>e<br />

von west<strong>de</strong>utscher Seite, staatliche Dienststellen<br />

<strong>de</strong>r DDR hätten die Ablagerung <strong>de</strong>s „Seveso-Dioxins"<br />

genehmigt bzw. das Dioxin sei tatsächlich<br />

nach Schönberg verbracht wor<strong>de</strong>n, unzutreffend seien<br />

(Dokument-Nr. 446).<br />

Am 2. Mai 1983 soll einer Aktennotiz zufolge, die sich<br />

in <strong>de</strong>n Unterlagen <strong>de</strong>r AG BKK gef<strong>und</strong>en hat,<br />

Michael Grossauer vom Schweizer Unternehmen Allimex<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung das<br />

Angebot unterbreitet haben, das gesamte Werk in Seveso<br />

zu <strong>de</strong>montieren <strong>und</strong> in ein befre<strong>und</strong>etes Entwicklungsland<br />

zu verbringen. Dabei soll Grossauer<br />

gute Verbindungen zu leiten<strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>r Unternehmensgruppe<br />

Hoffmann-La Roche betont ha-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong><br />

ben. Dieses Angebot sei aber von DDR-Seite abgelehnt<br />

wor<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 447).<br />

An<strong>de</strong>re dioxinhaltige Abfallstoffe sind gleichwohl<br />

nach Schönberg gelangt. Wie sich aus einer Stellungnahme<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Umweltschutz <strong>und</strong> Wasserwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR (Dokument-Nr. 440) ergibt,<br />

wur<strong>de</strong>n Flugaschen, <strong>de</strong>ren Dioxin-Gehalt allerdings<br />

weit unter <strong>de</strong>m international anerkannten Grenzwert<br />

für oberirdische Deponien gelegen haben soll, auf die<br />

Deponie Schönberg verbracht. Die Abnahme dieser<br />

Flugaschen sei ab April 1984 eingestellt wor<strong>de</strong>n. Mit<br />

<strong>de</strong>r Fertigstellung eines neuen Deponieabschnittes<br />

sei jedoch die Abnahme solcher Flugaschen wie<strong>de</strong>r<br />

beabsichtigt gewesen. Zu <strong>de</strong>m letztgenannten Punkt<br />

- erneute Abnahme von Flugaschen - hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

keine Feststellungen getroffen.<br />

c) Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Die Müllimporte wur<strong>de</strong>n über die Intrac HGmbH<br />

kommerziell abgewickelt. Zunächst war für die kommerzielle<br />

Abwicklung <strong>de</strong>r Müllanlieferung auf die<br />

Deponie Schönberg noch die Bergbau-Han<strong>de</strong>l GmbH<br />

zuständig. Die ersten Verträge aus <strong>de</strong>m Jahre 1979<br />

über die Verbringung von Bauschutt, Müllflugasche<br />

<strong>und</strong> Salzen wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Bergbau-Han<strong>de</strong>l GmbH<br />

abgeschlossen (Dokument-Nr. 438). Ab 1. Januar<br />

1981 befand sich die Bergbau-Han<strong>de</strong>l GmbH in Liquidation.<br />

Die Liquidation <strong>de</strong>r Bergbau-Han<strong>de</strong>l GmbH<br />

wur<strong>de</strong> mit „strukturellen Verän<strong>de</strong>rungen" begrün<strong>de</strong>t<br />

(Dokument-Nr. 438).<br />

Wesentliche Be<strong>de</strong>utung für die Steigerung <strong>de</strong>r Müllimporte<br />

erlangte so die Intrac HGmbH, die <strong>de</strong>r HA II<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zugeordnet<br />

war. Entschei<strong>de</strong>nd war ein Rahmenvertrag <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH mit <strong>de</strong>m VEB Deponie Schönberg vom<br />

1. Juli 1981 (Dokument-Nr. 448). Darin verpflichtete<br />

sich <strong>de</strong>r VEB zur Beseitigung/Endlagerung <strong>de</strong>r von<br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH aufgr<strong>und</strong> von Einzelverträgen mit<br />

ausländischen <strong>und</strong> b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Vertragspartnern<br />

übernommenen Abfallstoffe. In <strong>de</strong>n im Jahre<br />

1974 geschlossenen Dienstleistungsvertrag <strong>de</strong>r Bergbau-Han<strong>de</strong>l<br />

GmbH mit <strong>de</strong>m VEB Deponie Potsdam<br />

trat die Intrac HGmbH als Rechtsnachfolgerin erst mit<br />

<strong>de</strong>r 1. Ergänzung vom 8. Januar 1985 ein (Dokument-<br />

Nr. 436).<br />

Tatsächlich war die Intrac HGmbH aber schon seit<br />

1981 für alle Müllgeschäfte zuständig. Dies ergibt sich<br />

aus einem Prüfbericht <strong>de</strong>r Staatlichen Finanzrevision<br />

vom 20. Juli 1982 hinsichtlich <strong>de</strong>r Intrac HGmbH, <strong>de</strong>r<br />

auch die Einnahmen aus <strong>de</strong>n Deponien im Bezirk<br />

Potsdam erfaßt (Dokument-Nr. 449).<br />

Die Verantwortung von Dr. Schalck-Golodkowski für<br />

die Devisenerwirtschaftung aus <strong>de</strong>n Müllgeschäften<br />

war bereits durch <strong>de</strong>n Politbürobeschluß vom 30. Januar<br />

1979 festgeschrieben wor<strong>de</strong>n. Zu diesem Tagesordnungspunkt<br />

war Dr. Schalck-Golodkowski auch<br />

gela<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 437). In <strong>de</strong>r Vorlage wur<strong>de</strong><br />

bestimmt, daß Dr. Schalck-Golodkowski allein verantwortlich<br />

sein sollte für die Vorbereitung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

Abschluß langfristiger, kommerzieller Verträge über<br />

die Beseitigung von Abfallstoffen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland auf <strong>de</strong>m Territorium <strong>de</strong>r DDR<br />

durch <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb Bergbau-Han<strong>de</strong>l.<br />

Dies galt auch für die Bereitstellung von Ausrüstung,<br />

Geräten, Mate rial, Bau- <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Leistungen, wobei<br />

die Finanzierung aus <strong>de</strong>n Einnahmen für die Abnahme<br />

<strong>de</strong>r Abfallstoffe erfolgen mußte.<br />

Nach <strong>de</strong>m Beschluß wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

auch mitverantwortlich für die Ausarbeitung <strong>de</strong>r Bedingungen<br />

für die Übernahme <strong>und</strong> Beseitigung von<br />

Bauschutt, Aschen, Schlacken u. ä. sowie die Bestätigung<br />

<strong>de</strong>r Projekte <strong>und</strong> Prüfungen zusätzlicher Möglichkeiten<br />

zur Übernahme <strong>und</strong> Beseitigung weiterer<br />

Abfallstoffe. Die Entscheidung, die kommerzielle Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r Müllgeschäfte ab 1981 nur noch <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH zu übertragen, muß <strong>de</strong>mnach durch Dr.<br />

Schalck-Golodkowski getroffen wor<strong>de</strong>n sein. Am 16.<br />

November 1981 wur<strong>de</strong> Eberhard Sei<strong>de</strong>l Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH mit <strong>de</strong>m Zuständigkeitsbereich<br />

für Müllimporte.<br />

Die Finanzierung <strong>de</strong>s Ausbaues <strong>und</strong> auch <strong>de</strong>r Sicherheitsmaßnahmen<br />

für die Deponien erfolgte durch die<br />

Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

die das Geld an das Ministerium für Finanzen<br />

überwies. Von dort wur<strong>de</strong> es <strong>de</strong>n Deponien für Investitionen<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

d) Finanzielle Ergebnisse<br />

Eine exakte statistische Aufstellung über die in <strong>de</strong>n<br />

Jahren von 1974 bis 1989 angelieferten Müllmengen,<br />

die daran beteiligten Herkunftslän<strong>de</strong>r <strong>und</strong> die daraus<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Jahren resultieren<strong>de</strong>n Erlöse, liegt <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nicht vor. Seit <strong>de</strong>r Inbetriebnahme<br />

sind nach einer Anlaufphase auf die Deponie<br />

Schönberg jährlich ca. eine Mio. cbm Abfall einschließlich<br />

50 cbm Son<strong>de</strong>rmüll angeliefert wor<strong>de</strong>n<br />

(Dokument-Nr. 450). Auf die Deponien <strong>de</strong>s VEB Potsdam<br />

sind im Zeitraum von 1974 bis 1989 ca. 62,1 Mio. t<br />

Abfallstoffe verbracht wor<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 451). 80<br />

% <strong>de</strong>r insgesamt in die DDR verbrachten Abfallstoffe<br />

stammten aus <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, 15 % aus <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n, fünf Prozent<br />

aus Österreich, Frankreich <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Schweiz; kleinere<br />

Mengen auch aus Belgien <strong>und</strong> Großbritannien<br />

(Dokument-Nr. 440). Etwa 75 % <strong>de</strong>r jährlich auf <strong>de</strong>r<br />

Deponie Schönberg angelieferten eine Mio. cbm umfassen<strong>de</strong>n<br />

Abfallmenge kamen aus Hamburg. Der<br />

restliche Anteil wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg, Bremen, Hessen, Nie<strong>de</strong>rsachsen,<br />

Schleswig-Holstein <strong>und</strong> Nordrhein-Westfalen sowie<br />

<strong>de</strong>n genannten westeuropäischen Staaten angeliefert.<br />

Von 1975 bis 1989 realisierte die DDR aus <strong>de</strong>r Abnahme<br />

von Abfallstoffen Brutto-Einnahmen in Höhe von insgesamt<br />

1.195 Mio. VM (Dokument-Nr. 452, Fünfter<br />

Teil, C.I.1. <strong>und</strong> Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 235, S. 1693). 1989 betrugen diese<br />

Einnahmen ca. 130 Mio. VM. Davon wur<strong>de</strong>n nach Angaben<br />

<strong>de</strong>s DDR-Finanzministeriums ca. 40 Mio. VM<br />

zur Verbesserung <strong>de</strong>r Umweltsicherheit ausgegeben<br />

(Dokument-Nr. 452). Insgesamt sollen seit 1975 für <strong>de</strong>n<br />

Betrieb <strong>de</strong>r Deponien <strong>und</strong> für Investitionen 125 Mio.<br />

VM ausgegeben wor<strong>de</strong>n sein (1. Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 235, S. 1693 ff.). Ein Vergleich<br />

mit <strong>de</strong>n Anfangserlösen zeigt <strong>de</strong>n sprunghaften<br />

Anstieg <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung durch <strong>de</strong>n Müll-


han<strong>de</strong>l: Bis zum Juni 1982 erlöste die Deponie Schönberg<br />

2,8 Mio. VM. Dem stand ein Aufwand von 1,4 Mio.<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR gegenüber. Der VEB Deponie Potsdam<br />

hatte bis zum Juni 1982 33,4 Mio. VM erwirtschaftet.<br />

Demgegenüber stand ein Aufwand von 22,9 Mio. Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR für die Deponien im Bezirk Potsdam (Dokument-Nr.<br />

449).<br />

e) Rolle <strong>de</strong>s MfS beim Müllhan<strong>de</strong>l<br />

Die Sichtung <strong>de</strong>r vom Untersuchungsausschuß beigezogenen<br />

Unterlagen hat ergeben, daß sich das Ministerium<br />

für Staatssicherheit in auffallen<strong>de</strong>r Weise mit<br />

<strong>de</strong>n Müllgeschäften befaßte <strong>und</strong> offensichtlich versuchte,<br />

auf die Geschäfte Einfluß zu nehmen.<br />

Im Ministerium für Staatssicherheit waren die AG<br />

BKK, die Hauptabteilung (HA) XVIII/7 sowie die<br />

Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) mit <strong>de</strong>n Müllieferungen<br />

befaßt. Zuständig für die Überwachung <strong>de</strong>r<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

war die AG BKK. Die Einflußnahme auf die Müllgeschäfte<br />

durch die HA XVIII/7 <strong>und</strong> die Informationsbeschaffung<br />

darüber dürften zunächst dazu gedient<br />

haben, die Devisenerwirtschaftung zu sichern. Je<strong>de</strong>nfalls<br />

geht aus <strong>de</strong>n Unterlagen he rvor, daß durch die<br />

Einflußnahme für längere Zeit stabile kommerzielle<br />

Beziehungen geschaffen wer<strong>de</strong>n sollten (Dokument-<br />

Nr. 453). Die HA XVIII/7 hielt sich <strong>de</strong>nn auch zugute,<br />

daß es ihr durch einen Inoffiziellen Mitarbeiter gelungen<br />

sei, einem west<strong>de</strong>utschen Unternehmen im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Müllgeschäfte eine Monopolstellung zu verschaffen<br />

(Dokument-Nr. 453). Zu<strong>de</strong>m sollte <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

dieses west<strong>de</strong>utschen Unternehmens<br />

noch stärker an die DDR geb<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

454). Auch heißt es, daß es mit <strong>de</strong>n Interessen<br />

<strong>de</strong>s MfS konform ginge, wenn dieser Geschäftsführer<br />

politisch aktiv wür<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 454-455).<br />

Bei <strong>de</strong>r Informationsbeschaffung durch die HA<br />

XVIII/7 stand im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>, auf west<strong>de</strong>utscher Seite<br />

politische Entwicklungen im sensiblen Bereich <strong>de</strong>s<br />

Müllhan<strong>de</strong>ls einschätzen zu können. So heißt es auch<br />

in einem <strong>Bericht</strong>sauszug <strong>de</strong>r HA XVIII/7 vom September<br />

1987 (Dokument-Nr. 456), daß es kein Problem gewesen<br />

sei, Informationen über politische Entwicklungen<br />

auf west<strong>de</strong>utscher Seite zu erhalten, da „die Geschäftsoperation<br />

Deponie Schönberg eng mit <strong>de</strong>n politischen<br />

Problemen in Schleswig-Holstein verb<strong>und</strong>en<br />

ist <strong>und</strong> auch die Perspektive dieser Geschäftsoperationen<br />

weiter von <strong>de</strong>r politischen Entwicklung in diesem<br />

Raum abhängt" (Dokument-Nr. 456).<br />

Auf west<strong>de</strong>utscher Seite waren die Müllieferungen<br />

auf die Deponie Schönberg tatsächlich ein hochsensibler<br />

politischer Bereich, <strong>de</strong>r immer wie<strong>de</strong>r von Protesten<br />

aus <strong>de</strong>r Bevölkerung begleitet war <strong>und</strong> zu<br />

nachhaltigen Kontroversen zwischen <strong>de</strong>n politischen<br />

Parteien führte. Hauptbeteiligte in <strong>de</strong>r Diskussion um<br />

die Deponie Schönberg waren die B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r<br />

Schleswig-Holstein <strong>und</strong> die Freie <strong>und</strong> Hansestadt<br />

Hamburg. Dabei stand die Sicherheitslage <strong>de</strong>r Deponie<br />

Schönberg im Mittelpunkt.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Sicherheitslage lagen <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein mehrere unterschiedliche<br />

Gutachten vor. Das Ministerium lehnte zunächst auch<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>n Müllexport auf die Deponie Schönberg ab <strong>und</strong><br />

belehrte die Kreise am 7. Juni 1979 dahingehend, daß<br />

eine Verbringung von Hausmüll nach Schönberg lan<strong>de</strong>srechtlich<br />

nicht zulässig sei. Aber schon am 27. Februar<br />

1981 wur<strong>de</strong> durch das Ministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein<br />

die erste Transportgenehmigung von<br />

Son<strong>de</strong>rabfall zur Deponie Schönberg erteilt.<br />

Ein Vertreter <strong>de</strong>s Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Forsten wies sogar noch am 15. Dezember<br />

1981 gegenüber <strong>de</strong>r Baubehör<strong>de</strong> Hamburg<br />

(Dokument-Nr. 457) <strong>und</strong> am 25./26. Februar 1982 auf<br />

einer Sitzung <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rarbeitsgemeinschaft für Abfallfragen<br />

(Dokument-Nr. 458) darauf hin, daß eine<br />

Oberflächenwassergefährdung, die auch für die<br />

Trinkwasserversorgung <strong>de</strong>r Stadt Lübeck Be<strong>de</strong>utung<br />

erlangen könnte, durch die Deponie Schönberg nicht<br />

ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n könne. Unterschiedlichste<br />

Gutachten zur Sicherheit <strong>de</strong>r Deponie Schönberg lagen<br />

auch <strong>de</strong>n Verwaltungsgerichten bei <strong>de</strong>n zahlreichen<br />

Klagen gegen die Genehmigungen von Transporten<br />

nach Schönberg vor.<br />

Zu<strong>de</strong>m gab es Protestbriefe west<strong>de</strong>utscher Entsorger<br />

an die Län<strong>de</strong>rarbeitsgemeinschaft für Abfallfragen,<br />

die darauf aufmerksam machten, daß ihr eigener Deponieraum<br />

noch ungenutzt sei <strong>und</strong> sie nicht mit <strong>de</strong>n<br />

niedrigen Preisen <strong>de</strong>r DDR-Deponie Schönberg konkurrieren<br />

könnten. Durch die beabsichtigte Praxis <strong>de</strong>r<br />

Müllverbringung nach Schönberg entstün<strong>de</strong>n ihnen<br />

Wettbewerbsnachteile (Dokument-Nr. 459).<br />

Anhalten<strong>de</strong> politische Kontroversen <strong>und</strong> die Befürchtungen<br />

in <strong>de</strong>r Bevölkerung - insbeson<strong>de</strong>re im nahegelegenen<br />

Lübeck - führten 1986 zur Einsetzung eines<br />

Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>s Schleswig-Holsteinischen<br />

Landtages in <strong>de</strong>r 10. Wahlperio<strong>de</strong> (LT-<br />

Drucksache 10/1784). Der Ausschußbericht vom<br />

25. November 1986 hat festgestellt, daß eine Gefährdung<br />

für Mensch <strong>und</strong> Natur in Schleswig-Holstein<br />

durch die Deponie Schönberg nicht gegeben sei.<br />

Das Min<strong>de</strong>rheitsvotum <strong>de</strong>r damaligen SPD-Landtagsfraktion<br />

kam zu <strong>de</strong>m Ergebnis, daß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

Be<strong>de</strong>nken gegen die Sicherheit <strong>de</strong>r<br />

Deponie Schönberg nicht hätte ausräumen können.<br />

Am 13. September 1987 verkün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r damalige Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

von Schleswig-Holstein, Dr. Uwe Barschel,<br />

<strong>de</strong>n Stop <strong>de</strong>r Müllverbringung auf die Deponie<br />

Schönberg aus Schleswig-Holstein mit Wirkung zum<br />

30. April 1988. Die nachfolgen<strong>de</strong> SPD-Lan<strong>de</strong>sregierung<br />

lieferte ebenfalls keinen Müll aus Schleswig-Holstein<br />

mehr auf die Deponie Schönberg. Auf <strong>de</strong>n Müllexport<br />

aus an<strong>de</strong>ren B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> westeuropäischen<br />

Staaten nach Schönberg hatte dies jedoch<br />

keinen Einfluß. Der Hauptlieferant Schönbergs blieb<br />

nach wie vor die Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg. Adolf<br />

Hilmer, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Hanseatischen Baustoff<br />

Kontor GmbH, selbst hat behauptet, über die MVA Stapelfeld<br />

(Hamburg) sei weiter Müll aus <strong>de</strong>n Kommunen<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein nach Schönberg verbrachtwor<strong>de</strong>n<br />

(vgl. Fünfter Teil, C.IV., RG 42).<br />

Diese Kontroversen auf west<strong>de</strong>utscher Seite führten<br />

möglicherweise dazu, daß sich die Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s MfS auch für Deponiegefahren bzw. Havarien im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Deponie Schönberg interes-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

sierten. Zuständig für Deponie- bzw. Sicherheitsfragen<br />

war <strong>de</strong>r Sicherheitsbeauftragte <strong>de</strong>s Bezirkswirtschaftsrates<br />

Rostock. Dieser berichtete <strong>de</strong>r Bezirksverwaltung<br />

<strong>de</strong>s MfS in Rostock, die wie<strong>de</strong>rum die HA<br />

XVIII/3 informierte (Dokument-Nr. 445).<br />

Aber auch die AG BKK interessierte sich für Deponiegefahren<br />

<strong>und</strong> Havarien <strong>und</strong> versuchte, auf <strong>de</strong>n Betriebsdirektor<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

Mitarbeiter Einfluß zu nehmen (Dokument-Nr. 460).<br />

Durch Inoffizielle Mitarbeiter war <strong>de</strong>m MfS zugetragen<br />

wor<strong>de</strong>n, daß im Apri11989 in drei Fällen kontaminiertes<br />

Wasser in das Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Deponie versickert sei. In einem<br />

Fall trage dieser unkontrollierte Ablauf kontaminierter<br />

Gewässer <strong>de</strong>n Charakter einer Havarie. Über<br />

diese Vorkommnisse hätte <strong>de</strong>r Direktor <strong>de</strong>s VEB Deponie<br />

Schönberg, Rudoll Kenner, pflichtwidrig nicht informiert.<br />

Da davon auszugehen sei, daß das unkontrollierte<br />

Ablaufen kontaminierter Sickerwässer eine erhebliche<br />

Umweltbelastung darstelle, die - nach Ansicht<br />

<strong>de</strong>s MfS - unter <strong>de</strong>n konkreten politischen Bedingungen<br />

mit erheblichen negativen politischen Auswirkungen<br />

verb<strong>und</strong>en sein könnte, bestehe die Zielsetzung,<br />

mittels einer „operativen Maßnahme", daß Rudolf<br />

Kenner seinen Informationspflichten nachkomme.<br />

Hauptamtliche Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS führten daraufhin<br />

Gespräche mit Rudolf Kenner. Rudolf Kenner bestätigte<br />

dabei, daß es im April 1989 zu mehreren Vorkommnissen<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Behandlung schadstoffhaltigen<br />

Sickerwassers gekommen war.<br />

Im einzelnen führte er aus:<br />

Mitte April 1989 hätte er die Entscheidung getroffen,<br />

daß ca. 300 bis 500 cbm ungereinigtes Wasser aus<br />

<strong>de</strong>m Becken 3 in die Vorflut gepumpt wur<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m<br />

infolge starker Regenfälle ein Wasseranstieg zu<br />

verzeichnen war. Im Jahre 1988 sei das Becken 15<br />

dreimal <strong>und</strong> 1989 einmal übergelaufen. Zu <strong>de</strong>n Auswirkungen<br />

dieser Vorkommnisse seien von ihm keine<br />

Untersuchungen veranlaßt wor<strong>de</strong>n.<br />

Auch nach <strong>de</strong>m ersten Überlaufen von belastetem Deponiewasser<br />

aus <strong>de</strong>m Becken 15 seien keine Maßnahmen<br />

zur zukünftigen Verhin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>ra rtiger Vorkommnisse<br />

getroffen wor<strong>de</strong>n.<br />

En<strong>de</strong> April 1989 sei ein Durchbruch an <strong>de</strong>r Böschung<br />

<strong>de</strong>s Beckens 9, in <strong>de</strong>m sich ebenfalls stark belastetes<br />

Deponiewasser befand, erfolgt. Zur abgeflossenen<br />

Menge <strong>de</strong>s stark belasteten Deponiewassers könne er<br />

aber keine Angaben machen (Dokument-Nr. 461).<br />

Den Unterlagen <strong>de</strong>r AG BKK ist nicht zu entnehmen,<br />

ob diese Informationen zu konkreten Maßnahmen<br />

führten.<br />

Rudolf Kenner hat in seiner Stellungnahme zum<br />

rechtlichen Gehör Schwierigkeiten mit größeren<br />

Mengen Sickerwasser eingeräumt. Er habe jedoch<br />

die mit <strong>de</strong>n Entscheidungen zur Deponie Schönberg<br />

befaßte Kontrollgruppe (vgl. zweiter Teil, C. III. 3. b)<br />

Einrichtung, Ausstattung <strong>und</strong> Betrieb <strong>de</strong>r Deponie)<br />

über diese Schwierigkeiten informiert. Die <strong>Bericht</strong>e,<br />

auf die sich die gegen ihn vom MfS erhobenen Vorwürfe<br />

stützen, seien von Personen verfaßt wor<strong>de</strong>n, die<br />

für die technischen Zusammenhänge nur bedingt<br />

o<strong>de</strong>r gar nicht kompetent waren (vgl. Anhang II,<br />

RG 62),<br />

Darüber hinaus leiteten die unmittelbar mit <strong>de</strong>m<br />

Müllhan<strong>de</strong>l beschäftigten Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS,<br />

die HA XVIII/3 <strong>und</strong> die AG BKK, ihre Erkenntnisse<br />

über die politischen Entwicklungen auf west<strong>de</strong>utscher<br />

Seite an die HVA weiter.<br />

Die Unterlagen <strong>de</strong>r AG BKK lassen auch <strong>de</strong>n Schluß<br />

zu, daß die HVA eigenständig versuchte, die im Müllhan<strong>de</strong>l<br />

bestehen<strong>de</strong>n Geschäftsbeziehungen zur Informationsbeschaffung<br />

zu nutzen. So wird in einem <strong>Bericht</strong><br />

eine durch die Abteilung II <strong>de</strong>r HVA vorgenommene<br />

„Kontaktaufnahme zum H. zur Leipziger Frühjahrsmesse<br />

1987" genannt, <strong>de</strong>r sich im selben Jahr<br />

weitere Treffen anschlossen. Es ging <strong>de</strong>r HVA um<br />

„Informationsinteressen zur FDP-Politik". „Wegen<br />

ablehnen<strong>de</strong>n Auftretens <strong>de</strong>s H. " sei <strong>de</strong>r Kontakt - so<br />

die MfS-Darstellung - dann abgebrochen wor<strong>de</strong>n<br />

(Dokument-Nr. 462).<br />

f) Monopolstellung <strong>de</strong>s Hanseatischen Baustoffkontors<br />

(HBK)<br />

Untrennbar verb<strong>und</strong>en mit <strong>de</strong>m Müllexport in die<br />

DDR war von Anfang an das west<strong>de</strong>utsche Entsorgungsunternehmen<br />

Hanseatisches Baustoffkontor<br />

(HBK) GmbH aus Bad Schwartau. Die Gesellschaft<br />

wur<strong>de</strong> von Adolf Hilmer zusammen mit Rudolf Lü<strong>de</strong>mann<br />

<strong>und</strong> Bruno Bielefeld am 3. März 1979 gegrün<strong>de</strong>t<br />

(Dokument-Nr. 463). Schon am 23. April 1979 schloß<br />

das HBK einen Vertrag über die Verbringung von<br />

Bauschutt auf die Deponie Schönberg (Dokument-Nr.<br />

464).<br />

Das Monopol für die Verbringung von Müll auf die<br />

Deponie Schönberg erlangte die Hanseatische Baustoffkontor<br />

GmbH durch die Vertragsschlüsse mit <strong>de</strong>r<br />

Intrac HGmbH. Der Vertrag vom 12. März 1981 bestimmte,<br />

daß die Intrac HGmbH <strong>de</strong>m HBK das Exklusivrecht<br />

für die Ablagerung von Abfallstoffen aus <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland auf <strong>de</strong>r Deponie Schönberg<br />

einräumt. Die Intrac HGmbH verpflichtete sich<br />

dabei, alle Anfragen von Dritten über die Verbringung<br />

von Abfallstoffen an das HBK zu übergeben. Im<br />

Gegenzug verpflichtete sich das HBK, alle ihm angebotenen<br />

bzw. verfügbaren <strong>de</strong>poniefähigen Abf allstoffe<br />

ausschließlich <strong>de</strong>r Intrac HGmbH zur Verbringung<br />

auf die Deponie Schönberg anzudienen. Der Intrac<br />

HGmbH sollte dabei das Recht verbleiben, Angebote<br />

zurückzuweisen. Die Dauer <strong>de</strong>r Vereinbarung wur<strong>de</strong><br />

zunächst auf zehn Jahre, vom 1. Januar 1981 bis zum<br />

31. Dezember 1990, begrenzt, wobei ausdrücklich<br />

darauf hingewiesen wur<strong>de</strong>, daß eine Verlängerung<br />

dieser Vereinbarung angestrebt wer<strong>de</strong> (Dokument-<br />

-Nr. 465).<br />

Zusätzlich wur<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>r Intrac HGmbH <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m HBK ein Rahmenvertrag über die Verbringung<br />

von Abfallstoffen auf die Deponie Schönberg am<br />

1. Juli 1981 geschlossen (Dokument-Nr. 465). Der<br />

Rahmenvertrag enthält die generellen Regelungen<br />

<strong>de</strong>s Abschlusses, <strong>de</strong>r Realisierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abrechnung<br />

von Verträgen zur Übernahme von Abfallstoffen.<br />

Sowohl zum Vertrag vom 12. März 1981 als auch<br />

zum Rahmenvertrag vom 1. Juli 1981 wur<strong>de</strong>n Ergänzungen<br />

vereinbart, die im wesentlichen die Verlängerung<br />

<strong>de</strong>r Vertragslaufzeit betreffen. In <strong>de</strong>r 1. Vereinbarung<br />

zum Vertrag vom 12. März 1981 wur<strong>de</strong> die


Dauer auf 20 Jahre, bis zum 31. Dezember 2000, <strong>und</strong><br />

in <strong>de</strong>r 2. Ergänzung vom 25. Oktober 1989 auf 25 Jahre,<br />

d. h. bis zum 31. Dezember 2005, festgelegt. Die 9.<br />

Ergänzung zum Rahmenvertrag, ebenfalls vom 25.<br />

Oktober 1989 (Dokument-Nr. 465) ; verlängerte die<br />

Vertragslaufzeit entsprechend <strong>de</strong>r 2. Ergänzung <strong>de</strong>s<br />

Vertrages vom 12. März 1981.<br />

Das MfS rühmte sich, durch sog. operative Maßnahmen<br />

auf das Exklusivrecht zur Müllanlieferung durch<br />

das HBK Einfluß genommen zu haben. Aus <strong>de</strong>n Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s MfS könnte auch geschlossen wer<strong>de</strong>n,<br />

daß sich Adolf Hilmer die Monopolstellung durch<br />

zweifelhafte Metho<strong>de</strong>n gesichert habe. So enthalten<br />

die MfS-Akten über <strong>de</strong>n - nach Ansicht <strong>de</strong>s MfS - für<br />

Genehmigungen für Abfallexporte aus Schleswig-<br />

Holstein zuständigen Abteilungsleiter im Ministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Schleswig-Holstein folgen<strong>de</strong> Bemerkung Eberhard<br />

Sei<strong>de</strong>ls (IMB „Siegfried"): „Über Hilmer ist mir<br />

bekannt gewor<strong>de</strong>n, daß er Conrad im gewissen Sinne<br />

eingekauft hat, d.h. er bekommt offensichtlich Geldzuwendungen,<br />

Geschenke, kostenlose Urlaube usw."<br />

(Dokument-Nr. 466). Darüber hinaus soll nach <strong>de</strong>m<br />

MfS-<strong>Bericht</strong> (Hauptabteilung XVIII/7) vom 22. Juli<br />

1986 (Dokument-Nr. 453) beispielsweise das Mitglied<br />

<strong>de</strong>r Hamburger Bürgerschaft Frank Dahrendorf/SPD<br />

im Rahmen eines Beratervertrages monatlich<br />

2.000 DM von Hilmer erhalten haben. Das <strong>de</strong>m Hilmer<br />

fre<strong>und</strong>schaftlich verb<strong>und</strong>ene Bürgerschaftsmitglied<br />

<strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Umweltausschusses Bodo<br />

Fischer/SPD soll Hilmer Einblicke in Ausschreibungsbedingungen<br />

<strong>und</strong> Konkurrenzpreise für geschäftliche<br />

Zwecke verschafft haben (Dokument-Nr. 454 <strong>und</strong><br />

467); IMB „Siegfried" zufolge erhalte auch Fischer finanzielle<br />

Zuwendungen (Dokument-Nr. 462).<br />

Der Untersuchungsausschuß hat weitere Unterlagen,<br />

die diese Verdächtigungen stützen könnten, nicht gef<strong>und</strong>en.<br />

Eberhard Sei<strong>de</strong>l (IMB „Siegfried") als Urheber dieser<br />

Verdächtigungen hat seine Angaben in einer ei<strong>de</strong>sstattlichen<br />

Versicherung vom 3. Februar 1994 wi<strong>de</strong>rrufen<br />

In <strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg wur<strong>de</strong>n Alternativen<br />

zu <strong>de</strong>r Monopolstellung eines Unternehmens<br />

für die Müllieferungen nach Schönberg erwogen. Der<br />

Vermerk <strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong> für Bezirksangelegenheiten,<br />

Naturschutz <strong>und</strong> Umweltgestaltung (BBNU) vom<br />

10. März 1981 (Dokument-Nr. 468) votierte letztendlich<br />

für eine Monopolstellung <strong>de</strong>s HBK. Damit könne<br />

auch eine Genehmigungsform gewählt wer<strong>de</strong>n, die<br />

vergleichbar sei mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein.<br />

1988 gelang es einem Hamburger Unternehmer, einen<br />

Vertrag über ca. 6.000 t Abfälle zur Verbringung<br />

nach Schönberg mit <strong>de</strong>r Intrac HGMBH abzuschließen.<br />

Der Hamburger Unternehmer konnte vor Abschluß<br />

dieses Vertrages eine Vollmacht <strong>de</strong>s Hamburger<br />

Senats vorlegen, die ihn berechtigte, über die Beseitigung<br />

von Abfallstoffen aus <strong>de</strong>m Hafenbereich zu<br />

verhan<strong>de</strong>ln (Dokument-Nr. 469-470). Nach <strong>de</strong>n Unterlagen<br />

<strong>de</strong>r AG BKK wandte sich Adolf Hilmer daraufhin<br />

an Eberhard Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> fragte, „ob er gegen<br />

<strong>de</strong>n Hamburger Unternehmer vorgehen soll, da ihm<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

persönlich dieses Auftreten schädlich sei, wenn Leute<br />

an seiner Exklusivität zweifeln" . (Dokument-Nr. 470)<br />

Noch kurz vor <strong>de</strong>r Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern<br />

am 14. Oktober 1990 schloß die Freie <strong>und</strong><br />

Hansestadt Hamburg am 2. Oktober 1990 einen Entsorgungsvertrag<br />

mit <strong>de</strong>m Vermittler HBK mit einer Laufzeit<br />

bis zum 31. Dezember 1997. Über die vertraglichen<br />

Beziehungen <strong>de</strong>s HBK mit <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n ehemaligen Intrac-Mitarbeitern<br />

geführten Abfallwirtschaft <strong>und</strong> Umweltservice<br />

GmbH (AWUS) konnte Hilmer dabei exklusiv<br />

über Entsorgungskapazitäten auf <strong>de</strong>r Deponie<br />

Schönberg verfügen. Letztlich wur<strong>de</strong> somit auch <strong>de</strong>r<br />

spätere Eigentümer <strong>de</strong>r Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg, das<br />

Land Mecklenburg-Vorpommern, geb<strong>und</strong>en.<br />

g) Übernahme <strong>de</strong>r Deponie durch das Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

Auch nach <strong>de</strong>n politischen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Jahre<br />

1989/1990 in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vereinigung<br />

Deutschlands blieb es bei <strong>de</strong>r Müllverbringung auf<br />

die Deponien bei Potsdam <strong>und</strong> Schönberg. Die Deponien<br />

bei Potsdam wer<strong>de</strong>n inzwischen durch die<br />

Märkische Entsorgungsanlagen-Betriebsgesellschaft<br />

mbH (MEAB) verwaltet, die seit <strong>de</strong>m 21. Dezember<br />

1993 zu je 50 % im Eigentum <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r Berlin<br />

<strong>und</strong> Bran<strong>de</strong>nburg steht. Die MEAB setzt die vertraglichen<br />

Beziehungen zur Intrac HGmbH fo rt .<br />

Gera<strong>de</strong> im Hinblick auf die Müllieferungen auf die<br />

Deponie Schönberg ist durch die beigezogenen Unterlagen<br />

<strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n, daß wesentliche Strukturen<br />

so erhalten blieben, wie sie sich bereits zu DDR-<br />

Zeiten entwickelt hatten. So behielt die Intrac<br />

HGmbH ihre zentrale Rolle im Müllgeschäft. Auch<br />

<strong>de</strong>r langjährige Geschäftsführer <strong>de</strong>r Intrac HGmbH,<br />

Eberhard Sei<strong>de</strong>l, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abteilungsdirektor bei <strong>de</strong>r<br />

Intrac, Wolfgang Dolling, die als Inoffizielle Mitarbeiter<br />

(IM) für das MfS unter <strong>de</strong>n Aliasnamen „Siegfried"<br />

<strong>und</strong> „Peter Wenzel" berichtet hatten, blieben in<br />

<strong>de</strong>n Müllgeschäften aktiv. Ebenso wur<strong>de</strong> die Monopolsituation<br />

bei <strong>de</strong>r Müllakquisition beibehalten. Die<br />

Eigentums- <strong>und</strong> Nutzungsrechte an <strong>de</strong>r Deponie<br />

Schönberg <strong>und</strong> die weiteren gesellschaftsrechtlichen<br />

Verflechtungen aus <strong>de</strong>m wirtschaftlichen Umfeld sind<br />

dagegen kompliziert ausgestaltet.<br />

Rechtsnachfolger <strong>de</strong>s VEB Deponie Schönberg wur<strong>de</strong><br />

die Ihlenberger Abfallentsorgungsgesellschaft mbH<br />

(IAG) (Dokument-Nr. 471). Sie wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Stichtag<br />

1. Juni 1990 nach <strong>de</strong>r Verordnung zur Umwandlung<br />

von volkseigenen Kombinaten, Betrieben <strong>und</strong><br />

Einrichtungen in Kapitalgesellschaften (Umwandlungs-Verordnung<br />

vom 1. März 1990) gebil<strong>de</strong>t. Alleinvertretungsberechtigter<br />

Geschäftsführer wur<strong>de</strong> Rudolf<br />

Kenner, <strong>de</strong>r schon zu DDR-Zeiten Betriebsdirektor<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg war.<br />

Eigentümer <strong>de</strong>r IAG wur<strong>de</strong> die Gesellschaft für Abfallwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Altlasten Mecklenburg-Vorpommern<br />

mbH (GAA), die im Eigentum <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern<br />

steht. Die IAG wur<strong>de</strong> Gr<strong>und</strong>eigentümerin<br />

<strong>de</strong>r Deponiefläche <strong>und</strong> Genehmigungsinhaber<br />

für <strong>de</strong>n Betrieb <strong>de</strong>r Deponie. Sie übertrug die<br />

Betriebsführung <strong>de</strong>r Deponie auf die Deponie-Management<br />

GmbH (DMG). Eigentümer <strong>de</strong>r DMG wur<strong>de</strong>n


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

zu je 50 % die Westab Holding <strong>und</strong> die Deutsche Abfallwirtschafts-GmbH<br />

(DAW).<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Vertragsgeflechtes bil<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Rahmenvertrag<br />

zwischen <strong>de</strong>m VEB Deponie Schönberg<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Intrac HGmbH vom 1. Juli 1981. Die IAG trat<br />

im September 1990 als Rechtsnachfolgerin <strong>de</strong>s VEB<br />

Deponie Schönberg in die Rechte <strong>und</strong> Pflichten dieses<br />

Rahmenvertrags ein (Dokument-Nr. 472). Die Nutzung<br />

<strong>de</strong>r Deponiekapazität einschließlich <strong>de</strong>r damit<br />

in Zusammenhang stehen<strong>de</strong>n Transportleistung behielt<br />

exklusiv die Intrac HGmbH, mit Ausnahme <strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>n neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> Berlin anfallen<strong>de</strong>n<br />

Abfallstoffe. Die IAG erklärte zu<strong>de</strong>m ihr Einverständnis<br />

mit <strong>de</strong>m Übergang <strong>de</strong>r Rechte <strong>und</strong> Pflichten aus<br />

diesem Vertrag auf die Abfallwirtschaft <strong>und</strong> Umweltservice<br />

GmbH (AWUS) in Berlin, die eine 100%ige<br />

Tochtergesellschaft <strong>de</strong>r Intrac HGmbH ist. Durch dieses<br />

Einverständnis wur<strong>de</strong>n die laufen<strong>de</strong>n Entsorgungsverträge<br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH, auch diejenigen<br />

mit <strong>de</strong>m HBK, auf die AWUS übergeleitet. Als Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r AWUS traten Eberhard Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Wolfgang Dolling auf. Zu<strong>de</strong>m grün<strong>de</strong>ten das HBK<br />

(bzw. die Holding-Gesellschaft Deutsche Abfallwirtschafts-GmbH<br />

(DAW)) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r VEB Deponie Schönberg<br />

gemeinsam die Mecklenburgische Abfallwirtschafts-GmbH<br />

(MAG). Diese Gesellschaft wur<strong>de</strong> bezüglich<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg zuständig für die Son<strong>de</strong>rabfallannahme<br />

aus <strong>de</strong>n neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn <strong>und</strong><br />

Berlin <strong>und</strong> für Bauaufgaben. Letztendlich wur<strong>de</strong>n Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>r MAG die Ihlenberger Abfallentsorgungs-GmbH<br />

(IAG), die Abfallwirtschaft <strong>und</strong> Umweltservice<br />

GmbH (AWUS) <strong>und</strong> die Deutsche Abf allwirtschafts-GmbH<br />

(DAW). Am 23. Januar 1991 beschloß<br />

die Gesellschafterversammlung sogar die Erhöhung<br />

<strong>de</strong>s Stammkapitals von drei auf zehn Mio.<br />

DM, (Dokument-Nr. 473) wobei die Gesellschafter<br />

durch Rudolf Kenner (IAG), Eberhard Sei<strong>de</strong>l (AWUS)<br />

<strong>und</strong> Adolf Hilmer (DAW) vertreten wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Gestaltung dieser gesellschaftsrechtlichen Verflechtungen,<br />

die für das Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

nachteilig sein könnten, hat <strong>de</strong>r Landtag Mecklenburg-Vorpommern<br />

zum Anlaß genommen, auch<br />

diese Frage durch einen eigenen Untersuchungsausschuß<br />

(vgl. C, III. 1.) klären zu lassen.<br />

Die Zwischenschaltung von Vermittlungsunternehmen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Tochterunternehmens AWUS hatte zu<strong>de</strong>m<br />

Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Entsorgungspreis pro t<br />

Müll. Bei einer direkten Vertragsverbindung mit <strong>de</strong>m<br />

Deponiebetrieb hätte <strong>de</strong>r Entsorgungspreis pro t Müll<br />

für die Gebietskörperschaften günstiger ausfallen<br />

können.<br />

Die Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg war <strong>de</strong>nn auch<br />

daran interessiert, entwe<strong>de</strong>r direkt mit <strong>de</strong>m Deponiebetrieb<br />

für die Müllentsorgung vertragliche Beziehungen<br />

einzugehen, zumin<strong>de</strong>st aber das Vermittlungsunternehmen<br />

auszuschalten. Die Gespräche<br />

blieben aber erfolglos. Die AWUS bestätigte <strong>de</strong>r Freien<br />

<strong>und</strong> Hansestadt Hamburg die Unmöglichkeit eines<br />

direkten Vertrages zwischen <strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong> Hansestadt<br />

Hamburg <strong>und</strong> AWUS. Der Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

AWUS, Eberhard Sei<strong>de</strong>l, sah keinen Anlaß, abweichend<br />

von <strong>de</strong>r bisherigen vertraglichen Regelung,<br />

„das bewährte Mo<strong>de</strong>ll zu verän<strong>de</strong>rn" <strong>und</strong> direkt einen<br />

Vertrag über Abfallanlieferung mit <strong>de</strong>r Freien<br />

<strong>und</strong> Hansestadt Hamburg abzuschließen. Er argumentierte,<br />

daß <strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />

eine noch größere Verläßlichkeit bezüglich <strong>de</strong>r Vertragserfüllung<br />

zugestan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>. Die Überleitung<br />

<strong>de</strong>r Aktivitäten im Abfall- <strong>und</strong> Umweltbereich <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH auf das 100%ige Tochterunternehmen<br />

AWUS wer<strong>de</strong> daran nichts än<strong>de</strong>rn (Dokument-Nr.<br />

474). Ergänzend hat sich Hilmer darauf berufen, daß<br />

ein unmittelbares Kontrahieren <strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong> Hansestadt<br />

Hamburg mit <strong>de</strong>r AWUS Scha<strong>de</strong>nsersatzansprüche<br />

<strong>de</strong>s HBK gegen die AWUS ausgelöst hätte<br />

(vgl. Anhang IV, Mat RG 42). Die Fortführung <strong>de</strong>r Monopolwirtschaft<br />

<strong>und</strong> die gesellschaftsrechtlichen Verflechtungen<br />

könnten darauf hin<strong>de</strong>uten, daß Gewinne,<br />

die <strong>de</strong>m Land Mecklenburg-Vorpommern hätten<br />

zugute kommen können, bei HBK/DAW <strong>und</strong><br />

AWUS entstan<strong>de</strong>n, ohne diese angemessen für die Risiken<br />

<strong>de</strong>s Betreibers <strong>de</strong>r Anlage, etwa Umweltschä<strong>de</strong>n,<br />

zu verpflichten. Eine abschließen<strong>de</strong> Bewertung<br />

muß einem Abschlußbericht <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern vorbehalten<br />

bleiben.<br />

4. Offene Fragen<br />

Der Müllhan<strong>de</strong>l war für die DDR eine gewinnbringen<strong>de</strong><br />

Einnahmequelle. Die erwirtschafteten Gewinne<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Konto 559 <strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zugeführt. Für Aufbau <strong>und</strong><br />

Ausbau <strong>de</strong>r Deponien wur<strong>de</strong> reinvestiert: Für <strong>de</strong>n Betrieb<br />

<strong>de</strong>r Deponien <strong>und</strong> Investitionen sollen 125 Mio.<br />

VM erwirtschaftet wor<strong>de</strong>n sein. (Zu <strong>de</strong>n weiteren, im<br />

einzelnen offenen Fragen zu Einnahmen <strong>und</strong> Aufwendungen<br />

vgl. Fünfter Teil, C. I. 1.).<br />

Das MfS befaßte sich in auffallen<strong>de</strong>r Weise mit <strong>de</strong>n<br />

Müllgeschäften. Seine Einflußnahme auf <strong>de</strong>n Müllhan<strong>de</strong>l<br />

ist zwar ein<strong>de</strong>utig, aber gleichwohl nur<br />

bruchstückhaft erkennbar.<br />

Auch <strong>de</strong>r Müllhan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>n Zeiten <strong>de</strong>r politischen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Jahre 1989/1990 bedarf einer näheren<br />

Aufklärung. Dies betrifft die Hintergrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

gesellschaftsrechtlichen Verflechtungen hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Eigentums- <strong>und</strong> Nutzungsrechte an <strong>de</strong>r Deponie<br />

Schönberg <strong>und</strong> <strong>de</strong>s wirtschaftlichen Umfel<strong>de</strong>s. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Umstän<strong>de</strong>, die noch am 25. Oktober 1989<br />

zur Vertragsverlängerung von <strong>de</strong>r Intrac HGmbH <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Hanseatischen Baustoffkontor bis zum Jahre<br />

2005 führten, sind nicht bekannt. Dies gilt auch für die<br />

Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verlängerung <strong>de</strong>s Entsorgungsvertrages<br />

<strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg mit <strong>de</strong>m<br />

HBK bis zum 31. Dezember 1997 kurz vor <strong>de</strong>r Landtagswahl<br />

in Mecklenburg-Vorpommern am 14. Oktober<br />

1990.<br />

Letztendlich können bislang die Verdächtigungen, ob<br />

„Seveso-Dioxin" nicht doch nach Schönberg verbracht<br />

wur<strong>de</strong>, noch nicht ausgeräumt wer<strong>de</strong>n; selbst<br />

wenn für die Verdächtigungen keine hinlänglichen<br />

tatsächlichen Anhaltspunkte bestehen.<br />

IV. Devisenbeschaffung aus Erbschaftsfällen<br />

Nicht nur über unterschiedliche Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Ge<br />

schäftsaktivitäten verfolgte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung seinen Auftrag, für die DDR Devisen<br />

-


zu erwirtschaften. Bereits bei <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

zum Verkauf wertvoller Kunstgegenstän<strong>de</strong> <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

in <strong>de</strong>n Westen, die Sammlern in <strong>de</strong>r DDR unter<br />

willkürlichen Umstän<strong>de</strong>n genommen wur<strong>de</strong>n, hat<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß festgestellt, daß es zur<br />

Strategie <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

gehörte, zur Devisenerwirtschaftung für die DDR in<br />

wi<strong>de</strong>rrechtlicher Weise auch auf Privateigentum von<br />

DDR-Bewohnern zurückzugreifen.<br />

Dem Privateigentum von Bewohnern <strong>de</strong>r DDR in<br />

Form von Geldvermögen galt das Interesse <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung offensichtlich<br />

auch, wenn es sich um Bankguthaben aus Erbschaften<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland han<strong>de</strong>lte.<br />

An<strong>de</strong>rs als bei <strong>de</strong>r Enteignung von Kunstsammlern,<br />

bei <strong>de</strong>r die Betroffenen keinen wirksamen Schutz gegen<br />

die staatlichen Willkürmaßnahmen hatten, konnten<br />

Erben in <strong>de</strong>r DDR nicht gezwungen wer<strong>de</strong>n,<br />

Nachlaßvermögen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in die DDR zu transferieren. Dazu war die Zustimmung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank notwendig, die<br />

auch streng darauf achtete, daß keine Zweifel an <strong>de</strong>r<br />

Freiwilligkeit <strong>de</strong>r Transferabsicht bestan<strong>de</strong>n.<br />

Gleichwohl hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß bei seiner<br />

Beweisaufnahme feststellen müssen, daß auf seiten<br />

<strong>de</strong>r DDR nicht nur nach Wegen gesucht wur<strong>de</strong>,<br />

DDR-Bewohner zum Transfer ihrer Kontoguthaben<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu bewegen,<br />

son<strong>de</strong>rn daß in Einzelfällen offenbar DDR-Bewohner<br />

massiv unter Druck gesetzt wur<strong>de</strong>n, wenn sie einen<br />

Transfer in <strong>de</strong>r verlangten Weise nicht veranlassen<br />

wollten. Aus <strong>de</strong>n Dokumenten, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorgelegen haben, ergibt sich, daß<br />

Dr. Schalck-Golodkowski dabei eine wichtige Rolle<br />

spielte <strong>und</strong> er auch nicht vor <strong>de</strong>m Mittel <strong>de</strong>r Nötigung<br />

zurückschreckte, wenn es um die „Sicherung von Anrechten<br />

auf Erbschaften" ging.<br />

Für Dr. Schalck-Golodkowski war es eine prinzipielle<br />

Frage, welche Möglichkeiten die DDR zur „Realisierung<br />

von finanziellen For<strong>de</strong>rungen ... gegenüber<br />

West<strong>de</strong>utschland <strong>und</strong> Westberlin" habe. So je<strong>de</strong>nfalls<br />

machte er es in seiner Dissertation <strong>de</strong>utlich, die er<br />

1970 zusammen mit <strong>de</strong>m Offizier <strong>de</strong>s MfS, Heinz Volpert,<br />

schrieb. Damals führte er 20 Mio. DM Sperrguthaben<br />

von Bewohnern <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland an, „die trotz ein<strong>de</strong>utiger Rechtslage<br />

nicht freigegeben" wür<strong>de</strong>n (Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 123).<br />

1. Devisenrechtliche Regelungen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r DDR<br />

Sowohl in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland als auch<br />

in <strong>de</strong>r DDR waren <strong>de</strong>visenrechtliche Bestimmungen<br />

zu beachten, wenn es darum ging, Nachlässe zugunsten<br />

von Bewohnern in <strong>de</strong>r DDR abzuwickeln, die in<br />

Form von Bankguthaben o<strong>de</strong>r Bargeld bei Erbschaften<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland anfielen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bestimmungen <strong>de</strong>s Militärregierungsgesetzes<br />

(MRG) Nr. 53 durften Bewohner <strong>de</strong>r DDR<br />

nur in begrenztem Umfang <strong>und</strong> darüber hinaus nur<br />

mit Zustimmung <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank größere<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

DM-Geldbeträge in die DDR verbringen. Es gab zu<strong>de</strong>m<br />

die Möglichkeit, auch höhere Geldbeträge in die<br />

DDR zu transferieren, die <strong>de</strong>m Begünstigten dann jedoch<br />

in Mark <strong>de</strong>r DDR zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung, die <strong>de</strong>r Besitz von<br />

DM für Bewohner <strong>de</strong>r DDR hatte, war diese Möglichkeit<br />

in <strong>de</strong>r Regel jedoch uninteressant.<br />

Die geschil<strong>de</strong>rten Vorschriften verfolgten <strong>de</strong>n Zweck,<br />

Bewohner <strong>de</strong>r DDR zu schützen. Die unter Genehmigungsvorbehalt<br />

stehen<strong>de</strong> Verfügungssperre sollte<br />

verhin<strong>de</strong>rn, daß Kontoinhaber durch staatliche Stellen<br />

<strong>de</strong>r DDR unter Druck gesetzt wer<strong>de</strong>n konnten,<br />

über ihre Konten in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

zu verfügen.<br />

Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>visenrechtlichen Vorschriften <strong>de</strong>r DDR<br />

bestand für <strong>de</strong>ren Bewohner die Verpflichtung, ihre<br />

Devisenwerte anzumel<strong>de</strong>n. Dieser Anmel<strong>de</strong>pflicht<br />

unterlagen auch in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

bestehen<strong>de</strong> Kontoguthaben bei Banken. Verfügungen<br />

über Devisenwerte durch Bewohner <strong>de</strong>r DDR bedurften<br />

einer staatlichen Genehmigung.<br />

Aufgr<strong>und</strong> einer entsprechen<strong>de</strong>n Vereinbarung zwischen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR<br />

war es seit 1974 möglich, in begrenztem Umfang <strong>und</strong><br />

bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen einen privaten<br />

Geldtransfer aus <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esgebiet in die DDR<br />

<strong>und</strong> umgekehrt vorzunehmen.<br />

2. Geldtransfer aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in die DDR unter Mitwirkung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Dem Untersuchungsausschuß haben Dokumente vorgelegen,<br />

aus <strong>de</strong>nen sich ergibt, daß unter Beteiligung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> seines<br />

Leiters Dr. Schalck-Golodkowski auch an<strong>de</strong>re Wege<br />

zum Transfer von größeren Bargeldguthaben aus <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in die DDR eingeschlagen<br />

wur<strong>de</strong>n, wobei die Berechtigten in <strong>de</strong>r DDR Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> zu einem geringen Teil sog. Forum-<br />

Schecks zum Einkauf in Intershop-Lä<strong>de</strong>n erhielten.<br />

Anläßlich einer Besprechung bei <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank<br />

am 19. Oktober 1983, an <strong>de</strong>r neben einem<br />

Vertreter <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums für inner<strong>de</strong>utsche<br />

Beziehungen die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werks <strong>de</strong>r EKD e.V., Ludwig Geißel, E<strong>de</strong>lgard Orth<br />

<strong>und</strong> Norbert Helmes, teilnahmen, wur<strong>de</strong> über seit<br />

1981 beobachtete Spen<strong>de</strong>n größerer Geldbeträge von<br />

DDR-Bewohnern zugunsten kirchlicher Stellen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland berichtet, die über Umwege<br />

in die DDR transferiert wur<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

475). Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r von in <strong>de</strong>r DDR leben<strong>de</strong>n Inhabern<br />

von Konten bei Banken in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland über Rechtsanwalt Reymar von We<strong>de</strong>l<br />

veranlaßten Spen<strong>de</strong>n an das Diakonische Werk <strong>de</strong>r<br />

EKD wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r gespen<strong>de</strong>te Betrag im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

sog. Kirchengeschäfte, das heißt zum Teil über Warenlieferungen,<br />

an die evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r<br />

DDR weitergegeben <strong>und</strong> dort <strong>de</strong>m „Spen<strong>de</strong>r", zum<br />

Teil in Mark <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> zum Teil in sog. Forum-<br />

Schecks, zur Verfügung gestellt. Bei <strong>de</strong>n Warenlieferungen<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um Geschäfte, an <strong>de</strong>nen auf<br />

seiten <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinie-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

rung beteiligt war. In <strong>de</strong>r genannten Besprechung<br />

wur<strong>de</strong>n laut einer entsprechen<strong>de</strong>n Notiz „in Anbetracht<br />

<strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r gespen<strong>de</strong>ten Beträge <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r Westgeldguthaben für DDR-Bewohner ...<br />

Zweifel an <strong>de</strong>r Freiwilligkeit <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong>n" <strong>de</strong>utlich<br />

gemacht.<br />

Der Vertreter <strong>de</strong>s Diakonischen Werks, Ludwig Geißel,<br />

zeigte zwar Verständnis für die geäußerten Zweifel,<br />

betonte jedoch, daß die „DDR-Bewohner ... auf<br />

diese Weise einen Nutzen von ihren Westkonten" hätten,<br />

„mit <strong>de</strong>nen sie sonst ... wegen <strong>de</strong>r nur beschränkten<br />

Verfügungsmöglichkeiten kaum etwas anfangen<br />

könnten" . Zweifel an <strong>de</strong>r Freiwilligkeit <strong>de</strong>r „Spen<strong>de</strong>n"<br />

könnten unter diesem Gesichtspunkt in <strong>de</strong>n<br />

Hintergr<strong>und</strong> treten.<br />

Das mit Hilfe <strong>de</strong>s Diakonischen Werks in Gang gekommene<br />

Transfer-Verfahren sei - so Geißel <strong>de</strong>r Notiz<br />

entsprechend - „mit <strong>de</strong>m für die Genehmigung <strong>de</strong>r<br />

'Spen<strong>de</strong>n' auf <strong>de</strong>r DDR-Seite zuständigen Staatssekretär<br />

im DDR-Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Sachbearbeiter<br />

Weißbach abgesprochen" . Auch mit Edgar Hi rt, bis<br />

En<strong>de</strong> 1982 Abteilungsleiter im B<strong>und</strong>esministerium für<br />

inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen, sei dieses Verfahren abgesprochen<br />

gewesen.<br />

Die Deutsche B<strong>und</strong>esbank machte während <strong>de</strong>r Besprechung<br />

<strong>de</strong>utlich, daß es sich bei <strong>de</strong>n genannten<br />

Sachverhalten um keine echten Spen<strong>de</strong>n han<strong>de</strong>le,<br />

son<strong>de</strong>rn um einen Transfer außerhalb <strong>de</strong>r Sperrguthaben-Vereinbarung<br />

zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Staaten aus <strong>de</strong>m Jahre 1974. Die Deutsche B<strong>und</strong>esbank<br />

hielt, <strong>de</strong>r Notiz zufolge, eine Fortsetzung <strong>de</strong>s<br />

Verfahrens nur für vertretbar, „wenn jegliche Zweifel<br />

an <strong>de</strong>r Freiwilligkeit <strong>de</strong>s Transfers über die Kirche<br />

ausgeräumt sind <strong>und</strong> man sicher sein kann, daß die<br />

Kontoinhaber in Kenntnis <strong>de</strong>r ihnen zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Transfermöglichkeiten im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Genex-Geschenkdienstes <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sperrguthabenvereinbarung<br />

gleichwohl <strong>de</strong>n 'Transferweg'<br />

über die Kirche wünschen" .<br />

Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen erwirtschaftete <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung auf diese Weise zwischen zwei Mio.<br />

DM <strong>und</strong> fünf Mio. DM jährlich. Zwischen 1976 <strong>und</strong><br />

1989 wur<strong>de</strong> ein Geldbetrag von ca. 40,6 Mio. DM bei<br />

<strong>de</strong>r Auflösung von Sperrguthaben erwirtschaftet <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Konto 0528 gutgeschrieben. Dabei ist <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

davon ausgegangen, daß dieser<br />

Betrag um einige Mio. DM höher sein mußte, da ihm<br />

die Zahlen für vier Jahre fehlten.<br />

3. Der Fall Schumann<br />

Daß die geäußerten Zweifel an <strong>de</strong>r Freiwilligkeit nicht<br />

ohne Gr<strong>und</strong> bestan<strong>de</strong>n, zeigten Erfahrungen, die die<br />

in Berlin (Ost) leben<strong>de</strong> Schuldirektorin Irmgard Schumann<br />

machen mußte. Sie war zahlreichen Schikanen<br />

durch staatliche Dienststellen <strong>de</strong>r DDR ausgesetzt,<br />

weil sie sich offenbar weige rte, einen größeren Geldbetrag<br />

in Form einer Schenkung an kirchliche Stellen<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in die DDR zu<br />

transferieren.<br />

Irmgard Schumann <strong>und</strong> ihre Schwester Ingeborg Lehmann,<br />

bei<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r DDR lebend, beerbten zu gleichen<br />

Teilen ihre 1980 in Düsseldorf verstorbene Tante Anna<br />

Furkert. Als Nachlaßpfleger bestellte das Amtsgericht<br />

Düsseldorf <strong>de</strong>n Rechtsanwalt Dr. Winfried Andres.<br />

Der Wert <strong>de</strong>s Nachlaßvermögens betrug ca.<br />

600.000 DM.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Schwestern schalteten ihrerseits zur Regelung<br />

<strong>de</strong>s Nachlasses <strong>de</strong>n Ost-Berliner Rechtsanwalt<br />

Manfred Wünsche ein. Rechtsanwalt Wünsche war<br />

<strong>de</strong>m Ehemann von Irmgard Schumann vom Ministerium<br />

für Justiz <strong>de</strong>r DDR empfohlen wor<strong>de</strong>n. Rechtsanwalt<br />

Wünsche setzte sich mit seinem Kollegen Dr. Andres<br />

in Verbindung <strong>und</strong> benannte für die anstehen<strong>de</strong><br />

Korrespon<strong>de</strong>nz eine Anschrift, die auch für <strong>de</strong>n Deutschen<br />

Caritasverband, Berlin, galt (Dokument-Nr.<br />

476).<br />

Ingeborg Lehmann erhielt aus <strong>de</strong>m Nachlaß einen<br />

Betrag von 130.000 DM. Er wur<strong>de</strong> auf ein Sperrkonto<br />

bei <strong>de</strong>r Deutschen Bank Berlin (West) überwiesen.<br />

Ein weiterer Geldbetrag von 20.000 DM wur<strong>de</strong> für<br />

Genex-Bestellungen verwen<strong>de</strong>t. Darüber hinaus<br />

übertrug Ingeborg Lehmann im Rahmen <strong>de</strong>r Nachlaßabwicklung<br />

schenkungsweise einen Betrag von<br />

100.000 DM an <strong>de</strong>n Caritasverband in Berlin (Dokument-Nr.<br />

477).<br />

Die Schenkung ging auf eine Initiative von Rechtsanwalt<br />

Wünsche zurück. Anläßlich einer Erörterung <strong>de</strong>r<br />

Möglichkeiten, wie die Erbschaft in die DDR transferiert<br />

wer<strong>de</strong>n könnte, unterbreitete er <strong>de</strong>n Schwestern<br />

<strong>de</strong>n Vorschlag, eine Schenkung zugunsten <strong>de</strong>s Deutschen<br />

Caritasverban<strong>de</strong>s in Berlin vorzunehmen. Ingeborg<br />

Lehmann ging auf diesen Vorschlag ein. Ihre<br />

Schenkung wur<strong>de</strong> am 7. April 1982 durch <strong>de</strong>n Deutschen<br />

Caritasverband angenommen (Dokument-Nr.<br />

478). Am 24. Juni 1982 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Betrag von 100.000<br />

DM auf das Konto <strong>de</strong>s Deutschen Caritasverban<strong>de</strong>s<br />

überwiesen. Ingeborg Lehmann erhielt nach Aussage<br />

ihrer Schwester von Rechtsanwalt Wünsche 100.000<br />

DM in bar, die auf ein DDR-Konto eingezahlt wor<strong>de</strong>n<br />

seien. Außer<strong>de</strong>m hat sie sog. Forum-Schecks erhalten.<br />

Der Caritasverband habe für seine Unterstützung<br />

bei <strong>de</strong>r Abwicklung 2.000 DM bekommen.<br />

Der Untersuchungsausschuß konnte nicht in Erfahrung<br />

bringen können, auf welche Weise Rechtsanwalt<br />

Wünsche an <strong>de</strong>n Geldbetrag von 100.000 DM gekommen<br />

war, auf welches Konto in <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>r Betrag<br />

eingezahlt wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> wie hoch <strong>de</strong>r tatsächliche Gegenwert<br />

<strong>de</strong>r sog. Forum-Schecks war.<br />

Im Gegensatz zu Ingeborg Lehmann unternahm<br />

Rechtsanwalt Wünsche bei <strong>de</strong>ren Schwester Irmgard<br />

Schumann vergeblich <strong>de</strong>n Versuch, sie zu einer<br />

Schenkung an <strong>de</strong>n Caritasverband zu veranlassen.<br />

Sie lehnte das Ansinnen vielmehr ab <strong>und</strong> bestand darauf,<br />

ihren Nachlaßanteil, soweit es sich auf Bankguthaben<br />

bezog, auf Konten in Berlin (West) zu belassen.<br />

Rechtsanwalt Wünsche drohte Irmgard Schumann<br />

daraufhin, die Ministerin für Volksbildung in <strong>de</strong>r<br />

DDR, Margot Honecker, <strong>und</strong> die zuständige Stadtschulrätin<br />

zu informieren, wenn sie sich nicht dazu<br />

bereit erklären sollte, die Schenkungsurk<strong>und</strong>e zu unterzeichnen.


Da Irmgard Schumann sich durch die Drohung von<br />

Rechtsanwalt Wünsche nicht einschüchtern ließ, informierte<br />

dieser unter Verstoß gegen die Schweigepflicht<br />

<strong>de</strong>tailliert Dr. Schalck-Golodkowski über <strong>de</strong>n<br />

Vorgang. In diesem Zusammenhang bat Wünsche<br />

Dr. Schaick-Goiodkowski ein auf <strong>de</strong>n 24. Juni 1982<br />

datiertes Schreiben an die Ministerin für Volksbildung<br />

weiterzugeben. In diesem Schreiben heißt es<br />

u.a.:<br />

„Sehr geehrte Genossin Minister Honecker,<br />

ich habe Veranlassung mich an Sie zu wen<strong>de</strong>n, mit<br />

<strong>de</strong>r Bitte, <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Vorgang zu prüfen<br />

<strong>und</strong> geeignete Maßnahmen einzuleiten. In meiner<br />

Eigenschaft als Anwalt bearbeite ich auch <strong>de</strong>n<br />

Nachlaßfall Furkert in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Frau Irmgard Schumann, Direktor <strong>de</strong>r<br />

11. Oberschule Berlin-Lichtenberg, ist gemeinsam<br />

mit ihrer Schwester Erbin am Nachlaß. In unverantwortlicher<br />

Weise hat sich Frau Schumann in die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>s Nachlasses in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland gedrängt <strong>und</strong> damit eine maßgebliche<br />

Gefährdung <strong>de</strong>r Sicherheit für mich <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

Genossen Anwälten, die in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Rechtsangelegenheiten abzuwickeln<br />

haben, hervorgerufen. Ich kann <strong>und</strong> will es nicht<br />

wahrhaben, daß ein Staatsfunktionär unserer Republik,<br />

aus mir nicht bekannten Motiven, zu solchen<br />

Handlungen, wie sie in <strong>de</strong>r beigefügten Information<br />

dargelegt wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r Lage ist. Die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Falles gebietet es, sie als Minister für<br />

Volksbildung von diesem Vorgang zu unterrichten.<br />

" (Dokument-Nr. 479)<br />

Dem Brief beigefügt ist eine umfangreiche Anlage,<br />

aus <strong>de</strong>r nach Auffassung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>utlich hervorgeht, in welcher Weise von<br />

seiten <strong>de</strong>r DDR versucht wur<strong>de</strong>, über <strong>de</strong>n Transfer<br />

von Erbschaften aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in die DDR in <strong>de</strong>n Besitz von Devisen zu kommen.<br />

In <strong>de</strong>r Anlage heißt es u. a.:<br />

„3. Rechtsanwalt Wünsche orientierte darauf, <strong>de</strong>n<br />

Nachlaß in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland aufzulösen,<br />

in die DDR zu transferieren <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>n gesetzlichen<br />

Bestimmungen <strong>de</strong>r DDR an die Erben zu<br />

verteilen. Dieses Vorhaben wur<strong>de</strong> durch Frau Schumann<br />

seit März 1982 blockiert.<br />

8. ... Da Frau Schumann nicht bereit ist, ihren Nachlaß<br />

nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>visenrechtlichen Bestimmungen<br />

<strong>de</strong>r DDR in die DDR zu transferieren, son<strong>de</strong>rn die<br />

DM-Beträge hoch verzinst in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland anlegen will, attackiert sie die gesamte<br />

Arbeit von Rechtsanwalt Wünsche <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Nachlaßpfleger, Rechtsanwalt Dr. Andres.<br />

Durch die laufen<strong>de</strong>n Beschwer<strong>de</strong>n, Telefonanrufe<br />

nach Berlin (West) <strong>und</strong> in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ist nun die Situation eingetreten, wie<br />

Rechtsanwalt Dr. Andres mitteilte, daß z. Zt. intensive<br />

Revisionen <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>szentralbanken vorgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n, wobei ebenfalls geprüft wird, welche<br />

Beträge über Genex in Abzug gekommen sind.<br />

9. Durch die Handlungsweise von Frau Schumann<br />

ist zumin<strong>de</strong>st im Düsseldorfer Raum bekannt ge-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

wor<strong>de</strong>n, daß versucht wird, unter Umgehung gesetzlicher<br />

Bestimmungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland DM-Beträge zu transferieren. Der<br />

Scha<strong>de</strong>n ist auch für an<strong>de</strong>re Fälle nicht abzusehen.<br />

10. Es wird empfohlen, über die Stadtschulrätin,<br />

Frau Herta Otto, bzw. <strong>de</strong>n Minister für Volksbildung,<br />

Frau Margot Honecker, zu erreichen, daß<br />

Frau Irmgard Schumann solche eigenmächtigen<br />

Handlungen untersagt wer<strong>de</strong>n. "<br />

Mit einem weiteren Schreiben vom 25. Juni 1982 leitete<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>n Brief von Rechtsanwalt<br />

Wünsche nebst <strong>de</strong>r Anlage an <strong>de</strong>n Sekretär<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Günter Mittag weiter (Dokument-Nr.<br />

95). In <strong>de</strong>m Schreiben wird die Rolle von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski beim Transfer von Erbschaften in DM-<br />

Beträgen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in die<br />

DDR <strong>de</strong>utlich. In <strong>de</strong>m Schreiben heißt es u.a.:<br />

„Lieber Genosse Mittag!<br />

Genosse Rechtsanwalt Manfred Wünsche ist Vertrauensanwalt<br />

unseres Bereiches <strong>und</strong> für spezielle<br />

Devisentransaktionen international tätig. Um nicht<br />

die Verbindung zwischen Rechtsanwalt Wünsche<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung offen<br />

darzulegen, wen<strong>de</strong> ich mich an Dich mit <strong>de</strong>r<br />

Bitte, zu entschei<strong>de</strong>n, ob <strong>de</strong>r Brief <strong>de</strong>r Genossin Honecker<br />

zugestellt o<strong>de</strong>r auf an<strong>de</strong>rem Wege zur<br />

Kenntnis <strong>und</strong> Entscheidung gegeben wird. Das<br />

Auftreten <strong>de</strong>r Genossin Irmgard Schumann, Direktor<br />

<strong>de</strong>r 11. Oberschule Berlin-Lichtenberg, wür<strong>de</strong><br />

für die Zusammenarbeit unseres Apparates bei <strong>de</strong>r<br />

Sicherung von Anrechten auf Erbschaften <strong>und</strong> ähnlichen<br />

Vorgängen Schwierigkeiten nach sich ziehen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e muß durch <strong>de</strong>n Minister<br />

für Volksbildung eine prinzipielle Einflußnahme<br />

auf I. Schumann ausgeübt wer<strong>de</strong>n. "<br />

Auf die Frage, warum er <strong>de</strong>n Brief über Dr. Günter<br />

Mittag an Margot Honecker weitergeleitet habe, hat<br />

Dr. Schalck-Golodkowski am 30. Juni 1993 vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß erklärt, daß er es von sich<br />

aus nicht gewagt hätte, Briefe an Margot Honecker zu<br />

übersen<strong>de</strong>n, wenn sie nicht vorher mit Mittag abgestimmt<br />

wor<strong>de</strong>n waren.<br />

Nach Darstellung von Irmgard Schumann wur<strong>de</strong> sie<br />

im Juli 1982 in ihrer Schule von Mitarbeitern <strong>de</strong>s Magistrats<br />

<strong>de</strong>r Stadt Berlin aufgesucht. Sie habe außer<strong>de</strong>m<br />

von ihrer vorgesetzten Stadtschulrätin die Weisung<br />

erhalten, jegliche Kontakte zu west<strong>de</strong>utschen<br />

Dienststellen zu unterlassen. Bis in das Jahr 1988 sei<br />

sie fortlaufend Schikanen ausgesetzt gewesen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat bei seiner Vernehmung<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß einräumen müssen,<br />

daß die Verhaltensweise von Irmgard Schumann<br />

nicht gegen Gesetze <strong>de</strong>r DDR verstoßen habe. Sein<br />

Wunsch in <strong>de</strong>m Schreiben an Dr. Günter Mittag, auf<br />

Irmgard Schumann eine „prinzipielle Einflußnahme"<br />

auszuüben, sei eine Nötigung gewesen. Da aber die<br />

Gefahr bestan<strong>de</strong>n habe, daß das Verhalten von Irmgard<br />

Schumann publik wür<strong>de</strong>, wäre die Absicht <strong>de</strong>s<br />

Staates, Erbschaften zu realisieren, sehr erschwert<br />

wor<strong>de</strong>n.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

V. Devisenerwirtschaftung mittels illegaler<br />

Praktiken im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

1. Son<strong>de</strong>rstatus <strong>und</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls für die DDR<br />

Zu <strong>de</strong>n Rahmenbedingungen für die Aktivitäten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung gehörte in beson<strong>de</strong>rer<br />

Weise <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l. Eine Reihe<br />

von Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

machte sich die spezifischen Regeln <strong>de</strong>s Wi rt<br />

-schaftsverkehrs zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Staaten zunutze, um mit illegalen Praktiken insbeson<strong>de</strong>re<br />

Devisen zu erwirtschaften o<strong>de</strong>r Waren unter Umgehung<br />

<strong>de</strong>r Regelungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

zu verkaufen bzw. zu beziehen.<br />

Dies hat die Beweiserhebung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>utlich gemacht, <strong>de</strong>r sich dabei<br />

hauptsächlich auf die Auswertung von Akten sowohl<br />

<strong>de</strong>r DDR als auch <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

konzentrierte. Die Beweiserhebung hat sich allerdings<br />

auf exemplarische Fälle beschränkt.<br />

Während <strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>r Teilung Deutschlands war <strong>de</strong>r<br />

inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l eines <strong>de</strong>r wichtigen, auch politisch<br />

wirksamen Bin<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR. Gr<strong>und</strong>lage für<br />

die inner<strong>de</strong>utschen Wirtschaftsbeziehungen war bis<br />

zur Vereinigung Deutschlands alliiertes Recht, im wesentlichen<br />

in Gestalt <strong>de</strong>s Militärregierungsgesetzes<br />

Nr. 53 (MRG 53) aus <strong>de</strong>m Jahre 1949. Vertragliche<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s stets auf zweiseitigem Abkommen basieren<strong>de</strong>n<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls war zu<strong>de</strong>m das<br />

„Abkommen über <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l zwischen <strong>de</strong>n Währungsgebieten<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Mark (DM-West) <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n Währungsgebieten <strong>de</strong>r Deutschen Mark <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Notenbank (DM-Ost)", das sog. Berliner<br />

Abkommen, von 1951. Nach diesen Vorschriften waren<br />

alle Han<strong>de</strong>ls-, Dienstleistungs- <strong>und</strong> Devisengeschäfte<br />

mit <strong>de</strong>r SBZ/DDR verboten, es sei <strong>de</strong>nn, eine<br />

staatliche Genehmigung erlaubte eine Ausnahme.<br />

Für <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l galt zuletzt die Fassung<br />

<strong>de</strong>s Berliner Abkommens vom 16. August 1960.<br />

Für die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland war die DDR<br />

kein Ausland, <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsverkehr mit <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>mzufolge<br />

kein Außenhan<strong>de</strong>l. Die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland sah in <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Grenze keine<br />

Zollgrenze. Dies hatte für <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

eine Reihe wichtiger Konsequenzen.<br />

Die DDR akzeptierte faktisch <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rstatus <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls, auch wenn sie ihn offiziell als<br />

Außenhan<strong>de</strong>l betrachtete. Während in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland beim Warenverkehr <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls von Lieferungen <strong>und</strong> Bezügen gesprochen<br />

wur<strong>de</strong>, wies die DDR in ihrer Statistik <strong>de</strong>n<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l als Impo rte <strong>und</strong> Exporte im<br />

Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> Berlin<br />

(West) aus. Die bei<strong>de</strong>n Seiten legten fest, daß von<br />

<strong>de</strong>n Lieferungen <strong>und</strong> Bezügen ein angemessener Teil<br />

auf die Wirtschaft Berlins entfallen sollte. Dieser Zusammenhang<br />

machte <strong>de</strong>utlich, daß <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche<br />

Han<strong>de</strong>l über die wirtschaftliche auch eine starke politische<br />

Be<strong>de</strong>utung hatte.<br />

Zur Abwicklung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls war auf<br />

seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland die Treuhandstelle<br />

für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l (TSI), bis En<strong>de</strong><br />

1983 Treuhandstelle für <strong>de</strong>n Interzonenhan<strong>de</strong>l, eingerichtet<br />

wor<strong>de</strong>n. Sie war <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Wirtschaft unterstellt. Um einen reibungslosen Ablauf<br />

<strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Waren- <strong>und</strong> Leistungstransfers zu<br />

gewährleisten <strong>und</strong> auch zur Erörterung von Problemen,<br />

fan<strong>de</strong>n in regelmäßigen Abstän<strong>de</strong>n Besprechungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r TSI <strong>und</strong> Vertretern <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

(MAI), zuletzt Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

(MAH), <strong>de</strong>r DDR statt. Das MAH war auf seiten <strong>de</strong>r<br />

DDR für Außenwirtschaftsfragen - damit offiziell auch<br />

für <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l - zuständig <strong>und</strong> für<br />

die Wahrung <strong>de</strong>s staatlichen Außenhan<strong>de</strong>lsmonopols<br />

verantwortlich. Bei <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls waren in <strong>de</strong>r DDR zu<strong>de</strong>m die Staatliche<br />

Plankommission, die Industrieministerien <strong>und</strong> die<br />

ca. 60 Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe (AHB) <strong>de</strong>r DDR sowie<br />

die sog. Vertretergesellschaften beteiligt.<br />

Der Warenverkehr im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l unterlag<br />

auf seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland staatlicher<br />

Kontrolle. Dies galt auch trotz <strong>de</strong>utlicher Liberalisierung<br />

seit 1967 insoweit, als weiterhin ausgewählte<br />

Geschäfte - <strong>und</strong> zwar bei Lieferungen in die<br />

DDR wie bei Bezügen aus <strong>de</strong>r DDR - eine staatliche<br />

Einzelgenehmigung voraussetzten, die bei <strong>de</strong>n zuständigen<br />

Behör<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

als Antrag auf einen Warenbegleitschein einzuholen<br />

war. Dazu gehörte die Lieferung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bezug<br />

von Waren, die wert- o<strong>de</strong>r mengenmäßigen Beschränkungen<br />

unterlagen, sowie von Waren, mit <strong>de</strong>nen aus<br />

politischen Grün<strong>de</strong>n nicht frei gehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

sollte.<br />

Zu <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

zählte die sog. Ursprungslandbindung. Sowohl <strong>de</strong>r<br />

Waren- als auch <strong>de</strong>r Dienstleistungsaustausch im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls durften ausschließlich<br />

Produkte <strong>und</strong> Leistungen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r DDR umfassen. Han<strong>de</strong>l<br />

mit Waren aus Drittlän<strong>de</strong>rn war dann erlaubt,<br />

wenn dies in speziellen, auf Produkte bezogenen Vereinbarungen<br />

geregelt war.<br />

Daß <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l auch <strong>de</strong>utschlandpolitische<br />

Zielvorstellungen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland wi<strong>de</strong>rspiegelte, wur<strong>de</strong> in einer Reihe<br />

von Vergünstigungen <strong>de</strong>utlich.<br />

Weil die DDR nicht als Ausland betrachtet wur<strong>de</strong>, waren<br />

in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gelieferte Güter<br />

mit DDR-Ursprung von Zöllen <strong>und</strong> im Fall von<br />

Agrarprodukten von Abschöpfungen freigestellt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Vergünstigung hatten Waren aus <strong>de</strong>r<br />

DDR in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland spürbare<br />

Vorteile, insbeson<strong>de</strong>re im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren, aus<br />

Nicht-EG-Staaten importierten Gütern.<br />

Zu <strong>de</strong>n Vergünstigungen zählten <strong>de</strong>s weiteren spezifische<br />

Umsatzsteuerregelungen für die Bezieher von<br />

Waren aus <strong>de</strong>r DDR. Sie bewirkten einen Kürzungsanspruch<br />

bei <strong>de</strong>r Umsatzsteuerschuld von 11 % bzw.<br />

5,5 % <strong>de</strong>s Warenwertes.<br />

Die Steuerersparnis hatte das Ziel, Produkten aus <strong>de</strong>r<br />

DDR in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bessere Ab-


satzmöglichkeiten zu verschaffen. Für Warenlieferungen<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in die DDR<br />

mußte Umsatzsteuer - allerdings mit ermäßigtem<br />

Satz - entrichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Befreiung von Zöllen <strong>und</strong> Abschöpfungen sowie<br />

die genannte Steuerersparnis machten es möglich,<br />

daß Waren aus <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland zu günstigen Preisen verkauft wer<strong>de</strong>n<br />

konnten. Gleichzeitig boten diese Vergünstigungen<br />

aber auch Spielräume, zusätzliche Gewinne zu erzielen<br />

bzw. Provisionen verlangen zu können.<br />

Da die im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l aus <strong>de</strong>r DDR gelieferten<br />

Waren als <strong>de</strong>utsche Güter betrachtet wur<strong>de</strong>n,<br />

waren sie auf <strong>de</strong>m EG-Markt gr<strong>und</strong>sätzlich frei verkehrsfähig.<br />

Die DDR hatte damit einen zollfreien Zugang<br />

zum EG-Markt. Einige EG-Län<strong>de</strong>r for<strong>de</strong> rten<br />

<strong>de</strong>shalb, <strong>de</strong>n Zustrom von DDR-Gütern zu kontrollieren.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung kam diesen For<strong>de</strong>rungen<br />

durch Kontingentierungen nach. Die Steuererstattung<br />

für DDR-Waren, die über <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gelangten,<br />

entfiel, wenn die DDR-Waren in EG-Län<strong>de</strong>r weiterexportiert<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Auch für die b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utsche Wi rtschaft war die Kontingentierungspolitik<br />

wichtig. Einige Branchen, in <strong>de</strong>nen<br />

Überkapazitäten bestan<strong>de</strong>n, for<strong>de</strong>rten ebenfalls<br />

restriktivere Kontingentierungsmaßnahmen. So wur<strong>de</strong>n<br />

z. B. die Kontingente in <strong>de</strong>r Möbelindustrie verkleinert,<br />

nach<strong>de</strong>m DDR-Möbel <strong>de</strong>n b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen<br />

Möbelmarkt überschwemmt hatten.<br />

Der inner<strong>de</strong>utsche Zahlungsverkehr zur Begleichung<br />

von For<strong>de</strong>rungen aus Warenlieferungen <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

erfolgte nicht durch Geldtransfer zwischen<br />

<strong>de</strong>n beteiligten Partnern, son<strong>de</strong>rn ausschließlich auf<br />

<strong>de</strong>m Verrechnungswege.<br />

Zahlungen im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong>n über<br />

Verrechnungseinheiten (VE) durchgeführt. Dies be<strong>de</strong>utete,<br />

daß die DDR keine Devisen für ihre Verkäufe<br />

in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland erhielt, son<strong>de</strong>rn<br />

vielmehr eine Gutschrift, die sie berechtigte, Einkäufe<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu tätigen (Dokument-Nr.<br />

480).<br />

Eine Verrechnungseinheit entsprach <strong>de</strong>r Kaufkraft<br />

einer DM. Diese Verrechnungseinheiten waren nicht<br />

mit Währungen an<strong>de</strong>rer Staaten konvertibel. Die<br />

DDR war über diesen Mechanismus verpflichtet,<br />

Waren aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu kaufen.<br />

Insgesamt sollte gewährleistet wer<strong>de</strong>n, daß die<br />

DDR wertmäßig nur so viele Waren aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland beziehen konnte, wie sie lieferte.<br />

Der Zahlungsverkehr wur<strong>de</strong> in einem Verrechnungssystem<br />

zwischen <strong>de</strong>r Staatsbank <strong>de</strong>r DDR (vor 1968<br />

Deutsche Notenbank) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank<br />

abgewickelt. Das Einziehen <strong>de</strong>r finanziellen<br />

For<strong>de</strong>rungen sowie die Begleichung von Verbindlichkeiten<br />

geschah über ein sog. Clearingverfahren. Bei<strong>de</strong><br />

Zentralbanken führten dazu drei Unterkonten: die<br />

Unterkonten 1 <strong>und</strong> 2 zur Verrechnung von Warenlieferungen,<br />

das Unterkonto 3 zur Begleichung von<br />

Dienstleistungstransfers.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Seit 1958 existierte zusätzlich das Son<strong>de</strong>rkonto S, das<br />

für <strong>de</strong>n kurzfristigen Bezug von sog. Engpaßgütern<br />

durch Valuta eingerichtet wor<strong>de</strong>n war.<br />

Zwei <strong>de</strong>r drei Unterkonten durften bis zu einer fixierten<br />

Höchstgrenze überzogen wer<strong>de</strong>n. Dieser zinslose<br />

Überziehungskredit wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Namen<br />

„Swing" bekannt. Der „Swing" hatte einen Sockelbetrag<br />

von 200 Mio. VE <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> in regelmäßigen Verhandlungen<br />

auf eine Obergrenze festgelegt. Sie lag<br />

zuletzt bei 850 Mio. VE.<br />

Der „Swing" durfte von <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland gleichermaßen genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Seit 1950 verlief die Nutzung jedoch zugunsten <strong>de</strong>r<br />

DDR, so daß von einem zinslosen Dauerkredit gesprochen<br />

wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Die Bestimmungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls gaben<br />

eine Reihe von Möglichkeiten zu <strong>de</strong>ssen Umgehung<br />

<strong>und</strong> Nutzung zu illegalen Praktiken. Bei <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß ist<br />

<strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n, auf welche Schwerpunkte sich<br />

die illegalen Praktiken zur Umgehung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls konzentrierten. Zu ihnen zählten die<br />

Dreiecksgeschäfte.<br />

Bei sog. Dreiecksbezugsgeschäften kamen über dritte<br />

Län<strong>de</strong>r Waren mit Ursprung DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, die über <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

nicht o<strong>de</strong>r nicht in <strong>de</strong>m erfor<strong>de</strong>rlichen Umfang aus<br />

<strong>de</strong>r DDR bezogen wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Bei sog. Dreiecksliefergeschäften konnten Waren<br />

ohne Rücksicht auf ihren Ursprung in die DDR geliefert<br />

wer<strong>de</strong>n, sie mußten sich nur im freien Verkehr im<br />

Sinne <strong>de</strong>s Zollgesetzes bef<strong>und</strong>en haben. Auf diese<br />

Weise konnte die DDR dringend benötigte Waren<br />

durch Zahlung von Devisen von west<strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />

beziehen.<br />

An<strong>de</strong>rs als Dreiecksgeschäfte waren Transithan<strong>de</strong>lsgeschäfte<br />

Geschäfte, bei <strong>de</strong>nen west<strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />

Waren im Ausland erwarben <strong>und</strong> in die DDR<br />

veräußerten o<strong>de</strong>r Waren in <strong>de</strong>r DDR kauften <strong>und</strong> sie<br />

ins Ausland verbrachten.<br />

Umgehungsgeschäfte waren Geschäfte, die im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l abgewickelt wur<strong>de</strong>n, für die aber<br />

vom B<strong>und</strong>esausfuhramt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n zuständigen Lan<strong>de</strong>sbehör<strong>de</strong>n<br />

nicht die erfor<strong>de</strong>rliche Genehmigung<br />

eingeholt wur<strong>de</strong>.<br />

Zu <strong>de</strong>n häufigen Verstößen im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

gehörte es auch, Zahlungen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland außerhalb <strong>de</strong>s vorgeschriebenen<br />

Verrechnungsverkehrs vorzunehmen, <strong>und</strong> zwar in<br />

Form von Überweisungen auf Konten im Ausland. Im<br />

Zusammenhang damit stand die illegale Praxis <strong>de</strong>s<br />

Fälschens von Ursprungszeugnissen <strong>und</strong> Frachtpapieren.<br />

Dabei wur<strong>de</strong>n Waren ausländischen Ursprungs<br />

als DDR-Waren <strong>de</strong>klariert <strong>und</strong> über <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

verbracht. So war es für Unternehmen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland möglich, Zölle <strong>und</strong> Einfuhrumsatzsteuern<br />

einzusparen sowie die Umsatzsteuererstattung<br />

zu erschleichen. Die Spielräume für<br />

Gewinne <strong>und</strong> Provisionszahlungen wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n<br />

an <strong>de</strong>n illegalen Geschäften beteiligten Unternehmen


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR ge- Die Akten, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorgelenutzt<br />

(Dokument-Nr. 481).<br />

gen haben, geben zwar <strong>de</strong>tailliert Auskunft über illegale<br />

Praktiken im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l, wie sie vor<br />

2. Nutzung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls zur<br />

Devisenerwirtschaftung<br />

allem in <strong>de</strong>n 70er Jahren von Unternehmen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland o<strong>de</strong>r westeuropäischen<br />

Staaten angewandt wur<strong>de</strong>n. Informationen über beteiligte<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r DDR im vergleichbarem<br />

Im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l hatte die DDR gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

keine Möglichkeit zur Erwirtschaftung frei verfügbarer<br />

Devisen, eines <strong>de</strong>r Hauptziele <strong>de</strong>r Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung. Nach<br />

<strong>de</strong>n Vorstellungen von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

sollte <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l wegen seiner Be<strong>de</strong>utung<br />

für die DDR ausgebaut, gleichzeitig aber auch<br />

zur Erwirtschaftung zusätzlicher freier Devisen genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n, um auf <strong>de</strong>m internationalen Markt Einkäufe<br />

tätigen zu können.<br />

Dies war zumin<strong>de</strong>st eine <strong>de</strong>r Überlegungen, auf die<br />

sich Dr. Schalck-Golodkowski in seiner Dissertation<br />

Umfang haben <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß dagegen<br />

weniger vorgelegen. Es ist <strong>de</strong>shalb schwierig gewesen,<br />

im einzelnen aufzuzeigen, welche Rolle <strong>de</strong>n<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bei <strong>de</strong>n illegalen Praktiken im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l jeweils zukam bzw. welchen Anteil sie an <strong>de</strong>n<br />

Geschäften hatten <strong>und</strong> welchen finanziellen Vorteil<br />

sie insgesamt daraus zogen.<br />

Es war jedoch festzustellen, daß aus <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung vor allem die Unternehmen<br />

Zentral-Kommerz Gesellschaft für internationalen<br />

Han<strong>de</strong>l mbH, Asimex Import-Export-Agentur,<br />

konzentrierte, die er 1970 zusammen mit <strong>de</strong>m Staats- Berliner Import-Export-Gesellschaft mbH (BIEG) <strong>und</strong><br />

sicherheits-Offizier Heinz Volpert unter <strong>de</strong>m Titel Textilvertretungen GmbH häufig an illegalen Aktivi-<br />

„Zur Vermeidung ökonomischer Verluste <strong>und</strong> zur Ertäten beteiligt waren (Dokument-Nr. 482). In diesem<br />

wirtschaftung zusätzlicher Devisen im Bereich Korn- Zusammenhang tauchte immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r AHB Texmerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>s Ministeriums für Außentil Commerz in <strong>de</strong>n Dokumenten auf. Ob er <strong>de</strong>m Bewirtschaft<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen Republik" reich Kommerzielle Koordinierung ebenfalls zuzuord-<br />

abfaßte. Darin versuchte er darzulegen, wie das nen war o<strong>de</strong>r lediglich von ihm gesteuert wur<strong>de</strong>, ist<br />

„Wirtschaftspotential <strong>de</strong>s Fein<strong>de</strong>s" B<strong>und</strong>esrepublik nicht abschließend klärbar gewesen.<br />

Deutschland „mit legalen <strong>und</strong> nichtoffiziellen Mitteln"<br />

zur Erwirtschaftung freier Devisen genutzt wer-<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung setzte für<br />

<strong>de</strong>n könne, um die industrielle Entwicklung in <strong>de</strong>r<br />

die Umgehungsgeschäfte neben Han<strong>de</strong>lsunterneh-<br />

DDR voranzubringen. (Vgl. Erster<br />

men<br />

Teilbericht,<br />

auch Transportunternehmen<br />

BTein,<br />

die für entspre-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 132 ff.)<br />

chen<strong>de</strong> Provisionen bereit waren, sowohl gegen die<br />

Regelungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls als auch ge-<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r seinerzeitigen Überlegungen <strong>de</strong>s begen die Außenwirtschaftsbestimmungen zu verstoreits<br />

vier Jahre amtieren<strong>de</strong>n Leiters <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung waren angebliche For<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r DDR gegenüber <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Höhe vieler Milliar<strong>de</strong>n DM. Dabei beschrieb<br />

Dr. Schalck-Golodkowski als „Klassenauftrag",<br />

„<strong>de</strong>m Feind mit allen uns zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

Mitteln <strong>und</strong> Möglichkeiten Scha<strong>de</strong>n zuzufüßen.<br />

-<br />

Daß im Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR Dreiecks- bzw. Umgehungsgeschäfte<br />

durchaus üblich waren, hat Dr.<br />

Schalck-Golodkowski bei <strong>de</strong>r Vernehmung vor <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am<br />

18. Dezember 1992 bestätigt.<br />

gen" . (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 22, S. 132 ff.)<br />

Einen an<strong>de</strong>ren Gedanken, <strong>de</strong>n er bereits in seiner<br />

Dissertation 1970 vertreten hatte, setzte Dr. Schalck-<br />

Golodkowski im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l ebenfalls<br />

a) Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung um. Die Vielzahl <strong>de</strong>r im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l tä-<br />

Die Rolle, die <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

im System <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls mit Beginn<br />

<strong>de</strong>r 70er Jahre übernahm, schien <strong>de</strong>m zu entsprechen,<br />

was Dr. Schalck-Golodkowski in seiner Dissertation<br />

an zusätzlichen Maßnahmen im Wirtschaftsverkehr<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland for<strong>de</strong>rte.tigen<br />

sog. Vertreterfirmen mit Sitz in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland sollte „unter Kontrolle " gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n; die Außenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte <strong>de</strong>r DDR sollten<br />

über „offizielle nationale Vertreterorganisationen <strong>de</strong>r<br />

DDR" , gemischte Gesellschaften <strong>und</strong> „DDR-eigene<br />

abge<strong>de</strong>ckte Firmen" abgewickelt wer<strong>de</strong>n. Die Erwirtschaftung<br />

zusätzlicher Devisen für die DDR war das<br />

Hauptziel dieser Maßnahme.<br />

Die Beweiserhebung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

hat ergeben, daß im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bzw. unter seiner Anleitung o<strong>de</strong>r in Zusammenarbeit<br />

mit ihm jene „beson<strong>de</strong>ren Geschäfte"<br />

abgewickelt wur<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen die Regelungen <strong>de</strong>r<br />

inner<strong>de</strong>utschen Wirtschaftsbeziehungen umgangen<br />

o<strong>de</strong>r gänzlich mißachtet wur<strong>de</strong>n. Der Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung, formal <strong>de</strong>m MAH zugeordnet,<br />

tatsächlich jedoch eine Institution neben <strong>de</strong>m<br />

MAH <strong>und</strong> diesem gegenüber nicht weisungsgeb<strong>und</strong>en,<br />

konnte so die Aufträge <strong>de</strong>r SED-Führung, wie<br />

die zusätzliche Devisenbeschaffung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Import<br />

von Technologiegütern, erfüllen.<br />

Eine Hauptrolle spielte hierbei die Transinter<br />

GmbH, die als leiten<strong>de</strong>s Unternehmen für die Vertretergesellschaften<br />

<strong>de</strong>r DDR tätig war <strong>und</strong> damit<br />

auch das Monopol auf <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r Vertreter- <strong>und</strong><br />

Maklertätigkeit begrün<strong>de</strong>te. (Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 191)<br />

Bei seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

hat Helmut Schindler, seit 1969 Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r Transinter GmbH, erklärt, daß sein Unternehmen<br />

durch gezielte Vertretungs- <strong>und</strong> Vermittlungstätigkeit<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Unternehmen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r westeuropäischen Län-


<strong>de</strong>r maximale Devisen zu erwirtschaften hatte. (115.<br />

Sitzung, Prot. S. 134f.)<br />

b) Beispiele für die Umgehung von Vorschriften <strong>de</strong>s<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

Umgehungsgeschäfte mit Textilien<br />

Die Beweiserhebung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

hat <strong>de</strong>utlich gemacht, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung in <strong>de</strong>n 70er Jahren offenbar umfangreiche<br />

Textilumgehungsgeschäfte steuerte.<br />

Zu <strong>de</strong>n Dokumenten aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, die Aufschluß über diesbezügliche<br />

illegale Vorgehensweisen geben, gehört die von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski unterschriebene Weisung<br />

Nr. 4/73 „zur Durchführung von Textilson<strong>de</strong>rgeschäften<br />

durch <strong>de</strong>n AHB Zentral-Kommerz, <strong>de</strong>n AHB Textil<br />

Commerz <strong>und</strong> <strong>de</strong>n AHB Intrac". Darin wur<strong>de</strong>n die genannten<br />

AHB ermächtigt, „zum Zwecke <strong>de</strong>r VE-Erwirtschaftung<br />

Son<strong>de</strong>rgeschäfte auf <strong>de</strong>m Textilsektor<br />

durchzuführen" . Festgehalten wur<strong>de</strong> darin auch, daß<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung „für die jeweiligen<br />

Ex- <strong>und</strong> Importlizenzen" für Textil Commerz<br />

zu sorgen hatte. Wichtig war für Dr. Schalck-Golodkowski<br />

in diesem Zusammenhang die Anordnung,<br />

„ bei <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Transaktionen ... strikt<br />

nach <strong>de</strong>n Prinzipien <strong>de</strong>r Ordnung, Sicherheit <strong>und</strong> Geheimhaltung<br />

zu verfahren" <strong>und</strong> darauf zu achten, daß<br />

die „Warenart <strong>de</strong>r vorgesehenen Transaktion mit <strong>de</strong>m<br />

Produktions- <strong>und</strong> Exportprofil" <strong>de</strong>r genannten AHB<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vertretergesellschaft Textilvertretungen<br />

übereinstimmte, die als Koordinator zwischen <strong>de</strong>n<br />

AHB <strong>und</strong> als Vermittler gegenüber <strong>de</strong>n ausländischen<br />

Vertragspartnern fungieren sollte. Nur ein kleiner,<br />

sorgfältig ausgewählter Mitarbeiterkreis durfte<br />

Einblick in die Umschlagsbetriebe erhalten. Die Generaldirektoren<br />

<strong>de</strong>r AHB hatten Vereinbarungen zu<br />

treffen, wie das Neutralisieren <strong>de</strong>r Waren inklusive<br />

<strong>de</strong>r damit verb<strong>und</strong>enen Arbeiten - z. B. Fälschen <strong>de</strong>r<br />

Warenbegleitscheine - zu erfolgen hatte (Dokument-<br />

Nr. 483).<br />

Eine beachtliche Größenordnung für die Erwirtschaftung<br />

zusätzlicher Devisen über illegale Praktiken im<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l hatte in <strong>de</strong>n 70er Jahren <strong>de</strong>r<br />

Textilschmuggel mit Importen aus östlichen Drittstaaten.<br />

An ihm waren Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung wie Zentral-Kommerz; Asimex<br />

<strong>und</strong> BIEG beteiligt.<br />

Bei seiner Beweiserhebung hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

u.a. folgen<strong>de</strong> Praktiken festgestellt:<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls wur<strong>de</strong>n Waren<br />

aus <strong>de</strong>r DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

geliefert, die ausländischen Ursprungs waren <strong>und</strong> in<br />

<strong>de</strong>r DDR um<strong>de</strong>klariert wur<strong>de</strong>n. So hinterzogen die beteiligten<br />

Unternehmen Zölle <strong>und</strong> Einfuhrumsatzsteuern<br />

<strong>und</strong> nahmen zusätzlich illegalerweise eine Umsatzsteuerrückvergütung<br />

in Anspruch.<br />

Die Rechnungsbeträge wur<strong>de</strong>n teils als konvertierbare<br />

Währung, also Devisen, auf ausländische Konten<br />

transferiert, teils in Verrechnungseinheiten bezahlt.<br />

Welcher Scha<strong>de</strong>n dabei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutsch<br />

land entstand bzw. welchen Vorteil die DDR dabei<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

hatte, hat sich bei <strong>de</strong>r Beweiserhebung nicht nachvollziehen<br />

lassen.<br />

Die Finanzbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

hatten z. B. 1977 Verträge über Dreiecksgeschäfte<br />

mit gefälschtem Warenursprung in einer Gesamthöhe<br />

von über etwa neun Mio. VE festgestellt (Dokument-Nr.<br />

484).<br />

Hintergr<strong>und</strong> für die Umgehungsgeschäfte im Textilbereich<br />

waren die Regelungen <strong>de</strong>s Welttextilabkommens<br />

(WTA), die 1974 in Kraft getreten waren. Dieses<br />

Abkommen wur<strong>de</strong> von etwa fünfzig Verbraucherlän<strong>de</strong>rn<br />

unterzeichnet <strong>und</strong> steuerte <strong>de</strong>n internationalen<br />

Han<strong>de</strong>l mit Bekleidungsartikeln.<br />

Die fernöstlichen Herstellungslän<strong>de</strong>r durften nur bestimmte<br />

Mengen in die Europäische Gemeinschaft<br />

exportieren, während sich auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite die<br />

Abnehmerlän<strong>de</strong>r verpflichteten, diese Warenmengen,<br />

die „Quota-Ware", auch tatsächlich abzunehmen.<br />

Die sog. Billigherstellerlän<strong>de</strong>r wie Taiwan, China<br />

<strong>und</strong> die Philippinen verfügten jedoch über immense<br />

Mehrproduktionskapazitäten, so daß diese<br />

„Non-Quota-Ware" einen Reiz für Importeure in <strong>de</strong>r<br />

Europäischen Gemeinschaft darstellte, <strong>de</strong>nn diese<br />

Waren waren im Durchschnitt um ein Drittel billiger.<br />

Waren die ausländischen Textilien in <strong>de</strong>r DDR zu<br />

DDR-Ware um<strong>de</strong>klariert wor<strong>de</strong>n, konnte die „ Non-<br />

Quota-Ware " im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland eingeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie die Regelungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls zur<br />

Einfuhr von Textilien aus Drittstaaten über die DDR<br />

<strong>und</strong> zur Erwirtschaftung von Devisen mißbraucht<br />

wur<strong>de</strong>n, machen auch die Aktivitäten - <strong>de</strong>r beim illegalen<br />

Bezug von Textilien eng zusammenarbeiten<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen Universum <strong>und</strong> Consulting Trading<br />

Company (CTC) mit Sitz in Lindau/Bo<strong>de</strong>nsee <strong>de</strong>utlich.<br />

Nach Akten, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorgelegen<br />

haben, war <strong>de</strong>r AHB Zentralkommerz <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung an diesen Geschäften,<br />

die für <strong>de</strong>n Zeitraum 1975 bis 1979 ein Volumen<br />

von etwa 200 Mio. DM ausmachten, beteiligt<br />

(Dokument-Nr. 485).<br />

Aufschluß über die Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> die <strong>de</strong>s AHB Textil Commerz bei<br />

<strong>de</strong>r illegalen Lieferung von Textilien im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l gibt eine „Stellungnahme" vom 8. August<br />

1978, <strong>de</strong>ren Verfasser <strong>und</strong> Adressaten in <strong>de</strong>r<br />

DDR nicht feststellbar waren, die jedoch offensichtlich<br />

als interne Argumentationshilfe diente. Anlaß <strong>de</strong>r<br />

„Stellungnahme" waren in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland veröffentlichte <strong>Bericht</strong>e „mit <strong>de</strong>m Vorwurf<br />

<strong>de</strong>s 'illegalen' Expo rts nach <strong>de</strong>r BRD". Gemeint<br />

waren die Aktivitäten <strong>de</strong>s Unternehmens Universum<br />

GmbH. In diesem Papier wird beschrieben, daß <strong>de</strong>r<br />

Lindauer Großhändler Butz, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Universum<br />

GmbH, vorgeschlagen hatte, die Bezahlung<br />

nach Warenbezug aus <strong>de</strong>r DDR in frei konvertierbarer<br />

Währung über die Schweiz abzuwickeln. Dazu sollten<br />

jeweils zwei Verträge über dieselbe Ware abgeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n, ein fingierter VE-Vertrag <strong>und</strong> ein Vertrag<br />

in konvertierbarer Währung. Das Papier hält fest, daß<br />

die Finanzierungsmetho<strong>de</strong> „nach Prüfung vom Gene-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

raldirektor <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebes Textil Commerz<br />

<strong>und</strong> von <strong>de</strong>n zuständigen Genossen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung akzeptiert wur<strong>de</strong>" . Es<br />

ist aufschlußreich, daß es in diesem Papier nicht für<br />

zweckmäßig gehalten wur<strong>de</strong>, angesichts <strong>de</strong>r Veröffentlichungen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

„die Durchführung von Transaktionen im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r VE-Anschaffung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer Verfügungen einzuschränken<br />

o<strong>de</strong>r einzustellen" . (Dokument-Nr. 486)<br />

Bei <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>r Geschäfte schloß Universum<br />

zum Schein Kaufverträge mit <strong>de</strong>m AHB Textil Commerz.<br />

Tatsächlich bezog Universum die Ware wie z.B.<br />

Herrenhem<strong>de</strong>n unter Einschaltung eines österreichischen<br />

Unternehmens von einer koreanischen Gesellschaft<br />

in Frankfurt am Main. Universum veräußerte<br />

die Ware anschließend an Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Bezahlt wur<strong>de</strong> in Devisen<br />

unter Beteiligung eines leiten<strong>de</strong>n Mitarbeiters <strong>de</strong>r<br />

Bayerischen Vereinsbank. Textil Commerz erhielt<br />

eine Provision für die Mitwirkung an <strong>de</strong>n illegalen<br />

Geschäften.<br />

So wur<strong>de</strong>n seit Dezember 1977 mehrere h<strong>und</strong>erttausend<br />

koreanische Hem<strong>de</strong>n von Rotterdam <strong>und</strong> Hamburg<br />

in LKW <strong>de</strong>r Spedition Deutrans über die DDR in<br />

die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland verbracht. Im April<br />

1978 wur<strong>de</strong>n von diesen Lieferungen insgesamt<br />

175.000 Hem<strong>de</strong>n beschlagnahmt.<br />

Die Vertragspartner, <strong>de</strong>r AHB Textil Commerz <strong>und</strong><br />

die Universum GmbH wickelten ebenfalls abkommenswidrige<br />

Bezüge von Hosen aus <strong>de</strong>r Tschechoslowakei<br />

ab. Bei einer Durchsuchung <strong>de</strong>r Universum<br />

GmbH wur<strong>de</strong>n etwa 100 Verträge mit einem Warenwert<br />

von 21 Mio. VE/DM gef<strong>und</strong>en, für die jeweils<br />

Duplikate vorhan<strong>de</strong>n waren, <strong>de</strong>ren Warenwert allerdings<br />

nur sieben Mio. VE darstellte.<br />

Der Geschäftsführer <strong>de</strong>r Universum GmbH, Oskar<br />

Eugen Butz, wur<strong>de</strong> 1982 rechtskräftig zu vier Jahren<br />

<strong>und</strong> acht Monaten wegen Hinterziehung von Einfuhrumsatzsteuern<br />

verurteilt (KLs 15 Js 1643/79) (Dokument-Nr.<br />

487).<br />

Bei <strong>de</strong>n Geschäftsaktivitäten <strong>de</strong>r Consulting Trading<br />

Company (CTC) han<strong>de</strong>lte es sich um <strong>de</strong>n Bezug von<br />

Rohgeweben wie Baumwolle aus Taiwan <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Volksrepublik China. Dazu grün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Geschäftsinhaber<br />

<strong>de</strong>r CTC u.a. die Briefkastenfirma „May Lin" in<br />

Liechtenstein, die als Bin<strong>de</strong>glied zwischen Ostasien<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb Textil Commerz fungierte.<br />

Die illegalen Praktiken im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l mit<br />

Textilien wur<strong>de</strong>n - so ist <strong>de</strong>n Unterlagen, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorgelegen haben, zu entnehmen,<br />

- ab Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre nicht fortgesetzt.<br />

Dies stand offenbar im Zusammenhang mit Veröffentlichungen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong><br />

entsprechen<strong>de</strong>n Ermittlungen b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Behör<strong>de</strong>n<br />

sowie entsprechen<strong>de</strong>r Vorhaltungen <strong>de</strong>r Treuhandstelle<br />

für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l (TSI) gegenüber<br />

<strong>de</strong>m MAH, das jedoch in <strong>de</strong>r Regel eine Kenntnis von<br />

<strong>de</strong>n illegalen Praktiken bestritt.<br />

Zigarettenschmuggel<br />

Ähnliche Ausmaße wie die Umgehungsgeschäfte mit<br />

Textilien, auch hinsichtlich <strong>de</strong>r Dimension <strong>de</strong>r Ost-<br />

West-Kooperation, nahm <strong>de</strong>r internationale Zigarettenschmuggel<br />

an, an <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r DDR u.a. die zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />

gleichzeitig <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS zugeordnete Asimex<br />

Import-Export-Agentur unter Günther Asbeck beteiligt<br />

war.<br />

Dabei wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n 70er Jahren bekanntgewor<strong>de</strong>nen<br />

Fällen Zigaretten aus Nicht-EG-Staaten<br />

wie <strong>de</strong>r Schweiz unverzollt <strong>und</strong> unversteuert ausgeführt<br />

<strong>und</strong> in die DDR geliefert. Von dort gelangten sie<br />

unter mißbräuchlicher Ausnutzung <strong>de</strong>r Transitbestimmungen<br />

über die Transitautobahn in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Zuvor waren <strong>de</strong>n Schmuggelzigaretten<br />

in einem Lager <strong>de</strong>s Speditionsunternehmens<br />

Deutrans nahe <strong>de</strong>r Autobahn ordnungsgemäß<br />

behan<strong>de</strong>lte Ladungen beigepackt wor<strong>de</strong>n. Ziele <strong>de</strong>r<br />

Transporte waren Italien <strong>und</strong> Frankreich.<br />

Der Schmuggel zog sich über mehrere Jahre hin, bis<br />

1977 im Landkreis Groß-Gerau eine Zigarettenladung<br />

eines LKW-Transports beim Umla<strong>de</strong>n auf ein österreichisches<br />

Fahrzeug beschlagnahmtwer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Bei <strong>de</strong>n Schmuggelgeschäften wur<strong>de</strong>n Zölle <strong>und</strong> Einfuhrumsatzsteuern<br />

in Höhe von mehr als zwölf Mio.<br />

DM hinterzogen. Die Vertretergesellschaft Asimex erhielt<br />

für ihre Mitwirkung Provisionen in unbekannter<br />

Höhe in konvertierbarer Währung. Beim Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung war Dr. Schalck-G olodkowski<br />

persönlich für Asimex verantwortlich. Valutaabführungen<br />

erfolgten direkt an ihn.<br />

Verstöße gegen die Bestimmungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls wur<strong>de</strong>n auch in <strong>de</strong>n 80er Jahren festgestellt.<br />

Darunter befan<strong>de</strong>n sich wie<strong>de</strong>r illegale Geschäfte<br />

mit Zigaretten, an <strong>de</strong>nen die zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong> Delta GmbH<br />

beteiligt war. Die ersten illegalen Lieferungen von Zigaretten<br />

unter Beteiligung <strong>de</strong>r Delta GmbH wur<strong>de</strong>n<br />

im Jahr 1983 realisiert, wobei mit Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Horst Schwerdtfeger, Sektorenleiter Zoll, Abteilung<br />

Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherheit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Rücksprache gehalten wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr.<br />

488).<br />

Die Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

leitete gegen Dr. Günther Forgber <strong>und</strong> unbekannte<br />

Verantwortliche <strong>de</strong>s Unternehmens Delta am 2. März<br />

1992 wegen <strong>de</strong>s Verdachtes <strong>de</strong>r Steuerhinterziehung<br />

im Zusammenhang mit Warenlieferungen im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l ein Ermittlungsverfahren ein (2 Js<br />

258/92 (ex 6 AR 198/91)). Dieses Verfahren wur<strong>de</strong> allerdings<br />

am 28. September 1992 gemäß § 170 Abs. 2<br />

StPO eingestellt, weil keine strafbaren Handlungen in<br />

nicht rechtsverjährter Zeit ersichtlich waren.<br />

Die Delta Export-Import GmbH wur<strong>de</strong> im Frühjahr<br />

1990 <strong>de</strong>m Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Bauwesen, Städtebau <strong>und</strong> Wohnungswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR übergeben. Das Kombinat Bauelemente <strong>und</strong><br />

Faserbaustoffe (BAUFA), Alleingesellschafter <strong>de</strong>r<br />

Delta vor <strong>de</strong>r Privatisierung 1991, veräußerte die Gesellschaftsanteile<br />

an <strong>de</strong>n Kaufmann Peter Küth (Berlin)<br />

zu einem Preis von 1,9 Mio. DM.<br />

Die illegalen Aktivitäten im Bereich <strong>de</strong>s Zigaretten-,<br />

Alkohol- <strong>und</strong> Goldschmuggels wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n 80er<br />

Jahren auch unter Mitwirkung <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Anti-


quitäten GmbH betrieben. Die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Akten haben gezeigt, daß die<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH nicht nur im Antiquitätenhan<strong>de</strong>l<br />

tätig war. Der stellvertreten<strong>de</strong> Generaldirektor<br />

Klaus-Dieter Richter (IMS „Peter Reichelt")<br />

führte seit 1979/1980 mit Letex <strong>und</strong> BIEG, ab 1982 mit<br />

Delta Umgehungsgeschäfte speziell auf <strong>de</strong>m Alkohol-<br />

<strong>und</strong> Zigarettensektor durch, wobei gegen Bestimmungen<br />

verschie<strong>de</strong>ner europäischer Län<strong>de</strong>r verstoßen<br />

wur<strong>de</strong>. Bei diesen beson<strong>de</strong>ren Geschäften, die<br />

auch mit Reifen <strong>und</strong> Motorenöl betrieben wur<strong>de</strong>n,<br />

wur<strong>de</strong>n die Waren aus <strong>de</strong>m Ausland bezogen <strong>und</strong><br />

über die DDR reexportiert; sie fan<strong>de</strong>n mit Genehmigung<br />

<strong>und</strong> unter <strong>de</strong>r Leitung von Manfred Sei<strong>de</strong>l, Leiter<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, <strong>und</strong> unter <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit statt (Dokument-Nr.<br />

489). Auch Joachim Farken, alias IM „Hans Borau",<br />

Geschäftsführer <strong>und</strong> seit 1980 Gesellschafter <strong>de</strong>r<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, war in diese illegalen<br />

Geschäfte eingeweiht.<br />

Geschäfte mit Lebensmitteln<br />

In die 80er Jahre fielen ebenfalls die Aktivitäten <strong>de</strong>s<br />

Fleischlieferanten Moksel, Buchloe, <strong>de</strong>r in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m AHB Nahrung Geschäfte betrieb,<br />

bei <strong>de</strong>nen es nach Ermittlungen <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin zu einer Reihe<br />

von Verstößen auch gegen Bestimmungen im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l kam. Dr. Schalck-Golodkowski erhielt<br />

danach im Zusammenhang mit diesen Geschäften<br />

vom Generaldirektor <strong>de</strong>s AHB Nahrung, Manfred<br />

Wolf, min<strong>de</strong>stens 12,5 Mio. DM. Die Gel<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski angeblich zugunsten<br />

einer „Barkasse Sekretariat Schalck betreffend Partei"<br />

vereinnahmt.<br />

Mit <strong>de</strong>n Verbindungen, die Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zu Fleischgroßhändlern in Bayern unterhielt, hat sich<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Bayerischen Landtages<br />

„betreffend bayerische Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />

Bereichs „Kommerzielle Koordinierung" <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski" beschäftigt. Nach Absprache<br />

mit <strong>de</strong>m bayerischen Untersuchungsausschuß hat<br />

<strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß auf eine Beweiserhebung<br />

zu diesem Thema verzichtet.<br />

3. Verhalten staatlicher Stellen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

Die Aktivitäten auf seiten <strong>de</strong>r DDR zur Umgehung<br />

von Bestimmungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls waren<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung nach Feststellungen <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschusses spätestens in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 70er Jahre bekannt. Die aufge<strong>de</strong>ckten<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>r Unternehmen Universum <strong>und</strong><br />

CTC führten dazu, daß die Behör<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland gründlichen Einblick in Einzelheiten<br />

<strong>de</strong>r illegalen Praktiken im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l gewinnen konnten. 1978 lagen <strong>de</strong>taillierte<br />

Informationen darüber vor, wie unter Mitwirkung<br />

von Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Drittlandswaren als DDR-Erzeugnisse im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland geliefert wur<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft veranlaßte<br />

nach Bekanntwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Unregelmäßigkeiten im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l die TSI, gegenüber <strong>de</strong>m MAH<br />

<strong>de</strong>r DDR zu for<strong>de</strong>rn, die Verantwortlichen zur Rechenschaft<br />

zu ziehen. Dabei entstand jedoch das Problem ;<br />

daß das MAH sich nicht zu <strong>de</strong>n Vorhaltungen äußern<br />

konnte, weil <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

außerhalb <strong>de</strong>r MAH-Zuständigkeiten tätig <strong>und</strong> kein<br />

Gesprächspartner <strong>de</strong>r TSI war.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> von seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

als Konsequenz aus <strong>de</strong>n Unregelmäßigkeiten im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l eine schärfere Überwachung<br />

<strong>de</strong>s Warenverkehrs angeordnet <strong>und</strong> eine restriktive<br />

Anordnung <strong>de</strong>r Bezugsregeln veranlaßt. Darüber<br />

hinaus wur<strong>de</strong> eine Reihe von Strafverfahren eingeleitet.<br />

Den west<strong>de</strong>utschen Behör<strong>de</strong>n waren jedoch<br />

insoweit die Hän<strong>de</strong> geb<strong>und</strong>en, als sie hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Beteiligung von staatlichen Stellen in <strong>de</strong>r DDR<br />

auf nur unpräzise Informationen angewiesen <strong>und</strong><br />

genaue Details nicht nachweisbar waren (Dokument-Nr.<br />

484).<br />

Der Umfang <strong>de</strong>r Kenntnisse En<strong>de</strong> 1989 ergibt sich aus<br />

einem Vermerk <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eswirtschaftsministeriums<br />

vom 3. November 1989 (Dokument-Nr. 490). Aber<br />

selbst zu diesem Zeitpunkt bestand - wie die handschriftlichen<br />

Bemerkungen auf <strong>de</strong>m Vermerk ausweisen<br />

- offenbar noch keine völlige Übereinstimmung in<br />

<strong>de</strong>r Beurteilung <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung.<br />

Die illegalen Praktiken im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l beschäftigten<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er <strong>und</strong> Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

auch die Öffentlichkeit. Mehrere B<strong>und</strong>estagsabgeordnete<br />

verlangten in Anfragen an die B<strong>und</strong>esregierung<br />

Aufklärung über Verstöße steuerrechtlicher,<br />

zollrechtlicher <strong>und</strong> außenwirtschaftlicher Art bei Textileinfuhren<br />

aus Drittlän<strong>de</strong>rn über die DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland sowie über die von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

dagegen eingeleiteten Maßnahmen.<br />

Dabei berichtete die B<strong>und</strong>esregierung über ihre Auffor<strong>de</strong>rung<br />

an die DDR, die Umgehungsgeschäfte einzustellen<br />

<strong>und</strong> intensivere Grenzkontrollen anzuordnen<br />

(Dokument-Nr. 491).<br />

Am 3. Juni 1988 eröffnete im Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum<br />

in Berlin (Ost) das französische Unternehmen<br />

Loew et Loth ein Vertreterbüro. Mit diesem Unternehmen<br />

verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> durch es vertreten war das<br />

saarländische Unternehmen Prote-Saar. Dieses stand<br />

zu 80 % im Eigentum <strong>de</strong>s Inhabers <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Loew et Loth <strong>und</strong> zu 20 % im Eigentum <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Gesellschaft für Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Saar<br />

mbH, <strong>de</strong>ren Aufsichtsratsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r damalige<br />

Wirtschaftsminister <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s Hajo Hoffmann,<br />

SPD, war. Geschäftspartner <strong>de</strong>r Unternehmen Loew<br />

et Loth sowie Prote-Saar war die zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gehören<strong>de</strong> Transinter<br />

GmbH.<br />

Faktisch wur<strong>de</strong> damit ein im Miteigentum <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />

stehen<strong>de</strong>s privatrechtliches Unternehmen<br />

durch ein französisches Unternehmen im IHZ gegenüber<br />

<strong>de</strong>r DDR vertreten. Nach <strong>de</strong>n damaligen <strong>de</strong>visenrechtlichen<br />

Bestimmungen war eine <strong>de</strong>rartige<br />

Konstruktion zur Vertretung eines b<strong>und</strong>esrepublikanischen<br />

Unternehmens in <strong>de</strong>r DDR nicht zulässig. So-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

wohl <strong>de</strong>r Senat von Berlin als auch das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft intervenierten bei <strong>de</strong>r Regierung<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s bzw. bei <strong>de</strong>r Gesellschaft für<br />

Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Saar mbH. In einem persönlichen<br />

Schreiben <strong>de</strong>s Regieren<strong>de</strong>n Bürgermeisters von<br />

Berlin, Eberhard Diepgen, an <strong>de</strong>n Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s, Oskar Lafontaine, vom 10. Juni<br />

1988 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r saarländische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt auf<br />

diese Umgehung bestehen<strong>de</strong>r Schutzvorschriften zur<br />

Sicherung <strong>de</strong>r Stellung Berlins durch ein saarländisches<br />

Unternehmen hingewiesen <strong>und</strong> um Überprüfung<br />

<strong>de</strong>s Vorganges gebeten. In seinem Antwortschreiben<br />

vom 17. August 1988 wies <strong>de</strong>r saarländische<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt darauf hin, daß zwar die Vertretung<br />

in Berlin (Ost) durch eine auf privatrechtlicher<br />

Basis arbeiten<strong>de</strong> ausländische Gesellschaft erfolge,<br />

die <strong>de</strong>r Einflußnahme <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s entzogen sei. Dennoch<br />

sei <strong>de</strong>m Geschäftsführer <strong>de</strong>r saarländischem<br />

Einfluß unterliegen<strong>de</strong>n Prote-Saar nahegelegt wor<strong>de</strong>n,<br />

die Verbindung mit <strong>de</strong>r französischen Gesellschaft<br />

zu lösen.<br />

Tatsächlich wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Folge die indirekte Vertretung<br />

eines teilstaatlichen saarländischen Unternehmens<br />

in Berlin (Ost) aufgegeben.<br />

VI. Provisionserwirtschaftung durch<br />

Zwangsvertreter<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> seine führen<strong>de</strong>n Mitarbeiter<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung betrachteten<br />

es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben, alle<br />

<strong>de</strong>nkbaren Möglichkeiten zur Erwirtschaftung von<br />

Devisen für die DDR zu nutzen. Das Außenhan<strong>de</strong>lsmonopol<br />

in <strong>de</strong>r DDR bot dazu insofern eine Handhabe,<br />

als mit ihm die Einführung eines Systems von<br />

Zwangsvertretern begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n konnte, ohne<br />

die kein Han<strong>de</strong>lsgeschäft mit DDR-Unternehmen zustan<strong>de</strong><br />

kam. Die Vertretergesellschaften unterlagen<br />

<strong>de</strong>r Steuerung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> waren sowohl in als auch außerhalb<br />

<strong>de</strong>r DDR tätig. Mit <strong>de</strong>n Aktivitäten <strong>de</strong>r Vertretergesellschaften<br />

war die Zahlung von Provisionen -<br />

zum Teil in Verrechnungseinheiten, zum Teil in konvertierbaren<br />

Währungen - verb<strong>und</strong>en. Die Devisengewinne<br />

wur<strong>de</strong>n im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

je nach Herkunft auf unterschiedliche Konten<br />

verbucht.<br />

In ihrer gemeinsamen Dissertation beschrieben Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. Heinz Volpert die Notwendigkeit<br />

eines zentral organisierten Zwangsvertretertums<br />

im Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR (Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument Nr. 22, S. 190-<br />

312). Im Kapitel „Die Nutzung <strong>de</strong>r staatlichen Vertreterorganisation<br />

<strong>de</strong>r DDR - Transinter - zur Zurückdrängung<br />

<strong>de</strong>r Störtätigkeit im Bereich <strong>de</strong>r Außenwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR zu nichtsozialistischen Staaten <strong>und</strong><br />

zur Erwirtschaftung von zusätzlichen Devisen" for<strong>de</strong>rten<br />

die Autoren die strikte Umsetzung <strong>de</strong>r Verfügung<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrates Nr. 121/69<br />

vom 24. Juli 1969. Diese Verfügung bekräftigte das<br />

staatliche Außenwirtschaftsmonopol <strong>und</strong> regelte damit<br />

auch die Beziehungen von Bet rieben <strong>und</strong> Kombinaten<br />

<strong>de</strong>r DDR zu Unternehmen im sog. nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet (Ebd. S. 298).<br />

1. Einführung <strong>de</strong>s Systems <strong>de</strong>r<br />

Zwangsvertreter durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Volpert führten in ihrer<br />

Dissertation zwei Argumente für die Einführung eines<br />

Vertretermonopols an.<br />

Zum einen sollte durch das Monopol die „Störtätigkeit<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Außenwirtschaft <strong>de</strong>r DDR" (Ebd.<br />

S. 90) zurückgedrängt wer<strong>de</strong>n. Diese For<strong>de</strong>rung beruhte<br />

auf <strong>de</strong>r Tatsache, daß vor <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s<br />

Zwangsvertretertums sich eine Vielzahl von West<strong>und</strong><br />

Ostfirmen <strong>de</strong>n Markt <strong>de</strong>r Vermittlungs- <strong>und</strong> Maklertätigkeit<br />

teilten. Die große Anzahl <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen<br />

Unternehmen - nach Angaben von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. Volpert waren 1970 ca.<br />

960 Produktions- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsfirmen bei „<strong>de</strong>r Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r Außenwirtschaftstätigkeit zwischen <strong>de</strong>r<br />

DDR mit West<strong>de</strong>utschland <strong>und</strong> Westberlin" beteiligt<br />

betrachteten sie als eine Gefahr für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR. Diese sog. Vertreterfirmen wären<br />

<strong>de</strong>mnach „zum Teil Tarnfirmen <strong>de</strong>r Geheimdienste<br />

<strong>und</strong> Konzerne". (Ebd. S. 190) Fre<strong>und</strong>schaftliche Beziehungen<br />

zwischen DDR-Wirtschaftsfunktionären<br />

<strong>und</strong> Vertretern aus <strong>de</strong>m sog. NSW wür<strong>de</strong>n zu<br />

„Leichtfertigkeit ... auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Geheimnisschutzes"<br />

führen (Ebd. S. 195). Die Reisetätigkeit <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter dieser Westfirmen sei selbst vom Ministerium<br />

für Staatssicherheit nicht mehr zu überwachen<br />

gewesen (Ebd. S. 197). Durch die Ausschaltung westlicher<br />

Vertretergesellschaften sollte diese Reisetätigkeit<br />

eingeschränkt <strong>und</strong> damit die „begünstigen<strong>de</strong>n<br />

Bedingungen für die Störtätigkeit" beseitigt wer<strong>de</strong>n<br />

(Ebd. S. 190).<br />

-<br />

Das zweite Argument betraf die ökonomische Seite<br />

<strong>de</strong>r Vertretertätigkeit. Durch die Übernahme <strong>de</strong>r<br />

Vertretertätigkeit durch DDR-Vertreterorganisationen<br />

sowie Westfirmen, die durch die DDR kontrolliert<br />

wur<strong>de</strong>n, bot sich die Möglichkeit an, zusätzliche<br />

Devisen zu erwirtschaften (Ebd. S. 190). Die<br />

Summe <strong>de</strong>r gesamten erwirtschafteten Provisionserträge<br />

betrug laut Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr.<br />

Volpert zum Zeitpunkt ihrer Dissertation im Jahre<br />

1970 60-70 Mio. VM im Jahr. Dabei wur<strong>de</strong>n ca. zehn<br />

Mio. VM durch „abge<strong>de</strong>ckte, DDR-eigene Vertreterfirmen<br />

bzw. befre<strong>und</strong>eten Unternehmen im Ausland<br />

verdient". (Ebd. S. 192) Daraus ergebe sich, daß<br />

50-60 Mio. VM durch die Verdrängung westlicher<br />

Vertretergesellschaften zusätzlich erwirtschaftet<br />

wer<strong>de</strong>n könnten.<br />

Der Transinter GmbH wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>mnach bis zu diesem<br />

Zeitpunkt seiner Aufgabenstellung, nämlich <strong>de</strong>r Verdrängung<br />

westlicher Vertretergesellschaften, nicht in<br />

vollem Umfang gerecht. Der Anteil <strong>de</strong>r Transinter am<br />

Gesamtimport lag 1968 bei 20%. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Dr. Volpert sahen als Ursachen dafür an,<br />

daß „infolge einer fehlen<strong>de</strong>n festen staatlichen Ordnung<br />

ein einheitliches Vorgehen <strong>de</strong>r Vertretergesellschaften<br />

<strong>de</strong>r Transinter nicht gewährleistet sei. " (Ebd.<br />

S. 194) So mußte sich die Transinter die Provisionen<br />

mit zwischengeschalteten Vertretergesellschaften aus<br />

<strong>de</strong>m Westen teilen. Gleichzeitig begnügte sich die<br />

Transinter mit niedrigeren Provisionssätzen als international<br />

üblich waren (Ebd. S. 194).


Der Umfang <strong>de</strong>r Provisionszahlungen wuchs kontinuierlich<br />

an. 1989 wur<strong>de</strong>n im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

191 Mio. VE an DDR-Vertreter bezahlt (Dokument-<br />

Nr. 480).<br />

Obwohl Dr. Schalck-Golodkowski in seiner Dissertation<br />

schrieb, daß zur Hauptaufgabe <strong>de</strong>r staatlichen Vertretergesellschaften<br />

die „echte Wahrnehmung von<br />

Vertreterfunktionen im Sinne von spezifischen Unternehmensvertretungen<br />

einschließlich K<strong>und</strong>enberatung<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>endienst" gehöre <strong>und</strong> „international<br />

übliche ... Provisionen ... zu realisieren" seien (Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, S. 191), trat das Problem auf, daß die DDR-Vertretergesellschaften<br />

nicht leistungsfähig genug waren,<br />

diese Anfor<strong>de</strong>rungen zu erfüllen <strong>und</strong> sich teilweise ihre<br />

Tätigkeit auf die Entgegennahme <strong>de</strong>r Provisionszahlungen<br />

beschränkte. So wur<strong>de</strong> vom Finanzamt für<br />

Steuerstrafsachen <strong>und</strong> Steuerfahndung in Düsseldorf<br />

im August 1991 vermutet, daß die Simpex GmbH -<br />

eine DDR-Vertreterfirma - einen Personalbestand<br />

hatte, <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Provisionsumsatz, <strong>de</strong>n sie erzielte,<br />

nicht ausreichte, um eine sinnvolle Gegenleistung zu<br />

erbringen.<br />

2. Rolle <strong>de</strong>r Vermittlungstätigkeit im Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r DDR<br />

a) Vertretergesellschaften in <strong>de</strong>r DDR<br />

Die Vertretergesellschaften in <strong>de</strong>r DDR waren - laut<br />

Aussage <strong>de</strong>s Hauptgeschäftsführers <strong>de</strong>r Transinter,<br />

Helmut Schindler, vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin - aufgeteilt in staatliche <strong>und</strong><br />

nicht-staatliche Organisationen. Die Transinter<br />

GmbH, als staatliche Vertreterorganisation, war ein<br />

Zusammenschluß von einzelnen Vertretergesellschaften,<br />

nämlich: Wamag GmbH, Interver Internationale<br />

Vertretungen GmbH, Metama Außenhan<strong>de</strong>lsvertretung<br />

GmbH, Kontakta Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungs<br />

GmbH, Textilvertretungen GmbH, agena Außenhan<strong>de</strong>lvertungs<br />

GmbH, Baltica Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen<br />

<strong>und</strong> Unternehmensberatungen GmbH<br />

<strong>und</strong> ab 1978 das Internationale Han<strong>de</strong>lszentrum<br />

GmbH (IHZ). Diese Gesellschaften waren nach<br />

Schindlers Angaben juristisch selbständige Unternehmen.<br />

Waltraud Lisowski, nach ihrer langjährigen<br />

Tätigkeit als Leiterin <strong>de</strong>r sog. Abteilung Firmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung bis März 1991<br />

als Geschäftsführerin <strong>de</strong>r Effect Vermögensverwaltungs<br />

GmbH mit <strong>de</strong>r Liquidation dieser Unternehmen<br />

beauftragt, hat dagegen - ebenfalls vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin - ausgesagt,<br />

daß viele dieser Gesellschaften keine selbständige<br />

Rechtspersönlichkeit gehabt hätten, dies sei erst<br />

bei <strong>de</strong>r Liquidation <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

nachgeholt wor<strong>de</strong>n.<br />

Zu <strong>de</strong>n von Helmut Schindler als nichtstaatliche Vertretergesellschaften<br />

<strong>de</strong>finierten Unternehmen gehörten<br />

Asimex, die Berag Expo rt-Import GmbH, Carnet,<br />

Interport, Günther Forgber, F.C. Gerlach Export-Import,<br />

die Agrima GmbH <strong>und</strong> die Delta GmbH. Diese<br />

Unternehmen wur<strong>de</strong>n vom Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, betreut. Der Unterschied zwischen<br />

staatlichen <strong>und</strong> nicht-staatlichen Vertretergesell<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

schaften lag da rin, daß die staatlichen Vertretergesellschaften<br />

nur Vermittlerverträge, Vertreterverträge,<br />

Geschäftsvereinbarungen <strong>und</strong> Dienstleistungsverträge<br />

abschließen durften, während die nichtstaatlichen<br />

Vertretergesellschaften auch die Möglichkeit<br />

hatten, Export- <strong>und</strong> Importverträge als Eigengeschäfte<br />

abzuschließen.<br />

Am 20. Oktober 1971 wur<strong>de</strong> die Interessengemeinschaft<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsve rtreter <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsmakler <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Demokratischen Republik e.V. gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Diese Gemeinschaft hatte <strong>de</strong>n Zweck, Geschäftsabschlüsse<br />

mit ausländischen Unternehmen vorzubereiten<br />

sowie Kontakte zu gleichartigen Vereinigungen in<br />

sozialistischen Län<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> Botschaften in Län<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r westlichen Welt zu unterhalten. Sie durfte dabei<br />

keine eigene Han<strong>de</strong>lstätigkeit entfalten (Dokument-<br />

Nr. 492). Gründungspräsi<strong>de</strong>nt dieser Vereinigung<br />

war Helmut Schindler. Vizepräsi<strong>de</strong>nten waren Dieter<br />

Uhlig <strong>und</strong> Horst Schuster, die 1980 Gesellschafter <strong>de</strong>r<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH wur<strong>de</strong>n (Dokument-<br />

Nr. 493). Der Interessengemeinschaft gehörten neben<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen <strong>de</strong>s Transinterverban<strong>de</strong>s auch die<br />

Agrima GmbH <strong>und</strong> die Simpex GmbH an (Dokument-<br />

Nr. 492).<br />

b) Vertretergesellschaften außerhalb <strong>de</strong>r DDR<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung besaß ein<br />

weitverzweigtes Unternehmensgeflecht im sog.<br />

nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet (NSW), die<br />

Mehrzahl dieser Unternehmen waren <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Firmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

unterstellt (Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3920, S. 11). Ein Teil von ihnen hatte <strong>de</strong>n Auftrag,<br />

-<br />

Provisionen zu erwirtschaften. Dazu gehörten z.B.<br />

die Unternehmen Chemo-Plast GmbH, Berlin, Intema<br />

GmbH, Essen, Wittenbecher & Co. GmbH, Essen,<br />

noha HGmbH, Bochum, DHG West-Ost GmbH,<br />

Berlin, Melcher GmbH, Elmshorn, Ihle GmbH, Hamburg<br />

<strong>und</strong> die EMA GmbH & Co. KG in Essen. Diese<br />

Unternehmen verdrängten die west<strong>de</strong>utschen sog.<br />

Vertreterfirmen vom Markt, die bis dahin im Han<strong>de</strong>l<br />

mit <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben <strong>de</strong>r DDR tätig waren.<br />

So wur<strong>de</strong> das west<strong>de</strong>utsche Unternehmen Pook<br />

gegen eine Abfindung von 12.000 DM durch die<br />

Chemo-Plast, Berlin (West), ersetzt. Ähnlich erging<br />

es <strong>de</strong>r Arthur Flister KG, die <strong>de</strong>r DHG-West-Ost<br />

weichen mußte.<br />

Die meisten dieser Unternehmen mußten für ihre<br />

Han<strong>de</strong>lstätigkeit mit DDR-Unternehmen Provisionen<br />

an die Simpex GmbH zahlen. Die Simpex GmbH,<br />

Berlin (Ost), war eine Vertretergesellschaft, die we<strong>de</strong>r<br />

Transinter unterstellt war, noch von <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

betreut wur<strong>de</strong>. Die wirtschaftliche Anleitung<br />

<strong>de</strong>r Simpex GmbH lag beim Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung. Dieser war rechtlich auch <strong>de</strong>r Eigentümer<br />

<strong>de</strong>r Simpex GmbH (Dokument-Nr. 494-495).<br />

Für die Personalführung war aber die Abteilung<br />

Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED zuständig. Der Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung hatte <strong>de</strong>shalb keine<br />

vollständige Kontrolle über die Simpex GmbH. Dies<br />

äußerte sich z.B. darin, daß die Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Firmen beim Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

Waltraud Lisowski, keinen Zugriff auf das


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Simpex-Konto Nr. 0614 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

(DHB) hatte; <strong>de</strong>shalb mußte ein eigenes Konto<br />

für die Simpex mit <strong>de</strong>r Bezeichnung Nr. 0830 Metro<br />

Neben <strong>de</strong>n Unternehmen, die <strong>de</strong>r Abteilung Firmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung unterstellt<br />

waren, gab es in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren westlichen Staaten auch Unternehmen,<br />

die <strong>de</strong>r Hauptabteilung I unter Manfred Sei<strong>de</strong>l zugeordnet<br />

waren. So hatte Dr. Günther Forgber Unternehmen<br />

in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> Österreich ebenso wie<br />

Michael Wischniewski, <strong>de</strong>ssen F.C. Gerlach eine Nie<strong>de</strong>rlassung<br />

in Vaduz unterhielt.<br />

3. Devisenerwirtschaftung über die Provisionen<br />

von Zwangsvertretern<br />

a) Provisionen bei Importen in die DDR<br />

Mit <strong>de</strong>r Verfügung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

Nr. 121/69 wur<strong>de</strong> angeordnet, daß alle „Anfragen<br />

<strong>und</strong> das Einholen von Angeboten im NSW in Abstimmung<br />

mit staatlichen sog. Vertreterfirmen <strong>de</strong>r DDR<br />

vorzunehmen" waren (Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 22, S. 289). Den Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

wur<strong>de</strong> damit untersagt, Kontakte<br />

mit Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren westlichen Staaten selbständig <strong>und</strong> direkt<br />

aufzunehmen. Wie Dr. Schalck-Golodkowski in<br />

seiner Dissertation gefor<strong>de</strong>rt hatte, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

Transinter zum zentralen Unternehmen.<br />

Alle Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe, Kombinate <strong>und</strong><br />

Volkseigene Betriebe (VEB) mußten bei Transinter<br />

anfragen, welche Vertretergesellschaft für die Vermittlung<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Geschäftes zuständig war.<br />

Dabei wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong>r Branche eine Vertretergesellschaft<br />

zugeordnet. So waren z.B. die Wamag für Werkzeugmaschinen<br />

<strong>und</strong> Industrieanlagen zuständig <strong>und</strong> die<br />

agena für landwirtschaftliche Produkte. Durchgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n die Importe von <strong>de</strong>n zuständigen Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben.<br />

Zwar mußte bei je<strong>de</strong>m Geschäft eine<br />

Vertretergesellschaft einbezogen wer<strong>de</strong>n, bei Wie<strong>de</strong>rholungsgeschäften<br />

wur<strong>de</strong> aber so verfahren, daß<br />

die Geschäftspartner in Ost <strong>und</strong> West direkt miteinan<strong>de</strong>r<br />

verhan<strong>de</strong>lten <strong>und</strong> sich so erneute Anfragen bei<br />

Transinter erübrigten. Die Vertretergesellschaften<br />

waren also in diesen Fällen an <strong>de</strong>r Geschäftsabwicklung<br />

nicht aktiv beteiligt. Provisionen erhielten sie<br />

aber trotz<strong>de</strong>m.<br />

Die von <strong>de</strong>n einzelnen Unternehmen <strong>de</strong>s Transinter-<br />

Verban<strong>de</strong>s erwirtschafteten Provisionen wur<strong>de</strong>n in<br />

Valuta an die Transinter abgeführt. Von <strong>de</strong>r Transinter<br />

bekamen diese Unternehmen zur Kosten<strong>de</strong>ckung<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR zur Verfügung gestellt. Die Transinter<br />

führte ihre Gewinne auf das Konto Nr. 0559 <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung II ab. Im Jahr 1988 wur<strong>de</strong>n 354 Mio.<br />

VM Gewinne, die aus Vertretertätigkeiten stammten,<br />

überwiesen.<br />

Die Vertretergesellschaften <strong>de</strong>r Abteilung Firmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung zahlten ihre<br />

Gewinne auf die Konten <strong>de</strong>s sog. Disponiblen Parteifonds,<br />

also <strong>de</strong>n Konten 0584 <strong>und</strong> 830 Metropol bei <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank sowie <strong>de</strong>n Konten 12032,<br />

12033 <strong>und</strong> 12034 Metropol bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Effekten in Zürich, ein. Provisionszahlungen im<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong>n hauptsächlich in Verrechnungseinheiten<br />

(VE) geleistet. Da die Simpex<br />

GmbH kein eigenes Konto für -pol bei <strong>de</strong>r DHB eröffnet wer<strong>de</strong>n. VE hatte, wur<strong>de</strong>n diese<br />

Mittel über die Konten 1310 bei <strong>de</strong>r DABA <strong>und</strong> 0559<br />

bei <strong>de</strong>r DHB <strong>de</strong>r Hauptabteilung II in konvertierbare<br />

Devisen umgetauscht <strong>und</strong> auf das Konto 0584 überwiesen<br />

bzw. bar transferiert. Über die Simpex GmbH<br />

flossen <strong>de</strong>r DDR jährlich Provisionen von über 60 Mio.<br />

VE zu.<br />

Unternehmen, die <strong>de</strong>r Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung unterstan<strong>de</strong>n,<br />

überwiesen ihre Erträge auf das Konto 0528 (das<br />

sog. Mielke-Konto) bzw. auf das Konto 0584 <strong>de</strong>s sog.<br />

Disponiblen Parteifonds. In Ausnahmefällen wie bei<br />

Forgber wur<strong>de</strong>n auch Beträge an Transinter gezahlt.<br />

b) Provisionen bei Expo rten aus <strong>de</strong>r DDR<br />

Die Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hat ergeben, daß zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r Anfangszeit <strong>de</strong>r<br />

staatlichen Vertreterorganisationen Provisionen nur<br />

bei Lieferungen in die DDR bezahlt wur<strong>de</strong>n. Später<br />

kam es auch zu Zahlungen bei Exporten aus <strong>de</strong>r DDR.<br />

Soweit Vertreterprovisionen bei Exporten bezahlt<br />

wur<strong>de</strong>n, mußten meistens die Käufer im Westen die<br />

Zahlungen leisten. So sah die Vereinbarung <strong>de</strong>r DDR<br />

Vertretergesellschaft Simpex GmbH mit <strong>de</strong>r Bochumer<br />

noha HGmbH vor, daß „Lieferungen <strong>und</strong> Leistungen<br />

von <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben an die noha<br />

HGmbH bzw. an von ihr vermittelte K<strong>und</strong>en in <strong>de</strong>r<br />

BRD " von <strong>de</strong>r noha HGmbH durch Provisionszahlungen<br />

an die Simpex vergütet wur<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

496). Das Ziel <strong>de</strong>r Vertretergesellschaften war es, zu-<br />

-<br />

sätzliche Devisen o<strong>de</strong>r VE für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR zu erwirtschaften. Demnach wäre es sinnlos gewesen,<br />

von <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben Provisionen<br />

zu verlangen.<br />

Provisionen bei Exporten wur<strong>de</strong>n auch bei sog. Eigengeschäften<br />

von DDR-kontrollierten Westunternehmen<br />

bezahlt. Eigengeschäfte waren Geschäfte, die<br />

diese Unternehmen auf eigenes Risiko tätigten. Die<br />

Unternehmen kauften Waren in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> verkauften<br />

sie auf eigene Rechnung weiter. Sog. Parteifirmen<br />

wie die noha HGmbH o<strong>de</strong>r gemischte Gesellschaften<br />

wie die Euro-Union-Metall mußten für diese<br />

Geschäfte Provisionen bezahlen. In <strong>de</strong>r Provisionsvereinbarung<br />

zwischen <strong>de</strong>r Simpex GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r noha<br />

HGmbH vom 13. Dezember 1983 wur<strong>de</strong> zwischen Eigengeschäften<br />

<strong>und</strong> Provisionsgeschäften unterschie<strong>de</strong>n.<br />

Die Provisionssätze für bei<strong>de</strong> Geschäftsarten waren<br />

dabei für die gleichen Produktgruppen unterschiedlich.<br />

c) Gegengeschäfte <strong>und</strong> Son<strong>de</strong>rprovisionen<br />

Neben <strong>de</strong>n Provisionszahlungen mußten sich Exporteure<br />

bzw. Lieferanten in die DDR auch auf Gegengeschäftsvereinbarungen<br />

einlassen. Unter Gegenge -<br />

schäften war eine Exportabnahmeverpflichtung <strong>de</strong>s<br />

Han<strong>de</strong>lspartners im sog. NSW für Güter aus <strong>de</strong>r DDR<br />

zu verstehen. Dabei bezog sich die Verpflichtung<br />

nicht auf bestimmte Waren zu einem festgelegten<br />

Preis. Es wur<strong>de</strong>n vielmehr das Warenvolumen, die<br />

Warenart <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb festgelegt,


ei <strong>de</strong>m die Gegengeschäftsvereinbarung eingelöst<br />

wer<strong>de</strong>n mußte. Die Größe <strong>de</strong>s Warenvolumens wur<strong>de</strong><br />

in Prozent <strong>de</strong>s ursprünglichen Kaufvertrages bestimmt.<br />

Dieses Volumen konnte sogar mehr als 100%<br />

<strong>de</strong>s ursprünglichen Liefervolumens betragen (Dokument-Nr.<br />

480).<br />

Es trat aber auch <strong>de</strong>r Fall ein, daß ein Gegengeschäft<br />

nicht realisiert wer<strong>de</strong>n konnte. In diesem Fall mußte<br />

das Unternehmen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren westlichen Staaten eine Pönale an<br />

seinen Vertragspartner in <strong>de</strong>r DDR zahlen. Die Zahlung<br />

<strong>de</strong>r Pönale, die etwa zehn Prozent <strong>de</strong>r wertmäßigen<br />

Kaufverpflichtung betrug, war selbst dann fällig,<br />

wenn <strong>de</strong>r Betrieb in <strong>de</strong>r DDR nicht in <strong>de</strong>r Lage war,<br />

seine Verpflichtungen einzuhalten <strong>und</strong> die vereinbarten<br />

Waren zu liefern. Unternehmen im Westen, die<br />

nur von <strong>de</strong>r DDR Waren importierten <strong>und</strong> keine Gegengeschäftsverpflichtungen<br />

hatten, bekamen ein<br />

Bestätigungsschreiben, in <strong>de</strong>m das Volumen ihrer Geschäfte<br />

festgehalten wur<strong>de</strong>. Diese Bestätigungsschreiben<br />

konnten an west<strong>de</strong>utsche Exporteure, die<br />

eine Gegengeschäftsvereinbarung nicht erfüllen<br />

konnten, weitergegeben wer<strong>de</strong>n. Der west<strong>de</strong>utsche<br />

Importeur erhielt dafür eine Provision, auch „Stützung"<br />

genannt, von <strong>de</strong>m west<strong>de</strong>utschen Exporteur.<br />

Diese Son<strong>de</strong>rprovision lag mit fünf bis sechs Prozent<br />

<strong>de</strong>s Warenwertes unter <strong>de</strong>m Satz <strong>de</strong>r Pönale (Dokument-Nr.<br />

480).<br />

Neben <strong>de</strong>r Möglichkeit, daß ein west<strong>de</strong>utscher Bezieher<br />

von DDR-Waren Provisionen für die Ablösung<br />

von Gegengeschäftsverpflichtungen erhielt, gab es<br />

auch vermehrt Angebote von ost<strong>de</strong>utschen sog. Vertreterfirmen,<br />

Gegengeschäftsverpflichtungen einzulösen.<br />

So fragte die Hans Affüpper Textilmaschinenbau<br />

GmbH im August 1989 beim B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft an, wie man eine Zahlung für die<br />

Ablösung einer Gegengeschäftsverpflichtung an ein<br />

drittes Unternehmen in <strong>de</strong>r DDR leisten könne. Das<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Wi rtschaft wies das Unternehmen<br />

darauf hin, daß die Zahlungen für Provisionen<br />

bei <strong>de</strong>r Ablösung von Gegengeschäftsverpflichtungen<br />

nicht genehmigt wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n, da die<br />

DDR-Vertretergesellschaft mit <strong>de</strong>n materiellen Gegengeschäften<br />

nichts zu tun hätten. Die Ablösung<br />

von Gegengeschäftsverpflichtungen wür<strong>de</strong> dann genehmigt,<br />

wenn <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb auf die Erfüllung<br />

dieser Verpflichtung verzichtete. Da die Gegenge<br />

schäftsvereinbarung ein Vertragsbestandteil<br />

sei, hätte eine Zahlung an <strong>de</strong>n AHB <strong>de</strong>n Charakter<br />

einer nachträglichen Kaufpreismin<strong>de</strong>rung. Ein weiterer<br />

Genehmigungsgr<strong>und</strong> wäre <strong>de</strong>r Fall, wenn das<br />

west<strong>de</strong>utsche Unternehmen die in <strong>de</strong>r Gegengeschäftsverpflichtung<br />

angebotenen DDR-Waren nicht<br />

in <strong>de</strong>m eigenen Unternehmen verwen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r vermarkten<br />

<strong>und</strong> so die Zahlung einer Pönale vermei<strong>de</strong>n<br />

könne.<br />

Da es Fälle gab, in <strong>de</strong>nen west<strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />

sowohl an Vertreter im Westen als auch an DDR-Vertreter<br />

Provisionen zahlen mußten, konnte es vorkommen,<br />

daß diese Unternehmen bis zu drei Provisionen<br />

zu entrichten hatten: jeweils eine an die Vertretergesellschaften<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r DDR sowie eine Provision zur Ablösung von Gegengeschäftsverpflichtungen<br />

(Dokument-Nr. 480).<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Da die Unternehmen alle Provisionen in ihre Preiskalkulation<br />

einbezogen, erhöhte sich <strong>de</strong>mentsprechend<br />

<strong>de</strong>r Preis für die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe. Die DDR<br />

mußte dadurch wesentlich über <strong>de</strong>m Weltmarktpreisniveau<br />

Waren einkaufen.<br />

d) Provisionszahlungen bei <strong>de</strong>r Beschaffung von<br />

Embargogütern<br />

Der Hauptimporteur von Mikroelektronik in <strong>de</strong>r<br />

DDR, <strong>de</strong>r AHB Elektronik, mußte sich bei seinen Importen<br />

ebenfalls von Transinter eine Vertretergesellschaft<br />

zuweisen lassen. Dem 1. stellvertreten<strong>de</strong>n Ge-<br />

neraldirektor <strong>de</strong>s AHB Elektronik, Gerhardt Ronne<br />

berger, wur<strong>de</strong> aber von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

das Recht eingeräumt, selbständig zu entschei<strong>de</strong>n,<br />

ob bei Importen mit „spezifischen Beson<strong>de</strong>rheiten"<br />

- also bei Embargogütern - Vertretergesellschaften<br />

einzubeziehen wären. Dem AHB Elektronik wur<strong>de</strong><br />

dabei ausdrücklich untersagt, in solchen Fällen<br />

selbst Provisionen zu verlangen (Dokument-Nr. 497-<br />

498).<br />

Nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

sind bei Embargogütern Provisionszahlungen<br />

nur an nicht-staatliche Vertretergesellschaften<br />

geleistet wor<strong>de</strong>n. Als Anlaufstelle galt hier in erster<br />

Linie das Unternehmen Günther Forgber - Wahrnehmung<br />

von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l. Dabei<br />

beschränkte sich dieses Unternehmen in <strong>de</strong>r Regel<br />

auf die Entgegennahme von Provisionszahlungen,<br />

ohne eine Gegenleistung zu erbringen. Da das Unternehmen<br />

Forgber im Westen immer<br />

-<br />

öfter mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit in Verbindung gebracht<br />

wur<strong>de</strong>, stellte es eine Gefahr für diese sensiblen Importe<br />

dar. Darum wur<strong>de</strong> von Gerhardt Ronneberger<br />

auf Weisung von Artur Wenzel, <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

XVIII/8 <strong>de</strong>s MfS, ein Vorschlag ausgearbeitet,<br />

<strong>de</strong>r die Gründung eines kleinen Vertreterunternehmens<br />

vorsah, das nur für Embargoimporte zuständig<br />

sein sollte. Dieses Unternehmen sollte nicht <strong>de</strong>r<br />

Transinter unterstellt wer<strong>de</strong>n, um die Sicherheit bei<br />

Embargoimporten nicht zu gefähr<strong>de</strong>n. Dr. Schalck-<br />

Golodkowski durfte von dieser Anregung nicht unterrichtet<br />

wer<strong>de</strong>n, da von seiner Seite Wi<strong>de</strong>rspruch erwartet<br />

wur<strong>de</strong>. Der Vorschlag wur<strong>de</strong> nicht verwirklicht<br />

(Dokument-Nr. 66).<br />

e) Provisionszahlungen im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

Die Zahlungen von Provisionen für Geschäfte im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l unterlagen wie die Geschäfte<br />

selbst <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Bestimmungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls, wie sie durch das Militärregierungsgesetz<br />

Nr. 53 <strong>und</strong> durch die für Berlin gelten<strong>de</strong> Verordnung<br />

Nr. 500 festgelegt waren. Danach mußte jeglicher<br />

Zahlungsverkehr im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

genehmigt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> durfte in <strong>de</strong>r Regel nur über<br />

VE abgewickelt wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>n Unterlagen, die das<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

übersandte, geht hervor, daß Provisionszahlungen<br />

im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l sich auf drei<br />

Arten unterschei<strong>de</strong>n lassen:


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Zahlungen an Vertretergesellschaften in <strong>de</strong>r DDR:<br />

Solche Zahlungen durften nur mit einer Einzelgenehmigung<br />

durch die zuständige Lan<strong>de</strong>swirtschaftsbehör<strong>de</strong><br />

erfolgen. Diese konnte nur versagt wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn nachgewiesen wer<strong>de</strong>n konnte, daß keine tatsächliche<br />

Vertreterleistung erbracht wor<strong>de</strong>n war. Dieser<br />

Nachweis gelang nur selten. Die Zahlungen mußten<br />

in Verrechnungseinheiten (VE) geleistet wer<strong>de</strong>n<br />

(Dokument-Nr. 480).<br />

Zahlungen an Vertreter in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland:<br />

Die Zahlung von Vertreterprovisionen an Vertretergesellschaften,<br />

die ihren Sitz in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland hatten, wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank<br />

allgemein genehmigt (Dokument-Nr. 480).<br />

Zahlungen an Vertreter im Ausland:<br />

Diese Zahlungen mußten von <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank<br />

einzeln genehmigt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Regel wur<strong>de</strong>n<br />

diese Genehmigungen versagt, weil vermutet wur<strong>de</strong>,<br />

daß es sich bei <strong>de</strong>n sog. Domizilfirmen im Ausland um<br />

DDR-Firmen han<strong>de</strong>lte. Auch hier konnten Zahlungen<br />

nur auf <strong>de</strong>m Verrechnungsweg geleistet wer<strong>de</strong>n (Do<br />

kument-Nr. 480).<br />

Der Untersuchungsausschuß ist zu <strong>de</strong>r Einschätzung<br />

gekommen, daß die Dunkelziffer <strong>de</strong>r illegalen Provisionszahlungen<br />

im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l sehr hoch<br />

war, da es für west<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>lspa rtner wichtig<br />

war, im Geschäft zu bleiben, <strong>und</strong> die Provisionen sowieso<br />

in <strong>de</strong>n Verkaufspreis einkalkuliert wur<strong>de</strong>n.<br />

Das Verfahren gegen die noha HGmbH<br />

Der Untersuchungsausschuß hat sich eingehen<strong>de</strong>r<br />

mit einem Fall beschäftigt, in <strong>de</strong>m Provisionszahlungen<br />

zu Steuerhinterziehungen benutzt wur<strong>de</strong>n. Auslöser<br />

dafür war ein Vermerk, <strong>de</strong>n Waltraud Lisowski<br />

an Dr. Schalck-Golodkowski am 8. März 1984 schrieb.<br />

In diesem Vermerk erklärte Waltraud Lisowski, daß<br />

„durch systematische Arbeit an <strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Provisionsökonomie erreicht (wur<strong>de</strong>), daß die Valutaeinnahmen<br />

aus Provisionen von <strong>de</strong>n P-Firmen kontinuierlich<br />

anstiegen. " (Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 150, S. 1156) Dies galt<br />

auch für die noha HGmbH in Bochum.<br />

Die noha HGmbH war ein Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung. Eigentümer <strong>de</strong>r noha<br />

HGmbH , die aus <strong>de</strong>r Nolte KG <strong>de</strong>s ehemaligen KPD<br />

Funktionärs Fritz Nolte hervorgegangen war, war die<br />

liechtensteinische Briefkastenfirma Refinco Establishment.<br />

Die Refinco wur<strong>de</strong> vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung kontrolliert. Dies ergibt sich z.B. aus einem<br />

Vermerk am 8. März 1984 von Waltraud Lisowski<br />

für Dr. Schalck-Golodkowski, in <strong>de</strong>m sie um die Bereitstellung<br />

von 12.000 DM bittet, die an Josef Höfermeier<br />

für seine Tätigkeit bei <strong>de</strong>r Refinco Establishment<br />

gezahlt wer<strong>de</strong>n sollten (Dokument-Nr. 499). Die<br />

Refinco hatte lediglich die Aufgabe, die Geschäftsanteile<br />

<strong>de</strong>r noha HGmbH zu halten <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Gewinne<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung abzuführen.<br />

Dazu zahlte die noha HGmbH ihre Gewinne<br />

entwe<strong>de</strong>r direkt auf ein Konto <strong>de</strong>r Refinco bei <strong>de</strong>r<br />

Central-, Wechsel- <strong>und</strong> Creditbank AG, Wien, unter<br />

<strong>de</strong>r Referenz „584" ein, o<strong>de</strong>r indirekt über die Verwaltungs-<br />

<strong>und</strong> Privat-Bank AG, Vaduz, bzw. über die<br />

Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten in Zü rich (Dokument-<br />

Nr. 500.) Von Wien wur<strong>de</strong> das Geld auf das Konto<br />

0584-60-011-022 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank in<br />

Berlin (Ost), <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds, transferiert<br />

(Dokument-Nr. 501).<br />

Die noha HGmbH war hauptsächlich im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l aktiv. Sie vermittelte Geschäfte zwischen<br />

west<strong>de</strong>utschen Unternehmen <strong>und</strong> ost<strong>de</strong>utschen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben. Dafür erhielt sie Provisionen.<br />

Gleichzeitig mußte die noha HGmbH Provisionen<br />

an die Simpex GmbH in Berlin (Ost) zahlen,<br />

die ebenfalls <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

unterstand. Die Simpex GmbH erhielt diese Zahlungen<br />

für angebliche Vermittlungstätigkeiten zwischen<br />

<strong>de</strong>r noha HGmbH <strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

<strong>de</strong>r DDR.<br />

Da die noha HGmbH im Laufe <strong>de</strong>r Zeit immer größere<br />

Gewinne erzielte <strong>und</strong> <strong>de</strong>mentsprechend höhere Steuern<br />

zahlen mußte, wur<strong>de</strong> sie von Waltraud Lisowski<br />

angewiesen, höhere Provisionszahlungen an die Simpex<br />

GmbH zu leisten. Diese Provisionen wur<strong>de</strong>n von<br />

<strong>de</strong>r noha HGmbH als Betriebsausgaben geltend gemacht<br />

<strong>und</strong> verringerten so <strong>de</strong>ren Steuerlast. Im<br />

1. Nachtrag zur Vereinbarung zwischen <strong>de</strong>r noha<br />

HGmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Simpex GmbH vom 13. Dezmber<br />

1983 wur<strong>de</strong>n die Provisionssätze im Vergleich zur ursprünglichen<br />

Vereinbarung um bis zu 300 % erhöht<br />

(Dokument-Nr. 496). So wur<strong>de</strong>n 1984 nach <strong>de</strong>r neuen<br />

Vereinbarung 2.690.119,84 DM an die Simpex GmbH<br />

bezahlt, während es nach <strong>de</strong>r alten Vereinbarung nur<br />

1.245.707,75 DM gewesen<br />

-<br />

wären (Dokument-Nr.<br />

502). Für das Jahr 1985 wur<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n erhöhten<br />

Provisionssatz 1.824.947,77 DM mehr abgeführt. In<br />

<strong>de</strong>m Zeitraum bis 1989 wur<strong>de</strong>n die Provisionszahlungen<br />

kontinuierlich durch gesteigerte Provisionssätze<br />

<strong>und</strong> Son<strong>de</strong>rprovisionen erhöht.<br />

Diese erhöhten Zahlungen waren aus steuerrechtlicher<br />

Sicht problematisch. Die noha HGmbH wur<strong>de</strong><br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

kontrolliert, d.h. <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

konnte als Alleingesellschafter <strong>de</strong>r noha<br />

HGmbH angesehen wer<strong>de</strong>n. So wur<strong>de</strong>n die Zahlungen<br />

<strong>de</strong>r noha HGmbH an die Simpex auf das Konto<br />

Nr. 0584 DHB <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

geleistet, auf das die Simpex keinen Zugriff<br />

hatte. Die Erhöhung <strong>de</strong>r Provisionssätze wur<strong>de</strong> nicht<br />

aus betriebswirtschaftlichen Grün<strong>de</strong>n vorgenommen,<br />

da die Simpex keine zusätzliche Leistung erbracht<br />

hatte. Auch wur<strong>de</strong> die Erhöhung nicht von<br />

<strong>de</strong>r Simpex verlangt, son<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>r Leiterin <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Firmen, Waltraud Lisowski, angeordnet.<br />

Darum han<strong>de</strong>lte es sich bei <strong>de</strong>r Erhöhung <strong>de</strong>r Provisionssätze<br />

um keine betriebswi rtschaftliche Maßnahme,<br />

son<strong>de</strong>rn um eine illegale ver<strong>de</strong>ckte Gewinnausschüttung<br />

<strong>de</strong>r noha HGmbH an ihren tatsächlichen<br />

Eigentümer, <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Auf diese Weise wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in <strong>de</strong>n Jahren 1986 bis 1989<br />

317.342 DM Umsatzsteuer, 974.263 DM Gewerbesteuer,<br />

1.586.706 DM Kapitalertragssteuer <strong>und</strong><br />

1.121.770 DM Körperschaftssteuer vorenthalten.


Der Geschäftsführer <strong>de</strong>r noha HGmbH, Heinz Alten<br />

hoff, erhielt Tantiemen, <strong>de</strong>ren Höhe an <strong>de</strong>n Gewinn<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens gekoppelt waren. Durch die Kürzung<br />

<strong>de</strong>s Gewinns entgingen Altenhoff Tantiemen.<br />

Über dieses Problem unterrichtete Waltraud Lisowski<br />

Dr. Schalck-Golodkowski in ihrem Vermerk vom<br />

8. März 1984. Sie schlug vor, daß „in Fä llen, wo die<br />

Bereitschaft <strong>de</strong>s Geschäftsführers zu nachweisbar höheren<br />

Valutaeinnahmen aus Provisionen geführt hat,<br />

geson<strong>de</strong>rte Prämienvereinbarungen getroffen wer<strong>de</strong>n<br />

sollten." (Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 150, S. 1156) Diese Prämien waren<br />

also als Ausgleichszahlungen für die entgangenen<br />

Tantiemen gedacht. Für Heinz Altenhoff schlug<br />

Waltraud Lisowski in <strong>de</strong>m Vermerk vor, für das Jahr<br />

1983 eine Prämie von 25.000 DM zu zahlen. Dieser<br />

Vorschlag wur<strong>de</strong> genehmigt, <strong>und</strong> Heinz Altenhoff erhielt<br />

<strong>de</strong>n Betrag bar ausbezahlt. Auf <strong>de</strong>r Quittung bestätigte<br />

Altenhoff auch <strong>de</strong>n Zweck <strong>de</strong>r Zahlung: „Ich<br />

bestätige <strong>de</strong>n Erhalt von 25.000,- DM als Tantieme für<br />

das Jahr 1983 (Ergänzung aufgr<strong>und</strong> von Provisionszahlungen)"<br />

. (Dokument-Nr. 503) Diese Zahlungen<br />

wur<strong>de</strong>n auch in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren fortgeführt. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> über je<strong>de</strong> Zahlung von<br />

Waltraud Lisowski schriftlich unterrichtet (Dokument-Nr.<br />

504). Ebenso wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Verkehr im ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Julius (genannt Jon<br />

ny) Cebulla, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>r Simpex<br />

GmbH, Hans-Joachim Springmann, informiert (Dokument-Nr.<br />

504-505).<br />

Heinz Altenhoff wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r Vereinigung<br />

Deutschlands wegen Steuerhinterziehung vom Landgericht<br />

Bochum verurteilt (5 StR 546/92). Das Urteil<br />

wur<strong>de</strong> vom B<strong>und</strong>esgerichtshof (BGH) im wesentlichen<br />

bestätigt. Altenhoff wur<strong>de</strong> für schuldig bef<strong>und</strong>en,<br />

von <strong>de</strong>r tatsächlichen Intention <strong>de</strong>r Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Provisionszahlungen gewußt zu haben. Die Prämienzahlungen,<br />

die er als Ausgleich für die gemin<strong>de</strong>rten<br />

Tantiemen erhalten hatte, versteuerte er nicht.<br />

Gegen Waltraud Lisowski <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

wur<strong>de</strong> ein Ermittlungsverfahren wegen Anstiftung<br />

zur Steuerhinterziehung eingeleitet.<br />

Der Untersuchungsausschuß geht davon aus, daß<br />

auch an<strong>de</strong>re sog. Parteifirmen auf gleiche Art <strong>und</strong><br />

Weise Steuern hinterzogen haben. Welche Unternehmen<br />

dies waren <strong>und</strong> wie groß <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r Steuerhinterziehung<br />

war, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht feststellen können, da die entsprechen<strong>de</strong>n Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaften noch andauern.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> verweigerte auch die wichtigste<br />

Zeugin zu diesem Thema - Waltraud Lisowski - die<br />

Aussage vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß unter Berufung<br />

auf <strong>de</strong>n § 55 StPO.<br />

VII. Geschäfte mit Hilfe von sog. Parteifirmen<br />

1. Entwicklung, Struktur <strong>und</strong> Zuordnung <strong>de</strong>r<br />

sog. Parteifirmen<br />

a) Entwicklung <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung konnte bei<br />

<strong>de</strong>r Erfüllung seiner Aufgaben, vor allem wenn es ne<br />

ben <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung auch um beson<strong>de</strong>re<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Aktivitäten wie die Beschaffung von Embargoware<br />

o<strong>de</strong>r die Umgehung von Bestimmungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls ging, auf ein umfangreiches Netz<br />

von Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren westlichen Staaten zurückgreifen,<br />

die sowohl vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

als auch zum Teil von <strong>de</strong>r SED gesteuert wur<strong>de</strong>n.<br />

Diese Unternehmen wur<strong>de</strong>n als sog. Parteifirmen<br />

o<strong>de</strong>r „Firmen ... im Eigentum <strong>de</strong>r SED" bezeichnet, so<br />

z.B. in einem <strong>Bericht</strong> von Dr. Schalck-Golodkowski an<br />

SED-Generalsekretär Erich Honecker vom 9. Dezember<br />

1988. Häufig wur<strong>de</strong> für diese Unternehmen auch<br />

<strong>de</strong>r Ausdruck „Firmen im NSW" gebraucht.<br />

Diese Unternehmen umfaßten die folgen<strong>de</strong>n drei<br />

Gruppen:<br />

- die „Simpex-Firmen", bei <strong>de</strong>nen es sich um „Parteifirmen<br />

im NSW" han<strong>de</strong>lte, die mit <strong>de</strong>r Simpex<br />

GmbH Provisionsverträge abschlossen;<br />

- die später gegrün<strong>de</strong>ten Holdinggesellschaften, die<br />

als Zwischenglie<strong>de</strong>r zur Verschleierung <strong>de</strong>s DDR-<br />

Eigentums genutzt wur<strong>de</strong>n sowie<br />

- die gemischten Gesellschaften, an <strong>de</strong>nen die DDR<br />

Anteile über Treuhän<strong>de</strong>r hielt. (Vgl. Zweiter Teilbericht,<br />

Dok. 17, S. 18 B).<br />

In <strong>de</strong>m genannten <strong>Bericht</strong> an Generalsekretär E rich<br />

Honecker gab Dr. Schalck-Golodkowski eine Bilanz<br />

<strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>r Unternehmen in <strong>de</strong>n Jahren zwischen<br />

1986 <strong>und</strong> 1988. Der umfangreiche Unternehmenskomplex<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>eserpublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren westeuropäischen Staaten umfaßte diesem<br />

<strong>Bericht</strong> zufolge nachstehen<strong>de</strong> Unternehmen:<br />

-<br />

„Parteifirmen<br />

- Chemo-Plast GmbH, Berlin<br />

- INTEMA GmbH, Essen<br />

- Fenematex B.V., Amsterdam<br />

- Wittenbecher & Co.GmbH, Essen<br />

- Wittenbecher & Co.HGmbH, Berlin<br />

- EMA Industrieanlagen HGmbH, Essen<br />

- noha HGmbH, Bochum<br />

- DHG, West-Ost mbH, Berlin<br />

- Melcher GmbH, Elmshorn<br />

- Mebama B.V., Hellevoetsluis<br />

- WERUS GmbH, Solingen<br />

- Friam B.V., Haarlem<br />

- R. Ihle GmbH, Hamburg<br />

- Trans-Ver-Service GmbH, Essen<br />

- INWACO GmbH, Hamburg<br />

Unternehmen im Besitz <strong>de</strong>r Partei (Holding)<br />

- Anstalt Hanseatic, Vaduz<br />

- Anstalt Infino, Vaduz<br />

- Etablissement Monument, Vaduz<br />

- Refinco Establishment, Vaduz<br />

- Anstalt Unisped, Vaduz<br />

- Anstalt Polyindustrie, Vaduz<br />

- Anstalt Befimo, Vaduz<br />

- Anstalt Monvey, Vaduz<br />

- Hippokrates-Anstalt, Vaduz<br />

- Rexim S.A., Lugano<br />

- Delhi Corp. N.V., Curacao<br />

- Re<strong>de</strong>l N.V., Haarlem<br />

- Interholding B.V., Haarlem


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

- DIM B.V., Haarlem<br />

- Walbouw B.V., Haarlem<br />

Gemischte Gesellschaften<br />

- EUMIT SPA, Turin<br />

- Euro-Union-Metal S.A., Brüssel<br />

- Charlemetal S.A., Brüssel<br />

- TRAFER S.A., Brüssel<br />

- Euro-Union-Metal France S.A., Pa ris<br />

- Imog B.V., Rotterdam"<br />

Wie das B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz in einem<br />

<strong>Bericht</strong> vom Dezember 1989 feststellte, wur<strong>de</strong>n mit<br />

Hilfe dieser Unternehmen vor allem folgen<strong>de</strong> Ziele<br />

verfolgt:<br />

„- die Erschließung <strong>de</strong>s Zugangs zu Devisen, wobei<br />

die SED/DDR Bestimmungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls <strong>und</strong> <strong>de</strong>r dabei gelten<strong>de</strong>n Steuergesetze<br />

ausnutzte o<strong>de</strong>r sie umging;<br />

- die Beschaffung von Gütern, gelegentlich auch<br />

von Embargowaren, die die DDR-Wirtschaft dringend<br />

benötigte, sowie die Versorgung von SED-<br />

Funktionären mit westlichen Luxusgütern;<br />

- die Erwirtschaftung von Firmengewinnen, aus<br />

<strong>de</strong>nen ein Teil <strong>de</strong>r jährlich etwa 70 Mio. DM ... aufgebracht<br />

wur<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>nen die SED die DKP aushielt.<br />

" (Dokument-Nr. 506)<br />

Die „Parteifirmen" hatten ihren Ursprung in Personengesellschaften,<br />

die von Funktionären <strong>de</strong>r KPD<br />

bzw. <strong>de</strong>r DKP o<strong>de</strong>r diesen Parteien nahestehen<strong>de</strong>n<br />

Personen geleitet wor<strong>de</strong>n waren. So wur<strong>de</strong> bereits im<br />

Jahr 1949 die Deutsche Han<strong>de</strong>lsgesellschaft West-Ost<br />

mbH & Co KG (DHG West-Ost) von SED <strong>und</strong> KPD gemeinsam<br />

gegrün<strong>de</strong>t. Auch die Nolte KG (später noha<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH) wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n 50er Jahren<br />

durch <strong>de</strong>n KPD-Funktionär Fritz Nolte auf Betreiben<br />

<strong>de</strong>s Freien Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es (FDGB)<br />

gegrün<strong>de</strong>t (Dokument-Nr. 507). Ein wesentliches Geschäftsfeld<br />

war <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l mit Partnern in <strong>de</strong>r damaligen<br />

sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. nach<br />

1949 mit Partnern in <strong>de</strong>r DDR. Koordiniert <strong>und</strong> betreut<br />

wur<strong>de</strong>n die späteren „Simpex-Firmen" anfangs allein<br />

durch die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED unter<br />

<strong>de</strong>r Leitung von Josef Steidl.<br />

Die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED behielt unter<br />

<strong>de</strong>r Leitung von Josef Steidl bis Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre<br />

sowohl die politische als auch die ökonomische Führung<br />

in <strong>de</strong>r Hand, obwohl Schalck-Golodkowski zumin<strong>de</strong>st<br />

seit Mitte <strong>de</strong>r 60er Jahre in zunehmen<strong>de</strong>m<br />

Maße über die „Firmen im NSW" Devisen für die Partei<br />

erwirtschaftete (Dokument-Nr. 508). Dies schlug<br />

sich bereits 1965 in einem Brief von Schalck-Golodkowski<br />

an Hermann Matern, Politbüro-Mitglied <strong>und</strong><br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zentralen Parteikontrollkommission<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, nie<strong>de</strong>r, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r spätere Leiter <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung über Abführungen<br />

einzelner „Parteifirmen" berichtete. (Vgl.<br />

Zweiter Teilbericht, Dokument-Nr. 2)<br />

Die enge Anbindung <strong>de</strong>r „NSW-Firmen" an die Abteilung<br />

Verkehr war jedoch ökonomisch unproduktiv.<br />

Die wirtschaftliche Führung <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen entsprach<br />

nicht <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen einer erfolgreichen<br />

Tätigkeit in einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Die<br />

SED hatte ebenfalls nicht das entsprechen<strong>de</strong> Knowhow,<br />

um nachhaltige An<strong>de</strong>rungen herbeizuführen.<br />

Darüber hinaus bestan<strong>de</strong>n eine Reihe weiterer<br />

Schwierigkeiten:<br />

- Die Geschäftsführer <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland engagierten sich politisch<br />

zu stark. Dadurch wur<strong>de</strong>n die Unternehmen immer<br />

wie<strong>de</strong>r in Verbindung mit <strong>de</strong>r DKP <strong>und</strong> <strong>de</strong>r SED<br />

gebracht (Dokument-Nr. 509).<br />

- Durch mangeln<strong>de</strong> Kontrolle im SED-Parteiapparat<br />

kam es zu Veruntreuungen von Firmengel<strong>de</strong>rn durch<br />

die Geschäftsführer (Dokument-Nr. 508 <strong>und</strong> 510).<br />

- Nach <strong>de</strong>m Militärregierungsgesetz (MRG) Nr. 53<br />

war es <strong>de</strong>r DDR untersagt, im B<strong>und</strong>esgebiet <strong>und</strong> in<br />

Berlin (West) wirtschaftliche Tätigkeiten zu entfalten<br />

o<strong>de</strong>r Eigentum an Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>n zu erwerben. Um<br />

weiterhin im Ost-West-Geschäft tätig sein zu können,<br />

waren Umgestaltungen <strong>de</strong>r Gesellschaftsverhältnisse<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, damit die SED (bzw. die DDR) nicht mehr<br />

als Eigentümerin <strong>de</strong>r Unternehmen in Erscheinung<br />

trat <strong>und</strong> das Firmenvermögen gesichert wer<strong>de</strong>n<br />

konnte.<br />

Um trotz <strong>de</strong>r Verschleierung <strong>de</strong>s Bezugs zur DDR <strong>de</strong>n<br />

Einfluß in <strong>de</strong>n Unternehmen aufrecht zu erhalten,<br />

wur<strong>de</strong>n ausgesuchte kommunistische Funktionäre<br />

als Strohmänner eingesetzt. Das Kapital kam aus<br />

DDR-Quellen, die Unternehmensanteile mußten über<br />

ein Treuhandverhältnis an die DDR bzw. <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung abgetreten wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Verwaltungs- <strong>und</strong> Aufsichtsräte sowie die Vorstän<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> Geschäftsführer wur<strong>de</strong>n - gelegentlich zwischen<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen ausgetauscht; allerdings war die<br />

Kontinuität <strong>de</strong>r Anleitung aus <strong>de</strong>r DDR auch bei diesem<br />

„Rotationsprinzip" gewährleistet. Durch die Zwi-<br />

schenschaltung von ausländischen Holdings, insbe<br />

son<strong>de</strong>re mit Sitz in Liechtenstein, wur<strong>de</strong> neben <strong>de</strong>r<br />

Verschleierung <strong>de</strong>s tatsächlichen Eigentümers zusätzlich<br />

erreicht, daß Gewinntransfers im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

auf die Gesellschafter entfallen<strong>de</strong>n Gewinnanteile<br />

o<strong>de</strong>r Kapitalbewegungen legal <strong>und</strong> ohne Berührung<br />

<strong>de</strong>r Bestimmungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls abgewickelt<br />

wer<strong>de</strong>n konnten (Dokument-Nr. 511). Nach<br />

Schätzungen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz<br />

aus <strong>de</strong>m Jahre 1983 betrugen die Gewinne <strong>de</strong>r von<br />

<strong>de</strong>r DDR gesteuerten Unternehmen min<strong>de</strong>stens<br />

200 Mio. DM pro Jahr (Dokument-Nr. 511).<br />

Solange natürliche Personen das Firmenkapital für<br />

die DDR hielten, kam es zu Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r<br />

Rechtsnachfolge, sobald ein Gesellschafter verstarb,<br />

da die jeweiligen Erben ihr Eigentum an <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

geltend machen konnten.<br />

Im Jahre 1973 wur<strong>de</strong> auf Weisung von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski die Simpex Büro für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Beratung<br />

GmbH, Berlin, gegrün<strong>de</strong>t. Sie wur<strong>de</strong> von Hans-<br />

Joachim Springmann geleitet, einem SED-Funktionär,<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r ZK Abteilung Verkehr als Geschäftsführer<br />

eingesetzt wur<strong>de</strong>. Die Simpex hatte die<br />

Aufgabe, <strong>de</strong>n gesteuerten Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Provisionen für die zu erledigen<strong>de</strong><br />

„Vermittlungstätigkeit" zu berechnen, z. B.<br />

bei Einholung von behördlichen Genehmigungen


o<strong>de</strong>r Besorgung von Frachtraum. Durch diese Tätigkeit<br />

erhielt die SED jährlich zusätzlich 60 Mio. DM.<br />

Die Gründung <strong>de</strong>r Simpex hatte zur Konsequenz, daß<br />

die bis dahin dominieren<strong>de</strong> Rolle <strong>de</strong>r ZK Abteilung<br />

Verkehr in <strong>de</strong>r Anleitung <strong>de</strong>r „Parteifirmen" beschnitten<br />

wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> die Abteilung Firmen im Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung zunehmend an Einfluß gewann.<br />

Um <strong>de</strong>n Kompetenzverlust für <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r<br />

ZK Abteilung Verkehr, Josef Steidl, nicht zu offensichtlich<br />

zu machen, wur<strong>de</strong> die Simpex als neue Organisation<br />

zwischen <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung eingerichtet.<br />

In <strong>de</strong>n Jahren 1976/1977 setzte ein umfassen<strong>de</strong>r Prozeß<br />

<strong>de</strong>r „Neuordnung" <strong>de</strong>r von Simpex betreuten Unternehmen<br />

ein. Im Zusammenhang mit einem entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Schreiben von Politbüromitglied Dr.<br />

Günter Mittag an SED-Generalsekretär E rich Honekker<br />

vom 10. Dezember 1975 hat die Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Firmen im Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

Waltraud Lisowski, vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 23. Mai 1991 zusätzlich<br />

erläutert: „Anlaß <strong>de</strong>r Neuordnung im Bereich dieser<br />

Firmengruppen waren wirtschaftliche Probleme<br />

bei <strong>de</strong>m Unternehmen Interna GmbH in Essen ... Weil<br />

die Interna konkursverdächtig war, wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung ein Gr<strong>und</strong>satzpapier<br />

erarbeitet, in <strong>de</strong>m Sanierungs- <strong>und</strong> Organisationsvorschläge<br />

gemacht wur<strong>de</strong>n. Aufgr<strong>und</strong> dieses Papiers<br />

kam es zu einer Festlegung <strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong> Parteiführung".<br />

Veranlaßt durch das genannte Schreiben Dr. Mittags<br />

wur<strong>de</strong>n ab 1976 natürliche Personen durch zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>, juristische<br />

Personen ausgetauscht. „Durch das Einschalten<br />

juristischer Personen, die <strong>de</strong>m Bereich unmittelbar<br />

gehörten, wur<strong>de</strong> die Gewinnabführung ein<strong>de</strong>utig zugunsten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs geregelt", hat Waltraud Lisowski<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin am 23. Mai 1991 weiter erklärt. Weiterhin<br />

wur<strong>de</strong>n Holdings, vorwiegend in Liechtenstein <strong>und</strong> in<br />

<strong>de</strong>r Schweiz, gegrün<strong>de</strong>t. Die Inhaberpapiere dieser<br />

Holdings, die die Gesellschaftsanteile auswiesen, lagen<br />

nach Aussage Waltraud Lisowskis beim Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung. Dadurch, daß die sog.<br />

Parteifirmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland über<br />

Liechtensteiner <strong>und</strong> Schweizer Holdings gehalten<br />

wur<strong>de</strong>n, sollte die Zuordnung dieser Unternehmen<br />

zur DDR verschleiert <strong>und</strong> damit die Sicherung <strong>de</strong>r Besitzverhältnisse<br />

garantiert wer<strong>de</strong>n. „Von Anfang an<br />

war es das Ziel <strong>und</strong> auch <strong>de</strong>r Auftrag von Schalck-Golodkowski,<br />

die Gesellschaftsanteile an diesen Unternehmen<br />

so zu erwerben, daß sie für die DDR gesichert<br />

waren" , hat Waltraud Lisowski vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 23. Mai 1991<br />

berichtet.<br />

An die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Eigentumsverhältnisse schloß<br />

sich ein Prozeß <strong>de</strong>s Zurückdrängens <strong>de</strong>r Bindung <strong>de</strong>r<br />

sog. Parteifirmen an die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK<br />

<strong>de</strong>r SED an. In einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für<br />

Verfassungsschutz wur<strong>de</strong> 1976 dieser Prozeß als<br />

„Verlagerung <strong>de</strong>r Zuständigkeit <strong>de</strong>r parteieigenen<br />

Firmen von Jupp Steidl, ZK <strong>de</strong>r SED, zu Schalck-Golodkowski,<br />

MAH" bezeichnet (Dokument-Nr. 512).<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Im zeitlichen Zusammenhang mit dieser Entwicklung<br />

stand, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>de</strong>m Politbüro-Mitglied <strong>und</strong> ZK-Sekretär für Wi rt<br />

-schaft, Dr. Günter Mittag, unmittelbar unterstellt wur<strong>de</strong>.<br />

In einer internen Ordnung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, die Dr. Schalck-Golodkowski<br />

am 10. März 1977 Dr. Mittag mit <strong>de</strong>r Bitte um Zustimmung<br />

übermittelte, heißt es <strong>de</strong>mentsprechend, daß<br />

Dr. Schalck-Golodkowski „für die einheitliche Leitung<br />

<strong>und</strong> Koordinierung ... <strong>de</strong>r ökonomischen Beziehungen<br />

<strong>de</strong>r DDR zu <strong>de</strong>n Parteibetrieben in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> in Portugal" verantwortlich<br />

sei. Dadurch wur<strong>de</strong> zumin<strong>de</strong>st die ökonomische<br />

Anleitung <strong>de</strong>r Unternehmen ein<strong>de</strong>utig auf <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung übertragen.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

lag die unmittelbare Führung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r<br />

„Parteifirmen" bei Waltraud Lisowski als Leiterin <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Firmen. Waltraud Lisowski war Dr.<br />

Schalck-Golodkowski direkt unterstellt, arbeitete<br />

aber auch eng mit Hans-Joachim Springmann, <strong>de</strong>m<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Simpex, zusammen, <strong>de</strong>r über seine<br />

Anbindung an die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

SED für die politische <strong>und</strong> „ka<strong>de</strong>rmäßige" Führung<br />

<strong>de</strong>r sog. Parteifirmen verantwortlich war (Dokument-<br />

Nr. 507 <strong>und</strong> 513).<br />

Um seine Entscheidungen <strong>und</strong> Interessen besser<br />

durchsetzen zu können, wur<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>n 80er Jahren ein<br />

weiterer Geschäftsführer in <strong>de</strong>r Simpex GmbH, Klaus<br />

Wendtland, <strong>de</strong>r als IM „Günther" mit <strong>de</strong>r AG BKK zusammenarbeitete,<br />

<strong>und</strong> ein weiterer leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter,<br />

Peter Nothnagel, eingesetzt (156. Sitzung, Protokoll<br />

S. 16-20, 46, 47). Dennoch hatte offenbar die<br />

Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED weiterhin entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Einfluß auf die Besetzung <strong>de</strong>r wichtigsten<br />

Funktionen in <strong>de</strong>n Unternehmen <strong>und</strong> dadurch<br />

automatisch Einfluß auf <strong>de</strong>ren Arbeitsweise. Das be<strong>de</strong>utete<br />

praktisch, daß die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK<br />

<strong>de</strong>r SED weiterhin sowohl die politische als auch die<br />

ökonomische Leitung hatte (Dokument-Nr. 509).<br />

Die traditionell gewachsene, starke Verbindung zwischen<br />

<strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr <strong>de</strong>r SED unter Josef<br />

Steidl, <strong>de</strong>r DKP sowie <strong>de</strong>n „Parteifirmen" erwies sich<br />

zunehmend auch als Hin<strong>de</strong>rnis für die Handlungsmöglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Tarnung.<br />

In einem <strong>Bericht</strong> über die Entwicklung zur Anleitung<br />

<strong>de</strong>r sog. Parteifirmen vom 5. Juli 1983, verfaßt von IM<br />

„Klaus", heißt es: „Mehrere Veröffentlichungen in<br />

<strong>de</strong>n letzten Jahren beweisen, daß <strong>de</strong>r bürgerliche<br />

Staat die Parteifirmen <strong>und</strong> ihre Verbindungen zur<br />

DDR immer im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r DKP sieht.<br />

Diese Veröffentlichungen führen zur Gefährdung <strong>de</strong>r<br />

internationalistischen Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>r<br />

SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DKP. Diese Probleme lassen sich gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nur so lösen, daß die Unternehmen nach kapitalistischen<br />

Prinzipien unter Wahrung <strong>de</strong>s DDR-Gesellschaftervermögens<br />

über das Unternehmen Simpex<br />

o<strong>de</strong>r ein neu zu grün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Unternehmen <strong>de</strong>m<br />

Bereich Koko direkt angeglie<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n." (Dokument-Nr.<br />

509)<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wur<strong>de</strong> im Jahr 1983 <strong>de</strong>r Versuch<br />

unternommen, die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

SED bei <strong>de</strong>r Anleitung <strong>de</strong>r „Parteifirmen" auszu-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

schalten. Außer<strong>de</strong>m sollte sie keinen direkten Zugriff<br />

mehr auf die Devisen haben, die mit Hilfe <strong>de</strong>r „Parteifirmen"<br />

erwirtschaftet wur<strong>de</strong>n. Damit sollte <strong>de</strong>r<br />

Eindruck erweckt wer<strong>de</strong>n, die „Parteifirmen" wür<strong>de</strong>n<br />

nun selbständig agieren. Dies wur<strong>de</strong> durch die<br />

Einrichtung eines neuen Abrechnungsmodus zum<br />

Ausdruck gebracht. Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Dokumenten entschied Politbüro-Mitglied<br />

Dr. Mittag, daß die Überweisungen<br />

auf das Konto Nr. 0614, das von <strong>de</strong>r Simpex im Auftrag<br />

<strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr eingerichtet wor<strong>de</strong>n<br />

war, eingestellt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> statt <strong>de</strong>ssen an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehen sollten.<br />

Von diesem Zeitpunkt an erfolgten Kontozugänge<br />

auf das Konto Nr. 0614 nur noch durch anteilige Tantiemen<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>und</strong> durch Zinsen (Dokument-Nr.<br />

514).<br />

Für die Provisionen <strong>und</strong> Erträge, die durch die „Parteifirmen"<br />

erwirtschaftet wur<strong>de</strong>n, richtete <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung das Konto 830 Metropol,<br />

ein Nummernkonto bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank,<br />

ein, für das die Abteilung Verkehr nicht verfügungsberechtigt<br />

war (Dokument-Nr. 509). Damit wur<strong>de</strong> erreicht,<br />

daß sämtliche Geldaktivitäten nur noch über<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung liefen.<br />

Nach einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r AG BKK war geplant, daß die<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r „Parteifirmen" keine Weisungen<br />

<strong>und</strong> Aufgaben mehr durch die ZK-Abteilung Verkehr<br />

entgegennehmen sollten; Personalentscheidungen<br />

sollten zukünftig ebenfalls allein durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung wahrgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Anordnungen waren nicht mit Josef Steidl<br />

<strong>und</strong> Hans-Joachim Springmann abgestimmt. Als<br />

Steidl <strong>und</strong> Springmann von <strong>de</strong>n Beschlüssen in<br />

Kenntnis gesetzt wur<strong>de</strong>n, kam es zumin<strong>de</strong>st zu einem<br />

Gespräch mit <strong>de</strong>m Politbüro-Mitglied Dr. Günter Mittag,<br />

möglicherweise auch zu einem mit Generalsekretär<br />

Erich Honecker. Dabei wur<strong>de</strong>n die kurz zuvor getroffenen<br />

Entscheidungen dahingehend geän<strong>de</strong>rt,<br />

daß die Entscheidungen für die Besetzung <strong>de</strong>r wichtigsten<br />

Funktionen in <strong>de</strong>n Unternehmen nach wie vor<br />

durch die ZK-Abteilung Verkehr in Abstimmung mit<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung getroffen<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. Damit lag das Vorschlagsrecht bei <strong>de</strong>r<br />

Berufung von Geschäftsführern bei Steidl, die Entscheidung<br />

sollte Dr. Schalck-Golodkowski treffen<br />

(Dokument-Nr. 509).<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

am 20. Januar 1994 berichtet, daß ab<br />

1983 eine Vergabe von wichtigen Positionen in <strong>de</strong>n<br />

„Parteifirmen" nicht mehr möglich gewesen sei, ohne<br />

daß er mit <strong>de</strong>m Kandidaten einverstan<strong>de</strong>n war. Dies<br />

haben auch weitere Darstellungen in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Dokumenten bestätigt.<br />

Gleichwohl blieben jedoch Kontakte <strong>de</strong>r ZK-Abteilung<br />

Verkehr zu <strong>de</strong>n Geschäftsführern, bis hin zu<br />

Schulungsmaßnahmen, auch weiter bestehen (Dokument-Nr.<br />

515). Obwohl <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

im Laufe <strong>de</strong>r 80er Jahre offensichtlich zunehmend<br />

mehr Kompetenzen im Hinblick auf die sog.<br />

Parteifirmen erhielt, mußte er weiterhin <strong>de</strong>m ZK <strong>de</strong>r<br />

SED, <strong>und</strong> zwar <strong>de</strong>r Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong><br />

Parteibetriebe, <strong>Bericht</strong> erstatten <strong>und</strong> Abrechnungen<br />

vorlegen. In <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen es um die Verwal<br />

tung <strong>de</strong>r Vermögen durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung ging, blieben bis En<strong>de</strong> 1989 das ZK <strong>de</strong>r<br />

SED, genauer die Abteilung Verkehr sowie die Abteilung<br />

Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetriebe, Auftraggeber<br />

(Dokument-Nr. 508).<br />

b) Konstruktion <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen über Anstalten<br />

bzw. Holdings<br />

„Parteifirmen" in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

Hauptsächliche Aufgaben <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung unter <strong>de</strong>r Leiterin<br />

<strong>de</strong>r Abteilung „Firmen im NSW" , Waltraud Lisowski,<br />

war die Erwirtschaftung von Devisen. Dabei<br />

sollte <strong>de</strong>r wahre Eigentümer <strong>de</strong>r „Parteifirmen" nicht<br />

erkennbar sein, damit <strong>de</strong>r Zweck <strong>de</strong>r Devisenbeschaffung<br />

für die DDR - jenseits <strong>de</strong>r offiziellen Verschuldung,<br />

<strong>de</strong>s offiziellen inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Inanspruchnahme <strong>de</strong>s „Swing" - nicht nachvollziehbar<br />

wur<strong>de</strong>. Außer<strong>de</strong>m herrschte in <strong>de</strong>r DDR<br />

die Furcht, daß bei erkennbarem DDR-Eigentum an<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren westlichen Staaten „<strong>de</strong>ren Geschäftstätigkeit<br />

... Grenzen gesetzt" wer<strong>de</strong>n könnten. (Vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-<br />

Nr. 22, hier S. 244)<br />

Bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>r Eigentumsform für sog. abge<strong>de</strong>ckte<br />

bzw. gesteuerte Unternehmen sollten neben steuerlichen<br />

<strong>und</strong> Gewinnaspekten auch „operative" Faktoren<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n. (Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 22, hier S. 249)<br />

Für „Parteifirmen" wur<strong>de</strong>n mehrere Konstruktionsvarianten<br />

verwen<strong>de</strong>t, wobei soweit möglich auf bestehen<strong>de</strong><br />

Verbindungen <strong>und</strong> - -Vertrauenspersonen<br />

zurückgegriffen<br />

wur<strong>de</strong>. In seiner 1970 zusammen mit<br />

<strong>de</strong>m Offizier <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit,<br />

Heinz Volpert, verfaßten Dissertation machte Schalck-<br />

G olodkowski dazu eine Reihe von Vorschlägen.<br />

Im einzelnen nannte er zunächst die Gründung von<br />

DDR-eigenen ,,abge<strong>de</strong>ckte[n] Han<strong>de</strong>lsfirmen, die auf<br />

lange Sicht auf <strong>de</strong>m internationalen Markt wirksam<br />

sind bzw. abge<strong>de</strong>ckte Beteiligung in führen<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lshäusern".<br />

Mit <strong>de</strong>m Begriff „abge<strong>de</strong>ckt" war gemeint,<br />

daß <strong>de</strong>r Bezug zur DDR nicht erkennbar sein<br />

sollte.<br />

Weitere Vorschläge lauteten:<br />

„Abge<strong>de</strong>ckter Kauf bzw. Beteiligung an lukrativen<br />

Produktionsfirmen im kapitalistischen Ausland;<br />

Gründung von abge<strong>de</strong>ckten DDR-eigenen Han<strong>de</strong>lsfirmen,<br />

die unter Einsatz von wenig Gr<strong>und</strong>kapital<br />

speziell für risikoreiche Geschäfte eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n;<br />

Briefkastenfirmen - die ausschließlich zur Ab<strong>de</strong>kkung<br />

risikoreicher Geschäfte <strong>und</strong> Son<strong>de</strong>roperationen<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n" .<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, hier S. 244-247)<br />

Was Dr. Schalck-Golodkowski in seiner Dissertation<br />

für „zweckmäßig" hielt, fand in <strong>de</strong>n Aktivitäten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung seinen Nie<strong>de</strong>rschlag.


Insbeson<strong>de</strong>re die ersten drei Punkte <strong>de</strong>s Vorschlags<br />

dienten <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung von Han<strong>de</strong>lsverbindungen,<br />

<strong>de</strong>r Exportför<strong>de</strong>rung in Ergänzung zu <strong>de</strong>n Gemischten<br />

Gesellschaften <strong>de</strong>r DDR im Ausland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abwicklung<br />

eventuell mit Verlusten verb<strong>und</strong>ener Geschäfte,<br />

bei <strong>de</strong>inen ein Belug zur DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Finanzsituation<br />

nicht herstellbar sein sollte (Schein<strong>und</strong><br />

Tarnfirmen).<br />

Briefkastenfirmen wur<strong>de</strong>n nach Bedarf über Vertrauenspersonen<br />

kurzfristig ins Leben gerufen, mit geringem<br />

Gründungskapital ausgestattet bzw. als bestehen<strong>de</strong><br />

Firmenmäntel erworben <strong>und</strong> die Leitungsgremien<br />

mit Strohmännern besetzt.<br />

Bei indirekten Gründungen wur<strong>de</strong> zunächst die Gründung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens im Ausland durch eine Vertrauensperson<br />

vorgenommen. Diese Vertrauensperson<br />

mußte gegenüber <strong>de</strong>m Gründungsnotar erklären,<br />

daß sie im Auftrag Dritter handle <strong>und</strong> das Gründungskapital<br />

treuhän<strong>de</strong>risch verwalte. Als Eigentümer trat<br />

ein Bewohner <strong>de</strong>r DDR o<strong>de</strong>r eine aus <strong>de</strong>r DDR kontrollierte<br />

natürliche Person auf. Diese Person mußte nach<br />

abgeschlossener Gründung <strong>und</strong> Eintragung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

vor einem weiteren Notar (in <strong>de</strong>r DDR<br />

o<strong>de</strong>r einem neutralen Land wie Schweiz, Finnland<br />

o<strong>de</strong>r Schwe<strong>de</strong>n) eine Erklärung abgeben, daß das<br />

Gründungskapital Eigentum eines DDR-Unternehmens<br />

o<strong>de</strong>r einer DDR-Bank sei. An dieser Stelle trat in<br />

<strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

o<strong>de</strong>r eines seiner Unternehmen in <strong>de</strong>r DDR auf. Mit<br />

Hilfe dieser Konstruktion sollte über mehrere Etappen<br />

verschleiert wer<strong>de</strong>n, daß die DDR <strong>de</strong>r Kapitaleigner<br />

war. Eine an<strong>de</strong>re Form indirekter Gründungen war<br />

die Zwischenschaltung eines Treuhän<strong>de</strong>rs in Form eines<br />

DDR-eigenen Immobilienunternehmens im Ausland,<br />

das Unternehmensbeteiligungen <strong>und</strong> Gründungen<br />

übernahm. Dabei han<strong>de</strong>lte es sich insbeson<strong>de</strong>re<br />

um Anstalten in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> in Liechtenstein.<br />

Die im Rahmen <strong>de</strong>r Unternehmenskonstruktionen<br />

notwendigen Kapitalbewegungen fan<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m<br />

in <strong>de</strong>r Dissertation von Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Vol<br />

pert vorgestellten Mo<strong>de</strong>ll über langansässige, private<br />

„NSW-Banken" mit mittlerem Bilanzvolumen statt,<br />

mit <strong>de</strong>nen über Nummernkonten <strong>und</strong> Deckadressen<br />

gearbeitet, aber auch persönlicher Kontakt aufgebaut<br />

wur<strong>de</strong>. Der persönliche Kontakt diente beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r<br />

Einschätzung <strong>de</strong>r Zuverlässigkeit <strong>de</strong>s Partners <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Gewinnung für „spezielle Geld- <strong>und</strong> Finanztransaktionen"<br />

. Wegen <strong>de</strong>s beson<strong>de</strong>ren Vertrauensverhältnisses<br />

zu <strong>de</strong>n Partnerbanken wur<strong>de</strong> eine Beteiligung<br />

<strong>de</strong>r DDR o<strong>de</strong>r eine Übernahme durch die DDR in<br />

Betracht gezogen (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 22, hier S. 248).<br />

Für die abge<strong>de</strong>ckten Unternehmen wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bevorzugt die Eigentumsformen<br />

<strong>de</strong>r GmbH & Co. KG, <strong>de</strong>r Kommanditgesellschaft<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Aktiengesellschaft gewählt (vgl.<br />

Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

22, hier S. 249-251).<br />

In <strong>de</strong>r Konstruktion <strong>de</strong>r Kommanditgesellschaft wur<strong>de</strong>n<br />

zunächst neben <strong>de</strong>m geschäftsführen<strong>de</strong>n Komplementär<br />

oft Familienangehörige als Kommanditisten<br />

<strong>und</strong> als stille Teilhaber eingesetzt. Später wur<strong>de</strong>n<br />

als Kapitalgeber die in Liechtenstein gegrün<strong>de</strong>ten<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Anstalten eingesetzt. Dadurch konnten zusätzliche<br />

Vorteile bei <strong>de</strong>r Gewinnbesteuerung in Anspruch genommen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Rechtsform <strong>de</strong>r GmbH & Co. KG führte die<br />

GmbH mit geringem Kapitaleinsatz die Geschäfte.<br />

Das Kapital wur<strong>de</strong> weitgehend durch die Kommanditisten<br />

eingebracht. Ziel dieser Konstruktion war, die<br />

Haftungsverpflichtung durch <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r GmbH<br />

als Komplementär zu minimieren.<br />

Als Aktiengesellschaft wur<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs Produktionsunternehmen<br />

geführt. Durch die Konzentration<br />

<strong>de</strong>r Aktien wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einfluß auf die Geschäftsführung<br />

<strong>und</strong> die Personalauswahl gesichert.<br />

Liechtensteinische Anstalten/ Holdings<br />

Nach <strong>de</strong>r Umstrukturierung <strong>de</strong>r „Parteifirmen" <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ren Anleitung durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong>n verstärkt Anstalten mit Sitz in<br />

Liechtenstein zur Steuerung benutzt. Die Anstalten<br />

traten gegenüber <strong>de</strong>n „Parteifirmen" als Anteilseigner<br />

auf, waren in dieser Funktion jedoch Treuhän<strong>de</strong>r<br />

für die DDR. So blieb <strong>de</strong>r wahre Eigentümer im Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> mußte sich gegenüber <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

nicht offenbaren.<br />

Wie Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. Volpert in ihrer<br />

1970 verfaßten Dissertation vorschlugen, wur<strong>de</strong>n Anstalten<br />

in <strong>de</strong>r Schweiz bzw. Liechtenstein als anonyme<br />

Gesellschaften mit dreiköpfigem Verwaltungsrat,<br />

davon min<strong>de</strong>stens zwei Schweizer Bürger, gebil<strong>de</strong>t.<br />

Die Gesellschaften wur<strong>de</strong>n steuerlich begünstigt,<br />

wenn sie in bestimmten Kantonen ihren Sitz hatten,<br />

aber ihre Tätigkeit vorwiegend im Ausland durch-<br />

-<br />

führten. Nach <strong>de</strong>r Gründung wur<strong>de</strong>n die Aktien dieser<br />

Gesellschaften von DDR-Vertrauenspersonen bis<br />

zu 97 % übernommen <strong>und</strong> bei einem Notar o<strong>de</strong>r einer<br />

Partnerbank in <strong>de</strong>r Schweiz hinterlegt, so bei <strong>de</strong>r<br />

Bank Hugo Kahn bzw. später bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Effekten, Zürich. Bei Aufsichtsrats- o<strong>de</strong>r Aktionärsversammlungen<br />

war somit insbeson<strong>de</strong>re bei Fragen<br />

<strong>de</strong>r Geschäftspolitik die Stimmenmehrheit zugunsten<br />

<strong>de</strong>r DDR gewährleistet.<br />

Als Alternative zu kompletten Neugründungen wur<strong>de</strong><br />

auch <strong>de</strong>r Aufkauf bestehen<strong>de</strong>r Firmenmäntel in<br />

Betracht gezogen, was einen geringeren Kapitaleinsatz<br />

erfor<strong>de</strong>rte <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Zugriff auf bereits vorhan<strong>de</strong>nes<br />

Personal <strong>und</strong> bestehen<strong>de</strong> Geschäftsverbindungen<br />

ermöglichte. (Zur Unternehmensform <strong>de</strong>r „Anstalt"<br />

nach Liechtensteinischem Recht vgl. Zweiter<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3920, S. 11 <strong>und</strong> 12)<br />

Konzipiert wur<strong>de</strong> diese Konstruktion von <strong>de</strong>m<br />

Schweizer Bankier Max Moser in Zusammenarbeit<br />

mit Waltraud Lisowski. Max Moser war - zunächst bei<br />

<strong>de</strong>r Bank Hugo Kahn <strong>und</strong> später bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Effekten, Zü rich - Vertrauensbankier <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung (Dokument-Nr.<br />

516). Um eine möglichst weitgehen<strong>de</strong> Verschleierung<br />

<strong>de</strong>r Eigentumsverhältnisse zu erreichen, wur<strong>de</strong>n die<br />

Geschäfte <strong>de</strong>r Anstalten über Konten bei <strong>de</strong>r Züricher<br />

Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten geführt. Die Geschäftsführungskonten<br />

wur<strong>de</strong>n von Moser betreut, ebenso<br />

die daraus gespeisten Vermögensverwaltungskonten<br />

<strong>und</strong> die Depots, in <strong>de</strong>nen die Anteilszertifikate für die


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

liechtensteinischen Anstalten lagerten (Dokument-<br />

Nr. 517).<br />

Da sich <strong>de</strong>r Postweg als zu riskant <strong>und</strong> zu langsam erwies,<br />

wur<strong>de</strong> die Korrespon<strong>de</strong>nz von Waltraud Lisowski<br />

an die in Berlin (West) ansässige Scheurmann<br />

Bank gegeben, die wie<strong>de</strong>rum die Korrespon<strong>de</strong>nz an<br />

die Züricher Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten, dort an<br />

Max Moser, weiterleitete. Ebenso hinterlegte Moser<br />

seine Mitteilungen bei <strong>de</strong>r Scheurmann Bank, von wo<br />

sie von einem Fahrer <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

regelmäßig abgeholt wur<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

518).<br />

Als Eigentümer <strong>de</strong>r von Max Moser verwalteten Konten<br />

bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Scheurmann Bank trat die Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa auf. Bei<br />

<strong>de</strong>r Scheurmann Bank wur<strong>de</strong>n mehrere Konten <strong>de</strong>r<br />

Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa geführt, darunter eines (184 743 01<br />

„Separat-Konto"), für das seit Dezember 1982 Max<br />

Moser Handlungsbevollmächtigter war. Daneben bestan<strong>de</strong>n<br />

von 1980 bis April 1990 ein weiteres Konto<br />

mit häufigen Umsätzen <strong>und</strong> von August 1989 bis Ap ril<br />

1990 ein Festgeldkonto über 1,5 Mio. DM sowie ein<br />

Guthaben in laufen<strong>de</strong>r Rechnung von ca. 500.000<br />

DM. Die Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa, die im April 1980 gegrün<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>, war <strong>de</strong>r sonst im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

für diese Konstruktionen zuständigen<br />

Waltraud Lisowski bis Februar 1990 angeblich nicht<br />

bekannt.<br />

Die Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa besaß außer<strong>de</strong>m bei <strong>de</strong>r Bank<br />

für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten, Zü rich, das Konto 12 33 32<br />

„Alexan<strong>de</strong>r" . Dieses wur<strong>de</strong> nach Angaben Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis im Oktober 1989 in „Septo"<br />

umgewan<strong>de</strong>lt <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>m Kennwort „Meta" ergänzt.<br />

Für dieses Konto „Alexan<strong>de</strong>r" waren zeichnungsberechtigt:<br />

Max Moser, Manfred Sei<strong>de</strong>l, Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Ehefrau Sigrid.<br />

Im Briefverkehr mit Max Moser erschien ein „Herr<br />

Alexan<strong>de</strong>r" aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

im Zusammenhang mit Geschäftsvorgängen<br />

<strong>de</strong>r Anstalten in Liechtenstein, die über Waltraud Lisowski<br />

abgewickelt wur<strong>de</strong>n. Dieser „Herr Alexan<strong>de</strong>r"<br />

wies Moser auch an, Geldbeträge zu seinen<br />

Gunsten zur Barauszahlung an das Bankhaus Scheurmann<br />

bereitzustellen. Nach Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß war er<br />

selbst <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Briefverkehr genannte „Herr Alexan<strong>de</strong>r"<br />

. Barabhebungen von <strong>de</strong>n Konten bei <strong>de</strong>r<br />

Scheurmann Bank habe er jedoch unter <strong>de</strong>m Namen<br />

Jürgen Keller vorgenommen.<br />

Nach <strong>de</strong>n Angaben Dr. Schalck-Golodkowskis wur<strong>de</strong>n<br />

sämtliche Gel<strong>de</strong>r, über die er in Verbindung mit<br />

Moser verfügen konnte, im Rahmen <strong>de</strong>r von ihm nach<br />

seiner Flucht nach Berlin (West) am 3. Dezember 1989<br />

über seinen Rechtsanwalt veranlaßten Vermögenstransfers<br />

an die DDR zurückgeführt. Von Konten <strong>de</strong>r<br />

Mon<strong>de</strong>ssa bei <strong>de</strong>r Scheurmann Bank wur<strong>de</strong>n ab Februar<br />

1990 zwei Mio. DM an das DDR-Finanzministerium<br />

überwiesen.<br />

Nach Angaben <strong>de</strong>r Scheurmann-Bank wur<strong>de</strong> das<br />

Guthaben <strong>de</strong>r Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa bei <strong>de</strong>r Scheurmann<br />

Bank am 14. Mai 1990 auf das Konto <strong>de</strong>r Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa<br />

bei <strong>de</strong>r Züricher Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten<br />

überwiesen. Insgesamt sei das ein Betrag von 2,09<br />

Mio. DM gewesen, <strong>de</strong>r dann offenbar von Zü rich aus<br />

an das DDR-Finanzministerium überwiesen wor<strong>de</strong>n<br />

sei.<br />

Die Anstalten gingen im Zuge <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung in die Verwaltung<br />

durch die Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH über <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n von Waltraud Lisowski weiter<br />

betreut.<br />

„ Quintettlösung" <strong>und</strong> Konstruktion <strong>de</strong>r Holdings in<br />

<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Curacao<br />

Im Rahmen einer Steuer-Ersparnis-Konstruktion für<br />

die Intema wur<strong>de</strong>n zwischen 1982 <strong>und</strong> 1985 <strong>de</strong>ren<br />

Anteile, die zunächst allein von einer Gesellschaft in<br />

Curacao, Nie<strong>de</strong>rländische Antillen, gehalten wur<strong>de</strong>n<br />

(sog. „Re<strong>de</strong>l I"), in mehreren Schritten auf fünf nie<strong>de</strong>rländische<br />

Gesellschaften verteilt (Re<strong>de</strong>l N.V.; Interholding<br />

Haarlem B.V.; DIM B.V.; Friam Han<strong>de</strong>l<br />

B.V.; Friam Techniek B.V.). Die Anteile <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen<br />

Gesellschaften waren jeweils unterschiedlich.<br />

Diese Konstruktion über fünf Anteilseigner wur<strong>de</strong><br />

als „Quintettlösung" bezeichnet. Der Vorschlag zu<br />

dieser Konstruktion kam von Waltraud Lisowski (Dokument-Nr.<br />

516).<br />

Die neue Konstruktion <strong>de</strong>r Eigentumsverhältnisse<br />

bzw. <strong>de</strong>r Beteiligungsstruktur in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n<br />

basierte auf <strong>de</strong>n Regelungen im Doppelbesteuerungsabkommen<br />

zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n. Die für die Konstruktion<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Regelung war, daß eine Erstattung<br />

von zehn Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kapitalertragssteuer<br />

möglich war, wenn die Anteile einer <strong>de</strong>utschen,<br />

werthaltigen Han<strong>de</strong>lsgesellschaft -<br />

(hier die In<br />

tema) von nie<strong>de</strong>rländischen Unternehmen gehalten<br />

wur<strong>de</strong>n. Allerdings mußten, damit diese Son<strong>de</strong>rregelung<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n konnte, bei einem <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen<br />

Anteilseigner min<strong>de</strong>stens fünf Prozent, jedoch<br />

nicht mehr als 25 % <strong>de</strong>r Gesellschaftsanteile an<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Gesellschaft liegen (Dokument-Nr.<br />

519).<br />

Die Konstruktion wur<strong>de</strong> im Fall <strong>de</strong>r Inte rna wie folgt<br />

aufgebaut:<br />

1. Verlegung <strong>de</strong>s Firmensitzes <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>l N.V. von Curacao<br />

in die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>.<br />

2. Neugründung <strong>de</strong>r Firma DIM B.V. in Haarlem,<br />

Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>.<br />

3. Einschaltung <strong>de</strong>r Delhi Corp. N.V. zwischen Anstalt<br />

Hippokrates <strong>und</strong> Re<strong>de</strong>l N.V., Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, um<br />

die Besitzverhältnisse nach Liechtenstein zu ver<strong>de</strong>cken.<br />

4. Verteilung <strong>de</strong>r Anteile <strong>de</strong>r Intema auf die nun fünf<br />

nie<strong>de</strong>rländischen Gesellschaften (Re<strong>de</strong>l N.V.; Interholding<br />

Haarlem B.V.; DIM B.V.; Friam Han<strong>de</strong>l<br />

B.V.; Friam Techniek B.V.), um die Son<strong>de</strong>rreglung<br />

<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utsch-nie<strong>de</strong>rländischen Doppelbesteuerungsabkommens<br />

nutzen zu können.<br />

Mit <strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Anleitung<br />

<strong>de</strong>r „Parteifirmen" zur Abteilung Firmen im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung waren in <strong>de</strong>r ersten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre auch mehrere Unternehmen in<br />

<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordi-


nierung unterstellt wor<strong>de</strong>n. Dies waren die Friam<br />

Han<strong>de</strong>l, Friam Techniek <strong>und</strong> die Interholding. Bis dahin<br />

waren diese Gesellschaften (ähnlich wie die Gemischten<br />

Gesellschaften) über <strong>de</strong>n AHB Metallurgiehan<strong>de</strong>l<br />

gehalten wor<strong>de</strong>n, wobei die Interholding wie<strong>de</strong>rum<br />

Anteile an <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Friam-Gesellschaften<br />

hielt. Mit <strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen Unternehmen<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

war keine finanzielle Leistung an die früheren Gesellschafter<br />

erfolgt.<br />

Zur Gründung <strong>de</strong>r Holdings in Curacao wur<strong>de</strong> das<br />

Rechtsanwaltsbüro Howksly über das Wirtschaftsprüfer-<br />

<strong>und</strong> Steuerberaterbüro van Dien & Co. in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n<br />

eingesetzt, das das Vertrauen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung besaß. Dieses Rechtsanwaltsbüro<br />

grün<strong>de</strong>te die Unternehmen in Curacao <strong>und</strong><br />

stellte sie <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gegen ein jährliches Honorar zur Verfügung.<br />

Der Weg über Curacao hatte einen ähnlichen Hintergr<strong>und</strong><br />

wie die Konstruktion <strong>de</strong>r Anstalten in Liechtenstein.<br />

Er wur<strong>de</strong> als zweite Schiene zur Diversifizierung<br />

<strong>de</strong>r Finanzverbindungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung aufgebaut, um sich nicht allein<br />

auf <strong>de</strong>n Schweizer Bankier Max Moser als einzigen<br />

Finanzpartner im Ausland verlassen zu müssen. Moser<br />

hatte über die nie<strong>de</strong>rländische Konstruktion keine<br />

Detailkenntnisse. Für die Abwicklung <strong>de</strong>r finanziellen<br />

Bewegungen wur<strong>de</strong>n allerdings die Konten bei<br />

Moser in Zürich benutzt, so daß er in die Kontenbewegungen<br />

einen gewissen Einblick hatte. Ein weiterer<br />

Gr<strong>und</strong> für die Konstruktion über Obergesellschaften<br />

in Curacao war nach Angaben <strong>de</strong>s Direktors <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank, Feodor Ziesche, daß dadurch<br />

die nie<strong>de</strong>rländischen Gesellschaften nicht für<br />

Ansprüche ausländischer Geschäftspartner an DDR-<br />

AHB (aus Warengeschäften) in die Pflicht genommen<br />

wer<strong>de</strong>n konnten. Ziesche arbeitete seit 1954 unter<br />

<strong>de</strong>m Namen „Halka" mit <strong>de</strong>m MfS zusammen.<br />

Gesteuert wur<strong>de</strong> die „Quintettlösung" von Waltraud<br />

Lisowski über die sog. Lenkgruppe in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n,<br />

in <strong>de</strong>r die gr<strong>und</strong>sätzlichen Entscheidungen bezüglich<br />

<strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen Unternehmensgruppe<br />

von Waltraud Lisowski ohne Beteiligung Mosers getroffen<br />

wur<strong>de</strong>n. An <strong>de</strong>n Sitzungen <strong>de</strong>r sog. Lenkgruppe<br />

in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n nahm neben Waltraud Lisowski<br />

<strong>de</strong>r Direktor <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank, Feodor<br />

Ziesche, <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländische Bankier, ehemalige Direktor<br />

<strong>de</strong>r Credit Lyonnais von Rotterdam <strong>und</strong> spätere<br />

Geschäftsführer verschie<strong>de</strong>ner <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen<br />

Gesellschaften, Homme Ded<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Simpex, Hans-Joachim Springmann, teil.<br />

Ebenso beteiligt war regelmäßig die Wirtschaftsberatungs-<br />

<strong>und</strong> Steuerprüfungsgesellschaft van Dien &<br />

Co., die die nie<strong>de</strong>rländischen Gesellschaften auch<br />

prüfte. Die Entscheidungen <strong>de</strong>r „Lenkgruppe" wur<strong>de</strong>n<br />

Dr. Schalck-Golodkowski zur Bestätigung vorgelegt.<br />

Der nie<strong>de</strong>rländischen Konstruktion als Finanzierungsgesellschaft<br />

übergeordnet war zunächst die Anstalt<br />

Hanseatic, ab 1984 die Anstalt Hippokrates in<br />

Vaduz. Diese Anstalten übernahmen über Curacao<br />

die Anteile an <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>rländischen Gesellschaften<br />

<strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n ihrerseits vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

über Zessionserklärungen gehalten. Als<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

direkte Eigentümer <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen Gesellschaften<br />

wur<strong>de</strong>n zwei Holdings in Curacao eingesetzt:<br />

die Re<strong>de</strong>l N.V., die vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung als Firmenmantel erworben wor<strong>de</strong>n<br />

war, <strong>und</strong> die Delhi N.V., die als Muttergesellschaft <strong>de</strong>r<br />

Re<strong>de</strong>l fungierte. Bei<strong>de</strong> waren Aktiengesellschaften.<br />

Demnach sah die Eigentümerkette wie folgt aus:<br />

1. Ausgangspunkt war die Anstalt Hippokrates in<br />

Vaduz.<br />

2. Die Anstalt Hippokrates war Alleingesellschafterin<br />

<strong>de</strong>r Delhi Corp. N.V. in Curacao.<br />

3. Die Delhi Corp. war Alleingesellschafterin <strong>de</strong>r<br />

Re<strong>de</strong>l N.V. in Curacao.<br />

4. Die Re<strong>de</strong>l N.V. war Alleingesellschafterin <strong>de</strong>r Interholding<br />

Haarlem B.V. <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DIM B.V. in <strong>de</strong>n<br />

Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n.<br />

5. Die Interholding B.V. war Alleingesellschafterin<br />

<strong>de</strong>r Friam Han<strong>de</strong>l B.V. <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Friam Techniek B.V.<br />

6. Friam Techniek B.V., Friam Han<strong>de</strong>l B.V., Interholding<br />

B.V., DIM B.V. <strong>und</strong> Re<strong>de</strong>l N.V. waren die Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>r Intema in Essen.<br />

Analog zur Inte rna wur<strong>de</strong> die Quintettlösung auch für<br />

die Inwaco eingeführt.<br />

Die Anteile aller fünf nie<strong>de</strong>rländischen Gesellschaften<br />

an <strong>de</strong>r Inte rna wur<strong>de</strong>n 1990 an die Von-<strong>de</strong>r-Stück-<br />

Beteiligungs GmbH verkauft.<br />

Gemischte Gesellschaften<br />

Die DDR hielt über Treuhän<strong>de</strong>r - <strong>und</strong> über einzelne Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Anteile an verschie<strong>de</strong>nen Unternehmen<br />

im Ausland, beson<strong>de</strong>rs in Italien <strong>und</strong> Belgien.<br />

Es han<strong>de</strong>lte sich dabei um die EUMIT SPA, Turin;<br />

Union Europeenne Metallurgique S.A., Brüssel;<br />

Charlemetal S.A., Brüssel, Trafer S.A., Brüssel, Euro-<br />

Union-Metal France S.A., Paris <strong>und</strong> die Imog B.V.,<br />

Rotterdam. Da die Anteile meist nicht zur Beherrschung<br />

ausreichten <strong>und</strong> die Unternehmen auch relativ<br />

eigenständig ihre Geschäfte regelten, wur<strong>de</strong>n<br />

diese Beteiligungen vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

als sog. Gemischte Gesellschaften geführt.<br />

Sie wur<strong>de</strong>n zusammen mit <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen gegenüber<br />

Heinz Wil<strong>de</strong>nhain, Leiter <strong>de</strong>r ZK-Abteilung<br />

Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetiebe, abgerechnet<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstattung über die sog. Parteifirmen<br />

an Politbüromitglied Dr. Günter Mittag <strong>und</strong> SED<br />

Generalsekretär Erich Honecker mit erfaßt (vgl. Zweiter<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3920, Dokument-<br />

Nr. 17, S. 183).<br />

In <strong>de</strong>n Führungsgremien <strong>de</strong>r Gemischten Gesellschaften<br />

wur<strong>de</strong>n über die DDR-Treuhän<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r auch<br />

Waltraud Lisowski Vorschläge zur Geschäftsstrategie<br />

eingebracht, aber auch Personal plaziert. In die Eumit<br />

SPA in Italien wur<strong>de</strong> z. B. nach <strong>de</strong>m Übergang <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />

<strong>de</strong>r SIMPEX an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>r weiterhin als SIMPEX-Geschäftsführer<br />

eingetragene, aber als solcher nicht<br />

mehr tätige, Hans-Joachim Springmann eingesetzt.<br />

Die Erträge aus <strong>de</strong>n Gemischten Gesellschaften flos<br />

sen nicht in <strong>de</strong>n sog. Disponiblen Parteifonds (Konto-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

gruppe 0584 DHB), son<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong>n auf das Konto<br />

0628 DHB (sog. Konto „Generalsekretär") abgeführt.<br />

Die Funktion <strong>de</strong>r „Gemischten Gesellschaften", beson<strong>de</strong>rs<br />

ob sie eine Vorstufe zu einer dominieren<strong>de</strong>n<br />

Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung waren<br />

o<strong>de</strong>r die Funktion einer Diversifizierung <strong>de</strong>r Engagements<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> einer Aus<strong>de</strong>hnung auf Westeuropa hatten,<br />

hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht klären können.<br />

Die Eigentumsproblematik bei <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen<br />

Der Begriff „Parteifirma" entstand ursprünglich unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Eigentumsfrage. Im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung wur<strong>de</strong>n alle diejenigen Unternehmen<br />

als „Parteifirmen" bezeichnet, <strong>de</strong>ren wirtschaftliche<br />

Anleitung von <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung übergegangen<br />

war. Diese „Parteifirmen" waren in <strong>de</strong>r Regel<br />

— so die Darstellung von Waltraud Lisowski vor <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am<br />

1. Juni 1992 — „von Mitglie<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r Sympathisanten<br />

<strong>de</strong>r DKP bzw. <strong>de</strong>r SED gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n" . Allerdings<br />

wur<strong>de</strong>n auch an<strong>de</strong>re Unternehmen als „Parteifirmen"<br />

bezeichnet. So wur<strong>de</strong> z.B. die Anstalt Infino,<br />

die die Anteile an <strong>de</strong>r Heska-Druck hielt, seinerzeit<br />

mit Mitteln aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds, gegrün<strong>de</strong>t,<br />

aber <strong>de</strong>nnoch <strong>de</strong>n „Parteifirmen" zugerechnet,<br />

weil die Heska im Interessenbereich <strong>de</strong>r ZK-Abteilung<br />

Verkehr <strong>und</strong> somit <strong>de</strong>r SED lag. Analog verhielt<br />

es sich mit <strong>de</strong>m Unternehmen Re<strong>de</strong>l N.V., das die<br />

Anteile an <strong>de</strong>n holländischen Unternehmen hielt <strong>und</strong><br />

damit u.a. auch an <strong>de</strong>r Inte rna GmbH <strong>und</strong> an <strong>de</strong>r Inwaco<br />

GmbH beteiligt war. Die Inhaberpapiere <strong>de</strong>r<br />

Re<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong>n von Waltraud Lisowski verwahrt <strong>und</strong><br />

verwaltet.<br />

Die verbrieften Anteile an <strong>de</strong>n „Parteifirmen" wur<strong>de</strong>n<br />

nicht in <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr aufbewahrt, son<strong>de</strong>rn,<br />

solange Waltraud Lisowski die wirtschaftliche<br />

Anleitung <strong>de</strong>r Gesellschaften betrieb, immer im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung. Da es sich weitgehend<br />

um Inhaberpapiere han<strong>de</strong>lte, könnte daraus geschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n, daß mit <strong>de</strong>r Inhaberschaft an <strong>de</strong>n<br />

Papieren auch das Eigentumsrecht verknüpft war, zumal<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die Rechte aus <strong>de</strong>m Besitz <strong>de</strong>r Inhaberpapiere ausgeübt<br />

wur<strong>de</strong>n, z.B. bei Bestimmung <strong>de</strong>r Geschäftsstrategie<br />

auf <strong>de</strong>n Gesellschafterversammlungen. Dem<br />

stand entgegen, daß die SED über die ZK-Abteilung<br />

Verkehr <strong>und</strong> über die Simpex zumin<strong>de</strong>st bis 1977<br />

bzw. 1983 maßgeblichen Einfluß auf die personelle<br />

Besetzung <strong>und</strong> die Mittelzuwendungen an parteinahe<br />

Institutionen <strong>und</strong> Personen nahm, <strong>und</strong> daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski die sog. Parteifirmen als vom<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung verwaltetes Parteivermögen<br />

bezeichnete, wenn er jährlich <strong>de</strong>m Leiter<br />

<strong>de</strong>r ZK-Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetriebe,<br />

Heinz Wil<strong>de</strong>nhain, <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Generalsekretär<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Erich Honecker, Rechenschaft über<br />

die sog. Parteifirmen ablegte (Zweiter Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3920, Dokument-Nr. 18, S. 194). Die<br />

doppelte Unterstellung macht die Entscheidung <strong>de</strong>r<br />

Eigentumsfrage beson<strong>de</strong>rs schwierig.<br />

Anläßlich einer Befragung durch die Unabhängige<br />

Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien<br />

<strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR (UKPV) hat<br />

Dr. Schalck-Golodkowski die Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r „Parteifirmen" erklärt (Dokument-Nr.<br />

516). Demnach wur<strong>de</strong>n unter diesem Begriff Unternehmen<br />

zusammengefaßt, die „von <strong>de</strong>r DKP nahestehen<strong>de</strong>n<br />

Personen betrieben" wor<strong>de</strong>n waren. Dem Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong>n diese Unternehmen<br />

1976 durch Politbürobeschluß zugeordnet,<br />

da die Unfähigkeit <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr zur<br />

wirtschaftlichen Anleitung <strong>de</strong>r Unternehmen im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Intema-Krise als erwiesen betrachtet<br />

wur<strong>de</strong>. Damit unterstan<strong>de</strong>n die Unternehmen<br />

Dr. Schalck-Golodkowski bzw. Politbüromitglied Dr.<br />

Mittag. In diesem Zusammenhang wur<strong>de</strong> zur zusätzlichen<br />

Absicherung vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Regelungen<br />

<strong>de</strong>s Militärregierungsgesetzes 53 auch die Konstruktion<br />

„neutraler" Holdings in Liechtenstein mit<br />

Max Moser <strong>und</strong> Waltraud Lisowski erarbeitet (Dokument-Nr.<br />

516). Soweit noch Gesellschaftsanteile von<br />

Privatleuten gehalten wur<strong>de</strong>n, seien dieses in <strong>de</strong>r Regel<br />

allerdings Treuhän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Partei gewesen, die<br />

auch von dieser mit <strong>de</strong>m nötigen Kapital ausgestattet<br />

wor<strong>de</strong>n seien. Insbeson<strong>de</strong>re sei das bei Wilhelm<br />

Schwettmann, Walter Welker, Uwe Harms <strong>und</strong> Klaus<br />

Maase <strong>de</strong>r Fall gewesen (Dokument-Nr. 516).<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat vor <strong>de</strong>r UKPV erklärt,<br />

daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung die Eigentumsrechte<br />

an <strong>de</strong>n „Parteifirmen" nicht treuhän<strong>de</strong>risch<br />

für die SED wahrgenommen habe (Dokument-Nr.<br />

520). Dr. Schalck-Golodkowski hat bei seiner<br />

Zeugenvernehmung vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 28. März 1991 außer<strong>de</strong>m<br />

zur Frage <strong>de</strong>s Partei- - bzw. Staatsvermögens<br />

dargelegt, daß zwischen <strong>de</strong>m DDR-Ministerratsvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

Dr. Hans Modrow <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r PDS, Dr. Gregor Gysi, En<strong>de</strong> 1989/Anfang 1990<br />

eine Absprache über das „von KoKo verwaltete Parteivermögen"<br />

getroffen wor<strong>de</strong>n sei. Demnach wur<strong>de</strong><br />

das vom Bereich Kommerzielle Koordinierung verwaltete<br />

Parteivermögen zum Staatsvermögen erklärt.<br />

Dieses Staatsvermögen wur<strong>de</strong> unter die Verwaltung<br />

<strong>de</strong>r Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft bei <strong>de</strong>r<br />

Treuhand gestellt. Explizite Ausnahmen, ebenfalls<br />

laut Dr. Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r genannten Absprache<br />

festgelegt, seien „u.a. die Firma Rexim, das<br />

Haus <strong>de</strong>s Parteivorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r DKP in Düsseldorf<br />

(Wert 2,3 Mio. DM), die Anstalt Monument in Vaduz<br />

<strong>und</strong> die dieser gehören<strong>de</strong>n Immobilien (Wert 7 Mio.<br />

DM), die Anstalt Infino <strong>und</strong> die dieser gehören<strong>de</strong>n<br />

Firma Heska Portuguesa, die auf Veranlassung von<br />

Gregor Gysi an die portugiesische KP verschenkt<br />

wor<strong>de</strong>n sei (Wert 2 Mio. DM) <strong>und</strong> die Hanseatic Vaduz,<br />

<strong>de</strong>r das Ernst-Thälmann-Haus in Hamburg (Wert<br />

1 Million DM) gehöre".<br />

Analog wur<strong>de</strong>n Absprachen über die nie<strong>de</strong>rländische<br />

Unternehmensgruppe getroffen, von <strong>de</strong>r nach Angaben<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis bei seiner Zeugenvernehmung<br />

am 28. März 1991 durch die Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin „u.a. die Unternehmen<br />

Delhi, Re<strong>de</strong>l, DIM <strong>und</strong> Interholding <strong>und</strong> die<br />

damit zusammenhängen<strong>de</strong>n Beteiligungen durchweg<br />

jetzt Staatseigentum in Verwaltung <strong>de</strong>r Effect"<br />

gewesen seien, mit <strong>de</strong>r Ausnahme, daß „z.B. die Fir-


ma Imog in <strong>de</strong>n Besitz <strong>de</strong>r damals existieren<strong>de</strong>n Spedition<br />

Deutrans übergegangen" sei.<br />

Insgesamt wur<strong>de</strong>n nach diesen Angaben 240 Mio. DM<br />

zu Staatsvermögen erklärt. Im einzelnen setzte sich<br />

danach dieser Betrag wie folgt zusammen:<br />

- Wert <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Unternehmen ca. 50-60<br />

Mio. DM;<br />

- Gel<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Konto Nr. 0584 Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank,<br />

welches <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

für das ZK <strong>de</strong>r SED führte, (sog. Disponiblen<br />

Parteifonds) ca. 100 Mio. DM;<br />

- Gel<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Konto Nr. 0614 Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank,<br />

welches unmittelbar von Simpex <strong>und</strong> <strong>de</strong>r ZK-<br />

Abteilung Verkehr gesteuert wur<strong>de</strong>, 80 Mio. DM.<br />

Auf dieses Konto hatte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung bzw. Waltraud Lisowski keinen Zugriff,<br />

auch gingen do rt seit <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Leitung <strong>de</strong>r „Parteifirmen" keine<br />

neuen Gel<strong>de</strong>r aus Provisionszahlungen mehr ein.<br />

c) Steuerung <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen<br />

Die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED<br />

Die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED galt als die<br />

„konspirativste" unter <strong>de</strong>n SED-Abteilungen, sie<br />

wur<strong>de</strong> selbst in Parteipublikationen niemals namentlich<br />

genannt. „Sie stammte historisch aus einer Zeit,<br />

wo es um die Unterstützung <strong>de</strong>r KPD in <strong>de</strong>r Illegalität<br />

ging", wie Heinz Wil<strong>de</strong>nhain vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin berichtete. Sie<br />

trat erstmals im Jahr 1950 in Erscheinung, als die SED<br />

zusammen mit <strong>de</strong>r damals noch nicht verbotenen<br />

KPD die ersten Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland grün<strong>de</strong>te (Dokument-Nr. 507). In einem<br />

<strong>Bericht</strong> aus <strong>de</strong>m Jahre 1982 hielt das B<strong>und</strong>esamt für<br />

Verfassungsschutz dazu fest: „In <strong>de</strong>n Jahren nach<br />

<strong>de</strong>m KPD-Verbot (17. August 1956) fiel dieser Abteilung<br />

die Aufgabe zu, über einen Grenzapparat Personen<br />

<strong>und</strong> Material über die Demarkationslinie zu<br />

schleusen <strong>und</strong> so die Verbindung zwischen <strong>de</strong>r in Berlin<br />

(Ost) angesie<strong>de</strong>lten KPD-Führung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r im Gebiet<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland arbeiten<strong>de</strong>n<br />

„illegalen KPD" aufrecht zu erhalten" (Dokument-Nr.<br />

507).<br />

Die Abteilung unterstand zunächst <strong>de</strong>m Politbüromitglied<br />

Hermann Matern. Nach <strong>de</strong>r Wahl Erich Honekkers<br />

zum Generalsekretär wur<strong>de</strong> dieser unmittelbar<br />

zuständig für diese Abteilung (Dokument-Nr. 514).<br />

Die Leitung <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr hatte zunächst<br />

ein SED-Funktionär namens Beyer inne. Beyer wur<strong>de</strong><br />

1966 von Josef Steidl abgelöst. Steidl übte diese Funktion<br />

20 Jahre lang bis zu seinem Tod im September<br />

1986 aus (Dokument-Nr. 507). Dr. Julius Cebulla, <strong>de</strong>r<br />

bereits ab 1959 stellvertreten<strong>de</strong>r Abteilungsleiter war,<br />

leitete die Abteilung nach <strong>de</strong>m Tod Steidls, bis er <strong>de</strong>n<br />

damaligen Generalsekretär <strong>de</strong>r SED Egon Krenz im<br />

November 1989 um Ablösung bat. Zuletzt wur<strong>de</strong><br />

Gunter Rettner, <strong>de</strong>r zugleich Leiter <strong>de</strong>r ZK-Abteilung<br />

für Internationale Beziehungen war, durch Egon<br />

Krenz als Abteilungsleiter eingesetzt.<br />

Ein Schwerpunkt <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Ver<br />

kehr war die Unterstützung <strong>de</strong>r DKP sowie die Be-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

treuung von DKP-Funktionären bei ihren Aufenthalten<br />

in <strong>de</strong>r DDR. Die dafür notwendigen Mittel bezog<br />

die Abteilung zum Teil aus <strong>de</strong>n Geschäftsergebnissen,<br />

die durch die sog. Parteifirmen erzielt wur<strong>de</strong>n.<br />

Der größte Einfluß auf die Geschäftstätigkeit dieser<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland sowie<br />

an<strong>de</strong>ren westlichen Staaten wur<strong>de</strong> ohne Zweifel<br />

durch Josef Steidl während seiner 20jährigen Tätigkeit<br />

als Abteilungsleiter <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr<br />

ausgeübt. Steidl verfügte bereits vor seinem Amtsantritt<br />

über die notwendigen Kontakte, um Geschäftsbeziehungen<br />

zwischen Ost <strong>und</strong> West zu knüpfen, <strong>de</strong>nn<br />

Steidl, ab 1957 hoher FDGB-Funktionär, war zuständig<br />

für das Büro für <strong>de</strong>utsche Gewerkschaftseinheit<br />

beim B<strong>und</strong>esvorstand <strong>de</strong>s FDGB (Dokument-Nr. 507).<br />

In dieser Position führte er zum Beispiel 1961 bereits<br />

die Nolte KG in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l ein, so<br />

daß die Gesellschaft sowohl mit <strong>de</strong>n Unternehmen in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik als auch mit <strong>de</strong>n staatlichen Han<strong>de</strong>lsorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR Vertreterverträge abschließen<br />

konnte. Die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>r<br />

DDR wur<strong>de</strong>n durch einen Beauftragten <strong>de</strong>r SED angewiesen,<br />

bestimmte Geschäfte nur über die Nolte<br />

KG abzuwickeln. Allerdings mußte das Unternehmen<br />

dafür einen Teil seiner Gewinne an die DKP abführen,<br />

z.B. durch Spen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Zahlung von Gehältern bzw.<br />

Provisionen an nur nominell bei Nolte beschäftigte<br />

DKP-Funktionäre (Dokument-Nr. 521).<br />

Bereits im Jahre 1965 - Josef Steidl war zu diesem<br />

Zeitpunkt noch nicht Leiter <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr,<br />

<strong>und</strong> Schalck-Golodkowski beschäftigte sich<br />

noch mit <strong>de</strong>n Vorbereitungen zur Gründung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung - arbeiteten<br />

Steidl <strong>und</strong> Schalck-Golodkowski - in Bezug auf die Erwirtschaftung<br />

von Devisen für die SED <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re<br />

kommunistische Parteien zusammen. Aus <strong>de</strong>m Brief<br />

Schalck-Golodkowskis an das Politbüromitglied Hermann<br />

Matern aus <strong>de</strong>m Jahre 1965 geht hervor, daß<br />

Schalck-Golodkowski zu diesem Zeitpunkt schon mit<br />

<strong>de</strong>r Erwirtschaftung von Devisen für die Partei beschäftigt<br />

war. Schalck-Golodkowski führte zum Beispiel<br />

im Jahre 1965 an die Unternehmen Nolte KG<br />

<strong>und</strong> Socoli zur Finanzierung <strong>de</strong>r in diesen Betrieben<br />

arbeiten<strong>de</strong>n Funktionäre sowie zur Einrichtung eines<br />

West-Berliner Büros einen Betrag in Höhe von<br />

267.406 DM ab (vgl. 2. Teilbericht, Dok.-Nr.2, S. 93).<br />

Bei <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gegrün<strong>de</strong>ten<br />

Unternehmen setzte die ZK-Abteilung Verkehr<br />

zunächst vorwiegend „verdiente Genossen"aus <strong>de</strong>n<br />

Reihen <strong>de</strong>r 1956 verbotenen KPD, <strong>de</strong>r 1951 verbotenen<br />

„Freien Deutschen Jugend"(FDJ) o<strong>de</strong>r - später -<br />

<strong>de</strong>r 1968 „neukonstituierten" DKP als Gesellschafter<br />

o<strong>de</strong>r Geschäftsführer ein. Die Auswahl <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

wur<strong>de</strong> dabei weniger nach beruflicher Qualifikation<br />

als vielmehr nach politischer Zuverlässigkeit<br />

getroffen. So war einerseits gewährleistet, daß die<br />

ZK-Abteilung Verkehr sämtliche wirtschaftlichen<br />

Entscheidungen treffen konnte, ohne daß mit Einwän<strong>de</strong>n<br />

von seiten <strong>de</strong>r Geschäftsführer zu rechnen<br />

war, zum an<strong>de</strong>ren konnten die Geschäftsführer mit<br />

Geschäftspraktiken vertraut gemacht wer<strong>de</strong>n, die vor<br />

<strong>de</strong>r Öffentlichkeit ver<strong>de</strong>ckt bleiben sollten. Zur zusätzlichen<br />

Kontrolle bzw. Sicherheit soll, so die Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

im Jahre 1982, die ZK-Abteilung Verkehr in je<strong>de</strong>m<br />

Unternehmen einen „Aufpasser" <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit eingeschleust haben, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Geschäftsführer beobachten sollte.<br />

Der Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED wur<strong>de</strong>n bei<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG zwei Konten zugeordnet:<br />

- Konto Nr. 0614<br />

Dieses Konto <strong>de</strong>r Simpex GmbH gehörte formal nicht<br />

zur ZK-Abteilung Verkehr, son<strong>de</strong>rn zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, da auch die Simpex<br />

diesem Bereich zuzuordnen war. Da das Konto aber<br />

ursprünglich zur Finanzierung <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> zu sog.<br />

Solidaritätszwecken angelegt war, verblieb die Kontovollmacht<br />

in <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr, so daß Frie<strong>de</strong>l<br />

Trappen <strong>und</strong> Hans-Joachim Springmann zusammen<br />

bis 1990 verfügungsberechtigt waren. Nach Aussage<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski konnten sie <strong>de</strong><br />

facto jedoch nicht über das Konto verfügen, da das Politbüromitglied<br />

Dr. Mittag über sämtliche Abhebungen<br />

informiert wor<strong>de</strong>n sei. Im April 1990 gaben Trappen<br />

<strong>und</strong> Springmann die Vollmacht an Waltraud Lisowski<br />

ab. Auf diesem Konto befan<strong>de</strong>n sich zuletzt ca.<br />

76,2 Mio. DM.<br />

Die Gewinne <strong>de</strong>r Parteibetriebe in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland flossen lediglich bis zum Jahr 1983<br />

auf dieses Konto. Um eine Übersicht <strong>de</strong>r Provisionseingänge<br />

<strong>de</strong>r Simpex GmbH zu erhalten, eröffnete<br />

Waltraud Lisowski 1983 das Konto Nr. 0830 „Metro<br />

pol" bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG, auf welches<br />

in <strong>de</strong>r Folgezeit sämtliche Einnahmen aus <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

flossen. Das Konto wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m sog. Disponiblen<br />

Parteifonds zugerechnet. Die Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Kontostan<strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>m Konto Nr. 0614 bis zur Auflösung<br />

waren auf anteilige Tantiemen <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

<strong>und</strong> Zinsen zurückzuführen (Dokument-Nr.<br />

513 <strong>und</strong> 522).<br />

- Konto Nr. 0831 „Samba"<br />

Das Konto wur<strong>de</strong> nach Aussage F rie<strong>de</strong>l Trappens bei<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

am 25. Februar 1992 für die DKP geführt. Auf dieses<br />

Konto seien inoffizielle DKP-Beiträge von Unternehmern<br />

geflossen, die nicht mit <strong>de</strong>r DKP in Verbindung<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n wollten. Das Konto wur<strong>de</strong><br />

1983 von Hans-Joachim Springmann, Simpex GmbH,<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Hauptbuchhalter <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr,<br />

Lin<strong>de</strong>mann, eröffnet. Bei<strong>de</strong> waren gemeinsam<br />

zeichnungsberechtigt. Geführt wur<strong>de</strong> das Konto als<br />

Valuta-Nummernkonto.<br />

Darüber hinaus existierte noch ein drittes Konto, welches<br />

als „Reisekostenfonds" <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r Sektion<br />

„Betreuung" fungierte. Auf diesem Konto befan<strong>de</strong>n<br />

sich ca. 30.000 DM.<br />

Den größten Teil <strong>de</strong>r Einnahmen erhielt die ZK-Abteilung<br />

Verkehr von <strong>de</strong>r Abteilung Finanzverwaltung<br />

<strong>und</strong> Parteibetriebe, jährlich konstant ca. 57 Mio. DM<br />

(Dokument-Nr. 510). Diese Devisen wur<strong>de</strong>n innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Verkehr als „Fonds I" bezeichnet.<br />

Des weiteren erhielt die Abteilung jährlich zwölf Mio.<br />

DM aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

die als Unterstützung für die von <strong>de</strong>r DKP herausgegebene<br />

Zeitung „UZ" ausgewiesen wur<strong>de</strong>n. Intern<br />

wur<strong>de</strong>n diese Gel<strong>de</strong>r als „Fonds II" bezeichnet (Dokument-Nr.<br />

510). Dazu kam regelmäßig noch ein vergleichsweise<br />

unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Posten vom Freien<br />

Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong> (FDGB) in Höhe von<br />

ca. 132.000 DM jährlich. Diese Einnahmen <strong>de</strong>r ZK<br />

Abteilung Verkehr liefen nicht über die bisher bekannten<br />

Konten. Es muß davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n,<br />

daß entwe<strong>de</strong>r noch weitere Konten bestan<strong>de</strong>n,<br />

o<strong>de</strong>r große Teile dieses Budgets in bar übergeben<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>n 80er Jahren war nach Auffassung <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>r ZK-Abteilung Parteibetriebe, Heinz Wil<strong>de</strong>nhain,<br />

<strong>de</strong>r ZK-Abteilung Internationale Verbindungen, Günter<br />

Sieber, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verwaltung Wirtschaftsbetriebe,<br />

Günter Glen<strong>de</strong>, ein Son<strong>de</strong>rapparat<br />

wie die ZK-Abteilung Verkehr nicht mehr gerechtfertigt.<br />

Eine Auflösung <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ren Einglie<strong>de</strong>rung in die an<strong>de</strong>ren ZK-Abteilungen<br />

wur<strong>de</strong> jedoch auch nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Abteilungsleiters<br />

Josef Steidl von Generalsekretär Honecker abgelehnt.<br />

Die Abteilung Firmen beim Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Steidl hatten bereits 1965<br />

Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten in bezug auf die Anleitung<br />

<strong>de</strong>r „Parteifirmen". Das ging aus <strong>de</strong>m B rief<br />

Schalck-Golodkowskis an Politbüromitglied Hermann<br />

Matern vom 29. Dezember 1965 hervor, in <strong>de</strong>m<br />

Schalck-Golodkowski vorschlug, „daß eine strenge<br />

Trennung zwischen <strong>de</strong>r Erwirtschaftung von Geldmitteln<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verwendung dieser Mittel, sowie <strong>de</strong>s<br />

Einsatzes von Ka<strong>de</strong>rn in West<strong>de</strong>utschland erfolgen<br />

sollte. " Dabei sah Schalck-Golodkowski - die Möglichkeit,<br />

die Geheimhaltung zu gewährleisten <strong>und</strong> eine<br />

Überschneidung <strong>de</strong>r Arbeit einzelner Bereiche zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Darüber hinaus zeichnete sich bald ab, daß die Abteilung<br />

Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED nicht über entsprechen<strong>de</strong><br />

wirtschaftliche Kompetenzen verfügte, um die Unternehmen<br />

effektiv anzuleiten. Daher wur<strong>de</strong> - wie bereits<br />

dargelegt - erstmals durch eine interne Ordnung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung, die Dr.<br />

Schalck-Golodkowski am 10. März 1977 an das Politbüromitglied<br />

Dr. Günter Mittag mit <strong>de</strong>r Bitte um Zustimmung<br />

sandte, ein<strong>de</strong>utig geregelt, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

die wirtschaftliche Anleitung <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen<br />

übernehmen sollte (vgl. Zweiter Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3920, Dokument-Nr. 10, S. 133).<br />

Durch eine weitere Ordnung aus <strong>de</strong>m Jahre 1983 wur<strong>de</strong><br />

die Kompetenzverlagerung in bezug auf die Anleitung<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen im sog. NSW zugunsten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung bestätigt (Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-<br />

Nr. 142, S. 1085). In dieser Ordnung heißt es unter<br />

Punkt 1.1: „Die Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

ist ausschließlich mit <strong>de</strong>m Ziel durchzuführen, Gewinne<br />

für <strong>de</strong>n disponiblen Fonds <strong>de</strong>r Partei zu erwirtschaften.<br />

Verantwortlich: Genosse Schalck".<br />

Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage erwirtschaftete die Abteilung<br />

Firmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung II unter <strong>de</strong>r Leitung von Waltraud<br />

Lisowski die Gewinne aus <strong>de</strong>n sog. NSW-Firmen.


Diese flossen in <strong>de</strong>n sog. Disponiblen Parteifonds, das<br />

Konto Nr. 0584 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank, welches<br />

vom Bereich Kommerzielle Koordinierung verwaltet<br />

wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 523).<br />

Ab 1976 wur<strong>de</strong> regelmäßig ein jährlicher Betrag in Höhe<br />

von ca. zwölf Mio. DM aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen<br />

Parteifonds an die ZK-Abteilung Verkehr abgeführt.<br />

Dieser Betrag wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Jahren 1986-1989 stets von<br />

Frie<strong>de</strong>l Trappen, <strong>de</strong>r unter Dr. Julius Cebulla als stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr eingesetzt<br />

war, in bar bei Dr. Schalck-Golodkowski abgeholt<br />

(Dokument-Nr. 510). In <strong>de</strong>m Rechenschaftsbericht Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis an Generalsekretär Erich Honecker<br />

vom 9. Dezember 1988 wur<strong>de</strong> dieser Posten als<br />

„Bereitstellung für die Tageszeitung UZ" ausgewiesen.<br />

Diese Gel<strong>de</strong>r, die innerhalb <strong>de</strong>r ZK-Abteilung<br />

Verkehr als „Fonds II" bezeichnet wur<strong>de</strong>n, waren jedoch<br />

nicht ausschließlich für die UZ-Redaktion bestimmt,<br />

son<strong>de</strong>rn gingen in <strong>de</strong>n Etat <strong>de</strong>r Abteilung ein,<br />

von <strong>de</strong>m u.a. die in Berlin (Ost) ansässige Auslandsredaktion<br />

<strong>de</strong>r UZ finanziert wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 510) .<br />

Die Simpex GmbH<br />

Die Simpex GmbH war als DDR-Vertreterfirma Bin<strong>de</strong>glied<br />

zwischen <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr, <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> im<br />

westlichen Ausland.<br />

In <strong>de</strong>r Anfangsphase <strong>de</strong>r „Westgeschäfte" hatten<br />

Vertretergesellschaften die Aufgabe, <strong>de</strong>n DDR-Unternehmen<br />

mögliche Partner in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland bzw. im westlichen Ausland bekannt zu<br />

machen o<strong>de</strong>r Abnehmer für die von <strong>de</strong>n vertretenen<br />

Unternehmen im Westen angebotenen Produkte in<br />

<strong>de</strong>r DDR zu suchen. Bei Wie<strong>de</strong>rholungsgeschäften<br />

entfiel diese Geschäftsanbahnungstätigkeit zwar<br />

weitgehend, die Provisionen mußten jedoch weiterhin<br />

bezahlt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die DDR-Vertreterunternehmen wur<strong>de</strong>n anhand einer<br />

von <strong>de</strong>r Transinter GmbH, unter Leitung von Helmut<br />

Schindler (alias IME „Rudolf"), geführten Vertreterfirmenkartei<br />

zugeordnet. Daraus entwickelten sich<br />

„Vertreterstrecken", die jeweils nur von einer sog.<br />

Vertreterfirma bedient wer<strong>de</strong>n durften, so auch für<br />

die Simpex GmbH Büro für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Beratung in<br />

Berlin (Ost).<br />

Die Simpex GmbH wur<strong>de</strong> am 13. April 1973 auf Anweisung<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis von Hans-Joachim<br />

Springmann <strong>und</strong> Helmut Schindler gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Nominal sollte Schindler einen Anteil von 20.000<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Springmann von 30.000 Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR halten (Dokument-Nr. 524). Die Gesellschafteranteile<br />

wur<strong>de</strong>n jedoch durch die Gründungsgesell-<br />

schafter noch vor <strong>de</strong>r Kapitaleinzahlung an die Trans<br />

inter GmbH abgetreten (Dokument-Nr. 494-495). Tatsächlich<br />

wur<strong>de</strong> danach auch keine Einzahlung vorgenommen.<br />

Schindler war zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Gründung<br />

Generaldirektor <strong>de</strong>r Transinter, Springmann<br />

war Mitarbeiter <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr bzw. <strong>de</strong>ren<br />

Unternehmen Socoli in Brüssel.<br />

Die Simpex GmbH war zuständig für die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>s Provisions- bzw. Vertretergeschäfts <strong>de</strong>r sog. Par<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

teifirmen. Da die ökonomische <strong>und</strong> personelle Betreuung<br />

dieser Unternehmen vor Einschaltung <strong>de</strong>r Simpex<br />

<strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr unterstand, be<strong>de</strong>utete<br />

die Verlagerung zur Simpex eine Verringerung <strong>de</strong>s<br />

Einflusses <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr auf das hohe Devi-<br />

sensummen einbringen<strong>de</strong> Vertretergeschäft <strong>und</strong><br />

auch <strong>de</strong>n Verlust <strong>de</strong>s unkontrollie rten Zugangs zu Devisen<br />

aus <strong>de</strong>n „Parteifirmen" . Gleichzeitig wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Einfluß <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung gestärkt,<br />

da er Eigentümer <strong>de</strong>r Simpex GmbH war. Der<br />

formelle Geschäftsführer <strong>de</strong>r Simpex, Hans-Joachim<br />

Springmann, war zwar weiterhin <strong>de</strong>r ZK-Abteilung<br />

Verkehr unterstellt <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> von dort bezahlt; er<br />

war jedoch in wirtschaftlichen Fragen an Weisungen<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Waltraud Lisowski<br />

geb<strong>und</strong>en. Da auch die Besetzung <strong>de</strong>r Geschäftsführerpositionen<br />

von ökonomischer Be<strong>de</strong>utung war, unterlag<br />

auch sie <strong>de</strong>m Einverständnis <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> zwar in immer stärkerem<br />

Maße, je geringer die Macht <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer historisch bedingten Verbindung zur<br />

SED wur<strong>de</strong>n die übernommenen Unternehmen im<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung weiterhin als<br />

„Parteifirmen" bezeichnet. Die von <strong>de</strong>r Simpex<br />

GmbH betreuten Unternehmen waren die Chemoplast<br />

GmbH, Berlin, Interna GmbH, Essen, Wittenbecher<br />

& Co GmbH, Essen, Wittenbecher & Co GmbH,<br />

Berlin, noha HGmbH, Bochum, DHG West-Ost HG<br />

mbH, Berlin, Melcher GmbH, Elmshorn, Mebama<br />

B.V., Helevoetsluis, Friam B.V., Haarlem, Ihle GmbH,<br />

Hamburg, Inwaco GmbH, Hamburg, Langenbruch,<br />

Wuppertal, EMA Industrieanlagen Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH, Essen, <strong>und</strong> EMA<br />

-<br />

Industrieanlagen<br />

GmbH Import-Export KG, Essen.<br />

Dabei wur<strong>de</strong> insbeson<strong>de</strong>re im inner<strong>de</strong>utschen Stahlhan<strong>de</strong>l<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Stahlhan<strong>de</strong>lsabkommens die<br />

Interna durch ihre Tochtergesellschaften bei <strong>de</strong>n Ausschreibungskontingenten<br />

bzw. über Dreiecksgeschäfte<br />

unter Umgehung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

gegen Bezahlung in konvertierbaren Devisen anteilig<br />

häufiger beauftragt. Bei Ihle <strong>und</strong> EMA fielen<br />

weniger Provisionen an, da diese hauptsächlich im<br />

provisionsbefreiten Dienstleistungsbereich als Spediteur<br />

(Ihle) bzw. im DDR-Export (EMA) tätig waren.<br />

Das Unternehmen Langenbruch war im Textilgeschäft<br />

aktiv, wur<strong>de</strong> jedoch nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Besitzers<br />

Langenbruch abgewickelt.<br />

Neben <strong>de</strong>m Provisionsgeschäft betreute die Simpex<br />

GmbH die gemischten Gesellschaften: Eumit SPA,<br />

Turin, Union Europeene Metallurgique S.A., Brüssel,<br />

Charlemetal S.A., Brüssel, Euro-Union-Metal France<br />

S.A., Paris, Imog B.V., Rotterdam (Dokument-Nr. 525).<br />

Durch Beschluß <strong>de</strong>s SED-Politbüros vom 2. November<br />

1976 wur<strong>de</strong> die bis dahin formal <strong>de</strong>r ZK-Abteilung<br />

Verkehr unterstellte, von <strong>de</strong>r Simpex GmbH betreute<br />

Unternehmensgruppe <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zugeordnet. Damit war die wirtschaftliche<br />

Verantwortung für die Unternehmen <strong>und</strong> die Provisionserwirtschaftung<br />

direkt an <strong>de</strong>n Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung übergegangen. Die Simpex<br />

GmbH wur<strong>de</strong> lediglich als Mantel weiter aufrecht erhalten<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 243, S. 1760). Auslöser für die Übertra-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

gung <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung war - wie dargelegt -<br />

die Krise um die Intema Gesellschaft für technischen<br />

Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Marktberatung mbH.<br />

Nach Darstellung von Hans-Joachim Springmann bei<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

am 5. März 1992, hatte <strong>de</strong>r drohen<strong>de</strong> Konkurs <strong>de</strong>r<br />

Intema Steidl gezwungen, „gegenüber <strong>de</strong>m ZK-Sekretär<br />

für Wirtschaft [Mittag] die Schwierigkeiten offenzulegen".<br />

Dieser beauftragte dann „seinen Mann"<br />

[Dr. Schalck-Golodkowski], ein Sanierungskonzept<br />

zu entwickeln, das im Kern darin bestand, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski die Zuweisung dieser Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

als Lösung für <strong>de</strong>n drohen<strong>de</strong>n Konkurs empfahl.<br />

In diesem Zusammenhang soll dann <strong>de</strong>r Einfluß <strong>de</strong>r<br />

ZK-Abteilung Verkehr <strong>und</strong> ihres Leiters Steidl auf die<br />

wirtschaftliche Leitung dieser Unternehmensgruppe<br />

beseitigt wor<strong>de</strong>n sein.<br />

Außer<strong>de</strong>m zeigte sich <strong>de</strong>r Wechsel <strong>de</strong>r Zuständigkeit<br />

darin, daß ab 1981/1982 innerhalb <strong>de</strong>r Simpex GmbH<br />

die Verantwortung von Hans-Joachim Springmann,<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr eingesetzt wor<strong>de</strong>n<br />

war, auf Klaus Wendlandt übertragen wur<strong>de</strong>. Klaus<br />

Wendlandt war vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

in die Simpex GmbH versetzt wor<strong>de</strong>n <strong>und</strong> führte<br />

dort die Geschäfte in Absprache mit Waltraud Lisowski.<br />

Nach <strong>de</strong>r Reduktion seines Einflusses auf die Geschäftsführung<br />

<strong>de</strong>r Simpex GmbH wur<strong>de</strong> Sp ringmann,<br />

<strong>de</strong>r immer noch als Geschäftsführer <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

eingetragen war, Vizepräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Gemischten<br />

Gesellschaft Eumit SPA. Springmann sollte<br />

in <strong>de</strong>r Eumit SPA zusammen mit Manfred Ronneberger<br />

vom AHB Metallurgiehan<strong>de</strong>l (nicht zu verwechseln<br />

mit Gerhardt Ronneberger, <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4 <strong>und</strong> stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektronik), eine sog. Exportlinie für DDR-<br />

Waren schaffen. Diese Versetzung war zwischen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Josef Steidl abgestimmt.<br />

Die Anleitung <strong>de</strong>r Simpex GmbH erfolgte durch Waltraud<br />

Lisowski so, daß <strong>de</strong>ren Tätigkeit mit <strong>de</strong>n Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren, von Waltraud Lisowski verwalteten<br />

Unternehmen - insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Holdings <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Liechtensteinischen Anstalten - abgestimmt wur<strong>de</strong>.<br />

Dabei spielte die Österreichische Kommunistische<br />

Partei (KPÖ) mit ihrer Treuhän<strong>de</strong>rin, Rudolfine<br />

Steindling, eine wichtige Rolle. So traten z.B. regelmäßig<br />

von <strong>de</strong>r Österreichischen Kommunistischen<br />

Partei (KPÖ) beauftragte Anwälte auch für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung treuhän<strong>de</strong>risch<br />

auf, z.B. bei <strong>de</strong>r Refinco Establishment, zu <strong>de</strong>r die noha<br />

HGmbH gehörte. Die Aktivitäten wur<strong>de</strong>n in Arbeitsbesprechungen<br />

von Waltraud Lisowski mit Rudolfine<br />

Steindling <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Anwälten festgelegt (Dokument-Nr.<br />

526). Die Kosten für die Verwaltungsarbeiten<br />

<strong>und</strong> Anwaltshonorare trug <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung. Die Bezahlungen erfolgten<br />

z.T. über die Vertretergesellschaft Novum HGmbH,<br />

Berlin (Ost) (Dokument-Nr. 527). Beteiligt war als<br />

DDR-Geldinstitut die Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank AG <strong>und</strong><br />

die Verwaltungs- <strong>und</strong> Privatbank in Vaduz (Dokument-Nr.<br />

528).<br />

Die rechtlich entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Stelle, die Unabhängige<br />

Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien<br />

<strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR (UKPV),<br />

hat festgestellt, daß die Novum <strong>de</strong>m Vermögen <strong>de</strong>r<br />

SED/PDS zuzurechnen sei. Dies wur<strong>de</strong> insbeson<strong>de</strong>re<br />

hergeleitet aus Treuhan<strong>de</strong>rklärungen <strong>de</strong>r Alleingesellschafterin<br />

<strong>de</strong>r Novum, Rudolfine Steindling. Deren<br />

Treuhan<strong>de</strong>rklärungen erfolgten zugunsten <strong>de</strong>s<br />

SED/PDS-eigenen Unternehmens Zentrag.<br />

Schon vor <strong>de</strong>r endgültigen Übernahme <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Anleitung durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung koordinierte Waltraud Lisowski die<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>r Unternehmen in Zusammenarbeit mit<br />

Hans-Joachim Springmann. Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong>n<br />

die Simpex-Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland aufgesucht <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Entwicklung festgelegt.<br />

So gab es für die Wittenbecher <strong>und</strong> Co. GmbH<br />

die klare Anweisung: „Die Bilanz per 31.12.1977 hat<br />

mit einem Gewinn von 110 TDM abzuschließen. ...<br />

Ca. 300 TDM sind in Form von Zinszahlungen über<br />

<strong>de</strong>n AHB Elektrotechnik an <strong>de</strong>n Bereich abzuführen."<br />

Ebenso wur<strong>de</strong> in dieser Beratung festgelegt, daß die<br />

48.000 DM für die bei<strong>de</strong>n Wittenbecher-Berater aus<br />

<strong>de</strong>m AHB Elektrotechnik <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zuzuführen waren (Dokument-Nr.<br />

529).<br />

Analog gab es Besuche <strong>und</strong> Absprachen zum Zweck<br />

<strong>de</strong>r Anleitung durch Waltraud Lisowski bei <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>rländischen<br />

Holdings.<br />

Für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung mußte<br />

die Simpex GmbH Devisen gemäß einer jährlichen<br />

„Beauflagung" erwirtschaften. Diese sog. Beauflagung<br />

betrug z.B. im Jahr 1989 ca. 42 Mio. VM. Die<br />

„Beauflagung" erfolgte nach <strong>de</strong>n zu erwarten<strong>de</strong>n Gewinnen<br />

<strong>de</strong>r durch die Simpex GmbH vertretenen Unternehmen<br />

(Dokument-Nr. 530). Die Aufsplittung war<br />

für 1989 wie folgt geplant (Dokument-Nr. 531):<br />

„1. Firma Chemo-Plast Berlin (West): 5,0 Mio. VM,<br />

2. Firma Wihag [Wittenbecher Han<strong>de</strong>lsgesellschaft]:<br />

8,6 Mio. VM,<br />

3. Firma Interna: 7,75 Mio. VM,<br />

4. Firma Wittco: 2,1 Mio. VM,<br />

5. Firma noha: 5,4 Mio. VM,<br />

6. Firma EMA: 0,8 Mio. VM,<br />

7. Firma DHG [Deutsche Han<strong>de</strong>lsgesellschaft West-<br />

Ost]: 4,0 Mio. VM,<br />

8. Firma Melcher: 5,5 Mio. VM,<br />

9. Firma Werus: 0,3 Mio. VM,<br />

10. Firma Friam: 2,5 Mio. VM."<br />

Die für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung zu<br />

erwirtschaften<strong>de</strong>n Devisen wur<strong>de</strong>n über die Konten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung 1310 Deutsche<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG (DABA) für VE (in geringem<br />

Maße) <strong>und</strong> über 0830 Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG (DHB) für konvertierbare Devisen mit Waltraud<br />

Lisowski abgerechnet. Für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung als Kreditgeber in <strong>de</strong>n Verträgen wur<strong>de</strong>n<br />

von <strong>de</strong>r Simpex GmbH auch Darlehen an Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>de</strong>r DDR ausgereicht. Für diese


Dienstleistungen wur<strong>de</strong>n keine Provisionen erhoben<br />

(Dokument-Nr. 530).<br />

Für Betriebsausgaben wie Löhne, Bürokosten usw.<br />

bestand bei <strong>de</strong>r Simpex GmbH ein Betriebsmittelkonto<br />

BSK 6651-34-28, das durch das ZK <strong>de</strong>r SED gespeist<br />

<strong>und</strong> monatlich abgerechnet wur<strong>de</strong>. Eine weitere<br />

Betriebsmittelkasse wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Bereich bedient.<br />

Aus dieser wur<strong>de</strong>n Ausgaben für die von Iransinter<br />

abgestellten Mitarbeiter, u.a. Dienstreisen, bezahlt.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung stellte<br />

auch die Büroausstattung (Dokument-Nr. 530). Daneben<br />

führte die Simpex GmbH Valutakonten <strong>de</strong>s ZK<br />

(Dokument-Nr. 530).<br />

Die Simpex GmbH wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r Flucht<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis erstmals durch die Staatliche<br />

Finanzrevision geprüft. Diese fand im Dezember<br />

1989 einen Kontostand von insgesamt 83,6 Mio. VM<br />

auf <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Simpex-Konten Nr. 0614 DHB <strong>und</strong><br />

13218 Barclay Bank Genf (später Julius Baer S.A.) vor.<br />

In <strong>de</strong>r Bilanz zum 31. Dezember 1989 waren Simpex-<br />

Guthaben von 83.966.787 DM <strong>und</strong> For<strong>de</strong>rungen von<br />

22.296.552 DM ausgewiesen, bei<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n vollständig<br />

an <strong>de</strong>n Staatshaushalt übertragen (Dokument-Nr.<br />

532). Bei <strong>de</strong>r DHB war am 31. Dezember 1989 auf <strong>de</strong>m<br />

Konto Nr. 0614 <strong>de</strong>r Simpex ein Guthaben von ca. 76<br />

Mio. VM vorhan<strong>de</strong>n, für das eine gemeinsame Zeichnungsberechtigung<br />

von Hans-Joachim Springmann<br />

für die Simpex GmbH <strong>und</strong> Frie<strong>de</strong>l Trappen für die ZK<br />

Abteilung Verkehr eingetragen war. Das Konto<br />

Nr. 0614 war kein Nummernkonto. Der Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Simpex GmbH Hans-Joachim Springmann<br />

war ebenfalls zeichnungsberechtigt für das Nummernkonto<br />

0831 DHB „Samba", <strong>und</strong> zwar gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>m Hauptbuchhalter <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr,<br />

Lin<strong>de</strong>mann. Dieses Konto wies zum 31. Dezember<br />

1989 nur einen Stand von 769.000 VM aus (Dokument-Nr.<br />

533). Das Guthaben wur<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r<br />

Abwicklung <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr betrauten Leiter<br />

<strong>de</strong>r Abteilung für Internationale Beziehungen <strong>de</strong>s ZK,<br />

Günter Sieber, übergeben.<br />

Springmann quittierte per 31. Dezember 1989 einen<br />

Kontostand <strong>de</strong>r Simpex GmbH von ca. 84 Mio. VM,<br />

davon 74 Mio. DM, sieben Mio. NLG <strong>und</strong> zwei Mio.<br />

USD (Dokument-Nr. 534). Per 30. Juni 1990 wies die<br />

Simpex GmbH nur noch vier Mio. DM aus, davon je<br />

300.000 in NLG <strong>und</strong> USD (Dokument-Nr. 535).<br />

Ab 1983 waren Zugänge auf das ehemalige Simpex-<br />

Geschäftskonto Nr. 0614 DHB, seit 1986 ein Festgeldkonto,<br />

nur noch in Form von Zinsen auf das Guthaben<br />

erfolgt <strong>und</strong> in Form von Tantiemen-Abgaben<br />

west<strong>de</strong>utscher Geschäftsführer. Diese Tantiemen-An-<br />

teile wur<strong>de</strong>n von Josef Steidl <strong>und</strong> später Dr. Julius Ce<br />

bulla kontrolliert. Hans-Joachim Springmann wur<strong>de</strong><br />

durch Dr. Schalck-Golodkowski angewiesen, <strong>de</strong>n Geschäftspartnern<br />

die neuen Konten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung anzugeben. Schon vor dieser<br />

Regelung waren Teile <strong>de</strong>r Provisionen an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung geflossen. Nach 1982<br />

hatte die Simpex GmbH auf die Finanzbeziehungen<br />

zu <strong>de</strong>n ehemaligen Simpex-Unternehmen keinen<br />

Einfluß mehr.<br />

Die Simpex GmbH in Liquidation (i.L.) wur<strong>de</strong> nach<br />

Angaben <strong>de</strong>r PDS von <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong><br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Finanzierungsgesellschaft mbH (BHFG) aufgelöst,<br />

die „Parteifirmen" in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> im westlichen Ausland wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r<br />

BHFG-Tochtergesellschaft Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH betreut <strong>und</strong> abgewickelt. Die<br />

Verantwortung lag somit in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Treuhandanstalt,<br />

die Liquidationserträge wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />

Staatshaushalt eingebracht (Dokument-Nr. 536).<br />

Mit Schreiben vom 3. Mai 1990 wur<strong>de</strong> die kontoführen<strong>de</strong><br />

DHB von <strong>de</strong>n zeichnungsberechtigten Springmann<br />

<strong>und</strong> Trappen angewiesen, die Sal<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Kontos Nr. 0614 auf das neue Konto <strong>de</strong>r Simpex<br />

GmbH i.L. (Konto 1219 bei <strong>de</strong>r DHB) zu übertragen<br />

<strong>und</strong> danach das Konto Nr. 0614 zu löschen. Über<br />

dieses neue Konto konnte Waltraud Lisowski als<br />

Liquidatorin verfügen. Vom Konto Nr. 1219 <strong>de</strong>r DHB<br />

wur<strong>de</strong>n bis 13. August 1990 insgesamt 95,263 Mio.<br />

DM an das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>r DDR abgeführt,<br />

noch offene Provisionsfor<strong>de</strong>rungen waren<br />

darin nicht enthalten. Diese waren weiterhin <strong>de</strong>r Bearbeitung<br />

<strong>de</strong>r unter Kontrolle <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

eingesetzten Liquidatorin Waltraud Lisowski anheimgestellt.<br />

Die Gründungsgesellschafter <strong>de</strong>r Simpex<br />

GmbH übertrugen am 3. März 1992 ihre Anteile<br />

an <strong>de</strong>r Simpex i.L. vor einem Notar auf die Treuhandanstalt,<br />

um damit die früher erstellten Zessionsurk<strong>und</strong>en<br />

zu ersetzen, die sich bei <strong>de</strong>r Treuhän<strong>de</strong>rin<br />

befan<strong>de</strong>n.<br />

2. Einnahmen aus <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen<br />

Bereits ab 1977 flossen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die Erträge <strong>und</strong> Provisionseinnahmen -<br />

<strong>de</strong>r<br />

Simpex GmbH zu. Diese Gel<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung auf <strong>de</strong>n schon vorher<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Konten <strong>de</strong>s sog. Disponiblen Parteifonds<br />

(u.a. Konto 0584 DHB) bzw. auf <strong>de</strong>n zu diesem<br />

Zweck bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten, Zürich,<br />

über Max Moser eingerichteten sog. „ Metropol-Konten<br />

" (12031; 12032; 12033), <strong>de</strong>r Kontogruppe 830<br />

„Metropol" bei <strong>de</strong>r DHB sowie <strong>de</strong>m statistischen Unterkonto<br />

„Interwerbung" <strong>de</strong>s VE-Betriebsmittelkontos<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung bei <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank vereinnahmt. Teilbeträge<br />

flossen auch in die Barkasse Dr. Schalck-Golodkowskis.<br />

Nach Aussagen von Waltraud Lisowski vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r sog. Disponible Parteifonds<br />

1973 eingerichtet <strong>und</strong> zu dieser Zeit schon<br />

von Waltraud Lisowski - damals Mitarbeiterin <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

- verwaltet. Die Bezeichnung „Konto 584" für<br />

<strong>de</strong>n sog. Disponiblen Parteifonds war eine Verkürzung.<br />

Das Konto 584 wur<strong>de</strong> in einer Verfügung <strong>de</strong>s<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats aus <strong>de</strong>m Jahre 1972<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

35, S. 365) bereits als das Konto bezeichnet,<br />

auf <strong>de</strong>m „die Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben <strong>de</strong>r Parteifirmen<br />

im sog. NSW, das sind die Unternehmen, die im<br />

Auftrage <strong>de</strong>r ehemaligen SED tätig sind <strong>und</strong> mit ihren<br />

Gewinnen Voraussetzungen für die Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r DKP <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer kommunistischer Parteien<br />

schaffen" verrechnet wur<strong>de</strong>n, wie das B<strong>und</strong>esfinanz-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ministerium feststellte. (Erster Teilbericht, BT Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 35, S. 365)<br />

Der sog. Disponible Parteifonds umfaßte neben <strong>de</strong>m<br />

Konto Nr. 0584 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG,<br />

das ebenfalls ein Sammelkonto war, noch die Konten<br />

Nr. 0830 „Metropol" bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG <strong>und</strong> die Konten 12032, 12033 <strong>und</strong> 12034 „Metro<br />

pol" bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten (BHE), Zürich.<br />

Über die sog. Metropol-Konten bei <strong>de</strong>r BHE wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r kommerzielle Geschäftsverkehr <strong>de</strong>r „Parteifirmen"<br />

mit <strong>de</strong>n als Anteilseignern auftreten<strong>de</strong>n<br />

Liechtensteiner Anstalten abgewickelt; über die<br />

DHB-Konten bzw. Waltraud Lisowski wur<strong>de</strong>n vorwiegend<br />

Provisionen, Tantiemen <strong>und</strong> Gewinnanteile in<br />

Verbindung mit <strong>de</strong>n Geschäftsführern abgerechnet.<br />

Die Gruppe <strong>de</strong>r „Metropol-Konten" bei <strong>de</strong>r BHE wur<strong>de</strong><br />

Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre eröffnet, <strong>und</strong> zwar im Zuge<br />

<strong>de</strong>s Wechsels <strong>de</strong>s Vertrauensbankiers Max Moser von<br />

<strong>de</strong>r Bank Hugo Kahn & Co., Zürich, zu <strong>de</strong>r Bank für<br />

Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten, Zürich. Nach diesem Wechsel<br />

wur<strong>de</strong>n die Vorgängerkonten 3732, 2373 <strong>und</strong> 1274<br />

bei <strong>de</strong>r Bank Hugo Kahn & Co. von Moser aufgelöst.<br />

Neben diesen Konten <strong>de</strong>s sog. Disponiblen Parteifonds,<br />

auf die <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Zugriff hatte, gab es noch das Konto 614 bei <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank, das sog. „Simpex-Konto",<br />

aus <strong>de</strong>r Zeit von Josef Steidl als Leiter <strong>de</strong>r ZK-Abteilung.<br />

Auf dieses hatte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

keinerlei Zugriffsmöglichkeit. Auf Betreiben<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung war<br />

dieses Konto im Zuge <strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r Simpex-Unternehmen<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

durch das Konto Nr. 0830 „Metropol" bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank ersetzt wor<strong>de</strong>n.<br />

Gespeist wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r sog. Disponible Parteifonds aus<br />

drei Quellen:<br />

1. Gewinne <strong>de</strong>r Unternehmen F. C. Gerlach Expo rt<br />

-Import, Asimex Import-Export-Agentur, Transinter<br />

GmbH <strong>und</strong> AHB Nahrung. Diese sog. Finanzierungslinie<br />

spielte vor allem 1973 — 1976 eine Rolle, als die<br />

an<strong>de</strong>ren bei<strong>de</strong>n „Linien" noch nicht vorhan<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

wenig gewinnbringend waren. Die Gewinne aus diesen<br />

Unternehmen wur<strong>de</strong>n über die Hauptabteilung II<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung damals<br />

noch unter Mitarbeit von Waltraud Lisowski, unter<br />

Abzug eines Eigenanteils für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung an <strong>de</strong>n sog. Disponiblen Parteifonds<br />

abgeführt.<br />

Dieses Finanzaufkommen nahm bis Mitte <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre kontinuierlich ab <strong>und</strong> war am En<strong>de</strong> be<strong>de</strong>utungslos.<br />

2. Gewinne <strong>de</strong>r „Firmen im NSW".<br />

Nach <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r Umstrukturierung <strong>de</strong>r Eigentumsverhältnisse,<br />

ab 1976/77, <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Übergang <strong>de</strong>r<br />

Zuständigkeit für die wirtschaftliche Anleitung <strong>de</strong>r<br />

sog. Parteifirmen von <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr an<br />

die vom Bereich Kommerzielle Koordinierung beeinflußte<br />

Simpex GmbH spielten die Gewinne aus <strong>de</strong>n<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschand <strong>und</strong><br />

an<strong>de</strong>ren westlichen Staaten eine zunehmen<strong>de</strong> Rolle.<br />

Mit steigen<strong>de</strong>n Einnahmen aus Provisionen wuchsen<br />

die Zuführungen an <strong>de</strong>n sog. Disponiblen Parteifonds<br />

so stark an, daß Dr. Schalck-Golodkowski Teile aus<br />

<strong>de</strong>n Gewinnen nicht mehr auf Konto Nr. 0584, son<strong>de</strong>rn<br />

auf das sog. Honecker Konto 0628 abführte. Dies<br />

wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>m jährlich von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

an Erich Honecker gerichteten <strong>Bericht</strong> über die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Gewinne aus <strong>de</strong>n „Firmen im NSW" so<br />

ausgewiesen <strong>und</strong> war auch <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r ZK-Abteilung<br />

Finanzen <strong>und</strong> Parteibetriebe, Heinz Wil<strong>de</strong>nhain,<br />

sowie <strong>de</strong>m Politbüro-Mitglied Dr. Mittag bekannt.<br />

3. Erträge aus Provisionen.<br />

Westliche Unternehmen mußten für Geschäfte mit<br />

DDR-Betrieben o<strong>de</strong>r Vertretern Valuta-Provisionen<br />

bezahlen. Anfangs stan<strong>de</strong>n hierbei westliche Vertretergesellschaften<br />

mit DDR-Vertreterfirmen im Westen<br />

in Wettbewerb. Um die Einnahmen zu sichern, wur<strong>de</strong>n<br />

daraufhin von seiten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung sog. „Zwangsvertreter" eingeführt,<br />

d.h. es durften nur Geschäfte über DDR-Vertreter in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bzw. in westlichen<br />

Staaten weiter abgewickelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Provisionen wur<strong>de</strong>n über ein Verrechnungseinheiten<br />

(VE)-Konto <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank in VM transferiert<br />

<strong>und</strong> als VM <strong>de</strong>m Simpex-Bereich über <strong>de</strong>n sog.<br />

Disponiblen Parteifonds gutgeschrieben bzw. später<br />

auch direkt als Valuta-Eingang auf <strong>de</strong>m Konto 830<br />

„Metropol" verbucht. Die Abwicklung <strong>de</strong>r Provisionsgeschäfte<br />

ab 1982 erfolgte nicht mehr über das bisherige<br />

Simpex-Konto 614 DHB, son<strong>de</strong>rn über Konten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Insgesamt hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß festgestellt,<br />

daß im Bereich Kommerzielle<br />

-<br />

Koordinierung<br />

Waltraud Lisowski ein System <strong>de</strong>r Steuerung <strong>de</strong>r Einnahmen<br />

aus Provisionen <strong>und</strong> Gewinnen <strong>de</strong>r „Parteifirmen"<br />

entwickelte, das sie gleichzeitig über die Anleitung<br />

<strong>de</strong>r „Parteifirmen" auch durchsetzte. Dies<br />

reichte von Vorgaben für die Provisionshöhe <strong>und</strong> Gewinnhöhe<br />

bis zur Festlegung <strong>de</strong>r offiziellen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

illegalen Vergütung <strong>de</strong>r Geschäftsführer.<br />

Die Einnahmen aus „Parteifirmen" <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung wur<strong>de</strong>n weitgehend wie<strong>de</strong>r<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung ausgegeben<br />

<strong>und</strong> gingen nur zu Teilen in <strong>de</strong>n Staatshaushalt<br />

ein. So waren im Valutaplan 1989 lediglich vier<br />

Mio. VM als Beitrag <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

ausgewiesen (Dokument-Nr. 537).<br />

VIII. Devisengewinne durch die Genex<br />

Geschenkdienst GmbH<br />

Zu <strong>de</strong>n Unternehmen, mit <strong>de</strong>ren Hilfe <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung seit seiner Gründung im<br />

Jahr 1966 das „Ziel <strong>de</strong>r maximalen Erwirtschaftung<br />

kapitalistischer Valuten außerhalb <strong>de</strong>s Staatsplans"<br />

verfolgen sollte, gehörte neben <strong>de</strong>r Zentral-Kommerz<br />

Gesellschaft für internationalen Han<strong>de</strong>l mbH, <strong>de</strong>r In<br />

trac HGmbH, <strong>de</strong>r Transinter GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Intershop<br />

GmbH auch die Genex Geschenkdienst GmbH. Die<br />

Genex Geschenkdienst GmbH war zur „han<strong>de</strong>lspolitischen<br />

Anleitung" <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

im übrigen <strong>de</strong>r Abteilung Finanzverwaltung<br />

<strong>und</strong> Parteibetriebe <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED unterstellt.


Seit ihrer Gründung im Jahr 1956 war die Genex Geschenkdienst<br />

GmbH mit Sitz in Berlin (Ost) für viele<br />

Menschen in <strong>de</strong>r DDR eine <strong>de</strong>r wenigen Möglichkeiten,<br />

Waren zu erhalten, an <strong>de</strong>nen es in <strong>de</strong>r DDR fehlte<br />

o<strong>de</strong>r die in <strong>de</strong>r DDR nicht ohne weiteres erhältlich waren.<br />

Aus <strong>de</strong>m wirtschaftlichen Mangel, mit <strong>de</strong>m die<br />

Menschen in <strong>de</strong>r DDR leben mußten, zogen die Genex<br />

Geschenkdienst GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung Nutzen in Form von jährlichen<br />

Deviseneinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe.<br />

1. Gründung <strong>und</strong> Geschäftsabwicklung<br />

Die Genex Geschenkdienst GmbH war eine Gründung<br />

<strong>de</strong>r SED. Für sie hielten treuhän<strong>de</strong>risch als<br />

Gesellschafter Heinz Wil<strong>de</strong>nhain <strong>und</strong> Karl-Heinz<br />

Rommler je zur Hälfte die Geschäftsanteile. Geschäftszweck<br />

war <strong>de</strong>r Versand von Geschenksendungen<br />

aus <strong>de</strong>m Westen in die DDR gegen Bezahlung<br />

in Devisen.<br />

Die Abwicklung <strong>de</strong>r Geschäfte zugunsten <strong>de</strong>r Einwohner<br />

in <strong>de</strong>r DDR erfolgte auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage von<br />

Barzahlungen o<strong>de</strong>r Überweisungen aus <strong>de</strong>m Westen.<br />

Auf diese Weise erlangte die DDR konvertierbare<br />

Währung aus privater Herkunft. Da das Auftragssystem<br />

mit Vorauskasse verb<strong>und</strong>en war, stand <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong><br />

Valutabetrag für die DDR früher zur Verfügung,<br />

als die Warenlieferungen durch die Genex<br />

Geschenkdienst GmbH in <strong>de</strong>r DDR erfolgten. Der<br />

Verkauf von DDR-Produkten gegen Devisen ließ sich<br />

zu höheren Preisen vornehmen, als die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

für die gleiche Ware im Export erzielten<br />

(Dokument-Nr. 538). Die Genex Geschenkdienst<br />

GmbH führte auch DDR-Produkte, die gegen Devisen<br />

im Westen nicht absetzbar waren, im Sortiment. Daher<br />

ergaben sich aus <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>s Geschenkdienstes<br />

Deviseneinnahmen, die sonst nicht<br />

erzielbar gewesen wären.<br />

Die Genex Geschenkdienst GmbH durfte keine<br />

Agentur im Bereich <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

unterhalten <strong>und</strong> auch keine Werbung betreiben.<br />

Diese Regelung war bis Oktober 1988 gültig. Die Genex<br />

Geschenkdienst GmbH hatte sich mit zwei westlichen<br />

Vertretergesellschaften, die im Ost-Han<strong>de</strong>l tätig<br />

waren, zusammengeschlossen, um die eigenen<br />

Aufträge erfüllen zu können: Jauerfood AG in Kopenhagen<br />

<strong>und</strong> Palatinus GmbH in Zürich. Für die Akquisition<br />

erhielten die bei<strong>de</strong>n Unternehmen von <strong>de</strong>r Genex<br />

Geschenkdienst GmbH Provisionen, die sich je<br />

nach Warenart zwischen vier <strong>und</strong> acht Prozent bewegten.<br />

Über nach Berlin (Ost) geschickte Auf tragslisten<br />

veranlaßten die Jauerfood AG <strong>und</strong> die Palatinus<br />

GmbH die Auslieferung <strong>de</strong>r Bestellungen über die<br />

Genex Geschenkdienst GmbH in <strong>de</strong>r DDR.<br />

Bei<strong>de</strong> Vermittlungsagenturen unterhielten im B<strong>und</strong>esgebiet<br />

Postscheck- <strong>und</strong> Bankkonten. Die Zahlungen<br />

<strong>de</strong>r Besteller waren genehmigungspflichtig. Die<br />

Deutsche B<strong>und</strong>esbank <strong>und</strong> die Lan<strong>de</strong>szentralbanken<br />

erteilten Einzelgenehmigungen, seit 1965 gab es<br />

Sammelgenehmigungen für Jauerfood <strong>und</strong> seit 1966<br />

auch für Palatinus. Seit Juni 1966 mußte die Einzelbe<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

stellung einen Auftragswert von min<strong>de</strong>stens 100 DM<br />

haben.<br />

Die Genex Geschenkdienst GmbH bot jährlich einen<br />

Katalog an, <strong>de</strong>r für Interessenten im Westen bestimmt<br />

war; in die DDR durfte er nicht verbracht wer<strong>de</strong>n. Die<br />

sog. Selbstkäufer konnten ab Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre die<br />

Kataloge bei <strong>de</strong>r Staatsbank <strong>de</strong>r DDR einsehen. Das<br />

Angebot, das jährlich umfangreicher wur<strong>de</strong>, umfaßte<br />

Genußmittel, kosmetische Artikel <strong>und</strong> Unterhaltungselektronik<br />

wie Fernsehgeräte, aber auch Schmuck,<br />

Möbel <strong>und</strong> Fertighäuser. Im Katalog waren hauptsächlich<br />

Waren aus <strong>de</strong>r Gestattungsproduktion enthalten,<br />

d. h. Waren mit genehmigter Herstellung in<br />

<strong>de</strong>r DDR. Die Westprodukte, die ins Warensortiment<br />

aufgenommen waren, waren teurer als die DDR-Produkte.<br />

Als Personenkraftwagen wur<strong>de</strong>n Wartburg,<br />

Trabant, Lada <strong>und</strong> Skoda aus <strong>de</strong>r Ostproduktion <strong>und</strong><br />

VW Golf, BMW, Ford u. a. aus <strong>de</strong>r Westproduktion angeboten.<br />

2. Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Die Genex Geschenkdienst GmbH war zwar <strong>de</strong>m ZK<br />

<strong>de</strong>r SED, Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetriebe,<br />

unterstellt, <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

jedoch leitete die Genex Geschenkdienst<br />

GmbH seit 1966 wirtschaftlich an. Die Anleitung erfolgte<br />

durch die Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> bestand darin, die Abführungspläne<br />

<strong>de</strong>r Genex Geschenkdienst GmbH zu<br />

überwachen <strong>und</strong> umzusetzen.<br />

-<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hatte auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>de</strong>r Beschlüsse <strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED u. a. die zentrale Leitung <strong>und</strong> Verwaltung<br />

<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Valutafonds (Intershop, Intertank<br />

<strong>und</strong> Genex Geschenkdienst GmbH) inne (Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

100, S. 709). In <strong>de</strong>r Ministerratsverfügung Nr. 166/72<br />

vom 23. November 1972 wur<strong>de</strong>n die Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Leitung <strong>de</strong>r Genex Geschenkdienst GmbH festgelegt:<br />

Es ging in erster Linie um die Überprüfung <strong>de</strong>r<br />

Valutapläne <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Valutaeinnahmen (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

36, S. 371).<br />

Gemäß <strong>de</strong>m Ministerratsbeschluß vom 1. November<br />

1972 „Ordnung über die Staats<strong>de</strong>visenreserve" waren<br />

die Gewinnabführungen <strong>de</strong>r Genex Geschenkdienst<br />

GmbH an die sog. operative Staats<strong>de</strong>visenreserve<br />

A zu leisten, d. h. sie mußten Bestandteil <strong>de</strong>r<br />

staatlichen Planzahlungsbilanz sein (Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 34,<br />

S. 360).<br />

Dem entsprach die Verfügung <strong>de</strong>s Ministerrats Nr.<br />

33/73 vom 9. März 1973, nach <strong>de</strong>r alle „Gewinne <strong>de</strong>r<br />

Son<strong>de</strong>runternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>de</strong>s Ministerium für Außenwirtschaft <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Genex" an die operative Staats<strong>de</strong>visenreserve abgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n mußten (Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 43, S. 408).


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Bei diesen Gewinnabführungen han<strong>de</strong>lte es sich um<br />

frei konvertierbare Währungen in Höhe <strong>de</strong>r Planauflage.<br />

Sie flossen in die operative Staats<strong>de</strong>visenreserve<br />

A über das Buchungskonto 0559 <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank,<br />

das zur Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung gehörte. Übererfüllungen<br />

<strong>und</strong> außerplanmäßige Gewinne wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m<br />

sogenannten Honecker-Konto 0628 <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank gutgeschrieben, das zur Hauptabteilung<br />

I gehörte. Hierzu zählten unter an<strong>de</strong>rem Einnahmen<br />

aus Unternehmensaktivitäten wie <strong>de</strong>m Verkauf<br />

von Kosmetika <strong>und</strong> Autos. Die Einnahmen in Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR flossen an das ZK <strong>de</strong>r SED (Dokument-Nr.<br />

538-539).<br />

Über das Konto 0559 <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

wur<strong>de</strong>n von 1972 bis 1977 jährlich 30 Mio. VM <strong>und</strong> in<br />

<strong>de</strong>n 80er Jahren jährlich 40 Mio. VM planmäßig abgeführt.<br />

Diese Größenangabe hat Ilona Oppenheimer,<br />

Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Planung <strong>und</strong> Ökonomie <strong>de</strong>r<br />

HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

gleichzeitig IMS „Manja Lehmann", vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin bestätigt.<br />

Die außerplanmäßigen Gewinnabführungen auf das<br />

sog. Honecker-Konto 0628 betrugen in <strong>de</strong>n 80er Jahren<br />

jährlich etwa 10 Mio. VM.<br />

Die Gewinnabführungen <strong>de</strong>r Genex Geschenkdienst<br />

GmbH an die SED in <strong>de</strong>n Jahren 1986-1988 betrugen<br />

jährlich etwa 35 Mio. Mark (Dokument-Nr. 537 <strong>und</strong><br />

540-541).<br />

IX. Han<strong>de</strong>l mit Blutprodukten<br />

Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre versuchte <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung schließlich noch, Devisen<br />

durch Han<strong>de</strong>l mit Blutprodukten zu erwirtschaften.<br />

Der zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong><br />

AHB Berliner Import-Export-Gesellschaft<br />

mbH (BIEG) schloß in <strong>de</strong>n Jahren 1987 <strong>und</strong> 1988<br />

Verträge mit <strong>de</strong>m Unternehmen Humedia, Neufahrn/Bayern,<br />

über die Lieferung von Blutplasma<br />

<strong>und</strong> Erythrozyten in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ankauf von sogenannten Waschgeräten<br />

zur Blutbearbeitung. Für die Etikettierung <strong>de</strong>r<br />

Blutprodukte in <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong> eine beson<strong>de</strong>re Vereinbarung<br />

abgeschlossen, die offensichtlich dazu<br />

diente, die Herkunft <strong>de</strong>r Produkte zu verschleiern.<br />

Auf eine Festlegung <strong>de</strong>r Haltbarkeitsdauer <strong>de</strong>r Erythrozyten<br />

wur<strong>de</strong> verzichtet.<br />

Es war darüber hinaus vorgesehen, die Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung im Han<strong>de</strong>l<br />

mit Blutprodukten auszuweiten <strong>und</strong> zur Realisierung<br />

dieses Vorhabens mo<strong>de</strong>rne Blutbearbeitungssysteme<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu beziehen.<br />

Die wirtschaftlichen Voraussetzungen waren unter<br />

an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>swegen gegeben, weil aufgr<strong>und</strong> staatlicher<br />

Kampagnen in Betrieben <strong>und</strong> öffentlichen Einrichtungen<br />

<strong>de</strong>n Blutspen<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r DDR regelmäßig<br />

kein Entgelt gezahlt wer<strong>de</strong>n mußte <strong>und</strong> die BIEG <strong>de</strong>shalb<br />

zu beachtlich niedrigeren Preisen als das Deutsche<br />

Rote Kreuz in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

liefern konnte.<br />

Die Pläne <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong>n zum Beispiel durch die Lieferung von Erythrozyten<br />

an das Klinikum Karlsruhe umgesetzt. Im<br />

Dezember 1987 kam es zum Abschluß eines Liefer-<br />

vertrages <strong>de</strong>s AHB BIEG über das Unternehmen Hu<br />

media mit <strong>de</strong>r Stadt Karlsruhe, vertreten durch ihren<br />

Bürgermeister. Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage dieses Vertrages<br />

erfolgte die Lieferung von Erythrozyten an das Klinikum<br />

Karlsruhe - nach einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r AG BKK<br />

(Dokument-Nr. 542-544) - ab <strong>de</strong>m 4. Februar 1988<br />

mit wöchentlich 200 Einheiten (eine Einheit = 1 Beutel<br />

mit 250 ml) bis zum Monat Juni <strong>und</strong> ab Juli 1988<br />

mit 500 Einheiten pro Woche. Der Preis belief sich<br />

auf DM 61,- pro Einheit, insgesamt auf ca. 1 Mio. DM<br />

jährlich.<br />

In einer Stellungnahme an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

hat die Stadt Karlsruhe dargelegt, daß die Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Liefermenge auf 500 Einheiten pro<br />

Woche ab Juli 1988 zwar geplant gewesen sei, um<br />

auch an<strong>de</strong>re Krankenhäuser mit <strong>de</strong>n qualitativ hochwertigen<br />

<strong>und</strong> preiswerten Blutprodukten beliefern<br />

zu können, es sei hierzu aber wegen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />

mit <strong>de</strong>m Deutschen Roten Kreuz (DRK), das<br />

seine Monopolstellung auf diesem Sektor gefähr<strong>de</strong>t<br />

gesehen habe, nicht gekommen. Die Liefermenge<br />

habe in <strong>de</strong>r Folge sogar auf 150 Einheiten pro Woche<br />

reduziert wer<strong>de</strong>n müssen (vgl. Fünfter Teil, C. IV.,<br />

Mat RG 65).<br />

Das „Blutgeschäft", wie es in einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r AG<br />

BKK genannt wur<strong>de</strong>, war Gegenstand intensiver Beobachtung<br />

<strong>und</strong> Unterstützung durch das MfS. Die<br />

Beobachtung <strong>de</strong>s Geschäftsführers <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Humedia, Klaus Dieter - Kranz, bil<strong>de</strong>te einen eigenen<br />

MfS-Vorgang mit <strong>de</strong>r Bezeichnung OPK „Exporteur"<br />

. Außer <strong>de</strong>r AG BKK beschäftigte sich auch<br />

die Hauptabteilung III <strong>de</strong>s MfS mit politisch-operativen<br />

Maßnahmen zur Absicherung dieses Han<strong>de</strong>ls.<br />

Im März 1988 kam es zu Recherchen von Medien über<br />

die Lieferungen <strong>de</strong>r Erythrozyten aus <strong>de</strong>r DDR in die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, die wahrscheinlich<br />

durch Hinweise von seiten <strong>de</strong>s Deutschen Roten<br />

Kreuzes Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n veranlaßt waren. Der Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r BIEG, Schlitzer, bemühte sich mit Unterstützung<br />

<strong>de</strong>s MfS (IMS „Karl-Heinz"), entsprechen<strong>de</strong><br />

Veröffentlichungen zu verhin<strong>de</strong>rn. Inwieweit diese<br />

Bemühungen erfolgreich waren, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht feststellen können. Zu nennenswerten<br />

Veröffentlichungen in <strong>de</strong>n elektronischen<br />

Medien kam es damals nicht.<br />

Am 21. März 1988 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vertragspartner <strong>de</strong>s<br />

AHB BIEG <strong>und</strong> Geschäftsführer <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Humedia in seinem Büro tot aufgef<strong>und</strong>en. Nach <strong>de</strong>n<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s MfS hatte er Selbstmord begangen.<br />

Die Stadt Karlsruhe hat mitgeteilt, daß die Lieferungen<br />

an das städtische Klinikum <strong>de</strong>nnoch bis zum<br />

Frühjahr 1990 fortgesetzt wor<strong>de</strong>n seien.<br />

In welchem Umfang <strong>de</strong>r AHB BIEG im übrigen seine<br />

Vorhaben realisierte, <strong>und</strong> ob auch das Unternehmen<br />

Humedia ein Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung war, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

aus Zeitgrün<strong>de</strong>n nicht mehr ermitteln können.


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

D. Deviseneinsatz durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

I. Beschaffung von Embargowaren<br />

1. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r CoCom-Liste<br />

Nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg waren durch die sowjetische<br />

Expansionspolitik massive Spannungen im<br />

Ost-West-Verhältnis entstan<strong>de</strong>n. Die USA <strong>und</strong> ihre<br />

Verbün<strong>de</strong>ten reagierten darauf, in<strong>de</strong>m sie im Han<strong>de</strong>l<br />

mit <strong>de</strong>r UdSSR <strong>und</strong> <strong>de</strong>n kommunistisch regierten<br />

Staaten Warenlieferungen unterban<strong>de</strong>n, die zu <strong>de</strong>ren<br />

Stärkung insbeson<strong>de</strong>re hinsichtlich <strong>de</strong>s militärischen<br />

Potentials genutzt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Instrument zur Umsetzung dieser Politik <strong>und</strong> entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Restriktionen beim Warenexport in die kommunistisch<br />

regierten Staaten war das 1949/50 unter<br />

Führung <strong>de</strong>r USA entstan<strong>de</strong>ne „Coordinating Committee<br />

for East West Tra<strong>de</strong> Policy", kurz CoCom genannt.<br />

Dieses Gremium mit Sitz in Pa ris diente zur<br />

Abstimmung <strong>de</strong>r Ausfuhrpolitik <strong>und</strong> zur Festlegung<br />

<strong>de</strong>r Güter, die <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsembargo unterliegen sollten.<br />

Ihm gehören außer Island alle NATO-Staaten sowie<br />

Japan <strong>und</strong> Australien an. Die Mitgliedstaaten erklärten<br />

sich bereit, Ausfuhrbeschränkungen <strong>und</strong><br />

-kontrollen für bestimmte Waren mit Hilfe ihrer nationalen<br />

Rechtsordnungen sicherzustellen.<br />

Die <strong>de</strong>m Embargo unterliegen<strong>de</strong>n Güter sind in einer<br />

geheimen sogenannten CoCom-Liste zusammengefaßt,<br />

die ständig aktualisiert wird. Diese Liste glie<strong>de</strong>rt<br />

sich in drei Hauptteile: die Inte rnationale Kriegsmaterial-Liste,<br />

die Internationale Kernenergie-Liste <strong>und</strong><br />

die Internationale Warenkontroll-Liste, auch „Industrieliste"<br />

genannt. Für die Wirtschaft ist vor allem die<br />

Industrieliste von Be<strong>de</strong>utung. In ihr sind „strategische<br />

Güter" verzeichnet, die sowohl militärisch als auch zivil<br />

nutzbar sind - sogenannte „dual-use-Güter" .<br />

Die Kontrolle <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls regeln die Teilnehmer<br />

über ihre jeweiligen Außenwirtschaftsgesetze.<br />

Die Güter, <strong>de</strong>ren Ausfuhr Beschränkungen unterliegen,<br />

sind in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in einer<br />

Ausfuhrliste - Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung<br />

- verzeichnet. Der „Industrieliste" <strong>de</strong>r Co-<br />

Com-Behör<strong>de</strong> entspricht in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Teil I,<br />

Abschnitt C dieser <strong>de</strong>utschen Ausfuhrliste.<br />

Als Son<strong>de</strong>rfall galt im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l zwischen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR<br />

das Militärregierungsgesetz (MRG) Nr. 53. Für die<br />

Lieferung von Waren wur<strong>de</strong> die aufgr<strong>und</strong> dieses Gesetzes<br />

geschaffene Interzonenhan<strong>de</strong>lsverordnung<br />

aus <strong>de</strong>m Jahr 1951 angewandt. In <strong>de</strong>r Folge wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche Waren- <strong>und</strong> Dienstleistungsverkehr<br />

in großem Umfang durch allgemeine Genehmigungen<br />

erleichtert. Ohne Einzelgenehmigung durften<br />

die in Teil I, Abschnitt C <strong>de</strong>r Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung<br />

verzeichneten Waren <strong>und</strong><br />

Technologien aber nicht von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in die DDR geliefert wer<strong>de</strong>n.<br />

An dieser Genehmigung wirkte bei strittigen Expo rt<br />

-vorhaben in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland das<br />

B<strong>und</strong>esamt für gewerbliche Wirtschaft in Eschborn<br />

bei Frankfurt (Main) mit, das ab <strong>de</strong>m 1. Januar 1987<br />

B<strong>und</strong>esamt für Wirtschaft hieß. Es han<strong>de</strong>lt sich um<br />

eine selbständige B<strong>und</strong>esoberbehör<strong>de</strong> im Geschäftsbereich<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums für Wi rtschaft.<br />

(Zuständig für Exportanträge ist heute das B<strong>und</strong>esausfuhramt<br />

(BAFA), das aus einer Abteilung <strong>de</strong>s<br />

„B<strong>und</strong>esamtes für Wirtschaft" hervorgegangen ist<br />

<strong>und</strong> am 1. April 1992 eingerichtet wur<strong>de</strong>.)<br />

Im Westen waren die Restriktionen in <strong>de</strong>r Außenwirtschaftspolitik<br />

gegenüber <strong>de</strong>r UdSSR <strong>und</strong> <strong>de</strong>n kommunistisch<br />

regierten Staaten nicht immer unumst ritten,<br />

auch politische Entwicklungen beeinflußten die wirtschaftlichen<br />

Beziehungen zwischen West <strong>und</strong> Ost.<br />

Aber die Embargopolitik hatte <strong>de</strong>nnoch auf die Staaten<br />

<strong>de</strong>s Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW)<br />

insofern Auswirkungen, als ihnen bestimmte Bereiche<br />

<strong>de</strong>r technologischen Entwicklung nicht zugänglich<br />

sein sollten. Um ihre selbst gesetzten wirtschaftlichen<br />

Entwicklungsvorgaben erfüllen zu können <strong>und</strong><br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n Bedarf an Hochtechnologie zu <strong>de</strong>kken,<br />

wur<strong>de</strong>n Beschaffungsmetho<strong>de</strong>n entwickelt, die<br />

die Außenhan<strong>de</strong>lsbeschränkungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r westlichen Län<strong>de</strong>r, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r zum CoCom gehören<strong>de</strong>n Staaten umgingen.<br />

Für die DDR war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

maßgeblich damit befaßt, die Beschaffung<br />

von Waren zu finanzieren, die westlichen Lieferrestriktionen<br />

unterlagen. Für die Beschaffung <strong>de</strong>r Embargogüter<br />

waren verschie<strong>de</strong>ne MfS-Abteilungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Dr. Schalck-Golodkowski unterstellte Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebs (AHB) Elektronik<br />

Export-Import verantwortlich. In seiner Beweiserhebung<br />

hat sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

darauf konzentriert, die Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung bei <strong>de</strong>r Organisation <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargowaren zu klären. Hierbei wur<strong>de</strong><br />

auch berücksichtigt, mit welchen Einrichtungen in<br />

<strong>de</strong>r DDR zusammengearbeitet wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> welche Geschäftsverbindungen<br />

zum Westen bestan<strong>de</strong>n.<br />

2. Verstärkter Bedarf von Mikroelektronik seit<br />

1986<br />

Die Beweiserhebung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

hat ergeben, daß in größerem Rahmen seit Beginn<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre Verstöße gegen die Embargobestimmungen<br />

festzustellen sind, <strong>und</strong> zwar in erster Linie<br />

bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Mikroelektronik, Elektronik<br />

<strong>und</strong> Elektrotechnik.<br />

Nach Informationen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

(BND) zählte neben diesen Gebieten die Beschaffung


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

von Werkzeugmaschinen <strong>und</strong> Fernmel<strong>de</strong>technik<br />

ebenfalls zu <strong>de</strong>n Schwerpunkten beim Import von<br />

Hochtechnologie. Angaben <strong>de</strong>s BND zufolge unterlagen<br />

etwa 40 Prozent aller beschafften Technologien,<br />

je nach <strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong>de</strong>r Beschaffungen, <strong>de</strong>n Embargobestimmungen<br />

<strong>de</strong>s CoCom.<br />

Anfang <strong>de</strong>r 70er Jahre zeigte sich in <strong>de</strong>r technologischen<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r DDR-Betriebe ein <strong>de</strong>utlicher<br />

Rückstand im Vergleich zum Westen. Erst ab Mitte<br />

<strong>de</strong>r 70er Jahre reagierte die Partei- <strong>und</strong> Wirtschaftsführung<br />

darauf. Zu <strong>de</strong>n ersten Maßnahmen zählte die<br />

Gründung <strong>de</strong>r Kombinate Mikroelektronik Erfurt <strong>und</strong><br />

Elektronische Bauelemente Teltow am 1. Januar 1978<br />

sowie die Fusion <strong>de</strong>r Kombinate Robotron <strong>und</strong> Zentronik<br />

zum Kombinat Robotron Dres<strong>de</strong>n; außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong><br />

die Verbesserung <strong>de</strong>r Mikroelektronik verstärkt<br />

während <strong>de</strong>r Tagungen <strong>de</strong>s Zentralkomitees <strong>de</strong>r SED<br />

zum Thema gemacht. Nach <strong>und</strong> nach nahm die Mikroelektronik<br />

in <strong>de</strong>n Planungen immer mehr eine<br />

Schlüsselposition in <strong>de</strong>r Industrie <strong>de</strong>r DDR ein; umfangreiche<br />

Investitionen wur<strong>de</strong>n dafür getätigt. Ziel<br />

<strong>de</strong>r DDR war es, in <strong>de</strong>r Mikroelektronik auf <strong>de</strong>m Weltmarkt<br />

konkurrenzfähig zu wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> möglichst eigene<br />

Produktionsstätten zu errichten.<br />

(Vgl. Artikel „Elektrotechnische <strong>und</strong> Elektronische<br />

Industrie", in DDR Handbuch, hrsg. vom Ministerium<br />

für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen, Band 1 A-L, 3. Auflage,<br />

Köln 1985, S. 346-348 <strong>und</strong> Artikel „Mikroelektronik",<br />

in: DDR Handbuch, hrsg. vom Ministerium für<br />

inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen, Band 2 M-Z, 3. Auflage,<br />

Köln 1985, S. 888-892)<br />

Einen Schub im Hinblick auf <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>r Mikroelektronik<br />

be<strong>de</strong>uteten die Überlegungen zur Vorbereitung<br />

<strong>de</strong>s Fünfjahrplanes für die Jahre 1986 bis<br />

1990. Dafür wur<strong>de</strong> beim ZK <strong>de</strong>r SED eine Arbeitsgruppe<br />

Mikroelektronik gebil<strong>de</strong>t. Ständige Mitglie<strong>de</strong>r<br />

waren neben Dr. Schalck-Golodkowski unter an<strong>de</strong>rem<br />

<strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission, Siegfried Wenzel, <strong>de</strong>r Staatssekretär<br />

im Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong><br />

Elektronik, Karl Nen<strong>de</strong>l - er war zugleich Regierungsbeauftragter<br />

für die Mikroelektronik -, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>s statistischen Zentralamtes, Prof. Dr. Arno<br />

Donda.<br />

Die Abstimmungen fan<strong>de</strong>n vor allem 1985 <strong>und</strong> 1986<br />

in <strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>de</strong>s Fünfjahrplanes für die Jahre<br />

1986 bis 1990 statt. Später gab es nur noch Beratungen<br />

bei <strong>de</strong>r Ausarbeitung <strong>de</strong>r einzelnen Jahrespläne,<br />

wenn geprüft wur<strong>de</strong>, ob die im Fünfjahrplan festgelegten<br />

Vereinbarungen eingehalten wur<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong><br />

Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission, Siegfried<br />

Wenzel, haben ausgesagt, daß die Arbeitsgruppe<br />

<strong>de</strong>m Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED für Wirtschaft, Dr.<br />

Günter Mittag, Vorschläge vorgelegt habe. Die Arbeitsgruppe<br />

traf keine Entscheidungen, während<br />

Wirtschaftssekretär Dr. Mittag selbst an <strong>de</strong>n Entscheidungen<br />

stark beteiligt war.<br />

Am 29. Januar 1986 wur<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission, Gerhard Schürer,<br />

<strong>de</strong>m Minister für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik,<br />

Felix Meier, <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski eine<br />

„Vereinbarung über die Finanzierung <strong>und</strong> Refinan-<br />

zierung von NSW-Importen für die beschleunigte Einführung<br />

<strong>de</strong>r Schlüsseltechnologien Mikroelektronik<br />

<strong>und</strong> CAD/CAM" (Computer Ai<strong>de</strong>d Design / Computer<br />

Ai<strong>de</strong>d Manufacturing) geschlossen. Demnach verpflichtete<br />

sich <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

zusätzlich zu <strong>de</strong>n planmäßigen Importfonds<br />

1,05 Mrd. Valutamark (VM) in <strong>de</strong>n Jahren 1987 bis<br />

1990 zur Verfügung zu stellen. „Dabei wird die Währungsstruktur<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r vorgesehenen Bezugsquellen<br />

<strong>und</strong> Bezugslinien mit <strong>de</strong>n Anteilen 40 % DM,<br />

30 % Yen, 25 % USD <strong>und</strong> 5 % VE eingeschätzt", hieß<br />

es in <strong>de</strong>r Vereinbarung (Dokument-Nr. 545).<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission,<br />

Gerhard Schürer, hatte die Verpflichtung übernommen,<br />

diesen Betrag von 1991 bis 1995 in Jahresraten<br />

von jährlich 210 Mio. VM an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zurückzuzahlen. Der Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung war bereit, die dabei<br />

entstehen<strong>de</strong> Zinslast von 350 bis 400 Mio. VM zu tragen,<br />

die durch die Aufnahme von Krediten anfiel. In<br />

<strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Bereitstellung dieser Beträge für die Mikroelektronik<br />

setzte sich Politbüromitglied Dr. Mittag<br />

gegen die Staatliche Plankommission <strong>und</strong> ihren Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

Schürer durch, <strong>de</strong>r diese Summe für zu<br />

hoch hielt (Dokument-Nr. 546).<br />

Ihren Nie<strong>de</strong>rschlag fan<strong>de</strong>n die Pläne auch in <strong>de</strong>n Beschlüssen<br />

<strong>de</strong>s XI. Parteitags <strong>de</strong>r SED (17.-21. April<br />

1986) „zur beschleunigten Entwicklung <strong>und</strong> Einführung<br />

von Schlüsseltechnologien in <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR". Die politischen Vorgaben brachten<br />

für <strong>de</strong>n Import von Embargowaren „qualitativ <strong>und</strong><br />

quantitativ neue Anfor<strong>de</strong>rungen", wie Dr. Schalck-<br />

Golodkowski im Dezember 1986 während einer Besprechung<br />

zur Durchführung <strong>de</strong>r Beschlüsse <strong>de</strong>s<br />

XI. Parteitags betonte (Dokument-Nr. 547). Nach seiner<br />

Aussage vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin rechnete er ab 1986 damit, „daß für<br />

spezielle Ausrüstungen, die beson<strong>de</strong>rs im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Produktion von Bauelementen <strong>und</strong> Halbleitern <strong>und</strong><br />

Chips eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle spielen, gelten<strong>de</strong> Bestimmungen<br />

<strong>de</strong>r CoCom-Behör<strong>de</strong> in Paris möglicherweise<br />

verletzt wer<strong>de</strong>n können" .<br />

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Bestimmungen<br />

nach Angaben von Dr. Schalck-Golodkowski wenig<br />

Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

weil es in <strong>de</strong>r Praxis kaum illegalen Import in<br />

größerem Maßstab gegeben habe.<br />

Tatsächlich wur<strong>de</strong>n vermutlich seit Bestehen <strong>de</strong>s Embargos<br />

Maschinen <strong>und</strong> Ausrüstungen illegal in die<br />

DDR verbracht. Wahrscheinlich haben die in Berlin<br />

(West) <strong>und</strong> (Ost) tätigen Unternehmen G. Simon <strong>de</strong>s<br />

Kaufmanns Simon Gol<strong>de</strong>nberg <strong>und</strong> F. C. Gerlach Export-Import<br />

<strong>de</strong>s Kaufmanns Michael Wischniewski<br />

alias Hersz Libermann seit <strong>de</strong>n 50er Jahren Embargogüter<br />

für die DDR beschafft. Bei<strong>de</strong> Unternehmen, von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski 1965 im Brief an Hermann<br />

Matern als „Vertrauensfirmen <strong>de</strong>s MfS" bezeichnet,<br />

haben mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

in seiner Gründungsphase intensiv zusammengearbeitet.<br />

Über <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Lieferungen <strong>und</strong> über<br />

die gelieferten Güter sind <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

keine konkreten Angaben bekannt (Dokument-Nr.<br />

22).


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong>


In <strong>de</strong>n 60er <strong>und</strong> 70er Jahren han<strong>de</strong>lten nach Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz auch<br />

Ottokar Hermann <strong>und</strong> Wolfram Wiegand von <strong>de</strong>m<br />

West-Berliner Unternehmen WAN Warimex mit Embargowaren.<br />

Zu <strong>de</strong>n Embargohändlern in dieser Zeit<br />

gehörten auch Hans Jochheim aus Laatzen bei Hannover<br />

<strong>und</strong> das Ehepaar Rübler aus Berlin (West). Herbert<br />

<strong>und</strong> Helga Rübler sollen nach Angaben <strong>de</strong>r Oberfinanzdirektion<br />

Berlin (West) 1970 <strong>und</strong> 1971 Transistoren,<br />

Dio<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Röhren im Wert von r<strong>und</strong> 594.000<br />

DM ungenehmigt in die DDR <strong>und</strong> nach Polen verbracht<br />

haben (Dokument-Nr. 548-551).<br />

3. Beteiligte Institutionen bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von sog. Embargoware<br />

Die Beweiserhebung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

hat zu <strong>de</strong>m folgen<strong>de</strong>n Organigramm geführt,<br />

das die organisatorischen Verflechtungen <strong>de</strong>r an Embargoverstößen<br />

unmittelbar o<strong>de</strong>r mittelbar beteiligten<br />

Institutionen seit 1986 im Überblick zeigt. In <strong>de</strong>r Praxis<br />

wur<strong>de</strong> allerdings in Einzelfällen von <strong>de</strong>n dargestellten<br />

Arbeitsabläufen abgewichen. Die Zusammenarbeit<br />

wird anhand <strong>de</strong>s Organigramms zunächst<br />

nur kurz erläutert, anschließend folgt eine ausführlichere<br />

Beschreibung <strong>de</strong>r einzelnen Institutionen.<br />

Der Ablauf stellt sich ab 1986 wie folgt dar: Die Industrie<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Bedarfsträger in <strong>de</strong>r DDR stellten Listen<br />

mit benötigter Hochtechnologie auf, die an das<br />

Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik (MEE)<br />

übergeben wur<strong>de</strong>n (Verbindungslinie 1 <strong>de</strong>s Organigramms).<br />

Der Staatssekretär im MEE, Karl Nen<strong>de</strong>l,<br />

gab die Aufträge zur Beschaffung in Absprache mit<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung (2) an <strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 (3a) o<strong>de</strong>r Wolfram Zahn (3b) weiter.<br />

Zahn diente als Kontaktmann zu <strong>de</strong>n sogenannten<br />

„Speziellen Beschaffungsorganen" (SBO), das heißt<br />

Unternehmen, die zum Sektor Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Technik (SWT) <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung<br />

(HVA) <strong>de</strong>s MfS gehörten (3c).<br />

Dr. Schalck-Golodkowski war als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>m Sekretär für Wi rt<br />

-schaft im Zentralkomitee (ZK) <strong>de</strong>r SED, Dr. Günter<br />

Mittag, unterstellt (4). Dr. Schalck-Golodkowski erteilte<br />

Weisungen an <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4, Gerhardt Ronneberger (5). Der Han<strong>de</strong>lsbereich 4,<br />

<strong>de</strong>r formal zum AHB Elektronik Export-Impo rt gehörte,<br />

war gleichzeitig <strong>de</strong>m Staatssekretär im MEE<br />

unterstellt, allerdings nur in technischen Fragen (6).<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung sorgte unter<br />

an<strong>de</strong>rem für die Finanzierung <strong>de</strong>r Importe <strong>de</strong>s<br />

Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 (5). Für Arbeitsbeziehungen zum<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 war im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die Hauptabteilung III zuständig, <strong>und</strong> dort<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Sektor Elektronik-Mikroelektronik<br />

(5). Mit <strong>de</strong>r finanziellen Abwicklung hatte die Hauptabteilung<br />

II zu tun.<br />

Die Abteilung 8 (Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik) <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung XVIII <strong>de</strong>s MfS war mit „Sicherheitsfragen"<br />

beim Import von Embargowaren betraut. Deren<br />

Leiter Artur Wenzel arbeitete mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zusammen (7a). Außer<strong>de</strong>m waren Wenzel<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Mitarbeiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung XVIII/8<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

als Führungsoffiziere von Beschäftigten <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4 (7b), von Wolfram Zahn (7c) <strong>und</strong> von<br />

Staatssekretär Karl Nen<strong>de</strong>l im Ministerium für Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> Elektronik (7d) tätig.<br />

Die MfS-Abteilung Verwaltung Rückwärtige Dienste<br />

(VRD) gab Aufträge zur Beschaffung von Embargowaren<br />

für das MfS an die Arbeitsgruppe MAH unter<br />

Leitung von Heinz Bau<strong>de</strong> (8), die in <strong>de</strong>n Räumen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung (9) arbeitete<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Verbindungen im Ausland nutzte.<br />

Bei <strong>de</strong>n Produzenten ist zu unterschei<strong>de</strong>n zwischen<br />

Direktlieferanten <strong>und</strong> Produktionsfirmen, die ihre<br />

Ware an Embargohändler verkauften (10), aber nicht<br />

in je<strong>de</strong>m Fall von <strong>de</strong>r Weiterlieferung in die DDR wußten.<br />

Die Direktlieferanten <strong>und</strong> die Embargohändler<br />

lieferten ihre Ausrüstungen an <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

(11a) o<strong>de</strong>r die SBO (11b). Die Embargohändler kauften<br />

ihre Güter direkt von <strong>de</strong>n Produktionsfirmen o<strong>de</strong>r<br />

von Zwischenhändlern <strong>und</strong> lieferten sie an <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 o<strong>de</strong>r die SBO. Von dort gelangte die Ware<br />

an die Industrie (12a bzw. 12b). Die Arbeitsgruppe<br />

MAH beschaffte von <strong>de</strong>n Zwischenhändlern unter an<strong>de</strong>rem<br />

Ware für das MfS (11c).<br />

a) Industrie <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Bedarfsträger<br />

Der Industriezweig Elektrotechnik/Elektronik war<br />

<strong>de</strong>r wichtigste Bedarfsträger für Hochtechnologie in<br />

<strong>de</strong>r DDR, <strong>und</strong> innerhalb dieses Zweiges insbeson<strong>de</strong>re<br />

die mikroelektronische Industrie. Dort wur<strong>de</strong>n die<br />

Aufgabenstellungen für die Beschaffung von Geräten<br />

<strong>und</strong> Anlagen <strong>und</strong> damit zum Teil auch für Embargowaren<br />

erarbeitet. Dazu gehörten nach Feststellung<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses unter an<strong>de</strong>rem folgen<strong>de</strong><br />

Kombinate mit folgen<strong>de</strong>n dazugehörigen Betrieben:<br />

- Kombinat VEB Carl Zeiss, Jena, mit <strong>de</strong>m Stammbetrieb<br />

VEB Carl Zeiss Jena,<br />

- VEB Kombinat Robotron, Dres<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>m Stammbetrieb<br />

VEB Robotron-Elektronik Dres<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m<br />

VEB Robotron-Büromaschinenwerk „Ernst Thälmann"<br />

Sömmerda, <strong>de</strong>m VEB Robotron-Elektronik<br />

Zella-Mehlis,<br />

- VEB Kombinat Mikroelektronik Erfurt, mit <strong>de</strong>m<br />

Stammbetrieb VEB Mikroelektronik „Karl Marx"<br />

Erfurt einschließlich <strong>de</strong>r Chip-Fabrik Erfurt-Südost<br />

(ESO), <strong>de</strong>m VEB Halbleiterwerk Frankfurt/O<strong>de</strong>r<br />

(HFO) <strong>und</strong> <strong>de</strong>m VEB Zentrum für Forschung <strong>und</strong><br />

Technologie <strong>de</strong>r Mikroelektronik (ZFTM) in Dres<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m VEB Spurenmetalle Freiberg in Hilbersdorf,<br />

- Kombinat VEB Elektronische Bauelemente Teltow<br />

(KEBT) „Carl von Ossietzky".<br />

- VEB Kombinat Automatisierungsanlagenbau Berlin<br />

(KAAB)<br />

- VEB Kombinat Nachrichtenelektronik (KNE) Berlin.<br />

Möglicherweise wur<strong>de</strong>n noch für weitere Betriebe<br />

Embargowaren importiert. Eine vollständige Übersicht<br />

konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Aktenlage nicht erstellen.


Die belieferten Kombinate waren <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik unterstellt <strong>und</strong><br />

mußten dort ihren Bedarf an elektronischen Bauelementen<br />

o<strong>de</strong>r Produktionsausrüstungen vor Beginn eines<br />

neuen Planjahres anmel<strong>de</strong>n.<br />

Ein weiterer wichtiger „Bedarfsträger" war neben <strong>de</strong>r<br />

Industrie die Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften. Nach<br />

Angaben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes arbeiteten<br />

alle Forschungseinrichtungen zu 80 Prozent mit westlicher<br />

Meßtechnik. In geringem Umfang zählten auch<br />

die Deutsche Post, das Ministerium <strong>de</strong>s Inneren, das<br />

Ministerium für Nationale Verteidigung <strong>und</strong> das MfS<br />

zu <strong>de</strong>n Bedarfsträgern.<br />

Die „Bedarfsträger" mußten ihre Importwünsche begrün<strong>de</strong>n.<br />

Sie mußten in <strong>de</strong>r „Planverteidigung" darlegen,<br />

welchen Nutzen die von ihnen gefor<strong>de</strong>rte Ware<br />

bringen wür<strong>de</strong> <strong>und</strong> warum es nötig war, sie aus <strong>de</strong>m<br />

„Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet" (NSW) einzuführen.<br />

Das war zum Beispiel <strong>de</strong>r Fall, wenn die<br />

Ausrüstung überhaupt nicht, nicht termingerecht<br />

o<strong>de</strong>r in nicht ausreichen<strong>de</strong>r Qualität im Ostblock erhältlich<br />

war. Dies wur<strong>de</strong> nach Angaben <strong>de</strong>s BND jedoch<br />

nicht seriös geprüft. Die Einfuhr aus <strong>de</strong>m Westen<br />

war aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r Kombinatsdirektoren einfacher<br />

als <strong>de</strong>r Bezug aus RGW-Län<strong>de</strong>rn, zumal die Versorgung<br />

mit Ersatzteilen sicherer schien.<br />

Die verantwortlichen Kombinatsdirektoren - unter<br />

an<strong>de</strong>rem Prof. Dr. Heinz Wedler (Kombinat Mikroelektronik<br />

Erfurt), F riedrich Wokurka vermutlich alias<br />

GMS „Wolf" (Kombinat Robotron) <strong>und</strong> Prof. Dr. Wolfgang<br />

Biermann (Kombinat Carl Zeiss Jena), <strong>de</strong>r Mitglied<br />

im ZK <strong>de</strong>r SED war - arbeiteten eng mit <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung III <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 <strong>de</strong>s<br />

AHB Elektronik zusammen, <strong>de</strong>r faktisch zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehörte. Den Kombinatsdirektoren<br />

dürfte bekannt gewesen sein, daß zur<br />

importierten Technologie auch Embargoware gehörte.<br />

b) Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik<br />

Eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Position beim Import von Embargoware<br />

hatte im Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong><br />

Elektronik (MEE) <strong>de</strong>r Regierungsbeauftragte für die<br />

Mikroelektronik, Karl Nen<strong>de</strong>l, inne. Er war seit 1967<br />

Staatssekretär im MEE. Beteiligt war an <strong>de</strong>n Importvorhaben<br />

auch Werner Engler, <strong>de</strong>r im MEE Sektorenleiter<br />

für Kompensationsinvestitionen <strong>und</strong> NSW-Importvorhaben<br />

war. Seine Aufgabe bestand darin, die<br />

Investitionsvorhaben entsprechend <strong>de</strong>n Weisungen<br />

auf die Kombinate <strong>und</strong> Betriebe aufzuteilen, die zum<br />

MEE gehörten.<br />

Nen<strong>de</strong>l gab in Absprache mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung an <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s<br />

AHB Elektronik Export-Import o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Verbindungsmann<br />

zu <strong>de</strong>n Speziellen Beschaffungsorganen<br />

(SBO) <strong>de</strong>s MfS, Wolfram Zahn, die Anweisung zur Beschaffung<br />

von Embargogütern. Die Verantwortung<br />

<strong>de</strong>s MEE bezog sich nahezu ausschließlich auf technische<br />

Aufgaben <strong>und</strong> die Auswahl <strong>de</strong>r zu importieren<strong>de</strong>n<br />

Güter (Dokument-Nr. 552).<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

c) Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Ein Schwerpunkt <strong>de</strong>r Beweiserhebung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

war die Frage nach <strong>de</strong>r Verantwortung<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Waren, die <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsembargo unterlagen.<br />

In einem Brief an Politbüromitglied Dr. Günter<br />

Mittag zählte Dr. Schalck-Golodkowski 1976 zur<br />

zentralen Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung unter an<strong>de</strong>rem:<br />

„Aufgaben zur beschleunigten Entwicklung <strong>und</strong><br />

Einführung mo<strong>de</strong>rner Technologien, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r Mikroelektronik <strong>und</strong> Robotertechnik in die<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR (Finanzierung <strong>und</strong> Beschaffung<br />

spezieller Ausrüstungen <strong>und</strong> Technologien,<br />

darunter Embargoerzeugnisse) unter Nutzung<br />

<strong>und</strong> Ausbau geeigneter Linien <strong>und</strong> Auslandsverbindungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs. " (Vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokumentnummer<br />

100, S. 712)<br />

Während diesem B rief zufolge <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung nicht nur hinsichtlich <strong>de</strong>r Finanzierung,<br />

son<strong>de</strong>rn auch bei <strong>de</strong>r Organisation <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargowaren eine wichtige Rolle zukam,<br />

beschrieb Dr. Schalck-Golodkowski in einer<br />

Vernehmung vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin die Aufgaben <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bei <strong>de</strong>r Beschaffung so:<br />

„Die Hauptverantwortung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung lag, was <strong>de</strong>n außerplanmäßigen<br />

Import von Geräten, Ausrüstung, Zubehör für<br />

<strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Mikroelektronik anbetraf, im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Bereitstellung <strong>de</strong>r<br />

-<br />

Fonds, <strong>de</strong>r Gewährleistung<br />

<strong>de</strong>r Finanzierung, <strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abrechnung <strong>de</strong>r Fonds <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Inhalte<br />

gegenüber <strong>de</strong>m mir unmittelbar vorgesetzten<br />

Leiter."<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verantwortung<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski kam die Beweiserhebung<br />

dagegen zu <strong>de</strong>utlichen Ergebnissen:<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hatte seit <strong>de</strong>r Gründung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, verstärkt<br />

aber seit 1986 mit <strong>de</strong>m Import von Embargowaren zu<br />

tun. Dies hing mit <strong>de</strong>n Beschlüssen <strong>de</strong>s XI. Parteitags<br />

vom April 1986 zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Mikroelektronik<br />

zusammen, die dazu führten, daß <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung weisungsbefugt<br />

für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik Export<br />

Import wur<strong>de</strong>.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski war seit 1986 Vorgesetzter<br />

von Gerhardt Ronneberger, <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4. Ronneberger war ihm mit allen Rechten<br />

<strong>und</strong> Pflichten eines Generaldirektors unterstellt. Er<br />

bekam Weisungen <strong>und</strong> Aufträge für die Arbeit im<br />

Ausland von Dr. Schalck-Golodkowski, war ihm gegenüber<br />

rechenschaftspflichtig <strong>und</strong> mußte sich von<br />

ihm alle Auslandsreisen persönlich genehmigen lassen.<br />

Personalfragen wie die Besetzung von Führungspositionen<br />

im Han<strong>de</strong>lsbereich 4 erörterte Dr. Schalck-<br />

Golodkowski mit <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

XVIII/8 <strong>de</strong>s MfS, Oberst Artur Wenzel.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Auf die Auswahl <strong>de</strong>r Lieferanten <strong>und</strong> die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Geschäfte nahm Dr. Schalck-Golodkowski<br />

nach Aussage von Ronneberger keinen Einfluß.<br />

Allerdings achtete er auf die termingerechte Lieferung<br />

von Importen, damit beispielsweise die Produktionsaufnahme<br />

eines neuen Schaltkreises gesichert<br />

war.<br />

Bei streng vertraulichen Entscheidung en beauftragte<br />

Dr. Schalck-Golodkowski einzelne Mitarbeiter mit<br />

<strong>de</strong>r Abwicklung von Son<strong>de</strong>rimporten, zum Beispiel<br />

Kontordirektor Günther Gath. Bei <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rimporten<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um Hochtechnologie für die Nationale<br />

Volksarmee, die Industrie <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Hochleistungssport.<br />

Eine persönliche Beteiligung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

läßt sich im übrigen bei <strong>de</strong>r Beschaffung einer mit<br />

„Objekt X" bezeichneten Druckmaschine zur Fälschung<br />

<strong>de</strong>s Personalausweises <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r geplanten Einfuhr von Ausrüstung<br />

für ein Festplattenspeicherwerk in Zella-<br />

Mehlis nachweisen (Dokument-Nr. 553).<br />

Ronneberger hat in einer Vernehmung durch Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes ausgesagt, daß sich<br />

Dr. Schalck-Golodkowski über alle beson<strong>de</strong>ren Vorkommnisse<br />

berichten ließ. Gelegentlich habe er sich<br />

darüber beschwert, daß er nicht sofort informiert wor<strong>de</strong>n<br />

sei. Nach <strong>de</strong>r Verhaftung <strong>de</strong>s Diplomwirtschaftsingenieurs<br />

Hans-Joachim Majunke 1989 mußte Ronneberger<br />

für Dr. Schalck-Golodkowski zum Beispiel<br />

innerhalb weniger St<strong>und</strong>en einen umfassen<strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong><br />

über die Geschäftsbeziehungen zu diesem Unternehmen<br />

<strong>und</strong> zur Person erstellen. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

selbst schrieb an das Politbüro-Mitglied Dr.<br />

Günter Mittag zahlreiche Informationen zu Fragen<br />

<strong>de</strong>r Mikroelektronik <strong>und</strong> zum Import von Embargowaren,<br />

in vielen Fällen verb<strong>und</strong>en mit <strong>de</strong>r Bitte um<br />

Entscheidung.<br />

Zuständig für organisatorische Fragen bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargoware war im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung die Hauptabteilung III, die<br />

aus zwei Abteilungen bestand: B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland/Berlin (West) sowie Kompensation <strong>und</strong><br />

Son<strong>de</strong>robjekte. Der Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung III,<br />

Dieter Paul, war für die laufen<strong>de</strong>n Arbeitsbeziehungen<br />

zum Han<strong>de</strong>lsbereich 4 verantwortlich. Er war gelegentlich<br />

auch an Rücksprachen zwischen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Ronneberger beteiligt.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r Hauptabteilung III war mit <strong>de</strong>m Kontakt<br />

zum Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>r von Siegfried Stöckert<br />

geleitete Sektor Elektronik-Mikroelektronik betraut.<br />

Dieser Sektor gehörte bis zum 1. September 1988 zur<br />

Abteilung Kompensation <strong>und</strong> Son<strong>de</strong>robjekte, wur<strong>de</strong><br />

dann aus ihr herausgelöst <strong>und</strong> unterstand direkt <strong>de</strong>m<br />

Hauptabteilungsleiter Dieter Paul. Ein Gr<strong>und</strong> für<br />

diese neue Son<strong>de</strong>rstellung war die beson<strong>de</strong>re Geheimhaltung.<br />

Die Aufgabe von Stöckert lag da rin,<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung in Besprechungen<br />

zum Import von Mikroelektronik zu vertreten<br />

<strong>und</strong> für Dr. Schalck-Golodkowski darüber Gesprächsnotizen<br />

zu schreiben. Als Stellvertreter für<br />

Stöckert wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mitarbeiter Wolfgang Pieper alias<br />

IMS „Albert" eingearbeitet. Für <strong>de</strong>n Bereich Rechentechnik<br />

war <strong>de</strong>r Mitarbeiter Heinz-Fred Sredzki zu<br />

ständig. Weisungsbefugnisse gegenüber <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 hatten we<strong>de</strong>r Paul noch Stöckert; dazu<br />

war allein Dr. Schalck-Golodkowski berechtigt (Dokument-Nr.<br />

554-555).<br />

Mit <strong>de</strong>r finanziellen Abwicklung hatte vor allem <strong>de</strong>r<br />

Abteilungsleiter Planung <strong>und</strong> Ökonomie <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II, Heinz Joachim Kabisch, gelegentlich<br />

auch Abteilungsleiterin Meta Bleßing, zu tun. Für die<br />

Hauptabteilung II nahm <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 eine<br />

Son<strong>de</strong>rstellung ein, weil die Aufgabe <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung in diesem Fall nicht darin<br />

bestand, durch Exporte Devisen zu erwirtschaften,<br />

son<strong>de</strong>rn es im Gegenteil um Ausgaben für Importe<br />

ging.<br />

MfS-Unternehmen, sogenannte „operative Firmen",<br />

die <strong>de</strong>r Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung unterstan<strong>de</strong>n, haben ebenfalls von <strong>de</strong>r<br />

DDR dringend benötigte Embargoware importiert.<br />

Dazu gehörten die Unternehmen Asimex, F. C. Gerlach<br />

Export-Import, Günther Forgber, Interport, Intertechna<br />

<strong>und</strong> IMPAG. Diese Unternehmen <strong>und</strong> ihre Geschäftsabwicklung<br />

unterlagen strengster Geheimhaltung<br />

(vgl. Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3920, S. 9).<br />

d) Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik<br />

Damit eine „straffe Leitung" bei <strong>de</strong>r Beschaffung von<br />

Embargowaren gesichert war, wur<strong>de</strong> ein einheitlicher<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich für Einfuhren aus <strong>de</strong>m „Nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet" (NSW) gegrün<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r<br />

wie ein juristisch selbständiger Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

geleitet wur<strong>de</strong>: <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4, <strong>de</strong>r häufig auch<br />

Importbereich, Importhan<strong>de</strong>lsbereich - o<strong>de</strong>r NSW-Importbereich<br />

hieß. Dazu wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import mit Wirkung vom<br />

1. Juli 1986 mit <strong>de</strong>m Direktorat Anlagenimport <strong>de</strong>s<br />

VEB Kombinat Mikroelektronik Erfurt (KME) zusammengelegt.<br />

(Dokument-Nr. 556-557).<br />

Die Zusammenlegung be<strong>de</strong>utete, daß sich von diesem<br />

Zeitpunkt an die Beschaffung von Embargoware<br />

im wesentlichen auf zwei Organisationen konzentrierte:<br />

auf <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>und</strong> die Speziellen<br />

Beschaffungsorgane <strong>de</strong>s MfS. In <strong>de</strong>n Jahren zuvor<br />

waren für die Einfuhr von Embargoware drei Beschaffungsorgane<br />

zuständig:<br />

- das Direktorat Anlagenimport im Kombinat Mikroelektronik<br />

unter Leitung von Dietrich Kupfer,<br />

- <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik Export<br />

Import,<br />

- <strong>und</strong> die Speziellen Beschaffungsorgane (SBO), koordiniert<br />

von Wolfram Zahn. Dabei verteilten sich<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre die Importe von Embargoware<br />

wie folgt: Ungefähr 60 Prozent wur<strong>de</strong>n über das Direktorat<br />

Anlagenimport eingeführt, etwa 30 Prozent<br />

über <strong>de</strong>n AHB Elektronik Export-Import <strong>und</strong> etwa<br />

10 Prozent über die „Speziellen Beschaffungsorgane".<br />

(Dokument-Nr. 558)<br />

Vor 1986 kam somit <strong>de</strong>m Direktorat Anlagenimport<br />

eine Schlüsselrolle bei <strong>de</strong>r Einfuhr von Embargoware<br />

zu. Gerhardt Ronneberger <strong>und</strong> Wolfram Zahn haben<br />

I in Vernehmungen durch das B<strong>und</strong>eskriminalamt aus-


gesagt, daß <strong>de</strong>r Vorläufer <strong>de</strong>s Direktorats Anlagenimport<br />

in <strong>de</strong>n 60er Jahren die Abteilung Anlagenimport<br />

in <strong>de</strong>r Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Bauelemente<br />

<strong>und</strong> Vakuumtechnik war. Leiter war Wolfram<br />

Zahn ; Stellvertreter Gerhardt Ronneberger.<br />

Nach<strong>de</strong>m Ronneberger 1972 dort ausschied, wur<strong>de</strong><br />

Dietrich Kupfer sein Nachfolger. 1978 wur<strong>de</strong> das Direktorat<br />

<strong>de</strong>m neu gebil<strong>de</strong>ten Kombinat Mikroelektronik<br />

Erfurt unterstellt. In diesem Kombinat wur<strong>de</strong><br />

Zahn stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor, während<br />

Kupfer zum Leiter <strong>de</strong>s Direktorats Anlagenimport aufstieg.<br />

Zahn <strong>und</strong> Ronneberger haben in Vernehmungen<br />

durch das B<strong>und</strong>eskriminalamt übereinstimmend gesagt,<br />

daß es zwischen <strong>de</strong>m Minister für Elektrotechnik,<br />

Otfried Steger, Zahn <strong>und</strong> Kupfer auf <strong>de</strong>r einen<br />

Seite <strong>und</strong> Ronneberger auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten<br />

über die Organisation beim<br />

Import von Embargowaren gab. Bei <strong>de</strong>r Bildung eines<br />

einheitlichen Importbereichs konnte Ronneberger<br />

seine Vorstellungen bei Dr. Schalck-Golodkowski<br />

durchsetzen. Sie gingen dahin, <strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik zu verringern<br />

<strong>und</strong> das Direktorat Anlagenimport vom Kombinat<br />

Mikroelektronik zu trennen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 zuzuordnen. „Schalck hatte sich voll <strong>und</strong> ganz<br />

auf Ronneberger eingestellt" , sagte Zahn dazu in seiner<br />

Vernehmung. „Seit dieser Abtrennung ... hatte<br />

sich das Verhältnis zwischen mir <strong>und</strong> Schalck merklich<br />

abgekühlt. "<br />

Faktisch wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 zum 1. Juli 1986<br />

aus <strong>de</strong>m AHB Elektronik Export-Import herausgelöst<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung zugeordnet.<br />

Offiziell war <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 einerseits<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>m Staatssekretär<br />

im Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik<br />

„in direkter Leitungslinie doppelt unterstellt".<br />

(Dokument-Nr. 557) Die Unterstellung unter das Ministerium<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik bezog<br />

sich jedoch ausschließlich auf technische Fragen.<br />

Der Han<strong>de</strong>lsbereich 4 schloß seine Verträge weiterhin<br />

unter <strong>de</strong>m Namen <strong>de</strong>s AHB Elektronik Expo rt-Import<br />

ab, so daß er nicht im Han<strong>de</strong>lsregister eingetragen<br />

war. Hierbei han<strong>de</strong>lte es sich allerdings nur um eine<br />

Pro-forma-Einordnung. Der Generaldirektor <strong>de</strong>s AHB<br />

Elektronik Export-Import, Kurt Rippich, war gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich 4 we<strong>de</strong>r weisungsbefugt,<br />

noch wur<strong>de</strong> er über <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r Arbeit informiert.<br />

Im Schriftverkehr nutzte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>n<br />

Briefkopf <strong>de</strong>s AHB Elektronik, um <strong>de</strong>n Bezug zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gegenüber Außenstehen<strong>de</strong>n<br />

zu ver<strong>de</strong>cken (Dokument-Nr. 559).<br />

Die Bildung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs geht nach Aussage<br />

von Ronneberger auf das Betreiben Dr. Günter Mittags<br />

<strong>und</strong> Beschlüsse <strong>de</strong>r SED zurück, im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

verstärkten För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Mikroelektronik die Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Mittel zu konzentrieren. Mit <strong>de</strong>r praktischen<br />

Umsetzung wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

betraut. Gr<strong>und</strong>lage für die Gründung <strong>de</strong>r neuen Arbeitseinheit<br />

waren die „Gemeinsamen Festlegungen<br />

zur Wahrnehmung außenwirtschaftlicher Aufgaben<br />

zur beschleunigten Entwicklung <strong>und</strong> Anwendung<br />

<strong>de</strong>r Mikroelektronik, CAD/CAM- <strong>und</strong> Rechentechnik<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

im Zeitraum 1986-1990". Diese Vereinbarung wur<strong>de</strong><br />

am 25. April 1986, wenige Tage nach <strong>de</strong>m XI. Parteitag,<br />

von <strong>de</strong>n Staatssekretären Karl Nen<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski sowie vom Minister für Außenhan<strong>de</strong>l.<br />

Dr. Gerhard Beil, unterzeichnet; sie wur<strong>de</strong><br />

durch Dr. Günter Mittag bestätigt (Dokument-Nr.<br />

557).<br />

Ziel <strong>de</strong>r neuen Arbeitseinheit war die Einführung von<br />

Technologie für die Kombinate <strong>de</strong>r elektrotechnischen<br />

<strong>und</strong> elektronischen Indust rie <strong>und</strong> für an<strong>de</strong>re<br />

Bereiche <strong>de</strong>r Volkswirtschaft. Der Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

war zuständig für <strong>de</strong>n Impo rt von elektronischen Bauelementen,<br />

Baugruppen für die Mikroelektronik,<br />

CAD/CAM-Technik (Computer Ai<strong>de</strong>d Design/Computer<br />

Ai<strong>de</strong>d Manufactu ring) <strong>und</strong> Meßtechnik, Software<br />

<strong>und</strong> kompletten Ausrüstungen für Leiterplattenfabriken.<br />

Neben <strong>de</strong>n Importen für die Indust rie besorgte<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs auch Güter für<br />

die Hauptabteilung III <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> für die Arbeitsgruppe<br />

MAH, die <strong>de</strong>r Abteilung Verwaltung Rückwärtige<br />

Dienste (VRD) unterstand <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Wallstraße<br />

in <strong>de</strong>n Räumen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

untergebracht war (Dokument-Nr. 557).<br />

Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 wur<strong>de</strong> Gerhardt Ronne<br />

berger, <strong>de</strong>r zuvor stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import war. Vor <strong>de</strong>m<br />

Wechsel zum AHB Elektronik war er Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s AHB Carl Zeiss Jena im Kombinat VEB Carl Zeiss<br />

Jena. Ronneberger war viele Jahre im Außenhan<strong>de</strong>l<br />

tätig gewesen, unter an<strong>de</strong>rem als Exportkaufmann<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektrotechnik Export-Import in Kairo, als<br />

Kontordirektor beim AHB Heim-Elektric <strong>und</strong> als stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Direktor im Direktionsbereich Anlagenimport<br />

<strong>de</strong>r VVB Bauelemente - <strong>und</strong> Vakuumtechnik. Er<br />

besaß somit langjährige Erfahrung beim Import von<br />

Embargowaren.<br />

In diesem Zusammenhang wur<strong>de</strong> er während einer<br />

Geschäftsreise am 5. März 1982 in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland inhaftiert. Gegen ihn wur<strong>de</strong> ein Ermittlungsverfahren<br />

wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit<br />

eingeleitet; die Tat konnte Ronneberger<br />

allerdings nicht nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. Während <strong>de</strong>r<br />

Inhaftierung setzte sich <strong>de</strong>r langjährige Geschäftspartner<br />

Hans-Joachim Majunke für ihn ein. Majunke,<br />

Mitglied im Lan<strong>de</strong>svorstand <strong>de</strong>r F.D.P. Nordrhein-<br />

Westfalen, wandte sich nach <strong>de</strong>r Verhaftung Ronnebergers<br />

an B<strong>und</strong>esinnenminister Gerhart Rudolf<br />

Baum (F.D.P.) <strong>und</strong> B<strong>und</strong>eswirtschaftsminister Dr. Otto<br />

Graf Lambsdorff (F.D.P.) mit <strong>de</strong>r Bitte um Unterstützung.<br />

Im August 1982 wur<strong>de</strong> Ronneberger aus <strong>de</strong>r<br />

Haft entlassen, anschließend kehrte er in die DDR zurück<br />

(Dokument-Nr. 560-562).<br />

Ronneberger arbeitete seit Mitte <strong>de</strong>r 60er Jahre als Inoffizieller<br />

Mitarbeiter mit <strong>de</strong>m Aliasnamen „Saale"<br />

<strong>de</strong>m MfS zu; Führungsoffizier war <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r MfS<br />

Hauptabteilung XVIII/8, Artur Wenzel.<br />

Stellvertreter Ronnebergers wur<strong>de</strong> Dietrich Kupfer,<br />

<strong>de</strong>r ebenfalls langjährige Erfahrungen beim Impo rt<br />

von Embargowaren besaß. Von 1962 bis 1969 war er<br />

stellvertreten<strong>de</strong>r Kontordirektor beim DIA Heim-<br />

Elektric, dann Mitarbeiter bei <strong>de</strong>r VVB Bauelemente<br />

<strong>und</strong> Vakuumtechnik. Seit 1979 war Kupfer Abteilungsleiter<br />

<strong>und</strong> Direktor beim Direktorat Anlagenim-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

port, das zu dieser Zeit Wolfram Zahn unterstand.<br />

Kupfer hatte im Han<strong>de</strong>lsbereich 4 die Aufgabe, „im<br />

Auftrag <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs die Einkaufs-<br />

<strong>und</strong> Firmenpolitik sowie die Strategie zur<br />

Durchbrechung <strong>de</strong>s Embargos" zu koordinieren; außer<strong>de</strong>m<br />

war er für die Anleitung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r Importkontore<br />

bei <strong>de</strong>r Planerfüllung verantwortlich.<br />

Ronneberger wollte mittelfristig Kupfer durch einen<br />

neuen Stellvertreter ersetzen, weil er ihm fachlich<br />

nicht geeignet schien. Kupfer arbeitete seit 1965 für<br />

die Hauptabteilung XVIII <strong>de</strong>s MfS als IMS bzw. IME<br />

„Messing" (Dokument-Nr. 563-564).<br />

Weitere Stellvertreterin wur<strong>de</strong> Anne Streicher, die für<br />

<strong>de</strong>n Bereich Ökonomie <strong>und</strong> Planung verantwortlich<br />

war. Sie arbeitete seit <strong>de</strong>m 1. November 1988 im Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 <strong>und</strong> war vorher Parteisekretärin im<br />

AHB Elektrotechnik Export-Import. Ihr unterstan<strong>de</strong>n<br />

die Abteilung Planung/Ökonomie unter Leitung von<br />

Ilse Gerbrand, die Abteilung zentrale Vertragsabwicklung<br />

<strong>und</strong> die Abteilung Finanzen, geleitet von<br />

<strong>de</strong>r Finanzdirektorin Gisela Hoffmann.<br />

Anne Streicher wur<strong>de</strong> als „Nachwuchs-/Ablöseka<br />

<strong>de</strong>r" für Ronneberger vorbereitet. Dies geschah, wie<br />

Dr. Schalck-Golodkowski in einer Vernehmung durch<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes ausgesagt hat,<br />

weil gegen Ronneberger nach seiner Inhaftierung in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ein ständiges Mißtrauen<br />

vorhan<strong>de</strong>n war. An <strong>de</strong>r Versetzung von Anne<br />

Streicher zum Han<strong>de</strong>lsbereich war nach Einschätzung<br />

von Ronneberger auch <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

XVIII/8 <strong>de</strong>s MfS, Artur Wenzel, beteiligt. Hier<br />

zeigte sich <strong>de</strong>r Einfluß <strong>de</strong>s MfS auf die Auswahl von<br />

Führungspositionen im Han<strong>de</strong>lsbereich, die im übrigen<br />

mit Zustimmung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

besetzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Zur Führungsebene gehörten neben <strong>de</strong>m Leiter, seinen<br />

Stellvertretern <strong>und</strong> <strong>de</strong>n erwähnten Abteilungsleitern<br />

im Finanzbereich die Kontordirektoren Günter<br />

Gath, Joachim Panjas, Siegfried Schürer <strong>und</strong> Hartmut<br />

Schöniger. Sie besaßen ebenfalls die Funktion von<br />

Abteilungsleitern. Intensiv arbeiteten Dr. Schalck-<br />

Golodkowski (<strong>und</strong> sein Mitarbeiter Sredzki) mit Kontordirektor<br />

Günther Gath zusammen, <strong>de</strong>m er gelegentlich<br />

direkt Arbeitsaufträge erteilte. Der enge<br />

Kontakt war in <strong>de</strong>r Zeit vor <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4 entstan<strong>de</strong>n, als Gath noch Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Direktorats Anlagenimport war. Der Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 bestand aus <strong>de</strong>n Kontoren 40 bis 45, wobei die<br />

Kontore 41/42 <strong>und</strong> 43/44 zusammengefaßt waren. Zuständig<br />

waren:<br />

- Kontor 40 unter Leitung von Günter Gath für <strong>de</strong>n<br />

Import von Rechentechnik, Meßtechnik <strong>und</strong> Cornputertechnik,<br />

- Kontor 41/42 unter Leitung von Hartmut Schöniger<br />

für <strong>de</strong>n Impo rt elektronischer Bauelemente,<br />

- Kontor 43/44 unter Leitung von Joachim Panjas für<br />

<strong>de</strong>n Import von Produktionsausrüstungen <strong>und</strong> Industrieanlagen,<br />

- Kontor 45 unter Leitung von Siegf ried Schürer alias<br />

IMS „Burmeister" für <strong>de</strong>n Import technologischer<br />

Spezialausrüstungen (TSA).<br />

Den höchsten Anteil an Embargogütern importierten<br />

die Kontore 40 <strong>und</strong> 45, während <strong>de</strong>r Anteil im Kontor<br />

41 relativ gering war <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kontor 44 nach Aussage<br />

von Ronneberger keine Embargoware einführte.<br />

Zu <strong>de</strong>n wichtigsten Arbeitsprinzipien im Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 gehörte eine beson<strong>de</strong>re Geheimhaltung, so<br />

daß auch intern nur ein sehr kleiner Personenkreis<br />

über die jeweiligen Importe von Embargoware informiert<br />

war. Ein Kontordirektor kannte zum Beispiel<br />

nicht die Geschäftspartner <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Kontordirektoren.<br />

Der Kontakt mit Lieferfirmen <strong>und</strong> Transporteuren<br />

war auf das Notwendigste beschränkt, <strong>und</strong> die<br />

Mitarbeiter wur<strong>de</strong>n schriftlich zur Geheimhaltung<br />

verpflichtet.<br />

Die Arbeitsunterlagen erhielten die inoffiziell eingeführte<br />

Geheimhaltungsstufe „streng vertraulich -persönlich"<br />

. Diese Form war ein Kompromiß, <strong>de</strong>nn üblich<br />

wäre eine Einstufung <strong>de</strong>r Unterlagen als „Vertrauliche<br />

Verschlußsache" (VVS) gewesen. Derart eingestufte<br />

Unterlagen hätten aber in <strong>de</strong>r täglichen Arbeit<br />

mit Lieferanten nicht benutzt wer<strong>de</strong>n dürfen. Inhaltlich<br />

entsprach die Geheimhaltungsstufe „streng vertraulich-persönlich"<br />

<strong>de</strong>r Geheimhaltungsstufe<br />

VVS. Die Form „persönlich - streng vertraulich" war<br />

auch im Schriftwechsel <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 mit<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik gebräuchlich.<br />

Zweck <strong>de</strong>r Geheimhaltung war es, ein<br />

Eindringen westlicher Geheimdienste in <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

zu verhin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gefahr zu begegnen,<br />

daß westliche Lieferanten ent<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten.<br />

Bereits 1986 steigerten sich - die Importe <strong>de</strong>s neu gegrün<strong>de</strong>ten<br />

Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />

Einfuhren <strong>de</strong>s ehemaligen Direktorats Anlagenimport<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s vorherigen Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 im Jahr<br />

1985 auf das Fünffache (Dokument-Nr. 565).<br />

Von Januar 1987 bis En<strong>de</strong> November 1989 war <strong>de</strong>r<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 von 136 auf 149 Mitarbeiter angewachsen,<br />

von <strong>de</strong>nen zunächst 33, später 35 im „Bereich<br />

Wissenschaftsstrategie" arbeiteten.<br />

Bereich Wissenschaftsstrategie<br />

Der „Bereich Wissensschaftsstrategie Elektrotechnik<br />

/ Elektronik" unter Leitung von Prof. Dr. Rolf Jähn<br />

war ab <strong>de</strong>m 1. Januar 1987 <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich zugeordnet.<br />

In einer Vereinbarung legte <strong>de</strong>r Minister für<br />

Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik, Felix Meier, zusammen<br />

mit Dr. Schalck-Golodkowski die Aufgaben <strong>und</strong><br />

Organisation <strong>de</strong>s Bereichs fest. Demnach sollte dieser<br />

Bereich die „Vorbereitung von strategischen Entscheidungen<br />

im Bereich Elektrotechnik / Elektronik"<br />

übernehmen.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis be<strong>de</strong>utete dies eine wissenschaftliche<br />

Vorarbeit im Hinblick auf die Einführung <strong>de</strong>r Mikroelektronik.<br />

Die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs - im wesentlichen<br />

Ingenieure <strong>und</strong> Physiker - schrieben Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungspläne für die Zukunft <strong>de</strong>r<br />

Elektronik in <strong>de</strong>r DDR. Regelmäßig wur<strong>de</strong> die Leitung<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik,<br />

nach Bedarf auch Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

I über neue Entwicklungen informiert. Gr<strong>und</strong>lage für


diese Informationen war für die Wissenschaftler neben<br />

Dienstreisen vor allem die internationale technische<br />

Literatur.<br />

Organisatorisch <strong>und</strong> disziplinarisch war <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s<br />

„Bereichs Wissenschaftsstrategie <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s<br />

Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 im AHB Elektronik zugeordnet; in<br />

allen fachlichen Fragen war er <strong>de</strong>m Minister für Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> Elektronik unterstellt. Nach Darstellung<br />

von Ronneberger vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin gehörte die Abteilung<br />

Wissenschaftsstrategie ursprünglich zum Ministerium<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik <strong>und</strong> war <strong>de</strong>m Institut<br />

für Organisation <strong>und</strong> Rationalisierung <strong>de</strong>r Elektroindustrie<br />

angeglie<strong>de</strong>rt. Durch die Zuordnung <strong>de</strong>r Abteilung<br />

zum Han<strong>de</strong>lsbereich 4 behielt das Ministerium<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik <strong>de</strong>n Einfluß auf<br />

diesen Bereich, <strong>de</strong>r bei einer Einglie<strong>de</strong>rung in ein<br />

Kombinat möglicherweise verlorengegangen wäre.<br />

Das MfS kontrollierte die Arbeiten <strong>de</strong>s Bereichs Wissenschaftsstrategie;<br />

<strong>de</strong>ssen Leiter Prof. Jähn, war Inoffizieller<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Mf S.<br />

Mit <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich 30, <strong>de</strong>r im Zweiten Teilbericht<br />

BT-Drucksache 12/3920 auf Seite 39 aufgeführt<br />

ist, dürfte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 gemeint sein. Die Bezeichnung<br />

„Han<strong>de</strong>lsbereich 30" fin<strong>de</strong>t sich ausschließlich<br />

in Vernehmungen Dr. Schalck-Golodkowskis.<br />

In <strong>de</strong>n Akten gibt es keine Belege dafür, daß ein<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 30 jemals existierte; auch nach Aussagen<br />

mehrerer Zeugen ist diese Bezeichnung falsch<br />

(vgl. Volze, Armin, „Schalck <strong>und</strong> kein En<strong>de</strong>, Drei Bücher<br />

auf <strong>de</strong>n Wogen <strong>de</strong>s Zeitgeistes", Deutschland<br />

Archiv, 1992, Bd. 25, S. 653, Fußnote 17).<br />

e) Ministerium für Staatssicherheit / „Spezielle<br />

Beschaffungsorgane" (SBO)<br />

Für das Ministerium für Staatssicherheit war das<br />

Durchbrechen <strong>de</strong>s Embargos eine beson<strong>de</strong>rs wichtige<br />

Aufgabe. Das Unterlaufen <strong>de</strong>s Embargos erfor<strong>de</strong>re<br />

eine weitgehen<strong>de</strong> Unterstützung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

durch das MfS, schrieb <strong>de</strong>r Minister für Staatssicherheit,<br />

Erich Mielke, im Befehl 2/87 (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokumentnummer<br />

180, S. 1356).<br />

„Die staats- <strong>und</strong> wirtschaftsleiten<strong>de</strong>n Organe <strong>und</strong> die<br />

damit beauftragten Einrichtungen sind ohne die Informationen<br />

<strong>und</strong> spezifischen Beiträge <strong>de</strong>s MfS allein<br />

nicht in <strong>de</strong>r Lage, die Zielstellungen <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong><br />

Staatsführung auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Hoch- <strong>und</strong> Schlüsseltechnologien<br />

zu erfüllen", heißt es <strong>de</strong>mentsprechend<br />

in einem Entwurf einer Diplomarbeit zum „Sicherungsgegenstand<br />

Embargo". Angaben über <strong>de</strong>n<br />

Verfasser <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>s Entwurfs liegen <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß nicht vor (Dokument-Nr.<br />

566).<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung beim Import<br />

von Embargoausrüstungen mit mehren Abteilungen<br />

<strong>de</strong>s MfS zusammenarbeitete, so mit <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

XVIII/8, <strong>de</strong>m Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik<br />

(SWT) sowie <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Bau<strong>de</strong>, die zur Verwaltung<br />

Rückwärtige Dienste (VRD) gehörte. Diese<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Zusammenarbeit gestaltete sich in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Formen.<br />

Hauptabteilung XVIII/8<br />

Eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle beim illegalen Technologietransfer<br />

spielte innerhalb <strong>de</strong>s MfS die Abteilung 8<br />

(Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik) <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

XVIII, die für die Abwehr westlicher Wirtschaftsspionage<br />

im Bereich Elektronik zuständig war. Leiter <strong>de</strong>r<br />

Abteilung 8 war Oberst Artur Wenzel; als Stellvertreter<br />

waren Hans Fechner für <strong>de</strong>n Bereich Mikroelektronik<br />

<strong>und</strong> Willy Koch für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Datenverarbeitung,<br />

Nachrichtenelektronik <strong>und</strong> <strong>de</strong>r traditionellen<br />

Elektrotechnik zuständig. Insgesamt gehörten <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung XVIII/8 über 60 hauptamtliche Mitarbeiter<br />

an.<br />

Oberst Wenzel war Führungsoffizier <strong>de</strong>r an Embargoverstößen<br />

Hauptbeteiligten wie Gerhardt Ronneberger<br />

alias IM „Saale", Anne Streicher <strong>und</strong> Wolfram<br />

Zahn alias GMS bzw. IM „Rolf " . Eng arbeitete Wenzel<br />

ebenfalls mit Staatssekretär Karl Nen<strong>de</strong>l alias GMS<br />

„Sekretär" zusammen; außer<strong>de</strong>m war er über die Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Ost-West-Händler (wie zum Beispiel<br />

Hans Jochheim <strong>und</strong> Richard Müller) ständig informiert.<br />

Wenzel besaß Einfluß bei Personalentscheidungen,<br />

wenn es um die Besetzung von Führungspositionen<br />

bei <strong>de</strong>n Institutionen ging, die mit <strong>de</strong>r Einfuhr<br />

von Embargowaren betraut waren. Wie die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik Export-Import<br />

(einschließlich <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Wissenschaftsstrategie) war auch<br />

die Hauptabteilung XVIII/8 im Haus <strong>de</strong>r Elektroindustrie<br />

am Alexan<strong>de</strong>rplatz 6 in Berlin (Ost) untergebracht.<br />

-<br />

Wenzel wur<strong>de</strong> am Abend <strong>de</strong>s 4. Dezember 1989 von<br />

Demonstranten festgehalten, als er versuchte, mit einem<br />

Aktenkoffer <strong>de</strong>n Hof <strong>de</strong>s Hauses <strong>de</strong>r Elektroindustrie<br />

zu verlassen. Nach seiner Festnahme stellte<br />

sich heraus, daß sich im Aktenkoffer 740.000 DM <strong>und</strong><br />

150.000 Mark <strong>de</strong>r DDR an Bargeld sowie zwei Goldbarren<br />

befan<strong>de</strong>n. Einen Tag später sagte Wenzel beim<br />

Militärstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR aus, er habe das Geld in<br />

die Diensträume <strong>de</strong>s Amtes für Nationale Sicherheit<br />

(AfNS), <strong>de</strong>r Nachfolgeorganisation <strong>de</strong>s MfS, bringen<br />

wollen. Er erklärte, die Geldsumme gehöre westlichen<br />

Embargohändlern. Das Geld sei als Sicherheitsbetrag<br />

hinterlegt wor<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Auftragserfüllung<br />

gehe es um Zusammenhänge mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung. Am 6. Dezember nahm<br />

sich Wenzel in Untersuchungshaft das Leben (Dokument-Nr.<br />

567).<br />

Neben Wenzel waren weitere Mitarbeiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

als Führungsoffiziere tätig. Der Leiter <strong>de</strong>r Gruppe<br />

Rechentechnik (Kontor 40) im Han<strong>de</strong>lsbereich 4,<br />

Günther Gath, lieferte zum Beispiel unter <strong>de</strong>m Aliasnamen<br />

IM „Hans" <strong>Bericht</strong>e an <strong>de</strong>n Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung XVIII/8, Hartmann. Sein Mitarbeiter,<br />

<strong>de</strong>r Importkaufmann Klaus Mannewitz, informierte<br />

das MfS als IM „Peter Piesker".<br />

Die Hauptabteilung XVIII/8 verschaffte sich im Rahmen<br />

ihrer Arbeit eine beson<strong>de</strong>re Einnahmequelle:<br />

Wie<strong>de</strong>rgutmachungszahlungen westlicher Lieferanten.<br />

Hierbei han<strong>de</strong>lte es sich um Barzahlungen großer


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Konzerne o<strong>de</strong>r Einzelpersonen. Sie waren bereit, große<br />

Geldsummen zu zahlen, um einer strafrechtlichen<br />

Verfolgung in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> einer öffentlichen Bekanntgabe<br />

zu entgehen, nach<strong>de</strong>m sie wegen Bestechung<br />

o<strong>de</strong>r Vorteilserlangung gegen Gesetze <strong>de</strong>r<br />

DDR verstoßen hatten. Die Zahlungen gelangten über<br />

Mittelsmänner, leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter aus Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben,<br />

an das MfS. Nach Aussage <strong>de</strong>s damaligen<br />

stellvertreten<strong>de</strong>n Leiters <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

XVIII/8, Koch, übergab Oberst Wenzel die Gel<strong>de</strong>r direkt<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Wenzel ließ sich am 10. Oktober 1989 vom Leiter <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, zum Beispiel eine Überweisung<br />

von 500.000 DM auf das Konto 0528 bei <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank formlos quittieren. Vor <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin hat<br />

Sei<strong>de</strong>l ausgesagt, Einzahlungen in dieser Höhe durch<br />

die Hauptabteilung XVIII seien seit Anfang <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre erfolgt. Auf diese Weise dürften mehrere Mio.<br />

DM auf das Konto 0528 überwiesen wor<strong>de</strong>n sein (Dokument-Nr.<br />

568).<br />

Arbeitsgruppe Wolfram Zahn/„ Spezielle Beschaffungsorgane"<br />

Neben <strong>de</strong>r Beschaffung durch <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

wur<strong>de</strong> schwerer zu besorgen<strong>de</strong> Ware, die aus <strong>de</strong>r<br />

Sicht <strong>de</strong>r DDR „strengsten Embargobestimmungen"<br />

unterlag, durch die sogenannten „Speziellen Beschaffungsorgane"<br />

(SBO) importiert, die gelegentlich auch<br />

Son<strong>de</strong>rbeschaffungsorgane genannt wur<strong>de</strong>n. Darunter<br />

sind eigene Abteilungen <strong>und</strong> Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

MfS - <strong>und</strong> vor allem <strong>de</strong>s Sektors Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Technik (SWT) <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung<br />

(HVA) - zu verstehen, die ihre Aufträge über Wolfram<br />

Zahn mitgeteilt bekamen.<br />

Die Frage, ob <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 o<strong>de</strong>r die SBO eine<br />

bestimmte Embargoware importierte, sollte in Absprache<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n; allerdings wur<strong>de</strong> die Arbeit<br />

in <strong>de</strong>r Praxis nach Aussage von Ronneberger vor <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

kaum koordiniert. Die Kompetenzen innerhalb <strong>de</strong>s<br />

MfS <strong>und</strong> die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 waren nicht ein<strong>de</strong>utig geregelt.<br />

Nach Einschätzung von Siegf ried Stöckert vor <strong>de</strong>m<br />

Generalb<strong>und</strong>esanwalt wur<strong>de</strong>n über Wolfram Zahn etwa<br />

25 Prozent <strong>und</strong> über <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 etwa<br />

75 Prozent <strong>de</strong>r vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

finanzierten Impo rte abgewickelt.<br />

Zu <strong>de</strong>n Aufgaben von Zahn gehörte die Koordinierung<br />

zwischen <strong>de</strong>m Ministerium für Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> Elektronik, <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m MfS. Offiziell war Zahn als stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Generaldirektor im VEB Kombinat Mikroelektronik<br />

Erfurt beschäftigt; sein Büro hatte er allerdings<br />

in <strong>de</strong>r Zweigstelle in Berlin (Ost). Nach Angaben<br />

von Zahn beim B<strong>und</strong>eskriminalamt hatte <strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s Kombinats Mikroelektronik, Prof.<br />

Dr. Heinz Wedler, ihm gegenüber keine Weisungsbefugnis.<br />

Die Verbindungen zwischen Zahn <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung liefen nach einem <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>s IMS „Leo" alias Siegfried Stöckert im we<br />

sentlichen über <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I,<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>und</strong> über <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

MAH, Heinz Bau<strong>de</strong>. Sei<strong>de</strong>l hat bestritten, daß über<br />

ihn die Verbindungen zwischen Zahn <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gelaufen seien. Er<br />

habe in diesem Zusammenhang lediglich jeweils auf<br />

Weisung finanzielle Mittel bereitgestellt <strong>und</strong> im übrigen<br />

gelegentlich Zahlungen von Zahn auf <strong>de</strong>m Konto<br />

0528 vereinnahmt. Die Arbeitsgruppe Zahn nahm<br />

eine Zwischenstellung zwischen <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Abteilungen<br />

<strong>de</strong>s MfS ein. Dies geschah vermutlich, weil im MEE<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Kombinaten Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS nicht direkt<br />

auftreten sollten (Dokument-Nr. 569).<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s MfS hatte Zahn unter an<strong>de</strong>rem Verbindung<br />

zum Leiter <strong>de</strong>r Abteilung XVIII/8, Artur Wenzel<br />

<strong>und</strong> zum Leiter <strong>de</strong>r Abteilung XIV <strong>de</strong>s SWT, Oberst<br />

Horst Müller. An Müller richtete Zahn jeweils Anfragen,<br />

ob <strong>de</strong>ssen Abteilung eine bestimmte Ausrüstung<br />

beschaffen könnte o<strong>de</strong>r nicht. Hatte die Abteilung<br />

XIV einen Auftrag erledigt, erhielt sie von Zahn die<br />

zur Bezahlung benötigten Devisen. Den Lieferanten<br />

wur<strong>de</strong> Bargeld ausgehändigt. Die Mittel für die Beschaffung<br />

durch die SBO erhielt Zahn vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung über <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4.<br />

In <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland war aufgr<strong>und</strong><br />

nachrichtendienstlicher Erkenntnisse spätestens seit<br />

1986 bekannt, daß es sich bei Zahn um einen Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s MfS han<strong>de</strong>lte, <strong>de</strong>r damit betraut war, illegal<br />

Hochtechnologie zu beschaffen. Das Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />

Celle stellte im Urteil vom 15. Februar 1986 gegen<br />

<strong>de</strong>n Ingenieur Hans Jochheim fest, daß Zahn bereits<br />

Anfang <strong>de</strong>r 60er Jahre mit - <strong>de</strong>r Beschaffung von<br />

Embargowaren zu tun hatte. Zu dieser Zeit war Zahn<br />

Inoffizieller Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS in <strong>de</strong>r VVB Bauelemente<br />

<strong>und</strong> Vakuumtechnik; dort wur<strong>de</strong> er Leiter <strong>de</strong>s<br />

Direktorats Anlagenimport. Seit 1978 leitete er als<br />

stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor <strong>de</strong>s Kombinats Mikroelektronik<br />

Erfurt (KME) die Außenstelle Berlin.<br />

Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tarnung war Zahn außer<strong>de</strong>m Prokurist<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens „Günter Forgber - Wahrnehmung<br />

von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l";<br />

Forgber wur<strong>de</strong> nach eigener Aussage dazu verpflichtet,<br />

Zahn Prokura zu erteilen <strong>und</strong> ihm Blankobriefbögen<br />

mit seinem Firmenkopf zu übergeben. Auch die<br />

Konten, die Zahn unterhielt, liefen unter <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

Günther Forgber. Zahn übte seine Tätigkeit<br />

überwiegend vom Büro <strong>de</strong>s von Forgber geleiteten<br />

Unternehmens Exportcontact in <strong>de</strong>r Clara-Zetkin-<br />

Straße aus.<br />

Nach Reisen in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>re westliche Staaten mußte Zahn jeweils drei <strong>Bericht</strong>e<br />

schreiben: innerhalb von 24 St<strong>und</strong>en nach <strong>de</strong>r<br />

Rückkehr einen Sofortbericht an <strong>de</strong>n Ministerrat, Abteilung<br />

Auslandsdienstreisen, <strong>de</strong>r Angaben zu kontaktierten<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Personen enthielt; einen<br />

fachlichen <strong>Bericht</strong> für <strong>de</strong>n Minister für Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> Elektronik <strong>und</strong> einen internen <strong>Bericht</strong> für <strong>de</strong>n<br />

Führungsoffizier Wenzel. Der interne <strong>Bericht</strong> sollte<br />

aufführen, ob es beim Kontakt mit westlichen Geschäftsleuten<br />

einen Anhaltspunkt für die Tätigkeit eines<br />

westlichen Geheimdienstes gab. Im Rahmen dieser<br />

Aufzeichnungen beschrieb Zahn in seinen Berich-


ten als IM „Rolf" etwa 60 Personen <strong>und</strong> Lief erfirmen,<br />

die er bei Verhandlungen, etwa anläßlich von Fach-<br />

messen, getroffen hatte. Nach <strong>de</strong>r Verhaftung Ronne<br />

bergers im März 1982 durfte Zahn aus Sicherheitsgriin<strong>de</strong>n<br />

nicht mehr in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re westliche Staaten reisen. Intensive<br />

Geschäftsbeziehungen hielt Zahn unter an<strong>de</strong>rem von<br />

1980 bis 1982 mit <strong>de</strong>m west<strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />

Scholz aus Bernau <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>m Inhaber <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Recoma, Hans Jochheim.<br />

Sog. HVA-Firmen Intertechna GmbH, Interport, IM<br />

PAG <strong>und</strong> Ocom <strong>und</strong> Abteilung XIV <strong>de</strong>s Sektors Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik <strong>de</strong>r HVA<br />

Zu <strong>de</strong>n Speziellen Beschaffungsorganen (SBO) <strong>de</strong>s<br />

MfS zählten die Intertechna GmbH, die Interport <strong>und</strong><br />

die IMPAG (Technisches Beratungsorgan für Import<br />

von Anlagen <strong>und</strong> Geräten). Diese Unternehmen gehörten<br />

zur Hauptverwaltung Aufklärung <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong><br />

wur<strong>de</strong>n vom Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik (SWT)<br />

geführt. Sie hatten ihren Sitz in Berlin (Ost).<br />

Die Intertechna GmbH importierte vor allem Rechentechnik.<br />

Faktisch unterstand die Intertechna <strong>de</strong>r Abteilung<br />

XIV <strong>de</strong>s SWT, <strong>de</strong>ren Aufgabe es war, Embargowaren<br />

<strong>und</strong> Hochtechnologie mit nachrichtendienstlichen<br />

Mitteln zu beschaffen. Die Intertechna<br />

GmbH führte ausschließlich Importe durch. Sie wur<strong>de</strong><br />

1969 auf Initiative <strong>de</strong>s SWT gegrün<strong>de</strong>t <strong>und</strong> hatte seit<br />

1986 ihren Sitz in Berlin-Karow. Als Gesellschafter<br />

waren zwei „Bedarfsträger" mit jeweils 33 Prozent beteiligt<br />

- <strong>de</strong>r VEB Kombinat Zentronik, Sömmerda <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r VEB Kombinat Robotron, Dres<strong>de</strong>n -, dritter Gesellschafter<br />

war die sog. Vertreterfirma Interver, Berlin<br />

(Ost). Mit <strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>r Großkombinate in <strong>de</strong>r<br />

DDR ging das Kombinat Zentronik im Kombinat Robotron<br />

auf, so daß sich <strong>de</strong>r Gesellschafteranteil von<br />

Robotron auf 66 Prozent erhöhte.<br />

Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r Intertechna GmbH war<br />

Herbert Brosch. Nach Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zeichnete <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l, verantwortlich für die „Herstellung <strong>de</strong>r ökonomischen<br />

Arbeitsbeziehungen" zur Intertechna<br />

GmbH. Dem Unternehmen gehörten zehn Beschäftigte,<br />

überwiegend Techniker, an. Sie wur<strong>de</strong>n nach<br />

Angaben <strong>de</strong>s damaligen Leiters <strong>de</strong>s SWT, Generalmajor<br />

Horst Vogel, als Mitarbeiter <strong>de</strong>s MIS geführt<br />

<strong>und</strong> bezahlt. Bereits Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre unterhielt<br />

Brosch Geschäftsbeziehungen zum Unternehmen<br />

IBM, zu <strong>de</strong>m nach Angaben von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

sehr enge Arbeitskontakte bestan<strong>de</strong>n. Nachforschungen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esverwaltungsamtes haben ergeben,<br />

daß die Intertechna Verbindungen zu min<strong>de</strong>stens<br />

40 Lieferanten in westlichen Staaten hatte (vgl.<br />

Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache 12/3920, Dokument-Nr.<br />

570, S. 48).<br />

Auch die Interport war eine sog. HVA-Firma. Offiziell<br />

hatte die Interport mit <strong>de</strong>m An- <strong>und</strong> Verkauf von Oldtimern<br />

zu tun, doch <strong>de</strong>r eigentliche Zweck lag da rin,<br />

wissenschaftlich-technische Muster <strong>und</strong> Technologien<br />

zu beschaffen. Leiter <strong>de</strong>s Unternehmens war<br />

Gottfried Gietl; als Führungsoffizier <strong>de</strong>s MfS leitete<br />

Klaus Butte vom Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik <strong>de</strong>r<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

HVA die Interport an. Die Interport war unter an<strong>de</strong>rem<br />

am Import eines Festplattenspeicherwerks für einen<br />

Zweigbetrieb <strong>de</strong>s Kombinats Robotron in Zella-<br />

Mehlis bzw. Meiningen beteiligt.<br />

Ebenfalls zu <strong>de</strong>n SBO gehörte die IMPAG, Technisches<br />

Beratungsorgan für Importe von Anlagen <strong>und</strong><br />

Geräten, in Berlin-Friedrichshain. Dieses Unternehmen<br />

fungierte nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esverwaltungsamtes<br />

als Beschaffungsorgan für das Unternehmen<br />

Intertechna. Nach einer Aussage von Horst<br />

Schuster von Witzleben beim B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

(BND) war das Unternehmen formal <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung angeglie<strong>de</strong>rt. Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r IMPAG war Karl-Heinz Tasselkraut,<br />

<strong>de</strong>r zuvor von 1969 bis 1974 einer von vier Geschäftsführern<br />

<strong>de</strong>r Intertechna gewesen war. In seiner Stellungnahme<br />

zum rechtlichen Gehör hat Tasselkraut<br />

dagegen behauptet, daß die Impag zu keinem Zeitpunkt<br />

ein Beschaffungsunternehmen für die Intertechna<br />

GmbH gewesen sei, son<strong>de</strong>rn eine selbständige<br />

Einheit im Bereich Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik<br />

(SWT) <strong>de</strong>s MfS (HVA) (vgl. Anhang IV, Mat RG 7).<br />

Tasselkraut war nach Erkenntnis <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hauptamtlicher inoffizieller Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s MfS. Als Führungsoffizier erteilte Major Bernd<br />

Ka<strong>de</strong>n Aufträge an die IMPAG. Er war Leiter <strong>de</strong>s Referats<br />

6 (Beschaffung von Embargotechnik <strong>und</strong> Koordinierung<br />

<strong>de</strong>r Embargobeschaffung) <strong>de</strong>r Abteilung<br />

XIV <strong>de</strong>s SWT. Nach Feststellung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esverwaltungsamtes<br />

unterhielt die IMPAG bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank ein Valutakonto, das 1983 eröffnet wur<strong>de</strong>.<br />

Einzelzeichnungsberechtigter war <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l. Gemeinsam<br />

-<br />

zeichnungsberechtigt<br />

waren MfS-Major Ka<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />

Tasselkraut. Nach Angaben von Tasselkraut gegenüber<br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esverwaltungsamt beriet die IM<br />

PAG volkseigene Bet riebe <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>r sogenannten<br />

PCM-Technik (Pulsco<strong>de</strong>modulationstechnik). Einer<br />

Aussage von Horst Schuster von Witzleben beim<br />

BND zufolge war das Unternehmen zuständig für die<br />

Beschaffung technischer Informationen <strong>und</strong> Dokumentationen<br />

sowie für die Beschaffung embargobehin<strong>de</strong>rter<br />

Waren, insbeson<strong>de</strong>re meß- <strong>und</strong> regeltechnischer<br />

Geräte, Industrieroboter <strong>und</strong> Automatisierungsanlagen<br />

für <strong>de</strong>n Energiebereich.<br />

Nach Feststellung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esverwaltungsamtes war<br />

das Unternehmen OCOM Han<strong>de</strong>ls AG mit Sitz in Zug<br />

(Schweiz) ebenfalls ein Beschaffungsorgan für die Intertechna<br />

GmbH. Das Unternehmen hatte ein Valutakonto<br />

bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank, das nach Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>r Zentralen Ermittlungsstelle für Regierungs-<br />

<strong>und</strong> Vereinigungskriminalität (ZERV) dazu<br />

diente, Embargoimporte <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Lieferanten zu<br />

verschleiern. Einzelzeichnungsberechtigt für dieses<br />

Konto waren IMPAG-Geschäftsführer Karl-Heinz<br />

Tasselkraut <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kaufmann Werner Scheele von<br />

<strong>de</strong>r Firma Computer Leasing GmbH in Essen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

west<strong>de</strong>utschen Behör<strong>de</strong>n als Lieferant embargobehin<strong>de</strong>rter<br />

Technik bekannt war. Scheele hatte am 31.<br />

März 1988 von <strong>de</strong>r Ocom Han<strong>de</strong>ls AG die Vollmacht<br />

erhalten, das Unternehmen in <strong>de</strong>r DDR zu vertreten.<br />

Die Ocom grün<strong>de</strong>te eine Zweignie<strong>de</strong>rlassung mit Sitz<br />

im Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum (IHZ) in Berlin<br />

(Ost).


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Arbeitsgruppe MAH (Arbeitsgruppe Bau<strong>de</strong>)<br />

1979 wur<strong>de</strong> die Arbeitsgruppe MAH gegrün<strong>de</strong>t, die<br />

zur MfS-Abteilung Verwaltung Rückwärtige Dienste<br />

(VRD) gehörte <strong>und</strong> im Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung tätig war. Die Mitarbeiter <strong>de</strong>r AG<br />

MAH waren Angehörige <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n als Offiziere<br />

im beson<strong>de</strong>ren Einsatz (OibE) geführt. Die AG<br />

MAH ging unter „Wahrung <strong>de</strong>r Konspiration <strong>und</strong> Geheimhaltung"<br />

vor; die Tätigkeit dieser Arbeitsgruppe<br />

sollte Mitarbeitern <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

nicht bekannt wer<strong>de</strong>n. Vielmehr sollte die AG<br />

MAH nur als Gruppe zur Erfüllung von Außenhan<strong>de</strong>lsaufgaben<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in<br />

Erscheinung treten. Dr. Schalck-Golodkowski, seine<br />

Sekretärin Gisela Brachaus <strong>und</strong> Sei<strong>de</strong>l waren allerdings<br />

über die Zugehörigkeit <strong>de</strong>r AG MAH zum MfS<br />

informiert (Dokument-Nr. 571).<br />

Leiter <strong>de</strong>r AG MAH war in <strong>de</strong>r Anfangszeit Oberst<br />

Willi Böhme. Ihn löste 1981 Heinz Bau<strong>de</strong> ab, <strong>de</strong>r seit<br />

März 1955 hauptamtlicher Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS war<br />

<strong>und</strong> nach einjähriger Ausbildung durch die Schule<br />

<strong>de</strong>r HVA mit seiner Frau Ingeburg als Agent in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gelebt hatte. Das Ehepaar<br />

trat unter <strong>de</strong>n Aliasnamen Dietrich <strong>und</strong> Helga<br />

Schrö<strong>de</strong>r auf; es wur<strong>de</strong> 1962 vom Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />

Koblenz wegen verräterischer Beziehungen im Sinne<br />

<strong>de</strong>s § 100e StGB in Tateinheit mit fortgesetzter Urk<strong>und</strong>enfälschung<br />

zu Gefängnisstrafen verurteilt. Im August<br />

1963 kehrte Bau<strong>de</strong> in die DDR zurück <strong>und</strong> arbeitete<br />

für verschie<strong>de</strong>ne MfS-Abteilungen. Von 1983 bis<br />

zu seinem Ausschei<strong>de</strong>n im Jahr 1989 hatte er <strong>de</strong>n<br />

Dienstrang eines Oberstleutnants.<br />

In <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Bau<strong>de</strong> waren neben ihrem Leiter<br />

die Mitarbeiter Wolfgang Haustein (<strong>de</strong>r Stellvertreter<br />

Bau<strong>de</strong>s war), Monika Landgraf, Gabriele Viehweger,<br />

Christina Voigt <strong>und</strong> Johann Pracht beschäftigt.<br />

Die Gruppe war aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tarnung zunächst<br />

in <strong>de</strong>n Büroräumen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung in <strong>de</strong>r Wallstraße untergebracht. Wie<br />

Dr. Schalck-Golodkowski in einer Vernehmung durch<br />

das B<strong>und</strong>eskriminalamt ausgesagt hat, habe er eine<br />

Verlegung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe erreicht. Dies sei nach<br />

seinen Angaben geschehen, weil dort Sicherheitsmaßnahmen<br />

vernachlässigt wor<strong>de</strong>n seien <strong>und</strong> beispielsweise<br />

Fahrzeuge mit West-Berliner Kennzeichen<br />

auf <strong>de</strong>n Hof gefahren seien. Die Arbeitsgruppe<br />

wechselte in die Schlegelstraße in Berlin (Ost), wo<br />

auch das Unternehmen Günther Forgber ihren Sitz<br />

hatte.<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe war es, schnell <strong>und</strong> unbürokratisch<br />

für das MfS, die NVA <strong>und</strong> das Ministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern (MdI) Waren aus <strong>de</strong>m Westen zu besorgen -<br />

beispielsweise elektronische Bauelemente, Computer<br />

<strong>und</strong> Software, Ersatzteile für Autos, medizinische Geräte,<br />

Büromaterialien, Fotoapparate, Kopiergeräte <strong>und</strong><br />

Handfunksprechgeräte. Nach Angaben von Sei<strong>de</strong>l vor<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

beschaffte die AG MAH gelegentlich auch Munition<br />

<strong>und</strong> Waffen. Die Aufträge <strong>de</strong>s MfS erteilte <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

Major Klaus Jokiel von <strong>de</strong>r MfS-Abteilung Verwaltung<br />

Rückwärtige Dienste (VRD).<br />

Für <strong>de</strong>n Import von Embargowaren konnte die Ar<br />

beitsgruppe nach Aussage von Sei<strong>de</strong>l diejenigen Un<br />

ternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

nutzen, die in <strong>de</strong>r Schweiz o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland angesie<strong>de</strong>lt waren. Neben <strong>de</strong>n Geschäften<br />

mit diesen Lieferanten baute sie eigene Firmenverbindungen<br />

auf - sogenannte „Beschaffungslinien".<br />

Ihnen gegenüber trat die Arbeitsgruppe unter<br />

<strong>de</strong>r Bezeichnung „Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l, Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, Han<strong>de</strong>lsabteilung<br />

" auf.<br />

Mitarbeiter dieser „Beschaffungslinien" führten jeweils<br />

während <strong>de</strong>r Leipziger Messe mit Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>r AG MAH Verhandlungsgespräche. Dazu zählten<br />

im wesentlichen folgen<strong>de</strong> Unternehmen, die von <strong>de</strong>r<br />

AG BKK <strong>de</strong>s MfS laufend überprüft wur<strong>de</strong>n:<br />

- Remex, Berlin (West) (Renate <strong>und</strong> Jürgen Müller),<br />

- Allimex, Schweiz (Michael Grossauer)<br />

- Jan Plon A/S, Dänemark (Jan Plon),<br />

- Transcommerz Industriewaren HGmbH, Berlin<br />

(West) (Geschäftsführer We rner Krüger),<br />

- Chemoplast, Im- <strong>und</strong> Export GmbH, Berlin (West)<br />

(Reinhold Bechtle).<br />

Gelegentlich hat die Arbeitsgruppe, wie Mitarbeiter<br />

Wolfgang Haustein vor <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

ausgesagt hat, auch für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

im Auftrag von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Sei<strong>de</strong>l Importe durchgeführt. Die finanziellen<br />

Mittel erhielt die Arbeitsgruppe vom MfS, Abteilung<br />

VRD. Nach Angaben von Bau<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

hat die Größenordnung <strong>de</strong>r Importe etwa<br />

5 bis 6 Mio. DM pro Jahr betragen.<br />

-<br />

Inwieweit Dr. Schalck-Golodkowski Einblick in die<br />

Geschäfte <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Bau<strong>de</strong> hatte, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

im Zuge <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

nicht im einzelnen feststellen können.<br />

Arbeitsgruppe Embargo<br />

Um die Arbeit <strong>de</strong>r im MfS mit <strong>de</strong>r Beschaffung von<br />

Embargowaren beauftragten Diensteinheiten zu koordinieren,<br />

wur<strong>de</strong> 1987 auf Befehl von Mielke eine<br />

„Arbeitsgruppe Embargo" gebil<strong>de</strong>t, die sich vier bis<br />

fünfmal im Jahr treffen sollte. Sie wur<strong>de</strong> geleitet von<br />

Generalmajor Horst Vogel, <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Sektors<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Technik (SWT). Als Sekretär <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

war Major Bernd Ka<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Abteilung<br />

XIV <strong>de</strong>s SWT vorgesehen.<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe waren<br />

- <strong>de</strong>r Leiter o<strong>de</strong>r Stellvertreter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

XVIII,<br />

- <strong>de</strong>r Leiter o<strong>de</strong>r ein Stellvertreter <strong>de</strong>s Operativ<br />

Technischen Sektors (OTS)<br />

- <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r AG BKK<br />

- <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung XIV <strong>de</strong>s Sektors Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik <strong>de</strong>r HVA<br />

- <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung V <strong>de</strong>s SWT <strong>de</strong>r HVA <strong>und</strong><br />

- <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe XV/BV (Bezirksverwaltung)<br />

<strong>de</strong>r HVA.


Wie oft diese Arbeitsgruppe zusammenkam, <strong>und</strong> ob<br />

sie eine faktische Be<strong>de</strong>utung hatte, läßt sich aus <strong>de</strong>n<br />

Akten nicht entnehmen. Nach Darstellung <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

HVA-Leiters Werner Großmann war die Arbeitsgruppe<br />

Embargo ein „totgeborenes Kind" (vgl.<br />

Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nummer<br />

180, S. 1356-1358).<br />

f) Weitere Beteiligte<br />

Der illegale Technologietransfer in die DDR geschah<br />

nicht nur für die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Mikroelektronik, son<strong>de</strong>rn<br />

auch für an<strong>de</strong>re Wirtschaftszweige. Das teilte<br />

Oberstaatsanwalt Dr. Claus-Peter Wulff von <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin -<br />

Arbeitsgruppe Regierungskriminalität - vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

mit. Diese Feststellung wird gestützt<br />

durch die Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin: Wenn zum Beispiel CNC-gesteuerte Maschinen<br />

importiert wor<strong>de</strong>n seien, habe man <strong>de</strong>n zuständigen<br />

AHB Werkzeugmaschinen <strong>und</strong> Werkzeuge<br />

(WMW) eingesetzt, „ohne Rücksicht darauf, ob möglicherweise<br />

in diesem Bereich embargobelastete Zubehörteile<br />

o<strong>de</strong>r Rechner Bestandteil <strong>de</strong>s Importauftrages<br />

waren" .<br />

Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Dr. Wulff gibt<br />

es Hinweise, daß an diesen Importen die ehemaligen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe AHB Elektrotechnik, AHB Industrieanlagenimport<br />

(IAI) <strong>und</strong> AHB Werkzeugmaschinen<br />

<strong>und</strong> Werkzeuge (WMW) <strong>und</strong> das Unternehmen<br />

F. C. Gerlach beteiligt waren. Darum hat die<br />

Staatsanwaltschaft neben einem Verfahren zum Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import<br />

(Verfahren 2 Js 417/91) weitere vier Ermittlungsverfahren<br />

gegen verantwortlich Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> <strong>de</strong>r obengenannten<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe eingeleitet.<br />

g) Produzenten als mittelbare o<strong>de</strong>r direkte<br />

Lieferanten<br />

Für die Beschaffung von Embargowaren stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m<br />

MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich 4 in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland im Westen<br />

eine beachtliche Zahl von Lieferanten <strong>und</strong> Händlern<br />

als Geschäftspartner zur Verfügung. Die Beweiserhebung<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß hat ergeben,<br />

daß die im folgen<strong>de</strong>n aufgeführten Produzenten<br />

in größerem Umfang illegal Technologie an die<br />

DDR verkauften. Es war <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nicht möglich, im Rahmen <strong>de</strong>r Beweiserhebung einen<br />

auch nur annähernd vollständigen Überblick über alle<br />

Geschäftspartner zu gewinnen. Ein Gr<strong>und</strong> dafür war<br />

die Aktenlage, außer<strong>de</strong>m haben sich mehrere am Embargohan<strong>de</strong>l<br />

beteiligte Zeugen auf ihr Auskunftsverweigerungsrecht<br />

berufen. Daher beschränkt sich die<br />

folgen<strong>de</strong> Darstellung auf exemplarische Einzelfälle.<br />

Das Interesse <strong>de</strong>r Beschaffungsorganisationen an <strong>de</strong>n<br />

Herstellerfirmen galt nach Aussage von Ronneberger<br />

überwiegend <strong>de</strong>n Produzenten aus <strong>de</strong>n USA o<strong>de</strong>r Japan,<br />

weil auf <strong>de</strong>m europäischen Markt hochwertige<br />

Produktionsausrüstungen nicht angefertigt wor<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> damit verfügbar gewesen seien. Die Herstellerfirmen<br />

- zum Beispiel das japanische Unternehmen Canon<br />

- wußten nicht in je<strong>de</strong>m Fall, wer <strong>de</strong>r tatsächliche<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Endabnehmer war, wenn sie ihre Waren an einen<br />

Händler verkauften. Der Ingenieur <strong>und</strong> Händler Jochheim<br />

aus Laatzen bei Hannover schaltete beispielsweise<br />

zur Verschleierung bei Bestellungen von <strong>de</strong>rselben<br />

Hersteller- o<strong>de</strong>r Lieferfirma verschie<strong>de</strong>ne Zwischenhändler<br />

ein. Auf diese Weise erreichte er, daß<br />

das Unternehmen nicht erkannte, welche Lieferungen<br />

insgesamt für <strong>de</strong>nselben Besteller/Hans Jochheim,<br />

bestimmt waren.<br />

Unter <strong>de</strong>n nordamerikanischen Unternehmen war die<br />

Digital Equipment Corporation (DEC) für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 eine <strong>de</strong>r wichtigsten Herstellerfirmen in<br />

<strong>de</strong>r Computertechnik. Von <strong>de</strong>m Unternehmen Tektronix<br />

wur<strong>de</strong> nach Aussage von Ronneberger vor allem<br />

Meßtechnik bezogen, zum Beispiel Oszillographen.<br />

Neben diesen nur mittelbar an Embargoverstößen beteiligten<br />

Herstellerunternehmen gab es auch Produzenten,<br />

die als Direktlieferanten ihre Ausrüstungen<br />

selbst an <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 o<strong>de</strong>r die SBO verkauften.<br />

Auf die Produzenten waren die Importeure in <strong>de</strong>r<br />

DDR wegen <strong>de</strong>r Endverbleibskontrolle bei Produktionsgütern<br />

in beson<strong>de</strong>rem Maße angewiesen. In einem<br />

internen Vermerk <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zur Einfuhr von TSA (Technologischen<br />

Spezialausrüstungen) hieß es daher:<br />

„Bei diesen Positionen wird staatlicherseits eine<br />

Endverbleibskontrolle ausgeübt, so daß eine Beschaffung<br />

über Han<strong>de</strong>lskanäle nicht möglich ist.<br />

Ein glaubhafter Endverbraucher, d. h. Hersteller<br />

von höchstintegrierten Schaltkreisen, <strong>de</strong>r in die illegale<br />

Abwicklung einbezogen wer<strong>de</strong>n muß, ist erfor<strong>de</strong>rlich<br />

(Sicherheit von Personen <strong>und</strong> Firmen!)."<br />

(Dokument-Nr. 572)<br />

Der Einkauf dieser Produktionsgüter wur<strong>de</strong> nur <strong>de</strong>njenigen<br />

westlichen Unternehmen genehmigt, die<br />

glaubhaft machen konnten, sie wür<strong>de</strong>n die Geräte für<br />

<strong>de</strong>n Eigenbedarf nutzen. Somit konnten nur diese<br />

Hersteller gegenüber staatlichen Kontrollbehör<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>n CoCom-Mitgliedstaaten als Endverbraucher für<br />

technische Spezialausrüstungen auftreten <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb<br />

ein sog. ,,Endusercertificate" erhalten.<br />

Dieser Umstand erschwerte es <strong>de</strong>r DDR, diese Art von<br />

Hochtechnologie illegal zu importieren. Die Auswahl<br />

war dadurch eingeengt, daß es weltweit nur sehr wenig<br />

Konzerne gab, die als Endverbraucher auftreten<br />

konnten. Außer<strong>de</strong>m ließen sich die großräumigen<br />

<strong>und</strong> mehrere Tonnen schweren Produktionsgeräte<br />

wie zum Beispiel Implanter nicht in Einzelteile zerlegen.<br />

Im übrigen waren die Industriebetriebe <strong>de</strong>r DDR<br />

bei <strong>de</strong>r Aufstellung <strong>und</strong> Inbetriebnahme <strong>de</strong>r Geräte<br />

auf die Kenntnisse von Mitarbeitern <strong>de</strong>s Herstellerunternehmens<br />

angewiesen.<br />

Um <strong>de</strong>n tatsächlichen Endverbraucher zu verschleiern,<br />

wur<strong>de</strong>n die Anlagen von Japan, <strong>de</strong>n USA o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland über mehrere Zwischenstationen<br />

in verschie<strong>de</strong>ne Staaten transportiert,<br />

bevor sie in <strong>de</strong>n Ostblock gelangten. Vor <strong>de</strong>m Weiterversand<br />

wur<strong>de</strong> eine gewisse „Verweilzeit" eingehalten.<br />

In bestimmten Fällen war vorgesehen, die Vernichtung<br />

von Computeranlagen durch Brän<strong>de</strong> <strong>und</strong>


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

an<strong>de</strong>re Havarien vorzutäuschen, um gegenüber <strong>de</strong>n<br />

Kontrollbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Eindruck zu erwecken, daß die<br />

Ausrüstung nicht mehr existiere (Dokument-Nr. 552).<br />

Allerdings befürchtete die Arbeitsgruppe MAH <strong>de</strong>s<br />

MfS in einer internen Analyse aus <strong>de</strong>m Jahr 1986 wegen<br />

<strong>de</strong>r Durchdringung von US-Unternehmen mit<br />

FBI- <strong>und</strong> CIA-Agenten zunehmen<strong>de</strong> Schwierigkeiten<br />

bei diesen Bezugsmöglichkeiten, zumal, so die Arbeitsgruppe<br />

MAH, „die ausgesetzen 'Kopfprämien'<br />

für <strong>de</strong>n Verrat 'illegaler Lieferungen' höher sind, als<br />

die Verdienstmöglichkeiten, die sich für die beteiligten<br />

Wissensträger <strong>und</strong> Akteure aus <strong>de</strong>n vom Käufer<br />

zu zahlen<strong>de</strong>n Preisaufschlägen ergeben". (Dokument-Nr.<br />

573)<br />

Nach Auffassung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe MAH bestand<br />

noch eine weitere Möglichkeit <strong>de</strong>r Beschaffung durch<br />

Produzenten: Die „Nutzung von Hersteller-Firmen in<br />

westeuropäischen Län<strong>de</strong>rn, die gleichartige Geräte<br />

<strong>und</strong> Erzeugnisse wie die USA produzieren <strong>und</strong> aus<br />

marktpolitischen Grün<strong>de</strong>n <strong>und</strong> in bewußter Ignorierung<br />

<strong>de</strong>r Embargovorschriften teils mit Genehmigung<br />

ihrer Regierungen, teils unter Umgehung <strong>de</strong>r Ausfuhrvorschriften<br />

die sozialistischen Län<strong>de</strong>r beliefern."<br />

(Dokument-Nr. 573)<br />

Unternehmen Leybold Heraeus GmbH<br />

Zu einem <strong>de</strong>r wichtigsten Direktlieferanten für <strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>und</strong> wahrscheinlich auch für die<br />

SBO gehörte nach Aussagen von Ronneberger <strong>und</strong><br />

nach einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s IM „Leo" alias Stöckert das<br />

Unternehmen Leybold-Heraeus GmbH in Hanau. Der<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 schloß mit diesem Unternehmen -<br />

unter <strong>de</strong>m inzwischen ausgewechselten Vorstand -<br />

zum Beispiel 1987 Verträge über die Lieferung von<br />

vier Einkristallziehanlagen, sechs Sputteranlagen<br />

<strong>und</strong> fünf Mehrkammerplasmaätzern im Wert von 36,5<br />

Mio. VM ab.<br />

Die Verträge wur<strong>de</strong>n technisch unter<strong>de</strong>klariert, das<br />

heißt, in <strong>de</strong>n Warenbegleitscheinen waren für die<br />

Ausrüstungen niedrigere technische Werte angegeben<br />

als tatsächlich vorhan<strong>de</strong>n waren, so daß das B<strong>und</strong>esamt<br />

für Wirtschaft (bzw. B<strong>und</strong>esamt für gewerbliche<br />

Wirtschaft) die Genehmigung zur Lieferung in die<br />

DDR erteilte. Mündlich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r tatsächliche Wert<br />

vereinbart. Hauptgesprächspartner in das Unternehmen<br />

Leybold Heraeus waren <strong>de</strong>r ehemalige <strong>und</strong> inzwischen<br />

aus <strong>de</strong>m Unternehmen ausgeschie<strong>de</strong>ne Leiter<br />

<strong>de</strong>r Zweignie<strong>de</strong>rlassung Berlin (West), Heinz<br />

Grahmann, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r ehemalige <strong>und</strong> inzwischen aus<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen ausgeschie<strong>de</strong>ne Leiter <strong>de</strong>s Unternehmensbereichs<br />

Beschichtung Optik/Elektronik, Dr.<br />

Samm (Dokument-Nr. 574-575).<br />

Unternehmen Toshiba<br />

Intensive Kontakte unterhielt die DDR zu japanischen<br />

Unternehmen. Nach einer Japan-Reise <strong>de</strong>s ZK-Sekretärs<br />

Dr. Günter Mittag vom 3. bis 8. Juli 1986 hieß es in<br />

einem Vermerk:<br />

„Die beschleunigte Entwicklung <strong>de</strong>r Mikroelektronik<br />

<strong>de</strong>r DDR unter <strong>de</strong>n Bedingungen eines von <strong>de</strong>r<br />

USA weiter verschärften Embargos bedingt für die<br />

DDR, bestimmte strategisch wichtige Importausrü<br />

stungen aus Japan zu realisieren. Die dazu geführten<br />

Gespräche haben gezeigt, daß einige japanische<br />

Unternehmen, unter Voraussetzung <strong>de</strong>s Ausbaues<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsbeziehungen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

auch <strong>de</strong>r Auftragserteilung für größere Anlagen<strong>und</strong><br />

Ausrüstungskomplexe, bereit sind, Embargoware<br />

zu liefern bzw. bei <strong>de</strong>r Erschließung geeigneter<br />

Bezugswege mitzuwirken. Dabei han<strong>de</strong>lte es<br />

sich in je<strong>de</strong>m Falle um japanische Erzeugnisse <strong>und</strong><br />

Technologien. Der Bezug von Embargowaren aus<br />

USA-Produkten wur<strong>de</strong> ausgeschlossen." (Dokument-Nr.<br />

576)<br />

Zu einem <strong>de</strong>r wichtigsten <strong>und</strong> langjährigen japanischen<br />

Geschäftspartner gehörte <strong>de</strong>r Konzern Toshiba,<br />

mit <strong>de</strong>m es Verhandlungen zum Import einer Leiterplattenfabrik<br />

für Robotron gab. Die Lieferung kam<br />

nicht zustan<strong>de</strong>, weil sich Toshiba aus <strong>de</strong>n Verhandlungen<br />

zurückzog, nach<strong>de</strong>m Embargoverstöße <strong>de</strong>s<br />

Konzerns bei Geschäften mit <strong>de</strong>r Sowjetunion bekannt<br />

gewor<strong>de</strong>n waren. Wegen <strong>de</strong>r früheren Lieferungen<br />

von Embargowaren an die DDR verhängte die<br />

japanische Regierung 1994 ein Ausfuhrverbot für die<br />

Dauer eines Monats.<br />

Neben <strong>de</strong>n bisher aufgeführten Unternehmen bestand<br />

in <strong>de</strong>r DDR nach Angaben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

das Hauptinteresse an westlicher Technologie<br />

folgen<strong>de</strong>r Unternehmen:<br />

- B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland: Siemens (Computer,<br />

Steuerungen, Fernmel<strong>de</strong>technik), Roh<strong>de</strong> &<br />

Schwarz (Meßtechnik), SEL (Fernmel<strong>de</strong>technik),<br />

Fuba (Fertigungstechnologie für Leiterplatten)<br />

- USA: Hewlett Packard (Meßtechnik), IBM (Computer)<br />

-<br />

- Schweiz: die Unternehmen Agie, Reishauer,<br />

Schaublin (Werkzeugmaschinen), Fela (Leiterplatten-Technologie<br />

- Italien: Olivetti (Werkzeugmaschinensteuerungen)<br />

- Österreich: Voest Alpine (Industrieausrüstung).<br />

h) Händler von sog. Embargoware<br />

Die Händler von Embargowaren kamen unter an<strong>de</strong>rem<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, <strong>de</strong>r<br />

Schweiz, aus Österreich, Japan, Taiwan <strong>und</strong> Israel.<br />

Sie besorgten sich Bauteile <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Technik direkt<br />

von <strong>de</strong>n Produktionsunternehmen, zum Teil auch von<br />

Zwischenhändlern, <strong>und</strong> verkauften sie <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4, <strong>de</strong>n SBO o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r AG MAH.<br />

Der illegale Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>r DDR war für die Ost-<br />

West-Händler wegen <strong>de</strong>r hohen Risikozuschläge <strong>und</strong><br />

Gewinnspannen ein lukratives Geschäft. Nach Aussage<br />

von Ronneberger lagen die vorn Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 gezahlten Preise 30 bis 40 Prozent über <strong>de</strong>n Listenpreisen.<br />

Dementsprechend fan<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n Unterlagen<br />

das Unternehmen P. M. Majunke Kalkulationen<br />

über <strong>de</strong>n Einkauf von Reinstsilizium <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Verkauf<br />

an <strong>de</strong>n AHB Elektronik Export-Import, in <strong>de</strong>nen eine<br />

Han<strong>de</strong>lsspanne von 35 Prozent auf <strong>de</strong>n Einkaufspreis<br />

aufgeschlagen wur<strong>de</strong>. Möglicherweise waren die Risikoprämien<br />

bei an<strong>de</strong>ren „Beschaffungsorganen"<br />

<strong>und</strong> in an<strong>de</strong>ren Fällen noch höher <strong>und</strong> betrugen bis<br />

zu 80 Prozent über <strong>de</strong>n inländischen Vergleichsprei-


sen. (Vgl. Schmidt, Uwe, „Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität<br />

- OK-Strukturen aufgezeigt an Lagebild<br />

<strong>und</strong> Fallbeispielen", Kriminalistik, 1993, H. 8-9,<br />

521ff., 528)<br />

Wegen <strong>de</strong>r hohen Verdienstspannen haben immer<br />

wie<strong>de</strong>r westliche Unternehmen angeboten, Embargowaren<br />

in die DDR zu exportieren. Der Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 ging auf die Angebote unbekannter Lieferanten allerdings<br />

nicht ein. Man machte davon nach Aussage<br />

von Ronneberger keinen Gebrauch, „weil wir nicht<br />

ihre Seriosität einschätzen konnten", <strong>und</strong> weil es sich<br />

um Händler han<strong>de</strong>ln konnte, die von westlichen<br />

Nachrichtendiensten zur Aufklärung eingesetzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Auswahl <strong>de</strong>r Lieferanten übernahm <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 in eigener Verantwortung. Für viele Geschäfte<br />

bediente man sich langjähriger Han<strong>de</strong>lspartner,<br />

die von <strong>de</strong>r Hauptabteilung XVIII/8 <strong>de</strong>s MfS laufend<br />

überprüft wur<strong>de</strong>n. Über die Ergebnisse dieser<br />

Überprüfungen informierte das MfS auch <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4. Die westlichen Geschäftspartner <strong>de</strong>r<br />

SBO wur<strong>de</strong>n ebenfalls von <strong>de</strong>r Hauptabteilung XVIII/<br />

8 überprüft, während die Arbeitsgruppe BKK die Lieferanten<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe MAH (Arbeitsgruppe<br />

Bau<strong>de</strong>) überwachte.<br />

Ingenieur Hans Jochheim<br />

Seit <strong>de</strong>n 60er Jahren lieferte <strong>de</strong>r Ingenieur Hans Jochheim<br />

Embargoware <strong>und</strong> militärtechnische Unterlagen<br />

in die DDR, insbeson<strong>de</strong>re an die SBO <strong>de</strong>s MfS,<br />

außer<strong>de</strong>m an weitere Ostblocklän<strong>de</strong>r. Jochheim erwarb<br />

1958 zusätzlich zur <strong>de</strong>utschen auch die schwedische<br />

Staatsbürgerschaft <strong>und</strong> trat bei Reisen in <strong>de</strong>n<br />

Ostblock stets als schwedischer Geschäftsmann auf,<br />

so daß er für die Han<strong>de</strong>lspartner in <strong>de</strong>r DDR als<br />

„neutraler" Auslän<strong>de</strong>r galt. Die Geschäfte seines Unternehmens<br />

Recoma betrieb Jochheim von Laatzen<br />

bei Hannover aus. Etwa 1969 mietete er einen Büroraum<br />

mit anschließen<strong>de</strong>m Schlafzimmer in <strong>de</strong>r Sonntagstraße<br />

12 in Berlin (Ost) <strong>und</strong> mel<strong>de</strong>te unter dieser<br />

Anschrift eine Unternehmensnie<strong>de</strong>rlassung <strong>und</strong> einen<br />

Zweitwohnsitz bei <strong>de</strong>n Organen in Berlin (Ost)<br />

an.<br />

1969 lernte er Wolfram Zahn kennen, <strong>de</strong>r zu dieser<br />

Zeit noch Direktor <strong>de</strong>r VVB Bauelemente <strong>und</strong> Vakuumtechnik<br />

war. Nach zunächst lockeren Verbindungen<br />

wur<strong>de</strong>n die Kontakte ab 1977 enger, <strong>und</strong> Zahn<br />

übergab bei Treffen mit Jochheim Bestellzettel, auf<br />

<strong>de</strong>nen in Hand- o<strong>de</strong>r Maschinenschrift Aufträge aufgelistet<br />

waren. Bis zu seiner Verhaftung im September<br />

1984 beschaffte Jochheim zahlreiche Embargogüter<br />

für die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe Elektrotechnik Export-Import<br />

<strong>und</strong> Elektronik Export-Import, die VVB<br />

Bauelemente <strong>und</strong> Vakuumtechnik <strong>und</strong> für das MfS. Er<br />

lieferte unter an<strong>de</strong>rem Kristallziehanlagen, Meßgeräte,<br />

Minisen<strong>de</strong>raufspürgeräte, versteckte Mikrofone,<br />

Schaltkreise, nachrichtendienstlich nutzbare Geräte<br />

zur Funküberwachung <strong>und</strong> umfangreiches Schriftmaterial<br />

über <strong>de</strong>n westlichen Rüstungsmarkt an die<br />

DDR.<br />

Ab 1980 wußte Jochheim, daß es sich bei Zahn <strong>und</strong><br />

an<strong>de</strong>ren Geschäftspartnern um MfS-Mitarbeiter han<br />

<strong>de</strong>lte, die ihm geheimdienstliche Aufträge erteilten.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Dies hat das Oberlan<strong>de</strong>sgericht Celle im Urteil gegen<br />

Jochheim festgestellt.<br />

Seit 1964 arbeitete Jochheim nach <strong>de</strong>n Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s MfS als IM unter <strong>de</strong>m Aliasnamen „Kaufmann"<br />

mit <strong>de</strong>m MfS zusammen, ab 1970 für die Hauptabteilung<br />

XVIII/8. „Die Zusammenarbeit seit diesem<br />

Zeitpunkt bezog sich ... schwerpunktmäßig auf die<br />

Erziehung <strong>und</strong> Lenkung <strong>de</strong>s IM, zur Erhöhung seiner<br />

Sicherheit beim Unterlaufen <strong>de</strong>r Embargobestimmungen<br />

<strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Realisierung kommerzieller<br />

Aufträge", schrieb <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

XVIII/8, Oberstleutnant Artur Wenzel, 1983 in einem<br />

Vermerk. In diesem Jahr been<strong>de</strong>te das MfS die inoffizielle<br />

Zusammenarbeit; als Begründung dafür<br />

nannte Wenzel „die geringe Möglichkeit <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

operativ interessieren<strong>de</strong>r Informationen"<br />

(Dokument-Nr. 577)<br />

1984 nahm <strong>de</strong>r Elektronik-Händler Richard Müller in<br />

Berlin (Ost) zu Jochheim Kontakt auf <strong>und</strong> bat ihn um<br />

die Beschaffung von Peripheriegeräten <strong>und</strong> Ausrüstungs-<br />

<strong>und</strong> Ergänzungsteilen für Computeranlagen.<br />

Am 13. September 1984 wur<strong>de</strong> Jochheim verhaftet<br />

<strong>und</strong> am 7. Februar 1986 vom Oberlan<strong>de</strong>sgericht Celle<br />

wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit in Tateinheit<br />

mit verbotenen Geschäften im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren <strong>und</strong><br />

vier Monaten verurteilt.<br />

Im November 1986 wur<strong>de</strong> Jochheim aus <strong>de</strong>r Haft entlassen.<br />

Wenige Tage später reiste er nach Berlin (Ost)<br />

<strong>und</strong> nahm Kontakt zu seinen Han<strong>de</strong>lspartnern auf.<br />

Dadurch war es auch <strong>de</strong>r MfS-Hauptabteilung XVIII/<br />

8 möglich, mit <strong>de</strong>m Embargohändler - zu sprechen.<br />

Jochheim machte <strong>de</strong>taillierte Angaben über <strong>de</strong>n gegen<br />

ihn geführten Prozeß <strong>und</strong> versuchte, erneut ins<br />

Geschäft zu kommen. Die Importeure auf DDR-Seite<br />

lehnten dies aber ab, weil es ihnen zu risikoreich erschien<br />

(Dokument-Nr. 578).<br />

Das Unternehmen P. M. Majunke<br />

Die Beweiserhebung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

hat ergeben, daß das Unternehmen P. M. Majunke<br />

aus Wesseling bei Köln einer <strong>de</strong>r Hauptlieferanten<br />

<strong>und</strong> langjährigen Geschäftspartner aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

war.<br />

In <strong>de</strong>n 60er Jahren exportierte das Unternehmen<br />

elektronische Bauelemente an <strong>de</strong>n AHB Heimelektrik<br />

<strong>und</strong> arbeitete offiziell als sog. Vertreterfirma von Intermetall<br />

Freiburg. In dieser Zeit knüpfte das Unterneh-<br />

men erste Geschäftsbeziehungen zu Gerhardt Ronne<br />

berger, die ab 1986 durch die Bildung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4 wesentlich erweitert wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n 80er Jahren<br />

lieferte das Unternehmen nach Feststellung <strong>de</strong>r<br />

10. großen Strafkammer (Wirtschaftsstrafkammer)<br />

<strong>de</strong>s Landgerichts Köln Reinstsilizium im Gesamtwert<br />

von 13,6 Mio. DM brutto, Computer <strong>und</strong> Computerteile<br />

in die DDR. Sie erzielte nach Feststellung <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft durch die Verkäufe Gewinne in<br />

Millionenhöhe, die sie in <strong>de</strong>r Schweiz vor <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Sicherheit<br />

brachte.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Das Reinstsilizium kaufte das Unternehmen P. M. Majunke<br />

von Januar 1986 bis April 1989 von <strong>de</strong>r Wacker-<br />

Chemitronic GmbH in Burghausen. Das Material<br />

wur<strong>de</strong> ausschließlich an <strong>de</strong>n AHB Elektronik Export<br />

rt verkauft. Für die Lieferungen wur<strong>de</strong>n zwei -Impo<br />

Wege gewählt: In etwa 80 Prozent <strong>de</strong>r Lieferungen<br />

wur<strong>de</strong> Reinstsilizium direkt an <strong>de</strong>n AHB Elektronik<br />

verkauft <strong>und</strong> geliefert. In <strong>de</strong>n restlichen Fällen wur<strong>de</strong><br />

Silizium, das sich im Auto o<strong>de</strong>r einem Kleinlastwagen<br />

nicht transportieren ließ, zunächst per Spedition zum<br />

nie<strong>de</strong>rländischen Unternehmen Marcus Broere BV in<br />

Boxtel gebracht. Von dort gelangte die Ware an <strong>de</strong>n<br />

AHB Elektronik.<br />

Hauptbetreiber <strong>de</strong>s Unternehmens P. M. Majunke<br />

war Diplomwirtschaftsingenieur Hans-Joachim Majunke,<br />

<strong>de</strong>r zugleich Prokurist <strong>de</strong>r Marcus Broere BV<br />

war. Er wur<strong>de</strong> am 23. Mai 1989 festgenommen <strong>und</strong><br />

saß bis zum 15. Februar 1990 in Untersuchungshaft.<br />

Seine Frau Pia Monika, offiziell Inhaberin <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsunternehmens<br />

P. M. Majunke, saß nach <strong>de</strong>r Festnahme<br />

am 27. Februar 1991 bis zum 20. September<br />

1991 in Untersuchungshaft.<br />

Der Prozeß gegen das Ehepaar wegen <strong>de</strong>s Verstoßes<br />

gegen das MRG Nr. 53 begann am 7. September 1993<br />

vor <strong>de</strong>m Landgericht Köln (Aktenzeichen 113 Js<br />

188/89). Das Verfahren gegen Hans-Joachim Majunke<br />

wur<strong>de</strong> nach Eröffnung <strong>de</strong>r Hauptverhandlung aufgr<strong>und</strong><br />

von Verhandlungsunfähigkeit eingestellt. Pia<br />

Monika Majunke wur<strong>de</strong> am 19. November 1993 von<br />

<strong>de</strong>r 10. großen Strafkammer <strong>de</strong>s Landgerichts Köln zu<br />

eineinhalb Jahren Haft mit Bewährung verurteilt.<br />

Diese Strafe verhängte die Kammer wegen „fortgesetzten<br />

gemeinschaftlichen ungenehmigten Verbringens<br />

von Waren in die frühere DDR in Tatmehrheit<br />

mit fortgesetzter gemeinschaftlicher Steuerhinterziehung"<br />

. Die Angeklagte legte gegen das Urteil Revision<br />

ein, über die noch nicht entschie<strong>de</strong>n ist.<br />

Kaufmann Richard Müller<br />

Eine Son<strong>de</strong>rrolle beim illegalen Technologietransfer<br />

spielte nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utsche Elektronik-Händler<br />

Richard Müller, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n 80er Jahren zeitweilig von<br />

<strong>de</strong>r DDR aus seine Geschäfte betrieb. Der in Nord<strong>de</strong>utschland<br />

leben<strong>de</strong> Kaufmann führte seit <strong>de</strong>n 70er<br />

Jahren zahlreiche unerlaubte Exportgeschäfte in die<br />

Sowjetunion <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Ostblockstaaten durch. Unter<br />

an<strong>de</strong>rem exportierte er die komplette Ausrüstung<br />

für ein Rechenzentrum in die Sowjetunion.<br />

Zur Verschleierung seiner illegalen Exportgeschäfte<br />

grün<strong>de</strong>te Müller zahlreiche Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, <strong>de</strong>r Schweiz, Österreich<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Staaten. Für <strong>de</strong>n Transpo rt in <strong>de</strong>n Ostblock<br />

nutzte er <strong>de</strong>n Fuhrpark <strong>de</strong>r staatlichen DDR-<br />

Spedition Deutrans. Unterlagen <strong>de</strong>s MfS zufolge traf<br />

Müller 1977 <strong>und</strong> 1978 mehrmals mit <strong>de</strong>m Mitarbeiter<br />

im Direktorat Anlagenimport, Diet rich Kupfer alias<br />

IME „Messing", zusammen. En<strong>de</strong> 1982 zog Müller<br />

mit seiner Frau <strong>und</strong> seiner Tochter vorübergehend<br />

nach Kapstadt in Südafrika. Do rt hatte Müller ein altes<br />

Weingut gekauft. Im Herbst 1983 kehrte die Familie<br />

aus Südafrika zurück <strong>und</strong> wohnte wie<strong>de</strong>r in Jesteburg<br />

bei Hamburg. Seit Dezember 1983 hielt sich<br />

Müller im Ostblock auf, nach<strong>de</strong>m im November 1983<br />

eine illegale Lieferung von VAX-Rechnern beschlagnahmt<br />

wor<strong>de</strong>n war (Dokument-Nr. 579).<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung war an Müllers<br />

Übersiedlung in die DDR beteiligt. Nach Aussage<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski wandte sich <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>r militärischen Aufklärung <strong>de</strong>r Sowjetunion an <strong>de</strong>n<br />

Minister für Staatssicherheit, Mielke, <strong>de</strong>r für die Unterbringung<br />

von Müller in <strong>de</strong>r DDR sorgen sollte.<br />

Mielke beauftragte Dr. Schalck-Golodkowski damit,<br />

beim Bau von Lager- <strong>und</strong> Büroräumen behilflich zu<br />

sein. Nach Arbeitskontakten zwischen Müller, <strong>de</strong>m<br />

Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

sowjetischen Beauftragten wur<strong>de</strong> kurzfristig im Ost<br />

Berliner Stadtteil Pankow ein Lager- <strong>und</strong> Bürogebäu<strong>de</strong><br />

errichtet. Dafür wur<strong>de</strong> eine Fertigteilhalle aus <strong>de</strong>r<br />

Schweiz im Wert von 1,5 Mio. Schweizer Franken importiert.<br />

Nach Dokumenten <strong>de</strong>s MfS reiste Müller am 5. Februar<br />

1984 in die DDR ein. Demnach richtete ihm <strong>de</strong>r<br />

Bereich Aufklärung <strong>de</strong>s Ministeriums für Nationale<br />

Verteidigung (MfNV) zunächst Hotelzimmer als<br />

Geschäfts- <strong>und</strong> Gewerberäume im „Palasthotel" ein.<br />

Der Bereich Aufklärung <strong>de</strong>s MfNV soll für Müller einen<br />

Reisepaß auf <strong>de</strong>n Namen John Edgar Brent aus<br />

Großbritannien angefertigt haben (Dokument-Nr.<br />

580).<br />

Während seines Aufenthalts in <strong>de</strong>r DDR betrieb<br />

Müller weiterhin Geschäfte mit west<strong>de</strong>utschen<br />

Händlern <strong>und</strong> bestellte beispielsweise über <strong>de</strong>n Ingenieur<br />

Jochheim Embargoware. 1985 nahm Müller<br />

Kontakt mit <strong>de</strong>m Kombinat Mikroelektronik,<br />

-<br />

Direktorat<br />

Anlagenimport, auf <strong>und</strong> bot seine Zusammenarbeit<br />

an.<br />

Im Frühjahr 1989 kehrte Müller in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland zurück. Das Landgericht Lübeck<br />

verurteilte ihn am 26. Juni 1989 wegen Verstoßes gegen<br />

§ 34 Außenwirtschaftsgesetz zu zwei Jahren Freiheitsstrafe<br />

auf Bewährung. Die Zusammenarbeit mit<br />

östlichen Nachrichtendiensten konnte das Landgericht<br />

Müller nicht nachweisen. Da sich Müller vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß auf sein Auskunftsverweigerungsrecht<br />

berief, ließ sich diese Frage während<br />

seiner Zeugenvernehmung nicht klären (Dokument-Nr.<br />

579 <strong>und</strong> 581).<br />

Richard Müller grün<strong>de</strong>te am 2. Oktober 1989 die<br />

Devia GmbH. Dieses Unternehmen hat seinen Sitz in<br />

Kiel <strong>und</strong> betreibt Ost-West-Geschäfte. Geschäftsführer<br />

ist Müller. Gesellschafter <strong>de</strong>r Devia GmbH war bis<br />

zum 6. Januar 1994 zu 100 Prozent die Devia Aktien-<br />

gesellschaft mit Sitz in Vaduz, Liechtenstein. Die De<br />

via AG wur<strong>de</strong> 1984 gegrün<strong>de</strong>t; sie hatte bis zum Juni<br />

1992 ihren Sitz in <strong>de</strong>r Aeulestraße 38. Unter dieser<br />

Adresse firmierten auch die im zweiten Teilbericht<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses erwähnten liechtensteinischen<br />

Anstalten Cavendia, Hanseatic, Hippokrates,<br />

Infino, Polyindustrie <strong>und</strong> Unisped. Verwaltungsrat<br />

dieser Briefkastenfirmen war von 1984 bis<br />

1989 Louis Oehri, <strong>de</strong>r neben Richard Müller heute Direktor<br />

<strong>de</strong>r Devia AG ist. Seit <strong>de</strong>m 6. Januar 1994 ist<br />

Richard Müller alleiniger Gesellschafter <strong>de</strong>r Devia<br />

GmbH.


Das Unternehmen Remex<br />

Seit Gründung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe MAH bestan<strong>de</strong>n<br />

Geschäftsbeziehungen zum Unternehmen Remex Import-Export,<br />

Berlin (West), das von ihr als „Beschaffungslinie<br />

1" geführt wur<strong>de</strong>. Die Geschäftstätigkeit<br />

übte im wesentlichen <strong>de</strong>r Kaufmann Jürgen Müller<br />

aus, <strong>de</strong>r Prokurist war, während seine Frau Renate als<br />

Inhaberin fungierte. Die Verbindungen <strong>de</strong>r Remex<br />

mit Han<strong>de</strong>lspartnern in <strong>de</strong>r DDR entstan<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n<br />

langjährigen Kontakten, die Jürgen Müllers Eltern,<br />

Martha <strong>und</strong> Otto E. Müller, zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterhielten. Das MfS hatte Otto<br />

E. Müller 1968, wie es in einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

BKK <strong>de</strong>s MfS heißt, „unter Androhung wirtschaftlicher<br />

Nachteile bei seinen DDR-Geschäften",<br />

zur inoffiziellen Zusammenarbeit veranlaßt (Dokument-Nr.<br />

582).<br />

„Mit <strong>de</strong>m Wechsel <strong>de</strong>r Firmenleitung <strong>de</strong>r Fa. Otto<br />

Müller 1972 <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Übernahme durch <strong>de</strong>n Sohn<br />

Jürgen Müller erfolgte auch eine weitere Anbindung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung",<br />

stellt <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

BKK weiter fest. Dies geschah <strong>de</strong>n Unterlagen zufolge<br />

durch die Einbeziehung <strong>de</strong>s Unternehmens Otto Müller<br />

in die Ferienanlage Inver Canary auf Las Palmas<br />

(Gran Canaria) in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 70er Jahre.<br />

Müller selbst hat in seiner Zeugenvernehmung ausgesagt,<br />

er habe das Unternehmen am 1. Januar 1974<br />

von seinem Vater übernommen.<br />

Nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen durch die Beweiserhebung<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses lieferten Jürgen <strong>und</strong><br />

Renate Müller seit 1978 Son<strong>de</strong>rbeschaffungen an das<br />

Ministerium für Staatssicherheit, zunächst durch die<br />

„Renate Müller Import-Export Industrievertretungen"<br />

, ab 1983 durch das neugegrün<strong>de</strong>te Unternehmen<br />

Remex Import-Export. Dieses Unternehmen war<br />

überwiegend auf <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l - insbeson<strong>de</strong>re<br />

mit <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Bau<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

BERAG - ausgerichtet; ihr gehörten nur wenige<br />

Mitarbeiter an. Das Ehepaar Müller wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Namensliste „Auslandsverbindungen NSW-Kontaktpersonen"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

geführt. (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, S. 1190)<br />

Ansprechpartner für Jürgen Müller im Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung war <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>n Müller nach seiner<br />

Aussage drei- bis viermal pro Jahr traf. Auf seine<br />

Empfehlung kam die Verbindung zwischen Jürgen<br />

Müller <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe MAH zustan<strong>de</strong>. Sei<strong>de</strong>l<br />

sagte 1979 zu, sich unter Umstän<strong>de</strong>n für eine gewisse<br />

Zeit an <strong>de</strong>n Kosten für Büroräume zu beteiligen, die<br />

Müller in <strong>de</strong>r West-Berliner Innenstadt einrichten<br />

sollte. Das Vertrauensverhältnis zeigt sich auch da rin,<br />

daß Müller im September 1987 Sei<strong>de</strong>l ausführlich<br />

über eine Durchsuchung seiner Wohnung <strong>und</strong> seiner<br />

Büroräume durch die West-Berliner Kriminalpolizei,<br />

Abteilung Staatsschutz, informierte, weil man ihn <strong>de</strong>s<br />

Verstoßes gegen Embargobestimmungen verdächtigt<br />

hatte. Sei<strong>de</strong>l hatte <strong>de</strong>n Auftrag für das Gespräch vom<br />

MfS erhalten (Dokument-Nr. 583).<br />

Jürgen Müller hat nach eigener Aussage Waren, die<br />

unter die Außenwirtschaftsverordnung zum Außen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

wirtschaftsgesetz fielen, nur nach erfolgter Genehmigung<br />

geliefert.<br />

Das Unternehmen Prometron Technics (Japan)<br />

Über das japanische Han<strong>de</strong>lsunternehmen Prometron<br />

Technics wur<strong>de</strong> über mehrere Jahre Embargoware<br />

importiert. Es han<strong>de</strong>lte sich um ein kleines Unternehmen,<br />

das bis Oktober 1988 unter <strong>de</strong>m Namen O. A.<br />

Machinery Corp. firmierte <strong>und</strong> im Internationalen<br />

Han<strong>de</strong>lszentrum (IHZ) in Berlin (Ost) ein Büro unterhielt.<br />

Das Unternehmen wur<strong>de</strong> 1974 speziell für <strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>r DDR gegrün<strong>de</strong>t <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Anfangszeit<br />

seines Bestehens von Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

<strong>de</strong>r DDR eingeschaltet, um auf illegalem Weg Mikroelektronik<br />

<strong>de</strong>s Konzerns Toshiba zu liefern, die von<br />

diesem offiziell nicht verkauft wer<strong>de</strong>n durfte. In späteren<br />

Jahren löste Toshiba die Beziehungen zu Prometron<br />

Technics, die nun die Kontakte zu Mitsubishi aktivierte.<br />

Auch von an<strong>de</strong>ren Unternehmen <strong>und</strong> Ursprungslän<strong>de</strong>rn,<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n USA, besorgte<br />

Prometron Technics Embargoware.<br />

Im Mai 1989 wur<strong>de</strong>n die Büroräume <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

in Tokio von japanischen Behör<strong>de</strong>n durchsucht.<br />

Prometron Technics wur<strong>de</strong> vorgeworfen, Hafnium in<br />

die DDR geliefert zu haben - ein seltenes Metall, das<br />

zur Herstellung von Kernreaktoren für atomgetriebene<br />

Unterseeboote verwen<strong>de</strong>t wird <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>r Co-<br />

Com-Liste stand. Der Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />

Hirokuni Matsuda, <strong>und</strong> mehrere Mitarbeiter wur<strong>de</strong>n<br />

verhaftet.<br />

Weil das Unternehmen seit vielen Jahren Han<strong>de</strong>lspartner<br />

<strong>de</strong>s Transinter GmbH -<strong>und</strong><br />

offizieller Vertreter<br />

<strong>de</strong>r AHB Elektronik <strong>und</strong> Elektrotechnik in Japan war,<br />

löste die Verhaftung in Berlin (Ost) hektische Betriebsamkeit<br />

aus.<br />

Am 17. Juli 1989 wur<strong>de</strong> Matsuda, nach<strong>de</strong>m er zwischenzeitlich<br />

freigelassen wor<strong>de</strong>n war, erneut verhaftet;<br />

<strong>de</strong>r Prozeß in Tokio war am 31. Oktober 1989. An<br />

Matsuda hatte es eine Vorauszahlung in Höhe von 5,9<br />

Mio. VM gegeben, eine Lieferung seitens Prometron<br />

Technics erfolgte nicht mehr. Nach <strong>de</strong>r Verhaftung<br />

Matsudas versuchte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 vergeblich,<br />

diese Summe zurückzubekommen. Ronneberger <strong>und</strong><br />

Kupfer überlegten, die finanziellen For<strong>de</strong>rungen auf<br />

zivilrechtlichem Weg einzuklagen <strong>und</strong> zur indirekten<br />

Unterstützung einen Mitarbeiter <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

einzuschalten, <strong>de</strong>r eine Beteiligung erhalten sollte.<br />

Die Vorauszahlung an Matsuda war im März 1990<br />

eine <strong>de</strong>r offenen For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4<br />

(Dokument-Nr. 584-585).<br />

Embargounternehmen in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

Die Schweiz gehörte als neutrales Land zwar nicht<br />

zum CoCom, trug aber gleichwohl <strong>de</strong>ssen Gr<strong>und</strong>sätze<br />

mit. Zwei <strong>de</strong>r wichtigsten Embargolieferanten aus <strong>de</strong>r<br />

Schweiz waren Unterlagen <strong>de</strong>s MfS zufolge Ottokar<br />

Hermann <strong>und</strong> Michael Grossauer. Bei<strong>de</strong> stan<strong>de</strong>n auf<br />

<strong>de</strong>r Namensliste „Auslandsverbindungen NSW-Kontaktpersonen"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

S. 1189, 1195).


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Ottokar Hermann, geboren 1926 in Znaim (Tschechoslowakei),<br />

unterhielt langjährige Geschäftskontakte<br />

mit <strong>de</strong>r DDR. Hermann lebte zunächst in Berlin<br />

(West) <strong>und</strong> zog in <strong>de</strong>n 70er Jahren in die Schweiz<br />

nach Lugano. Er war an mehreren - vorwiegend<br />

Schweizer - Unternehmen beteiligt, die vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>r Hauptabteilung I<br />

zugeordnet wor<strong>de</strong>n waren. Über das Unternehmen<br />

Intrac S.A., Lugano, an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, ab 1978 zu 40% beteiligt<br />

war, wur<strong>de</strong>n nach einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s IM „Leo" alias<br />

Siegfried Stöckert „wesentliche Beschaffungen organisiert".<br />

In diesem <strong>Bericht</strong> heißt es weiter: „Ein großer<br />

Vertrag mit dieser Firma ist die Errichtung einer Leiterplattenfabrik<br />

für Robotron, mit <strong>de</strong>m Wert von r<strong>und</strong><br />

170 Mio. VM, wobei ca. 70% <strong>de</strong>r Ausrüstungen aus<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland kommen <strong>und</strong> über<br />

das Schweizer Unternehmen in die DDR geliefert<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> das Unternehmen Intrac Schweiz die<br />

'heißen Waren' dort unter<strong>de</strong>klariert beistellt. " (Dokument-Nr.<br />

575)<br />

Ottokar Hermann hat bestritten, Embargowaren in<br />

die DDR geliefert zu haben. Er habe immer nur das<br />

geliefert, was er auch liefern durfte. Insbeson<strong>de</strong>re bei<br />

<strong>de</strong>r Leiterplattenfabrik habe es sich nicht um Embargoware<br />

gehan<strong>de</strong>lt. Zum Beweis hat Hermann <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß ein Schreiben <strong>de</strong>s am Pro-<br />

jekt beteiligten b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Unternehmens FU<br />

BA vom 7. April 1994 vorgelegt. Darin wird bestätigt,<br />

daß die gelieferten Ausrüstungen nicht gegen die<br />

Embargobestimmungen verstoßen hätten <strong>und</strong> mitgeteilt,<br />

daß behördliche Genehmigungen für <strong>de</strong>ren Lieferungen<br />

vorlägen. Der Untersuchungsausschuß<br />

kann danach jedoch nicht ausschließen, daß das Unternehmen<br />

Intrac S.A. zusätzlich Gegenstän<strong>de</strong> geliefert<br />

hat, bei <strong>de</strong>nen es sich um Embargowaren han<strong>de</strong>lte.<br />

Ottokar Hermann hat weiterhin <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ein Schreiben <strong>de</strong>s schweizerischen B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Aussenwirtschaft vom 6. April 1994 vorgelegt.<br />

In diesem Schreiben bestätigt <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

für autonome Außenwirtschaftspolitik, Dr.<br />

Ottmar Wyss, <strong>de</strong>m Mitarbeiter Hermanns, Rolf Düby,<br />

daß „Sie das Projekt Leiterplattenwerk Dres<strong>de</strong>n mit<br />

<strong>de</strong>n schweizerischen Exportkontrollbehör<strong>de</strong>n besprochen<br />

haben, <strong>und</strong> daß nach Ihren Angaben in diesem<br />

Projekt keine Embargowaren verwen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n<br />

sind".<br />

Diese Mitteilung kann <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

jedoch nicht als ausreichen<strong>de</strong> Auskunft in <strong>de</strong>r Sache<br />

ansehen, da aus <strong>de</strong>m Schreiben nicht hervorgeht, daß<br />

das schweizerische B<strong>und</strong>esamt für Aussenwirtschaft<br />

eine Prüfung vorgenommen hat.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat letztlich nicht nachvollziehen<br />

können, welche Gegenstän<strong>de</strong> im einzelnen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Projekts Leiterplattenwerk Dres<strong>de</strong>n<br />

geliefert wur<strong>de</strong>n. Daher konnte nicht geklärt<br />

wer<strong>de</strong>n, ob sich tatsächlich Embargoware darunter<br />

befand.<br />

Der Kaufmann Michael Grossauer, 1946 in Wien geboren,<br />

unterhielt seit <strong>de</strong>n 70er Jahren bis 1989 intensive<br />

Han<strong>de</strong>lsbeziehungen zur DDR, die sich im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Zeit zunehmend auf die Beschaffung <strong>und</strong> Liefe<br />

rung von Embargowaren konzentrierten. Dabei<br />

diente ihm eine ganze Firmengruppe zur Erfüllung<br />

<strong>de</strong>r Lief erverpflichtungen.<br />

Zunächst arbeitete Grossauer von Dänemark aus mit<br />

seinem Unternehmen Allimex ApS Group of Companies<br />

/ Kopenhagen. 1981 verlagerte er - wahrscheinlich<br />

aufgr<strong>und</strong> verschärfter dänischer Zoll- <strong>und</strong> Embargobestimmungen<br />

- seine Tätigkeit in die Schweiz.<br />

Dort grün<strong>de</strong>te Grossauer die Unternehmen Allimex<br />

Group of Companies, Nofo AG <strong>und</strong> Asada S.A., jeweils<br />

mit Sitz in Zug. Weitere Unternehmenssitze<br />

hatte er unter an<strong>de</strong>rem in Liechtenstein.<br />

Zu <strong>de</strong>n Geschäftspartnern in <strong>de</strong>r DDR gehörten <strong>de</strong>r<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>und</strong> die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Elektronik, Elektrotechnik <strong>und</strong> Heimelectric; außer<strong>de</strong>m<br />

war Grossauers Unternehmen Asada als „Beschaffungslinie"<br />

zeitweilig die „kommerziell wertvollste<br />

Linie bei <strong>de</strong>r Beschaffung von E-Waren" für<br />

die AG MAH unter Leitung von Heinz Bau<strong>de</strong> (Dokument-Nr.<br />

586).<br />

Im Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum (IHZ) in Berlin<br />

(Ost) unterhielt Grossauer Unterlagen <strong>de</strong>s MfS zufolge<br />

ein Unternehmensbüro, das von 1984 bis 1988 <strong>de</strong>r<br />

DDR-Bürger Knut Seeger leitete. Als IMS „Stabenow"<br />

informierte Seeger die Arbeitsgruppe BKK <strong>de</strong>s<br />

MfS über Unternehmensinterna. Nach seinem Ausschei<strong>de</strong>n<br />

im Jahr 1988 wur<strong>de</strong> die AG BKK durch Bruno<br />

Dochow alias IMS „Günter Böhme" unterrichtet,<br />

<strong>de</strong>r vermutlich <strong>de</strong>r Nachfolger Seegers war. Grossauer<br />

lieferte nach Unterlagen <strong>de</strong>r AG BKK <strong>de</strong>s MfS vor<br />

allem elektronische Bauelemente <strong>und</strong> Vi<strong>de</strong>otechnik<br />

in die DDR, zum Beispiel die Fernsehüberwachungsanlage<br />

im Centrum-Warenhaus - am Ostbahnhof in<br />

Berlin (Ost).<br />

Embargounternehmen in Österreich<br />

Wie die Beweisaufnahme <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

ergeben hat, zählten zu <strong>de</strong>n österreichischen<br />

Geschäftspartnern <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4<br />

unter an<strong>de</strong>rem die Händler Leopold Hrobsky <strong>und</strong><br />

Martin Schlaff sowie das Unternehmen Radio<br />

Zemanek in Wien. Martin Schlaff wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Namensliste<br />

„Auslandsverbindungen NSW-Kontaktpersonen"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

geführt (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, S. 1195).<br />

Eine enge Zusammenarbeit bestand zwischen Hrobsky<br />

(Unternehmen Sysgraph) <strong>und</strong> Kontordirektor Günter<br />

Gath. Hrobsky war einer <strong>de</strong>r Hauptlieferanten von<br />

Meßtechnik <strong>und</strong> Computertechnik für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4, außer<strong>de</strong>m beschaffte er Software. Dadurch<br />

kannte er neben Gath auch die meisten an<strong>de</strong>ren Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Kontors 40. In <strong>de</strong>r Nähe von Budapest unterhielt<br />

Hrobsky ein Zollfreilager, über das er einen<br />

Großteil seiner Lieferungen an <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

abwickelte.<br />

Nachrichtendienstlich gesteuerte Embargohändler<br />

Zu <strong>de</strong>n Händlern, die <strong>de</strong>m MfS zusätzlich zu Embargowaren<br />

auch Informationen geliefert haben, gehören<br />

<strong>de</strong>r West-Berliner Kaufmann Jürgen Potera (Unternehmen<br />

Cerdip) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Wiesba<strong>de</strong>ner Kaufmann


Manfred Hardt (Unternehmen Caramant). Bei<strong>de</strong> arbeiteten<br />

zeitweilig mit <strong>de</strong>r Hauptabteilung XVIII/8<br />

<strong>de</strong>s MfS zusammen.<br />

Potera lieferte seit 1979 Embargoware wie Meßtechnik<br />

<strong>und</strong> Bauelemente an Betriebe <strong>de</strong>r DDR. Er unterhielt<br />

rege Geschäftskontakte zum Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 <strong>und</strong> von 1984 bis 1987 auch zu Zahn. Der Jahresumsatz<br />

1989 belief sich nach Einschätzung <strong>de</strong>r MfS<br />

Abteilung XVIII/8 auf etwa 15 Mio. DM.<br />

Wie sich aus Unterlagen <strong>de</strong>s MfS ergibt, wur<strong>de</strong><br />

Potera En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre von <strong>de</strong>r MfS-Abteilung<br />

XVIII/8 im Rahmen eines „operativen Vorgangs"<br />

(0V) überprüft, weil er Geschäftspartnern in <strong>de</strong>r<br />

DDR Geld, Vi<strong>de</strong>orecor<strong>de</strong>r <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Unterhaltungselektronik<br />

geschenkt hatte, was das MfS als<br />

„Bestechungsversuch" ansah. Außer<strong>de</strong>m bestand<br />

die Vermutung, Potera arbeite für <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esnachrichtendienst.<br />

In Gesprächen, die MfS-Mitarbeiter<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s operativen Vorgangs „Embargo I"<br />

mit ihm führten, gab Potera Informationen, aus <strong>de</strong>nen<br />

das MfS Vorsichtsmaßnahmen entwickeln<br />

konnte, um das Auf<strong>de</strong>cken von „Reiseka<strong>de</strong>rn"<br />

durch westliche Geheimdienste zu verhin<strong>de</strong>rn (Dokument-Nr.<br />

587).<br />

Manfred Hardt wur<strong>de</strong> von Oberst Artur Wenzel <strong>und</strong><br />

Major Rolf Ungermann unter <strong>de</strong>m Decknamen<br />

„Contra" geführt; er lieferte Embargowaren an Zahn<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4.<br />

Von 1961 bis 1969 beschaffte Hardt technische <strong>und</strong><br />

militärische Informationen für die Verwaltung Aufklärung<br />

beim Ministerium für Nationale Verteidigung<br />

(MfNV). Die Geheimdienste <strong>de</strong>r DDR stellten<br />

anschließend die Zusammenarbeit ein, weil sie vermuteten,<br />

Hardt arbeite für einen westlichen Nachrichtendienst.<br />

Der Kaufmann wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Folgezeit<br />

durch die Hauptverwaltung XVIII/8 <strong>de</strong>s MfS überprüft.<br />

Die Überwachung ergab keinen Verdacht im<br />

Hinblick auf eine Arbeit für einen westlichen Geheimdienst.<br />

Das MfS stellte jedoch fest, daß Hardt<br />

im Rahmen seiner Geschäftsbeziehungen zu Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>ren Mitarbeitern Bargeld<br />

bis zu 10.000 DM <strong>und</strong> Konsumgüter zukommen<br />

ließ. Die Mitarbeiter informierten als IM ihre jeweiligen<br />

Dienststellen von diesen Vorfällen.<br />

Die Hauptabteilung XVIII/8 nutzte diese „Bestechungsversuche<br />

" als Druckmittel. In einem Gespräch<br />

mit MfS-Mitarbeitern, die sich als solche ausdrücklich<br />

zu erkennen gaben, erklärte sich <strong>de</strong>r<br />

Wiesba<strong>de</strong>ner Kaufmann im April 1988 zur Zahlung<br />

eines „Bußgel<strong>de</strong>s" bereit. Bei neun weiteren Treffs,<br />

die bis zum August 1989 unter „konspirativen"<br />

Umstän<strong>de</strong>n stattfan<strong>de</strong>n, übergab Hardt <strong>de</strong>m MfS<br />

Unterlagen aus <strong>de</strong>m Technologiebereich, beispielsweise<br />

einen von ihm mitverfaßten <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r BASF<br />

nach einem Besuch von Staatssekretär Nen<strong>de</strong>l.<br />

Das Oberlan<strong>de</strong>sgericht Frankfurt am Main stellte das<br />

Ermittlungsverfahren gegen Hardt wegen Verdachts<br />

geheimdienstlicher Agententätigkeit gegen Zahlung<br />

einer Geldbuße von 100.000 DM am 3. September<br />

1992 ein (Verfahren OJs 31/90).<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

i) Rolle <strong>de</strong>r sog. Vertreterfirmen<br />

Transinter <strong>und</strong> Forgber<br />

Die sog. Vertreterfirmen hatten die Aufgabe, zusätzliche<br />

Devisen für <strong>de</strong>n Staatshaushalt zu erwirtschaften.<br />

Auch west<strong>de</strong>utsche <strong>und</strong> ausländische Unternehmen,<br />

die Embargoware an die DDR verkaufen wollten, mußten<br />

für ihre Geschäfte die sog. Vertretergesellschaften<br />

einschalten, die Kontakte zu <strong>de</strong>n staatlichen Han<strong>de</strong>lsorganisationen<br />

vermittelten <strong>und</strong> für diese Tätigkeit<br />

Provisionen kassierten. Zu <strong>de</strong>n größten sog. Vertreterfirmen<br />

zählte das Unternehmen „Günther Forgber -<br />

Wahrnehmung von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l"<br />

<strong>und</strong> die Transinter GmbH, in <strong>de</strong>r mehrere sog.<br />

Vertreterfirmen zusammengefaßt waren (vgl. Zweiter<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3920, S. 38 <strong>und</strong> 71).<br />

Ab Mai 1987 mußte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 entsprechend<br />

einer Festlegung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

prinzipiell alle Importe mit <strong>de</strong>r Transinter GmbH abstimmen.<br />

Allerdings konnte Ronneberger entschei<strong>de</strong>n,<br />

bei welchen Importen die Vertretergesellschaften<br />

ausnahmsweise nicht einbezogen wur<strong>de</strong>n. Gr<strong>und</strong><br />

für diese Ausnahme konnte zum Beispiel ein Impo rt<br />

über eine beson<strong>de</strong>re Beschaffungslinie sein o<strong>de</strong>r die<br />

Tatsache, daß es sich um Embargoware han<strong>de</strong>lte. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski setzte sich für einen möglichst<br />

hohen Umsatzanteil <strong>de</strong>s Transinter GmbH am Importvolumen<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs ein (Dokument-Nr.<br />

588-590).<br />

Ronneberger hat vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin ausgesagt, daß bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargowaren keine sog. Vertreterfirmen<br />

beteiligt waren. Allerdings wur<strong>de</strong>n Lieferanten,<br />

die noch nicht mit sog. Vertreterfirmen zusammenarbeiteten,<br />

an diese verwiesen. -Die<br />

Lieferanten mußten<br />

nach Abschluß von Vertreterverträgen an diese Organisationen<br />

Provision zahlen. Um Lieferanten <strong>und</strong> Beschaffungswege<br />

nicht bekannt zu machen, habe <strong>de</strong>r<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich nach Angaben von Ronneberger versucht,<br />

mit <strong>de</strong>n sog. Vertreterfirmen zu vereinbaren,<br />

daß diese bei Importen von Embargowaren nicht über<br />

Verträge <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Abwicklung informiert wur<strong>de</strong>n.<br />

Dieser Aussage von Ronneberger steht die Tatsache<br />

gegenüber, daß <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Transinter GmbH, Helmut<br />

Schindler alias IME „Rudolf", <strong>und</strong> seine Mitarbeiterin<br />

Rosemarie Tiburtius in Kontakt mit japanischen<br />

Geschäftspartnern stan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> mit ihnen vertrauliche<br />

Gespräche führten, beispielsweise mit Führungskräften<br />

von Toshiba <strong>und</strong> Prometron Technics.<br />

Hierbei ging es auch um Überprüfungen japanischer<br />

Behör<strong>de</strong>n im Zusammenhang mit Verletzungen <strong>de</strong>r<br />

CoCom-Bestimmungen (Dokument-Nr. 591).<br />

Zwischen <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

Günther Forgber bestand nach Aussage von<br />

Ronneberger eine relativ enge Zusammenarbeit, weil<br />

Forgber Vertreter für einige Lieferanten <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

war. Für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 importierte<br />

Forgber allerdings keine Embargoware.<br />

Vermutlich aus <strong>de</strong>m Jahr 1988 stammte <strong>de</strong>r Vorschlag,<br />

eine eigene kleine sog. Vertreterfirma zu bil<strong>de</strong>n.<br />

Sie sollte nach <strong>de</strong>n Plänen das bisherige Vertreterverhältnis<br />

von Forgber <strong>und</strong> <strong>de</strong>s ihm unterstellten<br />

Industriebüros unter Leitung von Peer Ikier ablösen.<br />

Die Überlegungen gingen dahin, <strong>de</strong>r neuen sog. Ver-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

treterfirma alle noch nicht in <strong>de</strong>r DDR vertretenen Embargolieferanten<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 zuzuführen.<br />

Dem Vorschlag zufolge sollte die neue Vertreterfirma<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 doppelt unterstellt wer<strong>de</strong>n; Vorgesetzter<br />

<strong>de</strong>s Leiters sollte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Zur Begründung, diese neue Institution zu bil<strong>de</strong>n,<br />

stellte das Papier fest: Das Unternehmen Forgber <strong>und</strong><br />

das ihm unterstellte Industriebüro wür<strong>de</strong>n von westlichen<br />

Nachrichtendiensten als Organ <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit betrachtet. Diese Tatsache<br />

gefähr<strong>de</strong> die Beschaffung <strong>und</strong> die Tätigkeit <strong>de</strong>r sog.<br />

Lieferfirmen. „Durch unsere Zusammenarbeit mit<br />

Forgber <strong>und</strong> seinem Industriebüro ist die Zeit absehbar,<br />

daß auch unser Importbereich öffentlichkeitswirksam<br />

als Organ <strong>de</strong>s MfS arbeitend dargestellt wer<strong>de</strong>n<br />

kann" , heißt es außer<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>m Papier.<br />

Ronneberger hat in seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

ausgesagt, er habe diesen Vorschlag<br />

ausgearbeitet. Den Auftrag dafür habe ihm Oberst Artur<br />

Wenzel erteilt, mit <strong>de</strong>r Verpflichtung, mit keiner<br />

dritten Person darüber zu sprechen. Wenzel habe vorgehabt,<br />

diesen Vorschlag aus taktischen Grün<strong>de</strong>n<br />

selbst Dr. Schalck-Golodkowski zur Entscheidungsfindung<br />

zu übergeben <strong>und</strong> in diesem Zusammenhang<br />

<strong>de</strong>n Sicherheitsaspekt mit ihm zu erläutern. Später sei<br />

Wenzel allerdings nicht wie<strong>de</strong>r auf diesen Vorschlag<br />

zurückgekommen.<br />

4. Organisation <strong>und</strong> Abwicklung <strong>de</strong>r Geschäfte<br />

a) Beratungen <strong>und</strong> Planungen<br />

Wie die Beweisaufnahme ergeben hat, bestand unter<br />

Leitung von Staatssekretär Karl Nen<strong>de</strong>l vom Ministerium<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik (MEE) eine<br />

Arbeitsgruppe zur Planung, Finanzierung <strong>und</strong> Beschaffung<br />

von Bauelementen, Baugruppen, Technologien<br />

<strong>und</strong> technologischen Spezialausrüstungen für<br />

die Mikroelektronik. Dieses Gremium tagte im Abstand<br />

von 14 Tagen <strong>und</strong> entschied, welche Ausrüstungen<br />

zu importieren waren. Beteiligt waren an <strong>de</strong>n Besprechungen<br />

neben Karl Nen<strong>de</strong>l als Leiter:<br />

- Siegfried Stöckert als Vertreter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

- Gerhardt Ronneberger als Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik<br />

- Wolfram Zahn als stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s Kombinats Mikroelektronik Erfu rt<br />

- Werner Engler, Leiter <strong>de</strong>s Sektors Kompensationsinvestitionen<br />

im MEE, <strong>de</strong>r gelegentlich von seiner<br />

Mitarbeiterin Doris Klimke vertreten wur<strong>de</strong>.<br />

Die Aufgabe <strong>de</strong>s Gremiums lag da rin, die zur Verfügung<br />

gestellten Fonds auf die „Bedarfsträger", also<br />

die Kombinate, aufzuteilen. Der Sektor Kompensationsinvestitionen<br />

im MEE listete dafür <strong>de</strong>n Bedarf <strong>de</strong>r<br />

Kombinate <strong>de</strong>r Mikroelektronik auf. Diese Bedarfsliste<br />

wur<strong>de</strong> Ronneberger, Zahn <strong>und</strong> Stöckert ausgehändigt.<br />

Auf dieser Arbeitsgr<strong>und</strong>lage stellte das Gremium<br />

Auftragslisten zusammen, die nach Aussage<br />

von Engler vor <strong>de</strong>m Bayerischen Lan<strong>de</strong>skriminalamt<br />

eine Warenbeschreibung („Spezifikation"), <strong>de</strong>n Preis<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Liefertermin enthielten. Welches „Beschaffungsorgan"<br />

welche Waren zu beschaffen hatte, wur<strong>de</strong><br />

durch Ronneberger <strong>und</strong> Zahn vorgeschlagen <strong>und</strong><br />

festgelegt (Dokument-Nr. 552).<br />

Wur<strong>de</strong> zum Beispiel ein Auftrag <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 übertragen, wählte man do rt aus, welcher Lieferant<br />

das Importobjekt beschaffen sollte. Ronneberger hielt<br />

dafür Rücksprache mit seinen Stellvertretern <strong>und</strong><br />

Kontordirektoren, die <strong>de</strong>n nach ihrer Einschätzung<br />

am besten geeigneten Geschäftspartner nennen mußten.<br />

Den Mitarbeitern war es strengstens untersagt,<br />

für eine Ware mehrere Angebote einzuholen. Damit<br />

sollte eine Gefährdung <strong>de</strong>r Lieferanten vermie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Zum Jahresbeginn erhielt Ronneberger vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> vom Ministerium<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik eine schriftliche<br />

Aufgabenstellung, in <strong>de</strong>r das Volumen <strong>de</strong>r Importe<br />

aufgelistet war. Dazu kam eine Gesamtarbeitsliste,<br />

aus <strong>de</strong>r ersichtlich war, welche Importgüter vom Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 <strong>und</strong> welche von <strong>de</strong>n SBO eingeführt<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. In <strong>de</strong>n Übersichten waren auch die<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Finanzmittel angegeben. Für Embargoware,<br />

die von <strong>de</strong>n SBO importiert wur<strong>de</strong>, flossen<br />

die Finanzmittel ebenfalls über <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4.<br />

b) Warenart <strong>und</strong> Menge<br />

Bei <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>r Waren <strong>und</strong> Güter, die von <strong>de</strong>r<br />

DDR unter Umgehung <strong>de</strong>r CoCom-Liste eingeführt<br />

wur<strong>de</strong>n, sind nur ungefähre Angaben möglich. Der<br />

Untersuchungsausschuß hat -im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Beweis-<br />

erhebung festgestellt, daß die Beschaffung von militärtechnischen<br />

Unterlagen bis zur Einführung einer<br />

kompletten Leiterplattenfabrik reichte.<br />

In einem Brief beschrieb Ronneberger die vom Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 importierten Waren <strong>und</strong> Güter so:<br />

„Der Han<strong>de</strong>lsbereich ist schwerpunktmäßig für <strong>de</strong>n<br />

NSW-Import folgen<strong>de</strong>r Erzeugnisgruppen zuständig:<br />

- elektronische Bauelemente<br />

- Materialien <strong>und</strong> Baugruppen für die Mikroelektronik<br />

- Baugruppen <strong>und</strong> Geräte <strong>de</strong>r CAD/CAM- <strong>und</strong><br />

Meßtechnik, Software <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

- technologische Spezialausrüstungen <strong>und</strong> knowhow<br />

für die Mikroelektronik<br />

- komplette Produktionslinien <strong>und</strong> Ausrüstungen<br />

mit Anlagencharakter. " (Dokument-Nr. 557)<br />

Es war für die Importeure in <strong>de</strong>r DDR unproblematisch,<br />

elektronische Bauelemente, Computertechnik,<br />

Mikroprozessoren <strong>und</strong> hochintegrierte Schaltkreise<br />

zu beschaffen, die Embargobestimmungen unterla-<br />

gen. Diese Güter wur<strong>de</strong>n nach Aussage von Ronne<br />

berger quasi „an je<strong>de</strong>r Straßenecke gehan<strong>de</strong>lt".<br />

Schwieriger gestaltete sich insbeson<strong>de</strong>re ab 1987/<br />

1988 die Einfuhr von Produktionsausrüstungen zur<br />

Herstellung von Bauelementen, für die es weltweit


nur wenige mögliche Endanwen<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Endnutzer<br />

gab.<br />

Gera<strong>de</strong> an diesen Anlagen, die für die Massenproduktion<br />

benötigt wur<strong>de</strong>n, war die Industrie in <strong>de</strong>r<br />

DDR stark interessiert - zum Beispiel an Maschinen<br />

für die Herstellung von Schaltkreisen: Kristallziehanlagen<br />

zur Herstellung von Siliziumkristallen, Testanlagen<br />

zur Produktion von Speicherschaltkreisen, Plasmaätzanlagen,<br />

Sputteranlagen, Diffusionsanlagen,<br />

Projektierungs- <strong>und</strong> Belichtungsanlagen, Chip-<br />

Check-Geräte sowie Reinstsilizium - ein Halbleitermaterial,<br />

das zur Chip-Produktion gebraucht wird.<br />

Eine Son<strong>de</strong>rstellung nahmen Implantationsanlagen<br />

wie Höchst-, Mittel- <strong>und</strong> Nie<strong>de</strong>rstromimplanter ein.<br />

Diese Ausrüstung - sie wur<strong>de</strong> für die Pilot- <strong>und</strong> Massenproduktion<br />

von Schaltkreisen benötigt, - stellten<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre nur ein japanischen Unternehmen<br />

<strong>und</strong> zwei Unternehmen in <strong>de</strong>n USA her.<br />

„Es han<strong>de</strong>lt sich um ein gewichts- <strong>und</strong> volumenintensives<br />

Erzeugnis, das nicht ohne Zwischeninstallation<br />

im Ausland, Mithilfe ausländischer Fachkräfte für die<br />

Installation <strong>und</strong> Training in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> damit nicht<br />

ohne Wissensträger aus <strong>de</strong>m Ausland realisiert wer<strong>de</strong>n<br />

kann", stellte zu dieser Spezialausrüstung <strong>de</strong>r<br />

Sektorenleiter Siegfried Stöckert alias IM „Leo" in einem<br />

<strong>Bericht</strong> für die Arbeitsgruppe BKK <strong>de</strong>s MfS fest<br />

(Dokument-Nr. 592).<br />

Hochstromimplanter gehörten nach Aussage von<br />

Ronneberger zu <strong>de</strong>njenigen Gütern, die am schwierigsten<br />

zu importieren waren. Selbst die Beschaffung<br />

<strong>de</strong>s Listenpreises hätte <strong>de</strong>n Import gefähr<strong>de</strong>t. Als Alternative<br />

wur<strong>de</strong>n Mittelstromimplanter mit technisch<br />

geringerem Wert angesehen, die sich leichter beschaffen<br />

ließen. Dr. Schalck-Golodkowski ließ sich<br />

von Ronneberger ständig über <strong>de</strong>n Impo rt von<br />

Hochstromimplantern informieren, während für ihn<br />

„normale" Embargowaren von geringerem Interesse<br />

waren.<br />

Eine wichtige Rolle spielten Computer <strong>de</strong>r Serie VAX<br />

(„Virtual Architecture Extension", übersetzt etwa:<br />

Virtuelle Architekturerweiterung). Diese Rechner<br />

wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>m Unternehmen Digital Equipment<br />

Corporation (DEC) in <strong>de</strong>n USA hergestellt <strong>und</strong> vorwiegend<br />

für technische <strong>und</strong> wissenschaftliche Berechnungen<br />

genutzt. Die Anlagen sind geeignet für<br />

Feuerleitsysteme, zur Signal- <strong>und</strong> Imageverarbeitung,<br />

zur Datenverarbeitung mit hoher Geschwindigkeit,<br />

zur computergestützten Konzipierung integrierter<br />

Schaltkreise, für Simulationssysteme <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>m<br />

Gebiet militärischer Netzwerke.<br />

Für die „Beschaffungsorganisationen" war es schwierig,<br />

in Erfahrung zu bringen, ob eine Ware Embargobestimmungen<br />

unterlag o<strong>de</strong>r nicht. Die Beweiserhebung<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß hat Anzeichen<br />

dafür ergeben, daß Ost-West-Händler gelegentlich<br />

Güter als Embargoware verkauften, die legal <strong>und</strong><br />

ohne Genehmigung in die DDR geliefert wer<strong>de</strong>n durften.<br />

In diesen Fällen nutzten die Lieferunternehmen<br />

die Bezeichnung Embargoware dazu, von <strong>de</strong>n Importeuren<br />

in <strong>de</strong>r DDR höhere Gewinnspannen als Risikozuschlag<br />

verlangen zu können.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

c) Transport in die DDR<br />

Der illegale Transport von Waren aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in die DDR wur<strong>de</strong> durch die Transitstrecken<br />

zwischen Berlin (West) <strong>und</strong> <strong>de</strong>m übrigen<br />

B<strong>und</strong>esgebiet begünstigt. Auch in Berlin selbst bestan<strong>de</strong>n<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r schwierigen Überwachungsverhältnisse<br />

viele Möglichkeiten, unkontrolliert strategische<br />

Embargoware über die Eisenbahn <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

Schiffsverkehr zu verbringen.<br />

Die Importgüter wur<strong>de</strong>n von Speditionen beför<strong>de</strong>rt<br />

o<strong>de</strong>r direkt von <strong>de</strong>n Lieferanten mit <strong>de</strong>m Wagen in die<br />

DDR transportiert. Auf die Art <strong>de</strong>r Beför<strong>de</strong>rung nahm<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 - nach Darstellung von Ronneberger<br />

in einer Vernehmung durch Mitarbeiter <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamtes - keinen Einfluß.<br />

Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>r Zentralen Ermittlungsstelle<br />

für Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität (ZERV)<br />

war in <strong>de</strong>n Transport von Embargogütern das Unternehmen<br />

Deutrans Express eingeb<strong>und</strong>en, das zum VE<br />

Kombinat Deutrans gehörte. Bei <strong>de</strong>r Deutrans wur<strong>de</strong>n<br />

einer Aussage von Horst Schuster von Witzleben<br />

beim B<strong>und</strong>esnachrichtendienst zufolge gegebenenfalls<br />

auch Empfangsbescheinigungen für Transitlief erungen<br />

ausgestellt, obwohl die Waren in <strong>de</strong>r DDR verblieben.<br />

Außer<strong>de</strong>m habe die sog. Parteifirma TRANS-<br />

VER-SERVICE Transport-Vertretungs-Service GmbH<br />

aus Essen Embargowaren beför<strong>de</strong>rt. Das Speditionsunternehmen<br />

war nach Feststellung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Firmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zugeordnet.<br />

Viele Lieferanten for<strong>de</strong>rten, ohne Kontrolle <strong>de</strong>n Zoll<br />

<strong>de</strong>r DDR passieren zu können. In diesen Fällen mußte<br />

Ronneberger 24 St<strong>und</strong>en vor Passieren <strong>de</strong>r Grenze<br />

bei Dr. Schalck-Golodkowski einen schriftlichen Antrag<br />

auf „Grenzfreimachung" stellen, <strong>de</strong>r Angaben<br />

zum Zeitpunkt, zum Grenzübergang, zum Fahrzeug-<br />

Kennzeichen <strong>und</strong> zu Fahrern <strong>und</strong> Beifahrern enthielt.<br />

Die Vereinbarungen mit <strong>de</strong>n Grenzkontrollorganen<br />

traf <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung selbst.<br />

Nach Aussage von Ronneberger liefen alle „Grenzfreimachungen"<br />

ausschließlich über Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

<strong>de</strong>r auf diese Weise die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Angaben kannte. Zahn hat in einer Vernehmung<br />

durch Mitarbeiter <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes ausgesagt,<br />

daß er für „Grenzfreimachungen" jeweils <strong>de</strong>n<br />

Leiter <strong>de</strong>r MfS-Hauptabteilung XVIII/8, Wenzel, informierte,<br />

<strong>de</strong>r daraufhin Kontakt mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung aufnahm.<br />

In vielen Fällen wur<strong>de</strong> ähnlich verfahren wie beim Ingenieur<br />

Hans Jochheim: Nach Feststellung <strong>de</strong>s Oberlan<strong>de</strong>sgerichts<br />

Celle mel<strong>de</strong>te sich <strong>de</strong>r Händler bei<br />

Wolfram Zahn o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ssen damaligem Mitarbeiter<br />

Dietrich Kupfer an, wenn er Waren liefern wollte.<br />

Dann wur<strong>de</strong> ihm für seine Lieferungen ein Zeitraum<br />

von ein bis zwei St<strong>und</strong>en mitgeteilt, in <strong>de</strong>nen er ohne<br />

Überprüfungen in Marienborn die Grenzkontrollstellen<br />

<strong>de</strong>r DDR an <strong>de</strong>r Autobahn nach Berlin (West) passieren<br />

konnte. Die Grenzkontrollorgane, die an Weisungen<br />

<strong>de</strong>s MfS geb<strong>und</strong>en waren, erhielten vorher<br />

Nachricht vom MfS in Berlin (Ost).<br />

Nach Aussage von Ronneberger war <strong>de</strong>r Lieferant<br />

verpflichtet, die Ware auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r DDR an <strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 zu übergeben. In <strong>de</strong>r Regel war


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

dies nach seinen Angaben das Lager Semmelweißstraße<br />

in Berlin (Ost) auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Berliner<br />

Import-Export-Gesellschaft mbH (BIEG).<br />

d) Verschleierung <strong>de</strong>r Herkunft von sog. Embargoware<br />

(„Neutralisierung")<br />

Nach Angaben <strong>de</strong>s Lagerleiters Christian Becker<br />

wur<strong>de</strong>n im Lager Semmelweißstraße überwiegend<br />

Teile aus <strong>de</strong>r Personalcomputer-Technik angeliefert:<br />

komplette Personalcomputer, Festplatten, Drucker<br />

<strong>und</strong> Tastaturen. Je<strong>de</strong> Sendung erhielt einen sogenannten<br />

Eingangsbeleg, <strong>und</strong> die Lagermitarbeiter notierten<br />

auf Karteien <strong>de</strong>n Lieferanten, die Vertragsnummer,<br />

die Positionsnummer <strong>und</strong> die Stückzahl. Bei<br />

wichtigen Importen, beispielsweise VAX-Computern,<br />

überprüfte <strong>de</strong>r zuständige Kontordirektor o<strong>de</strong>r Importkaufmann<br />

selbst die Ware. Das Warenlager war<br />

durch eine Betriebswache gesichert, um Kontakte im<br />

Lager zwischen Lieferanten <strong>und</strong> Empfängern o<strong>de</strong>r<br />

zwischen zwei Lieferanten zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Im Lager geschah die erste „Neutralisierung". Dies<br />

be<strong>de</strong>utete: Lieferscheine <strong>und</strong> weitere Hinweise wur<strong>de</strong>n<br />

entfernt, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Endabnehmer sollte nicht wissen,<br />

von wem <strong>und</strong> auf welchem Weg die Ware geliefert<br />

wur<strong>de</strong>. Damit sollten westliche Lieferanten geschützt<br />

wer<strong>de</strong>n. Vom Lager aus gelangte die Ware einige<br />

St<strong>und</strong>en o<strong>de</strong>r Tage später an die Bet riebe.<br />

In bestimmten Fällen wur<strong>de</strong>n die Waren direkt zu <strong>de</strong>n<br />

„Bedarfsträgern" transportiert, dort aufgestellt <strong>und</strong><br />

von einem Techniker <strong>de</strong>s Lieferunternehmens in Betrieb<br />

genommen. Ausgewählte, zur Geheimhaltung<br />

verpflichtete Mitarbeiter nahmen im Werk die Ware<br />

in Empfang. In einigen Betrieben waren Embargowaren<br />

konzentriert aufgestellt, beispielsweise im Forschungszentrum<br />

Mikroelektronik Dres<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s VEB<br />

Kombinats Carl Zeiss Jena. Dieser Bereich wur<strong>de</strong> zum<br />

beson<strong>de</strong>ren Sicherheitsbereich <strong>de</strong>klariert, <strong>de</strong>n nur<br />

bestimmte Mitarbeiter betreten durften. An<strong>de</strong>re Personen,<br />

selbst <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4, benötigten<br />

für <strong>de</strong>n Zugang die Genehmigung <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik.<br />

Die Endabnehmer - beispielsweise die Kombinate<br />

Mikroelektronik, Carl Zeiss Jena <strong>und</strong> Robotron - hatten<br />

Weisung vom Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong><br />

Elektronik, die Embargoware nach <strong>de</strong>m Eintreffen im<br />

Werk weiter zu „neutralisieren": Sie mußten alle<br />

I<strong>de</strong>ntitätshinweise auf Lieferanten, Transportwege<br />

<strong>und</strong> Hersteller <strong>de</strong>r Erzeugnisse entfernen <strong>und</strong> Typenschil<strong>de</strong>r<br />

im Betrieb unter Verschluß aufbewahren. Mit<br />

dieser Aufgabe waren bestimmte, als Geheimnisträger<br />

verpflichtete Mitarbeiter betraut.<br />

Mit <strong>de</strong>r „Neutralisierung" von Software im Rahmen<br />

von 32-bit-Technik VAX hatten Fachleute <strong>de</strong>s Zentralinstituts<br />

für Kybernetik <strong>und</strong> Informationsprozesse<br />

(ZKI) <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften zu tun. Der<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung schuf dafür die<br />

„räumlichen, rechentechnischen <strong>und</strong> ausrüstungsseitigen<br />

Voraussetzungen" .<br />

Die von Wolfram Zahn koordinierten Speziellen Beschaffungsorgane<br />

(SBO) nutzten in wenigen Fällen<br />

das Lager Semmelweißstraße für Son<strong>de</strong>rbeschaffungen.<br />

Ware für die Arbeitsgruppe MAH wur<strong>de</strong> entwe-<br />

<strong>de</strong>r in das Lager <strong>de</strong>r forum-Han<strong>de</strong>lsgesellschaft in die<br />

Storkower Straße in Berlin (Ost) o<strong>de</strong>r direkt in die<br />

Wallstraße, <strong>de</strong>m Sitz <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

gebracht <strong>und</strong> eingelagert.<br />

e) Einsatz falscher Dokumente<br />

Im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l mußten die Geschäftspartner<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bei Lieferungen<br />

embargorelevanter Güter <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Weitergabe<br />

von nicht allgemein zugänglichen Kenntnissen<br />

über Herstellungsverfahren <strong>und</strong> sonstige Technolo-<br />

gien in Bezug auf Embargowaren Einzelgenehmigungen<br />

beantragen. Genehmigungsbehör<strong>de</strong> war die für<br />

<strong>de</strong>n Sitz <strong>de</strong>s Unternehmens zuständige Lan<strong>de</strong>swirtschaftsbehör<strong>de</strong>.<br />

Das B<strong>und</strong>esamt für Wirtschaft (bzw.<br />

B<strong>und</strong>esamt für gewerbliche Wirtschaft) mußte <strong>de</strong>r Genehmigungserteilung<br />

zustimmen. (vgl. B<strong>und</strong>esamt<br />

für Wirtschaft, Die Ausfuhr von Embargowaren - Ein<br />

Leitfa<strong>de</strong>n für die Praxis -, Eschborn, 2. Auflage, 1988,<br />

S.46)<br />

Die Händler wandten verschie<strong>de</strong>ne Metho<strong>de</strong>n an, um<br />

die Behör<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Lieferung von Embargowaren<br />

zu täuschen. So wur<strong>de</strong>n zum Beispiel Warenbegleitscheine<br />

unter<strong>de</strong>klariert, das heißt, in vielen Fällen<br />

wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n Lieferanten nur mündlich abgesprochen,<br />

was geliefert wer<strong>de</strong>n sollte. Im Schriftverkehr<br />

<strong>und</strong> auf <strong>de</strong>n Rechnungen wur<strong>de</strong>n dann an<strong>de</strong>re Güter<br />

o<strong>de</strong>r technisch niedrigere Werte angegeben, die nicht<br />

unter Embargobestimmungen fielen. Das erschwerte<br />

<strong>de</strong>n Zollorganen die Kontrolle.<br />

Um gegenüber <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n Hinweise auf die DDR<br />

zu ver<strong>de</strong>cken, schrieben manche Unternehmen auch<br />

Rechnungen an fingierte Empfänger. Der Händler<br />

Majunke verkaufte zum Beispiel Reinstsilizium angeblich<br />

an einen „Herrn Schmidtmann, 4000 Düsseldorf",<br />

lieferte es aber tatsächlich an <strong>de</strong>n AHB Elektronik<br />

Export-Import in Berlin (Ost). Der Ingenieur Jochheim<br />

gab in <strong>de</strong>n Ausfuhrerklärungen <strong>und</strong> gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen, von <strong>de</strong>nen er Ware bezog, fälschlicherweise<br />

Schwe<strong>de</strong>n als Exportland an.<br />

f) Mittelbereitstellung durch <strong>de</strong>n Fonds<br />

Mikroelektronik<br />

Die Beweiserhebung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

hat ergeben, daß sich <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung verpflichtete, für die Einführung<br />

<strong>de</strong>r Mikroelektronik für die Jahre 1987 bis 1990 zusätzlich<br />

zu <strong>de</strong>m planmäßigen Importfonds 1,05 Mrd.<br />

VM bereitzustellen. Diese Mittel trugen die Bezeichnung<br />

„Fonds 1100" <strong>und</strong> waren ein Teil <strong>de</strong>s „Fonds<br />

Mikroelektronik" . Dr. Schalck-Golodkowski hatte<br />

sich gegenüber <strong>de</strong>m Ministerium für Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> Elektronik verpflichtet, für die Finanzierung aller<br />

zum Fonds gehören<strong>de</strong>n Bestandteile zu sorgen.<br />

Die Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

konnte für Zahlungen aus diesem Fonds<br />

selbst Zahlungspläne erstellen. Aufgabe <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II war es, zu überwachen, daß <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 <strong>de</strong>n vorgegebenen Jahresetat nicht überschritt.<br />

Außer<strong>de</strong>m mußte die Hauptabteilung II die finanziellen<br />

Mittel in verschie<strong>de</strong>nen Währungen bereitstellen,<br />

wenn <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 Rechnungen<br />

einreichte. Der Han<strong>de</strong>lsbereich 4 war in diesem Fall


eine Ausnahme: Während die Valutamittel bei an<strong>de</strong>ren<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben immer direkt an <strong>de</strong>n<br />

En<strong>de</strong>mpfänger gingen, wur<strong>de</strong>n sie im Falle <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4 vom Konto 559 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

(DHB) auf an<strong>de</strong>re Konten bei <strong>de</strong>r DHB überwiesen.<br />

Dadurch wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kreis <strong>de</strong>rjenigen bewußt<br />

klein gehalten, die <strong>de</strong>n En<strong>de</strong>mpfänger kannten.<br />

g) Vergütung <strong>de</strong>r Händler<br />

Der Han<strong>de</strong>lsbereich 4 ging bei <strong>de</strong>r Bezahlung nach<br />

<strong>de</strong>m Prinzip „Geld gegen Ware" vor. Der Lieferant bekam<br />

erst sein Geld, wenn die Ware in <strong>de</strong>r DDR war.<br />

Bei größeren Verträgen wur<strong>de</strong> in wenigen Ausnahmefällen<br />

mit Vorauszahlungen in Form von Bankakkreditiven<br />

gearbeitet, wenn <strong>de</strong>r Lieferant nicht in <strong>de</strong>r<br />

Lage war, das Geschäft selbst zu finanzieren. Der Verkäufer<br />

<strong>de</strong>r Ware schlug vor, welche Bank für die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>s Geschäfts eingeschaltet wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Nach<strong>de</strong>m die Ware ausgeliefert war, schrieb <strong>de</strong>r Bereich<br />

Ökonomie <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 die Rechnung<br />

an die „Bedarfsträger" <strong>und</strong> bereitete die Zahlungsanweisung<br />

für die Lieferanten vor. Anschließend kam<br />

die Zahlungsanweisung zum Bereich Finanzen. Für<br />

die Auslösung <strong>de</strong>r Zahlung war eine Unterschrift nötig;<br />

dazu berechtigt waren Ronneberger o<strong>de</strong>r seine<br />

Stellvertreter Streicher <strong>und</strong> Kupfer. Die Leiterin <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Finanzen, Gisela Hoffmann, mußte gegenzeichnen.<br />

Anschließend gelangten die Zahlungs anweisungen<br />

zur Bank. In <strong>de</strong>n ersten Jahren unterhielt<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich Konten bei <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

(DABA). Ab 1987 wickelte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 nach Aussage von Ronneberger vor Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes Zahlungen fast<br />

ausschließlich über die DHB ab, die sich wesentlich<br />

flexibler in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit ausländischen<br />

Banken verhalten habe. Dies sei von Be<strong>de</strong>utung gewesen,<br />

weil <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 die Lieferanten in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Devisen bezahlen wollte. Außer<strong>de</strong>m<br />

war es nach Darstellung von Ronneberger von Be<strong>de</strong>utung,<br />

daß die DHB die Hausbank <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung gewesen sei <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski hier über großen Einfluß verfügt<br />

habe.<br />

Die Zahlungsmodalitäten waren in Verträgen mit <strong>de</strong>n<br />

Lieferanten vereinbart. Sie konnten entschei<strong>de</strong>n, ob<br />

die Zahlung auf ein ausländisches Konto o<strong>de</strong>r auf ein<br />

Konto einer DDR-Bank überwiesen wur<strong>de</strong>. Rechnungen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens P. M. Majunke bezahlte <strong>de</strong>r<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 zum Beispiel in Schweizer Franken<br />

auf ein Konto <strong>de</strong>r Banque Paribas S. A. in Basel. Einige<br />

Lieferanten eröffneten Lorokonten bei <strong>de</strong>r DABA<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r DHB in Berlin (Ost). Es han<strong>de</strong>lte sich um Valutakonten.<br />

Die Einrichtung von Lorokonten empfahl<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 nur <strong>de</strong>njenigen Lieferanten, die<br />

auf eine Barzahlung ihrer Importgüter bestan<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

damit aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n - um einer Enttarnung<br />

als „Embargobrecher" vorzubeugen - Überweisungen<br />

von einer DDR-Bank auf eine ausländische Bank<br />

verhin<strong>de</strong>rn wollten.<br />

Einige Lieferanten aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

die daran interessiert waren, <strong>de</strong>n Geldfluß zu<br />

verschleiern, richteten sich Nummernkonten bei <strong>de</strong>r<br />

DHB ein. An<strong>de</strong>ren Lieferanten wur<strong>de</strong> in Ausnahme<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

fällen gegen Quittung Bargeld für ihre Ware ausgehändigt.<br />

In einigen Fällen wur<strong>de</strong> die Bezahlung <strong>de</strong>r Embargogeschäfte<br />

über <strong>de</strong>n West-Berliner Kaufmann Helmuth<br />

Joseph von <strong>de</strong>m Unternehmen Alveco abgewickelt,<br />

<strong>und</strong> nicht über <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik<br />

Export-Import. Dies geschah bei Zahlungsvorgängen<br />

an Lieferanten, bei <strong>de</strong>nen die ausländische<br />

Bank <strong>de</strong>n Absen<strong>de</strong>r AHB Elektronik nicht erfahren<br />

sollte. Joseph hatte vor <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

jahrelang mit <strong>de</strong>m Direktorat Anlagenimport<br />

<strong>de</strong>s Kombinats Mikroelektronik zusammengearbeitet,<br />

unter an<strong>de</strong>rem mit Diet rich Kupfer.<br />

Geldbeträge für SBO-Beschaffungen wur<strong>de</strong>n über<br />

<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 abgerechnet, <strong>de</strong>r die Mittel<br />

vom Bereich Kommerzielle Koordinierung bezog.<br />

Zahn nutzte für die Bezahlung seiner Geschäftspartner<br />

zwei Unterkonten, die bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

unter <strong>de</strong>m Namen <strong>de</strong>s Unternehmens Günther<br />

Forgber eingerichtet waren. Zu Lasten dieser Unterkonten<br />

„Forgber" bezahlte er die Händler entwe<strong>de</strong>r<br />

mit Bargeld o<strong>de</strong>r durch Überweisung auf ein Lorokonto<br />

bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank, über das zum<br />

Beispiel <strong>de</strong>r Kaufmann Jochheim verfügte.<br />

Die Arbeitsgruppe MAH besaß für die Bezahlung <strong>de</strong>r<br />

Embargohändler ein Devisenkonto bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank, das sog. Konto „Bau<strong>de</strong>". Nach Angaben<br />

von Bau<strong>de</strong> in einer Vernehmung durch das Bayerische<br />

Lan<strong>de</strong>skriminalamt wur<strong>de</strong>n die Lieferunternehmen<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe MAH anfangs bar bezahlt,<br />

bevor sie Konten bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

in Berlin (Ost) einrichteten, auf die nun die Gel<strong>de</strong>r<br />

überwiesen wur<strong>de</strong>n. Dem<br />

-<br />

steht ein <strong>Bericht</strong> Bau<strong>de</strong>s<br />

für das Jahr 1984 gegenüber, nach <strong>de</strong>m die AG<br />

MAH ihre Lieferanten zu 68,2 Prozent über die Deutsche<br />

Han<strong>de</strong>lsbank, zu 15,7 Prozent über die Intrac<br />

HGmbH <strong>und</strong> zu 16,1 Prozent bar bezahlte.<br />

h) Ausgewählte Geschäfte<br />

„Objekt X" - Technik zum Fälschen von Personalausweisen<br />

Ein beson<strong>de</strong>res Importvorhaben war das „Objekt X",<br />

für das Dr. Schalck-Golodkowski selbst <strong>de</strong>n Auftrag<br />

an Ronneberger erteilte. Nach Erkenntnis <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

war ein Teil dieser Aktion die<br />

Beschaffung einer hochpräzisen Druckmaschine für<br />

die Herstellung von Dokumenten, die <strong>de</strong>r Operativ<br />

Technische Sektor (OTS) <strong>de</strong>s MfS nutzen wollte. Mit<br />

Hilfe dieser Technik wollte die HVA Personalausweise<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> die behelfsmäßigen<br />

West-Berliner Ausweise fälschen.<br />

Zur geplanten Ausrüstung gehörten insgesamt Tiefdruckmaschinen,<br />

Prüf- <strong>und</strong> Meßtechnik, Software,<br />

Beschichtungs- <strong>und</strong> Schweißanlagen für die Plastik-<br />

verarbeitung, Fotoplotter, Bildwandler <strong>und</strong> Lichtsatz<br />

gerät im Wert von mehreren Mio. VM. Zur Beschaffung<br />

<strong>de</strong>r Druckmaschine schloß <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import mit <strong>de</strong>r Intrac S.A.,<br />

Lugano, 1989 einen Vertrag über die Lieferung zum<br />

Preis von 850.277 SFR ab. Die Maschine sollte nach<br />

Erkenntnis <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung im Oktober 1990<br />

ausgeliefert wer<strong>de</strong>n. Diese Lieferung wur<strong>de</strong> jedoch


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

nicht mehr verwirklicht. Schon zu Zeiten <strong>de</strong>r DDR-Regierung<br />

gab es Lieferverzögerungen; außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Vertrag gekündigt. (vgl. Mündliche Anfragen<br />

<strong>de</strong>s Abgeordneten Friedhelm Julius Beucher, Plenarprotokoll<br />

12/184, S. 15926C-15927.)<br />

Die Bereitstellung <strong>de</strong>r Mittel für die Finanzierung <strong>de</strong>r<br />

Technik übernahm <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung;<br />

beteiligt waren an <strong>de</strong>r Aktion Dr. Schalck-<br />

Golodkowski, Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Heinz-Fred Sredzki von <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung III. Die Modalitäten <strong>de</strong>r Zahlung von<br />

Mitteln durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong> im wesentlichen mündlich geregelt. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski veranlaßte die Zahlungsvorgänge<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

unterzeichnete die Zahlungsanweisungen. Er war somit<br />

auch über Details <strong>de</strong>s „Objekts X" informiert, beispielsweise<br />

über ein Softwarepaket „Ikarus".<br />

Zuständig im Han<strong>de</strong>lsbereich 4 waren <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong><br />

Leiter, Diet rich Kupfer, <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Gruppe<br />

Rechentechnik, Günther Gath, <strong>und</strong> die Mitarbeiterin<br />

Ursula Lorenz. Verantwortlich auf seiten <strong>de</strong>s „Bedarfsträgers"<br />

MfS war Oberst Manfred Hanewald<br />

vom Operativ-Technischen Sektor (OTS). Aufgr<strong>und</strong><br />

beson<strong>de</strong>rer Geheimhaltung wur<strong>de</strong> die „inlandsseitige<br />

<strong>und</strong> auslandseitige Zahlung außerhalb je<strong>de</strong>r betriebswirtschaftlichen<br />

Erfassung im Bereich H 4 vorgenommen".<br />

Nach Angaben von Ronneberger <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

war das „Objekt X" für <strong>de</strong>n Ingenieurbetrieb<br />

o<strong>de</strong>r das Institut für wissenschaftlichen Gerätebau<br />

im Ost-Berliner Stadtteil Hohenschönhausen gedacht,<br />

in <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>ranfertigungen für das MfS hergestellt<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Zusammenarbeit mit Toshiba beim<br />

Projekt 256 k-DRAM<br />

Am 4. Juli 1986 schlossen Vertreter <strong>de</strong>s AHB Elektronik,<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lshauses Mitsui <strong>und</strong> Toshiba eine Vereinbarung<br />

ab, nach <strong>de</strong>r Toshiba in drei Stufen das<br />

Know-how zur Herstellung eines 256 k-DRAM Speicherschaltkreises<br />

in die DDR „übertragen" <strong>und</strong> dafür<br />

25 Mio. Dollar erhalten sollte. Dies be<strong>de</strong>utete, daß<br />

Toshiba die technischen Unterlagen übergab, Ingenieure<br />

bereitstellte <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Ergänzungsausrüstungen<br />

behilflich war. Die Produktion<br />

sollte im Betrieb Erfurt-Südost (ESO) <strong>de</strong>s VEB<br />

Kombinat Mikroelektronik aufgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die DDR rechnete mit <strong>de</strong>r Inbetriebnahme <strong>de</strong>r Serienproduktion<br />

zum 30. September 1988 (Dokument-Nr.<br />

593).<br />

In einem internen Vermerk notierten die Vertragsparteien:<br />

„Im Interesse <strong>de</strong>r Geheimhaltung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sicherheit<br />

<strong>de</strong>r beteiligten Pa rtner wird die Vereinbarung<br />

als mündliches Gentlemen Agreement abgeschlossen.<br />

Es sind keinerlei vertragliche (schriftliche)<br />

Vereinbarungen <strong>und</strong> Festlegungen möglich." (Dokument-Nr.<br />

593)<br />

Toshiba hatte in Vorgesprächen zur Bedingung gemacht,<br />

die Embargoprobleme nicht in offizielle Verhandlungen<br />

einzubeziehen. Aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n<br />

hatte <strong>de</strong>r Konzern außer<strong>de</strong>m verlangt, die Verhandlungen<br />

in Japan <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR unter <strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong><br />

„Verhandlungen zum Importvertrag VEB Fernsehgerätewerk<br />

Staßfurt" zu führen. In <strong>de</strong>n Vorüberlegungen<br />

zum Abschluß <strong>de</strong>s Gentlemen Agreement hatte<br />

es Ronneberger auch für erfor<strong>de</strong>rlich gehalten, Detailfragen<br />

„aus <strong>de</strong>n Gesprächen <strong>und</strong> Verhandlungen im<br />

offiziellen Rahmen auszuklammern <strong>und</strong> in geeigneter<br />

Expertenr<strong>und</strong>e konspirativ zu verhan<strong>de</strong>ln <strong>und</strong> zu vereinbaren"<br />

. (Dokument-Nr. 594)<br />

Anfang Dezember 1986 wur<strong>de</strong>n in Tokio Testchips auf<br />

DDR-Siliziumscheiben gemessen, die im Kombinat<br />

Mikroelektronik Erfurt nach japanischen Unterlagen<br />

gefertigt wor<strong>de</strong>n waren. Dazu war Ronneberger mit<br />

<strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n Generaldirektor <strong>de</strong>s Kombinats<br />

Mikroelektronik Erfurt, Dr. Rolf Hillig, <strong>und</strong> Dr.<br />

Klaus Rehak vom Kombinat VEB Carl Zeiss Jena nach<br />

Japan gereist. Am Tag <strong>de</strong>r Rückkehr teilte Ronneberger<br />

Dr. Schalck-Golodkowski mit, die Ergebnisse seien<br />

positiv. „Die japanische Seite erkannte das in Erfurt-Südost<br />

1 erreichte technologische Niveau für die<br />

Fertigung von 64-kbit-Speichern auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />

an. Damit ist eine erste Gr<strong>und</strong>lage für die Musterproduktion<br />

<strong>de</strong>s 256-kbit-DRAM geschaffen", konnten<br />

die Staatssekretäre Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong><br />

Nen<strong>de</strong>l anschließend <strong>de</strong>m ZK-Sekretär Dr. Mittag berichten.<br />

Zur Abwicklung <strong>de</strong>r mündlich vereinbarten ersten<br />

Zahlungen in Höhe von 8,5 Mio. Dollar schloß Ronneberger<br />

auf Vorschlag von Vertretern von Toshiba <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lshauses Mitsui im Januar 1987 einen<br />

Scheinvertrag über die Lieferung von Informationsmaterial<br />

für Leistungstransistoren im Wert von 7,8<br />

Mio. USD ab. Diesen Vertrag legte Mitsui <strong>de</strong>m japanischen<br />

Ministerium für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Wirtschaft (MITI =<br />

Ministry for International Tra<strong>de</strong> and Industry) zur Genehmigung<br />

vor (Dokument-Nr. 595).<br />

In Zusammenarbeit mit japanischen Fachleuten liefen<br />

die Arbeiten bis En<strong>de</strong> März 1987 wie geplant weiter,<br />

bevor die Entwicklung gestoppt wur<strong>de</strong>: Anfang<br />

April bat <strong>de</strong>r General Managing Director von Toshiba,<br />

Kosuke Miyoshi, in einem vertraulichen Gespräch<br />

<strong>de</strong>n Generaldirektor <strong>de</strong>r Transinter GmbH, Helmut<br />

Schindler, darum, für einige Zeit <strong>de</strong>n Austausch von<br />

Unterlagen <strong>und</strong> eine Musterprüfung <strong>de</strong>r Chips ruhen<br />

zu lassen. Weil in <strong>de</strong>n USA Embargoverstöße <strong>de</strong>s Konzerns<br />

bekanntgewor<strong>de</strong>n waren, drängte Toshiba nun<br />

zu Vorsichtsmaßnahmen <strong>und</strong> befürchtete „weitere<br />

Kontrollen <strong>und</strong> Angriffe " durch das japanische Ministerium<br />

für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Wirtschaft (MITI), <strong>de</strong>n Geheimdienst<br />

CIA <strong>und</strong> das Verteidigungsministerium<br />

<strong>de</strong>r USA (Dokument-Nr. 596-597).<br />

Im Mai 1987 geriet <strong>de</strong>r Konzern in die Schlagzeilen;<br />

einer Tochtergesellschaft <strong>de</strong>s Herstellers wur<strong>de</strong> vorgeworfen,<br />

das Unternehmen habe zusammen mit <strong>de</strong>r<br />

norwegischen Kongsberg Vapenfabrik illegal Werkzeugmaschinen<br />

in die Sowjetunion geliefert, mit <strong>de</strong>nen<br />

sich geräuscharme U-Boot-Schiffsschrauben herstellen<br />

ließen. Daraufhin for<strong>de</strong>rten mehrere Senatoren<br />

in <strong>de</strong>n USA für ihr Land ein Einfuhrverbot von<br />

Toshiba-Erzeugnissen. Trotz dieses öffentlichen<br />

Drucks zeigten sich Toshiba <strong>und</strong> Mitsui zunächst zur<br />

weiteren Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n DDR-Betrieben<br />

bereit, allerdings unter Bedingungen: keine Spezialistentreffen<br />

in Tokio o<strong>de</strong>r Berlin (Ost) für sechs Monate<br />

<strong>und</strong> absolute Geheimhaltung aller technischen Doku-


mentationen, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Schablonen, die für<br />

die Produktion benötigt wur<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 598).<br />

Im Juli 1987 stellte sich heraus, daß die termingerechte<br />

Produktion <strong>de</strong>r ersten Musterschaltkreise 256 k<br />

DRAM nicht gesichert war. Daraufhin wollte Ronne<br />

berger Mitarbeiter von Toshiba dafür gewinnen, daß<br />

in Tokio ohne Wissen <strong>und</strong> ohne Mitwirkung <strong>de</strong>s zuständigen<br />

Direktors <strong>de</strong>r Konzernleitung, Kosuke<br />

Miyoshi, von <strong>de</strong>n Schablonen für das Projekt 256 k<br />

DRAM ein Satz Kopien anzufertigen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 zu übergeben. Als er dies in Wien zwei<br />

Führungskräften von Toshiba vorschlug, lehnten<br />

diese jedoch ab. Als Alternative schlug Ronneberger<br />

vor, die Schablonen auszuleihen. Er sah darin die<br />

Möglichkeit, „daß wir unabhängig von unserer Zusage,<br />

keine Kopien zu ziehen, das doch tun <strong>und</strong> darauf<br />

die Serienfertigung aufbauen" . Diesen Vorschlag<br />

lehnten die Toshiba-Mitarbeiter ebenfalls ab.<br />

Schließlich verlangte <strong>de</strong>r japanische Konzern die völlige<br />

Vernichtung aller Unterlagen für die 64- <strong>und</strong> 256k-DRAM-Produktion<br />

<strong>und</strong> eine Vernichtung <strong>de</strong>r übergebenen<br />

Schablonensätze <strong>de</strong>s 64-k-DRAM - unter<br />

an<strong>de</strong>rem, weil er Überprüfungen durch CIA-Agenten<br />

befürchtete. Als Mitarbeiter von Toshiba <strong>und</strong> Mitsui<br />

im Februar 1988 das Kombinat Mikroelektronik Erfurt<br />

besuchten, wur<strong>de</strong>n die Unterlagen <strong>und</strong> Schablonensätze<br />

offiziell zerstört.<br />

Dazu schrieb Ronneberger in einem Vermerk an Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Nen<strong>de</strong>l:<br />

„Wir erklärten uns mit <strong>de</strong>r Vernichtung aller übergebenen<br />

Unterlagen einschließlich Schablonen bereit<br />

<strong>und</strong> unter <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r japanischen Vertreter<br />

wur<strong>de</strong>n in mehrstündiger Arbeit alle Dokumentationen<br />

vernichtet <strong>und</strong> die übergebenen Schablonensätze<br />

mechanisch <strong>und</strong> anschließend chemisch<br />

zerstört. ... Tatsächlich wur<strong>de</strong>n nicht die O riginalschablonen<br />

vernichtet, son<strong>de</strong>rn speziell zu diesem<br />

Zweck angefertigte Kopien. Die Originalschablonen<br />

befin<strong>de</strong>n sich somit weiterhin in unserem Besitz<br />

<strong>und</strong> unter Verschluß <strong>de</strong>s Genossen Dr. Hillig.<br />

Von <strong>de</strong>n vernichteten Dokumentationen waren vorher<br />

Kopien angefertigt wor<strong>de</strong>n, die sich gleichfalls<br />

im Besitz <strong>und</strong> unter Verschluß vom Genossen Dr.<br />

Hillig befin<strong>de</strong>n. Damit verfügen wir trotz dieser<br />

Vernichtungsaktion nach wie vor über alle notwendigen<br />

Voraussetzungen, um je<strong>de</strong>rzeit nach Toshiba-Technologien<br />

produzieren zu können. "<br />

Zusätzlich teilte Ronneberger Dr. Schalck-Golodkowski<br />

mit: „Nach erfolgter Vernichtung <strong>de</strong>r Unterlagen<br />

haben Toshiba/Mitsui sich gestern bereit erklärt, die<br />

sofortige Rücküberweisung <strong>de</strong>s Betrages in Höhe von<br />

7,8 Mio. USD vorzunehmen." (Dokument-Nr. 599)<br />

Import eines Festplattenspeicherwerks<br />

für Zella-Mehlis<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre plante die DDR die Produktionsaufnahme<br />

von 5 1/4-Zoll-Festplattenspeichern. Die<br />

Fabrikation sollte in Zella-Mehlis <strong>und</strong> Meiningen<br />

(Thüringen) in Zweigwerken <strong>de</strong>s Kombinats Robotron<br />

aufgebaut wer<strong>de</strong>n. Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission,<br />

Schürer, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Minister für Elektrotechnik <strong>und</strong><br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Elektronik, Meier, unterzeichneten eine „Vereinbarung<br />

über die Finanzierung <strong>und</strong> Refinanzierung von<br />

NSW-Importen" für das Projekt. Nach dieser Vereinbarung<br />

war die Fertigungsstätte geplant „als wichtige<br />

Peripherie <strong>de</strong>r Computertechnik auf <strong>de</strong>r Basis eines<br />

Technologietransfers <strong>und</strong> einer Erzeugnislizenz, die<br />

strengsten Embargobestimmungen unterliegen" .<br />

(Dokument-Nr. 600)<br />

Es wur<strong>de</strong> zunächst ein Wert auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage geheimer<br />

Verträge mit westlichen Unternehmen in Osterreich<br />

errichtet. Dort sollte dann durch einen Brand die<br />

angebliche Vernichtung <strong>de</strong>s Werkes vorgetäuscht<br />

wer<strong>de</strong>n, das anschließend abmontiert <strong>und</strong> in die DDR<br />

verlagert wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Mit <strong>de</strong>r konspirativen Geschäftsanbahnung <strong>und</strong> Beschaffung<br />

<strong>de</strong>r Ausrüstungen für die Herstellung von<br />

Festplatten war die sog. HVA-Firma Interport beauftragt<br />

wor<strong>de</strong>n. Ronneberger war von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gefragt wor<strong>de</strong>n, ob <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

in <strong>de</strong>r Lage sei, die Finanzabwicklung <strong>und</strong> Werksverlagerung<br />

zu übernehmen. Wegen <strong>de</strong>s Arbeitsvolumens<br />

bat Ronneberger jedoch darum, von <strong>de</strong>m Auftrag<br />

Abstand zu nehmen.<br />

Den Auftrag für <strong>de</strong>n Import einzelner Anlagen erhielt<br />

daraufhin die Berliner Import-Export Gesellschaft<br />

(BIEG). Das Vorhaben lief unter <strong>de</strong>m Decknamen<br />

„Objekt Wappen". Auf Vorschlag <strong>de</strong>s damaligen<br />

BIEG-Leiters Hans-Joachim Herzer wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r österreichische<br />

Kaufmann Martin Schlaff, Vorstandsmitglied<br />

<strong>de</strong>r Robert Placzek Holding AG, als Geschäftspartner<br />

ausgewählt. Zahlungen an die Lieferanten<br />

überwies die BIEG nach Angaben <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

stellvertreten<strong>de</strong>n BIEG-Generaldirektorin, Rita<br />

-<br />

Schönzart, auf das Konto 823 „Susanne" bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank (Dokument-Nr. 601).<br />

5. Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

Der Untersuchungsausschuß hat im Rahmen <strong>de</strong>r Beweisaufnahme<br />

festgestellt, daß die B<strong>und</strong>esregierung<br />

seit 1983 über die Beschaffung von Hochtechnologie<br />

mit Hilfe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

informiert wor<strong>de</strong>n ist. Der B<strong>und</strong>esregierung waren<br />

vor Januar 1990 zum Beispiel die Vertretergesellschaften<br />

Günther Forgber Wahrnehmung von Interessen<br />

für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l sowie Transinter GmbH<br />

bekannt, ebenso wichtige Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

beim Import von Embargowaren <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r<br />

Beschaffungen <strong>de</strong>r DDR. Außer<strong>de</strong>m besaß die B<strong>und</strong>esregierung<br />

Kenntnisse darüber, daß die Hauptverwaltung<br />

Aufklärung (HVA) <strong>de</strong>s MfS eine eigene Beschaffungsorganisation<br />

aufgebaut hatte, zu <strong>de</strong>r unter<br />

an<strong>de</strong>rem die Interport GmbH gehörte.<br />

Über <strong>de</strong>n Umfang <strong>und</strong> die Qualität <strong>de</strong>r Informationen<br />

insgesamt lassen sich allerdings keine aussagekräftigen<br />

Angaben machen. Nach Erkenntnis <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

entsprach <strong>de</strong>r Informationsstand<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung in etlichen Bereichen nicht in<br />

vollem Umfang <strong>de</strong>n tatsächlichen Verhältnissen.<br />

Nach Angaben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz<br />

konnte die nachrichtendienstlich gesteuerte<br />

Beschaffung von Embargogut aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m westlichen Ausland durch


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> mit Hilfe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n ihn zugerechneten Han<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

vom Verfassungsschutz nur teilweise geklärt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

6. Sog. Embargogeschäfte<br />

nach <strong>de</strong>m 3. Dezember 1989<br />

a) Fortführung <strong>de</strong>r Beschaffung sog. Embargoware<br />

unter <strong>de</strong>r Regierung Modrow<br />

Nach <strong>de</strong>r Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis im Dezember<br />

1989 sprach Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Hans Modrow<br />

mit <strong>de</strong>ssen Stellvertreter Manfred Sei<strong>de</strong>l über<br />

die Zukunft <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Nach Angaben von Dr. Modrow for<strong>de</strong> rte Sei<strong>de</strong>l<br />

in diesem Zusammenhang, daß „eine Geheimhaltung<br />

über die Hauptabteilung I für Vorgänge zur Abwehr<br />

westlicher Maßnahmen gegen Embargoverstöße zu<br />

gewährleisten" sei. Nach Aussage von Dr. Modrow<br />

wur<strong>de</strong> eine entsprechen<strong>de</strong> Anordnung <strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

in Kraft gesetzt. Mit <strong>de</strong>r Einsetzung einer<br />

Regierungskommission unter Leitung von Dr. Willi<br />

Lin<strong>de</strong>mann am 21. Dezember 1989 zur Untersuchung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong> die<br />

Anordnung zur Geheimhaltung wie<strong>de</strong>r aufgehoben.<br />

Absicht Dr. Modrows war es nach seinen Worten, zu<br />

dieser Zeit bei <strong>de</strong>r Einfuhr von Embargotechnologie<br />

„<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r damit verb<strong>und</strong>en ist, so weiter ablaufen<br />

zu lassen ... , daß <strong>de</strong>r DDR auch kein Scha<strong>de</strong>n<br />

entsteht" .<br />

b) Auflösung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4<br />

Am 1. März 1990 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt unterstellt. Am 31. März 1990 been<strong>de</strong>te<br />

<strong>de</strong>r bis dahin selbständige Han<strong>de</strong>lsbereich 4 seine<br />

Arbeit <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n AHB Elektronik<br />

eingeglie<strong>de</strong>rt. Ronneberger schied an diesem Tag aus<br />

seinem Amt aus (Dokument-Nr. 557).<br />

Alle sogenannten Restaufgaben wur<strong>de</strong>n im Kontor 4<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import zusammengefaßt,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Generaldirektor Kurt Rippich unterstellt wur<strong>de</strong>.<br />

Die Leitung <strong>de</strong>s Kontors 4 wur<strong>de</strong> ab <strong>de</strong>m 1. Ap ril<br />

1990 einem <strong>de</strong>r früheren Kontordirektoren im Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4, Joachim Panjas, übertragen.<br />

Zu <strong>de</strong>n sogenannten Restaufgaben gehörte <strong>de</strong>r Abschluß<br />

von Importverträgen aus <strong>de</strong>n noch zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong>n Fonds, die Durchführung bestehen<strong>de</strong>r<br />

Verträge, die Aufhebung von Verträgen, die Archivierung<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsunterlagen <strong>und</strong> die Entlassung<br />

von Personal. Das Kontor 42 war schon im zweiten<br />

Halbjahr 1989 aus <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich 4 ausgeglie<strong>de</strong>rt<br />

<strong>und</strong> Generaldirektor Rippich unterstellt wor<strong>de</strong>n.<br />

Rechtsnachfolger <strong>de</strong>s AHB Elektronik Expo rt-Import<br />

wur<strong>de</strong> die Electronic Trading (Eltra) GmbH. Zum 1.<br />

Juli 1990 wur<strong>de</strong> Anne Streicher eine von drei vorläufigen<br />

Geschäftsführern dieses Unternehmens. Sie war<br />

bis zur Auflösung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 <strong>de</strong>ren stellvertreten<strong>de</strong><br />

Generaldirektorin für <strong>de</strong>n Bereich Planung<br />

<strong>und</strong> Ökonomie. Anne Streicher übte die Funktion<br />

als Geschäftsführerin bis zum 21. August 1991 aus;<br />

seit<strong>de</strong>m befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Bet rieb in Liquidation. Die<br />

Liquidation wur<strong>de</strong> am 31. Oktober 1991 ins Han<strong>de</strong>lsregister<br />

beim Amtsgericht Charlottenburg eingetragen.<br />

Aus <strong>de</strong>m AHB Elektronik hervorgegangen ist offenbar<br />

die HPO Electronic Vertriebs GmbH mit Sitz im<br />

Haus <strong>de</strong>r Elektroindustrie am Alexan<strong>de</strong>rplatz 6 in<br />

Berlin (Ost).<br />

Führen<strong>de</strong> Mitarbeiter <strong>de</strong>s ehemaligen Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4 haben selbst Unternehmen gegrün<strong>de</strong>t. Nach<br />

Angaben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes wur<strong>de</strong>n alte<br />

Geschäftsverbindungen im illegalen Technologietransfer<br />

teilweise wie<strong>de</strong>r neu belebt. Teilweise seien<br />

die früheren Geschäftsräume <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Einrichtungen<br />

als Kapital eingebracht wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4, Ronneberger, grün<strong>de</strong>te<br />

im April 1990 die High Tech Consulting GmbH in<br />

Berlin <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>ren Geschäftsführer. Das Unternehmen<br />

han<strong>de</strong>lt nach Aussage von Ronneberger mit<br />

Büromöbeln; ursprünglich geplant war <strong>de</strong>r Verkauf<br />

von Computertechnik. Seinen Angaben zufolge betrug<br />

das Stammkapital 100.000 Mark <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>r<br />

DDR. Gesellschafter sind zu jeweils 50 % Anteilen<br />

Gerhardt Ronneberger <strong>und</strong> seine Ehefrau Christa, die<br />

zuvor ebenfalls im Han<strong>de</strong>lsbereich 4 gearbeitet hatte;<br />

Prokurist <strong>und</strong> Finanzleiter ist <strong>de</strong>r ehemalige Mitarbeiter<br />

in <strong>de</strong>r Abteilung Planung <strong>und</strong> Ökonomie <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Heinz-Joachim Kabisch.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>r Gruppe Rechentechnik, Günther Gath,<br />

betrieb ein Unternehmen, an <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r österreichische<br />

Embargohändler Leopold Hrobsky beteiligte.<br />

Der frühere Stellvertreter Ronnebergers, Dietrich<br />

Kupfer, ist vermutlich Leiter <strong>de</strong>r Pan Europa GmbH,<br />

Berolinastr. 20, in Berlin.<br />

Der ehemalige Kontordirektor Siegfried Schürer wur<strong>de</strong><br />

- von einem inzwischen ausgeschie<strong>de</strong>nen Vorstandsmitglied<br />

- bei <strong>de</strong>r Leybold eingestellt.<br />

c) Auflösung <strong>de</strong>r „Speziellen Beschaffungsorgane"<br />

Nach <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>r Nachfolgeorganisation <strong>de</strong>s<br />

MfS, <strong>de</strong>s Amts für Nationale Sicherheit, ordnete<br />

Staatssekretär Nen<strong>de</strong>l am 26. Januar 1990 an, daß die<br />

Speziellen Beschaffungsorgane (SBO) keine weiteren<br />

Importe mehr tätigen sollten. Vorgesehen war eine<br />

Überleitung bestehen<strong>de</strong>r Verträge. Die bereits <strong>de</strong>n<br />

SBO übergebenen Valutamittel sollten auf ein Konto<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import überwiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die für die Abwicklung <strong>de</strong>s „Fonds Mikroelektronik"<br />

benötigten Unterkonten bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank wur<strong>de</strong>n mit Wirkung zum 30. Januar<br />

1990 aufgelöst. Die Kontenbestän<strong>de</strong> in Höhe von 14,4<br />

Mio. Valuta-Mark wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m AHB Elektronik Export-Import<br />

für <strong>de</strong>n planmäßigen Import von technischen<br />

Spezialausrüstungen für die Elektronikindustrie<br />

überwiesen. Die Abwicklung sollte bis zum 10.<br />

Februar 1990 durchgeführt wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

602).<br />

Das MfS-Unternehmen Interport, das zu <strong>de</strong>n SBO gehörte,<br />

wur<strong>de</strong> nach Auskunft <strong>de</strong>r Treuhandanstalt im Juni<br />

1990 von <strong>de</strong>r Computer-Vertriebs-Union Berlin<br />

GmbH (CVU) übernommen. Das Komitee zur Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Amts für Nationale Sicherheit (AfNS) legte


zunächst eine vorläufige Kaufsumme von 390.000<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR fest, die am 26. Juni 1990 an das Komitee<br />

überwiesen wur<strong>de</strong>. Die Bewe rtung ergab einen<br />

Kaufpreis von 551.368 Mark <strong>de</strong>r DDR. Die Differenz<br />

zum Kaufpreis wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r CVU als Verbindlichkeit<br />

gegenüber <strong>de</strong>in Komitee akzeptiert. Das Bankvermögen<br />

<strong>de</strong>r Interport in Höhe von drei Mio. DM wur<strong>de</strong> an<br />

das Komitee abgeführt <strong>und</strong> auf ein Konto <strong>de</strong>s Staatshaushaltes<br />

<strong>de</strong>r DDR überwiesen. Seit <strong>de</strong>m 1. Januar<br />

1992 befin<strong>de</strong>t sich die Interport in Liquidation.<br />

Die Intertechna GmbH wur<strong>de</strong> ebenfalls in die CVU<br />

Computer-Vertriebs-Union GmbH integriert <strong>und</strong> ab<br />

<strong>de</strong>m 28. Juli 1990 mit neuem Geschäftszweck unter<br />

<strong>de</strong>r Bezeichnung CVU Immobilien- <strong>und</strong> Baumanagement<br />

(kurz IMBAG) weitergeführt. Die Gesellschaftsanteile<br />

<strong>de</strong>r Interver GmbH übernahm die aus <strong>de</strong>r Umwandlung<br />

<strong>de</strong>s VEB Robotron hervorgegangene CVU,<br />

die damit alleinige Gesellschafterin wur<strong>de</strong>. Im Januar<br />

1992 wur<strong>de</strong> die Auflösung beschlossen. Das Unternehmen<br />

wird weiterhin als „Intertechna" <strong>und</strong> als in<br />

Liquidation befindlich im Han<strong>de</strong>lsregister <strong>de</strong>s Amtsgerichts<br />

Charlottenburg geführt (Dokument-Nr. 570).<br />

Nachfolgeunternehmen <strong>de</strong>r IMPAG wur<strong>de</strong> die am<br />

7. Februar 1990 gegrün<strong>de</strong>te Tape GmbH. Sie hatte ihren<br />

Sitz in Berlin-Friedrichshain, in <strong>de</strong>nselben Räumen<br />

wie die frühere IMPAG. Gesellschafter mit jeweils<br />

10.000 Mark <strong>de</strong>r DDR Stammkapital waren <strong>de</strong>r<br />

ehemalige Geschäftsführer <strong>de</strong>r IMPAG, Karl-Heinz<br />

Tasselkraut, sein ehemaliger MfS-Führungsoffizier<br />

von <strong>de</strong>r Abteilung XIV <strong>de</strong>s Sektors Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Technik, Bernd Ka<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> Diplom-Ingenieur Detlef<br />

Pempe, <strong>de</strong>r bereits am 1. August 1990 wie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />

Unternehmen ausschied. Gegenstand <strong>de</strong>r GmbH war<br />

nach <strong>de</strong>m Gesellschaftsvertrag die Vermietung rechentechnischer<br />

Ausrüstungen mit Softwareschulung,<br />

technische Beratung <strong>und</strong> Se rvice für Anwen<strong>de</strong>r<br />

von meßtechnischen Geräten, die Entwicklung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Vertrieb von elektronischen Baugruppen <strong>und</strong> die<br />

Import- <strong>und</strong> Export-Han<strong>de</strong>lstätigkeit. Nach Recherchen<br />

<strong>de</strong>r Zentralen Ermittlungsstelle für Regierungs<strong>und</strong><br />

Vereinigungskriminalität (ZERV) hat die Tape<br />

GmbH Anlagevermögen <strong>de</strong>r Intertechna bzw. <strong>de</strong>r<br />

IMPAG in die Neugründung eingebracht. Heute befin<strong>de</strong>t<br />

sich die Tape GmbH in Liquidation.<br />

Der Prokurist <strong>de</strong>r Intertechna GmbH, Gerardo Stein,<br />

wur<strong>de</strong> Geschäftsführer <strong>und</strong> Gesellschafter <strong>de</strong>r Euro<br />

Data System GmbH im Ostteil Berlins. Weiterer Gesellschafter<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ehemalige Oberstleutnant<br />

Bäßler, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Abteilung 8 <strong>de</strong>r Hauptabteilung III<br />

(Rechenzentrum <strong>de</strong>s MfS) gearbeitet hatte. Das B<strong>und</strong>esverwaltungsamt<br />

erstattete Strafanzeige bei <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin, weil sich<br />

bei <strong>de</strong>r Euro Data System GmbH Anhaltspunkte für<br />

strafbare Handlungen zum Nachteil <strong>de</strong>s Vermögens<br />

<strong>de</strong>r früheren Intertechna ergaben.<br />

d) Abwicklung offener Geschäfte<br />

Im März 1990 gab es nach Aussage von Ronneberger<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß drei Objekte, bei<br />

<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 Vorauszahlungen in Millionenhöhe<br />

geleistet, dafür aber noch keine Güter erhalten<br />

habe:<br />

1. Der französische Kaufmann Yvon Pellegrin (Semco<br />

Engineering S.A., Montpellier) erhielt im Dezem<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

ber 1988 über ein Akkreditiv 4,96 Mio. Dollar für<br />

die geplante Lieferung von zwei Höchststromimplantern<br />

NV 10-160 <strong>de</strong>s Unternehmens Eaton; außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong>n ihm insgesamt weitere 200.000<br />

Dollar Vorauskasse übergeben. Ursprünglich sollte<br />

die Ware bis zum November 1988 geliefert wer<strong>de</strong>n,<br />

doch in Telefongesprächen <strong>und</strong> Verhandlungen<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 von Pellegrin immer<br />

wie<strong>de</strong>r mit Versprechungen hingehalten. Nach<br />

Angaben <strong>de</strong>s Kaufmanns wur<strong>de</strong> die geplante Flugroute<br />

mehrfach geän<strong>de</strong>rt, dann traten Probleme<br />

auf, weil sich die Fluggesellschaft weigerte, in die<br />

DDR zu fliegen. Angeblich lagerte die Ware zeitweilig<br />

in Casablanca (Marokko), dann in Portugal.<br />

Bis En<strong>de</strong> März 1990 hatte Pellegrin keinen Implanter<br />

in die DDR geliefert, aber nur 467.882 Dollar zurückgezahlt<br />

(Dokument-Nr. 603).<br />

2. Es bestand eine Rückzahlungsverpflichtung <strong>de</strong>s<br />

taiwanesischen Unternehmens C & E Associates,<br />

das ein Darlehen in Höhe von ca. fünf Mio. DM zur<br />

Vorfinanzierung von Embargoimporten bekommen<br />

hatte. Einen Teilbetrag hat das Unternehmen<br />

inzwischen zurückgezahlt.<br />

3. An das japanische Unternehmen Prometron unter<br />

Leitung von Hirokuni Matsuda waren als Vorauskasse<br />

5,9 Mio. VM gezahlt wor<strong>de</strong>n. In seiner Beschuldigtenvernehmung<br />

am 12. November 1991<br />

durch Mitarbeiter <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes teilte<br />

Ronneberger mit, er <strong>und</strong> sein Stellvertreter Kupfer<br />

hätten kurz vor ihrem Ausschei<strong>de</strong>n im Frühjahr<br />

1990 die Bayerische Vereinsbank Berlin damit beauftragt,<br />

einen persönlichen Wechsel Matsudas in<br />

Japan einzulösen (Dokument-Nr. 585).<br />

-<br />

e) Geldgeschäfte von Embargohändlern<br />

International tätige Embargohändler waren nach<br />

1989 daran beteiligt, Vermögenswerte <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong><br />

von Parteien beiseite zu schaffen. Geldmittel <strong>de</strong>s MfS,<br />

gedacht als „Abschaltprämien" für Agenten im Gebiet<br />

<strong>de</strong>r früheren B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, wur<strong>de</strong>n<br />

für Unternehmensgründungen verwen<strong>de</strong>t.<br />

„Teilfinanzierungen erfolgten auch über Embargohändler,<br />

die bereits vor 1989 in intensiver Verbindung<br />

zum Bereich KoKo <strong>und</strong> zum MfS stan<strong>de</strong>n" , stellte dazu<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Zentralen Ermittlungsstelle für Regierungs-<br />

<strong>und</strong> Vereinigungskriminalität (ZERV), Uwe<br />

Schmidt, fest. (Schmidt, Uwe, „Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität<br />

- OK-Strukturen aufgezeigt an<br />

Lagebild <strong>und</strong> Fallbeispielen", Kriminalistik, 1993,<br />

H. 8-9, 525-526, 532)<br />

Unter betrügerischen Voraussetzungen hätten Personen<br />

Gesellschaften <strong>de</strong>r Treuhandanstalt aufgekauft,<br />

„die in an<strong>de</strong>rer Sache bereits im B<strong>und</strong>esgebiet (alt)<br />

einschlägig wegen Embargohan<strong>de</strong>ls (High-Tech) verurteilt<br />

wur<strong>de</strong>n bzw. im Ausland im Embargohan<strong>de</strong>l<br />

bekannt sind". In einem Fall sei ein Lieferant am betrügerisch<br />

erlangten Gewinn im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>r Währungsumstellung beteiligt gewesen, „bei<br />

<strong>de</strong>m es sich um einen internationalen Embargohändler<br />

mit Lieferungen in die DDR han<strong>de</strong>lte" . Die Beweiserhebung<br />

hat Hinweise zutage gebracht, daß mit diesem<br />

Händler Richard Müller gemeint sein könnte. „Er<br />

stellte, kaum in die BR Deutschland zurückgekehrt


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> dort mäßig bestraft, wie<strong>de</strong>rum einen schweizerischen<br />

Firmenmantel für die Untreuetaten zur Verfügung."<br />

(Schmidt, Uwe, „Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität<br />

- OK-Strukturen aufgezeigt an Lagebild<br />

<strong>und</strong> Fallbeispielen", Kriminalistik, 1993, H. 8-<br />

9, 525-526, 532)<br />

f) Übernahme <strong>de</strong>s Außenwirtschaftsrechts<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Währungsunion wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche<br />

Warenverkehr mit Wirkung vom 1. Juli 1990 in<br />

großem Umfang liberalisiert. Zu diesem Zeitpunkt<br />

führte die DDR ein eigenes Ausfuhrkontrollsystem<br />

ein, das weitgehend mit <strong>de</strong>m Ausfuhrkontrollrecht<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland i<strong>de</strong>ntisch war. Die<br />

Liste <strong>de</strong>r zu kontrollieren<strong>de</strong>n Güter wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r<br />

DDR uneingeschränkt übernommen. Das Außenwirtschaftsrecht<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland wur<strong>de</strong><br />

ab <strong>de</strong>m 3. Oktober 1990 auf das Gebiet <strong>de</strong>r früheren<br />

DDR ausge<strong>de</strong>hnt.<br />

7. Zusammenfassung<br />

Ohne Embargoverstöße <strong>und</strong> die illegale Beschaffung<br />

westlicher Technologie wäre die Mikroelektronik in<br />

<strong>de</strong>r DDR auf einem wesentlich niedrigeren Niveau<br />

geblieben. So schätzten Experten aus <strong>de</strong>m Kombinat<br />

Mikroelektronik Erfurt 1987, daß die Einführung eines<br />

16-Bit-Mikroprozessorsystems im Kombinat Mikroelektronik<br />

ohne Unterstützung <strong>de</strong>s MfS nicht möglich<br />

gewesen wäre (Dokument-Nr. 566).<br />

Der Import von Embargogütern schuf überhaupt erst<br />

die Voraussetzungen, die Mikroelektronik in <strong>de</strong>r DDR<br />

zu entwickeln.<br />

Mit einer Medienkampagne feierte die DDR-Regierung<br />

im September 1988 die Übergabe <strong>de</strong>r ersten in<br />

<strong>de</strong>r DDR hergestellten 1-Megabit-Speicherschaltkreise<br />

<strong>und</strong> würdigte sie als „wichtige Arbeitsetappe zur<br />

Erfüllung <strong>de</strong>r Beschlüsse <strong>de</strong>s XI. Parteitags". Intern<br />

war allerdings durchaus bekannt, daß Höchststromimplanter<br />

für die Massenproduktion von 1-Megabit-<br />

Chips nicht in <strong>de</strong>r DDR produziert wur<strong>de</strong>n. (Vgl. mehrere<br />

Beiträge in: Neues Deutschland vom 13. September<br />

1988; Der Megabitspeicher <strong>und</strong> seine Wirkungen<br />

über <strong>de</strong>n Tag, in: Neues Deutschland vom 14. September<br />

1988.)<br />

Trotz Umgehung <strong>de</strong>r Embargobestimmungen gelang<br />

es <strong>de</strong>r DDR nicht, eine rentable Mikroelektronikindustrie<br />

aufzubauen. „Die Investitionen in die Mikroelektronik<br />

erwiesen sich als ein Milliar<strong>de</strong>ngrab", stellte<br />

<strong>de</strong>r Politikwissenschaftler Hans-Hermann Hertle daher<br />

fest <strong>und</strong> berief sich auf eine Analyse <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission, Gerhard<br />

Schürer, vom 30. Oktober 1989, in <strong>de</strong>r es, bezogen auf<br />

Güter <strong>de</strong>r Mikroelektronik, heißt: „Die Kosten für<br />

diese Erzeugnisse betragen z. Z. ein Mehrfaches <strong>de</strong>s<br />

internationalen Stan<strong>de</strong>s. Ihr Einsatz in <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> im Export muß gegenwärtig mit<br />

über 3 Mrd. Mark <strong>de</strong>r DDR pro Jahr gestützt wer<strong>de</strong>n. "<br />

(Hertle, Hans-Hermann, Staatsbankrott - <strong>de</strong>r ökonomische<br />

Untergang <strong>de</strong>s SED-Staates, Deutschland-Archiv,<br />

1992, Bd. 10; Schürers Krisen-Analyse, Deutschland-Archiv,<br />

1992, Bd. 10, S. 1113)<br />

Offene Fragen<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Beweiserhebung konnte eine Reihe<br />

wichtiger Fragen nicht geklärt wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

wur<strong>de</strong>n die Fragen nicht beantwortet, ob <strong>und</strong> falls ja,<br />

in welcher Form die folgen<strong>de</strong>n ehemaligen Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

selbst Embargoware beschafften: F.<br />

C. Gerlach, AHB Elektrotechnik Export-Import, AHB<br />

Industrieanlagen-Import (IAI) <strong>und</strong> AHB WMW sowie<br />

<strong>de</strong>r AHB <strong>de</strong>s Kombinats Carl Zeiss Jena, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Kombinatsdirektor Wolfgang Biermann unterstand.<br />

Der Untersuchungsausschuß konnte auch die Frage<br />

nicht hinreichend beantworten, welche Rolle die<br />

BIEG bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren spielte,<br />

<strong>und</strong> in welchem Ausmaß das Unternehmen Alveco<br />

(Helmut Joseph) an <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>r Finanzierung<br />

beteiligt war. Ebenfalls noch unbeantwortet ist<br />

die Frage, in welcher Höhe Embargoware für die Aka<strong>de</strong>mie<br />

<strong>de</strong>r Wissenschaften eingeführt wur<strong>de</strong>. Klärungsbedürftig<br />

ist auch die Frage, welche Rolle die<br />

staatseigene DDR-Spedition Deutrans beim Transport<br />

von Embargoware in die DDR spielte. Außer<strong>de</strong>m<br />

bleibt offen, ob die DDR mit an<strong>de</strong>ren Staaten <strong>de</strong>s Rates<br />

für gegenseitige Wirtschaftshilfe bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargowaren zusammengearbeitet hat.<br />

II. Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Kommunistischen Partei (DKP)<br />

Die Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

hatte nicht nur Be<strong>de</strong>utung für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r DDR, sie spielte auch eine wichtige<br />

Rolle im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n politischen Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r SED in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, insbeson<strong>de</strong>re<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r finanziellen Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). Die zu<br />

diesem Sachverhalt vor <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

gela<strong>de</strong>nen Zeugen verweigerten entwe<strong>de</strong>r unter Hinweis<br />

auf § 55 StPO jegliche Aussage o<strong>de</strong>r konnten<br />

o<strong>de</strong>r wollten zur Aufklärung nicht beitragen. Dazu<br />

gehörten auch die Zeugen Herbert Mies <strong>und</strong> Kurt<br />

Fritsch. Der ehemalige DKP-Vorsitzen<strong>de</strong> Herbert<br />

Mies <strong>und</strong> das für die Finanzen <strong>de</strong>r Partei bis 1990 zuständige<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Präsidiums <strong>und</strong> Sekretariats<br />

<strong>de</strong>s DKP-Parteivorstan<strong>de</strong>s, Kurt Fritsch, hätten <strong>de</strong>n<br />

besten Überblick über die Geldströme haben müssen,<br />

die von <strong>de</strong>r SED an die DKP <strong>und</strong> in <strong>de</strong>ren Vorfeldorganisationen<br />

geflossen sind. So liegt <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zu <strong>de</strong>n Finanzierungsabsprachen<br />

ein Schreiben von Mies an Honecker vom September<br />

1989 vor, in <strong>de</strong>m Mies um finanzielle Unterstützung in<br />

Höhe von 64 Mio. DM bat. In diesem Schreiben wies<br />

er u.a. darauf hin, daß „die Frage <strong>de</strong>r Finanzierung<br />

völlig neu zu durch<strong>de</strong>nken" sei <strong>und</strong> „neue Vorstellungen<br />

für die Legalisierung <strong>de</strong>r solidarischen Zuwendungen<br />

an uns" entwickelt wer<strong>de</strong>n müßten. Er<br />

dankte zugleich Honecker für die bisherige solidarische<br />

Unterstützung, „auch <strong>und</strong> vor allem für die Hilfe<br />

im zurückliegen<strong>de</strong>n Jahr" . (Dokument-Nr. 604) Neben<br />

<strong>de</strong>r direkten Finanzierung <strong>de</strong>r DKP aus <strong>de</strong>r DDR<br />

mit Hilfe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

hatten eine wesentliche Funktion dabei die kommunistischen<br />

Wirtschaftsunternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, die aus <strong>de</strong>r DDR vom Bereich Kom-


merzielle Koordinierung zusammen mit <strong>de</strong>r SED gesteuert<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

1. Indirekte Finanzierung über kommunistische<br />

Wirtschaftsunternehmen<br />

Der Untersuchungsausschuß war bei <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

bezüglich <strong>de</strong>r indirekten Finanzierung <strong>de</strong>r DKP<br />

über kommunistische Wirtschaftsunternehmen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland vor allem auf die <strong>Bericht</strong>e<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz (BfV)<br />

angewiesen. Zumin<strong>de</strong>st seit 1971 beobachtete das<br />

BfV kommunistische Wirtschaftsunternehmen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland kontinuierlich. Im Zuge<br />

dieser Beobachtungen erfaßte das BW 1982 im einzelnen<br />

folgen<strong>de</strong> Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland:<br />

- Chemo-Plast Im- <strong>und</strong> Export GmbH, Berlin<br />

- Deutsche Han<strong>de</strong>lsgesellschaft West-Ost mbH & Co<br />

KG Nachf., Berlin<br />

- Hansa-Tourist, Hamburg - Heska-Druck GmbH,<br />

Hamburg<br />

- Richard Ihle GmbH, Hamburg<br />

- Intema, Gesellschaft für technischen Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Marktberatung mbH, Essen<br />

- Interschiff-Schiffahrtsagentur GmbH, Hamburg<br />

- Intex Im- <strong>und</strong> Export GmbH, Berlin<br />

- Intrac Industrievertretungen <strong>und</strong> Maschinenhan<strong>de</strong>l<br />

AG, Berlin<br />

- Inwaco Internationale Waren-Controll GmbH,<br />

Hamburg<br />

- Kommandit Gesellschaft West-Ost, Hamburg<br />

- Macom GmbH, Essen<br />

- Melcher GmbH, Elmshorn<br />

- Noha Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Bochum<br />

- Omnia Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Düsseldorf<br />

- Plambeck & Co, Neuss Rheinland<br />

- Plast-Elast Chemie Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH & Co<br />

KG, Essen<br />

- Werner Scheffler GmbH, Hamburg<br />

- Gerhard Wachsen Im- <strong>und</strong> Export GmbH, Berlin<br />

- WAN-Warimex Industrie-Anlagen <strong>und</strong> Maschinen<br />

Vertriebsgesellschaft mbH, Berlin<br />

- West-Ost Touristik Reisedienst GmbH & Co, Essen<br />

- Wittenbecher & Co, Essen<br />

- Wittenbecher & Co Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH,<br />

Berlin<br />

Außerhalb <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland stan<strong>de</strong>n<br />

nach Feststellungen <strong>de</strong>s BfV folgen<strong>de</strong> Unternehmen<br />

unter Anleitung aus <strong>de</strong>r DDR:<br />

- Anglolux S.A., Luxemburg<br />

- Anstalt Befimo, Vaduz/Liechtenstein<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

- Anstalt Hanseatic, Vaduz/Liechtenstein<br />

- Anstalt Infino, Vaduz/Liechtenstein<br />

- Anstalt Polyindustrie, Vaduz/Liechtenstein<br />

- Befisa S.A., Lugano/Schweiz<br />

- Etablissement Monument, Vaduz/Liechtenstein<br />

- Friam B.V., Haarlem/Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />

- Imog B.V., Rotterdam/Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />

- Interholding Haarlem B.V., Haarlem/Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />

- Intrac S.A., Lugano, Pambio Noranco/Schweiz<br />

- Re<strong>de</strong>l N.V., Curacao/nie<strong>de</strong>rl. Antillen<br />

- Refinco Etablissement, Vaduz/Liechtenstein<br />

- Rexim S.A., Lugano, Morcote/Schweiz<br />

- Unisped Anstalt, Vaduz/Liechtenstein.<br />

Nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>s BW waren die kommunistischen<br />

Wirtschaftsunternehmen mit Verbindungen<br />

in die DDR unter Steuerung durch die ZK-Abteilung<br />

Verkehr unter Leitung von Joseph Steidl bzw. Julius<br />

Cebulla <strong>und</strong> unter Steuerung durch das Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l tätig. Dabei waren <strong>de</strong>m BfV in diesem<br />

Zusammenhang nicht nur die Namen Dr. Schalck-<br />

Golodkowski, Waltraud Lisowski <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

bekannt; es vermutete auch entsprechen<strong>de</strong> Verbindungen<br />

zum Ministerium für Staatssicherheit.<br />

Schwerpunkt <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Aktivitäten waren<br />

<strong>de</strong>n Beobachtungen zufolge Geschäfte im Ost-West<br />

Han<strong>de</strong>l, Speditionsgeschäfte, insbeson<strong>de</strong>re im grenzüberschreiten<strong>de</strong>n<br />

Verkehr, - -<strong>de</strong>r<br />

Han<strong>de</strong>l mit Presseerzeugnissen<br />

<strong>und</strong> Reiseagenturgeschäfte mit <strong>de</strong>n<br />

Hauptzielgebieten „sozialistische <strong>und</strong> kommunistische<br />

Staaten" . Ebenso wur<strong>de</strong>n wichtige DKP-genutzte<br />

Immobilien gehalten.<br />

Die DDR mußte sich bei Gründung, Erwerb <strong>und</strong> Unterhalt<br />

<strong>de</strong>r gesteuerten Unternehmen im Hintergr<strong>und</strong><br />

halten, da es ihr nach <strong>de</strong>m Militär-Regierungsgesetz<br />

Nr.53 nicht erlaubt war, in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Eigentum zu halten o<strong>de</strong>r wirtschaftlich<br />

tätig zu wer<strong>de</strong>n. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einfluß<br />

auf die gesteuerten Unternehmen ver<strong>de</strong>ckt. Die Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen war dabei im wesentlichen<br />

auf die Erwirtschaftung von Devisen für die DDR bzw.<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung ausgerichtet.<br />

Teile <strong>de</strong>r über diese Unternehmen erwirtschafteten<br />

Devisen kamen indirekt <strong>de</strong>r DKP zugute, in<strong>de</strong>m<br />

DKP-Mitglie<strong>de</strong>r Arbeitsplätze in <strong>de</strong>n gesteuerten Unternehmen<br />

fan<strong>de</strong>n, die gesteuerten Unternehmen<br />

Aufträge mit Hilfe <strong>de</strong>r DDR erhielten, die Gewinne<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen so gesteuert wur<strong>de</strong>n, daß möglichst<br />

wenig Steuern anfielen, Geldspen<strong>de</strong>n an die DKP vorgenommen<br />

o<strong>de</strong>r Bargeldtransaktionen durch ausgewählte<br />

Firmenangestellte ver<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>n. Der Untersuchungsausschuß<br />

konnte im Zuge seiner Beweiserhebung<br />

einige Beispiele für <strong>de</strong>rartige Konstruktionen<br />

näher nachvollziehen:<br />

Provisionen<br />

Für die Anbahnung <strong>und</strong> Vermittlung von Geschäf<br />

ten verlangten sog. DDR-Vertreterfirmen Provisio-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

nen. Diese Provisionen waren für die Händler in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Kosten <strong>und</strong> konnten gewinn- <strong>und</strong><br />

damit steuermin<strong>de</strong>rnd geltend gemacht wer<strong>de</strong>n. Bei<br />

<strong>de</strong>r Festsetzung <strong>de</strong>r Provisionen wur<strong>de</strong> vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung darauf geachtet, daß<br />

die Provisionshöhe einer Betriebsprüfung durch die<br />

Finanzbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

standhielt. Die Provisionen stellten in <strong>de</strong>r Dienstleistungsbilanz<br />

einen Dienstleistungsexport <strong>de</strong>r DDR<br />

dar, <strong>de</strong>r die „inner<strong>de</strong>utsche Zahlungsbilanz" für die<br />

DDR-Seite verbesserte. Im Gegenzug konnte die<br />

DDR dann Waren- o<strong>de</strong>r Dienstleistungen aus <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland im Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls auf Basis von Verrechnungseinheiten<br />

beziehen.<br />

An<strong>de</strong>rerseits waren die Gehälter <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Händler, z. B. <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen<br />

in <strong>de</strong>r Regel an die Höhe <strong>de</strong>r erwirtschafteten<br />

Gewinne gekoppelt, d.h. die Geschäftsführer erhielten<br />

durch Anwendung <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Bereich Kommer-<br />

zielle Koordinierung vorgegebenen Provisionsrege<br />

lung weniger Gehalt. Da die Geschäftsführer jedoch<br />

oft in enger Beziehung zur DDR o<strong>de</strong>r DKP stan<strong>de</strong>n,<br />

sollten diese Gehaltsverluste zumin<strong>de</strong>st teilweise<br />

kompensiert wer<strong>de</strong>n. Die Geschäftsführer erhielten<br />

<strong>de</strong>shalb aus <strong>de</strong>n Provisionen zusätzliche Prämien, die<br />

sie zum Teil an die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED<br />

o<strong>de</strong>r als Spen<strong>de</strong>n an die DKP weiterleiten mußten<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

150, S. 1156) .<br />

Steuerliche Kürzungsansprüche im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Warenverkehr<br />

Der Warenaustausch zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Staaten wur<strong>de</strong> durch das Berliner Abkommen beson<strong>de</strong>rs<br />

begünstigt. Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong>n im Umsatzsteuerrecht<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

Kürzungsansprüche festgelegt. Beim Bezug von Waren<br />

aus <strong>de</strong>r DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

betrug <strong>de</strong>r Kürzungsanspruch <strong>de</strong>s Importeurs 11%<br />

<strong>de</strong>s tatsächlich bezahlten Warenwertes (bei Lebensmitteln<br />

5,5%); bei Lieferungen in die DDR wur<strong>de</strong> die<br />

zu entrichten<strong>de</strong> Mehrwertsteuer von 14% auf 7% (bei<br />

Lebensmitteln <strong>und</strong> Druckerzeugnissen von 6% auf<br />

3%) ermäßigt (Dokument-Nr. 605). Daher konnten die<br />

Waren aus <strong>de</strong>r DDR wegen <strong>de</strong>s im Vergleich zum Ausland<br />

geringeren Steuersatzes billiger bezogen wer<strong>de</strong>n,<br />

was die Kosten für die abnehmen<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

senkte <strong>und</strong> bei Wie<strong>de</strong>rverkäufen Wettbewerbsvorteile<br />

darstellte.<br />

Zahlungsziele<br />

Bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Waren im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l traten gesteuerte Unternehmen als Käufer gegenüber<br />

<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m westlichen Ausland auf <strong>und</strong> übernahmen<br />

die Bezahlung <strong>de</strong>r Rechnungen mit <strong>de</strong>n üblichen Zahlungszielen.<br />

Ihrerseits gewährten diese gesteuerten<br />

Unternehmen <strong>de</strong>n Endabnehmern in <strong>de</strong>r DDR allerdings<br />

weitaus längere Zahlungsziele. Diese Praxis<br />

kam einer Kreditvergabe durch die gesteuerten Unternehmen<br />

nahe <strong>und</strong> vergrößerte so <strong>de</strong>n Kreditrahmen<br />

<strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

ohne in <strong>de</strong>r offiziellen Statistik als Verschuldung <strong>de</strong>r<br />

DDR ausgewiesen zu wer<strong>de</strong>n. Dadurch wirkte die<br />

Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>r DDR besser als sie tatsächlich<br />

war.<br />

Konventionalstrafen<br />

Lieferungen seitens <strong>de</strong>r gesteuerten Unternehmen in<br />

die DDR wur<strong>de</strong>n auf einen bestimmten Termin vereinbart,<br />

mit <strong>de</strong>r Koppelung an eine hohe Vertragsstrafe<br />

im Falle <strong>de</strong>r Nichteinhaltung <strong>de</strong>s Liefertermins.<br />

Zweck dieser Konventionalstrafe war dabei nicht, Anreiz<br />

für die pünktliche Lieferung zu sein, son<strong>de</strong>rn ihre<br />

Bezahlung war von Anfang an vorgesehen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

vereinbarte Liefertermin entsprach realiter <strong>de</strong>m Zahlungstermin<br />

für die Konventionalstrafe. Das Warengeschäft<br />

wur<strong>de</strong> quasi unabhängig von <strong>de</strong>r Konventionalstrafen-Vereinbarung<br />

durchgeführt o<strong>de</strong>r sogar unterlassen,<br />

so daß es sich <strong>de</strong> facto um ver<strong>de</strong>ckte, gewinnmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Geldtransfers <strong>de</strong>r gesteuerten Unternehmen<br />

in die DDR han<strong>de</strong>lte.<br />

Scheinarbeitsverhältnisse<br />

Unter Scheinarbeitsverhältnissen bei gesteuerten Unternehmen<br />

beschäftigte Personen waren in Wirklichkeit<br />

zu großen Teilen o<strong>de</strong>r ausschließlich für die DKP<br />

tätig. Ihre Gehälter für diese Scheinarbeitsverhältnisse<br />

überstiegen in <strong>de</strong>r Regel diejenigen für die<br />

hauptamtliche Tätigkeit in <strong>de</strong>r DKP bei weitem <strong>und</strong><br />

kamen letztlich <strong>de</strong>r DKP zugute. Beispiele waren führen<strong>de</strong><br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s DKP-Vorstan<strong>de</strong>s bzw. <strong>de</strong>ren<br />

Mitarbeiter, die bei West-Berliner gesteuerten Unternehmen<br />

offiziell beschäftigt waren, aber schon aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Wohnsitzes <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

-<br />

Tätigkeit in DKP-Gruppen<br />

im B<strong>und</strong>esgebiet dort nicht tätig sein konnten. Im<br />

Fall <strong>de</strong>r Chemo-Plast Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH han<strong>de</strong>lte<br />

es sich zum Beispiel um: Heinz-Jürgen Nieth,<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s DKP-Vorstan<strong>de</strong>s, Gerda Mies, Mitglied<br />

<strong>de</strong>s Bezirksvorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r DKP in Rheinland<br />

Westfalen, Hans-Jürgen Kölling, Kraftfahrer <strong>de</strong>s<br />

DKP-Vorsitzen<strong>de</strong>n Herbert Mies.<br />

Im genannten Fall wur<strong>de</strong> nach einer Betriebsprüfung<br />

bei <strong>de</strong>r Fa. Chemo-Plast im Jahre 1982 gegen <strong>de</strong>n Geschäftsführer<br />

ein Steuerstrafverfahren eingeleitet. Es<br />

wur<strong>de</strong> gegen ihn ein Strafbefehl in Höhe von 300 Tagessätzen<br />

zu je 300,- DM, insgesamt also 90.000,-<br />

DM, erlassen. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Beschuldigte ursprünglich<br />

einen Antrag auf St<strong>und</strong>ung <strong>de</strong>r Zahlung <strong>de</strong>s<br />

Strafbefehls gestellt hatte, hat er <strong>de</strong>n Betrag dann jedoch<br />

kurz nach Rechtskraft <strong>de</strong>s Strafbefehls in voller<br />

Höhe bezahlt. Der Untersuchungsausschuß hat nicht<br />

feststellen können, ob <strong>de</strong>m Beschuldigten <strong>de</strong>r Betrag<br />

von seiten Dritter erstattet wor<strong>de</strong>n ist. Als Folge kam<br />

es in <strong>de</strong>r revidierten Fassung <strong>de</strong>r sog. Internen Ordnung<br />

von 1983 zur Aufnahme einer Regelung, nach<br />

<strong>de</strong>r fingierte Arbeitsverhältnisse zwischen DKP-<br />

Funktionären <strong>und</strong> sog. Parteifirmen dahingehend<br />

überprüft wer<strong>de</strong>n sollten, ob die Funktionäre tatsächlich<br />

Arbeitsleistungen in <strong>de</strong>n Betrieben erbrachten.<br />

An<strong>de</strong>rnfalls sollten sie aus <strong>de</strong>n Arbeitsverhältnissen<br />

entlassen wer<strong>de</strong>n.<br />

Insgesamt waren <strong>de</strong>m BfV im Jahr 1982 50 Scheinar<br />

beitsverhältnisse bekannt. Die durchschnittliche Ver<br />

gütung betrug 80.000,- DM pro Jahr, d.h. min<strong>de</strong>stens


vier Mio. DM jährlich allein wur<strong>de</strong>n für solche Anstellungsverhältnisse<br />

gezahlt.<br />

Immobiliennutzung <strong>und</strong> Finanzierung von<br />

Bauvorhaben<br />

Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s BfV wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DKP die von<br />

ihr genutzten Immobilien zu einem sehr günstigen<br />

Mietpreis überlassen. Die Immobilieneigentümer waren<br />

in <strong>de</strong>r Regel liechtensteinische Gesellschaften unter<br />

Einfluß o<strong>de</strong>r Beherrschung <strong>de</strong>r DDR bzw. <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung (z.B. die Rexim<br />

S.A.), so daß die Begleichung <strong>de</strong>r Mietfor<strong>de</strong>rungen<br />

vom BfV in Frage gestellt wur<strong>de</strong>. Die Bereitstellung<br />

billiger Immobilien war ein Mittel <strong>de</strong>r indirekten Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r DKP.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong> auch<br />

zur Finanzierung von Bau- <strong>und</strong> Renovierungsvorhaben<br />

<strong>de</strong>r DKP herangezogen. So informierte <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr, Julius Cebulla, Waltraud<br />

Lisowski darüber, daß Mittel für Renovierungsarbeiten<br />

nach <strong>de</strong>m Auszug <strong>de</strong>r DKP-Zeitung „UZ" aus<br />

<strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s DKP-Vorstan<strong>de</strong>s in Düsseldorf benötigt<br />

wür<strong>de</strong>n. Er gab vor, wie diese Gel<strong>de</strong>r zu verbuchen<br />

seien, bzw. bestimmte, daß ein Teil schwarz <strong>und</strong><br />

in bar über die Abteilung Verkehr an <strong>de</strong>n Vermögensverwalter<br />

<strong>de</strong>r DKP bei <strong>de</strong>r Rexim (Lothar Quast) übergeben<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, ein an<strong>de</strong>rer Teil auf ein Arbeitskonto<br />

<strong>de</strong>r Rexim unter <strong>de</strong>r Titelvorgabe „Investitionskosten<br />

für Liegenschaft Düsseldorf" zu überweisen<br />

sei (Dokument-Nr. 606). Dies wur<strong>de</strong> von Waltraud<br />

Lisowski Dr. Schalck-Golodkowski zur Bestätigung<br />

vorgelegt. Die Bestätigung erfolgte umgehend, auch<br />

für eine wenig später gefor<strong>de</strong>rte Verdoppelung <strong>de</strong>s<br />

bar zu übergeben<strong>de</strong>n Schwarzgeldbetrages (Dokument-Nr.<br />

607).<br />

Dagegen wur<strong>de</strong>n gegenüber <strong>de</strong>r DKP-Druckerei<br />

Plambeck & Co., Druck- <strong>und</strong> Verlagserzeugnisse<br />

GmbH, Neuss, die Mietfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Anstalt Monument,<br />

<strong>de</strong>r die von Plambeck genutzten Gebäu<strong>de</strong><br />

gehörten, sehr streng gehandhabt. Auch als sich die<br />

Plambeck in Finanznot befand <strong>und</strong> mangels Aufträgen<br />

nur noch Teile <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong> tatsächlich nutzte,<br />

wur<strong>de</strong> trotz Anfrage keine Mietzinsän<strong>de</strong>rung vorgenommen.<br />

Als Plambeck nicht mehr in ausreichen<strong>de</strong>r<br />

Höhe liqui<strong>de</strong> Mittel zur Verfügung hatte, um die aufgelaufenen<br />

Mietrückstän<strong>de</strong> zu zahlen, wur<strong>de</strong> ihr lediglich<br />

eine St<strong>und</strong>ung gewährt. Dies könnte ein Indiz<br />

für eine mehr an wirtschaftlicher Effizienz orientierte<br />

Führung durch die Anstalt Monument bzw. <strong>de</strong>ren Eigentümer<br />

sein. Es wäre <strong>de</strong>nkbar, daß <strong>de</strong>r Konkurs <strong>de</strong>r<br />

Plambeck langfristig absehbar war <strong>und</strong> man wenigstens<br />

Teile <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen noch eintreiben wollte.<br />

Durch die St<strong>und</strong>ung konnte die Plambeck damals vorerst<br />

weiterbestehen. So wur<strong>de</strong>n zum einen die Arbeitsplätze<br />

dort gesichert, u.a. für die DKP-nahen Mitarbeiter,<br />

zum an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r Bestand <strong>de</strong>r DKP-Druckerei<br />

überhaupt.<br />

Druckerzeugnisse<br />

Das Unternehmen Plambeck & Co, Druck- <strong>und</strong> Verlagserzeugnisse<br />

GmbH, Neuss, die die kommunistische<br />

Tageszeitung „UZ" herstellte, arbeitete bei dieser<br />

Zeitung mit großen Verlusten. Diese wur<strong>de</strong>n aller<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

dings über Quersubventionierung innerbetrieblich<br />

weitgehend ausgeglichen, weil bei <strong>de</strong>r Herausgabe<br />

von „Messemagazinen" zu Messen in <strong>de</strong>r DDR Gewinne<br />

erwirtschaftet wur<strong>de</strong>n. Diese Gewinne resultierten<br />

aus <strong>de</strong>m Verkauf von Anzeigen an westliche<br />

Unternehmen, die sich davon eine bessere Position<br />

bei Vertrags-Verhandlungen mit <strong>de</strong>r DDR erhofften<br />

bzw. davon ausgingen, daß die Beteiligung an Messemagazinen<br />

o<strong>de</strong>r bestimmten an<strong>de</strong>ren Publikationen<br />

von <strong>de</strong>r DDR-Seite als Voraussetzung für Geschäftsabschlüsse<br />

erwartet wur<strong>de</strong>. Durch Unterstützung <strong>und</strong><br />

För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Messemagazine für Messen in <strong>de</strong>r<br />

DDR konnten <strong>de</strong>r Plambeck gewinnbringen<strong>de</strong> Aufträge<br />

gesichert <strong>und</strong> die Kompensation <strong>de</strong>r Verluste<br />

aus <strong>de</strong>r Produktion <strong>de</strong>r „UZ" ermöglicht wer<strong>de</strong>n. Somit<br />

trug das Anzeigengeschäft über die Messemagazine<br />

- bezahlt vorwiegend von Westunternehmen -<br />

Deckungsbeiträge zur Finanzierung <strong>de</strong>r Zeitung <strong>de</strong>r<br />

Kommunistischen Partei bei, die sonst die DKP selbst<br />

hätte leisten müssen.<br />

Nach <strong>de</strong>n inzwischen vervollständigten Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses hat sich die im<br />

zweiten Teilbericht <strong>de</strong>s Ausschusses (vgl. Zweiter<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3920, S. 60) geäußerte<br />

Vermutung, das Unternehmen Plambeck habe <strong>de</strong>r<br />

DKP als „Geldwaschanlage" gedient, nicht bestätigt.<br />

Das Unternehmen Plambeck rechnete zwar Druckleistungen<br />

in höherem Umfang bzw. zu höheren Preisen<br />

als marktüblich ab, dies diente jedoch vorwiegend dazu,<br />

das Volumen <strong>de</strong>r finanziellen Unterstützung seitens<br />

<strong>de</strong>r DKP für <strong>de</strong>n Druck <strong>de</strong>r „UZ" begrenzt zu halten.<br />

-<br />

Abführung von Gehalts- o<strong>de</strong>r Gewinnanteilen<br />

Geschäftsführer o<strong>de</strong>r „befre<strong>und</strong>ete" Personen in lukrativen<br />

Positionen hatten Teile <strong>de</strong>r von ihnen bezogenen<br />

Vergütungen direkt o<strong>de</strong>r indirekt an gesteuerte<br />

Unternehmen bzw. die Parteien DKP <strong>und</strong> SED abzuführen.<br />

Entgelte für die Übertragung von Gesellschafteranteilen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re im Rahmen <strong>de</strong>r Umstrukturierung<br />

mit Ersatz von Personengesellschaftern<br />

durch juristische Personen, mußten ebenfalls z.T.<br />

wie<strong>de</strong>r in gesteuerte Unternehmen eingebracht o<strong>de</strong>r<br />

abgeführt bzw. gespen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Eine enge Zusammenarbeit<br />

existierte zwischen <strong>de</strong>m VEB Deutrans <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Spedition Ihle GmbH. Die Ihle konnte nicht nur<br />

über Transportfahrzeuge <strong>de</strong>r Deutrans verfügen, son<strong>de</strong>rn<br />

gewährte <strong>de</strong>r Deutrans auch eine Rückvergütung<br />

von 25% <strong>de</strong>s Bruttospeditionsgewinnes aus Deutrans-Aufträgen.<br />

Außer<strong>de</strong>m spen<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Ihle-Gesellschafter<br />

Karl Heinsohn min<strong>de</strong>stens einmal einen größeren<br />

Betrag an die DKP.<br />

Im Jahr 1980 brachte Heinsohn 350.000,- DM in <strong>de</strong>n<br />

neugegrün<strong>de</strong>ten Marx-Engels-Stiftung e.V. ein, <strong>de</strong>r<br />

nach <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>s BfV „fest in Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

DKP" war, die mit Herbert Mies, Dr. Richard Stumpf<br />

<strong>und</strong> Dr. Erwin Siemantel <strong>de</strong>n Vorstand <strong>de</strong>s Vereins<br />

stellte. Analog wur<strong>de</strong> bei Wittenbecher verfahren:<br />

Den Erlös für <strong>de</strong>n Verkauf seiner Wittenbecher-Anteile<br />

an die Chemoplast (1977) mußte <strong>de</strong>r ehemalige<br />

Gesellschafter Georg Gattel z.T. in Anteile das Unternehmen<br />

Plambeck investieren, z.T. in <strong>de</strong>n besagten<br />

Marx-Engels-Stiftung e. V. einbringen.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Neben <strong>de</strong>r Koordinierungsfunktion für die kommunistischen<br />

Wirtschaftsunternehmen, die <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung wahrnahm, wur<strong>de</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

im Jahr 1976 im Auftrag von Josef<br />

Steidl herangezogen, um Spen<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Wahlkampf<br />

<strong>de</strong>r DKP zu beschaffen. Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong>n<br />

Spen<strong>de</strong>nschecks <strong>de</strong>r DKP im Wert von insgesamt<br />

500.000,- DM mit <strong>de</strong>r Bitte um Verkauf an ausländische<br />

Geschäftspartner an Dr. Schalck-Golodkowski<br />

übergeben. Nach weniger als vier Wochen hatte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski alle Spen<strong>de</strong>nschecks verkauft<br />

<strong>und</strong> darüber hinaus noch weitere Überweisungen<br />

<strong>und</strong> Spen<strong>de</strong>nzusagen erhalten. Insgesamt waren von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski 631.450,- DM mobilisiert<br />

wor<strong>de</strong>n, obwohl sich im Vorfeld die meisten angesprochenen<br />

west<strong>de</strong>utschen Unternehmen geweigert<br />

hatten, offen an die DKP zu spen<strong>de</strong>n, da in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

nach <strong>de</strong>ra rtigen Vorgängen häufig Betriebsprüfungen<br />

erfolgt seien <strong>und</strong> das BfV Druck ausgeübt<br />

habe, um diese Spen<strong>de</strong>n zu verhin<strong>de</strong>rn (Dokument-Nr.<br />

608).<br />

2. Direkte Finanzierung <strong>de</strong>r DKP aus <strong>de</strong>r DDR<br />

a) Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Die Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bei <strong>de</strong>r direkten Finanzierung <strong>de</strong>r DKP bestand zum<br />

einen darin, als Mittler bei Bartransaktionen zwischen<br />

Geldkurieren, <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

DKP zu fungieren. Zum an<strong>de</strong>ren bestand die Rolle <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung da rin, Mittel in<br />

<strong>de</strong>n Valutahaushalt <strong>de</strong>r SED einzubringen, aus <strong>de</strong>m<br />

die DKP massive Zuwendungen erhielt. Der als solcher<br />

nachgewiesene, direkte Beitrag <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung umfaßte 1984 ca. 14,5<br />

Mio. VM, für 1989 waren explizit noch 4 Mio. VM eingeplant<br />

(Dokument-Nr. 537). Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n aus<br />

<strong>de</strong>m Fonds <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr, <strong>de</strong>r beim Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung verwaltet wur<strong>de</strong>,<br />

regelmäßig Barmittel in DM in Millionenhöhe von<br />

<strong>de</strong>m Mitarbeiter <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr, F rie<strong>de</strong>l<br />

Trappen, abgeholt, die aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds<br />

entnommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Nach Angaben Dr. Schalck-Golodkowskis betrug <strong>de</strong>r<br />

Finanzbeitrag, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

direkt für die DKP zur Verfügung stellte, jährlich<br />

16 bis 17 Mio. DM.<br />

Im Finanzplan <strong>de</strong>r DKP, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED erstellt wur<strong>de</strong>, war <strong>de</strong>r Finanzbeitrag<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung als Fonds II<br />

ausgewiesen. Dieser umfaßte für <strong>de</strong>n Plan 1990 vom<br />

13. Oktober 1989 insgesamt 15,25 Mio. DM (Dokument-Nr.<br />

611). Diese Summe für <strong>de</strong>n Plan 1990 wur<strong>de</strong><br />

dann, nach <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r Mauer in Berlin, nachverhan<strong>de</strong>lt<br />

<strong>und</strong> in Absprache mit <strong>de</strong>m bei <strong>de</strong>r DKP für Finanzen<br />

zuständigen Kurt Fritsch am 20. November 1989<br />

auf 7,5 Mio. DM herabgesetzt (Dokument-Nr. 612).<br />

Diese Ausgaben wur<strong>de</strong>n ebenfalls aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen<br />

Parteifonds finanziert (Dokument-Nr. 613).<br />

Die Mittel <strong>de</strong>s sog. Disponiblen Parteifonds wur<strong>de</strong>n<br />

nach einem festen Schlüssel auf bestimmte Positionen<br />

verteilt:<br />

1. Die ZK-Abteilung Verkehr erhielt jährlich 12 Mio.<br />

DM.<br />

2. Die ZK-Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetriebe<br />

verfügte pro Jahr über 4 Mio. DM.<br />

3. Für Druckaufträge <strong>und</strong> zur Stützung <strong>de</strong>r Druckerei<br />

Plambeck <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Heska-Portuguesa waren jährlich<br />

4-6 Mio. DM vorgesehen.<br />

Die Auszahlungen erfolgten entwe<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Konto<br />

584 über die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK o<strong>de</strong>r über die<br />

Barkasse von Dr. Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>r das Geld<br />

vorher vom Konto 584 abheben ließ. Diese Barkasse<br />

wur<strong>de</strong> von Inge Wilkening geführt.<br />

Da die Ausgaben aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds<br />

weitgehend festgelegt waren <strong>und</strong> die zugewiesenen<br />

Einnahmen über diesen geplanten Ausgaben<br />

lagen, entwickelte sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit ein „Guthaben-Sockel",<br />

aus <strong>de</strong>m zweimal Son<strong>de</strong>rausgaben finanziert<br />

wur<strong>de</strong>n: Im Jahr 1980 wur<strong>de</strong>n 250 Mio. DM<br />

für „Polenhilfe" entnommen, im Herbst 1989 wur<strong>de</strong>n<br />

von SED-Generalsekretär Krenz aus <strong>de</strong>m damaligen<br />

Bestand von ca. 100 Mio. DM Ausgaben für „Son<strong>de</strong>rimporte"<br />

in Höhe von 35 Mio. DM verfügt.<br />

In einem Vermerk an Dr. Schalck-Golodkowski informierte<br />

Waltraud Lisowski über die Einnahmen- <strong>und</strong><br />

Ausgabenpläne 1988 für <strong>de</strong>n sog. Disponiblen Parteifonds<br />

(Dokument-Nr. 613). Danach setzten sich die<br />

Einnahmen ausschließlich aus Abführungen <strong>de</strong>r sog.<br />

Parteifirmen <strong>und</strong> Zinserträgen zusammen. Die Ausgaben<br />

umfaßten neben <strong>de</strong>n oben genannten Positionen<br />

250.000 DM an das Reisebüro Hansa-Tou rist <strong>und</strong><br />

vier Mio. DM an Ausgaben für die Unternehmen im<br />

sog. NSW. Außer<strong>de</strong>m waren Abführungen an das<br />

Konto 0628 in Höhe von elf Mio. DM sowie eine Abführung<br />

an Julius Cebulla, ZK-Abteilung Verkehr,<br />

von 300.000 DM eingeplant. Daraus resultierte ein<br />

Gewinn von über 16 Mio. DM.<br />

b) Rolle <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr<br />

Die Einnahmen <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr wur<strong>de</strong>n in<br />

erster Linie dazu verwen<strong>de</strong>t, die DKP zu unterstützen.<br />

Frie<strong>de</strong>l Trappen sagte in diesem Zusammenhang aus,<br />

daß die DKP ohne die Unterstützung durch die SED<br />

nicht hätte existieren können. Nach seiner Einschätzung<br />

sei sie zu mehr als 80% von <strong>de</strong>r SED subventioniert<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s BfV war erwiesen, daß die<br />

ZK-Abteilung Verkehr als „Bargeldübergabeorganisator"<br />

auftrat, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen über die<br />

Simpex GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

eingenommene Bargel<strong>de</strong>r an Geldkuriere<br />

aushändigte. Einige <strong>de</strong>r Geldkuriere seien zumin<strong>de</strong>st<br />

zeitweilig aus <strong>de</strong>m Kreis <strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>r sog.<br />

Parteifirmen rekrutiert wor<strong>de</strong>n. Die Kuriere lieferten<br />

das Geld bei <strong>de</strong>r DKP ab, von wo es dann weiterverteilt<br />

wur<strong>de</strong>. Nur wenige Funktionäre hätten diesen<br />

Geldweg gekannt (Dokument-Nr. 614-615). Die Geldkuriere<br />

wur<strong>de</strong>n intensiv vom BfV beobachtet.<br />

In <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland erschienen zu<br />

diesem Thema immer wie<strong>de</strong>r Presseartikel, die in <strong>de</strong>r<br />

DDR „erhebliche Unruhe" auslösten. In einem Fall<br />

wur<strong>de</strong>n die Geschäftsführer <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen an-


geblich einzeln bei Josef Steidl, Hans-Joachim<br />

Springmann, Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Waltraud<br />

Lisowski vorgela<strong>de</strong>n. Das System <strong>de</strong>r Geldkuriere zur<br />

Überbringung von Bargeld an die DKP lief jedoch<br />

weiter <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> weiterhin über die ZK-Abteilung<br />

Verkehr gesteuert.<br />

Die Finanzplanung <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

SED wur<strong>de</strong> in erster Linie durch <strong>de</strong>n Bedarf <strong>de</strong>r DKP<br />

bestimmt. Zwischen <strong>de</strong>n Verantwortlichen <strong>de</strong>r DKP<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr gab es je<strong>de</strong>s Jahr im November<br />

Beratungsgespräche, nach <strong>de</strong>ren Verlauf <strong>de</strong>r<br />

Finanzbedarf <strong>de</strong>r DKP für das folgen<strong>de</strong> Jahr durch<br />

<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DKP, Herbe rt Mies, beantragt<br />

wur<strong>de</strong>. Dieser wur<strong>de</strong> über die Abteilung Verkehr an<br />

<strong>de</strong>n Generalsekretär <strong>de</strong>r SED weitergeleitet <strong>und</strong> von<br />

diesem bestätigt. Die DKP wur<strong>de</strong> jährlich zumin<strong>de</strong>st<br />

in <strong>de</strong>n Jahren von 1987-1989 konstant mit<br />

69.366.000,-DM von <strong>de</strong>r SED unterstützt.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n die DKP-Druckereien Heska, Heska<br />

Portuguesa <strong>und</strong> die Druckerei Plambeck durch die<br />

ZK-Abteilung Verkehr subventioniert. Jährlich wur<strong>de</strong><br />

ein Betrag in Höhe von 800.000 DM an das DDR-Unternehmen<br />

Interwerbung gezahlt, <strong>de</strong>r Exportaufträge<br />

an diese Druckereien vergab. Da die Preise <strong>de</strong>r Drukkereien<br />

über <strong>de</strong>n Weltmarktpeisen lagen, wur<strong>de</strong> die<br />

Preisdifferenz durch Zuzahlung an das Unternehmen<br />

Interwerbung ausgeglichen. Auch das Unternehmen<br />

Rapid wur<strong>de</strong> auf diese Weise subventioniert.<br />

Außer <strong>de</strong>r DKP wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr<br />

keine kommunistischen Parteien im westlichen<br />

Staaten regelmäßig unterstützt. Für die finanzielle<br />

Unterstützung <strong>de</strong>r SEW in Berlin (West) war die Abteilung<br />

Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetriebe, für alle<br />

an<strong>de</strong>ren kommunistischen Parteien <strong>und</strong> Organisationen<br />

die Abteilung „Internationale Beziehungen" <strong>de</strong>s<br />

ZK <strong>de</strong>r SED, die von Gunter Rettner geleitet wur<strong>de</strong>,<br />

zuständig.<br />

c) Rolle <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Finanzverwaltung<br />

<strong>und</strong> Parteibetriebe<br />

Der über die ZK-Abteilung Verkehr mit SED-Generalsekretär<br />

Honecker abgestimmte Finanzbedarf <strong>de</strong>r<br />

DKP wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr als Bedarfsmeldung<br />

an <strong>de</strong>n Abteilungsleiter Finanzen <strong>und</strong> Parteibetriebe<br />

<strong>de</strong>s ZK, Heinz Wil<strong>de</strong>nhain, weitergegeben<br />

<strong>und</strong> mußte von diesem in <strong>de</strong>n Haushaltsplan <strong>de</strong>r SED<br />

aufgenommen wer<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r Finanzierung über<br />

Heinz Wil<strong>de</strong>nhain gab es in <strong>de</strong>r Disposition noch vier<br />

weitere Punkte, die die ZK-Abteilung Verkehr betrafen,<br />

aber nicht im Haushaltsplan <strong>de</strong>r SED ausgewiesen<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> weitgehend aus Finanztransfers <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung finanziert wur<strong>de</strong>n.<br />

Die ZK-Abteilung Finanzen <strong>und</strong> Parteibetriebe verwaltete<br />

seit 1988 die Hauptkasse <strong>de</strong>r SED. Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Abteilung die Belege für die Abteilung<br />

Wirtschaftsbetriebe <strong>und</strong> für befre<strong>und</strong>ete Parteien im<br />

Ausland archiviert. Wil<strong>de</strong>nhain hatte mit <strong>de</strong>r Planaufstellung<br />

<strong>und</strong> -durchführung sowie <strong>de</strong>r Finanzkontrolle<br />

in <strong>de</strong>r SED die Funktion eines Parteischatzmeisters.<br />

Einmal pro Jahr bekam Heinz Wil<strong>de</strong>nhain von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski eine Abrechnung über die sog.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Parteifirmen (Dokument-Nr. 616). Diese wur<strong>de</strong> formal<br />

geprüft <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski entlastet.<br />

Für <strong>de</strong>n neuen SED-Generalsekretär Krenz wur<strong>de</strong><br />

1989 in <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetriebe<br />

ein Übersichtspapier angefertigt, das die<br />

Verflechtung zwischen SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung darstellte (Dokument-Nr.<br />

616). Hierin wur<strong>de</strong> als Parteivermögen nicht nur Vermögen<br />

<strong>de</strong>r SED bezeichnet, son<strong>de</strong>rn auch Vermögen<br />

an<strong>de</strong>rer kommunistischer Parteien, das z.T. vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung verwaltet wur<strong>de</strong>.<br />

Nach Dr. Schalck-Golodkowski fielen darunter das<br />

Stammkapital von 15 Holdingunternehmen, 13 sog.<br />

Parteifirmen, einer Treuhandfirma sowie Immobilien,<br />

Kreditvergaben <strong>und</strong> sonstige Kapitalbeteiligungen<br />

von insgesamt 53 Mio. DM, die nicht im Vermögen<br />

<strong>de</strong>s ZK ausgewiesen waren. Des weiteren wur<strong>de</strong>n als<br />

nicht direkt zugeordnete Vermögensteile <strong>de</strong>r Partei<br />

diverse Bankbestän<strong>de</strong> genannt, aus <strong>de</strong>ren Erträgen in<br />

Höhe von 60 Mio. VM <strong>de</strong>r Unterhalt <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Verkehr bestritten wur<strong>de</strong> (12 Mio. DM zur Weiterleitung<br />

an DKP-Zeitung „UZ", 4 Mio. DM an die DKP<br />

selbst, 0,5 Mio. an Abteilung Verkehr selbst). Ebenso<br />

kamen aus <strong>de</strong>n Erträgen <strong>de</strong>r Bankeinlagen elf Mio.<br />

DM, die an das Nummernkonto 628 DHB (Sei<strong>de</strong>l)<br />

übergingen (Dokument-Nr. 616). Der konkrete Verbleib<br />

<strong>de</strong>r restlichen 7,5 Mio. DM ausgewiesener Ausgaben<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r nach Verwendung nicht bezeichneten<br />

26 Mio. VM wur<strong>de</strong> in diesem <strong>Bericht</strong> nicht thematisiert.<br />

Obwohl die ZK-Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong><br />

Parteibetriebe unter Heinz Wil<strong>de</strong>nhain die Finanzen<br />

<strong>de</strong>r SED regelte <strong>und</strong> in ihrem Finanzplan u.a. auch ein<br />

Posten für die DKP auswiesen war, war für die Beziehungen<br />

<strong>de</strong>r SED zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> zur DKP die ZK-Abteilung Verkehr zuständig.<br />

Heinz Wil<strong>de</strong>nhain war in Planung <strong>und</strong> Verwendung<br />

<strong>de</strong>r Finanzmittel <strong>de</strong>m Sekretariat <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED gegenüber<br />

rechenschaftspflichtig (Dokument-Nr. 617).<br />

Die ZK-Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetriebe<br />

war u.a. verantwortlich für (Dokument-Nr.<br />

618):<br />

1. Ausarbeitung <strong>de</strong>s Gesamtfinanzplanes <strong>de</strong>r Partei;<br />

Vorlage <strong>de</strong>s Gesamtfinanzplanes beim ZK <strong>de</strong>r<br />

SED;<br />

2. Bestätigung <strong>de</strong>r Jahresfinanzpläne <strong>de</strong>r Abteilungen<br />

<strong>de</strong>s ZK;<br />

3. Kontrolle <strong>und</strong> Durchführung <strong>de</strong>r Jahresfinanzpläne,<br />

Verwaltung, Nachweisführung <strong>und</strong> Abrechnung<br />

<strong>de</strong>s Parteivermögens einschließlich<br />

Schlußfolgerungen;<br />

4. Gesamtplanung <strong>de</strong>r materiellen Fonds, Abstimmung<br />

<strong>de</strong>r Planvorschläge <strong>und</strong> Wahrnehmung <strong>de</strong>r<br />

Funktion <strong>de</strong>s Fondsträgers 7775<br />

[Der Fonds 7775 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rbedarfsträger<br />

SED im Rahmen <strong>de</strong>r Planwirtschaft <strong>de</strong>r DDR zugewiesen.<br />

Er umfaßte <strong>de</strong>n Bedarf für Partei <strong>und</strong><br />

Parteibetriebe <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission in die Jahrpläne aufgenommen.<br />

Für die Abteilung Verkehr war <strong>de</strong>r Fonds 7776<br />

eingerichtet, <strong>de</strong>r selbständig <strong>und</strong> unabhängig<br />

vom Fonds 7775 abgewickelt wur<strong>de</strong>. Allerdings


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong>n die Ausgaben <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr für<br />

die Trägerschaft von Ferienheimen o<strong>de</strong>r Schulen<br />

unter <strong>de</strong>m Fonds 7775 subsumiert, da es sich um<br />

Parteibetriebe im Sinne von Dienstleistungsbetrieben<br />

han<strong>de</strong>lte.];<br />

5. Erstellung von Investitionsplänen;<br />

6. Erarbeitung von Richtlinien für die Finanzwirtschaft;<br />

7. Mitarbeiterführung;<br />

8. Leitung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r Parteibetriebe (u.A. <strong>de</strong>r<br />

OEB F<strong>und</strong>ament (Dokument-Nr. 619), Genex);<br />

9. Leitung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r Parteieinrichtungen;<br />

10. Anleitung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r gesellschaftlichen<br />

Organisationen.<br />

Der Abteilungsleiter Finanzen <strong>und</strong> Parteibetriebe war<br />

rechtlich <strong>de</strong>r Vertreter <strong>de</strong>s ZK in Fragen <strong>de</strong>r Finanzwirtschaft.<br />

Die Abteilung war mit 50 Stellen ausgestattet,<br />

davon 18 „politische Mitarbeiter", drei Sektorenleiter<br />

(Parteibetriebe; Planung <strong>und</strong> Bilanzierung;<br />

Finanzplanung <strong>und</strong> Rechnungswesen). Die Abteilungsleitung<br />

war ebenfalls eine politisch besetzte<br />

Funktion (Dokument-Nr. 619).<br />

Die ZK-Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetriebe<br />

bzw. <strong>de</strong>ren Leiter Heinz Wil<strong>de</strong>nhain führte<br />

mehrere Valuta-Nummernkonten bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank AG, darunter 546 „Fauna"; 644 „Rose";<br />

655 „Flora" ; 825 „Athena"; 848 „Alm"; 942 „Paris",<br />

<strong>de</strong>ren Kontostän<strong>de</strong> am 31. Dezember 1989 insgesamt<br />

ca. 120 Mio. VM betrugen (Dokument-Nr. 533). Die<br />

Nummernkonten 655 „Flora" <strong>und</strong> 848 „Alm" wur<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Genex GmbH zugeordnet <strong>und</strong> von <strong>de</strong>r PDS mit<br />

<strong>de</strong>r Abtretung <strong>de</strong>r Gesellschafteranteile im Januar<br />

1990 an die Genex bzw. die Treuhandanstalt übertragen<br />

(Dokument-Nr. 536). Von <strong>de</strong>r SED-Nachfolgepartei<br />

PDS wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>ren eigenen Angaben noch im<br />

Januar 1990 ein Betrag von 4,7 Mio. VM von <strong>de</strong>m<br />

PDS-Konto 644 DHB „Rose" aufgr<strong>und</strong> alter Verpflichtungen<br />

„im Rahmen <strong>de</strong>r internationalen Solidarität<br />

<strong>de</strong>r SED" abgebucht (Dokument-Nr. 536).<br />

Heinz Wil<strong>de</strong>nhain soll außer<strong>de</strong>m über Aktien <strong>de</strong>r<br />

ORVAG AG, Baar/Zürich, Wert ca. fünf Mio. DM, <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Corefina Anstalt, Balzers/Schweiz, Wert ca. 20<br />

Mio. DM, aus <strong>de</strong>m Bestand seines Vorgängers Karl<br />

Raab verfügt haben. Kontaktmann war Wolfgang<br />

Langnitschke. Teile <strong>de</strong>r Inhaberaktien <strong>de</strong>r ORVAG<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Corefina seien durch Weisung <strong>de</strong>s damaligen<br />

Generalsekretärs noch bis im Herbst 1989 verkauft<br />

<strong>und</strong> die Erlöse im Ausland eingesetzt wor<strong>de</strong>n. Zu <strong>de</strong>n<br />

von Wil<strong>de</strong>nhains Abteilung betreuten Unternehmen<br />

gehörte auch das Druckhaus Nor<strong>de</strong>n in Berlin (West).<br />

Die Anteile von Wil<strong>de</strong>nhain <strong>und</strong> Werner Würzberger<br />

an <strong>de</strong>r Panorama DDR GmbH wur<strong>de</strong>n auf Veranlassung<br />

<strong>de</strong>s Treugebers SED-PDS unentgeltlich an die<br />

Gesellschaft selbst abgetreten. Der Geschäftsführer<br />

Friedrich Boetzel wur<strong>de</strong> als treuhän<strong>de</strong>rischer Verwalter<br />

<strong>de</strong>s Stammkapitals eingesetzt. Die Gesellschaft<br />

wur<strong>de</strong> am 17. April 1990 umfirmiert in ,,Detoura Information<br />

<strong>und</strong> Werbung GmbH" <strong>und</strong> <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rte Gesellschaftszweck<br />

am 27. April 1990 in das Han<strong>de</strong>lsregister<br />

eingetragen.<br />

Weiterhin fungierte Heinz Wil<strong>de</strong>nhain mit Werner<br />

Würzberger seit 1972 als Gesellschafter <strong>de</strong>r Zimex<br />

GmbH, die von <strong>de</strong>r Zentrag als Dach <strong>de</strong>r Druckbetriebe<br />

in <strong>de</strong>r DDR verwaltet wur<strong>de</strong>. Die Vermögenswerte<br />

<strong>de</strong>r Zimex wur<strong>de</strong>n am 17. Mai 1990 an drei VEB übertragen.<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r DDR im Herbst<br />

1989 ließ Heinz Wil<strong>de</strong>nhain laut Aussage von Edith<br />

Karkutsch vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin am Tag nach <strong>de</strong>r Maueröffnung, am<br />

10. November 1989, mehrere Säcke Archivgut zur<br />

„Verkollerung" wegbringen. Im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> stand<br />

die Vernichtung <strong>de</strong>rjenigen Akten, die auf die Verwendung<br />

von Gel<strong>de</strong>rn für befre<strong>und</strong>ete Parteien hinwiesen.<br />

3. Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung hatte über das B<strong>und</strong>esamt für<br />

Verfassungsschutz sehr früh Kenntnisse über die sog.<br />

Parteifirmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />

Diese wur<strong>de</strong>n intensiv beobachtet, weil sie als eine<br />

mögliche Finanzquelle für die DKP betrachtet wur<strong>de</strong>n.<br />

Was die Beziehungen zu Einrichtungen innerhalb<br />

<strong>de</strong>r damaligen DDR betrifft, war das BW darauf<br />

beschränkt, die regelmäßigen Kontakte <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r sog. Parteifirmen zu beobachten<br />

<strong>und</strong> aus diesen Informationen auch Rückschlüsse auf<br />

die Strukturen in <strong>de</strong>r DDR-Führung zu ziehen.<br />

Der erste <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong><br />

<strong>Bericht</strong> zu <strong>de</strong>n kommunistischen Wirtschaftsunternehmen<br />

aus <strong>de</strong>m Jahr 1971 umfaßt allerdings nur eine<br />

Aufzählung <strong>de</strong>r Unternehmen. Ein erster allgemeiner<br />

<strong>Bericht</strong>, in <strong>de</strong>m auf die Strukturen in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> ihre<br />

Verflechtung mit Unternehmen o<strong>de</strong>r Organisationen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland eingegangen<br />

wur<strong>de</strong>, stammt aus <strong>de</strong>m Jahr 1976. Dort heißt es:<br />

„Nach <strong>de</strong>m bisherigen Erkenntnisstand tragen die<br />

<strong>de</strong>n wirtschaftlichen Interessen <strong>de</strong>r DDR dienen<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen zur Finanzierung <strong>de</strong>r DKP insofern bei,<br />

als sie leiten<strong>de</strong>n Parteifunktionären gut dotierte Positionen<br />

bieten <strong>und</strong> gelegentlich <strong>de</strong>r DKP auch Spen<strong>de</strong>n<br />

zukommen lassen, während die DKP-Finanzierung<br />

unmittelbar durch das ZK <strong>de</strong>r SED erfolgt. In diesem<br />

Rahmen sind die bei<strong>de</strong>n Druckereien <strong>und</strong> die<br />

bei<strong>de</strong>n Holdinggesellschaften direkte Instrumente<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED für die materielle Unterstützung <strong>de</strong>s<br />

Apparates <strong>de</strong>r DKP - im Falle Heska auch für die Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r Portugiesischen Kommunistischen<br />

Partei. "<br />

Ebenfalls thematisiert wur<strong>de</strong> die Verflechtung <strong>de</strong>r damals<br />

bekannten 24 kommunistischen Wirtschaftsunternehmen<br />

untereinan<strong>de</strong>r sowie <strong>de</strong>r Einsatz von<br />

Strohmännern zur Ver<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r SED/DDR-Einlagen<br />

bzw. -Anteile <strong>und</strong> die Steuerung aus <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR.<br />

Im <strong>Bericht</strong> aus <strong>de</strong>m Jahr 1983 wird als konkrete Zahl<br />

ein Betrag in Höhe von 60 Mio. DM genannt, mit <strong>de</strong>m<br />

die DKP durch die SED unterstützt wur<strong>de</strong>, <strong>und</strong> daneben<br />

„beträchtliche Summen über die gesteuerten Unternehmen<br />

zu[fließen], die, als „Betriebsausgaben"<br />

getarnt, die Firmengewinne schmälern <strong>und</strong> damit zu<br />

einer Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r an sich anfallen<strong>de</strong>n Steuerzahlungen<br />

führen" . In diesem <strong>Bericht</strong> wird auch die<br />

Praxis <strong>de</strong>r Parteispen<strong>de</strong>n aus Gehalt o<strong>de</strong>r Gewinnan-


teilen <strong>und</strong> auf die finanzielle Unterstützung <strong>de</strong>r DKP<br />

durch die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED eingegangen.<br />

Es wur<strong>de</strong> allerdings noch angenommen, daß<br />

die Simpex GmbH eine Tarnorganisation <strong>de</strong>r ZK-Abteilung<br />

Verkehr sei, <strong>de</strong>r aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s sinken<strong>de</strong>n Geschäftserfolges<br />

<strong>de</strong>r gesteuerten Unternehmen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland Waltraud Lisowski vom<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l als „Beraterin <strong>und</strong> Kontrolleurin"<br />

zugewiesen wor<strong>de</strong>n sei. Danach sollte<br />

Waltraud Lisowski die kaufmännische Leitung <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen unterstehen, während die ZK-Abteilung<br />

Verkehr in Absprache mit <strong>de</strong>r DKP für die Besetzung<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsführerfunktionen zuständig sein<br />

sollte.<br />

Es lagen außer<strong>de</strong>m Erkenntnisse vor, daß die Geschäftsführer<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland durch das MfS beobachtet wur<strong>de</strong>n. Dies<br />

bestätigte sich im nachhinein. Dem Untersuchungsausschuß<br />

wur<strong>de</strong> Mate rial zu einem operativen Vorgang<br />

„Basis" <strong>de</strong>s MfS bekannt, <strong>de</strong>ssen Ziel u.a. die<br />

Beobachtung von Funktionsträgern in sog. Parteifirmen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland war.<br />

Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s BfV aus <strong>de</strong>m Jahr 1983 wur<strong>de</strong> durch<br />

<strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esnachrichtendienst (BND) im wesentlichen<br />

bestätigt. Der BND präzisierte die Steuerungsstellen<br />

in <strong>de</strong>r DDR als „Abteilung Verkehr in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r Kommerziellen Koordinierung (KOKO) im<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR". Dem BND<br />

war ebenfalls bereits bekannt, daß <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

zumin<strong>de</strong>st ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>s<br />

MfS war, worin ein maßgeblicher MfS-Einfluß auf <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gesehen wur<strong>de</strong>.<br />

Der BND hatte einen Maßnahmenkatalog gegen die<br />

gesteuerten Unternehmen erstellt <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>m Rücklauf<br />

zum BW-<strong>Bericht</strong> 1983 an das BfV gegeben.<br />

In einem Vermerk <strong>de</strong>s BfV vom 17. September 1990<br />

wur<strong>de</strong> klargestellt, daß die Gel<strong>de</strong>r zur Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r DKP in Höhe von ca. 70 Mio. DM jährlich über die<br />

gesteuerten Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland erwirtschaftet<br />

wur<strong>de</strong>n. Es wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Verdacht hingewiesen,<br />

daß einzelne Unternehmen dieses Unternehmensbereichs<br />

auch nach <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>s<br />

Jahres 1989 noch Anleitung durch die SED/PDS erfuhren<br />

(Dokument-Nr. 621). Im Oktober 1991 wur<strong>de</strong><br />

vom BfV in einem <strong>Bericht</strong> über einige ehemalige Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

darauf hingewiesen, daß es bei diesen Unternehmen<br />

zu Umfirmierungen, Käufen, Verkäufen <strong>und</strong> Neugründungen<br />

auf Veranlassung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung bzw. <strong>de</strong>ssen Nachf olgeorganisationen<br />

kam, mit <strong>de</strong>m Ziel, SED/PDS-Eigentum zu<br />

„privatisieren" <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>m Zugriff <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

zu entziehen (Dokument-Nr. 622).<br />

III. Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Politbüro-Siedlung Wandlitz<br />

Die Versorgung <strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong> Parteiführung <strong>de</strong>r<br />

DDR mit westlichen Konsumgütern, mit Wohn- <strong>und</strong><br />

Wochenendhäusern, mit Krediten, Geschenken <strong>und</strong><br />

Kraftfahrzeugen hob sich von <strong>de</strong>r allgemeinen Mangelwirtschaft<br />

<strong>und</strong> -versorgung ab <strong>und</strong> war von An<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

fang an beson<strong>de</strong>rs geregelt <strong>und</strong> organisiert. Bereits im<br />

Februar 1953 hatte Otto Grotewohl, Mitvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> Ministerpräsi<strong>de</strong>nt von 1949 bis 1964, einem<br />

Antrag an das Politbüro <strong>de</strong>r SED handsch riftlich<br />

hinzugefügt, daß für die Bewohner <strong>de</strong>s Regierungsviertels<br />

Pankow im Nor<strong>de</strong>n Berlins eine geson<strong>de</strong>rte<br />

„ Lebensmittel-Versorgung " eingerichtet wer<strong>de</strong>n<br />

sollte. (Zit.n. Armin Mitter u. Stefan Wolle: Untergang<br />

auf Raten. Unbekannte Kapitel <strong>de</strong>r DDR-Geschichte,<br />

München 1993, S.35.) Ihren Höhepunkt erreichte die<br />

Son<strong>de</strong>rversorgung <strong>und</strong> Privilegierung <strong>de</strong>r DDR-Partei-<br />

<strong>und</strong> Staatsführung, die 1960 ihren Wohnsitz von<br />

Pankow in die sog. Waldsiedlung Wandlitz verlegte,<br />

als sich En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>r Valutafinanzierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Beschaffung <strong>de</strong>r Waren für <strong>de</strong>n Versorgungsbetrieb<br />

Wandlitz annahm. Die Son<strong>de</strong>rversorgung <strong>de</strong>r DDR-<br />

Politelite stand in eklatantem Wi<strong>de</strong>rspruch zu <strong>de</strong>m<br />

von ihr immer wie<strong>de</strong>r propagierten Gedanken <strong>de</strong>r<br />

'sozialistischen Gleichheit', auf <strong>de</strong>n sie die DDR-Gesellschaft<br />

verpflichtete. Deshalb war es kein W<strong>und</strong>er,<br />

daß im Herbst 1989 - als diese Son<strong>de</strong>rversorgung bekannt<br />

wur<strong>de</strong> - die Politbürosiedlung Wandlitz zum<br />

verhaßten Symbol für Amtsmißbrauch <strong>und</strong> Privilegienwirtschaft<br />

in <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>. Kaum ein an<strong>de</strong>res<br />

Ereignis sorgte En<strong>de</strong> 1989 mehr als die Gerüchte <strong>und</strong><br />

Nachrichten um Wandlitz für gerechtfertigte Aufregung<br />

<strong>und</strong> Empörung in <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Bevölkerung.<br />

„Wandlitz" <strong>und</strong> das darin zum Ausdruck kommen<strong>de</strong><br />

System <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rbetreuung, Privilegierung<br />

<strong>und</strong> Abschottung <strong>de</strong>r Machtelite <strong>de</strong>r DDR von <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

läßt sich nicht nur auf eine durch Korruption<br />

<strong>und</strong> Amtsmißbrauch ausgelöste Verschiebung im<br />

Machtgefüge <strong>de</strong>r DDR, auf <strong>de</strong>n Mißbrauch <strong>de</strong>r<br />

Macht- <strong>und</strong> Vertrauensstellung - zurückführen. Die<br />

Son<strong>de</strong>rversorgung <strong>und</strong> die abgeschottete Lebensführung<br />

<strong>de</strong>r Machtelite war vielmehr eine Konsequenz<br />

eines Systems, das keine Einschränkung <strong>de</strong>r Parteiherrschaft<br />

<strong>und</strong> keine <strong>de</strong>mokratischen Kontrollmechanismen<br />

kannte. Wie bereits <strong>de</strong>r Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer<br />

<strong>de</strong>r DDR zur Untersuchung von Korruption<br />

<strong>und</strong> Amtsmißbrauch (<strong>de</strong>r sog. Toeplitz-Ausschuß)<br />

herausfand, <strong>de</strong>r von November 1989 bis zu <strong>de</strong>n ersten<br />

<strong>de</strong>mokratischen Wahlen in <strong>de</strong>r DDR im März 1990<br />

tagte, hatte eine systematische Vorteilsgewährung in<br />

<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Institutionen <strong>de</strong>r DDR stattgef<strong>und</strong>en,<br />

in <strong>de</strong>r NVA, in <strong>de</strong>n sog. Massenorganisationen,<br />

in <strong>de</strong>n Gewerkschaften <strong>und</strong> nicht zuletzt im<br />

Staats- <strong>und</strong> Parteiapparat. (<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Zeitweiligen<br />

Ausschusses <strong>de</strong>r Volkskammer zur Überprüfung von<br />

Fällen <strong>de</strong>s Amtsmißbrauchs, <strong>de</strong>r Korruption, <strong>de</strong>r persönlichen<br />

Bereicherung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer Handlungen,<br />

bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>r Gesetzesverletzung besteht,<br />

in: Volkskammer <strong>de</strong>r DDR, 9. Wahlperio<strong>de</strong>,<br />

Drucksachen <strong>und</strong> Son<strong>de</strong>rdrucke, Drucksache Nr. 78.<br />

Volker Klemm: Korruption <strong>und</strong> Amtsmißbrauch in <strong>de</strong>r<br />

DDR, Stuttgart 1991)<br />

Die Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

zur Son<strong>de</strong>rversorgung <strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong> Parteiführung<br />

<strong>de</strong>r DDR in Wandlitz <strong>und</strong> zur Rolle, die <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung dabei zukam, umfaßte<br />

zunächst die Auswertung von Akten <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR<br />

sowie <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin. Ferner zog <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß die


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Protokolle <strong>de</strong>r Zeugenvernehmungen durch die<br />

Staatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin heran. Schließlich<br />

befragte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß in seiner<br />

140. Sitzung am 17. Juni 1993 als Zeugen Gerd<br />

Schmidt, Sigrid Schalck-Golodkowski, Andreas Hil<strong>de</strong>brandt<br />

<strong>und</strong> Dr. Edwin Schwertner. Sig rid Schalck-<br />

Golodkowski leitete als Offizier im beson<strong>de</strong>ren Einsatz<br />

<strong>de</strong>s MfS eine Kuriergruppe im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, die die Politbürosiedlung Wandlitz<br />

mit Westgütern versorgte. Gerd Schmidt <strong>und</strong> Andreas<br />

Hil<strong>de</strong>brandt waren als hauptamtliche Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s MfS unmittelbar für die Verwaltung <strong>und</strong> Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz zuständig. Dr.<br />

Edwin Schwertner war als Leiter <strong>de</strong>s Büros <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED seit 1986 formell für Wandlitz<br />

verantwortlich.<br />

1. Einrichtung <strong>und</strong> Funktionsweise<br />

Die sog. Waldsiedlung Wandlitz war eine stark bewachte<br />

Wohnsiedlung für die Angehörigen <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Familienmitglie<strong>de</strong>r in einem grünen<br />

Vorort im Nor<strong>de</strong>n Berlins. Sie war im Sommer 1960 von<br />

<strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong> Parteiführung <strong>de</strong>r DDR bezogen wor<strong>de</strong>n.<br />

Ausschlaggebend für <strong>de</strong>n Bau waren die Ereignisse<br />

im Herbst 1956 in Ungarn gewesen, in <strong>de</strong>ren Verlauf<br />

führen<strong>de</strong> Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ungarischen KP von einer<br />

aufgebrachten Bevölkerung gelyncht wor<strong>de</strong>n waren.<br />

Die 1960 fertiggestellte Wohnsiedlung Wandlitz sollte<br />

solche Übergriffe unmöglich machen. Wie das Politbüro<br />

<strong>de</strong>r SED im Mai 1960 im Anschluß an einen mündlichen<br />

<strong>Bericht</strong> Mielkes beschloß, unterstand <strong>de</strong>r Wohnkomplex<br />

<strong>de</strong>r Partei (Dokument-Nr. 623). Den „Sicherheitsorganen"<br />

<strong>de</strong>r DDR, wie das Politbüro 1972 in<br />

einer „Direktive ... für die Ordnung in <strong>de</strong>r Waldsiedlung"<br />

bekräftigte, oblag jedoch von Anfang an außer<br />

<strong>de</strong>m „Schutz <strong>de</strong>r Siedlung" auch „die notwendige Betreuung<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Häuser in bezug auf Versorgung,<br />

Stellung von Reinigungskräften etc." (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-<br />

Nr. 28, S. 347.) Entsprechend wur<strong>de</strong>n alle notwendigen<br />

Sicherungs- <strong>und</strong> Betreuungskräfte in Wandlitz<br />

von <strong>de</strong>m 1950 geschaffenen Ministerium für Staatssicherheit<br />

gestellt. Zuständig waren im einzelnen das<br />

Wachregiment Feliks Dzierzynski <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> vor allem<br />

die Hauptabteilung Personenschutz (HA PS) <strong>de</strong>s<br />

MfS, die in <strong>de</strong>n 80er Jahren 3.500 bis 3.750 Mitarbeiter<br />

zählte. Das Wachregiment, eine Verfügungstruppe<br />

<strong>de</strong>s MfS mit zuletzt über 10.900 Mann, war ähnlich wie<br />

die Abteilung II <strong>de</strong>r HA PS für <strong>de</strong>n militärischen Personen-<br />

<strong>und</strong> Objektschutz in Wandlitz verantwortlich.<br />

Der Abteilung V <strong>de</strong>r HA PS, <strong>de</strong>ren Mitarbeiterbestand<br />

von r<strong>und</strong> 450 im Jahre 1975 auf zuletzt 650 Mitarbeiter<br />

stieg, oblag die Verwaltung <strong>und</strong> Instandhaltung sowie<br />

die Ver- <strong>und</strong> Entsorgung <strong>de</strong>r Wohnsiedlung. Die jeweiligen<br />

Fahrer <strong>und</strong> Begleiter <strong>de</strong>r Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

stellte die Abteilung VII <strong>de</strong>r HA PS.<br />

Entsprechend einer „Direktive" <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>r<br />

SED von 1972 unterstand die Waldsiedlung offiziell<br />

<strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Büros <strong>de</strong>s Politbüros, also <strong>de</strong>m Leiter<br />

<strong>de</strong>s Verwaltungssekretariats <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>r SED.<br />

„Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Regimes in <strong>de</strong>r Waldsiedlung" bedurften<br />

seiner „Zustimmung", heißt es in <strong>de</strong>r „Direktive".<br />

Die Funktionen <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s Verwal<br />

tungsbüros <strong>de</strong>s Politbüros scheinen sich jedoch in <strong>de</strong>r<br />

Realität darauf beschränkt zu haben, die Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Hinterbliebenen von Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>rn zu regeln.<br />

Erst im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>r<br />

Prominentensiedlung im Herbst 1989 wuchsen die<br />

Kompetenzen <strong>de</strong>s damaligen Leiters <strong>de</strong>s Büros <strong>de</strong>s<br />

Politbüros Dr. Edwin Schwertner. Über alle Gr<strong>und</strong>fragen<br />

<strong>de</strong>r Verwaltung <strong>und</strong> Betreuung, die Wandlitz berührten,<br />

entschie<strong>de</strong>n vielmehr bis 1989 <strong>de</strong>r ehemalige<br />

Staatsratsvorsitzen<strong>de</strong> <strong>und</strong> SED-Generalsekretär Erich<br />

Honecker <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Minister für Staatssicherheit E rich<br />

Mielke. Bei<strong>de</strong> kümmerten sich auch häufig unmittelbar<br />

um die Organisation von Wandlitz. Wie Schwertner<br />

am 6. März 1990 gegenüber <strong>de</strong>m Militäroberstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR ausführte, wur<strong>de</strong>n die wichtigsten<br />

Entscheidungen zur Waldsiedlung Wandlitz entwe<strong>de</strong>r<br />

durch Erich Mielke direkt o<strong>de</strong>r in Absprache<br />

mit Erich Honecker getroffen. Gegenüber <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin gab<br />

Schwertners Amtsvorgängerin Gisela Glen<strong>de</strong> am 22.<br />

November 1990 an, daß Honecker zu ihr 1972 gesagt<br />

habe, „daß er alles direkt mit Mielke" abspreche.<br />

Mielkes Befehle <strong>und</strong> Anweisungen waren die Gr<strong>und</strong>lage<br />

für die Art <strong>und</strong> Weise <strong>de</strong>r konkreten Betreuung<br />

<strong>und</strong> Versorgung in Wandlitz.<br />

In <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz selbst war <strong>de</strong>r Wohnbereich<br />

<strong>de</strong>r Funktionäre, <strong>de</strong>r sog. Innenring, vom<br />

Dienstleistungsteil, <strong>de</strong>m sog. Außenring, wo die Fahrer,<br />

Betreuer <strong>und</strong> Dienstleistungskräfte wohnten,<br />

durch eine Mauer getrennt. Neben technischen Sicherungseinrichtungen<br />

versahen auf Doppelposten<br />

Angehörige <strong>de</strong>s Wachregiments Feliks Dzierzynski<br />

<strong>de</strong>s MfS ihren regelmäßigen Sicherungsdienst. Im<br />

sog. Innenring befan<strong>de</strong>n sich mehr als zwanzig<br />

-<br />

Wohnhäuser, die von Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s ehemaligen Politbüros<br />

bewohnt wur<strong>de</strong>n. Zur Wohnsiedlung zählten<br />

eine Reihe von Dienstleistungseinrichtungen <strong>und</strong><br />

zwar eine Schwimmhalle, ein Kinosaal, medizinische<br />

Einrichtungen, ein Funktionärsclub <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

eine Verkaufsstelle. Den Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> Kandidaten<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> ihren Familien stan<strong>de</strong>n ferner ein<br />

Fuhrpark <strong>und</strong> eine Tankstelle zur Verfügung, die sie<br />

bis 1988 kostenlos benutzen konnten. Seit 1988 wur<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>n außerhalb <strong>de</strong>s Innenrings von Wandlitz leben<strong>de</strong>n<br />

Parteiführern <strong>und</strong> Familienangehörigen die<br />

Tank- <strong>und</strong> Reparaturkosten in Rechnung gestellt<br />

(Dokument-Nr. 624-625).<br />

Durch die La<strong>de</strong>neinrichtung wie auch durch die gastronomischen<br />

Einrichtungen hatten die Bewohner<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung unbeschränkten Zugang zu Konsum-<br />

<strong>und</strong> Gebrauchsgütern, die sonst in <strong>de</strong>r DDR nur<br />

schwer o<strong>de</strong>r gar nicht zu erhalten waren. Die Warenbereitstellung<br />

wur<strong>de</strong> durch das 1965 gegrün<strong>de</strong>te Unternehmen<br />

Letex organisiert. Offiziell han<strong>de</strong>lte es sich<br />

bei Letex um ein staatliches Han<strong>de</strong>lsobjekt, nach internem<br />

Statut vom 20. Dezember 1965 (Dokument-Nr.<br />

626) war das Unternehmen aber <strong>de</strong>m MfS unterstellt<br />

<strong>und</strong> vollständig von ihm abhängig: „Das Han<strong>de</strong>lsobjekt<br />

ist <strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit unterstellt<br />

<strong>und</strong> ... an <strong>de</strong>n Haushalt <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Staatssicherheit angeschlossen (Dokument-Nr. 626).<br />

Alle Mitarbeiter von Letex waren Angehörige <strong>de</strong>s<br />

MfS, durften aber als solche nach außen nicht in Erscheinung<br />

treten (vgl. Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3920, S. 55.) Seit spätestens 1972 leistete <strong>de</strong>r


Bereich Kommerzielle Koordinierung einen wachsen<strong>de</strong>n<br />

Beitrag zur Versorgung <strong>de</strong>r Waldsiedlung <strong>und</strong> ihrer<br />

Bewohner mit westlichen Konsumgütern. Zu<strong>de</strong>m<br />

übernahm eine vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

organisierte Arbeitsgruppe Son<strong>de</strong>rbeschaffung<br />

die Aufgabe, westliche Waren <strong>und</strong> Konsumgüter, die<br />

über das Unternehmen Letex <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Lieferanten<br />

Asimex <strong>und</strong> Delta nicht zu erhalten waren, in kürzester<br />

Zeit zu beschaffen. Die Gruppe von mit Fahrzeugen<br />

ausgestatteten „Kurieren" o<strong>de</strong>r „Beschaffern"<br />

wur<strong>de</strong> von Sigrid Schalck-Golodkowski geleitet, <strong>de</strong>r<br />

Ehefrau Dr. Schalck-Golodkowskis, <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Der Umfang <strong>de</strong>s Personenkreises, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Genuß<br />

<strong>de</strong>r Wandlitzer Son<strong>de</strong>rversorgung kam, wuchs im<br />

Laufe <strong>de</strong>r Jahre. Alle Versuche, ihn einzuschränken,<br />

scheiterten. Nach einer von Dr. Schwertner im Ap ril<br />

1988 <strong>de</strong>m Minister für Staatssicherheit, Mielke, zur<br />

Vervollständigung übergebenen Liste war ein Kreis<br />

von über 150 „Repräsentanten" <strong>und</strong> 227 Angestellten<br />

<strong>de</strong>s MfS berechtigt, sich in <strong>de</strong>r Wandlitzer Verkaufseinrichtung<br />

zu versorgen (Dokument-Nr. 627). Im<br />

September 1988 beklagte <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r HA PS, Generalleutnant<br />

Günter Wolf, in einem Schreiben an <strong>de</strong>n<br />

Minister <strong>de</strong>r Staatssicherheit E rich Mielke die<br />

„wachsen<strong>de</strong> Zahl <strong>de</strong>s zu versorgen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> zu betreuen<strong>de</strong>n<br />

Personenkreises" sowie die „gestiegene<br />

Nutzung <strong>de</strong>r Einrichtungen <strong>de</strong>s Objektes Waldsiedlung<br />

durch weitere Verwandte <strong>und</strong> Bekannte" . (Dokument-Nr.<br />

628) Auch zahlreiche Personen außerhalb<br />

<strong>de</strong>r Nomenklatur wur<strong>de</strong>n mitversorgt (Dokument-Nr.<br />

629-630). Von Wandlitz aus wur<strong>de</strong>n ferner <strong>de</strong>r Amtssitz<br />

<strong>de</strong>s Staatsrates <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 15 Freizeitobjekte <strong>de</strong>r<br />

Partei- <strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r DDR mit Nahrungs<strong>und</strong><br />

Genußmitteln, mit Konsum- <strong>und</strong> Verbrauchsgütern<br />

mitversorgt.<br />

2. Rolle <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Bis zu Beginn <strong>de</strong>r 70er Jahre wur<strong>de</strong>n die La<strong>de</strong>neinrichtung<br />

<strong>und</strong> die verschie<strong>de</strong>nen gastronomischen<br />

Einrichtungen in Wandlitz über die in <strong>de</strong>r DDR hergestellten<br />

Nahrungsmittel, Konsum- <strong>und</strong> Gebrauchsgüter<br />

hinaus auch mit sog. AZKW-Waren versorgt, also<br />

mit Waren, die im Päckchen- <strong>und</strong> Paketverkehr mit<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland durch das Amt für<br />

Zoll <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s Warenverkehrs (AZKW) bzw.<br />

die Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR beschlagnahmt wor<strong>de</strong>n<br />

waren. Der Leiter <strong>de</strong>r HA PS <strong>de</strong>s MfS, Günter Wolf,<br />

sagte am 14. Februar 1990 gegenüber <strong>de</strong>m Militärstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR aus: „Als ich 1964 in die Hauptabteilung<br />

Personenschutz kam, war es bereits üblich,<br />

daß in <strong>de</strong>r Waldsiedlung NSW-Artikel verkauft wur<strong>de</strong>n,<br />

die vom AZKW (Amt für Zoll <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s<br />

Warenverkehrs) kamen. Mit <strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsunternehmens<br />

'LETEX' gehörte es zu <strong>de</strong>ren Aufgabe,<br />

diese Waren vom AZKW heranzuschaffen." Die<br />

Waren, vor allem Lebens- <strong>und</strong> Genußmittel sowie<br />

Textilien, wur<strong>de</strong>n für Wandlitz vom Zollager in Berlin-<br />

Rummelsburg zur Verfügung gestellt. (Anmerkung:<br />

Im Jahre 1961 soll Honecker, damals als Sicherheitssekretär<br />

<strong>de</strong>s ZK, angeordnet haben, alle von <strong>de</strong>r Zollverwaltung<br />

<strong>de</strong>r DDR beschlagnahmten <strong>und</strong> eingezo<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

genen Konsumartikel nach Wandlitz zu verbringen<br />

<strong>und</strong> hier für einen symbolischen Preis anzubieten.<br />

(Vgl. Peter Przybylski: Tatort Politbüro. Die Akte Honecker,<br />

Reinbeck bei Hamburg 1992, S.150, ohne<br />

Quellenangabe.)<br />

Im Gefolge <strong>de</strong>r Aufnahme <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen<br />

Verhandlungen im Jahre 1971 mußte diese Praxis eingestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Nach b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Beobachtung<br />

ging die Zahl <strong>de</strong>r beschlagnahmten Pakete von<br />

96.000 im Jahre 1970 auf 54.000 im Jahre 1971 <strong>und</strong><br />

31.000 im Jahre 1972 zurück. Den wachsen<strong>de</strong>n Bedarf<br />

an westlichen Nahrungsmitteln <strong>und</strong> Konsumgütern in<br />

Wandlitz versuchten daraufhin die MfS-Mitarbeiter,<br />

die für die Verwaltung <strong>de</strong>r Politbürosiedlung verantwortlich<br />

waren, an<strong>de</strong>rweitig zu <strong>de</strong>cken. Versuche,<br />

das Angebot mit Waren aus <strong>de</strong>r DDR-Produktion zu<br />

erweitern, scheiterten an <strong>de</strong>r Kritik <strong>de</strong>r Wandlitz-Bewohner.<br />

Daraufhin übernahm im Laufe <strong>de</strong>s Jahres<br />

1972 schließlich <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die Aufgabe, <strong>de</strong>n Dienstleistungskomplex<br />

Wandlitz mit westlichen Nahrungsmitteln <strong>und</strong> Konsumgütern<br />

zu versorgen. (vgl. Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 39, S. 395.)<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat bei seiner Befragung<br />

durch <strong>de</strong>n BND je<strong>de</strong> „sachliche <strong>und</strong> inhaltliche Verantwortung"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

für die Privilegien in Wandlitz bestritten, die<br />

über die Finanzierung <strong>de</strong>r Valutaimporte, er nennt es<br />

„Zwischenfinanzierung", von jährlich vier Mio. DM<br />

für die Jahre 1980 bis 1984 <strong>und</strong> von sechs Mio. DM für<br />

die Jahre 1985 bis 1989 hinausging. Nach seiner Darstellung<br />

war <strong>de</strong>r ehemalige Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

„ausschließlich für die Finanzierung <strong>de</strong>r<br />

Valutaimporte" von Letex zuständig - <strong>und</strong> nahm darüber<br />

hinaus „keinerlei weitere sachliche <strong>und</strong> inhaltliche<br />

Verantwortung" wahr. Der Bereich habe we<strong>de</strong>r<br />

auf das gehan<strong>de</strong>lte Sortiment Einfluß genommen<br />

noch auf die Preisbildung für die importierten Waren.<br />

Den Gr<strong>und</strong>satzauftrag zur Finanzierung <strong>de</strong>r Valutaimporte<br />

habe er mündlich von Dr. Mittag <strong>und</strong> Mielke<br />

erhalten. Die organisatorische <strong>und</strong> finanztechnische<br />

Abwicklung habe er seinem Stellvertreter, Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l, übertragen (Dokument-Nr. 631). Aber bei dieser<br />

Finanzierung <strong>de</strong>r Importe für Wandlitz han<strong>de</strong>lte es<br />

sich keineswegs nur um einen rein „finanztechnischen<br />

Vorgang" . Die angebliche „Zwischenfinanzierung"<br />

stellte in Wirklichkeit eine vollständige Finanzierung<br />

<strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r Wandlitz-Bewohner<br />

mit Westimporten aus <strong>de</strong>n knappen Devisenfonds <strong>de</strong>s<br />

Staates dar. Während alle übrigen DDR-Bürger die<br />

begehrten Westwaren höchstens im Intershop-Han<strong>de</strong>l<br />

nur gegen harte Devisen kaufen konnten, konnte<br />

die Politprominenz <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> ihre Angehörigen,<br />

ein Personenkreis von min<strong>de</strong>stens 260 Personen, die<br />

vom Bereich Kommerzielle Koordinierung finanzierten<br />

Importwaren in Wandlitz gegen Mark <strong>de</strong>r DDR erstehen,<br />

wobei die Preise in Mark <strong>de</strong>r DDR auch nicht<br />

annährend <strong>de</strong>m realen Valutaaufwand entsprachen.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung leistete<br />

aber auch einen wichtigen Beitrag zur Schaffung einer<br />

Infrastruktur <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rversorgung. Der Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung unterhielt allein zwei<br />

Kuriergruppen, um je<strong>de</strong>rzeit auch die ausgefallensten<br />

Son<strong>de</strong>rwünsche <strong>de</strong>r Politprominenz befriedigen zu<br />

können. Zu<strong>de</strong>m nahm man seitens <strong>de</strong>s Bereichs Ein-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

fluß auf die Versorgung in Wandlitz; Frau Schalck-Golodkowski,<br />

Leiterin einer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Kurier- <strong>und</strong> Beschaffergruppen,<br />

<strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l, Leiter <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> Stellvertreter Dr. Schalck-Golodkowskis,<br />

kümmerten sich selbst mehrfach um die bessere Ausstattung<br />

<strong>de</strong>r La<strong>de</strong>neinrichtung <strong>und</strong> um die Vervollständigung<br />

<strong>de</strong>s Warenangebots in Wandlitz.<br />

a) Beschaffung <strong>de</strong>r Waren<br />

Wie aus einem Schreiben <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r HA PS an<br />

<strong>de</strong>n Minister für Staatssicherheit Mielke vom 11. Mai<br />

1972 hervorgeht, verzeichnete man in Wandlitz „seit<br />

Jahresbeginn 1972" einen ständigen „Rückgang <strong>de</strong>r<br />

AZKW-Ware" <strong>und</strong> seit En<strong>de</strong> März 1972 sogar „ein<br />

völliges Ausbleiben dieser Ware wegen vorübergehen<strong>de</strong>r<br />

Schließung <strong>de</strong>s AZKW-Lagers" . Wie Günter<br />

Wolf damals Mielke berichtete, wünschte <strong>de</strong>r zu<br />

„versorgen<strong>de</strong> Personenkreis ... jedoch, daß diese Waren,<br />

die bisher aus <strong>de</strong>m AZKW-Lager bezogen wur<strong>de</strong>n,<br />

weiterhin angeboten wer<strong>de</strong>n" sollten. Wolf erwog<br />

<strong>de</strong>shalb gegenüber Mielke die Möglichkeit, „die<br />

gesamte Valuta-Finanzierung (jährlich ca. 600.000<br />

DM) " durch das MfS zu übernehmen, wodurch zugleich<br />

die Preise gesenkt wer<strong>de</strong>n könnten, da <strong>de</strong>r<br />

Preisbestimmung dann ein Währungsverhältnis von<br />

1 : 1 zugr<strong>und</strong>e gelegt wer<strong>de</strong>n könnte (Dokument-Nr.<br />

632). Für Dezember 1972 ist erstmals eine Anweisung<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung überliefert, für die Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Politbürosiedlung Devisen zur Verfügung zu stellen.<br />

Am 13. Dezember 1972 wies Dr. Schalck-Golodkowski<br />

seinen Stellvertreter Manfred Sei<strong>de</strong>l an: „Zur<br />

Sicherung <strong>de</strong>r kontinuierlichen Versorgung <strong>de</strong>s Bedarfs<br />

von 'LETEX' haben Sie jährlich bis zu 1,0 Mio.<br />

VM auf Anfor<strong>de</strong>rung bereitzustellen. Als Finanzierungsquelle<br />

wer<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rgeschäfte über das Son<strong>de</strong>rkonto<br />

528 eingesetzt." (vgl. Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 39, S. 395) Der<br />

Umfang <strong>de</strong>r Valutamittel, <strong>de</strong>r für die Versorgung von<br />

Wandlitz mit westlichen Konsumgütern aufgewen<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>, war zu Beginn <strong>de</strong>r 70er Jahre noch relativ gering.<br />

Im August 1979 for<strong>de</strong>rten Letex <strong>und</strong> die HA PS<br />

<strong>de</strong>s MfS über die bis dahin jährlich bereitgestellte<br />

Summe von einer Million VM hinaus die Überweisung<br />

von weiteren 500.000 VM (Dokument-Nr. 633).<br />

Seit 1979 erhöhte sich <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r für die Versorgung<br />

von Wandlitz eingesetzten Finanzmittel ständig.<br />

Brunhil<strong>de</strong> Stöckel, die seit 1962 in <strong>de</strong>r Buchhaltung<br />

von Wandlitz beschäftigt war, berichtete gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Militäroberstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR am 26. Ap ril<br />

1990: „Meiner Erinnerung nach begann <strong>de</strong>r große<br />

Einstieg in die Son<strong>de</strong>rimporte anstelle <strong>de</strong>r bis dahin<br />

üblichen Versorgung mit DDR-Produktion für die<br />

ehemals führen<strong>de</strong>n Repräsentanten <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Familienangehörige<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre. Genau kann ich<br />

diesen Zeitpunkt nicht bestimmen. ... Wenn ich hier<br />

von <strong>de</strong>m großen Einstieg in die Son<strong>de</strong>rimporte spreche,<br />

so will ich damit sagen, daß es auch schon vorher<br />

Son<strong>de</strong>rimporte für die Repräsentantenversorgung in<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz gegeben hat. Aber das<br />

waren Einzelerscheinungen von einem verhältnismäßig<br />

unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Größenumfang."<br />

Den wachsen<strong>de</strong>n Bedarf an Nahrungsmitteln, an<br />

Konsum- <strong>und</strong> Verbrauchsgütern aus <strong>de</strong>m Westen<br />

(Dokument-Nr. 634) versuchte das Unternehmen,<br />

<strong>de</strong>ssen sämtliche Angestellte Mitarbeiter <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit waren, spätestens seit En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r 70er Jahre durch Importe zu <strong>de</strong>cken, die von Unternehmen<br />

durchgeführt wur<strong>de</strong>n, die wirtschaftlich<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung unterstan<strong>de</strong>n.<br />

Über das Unternehmen Delta wur<strong>de</strong>n Textilien,<br />

Schmuck, Schuh- <strong>und</strong> Le<strong>de</strong>rwaren, Haushaltsartikel<br />

sowie Nahrungs- <strong>und</strong> Genußmittel beschafft. Die Asimex<br />

versorgte Wandlitz mit Lebensmitteln, Textilien<br />

<strong>und</strong> Geschenkartikeln für Festtagsangebote. Entsprechend<br />

<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen von Letex nahmen die Delta<br />

<strong>und</strong> Asimex Kontakt zu westlichen Unternehmen<br />

auf. Die Vertreter von Letex konnten dann direkt mit<br />

<strong>de</strong>n Lieferanten in Verbindung treten <strong>und</strong> die Waren<br />

aussuchen <strong>und</strong> bestellen. Die notwendigen Verträge<br />

schlossen allerdings Asimex o<strong>de</strong>r Delta ab; sie führten<br />

auch die Lieferung an Letex durch. Die 1982 auf eine<br />

Initiative von Manfred Sei<strong>de</strong>l gegrün<strong>de</strong>te Delta<br />

GmbH hatte neben <strong>de</strong>m Import von Han<strong>de</strong>lswaren<br />

für Letex auch <strong>de</strong>n Absatz von Waren <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong><br />

Antiquitäten GmbH in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> im westlichen Ausland zur Aufgabe. Vor<br />

Gründung <strong>de</strong>r Delta GmbH war Letex durch die Berliner<br />

Import-Export-Gesellschaft mbH (BIEG) beliefert<br />

wor<strong>de</strong>n. Während ihrer gesamten Geschäftstätigkeit<br />

arbeitete die Delta GmbH ohne Rechnungswesen <strong>und</strong><br />

Kontoführung. (Vgl. Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3920, S. 27.) Die Asimex Import-Export-Agentur<br />

war <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS zugeordnet <strong>und</strong> versorgte<br />

neben Wandlitz auch an<strong>de</strong>re sog. Son<strong>de</strong>rbedarfsträger<br />

wie Versina, Interhotels <strong>und</strong> Schiffe. (Vgl. Zweiter<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3920, S. 21.) Für Einzelbeschaffungen<br />

aufgr<strong>und</strong> von 'Son<strong>de</strong>rwünschen'<br />

nahm Letex die von Frau Schalck-Golodkowski geleitete<br />

Kuriergruppe in Anspruch. Die Arbeitsgruppe<br />

Son<strong>de</strong>rbeschaffung o<strong>de</strong>r Schlegelstraße, wie diese<br />

Kuriergruppe auch genannt wur<strong>de</strong>, beschaffte Waren<br />

kurzfristig, teilweise innerhalb von St<strong>und</strong>en, aus Berlin<br />

(West) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esgebiet. Die so beschafften<br />

Waren wur<strong>de</strong>n anschließend <strong>de</strong>n Beauftragten von<br />

Letex in <strong>de</strong>r Regel direkt übergeben <strong>und</strong> nach Wandlitz<br />

gebracht.<br />

b) Finanzierung <strong>de</strong>r Waren<br />

Die Versorgung <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz mit Importen<br />

aus <strong>de</strong>m Westen wur<strong>de</strong> seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre<br />

in wachsen<strong>de</strong>m Umfang aus Valutamitteln finanziert,<br />

die <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung bereitstellte.<br />

Die zunächst beschei<strong>de</strong>n anmuten<strong>de</strong>n Devisenbeträge,<br />

die für diese Son<strong>de</strong>rversorgung verausgabt<br />

wur<strong>de</strong>n, erhöhten sich im Laufe <strong>de</strong>r Jahre erheblich.<br />

Wur<strong>de</strong>n 1972 bis 1978 jährlich nur r<strong>und</strong> ein bis<br />

zwei Mio. DM aufgewandt, so waren es seit Beginn<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre jährlich über drei bis vier, schließlich<br />

über sechs Mio. DM allein für die Belieferung <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>neinrichtung<br />

in Wandlitz mit westlichen Konsumgütern.<br />

Insgesamt stellte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung von 1980 bis 1989 r<strong>und</strong> 62,8 Mio. DM<br />

für die Son<strong>de</strong>rversorgung in Wandlitz bereit. Davon<br />

kamen Waren im Wert von 20,3 Mio. DM, die in<br />

Wandlitz nicht verkauft wer<strong>de</strong>n konnten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verwaltung<br />

Rückwärtige Dienste <strong>de</strong>s MfS zur Verfügung<br />

gestellt wur<strong>de</strong>n, hohen Staatssicherheits-Offizieren<br />

zugute. Über die 62,8 Mio. DM hinaus wur<strong>de</strong> eine


weitere Million DM im gleichen Zeitraum für die Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Inneneinrichtung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ausstattung<br />

<strong>de</strong>s La<strong>de</strong>ns in Wandlitz aufgewandt (Dokument-Nr.<br />

629). Nach Aussage von Gerd Schmidt, Oberst <strong>de</strong>s<br />

MfS <strong>und</strong> Verwaltungsleiter <strong>de</strong>r Politbürosiedlung, am<br />

22. Januar 1990 gegenüber <strong>de</strong>m Militärstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR hing <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong> Valutabedarf „mit <strong>de</strong>n<br />

zunehmen<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rwünschen <strong>de</strong>r Repräsentanten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zunahme <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Familienmitglie<strong>de</strong>r<br />

zusammen" . Die Kosten für Instandhaltung <strong>und</strong> Verwaltung<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung wur<strong>de</strong>n genauso wie die<br />

Personalkosten direkt aus <strong>de</strong>m Etat <strong>de</strong>s MfS ge<strong>de</strong>ckt.<br />

Die von Letex angefor<strong>de</strong>rten Warenimporte, die<br />

durch die Delta <strong>und</strong> Asimex getätigt wur<strong>de</strong>n, konnten<br />

nicht aus <strong>de</strong>m Verkauf <strong>de</strong>r Waren in Wandlitz finanziert<br />

wer<strong>de</strong>n. Die für die Westwaren angesetzten Verkaufspreise<br />

waren dafür zu niedrig <strong>und</strong> brauchten zu<strong>de</strong>m<br />

nur in Mark <strong>de</strong>r DDR beglichen zu wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

635). Nach Ermittlungen <strong>de</strong>r Militär- <strong>und</strong><br />

Generalstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin wur<strong>de</strong>n wesentliche<br />

in <strong>de</strong>r DDR gültige Bestimmungen über die<br />

Festsetzung von Preisen für Importwaren verletzt.<br />

We<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n die jeweils gelten<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsspannen<br />

korrekt einberechnet, noch wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

Währungsunterschie<strong>de</strong>n zwischen DM <strong>und</strong><br />

Mark <strong>de</strong>r DDR Rechnung getragen. 1988/89 ging die<br />

DDR intern von einer Währungsrelation von 1 DM zu<br />

4,4 Mark <strong>de</strong>r DDR aus. An die allgemein in <strong>de</strong>r DDR<br />

gültige Umrechnungspraxis für aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m westlichen Ausland importierte<br />

Ware hielt sich Letex nicht (Dokument-Nr. 636).<br />

Beispielsweise wur<strong>de</strong>n Vi<strong>de</strong>okameras, die Letex in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik 1988/89 für durchschnittlich<br />

1.994 DM pro Gerät einkaufte, in Wandlitz für durchschnittlich<br />

3.666 Mark <strong>de</strong>r DDR pro Gerät (also mit einem<br />

Aufschlag von nur 83 Prozent) weitergegeben.<br />

Nach <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR üblichen Preisbildungsrichtlinien<br />

für phono- <strong>und</strong> phototechnische Erzeugnisse<br />

hätten sie für min<strong>de</strong>stens 15.000 Mark <strong>de</strong>r DDR pro<br />

Kamera verkauft wer<strong>de</strong>n müssen. Gleichzeitig ist zu<br />

berücksichtigen, daß we<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>okameras noch<br />

Farbfernsehgeräte aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m westlichen Ausland im Binnenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r DDR normalerweise erhältlich waren.<br />

Eine systematische Aufarbeitung <strong>und</strong> Auswertung aller<br />

Importrechnungen <strong>de</strong>s MAH/Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung sowie <strong>de</strong>r Unternehmen Delta<br />

GmbH <strong>und</strong> Asimex an das Staatliche Han<strong>de</strong>lsobjekt<br />

Letex ergab, daß durch die letztlich „rot" kalkulierten<br />

Verkaufspreise die Partei- <strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r<br />

DDR in erheblichem Umfang subventioniert wur<strong>de</strong>.<br />

Die Militär- <strong>und</strong> Generalstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR<br />

schätzte <strong>de</strong>n dadurch entstan<strong>de</strong>nen 'volkswirtschaftlichen<br />

Verlust' für die Jahre 1984 bis 1989 auf über<br />

100 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR. Den 'volkswirtschaftlichen<br />

Verlust' errechnete sie dabei aus <strong>de</strong>r Differenz von<br />

tatsächlich erlösten Preisen (Umsatz) <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Preisen,<br />

die bei korrekter Preisbildung zu erzielen gewesen<br />

wären.<br />

Die importierten Westwaren konnte die Politelite aufgr<strong>und</strong><br />

dieser Umrechnungspraxis in Wandlitz aber<br />

nicht nur in Mark <strong>de</strong>r DDR kaufen, was gegenüber allen<br />

übrigen DDR-Bürgern ein kaum zu unterschät-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

zen<strong>de</strong>s Privileg darstellte, son<strong>de</strong>rn sie konnte sie häufig<br />

sogar noch zu günstigeren Preisen einkaufen als<br />

die Waren, die aus <strong>de</strong>r DDR selbst kamen. Dies hatte<br />

zur Folge, daß in <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>neinrichtung im sog. Innenring<br />

vor allem West- <strong>und</strong> kaum DDR-Waren gekauft<br />

wur<strong>de</strong>n. Die von Letex beschafften DDR-Waren wur<strong>de</strong>n<br />

hauptsächlich im La<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s sog. Außenringes<br />

verkauft, also an die Beschäftigten <strong>de</strong>s Versorgungskomplexes.<br />

Alle Valutamittel für die Son<strong>de</strong>rimporte <strong>de</strong>r sog. MfS<br />

Firma Letex stellte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bereit. Während die Asimex <strong>und</strong> die Arbeitsgruppe<br />

Son<strong>de</strong>rbeschaffung bzw. die Beschaffergruppe<br />

Schlegelstraße unter Leitung von Sig rid Schalck-<br />

Golodkowski Rechnung gegenüber <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

Letex legten, bestan<strong>de</strong>n zwischen Letex <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Unternehmen Delta GmbH keine finanziellen<br />

Beziehungen. Die Warenimporte <strong>de</strong>r Delta GmbH,<br />

die mit Abstand <strong>de</strong>n größten Importeur für das Unternehmen<br />

Letex darstellte, wur<strong>de</strong>n durch direkte Überweisungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

an die Delta finanziert. Die Valutamittel, die die Letex<br />

zur Begleichung <strong>de</strong>r Rechnungen <strong>de</strong>r Asimex <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppe Schlegelstraße benötigte, erhielt sie<br />

zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n 80er Jahren aus <strong>de</strong>n Erlösen für Warenlieferungen<br />

an die Verwaltung Rückwärtige Dienste<br />

(VRD) <strong>de</strong>s MfS, wohin die Waren geliefert wur<strong>de</strong>n,<br />

die man in Wandlitz nicht hatte verkaufen können.<br />

Die Erlöse aus <strong>de</strong>n sog. „Rücklieferungen" an die<br />

Verwaltung Rückwärtige Dienste <strong>de</strong>s MfS, die in Berlin<br />

für führen<strong>de</strong> Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS einen Son<strong>de</strong>rverkaufsla<strong>de</strong>n<br />

unterhielt, wur<strong>de</strong>n in Devisen auf ein Konto<br />

<strong>de</strong>r Letex beglichen. Diese Devisen stammten aus<br />

Fonds <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit -<br />

<strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n<br />

von Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>de</strong>m Konto 0528 entnommen.<br />

Auch in <strong>de</strong>m MfS-Son<strong>de</strong>rla<strong>de</strong>n bezahlten die K<strong>und</strong>en<br />

wie in Wandlitz nur in Mark <strong>de</strong>r DDR.<br />

Die Son<strong>de</strong>rversorgung mit Westprodukten in Wandlitz<br />

finanzierte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

in <strong>de</strong>r Regel aus <strong>de</strong>n Guthaben <strong>de</strong>s Kontos 0528.<br />

Das Konto 0528 wur<strong>de</strong> von Manfred Sei<strong>de</strong>l geführt,<br />

<strong>de</strong>r von Dr. Schalck-Golodkowski mit <strong>de</strong>r Durchführung<br />

<strong>de</strong>r Valutaüberweisungen für die Wandlitz-Versorgung<br />

beauftragt war. Gespeist wur<strong>de</strong> das Konto<br />

durch „Geheimabführungen" <strong>de</strong>r sog. Vertreterfirmen<br />

BERAG <strong>und</strong> Forgber, durch Abführungen ausländischer<br />

Unternehmen, aber auch teilweise durch<br />

Mittel aus <strong>de</strong>n Kirchengeschäften „A" mit <strong>de</strong>r evangelischen<br />

Kirche <strong>und</strong> „C" mit <strong>de</strong>r katholischen Kirche<br />

in Höhe von vier bzw. drei Mio. DM jährlich. Das Gesamtvolumen<br />

<strong>de</strong>r Einnahmen <strong>de</strong>s Kontos betrug jährlich<br />

zwischen 35 Mio. <strong>und</strong> 40 Mio. DM bzw. VE. Über<br />

das Konto 0528 lief ein Großteil <strong>de</strong>r finanziellen<br />

Transaktionen mit Devisen aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s MfS<br />

bzw. für das MfS, <strong>de</strong>shalb bezeichnete Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

das Konto 0528, wie er in einer Vernehmung<br />

durch <strong>de</strong>n Militäroberstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR am 10.<br />

Januar 1990 ausführte, „immer als 'Mielke-Konto' " .<br />

Vom „rechtlichen Standpunkt " aus gesehen han<strong>de</strong>lte<br />

es sich - nach Sei<strong>de</strong>l - jedoch um ein Konto <strong>de</strong>s MAH,<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung. Auch die Barkasse,<br />

die Manfred Sei<strong>de</strong>l unterhielt, um die Beschaffungen<br />

<strong>de</strong>r Kuriere von Schalck-Golodkowski zu bezahlen,<br />

wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Konto 0528 gespeist.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

c) Arbeitsgruppe Son<strong>de</strong>rbeschaffung<br />

Die Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

erschöpfte sich keineswegs nur in <strong>de</strong>r Finanzierung<br />

<strong>de</strong>r Valutaimporte <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Warenbeschaffung durch<br />

die <strong>de</strong>m Bereich unterstellten Unternehmen Delta<br />

<strong>und</strong> Asimex. Eine ganz beson<strong>de</strong>re Rolle spielten zwei<br />

Kurier- o<strong>de</strong>r Beschaffergruppen, die <strong>de</strong>r Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung unterhielt, um spezielle<br />

'Einzelbestellungen', 'Einzelbeschaffungen' o<strong>de</strong>r<br />

'Son<strong>de</strong>rbeschaffungen' durchführen zu können. Die<br />

eine Gruppe von Kurieren, die sog. Croy-Gruppe, wie<br />

sie nach einem <strong>de</strong>r Mitarbeiter genannt wur<strong>de</strong>, war<br />

Dr. Schalck-Golodkowski direkt zugeordnet <strong>und</strong> erhielt<br />

je<strong>de</strong>n Morgen von ihm ihre Aufträge. Sie war<br />

hauptsächlich für die Personen Honecker, Dr. Mittag<br />

<strong>und</strong> Mielke tätig. Die an<strong>de</strong>re Gruppe unterstand <strong>de</strong>r<br />

Ehefrau Dr. Schalck-Golodkowskis, Sigrid Schalck-<br />

Golodkowski, die im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die Funktion einer Abteilungsleiterin innehatte,<br />

aber ausschließlich durch das Ministerium für<br />

Staatssicherheit entlohnt wur<strong>de</strong>. Aufgabe <strong>de</strong>r von<br />

Frau Schalck-Golodkowski geleiteten Kuriergruppe<br />

war es, westliche Konsumgüter für die Bewohner <strong>de</strong>r<br />

Waldsiedlung Wandlitz zu beschaffen, wenn diese in<br />

<strong>de</strong>r dortigen Verkaufseinrichtung nicht im Sortiment<br />

geführt wur<strong>de</strong>n. Die Gruppe führte ganz konkrete<br />

Einzelbeschaffungen durch, wobei die Bestellungen<br />

von <strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>r Verkaufseinrichtung an die<br />

Arbeitsgruppe weitergeleitet wur<strong>de</strong>n. Die Kuriere besorgten<br />

dann im Auftrag von Sigrid Schalck-Golodkowski<br />

die gewünschten Waren gegen DM in Berlin<br />

(West). Teilweise fuhr Sigrid Schalck-Golodkowski<br />

auch selbst nach Berlin (West) <strong>und</strong> kaufte Waren ein.<br />

Die so vor allem in Berlin (West) beschafften Waren<br />

wur<strong>de</strong>n dann durch Mitarbeiter <strong>de</strong>r Abt. V <strong>de</strong>r HA PS<br />

im Büro in <strong>de</strong>r Schlegelstraße abgeholt <strong>und</strong> in die<br />

Siedlung Wandlitz an die Besteller direkt ausgeliefert.<br />

Andreas Niepel, zeitweise Ausfahrer für Letex, beschrieb<br />

<strong>de</strong>m Militäroberstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR am 12.<br />

Dezember 1989, wie diese Auslieferung vor sich ging:<br />

Er mußte „bestellte o<strong>de</strong>r eingekaufte Waren, die in<br />

Containern verpackt waren, zu <strong>de</strong>n Häusern [im Innenring]<br />

bringen. Die Container waren numeriert, die<br />

Nummer stimmte jeweils mit <strong>de</strong>r Hausnummer überein.<br />

Die Bestellung <strong>de</strong>r Waren wur<strong>de</strong> telefonisch o<strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>r Verkaufsstelle vorgenommen". Für die Bezahlung<br />

<strong>de</strong>r von Kurieren besorgten Waren stand Sigrid<br />

Schalck-Golodkowski eine Bargeldkasse zur Verfügung,<br />

die wie<strong>de</strong>rum aus einer von Manfred Sei<strong>de</strong>l geführten<br />

Bargeldkasse zum Konto 0528 gespeist wur<strong>de</strong>.<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski unterstand Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>m Leiter HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung. Allein 1989 wandte die Kuriergruppe<br />

r<strong>und</strong> 480.000 DM für die Warenbeschaffung auf, die<br />

'K<strong>und</strong>en' mußten wie<strong>de</strong> rum nur in Mark <strong>de</strong>r DDR bezahlen.<br />

Die Preisbildung erfolgte wie bei <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

La<strong>de</strong>neinrichtung verkauften Ware unter Umgehung<br />

<strong>de</strong>r sonst in <strong>de</strong>r DDR üblichen Umrechnungspraxis.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung, insbeson<strong>de</strong>re<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l als Stellvertreter Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

<strong>und</strong> Frau Sigrid Schalck-Golodkowski,<br />

kümmerte sich auch sehr intensiv um die Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Verkaufseinrichtung in Wandlitz selbst. Als<br />

im Frühjahr 1979 eine Kommission eingesetzt wur<strong>de</strong>,<br />

die die Art <strong>und</strong> Weise <strong>de</strong>r Versorgung in Wandlitz prü<br />

fen sollte, gehörten ihr selbstverständlich Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Sigrid Schalck-Golodkowski an. Sei<strong>de</strong>l<br />

stellte <strong>de</strong>r HA PS „Prospekte <strong>und</strong> Kataloge" zur Verfügung,<br />

damit die Verantwortlichen in Wandlitz sich<br />

die Verkaufsstellenausstattung, die Kühleinrichtungen<br />

<strong>und</strong> das Dekorations- <strong>und</strong> Reklamematerial aussuchen<br />

konnten. Die ausgewählten Ausstattungsgegenstän<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong>n dann im Laufe <strong>de</strong>s Jahres 1979 <strong>de</strong>r<br />

Verwaltung von Wandlitz „kostenlos" geliefert. Das<br />

Niveau <strong>de</strong>r Versorgung wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Folgezeit be<strong>de</strong>utend<br />

erhöht (Dokument-Nr. 633). Nach Aussage von<br />

Günter Wolf, Leiter <strong>de</strong>r HA PS, gegenüber <strong>de</strong>m Militäroberstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR am 2. März 1990 hatte<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski gemeinsam mit Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l bereits „einmal 1974 eine Begehung <strong>de</strong>s La<strong>de</strong>nkombinates<br />

" durchgeführt: „An dieser Begehung<br />

habe ich jedoch nicht teilgenommen. In <strong>de</strong>r Folge dieser<br />

Begehung wur<strong>de</strong> damals durch Sei<strong>de</strong>l entschie<strong>de</strong>n,<br />

daß das La<strong>de</strong>nkombinat eine völlig neue La<strong>de</strong>nausstattung<br />

erhält <strong>und</strong> daß es ein verbessertes Importwarenangebot<br />

zu geben hat." Gerd Schmidt, Leiter<br />

<strong>de</strong>r Abt. V in <strong>de</strong>r Hauptabteilung Personenschutz <strong>de</strong>s<br />

MfS <strong>und</strong> damit für die Verwaltung <strong>de</strong>r Waldsiedlung<br />

verantwortlich, hat <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß berichtet,<br />

daß er in <strong>de</strong>r Regel alle zwei Monate mit<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l als Vertretern<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung Absprachen<br />

traf.<br />

3. Wandlitz <strong>und</strong> das MfS<br />

Die Verwaltung <strong>und</strong> die militärische Sicherung <strong>de</strong>r<br />

Wohnsiedlung <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Versorgungskomplexes<br />

Wandlitz fiel in <strong>de</strong>n Aufgabenbereich <strong>de</strong>s Ministeri-<br />

-<br />

ums für Staatssicherheit. Eingesetzt waren in Wandlitz<br />

erstens das Wachregiment Feliks Dzierzynski <strong>und</strong><br />

zweitens die Hauptabteilung Personenschutz (HA PS)<br />

<strong>de</strong>s MfS. Das Wachregiment war eine Verfügungstruppe<br />

<strong>de</strong>s MfS, die - wie auch in Berlin (Ost) - in<br />

Wandlitz die Aufgabe <strong>de</strong>r militärischen Sicherung<br />

wahrnahm. Es war aber auch üblich, das Regiment zu<br />

Bau- <strong>und</strong> Reparaturmaßnahmen in <strong>de</strong>r Waldsiedlung<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>n sog. Freizeitobjekten einzusetzen.<br />

Die Hauptabteilung PS hatte <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />

Repräsentanten <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> ihrer ausländischen<br />

Gäste <strong>und</strong> damit auch <strong>de</strong>r Einrichtungen, in <strong>de</strong>nen<br />

sie sich aufhielten, zu gewährleisten. Die Gr<strong>und</strong>satzaufgaben<br />

dieser Hauptabteilung regelten die Befehle<br />

15/71 <strong>und</strong> 17/84 Erich Mielkes aus <strong>de</strong>n Jahren<br />

1971 bzw. 1984 sowie die Dienstanweisungen <strong>de</strong>s Leiters<br />

<strong>de</strong>r HA PS 11/72 <strong>und</strong> 5/87 aus <strong>de</strong>n Jahren 1972<br />

<strong>und</strong> 1987. Die HA PS hatte - entsprechend <strong>de</strong>r Befehle<br />

Mielkes - nicht nur <strong>de</strong>n „zuverlässigen Schutz<br />

<strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Repräsentanten" <strong>de</strong>r DDR „unter allen<br />

Lagebedingungen" zu sichern, son<strong>de</strong>rn auch ihre<br />

„optimale <strong>und</strong> niveauvolle Betreuung <strong>und</strong> Versorgung"<br />

zu gewährleisten. Zu letzterem rechnete Mielke<br />

auch eine „allseitige hygienische <strong>und</strong> antiepi<strong>de</strong>mische<br />

Absicherung <strong>de</strong>r Arbeits-, Wohn- <strong>und</strong> Freizeitobjekte<br />

sowie eine höchstmögliche zuverlässige <strong>und</strong><br />

sichere Funktion aller technischen Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsanlagen"<br />

. (Dokument-Nr. 637) Innerhalb <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung PS war die Abteilung II für die militärisch-operative<br />

Nahsicherung <strong>de</strong>r wichtigsten Gebäu<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung zuständig <strong>und</strong>


damit - ergänzend zu <strong>de</strong>n Schutzaufgaben <strong>de</strong>s Wachregiments<br />

<strong>de</strong>s MfS - auch für die Sicherung von<br />

Wandlitz. Der Abteilung V oblag die Verwaltung <strong>de</strong>r<br />

Waldsiedlung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r r<strong>und</strong> fünfzehn sog. Freizeitobjekte.<br />

Bei diesen „Freizeitobjekten" han<strong>de</strong>lte es sich<br />

meist um großzügig <strong>und</strong> landschaftlich sehr schön gelegene<br />

Anwesen, meist in <strong>de</strong>r Nähe von ausge<strong>de</strong>hnten<br />

Jagdgebieten. Von <strong>de</strong>r Abteilung VII wur<strong>de</strong>n die<br />

Begleiter <strong>und</strong> Fahrer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Repräsentanten<br />

<strong>und</strong> ausländischen Delegationen gestellt, wobei diese<br />

teilweise im Außenring in Wandlitz übernachteten.<br />

Die Mitarbeiter <strong>de</strong>r Abteilung V, die sich aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Berufsgruppen <strong>und</strong> Gewerken rekrutierten,<br />

hatten vor allem Verwaltungsaufgaben in<br />

Wandlitz <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Freizeitobjekten, sicherten die<br />

Verpflegung <strong>und</strong> Betreuung <strong>de</strong>r „Repräsentanten",<br />

hielten die Dienstleistungseinrichtungen aufrecht<br />

<strong>und</strong> führten in <strong>de</strong>r Regel die Reparatur- <strong>und</strong> Baumaßnahmen<br />

durch.<br />

Aufgabenstellung <strong>und</strong> Arbeitsablauf <strong>de</strong>r für die Verwaltung<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung zuständigen Abteilung V<br />

<strong>de</strong>r HA PS wur<strong>de</strong>n durch Anweisungen <strong>de</strong>s Leiters<br />

dieser Hauptabteilung von 1972 <strong>und</strong> 1987 im einzelnen<br />

geregelt. In <strong>de</strong>r „Dienstanweisung Nr. 11/72"<br />

wur<strong>de</strong> die Abteilung auf eine „umfassen<strong>de</strong> Versorgung<br />

<strong>und</strong> Betreuung <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Repräsentanten<br />

<strong>und</strong> ihrer Familienangehörigen" festgelegt, wobei jedoch<br />

nur relativ allgemein die Re<strong>de</strong> davon war, daß<br />

„alle Versorgungs- <strong>und</strong> Betreuungsmaßnahmen ...<br />

weitestgehend <strong>de</strong>n individuellen Bedürfnissen Rechnung"<br />

tragen sollten (Dokument-Nr. 638). In <strong>de</strong>r<br />

„Anweisung Nr. PS 5/87" verpflichtete <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r<br />

HA PS, Generalleutnant Günter Wolf, jedoch alle Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Verwaltung von Wandlitz darauf, „unter<br />

allen Lagebedingungen durch qualifiziertes, einfühlsames<br />

<strong>und</strong> gefühlvolles Han<strong>de</strong>ln das subjektive<br />

Wohlbefin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Repräsentanten ständig"<br />

zu gewährleisten (Dokument-Nr. 639). Wie Günter<br />

Wolf, Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung Personenschutz,<br />

am 14. Februar 1990 gegenüber <strong>de</strong>m Militäroberstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR ausführte, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Anweisung<br />

5/87 nur „fixiert, was bereits über Jahre Praxis<br />

war" . Gerd Schmidt, Leiter <strong>de</strong>r Abteilung V in <strong>de</strong>r HA<br />

PS <strong>und</strong> damit Verwaltungschef von Wandlitz, bezeugte<br />

am 22. Dezember 1989 gegenüber <strong>de</strong>m Militäroberstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR, daß <strong>de</strong>r ihm unterstellte<br />

Dienstbereich seine Aufgaben je<strong>de</strong>rzeit mit „hoher<br />

Qualität" realisieren mußte <strong>und</strong> die Wünsche <strong>de</strong>r<br />

SED-Spitzenfunktionäre strikt zu befolgen hatte.<br />

Die Dienstanweisung 11/72 erfuhr seit 1980 in <strong>de</strong>n<br />

Jahresarbeitsplänen <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r HA PS, Wolf,<br />

ständig Präzisierungen; die Berücksichtigung individueller<br />

Wünsche <strong>und</strong> ein 'einfühlsames' Verhalten<br />

wur<strong>de</strong>n gefor<strong>de</strong>rt. Entsprechend formulierte Gerd<br />

Schmidt im Juni 1987 gegenüber seinen Mitarbeitern<br />

als „zentrale Aufgabe" die „Verstärkung <strong>de</strong>s gefühlvollen<br />

Arbeitens <strong>und</strong> <strong>de</strong>s einfühlsamen Verhaltens",<br />

„auf Wünsche <strong>und</strong> Bemerkungen <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Repräsentanten"<br />

sei ein „sofortiges Reagieren ... zielgerichtet<br />

zu beachten" : „Es ist bei <strong>de</strong>r Betreuung <strong>und</strong><br />

Versorgung <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Repräsentanten mehr zu<br />

tun als nur das unbedingt notwendige ... " (Dokument-Nr.<br />

640). In <strong>de</strong>r Dienstanweisung <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r<br />

HA PS von 1987 wur<strong>de</strong>n die für Wandlitz zuständigen<br />

MfS-Mitarbeiter für „die Absicherung eines hoch<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

wertigen Angebotes an Nahrungs- <strong>und</strong> Genußmitteln,<br />

Textilien, kosmetischen Erzeugnissen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

Industriewaren aus <strong>de</strong>r Produktion <strong>de</strong>s Inlan<strong>de</strong>s<br />

<strong>und</strong> aus Importen sowie teilweise aus Eigenproduktion"<br />

verantwortlich gemacht: „Die Planung, Beschaffung<br />

<strong>und</strong> Bereitstellung dieser Waren ist durch das<br />

Staatliche Han<strong>de</strong>lsobjekt 'LETEX' abzusichern." Zugleich<br />

wur<strong>de</strong> erstmals die Praxis <strong>de</strong>r Valutafinanzierung<br />

schriftlich fixiert, die sich seit spätestens 1972<br />

eingespielt hatte: „Der Valutabedarf für Eigenimporte<br />

ist beim Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l, Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung jährlich zu planen."<br />

Sach- <strong>und</strong> Personalkosten, die zur Unterhaltung <strong>de</strong>r<br />

Politbürosiedlung anfielen, wur<strong>de</strong>n weitgehend aus<br />

<strong>de</strong>m Etat <strong>de</strong>s MfS ge<strong>de</strong>ckt. Für das Jahr 1990 war dafür<br />

ein Gesamtbetrag von 29,4 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR im<br />

Haushalt <strong>de</strong>s MfS bereitgestellt. Davon stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Abteilung V <strong>de</strong>r HA PS jährlich r<strong>und</strong> sechs Mio. Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR für die Verwaltung <strong>de</strong>r Waldsiedlung zur<br />

Verfügung. Darüber hinaus erhielt die Abteilung aus<br />

<strong>de</strong>m Valutadienstleistungsplan <strong>de</strong>s MfS jährlich<br />

105.000 Valuta-Mark, um technische Geräte <strong>und</strong> Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong><br />

aus <strong>de</strong>m Westen in <strong>de</strong>n Wohnungen<br />

<strong>de</strong>r Funktionäre ersetzen o<strong>de</strong>r neu anschaffen<br />

zu können. Für Bauleistungen verfügte die Abteilung<br />

über einen jährlichen Fonds von r<strong>und</strong> fünf Mio. Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR. Beson<strong>de</strong>rs umfangreiche Importwünsche<br />

mußten genauso wie Neubaumaßnahmen von Mielke<br />

beson<strong>de</strong>rs genehmigt wer<strong>de</strong>n. Wie Gerd Schmidt am<br />

22. Januar 1990 gegenüber <strong>de</strong>m Militäroberstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR bek<strong>und</strong>ete, sprach er in Zweifelsfällen<br />

üblicherweise mit seinem Vorgesetzten Günter Wolf.<br />

Aber es gab auch Fälle, in <strong>de</strong>nen er direkte Weisungen<br />

von Mielke erhielt, was meist telefonisch geschah.<br />

-<br />

Alle Angestellten <strong>de</strong>r Waldsiedlung wie Bäcker, Fleischer,<br />

Kraftfahrer, Verkäuferinnen, Kellner <strong>und</strong> Sicherheitskräfte<br />

waren Angehörige <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

MfS <strong>und</strong> unterlagen damit <strong>de</strong>r militärischen Befehlsgebung<br />

<strong>und</strong> auch <strong>de</strong>r absoluten Schweigepflicht. Alle<br />

Mitarbeiter wur<strong>de</strong>n ausdrücklich auf „die Prinzipien<br />

<strong>de</strong>r Geheimhaltung" verpflichtet. Eine „straffe militärische<br />

Disziplin" galt es „allseitig zu gewährleisten".<br />

Ähnlich wie die Hauptabteilung Personenschutz erfüllte<br />

auch <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die Son<strong>de</strong>rwünsche <strong>de</strong>r Politprominenz <strong>de</strong>r DDR unter<br />

<strong>de</strong>n Bedingungen geheimdienstlicher Konspiration.<br />

Weisungen, Quittungen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Belege, die<br />

über <strong>de</strong>n Erwerb von Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Materialien<br />

mit Mitteln aus <strong>de</strong>m Konto 0528 Auskunft geben<br />

konnten, waren auf Anweisung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

zu vernichten. Je<strong>de</strong> Kontrolle über die Privilegien<br />

<strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> ihrer<br />

Angehörigen in <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz sollte<br />

unmöglich gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r sog. Rücklieferungen partizipierte die<br />

gesamte Führungsspitze <strong>de</strong>s MfS an <strong>de</strong>r Wandlitzer<br />

Son<strong>de</strong>rversorgung. Die in Wandlitz nicht verkauften<br />

Westwaren wur<strong>de</strong>n an die VRD <strong>de</strong>s MfS weitergeleitet,<br />

die in Berlin eine Spezialverkaufsstelle unterhielt.<br />

Von 1980 bis 1989 wur<strong>de</strong>n Waren im Werte von 20,3<br />

Mio. DM an die VRD geliefert. Da die Waren „zu <strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Waldsiedlung gültigen Preisen" verkauft wur<strong>de</strong>n,<br />

ergaben sich daraus für <strong>de</strong>n Zeitraum von 1984<br />

bis 1989 bei einem Warenumfang von 14,64 Mio. DM


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Preisvorteile in Höhe von r<strong>und</strong> 38 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR.<br />

Die notwendigen Devisen wur<strong>de</strong>n wie <strong>de</strong>r gesamte<br />

Finanzbedarf für die Importe für Wandlitz durch <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung beschafft. Wie<br />

die LETEX-Valutafinanzierung insgesamt entstammten<br />

auch die Devisen für die „Rücklieferungen" <strong>de</strong>m<br />

Konto 0528.<br />

4. Auflösung <strong>de</strong>r Politbüro -Siedlung<br />

Als im Herbst 1989 die Rufe nach Reformen in <strong>de</strong>r<br />

DDR immer lauter wur<strong>de</strong>n, häuften sich auch die Meldungen<br />

über Amtsmißbrauch <strong>und</strong> Korruption im<br />

Staats- <strong>und</strong> Parteiapparat. Die großzügig ausgestatteten<br />

Wohnhäuser, Ferienheime, Jagdreviere, Ges<strong>und</strong>heitseinrichtungen<br />

<strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r<br />

DDR sowie <strong>de</strong>ren Son<strong>de</strong>rversorgung mit hochwertigen<br />

beson<strong>de</strong>rs importierten Konsumprodukten <strong>und</strong><br />

Medikamenten sorgten für Aufregung <strong>und</strong> Empörung.<br />

Volkskammer, Ministerrat <strong>und</strong> auch die Parteiführung<br />

<strong>de</strong>r SED sahen sich zu Reaktionen gezwungen<br />

<strong>und</strong> leiteten Untersuchungen ein. Nach<strong>de</strong>m<br />

Erich Honecker am 18. Oktober 1989 als Partei- <strong>und</strong><br />

Staatschef abgelöst wor<strong>de</strong>n war, kam auch das Politbüro<br />

<strong>de</strong>r SED nicht umhin, die Verhältnisse in Wandlitz<br />

zu än<strong>de</strong>rn. Man glaubte aber zunächst, es bei einigen<br />

Reformmaßnahmen bewen<strong>de</strong>n lassen zu können.<br />

Einerseits war es nach <strong>de</strong>r Entmachtung Erich Honekkers,<br />

Dr. Günter Mittags <strong>und</strong> Joachim Herrmanns notwendig,<br />

über <strong>de</strong>ren weitere Unterbringung <strong>und</strong> Versorgung<br />

zu entschei<strong>de</strong>n. Nach einer mündlichen Anweisung<br />

von Egon Krenz, <strong>de</strong>r Erich Honecker in <strong>de</strong>r<br />

Funktion als Generalsekretär <strong>de</strong>r SED ablöste, sollte<br />

dies „großzügig" geschehen. An<strong>de</strong>rerseits sollte die<br />

Son<strong>de</strong>rversorgung in <strong>de</strong>r Wandlitzer Politbürosiedlung<br />

mit westlichen Konsumgütern abgebaut wer<strong>de</strong>n.<br />

An eine Auflösung <strong>de</strong>r Prominentensiedlung dachte<br />

man zunächst nicht. Mit <strong>de</strong>r Ausarbeitung entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Vorschläge beauftragte Egon Krenz <strong>de</strong>n Leiter<br />

<strong>de</strong>s Büros <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Edwin<br />

Schwertner, <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

Personenschutz <strong>de</strong>s MfS, Günter Wolf, hinzuzog.<br />

Der En<strong>de</strong> Oktober 1989 vorliegen<strong>de</strong> „Vorschlag von<br />

Maßnahmen zur Betreuung " <strong>de</strong>r entmachteten Parteifunktionäre<br />

sah vor, daß Erich Honecker <strong>und</strong> Joachim<br />

Herrmann in Wandlitz wohnen bleiben sollten<br />

<strong>und</strong> Dr. Günter Mittag in ein Wohnhaus in Schildow<br />

umziehen konnte (Dokument-Nr. 641). Das Wohnhaus<br />

in Schildow war zu Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre auf<br />

Veranlassung Dr. Günter Mittags vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zusammen mit zwei weiteren<br />

Häusern, in <strong>de</strong>nen kurze Zeit nach Fertigstellung<br />

die bei<strong>de</strong>n Töchter von Dr. Günter Mittag mit ihren<br />

Familien eingezogen waren, erbaut wor<strong>de</strong>n. Weiter<br />

war vorgesehen, daß alle drei ehemaligen Politfunktionäre<br />

ihre 'Freizeitobjekte' - Honecker das Objekt<br />

Wildfang, Dr. Mittag das Objekt Schluft <strong>und</strong> Herrmann<br />

das Freizeitobjekt Dölln - dauerhaft auf <strong>de</strong>r<br />

Mietbasis von 1962 weiter nutzen konnten. Persönliche<br />

Begleiter <strong>und</strong> Kraftfahrer mit PKW sollten genauso<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n, wie sie weiterhin in <strong>de</strong>n Genuß <strong>de</strong>r<br />

in Wandlitz vorhan<strong>de</strong>nen Einrichtungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r medizinischen<br />

Betreuung durch das Regierungskrankenhaus<br />

kommen sollten. Auch ihre Gehälter sollten<br />

ihnen - für Honecker <strong>und</strong> Dr. Mittag in Form einer Ehrenpension<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates - im wesentlichen in bisheriger<br />

Höhe weitergezahlt wer<strong>de</strong>n. Die von Schwertner<br />

<strong>und</strong> Wolf ausgearbeiteten Vorschläge wur<strong>de</strong>n von<br />

Egon Krenz bestätigt.<br />

Unter <strong>de</strong>m zunehmen<strong>de</strong>n Druck <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

ging das Politbüro <strong>de</strong>r SED Anfang November 1989<br />

daran, die Betreuung <strong>und</strong> Versorgung in Wandlitz<br />

neu zu regeln. Für Erbitterung sorgte vor allem, daß<br />

die in Wandlitz erhältlichen Waren we<strong>de</strong>r im Großhan<strong>de</strong>lsangebot<br />

noch im Delikat- o<strong>de</strong>r Exquisitprogramm<br />

<strong>de</strong>r DDR enthalten waren, <strong>und</strong> daß alle Waren<br />

in <strong>de</strong>r Verkaufseinrichtung Wandlitz gegen Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR zu mehr als günstigen Preisen gekauft wer<strong>de</strong>n<br />

konnten. Am 7. November 1989 beschloß das Politbüro,<br />

daß in <strong>de</strong>r Verkaufseinrichtung <strong>und</strong> im Clubhaus<br />

nur noch Waren <strong>und</strong> Produkte aus <strong>de</strong>n Betrieben <strong>de</strong>r<br />

DDR angeboten wer<strong>de</strong>n sollten. Westimporte waren<br />

nur zulässig, wenn sie über <strong>de</strong>n normalen Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r DDR abgewickelt wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> auch <strong>de</strong>r alltäglichen<br />

Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>de</strong>r DDR dienten.<br />

In allen Einrichtungen <strong>und</strong> für alle Dienstleistungen<br />

sollten die gesetzlichen Preise gelten. Der Dienstleistungsbetrieb<br />

Wandlitz sollte jedoch - wenn auch in<br />

modifizierter Form - im großen <strong>und</strong> ganzen auf recht<br />

erhalten wer<strong>de</strong>n. Das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l/<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung sollte dafür sogar<br />

weiterhin - in allerdings geringer Höhe - Valuta<br />

Mittel zur Verfügung stellen. (Vgl. „Regelungen für<br />

die Betreuung <strong>und</strong> Versorgung <strong>de</strong>r Bewohner <strong>de</strong>s Innenrings<br />

im Wohnobjekt Wandlitz", Erster Teilbericht,<br />

B Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 221,<br />

S. 1654-1658. Die Vorlage vom 3. November 1989<br />

wur<strong>de</strong> am 7. November 1989 - -beschlossen.)<br />

Bereits kurze Zeit nach Fertigstellung <strong>de</strong>r Beschlußvorlage<br />

am 3. November begannen die Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung Personenschutz in Wandlitz mit<br />

<strong>de</strong>r Wegschaffung <strong>de</strong>r Westwaren. Mielke selbst legte<br />

fest, wie Günter Wolf gegenüber beim Militäroberstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR am 4. Januar 1990 aussagte,<br />

„daß die NSW-Erzeugnisse an <strong>de</strong>n Bereich Koko zu<br />

übergeben" waren. Günter Wolf weiter: „Ich weiß,<br />

daß Mielke <strong>de</strong>n Bereich Koko angewiesen hatte, <strong>de</strong>n<br />

Verantwortlichen für Wandlitz ... bei <strong>de</strong>r Umlagerung<br />

<strong>de</strong>r NSW-Erzeugnisse zu unterstützen ... Hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Umlagerung <strong>de</strong>r NSW-Erzeugnisse möchte ich<br />

noch sagen, daß Mielke in dieser Frage beson<strong>de</strong>rs aktiv<br />

war, als bekannt wur<strong>de</strong>, daß die Presse Wandlitz<br />

besuchen wird. Von seiner Wohnung aus hat er auf<br />

Schalck, Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> auch mich dahingehend Einfluß<br />

genommen, dafür zu sorgen, daß die NSW-Erzeugnisse<br />

schnellstens aus Wandlitz verschwin<strong>de</strong>n. "<br />

Die Son<strong>de</strong>rimporte <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Angebot herausgenommen<br />

<strong>und</strong> ausgelagert. Manfred Sei<strong>de</strong>l wies <strong>de</strong>n Leiter<br />

<strong>de</strong>r Verwaltung <strong>de</strong>r Waldsiedlung, Gert Schmidt, an,<br />

in welche Lager die jeweiligen Warensortimente geschafft<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. Die Auslagerung <strong>und</strong> Wegschaffung<br />

<strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

importierten Waren beschleunigte sich, als<br />

auch die Staatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR ihre Ermittlungen<br />

aufnahm. Nach Ermittlungen <strong>de</strong>r Kriminalpolizei<br />

<strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n die Konsumgüter <strong>und</strong> die Nahrungsmittel<br />

in mehreren Transporten entwe<strong>de</strong>r an das Berli-


ner Palasthotel o<strong>de</strong>r das Centrum Warenhaus in Berlin<br />

(Ost) geliefert, vor allem aber in Lager <strong>de</strong>r Asimex<br />

<strong>und</strong> forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH geschafft. Der in<br />

<strong>de</strong>r Wandlitzer Verkaufseinrichtung vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Schmuck wur<strong>de</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l übergeben. Wie <strong>de</strong>r<br />

Verwaltungsleiter <strong>de</strong>r Waldsiedlung, Schmidt, am 3.<br />

Januar 1990 beim Militäroberstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR<br />

aussagte, war, „um die in <strong>de</strong>r Verkaufsstelle Wandlitz<br />

üblichen Preise zu verschleiern, ... generell festgelegt,<br />

daß die Empfänger Lieferscheine ohne Preisfor<strong>de</strong>rungen<br />

zu bekommen hatten" . Schmidt: „Die mir unterstellte<br />

Firma LETEX sollte dann die eigentlichen<br />

Rechnungen an Sei<strong>de</strong>l schicken <strong>und</strong> von do rt hätten<br />

wir schließlich die Gel<strong>de</strong>r für unsere Waren erhalten."<br />

Als am 8. November 1989 zum letzten Mal Westimporte<br />

in Wandlitz verkauft wur<strong>de</strong>n, setzte eine A rt<br />

Schlußverkauf ein. Einzelne Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />

ihre Familienangehörige nutzten noch einmal die Gelegenheit<br />

<strong>und</strong> tätigten zahlreiche Hamsterkäufe.<br />

Am 14. November 1989 mußte das Politbüro sich erneut<br />

mit Wandlitz beschäftigen. Es beschloß, daß<br />

„über <strong>de</strong>n Gesamtkomplex <strong>de</strong>r Wohnsiedlung Wandlitz<br />

... ein neuer Vorschlag" auszuarbeiten war. Ein Beschlußvorschlag,<br />

<strong>de</strong>r am 17. November 1989 vorlag<br />

<strong>und</strong> von Egon Krenz mit Ergänzungen versehen wor<strong>de</strong>n<br />

war, sah vor, daß die Waldsiedlung „zunächst als<br />

gesichertes Wohnobjekt für Persönlichkeiten im Ruhestand"<br />

erhalten bleiben sollte. Allen ehemaligen<br />

Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>rn sollte „in differenzierter Weise<br />

Schutz <strong>und</strong> Betreuung durch das Ministerium für<br />

Staatssicherheit gewährt (PKW, Fahrer, Begleiter,<br />

Haushälterinnen) " wer<strong>de</strong>n. Die Betreuung <strong>und</strong> Versorgung<br />

im Wohnobjekt Wandlitz sollte allerdings<br />

„entsprechend <strong>de</strong>m Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros vom<br />

7.11.1989" erfolgen (Dokument-Nr. 642). Am 21. November<br />

1989 beschloß das Politbüro <strong>de</strong>s SED dann<br />

zwar, daß die Waldsiedlung Wandlitz „bis auf weiteres<br />

als gesichertes Wohnobjekt für Persönlichkeiten<br />

im Ruhestand bestehen" bleiben sollte. Aber die Regelung<br />

sollte nur „bis zu jenem Zeitpunkt" gelten,<br />

„bis <strong>de</strong>n Bewohnern entsprechen<strong>de</strong>r Wohnraum<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

nachgewiesen" sei. Die Sicherungskräfte <strong>de</strong>s MfS<br />

wur<strong>de</strong>n abgezogen <strong>und</strong> durch Kräfte <strong>de</strong>r Volkspolizei<br />

ersetzt. Die ehemaligen Mitglie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Kandidaten<br />

<strong>de</strong>s Politbüros sollten nur noch „Anspruch auf Leistungen<br />

aus <strong>de</strong>r freiwilligen zusätzlichen Altersversorgung<br />

<strong>de</strong>r Partei auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Beschlusses<br />

<strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s ZK vom 15.11.1989" erhalten. Die<br />

zunächst vorgesehene „Zahlung einer Ehrenpension<br />

in Höhe von 90% <strong>de</strong>s bisherigen Bruttoverdienstes"<br />

entfiel damit. Die nicht mehr genutzten Wohnhäuser<br />

sollten genauso wie die Schwimmhalle, die Physiotherapie<br />

<strong>und</strong> die Arztstation „schrittweise als Rehabilitationszentrum<br />

zur Verfügung gestellt" wer<strong>de</strong>n. Auch<br />

über die Nutzung <strong>de</strong>r Freizeitobjekte wur<strong>de</strong> an<strong>de</strong>rs<br />

entschie<strong>de</strong>n, das Objekt Dölln sollte Gästehaus <strong>de</strong>s<br />

Staatsrates <strong>und</strong> das Objekt Schluft an die „Interhotels<br />

zur Nutzung für <strong>de</strong>n Tourismus abgegeben" wer<strong>de</strong>n<br />

(Dokument-Nr. 643). Die ursprüngliche Absicht, die<br />

Politbürosiedlung als Wohnsiedlung für die entmachtete<br />

Staats- <strong>und</strong> Parteiführung <strong>und</strong> ihre Familien<br />

aufrechtzuerhalten <strong>und</strong> nur die Son<strong>de</strong>rversorgung<br />

auf „normalere Bedingungen" , auf ein für die DDR<br />

„normaleres Maß", zurückzuschrauben, wur<strong>de</strong> unter<br />

<strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>r Öffentlichkeit aufgegeben.<br />

Am 14. Dezember 1989 wur<strong>de</strong> die Politbürosiedlung<br />

schließlich auf Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r DDR<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialwesen<br />

unterstellt (Dokument-Nr. 644). Im sog. inneren Kreis<br />

<strong>de</strong>r früheren Politbürosiedlung wur<strong>de</strong> ein Rehabilitationszentrum<br />

eingerichtet, das im Februar 1990 die ersten<br />

Kurpatienten aufnahm. Gleichzeitig zogen die<br />

letzten Familien ehemaliger SED-Spitzenfunktionäre<br />

aus. Im September 1990 übertrug <strong>de</strong>r Ministerrat <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>de</strong>m Landkreis Bernau das Eigentum an <strong>de</strong>m 1,7<br />

Quadratkilometer großen Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Politbürosiedlung. Auf diesem Gelän<strong>de</strong> wird heute<br />

das mo<strong>de</strong>rne Rehabilitations-Sanatorium Bernau-<br />

Waldfrie<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Fachabteilungen Orthopädie,<br />

Neurologie, Herz-Kreislauf, Onkologie <strong>und</strong> Psychosomatik<br />

betrieben, das über eine Kapazität von <strong>de</strong>rzeit<br />

r<strong>und</strong> 700 Betten verfügt.<br />

E. Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die sog. Kirchengeschäfte<br />

I Sog. Kirchengeschäfte A <strong>und</strong> C<br />

Unter <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften sind allgemein die<br />

„Bartransfers", d.h. Warenlieferungen <strong>de</strong>r westlichen<br />

Religionsgemeinschaften an die DDR gegen Gutschrift<br />

von Mark <strong>de</strong>r DDR, zu verstehen. Dabei wur<strong>de</strong>n<br />

die Warenlieferungen <strong>de</strong>r evangelischen Kirchen<br />

als sog. Kirchengeschäfte A bzw. A-Geschäft, die <strong>de</strong>r<br />

katholischen Kirche als sog. Kirchengeschäfte C bzw.<br />

C-Geschäft bezeichnet. Auch direkte Warenlieferungen<br />

an die Kirchen in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> über Valutamark<br />

verrechnete Bauprogramme fallen unter diesen Begriff.<br />

Die humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung,<br />

abgewickelt über das Diakonische Werk,<br />

wer<strong>de</strong>n als sog. Kirchengeschäfte B bzw. B-Geschäft<br />

bezeichnet.<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vorgehensweise „Warenlieferungen<br />

statt Bargeld" waren die Devisenbewirtschaftungsbestimmungen:<br />

alliiertes Militärregierungsgesetz Nr. 53<br />

(MRG Nr. 53), die für Berlin gelten<strong>de</strong> Verordnung 500<br />

(VO 500) <strong>und</strong> das ab 1951 gelten<strong>de</strong> Berliner Abkommen,<br />

wonach es nicht möglich war, Bargeld aus <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in die DDR zu transferieren,<br />

es sei <strong>de</strong>nn mit Ausnahmegenehmigung <strong>de</strong>r<br />

Deutschen B<strong>und</strong>esbank. Außer<strong>de</strong>m war es <strong>de</strong>n kirchlichen<br />

Institutionen in <strong>de</strong>r DDR nicht erlaubt, Devisen<br />

zu besitzen.<br />

Verantwortlich für die kommerzielle Abwicklung <strong>de</strong>r<br />

sog. Kirchengeschäfte auf seiten <strong>de</strong>r DDR war <strong>de</strong>r Minister<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l,<br />

ab 1966 speziell <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Auf kirchlicher Seite waren die Evangelische


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Kirche in Deutschland (EKD) - 1948 in Eisenach als<br />

Zusammenschluß <strong>de</strong>r evangelischen Lan<strong>de</strong>skirchen<br />

gegrün<strong>de</strong>t - <strong>und</strong> <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r EKD 1969 hervorgegangene<br />

B<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR<br />

(BEKDDR) sowie das Diakonische Werk <strong>de</strong>r evangelischen<br />

Kirchen in West <strong>und</strong> Ost beteiligt. Hinzu kom-<br />

men die katholische Kirche <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deutsche Ca ritas<br />

verband in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

DDR sowie sonstige Religionsgemeinschaften, u.a.<br />

die Kirche Jesu Christi <strong>de</strong>r Heiligen <strong>de</strong>r letzten Tage<br />

(Mormonen) o<strong>de</strong>r die Neuapostolische Kirche.<br />

Beson<strong>de</strong>rs die EKD engagierte sich nach <strong>de</strong>r Teilung<br />

Deutschlands für ihre Gliedkirchen in <strong>de</strong>r Sowjetischen<br />

Besatzungszone <strong>und</strong> späteren DDR, da sie immer<br />

an <strong>de</strong>r kirchenpolitischen Einheit festhielt <strong>und</strong> sich<br />

zur beson<strong>de</strong>ren Gemeinschaft <strong>de</strong>r ganzen evangelischen<br />

Christenheit in Deutschland bekannte. Selbst<br />

die organisatorische Trennung zwischen <strong>de</strong>r EKD in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m BEKDDR<br />

führte nicht zu einer Spaltung <strong>de</strong>r evangelischen Kirche,<br />

son<strong>de</strong>rn zu einer noch stärkeren Zusammenarbeit.<br />

1. Einglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte in<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Schon 1965 hatte Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski in<br />

seinem Brief an das Politbüro-Mitglied Hermann Matern<br />

das sog. Kirchengeschäft als einen wesentlichen<br />

Bereich <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung erkannt, <strong>de</strong>r „in<br />

<strong>de</strong>r bisherigen Form weiter so gehandhabt wer<strong>de</strong>n"<br />

könne (vgl. Erster Teilbericht, BT Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 4, S. 48).<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> bekam Schalck-Golodkowski, Leiter<br />

<strong>de</strong>s neu gegrün<strong>de</strong>ten Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

<strong>de</strong>ssen primäres Ziel die Devisenerwirtschaftung<br />

war, neben <strong>de</strong>r ökonomischen Anleitung<br />

<strong>de</strong>r MfS -Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen F.C. Gerlach<br />

Export-Import <strong>und</strong> G. Simon auch die Koordination<br />

<strong>und</strong> Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte übertragen,<br />

die für das MfS von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung waren<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 6, S. 55) .<br />

Dies wur<strong>de</strong> von Dr. Schalck-Golodkowski in seiner<br />

Aussage vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin am 11. Juni 1992 bestätigt. Gr<strong>und</strong>lage<br />

für die Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte waren<br />

die Bestimmungen <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 44/66 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 11. März 1966 „zur<br />

Regelung <strong>de</strong>r kommerziellen Beziehungen zu <strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r DDR zugelassenen Religionsgemeinschaften, die<br />

aus <strong>de</strong>m Ausland, <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> Berlin (West) materielle Unterstützung erhalten"<br />

- ergänzt durch die Verfügung Nr. 102/67 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 6. Juli 1967 - von Be<strong>de</strong>utung<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 5, S. 51, Dokument-Nr. 11, S. 78, Dokument-Nr.<br />

12, S. 80). Durch diese wur<strong>de</strong>n die bis dahin<br />

auf Einzelgenehmigungen basieren<strong>de</strong>n materiellen<br />

<strong>und</strong> finanziellen Transfers <strong>de</strong>r westlichen Kirchen an<br />

die Kirchen <strong>und</strong> kirchlichen Einrichtungen in <strong>de</strong>r<br />

DDR neu geordnet <strong>und</strong> zur festen Plangröße <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR. Zukünftig sollte ein vom<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats festgelegtes Limit in<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR für' die finanzielle Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

Kirchen in <strong>de</strong>r DDR gelten, im Rahmen <strong>de</strong>ssen die Kirchen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland Warenlieferungen<br />

an die DDR vornehmen konnten. Diese Warenlieferungen<br />

sollten ab 1. Januar 1967 voll in die<br />

sog. materielle Staatsreserve <strong>de</strong>r DDR, in <strong>de</strong>r Rohstoffe<br />

für <strong>de</strong>n Krisenfall lagerten, eingestellt <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Bilanz <strong>de</strong>r Staatsreserve geson<strong>de</strong>rt ausgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Verfügung war es, „die sich aus <strong>de</strong>m Kirchengeschäft<br />

ergeben<strong>de</strong>n Möglichkeiten mit hohem ökonomischen<br />

Nutzeffekt" voll zu realisieren (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 5,<br />

S. 51). Gemeint war damit die Vermarktung <strong>de</strong>r gelieferten<br />

Waren auf <strong>de</strong>m internationalen Markt o<strong>de</strong>r die<br />

Einstellung von beson<strong>de</strong>rs knappen Rohstoffen in die<br />

sog. materielle Staatsreserve B (Teil <strong>de</strong>r materiellen<br />

Staatsreserve in die Rohstoffe eingestellt wur<strong>de</strong>n), die<br />

Dr. Schalck-Golodkowski zur Devisenerwirtschaftung<br />

nutzen konnte <strong>und</strong> für <strong>de</strong>ren optimale Zusammensetzung<br />

er verantwortlich war (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 6, S. 55).<br />

Speziell sollte er solche Waren einstellen, die von<br />

volkswirtschaftlicher Relevanz waren o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren<br />

Preisschwankungen auf <strong>de</strong>m Weltmarkt eine Möglichkeit<br />

<strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung darstellten. Entsprechend<br />

dieser Auflagen setzte sich das Warensortiment<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte hauptsächlich<br />

aus börsenfähigen Rohstoffen auch für die industrielle<br />

Produktion, seltener aus Konsumgütern zur<br />

Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung zusammen.<br />

Die Verfügungen <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

Nr. 166/72 vom 23. November - 1972 <strong>und</strong> Nr. 15/1975<br />

vom 23. August 1975 bestätigten die sog. Kirchengeschäfte<br />

als wesentliche Quelle <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

36, S. 369, Dokument-Nr. 67, S. 502).<br />

Die Warenlieferungen wur<strong>de</strong>n bis 1990 fortgeführt<br />

<strong>und</strong> verloren in keiner Weise an Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die Wirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR.<br />

Einfluß <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit auf die<br />

sog. Kirchengeschäfte<br />

1966, noch vor <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, war Manfred Sei<strong>de</strong>l als Offizier<br />

im beson<strong>de</strong>ren Einsatz (OibE) aus <strong>de</strong>m MfS (HA<br />

XVIII), für das er seit 1954 arbeitete, in das Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

(MAI) versetzt wor<strong>de</strong>n, wo er als Nachfolger von<br />

Horst Roigk <strong>de</strong>ssen Aufgabenbereich übernahm.<br />

Roigk, ein hochrangiger MfS-Offizier, <strong>de</strong>r anfänglich<br />

die Abteilung Koordination in <strong>de</strong>r HA XVIII <strong>de</strong>s MfS<br />

leitete, war nach Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin am 11. Juni 1992 als Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Kontrolle <strong>und</strong> Inspektion im MAI bis dahin für die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte zuständig. Nach<br />

Aussage von Manfred Sei<strong>de</strong>l vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r „Chef o<strong>de</strong>r Abteilungsleiter dieser<br />

Abteilung ... praktisch gestellt vom Ministerium<br />

für Staatssicherheit" (62. Sitzung, Protokoll S. 11).


Nach <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

übernahm Manfred Sei<strong>de</strong>l die Leitung <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I (HA I), in <strong>de</strong>r neben <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften<br />

auch die ökonomische Anleitung <strong>de</strong>r<br />

sog. MfS-Firmen G. Simon <strong>und</strong> F. C. Gerlach Expo rt<br />

rt erfolgte. Die Leitung <strong>de</strong>s Bereichs selbst wur<strong>de</strong><br />

bis zur Einsetzung Dr. Schalck-Golodkowskis am<br />

7. Dezember 1966 von Horst Roigk übernommen.<br />

Sei<strong>de</strong>l bestätigte vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß,<br />

daß eine Zugehörigkeit zum MfS die Voraussetzung<br />

für die Übernahme <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte war (89.<br />

Sitzung, Protokoll S. 129), <strong>und</strong> auch Dr. Schalck-Golodkowski<br />

erklärte am 11. Juni 1992 vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin, daß das<br />

MfS ein beson<strong>de</strong>res Interesse an <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften<br />

hatte. Zu begrün<strong>de</strong>n war diese Notwendigkeit<br />

<strong>de</strong>r MfS-Anbindung damit, daß die sog. Kirchengeschäfte,<br />

speziell die humanitären Bemühungen<br />

(Häftlingsfreikauf), unter „konspirativen" Bedingungen<br />

abgewickelt wur<strong>de</strong>n. Nur wenige leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r beteiligten Unternehmen sowohl in <strong>de</strong>r<br />

DDR als auch in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

kannten die Hintergrün<strong>de</strong> ihrer Geschäftstätigkeit.<br />

Außer<strong>de</strong>m waren die Konten 0528 <strong>und</strong> 0628, über die<br />

die finanziellen Transaktionen im Rahmen <strong>de</strong>r sog.<br />

Kirchengeschäfte DDR-intern abgewickelt wur<strong>de</strong>n,<br />

geheime Konten. Sie waren nur Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> einem kleinen Kreis von<br />

Mitarbeitern <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bekannt.<br />

2. Wirtschaftliche Beziehungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zu <strong>de</strong>n<br />

evangelischen Kirchen<br />

Schon En<strong>de</strong> 1945 begannen die evangelischen Kirchen<br />

im Westen, mit umfangreichen Sach- <strong>und</strong> Geldtransfers<br />

ihre acht Gliedkirchen in <strong>de</strong>r damaligen sowjetischen<br />

Besatzungszone <strong>und</strong> späteren DDR zu unterstützen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs seit 1956 nahmen diese Transfers<br />

zu, da die evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR mit<br />

Aufhebung <strong>de</strong>s Kirchensteuereinzugs - 1950 gehörten<br />

ca. 80 % <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r DDR leben<strong>de</strong>n Bevölkerung<br />

<strong>de</strong>n evangelischen Kirchen an - durch die staatlichen<br />

Finanzämter bei gleichzeitiger Kürzung <strong>de</strong>r Staatsleistungen<br />

von 20 Mio. auf 10 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR in große<br />

finanzielle Schwierigkeiten gerieten.<br />

Speziell das Diakonische Werk <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland in Stuttga rt entwickelte in Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> im Auftrag <strong>de</strong>r EKD verschie<strong>de</strong>ne<br />

Hilfsprogramme, mittels <strong>de</strong>rer die Gliedkirchen in <strong>de</strong>r<br />

DDR unterstützt wur<strong>de</strong>n. Diese Programme beruhten<br />

auf Warenlieferungen an die DDR <strong>und</strong> Gutschriften<br />

<strong>de</strong>r Warenwerte auf Konten <strong>de</strong>r evangelischen Kirchen<br />

in <strong>de</strong>r DDR. Zusätzlich wur<strong>de</strong>n direkte Warenlieferungen<br />

an die Kirchen <strong>und</strong> kirchlichen Institutionen<br />

vorgenommen.<br />

Abgewickelt wur<strong>de</strong>n die Hilfsprogramme bis 1982<br />

durch Ludwig Geißel, <strong>de</strong>n Direktor <strong>und</strong> späteren Vizepräsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>s Diakonischen Werkes (seit 5. Juni<br />

1972), <strong>de</strong>r sich als Bevollmächtigter <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen<br />

Lan<strong>de</strong>skirchen bei <strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r DDR (ab<br />

1958) für die Belange <strong>de</strong>r Kirchen in <strong>de</strong>r DDR einsetz<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

te (Dokument-Nr. 645). Weitere Bevollmächtigte nach<br />

Geißels Pensionierung waren die Direktoren <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werkes Norbert Helmes (bis 1985), H.-J.<br />

Zieger (bis 1986), Dr. P. Wei<strong>de</strong>nbach (bis 1988) <strong>und</strong> ab<br />

1988 <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes Dr. theol.<br />

h. c. Karl-Heinz Neukamm, -Impo <strong>de</strong>r im Januar 1990 das<br />

letzte sog. Kirchengeschäft abwickelte. Ihnen zur Seite<br />

stand ab 1970 die leiten<strong>de</strong> Mitarbeiterin <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werkes E<strong>de</strong>lgard Orth.<br />

Seit 1957 bis zur Übernahme <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

hatte Geißel verschie<strong>de</strong>ne Verhandlungspartner aus<br />

<strong>de</strong>m MAI, u. a. Prof. Dr. Karl-Heinz Gerstenberger,<br />

<strong>de</strong>n späteren Liquidator <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, <strong>und</strong> Horst Roigk, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m MfS<br />

(HA XVIII/3) zur Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

ins MAI versetzt wor<strong>de</strong>n war. Während Dr.<br />

Gerstenberger <strong>und</strong> später Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Kirche<br />

eher liberal gegenüberstan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> bei<strong>de</strong> <strong>de</strong>n kommerziellen<br />

Aspekt <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte sahen,<br />

vertrat Roigk als MfS-Offizier <strong>de</strong>n streng i<strong>de</strong>ologischen<br />

Kurs, die Kirche als einzige nichtsozialistische<br />

<strong>und</strong> staatsfreie Institution zurückzudrängen <strong>und</strong> in ihrer<br />

gesellschaftspolitischen Funktion zu beschnei<strong>de</strong>n.<br />

Manfred Stolpe, Konsistorialpräsi<strong>de</strong>nt i. W. (im Wartestand)<br />

<strong>de</strong>r Berlin-Bran<strong>de</strong>nburgischen Kirche, sagte<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß, das Problem <strong>de</strong>r<br />

Kirchen in <strong>de</strong>r DDR sei gewesen, daß die „Kirche als<br />

fünfte Kolonne <strong>de</strong>s Klassenfein<strong>de</strong>s, also <strong>de</strong>s Gegners,<br />

angesehen wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> ... beson<strong>de</strong>rs argwöhnisch beobachtet<br />

wur<strong>de</strong>", daß aber die DM eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

Größe in <strong>de</strong>r Behauptung <strong>de</strong>r kirchlichen Positionen<br />

war (165. Sitzung, Protokoll S. 67).<br />

-<br />

a) Das sog. A-Geschäft<br />

Der Kern <strong>de</strong>s sog. A-Geschäfts waren Warenlieferungen<br />

<strong>de</strong>r EKD bzw. <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes als bevollmächtigte<br />

Institution an die DDR. Im Gegenzug<br />

bekamen die evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>n<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Markgegenwert <strong>de</strong>r Warenlieferungen<br />

in Mark <strong>de</strong>r DDR auf ein Konto zur freien Verfügung<br />

gutgeschrieben. Diese Gel<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n nach einem<br />

von <strong>de</strong>n Kirchen festgelegten Schlüssel auf die<br />

Gliedkirchen in <strong>de</strong>r DDR verteilt. Der Abwicklungsmodus<br />

<strong>de</strong>s sog. A-Geschäfts, <strong>de</strong>r in dieser Form schon<br />

seit Mitte <strong>de</strong>r 50er Jahre existierte, war vom B<strong>und</strong>esministerium<br />

für gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen <strong>und</strong> vorn<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland generell genehmigt wor<strong>de</strong>n, allerdings<br />

war für je<strong>de</strong> Warenposition eine Einzelgenehmigung<br />

gem. MRG Nr. 53 durch das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft (BMWi) erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Ausgehan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n die Warenlieferungsverträge<br />

jährlich zwischen <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l (MAI) <strong>und</strong> <strong>de</strong>m kirchlichen<br />

Vertragspartner auf b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Seite. Dabei<br />

mußten die Vorgaben <strong>de</strong>r Verfügung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats Nr. 44/66 vom 11. März 1966<br />

beachtet wer<strong>de</strong>n: Die vom Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

festgelegten Obergrenzen für <strong>de</strong>n wertmäßigen<br />

Warentransfer durften nicht überschritten wer<strong>de</strong>n;<br />

<strong>de</strong>r Umfang <strong>und</strong> das zu liefern<strong>de</strong> Warensortiment sowie<br />

das Austauschverhältnis <strong>de</strong>r zu liefern<strong>de</strong>n Waren<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s bereitzustellen<strong>de</strong>n Markgegenwertes muß-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ten festgelegt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n Jahren 1964 bis 1966<br />

war es <strong>de</strong>r EKD gelungen, einen Bonus bei <strong>de</strong>r Gutschrift<br />

<strong>de</strong>s Markgegenwerts auszuhan<strong>de</strong>ln. So bekam<br />

sie 1964 einen Bonus von 25 %, <strong>de</strong>r sich ab 1965 auf 10<br />

% reduzierte. Ab 1967 setzte die DDR das von ihr angestrebte<br />

Austauschverhältnis von 1 DM zu 1 Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR durch.<br />

Finanziert hat die EKD das sog. A-Geschäft durch eigene<br />

Mittel, aber auch die B<strong>und</strong>esregierung beteiligte<br />

sich mit erheblichen Zuwendungen an <strong>de</strong>n<br />

Transfers.<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Ab 1966 war Manfred Sei<strong>de</strong>l als Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

direkter Verhandlungspartner <strong>de</strong>s Bevollmächtigten<br />

<strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Lan<strong>de</strong>skirchen <strong>und</strong> für die Koordinierung<br />

<strong>und</strong> Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

zuständig.<br />

Bei<strong>de</strong> han<strong>de</strong>lten unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Verfügung<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats Nr. 44/66 vom<br />

11. März 1966 das Warensortiment aus <strong>und</strong> schlossen<br />

entsprechen<strong>de</strong> Rahmenvereinbarungen. In diesen<br />

war <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>r Warenlieferung, <strong>de</strong>r Lieferbeginn<br />

sowie die durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

in Mark <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>n evangelischen Kirchen in<br />

<strong>de</strong>r DDR bereitzustellen<strong>de</strong>n Tranchen fixiert (Dokument-Nr.<br />

646). Aus <strong>de</strong>n formlosen Vereinbarungen<br />

war nicht ersichtlich, im Auftrag welcher Institutionen<br />

- Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> Diakonisches<br />

Werk - Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Geißel unterzeichneten. Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Verfügung Nr. 167/1972 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 27. November 1972 war es <strong>de</strong>r<br />

EKD bzw. ihrem Bevollmächtigten möglich, Rahmenvereinbarungen<br />

in Höhe von 40 Mio. DM <strong>und</strong> Aufstockungsverträge<br />

in Höhe von vier Mio. DM pro Jahr<br />

mit Manfred Sei<strong>de</strong>l zu schließen (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 38,<br />

S. 392). Die evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR bekamen<br />

<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Betrag im Verhältnis 1:1 in<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR gutgeschrieben.<br />

Empfänger <strong>de</strong>r Waren waren die Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(Hauptabteilung II) sowie verschie<strong>de</strong>ne<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe u.a. <strong>de</strong>r VE AHB Chemie-Export-Import,<br />

<strong>de</strong>r VE AHB Textil Commerz, <strong>de</strong>r AHB<br />

Bergbau-Han<strong>de</strong>l GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r AHB Deutsche Genußmittel/VEH<br />

DIA Nahrung, mit <strong>de</strong>nen Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l die Produktpalette vorher abgestimmt hatte.<br />

Das Warensortiment setzte sich aus Rohstoffen (Erdöl,<br />

Metalle, Kautschuk, Industriediamanten u. ä.) zusammen,<br />

die für die DDR-Wirtschaft relevant waren <strong>und</strong><br />

zur Deckung von Engpässen bei <strong>de</strong>r Produktion dienten.<br />

Es wur<strong>de</strong> aber auch Rohkaffee o<strong>de</strong>r Wolle zur<br />

Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung geliefert.<br />

Nach Abschluß <strong>de</strong>r Rahmenvereinbarung beauftragte<br />

das Diakonische Werk west<strong>de</strong>utsche Lief eran<br />

ten, sog. Vertrauensfirmen, mit <strong>de</strong>n von Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

genannten Empfängern Lieferverträge abzuschließen,<br />

vorbehaltlich <strong>de</strong>r Genehmigung <strong>de</strong>s<br />

BMWi. Gleichzeitig schloß das Diakonische Werk<br />

Kaufverträge mit <strong>de</strong>n west<strong>de</strong>utschen Lieferanten <strong>und</strong><br />

bemühte sich um die Genehmigungen <strong>de</strong>r Warenlieferungen.<br />

Das BMWi stellte analog <strong>de</strong>m Verfahren im<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l Transithan<strong>de</strong>lsgenehmigungen<br />

für Waren aus Drittstaaten o<strong>de</strong>r über die zuständigen<br />

Lan<strong>de</strong>sministerien Warenbegleitscheine „U" für<br />

Waren <strong>de</strong>utschen Ursprungs in Absprache mit <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>esamt für gewerbliche Wirtschaft in Eschborn<br />

aus.<br />

Die sog. Vertrauensfirmen<br />

Die von Ludwig Geißel En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 50er Jahre ausgewählten<br />

west<strong>de</strong>utschen „Vertrauensfirmen" schlossen<br />

mit <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben <strong>de</strong>r DDR die Lieferverträge<br />

ab. Da <strong>de</strong>r wertmäßige Lieferumfang<br />

schon durch die Rahmenvereinbarung zwischen <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Diakonischen<br />

Werk vorgegeben war, mußte nur über die<br />

Liefermenge verhan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Regel hielten die sog. Vertrauensfirmen die Produkte<br />

selbst nicht auf Lager. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wur<strong>de</strong>n<br />

gleichzeitig Vorlieferanten benannt, die letztendlich<br />

die Waren an die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe lieferten.<br />

Dabei wur<strong>de</strong>n solche Unternehmen ausgewählt,<br />

die schon in Geschäftsbeziehungen mit <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

stan<strong>de</strong>n.<br />

Die erste sog. Vertrauensfirma war die Franz Haniel<br />

AG, Duisburg, die für die Kohielieferungen an DIA<br />

Bergbau verantwortlich war. Mit Erweiterung <strong>de</strong>s<br />

Warensortiments auf Nahrungsmittel, Öl-Produkte<br />

<strong>und</strong> Metalle kamen die Unternehmen Diedrich Kieselhorst<br />

in Bremen (ab 1977 Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei GmbH<br />

unter gleicher Leitung) <strong>und</strong> - Hugo Stinnes OHG,<br />

Mühlheim/Ruhr hinzu. 1959 wur<strong>de</strong>n die Brenntag<br />

GmbH <strong>und</strong> die Vere<strong>de</strong>lungswirtschaft GmbH, Stuttgart,<br />

als weitere sog. Vertrauensfirmen benannt.<br />

Nach Konkurs <strong>de</strong>r Hugo Stinnes OHG 1963 kam die<br />

neugegrün<strong>de</strong>te Essener Stahl- <strong>und</strong> Metallhan<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH in <strong>de</strong>n Kreis <strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen.<br />

Je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Unternehmen hatte ein spezielles Warensortiment<br />

stets an die gleichen Betriebe <strong>de</strong>r DDR zu<br />

liefern. Während das Unternehmen Diedrich Kieselhorst<br />

in erster Linie Konsumgüter an <strong>de</strong>n AHB Genußmittel<br />

bzw. <strong>de</strong>r DIA Nahrung <strong>und</strong> ab 1970 auch Industriediamanten<br />

an die Intrac HGmbH lieferte, hatten<br />

die Essener Stahl- <strong>und</strong> Metallhan<strong>de</strong>lsgesellschaft Metalle<br />

an die Intrac HGmbH, die Brenntag Öl-Produkte<br />

an <strong>de</strong>n AHB Chemie-Export-Import, die Vere<strong>de</strong>lungswirtschaft<br />

GmbH Wolle an <strong>de</strong>n AHB Textil<br />

Commerz <strong>und</strong> Haniel Wolframerze an <strong>de</strong>n AHB Bergbau-Han<strong>de</strong>l<br />

zu liefern.<br />

Abgerechnet wur<strong>de</strong>n die Lieferungen zwischen <strong>de</strong>m<br />

Diakonischen Werk <strong>und</strong> <strong>de</strong>n sog. Vertrauensfirmen,<br />

die 0,75 % Provision vom Warenwert für ihre Geschäftstätigkeiten<br />

erhielten. Diese Provisionszahlungen<br />

wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r DDR getragen, so daß sich <strong>de</strong>r<br />

mengenmäßige Umfang <strong>de</strong>r Lieferung entsprechend<br />

min<strong>de</strong>rte.<br />

Als Nachweis für die erbrachte Lieferung wur<strong>de</strong>n Lie<br />

ferscheine <strong>und</strong> Empfangsbestätigungen <strong>de</strong>r DDR-Un<br />

ternehmen akzeptiert. Ob die Waren tatsächlich phy-


sisch in die DDR gelangten <strong>und</strong> auch dort verblieben,<br />

war we<strong>de</strong>r für das Diakonische Werk noch für die sog.<br />

Vertrauensfirmen zu kontrollieren. Lediglich bei Waren<br />

mit Warenbegleitschein „U" konnte man davon<br />

ausgehen, daß eine Lieferung in die DDR erfolgte. Allerdings<br />

war dadurch keine Gewißheit gegeben, daß<br />

die Waren auch dort verblieben.<br />

Im November 1968 entstand das Problem <strong>de</strong>r umsatzsteuerlichen<br />

Behandlung <strong>de</strong>r unentgeltlichen Warenlieferungen<br />

in die DDR. Da beim gesamten sog. Kirchengeschäft<br />

die Kaufverträge zwischen <strong>de</strong>m Diakonischen<br />

Werk <strong>und</strong> <strong>de</strong>n west<strong>de</strong>utschen sog. Vertrauensfirmen<br />

abgeschlossen wur<strong>de</strong>n, galt dies nicht als<br />

inner<strong>de</strong>utscher Han<strong>de</strong>l. Die Geschäfte waren somit<br />

nicht umsatzsteuerbefreit. Auf Antrag von Geißel, <strong>de</strong>r<br />

als Fürsprecher <strong>de</strong>n damaligen B<strong>und</strong>esminister für<br />

gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen, Herbe rt Wehner, gewonnen<br />

hatte, wandte das B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen in<br />

Absprache mit <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

auf die Lieferungen <strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen die<br />

Vergünstigungen nach Nr.1 <strong>de</strong>s Erlasses vom 1. September<br />

1967 an, d. h. die Lieferungen waren bis 1970<br />

umsatzsteuerbefreit. Ab diesem Zeitpunkt galt eine<br />

teilweise Befreiung von <strong>de</strong>r Umsatzsteuer bzw. <strong>de</strong>r ermäßigte<br />

Satz von 6 % (Dokument-Nr. 647-648).<br />

Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Das sog. A-Geschäft war sehr lukrativ für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die DDR-Wirtschaft.<br />

Dies bestätigte Manfred Sei<strong>de</strong>l in einer polizeilichen<br />

Vernehmung am 27. Juli 1990.<br />

Im Zeitraum 1957 bis 1990 wur<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

sog. A-Geschäfts Rohstoffe <strong>und</strong> Konsumgüter im Gesamtumfang<br />

von ca. 1,42 Mrd. DM an die DDR geliefert.<br />

Der Anteil hiervon, für <strong>de</strong>n ab 1966 <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zuständig war, belief<br />

sich auf Waren im Wert von ca. 1,08 Mrd. DM. Diese<br />

wur<strong>de</strong>n zum Teil zur Versorgung von Industrie <strong>und</strong><br />

Bevölkerung eingesetzt <strong>und</strong> zum Teil durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung vermarktet.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung hatte die<br />

Möglichkeit, die gelieferten Rohstoffe auf <strong>de</strong>m internationalen<br />

Markt gegen frei konvertierbare Devisen<br />

zu veräußern. Doch hatte die Devisenbeschaffung im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s sog. Kirchengeschäftes A eine vergleichsweise<br />

geringe Be<strong>de</strong>utung. Hier lag <strong>de</strong>r<br />

Schwerpunkt <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s Bereichs auf <strong>de</strong>r Deviseneinsparung,<br />

da entsprechend <strong>de</strong>r Verfügung Nr.<br />

167/1972 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats vom 27.<br />

November 1972 aus <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften erwirtschaftete<br />

Devisen in Höhe von 40 Mio. VM an die<br />

Devisenreserve <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission abzuführen <strong>und</strong> die Warenlieferungen<br />

als Plan-Impo rte <strong>de</strong>n Bedarfsträgern zur Verfügung<br />

zu stellen waren. (Vgl. Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 38, S. 392)<br />

Durch die Zusammenstellung <strong>de</strong>r Warenpalette,<br />

orientiert an <strong>de</strong>n Planvorgaben <strong>de</strong>r industriellen Produktion,<br />

gelangen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Deviseneinsparungen in Höhe von ca. 40<br />

Mio. DM pro Jahr <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en eine Entlastung<br />

<strong>de</strong>r Devisenbilanz <strong>de</strong>r DDR. Die sich ab <strong>de</strong>n<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

70er Jahren stets in einer „Devisenklemmsituation"<br />

befindliche DDR-Wirtschaft konnte auf diese Weise<br />

ihre knappen Devisen an<strong>de</strong>rweitig einsetzen, z.B. auf<br />

<strong>de</strong>m internationalen Markt für Rohstoffe, <strong>de</strong>ren Bezug<br />

im regulären inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Kontingentierungsvorschriften <strong>de</strong>s BMWi - diese<br />

begrenzten mengenmäßig die Rohstofflieferungen in<br />

die DDR pro Jahr - nicht mehr möglich war. Diese<br />

Kontingentierungsvorschriften waren für die im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s sog. A-Geschäfts gelieferten Rohstoffe nicht<br />

anzuwen<strong>de</strong>n. Dadurch konnten über das durch das<br />

BMWi im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l festgesetzte Maß<br />

hinaus Rohstofflieferungen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland bezogen wer<strong>de</strong>n, wie Dr. Franz Rösch<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß bestätigt hat ( 135.<br />

Sitzung, Protokoll S. 17).<br />

Die über die vorgegebene Obergrenze hinausgehen<strong>de</strong>n<br />

Einnahmen aus <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften sollten<br />

nach <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 167/1972 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 27. November 1972 an die Staats<strong>de</strong>visenreserve<br />

abgeführt wer<strong>de</strong>n. Allerdings wur<strong>de</strong>n<br />

nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen die Warenlieferungen im Rahmen <strong>de</strong>r Aufstockungsverträge<br />

an die Intrac HGmbH geliefert,<br />

durch diese vermarktet, die Devisen <strong>de</strong>m Konto 0528<br />

gutgeschrieben <strong>und</strong> zur Finanzierung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Aufträge verwen<strong>de</strong>t. Eine Einstellung in die Staats<strong>de</strong>visenreserve<br />

erfolgte nicht (Dokument-Nr. 649). Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r finanziellen Schwierigkeiten <strong>de</strong>r DDR in<br />

<strong>de</strong>n 70er Jahren war es <strong>de</strong>n evangelischen Kirchen<br />

möglich, Warenlieferungsverträge mit einem Volumen<br />

von insgesamt mehr als 44 Mio. VM abzuschließen,<br />

nämlich 1974 48 Mio. VM, 1977 <strong>und</strong> 1978 sogar 51<br />

Mio. VM, so daß entsprechend mehr Devisen auf das<br />

Mielke-Konto 0528 abgeführt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Von <strong>de</strong>n seit Existenz <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

an diesen gelieferten Waren im Gesamtwert<br />

von ca. 1079,5 Mio. DM flossen ca. 119,1 Mio.<br />

DM auf das Konto 0528; 960 Mio. DM wur<strong>de</strong>n in die<br />

Zahlungsbilanz eingestellt (Dokument-Nr. 650).<br />

b) Valutamarkprogramm<br />

Unter <strong>de</strong>m Beg riff Valutamarkprogramm sind Warenlieferungen<br />

<strong>de</strong>s Diakonischen Werks <strong>de</strong>r EKD an das<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Innerer<strong>de</strong>utscher<br />

Han<strong>de</strong>l (MAI) bzw. ab 1966 an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zu verstehen, <strong>de</strong>ren Gegenwert<br />

im Verhältnis 1 : 1 in Valuta-Mark (VM) auf von <strong>de</strong>r<br />

Intrac HGmbH treuhän<strong>de</strong>risch <strong>und</strong> zweckgeb<strong>und</strong>en<br />

für die evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR verwaltete<br />

Konten gutgeschrieben wur<strong>de</strong>. Die Abwicklung <strong>de</strong>r<br />

Lieferungen erfolgte analog <strong>de</strong>m sog. A-Geschäft unter<br />

Beteiligung <strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen.<br />

Gr<strong>und</strong> für die Entwicklung <strong>de</strong>s Valutamarkprogramms<br />

war die Tatsache, daß in <strong>de</strong>n 60er Jahren die<br />

evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR vor <strong>de</strong>m Problem<br />

stan<strong>de</strong>n, die Bausubstanz ihrer Kirchen <strong>und</strong> die kirchlichen<br />

Einrichtungen für kranke <strong>und</strong> pflegebedürftige<br />

Menschen sanieren zu müssen. Diese Bauten<br />

stammten in ihrer Mehrzahl aus <strong>de</strong>r Zeit vor <strong>de</strong>r Jahrh<strong>und</strong>ertwen<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> waren zum Teil noch vom Krieg<br />

beschädigt. Hinzu kam, daß Wohnungen für die Mitarbeiter<br />

kirchlicher Einrichtungen fehlten. Die durch


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

das sog. A-Geschäft realisierten Gutschriften in Höhe<br />

von maximal 44 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR pro Jahr reichten<br />

für diese Vorhaben nicht aus. Für die evangelischen<br />

Kirchen waren außer<strong>de</strong>m Bauleistungen <strong>und</strong> Baumaterialien<br />

aus DDR-Produktion gegen Mark <strong>de</strong>r DDR<br />

nicht o<strong>de</strong>r nicht in ausreichen<strong>de</strong>r Menge verfügbar,<br />

weil kirchliche Bauvorhaben gegen Mark <strong>de</strong>r DDR<br />

nur eingeschränkt in <strong>de</strong>n staatlichen Planungen <strong>und</strong><br />

Bilanzierungen berücksichtigt wur<strong>de</strong>n. Bestimmte<br />

Baumaterialien waren in <strong>de</strong>r DDR allgemein Mangelware,<br />

da <strong>de</strong>ren Expo rt eine Deviseneinnahmequelle<br />

darstellte. Zwar wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Baumaterialien in die DDR geliefert,<br />

doch konnte damit nicht <strong>de</strong>r gesamte Bedarf ge<strong>de</strong>ckt<br />

wer<strong>de</strong>n. Aus dieser Situation heraus schlug Ludwig<br />

Geißel 1965 seinem damaligen Verhandlungspartner<br />

im MAI, Horst Roigk, die Geschäftskonstruktion <strong>de</strong>s<br />

Valutamarkprogramms vor.<br />

Funktionsweise <strong>und</strong> Ablauf <strong>de</strong>s Valutamarkprogramms<br />

Mit <strong>de</strong>m Bau von Fertighäusern für kirchliche Mitarbeiter<br />

wur<strong>de</strong> das Programm in Gang gesetzt. Die Häuser<br />

wur<strong>de</strong>n von DDR-Betrieben errichtet. Baumaterial<br />

<strong>und</strong> Projektierungsleistungen stammten ebenfalls<br />

überwiegend aus <strong>de</strong>r DDR. Als Gegenleistung wollte<br />

das Diakonische Werk in Stuttgart Waren nach Wünschen<br />

<strong>de</strong>s MAI über die sog. Vertrauensfirmen in die<br />

DDR liefern. Realisiert wur<strong>de</strong> das Projekt 1966/67,<br />

nach Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

in Zusammenarbeit mit Manfred Sei<strong>de</strong>l. Die<br />

evangelischen Kirchen erhielten 100 Fertighäuser<br />

zum Stückpreis von 40.000 VM. Im Gegenzug lieferte<br />

die EKD über das Diakonische Werk als Anzahlung<br />

im Jahre 1966 noch vor Fertigstellung <strong>de</strong>r Häuser Kaffee<br />

im Wert von 1,5 Mio. DM.<br />

Neben <strong>de</strong>r Rekonstruktion <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

kirchlicher Sozialbauten wie Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime<br />

o<strong>de</strong>r Krankenhäuser unter kirchlicher Leitung war es<br />

auch möglich, im Zuge <strong>de</strong>s Valutamarkprogramms<br />

Neubauten im sozialen Bereich zu errichten. Zu diesem<br />

Zeitpunkt wur<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>s Valutamarkprogramms<br />

noch keine Neubauten von Kirchen o<strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong>häusern genehmigt. Dies geschah erst in<br />

<strong>de</strong>n ab 1973 begonnenen Son<strong>de</strong>rbauprogrammen.<br />

Geißel <strong>de</strong>hnte das Valutamarkprogramm auch auf Bereiche<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Bausektors aus. Über das Valutamarkprogramm<br />

war es möglich, Medikamente <strong>und</strong><br />

medizinische Geräte für die Krankenhäuser <strong>und</strong> Pflegeeinrichtungen<br />

<strong>de</strong>r evangelischen Kirchen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Diakonie in <strong>de</strong>r DDR zu erwerben. Die kirchliche<br />

Landwirtschaft wur<strong>de</strong> mit landwirtschaftlichen Maschinen<br />

<strong>und</strong> Verbrauchsgütern aus <strong>de</strong>m Valutamarkprogramm<br />

unterstützt. Es han<strong>de</strong>lte sich dabei um Güter,<br />

die für die evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR nur<br />

gegen Devisen zu erhalten waren, <strong>de</strong>ren Preis aber<br />

<strong>de</strong>nnoch günstiger war als bei einem Direktbezug aus<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />

Seitens <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n diese Käufe gegen Valutamark<br />

über die Intrac HGmbH abgewickelt. Die Intrac<br />

HGmbH bezahlte die von <strong>de</strong>r Kirche bei DDR-Betrieben<br />

bestellten Waren o<strong>de</strong>r Dienstleistungen aus <strong>de</strong>n<br />

von ihr verwalteten Kirchenkonten.<br />

Bei <strong>de</strong>r Intrac HGmbH existierten für die Zwecke <strong>de</strong>s<br />

Valutamarkprogramms folgen<strong>de</strong> Konten:<br />

Verwendungszweck Konto-Nummer<br />

Landwirtschaft 48900<br />

Baumaterialien 48901<br />

Medikamente 48902<br />

Geriatrie- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbauten<br />

einschl. Fertighäuser 48903<br />

Innenausbau Berliner Dom 48906<br />

Aufbau Berliner Dom (außen) 48912<br />

Reserve Diakonisches Werk 48908<br />

Reisekosten 48909<br />

Son<strong>de</strong>rbauprogramm: Kleinprojekte,<br />

Neubaugebiete 48910<br />

Über die bei <strong>de</strong>r Intrac HGmbH geführten Valutamarkkonten<br />

war es auch möglich, Produkte aus <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m westlichen<br />

Ausland zu beziehen, die in <strong>de</strong>r DDR nicht zu erhalten<br />

waren. Die evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR bestellten<br />

die Waren bei <strong>de</strong>r Intrac HGmbH, die die Bestellungen<br />

realisierte, eine Provision in Höhe von 3,5 %<br />

berechnete <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Betrag von <strong>de</strong>n kirchlichen Konten<br />

abbuchte.<br />

Der Finanzbedarf für das Valutamarkprogramm wur<strong>de</strong><br />

- nach Angaben von E<strong>de</strong>lgard Orth anläßlich ihrer<br />

schriftlichen Befragung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

- aus Eigenmitteln <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r EKD sowie aus Zuschüssen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung,<br />

die für die Diakonie 75% betrugen, aufgebracht.<br />

Generell ist festzustellen, daß etwa 50% <strong>de</strong>r<br />

über die EKD abgewickelten Zahlungen aus Mitteln<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eshaushalts aufgebracht wur<strong>de</strong>n.<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Valutamarkprogramms für <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Die von <strong>de</strong>n DDR-Unternehmen für die evangelischen<br />

Kirchen erbrachten Leistungen wur<strong>de</strong>n zwar<br />

von <strong>de</strong>n Kirchen in Valuta-Mark bezahlt, die Unternehmen<br />

selbst bekamen aber von <strong>de</strong>r Intrac HGmbH<br />

ihre Leistungen in Mark <strong>de</strong>r DDR vergütet <strong>und</strong> als<br />

sog. Inlandsexport auf ihren Exportplan angerechnet.<br />

Inlandsexporte waren exportfähige, also <strong>de</strong>visenwerte<br />

Güter <strong>und</strong> Leistungen, die gegen Bezahlung in Devisen<br />

auch in <strong>de</strong>r DDR erworben wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

DDR-Betriebe, die solche Güter <strong>und</strong> Leistungen produzierten,<br />

hatten Exportauflagen zu erfüllen; die<br />

durch Inlandsexporte erwirtschafteten Devisen wur<strong>de</strong>n<br />

auf <strong>de</strong>n Exportplan <strong>de</strong>s Betriebes angerechnet<br />

<strong>und</strong> an <strong>de</strong>n Staatshaushalt abgeführt.<br />

Die Verfügung Nr. 167/1972 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

vom 27. November 1972 legte ein Volumen<br />

von maximal 15 Mio. VM jährlich fest, für das die<br />

evangelischen Kirchen Verträge über <strong>de</strong>n Bezug von<br />

landwirtschaftlichen Maschinen, Fertighäusern, Baumaterialien<br />

sowie für Son<strong>de</strong>rbauprogramme abschließen<br />

konnten. Die in <strong>de</strong>r Verfügung eingeräumte Möglichkeit,<br />

dieses Limit bei Bedarf zu überziehen, wur<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren extensiv genutzt. Der höchste<br />

Betrag wur<strong>de</strong> im Jahr 1986 mit 54 Mio. VM erreicht<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 38, Seite 392).


c) Son<strong>de</strong>rbauprogramme<br />

Das Son<strong>de</strong>rbauprogramm (SBP), auch Valutason<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

genannt, war in seiner Funktionsweise<br />

i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>m Valutamarkprogramm. Die Mittelbereitstellung<br />

erfolgte analog <strong>de</strong>m Valutamarkprogramm<br />

durch Warenlieferungen <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werkes über die sog. Vertrauensfirmen an die Intrac<br />

HGmbH <strong>und</strong> durch Gutschrift <strong>de</strong>s Valuta-Mark-Gegenwertes<br />

(1: 1) auf von <strong>de</strong>r Intrac HGmbH geführten<br />

Valutamarkkonten.<br />

Im Gegensatz zum Valutamarkprogramm, das zur Finanzierung<br />

von einzelnen Baumaßnahmen, Dienstleistungen<br />

o<strong>de</strong>r notwendigen Verbrauchsgütern diente,<br />

konzentrierte sich das SBP nur auf die Bauprojekte<br />

<strong>de</strong>r evangelischen Kirchen <strong>und</strong> war mittel- <strong>und</strong> längerfristig<br />

angelegt. Dabei war im Unterschied zur bisherigen<br />

Praxis nicht mehr je<strong>de</strong> einzelne Baumaßnahme<br />

<strong>de</strong>r Kirchen von <strong>de</strong>n staatlichen Stellen zu genehmigen.<br />

Es wur<strong>de</strong>n Projektlisten erstellt, in <strong>de</strong>nen<br />

die von <strong>de</strong>n evangelischen Kirchen für einen bestimmten<br />

Zeitraum geplanten Baumaßnahmen zusammengefaßt<br />

waren.<br />

Genehmigungsverfahren <strong>und</strong> Ablauf <strong>de</strong>s<br />

Son<strong>de</strong>rbauprogramms<br />

Die Projektlisten wur<strong>de</strong>n zur Genehmigung bei <strong>de</strong>m<br />

Staatssekretär für Kirchenfragen <strong>de</strong>r DDR eingereicht,<br />

<strong>de</strong>r eine sog. politische Abstimmung <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Projekte u. a. mit <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Kirchenfragen<br />

beim ZK <strong>de</strong>r SED vornahm. In die Abstimmung<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel auch die Bezirksleitungen <strong>de</strong>r<br />

SED <strong>und</strong> die Räte <strong>de</strong>r Bezirke einbezogen, in <strong>de</strong>nen<br />

die Bauvorhaben ausgeführt wer<strong>de</strong>n sollten. Die Baugenehmigung<br />

für kirchliche Bauvorhaben - sowohl<br />

<strong>de</strong>s SBP wie auch <strong>de</strong>s Valutamarkprogramms - mußte<br />

offiziell von <strong>de</strong>n örtlich zuständigen Organen erteilt<br />

wer<strong>de</strong>n. Durch Ministerratsbeschluß erhielten die genehmigten<br />

Projekte die regierungsamtliche Zustimmung.<br />

Wur<strong>de</strong>n kirchliche Bauvorhaben abgelehnt, hatte<br />

dies in <strong>de</strong>r Regel seinen Ausgangspunkt in <strong>de</strong>n unteren<br />

Verwaltungsebenen. Als Ablehnungsgrün<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n<br />

u.a. aufgeführt:<br />

- fehlen<strong>de</strong> Baukapazitäten;<br />

- keine Notwendigkeit, weil genügend Bauten vorhan<strong>de</strong>n<br />

seien, die <strong>de</strong>n vorgesehenen Zweck erfüllten;<br />

- i<strong>de</strong>ologische Grün<strong>de</strong>, z.B. daß <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r Bau<br />

maßnahmen <strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>r Kirche för<strong>de</strong>rn könne.<br />

In <strong>de</strong>n 70er Jahren wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bau kirchlicher Kin<strong>de</strong>rgärten<br />

prinzipiell abgelehnt (Dokument-Nr. 651-<br />

652). Später wur<strong>de</strong> diese Einschränkung jedoch stillschweigend<br />

fallengelassen. Die durch die SED-Bezirksleitung<br />

o<strong>de</strong>r Räte <strong>de</strong>r Bezirke abgelehnten Anträge<br />

für Baumaßnahmen <strong>de</strong>r evangelischen Kirchen<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n 80er Jahren durch „zentrale Entscheidungen",<br />

<strong>de</strong>nen Weisungen <strong>de</strong>s Generalsekretärs<br />

<strong>de</strong>r SED, Erich Honecker, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Sekretärs für<br />

Wirtschaft im ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Günter Mittag, zugr<strong>und</strong>e<br />

lagen, in mehreren Fällen letztlich doch genehmigt.<br />

Zu dieser Zeit erlangte die Devisenbe-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

schaffung bei <strong>de</strong>n Entscheidungen <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Stellen zunehmend Priorität (165. Sitzung, Protokoll<br />

S. 13 ff).<br />

In <strong>de</strong>n Jahren 1988 <strong>und</strong> 1989 stoppte dagegen Honekker<br />

kirchliche Bauvorhaben, die kurz vor <strong>de</strong>r Fertigstellung<br />

waren, um politischen Druck auf die evangelischen<br />

Kirchen auszuüben, die zu dieser Zeit verstärkt<br />

zum Anlaufpunkt oppositioneller Gruppen gewor<strong>de</strong>n<br />

waren. Davon waren zum Beispiel das Gemein<strong>de</strong>zentrum<br />

Potsdam-Stern <strong>und</strong> das Gemein<strong>de</strong>zentrum<br />

Halle-Silberhöhe betroffen.<br />

Die Bauausführung durch <strong>de</strong>n AHB Limex<br />

Die evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR schlossen mit<br />

<strong>de</strong>m für Inlandsexporte im Bausektor zuständigen<br />

AHB Limex Bauleistungsverträge in Valuta-Mark.<br />

Der AHB Limex gehörte we<strong>de</strong>r organisatorisch zum<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung, noch wur<strong>de</strong> er<br />

von diesem angeleitet. Allerdings wur<strong>de</strong>n die Bauleistungen<br />

<strong>de</strong>s AHB über die Intrac HGmbH, die die<br />

Bankenfunktion für die Kirchen übernahm, aus <strong>de</strong>n<br />

kirchlichen Valutamarkkonten finanziert. Entsprechend<br />

<strong>de</strong>r Verfügung Nr. 167/1972 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 27. November 1972 wur<strong>de</strong>n die<br />

Lieferungen <strong>und</strong> Leistungen auch beim SBP als Inlandsexporte<br />

auf <strong>de</strong>n Exportplan <strong>de</strong>s AHB Limex angerechnet.<br />

Der AHB Limex wie<strong>de</strong>rum schloß mit <strong>de</strong>n bauausführen<strong>de</strong>n<br />

Betrieben in <strong>de</strong>r DDR die Verträge in Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

war an <strong>de</strong>m laufen<strong>de</strong>n Baugeschehen nur insofern<br />

unmittelbar beteiligt, als Manfred Sei<strong>de</strong>l aus <strong>de</strong>r HA I<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle - -Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

Stellvertreter, Dr. Klaus-Dieter Neubert, als Ansprechpartner<br />

für alle beteiligten Seiten fungierten,<br />

wenn Verzögerungen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Schwierigkeiten<br />

auftraten. Die wesentliche Aufgabe <strong>de</strong>s Bereichs war<br />

<strong>de</strong>r Abschluß <strong>de</strong>r Vereinbarungen über die Zusammensetzung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Waren, die als Gegenwert<br />

für die erbrachten Bauleistungen an die In<br />

trac HGmbH geliefert wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

Son<strong>de</strong>rbauprogramm <strong>und</strong> Berliner Dom<br />

In evangelischen Kirchenkreisen in <strong>de</strong>r DDR hatte es<br />

schon in <strong>de</strong>n 50er <strong>und</strong> 60er Jahren vereinzelte Bemühungen<br />

gegeben, <strong>de</strong>n zerstörten Berliner Dom wie<strong>de</strong>r<br />

aufzubauen <strong>und</strong> für kirchliche Zwecke zu nutzen. Allerdings<br />

war die EKD anfänglich nicht <strong>de</strong>r Auffassung,<br />

daß dieses Vorhaben verwirklicht wer<strong>de</strong>n<br />

sollte. Auch Ludwig Geißel vom Diakonischen Werk<br />

in Stuttgart stand <strong>de</strong>m Projekt negativ gegenüber, da<br />

es immense Kosten verursachen wür<strong>de</strong> <strong>und</strong> in keinem<br />

Verhältnis zum Nutzen stün<strong>de</strong> (161(a). Sitzung, Protokoll<br />

S. 101 f).<br />

Von <strong>de</strong>n evangelischen Kirchen <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong> noch<br />

1973 versucht, durch einen Eigentumsverzicht die<br />

Verantwortung für <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>s Doms auf<br />

<strong>de</strong>n Staat zu übertragen (Dokument-Nr. 653-654).<br />

Erst als dies vom Magistrat von Groß-Berlin abgelehnt<br />

wor<strong>de</strong>n war, erklärte sich die EKD bereit, 45 Mio. DM<br />

für die Restaurierung <strong>de</strong>r Außenhaut <strong>de</strong>s Domes bereitzustellen.<br />

Die bereits 1972 begonnenen Sondierungen<br />

<strong>und</strong> Verhandlungen zwischen <strong>de</strong>m B<strong>und</strong> <strong>de</strong>r


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR (BEKDDR) <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r DDR-Regierung mün<strong>de</strong>ten in konkreten Verträgen<br />

zwischen <strong>de</strong>m Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb Limex <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m BEKDDR zum Aufbau <strong>de</strong>s Domes <strong>und</strong> einem<br />

Bauleistungsrahmenvertrag für das Son<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

(Dokument-Nr. 655). Die DDR-Regierung erklärte<br />

sich außer<strong>de</strong>m bereit, ab 1976 zu <strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n<br />

Unterhaltungskosten für <strong>de</strong>n Dom jährlich 200.000<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR beizutragen. In <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rschriften zu<br />

<strong>de</strong>n Verhandlungen über <strong>de</strong>n Dom im Jahre 1972<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Begriff Son<strong>de</strong>rbauprogramm erstmalig erwähnt.<br />

Verhandlungsführer war Dr. Schalck-Golodkowski<br />

als stellvertreten<strong>de</strong>r Minister für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>s für die finanzielle Abwicklung <strong>de</strong>s<br />

Projektes <strong>und</strong> die Auftragsvergabe an <strong>de</strong>n AHB Limex<br />

zuständigen Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Außer<strong>de</strong>m war Manfred Sei<strong>de</strong>l als Verantwortlicher<br />

für die kommerziellen Beziehungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zu <strong>de</strong>n Religionsgemeinschaften<br />

ein wichtiger Verhandlungspartner.<br />

Auf Seiten <strong>de</strong>s BEKDDR waren Bischof Schönherr<br />

<strong>und</strong> Dr. Manfred Stolpe, <strong>de</strong>r bis 1989 mit allen gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Fragen <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbauprogramms als Vertreter<br />

<strong>de</strong>s BEKDDR befaßt war, vertreten. In <strong>de</strong>n Vermerken<br />

zu <strong>de</strong>n Verhandlungen Anfang <strong>de</strong>r 70er Jahre<br />

wur<strong>de</strong> auch auf die Finanzierungszusagen <strong>de</strong>r EKD<br />

<strong>und</strong> die erfor<strong>de</strong>rliche Abstimmung mit Ludwig Geißel<br />

hingewiesen.<br />

Die Zusage <strong>de</strong>r EKD, die erheblichen Mittel für <strong>de</strong>n<br />

Dom doch bereitzustellen, ist nach <strong>de</strong>r Aktenlage offensichtlich<br />

in Abwägung <strong>de</strong>r Möglichkeiten erfolgt,<br />

die sich mit <strong>de</strong>m geplanten Son<strong>de</strong>rbauprogramm boten.<br />

Es ergab sich damit die Chance, umfangreiche<br />

Rekonstruktionen <strong>und</strong> Neubauten von Kirchengebäu<strong>de</strong>n<br />

in einem bisher nicht für möglich gehaltenen<br />

Ausmaß zu verwirklichen <strong>und</strong> damit auch i<strong>de</strong>ologisch<br />

gesetzte Schranken zu überwin<strong>de</strong>n (165. Sitzung,<br />

S. 11-12). Die Verknüpfung <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbauprogramms<br />

mit <strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>s Domes war offensichtlich.<br />

Zu <strong>de</strong>r Frage, ob das Son<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

für <strong>de</strong>n BEKDDR nur durch die Finanzierung <strong>de</strong>s Wie<strong>de</strong>raufbaus<br />

<strong>de</strong>s Berliner Doms aus kirchlichen Mitteln<br />

möglich wur<strong>de</strong>, liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

einan<strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>rsprechen<strong>de</strong> Akten <strong>und</strong> Aussagen vor.<br />

Auf staatlicher wie auf kirchlicher Seite in <strong>de</strong>r DDR<br />

wur<strong>de</strong> offensichtlich anfänglich davon ausgegangen,<br />

daß ein Junktim bestün<strong>de</strong>. Sowohl BEKDDR <strong>und</strong> EKD<br />

als auch die DDR-Regierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung versprachen sich davon Vorteile:<br />

die Kirchen die gesicherte Realisierung ihrer<br />

Bau- <strong>und</strong> vor allem Neubauvorhaben, die DDR-Regierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

mittelfristig planbare Deviseneinnahmen. Allerdings<br />

behauptete Manfred Sei<strong>de</strong>l vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß,<br />

daß es kein Junktim zwischen <strong>de</strong>m Projekt<br />

„Berliner Dom" <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rbauprogrammen gegeben<br />

habe (89. Sitzung, Protokoll S. 179). Dieser<br />

Aussage wi<strong>de</strong>rsprachen aber die Aktenlage <strong>und</strong> die<br />

Ausführungen Dr. Stolpes vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

(165. Sitzung, Protokoll S. 179).<br />

Die Son<strong>de</strong>rbauprogramme I <strong>und</strong> II<br />

Das erste Son<strong>de</strong>rbauprogramm (SBP I) umfaßte <strong>de</strong>n<br />

Zeitraum 1973 bis 1984 <strong>und</strong> war in zwei Teilab-<br />

schnitte unterglie<strong>de</strong>rt. In <strong>de</strong>r ersten Phase von 1973<br />

bis 1975 war es <strong>de</strong>n evangelischen Kirchen noch<br />

nicht möglich, Neubauprojekte zu realisieren, sie<br />

mußten sich auf die Erweiterung <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

vorhan<strong>de</strong>ner Bausubstanz beschränken. Mit<br />

<strong>de</strong>r Verfügung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats Nr.<br />

84/72 vom 22. Juni 1972 wur<strong>de</strong> eine erste Regelung<br />

auf staatlicher Seite getroffen, die die Rekonstruktion,<br />

Instandsetzung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>raufbau von 45<br />

Kirchen vorsah (Dokument-Nr. 656). In diese erste<br />

Regelung ging eine Projektliste ein, die <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s BEKDDR, Dr. Manfred Stolpe,<br />

eingereicht hatte.<br />

Erst mit Fortschreibung <strong>de</strong>s SBP I (ab 1976) erhielten<br />

die evangelischen Kirchen die Genehmigung, Neubauten<br />

zu erstellen, die zu Gottesdiensten genutzt<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Gemein<strong>de</strong>leben dienten.<br />

Das zweite Son<strong>de</strong>rbauprogramm (SBP II) erstreckte<br />

sich über <strong>de</strong>n Zeitraum 1980 bis 1992. Es begann<br />

mit <strong>de</strong>r Planungsphase <strong>de</strong>s Innenausbaus <strong>de</strong>s Berliner<br />

Doms. Von EKD <strong>und</strong> BEKDDR wur<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n<br />

Dom eine weitere Summe von 35 Mio. DM (VM)<br />

veranschlagt, während für die an<strong>de</strong>ren Projekte <strong>de</strong>s<br />

SBP II ca. 50 Mio. DM (VM) eingeplant wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Überschneidung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rbauprogramme<br />

ergab sich daraus, daß <strong>de</strong>r Innnenausbau<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abschluß <strong>de</strong>r Außenhaut zeitweilig parallel<br />

betrieben wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n kirchlichen Akten wur<strong>de</strong><br />

von zwei Son<strong>de</strong>rbauprogrammen (SBP I <strong>und</strong> II ) gesprochen.<br />

Im Unterschied dazu waren in <strong>de</strong>n Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Sekretärs für Wi rtschaft im ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Günter<br />

Mittag, drei Son<strong>de</strong>rbauprogramme, analog <strong>de</strong>r<br />

staatlichen Planung in Fünfjahrplänen (1976-1980,<br />

1981-1985, 1986-1990), verzeichnet.<br />

Als Ergebnis <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbauprogramms <strong>de</strong>r evangelischen<br />

Kirchen wur<strong>de</strong>n bis 1988 in <strong>de</strong>n Neubaugebieten<br />

<strong>de</strong>r DDR 20 Kirchen <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>zentren neu<br />

errichtet <strong>und</strong> 107 Kirchen rekonstruiert <strong>und</strong> instandgesetzt.<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s SBP für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Das Son<strong>de</strong>rbauprogramm stellte eine erhebliche<br />

Erweiterung <strong>de</strong>r Valutamarkprogramms dar. Der<br />

finanzielle Umfang, <strong>de</strong>r beim Valutamarkprogramm<br />

etwa 15 Mio. VM jährlich betrug, wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m<br />

Son<strong>de</strong>rbauprogramm auf ca. 50 Mio. VM gesteigert.<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre gab es Phasen, in <strong>de</strong>nen die geplanten<br />

Bauleistungen von <strong>de</strong>r DDR-Bauwirtschaft<br />

nicht mehr termingemäß erbracht wur<strong>de</strong>n. Zu dieser<br />

Zeit zog die EKD in Erwägung, die Warenlieferungen<br />

zu reduzieren, um nicht zu sehr in Vorlage zu<br />

treten.<br />

Der finanzielle Aufwand für das Son<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

wur<strong>de</strong> unterschiedlich angegeben. Eine Abgrenzung<br />

zu <strong>de</strong>n Baumaßnahmen <strong>de</strong>s Valutamarkprogramms<br />

<strong>und</strong> zu einzelnen Großprojekten ist bei <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Quellen nicht immer gegeben. Eine Übersicht<br />

über die in Valuta-Mark transferierten Summen gibt<br />

die untenstehen<strong>de</strong> Tabelle. Sie beinhallet sowohl das


Son<strong>de</strong>rbauprogramm wie auch das Valutamarkprogramm:<br />

Jahr Betrag in VM<br />

1966 1.500.000,00<br />

1967 4.483.370,49<br />

1968 6.061.236,98<br />

1969 6.998.920,26<br />

1970 8.998.593,90<br />

1971 11.289.694,03<br />

1972 18.009.476,57<br />

1973 14.025.118,40<br />

1974 17.320.238,49<br />

1975 22.964.353,16<br />

1976 30.140.776,06<br />

1977 30.158.963,84<br />

1978 33.963.625,51<br />

1979 33.898.151,98<br />

1980 33.041.444,81<br />

1981 39.660.728,79<br />

1982 45.600.017,29<br />

1983 51.526.863,22<br />

1984 43.842.052,32<br />

1985 56.329.006,55<br />

1986 54.006.730,38<br />

1987 47.564.726,08<br />

1988 42.546.949,89<br />

1989 42.732.911,95<br />

1990 29.999.548,10<br />

Summe 726.663.499,05 VM<br />

In einer Presseinformation <strong>de</strong>s BEKDDR vom 9. November<br />

1988 aus Anlaß <strong>de</strong>s 15. Jahrestages <strong>de</strong>r Einführung<br />

<strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbauprogramms wur<strong>de</strong> bis zum<br />

Jahr 1988 ein Gesamtaufwand von 250 Mio. DM aus<br />

Mitteln <strong>de</strong>r EKD angegeben.<br />

In einer von Manfred Sei<strong>de</strong>l ausgearbeiteten „Information<br />

über die kommerzielle Tätigkeit mit <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

DDR zugelassenen Religionsgemeinschaften in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1975 - 1985", die über Dr. Günter Mittag <strong>de</strong>m<br />

Generalsekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, E rich Honecker, zur<br />

Bestätigung vorgelegt wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong>n für diesen Zeitraum<br />

für die evangelischen Kirchen 265,4 Mio. VM im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbauprogramms geplant, die sich<br />

wie folgt aufschlüsselten (Dokument-Nr. 657):<br />

1975 -1980<br />

Bauleistungen <strong>und</strong> Warenverkäufe<br />

gegen Valuta-Mark, die als<br />

NSW-Export abgerechnet wur<strong>de</strong>n<br />

(Valutamarkprogramm) 51,6 Mio. VM<br />

Son<strong>de</strong>rbauprogramm (Rekonstruktion<br />

von Kirchen einschließlich Dom) 113,8 Mio. VM<br />

Summe 165,4 Mio. VM<br />

1981 -1985<br />

Neubau von kirchlichen Einrich-<br />

tungen (Gemein<strong>de</strong>zentren) in<br />

Neubaugebieten 15,0 Mio. VM<br />

Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime 20,0 Mio. VM<br />

Son<strong>de</strong>rbauprogramm 65,0 Mio. VM<br />

Summe 100,0 Mio. VM<br />

Der Anteil <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esmittel an <strong>de</strong>n gesamten Bau<br />

aufwendungen wur<strong>de</strong> vom B<strong>und</strong>esrechnungshof in<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

einem Prüfbericht vom Mai 1992 mit 15 Mio. DM<br />

jährlich in <strong>de</strong>n letzen Jahren <strong>de</strong>s Bestehens <strong>de</strong>r DDR<br />

beziffert (vgl. B<strong>und</strong>esrechnungshof, Mitteilung über<br />

die Prüfung <strong>de</strong>r Zuwendungen aus Mitteln <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministers<br />

für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen bzw.<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministers <strong>de</strong>s Innern zur Finanzierung<br />

von Baumaßnahmen <strong>de</strong>r Kirchen in <strong>de</strong>r DDR bzw.<br />

im Beitrittsgebiet, Frankfurt, 25. Mai 1992).<br />

Die durch das Son<strong>de</strong>rbauprogramm <strong>de</strong>r evangelischen<br />

Kirchen begonnenen Projekte wur<strong>de</strong>n auch<br />

nach Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

durch <strong>de</strong>n AHB Limex sowie <strong>de</strong>ssen Rechtsnachfolger,<br />

die Vertriebs- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

Bau mbH (VHG), weitergeführt. Das Projekt „Berliner<br />

Dom" wur<strong>de</strong> erst 1993 mit <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>ringebrauchnahme<br />

<strong>de</strong>s Doms abgeschlossen.<br />

d) Warenlieferungen<br />

Neben <strong>de</strong>n Kirchenprogrammen, die auf Warenlieferungen<br />

an die DDR gegen Gutschrift von Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR o<strong>de</strong>r Valuta-Mark basierten, gab es direkte materielle<br />

Hilfslieferungen an die evangelischen Kirchen<br />

<strong>und</strong> die Diakonie in <strong>de</strong>r DDR.<br />

Warenlieferungen über die Genex Geschenkdienst<br />

GmbH<br />

Geschäftszweck <strong>de</strong>r 1956 in Berlin (Ost) gegrün<strong>de</strong>ten<br />

Genex Geschenkdienst GmbH - Gesellschafter waren<br />

Heinz Wil<strong>de</strong>nhain <strong>und</strong> Karl-Heinz Rommler zu je<br />

50 % als Treuhän<strong>de</strong>r für die SED - war <strong>de</strong>r Versand<br />

von Geschenksendungen auf Devisenbasis in die<br />

DDR sowie die Durchführung von Kleinexporten <strong>und</strong><br />

Geschäften ähnlicher Art (vgl.<br />

-<br />

Zweiter Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3920, S. 37).<br />

Über die Genex Geschenkdienst GmbH konnten Warenlieferungen<br />

aus <strong>de</strong>m Westen, gegen Vorkasse in<br />

Devisen, an Begünstigte in <strong>de</strong>r DDR veranlaßt wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch die Kirchen bzw. das Diakonische Werk bedienten<br />

sich <strong>de</strong>r Genex Geschenkdienst GmbH, um<br />

Waren an ihre Kirchengemein<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR zu sen<strong>de</strong>n.<br />

Da die Genex Geschenkdienst GmbH in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland selbst keine Agentur betreiben<br />

durfte, wur<strong>de</strong>n die Bestellungen, <strong>de</strong>ren Bezahlung<br />

<strong>de</strong>visenrechtlich durch die Deutsche B<strong>und</strong>esbank genehmigt<br />

wer<strong>de</strong>n mußte, an die Unternehmen Jauerfood<br />

AG in Kopenhagen o<strong>de</strong>r Palatinus GmbH in Zürich<br />

gerichtet. Diese veranlaßten die Auslieferungen<br />

<strong>de</strong>r bestellten Waren über die Genex Geschenkdienst<br />

GmbH in <strong>de</strong>r DDR.<br />

Das Geschenksortiment <strong>de</strong>r Genex Geschenkdienst<br />

GmbH umfaßte in Gestattungsproduktion in <strong>de</strong>r DDR<br />

hergestellte Westprodukte, Kraftfahrzeuge aus westlicher<br />

<strong>und</strong> DDR-Produktion sowie Saatgut, Düngemittel<br />

<strong>und</strong> Benzingutscheine; Lieferungen von Produktionsmitteln<br />

über Genex waren <strong>de</strong>n Kirchen nicht erlaubt.<br />

Geregelt wur<strong>de</strong>n die kommerziellen Beziehungen <strong>de</strong>r<br />

Kirchen zur Genex Geschenkdienst GmbH zum ersten<br />

Mal in <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 44/66 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 11. März 1966. Darin wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Minister <strong>de</strong>r Finanzen beauftragt, „die kommerzielle


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tätigkeit <strong>de</strong>r Genex gegenüber <strong>de</strong>n Religionsgemeinschaften<br />

zu überprüfen mit <strong>de</strong>m Ziel, die aus <strong>de</strong>n<br />

kommerziellen Beziehungen mit <strong>de</strong>r Genex gegebenen<br />

ökonomischen Vorteile für die Religionsgemeinschaften<br />

infolge <strong>de</strong>s Preisunterschie<strong>de</strong>s zwischen Binnenpreisen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Preisen <strong>de</strong>r Genex zu beseitigen"<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

5, S. 51). Durch diese Anpassung <strong>de</strong>r DM-<br />

Preise an die DDR-Inlandspreise sollten hohe Deviseneinnahmen<br />

garantiert <strong>und</strong> finanzielle Vorteile <strong>de</strong>r<br />

Kirchen durch vorhan<strong>de</strong>ne Preisunterschie<strong>de</strong> ausgeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Obwohl die Genex Geschenkdienst GmbH <strong>de</strong>m ZK<br />

<strong>de</strong>r SED, Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetriebe,<br />

unterstand, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Geschenkdienst ökonomisch<br />

seit 1966 durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

angeleitet, mit <strong>de</strong>m Ziel „<strong>de</strong>r maximalen<br />

Erwirtschaftung kapitalistischer Valuten außerhalb<br />

<strong>de</strong>s Staatsplanes" (Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 6, S. 55). In <strong>de</strong>r Verfügung Nr.<br />

166/72 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats vom 23. November<br />

1972 wur<strong>de</strong>n die Aufgaben <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung hinsichtlich <strong>de</strong>r Genex-<br />

Anleitung genauer spezifiziert: „Valutaabführung,<br />

Zuführung von Richtungskoeffizienten <strong>und</strong> Stützungen"<br />

nach Abstimmung mit <strong>de</strong>m Minister für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Finanzminister sollten vom Bereich<br />

geplant wer<strong>de</strong>n (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 36, S. 369 <strong>und</strong> Dokument-Nr.<br />

67, S. 502).<br />

Aus <strong>de</strong>n Arbeitsplänen <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung aus <strong>de</strong>n Jahren 1986, 1988<br />

<strong>und</strong> 1989 (Dokument-Nr. 248 <strong>und</strong> 658-659) ging hervor,<br />

daß die Genex-Einnahmen aus Geschäften mit<br />

<strong>de</strong>n Religionsgemeinschaften mit zehn Mio. VM pro<br />

Jahr geplant wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> ab 1974 auf das neu eröffnete<br />

Konto 0628 flossen. Nach Aussage Ilona Ma rina<br />

Oppenheimers (Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Planung <strong>und</strong><br />

Ökonomie <strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung)<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin vom 4. März 1991 bewegten sich<br />

die Planauflagen für die Genex Geschenkdienst<br />

GmbH insgesamt zwischen 40 <strong>und</strong> 42 Mio. VM pro<br />

Jahr. Die Gewinne in Höhe <strong>de</strong>r Planauflage wur<strong>de</strong>n<br />

an die „operative Staats<strong>de</strong>visenreserve", die Markeinnahmen<br />

an das ZK <strong>de</strong>r SED, Abteilung Finanzverwaltung<br />

<strong>und</strong> Parteibetriebe, abgeführt (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

43, S. 408). Die Übererfüllung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Konto 0628<br />

gutgeschrieben (Dokument-Nr. 539).<br />

Zentrale Hilfslieferungen <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes<br />

Das Diakonische Werk lieferte über 21 west<strong>de</strong>utsche<br />

Unternehmen in erster Linie Medikamente <strong>und</strong> medizinisch-technische<br />

Geräte aber auch Baumaterialien<br />

<strong>und</strong> Büroausstattungen direkt an die kirchlichen Einrichtungen<br />

in <strong>de</strong>r DDR. Analog <strong>de</strong>m sog. A-Geschäft<br />

waren auch diese Lieferungen umsatzsteuerlich begünstigt.<br />

Außer<strong>de</strong>m beteiligte sich die B<strong>und</strong>esregierung<br />

mit Zuschüssen von ca. 50 %. Der Umfang dieser<br />

Hilfslieferungen von 1957 bis 1990 betrug ca. 346<br />

Mio. DM.<br />

Zusätzlich zu <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

erfolgten Warenlieferungen war es <strong>de</strong>n evangelischen<br />

Kirchen in <strong>de</strong>r DDR möglich, selbst Wareneinfuhren<br />

auf eigene Rechnung vorzunehmen. Dazu<br />

mußte eine Einfuhrgenehmigung <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung vorliegen. Um das umständliche<br />

Genehmigungsverfahren zu umgehen, erteilte<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l von Fall zu Fall personengeb<strong>und</strong>ene<br />

Zollkontrollbefreiungen, wodurch unkontrollie rt medizinisch-technische<br />

Geräte, Ersatzteile, Baustoffe<br />

o<strong>de</strong>r Fachliteratur von kirchlichen Mitarbeitern in die<br />

DDR eingeführt wer<strong>de</strong>n konnten. U. a. wur<strong>de</strong> auch<br />

Dr. Manfred Stolpe von <strong>de</strong>r Zollkontrolle befreit.<br />

Partnerschaftshilfe bzw. Patenschaftshilfe<br />

Bei <strong>de</strong>r sog. Partnerschaftshilfe bzw. Patenschaftshilfe<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um Geschenksendungen (Textilien,<br />

Lebensmittel, Gebrauchsgegenstän<strong>de</strong> u. ä.) von<br />

Kirchengemein<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

an ihre Partnergemein<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR. Der Umfang<br />

dieser Geschenksendungen läßt sich nur<br />

schwer abschätzen, dürfte sich aber im Rahmen von<br />

1,3 Mrd. DM für <strong>de</strong>n Zeitraum 1957 bis 1990 bewegt<br />

haben.<br />

Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Durch die Bestellungen <strong>de</strong>r Kirche bei <strong>de</strong>r Genex<br />

Geschenkdienst GmbH hatten die DDR-Regierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung hohe<br />

Deviseneinnahmen. Im Zeitraum 1959 bis 1990 wur<strong>de</strong>n<br />

für das Diakonische Werk Bestellungen im Gesamtvolumen<br />

von ca. 139,2 Mio. DM realisiert. Die<br />

Bestellungen von Industriewaren <strong>und</strong> Kraftfahrzeugen<br />

umfaßten ca. 104,4 Mio. DM, die Benzingutscheine<br />

ca. 25 Mio. DM, Düngemittel <strong>und</strong> Saatgut<br />

für die landwirtschaftliche Produktion ca. 9,8 Mio.<br />

DM. Während <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r ökonomischen Anleitung<br />

<strong>de</strong>r Genex Geschenkdienst GmbH durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zwischen 1966<br />

<strong>und</strong> 1989 gingen Bestellungen im Wert von ca. 91<br />

Mio. DM ein. Die Devisen stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung bzw. <strong>de</strong>r sog. operativen<br />

Devisenreserve <strong>und</strong> <strong>de</strong>r SED zur Verfügung.<br />

Die sog. operative Devisenreserve setzte sich aus<br />

Gold <strong>und</strong> konvertierbaren Devisen zusammen <strong>und</strong><br />

sollte so genutzt wer<strong>de</strong>n, „daß für die Volkswirtschaft<br />

insgesamt <strong>de</strong>r höchstmögliche Nutzeffekt erreicht<br />

wird" (Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 21, S. 117) .<br />

Neben <strong>de</strong>m wirtschaftlichen Nutzen als Devisenquelle<br />

hatten die Warenlieferungen <strong>de</strong>r EKD über<br />

das Diakonische Werk auch einen sozialen Aspekt<br />

für die DDR. Ein Großteil dieser Lieferungen (Medikamente,<br />

medizinische Geräte u. ä.) war für Krankenhäuser<br />

in kirchlicher Trägerschaft bestimmt, die<br />

eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Funktion in <strong>de</strong>r medizinischen<br />

Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung übernahmen. Dadurch<br />

sparte die DDR <strong>und</strong> damit auch <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung erhebliche Ausgaben für oft<br />

nur im Devisenausland erhältliche Geräte <strong>und</strong> Medikamente<br />

ein.


e) Altersversorgung kirchlicher Mitarbeiter<br />

1975 stellte sich <strong>de</strong>n evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r<br />

DDR das Problem <strong>de</strong>r Altersversorgung <strong>de</strong>r Pfarrer<br />

<strong>und</strong> kirchlichen Mitarbeiter. Die Pensionszahlungen<br />

belasteten die Kirchenhaushalte in erheblichem<br />

Maße, weshalb <strong>de</strong>r BEKDDR <strong>de</strong>n Eintritt in die staatliche<br />

Rentenversicherung in Erwägung zog. Dazu<br />

nahm Ludwig Geißel erste Verhandlungen mit Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l auf, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Anliegen <strong>de</strong>r Kirche positiv<br />

gegenüberstand. Die auch mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

informell geführten Gespräche ließen auf einen<br />

schnellen Abschluß eines Vertrages hoffen. Die<br />

Verhandlungen verzögerten sich jedoch, als sich das<br />

zuständige Staatssekreteriat für Arbeit <strong>und</strong> Löhne<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatssekretär für Kirchenfragen in die Verhandlungen<br />

einschalteten <strong>und</strong> rechtliche sowie politische<br />

Be<strong>de</strong>nken äußerten.<br />

Die evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n durch<br />

<strong>de</strong>n damaligen Konsistorialrat Manfred Stolpe vertreten,<br />

<strong>de</strong>r einen erheblichen Anteil an <strong>de</strong>r späteren Realisierung<br />

<strong>de</strong>s Vertrages zwischen <strong>de</strong>m Staatssekretariat<br />

für Kirchenfragen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m BEKDDR hatte. Stolpe<br />

verhan<strong>de</strong>lte auch selbst in seiner Funktion als Leiter<br />

<strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s BEKDDR mit Manfred Sei<strong>de</strong>l.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski befürwortete <strong>de</strong>n Eintritt<br />

<strong>de</strong>r evangelischen Kirchen in die Rentenversicherung.<br />

Dabei stan<strong>de</strong>n für ihn allerdings die Deviseneinnahmen<br />

im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>. In einem B rief an Dr.<br />

Mittag schrieb Dr. Schalck-Golodkowski: „Der ökonomische<br />

Vorteil für die DDR besteht da rin, daß 60 --<br />

80 Mio. VM im Verhältnis 1:1 <strong>de</strong>m Staat zur Verfügung<br />

stehen" <strong>und</strong> <strong>de</strong>r zuständige Sekretär für Wi rt<br />

rich Honek-<br />

-schaft im ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Mittag, schlug E<br />

ker vor, „daß die Deviseneinnahmen <strong>de</strong>m Konto 0628,<br />

das nur durch Dich persönlich verfügt wer<strong>de</strong>n kann,<br />

gutgeschrieben wer<strong>de</strong>n". (Dokument-Nr. 660-661)<br />

Am 3. September 1980 unterzeichneten Ludwig Geißel<br />

als Vertreter <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Lan<strong>de</strong>skirchen,<br />

die die Finanzierung <strong>de</strong>r Nachversicherungssumme<br />

übernahmen, <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l eine formlose Vereinbarung<br />

über das Gesamtvolumen <strong>de</strong>s nachzuzahlen<strong>de</strong>n<br />

Betrages. Die evangelischen Kirchen verpflichteten<br />

sich darin, die Nachversicherungssumme<br />

in Höhe von 80 Mio. DM in Form von Warenlieferungen<br />

an die DDR in zehn gleichen Jahresraten zu zahlen.<br />

Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong> für die Begleichung <strong>de</strong>r<br />

ersten Rate auch sofort eine Vereinbarung über Warenlieferungen<br />

(Kupfer, Silber, Diamanten) im Werte<br />

von acht Mio. DM an die Intrac HGmbH geschlossen<br />

(Dokument-Nr. 662-663) .<br />

Die „Vereinbarung über die Rentenversorgung für<br />

auf Lebenszeit angestellte Mitarbeiter <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirchen <strong>und</strong> ihre Hinterbliebenen", wur<strong>de</strong> auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 156/79 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 29. August 1979 zwischen<br />

<strong>de</strong>m BEKDDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Staatssekretariat für Arbeit<br />

<strong>und</strong> Löhne abgeschlossen. Bischof Schönherr, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Kirchenleitung, Dr. Manfred<br />

Stolpe, Leiter <strong>de</strong>s Kirchensekretariats <strong>und</strong> Staatssekretär<br />

Wolfgang Beyreuther aus <strong>de</strong>m Staatssekretariat<br />

für Arbeit <strong>und</strong> Löhne unterzeichneten <strong>de</strong>n Vertrag<br />

(Dokument-Nr. 664-665). In dieser Vereinbarung<br />

wur<strong>de</strong>n die Rentenansprüche <strong>de</strong>r versicherten kirch<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

lichen Mitarbeiter, die Finanzierung dieser Versicherung<br />

durch Zahlung einer Nachversicherungssumme<br />

<strong>und</strong> monatliche Beiträge sowie die Zuschüsse aus<br />

<strong>de</strong>m Staatshaushalt an die Staatliche Versicherung<br />

<strong>de</strong>r DDR genauestens geregelt. Die Verfahrensweise<br />

selbst wur<strong>de</strong> in einem weiteren Vertrag <strong>de</strong>s BEKDDR<br />

mit <strong>de</strong>r Staatlichen Versicherung <strong>de</strong>r DDR vereinbart.<br />

Nach Inkrafttreten dieser Vereinbarungen zahlte <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>n Markgegenwert<br />

<strong>de</strong>s Nachversicherungsbetrages in zwei Raten<br />

(acht Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> 72 Mio. Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR) an das Staatssekretariat für Arbeit <strong>und</strong> Löhne,<br />

während die jährlich eingehen<strong>de</strong>n acht Mio. DM über<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>m Konto<br />

0628 zuflossen (Dokument-Nr. 666).<br />

Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Dokumenten war we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Kirchenfragen<br />

noch <strong>de</strong>r Abteilung Gewerkschaft <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />

im ZK <strong>de</strong>r SED bekannt, daß die evangelischen<br />

Kirchen ihre Beitragsnachzahlungen an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung in DM entrichteten. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski berichtete am 8. Juli 1980 an<br />

Dr. Günter Mittag, daß verschie<strong>de</strong>ne Religionsgemeinschaften<br />

ebenfalls an einem Eintritt in die Staatliche<br />

Versicherung interessiert seien <strong>und</strong> daß <strong>de</strong>ren<br />

Anträge durch die zuständige Abteilung Gewerkschaft<br />

<strong>und</strong> Sozialpolitik sowie durch die Arbeitsgruppe<br />

Kirchenfragen beim ZK <strong>de</strong>r SED positiv beschie<strong>de</strong>n<br />

wor<strong>de</strong>n seien. Wörtlich heißt es weiter: „Dies<br />

wür<strong>de</strong> be<strong>de</strong>uten, daß keine Devisen eingenommen<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn diese Entscheidung aufrecht erhalten<br />

bleibt. Wir wür<strong>de</strong>n damit gegenüber <strong>de</strong>r evangelischen<br />

Kirche in eine schlechte Position kommen. Ich<br />

empfehle daher, die zuständigen Abteilungsleiter<br />

bzw. <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe anzuweisen, daß<br />

entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n Ordnung alle Abstimmungen<br />

mit <strong>de</strong>m Genossen Manfred Sei<strong>de</strong>l, Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, durchzuführen sind"<br />

(Dokument-Nr. 666).<br />

Auch die Staatliche Versicherung ging offensichtlich<br />

von einer Nachzahlung in Mark <strong>de</strong>r DDR aus, <strong>de</strong>nn<br />

<strong>de</strong>r Hauptdirektor <strong>de</strong>r Staatlichen Versicherung mel<strong>de</strong>te<br />

am 16. April 1981 <strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

die vorzeitige Entrichtung <strong>de</strong>s Nachversicherungsbetrages<br />

in zwei statt zehn Raten durch die evangelischen<br />

Kirchen (Dokument-Nr. 666-667).<br />

3. Wirtschaftliche Beziehungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zur katholischen<br />

Kirche<br />

Auch die katholische Kirche in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland unterstützte die katholische Kirche in<br />

<strong>de</strong>r DDR materiell <strong>und</strong> finanziell in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung. Diese<br />

sog. C-Geschäfte waren nicht geson<strong>de</strong>rter Gegenstand<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses.<br />

a) Das sog. C-Geschäft<br />

Die katholische Kirche in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland nahm ihre finanziellen Hilfen durch die<br />

Lieferung von Waren nach <strong>de</strong>m Muster <strong>de</strong>s sog. A-<br />

Geschäfts <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Valutamarkprogramms <strong>de</strong>r EKD


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung erst ab<br />

1966 auf. Die Warenlieferungen wur<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n<br />

Deutschen Caritasverband <strong>und</strong> die sog. Vertrauensfirma<br />

Metallgesellschaft Frankfurt realisiert. Empfänger<br />

<strong>de</strong>r Warenlieferungen - geliefert wur<strong>de</strong> als einziges<br />

Produkt Elektrolytkupfer - war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung. Durch die Intrac HGmbH<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r katholischen Kirche in <strong>de</strong>r DDR entsprechen<strong>de</strong><br />

Mark- <strong>und</strong> Valuta-Markgegenwerte zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

An<strong>de</strong>rs als die EKD schloß die katholische Kirche<br />

keine nach Art <strong>de</strong>r Mittelbereitstellung durch die In<br />

trac HGmbH - Auszahlungen in Mark <strong>de</strong>r DDR o<strong>de</strong>r<br />

Bereitstellung von Valutaguthaben - getrennte Warenlieferungsverträge<br />

mit Manfred Sei<strong>de</strong>l ab.<br />

In einem Schreiben <strong>de</strong>s Caritasverban<strong>de</strong>s an das<br />

BMWi vom Dezember 1966, in <strong>de</strong>m die Genehmigung<br />

von Warenlieferungen im Umfang von 12 Mio. DM für<br />

das Jahr 1967 beantragt wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong> zur Mittelauszahlung<br />

<strong>und</strong> -verwendung in <strong>de</strong>r DDR erklärt: „Der<br />

Gegenwert <strong>de</strong>r Lieferungen wird in Höhe von bis zu<br />

MDN 12 000 000,- <strong>de</strong>m Konto <strong>de</strong>s Herrn Erzbischof<br />

Dr. Alfred Bengsch in x 1080 Berlin ... in gleichen Monatsraten<br />

auf ein Konto bei <strong>de</strong>r Deutschen Notenbank<br />

Berlin gutgeschrieben, über die er frei verfügen kann.<br />

Es ist vorgesehen, daß ca. 90 % <strong>de</strong>s Betrages in bar erhoben<br />

wer<strong>de</strong>n .... Für die restlichen 10 % wer<strong>de</strong>n ...<br />

Waren ostzonaler Produktion, hauptsächlich Baumaterial,<br />

für kirchliche Bauträger zur Verfügung gestellt"<br />

(Dokument-Nr. 668).<br />

Dem Untersuchungsausschuß lag eine Vereinbarung<br />

zwischen Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ost-Berliner Caritas-Direktor<br />

Hans Puschmann aus <strong>de</strong>m Jahr 1983 vor,<br />

aus <strong>de</strong>r hervorgeht, daß im Rahmen einer Lieferung<br />

im Wertumfang von 26,5 Mio. DM durch die Metallgesellschaft<br />

an die Intrac HGmbH, die Aufteilung in 15<br />

Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> 11,5 Mio. DM Valuta-Markguthaben<br />

erfolgte (Dokument-Nr. 669).<br />

Insgesamt transferierte die katholische Kirche im sog.<br />

C-Geschäft zwischen 1966 <strong>und</strong> 1989 ca. 630 Mio. DM<br />

in Form von Elektrolytkupfer an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung.<br />

b) Warenlieferung<br />

Die katholische Kirche leistete auch direkte Hilfslieferungen<br />

an die Kirche in <strong>de</strong>r DDR. Diese bestan<strong>de</strong>n<br />

hauptsächlich aus medizinisch-technischen Geräten<br />

<strong>und</strong> Medikamenten sowie Baustoffen. Diese Hilfslieferungen<br />

wur<strong>de</strong>n vom B<strong>und</strong>esministerium für inner<strong>de</strong>utsche<br />

Beziehungen (BMB) bezuschußt.<br />

Um die Hilfslieferungen in die DDR einführen zu können,<br />

waren Einfuhrgenehmigungen <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR (MAH) erfor<strong>de</strong>rlich, die <strong>de</strong>r<br />

von <strong>de</strong>r katholischen Kirche mandatierte Rechtsanwalt<br />

Manfred Wünsche bei <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR zuständigen<br />

Stellen besorgte. Auf <strong>de</strong>r Basis dieser Einfuhrgenehmigungen<br />

stellte <strong>de</strong>r Senat von Berlin <strong>de</strong>r Kirche<br />

Warenbegleitscheine aus. Zur Entrichtung <strong>de</strong>s pauschal<br />

vom MAH erhobenen Einfuhrzolls transportierte<br />

Wünsche im Auftrag <strong>de</strong>r Kirche - nach seiner<br />

Aussage vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin vom 18. Februar 1992 min<strong>de</strong>stens zweimal<br />

im Jahr - Bargeldbeträge, die nie unter 150.000<br />

DM lagen, von Berlin (West) in die DDR. Das Geld<br />

übergab er dann entwe<strong>de</strong>r Manfred Sei<strong>de</strong>l o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Sekretärin von Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

c) Son<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung rechnete<br />

seit 1975 auch Baumaßnahmen <strong>de</strong>r katholischen Kirche<br />

<strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rbauprogramm zu. Zu <strong>de</strong>n Transferleistungen<br />

<strong>de</strong>r katholischen Kirche im Rahmen <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbauprogramms<br />

hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

keine Beweismittel beigezogen. Es lagen nur Aufstellungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung vor.<br />

Danach investierte die katholische Kirche in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1972 bis 1974 weniger als zehn Mio. DM pro Jahr<br />

in ihre Bauprogramme. Von 1975 bis 1982 betrugen<br />

die in Valuta transferierten Beträge im Schnitt ca. 15<br />

Mio. DM im Jahr <strong>und</strong> stiegen 1983 <strong>und</strong> 1984 auf 25<br />

bzw. 23 Mio. DM. 1985 wur<strong>de</strong>n ca. 18,3 Mio. DM an<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung transferiert<br />

(Dokument-Nr. 650).<br />

Diese Beträge stimmen nicht mit <strong>de</strong>n von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski in einer „Information über die kommerzielle<br />

Tätigkeit mit <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR zugelassenen Religionsgemeinschaften<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1975 - 1985" genannten<br />

Planzahlen aus <strong>de</strong>m Jahre 1978 überein: Für<br />

<strong>de</strong>n Planungszeitraum 1975 bis 1980 waren Bauleistungen<br />

in Höhe von 58 Mio. VM für Rekonstruktionen<br />

kirchlicher Gebäu<strong>de</strong> <strong>und</strong> Pflegeheime <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

Neubau eines Ordinariates in Dres<strong>de</strong>n vorgesehen;<br />

1981 bis 1985 wur<strong>de</strong>n 50 Mio. VM für Bauleistungen,<br />

Fertighäuser <strong>und</strong> Baumaterialien<br />

-<br />

veranschlagt.<br />

Auch die katholische Kirche hatte Probleme, Projekte<br />

genehmigt zu bekommen. So schrieb Dr. Schalck-Golodkowski<br />

am 9. Januar 1978: „Wir empfehlen, <strong>de</strong>r<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Wunschliste <strong>de</strong>r katholischen Kirche<br />

mit Ausnahme <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rgärten prinzipiell zuzustimmen"<br />

.<br />

d) Schul<strong>de</strong>nregulierung<br />

Die im Rahmen <strong>de</strong>r humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

ausgereisten Bewohner <strong>de</strong>r DDR hatten oftmals Unterhalts-,<br />

Raten- o<strong>de</strong>r Kreditschul<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR.<br />

Diese wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n zweckgeb<strong>und</strong>enen Mitteln <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen<br />

(BMB) auf Veranlassung <strong>de</strong>s seinerzeitigen Abteilungsleiters<br />

Edgar Hirt über die Caritas getilgt. Der<br />

damalige B<strong>und</strong>esminister für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen,<br />

Egon Franke, war durch Hi rt über diese<br />

Schul<strong>de</strong>ntilgung nicht informiert.<br />

Erst 1984 im Prozeß gegen Hirt <strong>und</strong> Franke wegen<br />

Untreue u.a. wur<strong>de</strong> bekannt, daß die Schul<strong>de</strong>nregulierung<br />

aus <strong>de</strong>n für die humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung (Häftlingsfreikauf, Familienzusammenführung,<br />

Agentenaustausch) zweckgeb<strong>und</strong>enen<br />

Mitteln <strong>de</strong>s BMB über die Caritas abgewickelt wor<strong>de</strong>n<br />

war.<br />

Auf Gr<strong>und</strong>lage von Rechtsanwalt Dr. Vogel erstellter<br />

<strong>und</strong> an Rechtsanwalt Stange übergebener Schul<strong>de</strong>n-


Blätter wur<strong>de</strong>n Bargeldüberweisungen zur Schul<strong>de</strong>ntilgung<br />

über <strong>de</strong>n Caritasverband an Dr. Vogel vorgenommen.<br />

Wohin dieser die Gel<strong>de</strong>r weiterleitete,<br />

konnte durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß nicht geklärt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Nach einem <strong>Bericht</strong>, <strong>de</strong>n Dr. Schalck-Golodkowski<br />

1988 erstellte, transferierte die katholische Kirche im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s sog. C-Geschäfts von 1966 bis 1988 ca.<br />

310 Mio. DM an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

die im Verhältnis 1:1 in Mark <strong>de</strong>r DDR an die<br />

katholische Kirche ausgezahlt wur<strong>de</strong>n.<br />

Laut Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong>n bis 1980 die<br />

DM-Beträge <strong>de</strong>n Konten 0528 <strong>und</strong> 0559 (Betriebsmittelkonto<br />

<strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung)<br />

gutgeschrieben <strong>und</strong> in die staatlichen Fonds<br />

eingeordnet. Ab 1981 flossen aus <strong>de</strong>m sog. C-Geschäft<br />

Erlöse in Höhe von jährlich zwölf Mio. DM <strong>de</strong>m<br />

Konto 0628 zu, <strong>de</strong>r darüber hinausgehen<strong>de</strong> Betrag<br />

von jährlich drei Mio. DM wur<strong>de</strong> weiterhin auf das<br />

Konto 0528 überwiesen (Dokument-Nr. 650).<br />

Über das Son<strong>de</strong>rbauprogramm wur<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Zeitraum<br />

1972 bis 1985 ca. 203,6 Mio. DM als sog. Inlandsexporte,<br />

die die Lieferungen <strong>und</strong> Bauleistungen <strong>de</strong>r<br />

DDR zur Instandhaltung, Restaurierung <strong>und</strong> zum<br />

Neubau von Kirchen <strong>und</strong> kirchlichen Einrichtungen<br />

umfaßten, planwirksam mit <strong>de</strong>m Ministerium für Bauwesen<br />

<strong>de</strong>r DDR abgerechnet.<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>m von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

ausgewiesenen Umfang <strong>de</strong>s Transfers <strong>de</strong>r katholischen<br />

Kirche lagen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß Dokumente<br />

vor, die einen Transferbetrag für <strong>de</strong>n Zeitraum<br />

1966 bis 1989 von 630 Mio. DM nannten, <strong>de</strong>r<br />

sich in 360 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> 270 Mio. VM, die<br />

größtenteils für die Son<strong>de</strong>rbauprogramme <strong>de</strong>r katholischen<br />

Kirche verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, aufteilte.<br />

II. Han<strong>de</strong>l mit politischen Häftlingen<br />

<strong>und</strong> Familienzusammenführung<br />

(sog. Kirchengeschäfte B)<br />

Als sog. Kirchengeschäft B bzw. B-Geschäft wur<strong>de</strong>n<br />

die humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung,<br />

unter <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Häftlingsfreikauf <strong>und</strong> die Familienzusammenführungen<br />

zu verstehen waren, bezeichnet.<br />

In <strong>de</strong>ren Rahmen erklärte sich die DDR-Regierung<br />

gegenüber <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung bereit, aus politischen<br />

Grün<strong>de</strong>n inhaftierte Menschen vorzeitig aus<br />

<strong>de</strong>m Strafvollzug <strong>de</strong>r. DDR zu entlassen <strong>und</strong> Familien,<br />

die durch die Teilung Deutschlands getrennt wor<strong>de</strong>n<br />

waren, die Ausreise in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

zu genehmigen. Als Gegenleistung hatte die<br />

B<strong>und</strong>esregierung Warenlieferungen zugunsten <strong>de</strong>r<br />

DDR, Bereich Kommerzielle Koordinierung, zu finanzieren.<br />

Die kommerzielle Abwicklung dieser Warenlieferungen<br />

erfolgte durch einen von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

bevollmächtigten Vertreter <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werkes in Stuttgart <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Bevollmächtigen <strong>de</strong>s Rates<br />

<strong>de</strong>r EKD am Sitz <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in Bonn.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Der Gr<strong>und</strong> für die Einschaltung <strong>de</strong>s Bevollmächtigten<br />

<strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r EKD am Sitz <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes durch die<br />

B<strong>und</strong>esregierung lag da rin, daß die evangelischen<br />

Kirchen Erfahrungen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Warentransfers<br />

in die DDR hatten (im sog. A-Geschäft).<br />

Der Austausch von nachrichtendienstlichen Mitarbeitern<br />

- hier fan<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>m Personenaustausch<br />

auch Bargeldzahlungen an die DDR statt - war ebenfalls<br />

Teil <strong>de</strong>r humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung,<br />

allerdings nicht Gegenstand <strong>de</strong>r Untersuchungen<br />

<strong>und</strong> Zeugenvernehmungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses.<br />

1. Häftlingsfreikauf<br />

Der Häftlingsfreikauf, auch B-Geschäft genannt, war<br />

<strong>de</strong>r Freikauf in <strong>de</strong>r DDR inhaftierter politischer Gefangener<br />

durch die B<strong>und</strong>esregierung. Die Interessen <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung wur<strong>de</strong>n bis 1983 durch Rechtsanwait<br />

Jürgen Stange vertreten. Für <strong>de</strong>n Häftlingsfreikauf<br />

zuständig waren aus <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium<br />

für gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen <strong>und</strong> späterem B<strong>und</strong>esministerium<br />

für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen (BMB)<br />

Staatssekretär Ludwig A. Rehlinger (1964 - 1969,<br />

1983 - 1988), Edgar Hirt (1969 - 1982) <strong>und</strong> Staatssekretär<br />

Walter Priesnitz (1988 - 1990).<br />

Diese verhan<strong>de</strong>lten die Listen freizukaufen<strong>de</strong>r politischer<br />

Häftlinge <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

über das Diakonische Werk zu liefern<strong>de</strong>n<br />

Waren mit <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r DDR-Regierung bevollmächtigten<br />

Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel. Bis zu seinem<br />

Tod 1986 war <strong>de</strong>r Oberst - im MfS Dr. Heinz Vol<br />

pert, ein enger Fre<strong>und</strong> von Dr. Vogel, unter <strong>de</strong>m<br />

Decknamen „Krügeler" als Interessensvertreter <strong>de</strong>s<br />

MfS bei <strong>de</strong>n Verhandlungen <strong>de</strong>r Entlassungslisten<br />

dabei <strong>und</strong> nahm Einfluß auf <strong>de</strong>ren Zusammenstellung.<br />

Nach Volperts Tod wur<strong>de</strong> Gerhard Niebling als<br />

Leiter <strong>de</strong>r Zentralen Koordinierungsgruppe (ZKG)<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>de</strong>ssen Nachfolger.<br />

Auf b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Seite wur<strong>de</strong> zur kommerziellen<br />

Abwicklung <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs Ludwig Geißel<br />

vom Diakonischen Werk von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung als<br />

Treuhän<strong>de</strong>r bevollmächtigt. Nach Geißels Ausschei<strong>de</strong>n<br />

aus <strong>de</strong>m aktiven Dienst übernahmen <strong>de</strong>ssen<br />

Nachfolger Norbert Helmes, Dr. Karl-Peter Wei<strong>de</strong>nbach,<br />

Hans-Joachim Zieger <strong>und</strong> ab 1988 bis 1990 <strong>de</strong>r<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes, Pfarrer Dr. Karl<br />

Heinz Neukamm, diese Aufgabe.<br />

Analog <strong>de</strong>m sog. Kirchengeschäft A wur<strong>de</strong>n ab 1966<br />

von <strong>de</strong>m Bevollmächtigten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung mit<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung die zu liefern<strong>de</strong>n<br />

Warenpaletten ausgehan<strong>de</strong>lt, die Liefergenehmigungen<br />

(Transitgenehmigung, Warenbegleitschein<br />

„U") bei <strong>de</strong>n zuständigen Wirtschaftsbehör<strong>de</strong>n<br />

besorgt, die aus <strong>de</strong>m sog. A-Geschäft bekannten<br />

sog. Vertrauensfirmen mit <strong>de</strong>r Lieferung beauftragt<br />

<strong>und</strong> die Begleichung <strong>de</strong>r Rechnungen aus Mitteln <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung vorgenommen.<br />

Der wesentliche Unterschied bei <strong>de</strong>r kommerziellen<br />

Abwicklung <strong>de</strong>s sog. B-Geschäfts zum sog. A-Ge<br />

schäft bestand darin, daß nur die Intrac HGmbH aus


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Empfänger <strong>de</strong>r Warenlieferungen war <strong>und</strong> daß keine<br />

Auszahlungen <strong>de</strong>s Markgegenwertes an die evangelischen<br />

Kirchen in <strong>de</strong>r DDR erfolgte. Nutznießer war<br />

allein <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung bzw.<br />

die DDR-Regierung.<br />

a) Vorgeschichte<br />

Mit <strong>de</strong>r sich En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 40er <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n 50er Jahren vertiefen<strong>de</strong>n<br />

Teilung Deutschlands in zwei politisch wie<br />

wirtschaftlich unterschiedliche Systeme ging das Bemühen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung um - wegen ihrer politischen<br />

Anschauungen - Verfolgte in <strong>de</strong>r Sowjetischen<br />

Besatzungszone <strong>und</strong> späteren DDR einher, da die<br />

B<strong>und</strong>esregierung an <strong>de</strong>r Einheit <strong>de</strong>r Nation festhielt.<br />

Dazu wur<strong>de</strong> die Rechtsschutzstelle als Außenstelle<br />

<strong>de</strong>s 1949 geschaffenen B<strong>und</strong>esministeriums für gesamt<strong>de</strong>utsche<br />

Fragen in Berlin (West) eingerichtet. In<br />

ihr waren von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung honorierte Anwälte<br />

tätig, u. a. die Rechtsanwälte Commichau, Musiolik,<br />

Sehrig, Salm <strong>und</strong> Näumann, die sich um Hafterleichterungen<br />

für bereits zu Freiheitsstrafen Verurteilte<br />

bemühten, Informationen über - aus politischen<br />

Grün<strong>de</strong>n - verhaftete Bürger sammelten <strong>und</strong> Anwälte<br />

in <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>ren Verteidigung beauftragten <strong>und</strong><br />

bezahlten. Einer dieser Korrespon<strong>de</strong>nzanwälte in <strong>de</strong>r<br />

DDR war Rechtsanwalt Dr. Vogel.<br />

Parallel dazu setzten sich die evangelischen Kirchen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland seit Anfang <strong>de</strong>r<br />

60er Jahre für die Freilassung kirchlicher Mitarbeiter<br />

ein, die mit <strong>de</strong>r DDR-Regierung in politischen Konflikt<br />

gekommen waren <strong>und</strong> zum Teil langjährige Haftstrafen<br />

zu verbüßen hatten. Zunächst versuchte <strong>de</strong>r<br />

von <strong>de</strong>n Kirchen urandatierte Rechtsanwalt <strong>und</strong> Oberkonsistorialrat<br />

Reymar von We<strong>de</strong>l über Dr. Vogel die<br />

vorzeitige Haftentlassung <strong>de</strong>r Inhaftierten zu erreichen.<br />

Zusammen mit <strong>de</strong>m bereits auf Senatsebene in<br />

Berlin Verhandlungen führen<strong>de</strong>n Rechtsanwalt Jürgen<br />

Stange kam es 1962 zu einer Reihe von Gesprächen<br />

mit Dr. Vogel <strong>und</strong> einem Herrn „Krügeler"<br />

Während bei Stange „Krügeler" als Vertreter <strong>de</strong>r Generalstaatsanwaltschaft<br />

auftrat, gab er bei von We<strong>de</strong>l<br />

vor, ein Mitarbeiter <strong>de</strong>r Rechtsabteilung <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

SED zu sein (133. Sitzung, Protokoll S. 225, 97. Sitzung,<br />

Protokoll S. 8).<br />

Daß es sich bei „Krügeler" um Heinz Volpert vom MfS<br />

han<strong>de</strong>lte, erfuhren die Rechtsanwälte von We<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Stange nach eigenen Angaben erst Jahre später.<br />

In diese ersten Gespräche war auch Prälat Johannes<br />

Zinke von <strong>de</strong>r katholischen Kirche involvie rt .<br />

Mitte 1962 signalisierten Dr. Vogel <strong>und</strong> Volpert <strong>de</strong>n<br />

Rechtsanwälten von We<strong>de</strong>l<strong>und</strong> Stange die Bereitschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR-Regierung, Menschen vorzeitig aus <strong>de</strong>r Haft<br />

zu entlassen. Allerdings erwarte man eine Gegenleistung,<br />

die aus drei Waggons Kali für die Wi rtschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR bestehen sollte (97. Sitzung, Protokoll S. 8).<br />

Die Kirchen akzeptierten dieses Angebot, doch da<br />

we<strong>de</strong>r von We<strong>de</strong>l noch Stange Erfahrungen mit Warenlieferungen<br />

in die DDR hatten, wur<strong>de</strong> Ludwig Geißel<br />

vom Diakonischen Werk eingeschaltet, <strong>de</strong>r durch<br />

die materielle <strong>und</strong> finanzielle Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR schon kommer<br />

zielle Beziehungen zur DDR unterhielt. Geißel besorgte<br />

die erfor<strong>de</strong>rlichen Genehmigungen für die Kali-Lieferung<br />

bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> regelte<br />

auch die Abwicklungsmodalitäten im Ministerium für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l (MAI).<br />

Bei dieser ersten Aktion wur<strong>de</strong>n 15 kirchliche Mitarbeiter<br />

aus <strong>de</strong>r Haft entlassen. In zwei weiteren Aktionen<br />

wur<strong>de</strong>n auch Mitarbeiter <strong>de</strong>r katholischen Kirche<br />

<strong>und</strong> Privatleute einbezogen, so daß insgesamt in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1962/63 ca. 100 Häftlinge von <strong>de</strong>r evangelischen<br />

<strong>und</strong> katholischen Kirche freigekauft wur<strong>de</strong>n<br />

(97. Sitzung, Protokoll S. 10). Nach Aussage <strong>de</strong>s<br />

Rechtsanwalts von We<strong>de</strong>l bediente sich auch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>de</strong>r evangelischen Kirchen, um einen<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz<br />

freizukaufen. Die B<strong>und</strong>esregierung selbst übernahm<br />

zu diesem Zeitpunkt keine aktive Rolle beim Häftlingsfreikauf.<br />

Die Gegenleistungen <strong>de</strong>r evangelischen <strong>und</strong> katholischen<br />

Kirche bestan<strong>de</strong>n bei diesen Freikaufaktionen<br />

in <strong>de</strong>r Regel aus Warenlieferungen, nur in wenigen<br />

Ausnahmefällen wur<strong>de</strong>n auch Devisen gezahlt (97.<br />

Sitzung, Protokoll S. 10, 19). Die Realisierung <strong>de</strong>r Warenlieferungen<br />

übernahm wie schon bei <strong>de</strong>r ersten<br />

Aktion Ludwig Geißel. Sein Verhandlungspartner im<br />

MAI war <strong>de</strong>r auch schon aus <strong>de</strong>m sog. A-Geschäft bekannte<br />

MfS-Offizier Horst Roigk. Mit ihm schloß Geißel<br />

die Rahmenvereinbarungen über die von <strong>de</strong>r<br />

DDR-Regierung gefor<strong>de</strong>rten Warenlieferungen <strong>und</strong><br />

beauftragte die ebenfalls aus <strong>de</strong>m sog. A-Geschäft bekannten<br />

sog. Vertrauensfirmen mit <strong>de</strong>r Lieferung<br />

(Dokument-Nr. 670). Die Finanzierung übernahmen<br />

voll die evangelische <strong>und</strong> katholische Kirche, <strong>de</strong>ren<br />

finanzielle Mittel waren allerdings - schnell ausgeschöpft.<br />

Um weitere Freikäufe abwickeln zu können,<br />

informierten die Kirchen die B<strong>und</strong>esregierung. Ihr<br />

wollte man die weitere Organisation <strong>und</strong> die Finanzierung<br />

<strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs überlassen.<br />

Zu diesem Zweck nahmen die Rechtsanwälte von We<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Stange Kontakt zu <strong>de</strong>m damaligen Leiter <strong>de</strong>s<br />

Ministerbüros im B<strong>und</strong>esministerium für gesamt<strong>de</strong>utsche<br />

Fragen, Ludwig A. Rehlinger, auf <strong>und</strong> informierten<br />

B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Konrad A<strong>de</strong>nauer sowie Dr.<br />

Rainer Barzel, <strong>de</strong>n zuständigen B<strong>und</strong>esminister für<br />

gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen, über die Möglichkeit, politische<br />

Gefangene aus DDR-Haft freizukaufen. Der Verleger<br />

Axel Springer, <strong>de</strong>r sich ebenfalls für die Interessen<br />

politisch Verfolgter in <strong>de</strong>r DDR engagierte <strong>und</strong><br />

aus diesem Gr<strong>und</strong> auch mit Rechtsanwalt Dr. Vogel in<br />

Verbindung stand, nahm ebenfalls Kontakt zu Dr. Rainer<br />

Barzel auf.<br />

En<strong>de</strong> 1963 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r erste Häftlingsfreikauf durch<br />

die B<strong>und</strong>esregierung realisiert. Gegen Bezahlung eines<br />

Pro-Kopf-Satzes wur<strong>de</strong>n acht politische Gefangene<br />

für <strong>de</strong>n Preis von insgesamt 320.000 DM in bar<br />

vorzeitig aus <strong>de</strong>r Haft in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> das westliche Ausland o<strong>de</strong>r in die DDR entlassen<br />

(69. Sitzung, Protokoll S. 16). Nach Aussage<br />

<strong>de</strong>s für die Geldübergabe verantwortlichen Rechtsanwalts<br />

Stange vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nahm<br />

Volpert, <strong>de</strong>r zusammen mit Rechtsanwalt Vogel die<br />

aus <strong>de</strong>r Haft Entlassenen begleitete, das Geld am<br />

Grenzübergang Friedrichstraße in Empfang (133. Sitzung,<br />

Protokoll S. 225).


Nach dieser ersten Freikaufsaktion durch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

kamen die Verhandlungen mit <strong>de</strong>r DDR ins<br />

Stocken. Auf b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Seite war man nicht<br />

bereit, <strong>de</strong>n Häftlingsfreikauf zukünftig zu finanzieren.<br />

Die Kirchen bemühten sich jedoch weiter urn die<br />

Freilassung politischer Gefangener, <strong>und</strong> auch die<br />

DDR-Regierung war an einer Fortführung <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs<br />

stark interessiert, da sich durch die Vermarktung<br />

<strong>de</strong>r Warenlieferungen Devisen erwirtschaften<br />

ließen.<br />

Nach einem <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Hauptabteilung XX <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit sprach am 15. Mai 1964 Rechtsanwalt<br />

Wolfgang Vogel erstmals mit einem Mitglied <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung über die Freilassung politischer<br />

Häftlinge aus Gefängnissen in <strong>de</strong>r DDR. Dem von<br />

Heinz Volpert verfaßten, auf Informationen <strong>de</strong>s<br />

Rechtsanwalts Wolfgang Vogel (GM „Georg") basieren<strong>de</strong>n<br />

sog. Treffbericht zufolge, empfing <strong>de</strong>r Nachfolger<br />

von Dr. Rainer Barzel im Amt <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministers<br />

für gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen, Dr. E rich Men<strong>de</strong>, Rechtsanwalt<br />

Wolfgang Vogel im B<strong>und</strong>eshaus, <strong>de</strong>m Berliner<br />

Dienstsitz <strong>de</strong>s Ministeriums in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esallee. An<br />

<strong>de</strong>m mehrstündigen Gespräch nahmen neben <strong>de</strong>m<br />

persönlichen Referenten von Minister Dr. E rich Men<strong>de</strong><br />

Rechtsanwalt Jürgen Stange <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s politischen<br />

Referats <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums für gesamt<strong>de</strong>utsche<br />

Fragen in Berlin, Ludwig A. Rehlinger, teil.<br />

In diesem Gespräch soll <strong>de</strong>m MfS-<strong>Bericht</strong> zufolge Minister<br />

Dr. Men<strong>de</strong> eine „Skala <strong>de</strong>r Gegenleistungen" für<br />

die Freilassung von weiteren 50 politischen Häftlingen<br />

genannt haben. In <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> wur<strong>de</strong> dies so festgehalten:<br />

„ Häftlinge gegen einsitzen<strong>de</strong> Personen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik;<br />

Häftlinge gegen Geld; Häftlinge gegen<br />

Gegenleistungen im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l" .<br />

Nach einer Veröffentlichung <strong>de</strong>s nordrhein-westfälischen<br />

Ministers Diether Posser, in <strong>de</strong>n 60er Jahren als<br />

Rechtsanwalt mit humanitären Bemühungen beschäftigt,<br />

trafen sich B<strong>und</strong>esminister Dr. Erich Men<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />

Rechtsanwalt Wolfgang Vogel am 12. Juni 1964 im<br />

Berliner Büro <strong>de</strong>s Ministers. Dabei soll Rechtsanwalt<br />

Vogel <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung das offizielle Angebot <strong>de</strong>r<br />

DDR-Regierung unterbreitet haben, politische Häftlinge<br />

gegen Barzahlung, Warenlieferungen o<strong>de</strong>r im<br />

Austausch mit Spionen vorzeitig aus DDR-Haft zu<br />

entlassen. Am Tag danach soll in einem Kreis von Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, zu <strong>de</strong>m neben <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>eskanzler die B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>r Justiz <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Finanzen sowie Minister Dr. Men<strong>de</strong> gehörten, die Zustimmung<br />

dazu gegeben wor<strong>de</strong>n sein.<br />

Gegen Warenlieferungen in Höhe von 32 Mio. DM<br />

wur<strong>de</strong>n 888 politische Gefangene freigekauft, die ab<br />

August 1964 bis Jahresen<strong>de</strong> aus DDR-Haft entlassen<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Parallel zu <strong>de</strong>n Verhandlungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

führte auch die EKD trotz beschränkter finanzieller<br />

Mittel <strong>de</strong>n Häftlingsfreikauf fort. Aus einem Vermerk<br />

von Geißel vom 20. Juli 1964, in <strong>de</strong>m er die Geschehnisse<br />

rekapitulierte, geht he rvor, daß am 2. Juli 1964<br />

die B<strong>und</strong>esregierung nicht in vollem Umfang über die<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>r EKD informiert war. Geißel notierte:<br />

„von mir [ist] keine weitere Mitarbeit zu erwarten ...,<br />

wenn die zuständigen B<strong>und</strong>esbehör<strong>de</strong>n nicht umge<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

hend informiert wer<strong>de</strong>n" . Er schrieb weiter, es müsse<br />

die Zuständigkeit ein<strong>de</strong>utig geklärt <strong>und</strong> Einzelheiten<br />

über Form <strong>und</strong> Inhalt <strong>de</strong>r Abmachungen <strong>und</strong> die Abwicklung<br />

selbst festgelegt wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

671) .<br />

In <strong>de</strong>n daraufhin am 7. <strong>und</strong> 8. Juli 1964 mit Vertretern<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung geführten Gesprächen, an <strong>de</strong>nen<br />

u. a. die Rechtsanwälte von We<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Stange sowie<br />

Ludwig Geißel als Bevollmächtigter von Bischof<br />

Kunst teilnahmen, erklärte die B<strong>und</strong>esregierung <strong>de</strong>n<br />

Kirchenvertretern, daß sie das von Rechtsanwalt Vogel<br />

im Namen <strong>de</strong>r DDR unterbreitete Angebot akzeptieren<br />

<strong>und</strong> zukünftig politische Häftlinge gegen Warenlieferungen<br />

an die DDR freikaufen wer<strong>de</strong>. Die Kirchen<br />

sollten sich nicht mehr aktiv am Häftlingsfreikauf<br />

beteiligen. Rechtsanwalt Jürgen Stange sollte in<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Rechtsschutzstelle in Berlin<br />

(West) die Abstimmung <strong>de</strong>r Personenlisten mit<br />

Rechtsanwalt Vogel übernehmen <strong>und</strong> Ludwig Geißel<br />

als Treuhän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung die Warenlieferungen<br />

unter Beachtung <strong>de</strong>r CoCom-Bestimmungen<br />

aushan<strong>de</strong>ln. Dabei sollte vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, daß ein<br />

Pro-Kopf-Preis bezahlt wür<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 672).<br />

Damit war <strong>de</strong>r Häftlingsfreikauf in <strong>de</strong>r Form, wie er<br />

bis 1989/90 abgewickelt wur<strong>de</strong>, institutionalisiert, die<br />

B<strong>und</strong>esregierung hatte ab diesem Zeitpunkt die volle<br />

Verantwortung hierfür übernommen.<br />

b) Abwicklungsmodalitäten<br />

Zusammen mit <strong>de</strong>n Kirchenvertretern wur<strong>de</strong> ein Verfahren<br />

entwickelt, nach <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Häftlingsfreikauf abgewickelt<br />

wer<strong>de</strong>n sollte: Nach Einigung <strong>de</strong>r Vertreter<br />

bei<strong>de</strong>r Regierungen über die -Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>r<br />

Freikaufslisten <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r als Gegenleistung<br />

zu erbringen<strong>de</strong>n Warenlieferungen sollte zukünftig<br />

die Realisierung <strong>de</strong>s Verpflichtungsgeschäfts (Warenlieferungen)<br />

durch <strong>de</strong>n Bevollmächtigten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung,<br />

Geißel, erfolgen (Dokument-Nr. 671).<br />

Die Vollmacht Geißels war personenbezogen <strong>und</strong><br />

wur<strong>de</strong> wegen <strong>de</strong>s hohen Geheimhaltungsgra<strong>de</strong>s<br />

nicht schriftlich fixiert.<br />

Zusammenstellung <strong>de</strong>r Listen<br />

Informationen über in <strong>de</strong>r DDR inhaftierte B<strong>und</strong>esbürger<br />

o<strong>de</strong>r Bewohner <strong>de</strong>r DDR erhielt die B<strong>und</strong>esregierung<br />

aus verschie<strong>de</strong>nen Quellen: Bei Verhaftungen<br />

im Transit- <strong>und</strong> Reiseverkehr wur<strong>de</strong> die B<strong>und</strong>esregierung<br />

durch die DDR-Regierung informiert; han<strong>de</strong>lte<br />

es sich um Bewohner <strong>de</strong>r DDR, mel<strong>de</strong>ten Verwandte,<br />

Fre<strong>und</strong>e, die Kirche o<strong>de</strong>r die in humanitären<br />

Angelegenheiten tätigen Rechtsanwälte Stange <strong>und</strong><br />

von We<strong>de</strong>l sowie die Rechtsschutzstelle in Berlin<br />

(West) die Verhaftung <strong>de</strong>m zuständigen B<strong>und</strong>esministerium<br />

für gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen (1969 umbenannt<br />

in B<strong>und</strong>esministerium für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen)<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />

Nach Bekanntwer<strong>de</strong>n einer Verhaftung setzte das Ministerium<br />

die Rechtsschutzstelle in Berlin in Kenntnis.<br />

Die dort tätigen Anwälte beauftragten einen in <strong>de</strong>r<br />

DDR zugelassenen Anwalt - in <strong>de</strong>r Regel Rechtsanwalt<br />

Dr. Vogel - mit <strong>de</strong>r Verteidigung <strong>de</strong>s Inhaftierten.<br />

Vogel übernahm entwe<strong>de</strong>r selbst das Mandat o<strong>de</strong>r<br />

gab <strong>de</strong>n Fall an unterbevollmächtigte Anwälte ab.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Honoriert wur<strong>de</strong> Vogel jeweils nach einer von ihm im<br />

Einzelfall erstellten Gebührenrechnung als Strafverteidiger<br />

unabhängig davon, ob er selbst o<strong>de</strong>r ein Unterbevollmächtigter<br />

tätig wur<strong>de</strong>, durch die Rechtsschutzstelle<br />

in Berlin (West). Die Zahlungen erfolgten<br />

auf ein West-Berliner Konto Dr. Vogels in DM. Ob <strong>und</strong><br />

in welcher Höhe er die Unterbevollmächtigten in<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR honorierte <strong>und</strong> wo das in Berlin (West)<br />

gezahlte Honorar verblieb, konnte nicht geklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Für seine Bemühungen nach <strong>de</strong>r Verurteilung erhielt<br />

Dr. Vogel daneben im Einzelfall ein weiteres Honorar,<br />

das ab 1984 pauschaliert wur<strong>de</strong> für seine sonstige Tätigkeit<br />

für alle Fälle mit jährlich 360.000 DM, die<br />

ebenfalls auf ein West-Berliner Konto gezahlt wur<strong>de</strong>n.<br />

Ob <strong>und</strong> in welcher Höhe Dr. Vogel auch von <strong>de</strong>r<br />

DDR honoriert wor<strong>de</strong>n ist, konnte nicht festgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Seit <strong>de</strong>m 1. August 1969 bestand eine Vollmacht<br />

<strong>de</strong>r DDR-Regierung ausgestellt vom Generalstaatsanwalt<br />

Dr. Josef Streit. Im Juni 1973 wur<strong>de</strong> Dr.<br />

Vogel darüber hinaus von Erich Honecker für „humanitäre<br />

<strong>und</strong> die politischen Vermittlungen in Einzelfällen"<br />

bestellt.<br />

Sowohl das BMB als auch die DDR erstellten Listen, in<br />

<strong>de</strong>nen die in <strong>de</strong>r DDR verurteilten, inhaftierten <strong>und</strong><br />

für <strong>de</strong>n Freikauf vorgesehenen politischen Gefangenen<br />

namentlich aufgeführt waren (sog. H-Listen) <strong>und</strong><br />

tauschten sie untereinan<strong>de</strong>r aus. Die vom BMB erstellten<br />

H-Listen wur<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n anfänglich von <strong>de</strong>r<br />

Kirche, dann von <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung (1976<br />

- 1982) mandatierten Rechtsanwalt Stange an Rechtsanwalt<br />

Dr. Vogel übergeben.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung unterzog die von Rechtsanwalt<br />

Dr. Vogel übergebenen Listen einer Prüfung, wobei<br />

sie darauf achtete, daß nur politische Häftlinge in die<br />

Freikaufsaktion einbezogen wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Regel<br />

wur<strong>de</strong>n auf diese Art vier Listen pro Jahr mit <strong>de</strong>r<br />

DDR-Regierung verhan<strong>de</strong>lt. Im BMB waren im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Zeit für die Verhandlungen mit Rechtsanwalt Dr.<br />

Vogel <strong>und</strong> für die Verausgabung <strong>de</strong>r Mittel aus <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>eshaushalt Staatssekretär Rehlinger, Ministerialdirektor<br />

Edgar Hi rt <strong>und</strong> Staatssekretär Priesnitz zuständig.<br />

Ihr Verhandlungspartner auf seiten <strong>de</strong>r DDR war<br />

während <strong>de</strong>r ganzen Zeit Rechtsanwalt Dr. Vogel als<br />

Bevollmächtigter <strong>de</strong>r DDR-Regierung (Dokument-Nr.<br />

673).<br />

Dr. Vogel leitete die Listen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung zur<br />

Prüfung an Oberst Dr. Volpert (MfS) weiter, <strong>de</strong>r von<br />

einer speziellen Gruppe <strong>de</strong>r Hauptabteilung Untersuchung<br />

<strong>de</strong>s MfS (wahrscheinlich HA IX/9) überprüfen<br />

ließ, ob ein Häftling in die humanitären Bemühungen<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n konnte o<strong>de</strong>r nicht. Letztendlich<br />

entschied aber Dr. Volpert selbst. Zur Rolle Dr. Volperts<br />

sagte Hirt vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß:<br />

„Ich wußte, daß er eigentlich auf seiten <strong>de</strong>r DDR die<br />

Hauptentscheidung mit getroffen hat als Beauftragter<br />

<strong>de</strong>s MfS, <strong>und</strong> mir war auch bekannt, daß eben, wenn<br />

er ja gesagt hat, das eben ein Ja war, was eigentlich<br />

vor <strong>de</strong>m Ja von Herrn Dr. Vogel noch stand." (151. Sitzung,<br />

Protokoll S. 91). Nach Dr. Volperts Tod 1986<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Generalmajor im MfS, Gerhard Niebling,<br />

<strong>de</strong>r offizielle Verbindungsmann zu Rechtsanwalt Dr.<br />

Vogel (67. Sitzung, Protokoll S. 22). Niebling war seit<br />

1983 <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r 1975 gegrün<strong>de</strong>ten Zentralen Koordinierungsgruppe<br />

(ZKG) im Mf S.<br />

Zur Aufgabenstellung <strong>de</strong>r ZKG erläuterte Niebling<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß: Die ZKG „war verantwortlich<br />

für die sicherheitsmäßige Überprüfung<br />

<strong>de</strong>r Voraussetzungen für die Genehmigung von Ausreisen<br />

von Bürgern <strong>de</strong>r DDR" unter Wahrung <strong>de</strong>r Sicherheitsinteressen<br />

<strong>de</strong>r DDR (67. Sitzung, Protokoll<br />

S. 6). In Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Justiz<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>s Innern <strong>de</strong>r<br />

DDR sowie fallweise mit <strong>de</strong>m Ministerium für Nationale<br />

Verteidigung <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong> durch die ZKG<br />

über die Zusammensetzung <strong>de</strong>r Freikaufslisten entschie<strong>de</strong>n.<br />

In strittigen, schwer lösbaren Fällen wur<strong>de</strong><br />

auch <strong>de</strong>r Minister für Staatssicherheit Erich Mielke informiert.<br />

Er traf dann die Entscheidung, ob eine Entlassung<br />

aus <strong>de</strong>r Staatsbürgerschaft <strong>de</strong>r DDR möglich<br />

war. Die Entlassungsurk<strong>und</strong>e wur<strong>de</strong>, nach <strong>de</strong>r Genehmigung<br />

durch die ZKG, vom Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

innere Angelegenheiten <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>s<br />

Innern ausgestellt.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Verurteilung wegen politischer<br />

Vergehen beschuldigter DDR-Bürger erhob die<br />

Staatsanwaltschaft Mag<strong>de</strong>burg Anklage gegen ehemalige<br />

Richter <strong>und</strong> Staatsanwälte <strong>de</strong>r DDR-Justiz wegen<br />

Rechtsbeugung. Für die Staatsanwaltschaft bestand<br />

<strong>de</strong>r begrün<strong>de</strong>te Verdacht, daß die DDR-Justiz<br />

Häftlinge „produzierte", d. h. Menschen zu überhöhten<br />

Haftstrafen verurteilte, um sie dann von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

freikaufen zu lassen. Nach Aussage eines<br />

ehemaligen Schöffen im Rahmen <strong>de</strong>s Verfahrens<br />

beim Landgericht Mag<strong>de</strong>burg habe es die Weisung<br />

<strong>de</strong>s Obersten Gerichts <strong>de</strong>r DDR gegeben, wonach wegen<br />

politischer Delikte Angeklagte nicht unter zwölf<br />

Monaten zu verurteilen waren, da nur dann eine Einbeziehung<br />

in die Freikaufsaktionen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

möglich wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>n ersten Urteilen, in <strong>de</strong>nen<br />

die Angeklagten wegen Rechtsbeugung Bewährungsstrafen<br />

erhielten, schloß sich das Gericht allerdings<br />

nicht <strong>de</strong>r Auffassung <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft an,<br />

daß ein Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Verurteilung<br />

zu überhöhten Haftstrafen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Häftlingsfreikauf<br />

bestün<strong>de</strong>.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat sich ebenfalls in einer<br />

informatorischen Anhörung <strong>de</strong>s ermitteln<strong>de</strong>n<br />

Oberstaatsanwalts <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Mag<strong>de</strong>burg,<br />

Dr. Wolfram Klein, mit dieser Problematik befaßt.<br />

Dr. Klein erläuterte, daß im Verlaufe <strong>de</strong>r Ermittlungen<br />

festgestellt wor<strong>de</strong>n sei, „daß ganz offensichtlich<br />

die ganzen Strafverfahren schwunghaft im<br />

Herbst 1983 ... angestiegen sind" . Ein Vergleich <strong>de</strong>r<br />

Anzahl <strong>de</strong>r pro Jahr freigekauften Häftlinge belegt<br />

diese Aussage. Waren es im Jahre 1983 noch 1.105, so<br />

verdoppelte sich die Zahl 1984 auf 2.236; 1985 wur<strong>de</strong>n<br />

2.669 Häftlinge durch die B<strong>und</strong>esregierung freigekauft<br />

(Dokument-Nr. 674 <strong>und</strong> 92. Sitzung, Protokoll<br />

S. 6). Dementsprechend erhöhten sich auch die von<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung zu erbringen<strong>de</strong>n Gegenleistungen.<br />

Ob aber tatsächlich ein Zusammenhang zwischen<br />

<strong>de</strong>m Devisenbedarf <strong>de</strong>r DDR - zu Beginn <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre bestand ein Kreditboykott gegen die DDR - <strong>und</strong>


<strong>de</strong>n vermehrten Verurteilungen aus politischen Grün<strong>de</strong>n<br />

bestand, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht<br />

gänzlich klären können.<br />

Gegenleistung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

Nach<strong>de</strong>m die H-Listen <strong>de</strong>finitiv durch die Verhandlungsführer<br />

bei<strong>de</strong>r Regierungen festgelegt waren,<br />

wur<strong>de</strong> über <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung zu leisten<strong>de</strong>n<br />

Gegenwert verhan<strong>de</strong>lt. Anfänglich wur<strong>de</strong><br />

ein individueller Preis für je<strong>de</strong>n Häftling ausgehan<strong>de</strong>lt,<br />

<strong>de</strong>r sich an <strong>de</strong>r Länge <strong>de</strong>r Haftstrafe, <strong>de</strong>r verbliebenen<br />

Reststrafe <strong>und</strong> an <strong>de</strong>m Ausbildungsstand<br />

<strong>de</strong>s Häftlings orientierte. Dieses Verfahren wur<strong>de</strong><br />

1964 nach Abschluß <strong>de</strong>r ersten durch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

finanzierten Freikaufsaktion geän<strong>de</strong>rt, da es<br />

nach Aussage <strong>de</strong>s Zeugen Rehlinger bei <strong>de</strong>r großen<br />

Zahl von freizukaufen<strong>de</strong>n Häftlingen unmöglich<br />

war, für je<strong>de</strong>n einzelnen einen Preis zu errechnen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> einigte man sich auf eine Pauschalsumme<br />

von 40.000 DM pro Häftling, als Durchschnittspreis<br />

gebil<strong>de</strong>t aus <strong>de</strong>n 320.000 DM, die die<br />

B<strong>und</strong>esregierung für <strong>de</strong>n Freikauf <strong>de</strong>r ersten acht<br />

Häftlinge bezahlte (69. Sitzung, Protokoll S. 17). Dabei<br />

konnte sich <strong>de</strong>r Preis eines Häftlings allerdings<br />

um ein Vielfaches erhöhen, wobei die Kriterien<br />

Strafhöhe, Strafrest <strong>und</strong> Berufsausbildung maßgeblich<br />

waren. Der Freikauf eines Arztes war nach Aussage<br />

Dr. Vogels z. B. erheblich teurer als <strong>de</strong>r eines<br />

einfachen Arbeiters (90. Sitzung, Protokoll S. 27).<br />

Warum 1977 <strong>de</strong>r Preis auf 95.847 DM erhöht wur<strong>de</strong>,<br />

hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht restlos klären<br />

können. Rechtsanwalt Dr. Vogel hat bei seiner Vernehmung<br />

dazu ausgeführt, daß sich die Preisverhandlungen<br />

trotz <strong>de</strong>s vereinfachten Schemas immer noch<br />

sehr aufwendig gestalteten, <strong>und</strong> es ein äußerst fragwürdiges<br />

Proze<strong>de</strong>re gewesen sei. Man habe dann auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r bisherigen Durchschnittswerte eine<br />

Pauschalierung vorgenommen, wodurch es zu <strong>de</strong>m<br />

Preis von 95.847 DM pro freigekaufter Person kam,<br />

unabhängig von Strafmaß o<strong>de</strong>r Ausbildung (90. Sitzung,<br />

Protokoll S. 277).<br />

Edgar Hirt, <strong>de</strong>r von 1969 bis 1982 im B<strong>und</strong>esministerium<br />

für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen (BMB) für <strong>de</strong>n<br />

Freikauf zuständig war, hat dazu vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

erläutert, daß man Mitte <strong>de</strong>r 70er<br />

Jahre zur Pauschalierung übergegangen sei <strong>und</strong> nur<br />

noch die Anzahl freigekaufter Häftlinge <strong>und</strong> die Gegenleistung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung pro Jahr abrechnete,<br />

es also keinen Pro-Kopf-Preis mehr gegeben<br />

habe (151. Sitzung, Protokoll S. 81ff). Dem Untersuchungsausschuß<br />

haben Vereinbarungen — unterschrieben<br />

von Rechtsanwalt Dr. Vogel <strong>und</strong> <strong>de</strong>m jeweiligen<br />

Vertreter <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung u. a. auch<br />

aus <strong>de</strong>n 70er Jahren — vorgelegen, die diese Aussage<br />

bestätigen. Ausgehend von <strong>de</strong>r Anzahl freigekaufter<br />

Personen aus <strong>de</strong>m Vorjahr wur<strong>de</strong>n auch die<br />

„technischen Vereinbarungen" aus <strong>de</strong>m Vorjahr, gemeint<br />

war damit <strong>de</strong>r wertmäßige Umfang <strong>de</strong>r Warenlieferung,<br />

übernommen (Dokument-Nr. 675).<br />

Nach erneuter Übernahme <strong>de</strong>s Freikaufs durch<br />

Staatssekretär Rehlinger wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r die Pro-Kopf-<br />

Abrechnung eingeführt. Staatssekretär Rehlinger hat<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß bestätigt: „Als ich<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drucksache 12/7600<br />

1982 die Geschäfte wie<strong>de</strong>r übernahm, waren es r<strong>und</strong><br />

96.000 DM pro Kopf, <strong>und</strong> dabei ist es dann bis zum<br />

Schluß, also bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r DDR geblieben."<br />

(69. Sitzung, Protokoll S. 17)<br />

Mittelbereitstellung durch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

Nach Abschluß <strong>de</strong>r Verhandlungen zwischen <strong>de</strong>m<br />

Vertreter <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> Rechtsanwalt Dr.<br />

Vogel wur<strong>de</strong>n die für die Gegenleistung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

benötigten finanziellen Mittel aus <strong>de</strong>m<br />

Haushalt <strong>de</strong>s BMB bereitgestellt.<br />

Die Mittel für die beson<strong>de</strong>ren Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

wur<strong>de</strong>n bis 1977 im Haushalt <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

nicht geson<strong>de</strong>rt veranschlagt, son<strong>de</strong>rn<br />

auf Antrag <strong>de</strong>s BMB vom B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

(BMF) überplanmäßig bei Einzelplan 27<br />

(Haushalt <strong>de</strong>s BMB) Kapitel 2702 Titel 685 05 bereitgestellt.<br />

Obwohl nicht im Haushaltsplan ausgedruckt,<br />

sollten diese Mittel nur <strong>de</strong>n Kirchen zum Zwecke <strong>de</strong>r<br />

Unterstützung ihrer Bemühungen zur Verfügung gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Von 1978 bis 1983 wur<strong>de</strong>n die Gel<strong>de</strong>r<br />

für die humanitären Bemühungen in Einzelplan 60<br />

(allgemeine Finanzverwaltung) Kapitel 6002 Titel 685<br />

01 mit <strong>de</strong>r Zweckbestimmung „För<strong>de</strong>rung von Hilfsmaßnahmen<br />

in Einzelfällen" mit <strong>de</strong>r Erläuterung:<br />

„Der B<strong>und</strong> sieht sich veranlaßt, in Einzelfällen Hilfe<br />

zu leisten" eingestellt, wobei sowohl BMB <strong>und</strong> BMF<br />

als auch <strong>de</strong>n Obleuten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estagsfraktionen im<br />

Haushaltsausschuß bekannt war, daß mit diesen Gel<br />

-<strong>de</strong>rn nur <strong>de</strong>r Häftlingsfreikauf, die Familienzusammenführungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Agentenaustausch finanziert<br />

wer<strong>de</strong>n sollte. 1984 wur<strong>de</strong>n die Mittel für die humanitären<br />

Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung als Position<br />

III: „Beson<strong>de</strong>re Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

um menschliche Erleichterungen" wie<strong>de</strong>r zusammen<br />

mit <strong>de</strong>n Mitteln für die Unterstützung <strong>de</strong>r Kirchen im<br />

Einzelplan 27 veranschlagt.<br />

Parlamentarisches Kontrollgremium war nicht <strong>de</strong>r<br />

Haushaltsausschuß als ganzes, son<strong>de</strong>rn bis 1983 <strong>de</strong>r<br />

sog. Dreier-Ausschuß. In ihm waren die <strong>Bericht</strong>erstatter<br />

<strong>de</strong>r drei B<strong>und</strong>estagsfraktionen SPD, F.D.P. <strong>und</strong><br />

CDU vertreten, die für <strong>de</strong>n im Einzelplan 27 veranschlagten<br />

Haushalt <strong>de</strong>s BMB zuständig waren. Der<br />

Dreier-Ausschuß hatte die ordnungsgemäße Verwendung<br />

<strong>de</strong>r Haushaltsmittel im Bereich humanitäre Bemühungen<br />

zu überwachen <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> über je<strong>de</strong> Ausgabe<br />

in diesem Bereich durch <strong>de</strong>n zuständigen B<strong>und</strong>esminister<br />

für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen informiert.<br />

Da <strong>de</strong>r Dreier-Ausschuß nur unregelmäßig<br />

tagte, wur<strong>de</strong> er oftmals erst im nachhinein von Ausgaben<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs, <strong>de</strong>r Familienzusammenführung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Agentenaustauschs in<br />

Kenntnis gesetzt. Die Zustimmung <strong>de</strong>s Dreier-Ausschusses<br />

erfolgte in diesen Fällen dann nachträglich<br />

(151. Sitzung, Protokoll S. 139).<br />

Die Auszahlung erfolgte über die B<strong>und</strong>esanstalt für<br />

Gesamt<strong>de</strong>utsche Aufgaben, Zahlstelle Berlin über<br />

<strong>de</strong>n Bevollmächtigten <strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r EKD am Sitz <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Mit dieser Akonto-<br />

Zahlung finanzierte <strong>de</strong>r bevollmächtigte Vertreter <strong>de</strong>s<br />

Diakonischen Werkes die Lieferungen <strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Kommerzielle Abwicklung <strong>de</strong>r Warenlieferungen<br />

Waren sowohl die H-Listen als auch die Höhe <strong>de</strong>r Gegenleistungen<br />

in Form von Warenlieferungen <strong>de</strong>finiert,<br />

wur<strong>de</strong> Ludwig Geißel (ab 1982 seine Nachfolger<br />

Helmes, Zieger, Wei<strong>de</strong>nbach <strong>und</strong> Neukamm) als<br />

Treuhän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung durch das BMB benachrichtigt,<br />

daß Vereinbarungen über Warenlieferungen<br />

in einem bestimmten wertmäßigen Umfang<br />

mit <strong>de</strong>m seit 1966 für die gesamten sog. Kirchengeschäfte<br />

<strong>und</strong> somit auch für die kommerzielle Abwicklung<br />

<strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs zuständigen Leiter <strong>de</strong>r<br />

HA I Manfred Sei<strong>de</strong>l aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung abzuschließen seien. Vorgegeben<br />

wur<strong>de</strong> vom BMB neben <strong>de</strong>m Warenwert auch <strong>de</strong>r Abwicklungszeitraum,<br />

da die DDR beim Häftlingsfreikauf<br />

immer vorzuleisten hatte. Die beteiligten kirchlichen<br />

Institutionen sowie Geißel hatten keine finanziellen<br />

Vorteile durch ihre Tätigkeit.<br />

Die sich anschließen<strong>de</strong>n Verhandlungen mit Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l sowie die gesamte kommerzielle Abwicklung<br />

<strong>de</strong>s sog. B-Geschäfts auf b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Seite waren<br />

analog <strong>de</strong>n Verhandlungen <strong>und</strong> Abwicklungsmodalitäten<br />

im sog. A-Geschäft organisiert. Einziger Unterschied<br />

war, daß auf seiten <strong>de</strong>r DDR nur die Intrac<br />

HGmbH aus <strong>de</strong>r Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung Empfänger <strong>de</strong>r Waren war<br />

<strong>und</strong> daß die B<strong>und</strong>esregierung die Finanzierung <strong>de</strong>r<br />

Warenlieferungen übernahm.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung bemühte sich zwar um Lieferung<br />

von Waren b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Ursprungs, doch<br />

wur<strong>de</strong>n vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

hauptsächlich börsenfähige Transitwaren wie Erdöl,<br />

Industriediamanten <strong>und</strong> Kupfer geor<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r Silber,<br />

das mit Warenbegleitschein „U" an <strong>de</strong>n Bereich geliefert<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Lediglich in <strong>de</strong>r Anfangsphase <strong>de</strong>s institutionalisierten<br />

Häftlingsfreikaufs bis 1969 wur<strong>de</strong>n auch Lebensmittel<br />

wie Butter, Kaffee, Speiseöl o<strong>de</strong>r Kakaobohnen<br />

zur Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung in die DDR geliefert.<br />

Der Anteil am Gesamtvolumen <strong>de</strong>r Warenlieferungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s sog. B-Geschäfts war aber äußerst gering:<br />

1964 wur<strong>de</strong>n Lebensmittel im Umfang von 27,3<br />

Mio. DM <strong>und</strong> Rohstoffe im Werte von 10,6 Mio. DM in<br />

die DDR geliefert, 1969 nur noch Kakaobohnen im<br />

Werte von zehn Mio. DM, während die Rohstofflieferungen<br />

einen Umfang von 34,9 Mio. DM hatten. Von<br />

1970 bis 1989 wur<strong>de</strong>n nur noch Rohstoffe bezogen.<br />

Dies än<strong>de</strong>rte sich erst mit <strong>de</strong>n politischen Verän<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>r DDR 1989/90. Die bei<strong>de</strong>n letzten im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r humanitären Bemühungen mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung am 18. Dezember<br />

1989 <strong>und</strong> am 23. Januar 1990 geschlossenen Vereinbarungen<br />

im Gesamtvolumen von 69 Mio. DM umfaßten<br />

neben Kupfer- <strong>und</strong> Erdöllieferungen auch VW-<br />

Kleintransporter <strong>und</strong> Südfrüchte, diese aber nur auf<br />

„ausdrücklichen Wunsch <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung" (Dokument-Nr.<br />

676-678).<br />

War die Produktpalette zwischen Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Geißel abgestimmt <strong>und</strong> vertraglich fixiert, - aus<br />

<strong>de</strong>n Verträgen war nur erkenntlich, daß Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l (nach <strong>de</strong>ssen Inhaftierung Dr. Klaus-Dieter<br />

Neubert) <strong>und</strong> Geißel Vertragspartner waren, nicht<br />

aber welche Institutionen dahinter stan<strong>de</strong>n - infor<br />

mierte Geißel das BMWi über <strong>de</strong>n Vertragsabschluß<br />

<strong>und</strong> beauftragte die aus <strong>de</strong>m sog. A-Geschäft bekannten<br />

sog. Vertrauensfirmen (Brenntag AG, Essener<br />

Stahl- <strong>und</strong> Metallhan<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Diedrich<br />

Kieselhorst/Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei GmbH sowie<br />

die nur im Jahre 1982 beauftragte Krupp-Han<strong>de</strong>l<br />

GmbH) Lieferverträge mit <strong>de</strong>r Intrac HGmbH abzuschließen.<br />

Diese Verträge beinhalteten <strong>de</strong>n durch<br />

die Rahmenvereinbarung bestimmten Warenwert, in<br />

<strong>de</strong>m eine von <strong>de</strong>r Intrac HGmbH zu leisten<strong>de</strong> Bearbeitungsprovision<br />

<strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen enthalten<br />

war (in <strong>de</strong>r Regel betrug diese 0,75 % <strong>de</strong>s Warenwerts),<br />

sowie Liefermenge <strong>und</strong> Lieferzeitraum.<br />

Gleichzeitig bemühte sich Geißel über <strong>de</strong>n Bevollmächtigten<br />

<strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r EKD am Sitz <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Bonn (anfänglich Bischof Dr.<br />

Hermann Kunst, dann Bischof Heinz-Georg Bin<strong>de</strong>r)<br />

um die entsprechen<strong>de</strong>n Lief ergenehmigungen<br />

(Transithan<strong>de</strong>lsgenehmigung <strong>und</strong> Warenbegleitschein<br />

„U") <strong>und</strong> benachrichtigte das BMB über <strong>de</strong>n<br />

Vertragsabschluß mit Manfred Sei<strong>de</strong>l.<br />

Das BMB veranlaßte daraufhin eine Akonto-Zahlung<br />

(Scheck) über die Zahlstelle <strong>de</strong>s Gesamt<strong>de</strong>utschen<br />

Instituts in Berlin auf das Konto <strong>de</strong>s Bevollmächtigten<br />

<strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r EKD. Hatten die sog. Vertrauensfirmen<br />

die Lieferverträge mit <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH geschlossén, benachrichtigten sie Geißel,<br />

<strong>de</strong>r dann wie<strong>de</strong>rum über <strong>de</strong>n Bevollmächtigten <strong>de</strong>s<br />

Rates <strong>de</strong>r EKD Vorabzahlungen an die sog. Vertrauensfirmen<br />

veranlaßte. Die Warenlieferungen durch<br />

die sog. Vertrauensfirmen erfolgten aber erst, wenn<br />

die Genehmigungen <strong>de</strong>r b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen -<br />

Behör<strong>de</strong>n<br />

vorlagen.<br />

Waren die Genehmigungen erteilt, wur<strong>de</strong>n die sog.<br />

Vertrauensfirmen schriftlich durch Geißel davon in<br />

Kenntnis gesetzt, mit <strong>de</strong>m Hinweis: „gemachte Auflagen<br />

- halbjährliche Meldung über durchgeführte Lieferungen,<br />

<strong>und</strong> zwar gewichts- <strong>und</strong> wertmäßig, - zu<br />

beachten <strong>und</strong> gleichzeitig zu überwachen, daß tatsächlich<br />

Warenlieferungen vorgenommen wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> nicht ein Bartransfer erfolgt" (Dokument-Nr.<br />

679).<br />

Nach erfolgten Warenlieferungen an die Intrac<br />

HGmbH erhielt Geißel die Abrechnungen <strong>de</strong>r sog.<br />

Vertrauensfirmen (inklusive Zinsstaffel für die Akonto-Zahlungen).<br />

Als Nachweis für die erbrachte Lieferung<br />

wur<strong>de</strong>n Lieferscheine <strong>und</strong> Empfangsbestätigungen<br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH akzeptiert.<br />

Zum Jahresen<strong>de</strong> rechnete dann Geißel sowohl mit<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung, Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l, als auch mit <strong>de</strong>m BMB <strong>de</strong>n wertmäßigen Umfang<br />

<strong>de</strong>r Warenlieferungen - verglichen wur<strong>de</strong>n Soll<strong>und</strong><br />

Ist-Lieferungen - ab. Nicht verwen<strong>de</strong>te Mittel<br />

<strong>de</strong>s BMB verblieben als Vorschuß für die Warenlieferungen<br />

im darauffolgen<strong>de</strong>n Jahr auf <strong>de</strong>m Konto <strong>de</strong>s<br />

Bevollmächtigten <strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r EKD, im Falle einer<br />

Über- o<strong>de</strong>r Unterlieferung an die Intrac HGmbH erfolgte<br />

eine Verrechnung mit <strong>de</strong>n Rahmenvereinbarungen<br />

<strong>de</strong>s nächsten Jahres.


Prüfung <strong>de</strong>r Mittelverwendung durch <strong>de</strong>n<br />

B<strong>und</strong>esrechnungshof<br />

Eine Prüfung <strong>de</strong>r durch das BMB verausgabten Mittel<br />

erfolgte zum einen durch <strong>de</strong>n Dreier-Ausschuß,<br />

<strong>de</strong>r die Anzahl <strong>de</strong>r Haftentlassungen mit <strong>de</strong>n geleisteten<br />

Zahlungen verglich. Auch seitens <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esrechnungshofs<br />

(BRH) <strong>und</strong> <strong>de</strong>s BMB wur<strong>de</strong>n Prüfungen<br />

veranlaßt. Allerdings waren anfänglich<br />

schriftliche Verwendungsnachweise nicht erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Begrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> dies mit <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Vertraulichkeit<br />

<strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs. Der Bevollmächtigte<br />

<strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r EKD berichtete im Rahmen dieser<br />

Prüfungen mündlich über die Mittelverwendung.<br />

Ab 1977 hatte <strong>de</strong>r Haushaltsbeauftragte <strong>de</strong>s<br />

BMB sowie <strong>de</strong>r zuständige Fachreferent <strong>de</strong>s BMB<br />

die Möglichkeit, bei <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstattung anwesend<br />

zu sein. Der Haushaltsbeauftragte verzichtete auf<br />

dieses Recht, dagegen wur<strong>de</strong> vom Fachreferenten<br />

<strong>de</strong>m zuständigen Minister im BMB ein Vermerk<br />

über die Prüfung vorgelegt.<br />

Kirchlicherseits erstellte das Oberrechnungsamt <strong>de</strong>r<br />

EKD in Hannover zum rechnerischen Nachweis <strong>de</strong>r<br />

Mittelverwendung durch das Diakonische Werk<br />

Prüfberichte, <strong>und</strong> auch das BMB prüfte jährlich<br />

beim Diakonischen Werk stichprobenweise die Verwendungsnachweise.<br />

Als Nachweis genügten die<br />

Rechnungen <strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen sowie die<br />

Empfangsbestätigungen <strong>de</strong>r Intrac HGmbH. Eine<br />

Prüfung, ob die Waren tatsächlich physisch in die<br />

DDR gelangten <strong>und</strong> auch dort verblieben, konnte<br />

bei börsenfähigen Waren we<strong>de</strong>r durch das Diakonische<br />

Werk noch durch die sog. Vertrauensfirmen<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n. Lediglich bei Waren mit Warenbegleitschein<br />

„U" war sichergestellt, daß eine<br />

Lieferung in die DDR erfolgte. Allerdings bestand<br />

die Möglichkeit, daß die Waren nachträglich vermarktet<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Eine Prüfung durch <strong>de</strong>n BRH beim Bevollmächtigten<br />

<strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r EKD wur<strong>de</strong> aufgr<strong>und</strong> einer Vereinbarung<br />

aus <strong>de</strong>m Jahre 1963 zwischen <strong>de</strong>m damaligen<br />

Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s BRH, Volkmar Hopf, <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bevollmächtigten<br />

<strong>de</strong>s Rats <strong>de</strong>r EKD, Bischof Kunst, nicht<br />

durchgeführt. Lediglich beim BMB prüfte <strong>de</strong>r BRH<br />

die Abrechnungen <strong>de</strong>r Kirche.<br />

Obwohl die Verwendung <strong>de</strong>r Mittel für die humanitären<br />

Bemühungen zweckgeb<strong>und</strong>en war, wur<strong>de</strong>,<br />

nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen, im Jahr 1978 ein Betrag von 5,8<br />

Mio. DM, <strong>de</strong>klariert als Son<strong>de</strong>rmaßnahme „S",<br />

zweckentfrem<strong>de</strong>t zur Finanzierung einer nichthumanitären<br />

Maßnahme, nämlich <strong>de</strong>s Ausbaus <strong>de</strong>r<br />

Grenzübergangsstelle Helmstedt-Marienborn <strong>und</strong><br />

damit auch <strong>de</strong>r dortigen Grenzsicherungsanlage,<br />

verwen<strong>de</strong>t.<br />

Finanzierung <strong>de</strong>s Ausbaus <strong>de</strong>r Grenzübergangsstelle<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Grenzsicherungsanlagen in Helmstedt-<br />

Marienborn<br />

1977 fan<strong>de</strong>n Verhandlungen zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r DDR zur Gr<strong>und</strong>erneuerung<br />

<strong>de</strong>r Autobahn Helmstedt-Berlin statt. In<br />

diesem Zusammenhang wur<strong>de</strong> auch über die Erweiterungsmaßnahme<br />

am Autobahnabschnitt zwischen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>r DDR-Grenze <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abfertigungsanlage Marienborn<br />

verhan<strong>de</strong>lt.<br />

Auf politischer Ebene vorverhan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong> das Projekt<br />

zwischen <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Berlin (Ost), Günter<br />

Gaus, <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski. Die abschließen<strong>de</strong>n<br />

Verhandlungen leiteten Gaus <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Hauptabteilungsleiter<br />

im Ministerium für Verkehr <strong>de</strong>r DDR,<br />

Dr. Rolf Illgen. Bei <strong>de</strong>r Finanzierung kam es dabei zu<br />

Problemen, da die B<strong>und</strong>esregierung anfänglich nicht<br />

bereit war, die von <strong>de</strong>r DDR kalkulierten Kosten in<br />

Höhe von 10,2 Mio. DM, in <strong>de</strong>nen „nicht nur die Straßenbaumaßnahmen<br />

son<strong>de</strong>rn auch die notwendigen<br />

Umgestaltungsarbeiten in <strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n Bereich"<br />

- also auch die „Verlegung bzw. <strong>de</strong>r Neubau von<br />

Grenzsicherungsanlagen" - enthalten waren, voll zu<br />

übernehmen (Dokument-Nr. 680).<br />

Letztendlich einigte man sich auf Gesamtkosten von<br />

8,5 Mio. DM, wovon die B<strong>und</strong>esregierung offiziell<br />

2,43 Mio. DM übernahm <strong>und</strong> die DDR sich mit <strong>de</strong>r<br />

Zahlung eines symbolischen Anteils von 0,27 Mio.<br />

DM beteiligte. (Nicht enthalten waren in diesen Berechnungen<br />

die Zuzahlung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Höhe von 0,3 Mio. DM für verkehrslenken<strong>de</strong><br />

Maßnahmen.) Übrig blieb eine Finanzierungslücke<br />

von 5,8 Mio. DM (Dokument-Nr. 681).<br />

Dem Untersuchungsausschuß haben Dokumente aus<br />

<strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>s Politbüro-Mitglieds Dr. Günter Mittag<br />

vorgelegen, aus <strong>de</strong>nen hervorgeht, daß Gaus im<br />

Laufe <strong>de</strong>r Verhandlungen <strong>de</strong>r DDR-Delegation vorschlug,<br />

die von <strong>de</strong>r DDR gefor<strong>de</strong>rte Zahlung von 5,8<br />

Mio. DM „auf an<strong>de</strong>rem Wege im Rahmen sog. humanitärer<br />

Fragen an die DDR" zu zahlen. In <strong>de</strong>n ebenfalls<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes (Verhandlungsprotokolle)<br />

haben sich keine Hinweise gef<strong>und</strong>en, die<br />

eine versteckte Zahlung im Rahmen <strong>de</strong>r humanitären<br />

Bemühungen, d. h. finanziert aus <strong>de</strong>m Haushalt <strong>de</strong>s<br />

BMB, belegen (Dokument-Nr. 682).<br />

Allerdings ist aus zwei Vermerken <strong>de</strong>s damaligen Referatsleiters<br />

im BMB, Klaus Plewa, zu entnehmen, daß<br />

im Februar 1978 eine Son<strong>de</strong>rmaßnahme „S" durchgeführt<br />

wur<strong>de</strong>, verb<strong>und</strong>en mit einer Zahlung von 5,8<br />

Mio. DM an die DDR, Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

realisiert über eine Kupferlieferung im Wert<br />

von zehn Mio. DM. Ausweislich <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

BMB wur<strong>de</strong> diese Zahlung von <strong>de</strong>m damaligen Abteilungsleiter<br />

im BMB, Edgar Hirt, angewiesen, <strong>de</strong>r auch<br />

die Splittung in 5,8 Mio. DM „S" <strong>und</strong> 4,2 Mio. „F" vornahm<br />

(Dokument-Nr. 683-685). Eine 1993 vorgenommene<br />

Prüfung dieses Zahlungsvorgangs ergab, daß<br />

seitens <strong>de</strong>r DDR für die Zahlung <strong>de</strong>r 5,8 Mio. „S"<br />

keine <strong>de</strong>r im Normalfall üblichen Gegenleistungen in<br />

Form von Haftentlassungen, Familienzusammenführungen<br />

o<strong>de</strong>r Agentenaustausch erfolgte (Dokument-<br />

Nr. 686).<br />

In einer Information an Dr. Günter Mittag vom 21. Januar<br />

1978 wur<strong>de</strong> über die Verhandlungsergebnisse<br />

bei <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>s Ausbaus <strong>de</strong>r Autobahn Berlin-Marienborn<br />

berichtet <strong>und</strong> von einer Kostenaufteilung<br />

von 2,43 Mio. DM für die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> 0,3 Mio. DM DDR gesprochen. Zu<br />

<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Finanzierungslücke heißt es: „Über


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

einen weiteren Betrag (5,8 Mio. DM) wur<strong>de</strong>n geson<strong>de</strong>rte<br />

Absprachen getroffen" (Dokument-Nr. 687).<br />

Sowohl Gaus als auch Hirt haben bei ihrer Zeugenvernehmung<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß bestritten,<br />

von dieser nicht zweckentsprechen<strong>de</strong>n Mittelverwendung<br />

Kenntnis gehabt zu haben, obgleich<br />

Gaus eingeräumt hat, daß, wenn es bei <strong>de</strong>n Verhandlungen<br />

Probleme hinsichtlich <strong>de</strong>r Kostenübernahme<br />

gegeben hätte, es durchaus möglich gewesen wäre,<br />

daß die B<strong>und</strong>esregierung <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r Grenzübergangsstelle<br />

<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en die Grenzsicherungsanlage<br />

finanziert hätte. Gaus hat aber <strong>de</strong>finitiv<br />

ausgeschlossen, daß dies aus <strong>de</strong>n Mitteln für humanitäre<br />

Bemühungen geschehen wäre. Hirt hat sich an<br />

die von ihm angeordnete Zahlung für die Son<strong>de</strong>raktion<br />

„S" <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Verwendungszweck nicht erinnern<br />

können (164. Sitzung, Protokoll S. 151).<br />

Obwohl Gaus <strong>und</strong> Hirt sich nicht mehr erinnern konnten,<br />

spricht aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Aktenlage nach Auffassung<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses alles dafür, daß die<br />

B<strong>und</strong>esregierung <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r Grenzübergangsstelle<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Grenzsicherungsanlagen in Höhe von<br />

5,8 Mio. DM aus Mitteln finanzierte, <strong>de</strong>ren Zweckbestimmung<br />

die humanitären Bemühungen waren.<br />

Abweichen<strong>de</strong> Praktiken im Rahmen <strong>de</strong>r humanitären<br />

Bemühungen<br />

Son<strong>de</strong>raktionen<br />

Neben <strong>de</strong>n Freikaufsaktionen, die als Gegenleistung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung Warenlieferungen an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung beinhalteten, gab<br />

es sog. Son<strong>de</strong>raktionen. Diese fan<strong>de</strong>n ab <strong>de</strong>n 70er<br />

Jahren immer in <strong>de</strong>r Weihnachtszeit statt. Freigekauft<br />

wur<strong>de</strong>n dann Häftlinge, die in <strong>de</strong>n normalen Freikaufslisten<br />

aus Sicht <strong>de</strong>r DDR aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren<br />

Schwere ihres Falles nicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten.<br />

Botschaftsfälle<br />

Unter <strong>de</strong>n sog. Botschaftsfällen sind die Fälle zu verstehen,<br />

in <strong>de</strong>nen Bewohner <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>r Ständigen<br />

Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Berlin<br />

(Ost) o<strong>de</strong>r in b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Botschaften in an<strong>de</strong>ren<br />

Ostblockstaaten (CSSR, Bulgarien, Polen, Rumänien)<br />

Zuflucht suchten <strong>und</strong> eine Ausreisegenehmigung<br />

aus <strong>de</strong>r DDR for<strong>de</strong> rten. Das BMB wur<strong>de</strong> von diesen<br />

Vorgängen immer in Kenntnis gesetzt.<br />

Nach einer Absprache zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR konnten die Zufluchtsuchen<strong>de</strong>n<br />

in die DDR zurückkehren, mit <strong>de</strong>r Garantie, strafrechtlich<br />

nicht verfolgt <strong>und</strong> in die humanitären Bemühungen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung einbezogen zu wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r DDR war Rechtsanwalt Dr. Vogel <strong>de</strong>r zuständige<br />

Anwalt, <strong>de</strong>r über je<strong>de</strong>n Einzelfall unterrichtet<br />

wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> dann seinerseits die DDR-Behör<strong>de</strong>n<br />

informierte.<br />

Diese DDR-Bewohner durften dann aus <strong>de</strong>r DDR ausreisen,<br />

<strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esregierung erbrachte eine finanzielle<br />

Gegenleistung in Form von Warenlieferungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s sog. B-Geschäfts. Nach Aussage<br />

von Edgar Hirt vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß fielen<br />

diese Fälle in das Jahreskontingent <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n<br />

bei <strong>de</strong>r pauschalen Vergütung am Jahresen<strong>de</strong> entsprechend<br />

berücksichtigt (151. Sitzung, Protokoll<br />

S. 95).<br />

Privater Freikauf<br />

Außer <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung finanzierten<br />

Häftlingsfreikauf gab es auch <strong>de</strong>n privat organisierten<br />

Freikauf unter Einschaltung <strong>de</strong>s Rechtsanwalts<br />

von We<strong>de</strong>l. In <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland leben<strong>de</strong><br />

Bürger bezahlten für die Freilassung von inhaftierten<br />

Familienangehörigen o<strong>de</strong>r Fre<strong>und</strong>en einen<br />

von Rechtsanwalt Dr. Vogel genannten Betrag an diesen,<br />

als Gegenleistung wur<strong>de</strong> dann <strong>de</strong>r Gefangene<br />

aus <strong>de</strong>r Haft entlassen <strong>und</strong> konnte in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ausreisen. Erkenntnisse darüber,<br />

wie hoch die For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r DDR in diesen Fällen<br />

war, ob Dr. Vogel das Geld vereinnahmte o<strong>de</strong>r an wen<br />

er es weiterleitete, haben <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nicht vorgelegen.<br />

c) Sog. Vertrauensfirmen<br />

Es war <strong>de</strong>r Wunsch <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, nur solche<br />

Unternehmen in die kommerzielle Abwicklung <strong>de</strong>s<br />

sog. B-Geschäfts einzuschalten, die noch nicht im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l tätig waren. Damit sollte eine<br />

Vermischung <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeiten vermie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n (161(a). Sitzung, Protokoll S. 24f). Daß Geißel<br />

dann doch die ihm bekannten sog. Vertrauensfirmen<br />

Brenntag AG, Essener Stahl- <strong>und</strong> Metallhan<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH <strong>und</strong> Diedrich Kieselhorst/Seefahrt-<br />

Ree<strong>de</strong>rei einschaltete, lag daran, daß diese schon Erfahrungen<br />

mit Warenlieferungen im Rahmen <strong>de</strong>s sog.<br />

A-Geschäfts hatten <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb die kommerzielle<br />

Abwicklung <strong>de</strong>s sog. B-Geschäfts nahtlos in ihre Geschäftstätigkeit<br />

übernehmen konnten. Allerdings war<br />

<strong>de</strong>n Vertretern <strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen anfänglich<br />

nicht bekannt, daß sich hinter <strong>de</strong>m Begriff „Son<strong>de</strong>rgeschäft<br />

B" die humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

verbargen.<br />

Mit <strong>de</strong>m Ausschei<strong>de</strong>n Geißels aus <strong>de</strong>n Diensten <strong>de</strong>s<br />

Diakonischen Werkes 1982 gab es eine Än<strong>de</strong>rung bei<br />

<strong>de</strong>r Zusammensetzung <strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen.<br />

Statt <strong>de</strong>r Unternehmen Essener Stahl- <strong>und</strong> Metallhan<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH (Essenstahl) <strong>und</strong> Brenntag AG<br />

wur<strong>de</strong> die Krupp-Han<strong>de</strong>l GmbH als sog. Vertrauensfirma<br />

benannt.<br />

Warum dieser Wechsel vollzogen wur<strong>de</strong>, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht restlos klären können.<br />

We<strong>de</strong>r Diakonisches Werk <strong>und</strong> BMWi noch <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung waren über diese<br />

Än<strong>de</strong>rung vorab informiert wor<strong>de</strong>n <strong>und</strong> befürworteten<br />

sie auch nicht (135. Sitzung, Protokoll S. 20). Geißel<br />

hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß gesagt, dies<br />

sei auf Veranlassung <strong>de</strong>s damaligen Abteilungsleiters<br />

im BMB, Edgar Hirt, geschehen. Dieser habe schon in<br />

<strong>de</strong>n 70er Jahren einen Wechsel <strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen<br />

verlangt. Geißel habe dies aber immer abgelehnt,<br />

da die Zusammenarbeit mit Essenstahl <strong>und</strong><br />

Brenntag reibungslos gewesen sei <strong>und</strong> er keine Veranlassung<br />

zu einem Wechsel gesehen habe. Erst nach<br />

Geißels Pensionierung gelang es Hirt über <strong>de</strong>n<br />

Rechtsanwalt Stange, das Unternehmen Krupp-Han<strong>de</strong>l<br />

GmbH in die kommerzielle Abwicklung <strong>de</strong>s sog.


B-Geschäfts mit einzubeziehen (161(a). Sitzung, Protokoll<br />

S. 78f). Vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß hat<br />

Hirt die Einschaltung <strong>de</strong>r Krupp-Han<strong>de</strong>l GmbH damit<br />

begrün<strong>de</strong>t, daß Geißel das Thema Warenlieferungen<br />

<strong>und</strong> sog. Vertrauensfirmen „als eine Art Geheimwissenschaft<br />

behan<strong>de</strong>lt" habe <strong>und</strong> es für die B<strong>und</strong>esregierung<br />

äußerst schwierig gewesen sei, zu erfahren,<br />

wer die Geschäfte abwickelte <strong>und</strong> wie dies geschah<br />

(151. Sitzung, Protokoll S. 102). Durch Einschalten <strong>de</strong>r<br />

Krupp-Han<strong>de</strong>l GmbH wollte man über die Abwicklungsmodalitäten<br />

Genaueres erfahren. Auch Rechtsanwalt<br />

Stange, <strong>de</strong>r mit Hirt zusammenarbeitete, hat<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß angegeben, das Informations<strong>de</strong>fizit<br />

seitens <strong>de</strong>s BMB sei <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong> für<br />

die Ablösung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Unternehmen gewesen. Im<br />

Auftrag <strong>de</strong>s BMB ließ sich Stange von <strong>de</strong>r Krupp-Han<strong>de</strong>l<br />

GmbH einen <strong>Bericht</strong> erstellen, aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r genaue<br />

Ablauf <strong>de</strong>r Verhandlungen mit <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH <strong>und</strong> die Abwicklung <strong>de</strong>r Warenlieferungen<br />

zu ersehen war (133. Sitzung, Protokoll S. 271 ff.).<br />

Diese Begründung bleibt fraglich, da die B<strong>und</strong>esregierung<br />

über diese Aktion nicht informiert war <strong>und</strong> es<br />

auch keine Unstimmigkeiten in <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>und</strong><br />

Abrechnung <strong>de</strong>s sog. B-Geschäfts durch Essenstahl<br />

<strong>und</strong> Brenntag gab. Ungeklärt bleibt auch, warum die<br />

Diedrich Kieselhorst/Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei von diesem<br />

Austausch unberührt blieb.<br />

Nach <strong>de</strong>m Regierungswechsel 1983 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Übernahme<br />

<strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs durch Staatssekretär<br />

Rehlinger wur<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r die „alten" Unternehmen<br />

in die kommerzielle Abwicklung <strong>de</strong>s sog. B-Geschäfts<br />

einbezogen. Auch bei diesem Wechsel war das BMWi<br />

vorab nicht informiert wor<strong>de</strong>n.<br />

d) Devisenerwirtschaftung durch <strong>de</strong>n Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung<br />

Empfänger <strong>de</strong>r Warenlieferungen war immer die Intrac<br />

HGmbH. Der bei <strong>de</strong>r Intrac HGmbH für die kommerzielle<br />

Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte zuständige<br />

Geschäftsführer, ursprünglich Helmut Franke,<br />

ab 1977 Günter Grötzinger, wur<strong>de</strong> durch Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l informiert, wenn die Höhe einer finanziellen<br />

Gegenleistung in Form von Warenlieferungen im<br />

Rahmen einer Freikaufsaktion festgelegt war.<br />

Die Intrac HGmbH spezifizierte die zu liefern<strong>de</strong>n Warenpositionen<br />

<strong>und</strong> leitete die Spezifikation zur Bestätigung<br />

an das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l. Der Genehmigung<br />

durch das Ministerium folgten die Verhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>n jeweils für eine bestimmte Rohstoffart<br />

zuständigen sog. Vertrauensfirmen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Abschluß <strong>de</strong>r Liefervereinbarung. Geliefert wur<strong>de</strong> von<br />

<strong>de</strong>r Brenntag AG Erdöl, von <strong>de</strong>r Essener Stahl- <strong>und</strong><br />

Metallhan<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH Silber <strong>und</strong> Kupfer<br />

<strong>und</strong> von <strong>de</strong>r Diedrich Kieselhorst KG/Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei<br />

GmbH Industriediamanten. Mit diesen Unternehmen<br />

stand die Intrac HGmbH nicht nur im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

sog. Kirchengeschäfte A <strong>und</strong> B in Geschäftskontakt,<br />

son<strong>de</strong>rn auch im „normalen" inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l.<br />

Auch im sog. B-Geschäft trat, wie im sog. Kirchengeschäft<br />

A, die Beson<strong>de</strong>rheit auf, daß die sog. Vertrauensfirmen<br />

nicht die eigentlichen Lieferanten waren.<br />

Sie schlossen zwar mit <strong>de</strong>r Intrac HGmbH Lieferverträge,<br />

mußten aber die von <strong>de</strong>r Intrac HGmbH bestell<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

ten Rohstoffe von Vorlieferanten beziehen. Diese Vorlieferanten<br />

lieferten die Waren an die Intrac HGmbH,<br />

hatten aber keine vertraglichen Beziehungen zu ihr.<br />

Die Intrac HGmbH behielt sich das Recht vor, diese<br />

Vorlieferanten selbst zu bestimmen. Auf diese Weise<br />

war es möglich, das Liechtensteiner Unternehmen<br />

Elmsoka Establishment Internationale Import-Export<br />

Han<strong>de</strong>ls-Gesellschaft als Vorlieferant für Erdöl <strong>und</strong><br />

Industriediamanten zu benennen.<br />

Seit Gründung <strong>de</strong>r Elmsoka Establishment Internationale<br />

Import-Export Han<strong>de</strong>ls-Gesellschaft 1963 war<br />

die Intrac HGmbH zu 50 % an ihr beteiligt, ab 1983<br />

war die Elmsoka eine h<strong>und</strong>ertprozentige Tochtergesellschaft<br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH. Die Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Elmsoka wur<strong>de</strong> über die Muttergesellschaft abgewickelt<br />

(vgl. Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3920, S. 30). Aus diesem Gr<strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n die Lieferverträge<br />

zwischen Brenntag AG <strong>und</strong> Elmsoka o<strong>de</strong>r Kie-<br />

selhorst/Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei <strong>und</strong> Elmsoka über die In<br />

trac HGmbH geschlossen, die somit gleichzeitig Lieferant<br />

<strong>und</strong> Empfänger <strong>de</strong>r Waren war.<br />

Bis 1967 wur<strong>de</strong>n die Warenlieferungen nicht vermarktet,<br />

son<strong>de</strong>rn in die sog. materielle Staatsreserve<br />

eingestellt. Erst mit Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Aufgabe, Devisen zu<br />

erwirtschaften, wur<strong>de</strong>n die Warenlieferungen in <strong>de</strong>r<br />

DDR o<strong>de</strong>r international vermarktet.<br />

Ab ca. 1970 veranlaßte Manfred Sei<strong>de</strong>l, daß die börsenfähigen<br />

Rohstoffe gar nicht mehr in die DDR geliefert,<br />

son<strong>de</strong>rn sofort an <strong>de</strong>r Börse durch Intrac HGmbH<br />

weiterveräußert wur<strong>de</strong>n. Erleichtert wur<strong>de</strong> diese Art<br />

<strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung dadurch, daß Rohstoffe<br />

an <strong>de</strong>n Märkten in <strong>de</strong>r Regel mit Konnossement o<strong>de</strong>r<br />

-<br />

Lagerschein gehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, so daß eine Übereignung<br />

<strong>de</strong>r Papiere genügte, um daraus frei konvertierbare<br />

Devisen zu erwirtschaften.<br />

Die Intrac HGmbH berechnete für ihre Tätigkeit bei<br />

<strong>de</strong>r Vermarktung in <strong>de</strong>r Regel Provisionen zwischen<br />

0,75 % <strong>und</strong> 0,85 %. Außer<strong>de</strong>m stellte sie ihre Aufwendungen<br />

in Rechnung. So wur<strong>de</strong>n z. B. aus <strong>de</strong>r Vermarktung<br />

von Kupfer <strong>und</strong> Erdöl im Werte von ca. 30<br />

Mio. DM nach Abzug von Provisionen <strong>und</strong> Aufwendungen<br />

ca. 29,5 Mio. DM als Erlös ausgewiesen (Dokument-Nr.<br />

688-689).<br />

Lieferung von Erdöl<br />

Wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Intrac HGmbH Rohöl geor<strong>de</strong>rt, so<br />

mußte dies aus verarbeitungstechnischen Grün<strong>de</strong>n<br />

aus <strong>de</strong>r UdSSR stammen, aus <strong>de</strong>ren För<strong>de</strong>rung die<br />

DDR ihren gesamten Bedarf gegen Bezahlung in sog.<br />

Transfer-Rubel <strong>de</strong>ckte. Die Geschäftskonstruktion<br />

war dann so, daß die Brenntag AG einen Liefervertrag<br />

mit <strong>de</strong>r Elmsoka als Vorlieferant schloß, in <strong>de</strong>m sich<br />

Elmsoka verpflichtete, Erdöl in einer bestimmten<br />

Menge zu einem bestimmten Preis an die Intrac<br />

HGmbH ex Pipeline Schwedt zu liefern. Dafür berechnete<br />

Elmsoka 0,25 % Provision (84. Sitzung (II),<br />

Protokoll S. 8). Da Elmsoka als Briefkastenfirma <strong>de</strong>r<br />

Intrac HGmbH fungierte, mußte keine Warenliefe<br />

rung stattfin<strong>de</strong>n. Die Intrac HGmbH bestätigte lediglich<br />

<strong>de</strong>r Brenntag AG <strong>de</strong>n Empfang <strong>de</strong>s Rohöls, das<br />

nicht von <strong>de</strong>r Elmsoka, son<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH gegen sog. Transfer-Rubel aus <strong>de</strong>r UdSSR


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

bezogen wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Regel schon in Schwedt lagerte.<br />

Die Elmsoka stellte <strong>de</strong>r Brenntag AG diese Rohöllieferung<br />

in Rechnung, <strong>und</strong> die sog. Vertrauensfirma<br />

beglich diese in DM. Die Elmsoka erwirtschaftete<br />

dadurch Devisen, die an die Intrac HGmbH abgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n, ohne daß das Unternehmen wirtschaftlich<br />

aktiv wer<strong>de</strong>n mußte.<br />

Neben sowjetischem Rohöl wur<strong>de</strong>n auch Erdöllieferungen<br />

aus <strong>de</strong>m Nahen Osten in die Warenpalette<br />

einbezogen <strong>und</strong> über Elmsoka als Vorlieferant abgewickelt.<br />

Da Erdöl eine Transitware war <strong>und</strong> an <strong>de</strong>n<br />

Märkten durch Übereignung von Lagerscheinen gehan<strong>de</strong>lt<br />

wird, war es für die Elmsoka <strong>und</strong> die Intrac<br />

HGmbH einfach, die Lagerscheine auf <strong>de</strong>m Rotterdamer<br />

Spot-Markt weiterzuveräußern <strong>und</strong> für die<br />

Brenntag AG eine Empfangsbestätigung auszustellen.<br />

Es bestand auch die Möglichkeit für Elmsoka, kein<br />

Rohöl zu kaufen, son<strong>de</strong>rn nur eine Rechnung auszustellen<br />

<strong>und</strong> durch die Intrac HGmbH die Empfangsbestätigung<br />

ausstellen zu lassen.<br />

Lieferung von Industriediamanten<br />

Industriediamanten lieferte die sog. Vertrauensfirma<br />

Kieselhorst/Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei. In <strong>de</strong>n ersten Jahren<br />

<strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs bezog das Unternehmen die<br />

Diamanten von verschie<strong>de</strong>nen Vorlieferanten aus <strong>de</strong>n<br />

Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n, Belgien o<strong>de</strong>r Großbritannien. 1969<br />

kam erstmals die Elmsoka als Vorlieferant hinzu, <strong>de</strong>ren<br />

Anteil am Gesamtvolumen <strong>de</strong>r Lieferungen von<br />

Industriediamanten jährlich bis 1982 konstant ca. 50<br />

% betrug. Ab 1982 war Elmsoka alleiniger Vorlief erant<br />

für Industriediamanten (132. Sitzung, Protokoll,<br />

Anlage).<br />

Die Beson<strong>de</strong>rheit bei <strong>de</strong>r Vertragsgestaltung <strong>de</strong>r Kieselhorst/Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei<br />

mit <strong>de</strong>r Intrac HGmbH<br />

war, daß in einem Passus festgelegt wur<strong>de</strong>: „Intrac<br />

schließt die Einkaufskontrakte mit <strong>de</strong>n Lieferfirmen<br />

unmittelbar. Nach Erhalt <strong>de</strong>r Ware <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r bei Andienung<br />

von Dokumenten über die jeweils zur Lief erung<br />

gelangen<strong>de</strong>n Partien Industrie-Diamanten wird<br />

Intrac Seefahrt mitteilen, in welcher Höhe <strong>und</strong> auf<br />

welchen Wegen die Zahlungen an die Lieferfirmen zu<br />

leisten sind". Die Kieselhorst/Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei hatte<br />

keine vertraglichen Verpflichtungen <strong>und</strong> mußte auch<br />

nicht selbst aktiv wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn hatte nur die von<br />

<strong>de</strong>n Vorlieferanten gestellten Rechnungen zu begleichen<br />

<strong>und</strong> erhielt zusätzlich eine Provision. Auf diese<br />

Weise war es <strong>de</strong>r Intrac HGmbH möglich, die Elmsoka<br />

als Vorlieferant einzuschalten, die dadurch Devisen<br />

erwirtschaftete <strong>und</strong> außer<strong>de</strong>m eine Provision berechnete<br />

(Dokument-Nr. 690).<br />

Lieferung von Kupfer <strong>und</strong> Silber<br />

Die Essener Stahl- <strong>und</strong> Metallhan<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH lieferte Kupfer über die Metallgesellschaft AG<br />

<strong>und</strong> Silber über die Degussa. Bei<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong> durch die<br />

Intrac HGmbH entwe<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m DDR-Markt o<strong>de</strong>r<br />

auf <strong>de</strong>m internationalen Markt gegen Devisen vermarktet.<br />

Da Silber keine Transitware war, son<strong>de</strong>rn mit Waren<br />

begleitschein „U" geliefert wur<strong>de</strong>, mußte es in die<br />

DDR eingeführt wer<strong>de</strong>n. Die Intrac HGmbH veräußerte<br />

das Silber dann entwe<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Impo rt<br />

von E<strong>de</strong>lmetallen zuständigen AHB Metallurgiehan<strong>de</strong>l<br />

gegen Devisen o<strong>de</strong>r vermarktete es an <strong>de</strong>r London<br />

Metal Exchange (LME).<br />

Kupferlieferungen waren ab 1979 nur noch Transitlieferungen,<br />

die in Form von Lager(pfand)scheinen (on<br />

warrant) von <strong>de</strong>r Intrac HGmbH über die Essener<br />

Stahl- <strong>und</strong> Metallhan<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH bezogen<br />

wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Regel veräußerte die Intrac HGmbH<br />

die Kupfer-Warrants direkt an <strong>de</strong>r LME gegen Devisen.<br />

In einigen Fällen wur<strong>de</strong> das Kupfer aber auch mit<br />

Warenbegleitschein „U" in die DDR geliefert <strong>und</strong> an<br />

die einheimische Industrie gegen Devisen veräußert.<br />

e) Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r humanitären Bemühungen wur<strong>de</strong>n<br />

von 1964 bis 1990 insgesamt Waren im Werte von<br />

3.436.900.755,12 DM über das Diakonische Werk in<br />

die DDR transferiert. Damit wur<strong>de</strong>n 31 755 Häftlinge<br />

freigekauft, Familien die Ausreise in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ermöglicht <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Agentenaustausch<br />

finanziert. Direkt an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung (Intrac HGmbH) wur<strong>de</strong>n während<br />

<strong>de</strong>ssen Existenz von 1966 bis 1989 Warenlieferungen<br />

im Werte von 3.266.313.866,31 DM geleistet.<br />

Der Geschäftsführer <strong>de</strong>r Intrac HGmbH, Günter Grötzinger,<br />

hat bei seiner Zeugenvernehmung ausgesagt,<br />

<strong>de</strong>r Auftrag <strong>de</strong>r Intrac HGmbH habe darin bestan<strong>de</strong>n,<br />

die Warenlieferungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

zu transferieren, d. h. zu<br />

-<br />

vermarkten, <strong>und</strong> die<br />

sich daraus ergeben<strong>de</strong>n Gegenwerte in DM an das<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l abzuführen. Dazu habe<br />

es ein o<strong>de</strong>r zwei Konten gegeben, an <strong>de</strong>ren Kontonummern<br />

er sich aber nicht erinnern könne (84. Sitzung,<br />

Protokoll S. 4).<br />

Daß dies nur bedingt richtig ist, belegt ein <strong>Bericht</strong> an<br />

<strong>de</strong>n ZK-Sekretär für Wirtschaft, Dr. Günter Mittag,<br />

aus <strong>de</strong>m Jahre 1988, in <strong>de</strong>m Dr. Schalck-Golodkowski<br />

das sog. B-Geschäft <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Ergebnisse analysierte.<br />

Über die Mittelverwendung schrieb er: „Die<br />

Warenlieferungen wur<strong>de</strong>n von 1964 - 1967 ausschließlich<br />

in die Warenfonds <strong>de</strong>r Staatsreserve eingeglie<strong>de</strong>rt.<br />

Ab 1968 wur<strong>de</strong>n im B-Geschäft solche Warenpositionen<br />

vertraglich geb<strong>und</strong>en, die auf <strong>de</strong>m<br />

Weltmarkt sofort Absatz fin<strong>de</strong>n. Der Erlös wur<strong>de</strong> unserem<br />

Konto 0528 gutgeschrieben. Seit 1974 wer<strong>de</strong>n<br />

alle Einnahmen auf Konto 0628 (Generalsekretär <strong>und</strong><br />

von uns verwaltet) abgeführt" (Dokument-Nr. 650).<br />

Das Mielke-Konto 0528 wur<strong>de</strong> speziell zur kommerziellen<br />

Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte eröffnet,<br />

aber nicht nur aus Erlösen <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte,<br />

son<strong>de</strong>rn auch u. a. aus Gewinnabführungen<br />

von BERAG - Export-Import GmbH, Günther Forgber<br />

Wahrnehmung von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Camet Industrievertretungen <strong>und</strong> Beratungen<br />

für Chemie, Agrar <strong>und</strong> Metallurgie Export/Import<br />

gespeist. Von 1968 bis 1973 wur<strong>de</strong>n die Erlöse aus<br />

Warenlieferungen im Werte von 226.031.768,24 DM<br />

auf das Konto 0528 gebucht <strong>und</strong> u. a. zur Finanzierung<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rimporte für die Prom inentensiedlung


Wandlitz o<strong>de</strong>r die Beschaffung von Technik für das<br />

MfS verwen<strong>de</strong>t.<br />

1974 erfolgte die Eröffnung <strong>de</strong>s Kontos 0628, das<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung verwaltet<br />

<strong>und</strong> auf das ab diesem Zeitpunkt die Einnahmen<br />

aus <strong>de</strong>m sog. B-Geschäft überwiesen wur<strong>de</strong>n.<br />

Insgesamt floß auf das Konto 0628 von 1974 bis 1989<br />

<strong>de</strong>r Gegenwert von Warenlieferungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Höhe von ca. 2.878.407.548,82<br />

DM. Mit diesen Gel<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rimporte zur<br />

Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung (Südfrüchte, Textilien)<br />

<strong>und</strong> Hilfslieferungen an sozialistische Staaten finanziert<br />

sowie Geldanlagen bei ausländischen Banken<br />

(u. a. in Österreich, Dänemark <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Schweiz)<br />

<strong>und</strong> über die Intrac HGmbH auch bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG in Berlin (Ost) getätigt.<br />

1989 wur<strong>de</strong>n letztmalig 1.840 Häftlinge von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

freigekauft. Die Vereinbarungen für die<br />

zu erbringen<strong>de</strong> Gegenleistung in Höhe von insgesamt<br />

65 Mio. DM wur<strong>de</strong>n vom Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werkes, Dr. Karl-Heinz Neukamm, am 18.<br />

Dezember 1989 <strong>und</strong> am 23. Januar 1990 mit <strong>de</strong>m nach<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>ls Inhaftierung zuständigen Dr. Klaus-<br />

Dieter Neubert geschlossen. Dieser Betrag teilte sich<br />

auf in Kupfer <strong>und</strong> Erdöl für je 15 Mio. DM, Fahrzeuge<br />

im Werte von 20 Mio. DM <strong>und</strong> Südfrüchte im Umfang<br />

von 15 Mio. DM. Die Gutschrift <strong>de</strong>s Gegenwertes <strong>de</strong>r<br />

Kupfer- <strong>und</strong> Erdöllieferungen erfolgte nach <strong>de</strong>m bisher<br />

üblichen Verfahren auf das Konto 0628 bei <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG zum 31. März 1990,<br />

während <strong>de</strong>r Markgegenwert <strong>de</strong>r Südfrüchtelieferung<br />

auf ein Konto bei <strong>de</strong>r Staatsbank <strong>de</strong>r DDR abgeführt<br />

wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 691).<br />

f) Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung von <strong>de</strong>r<br />

Vermarktung <strong>de</strong>r Warenlieferungen durch <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Absicht <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung war, im Rahmen ihrer<br />

humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r DDR nur Waren <strong>und</strong><br />

keine Devisenbeträge als Gegenleistung zur Verfügung<br />

zu stellen. Daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die Warenlieferungen nachträglich vermarktete,<br />

war <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung zwar bekannt,<br />

doch war es ihr aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Rechtslage nicht möglich,<br />

dagegen einzuschreiten. Auch konnte sie keinen<br />

wesentlichen Einfluß auf die Zusammensetzung <strong>de</strong>r<br />

Warenpalette ausüben.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r politischen <strong>und</strong> humanitären Verpflichtung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung war die Notwendigkeit ge-<br />

geben, in gewisser Weise die Bedingungen <strong>de</strong>r DDR<br />

Regierung zu akzeptieren. Dazu zählte auch, daß sie<br />

die Warenauswahl <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> die Vermarktung <strong>de</strong>r Waren billigte.<br />

Allerdings schritt die B<strong>und</strong>esregierung auch nicht ein,<br />

als 1977 die Möglichkeit dazu bestand. Zu diesem Zeitpunkt<br />

wur<strong>de</strong>n Unregelmäßigkeiten bei <strong>de</strong>r kommerziellen<br />

Abwicklung <strong>de</strong>s sog. B-Geschäfts bekannt. Es<br />

bestand <strong>de</strong>r Verdacht, daß die in Liechtenstein ansässige<br />

Elmsoka Establishment Internationale Import-Export<br />

Han<strong>de</strong>ls-Gesellschaft eine als Vorlieferant in das<br />

sog. B-Geschäft eingeb<strong>und</strong>ene Briefkastenfirma <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung sei <strong>und</strong> dadurch<br />

die Möglichkeit <strong>de</strong>r Manipulation für <strong>de</strong>n Bereich be<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

stün<strong>de</strong>. Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Dokumenten war die B<strong>und</strong>esregierung eher<br />

bemüht, die Einstellung <strong>de</strong>r damaligen Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r Oberfinanzdirektion Düsseldorf zu bewirken.<br />

Ermittlungsverfahren <strong>de</strong>r Oberfinanzdirektion<br />

Düsseldorf<br />

1977 ermittelte die Oberfinanzdirektion (OFD) Düsseldorf<br />

gegen Intrac HGmbH/Elmsoka Establishment<br />

Internationale Impo rt-Export Han<strong>de</strong>lsgesellschaft in<br />

Liechtenstein, da seitens <strong>de</strong>r OFD <strong>de</strong>r Verdacht be-<br />

stand, die Elmsoka sei eine Briefkastenfirma <strong>de</strong>r In<br />

trac HGmbH. In diesem Zusammenhang wur<strong>de</strong> auch<br />

gegen die sog. Vertrauensfirmen Diedrich Kieselhorst<br />

KG/Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei GmbH, Brenntag AG, Haniel<br />

GmbH <strong>und</strong> Vere<strong>de</strong>lungswirtschaft GmbH sowie gegen<br />

die Thyssen E<strong>de</strong>lstahlwerke AG wegen Verstoßes<br />

gegen das Militärregierungsgesetz (MRG) Nr. 53,<br />

das Devisenzahlungen ohne Genehmigung <strong>de</strong>r zuständigen<br />

b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Behör<strong>de</strong>n an Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r DDR unter Strafe stellte, ermittelt, da diese<br />

mit Elmsoka u. a. im Rahmen <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

in Geschäftsbeziehungen stan<strong>de</strong>n.<br />

Das Zollfahndungsamt Düsseldorf beschlagnahmte in<br />

Verbindung mit <strong>de</strong>n Ermittlungen die Geschäftsunterlagen<br />

<strong>de</strong>r Diedrich Kieselhorst/Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei.<br />

Jürgen Sievers, damaliger Geschäftsführer <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />

fertigte über die Ermittlungen <strong>de</strong>r OFD einen<br />

handschriftlichen <strong>Bericht</strong>, <strong>de</strong>n er auf <strong>de</strong>r Leipziger<br />

Frühjahrsmesse <strong>de</strong>m Geschäftsführer <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH, Günter Grötzinger, übergab. Gleichzeitig<br />

informierte Sievers auch Ludwig Geißel vom Diakonischen<br />

Werk (Dokument-Nr. 692).<br />

-<br />

Auch die Brenntag AG stand im Verdacht, bei ihrer<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Elmsoka im Zusammenhang<br />

mit Erdöllieferungen im Rahmen <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

gegen das MRG Nr. 53 verstoßen zu haben.<br />

Nach einer <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Aktennotiz aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

über ein Gespräch mit Geißel am 26. April<br />

1977 hat dieser die B<strong>und</strong>esregierung über die Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r OFD informiert <strong>und</strong> sich bei <strong>de</strong>m damaligen<br />

SPD-Fraktionsvorsitzen<strong>de</strong>n Herbert Wehner für<br />

die Einstellung <strong>de</strong>r Ermittlungen eingesetzt. Wehner<br />

war in <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs B<strong>und</strong>esminister<br />

für gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen (1966 bis 1969).<br />

Ein Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

(wahrscheinlich <strong>de</strong>r Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Intrac HGmbH, Horst Steinebach) vermerkte in <strong>de</strong>r<br />

Aktennotiz: „Herr G. unterrichtete mich davon, daß<br />

z.Z. in Bonn eine Beratung stattfin<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>r die zuständigen<br />

Staatssekretäre <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esfinanzministeriums<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Wirtschaftsministeriums ihren Beamten<br />

Anweisungen erteilen, die Elmsoka/Intrac-Aktivitäten<br />

sofort einzustellen" (Dokument-Nr. 693 <strong>und</strong><br />

161(a). Sitzung, Protokoll S. 46f).<br />

Einem Schreiben <strong>de</strong>r OFD Düsseldorf an das B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen vom 1. Juni 1977 ist zu entnehmen,<br />

daß auf mündliche Anweisung vom 24. Mai<br />

1977 die Ermittlungen bei <strong>de</strong>n Unternehmen Thyssen<br />

E<strong>de</strong>lstahlwerke AG, Haniel GmbH <strong>und</strong> Vere<strong>de</strong>lungswirtschaft<br />

GmbH nicht aufgenommen wur<strong>de</strong>n, obwohl<br />

sich auch bei diesen <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>s Verstoßes


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

gegen das MRG Nr. 53 ergeben hatte (Dokument-Nr.<br />

694).<br />

Nach Aussage Sievers vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bekam die Diedrich Kieselhorst/Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei<br />

noch 1977 die beschlagnahmten Akten von <strong>de</strong>r<br />

OFD Düsseldorf zurück. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> Sievers telefonisch<br />

durch das B<strong>und</strong>esministerium für inner<strong>de</strong>utsche<br />

Beziehungen <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

über die Einstellung <strong>de</strong>r Ermittlungen informiert.<br />

Auch die Ermittlungen gegen die Brenntag AG wur<br />

<strong>de</strong>n mit Erteilung eines Bußgeldbescheids eingestellt.<br />

Im Auftrag <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung fuhr Geißel im November<br />

1977 zusammen mit seiner Mitarbeiterin<br />

E<strong>de</strong>lgard Orth <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Vertreter <strong>de</strong>r Essener Stahl<strong>und</strong><br />

Metallhan<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH nach Liechtenstein,<br />

um sich von <strong>de</strong>m ordnungsgemäßen Geschäftsbetrieb<br />

<strong>de</strong>r Elmsoka zu überzeugen. Nach seiner Aussage<br />

bestand die Elmsoka aus einem Büro, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Hauptgeschäftsführer Constantin Assimakis anwesend<br />

war (161(a). Sitzung, Protokoll S. 55ff.). Über<br />

diesen Besuch berichtete <strong>de</strong>r damalige Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH Horst Steinebach, an seine Vorgesetzten<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung:<br />

„Herr Geißel zeigte sich beeindruckt <strong>und</strong> zufrie<strong>de</strong>n<br />

über diesen Besuch, beson<strong>de</strong>rs über das eigene Büro<br />

<strong>de</strong>r Elmsoka <strong>und</strong> <strong>de</strong>n dort vorgef<strong>und</strong>enen Geschäftsbetrieb.<br />

Er betonte, daß es ihm nunmehr noch besser<br />

möglich wäre, gegenüber <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n BRD<br />

Behör<strong>de</strong>n allen bestehen<strong>de</strong>n Zweifel über die Ordnungsmäßigkeit<br />

<strong>de</strong>r geschäftlichen Aktivitäten <strong>de</strong>r<br />

Fa. Elmsoka in <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rgeschäften, die nach wie<br />

vor nicht voll ausgeräumt sind, entgegenzutreten"<br />

(Dokument-Nr. 695). Geißel hat bestätigt, daß <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung bekannt gewesen sei, daß die DDR<br />

zumin<strong>de</strong>st an <strong>de</strong>r Elmsoka beteiligt war.<br />

<strong>Bericht</strong>e <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

Im September 1978 informierte <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

(BND) das B<strong>und</strong>eskanzleramt <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft (BMWi) über Verstöße<br />

im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l durch <strong>de</strong>n „Bereich<br />

Schalck" im Zeitraum 1975 bis 1978 (Dokument-Nr.<br />

481). Verantwortlich im BMWi war <strong>de</strong>r Referatsleiter<br />

Dr. Franz Rösch, <strong>de</strong>r für die Genehmigungen von Warenlieferungen<br />

im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte zuständig war. Dr.<br />

Rösch war gleichzeitig Leiter <strong>de</strong>r Treuhandstelle für<br />

Interzonenhan<strong>de</strong>l (ab 1983 Treuhandstelle für Industrie<br />

<strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l), die <strong>de</strong>n Warenverkehr zwischen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR überwachte<br />

<strong>und</strong> Verstöße gegen das im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l gelten<strong>de</strong> Recht beim MAH in <strong>de</strong>r DDR reklamierte.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n vom BND gemel<strong>de</strong>ten<br />

Verstößen wur<strong>de</strong> auch die Intrac HGmbH, die Dr.<br />

Rösch aus <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften bekannt war,<br />

genannt. Als Stellungnahme schrieb Dr. Rösch: „Bei<br />

Bekanntwer<strong>de</strong>n von abkommenswidrigen Geschäften<br />

im idH [inner<strong>de</strong>utschenr Han<strong>de</strong>l] hat die Treuhandstelle<br />

für <strong>de</strong>n Interzonenhan<strong>de</strong>l in Gesprächen<br />

mit <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR wie<strong>de</strong>rholt<br />

gegen die Mitwirkung von staatlichen Außen<br />

han<strong>de</strong>lsbetrieben protestiert <strong>und</strong> gefor<strong>de</strong>rt, die Verantwortlichen<br />

auf DDR-Seite zur Rechenschaft zu ziehen<br />

sowie alles zu unternehmen, damit Umgehungseinfuhren<br />

in Zukunft unterbleiben. Darüber hinaus<br />

wur<strong>de</strong> in solchen Fällen eine schärfere Überwachung<br />

<strong>de</strong>s Warenverkehrs sowie eine restriktive Ausgestaltung<br />

<strong>und</strong> Handhabung <strong>de</strong>r Bezugsregelungen veranlaßt"<br />

(Dokument-Nr. 696). Es fan<strong>de</strong>n daraufhin auch<br />

Gespräche zwischen Dr. Rösch <strong>und</strong> <strong>de</strong>n zuständigen<br />

Mitarbeitern <strong>de</strong>s MAH statt. Die b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen<br />

Zollstellen wur<strong>de</strong>n angewiesen, die Warentransporte<br />

stärker zu kontrollieren. Auf die Abwicklung <strong>de</strong>r Warenlieferungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s sog. B-Geschäfts hatte<br />

die Meldung <strong>de</strong>s BND allerdings keine Auswirkungen,<br />

<strong>de</strong>nn, so Dr. Rösch vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß,<br />

ab „Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre erfolgten ja Millionen<br />

von DM-Zahlungen ganz offiziell an die DDR <strong>und</strong> an<br />

Intrac usw. für Verkehrsbauten <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Zahlungen.<br />

Ob die Ware in <strong>de</strong>r DDR verblieben ist o<strong>de</strong>r ob<br />

sie dann veräußert o<strong>de</strong>r versilbert wur<strong>de</strong>, das spielte<br />

letztendlich keine Rolle" (135. Sitzung, Protokoll<br />

S. 36). Dr. Rösch hat weiter erläutert: „Es wäre damals<br />

kein Problem gewesen - wenn es bei<strong>de</strong> Seiten gewollt<br />

hätten -, auch die Kirchengeschäfte ebenfalls von Warenlieferungen<br />

auf DM umzustellen" (135. Sitzung,<br />

Protokoll S. 10).<br />

Kenntnisse <strong>de</strong>r evangelischen Kirche<br />

Nach Aussagen von Vertretern <strong>de</strong>r evangelischen Kirchen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes war ihnen die<br />

Existenz <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

nicht bekannt. Geißel informierte zwar 1967 durch einen<br />

Brief <strong>de</strong>n Bevollmächtigten <strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r EKD,<br />

Bischof Kunst, von personellen - Verän<strong>de</strong>rungen auf<br />

seiten <strong>de</strong>r DDR bei <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte,<br />

doch stün<strong>de</strong>n sie „in keinem unmittelbaren<br />

Zusammenhang mit unserer Arbeit <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n<br />

insoweit auch das Verhältnis Staat/Kirche nicht belasten.<br />

... Die festgestellten personellen Verän<strong>de</strong>rungen<br />

beziehen sich ausschließlich auf unsere unmittelbare<br />

Geschäftsverbindung, stehen aber im Zusammenhang<br />

mit einer Umorganisation, die noch nicht abgeschlossen<br />

scheint. ... Im MAW [Ministerium für Außenwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR] ist <strong>de</strong>r verantwortliche Gesprächspartner<br />

jetzt <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Minister<br />

Schalk. Das bisherige Aufgabengebiet von Roigk ist<br />

aufgeteilt <strong>und</strong> wird von <strong>de</strong>n Herren Lorenz <strong>und</strong> Sei<strong>de</strong>l<br />

wahrgenommen" (Dokument-Nr. 697). Den Kirchenvertretern<br />

war aber bewußt, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

große Einflußmöglichkeiten auf politische<br />

Entscheidungen hatte.<br />

Ludwig Geißel wußte seit 1982/1983, daß Dr. Schalck-<br />

Golodkowski Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS war. Nach seiner<br />

Aussage vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß wur<strong>de</strong> ihm<br />

diese Tatsache durch einen Mitarbeiter <strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen,<br />

<strong>de</strong>ssen Name ihm nicht mehr erinnerlich<br />

war, bekannt. Allerdings wur<strong>de</strong> „nie darüber gesprochen"<br />

(161(a). Sitzung, Protokoll S. 82).<br />

Zwischen Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Ludwig Geißel entwikkelte<br />

sich durch ihre enge Zusammenarbeit bei <strong>de</strong>n<br />

sog. Kirchengeschäften im Laufe <strong>de</strong>r Jahre ein Vertrauensverhältnis,<br />

das auch aus einer gewissen Dankbarkeit<br />

Geißels gegenüber Sei<strong>de</strong>l resultierte. Wie<br />

Geißel in einem Brief an Rechtsanwalt von We<strong>de</strong>l vom


7. Dezember 1989 ausführte, hatte sich seiner Meinung<br />

nach Manfred Sei<strong>de</strong>l „in vielen Jahren seiner<br />

Tätigkeit große Verdienste für die Kirchen <strong>und</strong> die<br />

Diakonischen Werke in <strong>de</strong>r DDR erworben". In diesem<br />

Brief beauftragte Geißel von We<strong>de</strong>l damit, für<br />

<strong>de</strong>n damals inhaftierten Manfred Sei<strong>de</strong>l einen Rechtsanwalt<br />

zu suchen, <strong>de</strong>ssen Honorierung Geißel <strong>und</strong><br />

Vertreter <strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen übernehmen sollten.<br />

Zu <strong>de</strong>n gegen Manfred Sei<strong>de</strong>l erhobenen Vorwürfen,<br />

die u.a. die Führung von Auslands<strong>de</strong>visenkonten<br />

betrafen, äußerte sich Geißel verteidigend:<br />

„Aus meiner Kenntnis <strong>de</strong>r Dinge kann ich sagen, daß<br />

es in <strong>de</strong>r Vergangenheit üblich war, Devisenkonten<br />

im Ausland zu unterhalten, <strong>de</strong>nen aber - wie auch<br />

heute noch - For<strong>de</strong>rungen in jeweils größerer Höhe<br />

gegenüberstan<strong>de</strong>n. Soweit es um die 200 Millionen<br />

DM geht, die Manfred Sei<strong>de</strong>l angeblich in die<br />

Schweiz verschoben haben soll, han<strong>de</strong>lt es sich dabei<br />

um das übliche, bisher nicht beanstan<strong>de</strong>te Verfahren.<br />

Nachweislich sind diese 200 Millionen als Festgel<strong>de</strong>r<br />

bei Banken in Pa ris, Luxemburg, <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Schweiz angelegt, insoweit<br />

auch greifbar <strong>und</strong> je<strong>de</strong>rzeit rückrufbar" (Dokument-<br />

Nr. 698). Am 6. Dezember 1989, also zu einem Zeitpunkt,<br />

da eine Finanzrevision <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung erstmals angeordnet wor<strong>de</strong>n<br />

war, war es Geißel möglich, ohne Kenntnis <strong>de</strong>r zuständigen<br />

Ministerin <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise <strong>de</strong>r DDR,<br />

Uta Nickel, Einsicht in die Geschäftsunterlagen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu nehmen.<br />

2. Familienzusammenführung<br />

Die humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Familienzusammenführung waren<br />

nicht Gegenstand <strong>de</strong>r Untersuchungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses.<br />

Die Familienzusammenführung beschränkte sich ab<br />

Mitte <strong>de</strong>r 60er Jahre nicht nur auf die Übersiedlung<br />

von Familien, die durch die Teilung Deutschlands getrennt<br />

wur<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn erweiterte sich auch auf solche<br />

Fälle, in <strong>de</strong>nen eine ständige Ausreise aus <strong>de</strong>r<br />

DDR beantragt wur<strong>de</strong>.<br />

Bearbeitet wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bereich Familienzusammenführung<br />

ebenfalls durch das B<strong>und</strong>esministerium für in-<br />

ner<strong>de</strong>utsche Beziehungen (BMB), das Listen mit über<br />

siedlungswilligen DDR-Bewohnern erstellte <strong>und</strong><br />

diese über <strong>de</strong>n Rechtsanwalt Stange, später über <strong>de</strong>n<br />

Referatsleiter im BMB, Plewa, an Rechtsanwalt Dr.<br />

Vogel weiterleitete, <strong>de</strong>r die Listen mit <strong>de</strong>r ZKG im<br />

MfS unter Zugr<strong>und</strong>elegung bestimmter Kriterien, wie<br />

z. B. Ausbildung o<strong>de</strong>r Beruf, abstimmte <strong>und</strong> sog. „F<br />

Listen" erstellte. Danach erfolgte eine Abstimmung<br />

<strong>de</strong>r „F-Liste" zwischen Dr. Vogel <strong>und</strong> <strong>de</strong>m BMB. In<br />

<strong>de</strong>r aus dieser Abstimmung hervorgegangenen „L-Liste"<br />

(Genehmigungsliste) waren die Fälle genannt,<br />

die in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ausreisen<br />

durften. Daran schloß sich die sog. „FA-Liste" (Ausreiseliste)<br />

an, bestehend aus in <strong>de</strong>r Regel 26 Personen,<br />

die tatsächlich ausgereist waren. An dieser „FA-Liste"<br />

orientierte sich die Gegenleistung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung.<br />

Bis 1989 wur<strong>de</strong> ca. 250.000 Personen die<br />

Ausreise aus <strong>de</strong>r DDR ermöglicht.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Die Höhe <strong>de</strong>r Gegenleistung war unterschiedlich. Bis<br />

Anfang <strong>de</strong>r 70er Jahre war <strong>de</strong>r Preis einer „FA-Liste"<br />

300.000 DM. Er erhöhte sich dann auf 500.000 DM pro<br />

Liste. Nach Abschluß <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>lagenvertrages verlangte<br />

die DDR nur noch 50.000 DM pro Liste. Danach<br />

wur<strong>de</strong>n nur noch Konfliktfälle abgegolten.<br />

Die Gegenleistung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung wur<strong>de</strong> aus<br />

<strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>s BMB finanziert <strong>und</strong> als Warenlieferung<br />

- zusammen mit <strong>de</strong>n Warenlieferungen für <strong>de</strong>n Freikauf<br />

politischer Häftlinge - über das Diakonische Werk<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung transferiert.<br />

Eine Aussage darüber, in welchem Umfang die<br />

B<strong>und</strong>esregierung Mittel für die Familienzusammenführung<br />

bereitstellte, kann aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Akten nicht gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n. Anhand <strong>de</strong>r im Rahmen <strong>de</strong>s sog. B-Geschäfts<br />

durch das BMB verausgabten Mittel <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abrechnungen<br />

<strong>de</strong>s Diakonischen Werkes ist keine Unterscheidung<br />

in Warenlieferungen für freigekaufte Häftlinge<br />

o<strong>de</strong>r Familienzusammenführungen möglich.<br />

Son<strong>de</strong>raktion 1980<br />

Bei <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>raktion 1980 wur<strong>de</strong> als Gegenleistung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland für die Ausreise von<br />

216 übersiedlungswilligen DDR-Bewohnern keine<br />

Warenlieferung vereinbart, son<strong>de</strong>rn drei Mio. DM in<br />

bar durch Rechtsanwalt Stange an Rechtsanwalt Dr.<br />

Vogel. Dieser übergab <strong>de</strong>n Betrag wahrscheinlich an<br />

das MfS o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Finanziert wur<strong>de</strong> die Aktion aus Mitteln <strong>de</strong>s<br />

Haushalts <strong>de</strong>s BMB. Stange hat diese Bargeldaktion<br />

allerdings als einmalig bezeichnet (Dokument-Nr.<br />

699 <strong>und</strong> 133. Sitzung, Protokoll S. 340, 342 ff.).<br />

-<br />

Zur Rolle von Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel<br />

Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel hat bei <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

zum Thema humanitäre Bemühungen <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung eine beson<strong>de</strong>re Rolle gespielt. Auf<br />

seiten <strong>de</strong>r DDR war Dr. Vogel <strong>de</strong>r alleinige Ansprech<br />

<strong>und</strong> Verhandlungspartner <strong>de</strong>r b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Vertreter<br />

im Bereich Häftlingsfreikauf, Familienzusammenführung<br />

<strong>und</strong> Agentenaustausch. Dabei arbeitete<br />

er eng mit <strong>de</strong>m MfS zusammen.<br />

Lebensdaten<br />

Dr. Wolfgang Vogel wur<strong>de</strong> am 30. Oktober 1925 in<br />

Wilhemsthal in Schlesien geboren <strong>und</strong> studierte nach<br />

1945 in Jena <strong>und</strong> Leipzig Rechtswissenschaften. Im<br />

Anschluß daran war er von 1952 bis 1953 Hauptreferent<br />

<strong>de</strong>r Strafrechtsabteilung im Ministerium <strong>de</strong>r Justiz<br />

(MdJ) <strong>de</strong>r DDR. Nach seinem Ausschei<strong>de</strong>n aus<br />

<strong>de</strong>m MdJ war er anfänglich in einem Kollegium, ab<br />

1968 selbständig als Rechtsanwalt tätig. Am 13. November<br />

1957 erhielt Vogel auch eine Zulassung als<br />

Rechtsanwalt für Berlin (West).<br />

Zum Bevollmächtigten <strong>de</strong>r DDR-Regierung wur<strong>de</strong> Dr.<br />

Vogel am 1. August 1969 durch Generalstaatsanwalt<br />

Dr. Josef Streit ernannt: „Die Regierung <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Demokratischen Republik bestellt Sie mit sofortiger<br />

Wirkung bis auf schriftlichen Wi<strong>de</strong>rruf als ständigen<br />

Rechtsberater <strong>und</strong> in beson<strong>de</strong>ren Fällen als Rechtsvertreter.<br />

Diese Bestellung erstreckt sich insbeson<strong>de</strong>re auf<br />

die Wahrnehmung <strong>de</strong>r Interessen <strong>de</strong>r Deutschen De-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

mokratischen Republik gegenüber <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren politischen Einheit<br />

Westberlin <strong>und</strong> gegenüber an<strong>de</strong>ren Staaten" .<br />

Von Erich Honecker wur<strong>de</strong> Dr. Vogel im Juni 1973 zu<br />

<strong>de</strong>ssen „Beauftragten für das Humanitäre <strong>und</strong> auch<br />

für politische Vermittlungen in Einzelfällen" bestellt<br />

(90. Sitzung, Protokoll S. 35).<br />

Durch die Deutsche Aka<strong>de</strong>mie für Staats- <strong>und</strong> Rechtswissenschaft<br />

in Potsdam bekam Vogel am 17. Oktober<br />

1969 <strong>de</strong>n Titel eines Doktors <strong>de</strong>r Rechtswissenschaften<br />

ehrenhalber verliehen. 1985 wur<strong>de</strong> er zum Honorarprofessor<br />

für Strafprozeßrecht durch <strong>de</strong>n Minister<br />

für Hoch- <strong>und</strong> Fachschulwesen berufen.<br />

MfS-Mitarbeit<br />

Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Akten <strong>de</strong>s MfS - Personalakte Nr. 4148/53 GM „Georg"<br />

<strong>und</strong> Arbeitsvorgang Nr. 4148/53 GM „Georg" -<br />

arbeitete Rechtsanwalt Vogel ab 1953 mit <strong>de</strong>m MfS<br />

zusammen.<br />

Aus <strong>de</strong>m Verpflichtungsbericht <strong>de</strong>r Abteilung VI/II<br />

<strong>de</strong>s MfS vom 11. November 1953 geht hervor, daß mit<br />

Vogel am 10. November 1953 im MdJ ein Gespräch<br />

geführt wur<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>ssen Verlauf er sich zur Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m MfS als Geheimer Informant (GI)<br />

bereit erklärte. Der <strong>Bericht</strong> hält fest: „Er wählte sich<br />

<strong>de</strong>n Decknamen „Eva" <strong>und</strong> verpflichtete sich alle seine<br />

<strong>Bericht</strong>e mit diesem Namen zu unterschreiben. Vogel<br />

bekam die Telefonnummer 55 53 61 App. 287, die<br />

er aber nur in dringen<strong>de</strong>n Fällen benutzen soll. Der<br />

nächste Treff wur<strong>de</strong> mit Vogel am 23.11.53 -16.00 Uhr<br />

- vereinbart" (Dokument-Nr. 700). Eine von Rechtsanwalt<br />

Vogel unterzeichnete Verpflichtungserklärung<br />

hat <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nicht vorgelegen,<br />

es ist aber anzunehmen, daß diese existierte, da im<br />

Verpflichtungsbericht <strong>de</strong>r Satz „Vogel wur<strong>de</strong> die Verpflichtung<br />

diktiert, die er ruhig <strong>und</strong> überzeugend<br />

schrieb" enthalten war, <strong>de</strong>r allerdings nachträglich<br />

gestrichen wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 700). Geworben<br />

wur<strong>de</strong> Vogel von Hauptmann Joh<strong>de</strong> „auf <strong>de</strong>r Linie<br />

Rechtsanwälte <strong>und</strong> Notare " (Dokument-Nr. 700).<br />

In einer „Einschätzung" <strong>de</strong>r Person Vogel schrieb<br />

Joh<strong>de</strong> am 12. Januar 1955:<br />

„2. Mit <strong>de</strong>m GI. „Eva" wird seit seiner Anwerbung<br />

zusammengearbeitet. Der GI. arbeitet zur Zeit auf <strong>de</strong>r<br />

Linie Rechtsanwälte <strong>und</strong> inhaftierte Personen.<br />

3. Der GI. ist in seiner Arbeit sehr gewissenhaft <strong>und</strong><br />

bringt Aussagen von inhaftierten Personen, mit <strong>de</strong>nen<br />

er als Rechtsanwalt zu tun hat.<br />

4. Durch <strong>de</strong>n GI. wur<strong>de</strong> ein GM. angeworben.<br />

5. Finanzielle Zuwendungen erhält <strong>de</strong>r GI. nicht.<br />

6. Der GI. wird in <strong>de</strong>r Perspektive in Westberlin Klienten<br />

vertreten <strong>und</strong> uns dann über. westliche Gerichte<br />

Informationen bringen.<br />

7. Ziel für das Jahr 1955 ist, <strong>de</strong>n GI. in die Westjustiz<br />

einzubauen" (Dokument-Nr. 700).<br />

Im September 1955 wur<strong>de</strong> Vogel auf Beschluß <strong>de</strong>s Mi<br />

nisterium <strong>de</strong>s Innern, Staatssekretariat für Staatssi<br />

cherheit, HAV/5, zum Geheimen Mitarbeiter (GM) mit<br />

<strong>de</strong>m Decknamen „Georg" umgruppiert, da er „seit<br />

längerem Verbindungen zu feindl[ichen] Dienststellen"<br />

unterhielt (Dokument-Nr. 700). Als Ergebnis <strong>de</strong>r<br />

bisherigen Zusammenarbeit <strong>de</strong>s GM „Georg" mit <strong>de</strong>m<br />

MfS wur<strong>de</strong> am 17. Oktober 1955 handschriftlich vermerkt:<br />

„Seit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r GM als Rechtsanwalt tätig ist<br />

konnte er uns schon gute Hinweise geben. So konnten<br />

durch [unleserlich] GM - GM Horge - angeworben<br />

wer<strong>de</strong>n. Des weiteren konnte in Westberlin ein Rechtsanwaltsbüro<br />

als Agentenstützpunkt erkannt wer<strong>de</strong>n<br />

usw. Durch seinen großen Tätigkeitsbereich <strong>und</strong> großes<br />

Vertrauen das er bei manchen Westberliner<br />

Dienststellen besitzt, konnte er uns schon viele gute<br />

Hinweise geben. Weiterhin hat er in unserem Auftrag<br />

bei <strong>de</strong>r Anwaltskammer in Westberlin um Zulassung<br />

als Rechtsanwalt für Westberlin nachgesucht <strong>und</strong> es<br />

verspricht ein Erfolg zu wer<strong>de</strong>n. Der GM ist sehr einsatzfreudig<br />

<strong>und</strong> erfüllt die ihm gestellten Aufträge<br />

stets zufrie<strong>de</strong>nstellend. In <strong>de</strong>r Erledigung <strong>de</strong>r ihm erteilten<br />

Aufträge ist er sehr gewissenhaft <strong>und</strong> entwikkelt<br />

auch in bestimmten Situationen Eigeninitiative.<br />

Die angesetzten Treffs hält er immer pünktlich ein. Bei<br />

Verhin<strong>de</strong>rung ist es immer sein Bestreben, uns rechtzeitig<br />

davon in Kenntnis zu setzen. Während <strong>de</strong>n Treffs<br />

ist er aufgeschlossen <strong>und</strong> macht stets einen sehr sicheren<br />

Eindruck. Auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r bisher gezeigten Leistungen<br />

kann ohne weiteres gesagt wer<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r GM<br />

ehrlich mit uns zusammenarbeitet. " Zu Vogels zukünftigem<br />

Einsatz wur<strong>de</strong> vom MfS geplant: „Bei einer<br />

<strong>de</strong>mentsprechen<strong>de</strong>n Anleitung <strong>und</strong> richtigen Einsatz<br />

<strong>de</strong>s GM, eröffnen sich für diesen noch große Perspektiven.<br />

1. In <strong>de</strong>r Weiterbearbeitung <strong>de</strong>s Rechtsanwaltsbüros<br />

Commichau in Westberlin,<br />

-<br />

welches ein getarnter<br />

Agentenstützpunkt, <strong>de</strong>ssen Verbindungen wahrscheinlich<br />

sogar bis in die Volks<strong>de</strong>mokratien gehen.<br />

2. Wenn <strong>de</strong>r GM noch die Auftrittsbefugnis für Westberlin<br />

erhält.<br />

Weiterhin auf <strong>de</strong>r Linie Rechtsanwälte. Des weiteren<br />

erhalten wir laufend interessante Informationen über<br />

verschie<strong>de</strong>ne Personen, die von Westberliner Dienststellen<br />

häufig Mandanten an <strong>de</strong>n GM verwiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich meist um solche, wo die Angehörigen<br />

wegen Agententätigkeit einsitzen" (Dokument-<br />

Nr. 700).<br />

Nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Personalakte <strong>de</strong>s GM „Georg" scheint das MfS am 14.<br />

März 1957 die inoffizielle Zusammenarbeit mit Vogel<br />

been<strong>de</strong>t zu haben. Man warf ihm eigenmächtiges<br />

Han<strong>de</strong>ln <strong>und</strong> Unehrlichkeit vor: „Seit einiger Zeit war<br />

jedoch festzustellen, daß er uns bestimmte Dinge verschweigt.<br />

Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite nimmt er Verhandlungen<br />

auf <strong>und</strong> führt Dinge durch, wozu er von uns<br />

keinen Auftrag hat. Die angestellten Überprüfungen<br />

haben ergeben, daß <strong>de</strong>r GM unehrlich ist. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> wird die Verbindung zu <strong>de</strong>m GM abgebrochen<br />

<strong>und</strong> die Akten im Archiv abgelegt" (Dokument-Nr.<br />

700). Die Personalakte <strong>de</strong>s GM „Georg" <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsvorgang<br />

<strong>de</strong>s GM „Georg" - diese Akte enthält<br />

zum Teil auch handschriftliche <strong>Bericht</strong>e Vogels über<br />

seine Treffen mit Rechtsanwälten <strong>de</strong>r Rechtsschutzstelle<br />

in Berlin (West) sowie Informationen über Mandanten,<br />

die Vogel vor Gericht vertrat - wur<strong>de</strong>n daraufhin<br />

geschlossen <strong>und</strong> konnten nur noch mit Genehmi-


gung <strong>de</strong>s damaligen Leiters <strong>de</strong>r Abteilung V/5 im<br />

MfS, Hauptmann Heinz Volpert, eingesehen wer<strong>de</strong>n<br />

(Dokument-Nr. 700).<br />

Die Bemerkung, Wolfgang Vogel sei unehrlich <strong>und</strong><br />

han<strong>de</strong>le eigenmächtig, entsprach allerdings nicht <strong>de</strong>n<br />

Tatsachen, son<strong>de</strong>rn war offensichtlich nur ein Vor-<br />

wand, um Vogel zu schützen. Sowohl an<strong>de</strong>ren MfS<br />

Diensteinheiten als auch Vogels Gesprächspartnern<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland sollte <strong>de</strong>ssen<br />

enge Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS verborgen bleiben.<br />

Darauf <strong>de</strong>utet eine Mitteilung eines Stellvertreters<br />

von Minister Mielke an Heinz Volpert hin, in <strong>de</strong>r davon<br />

gesprochen wird, „daß wir Maßnahmen treffen,<br />

die <strong>de</strong>n GM nicht weiter <strong>de</strong>konspirieren <strong>und</strong> ihn nach<br />

außenhin absichern können" . Außer<strong>de</strong>m solle ihm die<br />

Möglichkeit gegeben wer<strong>de</strong>n, „drüben Dinge zu <strong>de</strong><br />

konspirieren, die ihm das Vertrauen <strong>de</strong>r Gegner bringen,<br />

was auch operativ für die Zukunft gut wäre" .<br />

Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen war Minister Mielke Anfang 1958 mit einer<br />

Häftlingsentlassung in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland einverstan<strong>de</strong>n, um damit die Stellung<br />

<strong>de</strong>s GM „Georg" in Berlin (West) zu festigen. Diese<br />

Maßnahme sollte „sich für <strong>de</strong>n Beginn seiner Tätigkeit<br />

als Anwalt in Westberlin erfolgversprechend auswirken"<br />

.<br />

Die Akten über die Arbeit <strong>de</strong>s GM „Georg" belegen<br />

eine intensive Zusammenarbeit Rechtsanwalts Vogel<br />

mit <strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit, do rt zunächst<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung V. Dabei fällt auf, daß Vogel<br />

ab 1957 kaum noch eigene handsch riftliche <strong>Bericht</strong>e<br />

lieferte, son<strong>de</strong>rn sich mit seinem Führungsoffizier<br />

Sommer in einer sog. konspirativen Wohnung<br />

traf.<br />

Am 2. September 1960 erfolgte die „Übergabe" <strong>de</strong>s<br />

GM „Georg" an Heinz Volpert, <strong>de</strong>r in seinem <strong>Bericht</strong><br />

vom 16. September 1960 vermerkte: „Bei <strong>de</strong>r Übergabe<br />

gab es keinerlei Komplikationen... Die Zeit wur<strong>de</strong><br />

genutzt, um mit <strong>de</strong>m GM das Verhältnis zu verbessern"<br />

. Von diesem Zeitpunkt an traf sich Vogel mit<br />

Heinz Volpert in <strong>de</strong>r Anwaltskanzlei Vogels o<strong>de</strong>r in<br />

Karlshorst, wobei in <strong>de</strong>n Unterlagen keine nähere Angabe<br />

über <strong>de</strong>n genauen Ort enthalten ist.<br />

In <strong>de</strong>r MfS-Akte zu GM „Georg" wur<strong>de</strong> ab Frühjahr<br />

1963 auch über mehrere Gespräche auf westlicher<br />

Seite berichtet, in <strong>de</strong>nen die Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n, Häftlinge aus <strong>de</strong>r DDR<br />

freizukaufen. Die Akte enthält auch einen umfassen<strong>de</strong>n<br />

<strong>Bericht</strong> über das erste Zusammentreffen <strong>de</strong>s<br />

Rechtsanwalts Dr. Wolfgang Vogel mit B<strong>und</strong>esminister<br />

Dr. Men<strong>de</strong> in Berlin (West) sowie - daran anschließend<br />

- mit Bürgermeister Hein rich Albertz <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Chef <strong>de</strong>r Senatskanzlei Dietrich Spangenberg<br />

am 15. Mai 1964.<br />

Bis 1966 hielt Heinz Volpert als Verbindungsoffizier<br />

zu Rechtsanwalt Vogel in diesen Akten <strong>de</strong>taillierte<br />

<strong>Bericht</strong>e über Besprechungen Vogels mit <strong>de</strong>n Rechtsanwälten<br />

von We<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Stange fest. Gesprächsgegenstand<br />

waren die humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r<br />

Kirchen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland sowie<br />

einzelne Haftfälle.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

1966 en<strong>de</strong>t die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong><br />

Akte mit <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong>en <strong>de</strong>s GM „Georg". Es<br />

gibt jedoch Hinweise, daß die Zusammenarbeit Vogels<br />

mit <strong>de</strong>m MfS auch 1966 nicht eingestellt wur<strong>de</strong>.<br />

Dem Untersuchungsausschuß hat ein <strong>Bericht</strong> vom 14.<br />

Juni 1968 vorgelegen, in <strong>de</strong>m ein Gespräch <strong>de</strong>s GM<br />

„Georg" mit Herbert Wehner am 11. Juni 1968 festgehalten<br />

wor<strong>de</strong>n ist. Aus <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> geht allerdings<br />

nicht hervor, ob Vogel selbst o<strong>de</strong>r ein Dritter, eventuell<br />

Heinz Volpert, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>m Treffen Kenntnis erhielt,<br />

<strong>de</strong>r Verfasser war. Es ist aber ein<strong>de</strong>utig, daß zumin<strong>de</strong>st<br />

zu diesem Zeitpunkt Wolfgang Vogel noch<br />

unter <strong>de</strong>m Namen GM „Georg" bei <strong>de</strong>n Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s MfS geführt wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 702).<br />

Der Untersuchungsausschuß geht davon aus, daß<br />

auch nach 1968 Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel als<br />

GM „Georg" o<strong>de</strong>r unter einem neuen Decknamen<br />

<strong>de</strong>m MfS bzw. seinem Verbindungsoffizier <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong> Heinz Volpert berichtete. Möglicherweise<br />

wur<strong>de</strong>n diese Akten En<strong>de</strong> 1989/Anfang 1990 vom<br />

MfS/AfNS (Amt für Nationale Sicherheit) vernichtet.<br />

Nach Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

hatte Heinz Volpert nicht nur Einfluß darauf genommen,<br />

daß es Vogel möglich war, als selbständiger<br />

Rechtsanwalt mit Zulassung in Berlin (West) zu arbeiten;<br />

auch in <strong>de</strong>n Jahren danach habe Heinz Volpert<br />

Rechtsanwalt Vogel protegiert. Außer<strong>de</strong>m habe Vogel<br />

über die dienstlichen Belange hinaus enge private Beziehungen<br />

zu Heinz Volpert gepflegt. Volpert, <strong>de</strong>r von<br />

Anfang an die Entwicklung <strong>de</strong>r humanitären Bemühungen<br />

beeinflußte <strong>und</strong> nach vorliegen<strong>de</strong>n, von ihm<br />

verfaßten <strong>Bericht</strong>en wahrscheinlich - auch <strong>de</strong>r Mitinitiator<br />

<strong>de</strong>s Freikaufs von Menschen aus <strong>de</strong>r DDR war,<br />

war die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Instanz, wenn eine von <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung erstellte <strong>und</strong> an Rechtsanwalt Vogel<br />

übergebene Liste durch die Hauptabteilung Untersuchung<br />

<strong>und</strong> später durch die Zentrale Koordinierungsgruppe<br />

(ZKG) im MfS zu überprüfen war. Er begleitete<br />

auch die Transporte <strong>de</strong>r Häftlinge <strong>und</strong> nahm das<br />

bei <strong>de</strong>n ersten Freikäufen von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

gezahlte Bargeld in Empfang.<br />

Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>r zusammen mit Volpert seine<br />

Dissertation verfaßte <strong>und</strong> ebenfalls enge Kontakte<br />

zu Volpert unterhielt, hat sich in einer Vernehmung<br />

bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin am 11. Juni 1992 zur Beziehung zwischen Dr.<br />

Wolfgang Vogel <strong>und</strong> Dr. Heinz Volpert wie folgt geäußert:<br />

„Zwischen Dr. Vogel <strong>und</strong> Volpert gab es eine<br />

enge Seelengemeinschaft. Vogel war Volpert zu Dank<br />

verpflichtet, weil er ihn planmäßig für die Funktionen,<br />

in <strong>de</strong>nen er bekannt gewor<strong>de</strong>n ist, aufgebaut hat. Volpert<br />

war umgekehrt Vogel ebenfalls zu Dank verpflichtet,<br />

weil die so überaus erfolgreiche Arbeit von<br />

Vogel natürlich auch auf Volpert zurückfiel <strong>und</strong> seine<br />

Position stärkte". Daß zwischen bei<strong>de</strong>n eine enge<br />

Vertrauensbeziehung bestand, ist auch durch die Tatsache<br />

dokumentiert, daß Vogel seine <strong>Bericht</strong>e über<br />

die Verhandlungen mit b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Vertretern<br />

im Sekretariat von Volpert diktierte <strong>und</strong> nach Volperts<br />

Tod 1986 <strong>de</strong>ssen Frau Inge, die ebenfalls enge Beziehungen<br />

zum MfS unterhielt, in <strong>de</strong>r Anwaltskanzlei<br />

von Vogel arbeitete.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Von <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß in diesem Zusammenhang<br />

nach seinen Verbindungen zum MfS <strong>und</strong><br />

nach Hauptmann Joh<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Verpflichtungsbericht<br />

1953 formulierte, befragt, hat Dr. Vogel mit <strong>de</strong>r<br />

Begründung eines laufen<strong>de</strong>n Ermittlungsverfahrens<br />

von seinem Auskunftsverweigerungsrecht Gebrauch<br />

gemacht.<br />

Humanitäre Bemühungen<br />

Auf Betreiben von Oberst Dr. Heinz Volpert, <strong>de</strong>r unmittelbar<br />

<strong>de</strong>m Minister für Staatssicherheit, Erich<br />

Mielke, unterstellt war, wur<strong>de</strong> Dr. Wolfgang Vogel<br />

von Mielke mit <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>s Austauschs von<br />

Agenten beauftragt - gegen <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>s Leiters<br />

<strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) im MfS,<br />

Markus Wolf.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Bemühungen <strong>und</strong> durch seine Zulassung<br />

als Anwalt auch in Berlin (West) wur<strong>de</strong> Vogel zu<br />

einem wichtigen Ansprechpartner <strong>de</strong>r evangelischen<br />

<strong>und</strong> katholischen Kirche, als diese En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 50er Jahre<br />

begannen, sich für die Interessen politischer Häftlinge<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>r DDR leben<strong>de</strong>r Familien mit Angehörigen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland einzusetzen.<br />

Dadurch kam Dr. Vogel mit Rechtsanwälten <strong>de</strong>r Rechtsschutzstelle<br />

in Berlin, u. a. <strong>de</strong>n Rechtsanwälten Näumann,<br />

Commichau <strong>und</strong> Musiolik, <strong>und</strong> mit kirchlichen<br />

Vertretern, darunter die Rechtsanwälte von We<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Stange, sowie mit Vertretern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung in<br />

Kontakt. Erste offizielle Kontakte zur B<strong>und</strong>esregierung<br />

gab es 1964, als Vogel mit <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esminister für gesamt<strong>de</strong>utsche<br />

Fragen, Erich Men<strong>de</strong>, zusammentraf<br />

<strong>und</strong> das Angebot <strong>de</strong>s institutionalisierten Häftlingsfreikaufs<br />

überbrachte. Dr. Schalck-Golodkowski hat <strong>de</strong>n<br />

Wer<strong>de</strong>gang Dr. Vogels in einer Vernehmung durch die<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am<br />

11. Juni 1992 folgen<strong>de</strong>rmaßen beurteilt: „In <strong>de</strong>n Jahren<br />

1961-1966 liegt dann auch <strong>de</strong>r Ursprung für die Position<br />

von Prof. Dr. Vogel. Über diese ersten Kontakte beim<br />

Agentenaustausch hat er eine beson<strong>de</strong>re Arbeits- <strong>und</strong><br />

Vertrauensbasis nicht nur zu Dr. Volpert, son<strong>de</strong>rn eben<br />

auch zur Hauptabteilung IX <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Staatssicherheit <strong>und</strong> zum Generalstaatsanwalt <strong>de</strong>r<br />

DDR entwickelt, die dann seine Position in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Jahrzehnten prägte. "<br />

Dr. Vogel verteidigte nicht nur im Auftrag <strong>de</strong>r Rechtsschutzstelle<br />

wegen politischer Vergehen angeklagte<br />

DDR-Bewohner, son<strong>de</strong>rn bemühte sich auch nach <strong>de</strong>ren<br />

Verurteilung um <strong>de</strong>ren Aufnahme in das Freikaufsverfahren<br />

<strong>und</strong> regelte alle verwaltungs- <strong>und</strong> f amilienrechtlichen<br />

Angelegenheiten. Honoriert wur<strong>de</strong><br />

er in diesen Fällen über die Rechtsschutzstelle,<br />

Rechtsanwalt Wolf-Egbert Näumann, durch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

aus Mitteln <strong>de</strong>s BMB. Die Verteidigung<br />

<strong>de</strong>r Mandanten wur<strong>de</strong> in je<strong>de</strong>m Falle einzeln abgerechnet.<br />

Die nachfolgen<strong>de</strong> Betreuung wur<strong>de</strong> ab 1984<br />

mit 360.000 DM jährlich abgegolten, neben <strong>de</strong>r weiterhin<br />

gezahlten Einzelabrechnung für seine Tätigkeit<br />

in Strafverfahren.<br />

Neben diesen von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung honorierten<br />

Mandaten war Dr. Wolfgang Vogel auch als Notar,<br />

speziell bei Verkäufen von Gr<strong>und</strong>stücken ausreisewilliger<br />

DDR-Bewohner, eingeschaltet. Nach <strong>de</strong>n in<br />

ternen nichtveröffentlichten Dienstanweisungen <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums <strong>de</strong>s Innern (Dokument-Nr. 703-704) hatten<br />

Personen mit Gr<strong>und</strong>besitz in <strong>de</strong>r DDR diesen entwe<strong>de</strong>r<br />

zu verkaufen, zu verschenken o<strong>de</strong>r ihn unter<br />

staatliche Verwaltung stellen zu lassen, wenn sie die<br />

„ständige Ausreise" aus <strong>de</strong>r DDR nach <strong>de</strong>r „BRD <strong>und</strong><br />

nach Westberlin" beantragten. Da allerdings die Kosten<br />

<strong>de</strong>r Bewirtschaftung eines Gr<strong>und</strong>stücks in <strong>de</strong>r<br />

Regel nicht durch Mieteinnahmen ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten, entschie<strong>de</strong>n sich die Gr<strong>und</strong>stückseigentümer<br />

in <strong>de</strong>n meisten Fällen für einen Verkauf o<strong>de</strong>r eine<br />

Schenkung, wobei letzteres genehmigungspflichtig<br />

war. Wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>besitz verkauft, so mußte <strong>de</strong>r<br />

Preis von einem staatlichen Gr<strong>und</strong>stückssachverständigen<br />

nach <strong>de</strong>n gesetzlichen Preisvorschriften ermittelt<br />

<strong>und</strong> vom Rat <strong>de</strong>s Kreises genehmigt wer<strong>de</strong>n. Diesem<br />

stand ein Vorerwerbsrecht zu, das gegenüber an<strong>de</strong>ren<br />

Vorkaufsrechten Vorrang hatte. Der Verkäufer<br />

konnte sich allerdings auch selbst einen Käufer suchen,<br />

dieser mußte aber Wohnraumgenehmigung<br />

<strong>und</strong> Zuzugsgenehmigung vorweisen.<br />

In <strong>de</strong>r Öffentlichkeit wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verdacht geäußert,<br />

daß die Kirchen im Rahmen ihrer Kontakte mit <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gezielt zu Nutznießern<br />

bzw. Gehilfen <strong>de</strong>rartiger Gr<strong>und</strong>stücksübertragungen<br />

gewor<strong>de</strong>n seien.<br />

Bei<strong>de</strong> Kirchen halfen, in<strong>de</strong>m sie die Möglichkeit <strong>de</strong>s<br />

Umtauschs von Mark <strong>de</strong>r DDR in DM einräumten, ausreisewilligen<br />

DDR-Bewohnern dabei, in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Fuß zu fassen. In welchem Umfang<br />

<strong>de</strong>rartige „Wechselgeschäfte" durch die Kirchen<br />

getätigt wur<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> nicht bekannt. Bei<strong>de</strong> Kirchen<br />

im Osten sicherten <strong>de</strong>n Ausreisewilligen, die Spen<strong>de</strong>n<br />

in Mark <strong>de</strong>r DDR geleistet hatten, - die Ausbezahlung<br />

eines Bruchteils dieser Summe in DM zu, wenn diese<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland angelangt waren.<br />

In <strong>de</strong>m Fall Worgitzki soll sich sogar <strong>de</strong>r damalige Konsistorialpräsi<strong>de</strong>nt,<br />

Dr. Manfred Stolpe, eingeschaltet<br />

haben. Die Familie Worgitzki, die im Februar 1987 ihr<br />

erstes Gesuch auf Ausreisebewilligung gestellt hatte,<br />

kam im Jahr 1988 mit <strong>de</strong>r Rahnsdorfer Gemein<strong>de</strong>pastorin<br />

ins Gespräch. Die Pastorin, die sich für das Haus<br />

<strong>de</strong>r ausreisewilligen Familie interessierte, klärte die<br />

Worgitzkis darüber auf, daß sie ihr Haus ohnehin nicht<br />

behalten dürften, wenn sie die DDR verlassen wollten.<br />

Dies wur<strong>de</strong> ihnen später auch von <strong>de</strong>r Abteilung Inneres<br />

bestätigt. Dem Drängen <strong>de</strong>r Pastorin folgend, ließ<br />

sich das Ehepaar Worgitzki auch nach mehreren Gesprächen<br />

mit Dr. Manfred Stolpe, <strong>de</strong>r ihnen auch <strong>de</strong>n<br />

Rat gab, soviel Geld wie möglich an die Evangelische<br />

Stephanus-Stiftung in Berlin-Weißensee zu „spen<strong>de</strong>n",<br />

auf <strong>de</strong>n Hausverkauf ein.<br />

Später verkauften sie auch noch ihre gesamte Habe<br />

<strong>und</strong> „spen<strong>de</strong>ten" am 10. Juli 1989 135.000 Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>de</strong>r Stephanus-Stiftung. Kurze Zeit nach ihrer<br />

Übersiedlung in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland erhielt<br />

das Ehepaar Worgitzki nicht wie angekündigt<br />

von <strong>de</strong>r Diakonie Karlsruhe, son<strong>de</strong>rn von einer Privatperson<br />

aus Berlin-Kreuzberg die Summe von 45.540<br />

DM, etwa ein Drittel <strong>de</strong>r „Spen<strong>de</strong>", die sie an die Stephanus-Stiftung<br />

gezahlt hatten.<br />

Dr. Stolpe hat sich anläßlich seiner Befragung durch<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß nicht mehr an Einzel<br />

heiten erinnern können. Er hat versichert, in einer


Vielzahl von Fällen mit Ausreisewilligen konfrontiert<br />

gewesen zu sein, weswegen er <strong>de</strong>n Fall Worgitzki<br />

nicht mehr in genauer Erinnerung habe.<br />

Anhaltspunkte dafür, daß dieser Fall als symptomatisch<br />

für <strong>de</strong>rartige Geschäfte anzusehen ist, haben<br />

sich nicht ergeben. Es ist durchaus möglich, daß die<br />

einzelnen Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kirchen sich im eigenen Interesse,<br />

ohne daß dies immer <strong>de</strong>r Kirchenleitung bekannt<br />

war, lukrative Objekte von Ausreisewilligen<br />

verschafft haben; dies liegt nahe, da die Kirchenmitarbeiter<br />

häufig auch genauestens über die persönliche<br />

Situation <strong>de</strong>r Ausreisewilligen informiert waren.<br />

Die Vorwürfe, die Kirchen hätten einen überhöhten<br />

Gewinn aus diesen „Wechselgeschäften" geschlagen,<br />

haben sich nicht bestätigt. Der Wert <strong>de</strong>r Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR entsprach eben nicht <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r DDR<br />

zwangsweise eingefor<strong>de</strong>rten Umtauschverhältnis von<br />

1:1 zur DM. Die DDR-Bewohner konnten bei ihrer<br />

Ausreise auch keine Mark <strong>de</strong>r DDR ausführen, so daß<br />

sie durch die „Wechselgeschäfte" <strong>de</strong>r Kirchen für ihr<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> im westlichen<br />

Ausland wertloses Geld zumin<strong>de</strong>st einen Teil an<br />

Gegenwert erhielten.<br />

Ermittlungsverfahren<br />

Dr. Wolfgang Vogel als beurk<strong>und</strong>en<strong>de</strong>r Notar empfahl<br />

verschie<strong>de</strong>nen Eigentümern, um <strong>de</strong>ren Ausreise nicht<br />

zu verzögern, Kaufinteressenten, von <strong>de</strong>nen er wußte,<br />

daß ihnen die zur Eigentumsübertragung erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Genehmigungen vorlagen o<strong>de</strong>r schnell zu beschaffen<br />

waren. Ob Dr. Vogel die Eigentümer erpreßte,<br />

ihre Gr<strong>und</strong>stücke an Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS o<strong>de</strong>r an<br />

SED-Funktionäre zu verkaufen, wie ihm in 53 Fällen<br />

vorgeworfen wird, ist Gegenstand <strong>de</strong>r Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskriminalität bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin. Im Juli 1993 wur<strong>de</strong> Dr. Vogelin<br />

Untersuchungshaft genommen, allerdings hat die zuständige<br />

Strafkammer noch nicht entschie<strong>de</strong>n, ob sie<br />

das Hauptverfahren eröffnet. Wegen <strong>de</strong>s Vorwurfs <strong>de</strong>r<br />

Nötigung war Dr. Vogel schon im März 1992 in Untersuchungshaft,<br />

erhielt aber gegen eine von <strong>de</strong>r Katholischen<br />

Kirche gestellte Kaution Haftverschonung.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat keine Erkenntnisse<br />

darüber, ob <strong>de</strong>r Vorwurf <strong>de</strong>r Erpressung berechtigt ist.<br />

Daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung von<br />

<strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>stücksverkäufen jedoch profitierte, ist<br />

durch die Aussage von Dr. Klaus-Dieter Neubert vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß belegt wor<strong>de</strong>n. Danach<br />

erwarb <strong>de</strong>r Bereich in drei o<strong>de</strong>r vier Fällen Gr<strong>und</strong>besitz<br />

von Mandanten Vogels. Die Beurk<strong>und</strong>ung fand in<br />

diesen Fällen in <strong>de</strong>r Anwaltskanzlei von Dr. Vogel<br />

statt. Dr. Neubert hat aber nicht ausschließen können,<br />

daß es darüber hinaus noch weitere Käufe von Gr<strong>und</strong>stücken<br />

ausreisewilliger DDR-Bewohner durch <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung o<strong>de</strong>r durch Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs ohne seine Mitwirkung gegeben<br />

haben könnte. Nach seiner Aussage wur<strong>de</strong>n<br />

während <strong>de</strong>r Existenz <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

32 Gr<strong>und</strong>stücke durch <strong>de</strong>n Bereich erworben,<br />

die bebaut <strong>und</strong> dann vermietet o<strong>de</strong>r verkauft<br />

wur<strong>de</strong>n (89. Sitzung, Protokoll S. 27ff).<br />

Gegen Dr. Vogel sind noch zwei weitere Ermittlungs<br />

verfahren anhängig. Diese stehen ebenfalls in Zusam<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

menhang mit seiner Tätigkeit als Bevollmächtigter<br />

<strong>de</strong>r DDR-Regierung im Bereich humanitäre Bemühungen.<br />

Zum einen besteht gegen ihn <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>s Meineids<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r fortgesetzten Untreue. Dr. Vogel wird<br />

vorgeworfen, in einem Zivilverfahren beei<strong>de</strong>t zu haben,<br />

ein Gr<strong>und</strong>stückskaufvertrag sei im Mai 1989 in<br />

seiner Anwesenheit notariell beurk<strong>und</strong>et wor<strong>de</strong>n, tatsächlich<br />

habe er sich aber im Ausland aufgehalten.<br />

Außer<strong>de</strong>m habe er von einem Guthaben eines Mandanten<br />

Geld nicht weisungsgemäß ausgezahlt <strong>und</strong><br />

für sich ein nicht <strong>de</strong>r Gebührenordnung entsprechen<strong>de</strong>s<br />

Honorar einbehalten.<br />

Zum zweiten wird gegen ihn wegen Steuerhinterziehung<br />

ermittelt. Dr. Vogel soll während seiner anwaltlichen<br />

Tätigkeit zwischen 1983 <strong>und</strong> 1989 Steuern in<br />

Höhe von ca. 9,5 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR hinterzogen haben.<br />

Honorierung Dr. Vogels durch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> die Regierung <strong>de</strong>r DDR<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Erörterung <strong>de</strong>r Honorarfor<strong>de</strong>rungen<br />

von Rechtsanwalt Dr. Vogel für seine Tätigkeit<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r humanitären Bemühungen<br />

hatte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß Veranlassung, die<br />

Honorierung genauer zu untersuchen. Seitens <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschusses bestand <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>s<br />

Parteienverrates durch Vogel.<br />

War ein DDR-Bewohner verhaftet <strong>und</strong> wegen eines<br />

politischen Vergehens angeklagt, so wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Regel<br />

Vogel durch die Rechtsschutzstelle in Berlin mit<br />

<strong>de</strong>r Verteidigung beauftragt <strong>und</strong> - honoriert. Dr. Vogel<br />

übernahm aber auch Mandate von Rechtsanwälten<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, die dann auch<br />

das Honorar bezahlten. Als Rechtsanwalt bevollmächtigt<br />

wur<strong>de</strong> Vogel aber in je<strong>de</strong>m Fall von <strong>de</strong>m Angeklagten<br />

selbst. Die Mandate en<strong>de</strong>ten mit <strong>de</strong>r<br />

rechtskräftigen Verurteilung <strong>de</strong>s Angeklagten.<br />

Wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verurteilte in die Liste <strong>de</strong>r freizukaufen<strong>de</strong>n<br />

Häftlinge aufgenommen, so übernahm Dr. Vogel<br />

erneut die Vertretung <strong>de</strong>r Interessen dieses Häftlings.<br />

Die damit verb<strong>und</strong>enen Honorarfor<strong>de</strong>rungen Vogels<br />

wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung über die Rechtsschutzstelle<br />

in Berlin (West) beglichen. Anfänglich<br />

rechnete Vogel je<strong>de</strong>s einzelne Mandat ab. Seit 1984<br />

erhielt er auf seinen Vorschlag hin ein Pauschalhonorar,<br />

das zuletzt 360.000 DM pro Jahr betrug <strong>und</strong> mit<br />

<strong>de</strong>m „alle Mandate im Zusammenhang mit erfolgten<br />

Haftentlassungen (Beratungen <strong>und</strong> Regelungen namentlich<br />

in verwaltungs- <strong>und</strong> familienrechtlichen Angelegenheiten)<br />

" sowie zwischen 5.000 <strong>und</strong> 6.000 zusätzliche<br />

Mandate, wie u. a.:<br />

- Botschaftsfälle,<br />

- Korrespon<strong>de</strong>nz mit verschie<strong>de</strong>nen staatlichen Stellen<br />

im Zusammenhang mit gestellten Ausreiseanträgen<br />

<strong>und</strong> nach erfolgter Ausreise (Beschaffung<br />

von Dokumenten etc.),<br />

- Regulierung von Verbindlichkeiten,<br />

- Wohnungsauflösungen nach erfolgter Ausreise<br />

abgegolten wur<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 701).


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Gleichzeitig war aber Dr. Vogel <strong>de</strong>r Bevollmächtigte<br />

<strong>de</strong>r DDR-Regierung im Bereich humanitäre Bemühungen.<br />

Für diese Tätigkeit erhielt Vogel keine finanziellen<br />

Leistungen, son<strong>de</strong>rn Steuervergünstigungen<br />

durch die DDR-Regierung.<br />

In diesen bei<strong>de</strong>n Mandaten sah <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

eine Interessenskollision. Dr. Vogel vertrat<br />

einerseits die Interessen <strong>de</strong>r DDR-Regierung im Bereich<br />

Häftlingsfreikauf <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits Inhaftierte,<br />

die freigekauft wer<strong>de</strong>n wollten.<br />

Dr. Vogel hat dieser Auffassung vor <strong>de</strong>m Untersu<br />

chungsausschuß wi<strong>de</strong>rsprochen: „Die Pauschalver<br />

einbarung bezieht sich nicht auf <strong>de</strong>n Freikauf. Die be<br />

zieht sich auf Einzelmandate" (90. Sitzung, Protokoll<br />

S. 136). Nicht die B<strong>und</strong>esregierung sei <strong>de</strong>r Auftraggeber<br />

gewesen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r entlassene Häftling, die<br />

B<strong>und</strong>esregierung habe lediglich die Begleichung <strong>de</strong>r<br />

Honorarfor<strong>de</strong>rungen Dr. Vogels übernommen. „Bis zu<br />

<strong>de</strong>r Honorarvereinbarung waren Auftraggeber <strong>und</strong><br />

Honorarträger gleich. Das war also <strong>de</strong>r Mandant, <strong>de</strong>r<br />

dann von mir in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland eine<br />

Liquidation bekam. O<strong>de</strong>r die Angehörigen in <strong>de</strong>r<br />

DDR" (90. Sitzung, Protokoll S. 137). Da für diese<br />

dann die Möglichkeit bestand, sich ihre Ausgaben bei<br />

<strong>de</strong>r Rechtsschutzstelle erstatten zu lassen, diente die<br />

Pauschalierung <strong>und</strong> direkte Bezahlung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Vereinfachung <strong>de</strong>s Verfahrens.<br />

F. Finanzbewegungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> seine<br />

Unternehmen entfalteten - nach <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Eigenerwirtschaftung<br />

von konvertierbaren Devisen -<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Staatshaushaltsplans <strong>de</strong>r DDR vielfältige<br />

wirtschaftliche <strong>und</strong> außerwirtschaftliche Aktivitäten<br />

legaler <strong>und</strong> illegaler Art. Spätestens seit 1972<br />

hatte <strong>de</strong>r Bereich einen wirtschaftlich <strong>und</strong> finanziell<br />

selbständigen Status, <strong>de</strong>r ihm die Erwirtschaftung<br />

<strong>und</strong> Verwendung von Devisen in weitgehend eigener<br />

Regie ermöglichte.<br />

Dem Untersuchungsausschuß war es nicht möglich,<br />

eine präzise Gesamtbilanz <strong>de</strong>r Deviseneinnahmen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Devisenverwendung im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung für <strong>de</strong>n Zeitraum von 1966 bis<br />

1989 zu erstellen. Die Unterlagen, die <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die ihm zuzurechnen<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen hinterließen, waren dafür zu<br />

mangelhaft <strong>und</strong> zu lückenhaft. Das Devisenaufkommen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs betrug von 1966 bis 1989 - soweit<br />

dies <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r vorgelegenen<br />

Unterlagen von <strong>de</strong>r Verwendungsseite her<br />

nachvollziehen konnte - <strong>de</strong>utlich mehr als die Summe<br />

von 27 Mrd. Valuta-Mark (beziehungsweise DM), die<br />

nach <strong>de</strong>n Angaben von Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>r<br />

Bereich für die DDR-Volkswirtschaft „erwirtschaftet"<br />

haben soll.<br />

Wie <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß festgestellt hat,<br />

führte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung in<br />

<strong>de</strong>m Zeitraum von 1966 bis 1989 ca. 17,2 Mrd. Valuta-Mark<br />

direkt <strong>und</strong> ca. 1,918 Mrd. Valuta-Mark indirekt,<br />

d.h. im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Vermarktung<br />

von Warenlieferungen im Rahmen <strong>de</strong>r Kirchengeschäfte<br />

A <strong>und</strong> C - an <strong>de</strong>n Staatshaushalt ab. Gleichzeitig<br />

hatte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Liquiditätsreserven gebil<strong>de</strong>t, die am 4. Dezember<br />

1989 eine Gesamtsumme von 6,903 Mrd. Valuta<br />

Mark umfaßten; darin enthalten waren alle bekannten<br />

Devisenguthaben, auch auf ausländischen Konten,<br />

die nach diesem Stichtag vom Minister <strong>de</strong>r Finanzen<br />

<strong>de</strong>r DDR zurückgeführt wur<strong>de</strong>n. Ferner<br />

schloß <strong>de</strong>r Betrag von 6,903 Mrd. Valuta-Mark die in<br />

<strong>de</strong>n Kellerräumen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

in <strong>de</strong>r Wallstraße in Berlin (Ost) eingelagerten<br />

Goldbestän<strong>de</strong> von 19,97 t ein, die zum o.g.<br />

Stichtag einen Wert von 468 Mio. Valuta-Mark hatten.<br />

Über die festgestellten Abführungen an <strong>de</strong>n Staatshaushalt<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> die finanziellen Rese rven hinaus<br />

gab <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle - Koordinierung für<br />

Konsumgüter- <strong>und</strong> Versorgungsimporte ca. eine Mrd.<br />

Valuta-Mark aus. Die zum Teil illegalen Mikrotechnologie-Importe<br />

- u.a. zugunsten <strong>de</strong>s MfS - finanzierte<br />

<strong>de</strong>r Bereich mit ca. 1,3 Mrd. Valuta-Mark aus eigenen<br />

Mitteln. Für die Finanzierung <strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Waldsiedlung Wandlitz seit 1972 brachte <strong>de</strong>r Bereich<br />

aus Mitteln <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkonten 0528, 0628 <strong>und</strong> 0584<br />

insgesamt ca. 80 Mio. Valuta-Mark auf, zur Untestützung<br />

kommunistischer Volkswirtschaften ca. 392 Mio.<br />

Valuta-Mark <strong>und</strong> für die finanzielle Ausstattung <strong>de</strong>r<br />

SED seit 1971 insgesamt ca. 300 Mio. Valuta-Mark.<br />

Außer<strong>de</strong>m führte <strong>de</strong>r Bereich aus Guthaben <strong>de</strong>s Kontos<br />

0584 an die <strong>de</strong>n kommunistischen Parteien in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> Portugal nahestehen<strong>de</strong>n<br />

Druckereien Plambeck & Co. GmbH bzw.<br />

Heska-Portuguesa Indust rias Tipograficas S.A. Finanzmittel<br />

in Gesamthöhe von ca. 100 Mio. Valuta<br />

Mark ab.<br />

Nach Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

führten die Unternehmen <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung<br />

(HVA), die <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l, unterstan<strong>de</strong>n, Gewinne in Höhe von min<strong>de</strong>stens<br />

50 Mio. Valuta-Mark an das MfS ab. Eine genauere<br />

Angabe <strong>de</strong>r Gewinnabführungen dieser Unternehmen<br />

war <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nicht<br />

möglich, da <strong>de</strong>ren Geschäftsunterlagen systematisch<br />

vernichtet wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Mit <strong>de</strong>r selbständigen Devisenerwirtschaftung <strong>und</strong><br />

-verwendung <strong>de</strong>s Bereichs waren umfangreiche Devi-


sengeschäfte <strong>und</strong> -ströme innerhalb <strong>und</strong> außerhalb<br />

<strong>de</strong>r DDR verb<strong>und</strong>en, <strong>de</strong>ren Abwicklung über mehr<br />

als 1.000 Konten <strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong> seiner Unternehmen<br />

bei Banken in <strong>de</strong>r DDR, in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland erfolgte.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r DDR-Verfassung verankerten<br />

staatlichen Außenhan<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Valutamonopols bil<strong>de</strong>te<br />

neben <strong>de</strong>r Erlaubnis zum Betrieb eines außerplanmäßigen<br />

Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich übertragene,<br />

zum Besitz konvertierbarer Devisen berechtigen<strong>de</strong><br />

Status <strong>de</strong>s Devisenauslän<strong>de</strong>rs die wesentliche<br />

institutionelle Gr<strong>und</strong>lage für eine autonome Devisenwirtschaft<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Die Übertragung dieses Status im Jahre 1972 leitete<br />

gleichzeitig <strong>de</strong>n Prozeß <strong>de</strong>r Herauslösung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung aus <strong>de</strong>n staatlichen<br />

Weisungs- <strong>und</strong> Kontrollmechanismen ein, <strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>r Unterstellung <strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong> seines Leiters,<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, unter das Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Günter Mittag, im Jahre<br />

1976 seinen Abschluß fand. Das Fehlen staatlicher<br />

Kontrolle hatte zur Folge, daß <strong>de</strong>r Bereich keine konsolidierten<br />

Bilanzen erstellte, gelten<strong>de</strong> Vorschriften<br />

zu Buch- <strong>und</strong> Kassenführung mißachtete <strong>und</strong> teilweise<br />

auch Geschäftsunterlagen entwe<strong>de</strong>r überhaupt<br />

nicht anfertigte o<strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>ne zum Zwecke <strong>de</strong>r<br />

Verschleierung von Geschäftsvorgängen vernichtete.<br />

Vom 2. Januar bis zum 9. Februar 1990 wur<strong>de</strong> erstmals<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

eine Finanzrevision durch das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

<strong>und</strong> Preise durchgeführt. Bis dahin erfolgte die<br />

Kontrolle <strong>de</strong>s Bereichs gemäß einer Verfügung <strong>de</strong>s<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats vom 14. September<br />

1972 ausschließlich durch <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Überprüft wur<strong>de</strong>n durch die Valutakontrollgruppe<br />

die Hauptabteilungen I <strong>und</strong> II sowie die Abteilung<br />

Firmen.<br />

Zusammenfassend stellte die Finanzrevision fest, daß<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong><br />

Rechtsvorschriften zur Rechnungsführung <strong>und</strong><br />

Statistik nicht angewen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n.<br />

„Das betrifft vor allem:<br />

- innerbetriebliche Regelungen zur Kassenführung<br />

<strong>und</strong> zum Nachweis <strong>de</strong>r Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben<br />

sowie <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten,<br />

- <strong>de</strong>n Ausweis <strong>de</strong>r finanziellen Prozesse in einem einheitlichen<br />

<strong>und</strong> in sich geschlossenen Rechnungswesen,<br />

- die Dokumentation <strong>de</strong>r finanziellen Vorgänge<br />

durch ordnungsgemäße Belege,<br />

- die Kontrolle in bezug auf die vollständige Realisierung<br />

<strong>de</strong>r Valutaerlöse aus Geldanlagen <strong>und</strong> Beteiligungen<br />

im Ausland" (Dokument-Nr. 705).<br />

Im einzelnen wur<strong>de</strong> festgestellt, „daß Kassenführung<br />

<strong>und</strong> Belegwesen in keiner Weise <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Regelungen (Anordnung über die<br />

Ordnungsmäßigkeit <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Datenschutz im Rechnungswesen<br />

<strong>und</strong> Statistik vom 6.8.1985, Gbl. I Nr. 23/<br />

85) [entsprachen]. So erfolgten z.B. Auszahlungen anhand<br />

von Vermerken, mündlichen Weisungen bzw.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Absprachen. Ebenso fehlen z.T. Angaben zum Verwendungszweck<br />

<strong>und</strong> Quittungen über <strong>de</strong>n Empfang<br />

<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r sowie Bestätigungen <strong>de</strong>r sachlichen <strong>und</strong><br />

rechnerischen Richtigkeit <strong>de</strong>r Zahlungsvorgänge".<br />

Das Fehlen wichtiger Geschäftsunterlagen läßt sich<br />

zum Teil dadurch erklären, daß Sei<strong>de</strong>l im Bereich <strong>de</strong>r<br />

sog. HVA-Firmen mündlich Weisung erteilt haben<br />

soll, sämtliche Geschäftsunterlagen nach Abschluß<br />

eines je<strong>de</strong>n Geschäftsjahres zu vernichten. Nach Aussagen<br />

<strong>de</strong>r Zeugen Alfred Blume <strong>und</strong> Ruth Lerche vor<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

galt diese Anweisung zumin<strong>de</strong>st für die Unternehmen<br />

Asimex <strong>und</strong> Carnet. Anzunehmen ist aber, daß es<br />

ähnliche Anweisungen auch für die übrigen sog.<br />

HVA-Firmen gab, da bei sämtlichen sog. HVA-Firmen<br />

die erfor<strong>de</strong>rlichen Nachweise fehlten (Dokument-Nr.<br />

706). Ebenso gab es auch im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Son<strong>de</strong>rbeschaffung für die Nomenklatura ausdrückliche<br />

Anweisung von höchster Stelle (Dr. Mittag <strong>und</strong><br />

Honecker), alle Belege zu vernichten. Insofern konnte<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß eine Reihe von finanziellen<br />

Transaktionen nicht mehr nachvollziehen.<br />

Außer<strong>de</strong>m fehlte ein zusammengefaßter Nachweis<br />

über For<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten, was beispielsweise<br />

die Ausreichung von Krediten <strong>und</strong> Darlehen<br />

betrifft. Die Finanzrevision hob hervor, daß nicht<br />

nachgewiesen wer<strong>de</strong>n könne, inwieweit die noch<br />

ausstehen<strong>de</strong>n Darlehen zulasten <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zustehen<strong>de</strong>n Gewinne<br />

aus <strong>de</strong>n Kapitalbeteiligungen gewährt wor<strong>de</strong>n waren.<br />

Ebenso war nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe<br />

kein lückenloser Nachweis über <strong>de</strong>n<br />

vollständigen Eingang <strong>de</strong>r Zinserlöse vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Über die von Sei<strong>de</strong>l, Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I, vorwiegend<br />

an Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs ausgereichten<br />

zinslosen Kredite zum Erwerb von Häusern, Pkw usw.<br />

wur<strong>de</strong>n bis auf Ausnahmen keine ordnungsgemäßen<br />

Verträge o<strong>de</strong>r Vereinbarungen gef<strong>und</strong>en. Als „Kreditverträge"<br />

dienten Sei<strong>de</strong>l lediglich formlose Notizzettel<br />

o<strong>de</strong>r Zahlungsanweisungen. Eine geschlossene<br />

Rechnungsführung gab es nicht, so daß die Überprüfung<br />

<strong>de</strong>r Geldflüsse im wesentlichen nur anhand <strong>de</strong>r<br />

auf <strong>de</strong>n Bankkonten nachgewiesenen Zahlungsvorgänge<br />

stichprobenhaft vorgenommen wer<strong>de</strong>n<br />

konnte.<br />

Ferner waren kontrollfähige lückenlose Nachweise<br />

we<strong>de</strong>r über die Höhe <strong>de</strong>r Kapitalbeteiligungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung an ausländischen<br />

Gesellschaften <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Sicherheiten noch über die<br />

Höhe <strong>de</strong>r Gewinnansprüche aus diesen Beteiligungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r daraus vereinnahmten Valutaerlöse vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Als eine mögliche Ursache dafür sah die Valutakontrollgruppe<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong><br />

Preise <strong>de</strong>r DDR die Tatsache an, daß es keine Ordnung<br />

darüber gab, zu welchen Stichtagen die Unternehmen<br />

bestimmte Unterlagen an <strong>de</strong>n Bereich zu liefern hatten.<br />

Zeitnahe Kontrollen <strong>de</strong>r Bilanzen <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Unternehmen wur<strong>de</strong>n zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r Abteilung Firmen<br />

unter Waltraud Lisowski nicht durchgeführt.<br />

Darüber hinaus wur<strong>de</strong> ein erheblicher Teil <strong>de</strong>s für die<br />

Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses relevanten<br />

Aktenbestan<strong>de</strong>s bereits En<strong>de</strong> 1989 in einer großangelegten<br />

Aktion vernichtet, so daß zur <strong>Bericht</strong>erstattung


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

über die Finanzbewegungen <strong>de</strong>s Bereichs nur Material<br />

in sehr eingeschränktem Umfang zur Verfügung<br />

stand.<br />

I. Institutionelle Gr<strong>und</strong>lagen<br />

In Anbetracht <strong>de</strong>r Funktion <strong>de</strong>r Mark <strong>de</strong>r DDR als<br />

reine Binnenwährung war gemäß A rt. 9 Abs. 5 <strong>de</strong>r<br />

DDR-Verfassung von 1968 das staatliche Außenwirtschaftsmonopol<br />

ein konstitutiver Bestandteil <strong>de</strong>r Zentralverwaltungswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR. Es umfaßte auch<br />

das durch das Devisengesetz <strong>de</strong>r DDR konkretisierte<br />

staatliche Devisen- bzw. Valutamonopol <strong>und</strong> beinhaltete<br />

das alleinige Recht <strong>de</strong>s Staates, Devisen zu besitzen<br />

<strong>und</strong> alle ökonomischen Beziehungen einschließlich<br />

<strong>de</strong>s Devisenzahlungsverkehrs mit <strong>de</strong>m Ausland<br />

abzuwickeln <strong>und</strong> zu kontrollieren.<br />

Das staatliche Valutamonopol, das gr<strong>und</strong>sätzlich alle<br />

natürlichen <strong>und</strong> juristischen Personen in <strong>de</strong>r DDR (Deviseninlän<strong>de</strong>r)<br />

zur Devisenablieferung an die mit <strong>de</strong>r<br />

Devisenbewirtschaftung beauftragte Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG (DABA) verpflichtete, hatte zum Ziel,<br />

sämtliche auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s von <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission (SPK) aufgestellten Volkswirtschaftsplans<br />

<strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> von Vereinbarungen <strong>de</strong>r DDR mit<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Staaten<br />

zu realisieren<strong>de</strong>n staatlichen Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben<br />

in konvertierbaren Devisen <strong>und</strong> Verrechnungseinheiten<br />

(entsprechend zwischenstaatlichen Verrechnungsabkommen)<br />

zentral in <strong>de</strong>r Planzahlungsbilanz<br />

zu erfassen, um eine verläßliche Handlungsbasis für<br />

die kurz- <strong>und</strong> langfristige Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzpolitik<br />

<strong>de</strong>r DDR zu erhalten. Zur Gewährleistung einer<br />

kontinuierlichen Bewe rtung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r<br />

DDR richtete die DABA entsprechen<strong>de</strong> Meldungen an<br />

das Politbüro, hier <strong>de</strong>n ZK-Sekretär Dr. Mittag, <strong>und</strong> die<br />

für die zentrale Devisenplanung <strong>und</strong> - disposition zuständigen<br />

staatlichen Stellen. Dazu gehörten :<br />

- die Staatliche Plankommission (SPK) unter Vorsitz<br />

von Gerhard Schürer,<br />

- <strong>de</strong>r im Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen angesie<strong>de</strong>lte, <strong>de</strong>r<br />

Stellvertreterin <strong>de</strong>s Finanzministers, Dr. Herta König,<br />

unterstellte Bereich Finanzen <strong>de</strong>r Außenwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Valutaplanung. Dieser Bereich war beauftragt<br />

mit <strong>de</strong>r Planung <strong>und</strong> Verwaltung <strong>de</strong>r aus außerplanmäßigen<br />

staatlichen Deviseneinnahmen gespeisten<br />

sog. operativen Staats<strong>de</strong>visenreserve (Staats<strong>de</strong>visenreserve<br />

A), die Bestandteil <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz<br />

war, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r „strategischen Staats<strong>de</strong>visenreserve"<br />

(Staats<strong>de</strong>visenreserve B), die eine aus Gold- <strong>und</strong><br />

konvertierbaren Devisen in konstanter Höhe von 800<br />

Mio. Valuta-Mark zusammengesetzte „eiserne" Liquiditätsreserve<br />

<strong>de</strong>r DDR darstellte, sowie<br />

- die im Jahre 1982 bei <strong>de</strong>r SPK eingerichtete Arbeitsgruppe<br />

Zahlungsbilanz (AG Zahlungsbilanz) unter<br />

Vorsitz von Gerhard Schürer, die die Zahlungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR gewährleisten sollte.<br />

Der außerhalb <strong>de</strong>s Staatshaushaltsplans agieren<strong>de</strong><br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung unterlag nicht<br />

<strong>de</strong>r Zwangs<strong>de</strong>visenbewirtschaftung. Entsprechend<br />

<strong>de</strong>r Regelung <strong>de</strong>r Ministerratsverfügung Nr. 129/72<br />

vom 14. September 1972 wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> seine Unternehmen als<br />

Devisenauslän<strong>de</strong>r behan<strong>de</strong>lt. Demzufolge hatten sie<br />

das Recht, konvertierbare Devisen zu besitzen <strong>und</strong><br />

Devisenkonten in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> im Ausland zu unterhalten.<br />

Dem Bereich Kommerzielle Koordinierung stan<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r DDR insbeson<strong>de</strong>re die Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG (DHB) <strong>und</strong> die für das Zahlungsbilanzmonopol<br />

zuständige DABA als zentrale Pa rtner für die Abwicklung<br />

seines Zahlungsverkehrs zur Verfügung. Die<br />

größte Be<strong>de</strong>utung hatte hierbei die DHB, eine ebenfalls<br />

mit <strong>de</strong>m Status Devisenauslän<strong>de</strong>r ausgestattete,<br />

abhängige <strong>und</strong> weisungsgeb<strong>und</strong>ene Geschäftsbank<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

31, S. 352 <strong>und</strong> Dokument-Nr. 91, S. 668).<br />

Für die Abwicklung <strong>de</strong>s Zahlungsverkehrs mit <strong>de</strong>m<br />

Ausland, insbeson<strong>de</strong>re im Zusammenhang mit ver<strong>de</strong>ckten<br />

Geldanlagen im westlichen Ausland, bediente<br />

sich <strong>de</strong>r Bereich neben <strong>de</strong>r DHB vor allem seines<br />

größten Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebs, nämlich <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH sowie <strong>de</strong>ssen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>m Liechtensteiner<br />

Tochterunternehmen Elmsoka, Vaduz. Außer<strong>de</strong>m unterhielt<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung Geschäftsbeziehungen<br />

zu einer Reihe von Auslandsbanken,<br />

von <strong>de</strong>nen die größte Be<strong>de</strong>utung hatten:<br />

Die Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten, Zü rich,<br />

- die Verwaltungs- <strong>und</strong> Privatbank, Vaduz,<br />

- das Bankhaus Hugo Kahn & Co., Zü rich,<br />

- die Kathreinbank, Wien,<br />

- <strong>de</strong>r Schweizerische Bankverein, Lugano,<br />

- die Zentralsparkasse <strong>und</strong> Kommerzialbank, Wien,<br />

- die Privatbanken A/S, Kopenhagen.<br />

Bei <strong>de</strong>n ausländischen Banken führte <strong>de</strong>r Bereich Namen-<br />

<strong>und</strong> Nummernkonten, um die Herkunft <strong>de</strong>r Guthaben<br />

aus <strong>de</strong>r DDR zu verschleiern <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>n<br />

Kontenzugriff auch bei einer krisenfallbedingten Einfrierung<br />

von DDR-Guthaben durch westliche Staaten<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> seinen Unternehmen bei <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong><br />

DABA geführten Konten muß zwischen Lorokonten<br />

einerseits <strong>und</strong> Devisen- <strong>und</strong> Währungskonten an<strong>de</strong>rerseits<br />

unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Lorokonten waren Konten in konvertierbaren Devisen<br />

o<strong>de</strong>r Clearing-Währungen (Verrechnungseinheiten<br />

entsprechend zwischenstaatlicher Verrechnungsabkommen),<br />

auf <strong>de</strong>nen das Geld real vorhan<strong>de</strong>n war<br />

<strong>und</strong> über das <strong>de</strong>r Kontoinhaber im Zuge von Überweisungen<br />

o<strong>de</strong>r Barabhebungen frei verfügen konnte.<br />

Alle bei <strong>de</strong>r DHB geführten Konten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung waren Lorokonten. Bei Währungs-<br />

o<strong>de</strong>r Devisenkonten han<strong>de</strong>lte es sich dagegen<br />

um statistische Konten aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz.<br />

Sie räumten ein Verfügungsrecht über<br />

Geldbeträge in konvertierbaren Devisen o<strong>de</strong>r Clearing-Währungen<br />

ein, wobei die realen Geldwerte von<br />

<strong>de</strong>r Zahlungsbilanz verwaltet wur<strong>de</strong>n. Bei je<strong>de</strong>r Geldbewegung<br />

auf diesen Konten erhielt bzw. erstattete<br />

<strong>de</strong>r Verfügungsberechtigte <strong>de</strong>n Gegenwert in Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR von bzw. an die DABA zuzüglich <strong>de</strong>s dazugehörigen<br />

Richtungskoeffizienten von bzw. an die<br />

Staatsbank. Devisenkonten führte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung bei <strong>de</strong>r DABA.


Mit <strong>de</strong>r Übertragung <strong>de</strong>s Status <strong>de</strong>s Devisenauslän<strong>de</strong>rs<br />

im Jahre 1972 begann auch die allmähliche Herauslösung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

aus <strong>de</strong>m Weisungs- <strong>und</strong> Kontrollsystem <strong>de</strong>r für die<br />

Planung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz zuständigen staatlichen<br />

Institutionen. In diese Richtung wirken<strong>de</strong> Regelungen<br />

enthielt bereits die Ministerratsverfügung Nr.<br />

129/72 vom 14. September 1972.<br />

So wur<strong>de</strong>n zum einen die bei <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong> DABA geführten<br />

Lorokonten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> seiner Unternehmen <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Bankenkontrolle entzogen, <strong>und</strong> die Erteilung von<br />

Auskünften über Kontenbewegungen durch die Geschäftsbanken<br />

war ausschließlich an Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gestattet.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren entfiel die Verpflichtung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, monatliche Valutaberichte<br />

an <strong>de</strong>n Minister <strong>de</strong>r Finanzen zu erstatten.<br />

Schließlich wur<strong>de</strong> die Verantwortung <strong>und</strong> Kontrolle<br />

für sämtliche Transaktionen auf diesen Konten Dr.<br />

Schalck-Golodkowski übertragen, <strong>de</strong>r hierüber lediglich<br />

<strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen erstem<br />

Stellvertreter auskunftspflichtig war.<br />

An <strong>de</strong>m Prozeß <strong>de</strong>r völligen wirtschaftlichen <strong>und</strong> finanziellen<br />

Verselbständigung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung vermochte auch die Anordnung <strong>de</strong>r Revision<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Hauptabteilung II unterstellten Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Konten durch die Dr. Herta<br />

König unterstellte Valutakontrollgruppe <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

<strong>de</strong>r Finanzen nichts zu än<strong>de</strong>rn, da sie nur einen sehr<br />

begrenzten Einblick in <strong>de</strong>n Finanzbereich <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung ermöglichte, zumal das<br />

Tochterunternehmen <strong>de</strong>r Intrac HGmbH, Emsoka, Vaduz,<br />

ebenso wie alle an<strong>de</strong>ren Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

in <strong>und</strong> außerhalb <strong>de</strong>r DDR von <strong>de</strong>r Revisionspflicht<br />

ausgenommen waren (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 31, S. 352).<br />

Die aus <strong>de</strong>r unzureichen<strong>de</strong>n Rechenschaftspflicht<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>s Devisenaufkommens <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung resultieren<strong>de</strong>n Informations<strong>de</strong>fizite<br />

<strong>de</strong>r die Zahlungsbilanz planen<strong>de</strong>n staatlichen<br />

Organe vergrößterten sich noch durch die Festlegung<br />

in <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 15/1975 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats vom 23. August 1975, nach <strong>de</strong>r<br />

Dr. Schalck-Golodkowski - trotz direkter Unterstellung<br />

unter <strong>de</strong>n Minister für Außenhan<strong>de</strong>l - entsprechend<br />

<strong>de</strong>n Weisungen <strong>de</strong>s im Jahre 1973 zum Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats ernannten<br />

Dr. Mittag zu arbeiten hatte.<br />

Mit <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Beschlusses <strong>de</strong>s Politbüros<br />

vom 2. November 1976 erfolgten Unterstellung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung unter <strong>de</strong>n zum<br />

Sekretär für Wirtschaft <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED im Jahre 1976<br />

bestellten Dr. Günter Mittag fand die Herauslösung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs aus <strong>de</strong>m staatlichen Weisungs- <strong>und</strong> Kontrollsystem<br />

ihren Abschluß. Sie be<strong>de</strong>utete in <strong>de</strong>r Konsequenz,<br />

daß lediglich ein begrenzter, aus Erich Honekker,<br />

Dr. Günter Mittag, E rich Mielke <strong>und</strong> Dr. Schalck-<br />

Golodkowski bestehen<strong>de</strong>r Personenkreis über die autonome<br />

Devisenwirtschaft <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> das daraus resultieren<strong>de</strong> Devisenaufkommen<br />

sowie <strong>de</strong>ssen Verwendung informiert war,<br />

während diesbezügliche Kenntnisse aller mit <strong>de</strong>r Pla<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

nung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz befaßten staatlichen Stellen<br />

auf partiellen Auskünften von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

basierten <strong>und</strong> <strong>de</strong>mzufolge auch nur unvollständig<br />

sein konnten, so daß letztlich das durch das staatliche<br />

Devisenmonopol postulierte Ziel <strong>de</strong>r monetären Zentralplanung<br />

staatlicher Deviseneinnahmen <strong>und</strong> -ausgaben<br />

verfehlt wur<strong>de</strong>. Dies belegt anschaulich das Eingeständnis<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz, Gerhard<br />

Schürer, erst am 14. November 1989 aufgr<strong>und</strong> seiner<br />

dringen<strong>de</strong>n Anfrage durch Dr. Schalck-Golodkowski<br />

über die „tatsächliche" Verschuldung <strong>de</strong>r DDR informiert<br />

wor<strong>de</strong>n zu sein. Diese war - nach <strong>de</strong>r Mitteilung<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. Herta König<br />

vom 14. November 1989 an Schürer-um 12,6 Mrd. VM<br />

geringer, als Schürer zu diesem Zeitpunkt bekannt war,<br />

weil <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> das<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen - an <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Politbüro <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED (mit<br />

Ausnahme <strong>de</strong>s o.g. Personenkreises) vorbei - Liquiditätsreserven<br />

gebil<strong>de</strong>t <strong>und</strong> Zahlungsbilanzkredite an<br />

die DABA gewährt hatten. Doch auch diese Mitteilung<br />

war hinsichtlich <strong>de</strong>s realen Verschuldungsstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />

DDR insofern unvollständig, als sie Schürer Angaben<br />

über die im Bereich gebil<strong>de</strong>ten Liquiditätsreserven vorenthielt,<br />

die aus Guthaben auf Konten bei ausländischen<br />

Banken <strong>und</strong> aus in <strong>de</strong>r Wallstraße eingelagerten<br />

Goldbestän<strong>de</strong>n im Wert von ca. 0,5 Mrd. Valuta-Mark<br />

bestan<strong>de</strong>n.<br />

Das Fehlen jeglicher Kontrolle <strong>de</strong>r Devisenwirtschaft<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung eröffnete<br />

an<strong>de</strong>rerseits Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> seinen<br />

Vorgesetzten die Möglichkeit, Devisen auch für außerhalb<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR liegen<strong>de</strong> Zwek-<br />

-<br />

ke zu verwen<strong>de</strong>n. Dazu gehörten beispielsweise die<br />

Finanzierung <strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r Siedlung <strong>de</strong>r Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

in Wandlitz, die ver<strong>de</strong>ckten Geldanlagen<br />

im westlichen Ausland, die finanzielle Unterstützung<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>r kommunistischen Parteien<br />

in <strong>de</strong>n westlichen Staaten.<br />

II. Übersicht über wichtige Konten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Trotz <strong>de</strong>r dargelegten Probleme, die <strong>de</strong>r Untersuchungausschuß<br />

bei <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>r Finanzbewegungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

hatte <strong>und</strong> die sich insbeson<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>r Lückenhaftigkeit<br />

<strong>de</strong>s ihm zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Aktenmaterials<br />

ergaben, konnte er die von <strong>de</strong>r Größenordnung<br />

her wichtigsten Finanzströme weitgehend nachzeichnen.<br />

Sie wur<strong>de</strong>n im folgen<strong>de</strong>n Schaubild (S. 326-327)<br />

dargestellt.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die ihm<br />

zugeordneten Unternehmen unterhielten insgesamt<br />

über 1.000 Konten bei Banken in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> im<br />

Ausland, um <strong>de</strong>n Zahlungsverkehr im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftung <strong>und</strong> -verwendung durchzuführen.<br />

Dabei wur<strong>de</strong>n die von <strong>de</strong>n Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs aufgr<strong>und</strong> ihrer Geschäftstätigkeit erzielten<br />

Devisenerträge geschäftsvorgangsbezogen bzw. entsprechend<br />

ihrer Gewinnabführungspflicht auf Konten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs zur zentralen Disposition zur Verfügung<br />

gestellt.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mittelherkunft 1: Mittelherkunft 2: Mittelherkunft 3: Mittelherkunft 4:<br />

- Gewinnabführungen - Devisenerlöse aus <strong>de</strong>r Vermarktung - Gewinnabführungen <strong>de</strong>r sog. - sog. NVA-Firmen<br />

von <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>r Warenlieferungen im Rahmen <strong>de</strong>s HVA-Firmen - Transinter<br />

unterstellten Unternehmen<br />

- Einzahlungen <strong>de</strong>s MfS<br />

- Devisenerlöse aus <strong>de</strong>r Ver-<br />

Häftlingsfreikaufs zwischen 1974<br />

<strong>und</strong> 1989<br />

- Devisenerlöse aus <strong>de</strong>r Vermarktung<br />

- Provisionsgewinne <strong>de</strong>r sog.<br />

Parteifirmen<br />

- Gewinnabführungen <strong>de</strong>r<br />

- AHB Nahrung<br />

- Abteilung Koordinierungshan<strong>de</strong>l<br />

(AHB Metallurgiehan<strong>de</strong>l)<br />

marktung <strong>de</strong>r Warenlieferungen im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte A<br />

<strong>de</strong>r Warenlieferungen im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

sog. Kirchengeschäftes C<br />

Transiinter GmbH <strong>und</strong> weiterer Plan-<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbeteriebe<br />

<strong>und</strong> C sowie <strong>de</strong>s Häftlingsfrei- - Abführungen aus <strong>de</strong>r Planübererfül- - Gewinnabführungen <strong>de</strong>r sog.<br />

kaufs zwischen 1968 <strong>und</strong> 1973 lung <strong>de</strong>r Genes Geschenkdienst GmbH gemischten Gesellschaften<br />

- Zahlungen <strong>de</strong>s Amtes für - Gewinnabführungen <strong>de</strong>r Arbeitsgrippe<br />

Rechtsschutz <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Vermögens<br />

Firmen<br />

sowie Abführungen <strong>de</strong>r Generalstaatsanwaltschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR<br />

- Zinserträge aus Geldanlagen<br />

- Nachzahlungen <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche zur Rentenversicherung<br />

- Devisenzuführungen vom Konto 0769<br />

- Gewinnabführungen <strong>de</strong>s VE AHB<br />

Metallurgiehan<strong>de</strong>l<br />

- Zinserträge aus Festgeldanlagen<br />

*= einschließlich <strong>de</strong>r "Metropol"-Konten<br />

0830 DHB <strong>und</strong> 12032-12034 bei <strong>de</strong>r<br />

Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten Zürich<br />

** = Hauptkonto <strong>de</strong>s "SO Mio. Fonds"<br />

Finanzbewegungen <strong>de</strong>s Berei


komerzielle Koordinierung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Da externe Finanzbeziehungen nur das Sekretariat<br />

<strong>de</strong>s Leiters, die Hauptabteilung I, die Abteilung Firmen<br />

<strong>und</strong> die Hauptabteilung II hatten, führten nur<br />

diese eigene Konten, für <strong>de</strong>ren Devisenaufkommen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen -verwendung die jeweils zuständigen Leiter<br />

dieser Organisationseinheiten verantwortlich waren.<br />

Die wichtigen Konten <strong>de</strong>r genannten Organisationseinheiten<br />

waren:<br />

- Konto 0745 bei <strong>de</strong>r DHB, geführt im Sekretariat von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski;<br />

- Son<strong>de</strong>rkonten 0528 (sog. Mielke-Konto) <strong>und</strong> 0628<br />

(sog. Honecker-Konto) bei <strong>de</strong>r DHB, geführt in <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I von Manfred Sei<strong>de</strong>l;<br />

- Son<strong>de</strong>rkonto 0584 (sog. Disponibler Parteifonds)<br />

<strong>und</strong> Konto 0769 bei <strong>de</strong>r DHB, geführt in <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Firmen von Waltraud Lisowski;<br />

- Konten 0559 bei <strong>de</strong>r DHB sowie 1310, 5009 <strong>und</strong><br />

5017 bei <strong>de</strong>r DABA, geführt in <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II von Meta Bleßing.<br />

III. Devisenaufkommen <strong>und</strong> -verwendung<br />

in <strong>de</strong>r Hauptabteilung II <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Bei <strong>de</strong>r Hauptabteilung II, <strong>de</strong>ren Leiter erst F ritz Lindner,<br />

ab 1983 Meta Bleßing war, han<strong>de</strong>lte es sich um<br />

<strong>de</strong>n Finanzbereich innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, über <strong>de</strong>ssen Betriebsmittelumlaufkonten<br />

bei <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DABA <strong>de</strong>r größte Teil<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Devisengeschäfte <strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong><br />

seine zahlreichen inte rnen <strong>und</strong> externen Finanzbeziehungen<br />

zum Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission abgewickelt wur<strong>de</strong>n. Da die<br />

Hauptabteilung II keine Auslandskonten unterhielt,<br />

bediente sie sich bei Finanzgeschäften in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland <strong>de</strong>r<br />

Intrac HGmbH.<br />

In <strong>de</strong>r Funktion <strong>de</strong>s Finanzverwalters nahm die<br />

Hauptabteilung II eine komplexe Aufgabenstellung<br />

wahr, die auf die zentrale Planung <strong>und</strong> Durchführung<br />

einer maximalen Devisenerwirtschaftung außerhalb<br />

<strong>de</strong>s Staatshaushaltsplans <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>ren vielfältige<br />

Verwendung zugunsten <strong>de</strong>s Staatshaushalts <strong>und</strong> zur<br />

wirtschaftlichen Expansion <strong>de</strong>s Bereichs ausgerichtet<br />

war.<br />

Den Schwerpunkt <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r Hauptabteilung II<br />

bil<strong>de</strong>ten in diesem Zusammenhang die lang- <strong>und</strong><br />

kurzfristige Planung, Kontrolle <strong>und</strong> Disposition <strong>de</strong>r<br />

Deviseneinnahmen, die aus Gewinnabführungen <strong>de</strong>r<br />

ihr zur ökonomischen Anleitung zugeordneten Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>und</strong> sogenannten Valutaplanträger<br />

(Unternehmen mit staatlicher Planauflage) sowie<br />

aus Erträgen aufgr<strong>und</strong> ihrer eigenen Geschäftstätigkeit<br />

resultierten. Gleichzeitig war <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung II dafür verantwortlich, die finanziellen<br />

Verpflichtungen <strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong> seiner Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

sowie <strong>de</strong>r Valutaplanträger gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Zahlungsbilanz zu erfüllen. Dazu zählten die<br />

Gewinnabführungen an die „operative Staats<strong>de</strong>visenreserve<br />

" <strong>und</strong> die Gewährleistung <strong>de</strong>r kurzfristigen<br />

Bereitstellung von Devisen für außerplanmäßige<br />

Importe, die <strong>de</strong>r Bereich aufgr<strong>und</strong> von Entscheidungen<br />

<strong>de</strong>r politischen Führung zu realisieren hatte. (80.<br />

Sitzung, Protokoll S. 10 ff.)<br />

1. Devisenerwirtschaftung<br />

Zur Devisenerwirtschaftung <strong>und</strong> vollständigen Abführung<br />

an die „operative Staats<strong>de</strong>visenreserve", die<br />

eines <strong>de</strong>r Gründungsziele <strong>de</strong>s Bereichs war, unterstan<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung II die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Intrac HGmbH, Zentral-Kommerz GmbH,<br />

Transinter GmbH einschließlich <strong>de</strong>r IHZ GmbH, forum<br />

HGmbH, BIEG mbH, Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH einschließlich <strong>de</strong>s VEB Philatelie <strong>und</strong> IMES<br />

GmbH sowie die Valutaplanträger Genex GmbH, Intershop<br />

GmbH, Intertank <strong>und</strong> die <strong>de</strong>r Abteilung Tourismus<br />

unterstellten VEB Reisebüro <strong>und</strong> Vereinigung<br />

Interhotel (sog. NSW-Tourismus).<br />

Die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe waren bilanzpflichtig<br />

<strong>und</strong> unterlagen <strong>de</strong>r Kontrolle <strong>de</strong>r staatlichen Finanzrevision<br />

sowie <strong>de</strong>m Planrhythmus <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft.<br />

Die Unternehmen Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH <strong>und</strong> IMES GmbH wur<strong>de</strong>n auf Initiative von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski erst ab 1986 bzw. 1987 <strong>de</strong>r<br />

Finanzrevision unterzogen <strong>und</strong> in die Abführung an<br />

die „operative Staats<strong>de</strong>visenreserve" eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als diese Unternehmen<br />

keine hohen Gewinne mehr abwarfen, da<br />

die materiellen Bestän<strong>de</strong> an Antiquitäten bzw. Waffen,<br />

die sie zum Gegenstand ihrer Han<strong>de</strong>lstätigkeit<br />

hatten, in <strong>de</strong>r DDR bereits weitgehend erschöpft waren.<br />

Die IMES GmbH soll <strong>de</strong>r Aussage von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski zufolge in <strong>de</strong>r Zeit von 1982<br />

bis 1989 insgesamt ca. 675 Mio. Valuta-Mark als<br />

Nettogewinn erzielt haben (145. Sitzung, Protokoll<br />

S. 63). Die von <strong>de</strong>r Finanzrevision ausgewiesenen<br />

Gewinne betrugen für das Jahr 1987 nur 33 Mio.<br />

Valuta-Mark <strong>und</strong> für 1988 lediglich 18 Mio. Valuta-<br />

Mark (Dokument-Nr. 707).<br />

Die Entwicklung <strong>de</strong>s Devisenaufkommens <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II war gekennzeichnet durch einen kontinuierlichen<br />

Anstieg bis zur Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

darauf folgen<strong>de</strong>n Stagnation. Während die Stagnation<br />

mit zunehmen<strong>de</strong>n finanziellen Verpflichtungen gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Zahlungsbilanz zusammenhing, lag das<br />

stetige Wachstum vor allem darin begrün<strong>de</strong>t, daß mit<br />

<strong>de</strong>m Ausschei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

aus <strong>de</strong>r staatlichen Kontrolle im Jahre 1972<br />

auch die finanziellen Voraussetzungen mittels einer<br />

autonomen Devisenwirtschaft geschaffen wur<strong>de</strong>n. Sie<br />

ermöglichten ihm, eine sich ständig erweitern<strong>de</strong> <strong>de</strong>viseneinträgliche<br />

Aufgabenstellung wahrzunehmen,<br />

die ihm von <strong>de</strong>r politschen Führung - auf Initiative von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski - übertragen wur<strong>de</strong>.<br />

Die langfristige Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Gewinnerwirtschaftung<br />

<strong>und</strong> -abführung <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>und</strong><br />

Valutaplanträger über die Hauptabteilung II an die<br />

„operative Staats<strong>de</strong>visenreserve" stellte <strong>de</strong>r jeweilige<br />

Fünfjahrplan <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

dar. Dabei vollzog sich <strong>de</strong>ssen Erstellung lediglich<br />

in <strong>de</strong>r ersten Phase <strong>de</strong>r Existenz <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung im Rahmen staatlicher<br />

Planungs- <strong>und</strong> Kontrollmechanismen.


So wur<strong>de</strong>n die langfristigen <strong>und</strong> kurzfristigen Planvorgaben<br />

(Fünfjahr- <strong>und</strong> Jahrespläne) für die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung II hinsichtlich <strong>de</strong>s<br />

Umfangs <strong>de</strong>r an die „operative Staats<strong>de</strong>visenreserve"<br />

abzuführen<strong>de</strong>n Gewinne für <strong>de</strong>n Zeitraum 1971 bis<br />

1975 vom <strong>de</strong>r Finanzen, hier <strong>de</strong>r Leiterin<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Finanzen <strong>de</strong>r Außenwirtschaft <strong>und</strong> Valutaplanung<br />

Dr. Herta König, in Abstimmung mit <strong>de</strong>m<br />

Minister für Außenwirtschaft im Rahmen <strong>de</strong>r Fünfjahrplanung<br />

<strong>de</strong>s außerplanmäßigen Devisenaufkommens<br />

<strong>de</strong>r sog. operativen Staats<strong>de</strong>visenreserve ausgearbeitet.<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage dafür bil<strong>de</strong>ten die einmal im Jahr<br />

revidierten Bilanzen <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>und</strong><br />

die monatliche Devisenberichterstattung <strong>de</strong>s Bereichs,<br />

die jedoch mit <strong>de</strong>r Übertragung <strong>de</strong>s Status <strong>de</strong>s<br />

Devisenauslän<strong>de</strong>rs wegfiel. Nach <strong>de</strong>r Bestätigung <strong>de</strong>r<br />

Planvorgaben durch <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats,<br />

Willi Stoph, wur<strong>de</strong>n sie <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung in Form einer Verfügung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats über <strong>de</strong>n Minister für Außenwirtschaft<br />

zugeleitet (vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 18, S. 108, Dokument-Nr.<br />

20, S. 114 <strong>und</strong> Dokument-Nr. 21, S. 117).<br />

Ausgehend von <strong>de</strong>n durch die staatliche Finanzkontrolle<br />

revidierten Bilanzen <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

erteilte <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, jährliche Devisenabführungspläne<br />

an die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe,<br />

die daraufhin ihre Devisengewinne auf die Konten<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung II überwiesen. Anschließend<br />

nahm <strong>de</strong>r Leiter bzw. ab 1983 die Leiterin <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II die Devisenabführung zugunsten <strong>de</strong>r<br />

„operativen Staats<strong>de</strong>visenreserve" entsprechend <strong>de</strong>r<br />

Planvorgaben vor. Dieses Verfahren fand entsprechen<strong>de</strong><br />

Anwendung auch auf die nicht bilanzpflichtigen<br />

Valutaplanträger, die Planauflagen vom Bereich<br />

einerseits <strong>und</strong> von <strong>de</strong>r „operativen Staats<strong>de</strong>visenreserve"<br />

an<strong>de</strong>rerseits erhielten. Dabei führte die Genex<br />

GmbH lediglich die planmäßigen Gewinne auf die<br />

Konten <strong>de</strong>r Haupteilung II ab, während die überplanmäßigen<br />

auf das von <strong>de</strong>r Hauptabteilung I verwaltete<br />

Son<strong>de</strong>rkonto 0628 flossen.<br />

Nach Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

stimmte in <strong>de</strong>r Nachgründungsphase <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, als die Gewinne <strong>de</strong>r<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe von <strong>de</strong>r Größenordnung her<br />

noch relativ unbe<strong>de</strong>utend waren, die Summe <strong>de</strong>r jährlichen<br />

Gewinnabführungen <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

an <strong>de</strong>n Bereich weitgehend mit <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Abführungen <strong>de</strong>s Bereichs an die „operative<br />

Staats<strong>de</strong>visenreserve" überein. Insofern trug das damals<br />

praktizierte Planungsverfahren <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung<br />

nach vollständiger Gewinnabführung <strong>de</strong>s Bereichs an<br />

die „operative Staats<strong>de</strong>visenreserve" gemäß <strong>de</strong>n Ministerratsverfügungen<br />

Nr. 16/70 vom 2. Januar 1970<br />

<strong>und</strong> Nr. 33/73 vom 9. März 1973 Rechnung (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

21, S. 117 <strong>und</strong> Dokument-Nr. 43, S. 408).<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Herauslösung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung aus <strong>de</strong>m staatlichen<br />

Weisungs- <strong>und</strong> Kontrollsystem in <strong>de</strong>r ersten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 70er Jahre durch die Zuweisung <strong>de</strong>s Status<br />

<strong>de</strong>s Devisenauslän<strong>de</strong>rs im Jahre 1972 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Unterstellung<br />

unter Dr. Günter Mittag im Jahre 1976 än<strong>de</strong>rte<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

sich das Verfahren <strong>de</strong>r langfristigen Planung <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

durch die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>und</strong> Valutaplanträger <strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>ren Verwendung.<br />

Gemäß Ministerratsverfügung Nr. 15/1975,<br />

vom 23. August 1975 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r „internen Ordnung"<br />

vom 10. März 1977 erhielt nunmehr Dr. Schalck-Golodkowski<br />

die Fe<strong>de</strong>rführung hinsichtlich <strong>de</strong>r Fünfjahrplanung.<br />

Die von ihm erstellten <strong>und</strong> von Dr. Günter<br />

Mittag bestätigten Fünfjahrpläne enthielten die Planansätze<br />

zum Gesamtumfang <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

<strong>und</strong> Valutaplanträgern zu erwirtschaften<strong>de</strong>n<br />

Devisen sowie <strong>de</strong>ren nur partielle Abführung<br />

an die sog. operative Staats<strong>de</strong>visenreserve. Die nach<br />

<strong>de</strong>r genannten Verfügung vorgesehene Planabstimmung<br />

mit Dr. Herta König, die <strong>de</strong>r Planbestätigung<br />

durch Dr. Günter Mittag vorausgehen sollte, unterblieb.<br />

Vielmehr gab Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>m jeweiligen Plan selbst festgelegten Betrag <strong>de</strong>r Gewinnabführung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

an die sog. operative Staats<strong>de</strong>visenreserve Dr.<br />

Herta König vor, die ihn in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Fünfjahr-<br />

bzw. Jahresplan <strong>de</strong>s Devisenaufkommens <strong>de</strong>r<br />

„operativen Staats<strong>de</strong>visenreserve" übernahm (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-<br />

Nr. 67, S. 502, Dokument-Nr. 81, S. 608 <strong>und</strong> Dokument-<br />

Nr. 91, S. 668).<br />

Dadurch war sichergestellt, daß ein erheblicher Teil<br />

dieser Gewinne ab Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre im Bereich<br />

verbleiben <strong>und</strong> von <strong>de</strong>r Hauptabteilung II zur Wahrnehmung<br />

einer bankähnlichen eigenen Geschäftstätigkeit<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n konnte. Beispielsweise betrug<br />

im Jahre 1976 die Differenz zwischen <strong>de</strong>n an die<br />

Hauptabteilung II abgeführten <strong>und</strong> von ihr an das Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen weitergeleiteten Gewinne<br />

238,5 Mio. Valuta-Mark (Ist - 684,8 Mio. Valuta-Mark,<br />

Soll - 446,5 Mio. Valuta-Mark) (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 89, S. 654).<br />

Zum einen dienten die einbehaltenen Gewinne <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung zur Stärkung seiner<br />

finanziellen Basis für <strong>de</strong>n Fall eines wirtschaftlichen<br />

Mißerfolgs <strong>und</strong> zur Wie<strong>de</strong>rerwirtschaftung weiterer<br />

Devisen, die in zwei Formen in Erscheinung traten.<br />

Einerseits führte die Hauptabteilung II diverse Finanzoperationen<br />

wie die Gründung von <strong>und</strong> die Beteiligung<br />

an Unternehmen, die Geldanlage, die Kreditgewährung<br />

<strong>und</strong> die Reservebildung durch. Zum<br />

an<strong>de</strong>ren wur<strong>de</strong>n Warengeschäfte mit <strong>de</strong>n Betrieben<br />

<strong>de</strong>s Planbereichs auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage privatrechtlicher<br />

Verträge realisiert, die <strong>de</strong>r Bereich mit diesen unter<br />

Beteiligung <strong>de</strong>r jeweils zuständigen Industrieministerien<br />

<strong>und</strong> auch <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission abschloß<br />

(Industrievereinbarungen). Zu <strong>de</strong>n Warengeschäften<br />

zählten vor allem die außerplanmäßigen Importe<br />

von Investitionsgütern zur Aufrechterhaltung<br />

<strong>de</strong>r Produktion <strong>und</strong> zur Erhöhung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR-Industrie <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

außerplanmäßigen Exporte von Gütern, die die Bedarfsträger<br />

im Rahmen ihrer Refinananzierungsverpflichtung<br />

<strong>de</strong>m Bereich über- bzw. außerplanmäßig<br />

zur Verfügung stellen mußten. Dabei realisierte <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung Gewinne in Höhe<br />

von 15% <strong>de</strong>s Importwertes <strong>und</strong> mehr (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

38, S. 392 <strong>und</strong> Dokument-Nr. 67, S. 502).


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Die an<strong>de</strong>re Art <strong>de</strong>r Verwendung einbehaltener Gewinne<br />

durch die Hauptabteilung II fand ihren Nie<strong>de</strong>rschlag<br />

in <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz. Hierunter fielen die von<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung II finanzierten Güterimporte zur<br />

Überbrückung von Versorgungsengpässen <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

<strong>de</strong>r DDR aufgr<strong>und</strong> von Entscheidungen <strong>de</strong>r<br />

politischen Führung. Des weiteren gehörten dazu die<br />

von <strong>de</strong>r Hauptabteilung II vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Kreditboykottmaßnahmen westlicher Staaten zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre <strong>und</strong> <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Verschuldung<br />

<strong>de</strong>r DDR vorgenommenen Son<strong>de</strong>rabführungen<br />

an die sog. operative Staats<strong>de</strong>visenreserve zur Stützung<br />

<strong>de</strong>r Zahlungsbilanz.<br />

Die Tätigkeit <strong>de</strong>r Hauptabteilung II prägten in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre verzweifelte Versuche<br />

<strong>de</strong>r politischen Führung <strong>de</strong>r DDR, die bevorstehen<strong>de</strong><br />

Zahlungsunfähigkeit abzuwen<strong>de</strong>n.<br />

In diesem Zusammenhang gewährte <strong>de</strong>r Bereich<br />

-<br />

nach Abstimmung mit Dr. Günter Mittag Zahlungsbilanzkredite<br />

an das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> die<br />

DABA (Aweko-Kredit in Höhe von zwei Mrd. USD).<br />

Letzterer stammte aus Zinserträgen <strong>und</strong> Liquiditätsreserven,<br />

die die Hauptabteilung II über die Intrac<br />

HGmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Tochterunternehmen Elmsoka in<br />

Vaduz, durch Auslandsanlagen erwirtschaftete bzw.<br />

anlegte. Obwohl die Zahlungsbilanz notlei<strong>de</strong>nd war,<br />

waren die Kredite zu verzinsen.<br />

Am 26. August 1986 faßte das Politbüro <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

SED <strong>de</strong>n Beschluß, die veraltete DDR-Industrie mit<br />

Hilfe von Importen westlicher Hochtechnologie (Leistungsimporte)<br />

zu mo<strong>de</strong>rnisieren, um sie dadurch exportfähiger<br />

zu machen <strong>und</strong> die Zahlungsbilanz zu<br />

entlasten. Hierbei nahm die Hauptabteilung II eine<br />

Bankfunktion wahr, die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung im Falle <strong>de</strong>s Erfolgs dieser Maßnahme<br />

beträchtliche Gewinne beschert hätte.<br />

Die Vorfinanzierung <strong>de</strong>r Leistungsimporte einschließlich<br />

<strong>de</strong>s illegalen Mikrotechnologietransfers aus westlichen<br />

Industriestaaten gewährleisteten die Hauptabteilung<br />

II <strong>und</strong> die mit <strong>de</strong>ren Abwicklung beauftragten<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe durch Beschaffung von Krediten<br />

bei <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong> DABA sowie bei ausländischen<br />

Banken. Die vereinbarte Gewinnspanne zugunsten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

betrug 15% <strong>de</strong>s Importwerts (Dokument-Nr. 708).<br />

2. Konten 0559, 1310, 5009 <strong>und</strong> 5017<br />

Von zentraler Be<strong>de</strong>utung für die skizzierten zahlreichen<br />

Devisentransaktionen <strong>und</strong> Finanzoperationen,<br />

die die Hauptabteilung II innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung einerseits sowie zwischen<br />

ihm <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Planbereich an<strong>de</strong>rerseits abwikkelte,<br />

waren die Konten 0559 bei <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong> 1310,<br />

5009 sowie 5017 bei <strong>de</strong>r DABA. Zu je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r genannten<br />

Konten existierten jeweils bis zu h<strong>und</strong>ert Unterkonten,<br />

die <strong>de</strong>r Unterscheidung <strong>de</strong>r Mittelherkunft<br />

<strong>und</strong> -verwendung dienten.<br />

Konto 0559 bei <strong>de</strong>r DHB:<br />

Bei diesem Konto han<strong>de</strong>lte es sich um das Umlaufmittelkonto<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

das als Lorokonto (mit real verfügbaren Devisenbe-<br />

stän<strong>de</strong>n) geführt <strong>und</strong> bereits in <strong>de</strong>r Gründungsphase<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung eingerichtet<br />

wur<strong>de</strong>. Zeichnungsberechtigt waren u. a. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Meta Bleßing. Über dieses<br />

Konto mitsamt seiner Unterkonten wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r größte<br />

Teil <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Devisengeschäfte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung abgewickelt.<br />

Konto 1310 bei <strong>de</strong>r DABA:<br />

Bei diesem Konto einschließlich seiner Unterkonten<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um ein laufen<strong>de</strong>s Lorokonto in Verrechnungseinheiten,<br />

konvertierbaren Devisen <strong>und</strong><br />

Clearing-Währungen. Für je<strong>de</strong> Clearing-Währung<br />

gab es ein Unterkonto. Die Zeichnungsberechtigung<br />

war wie beim Konto 0559 geregelt. Über die Kontengruppe<br />

1310 hat <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>de</strong>n Geschäftsverkehr zu Län<strong>de</strong>rn, mit <strong>de</strong>nen es<br />

eine Verrechnungsvereinbarung gab, insbeson<strong>de</strong>re<br />

auch mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland einschließlich<br />

Berlin (West) im Hinblick auf Geschäfte in Verrechnungseinheiten,<br />

abgewickelt.<br />

Konto 5009 bei <strong>de</strong>r DABA:<br />

Das Konto mit seinen Unterkonten wur<strong>de</strong> zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r 70er Jahre als außerplanmäßiges Devisenkonto<br />

eingerichtet. Es diente <strong>de</strong>r Devisenabwicklung <strong>de</strong>s<br />

außerplanmäßigen Außenhan<strong>de</strong>ls, <strong>de</strong>r von Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

<strong>de</strong>s Planbereichs für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung (Auftragsgeschäfte)<br />

durchgeführt wur<strong>de</strong>. Dabei han<strong>de</strong>lte es sich zumeist<br />

um außerplanmäßige Impo rte <strong>und</strong> teilweise auch Exportgeschäfte.<br />

Die letztgenannten waren insbeson<strong>de</strong>re<br />

Fleisch-, Vieh- o<strong>de</strong>r Nahrungsmittelexporte <strong>de</strong>s<br />

AHB Nahrung. Auf <strong>de</strong>r Importseite waren u. a. die<br />

AHB Nahrung, AHB Chemie, Interflug beteiligt. Die<br />

Deckungsanschaffung für das auf Guthabenbasis geführte<br />

Konto 5009 erfolgte aus <strong>de</strong>n Konten 0559 DHB<br />

<strong>und</strong> 1310 DABA. Die Zeichnungsbefugnis war wie<br />

beim Konto 1310 DABA geregelt.<br />

Konto 5017 bei <strong>de</strong>r DABA:<br />

Das Konto einschließlich <strong>de</strong>r Unterkonten wur<strong>de</strong> am<br />

5. April 1982 eingerichtet. Die Zeichnungsbefugnis<br />

hatte u.a. die Leiterin <strong>de</strong>r Hauptabeilung II, Meta Bleßing,<br />

zusammen mit einem weiteren Untersch riftsberechtigten.<br />

Es diente <strong>de</strong>r Abrechnung von Leistungsimporten<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Politbürobeschlusses<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED vom 26. August 1986.<br />

Mittelherkunft<br />

Das Devisenaufkommen <strong>de</strong>r Konten <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II resultierte aus folgen<strong>de</strong>n Quellen:<br />

- Gewinnabführungen entsprechend <strong>de</strong>n Gewinnabführungsplänen<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski:<br />

• Gewinne einschließlich Erträge aus Beteiligungen<br />

an ausländischen Unternehmen <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe:<br />

Intrac HGmbH, Zentral-Kommerz<br />

GmbH, Transinter GmbH einschließlich IHZ<br />

GmbH, forum HGmbH, BIEG mbH, Kunst <strong>und</strong><br />

Antiquitäten GmbH einschließlich Philatelie <strong>und</strong><br />

IMES GmbH:<br />

13,16 Mrd. Valuta-Mark - Gesamtbetrag nachge<br />

wiesener, über die Hauptabteilung II an die


„operative Staats<strong>de</strong>visenreserve” abgeführter<br />

Gewinne;<br />

3,59 Mrd. Valuta-Mark - verbliebene (einbehaltene)<br />

Gewinne in <strong>de</strong>r Hauptabteilung II in <strong>de</strong>r<br />

Zeit von 1985 bis 1989.<br />

• Gewinne <strong>de</strong>r Valutaplanträger: Genex GmbH, Intershop<br />

GmbH, Intertank <strong>und</strong> „NSW-Tourismus":<br />

4,052 Mrd. Valuta-Mark - Gesamtbetrag nachgewiesener,<br />

über die Hauptabteilung II an die<br />

„operative Staats<strong>de</strong>visenreserve" abgeführter<br />

Gewinne.<br />

Der Gesamtbetrag <strong>de</strong>r an die Hauptabteilung II abgeführten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r davon im Bereich verbliebenen<br />

Gewinne konnten nicht ermittelt wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

707).<br />

- Exporterlöse<br />

Erlöse aus außerplanmäßigen Expo rten von Warenbestän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r „materiellen Staatsreserve" (Staatsreserve<br />

B), die von <strong>de</strong>r Intrac HGmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zentral-Kommerz<br />

GmbH durchgeführt wur<strong>de</strong>n. Gr<strong>und</strong>lage<br />

dafür bil<strong>de</strong>te die Ministerratsverfügung Nr. 61/<br />

66 vom 1. April 1966. Sie beinhaltete die Erlaubnis<br />

zur Vermarktung dieser Warenbestän<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n<br />

Bereich verb<strong>und</strong>en mit <strong>de</strong>r Verpflichtung, die entnommenen<br />

Waren in die sog. materielle Staatsreserve<br />

kurzfristig wie<strong>de</strong>r einzustellen. 1972 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung die langfristige<br />

Nutzung gestattet. Ab 1976 erhielt <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung die generelle Befugnis,<br />

über die Warenbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r sog. materiellen<br />

Staatsreserve zu verfügen <strong>und</strong> sie für die Devisenerwirtschaftung<br />

langfristig zu nutzen. Dabei entfiel<br />

auch die Verpflichtung <strong>de</strong>s Bereichs zur Wie<strong>de</strong>rauffüllung<br />

<strong>de</strong>r Staatsreserve. Statt <strong>de</strong>ssen mußte sich<br />

<strong>de</strong>r Bereich verpflichten, Son<strong>de</strong>rabführungen an<br />

die sog. operative Staats<strong>de</strong>visenreserve vorzunehmen.<br />

In diesem Zusammenhang erfolgte die erste<br />

Abführung im Jahre 1978 in Höhe von 200 Mio. Valuta-Mark.<br />

Von 1976 bis 1985 beliefen sich die geplanten<br />

Einnahmen auf ca. eine Mrd. Valuta-Mark.<br />

Der tatsächlich eingenommene Gesamtbetrag<br />

konnte nicht ermittelt wer<strong>de</strong>n (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 81,<br />

S. 608).<br />

Erlöse aus außerplanmäßigen Exporten nicht benötigter<br />

Güterbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Industriebetriebe <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

staatlicher Einrichtungen <strong>und</strong> Organe <strong>de</strong>s<br />

Planbereichs, die <strong>de</strong>m Bereich vom Minister für Materialwirtschaft<br />

im Einvernehmen mit <strong>de</strong>m Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats zur Verfügung<br />

gestellt wur<strong>de</strong>n.<br />

Erlöse aus Fleischexporten, die <strong>de</strong>r AHB Nahrung<br />

im Auftrag <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

durchführte: Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Fleischgeschäfte<br />

waren mehrere Vereinbarungen über außerplanmäßige<br />

Ex- <strong>und</strong> Impo rte von landwirtschaftlichen<br />

Produkten, die <strong>de</strong>r Bereich mit <strong>de</strong>m AHB Nahrung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für Land-, Forst- <strong>und</strong> Nahrungsgüterwirtschaft<br />

schloß. Das geschah in Folge<br />

<strong>de</strong>r Herauslösung von Expo rten von Fleisch <strong>und</strong> leben<strong>de</strong>n<br />

Tieren gegen Devisen <strong>und</strong> Verrechnungseinheiten<br />

aus <strong>de</strong>m Planbereich <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Übertragung<br />

auf <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Die Basis dafür war <strong>de</strong>r Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s<br />

ZK <strong>de</strong>r SED im Jahre 1979 vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Devisenliquiditätsprobleme <strong>de</strong>r DDR. Bestandteil<br />

<strong>de</strong>r o.g. Geschäftsbeziehungen bil<strong>de</strong>te die sog.<br />

Lohnvere<strong>de</strong>lung, zuletzt auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Sekretariatsbeschlusses<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED vom 17. Ap ril<br />

1985. Er beeinhaltete <strong>de</strong>n Export von Fleisch <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n Import von Getrei<strong>de</strong> <strong>und</strong> Futtermittel aus <strong>de</strong>n<br />

Exporterlösen durch <strong>de</strong>n AHB Nahrung. Die Exporterlöse<br />

in Devisen <strong>und</strong> Verrechnungseinheiten<br />

wur<strong>de</strong>n auf die Konten 0559 bei <strong>de</strong>r DHB bzw. 1310<br />

bei <strong>de</strong>r DABA transferiert <strong>und</strong> betrugen im Zeitraum<br />

1985 bis 1989:<br />

1985: 509,9 Mio. Valuta-Mark,<br />

1986: 430,4 Mio. Valuta- Mark,<br />

1987: 375,0 Mio. Valuta-Mark,<br />

1988: 371,1 Mio. Valuta-Mark <strong>und</strong><br />

1989: 337,9 Mio. Valuta- Mark.<br />

Der AHB Nahrung erhielt vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung für die Exporterlöse <strong>de</strong>n<br />

„Markgegenwert zuzüglich <strong>de</strong>s Richtungskoeffizienten"<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Subventionen. Die Gewährung von<br />

Subventionen war erfor<strong>de</strong>rlich, da <strong>de</strong>r inländische<br />

Aufwand <strong>de</strong>n Exporterlös in Mark <strong>de</strong>r DDR wertmäßig<br />

überstieg. Im Rahmen <strong>de</strong>r Lohnvere<strong>de</strong>lung erzielte<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung von<br />

1983 bis 1989 insgesamt einen positiven Saldo (Export<br />

minus Import) von 146 Mio. Valuta-Mark (Dokument-Nr.<br />

709).<br />

Aus diesen für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

einträglichen Fleischgeschäften wur<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Land-, Forst- <strong>und</strong> Nahrungsgüterwirtschaft<br />

sog. Valutaanrechte (Anteil <strong>de</strong>s<br />

Planbetriebs am Exporterlös) für Investitionsimporte<br />

gewährt. Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

betrug das noch zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Valutaanrecht<br />

46,7 Mio. Valuta-Mark.<br />

- Gewinne aus <strong>de</strong>r Durchführung <strong>und</strong> Refinanzierung<br />

von Industrievereinbarungen <strong>und</strong> Valutaanrechtsgeschäften<br />

15% <strong>de</strong>s Importwerts <strong>und</strong> mehr betrug die Gewinnspanne<br />

bei <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen <strong>und</strong> bis<br />

70% <strong>de</strong>s Exporterlöses bei sog. Valutaanrechtsgeschäften.<br />

Den Gesamtumfang dieser Einnahmen<br />

konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht quantifizieren.<br />

- Einnahmen aus sog. Kirchengeschäften A <strong>und</strong> C<br />

Der Wert <strong>de</strong>r zugunsten <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz durch<br />

die Intrac HGmbH realisierten Warenlieferungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s sog. A-Geschäfts in Verbindung mit<br />

<strong>de</strong>m Valuta-Mark-Programm einschließlich <strong>de</strong>s<br />

Bauprogramms <strong>de</strong>r Evangelischen <strong>und</strong> Katholischen<br />

Kirche betrug 1.918,5 Mrd. Valuta-Mark (Tabelle<br />

S. 333).<br />

- Einnahmen aus <strong>de</strong>r Abnahme <strong>und</strong> Verbringung<br />

von Abfallstoffen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> Berlin (West) in Höhe von 1,195 Mrd. Valuta-Mark<br />

- Erträge aus Finanzgeschäften<br />

Zinserträge aus Geldanlagen einschließlich Wertpapieren<br />

<strong>und</strong> Tilgungszahlungen;


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Zinserträge <strong>und</strong> Tilgungszahlungen aus gewährten<br />

Krediten an die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, das Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> die DABA (Aweko-Kredit);<br />

Gewinne aus <strong>de</strong>r Umwandlung von Verrechnungseinheiten<br />

im Auftrag <strong>de</strong>r Ministerien für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Finanzen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung. Die Umwandlungsprovision<br />

betrug 10 bis 15 %.<br />

- Zweckgeb<strong>und</strong>ene Mittelzuweisungen von an<strong>de</strong>ren<br />

Konten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Es erfolgten Zuführungen vom Konto 0528 <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I bei <strong>de</strong>r DHB in Höhe von 287 Mio.<br />

Valuta-Mark. Davon dienten 203 Mio. Valuta-Mark<br />

zur Finanzierung von außerplanmäßigen Güterimporten,<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Beschaffung von Technik<br />

einschließlich Mikroelektronik u.a. für das MfS. Die -<br />

restlichen 84 Mio. Valuta-Mark, die aus <strong>de</strong>n Einnahmen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s sog. Kirchengeschäfts C in<br />

<strong>de</strong>r Zeit von 1974 bis 1980 stammten, flossen in <strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Hauptabteilung II gebil<strong>de</strong>ten „100-Mio.-<br />

Fonds" ein, aus <strong>de</strong>m u.a. sog. Versorgungsimporte<br />

bezahlt wur<strong>de</strong>n.<br />

Außer<strong>de</strong>m gab es Mittelzuführungen vom Konto<br />

0628 <strong>de</strong>r Hauptabteilung I bei <strong>de</strong>r DHB in Höhe von<br />

ca. 800 Mio. Valuta-Mark, die zur Son<strong>de</strong>rabführung<br />

an die Zahlungsbilanz in Höhe von 200 Mio. Valuta<br />

Mark im Jahre 1978 <strong>und</strong> zur Finanzierung von<br />

„Festtagsimporten" in Höhe von 600 Mio. Valuta-<br />

Mark verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n.<br />

Schließlich wur<strong>de</strong>n 222,26 Mio. Valuta-Mark vom<br />

Konto 0769 bei <strong>de</strong>r DHB auf das Konto 0559 transferiert,<br />

bei <strong>de</strong>nen es sich um <strong>de</strong>n Beitrag <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung I <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Firmen zu Son<strong>de</strong>rabführungen <strong>de</strong>s Bereichs an die<br />

Zahlungsbilanz han<strong>de</strong>lte.<br />

Der Gesamtbetrag <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Konten <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II von <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rkonten zugeführten Finanzmittel<br />

betrug 1,309 Mrd. Valuta-Mark.<br />

- Finanzaufkommen aus sonstigen Quellen<br />

Mittelbereitstellung durch <strong>de</strong>n Planbereich <strong>de</strong>r Ministerien<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

durch die Staatliche Plankommission zur Finanzierung<br />

von Importen im Rahmen <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsplans<br />

<strong>und</strong> teilweise auch von Leistungsimporten;<br />

Kredite <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DABA sowie warengeb<strong>und</strong>ene<br />

Kredite ausländischer Banken an <strong>de</strong>n Bereich<br />

o<strong>de</strong>r seine Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe zur Finanzierung<br />

von Industriegüterimporten: Am 4. Dezember<br />

1989 betrugen die Kreditverbindlichkeiten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung gegenüber<br />

<strong>de</strong>r DHB 1,105 Mrd. Valuta-Mark <strong>und</strong> die seiner<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe 5,25 Mrd. Valuta-Mark gegenüber<br />

ausländischen Banken. Die Kreditaufnahme<br />

war im Zeitablauf nicht nachvollziehbar.<br />

3. Abführungen an <strong>de</strong>n Staatshaushalt<br />

Während <strong>de</strong>r Zeit seiner Existenz führte <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung von <strong>de</strong>m insgesamt auf<br />

<strong>de</strong>n genannten Konten <strong>de</strong>r Hauptabteilung II bereit<br />

gestellten Devisenaufkommen 19,13 Mrd. Valuta<br />

Mark an <strong>de</strong>n Staatshaushalt ab (vgl. Tabelle S. 333).<br />

Von <strong>de</strong>n 19,13 Mrd. Valuta-Mark entfielen:<br />

- ca. 7,812 Mrd. Valuta-Mark auf planmäßige Gewinnabführungen<br />

<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>und</strong><br />

Valutaplanträger an die „operative Staats<strong>de</strong>visenreserve";<br />

- ca. 9,4 Mrd. Valuta-Mark auf Son<strong>de</strong>rabführungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung an das Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen, hier Bereich Finanzen <strong>de</strong>r<br />

Außenwirtschaft <strong>und</strong> Valutaplanung;<br />

- 960 Mio. Valuta-Mark auf Warenlieferungen im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s sog. Kirchengeschäfts A, die vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, hier <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH, <strong>de</strong>r DDR-Industrie zur Verfügung gestellt<br />

bzw. in die „materielle Staatsreserve " (Staatsreserve<br />

B) eingelagert <strong>und</strong> später wie<strong>de</strong>r vermarktet wur<strong>de</strong>n,<br />

womit eine Importreduzierung bzw. eine Deviseneinnahme<br />

<strong>und</strong> entsprechen<strong>de</strong> Entlastung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz<br />

verb<strong>und</strong>en waren;<br />

- ca. 958,5 Mrd. Valuta-Mark auf Warenlieferungen<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Valutamarkprogramm<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rbauprogrammen <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

<strong>und</strong> Katholischen Kirche, die entsprechend <strong>de</strong>m sog.<br />

Kirchengeschäft Verwendung fan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> ebenfalls<br />

zum Deviseneinsparungseffekt bei <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz<br />

führten (indirekte Finanzierung). Im Wert <strong>de</strong>r<br />

Warenlieferungen erhielten die Kirchen ein Guthaben<br />

in Valuta-Mark eingeräumt, das von <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH verwaltet wur<strong>de</strong>. Daraus finanzierten sie u.a.<br />

Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Geriatriebauten, die Errichtung<br />

von Kirchen in Neubaugebieten, die Käufe von Medikamenten,<br />

landwirtschaftlichen Maschinen, Fertighäusern<br />

<strong>und</strong> Baumaterialien. In <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r verausgabten<br />

Mittel erfolgte eine Anrechnung auf <strong>de</strong>n Exportplan<br />

(Inlandsexport).<br />

Bei <strong>de</strong>n Warenlieferungen im Rahmen <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

A <strong>und</strong> C han<strong>de</strong>lte es sich um keine<br />

wirtschaftliche Leistung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zugunsten <strong>de</strong>s Staatshaushalts <strong>de</strong>r<br />

DDR, son<strong>de</strong>rn um Transferleistungen <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ansässigen Kirchen zugunsten<br />

<strong>de</strong>r Kirchen in <strong>de</strong>r DDR, die sie aus ihren Haushalten<br />

bezahlten.<br />

Planmäßige Gewinnabführungen<br />

Unter planmäßigen Gewinnabführungen gemäß <strong>de</strong>m<br />

Ministerratsbeschluß vom 10. September 1969 <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Minsterratsverfügung Nr. 33/73 vom 9. März 1973<br />

über die Ordnung <strong>de</strong>r Staats<strong>de</strong>visenreserve waren<br />

die erwirtschafteten Gewinne <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zugeordneten Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>und</strong> von ihm ökonomisch angeleiteten<br />

„Valutaplanträger" zu verstehen, die vollständig <strong>de</strong>r<br />

sog. operativen Staats<strong>de</strong>visenreserve, die von Dr.<br />

Herta König verwaltet wur<strong>de</strong>, zugeführt wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

Diese Regelung fand Anwendung auf folgen<strong>de</strong><br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe, die auch <strong>de</strong>r Kontrolle durch<br />

die Staatliche Finanzrevision unterlagen: Intrac<br />

HGmbH, Zentral-Kommerz GmbH, Transinter<br />

GmbH, forum HGmbH, BIEG mbH <strong>und</strong> ab 1986 Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH einschließlich <strong>de</strong>s VEB


planmäßige Abführungen:<br />

Devisenabführungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung an <strong>de</strong>n Staatshaushalt<br />

(Betrage in Mio DM, ger<strong>und</strong>et)<br />

1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1976 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 Summe<br />

AHB 33 39 55 69 88 95 104 105 110 1 l 205 208 210 212 215 209 209 209 218 235 235 208 187 187 3.7.<br />

Intershop 8 19 20 30 32 34 147 151 155 159 163 163 165 165 167 168 168 166 164 164<br />

Genex 11 11 20 30 31 31 3f 3f 26 36 37 26 26 39 40 40 40 41 41 41 42 42 711<br />

Intertank 29 30 31 33 34 35 37 38 39 41 40 40 39 39 501<br />

NSW-Tourismus 42 29 30 45 45 32 32 32 33 33 34 37 424<br />

SUMME I (planm. Abf.) 33 39 66 80 116 143 163 166 173 181 407 424 474 469 468 490 496 484 496 617 517 487 467 469 7.81<br />

Son<strong>de</strong>rabführungen ( Il) 200 425 425 450 925 975 1.000 1.000 1.000 1.000 1.000 1.000 9<br />

SUMME (1+I I) 33 39 66 80 116 143 163 166 173 181 407 424 674 884 893 940 1.421 1.469 1.496 1.617 1.617 1.487 1.467 1.469 17.21<br />

Abführungen<br />

Kirchengeschäfte:<br />

A-Geschäft 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40 40<br />

Valutamark- <strong>und</strong> Son<strong>de</strong>r-<br />

bauprogramm kath. Kirche*<br />

Valutamark- <strong>und</strong> Son<strong>de</strong>r-<br />

5 5 8 15 16 15 13 15 16 12 15 25 23 18 15 15 15 15 261<br />

2 5 9 11 18 14 17 23 30 31 34 34 33 40 46 52 44 56 54 48 43 43<br />

SUMME III (Klrchengesch.) 42 46 46 47 49 61 63 69 66 78 86 86 87 89 89 92 101 117 107 116 109 103 96 98 1.91<br />

GESAMTSUMME (1+11+111) 74 84 112 127 166 194 226 226 238 269 492 610 761 973 982 1.032 1.622 1.676 1.602 1.631 1.626 1.690 1.664 1.667 19.131<br />

Planzahlen<br />

* 1988 bis 1989 geschätzte Zahlen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12 . Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Philatelie <strong>und</strong> ab 1987 IMES GmbH (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 43,<br />

S. 408).<br />

Abführungspflichtig waren <strong>de</strong>s weiteren die Valutplanträger:<br />

Genex GmbH, Intershop GmbH, ab 1972<br />

Intertank gemäß <strong>de</strong>m Ministerratsbeschluß Nr. 54/72,<br />

vom 11. Mai 1972 <strong>und</strong> ab 1977 die <strong>de</strong>r Abteilung Tourismus<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung unterstellten<br />

VEB Reisebüro <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Vereinigung<br />

Interhotel gemäß Ministerratsbeschluß vom 27. Oktober<br />

1977.<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Gewinnabführungen war <strong>de</strong>r jeweilige<br />

Jahresplan <strong>de</strong>s außerplanmäßigen Devisenaufkommens<br />

<strong>de</strong>r „operativen Staats<strong>de</strong>visenreserve", <strong>de</strong>r<br />

von <strong>de</strong>r Leiterin <strong>de</strong>s Bereichs Finanzen <strong>de</strong>r Außenwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Valutaplanung <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r<br />

Finanzen, Dr. Herta König, in Abstimmung mit Dr. -<br />

Schalck-Golodkowski zu erstellen <strong>und</strong> vom Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats zu bestätigen war.<br />

Dabei erfolgte die „Planabstimmung" zwischen Dr.<br />

Herta König <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r<br />

Weise, daß Dr. Schalck-Golodkowski spätestens seit<br />

1975 <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r jährlichen Gewinnabführungen<br />

an die „operative Staats<strong>de</strong>visenreserve" selbst bestimmte.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>m jeweiligen von Dr. Günter<br />

Mittag bestätigten Fünfjahrplan <strong>de</strong>s Bereichs gab<br />

Dr. Schalck-Golodkowski die jährlichen Planzahlen<br />

Dr. Herta König vor, die sie in <strong>de</strong>n Entwurf <strong>de</strong>s Jahresplans<br />

<strong>de</strong>r „operativen Staats<strong>de</strong>visenreserve" aufnahm.<br />

Nach Bestätigung <strong>de</strong>s Jahresplans <strong>de</strong>r Staats<strong>de</strong>visenreserve<br />

erhielt <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

vom Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats die für ihn<br />

gelten<strong>de</strong> Aufgabenstellung bezüglich <strong>de</strong>r Gewinnabführungen<br />

seiner o. g. Unternehmen an die „operative<br />

Staats<strong>de</strong>visenreserve" als staatliche Planauflage.<br />

In Erfüllung dieser Verpflichtung wur<strong>de</strong>n vom Leiter<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung II Zahlungen in <strong>de</strong>r geplanten<br />

Höhe vom Konto 0559 bei <strong>de</strong>r DHB auf die von Dr.<br />

Herta König verwalteten Konten <strong>de</strong>r „operativen<br />

Staats<strong>de</strong>visenreserve" geleistet. Der Gesamtbetrag<br />

belief sich, bezogen auf <strong>de</strong>n Zeitraum 1966 bis 1989<br />

auf 7,812 Mrd. Valuta-Mark. Diese Mittel setzte Dr.<br />

König zur Stützung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz ein. Oberplanmäßige<br />

Gewinne verblieben im Bereich.<br />

Die autonome Bestimmung <strong>de</strong>r Planansätze durch Dr.<br />

Schalck-Golodkowski erklärt die niedrigen, seit 1976<br />

(Unterstellung unter Dr. Günter Mittag) nahezu konstanten<br />

planmäßigen Gewinnabführungen in Höhe<br />

von ca. 200 Mio. Valuta-Mark. (Vgl. Tabelle 1, S. 333).<br />

Dadurch sollte zu<strong>de</strong>m gewährleistet sein, daß <strong>de</strong>r Bereich<br />

<strong>de</strong>n planmäßigen Zahlungsverpflichtungen<br />

selbst dann hätte nachkommen können, wenn sein<br />

wirtschaftlicher Erfolg ausgeblieben wäre. Der weitere<br />

Gr<strong>und</strong> ist darin zu sehen, daß mit steigen<strong>de</strong>m wirtschaftlichen<br />

Erfolg bei in <strong>de</strong>r Höhe konstanten<br />

„Planauflagen" ein zunehmend größerer Gewinn im<br />

Bereich verbleiben konnte.<br />

Son<strong>de</strong>rabführungen<br />

Außer <strong>de</strong>n planmäßigen Gewinnabführungen nahm<br />

<strong>de</strong>r Bereich seit 1978 Son<strong>de</strong>rabführungen an das Mi-<br />

nisterium <strong>de</strong>r Finanzen zugunsten <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz<br />

in Höhe von 9,4 Mrd. Valuta-Mark vor. Gr<strong>und</strong>lage<br />

dieser Son<strong>de</strong>rabführungen bil<strong>de</strong>te ebenfalls <strong>de</strong>r jeweilige<br />

Fünfjahrplan über Devisenaufkommen <strong>und</strong><br />

-verwendung <strong>de</strong>s Bereichs. Der unmittelbare Anlaß<br />

für die Zahlungsverpflichtung war die von Dr. Günter<br />

Mittag <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung im<br />

Jahre 1976 erteilte generelle Befugnis, Warenbestän<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r sog. materiellen Staatsreserve zu monetarisieren<br />

<strong>und</strong> die daraus resultieren<strong>de</strong>n Erlöse zu vereinnahmen.<br />

Als weiterer Gr<strong>und</strong> trat in <strong>de</strong>n 80er Jahren<br />

das Verschuldungsproblem <strong>de</strong>r DDR hinzu, das sich<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Kreditboykott-Maßnahmen<br />

westlicher Staaten verschärfte (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 81,<br />

S. 608).<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ordnete Dr. Günter Mittag zu<br />

Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre an, nicht mehr alle außerplanmäßigen<br />

Einnahmen <strong>de</strong>r „operativen Staats<strong>de</strong>visenreserve"<br />

in die Zahlungsbilanz einzustellen. Dazu gehörten<br />

neben <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rabführungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung vor allem die Transferleistungen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland einschließlich<br />

Berlin (West) an die DDR: Transitpauschale,<br />

Post- <strong>und</strong> Bahnpauschale, Min<strong>de</strong>stumtausch<br />

etc.<br />

Die Transferleistungen han<strong>de</strong>lte zwar Dr. Schalck-<br />

Golodkowski im Auftrag <strong>de</strong>r DDR-Regierung mit <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung aus, sie stellten jedoch außerplanmäßige<br />

Einnahmen <strong>de</strong>r DDR dar, die auch <strong>de</strong>n Konten<br />

<strong>de</strong>r „operativen Staats<strong>de</strong>visenreserve" zuflossen. Der<br />

Gesamtbetrag <strong>de</strong>r Transferleistungen betrug ca. 14<br />

Mrd. Valuta-Mark, während Dr. Schalck-Golodkowski<br />

von „gesicherten" 23 Mrd. Valuta-Mark sprach.<br />

Die Differenz erklärt sich dadurch, daß in <strong>de</strong>m von<br />

ihm genannten Betrag neun Mrd. Valuta-Mark an<br />

Transitgebühren enthalten waren, die erst im Laufe<br />

<strong>de</strong>r 90er Jahre gezahlt wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

Ab 1986 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einschuß aus Son<strong>de</strong>rabführungen<br />

<strong>und</strong> Transferleistungen in die Zahlungsbilanz<br />

auf Weisung von Dr. Günter Mittag auf zwei Mrd.<br />

Valuta-Mark jährlich begrenzt. Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

<strong>de</strong>m auf Weisung von Dr. Günter Mittag die<br />

Funktion <strong>de</strong>s Koordinators auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r<br />

Bank- <strong>und</strong> Kreditpolitik im Jahre 1982 übertragen<br />

wur<strong>de</strong>, <strong>und</strong> Dr. Herta König setzten die <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz<br />

vorenthaltenen Finanzmittel in zwei unterschiedlichen<br />

Formen zur Sicherung <strong>de</strong>r Liquidität<br />

<strong>de</strong>r DDR ein. Zum einen wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG bis 1989 zinslose Kredite in Höhe<br />

von insgesamt 6,6 Mrd. Valuta-Mark gewährt,<br />

ohne dies in <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz sichtbar zu machen.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren wur<strong>de</strong> auf einem geheimen<br />

Konto eine Liquiditätsreserve gebil<strong>de</strong>t, die En<strong>de</strong><br />

1989 2,1 Mrd. Valuta-Mark betrug. Bei<strong>de</strong> Maßnahmen,<br />

von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission,<br />

Gerhard Schürer, <strong>und</strong> die Arbeitsgruppe<br />

Zahlungsbilanz keine Kenntnis hatten, dienten <strong>de</strong>m<br />

Zweck, durch Anlage dieser Finanzmittel bei westlichen<br />

Banken durch die DABA die Kreditwürdigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR vorzutäuschen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r Mark <strong>de</strong>r DDR als Binnenwäh<br />

rung ergaben sich aus <strong>de</strong>n Devisenabführungen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung an das Ministe-


ium <strong>de</strong>r Finanzen Markströme in die umgekehrte<br />

Richtung. Für je<strong>de</strong> abgeführte Valuta-Mark erhielt<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung vom Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen eine Mark <strong>de</strong>r DDR zuzüglich<br />

<strong>de</strong>s „Richtungskoeffizienten", zuletzt in Höhe von<br />

4,40 Mark <strong>de</strong>r DDR, als Kompensation <strong>de</strong>s inländischen<br />

Erwirtschaftungsaufwands.<br />

Infolge <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Kontrolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung durch staatliche Organe <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r autonomen Bestimmung <strong>de</strong>r Devisenabführungen<br />

an die „operative Staats<strong>de</strong>visenreserve" durch<br />

Dr. Schalck-Golodkowski im Einvernehmen mit Dr.<br />

Günter Mittag verblieb im Laufe <strong>de</strong>r Zeit ein erheblicher<br />

Teil <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben <strong>und</strong><br />

Valutaplanträgern erwirtschafteten Gewinne als Guthaben<br />

auf <strong>de</strong>n Konten 0559 bei <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong> 1310,<br />

5009 <strong>und</strong> 5017 bei <strong>de</strong>r DABA, <strong>de</strong>r überwiegend zur<br />

Verwendung durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zur Verfügung stand.<br />

4. Ausgaben für konsumtive <strong>und</strong> investive<br />

Zwecke<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung führte unter<br />

teilweiser Verwendung nicht an <strong>de</strong>n Staatshaushalt<br />

abgeführter Devisen Konsum- <strong>und</strong> Investitionsgüterimporte<br />

für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR durch. Nach<br />

<strong>de</strong>m Kriterium <strong>de</strong>r Finanzierung wur<strong>de</strong>n vier Importarten<br />

unterschie<strong>de</strong>n: Planimporte, Auftragsgeschäfte,<br />

Valutaanrechtsgeschäfte <strong>und</strong> Industrievereinbarungen.<br />

Dabei entfielen auf die drei erstgenannten Importarten<br />

ca. 20 % <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Bereich abgewickelten<br />

Einfuhren, während die Industrievereinbarungen<br />

mit einem Anteil von ca. 80 % am Importvolumen die<br />

be<strong>de</strong>utendste Kategorie darstellten.<br />

Konsumgüterimporte<br />

Von Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung realisierte Konsumgüterimporte<br />

dienten <strong>de</strong>r Vermeidung von Engpässen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung. Sie erfolgten<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsplans als Planimporte<br />

<strong>und</strong> im Rahmen von Auftragsgeschäften.<br />

Eine Son<strong>de</strong>rform stellte in diesem Zusammenhang<br />

die sog. Gestattungsproduktion dar.<br />

Bei <strong>de</strong>n Planimporten han<strong>de</strong>lte es sich um Importgeschäfte,<br />

die im Fünfjahrplan <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

(Volkswirtschaftsplan) o<strong>de</strong>r in einem vom Ministerrat<br />

beschlossenen Zusatzplan vorgesehen waren <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren<br />

Finanzierung aus <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r DDR gewährleistet<br />

wur<strong>de</strong>. Die entsprechen<strong>de</strong>n Zahlungsmittel<br />

stellten die Staatliche Plankommission, das Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

geschäftsbezogen auf <strong>de</strong>m Konto 0559 <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs bereit. Typische Importe<br />

dieser Art, die nur ausnahmsweise aufgr<strong>und</strong> beson<strong>de</strong>rer<br />

Fachkenntnisse bzw. Geschäftsverbindungen<br />

von <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung abgewickelt wur<strong>de</strong>n,<br />

waren Kaffee- <strong>und</strong> Getrei<strong>de</strong>importe sowie Einfuhren<br />

von Energieträgern wie 01, Kohle <strong>und</strong> Elektroenergie.<br />

Letztere dienten <strong>de</strong>r Engpaßüberbrückung <strong>und</strong><br />

hatten Versorgungscharakter.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Im Gegensatz zu Planimporten han<strong>de</strong>lte es sich bei<br />

<strong>de</strong>n Auftragsgeschäften um vollständig vom Bereich<br />

finanzierte Importe, die aufgr<strong>und</strong> eines Auftrags <strong>de</strong>s<br />

Bereichs von seinen Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben abgewickelt<br />

wur<strong>de</strong>n. Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r im Rahmen dieses<br />

Typs realisierten Konsumgüterimporte bil<strong>de</strong>ten Verfügungen<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats <strong>und</strong> Weisungen von E rich<br />

Honecker <strong>und</strong> Dr. Günter Mittag. Dazu gehörten die<br />

anläßlich von Festtagen aus <strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rkontos<br />

0628 auf Weisung von Erich Honecker o<strong>de</strong>r Dr.<br />

Günter Mittag finanzierten sog. Festtagsimporte <strong>und</strong><br />

sonstige Versorgungseinfuhren. Letztere erfolgten<br />

aufgr<strong>und</strong> von Verfügungen <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

<strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II gebil<strong>de</strong>ten Rücklagen bezahlt. Das waren beispielsweise<br />

<strong>de</strong>r „operative Reservefonds zur Finanzierung<br />

außeror<strong>de</strong>ntlicher Versorgungsschwerpunkte" in Höhe<br />

von 74 Mio. Valuta-Mark <strong>und</strong> <strong>de</strong>r „100 Mio.-Fonds<br />

zur Sicherung spezieller Aufgaben" . Die Produktpalette<br />

dieser Importe umfaßte u. a. Südfrüchte, Gemüse,<br />

Kakaoerzeugnisse, Schuhe <strong>und</strong> Textilien sowie<br />

Medikamente. (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 50, S. 436 <strong>und</strong> Dokument-Nr.<br />

81, S. 608)<br />

Eine Son<strong>de</strong>rform <strong>de</strong>r Importe zu einer besseren Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung mit höhenwertigen Konsumgütern<br />

stellte die sog. Gestattungsproduktion dar,<br />

bei <strong>de</strong>r es sich um Güterherstellung durch Planbetriebe<br />

<strong>de</strong>r DDR auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r von westlichen Unternehmen<br />

erworbenen Lizenzen han<strong>de</strong>lte. Die zur Konsumgüterherstellung<br />

benötigten Lizenzen, Maschinen<br />

<strong>und</strong> Rohstoffe finanzierte <strong>de</strong>r Bereich in <strong>de</strong>r Regel<br />

vor. Die Refinanzierung erfolgte durch Bereitstellung<br />

von aus dieser Produktion stammen<strong>de</strong>n hochwertigen<br />

Konsumgütern, die <strong>de</strong>r Bereich in <strong>de</strong>n Intershops o<strong>de</strong>r<br />

im Westen gegen Devisen absetzte.<br />

Abweichend von dieser Geschäftskonstruktion gab es<br />

auch Kooperationsformen, bei <strong>de</strong>nen lediglich die<br />

Produktionslizenz vom Bereich erworben wur<strong>de</strong>,<br />

während <strong>de</strong>r westliche Lizenzgeber die Produktionsmittel<br />

einschließlich Rohstoffe zur Verfügung stellte.<br />

In diesen Fällen bestand die Refinanzierungsverpflichtung<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Lizenzgeber in Warenlieferungen,<br />

zu <strong>de</strong>ren Abnahme er sich vertraglich verpflichten<br />

mußte.<br />

Zu Konsumerzeugnissen im Rahmen <strong>de</strong>r Gestattungsproduktion<br />

gehörten beispielsweise Trinkfix,<br />

Pepsi-Cola, Fischkonserven, Zigaretten <strong>und</strong> Salaman<strong>de</strong>r-Schuhe.<br />

Die Konsumgüter aus <strong>de</strong>r Gestattungsproduktion<br />

wur<strong>de</strong>n allerdings nur dann <strong>de</strong>m<br />

DDR-Binnenmarkt zur Verfügung gestellt, wenn sie<br />

nicht gleichzeitig zum Angebot <strong>de</strong>s Intershop-Han<strong>de</strong>ls<br />

gehörten. Den Hintergr<strong>und</strong> bil<strong>de</strong>te die Abschöpfung<br />

von Devisen von DDR-Bürgern <strong>und</strong> -touristen<br />

aus westlichen Staaten.<br />

Die Gestattungsproduktion, die in erster Linie ein<br />

Mittel zur Devisenerwirtschaftung <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung war (<strong>de</strong>r forum HGmbH),<br />

spielte hinsichtlich <strong>de</strong>r Konsumgüterversorgung <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung nur in <strong>de</strong>n 70er Jahren eine Rolle <strong>und</strong><br />

wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n 80er Jahren zunehmend als Instrument<br />

zum Technologie-Import im Form von Industriekooperationen<br />

(z.B. mit Blaupunkt) genutzt.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Größenordnung <strong>de</strong>r vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung finanzierten konsumtiven<br />

Importe fan<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorgelegenen Unterlagen nur sporadische<br />

Angaben. Ausweislich einer Aufstellung betrugen die<br />

insgesamt aus Mitteln <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rkontos 0628 (sog.<br />

Honecker-Konto) bezahlten Impo rte ca. 600 Mio. Valuta-Mark,<br />

was gera<strong>de</strong> ungefähr einem Fünftel <strong>de</strong>r<br />

insgesamt im Rahmen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs auf diesem<br />

Konto vereinnahmten Devisen entsprach. Entsprechen<strong>de</strong><br />

Aufstellungen über aus Mitteln <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung II finanzierte Impo rte o<strong>de</strong>r Gestattungsvorhaben<br />

enthielten die Unterlagen nicht. Auch<br />

aus <strong>de</strong>n dazu vorhan<strong>de</strong>nen Angaben aus <strong>de</strong>n Rechenschaftsberichten<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski an Dr.<br />

Günter Mittag war nur ausnahmsweise ersichtlich, ob<br />

die Konsumgüterimporte aus Mitteln <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bereichs finanziert wur<strong>de</strong>n (Dokument-<br />

Nr. 650).<br />

Das Fehlen präziser Angaben <strong>und</strong> Aufstellungen<br />

dürfte ein Indiz dafür sein, daß die Konsumgüterversorgung<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung primär die Aufgabe <strong>de</strong>s<br />

Planbereichs war <strong>und</strong> als Aktivität <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung eher eine Ran<strong>de</strong>rscheinung<br />

darstellte, zumal <strong>de</strong>r Bereich seit <strong>de</strong>r Unterstellung<br />

unter Dr. Günter Mittag im Jahre 1976 <strong>de</strong>n Schwerpunkt<br />

seiner Tätigkeit auf für ihn lukrative Industriegüterimporte<br />

legte. Nach Einschätzung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hat <strong>de</strong>r Bereich zur Konsumgüterversorgung<br />

(einschließlich Festtagsimporte) ca. eine<br />

Mrd. Valuta-Mark aus eigenen Mitteln beigesteuert.<br />

InvestiveVerwendung/Investionsgüterimporte<br />

Hinter Industriegüterimporten verbargen sich die von<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung durchgeführten Impo rte von Ersatzteilen<br />

sowie Anlagen, Maschinen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren hochwertigen<br />

Rationalisierungsmitteln (Technologie-Importe)<br />

für die DDR-Wirtschaft. Diese wur<strong>de</strong>n vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung aus <strong>de</strong>n angehäuften<br />

Devisen bzw. aus zusätzlich aufgenommenen Krediten<br />

vor- <strong>und</strong> zwischenfinanziert <strong>und</strong> mußten von<br />

<strong>de</strong>n Bedarfsträgern <strong>de</strong>s Planbereichs in Höhe <strong>de</strong>s Importwerts,<br />

<strong>de</strong>r Finanzierungskosten <strong>und</strong> eines beträchtlichen<br />

Gewinnzuschlags von min<strong>de</strong>stens 15%<br />

<strong>de</strong>s Importwerts durch außerplanmäßige Bereitstellung<br />

von exportfähigen Gütern für <strong>de</strong>n Bereich refinanziert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Konsumgüter-Impo rten, die für<br />

<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Eigenerwirtschaftung von<br />

Devisen agieren<strong>de</strong>n Bereich mit einem endgültigen<br />

Kapitalabfluß verb<strong>und</strong>en waren, stellten die Ausgaben<br />

für Investitionsgüter-Importe Investitionen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs in die DDR-Industrie dar, aus <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung unter Ausnutzung<br />

seiner Monopolstellung durch Abschöpfung <strong>de</strong>r nicht<br />

nur außerplanmäßigen, son<strong>de</strong>rn bisweilen auch <strong>de</strong>r<br />

planmäßigen Produktionsleistung <strong>de</strong>r Planbetriebe<br />

<strong>und</strong> Kombinate erhebliche Deviseneinnahmen (Investitionsrendite)<br />

realisierte. Insoweit bestand <strong>de</strong>r primäre<br />

Zweck <strong>de</strong>r Investitionsgüterimporte für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>r maximalen<br />

Devisenerwirtschaftung.<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Investitionsgüter-Impo rte bil<strong>de</strong>ten<br />

die ständigen Zahlungsbilanz<strong>de</strong>fizite, die aus <strong>de</strong>r Exportschwäche<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m steigen<strong>de</strong>n Importbedarf <strong>de</strong>r<br />

DDR resultierten. Sie waren auch die Ursache dafür,<br />

daß die von <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission erstellten<br />

Volkswirtschaftspläne <strong>de</strong>n Devisenbedarf für Ersatz<strong>und</strong><br />

Erweiterungsinvestionen <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft nur<br />

in unzureichen<strong>de</strong>m Maße berücksichtigten. Gera<strong>de</strong><br />

diese Mängel eröffneten <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung die Chance, durch Importe mo<strong>de</strong>rner<br />

Industrieanlagen relativ risikolos Devisen zu erwirtschaften,<br />

während sie an<strong>de</strong>rerseits die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR zwangen, ihre Konkurrenzfähigkeit<br />

durch Verkürzung <strong>de</strong>s technologischen Vorsprungs<br />

<strong>de</strong>s Westens mittels solcher Importe zu erhöhen, um<br />

dadurch nachhaltig höhere Deviseneinahmen zu erzielen<br />

<strong>und</strong> Importausgaben zu reduzieren. Unter<br />

volkswirtschaftlichen Aspekten bestand <strong>de</strong>r Zweck<br />

<strong>de</strong>r Technologie-Importe darin, die DDR-Wirtschaft<br />

zu mo<strong>de</strong>rnisieren. Dadurch erhoffte sich die politische<br />

Führung eine Erhöhung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR-Industrie, mit <strong>de</strong>r eine nachhaltige Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Exportfähigkeit, Erhöhung <strong>de</strong>r Produktqualität,<br />

Reduzierung <strong>de</strong>r Importe, Beschleunigung <strong>de</strong>s<br />

Produktionswachstums <strong>und</strong> Senkung <strong>de</strong>s Produktionsverbrauchs<br />

einhergehen sollten (Dokument-Nr.<br />

708).<br />

Das Prinzip <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>r Industriegüter-Importe<br />

zeigt folgen<strong>de</strong>s Beispiel:<br />

Ein nicht konkurrenzfähiger Planbetrieb aus <strong>de</strong>m Bereich<br />

<strong>de</strong>r Möbelindustrie konnte seine Exportpläne<br />

nicht erfüllen. Zur Herstellung von im Westen konkurrenzfähigen<br />

Möbeln benötigte er einen neuen Maschinenpark,<br />

für <strong>de</strong>ssen Anschaffung keine Mittel im<br />

Staatsplan vorgesehen waren. Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung stellte die erfor<strong>de</strong>rlichen Mittel<br />

z. B. in Höhe von 100 Mio. DM bereit <strong>und</strong> beauftragte<br />

einen seiner Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe mit <strong>de</strong>r Durchführung<br />

<strong>de</strong>s Imports <strong>de</strong>r Maschinen aus <strong>de</strong>m Westen.<br />

Der westliche Exporteur mußte sich verpflichten, Waren<br />

aus <strong>de</strong>r DDR min<strong>de</strong>stens im Gegenwert abzunehmen<br />

(Gegengeschäftsverpflichtung). Mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />

neuen Maschinen sollte <strong>de</strong>r Planbetrieb höhere Produktionsleistungen<br />

erbringen <strong>und</strong> daraus durch Westexporte<br />

höhere Devisenerlöse erzielen. Die vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zur Beschaffung<br />

<strong>de</strong>s Maschinenparks eingesetzten Finanzmittel in Höhe<br />

von 100 Mio. DM hatte er mit einem Aufschlag von<br />

in <strong>de</strong>r Regel 15 %, in Einzelfällen bis zu 30 %, zurückzuzahlen.<br />

Zusätzlich verdiente <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung an Provisionen, die sowohl beim<br />

Import <strong>de</strong>s Maschinenparks als auch beim Export von<br />

DDR-Produkten von <strong>de</strong>n westlichen Ex- bzw. Importeuren<br />

an die zwischengeschalteten Vertretergesellschaften<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zu zahlen waren. Die Höhe <strong>de</strong>r im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Zwangsvertretung gefor<strong>de</strong>rten Provisionen belief sich<br />

auf bis zu 8 % <strong>de</strong>s Warenwerts.<br />

Das Beispiel macht <strong>de</strong>utlich, daß die vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung realisierten Investitionsgüterimporte<br />

erhebliche Kosten verursachten, die zu<br />

Lasten <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR gingen. Dazu<br />

zählten neben <strong>de</strong>m Gewinnzuschlag auch die<br />

Zwangsprovisionen, die Bestandteil <strong>de</strong>r Preiskalkula-


tion westlicher Ex- <strong>und</strong> Importeure gewesen sein<br />

dürften, so daß sie letztlich eine A rt Ex- <strong>und</strong> Importabgabe<br />

<strong>de</strong>r Planbetriebe zugunsten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung darstellten. Das Beispiel<br />

zeigt auch, daß die veraltete DDR-Industrie <strong>und</strong> die<br />

Zahlungsbilanzkrise die Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Investitionsgüterimporte<br />

bil<strong>de</strong>ten, die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung erhebliche Deviseneinahmen bescherten.<br />

Das Monopol zur Durchführung <strong>und</strong> Vor- bzw. Finanzierung<br />

von Investitionsgüterimporten durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung regelten eine Viel .<br />

zahl von Verfügungen <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>und</strong> Beschlüssen<br />

<strong>de</strong>s Politbüros. Die wesentlichen davon waren:<br />

Die Ministerratsverfügung Nr. 166/72 vom 23. November<br />

1972, die es <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gestattete, Investitionsgüterimporte aufgr<strong>und</strong><br />

privatrechtlicher Verträge mit <strong>de</strong>r DDR-Indu-<br />

strie durchzuführen, die Ministerratsverfügung Nr.<br />

15/1975 vom 23. August 1975, die Dr. Schalck-Golodkowski<br />

nicht nur die Leitung, Koordinierung <strong>und</strong><br />

Kontrolle hinsichtlich <strong>de</strong>r Realisierung von Investitionsvorhaben<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage von zentralen Beschlüssen<br />

<strong>de</strong>r politischen Führung übertrug, son<strong>de</strong>rn<br />

auch die Aufgabe, die entsprechen<strong>de</strong>n Entscheidungen<br />

über die Auswahl <strong>de</strong>r zu realisieren<strong>de</strong>n Projekte<br />

vorzubereiten, sowie <strong>de</strong>r Politbürobeschluß vom 26.<br />

August 1986 über die Durchführung von Leistungsimporten<br />

einschließlich <strong>de</strong>s illegalen Mikrotechnologietransfers<br />

aus westlichen Industriestaaten zur Steigerung<br />

<strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR-Industrie mit<br />

<strong>de</strong>m Ziel, die drohen<strong>de</strong> Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>r DDR<br />

abzuwen<strong>de</strong>n (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 36, S. 369 <strong>und</strong> Dokument-Nr.<br />

67, S. 502).<br />

Die Industriegüterimporte erfolgten im Rahmen von<br />

Valutaanrechtsgeschäften <strong>und</strong> Industrievereinbarungen.<br />

Valutaanrechtsgesch äfte<br />

Die Gr<strong>und</strong>i<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Valutaanrechtsgeschäfts beruhte<br />

auf <strong>de</strong>r Verbindung von Impo rten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung für Kombinate <strong>und</strong> volkseigene<br />

Betriebe, sowie teilweise auch für staatliche Einrichtungen<br />

mit außerplanmäßigen Expo rten, die separat<br />

<strong>und</strong> vorgeschaltet über <strong>de</strong>n Bereich o<strong>de</strong>r einen<br />

seiner Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe erfolgen mußten. Die<br />

für <strong>de</strong>n Export benötigten Güter kaufte <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung von <strong>de</strong>n o.g. Bedarfsträgern<br />

auf vertraglicher Gr<strong>und</strong>lage an. Als Anreiz für<br />

die Bedarfsträger, exportfähige Güter aus über- o<strong>de</strong>r<br />

außerplanmäßiger Produktion <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zur Verfügung zu stellen, wur<strong>de</strong><br />

ihnen als Teil <strong>de</strong>r Gegenleistung im Ankaufsvertrag<br />

<strong>de</strong>r Exportgüter neben <strong>de</strong>r inlandseitigen Bezahlung<br />

auch ein Anrecht auf Devisen eingeräumt. Dieses Valutaanrecht<br />

wur<strong>de</strong> als prozentualer Anteil am Exporterlös<br />

vereinbart, wobei <strong>de</strong>r Bereich regelmäßig <strong>de</strong>n<br />

größten Anteil an <strong>de</strong>n Exporterlösen erhielt, in Einzelfällen<br />

sogar 30 %.<br />

Da die Bedarfsträger zum Besitz von Devisen nicht berechtigt<br />

waren <strong>und</strong> sich auch ihre Importwünsche in<br />

Höhe <strong>de</strong>s Devisenanrechts in <strong>de</strong>r Regel nicht sofort<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

realisieren ließen bzw. die Bedarfsträger Devisenanrechte<br />

teilweise sogar über Jahre ansammelten o<strong>de</strong>r<br />

ansparten, konnte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die vorübergehend nicht genutzten Devisen<br />

für Geld- <strong>und</strong> Kreditgeschäfte verwen<strong>de</strong>n.<br />

Das Instrument <strong>de</strong>s Valutaanrechts nutzten die Planbetriebe<br />

<strong>und</strong> Ministerien zum Erwerb beson<strong>de</strong>rs begehrter<br />

kleinerer Investitionsgüter wie Ersatzteile,<br />

Kopierer, Personalcomputer etc. o<strong>de</strong>r zur Veräußerung<br />

exportfähiger Erzeugnisse aus planmäßiger Produktion<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

unter Anrechnung auf <strong>de</strong>n Exportplan (Inlandsexporte<br />

bzw. Exportabkäufe aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Bereichs).<br />

Das Instrument <strong>de</strong>s Valutaanrechts, das wegen <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Genehmigung <strong>de</strong>r zuständigen Ministerien<br />

bzw. <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission nur im Umfang<br />

bis 0,5 Mio. Valuta-Mark einsetzbar war, ermöglichte<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung, beträchtliche<br />

Devisengewinne zu erzielen, die in einem<br />

krassen Mißverhältnis zu <strong>de</strong>r von ihm für die Bedarfsträger<br />

erbrachten Dienstleistung stan<strong>de</strong>n.<br />

Industrievereinbarungen<br />

Der überwiegen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>r Industriegüterimporte, vor<br />

allem Technologie-Importe, erfolgte im Rahmen von<br />

Industrievereinbarungen, die seit Anfang <strong>de</strong>r 70er<br />

Jahre gemäß Ministerratsverfügung Nr. 166/72 vom<br />

23. November 1972 zur Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung gehörten. Die Industrievereinbarungen<br />

basierten auf <strong>de</strong>r Verknüpfung von<br />

außerplanmäßigen Im- <strong>und</strong> Expo rten, die in einem<br />

Vertrag geregelt <strong>und</strong> gemeinsam genehmigt wur<strong>de</strong>n.<br />

Darin verpflichtete sich <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zur Vorfinanzierung von Importen, während<br />

<strong>de</strong>r Bedarfsträger die Verpflichtung übernahm,<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung Güter zum<br />

außerplanmäßigen Export in Höhe <strong>de</strong>s Importwerts zuzüglich<br />

eines erheblichen Gewinnzuschlags zur Verfügung<br />

zu stellen. Der Gewinnzuschlag, <strong>de</strong>ssen Bemessungsgr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>de</strong>r Importwert war, setzte sich<br />

aus <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsspanne <strong>und</strong> <strong>de</strong>n „Finanzierungskosten<br />

zur Sicherung <strong>de</strong>r Währungsgleichheit" von jeweils<br />

15% sowie aus <strong>de</strong>n Warennebenkosten, einschließlich<br />

Transportkosten <strong>und</strong> Vertreterprovision<br />

von 12%, zusammen. Erfolgte die Importfinanzierung<br />

nicht aus <strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

hier <strong>de</strong>r Hauptabteilung II, son<strong>de</strong>rn durch<br />

Kredite, mußte <strong>de</strong>r Bedarfsträger auch die Kreditkosten<br />

tragen. In Abhängigkeit vom Importvolumen wur<strong>de</strong>n<br />

in die recht komplexen Verträge bis zu acht Vertragspartner<br />

eingeb<strong>und</strong>en. Das waren neben <strong>de</strong>n Bedarfsträgern<br />

wie Kombinaten <strong>und</strong> volkseigenen Betrieben<br />

<strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

selbst <strong>und</strong> seinem mit <strong>de</strong>m Import beauftragten<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb, bei <strong>de</strong>m es sich zu 90 % um<br />

die Intrac HGmbH <strong>und</strong> BIEG mbH sowie zu etwa 10 %<br />

um forum HGmbH, Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

<strong>und</strong> IMES GmbH han<strong>de</strong>lte, <strong>und</strong> <strong>de</strong>n jeweils zuständigen<br />

Industrieministerien auch die Staatliche Plankommission<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 36, S. 369) .<br />

Bei Großprojekten wur<strong>de</strong>n Rahmenvereinbarungen<br />

unter zusätzlicher Beteiligung <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Finanzen, <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG (DABA) geschlossen.<br />

Bei Importen im Rahmen von Industrievereinbarungen<br />

wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Finanzierung folgen<strong>de</strong> Typen unterschie<strong>de</strong>n:<br />

- Technologie-Importe im Rahmen einfacher (auf Risiko<br />

<strong>de</strong>s Bereichs) <strong>und</strong> erweiterter (auf Risiko <strong>de</strong>r<br />

Staatlichen Plankommission) Industrievereinbarungen,<br />

letztere zusätzlich mit Genehmigung <strong>de</strong>r<br />

Staatlichen Plankommission;<br />

- Leistungs-Importe einschließlich <strong>de</strong>s illegalen Mikrotechnologietransfers<br />

aus westlichen Industriestaaten;<br />

- Son<strong>de</strong>rfälle: Import von Airbussen, Import von Interhotels.<br />

Technologie-Importe auf Risiko <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bzw. <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission<br />

Die einfachen <strong>und</strong> erweiterten Industrievereinbarungen,<br />

<strong>de</strong>ren Finanzierungsrisiko <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung bzw. die Staatliche Plankommission<br />

<strong>und</strong> damit die Zahlungsbilanz trugen, hatten die<br />

Importe von Maschinen, Ausrüstungen <strong>und</strong> Anlagen<br />

zum Inhalt. Sie bil<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>n ältesten Typ <strong>de</strong>r Industrievereinbarungen<br />

<strong>und</strong> waren durch eine kurzfristige<br />

Abwicklung gekennzeichnet. Die Zwischenfinanzierung<br />

<strong>de</strong>r Impo rte erfolgte in <strong>de</strong>r Regel aus <strong>de</strong>n Devisenguthaben<br />

<strong>de</strong>r Betriebsmittel-Umlaufkonten <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung II, d. h. <strong>de</strong>n Konten 0559 bei <strong>de</strong>r DHB<br />

<strong>und</strong> 1310 bei <strong>de</strong>r DABA, <strong>und</strong> die Refinanzierungsverpflichtung<br />

<strong>de</strong>r Bedarfsträger bzw. <strong>de</strong>r zuständigen<br />

Ministerien wur<strong>de</strong> innerhalb eines Jahres erfüllt. Nur<br />

ausnahmsweise erfolgte die Zwischenfinanzierung<br />

bei erweiterten Industrievereinbarungen aus <strong>de</strong>n<br />

vom Bereich Kommerzielle Koordinierung o<strong>de</strong>r seinen<br />

Unternehmen aufgenommenen kurz- bis mittelfristigen<br />

Krediten. Der Refinanzierungszeitraum verlängerte<br />

sich in diesem Fall entsprechend. Anhand<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

ließ sich <strong>de</strong>r Gesamtumfang <strong>de</strong>r Importe dieses<br />

Typs <strong>und</strong> <strong>de</strong>r dabei vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

erzielten Gewinne für die Zeit seines Bestehen<br />

nicht quantifizieren.<br />

Nach einer Aufstellung, die <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r zum 30.<br />

September 1989 gemel<strong>de</strong>ten <strong>und</strong> noch nicht vollständig<br />

abgewickelten Industrievereinbarungen auswies,<br />

betrug das Importvolumen bei <strong>de</strong>n einfachen Industrievereinbarungen<br />

1,8 Mrd. Valuta-Mark <strong>und</strong> bei<br />

<strong>de</strong>n erweiterten 2,7 Mrd. Valuta-Mark. Die im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Refinanzierung dieser Impo rte realisierten<br />

Exporterlöse hatten einen Gesamtumfang von 1,9<br />

Mrd. Valuta-Mark bzw. 2,6 Mrd. Valuta-Mark. Die<br />

Größenordnung <strong>de</strong>r vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bei <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen dieses<br />

Typs erwirtschafteten Bruttogewinne dokumentiert<br />

die Relation <strong>de</strong>r vereinbarten Gesamtvolumina von<br />

Import zu Export. Vorgesehen waren Güterimporte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung für die Bedarfsträger<br />

in Höhe von 5,4 Mrd. Valuta-Mark, <strong>de</strong>nen<br />

ein Refinanzierungsaufwand <strong>de</strong>r Bedarfsträger in<br />

Form von außerplanmäßigen Zusatzexporten zugunsten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in Höhe<br />

von 9,7 Mrd. Valuta-Mark gegenüberstand. Die<br />

Differenz von 4,3 Mrd. Valuta-Mark spiegelt die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r Industriegüterimporte im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

einfachen <strong>und</strong> erweiterten Industrievereinbarungen<br />

als Gewinnquelle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wi<strong>de</strong>r, <strong>und</strong> zwar selbst in <strong>de</strong>m Fall, daß die<br />

Importe durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

über Kredite finanziert wur<strong>de</strong>n.<br />

Leistungsimporte<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Leistungsimporte im Rahmen von Industrievereinbarungen<br />

war <strong>de</strong>r Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED vom 26. August 1986. Von <strong>de</strong>n Leistungsimporten<br />

gab es im wesentlichen zwei Arten:<br />

- Technologie-Importe, Importe von Maschinen, Ausrüstungen<br />

<strong>und</strong> Anlagen zur Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>und</strong><br />

Leistungssteigerung <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft, die folgen<strong>de</strong><br />

Komplexe umfaßten:<br />

Importe zur Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r metallverarbeiten<strong>de</strong>n<br />

Industrie, Chemie, Leichtindustrie <strong>und</strong> bezirksgeleiteten<br />

Industrie;<br />

Importe zur tieferen Erdölverarbeitung im Petrochemischen<br />

Kombinat (PCK)Schwedt;<br />

Importe zur vorfristigen Fertigstellung von planmäßigen<br />

Investitionsvorhaben;<br />

Rationalisierungsmittelimporte zur Gewährleistung<br />

von Leistungswachstum<br />

- Mikrotechnologie-Importe:<br />

Importe von CAD/CAM-Technik, Bauelementen,<br />

Pheripherie <strong>und</strong> Software sowie technologische<br />

Spezialausrüstungen im Rahmen von Programmen<br />

zum Aufbau <strong>de</strong>r mikroelektronischen Indust rie in<br />

<strong>de</strong>r DDR.<br />

Technologie-Importe<br />

Die Leistungsimporte ohne Mikroelektronik hatte <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung entsprechend<br />

<strong>de</strong>r Festlegung im o. g. Politbürobeschluß durch langfristige<br />

projektgeb<strong>und</strong>ene Waren- <strong>und</strong> Devisenkredite<br />

vor- <strong>und</strong> zwischenzufinanzieren, die von ihm<br />

o<strong>de</strong>r seinen Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben Intrac HGmbH,<br />

BIEG mbH <strong>und</strong> forum HGmbH unter Mitwirkung <strong>de</strong>r<br />

DABA auf internationalen Finanzmärkten aufzunehmen<br />

waren. Die daraus entstehen<strong>de</strong>n Verbindlichkeiten,<br />

Tilgungs- <strong>und</strong> Zinszahlungen sowie die Gewinnspanne<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in<br />

Höhe von 15 % sollten nach Möglichkeit durch Zusatzexporte<br />

zum Plan aus <strong>de</strong>r erhofften Produktionserhöhung<br />

bis 1990 refinanziert wer<strong>de</strong>n, an<strong>de</strong>renfalls<br />

auf die Planzahlungsbilanz <strong>de</strong>r Jahre ab 1991 <strong>und</strong><br />

zum Teil ab 1996 übertragen <strong>und</strong> durch planmäßige<br />

Zusatzexporte aus <strong>de</strong>r Leistungssteigerung beglichen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Zur Abrechnung <strong>de</strong>r Leistungsimporte benutzte die<br />

Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

die Devisenkonten 5009 <strong>und</strong> 5017 bei <strong>de</strong>r<br />

DABA, die in Höhe <strong>de</strong>s Werts <strong>de</strong>r getätigten Importe<br />

belastet wur<strong>de</strong>n. Die wertmäßige Belastung stellte die


zukünftige For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

gegen die Zahlungsbilanz dar.<br />

Die Art <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r Leistungsimporte, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong> Ausweis <strong>de</strong>r Kreditverbindlichkeiten<br />

in <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz <strong>und</strong> das Auftreten<br />

<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe Intrac HGmbH, BIEG<br />

mbH <strong>und</strong> forum HGmbH als Kreditnehmer auf internationalen<br />

Finanzmärkten, erschwerte <strong>de</strong>n westlichen<br />

Banken die Zuordnung dieser Schul<strong>de</strong>n zur<br />

Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r DDR, so daß eine Einschränkung<br />

<strong>de</strong>s Kreditspielraums <strong>de</strong>r DDR seitens dieser Banken<br />

ausblieb. Daraus resultierte ein ver<strong>de</strong>ckter Anstieg<br />

<strong>de</strong>r Auslandsschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r die Zahlungsbilanzkrise<br />

auf längere Sicht noch verschärfte, zumal<br />

<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Leistungsimporten verfolgte Zweck <strong>de</strong>r<br />

nachhaltigen Verbesserung <strong>de</strong>r Exportfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR-Wirtschaft weitgehend nicht erreicht wur<strong>de</strong>.<br />

Der Gesamtumfang <strong>de</strong>r realisierten Leistungsimporte -<br />

ohne Mikroelektronik belief sich auf ca. 4,2 Mrd. Valuta-Mark,<br />

wovon 0,5 Mrd. Valuta-Mark durch Zusatzexporte<br />

bis En<strong>de</strong> 1989 „refinanziert" wer<strong>de</strong>n<br />

konnten.<br />

Mikrotechnologie-Importe<br />

Der XI. Parteitag <strong>de</strong>r SED faßte am 20. April 1986 <strong>de</strong>n<br />

Beschluß „zur beschleunigten Entwicklung <strong>und</strong> Einführung<br />

von Schlüsseltechnologien in <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR" . Dem Beschluß lag die Erkenntnis zugr<strong>und</strong>e,<br />

daß zur Sicherung <strong>de</strong>r Weltmarktfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

eigenen mikroelektronischen Indust rie ein Hochtechnologietransfer<br />

aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn erfor<strong>de</strong>rlich<br />

war. Im Zuge <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>s Parteitagbeschlusses<br />

wur<strong>de</strong>n mehrere Beschaffungsprogramme<br />

erstellt, die schwerpunktmäßig Importe von Computertechnik,<br />

Meßtechnik sowie Fertigungsanlagen für<br />

integrierte Schaltkreise <strong>und</strong> gedruckte Leiterplatten<br />

beinhalteten. Hierbei han<strong>de</strong>lte es sich teilweise auch<br />

um Güter, die wegen <strong>de</strong>ren militärischer Verwendbarkeit<br />

<strong>de</strong>n Embargo-Bestimmungen westlicher Staaten<br />

unterworfen waren. Zu <strong>de</strong>n Bedarfsträgern in <strong>de</strong>r DDR<br />

zählten neben <strong>de</strong>r Indust rie u.a. auch das Ministerium<br />

für Staatssicherheit (MfS) <strong>und</strong> die Nationale Volksarmee<br />

(NVA). Die entsprechen<strong>de</strong>n Finanzmittel wur<strong>de</strong>n<br />

bereits in <strong>de</strong>m Fünfjahrplan 1986 bis 1990 in Höhe von<br />

1,1709 Mrd. Valuta-Mark veranschlagt.<br />

Bereits im Zuge <strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>de</strong>s XI. Parteitags<br />

wur<strong>de</strong> am 29. Januar 1986 zwischen <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission, Gerhard Schürer,<br />

<strong>de</strong>m Minister für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik, Felix<br />

Meier, <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski eine Industrievereinbarung<br />

über die Finanzierung <strong>und</strong> Durchführung<br />

von Importen von „technologischen Spezialausrüstungen,<br />

elektronischen Bauelementen <strong>und</strong> Baugruppen<br />

sowie peripheren Geräten <strong>de</strong>r Rechentechnik,<br />

die überwiegend strengen Embargobestimmungen<br />

unterliegen", durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung geschlossen. Darin verpflichtete sich<br />

<strong>de</strong>r Bereich, zusätzlich zu <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz<br />

vorgesehenen Importfonds 1,05 Mrd. Valuta-Mark zur<br />

Verfügung zu stellen <strong>und</strong> die dabei entstehen<strong>de</strong> Zinslast<br />

von 350 bis 400 Mio. Valuta-Mark zu tragen. Zu<br />

diesem Zweck nahm <strong>de</strong>r Bereich bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank AG (DHB) einen Kredit in Höhe von<br />

1,105 Mrd. Valuta-Mark auf. Die Refinanzierung sollte<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

in Jahresraten von 210 Mio. Valuta-Mark durch Zusatzexporte<br />

erfolgen, die in die Planzahlungsbilanz<br />

1991 bis 1995 einzuordnen waren, wobei zumin<strong>de</strong>st<br />

eine Teilrefinanzierung durch Zusatzexporte im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Volkswirtschaftsplanes bis 1990 angestrebt<br />

wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 545).<br />

Die planmäßigen Finanzmittel in Höhe von 1,1709<br />

Mrd. Valuta-Mark <strong>und</strong> die vom Bereich bereitzustel-<br />

len<strong>de</strong>n Zahlungsmittel in Höhe von 1,05 Mrd. Valuta<br />

Mark, im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

„Fonds 1100" genannt, bil<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>n „Fonds Mikroelektronik".<br />

Die Gesamtverantwortung <strong>und</strong> Koordination <strong>de</strong>s<br />

Komplexes „Fonds Mikroelektronik" hatte <strong>de</strong>r Staatssekretär<br />

im Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik,<br />

Karl Nen<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r zugleich Regierungsbeauftragter<br />

war. Mit <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>r Mikrotechnologie-Importe<br />

wur<strong>de</strong> zu 75% <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung seit 1986 unterstellte Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik Expo rt-Import beauftragt,<br />

<strong>de</strong>ssen Leiter Gerhardt Ronneberger war. Zu 25% erfolgte<br />

die Abwicklung durch sog. spezielle Beschaffungsorgane<br />

(SBO), bei <strong>de</strong>nen es sich u.a. um die Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung <strong>de</strong>s<br />

MfS, Interport Industrievertretungen <strong>und</strong> Intertechna<br />

GmbH han<strong>de</strong>lte. Die Arbeit <strong>de</strong>r SBO koordinierte <strong>de</strong>r<br />

stellvertreten<strong>de</strong> Generaldirektor <strong>de</strong>s VEB Kombinat<br />

Mikroelektronik, Wolfram Zahn.<br />

Die Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

hatte im Rahmen <strong>de</strong>s Komplexes „Fonds<br />

Mikroelektronik" einen Jahresetat <strong>de</strong>r Importe zu erstellen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Einhaltung durch <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 zu überwachen sowie Finanzmittel in <strong>de</strong>n benötigten<br />

verschie<strong>de</strong>nen Währungen aus <strong>de</strong>m Konto<br />

0559 bei <strong>de</strong>r DHB bereitzustellen. (Vgl. 80. Sitzung,<br />

Protokoll S. 26) Die Bezahlung <strong>de</strong>r Mikrotechnologie<br />

Importe erfolgte nach <strong>de</strong>r Lieferung <strong>de</strong>r Waren in die<br />

DDR <strong>und</strong> war im übrigen davon abhängig, welche <strong>de</strong>r<br />

o.g. Beschaffungslinien eingeschaltet war:<br />

Im Falle <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 überwies die Leiterin<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung II, Meta Bleßing, nach Vorlage<br />

<strong>de</strong>r Rechnungen die Gel<strong>de</strong>r vom Konto 0559 bei <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG (DHB) auf Konten <strong>de</strong>s<br />

Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 bei <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG (DABA), ab 1987 bei <strong>de</strong>r DHB. Der Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 bezahlte die Lieferanten entsprechend <strong>de</strong>n<br />

Vertragsmodalitäten durch Überweisung auf <strong>de</strong>ren<br />

Konto im Ausland o<strong>de</strong>r auf die von ihnen eröffneten<br />

Loro- bzw. Nummernkonten bei <strong>de</strong>r DHB o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

DABA <strong>und</strong> in Ausnahmefällen bar gegen Quittung.<br />

Die zweite Alternative diente dazu, <strong>de</strong>r Enttarnung<br />

<strong>de</strong>r Lieferanten als Embargobrecher vorzubeugen.<br />

Bei Beschaffungen durch die SBO erfolgte die Abrechnung<br />

ebenfalls über <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4, <strong>de</strong>r<br />

die Finanzmittel vom Konto 0559 <strong>de</strong>r DHB auf seine<br />

Konten bei <strong>de</strong>r DHB überwiesen bekam. Für die Bezahlung<br />

<strong>de</strong>r Lieferanten war in diesem Fall Wolfram<br />

Zahn zuständig, <strong>de</strong>r zu diesem Zweck zwei Unterkonten<br />

benutzte, die bei <strong>de</strong>r DHB unter <strong>de</strong>m Namen Günther<br />

Forgber eingerichtet waren. Es han<strong>de</strong>lte sich um<br />

die Konten 0606-60-011-026 <strong>und</strong> 0606-60-016-022.<br />

Nach Umbuchung <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Konten <strong>de</strong>s<br />

Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 auf die Unterkonten „Forgber" be-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

zahlte Zahn die Lieferanten entwe<strong>de</strong>r bar o<strong>de</strong>r durch<br />

Überweisung auf Loro-Konten, die diese bei <strong>de</strong>r DHB<br />

führten.<br />

Nach Feststellungen <strong>de</strong>r staatlichen Finanzrevision,<br />

nie<strong>de</strong>rgelegt im <strong>Bericht</strong> vom 1. März 1990, wur<strong>de</strong>n<br />

auch Einzelpersonen aufgr<strong>und</strong> von streng vertraulichen<br />

Einzelentscheidungen durch Dr. Schalck-Golodkowski<br />

mit <strong>de</strong>r Abwicklung von Impo rten von Mikrotechnologie<br />

beauftragt. Zu solchen Impo rten zählte<br />

beispielsweise die Beschaffung <strong>de</strong>s „Objekt X" für<br />

das MfS, <strong>de</strong>ssen Bestandteil eine präzise Druckmaschine<br />

zur Herstellung <strong>und</strong> Fälschung von Ausweisen<br />

war. Dabei wur<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>r Realisierung dieser<br />

Importe zum Schutz <strong>de</strong>r Beschaffungslinien bestimmte<br />

Verfahrensweisen angeordnet, z.B. kein Ausweis<br />

über die Geschäftsbücher <strong>de</strong>s AHB Elektronik<br />

Export-Import <strong>und</strong> Bearbeitung nur durch Einzelpersonen.<br />

Die Finanzierung dieser Impo rte erfolgte auch<br />

teilweise durch Barzahlungen ohne Quittung.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r skizzierten Abwicklungsweise <strong>de</strong>r Mikrotechnologie-Importe,<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Barzahlungen,<br />

<strong>de</strong>s fehlen<strong>de</strong>n Buchausweises <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vernichtung<br />

von Unterlagen im Zuge <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung war es <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nicht möglich, <strong>de</strong>n Gesamtumfang<br />

dieser Importe zu quantifizieren. Er dürfte sich<br />

aber auf min<strong>de</strong>stens ca. 1,5 Mrd. Valuta-Mark belaufen<br />

haben. Daran hatte <strong>de</strong>r Bereich selbst einen Finanzierungsanteil<br />

von ca. 1,3 Mrd. Valuta-Mark, <strong>de</strong>r<br />

überwiegend aus <strong>de</strong>n Erträgen <strong>de</strong>r Hauptabteilung II,<br />

aus Guthaben <strong>de</strong>s sogenannten Mielke-Kontos 0528<br />

bei <strong>de</strong>r DHB in Höhe von 203 Mio. Valuta-Mark <strong>und</strong><br />

teilweise aus <strong>de</strong>m Kredit, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung in Höhe von 1,105 Mrd. Valuta-<br />

Mark bei <strong>de</strong>r DHB aufgenommen hatte, aufgebracht<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Der Versuch <strong>de</strong>r DDR, mit Hilfe <strong>de</strong>s teilweise illegalen<br />

Mikrotechnologie-Transfers eine eigene exportfähige<br />

mikroelektronische Indust rie aufzubauen, scheiterte<br />

gänzlich. Dies zeigte sich darin, daß die Planbetriebe<br />

keine absatzfähigen Produkte für <strong>de</strong>n Export von Mikrotechnologie<br />

in <strong>de</strong>n Westen herstellen <strong>und</strong> damit<br />

keine Devisen zur Refinanzierung <strong>de</strong>s Importaufwands<br />

erwirtschaften konnten, so daß die ausgegebenen<br />

Finanzmittel <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz letztlich eine Fehlinvestition<br />

waren <strong>und</strong> zur Verschärfung <strong>de</strong>r Verschuldungslage<br />

<strong>de</strong>r DDR beitrugen.<br />

Gesamtabrechnung <strong>de</strong>r Industriegüterimporte:<br />

Anhand <strong>de</strong>r bereits zitierten Aufstellung, die <strong>de</strong>n<br />

Stand <strong>de</strong>r zum 30. September 1989 gemel<strong>de</strong>ten <strong>und</strong><br />

zum En<strong>de</strong> 1989 noch nicht vollständig abgewickelten<br />

Industrievereinbarungen auswies, verteilten sich die<br />

Industriegüterimporte wie folgt:<br />

- Einfache <strong>und</strong> erweiterte Industrievereinbarungen:<br />

Vertragsgeb<strong>und</strong>enes Gesamtvolumen<br />

Import : 5,4 Mrd. VM<br />

Export : 9,7 Mrd. VM<br />

Realisiert per 30. September 1989<br />

Import : 4,5 Mrd. VM<br />

Export : 4,5 Mrd. VM<br />

- Leistungsimporte:<br />

Vertragsgeb<strong>und</strong>enes Gesamtvolumen<br />

Import : 7,2 Mrd. VM<br />

Export : 17,2 Mrd. VM<br />

Realisiert per 30. September 1989<br />

Import: 5,5 Mrd. VM<br />

Export : 0,5 Mrd. VM<br />

- Gesamtvolumen:<br />

Vertragsgeb<strong>und</strong>ene Industriegüterimporte<br />

Import : 12,6 Mrd. VM<br />

Export : 23,1 Mrd. VM<br />

Realisiert per 30. September 1989<br />

Import : 10,0 Mrd. VM<br />

Export: 5,0 Mrd. VM<br />

Nach dieser Aufstellung ergab sich ein Gesamtumfang<br />

<strong>de</strong>r durchgeführten Industriegüterimporte von<br />

10 Mrd. Valuta-Mark. Von <strong>de</strong>n 10 Mrd. Valuta-Mark<br />

entfielen 5,5 Mrd. Valuta-Mark auf die von 1986 -<br />

1989 realisierten Leistungsimporte. Der ref inanzierte<br />

Betrag belief sich zum En<strong>de</strong> 1989 lediglich auf 0,5<br />

Mrd. Valuta-Mark. Die erhebliche finanzielle Belastung<br />

<strong>de</strong>s Planbereichs im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Refinanzierung <strong>de</strong>r Leistungsimporte spiegelte sich<br />

trefflich in <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>r vertragsgeb<strong>und</strong>enen<br />

Exporte zu <strong>de</strong>n Importen wi<strong>de</strong>r, das 240 % <strong>de</strong>s Importwerts<br />

betrug. Dazu leistete <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung einen Beitrag, <strong>de</strong>r neben <strong>de</strong>m<br />

Gewinnzuschlag von 15 % weitere von ihm verursachte<br />

Transaktionskosten wie beispielsweise Vertreterprovisionen<br />

enthielt. Der Fremdkapitaleinsatz <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung stellte trotz <strong>de</strong>r<br />

gleichzeitig auf ausländischen Konten vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Guthaben, die <strong>de</strong>m Volkswirtschaftskreislauf voher<br />

entzogen wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die nicht <strong>de</strong>r Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>r DDR dienten, einen weiteren zu<br />

berücksichtigen<strong>de</strong>n Kostenfaktor in diesem Zusammenhang<br />

dar (Opportunitätskosten).<br />

Der Refinanzierungsaufwand, <strong>de</strong>r insgesamt aus <strong>de</strong>n<br />

Leistungsimporten resultierte <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Einordnung<br />

in die Planzahlungsbilanzen 1990 bis 1995<br />

bzw. 1996 bis 2000 Dr. Schalck-Golodkowski vorschlug,<br />

betrug 12,1 Mrd. Valuta-Mark, wobei ca.<br />

1,12 Mrd. Valuta-Mark nur auf Zinsen <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsspanne<br />

entfielen. Den Gesamtbetrag <strong>de</strong>r zur Vorfinanzierung<br />

<strong>de</strong>r Leistungsimporte von <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

aufgenommenen Kredite bezifferte die Leiterin<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung II, Meta Bleßing, mit min<strong>de</strong>stens<br />

5,25 Mrd. Valuta-Mark, wovon ca. drei Mrd.<br />

auf die Intrac HGmbH, zwei Mrd. auf die BIEG<br />

mbH, ca. 0,25 Mrd. auf die forum HGmbH entfielen.<br />

Dabei wur<strong>de</strong>n 230 Mio. Valuta-Mark aus <strong>de</strong>r Kreditaufnahme<br />

von Intrac zur Gewährung eines verzinslichen<br />

Zahlungsbilanzkredites an die DABA verwen<strong>de</strong>t.<br />

Mit Ausnahme <strong>de</strong>r Mikrotechnologie-Importe <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r teilweise getragenen Zwischenfinanzierungskosten<br />

setzte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

keine weiteren eigenen Finanzmittel im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Leistungsimporte ein, son<strong>de</strong>rn finanzierte diese nur<br />

vor.


Import von Airbussen<br />

Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Beschlusses <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s<br />

ZK <strong>de</strong>r SED vom 24. Mai 1988 wur<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Fluggesellschaft<br />

Interflug sowie <strong>de</strong>m Ministerium für Verkehrswesen<br />

eine Industrievereinbarung über <strong>de</strong>n Import<br />

von drei Airbus-Flugzeugen abgeschlossen.<br />

Der vertragsgemäß zur Finanzierung dieser Flugzeuge<br />

verpflichtete Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

setzte dafür Kreditmittel in Höhe von 355 Mio. DM<br />

ein, die aus <strong>de</strong>m zur Bezahlung <strong>de</strong>r Mikrotechnologie-Importe<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s „Fonds 1100" von <strong>de</strong>r<br />

DHB gewährten Kredit in Höhe von 1,105 Mrd. Valuta-Mark<br />

stammten. Der Finanzierungsaufwand setzte<br />

sich aus <strong>de</strong>m Kaufpreis <strong>de</strong>r Airbusse sowie <strong>de</strong>r Ausbildungskosten<br />

<strong>de</strong>r Piloten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r notwendigen Bo<strong>de</strong>ngeräte<br />

in Höhe von 193,8 Mio. USD zusammen.<br />

Die Refinanzierung <strong>de</strong>r Anschaffungskosten einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Kreditzinsen durch die Fluggesellschaft<br />

Interflug sollte entsprechend <strong>de</strong>r Vereinbarung<br />

durch zusätzliche Erwirtschaftung von Deviseneinnahmen<br />

erfolgen, die durch <strong>de</strong>n Einsatz dieser Flugzeuge<br />

auf sog. „KD-Strecken" (KD = konvertierbare<br />

Devisen) verdient wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

Die vom Bereich Kommerzielle Koordinierung investierten<br />

Gel<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n bis zur Flucht von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski nicht zurückgezahlt. Die Kreditschul<strong>de</strong>n<br />

aus <strong>de</strong>m Ankauf <strong>de</strong>r Flugzeuge wur<strong>de</strong>n<br />

im Zuge <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung auf die Gesellschaft Interflug <strong>und</strong> damit<br />

auf die Zahlungsbilanz 1991 bis 1996 übertragen.<br />

Importe von Interhotels<br />

Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Ministerratsbeschlusses vom<br />

27. Oktober 1977, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED vom 2. November 1976 über die Unterstellung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> seines Leiters unter das Politbüro-Mitglied Dr.<br />

Mittag vorausging, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung die Aufgabe übertragen, die Deviseneinnahmen<br />

<strong>de</strong>r DDR auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Tourismus<br />

mit Bürgern westlicher Staaten nachhaltig zu verbessern.<br />

Zu diesem Zweck erfolgte die Zuordnung <strong>de</strong>s<br />

VEB Reisebüro <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vereinigung Interhotel<br />

zum Bereich.<br />

Die genannten Planbetriebe führten ihre Deviseneinnahmen<br />

aufgr<strong>und</strong> eines vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung erteilten Abführungsplans vollständig<br />

auf das Konto 0559 bei <strong>de</strong>r DHB ab, wobei die Hauptabteilung<br />

II <strong>de</strong>n planmäßigen Anteil <strong>de</strong>r „operativen<br />

Staats<strong>de</strong>visenreserve" zur Verfügung stellte, während<br />

aus <strong>de</strong>n überplanmäßigen Einnahmen Rückstellungen<br />

für Investitionen zur Rekonstruktion <strong>und</strong> zum<br />

Neubau von Hotels in <strong>de</strong>r DDR durch westliche Unternehmen<br />

gegen Devisen (Hotelimporte) gebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n.<br />

Durch kurzfristige Verbesserung <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>de</strong>r Hotelkapazitäten durch westliche Bauunternehmen<br />

war beabsichtigt, <strong>de</strong>n Tourismus zu för<strong>de</strong>rn<br />

<strong>und</strong> dadurch zusätzliche Devisen zu erwirtschaften,<br />

wozu sich <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>de</strong>s Instruments <strong>de</strong>r Industrievereinbarung bediente.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage solcher Vereinbarungen, die zwischen<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

<strong>de</strong>m AHB Limex-Bau-Export-Import, <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Bauwesen, Ministerium für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Versorgung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission abgeschlossen<br />

wur<strong>de</strong>n, finanzierte <strong>de</strong>r Bereich <strong>de</strong>n „Import"<br />

von Hotels aus <strong>de</strong>n gebil<strong>de</strong>ten Rücklagen <strong>und</strong><br />

durch Kreditaufnahme bei <strong>de</strong>r DHB bzw. DABA auf<br />

Risiko <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz vor. Dabei sollten die Bauleistungen<br />

zu min<strong>de</strong>stens 25% vom AHB Limex-Bau-<br />

Export-Import unter Anrechnung auf <strong>de</strong>n Exportplan<br />

(Inlandsexport) <strong>und</strong> zum restlichen Teil von <strong>de</strong>n westlichen<br />

Bauunternehmen gegen Devisen erbracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Investitionsaufwand <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung einschließlich <strong>de</strong>r Zinslast war<br />

aus <strong>de</strong>n über- <strong>und</strong> außerplanmäßigen Tourismus-Einnahmen<br />

sowie aus <strong>de</strong>n Erträgen <strong>de</strong>r Intershop-Lä<strong>de</strong>n,<br />

die in diesen Hotels eingerichtet wer<strong>de</strong>n sollten, zurückzuzahlen.<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r Durchführung dieser Importe durch <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong>n bis<br />

1985 das Palasthotel einschließlich eines Warenhauses<br />

in Berlin (Ost), das Hotel Merkur in Leipzig <strong>und</strong><br />

das Hotel Bellevue in Dres<strong>de</strong>n fertiggestellt.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s parallel zu <strong>de</strong>n bereits genannten<br />

Leistungsimporten laufen<strong>de</strong>n Programms zur Importierung<br />

von Hotels wur<strong>de</strong>n von 1986 bis 1989 folgen<strong>de</strong><br />

Investitionsvorhaben realisiert bzw. begonnen:<br />

Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hotels Metropol <strong>und</strong> Weißer<br />

Schwan sowie Neubau <strong>de</strong>r Hotels Belve<strong>de</strong>re, Dresdner<br />

Hof <strong>und</strong> die Erstellung von Wohnungen für das<br />

Personal <strong>de</strong>s Dom- <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Palasthotels. Dabei belief<br />

sich <strong>de</strong>r Importwert auf ca. 0,4 Mrd. Valuta-<br />

Mark. Der Refinanzierungswert betrug ca. 0,49 Mrd.<br />

Valuta-Mark. Daran hatte <strong>de</strong>r Bereich einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Vereinigung Interhotel einen Anteil in Höhe von<br />

0,18 Mrd. Valuta-Mark erbracht. Seine Tourismus-<br />

Einnahmen hatten in diesem Zeitraum eine Gesamthöhe<br />

von 0,465 Mrd. Valuta-Mark erreicht, wovon<br />

ca. 0,14 Mrd. von <strong>de</strong>r „operativen Staats<strong>de</strong>visenreserve"<br />

vereinnahmt wur<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m finanzierte<br />

er die Errichtung <strong>de</strong>s Grandhotels in Berlin (Ost) in<br />

Höhe von 0,2 Mrd. Valuta-Mark vor. Die im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>n „Hotelimporten" entstan<strong>de</strong>nen<br />

Kreditschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

in Höhe von ca. 0,25 Mrd. Valuta-Mark<br />

wur<strong>de</strong>n im Zuge seiner Auflösung auf die Zahlungsbilanz<br />

übertragen.<br />

Son<strong>de</strong>rinvestition „Arkona "<br />

Am 22. Mai 1985 wur<strong>de</strong> im Sekretariat <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

SED <strong>de</strong>r Beschluß gefaßt, <strong>de</strong>m Freien Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />

(FDGB) ein neues Passagierschiff<br />

als Ersatz für das bisherige alte zur Verfügung zu stellen.<br />

Mit <strong>de</strong>r Durchführung <strong>und</strong> Finanzierung dieser Investition<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

beauftragt. Der von seiner Hauptabteilung II<br />

eingeschaltete AHB Schiffskommerz schloß unter Beteiligung<br />

<strong>de</strong>r Vertretergesellschaft Transinter GmbH<br />

einen Kaufvertrag mit <strong>de</strong>r Ree<strong>de</strong>rei HDW (Howaldtswerke-Deutsche<br />

Werft AG Kiel ab. Den Vertragsgegenstand<br />

bil<strong>de</strong>ten die Überholung <strong>und</strong> die Lieferung


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12, Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s später in „Arkona" umgetauften Schiffes „Astor"<br />

durch die Ree<strong>de</strong>rei HDW in die DDR. Der aus Mitteln<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung II bezahlte Betrag für dieses<br />

Schiff betrug <strong>de</strong>m Rechenschaftsbericht von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski an Dr. Günter Mittag vom 10.<br />

Dezember 1985 zufolge 143 Mio. Valuta-Mark, was<br />

unter Zugr<strong>und</strong>elegung <strong>de</strong>s Richtungskoeffizienten<br />

von 3,40 Mark <strong>de</strong>r DDR einen Gesamtaufwand von<br />

371,8 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR be<strong>de</strong>utete.<br />

Die „Arkona" stand ab <strong>de</strong>m 15. Oktober 1985 überwiegend<br />

<strong>de</strong>m FDGB zur Verfügung.<br />

5. Finanzoperationen<br />

Mit Finanzmitteln <strong>de</strong>r HA II, die we<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Staatshaushalt<br />

abgeführt noch für konsumtive bzw. investive<br />

Zwecke verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, führte die HA II verschie<strong>de</strong>ne<br />

Finanzoperationen durch. Die Mittel dafür<br />

stammten von <strong>de</strong>n Konten 0559 bei <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong> 1310<br />

bei <strong>de</strong>r DABA.<br />

Bei diesen Finanzoperationen han<strong>de</strong>lte es sich im einzelnen<br />

um:<br />

- die Bildung von Rückstellungen<br />

- <strong>de</strong>n Kapitaldienst aus Inanspruchnahme von Krediten<br />

bei <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r DABA<br />

- die Kreditgewährung an einzelne Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

sowie an die DABA <strong>und</strong> das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

- die Konvertierung von Verrechnungseinheiten<br />

- die Finanzanlagen einschl. Goldkäufe<br />

Bildung von Rückstellungen<br />

Als Finanz- <strong>und</strong> Vermögensverwalter war die HA II<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung u.a. dafür zuständig,<br />

Rückstellungen zu bil<strong>de</strong>n <strong>und</strong> zu verwalten.<br />

So wur<strong>de</strong>n unterschiedliche Fonds als Importrücklagen<br />

für Konsum- <strong>und</strong> Investitionszwecke angelegt.<br />

Außer<strong>de</strong>m mußten Valutafonds, die aus <strong>de</strong>r Valutaanrechtsregelung<br />

resultierten, für die einzelnen Betriebe<br />

<strong>und</strong> Kombinate verwaltet wer<strong>de</strong>n.<br />

Gemäß <strong>de</strong>r Ministerratsverfügung Nr. 156/73 vom 14.<br />

November 1973 hatte <strong>de</strong>r Bereich im Jahre 1974 einen<br />

Fonds zur „Sicherung von speziellen Aufgaben" (sog.<br />

100 Mio. Fonds) zu bil<strong>de</strong>n (Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 50, S. 436). Dieser<br />

Fonds setzte sich im wesentlichen aus folgen<strong>de</strong>n<br />

Einnahmen zusammen:<br />

- Einnahmen aus <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rgeschäft C bzw. <strong>de</strong>m<br />

sog. Kirchengeschäft C (kommerzielle Beziehungen<br />

zur katholischen Kirche), 15 Mio. VM<br />

- Einnahmen aus <strong>de</strong>r Planübererfüllung <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>de</strong>r HA II <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Intershop-Han<strong>de</strong>ls,<br />

51 Mio. VM<br />

- Einnahmen aus <strong>de</strong>r Abnahme <strong>und</strong> Verbringung<br />

von Abfallstoffen, 12 Mio. VM<br />

- Einnahmen aus Expo rten nicht benötigter Wi rt<br />

-schaftsbestän<strong>de</strong>, 10 Mio. VM<br />

- weitere Einnahmen in Höhe von 12 Mio. VM.<br />

Seit 1974 flossen auch die Einnahmen aus <strong>de</strong>r Umwandlung<br />

<strong>de</strong>r Warenbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r „materiellen<br />

Staatsreserve" (Rese rve B) in diesen Fonds ein.<br />

Die Einnahmen aus <strong>de</strong>m sog. Kirchengeschäft C wur<strong>de</strong>n<br />

über das Konto 0528 DHB <strong>de</strong>r HA I realisiert <strong>und</strong><br />

zur Verwendung für diesen Fonds auf das Konto 0559<br />

DHB <strong>de</strong>r HA II überwiesen.<br />

Über die Freigabe dieses Fonds konnten <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Ministerrats Horst Sin<strong>de</strong>rmann o<strong>de</strong>r sein<br />

Stellvertreter Dr. Günter Mittag verfügen, während<br />

Dr. Schalck-Golodkowski für die Verwaltung <strong>de</strong>s<br />

Fonds verantwortlich war. Er hatte monatlich über die<br />

Bildung <strong>und</strong> Auslastung <strong>de</strong>s Fonds an Sin<strong>de</strong>rmann zu<br />

berichten.<br />

Die Verwendung <strong>de</strong>r Mittel aus diesem Fonds war im<br />

Zeitablauf unterschiedlich.<br />

Bis zur Unterstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> seines Leiters, Dr. Schalck Goldokowski,<br />

unter das Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s ZK<br />

<strong>de</strong>r SED, Dr. Günter Mittag, diente <strong>de</strong>r Fonds überwiegend<br />

zur Finanzierung von Versorgungsimporten.<br />

Danach verwen<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung die Mittel dieses Fonds für Investitionsgüterimporte,<br />

die er zur Devisenerwirtschaftung<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage von Industrievereinbarungen realisierte.<br />

Außer <strong>de</strong>m oben genannten Fonds wur<strong>de</strong>n im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>n Jahren seines<br />

Bestehens diverse an<strong>de</strong>re Fonds gebil<strong>de</strong>t, die<br />

überwiegend <strong>de</strong>r investiven Verwendung dienten.<br />

Hierzu zählten unter an<strong>de</strong>rem:<br />

- „Operativer Reservefonds zur Finanzierung außeror<strong>de</strong>ntlicher<br />

Versorgungsschwerpunkte " in Höhe<br />

von 74 Mio. VM<br />

- „Fonds zur Finanzierung <strong>de</strong>s Aufbaus <strong>de</strong>s Internationalen<br />

Han<strong>de</strong>lszentrums" in Höhe von 142,5 Mio.<br />

VM<br />

- „Fonds zur Finanzierung <strong>de</strong>s Aufbaus <strong>de</strong>s Palasthotels<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Warenhauses am Ostbahnhof" in Höhe<br />

von 350 Mio. VM<br />

- „Fonds zur Durchführung von Investitionen <strong>und</strong><br />

zur Kursabsicherung " in Höhe von 83,5 Mio. VM<br />

- „Fonds zur Finanzierung von Importen, die <strong>de</strong>r Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Leistungskraft <strong>de</strong>s Bauwesens <strong>de</strong>r DDR<br />

dienen" in Höhe von 50 Mio. VM<br />

- „Fonds für <strong>de</strong>n Impo rt von Anlagen, know how <strong>und</strong><br />

elektronischen Bausteinen aus Japan zur Erfüllung<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Volkswirtschaftszweig Elektrotechnik/<br />

Elektronik gestellten Aufgaben" in Höhe von 62<br />

Mio. VM (Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 81, S. 608).<br />

Eine weitere Form von Fonds, die in <strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung verwaltet wur<strong>de</strong>n,<br />

waren die sog. Valutafonds, die aus <strong>de</strong>n Valutaanrechten<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Kombinate resultierten.<br />

Durch <strong>de</strong>n Export von überplanmäßig produzierten<br />

o<strong>de</strong>r außerplanmäßig freigesetzten Waren konnten<br />

die Kombinate <strong>und</strong> Betriebe in <strong>de</strong>r DDR ein sog. Valu-


taanrecht erwerben. Für diese Zusatzexporte erhielten<br />

sie neben <strong>de</strong>r Bezahlung in Mark <strong>de</strong>r DDR zuzüglich<br />

<strong>de</strong>s Richtungskoeffizienten einen prozentualen<br />

Anteil <strong>de</strong>s Devisenerlöses als Valutaanrecht gutgeschrieben.<br />

Genutzt wur<strong>de</strong>n die Valutaanrechte zum<br />

Import von Gütern, die auf <strong>de</strong>m Binnenmarkt nicht zu<br />

erhalten waren, wie z.B. Ersatzteile <strong>und</strong> Maschinen.<br />

Ebenfalls konnten Erzeugnisse aus <strong>de</strong>m sog. Expo rt<br />

-fonds <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe erworben wer<strong>de</strong>n<br />

(sog. Inlandsexporte) .<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung hatte durch<br />

die Valutaanrechtsregelung eine weitere Möglichkeit<br />

zur Devisenerwirtschaftung. Bei <strong>de</strong>n Exportgeschäften<br />

ging <strong>de</strong>r größte Anteil <strong>de</strong>s Devisenerlöses (oftmals<br />

bis zu 70 %) an <strong>de</strong>n Bereich. Zusätzlich wur<strong>de</strong>n die<br />

Valutafonds teilweise über Jahre angesammelt. Hierdurch<br />

konnte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

diese Gel<strong>de</strong>r beispielsweise für Geldanlagen<br />

-<br />

nutzen.<br />

Gewährung von Krediten <strong>und</strong> Kapitaldienst aus Inanspruchnahme<br />

von Krediten<br />

Die HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

hatte auch die Aufgabe eines Kreditgebers bzw. -vermittlers.<br />

Sie gewährte Kredite an einzelne Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

die teilweise aus angehäuften Gewinnen, teilweise<br />

aus selbst aufgenommenen Krediten stammten.<br />

Zum Kreis <strong>de</strong>r Kreditnehmer zählten auch die Deutsche<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG (DABA) <strong>und</strong> das Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen.<br />

Die Gewährung von Krediten an Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung erfolgte<br />

im Zusammenhang mit Industriegüterimporten<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage von einfachen <strong>und</strong> erweiterten Industrievereinbarungen,<br />

die <strong>de</strong>r Bereich mit <strong>de</strong>n Kombinaten<br />

<strong>und</strong> Planbetrieben abschloß. Die Kredite<br />

dienten <strong>de</strong>r Vorfinanzierung dieser Impo rte, die insbeson<strong>de</strong>re<br />

von <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben Intrac<br />

HGmbH , BIEG mbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r forum HGmbH durchgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Ab Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre nahmen die Impo rte im Rahmen<br />

von Industrievereinbarungen einen solchen Umfang<br />

an, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

diese Importe nicht mehr aus Eigenmitteln finanzieren<br />

konnte, son<strong>de</strong>rn selbst Devisenkredite aufnehmen<br />

mußte. Zur Vorfinanzierung <strong>de</strong>r Leistungsimporte,<br />

die auf <strong>de</strong>n Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros vom 26. August<br />

1986 beruhten, nahmen die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Intrac HGmbH, BIEG mbH <strong>und</strong> forum HGmbH<br />

warengeb<strong>und</strong>ene Kredite <strong>und</strong> auch Devisenkredite<br />

unter Mitwirkung <strong>de</strong>r HA II <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DABA auf internationalen<br />

Finanzmäkten auf.<br />

Die Verwaltung <strong>de</strong>r Kredite, d.h. die Aufnahme, die<br />

Ausreichung, die Bezahlung <strong>de</strong>r fälligen Zinsen <strong>und</strong><br />

die Tilgung übernahm die HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung. Diese Dienstleistung, d.h.<br />

die Funktion eines Kreditgebers bzw. -vermittlers ließ<br />

sich die HA II durch Bearbeitungsgebühren vergüten,<br />

die Bestandteil <strong>de</strong>r Kreditkosten waren.<br />

Eine bankähnliche Funktion mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Devise<br />

nerwirtschaftung übernahm <strong>de</strong>r Bereich Kommer-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

zielle Koordinierung auch bei <strong>de</strong>r Gewährung von<br />

Krediten an die Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG<br />

(DABA) <strong>und</strong> an das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen. Um die<br />

notlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r DDR zu sichern,<br />

räumte <strong>de</strong>r Bereich <strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r DABA verzinsliche Kredite ein, anstatt einen<br />

Einschuß aus <strong>de</strong>n angehäuften Devisenreserven vorzunehmen.<br />

Beispielsweise wur<strong>de</strong>n 1985 mehrere Devisenkredite<br />

in einer Gesamthöhe von min<strong>de</strong>stens<br />

1,842 Mrd. Valuta-Mark von <strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung nach Abstimmung mit<br />

Dr. Günter Mittag <strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen gewährt.<br />

Zurückgezahlt wer<strong>de</strong>n sollte für diese Kredite<br />

eine Gesamtsumme von 2,5843 Mrd. VM. Die Laufzeiten<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Teilbeträge betrugen bis zu acht<br />

Jahre.<br />

1987 wur<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

ein Kreditvertrag über zwei Mrd. USD abgeschlossen.<br />

Hintergr<strong>und</strong> für diesen Kredit bil<strong>de</strong>te die<br />

Sicherung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR. Zu dieser<br />

Zeit war es <strong>de</strong>r DDR nämlich nicht möglich, ihren<br />

Zahlungsverpflichtungen für im Ausland aufgenommene<br />

Kredite nachzukommen. Es hätten erneut<br />

Kredite auf <strong>de</strong>n internationalen Finanzmärkten aufgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n müssen, was sich zu dieser Zeit<br />

ungünstig auf die DDR ausgewirkt hätte. Zum einen<br />

wären solche Kredite mit politischen For<strong>de</strong>rungen<br />

an die DDR verb<strong>und</strong>en gewesen, zum an<strong>de</strong>ren hätte<br />

die DDR aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen Verschuldung<br />

schlechtere Konditionen in Form von höheren Zinsen<br />

<strong>und</strong> kürzeren Laufzeiten in Kauf nehmen müssen.<br />

Aus diesen Grün<strong>de</strong>n machte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

am 16. April 1987 Dr. Mittag <strong>de</strong>n Vorschlag,<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank einen Kredit in<br />

Höhe von zwei Mrd. USD zu auf internationalen<br />

Kreditmärkten üblichen Konditionen aus <strong>de</strong>n Liquiditätsreserven<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zur Verfügung zu stellen. Diese Vorgehensweise<br />

hätte gleichzeitig <strong>de</strong>n Vorteil, daß Spekulationen<br />

hinsichtlich wachsen<strong>de</strong>r Guthaben <strong>de</strong>r DDR einerseits<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Inanspruchnahme neuer Kredite an<strong>de</strong>rerseits<br />

vorgebeugt wür<strong>de</strong>. Dr. Mittag war mit <strong>de</strong>m<br />

Vorschlag von Dr. Schalck-Golodkowski einverstan<strong>de</strong>n.<br />

Am 16. Juli 1987 wur<strong>de</strong> ein Kreditvertrag über<br />

zwei Mrd. USD zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG abgeschlossen. Als Kreditgeber trat nicht<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung in Erscheinung.<br />

1988 wur<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Kreditgeber <strong>de</strong>r Name<br />

„Aweko" festgelegt. Der Zweck dieser Maßnahme<br />

bestand da rin, <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r im Bereich gebil<strong>de</strong>ten<br />

Liquiditätsreserven vor <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Politbüro (mit Ausnahme von Dr.<br />

Mittag <strong>und</strong> wahrscheinlich Honecker) zu verheimlichen,<br />

was auch gelang.<br />

Der Kreditbetrag sollte in drei Tranchen ausgezahlt<br />

wer<strong>de</strong>n. Tatsächlich wur<strong>de</strong>n bis Januar 1990 die ersten<br />

bei<strong>de</strong>n Raten in einer Gesamthöhe von 1,5 Mrd.<br />

USD an die DABA überwiesen. Die Finanzmittel<br />

stammten aus Geldanlagen <strong>de</strong>r HA II im Ausland <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n daraus erzielten Zinserträgen (Dokument-Nr.<br />

710-712).


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Konvertierung von Verrechnungseinheiten sowie Finanzanlagen<br />

einschließlich Goldkäufe<br />

Eine weitere Aufgabe <strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung war die Konvertierung von<br />

Verrechnungseinheiten. Das Aufkommen an Verrechnungseinheiten<br />

resultierte aus <strong>de</strong>n Geschäften<br />

<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

teilweise auch aus Transferleistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, z. B. Post- <strong>und</strong> Bahnpauschale,<br />

die <strong>de</strong>r HA II vom Minsterium <strong>de</strong>r Finanzen zum<br />

Zweck <strong>de</strong>r Umwandlung zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Umwandlung war das Erwirtschaften<br />

von konvertierbaren Devisen, da Verrechnungseinheiten<br />

nicht zinsbringend angelegt <strong>und</strong> nur als Zahlungsmittel<br />

im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten.<br />

Durch vielfältige Transaktionen im Rahmen von Umgehungsgeschäften<br />

im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong>n<br />

diese Verrechnungseinheiten in konvertierbare<br />

Devisen umgewan<strong>de</strong>lt. Zu diesen beson<strong>de</strong>ren Geschäftskonstruktionen<br />

zählen z.B. die sog. Karussellgeschäfte.<br />

Hierbei wur<strong>de</strong>n beispielsweise von einem<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Waren von einem west<strong>de</strong>utschen Lieferanten<br />

gegen Verrechnungseinheiten bezogen. Diese Waren<br />

wur<strong>de</strong>n gegen frei konvertierbare Devisen an einen<br />

ausländischen Abnehmer weiter veräußert. Dieser<br />

wie<strong>de</strong>rum lieferte die Waren zurück an <strong>de</strong>n west<strong>de</strong>utschen<br />

Lieferanten. Durch solche Switch-Operationen<br />

wur<strong>de</strong>n oftmals auch Verluste zu Lasten <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung in Kauf genommen, das primäre Ziel,<br />

nämlich die Devisenerwirtschaftung, wur<strong>de</strong> jedoch<br />

immer erreicht. Da die Geschäfte zur Konvertierung<br />

von Verrechnungseinheiten im Auftrag <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

<strong>de</strong>r Finanzen erfolgten, wur<strong>de</strong>n somit illegale<br />

Transaktionen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

mit Wissen staatlicher Institutionen <strong>de</strong>r DDR<br />

durchgeführt. Die so erwirtschafteten Mittel konnten<br />

für Finanzoperationen wie Geldanlagen o<strong>de</strong>r auch<br />

zur Vortäuschung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR im<br />

Ausland genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Finanzanlagen<br />

Die HA II tätigte mit <strong>de</strong>n ihr zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

Gel<strong>de</strong>rn diverse Geldanlagen im In- <strong>und</strong> Ausland.<br />

Diese Anlagen hatten unterschiedliche Hintergrün<strong>de</strong>.<br />

Einerseits sollte <strong>de</strong>r Eindruck <strong>de</strong>r Liquidität <strong>de</strong>r DDR<br />

nach außen durch <strong>de</strong>n Ausweis von Guthaben dargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits dienten diese Anlagen als<br />

stille Reserven, um im Fall eines Staatsbankrotts eine<br />

krisenbedingte Einfrierung von DDR-Guthaben auf<br />

ausländischen Konten zu verhin<strong>de</strong>rn. Während die<br />

erstgenannten als DDR-Anlagen erkennbar waren,<br />

wur<strong>de</strong>n die zweiten ver<strong>de</strong>ckt - meist über Treuhän<strong>de</strong>r,<br />

z.B. die Elmsoka Establisment Internationale Import-Export<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft in Vaduz - angelegt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r unsachgemäßen Buchführung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

keine <strong>de</strong>taillierten Kenntnisse<br />

über die Finanzanlagen im In- <strong>und</strong> Ausland erlangen.<br />

Genauere Informationen waren nur über die Aus-<br />

landsanlagen, die ab 1988 aus <strong>de</strong>m Umlaufmittelkonto<br />

0559 bei <strong>de</strong>r DHB gespeist wur<strong>de</strong>n, vorhan<strong>de</strong>n. Zu<br />

diesen Anlagen zählte das „Depot Ausland", das am<br />

4. Dezember 1989 einen Stand von 1,425 Mrd. DM<br />

hatte. Insgesamt wur<strong>de</strong>n mit diesem Depot Zinseinnahmen<br />

in einer Höhe von ca. 24 Mio. DM <strong>und</strong> ca. 30<br />

Mio. USD erzielt. Die Gel<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n treuhän<strong>de</strong>risch<br />

über das Unternehmen Intrac HGmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren<br />

Tochtergesellschaften Elmsoka in Vaduz (Liechtenstein),<br />

Intrac Amerika Latina in Panama <strong>und</strong> IK Industriekredit<br />

in <strong>de</strong>r Schweiz bei verschie<strong>de</strong>nen ausländischen<br />

Banken u. a. in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> in Luxemburg,<br />

aber auch bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG<br />

(DHB) in Berlin (Ost) angelegt. Im „Depot Ausland"<br />

wur<strong>de</strong> die zweite <strong>und</strong> dritte Rate <strong>de</strong>s vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung an die Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG zu gewähren<strong>de</strong>n Zahlungsbilanzkredits<br />

von zwei Mrd. USD angespart. Nach einer<br />

Aussage von Meta Bleßing bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin vorn 12. Juni 1991 war<br />

<strong>de</strong>r Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Geldanlage in vielen Teil<strong>de</strong>pots<br />

darin zu sehen, daß <strong>de</strong>r Abfluß eines Betrags in Höhe<br />

von einer Milliar<strong>de</strong> USD in die DDR im internationalen<br />

Bankensystem aufgefallen wäre <strong>und</strong> zu Rückfragen<br />

geführt hätte. Die Teil<strong>de</strong>pots hatten ferner <strong>de</strong>n<br />

Vorteil, daß durch die Streuung <strong>de</strong>r Geldanlagen bei<br />

internationalen Banken höhere Zinseinnahmen erzielt<br />

wer<strong>de</strong>n konnten. Zusätzlich war eine schnellere<br />

Bereitstellung <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r durch verschie<strong>de</strong>ne Überweisungsaufträge<br />

möglich. Weiterhin weckte <strong>de</strong>r Eingang<br />

kleinerer Teilsummen bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG keinen Verdacht,<br />

was aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verschleierung <strong>de</strong>s Kreditgebers<br />

(nämlich <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung)<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n mußte.<br />

Der Verbleib <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r im „Depot Ausland" konnte<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n. Sie wur<strong>de</strong>n im Jahr 1990 auf Konten<br />

<strong>de</strong>r DABA bzw. DHB überwiesen.<br />

Eine weitere Finanzanlage war das Wertpapier<strong>de</strong>pot<br />

bei <strong>de</strong>r Verwaltungs- <strong>und</strong> Privatbank in Vaduz. Die<br />

Elmsoka wur<strong>de</strong> am 27. September 1989 von <strong>de</strong>r HA II<br />

beauftragt, ein Wertpapier<strong>de</strong>pot in Höhe von 9,6 Mio.<br />

DM anzulegen. Dieses Depot sollte zu 60 % Wertpapiere<br />

in Form von Obligationen <strong>und</strong> zu 40 % Aktien<br />

enthalten (Dokument-Nr. 713). Bis zum 19. Februar<br />

1990 erzielte dieses Depot Gesamterträge in Höhe<br />

von 57.772,95 DM <strong>und</strong> 100.182,79 USD. Am 20. März<br />

1990 wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Anlagebetrag sowie die Spekulationsgewinne<br />

an das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen zurückgeführt.<br />

Im Oktober 1989 wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Effekten in Zürich ein weiteres Wertpapier<strong>de</strong>pot aufgebaut.<br />

Am 4. Dezember 1989 dürfte das Depot einen<br />

Wert von ca. 19,9 Mio. DM gehabt haben. Durch die<br />

Anlage in Wertpapiere sollte eine höhere Rendite als<br />

durch die Anlage in Festgeld erzielt wer<strong>de</strong>n. Dieses<br />

Depot wur<strong>de</strong> 1990 aufgelöst <strong>und</strong> die Erlöse daraus<br />

<strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen zur Verfügung gestellt.<br />

Als Reserve für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR wies Dr. Schalck-Golodkowski im Jahr 1988 Meta<br />

Bleßing, Abteilungsleiterin <strong>de</strong>r HA II, an, Goldbarren<br />

zu kaufen, die je<strong>de</strong>rzeit in liqui<strong>de</strong> Mittel umzuwan<strong>de</strong>ln<br />

gewesen wären. So wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1988 <strong>und</strong> 1989 19,970 t Gold gekauft, mit einem Ge-


samtwert von 468 Mio. DM zum Stichtag 4. Dezember<br />

1989. Die Intrac HGmbH <strong>und</strong> ihre Tochter Elmsoka<br />

realisierten die Goldkäufe. Die Finanzierung erfolgte<br />

aus <strong>de</strong>m Konto 0559 DHB <strong>de</strong>r HA II, wobei zuvor 100<br />

Mio. DM vom Konto 0628 DHB <strong>de</strong>r HA I für dieses<br />

Vorhaben auf das Konto 0559 DHB überwiesen wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Goldbarren wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Kellerräumen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>r Wallstraße<br />

gelagert. Nach <strong>de</strong>r Flucht von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

im Dezember 1989 wur<strong>de</strong>n die Bestän<strong>de</strong> in<br />

die Staatsbank umgelagert.<br />

IV. Aufkommen <strong>und</strong> Verwendung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

sog. MfS-Firmen erwirtschafteten Devisen<br />

Dem Bereich Kommerzielle Koordinierung, HA I, waren<br />

aufgr<strong>und</strong> von Beschlüssen <strong>de</strong>s Ministerrats sechs<br />

sog. MfS-Firmen zur einheitlichen ökonomischen Anleitung<br />

unterstellt. Die Geschäftsführer <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

Asimex, Carnet, F. C. Gerlach, Interport <strong>und</strong> Intertechna<br />

sowie das Unternehmen Günther Forgber<br />

waren gegenüber <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

<strong>de</strong>r die Planauflagen erteilte, rechenschaftspflichtig.<br />

Sie erstellten keine Bilanzen, son<strong>de</strong>rn nur<br />

einfache Aufstellungen zur Gewinnermittlung, die<br />

<strong>de</strong>n Vorschriften ordnungsgemäßer Buchführung in<br />

keiner Weise entsprachen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> war es<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß kaum möglich, eine<br />

konkrete Aussage über <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r sog. MfS-Firmen zu machen (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 5,<br />

S. 51, Dokument-Nr. 31, S. 352 <strong>und</strong> Dokument-Nr.<br />

117, S. 885).<br />

Alle MfS-Unternehmen waren sog. Vertreterfirmen,<br />

die ihren Sitz in <strong>de</strong>r DDR hatten <strong>und</strong> Geschäfte mit Unternehmen<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m westlichen Ausland an Betriebe in <strong>de</strong>r DDR unter<br />

Einbehaltung einer Provision vermittelten. Da die<br />

Transinter GmbH , HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, das Anfragemonopol in <strong>de</strong>r DDR hatte,<br />

mußte eine Abstimmung mit dieser erfolgen.<br />

Personell <strong>und</strong> nachrichtendienstlichwur<strong>de</strong>n die Unternehmen<br />

Asimex, Carnet, F. C. Gerlach, Interport <strong>und</strong> Intertechna<br />

von <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung (HVA)<br />

<strong>de</strong>s MfS angeleitet <strong>und</strong> hatten Teile ihres Gewinns direkt<br />

<strong>de</strong>r HVA zur Verfügung zu stellen. Eine Ausnahme<br />

bil<strong>de</strong>te das Unternehmen Günther Forgber Wahrnehmung<br />

von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l. Es unterstand<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung (HA) XVIII <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong><br />

führte seine Gewinne nicht an das MfS, son<strong>de</strong>rn auf das<br />

sog. Mielke-Konto (Son<strong>de</strong>rkonto 0528) ab, das von<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l verwaltet wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> zur Finanzierung<br />

von außerplanmäßigen Impo rten diente, die in <strong>de</strong>r Regel<br />

<strong>de</strong>r Geheimhaltung unterlagen.<br />

1. Unternehmen <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

Aufklärung <strong>de</strong>s MfS<br />

Die fünf <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS zuzurechnen<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

Asimex, Camet, F. C. Gerlach, Interport <strong>und</strong><br />

Intertechna unterlagen Planauflagen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> führten ihre Provisionsgewinne<br />

aus <strong>de</strong>r Vermittlungstätigkeit zum Teil<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

direkt an das MfS (HVA) <strong>und</strong> zum Teil auf Konten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung ab. Durch die<br />

für die sog. HVA-Firmen gelten<strong>de</strong> Regelung vom 1.<br />

September 1980 waren die Unternehmen verpflichtet,<br />

kontrolliert vom Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

Devisen für die sog. operativen Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s MfS nach von diesem vorgegebenen Planzahlen<br />

zu erwirtschaften.<br />

Asimex Import-Export-Agentur<br />

Über das Gründungsdatum <strong>de</strong>r Asimex lagen <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß keine genauen Erkenntnisse<br />

vor. Es scheint allerdings wahrscheinlich, daß<br />

das Unternehmen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er, Anfang <strong>de</strong>r 70er<br />

Jahre als Auffangbecken für ehemalige operative<br />

HVA-Mitarbeiter durch die HVA gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.<br />

Asimex war spätestens seit 1980 zur ökonomischen<br />

Anleitung organisatorisch in <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Asimex unterglie<strong>de</strong>rte sich in zwei Geschäftsbereiche:<br />

Die Asimex-Agentur erwirtschaftete als sog. Vertreterfirma<br />

im Bereich Genußmittel, Kosmetika <strong>und</strong><br />

Duty-Free-Waren Provisionsgewinne unter Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>s Liechtensteiner Unternehmens Wefo Anstalt<br />

für Werbung <strong>und</strong> Forschung; die Asimex-Versina<br />

beschäftigte sich mit Exportgeschäften auf eigene<br />

Rechnung <strong>und</strong> importierte Waren für Versina (Diplomatenversorgung)<br />

<strong>und</strong> verschie<strong>de</strong>ne sog. Son<strong>de</strong>rbedarfsträger<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r planmäßigen o<strong>de</strong>r außerplanmäßigen<br />

Importe (u. a. Letex, Valutahotels).<br />

Für Asimex bestand keine Bilanzierungspflicht. Es<br />

wur<strong>de</strong>n keine For<strong>de</strong>rungs- <strong>und</strong> Verbindlichkeitskonten<br />

geführt <strong>und</strong> nur die Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben in<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Vertretertätigkeit statistisch<br />

erfaßt. Nach Angaben <strong>de</strong>r Direktorin Ruth Lerche gab<br />

es eine mündliche Weisung von Manfred Sei<strong>de</strong>l, alle<br />

Belege nach vier Wochen zu vernichten (Dokument-<br />

Nr. 714). Lediglich für <strong>de</strong>n Bereich Versina existierten<br />

vereinfachte Bilanzen, da Asimex die Valutagewinnabführungen<br />

aus diesem Bereich in Markgegenwert<br />

plus „Richtungskoeffizient" zur Finanzierung <strong>de</strong>r eigenen<br />

Aufwendungen von <strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zur Verfügung gestellt<br />

bekam.<br />

Günter Asbeck, <strong>de</strong>r bis zu seiner Flucht in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland im Jahre 1981 Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r Asimex war, gab bei Befragungen durch<br />

<strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esnachrichtendienst an, es sei ihm während<br />

seiner Zeit als Generaldirektor möglich gewesen, ca.<br />

25 Mio. DM am Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

vorbei auf Schweizer Konten zu schleusen. Diese Gel<strong>de</strong>r<br />

seien zur Finanzierung <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS bereitgehalten<br />

wor<strong>de</strong>n. Weiter führte Asbeck aus, daß er im<br />

Auftrag von Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> Verbindungsmann<br />

zum MfS, <strong>de</strong>s öfteren Bargeldbeträge aus<br />

<strong>de</strong>r Schweiz in die DDR zu bringen hatte, die auf Abruf<br />

<strong>de</strong>m MfS zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n.<br />

Nach Auskunft <strong>de</strong>r ehemaligen Direktorin <strong>de</strong>r Asimex,<br />

Ruth Lerche, existierte eine Festlegung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, wonach Asimex<br />

neben <strong>de</strong>n jährlichen Planabführungen, die sich zwischen<br />

18 Mio. DM <strong>und</strong> 25. Mio. DM bewegten, zusätz-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

liche Beträge von 0,8 Mio. DM <strong>und</strong> 1 Mio. Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR direkt an das MfS, nach Aussage von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski an die HVA, abzuführen hatte.<br />

Im Zeitraum 1971 bis Juni 1990 wur<strong>de</strong>n insgesamt<br />

12,661 Mio. DM aus Gewinnen <strong>de</strong>r Asimex über Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>m Konto 0584 zugeführt, ca.<br />

20 bis 21 Mio. DM pro Jahr flossen ab ca. 1982 in <strong>de</strong>n<br />

,,50 Mio. Fonds".<br />

Erstmals wur<strong>de</strong> Asimex im November/Dezember<br />

1989 durch die Valutakontrollgruppe <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Finanzrevision im Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong><br />

Preise geprüft. Aus zwei Prüfberichten vom 6. Dezember<br />

1989 geht he rvor, daß Asimex für 1989 Planauflagen<br />

in Höhe von insgesamt 25,5 Mio. VM, davon allein<br />

19,7 Mio. VM als Provisionsgewinne (Bereich Asimex-Agentur)<br />

zu realisieren <strong>und</strong> an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung abzuführen hatte. Es waren<br />

somit nur für Gewinne in Höhe von 5,8 Mio. VM vereinfachte<br />

Bilanzen zu erstellen. Zum 8. November<br />

1989 waren insgesamt 23,3 Mio. VM, davon 18,5 Mio.<br />

VM Provisionsgewinne, abgeführt. Als Zusatzplanabführungen<br />

wur<strong>de</strong>n 3,2 Mio. VM für die Asimex-Agentur<br />

<strong>und</strong> 0,75 Mio. VM für die Asimex-Versina angegeben<br />

(Dokument-Nr. 706 <strong>und</strong> 715).<br />

Bankguthaben auf Konten bei <strong>de</strong>r DABA, <strong>de</strong>r DHB sowie<br />

Guthaben <strong>de</strong>s Unternehmens Wefo in Liechtenstein,<br />

bestan<strong>de</strong>n im Dezember 1989 insgesamt in Höhe<br />

von ca. 5,4 Mio. VM.<br />

Carnet Industrievertretungen <strong>und</strong> Beratungen für<br />

Chemie, Agrar <strong>und</strong> Metallurgie Export/Import<br />

Am 1. Januar 1977 wur<strong>de</strong> Ca rnet (vgl. Zweiter Teilbericht,<br />

BT- Drucksache 12/3920, S. 25) als Nachfolgeunternehmen<br />

<strong>de</strong>r Simon Industrievertretungen GmbH,<br />

vormals Simon Industrievertretungen, gegrün<strong>de</strong>t. Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Ca rnet war seit 1976 Werner Weber.<br />

Simon Industrievertretungen GmbH bzw. Ca rnet war<br />

seit Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

1966 Dr. Schalck-Golodkowski unterstellt <strong>und</strong><br />

organisatorisch in <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Die Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r Ca rnet erstreckte sich neben<br />

<strong>de</strong>r Vertretung von b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen <strong>und</strong> ausländischen<br />

Unternehmen, insbeson<strong>de</strong>re auf <strong>de</strong>m Gebiet<br />

<strong>de</strong>s Fleischhan<strong>de</strong>ls, auch auf die Beschaffung von<br />

Embargogütern für das MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>n industriellen Bereich<br />

sowie auf <strong>de</strong>n Import von Waffen <strong>und</strong> Militärtechnik<br />

für die Nationale Volksarmee (NVA).<br />

Carnet unterlag keiner <strong>Bericht</strong>spflicht <strong>und</strong> hatte auch<br />

keine or<strong>de</strong>ntliche Buchführung. Nach Aussage <strong>de</strong>s<br />

Camet-Mitarbeiters Alfred Blume vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin wur<strong>de</strong>n die<br />

Aufzeichnungen <strong>de</strong>r Geschäftsvorfälle am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Jahres, nach Entlastung <strong>de</strong>s Geschäftsführers Weber<br />

durch Dr. Schalck-Golodkowski, vernichtet, weshalb<br />

keine konkreten Aussagen über die Höhe <strong>de</strong>r Gewinne<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens gemacht wer<strong>de</strong>n können.<br />

Allerdings hatte Carnet im Bereich <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

we<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

noch für das MfS große wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung.<br />

Pro Jahr führte Carnet ca. 50.000 DM an die HVA <strong>und</strong><br />

zwischen drei <strong>und</strong> fünf Mio. DM in bar an Dr.<br />

Schalck-Golodkowski ab, <strong>de</strong>r die Beträge auf das<br />

Konto 0584 bzw. ab <strong>de</strong>n 80er Jahren auch teilweise in<br />

<strong>de</strong>n „50 Mio. Fonds" einzahlte.<br />

Zum Umfang <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung durch Provisionseinnahmen<br />

kann beispielhaft angeführt wer<strong>de</strong>n,<br />

daß Carnet mit einem b<strong>und</strong>esrepublikanischen<br />

Fleischhändler einen Vertretervertrag abgeschlossen<br />

hatte, in <strong>de</strong>m ein Prozent von <strong>de</strong>ssen Jahresumsatz in<br />

<strong>de</strong>r DDR als Provision vereinbart war. Diese Provisionsbeträge<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel monatlich abgerechnet<br />

<strong>und</strong> bar an Weber übergeben. Ab 1983 wur<strong>de</strong>n<br />

die Provisionszahlungen dieses Fleischhändlers nicht<br />

mehr an Weber, son<strong>de</strong>rn direkt an Dr. Schalck-Golodkowski<br />

übergeben. Ab diesem Zeitpunkt liefen alle<br />

Kontakte <strong>und</strong> Provisionszahlungen direkt über <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Leiter<br />

Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Da die Geschäftsunterlagen <strong>de</strong>r Carnet vernichtet<br />

wur<strong>de</strong>n, konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht<br />

klären, welchen Anteil die Provisionszahlungen im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s vorgenannten Fleischgeschäfts am Gesamtvolumen<br />

<strong>de</strong>r durch Ca rnet erwirtschafteten Provisionen<br />

hatte <strong>und</strong> inwieweit durch die direkte Zahlung<br />

an Dr. Schalck-Golodkowski die Gewinne <strong>de</strong>r<br />

Carnet geschmälert wur<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß kann auch keine Aussagen<br />

zum Umfang <strong>und</strong> zur Finanzierung <strong>de</strong>r über Camet<br />

beschafften Embargogüter, Waffen <strong>und</strong> Militärtechnik<br />

machen. Diese wur<strong>de</strong>n in erster Linie über<br />

das österreichische Unternehmen Hirtenberger AG<br />

unter Benutzung <strong>de</strong>r Deckadresse Anstalt Cavendia -<br />

Repräsentanz <strong>de</strong>r Ca rnet in Liechtenstein - bezogen.<br />

Wahrscheinlich wur<strong>de</strong> die Beschaffung von Embargowaren<br />

für das MfS <strong>und</strong> die NVA zumin<strong>de</strong>st teilweise<br />

aus Mitteln <strong>de</strong>s Kontos 0528 finanziert bzw. vorfinanziert.<br />

Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Impo rt von Fahrzeugen sowie<br />

Son<strong>de</strong>rbeschaffungen für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, ein weiterer Arbeitsschwerpunkt <strong>de</strong>r<br />

Carnet, über das Konto 0528 finanziert.<br />

F. C. Gerlach Export-Import<br />

Das 1958 durch Friedrich Gerlach gegrün<strong>de</strong>te <strong>und</strong><br />

seit 1959 von Michael Wischniewski (GM „Mischa")<br />

geleitete Unternehmen - Tochterunternehmen existierten<br />

in Belgien, Liechtenstein <strong>und</strong> Panama - mit<br />

<strong>de</strong>m Geschäftszweck <strong>de</strong>r Vertretung von Unternehmen<br />

im sog. Nichtsozialistischen Wi rtschaftsgebiet im<br />

Bereich Stahl, Textil <strong>und</strong> Maschinen sowie Beschaffungen<br />

für die Hauptverwaltung Aufklärung <strong>de</strong>s MfS,<br />

war hinsichtlich <strong>de</strong>s Geschäftsvolumens das be<strong>de</strong>utendste<br />

MfS-Unternehmen. F. C. Gerlach (vgl. Zweiter<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3920, S. 33) realisierte<br />

im Durchschnitt jährliche Gewinne in Höhe von<br />

ca. 28 Mio. DM, von <strong>de</strong>nen ca. 1,5 Mio. DM direkt an<br />

die HVA abgeführt wur<strong>de</strong>n.<br />

Als sog. Vertreterfirma vermittelte F. C. Gerlach in Abstimmung<br />

mit <strong>de</strong>r Transinter GmbH Geschäfte mit<br />

Unternehmen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m westlichen Ausland an Betriebe <strong>de</strong>r DDR.


Außer<strong>de</strong>m war E C. Gerlach berechtigt, selbständig<br />

<strong>und</strong> auf eigenes Risiko Im- <strong>und</strong> Exportverträge zu<br />

schließen. So realisierte das Unternehmen Im- <strong>und</strong><br />

Exportgeschäfte gegen konvertierbare Devisen mit<br />

afrikanischen Staaten (Zimbabwe) <strong>und</strong> Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s<br />

Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) im Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r DDR. Abgewickelt wur<strong>de</strong>n diese Geschäfte<br />

über die liechtensteinische Tochtergesellschaft,<br />

die nicht unbeträchtliche Gewinne erzielte.<br />

Ein weiterer Geschäftszweig war <strong>de</strong>r Impo rt von Ersatzteilen<br />

für die metallurgische Industrie. Dabei wur<strong>de</strong>n<br />

die benötigten Devisen vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung aus Mitteln <strong>de</strong>r HA II zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Seit Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre gehörte auch die Beschaffung<br />

von Büromaterialien <strong>und</strong> Bürotechnik für <strong>de</strong>n Ministerrat,<br />

finanziert aus einem von F. C. Gerlach für <strong>de</strong>n<br />

Ministerrat geführten Devisenkonto, zu <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Unternehmens. Darüber<br />

hinaus importierte E C. Gerlach Embargowaren<br />

(Computer-Technik) für das MfS <strong>und</strong> speziell für die<br />

HVA (u. a. NATO-Rüstungsmaterial) sowie für die Industrie.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Geschäftsunterlagen<br />

konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht klären, in<br />

welchem Umfang <strong>und</strong> über welche Beschaffungslinien<br />

F. C. Gerlach die Embargogüter besorgte. Die Finanzierung<br />

im Falle <strong>de</strong>r Beschaffung für das MfS erfolgte<br />

wahrscheinlich aus einbehaltenen Gewinnen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens <strong>und</strong> aus Mitteln <strong>de</strong>s Kontos 0528.<br />

War F. C. Gerlach für industrielle Bedarfsträger tätig,<br />

wur<strong>de</strong>n die benötigten Devisen von <strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zur Verfügung gestellt.<br />

Eine weitere geschäftliche Beziehung bestand<br />

zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>m MfS unterstellten Unternehmen Letex,<br />

das u. a. für die Versorgungs-Importe <strong>de</strong>r Prominentensiedlung<br />

Wandlitz verantwortlich war.<br />

Die Deviseneinnahmen <strong>de</strong>r F. C. Gerlach stan<strong>de</strong>n seit<br />

<strong>de</strong>r Unterstellung <strong>de</strong>s Unternehmens in <strong>de</strong>n Verantwortungsbereich<br />

<strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung am 1. April 1966 zu 80 % <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, <strong>de</strong>r Rest <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

selbst zur Kosten<strong>de</strong>ckung zur Verfügung. Wischniewski,<br />

<strong>de</strong>r Dr. Schalck-Golodkowski gegenüber<br />

rechenschaftspflichtig war, wies zwar die Einnahmen,<br />

nicht aber die Gewinne - <strong>und</strong> somit auch nicht die von<br />

ihm einbehaltenen Gewinne - in Form von vereinfachten<br />

Bilanzen aus. Die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zustehen<strong>de</strong>n Abführungen übergab Wischniewski<br />

in <strong>de</strong>r Regel in Teilbeträgen zu zwei o<strong>de</strong>r<br />

drei Mio. DM in bar an Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Zu <strong>de</strong>n Planauflagen <strong>und</strong> damit zum Geschäftsvolumen<br />

<strong>de</strong>r F. C. Gerlach erläuterte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

bei seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 7. Juli 1992: „Wenn z. B.<br />

nach Plan das Unternehmen Gerlach verpflichtet war,<br />

jährlich 25 Mio. DM abzuführen, war bereits vorher im<br />

Plan festgelegt, wieviel Geld davon in die Parteikasse<br />

(Frau Lisowski) fließenmußte [gemeintist damit <strong>de</strong>r sog.<br />

Disponible Parteifonds/Konto 0584]. Zuletzt waren dies<br />

nachmeinerErinnerung 12 Mio. DM. " DerRest<strong>de</strong>rplanmäßig<br />

abgeführten, nicht auf <strong>de</strong>m Konto 0584 verbuchten<br />

Gewinne, wur<strong>de</strong> auf Anweisung von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski entwe<strong>de</strong>r auf das Konto 0745 o<strong>de</strong>r auf ein<br />

Konto in <strong>de</strong>r Schweiz (Konto Max Moser) verbucht.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Von 1974 bis 1978 wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Konto 0584 Beträge<br />

zwischen drei <strong>und</strong> sieben Mio. DM pro Jahr, insgesamt<br />

28,6 Mio. DM zugeführt. Ab 1979 erfolgten keine<br />

DM-Überweisungen mehr auf das Konto 0584. Teile<br />

<strong>de</strong>r erwirtschafteten Devisen - zwischen 9,5 <strong>und</strong><br />

11 Mio. DM - flossen ab ca. 1982 in <strong>de</strong>n sog. „50 Mio.<br />

Fonds". Ca. vier Mio. USD wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Jahren 1975<br />

bis 1978 <strong>und</strong> 1980 als Zugänge auf Konto 0584 verbucht<br />

(Dokument-Nr. 716).<br />

Nach einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Staatlichen Finanzrevision im<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise <strong>de</strong>r DDR vom<br />

6. Dezember 1989 wur<strong>de</strong>n 1989 Gewinne in Höhe von<br />

17 Mio. DM in fünf Tranchen an Dr. Schalck-Golodkowski<br />

übergeben <strong>und</strong> vier Mio. VE überwiesen.<br />

Auf <strong>de</strong>m Unternehmenskonto bei <strong>de</strong>r DABA hatte die<br />

F.C. Gerlach zum 31. Dezember 1988 Rücklagen in<br />

Höhe von 10,8 Mio. DM. Das Betriebsvermögen betrug<br />

zu diesem Stichtag 95.963.300 Mark <strong>de</strong>r DDR.<br />

Zum Stichtag 30. November 1989 befan<strong>de</strong>n sich insgesamt<br />

ca. 195 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> 5,3 Mio. VE<br />

auf <strong>de</strong>n Bankkonten <strong>de</strong>r F. C. Gerlach; beim Bankhaus<br />

Schoeller & Co. in Wien betrug <strong>de</strong>r Kontostand<br />

0,5 Mio. USD, 1,9 Mio. DM <strong>und</strong> 18,9 Mio. ATS (Dokument-Nr.<br />

717). Hinzuzuaddieren sind wahrscheinlich<br />

noch 25,2 Mio. DM <strong>und</strong> 16 Mio. USD, die Michael Wischniewski<br />

laut Anklageschrift <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Landgericht Berlin von Unternehmenskonten<br />

<strong>de</strong>r F. C. Gerlach auf Privatkonten transferiert<br />

<strong>und</strong> damit unterschlagen haben soll.<br />

Interport Industrievertretungen<br />

Interport (vgl. Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3920, S. 47) wur<strong>de</strong> 1965 im Auftrag <strong>de</strong>r HVA durch<br />

Gottfried Gietl, einem Offizier <strong>de</strong>s MfS, gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Hauptsächlich war Interport für die Beschaffung von<br />

Embargowaren für die HVA/SWT <strong>und</strong> für industrielle<br />

Bedarfsträger zuständig. Die Finanzmittel wur<strong>de</strong>n<br />

einmal von <strong>de</strong>r HVA o<strong>de</strong>r durch die HA II <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bei Impo rten für<br />

<strong>de</strong>n industriellen Bereich zur Verfügung gestellt.<br />

Zur Tarnung <strong>de</strong>r eigentlichen Geschäftstätigkeit<br />

führte Interport Oldtimer aus <strong>de</strong>r DDR aus. Da das Unternehmen<br />

keine offizielle Berechtigung hatte, im Außenhan<strong>de</strong>l<br />

aktiv zu wer<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong>n diese Oldtimer-<br />

Geschäfte unter Einschaltung <strong>de</strong>r Intrac HGmbH realisiert.<br />

Die daraus resultieren<strong>de</strong>n Gewinne wur<strong>de</strong>n<br />

nach Aussage Gietls beim Generalb<strong>und</strong>esanwalt am<br />

4. Dezember 1991, an <strong>de</strong>n Staatshaushalt abgeführt,<br />

im Gegenzug bekam Interport sog. Verrechnungseinheiten<br />

gutgeschrieben, die zur Eigenfinanzierung<br />

dienten. Zumin<strong>de</strong>st seit <strong>de</strong>r han<strong>de</strong>lspolitischen Unterstellung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens in <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung 1980 wur<strong>de</strong>n auch Teile <strong>de</strong>r Gewinne<br />

an diesen abgeführt. Ungeklärt ist aber, an<br />

wen im Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> in<br />

welcher Höhe diese Abführungen erfolgten <strong>und</strong> welchen<br />

Einfluß Dr. Schalck-Golodkowski auf die Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Interport hatte.<br />

Buchungsbelege <strong>und</strong> allgemeine Geschäftsunterlagen<br />

wur<strong>de</strong>n nach ihrer Prüfung durch <strong>de</strong>n HVA-Führungsoffizier<br />

Klaus Butte sofort vernichtet, weshalb<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß über <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

durch Interport beschafften Embargogüter keine Aussage<br />

treffen kann.<br />

Intertechna GmbH<br />

Die 1969 gegrün<strong>de</strong>te Intertechna (vgl. Zweiter Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3920, S.48) war ein reines Importunternehmen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ckte in erster Linie <strong>de</strong>n Bedarf<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Industrie an westlicher Technologie<br />

(Embargowaren), wobei kosten<strong>de</strong>ckend ohne Gewinnerzielung<br />

gearbeitet wur<strong>de</strong>. Über die HA II, Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, bekam Intertechna<br />

die für die Finanzierung von Impo rten für die DDR-Industrie<br />

benötigten Devisen zugewiesen. Die markseitige<br />

Abrechnung mit <strong>de</strong>n Bedarfsträgern erfolgte direkt<br />

mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung. Importe<br />

für das MfS wur<strong>de</strong>n vermutlich aus Mitteln <strong>de</strong>s Kontos<br />

0528 o<strong>de</strong>r aus Abführungen <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen finanziert.<br />

Bei Intertechna wur<strong>de</strong>n keine Bilanzen er-<br />

-<br />

stellt, so daß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß über <strong>de</strong>n Umfang<br />

<strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit keine Aussagen machen<br />

kann.<br />

Intertechna war zwar organisatorisch in die HA I <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung eingeb<strong>und</strong>en,<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß konnte aber nicht ein<strong>de</strong>utig<br />

klären, inwieweit <strong>de</strong>r Bereich auf die Geschäftspolitik<br />

Einfluß genommen hat. In <strong>de</strong>r Regelung von<br />

1980, in <strong>de</strong>r Mielke die Anleitung <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung verfügte,<br />

fin<strong>de</strong>t Intertechna keine Erwähnung. Allerdings<br />

besaß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung ein<br />

Drittel <strong>de</strong>r Anteile an Intertechna; gehalten entwe<strong>de</strong>r<br />

durch die Transinter GmbH o<strong>de</strong>r die Interver Internationale<br />

Vertretungen GmbH (Stand 1. Oktober 1989).<br />

Welches <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Unternehmen tatsächlich beteiligt<br />

war, konnte durch die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Dokumente nicht geklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Son<strong>de</strong>rkonto 0528 (sog. Mielke -Konto)<br />

Im Juli wur<strong>de</strong> das Konto 0528 unter <strong>de</strong>r Bezeichnung<br />

„Horst Roigk, Berlin, Unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n 46-60" durch<br />

<strong>de</strong>n stellvertreten<strong>de</strong>n Minister im MAI bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank AG (DHB) eröffnet. Es sollte vornehmlich<br />

zur finanziellen Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte,<br />

die Horst Roigk Mitte 1965 übernommen<br />

hatte, dienen.<br />

Nach Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

1966 <strong>und</strong> nach Übernahme <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

durch Manfred Sei<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> das Konto auf<br />

<strong>de</strong>ssen Namen weitergeführt. Verfügungsberechtigt<br />

waren ab diesem Zeitpunkt Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski. Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit wur<strong>de</strong>n<br />

nicht nur die sog. Kirchengeschäfte son<strong>de</strong>rn auch vermehrt<br />

durch das MfS veranlaßte finanzielle Transaktionen<br />

über das Konto 0528 abgewickelt.<br />

Über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>s Kontos informierte Sei<strong>de</strong>l im Rahmen<br />

einer monatlichen sog. Valuta-<strong>Bericht</strong>erstattung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>n Minister<br />

<strong>de</strong>r Finanzen. Diese <strong>Bericht</strong>spflicht entfiel 1972 mit<br />

<strong>de</strong>r Verleihung <strong>de</strong>s Status eines Devisenauslän<strong>de</strong>rs an<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung. Die Verfügung<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats Nr. 129/72 vom<br />

14. September 1972 enthielt zwar noch eine <strong>Bericht</strong>s-<br />

pflicht <strong>de</strong>s Bereichs an <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen ersten Stellvertreter über die Zu- <strong>und</strong><br />

Abflüsse auch auf <strong>de</strong>m Konto 0528, doch wur<strong>de</strong> das<br />

Konto auf Weisung <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit,<br />

Mielke, zum geheimen Konto erklärt. In einem Vermerk<br />

vom 20. September 1972 informierte Dr. Schalck-<br />

Golodkowski Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r das Konto verwaltete<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n für die Kirchengeschäfte zuständigen Oberst<br />

im MfS, Dr. Heinz Volpert: „Auf Weisung <strong>de</strong>s Ministers,<br />

Genossen Mielke, ist das Konto 0528 in seiner Behandlung<br />

aus <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 129/72 herauszunehmen.<br />

<strong>Bericht</strong>erstattungen haben ausschließlich an <strong>de</strong>n Minister<br />

zu erfolgen. Die Weitergabe an einen an<strong>de</strong>ren Per-<br />

sonenkreis ist nicht gestattet" (Zweiter Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3920, Dokument-Nr. 7, S. 115). In <strong>de</strong>r<br />

Verfügung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats Nr. 165/<br />

72 vom 23. November 1972 wur<strong>de</strong> diese Son<strong>de</strong>rstellung<br />

<strong>de</strong>s Kontos 0528 <strong>und</strong> seine Ausklammerung aus <strong>de</strong>r<br />

staatlichen Kontrolle bestätigt (vgl. Zweiter Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3920, Dokument-Nr. 8, S. 116). Das<br />

alleinige Verfügungsrecht verblieb bei Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l.<br />

Der Gr<strong>und</strong> für die Ausklammerung <strong>de</strong>s Kontos aus<br />

<strong>de</strong>r staatlichen Kontrolle lag darin, daß das Konto in<br />

erster Linie zur kommerziellen Abwicklung <strong>de</strong>r sog.<br />

Kirchengeschäfte <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs, die unter<br />

<strong>de</strong>m Einfluß <strong>de</strong>s MfS stan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> somit in <strong>de</strong>n Sicherheitsbereich<br />

<strong>de</strong>r HA I fielen, diente. Auch unterlagen<br />

die verschie<strong>de</strong>nen Mittelverwendungen aus<br />

<strong>de</strong>m Konto 0528 <strong>de</strong>r Geheimhaltung. U. a. wur<strong>de</strong>n<br />

nach Aussage von Manfred Sei<strong>de</strong>l auch „auf Weisung<br />

von Mielke <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r finanziellen Transaktionen<br />

mit Devisen aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s MfS bzw. für<br />

das MfS über das Konto 0528 abgewickelt" (<strong>de</strong>shalb<br />

auch die Bezeichnung Mielke-Konto).<br />

Das Konto 0528 war eine Kontengruppe, da sechs Unterkonten<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Währungen existierten:<br />

zwei Festgeldkonten (DM, USD) sowie vier Girokonten<br />

(DM, USD, FRF, CHF).<br />

Mittelherkunft<br />

Pro Jahr flossen zwischen 30 <strong>und</strong> 40 Mio. DM auf das<br />

Konto 0528 bzw. auf eines <strong>de</strong>r Unterkonten. Zur Mittelherkunft<br />

<strong>und</strong> zur Höhe <strong>de</strong>r Zahlungseingänge äußerte<br />

sich Manfred Sei<strong>de</strong>l bei seiner polizeilichen Vernehmung<br />

am 10. Januar 1990: „Ich hatte die Kompetenz<br />

<strong>und</strong> die alleinige Verantwortung dafür, ob aus<br />

<strong>de</strong>n von mir bereits genannten Finanzquellen Einzahlungen<br />

auf das Konto 0528 erfolgten o<strong>de</strong>r nicht."<br />

Wesentlichen Quellen <strong>de</strong>r Devisenspeisung <strong>de</strong>s Kontos<br />

0528 waren:<br />

- Gewinnabführungen <strong>de</strong>r sog. Vertreterfirma Günther<br />

Forgber Wahrnehmung von Interessen für Industrie<br />

<strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l. Forgber war ein Unternehmen <strong>de</strong>r<br />

HA XVIII <strong>de</strong>s MfS, wur<strong>de</strong> aber ab Mitte <strong>de</strong>r 80erJahre<br />

in Zusammenhang mit Disziplinarverfahren gegen<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r HA XVIII aus <strong>de</strong>m MfS ausgelie<strong>de</strong>rt<br />

<strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l direkt unterstellt.<br />

Forgber hatte die jährlichen überplanmäßigen Gewinne,<br />

die sich von anfänglich zwei Mio. DM auf<br />

am En<strong>de</strong> acht Mio. DM steigerten, an Konto 0528<br />

<strong>und</strong> die Gewinne im Rahmen <strong>de</strong>r Planauflagen an<br />

die Transinter GmbH abzuführen.


- Einzahlungen <strong>de</strong>s MfS (HA XVIII) aus <strong>de</strong>r Realisierung<br />

sog. operativer Vorgänge. Dies waren Devisenabführungen<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII auf das Konto 0528.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>r HA XVIII/8, Artur Wenzel, überwies<br />

seit Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre regelmäßig Beträge zwischen<br />

0,3 <strong>und</strong> 0,5 Mio. DM auf das Konto 0528. Die<br />

Gel<strong>de</strong>r resultierten zumeist aus Zahlungen von<br />

west<strong>de</strong>utschen Unternehmen, die angeblich gegen<br />

DDR-Gesetze verstoßen hatten <strong>und</strong> vom MfS zu<br />

„Wie<strong>de</strong>rgutmachungszahlungen" erpreßt wur<strong>de</strong>n.<br />

Wie einem Arbeitsplan <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zu entnehmen ist, hatte<br />

das MfS im Jahr 1986 insgesamt einen Betrag von<br />

20 Mio. VM an die HA I abzuführen. Ungeklärt<br />

blieb die Frage, ob Abführungen <strong>de</strong>s MfS in dieser<br />

Höhe regelmäßig erfolgten <strong>und</strong> auf welchen Konten<br />

sie verbucht wur<strong>de</strong>n.<br />

- Gewinnabführungen <strong>de</strong>r Vertreterfirma BERAG<br />

Export-Import GmbH. Die BERAG, die auf Initiative<br />

von Manfred Sei<strong>de</strong>l gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> ihm direkt<br />

unterstellt war, führte jährlich Gewinne aus ihrer<br />

Geschäftstätigkeit (u. a. Ex- <strong>und</strong> Importvertretungen<br />

für Erzeugnisse <strong>de</strong>r chemischen Industrie<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Energiesektors) von ca. 20 Mio. DM auf das<br />

Konto 0528 <strong>und</strong> auf das Verrechnungseinheiten-<br />

Konto <strong>de</strong>r HA I bei <strong>de</strong>r Staatsbank <strong>de</strong>r DDR ab.<br />

- Gewinnabführungen verschie<strong>de</strong>ner <strong>de</strong>r HA I unterstellter<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r DDR, in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland.<br />

Dazu zählten u. a. die Unternehmensgruppe <strong>de</strong>r Befisa<br />

S.A. in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> die Delta GmbH mit<br />

Sitz Berlin (Ost) <strong>und</strong> Mühlenbeck. In <strong>de</strong>n Arbeitsplänen<br />

<strong>de</strong>r HA I wur<strong>de</strong>n die Einnahmen von Delta<br />

mit sieben Mio. VM für 1986 <strong>und</strong> zehn Mio. VM für<br />

die Jahre 1988 <strong>und</strong> 1989 geplant.<br />

- Einnahmen aus <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften A<br />

(evangelische Kirche) <strong>und</strong> C (katholische Kirche).<br />

Die jährlichen Deviseneinnahmen aus <strong>de</strong>r Vermarktung<br />

<strong>de</strong>r Warenlieferungen im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

sog. Aufstockungsverträge betrugen beim A-Geschäft<br />

in <strong>de</strong>r Regel ca. vier Mio. DM; aus <strong>de</strong>m C-Geschäft<br />

flossen zwischen 1967 <strong>und</strong> 1980 jährlich ca.<br />

zwölf Mio. DM auf das Konto 0528, ab 1981 wur<strong>de</strong>n<br />

pro Jahr ebenfalls nur noch die sog. Aufstockungsverträge<br />

in Höhe von ca. drei Mio. DM <strong>de</strong>m Konto<br />

zugeführt. Insgesamt wur<strong>de</strong>n damit ca. 287 Mio.<br />

DM als Einnahmen aus sog. Kirchengeschäften verbucht.<br />

Im Gegenzug hatte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>n Kirchen Mark <strong>de</strong>r DDR<br />

o<strong>de</strong>r Valuta-Mark zur Verfügung zu stellen.<br />

- Einnahmen aus <strong>de</strong>r Vermarktung <strong>de</strong>r Warenlieferung<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs zwischen<br />

1968 <strong>und</strong> 1973 Diese betrugen im Schnitt pro Jahr<br />

ca. 38 Mio. DM. Insgesamt wur<strong>de</strong>n in dieser Zeit ca.<br />

226 Mio. DM <strong>de</strong>m Konto 0528 zugeführt.<br />

- Zahlungen <strong>de</strong>s Amtes für <strong>de</strong>n Rechtschutz <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

Vermögens <strong>de</strong>r DDR. Darunter sind neben Provisionszahlungen<br />

von Rechtsanwälten auch die Devisenüberweisungen<br />

zu verstehen, die aus <strong>de</strong>r Auflösung<br />

von Sperrguthaben von DDR-Bürgern in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland resultierten. Zwischen<br />

1976 <strong>und</strong> 1989 wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Konto 0528 ca.<br />

40,6 Mio. DM aus Auflösungen von Sperrguthaben<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

verbucht. Dem Untersuchungsausschuß lagen allerdings<br />

keine Zahlenwerte für die Jahre 1978, 1979,<br />

1985 <strong>und</strong> 1989 vor. Es konnte jedoch festgestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

daß sich die aus <strong>de</strong>r Auflösung von Sperrguthaben<br />

resultieren<strong>de</strong>n Devisenzugänge jährlich zwischen<br />

zwei <strong>und</strong> fünf Mio. DM bewegten.<br />

- Abführungen <strong>de</strong>r Generalstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR. Das waren u. a. Bußgel<strong>de</strong>r, Wie<strong>de</strong>rgutmachungs-<br />

<strong>und</strong> Sicherheitsleistungen, die Bürger <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer westlicher<br />

Staaten an die DDR bei von ihnen verursachten<br />

Schä<strong>de</strong>n zu leisten hatten.<br />

- Zinserträge aus Geldanlagen aus <strong>de</strong>m Konto 0528<br />

bei Geldinstituten in Luxemburg, Dänemark o<strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>r Schweiz. Diese ließen sich wegen <strong>de</strong>r mangelhaften<br />

Buchführung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r HA I nicht<br />

quantifizieren. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kontenkarten Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>ls konnten von <strong>de</strong>r West<strong>de</strong>utschen Treuhand-Union<br />

Zinserträge zwischen 1976 <strong>und</strong> 1989 in<br />

Höhe von 50,8 Mio. DM ermittelt wer<strong>de</strong>n (allein im<br />

Jahre 1978 sollen ca. 34 Mio. DM an Zinserträgen<br />

<strong>de</strong>m Konto zugeflossen sein). Dieser Betrag erscheint<br />

aber wesentlich zu hoch, wenn man <strong>de</strong>r<br />

Aussage Sei<strong>de</strong>ls Glauben schenkt, daß erst Mitte<br />

bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre Finanzanlagen aus Mitteln<br />

<strong>de</strong>s Kontos 0528 im Ausland erfolgten. Nach Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses betrugen<br />

die Zinserträge in <strong>de</strong>n 80er Jahren durchschnittlich<br />

ca. 1,575 Mio. DM pro Jahr.<br />

Mittelverwendung<br />

Zur Mittelverwendung äußerte sich Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

am 6. Januar 1990 in seinem „Vermerk über die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Konten 0528 <strong>und</strong> 0628" wie folgt: „Mein<br />

Auftrag war, alle zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Möglichkeiten<br />

zu nutzen, Valuta für die DDR zu erwirtschaften.<br />

Dabei gab es keine gesetzlichen Bestimmungen<br />

[in <strong>de</strong>r DDR] zu beachten" , allerdings waren die gesetzlichen<br />

Bestimmungen <strong>de</strong>s jeweiligen Lan<strong>de</strong>s zu<br />

respektieren (Dokument-Nr. 649).<br />

Im wesentlichen wur<strong>de</strong>n die Gel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kontos 0528<br />

zur Finanzierung <strong>de</strong>s MfS, <strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r Prominentensiedlung<br />

Wandlitz <strong>und</strong> zur Finanzierung von<br />

Son<strong>de</strong>rimporten zugunsten <strong>de</strong>r Nomenklatura <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s MfS verwen<strong>de</strong>t. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n 1988 <strong>und</strong> 1989<br />

Festgeldanlagen getätigt, die bei Eintritt <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR eingesetzt wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

- Finanzierung <strong>de</strong>s MfS<br />

Zur Finanzierung <strong>de</strong>s MfS durch <strong>de</strong>n Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung erklärte Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann,<br />

Leiter <strong>de</strong>r „Son<strong>de</strong>rkommission <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

zur Untersuchung von Amtsmißbrauch <strong>und</strong> Korruption<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung" , in<br />

seiner Aussage vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>m MfS Devisenbeträge für bestimmte<br />

Projekte bereitstellte, die u. a. auch „einen<br />

unmittelbaren Bezug zu nachrichtendienstlichen Tätigkeiten<br />

hatten". Wahrscheinlich erfolgten diese Finanzierungen<br />

aus <strong>de</strong>m Konto 0528. Dem Untersuchungsausschuß<br />

lagen allerdings keine ein<strong>de</strong>utigen


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Beweise vor. Ungeklärt blieb weiter, inwieweit aus<br />

<strong>de</strong>m Konto 0528 tatsächlich Bargeldbeträge an das<br />

MfS übergeben wur<strong>de</strong>n.<br />

- Finanzierung von „Wandlitz"<br />

Die Versorgung <strong>de</strong>r Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>r (u. a. die Familien<br />

von Erich Honecker <strong>und</strong> Dr. Günter Mittag),<br />

die in <strong>de</strong>r Prominentensiedlung Wandlitz lebten, wur<strong>de</strong><br />

ab 1972 - soweit es sich um Impo rte aus <strong>de</strong>m Westen<br />

han<strong>de</strong>lte - vollständig durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung aus Mitteln <strong>de</strong>s Kontos 0528<br />

finanziert. In einem sog. La<strong>de</strong>nkombinat bestand für<br />

die Bewohner <strong>de</strong>r Waldsiedlung - insgesamt ca. 260<br />

Personen - die Möglichkeit, aus <strong>de</strong>m Westen importierte<br />

Konsumgüter (Verbrauchs- <strong>und</strong> Gebrauchsgüter)<br />

gegen Bezahlung in Mark <strong>de</strong>r DDR zu beziehen.<br />

Zwischen 1972 <strong>und</strong> 1978 wur<strong>de</strong>n jährlich zur Son<strong>de</strong>rversorgung<br />

<strong>de</strong>r Wandlitz-Bewohner ein bis zwei Mio.<br />

DM aus <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rkonto 0528 aufgewen<strong>de</strong>t. Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s ständig steigen<strong>de</strong>n Bedarfs <strong>und</strong> <strong>de</strong>r zunehmend<br />

exklusiveren Son<strong>de</strong>rwünsche <strong>de</strong>r Bewohner erhöhten<br />

sich in <strong>de</strong>n 80er Jahren die aus <strong>de</strong>m Konto<br />

0528 bereitzustellen<strong>de</strong>n Mittel auf über sechs Mio.<br />

DM pro Jahr. 1989 mußten sogar mehr als sieben Mio.<br />

DM bereitgestellt wer<strong>de</strong>n. Im Zeitraum 1980 bis 1989<br />

wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Konto 0528 Devisen <strong>und</strong> Verrechnungseinheiten<br />

in Höhe von ca. 62,8 Mio. DM für die<br />

Wandlitz-Versorgung aufgewen<strong>de</strong>t.<br />

Da <strong>de</strong>r tatsächliche Unterschied zwischen DM <strong>und</strong><br />

Mark <strong>de</strong>r DDR nicht in die Wertkalkulation <strong>de</strong>r Verkaufspreise<br />

einbezogen wur<strong>de</strong>, waren diese immer zu<br />

niedrig, so daß die Son<strong>de</strong>rversorgung eine direkte<br />

Subventionierung <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung darstellte.<br />

Konsumgüter, die in Wandlitz nicht abgesetzt wur<strong>de</strong>n,<br />

bekam die Verwaltung Rückwärtige Dienste <strong>de</strong>s<br />

MfS zum Verkauf in ihrer eigenen Verkaufsorganisation<br />

zur Verfügung gestellt. Im genannten Zeitraum<br />

waren dies Waren im Werte von ca. 20,3 Mio. DM.<br />

- Finanzierung von Son<strong>de</strong>rimporten<br />

Neben <strong>de</strong>n Versorgungsimporten für die Prominentensiedlung<br />

Wandlitz stellte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung auch Devisen aus <strong>de</strong>m Konto<br />

0528 für sog. spezielle Versorgungsimporte zur Verfügung.<br />

Diese Importe wur<strong>de</strong>n nicht in <strong>de</strong>r Verkaufsstelle<br />

in Wandlitz, son<strong>de</strong>rn direkt an die Nomenklatura<br />

gegen Mark <strong>de</strong>r DDR veräußert. Diesen Impo rten<br />

lagen Weisungen von Honecker, Mielke o<strong>de</strong>r Dr. Mittag<br />

zugr<strong>und</strong>e. So wur<strong>de</strong>n z.B. PKW aus westlicher<br />

Produktion für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Regierung, <strong>de</strong>s Politbüros,<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> für privilegierte Privatpersonen<br />

importiert <strong>und</strong> an diese direkt <strong>und</strong> zwar zu<br />

einem wesentlich niedrigeren Preis als <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>m<br />

DDR-Markt für westliche PKW üblichen verkauft.<br />

Außer<strong>de</strong>m hatte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

HA II, aufgr<strong>und</strong> von Beschlüssen <strong>de</strong>s Politbüros<br />

o<strong>de</strong>r auf Weisung von Honecker, Dr. Mittag <strong>und</strong> Mielke<br />

außerplanmäßige Importe für die DDR-Wirtschaft, sog.<br />

Son<strong>de</strong>rimporte, durchzuführen, an <strong>de</strong>ren Finanzierung<br />

sich auch die HAI beteiligen mußte.<br />

Zu diesen Son<strong>de</strong>rimporten zählt die Beschaffung<br />

westlicher EDV-Technik (Mikroelektronik, CAD/<br />

CAM), die aufgr<strong>und</strong> einer im November 1985 getrof-<br />

fenen Entscheidung Dr. Mittags anteilig durch die HA<br />

I finanziert wur<strong>de</strong>. Zu diesem Zweck stellte Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l zwischen 1985 <strong>und</strong> 1990 insgesamt ca. 203<br />

Mio. VM aus Mitteln <strong>de</strong>s Kontos 0528 zur Verfügung<br />

(Dokument-Nr. 248). Auch für das MfS wur<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rimporte<br />

aus <strong>de</strong>m Konto 0528 finanziert. In einer<br />

Vernehmung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamts am 10. Juli<br />

1991 erklärte Manfred Sei<strong>de</strong>l dazu: „ 1989 gab es ein<br />

Telefongespräch zwischen Mielke <strong>und</strong> Schalck, in<br />

<strong>de</strong>m Schalck gebeten wur<strong>de</strong>, ca. 10 Mio. DM bereitzustellen<br />

für <strong>de</strong>n Import spezieller Technik für das<br />

MfS. Die Bereitstellung <strong>de</strong>r 10 Mio. DM erfolgte aus<br />

<strong>de</strong>m Konto 0528". Mit diesen zehn Mio. DM wur<strong>de</strong><br />

über die HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

mo<strong>de</strong>rnste Technik beschafft. U. a. han<strong>de</strong>lte es<br />

sich um Embargowaren, Prüf- <strong>und</strong> Meßtechnik sowie<br />

Druckmaschinen zum Fälschen von b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen<br />

Personalausweisen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Dokumenten,<br />

für <strong>de</strong>n Operativ-Technischen Sektor (OTS) <strong>de</strong>s MfS<br />

unter <strong>de</strong>m Decknamen „Objekt X" (Dokument-Nr.<br />

718). Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rten politischen Lage in<br />

<strong>de</strong>r DDR 1989/90, wur<strong>de</strong> das „Objekt X" nur teilweise<br />

realisiert, die Technik kam allerdings nicht mehr zum<br />

Einsatz.<br />

Ein weiterer Son<strong>de</strong>rimport, finanziert aus <strong>de</strong>m Konto<br />

0528 <strong>und</strong> realisiert über die HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung, war die Beschaffung einer<br />

Humanzentrifuge im Werte von ca. 70 Mio. DM für die<br />

Nationale Volksarmee (NVA).<br />

- Finanzierung von speziellen Baumaßnahmen<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

war die sog. Abteilung Inlandsexport <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ren Leiter Dr. Klaus-Dieter Neubert u. a. für die<br />

Durchführung von Baumaßnahmen zuständig. Da <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung planmäßig<br />

keine Baukapazitäten zur Verfügung gestellt bekam,<br />

wur<strong>de</strong> nach Aussage von Manfred Sei<strong>de</strong>l vor <strong>de</strong>r Militärstaatsanwaltschaft<br />

am 20. Dezember 1989 mit <strong>de</strong>n<br />

bauausführen<strong>de</strong>n Betrieben vertraglich vereinbart,<br />

daß Bauausführungen für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung außerhalb <strong>de</strong>s Plans dieser Betriebe erfolgen<br />

sollten. Finanziert wur<strong>de</strong>n diese Bauprojekte<br />

aus überplanmäßigen Gewinnen <strong>de</strong>r HA I, die auf<br />

<strong>de</strong>m Konto 0528 verbucht waren.<br />

Aus diesen Mitteln wur<strong>de</strong>n u. a. für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, das MfS <strong>und</strong> einen privilegierten<br />

Personenkreis wie Dr. Günter Mittag <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

zwei Töchter Baumaßnahmen finanziert.<br />

Die für Privatpersonen erstellten Häuser verblieben in<br />

<strong>de</strong>r Rechtsträgerschaft <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, konnten aber sehr günstig gemietet<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Bauten für das MfS gingen in <strong>de</strong>r Regel<br />

in das Eigentum <strong>de</strong>s MfS über. Im Rahmen <strong>de</strong>r Bauausführung<br />

notwendige Importe von Baumaterialien<br />

o<strong>de</strong>r Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n als Son<strong>de</strong>rimporte<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bezogen<br />

<strong>und</strong> ebenfalls aus <strong>de</strong>m Konto 0528 bezahlt.<br />

Nach Arbeitsplänen <strong>de</strong>r HA I für 1986, 1988 <strong>und</strong> 1989<br />

wur<strong>de</strong>n in diesen drei Jahren Bauvorhaben im Umfang<br />

von mehr als elf Mio. VM aus Mitteln <strong>de</strong>s Kontos<br />

0528 geplant <strong>und</strong> realisiert. Dabei han<strong>de</strong>lte es sich im


wesentlichen um <strong>de</strong>n Bau von Lagerhallen <strong>und</strong> Bürogebäu<strong>de</strong>n<br />

für <strong>de</strong>m Bereich unterstellte Unternehmen.<br />

- Geldanlagen<br />

Aus Mitteln <strong>de</strong>s Kontos 0528 veranlaßte Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

Geldanlagen bei <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong> bei Banken in<br />

Österreich, Dänemark <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Schweiz.<br />

Mittels E<strong>de</strong>lmetallspekulationen, durchgeführt von<br />

Joachim Farken <strong>und</strong> Klaus-Dieter Richter, bei<strong>de</strong> Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, versuchte<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, Spekulationsgewinne in Devisen<br />

zu realisieren. Außer<strong>de</strong>m legte Sei<strong>de</strong>l im Auftrag<br />

<strong>de</strong>s MfS treuhän<strong>de</strong>risch Gel<strong>de</strong>r über das Konto 0528 im<br />

westlichen Ausland an. So z. B. in <strong>de</strong>n 80er Jahren zwei<br />

Mio. DM. Zum Stichtag 4. Dezember 1989 waren auf<br />

Festgeldkonten bei <strong>de</strong>r DHB eine Mio. USD <strong>und</strong> 22,5<br />

Mio. DM <strong>und</strong> bei Banken in Österreich, <strong>de</strong>r Schweiz<br />

<strong>und</strong> in Dänemark insgesamt 91,5 Mio. VM angelegt.<br />

-<br />

- Abführungen an <strong>de</strong>n sog. 100 Mio. Fonds<br />

Zwischen 1974 <strong>und</strong> 1980 wur<strong>de</strong>n die im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

C-Geschäfts erwirtschafteten Devisen in Höhe von<br />

insgesamt 84 Mio. DM über das Konto 0528 diesem<br />

Fonds zugeführt, <strong>de</strong>r zur Sicherung von speziellen<br />

Aufgaben vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

in Höhe von 100 Mio. DM gemäß <strong>de</strong>r Verfügung <strong>de</strong>s<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats Nr. 156/73 vom 14. November<br />

1973 gebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT- Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 50, S. 436).<br />

Zum Stichtag 4. Dezember 1989 waren auf <strong>de</strong>r Kontengruppe<br />

0528 als Guthaben insgesamt 50,3 Mio.<br />

DM, zusammen mit <strong>de</strong>n Festgeldanlagen ca. 141,8<br />

Mio. DM verbucht.<br />

Auf <strong>de</strong>m DM-Girokonto <strong>de</strong>r Kontengruppe 0528 befand<br />

sich am 4. Dezember 1989 ein Guthaben von<br />

18,09 Mio. DM. Bis zur Auflösung <strong>de</strong>s Girokontos am<br />

11. Mai 1990 wur<strong>de</strong>n u. a. DM-Zugänge aus <strong>de</strong>r Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Günther Forgber von insgesamt<br />

19,05 Mio. DM <strong>und</strong> aus <strong>de</strong>r Auflösung von Geldanlagen<br />

im In- <strong>und</strong> Ausland in Höhe von 176,3 Mio.<br />

DM verbucht. Insgesamt wur<strong>de</strong>n 249,4 Mio. DM vom<br />

Girokonto <strong>de</strong>r Kontengruppe 0528 an das Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise überwiesen. Auf <strong>de</strong>m DM-<br />

Festgeldkonto <strong>de</strong>r Kontengruppe 0528 war am 4. Dezember<br />

1989 ein Betrag von 22,5 Mio. DM angelegt,<br />

<strong>de</strong>r am 13. März 1990 auf das DM-Girokonto transferiert<br />

wur<strong>de</strong>. Das USD-Girokonto wies zum Stichtag 4.<br />

Dezember 1989 einen positiven Saldo von 3,9 Mio.<br />

USD auf. Durch diverse Zuführungen, die u. a. auch<br />

aus <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>s Unternehmens Günther<br />

Forgber resultierten, konnte nach <strong>de</strong>r Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Kontos am 10. April 1990 ca. 5,1 Mio. USD an das<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise überwiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Auf zwei weiteren Festgeldkonten <strong>de</strong>r Kontengruppe<br />

0528 waren eine Mio. USD <strong>und</strong> 7,74 Mio. CHF<br />

angelegt, die ebenfalls im April 1990 an das Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise transferiert wur<strong>de</strong>n.<br />

V. Devisenaufkommen <strong>und</strong> Verwendung von<br />

Guthaben auf Son<strong>de</strong>rkonten<br />

Zusätzlich zum Son<strong>de</strong>rkonto 0528 gab es in <strong>de</strong>r HA I<br />

das Son<strong>de</strong>rkonto 0628 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG (DHB), das sog. Honecker-Konto, das eben-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

falls von Manfred Sei<strong>de</strong>l verwaltet wur<strong>de</strong>. Ein drittes<br />

Son<strong>de</strong>rkonto bei <strong>de</strong>r DHB war das Konto 0584, das<br />

Hauptkonto <strong>de</strong>s sog. Disponiblen Parteifonds. Die<br />

Verwaltung <strong>de</strong>s Kontos 0584 <strong>und</strong> <strong>de</strong>s sog. Disponiblen<br />

Parteifonds insgesamt oblag <strong>de</strong>r Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Firmen, Waltraud Lisowski. Für bei<strong>de</strong> Son<strong>de</strong>rkonten<br />

waren Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l einzelzeichnungsberechtigt.<br />

1. Son<strong>de</strong>rkonto 0628 (sog. Honecker-Konto)<br />

Das Son<strong>de</strong>rkonto 0628 wur<strong>de</strong> am 29. März 1974 auf<br />

Weisung von Erich Honecker eröffnet. Ziel war es,<br />

eine Trennung zwischen <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen <strong>und</strong> Katholischen Kirche (A- <strong>und</strong><br />

C-Geschäft) einerseits <strong>und</strong> <strong>de</strong>m sog. Häftlingsfreikauf<br />

(B-Geschäft) an<strong>de</strong>rerseits herbeizuführen, da die daraus<br />

resultieren<strong>de</strong>n Devisenerlöse bis zu diesem Zeitpunkt<br />

komplett auf <strong>de</strong>m Konto 0528 verbucht wur<strong>de</strong>n.<br />

Allerdings wur<strong>de</strong> die angestrebte Trennung <strong>de</strong>r<br />

sog. Kirchengeschäfte nur teilweise erreicht, <strong>de</strong>nn<br />

auch nach 1974 wur<strong>de</strong>n Deviseneinnahmen aus <strong>de</strong>m<br />

C-Geschäft an das Konto 0628 abgeführt.<br />

Auf Wunsch Erich Honeckers hatten auf <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rkonto<br />

0628 ständig 100 Mio. DM zu seiner freien Verfügung<br />

zu stehen.<br />

0628 war eine Kontengruppe, die sich aus einem DM<br />

Girokonto sowie einem Tagesgeld- <strong>und</strong> einem Festgeldkonto<br />

zusammensetzte.<br />

Mittelherkunft<br />

Dem sog. Honecker-Konto flossen im wesentlichen<br />

Devisenerlöse folgen<strong>de</strong>r Quellen zu:<br />

- B-Geschäft (sog. Häftlingsfreikauf)<br />

Zwischen 1974 <strong>und</strong> 1989 wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Konto ca. 2,878<br />

Mrd. DM als Devisenerlöse aus <strong>de</strong>r Vermarktung <strong>de</strong>r<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s sog. Häftlingsfreikaufs durch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gelieferten Waren gutgeschrieben.<br />

- C-Geschäft<br />

Als Devisenerlöse aus <strong>de</strong>r Vermarktung <strong>de</strong>r Warenlieferungen<br />

<strong>de</strong>r Katholischen Kirche (C-Geschäft) flossen<br />

seit 1981 jährlich ca. zwölf Mio. DM auf das Konto,<br />

insgesamt ca. 108 Mio. DM. Als Gegenleistung bekam<br />

die Katholische Kirche Mark <strong>de</strong>r DDR ausbezahlt<br />

o<strong>de</strong>r Valuta-Mark vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

- Genex-Geschenkdienst GmbH<br />

Die Planübererfüllungen <strong>de</strong>r Genex-Geschenkdienst<br />

GmbH in Höhe von zehn Mio. DM wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Konto<br />

0628 gutgeschrieben.<br />

- Abführungen <strong>de</strong>r Abteilung Firmen<br />

In einer Vernehmung am 23. Mai 1991 vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin erläuterte<br />

Waltraud Lisowski, Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Firmen,<br />

daß die Erträge <strong>de</strong>r sog. gemischten Gesellschaften<br />

(Euro-Union-Metall France S.A., Eurofra, Trafer,<br />

Charlemetall S.A., Eumit SPA <strong>und</strong> Imog B.V.) seit <strong>de</strong>r<br />

Unterstellung dieser Unternehmensgruppe in <strong>de</strong>n


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung 1983 in <strong>de</strong>r Regel auf das Konto 0628<br />

abgeführt wur<strong>de</strong>n. In einem <strong>Bericht</strong> an E rich Honekker<br />

über die finanziellen Erfolge <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung nannte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

für das Jahr 1986 eine Einzahlung in Höhe<br />

von 4,4 Mio. DM, die aus Einnahmen dieser „gemischten<br />

Gesellschaften" resultierte sowie eine Abführung<br />

von 10,7 Mio. DM aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen<br />

Parteifonds, in <strong>de</strong>m die von <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen erwirtschafteten<br />

Devisen verbucht wur<strong>de</strong>n. Für 1987<br />

waren ebenfalls zehn Mio. DM <strong>und</strong> für 1988 elf Mio.<br />

DM als Zuführungen aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds<br />

geplant (Dokument-Nr. 719-720).<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß in<br />

Arbeitsplänen <strong>de</strong>r HA I En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre Devisenzuflüsse<br />

aus Gewinnen <strong>de</strong>r Abteilung Firmen, die<br />

von Sei<strong>de</strong>l als „AG Firmen" bezeichnet wur<strong>de</strong>, in Höhe<br />

von 15 Mio. VM veranschlagt wur<strong>de</strong>n. Diese Abführungen<br />

beinhalten aber wahrscheinlich nicht nur<br />

die Abführungen <strong>de</strong>r gemischten Gesellschaften, son<strong>de</strong>rn<br />

auch die Abführungen <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen, die<br />

über <strong>de</strong>n sog. Disponiblen Parteifonds auf das Konto<br />

0628 flossen (Dokument-Nr. 248 <strong>und</strong> 658-659).<br />

Die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

dokumentieren erstmals für 1981 einen Mittelzufluß<br />

aus Deviseneinnahmen <strong>de</strong>r sog. gemischten<br />

Gesellschaften <strong>und</strong> <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen in Höhe von<br />

ca. 33,9 Mio. DM; 1982 waren es 20 Mio. DM. In <strong>de</strong>n<br />

nachfolgen<strong>de</strong>n Jahren 1983 <strong>und</strong> 1984 reduzierte sich<br />

dieser Betrag auf 4,5 bzw. 7,2 Mio. DM; von 1985 bis<br />

1989 bewegten sich die Zuflüsse zwischen 13,4 <strong>und</strong><br />

16,7 Mio. DM. Insgesamt wur<strong>de</strong> somit min<strong>de</strong>stens ein<br />

Betrag von 129,7 Mio. DM aus Gewinnen <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Firmen auf das Konto 0628 übertragen.<br />

- Nachversicherungszahlungen <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche<br />

Zwischen 1980 <strong>und</strong> 1989 flossen jährlich acht Mio.<br />

DM als Ergebnis <strong>de</strong>r Vermarktung von Warenlieferungen<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Kirche auf das Honecker-<br />

Konto. Im Rahmen <strong>de</strong>s Beitritts <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche in <strong>de</strong>r DDR in die staatliche Rentenversicherung<br />

hatte die Evangelische Kirche in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Warenlieferungen im Werte von<br />

insgesamt 80 Mio. DM in zehn Jahresraten an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zu leisten.<br />

- Konto 0769<br />

Nach Festlegung von Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong>n<br />

teilweise auch Gel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kontos 0769, das u. a.<br />

aus Abführungen aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds<br />

gespeist wur<strong>de</strong>, auf Konto 0628 transferiert. Es<br />

konnte aber aufgr<strong>und</strong> fehlen<strong>de</strong>r Kontounterlagen<br />

nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n, in welcher Höhe diese Umbuchungen<br />

erfolgten.<br />

- VE AHB Metallurgiehan<strong>de</strong>l<br />

Der VE AHB Metallurgiehan<strong>de</strong>l hatte Teile seiner Devisenerlöse,<br />

1988 z. B. fünf Mio. DM, an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung auf das Konto 0628 abzuführen,<br />

da die Abteilung Koordinierungshan<strong>de</strong>l<br />

(Leiter Manfred Ronneberger) innerhalb <strong>de</strong>s AHB<br />

Metallurgiehan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

unterstellt war.<br />

- Zinserträge aus Festgeldanlagen<br />

Insgesamt sind zwischen 1979 <strong>und</strong> 1989 Zinserträge<br />

aus Festgeldanlagen in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> im Ausland in<br />

Höhe von ca. 559 Mio. DM auf das Konto 0628 eingegangen.<br />

- Bareinzahlung<br />

Nach seiner Flucht veranlaßte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

am 5. Dezember 1989 eine Bareinzahlung in Höhe<br />

von 1,5 Mio. DM durch Manfred Sei<strong>de</strong>l. Dieses Geld<br />

stammte aus Barabführungen <strong>de</strong>r sog. HVA-Firma R<br />

C. Gerlach. Weitere Bareinzahlungen dieser Größenordnung<br />

konnten anhand <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Unterlagen<br />

nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Mittelverwendung<br />

In einem 1988 formulierten <strong>Bericht</strong> Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

an <strong>de</strong>n Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED für Wirtschaft,<br />

Dr. Günter Mittag, dokumentierte Dr. Schalck-<br />

Golodkowski die durch Erich Honecker seit 1976 veranlaßten<br />

Verwendungen <strong>de</strong>r Devisen auf Konto 0628.<br />

Insgesamt flossen nach dieser Aufstellung 1,0532<br />

Mrd. DM ab.<br />

Die größten Positionen waren:<br />

- Son<strong>de</strong>rimporte<br />

Zur Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung wur<strong>de</strong>n Nahrungsmittel,<br />

Heizstoffe, Schuhe o<strong>de</strong>r Textilien auf Weisung<br />

von Honecker importiert <strong>und</strong> aus <strong>de</strong>n Gel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Kontos<br />

0628 finanziert. Zwischen 1976 <strong>und</strong> 1987 wur<strong>de</strong>n<br />

auf diese Weise etwa Schuhe im Wert von 42,9 Mio. DM,<br />

Textilien für ca. 62,5 Mio. DM <strong>und</strong> Nahrungsmittel<br />

(Getrei<strong>de</strong>, Gemüse, Obst, Kartoffeln) für ca. 148,9 Mio.<br />

DM in die DDR eingeführt. An Heizstoffen wur<strong>de</strong> 1979<br />

Kohle für ca. 135 Mio. DM importiert <strong>und</strong> für das Ges<strong>und</strong>heitwesen<br />

wur<strong>de</strong>n 40 Mio. DM aufgewen<strong>de</strong>t.<br />

Zum 30. Jahrestag <strong>de</strong>r DDR veranlaßte Honecker einen<br />

Mittelabfluß von 90 Mio. DM, <strong>de</strong>r vermutlich zur Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung eingesetzt wur<strong>de</strong> („Festtagsimporte").<br />

Weiter wur<strong>de</strong>n 1980 sog. Versorgungsimporte<br />

im Wert von 32 Mio. DM durch Honecker veranlaßt.<br />

Elektronik-Importe (u. a. Fernsehtechnik, Computer)<br />

erfolgten in Höhe von 9,1 Mio. DM. Diese wur<strong>de</strong>n<br />

sowohl für die Bevölkerung verwen<strong>de</strong>t als auch im<br />

industriellen Bereich eingesetzt. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n<br />

aus Frankreich 160 Fahrzeuge zum Preis von ca. 3,2<br />

Mio. DM für die Nomenklatura beschafft <strong>und</strong> aus Japan<br />

Autos im Wert von 140 Mio. DM importiert. Insgesamt<br />

wur<strong>de</strong>n mehr als 600 Mio. DM zur Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Nomenklatura aufgewen<strong>de</strong>t.<br />

- Unterstützung sozialistischer Volkswirtschaften<br />

Aus Mitteln <strong>de</strong>s Kontos 0628 wur<strong>de</strong>n Volksrepubliken<br />

wie Nicaragua o<strong>de</strong>r Kuba auf Weisung von Erich Honecker<br />

o<strong>de</strong>r Dr. Günter Mittag unterstützt. So betrug<br />

<strong>de</strong>r Mittelabfluß zu Solidaritätszwecken zwischen<br />

1976 <strong>und</strong> 1987 ca. 141,8 Mio. DM, darin enthalten war<br />

die Unterstützung Polens mit 80 Mio. DM <strong>und</strong> Weizen-<br />

<strong>und</strong> Maislieferungen an Nicaragua für insgesamt<br />

45,7 Mio. DM. Zusätzlich bekam das Land zehn<br />

Mio. USD von <strong>de</strong>r DDR zur Verfügung gestellt. Unklar<br />

war, ob die Bargeldzahlungen an Polen <strong>und</strong> Nicaragua<br />

Kredite o<strong>de</strong>r Schenkungen <strong>de</strong>r DDR waren.


- Festgeldanlagen<br />

1988 bekam Manfred Sei<strong>de</strong>l die mündliche Weisung<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski, aus Mitteln <strong>de</strong>s Kontos<br />

0628 im westlichen Ausland Festgeldanlagen außerhalb<br />

<strong>de</strong>r Zahlungsbilanz zu bil<strong>de</strong>n, die bei Versorgungsengpässen<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung o<strong>de</strong>r bei einer<br />

eventuell eintreten<strong>de</strong>n Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>r DDR<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

- Einschuß in die Zahlungsbilanz<br />

Im Jahre 1978 erfolgte ein einmaliger Einschuß von<br />

200 Mio. DM in die Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r DDR.<br />

Zum Stichtag 4. Dezember 1989 befan<strong>de</strong>n sich auf<br />

<strong>de</strong>m Girokonto <strong>de</strong>r Kontengruppe 0628 ca. 24,28<br />

Mio. DM <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>m Festgeldkonto ca. 2,08 Mrd.<br />

DM. Über dieses Festgeld, das <strong>de</strong>n wesentlichen<br />

Teil <strong>de</strong>r Staats<strong>de</strong>visenreserve darstellte, durfte nicht<br />

verfügt wer<strong>de</strong>n, da es als Erhöhung <strong>de</strong>r Kreditwürdigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR diente. Zu addieren waren Auslandsanlagen<br />

in Höhe von ca. 415 Mio. DM, so daß<br />

insgesamt ein Guthaben von 2,52 Mrd. DM auf <strong>de</strong>r<br />

Kontengruppe 0628 verbucht war. Im Jahr 1990 wur<strong>de</strong>n<br />

an das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise<br />

2,43 Mrd. DM abgeführt.<br />

2. Son<strong>de</strong>rkonto 0584<br />

(sog. Disponibler Parteifonds)<br />

Das am 28. Dezember 1971 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG (DHB) unter <strong>de</strong>r Bezeichnung „Dr.<br />

Alexan<strong>de</strong>r Schalck" mit diversen Unterkonten eröffnete<br />

Son<strong>de</strong>rkonto 0584 war das Hauptkonto <strong>de</strong>s sog.<br />

Disponiblen Parteifonds. Zu diesem Fonds zählten<br />

außer<strong>de</strong>m die Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre eingerichteten<br />

sog. Metropol-Konten (12032, 12033, 12034) bei <strong>de</strong>r<br />

Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten (BHE) in Zürich sowie<br />

das Konto 0830 „Metropol" bei <strong>de</strong>r DHB. Über<br />

diese vier „Metropol-Konten" wur<strong>de</strong>n die Zuflüsse<br />

zugunsten <strong>de</strong>s sog. Disponiblen Parteifonds gesammelt<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>m Hauptkonto 0584 zugeführt.<br />

Die Verwaltung <strong>de</strong>s sog. Disponiblen Parteifonds <strong>und</strong><br />

somit auch <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rkontos 0584 oblag seit 1973<br />

Waltraud Lisowski, Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Firmen im<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung. In dieser Abteilung<br />

waren neben <strong>de</strong>n sog. gemischten Gesellschaften<br />

<strong>de</strong>s Bereichs auch seit 1977 die sog. Parteifirmen,<br />

d. h. Vertreterfirmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> im westlichen Ausland eingeb<strong>und</strong>en, die<br />

durch die unter <strong>de</strong>m Einfluß <strong>de</strong>r SED stehen<strong>de</strong> Simpex<br />

GmbH Büro für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Beratung betreut<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Einzelzeichnungsberechtigung für das Son<strong>de</strong>rkonto<br />

0584 sowie für alle Unterkonten war wie bei<br />

<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rkonten 0528 <strong>und</strong> 0628 geregelt.<br />

Ein weiteres Konto, das eng mit <strong>de</strong>m sog. Disponiblen<br />

Parteifonds <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Konto 0584 verb<strong>und</strong>en war, war<br />

das Konto 0769, das zu <strong>de</strong>m Zeitpunkt eingerichtet<br />

wur<strong>de</strong> (12. Januar 1982), als die Devisenzuführungen<br />

in <strong>de</strong>n sog. Disponiblen Parteifonds wesentlich größer<br />

waren als die Devisenabflüsse. Konto 0769 gehörte<br />

nicht zum sog. Disponiblen Parteifonds son<strong>de</strong>rn war<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

das Hauptkonto <strong>de</strong>s sog. 50 Mio. Fonds, über <strong>de</strong>n insgesamt<br />

ca. 228 Mio. DM an das Konto 0559 <strong>de</strong>r HA II<br />

als Beitrag zu <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rabführungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung an die sog. operative<br />

Staats<strong>de</strong>visenreserve abgeführt wur<strong>de</strong>n.<br />

Mittelherkunft<br />

Anfänglich wur<strong>de</strong> das Konto 0584 <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>r sog.<br />

Disponible Parteifonds fast ausschließlich aus Abführungen<br />

von <strong>de</strong>n sog. MfS(HVA)-Firmen Asimex, Camet<br />

<strong>und</strong> F. C. Gerlach sowie von <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Planung unterliegen<strong>de</strong>n<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben, die sich zwischen<br />

16,5 <strong>und</strong> 20 Mio. DM bewegten, gespeist. (Vgl.<br />

Fünfter Teil, C.I.2.d.) Ab 1976/77 bestand <strong>de</strong>r Großteil<br />

<strong>de</strong>r Devisenzuflüsse aus Gewinnen <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> im westlichen<br />

Ausland.<br />

Im einzelnen wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Konto 0584 Devisen aus<br />

nachfolgen<strong>de</strong>n Quellen zugeführt:<br />

- Abführungen <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen<br />

Ein Teil <strong>de</strong>r Gewinne <strong>de</strong>r vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung ökonomisch angeleiteten Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) <strong>de</strong>s<br />

MfS wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m „Disponiblen Parteifonds" zugeführt.<br />

Aus <strong>de</strong>n jährlichen Gewinnen <strong>de</strong>r F. C. Gerlach in Höhe<br />

von ca. 28 Mio. DM flossen etwa 80 % auf das Konto<br />

0584. Asimex übergab ca. 20 Mio. DM an Dr.<br />

Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Betrag auf das Konto<br />

0584 einzahlte. Von Carnet wur<strong>de</strong>n jährlich nur etwa<br />

drei bis fünf Mio. DM gutgeschrieben. Insgesamt wur<strong>de</strong>n<br />

nach Ermittlungen <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin in <strong>de</strong>r Zeit von 1971 bis<br />

1989 durch die sog. HVA-Firmen ca. 36,4 Mio. DM<br />

<strong>de</strong>m Konto 0584 <strong>und</strong> somit <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds<br />

zugeführt.<br />

Nach Aussage von Waltraud Lisowski vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 23.<br />

Mai 1991 reduzierten sich aber die Zuführungen aus<br />

Gewinnen <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre. Gr<strong>und</strong> hierfür war die erhebliche Gewinnsteigerung<br />

<strong>de</strong>r sog. Parteifirmen, die <strong>de</strong>m sog. Disponiblen<br />

Parteifonds in ausreichen<strong>de</strong>m Maße Devisen zur<br />

Verfügung stellten.<br />

Die von <strong>de</strong>n sog. HVA-Firmen erwirtschafteten Devisen<br />

wur<strong>de</strong>n ab diesem Zeitpunkt auf Konto 0769 verbucht<br />

<strong>und</strong> fan<strong>de</strong>n damit Eingang in <strong>de</strong>n „50 Mio.<br />

Fonds" (F. C. Gerlach ca. 10 Mio. DM, Asimex ca. 21<br />

Mio. DM <strong>und</strong> Carnet ca. zwei Mio. DM p.a.).<br />

- Provisionsgewinne <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen<br />

Die durch die Simpex betreuten sog. Vertreterfirmen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> im westlichen<br />

Ausland (sog. Parteifirmen) führten ihre Provisionsgewinne<br />

in Verrechnungseinheiten <strong>und</strong> Devisen<br />

an die Simpex GmbH ab. Die Simpex transferierte die<br />

Verrechnungseinheiten auf das Betriebsmittelkonto<br />

<strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

(Konto 0559), wo sie in DM konvertiert <strong>und</strong> auf Konto<br />

0584 gutgeschrieben wur<strong>de</strong>n.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Provisionsgewinne in Devisen wur<strong>de</strong>n direkt auf <strong>de</strong>m<br />

Konto 0830 „Metropol" bei <strong>de</strong>r DHB verbucht, auf<br />

<strong>de</strong>m zum 4. Dezember 1989 ein Guthaben von<br />

205.028 DM bestand. Seit Eröffnung <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rkontos<br />

0584 wur<strong>de</strong>n durch die sog. Parteifirmen ca. 35,4<br />

Mio. DM zugeführt. Davon entfielen auf die Zeit nach<br />

<strong>de</strong>r Unterstellung <strong>de</strong>r Unternehmen in <strong>de</strong>n Verantwortungsbereich<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

allein 35 Mio. DM.<br />

Über die Konten 12032, 12033 <strong>und</strong> 12034 „Metropol"<br />

bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten in Zü rich wur<strong>de</strong>n<br />

die Devisengewinne <strong>de</strong>r Holdings in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

<strong>und</strong> in Liechtenstein an <strong>de</strong>n sog. Disponiblen Parteifonds<br />

transferiert. Anhand von Buchungsunterlagen<br />

wur<strong>de</strong>n seit 1979 Gewinnzuführungen auf die „Metropol"-Konten<br />

von ca. 98 Mio. DM festgestellt, ca. 90<br />

Mio. DM wur<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n sog. Disponiblen Parteifonds<br />

transferiert. Zum Stichtag 4. Dezember 1989 befand<br />

sich auf <strong>de</strong>r „Metropol"-Kontengruppe ein Guthaben<br />

von 6,1 Mio. DM.<br />

- Abführungen <strong>de</strong>r Transinter GmbH <strong>und</strong><br />

weiterer Plan-Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Sowohl die Transinter als auch einige <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Planung unterliegen<strong>de</strong> Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe (u. a.<br />

AHB Nahrung, AHB Textil, AHB Metall, AHB Holz,<br />

AHB Elektronik Export-Import) führten Teile ihrer erwirtschafteten<br />

Gewinne an <strong>de</strong>n „Disponiblen Parteifonds"<br />

ab. So wur<strong>de</strong>n durch die Transinter GmbH seit<br />

1971 ca. 28,9 Mio. DM <strong>und</strong> durch die Plan-Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

ca. 18,3 Mio. DM auf das Konto 0584<br />

überwiesen.<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Fonds durch die sog. Parteifirmen genügend<br />

Devisenzuführungen hatte, wur<strong>de</strong>n die Zuführungen<br />

durch die Transinter GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>n AHB<br />

Nahrung nach <strong>und</strong> nach reduziert bzw. eingestellt.<br />

Die Transinter GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r AHB Nahrung führten<br />

daraufhin Teile ihrer Devisengewinne (sieben Mio.<br />

DM Transinter, sechs Mio. DM AHB Nahrung) an <strong>de</strong>n<br />

„50 Mio. Fonds" ab.<br />

- Abführungen <strong>de</strong>r sog. gemischten Gesellschaf<br />

ten<br />

Die Zuführungen <strong>de</strong>r sog. gemischten Gesellschaften<br />

waren seit 1977 relativ gering. Die Unternehmen Eumit<br />

<strong>und</strong> Imog stellten insgesamt nur einen Betrag von<br />

ca. 0,354 Mio. DM zur Verfügung.<br />

Mittelverwendung<br />

Zum sog. Disponiblen Parteifonds sagte Waltraud Lisowski<br />

in <strong>de</strong>r Vernehmung vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin: „Der Disponible Parteifonds<br />

war ein separiertes Geldvermögen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung mit einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Zweckbindung ... Bis zur Aushändigung<br />

dieser Gel<strong>de</strong>r in entsprechen<strong>de</strong>n Zahlungen an die<br />

SED waren es ausschließlich Gel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung."<br />

- Abführungen an die SED<br />

Jährlich wur<strong>de</strong>n an die SED 16 Mio. DM abgeführt.<br />

Dabei gingen vier Mio. DM an die ZK Abteilung Finanzverwaltung<br />

<strong>und</strong> Parteibetriebe <strong>und</strong> zwölf Mio.<br />

DM an die ZK Abteilung Verkehr.<br />

- Unterstützung <strong>de</strong>r Druckereien Heska-<br />

Portuguesa <strong>und</strong> Plambeck & Co.<br />

Für Druckaufträge an die Druckereien Heska-Portuguesa<br />

(Sitz Lissabon) <strong>und</strong> Plambeck (Sitz Neuss) (vgl.<br />

Zweiter Teilbericht BT-Drucksache 12/3920, S. 40 <strong>und</strong><br />

S. 60) wur<strong>de</strong>n pro Jahr ca. vier bis sechs Mio. DM aus<br />

<strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds im Auftrag <strong>de</strong>r ZK<br />

Abteilung Verkehr aufgewen<strong>de</strong>t. Ziel war es, die Unternehmen,<br />

die unter DKP-naher Leitung stan<strong>de</strong>n, finanziell<br />

zu unterstützen.<br />

- Finanzierung von Unternehmensbeteiligungen<br />

<strong>und</strong> Unternehmensneugründungen<br />

Nach <strong>de</strong>r Unterstellung <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland<br />

unter die Verantwortung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung war es Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

primäres Ziel, die Eigentumsverhältnisse dieser<br />

Unternehmen neu zu ordnen, <strong>de</strong>nn die Unternehmen<br />

befan<strong>de</strong>n sich nur teilweise im Eigentum <strong>de</strong>r DDR,<br />

zum Großteil wur<strong>de</strong>n sie von <strong>de</strong>r DKP nahestehen<strong>de</strong>n<br />

Anteilseignern geleitet. Gleichzeitig sollte durch die<br />

Neustrukturierung <strong>de</strong>r sog. Auslandsfirmen, die bis<br />

1989 andauerte, <strong>de</strong>r Einfluß <strong>de</strong>r SED auf die Unternehmen<br />

zurückgedrängt wer<strong>de</strong>n.<br />

Um die Geschäftsanteile an <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen<br />

für die DDR zu sichern, wur<strong>de</strong>n umfangreiche Mittel<br />

aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds bereitgestellt.<br />

So stan<strong>de</strong>n z. B. 1986 zum Kauf von Beteiligungen<br />

2,3 Mio. DM zur Verfügung. Zur Verschleierung <strong>de</strong>r<br />

Tatsache, daß die Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland DDRbeherrscht<br />

waren, wur<strong>de</strong>n die Geschäftsanteile an<br />

Holding-Gesellschaften in Liechtenstein <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Schweiz übertragen. So war z. B. die Anstalt Infino<br />

an <strong>de</strong>r Druckerei Heska-Portuguesa, die Etablissement<br />

Monument an <strong>de</strong>r Druckerei Plambeck o<strong>de</strong>r<br />

die Refinco Establishment an <strong>de</strong>r noha Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

in Bochum beteiligt. 1986 befan<strong>de</strong>n sich<br />

Holdings mit einem gezeichneten Kapital von insgesamt<br />

2,9 Mio. DM (u. a. Rexim S.A. Lugano mit<br />

2,4 Mio. DM <strong>und</strong> Anstalt Hanseatic, Vaduz, mit<br />

0,12 Mio. DM) sowie Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Dienstleistungsunternehmen<br />

mit einem Gesamtkapital von 23,2 Mio.<br />

DM (u. a. Chemo-Plast GmbH mit fünf Mio. DM <strong>und</strong><br />

Interna GmbH mit drei Mio. DM) im Besitz <strong>de</strong>r Partei.<br />

- Unterstützung sozialistischer Volkswirtschaften<br />

In <strong>de</strong>n 80er Jahren wur<strong>de</strong> einmalig ein Betrag von<br />

250 Mio. DM aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds<br />

<strong>de</strong>r Volksrepublik Polen zur Verfügung gestellt.<br />

- Son<strong>de</strong>rimporte<br />

1989 wur<strong>de</strong>n auf Weisung von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr.<br />

Modrow 35 Mio. DM aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds<br />

zur Finanzierung von sog. Versorgungsimporten<br />

bereitgestellt. Dies war eine Ausnahme, <strong>de</strong>nn normalerweise<br />

wur<strong>de</strong>n diese sog. Versorgungsimporte<br />

aus Mitteln <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rkontos 0628 finanziert.


- Abführungen an Son<strong>de</strong>rkonto 0628<br />

Nach<strong>de</strong>m sich ab 1977 die Gewinnabführungen <strong>de</strong>r<br />

sog. Parteifirmen durch die einheitliche ökonomische<br />

Anleitung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

ständig steigerten, war es möglich, nicht nur <strong>de</strong>n sog.<br />

Disponiblen Parteifonds, <strong>de</strong>m mehr Mittel zuflossen<br />

als entnommen wur<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch weitere Konten<br />

<strong>und</strong> Fonds zu speisen. So wur<strong>de</strong>n Teile <strong>de</strong>s sog.<br />

Disponiblen Parteifonds nach Festlegungen Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis auch <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rkonto 0628<br />

zugeführt. In einem „Situationsbericht" Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis an Erich Honecker aus <strong>de</strong>m Jahre 1986<br />

nannte Dr. Schalck-Golodkowski eine Erhöhung <strong>de</strong>s<br />

sog. Disponiblen Parteifonds von 51,2 auf 63,2 Mio.<br />

DM in 1986 <strong>und</strong> versprach für 1987 eine Steigerung<br />

um 10,8 Mio. DM auf 74 Mio. DM.<br />

Insgesamt wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Konto 0584 zwischen 1971<br />

<strong>und</strong> 1990 Devisen im Wert von mehr als 721 Mio. DM<br />

zugeführt. Darin enthalten waren u. a. auch Zuführungen<br />

aus <strong>de</strong>m Betriebsmittelkonto <strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung (Konto 0559) <strong>und</strong><br />

Zinserträge, die aus <strong>de</strong>r Verwaltung von Gel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />

ZK Abteilung Verkehr resultierten.<br />

Zum Stichtag 4. Dezember 1989 war auf <strong>de</strong>m Konto<br />

0584 (einschließlich Unterkonten) ein Guthaben von<br />

111,7 Mio. DM verbucht, <strong>de</strong>m Verbindlichkeiten von<br />

1,5 Mio. DM gegenüberstan<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>n „Metropol"-<br />

Konten bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten in Zürich<br />

waren 6,1 Mio. DM <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>m Konto 0830<br />

„Metropol" bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG<br />

(DHB) ca. 200.000 DM ausgewiesen, so daß sich insgesamt<br />

ca. 116,5 Mio. DM im sog. Disponiblen Parteifonds<br />

befan<strong>de</strong>n. Am 19. Dezember 1989 wur<strong>de</strong> eine<br />

Überweisung in Höhe von 35 Mio. DM mit <strong>de</strong>r Referenz:<br />

„für Son<strong>de</strong>rversorgung Bevölkerung" als Teil<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Regierung Modrow festgelegten Son<strong>de</strong>rabführung<br />

in Höhe von 100 Mio. DM auf das Konto<br />

0559 vorgenommen. Im April <strong>und</strong> Juni 1990 wur<strong>de</strong>n<br />

insgesamt 94,9 Mio. DM aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen<br />

Parteifonds an das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen abgef<br />

ührt.<br />

3. Finanzanlagen aus Mitteln <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkonten<br />

0528 <strong>und</strong> 0628<br />

Mit <strong>de</strong>n Gel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Hauptabteilung I, die auf <strong>de</strong>n<br />

Konten 0528 ( „ Mielke-Konto ") <strong>und</strong> 0628 („Honecker-<br />

Konto") bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG verbucht<br />

waren, wur<strong>de</strong>n Finanzanlagen im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

durchgeführt. Es wur<strong>de</strong> zwischen direkten <strong>und</strong><br />

indirekten Geldanlagen unterschie<strong>de</strong>n.<br />

Indirekte Geldanlagen im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

Indirekte Geldanlagen im In- <strong>und</strong> Ausland wur<strong>de</strong>n in<br />

erster Linie über die Intrac HGmbH getätigt. Deren<br />

Tochterunternehmen Elmsoka in Vaduz wur<strong>de</strong> mit<br />

<strong>de</strong>n Geldanlagen im Ausland betraut. Die Elmsoka<br />

wie<strong>de</strong>rum legte die Gel<strong>de</strong>r teilweise unter Ausnutzung<br />

weiterer Tochterunternehmen, wie <strong>de</strong>r IK Industriekredit<br />

(Zürich) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Intrac Amerika Latina<br />

S.A. (Panama) bei verschie<strong>de</strong>nen ausländischen Banken<br />

in Teil<strong>de</strong>pots an.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Zum Zweck <strong>de</strong>r treuhän<strong>de</strong>rischen Geldanlage wur<strong>de</strong>n<br />

auf das Konto 0510 DHB <strong>de</strong>r Intrac HGmbH folgen<strong>de</strong><br />

Überweisungen getätigt:<br />

am 7. November 1985 von Konto 0628 50 Mio. DM<br />

am 8. November 1985 von Konto 0628 50 Mio. DM<br />

am 4. Dezember 1985 von Konto 0628 75 Mio. DM<br />

am 5. Dezember 1985 von Konto 0628 30 Mio. DM<br />

am 10. März 1987 von Konto 0528 105 Mio. DM<br />

Gesamt: 310 Mio. DM<br />

Der Betrag von 105 Mio. DM, <strong>de</strong>r am 10. März 1987<br />

vom Konto 0528 DHB überwiesen wur<strong>de</strong>, entstammte<br />

ursprünglich <strong>de</strong>m Konto 0628 DHB.<br />

Für das Gesamt<strong>de</strong>pot von 310 Mio. DM wur<strong>de</strong> ein<br />

Zinssatz von 7 Prozent p.a. zwischen <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Intrac HGmbH vereinbart (Dokument-<br />

Nr. 721). Das Depot mit 310 Mio. DM wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r<br />

Intrac HGmbH nach 1987 in zwei Anlagebeträge aufgeteilt.<br />

Bei unterschiedlichen ausländischen Banken wur<strong>de</strong><br />

ein Teilbetrag von 200 Mio. DM über die Elmsoka im<br />

Auftrag <strong>de</strong>r Intrac HGmbH wie folgt angelegt:<br />

- Schweizerische Bankgesellschaft 50 Mio. DM<br />

(Konto <strong>de</strong>r IK Industriekredit), Laufzeit bis 30. April<br />

1990<br />

- Banque National <strong>de</strong> Paris 20 Mio. DM (Konto <strong>de</strong>r Intrac<br />

America Latina S.A.), Laufzeit bis 30. April<br />

1990<br />

- Verwaltungs- <strong>und</strong> Privatbank, Luxemburg 30 Mio.<br />

DM, Laufzeit bis 30. Mai 1990<br />

- West LB International Luxemburg 30 Mio. DM,<br />

Laufzeit bis 2. Mai 1990<br />

- West LB International Luxemburg 30 Mio. DM,<br />

Laufzeit bis 30. Mai 1990<br />

- Lan<strong>de</strong>sbank Rheinland-Pfalz, Luxemburg 40 Mio.<br />

DM, Laufzeit bis 31. Mai 1990 (Dokument-Nr. 722)<br />

Für die Zeit vom 31. Oktober 1989 bis zum 31. Mai<br />

1990 sind Zinseinnahmen aus diesem Anlagebetrag<br />

in Höhe von 3.645.486,11 DM bekannt.<br />

Diese 200 Mio. DM sind am 31. Dezember 1990 an die<br />

Deutsche B<strong>und</strong>esbank auf ein Konto <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums<br />

<strong>de</strong>r Finanzen überwiesen wor<strong>de</strong>n. Den zweiten<br />

Teilbetrag von 110 Mio. DM legte die Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH bei <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG an (Dokument-Nr. 722).<br />

Am 18. Dezember 1989 wur<strong>de</strong>n 110 Mio. DM von <strong>de</strong>r<br />

Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH auf das laufen<strong>de</strong><br />

Konto 0628 <strong>de</strong>r Hauptabteilung I bei <strong>de</strong>r DHB überwiesen.<br />

Die Zinserlöse aus diesem Depot für die Zeit<br />

vom 30. Juni 1989 bis 18. Dezember 1989 in Höhe von<br />

3.657.500 DM wur<strong>de</strong>n am 21. Dezember 1989 ebenfalls<br />

auf das gleiche Konto <strong>de</strong>r Hauptabteilung I überwiesen.<br />

Neben <strong>de</strong>r Intrac HGmbH hatte Manfred Sei<strong>de</strong>l als<br />

Abteilungsleiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I Geldanlagen<br />

auch über an<strong>de</strong>re Treuhän<strong>de</strong>r getätigt. Ein Betrag von<br />

ca. fünf Mio. DM wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m Konto „Calvados"<br />

bei <strong>de</strong>m Schweizerischen Bankverein in Zürich angelegt.<br />

Der Inhaber <strong>de</strong>s Konto „Calvados" konnte nicht


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

bestimmt wer<strong>de</strong>n. Laut eines handschriftlichen Vermerks<br />

von Manfred Sei<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> das Konto über das<br />

Unternehmen Moksel angelegt, zeichnungsberechtigt<br />

waren Rodo Schnei<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Alexan<strong>de</strong>r Moksel,<br />

bei<strong>de</strong>s Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r A. Moksel AG. Der<br />

Betrag entstammte <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rkonto 0528 DHB<br />

(Mielke-Konto). Am 26. Februar 1990 ging ein Betrag<br />

in Höhe von 5.504.424,28 DM auf das Konto 0528<br />

DHB ein. Hierbei han<strong>de</strong>lte es sich vermutlich um <strong>de</strong>n<br />

angelegten Betrag von fünf Mio. DM zuzüglich Zinsen<br />

abzüglich Spesen, obwohl die <strong>de</strong>m Untersuchungssausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen keine<br />

endgültige Klärung dieser Frage zuließen. In diesem<br />

Zusammenhang ermittelte auch die Staatsanwaltschaft<br />

in Berlin (Dokument-Nr. 723-724).<br />

Über <strong>de</strong>n Schweizerischen Bankverein in Genf wur<strong>de</strong>n<br />

ca. 20 Mio. DM angelegt. Diese Summe wur<strong>de</strong><br />

von <strong>de</strong>r Hauptabteilung I <strong>de</strong>r Delta GmbH <strong>und</strong> später<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH für Spekulationen<br />

mit E<strong>de</strong>lmetallen zur Verfügung gestellt. Der Betrag<br />

stammte wahrscheinlich aus <strong>de</strong>m „Mielke-Konto"<br />

0528 DHB. Von do rt sind am 20. November 1984<br />

<strong>und</strong> am 25. Januar 1985 jeweils zehn Mio. DM an die<br />

Delta GmbH überwiesen wor<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Hinweis<br />

„Gold" bzw. „für Goldoperationen". Nach Angaben<br />

<strong>de</strong>r Direktoren <strong>de</strong>r Delta GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong><br />

Antiquitäten GmbH, Joachim Farken <strong>und</strong> Klaus-Dieter<br />

Richter, sollen mit <strong>de</strong>n E<strong>de</strong>lmetallspekulationen<br />

folgen<strong>de</strong> Gewinne erzielt wor<strong>de</strong>n sein (Dokument-<br />

Nr. 725):<br />

1985: DM 1.057.000<br />

1986: DM 3.286.000<br />

1987: DM 1.370.000<br />

1988: DM 2.200.000<br />

1989: DM 1.605.000<br />

Der Verbleib <strong>de</strong>r 20 Mio. DM konnte vom Untersuchungsausschuß<br />

nicht geklärt wer<strong>de</strong>n. Festgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n konnte, daß am 19. April 1990 ein Teilbetrag<br />

<strong>de</strong>s Depots in Höhe von 8.096.160,74 DM auf das<br />

Konto 0590 DHB <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen<br />

überwiesen wur<strong>de</strong>. Der Verbleib <strong>de</strong>s Restbetrags in<br />

Höhe von r<strong>und</strong> 11,9 Mio. DM ist unklar. Laut Farken<br />

<strong>und</strong> Richter soll aufgr<strong>und</strong> stark gefallener E<strong>de</strong>lmetallpreise<br />

seit En<strong>de</strong> 1988 ein Verlust in dieser Höhe<br />

eingetreten sein. In diesem Zusammenhang ermittelte<br />

auch die Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin, Arbeitsgruppe Regierungskriminalität,<br />

gegen Sei<strong>de</strong>l, Farken <strong>und</strong> Richter. Nach Auskunft<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft wur<strong>de</strong> dieses Verfahren<br />

jedoch mangels hinreichen<strong>de</strong>n Tatverdachts eingestellt.<br />

Bei <strong>de</strong>r Syd-Bank in Kopenhagen wur<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n<br />

Treuhän<strong>de</strong>r Wolfram Wiegand, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Wicon GmbH, Berlin (West), ca. eine Mio. DM angelegt.<br />

Die Summe von einer Mio. DM wur<strong>de</strong> am 26. Oktober<br />

1987 vom Konto 0528 DHB an die Syd-Bank<br />

überwiesen. Der Betrag war für Wertpapier-Spekulationen<br />

vorgesehen. Bis zum 1. November 1989 erbrachte<br />

<strong>de</strong>r Betrag einen Gewinn von 236.000 DM. Im<br />

Mai 1990 behauptete Wolfram Wiegand gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt, daß von <strong>de</strong>m angelegten Betrag<br />

aufgr<strong>und</strong> von Kurseinbrüchen nur noch 853.200 DM<br />

zur Verfügung stün<strong>de</strong>n. Dies erscheint allerdings unrealistisch,<br />

da es 1990 zu keinen <strong>de</strong>rart erheblichen<br />

Kurseinbrüchen gekommen war. Im Juli 1990 überwies<br />

Wiegand aufgr<strong>und</strong> einer Absprache mit Waltraud<br />

Lisowski <strong>de</strong>n ursprünglichen Anlagebetrag von<br />

einer Mio. DM auf ein Konto <strong>de</strong>r Effect Vermögensverwaltungs<br />

GmbH. Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n nicht<br />

abgeführten Gewinnen ermittelte auch die Arbeitsgruppe<br />

Regierungskriminalität bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht in Berlin.<br />

Direkte Geldanlagen im Ausland<br />

Unter direkten Geldanlagen sind Anlagen <strong>und</strong> Depotbildungen<br />

zu verstehen, die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bei ausländischen Banken<br />

tätigten. Für die Konten bei diesen Banken waren<br />

u.a. Manfred Sei<strong>de</strong>l, Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong><br />

Dr. Klaus-Dieter Neubert zeichnungsberechtigt.<br />

Diese Anlagen wur<strong>de</strong>n aus Mitteln <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkonten<br />

0528 <strong>und</strong> 0628 DHB <strong>de</strong>r Hauptabteilung I gespeist.<br />

Hintergr<strong>und</strong> für diese Anlagen waren 1988 Befürchtungen<br />

über eine mögliche Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR. Es sollten Rese rven für eintreten<strong>de</strong> außergewöhnliche<br />

Versorgungsnotwendigkeiten gebil<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n, die außerhalb <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r DDR<br />

realisierbar sein mußten.<br />

1988 wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Konto 0528 DHB folgen<strong>de</strong> direkte<br />

Auslandsanlagen getätigt:<br />

- Bankhaus Hugo Kahn & Co., Zürich, zehn Mio. DM<br />

- Kathreinbank, Wien, zehn Mio. DM<br />

- Zentralsparkasse <strong>und</strong> Kommerzialbank, Wien, fünf<br />

Mio. DM<br />

- Schweizerischer Bankverein, Lugano, 40 Mio. DM<br />

- Privatbanken A/S, Kopenhagen, 0,5 Mio. DM<br />

Gesamt: 65,5 Mio. DM (Dokument-Nr. 726-727).<br />

Aus <strong>de</strong>m Konto 0628 DHB wur<strong>de</strong>n 1988 bzw. 1989 folgen<strong>de</strong><br />

direkte Auslandsanlagen getätigt:<br />

- Kathreinbank, Wien, 40 Mio. DM<br />

- Zentralsparkasse <strong>und</strong> Kommerzialbank, Wien, 44,2<br />

Mio. DM<br />

- Schweizerischer Bankverein, Lugano, zehn Mio.<br />

DM<br />

- Privatbanken A/S, Kopenhagen, zehn Mio. DM<br />

Gesamt: 104,2 Mio. DM.<br />

Es war geplant, einen Teilbetrag <strong>de</strong>s Depots bei <strong>de</strong>r<br />

Zentralsparkasse <strong>und</strong> Kommerzialbank in Wien in<br />

Höhe von 24,2 Mio. DM an die Bank für Arbeit <strong>und</strong><br />

Wirtschaft in Wien umzubuchen. Dieses Vorhaben<br />

wur<strong>de</strong> aber nicht realisiert (Dokument-Nr. 728).<br />

Aus diesen direkten Geldanlagen wur<strong>de</strong>n insgesamt<br />

Zinserträge von ca. 7,6 Mio. DM erwirtschaftet. Der<br />

Verbleib dieser Geldanlagen konnte geklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Sie wur<strong>de</strong>n über Zwischenkonten <strong>de</strong>m Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen auf das Konto 0590 bei <strong>de</strong>r DHB überwiesen.<br />

Geldanlagen im Inland<br />

Zu <strong>de</strong>m Konto 0528 bei <strong>de</strong>r DHB gehörten verschie<br />

<strong>de</strong>ne Unterkonten, zu diesen zählte auch das DM-


Festgeldkonto 0528-60-110-021. Dieses Konto hatte<br />

am 4. Dezember 1989 einen Stand von 22,5 Mio. DM.<br />

Bis zum 13. März 1990 wur<strong>de</strong> dieser Betrag auf das<br />

laufen<strong>de</strong> Konto 0528 überwiesen. Während dieser<br />

Zeit erbrachte dieses Festgeldkonto Zinseinnahmen<br />

von 451.796,88 DM, die ebenfalls auf das laufen<strong>de</strong><br />

Konto 0528 DHB überwiesen wur<strong>de</strong>n. Ferner bestand<br />

ein Festgeldkonto in USD mit <strong>de</strong>r Konto-Nr. 0528-85-<br />

110-021. Dieses Konto hatte am 4. Dezember 1989 einen<br />

Stand von einer Mio. USD. Dieser Betrag wur<strong>de</strong><br />

am 9. Februar 1990 auf das laufen<strong>de</strong> Konto 0528 <strong>de</strong>r<br />

DHB, welches in USD geführt wur<strong>de</strong>, zurückgeführt<br />

(Dokument-Nr. 729).<br />

Das Konto 0628 DHB hatte ebenfalls verschie<strong>de</strong>ne<br />

Unterkonten. Auf <strong>de</strong>m DM-Festgeldkonto 0628-60-<br />

110-023 befand sich am 4. Dezember 1989 ein Guthaben<br />

von 2,08 Mrd. DM (Dokument-Nr. 539). Dieser<br />

Betrag stellte <strong>de</strong>n größten Teil <strong>de</strong>r sog. Staats<strong>de</strong>visenreserven<br />

dar. Über dieses Kapital durfte nicht verfügt<br />

wer<strong>de</strong>n, um jeweils kurzfristige Kredite in konvertierbaren<br />

Devisen bei internationalen Banken erhalten<br />

zu können. Der Betrag wur<strong>de</strong> mit kurzen Laufzeiten<br />

ständig neu bei <strong>de</strong>r DHB angelegt.<br />

Am 10. Januar 1990 wur<strong>de</strong> auf das Festgeldkonto ein<br />

weiterer Betrag von 180 Mio. DM aus <strong>de</strong>m laufen<strong>de</strong>n<br />

Konto 0628 <strong>de</strong>r DHB überwiesen. In <strong>de</strong>r Zeit vom 17.<br />

Januar 1990 bis zum 17. April 1990 wur<strong>de</strong> das Festgeld<br />

auf das laufen<strong>de</strong> DM-Konto zurück überwiesen. Von<br />

diesem wie<strong>de</strong>rum wur<strong>de</strong> es auf das Konto 0590 <strong>de</strong>r<br />

DHB <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise überwiesen.<br />

Allein für <strong>de</strong>n Zeitraum vom 29. Dezember<br />

1989 bis zum 17. April 1990 wur<strong>de</strong>n mit diesem Festgeldkonto<br />

Zinserträge in Höhe von 53.483.116,32 DM<br />

erwirtschaftet.<br />

Die Zinseinnahmen für Geldanlagen im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

betrugen 1989 für das Konto 0528 DHB 1,1 Mio.<br />

DM <strong>und</strong> für das Konto 0628 DHB 135,7 Mio. DM (Dokument-Nr.<br />

729-730). Für die vorhergehen<strong>de</strong>n Jahre<br />

ergaben sich aus <strong>de</strong>n Unterlagen, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zur Verfügung stan<strong>de</strong>n, keine verläßlichen<br />

Angaben zu Zinseinkünften.<br />

VI. Bargeldkassen<br />

Das ausgeprägte System <strong>de</strong>r Geheimhaltung im Innen-<br />

<strong>und</strong> Außenverhältnis führte dazu, daß Leiter <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

kaum einer Kontrolle unterlagen <strong>und</strong> damit weitestgehend<br />

über die Finanzen selbst entschie<strong>de</strong>n. Das<br />

hatte laut <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Valutakontroligruppe vom 16.<br />

Februar 1990 zur Folge, „daß mit Geld außeror<strong>de</strong>ntlich<br />

leichtfertig <strong>und</strong> fahrlässig umgegangen wur<strong>de</strong>,<br />

wodurch Manipulationen <strong>und</strong> persönliche Bereicherungen<br />

nicht auszuschließen" waren. Dies galt insbeson<strong>de</strong>re<br />

für <strong>de</strong>n Umgang mit Bargeld.<br />

Im Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong>n diverse<br />

Bargeldkassen bzw. Reisekassen in Valuta geführt,<br />

<strong>de</strong>ren Bestän<strong>de</strong> teilweise die Millionengrenze<br />

überstiegen. Dabei wur<strong>de</strong>n we<strong>de</strong>r Kassenlimite festgelegt,<br />

noch konnten Kassenprüfungen nachgewiesen<br />

wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m führte die Prüfung <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Finanzrevision im<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise laut ihrem Be-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

richt vom 16. Februar 1990 zu folgen<strong>de</strong>n Beanstandungen<br />

bei <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>r sog. Valuta- <strong>und</strong> Mark-<br />

Kassen:<br />

- keine ordnungsgemäßen Kassennachweise <strong>und</strong> -abschlüsse<br />

- Entgegennahme von Geld ohne o<strong>de</strong>r mit formloser<br />

Quittung <strong>und</strong> ohne Unterschrift <strong>de</strong>s Einzahlers,<br />

keine Verwendung von nummerngesicherten Einzahlungsquittungen<br />

- keine Zahlungsanweisung<br />

- fehlen<strong>de</strong> Bestätigung <strong>de</strong>r sachlichen Richtigkeit<br />

- fehlen<strong>de</strong> bzw. nicht ordnungsgemäße Abrechnung<br />

von Vorschüssen<br />

- Auszahlungen ohne Empfangsbestätigungen <strong>und</strong><br />

ohne belegmäßigen Nachweis <strong>de</strong>r Verwendung.<br />

Um einen Eindruck über die gängige Praxis zu vermitteln,<br />

wer<strong>de</strong>n nachstehend beispielhaft einige Bargeldkassen<br />

erläutert:<br />

Bargeldkasse zum Konto 0584 (sog. Disponibler Parteifonds)<br />

Die Bargeldkasse zu <strong>de</strong>m „Parteikonto" wur<strong>de</strong> durch<br />

das Konto 0584 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG<br />

gespeist <strong>und</strong> von <strong>de</strong>r Sekretärin Dr. Schalck-Golodkowskis,<br />

Gisela Brachaus, verwaltet. Die „Verwaltung"<br />

<strong>de</strong>r Bargeldkasse geschah in <strong>de</strong>r Weise, daß die<br />

jeweiligen Ein- <strong>und</strong> Auszahlungen von ihr auf Kontokarten<br />

festgehalten wur<strong>de</strong>n. Da sich Brachaus mit<br />

<strong>de</strong>r Sekretärin Sei<strong>de</strong>ls, Roswitha Dittmer, einen Büroraum<br />

teilte, wur<strong>de</strong> die Bargeldkasse im Panzerschrank<br />

bei Dittmer aufbewahrt.<br />

Für die Führung <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n Kontos war<br />

nicht Brachaus, son<strong>de</strong>rn Waltraud Lisowski zuständig,<br />

so daß Brachaus nicht wußte, aus welchen Bereichen<br />

die Mittel stammten, die sie auf Anfrage an die<br />

Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED zur Verfügung<br />

stellte. Brachaus konnte auch keine Auskunft darüber<br />

geben, auf welcher Gr<strong>und</strong>lage die jeweiligen Abführungen<br />

an die Abteilung Verkehr vorgenommen wur<strong>de</strong>n.<br />

(81. Sitzung, Protokoll S. 163, 164)<br />

Nach ihrer Aussage soll ständig ein Bestand von ca.<br />

zwei Mio. DM in dieser Bargeldkasse vorhan<strong>de</strong>n gewesen<br />

sein (81. Sitzung, Protokoll S. 156, 157). Dieses<br />

Geld diente dazu, <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED je<strong>de</strong>rzeit nachzukommen.<br />

Denn die Abteilung Verkehr erhielt je<strong>de</strong>s Jahr<br />

zwölf Mio. DM „zur Unterstützung <strong>de</strong>r Tageszeitung<br />

UZ" aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds. Dieses<br />

Geld wur<strong>de</strong> nicht in einer Summe an die Abteilung<br />

Verkehr überwiesen, son<strong>de</strong>rn zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1987 bis 1989 durch <strong>de</strong>n Buchhalter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Verkehr, Frie<strong>de</strong>l Trappen, in einem Koffer in<br />

Raten zu jeweils ca. eine Mio. DM abgeholt. Die Beträge<br />

mußten also ständig in <strong>de</strong>r Bargeldkasse zum<br />

Konto 0584 bereitliegen. Die Kasse wur<strong>de</strong> bis auf<br />

die o.g. Verwendung zu keinem weiteren Zweck in<br />

Anspruch genommen (81. Sitzung, Protokoll S. 164,<br />

182). Außer Brachaus hatten Sei<strong>de</strong>ls Sekretärin, Roswitha<br />

Dittmer, <strong>und</strong> Sei<strong>de</strong>l selbst Zugriff auf die Bargeldkasse.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Bargeldkasse zum Konto 0745<br />

Im Dezember 1987 wur<strong>de</strong> auf Anweisung von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski eine weitere Bargeldkasse eröffnet.<br />

Sie stand unmittelbar in seinem Verantwortungsbereich,<br />

d.h. die Verantwortung für die Verwendung<br />

<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r lag auschließlich bei ihm.<br />

Die Mittel für diese Handkasse flossen von <strong>de</strong>m<br />

Konto 0745 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG, für<br />

das Dr. Schalck-Golodkowski, Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> die Sekretärin<br />

Inge Wilkening unterschrifts- <strong>und</strong> verfügungsberechtigt<br />

waren, wobei für Barabhebungen jeweils<br />

zwei Unterschriften nötig waren. Wilkening, die Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Sei<strong>de</strong>l direkt unterstellt<br />

war, übernahm sämtliche banktechnischen Angelegenheiten<br />

<strong>de</strong>s Kontos <strong>und</strong> führte die Bargeldkasse.<br />

Sie wur<strong>de</strong> im Panzerschrank von Inge Wilkening<br />

verwahrt.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski erläuterte <strong>de</strong>n Zweck <strong>de</strong>s<br />

Kontos in seiner Aussage vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 9. September 1992<br />

wie folgt: „Das Konto 745 war ein Sammelkonto für<br />

alle zeitweise nicht für bestimmte Verwendungszwecke<br />

vorgesehenen, frei verfügbaren Bestän<strong>de</strong>.<br />

Deshalb wur<strong>de</strong>n aus diesem Bereich eine Vielzahl<br />

von Entscheidungen <strong>und</strong> Käufen finanziert". Die Bargeldkasse<br />

zu diesem Konto bezeichnete er nur als<br />

„Zwischenstadium zwischen einzelnen Kontenbewegungen".<br />

Auszahlungen erfolgten entwe<strong>de</strong>r an Dr. Schalck-Golodkowski<br />

direkt o<strong>de</strong>r auf seine Anweisung an Dritte.<br />

Dabei han<strong>de</strong>lte es sich nicht selten um Beträge von<br />

mehreren 100.000 DM o<strong>de</strong>r USD. Beispielsweise wur<strong>de</strong>n<br />

im Zeitraum September/Oktober 1989 mehrfach<br />

Beträge in <strong>de</strong>r Größenordnung zwischen 300.000 <strong>und</strong><br />

400.000 DM an ihn persönlich übergeben. Auffällig<br />

ist, daß die Karteikarten, die Wilkening führte, teilweise<br />

verhältnismäßig genaue Darstellungen enthielten,<br />

teilweise nur allgemeine Hinweise, bzw. gewisse<br />

Geschäftsvorfälle überhaupt nicht auf <strong>de</strong>n Karteikarten<br />

vermerkt wur<strong>de</strong>n. Soweit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

beispielsweise für Honecker o<strong>de</strong>r Dr. Mittag Gegenstän<strong>de</strong><br />

zu beschaffen hatte, hat er nach eigener<br />

Aussage sämtliche Belege darüber vernichten müssen.<br />

Wur<strong>de</strong>n Nachtsichtgeräte mit Rotlichtaufhellem<br />

aus dieser Bargeldkasse für das Ministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

bzw. die Nationale Volksarmee beschafft, wur<strong>de</strong><br />

auf <strong>de</strong>n Karteikarten lediglich „laut Quittung vom ..."<br />

o<strong>de</strong>r „Geräte" vermerkt.<br />

In <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong><br />

Preise/Valutakontrollgruppe vom 16. Februar 1990<br />

wird ein typisches Beispiel genannt, durch das <strong>de</strong>r<br />

sorglose Umgang mit Bargeld <strong>de</strong>utlich zum Ausdruck<br />

kommt: „Am 2.11.1989 wur<strong>de</strong>n vom Konto 0745 bei<br />

<strong>de</strong>r DHB auf Weisung von Herrn Dr. Schalck 666.000,-<br />

USD (1.232.100,- VM) bar abgehoben. Frau Wilkening<br />

(HA I) hat diesen Betrag angeblich auf Weisung<br />

von Dr. Schalck seiner ehemaligen Sekretärin Brachaus<br />

ohne Quittung übergeben. Auf die Frage nach<br />

<strong>de</strong>m belegmäßigen Nachweis erklärte Frau Wilkening,<br />

daß es nicht üblich war, Quittungen zu for<strong>de</strong>rn.<br />

Verbleib <strong>und</strong> Verwendung dieses Betrages konnten<br />

nicht geklärt wer<strong>de</strong>n".<br />

Dr. Schalck-Golodkowski erklärte dazu in <strong>de</strong>r staatsanwaltschaftlichen<br />

Vernehmung vom 9. September<br />

1992 lediglich: „Diese Beträge sind im Zuge <strong>de</strong>r Gesamtrückführung<br />

im Januar 1990 wie<strong>de</strong>r zurückgeflossen.<br />

Auch die 666.000 US-Dollar sind auf das<br />

Schweizer Konto geflossen <strong>und</strong> zwar in Höhe von<br />

658.690 US-Dollar am 28. November1989. Den Differenzbetrag<br />

zu <strong>de</strong>n 666.000 Dollar habe ich für Reisekosten<br />

für einen Flug nach Bonn zu einer Besprechung<br />

mit Kanzleramtsminister Seiters für mich <strong>und</strong><br />

meine Begleiter verwen<strong>de</strong>t. "<br />

Die oben angeführten Beispiele zeigen, daß selbst bei<br />

Auszahlungen in dieser Größenordnung oft nicht einmal<br />

Quittungen ausgestellt wur<strong>de</strong>n. Inge Wilkening<br />

war nach eigener Aussage nicht befugt, sich nach <strong>de</strong>n<br />

Auszahlungsgrün<strong>de</strong>n zu erk<strong>und</strong>igen. Daher konnte<br />

ihre lückenhafte Karteikartenführung allenfalls einen<br />

Einblick in die Geschäftsvorfälle geben, die aus dieser<br />

Bargeldkasse finanziert wur<strong>de</strong>n, eine nachvollziehbare<br />

Kontrolle über diese Geschäfte war nicht möglich.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski erklärte dazu: „Es war aber<br />

gera<strong>de</strong> Ziel meiner Tätigkeit, über diese Bargeschäfte<br />

nicht nachprüfbare Beschaffungen vorzunehmen."<br />

Bargeldkasse zum Konto 0528<br />

Ein an<strong>de</strong>re Bargeldkasse in <strong>de</strong>r HA I wur<strong>de</strong> von Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l zum Konto 0528 bei <strong>de</strong>r DHB geführt. Sei<strong>de</strong>l<br />

hob nach eigener Aussage von diesem Konto in regelmäßigen<br />

Abstän<strong>de</strong>n Beträge in Höhe von ca.<br />

200.000 DM für die Bargeldkasse ab.<br />

Aus dieser Bargeldkasse wur<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem die<br />

Aufträge finanziert, die die Kuriere <strong>de</strong>r HA I E rich<br />

Lutz, Detlev Croy, Torsten Schirmeister, Peter Dimitroff<br />

<strong>und</strong> Wilfried Fleischer zur Bedarfsbefriedigung<br />

<strong>de</strong>r Nomenklatura, hauptsächlich für Honecker, Dr.<br />

Mittag <strong>und</strong> Mielke <strong>und</strong> für die Waldsiedlung Wandlitz<br />

auszuführen hatten. Für die Auftragserteilung dieser<br />

Beschaffungsgruppe waren sowohl Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

<strong>de</strong>r seinerseits die Aufträge an die Kuriere<br />

aus <strong>de</strong>n Barbestän<strong>de</strong>n seines Panzerschranks finanzierte,<br />

als auch Sei<strong>de</strong>l zuständig. Soweit Sei<strong>de</strong>l die<br />

Aufträge erteilte, erhielten die Kuriere, meistens Lutz<br />

<strong>und</strong> Croy, jeweils Beträge von 30.000 DM für die Einkäufe.<br />

Nach ein bis zwei Wochen rechnete Sei<strong>de</strong>l anhand<br />

<strong>de</strong>r vorgelegten Rechnungen ab <strong>und</strong> legte entsprechend<br />

Kontokarten über Ein- <strong>und</strong> Ausgänge an.<br />

Entgegen <strong>de</strong>n Anweisungen Dr. Schalck-Golodkowskis,<br />

sämtliche Rechnungen <strong>und</strong> Belege dieser Einkäufe<br />

unverzüglich zu vernichten, bewahrte Sei<strong>de</strong>l<br />

sie jeweils bis zum Jahresen<strong>de</strong> auf, so daß <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

die Karteikarten <strong>de</strong>s Jahres 1989<br />

noch vorlagen.<br />

Diese Kontokarten konnten <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

einen Einblick darüber verschaffen, welche<br />

weiteren Finanzierungen aus dieser Bargeldkasse<br />

vorgenommen wur<strong>de</strong>n:<br />

Die Bargeldkasse, die Helga Steger für die Kuriere<br />

führte, die Sigrid Schalck-Golodkowski unterstan<strong>de</strong>n,<br />

wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Bargeldkasse Sei<strong>de</strong>l regelmäßig<br />

aufgefüllt (vgl. „Bargeldkasse für Son<strong>de</strong>rbeschaffungen").


Daneben rechnete Sig rid Schalck-Golodkowski<br />

über ihre „Besorgungen" geson<strong>de</strong>rt bei Sei<strong>de</strong>l ab,<br />

z. B. „Auszahlung 18.063,95 DM wegen Abrechnung<br />

Schlegelstraße vom 22.5.1989" o<strong>de</strong>r „Auszahlung<br />

2.171,55 DM wegen Abrechnung Wachsen<br />

22.5.89".<br />

Sei<strong>de</strong>l hat dazu in <strong>de</strong>r Vernehmung vom 23. Januar<br />

1990 vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin ausgeführt: „Hier han<strong>de</strong>lt es sich offensichtlich<br />

um einen Auftrag von Sigrid Schalck. Ich<br />

muß dazu sagen, daß Sigrid Schalck <strong>und</strong> Christa<br />

Wachsen sehr enge Beziehungen unterhielten. Dieser<br />

enge persönliche Kontakt führte dazu, daß Sigrid<br />

Schalck Christa Wachsen mit Kaufwünschen kon- -<br />

frontieren konnte, die vornehmlich Frauen interessieren,<br />

z.B. Schmuck. Was sich konkret hinter <strong>de</strong>m<br />

oben genannten Betrag verbirgt, kann ich nicht sagen".<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n Reise- bzw. Flugkosten für Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs, aber auch z.B. für die Direktoren<br />

<strong>de</strong>s Hotels Neptun, Klaus Wenzel (IM „Wimpel"), <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Grandhotels in Berlin bezahlt.<br />

Aus <strong>de</strong>n Bargeldkassen-Belegen geht weiterhin hervor,<br />

daß Urlaubsreisen für <strong>de</strong>n Generaldirektor <strong>de</strong>r Intrac<br />

HGmbH, Horst Steinebach, mit seiner Frau über<br />

insgesamt 23.000 DM <strong>und</strong> für Dr. Herta König (IMS<br />

„Gudrun"), stellvertreten<strong>de</strong> Ministerin <strong>de</strong>r Finanzen,<br />

anläßlich ihres 60. Geburtstags aus <strong>de</strong>r Bargeldkasse<br />

finanziert wur<strong>de</strong>n. Diese Beispiele lassen sich beliebig<br />

über PKW-Son<strong>de</strong>rausstattungen für Honecker,<br />

Dienstwagen für Dr. Schalck-Golodkowski, Darlehen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

an einen Sänger für Tontechnik in Höhe von 87.000<br />

DM bis hin zu Auszahlungen an die Investabteilung<br />

fortführen.<br />

Bargeldkasse für Son<strong>de</strong>rbeschaffungen<br />

Helga Steger war als wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l zuständig für die Beschaffung<br />

von Waren (z.B. Kleidung, Kosmetik <strong>und</strong><br />

Arzneimittel) aus Berlin (West), hauptsächlich für die<br />

Waldsiedlung Wandlitz. Die entsprechen<strong>de</strong>n Aufträge<br />

erteilte Sigrid Schalck-Golodkowski. Zur Erfüllung<br />

ihrer Aufgabe führte Steger eine Bargeldkasse mit einem<br />

ständigen Bestand von 50.000 DM. Mit diesem<br />

Geld wur<strong>de</strong>n auch die Kassen <strong>de</strong>r Kuriere Rita Zu<br />

reck, Erwin Häusler <strong>und</strong> Dieter Köppen aufgefüllt.<br />

Den Kurieren stand monatlich ein Betrag von je<br />

10.000 DM für <strong>de</strong>n Wareneinkauf zur Verfügung.<br />

Nach Auftragserledigung rechneten sie bei Steger gegen<br />

Vorlage <strong>de</strong>r Rechnungen ab. Nach Stegers Aussage<br />

betrug <strong>de</strong>r monatliche Auftragswert <strong>de</strong>r Gruppe<br />

ca. 25.000 bis 30.000 DM. Sie selbst rechnete ihre Bargeldkasse<br />

monatlich einmal bei Sei<strong>de</strong>l gegen Vorlage<br />

<strong>de</strong>r Rechnungen ab.<br />

Neben <strong>de</strong>n bereits angespochenen Bargeldkassen<br />

wur<strong>de</strong>n im Bereich Kommerzielle Koordinierung noch<br />

weitere Kassen wie z.B. die Bargeldkasse in <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung II, für die Ilona Oppenheimer (IMS<br />

„Manja Lehmann") verantwortlich war, die Bargeldkasse<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis zum Konto 0769 bei<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG, die Reisekasse<br />

Waltraud Lisowskis <strong>und</strong> die Reisekasse <strong>de</strong>r AG Lösch<br />

geführt.<br />

G. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR<br />

Zur Ergänzung seiner Beweiserhebung beauftragte<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß das HWWA - Institut für<br />

Wirtschaftsforschung - Hamburg, mit <strong>de</strong>r Erarbeitung<br />

eines wirtschaftswissenschaftlichen Gutachtens über<br />

„Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR" (vgl. Fünfter<br />

Teil, C.I.1.).<br />

Unter Berücksichtigung einer Auswertung umfangreicher<br />

Unterlagen über die wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

von Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

kamen die Gutachter über Aussagen zu<br />

<strong>de</strong>n Ergebnissen wesentlicher Tätigkeitsschwerpunkte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu<br />

einer zusammenfassen<strong>de</strong>n Beschreibung <strong>de</strong>s Beitrags,<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

für die Entwicklung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR zwischen<br />

1966 <strong>und</strong> 1989 geleistet hat.<br />

Die Gutachter faßten die Wirkungen einzelner Tätigkeitsschwerpunkte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

dahingehend zusammen, daß die „realen<br />

Effekte" <strong>de</strong>r zentralen Aufgaben <strong>de</strong>s Bereichs Korn-<br />

merzielle Koordinierung - Erwirtschaftung zusätzlicher<br />

Devisen, Technologieimporte zur Steigerung <strong>de</strong>s<br />

DDR-Wirtschaftspotentials <strong>und</strong> Schul<strong>de</strong>nmanagement<br />

- sich „per Saldo eher negativ" auf die Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR ausgewirkt<br />

hätten, „weil immer mehr Ressourcen aus <strong>de</strong>r<br />

Binnenwirtschaft für die Devisenerwirtschaftung mobilisiert<br />

wer<strong>de</strong>n mußten". Als <strong>de</strong>utliches Indiz dafür<br />

wur<strong>de</strong> die „sich permanent verschlechtern<strong>de</strong> Devisenrentabilität<br />

<strong>de</strong>r DDR-Exportprodukte" angeführt.<br />

I. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

als Teil <strong>de</strong>s Wi rtschaftssystems <strong>de</strong>r DDR<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung war nach<br />

Auffassung <strong>de</strong>r Gutachter trotz <strong>de</strong>r ihm gegebenen<br />

Son<strong>de</strong>rvollmachten <strong>und</strong> ungewöhnlicher Handlungsmöglichkeiten<br />

Teil <strong>de</strong>s planwirtschaftlichen Systems<br />

in <strong>de</strong>r DDR. Er habe „seine Existenz zu einem erheblichen<br />

Teil <strong>de</strong>ssen Dysfunktionalität" verdankt; seine<br />

Einrichtung habe insoweit „eine pa rtielle Reform <strong>de</strong>s<br />

Außenwirtschaftssystems <strong>de</strong>r DDR" dargestellt. Die


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Gutachter stellten in diesem Zusammenhang allerdings<br />

in Frage, ob Dr. Schalck-Golodkowski „überhaupt<br />

ein Interesse an wesentlichen Systemreformen<br />

haben konnte, da sie die Existenzberechtigung <strong>und</strong><br />

die Existenzbedingungen" <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung „weitgehend in Frage gestellt<br />

hätten" .<br />

Zur Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

im System <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR stellten die<br />

Gutachter fest: „Durch die Schaffung von KoKo waren<br />

die Außenwirtschaftsbeziehungen <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft<br />

mit <strong>de</strong>m nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet<br />

faktisch zweigeteilt. Es gab die NSW-Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

<strong>de</strong>s Planbereichs <strong>und</strong> die NSW--<br />

Außenwirtschaftsbeziehungen KoKo's ... Am NSW-<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsumsatz war <strong>de</strong>r Planbereich etwa doppelt<br />

so stark beteiligt wie <strong>de</strong>r Bereich KoKo. Zwischen<br />

bei<strong>de</strong>n Bereichen bestand eine Aufgabenteilung.<br />

Konkurrenz <strong>und</strong> Reibungsverluste sollten durch Zusammenarbeit,<br />

insbeson<strong>de</strong>re auch auf höchster<br />

Ebene, also zwischen Schürer <strong>und</strong> Schalck, vermie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong> Bereiche waren jedoch nicht<br />

gleichberechtigt. "<br />

Das Verhältnis <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zum Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Planbereichs war nach<br />

Auffassung <strong>de</strong>r Gutachter nicht nur durch Kooperation<br />

gekennzeichnet, son<strong>de</strong>rn auch durch Konkurrenz<br />

<strong>und</strong> Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen. Dazu faßten die Gutachter<br />

ihre Erkenntnisse wie folgt zusammen: „KoKo<br />

hatte gegenüber <strong>de</strong>m Plansektor erhebliche Son<strong>de</strong>rvollmachten,<br />

Informationsvorsprünge <strong>und</strong> <strong>de</strong>utlich<br />

erweiterte Handlungsmöglichkeiten; <strong>de</strong>r Planbereich<br />

war bürokratisch organisiert, <strong>de</strong>r KoKo-Bereich wur<strong>de</strong><br />

dagegen von Schalck straff <strong>und</strong> unbürokratisch<br />

geführt <strong>und</strong> glich mehr einer militärischen Organisation,<br />

einem Familienunternehmen o<strong>de</strong>r - zumin<strong>de</strong>st<br />

in Teilen - gar einer A rt Mafia. Es bestan<strong>de</strong>n vielfältige<br />

Kooperationsbeziehungen zwischen bei<strong>de</strong>n Bereichen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n Technologieimporten <strong>und</strong><br />

bei <strong>de</strong>n Im- <strong>und</strong> Exporten <strong>de</strong>r Landwirtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

petrochemischen Industrie, sowie auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r<br />

Leiter bei<strong>de</strong>r Bereiche - Schalck <strong>und</strong> Schürer - als<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz. Es gab<br />

jedoch auch Konkurrenz zwischen bei<strong>de</strong>n Bereichen,<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen um knappe Ressourcen, die<br />

nicht auf Märkten, son<strong>de</strong>rn innerhalb <strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong><br />

Parteihierarchie ausgetragen wur<strong>de</strong>n. "<br />

Die Gutachter kamen unter volkswirtschaftlichem<br />

Aspekt zu <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung als „eine beson<strong>de</strong>re Institution<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Außenwirtschaftssystems <strong>de</strong>r DDR,<br />

die die Möglichkeit hatte, Mittel, die sonst im Planbereich<br />

erwirtschaftet wor<strong>de</strong>n wären, im Bereich zu akkumulieren<br />

<strong>und</strong> diese entwe<strong>de</strong>r für die Volkswirtschaft<br />

o<strong>de</strong>r für an<strong>de</strong>re Zwecke zu verwen<strong>de</strong>n" .<br />

Abgesehen von einem relativ geringen, für außenwirtschaftliche<br />

Zwecke - wie die Versorgung <strong>de</strong>r Politbüro-Siedlung<br />

Wandlitz o<strong>de</strong>r die Unterstützung für<br />

die DKP - eingesetzten Teil sei <strong>de</strong>r größte Teil <strong>de</strong>r Mittel<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft wie<strong>de</strong>r zugute gekommen, „aus <strong>de</strong>r<br />

sie - von <strong>de</strong>r Devisenabschöpfung abgesehen, die etwa<br />

45% <strong>de</strong>r KoKo-Einnahmen ausmachte - letztlich ja<br />

auch stammten" .<br />

Bezüglich <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR stellten<br />

die Gutachter <strong>de</strong>mnach vor allem die Frage, ob es<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung als Teil <strong>de</strong>s<br />

DDR-Außenhan<strong>de</strong>lssystems möglich war, „zusätzliche<br />

Devisen zu erwirtschaften <strong>und</strong> diese Mittel in effektiverer<br />

Weise für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR einzusetzen,<br />

als dies <strong>de</strong>m Planbereich möglich war bzw.<br />

möglich gewesen wäre". Nach Auffassung <strong>de</strong>r Gutachter<br />

„war bei<strong>de</strong>s nicht o<strong>de</strong>r nur in sehr geringem<br />

Maße <strong>de</strong>r Fall".<br />

II. Son<strong>de</strong>rstellung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Die Gutachter kamen nach einer Analyse <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Aktivitätsschwerpunkte <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung seit <strong>de</strong>n 60er Jahren - <strong>de</strong>r Erwirtschaftung<br />

von Devisen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Beschaffung mo<strong>de</strong>rner<br />

Technologie - zu <strong>de</strong>m Ergebnis, daß entschei<strong>de</strong>nd<br />

für die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung nicht <strong>de</strong>ssen hohe Effizienz als Unternehmen<br />

war, son<strong>de</strong>rn „ein<strong>de</strong>utig seine Son<strong>de</strong>rstellung"<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft. Dadurch<br />

sei es <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung möglich<br />

gewesen,<br />

- „die privaten Transfers aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik abzuschöpfen<br />

<strong>und</strong> für <strong>de</strong>n Bereich verfügbar zu machen;<br />

- Teile <strong>de</strong>r öffentlichen Transferleistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

(im Rahmen <strong>de</strong>r sogenannten Kirchengeschäfte)<br />

weitgehend ohne Gegenleistungen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs <strong>und</strong> nur mit geringen Kosten zu vereinnahmen;<br />

- für Technologieimporte hohe Aufschläge auf <strong>de</strong>n<br />

Importwert zu kalkulieren;<br />

- Vertreterprovisionen zu kassieren, <strong>de</strong>nen weitgehend<br />

keine o<strong>de</strong>r nur geringe Leistungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

gegenüberstan<strong>de</strong>n;<br />

- Reserven - eigene, sowie <strong>de</strong>s Staates - gewinnbringend<br />

anzulegen".<br />

Der Erfolg <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

beruhte, so faßten die Gutachter zusammen, „we<strong>de</strong>r<br />

auf <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Cleverness Schalcks noch auf außergewöhnlicher<br />

Leistungen seiner Mitarbeiter, son<strong>de</strong>rn<br />

auf einer einzigartigen Macht- <strong>und</strong> Monopolstellung,<br />

wie sie kein Unternehmen in <strong>de</strong>r Marktwirtschaft<br />

je gehabt hat" .<br />

Ill. Einzelergebnisse <strong>de</strong>r Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Bei ihrer Gesamtbeurteilung <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR gingen die Gutachter von <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

einer umfangreichen empirischen Analyse <strong>de</strong>r<br />

hauptsächlichen Tätigkeitsschwerpunkte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung aus.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Aufgabe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, „die Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Volkswirt<br />

schaft durch die Vorfinanzierung von Technolo-


gieimporten zu stärken", stellten sie fest: „Dies ...<br />

gelang offensichtlich in nur unzureichen<strong>de</strong>m<br />

Maße." Die Mo<strong>de</strong>rnisierungsstrategie sei gescheitert,<br />

eine Analyse <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsstruktur ergebe,<br />

,,daß es mit <strong>de</strong>n Technologieimporten nicht gelang,<br />

die dynamische Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft nachhaltig<br />

zu steigern."<br />

Die Gutachter kamen sogar zu <strong>de</strong>r Einschätzung:<br />

„Offenbar reichten die Effizienzeffekte <strong>de</strong>r Technologieimporte<br />

nicht einmal aus, das Wachstum <strong>de</strong>r Produktion<br />

<strong>und</strong> damit <strong>de</strong>r Exporte in <strong>de</strong>m Maße zu steigern,<br />

wie es für die Bezahlung <strong>de</strong>r importierten Technologie<br />

notwendig gewesen wäre."<br />

Da es vor allem in <strong>de</strong>n 70er <strong>und</strong> 80er Jahren eine <strong>de</strong>r<br />

Hauptaufgaben <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

gewesen sei, zumin<strong>de</strong>st dies sicherzustellen,<br />

meinten die Gutachter, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung diese Aufgabe nicht erfüllt habe. Damit<br />

sei nicht gesagt, daß diese Zielverfehlung <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zur Last zu legen<br />

sei. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung sei nur<br />

zu einem Teil <strong>und</strong> in einer Größenordnung, die sich<br />

schwer abschätzen lasse, an <strong>de</strong>n Technologieimporten<br />

beteiligt gewesen.<br />

Was die Erwirtschaftung von Devisen anbelangt, so<br />

schätzten die Gutachter aufgr<strong>und</strong> ihrer Analyse, daß<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung zwischen<br />

1966 <strong>und</strong> 1989 insgesamt einen Ertrag von etwa<br />

24,5 Mrd. VM erbracht hat. Dabei waren die sog. Kirchengeschäfte<br />

B <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Transferleistungen aus<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland nicht mitgerechnet.<br />

Die Betrachtung beschränkte sich ausschließlich auf<br />

die wirtschaftlichen Aktivitäten. Die Gutachter sahen<br />

bei ihrer Berechnung keine große Differenz zu <strong>de</strong>n<br />

Angaben von Dr. Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>r davon<br />

sprach, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

insgesamt r<strong>und</strong> 27 Mrd. VM „erwirtschaftet" habe.<br />

Allerdings wiesen die Gutachter darauf hin, daß nur<br />

ein geringer Teil <strong>de</strong>r Gewinne <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung in Form von Devisen „das Resultat<br />

von Ex- bzw. kombinierten Ex- <strong>und</strong> Importgeschäften<br />

<strong>de</strong>s Bereichs im Rahmen echter wi rtschaftlicher<br />

Aktivitäten" war. Da selbst dabei <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung seine Monopolstellung ausgenutzt<br />

habe, relativiere dies - so die Gutachter weiter-<br />

„die wirtschaftliche Leistung" <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung als „Quasi-Wirtschaftsunternehmen<br />

erheblich" .<br />

Nach <strong>de</strong>n Untersuchungsergebnissen <strong>de</strong>r Gutachter<br />

gingen von <strong>de</strong>n Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zu<strong>de</strong>m negative Effekte auf die<br />

DDR-Volkswirtschaft aus. So sei die „Refinanzierung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Bereich vorfinanzierten Investitionen ...<br />

zu einem erheblichen Teil zu Lasten <strong>de</strong>s Planbereichs<br />

" gegangen; es sei sogar „ten<strong>de</strong>nziell zu einer<br />

Schwächung <strong>de</strong>r Exportfähigkeit <strong>de</strong>s Planbereichs"<br />

gekommen.<br />

Des weiteren stellten die Gutachter fest, daß „durch<br />

die verstärkten <strong>und</strong> vielfach kurzfristigen Bestrebungen,<br />

Ressourcen für <strong>de</strong>n Export zu mobilisieren, die<br />

binnenwirtschaftliche Knappheit erhöht <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Planablauf gestört wur<strong>de</strong>".<br />

Zusätzlich wiesen die Gutachter darauf hin, daß „mit<br />

<strong>de</strong>r Haltung von Aktiva bei ausländischen Banken<br />

zur Vorspiegelung einer anhaltend hohen Kreditwürdigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>n Geld- <strong>und</strong> Kapitalanlagen im<br />

Ausland <strong>und</strong> erst recht <strong>de</strong>r Reservehaltung in Form<br />

von Gold im Keller <strong>de</strong>r Wallstraße ... ferner Kreditbzw.<br />

Opportunitätskosten" einhergingen.<br />

Unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>r im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung erwirtschafteten<br />

Devisengewinne <strong>und</strong> eines Teils <strong>de</strong>r Transferleistungen<br />

in DM kamen die Gutachter zu <strong>de</strong>m Ergebnis,<br />

daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung „bereits<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre an <strong>de</strong>n Grenzen seiner Möglichkeiten<br />

angelangt war" . Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung habe in Relation „zu<br />

<strong>de</strong>n wirtschaftlichen Problemen <strong>de</strong>r DDR, zu <strong>de</strong>ren<br />

Lösung er einen nicht unerheblichen Beitrag leisten<br />

sollte, rapi<strong>de</strong> abgenommen" . Für die Gutachter lag es<br />

„auf <strong>de</strong>r Hand, daß KoKo nicht <strong>de</strong>n Hauch einer<br />

Chance hatte, <strong>de</strong>n Devisenbankrott <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n<br />

90er Jahren abzuwen<strong>de</strong>n " .<br />

Die Gutachter widmeten sich schließlich auch <strong>de</strong>r Frage,<br />

inwieweit hinsichtlich <strong>de</strong>s Kreditmanagements<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

Leiter Dr. Schalck-Golodkowski Anteil daran hatten,<br />

„daß es <strong>de</strong>r DDR gelungen ist, in <strong>de</strong>n 80er Jahren das<br />

drohen<strong>de</strong> Moratorium abzuwen<strong>de</strong>n", kamen aber dabei<br />

zu keiner ein<strong>de</strong>utigen Bewertung.<br />

„Um <strong>de</strong>r Gefahr einer Legen<strong>de</strong>nbildung entgegenzuwirken",<br />

wiesen die Gutachter im übrigen darauf hin,<br />

daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung seine<br />

Erfolge „nur zu einem geringen Teil seiner wirtschaftlichen<br />

Leistungsfähigkeit" verdankt habe. „Eine<br />

echte Wertschöpfung fand im Bereich nur insoweit<br />

statt, wie er wirkliche Dienstleistungen erbrachte",<br />

meinten die Gutachter <strong>und</strong> fügten hinzu, daß es, obgleich<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung bei<br />

<strong>de</strong>r Personalrekrutierung eine bevorzugte Stellung<br />

genossen habe, keine Anzeichen dafür gegeben habe,<br />

„daß <strong>de</strong>r Bereich selbst effizienter arbeitete als die<br />

übrige sozialistische Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR".


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

H. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung unter SED-Generalsekretär Krenz<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Regierung Modrow sowie seine Abwicklung unter <strong>de</strong>r Regierung<br />

<strong>de</strong> Maizière<br />

I. Entwicklung unter SED-Generalsekretär<br />

Krenz<br />

Am 18. Oktober 1989 trat E rich Honecker auf Druck<br />

<strong>de</strong>s Politbüros als Generalsekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED zurück.<br />

Das Politbüro setzte ihn ab, weil er nicht in <strong>de</strong>r<br />

Lage war, auf die sich än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Situation in <strong>de</strong>r DDR<br />

- insbeson<strong>de</strong>re auf die Flüchtlingswelle <strong>und</strong> die Demonstrationen<br />

- zu reagieren. Sein Nachfolger wur<strong>de</strong><br />

Egon Krenz, <strong>de</strong>r nur bis zum 3. Dezember 1989 im<br />

Amt blieb.<br />

Krenz wur<strong>de</strong> überdies am 24. Oktober von <strong>de</strong>r Volkskammer<br />

zum Staatsratsvorsitzen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Nationalen Verteidigungsrats gewählt, nach<strong>de</strong>m<br />

Honecker am selben Tag von diesen Funktionen<br />

entb<strong>und</strong>en wor<strong>de</strong>n war.<br />

Eine <strong>de</strong>r ersten Amtshandlungen von Krenz als Generalsekretär<br />

war es, sich am 24. Oktober 1989 <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung direkt zu unterstellen.<br />

Dies wur<strong>de</strong> dadurch möglich, weil <strong>de</strong>r bisherige<br />

Vorgesetzte von Dr. Schalck-Golodkowski, Dr.<br />

Günter Mittag, am 18. Oktober 1989 von seiner Funktion<br />

als ZK-Sekretär für Wirtschaft entb<strong>und</strong>en wor<strong>de</strong>n<br />

war. Krenz ging mit <strong>de</strong>r direkten Unterstellung von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski noch einen Schritt weiter<br />

als sein Vorgänger Honecker, <strong>de</strong>r über die Weisungslinie<br />

Dr. Mittag - Dr. Schalck-Golodkowski auf <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung Einfluß genommen<br />

hatte.<br />

Ein Gr<strong>und</strong> für Krenz' rasches Han<strong>de</strong>ln lag da rin, daß<br />

er die große Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung schon seit längerem kannte. Er war<br />

seit 1985 mit Dr. Schalck-Golodkowski eng befre<strong>und</strong>et,<br />

<strong>und</strong> dieser hatte ihn nicht nur mündlich <strong>und</strong><br />

schriftlich über seine Gespräche mit b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen<br />

Politikern informiert, son<strong>de</strong>rn auch ausführlich<br />

über die wirtschaftliche Lage <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung. Krenz hat vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß die Stellung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung als „eine Insel <strong>de</strong>r<br />

Marktwirtschaft im System <strong>de</strong>r Planwirtschaft" beschrieben<br />

<strong>und</strong> die Existenz <strong>de</strong>s Bereichs für die Sicherung<br />

<strong>de</strong>r Produktion <strong>und</strong> die Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

bis hin zur Gestaltung <strong>de</strong>r Beziehungen zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland als notwendig angesehen<br />

(142. Sitzung, Protokoll S. 8).<br />

Die Zusammenarbeit von Krenz <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

geschah ohne Wissen von Honecker <strong>und</strong><br />

Dr. Mittag. Dr. Schalck-Golodkowski hat hierzu vor<br />

<strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt am 16. September 1991<br />

ausgesagt, er habe seit 1986 mit Egon Krenz konspirativ<br />

zusammengearbeitet, um nach an<strong>de</strong>ren Wegen zu<br />

suchen, die DDR als eigenständigen sozialistischen<br />

Staat zu erhalten. Dr. Schalck-Golodkowski setzte<br />

sich dabei <strong>de</strong>m Risiko aus, bei Bekanntwer<strong>de</strong>n seiner<br />

Geheimgespräche alle Ämter zu verlieren.<br />

Durch das enge Zusammenwirken von Krenz <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski konnte <strong>de</strong>r Politbürobeschluß<br />

zur direkten Unterstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung äußerst schnell herbeigeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Schon am 19. Oktober 1989 - einen Tag nach<br />

<strong>de</strong>r Wahl von Krenz - übergab Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>de</strong>m neuen Generalsekretär <strong>de</strong>n Entwurf für<br />

die entsprechen<strong>de</strong> Vorlage an das Politbüro. Krenz<br />

schrieb am selben Tag sein Einverständnis auf <strong>de</strong>n<br />

Entwurf <strong>und</strong> fügte <strong>de</strong>n ungewöhnlichen Zusatz an:<br />

„Ich wer<strong>de</strong> jedoch <strong>de</strong>n Vorschlag Dienstag [in <strong>de</strong>r<br />

nächsten Sitzung <strong>de</strong>s Politbüros] mündlich begrün<strong>de</strong>n"<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

215, S. 1635).<br />

Krenz gab auf <strong>de</strong>r Politbürositzung am 24. Oktober<br />

1989 die angekündigte Erklärung ab. In seiner Aussage<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß wies er darauf<br />

hin, daß er damit mögliche Be<strong>de</strong>nken einiger Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

gegen die Person Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

ausräumen wollte. Es habe Befürchtungen<br />

gegeben, daß Dr. Schalck-Golodkowski die Politik<br />

seines bisherigen Vorgesetzten Dr. Mittag fortführen<br />

könnte. Er - Krenz - habe diese Be<strong>de</strong>nken durch die<br />

Erklärung entkräftet, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

seit langem eine sehr kritische Haltung zu Dr. Mittags<br />

Positionen vertreten hätte.<br />

Vor <strong>de</strong>m Politbüro wies er außer<strong>de</strong>m darauf hin, daß<br />

es für Dr. Mittag keinen Nachfolger gebe, <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung aber so wichtig<br />

sei, daß er in keine an<strong>de</strong>ren Hän<strong>de</strong> als die <strong>de</strong>s Generalsekretärs<br />

kommen solle. Ferner betonte er, daß<br />

er Dr. Schalck-Golodkowski aufgr<strong>und</strong> seiner Verhandlungserfahrung<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung an<br />

seiner Seite haben wolle, da die Beziehungen zur<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland beson<strong>de</strong>res Gewicht<br />

hätten.<br />

Im Politbüro gab es keinen Wi<strong>de</strong>rspruch gegen <strong>de</strong>n<br />

Vorschlag <strong>de</strong>r Unterstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung unter <strong>de</strong>n Generalsekretär. Im<br />

Unterstellungsbeschluß wur<strong>de</strong> jedoch in Ergänzung<br />

<strong>de</strong>r Vorlage festgelegt, daß Entscheidungen, die <strong>de</strong>m<br />

Generalsekretär <strong>de</strong>s ZK vorgelegt wur<strong>de</strong>n, gleichzeitig<br />

<strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r DDR zur<br />

Kenntnis gegeben wer<strong>de</strong>n mußten. Die weitere Regelung,<br />

in <strong>de</strong>n Führungsdokumenten <strong>de</strong>s Nationalen<br />

Verteidigungsrats die entsprechen<strong>de</strong>n Präzisierungen<br />

vorzunehmen, entsprach wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>r Vorlage.<br />

Die Führungsdokumente bezogen sich auf die Staatsreserve<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> dienten zum Nachweis <strong>de</strong>r Ein<strong>und</strong><br />

Auslagerungen. Dies betraf auch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, <strong>de</strong>r zum einen Einlage-


ungen in die Staatsreserve tätigte, zum an<strong>de</strong>ren umfangreichere<br />

Auslagerungen zum Zweck <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftung erhielt.<br />

Vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß hat Krenz erläutert,<br />

daß es für <strong>de</strong>n Verteidigungsfall Bevollmächtigte <strong>de</strong>s<br />

Generalsekretärs für verschie<strong>de</strong>ne Bereiche gegeben<br />

habe. In <strong>de</strong>r Vergangenheit sei Dr. Mittag Bevollmächtigter<br />

für Produktion gewesen; Dr. Schalck-Golodkowski<br />

habe ihm auch hier unterstan<strong>de</strong>n. Da es für<br />

Dr. Mittag keinen Nachfolger gegeben habe, sei es<br />

notwendig gewesen, ein neues Unterstellungsverhältnis<br />

zu begrün<strong>de</strong>n. Dr. Schalck-Golodkowski sei<br />

von daher auch in diesem Bereich ihm - Krenz - unterstellt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

-<br />

Unter <strong>de</strong>m Einfluß seines Fre<strong>und</strong>es Krenz <strong>und</strong> nicht<br />

zuletzt durch seine Kenntnis <strong>de</strong>r tatsächlichen ökonomischen<br />

Verhältnisse in <strong>de</strong>r DDR einschließlich <strong>de</strong>r<br />

Devisenproblematik wuchs Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Be<strong>de</strong>utung in <strong>de</strong>n nächsten Wochen noch einmal<br />

an.<br />

So gehörte Dr. Schalck-Golodkowski zu <strong>de</strong>m Expertengremium,<br />

das von Generalsekretär Krenz <strong>de</strong>n Auftrag<br />

erhielt, ein „ungeschminktes Bild" <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Situation <strong>de</strong>r DDR zu erstellen. Dem Gremium<br />

gehörten ferner an: Dr. Gerhard Beil, Minister<br />

für Außenwirtschaft, Gerhard Schürer, Leiter <strong>de</strong>r<br />

Staatlichen Plankommission, Ernst Häfner, Finanzminister,<br />

<strong>und</strong> Dr. Arno Donda, Leiter <strong>de</strong>s Zentralamts für<br />

Statistik. Die von ihnen erarbeitete „Analyse <strong>de</strong>r ökonomischen<br />

Lage <strong>de</strong>r DDR mit Schlußfolgerungen"<br />

vom 27. Oktober 1989 sprach die Probleme <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR relativ offen an, insbeson<strong>de</strong>re die<br />

unmittelbar bevorstehen<strong>de</strong> Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>s<br />

Staates. In <strong>de</strong>n Schlußfolgerungen hielt das Gremium<br />

„eine gr<strong>und</strong>sätzliche Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wi rtschaftspolitik<br />

<strong>de</strong>r DDR, verb<strong>und</strong>en mit einer Wirtschaftsreform" für<br />

notwendig (Dokument-Nr. 731).<br />

Die Analyse wur<strong>de</strong> am 30. Oktober 1989 im Politbüro<br />

bestätigt <strong>und</strong> gehörte zu <strong>de</strong>n Gesprächsdokumenten<br />

von Krenz bei seinem Treffen am 1. November 1989<br />

mit Michail Gorbatschow. Sie wur<strong>de</strong> als „Geheime<br />

Verschlußsache" eingestuft. Entsprechend <strong>de</strong>r Kennzeichnung<br />

auf <strong>de</strong>m Deckblatt durfte <strong>de</strong>r Geheimhaltungsgrad<br />

nicht verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n; sämtliche Ausfertigungen<br />

sollten am 31. Dezember 1989 vernichtet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Des weiteren bestätigte das neue Politbüro nicht nur<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Mandat zur Verhandlungsführung<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

son<strong>de</strong>rn er avancierte unter Krenz zum maßgeblichen<br />

Verhandlungspartner auf seiten <strong>de</strong>r DDR.<br />

Unmittelbar nach seiner Wahl zum Generalsekretär<br />

erhielt Krenz von Dr. Schalck-Golodkowski ein Papier<br />

mit „Gr<strong>und</strong>gedanken zur weiteren politischen <strong>und</strong><br />

wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Senat von Berlin<br />

(West)" . Nach <strong>de</strong>r Aussage von Krenz bil<strong>de</strong>te dieses<br />

Papier die Gr<strong>und</strong>lage für seine Gespräche mit B<strong>und</strong>eskanzler<br />

Dr. Kohl <strong>und</strong> weiteren führen<strong>de</strong>n b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen<br />

Politikern. Nach Meinung von Krenz eignete<br />

sich Dr. Schalck-Golodkowski aufgr<strong>und</strong> seines<br />

Wissens <strong>und</strong> seiner Erfahrung am besten für die Aufgabe,<br />

die Interessen <strong>de</strong>r DDR bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>r sog. Sicherheits- <strong>und</strong> Vertragsgemeinschaft zwischen<br />

bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten zu vertreten. Dies<br />

galt insbeson<strong>de</strong>re für die Wirtschaftspolitik (142. Sitzung,<br />

Prot. S. 5).<br />

Generalsekretär Krenz <strong>und</strong> B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Helmut<br />

Kohl vereinbarten in ihrem ersten Telefongespräch<br />

am 26. Oktober 1989, daß ihre Beauftragten für<br />

die Vorbereitung von Entscheidungen auf <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

Gebieten <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen sofort<br />

Kontakt aufnehmen sollten. Krenz benannte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski als seinen persönlichen Beauftragten.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski seinerseits schlug <strong>de</strong>m Generalsekretär<br />

in einem Schreiben vom 25. Oktober<br />

1989 vor, hinsichtlich <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Beziehungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland „Festlegungen zur weiteren Arbeit <strong>de</strong>r<br />

bestehen<strong>de</strong>n Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Politbüros 'BRD/<br />

Westberlin' zu treffen" (Erster Teilbericht, BT- Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 218, S. 1644). In <strong>de</strong>m<br />

beigefügten Entwurf regte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

u. a. die personelle Neubesetzung dieser Arbeitsgruppe<br />

an.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r bevorstehen<strong>de</strong>n Neuwahl <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Politbüros auf <strong>de</strong>r 10. Tagung <strong>de</strong>s ZK Anfang<br />

November 1989 wur<strong>de</strong> über diesen Vorschlag nicht<br />

mehr entschie<strong>de</strong>n. Auch das neugewählte Politbüro<br />

faßte in seiner kurzen Amtszeit über diesen Entwurf<br />

keinen Beschluß.<br />

Im November 1989 verschlechterte sich für Generalsekretär<br />

Krenz die politische Lage in <strong>de</strong>r DDR. Am 4.<br />

November <strong>de</strong>monstrie rten eine Million Menschen in<br />

Berlin (Ost) für Demokratie <strong>und</strong> Reformen. Am 7. November<br />

1989 trat die Regierung <strong>de</strong>r DDR unter <strong>de</strong>m<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats, Willi Stoph, geschlossen<br />

zurück; einen Tag später auch das Politbüro. Das<br />

neue, verkleinerte Politbüro, in <strong>de</strong>m Dr. Hans Modrow<br />

erstmals Mitglied war, bestätigte Krenz als Generalsekretär.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s wachsen<strong>de</strong>n Drucks aus <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

öffnete die DDR am 9. November 1989 ihre<br />

Grenzübergänge zum B<strong>und</strong>esgebiet <strong>und</strong> zu Berlin<br />

(West). Dr. Schalck-Golodkowski verhan<strong>de</strong>lte auch<br />

hier als Beauftragter von Krenz mit <strong>de</strong>m Senat von<br />

Berlin über die Öffnung neuer Grenzübergänge in<br />

Berlin. Krenz <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski stan<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r kritischen Nacht vom 9. auf <strong>de</strong>n 10. November<br />

1989 in direkter Verbindung. Krenz hat ausgesagt,<br />

durch die Vermittlung von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

seien innerhalb weniger Tage 50 neue Grenzübergangsstellen<br />

geöffnet wor<strong>de</strong>n, obwohl dies <strong>de</strong>r DDR<br />

einen erheblichen materiellen, finanziellen <strong>und</strong> personellen<br />

Einsatz abverlangt habe. Die ihr entstan<strong>de</strong>nen<br />

Kosten bezifferte Krenz mit 750 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR.<br />

Am 13. November 1989 wählte die Volkskammer <strong>de</strong>n<br />

neuen Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats. Krenz hatte eine<br />

Zeitlang Dr. Schalck-Golodkowski als Kandidaten für<br />

dieses Amt in Betracht gezogen. Dieser lehnte jedoch<br />

ab, da er seinen alten Status nicht aufgeben wollte.<br />

Krenz sah sich von verschie<strong>de</strong>ner Seite her veranlaßt,<br />

Dr. Modrow für das Amt <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Mini<br />

sterrats vorzuschlagen. Die Wahl Dr. Modrows ver-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

sprach nicht nur die größtmögliche Akzeptanz eines<br />

SED-Politikers in <strong>de</strong>r Bevölkerung, son<strong>de</strong>rn traf auch<br />

auf die Zustimmung Gorbatschows. Dr. Modrow erklärte<br />

sich gegenüber Krenz zur Amtsübernahme jedoch<br />

nur bereit, wenn <strong>de</strong>r Ministerrat eine größere<br />

politische <strong>und</strong> staatliche Macht erhielte. Krenz akzeptierte<br />

diese Bedingung.<br />

Eine <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen, die Dr. Modrow bei <strong>de</strong>r Regierungsübernahme<br />

an Krenz stellte, war die Beendigung<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen tatsächliche (Wie<strong>de</strong>r-) Einglie<strong>de</strong>rung<br />

in das Ministerium für Außenwirtschaft.<br />

Krenz stimmte zwar zu, verhielt sich nach <strong>de</strong>r Aussage<br />

Dr. Modrows aber so, als sei Dr. Schalck-Golodkowski<br />

ihm unverän<strong>de</strong>rt unterstellt.<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Position als maßgeblicher<br />

Verhandlungsführer mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland wur<strong>de</strong> hingegen durch die neue Regierung<br />

nicht beeinträchtigt. Dazu trug einerseits das<br />

Devisenproblem bei, das sich seit <strong>de</strong>r Grenzöffnung<br />

am 9. November 1989 durch die neue Reisefreiheit<br />

<strong>de</strong>r Bewohner <strong>de</strong>r DDR noch verschärft hatte. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski erörterte mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung,<br />

wie Bewohner <strong>de</strong>r DDR mit Reisezahlungsmitteln<br />

ausgestattet wer<strong>de</strong>n könnten. Er unterbreitete<br />

hierzu <strong>de</strong>n Vorschlag <strong>de</strong>r DDR, einen sog. zentralen<br />

Reisefonds in DM <strong>und</strong> Mark <strong>de</strong>r DDR zu bil<strong>de</strong>n. Dieser<br />

sollte gemeinsam von <strong>de</strong>r Staatsbank <strong>de</strong>r DDR<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank verwaltet wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine Einigung kam jedoch nicht zustan<strong>de</strong>.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren bereitete Dr. Schalck-Golodkowski fe<strong>de</strong>rführend<br />

die Gespräche von Krenz <strong>und</strong> später Dr.<br />

Modrow mit <strong>de</strong>n Vertretern <strong>de</strong>r b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Seite<br />

vor. Dazu gehörten insbeson<strong>de</strong>re die Vorbereitungen<br />

<strong>de</strong>s Treffens von Krenz <strong>und</strong> Dr. Modrow mit Rudolf<br />

Seiters, B<strong>und</strong>esminister für beson<strong>de</strong>re Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramts, am 20. November<br />

1989 <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Besuchs von B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Helmut<br />

Kohl in Dres<strong>de</strong>n am 19. Dezember 1989.<br />

En<strong>de</strong> November 1989 berichtete Dr. Schalck-Golodkowski<br />

erstmals persönlich vor <strong>de</strong>m Ministerrat über<br />

seine Verhandlungen, bevor er am 1. Dezember 1989<br />

<strong>de</strong>m Politbüro Rechenschaft ablegte. Damit trug er<br />

<strong>de</strong>n sich rapi<strong>de</strong> än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n politischen Gegebenheiten<br />

Rechnung. Sein Mandat für die Verhandlungsführung<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland besaß er<br />

bis zu seinem Weggang aus <strong>de</strong>r DDR sowohl vom Politbüro<br />

als auch vom Ministerrat.<br />

Am 1. Dezember 1989 sah sich die SED aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

innenpolitischen Drucks gezwungen, ihren Anspruch<br />

auf die führen<strong>de</strong> Rolle in Staat <strong>und</strong> Gesellschaft aufzugeben.<br />

Zuvor hatte das Politbüro am 22. November<br />

versucht, die angespannte innenpolitische Situation<br />

durch <strong>de</strong>n Vorschlag eines Dialogs am „R<strong>und</strong>en<br />

Tisch" zu mil<strong>de</strong>rn. Die Parteien sollten dort mit an<strong>de</strong>ren<br />

politischen Kräften <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s ein neues Wahlgesetz,<br />

eine Verfassungsreform <strong>und</strong> weitere anstehen<strong>de</strong><br />

Probleme beraten.<br />

Dieser Vorschlag reichte jedoch zur Bewältigung <strong>de</strong>r<br />

inneren Krise nicht aus. Die neuen politischen Kräfte<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s for<strong>de</strong> rten die Aufgabe <strong>de</strong>r Vorrangstellung<br />

<strong>de</strong>r SED. Die Volkskammer beschloß daraufhin<br />

am 1. Dezember 1989, <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>satz von <strong>de</strong>r „füh-<br />

ren<strong>de</strong>n Rolle <strong>de</strong>r Arbeiterklasse <strong>und</strong> ihrer marxistisch-leninistischen<br />

Partei, <strong>de</strong>r SED" aus <strong>de</strong>r Verfassung<br />

<strong>de</strong>r DDR zu streichen.<br />

Am 3. Dezember 1989 trat auf einer Tagung <strong>de</strong>s ZK<br />

<strong>de</strong>r SED u. a. das gesamte Politbüro einschließlich <strong>de</strong>s<br />

Generalsekretärs Krenz zurück. Bis zu seinem Rücktritt<br />

als Generalsekretär hat Krenz nach <strong>de</strong>n Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses keine nennenswerten<br />

Maßnahmen zur Behebung von Mißstän<strong>de</strong>n<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung ergriffen.<br />

Zwar ergriff Krenz - nicht zuletzt auf Druck <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

- Maßnahmen, um die Privilegierung in<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz zu been<strong>de</strong>n. Dies wirkte<br />

sich auch auf <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

aus, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Versorgung von Wandlitz betraut<br />

war. Weitergehen<strong>de</strong> Maßnahmen, Mißstän<strong>de</strong> im<br />

Bereich selbst aufzu<strong>de</strong>cken <strong>und</strong> zu beheben, hat<br />

Krenz nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

jedoch nicht ergriffen, obwohl ihm zumin<strong>de</strong>st<br />

im November 1989 ausreichend Anhaltspunkte<br />

bekannt gewesen sein mußten.<br />

Wie noch darzustellen sein wird, gelangten im November<br />

1989 vor allem die Praktiken <strong>de</strong>s Antiquitätenhan<strong>de</strong>ls<br />

<strong>und</strong> die Existenz <strong>de</strong>s Waffenlagers<br />

Kavelstorf an die Öffentlichkeit. In <strong>de</strong>n westlichen<br />

Medien erschienen <strong>Bericht</strong>e über die Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung; insbeson<strong>de</strong>re<br />

ein Artikel <strong>de</strong>s Nachrichtenmagazins „Der Spiegel"<br />

vom 20. November 1989 über Dr. Schalck-Golodkowski<br />

sorgte in <strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>de</strong>r DDR für erhebliche<br />

Unruhe.<br />

Nicht zuletzt gab es auch in <strong>de</strong>r SED selbst Hinweise<br />

auf das Problem <strong>de</strong>r Verschmelzung von Partei- <strong>und</strong><br />

Staatsvermögen im Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Dies zeigt die Hausmitteilung von Heinz Wil<strong>de</strong>nhain,<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong><br />

Parteibetriebe <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, an Krenz vom 28. November<br />

1989, die am selben Tag im Büro Krenz eingegangen<br />

war. Darin unterrichtete Heinz Wil<strong>de</strong>nhain<br />

seinen Parteichef, daß es nötig sei, die „Verquickung<br />

unserer Parteifinanzen mit <strong>de</strong>m Bereich Schalck zu<br />

regeln <strong>und</strong> außer<strong>de</strong>m für die Zukunft festzulegen,<br />

welche Kontrollmechanismen wir auf diesen Gebieten<br />

<strong>de</strong>r Valutawirtschaft einführen sollten" (Dokument-Nr.<br />

732).<br />

Krenz hat sich vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß dahingehend<br />

eingelassen, daß Wil<strong>de</strong>nhain um einen<br />

Termin gebeten habe, um das Problem mündlich zu<br />

erläutern. Bis zu seinem Rücktritt als Generalsekretär<br />

am 3. Dezember 1989 habe ihm jedoch die Zeit für ein<br />

Gespräch gefehlt.<br />

II. Entwicklung unter <strong>de</strong>r Regierung<br />

Modrow<br />

Dr. Hans Modrow wur<strong>de</strong> am 13. November 1989 zum<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r DDR gewählt. Er<br />

übergab die Amtsgeschäfte am 12. April 1990 an <strong>de</strong>n<br />

ihm nachfolgen<strong>de</strong>n Ministerpäsi<strong>de</strong>nten Lothar <strong>de</strong><br />

Maizière.


In die fünf Monate <strong>de</strong>r Regierungszeit Dr. Modrows<br />

fielen eine Reihe von wichtigen politischen Ereignissen<br />

mit wesentlichen Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung.<br />

1. Allgemeine Entwicklung<br />

Unter <strong>de</strong>m Druck wachsen<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen nach<br />

gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r DDR erklärte<br />

Willi Stoph, <strong>de</strong>r langjährige Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministerrats,<br />

am 7. November 1989 seinen Rücktritt. Wie bereits<br />

ausgeführt, suchte die politische Führung <strong>de</strong>r<br />

SED einen Nachfolger, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

möglichst unbelastet war.<br />

Generalsekretär Egon Krenz schlug <strong>de</strong>m Zentralkomitee<br />

<strong>de</strong>r SED auf seiner 10. Tagung vom 8. bis 10.<br />

November 1989 in Abstimmung mit Michail Gorbatschow<br />

Dr. Hans Modrow als Kandidaten vor.<br />

Dr. Modrow, früher Erster Sekretär <strong>de</strong>r Bezirksleitung<br />

<strong>de</strong>r SED in Dres<strong>de</strong>n <strong>und</strong> ZK-Mitglied, war inzwischen<br />

am 8. November 1989 ins Politbüro eingezogen,<br />

was gleichfalls einem Wunsch Gorbatschows<br />

entsprach.<br />

Am 13. November 1989 wur<strong>de</strong> Dr. Modrow von <strong>de</strong>r<br />

Volkskammer einstimmig zum Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

gewählt. Er gab am 17. November 1989 seine<br />

Regierungserklärung ab <strong>und</strong> berief in <strong>de</strong>n stark<br />

verkleinerten Ministerrat überwiegend neue Minister.<br />

Von <strong>de</strong>r Regierung Stoph übernahm er aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer Erfahrung u. a. Dr. Gerhard Beil, Minister für Außenwirtschaft,<br />

<strong>und</strong> Gerhard Schürer, Leiter <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission. Am 18. November 1989 wur<strong>de</strong><br />

die Regierung in <strong>de</strong>r Volkskammer bestätigt, <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r bisherige Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministerrats, Stoph,<br />

übergab offiziell die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger<br />

Dr. Modrow. Dieser bestand gegenüber Krenz<br />

von Anfang an darauf, daß seine Regierung größere<br />

Macht erhielt, um für die Lösung <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n<br />

Probleme handlungsfähig zu sein.<br />

Vor <strong>de</strong>r Amtsübernahme Dr. Modrows war es so, daß<br />

gemäß <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Rolle <strong>de</strong>r SED in Staat <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

die Regierungsmacht praktisch von <strong>de</strong>r Parteiführung<br />

<strong>de</strong>r SED ausgeübt wur<strong>de</strong>. Dr. Modrow<br />

schil<strong>de</strong>rt die alten Mechanismen anschaulich in seiner<br />

Autobiographie: „Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Ministerrats ...<br />

erhielten von dafür bestimmten Abteilungen <strong>de</strong>s Apparates<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED ihre Anweisungen. Vieles<br />

wur<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Regierung vorbei kommandiert <strong>und</strong> reglementiert.<br />

In an<strong>de</strong>ren Fällen blieb <strong>de</strong>r Regierung lediglich<br />

die Praxis <strong>de</strong>s formalen „Nachbeschließens"<br />

von Beschlüssen, die im Politbüro, im Sekretariat <strong>de</strong>s<br />

ZK <strong>de</strong>r SED o<strong>de</strong>r in an<strong>de</strong>ren Parteigremien gefaßt<br />

wor<strong>de</strong>n waren" (Modrow, Hans, Aufbruch <strong>und</strong> En<strong>de</strong>,<br />

Hamburg 1991, S. 30).<br />

Lag <strong>de</strong>mentsprechend die politische Entscheidungsebene<br />

bislang beim Generalsekretär <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Politbüro,<br />

wollte Dr. Modrow - nicht zuletzt zur Stärkung<br />

seiner Regierungsmacht - die Einheit von Partei <strong>und</strong><br />

Staat entflechten.<br />

Zu <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Maßnahmen gehörten zwei<br />

For<strong>de</strong>rungen, die Dr. Modrow bei seinem Regierungsantritt<br />

an Krenz stellte. Erstens sollte die Verantwor-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

tung für die Verhandlungen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland künftig nicht mehr beim Politbüro, son<strong>de</strong>rn<br />

bei <strong>de</strong>r Regierung liegen. Zweitens verlangte er<br />

die Aufhebung <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Einglie<strong>de</strong>rung in<br />

das Ministerium für Außenwirtschaft. Krenz akzeptierte<br />

diese For<strong>de</strong>rungen, die bei<strong>de</strong> Auswirkungen<br />

auf <strong>de</strong>n Einflußbereich von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

haben sollten.<br />

Das Spannungsverhältnis zwischen <strong>de</strong>m Ministerratsvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Generalsekretär <strong>de</strong>r SED trat<br />

aber in <strong>de</strong>n wenigen Wochen bis zum Rücktritt <strong>de</strong>s<br />

Politbüros nicht mehr offen zutage, da sich ihre Kräfte<br />

auf die Lösung <strong>de</strong>r vielfältigen Probleme in <strong>de</strong>r DDR<br />

bzw. <strong>de</strong>r SED konzentrierten.<br />

Seit <strong>de</strong>r Öffnung <strong>de</strong>r Grenzübergänge zum B<strong>und</strong>esgebiet<br />

<strong>und</strong> zu Berlin (West) am 9. November 1989<br />

hatte sich das bestehen<strong>de</strong> Devisenproblem <strong>de</strong>r DDR<br />

nochmals verschärft, da die Bürger zur Nutzung <strong>de</strong>r<br />

neu gewonnenen Reisefreiheit vor allem die Deutsche<br />

Mark benötigten. Allein bis zum 20. November<br />

1989 wur<strong>de</strong>n nach Mitteilung <strong>de</strong>s DDR-Innenministeriums<br />

r<strong>und</strong> zehn Mio. Visa für Westreisen erteilt.<br />

Die Regierung Modrow erhoffte sich für die „Reisefinanzierung<br />

<strong>de</strong>r DDR" die Hilfe <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Sie bestätigte u. a. für diese Aufgabe<br />

das Verhandlungsmandat von Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

das er aufgr<strong>und</strong> seiner Erfahrungen als Verhandlungsführer<br />

bereits durch das Politbüro erhalten<br />

hatte.<br />

Zu Dr. Schalck-Golodkowskis Aufgaben gehörte<br />

auch die Vorbereitung <strong>de</strong>s Treffens, das <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esminister<br />

für beson<strong>de</strong>re Aufgaben <strong>und</strong> Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramts,<br />

Rudolf Seiters, am 20. November<br />

1989 in Berlin (Ost) mit Dr. Modrow <strong>und</strong> Krenz<br />

durchführte <strong>und</strong> das Fragen <strong>de</strong>s Ausbaus <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

zum Inhalt hatte. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

erhielt anschließend <strong>de</strong>n Auftrag, <strong>de</strong>n für<br />

<strong>de</strong>n 19. - 20. Dezember 1989 geplanten Besuch von<br />

B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Helmut Kohl in Dres<strong>de</strong>n vorzubereiten.<br />

Am 1. Dezember 1989 wur<strong>de</strong> durch Beschluß <strong>de</strong>r<br />

Volkskammer <strong>de</strong>r Führungsanspruch <strong>de</strong>r SED in<br />

Staat <strong>und</strong> Gesellschaft aus <strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>r DDR<br />

gestrichen. In dieser außergewöhnlichen Sitzung <strong>de</strong>r<br />

Volkskammer wur<strong>de</strong>n auch verschie<strong>de</strong>ne Minister<br />

nach <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> seines Leiters<br />

befragt. Anlaß hatte die umfangreiche <strong>Bericht</strong>erstattung<br />

<strong>de</strong>r Medien in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland gegeben. Die Abgeordneten for<strong>de</strong> rten,<br />

daß Dr. Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>n nächsten Tagen<br />

vor <strong>de</strong>m neugebil<strong>de</strong>ten „Zeitweiligen Ausschuß<br />

<strong>de</strong>r Volkskammer zur Aufklärung von Amtsmißbrauch<br />

<strong>und</strong> Korruption" unter <strong>de</strong>m Vorsitz von Dr.<br />

Heinrich Toeplitz, <strong>de</strong>m sog. Toeplitz-Ausschuß, aussagen<br />

sollte.<br />

Zu dieser Befragung kam es nicht mehr, da Dr.<br />

Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r Nacht vom 2. auf <strong>de</strong>n 3.<br />

Dezember 1989 die DDR verließ <strong>und</strong> nach Berlin<br />

(West) überwechselte. Wie noch näher darzulegen<br />

sein wird, führte Dr. Modrow am Sonntag, <strong>de</strong>m 3. Dezember,<br />

eine Son<strong>de</strong>rsitzung durch, um erste Maßnah-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

men hinsichtlich <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sicherung seiner Vermögenswerte<br />

für die DDR einzuleiten. Weitere Schritte, insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Einsetzung einer Reihe von Kommissionen zur<br />

Aufklärung <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs, folgten in<br />

<strong>de</strong>n nächsten Wochen.<br />

Gleichfalls am 3. Dezember 1989 trat auf einer Tagung<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED das gesamte Politbüro einschließlich<br />

<strong>de</strong>s Generalsekretärs Krenz zurück. An<br />

diesem Tag wur<strong>de</strong> weiterhin bekannt, daß das ehemalige<br />

Politbüro-Mitglied Dr. Günter Mittag unter<br />

<strong>de</strong>m Vorwurf in Untersuchungshaft genommen wor<strong>de</strong>n<br />

war, <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft unter Mißbrauch<br />

seiner Funktionen schweren Scha<strong>de</strong>n zugefügt zu haben.<br />

Der sich durch die Streichung <strong>de</strong>s SED-Führungsanspruchs<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Rücktritt <strong>de</strong>s Politbüros ergeben<strong>de</strong><br />

Machtzuwachs für die Regierung Modrow relativierte<br />

sich allerdings bald wie<strong>de</strong>r. Der Ministerrat mußte<br />

nicht nur auf die Vorstellungen <strong>de</strong>r einzelnen Koalitionsparteien<br />

Rücksicht nehmen, son<strong>de</strong>rn zunehmend<br />

auch auf die For<strong>de</strong>rungen einer Reihe gesellschaftlicher<br />

Gruppen.<br />

Auf die Entscheidungen <strong>de</strong>s Ministerrats nahm ab Dezember<br />

1989 vor allem <strong>de</strong>r „R<strong>und</strong>e Tisch" Einfluß. In<br />

diesem Beratungsgremium trafen sich unter Mo<strong>de</strong>ration<br />

<strong>de</strong>r Kirchen in <strong>de</strong>r DDR führen<strong>de</strong> Vertretervon Regierung,<br />

<strong>de</strong>n sog. Blockparteien <strong>und</strong> Oppositionsgruppierungen.<br />

Die erste Sitzung <strong>de</strong>s „R<strong>und</strong>en Tisches" fand<br />

am 7. Dezember 1989 fand. Bis zu seiner letzten Sitzung<br />

am 12. März 1990 trat er insgesamt 16 mal zusammen.<br />

Die Regierung Modrow stieß auf erheblichen Wi<strong>de</strong>rstand<br />

dieses Beratungsgremiums, als sie an die Stelle<br />

<strong>de</strong>s in Auflösung befindlichen Amts für Nationale Sicherheit<br />

(AfNS) - <strong>de</strong>r Nachfolgeorganisation <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit (MfS) - einen Nachrichtendienst<br />

<strong>und</strong> Verfassungsschutz setzen wollte.<br />

Unter <strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>s „R<strong>und</strong>en Tisches", begleitet<br />

von großen Demonstrationen, mußte Dr. Modrow diesen<br />

Plan aufgeben <strong>und</strong> sich mit vorgezogenen Volkskammerwahlen<br />

für <strong>de</strong>n 18. März 1990 einverstan<strong>de</strong>n<br />

erklären. Im Gegenzug war die Opposition bereit,<br />

acht ressortlose Minister <strong>de</strong>r einzelnen Gruppen am 5.<br />

Februar 1990 in eine Übergangsregierung zu <strong>de</strong>legieren,<br />

die Dr. Modrow als „Regierung <strong>de</strong>r nationalen<br />

Verantwortung" bezeichnete.<br />

Noch kurz vor <strong>de</strong>r Volkskammerwahl faßte die Regierung<br />

Modrow am 1. März 1990 <strong>de</strong>n Beschluß, mit Wirkung<br />

von diesem Tag an eine „Anstalt zur treuhän<strong>de</strong>rischen<br />

Verwaltung <strong>de</strong>s Volkseigentums" zu grün<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Modrow verfolgte mit <strong>de</strong>r Bildung dieser „Anstalt<br />

zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s Volkseigentums"<br />

das Ziel, die volkseigenen Bet riebe <strong>und</strong> Kombinate<br />

in Aktiengesellschaften <strong>und</strong> Gesellschaften mit<br />

beschränkter Haftung umzuwan<strong>de</strong>ln, um sie dadurch<br />

zu stabilisieren <strong>und</strong> zu sanieren.<br />

In die Treuhandschaft wur<strong>de</strong> das volkseigene Vermögen<br />

übernommen, das sich in Fonds-Inhaberschaft<br />

von Betrieben, Einrichtungen, Kombinaten sowie<br />

wirtschaftsleiten<strong>de</strong>n Organen <strong>und</strong> sonstigen im Register<br />

<strong>de</strong>r volkseigenen Wi rtschaft eingetragenen Wi rt<br />

-schaftseinheiten befand.<br />

Schon kurz nach ihrer Gründung erlangte die „Anstalt<br />

zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s Volkseigentums"<br />

eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung für die Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Die Regierung Modrow faßte am 15. März 1990 - unmittelbar<br />

vor <strong>de</strong>r Volkskammerwahl - <strong>de</strong>n Beschluß,<br />

eine Nachfolgeholding für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zu grün<strong>de</strong>n: die Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong><br />

Finanzierungsgesellschaft mbH (BHFG). Die „Anstalt<br />

zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s Volkseigentums"<br />

verwaltete die volkseigenen Anteile <strong>de</strong>r BHFG.<br />

Gleichzeitig wur<strong>de</strong> festgelegt, <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung als Staatsorgan mit Wirkung<br />

zum 31. März 1990 aufzulösen.<br />

Die am 18. März 1990 erstmals frei gewählte Volkskammer<br />

beauftragte am 5. April <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

CDU, Lothar <strong>de</strong> Maizière, mit <strong>de</strong>r Regierungsbildung.<br />

Er wur<strong>de</strong> am 12. April 1990 zum Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

gewählt. Dr. Modrow übergab am selben Tag die Regierungsgeschäfte<br />

an seinen Nachfolger.<br />

2. Politische Vorgaben für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Der bisher markanteste Einschnitt für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung trat in <strong>de</strong>r Nacht vom 2.<br />

auf <strong>de</strong>n 3. Dezember 1989 mit <strong>de</strong>r Flucht Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis ein. Behan<strong>de</strong>lte die Regierung <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung wegen seiner Be<strong>de</strong>utung<br />

für die Devisenerwirtschaftung bis dahin<br />

eher vorsichtig, sah sie sich ab <strong>de</strong>m 3. Dezember 1989<br />

veranlaßt, umfassen<strong>de</strong>re Maßnahmen zur Auf<strong>de</strong>kkung<br />

<strong>und</strong> Behebung von Mißstän<strong>de</strong>n einzuleiten.<br />

a) Vorgaben bis zum 2. Dezember 1989<br />

Wie bereits ausgeführt, hatte Dr. Modrow bei seinem<br />

Amtsantritt Krenz das Zugeständnis abfor<strong>de</strong>rn können,<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung in das<br />

Ministerium für Außenwirtschaft zu überführen.<br />

Diese For<strong>de</strong>rung stellte er, ohne - nach eigener Aussage<br />

- eingehen<strong>de</strong>re Kenntnisse über die Rolle <strong>und</strong><br />

Dimension <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

gehabt zu haben.<br />

Nach seinem Bek<strong>und</strong>en war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung für ihn bis zur Regierungsübernahme<br />

ein Han<strong>de</strong>lsunternehmen, das großen Einfluß<br />

auf die indust rielle Entwicklung <strong>de</strong>r DDR ausübte. Die<br />

praktische Machtfülle <strong>de</strong>s Bereichs hatte Dr. Modrow<br />

noch als SED-Bezirkschef in Dres<strong>de</strong>n anhand von Einzelfällen<br />

kennengelernt. So wußte er durch die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>n Kombinaten Robotron <strong>und</strong> Carl<br />

Zeiss Jena, daß <strong>de</strong>r Import von Hochtechnologie nur<br />

über Dr. Schalck-Golodkowski zu verwirklichen war.<br />

In einem an<strong>de</strong>ren Fall wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung beim Bau zweier Hotels in Dres<strong>de</strong>n<br />

als Financier für die sog. Valuta-Summe tätig.<br />

Bis zur Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis in <strong>de</strong>r Nacht<br />

vom 2. auf <strong>de</strong>n 3. Dezember 1989 aus <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n<br />

jedoch noch keine wesentlichen Schritte zur Einglie<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

in das Ministerium für Außenwirtschaft eingeleitet.<br />

Dr. Modrow führte zunächst ein Gespräch mit Dr.


Schalck-Golodkowski, in <strong>de</strong>m er ihm ankündigte, daß<br />

die Eigenständigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n sollte. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

wi<strong>de</strong>rsprach nicht, schlug aber vor, <strong>de</strong>n Bereich<br />

nicht einfach einzuglie<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn die Modalitäten<br />

in „konzeptionellen Diskussionen" miteinan<strong>de</strong>r<br />

zu klären, um „<strong>de</strong>n Gegenstand selber dabei genauer<br />

... analysieren" zu können (146. Sitzung, Protokoll<br />

S. 337). Dr. Modrow war damit einverstan<strong>de</strong>n. Er<br />

wies <strong>de</strong>n Minister für Außenwirtschaft, Dr. Gerhard<br />

Beil, zunächst nur an, „Maßnahmen einzuleiten, die<br />

eine Einordnung <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsteils KoKo in <strong>de</strong>n<br />

Gesamtaußenhan<strong>de</strong>l ab <strong>de</strong>m 1. Januar 1990 ermöglichen"<br />

(146. Sitzung, Protokoll S. 179). Weitere<br />

Schritte wur<strong>de</strong>n nicht eingeleitet.<br />

In <strong>de</strong>r Volkskammersitzung vom 1. Dezember 1989<br />

kündigte Dr. Beil zwar an, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung innerhalb <strong>de</strong>r nächsten acht Tage<br />

in <strong>de</strong>n regulären Außenhan<strong>de</strong>l eingeglie<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n<br />

solle. Dies geschah aber unter <strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>s als<br />

dramatisch zu bezeichnen<strong>de</strong>n Sitzungsverlaufs <strong>und</strong><br />

ohne vorherige Absprache mit Dr. Modrow. Der Vorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Ministerrats gab die konkrete Anweisung<br />

zur Unterstellung <strong>de</strong>s Bereichs an Dr. Beil erst in<br />

<strong>de</strong>r nach Dr. Schalck-Golodkowskis Weggang einberufenen<br />

Krisensitzung am 3. Dezember 1989.<br />

Der Ministerpräsi<strong>de</strong>nt hatte bis zum 3. Dezember<br />

1989 gewisse Rücksichten auf das beson<strong>de</strong>re Verhältnis<br />

von SED-Generalsekretär Krenz zu Dr. Schalck-<br />

Golodkowski zu nehmen. Dr. Modrow hat in seiner<br />

Aussage vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß betont:<br />

„Das Verständnis von Herrn Krenz blieb ja bis zum<br />

Schluß, daß er [Dr. Schalck-Golodkowski] ihm unterstellt<br />

sei. Und im Prinzip habe ich Herrn Schalck-Golodkowski<br />

ja immer sozusagen von <strong>de</strong>r Seite aus mitgezogen,<br />

damit die Regierung sich ein Bild machen<br />

kann" (146. Sitzung, Protokoll S. 339).<br />

Dr. Schalck-Golodkowski stellte sich gleichwohl auf<br />

die neuen Machtverhältnisse ein. Er <strong>und</strong> Dr. Herta König,<br />

als stellvertreten<strong>de</strong> Finanzministerin für Außenhan<strong>de</strong>lsfragen<br />

zuständig, legten bereits mit Schreiben<br />

vom 14. November 1989 Dr. Modrow eine „Offenlegung<br />

<strong>de</strong>r Verschuldung <strong>de</strong>r DDR" vor - zu einem Zeitpunkt<br />

also, an <strong>de</strong>m Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Stoph die Regierungsverantwortung<br />

offiziell noch gar nicht an seinen<br />

Nachfolger übergeben hatte. (Dokument-Nr. 733)<br />

Die Offenlegung beinhaltete eine Gesamtdarstellung<br />

aller planmäßigen <strong>und</strong> außerplanmäßigen For<strong>de</strong>rungen,<br />

Guthaben <strong>und</strong> Verbindlichkeiten <strong>de</strong>r DDR. Bemerkenswert<br />

ist die Feststellung, daß die <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission bisher bekannte<br />

Verschuldung <strong>de</strong>r DDR tatsächlich um 12,6<br />

Mrd. VM geringer gewesen sei. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Dr. König verwiesen hierbei auf eine Festlegung<br />

Dr. Günter Mittags aus „<strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>s Kreditboykotts<br />

", daß nicht mehr alle erwirtschafteten Gewinne<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in<br />

die Zahlungsbilanz eingebracht wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

In einem weiteren Schreiben vom 17. November 1989<br />

übergaben Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. König<br />

zwei ergänzen<strong>de</strong> Übersichten zur „Offenlegung <strong>de</strong>r<br />

Verschuldung <strong>de</strong>r DDR" gegenüber <strong>de</strong>m sog. Nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet (NSW). Hierbei han-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>lte es sich um Quellen <strong>de</strong>s Einschusses in die Zahlungsbilanz<br />

<strong>und</strong> Einnahmen aus Vereinbarungen <strong>und</strong><br />

Abkommen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, die<br />

auf geson<strong>de</strong>rten Konten eingingen sowie <strong>de</strong>n Ausgaben<br />

daraus (Dokument-Nr. 734).<br />

Ob Dr. Modrow von Dr. Schalck-Golodkowski darüber<br />

hinaus eingehen<strong>de</strong>r über die finanzielle Situation<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

informiert wor<strong>de</strong>n ist, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht aufklären können.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat in einer polizeilichen<br />

Vernehmung am 14. März 1990 ausgesagt, daß er Dr.<br />

Modrow u. a. über diverse Geldmittel einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Auslandskonten persönlich unterrichtet <strong>und</strong> ihm<br />

einen handschriftlichen Brief übermittelt habe.<br />

Dr. Modrow hat dies gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bestritten. Der einzige handschriftliche<br />

Brief von Dr. Schalck-Golodkowski an ihn sei <strong>de</strong>r Abschiedsbrief<br />

vor seiner Flucht gewesen. Eine <strong>de</strong>taillierte<br />

Aufstellung beispielsweise über die Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs habe er nie von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

erhalten. Er habe sich lediglich von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski - wie auch von an<strong>de</strong>ren staatlichen<br />

Stellen - einen allgemeinen <strong>Bericht</strong> über <strong>de</strong>n finanziellen<br />

Status geben lassen.<br />

Der Untersuchungsausschuß konnte nicht aufklären,<br />

welche Aussage die zutreffen<strong>de</strong> ist. Dr. Modrows Abstreiten<br />

<strong>de</strong>r Existenz eines weiteren handschriftlichen<br />

Briefes an ihn könnte eine Schutzbehauptung sein,<br />

falls in ihm b risante Informationen über <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung enthalten wären. Dafür<br />

liegen jedoch keine ausreichen<strong>de</strong>n Anhaltspunkte<br />

vor. Hinzu kommt, daß Dr. Schalck-Golodkowski nur<br />

aus seiner Erinnerung berichtet <strong>und</strong> an mehreren Stellen<br />

seiner Gesamtaussage ungenau war. Da er überdies<br />

seine Aussage eher allgemein hielt, ohne Details<br />

zu schil<strong>de</strong>rn, ist nicht auszuschließen, daß er die Informationen<br />

meinte, die er in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Briefen vom 14.<br />

<strong>und</strong> 17. November 1989 bzw. in <strong>de</strong>m von Dr. Modrow<br />

erwähnten allgemeinen <strong>Bericht</strong> gegeben hat.<br />

Aber auch ohne zusätzliche Informationen durch Dr.<br />

Schalck-Golodkowski war Dr. Modrow aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Briefe in <strong>de</strong>r Lage, ein recht präzises Bild <strong>de</strong>r<br />

dramatischen Verschuldungssituation <strong>de</strong>r DDR einerseits<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung für die überlebensnotwendige<br />

Devisenerwirtschaftung an<strong>de</strong>rerseits zu gewinnen.<br />

Konkrete Anhaltspunkte dafür, daß die Regierung<br />

Modrow aus diesem Wissen heraus nicht daran interessiert<br />

war, Verän<strong>de</strong>rungen im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung herbeizuführen, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht fin<strong>de</strong>n können.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Maßnahmen <strong>de</strong>r Regierung Modrow<br />

zur Behebung von Mißstän<strong>de</strong>n beim Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung bis zur Flucht Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß allerdings<br />

folgen<strong>de</strong>s festgestellt:<br />

Bis zur Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis hatte Dr.<br />

Modrow nach eigenem Bek<strong>und</strong>en keine näheren Informationen<br />

über Mißstän<strong>de</strong> beim Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung o<strong>de</strong>r über Verstöße durch <strong>de</strong>n<br />

Bereich gegen gelten<strong>de</strong>s Recht.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Diese Aussage erscheint schon <strong>de</strong>shalb zweifelhaft,<br />

weil in einem Artikel <strong>de</strong>s „Spiegel" vom 20. November<br />

1989 die Rolle Dr. Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong> seines<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung erstmals<br />

eingehen<strong>de</strong>r offengelegt wor<strong>de</strong>n war. Dieser Artikel<br />

muß Dr. Modrow bekannt gewesen sein, <strong>de</strong>nn sein Inhalt<br />

hatte große Unruhe in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit <strong>de</strong>r DDR<br />

hervorgerufen <strong>und</strong> mit zu <strong>de</strong>m außergewöhnlichen<br />

Verlauf <strong>de</strong>r bereits erwähnten Volkskammersitzung<br />

am 1. Dezember 1989 geführt.<br />

Dr. Modrow hat überdies selbst eingeräumt, daß <strong>de</strong>r<br />

Regierung zumin<strong>de</strong>st die Vorgänge IMES GmbH/<br />

Waffenlager Kavelstorf sowie Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>l<br />

bekannt waren. Seine Regierung habe<br />

diesbezüglich schon im November 1989 wesentliche<br />

Einschränkungen für die Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung festgelegt. Der Waffen- <strong>und</strong><br />

Antiquitätenhan<strong>de</strong>l sei eingestellt wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Behauptung <strong>de</strong>r frühzeitigen Einstellung <strong>de</strong>s<br />

Waffenhan<strong>de</strong>ls entspricht jedoch nicht <strong>de</strong>n Tatsachen.<br />

Noch am 7. Dezember 1989 - also schon nach<br />

<strong>de</strong>r Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis - war zum Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

kein Einstellungsbeschluß <strong>de</strong>r Regierung<br />

ergangen. Vielmehr faßte <strong>de</strong>r Ministerrat an diesem<br />

Tag erst einmal <strong>de</strong>n Beschluß, eine Arbeitsgruppe unter<br />

Leitung <strong>de</strong>s Ministers für Außenwirtschaft einzusetzen,<br />

um die Gr<strong>und</strong>positionen <strong>de</strong>r Regierung zur<br />

Produktion sowie zum Expo rt <strong>und</strong> zum Import von<br />

Waffen <strong>und</strong> von militärischen Geräten herauszuarbeiten.<br />

Auch die sonstigen Aussagen Dr. Modrows zu <strong>de</strong>n<br />

wesentlichen Einschränkungen beim Waffen- <strong>und</strong><br />

Antiquitätenhan<strong>de</strong>l begegnen großen Be<strong>de</strong>nken. In<br />

bei<strong>de</strong>n Bereichen hat die Regierung Modrow bis zur<br />

Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis je<strong>de</strong>nfalls nur zögerlich<br />

<strong>und</strong> halbherzig gehan<strong>de</strong>lt.<br />

b) Entscheidungen in <strong>de</strong>r Krisensitzung nach<br />

<strong>de</strong>r Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis am<br />

3. Dezember 1989<br />

Dr. Schalck-Golodkowski wechselte in <strong>de</strong>r Nacht vom<br />

2. auf <strong>de</strong>n 3. Dezember 1989 in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland über. Die Vorgeschichte <strong>und</strong> die Umstän<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Flucht wer<strong>de</strong>n im Zweiten Teil, J. IV. Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis Flucht <strong>und</strong> sein Aufenthalt in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, behan<strong>de</strong>lt.<br />

Während SED-Generalsekretär Egon Krenz schon in<br />

<strong>de</strong>r Nacht zwischen zwei <strong>und</strong> drei Uhr durch <strong>de</strong>n Minister<br />

<strong>de</strong>s Amts für Nationale Sicherheit (AfNS), Dr.<br />

Wolfgang Schwanitz, vom Weggang Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

unterrichtet wur<strong>de</strong>, erfuhr Dr. Modrow<br />

erst am Morgen von <strong>de</strong>r Flucht.<br />

Hinzu kam, daß am Vormittag <strong>de</strong>s 3. Dezembers 1989<br />

auch die Unterstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung unter Generalsekretär Krenz hinfällig<br />

wur<strong>de</strong>, da dieser von seinem Amt zurücktrat.<br />

Angesichts dieser Lage berief Dr. Modrow noch für<br />

<strong>de</strong>n Mittag <strong>de</strong>sselben Tages eine Krisensitzung ein,<br />

an <strong>de</strong>r vor allem jene Personen teilnahmen, die für<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung Verantwortung<br />

trugen. Der Ablauf <strong>de</strong>r Sitzung ist nicht mehr ge-<br />

nau aufklärbar, da schriftliche Aufzeichnungen nicht<br />

gemacht wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die Beteiligten aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

sich überschlagen<strong>de</strong>n Ereignisse ungenaue <strong>und</strong> zum<br />

Teil einan<strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>rsprechen<strong>de</strong> Erinnerungen haben.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat folgen<strong>de</strong>s festgestellt:<br />

Die Sitzung wur<strong>de</strong> von Dr. Modrow am Sonntag vormittag<br />

kurzfristig einberufen. Sie fand gegen 12.00<br />

Uhr im Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ZK statt, in <strong>de</strong>m an diesem Tag<br />

das ZK über die parteipolitische Krise <strong>de</strong>r SED beriet.<br />

Zu diesem Zeitpunkt war Krenz bereits als Generalsekretär<br />

zurückgetreten. Der Ablauf <strong>de</strong>r Sitzung war<br />

improvisiert. Einige Teilnehmer befan<strong>de</strong>n sich wegen<br />

<strong>de</strong>r ZK-Tagung schon im Haus, an<strong>de</strong>re mußten erst<br />

herbeigerufen wer<strong>de</strong>n. Die Teilnehmer trafen daher<br />

erst nach <strong>und</strong> nach ein <strong>und</strong> verließen nach <strong>de</strong>r Festlegung<br />

ihrer Aufgaben meist gleich wie<strong>de</strong>r das Beratungszimmer.<br />

Neben Dr. Modrow nahmen an <strong>de</strong>r Sitzung im wesentlichen<br />

folgen<strong>de</strong> Personen teil: Der Minister für<br />

Außenwirtschaft, Dr. Gerhard Beil, die Ministerin <strong>de</strong>r<br />

Finanzen <strong>und</strong> Preise, Uta Nickel, <strong>de</strong>r Minister <strong>de</strong>s<br />

AfNS, Dr. Wolfgang Schwanitz, <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r HVA,<br />

Werner Großmann, <strong>de</strong>r Generalstaatsanwalt <strong>de</strong>r<br />

DDR, Dr. Gerhard Wendland, <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats, Dr. Harry Möbis, <strong>de</strong>r Stellvertreter<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I, Manfred Sei<strong>de</strong>l. Zu einem späteren Zeitpunkt<br />

kamen kurzzeitig <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Finanzverwaltung<br />

<strong>und</strong> Pa rteibetriebe <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED,<br />

Heinz Wil<strong>de</strong>nhain, sowie <strong>de</strong>r ehemalige Leiter <strong>de</strong>r<br />

HVA, Markus Wolf, hinzu. Nach Aussage von Nickel<br />

waren gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sitzung auch die Wirtschaftsministerin,<br />

Dr. Christa Luft, <strong>und</strong> Dr. Gregor Gysi anwesend.<br />

In <strong>de</strong>r Sitzung wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong>r Teilnehmer beauftragt, bezüglich<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung die<br />

Maßnahmen zu treffen, die in seinem jeweiligen Verantwortungsbereich<br />

lagen <strong>und</strong> die ihm notwendig erschienen.<br />

Ausdrücklich geregelt wur<strong>de</strong>n nur folgen<strong>de</strong> Punkte:<br />

Für <strong>de</strong>n ganzen Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

sollten Sicherungsmaßnahmen wirksam wer<strong>de</strong>n, damit<br />

we<strong>de</strong>r Vermögen noch be<strong>de</strong>utsame Unterlagen<br />

beiseite geschafft wer<strong>de</strong>n konnten. Sei<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> angewiesen,<br />

alle Unterlagen zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung offenzulegen. Dr. Beil erhielt <strong>de</strong>n Auftrag,<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung zu<br />

kontrollieren, eine Bestandsaufnahme zu machen<br />

<strong>und</strong> seine Einglie<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>n regulären Außenhan<strong>de</strong>l<br />

durchzuführen. Des weiteren wur<strong>de</strong> Finanzministerin<br />

Nickel angewiesen, die notwendigen Revisionen<br />

durchzuführen.<br />

Die Finanzministerin wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>m von Dr. Modrow<br />

beauftragt, für <strong>de</strong>n Ministerrat eine Presseerklärung<br />

über die Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong><br />

die getroffenen Regelungen abzugeben. Gr<strong>und</strong> hierfür<br />

war, daß sie als einzige von <strong>de</strong>n Verantwortlichen<br />

schon vor <strong>de</strong>m 3. Dezember 1989 Maßnahmen für <strong>de</strong>n<br />

Fall <strong>de</strong>s Weggangs von Dr. Schalck-Golodkowski vorbereitet<br />

hatte.


Nach <strong>de</strong>r Volkskammersitzung am 1. Dezember 1989<br />

war sie zu <strong>de</strong>m Schluß gekommen, daß - falls die dort<br />

erhobenen Vorwürfe zutreffend sein sollten - mit <strong>de</strong>r<br />

Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis zu rechnen sei. Sie<br />

hatte daher nach <strong>de</strong>r Sitzuny sowohl Dr. Modrow als<br />

auch Dr. Schwanitz angerufen <strong>und</strong> bei bei<strong>de</strong>n nachgefragt,<br />

ob gesichert sei, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

weiterhin zur Klärung von Fragen zur Verfügung<br />

stehe. Bei<strong>de</strong> hatten sie jedoch nur darauf verwiesen,<br />

daß sie für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Flucht eigene Vorkehrungen<br />

treffen könne. Nickel hatte daraufhin <strong>de</strong>n stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Leiter <strong>de</strong>r Staatsbank <strong>de</strong>r DDR, Hans Taut,<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Direktor <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG,<br />

Feodor Ziesche, angerufen <strong>und</strong> prüfen lassen, welche<br />

Konten Dr. Schalck-Golodkowski bzw. <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung besaßen. Als Zwischenergebnis<br />

waren ihr 22 Konten benannt wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren<br />

Existenz sie auf <strong>de</strong>r Pressekonferenz mitteilte.<br />

Anordnung Dr. Modrows zur Hauptabteilung I<br />

Schließlich wur<strong>de</strong> von Dr. Modrow am 3. Dezember<br />

1989 noch eine beson<strong>de</strong>re Regelung getroffen. Unter<br />

<strong>de</strong>m Briefkopf (in Schreibmaschinenschrift):<br />

„MINISTERRAT DER DEUTSCHEN DEMOKRA-<br />

TISCHEN REPUBLIK DER Vorsitzen<strong>de</strong>" (Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

225, S. 1670)<br />

erließ Dr. Modrow nachfolgen<strong>de</strong> „Anordnung":<br />

„Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r nationalen Sicherheit ordne ich<br />

an, daß mit sofortiger Wirkung <strong>de</strong>r Einsichtnahme<br />

in die Geschäftsakten <strong>de</strong>r Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereiches<br />

Kommerzielle Koordinierung nicht stattgegeben<br />

wird" (Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. S. 1670).<br />

Dr. Modrow hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zur<br />

Entstehung <strong>und</strong> zum Zweck dieser Anordnung bek<strong>und</strong>et,<br />

daß Sei<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r Krisensitzung gefor<strong>de</strong>rt habe,<br />

daß eine Geheimhaltung über die Hauptabteilung<br />

I im Bereich Kommerzielle Koordinierung für jene<br />

Vorgänge gewährleistet wer<strong>de</strong>n müsse, die <strong>de</strong>n<br />

Schutz <strong>de</strong>s Auslandsvermögens <strong>und</strong> die Abwehr<br />

westlicher Embargomaßnahmen beträfen. Sei<strong>de</strong>l habe<br />

auf die Wichtigkeit <strong>de</strong>r Hauptabteilung I hingewiesen,<br />

über die insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Import von Hochtechnologien<br />

abgewickelt wer<strong>de</strong>. Er - Dr. Modrowhabe<br />

die Auffassung geteilt, daß dieser Han<strong>de</strong>l nicht<br />

vorzeitig <strong>de</strong>r Öffentlichkeit bekannt wer<strong>de</strong>n dürfe,<br />

um die Geschäfte weiter durchführen zu können. Die<br />

Geheimhaltung habe im Interesse <strong>de</strong>r DDR gelegen,<br />

die auf die Einfuhr von Hochtechnologien angewiesen<br />

gewesen sei. Er habe daher eine entsprechen<strong>de</strong><br />

„Anordnung" erlassen. Diese Anordnung sei nicht<br />

veröffentlicht wor<strong>de</strong>n; sie habe hauptsächlich bewirken<br />

sollen, daß die Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen<br />

nicht ohne vorherige Rücksprache mit ihm<br />

habe tätig wer<strong>de</strong>n können. Welchen Umfang <strong>und</strong><br />

welche Be<strong>de</strong>utung die Hauptabteilung I tatsächlich<br />

gehabt habe, sei ihm damals nicht bekannt gewesen,,<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l hat ausgesagt, daß er eine Anordnung,<br />

„die Hauptabteilung I fällt unter nationalen<br />

Schutz", für nicht notwendig erachtet habe; er habe<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

auch keine Empfehlung zu dieser Anordnung ausgesprochen.<br />

Günter Böthling, Leiter <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats, hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bek<strong>und</strong>et, daß die hier gewählte Form einer<br />

„Anordnung" für die Arbeitsweise <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

äußerst unüblich gewesen sei. Anordnungen hätten<br />

überdies gr<strong>und</strong>sätzlich veröffentlicht wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s Ministerrats, Dr. Harry<br />

Möbis, hat in seiner Aussage bestätigt, daß Dr. Modrows<br />

Vorgehen äußerst ungewöhnlich war. Eine Anordnung<br />

sei sehr be<strong>de</strong>utsam <strong>und</strong> hätte im Ministerrat<br />

beraten <strong>und</strong> beschlossen wer<strong>de</strong>n müssen. Demgegenüber<br />

seien Weisungen <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

üblicherweise in Form von Verfügungen ergangen.<br />

c) Entscheidungen nach <strong>de</strong>r Krisensitzung<br />

Am Sonntag <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Tagen danach wur<strong>de</strong>n die in <strong>de</strong>r<br />

Krisensitzung gefaßten Beschlüsse umgesetzt. Nachfolgend<br />

sollen nur die wichtigsten Maßnahmen hervorgehoben<br />

wer<strong>de</strong>n. Einzelheiten sowie weitere Maßnahmen<br />

von Ministerien, Behör<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Kommissionen<br />

sind in <strong>de</strong>n nächsten Kapiteln ausführlich dargestellt.<br />

Einzelne Maßnahmen <strong>de</strong>r Regierung ab <strong>de</strong>m<br />

3. Dezember 1989<br />

Mit Schreiben vom 3. Dezember 1989 verfügte Finanzministerin<br />

Nickel gegenüber <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank AG eine Kontensperre, die u. a. auch<br />

die Konten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

betraf. Notwendige Transaktionen bedurften <strong>de</strong>r Verfügung<br />

zufolge <strong>de</strong>r Zustimmung <strong>de</strong>r Ministerin.<br />

Am 6. Dezember 1989 erließen die Minister Nickel<br />

<strong>und</strong> Dr. Beil eine „Gemeinsame Anweisung", in <strong>de</strong>r<br />

Prof. Dr. Karl-Heinz Gerstenberger mit sofortiger Wirkung<br />

als kommissarischer Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung eingesetzt wur<strong>de</strong>. Die Aufgabe<br />

<strong>de</strong>s kommissarischen Leiters bestand in <strong>de</strong>r Einordnung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs in die Volks- <strong>und</strong> Finanzwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR. Zur Durchführung dieser Aufgabe<br />

war Prof. Dr. Gerstenberger gegenüber allen Leitern<br />

<strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong> <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Bereich unterstellten Betrieben<br />

<strong>und</strong> Einrichtungen weisungsberechtigt. Allerdings<br />

galt auch ihm gegenüber das Verbot <strong>de</strong>r Einsichtnahme<br />

in die Unterlagen <strong>de</strong>r Hauptabteilung I.<br />

Am 7. Dezember 1989 faßte <strong>de</strong>r Ministerrat <strong>de</strong>n Beschluß<br />

zur Einordnung <strong>de</strong>r Einrichtungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung in die zuständigen<br />

Bereiche <strong>de</strong>r Außenwirtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Finanzwesens.<br />

Aus <strong>de</strong>r hier gewählten Formulierung ergibt<br />

sich, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

nicht länger als geschlossener Block überführt wer<strong>de</strong>n<br />

sollte. Der Ministerrat bestätigte unter Beschlußpunkt<br />

1, daß notwendige Entscheidungen bzgl. <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung nach Möglichkeit<br />

in eigener Verantwortung <strong>de</strong>r zuständigen Minister<br />

zu treffen seien. Unter <strong>de</strong>n Punkten 2 <strong>und</strong> 3 wur<strong>de</strong><br />

beschlossen, daß eine Arbeitsgruppe unter <strong>de</strong>r Leitung<br />

von Dr. Beil Gr<strong>und</strong>positionen zum Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

herausarbeiten <strong>und</strong> ein Bevollmächtigter <strong>de</strong>r Regierung<br />

Vorschläge für das Lager Kavelstorf erarbeiten<br />

sollte.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Prüfgruppen, Untersuchungsabteilung <strong>und</strong><br />

Kommissionen<br />

Des weiteren befaßten sich ab Dezember 1989 eine<br />

Reihe von Prüfgruppen <strong>und</strong> Kommissionen sowie<br />

eine Untersuchungsabteilung beim Ministerrat mit<br />

<strong>de</strong>r Tätigkeit Dr. Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung.<br />

Von Ministerin Nickel wur<strong>de</strong>n zwei Prüfgruppen <strong>de</strong>r<br />

Staatlichen Finanzrevision mit <strong>de</strong>r Überprüfung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung beauftragt.<br />

Unter <strong>de</strong>r Verantwortung von Hube rt Jauer führte die<br />

Valutakontrollgruppe von Dezember 1989 bis Februar<br />

1990 eine außeror<strong>de</strong>ntliche Finanzrevision im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung durch, wobei ihr allerdings<br />

bis zum 21. Dezember 1989 <strong>de</strong>r Zugriff auf Unterlagen<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung I verwehrt war. Ferner<br />

setzte Nickel als ihren Son<strong>de</strong>rbeauftragten Jürgen<br />

Niesen ein, <strong>de</strong>r insbeson<strong>de</strong>re die Verquickung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung mit <strong>de</strong>n Parteifinanzen<br />

<strong>de</strong>r SED aufklären sollte.<br />

Im Ministerrat wur<strong>de</strong> am 14. Dezember 1989 die Einsetzung<br />

einer „zeitweiligen Untersuchungsabteilung<br />

beim Ministerrat für die Prüfung von Amtsmißbrauch<br />

<strong>und</strong> Korruption" unter <strong>de</strong>r Leitung von Prof. Dr. Ulrich<br />

Dähn beschlossen. Die sog. Dähn-Abteilung war auf<br />

<strong>de</strong>r Regierungsseite das Gegenstück zu <strong>de</strong>m „Zeitweiligen<br />

Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer <strong>de</strong>r DDR zur<br />

Überprüfung von Fällen <strong>de</strong>s Amtsmißbrauchs, <strong>de</strong>r<br />

Korruption, <strong>de</strong>r persönlichen Bereicherung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

Handlungen, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>r Gesetzesverletzung<br />

besteht" , <strong>de</strong>r seit <strong>de</strong>m 13. November<br />

1989 unter Vorsitz von Dr. Hein rich Toeplitz bestand<br />

(sog. Toeplitz-Ausschuß).<br />

Die sog. Dähn-Abteilung wur<strong>de</strong> auf Drängen eines<br />

Bürgerkomitees unter Vorsitz von Christian Ladwig<br />

eingerichtet, das <strong>de</strong>m Toeplitz-Ausschuß mangeln<strong>de</strong><br />

Effizienz vorgeworfen hatte. Das Bürgerkomitee beteiligte<br />

sich als „unabhängige Untersuchungskommission"<br />

an <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r sog. Dähn-Abteilung <strong>und</strong><br />

wur<strong>de</strong> bei dieser Tätigkeit auf Wunsch <strong>de</strong>s „R<strong>und</strong>en<br />

Tisches" vom Ministerrat finanziert. Zu <strong>de</strong>m Untersuchungsgebiet<br />

<strong>de</strong>r sog. Dähn-Abteilung gehörte zunächst<br />

auch <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Es bestand in <strong>de</strong>r Regierung allerdings bald Einigkeit,<br />

daß für die Aufklärung <strong>de</strong>r komplexen Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung eine eigene<br />

Untersuchungskommission erfor<strong>de</strong>rlich sei. Durch<br />

Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrats nahm <strong>de</strong>shalb ab <strong>de</strong>m 21.<br />

Dezember 1989 eine „Son<strong>de</strong>rkommission <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

zur Untersuchung von Amtsmißbrauch <strong>und</strong><br />

Korruption im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />

Bereiches Kommerzielle Koordinierung" unter Leitung<br />

von Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann ihre Arbeit auf. Die sog.<br />

Lin<strong>de</strong>mann-Kommission diente insbeson<strong>de</strong>re dazu,<br />

die Ermittlungen <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung fachlich zu unterstützen;<br />

<strong>de</strong>r amtieren<strong>de</strong> Generalstaatsanwalt Dr. Harrt<br />

Harrland hatte sich bereits am 8. Dezember 1989 mit<br />

einer entsprechen<strong>de</strong>n Bitte an Dr. Modrow gewandt.<br />

Die Lin<strong>de</strong>mann-Kommission sollte aber auch auf die<br />

Fortführung <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung Einfluß nehmen <strong>und</strong> Vorschläge für<br />

seine Auflösung erarbeiten. Der letztgenannten Auf-<br />

gabe ist zu entnehmen, daß <strong>de</strong>r Ministerrat mittlerweile<br />

in Erwägung zog, <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung als Staatsorgan aufzulösen.<br />

Die sog. Dähn-Abteilung legte ihren Abschlußbericht<br />

am 12. März 1990 vor. Zu <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung stellte sie fest:<br />

„Macht- <strong>und</strong> Amtsmißbrauch sowie Korruption<br />

stan<strong>de</strong>n häufig in enger Verbindung zur Tätigkeit<br />

bestimmter Struktureinheiten <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bereiches<br />

Kommerzielle Koordinierung" (Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

240, S. 1743).<br />

Zugleich wur<strong>de</strong> auf die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

hingewiesen, die diese Zusammenhänge<br />

im Detail untersucht habe. Der Ministerrat<br />

nahm am 15. März 1990 <strong>de</strong>n Abschlußbericht <strong>de</strong>r sog.<br />

Dähn-Abteilung zur Kenntnis <strong>und</strong> beschloß die Einstellung<br />

<strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r Untersuchungsabteilung.<br />

Die Lin<strong>de</strong>mann-Kommission schloß ihre arbeiteit<br />

gleichfalls im März 1990 ab. Zunächst erstattete Lin<strong>de</strong>mann<br />

- zusammen mit Gerstenberger - am 12.<br />

März 1990 gegenüber <strong>de</strong>m „R<strong>und</strong>en Tisch" mündlich<br />

<strong>Bericht</strong> über Arbeit <strong>und</strong> Ergebnisse. Dieser Vortrag<br />

war Gr<strong>und</strong>lage eines ausführlicheren schriftlichen<br />

<strong>Bericht</strong>s, <strong>de</strong>r am 15. März 1990 im Ministerrat behan<strong>de</strong>lt<br />

wur<strong>de</strong>. Der Ministerrat beschloß in dieser Sitzung,<br />

daß die Tätigkeit <strong>de</strong>r Kommission damit been<strong>de</strong>t<br />

sei. Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

diente mit als Gr<strong>und</strong>lage für <strong>de</strong>n anschließend gefaßten<br />

Beschluß zur Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung.<br />

Auf die Kommissionen wird in einem eigenen Kapitel<br />

<strong>de</strong>tailliert eingegangen. (Vgl. Zweiter Teil, H. II. 3. c)<br />

Arbeit <strong>de</strong>r Prüfgruppen <strong>und</strong> Kommissionen)<br />

d) Beschluß zur Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung als Staatsorgan<br />

Wie bereits erwähnt, faßte die Regierung Modrow in<br />

<strong>de</strong>r Sitzung am 15. März 1990 - also unmittelbar vor<br />

<strong>de</strong>r Volkskammerwahl - <strong>de</strong>n Beschluß über die Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung als<br />

Staatsorgan zum 31. März 1990. Zugleich wur<strong>de</strong> die<br />

Gründung <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG) beschlossen, die das neue<br />

Dach für die früheren Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs bil<strong>de</strong>n<br />

sollte. Die volkseigenen Anteile <strong>de</strong>r BHFG sollten<br />

ihrerseits von <strong>de</strong>r mittlerweile ins Leben gerufenen<br />

„Anstalt zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s Volksvermögens"<br />

verwaltet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>m Beschluß vom 15. März 1990 ist zunächst auffällig,<br />

daß <strong>de</strong>r Beschlußkopf irreführend formuliert<br />

wur<strong>de</strong>. Dieser lautet in <strong>de</strong>r Vorlage zum Beschluß (V<br />

379/90) wie auch auf <strong>de</strong>r Beschlußausfertigung: „<strong>Bericht</strong>e<br />

über die Untersuchung von Amtsmißbrauch<br />

<strong>und</strong> Korruption im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> über<br />

die Einglie<strong>de</strong>rung dieses Bereiches <strong>und</strong> seiner Betriebe<br />

in die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR" . Die genannten<br />

<strong>Bericht</strong>e wur<strong>de</strong>n im Beschluß allenfalls indirekt unter<br />

Punkt 4 <strong>und</strong> 5 behan<strong>de</strong>lt; auch von <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung her<br />

spielten sie eine nachgeordnete Rolle. Die unter <strong>de</strong>n<br />

Punkten 1 bis 3 abgehan<strong>de</strong>lten wichtigen Entschei-


dungen über das weitere Schicksal <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung wur<strong>de</strong>n hingegen im Beschlußtitel<br />

nicht erwähnt (vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 239, S. 1735).<br />

Ferner ist auffällig, daß sich nach <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s<br />

Beschlusses die Tätigkeit <strong>de</strong>r BHFG darauf beschränken<br />

sollte, „die Abwicklung <strong>de</strong>r restlichen Aufgaben<br />

<strong>de</strong>r in Liquidation befindlichen Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

ehemaligen Bereiches Kommerzielle Koordinierung<br />

zu En<strong>de</strong> zu führen" (Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 239, Beschlußpunkt 3,<br />

S. 1735 ff). Nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

sollten durch die BHFG aber in<br />

erster Linie jene Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung fortgeführt wer<strong>de</strong>n, die für die<br />

Devisenerwirtschaftung <strong>de</strong>r DDR wichtig waren.<br />

Im einzelnen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß dazu<br />

folgen<strong>de</strong>s festgestellt:<br />

Aus <strong>de</strong>r Begründung <strong>de</strong>r bereits erwähnten Vorlage<br />

(V 379/90) zu <strong>de</strong>m Beschluß vom 15. März 1990 ist zu<br />

ersehen, daß die Entflechtung <strong>und</strong> Einordnung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung in die Volks<strong>und</strong><br />

Finanzwirtschaft <strong>de</strong>r DDR durch folgen<strong>de</strong> vier<br />

Maßnahmen abgeschlossen sein sollte:<br />

- Auflösung <strong>de</strong>s Bereiches Kommerzielle Koordinierung<br />

- Liquidation einzelner Unternehmen<br />

- verän<strong>de</strong>rte Unterstellung mehrerer Unternehmen<br />

- Reorganisation <strong>de</strong>r übrigen Unternehmen unter einem<br />

neu zu bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Unternehmensverband (Dokument-Nr.<br />

735).<br />

Diese Vorlage (V 379/90) wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Sitzung am 15.<br />

März 1990 als Sitzungsmaterial verteilt. Sie war von<br />

Dr. Gerhard Beil, <strong>de</strong>m Minister für Außenwirtschaft,<br />

gemeinsam mit Dr. Walter Siegert, <strong>de</strong>m amtieren<strong>de</strong>n<br />

Minister <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise, am 12. März 1990<br />

erarbeitet wor<strong>de</strong>n.<br />

Bei<strong>de</strong> hatten zuvor schon in einem Schreiben vom 28.<br />

Februar 1990 an Dr. Modrow u. a. ihre Überlegungen<br />

über die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r BHFG<br />

konzeptionell unterbreitet. Aus dieser Konzeption ergibt<br />

sich, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

im Gr<strong>und</strong>e nicht aufgelöst, son<strong>de</strong>rn mit seinen<br />

Kernunternehmen unter einer neuen Holding fortbestehen<br />

<strong>und</strong> einen wichtigen Beitrag zur Valutaerwirtschaftung<br />

leisten sollte.<br />

Danach erhielten die Betriebe Intrac HGmbH, forum<br />

HGmbH, BIEG mbH, IHZ <strong>und</strong> die sog. Staatliche Vertreterorganisation<br />

noch für das Jahr 1990 die Aufgabe,<br />

einen Ertrag von ca. einer Milliar<strong>de</strong> VM zu erwirtschaften.<br />

In <strong>de</strong>m Schreiben heißt es weiter:<br />

„Wesentliches Element für die Entwicklung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />

vorgenannter Bet riebe [Intrac, forum,<br />

BIEG, IHZ <strong>und</strong> die Staatliche Vertreterorganisation]<br />

ist die Bildung eines Unternehmensverban<strong>de</strong>s,<br />

um im künftigen ökonomischen Wettbewerb auf <strong>de</strong>n<br />

Binnen- <strong>und</strong> Außenmärkten bestehen zu können. ...<br />

Die beson<strong>de</strong>re Verantwortung dieser Gesellschaft<br />

[BHFG] liegt in <strong>de</strong>r Planung <strong>und</strong> strategischen Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s gesamten Unterneh-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

mensverban<strong>de</strong>s entsprechend <strong>de</strong>n gegenwärtigen<br />

<strong>und</strong> künftigen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Märkte, in <strong>de</strong>r Gewährleistung<br />

<strong>de</strong>r dazu notwendigen Liquidität, <strong>de</strong>r<br />

weiteren Erhöhung <strong>de</strong>r Liquidität <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

sowie <strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r vorgesehenen Abführungen<br />

an <strong>de</strong>n Staat für 1990 <strong>und</strong> entsprechen<strong>de</strong>r Erträge<br />

für die Folgejahre " (Dokument-Nr. 736).<br />

In <strong>de</strong>m Schreiben wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zu erwarten<strong>de</strong> Umsatz<br />

<strong>de</strong>s Unternehmensverbands auf jährlich fünf bis<br />

sechs Millar<strong>de</strong>n VM geschätzt.<br />

Die Minister schlugen <strong>de</strong>s weiteren vor, die BHFG mit<br />

einem Eigenkapital in Höhe von 300 Mio. VM auszustatten.<br />

Dieser Betrag sollte aus <strong>de</strong>n noch verfügbaren<br />

Valutamitteln <strong>de</strong>s bisherigen Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung entnommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Dem Schreiben war als Anlage ein Konzept für die<br />

neue Gesellschaft beigefügt, aus <strong>de</strong>m sich u. a. die genauen<br />

Beteiligungen an <strong>de</strong>n erwähnten Unternehmen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Hauptinhalt <strong>de</strong>r unternehmerischen Tätigkeit<br />

ergeben.<br />

Dr. Modrow nahm dieses Schreiben vom 28. Februar<br />

1990 nicht nur zur Kenntnis, son<strong>de</strong>rn vermerkte handschriftlich<br />

„Ich gebe meine Zustimmung. Hans Modrow"<br />

. (Dokument-Nr. 736)<br />

Wie im einzelnen noch darzulegen sein wird, wur<strong>de</strong>n<br />

wesentliche Vorschläge dieses Konzepts dann in <strong>de</strong>n<br />

Gesellschaftsvertrag <strong>de</strong>r BHFG vom 29. März 1990<br />

übernommen; die im Ministerratsbeschluß unter<br />

Punkt 3 festgeschriebene Aufgabe, die in Liquidation<br />

befindlichen Unternehmen abzuwickeln, fand in <strong>de</strong>m<br />

Vertrag hingegen keine ausdrückliche Erwähnung.<br />

Dr. Modrow hat zu <strong>de</strong>r Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>s<br />

Ministerratsbeschlusses vom 15. März 1990 vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß bek<strong>und</strong>et, daß mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />

BHFG die Geschäftstätigkeit noch existieren<strong>de</strong>r Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

fortgeführt wer<strong>de</strong>n sollte, allerdings in Übereinstimmung<br />

mit <strong>de</strong>r Gesetzgebung <strong>de</strong>r DDR. Die Entscheidung<br />

habe dazu gedient, <strong>de</strong>n eigentlichen Prozeß <strong>de</strong>r<br />

Umgestaltung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

abzuschließen, um <strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>n Regierung<br />

dann die nötigen Unterlagen übergeben zu können.<br />

Er sei sich bei <strong>de</strong>r Beschlußfassung bewußt gewesen,<br />

daß mit <strong>de</strong>r Volkskammerwahl das En<strong>de</strong> seiner<br />

Regierung bevorgestan<strong>de</strong>n habe. Hätten die<br />

Wahlen - wie ursprünglich vorgesehen - im Mai o<strong>de</strong>r<br />

Oktober 1990 stattgef<strong>und</strong>en, hätte es nach seiner Darstellung<br />

die nötigen Zeiträume gegeben, um manches<br />

in Ruhe weiterführen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rs ordnen zu können.<br />

3. Sicherung von Vermögenswerten <strong>und</strong> Aufklärung<br />

von Straftaten<br />

a) Probleme bei <strong>de</strong>r Sicherung von Vermögenswerten<br />

Obwohl in <strong>de</strong>r öffentlichen Diskussion in <strong>de</strong>r DDR<br />

die Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> seines Leiters Dr. Schalck-Golodkowski - insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Waffenhan<strong>de</strong>l, beim Han<strong>de</strong>l mit Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten <strong>und</strong> in Bezug auf die Politbüro-<br />

Siedlung Wandlitz - bereits seit geraumer Zeit Ge-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

genstand massiver Kritik war, wur<strong>de</strong>n bis zur Flucht<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis in <strong>de</strong>r Nacht zum 3. Dezember<br />

1989 we<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Regierung nennenswerte<br />

Maßnahmen zur Sicherung von Vermögenswerten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung veranlaßt<br />

noch durch die Justiz strafrechtliche Verfahren<br />

eingeleitet,<br />

Am 3. Dezember 1989, wenige St<strong>und</strong>en nach<strong>de</strong>m die<br />

Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis aus <strong>de</strong>r DDR bekannt<br />

gewor<strong>de</strong>n war, kam es auf Initiative von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Hans Modrow zu <strong>de</strong>r bereits beschriebenen<br />

Krisensitzung, an <strong>de</strong>r vor allem Personen<br />

teilnahmen, auf die in dieser Situation Verantwortung<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung fiel. Es<br />

wur<strong>de</strong>n die Probleme erörtert, die sich nach <strong>de</strong>m<br />

Weggang Dr. Schalck-Golodkowskis für <strong>de</strong>n Bereich<br />

ergaben <strong>und</strong> u.a. Maßnahmen eingeleitet, damit we<strong>de</strong>r<br />

Vermögen noch be<strong>de</strong>utsame Unterlagen beiseite<br />

geschafft wer<strong>de</strong>n konnten. Je<strong>de</strong>r Teilnehmer wur<strong>de</strong><br />

beauftragt, die Maßnahmen bezüglich <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zu treffen, die in seinem<br />

Verantwortungsbereich lagen <strong>und</strong> die ihm notwendig<br />

erschienen.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß bei<br />

<strong>de</strong>r Umsetzung dieser Maßnahmen allerdings nicht<br />

nur inkonsequent vorgegangen wur<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn zum<br />

Teil auch erhebliche Probleme auftraten. Die Folge<br />

war, daß eine umfassen<strong>de</strong> Sicherung von Vermögenswerten<br />

<strong>und</strong> Geschäftsunterlagen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung offensichtlich erschwert,<br />

wenn nicht gar verhin<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>.<br />

Während aufgr<strong>und</strong> einer generellen Anweisung von<br />

Finanzministerin Uta Nickel vom 3. Dezember 1989 an<br />

<strong>de</strong>n Generaldirektor <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG,<br />

Ziesche, alle Konten von Bet rieben, Institutionen, gesellschaftlichen<br />

Organisationen sowie Bezirken <strong>und</strong><br />

damit auch für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zu sperren <strong>und</strong> Verfügungen im Interesse <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft o<strong>de</strong>r aus an<strong>de</strong>ren Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zustimmung<br />

<strong>de</strong>r Ministerin vorbehalten waren, hielt Generaldirektor<br />

Ziesche dazu bereits am 4. Dezember 1989<br />

eine Reihe von Ausnahmen fest. Danach wur<strong>de</strong> es <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>signierten kommissarischen Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, Prof. Dr. Karl-Heinz Gerstenberger<br />

bzw. einer von ihm zu bevollmächtigen<strong>de</strong>n<br />

Person ermöglicht, Genehmigungen für Verfügungen<br />

über Konten <strong>und</strong> die Eröffnung von Akkreditiven <strong>und</strong><br />

Garantien nebst Prolongation für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG zu erteilen (Dokument-Nr. 737).<br />

Prof. Dr. Gerstenberger wur<strong>de</strong> in einer von Finanzministerin<br />

Nickel <strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>lsminister Dr. Beil<br />

gemeinsam erlassenen Anweisung vorn 6. Dezember<br />

1989, dies war <strong>de</strong>r Tag <strong>de</strong>r Inhaftierung von Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r bis dahin als Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung Stellvertreter<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski war, mit sofortiger<br />

Wirkung als kommissarischer Leiter eingesetzt. Dr.<br />

Gerstenbergers Auftrag war die „Einordnung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung in die Volks- <strong>und</strong><br />

Finanzwirtschaft <strong>de</strong>r DDR" . Dazu gehörte insbeson<strong>de</strong>re,<br />

kommerzielle Verpflichtungen so abzuwickeln,<br />

daß „<strong>de</strong>r DDR kein ökonomischer Scha<strong>de</strong>n ... entsteht"<br />

(Dokument-Nr. 738).<br />

Als Dr. Gerstenberger sein Amt als kommissarischer<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung antrat,<br />

wur<strong>de</strong> er mit einer Reihe von Tatsachen konfrontiert,<br />

die ihn daran hin<strong>de</strong> rten, seinem Auftrag nachzukommen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs gravierend war, daß ihm - wie auch <strong>de</strong>r<br />

Volkspolizei <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zollfahndung - aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Anordnung von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow vom 3.<br />

Dezember 1989 aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r „nationalen Sicherheit"<br />

eine Einsichtnahme in die Akten <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I verwehrt war.<br />

Dadurch konnte Prof. Dr. Gerstenberger seine Leitungsbefugnis<br />

über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zunächst nur eingeschränkt wahrnehmen. Obwohl<br />

er nach <strong>de</strong>r Anweisung vom 6. Dezember 1989 gegenüber<br />

allen Leitern <strong>de</strong>s Bereiches <strong>und</strong> <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Bereich<br />

unterstellten Bet rieben <strong>und</strong> Einrichtungen weisungsberechtigt<br />

sein sollte, waren faktisch folgen<strong>de</strong><br />

Unternehmen einer Überprüfung durch Prof. Dr. Gerstenberger<br />

entzogen <strong>und</strong> eine Kontrolle aller laufen<strong>de</strong>n<br />

Geschäftsvorfälle <strong>de</strong>shalb zunächst nicht möglich:<br />

- BERAG-Export-Import GmbH<br />

- Camet Industrievertretungen <strong>und</strong> Beratungen für<br />

Chemie, Agrar <strong>und</strong> Metallurgie Export/Impo rt<br />

- Günther Forgber Wahrnehmung von Interessen für<br />

Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l<br />

- F.C. Gerlach Export-Import<br />

- Asimex Import-Export-Agentur<br />

- Delta GmbH<br />

- Interport Industrievertretungen<br />

- Agrima GmbH Gesellschaft für Geschäftsanbahnungen<br />

<strong>und</strong> Vermittlungen <strong>und</strong> Vertretungen für<br />

ausländische Firmen.<br />

- Simpex GmbH<br />

- Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

- AHB Elektronik <strong>und</strong><br />

- Elmsoka Establishment Internationale Impo rt-Export<br />

Han<strong>de</strong>ls-Gesellschaft<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

225, S. 1670).<br />

Nach Aussage von Prof. Dr. Gerstenberger vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß hat er bei <strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>r<br />

Ernennungsurk<strong>und</strong>e im Sekretariat <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsministers<br />

Dr. Beil auf die Beschränkung seiner Tätigkeit<br />

durch diese Anordnung hingewiesen. In diesem<br />

Zusammenhang zitierte Prof. Dr. Gerstenberger<br />

aus einem Vermerk, <strong>de</strong>n er anläßlich seiner Ernennung<br />

diktierte. In <strong>de</strong>m Vermerk hieß es :<br />

„Durch die Minister <strong>de</strong>r Finanzen, Preise <strong>und</strong> Außenwirtschaft<br />

wur<strong>de</strong> ich mit Anweisung vom<br />

6.12.1989 mit <strong>de</strong>r Einordnung <strong>de</strong>s Bereiches Kornmerzielle<br />

Koordinierung in die Volks- <strong>und</strong> Finanzwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR beauftragt. Diesen Auftrag wer<strong>de</strong><br />

ich mit bestem Wissen <strong>und</strong> Gewissen erfüllen.<br />

Aus meiner ersten Kenntnisnahme in <strong>de</strong>m Bereich<br />

ergibt sich, daß ich diese Aufgabe für die Hauptabteilung<br />

I <strong>de</strong>s Bereiches Kommerzielle Koordinie-


ung nicht erfüllen kann. Dieser Bereich arbeitet<br />

ausschließlich für das Amt für Sicherheit. Die dort<br />

vor sich gehen<strong>de</strong>n Geschäftsvorgänge, die vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Unternehmen im In- <strong>und</strong> Ausland, sowie das<br />

vorhan<strong>de</strong>ne Vermögen sind für mich nicht zugänglich.<br />

Ich bitte Sie, die erfor<strong>de</strong>rliche Entscheidung<br />

herbeizuführen, daß die Hauptabteilung I umgehend<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

herausgelöst wird <strong>und</strong> durch die zuständigen Organe<br />

die erfor<strong>de</strong>rlichen Überprüfungen durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n" (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 228, S. 1678).<br />

Erst im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Ministerratsbeschluß<br />

vom 21. Dezember 1989 zur Einsetzung <strong>de</strong>r<br />

Son<strong>de</strong>rkommission zur Untersuchung von Amtsmißbrauch<br />

<strong>und</strong> Korruption im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

232, S. 1687) wur<strong>de</strong> die Einschränkung<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Hauptabteilung I aufgehoben, so daß<br />

Dr. Gerstenberger ab <strong>de</strong>m 1. Januar 1990 die ihm obliegen<strong>de</strong>n<br />

Aufgaben hinsichtlich <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I wahrnehmen konnte.<br />

Eine umfassen<strong>de</strong> Aufklärung wichtiger Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung war im<br />

übrigen ohnehin nicht mehr möglich, da es in <strong>de</strong>n Tagen<br />

nach <strong>de</strong>m 3. Dezember 1989 - <strong>und</strong> möglicherweise<br />

auch bereits vor diesem Zeitpunkt - insbeson<strong>de</strong>re<br />

in <strong>de</strong>r Hauptabteilung I zu umfangreichen Aktenvernichtungen<br />

kam. Dies je<strong>de</strong>nfalls ließ sich einem Protokoll<br />

<strong>de</strong>s Zollfahndungsdienstes <strong>de</strong>r DDR vom 7. Dezember<br />

1989 entnehmen. Danach wur<strong>de</strong>n am 4. Dezember<br />

1989 44 große Stoffsäcke mit vernichtetem Papier<br />

abtransportiert. Daneben seien zwei Koffer mit<br />

Computerdisketten außer Haus gebracht wor<strong>de</strong>n.<br />

Dem <strong>Bericht</strong> zufolge wur<strong>de</strong>n bereits in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n<br />

14 Tagen Akten vernichtet, wie sich aus Überresten<br />

von Aktenordnern ergebe.<br />

Die Vernichtung <strong>de</strong>r Unterlagen wur<strong>de</strong> auch nach <strong>de</strong>r<br />

Einsetzung <strong>de</strong>s neuen kommissarischen Leiters <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung am 6. Dezember<br />

1989 fortgesetzt, ohne daß Polizei <strong>und</strong> Zollfahndungsdienst<br />

einschritten. Ob Dr. Gerstenberger die<br />

Aktenvernichtung gedul<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r sogar unterstützt<br />

hat, konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht klären.<br />

Feststellungen in einem Protokoll <strong>de</strong>s Zollfahndungsdienstes<br />

vom 7. Dezember 1989 legen allerdings die<br />

Schlußfolgerung nahe, daß Dr. Gerstenberger die ihm<br />

obliegen<strong>de</strong>n Aufgaben <strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r Unterlagen<br />

zumin<strong>de</strong>st sorglos handhabte (Dokument-Nr. 739).<br />

In <strong>de</strong>m Protokoll wur<strong>de</strong> hierzu ausgeführt: „Mit Gerstenberger<br />

gesprochen. Auftrag erläutert. Volles Verständnis.<br />

Gebeten um Mitteilung bei notwendigen<br />

Transporten von Akten/Geld. Er wur<strong>de</strong> auf die nötige<br />

Unterbindung <strong>de</strong>r Vernichtung von Papier hingewiesen.<br />

Bei<strong>de</strong>s sicherte er zu. "<br />

Nach <strong>de</strong>r Anweisung vom 6. Dezember 1989 im Zusammenhang<br />

mit seiner Einsetzung als kommissarischer<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wäre es eine <strong>de</strong>r Aufgaben von Dr. Gerstenberger<br />

gewesen, dafür zu sorgen, daß kein weiteres Beweismaterial<br />

vernichtet wird.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Daß er vom Zollfahndungsdienst auf die nötige Unterbindung<br />

<strong>de</strong>r Vernichtung von Akten hingewiesen<br />

wer<strong>de</strong>n mußte, legt die Schlußfolgerung nahe, daß er<br />

die Aktenvernichtung nicht mit <strong>de</strong>m notwendigen<br />

Nachdruck verhin<strong>de</strong>rte.<br />

Dafür spricht auch die Tatsache, daß er bei seiner <strong>Bericht</strong>erstattung<br />

vor <strong>de</strong>m „R<strong>und</strong>en Tisch" die Aktenvernichtung<br />

mit keinem Wort erwähnte. In <strong>de</strong>r Vernehmung<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß begrün<strong>de</strong>te Dr.<br />

Gerstenberger sein Verhalten wenig überzeugend damit,<br />

daß er seine Aufgaben in erster Linie darin gesehen<br />

habe, <strong>de</strong>n „R<strong>und</strong>en Tisch" über die Ergebnisse seiner<br />

Arbeit zu informieren, nicht aber darüber, unter welchen<br />

Bedingungen sich seine Tätigkeit vollzogen habe.<br />

Die Aktenvernichtung blieb nicht ohne Auswirkungen<br />

auch auf die Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses.<br />

Der Parlamentarische Staatssekretär beim B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen, Dr. Joachim Grünewald,<br />

hat in einer informatorischen Anhörung vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß erklärt, daß infolge <strong>de</strong>r Aktenvernichtung<br />

die Aufklärungsarbeit über die Geschäftsabläufe<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

in erheblichem Umfang erschwert wor<strong>de</strong>n sei.<br />

Die Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

stellte fest, daß auch ihre Ermittlungsmöglichkeiten<br />

verschlechtert wor<strong>de</strong>n seien. Die in ihrem Aufbau<br />

einzigartige <strong>und</strong> für Außenstehen<strong>de</strong> schwer durchschaubare<br />

Aktenanordnung sei aufgelöst wor<strong>de</strong>n.<br />

Für Außenstehen<strong>de</strong> sei die Aktenanordnung nur mit<br />

<strong>de</strong>m Wissen <strong>de</strong>r ehemaligen Mitarbeiter nachvollziehbar<br />

gewesen (Dokument-Nr. 740).<br />

Der Untersuchungsausschuß hat nicht nur festgestellt,<br />

daß die Arbeit Dr. Gerstenbergers hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Überprüfung <strong>de</strong>r Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung durch die Vernichtung<br />

von Akten erheblich behin<strong>de</strong>rt war, auch die von Finanzministerin<br />

Uta Nickel am 3. Dezember 1989 verfügte<br />

generelle Kontensperrung wur<strong>de</strong> im Fall <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung unterlaufen.<br />

Die Weisung von Finanzministerin Nickel vom 3. Dezember<br />

1989 konnte nach Aussage von Dr. Gerstenberger<br />

nur so interpretiert wer<strong>de</strong>n, daß sie die Finanzkonten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

umfaßte. Nach seiner Meinung waren die Konten <strong>de</strong>r<br />

zu <strong>de</strong>m Bereich zugehörigen Unternehmen, von <strong>de</strong>ren<br />

Existenz er keine Kenntnis hatte, ausgeschlossen.<br />

Offen blieb, ob es zu unberechtigten Verfügungen über<br />

Konten insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Hauptabteilung I kam. Während<br />

Prof. Dr. Gerstenberger in seiner Vernehmung vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß erklärt hat, daß ohne seine<br />

Unterschrift keine Kontoverfügung ausgeführt wor<strong>de</strong>n<br />

sei, was auch für die Geschäftspost <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I gegolten habe, hat er in einer staatsanwaltschaftlichen<br />

Vernehmung am 5. Februar 1992 erklärt, daß die<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung I zugeordneten Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

nicht in seine Kontrolle einbezogen gewesen seien.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat diesen Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

nicht aufklären können.<br />

Insgesamt hat Dr. Gerstenberger in seiner staatsanwaltschaftlichen<br />

Vernehmung die Einschränkung gemacht,<br />

daß es angesichts <strong>de</strong>r großen Anzahl von Zahlungsaufträgen<br />

für ihn völlig ausgeschlossen gewe-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

sen sei, eine gründliche Einzelprüfung vorzunehmen.<br />

Vielmehr habe er sich auf die Richtigkeit <strong>de</strong>r Vorlagen<br />

seiner Mitarbeiter verlassen müssen.<br />

Dem Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong> Dokumente<br />

machen darüber hinaus <strong>de</strong>utlich, daß es bereits<br />

vor <strong>de</strong>r Ernennung von Prof. Dr. Gerstenberger zum<br />

kommissarischen Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung Versuche gab, die von Finanzministerin<br />

Nickel getroffene Anweisung zur Kontensperrung<br />

zu unterlaufen. Mit Schreiben an <strong>de</strong>n Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG, Ziesche, erteilte<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I, bereits<br />

am 4. Dezember 1989 sich selbst <strong>und</strong> Waltraud Lisowski,<br />

Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Firmen <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung, Einzelzeichnungsvollmacht<br />

für das Konto 0584 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG (Dokument-Nr. 741). Diese Vollmacht wur<strong>de</strong> erst<br />

am 13. Dezember 1989 durch Dr. Gerstenberger wi<strong>de</strong>rrufen<br />

(Dokument-Nr. 742).<br />

Hinweise dafür, daß es zwischen <strong>de</strong>m 4. <strong>und</strong> 13. Dezember<br />

1989 zu unrechtmäßigen Verfügungen über<br />

dieses Konto kam, liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nicht vor. Auch die Staatsanwaltschaft stellte in<br />

einem <strong>Bericht</strong> vom 28. Januar 1992 fest, daß sich keine<br />

Hinweise ergaben, daß Sei<strong>de</strong>l nach seiner Verhaftung<br />

am 6. Dezember 1989 noch über Vermögenswerte <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung verfügt habe.<br />

Ob es am 4. bzw. 5. Dezember 1989 zu entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Verfügungen kam, konnte nicht geklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Aus einem weiteren, von Waltraud Lisowski unterzeichneten<br />

Vermerk vom 28. Dezember 1989 über ein<br />

Gespräch mit Max Moser von <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Effekten in Zürich ergab sich je<strong>de</strong>nfalls, daß sie<br />

<strong>und</strong> Meta Bleßing, Leiterin <strong>de</strong>r Hauptabteilung II <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung, für die Konten<br />

12031, 12032, 12033 <strong>und</strong> 12034 weiterhin zeichnungsberechtigt<br />

waren (Dokument-Nr. 743).<br />

b) Tätigkeit von Dr. Gerstenberger<br />

Nach Inhaftierung <strong>de</strong>s stellvertreten<strong>de</strong>n Leiters <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

am 6. Dezember 1989, wur<strong>de</strong> Dr. Gerstenberger<br />

als kommissarischer Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung eingesetzt. Der Auftrag an Dr.<br />

Gerstenberger lautete, <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

in die Volks- <strong>und</strong> Finanzwirtschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR einzuordnen.<br />

Dieser Auftrag än<strong>de</strong>rte sich mit <strong>de</strong>m Ministerratsbeschluß<br />

vom 21. Dezember 1989 zur Lin<strong>de</strong>mann-Kommission,<br />

aus <strong>de</strong>m hervorgeht, daß <strong>de</strong>r Ministerrat<br />

nunmehr an die Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung dachte.<br />

Dies beschrieb Dr. Lin<strong>de</strong>mann, Leiter <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkommission<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats zur Untersuchung von Amtsmißbrauch<br />

<strong>und</strong> Korruption, bei seiner Zeugenvernehmung<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin wie folgt:<br />

„Der Regierung Modrow war aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Empörung über <strong>de</strong>n Amts- <strong>und</strong> Machtmißbrauch<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

klar, daß <strong>de</strong>r Bereich aufgelöst wer<strong>de</strong>n sollte. Die<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r Regierung bestand darin, einen Weg zu<br />

-<br />

fin<strong>de</strong>n, trotz entfallener Existenzberechtigung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung Lösungen<br />

dafür zu fin<strong>de</strong>n, daß eine Reihe von Unternehmen,<br />

die <strong>de</strong>m Bereich nachgeordnet gewesen sind, ihre<br />

normale Arbeit weiter leisten könnten. Da die DDR<br />

Wirtschaft schwer angeschlagen war, ging es darum,<br />

nicht belastete Teile <strong>de</strong>s Bereichs, <strong>de</strong>ren weiterer<br />

Betrieb wirtschaftlich sinnvoll war, zu retten. "<br />

Der kommissarische Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Dr. Gerstenberger, erstattete am<br />

12. März 1990 <strong>de</strong>m „R<strong>und</strong>en Tisch" <strong>Bericht</strong> über <strong>de</strong>n<br />

Stand <strong>de</strong>r „Einglie<strong>de</strong>rung" <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> seiner Unternehmen in die<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> das von ihm vorgeschlagene<br />

Konzept zur Weiterführung <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung. Von diesem<br />

<strong>Bericht</strong> lag eine 21seitige Version <strong>de</strong>s mündlichen<br />

Vortrags <strong>und</strong> eine 36seitige schriftliche Fassung, jeweils<br />

mit Anlagen, vor (Dokument-Nr. 744).<br />

In diesem Abschlußbericht beschrieb Dr. Gerstenberger<br />

seine vorangegangene Tätigkeit als kommissarischer<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wie folgt:<br />

„Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kriterien für meine Tätigkeit waren:<br />

- Schutz <strong>de</strong>r volkswirtschaftlichen Interessen einschließlich<br />

<strong>de</strong>r vollen Erfüllung <strong>de</strong>r Verpflichtungen<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Staatshaushalt.<br />

- Sicherung <strong>de</strong>r vollen Transparenz <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>s gesamten Bereichs, d.h., Schluß zu<br />

machen mit <strong>de</strong>r weitgehend nach Regeln einer<br />

geheimdienstlichen Tätigkeit organisierten Arbeit.<br />

- Liquidierung <strong>de</strong>r Bereiche <strong>und</strong> aller Unternehmen,<br />

die in die Tätigkeit <strong>de</strong>s früheren Ministeriums<br />

für Staatssicherheit einbezogen bzw. für Bereiche<br />

<strong>und</strong> Personen tätig wur<strong>de</strong>n bzw. Aufgaben<br />

zu erfüllen hatten, die zutiefst moralischen <strong>und</strong><br />

ethischen Gesetzen entgegenstan<strong>de</strong>n, <strong>und</strong><br />

- das betone ich beson<strong>de</strong>rs, für Ordnung <strong>und</strong> Gesetzlichkeit<br />

zu sorgen. "<br />

Die Abwicklung <strong>de</strong>r Verbindlichkeiten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerziellen Koordinierung hatte nach diesem <strong>Bericht</strong><br />

unter strikter Einhaltung <strong>de</strong>r Rechtsvorschrif ten<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Außen- <strong>und</strong> Finanzwirtschaft so<br />

zu erfolgen, daß <strong>de</strong>r DDR möglichst kein ökonomischer<br />

Scha<strong>de</strong>n entstehen sollte. Weiter war für die Sicherung<br />

<strong>de</strong>r Vermögenswerte <strong>de</strong>r DDR im Ausland zu<br />

sorgen. Die Geschäftsunterlagen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung waren vor unbefugtem Zugriff<br />

zu schützen.<br />

In seinem <strong>Bericht</strong> vom 12. März 1990 legte Prof. Dr.<br />

Gerstenberger <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung dar. Danach seien<br />

Valutamittel <strong>und</strong> Bestän<strong>de</strong> in Mark auf Konten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung gesichert <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Zahlungsbilanz bzw. <strong>de</strong>m Staatshaushalt zugeführt<br />

wor<strong>de</strong>n. Kontoguthaben ausländischer Banken<br />

seien ermittelt <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n möglichen Fällen, außer<br />

Festgeldanlagen, ihre Überweisung erwirkt wor<strong>de</strong>n.


Goldschmuck <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re e<strong>de</strong>lmetallhaltige Wertgegenstän<strong>de</strong><br />

seien von <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft sichergestellt<br />

<strong>und</strong> von <strong>de</strong>r Tresorverwaltung übernommen<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Waffen, Munition <strong>und</strong> Ausrüstungen <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Lagers Kaveistorl seien unter Kontrolle<br />

<strong>de</strong>r Militärstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r Nationalen<br />

Volksarmee <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>s Innern übergeben<br />

wor<strong>de</strong>n. Kunstgegenstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s nationalen Kulturguts<br />

seien im Zusammenwirken mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Kultur <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kulturgutschutzkommission sichergestellt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Nach <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> kam es zur Liquidation von Unternehmen,<br />

die in die Tätigkeit <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Staatssicherheit einbezogen waren o<strong>de</strong>r Aufgaben<br />

wahrzunehmen hatten, die zutiefst ethischen Gesetzen<br />

entgegenstan<strong>de</strong>n. Den Außenhan<strong>de</strong>lsgesellschaften<br />

IMES GmbH <strong>und</strong> Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH sowie Simpex GmbH sei <strong>de</strong>shalb die Geschäftstätigkeit<br />

untersagt wor<strong>de</strong>n. Die Unternehmen<br />

BERAG GmbH <strong>und</strong> Carnet befan<strong>de</strong>n sich laut <strong>Bericht</strong><br />

in Liquidation bzw. hatten ihre Tätigkeit eingestellt.<br />

Das Unterstellungsverhältnis <strong>de</strong>r Unternehmen F.C.<br />

Gerlach <strong>und</strong> Günther Forgber unter <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung sowie Waren- <strong>und</strong> Geldbeziehungen<br />

wur<strong>de</strong>n aufgelöst.<br />

Die Delta GmbH wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Ministerium fur Bauwesen<br />

<strong>und</strong> Wohnungswirtschaft, die Invest-Bauleitung<br />

Hönow <strong>de</strong>m Bau- <strong>und</strong> Montagekombinat (BMK) Ost<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für Bauwesen, <strong>de</strong>r VEB Philatelie<br />

Wermsdorf <strong>de</strong>m Ministerium für Post- <strong>und</strong> Fernmel<strong>de</strong>wesen,<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>m AHB Elektronik<br />

Export-Import <strong>und</strong> die Asimex <strong>de</strong>r forum-Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH unterstellt.<br />

c) Arbeit <strong>de</strong>r Prüfgruppen <strong>und</strong> Kommissionen<br />

aa) Prüfgruppen <strong>de</strong>r Staatlichen Finanzrevision<br />

Im Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise wur<strong>de</strong>n mit<br />

<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Überprüfung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zwei Prüfgruppen beauftragt.<br />

Die Valutakontrollgruppe hatte eine außeror<strong>de</strong>ntliche<br />

Finanzrevision im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

vorzunehmen, ein Son<strong>de</strong>rbeauftragter sollte die<br />

Verquickung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

mit <strong>de</strong>n Parteifinanzen <strong>de</strong>r SED aufklären.<br />

Valutakontrollgruppe Henneberg/Jauer<br />

Die Valutakontrollgruppe war innerhalb <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Finanzrevision <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen<br />

<strong>und</strong> Preise angesie<strong>de</strong>lt <strong>und</strong> speziell zuständig für <strong>de</strong>n<br />

Außenhan<strong>de</strong>l. Unter <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Finanzrevision,<br />

Henneberg, war Hubert Jauer Leiter <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe.<br />

Jauer arbeitete mit <strong>de</strong>m MfS unter <strong>de</strong>m<br />

Decknamen „Henry" als IMS zusammen <strong>und</strong> war längere<br />

Zeit auch im Ausland tätig.<br />

Die außeror<strong>de</strong>ntliche Finanzrevision, die die Valutakontrollgruppe<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

vornahm, dauerte von Dezember 1989 bis Februar<br />

1990. Ihr Leiter Hubert Jauer sollte ursprünglich<br />

auch Mitglied <strong>de</strong>r „Son<strong>de</strong>rkommission <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

zur Untersuchung von Amtsmißbrauch <strong>und</strong> Kor-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

ruption im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung " unter Dr. Willi<br />

Lin<strong>de</strong>mann wer<strong>de</strong>n. Dies wur<strong>de</strong> von Finanzministerin<br />

Nickel jedoch verhin<strong>de</strong>rt.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe wur<strong>de</strong> eine Son<strong>de</strong>rgruppe<br />

für Prüfungen im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gebil<strong>de</strong>t. Die Son<strong>de</strong>rgruppe führte Revisionen<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung durch, allerdings nicht solcher<br />

Unternehmen, die zur Hauptabteilung I unter Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l gehörten.<br />

Einige Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong>n bereits vor <strong>de</strong>r Flucht Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis geprüft. Es han<strong>de</strong>lte sich um<br />

sog. Tiefenprüfungen einzelner Unternehmen, z.B.<br />

<strong>de</strong>r Transinter GmbH, <strong>de</strong>r forum HGmbH, <strong>de</strong>r BIEG<br />

mbH, <strong>de</strong>r Intrac HGmbH, <strong>de</strong>r IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH. Diese Prüfungen wur<strong>de</strong>n<br />

jeweils einzeln von Dr. Herta König angewiesen.<br />

Sie war als stellvertreten<strong>de</strong> Ministerin <strong>de</strong>r Finanzen<br />

zuständig für die Zahlungsbilanz. Beim MfS wur<strong>de</strong><br />

sie unter IMS „Gudrun" geführt, hatte seit 1980 jedoch<br />

lediglich noch offizielle Kontakte zum MfS. Aus<br />

eigenem Ermessen durfte die Valutakontrollgruppe<br />

keine Prüfungen vornehmen. Nach Aussage von Finanzministerin<br />

Nickel waren die früheren Prüfungen<br />

von Dr. Herta König so angelegt, daß eine möglichst<br />

schnelle, nicht beson<strong>de</strong>rs genaue Prüfung <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

sichergestellt war <strong>und</strong> im wesentlichen die<br />

vorgelegten Unterlagen bestätigt wur<strong>de</strong>n.<br />

Nach <strong>de</strong>r Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis am 3. Dezember<br />

1989, ordnete nach Aussage Jauers vor <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am<br />

17. Dezember 1990 Ministerin Nickel an, „daß zunächst<br />

die Auslandskonten im Hinblick auf die Flucht<br />

<strong>de</strong>s Beschuldigten Schalck-Golodkowski zu sperren<br />

seien <strong>und</strong> im Anschluß Prüfungen <strong>de</strong>r nachgeordneten<br />

Betriebe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

die bisher nicht durch die Finanzrevision geprüft<br />

wer<strong>de</strong>n durften, begonnen wer<strong>de</strong>n sollten. Ziel<br />

war es, einen Finanzstatus für diese Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

zu erstellen sowie ihre Aufgabenstellung <strong>und</strong><br />

ihre Unterstellung im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zu erfassen. ... Der Stichtag dieser Finanzstatus-Erfassungen<br />

war <strong>de</strong>r 31.Oktober 1989, weil dies<br />

die letzten vorliegen<strong>de</strong>n Zahlen waren."<br />

Bestimmte Unternehmen durften weiterhin nicht geprüft<br />

wer<strong>de</strong>n, z.B. die Interport Industrievertretungen<br />

<strong>und</strong> die Intertechna GmbH. Bei <strong>de</strong>r Interport wur<strong>de</strong> die<br />

Prüfung durchJauers Vorgesetzten Henneberg „ <strong>de</strong>r sicherlich<br />

Weisung von höherer Stelle hatte" - wie Jauer<br />

vermutete - unterb<strong>und</strong>en, bei einem zweiten Versuch,<br />

die Interport zu prüfen, wur<strong>de</strong> dies durch Dr. Lin<strong>de</strong>mann<br />

verhin<strong>de</strong>rt. Bei <strong>de</strong>r Intertechna hatte die Prüfung<br />

faktisch bereits begonnen, die Mitarbeiter mußten sie<br />

abbrechen. Von diesem Vorgehen wußte Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Modrow angeblich nichts. Es lagen allerdings<br />

ein sog. Festlegungsprotokoll vom 11. Dezember<br />

1989 <strong>und</strong> ein Kurzbericht vom 13. Dezember 1989 über<br />

die Intertechna vor. Das sog. Festlegungsprotokoll wur<strong>de</strong><br />

von Intertechna-Hauptgeschäftsführer Herbert<br />

Brosch <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Revisor Muth von <strong>de</strong>r Staatlichen Finanzrevision<br />

unterzeichnet. Als Anlage waren diesen<br />

<strong>Bericht</strong>en u.a. beigefügt ein Han<strong>de</strong>lsregisterauszug


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

zur Intertechna <strong>und</strong> eine beglaubigte Fotokopie <strong>de</strong>s<br />

Verkaufsvertrages, <strong>de</strong>r vom Notarbüro Ingeburg Gentz<br />

ausgestellt war.<br />

Die allgemeine Finanzrevision erfolgte in drei Stufen.<br />

Zuerst wur<strong>de</strong> bezüglich <strong>de</strong>r Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung ein Finanzstatus<br />

erstellt, danach eine Bilanzvorprüfung durchgeführt<br />

<strong>und</strong> Anfang Januar 1990 <strong>de</strong>r eigentliche Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>r Wallstraße untersucht.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Überprüfungen in <strong>de</strong>r Wallstraße<br />

gingen in die Arbeit <strong>de</strong>r Untersuchungskommission<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats unter Leitung von Dr. Willi<br />

Lin<strong>de</strong>mann ein <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n von dieser <strong>de</strong>m „R<strong>und</strong>en<br />

Tisch" vorgelegt. Aufgr<strong>und</strong> dieser erweiterten Aufgabe<br />

wur<strong>de</strong> die Prüfberichtserstellung <strong>de</strong>r VaIutakontrollgruppe<br />

in Abstimmung mit Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann<br />

in <strong>de</strong>n Februar 1990 verschoben. Die Prüfungen vor<br />

Ort wur<strong>de</strong>n am 5. Februar 1990 nach etwa einmonatiger<br />

Dauer been<strong>de</strong>t. Während <strong>de</strong>r Prüfungen bestand<br />

hoher Zeitdruck. Geprüft wur<strong>de</strong> vor allem das Jahr<br />

1989, ansatzweise das Jahr 1988. Der Prüfauftrag <strong>de</strong>r<br />

Ministerin Nickel umfaßte nur diese Jahre.<br />

Die Zentrale <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

war bis dahin von Außenstehen<strong>de</strong>n nicht geprüft<br />

wor<strong>de</strong>n; für <strong>de</strong>n Bereich galt seit 1972 eine Ausnahmeregelung.<br />

Beim Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gab es kein zusammengefaßtes Rechnungswesen<br />

nach DDR-üblichem Standard. Die Prüfung<br />

war dadurch erheblich erschwert. Für die Prüfung<br />

mußten die Akten einzeln durchgearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die verbliebenen Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung waren wenig kooperativ, beson<strong>de</strong>rs<br />

Dr. Klaus-Dieter Neubert, Vertreter <strong>de</strong>s in Untersuchungshaft<br />

befindlichen Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>und</strong> Inge<br />

Wilkening. Eine Ausnahme war Meta Bleßing, wie<br />

Hubert Jauer gegenüber <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin berichtet hat.<br />

Auch die Regierungskommission unter Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann<br />

machte ihr vorliegen<strong>de</strong> Dokumente über Finanzvorgänge<br />

<strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe nicht immer<br />

zugänglich, obwohl es während <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe<br />

intensive Gespräche zwischen<br />

Jauer <strong>und</strong> Dr. Lin<strong>de</strong>mann gab. Dies galt z.B. für die<br />

noch von Dr. Schalck-Golodkowski in Auftrag gegebene<br />

Prüfung. Von an<strong>de</strong>ren Ermittlungsorganen wur<strong>de</strong>n<br />

die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Kontrollgruppe nach Finanzakten<br />

nicht berücksichtigt. Kontakte zur Staatsanwaltschaft<br />

liefen über Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann, die Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Kontrollen <strong>de</strong>r Valutagruppe wur<strong>de</strong>n an die<br />

Staatsanwaltschaft weitergeleitet. In umgekehrter<br />

Richtung war <strong>de</strong>r Informationsfluß schwach.<br />

Bereits am 6. Dezember 1989 stellte <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Finanzrevision, Henneberg, erste Prüfergebnisse<br />

zusammen. Festgehalten wur<strong>de</strong> u.a., daß schon früher<br />

geprüfte Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung aussagefähige Bücher führten (Intrac<br />

HGmbH, BIEG mbH, forum HGmbH, Transinter<br />

GmbH), neu in die Prüfung einbezogene Unternehmen<br />

allerdings Rechnungsführung <strong>und</strong> Statistik grob vernachlässigten<br />

(Delta GmbH, Asimex) (Dokument-Nr.<br />

745). Diese Klassifizierung bezog sich auf die <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe<br />

vorgelegten Unterlagen. Finanzministerin<br />

Nickel berichtete allerdings, daß „die Revisionen<br />

<strong>de</strong>r Betriebe vom Bereich Kommerzielle Koordinie-<br />

rung durch Dr. König immer so durchgeführt wur<strong>de</strong>n,<br />

daß gesagt wur<strong>de</strong>: Macht mal schnell, das ist schon in<br />

Ordnung". Die nahezu unbeschränkte Doppelfunktion<br />

von Dr. König in <strong>de</strong>r Erstellung <strong>und</strong> Koordinierung<br />

<strong>de</strong>r Planvorgaben sowie <strong>de</strong>r Kontrolle ihrer Einhaltung<br />

durch die Revision <strong>de</strong>r Unternehmen wur<strong>de</strong> erst mit <strong>de</strong>r<br />

Beiordnung eines Son<strong>de</strong>rbeauftragten durch die Ministerin<br />

Nickel einer Kontrolle unterzogen. Dr. König<br />

zeigte sich in <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n Fragen<br />

nicht sehr kooperativ gegenüber <strong>de</strong>r neuen Ministerin.<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r von Uta Nickel veranlaßten, gründlichen<br />

Revisionen wur<strong>de</strong>n allein in <strong>de</strong>n ihr zur Erstellung <strong>de</strong>r<br />

Abschlußbilanzen für 1989 vorgelegten Unterlagen<br />

- z.B. <strong>de</strong>r Intrac HGmbH - erhebliche Summen gef<strong>und</strong>en,<br />

die in <strong>de</strong>n offiziellen Bilanzen bis dahin nicht erfaßt<br />

waren <strong>und</strong> laut Plan gar nicht im Betrieb hätten sein<br />

können. Ähnliches wur<strong>de</strong> bei mehreren an<strong>de</strong>ren Unternehmen<br />

festgestellt. Nach Aussage Nickels vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß wur<strong>de</strong>n im Dezember 1989<br />

<strong>und</strong> Januar 1990 insgesamt 2,1 Mrd. VM sichergestellt<br />

(164. Sitzung, Protokoll S. 51). Demgegenüber hat Dr.<br />

Herta König in ihrer Stellungnahme zum rechtlichen<br />

Gehör erklärt, nach ihrer Erinnerung seien in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

lediglich einige h<strong>und</strong>ert Millionen DM festgestellt<br />

wor<strong>de</strong>n, die nicht einzuordnen gewesen seien.<br />

Bei <strong>de</strong>n 2,1 Mrd. DM habe es sich um einen Teil <strong>de</strong>r<br />

Devisenbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG gehan<strong>de</strong>lt<br />

(vgl. Fünfter Teil, C.IV., RG 49). Allerdings konnten<br />

während <strong>de</strong>r Amtszeit von Ministerin Nickel, die<br />

am 21. Januar 1990 wegen eines bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Leipzig gegen sie eingeleiteten Ermittlungsverfahrens<br />

zurücktrat, nicht alle Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung von ihr überprüft<br />

wer<strong>de</strong>n. Bargeschäfte konnten nicht in die Überprüfungen<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n, da dafür keine Dokumente<br />

vorlagen.<br />

Die Valutakontrollgruppe erstellte am 6. Februar 1990 einen<br />

umfangreichen Zwischenbericht. Dieser wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission zur Verfügung gestellt.<br />

Am 5. Februar waren die Prüfungen vor Ort abgeschlossen<br />

<strong>und</strong> am 15. bzw. 16. Februar die Gesamtprüfung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Abschlußbericht <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe.<br />

Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe ging mit <strong>de</strong>m<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission in die <strong>Bericht</strong>erstattung<br />

vor <strong>de</strong>m „R<strong>und</strong>en Tisch" ein <strong>und</strong> war<br />

eine Gr<strong>und</strong>lage für die Entscheidung, wie mit <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung weiter verfahren<br />

wer<strong>de</strong>n sollte. Dr. Schalck-Golodkowski bezeichnete<br />

später <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe als<br />

einseitig <strong>und</strong> oberflächlich erstellt <strong>und</strong> als nicht nach<br />

rechtsstaatlichen Gr<strong>und</strong>sätzen zustan<strong>de</strong> gekommen.<br />

Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe vom 16. Februar<br />

1990 enthielt umfassen<strong>de</strong> Prüfergebnisse, Angaben<br />

zur Verfahrensweise <strong>und</strong> Empfehlungen zum<br />

weiteren Vorgehen (Dokument-Nr. 705). Wesentliche<br />

Feststellungen waren <strong>de</strong>r leichtfertige Umgang mit<br />

Bargeld im Bereich Kommerzielle Koordinierung, lükkenhaftes<br />

Rechnungswesen, unvollständiger Nachweis<br />

von Konten, Kreditausleihungen, Beteiligungen,<br />

Reservenbildung <strong>und</strong> Finanztransfers, ungenügen<strong>de</strong><br />

Kontrollen aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Geheimhaltungsgebots,<br />

Ausnutzung <strong>und</strong> Mißbrauch von Privilegien (Immo-


ilien, PKW-Beschaffung <strong>und</strong> Dienstleistungen) (Dokument-Nr.<br />

705). Daher wur<strong>de</strong> gefor<strong>de</strong>rt, diese Mißstän<strong>de</strong><br />

umgehend zu beseitigen, um für die Zukunft<br />

eine zuverlässigere Basis zu erhalten (Dokument-Nr.<br />

705).<br />

In Schreiben an die ehemaligen verantwortlichen Leiter<br />

<strong>de</strong>r geprüften Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Konmerzielle<br />

Koordinierung, z.B. an Waltraud Lisowski,<br />

for<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>r ehemalige Leiter <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe,<br />

Hubert Jauer, <strong>de</strong>r inzwischen beim neugebil<strong>de</strong>ten<br />

Rechnungshof <strong>de</strong>r DDR tätig war, im Juni 1990 <strong>Bericht</strong>e<br />

über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>r Auflagen<br />

an. Diese Anmahnung wur<strong>de</strong> von Waltraud Lisowski,<br />

bereits in <strong>de</strong>r Funktion als Geschäftsführerin <strong>de</strong>r Effect<br />

Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH, <strong>und</strong><br />

von Dr. Gerstenberger noch als kommissarischer Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung beantwortet.<br />

Bei<strong>de</strong> berichteten, daß Inventur, Guthabentransfer<br />

an <strong>de</strong>n Staatshaushalt <strong>und</strong> sonstige For<strong>de</strong>rungen<br />

nach vorliegen<strong>de</strong>n Erkenntnissen inzwischen<br />

erledigt wor<strong>de</strong>n waren, z. T. unter an<strong>de</strong>rer Zuständigkeit.<br />

Prüfgruppe Niesen<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong> im<br />

Dezember 1989 auf Veranlassung <strong>de</strong>r Ministerin <strong>de</strong>r<br />

Finanzen <strong>und</strong> Preise, Uta Nickel, <strong>und</strong> nach Auffor<strong>de</strong>rung<br />

durch <strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt, nicht nur von einer<br />

Son<strong>de</strong>rgruppe <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe geprüft,<br />

son<strong>de</strong>rn vorab auch von einem Son<strong>de</strong>rbeauftragten<br />

<strong>de</strong>r Ministerin, Jürgen Niesen. Niesen erstellte bereits<br />

mit Datum 20. Dezember 1989, also bevor die Valutakontrollgruppe<br />

überhaupt mit Prüfungen in <strong>de</strong>r Zentrale<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung begonnen<br />

hatte, ein an die Ministerin adressiertes Prüfprotokoll<br />

über einen „Vorschlag zur Neufestlegung<br />

<strong>de</strong>r Verantwortung <strong>und</strong> Abgrenzung <strong>de</strong>r Eigentumsverhältnisse<br />

von Betrieben <strong>de</strong>s Bereiches Kommerzielle<br />

Koordinierung, über <strong>de</strong>ren Gewinne bisher die<br />

SED verfügt hat" . (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 231, S. 1684) Ke rn dieses<br />

<strong>Bericht</strong>s war die ehemalige Abteilung Firmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Dieses sog. Niesen-Protokoll wur<strong>de</strong> in enger Zusammenarbeit<br />

mit Waltraud Lisowski erstellt. Die Leiterin<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Firmen im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

erläuterte dabei die Aufgaben ihrer Abteilung,<br />

<strong>de</strong>r nach- <strong>und</strong> zugeordneten Unternehmen, Eigentumsverhältnisse<br />

<strong>und</strong> die Handhabung <strong>de</strong>s sog.<br />

Disponiblen Parteifonds. Diese Angaben waren Basis<br />

<strong>de</strong>s Prüfprotokolls, ergänzend wurd en stichprobenhaft<br />

Dokumente aus <strong>de</strong>r Abteilung von Waltraud Lisowski<br />

vorgezeigt, aber keiner intensiven Prüfung<br />

unterzogen. Das Protokoll wur<strong>de</strong> von Ministerin Nikkel<br />

mit <strong>de</strong>m neuen Parteichef <strong>de</strong>r SED-PDS, Dr. Gregor<br />

Gysi, <strong>und</strong> mit Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Hans Modrow<br />

abgestimmt <strong>und</strong> dann von Ministerin Nickel bestätigt.<br />

Zu diesem <strong>Bericht</strong> gab es eine Beratungssitzung<br />

am 7. Februar 1990, in <strong>de</strong>r auch Vorschläge <strong>de</strong>s Leiters<br />

<strong>de</strong>r Regierungskommission Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann<br />

eingearbeitet wur<strong>de</strong>n. Das weitergehen<strong>de</strong> Protokoll<br />

wur<strong>de</strong> von Waltraud Lisowski zusammen mit <strong>de</strong>m von<br />

Dr. Gregor Gysi für die SED-PDS beauftragten Günter<br />

Sieber erstellt <strong>und</strong> sollte von Sieber zur Bestätigung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

bei Dr. Gysi vorgelegt wer<strong>de</strong>n. In seiner endgültigen<br />

Fassung wur<strong>de</strong> es dann vom zuständigen Schatzmeister<br />

<strong>de</strong>r PDS, Wolfgang Pohl, <strong>und</strong> für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerziellen Koordinierung von Prof. Dr. Gerstenberger<br />

unterzeichnet. Darin enthalten waren Festlegungen<br />

zum weiteren Vorgehen bezüglich Immobilienbesitz,<br />

<strong>de</strong>n Holdings in <strong>de</strong>r Schweiz, <strong>de</strong>r Simpex<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r sog. gemischten Gesellschaften.<br />

Die Festlegungen konnten allerdings nicht in vollem<br />

Umfang verwirklicht wer<strong>de</strong>n, da sich <strong>de</strong>r Schweizer<br />

Bankier Max Moser weigerte, Vermögen an die PDS zu<br />

übertragen. Dies hatte z. B. zur Folge, daß Waltraud Lisowski<br />

Eigentumsverwalterin <strong>de</strong>r Anstalt Monument,<br />

Vaduz, blieb. (Die von <strong>de</strong>r Anstalt gehaltene Druckerei<br />

Plambeck ging in Konkurs, die Immobilien mußten „für<br />

wesentlich weniger als <strong>de</strong>r jahrelang angenommene<br />

Buchwert von 10 Mill. DM" verkauft wer<strong>de</strong>n, wie Waltraud<br />

Lisowski vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin erklärte. Als Druckereibetrieb<br />

hatte Plambeck für die relativ kleinen Druckhallen viel<br />

zu viel Büroraum, was <strong>de</strong>n Liquidationserlös weiter<br />

schmälerte. Verkauft wur<strong>de</strong>n die Immobilien dann unter<br />

<strong>de</strong>r Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH.) Die für die Anstalt Monument relevanten Unterlagen<br />

wur<strong>de</strong>n von Waltraud Lisowski <strong>de</strong>nnoch an die<br />

PDS weitergegeben. Von dort gingen sie im Juli 1990<br />

wie<strong>de</strong>r zu Waltraud Lisowski, die mittlerweile Geschäftsführerin<br />

<strong>de</strong>r Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH war. Analog zur Anstalt Monument<br />

wur<strong>de</strong>, ebenso aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Weigerung Mosers, bei<br />

<strong>de</strong>r Anstalt Hanseatic, Vaduz, verfahren. Zunächst<br />

hätte Lothar Quast von <strong>de</strong>r Rexim S. A. als Vermögensverwalter<br />

<strong>de</strong>r Partei eingesetzt wer<strong>de</strong>n sollen. (Zur Rexim<br />

S.A. gehörten die sog. Parteifirmen Chemo-Plast<br />

Im- <strong>und</strong> Export GmbH <strong>und</strong> die RKL-International Richard<br />

K. Lämmerzahl GmbH, die <strong>de</strong>r Abteilung Firmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zugeordnet<br />

war.) Dieser Plan wur<strong>de</strong> aber nicht durchgeführt.<br />

bb) Untersuchungskommission Lin<strong>de</strong>mann<br />

Der Beschluß zur Bildung einer „Son<strong>de</strong>rkommission<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates zur Untersuchung von Amtsmißbrauch<br />

<strong>und</strong> Korruption im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung"<br />

(sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission) wur<strong>de</strong> am 14. Dezember<br />

1989 durch <strong>de</strong>n Ministerrat unter Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Modrow gefaßt <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Sitzung vom 21.<br />

Dezember 1989 konkretisiert (Dokument-Nr. 746a).<br />

Der Ministerratsvorlage zur Bestimmung <strong>de</strong>r Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Zusammensetzung <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

war beigefügt ein Schreiben <strong>de</strong>s amtieren<strong>de</strong>n<br />

Generalstaatsanwalts, Dr. Harri Harrland, an <strong>de</strong>n Ministerratsvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

Dr. Hans Modrow, in <strong>de</strong>m dieser<br />

<strong>de</strong>n Verdacht äußerte, daß im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung staatliche Mittel <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

gröblichst mißbraucht wor<strong>de</strong>n seien (Dokument-Nr.<br />

746a). Dr. Harrland gab in seinem Schreiben<br />

als Beispiele für Mißbrauch an, daß neben <strong>de</strong>r offiziellen<br />

Planung Devisen erwirtschaftet <strong>und</strong> verwen<strong>de</strong>t,<br />

Devisen im In-<strong>und</strong> Ausland ohne Kontrolle durch zuständige<br />

Finanzorgane gehalten <strong>und</strong> verwen<strong>de</strong>t sowie<br />

für persönliche Zwecke eingesetzt wor<strong>de</strong>n seien.<br />

In diese Praxis sah Dr. Harrland neben Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung auch


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Funktionäre <strong>de</strong>s Partei- <strong>und</strong> Staatsapparates einbezogen.<br />

Für verantwortlich hielt er die Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

Erich Mielke <strong>und</strong> Dr. Günter Mittag (Dokument-<br />

Nr. 746a).<br />

Im selben Schreiben kritisierte Dr. Harrland eine Verschleppung<br />

<strong>de</strong>r Ermittlungen, aus <strong>de</strong>r weiterer Scha<strong>de</strong>n<br />

resultiere. Der Situation sei mit <strong>de</strong>n bisher verfügbaren<br />

Mitteln nicht beizukommen, woraus sich die Notwendigkeit<br />

ergebe, sofort eine Regierungskommission<br />

mit Experten aus <strong>de</strong>n betroffenen Ministerien einzusetzen,<br />

die <strong>de</strong>m Generalstaatsanwalt <strong>und</strong> nicht <strong>de</strong>m Amt<br />

für Nationale Sicherheit unterstellt wer<strong>de</strong>n müsse. Die<br />

Arbeit dieser neuen Kommission, aber auch <strong>de</strong>r bereits<br />

eingesetzten, sollte nach Harrlands Vorstellung vom -<br />

Generalstaatsanwalt koordiniert <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

umgehend an <strong>de</strong>n zuständigen Volkskammerausschuß<br />

übermitteltwer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 746a).<br />

Dr. Harrland hatte sich wegen <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung seiner<br />

Ermittlungen, beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Ermittlungen mit Bezug<br />

zur Hauptabteilung I durch das MfS, an Dr. Willi<br />

Lin<strong>de</strong>mann, damals noch stellvertreten<strong>de</strong>r Abteilungsleiter<br />

<strong>de</strong>r Rechtsabteilung im Ministerrat, gewandt.<br />

Dr. Lin<strong>de</strong>mann schlug als Lösung vor, eine<br />

Regierungskommission mit außeror<strong>de</strong>ntlichen Vollmachten<br />

einsetzen zu lassen, insbeson<strong>de</strong>re um die Abschottung<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung I aufheben zu können.<br />

Daraufhin wandte sich Dr. Harrland mit diesem Vorschlag<br />

an Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow <strong>und</strong> weitere<br />

Minister. Im Auftrag <strong>de</strong>r Regierung wur<strong>de</strong> dann wie<strong>de</strong>r<br />

von Dr. Lin<strong>de</strong>mann eine Vorlage für die Bildung<br />

einer Regierungskommission erarbeitet, mit <strong>de</strong>n Ministern<br />

abgestimmt <strong>und</strong> im Ministerrat beschlossen.<br />

Bereits in <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase für die Kommission<br />

wur<strong>de</strong> festgelegt, daß Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann <strong>de</strong>n Vorsitz<br />

dieser Kommission erhalten sollte. Er war schon bei<br />

<strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>r zeitweiligen Untersuchungsabteilung<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats als Leiter im Gespräch. Den<br />

Vorsitz jener Abteilung übernahm dann jedoch Prof.<br />

Dr. Ulrich Dähn, weil Dr. Lin<strong>de</strong>mann von seinem Vorgesetzten<br />

nicht freigestellt wur<strong>de</strong>.<br />

Der Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrats zur Einsetzung <strong>de</strong>r sog.<br />

Lin<strong>de</strong>mann-Kommission vom 14. Dezember 1989<br />

zählte die Aufgaben <strong>de</strong>r Kommission wie folgt auf<br />

(Dokument-Nr. 746a):<br />

- Unterstützung <strong>de</strong>r Ermittlungen <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

sowie <strong>de</strong>r staatlichen Untersuchungsorgane<br />

<strong>und</strong> Gewährleistung staatlicher Sicherheitsinteressen,<br />

- Gewährleistung <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Weiterführung<br />

<strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

unterstellten Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>und</strong><br />

Unternehmen zur Wahrung <strong>de</strong>r Interessen <strong>de</strong>r<br />

DDR,<br />

- Erarbeitung von Vorschlägen zur Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, zur Verän<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Unterstellungsverhältnisses <strong>de</strong>r Betriebe<br />

<strong>und</strong> Unternehmen sowie zur Auflösung einzelner<br />

Betriebe <strong>und</strong> Unternehmen dieses Bereichs,<br />

- Koordinierung <strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit über Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungen <strong>und</strong> getroffener Entscheidungen.<br />

Die Aufgaben <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission waren <strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>s kommissarischen Leiters <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung, Prof. Dr. Gerstenberger,<br />

ähnlich. Dr. Gerstenberger wur<strong>de</strong> auch als Mitglied<br />

<strong>de</strong>r Kommission benannt <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>ren stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Leiter. Sein Hauptarbeitsgebiet waren einzelkaufmännisch<br />

organisierte Unternehmen unter <strong>de</strong>m<br />

Einfluß <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

beson<strong>de</strong>rs F.C. Gerlach <strong>und</strong> Günther Forgber, die unmittelbar<br />

Dr. Schalck-Golodkowski unterstellt waren.<br />

Dr. Gerstenberger war zuständig für die Aufklärung<br />

<strong>und</strong> Regelung <strong>de</strong>r vermögensrechtlichen Beziehungen<br />

sowie bestehen<strong>de</strong>r Verpflichtungen <strong>und</strong> parallel,<br />

in seiner Funktion als kommissarischer Leiter, ebenfalls<br />

für die Personalpolitik im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung. Was das Personal anging, fan<strong>de</strong>n allerdings<br />

keine systematischen Überprüfungen statt.<br />

Solche gab es nur in Einzelfällen.<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kommission war direkt <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats unterstellt, hatte aber Ministerin<br />

Nickel <strong>und</strong> Minister Dr. Beil zuzuarbeiten.<br />

Die Kommission hatte das Recht, Untersuchungen<br />

durchzuführen sowie Leiter <strong>und</strong> Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zu befragen.<br />

Diese waren zu wahrheitsgemäßen Aussagen <strong>und</strong> zur<br />

Herausgabe erfor<strong>de</strong>rlicher Unterlagen verpflichtet<br />

(Dokument-Nr. 746a).<br />

Nach Darstellung Dr. Willi Lin<strong>de</strong>manns richteten sich<br />

die Ermittlungen <strong>de</strong>r Kommission vornehmlich gegen<br />

die persönliche Bereicherung von Einzelpersonen.<br />

Außer<strong>de</strong>m hatte die Kommission das Ziel, durch<br />

einen entsprechen<strong>de</strong>n Vorschlag zur Auflösung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung „ als Inkarnation<br />

von Amts- <strong>und</strong> Machtmißbrauch" beizutragen.<br />

Eine Aufgabe <strong>de</strong>r Kommission bestand <strong>de</strong>mzufolge<br />

darin, Konzepte für die Einglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in die<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR zu fin<strong>de</strong>n. Der Bestand <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen sollte auch ohne Fortbestehen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung gewährleistet<br />

bleiben.<br />

Die Lin<strong>de</strong>mann-Kommission setzte sich aus sechs<br />

Mitglie<strong>de</strong>rn zusammen, die von <strong>de</strong>n Ministern vorgeschlagen<br />

wor<strong>de</strong>n waren, in <strong>de</strong>ren Sachgebiet die Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Kommission fallen wür<strong>de</strong>. Diese Mitglie<strong>de</strong>r<br />

waren (Dokument-Nr. 746a):<br />

- Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann, Sekretariat <strong>de</strong>s Ministerrats,<br />

als Leiter <strong>de</strong>r nach ihm benannten Lin<strong>de</strong>mann<br />

Kommission;<br />

- Dr. Karl-Heinz Gerstenberger, kommissarischer<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

als stellvertreten<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Kommission;<br />

- Dr. Kurt Krause, Bevollmächtigter <strong>de</strong>r Ministerin<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise;<br />

- Lene Trettin, Ministerium für Außenwirtschaft;<br />

- Martin Behrend, Sekretariat <strong>de</strong>s Ministerrats, dort<br />

zuständig für Kraftfahrzeuge <strong>und</strong> die BERAG Export-Import<br />

GmbH;<br />

- Joachim Buchecker, Ministerium für Innere Angelegenheiten,<br />

Kriminalpolizei.


Daneben konnten Experten zugezogen wer<strong>de</strong>n, soweit<br />

dies erfor<strong>de</strong>rlich <strong>und</strong> von <strong>de</strong>n zuständigen Ministern<br />

genehmigt wur<strong>de</strong>.<br />

Mitglied in <strong>de</strong>r Kommission sollte nur sein, wer in <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit keine Verbindung zum MfS o<strong>de</strong>r mit<br />

ihm zusammenarbeiten<strong>de</strong>n Einrichtungen <strong>und</strong> auch<br />

keine beruflichen o<strong>de</strong>r persönlichen Kontakte zum<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung hatte. Allerdings<br />

wur<strong>de</strong>n diese Kriterien nicht in je<strong>de</strong>m Fall berücksichtigt.<br />

So hat zwar Finanzministerin Nickel bewußt<br />

sogar <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe, Hubert<br />

Jauer, nicht als or<strong>de</strong>ntliches Mitglied in die<br />

Kommission berufen, <strong>de</strong>nn dieser hatte bereits in <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit, im Rahmen <strong>de</strong>r Aufgaben <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe<br />

<strong>und</strong> unter Anleitung <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Ministerin für Finanzen, Dr. Herta König alias<br />

IMS „Gudrun", Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung geprüft. Bei <strong>de</strong>n vom Ministerrat<br />

<strong>und</strong> Ministerium für Innere Angelegenheiten abgeordneten<br />

Mitglie<strong>de</strong>rn aber stan<strong>de</strong>n Verbindungen<br />

zum MIS o<strong>de</strong>r zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

einer Abordnung in die Kommission nicht entgegen.<br />

Beispielsweise wur<strong>de</strong> von Joachim Buchekker<br />

während <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r Kommission seine Verbindung<br />

zum MfS bekannt, ohne daß er abberufen<br />

wur<strong>de</strong>. Buchecker war 1969 als GMS geworben wor<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann selbst hatte über Joachim<br />

Buchecker eine OibE-Liste bzw. IM-Liste <strong>de</strong>s MfS erhalten,<br />

die er allerdings nicht als Gr<strong>und</strong>lage für interne<br />

Personalentscheidungen benutzte, son<strong>de</strong>rn vornehmlich<br />

als Hintergr<strong>und</strong>wissen für die Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungskommission <strong>und</strong> zur Einschattzung<br />

von Entscheidungen. Diese Liste soll <strong>de</strong>n<br />

Staatsanwälten bekannt gewesen sein. Auch zu Dr.<br />

Kurt Krause wur<strong>de</strong> beim MfS eine Akte als IMK<br />

„Wernigero<strong>de</strong>" geführt.<br />

Die Arbeit <strong>de</strong>r Kommission war beson<strong>de</strong>rs am Anfang<br />

dadurch erschwert, daß die Mitarbeiter nur wenig<br />

über die Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wußten; sie waren nach eigenem Bek<strong>und</strong>en<br />

von <strong>de</strong>r Unordnung in <strong>de</strong>r Wallstraße <strong>und</strong> <strong>de</strong>r vorgef<strong>und</strong>enen<br />

Menge an Gold, Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

Akten „erdrückt", weil sie dies „selbst nie für möglich<br />

gehalten hätten" . Beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n Büros von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l, insbeson<strong>de</strong>re<br />

in <strong>de</strong>ren Panzerschränken, sollen ,, massenweise<br />

" Akten gelagert haben.<br />

Da <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r Aufgaben <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung für die Kommission noch nicht<br />

absehbar war, wur<strong>de</strong>n zunächst Aufgabenfel<strong>de</strong>r für<br />

je<strong>de</strong>n Mitarbeiter festgelegt. Lene Trettin wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Komplex „Häuser" zugeordnet, Ma rtin Behrend <strong>de</strong>r<br />

Komplex „Autos/BERAG/Komitee für Volkskontrolle"<br />

, Joachim Buchecker war zuständig für die Verbindungen<br />

zur Kriminalpolizei <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ermittlungsbehör<strong>de</strong>n.<br />

Für die „ Parteibetriebe " zuständig war Dr.<br />

Kurt Krause, <strong>de</strong>r gleichzeitig Son<strong>de</strong>rbeauftragter <strong>de</strong>r<br />

Ministerin Nickel für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

war. Er konnte sich dabei auf <strong>de</strong>n Inhalt<br />

von drei, <strong>de</strong>m Ministerrat übergebenen Koffern (sog.<br />

Schalck-Koffer) stützen, die er mit Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann<br />

beim Ministerrat aus einer Garage abholte. Von<br />

diesen Koffern enthielt jedoch nur einer Mate rial zu<br />

<strong>de</strong>n sog. Parteifirmen; in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren befan<strong>de</strong>n sich<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag --12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Unterlagen zu Beziehungen zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR.<br />

Dr. Lin<strong>de</strong>mann berichtete zu <strong>de</strong>n sog. Schalck-Koffern,<br />

die er übernommen hatte, daß es sich um mehrere,<br />

verschie<strong>de</strong>ne Behältnisse mit Originalakten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Dr. Schalck-Golodkowski han<strong>de</strong>lte, die zunächst<br />

bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft gewesen seien. dort<br />

grob gesichtet <strong>und</strong> als geheime politische Dokumente<br />

<strong>de</strong>r DDR für Zwecke <strong>de</strong>r Strafverfolgung als ungeeignet<br />

bef<strong>und</strong>en wor<strong>de</strong>n waren. Der amtieren<strong>de</strong> Generalstaatsanwalt<br />

Dr. Harrland habe Dr. Lin<strong>de</strong>mann<br />

über Existenz <strong>und</strong> Inhalt <strong>de</strong>r Koffer informiert. Von Dr.<br />

Lin<strong>de</strong>mann <strong>und</strong> <strong>de</strong>m damaligen Leiter <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates, Dr. Möbis, sei entschie<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n,<br />

daß die Koffer im Ministerrat in einem Panzerschrank<br />

archiviert wer<strong>de</strong>n sollten, was nach Übernahme<br />

<strong>de</strong>r Koffer von Dr. Harrland durch Dr. Lin<strong>de</strong>mann<br />

auch geschehen sei Erst Anfang Februar 1990<br />

seien die Koffer von Dr. Lin<strong>de</strong>mann wie<strong>de</strong>r abgeholt<br />

<strong>und</strong> in die Wallstraße gebracht wor<strong>de</strong>n. Seit <strong>de</strong>r Abgabe<br />

durch <strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt an Dr. Lin<strong>de</strong>mann<br />

seien die Akten <strong>de</strong>r Generalstaatsanwaltschaft<br />

zugänglich gewesen, eine Anfrage jedoch nicht gestellt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Komplex „Parteifirmen" war für Dr. Kurt Krause<br />

nach eigenen Angaben zunächst „ein Buch mit sieben<br />

Siegeln" . Aus diesem Gr<strong>und</strong> wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rum<br />

über die Ministerin Nickel eine Zusammenarbeit m it<br />

rt beson<strong>de</strong>rs Hubert<br />

<strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe <strong>und</strong> do<br />

Jauer veranlaßt, um zunächst eine Finanzrevision <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung selbst erstellt zu bekommen.<br />

Diese Finanzrevision stieß bei Unternehmen, die in<br />

Verbindung zur Hauptabteilung ' stan<strong>de</strong>n, auf beson<strong>de</strong>re<br />

Schwierigkeiten. In <strong>de</strong>n von Manfred Sei<strong>de</strong>l geführten<br />

Bereichen waren meist keine Belege vorhan<strong>de</strong>n,<br />

lediglich in Teilen Sammlungen loser, handgeschriebener<br />

Zettel.<br />

Die Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

war durch die Anordnung Di. Medrows<br />

vom 3. Dezember 1989 vor Ermittlungen geschützt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Anordnung gab Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

keine Information weiter. Nach Inte rvention Dr. Lin<strong>de</strong>manns<br />

bei Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow gab<br />

ser aber die Akten <strong>de</strong>r Hauptabteilung I <strong>und</strong> die Aufzeichnungen<br />

Sei<strong>de</strong>ls frei, als die Aufgaben <strong>de</strong>r Kornmission<br />

durch <strong>de</strong>n Ministerrat am 21. Dezember 1989<br />

präzisiert wur<strong>de</strong>n. Problematisch waren zunächst<br />

auch Untersuchungen bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG, die Dr. Kurt Krause gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

als „Schalck-Bank" bezeichnete.<br />

Sie for<strong>de</strong>rte für Konteneinsichtnahmen eine Genehmigung<br />

<strong>de</strong>s Militärstaatsanwalts Bösel, die dieser am<br />

8. Januar 1990 erteilte. (Dokument-Nr. 747)<br />

Die konkrete Arbeit <strong>de</strong>r sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

begann am 22. Dezember 1989, wenngleich noch<br />

nicht alle Mitglie<strong>de</strong>r, z. B. Joachim Buchecker, benannt<br />

bzw. anwesend waren. Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kommission<br />

zogen in die Räume <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung in <strong>de</strong>r Wallstraße ein, Dr. Lin<strong>de</strong>mann<br />

selbst saß im ehemaligen Büro von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski. Nach <strong>de</strong>r Darstellung von Dr. Kurt<br />

Krause erwiesen sich für die Kommission als beson<strong>de</strong>rs<br />

hilfreich <strong>de</strong>r an die Stelle Manfred Sei<strong>de</strong>ls nach-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

gerückte Dr. Klaus-Dieter Neubert <strong>und</strong> im Hinblick<br />

auf die Erarbeitung <strong>de</strong>s Komplexes „Parteifirmen"<br />

<strong>und</strong> Eigentum an <strong>de</strong>n Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung Waltraud Lisowski. Dr.<br />

Neubert war ehemaliger Abteilungsleiter in <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I <strong>und</strong> Stellvertreter Sei<strong>de</strong>ls. Außer<strong>de</strong>m<br />

war er Major <strong>und</strong> OibE <strong>de</strong>s MfS, hatte dies aber<br />

gegenüber Dr. Lin<strong>de</strong>mann mehrfach bestritten. Als<br />

Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann <strong>de</strong>n Namen Dr. Neuberts in <strong>de</strong>r<br />

von Joachim Buchecker beschafften Liste <strong>de</strong>r MfS-<br />

Mitarbeiter fand, wies er <strong>de</strong>ssen Entfernung aus <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung an.<br />

Die zunächst noch im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

tätigen ehemaligen leiten<strong>de</strong>n Mitarbeiter wie<br />

Waltraud Lisowski <strong>und</strong> - bis zu seiner Entlassung -<br />

Dr. Klaus-Dieter Neubert hatten weiterhin Zugang zu<br />

<strong>de</strong>n Akten ihrer Arbeitsbereiche. Waltraud Lisowski<br />

führte die Verwaltung <strong>de</strong>r „Parteifirmen" im sog.<br />

Nichtsozialistischen Wi rtschaftsgebiet (NSW) weiter,<br />

von ihr bezog die Kommission bzw. Dr. Krause wesentliche<br />

Informationen zu <strong>de</strong>n „Parteifirmen". Wichtige<br />

Unterlagen zu <strong>de</strong>n „Parteifirmen" bewah rten Dr.<br />

Krause <strong>und</strong> Dr. Lin<strong>de</strong>mann nach Aussage Dr. Krauses<br />

in eigenen, verschlossenen Schränken auf. Diese Unterlagen<br />

waren ehemaligen Mitarbeitern <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung nicht zugänglich. Einsicht<br />

in diese Akten hatten auch General- <strong>und</strong> Militärstaatsanwaltschaft,<br />

die nach Darstellung von Dr.<br />

Krause meterweise Akten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung vorübergehend zu Ermittlungszwekken<br />

nutzten. Da die Akten inhaltlich nicht erschlossen<br />

o<strong>de</strong>r erfaßt waren, habe eine Kontrolle <strong>de</strong>r Vollständigkeit<br />

<strong>de</strong>r zurückgegebenen Akten nicht erfolgen<br />

können. Dr. Lin<strong>de</strong>mann <strong>und</strong> Dr. Krause war auch bekannt,<br />

daß die <strong>de</strong>r sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Akten zu <strong>de</strong>n „Parteifirmen" im ZK <strong>de</strong>r<br />

SED, dort in <strong>de</strong>r Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong><br />

Parteibetriebe unter Leitung von Heinz Wil<strong>de</strong>nhain,<br />

ebenfalls vorhan<strong>de</strong>n waren.<br />

Unterstützt wur<strong>de</strong> die sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission in<br />

ihren Ermittlungen von 25 bis 30 Polizeiangehörigen,<br />

die ca. 1000 Eingaben bearbeiteten. Die Kommissionsarbeit<br />

führte allerdings nicht zur Einleitung von<br />

Prozessen gegen ehemalige Regierungsmitglie<strong>de</strong>r.<br />

Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann selbst führte unmittelbar nach<br />

Einsetzung <strong>de</strong>r Kommission ein Gespräch mit Generaloberst<br />

Werner Großmann, Leiter <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

Aufklärung (HVA) im MfS. Es ging dabei beson<strong>de</strong>rs<br />

um das Vorgehen bezüglich <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die<br />

Klärung <strong>de</strong>r Frage, welche Unternehmen zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> welche zur<br />

HVA gehörten. Ein Ergebnis <strong>de</strong>s Gesprächs war, daß<br />

die Unternehmen Interport Industrievertretungen<br />

<strong>und</strong> Intertechna GmbH als Unternehmen <strong>de</strong>s MfS<br />

klassifiziert wur<strong>de</strong>n, für die die Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

nicht zuständig sei.<br />

Zur Sprache kam auch <strong>de</strong>r Einsatz von Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu sog.<br />

operativen Zwecken <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Auf klärung.<br />

Generaloberst Großmann bestätigte diesen<br />

Sachverhalt, lehnte allerdings Ermittlungen in dieser<br />

Sache in Bezug auf die Hauptabteilung I ab. Ein weiterer<br />

Gegenstand <strong>de</strong>s Gesprächs waren die Geldbe-<br />

ziehungen zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m MfS im allgemeinen, mit Bezug<br />

zu nachrichtendienstlichen Aufträgen sowie im Hinblick<br />

auf die Politbürosiedlung Wandlitz.<br />

Bevor die Lin<strong>de</strong>mann-Kommission in die Räume <strong>de</strong>r<br />

Wallstraße kam, hatten dort <strong>de</strong>r Militär- <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Generalstaatsanwalt<br />

Durchsuchungen vorgenommen.<br />

Dabei wur<strong>de</strong>n dort gelagerte Waffen beschlagnahmt<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für Innere Angelegenheiten<br />

übergeben. Die Ermittlungen <strong>und</strong> Untersuchungen<br />

<strong>de</strong>r Generalstaatsanwaltschaft <strong>und</strong> Militärstaatsanwaltschaft<br />

wur<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

fortgesetzt. In diesem Zusammenhang<br />

suchten die Staatsanwälte mehrmals wöchentlich<br />

die Räume <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

in <strong>de</strong>r Wallstraße auf. Nach <strong>de</strong>r Darstellung von<br />

Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann waren diese staatsanwaltschaftlichen<br />

Ermittlungen allerdings unorganisiert. Dies teilte<br />

Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann auch Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr.<br />

Modrow mit.<br />

Die Lin<strong>de</strong>mann-Kommission bezog die von <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Finanzrevision gewonnenen Informationen<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

Unternehmen in ihre Arbeit ein. Die Prüfungen <strong>de</strong>r<br />

Valutakontrollgruppe wur<strong>de</strong>n, als feststand, daß<br />

diese Basis für die Arbeit <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

wer<strong>de</strong>n sollten, in Abstimmung mit Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann<br />

Zug um Zug verlängert.<br />

Während <strong>de</strong>r Prüfungen <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe gab<br />

es einen intensiven Dialog zwischen Hubert Jauer,<br />

<strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Gruppe <strong>und</strong> Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann. Dabei<br />

sei ihm - so kritisierte Jauer später - nicht das gesamte<br />

Wissen Dr. Lin<strong>de</strong>manns offengelegt wor<strong>de</strong>n. Die sog.<br />

Lin<strong>de</strong>mann-Kommission erhielt regelmäßige Informationen<br />

über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>s Bereichs von<br />

<strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe, einschließlich <strong>de</strong>s umfangreichen<br />

Zwischenberichts vom 6. Februar 1990.<br />

Der stellvertreten<strong>de</strong> Leiter <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission,<br />

Dr. Gerstenberger, stand nach Aussage Dr. Kurt<br />

Krauses während <strong>de</strong>r Kommissionstätigkeit in engem<br />

Kontakt zum Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Dr. Modrow. Dr.<br />

Modrow bestritt diese Darstellung.<br />

Dr. Lin<strong>de</strong>mann wur<strong>de</strong> mit Dr. Krause, Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>r Finanzrevision <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Justitiar <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG auch bei <strong>de</strong>r Vermögensrückführung<br />

aus Auslandsanlagen tätig. Als Anfang<br />

März 1990 die Entlassung Manfred Sei<strong>de</strong>ls aus <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungshaft geplant wur<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r er sich seit<br />

<strong>de</strong>m 6. Dezember 1989 befand, war für einige Konten<br />

<strong>und</strong> Anlagen <strong>de</strong>ssen Unterschriftsvollmacht noch<br />

nicht gelöscht. Deshalb sah Dr. Lin<strong>de</strong>mann Verdunklungsgefahr<br />

<strong>und</strong> suchte <strong>de</strong>n Kontakt zu Max Moser,<br />

<strong>de</strong>r daraufhin Vorschläge für die Auflösung <strong>de</strong>r für<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l geführten Wertpapier<strong>de</strong>pots machte.<br />

Diese Gel<strong>de</strong>r Sei<strong>de</strong>ls (ca. 200 Mio. DM) seien nach<br />

Darstellung Dr. Lin<strong>de</strong>manns ab März 1990 vollständig<br />

zurückgeführt wor<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m fan<strong>de</strong>n über in <strong>de</strong>r<br />

„Prognose Finanzstatus vom 27.11.1989" aufgeführte<br />

weitere Auslandsanlagen von ca. 870 Mio. DM Gespräche<br />

mit Meta Bleßing <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l statt.<br />

Nach Darstellung Dr. Lin<strong>de</strong>manns wur<strong>de</strong> in diesen<br />

Fällen jedoch nichts veranlaßt, da die Beträge damals<br />

erklärt wer<strong>de</strong>n konnten.


<strong>Bericht</strong>e an die Öffentlichkeit erstattete die Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

ab Februar 1990, nach<strong>de</strong>m sich<br />

die Kommission einen Überblick über die Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung verschafft<br />

hatte. In <strong>de</strong>r Öffentlichkeit ging es dabei beson<strong>de</strong>rs<br />

um die Privilegierung von Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong><br />

Staatsführung.<br />

Die Untersuchungskommission been<strong>de</strong>te ihre Arbeit<br />

mit einem Abschlußbericht. Dieser <strong>Bericht</strong> wur<strong>de</strong> in<br />

einer Version gegenüber <strong>de</strong>m „R<strong>und</strong>en Tisch" mündlich<br />

vorgetragen; eine umfangreichere Version, die<br />

u.a. <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Finanzrevision unter Hube rt Jauer<br />

als Anlage enthielt, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Regierung zugeleitet.<br />

-<br />

Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission wur<strong>de</strong> am<br />

15. März 1990 <strong>de</strong>m Ministerrat vorgelegt <strong>und</strong> do rt verabschie<strong>de</strong>t<br />

(Dokument-Nr. 735 <strong>und</strong> Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 239, S. 1735).<br />

Wenige Tage zuvor, am 12. März 1990, erstatteten Dr.<br />

Willi Lin<strong>de</strong>mann <strong>und</strong> Dr. Gerstenberger vor <strong>de</strong>m<br />

„R<strong>und</strong>en Tisch" einen entsprechen<strong>de</strong>n mündlichen<br />

<strong>Bericht</strong>. Die Akten <strong>de</strong>r Untersuchungskommission<br />

wur<strong>de</strong>n in das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l gebracht.<br />

Ebenso wie die Kommission wur<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung als staatliche<br />

Einrichtung aufgelöst (Dokument-Nr. 735). Der <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission wur<strong>de</strong> auch an die<br />

neue Regierung <strong>de</strong> Maizière weitergegeben, <strong>und</strong><br />

zwar persönlich von Dr. Hans Modrow an <strong>de</strong>ssen<br />

Nachfolger.<br />

In seinem 13seitigen <strong>Bericht</strong> vor <strong>de</strong>m „R<strong>und</strong>en Tisch"<br />

behan<strong>de</strong>lte Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann vier Bereiche, in <strong>de</strong>nen<br />

die Untersuchungskommission ermittelt hatte:<br />

Bildung <strong>und</strong> Struktur <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

ökonomische Aktivitäten <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Formen <strong>de</strong>s Machtmißbrauchs, Finanzstatus<br />

<strong>und</strong> weiteres Vorgehen bei <strong>de</strong>n Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung nach seiner Auflösung<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 238, S. 1717).<br />

Die Untersuchungen hätten ergeben, daß zwischen<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

MfS enge Beziehung bestan<strong>de</strong>n hätten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Minister<br />

für Staatsicherheit Mielke Befehle für die sog.<br />

operative Arbeit erlassen habe. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

sei als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

hierzu Mielke direkt unterstellt <strong>und</strong> rechenschaftspflichtig<br />

gewesen. Wie sein Stellvertreter<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l sei Dr. Schalck-Golodkowski OibE<br />

<strong>de</strong>s MfS gewesen.<br />

In <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> wur<strong>de</strong> betont, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung durch Son<strong>de</strong>rregelungen<br />

<strong>de</strong>r Kontrolle von Parlament <strong>und</strong> Regierung entzogen<br />

gewesen sei; insbeson<strong>de</strong>re seien Transaktionen<br />

regelmäßig nicht o<strong>de</strong>r unvollständig im Volkswirtschaftsplan<br />

erfaßt <strong>und</strong> eingebracht wor<strong>de</strong>n. Als Devisenauslän<strong>de</strong>r<br />

habe <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

keinerlei Beschränkungen im Umgang mit<br />

konvertierbaren Devisen unterlegen <strong>und</strong> Bankverbindungen<br />

ins Ausland unterhalten. Außer<strong>de</strong>m habe<br />

Dr. Schalck-Golodkowski über ein eigenes Siegelrecht<br />

verfügt <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Einrichtungen <strong>de</strong>s Zolls An-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

weisungen geben können (vgl. Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 238, S. 1717).<br />

Ziel <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung sei es - so <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> weiter - gewesen,<br />

die Devisenerwirtschaftung mittels Waren-,<br />

Finanz- <strong>und</strong> Börsenoperationen im sog. NSW zu<br />

maximieren <strong>und</strong> zwar unter Einbeziehung <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG als Geschäftsbank <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

238, S. 1717).<br />

Außer<strong>de</strong>m sei es darum gegangen, die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung für die sog.<br />

operative Arbeit <strong>de</strong>s MfS zu nutzen. Für die Koordination<br />

<strong>und</strong> Sicherung <strong>de</strong>r Geheimhaltung <strong>de</strong>r MfS-Verbindung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

sowie <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Unternehmen <strong>und</strong> Personen<br />

im Ausland war nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

die Hauptabteilung I unter<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l zuständig. Über diese Hauptabteilung<br />

seien auch mit Hilfe beson<strong>de</strong>rer Unternehmen<br />

Embargowaren für die Volkswirtschaft sowie Luxusgüter<br />

für bestimmte Personengruppen beschafft wor<strong>de</strong>n<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 238, S. 1717).<br />

Daß zum Zwecke <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung Belastungen<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft bewußt in Kauf genommen<br />

wur<strong>de</strong>n, erläuterte Dr. Lin<strong>de</strong>mann an <strong>de</strong>n Beispielen<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten, Waffen- <strong>und</strong> Abfallstoffhan<strong>de</strong>l<br />

sowie Import-Exportpreiserhöhungen<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Provisionserwirtschaftung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 238,<br />

S. 1717).<br />

Insgesamt - so ermittelte die Untersuchungskommission<br />

- sei <strong>de</strong>r Bereich an 25 Unternehmen <strong>und</strong> sechs<br />

gemischten Gesellschaften im Ausland beteiligt gewesen,<br />

die Gewinne <strong>und</strong> Provisionen an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung abgeführt hätten. Zu<br />

diesen Einnahmen aus Beteiligungen kamen Einnahmen<br />

aus Geld- <strong>und</strong> Kreditgeschäften <strong>de</strong>s Bereichs.<br />

Nach Angaben Lin<strong>de</strong>smanns betrugen die Einnahmen<br />

für das Jahr 1989 7,2 Mrd. VM. Die vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehaltenen Beteiligungen<br />

seien <strong>de</strong>ssen Eigentum <strong>und</strong> somit Staatseigentum<br />

gewesen (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 238, S. 1717).<br />

Die erwirtschafteten Devisen waren insbeson<strong>de</strong>re zur<br />

Unterstützung <strong>de</strong>r DKP in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland vorgesehen (vgl. Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 238, S. 1717). Allerdings<br />

befand sich die DKP nicht in Dr. Lin<strong>de</strong>manns<br />

Aufzählung unter <strong>de</strong>n Verwendungspositionen von<br />

Devisen aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Die Gesamtausgaben wur<strong>de</strong>n auf eine Summe von<br />

9,2 Mrd. VM für 1989 geschätzt. Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung hätte danach 1989 ein Defizit<br />

von zwei Mrd. VM verursacht. Als Einzelpositionen<br />

genannt wur<strong>de</strong>n 5,1 Mrd. VM zur Sicherung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz<br />

für Kredite <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG <strong>und</strong> zur Reservebildung im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

(Geld- <strong>und</strong> Wertpapierkäufe). 3,8 Mrd. VM wa-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ren <strong>de</strong>mnach zur Durchführung außerplanmäßiger<br />

Importe vorgesehen sowie ca. 15 Mio. VM für Maßnahmen<br />

zur Versorgung <strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong> Parteiführung,<br />

wie sie von <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe „Son<strong>de</strong>rbeschaffung"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

unter Leitung Sig rid Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens Letex durchgeführt wur<strong>de</strong>n. Der rechnerische<br />

Restbetrag <strong>de</strong>r Gesamtsumme <strong>de</strong>r Ausgaben<br />

in Höhe von 285 Mio. VM wur<strong>de</strong> nicht geklärt. Es<br />

wur<strong>de</strong>n aber weitere Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung aufgezählt, z. B. PKW-<br />

Beschaffungen, Bauleistungen für Privathäuser <strong>und</strong><br />

Mietsubventionierungen (vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 238, S. 1717).<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>s Finanzstatus <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung wies <strong>de</strong>r Kommissionsbericht<br />

ausdrücklich auf die Ergebnisse <strong>de</strong>r Staatlichen Finanzrevision<br />

unter Hube rt Jauer hin, ohne allerdings<br />

auf Details einzugehen. Betont wur<strong>de</strong> lediglich <strong>de</strong>r<br />

äußerst leichtfertige Umgang mit Geld <strong>und</strong> die sehr<br />

Kassen- <strong>und</strong> Belegführung (vgl Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

238, S. 1717).<br />

Zu <strong>de</strong>n Auslandsanlagen wur<strong>de</strong> erwähnt, daß auf<br />

Veranlassung <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission die durch<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l 1988/89 im Ausland auf seinen Namen<br />

angelegten Gel<strong>de</strong>r zurückgeführt wur<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong> auf die Konten 0528 <strong>und</strong> 0628 eingegangen,<br />

die von Einnahmen <strong>de</strong>r Hauptabteilung I gespeist<br />

<strong>und</strong> aus <strong>de</strong>nen Son<strong>de</strong>rimporte auf Weisung <strong>de</strong>s<br />

Politbüros bzw. <strong>de</strong>s Generalsekretärs finanziert wor<strong>de</strong>n<br />

seien (Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

Dokument-Nr. 238, S. 1717).<br />

Für das weitere Vorgehen im Falle <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung unterstellten Unternehmen<br />

verwies Dr. Lin<strong>de</strong>mann auf <strong>de</strong>n von Dr. Gerstenberger,<br />

<strong>de</strong>m kommissarischen Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, vorgelegten Vorschlag<br />

zur „Einglie<strong>de</strong>rung" <strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong> seiner Unternehmen<br />

in die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR. Der Kommissionsbericht<br />

bezeichnete diesen Vorschlag als ein<br />

„tragfähiges, perspektivisches Konzept". In diesem<br />

Zusammenhang betonte <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>, daß die mit <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung verb<strong>und</strong>enen<br />

politischen Machtstrukturen durch <strong>de</strong>ssen Auflösung,<br />

die Liquidierung einzelner Unternehmen <strong>und</strong> die Reorganisation<br />

<strong>de</strong>r verbliebenen Unternehmen zu einem<br />

neuen Ur ternehmensverband dauerhaft zerschlagen<br />

seien (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 238, S. 1717).<br />

Nicht aufgegriffen wur<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>r Kommissionsarbeit<br />

Fragen <strong>de</strong>s Umfangs <strong>de</strong>r Bar-Transaktionen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Transaktionen von bzw. mit Devisenauslän<strong>de</strong>m,<br />

Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>m „R<strong>und</strong>en Tisch" in <strong>de</strong>r selben Sitzung vorgelegt<br />

wie <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s kommissarischen Leiters <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung Dr. Gerstenberger<br />

(Dokument-Nr. 744 <strong>und</strong> 748). Obwohl Dr. Willi<br />

Lin<strong>de</strong>mann sich dabei weitgehend auf <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong><br />

von Dr. Gerstenberger bezog, enthielten bei<strong>de</strong> <strong>Bericht</strong>e<br />

zum Teil unterschiedliche Zahlen- <strong>und</strong> Wertangaben.<br />

cc) Weitere Kommissionen<br />

Der sog. Toeplitz-Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer <strong>de</strong>r DDR<br />

Der Zeitweilige Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer <strong>de</strong>r DDR<br />

zur Überprüfung von Fällen <strong>de</strong>s Amtsmißbrauchs, <strong>de</strong>r<br />

Korruption, <strong>de</strong>r persönlichen Bereicherung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

Handlungen, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>r Gesetzesverletzung<br />

bestand, wur<strong>de</strong> am 13. November 1989<br />

in <strong>de</strong>r 12. Tagung <strong>de</strong>r Volkskammer eingesetzt. Die<br />

Besetzung erfolgte aus Vorschlägen <strong>de</strong>r Fraktionen<br />

<strong>de</strong>r Volkskammer. Die Unterbringung <strong>de</strong>s zeitweiligen<br />

Ausschusses <strong>und</strong> die Ausstattung mit Mitarbeitern<br />

<strong>und</strong> Hilfsmitteln beschäftigte <strong>de</strong>n Ministerrat<br />

mehrfach. Diese organisatorischen Fragen wur<strong>de</strong>n<br />

vom Sekretariat <strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Dr. Modrow<br />

geregelt.<br />

Der Ausschuß befaßte sich in erster Linie mit Bürgereingaben<br />

<strong>und</strong> Bürgerhinweisen auf rechtswidrige<br />

ßHandlungen,<br />

wobei <strong>de</strong>r Schwerpunkt auf <strong>de</strong>n Mi<br />

brauch mit Immobilien gelegt wur<strong>de</strong>. Auch Lr.<br />

Schalck-Golodkowski war vor <strong>de</strong>n Ausschuß gela<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> hatte die Absicht, die an ihn gestellten Fragen offen<br />

zu beantworten. Das MfS riet ihm davon jedoch ab<br />

<strong>und</strong> drohte damit, ihm keine Unterstützung mehr zu<br />

geben. Am 29. November 1989 schickte Dr. Schalck-<br />

Golodkowski <strong>de</strong>nnoch die Unterlagen über die Immobilien<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung an<br />

<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n dieses Ausschusses, Dr. Heinrich<br />

Toeplitz, <strong>und</strong> in Kopie an Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow.<br />

Bei <strong>de</strong>n Unterlagen befand sich eine Erklärung<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis zur Handhabung <strong>de</strong>r Immobilienverwaltung<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow<br />

veranlaßten Privatisierung.<br />

Als Fazit stellte <strong>de</strong>r Volkskammerausschuß fest:<br />

„Die ehemalige Partei- <strong>und</strong> Staatsführung verwirklichte<br />

ihr Herrschaftssystem auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>de</strong>r These von <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Rolle <strong>de</strong>r SED im<br />

gesamten staatlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Aufbau<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s. Das erfolgte durch ein Kommandosystem<br />

<strong>de</strong>r Parteiorgane <strong>de</strong>r SED gegenüber<br />

<strong>de</strong>n staatlichen Institutionen. Nicht die Volkskammer<br />

<strong>und</strong> die Regierung trafen die politischen Entscheidungen,<br />

son<strong>de</strong>rn das Politbüro <strong>und</strong> das ZK<br />

<strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> die dort bestehen<strong>de</strong> Wirtschaftskommission<br />

unter Leitung von Dr. Günter Mittag. Dieses<br />

Kommandosystem setzten die Bezirks- <strong>und</strong><br />

Kreisleitungen gegenüber <strong>de</strong>n Volksvertretungen<br />

<strong>und</strong> Räten <strong>de</strong>r Bezirke <strong>und</strong> Kreise weiter fort. Gesichert<br />

wur<strong>de</strong> das Funktionieren <strong>de</strong>s Systems<br />

durch die falsch verstan<strong>de</strong>ne Parteidisziplin <strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>n staatlichen Bereichen arbeiten<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r SED."<br />

Nach <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>s Volkskammerausschusses<br />

verfügten Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Staatsführung über materielle<br />

Mittel, auch Valuta, ohne Kontrollen zu unterliegen.<br />

Für die Prominentensiedlung Wandlitz, Jagd,<br />

Immobilien <strong>und</strong> weitere Son<strong>de</strong>rmaßnahmen wur<strong>de</strong>n<br />

Millionen verwen<strong>de</strong>t. Die Funktionäre schoben sich<br />

nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s immer mehr Privilegien<br />

zu.


Als wichtigste Säule <strong>de</strong>s Kommandosystems wur<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>m Ausschußbericht das Ministerium für Staatssicherheit<br />

bezeichnet:<br />

„Es war zwar formal in <strong>de</strong>n Regierungsapparat eingeglie<strong>de</strong>rt,<br />

aber praktisch eine selbständige, keiner<br />

Kontrolle unterliegen<strong>de</strong> Institution unter streng militärischer<br />

Einzelleitung. Seine materiellen Mittel<br />

wur<strong>de</strong>n pauschal geplant <strong>und</strong> ausgewiesen. Auch<br />

eine Finanzkontrolle fand nur durch eigene Organe<br />

statt ... Alle strukturellen Fragen <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

... wur<strong>de</strong>n vom Minister entschie<strong>de</strong>n. ...<br />

Mit seinen Stellvertretern verkehrte <strong>de</strong>r Minister<br />

nur telefonisch. Bei seinen Entscheidungen stützte<br />

sich <strong>de</strong>r Minister auf seine Stabsabteilung (Zentrale<br />

Auswertungs- <strong>und</strong> Informationsgruppe)."<br />

Parteikontrollkommission Eberlein<br />

Werner Eberlein, langjähriger Mitarbeiter <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

SED <strong>und</strong> u.a. 1. Sekretär <strong>de</strong>r SED-Bezirksleitung<br />

Mag<strong>de</strong>burg, wur<strong>de</strong> im November 1989 als Nachfolger<br />

<strong>de</strong>s von seinen Parteiämtern entb<strong>und</strong>enen E rich Mükkenberger<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zentralen Parteikontrollkommission.<br />

Als die SED im Dezember 1989 eine<br />

neue Parteiführung wählte, wur<strong>de</strong> die Zentrale Parteikommission<br />

jedoch aufgelöst <strong>und</strong> statt<strong>de</strong>ssen eine<br />

neue sog. Schiedskommission gebil<strong>de</strong>t.<br />

Zu <strong>de</strong>n Aufgaben <strong>de</strong>r Zentralen Parteikontrollkommission<br />

zählte, die Parteiausschlußverfahren gegen ehemalige<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Parteiführung, u.a. gegen <strong>de</strong>n<br />

früheren SED-Generalsekretär Erich Honecker <strong>und</strong><br />

Politbüro-Mitglied Dr. Günter Mittag, zu bearbeiten.<br />

Am 2. Dezember 1989, am Tag vor seiner Flucht, übermittelte<br />

Dr. Schalck-Golodkowski Werner Eberlein Unterlagen<br />

zu <strong>de</strong>n Finanzen von Unternehmen, die für die<br />

SED tätig waren, inklusive <strong>de</strong>r Auftrags- <strong>und</strong> Revisionsbestätigungen.<br />

In einem Begleitschreiben schil<strong>de</strong>rte<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, daß die SED nicht<br />

mehr bereit sei, ihn gegen Rufmord, Unwahrheiten, Lügen,<br />

Halbwahrheiten <strong>und</strong> auch Wahrheiten zu verteidigen.<br />

Auch Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow verhin<strong>de</strong>re<br />

nicht, daß <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Volkskammerausschusses,<br />

Dr. Toeplitz, ihn vernehmen wolle. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski sah <strong>de</strong>m Brief an Eberlein zufolge<br />

keine Möglichkeit, Fragen, die über die Klärung <strong>de</strong>r<br />

Bautätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

hinaus an ihn gestellt wer<strong>de</strong>n könnten, wahrheitsgemäß<br />

zu beantworten. Durch die Übermittlung <strong>de</strong>r<br />

Unterlagen an Eberlein wolle er einer möglichen strafrechtlichen<br />

Verfolgung wegen Nicht- o<strong>de</strong>r Falschaussage<br />

entgehen. In diesem B rief ging Dr. Schalck-Golodkowski<br />

auch auf die Regelung seiner Nachfolge <strong>und</strong> die<br />

Vorkehrungen gegen die drohen<strong>de</strong> Zahlungsunfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Staates ein, mit <strong>de</strong>nen er <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

III <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Dieter Paul, beauftragt habe (Dokument-Nr. 749).<br />

Eberlein gab gegenüber <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 3. September 1991 an,<br />

daß er <strong>de</strong>n B rief von Dr. Schalck-Golodkowski mit<br />

zehn bis fünfzehn Seiten Anlagen <strong>und</strong> einer Vielzahl<br />

an<strong>de</strong>rer Postzugänge ungeöffnet in seinem Büro hinterlassen<br />

habe. Wenige Tage später <strong>und</strong> ohne daß<br />

Eberlein <strong>de</strong>n Brief von Dr. Schalck-Golodkowski gelesen<br />

habe, sei sein Dienstzimmer im ZK-Gebäu<strong>de</strong> ver-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

siegelt wor<strong>de</strong>n. Die bereits im Archiv <strong>de</strong>r Zentralen<br />

Parteikontrollkommission im ZK-Gebäu<strong>de</strong> gelagerten<br />

Akten waren auch nach Versiegelung <strong>de</strong>r Arbeitsräume<br />

noch zugänglich. Der Verbleib <strong>de</strong>r Unterlagen<br />

konnte nicht geklärt wer<strong>de</strong>n; sie wur<strong>de</strong>n von Eberlein<br />

selbst we<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs gesichert noch vernichtet.<br />

Auch <strong>de</strong>r Verbleib <strong>de</strong>r weiterhin nicht geöffneten Post<br />

ist ungeklärt. Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r neuen Schiedskommission<br />

weigerte sich, die Arbeit <strong>de</strong>r Parteikontrollkommission<br />

fortzuführen, insbeson<strong>de</strong>re die vor seiner<br />

Einsetzung eingegangenen Bürgereingaben zu bearbeiten.<br />

Untersuchungsabteilung <strong>de</strong>s Ministerrats unter<br />

Leitung von Prof. Dr. Dähn<br />

Am 11. Dezember 1989 beschloß <strong>de</strong>r Ministerrat die<br />

Bildung einer zeitweiligen Untersuchungsabteilung<br />

unter Leitung von Prof. Dr. Ulrich Dähn (Dokument-<br />

Nr. 750). Im Vorfeld war ein Vorschlag <strong>de</strong>s „R<strong>und</strong>en<br />

Tisches" <strong>und</strong> <strong>de</strong>r unabhängigen Untersuchungskommission<br />

<strong>de</strong>r neuen gesellschaftlichen Gruppen<br />

(Schnur, Ladwig) für ein <strong>de</strong>rartiges Gremium im Ministerrat<br />

abgelehnt wor<strong>de</strong>n, woraufhin die Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s „R<strong>und</strong>en Tisches " das Angebot, im Zeitweiligen<br />

Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer mitzuarbeiten ablehnten,<br />

da „die Volkskammer in ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung<br />

<strong>und</strong> auch <strong>de</strong>r zeitweilige Ausschuß<br />

kein Vertrauen" habe. Es wur<strong>de</strong> jedoch als Alternative<br />

angeregt, eine unabhängige Regierungskommission<br />

zu bil<strong>de</strong>n <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>m Regierungsbeauftragten in<br />

dieser Kommission zusammenzuarbeiten (Dokument-<br />

Nr. 750). Daraus entstand dann die sog. Lin<strong>de</strong>mann-<br />

Kommission.<br />

Der <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats direkt unterstellten<br />

Untersuchungsabteilung Dr. Dähns gehörten<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Ministeriums für Innere Angelegenheiten,<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Außenwirtschaft, <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie für Staats- <strong>und</strong><br />

Rechtswissenschaft an. Bei Bedarf konnten weitere<br />

Mitarbeiter staatlicher Untersuchungsorgane o<strong>de</strong>r<br />

sachk<strong>und</strong>ige Bürger <strong>de</strong>r am „R<strong>und</strong>en Tisch" vertretenen<br />

Parteien <strong>und</strong> politischen Gruppierungen einbezogen<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 229, S. 1679).<br />

Der entsprechen<strong>de</strong> Beschluß nannte als Aufgabe <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsabteilung „die Prüfung von Sachverhalten,<br />

Hinweisen <strong>und</strong> Mitteilungen zu Rechtsverletzungen<br />

durch Amtsträger, insbeson<strong>de</strong>re von schweren<br />

Schädigungen <strong>de</strong>s sozialistischen Eigentums <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft durch Veruntreuung, Vertrauensmißbrauch<br />

<strong>und</strong> Steuerhinterziehung, Bestechlichkeit<br />

<strong>und</strong> Vorteilsannahme zur persönlichen Bereicherung"<br />

. Darunter fielen gr<strong>und</strong>sätzlich auch Untersuchungen<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>r Untersuchungsabteilung konnte über<br />

die Zulässigkeit <strong>de</strong>r Kontrolle von Unterlagen <strong>und</strong> Objekten<br />

entschei<strong>de</strong>n, die im Interesse <strong>de</strong>r staatlichen Sicherheit<br />

<strong>de</strong>r Geheimhaltung unterlagen. Die Untersuchungsabteilung<br />

sollte festgestellte Sachverhalte mit<br />

Verdacht auf Straftaten o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Rechtsverletzungen<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bzw. <strong>de</strong>m zuständigen<br />

staatlichen Untersuchungsorgan übergeben.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Die Untersuchungsabteilung erhielt aus <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

über 1.000 Hinweise, <strong>de</strong>rer sie auch in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r später eingesetzten Lin<strong>de</strong>mann-<br />

Kommission nachging. Die Bearbeitung <strong>de</strong>r Eingaben<br />

nahm die Kapazität <strong>de</strong>r Abteilung weitgehend in Anspruch<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 240, S. 1738).<br />

Am 15. März 1990 legte die Untersuchungsabteilung<br />

<strong>de</strong>m Ministerrat ihren Abschlußbericht vom 12. März<br />

1990 vor. In einem entsprechen<strong>de</strong>n Beschluß wur<strong>de</strong><br />

bestimmt, daß das Schriftgut an nicht näher bezeichnete<br />

Einrichtungen abgegeben bzw. abgeschlossene<br />

Vorgänge im Staatsarchiv <strong>de</strong>s Ministerrats archiviert<br />

<strong>und</strong> noch offene Eingaben an zuständige Stellen weitergeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n sollten (vgl. Erster Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 240, S. 1738).<br />

In seinem Abschlußbericht bezeichnete Dr. Dähn das<br />

Ministerium für Staatssicherheit <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung als Beispiele dafür, wie<br />

Privilegien geschaffen <strong>und</strong> mißbraucht wur<strong>de</strong>n. So<br />

seien „die für Recht <strong>und</strong> Gesetzlichkeit verantwortlichen<br />

Organe ausgeschaltet o<strong>de</strong>r zum stillschweigen<strong>de</strong>n<br />

Zusehen o<strong>de</strong>r Wegschauen veranlaßt" wor<strong>de</strong>n<br />

(Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

240, S. 1738).<br />

Eine noch <strong>de</strong>utlichere Stellungnahme war in einem<br />

Entwurf zu diesem Abschlußbericht enthalten. Dort<br />

hieß es u.a.:<br />

„Aus <strong>de</strong>n Erfahrungen unserer Arbeit auch im Umgang<br />

mit Rechts- <strong>und</strong> Justizorganen in unserem Lan<strong>de</strong>,<br />

aber auch mit <strong>de</strong>m Staatsapparat <strong>und</strong> <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n<br />

Strukturen in <strong>de</strong>n alten gesellschaftlichen<br />

Organisationen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n sich neu grün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n müssen<br />

wir feststellen, daß es immer noch das Problem<br />

<strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong>halstaktik in erschrecken<strong>de</strong>m Maße gibt.<br />

Es gibt Beweise, daß bis hin zu wichtigen Positionen<br />

in <strong>de</strong>r Wirtschaft, Leute abtauchen, die bisher wesentlich<br />

schuldhaften Anteil hatten an <strong>de</strong>r katastrophalen<br />

wirtschaftlichen als auch politischen Entwicklung<br />

in unserem Lan<strong>de</strong>. Das trifft beson<strong>de</strong>rs zu<br />

für Strukturen <strong>und</strong> personelle Verknüpfungen zwischen<br />

<strong>de</strong>m damaligen MfS, Parteien <strong>und</strong> Staatsapparat<br />

- Verflechtungen, die bis hin in <strong>de</strong>n Ministerrat<br />

<strong>und</strong> die Übergangsregierung Modrow gehen <strong>und</strong> die<br />

bisher so gut wie gar nicht offengelegt wur<strong>de</strong>n.<br />

Durch Verschleierung von Besitzstrukturen <strong>und</strong> Personalverknüpfungen<br />

gibt es zur Zeit Beweise dafür,<br />

daß ehemalige MfS-Mitarbeiter, dubiose Personen<br />

im ehemaligen Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

sich durch ihre teils wirtschaftlichen Erfahrungen,<br />

aber auch durch ihre bisherige konspirative Tätigkeit<br />

ungerechtfertigt wi rtschaftliche Vorteile verschaffen,<br />

die einem normalen DDR-Bürger nicht zugänglich<br />

sind. "<br />

Bürgerkomitee Ladwig<br />

Das Bürgerkomitee Ladwig wur<strong>de</strong> auf Initiative von<br />

Bürgerbewegungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>s „R<strong>und</strong>en Tisches", beson<strong>de</strong>rs<br />

Wolfgang Schnurs <strong>und</strong> Ch ristian Ladwigs,<br />

gebil<strong>de</strong>t. Bereits am 4. Dezember 1989 fand eine Besprechung<br />

von Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Bürgerkomitees, <strong>de</strong>m<br />

stellvertreten<strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR, Karl-<br />

Heinz Borchert, Innenminister Lothar Ahrendt, Fi-<br />

nanzministerin Uta Nickel, Außenhan<strong>de</strong>lsminister<br />

Dr. Gerhard Beil, Volkskammerpräsi<strong>de</strong>nten Dr. Günter<br />

Maleuda, <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Volkskammer-Untersuchungsausschusses,<br />

Dr. Toeplitz, sowie Staatssekretär<br />

Harry Möbis, Leiter <strong>de</strong>s Sekretariats von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Modrow, statt. Dabei ging es um die Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>s Bürgerkomitees in die Untersuchung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung durch Beauftragte<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats. Ursprünglich wollte das Bürgerkomitee<br />

in die zeitweilige Untersuchungsabteilung<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats unter Leitung von Dr. Dähn eingeb<strong>und</strong>en<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies war jedoch im Ministerrat abgelehnt<br />

wor<strong>de</strong>n. Ab <strong>de</strong>m 15. Dezember 1989 arbeitete<br />

das Bürgerkomitee als „unabhängige Untersuchungskommission"<br />

mit <strong>de</strong>r zeitweiligen Untersuchungsabteilung<br />

Dr. Dähns zusammen. Die Mitglie<strong>de</strong>r<br />

dieser Kommission erhielten beim Sekretariat <strong>de</strong>s<br />

Ministerrats ein befristetes Arbeitsverhältnis.<br />

Nach Konstituierung <strong>de</strong>r sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

erhielt diese die Zuständigkeit für Ermittlungen zum<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung; die Untersuchungsabteilung<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats unter Leitung von<br />

Dr. Dähn war somit für diese Ermittlungen nicht mehr<br />

zuständig. Das Bürgerkomitee arbeitete dann mit <strong>de</strong>r<br />

Lin<strong>de</strong>mann-Kommission zusammen. In <strong>de</strong>m Ministerratsbeschluß<br />

vom 15. März 1990 zum <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Dähn-<br />

Kommission wur<strong>de</strong> u.a. geregelt, daß das Arbeitsverhältnis<br />

für Mitarbeiter <strong>de</strong>r „unabhängigen Untersuchungskommission"<br />

am 31. März 1990 en<strong>de</strong>te.<br />

Das Bürgerkomitee kritisierte insbeson<strong>de</strong>re, daß die<br />

Kommisisonen zur Aufklärung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung sich weitgehend auf <strong>de</strong>ssen ehemalige<br />

leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter stützten, ohne <strong>de</strong>ren Befangenheit<br />

kritisch genug zu betrachten. Außer<strong>de</strong>m<br />

bestan<strong>de</strong>n unterschiedliche Auffassungen zum Tempo<br />

<strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Das Bürgerkomitee wollte möglichst schnell<br />

<strong>und</strong> umfassend liquidieren, während die staatlich eingesetzten<br />

Untersuchungseinrichtungen mit <strong>de</strong>m Argument<br />

<strong>de</strong>r Abwehr von Scha<strong>de</strong>n für die Volkswirtschaft<br />

zunächst anstrebten, einzelne Unternehmen<br />

unter staatlich kontrolliertem Dach in ihrer Funktionsfähigkeit<br />

möglichst weitgehend bestehen zu lassen.<br />

Neben diesen sachlichen Differenzen sah das Bürgerkomitee<br />

die Untersuchung <strong>de</strong>s Bereichs durch die Tätigkeit<br />

von ehemaligen Mitarbeitern <strong>de</strong>s MfS in <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsorganen gefähr<strong>de</strong>t. Beispiele dafür<br />

seien Joachim Buchecker, <strong>de</strong>r die Ermittlungen behin<strong>de</strong>rt<br />

habe, sowie Staatssekretär Dr. Möbis, <strong>de</strong>r<br />

ebenfalls eine zentrale Rolle bei <strong>de</strong>r Abschirmung<br />

spielte. Weiterhin wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r kaum beachtete <strong>und</strong><br />

noch lange Zeit bestehen<strong>de</strong> Einfluß von Meta Bleßing<br />

als zu weitreichend betrachtet.<br />

Bürgerkomitee Dres<strong>de</strong>n<br />

Im Laufe <strong>de</strong>s Jahres 1989 hatten sich Hinweise auf illegale<br />

Praktiken beim Han<strong>de</strong>l mit Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

<strong>de</strong>r DDR gehäuft. Die Bevölkerung drängte immer<br />

stärker auch öffentlich auf eine Untersuchung zur<br />

Klärung <strong>de</strong>s Sachverhaltes. Auf einer Belegschaftsversammlung<br />

am 7. Dezember 1989 bei <strong>de</strong>n Staatlichen<br />

Kunstsammlungen Dres<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> daraufhin<br />

eine Untersuchungskommission eingesetzt, die vom


Stadtrat legitimiert <strong>und</strong> mit sachverständigen Mitarbeitern<br />

besetzt wur<strong>de</strong>. Die Kommission sicherte Aktenmaterial<br />

<strong>und</strong> arbeitete mit <strong>de</strong>m ermitteln<strong>de</strong>n Bezirkskriminalamt<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bezirksstaatsanwaltschaft<br />

Dres<strong>de</strong>n zusammen. Es wur<strong>de</strong> ein eigener Abschlußbericht<br />

erstellt, <strong>de</strong>n die Staatlichen Kunstsammlungen<br />

Dres<strong>de</strong>n am 11. Juni 1990 veröffentlichten. (Vgl.<br />

Dritter Teilbericht, BT-Drucksache 12/4500, Dokument<br />

94)<br />

d) Strafrechtliche Verfahren<br />

Nach Ablösung von SED-Generalsekretär Erich Honecker,<br />

Politbüro-Mitglied Dr. Günter Mittag <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

leiten<strong>de</strong>n Funktionären von ihren Ämtern in<br />

<strong>de</strong>r SED-Parteiführung im Oktober 1989 leitete die<br />

Generalstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR erste Ermittlungen<br />

gegen einzelne Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r politischen Führung<br />

ein. Anlaß dafür war, daß aus <strong>de</strong>r Bevölkerung,<br />

insbeson<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>n Oppositionsgruppen, zahlreiche<br />

Anzeigen <strong>und</strong> Eingaben eingingen, in <strong>de</strong>nen Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong> Parteiführung Amtsmißbrauch<br />

<strong>und</strong> Korruption vorgeworfen wur<strong>de</strong>. Die Hinweise<br />

bezogen sich insbeson<strong>de</strong>re auf das Waffenlager<br />

Kavelstorf, die Prominentensiedlung Wandlitz <strong>und</strong><br />

die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung zugeordnete<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH.<br />

Am 3. Dezember 1989 mel<strong>de</strong>te die DDR-Nachrichtenagentur<br />

ADN, daß <strong>de</strong>r ehemalige ZK-Sekretär Dr.<br />

Günter Mittag <strong>und</strong> <strong>de</strong>r frühere Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Freien<br />

Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es, Harry Tisch, in Untersuchungshaft<br />

genommen wor<strong>de</strong>n seien, weil sie<br />

„unter Mißbrauch ihrer Funktion Volkseigentum <strong>und</strong><br />

Volkswirtschaft schwer geschädigt" hätten. Dr. Günter<br />

Mittag war in <strong>de</strong>r SED-Führung seit 1976 unmittelbar<br />

zuständig für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Auch zu Dr. Schalck-Golodkowski gingen beim Generalstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>r Zeit vom 24. Oktober<br />

bis zum 2. Dezember 1989 Hinweise, Mitteilungen,<br />

Anzeigen <strong>und</strong> Eingaben ein. Sie betrafen u.a.<br />

das Wohnhaus Dr. Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

Ausstattung mit Möbeln aus <strong>de</strong>m Westen. Gegenstand<br />

<strong>de</strong>r Anzeigen war auch die Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, dabei beson<strong>de</strong>rs<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Bereicherung von Funktionären <strong>de</strong>r<br />

Staats- <strong>und</strong> Parteiführung. Für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>s Vorliegens<br />

gesetzeswidriger Handlungen wur<strong>de</strong> die Bestrafung<br />

<strong>de</strong>r Schuldigen verlangt (Dokument-Nr. 751).<br />

Dr. Schalck-Golodkowski sollte zu <strong>de</strong>n ihn betreffen<strong>de</strong>n<br />

Vorwürfen vor <strong>de</strong>m am 13. November 1989 gebil<strong>de</strong>ten<br />

zeitweiligen Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer zur<br />

Überprüfung von Fällen <strong>de</strong>s Amtsmißbrauchs, <strong>de</strong>r<br />

Korruption, <strong>de</strong>r persönlichen Bereicherung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

Handlungen, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>r Gesetzesverletzung<br />

besteht, befragt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die geplante Befragung vor <strong>de</strong>m Volkskammerausschuß<br />

war nach Aussage <strong>de</strong>s damaligen Generalstaatsanwalts<br />

Günter Wendland u.a. ein Gr<strong>und</strong> dafür, daß<br />

die Generalstaatsanwaltschaft trotz <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Vorwürfe noch kein Ermittlungsverfahren gegen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski eingeleitet hatte. Erst aus <strong>de</strong>n<br />

Anhörungen <strong>de</strong>s Ausschusses sollten sich Schlußfolgerungen<br />

für mögliche strafprozessuale Maßnahmen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

ergeben. Außer<strong>de</strong>m habe man sich bis zu diesem Zeitpunkt<br />

darauf konzentriert, die Beweismaterialien gegen<br />

Dr. Günter Mittag zu sichern. Dabei sollte auch<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Verantwortung geprüft<br />

<strong>und</strong> die nötig en Beweise gesichert wer<strong>de</strong>n. Zu diesem<br />

Zeitpunkt habe Dr. Schalck-Golodkowski die DDR<br />

verlassen. Den Verdacht einer möglichen Begünstigung<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis wies <strong>de</strong>r ehemalige<br />

Generalstaatsanwalt Wendland zurück.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski gab dazu eine an<strong>de</strong>re Darstellung.<br />

Nach seiner Aussage vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

weigerte sich <strong>de</strong>r damalige Generalstaatsanwalt<br />

trotz For<strong>de</strong>rungen von Dr. Wolfgang<br />

Schwanitz, <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Amtes für Nationale Sicherheit,<br />

einen Antrag auf Erlaß eines Haftbefehls gegen<br />

ihn zu stellen.<br />

Erst unmittelbar nach <strong>de</strong>r Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

leitete die Generalstaatsanwaltschaft am 3.<br />

Dezember 1989 ein Ermittlungsverfahren gegen ihn<br />

ein (Dokument-Nr. 752). Am 4. Dezember 1989 wur<strong>de</strong><br />

Haftbefehl gegen Dr. Schalck-Golodkowski beantragt<br />

(Dokument-Nr. 752).<br />

Die Ermittlungen <strong>de</strong>r Generalstaatsanwaltschaft wegen<br />

Amtsmißbrauch <strong>und</strong> Korruption konnten zunächst<br />

nicht auf <strong>de</strong>n gesamten Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung ausge<strong>de</strong>hnt wer<strong>de</strong>n, weil am 3. Dezember<br />

1989 im Verlauf einer Krisensitzung nach <strong>de</strong>r<br />

Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Hans Modrow eine Anordnung zum Schutz <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I erließ. Manfred Sei<strong>de</strong>l, Stellvertreter<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski, informierte <strong>de</strong>n damaligen<br />

Generalstaatsanwalt Günter Wendland über<br />

diesen Sachverhalt. Von <strong>de</strong>r Anweisung <strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

waren nach Sei<strong>de</strong>ls Angaben folgen<strong>de</strong>,<br />

in einer Liste aufgezählte Unternehmen betroffen:<br />

BERAG Export-Import GmbH, Carnet Industrievertretungen<br />

<strong>und</strong> Beratungen für Chemie, Agrar <strong>und</strong> Metallurgie<br />

Export/Import, Günther Forgber, F.C. Gerlach<br />

Export-Import, Asimex Import-Export-Agentur,<br />

Delta GmbH (handsch riftlich ergänzt um Letex), Interport<br />

Industrievertretungen, Agrima GmbH, Simpex<br />

GmbH Büro für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Beratung, Importhan<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik, Elmsoka Establishment<br />

Internationale Import-Export Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

<strong>und</strong> Intertechna GmbH sowie Interport. Die<br />

Unternehmen Intertechna <strong>und</strong> Interport waren auf<br />

dieser Liste handschriftlich ergänzt.<br />

Bei <strong>de</strong>r von ihr veranlaßten Finanzrevision stellte Finanzministerin<br />

Uta Nickel fest, daß bei vielen Konten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung außer Dr.<br />

Schalck-Golodkowski auch <strong>de</strong>ssen Stellvertreter<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l zeichnungsberechtigt war. Vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß erklärte Uta Nickel, sie habe<br />

daraufhin gegenüber <strong>de</strong>m Generalstaatsanwalt die<br />

Möglichkeit einer Flucht Sei<strong>de</strong>ls ange<strong>de</strong>utet <strong>und</strong> ihm<br />

zu verstehen gegeben, daß es nach <strong>de</strong>r Flucht Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis von Be<strong>de</strong>utung sei, Sei<strong>de</strong>l für<br />

weitere Fragen zur Verfügung zu haben.<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> dann am 6. Dezember 1989<br />

verhaftet. Er wur<strong>de</strong> verdächtigt, „seit 1988 im Auftrag<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen Staatssekretärs Dr. Schalck-Golodkowski<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

entgegen <strong>de</strong>n ihm als stellvertreten<strong>de</strong>m Leiter dieses


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Bereichs übertragenen Pflichten zum Schutz <strong>de</strong>s sozialistischen<br />

Eigentums Devisenwerte in Höhe von<br />

über 190 Mio. DM auf Konten in mehrere kapitalistische<br />

Staaten verbracht <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>m Staatshaushalt<br />

entzogen zu haben" .<br />

Am 8. Dezember 1989 wies <strong>de</strong>r Nachfolger <strong>de</strong>s inzwischen<br />

abgelösten Generalstaatsanwalts Günter<br />

Wendland, <strong>de</strong>r amtieren<strong>de</strong> Generalstaatsanwalt Dr.<br />

Ham Harrland Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow auf erste<br />

Ermittlungs-Erkenntnisse hin, wonach im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong><br />

Parteiführung gröblichster Mißbrauch betrieben wur<strong>de</strong>.<br />

Dies bezog sich auf Devisen- <strong>und</strong> Unternehmensbesitz<br />

im Ausland, Mißbrauch persönlicher Privilegien,<br />

Außerachtlassung von gesetzlichen Bestimmungen.<br />

Als Hauptverantwortliche wur<strong>de</strong>n die Politbüro-<br />

Mitglie<strong>de</strong>r Dr. Mittag <strong>und</strong> Mielke angesehen.<br />

Generalstaatsanwalt Dr. Harrland nannte in einem<br />

For<strong>de</strong>rungskatalog eine Reihe von einzuleiten<strong>de</strong>n<br />

Maßnahmen:<br />

„ 1. Sofortige Bildung <strong>und</strong> Einsatz einer Regierungskommission<br />

mit außeror<strong>de</strong>ntlichen Befugnissen<br />

zur Koordinierung erfor<strong>de</strong>rlicher Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> Entscheidungen. ... neben Vertretern <strong>de</strong>r<br />

Justiz- <strong>und</strong> Sicherheitsorgane kompetente Vertreter<br />

<strong>de</strong>r Ministerien für Finanzen, Außenhan<strong>de</strong>l,<br />

Nationale Verteidigung sowie weitere Kontrollorgane<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates ...<br />

2. Sofortige Herauslösung <strong>de</strong>s Untersuchungsorgans<br />

aus <strong>de</strong>m Amt für Nationale Sicherheit <strong>und</strong><br />

direkte Unterstellung unter <strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR.<br />

3. Zielstrebige Fortsetzung <strong>de</strong>r Bearbeitung <strong>de</strong>r bereits<br />

eingeleiteten Ermittlungsverfahren unter<br />

einheitlicher Führung eines Stellvertreters <strong>de</strong>s<br />

Generalstaatsanwaltes <strong>und</strong> Koordinierung <strong>de</strong>s<br />

Zusammenwirkens aller Untersuchungs- <strong>und</strong><br />

Kontrollorgane.<br />

4. Festlegung <strong>de</strong>r alleinigen Entscheidungsbefugnisse<br />

zur Einleitung von Ermittlungsverfahren<br />

durch <strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage<br />

von Anzeigenprüfungen aller Untersuchungsorgane.<br />

5. Sicherung <strong>de</strong>r abgestimmten, die Untersuchungsprozesse<br />

nicht beeinträchtigen<strong>de</strong>n Informationen<br />

<strong>de</strong>r Öffentlichkeit durch <strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt<br />

<strong>und</strong> die Untersuchungs- <strong>und</strong> Kontrollorgane.<br />

6. Zügige Information über die Ermittlungsergebnisse<br />

an <strong>de</strong>n zuständigen Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer<br />

<strong>de</strong>r DDR. "<br />

Mit Schreiben vom 11. Dezember 1989 beschwerte<br />

sich Generalstaatsanwalt Dr. Harrland bei Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Modrow über die weitere Behin<strong>de</strong>rung<br />

seiner Ermittlungstätigkeit in <strong>de</strong>r Hauptabteilung I<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Erlasses vom 3. Dezember 1989. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Vorgänge um die Prominentensiedlung<br />

Wandlitz <strong>und</strong> die gegen die ehemaligen Politbüro-<br />

Mitglie<strong>de</strong>r Honecker, Dr. Mittag <strong>und</strong> Mielke gerichteten<br />

Vorwürfe könnten <strong>de</strong>shalb nicht zügig aufgeklärt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dr. Harrland for<strong>de</strong>rte nochmals die Einset-<br />

zung einer Regierungskommission, die sich insbeson<strong>de</strong>re<br />

mit <strong>de</strong>r bisher nicht zugänglichen Hauptabteilung<br />

I befassen <strong>und</strong> die Abläufe öffentlich aufklären<br />

sollte, da selbst Anzeigen aus <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

schleppend - wenn überhaupt - aufgegriffen wür<strong>de</strong>n.<br />

Ein weiteres Problem sei die Versiegelung bzw. die<br />

Beschlagnahme von Geschäftsunterlagen <strong>de</strong>r Unternehmen.<br />

Die Unternehmen wür<strong>de</strong>n nicht im Hinblick<br />

auf Amtsmißbrauch untersucht wer<strong>de</strong>n, könnten aber<br />

auch nicht ihre Geschäftstätigkeit weiterführen o<strong>de</strong>r<br />

aufgelöst wer<strong>de</strong>n. In diesem Zusammenhang sollte -<br />

so Dr. Harrland - auch die weitere Inhaftierung <strong>de</strong>s<br />

Leiters <strong>de</strong>r Hauptabteilung I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, überdacht<br />

wer<strong>de</strong>n. Um eine Weiterarbeit in <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I zu ermöglichen, ließ Dr. Harrland in Abstimmung<br />

mit <strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen die Geschäftsunterlagen<br />

<strong>de</strong>r Abteilung von <strong>de</strong>ren Mitarbeitern<br />

kopieren. Dieser Vorgang wur<strong>de</strong> geheim gehalten<br />

<strong>und</strong> von einem Staatsanwalt beaufsichtigt.<br />

Das am 3. Dezember 1989 gegen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

eingeleitete Ermittlungsverfahren betraf zunächst<br />

<strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Häuser für Dr. Günter Mittag <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ssen Töchter in Schildow mit Valutamitteln <strong>de</strong>s<br />

Staates sowie die Durchführung von Erschließungsarbeiten<br />

für das Wochenendgr<strong>und</strong>stück Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis in Gollin auf Kosten <strong>de</strong>s VEB Wasserversorgung<br />

<strong>und</strong> Abwasserbehandlung (WAB) Neubran<strong>de</strong>nburg<br />

(Dokument-Nr. 752).<br />

Am 11. Januar 1990 erging eine Verfügung <strong>de</strong>s Generalstaatsanwalts,<br />

wodurch dieses Ermittlungsverfahren<br />

gegen Dr. Schalck-Golodkowski auf weitere<br />

Sachverhalte ausge<strong>de</strong>hnt wur<strong>de</strong>. Es han<strong>de</strong>lte sich dabei<br />

um unter Einsatz von Valutamitteln <strong>de</strong>s Staates erfolgte<br />

Bauleistungen <strong>und</strong> die Vergabe von Son<strong>de</strong>rbauten,<br />

die Einstellung <strong>und</strong> Bezahlung von Haushalts-<br />

<strong>und</strong> Reinigungskräften durch Unternehmen,<br />

die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung zugeordnet<br />

waren, <strong>de</strong>r Bau seines Wochenendhauses mit<br />

Valutamitteln <strong>de</strong>s Staates sowie die Herkunft <strong>de</strong>r in<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Wohnung <strong>und</strong> an seinem<br />

Arbeitsplatz gef<strong>und</strong>enen Wertgegenstän<strong>de</strong> wie Bil<strong>de</strong>r,<br />

Meißner Porzellan etc. (Dokument-Nr. 753).<br />

Das gegen Manfred Sei<strong>de</strong>l gerichtete Ermittlungsverfahren<br />

wur<strong>de</strong> geson<strong>de</strong>rt durch die Militärstaatsanwaltschaft<br />

geführt. Staatsanwalt Manfred Jürgen Berthold,<br />

ehemals beschäftigt bei <strong>de</strong>r Generalstaatsanwaltschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR, erklärte dies in seiner Zeugenvernehmung<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin damit, daß Sei<strong>de</strong>l als Stellvertreter<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I nicht zur obersten Staats- <strong>und</strong> Parteiführung<br />

gehört habe <strong>und</strong> daher nicht in die Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r Generalstaatsanwaltschaft einbezogen<br />

wor<strong>de</strong>n sei. Die Zuständigkeit <strong>de</strong>r Militärstaatsanwaltschaft<br />

ergab sich nach Aussage von Staatsanwalt<br />

Berthold daraus, daß diese auch zuständig war für Angehörige<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)<br />

<strong>und</strong> die Hauptabteilung I in diesem Sinne als Teil <strong>de</strong>s<br />

MfS begriffen wur<strong>de</strong>. Die Behör<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Militärstaatsanwalts<br />

wur<strong>de</strong> im Laufe <strong>de</strong>s Jahres 1990 schrittweise<br />

aufgelöst, die Mitarbeiter in <strong>de</strong>n Apparat <strong>de</strong>s Generalstaatsanwalts<br />

<strong>de</strong>r DDR sowie die nachgeordneten<br />

Behör<strong>de</strong>n übernommen. Damit fiel auch das Verfahren<br />

gegen Sei<strong>de</strong>l <strong>de</strong>m Generalstaatsanwalt zu.


Im Verlauf <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Wochen erhielten die Ermittlungen<br />

beim Generalstaatsanwalt eine an<strong>de</strong>re<br />

Ausrichtung. Es wur<strong>de</strong> nicht mehr personenbezogen<br />

ermittelt, son<strong>de</strong>rn nach Komplexen. Es gab z.B. Komplexe,<br />

die sich mit Freizeitobjekten o<strong>de</strong>r Konsumgütereinfuhren<br />

beschäftigten o<strong>de</strong>r mit an<strong>de</strong>ren übergreifen<strong>de</strong>n<br />

Themen, die Privilegierungen <strong>de</strong>r Staats<strong>und</strong><br />

Parteiführung zum Gegenstand hatten.<br />

Diese Art <strong>de</strong>r Ermittlungen führte nach Ansicht von<br />

Staatsanwalt Berthold zu einer „objektiven Ve rtuschung<br />

<strong>de</strong>r wahren individuellen Vorwürfe". Deshalb<br />

wur<strong>de</strong>n die Ermittlungen dann wie<strong>de</strong>r mehr auf die<br />

einzelnen Personen konzentriert. Der Generalstaatsanwalt<br />

ermittelte gegen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l im wesentlichen unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt<br />

<strong>de</strong>r Untreue zum Nachteil sozialistischen<br />

Eigentums gemäß §§ 161a, 162 DDR-StGB <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

Vertrauensmißbrauchs gemäß § 165 DDR-StGB.<br />

Ein weiteres Ermittlungsverfahren wur<strong>de</strong> bereits am<br />

4. Dezember 1989 noch von <strong>de</strong>r Militärstaatsanwaltschaft<br />

gegen Unbekannt wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>s<br />

Beiseiteschaffens von Waffen <strong>und</strong> Sprengmitteln gemäß<br />

§ 207 Abs. 1 <strong>und</strong> 2 DDR-StGB eingeleitet.<br />

Ausgangspunkt waren die im Lager Kavelstorf <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH gef<strong>und</strong>enen größeren Mengen Handfeuerwaffen<br />

<strong>und</strong> Munition. Es ergab sich <strong>de</strong>r Verdacht,<br />

daß unbekannte Täter Waffen <strong>und</strong> Munition<br />

unbefugt an<strong>de</strong>ren überlassen o<strong>de</strong>r auf an<strong>de</strong>re Weise<br />

beiseite geschafft hatten (Dokument-Nr. 754).<br />

Der Vorwurf illegaler Waffengeschäfte konnte jedoch<br />

nach <strong>de</strong>n Ermittlungen nicht aufrechterhalten wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Rechtsordnung <strong>de</strong>r DDR gab es keine Gesetze,<br />

die <strong>de</strong>n Im- <strong>und</strong> Export von Waffen regelten,<br />

begrenzten o<strong>de</strong>r kontrollierten. Es gab keine gesetzlichen<br />

Verbote o<strong>de</strong>r Strafbestimmungen.<br />

Daher konnte die Han<strong>de</strong>lstätigkeit <strong>de</strong>r IMES GmbH<br />

auch nicht als rechtswidrig <strong>und</strong> damit strafbar beurteilt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Tatbestandsvoraussetzungen <strong>de</strong>s<br />

§ 207 DDR-StGB waren nicht erfüllt, da infolge dieses<br />

Ergebnisses keine Anhaltspunkte für ein Han<strong>de</strong>ln<br />

von Nichtberechtigten bzw. eine Überschreitung von<br />

Befugnissen durch Berechtigte im Umgang mit Waffen<br />

<strong>und</strong> Sprengmitteln gegeben waren.<br />

Im Verlauf <strong>de</strong>r Ermittlungen ergab sich auch <strong>de</strong>r Verdacht<br />

<strong>de</strong>r Waffenlieferungen an Konfliktstaaten während<br />

<strong>de</strong>s iranisch-irakischen Krieges. Die Uberprüfung<br />

dieses Sachverhalts unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt<br />

<strong>de</strong>s § 86 Abs.1 DDR-StGB (Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung<br />

von Agressionsakten in <strong>de</strong>r Alternative <strong>de</strong>r<br />

„Mitwirkung" bzw. „För<strong>de</strong>rung"), begangen durch<br />

die politischen Verantwortlichen, brachte jedoch<br />

ebenfalls kein positives Ergebnis. Es fehlte an <strong>de</strong>r für<br />

die strafrechtliche Verantwortung erfor<strong>de</strong>rlichen völkerrechtlich<br />

anerkannten Feststellung <strong>de</strong>s Vorliegens<br />

eines Agressionsaktes bezüglich <strong>de</strong>s Iran-Irak-Krieges<br />

durch <strong>de</strong>n UN-Sicherheitsrat. Das Verfahren wur<strong>de</strong><br />

gemäß § 148 Abs. 1 DDR-StGB eingestellt (Dokument-Nr.<br />

755).<br />

Schließlich wur<strong>de</strong> am 19. März 1990 ein Verfahren gegen<br />

Unbekannt eingeleitet wegen <strong>de</strong>s dringen<strong>de</strong>n<br />

Tatverdachts <strong>de</strong>r vorsätzlichen, rechtswidrigen Ausfuhr<br />

von Kulturgut <strong>de</strong>r DDR durch die Kunst <strong>und</strong> Anti-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

quitäten GmbH Berlin sowie <strong>de</strong>n VEB (K) Antikhan<strong>de</strong>l<br />

Pirna. Rechtsgr<strong>und</strong>lage war § 12 <strong>de</strong>s Kulturgutschutzgesetzes<br />

<strong>de</strong>r DDR (Dokument-Nr. 756). Bei<strong>de</strong><br />

Unternehmen gehörten zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung.<br />

Die noch nicht abgeschlossenen, während <strong>de</strong>r Regierungszeit<br />

von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow eingeleiteten<br />

Verfahren <strong>de</strong>r Generalstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR wur<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>r Amtszeit von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong> Maizière nach <strong>de</strong>r Volkskammerwahl am<br />

18. März 1990 fortgeführt.<br />

III. Entwicklung unter <strong>de</strong>r Regierung<br />

<strong>de</strong> Maizière<br />

1. Entscheidungen auf Regierungsebene<br />

Am 18. März 1990 fan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR die ersten freien,<br />

allgemeinen, gleichen, direkten <strong>und</strong> geheimen Wahlen<br />

zur Volkskammer statt. Die neue Volkskammer beauftragte<br />

am 5. April 1990 <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r CDU<br />

<strong>de</strong>r DDR, Lothar <strong>de</strong> Maizière, mit <strong>de</strong>r Regierungsbildung.<br />

Er wur<strong>de</strong> am 12. April 1990 zum Ministerpäsi<strong>de</strong>nten<br />

gewählt. Dr. Modrow übergab am selben Tag<br />

die Regierungsgeschäfte an seinen Nachfolger.<br />

Die Annäherung zwischen bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten<br />

vollzog sich in <strong>de</strong>n nächsten Monaten in raschen<br />

Schritten. Die Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung <strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>rvereinigung wur<strong>de</strong> zur Hauptaufgabe <strong>de</strong>r<br />

neuen Regierung.<br />

Am 5. Mai 1990 begannen in Bonn die sog. „2+4"-Gespräche<br />

zwischen <strong>de</strong>n Außenministern <strong>de</strong>r vier Siegermächte<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten über<br />

die außenpolitischen Aspekte <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Einheit.<br />

Am 18. Mai 1990 wur<strong>de</strong> in Bonn <strong>de</strong>r Staatsvertrag<br />

zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

DDR zur Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts<strong>und</strong><br />

Sozialunion unterzeichnet; er trat am 1. Juli 1990<br />

in Kraft. Am 23. August beschloß die Volkskammer<br />

<strong>de</strong>n Beitritt <strong>de</strong>r DDR zum Geltungsbereich <strong>de</strong>s<br />

Gr<strong>und</strong>gesetzes <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Der<br />

<strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utsche Einigungsvertrag wur<strong>de</strong> am 31.<br />

August 1990 in Berlin (Ost) unterzeichnet <strong>und</strong> am 20.<br />

September 1990 vom Deutschen B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Volkskammer verabschie<strong>de</strong>t. Am 3. Oktober 1990<br />

schließlich trat die DDR <strong>de</strong>m Geltungsbereich <strong>de</strong>s<br />

Gr<strong>und</strong>gesetzes <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bei.<br />

Die umrissenen politischen Aufgaben ließen <strong>de</strong>r Regierung<br />

<strong>de</strong> Maizière wenig Spielraum, sich in <strong>de</strong>n<br />

knapp sechs Monaten ihrer Amtszeit mit <strong>de</strong>r weiteren<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s ehemaligen Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zu befassen.<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong> Maizière hatte noch aus seiner<br />

Zeit als Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministerratsvorsitzen<strong>de</strong>n Dr.<br />

Modrow Kenntnis über die Gründung <strong>de</strong>r Berliner<br />

Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft mbH<br />

(BHFG) als Nachfolgeholding <strong>de</strong>s Bereichs. Er war am<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrats vom 15.<br />

März 1990 beteiligt. Ebenso kannte er die Zuordnung<br />

<strong>de</strong>r BHFG zur Treuhandanstalt. Außer<strong>de</strong>m hatte Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong> Maizière <strong>de</strong>n früheren Minister für<br />

Außenwirtschaft, Dr. Gerhard Beil, zu seinem wirt-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

schaftspolitischen Berater ernannt, <strong>de</strong>r das Konzept<br />

<strong>de</strong>r BHFG mitentwickelt hatte.<br />

Laut Organisationsplan seines Amtes war <strong>de</strong> Maizière<br />

als Ministerpräsi<strong>de</strong>nt für die Treuhandanstalt verantwortlich.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Geschäftsverteilung nahm<br />

diese Aufgabe Dr. Klaus Reichenbach, Minister im<br />

Amt <strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten, wahr.<br />

Soweit für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß erkennbar,<br />

traf jedoch die Regierung <strong>de</strong> Maizière hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

BHFG bzw. Unternehmen <strong>de</strong>s früheren Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung keine wesentlichen<br />

Maßnahmen.<br />

Das Amt <strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten war nur in zwei Einzelfällen<br />

mit ehemaligen Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung befaßt. Hierbei han<strong>de</strong>lte<br />

es sich um zwei spezielle Probleme hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>r Unternehmen forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH <strong>und</strong> IMES GmbH.<br />

Soweit ersichtlich, nahm die Regierung <strong>de</strong> Maizière<br />

auch keinen unmittelbaren Einfluß auf die Gründung<br />

<strong>de</strong>r Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH,<br />

einer Tochtergesellschaft <strong>de</strong>r BHFG, im Juni 1990.<br />

Mit <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>r Vermögens- <strong>und</strong> Eigentumsverhältnisse<br />

<strong>de</strong>s früheren Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

befaßte sich in Teilbereichen allerdings<br />

die Unabhängige Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s<br />

Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR (UKPV).<br />

Die UKPV wur<strong>de</strong> als unabhängige Regierungskommission<br />

eingesetzt. Sie konstituierte sich am 27. Juni<br />

1990. Sie ermittelt - auch heute noch - das Vermögen<br />

<strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

wirkt an <strong>de</strong>r Verwaltung dieses Vermögens durch die<br />

Treuhandanstalt sowie an <strong>de</strong>r endgültigen Zuordnung<br />

<strong>de</strong>r Vermögenswerte mit.<br />

Die UKPV klärt in diesem Rahmen auch auf, inwieweit<br />

Vermögen <strong>de</strong>r SED bzw. PDS vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung verwaltet o<strong>de</strong>r verschoben<br />

wur<strong>de</strong>. Ein beson<strong>de</strong>res Problem ist hierbei die Frage,<br />

in wessen Eigentum sich die vom ehemaligen Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung verwalteten sog. Parteifirmen<br />

tatsächlich befan<strong>de</strong>n bzw. befin<strong>de</strong>n (vgl. Zweiter<br />

Teil, H. III. 2. b) Ermittlungen <strong>de</strong>r Unabhängigen<br />

Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien<br />

<strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR).<br />

Mit <strong>de</strong>m Beitritt <strong>de</strong>r DDR zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland am 3. Oktober 1990 en<strong>de</strong>te die Amtszeit<br />

<strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong> Maizière.<br />

2. Sicherung von Vermögenswerten<br />

a) Aktivitäten <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

aa) Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG)<br />

Wenige Tage nach <strong>de</strong>r ersten freien Volkskammerwahl<br />

in <strong>de</strong>r DDR am 18. März 1990, jedoch vor <strong>de</strong>m<br />

Amtsantritt <strong>de</strong>r neuen Regierung, wur<strong>de</strong> am 29. März<br />

1990 die Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mblI (BHFG) gegrün<strong>de</strong>t. Sie war Holding-Ge-<br />

sellschaft für einen Teil <strong>de</strong>r bis dahin zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Unternehmen.<br />

Diese Gründung war <strong>de</strong>r vorläufige Schlußpunkt<br />

einer längeren Diskussion über die künftige<br />

Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung; sie<br />

war gleichzeitig mit <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung als Staatsorgan am 15. März<br />

1990 beschlossen wor<strong>de</strong>n.<br />

Vorgeschichte <strong>de</strong>r Gründung<br />

Bei <strong>de</strong>r Erörterung über die wirtschaftliche Zukunft<br />

<strong>de</strong>r nicht belasteten Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung ging es nach Darstellung von<br />

Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann, Leiter <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkommission<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats zur Untersuchung von Amtsmißbrauch<br />

<strong>und</strong> Korruption im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

darum, zur Gewährleistung eines funktionsfähigen<br />

Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR die Unternehmen mit umfangreichen<br />

kommerziellen Erfahrungen zu erhalten.<br />

Je<strong>de</strong> unternehmerische Tätigkeit außerhalb <strong>de</strong>r Gesetze<br />

<strong>de</strong>r DDR sollte allerdings untersagt sein; die<br />

noch verbliebenen Unternehmen sollten durch Zuordnung<br />

zu <strong>de</strong>r zu grün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Anstalt zur treuhän<strong>de</strong>rischen<br />

Verwaltung <strong>de</strong>s Volkseigentums unter<br />

staatliche Kontrolle gestellt wer<strong>de</strong>n. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

wur<strong>de</strong> die Bildung einer dieser Anstalt unterstellten<br />

Holding-Gesellschaft ins Auge gefaßt.<br />

Am 28. Februar 1990 schlugen Außenhan<strong>de</strong>lsminister<br />

Dr. Beil <strong>und</strong> Finanzminister Dr. Walter Siegert <strong>de</strong>m<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r DDR, Dr. Modrow,<br />

vor, die Unternehmen Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH, forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Berliner Import-Export-Gesellschaft<br />

(BIEG), Internationales<br />

Han<strong>de</strong>lszentrum GmbH (IHZ) <strong>und</strong> die staatliche Vertreterorganisation<br />

in einem Unternehmensverband<br />

zusammenzufassen (Dokument-Nr. 736).<br />

Dieser Verband sollte als Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG) die Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r vorgenannten Unternehmen gewährleisten.<br />

Um bei einer Umsatzerwartung <strong>de</strong>s Unternehmensverbands<br />

in Höhe von fünf bis sechs Mrd. VM <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

die notwendige Liquiditätsbasis zu geben,<br />

schlugen die bei<strong>de</strong>n Minister vor, die BHFG mit einem<br />

Eigenkapital von 300 Mio. VM <strong>und</strong> zehn Mio. Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR auszustatten. Diese Gel<strong>de</strong>r sollten aus <strong>de</strong>n<br />

per 28. Februar 1990 noch verfügbaren Valutamitteln<br />

aus <strong>de</strong>m Liquidationserlös <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Konzeption sah vor, daß sich als Gesellschafter<br />

- das Ministerium für Außenwirtschaft als Treuhän<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Anteiles <strong>de</strong>s Staates,<br />

- die Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank AG sowie<br />

- die Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen Intrac HGmbH, forum<br />

HGmbH, BIEG mbH, Berliner Makler- <strong>und</strong><br />

Han<strong>de</strong>lsvertretergesellschaft mbH <strong>und</strong> das IHZ<br />

an <strong>de</strong>r BHFG beteiligen sollten.<br />

Die BHFG sollte sich nach dieser Konzeption ihrerseits<br />

mit 130,05 Mio. VM an <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

- Intrac HGmbH mit 102 Mio. VM (31%)<br />

- forum HGmbH mit 20 Mio. VM (40%)


- BIEG mbH mit sechs Mio. VM (30%)<br />

- IHZ GmbH mit 2,55 Mio. VM (51%) <strong>und</strong><br />

- Berliner Makler- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsvertretergesellschaft<br />

mit 0,5 Mio. VM (50%)<br />

beteiligen. Auf diese Weise sollte gewährleistet sein,<br />

daß die BHFG kommerziellen Einfluß auf die Gesellschaften<br />

ausüben konnte. Die in <strong>de</strong>r Konzeption genannten<br />

Zahlen enthalten offensichtlich einen Fehler,<br />

<strong>de</strong>nn die Addition <strong>de</strong>r jeweiligen Unternehmensanteile<br />

ergibt einen tatsächlichen Betrag von 131,05<br />

Mio. VM. Wie <strong>de</strong>r Fehler entstand, ist nicht aufklärbar.<br />

Der verbleiben<strong>de</strong> Restbetrag sollte zur liquiditätsmäßigen<br />

Absicherung <strong>de</strong>s Umsatzes <strong>de</strong>s Gesamtunternehmens<br />

in Höhe von ca. fünf bis sechs Mrd. VM pro<br />

Jahr eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Die Unternehmenszwecke<br />

<strong>de</strong>r BHFG wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Konzeption wie folgt festgelegt:<br />

Einschaltung in Han<strong>de</strong>lsoperationen internationaler<br />

Kooperationsbeziehungen zu ausländischen<br />

Investoren;<br />

- Entwicklung neuer Geschäftstätigkeit zur Abr<strong>und</strong>ung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmensprofils;<br />

- Unterstützung <strong>und</strong> finanzielle Absicherung von<br />

Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanztransaktionen <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, forum<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH <strong>und</strong> BIEG mbH;<br />

- Finanzierung <strong>und</strong> Zwischenfinanzierung internationaler<br />

Han<strong>de</strong>lstransaktionen;<br />

- Finanzierung <strong>und</strong> Zwischenfinanzierung von Rationalisierungsvorhaben<br />

<strong>und</strong> Investitionen <strong>de</strong>r Industrie;<br />

- Erwirtschaftung von Gewinnen aus Kapitalbeteiligungen<br />

an in- <strong>und</strong> ausländischen Unternehmen;<br />

- Kontrolle <strong>und</strong> Gewährleistung <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rerwirtschaftung<br />

<strong>de</strong>r Kredittilgung <strong>und</strong> Gewinnsicherung"<br />

. (Dokument-Nr. 744)<br />

In einem handschriftlichen Vermerk auf <strong>de</strong>m Schreiben<br />

vom 28. Februar 1990 gab Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr.<br />

Modrow seine Zustimmung zu diesem Vorschlag.<br />

Ministerratsbeschluß zur Gründung <strong>de</strong>r BHFG<br />

Am 15. März 1990 faßte <strong>de</strong>r DDR-Ministerrat gleichzeitig<br />

mit <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung als Staatsorgan <strong>de</strong>n Beschluß zur Gründung<br />

<strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH als Unternehmensverband. Damit war die<br />

Aufgabenstellung <strong>de</strong>r BHFG allerdings nicht in gleicher<br />

Weise festgelegt wie in <strong>de</strong>n von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Modrow gebilligten Vorschlägen von Außenhan<strong>de</strong>lsminister<br />

Dr. Beil <strong>und</strong> <strong>de</strong>m amtieren<strong>de</strong>n Finanzminister<br />

Dr. Siegert. Die BHFG sollte nunmehr<br />

nach <strong>de</strong>m Beschluß nur die Abwicklung <strong>de</strong>r restlichen<br />

Aufgaben <strong>de</strong>r in Liquidation befindlichen Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zu En<strong>de</strong> zu führen. Dies sollte unter Verantwortung<br />

<strong>de</strong>r zwei Wochen zuvor gegrün<strong>de</strong>ten Anstalt<br />

zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s Volkseigentums<br />

geschehen, die als Holding-Gesellschaft die An-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

teile <strong>de</strong>r BHFG verwalten sollte (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 237, S. 1712).<br />

Die noch kurz zuvor in <strong>de</strong>m Vorschlag vom 28. Februar<br />

1990 unterbreitete unternehmerische Konzeption<br />

<strong>de</strong>r BHFG, die Bildung eines Unternehmensverban-<br />

<strong>de</strong>s zur optimalen Erwirtschaftung von Devisen, fand<br />

in <strong>de</strong>m Beschluß keine Erwähnung. Es war nicht<br />

nachvollziehbar, welche Grün<strong>de</strong> ausschlaggebend<br />

waren, daß in <strong>de</strong>m Ministeratsbeschluß nur von <strong>de</strong>r<br />

Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

als Staatsorgan sowie von <strong>de</strong>r Fortführung <strong>de</strong>r Liquidation<br />

ehemaliger Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung die Re<strong>de</strong> war. Die Ursachen<br />

für diese völlige Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Aufgabenstellung<br />

konnten nicht aufgeklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Gesellschaftsvertrag vom 29. März 1990<br />

Die BHFG wur<strong>de</strong> mit notarieller Urk<strong>und</strong>e zum Gesellschaftsvertrag<br />

vom 29. März 1990 errichtet <strong>und</strong> am 26.<br />

April 1990 unter <strong>de</strong>r Nr. 155658 im Han<strong>de</strong>lsregister B<br />

<strong>de</strong>s staatlichen Verwaltungsgerichts <strong>de</strong>r DDR, Berlin,<br />

eingetragen (Dokument-Nr. 757).<br />

Das Stammkapital <strong>de</strong>r Gesellschaft betrug laut Han<strong>de</strong>lsregisterauszug<br />

300 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR. Nach<br />

<strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Buchungsbeleg <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank AG vom 30. März 1990 wur<strong>de</strong>n durch<br />

das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l allerdings 300 Mio.<br />

DM zugunsten <strong>de</strong>r BHFG überwiesen. Was <strong>de</strong>r Hintergr<strong>und</strong><br />

dafür war, daß das Stammkapital in Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR benannt, zum an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r Überweisungsbetrag<br />

in DM ausgewiesen war, konnte nicht geklärt<br />

wer<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 758).<br />

Auch <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Zentralen Ermittlungsstelle für<br />

Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität beim Polizeipräsi<strong>de</strong>nten<br />

in Berlin vom 27. Januar 1994 griff<br />

diese Ungereimtheit auf, ohne jedoch nähere Ausführungen<br />

dazu zu machen.<br />

An <strong>de</strong>r BHFG waren nach § 5 <strong>de</strong>s Gesellschaftsvertrages<br />

die Anstalt zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s<br />

Volkseigentums mit 80 % <strong>und</strong> die Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG mit 20 % beteiligt. Nach Feststellung <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschusses entsprach <strong>de</strong>r Gesellschaftsvertrag<br />

mehr <strong>de</strong>m Konzept, wie es am 28. Februar<br />

1990 <strong>de</strong>r Minister für Außenwirtschaft Dr. Beil<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r amtieren<strong>de</strong>n Finanzminister Dr. Walter Siegert<br />

entwickelt hatten.<br />

Als Geschäfsführer fungierten:<br />

- von März 1990 bis Oktober 1992 Jochen Steyer,<br />

ehemaliger stellvertreten<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsminister<br />

<strong>de</strong>r DDR;<br />

- von März 1990 bis Dezember 1990 Dieter Uhlig,<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung;<br />

- von Januar 1991 bis Oktober 1992 Dr. Rolf Heintzenberg;<br />

- ab Oktober 1992 Walter Mitze <strong>und</strong> Horst Hager.<br />

Die im Ministerratsbeschluß vom 15. März 1990 festgelegten<br />

Aufgaben <strong>de</strong>r BHFG, die Abwicklung <strong>de</strong>r in<br />

Liquidation befindlichen Unternehmen <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung, fan<strong>de</strong>n in


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>m Gesellschaftsvertrag je<strong>de</strong>nfalls keine ausdrückliche<br />

Erwähnung.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen hieß es in § 3 zum Unternehmensgegenstand:<br />

„1. Das Unternehmen befaßt sich mit:<br />

- <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>und</strong> Geschäftsdurchführung<br />

von Import- <strong>und</strong> Exportgeschäften sowie aller<br />

mit diesem Zweck in Zusammenhang stehen<strong>de</strong>n<br />

Transaktionen<br />

- <strong>de</strong>r Finanzierung von Investitionen zur Rationalisierung<br />

von Produktionskapazitäten <strong>und</strong> zur<br />

Einführung neuer Technologien<br />

- Kapitalbeteiligungen an Unternehmen im In<strong>und</strong><br />

Ausland<br />

- <strong>de</strong>m Erwerb, <strong>de</strong>r Verwaltung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Veräußerung<br />

von Vermögenswerten jeglicher Art, insbeson<strong>de</strong>re<br />

Immobilien.<br />

2. Darüber hinaus befaßt sich die Gesellschaft mit<br />

Operationen, die direkt o<strong>de</strong>r indirekt <strong>de</strong>m Geschäftszweck<br />

för<strong>de</strong>rlich sind."<br />

Der kommissarische Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Dr. Karl-Heinz Gerstenberger,<br />

<strong>und</strong> die BHFG vereinbarten am 29. März 1990, <strong>de</strong>r<br />

BHFG treuhän<strong>de</strong>risch die Vermögensrechte an <strong>de</strong>n<br />

zum ehemaligen Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gehören<strong>de</strong>n, im Ausland befindlichen Holding-<br />

Gesellschaften sowie Beteiligungen einschließlich<br />

Treuhandvermögen zu übertragen. Außer<strong>de</strong>m sollte<br />

die Rückführung dieses Vermögens <strong>und</strong> seine vollständige<br />

Abführung an die staatlichen Institutionen<br />

unverzüglich eingeleitet wer<strong>de</strong>n. Gr<strong>und</strong>lage dieser<br />

Vereinbarung war eine notarielle Vereinbarung zwischen<br />

<strong>de</strong>r Anstalt zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung<br />

<strong>de</strong>s Volkseigentums, <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für Außenwirtschaft vom selben<br />

Tag.<br />

Nach <strong>de</strong>r Vereinbarung war zum Zweck <strong>de</strong>r Rückführung<br />

<strong>de</strong>s Vermögens <strong>und</strong> seiner vollständigen Abführung<br />

an die zuständigen staatlichen Institutionen<br />

durch die BHFG in Abstimmung mit <strong>de</strong>r Anstalt zur<br />

treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s Volkseigentums<br />

eine Organgesellschaft zu grün<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

759).<br />

Gründung <strong>de</strong>r Büro-Vermietung GmbH, Berlin<br />

(BVG)<br />

Nicht präzise klären konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß,<br />

warum eine Gesellschaft mit <strong>de</strong>m Namen Büro-Vermietung<br />

GmbH, Berlin (BVG) gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>,<br />

die unter an<strong>de</strong>rem das Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>r Wallstraße verwaltete.<br />

Die BVG wur<strong>de</strong> am 6. März 1990 gegrün<strong>de</strong>t,<br />

also bereits vor <strong>de</strong>r Entscheidung über die Gründung<br />

<strong>de</strong>r BHFG.<br />

Die Geschäftsanteile in Höhe von 20.000 Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR wur<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Gesellschaftsvertrag zu 25%<br />

von <strong>de</strong>r Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum GmbH Berlin<br />

gehalten, zu 75% von <strong>de</strong>m Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> OibE, Günter<br />

Pioch. Pioch war gleichzeitig Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

BVG, <strong>und</strong> zwar zusammen mit Manfred Möller, ebenfalls<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

(Dokument-Nr. 760).<br />

Die BVG hatte ihren Sitz im Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s früheren<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Wallstraße 17-<br />

22, in Berlin (Ost). Die Gesellschaft beschäftigte En<strong>de</strong><br />

1990 17 Mitarbeiter mit <strong>de</strong>r Aufgabe, eine Reihe von<br />

Gr<strong>und</strong>stücken <strong>und</strong> Gebäu<strong>de</strong>n zu verwalten, darunter<br />

das Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> 24 Einfamilienhäuser. Immobilien wur<strong>de</strong>n<br />

nach Mitteilung <strong>de</strong>r Treuhandanstalt nicht verkauft,<br />

obwohl noch zu Zeiten <strong>de</strong>r Regierung Modrow Veräußerungen<br />

an „verdiente" Parteimitglie<strong>de</strong>r empfohlen<br />

wor<strong>de</strong>n seien. Am 15. Mai 1991 ging die BVG durch<br />

einen entsprechen<strong>de</strong>n Vertrag in <strong>de</strong>r BHFG auf.<br />

Die Tätigkeit <strong>de</strong>r BHFG<br />

Der Untersuchungsausschuß hat im Rahmen <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

festgestellt, daß mit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r<br />

BHFG offensichtlich <strong>de</strong>r Zweck verfolgt wur<strong>de</strong>, ehemalige<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

weiter beschäftigen zu können. Nicht nur<br />

die Konzeption für die Gründung einer Nachf olgegesellschaft<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

<strong>de</strong>r BHFG, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> Gesellschaftsvertrag<br />

sprachen dafür, auch die Tätigkeit <strong>de</strong>r<br />

BHFG in <strong>de</strong>r Folgezeit stützt diese Auffassung.<br />

Die Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

kam nach Auswertung von Geschäftsunterlagen<br />

<strong>de</strong>r BHFG zu <strong>de</strong>m Ergebnis, daß die Gesellschaft <strong>de</strong>n<br />

vom Ministerrat <strong>de</strong>r DDR erhaltenen Auftrag, nämlich<br />

die Abwicklung <strong>de</strong>r restlichen Aufgaben <strong>de</strong>r in Liquidation<br />

befindlichen Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung vorzunehmen, nicht in ausreichen<strong>de</strong>m<br />

Maße erfüllte (Dokument-Nr. 761).<br />

In einem entsprechen<strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

vom 11. Februar 1991 wird die BHFG „als quasi<br />

Nachfolgeorganisation <strong>de</strong>s Bereiches KoKo <strong>und</strong><br />

Zwangsgründung <strong>de</strong>r Regierung Modrow aufgr<strong>und</strong><br />

eines Vorschlages von Personen" bezeichnet, „die<br />

auch in <strong>de</strong>r Vergangenheit enge Verbindung zu <strong>de</strong>n<br />

'Strukturen' in <strong>de</strong>r DDR hielten". In <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> hieß<br />

es weiter:<br />

„Aus <strong>de</strong>r Übersicht <strong>de</strong>r Beweismittel wird <strong>de</strong>utlich,<br />

daß entgegen <strong>de</strong>m ursprünglich formulierten Auftrag<br />

weniger liquidiert wur<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn vielmehr<br />

versucht wur<strong>de</strong>/wird, in neugebil<strong>de</strong>te Betriebe einzudringen<br />

<strong>und</strong> Einflußmöglichkeiten zu eröffnen<br />

bzw. auszubauen. Das wird <strong>de</strong>utlich an einer Reihe<br />

von Firmenneugründungen, die ebenfalls von <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt vorgenommen wer<strong>de</strong>n könnten.<br />

Durch Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n Gesellschaftsverhältnissen<br />

mehrerer GmbHs wird ferner <strong>de</strong>r Versuch<br />

unternommen, im Einzelfall die Treuhandanstalt zu<br />

unterlaufen. "<br />

Die Staatsanwaltschaft hielt in ihrem Vermerk ebenfalls<br />

fest:<br />

„Mit geringen Abstrichen sind auch nicht die von<br />

<strong>de</strong>r Regierung Modrow eingesetzten DM<br />

300.000.000,-, die aus <strong>de</strong>n Vermögensteilen Koko<br />

an die BHFG gingen, für Strukturverän<strong>de</strong>rungen in


<strong>de</strong>r Wirtschaft <strong>de</strong>r DDR - ggf. als auszureichen<strong>de</strong><br />

Darlehen - verwen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n".<br />

Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

die Auffassung <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bestätigt,<br />

daß das von <strong>de</strong>r Regierung Modrow eingesetzte<br />

Kapital nicht zweckentsprechend verwen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n<br />

sei. Die Unternehmen Intrac HGmbH <strong>und</strong> BIEG mbH<br />

hätten sich geweigert, <strong>de</strong>r Konzeption <strong>de</strong>r BHFG zu<br />

folgen. Es sei nur zu wenigen <strong>und</strong> unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Beteiligungen,<br />

namentlich bei forum HGmbH, später<br />

bei <strong>de</strong>m Unternehmen Hanko <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Internationalen<br />

Han<strong>de</strong>lszentrum GmbH gekommen. Infolge<br />

<strong>de</strong>s Scheiterns dieses Konzeptes habe die BHFG <strong>de</strong>n<br />

Geldbetrag von 300 Mio. DM nicht zweckentsprechend<br />

verwen<strong>de</strong>n können.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß das<br />

für <strong>de</strong>n Gesellschaftszweck nicht benötigte Stammkapital<br />

bei <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG als<br />

Festgeldanlage (Monatsgeld) angelegt war. Der Zinssatz<br />

für diese Anlage betrug für das zweite Halbjahr<br />

1990 7,625%. Die Geldanlage erlöste für das zweite<br />

Halbjahr 1990 ca. elf Mio. DM. Die Zinserlöse ermöglichten<br />

es u.a., die Gehälter für die Mitarbeiter zu zahlen.<br />

Angesichts dieses Sachverhalts ist <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

zu <strong>de</strong>r Überzeugung gelangt, daß<br />

die hohe Eigenkapitalausstattung <strong>de</strong>r BHFG mit 300<br />

Mio. DM nicht zuletzt auch <strong>de</strong>shalb gewählt wur<strong>de</strong>,<br />

um die Gehälter <strong>de</strong>r Beschäftigten auch für <strong>de</strong>n Fall<br />

aufzubringen, daß eine auf Gewinnerzielung ausgerichtete<br />

Tätigkeit nicht ausgeübt wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Die BHFG <strong>und</strong> die BVG zählten am 1. Juni 1990 über<br />

55 Mitarbeiter. Die überwiegen<strong>de</strong> Zahl war bereits im<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung tätig, zum Beispiel<br />

die Mitarbeiter Dieter Paul, Siegfried Stöckert<br />

<strong>und</strong> Heinz-Fred Sredzki aus <strong>de</strong>r früheren Hauptabteilung<br />

III. Neun Mitarbeiter waren zuvor hauptamtlich<br />

o<strong>de</strong>r inoffiziell für das Ministerium für Staatssicherheit<br />

eingesetzt.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski vertrat im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r BHFG die Auffassung, diese<br />

Gründung sei „<strong>de</strong>r letzte Schachzug von Modrow <strong>und</strong><br />

Gysi" gewesen <strong>und</strong> die Gesellschaft stelle weiterhin<br />

eine „Ka<strong>de</strong>rhochburg <strong>de</strong>r PDS" dar, in <strong>de</strong>r viele ehemalige<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SED untergebracht wor<strong>de</strong>n seien.<br />

bb) Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH<br />

Gründung <strong>und</strong> gesellschaftsrechtliche Verhältnisse<br />

Mit <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>s Auslandsvermögens <strong>de</strong>s früheren<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong><br />

die Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH<br />

betraut. Sie wur<strong>de</strong> am 8. Juni 1990 gegrün<strong>de</strong>t. Beim<br />

Auslandsvermögen ging es um die Verwaltung <strong>und</strong><br />

Verwertung <strong>de</strong>r Auslandsbeteiligungen, die bis zum<br />

31. März 1990 in <strong>de</strong>r Abteilung Firmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zusammengefaßt waren<br />

(Dokument-Nr. 762).<br />

Durch Ministerratsbeschluß vom 15. März 1990 war<br />

die Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG) beauftragt wor<strong>de</strong>n, die Abwicklung <strong>de</strong>r<br />

restlichen Aufgaben <strong>de</strong>r in Liquidation befindlichen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zu En<strong>de</strong> zu führen. Daher waren <strong>de</strong>r BHFG die<br />

Vermögensrechte <strong>de</strong>r zum ehemaligen Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gehören<strong>de</strong>n, im Ausland befindlichen<br />

Holding-Unternehmen sowie Unternehmensbeteilig<br />

ungen einschließlich Treuhandvermögen<br />

treuhän<strong>de</strong>risch übertragen wor<strong>de</strong>n. Dies geschah<br />

über eine Vereinbarung zwischen <strong>de</strong>m kommissarischen<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Dr. Gerstenberger <strong>und</strong> <strong>de</strong>r BHFG (Dokument-<br />

Nr. 759).<br />

Die Vereinbarung sah vor, daß die BHFG in Abstimmung<br />

mit <strong>de</strong>r Anstalt zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung<br />

<strong>de</strong>s Volkseigentums eine Organgesellschaft bil<strong>de</strong>n<br />

sollte. Die Gesellschaft sollte damit betraut sein,<br />

die Rückführung <strong>de</strong>s Auslandsvermögens <strong>und</strong> die<br />

vollständige Abführung an die zuständigen staatlichen<br />

Institutionen durchzuführen.<br />

Der Untersuchungsausschuß konnte nicht in Erfahrung<br />

bringen, welche Grün<strong>de</strong> dazu führten, eine neu<br />

zu grün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gesellschaft mit <strong>de</strong>m Namen Effect<br />

Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH (Effect) mit<br />

<strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>s Auslandsvermögens zu betrauen.<br />

Immerhin hätte diese Aufgabe auch, wie im Ministerratsbeschluß<br />

vom 15. März 1990 vorgesehen, die<br />

BHFG selbst wahrnehmen können.<br />

Dr. Hinrich Strecker, ehemaliger Leiter <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbereiches<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe bei <strong>de</strong>r Treuhandanstalt,<br />

äußerte dazu bei seiner Anhörung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

die Vermutung, aus formalen<br />

Grün<strong>de</strong>n sei davon abgesehen wor<strong>de</strong>n, die BHFG zur<br />

Holding-Gesellschaft für alle Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zu machen.<br />

Das Stammkapital <strong>de</strong>r Effect betrug 100.000 Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR. Am Gesellschaftskapital war die BHFG zu 60%<br />

<strong>und</strong> die Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank AG mit 40% beteiligt.<br />

Die Effect hatte ihren Sitz im Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Wallstraße<br />

17-22, in Berlin (Ost).<br />

Gemäß § 8 <strong>de</strong>s Gesellschaftsvertrages waren zwei Geschäftsführer<br />

vorgesehen. Die Gesellschaft sollte<br />

durch bei<strong>de</strong> Geschäftsführer gemeinschaftlich o<strong>de</strong>r<br />

durch einen Geschäftsführer in Gemeinschaft mit einem<br />

Prokuristen vertreten wer<strong>de</strong>n. Ausweislich <strong>de</strong>s<br />

Protokolls <strong>de</strong>r Gesellschafterversammlung vom 8. Juni<br />

1990 wur<strong>de</strong> Waltraud Lisowski zur Geschäftsführerin<br />

ernannt. Ein weiterer Geschäftsführer wur<strong>de</strong> nicht<br />

bestellt, obwohl dies in § 8 <strong>de</strong>s Gesellschaftsvertrags<br />

festgelegt war. Der Untersuchungsausschuß hat nicht<br />

in Erfahrung bringen können, warum die Bestellung<br />

eines weiteren Geschäftsführers unterblieb. Angelika<br />

Heilig, ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin im<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l, wur<strong>de</strong> als Gesamtprokuristin<br />

bestellt (Dokument-Nr. 763).<br />

Die Befugnisse <strong>de</strong>r Gesellschafterversammlung waren<br />

in § 8 <strong>de</strong>s Gesellschaftervertrags nicht klar <strong>und</strong><br />

ein<strong>de</strong>utig geregelt. Dort hieß es lediglich: „In die Zuständigkeit<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsführer fallen alle die Gesellschaft<br />

betreffen<strong>de</strong>n Angelegenheiten, <strong>de</strong>ren Beschlußfassung<br />

nicht ausdrücklich <strong>de</strong>r Gesellschafterversammlung<br />

vorbehalten ist. "


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

In welchen Fällen dies <strong>de</strong>r Fall sein sollte, war nicht<br />

ausgeführt. Diese generalklauselartige Formulierung<br />

eröffnete Waltraud Lisowski einen breiten Handlungsspielraum<br />

<strong>und</strong> räumte ihr die Möglichkeit ein,<br />

nach eigenem Ermessen die Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zu verkaufen.<br />

Aufgaben <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

Die Effect war mit <strong>de</strong>r Aufgabe betraut, die zur Abteilung<br />

Firmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

gehören<strong>de</strong>n Vermögenswerte zurückzuführen<br />

<strong>und</strong> für <strong>de</strong>n Staatshaushalt <strong>de</strong>r DDR zu sichern. Nach<br />

Angaben <strong>de</strong>r Treuhandanstalt sollte durch die Grün-<br />

-<br />

dung <strong>de</strong>r Effect „insbeson<strong>de</strong>re sichergestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

daß keine Vermögenswerte unkontrollie rt an Dritte<br />

abfließen". Demnach hielt die Effect die ihr übertragenen<br />

Vermögenswerte treuhän<strong>de</strong>risch für die Treuhandanstalt.<br />

Sie mußte die Erträge aus Verwaltung<br />

<strong>und</strong> Verwertung nach Abzug ihrer Kosten an die<br />

Treuhandanstalt abführen.<br />

Da <strong>de</strong>r ehemalige Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

nicht buchführungs- <strong>und</strong> bilanzierungspflichtig<br />

war, mußten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zunächst<br />

die Jahresabschlüsse <strong>de</strong>r einzelnen Gesellschaften<br />

prüfen, die nach <strong>de</strong>n han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> steuerrechtlichen<br />

Vorschriften <strong>de</strong>s jeweiligen Lan<strong>de</strong>s bilanzierungspflichtig<br />

waren.<br />

Die statistischen Aufzeichnungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> die testierten Einzelbilanzen<br />

wur<strong>de</strong>n zu einer Eröffnungsbilanz zusammengefügt.<br />

Die Beteiligungsansätze in dieser Bilanz enthielten<br />

dabei in vielen Fällen stille Reserven, die erst<br />

bei völliger Liquidation <strong>de</strong>r jeweiligen Beteiligung zu<br />

beziffern waren.<br />

§ 3 <strong>de</strong>s Gesellschaftsvertrags schuf die Möglichkeit,<br />

daß die Gesellschaft industrielle <strong>und</strong> kommerzielle<br />

Beteiligungen an Unternehmen veräußern o<strong>de</strong>r erwerben<br />

konnte. Weiter waren <strong>de</strong>r Effect die Verwaltung<br />

<strong>und</strong> Veräußerung von Vermögenswerten jeglicher<br />

Art, insbeson<strong>de</strong>re auch Immobilien, ermöglicht.<br />

Das Vermögen <strong>de</strong>r Effect bestand zunächst aus <strong>de</strong>n<br />

neun Liechtensteiner Anstalten Hippokrates, Befimo,<br />

Polyindustrie, Unisped, Refinco, Monument, Monvey,<br />

Hanseatic <strong>und</strong> Congregatio. Ob die Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa<br />

ebenfalls ihr zuzurechnen war, konnte nicht geklärt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Außer<strong>de</strong>m gehörten zum Vermögen die Kapitalgesellschaften<br />

Rexim S.A., Morcote/Schweiz; Salinas S.A.,<br />

Luxemburg sowie Oscaram N.V., Curacao. Hinzu kamen<br />

die Beteiligungsgesellschaften Befisa S.A., Lugano/Schweiz<br />

(93%); Intrac S.A., Lugano (40%) <strong>und</strong> Inver<br />

Canary S.A., Las Palmas/Spanien (60%).<br />

Das Vermögen <strong>de</strong>r Effect war nach <strong>de</strong>r Eröffnungsbilanz<br />

vom 1. Juli 1990 auf ca. 115,7 Mio. DM beziffert<br />

(Dokument-Nr. 764). Davon entfielen ca. 8,3 Mio. DM<br />

auf die direkte Beteiligung an <strong>de</strong>n Anstalten, Kapitalgesellschaften<br />

<strong>und</strong> Beteiligungsgesellschaften, während<br />

<strong>de</strong>r weitaus überwiegen<strong>de</strong> Anteil von ca. 105,6<br />

Mio. DM Darlehen ausmachten, die <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung früher <strong>de</strong>n genannten Unternehmen<br />

gewährt hatte.<br />

Zu Abschlußprüfern für 1990 bestellte die Gesellschafterversammlung<br />

vom 15. August 1990 die Wirt<br />

-schaftsprüfungsgesellschaft <strong>und</strong> Steuerberatungsgesellschaft<br />

Rapp, Munk <strong>und</strong> Partner GmbH aus Stuttgart,<br />

die eine Zweignie<strong>de</strong>rlassung in Berlin (Ost)<br />

hatte. Der Steuerberatungsgesellschaft Rapp, Munk<br />

<strong>und</strong> Partner GmbH war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

nicht unbekannt: Sie hatte die von Waltraud<br />

Lisowski geleitete Abteilung Firmen 1988 bei<br />

<strong>de</strong>r umfangreichen Konstruktion <strong>und</strong> Verschachtelung<br />

zur Absicherung <strong>de</strong>s Eigentums <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen<br />

beraten <strong>und</strong> unterstützt (vgl. Zweiter Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3920, S. 11 <strong>und</strong> Dokument-<br />

Nr. 16, 177).<br />

Während <strong>de</strong>r Regierungszeit von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong> Maizière wur<strong>de</strong>n eine Reihe von Unternehmen<br />

verkauft, die bis zum März 1990 <strong>de</strong>m Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung unterstan<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt vom 31. Januar 1994 han<strong>de</strong>lte<br />

es sich dabei um folgen<strong>de</strong> Unternehmen:<br />

- Agrotek Landmaschinenersatzteile GmbH<br />

- BHT Stahlhan<strong>de</strong>l Büttental GmbH & Co. KG<br />

- CHV Christian Heinz Vertriebs GmbH<br />

- DHG West-Ost Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

- EMA Industrieanlagen Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

- Food-Tex Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

- Richard Ihle GmbH, Internationale Spedition<br />

- Melcher GmbH Industrieanlagen <strong>und</strong> Ausrüstungen<br />

- Nagematic S.A.R.L.<br />

- Pernau Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

- Plon, Jan A/S Kopenhagen<br />

- Plon, Jan Invest A/S Kopenhagen<br />

- Saxonia Maschinen Vertriebs GmbH<br />

- Hugo Schmitz GmbH<br />

- Hugo Schmitz GmbH & Co. KG<br />

- Stahlhan<strong>de</strong>l Hüttental<br />

- Standseilbahn Sunegga S.A.<br />

- TRANS-VER-SERVICE Transport-Vertretungs-Service<br />

GmbH<br />

- Transpack Transporthilfs- <strong>und</strong> Packmittel Vertriebs<br />

GmbH<br />

- Walbouw Haerlem B.V.<br />

- Wittenbecher & Co. Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Ber<br />

lin.<br />

cc) Unternehmensveräußerungen durch die Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH<br />

Nach Feststellung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

kam es im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>s<br />

außerhalb <strong>de</strong>r DDR befindlichen Vermögens <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung häufig dazu, daß<br />

Geschäftsführer als Erwerber von Gesellschaftsanteilen<br />

an Unternehmen in Erscheinung traten, in <strong>de</strong>nen


sie selbst tätig waren. Vorgänge dieser A rt wur<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Diskussion als „management buy<br />

out" bezeichnet.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Die dabei möglichen Interessenkollisionen wur<strong>de</strong>n<br />

beson<strong>de</strong>rs im Fall von Waltraud Tisowski <strong>de</strong>utlich:<br />

Vor ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin bei <strong>de</strong>r Effect<br />

Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH stand die<br />

ehemalige Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung „Firmen" <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung in engen persönlichen<br />

<strong>und</strong> geschäftlichen Beziehungen zu <strong>de</strong>n Geschäftsführern<br />

<strong>de</strong>r zu dieser Abteilung gehören<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen. Diese Geschäftsführer traten nach <strong>de</strong>r<br />

Gründung <strong>de</strong>r Effect teilweise als Käufer <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

in Erscheinung, in <strong>de</strong>nen sie früher beschäf- -<br />

tigt waren.<br />

Da Waltraud Lisowski weitgehend unkontrollie rt<br />

<strong>und</strong> nach eigenem Ermessen für die Effect Unternehmen<br />

verkaufen konnte, lag für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

die Vermutung nahe, daß sie <strong>de</strong>n<br />

ehemaligen Geschäftsführern <strong>und</strong> neuen Eigentümern<br />

bei <strong>de</strong>r Preisgestaltung entgegenkam <strong>und</strong><br />

die Unternehmen unter ihrem tatsächlichen Wert<br />

veräußert wur<strong>de</strong>n.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> hatte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

Veranlassung, insbeson<strong>de</strong>re jene Firmenverkäufe<br />

zu untersuchen, die in <strong>de</strong>m Zeitraum erfolgten,<br />

in <strong>de</strong>m Waltraud Lisowski alleinige Geschäftsführerin<br />

<strong>de</strong>r Effect war, also nach Juni 1990.<br />

Anhand <strong>de</strong>r ihm vorliegen<strong>de</strong>n Akten konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>r Geschehnisse<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Veräußerung von Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in<br />

einigen Fällen <strong>de</strong>tailliert nachvollziehen. Dagegen<br />

fehlte eine Vielzahl von Bilanzen nebst Gewinn- <strong>und</strong><br />

Verlustrechnungen <strong>de</strong>r zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gehören<strong>de</strong>n ausländischen Unternehmensbeteiligungen.<br />

Auch hinsichtlich einer Reihe<br />

von Einzelheiten über die Rolle, die Waltraud Lisowski<br />

als alleinige Geschäftsführerin <strong>de</strong>r Effect bei <strong>de</strong>r<br />

Veräußerung ehemaliger Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung tatsächlich spielte, besteht<br />

weiterer Aufklärungsbedarf.<br />

An <strong>de</strong>n nachfolgend dargelegten Beispielen konnte<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß gleichwohl aufzeigen,<br />

wie es zur Übernahme von Unternehmen durch <strong>de</strong>ren<br />

ehemalige Geschäftsführer zu beson<strong>de</strong>rs günstigen<br />

Preisen gekommen ist:<br />

Wittenbecher & Co. Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Berlin<br />

Das im Jahre 1974 gegrün<strong>de</strong>te Unternehmen führte<br />

Han<strong>de</strong>lsgeschäfte mit Maschinenbauerzeugnissen<br />

<strong>und</strong> pharmazeutischen Produkten durch. Darüber<br />

hinaus war das Unternehmen auch als Han<strong>de</strong>lsvertretung<br />

auf diesem Sektor tätig. Die Wittenbecher & Co.<br />

HGmbH, Berlin, gehörte zu <strong>de</strong>n „Parteifirmen", die<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung von Waltraud<br />

Lisowski sowie zusätzlich von <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED gesteuert wur<strong>de</strong>n. Sie zählte<br />

auch zu <strong>de</strong>n „kommunistischen Wirtschaftsunternehmen"<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, die nach<br />

Erkenntnissen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamts für Verfassungs-<br />

Drucksache 12/7600<br />

schutz im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r<br />

DKP eine Rolle spielten.<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>s Unternehmens waren unter an<strong>de</strong>rem<br />

Dr. Wilhelm Schwettmann <strong>und</strong> Walter Welker.<br />

Zumin<strong>de</strong>st von Dr. Wilhelm Schwettmann wur<strong>de</strong> bekannt,<br />

daß er jahrelang aus Anlaß von Geschäftsführertagungen<br />

<strong>de</strong>r sog. kommunistischen Wirtschaftsunternehmen<br />

in <strong>de</strong>r DDR als Kurier tätig war, um größere<br />

DM-Beträge zur Unterstützung <strong>de</strong>r DKP ins B<strong>und</strong>esgebiet<br />

zu verbringen. Bert Günzburger <strong>und</strong> Hans-<br />

Georg Just waren als Prokuristen in <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

tätig.<br />

Das Stammkapital <strong>de</strong>r Wittenbecher & Co. Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH hielt die Anstalt Befimo, Liechtenstein,<br />

zu 100 % in Höhe von drei Mio. DM. In einer<br />

von <strong>de</strong>r Effect am 31. Oktober 1990 veranlaßten Eröffnungsbilanz<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens zum 1. Januar 1990<br />

war diese Beteiligung mit einem Betrag von 9.080.475<br />

DM ausgewiesen (Dokument-Nr. 765).<br />

Im Frühjahr 1990 wur<strong>de</strong> entschie<strong>de</strong>n, daß Dr. Wilhelm<br />

Schwettmann, seine Ehefrau, Walter Welker, Be rt<br />

Günzburger <strong>und</strong> Hans-Georg Just neue Eigentümer<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens wer<strong>de</strong>n sollten. Wer diese Entscheidung<br />

getroffen hat <strong>und</strong> was <strong>de</strong>r Anlaß dazu war,<br />

konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß aus <strong>de</strong>n ihm vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Dokumenten nicht nachvollziehen. Ihm lag<br />

jedoch ein notarieller Vertrag vom 25. Mai 1990 vor,<br />

<strong>de</strong>mzufolge die Anstalt Befimo fünf Geschäftsanteile<br />

<strong>de</strong>s gesamten Stammkapitals <strong>de</strong>r Gesellschaft im<br />

Nennwert von insgesamt drei Mio. DM veräußerte<br />

(Dokument-Nr. 766).<br />

Der Vertrag wur<strong>de</strong> von Rechtsanwalt Frank Rodloff<br />

beurk<strong>und</strong>et, <strong>de</strong>r amtlich bestellter Vertreter <strong>de</strong>s Notars<br />

im Bezirk <strong>de</strong>s Kammergerichts Berlin, Dr. Bernhard<br />

Murawo, Kurfürstendamm 52, 1000 Berlin 15,<br />

war. Gemäß § 1 (1) <strong>de</strong>s Vertrags erfolgte die Veräußerung<br />

<strong>de</strong>s Stammkapitals <strong>de</strong>r Gesellschaft in Höhe von<br />

drei Mio. DM wie folgt:<br />

- 100.000 DM nominal für 100.000 DM an Renate<br />

Schwettmann<br />

- 1.100.000 DM nominal für 1.100.000 DM an Dr. Wilhelm<br />

Schwettmann<br />

- 850.000 DM nominal für 850.000 DM an Walter Welker<br />

- 550.000 DM nominal für 550.000 DM an Bert Günz<br />

burger<br />

- 400.000 DM nominal für 400.000 DM an Hans-Georg<br />

Just, <strong>de</strong>r sich bei <strong>de</strong>r Vertragsschließung durch<br />

seine Ehefrau Bärbel Just vertreten ließ.<br />

Gemäß § 3 <strong>de</strong>s notariellen Vertrages wur<strong>de</strong> durch die<br />

Anstalt Befimo neben <strong>de</strong>n Teilgeschäftsanteilen im<br />

Nominalbetrag von insgesamt drei Mio. DM zusätzlich<br />

noch das Recht auf Bezug <strong>de</strong>s seit <strong>de</strong>m 1. Januar<br />

1990 erwirtschafteten Gewinnes mit abgetreten.<br />

Gemäß § 4 <strong>de</strong>s Vertrags sollte sich <strong>de</strong>r Kaufpreis für<br />

die Erwerber für <strong>de</strong>n Fall, daß die Wittenbecher & Co.<br />

HGmbH, Berlin, in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren Gewinne<br />

erwirtschaftet, wie folgt erhöhen:


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

- um 40 % <strong>de</strong>s Jahresüberschusses <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

für das Jahr 1990<br />

- um 20 % <strong>de</strong>s Jahresüberschusses <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

für das Jahr 1991<br />

- um 10 % <strong>de</strong>s Jahresüberschusses <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

für das Jahr 1992.<br />

Infolge dieser Klausel erhöhte sich <strong>de</strong>r Kaufpreis um<br />

1,867 Mio. DM auf insgesamt 4,867 Mio. DM.<br />

Anhaltspunkte über <strong>de</strong>n tatsächlichen Wert <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

in einer Größenordnung von über neun Mio.<br />

DM ergaben sich nicht nur aus <strong>de</strong>r Eröffnungsbilanz <strong>de</strong>r<br />

Effect zum 1. Januar 1990, son<strong>de</strong>rn auch aus einer Über-<br />

-<br />

sicht über die Entwicklung <strong>de</strong>r Beteiligung <strong>de</strong>r Anstalt<br />

Befimo an <strong>de</strong>r Wittenbecher & Co. HGmbH per 31. Dezember<br />

1989/1. Januar 1990 (Dokument-Nr. 767).<br />

Nach dieser Übersicht war es zwischen 1983 <strong>und</strong> 1989<br />

zu einer Veräußerung von Geschäftsanteilen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Wittenbecher durch die Gesellschafter<br />

Walter Welker <strong>und</strong> Dr. Wilhelm Schwettmann an die<br />

Anstalt Befimo gekommen.<br />

Welker veräußerte<br />

- am 19. Dezember 1983 Geschäftsanteile in Höhe<br />

von nominal 150.050 DM für 450.000 DM<br />

- am 21. Dezember 1987 Geschäftsanteile in Höhe<br />

von 300.000 DM nominal für 1.056.000 DM <strong>und</strong><br />

- am 15. Dezember 1988 Geschäftsanteile in Höhe<br />

von 412.450 DM nominal für 2.268.475 DM an die<br />

Anstalt Befimo.<br />

Welker erzielte bei <strong>de</strong>r Veräußerung von Geschäftsanteilen<br />

in Höhe von nominal 862.500 DM einen Gesamterlös<br />

von 3.774.475 DM.<br />

Dr. Schwettmann veräußerte<br />

- am 19. Dezember 1983 Geschäftsanteile in Höhe<br />

von 150.050 DM nominal für 450.000 DM<br />

- am 21. Dezember 1987 Geschäftsanteile in Höhe<br />

von 300.000 DM nominal für 1.056.000 DM <strong>und</strong><br />

- am 24. Juli 1989 Geschäftsanteile in Höhe von<br />

412.450 DM nominal für 2.300.000 DM an die Anstalt<br />

Befimo.<br />

Dr. Schwettmann erzielte bei <strong>de</strong>r Veräußerung von<br />

Geschäftsanteilen in Höhe von 862.500 DM nominal<br />

einen Erlös von 3.806.000 DM.<br />

Aus <strong>de</strong>r zuletzt am 24. Juli 1989 erfolgten Veräußerung<br />

ergibt sich, daß die Anstalt Befimo im Juli 1989<br />

bereit war, für Geschäftsanteile <strong>de</strong>s Unternehmens einen<br />

Preis zu zahlen, <strong>de</strong>r in etwa <strong>de</strong>m 5 1/2fachen Nominalwert<br />

<strong>de</strong>s Anteils entsprach. Auf das gesamte<br />

Stammkapital in Höhe von drei Mio. DM bezogen,<br />

hätte <strong>de</strong>mnach <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Unternehmens tatsächlich<br />

ca. 16,5 Mio. DM betragen.<br />

Die Festsetzung <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s Preises zum Verkauf<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens an die ehemaligen leiten<strong>de</strong>n Mitarbeiter<br />

in Höhe von drei Mio. DM, d.h. nur zu einem<br />

Bruchteil <strong>de</strong>s tatsächlichen Unternehmenswertes, erfolgte<br />

unter Hinzuziehung eines Bewertungsgutachtens<br />

<strong>de</strong>r Rechtsanwälte Murawo, Häusler <strong>und</strong> Pa rt<br />

-ner, Berlin (West). Auffallend war, daß das Gutachten<br />

unterschrieben wur<strong>de</strong> von Rechtsanwalt Rodloff, <strong>de</strong>r<br />

anschließend <strong>de</strong>n Kaufvertrag als Notar beurk<strong>und</strong>ete<br />

(Dokument-Nr. 768). Auftraggeber <strong>de</strong>s Gutachtens<br />

war Bert Günzburger, <strong>de</strong>r im Namen <strong>de</strong>r Anstalt Befimo<br />

um eine Bewertung <strong>de</strong>s Unternehmens gebeten<br />

hatte.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd für das Vorgehen bei <strong>de</strong>r Veräußerung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens war die Frage, nach welcher Metho<strong>de</strong><br />

sein Wert ermittelt wur<strong>de</strong>. Die Höhe <strong>de</strong>s für <strong>de</strong>n<br />

Kauf zu zahlen<strong>de</strong>n Betrags hing davon ab, ob das Unternehmen<br />

auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s Liquidationswerts, <strong>de</strong>s<br />

Ertragswertes o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Substanzwerts beurteilt wur<strong>de</strong>.<br />

Die Wahl <strong>de</strong>r jeweiligen Beurteilungsvariante<br />

mußte sich allerdings daran orientieren, was aus <strong>de</strong>m<br />

Unternehmen wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Während die Anwendung <strong>de</strong>r Ertrags- <strong>und</strong> Substanzwertmetho<strong>de</strong><br />

eine Fortsetzung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

voraussetzt, geht die Liquidationswertmetho<strong>de</strong> davon<br />

aus, daß das Unternehmen durch Veräußerung <strong>de</strong>s<br />

gesamten Betriebsvermögens aufgelöst wird. Diese<br />

Bewertungsmetho<strong>de</strong> stellt die für <strong>de</strong>n Verkäufer ungünstigste<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Käufer günstigste Variante für<br />

die Festlegung <strong>de</strong>s Unternehmenswertes dar. Das ist<br />

darauf zurückzuführen, daß sich regelmäßig ein höherer<br />

Kaufpreis ergibt, wenn ein Unternehmen en<br />

bloc veräußert wird. Bei einer Veräußerung von einzelnen<br />

Unternehmensteilen, wie es bei einer Liquidation<br />

<strong>de</strong>r Fall ist, ist <strong>de</strong>r Verkaufserlös in <strong>de</strong>r Regel geringer.<br />

Der Liquidationswert <strong>de</strong>s Unternehmens errechnet<br />

sich aus <strong>de</strong>m Betrag, <strong>de</strong>r sich nach Abzug <strong>de</strong>r<br />

Verbindlichkeiten aus <strong>de</strong>r Differenz zwischen <strong>de</strong>m<br />

Veräußerungserlös <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Liquidationskosten ergibt.<br />

Rechtsanwalt Rodloff entschied sich dafür, das Unternehmen<br />

auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s Liquidationswerts zu bewerten.<br />

Das be<strong>de</strong>utete eine Bewe rtung auf <strong>de</strong>r geringsten<br />

Höhe. Die Anwendung dieser Bewertungsmetho<strong>de</strong><br />

begrün<strong>de</strong>te Rechtsanwalt Rodloff mit <strong>de</strong>m Argument,<br />

angesichts <strong>de</strong>r politischen Entwicklung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r damit<br />

verb<strong>und</strong>enen ökonomischen Konsequenzen sei es völlig<br />

ungewiß, ob es <strong>de</strong>m Unternehmen gelingen wer<strong>de</strong>,<br />

eine neue wirtschaftliche Funktion zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Beweiserhebung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

wur<strong>de</strong>n im Zusammenang mit <strong>de</strong>r Begründung<br />

für diese Bewertungsmetho<strong>de</strong> allerdings Zweifel<br />

<strong>de</strong>utlich, weil eine Fortführung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

gera<strong>de</strong> nicht ausgeschlossen war, so wie es diese<br />

Theorie vorausgesetzt hätte. Aus § 4 <strong>de</strong>s notariellen<br />

Vertrags ergab sich nämlich, daß zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />

Veräußerung <strong>de</strong>s Unternehmens <strong>de</strong>ssen Liquidation<br />

noch nicht feststand. In dieser Vertragsklausel wur<strong>de</strong><br />

für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Fortführung <strong>de</strong>s Unternehmens je<strong>de</strong>nfalls<br />

eine Anpassung <strong>de</strong>s Kaufpreises vereinbart.<br />

Tatsächlich kam es dann nach <strong>de</strong>m Verkauf an die<br />

neuen Eigentümer, die ehemaligen leiten<strong>de</strong>n Mitarbeiter,<br />

auch nicht zu einer Liquidation <strong>de</strong>r Wittenbecher<br />

& Co. HGmbH, Berlin. 1990 erzielte das Unternehmen<br />

vor Abzug <strong>de</strong>r Körperschaftssteuer sogar einen<br />

Jahresüberschuß von knapp fünf Mio. DM. Auch<br />

nach Steuern verblieb immerhin noch ein Bilanzgewinn<br />

von knapp 2,5 Mio. DM.<br />

Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r von ihm gewählten Liquidati<br />

onswertmetho<strong>de</strong> kam Rechtsanwalt Rodloff zu <strong>de</strong>m


Ergebnis, daß das Unternehmen im Mai 1990 einen<br />

Wert von 2,5 Mio. DM hatte. Dieser Betrag lag um ca.<br />

50% unter <strong>de</strong>m Betrag, <strong>de</strong>n das Unternehmen 1990<br />

erwirtschaftete <strong>und</strong> betrug nur ca. 15% <strong>de</strong>s Werts, <strong>de</strong>r<br />

noch im Juli 1989 - noch zur Zeit, als <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung existierte, - für das Unternehmen<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt wur<strong>de</strong>. Die Ermittlung <strong>de</strong>s<br />

Betrags in Höhe von 2,5 Mio. DM wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Weise<br />

vorgenommen, daß das Vermögen <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

<strong>de</strong>n Kosten <strong>de</strong>r Liquidation gegenübergestellt wur<strong>de</strong>.<br />

Die Berechnung ließ nicht erkennen, aufgr<strong>und</strong> welcher<br />

Bewertungsunterlagen, wie z. B. Wirtschaftsprüfungsgutachten<br />

o.ä., sie vorgenommen wur<strong>de</strong>.<br />

Die Wertfestsetzung erfolgte mit <strong>de</strong>r Einschränkung,<br />

daß aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r noch nicht bezifferbaren Risiken ein<br />

erheblicher Abschlag von diesem ermittelten Liquidationswert<br />

gerechtfertigt sei.<br />

Rechnungsposten in <strong>de</strong>r Berechnung selbst <strong>de</strong>ckten<br />

sich nicht mit Angaben in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zur Verfügung gestellten Dokumenten. In<br />

<strong>de</strong>r Berechnung wur<strong>de</strong>n Rücklagen <strong>und</strong> stille Reserven<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens mit einem Betrag von vier<br />

Mio. DM beziffert. Diese Bewertung war nicht i<strong>de</strong>ntisch<br />

mit <strong>de</strong>n Angaben <strong>de</strong>r Anstalt Befimo. In einem<br />

Schreiben an die Wittenbecher & Co. HGmbH, Berlin,<br />

vorn 15. Mai 1990 wird die Höhe <strong>de</strong>r Rücklagen <strong>und</strong><br />

stillen Reserven mit min<strong>de</strong>stens 6,5 Mio. DM beziffert<br />

(Dokument-Nr. 769).<br />

Das Gutachten unterstellte bei <strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>s Liquidationswerts<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens, daß es seine Tätigkeit<br />

einstellen wür<strong>de</strong>. Für diesen Fall - so das Gutachten<br />

- wäre ein Sozialplan erfor<strong>de</strong>rlich, <strong>de</strong>ssen Kosten<br />

mit drei Mio. DM angesetzt waren <strong>und</strong> sich in <strong>de</strong>r<br />

Berechnung <strong>de</strong>s Wertes als Min<strong>de</strong>rung auswirkten<br />

(Dokument-Nr. 768).<br />

Dieser Abzugsposten hätte jedoch nur dann zum Tragen<br />

kommen können, wenn es tatsächlich zu einem<br />

Sozialplan gekommen wäre. Dieser Vorgang konnte<br />

vom Untersuchungsausschuß nicht aufgeklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Es ist für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß nicht nachvollziehbar,<br />

warum die Parteien für <strong>de</strong>n Fall, daß keine<br />

Sozialplankosten anfallen, in <strong>de</strong>n Vertrag keine Regelung<br />

aufgenommen haben, daß <strong>de</strong>r Kaufpreis sich um<br />

diese Kosten erhöht.<br />

Dem Untersuchungsausschuß lagen keine Informationen<br />

vor, in welcher Weise die Treuhandanstalt reagierte,<br />

als sie von <strong>de</strong>r Veräußerung <strong>de</strong>r Wittenbecher<br />

& Co. HGmbH, Berlin, erheblich unter Wert an frühere<br />

leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter erfuhr. In ihrem <strong>Bericht</strong> an <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsausschuß vom 11. Februar 1994 ging<br />

sie von einem „innerhalb eines Jahres kaum nachvollziehbaren"<br />

Wertverfall aus, sah jedoch keine Möglichkeit,<br />

eine Preisnachbesserung zu erreichen.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat jedoch festgestellt,<br />

daß <strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>r Effect, Dr. Heintzenberg,<br />

<strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Direktorats Son<strong>de</strong>rvermögen <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt, Dr. Strecker, am 27. Februar 1991<br />

Unterlagen zum Verkauf <strong>de</strong>s Unternehmens zur Verfügung<br />

stellte <strong>und</strong> damit auch über das fragliche Gutachten<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens vom 11. Mai 1990 <strong>und</strong> das<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Schreiben <strong>de</strong>r Anstalt Befimo vom 15. Mai 1990 zu<br />

<strong>de</strong>m Gutachten unterrichtete (Dokument-Nr. 770).<br />

Anhand dieser Unterlagen hätte nach Auffassung <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschusses die Diskrepanz zwischen<br />

<strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>r Rücklagen <strong>und</strong> durch das Gutachten<br />

sowie <strong>de</strong>r Stellungnahme <strong>de</strong>r Befimo dazu erkannt<br />

wer<strong>de</strong>n müssen. Dem Leiter <strong>de</strong>s Direktorats<br />

Son<strong>de</strong>rvermögen <strong>de</strong>r Treuhandanstalt wur<strong>de</strong> zu diesem<br />

Zeitpunkt allerdings nicht mitgeteilt, zu welchen<br />

Bedingungen die Geschäftsanteile <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

durch Dr. Schwettmann noch im Juli 1989 veräußert<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß nicht aufgeklärt<br />

wer<strong>de</strong>n konnte im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Veräußerung<br />

<strong>de</strong>r Wittenbecher & Co. HGmbH, Berlin, an ehemalige<br />

leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter, welche Unterlagen bei<br />

<strong>de</strong>r Erarbeitung <strong>de</strong>s Gutachtens durch Rechtsanwalt<br />

Rodloff berücksichtigt wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> welche rechtlichen<br />

Überlegungen die Treuhandanstalt vornahm,<br />

um eine Korrektur bzw. Anfechtung <strong>und</strong> Rückabwicklung<br />

<strong>de</strong>s unter <strong>de</strong>r Verantwortung von Waltraud<br />

Lisowski zustan<strong>de</strong>gekommenen Kaufvertrages zu erreichen.<br />

Für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß steht hingegen fest,<br />

daß Rechtsanwalt Rodloff bei <strong>de</strong>r Veräußerung dieser<br />

Gesellschaft eine <strong>und</strong>urchsichtige <strong>und</strong> dubiose, mit<br />

<strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>sätzen anwaltlichen <strong>und</strong> notariellen Stan<strong>de</strong>srechts<br />

kaum zu vereinbaren<strong>de</strong> Rolle gespielt hat.<br />

Firma Richard Ihle GmbH Internationale Spedition,<br />

Hamburg<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß ähnlich<br />

wie bei <strong>de</strong>r Wittenbecher & Co. HGmbH, Berlin,<br />

auch bei <strong>de</strong>r ebenfalls zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gehören<strong>de</strong>n Richard Ihle GmbH Internationale<br />

Spedition, Hamburg, ein ehemaliger leiten<strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter beim Kauf von Geschäftsanteilen bevorzugt<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Die Richard Ihle GmbH Internationale Spedition,<br />

Hamburg, wur<strong>de</strong> 1972 gegrün<strong>de</strong>t <strong>und</strong> führte Speditionsgeschäfte<br />

überwiegend in Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>m DDR-Speditionsunternehmen Deutrans durch.<br />

Die Richard Ihle GmbH Internationale Spedition,<br />

Hamburg, ging aus einem Unternehmen he rvor, das<br />

seit 1950 im Besitz von Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r KPD war. 1972<br />

wur<strong>de</strong> die Spedition als erstes Unternehmen auf Betreiben<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED von einer<br />

Personen- in eine Kapitalgesellschaft umgewan<strong>de</strong>lt.<br />

Wie die Wittenbecher & Co. HGmbH, Berlin wur<strong>de</strong><br />

auch die Richard Ihle GmbH von <strong>de</strong>r Abteilung „Firmen"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung sowie<br />

von <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED gesteuert<br />

<strong>und</strong> vom B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

<strong>de</strong>n „kommunistischen Wirtschaftsunternehmen" in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zugerechnet, die an<br />

<strong>de</strong>r finanziellen Unterstützung <strong>de</strong>r DKP beteiligt waren.<br />

Zu <strong>de</strong>n langjährigen Mitarbeitern <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

gehörte Peter Meier; er war von 1974 bis 1981 Prokurist,<br />

danach Geschäftsführer.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Am 3. Juli 1990 veräußerte die in Liechtenstein ansässige,<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong><br />

Anstalt Unisped, seit 1987 alleinige Eigentümerin<br />

<strong>de</strong>s Stammkapitals <strong>de</strong>r Richard Ihle GmbH in Höhe<br />

von 3,5 Mio. DM, 55% <strong>de</strong>s Stammkapitals an Peter<br />

Meier (Dokument-Nr. 771).<br />

Peter Meier vertrat bei diesem Geschäft nicht nur <strong>de</strong>n<br />

Käufer, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n Verkäufer, die Anstalt Unisped.<br />

Die Vollmacht dazu bekam er auf Initiative von<br />

Waltraud Lisowski.<br />

In einem von Waltraud Lisowski mit <strong>de</strong>m Kennwort<br />

„ 12034 Metropol" unterzeichneten Schreiben beauftragte<br />

sie Max Moser von <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten<br />

Zürich, eine auf Peter Meier lauten<strong>de</strong> Vollmacht<br />

an die Anstalt Unisped zu übersen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren<br />

Unterzeichnung zu veranlassen (Dokument-Nr.<br />

772-773).<br />

Dem Kaufvertrag zufolge erwarb Peter Meier, bis dahin<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Richard Ihle GmbH, Geschäftsanteile<br />

in Höhe von 1,925 Mio. DM, d.h. 55%<br />

<strong>de</strong>s Stammkapitals. Die restlichen Anteile von zusammen<br />

45% <strong>de</strong>s Stammkapitals <strong>und</strong> Geschäftsanteile in<br />

Höhe von 1,675 Mio. DM erwarben die K.W. Bohlmann<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH sowie die Kohle-<br />

Energie-Han<strong>de</strong>lsgesellschaft. Als Kaufpreis wur<strong>de</strong><br />

für sämtliche Geschäftsanteile ein Betrag von 1,5 Mio.<br />

DM vereinbart, von <strong>de</strong>m auf Peter Meier 825.000 DM<br />

entfielen.<br />

Darüber hinaus übernahmen die Erwerber <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

eine monatliche Leibrentenverpflichtung<br />

zugunsten <strong>de</strong>s früheren Geschäftsführers, Karl Neinsohn<br />

<strong>und</strong> seiner Ehefrau in Höhe von 14.374,45 DM.<br />

In <strong>de</strong>m Kaufvertrag vereinbarten die Parteien, daß die<br />

bis zum 31. Dezember 1988 gebil<strong>de</strong>ten Gewinnrücklagen<br />

<strong>de</strong>r Richard Ihle GmbH <strong>de</strong>r Anstalt Unisped zustehen<br />

sollten. Weiter sollte <strong>de</strong>r Anstalt Unisped am<br />

Gewinn <strong>de</strong>s Wirtschaftsjahrs 1989 ein Betrag von einer<br />

Mio. DM zustehen, <strong>de</strong>r vorab zur Ausschüttung<br />

gelangen sollte. Ein über diesen Betrag hinausgehen<strong>de</strong>s<br />

Gewinnbezugsrecht sollte <strong>de</strong>n Erwerbern im Verhältnis<br />

ihrer erworbenen Anteile zustehen. Aus <strong>de</strong>r<br />

Bilanz <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gewinn- <strong>und</strong> Verlustrechnung für das<br />

Geschäftsjahr 1990 ergab sich, daß die Richard Ihle<br />

GmbH im Vorjahr 1989 einen Bilanzgewinn in Höhe<br />

von 6.281.000 DM erzielte (Dokument-Nr. 774).<br />

Daß <strong>de</strong>r im Kaufvertrag vereinbarte Kaufpreis in Höhe<br />

von 1,5 Mio. DM weit unter <strong>de</strong>m tatsächlichen<br />

Wert <strong>de</strong>s Unternehmens lag, ergab sich aus verschie<strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Dokumenten.<br />

Zum Unternehmenswert lag <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ein handschriftliches Gutachten vom November<br />

1989 vor, <strong>de</strong>ssen Verfasser nicht bekannt ist (Dokument-Nr.<br />

775).<br />

Dieses Gutachten entstand nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s langjährigen<br />

Geschäftsführers <strong>de</strong>s Unternehmens, Uwe<br />

Harms, im Frühjahr 1987 im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m<br />

Verlangen von <strong>de</strong>ssen Ehefrau, Gisela Harms, auf<br />

Nachbesserung <strong>de</strong>s Kaufpreises, <strong>de</strong>n die Anstalt Unisped<br />

für <strong>de</strong>n Erwerb <strong>de</strong>r auf Gisela Harms übergegangenen<br />

Anteile ihres verstorbenen Ehemanns an<br />

<strong>de</strong>r Richard Ihle GmbH zahlte.<br />

In diesem Zusammenhang vertrat Waltraud Lisowski,<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung für die<br />

Steuerung <strong>de</strong>r Geschäfte <strong>de</strong>s Unternehmens zuständig,<br />

im Herbst 1989 gegenüber Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>de</strong>n Standpunkt, daß unter Berücksichtigung<br />

steuerlicher Gesichtspunkte ein Kaufpreis von 1,5<br />

Mio. DM für <strong>de</strong>n Geschäftsanteil angemessen sei.<br />

Waltraud Lisowski bezog sich bei ihrer Einschätzung<br />

auf ein handschriftliches nicht unterzeichnetes Gutachten.<br />

Unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Ertragszahlen für<br />

die Geschäftsjahre 1984 bis 1986 kam <strong>de</strong>r unbekannte<br />

Verfasser darin zu <strong>de</strong>m Ergebnis, daß die Richard Ihle<br />

GmbH einen Wert von ca. 34,6 Mio. DM hat.<br />

Im Ergebnis dieser Begutachtung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kaufpreis,<br />

<strong>de</strong>n Gisela Harms erhielt, entsprechend nachgebessert.<br />

Im Frühjahr 1990, wenige Tage nach <strong>de</strong>m Beschluß<br />

<strong>de</strong>s DDR-Ministerrats zur Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung als Staatsorgan, wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>r Richard Ihle GmbH nur noch zu einem<br />

Bruchteil <strong>de</strong>ssen angegeben, was Waltraud Lisowski<br />

im Jahr davor festgestellt hatte. Anlaß dazu war ein<br />

Angebot mehrerer Kaufinteressenten zur Übernahme<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens. Unter ihnen befand sich neben<br />

Peter Meier <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kohle-Energie-Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

auch die Moksel Verwaltungsgesellschaft. Der<br />

Kaufpreis sollte jetzt 3,5 Mio. DM betragen. In einem<br />

Entwurf zu diesem Vertrag war vorgesehen, daß Peter<br />

Meier für einen Anteil von 24,9% <strong>de</strong>s Stammkapitals<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens einen Betrag von 871.500 DM zahlen<br />

sollte (Dokument-Nr. 776).<br />

Der Vertrag kam allerdings auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />

nicht zustan<strong>de</strong>. Der Untersuchungsausschuß konnte<br />

nicht klären, welche Grün<strong>de</strong> dafür ausschlaggebend<br />

waren.<br />

In <strong>de</strong>m am 3. Juli 1990 tatsächlich abgeschlossenen<br />

Vertrag erwarb Peter Meier für einen Betrag von<br />

825.000 DM die Mehrheit <strong>de</strong>s Stammkapitals in Höhe<br />

von 55%. Der Untersuchungsausschuß konnte nicht<br />

klären, auf welche Weise Peter Meier <strong>de</strong>n Betrag in<br />

Höhe von 825.000 DM aufbrachte.<br />

Die Dokumente, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zur<br />

Beweiserhebung vorlagen, ergaben selbst bei Zugr<strong>und</strong>elegung<br />

<strong>de</strong>s Liquidationswerts <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Bilanzunterlagen für die Geschäftsjahre<br />

1989/90 einen Wert von ca. 7,1 Mio. DM.<br />

Am 24. Juni 1991 beschlossen die Gesellschafter <strong>de</strong>r<br />

Richard Ihle GmbH die Liquidation <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

(Dokument-Nr. 777). In diesem Zusammenhang<br />

kam es zu einer Rückübertragung <strong>de</strong>s Gesellschafteranteils<br />

<strong>de</strong>r Kohle-Energie-Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

auf die Anstalt Unisped <strong>und</strong> damit auf die Treuhandanstalt,<br />

da die Kohle-Energie-Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

nicht in <strong>de</strong>r Lage war, <strong>de</strong>n Kaufpreis aus <strong>de</strong>m Erwerb<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens zu zahlen.<br />

Angesichts <strong>de</strong>s in mehreren Gutachten ermittelten<br />

Werts <strong>de</strong>r Richard Ihle GmbH zwischen min<strong>de</strong>stens<br />

sieben Mio. DM <strong>und</strong> maximal 35 Mio. DM kam <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß zu <strong>de</strong>r Vermutung, daß bei<br />

<strong>de</strong>r Liquidation <strong>de</strong>s Unternehmens im Jahr 1991 <strong>de</strong>r<br />

frühere Geschäftsführer <strong>und</strong> spätere Mehrheitseigner,<br />

Peter Meier, einen Gewinn machte, <strong>de</strong>r ein vielfa-


ches <strong>de</strong>s Betrags betrug, <strong>de</strong>n er selbst für <strong>de</strong>n Erwerb<br />

seiner Unternehmensanteile zahlte.<br />

Wie hoch <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n zum Nachteil <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland durch diese Manipulationen war,<br />

konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht klären.<br />

Die Treuhandanstalt äußerte sich in ihrem <strong>Bericht</strong> an<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß vom 11. Februar 1994<br />

dazu nicht. Sie vertrat allerdings die Auffassung, daß<br />

bereits bei <strong>de</strong>r Veräußerung <strong>de</strong>s Unternehmens im<br />

Jahr 1990 ein erheblich zu niedriger Betrag, nämlich<br />

1,5 Mio. DM anstelle von fünf Mio. DM, angesetzt<br />

wor<strong>de</strong>n war.<br />

Zu <strong>de</strong>n in diesem Zusammenhang <strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>nen<br />

Schwierigkeiten erklärte die Treuhandanstalt, es<br />

sei ihr nicht gelungen, „<strong>de</strong>n gerichtlich anzuerkennen<strong>de</strong>n<br />

Beweis zu erbringen, daß die Vertragsparteien<br />

... bewußt zum Nachteil <strong>de</strong>r Anstalt Unisped gehan<strong>de</strong>lt<br />

haben" .<br />

Verkauf <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG<br />

Am 13. November 1990 verkaufte die Staatsbank Berlin<br />

ihre 64prozentige Beteiligung an <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank AG (DHB) mit Zustimmung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums<br />

<strong>de</strong>r Finanzen an die Bank für Gemeinwirtschaft<br />

(BfG) AG. Der Kaufpreis betrug<br />

225,28 Mio. DM. Kurze Zeit später erhöhte die BfG ihren<br />

Anteil um fünf Prozent.<br />

In <strong>de</strong>r Öffentlichkeit wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorwurf laut, die<br />

Treuhandanstalt habe die Bewertung <strong>de</strong>r DHB bei <strong>de</strong>ren<br />

Verkauf zum Scha<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland zu niedrig angesetzt. Dies betreffe insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Anteile, die die DHB an Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s früheren Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

mittelbar o<strong>de</strong>r unmittelbar halte.<br />

Dr. Joachim Grünewald, Parlamentarischer Staatssekretär<br />

beim B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen, hat dazu<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß festgestellt, daß<br />

als Gr<strong>und</strong>lage für die schwierige Kaufpreisfindung<br />

ein Gutachten <strong>de</strong>r Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Wollert & Elmendorff gedient habe. Bei<br />

<strong>de</strong>r Bewertung hätten unter an<strong>de</strong>rem Ausgleichsfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r DHB gegen Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> Ausgleichsfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Ausgleichsfonds Währungsumstellung<br />

gegen die DHB berücksichtigt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Staatssekretär Grünewald hat folgen<strong>de</strong>s weiter ausgeführt:<br />

„Die Prüfer kamen mit ihrem Gutachten zu<br />

<strong>de</strong>m Ergebnis, daß bei Berücksichtigung <strong>de</strong>r Risiken<br />

<strong>de</strong>r Nominalwert <strong>de</strong>s Kapitals <strong>de</strong>r DHB als eine angemessene<br />

Größe für die Ermittlung <strong>de</strong>s Kaufpreises <strong>de</strong>r<br />

Aktien erscheint. "<br />

Der Untersuchungausschuß hat darüber hinausgehen<strong>de</strong><br />

Ermittlungen zu diesem Vorgang nicht angestellt.<br />

b) Ermittlungen <strong>de</strong>r Unabhängigen Kommission<br />

zur Überprüfung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong><br />

Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR (UKPV)<br />

Angesichts <strong>de</strong>r über viele Jahre andauern<strong>de</strong>n Verflechtung<br />

zwischen <strong>de</strong>r SED, <strong>de</strong>n Blockparteien <strong>und</strong><br />

Massenorganisationen in <strong>de</strong>r DDR sowie <strong>de</strong>m Staat<br />

<strong>und</strong> zur Prüfung <strong>de</strong>r Frage, welches Vermögen recht-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

mäßig <strong>de</strong>n Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r<br />

DDR zustand, wur<strong>de</strong> am 31. Mai 1990 das Parteiengesetz<br />

<strong>de</strong>r DDR geän<strong>de</strong>rt <strong>und</strong> die Unabhängige Kommission<br />

zur Überprüfung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien<br />

<strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR (UKPV) gebil<strong>de</strong>t.<br />

Dem Gesetz zufolge mußte <strong>de</strong>r Ministerpräsi<strong>de</strong>nt die<br />

unabhängige Kommission einsetzen, die das Vermögen<br />

von Parteien <strong>und</strong> mit ihnen verb<strong>und</strong>enen Organisationen,<br />

juristischen Personen <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

feststellen <strong>und</strong> erfassen sollte.<br />

Zum Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kommission bestimmte Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong> Maizière am 8. Juni 1990 <strong>de</strong>n Rechtsanwalt<br />

Georg Reincke. Am 25./26. Juni 1990 wur<strong>de</strong>n<br />

die neun weiteren Mitglie<strong>de</strong>r, überwiegend Abgeordnete<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkskammer, berufen. Die konstituieren<strong>de</strong><br />

Sitzung <strong>de</strong>r Kommission fand am 27. Juni 1990<br />

statt. (vgl. Zwischenbericht <strong>de</strong>r UKPV, Stand März<br />

1991, BT-Drucksache 12/622, S. 5)<br />

Die Rechte <strong>de</strong>r Kommission waren in dieser Phase wie<br />

folgt beschrieben: „alle Parteien <strong>und</strong> sonstigen Institutionen<br />

bzw. <strong>de</strong>ren Rechtsnachfolger nach § 20 Abs.<br />

2 Parteiengesetz-DDR (PartG-DDR) (sind) verpflichtet,<br />

Rechenschaft zu legen. Sie haben<br />

- eine Vermögensübersicht nach <strong>de</strong>m Stand vom<br />

7. Oktober 1989 darzustellen,<br />

- die Entwicklung <strong>de</strong>s Vermögens seit <strong>de</strong>m 8. Mai<br />

1945 bis zum 7. Oktober 1989 darzustellen,<br />

- über die seit <strong>de</strong>m 7. Oktober 1989 erfolgten Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Vermögens zu berichten. "<br />

T- (Zwischenbericht <strong>de</strong>r UKPV, Stand März 1991, B<br />

Drucksache 12/622, S. 6)<br />

Die UKPV hatte bis November 1990 keine Haushaltsmittel<br />

für die Unterhaltung eines Sekretariats o<strong>de</strong>r für<br />

die Vergabe von Prüfaufträgen. Nach <strong>de</strong>m ersten <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>r Kommission gab es keine Koordinierung zwischen<br />

ihr, <strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt. (Vgl. Zwischenbericht <strong>de</strong>r UKPV,<br />

Stand März 1991, BT-Drucksache 12/622, S. 5 <strong>und</strong> 25)<br />

Die Treuhän<strong>de</strong>rschaft <strong>de</strong>r UKPV galt vom 1. Juni 1990<br />

(Inkrafttreten <strong>de</strong>s § 20 b PartG-DDR) bis zum Inkrafttreten<br />

<strong>de</strong>s Einigungsvertrages am 3. Oktober 1990.<br />

Seit<strong>de</strong>m übte die Treuhandanstalt im Einvernehmen<br />

mit <strong>de</strong>r UKPV die Treuhän<strong>de</strong>rschaft aus. Der Zustimmungsvorbehalt<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r UKPV (§ 20 b<br />

Abs. 1 PartG-DDR), <strong>de</strong>r zuvor bei <strong>de</strong>r treuhän<strong>de</strong>rischen<br />

Verwaltung, bei <strong>de</strong>r Rückführung <strong>de</strong>s Vermögens<br />

an die früher Berechtigten <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Freigabe<br />

<strong>de</strong>s Vermögens bestand, wur<strong>de</strong> damit be<strong>de</strong>utungslos.<br />

(Vgl. Zwischenbericht <strong>de</strong>r UKPV, Stand März 1991,<br />

BT-Drucksache 12/622). Ein großer Teil <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen<br />

<strong>und</strong> ihrer Beteiligungen war allerdings bereits<br />

im Mai 1990 verkauft wor<strong>de</strong>n, bevor die UKPV<br />

eingesetzt war.<br />

Nach § 20 a Abs. 4 PartG-DDR konnte die UKPV im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Beweisaufnahme gemäß <strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>r<br />

Strafprozeßordnung Zeugen vernehmen, Hausdurchsuchungen<br />

<strong>und</strong> sonstige Durchsuchungen sowie Beschlagnahmen<br />

vornehmen lassen.<br />

Um einen Überblick zu gewinnen, for<strong>de</strong>rte die UKPV<br />

zunächst von <strong>de</strong>n registrierten Parteien <strong>und</strong> Institu<br />

tionen in <strong>de</strong>r DDR <strong>Bericht</strong>e an. Die eingereichten Be-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

richte wur<strong>de</strong>n vom Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kommission<br />

<strong>und</strong> zwei Beratern geprüft. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n Mitarbeiter<br />

vom Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen zur Prüfung<br />

eingegangener <strong>Bericht</strong>e freigestellt. Insgesamt fielen<br />

in die Zuständigkeit <strong>de</strong>r Kommission 61 registrierte<br />

Parteien <strong>und</strong> Vereinigungen. Außer<strong>de</strong>m lagen <strong>de</strong>r<br />

Kommission Anträge zur Genehmigung von Vermögensverän<strong>de</strong>rungen<br />

aus Gemein<strong>de</strong>n, Städten, Landkreisen,<br />

Lan<strong>de</strong>sverbän<strong>de</strong>n von Parteien <strong>und</strong> Betrieben<br />

vor.<br />

Nach vier Arbeitssitzungen legte die UKPV am 20. Juli<br />

1990 Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong> Maizière einen ersten <strong>Bericht</strong><br />

vor. Dieser <strong>Bericht</strong> wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Volkskammer zugeleitet<br />

(Bt-Drucksache 12/622, S. 25f.).<br />

-<br />

Nach <strong>de</strong>n in diesem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Kommission getroffenen<br />

Feststellungen ließ vor allem die Rechnungsführung<br />

bei einigen Organisationen zu wünschen übrig.<br />

Oftmals seien Wertangaben brutto erfolgt <strong>und</strong> Vermischungen<br />

von jeweiligem Eigentum <strong>und</strong> Volkseigentum<br />

in Rechtsträgerschaft <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Vereinigungen<br />

entstan<strong>de</strong>n. Als weiteres Problem erwies sich<br />

<strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> zufolge, daß die Parteien <strong>und</strong> Vereinigungen<br />

sog. Vereinigungen organisationseigener Betriebe<br />

(VOB) verwalteten, bei <strong>de</strong>nen bereits vor Einsetzung<br />

<strong>de</strong>r Anstalt zur Verwaltung <strong>de</strong>s treuhän<strong>de</strong>rischen<br />

Volkseigentums, <strong>de</strong>m Vorläufer <strong>de</strong>r Treuhandanstalt,<br />

am 1. März 1990, Vermögensverän<strong>de</strong>rungen<br />

stattfan<strong>de</strong>n. Oftmals waren <strong>de</strong>ra rtige „Parteibetriebe"<br />

in Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewan<strong>de</strong>lt<br />

wor<strong>de</strong>n, bevor die Treuhandanstalt am 17.<br />

Juni 1990 gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Nach diesem Treuhandgesetz<br />

war über Vermögensverän<strong>de</strong>rungen bei VOB<br />

durch die Treuhandanstalt zu entschei<strong>de</strong>n.<br />

Beson<strong>de</strong>re Probleme ergaben sich bei <strong>de</strong>r Klärung <strong>de</strong>r<br />

Vermögensverhältnisse <strong>de</strong>r PDS, da noch zu Zeiten<br />

<strong>de</strong>r SED Verflechtungen zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung bestan<strong>de</strong>n. Dem <strong>Bericht</strong> zufolge erklärte<br />

die PDS öffentlich, nicht jedoch gegenüber <strong>de</strong>r<br />

UKPV, daß das von Dr. Schalck-Golodkowski verwaltete<br />

Vermögen, auch das im Ausland, kein SED- o<strong>de</strong>r<br />

PDS-Vermögen sei. Die Kommission schlug in diesem<br />

Fall eine Vereinbarung zwischen <strong>de</strong>m Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r PDS vor, in <strong>de</strong>r das Vermögen<br />

klar <strong>de</strong>r DDR zugesprochen wer<strong>de</strong>n sollte. Damit<br />

könne das Problem als abgeschlossen betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Viele neue Partei-Gruppierungen <strong>und</strong> alle sog. Massenorganisationen<br />

o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Parteien verb<strong>und</strong>ene<br />

Organisationen hätten, so <strong>de</strong>r erste <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r<br />

UKPV, bis zur Erstellung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s das Parteiengesetz<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Rechenschaftspflicht ignoriert.<br />

Deswegen regte die UKPV eine Konkretisierung <strong>de</strong>s<br />

Parteien- <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Parteienän<strong>de</strong>rungsgesetzes bzw.<br />

<strong>de</strong>n Erlaß einer Durchführungsbestimmung an. Mit<br />

Hilfe dieser Durchführungsverordnung sollten die<br />

Aufgaben klarer abgegrenzt wer<strong>de</strong>n, die jeweils die<br />

UKPV, das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen (Erfassung <strong>de</strong>s<br />

Volkseigentums <strong>und</strong> Einschränkung <strong>de</strong>r Vermögensbefugnisse<br />

<strong>de</strong>r Rechtsträger, soweit diese Parteien<br />

<strong>und</strong> Vereinigungen seien) <strong>und</strong> die Treuhandanstalt<br />

(Entflechtung von Volkseigentum <strong>und</strong> Parteieigenturn<br />

durch eine beson<strong>de</strong>re Abteilung <strong>de</strong>r Treuhandanstalt)<br />

zu erfüllen hätten. Konkreter Anlaß für die<br />

Aufstellung dieser For<strong>de</strong>rungen war die Umwand-<br />

lung <strong>de</strong>s VOB F<strong>und</strong>ament <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ferienheime <strong>de</strong>r<br />

SED <strong>und</strong> eine Hotel GmbH durch die<br />

PDS. (Zwischenbericht <strong>de</strong>r UKPV, Stand März 1991,<br />

BT-Drucksache 12/622)<br />

Im Einigungsvertrag wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fortbestand <strong>de</strong>r<br />

UKPV festgeschrieben. (Einigungsvertrag Anlage II<br />

Kapitel II Sachgebiet A Abschnitt III, BGB1. II 1990,<br />

S. 885, 1150). Die erweiterten <strong>und</strong> zum Teil auch auf<br />

die Treuhandanstalt übertragenen gesetzlichen Aufgaben<br />

wur<strong>de</strong>n jedoch verän<strong>de</strong>rt. Mit <strong>de</strong>r gezielteren<br />

Bearbeitung <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>s Eigentums, auch an <strong>de</strong>n<br />

sog. Parteifirmen, wur<strong>de</strong> ein zusätzlicher Schwerpunkt<br />

neben <strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>r Vermögensberichte <strong>de</strong>r<br />

Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen gesetzt (Zweiter<br />

Zwischenbericht <strong>de</strong>r UKPV vom 24. August 1993, BT<br />

Drucksache 12/6515).<br />

3. Aufklärung von Straftaten<br />

Die während <strong>de</strong>r Regierungszeit von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Modrow vom Generalstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR<br />

eingeleiteten Ermittlungsverfahren wur<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>r<br />

Regierung von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong> Maizière fortgeführt,<br />

soweit sie nicht bereits eingestellt waren. Sie<br />

wur<strong>de</strong>n zum Teil auch aufgr<strong>und</strong> neuer Erkenntnisse<br />

auf weitere strafwürdige Sachverhalte ausge<strong>de</strong>hnt.<br />

Das betraf vor allem das am 3. Dezember 1989 gegen<br />

Dr. Schalck-Golodkowski eingeleitete Ermittlungsverfahren.<br />

Mit Verfügung vom 25. April 1990 wur<strong>de</strong> auch die<br />

Vergeudung von Valutamitteln sowie an<strong>de</strong>rer sog.<br />

materieller <strong>und</strong> finanzieller Fonds <strong>und</strong> Ressourcen<br />

<strong>de</strong>s Staates für die nicht gerechtfertigte Privilegierung<br />

von ehemaligen Staats- <strong>und</strong> Parteifunktionären,<br />

Mitarbeitern <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Personen zum Gegenstand<br />

<strong>de</strong>s Verfahrens gegen Dr. Schalck-Golodkowski gemacht<br />

(Dokument-Nr. 778). Die Vorwürfe richteten<br />

sich auch gegen <strong>de</strong>n früheren SED-Generalsekretär<br />

Erich Honecker sowie gegen die Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

Dr. Günter Mittag <strong>und</strong> Erich Mielke, <strong>de</strong>s weiteren gegen<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, Stellvertreter von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung.<br />

In einer Leitverfügung <strong>de</strong>s Generalstaatsanwalts <strong>de</strong>r<br />

DDR vom Mai 1990 wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> Ermittlungsschwerpunkte<br />

genannt:<br />

- die ungerechtfertigte Verwendung von Valutamitteln<br />

zur Befriedigung persönlicher Bedürfnisse <strong>de</strong>r<br />

Staats- <strong>und</strong> Parteiführung sowie die bevorteilen<strong>de</strong><br />

Abgabe von Waren etc. an die ehemaligen Bewohner<br />

von Wandlitz, an<strong>de</strong>re ehemalige leiten<strong>de</strong> Partei-<br />

<strong>und</strong> Staatsfunktionäre, an Mitarbeiter verschie<strong>de</strong>nster<br />

Bereiche (z.B. Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

Ministerium für Staatssicherheit) <strong>und</strong><br />

weitere Personen;<br />

- <strong>de</strong>r Einsatz von Valutamitteln für <strong>de</strong>n Import von<br />

Kraftfahrzeugen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren unentgeltliche bzw.<br />

entgeltliche Abgabe an bestimmte Personen gegen<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR zu willkürlichen, nicht adäquaten<br />

Preisen (Tatbeteiligte hierbei: Honecker, Dr. Mittag,<br />

Sei<strong>de</strong>l, Dr. Schalck-Golodkowski);<br />

- aus <strong>de</strong>m Vermögen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

finanzierte, überwiegend vertrags-


<strong>und</strong> zinslose Kreditvergabe an bestimmte Personen<br />

(zu <strong>de</strong>ren Bef riedigung von materiellen Bedürfnissen);<br />

dieser Vorwurf richtete sich gegen Sei<strong>de</strong>l;<br />

- ungerechtfertigte sachbezogene Zuwendungen<br />

von Wert- <strong>und</strong> Kunstgegenstän<strong>de</strong>n, Geld <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

an bestimmte Personen <strong>und</strong> Institutionen<br />

(u.a. ehemalige leiten<strong>de</strong> Partei- <strong>und</strong> Staatsfunktionäre)<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung;<br />

- Verdacht <strong>de</strong>r kostenlosen Gewährung von Leistungen<br />

ohne erfor<strong>de</strong>rliche Rechnungslegung;<br />

- Herkunft <strong>de</strong>r in Dr. Schalck-Golodkowskis Wohnung<br />

aufgef<strong>und</strong>enen Kunstgegenstän<strong>de</strong>, Verdacht<br />

<strong>de</strong>r eigenen Bevorteilung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

aus Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> nachgeordneter Unternehmen;<br />

- Bau <strong>und</strong> Vermietung von Häusern <strong>und</strong> Bungalows<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Bei sämtlichen weiteren Ermittlungen sollte das „arbeitsteilige<br />

Zusammenwirken" <strong>de</strong>r Beschuldigten im<br />

Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> stehen (Dokument-Nr. 779).<br />

Der Untersuchungsausschuß hat jedoch festgestellt,<br />

daß es in dieser Zeit keine zusammenhängen<strong>de</strong>n Ermittlungen<br />

zur Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung gab. In <strong>de</strong>r Leitverfügung <strong>de</strong>s Generalstaatsanwalts<br />

vom Mai 1990 hieß es dazu ausdrücklich:<br />

„Die Zweckbestimmung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen geschäftliche Tätigkeit<br />

an sich sind ... nicht Gegenstand <strong>de</strong>r Ermittlungen"<br />

. (Dokument-Nr. 779) Staatsanwalt Manfred Jürgen<br />

Berthold machte in seiner Aussage vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin <strong>de</strong>utlich,<br />

daß generelle Ermittlungen zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r organisatorischen<br />

<strong>und</strong> personellen Situation nicht möglich gewesen seien.<br />

Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission habe<br />

ergeben, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

ein großer Wirtschaftskomplex gewesen sei, <strong>de</strong>r<br />

mit geheim-dienstlichen Mitteln gearbeitet habe. Er<br />

I. Entwicklung nach <strong>de</strong>r Vereinigung Deutschlands<br />

Mit <strong>de</strong>m Beitritt <strong>de</strong>r DDR zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland am 3. Oktober 1990 ging die Verantwortung<br />

für die weitere Umsetzung <strong>de</strong>s Beschlusses <strong>de</strong>r<br />

früheren DDR-Regierung zur Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung auf die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

habe daher mit wenigen Kräften nicht sinnvoll aufgeklärt<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Am 29. Juni 1990 beschloß die Volkskammer das 6.<br />

Strafrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetz (GB1 I, S. 526 ff.), das<br />

durch seinen § 1 in Verbindung mit <strong>de</strong>r Anlage 1 Nr.<br />

46 (GBL I, S. 530-534) das 5. Kapitel <strong>de</strong>s Beson<strong>de</strong>ren<br />

Teils <strong>de</strong>s DDR-StGB (§§ 157-182) neu faßte. Davon betroffen<br />

waren also auch die Tatbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Untreue<br />

zum Nachteil sog. sozialistischen Eigentums (§§ 161a,<br />

162 DDR-StGB) <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Vertrauensmißbrauchs (§ 165<br />

DDR-StGB), die in <strong>de</strong>m Ermittlungsverfahren gegen<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l geprüft<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

§ 161a DDR-StGB a.F. wur<strong>de</strong> durch § 163 DDR-StGB<br />

ersetzt, <strong>de</strong>r weiterhin <strong>de</strong>n Tatbestand <strong>de</strong>r Untreue unter<br />

Strafe stellte, jedoch die geson<strong>de</strong>rte Regelung <strong>de</strong>s<br />

Schutzes <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Eigentumsformen „sozialistisches"<br />

<strong>und</strong> „persönliches <strong>und</strong> privates" Eigentum beseitigte.<br />

Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelte<br />

aber auch nach Inkrafttreten <strong>de</strong>s Strafrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetzes<br />

weiter unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>r<br />

§§ 161a, 162 DDR-StGB a.F. (Dokument-Nr. 780).<br />

§ 165 DDR-StGB a.F. entfiel durch das 6. Strafrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetz<br />

ersatzlos. § 10 <strong>de</strong>s 6. Strafrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetzes<br />

sah jedoch die Möglichkeit einer<br />

weiteren Verfolgung von Straftaten unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt<br />

<strong>de</strong>s Vertrauensmißbrauchs vor, soweit bereits<br />

vor Inkrafttreten <strong>de</strong>s Strafrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetzes<br />

ein Strafverfahren eingeleitet wor<strong>de</strong>n war. Von<br />

dieser Möglichkeit machte die Generalstaatsanwaltschaft<br />

Gebrauch (Dokument-Nr. 780).<br />

Neue Verfahren wur<strong>de</strong>n - soweit ersichtlich - nicht<br />

eingeleitet.<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung wur<strong>de</strong>n die laufen<strong>de</strong>n<br />

Ermittlungsverfahren dann vom Generalstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR an die Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin abgegeben.<br />

Deutschland über. Für die Verfolgung von im Zusammenhang<br />

mit Aktivitäten <strong>de</strong>s ehemaligen Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung begangener<br />

Straftaten waren nunmehr die Behör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland zuständig.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

L Sicherung von Vermögenswerten<br />

1. Aktivitäten <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

Die Treuhandanstalt, am 1. März 1990 von <strong>de</strong>r DDR<br />

als Anstalt zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s<br />

Volkseigentums gegrün<strong>de</strong>t, wur<strong>de</strong> am 3. Oktober<br />

1990 mit <strong>de</strong>m Beitritt <strong>de</strong>r DDR zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland „b<strong>und</strong>esunmittelbare Anstalt <strong>de</strong>s öffentlichen<br />

Rechts". Nach Art . 25 <strong>de</strong>s Einigungsvertrages<br />

nahm das B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen die Fachaufsicht<br />

im Einvernehmen mit <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>m jeweils zuständigen B<strong>und</strong>esministerium<br />

wahr. Damit war die B<strong>und</strong>esregierung<br />

auch für die Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG) <strong>und</strong> die Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH verantwortlich,<br />

die zur Treuhandanstalt gehörten.<br />

Am 15. Januar 1991 grün<strong>de</strong>te die Treuhandanstalt<br />

<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rbereich „Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe / KoKo"<br />

Dieser Son<strong>de</strong>rbereich war für die Betriebe <strong>de</strong>s früheren<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung zuständig<br />

<strong>und</strong> übernahm Schritt für Schritt die Kontrolle über<br />

<strong>de</strong>n ehemaligen Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Die Treuhandanstalt räumte im März 1994 ein,<br />

daß bis zur Gründung <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbereichs „teilweise<br />

unkontrollierte Geschäfte vorgekommen <strong>und</strong> Mittel<br />

in dunkle Kanäle geflossen" seien. Leiter <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbereichs<br />

AHB wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r frühere Krupp-Manager Dr.<br />

Hinrich Strecker. Ihm folgte als Leiter von Februar<br />

1992 bis Juni 1993 <strong>de</strong>r Rechtsanwalt Joachim Reuther.<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. Juli 1993 ist <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rbereich in das Direktorat<br />

Unternehmensbereich 2 integriert.<br />

Ab Januar 1991 holte die Treuhandanstalt laufend<br />

Auskünfte von Mitarbeitern <strong>de</strong>r früheren Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung ein,<br />

um Vermögenswerte zu sichern <strong>und</strong> <strong>und</strong>urchsichtige<br />

Finanztransaktionen aufzuhellen. In diesem Zusammenhang<br />

wur<strong>de</strong>n auch zwei Gespräche mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski geführt. Außer<strong>de</strong>m setzte die<br />

Treuhandanstalt bei einigen Bet rieben neue Liquidatoren<br />

ihres Vertrauens ein, zum Beispiel bei <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, bei <strong>de</strong>r Simpex GmbH Büro<br />

für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Beratung <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r IMES GmbH.<br />

Die wesentlichen neu abgeschlossenen Verträge aus<br />

<strong>de</strong>m Jahr 1990, auffällige Rechtsgeschäfte <strong>und</strong><br />

Rechtsträgerwechsel wur<strong>de</strong>n überprüft. Unterstützung<br />

erhielt die Treuhandanstalt vom B<strong>und</strong>esfinanzministerium,<br />

das Betriebsprüfer zur Verfügung stellte.<br />

Im übrigen ging die Treuhandanstalt <strong>de</strong>r Frage nach,<br />

ob Mitarbeiter <strong>de</strong>r BHFG <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH inoffiziell o<strong>de</strong>r hauptamtlich<br />

für das Ministerium für Staatssicherheit tätig<br />

waren. Wer für das MfS gearbeitet hatte, wur<strong>de</strong> entlassen.<br />

Im Sommer 1991 entschied die Treuhandanstalt, für<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s früheren Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung keine sogenannten management-buyouts<br />

mehr zuzulassen. Damit konnten ehemalige leiten<strong>de</strong><br />

Mitarbeiter nicht mehr Gesellschaftsanteile von<br />

früheren Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung erwerben.<br />

Rolle von Waltraud Lisowski<br />

Die ehemalige Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Firmen im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, Waltraud Lisowski,<br />

blieb nach <strong>de</strong>m 3. Oktober 1990 zunächst alleinige<br />

Geschäftsführerin für die Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft.<br />

In <strong>de</strong>n ersten drei Monaten<br />

nach <strong>de</strong>r Vereinigung konnte sie somit weiter ohne<br />

Kontrolle durch die Treuhandanstalt eigenständig<br />

agieren. Wie auch die Treuhandanstalt in ihrem <strong>Bericht</strong><br />

an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß vom 31. Januar<br />

1994 feststellte, schränkte erst die Gründung <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbereichs<br />

AHB im Januar 1991 ihre Wirkungsmöglichkeiten<br />

ein: Waltraud Lisowski wur<strong>de</strong> ein zweiter<br />

Geschäftsführer zur Seite gestellt, <strong>de</strong>r laut Gesellschaftsvertrag<br />

auch vorgesehen war. Diese Funktion<br />

übernahm <strong>de</strong>r Kaufmann Dr. Rolf Heintzenberg, <strong>de</strong>r<br />

gleichzeitig Geschäftsführer <strong>de</strong>r BHFG war. Nun<br />

konnte Waltraud Lisowski nicht mehr eigenständig<br />

han<strong>de</strong>ln <strong>und</strong> die Gesellschaft nur entwe<strong>de</strong>r mit Dr.<br />

Heintzenberg o<strong>de</strong>r mit einem Prokuristen zusammen<br />

vertreten (Dokument-Nr. 781).<br />

Zum 31. März 1991 wur<strong>de</strong> Waltraud Lisowskis Arbeitsvertrag<br />

mit <strong>de</strong>r BHFG aufgehoben <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin bei <strong>de</strong>r Effect<br />

been<strong>de</strong>t (Dokument-Nr. 782). Mit ihr wur<strong>de</strong> ein<br />

Dienstvertrag für Angestellte (als Sachbearbeiterin)<br />

abgeschlossen. Dieser Dienstvertrag wur<strong>de</strong> am 29.<br />

Juli 1991 mit Wirkung zum 30. September 1991 gekündigt.<br />

Somit en<strong>de</strong>te auch ihre Tätigkeit als weisungsgeb<strong>und</strong>ene<br />

Sachbearbeiterin. Als Abfindung<br />

erhielt Waltraud Lisowski nach eigenen Angaben<br />

32.000 DM.<br />

Die lange Tätigkeit von Waltraud Lisowski hat <strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbereichs AHB, Strecker, vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß mit ihrem „auch für die ermitteln<strong>de</strong>n<br />

Behör<strong>de</strong>n unverzichtbaren Know-how"<br />

begrün<strong>de</strong>t. Ohne das Wissen <strong>de</strong>r ehemaligen Hauptabteilungsleiterin<br />

über die Zusammenhänge <strong>de</strong>r Auslandsgesellschaften<br />

hätte die Effect ihre Aufgaben<br />

nicht erfolgreich ausführen können, hat Strecker vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß ausgesagt.<br />

Zur weiteren Tätigkeit hat die Zentrale Ermittlungsstelle<br />

für Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität<br />

(ZERV) über Waltraud Liswoski geschrieben: „Dem<br />

Vernehmen nach hat sie danach (ab 01.10.1991) eine<br />

Tätigkeit bei einem für die Treuhandanstalt tätigen Liquidator<br />

aufgenommen, <strong>de</strong>r Mandate für das gleiche<br />

Firmengeflecht (hier Zentral-Kommerz, Mebama)<br />

hatte. Gleichermaßen lang währte die Tätigkeit <strong>de</strong>r<br />

Waltraud Lisowski als Liquidatorin <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED zuzuordnen<strong>de</strong>n (ohne eigenes<br />

operatives Geschäft) Simpex GmbH.<br />

Dazu teilte <strong>de</strong>r Parlamentarische Staatssekretär beim<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen, Dr. Joachim Grünewald,<br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>estagsabgeordneten Volker Neumann<br />

am 23. Dezember 1993 mit, die Rechtsanwaltskanzlei<br />

Jacob, Müller-Göttel & Dr. Wieschemann habe<br />

Waltraud Lisowski vom 1. November 1991 bis zum<br />

31. März 1992 beschäftigt. Sie sei für <strong>de</strong>n alleinigen<br />

Zweck eingesetzt wor<strong>de</strong>n, Rechtsanwalt Dr. Wieschemann<br />

allgemeine Informationen über Zusammenhänge<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung zu vermitteln.<br />

Dieser habe die Informationen als - 1991 einge-


setzter - Liquidator für mehrere Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung benötigt. Die Gesellschafterversammlung<br />

<strong>de</strong>r Zentral-Kommerz Gesellschaft<br />

für Internationalen <strong>und</strong> Großhan<strong>de</strong>l mbH<br />

habe am 11. Mai 1992 einstimmig einer Empfehlung<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt zugestimmt, Rechtsanwalt Dr.<br />

Wieschemann als Liquidator zu bestellen. Auf die<br />

Empfehlung habe Waltraud Lisowski keinen Einfluß<br />

nehmen können.<br />

In ihrem <strong>Bericht</strong> an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß vom<br />

31. Januar 1994 hat die Treuhand in diesem Zusammenhang<br />

festgestellt: „Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bestand Frau Lisowskis Aufgabe in <strong>de</strong>r Rückführung<br />

<strong>de</strong>s im Westen befindlichen KoKo-Vermögens <strong>und</strong><br />

seiner Sicherung für <strong>de</strong>n Staatshaushalt, wozu konsequenterweise<br />

auch die Veräußerungen von Firmenbeteiligungen<br />

gehörten. Diese Tätigkeit wur<strong>de</strong> weitgehend<br />

selbständig bet rieben <strong>und</strong> praktisch erst ab<br />

15. Januar 1991 - <strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s<br />

für die KoKo-Abteilung zuständigen Son<strong>de</strong>rbereichs<br />

AHB <strong>de</strong>r Treuhandanstalt - in das Kontrollsystem <strong>de</strong>r<br />

THA eingeb<strong>und</strong>en. Gleichzeitig wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Effect<br />

ein weiterer Geschäftsführer eingesetzt, so daß eigenständige<br />

Entscheidungen durch Frau Lisowski nicht<br />

mehr möglich waren" .<br />

Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH<br />

Neben <strong>de</strong>r Bestellung eines neuen Geschäftsführers<br />

wur<strong>de</strong> am 15. Januar 1991 auch <strong>de</strong>r Gesellschaftsvertrag<br />

<strong>de</strong>r Effect geän<strong>de</strong>rt. Die Gesellschafter - die Berliner<br />

Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft mbH<br />

(BHFG) <strong>und</strong> die Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank AG - ermächtigten<br />

die Treuhandanstalt, das Stimmrecht aus<br />

ihren Geschäftsanteilen in Gesellschafterversammlungen<br />

auszuüben. Die Treuhandanstalt übertrug die<br />

Untervollmacht <strong>de</strong>m Mitglied ihrer Direktion Recht,<br />

Rechtsanwalt Dr. Hans Werner Klein (Dokument-Nr.<br />

781).<br />

Die Befugnisse <strong>de</strong>r Effect erhielten nun eine klare<br />

rechtliche Gr<strong>und</strong>lage. Die Treuhandanstalt mußte<br />

Handlungen <strong>und</strong> Maßnahmen zustimmen, die über<br />

<strong>de</strong>n gewöhnlichen Geschäftsbetrieb <strong>de</strong>r Effect hinausgingen.<br />

Zu diesem Vorbehalt gehörten <strong>de</strong>r Verkauf<br />

<strong>und</strong> Kauf von Unternehmen, von Anteilen an Unternehmen,<br />

Bet rieben <strong>und</strong> Betriebsteilen, die Aufnahme<br />

von Darlehen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kauf <strong>und</strong> Verkauf von<br />

Gr<strong>und</strong>stücken (Dokument-Nr. 781).<br />

Die Eintragung von Angelika Heilig als Prokuristin<br />

zog die Effect am 22. Januar 1991 zurück. Die Grün<strong>de</strong><br />

sind <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nicht bekannt.<br />

Zum Nachfolger von Waltraud Lisowski als Geschäftsführerin<br />

<strong>de</strong>r Effect setzte die Treuhandanstalt<br />

(als alleinige Gesellschafterin) durch Beschluß vom<br />

26. März 1991 Jochen Steyer ein. In <strong>de</strong>r DDR war er<br />

seit 1986 einer <strong>de</strong>r Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l,<br />

<strong>de</strong>m formal auch <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zugeordnet gewesen war. Wie<br />

erwähnt, war Steyer zeitweilig auch Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r BHFG. Nach Angaben <strong>de</strong>r Zentralen Ermittlungsstelle<br />

für Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität<br />

ist Steyer zu DDR-Zeiten Offizier im beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz (OibE) gewesen. Geschäftsführer ab <strong>de</strong>m<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

6. November 1992 waren Walter Mitze <strong>und</strong> Horst<br />

Hager.<br />

Bis En<strong>de</strong> April 1991 vereinnahmte die Effect an Beteiligungserträgen,<br />

Darlehensrückzahlungen <strong>und</strong> -zinsen<br />

sowie Verkaufserlösen r<strong>und</strong> 39 Mio. DM, die sie<br />

an die Treuhandanstalt abführte. Nach <strong>de</strong>m Erkenntnisstand<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt vom Mai 1991 waren<br />

nach groben Schätzungen weitere Liquidations- <strong>und</strong><br />

Verkaufserlöse in Höhe von r<strong>und</strong> 185 Mio. DM zu erwarten,<br />

so daß sich insgesamt ein Mittelzufluß von<br />

224 Mio. DM ergibt. Bei dieser Berechnung sind allerdings<br />

aufgr<strong>und</strong> vieler Probleme (zum Beispiel wegen<br />

laufen<strong>de</strong>r Steuerverfahren) nur ungefähre Angaben<br />

über die Liquidationserlöse möglich.<br />

Die Tätigkeit <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong><br />

Finanzierungsgesellschaft mbH (BHFG)<br />

Seit Januar 1991 ist die Treuhandanstalt Alleingesellschafterin<br />

<strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

(BHFG). Das Stammkapital beläuft sich<br />

auf 300 Mio. DM. Ziel dieses Unternehmens war es,<br />

als Holdinggesellschaft für die als überlebensfähig<br />

angesehenen Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung wie Intrac, forum (Hanco), Berliner<br />

Makler- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsve rtreter GmbH (BMH),<br />

BIEG <strong>und</strong> IHZ zu fungieren. Diese Aufgabe hat die<br />

BHFG nach Feststellung <strong>de</strong>r Treuhandanstalt nicht<br />

wahrgenommen. Nach Auffassung <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

beschränkte sich die tatsächliche Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r BHFG letztlich nur auf die treuhän<strong>de</strong>rische<br />

Verwaltung von r<strong>und</strong> 50 Immobilien <strong>de</strong>s früheren Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung.<br />

Neben Waltraud Lisowski arbeitete ein weiterer ehemaliger<br />

Leiter einer früheren Hauptabteilung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bei <strong>de</strong>r BHFG:<br />

Dieter Paul. Der ehemalige Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

III wur<strong>de</strong> nach Angaben <strong>de</strong>r Zentralen Ermittlungsstelle<br />

für Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität<br />

(ZERV) wegen seiner MfS-Belastung im Sommer<br />

1991 aus <strong>de</strong>r BHFG herausgenommen. Paul wur<strong>de</strong><br />

nachfolgend als Liquidator für die Treuhandanstalt<br />

tätig.<br />

Die Tätigkeiten <strong>de</strong>r BHFG wur<strong>de</strong>n zunehmend eingeschränkt.<br />

Seit Januar 1994 befin<strong>de</strong>t sich die BHFG in<br />

Liquidation.<br />

Die Treuhandanstalt hat im März 1994 eingeräumt,<br />

daß sie erst Anfang 1991 mit <strong>de</strong>m neuen Son<strong>de</strong>rbereich<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe „Schritt für Schritt die<br />

Kontrolle über <strong>de</strong>n ehemaligen Koko-Bereich übernehmen<br />

konnte", <strong>und</strong> daß davor „teilweise unkontrollierte<br />

Geschäfte vorgekommen <strong>und</strong> Mittel in<br />

dunkle Kanäle geflossen sind" . Sie hat sich jedoch<br />

gleichzeitig dagegen verwahrt, „dies <strong>de</strong>r heutigen<br />

Treuhandanstalt <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Direktorat AHB anzulasten".<br />

Die Treuhandanstalt ging im März 1994 davon aus,<br />

daß durch die Abwicklung <strong>de</strong>r früheren Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung Vermögenswerte<br />

von insgesamt r<strong>und</strong> 2,5 Mrd. DM sicherzustellen<br />

seien. Dazu zählte ein Betrag von r<strong>und</strong><br />

500 Mio. DM, um <strong>de</strong>ssen Sicherung die Treuhandanstalt<br />

Prozesse führt.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Veräußerung <strong>und</strong> Liquidation <strong>de</strong>r zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Betriebe<br />

Die Treuhandanstalt hat <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

am 11. Februar 1994 über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Veräußerung<br />

<strong>und</strong> die Liquidation <strong>de</strong>r zum ehemaligen Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

unterrichtet. In <strong>de</strong>r beigefügten Übersicht wur<strong>de</strong>n<br />

die jeweiligen Informationen hierzu im einzelnen<br />

zusammengefaßt.<br />

Die Auswertung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>es <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß hat ergeben, daß<br />

eine Reihe von Unternehmen seit Frühjahr 1990 nicht<br />

ihrem Wert entsprechend veräußert wur<strong>de</strong>n. Im einzelnen<br />

hat sich dabei folgen<strong>de</strong>r Sachverhalt ergeben:<br />

- Interna GmbH, Essen: Das Unternehmen wur<strong>de</strong> im<br />

April 1990 nebst seinen Tochtergesellschaften zu einem<br />

Kaufpreis von 10,3 Mio. DM an die von <strong>de</strong>r<br />

Stück Beteiligungsgesellschaft mbH, Essen, veräußert.<br />

Die Treuhandanstalt äußerte in ihrem <strong>Bericht</strong><br />

erhebliche Zweifel, ob <strong>de</strong>r Kaufpreis angemessen<br />

sei. Sie sah davon ab, <strong>de</strong>n Kaufpreis anzufechten,<br />

<strong>de</strong>nn es war erkennbar, daß dieses Vorgehen nicht<br />

zu einem Scha<strong>de</strong>nsausgleich führen konnte. Wesentliche<br />

Vermögenswerte waren nämlich bereits<br />

durch die von <strong>de</strong>r Stück Beteiligungsgesellschaft<br />

auf Dritte übertragen wor<strong>de</strong>n.<br />

- Melcher GmbH, Elmshom: Die Treuhandanstalt<br />

vermutet, daß die Geschäftsanteile <strong>de</strong>r Melcher<br />

GmbH an die von <strong>de</strong>r Stück Consulting GmbH <strong>und</strong><br />

Frau Heidrun von <strong>de</strong>r Stück unter Wert veräußert<br />

wur<strong>de</strong>n. Allerdings sieht sich die Treuhandanstalt<br />

nicht in <strong>de</strong>r Lage, <strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n näher zu beziffern.<br />

- Wittenbecher & Co. HGmbH, Berlin: Das Unternehmen<br />

wur<strong>de</strong> - wie bereits dargestellt - unter Wert<br />

verkauft. Die Treuhandanstalt sah jedoch keine<br />

Möglichkeit, <strong>de</strong>n Kaufpreis nachzubessern.<br />

- Richard Ihle GmbH, Hamburg: Anteile <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

wur<strong>de</strong>n - wie bereits dargestellt - unter<br />

Wert an einen früheren Geschäftsführer veräußert.<br />

Da <strong>de</strong>r Nachweis nicht möglich war, daß die Vertragsparteien<br />

bewußt zum Nachteil <strong>de</strong>r Anstalt Unisped<br />

gehan<strong>de</strong>lt haben, sah die Treuhandanstalt<br />

keine Möglichkeit, <strong>de</strong>n Vertrag rückgängig zu machen.<br />

Bei einer Reihe von Unternehmen war es <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

<strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> zufolge nicht möglich, zu<br />

prüfen, ob das jeweilige Unternehmen <strong>de</strong>s früheren<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu einem angemessenen<br />

Preis verkauft wur<strong>de</strong>. Dabei han<strong>de</strong>lte es<br />

sich um folgen<strong>de</strong> Unternehmen:<br />

- Jan Plon A/S <strong>und</strong> J. Plon Invest A/S , Dänemark<br />

- DHG West-Ost-Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Berlin.<br />

Schließlich wies die Treuhandanstalt in ihrem <strong>Bericht</strong><br />

auf die Delta GmbH, Berlin, hin, die im Frühjahr 1991<br />

an <strong>de</strong>n Kaufmann Peter Küth aus Berlin verkauft wur<strong>de</strong>.<br />

In diesem Fall ist nach Angaben <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

eine abschließen<strong>de</strong> Beurteilung nicht möglich,<br />

weil die Akten zu diesem Verkaufsvorgang unvollständig<br />

sind.<br />

Keine Beanstandungen gab es nach <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt beim Verkauf folgen<strong>de</strong>r Unternehmen:<br />

- Immobiliare <strong>de</strong>l Piano S.A. (vormals Intrac S.A., Lugano);<br />

- CTC, Beirut;<br />

- G. T. Cars, Kfz-Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Reparatur Gesellschaft<br />

mbH, Österreich.<br />

In Liquidation befan<strong>de</strong>n sich nach <strong>de</strong>r Übersicht, die<br />

die Treuhandanstalt <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß am<br />

11. Februar zur Verfügung gestellt hat, folgen<strong>de</strong> Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung:<br />

agena Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen GmbH, Berlin;<br />

Asimex Import - Export - Agentur, Berlin;<br />

Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG);<br />

Chemo-Plast Im- <strong>und</strong> Expo rt GmbH, Berlin;<br />

Elmsoka Establishment Internationale Import-Expo rt<br />

Han<strong>de</strong>ls Gesellschaft, Liechtenstein;<br />

Etablissement Monument, Liechtenstein;<br />

Eurabia International Ldt.;<br />

EVAG mbH;<br />

Fenematex B.V., Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>;<br />

Günther Forgber - Wahrnehmung von Interessen für<br />

Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l, Berlin;<br />

Gerhard Wachsen Im- <strong>und</strong> Expo rt GmbH, Berlin;<br />

F.C. Gerlach Export-Import, Berlin;<br />

GROSKO Rostocker Großhan<strong>de</strong>l GmbH i.L.;<br />

Hinchcroft Ltd.;<br />

I plus A GmbH;<br />

IGROS GmbH ;<br />

IMES GmbH, Berlin;<br />

Impexco HGmbH;<br />

Intrac Ame rica Latina S.A. (IAL), Panama;<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, Berlin;<br />

Richard Lämmerzahl GmbH;<br />

Mebama B.V.;<br />

Music Alliance Services GmbH;<br />

noha Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Expo rt-Import Vertretungen,<br />

Bochum;<br />

Paradies Spielwaren Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH;<br />

PROVECO Projektkooperation Einkaufs- <strong>und</strong> Vertriebs<br />

GmbH;<br />

Rexim S.A., Schweiz;<br />

Schmarler Markt GmbH;<br />

Simpex GmbH für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Beratung;<br />

SPL Sanitärtechnik GmbH;<br />

Transcommerz Expo rt-Import GmbH;<br />

WWH Intermetall HGmbH;<br />

Zentral-Kommerz Gesellschaft für internationalen<br />

Han<strong>de</strong>l mbH;


Stand <strong>de</strong>r Abwicklung bei <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r THA unterstellten KoKo - Unternehmen per 31.01.1994<br />

Unternehmen Ober- Status Datum Veräuße- Käufer bzw. Bemerkungen<br />

gesellschaft rungserlös<br />

agena Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen GmbH BMH in Liquidation 25.06.1991<br />

Agrima GmbH - Gesellschaft für<br />

Geschäftsanbahnungen, Vermittlungen <strong>und</strong><br />

Vertretungen für ausländische Firmen Liquidation vorgesehen In Kowimex / BERAG integriert<br />

Agrotek Landmaschinenersatzteile GmbH verkauft 23.05.1990 Im Veräußerungserlös Inte rne enthalten<br />

Allgem Thüringer Han<strong>de</strong>lskontor Erfu rt GmbH BMH verschmolzen 01.01.1992<br />

Anstalt Befimo Effect Liquidation abgeschlossen 10.11.1993 Liquidationserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

Anstalt Congregatio Effect Liquidation abgeschlossen 25.10.1991 Liquidationserlôs bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

Anstalt Hanseatic Effect Liquidation abgeschlossen 30.06.1993 Liquidationserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

Anstalt Hippokrates Effect Liquidation abgeschlossen 19.02.1992 Liquidationserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

Anstalt Infino Effect Liquidation abgeschlossen 10.01.1991 Liquidationserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa Effect Liquidation abgeschlossen 04.12.1991 Liquidationserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

Anstalt Monvey Effect Liquidation abgeschlossen 11.11.1991 Liquidationserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

Anstalt Polyindustrie Effect Liquidation vorgesehen<br />

Anstalt Unisped Effect Liquidation vorgesehen<br />

Asimex Import-Export-Agentur in Liquidation 01.07.1991<br />

Auto-Sport-Zubehör GmbH Hanco Liquidation vorgesehen<br />

Automobil Han<strong>de</strong>lsges. Am Falkenberg GmbH BIEG verkauft 15.10.1991 170.000 DM J. Eichhofer, Berlin<br />

AWUS Abfallwirtschaft <strong>und</strong> Umweltservice GmbH Intrac Verkauf vorgesehen<br />

Baltica Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen <strong>und</strong><br />

Unternehmensberatungen GmbH BMH verschmolzen mit BMH 31.08.1993<br />

Baltimar GmbH Intrac verkauft 30.09.1991 200.000 DM J. Essberger, Hamburg<br />

Baumag GmbH BMH in Konkurs 17.12.1992<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12 . Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 1 2/7600


Unternehmen Ober- Status Datum Veräuße- Käufer bzw. Bemerkungen<br />

gesellschaft rungserlös<br />

BB Data GmbH Intrac verkauft 27.05.1992 120.000 DM Ges. f. Informations-u. Kommunikations-Systeme, Berlin<br />

Befisa S.A. Effect liquidation vorgesehen<br />

BERIMCO GmbH Hanco Liquidation vorgesehen<br />

Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft mbH<br />

(BHFG) in liquidation 01.01.1994<br />

Berliner Makler- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsvertreter GmbH (BMH);<br />

(bis 15.2.1990 Transinter GmbH)<br />

Liquidation vorgesehen<br />

Berolina Kerzen- <strong>und</strong> Warenhan<strong>de</strong>ls-GmbH Effect Liquidation vorgesehen ggf. such Mantelverkauf<br />

BHT Stahlhan<strong>de</strong>l Hüttental GmbH & Co. KG verkauft 23.05.1990 Im Veräußerungserlös Inte rna enthalten<br />

BIEG Bürohausverwaltungsges. mbH BIEG verschmolzen mit BIEG 01.01.1992<br />

BMH Vermögensverwaltungsges. mbH (bis<br />

31.12.1992 BIEG) BMH Liquidation vorgesehen<br />

BP Leuna GmbH Intrac verkauft 16.12.1992 50.000 DM BP AG, Hamburg<br />

Bran<strong>de</strong>nburger Abfallwirtschaftsgesellschaft mbH Intrac Verkauf vorgesehen<br />

BTC Bauträgergesellschaft mbH BIEG verschmolzen mit BIEG 01.01.1992<br />

C.H.V. Christian Heinz Vertriebs GmbH Effect verkauft 12.07.1990 Im Veräußerungserlös DHG West-Ost enthalten<br />

Central Trading Company S.A.L. (CTC) Intrac verkauft 30.06.1991 30.000 DM H.Hajek, Berlin<br />

Chemo-Plast Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Wien Effect Liquidation abgeschlossen 01.08.1990 Liquidationserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnnahmt<br />

Chemo-Plast Im- <strong>und</strong> Expo rt GmbH, Berlin Effect in Liquidation 01.10.1991<br />

Concepta International GmbH BIEG verkauft 15.12.1992 25.000 DM WTC World Tra<strong>de</strong> Center Ruhrgebiet GmbH<br />

COTA GmbH BMH verschmolzen mit BMH 01.01.1992<br />

Cottbus Consult GmbH BIEG verkauft 24.09.1991 50.000 DM TASIA, Hamburg<br />

Coyas GmbH BMH verkauft 05.02.1992 36.500 DM Borbeck GmbH, Wuppertal<br />

D & F Konsumgüter Vertriebs GmbH Hanco verkauft 21.06.1991 80.000 DM Jürgen Bouchette, Berlin<br />

DARAG Intrac Verkauf vorgesehen<br />

Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12 . Wahlperio<strong>de</strong>


Unternehmen Ober- Status Datum Veräuße- Käufer bzw. Bemerkungen<br />

gesellschaft rungserlös<br />

Datex Erfassungsgesellschaft mbH BIEG , verkauft 16.05.1991 50.000 DM Niels Bonn, Hamburg<br />

DEBTS International Trading GmbH Intrac verkauft 23.12.1993 4.200.000 DM Debis AG, Berlin<br />

DEHAK GmbH BMH verschmolzen mit BMH 01.01.1992<br />

Delhi Corp. N.V. Effect Liquidation abgeschlossen 27.01.1992 Liquidationserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnnahmt<br />

Delta GmbH verkauft 14.02.1991 1.900.000 DM Peter Küth, Berlin<br />

DHG West-Ost Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH Effect verkauft 12.07.1990 500.000 DM S. Burmester, Berlin<br />

DIM B.V. Effect Liquidation vorgesehen<br />

Effect Vermógensverwaltungsgesellschaft mbH Liquidation vorgesehen<br />

Elmsoka Establishment Internationale Import-Export<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft Intrac in Liquidation 23.05.1991<br />

EMA Industrieanlagen Han<strong>de</strong>lsgesellscha ft mbH verkauft 25.05.1990 Im Veräußerungserlös Wittenbecher, Berlin enthalten<br />

Energieobjektgesellschaft mbH Intrac verkauft 28.05.1991 Im Veräußerungserlös Kraft.- u. NetzGmbH enthalten<br />

Etablissement Monument Effect in Liquidation 28.10.1992<br />

Eurabia International Ltd. Intrac in Liquidation 08.02.1990<br />

Eurasco Zürich AG Intrac Verkauf vorgesehen Beteiligung <strong>de</strong>r IK Industriekredit AG Zürich (14,3%l<br />

EVAG mbH Intrac in Liquidation 21.10.1991<br />

EVECO GmbH Hanco Liquidation vorgesehen<br />

EVEG GmbH Hanco Verkauf vorgesehen<br />

Fenematex B.V. Effect in Liquidation 01.02.1992<br />

Fenematex Belgie P.V.B.A. Effect Liquidation abgeschlossen 17.01.1994<br />

Florena Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH Hanco verkauft 24.01.1991 50.000 DM Florena Cosmetic GmbH, Döbeln<br />

Food-Tec Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH verkauft 23.05.1990 Im Veräußerungserlös Inte rna enthalten<br />

Forgber, Günther - Wahrnehmung von Interessen für<br />

Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l in Liquidation 14.01.1992<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12 . Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 1 2/7600


Unternehmen Ober- Status Datum Veräuße- Käufer bzw. Bemerkungen<br />

gesellschaft rungserlös<br />

Friam Han<strong>de</strong>l B.V. Effect Liquidation abgeschlossen 25.10.1991 Liquidationserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

Friam Techniek B.V. Effect Liquidation abgeschlossen 25.10.1991 Liquidationseriós bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

Friam UK Ltd. Effect Liquidation abgeschlossen 17.02.1992 Liquidatiionserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

Fun & Fashion HGmbH BIEG verschmolzen mit BIEG 01.01.1992<br />

G.T. Cars Kfz-Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Reparatur GmbH Effect verkauft 26.08.1991 26.900.000 ATS G. Tempel Holding GmbH, Wien<br />

Gerhard Wachsen Im- <strong>und</strong> Export GmbH Effect in Liquidation 31.07.1990<br />

Gerlach F.C. - Export-Import in Liquidation 03.02.1992<br />

GHK Leipzig BMH verschmolzen mit BMH 01.01.1992<br />

GROSKO Rostocker Großhan<strong>de</strong>l GmbH i. L Hanco in Liquidation 01.07.1991<br />

HANCO Han<strong>de</strong>ls- & Cooperationsgesellschaft Hanco verschmolzen mit Hanco 18.08.1993<br />

HANCO Service GmbH Hanco verschmolzen mit Hanco 18.08.1993<br />

HANCO Vermögensverwaltungsgesellschaft (bis<br />

18.2.91: Forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH) Liquidation vorgesehen<br />

Hanse Merkur HMf GmbH Hanco verkauft 18.10.1990 1.100.000 DM Hanse-Merkur Holding AG, Hamburg<br />

Hermann Ludwig GmbH BIEG verkauft 27.10.1992 E rinnerungswert Hermann Ludwig, Hamburg<br />

Hinchcroft Ltd. Intrac in Liquidation 30.09.1991<br />

Hofka Warenhaushan<strong>de</strong>lsgesellscha ft mbH Hanco verkauft 20.06.1991 9.274.000 DM Kaiser's Kaffee Geschä fte AG, Viersen<br />

Hotel Bellevue Betriebs GmbH Effect verkauft 22.12.1992 147.000.000 ATS Austria Hotel- u. Vers. Gruppe<br />

I plus A GmbH Intrac in Liquidation 28.08.1991<br />

IAF Industrie Assekuranz <strong>und</strong><br />

Finanzierungsvermittlungs GmbH BIEG Verkauf vorgesehen<br />

IGROS GmbH Hanco in Liquidation 30.09.1993<br />

¡hie, Richard GmbH, Internationale Spedition Effect 80 % verkauft 03.07.1990 1.200.000 DM<br />

Bohlmann HGmbH (25 %), P. Meier (55%), Restbeteiligung<br />

20% Unisped<br />

Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —1 2 . Wahlperio<strong>de</strong>


Unternehmen<br />

•<br />

IK Industriekredit AG Intrac<br />

Ober-status: DatumVeräuße- Käufer; bzw. Bemerkungen<br />

gesellschaft rungserlós<br />

10 % verkauft, Verkauf <strong>de</strong>s<br />

Restanteils von 40% ist<br />

vorgesehen 28.06.1990 1.300.000 SFR DARAG, Berlin<br />

IMES GmbH in Liquidation 15.12.1989<br />

Immobiliare <strong>de</strong>l Piano S.A. (bis 6.10.91 Intrac SA.<br />

Lugano) Effect verkauft 15.12.1992 12 000.000 SFR<br />

Imog Beheer B.V. In Konkurs 14.10.1993<br />

smog Expeditie & Controle B.V. in Konkurs 14.10.1993<br />

Imog Scheepvaart B.V. in Konkurs 14.10.1993<br />

-<br />

Impeco GmbH BIEG verschmotzen mit BIEG 01.01.1992<br />

lmpexco HgmbH BIEG in Lquidation 30.07.1993<br />

Industrievertretungen BMH verschmotzsn mit BMH 01.01.1992<br />

Ottokar altegesell Hermann (bis dahin mit 60 % Mehrh<br />

Inte rna Gesellscha ft für technischen Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Marktberatung mbH verkauft 23.05.1990 10.300.000 DM von <strong>de</strong>r Stack Beteiligungs-GmbH, Essen<br />

Interholding Haerlem B.V. Effect Liquidation vorgesehen<br />

Internationales Han<strong>de</strong>lszentrum GmbH (1HZ) Verkauf vorgesehen<br />

Interver Internationale Vertretungen GmbH BMH verschmolzen mit BMH 01.01.1992<br />

lntex Im- <strong>und</strong> Export GmbH Effect verkauft 15.12.1992 im Veriußerungseriáe Intrac S.A. enthalten<br />

Intrac Amerika Latina S.A. (IAL), Panama Intrac in Liquidation 23.05.1991<br />

Intrac Chemiehan<strong>de</strong>l Intrac verschmotzen mit intrac 01.01.1992<br />

Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH Intrac Liquidation vorgesehen<br />

Intrac Metallhan<strong>de</strong>l Intrac verschmolzen mit intrac 01.01.1992<br />

Intrac Mineralölhan<strong>de</strong>l Intrac verschmolzen mit Intrac 01.01.1992<br />

Intrag Industrievertretung <strong>und</strong> Maschinenhan<strong>de</strong>l AG Effect verkauft 15.12.1992 Im Veriußerungseriös intrac S.A. enthalten<br />

Inver Canary S.A. Effect Verkauf vorgesehen Restbeteiligung 40 % Galgit-Gruppe, Spanien<br />

Inwaco Internationale Waren-Controll GmbH Effect verkauft 30.10.1990 950.000 DM GC German Control. Hamburg<br />

schafter)<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600


Unternehmen Ober- Status Datum Veräuße- Käufer bzw. Bemerkungen<br />

gesellschaft rungserlös<br />

IVV Cottbus BIEG verschmolzen mit BIEG 01.01.1992<br />

Ko-Impex Han<strong>de</strong>lsgesellschaft für<br />

Konsumgüteraustausch mbH Intrac verkauft 31.07.1992 2.900.000 DM Konsum Interbuy, Berlin<br />

Konsortium Intrac/BP/Leuna Intrac aufgelöst (liquidiert) 16.12.1992 1.700.000 DM Aufläsungserlös für Intrac<br />

Kontakta Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen GmbH BMH verschmolzen mit BMH 31.08.1993<br />

Kowimex Expo rt -Impo rt GmbH (bis 30.1.1990<br />

BERAG) Liquidation vorgesehen<br />

Kraftwerks- <strong>und</strong> Netzgesellschaft mbH lntrac verkauft 28.05.1991 600.000 DM Gesellschafter <strong>de</strong>r KNG<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH in Liquidation 01.02.1990<br />

Lämmerzahl, Richard GmbH Effect in Liquidation 03.12.1992<br />

Lemke & Knüppel GmbH Effect Liquidation abgeschlossen 08.10.1991 Liquidationserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

M.P.T.C. Elektronic Ltd. Effect verkauft 31.12.1992 300.000 GBP Flyboy Ltd., GB<br />

Mebama B.V. Effect in Liquidation 01.01.1991<br />

Mecklenburger Abfallwirtschaftsgesellschaft mbH Intrac Verkauf vorgesehen<br />

Melcher GmbH Industrieanlagen <strong>und</strong> -ausrüstungen verkauft 23.05.1990 5.000.000 DM von <strong>de</strong>r Stück Consulting GmbH, Essen<br />

Metama Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen GmbH BMH verkauft 04.02.1992 105.000 DM Jotex BVBA, Doenra<strong>de</strong>, NL<br />

METRO SB-Großmärkte Hanco verkauft 06.05.1991 50.000 DM Metro Verrnögensverw. GmbH & Co. KG, Düsseldorf<br />

Mingro GmbH Intrac verkauft 16.12.1992 50.000 DM LRG, Leuna<br />

MinOelFüllSt GmbH Intrac verkauft 16.12.1992 100.000 DM LRG, Leuna<br />

Mittel<strong>de</strong>utsche Electronic Han<strong>de</strong>lsgesellsch. mbH Hanco Liquidation vorgesehen<br />

Mobil & Service GmbH Hanco Liquidation vorgesehen<br />

Montrac M-Line GmbH Hanco verkauft 14.02.1991 37.500 DM PROVECO GmbH<br />

Montrac M-Line GmbH & Co. KG Hanco Liquidation abgeschlossen 01.04.1993 Liquidationserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

Music Alliance Services GmbH Hanco in Liquidation 01.01.1993<br />

Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong>


Unternehmen Ober- Status Datum Veräuße- Käufer bzw. Bemerkungen<br />

gesellschaft rungserlös<br />

MVG - Möbelve rtriebsgesellschaft mbH Effect verkauft 16.10.1990 Im Veräußerungserlös RKL International enthalten<br />

Nagematic S.A.R.L. verkauft 23.05.1990 Im Veräußerungserlös Interne enthalten<br />

Neckermann Versandhan<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH Hanco verkauft 05.06.1992 270.000 DM Neckermann Versand AG<br />

Neuco Immobilien Beteiligungen GmbH Hanco verkauft 18.04.1991 35.000 DM NEUWO GmbH, Berlin<br />

noha Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Expo rt-Impo rt<br />

Vertretungen Effect in Liquidation 31.12.1990<br />

Oscaram Trading N.V. Effect Liquidation abgeschlossen 01.09.1993 Liquidationserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

Ostsee-Mineralöl-Bunker GmbH Intrac verkau ft 23.09.1993 709.000.- DM KG Bominflot GmbH & Co.;<br />

Paradies Spielwaren Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH BIEG in Liquidation 11.03.1991 Löschung im Han<strong>de</strong>lsregister eingeleitet<br />

Passauer Hof Betriebs GmbH Effect verkauft 22.12.1992 im Veräußerungserlös Hotel Bellevue GmbH, Wien enthalten<br />

Pernau Han<strong>de</strong>lsgesellschaft Ibis 29.4.1990 Werus<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH) übe rt ragen 26.04.1990 J. Pemau, Elmshom<br />

Plon, Jan A/S, Kopenhagen Effect verkauft 29.06.1990 Im Veräußerungserlös Pion Invest A/S enthalten<br />

Plon, Jan Invest A/S, Kopenhagen Effect verkauft 29.06.1990 650.000 DKR Jan Plon, Kopenhagen<br />

Projekt GmbH<br />

PROVECO Projektkooperation Einkaufs- <strong>und</strong><br />

Hanco verkauft 15.04.1992 900.000 DM<br />

Vertriebs GmbH Hanco in Liquidation 01.07.1992<br />

Re<strong>de</strong>l N.V. Effect Liquidation vorgesehen<br />

Refinco Establishment Effect Liquidation vorgesehen<br />

Rex GmbH & Co. KG lntrac verkauft 31.12.1991 1.800.000 DM Brenntag AG, Essen<br />

Rexim S.A. Effect in Liquidation 12.07.1991<br />

THA Berlin; nach Anteilevereinigung Veräußerung von 100 %<br />

an die Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank Berlin für 4,5 Mio. DM<br />

RKL - International, Richard K. Lämmerzahl GmbH Effect verkauft 16.10.1990 1.230.000 DM Welle GmbH & Co. KG, Pa<strong>de</strong>rbo rn<br />

Salinas S.A. Effect Liquidation vorgesehen<br />

Saxonia Maschinen Vertriebs GmbH verkauft 23.05.1990 Im Veräußerungserlös Inte rn a enthalten<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600


Unternehmen Ober- Status Datum Veräuße- Käufer bzw. Bemerkungen<br />

gesellschaft rungserlös<br />

Schleupen GmbH BIEG verkauft 02.07.1991 40.000 DM Leo Schleupen, Ettingen<br />

Schmarler Markt GmbH Hanco in Liquidation 01.01.1992<br />

Schmitz, Hugo GmbH verkauft 23.05.1990 im Veräußerungserlös Inte rn s enthalten<br />

Schmitz, Hugo GmbH & Co. KG verkauft 23.05.1990 Im Veräußerungserlös Inte rns enthalten<br />

Schuh- <strong>und</strong> Le<strong>de</strong>ragentur GmbH BMH verschmolzen mit BMH 01.01.1992<br />

Silva Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH BIEG verkauft 18.12.1990 90.000 DM F & N Forrest AB, Göteborg<br />

Simpex GmbH für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Beratung in Liquidation 01.04.1990<br />

SPL Sanitärtechnik GmbH BIEG in Liquidation 11.03.1991 Löschung im Han<strong>de</strong>lsregister ist eingeleitet<br />

Stahlhan<strong>de</strong>l Hüttental GmbH verkauft 23.05.1990 Im Veräußerungserlös Inte rn a enthalten<br />

Standseilbahn Sunegga S.A. (Standseilbahn Zerma tt ) Effect verkauft 30.03.1990 1.040.000 SFR Diverse (Aktienverkauf)<br />

Stiftung Nita Effect Liquidation abgeschlossen 27.02.1992 Liquidationserlös bei <strong>de</strong>r Obergesellschaft vereinnahmt<br />

tabacon Sachsen GmbH Hanco verkauft 18.12.1990 1.200.000 DM EVEG GmbH<br />

tabacon Thüringen GmbH Hanco verkauft 18.12.1990 900.000 DM EVEG GmbH<br />

Textilvertretungen GmbH BMH verkauft 13.02.1992 50.000 DM Stottrop & Söhne, Berlin<br />

Tra<strong>de</strong>x GmbH<br />

TRANS-VER-SERVICE Transport-Vertretungs-Service<br />

BMH verschmolzen mit BMH 01.01.1992<br />

GmbH verkauft 20.03.1990 500.000 DM Weber, Brockt, Kästner, Meier<br />

Transcommerz Expo rt -Impo rt GmbH<br />

Transpack Transporthilfs- <strong>und</strong> Packmittel Vertriebs<br />

BIEG in Liquidation 21.03.1991 Löschung im Han<strong>de</strong>lsregister ist eingeleitet<br />

GmbH verkauft 23.05.1990 Im Veräußerungserlös Inte rn a enthalten<br />

UCW Universal Consult Wirtschaftsberatung GmbH BIEG verkauft 11.10.1991 52.752 DM DIV Treuhand Prüfges., Berlin<br />

Walbouw Haerlem B.V. Effect verkauft 05.07.1990 50.000 hfl Dumatrust B.V., NL<br />

Wamag GmbH BMH verschmolzen mit BMH 01.01.1992<br />

WAVEG GmbH BMH verschmolzen mit BMH 01.01.1992<br />

Drucksache 1 2/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12 . Wahlperio<strong>de</strong>


Unternehmen Ober- Status Datum Veräuße- Käufer bzw. Bemerkungen<br />

gesellschaft rungserlös<br />

Witra GmbH Liquidation abgeschlossen 19.07.1991 Liquidationserlös bei IMES erfaßt<br />

Wittenbecher & Co. Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Berlin verkauft 25.05.1990 4.867.000 DM Schwettmann, Welker, Günzburger, Just; Berlin<br />

Wittenbecher & Co. GmbH, Essen Effect verkauft 01.11.1990 2.250.000 DM VEM Antriebstechnik AG, Dres<strong>de</strong>n<br />

Wittenbecher & Co. Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Wien verkauft 25.05.1990 Im Veräßerungserlös Wittenbecher, Berlin enthalten<br />

WWH Intermetall HGmbH Intrac in Liquidation 31.12.1992<br />

Zentral-Kommerz Gesellschaft für internationalen<br />

Han<strong>de</strong>l mbH Intrac in Liquidation 12.05.1992<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12 . Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Zur Liquidation vorgesehen waren:<br />

Agrima GmbH - Gesellschaft für Geschäftsanbahnungen,<br />

Vermittlungen <strong>und</strong> Vertretungen für ausländische<br />

Firmen;<br />

Anstalt Polyindustrie;<br />

Anstalt Unisped;<br />

Auto-Sport-Zubehör GmbH;<br />

Befisa S.A.;<br />

BERIMCO GmbH;<br />

Berliner Makler- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsve rtreter GmbH (BMH);<br />

Berolina Kerzen- <strong>und</strong> Warenhan<strong>de</strong>ls-GmbH;<br />

BMH Vermögensverwaltungsges. mbH;<br />

DIM B.V.;<br />

Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH;<br />

EVECO GmbH;<br />

HANCO Vermögensverwaltungsgesellschaft;<br />

Interholding Haarlem B.V.;<br />

Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH;<br />

Kowimex Export-Import GmbH;<br />

Mittel<strong>de</strong>utsche Electronic Han<strong>de</strong>lsgesellsch. mbH;<br />

Mobil & Service GmbH;<br />

Re<strong>de</strong>l N.V.;<br />

Refinco Establishment;<br />

Salinas S.A.;<br />

Durch Zeitungsanzeigen mit <strong>de</strong>r Überschrift „Gesucht:<br />

DDR-Parteienvermögen" versuchte die B<strong>und</strong>esregierung<br />

im Frühjahr 1994, Vermögenswerte früherer<br />

DDR-Institutionen im In- <strong>und</strong> Ausland zu sichern.<br />

Die beteiligten Behör<strong>de</strong>n gingen davon aus,<br />

daß aus <strong>de</strong>m Milliar<strong>de</strong>nvermögen <strong>de</strong>r Parteien, <strong>de</strong>r<br />

Massenorganisationen <strong>und</strong> aus <strong>de</strong>m staatlichen Bereich<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen DDR „noch viele Millionen DM<br />

versteckt auf Konten o<strong>de</strong>r in Unternehmen liegen, die<br />

<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Gesetz Verantwortlichen damit entzogen<br />

sind".<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung hat daher Richtlinien für die<br />

Auszahlung von Belohnungen an diejenigen erlassen,<br />

die zur Rückführung beitragen. Die Belohnung<br />

beträgt 5 Prozent bei einem Vermögenswert bis 1.000<br />

DM, darüber hinaus maximal 3 Prozent <strong>de</strong>s Wertes.<br />

Die Höchstgrenze liegt bei 5 Mio. DM. Hinweise nehmen<br />

die Treuhandanstalt, Direktorat Son<strong>de</strong>rvermögen<br />

<strong>und</strong> die Unabhängige Kommission zur Überprüfung<br />

<strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

(UKPV) entgegen.<br />

2. Zivilrechtliche Verfahren im Zuge <strong>de</strong>r<br />

Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Das Problem, wer Eigentümer <strong>de</strong>s Vermögens ehemaliger<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

war, wur<strong>de</strong> zum Gegenstand einer Reihe zivilrechtlicher<br />

Verfahren. In diesen Rechtsstreitigkeiten<br />

war zu klären, ob entsprechen<strong>de</strong> Unternehmen im<br />

Eigentum von Privatpersonen stan<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r eigentumsrechtlich<br />

Staatsvermögen <strong>de</strong>r DDR waren. Im<br />

letzteren Fall wäre das Vermögen dieser Unterneh-<br />

men gemäß Artikel 21, 22 Einigungsvertrag auf die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland übergegangen. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat sich darauf beschränkt, <strong>de</strong>n<br />

Verlauf <strong>de</strong>r in Gang befindlichen zivilrechtlichen Verfahren<br />

zu beobachten <strong>und</strong> die dort festgestellten<br />

Sachverhalte <strong>und</strong> erhobenen Beweise zur Kenntnis zu<br />

nehmen <strong>und</strong> im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r von ihm vorgenommen<br />

Beweiserhebung zu berücksichtigen.<br />

Eines <strong>de</strong>r betroffenen Unternehmen ist die F.C. Gerlach<br />

Export-Import .<br />

Nach Auskunft <strong>de</strong>r Treuhandanstalt wur<strong>de</strong> zur Sicherung<br />

von Vermögenswerten dieses Unternehmens in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ein Arrestverfahren<br />

eingeleitet. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s am 10. Oktober 1991 ergangenen<br />

Arresturteils <strong>de</strong>s Kammergerichts Berlin wur<strong>de</strong>n<br />

die zum damaligen Zeitpunkt bekannten Konten<br />

<strong>de</strong>s Geschäftsführers Michael Wischniewski bzw. <strong>de</strong>r<br />

F.C. Gerlach Export-Import in Deutschland gepfän<strong>de</strong>t.<br />

Die insoweit sichergestellten Konto-Guthaben<br />

belaufen sich nach Angaben <strong>de</strong>r Treuhandanstalt auf<br />

insgesamt 125 Mio. DM (vgl. Fünfter Teil, C. I. 2. e).<br />

Des weiteren wur<strong>de</strong> beim Bezirksgericht Innere Stadt<br />

Wien eine einstweilige Verfügung erwirkt, auf <strong>de</strong>ren<br />

Gr<strong>und</strong>lage die Konten <strong>de</strong>s Wischniewski, <strong>de</strong>r Etablissement<br />

F.C. Gerlach Export-Import (Vaduz) - ein Unternehmen,<br />

an <strong>de</strong>m die F.C. Gerlach Export-Impo rt<br />

sämtliche Rechte besaß - sowie <strong>de</strong>r F.C. Gerlach Export-Import<br />

bei <strong>de</strong>r Schoeller Bank AG (Wien) sichergestellt<br />

wur<strong>de</strong>n. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich nach Auskunft<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt um Konto-Guthaben von insgesamt<br />

ca. 37 Mio. DM (vgl. Fünfter Teil, C. L 2. e).<br />

Weiterhin erging auf Antrag ein Arrest <strong>de</strong>s Bezirksgerichts<br />

Tel Aviv, in <strong>de</strong>ssen Vollziehung ein Konto-Guthaben<br />

<strong>de</strong>s Wischniewski bei <strong>de</strong>r Bank Leumi im Wert<br />

von ca. 20 Mio. DM sichergestellt wur<strong>de</strong> (vgl. Fünfter<br />

Teil, C. I. 2. e).<br />

Nach Auskunft <strong>de</strong>r Treuhandanstalt wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>m<br />

mit einer einstweiligen Verfügung <strong>de</strong>s Bezirksgerichts<br />

Innere Stadt Wien im März 1993 die Sicherstellung<br />

von Vermögenswerten in Höhe von ca. 190 Mio.<br />

DM erreicht. Diese waren aufgr<strong>und</strong> von Vermögensverschiebungen<br />

<strong>de</strong>s Geschäftsführers Wischniewski<br />

an eine diesem zuzurechnen<strong>de</strong> Anstalt Liechtensteinischen<br />

Rechts geflossen (vgl. Fünfter Teil, C. I. 2. e).<br />

Infolge <strong>de</strong>r genannten Maßnahmen zur vorläufigen<br />

Sicherung von Vermögenswerten wur<strong>de</strong>n bislang<br />

sog. Hauptsacheverfahren in Berlin, Tel Aviv, Wien<br />

<strong>und</strong> in Liechtenstein eingeleitet, in <strong>de</strong>nen über die<br />

endgültige eigentumsrechtliche Zuordnung <strong>de</strong>r jeweils<br />

sichergestellten Vermögenswerte <strong>de</strong>r<br />

F.C.Gerlach Export-Import sowie <strong>de</strong>s Etablissement<br />

F.C.Gerlach Export-Import (Vaduz) entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

soll. Ein weiteres Verfahren in Berlin betrifft ein<br />

Geschäftsgebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r F.C.Gerlach Export-Impo rt .<br />

Sämtliche Verfahren haben die Frage zu klären, ob es<br />

sich bei <strong>de</strong>r F.C. Gerlach Export-Import um ein staatliches<br />

Unternehmen o<strong>de</strong>r um eine Privatfirma han<strong>de</strong>lt.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Verfahren in Berlin, die in 1. Instanz<br />

beim Landgericht anhängig waren <strong>und</strong> jetzt in <strong>de</strong>r Berufungsinstanz<br />

beim Kammergericht anhängig sind,<br />

haben unter erwähnten Verfahren eine gewisse<br />

„Leitfunktion" . Auf sie soll daher hier näher eingegangen<br />

wer<strong>de</strong>n.


Parteien <strong>de</strong>s einen Rechtsstreits (Aktenzeichen LG<br />

Berlin: 9 0 415/91, KG Berlin: 9 U 6065/92) sind die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland als Klägerin <strong>und</strong> Berufungsklägerin<br />

sowie die Etablissement F.C. Gerlach<br />

Export-Import G mbH - ein vorn Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

F.C. Gerlach <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Etablissement F.C.Gerlach Export-Import<br />

(Vaduz) En<strong>de</strong> 1990 gegrün<strong>de</strong>tes Unternehmen<br />

- <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Geschäftsführer Michael Wischniewski<br />

<strong>und</strong> Dr. Fritz G. Braune - als Beklagte <strong>und</strong><br />

Berufungsbeklagte.<br />

Gegenstand dieses Rechtsstreits sind die Eigentumsverhältnisse<br />

an <strong>de</strong>m Gr<strong>und</strong>stück, <strong>de</strong>n Geschäftsräumen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m dazugehörigen sonstigen Inventar <strong>de</strong>r<br />

F.C. Gerlach. Teile <strong>de</strong>s Geschäftsgebäu<strong>de</strong>s waren an<br />

die neu gegrün<strong>de</strong>te Etablissement F.C. Gerlach Export-Import<br />

GmbH vermietet wor<strong>de</strong>n. Die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland hat mit ihrer Klage u.a. die Herausgabe<br />

<strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Räume samt Inventar an<br />

sich verlangt. Sie ist dabei davon ausgegangen,<br />

Rechtsnachfolgerin <strong>de</strong>r F.C. Gerlach zu sein bzw. für<br />

die Treuhandanstalt als Rechtsnachfolgerin die Herausgabe<br />

geltend machen zu können.<br />

Das Landgericht Berlin hat die Klage im Ergebnis abgewiesen.<br />

Das Landgericht Berlin ist in seinem Urteil<br />

davon ausgegangen, daß es sich bei <strong>de</strong>r F.C. Gerlach<br />

um ein staatliches Unternehmen han<strong>de</strong>lte. Das Gericht<br />

hat sich insoweit u.a. auf folgen<strong>de</strong> - nach seiner<br />

Überzeugung feststehen<strong>de</strong> - Umstän<strong>de</strong> gestützt:<br />

Mit Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong> das Unternehmen diesem Bereich unterstellt.<br />

Das Unternehmen wur<strong>de</strong> vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung han<strong>de</strong>lspolitisch angeleitet <strong>und</strong> im<br />

Verb<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Volkswirtschaft koordiniert.<br />

Das Unternehmen bzw. <strong>de</strong>r Geschäftsführer war verpflichtet,<br />

<strong>de</strong>n Großteil <strong>de</strong>r Gewinne an <strong>de</strong>n Staat abzuführen.<br />

Nach <strong>de</strong>n weiteren Erkenntnissen <strong>de</strong>s Landgerichts<br />

war das Unternehmen zunächst <strong>de</strong>m MfS unterstellt<br />

<strong>und</strong> soll auch <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

<strong>de</strong>m es später zugeordnet wur<strong>de</strong>, tatsächlich<br />

<strong>de</strong>m MfS unterstan<strong>de</strong>n haben.<br />

Das Gericht hat im Ergebnis festgestellt, daß am 3.<br />

Oktober 1990 das gesamte Geschäftsvermögen <strong>de</strong>s<br />

staatlichen Unternehmens F.C. Gerlach <strong>und</strong> damit<br />

auch das Eigentum an <strong>de</strong>m Gr<strong>und</strong>stück Parkstraße<br />

76/77 sowie <strong>de</strong>m darauf befindlichen Gebäu<strong>de</strong> gemäß<br />

Art. 22 Absatz 1 Satz 2 EV als Finanzvermögen,<br />

das zumin<strong>de</strong>st überwiegend für Aufgaben <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

Ministeriums für Staatssicherheit genutzt<br />

<strong>und</strong> nach <strong>de</strong>m 1. Oktober 1989 nicht neuen sozialen<br />

o<strong>de</strong>r öffentlichen Zwecken zugeführt wor<strong>de</strong>n ist, auf<br />

die Treuhandanstalt überging. Die Einwän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Etablissement<br />

F.C. Gerlach Export-Impo rt GmbH, es habe<br />

sich bei <strong>de</strong>r F.C. Gerlach lediglich um ein sehr erfolgreiches<br />

privates Unternehmen gehan<strong>de</strong>lt, wur<strong>de</strong>n<br />

verworfen.<br />

Das Landgericht Berlin hat daher in seinem Urteil<br />

zwar einen Herausgabeanspruch <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>s streitbefangenen Gr<strong>und</strong>stücks<br />

bejaht, nicht hingegen einen Anspruch <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Es hat auch eine Berechtigung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland aufgr<strong>und</strong> einer zuvor<br />

erfolgten Abtretung möglicher Ansprüche durch<br />

die Treuhandanstalt verneint.<br />

Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland hat im Oktober<br />

1992 gegen das Urteil <strong>de</strong>s Landgerichts Berlin Berufung<br />

beim Kammergericht Berlin eingelegt, über die<br />

zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstellung noch nicht entschie<strong>de</strong>n<br />

war. Nach Auskunft <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

wur<strong>de</strong> anläßlich eines Termins zur mündlichen Verhandlung<br />

am 17. Dezember 1993 ein (Teil-)Vergleich<br />

geschlossen. Danach verpflichteten sich die beklagten<br />

Parteien zur sofortigen Herausgabe an die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. In Ansehung von drei<br />

Wohneinheiten wur<strong>de</strong> eine Räumungsfrist bis zum 31.<br />

März 1994 eingeräumt. Hinsichtlich <strong>de</strong>r weiteren anhängigen<br />

Ansprüche ordnete das Kammergericht<br />

Berlin das Ruhen <strong>de</strong>s Verfahrens an, um <strong>de</strong>n Parteien<br />

die Möglichkeit <strong>de</strong>r nochmaligen Prüfung <strong>de</strong>r Höhe<br />

<strong>de</strong>r geltend gemachten Ansprüche einzuräumen (vgl.<br />

Fünfter Teil, C. I. 2. e).<br />

Parteien <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Rechtsstreits (Aktenzeichen LG<br />

Berlin: 9 0 416/91; KG Berlin: 9 U 5909/92) sind die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland als Klägerin <strong>und</strong> Berufungsbeklagte<br />

sowie Michael Wischniewski als Beklagter<br />

<strong>und</strong> Berufungskläger.<br />

In diesem Verfahren sollen die Eigentumsverhältnisse<br />

an <strong>de</strong>n Wirtschaftsgütern <strong>de</strong>r F.C. Gerlach Export-Import<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Etablissement F.C. Gerlach Expo rt-Import<br />

(Vaduz) geklärt wer<strong>de</strong>n. Es han<strong>de</strong>lt sich um das<br />

infolge <strong>de</strong>s bereits geschil<strong>de</strong>rten Arrestverfahrens<br />

eingeleitete Hauptsacheverfahren.<br />

Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland hat mit ihrer Klage<br />

beantragt festzustellen, sie sei Eigentümerin bzw. Inhaberin<br />

sämtlicher Wirtschaftsgüter <strong>de</strong>r F.C. Gerlach<br />

Export-Import <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Etablissement F.C. Gerlach Export-Import<br />

(Vaduz), <strong>und</strong> davon ausgehend die Verurteilung<br />

<strong>de</strong>s Beklagten Wischniewski zur Auskunftserteilung<br />

über vorgenommene Rechtsgeschäfte, For<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>und</strong> Verbindlichkeiten bzw. Aktiva <strong>und</strong> Passiva<br />

sowie zur Abtretung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen aus einem<br />

Kontoguthaben an sie zur alleinigen Verfügung. Die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland hat weiterhin beantragt,<br />

<strong>de</strong>n Beklagten Wischniewski zu verurteilen, an<br />

sie 25.100.000 DM, 16.000.000,- USD sowie 750.000<br />

ATS (Austrian Shillings) zu zahlen. Es han<strong>de</strong>lt sich<br />

hierbei um Guthaben auf verschie<strong>de</strong>nen Konten <strong>de</strong>r<br />

F.C. Gerlach. Sie hat schließlich begehrt, die Verpflichtung<br />

<strong>de</strong>s Beklagten Wischniewski zur Leistung<br />

von Scha<strong>de</strong>nsersatz wegen bereits entstan<strong>de</strong>ner <strong>und</strong><br />

künftiger Schä<strong>de</strong>n aus ihr nachteiligen Verfügungen<br />

festzustellen.<br />

Das Landgericht Berlin hat nur ein Teilurteil erlassen<br />

können, da <strong>de</strong>r Antrag <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

festzustellen, daß <strong>de</strong>r Beklagte Wischniewski<br />

zur Leistung von Scha<strong>de</strong>nsersatz verpflichtet sei,<br />

noch nicht entscheidungsreif war.<br />

Im übrigen hat es <strong>de</strong>r Klage im wesentlichen stattgegeben.<br />

Lediglich <strong>de</strong>r Antrag auf Feststellung, daß die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland Eigentümerin bzw. Inhaberin<br />

sämtlicher Wirtschaftsgüter <strong>de</strong>r F.C. Gerlach<br />

Export-Import <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Etablissement F.C. Gerlach Export-Import<br />

(Vaduz) sei, wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>m Gericht für<br />

unbegrün<strong>de</strong>t gehalten, da die Vermögenswerte nach


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>m Einigungsvertrag nicht auf die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, son<strong>de</strong>rn gemäß A rt. 22 Absatz 1 Satz 2<br />

EV am 3. Oktober 1990 auf die Treuhandanstalt übergegangen<br />

seien. Zur Begründung stützt sich das Gericht<br />

auf seine Ausführungen in <strong>de</strong>m Verfahren 9 O<br />

415/91, die bereits dargestellt wur<strong>de</strong>n.<br />

Die weiteren Anträge <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

hat das Landgericht Berlin für begrün<strong>de</strong>t erachtet.<br />

Es hat die Pflicht <strong>de</strong>s Beklagten Wischniewski zur<br />

Herausgabe <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r F.C.<br />

Gerlach hervorgegangenen Vermögenswerte bejaht.<br />

Für entscheidungserheblich hat es dabei erachtet,<br />

daß Wischniewski bzw. die F.C. Gerlach für die frühere<br />

DDR dringend benötigte Devisen erwirtschaftet -<br />

<strong>und</strong> somit Vermögensangelegenheiten für diese besorgt<br />

hatten. Seit Beendigung dieses Dienstleistungsverhältnisses<br />

durch die Einstellung <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung bzw. nach Auflösung<br />

aller geschäftlichen Beziehungen zwischen<br />

Wischniewski <strong>und</strong> diesem, sei Wischniewski zur Herausgabe<br />

<strong>de</strong>s durch die Geschäftsführung Erlangten<br />

verpflichtet. Dazu gehöre das gesamte Geschäftsvermögen<br />

<strong>de</strong>r F.C. Gerlach. Bei <strong>de</strong>m in Re<strong>de</strong> stehen<strong>de</strong>n<br />

Konto han<strong>de</strong>le es sich um ein Geschäftskonto, so daß<br />

das darauf befindliche Guthaben von <strong>de</strong>r Herausgabepflicht<br />

erfaßt wer<strong>de</strong>. Der Anspruch habe ursprünglich<br />

<strong>de</strong>r DDR zugestan<strong>de</strong>n, sei durch A rt. 22 Absatz 1<br />

Satz 2 EV am 3. Oktober 1990 auf die Treuhandanstalt<br />

<strong>und</strong> durch <strong>de</strong>n erfolgten Abtretungsvertrag zwischen<br />

dieser <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland auf die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland übergegangen.<br />

Das Gericht hat weiterhin die Pflicht <strong>de</strong>s Beklagten<br />

Wischniewski zur Erteilung von Auskünften über das<br />

Firmenvermögen <strong>und</strong> Rechnungslegung bejaht. Der<br />

entsprechen<strong>de</strong> Anspruch folge aus <strong>de</strong>m Geschäftsbesorgungsverhältnis<br />

zwischen Wischniewski <strong>und</strong> -<br />

über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung - <strong>de</strong>m<br />

Staat <strong>de</strong>r früheren DDR <strong>und</strong> sei mitsamt <strong>de</strong>m Firmenvermögen<br />

als Finanzvermögen gemäß A rt. 22 Absatz<br />

1 Satz 2 EV am 3. Oktober 1990 auf die Treuhandanstalt<br />

übergegangen.<br />

Die Pflicht <strong>de</strong>s Beklagten Wischniewski zur Zahlung<br />

von 25.100.000,- DM, 16.000.000,- USD sowie<br />

750.000,- ATS hat das Landgericht Berlin wie folgt begrün<strong>de</strong>t:<br />

Die genannten Beträge hätten sich als Guthaben <strong>de</strong>r<br />

F.C. Gerlach auf <strong>de</strong>ren Konten bef<strong>und</strong>en. Dieses Firmenvermögen<br />

sei als aus <strong>de</strong>r Geschäftsführung <strong>de</strong>s<br />

Wischniewski bzw. <strong>de</strong>s Unternehmens F.C. Gerlach<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> somit<br />

nach <strong>de</strong>r bereits dargelegten Überzeugung <strong>de</strong>r<br />

Kammer als für <strong>de</strong>n Staat <strong>de</strong>r DDR erlangt anzusehen.<br />

Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland sei daher aus abgetretenem<br />

Recht <strong>de</strong>r Treuhandanstalt berechtigt, dieses<br />

Guthaben nach Beendigung <strong>de</strong>s Geschäftsbesorgungsverhältnisses<br />

herauszuverlangen.<br />

Michael Wischniewski hat gegen das Urteil <strong>de</strong>s Landgerichts<br />

Berlin Berufung beim Kammergericht Ber lin<br />

eingelegt, über die zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstellung<br />

noch nicht entschie<strong>de</strong>n war. In einem Termin zur<br />

mündlichen Verhandlung erklärte sich das Kammergericht<br />

dahin, daß es nach <strong>de</strong>rzeitigem Erkenntnisstand<br />

davon ausgeht, daß es sich bei <strong>de</strong>r F.C. Gerlach<br />

Export-Import um ein Staatsunternehmen <strong>de</strong>r DDR<br />

gehan<strong>de</strong>lt habe, das von Michael Wischniewski lediglich<br />

geleitet wor<strong>de</strong>n sei, also nicht in seinem Privateigentum<br />

stand (vgl. Fünfter Teil, C. I. 2. e).<br />

In <strong>de</strong>m Verfahren in Liechtenstein, in <strong>de</strong>m Ansprüche<br />

gegen Wischniewski <strong>und</strong> die Etablissement F.C. Gerlach<br />

Export-Import (Vaduz) infolge <strong>de</strong>r ersten einstweiligen<br />

Verfügung <strong>de</strong>s Bezirksgerichts Innere Stadt<br />

Wien geltend gemacht wur<strong>de</strong>n, erging nach Auskunft<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt am 30. September 1993 ein klageabweisen<strong>de</strong>s<br />

Urteil. Hiergegen wur<strong>de</strong> Berufung<br />

eingelegt. Die Erfolgsaussichten wer<strong>de</strong>n angesichts<br />

<strong>de</strong>s Stan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Berufungsverfahrens beim Kammergericht<br />

Berlin als positiv eingeschätzt (vgl. Fünfter<br />

Teil, C. I. 2. e).<br />

In <strong>de</strong>m Verfahren vor <strong>de</strong>m Bezirksgericht Tel Aviv<br />

fan<strong>de</strong>n nach Auskunft <strong>de</strong>r Treuhandanstalt bislang<br />

sog. „Vorab-Anhörungen" <strong>de</strong>r Parteien statt. In einer<br />

dieser Anhörungen am 3. Januar 1994 hat das Gericht<br />

<strong>de</strong>utlich gemacht, daß es über die geltend gemachten<br />

Ansprüche erst dann befin<strong>de</strong>n wolle, wenn das entsprechen<strong>de</strong><br />

Verfahren vor <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

been<strong>de</strong>t sei (vgl. Fünfter Teil, C. I. 2. e).<br />

In <strong>de</strong>m Verfahren gegen Michael Wischniewski in<br />

Österreich scheint das dortige Gericht mit seiner Entscheidung<br />

ebenfalls warten zu wollen, bis das Verfahren<br />

vor <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin been<strong>de</strong>t ist.<br />

Weitere Unternehmen, <strong>de</strong>ren Vermögen Gegenstand<br />

von zivilrechtlichen Verfahren ist, sind unter an<strong>de</strong>ren<br />

die Günther Forgber Wahrnehmung von Interessen<br />

für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l sowie die Exportcontact<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH <strong>und</strong> die Kowimex GmbH<br />

(„Nachfolgefirma” <strong>de</strong>r ehemals zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gehören<strong>de</strong>n BERAG-Export-<br />

Import GmbH).<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>s Unternehmens Günther Forgber<br />

Wahrnehmung von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l<br />

wur<strong>de</strong>n nach Auskunft <strong>de</strong>r Treuhandanstalt in<br />

Vollziehung eines im März erlassenen Arrestbefehls<br />

<strong>de</strong>s Landgerichts Berlin zur Sicherung von Vermögenswerten<br />

in Deutschland Konto-Guthaben gepfän<strong>de</strong>t,<br />

die sich insgesamt auf ca. 5 Mio. DM belaufen<br />

(vgl. Fünfter Teil, C. I. 2. e).<br />

Weiterhin wur<strong>de</strong>n aufgr<strong>und</strong> einer einstweiligen Verfügung<br />

<strong>de</strong>s Bezirksgerichts Hietzing in Wien vom<br />

27. Januar 1992 Vermögenswerte in einer Gesamthöhe<br />

von ca. 600.000,- DM sichergestellt. Dies betraf<br />

insbeson<strong>de</strong>re die <strong>de</strong>m Vermögen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Forgber zuzurechnen<strong>de</strong> Exportcontact Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH i.L. (Wien) (vgl. Fünfter Teil, C. I. 2.<br />

e)<br />

Über die Vollziehung zweier Arrestbefehle konnten<br />

nach Angaben <strong>de</strong>r Treuhandanstalt in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

Vermögenswerte in einer Gesamthöhe von ca. 5 Mio.<br />

DM sichergestellt wer<strong>de</strong>n. Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um<br />

Gel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Exportcontact AG (Zug; früher Zürich), eines<br />

Unternehmens, das über ver<strong>de</strong>ckte Treuhandschaften<br />

<strong>de</strong>m Vermögen <strong>de</strong>s Unternehmens Forgber<br />

zuzurechnen ist (vgl. Fünfter Teil, C. I. 2. e).<br />

Durch eine einstweilige Verfügung gegen <strong>de</strong>n ehe<br />

maligen Leiter <strong>de</strong>s Unternehmens Forgber, Dr. Gün<br />

ther Forgber, seine Tochter Simone Wehlisch sowie


<strong>de</strong>n Rechtsanwalt Wetzenstein-Ollenschläger wur<strong>de</strong>n<br />

weitere 7,5 Mio. DM gesichert (vgl. Fünfter Teil,<br />

C. I.2. e).<br />

Insgesamt ca. 25,5 Mio. DM konnten auf ein „Und-<br />

Konto" <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Dr.<br />

Günther Forgber rückgeführt wer<strong>de</strong>n. Diese Vermögenswerte<br />

wur<strong>de</strong>n nach Auskunft <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

auf Konten bei Bankinstituten auf <strong>de</strong>n Bahamas<br />

aufgef<strong>und</strong>en.<br />

Im Juli 1992 erging ein Arrestbefehl <strong>de</strong>s Landgerichts<br />

Berlin gegen die INHAFO GmbH (Berlin), eine ausschließlich<br />

zum Zwecke <strong>de</strong>r Verschiebung von Vermögenswerten<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Günther Forgber<br />

von diesem selbst gegrün<strong>de</strong>te Gesellschaft. Mit <strong>de</strong>r -<br />

Vollstreckung <strong>de</strong>s Arrestbefehls wur<strong>de</strong>n nach Angaben<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt Konten-Guthaben in einer<br />

Gesamthöhe von ca. 3 Mio. DM sichergestellt.<br />

Infolge <strong>de</strong>r Maßnahmen <strong>de</strong>s vorläufigen Rechtsschutzes<br />

wur<strong>de</strong>n in Berlin, Zürich <strong>und</strong> Wien Hauptsacheverfahren<br />

anhängig gemacht.<br />

In <strong>de</strong>m Verfahren vor <strong>de</strong>m Landgericht Berlin, das im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Arrestbefehl gegen Dr.<br />

Günther Forgber eingeleitet wor<strong>de</strong>n ist, hat am 19.<br />

April 1994 ein Termin zu mündlichen Verhandlung<br />

stattgef<strong>und</strong>en. In diesem Termin ist auf seiten <strong>de</strong>s Beklagten<br />

Forgber niemand erschienen, so daß gegen<br />

ihn antragsgemäß ein Versäumisurteil erlassen wor<strong>de</strong>n<br />

ist (vgl. Fünfter Teil, C. I. 2. e).<br />

Vor <strong>de</strong>m Bezirksgericht Zü rich wur<strong>de</strong> nach Auskunft<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt hinsichtlich <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n gegen<br />

Günther Forgber ergangenen Arrestbefehle Klage in<br />

<strong>de</strong>r Hauptsache erhoben. Das Gericht hat dieses Verfahren<br />

bis zum Abschluß <strong>de</strong>s Verfahrens vor <strong>de</strong>m<br />

Landgericht Berlin ausgesetzt (vgl. Fünfter Teil, C. I.<br />

2. e).<br />

In <strong>de</strong>m Verfahren in Österreich betreffend die erste<br />

einstweilige Verfügung <strong>de</strong>s Bezirksgerichts Hietzing<br />

ist nach Angaben <strong>de</strong>r Treuhandanstalt Antrag auf<br />

Säumnisentscheidung gestellt wor<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Beklagte Günther Forgber auf die Klage nicht mehr<br />

erwi<strong>de</strong>rt hatte (vgl. Fünfter Teil, C. I. 2. e). Dem Antrag<br />

ist durch ein entsprechen<strong>de</strong>s Urteil <strong>de</strong>s Gerichts<br />

stattgegeben wor<strong>de</strong>n. Das Urteil ist nach Auskunft<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt inzwischen rechtskräftig.<br />

Im September 1993 erging in einem Verfahren <strong>de</strong>s<br />

Landgerichts Berlin ein Versäumnisurteil gegen <strong>de</strong>n<br />

Rechtsanwalt Wetzenstein-Ollenschläger. Gegenstand<br />

<strong>de</strong>s Verfahrens war die Beteiligung <strong>de</strong>s Rechtsanwalts<br />

an einer rechtswidrigen „Umbuchung" Günther<br />

Forgbers von ca. 17 Mio. DM. Nach Auskunft <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt wird zur Zeit die Vollstreckung <strong>de</strong>s<br />

Urteils in die bekannten Vermögenswerte von Wetzenstein-Ollenschläger<br />

bet rieben (vgl. Fünfter Teil, C.<br />

I. 2. e).<br />

Zur Sicherung von Vermögenswerten <strong>de</strong>r Kowimex<br />

GmbH wur<strong>de</strong> beim Landgericht Berlin ein Arrestverfahren<br />

eingeleitet. Am 24. Februar erließ das Gericht<br />

einen Arrestbefehl gegen die Kowimex GmbH, Wolfgang<br />

Kotz (ehemaliger Geschäftsführer <strong>de</strong>r BERAG-<br />

Export-Import GmbH <strong>und</strong> Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kowimex<br />

GmbH) sowie Rechtsanwalt Manfred Wünsche (Mitbegrün<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Kowimex GmbH) in Höhe von<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

36.058.606,45 DM sowie 4.358.414,56 USD. Auf Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

von Rechtsanwalt Wünsche <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kowimex<br />

GmbH wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Arrestbefehl durch Urteil <strong>de</strong>s<br />

Landgerichts vom 30. April 1992 jedoch bestätigt.<br />

Durch teilweise Vollstreckung <strong>de</strong>s Arresturteils konnten<br />

nach Angaben <strong>de</strong>r Treuhandanstalt bisher zehn<br />

Mio. DM sichergestellt wer<strong>de</strong>n (vgl. Fünfter Teil, C. I.<br />

2. e).<br />

In <strong>de</strong>m in Ansehung <strong>de</strong>s Arrestverfahrens vor <strong>de</strong>m<br />

Landgericht Berlin anhängig gemachten Hauptsacheverfahren<br />

hat das Gericht nach Auskunft <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

im Juli 1993 durch Teilurteil entschie<strong>de</strong>n,<br />

daß die beklagten Gesellschafter Kotz <strong>und</strong> Wünsche<br />

die von ihnen treuhän<strong>de</strong>risch gehaltenen Geschäftsanteile<br />

an <strong>de</strong>r Kowimex GmbH an die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland abtreten müssen. Darüber hinaus<br />

wur<strong>de</strong>n sie antragsgemäß zur Auskunftserteilung<br />

verurteilt. Gegen dieses Urteil haben die Beklagten<br />

Kotz <strong>und</strong> Wünsche Berufung eingelegt, über die zum<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstellung noch nicht entschie<strong>de</strong>n<br />

war.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Beklagten geschul<strong>de</strong>ten<br />

Auskünfte wur<strong>de</strong>n nach Angaben <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

Zwangsvollstreckungsmaßnahmen eingeleitet.<br />

Sobald die geschul<strong>de</strong>ten Auskünfte vollständig vorliegen,<br />

soll vor <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Leistungsklage erhoben wer<strong>de</strong>n.<br />

Weiterer Gegenstand von Verfahren ist das Vermögen<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen VEB Asimex. Unstreitig ist dabei<br />

nach Auskunft <strong>de</strong>r Treuhandanstalt, daß dieses Vermögen<br />

per 31. Dezember 1989 (im Dezember 1989 erfolgte<br />

die Umwandlung in eine GmbH) staatliches<br />

Vermögen bzw. <strong>de</strong>r juristischen Person VEB Asimex<br />

zuzuordnen<strong>de</strong>s Vermögen darstellte (vgl. Fünfter Teil,<br />

C. I. 2. e). Streitig ist aber, ob die von <strong>de</strong>r früheren Asimex-Direktorin<br />

Ruth Lerche gegrün<strong>de</strong>te FAGRO<br />

GmbH (vormals Asimex GmbH & Co.) mit <strong>de</strong>r Abwicklung<br />

<strong>de</strong>s VEB Asimex beauftragt wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r ob<br />

diese Gesellschaft eine selbständige private Neugründung<br />

darstellt, die sich lediglich wi<strong>de</strong>rrechtlich<br />

<strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>s VEB Asimex bedient hat. Die<br />

Treuhandanstalt geht davon aus, daß die FAGRO<br />

GmbH von Ruth Lerche allein zu <strong>de</strong>m Zweck <strong>de</strong>r<br />

rechtswidrigen Zueignung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>s VEB<br />

Asimex gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> (vgl. Fünfter Teil, C. I. 2. e).<br />

Nach Behauptung von Ruth Lerche selbst erfolgte die<br />

Gründung <strong>de</strong>r neuen Asimex Import-Export GmbH &<br />

Co., <strong>de</strong>r Vorläuferin <strong>de</strong>r Fagro GmbH, auf Anweisung<br />

von Prof. Gerstenberger als kommissarischem Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in Abstimmung<br />

mit <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l (vgl.<br />

Fünfter Teil, C.IV., RG 38).<br />

In Vollziehung einer im Februar 1992 geschlossenen<br />

Vereinbarung zur außergerichtlichen Sicherstellung<br />

von Konten-Guthaben, die die FAGRO GmbH - je<strong>de</strong>nfalls<br />

zum Teil - für sich beansprucht, wur<strong>de</strong>n nach<br />

Angaben <strong>de</strong>r Treuhandanstalt einem Son<strong>de</strong>rkonto<br />

„Asimex" zum Zwecke <strong>de</strong>r Sicherstellung von Ansprüchen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bzw. <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt insgesamt ca. 38 Mio. DM zugeführt<br />

(vgl. Fünfter Teil, C. I. 2. e).<br />

Bei <strong>de</strong>n Verhandlungen über die Sicherungsverein<br />

barung einigten sich die Parteien darauf, <strong>de</strong>r FAGRO


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

GmbH einen Betrag von ca. 1,56 Mio. DM zum Zwekke<br />

<strong>de</strong>r Aufrechterhaltung ihres Geschäftsbetriebes zu<br />

belassen. Dadurch sollte nach Auskunft <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r angeblich lebensfähige<br />

Betrieb FAGRO GmbH in <strong>de</strong>n Konkurs<br />

getrieben wer<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r Folgezeit stellte sich jedoch<br />

heraus, daß die FAGRO GmbH nicht, wie behauptet,<br />

eine gewinnträchtige Eigengeschäftsführung aufzuweisen<br />

hatte. Daraufhin wur<strong>de</strong> im Oktober 1992 in einem<br />

Arrestverfahren gegen die FAGRO GmbH sowie<br />

<strong>de</strong>ren Geschäftsführer Lerche <strong>und</strong> Dr. Franz Fischer<br />

vom Kammergericht Berlin ein Arrest in Höhe von<br />

1,56 Mio. DM angeordnet. Im Anschluß daran wur<strong>de</strong><br />

im Januar 1993 eine weitere Vereinbarung zur außergerichtlichen<br />

Sicherstellung von Ansprüchen <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bzw. <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

getroffen. Infolge dieser Vereinbarung wur<strong>de</strong>n<br />

die genannten 1,56 Mio. DM auf einem „Und-Konto"<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r FAGRO<br />

GmbH sichergestellt (vgl. Fünfter Teil, C. I. 2. e).<br />

Im Juli 1993 wur<strong>de</strong> in Ansehung <strong>de</strong>s Arrestanspruchs<br />

auf 1,56 Mio. DM Hauptsacheklage beim Landgericht<br />

Berlin erhoben. Mit <strong>de</strong>r Klage wur<strong>de</strong>n zusätzlich Anträge<br />

auf Auskunftserteilung <strong>und</strong> Rechenschaftslegung<br />

durch die FAGRO GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Geschäftsführer<br />

gestellt.<br />

Im Termin zur mündlichen Verhandlung vom 18. Januar<br />

1994 hat das Gericht nach Auskunft <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

einen Vorschlag zur außergerichtlichen<br />

Erledigung <strong>de</strong>r Angelegenheit unterbreitet. Dieser<br />

sah vor, daß die Treuhandanstalt bzw. die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland die Geschäftsanteile <strong>de</strong>r FAGRO<br />

GmbH übernehmen <strong>und</strong> die bisherigen Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r FAGRO GmbH ihre Tätigkeit nie<strong>de</strong>rlegen<br />

sollten. Außer<strong>de</strong>m sollte durch <strong>de</strong>n Vergleich die FA-<br />

GRO GmbH verpflichtet wer<strong>de</strong>n, die geltend gemachten<br />

Auskunftsansprüche zu befriedigen.<br />

Während die Verantwortlichen <strong>de</strong>r FAGRO GmbH ihre<br />

Bereitschaft zur Annahme <strong>de</strong>s Vergleichsangebots<br />

signalisierten, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorschlag nach eingehen<strong>de</strong>r<br />

Prüfung durch die Treuhandanstalt abgelehnt, so<br />

daß das streitige Verfahren fortgesetzt wer<strong>de</strong>n wird<br />

(vgl. Fünfter Teil, C. I. 2. e).<br />

Weitere zivilrechtliche Verfahren haben sich mit <strong>de</strong>r<br />

Durchsetzbarkeit von Vertreterprovisionen ehemaliger<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zu befassen. Im Rahmen <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

<strong>de</strong>r DDR erfolgten Vertragsabschlüsse mit Partnern<br />

aus <strong>de</strong>m sog. Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet<br />

(NSW) gr<strong>und</strong>sätzlich unter Einschaltung von in <strong>de</strong>r<br />

DDR ansässigen sog. Vertreterfirmen, an die die Unternehmen<br />

aus <strong>de</strong>m sog. NSW Provisionen zahlen<br />

mußten.<br />

Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, vertreten durch das<br />

B<strong>und</strong>esfinanzministerium, macht <strong>de</strong>rzeit noch offene<br />

Provisionsansprüche einer solchen „Vertreterfirma",<br />

<strong>de</strong>r Günther Forgber Wahrnehmung von Interessen<br />

für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l, gegen zahlreiche west<strong>de</strong>utsche<br />

Unternehmen sowie Unternehmen im westeuropäischen<br />

Ausland auf <strong>de</strong>m Klagewege geltend.<br />

Dem Untersuchungsausschuß sind drei Verfahren bekannt<br />

gewor<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen das Landgericht Berlin<br />

Klagen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland abgewiesen<br />

hat. Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland hat gegen die<br />

klageabweisen<strong>de</strong>n Urteile jeweils Berufung beim<br />

Kammergericht Berlin eingelegt. In allen drei Fällen<br />

wur<strong>de</strong> die Berufung jedoch zurückgewiesen.<br />

In einem dieser Verfahren (Aktenzeichen LG Berlin: 9<br />

O 583/91, KG Berlin: 23 U 1434/93) richtete sich die<br />

Klage <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gegen ein<br />

west<strong>de</strong>utsches Unternehmen, <strong>de</strong>ssen österreichisches<br />

Tochterunternehmen mit einem Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

<strong>de</strong>r DDR einen Kaufvertrag abgeschlossen hatte.<br />

Auf <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>m Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb gestellten<br />

Vertragsformular wur<strong>de</strong> in die vorgedruckte Zeile<br />

„Vertreter" <strong>de</strong>r Name Forgber eingesetzt. Später teilte<br />

die Beklagte <strong>de</strong>m Unternehmen Forgber unter Bezugnahme<br />

auf eine von ihrem Tochterunternehmen<br />

ausgestellte Provisionsbestätigung mit, daß sie - die<br />

Beklagte - die Provision zahlen wer<strong>de</strong>. Zu diesem<br />

Zweck beantragte sie eine Dienstleistungs genehmigung<br />

nach <strong>de</strong>n Bestimmungen <strong>de</strong>r Devisenbewirtschaftungsgesetze,<br />

die jedoch versagt wur<strong>de</strong>. Dies<br />

teilte die Beklagte <strong>de</strong>m Unternehmen Forgber mit,<br />

nach<strong>de</strong>m dieses das Tochterunternehmen <strong>de</strong>r Beklagten<br />

zur Zahlung <strong>de</strong>r Provision gemahnt hatte. Auf<br />

eine an sie selbst gerichtete Zahlungsauffor<strong>de</strong>rung<br />

reagierte die Beklagte nicht.<br />

Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland hat nunmehr als<br />

Rechtsnachfolgerin <strong>de</strong>s Unternehmens Forgber bzw.<br />

aufgr<strong>und</strong> von Abtretungsvereinbarungen mit <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt <strong>und</strong> später auch mit Günther Forgber<br />

<strong>de</strong>n noch offenen Provisionsanspruch gegen die<br />

Beklagte geltend gemacht. Der 23. Zivilsenat <strong>de</strong>s<br />

Kammergerichts Berlin hat im Berufungsverfahren<br />

das klageabweisen<strong>de</strong> Urteil <strong>de</strong>s Landgerichts Berlin<br />

bestätigt. Er hat diese Entscheidung im wesentlichen<br />

damit begrün<strong>de</strong>t, daß mangels nachzuweisen<strong>de</strong>n Abschlusses<br />

eines Han<strong>de</strong>lsvertretungsvertrages kein<br />

Provisionsanspruch entstan<strong>de</strong>n sei.<br />

Außer<strong>de</strong>m hat <strong>de</strong>r Senat <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland wi<strong>de</strong>rsprüchliches Verhalten vorgeworfen.<br />

Sie habe durch die Devisenbewirtschaftungsvorschriften,<br />

in <strong>de</strong>nen auch geregelt war, daß eine Genehmigung<br />

versagt wer<strong>de</strong>n könne, wenn die Einschaltung<br />

<strong>de</strong>s Vertreters nicht auf Veranlassung <strong>de</strong>s<br />

Partners im B<strong>und</strong>esgebiet erfolgte, gera<strong>de</strong> die Entstehung<br />

solcher Ansprüche verhin<strong>de</strong>rn wollen, die sie<br />

nunmehr selbst geltend mache.<br />

In einem weiteren dieser drei Verfahren (Aktenzeichen<br />

LG Berlin: 9 O 579/91, KG Berlin: 2 U 1032/93)<br />

richtete sich die Klage <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

gegen ein österreichisches Unternehmen. Dieses<br />

hatte 1989 mit einem Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb <strong>de</strong>r DDR<br />

einen Vertrag abgeschlossen. Für ihre Bemühungen<br />

beim Zustan<strong>de</strong>kommen dieses Vertrages for<strong>de</strong>rte das<br />

Unternehmen Forgber die Zahlung einer Provision.<br />

Nach Reduzierung <strong>de</strong>r gefor<strong>de</strong>rten Summe bestätigte<br />

die Beklagte die Provisionsfor<strong>de</strong>rung durch Rücksendung<br />

einer unterzeichneten Rechnungskopie. Sie leistete<br />

auch eine Teilzahlung.<br />

Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland hat als Rechtsnachfolgerin<br />

bzw. aufgr<strong>und</strong> von Abtretungsverträgen mit<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt <strong>und</strong> auch mit Günther Forgber<br />

die restliche Provisionsfor<strong>de</strong>rung gegen die Beklagte<br />

geltend gemacht.


Der 2. Zivilsenat <strong>de</strong>s Kammergerichts Berlin hat im<br />

Berufungsverfahren das klageabweisen<strong>de</strong> Urteil <strong>de</strong>s<br />

Landgerichts Berlin bestätigt <strong>und</strong> seine Entscheidung<br />

im wesentlichen damit begrün<strong>de</strong>t, daß es - nach <strong>de</strong>n<br />

anwendbaren DDR-Gesetzen - an einem für einen<br />

Provisionsanspruch gr<strong>und</strong>sätzlich erfor<strong>de</strong>rlichen Tätigwer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsvertreters Forgber, das für <strong>de</strong>n<br />

Geschäftsabschluß ursächlich gewesen sein müsse,<br />

fehle.<br />

Der Senat hat außer<strong>de</strong>m die Auffassung vertreten,<br />

daß die Vereinbarung von Zwangsprovisionen nach<br />

Inhalt, Zweck <strong>und</strong> Beweggr<strong>und</strong> gegen die guten Sitten<br />

verstoße. Ein Rechtsgeschäft sei bereits sittenwidrig,<br />

wenn es mit gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>n Wertungen <strong>de</strong>r<br />

Rechts- o<strong>de</strong>r Sittenordnung unvereinbar sei. Das sei<br />

anzunehmen, wenn ein Staat ausländische Lieferanten<br />

zwinge, einen Vertrag mit einem inländischen Besteller<br />

nur mit <strong>de</strong>r provisionspflichtigen Einschaltung<br />

eines Han<strong>de</strong>lsvertreters zu schließen. Auch <strong>de</strong>r<br />

Zweck, <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>n Zwangsprovisionen zusätzliche<br />

Deviseneinnahmen zu verschaffen, verstoße gegen<br />

die guten Sitten.<br />

Im letzten dieser drei Verfahren (Aktenzeichen LG<br />

Berlin: 9 0 632/91, KG Berlin: 2 U 329/93) richtete sich<br />

die Klage <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland wie<strong>de</strong>rum<br />

gegen ein west<strong>de</strong>utsches Unternehmen. Diese hatte<br />

1989 mit einem Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb <strong>de</strong>r früheren<br />

DDR einen Kaufvertrag abgeschlossen, in <strong>de</strong>m das<br />

Unternehmen Forgber als „Vertreter" benannt wur<strong>de</strong>.<br />

Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland hat vorgetragen, Inhaberin<br />

<strong>de</strong>r Fo<strong>de</strong>rung aufgr<strong>und</strong> von Abtretungsverträgen<br />

mit <strong>de</strong>r Treuhandanstalt gewor<strong>de</strong>n zu sein.<br />

Der 2. Zivilsenat <strong>de</strong>s Kammergerichts Berlin hat das<br />

klageabweisen<strong>de</strong> Urteil <strong>de</strong>s Landgerichts Berlin im<br />

wesentlichen aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Annahme bestätigt, daß<br />

<strong>de</strong>r streitgegenständliche Han<strong>de</strong>lsvertretervertrag<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r verweigerten (west<strong>de</strong>utschen) Dienstleistungsgenehmigung<br />

nach <strong>de</strong>n Bestimmungen <strong>de</strong>r<br />

Devisenbewirtschaftungsgesetze unwirksam sei. Es<br />

han<strong>de</strong>le sich dabei um eine nach <strong>de</strong>n anwendbaren<br />

DDR-Gesetzen erfor<strong>de</strong>rliche Genehmigung durch ein<br />

staatliches Organ.<br />

Der Senat hat allerdings in diesem Verfahren ausdrücklich<br />

die Revision gegen sein Urteil wegen <strong>de</strong>r<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Rechtssache zugelassen.<br />

Sollte die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland Revision<br />

einlegen, wird sich zeigen, ob die rechtlichen Ausführungen<br />

in <strong>de</strong>m Urteil <strong>de</strong>r Überprüfung durch <strong>de</strong>n<br />

B<strong>und</strong>esgerichtshof standhalten. Ein höchstrichterliches<br />

Urteil zum Komplex <strong>de</strong>r Zwangsprovisionen<br />

wür<strong>de</strong> auch die Weichen für noch laufen<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re<br />

Verfahren in diesem Bereich stellen.<br />

3. Ermittlungen <strong>und</strong> Feststellungen <strong>de</strong>r<br />

Unabhängigen Kommission zur Überprüfung<br />

<strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong><br />

Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR<br />

Im Einigungsvertrag wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fortbestand <strong>de</strong>r Unabhängigen<br />

Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s Vermögens<br />

<strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Masssenorganisationen <strong>de</strong>r<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

DDR (UKPV), die gemäß <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Parteiengesetzes<br />

<strong>de</strong>r DDR vom 31. Mai 1990 eingerichtet wor<strong>de</strong>n<br />

war, festgeschrieben. Die Rechtsaufsicht über die<br />

UKPV wird vom B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern wahrgenommen<br />

(Einigungsvertrag Anlage II Kapitel II<br />

Sachgebiet A Abschnitt III, BGBl. II 1990, S. 885,<br />

1150).<br />

En<strong>de</strong> November 1990 wur<strong>de</strong>n durch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

zu <strong>de</strong>n zehn bisherigen Mitglie<strong>de</strong>rn sechs weitere<br />

berufen. Im November wur<strong>de</strong> auch mit <strong>de</strong>m Aufbau<br />

eines Sekretariats begonnen, nach<strong>de</strong>m durch <strong>de</strong>n<br />

3. Nachtragshaushalt für 1990 Mittel bereitgestellt<br />

wor<strong>de</strong>n waren. Das Sekretariat <strong>de</strong>r UKPV wur<strong>de</strong> organisatorisch<br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Inneren<br />

unterstellt. Nach <strong>de</strong>m zwischenzeitlichen Rücktritt<br />

von zwei Mitglie<strong>de</strong>rn bestand die UKPV seit März<br />

1991 wie<strong>de</strong>r aus 16 Mitglie<strong>de</strong>rn.<br />

Die Rechtslage gestaltete sich seit <strong>de</strong>m 3. Oktober wie<br />

folgt (vgl. BT-Drucksache 12/6515):<br />

„- Die Unabhängige Kommission unterliegt <strong>de</strong>r<br />

Rechtsaufsicht <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung (Abschnitt<br />

III, Buchstabe a).<br />

- Die B<strong>und</strong>esregierung kann durch Rechtsverordnung<br />

die Einrichtung <strong>de</strong>r Unabhängigen Kommission<br />

<strong>und</strong> das Verfahren regeln (Buchstabe b).<br />

- Die Unabhängige Kommission leitet über die<br />

B<strong>und</strong>esregierung <strong>de</strong>m Deutschen B<strong>und</strong>estag einen<br />

Zwischenbericht zu (Buchstabe c).<br />

- Die treuhän<strong>de</strong>rische Verwaltung <strong>de</strong>s Vermögens<br />

wird seit <strong>de</strong>m Wirksamwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Beitritts am 3.<br />

Oktober 1990 von <strong>de</strong>r Treuhandanstalt im Einvernehmen<br />

mit <strong>de</strong>r UKPV wahrgenommen (Buchstabe<br />

d).<br />

Die treuhän<strong>de</strong>rische Verwaltung <strong>de</strong>s Vermögens<br />

dient <strong>de</strong>m Ziel seiner Rückführung an früher Berechtigte<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Rechtsnachfolger. Soweit dies<br />

nicht möglich ist, ist das Vermögen zugunsten gemeinnütziger<br />

Zwecke, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Umstrukturierung im Beitrittsgebiet, zu verwen<strong>de</strong>n.<br />

Nur soweit Vermögen nachweislich nach<br />

materiell-rechtsstaatlichen Gr<strong>und</strong>sätzen im Sinne<br />

<strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>gesetzes erworben wor<strong>de</strong>n ist, wird es<br />

<strong>de</strong>n in § 20 a Abs. 2 PartG-DDR genannten Institutionen<br />

wie<strong>de</strong>r zur Verfügung gestellt."<br />

Die Einrichtung <strong>und</strong> das Verfahren <strong>de</strong>r UKPV wer<strong>de</strong>n<br />

durch die Parteivermögenskommissionsverordnung<br />

(PVKV) vom 14. Juni 1991 (BGBl., I 5.1243) geregelt.<br />

Die Unabhängige Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s<br />

Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR ging davon aus, daß hinsichtlich <strong>de</strong>s Auslandsvermögens<br />

<strong>de</strong>r SED zwei Kategorien bestan<strong>de</strong>n:<br />

Zum Einen gab es im Auslandsvermögen <strong>de</strong>r SED<br />

„Gesellschaften, die <strong>de</strong>r Partei zugeordnet waren <strong>und</strong><br />

für die Partei vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

verwaltet wur<strong>de</strong>n. Das waren Unternehmen, die<br />

unter <strong>de</strong>r [ökonomischen] Verwaltung <strong>de</strong>s KoKo-Bereichs<br />

stan<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>nen aber immer wie<strong>de</strong>r Gewinne<br />

an die Partei abgeführt wur<strong>de</strong>n."


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Die zweite Kategorie im Auslandsvermögen <strong>de</strong>r SED<br />

waren die „Gesellschaften im Ausland, die von <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Finanzen <strong>und</strong> Parteibetriebe beim ZK <strong>de</strong>r<br />

SED direkt verwaltet <strong>und</strong> direkt geführt wur<strong>de</strong>n. " Die<br />

UKPV bezeichnet diesen ZK-Bereich kurz als „ZK-<br />

Firmen" (4. Sitzung, Protokoll S. 69).<br />

Die Kommission hat sich in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt mit <strong>de</strong>r Erfassung <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r zweiten<br />

Kategorie noch vorhan<strong>de</strong>nen Vermögenswerte<br />

beschäftigt.<br />

In Übereinstimmung mit <strong>de</strong>r SED-Nachfolgepartei<br />

PDS, <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkommission<br />

<strong>de</strong>r Regierung Dr. Modrow unter Leitung von<br />

Willi Lin<strong>de</strong>mann <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Treuhandanstalt wur<strong>de</strong>n die<br />

Vermögensteile <strong>de</strong>r ersten Kategorie als Staatsvermögen<br />

angesehen. Da somit die rechtliche Inhaberschaft<br />

bzw. Trägerschaft beim Staat <strong>und</strong> nicht bei einer Partei<br />

lag, waren diese Vermögenswerte nicht <strong>de</strong>n Regelungen<br />

<strong>de</strong>s Parteiengesetzes für Son<strong>de</strong>rvermögen von<br />

Parteien <strong>und</strong> Organisationen unterworfen. Überprüfungen<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung wur<strong>de</strong>n aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatsvermögens-Annahme<br />

seitens <strong>de</strong>r Kommission zunächst zurückgestellt.<br />

Auch durch Parteien aus <strong>de</strong>ra rtigen Vermögen<br />

gezogene Vorteile wur<strong>de</strong>n durch die Untersuchungen<br />

<strong>de</strong>r Kommission nicht abge<strong>de</strong>ckt, fielen jedoch<br />

gleichwohl in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Rechenschaftspflicht<br />

<strong>de</strong>r Parteien für ihnen wirtschaftlich zuzuordnen<strong>de</strong>s<br />

Vermögen (4. Sitzung, Protokoll S. 69/70).<br />

Das in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> im Ausland<br />

befindliche Vermögen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung war schon frühzeitig in die Verwaltung<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt (als allgemeines Treuhandvermögen,<br />

nicht als Son<strong>de</strong>rvermögen) übergegangen<br />

(4. Sitzung, Protokoll S. 71). Nach Auffassung<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkommission <strong>de</strong>s Ministerrates, <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission,<br />

han<strong>de</strong>lte es sich bei <strong>de</strong>m „Parteivermögen"<br />

unter <strong>de</strong>r Verwaltung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung im Ausland <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland gr<strong>und</strong>sätzlich um Staatseigentum,<br />

mit <strong>de</strong>r Ausnahme <strong>de</strong>s Unternehmens Heska<br />

Portuguesa, <strong>de</strong>ren Aktien direkt vom ZK <strong>de</strong>r SED gehalten<br />

wur<strong>de</strong>n. Die Heska Portuguesa-Anteile wur<strong>de</strong>n<br />

durch die Übergabe <strong>de</strong>r Aktien an die kommunistische<br />

Partei Portugals übertragen. Von <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

wur<strong>de</strong>n die Vermögenswerte <strong>de</strong>r SED im<br />

Ausland festgestellt, ohne daß im rechtlichen Sinne<br />

eine endgültige Entscheidung getroffen wur<strong>de</strong>, ob es<br />

sich um Staats- o<strong>de</strong>r Parteivermögen handle (4. Sitzung,<br />

Anlage 2 zum Protokoll, S. 4).<br />

Von <strong>de</strong>r UKPV wur<strong>de</strong> die Priorität auf das Inlandsvermögen<br />

gesetzt, das nicht gr<strong>und</strong>sätzlich als Staatsvermögen<br />

klassifiziert wur<strong>de</strong>. Dabei ging die UKPV davon<br />

aus, daß im Fall <strong>de</strong>r DDR die Schwierigkeit <strong>de</strong>r<br />

Unterscheidung zwischen Partei- <strong>und</strong> Staatsvermögen<br />

systemimmanent war. Wesentlicher Gr<strong>und</strong> dafür<br />

war die staatstragen<strong>de</strong> Funktion <strong>de</strong>r Partei bzw. die<br />

Verflechtung von Partei <strong>und</strong> Staat, die u.a. im Artikel<br />

1 <strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>r DDR nie<strong>de</strong>rgelegt war („Die<br />

Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer<br />

Staat <strong>de</strong>r Arbeiter <strong>und</strong> Bauern unter Führung<br />

<strong>de</strong>r Arbeiterklasse <strong>und</strong> ihrer marxistisch-leninistischen<br />

Partei.")<br />

Die UKPV führte am 25. Januar 1993 eine Befragung<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski durch, mit <strong>de</strong>r die Zuordnung<br />

<strong>de</strong>s vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

verwalteten sog. Parteivermögens endgültig geklärt<br />

wer<strong>de</strong>n sollte (Dokument-Nr. 516). Nach einer<br />

anfänglichen Einschätzung <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Vermögensteile<br />

als Staatsvermögen, wie es die UKPV <strong>und</strong><br />

die Treuhandanstalt bisher angenommen hatten, än<strong>de</strong>rte<br />

Dr. Schalck-Golodkowski seine Bewertung im<br />

Laufe <strong>de</strong>r Befragung jedoch <strong>und</strong> kam zu <strong>de</strong>m Schluß,<br />

daß es sich doch um sog. Parteifirmen han<strong>de</strong>lte. Der<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung sei als Vermögensverwalter<br />

lediglich Treuhän<strong>de</strong>r für die SED gewesen<br />

<strong>und</strong> habe auch die Zessionsurk<strong>und</strong>en für die<br />

sog. Parteivermögen treuhän<strong>de</strong>risch für die Partei<br />

verwahrt (Dokument-Nr. 516).<br />

Durch die Befragung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

konnte die Eigentumsfrage nicht aufgeklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Daher wur<strong>de</strong> seitens <strong>de</strong>r UKPV mit Beschluß vom<br />

29./30. März 1993 „auf eine ein<strong>de</strong>utige eigentumsrechtliche<br />

Zuordnung <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen verzichtet"<br />

(Dokument-Nr. 516). Hinsichtlich <strong>de</strong>r Erlöse aus<br />

<strong>de</strong>r Verwertung <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Vorschlag <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>r Finanzen angenommen,<br />

diese in Höhe von 149 Mio. DM nach<br />

Maßgabe <strong>de</strong>s Einigungsvertrages (Anlage II Kapitel<br />

II Sachgebiet A Abschnitt III Buchstabe d <strong>de</strong>s Einigungsvertrages)<br />

für gemeinnützige Zwecke (soziale<br />

Dienste <strong>und</strong> Jugendhilfe) in <strong>de</strong>n neuen Län<strong>de</strong>rn zu<br />

verwen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> dafür in <strong>de</strong>n Nachtragshaushalt<br />

1993 einzubringen. Das Offenlassen <strong>de</strong>r endgültigen<br />

eigentumsrechtlichen Zuordnung sollte allerdings<br />

nicht an<strong>de</strong>re strafrechtliche o<strong>de</strong>r zivilrechtliche Ermittlungshandlungen<br />

be- o<strong>de</strong>r verhin<strong>de</strong>rn (Dokument-Nr.<br />

516).<br />

II. Aufklärung von Straftaten<br />

Seit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Einheit gehört es zu <strong>de</strong>n Aufgaben<br />

b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Justizbehör<strong>de</strong>n, Straftaten <strong>und</strong> Vergehen<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen DDR-Führung zu ahn<strong>de</strong>n. Als<br />

Sammelbegriff für die Verletzung von Strafgesetzen<br />

durch die Machthaber <strong>de</strong>r DDR in Ausübung ihrer<br />

Funktionen in Staat <strong>und</strong> SED bzw. <strong>de</strong>n Blockparteien<br />

wird die Bezeichnung DDR-Regierungskriminalität<br />

gebraucht.<br />

Ein Schwerpunkt <strong>de</strong>r Ermittlungen in diesem Bereich<br />

liegt bei <strong>de</strong>n Berliner Staatsanwaltschaften. Dies folgt<br />

aus <strong>de</strong>m für die Strafverfolgungszuständigkeit in erster<br />

Linie gelten<strong>de</strong>n Tatortprinzip gemäß § 143 Gerichtsverfasssungsgesetz<br />

(GVG) in Verbindung mit § 7<br />

Strafprozeßordnung. Berlin (Ost) war <strong>de</strong>r Sitz <strong>de</strong>r Regierung<br />

<strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r SED, <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung sowie etlicher <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zuzuordnen<strong>de</strong>r Unternehmen.


Bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin wur<strong>de</strong> eine spezielle Arbeitsgruppe (AG) Regierungskriminalität<br />

gebil<strong>de</strong>t. Sie bearbeitet Ermittlungsverfahren,<br />

die eigentlich in <strong>de</strong>n Zuständigkeitsbereich<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Landgericht<br />

Berlin fallen, <strong>de</strong>ren Bearbeitung aber vom Generalstaatsanwalt<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht gemäß § 145<br />

Absatz 1 GVG übernommen wor<strong>de</strong>n ist. Dabei han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um Verfahren gegen Angehörige <strong>de</strong>r Partei-<br />

<strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r DDR, z. B. Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Politbüros <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, <strong>und</strong> gegen an<strong>de</strong>re Repräsentanten<br />

<strong>de</strong>s DDR-Machtapparats in Berlin (Ost) einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Leiter von Hauptabteilungen <strong>und</strong> selbständigen<br />

Abteilungen <strong>de</strong>r Ministerien, <strong>de</strong>r Richter<br />

<strong>und</strong> Staatsanwälte bei <strong>de</strong>m Obersten Gericht sowie<br />

<strong>de</strong>n Dienststellen <strong>de</strong>s Generalstaatsanwalts <strong>de</strong>r DDR<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Militäroberstaatsanwalts. Voraussetzung ist,<br />

daß es um mögliche Straftaten im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>r Ausübung <strong>de</strong>r jeweiligen Partei- <strong>und</strong> Amtsfunktionen<br />

geht. Hierzu gehören auch die Verfahren, die<br />

sich mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Tätigkeit befassen.<br />

Weiterhin geht es um Verfahren wegen Straftaten im<br />

Zusammenhang mit Gewalttaten an <strong>de</strong>r früheren inner<strong>de</strong>utschen<br />

Grenze.<br />

Es wur<strong>de</strong>n schließlich auch Wirtschaftsverfahren<br />

übernommen, die Untreuevorwürfe gegen Verantwortliche<br />

ehemaliger Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>r Abwicklung <strong>und</strong> Überleitung dieser Unternehmen<br />

im Zuge <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung betreffen (sog.<br />

vereinigungsspezifische Kriminalität).<br />

Insgesamt han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität<br />

zu bearbeiten<strong>de</strong>n Ermittlungsverfahren<br />

nur zu einem Teil um Verfahren, die <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die zugehörigen<br />

Unternehmen zum Gegenstand haben.<br />

Einige Ermittlungsverfahren zum Thema „Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung " wer<strong>de</strong>n auch von <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin durchgeführt.<br />

Ermittlungsverfahren mit Bezügen zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung sind außer<strong>de</strong>m auch beim<br />

Generalb<strong>und</strong>esanwalt in Karlsruhe anhängig. Dort<br />

geht es um mögliche nachrichtendienstliche Tätigkeiten<br />

von Mitarbeitern <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bzw. von Personen, die mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zusammenarbeiteten.<br />

Die Berliner Staatsanwaltschaften sowie <strong>de</strong>r Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

in Karlsruhe wer<strong>de</strong>n bei ihren Ermittlungen<br />

durch die bei <strong>de</strong>r Berliner Kriminalpolizei ge-<br />

- grün<strong>de</strong>te Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs<br />

<strong>und</strong> Vereinigungskriminalität (ZERV) unterstützt. In<br />

einem von <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß angef or<strong>de</strong>rten<br />

<strong>Bericht</strong> über die Tätigkeit <strong>de</strong>r ZERV wer<strong>de</strong>n Mängel<br />

angesprochen, die im Zuge <strong>de</strong>r Ermittlungen offenbar<br />

wur<strong>de</strong>n. Zunächst wird auf die fehlen<strong>de</strong> Arbeitskapazität<br />

sowohl bei <strong>de</strong>n Staatsanwaltschaften<br />

als auch bei <strong>de</strong>r ZERV hingewiesen. Weiterhin wer<strong>de</strong>n<br />

Koordinierungsmängel bei <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Aufklärung beteiligten Behör<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Einrichtungen<br />

beklagt. Nach Auffassung <strong>de</strong>r ZERV ist<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>shalb eine offensive Strafverfolgung im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r rechtlichen Möglichkeiten nicht gewährleistet.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r vielen strafrechtlich relevanten Sachverhalte,<br />

die zu<strong>de</strong>m noch gar nicht alle festgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n konnten, sind die Strafverfolgungsbehör<strong>de</strong>n<br />

vor extreme Probleme gestellt. Der Untersuchungsausschuß<br />

hält es kaum für möglich, daß diese Flut von<br />

Straftaten von <strong>de</strong>r Justiz mit <strong>de</strong>m zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

Personal in einem zeitlich angemessenen<br />

Rahmen - auch unter Berücksichtigung drohen<strong>de</strong>r<br />

Verjährungsfristen - bewältigt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Hinzu kommt bei <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität die<br />

fehlen<strong>de</strong> Kontinuität im Personalbestand. Da dieser<br />

durch zeitlich begrenzte Abordnungen von Beamten<br />

aus an<strong>de</strong>ren B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn rekrutie rt wird, verzögert<br />

sich die Bearbeitung <strong>de</strong>r einzelnen Verfahren durch<br />

immer wie<strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rliche Einarbeitungszeiten neu<br />

nachrücken<strong>de</strong>r Kollegen.<br />

Zusätzlich besteht das Problem <strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>r Abordnungspflichten<br />

durch die einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat auf wie<strong>de</strong>rholte<br />

Klagen <strong>de</strong>s Stellvertreten<strong>de</strong>n Leiters <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität,<br />

Oberstaatsanwalt Dr. Claus-Peter<br />

Wulff, bei <strong>de</strong>n Justizministern <strong>de</strong>r einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r<br />

die Einhaltung <strong>de</strong>r Abordnungsversprechen<br />

angemahnt. In einem Schreiben an <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Konferenz <strong>de</strong>r Justizminister <strong>und</strong> -senatoren,<br />

Staatsminister Steffen Heitmann, das auch allen Justizministern<br />

<strong>und</strong> Senatoren <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r zugeleitet<br />

wur<strong>de</strong>, machte <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses,<br />

Friedrich Vogel, <strong>de</strong>utlich, daß die<br />

strafrechtliche Aufarbeitung <strong>de</strong>r Regierungskriminalität<br />

in <strong>de</strong>r DDR aus politischen <strong>und</strong> rechtsstaatlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n nicht in Verzug geraten dürfe. Der Staat<br />

müsse <strong>de</strong>m Vorwurf entgegentreten können, daß<br />

durch mangeln<strong>de</strong> Bereitschaft zur Aufarbeitung <strong>de</strong>r<br />

Regierungskriminalität in <strong>de</strong>r früheren DDR das<br />

Rechtsbewußtsein unzähliger Menschen in Deutschland<br />

<strong>und</strong> ihr Verhältnis zum Rechtsstaat Scha<strong>de</strong>n<br />

nehme. Deshalb müsse nach Auffassung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn vereinbarten<br />

<strong>und</strong> von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung unterstützten<br />

personellen Ausstattung <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität<br />

weiterhin beson<strong>de</strong>res Augenmerk gelten.<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rjustizkonferenz, alle Lan<strong>de</strong>sjustizminister<br />

<strong>und</strong> die Justizsenatoren teilten <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß übereinstimmend mit, daß<br />

sie die Auffassung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

teilen <strong>und</strong> ihrerseits alles ihnen mögliche unternehmen<br />

wür<strong>de</strong>n, um die Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

zu för<strong>de</strong>rn. Teilweise wur<strong>de</strong>n auch konkrete<br />

Personalmaßnahmen zugesagt.<br />

Weitere Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>r angesprochenen<br />

Straftaten bereitet die Fülle <strong>de</strong>s zu<br />

sichten<strong>de</strong>n Mate rials, das für die Ermittlungen von<br />

wesentlicher Be<strong>de</strong>utung ist. Teilweise wird die Wahrheitsfindung<br />

aber auch durch das Fehlen von Unterlagen<br />

(etwa wegen Vernichtung noch zu DDR-Zeiten)<br />

erschwert.<br />

Bei <strong>de</strong>n Ermittlungen stellt sich die Frage, welches<br />

Strafrecht auf die zu untersuchen<strong>de</strong>n Sachverhalte<br />

Anwendung fin<strong>de</strong>t.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Nach <strong>de</strong>m Einigungsvertrag (EV) (BGBl., Jahrgang<br />

1990, Teil II, S. 889 ff.) wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Wirksamwer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Beitritts <strong>de</strong>r DDR zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland (vgl. Art. 1 Absatz 1 EV) das Strafgesetzbuch<br />

(StGB) <strong>und</strong> das dazugehörige Einführungsgesetz<br />

(EGStGB) - von in Art. 9 Absatz 2 EV erwähnten<br />

Ausnahmen abgesehen - auf das bisherige Staatsgebiet<br />

<strong>de</strong>r DDR - das Beitrittsgebiet - als B<strong>und</strong>esrecht<br />

erstreckt (vgl. A rt. 8 EV). Es löste insoweit das Strafrecht<br />

<strong>de</strong>r DDR ab.<br />

Für die vor <strong>de</strong>m Beitritt (3. Oktober 1990) in <strong>de</strong>r DDR<br />

begangenen Taten enthalten die durch <strong>de</strong>n Einigungsvertrag<br />

Anlage I Kapitel III Sachgebiet C Abschnitt<br />

II Nr. 1 b <strong>und</strong> c eingeführten Artikel 315 bis -<br />

315 c EGStGB die maßgeben<strong>de</strong>n Übergangsbestimmungen.<br />

Nach Artikel 315 Absatz 1 Satz 1 EGStGB gelten<br />

die Gr<strong>und</strong>sätze <strong>de</strong>s § 2 StGB, also das Gesetz zur<br />

Zeit <strong>de</strong>r Tat (§ 2 Absatz 1 StGB) mit <strong>de</strong>m Vorrang <strong>de</strong>s<br />

mil<strong>de</strong>sten Gesetzes (§ 2 Absatz 3 StGB). Die Strafverfolgungsbehör<strong>de</strong>n<br />

haben also gr<strong>und</strong>sätzlich auch das<br />

Strafrecht <strong>de</strong>r DDR anzuwen<strong>de</strong>n, soweit dieses die<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Tatbestän<strong>de</strong> enthält.<br />

Viele Ermittlungsverfahren haben die Verschwendung<br />

von staatlichen Gel<strong>de</strong>rn bzw. Vermögenswerten<br />

für private Zwecke zum Gegenstand. Als mögliche<br />

Straftaten kommen Untreue gemäß § 161 a DDR-StGB<br />

a.F. (alte Fassung) bzw. § 163 DDR-StGB bzw. § 266<br />

StGB <strong>und</strong> Vertrauensmißbrauch gemäß § 165 DDR-<br />

StGB a.F. in Betracht. Die Tatbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r §§ 161a,<br />

165 DDR-StGB verloren durch das am 29. Juni 1990<br />

von <strong>de</strong>r Volkskammer <strong>de</strong>r DDR beschlossene 6. Strafrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetz<br />

ihre Gültigkeit. § 161a DDR-<br />

StGB a.F. wur<strong>de</strong> durch § 163 DDR-StGB ersetzt. Diese<br />

Ersetzung <strong>de</strong>s § 161a DDR-StGB ist nicht als Aufhebung<br />

zu verstehen (dann wäre eine Strafbarkeit aus<br />

§ 161a DDR-StGB a.F. nicht mehr möglich), son<strong>de</strong>rn<br />

als eine Gesetzesän<strong>de</strong>rung zu bewe rten. Dafür<br />

spricht vor allem, daß die Aufhebung einer gesetzlichen<br />

Vorschrift in <strong>de</strong>r Regel die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Bewertung<br />

eines unter Strafe gestellten Verhaltens be<strong>de</strong>utet.<br />

Mit <strong>de</strong>r Ersetzung <strong>de</strong>s § 161a DDR-StGB a.F.<br />

durch § 163 DDR-StGB sollte jedoch nicht die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Bewertung eines Verhaltens als Untreue entfallen,<br />

son<strong>de</strong>rn lediglich <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>re Schutz <strong>de</strong>s<br />

„sozialistischen" Eigentums beseitigt wer<strong>de</strong>n.<br />

§ 161a DDR-StGB a.F. ist nicht nur hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Strafandrohung das mil<strong>de</strong>re Gesetz, son<strong>de</strong>rn enthält<br />

auch gegenüber § 163 DDR-StGB bzw. § 266 StGB<br />

noch das zusätzliche Tatbestandsmerkmal: „sich o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren rechtswidrig Vermögensvorteile verschafft" .<br />

Das be<strong>de</strong>utet, daß in <strong>de</strong>n Untreuefällen weiterhin<br />

§ 161a DDR-StGB Anwendung fin<strong>de</strong>t. Die Staatsanwaltschaften<br />

müssen also für eine Strafbarkeit zusätzlich<br />

zu <strong>de</strong>m objektiven Untreuetatbestand, <strong>de</strong>r bei<br />

§§ 161a DDR-StGB a.F., 163 DDR-StGB <strong>und</strong> 266 StGB<br />

im wesentlichen gleich ist, noch das Tatbestandsmerkmal<br />

„sich o<strong>de</strong>r einem an<strong>de</strong>ren rechtswidrig Vermögensvorteile<br />

verschafft" nachweisen. Oberstaatsanwalt<br />

Dr. Wulff beklagte vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

die Schwierigkeiten <strong>de</strong>s Nachweises dieses<br />

zusätzlichen Tatbestandsmerkmales (93. Sitzung, Protokoll<br />

S. 12ff.).<br />

§ 165 DDR-StGB a.F. wur<strong>de</strong> durch das 6. Strafrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetz<br />

aufgehoben.<br />

§ 10 <strong>de</strong>s Strafrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetzes bestimmt jedoch,<br />

daß vor Inkrafttreten dieses Gesetzes u.a. nach<br />

<strong>de</strong>r Vorschrift <strong>de</strong>s § 165 DDR-StGB a.F. begangene<br />

Straftaten, <strong>de</strong>retwegen bereits Strafverfahren eingeleitet<br />

wur<strong>de</strong>n, auch weiterhin unter diesem Gesichtspunkt<br />

verfolgt wer<strong>de</strong>n können.<br />

§ 10 <strong>de</strong>s Strafrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetzes gehört zu <strong>de</strong>n<br />

Vorschriften <strong>de</strong>s DDR-Strafrechts, die gemäß A rt. 9 II<br />

EV in Verbindung mit <strong>de</strong>r Anlage II Kapitel III Sachgebiet<br />

C Abschnitt I Nrn. 1, 2, 4, 5 <strong>und</strong> Abschnitt II im<br />

Beitrittsgebiet als partikuläres B<strong>und</strong>esrecht in Geltung<br />

bleiben (Nr. 2).<br />

Das heißt, auf Taten, die vor <strong>de</strong>m 29. Juni 1990 begangen<br />

wur<strong>de</strong>n, bleibt § 165 DDR-StGB a.F. nur dann anwendbar,<br />

wenn ihretwegen bereits ein Strafverfahren<br />

eingeleitet wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Dadurch ist eine Strafbarkeitslücke entstan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn<br />

für noch unent<strong>de</strong>ckte Taten o<strong>de</strong>r Taten, die zwischenzeitlich<br />

ent<strong>de</strong>ckt, bei <strong>de</strong>nen aber bis zum 29. Juni<br />

1990 noch kein Ermittlungsverfahren eingeleitet wor<strong>de</strong>n<br />

ist, kommt eine Strafbarkeit nach § 165 DDR-<br />

StGB a.F. nicht mehr in Betracht.<br />

Für diese Taten bleibt lediglich § 161 DDR-StGB a.F.<br />

Hier besteht jedoch wie<strong>de</strong>rum die Schwierigkeit <strong>de</strong>s<br />

Nachweises <strong>de</strong>s zusätzlichen Tatbestandserfor<strong>de</strong>rnisses<br />

„sich o<strong>de</strong>r einem an<strong>de</strong>ren rechtswidrig Vermögensvorteile<br />

verschafft" .<br />

Nach Auffassung von Oberstaatsanwalt Dr. Wulff hat<br />

<strong>de</strong>r letzte Gesetzgeber <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>m Strafrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetz<br />

vom 29. Juni 1990 <strong>de</strong>n Ermittlungsbehör<strong>de</strong>n<br />

die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Vorschrift zur strafrechtlichen<br />

Aufklärung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

„aus <strong>de</strong>r Hand geschlagen" . Unzählige Straftaten<br />

mit Scha<strong>de</strong>nssummen in Millionenhöhe könnten<br />

nicht geahn<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (93. Sitzung, Protokoll<br />

S. 12/13)<br />

Eine noch größere Strafbarkeitslücke wür<strong>de</strong> entstehen,<br />

wenn die gemäß § 10 <strong>de</strong>s 6. Strafrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetzes<br />

<strong>de</strong>r DDR vorgesehene eingeschränkte<br />

Fortgeltung <strong>de</strong>s § 165 DDR-StGB a.F. vom B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

für verfassungswidrig erklärt wür<strong>de</strong>.<br />

Dann bliebe für die Fälle <strong>de</strong>r Verschwendung von<br />

staatlichen Gel<strong>de</strong>rn bzw. Vermögenswerten für p riva-<br />

te Zwecke nur noch die Vorschrift <strong>de</strong>s § 161a DDR<br />

StGB a.F. mit <strong>de</strong>m zusätzlichen subjektiven Tatbestandsmerkmal.<br />

Das Landgericht Berlin hat <strong>de</strong>m Verfassungsgericht<br />

die Frage <strong>de</strong>r Vereinbarkeit <strong>de</strong>s § 10 <strong>de</strong>s 6. Strafrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetzes<br />

mit <strong>de</strong>m Gr<strong>und</strong>gesetz gemäß<br />

Art . 100 I Gr<strong>und</strong>gesetz (GG), § 13 Nr. 11 B<strong>und</strong>esverfassungsgerichtsgesetz<br />

(BVerfGG) zur Entscheidung<br />

vorgelegt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r vorgesehenen Differenzierung in <strong>de</strong>r<br />

weiteren Anwendung <strong>de</strong>s § 165 DDR-StGB könnte<br />

ein Verstoß gegen <strong>de</strong>n Gleichheitsgr<strong>und</strong>satz (Art. 3<br />

GG) gegeben sein.<br />

Das Landgericht Berlin hält in seinem Vorlagebeschluß<br />

zum B<strong>und</strong>esverfassungsgericht die ausnahmsweise<br />

Fortgeltung <strong>de</strong>s § 165 DDR-StGB a.F. für ein mit<br />

Art. 19 I GG nicht zu vereinbaren<strong>de</strong>s Einzelfallgesetz,<br />

da nur die bis zum 29. Juni 1990 als Stichtag eingelei-


teten Strafverfahren, die abschließend aufgezählt<br />

wer<strong>de</strong>n konnten, von <strong>de</strong>r sonst eingreifen<strong>de</strong>n Straffreiheit<br />

bei <strong>de</strong>r Aufhebung von Strafnormen gemäß § 2<br />

Absatz 3 StGB ausgenommen sind.<br />

Bis zur Entscheidung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />

bleibt es aber bei <strong>de</strong>r eingeschränkten Fortgeltung<br />

<strong>de</strong>s § 165 DDR-StGB a.F.<br />

Gegenstand strafrechtlicher Ermittlungen sind auch<br />

Verstöße gegen Embargobestimmungen.<br />

Das Ministerium für Staatssicherheit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung hatten zur Umgehung<br />

<strong>de</strong>s gegen die DDR gerichteten Embargos sog. Lieferlinien<br />

in <strong>de</strong>n Westen aufgebaut, über die die benötigten<br />

Waren illegal, d.h. ungenehmigt, in die DDR verbracht<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Embargobeschaffungen mit nachrichtendienstlichen<br />

Aspekten fallen allerdings in die Zuständigkeit <strong>de</strong>s<br />

Generalb<strong>und</strong>esanwalts.<br />

Eine rechtliche Gr<strong>und</strong>lage für die Verfolgung von<br />

Verstößen gegen Embargobestimmungen bil<strong>de</strong>t Art.<br />

VIII <strong>de</strong>s Militärregierungsgesetzes Nr. 53 (MRG Nr.<br />

53). Der direkte Wi rtschaftsverkehr mit <strong>de</strong>r SBZ bzw.<br />

<strong>de</strong>r DDR war seit Bestehen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland geregelt in <strong>de</strong>m Gesetz Nr. 53 (Neufassung)<br />

<strong>de</strong>r amerikanischen <strong>und</strong> britischen Militärregierung<br />

über Devisenbewirtschaftung <strong>und</strong> Kontrolle<br />

<strong>de</strong>s Güterverkehrs vom 19. September 1949 bzw. die<br />

inhaltsgleiche Verordnung Nr. 235 <strong>de</strong>s französischen<br />

Hohen Kommissars vom 18. September 1949 (vgl.<br />

Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache 12/3920, S. 88ff.).<br />

Danach bestand ein generelles Han<strong>de</strong>lsverbot mit Erlaubnisvorbehalt.<br />

Art. VIII <strong>de</strong>s MRG Nr. 53 stellte Verstöße<br />

gegen die Bestimmungen <strong>de</strong>s Gesetzes unter<br />

Strafe (Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren o<strong>de</strong>r Geldstrafe<br />

bis zu 25.000 DM).<br />

Das MRG Nr. 53 <strong>und</strong> die entsprechen<strong>de</strong> Verordnung<br />

Nr. 235 <strong>de</strong>s französischen Hohen Kommissars wur<strong>de</strong>n<br />

durch <strong>de</strong>n Vertrag zur Regelung aus Krieg <strong>und</strong> Besatzung<br />

entstan<strong>de</strong>ner Fragen vom 23. Oktober 1954<br />

(BGBl. 1955 II, S. 405) <strong>und</strong> das dazu ergangene Zustimmungsgesetz<br />

vom 24. März 1955 (BGBl. II, S. 213)<br />

als weitergelten<strong>de</strong>s innerstaatliches Recht qualifiziert.<br />

Durch das Zustimmungsgesetz wur<strong>de</strong> für die<br />

Weitergeltung <strong>de</strong>r besatzungsrechtlichen Normen<br />

eine neue Rechtsgr<strong>und</strong>lage geschaffen, auf <strong>de</strong>r seit<strong>de</strong>m<br />

formell die Geltung dieses in seinem Ursprung<br />

frem<strong>de</strong>n Rechts beruht.<br />

Das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht stellte in einer Entscheidung<br />

vom 21. März 1961 die Verfassungsmäßigkeit<br />

<strong>de</strong>r Regelungen <strong>de</strong>s MRG Nr. 53 - insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Hinblick auf einen möglichen Verstoß gegen die<br />

Art. 2 Absatz 1 <strong>und</strong> 12 Absatz 1 GG - fest. Mit Beschluß<br />

<strong>de</strong>s Vorprüfungsausschusses <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />

vom 4. August 1983 wur<strong>de</strong> nicht nur<br />

die weitere Fortgeltung <strong>de</strong>s MRG Nr. 53, son<strong>de</strong>rn<br />

auch die Verfassungsmäßigkeit <strong>de</strong>r in ihm enthaltenen<br />

strafrechtlichen Bestimmungen im Hinblick auf<br />

das Bestimmtheitsgebot <strong>de</strong>s Art. 103 Absatz 2 GG<br />

festgestellt.<br />

Allerdings bleibt die Frage, ob eine Strafbarkeit nach<br />

<strong>de</strong>m MRG Nr. 53 nicht im Zuge <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung<br />

entfallen ist.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Die Fortgeltung <strong>de</strong>s Militärregierungsgesetzes nach<br />

<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung für Taten, die vor <strong>de</strong>m 3. Oktober<br />

1990 begangen wur<strong>de</strong>n, ist umstritten <strong>und</strong><br />

höchstrichterlich noch nicht geklärt.<br />

Geht man von einem Außerkrafttreten <strong>de</strong>s Gesetzes<br />

aus, so könnte es auf Taten vor <strong>de</strong>m 3. Oktober 1990<br />

nur dann noch angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, wenn es sich um<br />

ein Zeitgesetz im Sinne <strong>de</strong>s § 2 IV StGB han<strong>de</strong>le. Das<br />

B<strong>und</strong>esverfassungsgericht hat dazu allerdings in einem<br />

Urteil aus <strong>de</strong>m Jahre 1962 erklärt, das MRG Nr.<br />

53 enthalte keinen Hinweis auf eine vorübergehen<strong>de</strong><br />

Regelung. Eine begrenzte Geltungsdauer <strong>de</strong>r in Frage<br />

stehen<strong>de</strong>n Vorschriften sei nicht erkennbar.<br />

Die Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht geht<br />

bei ihren Ermittlungen von einer Anwendbarkeit <strong>de</strong>r<br />

Strafvorschriften <strong>de</strong>s Art. VIII MRG Nr. 53 aus. Die<br />

Strafbarkeit sei nicht durch die Verträge zur Deutschen<br />

Einheit beseitigt wor<strong>de</strong>n. Diese enthielten<br />

keine Aussagen dahingehend, daß die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Strafvorschriften nicht mehr anwendbar seien.<br />

Oberstaatsanwalt Dr. Wulff nannte vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

als weitere rechtliche Gr<strong>und</strong>lage für<br />

die Verfolgung von Verstößen gegen Embargobestimmungen<br />

das Außenwirtschaftsgesetz, das immer<br />

dann in Betracht komme, wenn Waren über das Gebiet<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland hinaus exportiert<br />

wor<strong>de</strong>n seien (93. Sitzung, Protokoll S. 47). Das<br />

Außenwirtschaftsgesetz trat am 28. April 1961 in Kraft<br />

<strong>und</strong> löste auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls das MRG<br />

Nr. 53 ab, das fortan nur noch für <strong>de</strong>n Interzonenhan<strong>de</strong>l<br />

mit <strong>de</strong>r DDR galt. Außenwirtschaftsgesetz <strong>und</strong><br />

MRG Nr. 53 sind daher nebeneinan<strong>de</strong>r anwendbar.<br />

Bei <strong>de</strong>n Beschuldigten, die als Importeure in <strong>de</strong>r DDR<br />

tätig waren, kommt eine Täterschaft nach <strong>de</strong>n maßgeblichen<br />

Vorschriften <strong>de</strong>s Militärregierungsgesetzes<br />

bzw. <strong>de</strong>s Außenwirtschaftsgesetzes nicht in Betracht,<br />

da sie nicht verpflichtet waren, eine Exportgenehmigung<br />

<strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

einzuholen. Zu prüfen sind daher Anstiftung o<strong>de</strong>r Beihilfe<br />

zu <strong>de</strong>n genannten Vergehen.<br />

Die Verjährungsfrist beträgt nach § 78 Absatz 3 Ziffer<br />

4 StGB fünf Jahre.<br />

Weiterer Gegenstand strafrechtlicher Ermittlungen ist<br />

<strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>l. Dabei stellt sich folgen<strong>de</strong> rechtliche<br />

Problematik, die auch von Oberstaatsanwalt Dr.<br />

Wulff vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß angesprochen<br />

wur<strong>de</strong> (93. Sitzung, Protokoll S. 27 f.):<br />

Da gemäß Art. 315 Absatz 1 EGStGB, § 2 Absatz 1<br />

StGB gr<strong>und</strong>sätzlich das Tatzeitrecht Anwendung fin<strong>de</strong>t,<br />

d.h. also die DDR-Strafnormen, ist zu prüfen, ob<br />

die Beschaffung o<strong>de</strong>r Lieferung von Waffen durch die<br />

DDR nach DDR-Recht strafbar war. Die DDR hatte jedoch<br />

kein Kriegswaffenkontrollgesetz, das wie in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit Gegenstän<strong>de</strong>n,<br />

Stoffen <strong>und</strong> Organismen, die in <strong>de</strong>r Kriegswaffenliste<br />

stehen (vgl. § 1 Absatz 1 <strong>de</strong>s Gesetzes; vgl.<br />

§§ 19 ff <strong>de</strong>s Gesetzes), unter Strafe stellt. Eine Strafbarkeit<br />

nach DDR-Recht ist also nicht gegeben. Es<br />

bleibt daher nur eine Überprüfung <strong>de</strong>r Sachverhalte<br />

unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>s Verstoßes gegen Gesetze<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, insbeson<strong>de</strong>re<br />

gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Für die Anwendbarkeit<br />

b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Strafvorschriften ist


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

aber gemäß §§ 3 ff StGB erfor<strong>de</strong>rlich, daß die Taten<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland begangen<br />

wor<strong>de</strong>n sind. Ist also <strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>l über<br />

das Gebiet <strong>de</strong>r alten B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gelaufen,<br />

so besteht eine Tatortzuständigkeit mit <strong>de</strong>r<br />

Folge, daß das Kriegswaffenkontrollgesetz angewen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Nach Aussage von Oberstaatsanwalt Dr. Wulff vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß prüft die Staatsanwaltschaft<br />

beim Komplex Waffenhan<strong>de</strong>l auch das Vorliegen<br />

von Verstößen gegen das Außenwirtschaftsgesetz.<br />

Diese Regelungen kommen immer dann in Betracht,<br />

wenn Waren — also auch Waffen — über die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland exportiert wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Ebenfalls herangezogen wird das MRG Nr. 53 (93. Sitzung,<br />

Protokoll S. 47).<br />

Bei <strong>de</strong>n Ermittlungen im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

DDR-Regierungskriminalität spielt die Frage <strong>de</strong>r Verjährung<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Straftaten eine wichtige Rolle.<br />

Hier ist Art. 315 a EGStGB zu beachten, <strong>de</strong>r für die<br />

Verfolgungs- <strong>und</strong> Vollstreckungsverjährung von<br />

DDR-Alttaten eine spezielle Regelung enthält. Nach<br />

Art. 315a Satz 1 EGStGB ist für die Frage <strong>de</strong>r Verfolgbarkeit<br />

einer Tat entschei<strong>de</strong>nd, ob nach DDR-Recht<br />

bis zum Wirksamwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Beitritts die Verjährung<br />

noch nicht eingetreten war. In diesem Fall gilt sie<br />

nach Satz 2 am 3. Oktober 1990 als unterbrochen<br />

(§ 78c Absatz 3 Satz 1 StGB). Sie richtet sich dann<br />

nach §§ 78 ff StGB. Hinsichtlich <strong>de</strong>r Unterbrechung<br />

<strong>de</strong>r Verjährung ist jedoch die absolute Verjährungsfrist<br />

das § 78 c Absatz 3 Satz 2 StGB als Grenze zu beachten.<br />

Im Umkehrschluß folgt aus Art. 315 a EGStGB, daß<br />

die nach DDR-Recht bei Wirksamwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Beitritts<br />

bereits verjährten Alttaten nach <strong>de</strong>m Beitritt nicht<br />

mehr verfolgbar sind, selbst wenn sie nach §§ 78 ff<br />

StGB noch nicht verjährt gewesen wären.<br />

Artikel 315 a EGStGB gilt nicht für die Fälle, in <strong>de</strong>nen<br />

bereits vor <strong>de</strong>m 3. Oktober 1990 das Strafrecht <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gegolten hat (A rt. 315<br />

Absatz 4 EGStGB). Hier richtet sich die Verjährung<br />

von vornherein nach §§ 78 ff StGB.<br />

Geht es um Straftaten <strong>de</strong>r Untreue gemäß § 161a<br />

DDR-StGB a.F., ist also stets zu prüfen, ob zum Zeitpunkt<br />

<strong>de</strong>s Beitritts nach <strong>de</strong>m DDR-Recht noch keine<br />

Verjährung eingetreten war. Nur dann beginnt ab<br />

<strong>de</strong>m 3. Oktober 1990 die Verjährung von neuem zu<br />

laufen.<br />

Bei Straftaten nach <strong>de</strong>m MRG Nr. 53, <strong>de</strong>m Außenwirtschaftsgesetz<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Kriegswaffenkontrollgesetz<br />

hingegen gibt es diese Fiktion <strong>de</strong>r Unterbrechung am<br />

3. Oktober 1990 nicht. Hier läuft die Verjährungsfrist<br />

weiter, sofern nicht einer <strong>de</strong>r Unterbrechungsgrün<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s § 78 c StGB vorliegt .<br />

Angesichts <strong>de</strong>r durch die Verjährungsvorschriften bedingten<br />

Verfolgungsbeschränkung stellt sich die<br />

höchstrichterlich noch nicht geklärte Frage, ob für<br />

DDR-Alttaten ein Ruhen <strong>de</strong>r Verjährung entsprechend<br />

<strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>sätzen, die die Rechtsprechung bei<br />

<strong>de</strong>r Verjährung von NS-Gewaltakten entwickelt hat,<br />

in Betracht kommt.<br />

Die Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

nimmt dies an <strong>und</strong> richtet ihre Verfolgungspraxis<br />

auch <strong>de</strong>mentsprechend aus. Hieraus ergeben sich<br />

weitere, noch nicht abschließend geklärte Fragen, etwa<br />

die, ob ein Ruhen <strong>de</strong>r Verjährung auch in Fällen in<br />

Betracht kommt, in <strong>de</strong>nen das b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utsche Strafrecht<br />

schon vor <strong>de</strong>m Wirksamwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Beitritts gegolten<br />

hat (Art. 315 Absatz 4 EGStGB).<br />

Insofern erscheint eine Klarstellung durch eine gesetzliche<br />

Regelung notwendig. Dies hat auch <strong>de</strong>r Leiten<strong>de</strong><br />

Oberstaatsanwalt Christoph Schaefgen, Leiter<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskriminalität, vor <strong>de</strong>r<br />

Enquete-Kommission „Aufarbeitung von Geschichte<br />

<strong>und</strong> Folgen <strong>de</strong>r SED-Diktatur in Deutschland" <strong>de</strong>utlich<br />

gemacht.<br />

Zur Zeit wer<strong>de</strong>n drei Gesetzentwürfe zur Novellierung<br />

<strong>de</strong>r Verjährungsfrist in <strong>de</strong>n Ausschüssen <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>estages diskutiert.<br />

Keiner wesentlichen Verfolgungsbeschränkung unterliegen<br />

die Embargoverstöße betreffen<strong>de</strong>n Straftaten,<br />

da hier von <strong>de</strong>r Prämisse ausgegangen wird, daß<br />

die einschlägigen Vorgänge in Fortsetzungszusammenhang<br />

stehen. Danach können auch vor <strong>de</strong>n eigentlichen<br />

Verjährungszeiträumen festgestellte Vorgänge<br />

noch strafrechtlich verfolgt wer<strong>de</strong>n, wenn ermittelte<br />

Embargoverstöße noch in unverjährten Zeiträumen<br />

nachweisbar sind (so je<strong>de</strong>nfalls die Rechtsansicht<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin).<br />

Im folgen<strong>de</strong>n wird ein Überblick über Strafverfahren<br />

im Zusammenhang mit Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung gegeben, soweit sie <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bei seiner Arbeit bekannt gewor<strong>de</strong>n<br />

sind.<br />

1. Ermittlungsverfahren <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

(Arbeitsgruppe Regierungskriminalität)<br />

Großverfahrenskomplex „ Bereich Kommerzielle Koordinierung"<br />

(2 Js 7/90)<br />

Beschuldigte in diesem Verfahren waren zunächst allein<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, seine Frau Sigrid <strong>und</strong><br />

sein Stellvertreter Manfred Sei<strong>de</strong>l.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Beschuldigten Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> im wesentlichen<br />

wegen Vorwürfen <strong>de</strong>r Untreue <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Vertrauensmißbrauchs<br />

ermittelt.<br />

Ausgangspunkt <strong>de</strong>r Ermittlungen waren zum einen<br />

zwei vom Generalstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR übernommene<br />

Verfahren sowie <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Staatlichen Finanzrevision<br />

<strong>de</strong>r DDR gefertigte Revisionsbericht<br />

über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Die Ermittlungen zum Bestand <strong>und</strong> Verbleib <strong>de</strong>s Vermögens<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in<br />

Mobilien (ohne Gesellschafteranteile an Unternehmen),<br />

einschließlich <strong>de</strong>r Geldanlagen im In- <strong>und</strong> Ausland,<br />

sind abgeschlossen. Es ergaben sich für die<br />

Staatsanwaltschaft keine Hinweise, daß das beschuldigte<br />

Ehepaar Schalck-Golodkowski nach seiner<br />

Flucht bzw. <strong>de</strong>r Beschuldigte Manfred Sei<strong>de</strong>l nach


seiner Verhaftung noch über Vermögenswerte <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung verfügten <strong>und</strong>/<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Rückführung unterlassen hätten. Zu einzelnen<br />

Fällen durchgeführte Nachermittlungen haben<br />

bisher keinen Anlaß gegeben, das Verfahren insoweit<br />

wie<strong>de</strong>raufzunehmen.<br />

Das zum Stichtag 4. Dezember 1989 zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehörige, bekannte<br />

Vermögen (konvertierbare Devisen, Mark <strong>de</strong>r DDR)<br />

wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

an öffentliche Kassen (Haushalt <strong>de</strong>r DDR, B<strong>und</strong>eshaushalt,<br />

Staatsbank Berlin/Fonds Richtungskoeffizient,<br />

Treuhandanstalt) abgeführt.<br />

Weitere Zielrichtungen <strong>de</strong>r Ermittlungen in diesem<br />

Verfahren waren die getätigten Verfügungen über<br />

Barkassen; geprüft wur<strong>de</strong>n ungeklärte Ausgaben<br />

<strong>und</strong> nicht abgerechnete <strong>und</strong> unter Ausnutzung <strong>de</strong>s<br />

Firmengeflechts ver<strong>de</strong>ckt angelegte Vermögenswerte.<br />

Insoweit wur<strong>de</strong>n mehrere Vorprüfungsvorgänge<br />

sowie separate Verfahren eingeleitet. Es wur<strong>de</strong>n u.a.<br />

mehr als 208 Mio. DM veruntreuter Gel<strong>de</strong>r arrestiert<br />

o<strong>de</strong>r beschlagnahmt.<br />

Ebenfalls Gegenstand <strong>de</strong>r Ermittlungen in <strong>de</strong>m Großverfahrenskomplex<br />

waren die schon zu Zeiten <strong>de</strong>s<br />

Generalstaatsanwalts <strong>de</strong>r DDR erhobenen Vorwürfe<br />

gegen <strong>de</strong>n Beschuldigten Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

er habe staatliche Mittel ohne rechtliche Gr<strong>und</strong>lage<br />

zur persönlichen Bereicherung <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r zum Nutzen<br />

Dritter verwen<strong>de</strong>t. Auch hier wur<strong>de</strong>n Trennverfahren<br />

zur geson<strong>de</strong>rten Untersuchung gebil<strong>de</strong>t.<br />

Gegenstand <strong>de</strong>s Ermittlungsverfahrens war auch <strong>de</strong>r<br />

Vorwurf, <strong>de</strong>r Beschuldigte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

habe als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> damit als Verantwortlicher <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich<br />

unterstellten Unternehmen IMES GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

AHB Elektronik Export-Impo rt veranlaßt, daß Waffen<br />

<strong>und</strong> Geräte west<strong>de</strong>utscher Herstellung, die <strong>de</strong>m<br />

Kriegswaffenkontrollgesetz bzw. <strong>de</strong>m Außenwirtschaftsgesetz<br />

unterlagen, in die DDR <strong>und</strong> in Drittlän<strong>de</strong>r<br />

ausgeliefert wor<strong>de</strong>n seien. Hier wur<strong>de</strong>n separate<br />

Großverfahren zur weiteren Untersuchung gebil<strong>de</strong>t<br />

(Komplex Waffenhan<strong>de</strong>l/Komplex Embargo).<br />

Zu weiteren Tatkomplexen dieses Verfahrens, die<br />

überwiegend Dr. Schalck-Golodkowski, aber auch<br />

an<strong>de</strong>re leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung betreffen, wur<strong>de</strong>n ebenfalls<br />

Trennverfahren eingeleitet.<br />

Aus <strong>de</strong>m Ursprungsverfahren 2 Js 7/90 wur<strong>de</strong>n insgesamt<br />

37 Trennverfahren gebil<strong>de</strong>t. Hinzu kommt<br />

eine Reihe weiterer Verfahren, die entwe<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n<br />

Trennverfahren heraus o<strong>de</strong>r aufgr<strong>und</strong> von Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r Polizei bzw. aufgr<strong>und</strong> von Strafanzeigen eingeleitet<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Einige dieser Verfahren wur<strong>de</strong>n zwischenzeitlich gemäß<br />

§ 170 Absatz 2 StPO eingestellt. Zu an<strong>de</strong>ren<br />

Trennverfahren <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität wird<br />

unten näheres ausgeführt.<br />

Ein gegen Dr. Schalck-Golodkowski gerichteter Vorwurf<br />

<strong>de</strong>r Untreue ist noch in <strong>de</strong>m Großverfahren zur<br />

Prüfung verblieben. Ihm wird vorgeworfen als Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung Zahlungen<br />

in konvertierbaren Devisen aus <strong>de</strong>m beim Bereich<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Kommerzielle Koordinierung geführten sog. Disponiblen<br />

Parteifonds, <strong>de</strong>r aus Erträgen von überwiegend<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ansässigen Wi rt<br />

-schaftsunternehmen (sog. Parteifirmen) gespeist wur<strong>de</strong>,<br />

an die ZK Abteilungen Verkehr <strong>und</strong> Finanzen geleistet<br />

zu haben. Das Geld wur<strong>de</strong> u.a. zur Finanzierung<br />

von „Bru<strong>de</strong>rparteien" <strong>de</strong>r SED in Europa verwen<strong>de</strong>t.<br />

Weitere Beschuldigte in diesem Zusammenhang<br />

ist Waltraud Lisowski. Ein abschließen<strong>de</strong>s Ermittlungsergebnis<br />

liegt noch nicht vor.<br />

Komplex „Eigen- <strong>und</strong> Fremdbereicherung"<br />

Aus <strong>de</strong>m geschil<strong>de</strong>rten Großverfahren wur<strong>de</strong> eine<br />

Vielzahl von Trennverfahren ausgeglie<strong>de</strong>rt, in <strong>de</strong>nen<br />

wegen <strong>de</strong>r einzelnen Untreuevorwürfe ermittelt wird.<br />

Weitere Vorwürfe kamen hinzu. Sie betreffen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l.<br />

Unter an<strong>de</strong>rem ist nach Auskunft <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

ein Verfahren gegen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

als Beschuldigten wegen Untreue durch Verbuchung<br />

von privaten Hausangestellten als Angestellte <strong>de</strong>r<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen Günther Forgber - Wahrnehmung<br />

von Interessen für Indust rie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> BERAG<br />

- Export-Import GmbH anhängig (23/2 Js 234/90).<br />

Ein weiteres Verfahren gegen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

wegen Untreue betrifft <strong>de</strong>n Erwerb von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

für <strong>de</strong>n Privatgebrauch gegen Devisen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung (23/2 Js 7/<br />

91).<br />

Dr. Schalck-Golodkowski ist auch Beschuldigter in<br />

einem Verfahren betreffend die Finanzierung <strong>de</strong>s<br />

Baus von Häusern für Dr. Günter Mittag <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

Töchter in Schildow mit staatlichen Mitteln (23/2 Js<br />

418/91).<br />

Weitere Verfahren in diesem Komplex untersuchen<br />

<strong>de</strong>n Erwerb von Gelän<strong>de</strong>fahrzeugen für Honecker<br />

<strong>und</strong> Dr. Mittag (23/2 Js 37/92), <strong>de</strong>n Kauf von PKW mit<br />

Valutamitteln <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren anschließen<strong>de</strong>n Verkauf gegen<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR an bevorzugte Personen (23/2 Js<br />

38/92), die Vergabe von zinslosen Darlehen an Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung (23/<br />

2 Js 737/92), die Bereicherung Dritter durch günstige<br />

Abgabe von Westimporten (23/2 Js 1359/92) sowie die<br />

eigene Bereicherung Dr. Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong><br />

Sei<strong>de</strong>ls durch <strong>de</strong>n Erwerb von Westimporten zu Vorzugskursen<br />

(23/2 Js 1372/92).<br />

In <strong>de</strong>n genannten Verfahren kann nach Auskunft <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft vorbehaltlich <strong>de</strong>s Ergebnisses <strong>de</strong>r<br />

Gewährung rechtlichen Gehörs mit Anklageerhebungen<br />

gerechnet wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>n abschließen<strong>de</strong>n Vernehmungen<br />

<strong>de</strong>s Beschuldigten Dr. Schalck-Golodkowski<br />

ist Anfang Januar 1994 begonnen wor<strong>de</strong>n.<br />

Gegen Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Sei<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong>n<br />

weitere, <strong>de</strong>n Vorwurf <strong>de</strong>r Bereicherung untersuchen<strong>de</strong><br />

Verfahren eingeleitet.<br />

In einem dieser Verfahren (2Js 187/91) geht die<br />

Staatsanwaltschaft <strong>de</strong>m Verdacht nach, Dr. Schalck-<br />

Golodkowski <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l hätten vom Inhaber<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens F.C. Gerlach Export-Import, Michael<br />

Wischniewski, empfangene Barzahlungen nicht


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ordnungsgemäß abgeführt. Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Ermittlungen<br />

steht eine Barzahlung von drei Mio. DM<br />

an Dr. Schalck-Golodkowski kurz vor <strong>de</strong>ssen Flucht,<br />

von <strong>de</strong>nen nur <strong>de</strong>r Verbleib von 1,5 Mio. DM nachgewiesen<br />

ist.<br />

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft jedoch auch<br />

<strong>de</strong>n Verbleib <strong>de</strong>r restlichen 1,5 Mio. DM geklärt. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski hatte das Geld noch vor seiner<br />

Flucht eingezahlt. Nach Auskunft <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

wird das Verfahren daher eingestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Ermittlungen in einem weiteren Verfahren gegen<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l (2 Js 188/91) führten inzwischen zu<br />

seiner Verurteilung. In diesem Verfahren wur<strong>de</strong> ihm<br />

angelastet, einen Koffer mit Schmuck <strong>und</strong> eine Kaminuhr<br />

aus Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

im November 1989 zu einem Juwelier nach<br />

Berlin (West) verbracht <strong>und</strong> veranlaßt zu haben, daß<br />

diese dort eingelagert wur<strong>de</strong>n.<br />

Nach<strong>de</strong>m ihn zunächst im Juni 1993 ein Berliner<br />

Schöffengericht vom Vorwurf <strong>de</strong>r Untreue <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

Vertrauensmißbrauchs freigesprochen hatte, wur<strong>de</strong><br />

Sei<strong>de</strong>l nunmehr im November 1993 im Berufungsverfahren<br />

von einer Kleinen Strafkammer <strong>de</strong>s Landgerichts<br />

Berlin wegen Erfüllung dieser Tatbestän<strong>de</strong> zu<br />

18 Monaten Freiheitsstrafe mit Bewährung verurteilt.<br />

Außer<strong>de</strong>m muß er 15.000 DM Buße zahlen. Nach<br />

Überzeugung <strong>de</strong>s Gerichts hatte Sei<strong>de</strong>l die Gegenstän<strong>de</strong><br />

für sich beiseite schaffen wollen.<br />

Verfahrenskomplex „Embargoverstöße"<br />

Hintergr<strong>und</strong> dieses Verfahrenskomplexes ist die Beschaffung<br />

von Waren, die unter die Embargobestimmungen<br />

<strong>de</strong>r westlichen Industriestaaten fielen, durch<br />

einzelne <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zuzuordnen<strong>de</strong> Unternehmen (z.B. F.C. Gerlach Export-Import,<br />

Günther Forgber Wahrnehmung von Interessen<br />

für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l, BERAG-Export-<br />

Import GmbH), Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe sowie <strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import,<br />

bei in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ansässigen<br />

Händlern <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r Produzenten einschlägiger Waren.<br />

Die AG Regierungskriminalität ermittelt gegen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re wegen <strong>de</strong>s Verdachts<br />

von Vergehen nach Art. VIII MRG Nr. 53 bzw.<br />

nach <strong>de</strong>n §§ 34 Absatz 1, 33 Absatz 1, 7 Absatz 1 Außenwirtschaftsgesetz<br />

bzw. <strong>de</strong>r Anstiftung <strong>und</strong> Beihilfe<br />

dazu (2 Js 417/91). Gegenstand <strong>de</strong>s Verfahrens ist <strong>de</strong>r<br />

Import von Embargowaren aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Mikroelektronik<br />

durch <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s AHB<br />

Elektronik Export-Import. Es han<strong>de</strong>lt sich um ein aus<br />

<strong>de</strong>m Großverfahrenskomplex „Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung" abgetrenntes Verfahren. Dr. Schalck-<br />

Golodkowski ist nach Aussage von Oberstaatsanwalt<br />

Dr. Wulff vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß Beschuldigter<br />

in diesem Verfahren, weil er als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung verantwortlich<br />

war für die Finanzierung <strong>de</strong>r Embargolieferanten im<br />

Bereich Elektronik. (149. Sitzung, Protokoll S. 47) Das<br />

Verfahren ist bis jetzt noch nicht abgeschlossen.<br />

Weitere Verfahren untersuchen <strong>de</strong>n Import von Embargowaren<br />

durch Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kom-<br />

merzielle Koordinierung <strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>de</strong>r DDR.<br />

Eines dieser Verfahren betrifft <strong>de</strong>n Embargohan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r F.C. Gerlach Export-Import (2 Js 1378/92) (149.<br />

Sitzung, Protokoll S. 4). Beschuldigte in diesem Verfahren<br />

sind unter an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens, Michael Wischniewski, sowie <strong>de</strong>r<br />

Hamburger Kaufmann Peter Lü<strong>de</strong>mann.<br />

In einem an<strong>de</strong>ren Verfahren wer<strong>de</strong>n Embargoverstöße<br />

<strong>de</strong>s AHB Werkzeugmaschinen, Metallwaren<br />

<strong>und</strong> Werkzeuge-Export-Import (WMW) untersucht (2<br />

Js 152/93) (149. Sitzung, Protokoll S. 4/5).<br />

Gegenstand von Verfahren sind auch die Embargoverstöße<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektrotechnik Export-Import (2 Js<br />

153/93) <strong>und</strong> <strong>de</strong>s AHB Industrieanlagen-Import (2 Js<br />

155/93). Beschuldigter in diesen bei<strong>de</strong>n Verfahren ist<br />

unter an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r ehemalige Außenhan<strong>de</strong>lsminister<br />

Dr. Gerhard Beil (149. Sitzung, Protokoll S. 4/5). Bei<br />

allen diesen Verfahren liegt noch kein abschließen<strong>de</strong>s<br />

Ermittlungsergebnis vor.<br />

Die AG Regierungskriminalität hat im Rahmen ihrer<br />

Ermittlungen zum Verfahrenskomplex „Embargoverstöße"<br />

eine Reihe beson<strong>de</strong>rer Probleme zu bewältigen.<br />

Schwierigkeiten bereitet zum einen die Fülle<br />

<strong>de</strong>s zu bearbeiten<strong>de</strong>n Materials.<br />

Außer<strong>de</strong>m müssen Expertisen von Sachverständigen<br />

dazu eingeholt wer<strong>de</strong>n, ob durch die untersuchten<br />

Vorgänge Embargovorschriften verletzt wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

wem diese anzulasten sind.<br />

Das B<strong>und</strong>esausfuhramt (BAFA) muß eingeschaltet<br />

wer<strong>de</strong>n zur Beurteilung <strong>de</strong>r Frage, ob es sich bei einer<br />

bestimmten Ware um ein Embargogut gehan<strong>de</strong>lt hat<br />

o<strong>de</strong>r nicht. Die Auswertung <strong>de</strong>s Beweismaterials ist<br />

dadurch erschwert, daß sich die Genehmigungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Waren im Laufe <strong>de</strong>r Zeit än<strong>de</strong>rte<br />

<strong>und</strong> die Geschäftsunterlagen oftmals falsch waren<br />

(falsche Deklarierung <strong>de</strong>r Ware).<br />

Die AG Regierungskriminalität verfolgt wegen <strong>de</strong>s<br />

Sachzusammenhangs auch die Embargohändler<br />

(Embargobrecher) aus <strong>de</strong>m Westen (149. Sitzung, Protokoll<br />

S. 4/5). Neben <strong>de</strong>m Verfahren betreffend <strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import,<br />

das sich auch gegen Lieferanten dieses Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

richtet, wur<strong>de</strong>n inzwischen zahlreiche weitere<br />

Verfahren gegen Lieferanten von Embargogütern<br />

eingeleitet, unter an<strong>de</strong>rem gegen das Unternehmen<br />

Leybold AG (2 Js 1032/92). Erst nach erfolgter Auswertung<br />

<strong>de</strong>r Beweismittel wer<strong>de</strong>n diese Verfahren an<br />

die zuständigen Staatsanwaltschaften abgegeben.<br />

Die Staatsanwälte müssen dabei auch eine Prüfung<br />

unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>r Steuerhinterziehung<br />

vornehmen, da <strong>de</strong>r Verdacht besteht, daß <strong>de</strong>r Geldfluß<br />

zum Teil durch Barzahlungen <strong>und</strong> Verwendung<br />

von Nummernkonten verschleiert wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Wie Oberstaatsanwalt Dr. Wulff <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

mitgeteilt hat, wur<strong>de</strong>n wegen <strong>de</strong>s Verdachts<br />

<strong>de</strong>r Steuerhinterziehung <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Verstoßes gegen<br />

das MRG Nr. 53 14 Verfahren gegen west<strong>de</strong>utsche<br />

Lieferantenfirmen an an<strong>de</strong>re Staatsanwaltschaften<br />

abgegeben (149. Sitzung, Protokoll S. 12). Schließlich<br />

wirken sich auch in diesem Verfahrensbereich nach<br />

Aussagen von Oberstaatsanwalt Dr. Wulff vor <strong>de</strong>m


Untersuchungsausschuß die massiven Personalprobleme<br />

<strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität aus. Die laufen<strong>de</strong>n<br />

Verfahren konnten daher nicht mit <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Intensität geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n (149. Sitzung, Protokoll<br />

S. 13ff.).<br />

Verfahrenskomplex „Waffenhan<strong>de</strong>l"<br />

Ein gegen Dr. Schalck-Golodkowski, Dieter Uhlig, Erhard<br />

Wiechert (IMES GmbH) <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re (2 Js 8/91)<br />

eingeleitetes Verfahren <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität<br />

hat <strong>de</strong>n von Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung betriebenen Waffenhan<strong>de</strong>l zum<br />

Gegenstand.<br />

Dem Komplexverfahren liegen nach Auskunft <strong>de</strong>r -<br />

Staatsanwaltschaft folgen<strong>de</strong> Tat-/Teilkomplexe zugr<strong>und</strong>e:<br />

- die illegale Ausfuhr von Kriegswaffen durch das<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong><br />

Unternehmen IMES GmbH in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland unter Einschaltung in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ansässiger Waffenhändler;<br />

- die Lieferung von Munitionsbestandteilen über<br />

westeuropäische Staaten <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland an die IMES GmbH, Weiterverarbeitung<br />

zu fertiger Munition in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Lieferung<br />

an eine Partei <strong>de</strong>s iranisch-irakischen Krieges;<br />

- die Beschaffung von Sprengmitteln über das <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung zugehörige<br />

Unternehmen Carnet Industrievertretungen <strong>und</strong><br />

Beratungen für Chemie, Agrar <strong>und</strong> Metallurgie Export/Import<br />

im westeuropäischen Ausland;<br />

- Maßnahmen zum Import von computergesteuerten<br />

Präzisionsmaschinen b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Produktion<br />

zur Herstellung von Waffen sowie einer kompletten<br />

Anlage zur Produktion von Munition <strong>und</strong> Raketentreibmitteln<br />

über westeuropäische Staaten <strong>und</strong> im<br />

westeuropäischen Ausland ansässige Tochterunternehmen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Ca rnet.<br />

Gegen <strong>de</strong>n Beschuldigten Dr. Schalck-Golodkowski<br />

besteht aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ermittlungen <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Verdacht, er habe Kriegswaffen<br />

ausländischer Herkunft ohne Besitzberechtigung<br />

besessen <strong>und</strong> sie durch zweckwidrige Verwendung<br />

von Devisen aus <strong>de</strong>m ihm unterstellten Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung beschafft. Dieser Teil wur<strong>de</strong><br />

abgetrennt <strong>und</strong> wird nunmehr als Trennverfahren<br />

gegen ihn <strong>und</strong> weitere Amtsträger geführt (2 Js<br />

1371/92).<br />

Das Komplexverfahren ist noch nicht abgeschlossen.<br />

Die Ermittlungen gestalten sich für die Staatsanwaltschaft<br />

aufgr<strong>und</strong> erfor<strong>de</strong>rlicher, umfangreicher Verkaufswegefeststellungen,<br />

<strong>de</strong>r Rechtshilfeersuchen<br />

an das Ausland, zahlreicher Zeugenvernehmungen<br />

<strong>und</strong> Waffeni<strong>de</strong>ntifizierungen schwierig (vgl. Fünfter<br />

Teil, C. I. 2. g.).<br />

Die AG Regierungskriminalität ermittelt weiterhin in<br />

einem Verfahren gegen Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

Edgar Kutscheidt u.a. (23/2 Js 41/93). Gegenstand ist<br />

<strong>de</strong>r Vorwurf <strong>de</strong>s Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz<br />

<strong>und</strong> das MRG Nr. 53 durch ungenehmigte<br />

Beschaffung von Waffen <strong>und</strong> militärischem Ge-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

rät - 11 Kriegswaffen, 1617 Faustfeuerwaffen, 65<br />

Jagdflinten sowie 246 militärischen Nachtsichtgeräten<br />

westlicher Hersteller - aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland für das MfS, das Ministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

(MdI) <strong>und</strong> die Nationale Volksarmee (NVA) über Berlin(West)<br />

durch <strong>de</strong>n dort ansässigen Kaufmann <strong>und</strong><br />

Waffenhändler Kutscheidt. Es han<strong>de</strong>lt sich um ein aus<br />

<strong>de</strong>m Komplexverfahren 2 Js 8/91 abgetrenntes Verfahren.<br />

Die Staatsanwaltschaft hat <strong>de</strong>n Lieferweg über die<br />

Produktionsnummern <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DDR<br />

Sicherheitsorgane aufgef<strong>und</strong>enen Waffen <strong>und</strong> Nachtsichtgeräte<br />

zurückverfolgt. Dem Untersuchungsausschuß<br />

haben keine eigenen Dokumente aus Bestän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s MfS o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

vorgelegen, die diese Beschaffungsvorgänge<br />

zum Inhalt hatten. Die Erkenntnisse <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

beschränken sich daher auf die<br />

Ermittlungsergebnisse <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft, die<br />

nunmehr auch Anklage gegen Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

Kutscheidt sowie <strong>de</strong>n weiteren Beschuldigten<br />

Waradin Dimitroff wegen dieses Sachverhalts vor<br />

<strong>de</strong>m Landgericht Berlin erhoben hat.<br />

Ein weiteres Verfahren <strong>de</strong>s Komplexes „Waffenhan<strong>de</strong>l"<br />

richtete sich nach Auskunft <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

gegen die b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />

Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB-Transtechnica Gesellschaft<br />

für Technologie Transfer mbH) <strong>und</strong> Gil<strong>de</strong>meister<br />

Projecta GmbH wegen angeblicher Lieferung<br />

von Know-how zur Herstellung einer Fabrik o<strong>de</strong>r einer<br />

Anlage für Raketentreibstoffmittel <strong>und</strong> Munition<br />

(2 Js 199/92). Es bestand <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>s Verstoßes<br />

gegen das Außenwirtschaftsgesetz. Das Verfahren<br />

wur<strong>de</strong> inzwischen mangels hinreichen<strong>de</strong>n Tatverdachts<br />

gemäß § 170 Absatz 2 StPO eingestellt.<br />

Komplex „Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten"<br />

Ein Verfahren <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität richtete<br />

sich gegen unbekannte Mitarbeiter <strong>de</strong>s zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Unternehmens<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH (2 Js 29/90).<br />

Es han<strong>de</strong>lte sich um ein Komplexverfahren zu <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens, das schon vom<br />

Generalstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>s<br />

Vergehens gegen das Kulturschutzgesetz <strong>de</strong>r DDR<br />

(Ausfuhr geschützten Kulturguts) eingeleitet wor<strong>de</strong>n<br />

war.<br />

Dieser Aspekt wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität<br />

nicht weiter verfolgt, weil das Kulturschutzgesetz<br />

ersatzlos aufgehoben ist.<br />

Die Ermittlungen konzentrierten sich vielmehr auf die<br />

Beschaffung <strong>de</strong>r zu exportieren<strong>de</strong>n Kunstgegenstän<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> Antiquitäten insbeson<strong>de</strong>re durch Steuer-<br />

(Straf-)Verfahren. Das Verfahren wur<strong>de</strong> inzwischen<br />

mangels hinreichen<strong>de</strong>n Tatverdachts gemäß § 170<br />

Absatz 2 StPO eingestellt.<br />

Ein weiteres Verfahren richtete sich gegen Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l, Joachim Farken <strong>und</strong> Klaus-Dieter Richter (2 Js<br />

302/91). Es bestand <strong>de</strong>r Verdacht, <strong>de</strong>r Beschuldigte<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l habe <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH 20 Mio. DM für Spekulationsgeschäfte in <strong>de</strong>r<br />

Schweiz zur Verfügung gestellt, die zu einem Verlust


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

von ca. 11,9 Mio. DM führten. Die Beschuldigten Farken<br />

<strong>und</strong> Richter - bei<strong>de</strong> ehemalige Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH - sollten durch angebliche<br />

Gewinnabführungen Spekulationsgewinne<br />

vorgetäuscht haben. Das Verfahren wur<strong>de</strong> mangels<br />

hinreichen<strong>de</strong>n Tatverdachts gemäß § 170 Absatz 2<br />

StPO eingestellt.<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Joachim Farken waren auch - zusammen<br />

mit Dr. Schalck-Golodkowski - Beschuldigte<br />

in einem weiteren, zum Komplex „Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten"<br />

gehören<strong>de</strong>n Verfahren (2 Js 189/91). Hier war<br />

Hintergr<strong>und</strong> die Übernahme von Wertgegenstän<strong>de</strong>n,<br />

die <strong>de</strong>n im Ministerium für Staatssicherheit (MfS)<br />

überprüften Postsendungen entnommen wor<strong>de</strong>n wa- -<br />

ren durch die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH.<br />

Es bestand insoweit <strong>de</strong>r Verdacht, daß <strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens, <strong>de</strong>r Beschuldigte Farken,<br />

auf Weisung <strong>de</strong>r Beschuldigten Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Sei<strong>de</strong>l gehan<strong>de</strong>lt hatte.<br />

Das Verfahren wur<strong>de</strong> mangels hinreichen<strong>de</strong>n Tatverdachts<br />

gemäß § 170 Absatz 2 StPO eingestellt.<br />

In einem an<strong>de</strong>ren Verfahren wird nach Auskunft <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft gegen Hans Kopmann, Karl-<br />

Heinz Näcke, Irene Arndt <strong>und</strong> Hans-Jürgen Schwaß<br />

ermittelt (2 Js 1/92). Gegenstand sind die Vorgänge<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Unternehmen Internationale<br />

Beratungs- <strong>und</strong> Vertriebs GmbH (IBV), die auch<br />

vom Untersuchungsausschuß behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n.<br />

Nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft, die<br />

mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses im wesentlichen<br />

übereinstimmen, war dieses Unternehmen im<br />

März 1990 als Nachfolgeunternehmen <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong><br />

Antiquitäten GmbH in Liquidation (i.L.) gegrün<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n. Es übernahm die Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Betriebsmittel<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH <strong>und</strong> nutzt sie seit<strong>de</strong>m<br />

kostenfrei. Im Sommer 1990 wur<strong>de</strong> das Stammkapital<br />

<strong>de</strong>r IBV von <strong>de</strong>n drei Gründungsgesellschaftern<br />

auf ein Unternehmen Schwaß & Co. Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH übertragen, die die Anteile treuhän<strong>de</strong>risch<br />

für die Beschuldigten Näcke <strong>und</strong> Kopmann -<br />

Hauptgeschäftsführer <strong>und</strong> Geschäftsführer <strong>de</strong>r IBV -<br />

hielt. Diese übernahmen das Stammkapital im Januar<br />

1991. Nach Ansicht <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft besteht<br />

<strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>r „Privatisierung" <strong>de</strong>r als volkseigener<br />

Betrieb gegrün<strong>de</strong>ten IBV. Gegen <strong>de</strong>n Beschuldigten<br />

Schwaß wird insoweit wegen Beihilfe ermittelt.<br />

Die Beschuldigte Arndt war Liquidatorin <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH. Die Staatsanwaltschaft<br />

überprüfte, ob diese <strong>de</strong>r Treuhandanstalt gegenüber<br />

die Vorgänge bei <strong>de</strong>r IBV verschwiegen hatte <strong>und</strong> auf<br />

diese Weise die „Privatisierung" ermöglicht hatte.<br />

Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.<br />

Bereich „privatfinanzierte Freikäufe"<br />

Im weiteren Zusammenhang mit Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung ermittelt die AG<br />

Regierungskriminalität gegen Rechtsanwalt Dr. Wolfgang<br />

Vogel <strong>und</strong> eine Reihe weiterer Beschuldigter,<br />

unter an<strong>de</strong>ren gegen hochrangige Mitarbeiter <strong>de</strong>s<br />

MfS (z.B. <strong>de</strong>n ehemaligen Leiter <strong>de</strong>r Zentralen Koordinierungsgruppe<br />

Generalmajor Gerhard Niebling),<br />

Angestellte <strong>de</strong>r vom Beschuldigten Dr. Vogel früher<br />

betriebenen Anwaltskanzlei sowie gegen einzelne,<br />

durch die Taten unmittelbar begünstigte Personen<br />

wegen mittäterschaftlich begangener Erpressung.<br />

Die Beschuldigten sollen Ausreisewillige, die über<br />

Gr<strong>und</strong>eigentum bzw. an<strong>de</strong>re beachtliche Vermögenswerte<br />

verfügten, die Ausreise aus <strong>de</strong>r DDR nur gegen<br />

Hergabe dieses Vermögens erlaubt haben, um dadurch<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> weitere Begünstigte<br />

mit Gr<strong>und</strong>vermögen bzw. sonstigen Sachwerten zu<br />

versorgen. Nach <strong>de</strong>r damaligen Verwaltungspraxis<br />

<strong>de</strong>r DDR war eine <strong>de</strong>r Bedingungen für die Bewilligung<br />

<strong>de</strong>r Übersiedlung in <strong>de</strong>n Westen die vorherige<br />

Aufgabe <strong>de</strong>s Immobilieneigentums.<br />

Es gibt noch ein zweites Verfahren, das sich mit <strong>de</strong>n<br />

gleichen Vorwürfen beschäftigt. Bei<strong>de</strong> Verfahren haben<br />

insgesamt mehr als 200 Einzelfälle zum Gegenstand.<br />

Die Anzahl <strong>de</strong>r Einzelfälle, in <strong>de</strong>nen zunächst ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, wur<strong>de</strong> im Interesse eines beschleunigten<br />

Teilabschlusses <strong>de</strong>s Gesamtkomplexes auf 53<br />

Fälle beschränkt <strong>und</strong> in <strong>de</strong>m Verfahren (2 Js 353/91)<br />

zusammengefaßt. Beschuldigte sind hier allein<br />

Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel <strong>und</strong> Generalmajor<br />

Gerhard Niebling. In diesem Verfahren ist im Juli<br />

1993 Anklage beim Landgericht Berlin erhoben wor<strong>de</strong>n.<br />

Die zuständige Strafkammer hat aber bis jetzt<br />

noch nicht entschie<strong>de</strong>n, ob sie diese zuläßt <strong>und</strong> das<br />

Hauptverfahren eröffnet.<br />

Die restlichen <strong>de</strong>r insgesamt mehr als 200 Einzelfälle<br />

sind in <strong>de</strong>m Verfahren 2 Js 10/91 verb<strong>und</strong>en wor<strong>de</strong>n.<br />

Dieses Verfahren richtet sich gegen sämtliche oben<br />

bezeichnete Beschuldigte - auch gegen Rechtsanwalt<br />

Dr. Wolfgang Vogel <strong>und</strong> Generalmajor Gerhard Niebling<br />

-, soweit es sich um Fälle han<strong>de</strong>lt, die noch nicht<br />

von <strong>de</strong>m Verfahren 2 Js 353/91 erfaßt sind. Hier liegt<br />

noch keine Anklageschrift vor.<br />

Gegen Vogel <strong>und</strong> Niebling ist in diesem Verfahren<br />

nach Auskunft <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft eine Einstellung<br />

nach §154 StPO vorgesehen; die Vorwürfe gegen<br />

die an<strong>de</strong>ren Beschuldigten sollen in separaten Einzelverfahren<br />

weiterverfolgt wer<strong>de</strong>n.<br />

„Moksel"-Komplex<br />

Die AG Regierungskriminalität ermittelt gegen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski, Alexan<strong>de</strong>r Moksel (A. Moksel<br />

AG/Buchloe), Rodo Schnei<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Alfred Freibott<br />

(Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r A. Moksel AG), Irene Krumke<br />

<strong>und</strong> Heinz Mühle (Geschäftsführer <strong>de</strong>r Krumke GmbH/<br />

Berlin) sowie Manfred Wolf <strong>und</strong> Dr. Helmut Teßmann<br />

(ehemalige Direktoren <strong>de</strong>s AHB Nahrung/Berlin (Ost)<br />

wegen Zahlungen <strong>de</strong>s Unternehmens Moksel zugunsten<br />

von Zahlungsempfängern in <strong>de</strong>r DDR.<br />

Gegenstand <strong>de</strong>r Ermittlungen sind nach Auskunft <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft:<br />

- Provisionszahlungen <strong>de</strong>r A. Moksel AG an DDR<br />

Empfänger sowie etwaige Rückflüsse;<br />

- das Konto „Sylvia 651" bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

(DHB)/Berlin (Ost), das 1976 von <strong>de</strong>n Beschuldigten<br />

Moksel <strong>und</strong> Schnei<strong>de</strong>r eröffnet wur<strong>de</strong>, insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Herkunft <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verbleib von r<strong>und</strong><br />

38 Mio. DM, die zwischen 1984 <strong>und</strong> 1987 von diesem<br />

Konto in die Schweiz überwiesen wur<strong>de</strong>n;


- das Konto „Clienti 6191" <strong>und</strong> das Konto „Intertransit<br />

7560" bei <strong>de</strong>r Schweizerischen Volksbank<br />

Chiasso, auf die von 1982 bis 1985 vom Beschuldigten<br />

Dr. Schalck-Golodkowski r<strong>und</strong> sechs Mio. DM<br />

überwiesen wur<strong>de</strong>n;<br />

- <strong>de</strong>r Verbleib <strong>de</strong>r insgesamt 6,1 Mio. DM, die sich<br />

<strong>de</strong>r Beschuldigte Dr. Schalck-Golodkowski in bar<br />

vom Konto 769 <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zwischen 1986 <strong>und</strong> 1989 auszahlen ließ<br />

(Vermerk auf <strong>de</strong>n Quittungen: „Betr. Depot Krumke"<br />

bzw. „Treuhand Kr."). Vor <strong>de</strong>n Barabhebungen<br />

hatte die Krumke GmbH jeweils entsprechen<strong>de</strong><br />

Provisionen in Verrechnungseinheiten an Transinter<br />

GmbH überwiesen.<br />

- die Überweisung von 5 Mio. DM im Juni 1988 durch<br />

Dr. Schalck-Golodkowski vom Konto 0528 DHB auf<br />

ein Konto „Calvados" beim Schweizerischen Bankverein/Küßnacht;<br />

Zweck <strong>und</strong> Begünstigte <strong>de</strong>r<br />

Überweisung sind unbekannt;<br />

- die Überweisung <strong>de</strong>r A. Moksel AG im Februar<br />

1990 in Höhe von fünf Mio. DM zzgl. 512.000 DM<br />

Zinsen auf das Konto 528 DHB zurück. In ihrer<br />

Buchführung verbuchte die A. Moksel AG <strong>de</strong>n Gesamtbetrag<br />

gewinnmin<strong>de</strong>rnd per 31. Dezember<br />

1989 als „Einkauf-Nachbelastung".<br />

Dem Beschuldigten Dr. Schalck-Golodkowski wird<br />

die Veruntreuung von min<strong>de</strong>stens 12,535 Mio. DM<br />

vorgeworfen, die er in <strong>de</strong>n Jahren 1981 bis 1989 vom<br />

Beschuldigten Manfred Wolf erhalten <strong>und</strong> für die Barkasse<br />

„Sekretariat Schalck-Golodkowski betreffend<br />

Partei" vereinnahmt hat, obwohl seitens <strong>de</strong>r SED kein<br />

Anspruch auf diese Son<strong>de</strong>rverwendung bestand.<br />

Dem Beschuldigten Alexan<strong>de</strong>r Moksel wird vorgeworfen,<br />

die Rückübertragung treuhän<strong>de</strong>risch für <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung erworbener Anteile<br />

an Auslandsunternehmen verweigert zu haben.<br />

Hinsichtlich A. Moksel wird wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>s<br />

Subventionsbetrugs, <strong>de</strong>r Zollverkürzung <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

Verstoßes gegen das MRG Nr. 53 ermittelt. Ihm wird<br />

vorgeworfen, Ausfuhrsubventionen für angeblich aus<br />

<strong>de</strong>r EG stammen<strong>de</strong>s Vieh/Fleisch erhalten zu haben,<br />

obgleich dieses aus <strong>de</strong>r DDR stammte.<br />

Der Komplex ist noch nicht abgeschlossen. Die Ermittlungen<br />

sind aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Menge <strong>de</strong>s Beweismaterials<br />

schwierig <strong>und</strong> <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Rechtshilfeersuchen<br />

langwierig.<br />

Verfahren betreffend Barkassen<br />

Unter an<strong>de</strong>rem läuft in diesem Bereich ein Verfahren<br />

gegen Dr. Schalck-Golodkowski wegen Untreue pp.<br />

(2 Js 989/92). Es geht um die Barkasse „Sekretariat<br />

Schalck-Wilkening", Konto 745. Überprüft wer<strong>de</strong>n<br />

Auszahlungsbeträge mit fehlen<strong>de</strong>n Belegen <strong>und</strong> fehlen<strong>de</strong>n<br />

Verwendungsnachweisen. Hinsichtlich zweier<br />

Beträge sowie mutmaßlicher Käufe von Nachtsichtgeräten<br />

<strong>und</strong> sonstigem Kriegsmaterial (unerlaubte Mittelverwendung)<br />

ist mangels hinreichen<strong>de</strong>n Tatverdachts<br />

eine Teileinstellung gemäß § 170 Absatz 2<br />

StPO erfolgt. Hinsichtlich eines weiteren Betrages erfolgte<br />

Abtrennung <strong>und</strong> Einleitung eines neuen Verfahrens<br />

(2 Js 1234/92).<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Weiterhin ist auch ein Verfahren gegen Dr. Schalck-<br />

Golodkowski <strong>und</strong> Sei<strong>de</strong>l wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>r<br />

Untreue <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Vertrauensmißbrauchs gemäß<br />

§§ 161a, 162 <strong>und</strong> 165 DDR-StGB betreffend die Barkasse<br />

„Sei<strong>de</strong>l" anhängig.<br />

Weitere Komplexe<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich hier um folgen<strong>de</strong> Überprüfungsvorgänge:<br />

- „Markgegenwert" (6AR24/92)<br />

Die Staatsanwaltschaft prüft, ob Überweisungen <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums für Finanzen <strong>de</strong>r DDR an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung (sog. MGW = Erstattung<br />

<strong>de</strong>s Markgegenwerts) für Leistungsimporte im Gesamtbetrag<br />

von ca. zwölf Mrd. Mark <strong>de</strong>r DDR zu<br />

Recht erfolgt sind. Aus diesem Vorprüfungsvorgang<br />

wur<strong>de</strong> nach Auskunft <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität<br />

mittlerweile ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, das<br />

sich gegen <strong>de</strong>n damaligen kommissarischen Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Prof. Dr.<br />

Karl-Heinz Gerstenberger, die ehemalige Leiterin <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Meta Bleßing, sowie die damalige stellvertreten<strong>de</strong><br />

Finanzministerin, Dr. Herta König, <strong>und</strong> die<br />

Abteilungsleiterin für Valutawirtschaft, Gudrun Rauscher,<br />

vom Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen richtet (2 Js 30/<br />

93). Gegenstand <strong>de</strong>s Verfahrens sind am 22. Februar<br />

1990 erfolgte Zahlungen von neun Mrd. Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> 3.269.800.000 Mark <strong>de</strong>r DDR durch das Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> die am 1. März 1990 erfolgte Überweisung<br />

dieser Gel<strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung an die ihm zuzuordnen<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

Intrac Han<strong>de</strong>lgesellschaft mbH, Berliner<br />

Import-Export-Gesellschaft mbH (BIEG) <strong>und</strong> forum<br />

Han<strong>de</strong>lgesellschaft mbH. Es besteht <strong>de</strong>r Verdacht,<br />

daß diese Zahlungen - zumin<strong>de</strong>st teilweise - unberechtigterweise<br />

bzw. rechtsgr<strong>und</strong>los erfolgten. Die Ermittlungen<br />

dauern an. (Vgl. Fünfter Teil, C. I. 2. g)<br />

- „ Doppelumstellung " (6 AR 205/91)<br />

Die Staatsanwaltschaft prüft das Vorliegen eines Anfangsverdachts<br />

<strong>de</strong>s Betruges o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Untreue gegen<br />

Verantwortliche <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zuzuordnen<strong>de</strong>n Unternehmen forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH, Berliner Import-Export-Gesellschaft<br />

mbH (BIEG), Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

sowie <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (Nachfolgeorganisation <strong>de</strong>s zum 31. März<br />

1990 aufgelösten Bereichs Kommerzielle Koordinierung)<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR. Der Vorgang hat folgen<strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong>:<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Währungsumstellung<br />

zum 1. Juli 1990 haben die genannten Unternehmen<br />

noch im Juni 1990 Devisen an das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

<strong>de</strong>r DDR abgeführt, wofür sie unter Anwendung<br />

<strong>de</strong>s DDR-internen Umtauschkurses für Außenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte<br />

(sog. „Richtungskoeffizient") <strong>de</strong>n<br />

4,4-fachen Betrag in Mark <strong>de</strong>r DDR aus <strong>de</strong>m Staatshaushalt<br />

erhielten. Dadurch haben diese Betriebe infolge<br />

<strong>de</strong>r späteren Währungsumstellung im Verhältnis<br />

2:1 im Hinblick auf die ursprünglichen Devisen-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

werte einen unberechtigten Gewinn von mehr als<br />

100% erzielt.<br />

Am 4. Juni 1992 wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Vorprüfungsverfahren<br />

ein Ermittlungsverfahren eingeleitet (2 Js 944/92).<br />

Während die Ermittlungen <strong>de</strong>n ursprünglichen Verdacht,<br />

daß die Abführungen an das Ministerium für<br />

Finanzen nur erfolgten, um unter Anwendung <strong>de</strong>s<br />

sog. „Richtungskoeffizienten" <strong>de</strong>n 4,4 fachen Betrag<br />

in Mark <strong>de</strong>r DDR zu erhalten <strong>und</strong> infolge <strong>de</strong>r Währungsumstellung<br />

im Werte 2,- Mark <strong>de</strong>r DDR zu 1,-<br />

DM einen unberechtigten Währungsgewinn zu erzielen,<br />

gegen die Verantwortlichen <strong>de</strong>r BIEG <strong>und</strong> forum<br />

nicht bestätigten, ergab sich bei <strong>de</strong>n Verantwortlichen<br />

<strong>de</strong>r Intrac insoweit <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>s Betruges<br />

bzw. <strong>de</strong>r Beihilfe zum Betrug zum Nachteil <strong>de</strong>s Staatshaushaltes.<br />

Nach Angaben <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität <strong>de</strong>klarierten<br />

die Verantwortlichen <strong>de</strong>r Intrac „Zinsrückzahlungen"<br />

in Höhe von 18.766.423,58 DM für einen<br />

vom ehemaligen Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

ausgereichten Kredit als angebliche Gewinnabführungen<br />

für das zweite Quartal 1990 <strong>und</strong> erreichten<br />

dadurch die Rücküberweisung von 82.572.263,75<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> infolge <strong>de</strong>r Währungsumstellung<br />

damit <strong>de</strong>n Erhalt von 41.286.131,87 DM, erzielten mithin<br />

einen Währungsgewinn von 22.519.708,29 DM.<br />

Gegen die Verantwortlichen <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls<strong>und</strong><br />

Finanzierungsgesellschaft mbH als Nachfolgeorganisation<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

die die Abführungen weiterleiteten, hier insbeson<strong>de</strong>re<br />

Meta Bleßing, besteht daneben <strong>de</strong>r Anfangsverdacht<br />

zumin<strong>de</strong>st einer Beihilfe zum Betrug. Die Ermittlungen<br />

sind noch nicht abgeschlossen. (Fünfter<br />

Teil, C. I. 2. g)<br />

- „Giralgeldschöpfung" (6 AR 183/91)<br />

Beschuldigte sind hier Verantwortliche <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatsbank <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR. Im Hinblick auf das zuvor geschil<strong>de</strong>rte<br />

Überprüfungsverfahren „Doppelumstellung" prüft<br />

die Staatsanwaltschaft, ob im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Währungsunion bei Guthaben auf einem Konto <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank bei <strong>de</strong>r Staatsbank strafrechtlich<br />

relevante Giralgeldschöpfungen <strong>und</strong> damit<br />

eine Geldmengenvermehrung dadurch bewirkt wur<strong>de</strong>n,<br />

daß die fraglichen aus Mark <strong>de</strong>r DDR bestehen<strong>de</strong>n<br />

Guthaben zweimal umgestellt wur<strong>de</strong>n. Der Vorgang<br />

ist mittlerweile abgeschlossen. Da sich nach<br />

Auskunft <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität keine konkreten<br />

Anhaltspunkte für ein solches strafrechtlich relevantes<br />

Verhalten ergaben, wur<strong>de</strong> ein Ermittlungsverfahren<br />

gemäß § 152 Absatz 2 StPO nicht eingeleitet.<br />

(Fünfter Teil, C. I. 2. g)<br />

Strafverfahren im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

„Privilegiertenversorgung Wandlitz"<br />

In diesem Bereich ist ein Verfahren gegen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l (24/2 Js<br />

1243/92) anhängig. Ihnen wird die Bereitstellung von<br />

staatlichen Valutamitteln zur Finanzierung <strong>de</strong>r Privilegiertenversorgung<br />

in Wandlitz unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt<br />

<strong>de</strong>r Untreue <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Vertrauensmißbrauchs<br />

vorgeworfen. Die AG Regierungskriminalität geht für<br />

<strong>de</strong>n Zeitraum von 1980 bis 1989 von einem Scha<strong>de</strong>n<br />

in Höhe von 60 Mio. DM aus. Das Verfahren ist inzwischen<br />

durch eine entsprechen<strong>de</strong> Anklageerhebung<br />

abgeschlossen wor<strong>de</strong>n (Fünfter Teil, C. I. 2.g).<br />

Weiterhin wird gegen Sig rid Schalck-Golodkowski<br />

wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>r Untreue gemäß §§. 161a, 162<br />

DDR-StGB ermittelt (2 Js 17/93). Hintergr<strong>und</strong> ist die<br />

Beschaffung von westlichen Konsumgütern für die<br />

Siedlung Wandlitz durch eine von ihr geführte Kuriergruppe.<br />

Nach <strong>de</strong>n Ermittlungen <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

wur<strong>de</strong>n die Bestellungen über die Verkaufseinrichtung<br />

Letex <strong>de</strong>s Staatlichen Han<strong>de</strong>lsobjektes an<br />

die Beschuldigte weitergeleitet. Diese beauftragte<br />

dann die ihr unterstellten Kuriere mit <strong>de</strong>m Einkauf<br />

<strong>de</strong>r gewünschten Waren gegen DM in Berlin (West).<br />

Verschie<strong>de</strong>ntlich beschaffte Sigrid Schalck-Golodkowski<br />

<strong>de</strong>rartige Waren auch selbst. Das Geld für die<br />

Einkäufe kam von Manfred Sei<strong>de</strong>l. Die Staatsanwaltschaft<br />

geht davon aus, daß die Bezahlung durch die<br />

Empfänger nach <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>m Unternehmen Letex<br />

unter Nichtanwendung <strong>de</strong>s Richtkoeffizienten festgelegten<br />

Preisen in Mark <strong>de</strong>r DDR erfolgte <strong>und</strong> die DM-<br />

Preise im Verhältnis 1 zu 1 in Mark <strong>de</strong>r DDR zuzüglich<br />

einer Han<strong>de</strong>lsspanne umgerechnet wur<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r<br />

durch Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrats vorgeschriebenen<br />

Anwendung <strong>de</strong>s Richtkoeffizienten hätte die Preisbildung<br />

zuletzt durch Umrechnung im Verhältnis 1:4,4<br />

zuzüglich Han<strong>de</strong>lsspanne erfolgen müssen. In Höhe<br />

<strong>de</strong>r Differenz zwischen bei<strong>de</strong>n Summen wur<strong>de</strong>n die<br />

Empfänger <strong>de</strong>r Waren - ggfs. über die Han<strong>de</strong>lseinrichtung<br />

Letex - bereichert. Wenigstens in dieser Höhe<br />

wur<strong>de</strong> gleichzeitig das Vermögen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung geschädigt. Die Staatsanwaltschaft<br />

ist <strong>de</strong>r Auffassung, daß <strong>de</strong>r Beschuldigten<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer Stellung im Bereich <strong>und</strong> <strong>de</strong>r konspirativen<br />

Art <strong>und</strong> Weise <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Beschaffungen<br />

dieses auch bewußt war.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich bei diesem Verfahren um ein aus <strong>de</strong>m<br />

Großverfahrenskomplex „Bereich Kommerzielle Koordinierung"<br />

abgetrenntes Verfahren.<br />

Verfahren, die sich auf Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren<br />

Geschäftstätigkeit beziehen<br />

Die AG Regierungskriminalität ermittelt gegen Waltraud<br />

Lisowski (Abteilung Firmen <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung), Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Klaus Wendtland (Geschäftsführer <strong>de</strong>r Simpex<br />

GmbH) (24/2 Js 66/92) wegen <strong>de</strong>s Tatvorwurfs <strong>de</strong>r gemeinschaftlichen<br />

Hinterziehung von Steuern im Zusammenhang<br />

mit angeblich ver<strong>de</strong>ckten Gewinnausschüttungen<br />

<strong>de</strong>s zur Abteilung Firmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Bochumer<br />

Unternehmens noha Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich um ein Trennverfahren <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Bochum. Bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Bochum<br />

verblieben ist <strong>de</strong>r Vorwurf <strong>de</strong>r Steuerhinterziehung<br />

gegen <strong>de</strong>n früheren Geschäftsführer <strong>de</strong>r noha<br />

HGmbH, Heinz Altenhoff. Auf die Anklage <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft hat das Landgericht Bochum <strong>de</strong>n<br />

Angeklagten Altenhoff auch wegen Steuerhinterziehung<br />

verurteilt. In <strong>de</strong>m sich anschließen<strong>de</strong>n Revisi-


onsverfahren - 5 StR 546/92 - hat <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esgerichtshof<br />

das gr<strong>und</strong>sätzliche Vorliegen einer Steuerhinterziehung<br />

bestätigt.<br />

Das Verfahren <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin konnte zunächst nicht wesentlich<br />

geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, da steuerrechtliche Feststellungen<br />

durch die zuständigen Finanzbehör<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ausgang<br />

<strong>de</strong>s eben erwähnten Revisionsverfahrens abzuwarten<br />

waren. Oberstaatsanwalt Dr. Wulff hat <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß dargelegt, daß die Berliner<br />

Staatsanwaltschaft an<strong>de</strong>rs als die Bochumer Staatsanwaltschaft<br />

in <strong>de</strong>n erhöhten Provisionszahlungen <strong>de</strong>r<br />

noha HGmbH an die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zuzuordnen<strong>de</strong> Simpex GmbH keine ver<strong>de</strong>ckten<br />

Gewinnausschüttungen sehe.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Urteils <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esgerichtshofs mußte<br />

die Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

ihre Auffassung überprüfen.<br />

Mittlerweile wur<strong>de</strong> das Verfahren von <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität<br />

auf Provisionszahlungen an<strong>de</strong>rer in<br />

<strong>de</strong>r damaligen B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gelegener<br />

<strong>und</strong> vom Bereich Kommerzielle Koordinierung angeleiteter<br />

Unternehmen ausge<strong>de</strong>hnt.<br />

Zum Gegenstand <strong>de</strong>s Verfahrens wur<strong>de</strong>n darüber<br />

hinaus Gewinnabführungen dieser sog. Parteifirmen<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1984-89 gemacht, die von <strong>de</strong>n zuständigen<br />

Lan<strong>de</strong>szentralbanken, obgleich dies nach <strong>de</strong>n Regelungen<br />

<strong>de</strong>s MRG Nr. 53 erfor<strong>de</strong>rlich war, nicht genehmigt<br />

waren. Dieser Vorwurf war nach Auskunft <strong>de</strong>r<br />

AG Regierungskriminalität zunächst Gegenstand von<br />

Ermittlungen gegen Dr. Schalck-Golodkowski, Waltraud<br />

Lisowski sowie gegen Geschäftsführer einzelner<br />

sog. Parteifirmen in <strong>de</strong>n Verfahren 21/2 Js 29/93,<br />

21/2 Js 1401 bzw. 1402/92 <strong>und</strong> teilweise auch im Verfahren<br />

2 Js 7/90. Die Verfahrensteile gegen die Beschuldigten<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Waltraud<br />

Lisowski wur<strong>de</strong>n abgetrennt <strong>und</strong> zum hier geschil<strong>de</strong>rten<br />

Verfahren zwecks gemeinsamen Verfahrensabschlusses<br />

verb<strong>und</strong>en. Hinsichtlich <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n genannten<br />

Verfahren übrig gebliebenen Ermittlungen<br />

gegen die Geschäftsführer wegen ihrer Beteiligung<br />

an <strong>de</strong>n ungenehmigten Gewinnabführungen soll die<br />

Abgabe an die Staatsanwaltschaften erfolgen, in <strong>de</strong>ren<br />

Bereich die Unternehmen ihren Sitz haben bzw.<br />

hatten. Bei einer teilweisen Verfolgungsbeschränkung<br />

gemäß § 154 a StPO belaufen sich die für die<br />

Jahre 1984 bis 1989 durch die AG Regierungskriminalität<br />

festgestellten <strong>und</strong> von ihr als ver<strong>de</strong>ckte Gewinnausschüttungen<br />

gewerteten Provisionszahlungen an<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung auf 127,7<br />

Mio. DM. Dies entspricht nach Angaben <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Steuerverkürzungen in Höhe von 100,6<br />

Mio. DM.<br />

Gleichzeitig wur<strong>de</strong>n ungenehmigte Gewinnabführungen<br />

in Höhe von ca. 87 Mio. DM festgestellt. (Vgl.<br />

Fünfter Teil, C. I. 2. g).<br />

Gegen die Beschuldigten <strong>de</strong>s Verfahrens 24/2 Js 66/<br />

92 - Waltraud Lisowski, Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Klaus Wendtland - wur<strong>de</strong> inzwischen Anklage<br />

wegen Steuerhinterziehung <strong>und</strong> Verstoßes gegen das<br />

MRG Nr. 53 erhoben.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Parallel zu <strong>de</strong>m Verfahren 24/2 Js 66/92 ermittelt die<br />

AG Regierungskriminalität in einem Verfahren (24/2<br />

Js 150/93) gegen Geschäftsführer <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Firmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zugeordneten<br />

sog. Parteifirmen, u.a. gegen <strong>de</strong>n Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s West-Berliner Unternehmens Chemo-Plast<br />

Im- <strong>und</strong> Export GmbH, Reinhold Bechtle,<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Geschäftsführer <strong>de</strong>s West-Berliner Unternehmens<br />

Wittenbecher u. Co. Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH, Dr. Wilhelm Schwettmann. Es geht um <strong>de</strong>n Vorwurf<br />

<strong>de</strong>r Steuerhinterziehung durch ver<strong>de</strong>ckte Gewinnausschüttungen<br />

(Provisionszahlungen als ver<strong>de</strong>ckte<br />

Gewinnausschüttungen).<br />

Das Verfahren soll nunmehr hinsichtlich <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Geschäftsführer aufgeteilt <strong>und</strong> an die jeweils örtlich<br />

zuständigen Staatsanwaltschaften abgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n. (Fünfter Teil, C. I. 2. g).<br />

Verfahren, die im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

zugehörigen Unternehmen stehen<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich nach Auskunft <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

zum einen um ein Verfahren gegen Wolfgang Kotz<br />

(ehemaliger Geschäftsführer <strong>de</strong>r zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gehören<strong>de</strong>n BERAG-Export-<br />

Import GmbH Gesellschaft für Geschäftsanbahnungen<br />

<strong>und</strong> Vermittlungen sowie <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l mit Waren<br />

aller Art bzw. <strong>de</strong>s „Nachfolgeunternehmens" Kowimex<br />

GmbH), Rechtsanwalt Manfred Wünsche u.a.<br />

(2 Js 293/91).<br />

Den Beschuldigten wird Untreue vorgeworfen. Sie<br />

sollen Gel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r BERAG bzw. <strong>de</strong>r Kowimex dadurch<br />

veruntreut haben, daß sie Teile <strong>de</strong>s Gesellschaftsvermögens<br />

<strong>de</strong>n zuständigen Stellen <strong>de</strong>r DDR bzw. <strong>de</strong>ren<br />

Rechtsnachfolgerin (B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland)<br />

vorenthielten, einem von ihnen gegrün<strong>de</strong>ten Unternehmen<br />

zuführten sowie ohne Rechtsgr<strong>und</strong> auf private<br />

Konten umbuchten.<br />

Außer<strong>de</strong>m sollen sie als Verantwortliche <strong>de</strong>r Kowimex<br />

Umsatzsteuern verkürzt haben.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>s Beschuldigten Wünsche wur<strong>de</strong> das<br />

Verfahren abgetrennt. Die ihn betreffen<strong>de</strong>n Vorwürfe<br />

wur<strong>de</strong>n im Rahmen eines an<strong>de</strong>ren gegen ihn gerichteten<br />

Verfahrens weiter verfolgt (2 Js 963/92). Inzwischen<br />

ist gegen ihn auch Anklage beim Landgericht<br />

Berlin erhoben wor<strong>de</strong>n.<br />

Auch gegen Wolfgang Kotz ist Anklage beim Landgericht<br />

Berlin erhoben wor<strong>de</strong>n. Ein Termin zur Hauptverhandlung<br />

steht jedoch noch aus.<br />

Strafverfahren wur<strong>de</strong>n auch gegen Dr. Günther Forgber<br />

<strong>und</strong> Rechtsanwalt Jürgen Rainer-Michael Wetzenstein-011enschläger<br />

eingeleitet (2 Js 423/91). Ihnen<br />

wird Untreue bzw. Beihilfe dazu vorgeworfen.<br />

Der Beschuldigte Dr. Forgber soll als treuhän<strong>de</strong>rischer<br />

Verwalter <strong>de</strong>s zum Unternehmen Günther Forgber<br />

Wahrnehmung von Interessen für Industrie <strong>und</strong><br />

Han<strong>de</strong>l gehören<strong>de</strong>n staatlichen Vermögens unter<br />

Verletzung seiner treuhän<strong>de</strong>rischen Verpflichtung<br />

Geldbeträge auf private Konten - auch im Ausland -<br />

umgebucht <strong>und</strong> dadurch <strong>de</strong>m Zugriff <strong>de</strong>r Treugeberin<br />

entzogen haben. Der Beschuldigte Wetzenstein-Ol-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

lenschläger soll Beihilfe hinsichtlich eines Teils <strong>de</strong>r<br />

veruntreuten Gel<strong>de</strong>r geleistet haben. Er hat sich mittlerweile<br />

<strong>de</strong>m Verfahren durch Flucht entzogen.<br />

Der Beschuldigte Dr. Forgber hat die Tat im wesentlichen<br />

eingeräumt. Die festgestellten veruntreuten<br />

Gel<strong>de</strong>r (35 Mio. DM) konnten zurückgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Gegen ihn wur<strong>de</strong> inzwischen Anklage wegen Untreue<br />

erhoben. Im übrigen erfolgte Abtrennung wegen<br />

weiterer Vorwürfe.<br />

Nach Auskunft <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin sind weiterhin Verfahren gegen<br />

Ruth Lerche (ehemalige Direktorin <strong>de</strong>r Asimex Import-Export-Agentur,<br />

die unter an<strong>de</strong>rem Impo rte für<br />

Wandlitz durchführte), sowie Rechtsanwalt Manfred<br />

Wünsche <strong>und</strong> Dr. Franz Fischer (2 Js 361/91) anhängig.<br />

Den Beschuldigten wird Untreue vorgeworfen. Sie<br />

sollen treuhän<strong>de</strong>risch verwaltete Vermögenswerte<br />

<strong>de</strong>r Asimex rechtswidrig in <strong>de</strong>n Verfügungsbereich<br />

einer privaten GmbH verbracht haben.<br />

Die Staatsanwaltschaft hat hier inzwischen Anklage<br />

gegen die Beschuldigten erhoben.<br />

Bei <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität ist auch ein Ermittlungsverfahren<br />

gegen Siegf ried Buff (einer <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Liquidatoren <strong>de</strong>r IMES GmbH), anhängig (23<br />

Js 1004/92). Dem Beschuldigten Buff wird Untreue im<br />

Zusammenhang mit seiner Tätigkeit bei <strong>de</strong>r Abwicklung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens vorgeworfen.<br />

Weitere Verfahren<br />

Es wer<strong>de</strong>n im folgen<strong>de</strong>n beispielhaft weitere Verfahren<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung geschil<strong>de</strong>rt, die bei <strong>de</strong>r AG Regierungskriminalität<br />

anhängig sind bzw. waren <strong>und</strong><br />

die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß bei seiner Arbeit<br />

bekannt wur<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski u.a. sind Beschuldigte in einem<br />

Ermittlungsverfahren mit <strong>de</strong>m Vorwurf <strong>de</strong>r Untreue<br />

sowie eines Verstoßes gegen das MRG Nr. 53<br />

(Verfahren 23 Js 1002/93). Es wird geprüft, ob unter<br />

Verwendung von Bankkonten <strong>de</strong>r in Liechtenstein<br />

ansässigen <strong>und</strong> zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gehören<strong>de</strong>n Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa bei <strong>de</strong>r Scheurmann<br />

Bank-KG in Berlin Zahlungsvorgänge erfolgt<br />

sind, die Verstöße gegen strafrechtliche Bestimmungen<br />

<strong>de</strong>r DDR o<strong>de</strong>r Verstöße gegen <strong>de</strong>visenrechtliche<br />

Bestimmungen <strong>de</strong>s MRG Nr. 53 bzw. <strong>de</strong>r Verordnung<br />

500 <strong>de</strong>r alliierten Kommandantur darstellen könnten.<br />

Weiterhin wird die Frage geprüft, zu welchem Zweck<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski bei <strong>de</strong>r Scheurmann<br />

Bank-KG ein Schließfach eröffnet hatte <strong>und</strong> welche<br />

Gegenstän<strong>de</strong> in dieses Schließfach eingelagert wor<strong>de</strong>n<br />

waren.<br />

Ein weiteres Verfahren wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rum gegen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski, Werner Weber (ehemaliger<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gehören<strong>de</strong>n Camet Industrievertretungen<br />

<strong>und</strong> Beratungen für Chemie, Agrar <strong>und</strong> Metallurgie<br />

Export/Import) <strong>und</strong> unbekannte Verantwortliche <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens März aus Rosenheim eingeleitet (2 Js<br />

426/92).<br />

Dieses befaßt sich mit <strong>de</strong>m Verdacht, daß als Betriebsausgabe<br />

von <strong>de</strong>m Unternehmen März gewinn- <strong>und</strong><br />

steuermin<strong>de</strong>rnd geltend gemachte Zahlungen von<br />

Provisionen an die Vertreterfirma Camet zurückerstattet<br />

wur<strong>de</strong>n, ohne daß dies von <strong>de</strong>n Verantwortlichen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens März steuerlich erklärt wur<strong>de</strong>.<br />

Da die Geschäftsunterlagen <strong>de</strong>r Ca rnet vernichtet<br />

wur<strong>de</strong>n, fehlte es an möglichen Beweismitteln. Das<br />

Verfahren wur<strong>de</strong> daher inzwischen eingestellt.<br />

Im weiteren Zusammenhang mit Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung wird nach Auskunft<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft gegen Rechtsanwalt<br />

Manfred Wünsche wegen Untreue <strong>und</strong> Betruges ermittelt<br />

(2 Js 963/92). Ihm wird vorgeworfen, von zwei Mandanten<br />

Darlehensbeträge, die diese im Hinblick auf in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik zu erwarten<strong>de</strong> Erbschaften vom<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung erhalten hatten,<br />

zurückgefor<strong>de</strong>rt <strong>und</strong> für sich verwen<strong>de</strong>t zu haben.<br />

Die Ermittlungen beziehen sich auch auf Untreuevorwürfe<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Liquidation <strong>de</strong>r BE-<br />

RAG-„Nachfolgefirma” Kowimex. Dabei han<strong>de</strong>lt es<br />

sich um <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Verfahren 2 Js 293/91 abgetrennten<br />

Teil. Es wur<strong>de</strong> bereits Anklage beim Landgericht<br />

Berlin erhoben. Ein Termin zur Hauptverhandlung<br />

ist jedoch noch nicht anberaumt.<br />

Ein weiteres Verfahren (2 Js 19/92) befaßt sich mit<br />

<strong>de</strong>m gegen Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Wolfram Wiegand bestehen<strong>de</strong>n<br />

Verdacht <strong>de</strong>r Untreue zum Nachteil <strong>de</strong>s<br />

Staatsvermögens <strong>de</strong>r ehemaligen DDR. Er soll im<br />

Herbst 1987 über <strong>de</strong>n Mitbeschuldigten Wiegand als<br />

Treuhän<strong>de</strong>r bei einer dänischen Bank 1.000.000 DM<br />

zur „aggressiven Wertpapierspekulation" angelegt<br />

haben, ohne über die erfor<strong>de</strong>rliche Sachk<strong>und</strong>e zu verfügen,<br />

mit <strong>de</strong>r Folge, daß <strong>de</strong>r Substanzwert durch<br />

Kursverluste erheblich gemin<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. Gegen <strong>de</strong>n<br />

Mitbeschuldigten Wiegand besteht außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Verdacht <strong>de</strong>r Untreue zum Nachteil <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung. Er soll nur einen Teil<br />

<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Geldanlage erzielten Zinserlöse zurückerstattet<br />

haben.<br />

In einem Vorprüfungsverfahren überprüfte die Staatsanwaltschaft<br />

<strong>de</strong>n Verdacht, daß Verantwortliche <strong>de</strong>r<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n<br />

Delta GmbH im Zusammenwirken mit Dr. Günther<br />

Forgber unter Verletzung zollrechtlicher Bestimmungen<br />

Nahrungs- <strong>und</strong> Genußmittel von <strong>de</strong>r DDR<br />

bzw. über diese in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

verbracht hatten (6 AR 198/91).<br />

Am 2. März 1992 wur<strong>de</strong> dieser Vorprüfungsvorgang<br />

zu einem Ermittlungsverfahren gegen die Genannten<br />

wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>r Steuerhinterziehung. Wie<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß mitgeteilt wur<strong>de</strong>, konnten<br />

jedoch strafbare Handlungen in nicht rechtsverjährter<br />

Zeit nicht ermittelt wer<strong>de</strong>n. Das Verfahren<br />

wur<strong>de</strong> daher am 28. September 1992 gemäß § 170 Absatz<br />

2 StPO eingestellt. (Fünfter Teil, C. I. 2. g).<br />

2. Ermittlungsverfahren <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

beim Landgericht Berlin<br />

Auch bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft beim Landgericht<br />

Berlin sind Ermittlungsverfahren anhängig, die einen


Bezug zum Bereich Kommerzielle Koordinierung aufweisen.<br />

Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin ermittelt<br />

in einem Verfahren gegen Gerhardt Ronneberger,<br />

<strong>de</strong>n ehemaligen Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 <strong>de</strong>s<br />

AHB Elektronik Export-Import, <strong>de</strong>r faktisch <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung unterstellt war (1<br />

Bt Js 323/90), wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>r Untreue. Es<br />

sollen Warenbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Eltra (Electronic Trading),<br />

<strong>de</strong>r Rechtsnachfolgerin <strong>de</strong>s AHB Elektronik, in <strong>de</strong>n<br />

zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Rechtsnachfolge auch <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 wie<strong>de</strong>r eingeglie<strong>de</strong>rt war, „verschleu<strong>de</strong>rt"<br />

wor<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sonst abhan<strong>de</strong>ngekommen sein.<br />

Der entstan<strong>de</strong>ne Scha<strong>de</strong>n beträgt ca. 53 Mio. DM.<br />

Das Verfahren läuft seit En<strong>de</strong> 1990. Eine Anklageschrift<br />

liegt nach Auskunft <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

noch nicht vor.<br />

Die Staatsanwaltschaft ermittelt in einem Verfahren<br />

gegen Verantwortliche <strong>de</strong>s Kombinates Robotron,<br />

Verantwortliche <strong>de</strong>r zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gehören<strong>de</strong>n Berliner Impo rt-Export-Gesellschaft<br />

mbH (BIEG) sowie Wolfgang Berghofer, ehemaliger<br />

Oberbürgermeister von Dres<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> Christel<br />

Ra<strong>de</strong>macher, ehemalige Finanzstadträtin in Dres<strong>de</strong>n<br />

(1 Bt Js 20/91) wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>r Untreue<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Umstellungsbetrugs in Millionenhöhe im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Währungsunion. Hintergr<strong>und</strong><br />

dabei sind Lieferungen von Embargowaren an Robotron<br />

aus <strong>de</strong>n Jahren 1988/89 über die <strong>de</strong>r ökonomischen<br />

Leitung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

unterstellten Interport Industrievertretungen sowie<br />

<strong>de</strong>r Firmengruppe <strong>de</strong>s Österreichers Martin<br />

Schlaff.<br />

Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin ermittelte<br />

auch in zwei Verfahren gegen Michael Wischniewski,<br />

<strong>de</strong>n ehemaligen Geschäftsführer <strong>de</strong>r zum<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

F.C. Gerlach, wegen Untreue (1 Bt Js 144/<br />

91, 1 Bt Js 29/92). Gegenstand bei<strong>de</strong>r Verfahren war<br />

<strong>de</strong>r Vorwurf, Michael Wischniewski habe Gel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

F.C. Gerlach auf private Konten im Ausland transferiert.<br />

Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, es han<strong>de</strong>le<br />

sich dabei um Gel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland bzw. <strong>de</strong>r Treuhandanstalt, weil das Unternehmen<br />

F.C. Gerlach zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gehört habe <strong>und</strong> damit ein Staatsunternehmen<br />

<strong>und</strong> keineswegs - wie von Wischniewski behauptet<br />

- ein Privatunternehmen gewesen sei. In bei<strong>de</strong>n<br />

Verfahren wur<strong>de</strong> Anklage beim Landgericht Berlin<br />

wegen Untreue erhoben. In <strong>de</strong>m einen Verfahren<br />

(1 Bt Js 144/91) lautete <strong>de</strong>r genaue Vorwurf <strong>de</strong>r Anklage,<br />

<strong>de</strong>r Angeschuldigte Wischniewski habe 1990 <strong>und</strong><br />

1991 als Inhaber <strong>de</strong>s Unternehmen F.C. Gerlach die<br />

Überweisung von insgesamt 16 Mio. USD <strong>und</strong> 25,1<br />

Mio. DM von Unternehmenskonten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

F.C. Gerlach auf eigene Privatkonten veranlaßt,<br />

obwohl das Vermögen <strong>de</strong>s Unternehmens ehemals<br />

zum Vermögen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

gehörte, <strong>und</strong> es nach <strong>de</strong>ssen Auflösung <strong>und</strong> mit<br />

Wirksamwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Beitritts <strong>de</strong>r DDR zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>de</strong>r Treuhandverwaltung unterlag,<br />

er also nicht mehr verfügungsbefugt war.<br />

Mit <strong>de</strong>r Begründung <strong>de</strong>r Verhandlungsunfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Angeschuldigten Wischniewski zog die Staatsan-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

waltschaft beim Landgericht Berlin jedoch im März<br />

1993 die Anklagen wie<strong>de</strong>r zurück <strong>und</strong> stellte die Verfahren<br />

gegen ihn ein. Sie stützte sich dabei auf das<br />

Gutachten eines Krankenhausarztes, in <strong>de</strong>ssen Behandlung<br />

sich Wischniewski befand. Auf Weisung<br />

<strong>de</strong>r übergeordneten Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin sind die Ermittlungsverfahren jedoch<br />

wie<strong>de</strong>r aufgenommen <strong>und</strong> eine erneute Begutachtung<br />

<strong>de</strong>r Verhandlungsfähigkeit von Michael Wischiewski,<br />

diesmal beim Institut für Gerichtsmedizin,<br />

veranlaßt wor<strong>de</strong>n.<br />

Gegen Waltraud Lisowski, ehemalige Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Firmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Dr. Wilhelm Schwettmann, Walter Welker <strong>und</strong><br />

Bert Günzburger, alle drei ehemalige Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s zur Abteilung Firmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung gehören<strong>de</strong>n West-Berliner Unternehmens<br />

Wittenbecher <strong>und</strong> Co. Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen <strong>de</strong>s<br />

Verdachts <strong>de</strong>r Untreue gemäß § 161 a DDR-StGB a.F.<br />

Dabei ging es um mehrere strafrechtlich relevante<br />

Sachverhalte:<br />

Untersucht wur<strong>de</strong> zum einen <strong>de</strong>r Verkauf <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Wittenbecher im Mai 1990. Die Beschuldigten<br />

Dr. Schwettmann <strong>und</strong> Welker hielten Stammkapitalanteile<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens. Sie hatten bereits früher<br />

Stammkapitalanteile verkauft <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Erlös jeweils<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung abgeführt.<br />

Im Mai 1990 verkauften sie die restlichen Anteile.<br />

Eine Abführung <strong>de</strong>s Erlöses erfolgte jedoch<br />

nicht. Die Staatsanwaltschaft prüfte, ob die Beschuldigten<br />

Dr. Schwettmann <strong>und</strong> Welker die Stammkapitalanteile<br />

nur treuhän<strong>de</strong>risch für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung hielten <strong>und</strong> daher verpflichtet<br />

gewesen wären, <strong>de</strong>n Erlös aus <strong>de</strong>m Verkauf <strong>de</strong>r<br />

Anteile an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bzw. - da dieser im Mai 1990 nicht mehr existierte - an<br />

<strong>de</strong>n Staat zu zahlen. Dabei wur<strong>de</strong> auch geprüft, ob<br />

<strong>de</strong>r Verkauf <strong>de</strong>r Anteile unter Wert erfolgte.<br />

Weiterhin ging die Staatsanwaltschaft in diesem Zusammenhang<br />

<strong>de</strong>m Vorwurf nach, die Beschuldigte Lisowski<br />

habe es als Geschäftsführerin <strong>de</strong>r Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH, die im Frühjahr<br />

1990 zur Liquidierung <strong>de</strong>r Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n<br />

war, unterlassen, das Geld von <strong>de</strong>n Beschuldigten<br />

Schwettmann <strong>und</strong> Welker einzufor<strong>de</strong>rn.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren ging es bei <strong>de</strong>n Ermittlungen um zwei<br />

Darlehen, die 1989 beim Jahresabschluß <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Wittenbecher unter „Sonstige Verbindlichkeiten"<br />

verzeichnet waren. Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um<br />

Darlehen <strong>de</strong>r Beschuldigten Schwettmann <strong>und</strong> Welker,<br />

die auf diese Weise an sie ausgezahlte Gewinnanteile<br />

in das Unternehmen haben zurückfließen lassen.<br />

Der Verbleib dieser Gel<strong>de</strong>r war unklar.<br />

Weiterhin wur<strong>de</strong> die Gewährung eines Darlehens in<br />

Höhe von 500.000,- DM durch <strong>de</strong>n Beschuldigten<br />

Schwettmann an einen Dortm<strong>und</strong>er Verlag im Jahre<br />

1989 untersucht. Geprüft wur<strong>de</strong>, ob dieses Geld aus<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung stammt,<br />

<strong>de</strong>r Beschuldigte Schwettmann also darüber gar nicht<br />

frei verfügen konnte. Der Verbleib <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s war unklar.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Schließlich ging die Staatsanwaltschaft <strong>de</strong>m Verdacht<br />

nach, <strong>de</strong>r Beschuldigte Schwettmann habe sein Einfamilienhaus<br />

mit zugehörigem Gr<strong>und</strong>stück nicht aus eigenen<br />

Mitteln, son<strong>de</strong>rn mit Gel<strong>de</strong>rn, die <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zustan<strong>de</strong>n, bezahlt.<br />

Das Verfahren wur<strong>de</strong> inzwischen nach § 170 Absatz 2<br />

StPO eingestellt. Die Ermittlungen ergaben nach Einschätzung<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei keinem <strong>de</strong>r zu<br />

untersuchen<strong>de</strong>n Sachverhalte <strong>de</strong>n für eine Anklage<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen hinreichen<strong>de</strong>n Tatverdacht einer Untreue<br />

zum Nachteil „sozialistischen" Eigentums.<br />

Gegen Waltraud Lisowski sind bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

beim Landgericht Berlin weitere Ermittlungsverfahren<br />

anhängig. Diesen Verfahren liegt nach<br />

Auskunft <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft <strong>de</strong>r generelle Vorwurf<br />

zugr<strong>und</strong>e, sie habe als Verantwortliche <strong>de</strong>r Effect<br />

Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Liquidation <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Unternehmen unter Wert an ehemalige<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs bzw. an DKP-Mitarbeiter<br />

verkauft <strong>und</strong> damit ihre Stellung mißbraucht (z.B.<br />

Verkauf <strong>de</strong>r Inte rna Gesellschaft für technischen Han<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Marktberatung mbH an <strong>de</strong>ren früheren Geschäftsführer<br />

Detlef von <strong>de</strong>r Stück).<br />

Diese Verfahren laufen noch. Ihr Ausgang ist offen.<br />

3. Ermittlungsverfahren <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Mag<strong>de</strong>burg<br />

Die Staatsanwaltschaft Mag<strong>de</strong>burg ermittelt in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Verfahren wegen Rechtsbeugung, Freiheitsberaubung<br />

u.a. in Zusammenhang mit Häftlingsfreikäufen.<br />

Dabei wird geprüft, ob in <strong>de</strong>r DDR Staatsanwälte<br />

<strong>und</strong> Richter Verurteilungen zum Zwecke <strong>de</strong>r<br />

Devisenbeschaffung herbeigeführt haben. Ein Bezug<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung besteht<br />

hier insoweit, als auf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs<br />

Devisen in <strong>de</strong>ssen Kassen geflossen sind. Die<br />

Ermittlungen haben - wie Oberstaatsanwalt Dr. Wolfram<br />

Klein von <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Mag<strong>de</strong>burg<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß berichtet hat - ergeben,<br />

daß in <strong>de</strong>n 80er Jahren im Bezirk Mag<strong>de</strong>burg fast<br />

sämtliche wegen politischer Straftatbestän<strong>de</strong> Verurteilten<br />

nach Teilverbüßung ihrer Freiheitsstrafe entlassen<br />

wur<strong>de</strong>n. In ca. 400 Fällen waren bei geringfügigen<br />

Vergehen Verurteilungen erfolgt. Die Verurteilten<br />

wur<strong>de</strong>n dann später <strong>de</strong>m Freikauf zugeführt (92.<br />

Sitzung, Protokoll S. 3/4).<br />

Für eine Verurteilung wäre es erfor<strong>de</strong>rlich, einen Zusammenhang<br />

zwischen <strong>de</strong>n Verurteilungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

späteren Freikäufen herstellen zu können, <strong>de</strong>rart, daß<br />

die Verurteilungen <strong>de</strong>r Höhe nach so ergangen sind,<br />

wie es für einen Freikauf zur Erlangung von Devisen<br />

nötig war.<br />

Dabei besteht für die Staatsanwaltschaft - wie Oberstaatsanwalt<br />

Dr. Wolfram Klein <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

erläutert hat - rechtlich das Problem, das<br />

Verhalten <strong>de</strong>r Staatsanwälte <strong>und</strong> Richter als Rechtsbeugung<br />

einzuordnen (92. Sitzung, Protokoll S. 22).<br />

Das hängt davon ab, ob man ihnen eine eigene Entscheidungsverantwortlichkeit<br />

zuerkennen kann, o<strong>de</strong>r<br />

ob man sie als ausführen<strong>de</strong> Organe einer einheitlichen<br />

Staatsmacht ansehen muß.<br />

Die Staatsanwaltschaft Mag<strong>de</strong>burg hat Anklage erhoben<br />

gegen <strong>de</strong>n früheren Direktor <strong>de</strong>s Kreisgerichts<br />

Mag<strong>de</strong>burg, Siegfried Klose, sowie gegen <strong>de</strong>n ehemaligen<br />

Staatsanwalt, Frank Groß, wegen Rechtsbeugung<br />

<strong>und</strong> Freiheitsberaubung in min<strong>de</strong>stens neun<br />

Fällen. Der Prozeß läuft seit Juni 1993.<br />

Ein Zeuge bestätigte dort mittlerweile <strong>de</strong>n Verdacht<br />

<strong>de</strong>r Anklage, wonach DDR-Regimekritiker wegen eines<br />

zu erwarten<strong>de</strong>n Freikaufs durch die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland zu hohen Haftstrafen verurteilt wur<strong>de</strong>n.<br />

Der Zeuge sagte aus, es habe eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Weisung <strong>de</strong>s Obersten Gerichts <strong>de</strong>r DDR gegeben,<br />

Ausreisewillige nicht unter zwölf Monaten zu verurteilen,<br />

weil sie ohnehin später freigekauft wür<strong>de</strong>n.<br />

Am 15. Februar 1994 verurteilte die 3. Große Strafkammer<br />

<strong>de</strong>s Landgerichts Mag<strong>de</strong>burg die Angeklagten<br />

Klose <strong>und</strong> Groß wegen Rechtsbeugung <strong>und</strong> Freiheitsberaubung<br />

zu Haftstrafen von einem Jahr <strong>und</strong><br />

neun Monaten bzw. einem Jahr <strong>und</strong> sechs Monaten.<br />

Die Haftstrafen wur<strong>de</strong>n zur Bewährung ausgesetzt.<br />

Die Angeklagten müssen außer<strong>de</strong>m je 1.000 DM an<br />

<strong>de</strong>n B<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Stalinistisch Verfolgten zahlen.<br />

Die Kammer folgte jedoch nicht <strong>de</strong>n Darlegungen <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft, wonach die hohen Urteile dazu<br />

gedient hätten, die Ausreisewilligen für <strong>de</strong>n Freikauf<br />

<strong>de</strong>r Häftlinge zu prä<strong>de</strong>stinieren. Allerdings ging sie<br />

davon aus, daß die Angeklagten bei ihrer Tätigkeit<br />

nicht die auch von staatlicher Seite <strong>de</strong>r DDR gefor<strong>de</strong>rte<br />

Differenzierung beachteten, son<strong>de</strong>rn die Ausreisewilligen<br />

stets gleichermaßen „mit unnachsichtiger<br />

Härte verfolgt <strong>und</strong> verurteilt" hätten. Damit sei<br />

diesen „erkennbar Unrecht zugefügt" wor<strong>de</strong>n. Die<br />

Staatsanwaltschaft hat gegen das Urteil Revision eingelegt.<br />

Nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Dr. Klein ermittelt<br />

die Staatsanwaltschaft Mag<strong>de</strong>burg in weiteren<br />

Fällen.<br />

Auch in an<strong>de</strong>ren Bezirken <strong>de</strong>r DDR ermitteln nach<br />

Auskunft von Oberstaatsanwalt Dr. Klein die zuständigen<br />

Staatsanwaltschaften in vergleichbaren Fällen<br />

(92. Sitzung, Protokoll S. 14).<br />

4. Ermittlungsverfahren <strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts<br />

Auch <strong>de</strong>r Generalb<strong>und</strong>esanwalt (GBA) betreibt zahlreiche<br />

Verfahren mit Bezug zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung. Es geht hier vornehmlich um<br />

<strong>de</strong>n nachrichtendienstlichen Aspekt <strong>de</strong>r Tätigkeit von<br />

Personen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

sowie von Personen, die - auch auf westlicher Seite -<br />

mit <strong>de</strong>m Bereich zusammengearbeitet haben.<br />

Ein Ermittlungsschwerpunkt sind dabei nach informatorischer<br />

Auskunft von Oberstaatsanwalt Hertwig<br />

Dünsing vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß die Kontakte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zum<br />

Ministerium für Staatssicherheit (MfS) <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR, insbeson<strong>de</strong>re die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r<br />

Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) bei <strong>de</strong>r Durchbrechung<br />

<strong>de</strong>s westlichen Embargos sowie die Zusammenarbeit<br />

mit an<strong>de</strong>ren Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS, etwa<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung III (HA III)/Operativ Techni-


scher Sektor (OTS) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Hauptabteilung XVIII<br />

(HA XVIII). Ein weiterer Ermittlungsschwerpunkt<br />

liegt bei <strong>de</strong>r Person Dr. Schalck-Golodkowskis. Es<br />

geht darum, inwieweit ihm persönlich <strong>de</strong>r Vorwurf<br />

geheimdienstlicher Agententätigkeit (§ 99 StGB) gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Seit <strong>de</strong>m Übertritt Dr. Schalck-Golodkowskis in die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland im Dezember 1989 wird<br />

beim GBA <strong>de</strong>r Frage nachgegangen, ob er für das<br />

MfS nachrichtendienstlich gegen die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland tätig gewesen ist.<br />

Erst am 22. August 1991 wur<strong>de</strong> ein entsprechen<strong>de</strong>s<br />

Ermittlungsverfahren eingeleitet (3 BJs 913/91-3),<br />

nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r GBA Kenntnis erlangt hatte von einem<br />

Schreiben Dr. Schalck-Golodkowskis an Erich Mielke<br />

aus <strong>de</strong>m Jahr 1985 betreffend „die weitere Aufgabenstellung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

hinsichtlich spezieller Auslandsverbindungen zu Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Einrichtungen im Nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet auch unter komplizierten Lagebedingungen<br />

bzw. in beson<strong>de</strong>ren Spannungssituationen",<br />

in <strong>de</strong>m dieser „zur Sicherung <strong>de</strong>r ihm durch<br />

<strong>de</strong>n Minister für Staatssicherheit übertragenen Aufgabenstellung<br />

zur Durchführung <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung" unter an<strong>de</strong>rem<br />

anordnete, daß ausgewählte Auslandsverbindungen<br />

(Unternehmen <strong>und</strong> Funktionsträger im sog. kapitalistischen<br />

Ausland) zur Aufklärungsarbeit <strong>und</strong> zur<br />

Versorgung <strong>de</strong>r DDR zu nutzen seien.<br />

Das Ermittlungsverfahren richtet sich außer gegen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski auch gegen seinen Stellvertreter<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r das streng geheime Papier<br />

„zur Durchführung" erhielt <strong>und</strong> gegen Karl Meier,<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherheit<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, <strong>de</strong>r das<br />

Papier im Auftrag von Dr. Schalck-Golodkowski entworfen<br />

hatte.<br />

Über <strong>de</strong>n Stand vorstehen<strong>de</strong>r Ermittlungen ist <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß wie folgt unterrichtet wor<strong>de</strong>n:<br />

Nach Aussagen <strong>de</strong>s zwischenzeitlich verstorbenen<br />

ehemaligen Geschäftsführers <strong>de</strong>s zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Unternehmens<br />

Asimex, Günter Asbeck, nach seiner Flucht in<br />

die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland En<strong>de</strong> 1981 beim<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienst (BND) unterhielt Dr.<br />

Schalck-Golodkowski enge dienstliche <strong>und</strong> persönliche<br />

Verbindungen zu <strong>de</strong>n leiten<strong>de</strong>n Offizieren <strong>de</strong>r<br />

HVA <strong>de</strong>s MfS. Er pflegte insbeson<strong>de</strong>re Kontakte zu<br />

Markus Wolf, <strong>de</strong>ssen Stellvertreter Hans Fruck, Dr.<br />

Rudolf Genschow (Leiter <strong>de</strong>r Abteilung I <strong>de</strong>r HVA),<br />

Harry Schütt (Leiter <strong>de</strong>r Abteilung IX <strong>de</strong>r HVA) <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ssen Stellvertreter Karl Großmann. Des weiteren<br />

hielt Dr. Schalck-Golodkowski nach <strong>de</strong>n Angaben Asbecks<br />

einmal jährlich eine Versammlung mit leiten<strong>de</strong>n<br />

Mitarbeitern <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

ab, in <strong>de</strong>r er in Anwesenheit eines HVA-Offiziers<br />

die Jahresaufgabenstellungen <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r<br />

HVA, Markus Wolf, bekanntgab. Die Aussagen Asbecks<br />

wer<strong>de</strong>n vom GBA als glaubhaft eingeschätzt,<br />

zumal sie bereits durch an<strong>de</strong>re Ermittlungsergebnisse<br />

bestätigt wur<strong>de</strong>n.<br />

Einige b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utsche Kaufleute, die in einer ab<br />

1985 beim Bereich Kommerzielle Koordinierung ge-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

führten Liste „Spezielle Auslandsverbindungen" aufgeführt<br />

waren, hatten nachrichtendienstliche Verbindung<br />

zur HVA <strong>de</strong>s MfS bzw. waren Lieferanten <strong>de</strong>r<br />

HVA (z.B. auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Elektronik). Gegen<br />

diese Personen wer<strong>de</strong>n beim GBA geson<strong>de</strong>rte Ermittlungs<br />

v erfahren weg en <strong>de</strong>s Verdachts geheimdienstlicher<br />

Agententätigkeit geführt.<br />

Die Verbindungen zu mehreren Embargohändlern,<br />

insbeson<strong>de</strong>re auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Elektronik, wur<strong>de</strong>n<br />

durch die HA XVIII/Abteilung 8 (Leiter Oberst Artur<br />

Wenzel) nachrichtendienstlich gesteuert. Auch gegen<br />

diese Personen wer<strong>de</strong>n beim GBA geson<strong>de</strong>rte Ermittlungsverfahren<br />

geführt.<br />

Kommerzielle Verbindungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung wur<strong>de</strong>n zur Abschöpfung politischer<br />

Informationen für die HVA genutzt. Auch in<br />

diesem Bereich laufen geson<strong>de</strong>rte Ermittlungsverfahren.<br />

Der GBA geht von einer persönlichen Mitwirkung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Waren<br />

im Zusammenhang mit einem im Jahre 1986 von<br />

<strong>de</strong>r HVA entwickelten Konzept zur Beschaffung<br />

„embargobehin<strong>de</strong>rter Komponenten" zum Aufbau einer<br />

DDR-eigenen Produktion von Festplattenspeichern<br />

aus. Nach seinen Ermittlungen wur<strong>de</strong> als Pa rt<br />

-ner für dieses Geschäft <strong>de</strong>r Wiener Geschäftsmann<br />

Martin Schlaff gewonnen. Zwischen diesem <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n<br />

Berliner Import-Export-Gesellschaft mbH (BIEG)<br />

wur<strong>de</strong> ein bis jetzt nicht sichergestellter Geheimvertrag<br />

geschlossen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski selbst bestätigte nach <strong>de</strong>n<br />

Erkenntnissen <strong>de</strong>s GBA im Oktober 1986 mit seiner<br />

Unterschrift einen von En<strong>de</strong> 1986 bis En<strong>de</strong> 1988 reichen<strong>de</strong>n<br />

Zahlungsplan <strong>de</strong>r BIEG für die „Lieferung<br />

<strong>de</strong>r Anlage bzw. <strong>de</strong>r Platten" über insgesamt 130 Mio.<br />

DM. Der Vertrag wur<strong>de</strong> bis in das Jahr 1990 hinein abgewickelt.<br />

Dem von Martin Schlaff beherrschten Unternehmensgeflecht<br />

in Wien <strong>und</strong> Vaduz flossen in <strong>de</strong>r Zeit vom 1.<br />

Januar 1987 bis zum 30. März 1990 über ein Nummernkonto<br />

bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank (DHB) in<br />

Berlin (Ost), Kennwort „Susanne", via Frankfurt a.M.<br />

<strong>und</strong> Wien auf ein Konto in Zürich 192 Mio. DM zu, die<br />

von <strong>de</strong>r BIEG <strong>und</strong> von <strong>de</strong>m vom GBA als sog. HVA-<br />

Tarnfirma bezeichneten Unternehmen Interport Industrievertretungen<br />

kamen.<br />

Gegen Martin Schlaff wird in diesem Zusammenhang<br />

geson<strong>de</strong>rt ermittelt.<br />

Zum Zwecke <strong>de</strong>r Prüfung, in welchem Umfang <strong>und</strong><br />

auf welchem Wege Dr. Schalck-Golodkowski operative<br />

Beschaffungen von Hochtechnologie durch <strong>de</strong>n<br />

Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik (SWT) <strong>de</strong>r HVA gezielt<br />

finanziert <strong>und</strong> kontrolliert hat, wur<strong>de</strong>n Kontounterlagen<br />

bei <strong>de</strong>r DHB zu <strong>de</strong>n Konten <strong>de</strong>r vom GBA als<br />

HVA-Tarnfirmen bezeichneten Unternehmen Intertechna<br />

GmbH <strong>und</strong> Interport Industrievertretungen sowie<br />

<strong>de</strong>s zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n<br />

Unternehmens Günther Forgber Wahrnehmung<br />

von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l beschlagnahmt.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Im einzelnen betraf dies folgen<strong>de</strong> DHB-Konten:<br />

- Konto Nr. 565 <strong>de</strong>r Intertechna, für das <strong>de</strong>ren Geschäftsführer<br />

Herbert Brosch, Hauptamtlicher Inoffizieller<br />

Mitarbeiter (HIM) <strong>de</strong>r Abteilung XIV <strong>de</strong>s<br />

SWT <strong>de</strong>r HVA, zeichnungsbefugt war. Gegen ihn<br />

läuft ein geson<strong>de</strong>rtes Ermittlungsverfahren wegen<br />

Verdachts geheimdienstlicher Agententätigkeit (3<br />

BJs 40/92-3). Der <strong>de</strong>m Umsatz auf <strong>de</strong>m Konto entsprechen<strong>de</strong><br />

Geldzufluß stammt nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s GBA fast ausschließlich von <strong>de</strong>m durch<br />

Gerhardt Ronneberger (Leiter Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektronik Export/Import) verwalteten<br />

Konto Nr. 559 <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> einem weiteren noch nicht untersuchten<br />

Konto <strong>de</strong>s Bereichs. Nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses ist das Konto 0559<br />

jedoch nicht von Ronneberger, son<strong>de</strong>rn von Meta<br />

Bleßing, <strong>de</strong>r Leiterin <strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung verwaltet wor<strong>de</strong>n.<br />

- Konto Nr. 597 <strong>de</strong>r Interport, für das <strong>de</strong>ren Geschäftsführer<br />

Gottf ried Gietl, Oberstleutnant <strong>de</strong>r<br />

HVA, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Führungsoffizier Klaus Butte, Oberstleutnant<br />

im SWT <strong>de</strong>r HVA zeichnungsbefugt waren.<br />

Gegen bei<strong>de</strong> wird geson<strong>de</strong>rt ermittelt, <strong>und</strong><br />

zwar in <strong>de</strong>mselben Verfahren, in <strong>de</strong>m auch gegen<br />

Martin Schlaff ermittelt wird. Die Interport wur<strong>de</strong><br />

nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

(vgl. Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3920, S. 47) seit September 1980 auf Anordnung<br />

Erich Mielkes durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

kontrolliert. Wahrgenommen wur<strong>de</strong>n<br />

die entsprechen<strong>de</strong>n Aufgaben (u.a. Einsichtnahme<br />

in die Kontostän<strong>de</strong>) nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>s<br />

GBA von Dr. Schalck-Golodkowskis Stellvertreter<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l.<br />

- Unterkonto Nr. 606 <strong>de</strong>s Unternehmens Günther<br />

Forgber - Wahrnehmung von Interessen für Industrie<br />

<strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l: Zeichnungsbefugt für dieses Konto<br />

war nach <strong>de</strong>n Ermittlungen <strong>de</strong>s GBA Wolfram<br />

Zahn, Mittelsmann zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m SWT <strong>de</strong>r HVA,<br />

gegen <strong>de</strong>n ebenfalls geson<strong>de</strong>rt ermittelt wird (3 BJs<br />

1036/91-3). Das Konto diente <strong>de</strong>r Bezahlung von<br />

Embargohändlern <strong>de</strong>s SWT <strong>de</strong>r HVA.<br />

Die <strong>de</strong>m Umsatz auf diesem Konto entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Geldzuflüsse stammen ausschließlich vom Konto Nr.<br />

559 <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Kontrolle <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Zahlungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Zweckbestimmung erfolgte<br />

nach <strong>de</strong>n Ermittlungen <strong>de</strong>s GBA über Interessenvertreter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in<br />

einem von Karl Nen<strong>de</strong>l, Staatssekretär im Ministerium<br />

für Elektronik <strong>und</strong> Elektrotechnik (MfEE), geleiteten<br />

Gremium, das jeweils festzulegen hatte, welche<br />

Beschaffungsobjekte von <strong>de</strong>m SWT <strong>de</strong>r HVA übernommen<br />

<strong>und</strong> welche Geldsummen dafür bereitgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. Der Untersuchungsausschuß ist<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Beweisaufnahme zu einem differenzierten<br />

Ergebnis in diesem Punkt gekommen. Auf träge<br />

<strong>und</strong> dafür benötigte Devisenbeträge wur<strong>de</strong>n nach<br />

<strong>de</strong>n Ermittlungen <strong>de</strong>s GBA von <strong>de</strong>n Mitarbeitern Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis aufgelistet <strong>und</strong> ihm zur Genehmigung<br />

<strong>und</strong> Überwachung vorgelegt. Im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Ermittlungen konnten zahlreiche dieser Listen sichergestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Sowohl gegen Karl Nen<strong>de</strong>l als<br />

auch gegen Gerhardt Ronneberger <strong>und</strong> Wolfram<br />

Zahn wer<strong>de</strong>n beim GBA geson<strong>de</strong>rte Ermittlungsverfahren<br />

geführt; ein gegen Siegf ried Stöckert geführtes<br />

Verfahren wur<strong>de</strong> bereits eingestellt.<br />

Nach <strong>de</strong>n Ermittlungen <strong>de</strong>s GBA gab es auch Beschaffungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r HA XVIII/Abteilung<br />

8 <strong>de</strong>s MfS im Auftrag <strong>de</strong>r Verwaltung Rückwärtige<br />

Dienste (VRD) <strong>de</strong>s MfS, dahinterstehend <strong>de</strong>r OTS <strong>de</strong>s<br />

MfS, für operative Zwecke <strong>de</strong>r HA III (funkelektronische<br />

Aufklärung, insbeson<strong>de</strong>re gegen die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r HVA.<br />

Dazu gehört etwa die Son<strong>de</strong>rmaßnahme „Objekt X",<br />

bei <strong>de</strong>r es um die Beschaffung neuester Tiefdrucktechnik<br />

<strong>und</strong> grafischer Technik ging. Anlaß dafür war<br />

für die HVA insbeson<strong>de</strong>re die Weiterentwicklung <strong>de</strong>r<br />

Nachahmung <strong>de</strong>s sog. fälschungssicheren B<strong>und</strong>espersonalausweises<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s damaligen behelfsmäßigen<br />

West-Berliner Ausweises für operative Zwecke<br />

gegen die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Über dieses<br />

Projekt ließ Dr. Schalck-Golodkowski sich monatlich<br />

informieren.<br />

Ansonsten bestand sein Beitrag in diesem Bereich<br />

nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>s GBA wie<strong>de</strong>rum in <strong>de</strong>r<br />

Schaffung <strong>de</strong>r organisatorischen <strong>und</strong> finanziellen<br />

Form <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lage sowie <strong>de</strong>r Kontrolle.<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Stellvertreter Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l war nach <strong>de</strong>n Ermittlungen <strong>de</strong>s GBA einer Arbeitsgruppe<br />

<strong>de</strong>r VRD <strong>de</strong>s MfS im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterstellt, <strong>de</strong>ren Leiter, Heinz<br />

Bau<strong>de</strong>, Offizier <strong>de</strong>s MfS war. Bau<strong>de</strong> leitete Beschaffungsaufträge,<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r HA III <strong>de</strong>s MfS, im<br />

Einvernehmen mit Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong><br />

Sei<strong>de</strong>l an Wolfram Zahn weiter. Zahn war Inoffizieller<br />

Mitarbeiter (IM) <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> vom Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

8 <strong>de</strong>r HA XVIII , Artur Wenzel, geführt. Zahn<br />

seinerseits war nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>s GBA<br />

Führungs-IM (FIM) von Händleragenten in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, die über entsprechen<strong>de</strong><br />

Beschaffungsmöglichkeiten von Rechen- <strong>und</strong> Meßtechnik<br />

für nachrichtendienstliche <strong>und</strong> militärische<br />

Zwecke verfügten.<br />

Auch in diesem Bereich laufen geson<strong>de</strong>rte Ermittlungsverfahren.<br />

Außer Wolfram Zahn waren nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s<br />

GBA alle leiten<strong>de</strong>n Angehörigen o<strong>de</strong>r Mitarbeiter mit<br />

Auslandskontakten <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 (AHB<br />

Elektronik Export/Import) an Führungsoffiziere <strong>de</strong>r<br />

HA XVIII/Abteilung 8 angeb<strong>und</strong>en.<br />

Die Informationen über bestimmte „Lieferstrecken"<br />

<strong>und</strong> Beschaffungsmöglichkeiten liefen bei <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII/Abteilung 8 zusammen. Von dort wur<strong>de</strong>n geeignete<br />

Informationen an <strong>de</strong>n SWT <strong>de</strong>r HVA weitergeleitet,<br />

<strong>de</strong>r dann einzelne Verbindungen für eigene<br />

Zwecke nutzte.<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l hat bei einer - vom GBA in die Ermittlungen<br />

eingeführten - zeugenschaftlichen Vernehmung<br />

<strong>de</strong>r Militäroberstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR von<br />

einer Zusammenarbeit zwischen Karl Nen<strong>de</strong>l, Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Artur Wenzel bei <strong>de</strong>r Be-


schaffung von embargobehin<strong>de</strong>rter Technologie berichtet.<br />

Zu <strong>de</strong>n Aufgaben Wenzels gehörte nach Aussage<br />

Sei<strong>de</strong>ls u.a. die Absicherung von Transportwegen<br />

<strong>und</strong> Personen sowie die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r<br />

HVA <strong>de</strong>s MfS.<br />

Insgesamt kommt <strong>de</strong>r GBA nach <strong>de</strong>n bisherigen Ermittlungen<br />

zu <strong>de</strong>m Ergebnis, daß ganze Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung ebenso<br />

wie die operativen Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS <strong>de</strong>n Regeln<br />

<strong>de</strong>r Geheimhaltung, Abschottung <strong>und</strong> Dienstbereitschaft<br />

unterlagen. Als weiteres Ergebnis steht für<br />

<strong>de</strong>n GBA fest, daß <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s AHB<br />

Elektronik Export-Import, die HA XVIII <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r SWT <strong>de</strong>r HVA bei <strong>de</strong>r Durchbrechung <strong>de</strong>s westli- -<br />

chen Han<strong>de</strong>lsembargos arbeitsteilig <strong>und</strong> kooperativ<br />

vorgingen. Das Auftreten <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 unter<br />

<strong>de</strong>r Bezeichnung AHB Elektronik Expo rt-Import<br />

<strong>und</strong> als gegenüber <strong>de</strong>m MfS selbständiges Organ<br />

wird als Tarnung angesehen.<br />

Der GBA untersucht auch Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Rolle als möglicher Informant für die HVA. Aus <strong>de</strong>r<br />

umfangreichen <strong>Bericht</strong>erstattung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

an Erich Mielke konnten allerdings nur wenige<br />

Schriftstücke sichergestellt wer<strong>de</strong>n. Es han<strong>de</strong>lt<br />

sich hierbei u.a. um Vermerke über seine Verhandlungen<br />

<strong>und</strong> Gespräche mit <strong>de</strong>m bayerischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

Dr. Franz Josef Strauß, <strong>de</strong>m Staatsminister<br />

beim B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Jenninger <strong>und</strong> Josef<br />

März (März KG, Rosenheim). Aus diesen begrün<strong>de</strong>te<br />

sich <strong>de</strong>r Verdacht einer nachrichtendienstlichen Verwendbarkeit<br />

für die HVA.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat dazu in seiner verantwortlichen<br />

Vernehmung im September 1991 ausgesagt,<br />

seine <strong>Bericht</strong>e an Mielke seien nicht zur Weiterleitung<br />

an die HVA bestimmt gewesen. Derartiges sei<br />

ihm auch nicht bekanntgewor<strong>de</strong>n. Eine Weiterleitung<br />

von <strong>Bericht</strong>en wäre auch nicht in seinem Sinne gewesen.<br />

Der ehemalige Leiter <strong>de</strong>r Militärischen Fachauswertung<br />

<strong>de</strong>r Abteilung VII <strong>de</strong>r HVA, Dr. Heinz Busch, hat<br />

jedoch im Rahmen seiner Zeugenvernehmung vor<br />

<strong>de</strong>m GBA berichtet, er habe aus <strong>de</strong>m Inhalt eines ihm<br />

übergebenen <strong>Bericht</strong>sfragments <strong>de</strong>n Schluß gezogen,<br />

daß Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatter sei.<br />

Der Zeuge i<strong>de</strong>ntifizierte einen <strong>Bericht</strong> Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis vom 25. Juli 1983 über die „Einschätzung<br />

von Franz-Josef Strauß zu aktuellen Fragen <strong>de</strong>r<br />

Kampfkraft <strong>de</strong>r Warschauer Pakt-Staaten, Stand: 24.<br />

Juli 1983" als das betreffen<strong>de</strong> <strong>Bericht</strong>sfragment.<br />

Noch nicht abschließend geklärt wer<strong>de</strong>n konnte, ob<br />

die HVA im außenpolitischen, wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

wissenschaftspolitischen Bereich weitere Papiere Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis auswertete. Je<strong>de</strong>nfalls aber<br />

wird die Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis, seine Informationen<br />

seien keinesfalls durch die HVA genutzt<br />

wor<strong>de</strong>n, nach <strong>de</strong>m Ergebnis <strong>de</strong>r Ermittlungen als unglaubhaft<br />

eingeschätzt.<br />

Die Ermittlungen gegen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

dauern an. Ob <strong>und</strong> wann gegen ihn Anklage wegen<br />

geheimdienstlicher Agententätigkeit (§ 99 StGB) erhoben<br />

wer<strong>de</strong>n kann, ist noch nicht abzusehen.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Außer <strong>de</strong>n Verfahren gegen Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Karl Meier sind beim GBA<br />

eine ganze Reihe weiterer Verfahren gegen Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung bzw.<br />

gegen Personen, die mit <strong>de</strong>m Bereich zusammengearbeitet<br />

haben, anhängig.<br />

Gegen Siegfried Stöckert, ehemaliger Sektorenleiter<br />

Elektronik-Mikroelektronik in <strong>de</strong>r Hauptabteilung III<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, wur<strong>de</strong> im<br />

Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als IM „Leo" <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(AG BKK) <strong>de</strong>s MfS wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>r geheimdienstlichen<br />

Agententätigkeit ermittelt (3 BJs 1091/<br />

92-3). Es ergab sich jedoch kein hinreichen<strong>de</strong>r Tatverdacht<br />

einer geheimdienstlichen Tätigkeit gegen<br />

die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, so daß das Verfahren<br />

gemäß § 170 Absatz 2 StPO eingestellt wur<strong>de</strong>.<br />

Gegen Heinz Bau<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n ehemaligen Leiter <strong>de</strong>r beim<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung angesie<strong>de</strong>lten,<br />

in Wirklichkeit jedoch <strong>de</strong>m MfS unterstellten Arbeitsgruppe<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l (AG MAH), die<br />

u.a. die Beschaffung von Embargowaren zur Aufgabe<br />

hatte, läuft ebenfalls ein Ermittlungsverfahren (3 BJs<br />

925/92-3). Er wird <strong>de</strong>r geheimdienstlichen Agententätigkeit<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Beschaffung von<br />

Technik, die das MfS gegen die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland einsetzte, beschuldigt. Die Ermittlungen<br />

dauern an. Sie wer<strong>de</strong>n vom Bayerischen Lan<strong>de</strong>skriminalamt<br />

im Auftrag <strong>de</strong>s GBA geführt.<br />

Ein weiteres Verfahren wegen geheimdienstlicher<br />

Agententätigkeit richtet sich gegen Gerhardt Ronne<br />

berger, <strong>de</strong>n ehemaligen Leiter <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4/AHB Elektronik Export-Import, <strong>de</strong>ssen Aufgabe <strong>de</strong>r<br />

Import von Embargowaren auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Mikroelektronik<br />

war (3 BJs 1039/91-3). Ronneberger wur<strong>de</strong><br />

bereits vernommen <strong>und</strong> hat umfangreiche Aussagen<br />

gemacht, die im Hinblick auf weitere Ermittlungen<br />

wertvolle Hinweise gaben. Eine abschließen<strong>de</strong> Beurteilung<br />

steht jedoch noch aus.<br />

Wegen <strong>de</strong>s Verdachts geheimdienstlicher Agententätigkeit<br />

wird auch gegen <strong>de</strong>n ehemaligen stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Generaldirektor <strong>de</strong>s Kombinats Mikroelektronik,<br />

Wolfram Zahn, ermittelt (3 BJs 1036/91-3). Zahn<br />

war ebenfalls für die Beschaffung von Embargowaren<br />

zuständig <strong>und</strong> fungierte dabei als Verbindungsmann<br />

zwischen <strong>de</strong>m MfEE (Ministerium für Elektronik <strong>und</strong><br />

Elektrotechnik), <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m MfS.<br />

Der GBA ermittelt weiter gegen <strong>de</strong>n bereits erwähnten<br />

Staatssekretär im MfEE, Karl Nen<strong>de</strong>l (3 BJs 161/<br />

93-3).<br />

Ein weiteres Verfahren wegen <strong>de</strong>s Verdachts geheimdienstlicher<br />

Agententätigkeit richtet sich gegen Herbert<br />

Brosch, <strong>de</strong>n ehemaligen Geschäftsführer <strong>de</strong>r Intertechna<br />

GmbH <strong>und</strong> HIM <strong>de</strong>s MfS (3 BJs 40/92-3).<br />

Die Intertechna diente <strong>de</strong>m MfS als Deckmantel für<br />

die Beschaffung von Hochtechnologie für nachrichtendienstliche<br />

Zwecke aus <strong>de</strong>m damals sog. Nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet. Nachrichtendienstlich<br />

geführt wur<strong>de</strong> sie von <strong>de</strong>m in einem geson<strong>de</strong>rten<br />

Ermittlungsverfahren (3 BJs 1145/91-3) verfolgten<br />

Horst Müller, von 1980 bis Anfang 1990 Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

XIV <strong>de</strong>s Sektors Wissenschaft <strong>und</strong> Technik


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

(SWT) <strong>de</strong>r HVA <strong>und</strong> zugleich stellvertreten<strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>s SWT.<br />

In einem weiteren Verfahren wird u.a. gegen Gottfried<br />

Gietl, ehemaliger Geschäftsführer <strong>de</strong>r Interport<br />

Industrievertretungen <strong>und</strong> Oberstleutnant <strong>de</strong>r HVA,<br />

Klaus Butte, ehemaliger Oberst <strong>de</strong>r HVA <strong>und</strong> Führungsoffizier<br />

<strong>de</strong>s Gietl, sowie Ma rtin Schlaff, österreichischer<br />

Embargohändler, ermittelt (3 BJs 39/92-3).<br />

Dabei wur<strong>de</strong> vom GBA bis jetzt folgen<strong>de</strong>r Sachverhalt<br />

ermittelt:<br />

Der Beschuldigte Schlaff wur<strong>de</strong> im Jahre 1986 von <strong>de</strong>r<br />

HVA <strong>de</strong>s MfS als Partner für die Beschaffung embargobehin<strong>de</strong>rter<br />

Komponenten zum Aufbau einer DDReigenen<br />

Produktion von Festplattenspeichern gewonnen,<br />

da er über ein zur Legendierung, insbeson<strong>de</strong>re<br />

zur Tarnung <strong>de</strong>r „Lieferwege" <strong>und</strong> Geldflüsse, geeignetes<br />

Unternehmensgeflecht in Österreich <strong>und</strong> im<br />

Fürstentum Liechtenstein verfügte. Zwischen <strong>de</strong>m<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen Berliner Impo rt- Export-Gesellschaft<br />

mbH (BIEG) <strong>und</strong> Schlaff wur<strong>de</strong> ein entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Geheimvertrag geschlossen, <strong>de</strong>r bis in das<br />

Jahr 1990 hinein abgewickelt wur<strong>de</strong>. Der Beschuldigte<br />

Schlaff benutzte zur Erfüllung seiner Lieferpflichten<br />

insbeson<strong>de</strong>re Lieferanten in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, u.a. das Unternehmen Leybold<br />

AG in Hanau.<br />

Die bis zum März 1990 von <strong>de</strong>r BIEG <strong>und</strong> zusätzlich<br />

von <strong>de</strong>r Interport an Schlaff gezahlten Millionenbeträge<br />

konnten bis zu einem Konto <strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n Schlaff-Firmenmänteln<br />

gehören<strong>de</strong>n Universalkredit AG/Vaduz<br />

bei einer Züricher Bank zurückverfolgt wer<strong>de</strong>n. Um<br />

weiteren Aufschluß über die Verwendung <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r,<br />

insbeson<strong>de</strong>re über die Bezahlung weiterer Lieferanten<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, zu erhalten,<br />

beantragte <strong>de</strong>r GBA im Rechtshilfewege die Beschlagnahme<br />

von Kontounterlagen in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

<strong>und</strong> in Wien. Die vom bayerischen Lan<strong>de</strong>skriminalamt<br />

in München im Auftrag <strong>de</strong>s GBA geführten Ermittlungen<br />

dauern an.<br />

5. Strafverfahren beim Landgericht Bochum<br />

Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Bochum hat<br />

in einem Verfahren wegen Steuerhinterziehung im<br />

Zusammenhang mit angeblichen ver<strong>de</strong>ckten Gewinnausschüttungen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens noha Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH, einem zur Abteilung Firmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n,<br />

in Bochum ansässigen Unternehmen ermittelt.<br />

Beschuldigte waren neben <strong>de</strong>m ehemaligen Ge-<br />

schäftsführer <strong>de</strong>r noha, Heinz Altenhoff, u.a. die Leiterin<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Firmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, Waltraud Lisowski, sowie Dr.<br />

Schalck-Golodkowski.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Beschuldigten Lisowski <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> das Verfahren abgetrennt<br />

<strong>und</strong> an die Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin abgegeben. Gegen <strong>de</strong>n Beschuldigten<br />

Altenhoff verblieb das Verfahren bei <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft Bochum. Es erfolgte Anklage<br />

beim Landgericht Bochum. Der Angeklagte Altenhoff<br />

wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>m Gericht u.a. wegen Hinterziehung<br />

von Umsatz-, Gewerbe-, Kapitalertrag- <strong>und</strong> Körperschaftsteuern<br />

verurteilt.<br />

Dem lag folgen<strong>de</strong>r Sachverhalt zugr<strong>und</strong>e:<br />

Das Unternehmen noha HGmbH war eines <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen<br />

Unternehmen, die von <strong>de</strong>r DDR in die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls eingeschaltet<br />

waren. Beherrschen<strong>de</strong> Gesellschafterin <strong>de</strong>r noha war<br />

die in Vaduz/Liechtenstein ansässige Refinco Establishment,<br />

ein vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gesteuertes Unternehmen, das die Anteile <strong>de</strong>r<br />

noha HGmbH treuhän<strong>de</strong>risch für diesen hielt.<br />

Das Unternehmen Simpex GmbH/Berlin (Ost) war<br />

ebenfalls als Vermittler in die inner<strong>de</strong>utschen Geschäfte<br />

eingeschaltet.<br />

Die noha HGmbH leistete für alle ihr von Berlin (Ost)<br />

vermittelten Geschäfte Zahlungen, die als Provisionen<br />

an die Simpex GmbH gebucht wur<strong>de</strong>n. Die Zahlungen<br />

erfolgten allerdings auf ein Konto <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbank (DABA).<br />

En<strong>de</strong> 1983 verlangte Waltraud Lisowski, daß die noha<br />

HGmbH die Provisionen an die Simpex GmbH erhöhen<br />

müßte.<br />

Diese erhöhten Provisionszahlungen wur<strong>de</strong>n vom<br />

Landgericht Bochum als ver<strong>de</strong>ckte Gewinnausschüttungen<br />

im Sinne <strong>de</strong>s § 8 Absatz 2 Körperschaftsteuergesetz<br />

(KStG 1984) gewertet. Die Zahlungen seien<br />

Leistungen an <strong>de</strong>n beherrschen<strong>de</strong>n Alleingesellschafter,<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

gewesen, <strong>de</strong>nn die Erhöhung <strong>de</strong>r Betriebssätze sei<br />

nicht betrieblich veranlaßt gewesen, son<strong>de</strong>rn habe ihren<br />

Gr<strong>und</strong> allein in <strong>de</strong>m Gesellschaftsverhältnis gehabt.<br />

Die Simpex GmbH habe im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>n erhöhten Provisionszahlungen keine zusätzlichen<br />

Leistungen erbracht.<br />

Diese Auffassung wur<strong>de</strong> vom B<strong>und</strong>esgerichtshof im<br />

Revisionsurteil (5 StR 546/92) bestätigt.


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

J. Die politische Be<strong>de</strong>utung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

I. Wer<strong>de</strong>gang in Beruf, SED <strong>und</strong> Ministerium<br />

für Staatssicherheit<br />

Alexan<strong>de</strong>r Siegfried Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> am<br />

3. Juli 1932 in Berlin geboren. Der Vater, Peter<br />

Schalck-Golodkowski, stammte aus Surasch in Rußland.<br />

Nach Darstellung Schalck-Golodkowskis war<br />

sein Vater bis zu Beginn <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges als<br />

Kraftfahrer <strong>und</strong> danach in <strong>de</strong>r Wehrmacht bis 1945 als<br />

Dolmetscher in Berlin-Moabit tätig. Seine Mutter, Agnes<br />

Schalck-Golodkowski, war im Gegensatz zu ihrem<br />

Ehemann politisch organisiert. Sie war von 1933<br />

bis 1945 Mitglied <strong>de</strong>r Deutschen Arbeitsfront (DAF) -<br />

eine von <strong>de</strong>r Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei<br />

nach <strong>de</strong>r Zwangsauflösung <strong>de</strong>r Gewerkschaften<br />

eingesetzte Organisation -, ab 1945 Mitglied<br />

<strong>de</strong>s Freien Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es (FDGB)<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische<br />

Fre<strong>und</strong>schaft (DSF).<br />

Schalck-Golodkowski besuchte von 1938 bis 1942 die<br />

Volksschule in Berlin-Treptow. Von dort wechselte er<br />

in die Internatsschule in Waldsieversdorf, die er 1947<br />

mit <strong>de</strong>r Versetzung in die 10. Klasse verließ. Nach einer<br />

beruflichen Ausbildung als Feinmechaniker (1947<br />

- 1950) <strong>und</strong> kurzer Tätigkeit bei <strong>de</strong>n Elektro-Apparate-Werken<br />

(AEG-Treptow) sowie <strong>de</strong>r RFT-Anlagenbau<br />

(Radio- <strong>und</strong> Fernsehtechnik) in Berlin, arbeitete<br />

Schalck-Golodkowski ab Mai 1952 als Sachbearbeiter<br />

bei <strong>de</strong>m Unternehmen VEH DIA Elektrotechnik im<br />

Referat „Messen <strong>und</strong> Ausstellungen".<br />

Bereits wenige Monate später, im November 1952,<br />

wur<strong>de</strong> er als Sachbearbeiter im Hauptreferat „Feinmechanik-Optik"<br />

im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l (MAI) eingestellt, wo<br />

ihm im September 1953 die Leitung <strong>de</strong>s Hauptreferats<br />

„Werkzeugmaschinen <strong>und</strong> Metallwaren" übertragen<br />

wur<strong>de</strong>. In dieser Funktion wur<strong>de</strong> er 1953 <strong>und</strong> 1954 mit<br />

<strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>de</strong>r Ausstellungen <strong>de</strong>r DDR auf<br />

Messen in Paris <strong>und</strong> Utrecht beauftragt.<br />

Schalck-Golodkowski begann 1954 ein Studium an<br />

<strong>de</strong>r Hochschule für Außenhan<strong>de</strong>l in Berlin-Staaken,<br />

nach<strong>de</strong>m er am 21. Juli 1954 an <strong>de</strong>r sog. Arbeiter- <strong>und</strong><br />

Bauern-Fakultät <strong>de</strong>r Humboldt-Universität in Berlin(Ost)<br />

eine Son<strong>de</strong>rreifeprüfung bestan<strong>de</strong>n hatte.<br />

Am 23. November 1957 erhielt er das Zeugnis über<br />

das Examen für Diplom-Wirtschaftler an <strong>de</strong>r Hochschule<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l. Seine Diplomarbeit behan<strong>de</strong>lt<br />

das Thema: „Der Expo rt <strong>de</strong>r DDR auf <strong>de</strong>m Gebiet<br />

<strong>de</strong>r kompletten Industrieanlagen unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt<br />

<strong>de</strong>r internationalen Arbeitsteilung sozialistischen<br />

Typus" .<br />

Neben seinem Studium war Schalck-Golodkowski<br />

seit Juli 1956 als Mitarbeiter in <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

„Industrieanlagen" <strong>de</strong>s MAI, Bereich „Schwermaschinenbau",<br />

tätig. Dabei befaßte er sich u.a. mit <strong>de</strong>r<br />

internationalen Spezialisierung <strong>und</strong> Kooperation auf<br />

<strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Produktion <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Exports von Zukkerfabriken.<br />

Diese Arbeit war mit einem Aufenthalt in<br />

<strong>de</strong>r CSSR verb<strong>und</strong>en. Von Dezember 1956 bis März<br />

1957 war Schalck-Golodkowski als Mitglied einer Regierungs<strong>de</strong>legation<br />

zu Verhandlungen über ein Han<strong>de</strong>lsabkommen<br />

zwischen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r UdSSR in<br />

Moskau.<br />

1957 bekam er das Arbeitsgebiet „Zement <strong>und</strong> Baustoffindustrie<br />

" <strong>de</strong>r Hauptverwaltung „Industrieanlagen"<br />

übertragen. Auch bei dieser Aufgabe innerhalb<br />

<strong>de</strong>s MAI befaßte er sich mit Fragen <strong>de</strong>r internationalen<br />

Kooperation.<br />

Im April 1958 wur<strong>de</strong> Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r<br />

Hauptverwaltung „Schwermaschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau<br />

" <strong>de</strong>s MAI Briga<strong>de</strong>leiter. Zum gleichen Zeitpunkt<br />

wur<strong>de</strong> er von <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>s MAI als Vertreter <strong>de</strong>s<br />

Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r „ Ständigen Kommission für Bauwesen<br />

<strong>und</strong> Maschinenbau <strong>de</strong>s Rates für gegenseitige<br />

Wirtschaftshilfe" eingesetzt.<br />

In seiner Funktion als Briga<strong>de</strong>leiter <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

„Schwermaschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau" war er<br />

Mitglied einer Regierungs<strong>de</strong>legation <strong>de</strong>r DDR, die in<br />

Ägypten über ein Abkommen zur technisch-ökonomischen<br />

Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Staaten<br />

verhan<strong>de</strong>lte. Aufgr<strong>und</strong> dieses Abkommens reiste<br />

er als Leiter einer Experten<strong>de</strong>legation im Dezember<br />

1958 erneut nach Kairo, um dort einen Teil <strong>de</strong>r Einzelverträge<br />

über die Lieferung vorgesehener Ausrüstungen<br />

abzuschließen.<br />

Im Juli 1959 wur<strong>de</strong> Schalck-Golodkowski mit <strong>de</strong>r Leitung<br />

<strong>de</strong>r Hauptverwaltung „Schwermaschinen-<strong>und</strong><br />

Anlagenbau" beauftragt. Diese Funktion behielt er<br />

bis zu seiner Wahl zum 1. Sekretär <strong>de</strong>r Parteiorganisation<br />

„Außenhan<strong>de</strong>l" im September 1962.<br />

Schalck-Golodkowski bekam als 1. Sekretär <strong>de</strong>r Parteiorganisation<br />

„Außenhan<strong>de</strong>l" nunmehr engere<br />

Kontakte zur Partei- <strong>und</strong> Staatsführung.<br />

Im Dezember 1965 schrieb Schalck-Golodkowski einen<br />

persönlichen Brief an Hermann Matern, Mitglied<br />

<strong>de</strong>s Politbüros, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zentralen Parteikontrollkommission<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> nach Aussage<br />

von Dr. Julius Cebulla auch zuständig für die Abteilung<br />

Verkehr <strong>de</strong>r SED. Darin wur<strong>de</strong> die I<strong>de</strong>e formuliert,<br />

Institutionen <strong>und</strong> Unternehmen, die Devisen erwirtschaften,<br />

organisatorisch zusammenzufassen. Die<br />

Vorschläge Schalck-Golodkowskis an Matern fan<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Verfügung <strong>de</strong>s DDR-Ministerrates Nr. 61/66<br />

vom 1. April 1966 ihren Nie<strong>de</strong>rschlag. Aufgr<strong>und</strong> dieser<br />

Verfügung wur<strong>de</strong> zunächst ein Bevollmächtigter<br />

<strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l eingesetzt <strong>und</strong> mit Wirkung vom 1. Oktober<br />

1966 im MAI <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gebil<strong>de</strong>t. Mit Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrates vom 7.<br />

Dezember 1966 wur<strong>de</strong> Schalck-Golodkowski zum


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Leiter dieses Bereichs <strong>und</strong> gleichzeitig zum Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Ministers ernannt.<br />

Im Mai 1970 wur<strong>de</strong> Schalck-Golodkowski zum Dr. jur.<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule <strong>de</strong>s MfS in Potsdam promoviert.<br />

Der Minister für Staatssicherheit, Generaloberst E rich<br />

Mielke, war Betreuer <strong>und</strong> Generalmajor Rudi Mittig<br />

Gutachter <strong>de</strong>r Disse rtation. Die Dissertationsarbeit,<br />

die er gemeinsam mit Heinz Volpert, einem Offizier<br />

mit beson<strong>de</strong>ren Aufgaben beim MfS, vorlegte, trug<br />

<strong>de</strong>n Titel: „ Zur Vermeidung ökonomischer Verluste<br />

<strong>und</strong> zur Erwirtschaftung zusätzlicher Devisen im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Außenwirtschaft <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen<br />

Republik" .<br />

Mit Beschluß <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

am 27. August 1975 von <strong>de</strong>r Funktion <strong>de</strong>s<br />

Stellvertreters <strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l entb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> zum Staatssekretär in <strong>de</strong>mselben Ministerium<br />

ernannt.<br />

Nach <strong>de</strong>m IX. Parteitag <strong>de</strong>r SED wur<strong>de</strong> er mit Beschluß<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED vom 2. November<br />

1976 Mitglied <strong>de</strong>r Wi rtschaftskommission, <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

„BRD" <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz<br />

beim Politbüro <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED.<br />

Zum gleichen Zeitpunkt wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

mit Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>m Mitglied <strong>de</strong>s<br />

Politbüros <strong>und</strong> Sekretär <strong>de</strong>s ZK für Wi rtschaft, Dr.<br />

Günter Mittag, direkt unterstellt. Dadurch wur<strong>de</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski als Staatssekretär <strong>de</strong>s staatlichen<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>m Verantwortungsbereich<br />

Dr. Mittags in <strong>de</strong>r SED-Führung<br />

untergeordnet.<br />

Am 24.Oktober 1989 wur<strong>de</strong> mit Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> damit<br />

auch <strong>de</strong>ssen Leiter, Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

<strong>de</strong>m Generalsekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Egon Krenz,<br />

unterstellt.<br />

Seit<strong>de</strong>m Dr. Schalck-Golodkowski 1966 Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung gewor<strong>de</strong>n war,<br />

bestimmte er nicht nur die Geschicke wesentlicher<br />

Teile <strong>de</strong>s DDR-Außenhan<strong>de</strong>ls bis November 1989,<br />

son<strong>de</strong>rn führte auch zahllose informelle Gespräche<br />

<strong>und</strong> Verhandlungen mit Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren staatlichen Stellen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski setzte sich in <strong>de</strong>r Nacht vom<br />

2. zum 3. Dezember 1989 in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ab <strong>und</strong> lebt heute am Tegernsee.<br />

Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski war in seinem Berufsleben<br />

bereits frühzeitig politisch aktiv.<br />

Schon im Jahre 1948 wur<strong>de</strong> Schalck-Golodkowski<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Freien Deutschen Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es<br />

(FDGB) <strong>und</strong> 1951 auch Mitglied <strong>de</strong>r Freien Deutschen<br />

Jugend (FDJ) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische<br />

Fre<strong>und</strong>schaft (DSF). Bei RFT-Anlagenbau<br />

in Berlin bekam Schalck-Golodkowski 1951 ersten<br />

Kontakt zu Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r SED.<br />

Er beteiligte sich an Wahlpropagandaeinsätzen <strong>de</strong>r<br />

SED in Berlin(West) <strong>und</strong> besuchte regelmäßig das<br />

Parteilehrjahr <strong>de</strong>r SED. Während seiner Berufstätigkeit<br />

beim Deutschen Innen- <strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>l Elek-<br />

trotechnik im Jahre 1952 arbeitete er bereits politisch<br />

aktiv als Organisationsleiter in <strong>de</strong>r FDJ.<br />

Nach <strong>de</strong>m Wechsel ins Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l (MAI) im November<br />

1952 übernahm er die Leitung <strong>de</strong>r FDJ-Gruppe im<br />

MAI. Am 3. Juli 1953 wählte die Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

<strong>de</strong>r FDJ-Gr<strong>und</strong>einheit <strong>de</strong>s MAI ihn zu ihrem 1.<br />

Sekretär.<br />

Der Tod Stalins im März 1953 führte zu einer <strong>de</strong>r<br />

schwersten politischen Krisen <strong>de</strong>r SED. Hinzu kam,<br />

daß die Kollektivierungsmaßnahmen in <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> die Steigerung <strong>de</strong>r Arbeitsnormen in <strong>de</strong>r<br />

DDR zu einer explosiven Stimmung innerhalb <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

geführt hatten. Im Juni 1953 kam es zu einem<br />

vor allem von Industriearbeitern getragenen<br />

Aufstand, <strong>de</strong>r blutig nie<strong>de</strong>rgeschlagen wur<strong>de</strong>. Die<br />

darauf folgen<strong>de</strong> Säuberungswelle in <strong>de</strong>r SED erfaßte<br />

nicht nur <strong>de</strong>n Apparat, son<strong>de</strong>rn auch einfache Mitglie<strong>de</strong>r.<br />

Im März 1953 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m von Schalck-Golodkowski<br />

gestellten Antrag auf Aufnahme als Kandidat<br />

<strong>de</strong>r SED stattgegeben; im März <strong>de</strong>s darauffolgen<strong>de</strong>n<br />

Jahres erhielt er die Vollmitgliedschaft.<br />

Schalck-Golodkowski war auch während seines<br />

Hochschulbesuchs politisch aktiv. In seinen Sommerferien<br />

betreute er als sog. Parteiorganisator Stu<strong>de</strong>nten<br />

aus <strong>de</strong>r CSSR. Als Mitglied <strong>und</strong> H<strong>und</strong>ertschaftsleiter<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft für Sport <strong>und</strong> Technik (GST), die im<br />

wesentlichen die Aufgabe hatte, die vormilitärische<br />

<strong>und</strong> wehrsportliche Erziehung zu gewährleisten, absolvierte<br />

er von Oktober bis Dezember 1955 einen<br />

Son<strong>de</strong>rlehrgang „Kampfsport" in <strong>de</strong>r Zentralschule<br />

Rechlin. In zehn Wochen, die er dort verbrachte, erhielt<br />

er eine umfangreiche militärische Gr<strong>und</strong>ausbildung.<br />

Die Leitung <strong>de</strong>r Zentralschule setzte ihn nach<br />

einigen Wochen als sog. Politstellvertreter einer H<strong>und</strong>ertschaft<br />

ein.<br />

Bei <strong>de</strong>n Parteiwahlen 1955/56 wur<strong>de</strong> Schalck-Golodkowski<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule in die zentrale Parteileitung<br />

<strong>de</strong>r Betriebsparteiorganisation (BPO) gewählt, in<br />

<strong>de</strong>r er dann für die militärische Ausbildung an <strong>de</strong>r<br />

Hochschule verantwortlich war.<br />

Im Januar 1957 wur<strong>de</strong> Schalck-Golodkowski in die<br />

Parteileitung <strong>de</strong>r sog. Abteilungsparteiorganisation I<br />

<strong>de</strong>s MAI als stellvertreten<strong>de</strong>r Parteisekretär <strong>und</strong> bereits<br />

im März 1958 als <strong>de</strong>ren Parteisekretär gewählt.<br />

Als Parteisekretär fungierte er bis zur Wahl als Mitglied<br />

<strong>de</strong>r zentralen Parteileitung <strong>de</strong>r Betriebsparteiorganisation<br />

<strong>de</strong>s MAI im April 1959. Da er Mitglied <strong>de</strong>r<br />

zentralen Parteileitung <strong>und</strong> mit wenigen Unterbrechungen<br />

seit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r Kampfgruppe <strong>de</strong>ren<br />

Mitglied war, übernahm er von 1959 bis 1962 die Aufgabe<br />

<strong>de</strong>s sog. Politbeauftragten für die Kampfgruppe<br />

<strong>de</strong>s MAI. Diese wur<strong>de</strong> am 13. August 1961 unter seiner<br />

Leitung zu „Grenzsicherungsaufgaben" eingesetzt.<br />

Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> Mitglied <strong>und</strong> später<br />

Leiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Kreisleitung<br />

<strong>de</strong>r SED.<br />

Im September 1962 wur<strong>de</strong> Schalck-Golodkowski zum<br />

1. Sekretär <strong>de</strong>r durch eine Parteiorganisationsreform<br />

<strong>de</strong>r SED neugebil<strong>de</strong>ten Kreisparteiorganisation Außenhan<strong>de</strong>l<br />

gewählt. Er schied aus seiner Funktion als<br />

Hauptverwaltungsleiter <strong>de</strong>s MAI aus <strong>und</strong> wur<strong>de</strong><br />

hauptamtlicher Parteisekretär <strong>de</strong>r SED.


Als 1. Sekretär war er für die gesamte Parteiarbeit aller<br />

<strong>de</strong>r dieser Parteiorganisation zugeordneten Parteigr<strong>und</strong>organisationen<br />

<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>r<br />

DDR, die in Berlin ansässig waren, verantwortlich.<br />

Im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>r Parteiorganisation<br />

stand zum einen die i<strong>de</strong>ologische Anleitung<br />

in <strong>de</strong>n Bet rieben <strong>und</strong> zum an<strong>de</strong>ren die konsequente<br />

Umsetzung <strong>de</strong>r Beschlüsse <strong>de</strong>s VI. Parteitages<br />

<strong>de</strong>r SED, auf <strong>de</strong>m das „Neue Ökonomische System<br />

<strong>de</strong>r Leitung <strong>und</strong> Planung " beschlossen wor<strong>de</strong>n war.<br />

Beson<strong>de</strong>res Augenmerk galt auch <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l mit<br />

<strong>de</strong>m sog. kapitalistischen Ausland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l.<br />

Die Protokolle <strong>de</strong>r Sitzungen <strong>de</strong>r Kreisparteiorganisation<br />

Außenhan<strong>de</strong>l, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorlagen, weisen aus, daß sich Schalck-Golodkowski<br />

in seiner Funktion als 1. Sekretär ständig darum bemühte,<br />

<strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>r Parteiorganisation auf die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>de</strong>r DDR zu erhöhen.<br />

Nach Aussage Schalck-Golodkowskis war die Parteiorganisation<br />

ein wichtiger Anlaufpunkt für alle zentralen<br />

staatlichen Organe, aber auch für die Abteilung<br />

Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> das MfS. Die inhaltliche<br />

Anleitung <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>r Parteiorganisation<br />

erfolgte durch die Abteilung Außenhan<strong>de</strong>l, Han<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Versorgung <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, <strong>de</strong>ren Leiter damals<br />

Ernst Lange war.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m XI. Parteitag<br />

<strong>de</strong>r SED im Jahre 1986 zum Mitglied <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

SED gewählt.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

<strong>de</strong>r DDR, Schalck-Golodkowski mit <strong>de</strong>r Leitung<br />

<strong>de</strong>s neugebil<strong>de</strong>ten Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zu beauftragen, stand im Jahre 1966 die<br />

Übernahme Schalck-Golodkowskis in das Ministerium<br />

für Staatssicherheit als Offizier im beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz (OibE) im Rang eines Oberstleutnants.<br />

Vorgeschlagen für diese Aufgabe wur<strong>de</strong> Schalck-Golodkowski<br />

durch <strong>de</strong>n Oberstleutnant im MfS Heinz<br />

Volpert. Volpert begrün<strong>de</strong>te seinen Vorschlag u.a. damit,<br />

daß zwischen Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

MfS schon seit vielen Jahren „offizielle" Kontakte bestan<strong>de</strong>n<br />

hätten, die mit <strong>de</strong>m Einsatz Schalck-Golodkowskis<br />

als leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>s MAI <strong>und</strong> Erster<br />

Sekretär <strong>de</strong>r Parteiorganisation „Außenhan<strong>de</strong>l" noch<br />

aktiver <strong>und</strong> fester gewor<strong>de</strong>n seien. Schalck-Golodkowski<br />

habe alle übertragenen Aufgaben für das MfS<br />

sehr zuverlässig <strong>und</strong> pünktlich erfüllt. Eine beson<strong>de</strong>rs<br />

enge Zusammenarbeit habe - so Volpert weiter - zwischen<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS<br />

bestan<strong>de</strong>n. Hier sei <strong>de</strong>ssen Hilfe bei <strong>de</strong>r „Suche <strong>und</strong><br />

Auswahl zuverlässiger Ka<strong>de</strong>r für das kapitalistische<br />

Ausland von unschätzbarem We rt " gewesen.<br />

Schalck-Golodkowski habe in seiner Funktion als Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung für das<br />

MfS eine Vielzahl wichtiger operativer Maßnahmen<br />

zu lösen. In <strong>de</strong>n Ausführungen Volperts wur<strong>de</strong> zum<br />

Schluß bemerkt, daß Schalck-Golodkowski Waffenträger<br />

sei, keine Dienstpistole benötige <strong>und</strong> nicht vom<br />

MfS besol<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n solle. Für ihn wer<strong>de</strong> lediglich<br />

ein Dienstausweis benötigt. Mit <strong>de</strong>m Vorschlag zur<br />

Einstellung als OibE solle Schalck-Golodkowski noch<br />

fester als bisher an das MfS geb<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Am 16. September 1966 gab Schalck-Golodkowski<br />

eine dreiseitige Erklärung ab, in <strong>de</strong>r er sich verpflichtete,<br />

im Ministerium für Staatssicherheit als Berufssoldat<br />

Dienst zu leisten. Gegengezeichnet wur<strong>de</strong><br />

die Verpflichtungserklärung von Heinz Volpert.<br />

Mit Wirkung vom 15. Oktober 1966 wur<strong>de</strong> Schalck-<br />

Golodkowski durch Befehl Nr. 1607/66 in das MfS als<br />

OibE mit <strong>de</strong>m Dienstgrad eines Oberstleutnants eingestellt.<br />

Die für das MfS angerechnete Dienstzeit<br />

zählte ab Juni 1960.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat nicht bestritten, seit<br />

1960 offizielle Kontakte zum MfS unterhalten zu haben.<br />

Er hat vielmehr betont, daß die enge Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m MfS dazu beigetragen habe, daß er seinen<br />

Auftrag als 1. Kreissekretär erfolgreich habe<br />

durchführen können. Dr. Schalck-Golodkowski hat<br />

weiter ausgesagt, daß er in seiner Zeit als 1. Kreissekretär<br />

we<strong>de</strong>r offizieller noch inoffizieller Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s MfS gewesen sei, auch keine Verpflichtungserklärung<br />

unterschrieben habe. Er sei vielmehr offizieller<br />

Ansprechpartner <strong>de</strong>r zuständigen Abteilung in <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung Wirtschaft im MfS gewesen.<br />

Die Mehrzahl <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Dokumente nennt als Eintrittsdatum Oktober<br />

1966 <strong>und</strong> die anzurechnen<strong>de</strong> Dienstzeit ab 1960.<br />

In zwei Dokumenten weichen die Daten ab. Als<br />

Schalck-Golodkowski für die Auszeichnung mit <strong>de</strong>m<br />

„Kampfor<strong>de</strong>n" in Gold vorgeschlagen wur<strong>de</strong>, heißt es<br />

in <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Dokument zur Frage „MfS<br />

seit ?": „ 15.10.1966/IM Juni 1960". In einem Personalfragebogen<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong> auf die<br />

Frage „Dienstzeit <strong>und</strong> Dienstverlauf in bewaffneten<br />

Organen <strong>de</strong>r DDR" angegeben: „MfS Berlin, Juli 60".<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat zu <strong>de</strong>n abweichen<strong>de</strong>n<br />

Eintragungen erklärt, daß diese für ihn keinen Sinn<br />

ergäben, da er nie geleugnet habe, mit <strong>de</strong>r Staatssicherheit<br />

zusammengearbeitet zu haben. Erklärlich sei<br />

für ihn die Eintragung „IM Juni 1960" nur dadurch,<br />

daß eventuell bei <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Altersrenten dieser<br />

Vermerk nachträglich in die Ka<strong>de</strong>rakte eingetragen<br />

wor<strong>de</strong>n sei.<br />

Am 7. Oktober 1975 wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zum Oberst <strong>de</strong>s MfS beför<strong>de</strong>rt. Im September 1983<br />

entschied <strong>de</strong>r Minister für Staatssicherheit, E rich<br />

Mielke, daß Dr. Schalck-Golodkowski aufgr<strong>und</strong> seiner<br />

beson<strong>de</strong>ren <strong>und</strong> außeror<strong>de</strong>ntlichen Verdienste<br />

<strong>und</strong> Leistungen zum 34. Jahrestag <strong>de</strong>r DDR als OibE<br />

zum Generalmajor beför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n solle, daß allerdings<br />

unter Berücksichtigung seiner beson<strong>de</strong>ren Tätigkeit<br />

zur damaligen Zeit eine Ernennung nicht möglich<br />

sei. Nach Beendigung dieser Aufgaben <strong>und</strong> nach<br />

Rückführung in das MfS erfolge jedoch die Ernennung<br />

zum Generalmajor.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski war als OibE seit 1970 <strong>de</strong>m<br />

Sekretariat <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit, Erich<br />

Mielke, zugeordnet. Welcher Diensteinheit im MfS er<br />

von 1966 bis 1970 angehörte, ging aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen nicht<br />

ein<strong>de</strong>utig hervor.<br />

Als Diensteinheit ist „seit 1970 Sekr.Min.Bln." [= Sekretariat<br />

Minister für Staatssicherheit] ausgewiesen.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mit Befehl Nr. 14/83 vom 1. September 1983 unterstellte<br />

sich <strong>de</strong>r Minister für Staatssicherheit, Mielke,<br />

<strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, unmittelbar.<br />

In einer Unterlage aus <strong>de</strong>m Jahre 1985 fin<strong>de</strong>n sich<br />

Aussagen über die Versorgungsstufen <strong>und</strong> Vergütungsgruppen<br />

<strong>de</strong>s MfS für Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Aus dieser Aufstellung geht hervor, daß Dr. Schalck-<br />

Golodkowski bis 1970 keine Bezüge vom MfS erhalten<br />

hat. Ab 1970 bekam er in <strong>de</strong>r Versorgungsstufe<br />

XXI ein Gehalt von 1.800 Mark <strong>de</strong>r DDR, ab 1971 in<br />

<strong>de</strong>r Versorgungsstufe XXII von 2.150 Mark <strong>de</strong>r DDR<br />

Das letzte Gehalt von 2.150 Mark <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong><br />

auch nicht geän<strong>de</strong>rt, als Dr. Schalck-Golodkowski -<br />

1975 zum Oberst beför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. Im Mai 1985 fand<br />

eine Neufestlegung <strong>de</strong>s Gehaltes statt. Die Vergütung<br />

betrug daraufhin 2.850 Mark <strong>de</strong>r DDR.<br />

1976 heiratete Dr. Schalck-Golodkowski in zweiter<br />

Ehe Sigrid Gutmann, die seit 1968 für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung tätig war. Sig rid Gutmann<br />

arbeitete von 1968 bis Oktober 1975 als Inoffizielle<br />

Mitarbeiterin für das MfS, ehe sie im selben<br />

Jahr als OibE - Diensteinheit war das Sekretariat <strong>de</strong>s<br />

Ministers für Staatssicherheit - eingestellt wur<strong>de</strong>. Im<br />

September 1983 wur<strong>de</strong> sie <strong>de</strong>r AG BKK zugeordnet.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r aus erster Ehe, Thomas, geboren<br />

1956, <strong>und</strong> Petra, geboren 1964, waren ebenfalls<br />

hauptamtliche Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS.<br />

II. Dr. Schalck-Golodkowski als Leiter <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski leitete von Anfang<br />

Dezember 1966 bis zu seiner Flucht in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in <strong>de</strong>r Nacht zum 3. Dezember<br />

1989, also fast genau 23 Jahre lang, <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung. In dieser Zeit wuchs die<br />

wirtschaftliche <strong>und</strong> politische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

DDR-Außenwirtschaft erheblich. Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung wickelte in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre etwa ein Viertel <strong>de</strong>s gesamten<br />

Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR ab <strong>und</strong> beeinflußte unmittelbar<br />

r<strong>und</strong> ein Drittel <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, wie <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission <strong>de</strong>r DDR, Gerhard Schürer,<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß schil<strong>de</strong>rte. (Vgl. 146.<br />

Sitzung, Protokoll S. 72) Dr. Schalck-Golodkowski<br />

trug wesentlich dazu bei, daß <strong>de</strong>r zunächst noch überschaubare<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung sich<br />

in <strong>de</strong>n 70er <strong>und</strong> 80er Jahren zu einem eng mit <strong>de</strong>m<br />

Ministerium für Staatssicherheit verflochtenen Unternehmenskomplex<br />

entwickelte, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft<br />

eine wirtschaftliche, rechtliche <strong>und</strong> politische<br />

Son<strong>de</strong>rstellung einnahm. Vor allem in <strong>de</strong>r ersten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 70er Jahre weiteten sich die wirtschaftlichen<br />

Handlungsmöglichkeiten Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s von ihm geleiteten Bereichs entschei<strong>de</strong>nd<br />

aus. Im Machtgeflecht von Staat, SED <strong>und</strong><br />

Staatssicherheit <strong>de</strong>r DDR konnte sich Dr. Schalck-Golodkowski<br />

eine einflußreiche Stellung sichern.<br />

In <strong>de</strong>r Anfangsphase seiner Tätigkeit als Leiter <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung war Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>m Minister für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l (MAI) <strong>de</strong>r DDR unterstellt<br />

<strong>und</strong> diesem rechenschaftspflichtig. Im Dezember<br />

1966 löste Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski Horst<br />

Roigk in <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

ab. Roigk hatte als hauptamtlicher Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r Kontrollabteilung im<br />

MAI zunächst die Geschäfte <strong>de</strong>s im April 1966 mit<br />

Wirkung vom 1. Oktober 1966 gegrün<strong>de</strong>ten Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung geführt. Am 7. Dezember<br />

1966 erfolgte Schalck-Golodkowskis offizielle Bestätigung<br />

durch <strong>de</strong>n Ministerrat <strong>de</strong>r DDR in seiner<br />

neuen Funktion als stellvertreten<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsminister<br />

<strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

(Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 10, S. 68)<br />

Der Bereich sollte als staatliches Organ „kommerzielle<br />

Aufgaben" <strong>de</strong>s MAI wahrnehmen <strong>und</strong> die Erwirtschaftung<br />

von Devisen außerhalb <strong>de</strong>s DDR<br />

Staatsplanes sichern. (Vgl. Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 9, S.66) Dem Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs, zunächst „Bevollmächtigter" genannt,<br />

wur<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re die „Durchführung <strong>de</strong>r<br />

kommerziellen Beziehungen mit Religionsgemeinschaften<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Institutionen" <strong>und</strong> die „Sicherung<br />

<strong>de</strong>r einheitlichen Leitung" <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

Zentral-Kommerz Gesellschaft für internationalen<br />

Han<strong>de</strong>l mbH, Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH, Transinter GmbH, Genex Geschenkdienst<br />

GmbH <strong>und</strong> Intershop GmbH sowie <strong>de</strong>r privaten<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen F.C. Gerlach Expo rt<br />

-Import <strong>und</strong> G. Simon als Aufgaben übertragen. Ferner<br />

hatte <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s neu eingerichteten Bereichs<br />

Zugriff auf die Fonds <strong>de</strong>r Staatsreserve B, die er zur<br />

„maximalen Erwirtschaftung kapitalistischer Valuten<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Staatsplanes" nutzen sollte. Entsprechend<br />

<strong>de</strong>r Verfügung <strong>de</strong>s Ministerrats Nr. 61/66 vom<br />

1. April 1966 war Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

zwar „nur gegenüber <strong>de</strong>m Minister" für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR „rechenschaftspflichtig",<br />

aber seine Kompetenzen waren relativ<br />

begrenzt. Die „notwendigen Dienstanweisungen"<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

mußte <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsminister erlassen. (Vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-<br />

Nr. 6 u. 7, S.,55-61) Gegenüber <strong>de</strong>n Generaldirektoren<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich unterstellten Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

war er „weisungs- <strong>und</strong> disziplinarbefugt",<br />

aber für alle Vereinbarungen mit an<strong>de</strong>ren DDR-Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Staatsorganen hatte er die Zustimmung<br />

<strong>de</strong>s Ministers einzuholen. Wie einer „Information"<br />

<strong>de</strong>s damaligen Außenhan<strong>de</strong>lsministers aus <strong>de</strong>m Jahre<br />

1966 weiter zu entnehmen ist, war Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski nur berechtigt, „über die Konten<br />

zu verfügen, die das MAI zur Durchführung <strong>de</strong>r<br />

speziellen Aufgaben <strong>de</strong>s Bereiches ... bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Notenbank, <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG" eingerichtet<br />

hatte. (Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 9, S. 66f.) Von einer autonomen<br />

Devisenerwirtschaftung <strong>und</strong> -verwaltung, wie sie <strong>de</strong>r<br />

Bereich seit Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre praktizieren konnte,<br />

war in <strong>de</strong>n Anfangsjahren nur in Ansätzen die Re<strong>de</strong>.<br />

Durch zwei vom Minister <strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>r DDR ernannte<br />

Revisoren, die die Finanzkontrolle über die<br />

<strong>de</strong>m Bereich zugeordneten Unternehmen ausüben


sollten, blieben auch <strong>de</strong>m DDR-Finanzministerium<br />

wichtige Aufsichtsmöglichkeiten gesichert.<br />

Im Laufe <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>r 70er Jahre wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung weitgehend aus<br />

<strong>de</strong>m staatlichen Weisungs- <strong>und</strong> Kontrollsystem <strong>de</strong>r<br />

DDR herausgelöst. Der Bereich wur<strong>de</strong> zu einer beson-<br />

<strong>de</strong>ren Außenhan<strong>de</strong>lsinstitution im Rahmen <strong>de</strong>r DDR<br />

Planwirtschaft, die außerhalb <strong>de</strong>r Planbürokratie angesie<strong>de</strong>lt<br />

war, nicht o<strong>de</strong>r nur in Teilbereichen <strong>de</strong>r<br />

Kontrolle durch die staatlichen Finanzorgane unterstand,<br />

außerhalb <strong>de</strong>r für die normalen Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

gelten<strong>de</strong>n Rechtsordnung agierte, in beson-<br />

<strong>de</strong>rem Maße durch das MfS abgeschirmt wur<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />

mit beson<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>visen- <strong>und</strong> zollrechtlichen Befug-<br />

nissen ausgestattet war. Als Devisenauslän<strong>de</strong>r erhielt<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung 1972 einen<br />

wirtschaftlich <strong>und</strong> finanziell selbständigen Status, <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Bereich die Erwirtschaftung <strong>und</strong> Verwendung<br />

von Devisen in eigener Regie ermöglichte. 1976 wur<strong>de</strong><br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>r von ihm geleitete<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>m ZK-Sekretär<br />

<strong>und</strong> Politbüromitglied Dr. Günter Mittag direkt<br />

unterstellt.<br />

Die Argumentationsgr<strong>und</strong>lagen für eine institutionelle<br />

Stärkung <strong>und</strong> Verselbständigung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung hatte Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski bereits in seiner Gemein-<br />

schaftsdissertation mit <strong>de</strong>m MfS-Offizier Heinz Vol<br />

pert im Jahr 1970 gelegt. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten,<br />

die sich durch die von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

seit 1967 betriebene Liberalisierung <strong>und</strong> För<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls abzeichneten, sollten<br />

„mit allen ... zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Mitteln"<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n, um einerseits „<strong>de</strong>m Feind", also <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, „Scha<strong>de</strong>n zuzufügen"<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits eine „Beschleunigung <strong>de</strong>s Wachstumstempos<br />

<strong>de</strong>r Industrie <strong>de</strong>r DDR" zu erleichtern.<br />

Um durch „gezielte, offizielle <strong>und</strong> nichtoffizielle Maßnahmen<br />

zusätzliche Devisenquellen" nutzen zu können,<br />

hielten Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Volpert eine<br />

Ausweitung <strong>de</strong>r Handlungskompetenzen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> eine Intensivierung<br />

<strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS für unabdingbar.<br />

(Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 22, S. 129 u. S. 221)<br />

Die Ausweitung <strong>de</strong>r Handlungsrechte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung vollzog sich in <strong>de</strong>r ersten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 70er Jahre schrittweise <strong>und</strong> schlug<br />

sich in einzelnen Ministerratsverfügungen nie<strong>de</strong>r.<br />

(Vgl. Zweiter Teil, B.II.2. Beschlüsse <strong>und</strong> Verfügungen<br />

<strong>de</strong>s DDR-Ministerrats.) Zunächst wur<strong>de</strong> 1969 auf<br />

eine gemeinsame Vorlage Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowskis<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l hin die<br />

Stellung <strong>de</strong>s 1964 gegrün<strong>de</strong>ten <strong>und</strong> zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Transinter-<br />

Unternehmens gestärkt. DDR-Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen,<br />

die Westimporte tätigen wollten, wur<strong>de</strong>n<br />

verpflichtet, dies über sog. Vertreterfirmen <strong>de</strong>r DDR<br />

zu tun. 1971 erhielt Dr. Schalck-Golodkowski als Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung eine<br />

Reihe von Koordinierungs- <strong>und</strong> Weisungsbefugnissen<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR. (Vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

25, S. 342f.)<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

Durch die Ministerratsverfügungen Nr. 129/72 vom<br />

14. September 1972 <strong>und</strong> Nr. 165/72 vom 23. November<br />

1972 - letztere stellte lediglich eine überarbeitete<br />

Fassung <strong>de</strong>r ersten dar - erhielten <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> die zu ihm gehören<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen <strong>de</strong>n Status von Devisenauslän<strong>de</strong>rn. Die<br />

Konten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DDR-Bankenkontrolle entzogen. Für die<br />

Transaktionen auf diesen Konten war allein Dr.<br />

Schalck-Golodkowski verantwortlich, <strong>de</strong>m die Kontrolle<br />

übertragen wur<strong>de</strong>. Während <strong>de</strong>m Finanzminister<br />

<strong>de</strong>r DDR immerhin das Recht eingeräumt wur<strong>de</strong>,<br />

in <strong>de</strong>r Regel Auskünfte über Bewegungen auf <strong>de</strong>n<br />

Konten <strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Guthaben erhalten zu<br />

können, galt dies für die Son<strong>de</strong>rkonten 0584 <strong>und</strong> 0528<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich nicht. Alle Fragen, die <strong>de</strong>n sog. Disponiblen<br />

Parteifonds (das Konto 0584 u.a.) <strong>und</strong> das sog.<br />

Mielke-Konto (das Konto 0528) betrafen, durften<br />

nicht von <strong>de</strong>n Geschäftsbanken behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn sollten nur „direkt" durch Dr. Schalck-Golodkowski<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n können. (Vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 31,<br />

S. 352-356, <strong>und</strong> Dokument-Nr. 35, S. 365-368) Die<br />

sehr restriktiven Devisenbestimmungen <strong>de</strong>r DDR galten<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

nicht mehr. Er wur<strong>de</strong> vielmehr in die Lage versetzt,<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Staatsplanes Devisen zu erwirtschaften<br />

<strong>und</strong> Devisenreserven zu bil<strong>de</strong>n.<br />

Im Jahre 1975 wur<strong>de</strong> die Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> seines Leiters<br />

noch einmal umfassend durch eine Ministerratsverfügung,<br />

die Verfügung Nr. 15/1975 vom 23. August<br />

1975, geregelt. Seit 1966 hatten die wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Aufgaben, die <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> seinem Leiter durch<br />

Staat <strong>und</strong> SED zugewiesen wor<strong>de</strong>n waren, erheblich<br />

zugenommen. Im einzelnen oblag <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung die „Leitung festgelegter<br />

Aufgaben zur Devisenerwirtschaftung für die Staats<strong>de</strong>visenreserve",<br />

wozu die Durchführung „internationaler<br />

Waren- <strong>und</strong> Finanzgeschäfte", „Transaktionen<br />

an Börsen", <strong>de</strong>r „zeitweilige langfristige Einsatz<br />

materieller Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Staats<strong>de</strong>visenreserve B", <strong>de</strong>r<br />

„zeitweilige Einsatz finanzieller Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Staates"<br />

sowie „Vertreter- <strong>und</strong> Maklertätigkeit" zählten.<br />

Ferner sollte <strong>de</strong>r Bereich „ausgewählte Aktivitäten<br />

zur Entwicklung <strong>de</strong>r Beziehungen" zwischen <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland koordinieren.<br />

Mit Hilfe <strong>de</strong>r 1974 gebil<strong>de</strong>ten Abteilung Wissenschaftlich-technische<br />

Arbeit <strong>und</strong> Kooperation im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung sollten vor allem<br />

„ausgewählte ökonomische Aufgabenkomplexe<br />

(insbeson<strong>de</strong>re Anlagengeschäfte)" vorbereitet <strong>und</strong><br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n. Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong><br />

als „Regierungsbeauftragter für die Exportför<strong>de</strong>rbetriebe"<br />

<strong>und</strong> „Mitglied <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe zur Sicherung<br />

<strong>de</strong>r zentral geplanten Investitionsvorhaben" bezeichnet.<br />

Ferner wur<strong>de</strong> er zur „Durchführung von<br />

Son<strong>de</strong>raufgaben im Auftrage <strong>de</strong>r Regierung" <strong>de</strong>r<br />

DDR verpflichtet. Der Leiter <strong>de</strong>s Bereichs hatte „die<br />

Leitung, Koordinierung <strong>und</strong> Kontrolle aller sich aus<br />

<strong>de</strong>n zentralen Beschlüssen sowie Weisungen für <strong>de</strong>n<br />

Bereich <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls ergeben<strong>de</strong>n Aufgaben"<br />

zu gewährleisten. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

blieb „Bestandteil <strong>de</strong>s Ministeriums für Au-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ßenhan<strong>de</strong>l" (MAH), <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs war<br />

„<strong>de</strong>m Minister für Außenhan<strong>de</strong>l unterstellt" . Zugleich<br />

wur<strong>de</strong> aber in <strong>de</strong>r Verfügung festgehalten, daß<br />

Dr. Schalck-Golodkowski „entsprechend <strong>de</strong>n Weisungen"<br />

<strong>de</strong>s ersten Stellvertreters <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates, Dr. Günter Mittag, <strong>de</strong>r von 1973 bis<br />

1976 diese Funktion innehatte, zu arbeiten hatte.<br />

(Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

67, S. 503f.)<br />

Im November 1976 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung durch Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s ZK<br />

<strong>de</strong>r SED als selbständiger Dienstbereich <strong>de</strong>m SED-<br />

Wirtschaftssekretär Dr. Günter Mittag unterstellt.<br />

Handlungsgr<strong>und</strong>lage waren nun ausschließlich Be- -<br />

schlüsse <strong>de</strong>s Politbüros, Entscheidungen <strong>de</strong>s Generalsekretärs<br />

<strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> Weisungen <strong>de</strong>s ZK-Sekretärs<br />

Dr. Günter Mittag. Die offizielle Dienstbezeichnung<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis als Staatssekretär mit eigenem<br />

Geschäftsbereich im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

hatte nur noch formale Be<strong>de</strong>utung, genauso die<br />

Festlegung, „seine staatliche Verantwortung" wer<strong>de</strong><br />

durch die Unterstellung unter das Politbüromitglied<br />

Dr. Günter Mittag „nicht berührt" . Begrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong><br />

die Direktunterstellung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

unter Dr. Günter Mittag mit <strong>de</strong>r „Übertragung bestimmter<br />

Aufgaben <strong>de</strong>r Partei auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls."<br />

(Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 87, S. 649) Seinem Bereich<br />

wur<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re die sog. Parteifirmen ökonomisch<br />

unterstellt.<br />

Wie Dr. Schalck-Golodkowski gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ausgeführt hat, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bereich<br />

„zwar formal erst '76 Mittag unterstellt, aber in <strong>de</strong>r<br />

Praxis waren wir mehr o<strong>de</strong>r weniger seit Anfang an<br />

Günter Mittag zugeordnet." (11. Sitzung, Protokoll<br />

S. 61) Unter <strong>de</strong>r Zeitangabe „seit Anfang an" ist hier<br />

seit Beginn <strong>de</strong>r Ära Honecker im Jahre 1972 zu verstehen.<br />

Für die Richtigkeit <strong>de</strong>r Angaben Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis spricht die Tatsache, daß die Unterstellung<br />

unter Dr. Mittag bereits in <strong>de</strong>r Ministeratsverfügung<br />

von 1975 ausdrücklich hervorgehoben wur<strong>de</strong>,<br />

allerdings hatte Dr. Günter Mittag damals noch die<br />

Funktion <strong>de</strong>s Ersten Stellvertreters <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates <strong>de</strong>r DDR. Die Ministerratsverfügung<br />

von 1975 über die Aufgabenstellung <strong>und</strong> Arbeitsweise<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

war vor ihrer Beschlußfassung durch <strong>de</strong>n Ministerrat<br />

<strong>de</strong>m SED-Generalsekretär Honecker von Dr. Mittag<br />

mit <strong>de</strong>r Bitte „um Zustimmung zur Inkraftsetzung"<br />

übermittelt wor<strong>de</strong>n. Erst nach<strong>de</strong>m Honecker am 6.<br />

August 1975 sein „Einverstan<strong>de</strong>n" gegeben hatte,<br />

wur<strong>de</strong> die Verfügung am 23. August 1975 vom Ministerrat<br />

beschlossen. Gleichzeitig befürwortete Honecker<br />

1975 <strong>de</strong>n Vorschlag Dr. Günter Mittags, Dr.<br />

Schalck-Golodkowski in „<strong>de</strong>n Rang eines Staatssekretärs"<br />

zu erheben (Dokument-Nr. 783). Ähnlich<br />

war auch die Einrichtung <strong>de</strong>r Abteilung Wissenschaftlich-technische<br />

Arbeit <strong>und</strong> Kooperation, die im<br />

Jahre 1974 auf Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r DDR im<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung erfolgte, zuvor<br />

von Honecker aufgr<strong>und</strong> einer Vorlage Dr. Mittags gebilligt<br />

wor<strong>de</strong>n. Auf Vorschlag Dr. Mittags war Dr.<br />

Schalck-Golodkowski 1974 gleichzeitg „an das Son<strong>de</strong>rtelefonnetz"<br />

<strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r<br />

DDR angeschlossen wor<strong>de</strong>n (Dokument-Nr. 784 <strong>und</strong><br />

Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

58, S. 473).<br />

Als Dr. Schalck-Golodkowski im März 1977 <strong>de</strong>m ZK<br />

Sekretär Dr. Günter Mittag <strong>de</strong>n Entwurf einer „Internen<br />

Ordnung für die Arbeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung" unterbreitete, war die organisatorische<br />

Verselbständigung seines Bereichs zu einem<br />

gewissen Abschluß gekommen. Dem Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung war es nicht nur möglich, außerhalb<br />

<strong>de</strong>s Plans Devisen zu erwirtschaften, Reserven<br />

zu bil<strong>de</strong>n, spezielle Im- <strong>und</strong> Expo rte durchzuführen<br />

<strong>und</strong> Schwerpunktaufgaben für Staat <strong>und</strong> SED flexibel<br />

wahrzunehmen. Durch die unmittelbare Unterstellung<br />

unter die politische Führung <strong>de</strong>r SED wur<strong>de</strong><br />

Dr. Schalck-Golodkowski zu<strong>de</strong>m in die Lage versetzt,<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage eigenen Rechts, das er in Abstimmung<br />

mit Dr. Mittag auf <strong>de</strong>m Verordnungswege setzte,<br />

zu han<strong>de</strong>ln.<br />

In <strong>de</strong>r „Internen Ordnung" vom 10. März 1977 wur<strong>de</strong><br />

im ersten Punkt festgehalten: „Der Leiter [<strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung] arbeitet entsprechend<br />

<strong>de</strong>n Weisungen <strong>de</strong>s Genossen Mittag." Über<br />

die bereits in <strong>de</strong>n Minsterratsverfügungen von 1971,<br />

1972 <strong>und</strong> 1975 <strong>de</strong>finierten Aufgaben hinaus wies die<br />

„Interne Ordnung" <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung als zusätzliche Aufgabe „die Leitung<br />

<strong>und</strong> Koordinierung <strong>de</strong>r ökonomischen Beziehungen<br />

<strong>de</strong>r DDR zu <strong>de</strong>n Parteibetrieben in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> in Portugal" zu. Diese Aufgabe<br />

hatte zuvor in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s SED-Parteiapparates<br />

gelegen. Die meisten Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland, an<br />

<strong>de</strong>nen die DDR mit Kapitalanteilen beteiligt war, wur-<br />

<strong>de</strong>n bis 1977 von <strong>de</strong>r von Josef Steidl geleiteten ZK<br />

Abteilung Verkehr dirigiert. Die „Interne Ordnung"<br />

übertrug Dr. Schalck-Golodkowski ferner die „Koordinierung<br />

<strong>de</strong>r Arbeiten zur Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung<br />

von Kompensationsgeschäften mit kapitalistischen<br />

Industrielän<strong>de</strong>rn" <strong>und</strong> damit die Koordinierung<br />

von Geschäften, die zuvor auf Regierungsebene<br />

abgestimmt wor<strong>de</strong>n waren. Des weiteren wur<strong>de</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski verantwortlich für die<br />

„Durchführung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s Imports ausgewählter<br />

Bauvorhaben (insbeson<strong>de</strong>re Hotelneubau)<br />

für die Deutsche Demokratische Republik aus <strong>de</strong>m<br />

nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet" . (Vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

91, S. 668-680)<br />

1981 setzte Dr. Günter Mittag schließlich durch, daß<br />

ihm <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung „als<br />

selbständiger Dienstbereich mit <strong>de</strong>n ihm unterstellten<br />

Betrieben, <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

im Ausland tätigen Firmen" auch im Kriegs- <strong>und</strong> Verteidigungsfall<br />

unterstellt sein sollte. (Vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 121,<br />

S. 901) Durch die Ministerratsverfügung Nr. S 8/81<br />

vom 16. November 1981 zur Anordnung über die Führung<br />

<strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls im Verteidigungszustand<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ssen Leiter ausdrücklich aus <strong>de</strong>n sonstigen Unterstellungsverhältnissen<br />

ausgenommen: „Der Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung unter Leitung <strong>de</strong>s Genossen<br />

Alexan<strong>de</strong>r Schalck wird <strong>de</strong>m Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>und</strong> Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Genossen Gün-


ter Mittag, unterstellt." (Vgl. Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 126, S. 1024)<br />

Als Dr. Schalck-Golodkowski 1966 die Leitung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung übernahm,<br />

wur<strong>de</strong> er zugleich als Offizier im beson<strong>de</strong>ren Einsatz<br />

(OibE) <strong>de</strong>s MfS „attestiert". Als OibE, zunächst im<br />

Range eines Oberstleutnant <strong>und</strong> seit 1975 eines<br />

Oberst, war Dr. Schalck-Golodkowski - gemäß <strong>de</strong>r<br />

MfS-Ordnung Nr. 6/86 zur Arbeit mit Offizieren im<br />

beson<strong>de</strong>ren Einsatz - zur „festen Verb<strong>und</strong>enheit mit<br />

<strong>de</strong>m MfS" verpflichtet. Lange Zeit wur<strong>de</strong> Schalck-<br />

Golodkowski als OibE durch <strong>de</strong>n MfS-Offizier für<br />

Son<strong>de</strong>raufgaben, Heinz Volpert, betreut, <strong>de</strong>r direkt<br />

<strong>de</strong>m Minister für Staatssicherheit, E rich Mielke, ver- -<br />

antwortlich war. Die Zentrale <strong>und</strong> die Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong>n in<br />

erster Linie durch die Hauptabteilung XVIII <strong>de</strong>s MfS<br />

abgesichert <strong>und</strong> kontrolliert. Im Jahre 1983 erfolgte<br />

eine weitgehen<strong>de</strong> Reorganisation <strong>de</strong>r Beziehungen<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit. Durch <strong>de</strong>n<br />

MfS-Befehl Nr. 14/83 Erich Mielkes wur<strong>de</strong> eine beson<strong>de</strong>re<br />

Abwehreinheit innerhalb <strong>de</strong>s MfS geschaffen,<br />

die Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(AG BKK), die nur die Absicherung <strong>und</strong> Kontrolle<br />

<strong>de</strong>s von Dr. Schalck-Golodkowski geleiteten Bereichs<br />

zur Aufgabe hatte. Der Leiter <strong>de</strong>r AG BKK unterstand<br />

<strong>de</strong>m Mielke-Stellvertreter MfS-Generalleutnant<br />

Rudi Mittig. Gleichzeitig wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Erich Mielke „direkt unterstellt" <strong>und</strong><br />

„persönlich rechenschaftspflichtig" in allen Fragen.<br />

die die Sicherheit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen nachrichtendienstliche Nutzung<br />

durch das MfS betrafen. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

wur<strong>de</strong> ausdrücklich dazu verpflichtet, „die Nutzung<br />

<strong>de</strong>r Möglichkeiten <strong>de</strong>s Bereiches für die politisch-operative<br />

Arbeit <strong>de</strong>s MfS" zu gewährleisten. (Vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

146, S. 1105) In seinem Befehl Nr. 12/88 vom 21. Juni<br />

1988 bekräftigte E rich Mielke die Verpflichtung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong> seines Bereichs zur „Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r politisch-operativen Arbeit <strong>de</strong>s MfS".<br />

(Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

196, S. 1490) Über eine telefonische Son<strong>de</strong>rleitung<br />

war Schalck-Golodkowski unmittelbar mit<br />

Erich Mielke verb<strong>und</strong>en. Innerhalb <strong>de</strong>s MfS konnte<br />

sich Dr. Schalck-Golodkowski durch seine Direktunterstellung<br />

unter E rich Mielke einen Einfluß verschaffen,<br />

<strong>de</strong>r teilweise über <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r MfS-Abteilungsleiter<br />

hinausging, die dienstlich mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung befaßt waren.<br />

Im Machtgeflecht <strong>de</strong>r SED-Parteidiktatur nahm Dr.<br />

Schalck-Golodkowski als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung eine ungewöhnliche Position<br />

ein. Als MfS-Offizier im beson<strong>de</strong>ren Einsatz, als Mitglied<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED (seit 1986) <strong>und</strong> als Staatssekretär<br />

im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l war er unmittelbar<br />

<strong>de</strong>r Führungsspitze <strong>de</strong>r DDR, bestehend aus Honecker,<br />

Dr. Mittag <strong>und</strong> Mielke, unterstellt. Außer Honecker,<br />

Dr. Mittag <strong>und</strong> Mielke hatte Schalck-Golodkowski<br />

spätestens in <strong>de</strong>n 80er Jahren keine Vorgesetzten<br />

mehr. Egon Krenz, <strong>de</strong>r am 18. Oktober 1989<br />

Erich Honecker als Generalsekretär <strong>de</strong>r SED ablöste,<br />

unterstellte sich in einer seiner ersten Amtshandlungen<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>ssen Leiter sogar unmittelbar. Diese Direktunterstellung<br />

unter <strong>de</strong>n neuen Generalsekretär <strong>de</strong>r SED,<br />

Egon Krenz, kam auf einen Vorschlag Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

zustan<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r seit Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre einen<br />

intensiven Meinungsaustausch mit Egon Krenz<br />

gepflegt hatte, <strong>und</strong> war Ausdruck <strong>de</strong>r erheblichen<br />

wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Be<strong>de</strong>utung, die <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung erlangt hatte.<br />

Aber mittels dieser Direktunterstellung konnte angesichts<br />

<strong>de</strong>s zunehmen<strong>de</strong>n Machtverlusts <strong>de</strong>r SED-Parteiherrschaft<br />

En<strong>de</strong> 1989 die außeror<strong>de</strong>ntliche Son<strong>de</strong>rstellung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> seines Leiters nur für eine kurze Übergangszeit<br />

noch aufrechterhalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs genoß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

unter <strong>de</strong>n Bedingungen <strong>de</strong>r SED-Diktatur erhebliche<br />

Entscheidungsfreiheit in <strong>de</strong>r Wahrnehmung seiner<br />

Aufgaben. Das Spektrum seiner Entscheidungsbefugnisse<br />

war breit <strong>und</strong> umfaßte im Rahmen <strong>de</strong>r Leitung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung die<br />

Führung von Verhandlungen mit Regierungsstellen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> die Koordination<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Bank- <strong>und</strong> Kreditpolitik. Seine<br />

unmittelbare Handlungsgr<strong>und</strong>lage waren direkte -<br />

teilweise mündliche - Weisungen Erich Honeckers,<br />

Dr. Günter Mittags <strong>und</strong> E rich Mielkes.<br />

Wichtige Hinweise darauf, wie eng Dr. Schalck-Golodkowski<br />

mit Dr. Günter Mittag <strong>und</strong> Erich Mielke zusammenarbeitete,<br />

geben die Aussagen <strong>de</strong>s längjährigen<br />

persönlichen Kraftfahrers von Schalck-Golodkowski,<br />

Klaus Träber. Gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

führte Klaus Träber über die Postverbindungen<br />

zwischen Dr. Schalck-Golodkowski, Dr.<br />

Günter Mittag <strong>und</strong> Erich Mielke folgen<strong>de</strong>s aus: „Die<br />

Hauptadresse war in Wandlitz Mittag... Da ging generell<br />

die Post hin... Der Mittag hat die Post gekriegt,<br />

<strong>und</strong> er hat sie dann ja praktisch weitergegeben an Honecker...<br />

dann ging manchmal noch eine Information<br />

zu Mielke..." Träber weiter: „Zu Günter Mittag - sowohl<br />

nach Wandlitz wie ins ZK-Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r SED in<br />

Berlin - sind wir am Tag, auf <strong>de</strong>utsch gesagt, h<strong>und</strong>ertmal<br />

hingefahren. Da wur<strong>de</strong> ja je<strong>de</strong>s Schriftstück einzeln<br />

gefahren. Das war ja manchmal wie im Irrenhaus...<br />

So ging das auch, wenn Mittag im Urlaub war.<br />

Dann war ja Schalck meistens auch im Urlaub. Der<br />

durfte ja bloß gehen, wenn Herr Mittag ging." Nach<br />

eigenen Angaben mußte Träber dann „<strong>de</strong>n Kurier<br />

spielen zwischen ZK <strong>und</strong> Urlaubsplatz. " Wenn Dr.<br />

Schalck-Golodkowski Verhandlungen mit Vertretern<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland führte, habe Träber<br />

mehr als sonst auch Unterlagen an E rich Mielke ausliefern<br />

müssen. Über Dr. Schalck-Golodkowskis Verhältnis<br />

zu Erich Mielke führte Gisela Brachaus, die<br />

seit 1976 als Sekretärin Schalck-Golodkowskis tätig<br />

war, gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß aus:<br />

„Wenn er mit Herrn Mittag telefoniert hat, da hat er<br />

irgendwie an<strong>de</strong>rs, lässig, telefoniert... aber bei Herrn<br />

Mielke ist er dann doch <strong>de</strong>s öftern aufgestan<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

hat im Stehen telefoniert. Damit wollte ich eigentlich<br />

sagen: Er hat Haltung angenommen..." (81. Sitzung,<br />

Protokoll S. 201 f.)<br />

Dr. Schalck-Golodkowski verfügte als Leiter <strong>de</strong>s Be<br />

reichs Kommerzielle Koordinierung über umfangrei<br />

che Son<strong>de</strong>rvollmachten. Bei <strong>de</strong>r Aufstellung <strong>de</strong>r Fünf-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

jahrplanung im Bereich selbst hatte er die Fe<strong>de</strong>rführung.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski gab <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m jeweiligen<br />

Plan festgelegten Betrag <strong>de</strong>r Gewinnabführung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs an die operative Staats<strong>de</strong>visenreserve<br />

vor. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

war <strong>de</strong>visenrechtlich selbständig. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

konnte entschei<strong>de</strong>n, wie die großen Geldfonds<br />

<strong>de</strong>s Bereichs eingesetzt wur<strong>de</strong>n. Ein erheblicher<br />

Teil <strong>de</strong>r Gewinne <strong>de</strong>s Bereichs konnte so auf<br />

Konten <strong>de</strong>s Bereichs verbleiben <strong>und</strong> zu <strong>de</strong>n von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski bestimmten Zwecken verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. Hier eröffneten sich Spielräume für außerökonomische<br />

Verwendungen von umfangreichen<br />

Geldbeträgen. Die Kompetenzen, über die Dr.<br />

-<br />

Schalck-Golodkowski als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung verfügte, nutzte er zur Entfaltung<br />

<strong>de</strong>r Möglichkeiten seines Bereichs.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong><br />

Staatsführung in Wirtschaftsfragen konsultiert <strong>und</strong> in<br />

Regierungsverhandlungen internationaler Schwerpunktobjekte<br />

eingeb<strong>und</strong>en, teilweise war er fe<strong>de</strong>rführend.<br />

Das Politbüro zog ihn zu Beratungen über<br />

aktuelle finanz- <strong>und</strong> wirtschaftspolitische Themen<br />

hinzu. Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> zu <strong>de</strong>n Rapporten<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Ressortminister über Plan- <strong>und</strong><br />

Exportplan-Erfüllungen hinzugezogen. Er war bei<br />

<strong>de</strong>n Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen um die Realisierung <strong>de</strong>r<br />

Produktions- <strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>ls-Kennziffern <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Ministerien anwesend. Da Dr. Schalck-Golodkowski<br />

bei zahlreichen Wi rtschaftsberatungen auf<br />

höchster Ebene beteiligt war, hatte er einen umfassen<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> weitestgehend realistischen Überblick<br />

über <strong>de</strong>n jeweiligen Stand <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r DDR.<br />

Dr. Günter Mittag bezog Dr. Schalck-Golodkowski in<br />

Regierungsfunktionen ein <strong>und</strong> betraute ihn mit Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Funktionen, die weit über seine ursprüngliche<br />

Position als Staatssekretär hinausgingen. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> sein Bereich wur<strong>de</strong>n von<br />

<strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r DDR für die Durchführung sämtlicher<br />

kommerzieller Vereinbarungen zwischen <strong>de</strong>n<br />

Regierungen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland eingesetzt. Fe<strong>de</strong>rführend war er für <strong>de</strong>ren<br />

ökonomische Beurteilung <strong>und</strong> Realisierung, auch<br />

wenn an<strong>de</strong>re Ministerien als Partner <strong>de</strong>r b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen<br />

Gremien auftraten. Entsprechen<strong>de</strong>s galt für die<br />

kommerzielle Regelung aller von <strong>de</strong>n Kirchen <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland finanzierten Bauten<br />

<strong>und</strong> Investitionen im kirchlich-sozialen Bereich.<br />

Nach<strong>de</strong>m Dr. Schalck-Golodkowski bereits 1976 in<br />

eine Reihe von Arbeitsgruppen <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>r<br />

SED - insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r AG Zahlungsbilanz - berufen<br />

wor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> ihm 1982 aufgr<strong>und</strong> einer mündlichen<br />

Weisung Dr. Günter Mittags die Koordination<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Bank- <strong>und</strong> Kreditpolitik, also von<br />

Bereichen übertragen, die unmittelbaren Einfluß auf<br />

die Zahlungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR hatten. Seine Kompetenzen<br />

gingen soweit, daß er angesichts einer Verschuldung<br />

<strong>de</strong>r DDR, die im Jahre 1989 51,6 Mrd. VM<br />

erreichte, Liquiditätsreserven in Milliar<strong>de</strong>nhöhe anlegen<br />

konnte, über die die Staatliche Plankommission<br />

<strong>und</strong> das Politbüro <strong>de</strong>r SED - abgesehen von Honekker,<br />

Dr. Mittag <strong>und</strong> Mielke - nichts wußten. Als Dr.<br />

Schalck-Golodkowski am 14. November 1989 ge-<br />

meinsam mit Dr. Herta König, Stellvertreterin <strong>de</strong>s Ministers<br />

<strong>de</strong>r Finanzen, <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission,<br />

Gerhard Schürer, <strong>und</strong> <strong>de</strong>n gera<strong>de</strong> neugewählten<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r DDR, Dr. Hans<br />

Modrow, aufgr<strong>und</strong> einer dringen<strong>de</strong>n Anfrage Schürers<br />

über die tatsächliche Verschuldungssituation <strong>de</strong>r<br />

DDR aufklärte, legte er zwar Liquiditätsreserven in<br />

Höhe von 12,6 Mrd. VM offen, um die sich die Verschuldung<br />

<strong>de</strong>r DDR verringere. Aber er informierte<br />

sie nicht über die Goldbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung (in Höhe von r<strong>und</strong> 0,5 Mrd.<br />

DM) <strong>und</strong> die Guthaben <strong>de</strong>s Bereichs auf Konten bei<br />

ausländischen Banken.<br />

Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> waren Dr. Schalck-Golodkowski<br />

- soweit <strong>de</strong>r Untersuchungsaussschuß dies<br />

feststellen konnte - zwölf volkseigene Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>und</strong> zwei privat geführte sog. Vertreterfirmen<br />

direkt unterstellt. Außer<strong>de</strong>m verfügte <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland über<br />

20 eigene Unternehmen <strong>und</strong> sechs Beteiligungsgesellschaften.<br />

Alle diese Unternehmen mußten die erzielten<br />

Gewinne <strong>und</strong> Provisionen an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung abführen, <strong>de</strong>r hieraus -<br />

genauso wie aus <strong>de</strong>n Einnahmen eigener Geld- <strong>und</strong><br />

Kreditgeschäfte - Valutaeinnahmen erzielte.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski leitete <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung politisch <strong>und</strong> fachlich <strong>und</strong><br />

nahm die Vertretung <strong>de</strong>s Bereichs gegenüber <strong>de</strong>r Parteiführung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Regierung persönlich wahr. Er<br />

war ein treuer Gefolgsmann <strong>de</strong>r herrschen<strong>de</strong>n Staatspartei<br />

SED <strong>und</strong> ein loyaler Diener <strong>de</strong>s Staates DDR.<br />

Um das Überleben <strong>de</strong>r DDR zu sichern <strong>und</strong> die<br />

Machtstrukturen unverän<strong>de</strong>rt zu erhalten, an <strong>de</strong>nen<br />

er teilhatte, setzte er sein gesamtes Können, seine Einsatzbereitschaft<br />

<strong>und</strong> seine Kompetenz ein. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski ließ es nicht bei <strong>de</strong>r Ausführung<br />

von Anweisungen bewen<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn entwikkelte<br />

eigene Initiativen <strong>und</strong> gab zahlreiche Denkanstöße<br />

zur Effektivierung <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

für die Staatspartei SED, <strong>de</strong>n Staat DDR <strong>und</strong> das Ministerium<br />

für Staatssicherheit. Als hauptamtlicher Parteisekretär<br />

hatte Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1965 <strong>und</strong> 1966 an <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mitgewirkt. Als Leiter <strong>de</strong>s<br />

Bereichs formulierte er in seiner Dissertation gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>m MfS-Offizier Heinz Volpert 1970 wichtige<br />

I<strong>de</strong>en, wie die Devisenerwirtschaftung durch <strong>de</strong>n<br />

Bereich im Zusammenwirken mit <strong>de</strong>m MfS verbessert<br />

<strong>und</strong> ausge<strong>de</strong>hnt wer<strong>de</strong>n könnte. Eine Reihe dieser<br />

I<strong>de</strong>en wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Folgejahren unter seiner Leitung<br />

umgesetzt.<br />

Willfährig sorgte Dr. Schalck-Golodkowski allerdings<br />

über die bisher genannten wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen<br />

Aufgaben hinaus auch dafür, daß es vor allem<br />

Erich Honecker, Dr. Günter Mittag <strong>und</strong> Erich Mielke<br />

an nichts fehlte. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

unterhielt zwei Kuriergruppen, um je<strong>de</strong>rzeit<br />

auch die ausgefallensten Son<strong>de</strong>rwünsche <strong>de</strong>r Partei-<br />

<strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r DDR befriedigen zu können.<br />

Eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Gruppen von Kurieren, die sog. Croy<br />

Gruppe, wie sie nach einem <strong>de</strong>r Mitarbeiter genannt<br />

wur<strong>de</strong>, war Dr. Schalck-Golodkowski direkt zugeordnet<br />

<strong>und</strong> erhielt je<strong>de</strong>n Morgen von ihm ihre Aufträge.


Sie war hauptsächlich für die Personen Honecker, Dr.<br />

Mittag <strong>und</strong> Mielke tätig. Wie Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin am 7. Juli 1992 ausgesagt hat, ließ<br />

er beispielsweise durch seine Kuriere je<strong>de</strong>smal zwei<br />

Koffer mit Vi<strong>de</strong>ofilmen in Berlin (West) kaufen, wenn<br />

Erich Honecker in Urlaub fuhr. Nach eigenen Angaben<br />

an gleicher Stelle erfüllte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

solche Wünsche „bedingungslos".<br />

Über <strong>de</strong>n Führungsstil Dr. Schalck-Golodkowskis als<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung haben<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß kaum aussagekräftige<br />

Unterlagen <strong>und</strong> Zeugenaussagen vorgelegen.<br />

Soweit dies <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß feststellen -<br />

konnte, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bereich von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

straff <strong>und</strong> unbürokratisch geführt. Nach Aussage<br />

von Waltraud Lisowski, Leiterin <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II im Bereich Kommerzielle Koordinierung, hielt<br />

Dr. Schalck-Golodkowski „die Hierarchie nicht unbedingt<br />

immer ein" . (72. Sitzung, Protokoll S. 27) Nach<br />

Darstellung seiner Sekretärin Gisela Brachaus verstand<br />

Schalck-Golodkowski es, „sowohl Mitarbeiter<br />

als auch Staatssekretäre o<strong>de</strong>r Minister ... für bestimmte<br />

Vorhaben" zu motivieren. Er wartete „nicht<br />

erst irgendwie ab ..., bis irgendwo eine Entscheidung"<br />

fiel, son<strong>de</strong>rn legte „selbst vielleicht schon irgendwelche<br />

Vorschläge vor" o<strong>de</strong>r versuchte, „einen<br />

Ausweg" zu fin<strong>de</strong>n. (81. Sitzung, Protokoll S. 111 f.)<br />

Dr. Schalck-Golodkowski drängte auf die strenge Einhaltung<br />

einer konspirativen Verhaltensweise durch<br />

seine Mitarbeiter, wie sie auch im MfS selbst üblich<br />

war. Er verpflichtete seine Mitarbeiter zu unbedingter<br />

Verschwiegenheit.<br />

III. Dr. Schalck-Golodkowski als Verhandlungspartner<br />

in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen<br />

1. Hintergr<strong>und</strong>, beson<strong>de</strong>rer Auftrag <strong>und</strong> Koordi<br />

nierung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Verhandlungen<br />

a) Historisch-politischer Überblick<br />

Die Rolle Dr. Schalck-Golodkowskis als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung war eng verb<strong>und</strong>en<br />

mit seiner Funktion als Gesprächspartner <strong>und</strong><br />

Verhandlungsführer auf Seiten <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n Beziehungen<br />

zur B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Die Be<strong>de</strong>utung<br />

seiner Tätigkeit entwickelte .sich in <strong>de</strong>m Maße,<br />

wie in <strong>de</strong>n 70er <strong>und</strong> 80er Jahren das Verhältnis zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Staaten in Deutschland zu einer<br />

Reihe von Verträgen <strong>und</strong> Vereinbarungen auf Regierungsebene<br />

führte. Dr. Schalck-Golodkowski hatte<br />

dabei die Aufgabe, neben <strong>de</strong>n offiziell geführten Verhandlungen<br />

eine vertrauliche Gesprächsebene zu unterhalten,<br />

die auf seiten <strong>de</strong>r DDR insbeson<strong>de</strong>re dadurch<br />

gekennzeichnet war, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

über eine unmittelbare Verbindung zur SED-<br />

Führung verfügte. Wesentlicher Gegenstand <strong>de</strong>r Gespräche,<br />

die Dr. Schalck-Golodkowski mit Regierungsvertretern<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

führte, waren die finanziellen Leistungen an die DDR<br />

im Zusammenhang mit vertraglichen Vereinbarungen<br />

zwischen bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Im Verhältnis zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Staaten in<br />

Deutschland markierte <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>r Mauer durch Berlin<br />

im August 1961 einen Tiefpunkt. Verbindungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

DDR waren auf wenige technische Kontakte beschränkt<br />

sowie auf solche unterhalb <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Ebene, wie die im kirchlichen Bereich.<br />

Nur allmählich kam es in <strong>de</strong>n Jahren nach 1961 zu<br />

Gesprächskontakten zwischen staatlichen Stellen<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Beauftragten, bei <strong>de</strong>nen es vor allem um<br />

menschliche Erleichterungen, insbeson<strong>de</strong>re im geteilten<br />

Berlin, ging.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski in dieser Zeit, erstmals 1967,<br />

als Gesprächspartner eines west<strong>de</strong>utschen Politikers,<br />

<strong>de</strong>s damaligen Berliner Wirtschaftssenators Dr. Karl<br />

König, in Erscheinung trat. Wenige Monate zuvor war<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung gebil<strong>de</strong>t<br />

<strong>und</strong> er als <strong>de</strong>ssen Leiter ernannt wor<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n seinerzeit<br />

geheim gebliebenen Kontakten vertrat Dr.<br />

Schalck-Golodkowski die DDR als stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Minister im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l (MAI).<br />

Sowohl Dr. König als auch Dr. Schalck-Golodkowski<br />

hatten offiziell Verhandlungsmandate zu Gesprächen<br />

auf informeller Ebene erhalten. Auf dieser Ebene<br />

setzte Dr. Schalck-Golodkowski die Gespräche bis zu<br />

seiner Flucht in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland am<br />

3.Dezember 1989 fort. Seine Gesprächspartner waren<br />

- zu unterschiedlichen Zeiten - Karl-Otto Pöhl, damals<br />

Staatssekretär im B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen,<br />

Dr. Karl-Werner Sanne, seinerzeit Ministerialdirektor<br />

im B<strong>und</strong>eskanzleramt, Günter Gaus, Klaus Bölling<br />

<strong>und</strong> Dr. Hans-Otto Bräutigam, ehemals Leiter <strong>de</strong>r<br />

Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in Berlin (Ost), Dr. Philipp Jenninger, damals<br />

Staatsminister im B<strong>und</strong>eskanzleramt, Dr. Wolfgang<br />

Schäuble <strong>und</strong> Rudolf Seiters, seinerzeit Chefs <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramtes <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esminister für beson<strong>de</strong>re<br />

Aufgaben.<br />

Für Art <strong>und</strong> Intensität <strong>de</strong>r Verhandlungsführung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis waren zwei Entwicklungen<br />

von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung:<br />

Durch die inner<strong>de</strong>utschen Zusatzvereinbarungen<br />

zum Viermächte-Abkommen über Berlin aus <strong>de</strong>m<br />

Jahre 1971 <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Vertrag über die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>de</strong>r<br />

Beziehungen zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen Republik<br />

(Gr<strong>und</strong>lagenvertrag) aus <strong>de</strong>m Jahre 1972 sind zahlreiche<br />

Verhandlungsgegenstän<strong>de</strong> mit finanzieller Be<strong>de</strong>utung<br />

benannt wor<strong>de</strong>n. Die Einrichtung Ständiger<br />

Vertretungen am Sitz <strong>de</strong>r jeweiligen Regierung als<br />

ein Ergebnis <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>lagenvertrags schuf für Dr.<br />

Schalck-Golodkowski zu<strong>de</strong>m die Möglichkeit einer<br />

zentralen Gesprächsebene zur B<strong>und</strong>esregierung. Der<br />

erste Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Berlin (Ost) war <strong>de</strong>r frühere<br />

Staatssekretär im B<strong>und</strong>eskanzleramt Günter Gaus.<br />

Der Regierungswechsel im Oktober 1982 von <strong>de</strong>r<br />

SPD-F.D.P.-Koalition zur CDU/CSU-F.D.P.-Koalition<br />

be<strong>de</strong>utete für die Staats- <strong>und</strong> Parteiführung <strong>de</strong>r DDR<br />

zunächst insofern eine Verunsicherung, als ihr nicht<br />

bekannt war, welchen <strong>de</strong>utschlandpolitischen Kurs


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

die neue Regierung unter B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Helmut<br />

Kohl einschlagen wür<strong>de</strong>, nach<strong>de</strong>m die CDU/CSU <strong>de</strong>n<br />

Gr<strong>und</strong>lagenvertrag 1972 abgelehnt hatte.<br />

b) Vorbereitung <strong>und</strong> Koordinierung <strong>de</strong>r<br />

inner<strong>de</strong>utschen Verhandlungen in <strong>de</strong>r DDR<br />

Die beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung, die die SED-Führung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis Funktion bei <strong>de</strong>n Verhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland beimaß,<br />

wur<strong>de</strong> darin <strong>de</strong>utlich, daß er ab 1976 als Leiter einer<br />

staatlichen Behör<strong>de</strong>, <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l, nicht<br />

nur unmittelbar in zentrale Führungsbereiche <strong>de</strong>r<br />

SED eingeb<strong>und</strong>en, son<strong>de</strong>rn gleichzeitig <strong>de</strong>m Politbü- -<br />

ro-Mitglied <strong>und</strong> ZK-Sekretär für Wi rtschaft, Dr. Mittag,<br />

- unter Beibehaltung seiner „staatlichen Verantwortung"<br />

- direkt unterstellt wur<strong>de</strong>.<br />

Am 2. November 1976 berief das SED-Politbüro <strong>de</strong>n<br />

stellvertreten<strong>de</strong>n Minister Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zum Staatssekretär im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l.<br />

Er blieb auch weiterhin zuständig für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, wur<strong>de</strong> aber gleichzeitig<br />

Mitglied in <strong>de</strong>r vom Politbüro gebil<strong>de</strong>ten Wirtschaftskommission<br />

sowie <strong>de</strong>r ebenfalls vom Politbüro eingerichteten<br />

Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

„BRD". Leiter <strong>de</strong>r Kommissionen <strong>und</strong> Arbeitsgruppen<br />

war Dr. Mittag.<br />

aa) Arbeitsgruppe „BRD" <strong>de</strong>s SED- Politbüros <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Die Arbeitsgruppe „BRD" - wie <strong>de</strong>r offizielle Name<br />

lautete - <strong>de</strong>s Politbüros war zuständig für alle die inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen betreffen<strong>de</strong>n Fragen. In<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen fan<strong>de</strong>n sich jedoch unterschiedliche<br />

Bezeichnungen für diese Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe<br />

„BRD/Westberlin", Arbeitsgruppe „BRD/<br />

Berlin (West)", Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Politbüros. Das<br />

zentrale Parteiarchiv <strong>de</strong>r SED führte die Protokolle<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe unter <strong>de</strong>m Titel: „Festlegungsprotokolle<br />

einer Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s ZK<br />

<strong>de</strong>r SED über die ökonomische, wissenschaftlichtechnische<br />

Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r BRD" . Der Untersuchungsausschuß geht trotz <strong>de</strong>r<br />

unterschiedlichen Bezeichnungen davon aus, daß es<br />

sich um ein <strong>und</strong> dieselbe Arbeitsgruppe han<strong>de</strong>lt, wofür<br />

auch <strong>de</strong>r immer gr<strong>und</strong>sätzlich vorhan<strong>de</strong>ne inner<strong>de</strong>utsche<br />

Bezug spricht, wenn von <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

die Re<strong>de</strong> ist.<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe „BRD" waren die Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

Dr. Günter Mittag, Hermann Axen,<br />

Werner Krolikowski <strong>und</strong> Paul Verner, <strong>de</strong>r Kandidat<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission,<br />

Gerhard Schürer, Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Außenminister, Kurt Nier. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> Sekretär <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe.<br />

Unklar ist für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß geblieben,<br />

wann die Politbüro-Arbeitsgruppe eingerichtet wur<strong>de</strong>.<br />

Nach Angaben von Dr. Mittag vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

wur<strong>de</strong> sie 1967 auf Initiative von<br />

Walter Ulbricht ins Leben gerufen. Nach Aussage von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrich-<br />

tendienst bestand sie schon 1972, <strong>de</strong>nn er habe alle<br />

Beschlüsse <strong>und</strong> Vorlagen <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe „BRD"<br />

danach gesammelt. Formell wur<strong>de</strong> die Arbeitsgruppe<br />

„BRD" durch einen Politbürobeschluß aus <strong>de</strong>m Jahre<br />

1976 eingerichtet. Dem Untersuchungsausschuß liegen<br />

sog. Festlegungsprotokolle einer Arbeitsgruppe<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED über die ökonomische,<br />

wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit zwischen<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

für <strong>de</strong>n Zeitraum ab 1974 vor.<br />

Diese für <strong>de</strong>n Zeitraum 1974 bis 1989 vorliegen<strong>de</strong>n<br />

sog. Festlegungsprotokolle wur<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski gefertigt, o<strong>de</strong>r er hat zumin<strong>de</strong>st<br />

für <strong>de</strong>ren Richtigkeit gezeichnet. Die Themen,<br />

die die Arbeitsgruppe behan<strong>de</strong>lte, betrafen alle Bereiche<br />

<strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen.<br />

Die sog. Festlegungsprotokolle enthielten allerdings<br />

keine Hinweise auf Verhandlungen, die Dr. Schalck-<br />

Golodkowski mit b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Verhandlungspartnern<br />

geführt hat. Lediglich in einem Vermerk<br />

vom 15. Februar 1978 wur<strong>de</strong> festgehalten, daß bei Gesprächen<br />

über die Transitpauschale Gaus in einem<br />

„Vier-Augen-Gespräch" auf mögliche Verhaltensweisen<br />

<strong>de</strong>r DDR hinzuweisen sei. In <strong>de</strong>m Protokoll<br />

wur<strong>de</strong> jedoch nicht erwähnt, daß diese Information an<br />

Gaus durch Dr. Schalck-Golodkowski erfolgen sollte.<br />

Nach <strong>de</strong>n sog. Festlegungsprotokollen <strong>de</strong>r Politbüro<br />

Arbeitsgruppe wur<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n einzelnen Tagesordnungspunkten<br />

die für die jeweiligen Verhandlungsgegenstän<strong>de</strong><br />

fachlich zuständigen Ministerien gehört,<br />

die auch im wesentlichen die Arbeit für die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Vorlagen leisteten. Die Arbeitsgruppe<br />

entschied über das in <strong>de</strong>r Vorlage vorgesehene Vorgehen<br />

<strong>und</strong> machte gegebenenfalls Vorschläge zur Erledigung<br />

anfallen<strong>de</strong>r Arbeiten für die administrative<br />

Ebene. Eine Entscheidung über die weitere Erledigung<br />

eines Tagesordnungspunktes konnte z.B. sein,<br />

die bestätigte Vorlage durch Dr. Mittag <strong>de</strong>m SED-Generalsekretär<br />

Honecker zur Kenntnisnahme, zur Zustimmung<br />

o<strong>de</strong>r zur sonstigen Entscheidung vorzulegen.<br />

Nicht bestätigte Vorlagen mußten entsprechend<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe vorgenommenen Vorgaben<br />

überarbeitet <strong>und</strong> erneut vorgelegt wer<strong>de</strong>n. Für<br />

diese Überarbeitung waren wie<strong>de</strong>rum die Fachministerien<br />

zuständig.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hatte als Sekretär <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

die Sitzungen vorzubereiten. Dabei<br />

stützte er sich auf Dieter Paul, Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

III <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, zu<br />

<strong>de</strong>r auch die Abteilung BRD/Westberlin gehörte.<br />

Diese Abteilung hatte die Aufgabe, für die Sitzungen<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe „BRD" im Politbüro <strong>Bericht</strong>e zu erstellen<br />

<strong>und</strong> Erledigungsvorschläge zu erarbeiten.<br />

Vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß berichtete Paul,<br />

daß in seiner Abteilung wirtschaftspolitisch relevante<br />

Aktivitäten gegenüber <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

koordiniert wor<strong>de</strong>n seien. Dabei sei <strong>de</strong>r gesamte<br />

Bereich <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen erfaßt gewesen,<br />

auch das, was Dr. Schalck-Golodkowski nicht<br />

verhan<strong>de</strong>lt habe, son<strong>de</strong>rn die Fachminister. Er <strong>und</strong><br />

seine Mitarbeiter hätten auch die Arbeitspapiere für<br />

Dr. Schalck-Golodkowski erstellt.


Paul teilte mit, daß er Weisungen direkt von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski erhalten habe. Dieser habe ihn<br />

nach <strong>de</strong>n Sitzungen über <strong>de</strong>ren Ergebnisse unterrichtet,<br />

damit er zusammen mit <strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>r Abteilung<br />

BRD/Westberlin für die entsprechen<strong>de</strong> Umsetzung<br />

auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Ministerien sorgen konnte.<br />

Aus <strong>de</strong>r Zeit zwischen 1984 <strong>und</strong> En<strong>de</strong> 1989 waren in<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

nur noch wenige Protokolle <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

„BRD" zu fin<strong>de</strong>n. Daß die Arbeitsgruppe aber<br />

auch in diesem Zeitraum getagt haben muß, belegt<br />

die Tatsache, daß noch im Juni 1989 einige Briefe von<br />

Dr. Mittag an Honecker mit <strong>de</strong>r Formulierung „Die<br />

Arbeitsgruppe behan<strong>de</strong>lte ..." beginnen.<br />

Welche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe tatsächlich zukam,<br />

hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß im einzelnen<br />

nicht nachvollziehen können.<br />

Die Unterlagen, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen, lassen nicht erkennen, ob <strong>und</strong> in welcher<br />

Weise insbeson<strong>de</strong>re Diskussionen <strong>und</strong> Entscheidungen<br />

<strong>de</strong>r Politbüro-Arbeitsgruppe die Verhandlungsgr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>und</strong> Verhandlungsführung von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski bestimmten.<br />

bb) Rolle Dr. Schalck -Golodkowskis<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Rolle als Gesprächspartner<br />

<strong>und</strong> Verhandlungsführer auf seiten <strong>de</strong>r DDR in<br />

<strong>de</strong>n Beziehungen zur B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

war insofern beson<strong>de</strong>rs zentral, als er nicht nur Mitglied<br />

<strong>de</strong>r Politbüro-Arbeitsgruppe „BRD" war, son<strong>de</strong>rn<br />

gleichzeitig <strong>de</strong>ren Sekretär; zu<strong>de</strong>m unterstand<br />

ihm innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

eine Abteilung mit mehreren Mitarbeitern zur<br />

Unterstützung <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe „BRD".<br />

Ob <strong>und</strong> inwieweit Dr. Schalck-Golodkowski in seinen<br />

inner<strong>de</strong>utschen Verhandlungen außer<strong>de</strong>m die Funktion<br />

eines persönlichen Beauftragten von SED-Generalsekretär<br />

Erich Honecker hatte, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r ihm vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

nicht klären können.<br />

Auch aus <strong>de</strong>m bereits erwähnten Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED vom 2. November 1976 ergab<br />

sich keine entsprechen<strong>de</strong> Son<strong>de</strong>rstellung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis als persönlicher Beauftragter<br />

von Honecker.<br />

Nach Aussagen Dr. Schalck-Golodkowskis konnte er<br />

seine Rolle als vertraulicher Verhandlungsführer allerdings<br />

nur mit Einverständnis von Honecker ausüben.<br />

Seiner Darstellung zufolge hatte er insoweit direkten<br />

Zugang zu Honecker, als dieser die von ihm entworfenen<br />

Direktiven für Verhandlungen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland genehmigte <strong>und</strong> ihn damit direkt<br />

bevollmächtigte.<br />

Dies beschrieben in ihren Aussagen auch die Zeugen<br />

Gaus, Bölling, Dr. Bräutigam, Dr. Jenninger, Dr.<br />

Schäuble <strong>und</strong> Seiters, die darlegten, daß Dr. Schalck-<br />

Golodkowski in <strong>de</strong>n Verhandlungen als Beauftragter<br />

<strong>de</strong>s Generalsekretärs <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Honecker, auftrat.<br />

Nach Aussage <strong>de</strong>s letzten Generalsekretärs <strong>de</strong>r<br />

SED, Egon Krenz, war Dr. Schalck-Golodkowski in al-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

len Fragen, die die Gespräche mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland betrafen, an die Weisungen von Dr.<br />

Mittag <strong>und</strong> Erich Honecker geb<strong>und</strong>en.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Zusammenarbeit zwischen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Politbüromitglied Dr. Mittag<br />

bei <strong>de</strong>n Verhandlungen mit Gesprächspartnern<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

ein <strong>de</strong>utlicheres Bild aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Büros Mittag erhalten.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski fertigte über die von ihm<br />

geführten Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen Vermerke,<br />

die er an Dr. Mittag adressierte. Dieser leitete die Vermerke<br />

zur Information <strong>und</strong> gegebenenfalls zur Entscheidung<br />

an SED-Generalsekretär Honecker weiter.<br />

Honecker schrieb auf die O riginale <strong>de</strong>r Vermerke seine<br />

Sichtvermerke <strong>und</strong> seine Entscheidungen.<br />

Bei Bedarf übersandte Dr. Schalck-Golodkowski mit<br />

<strong>de</strong>m Gesprächsvermerk eine zu genehmigen<strong>de</strong> Arbeitsdirektive,<br />

in <strong>de</strong>r er <strong>de</strong>n zuständigen staatlichen<br />

Stellen Aufgaben zur Erledigung <strong>und</strong> <strong>Bericht</strong>erstattung<br />

zuwies. Für bestimmte Aufgaben nannte er sich<br />

selbst als Bearbeiter. Über <strong>de</strong>n Stand, <strong>de</strong>n Ablauf <strong>und</strong><br />

das Ergebnis <strong>de</strong>r Erledigung <strong>de</strong>r Arbeitsdirektiven<br />

berichtete Dr. Schalck-Golodkowski wie<strong>de</strong>rum an Dr.<br />

Mittag. Sofern ein weiteres Tätigwer<strong>de</strong>n notwendig<br />

war, erstellte Dr. Schalck-Golodkowski zur Erledigung<br />

<strong>de</strong>r Aufgaben nochmals Arbeitsdirektiven.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat hierzu vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ausgesagt, er habe nicht nur Dr. Mittag<br />

<strong>und</strong> Honecker informiert, son<strong>de</strong>rn auch jeweils<br />

Kopien <strong>de</strong>r Vermerke an Erich Mielke, <strong>de</strong>n Minister<br />

für Staatssicherheit, übersandt. Teilweise gingen Vermerke<br />

auch nur an E rich Mielke.<br />

Die herausragen<strong>de</strong> Stellung Dr. Schalck-Golodkowskis,<br />

die er über viele Jahre errungen hatte, wur<strong>de</strong><br />

auch durch die Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r DDR im Herbst<br />

1989 nicht gefähr<strong>de</strong>t.<br />

Dazu trug vor allem seine Fre<strong>und</strong>schaft mit Egon<br />

Krenz bei, <strong>de</strong>r, als Nachfolger von Honecker, seit <strong>de</strong>m<br />

18. Oktober 1989 neuer Generalsekretär <strong>de</strong>r SED war<br />

<strong>und</strong> sich am 24. Oktober 1989, nach<strong>de</strong>m Dr. Günter<br />

Mittag am 18. Oktober 1989 von seiner Funktion als<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED<br />

entb<strong>und</strong>en wor<strong>de</strong>n war, <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski direkt<br />

unterstellte.<br />

Mit Schreiben vom 25. Oktober 1989 an Krenz machte<br />

Dr. Schalck-Golodkowski einen Vorschlag für „Festlegungen<br />

zur weiteren Arbeit <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Arbeitsgruppe<br />

<strong>de</strong>s Politbüros BRD/Westberlin" . Diese<br />

Arbeitsgruppe sollte beim Politbüro angesie<strong>de</strong>lt bleiben.<br />

Das Politbüro hat über <strong>de</strong>n Vorschlag nach Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses jedoch<br />

nicht mehr beraten.<br />

Mit <strong>de</strong>r Wahl Dr. Hans Modrows zum neuen Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats am 13. November 1989<br />

mußte das Politbüro einen Teil seiner Macht abgeben.<br />

Unter <strong>de</strong>m Datum <strong>de</strong>s 22. November 1989 legte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski Krenz <strong>de</strong>n Entwurf eines<br />

Schreibens an Dr. Modrow mit einem Vorschlag zur<br />

„Koordinierung <strong>de</strong>r Arbeit mit <strong>de</strong>r BRD <strong>und</strong> Berlin


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

(West)" vor. Danach sollte ein „Staatssekretärsausschuß<br />

BRD/Berlin (West) " beim Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

<strong>de</strong>r DDR gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Der Entwurf Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis sah vor, daß er - Dr. Schalck-<br />

Golodkowski - diesen Ausschuß leiten sollte.<br />

Dieser Vorschlag Dr. Schalck-Golodkowskis wur<strong>de</strong><br />

im Ministerrat am 21. Dezember 1989 beraten <strong>und</strong> am<br />

4. Januar 1990 beschlossen. Statt <strong>de</strong>s am 3. Dezember<br />

1989 in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland geflüchteten<br />

Dr. Schalck-Golodkowski sollte <strong>de</strong>r Staatssekretär im<br />

Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten <strong>de</strong>r<br />

DDR, Wolfgang Rauchfuß, Leiter dieses Staatssekretärsausschusses<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

-<br />

c) Koordinierung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Verhandlungen<br />

bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

Auf seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland waren<br />

für die Koordinierung <strong>de</strong>r Deutschlandpolitik ein<br />

Staatssekretärsausschuß auf politischer Ebene <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r „Arbeitsstab Deutschlandpolitik" im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

auf administrativer Ebene zuständig.<br />

Zum Arbeitskreis <strong>de</strong>r Staatssekretäre gehörten neben<br />

<strong>de</strong>m Staatsminister beim B<strong>und</strong>eskanzler bzw. <strong>de</strong>m<br />

Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramts die Staatssekretäre <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen,<br />

<strong>de</strong>s Auswärtigen Amtes <strong>und</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Wirtschaft an sowie <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Berlin<br />

(Ost) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bevollmächtigte <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin beim<br />

B<strong>und</strong>. In Einzelfällen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kreis um Staatssekretäre<br />

an<strong>de</strong>rer Ressorts erweitert.<br />

Eine zentrale Rolle kam <strong>de</strong>m „Arbeitsstab Deutschlandpolitik"<br />

im B<strong>und</strong>eskanzleramt zu. Er entstand<br />

1977 aus <strong>de</strong>r Gruppe 22, einer Arbeitseinheit, die für<br />

die Beziehungen zur DDR zuständig war.<br />

Sowohl <strong>de</strong>r Staatssekretärsausschuß als auch <strong>de</strong>r<br />

„Arbeitsstab Deutschlandpolitik" waren die Gremien<br />

für die Vorbereitung, Abstimmung <strong>und</strong> Auswertung<br />

<strong>de</strong>r Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen mit <strong>de</strong>r Regierung<br />

<strong>de</strong>r DDR, d.h. auch <strong>de</strong>r Gespräche mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski.<br />

2. Verhandlungen zwischen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> seinen Gesprächspartnern in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

a) Verhandlungen mit Senator Dr. König, Staatsse<br />

kretär Pöhl <strong>und</strong> Ministerialdirektor Dr. Sanne<br />

Der erste Gesprächskontakt zwischen Dr. Schalck-<br />

Golodkowski <strong>und</strong> einem Verhandlungspartner aus<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland datiert aus <strong>de</strong>m Jahre<br />

1967. Schalck-Golodkowski beschrieb in einem<br />

ausführlichen Vermerk sein Treffen mit <strong>de</strong>m damaligen<br />

Berliner Senator für Wi rtschaft, Dr. Karl König,<br />

am 28. Mai 1967 in <strong>de</strong>ssen Wohnung in Berlin. Das<br />

Zustan<strong>de</strong>kommen dieses Gesprächs, in <strong>de</strong>m es in erster<br />

Linie um wirtschaftliche Projekte ging (die Lieferung<br />

von zwei je 250 MW Turbinen <strong>und</strong> 1000 Eisenbahnwaggons<br />

in die DDR), hat Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß folgen<strong>de</strong>rmaßen<br />

geschil<strong>de</strong>rt: In seiner Funktion als Erster Sekretär<br />

<strong>de</strong>r SED-Kreisleitung für <strong>de</strong>n Bereich Außen-<br />

han<strong>de</strong>l habe er die Leipziger Messen besucht <strong>und</strong> sei<br />

dort mit vielen west<strong>de</strong>utschen Geschäftsleuten in<br />

Kontakt gekommen. Dort habe er Horst Krumke, einen<br />

West-Berliner Großhändler für Fleisch <strong>und</strong> Tiere,<br />

kennengelernt. Von Krumke sei ihm <strong>de</strong>r Vorschlag<br />

gemacht wor<strong>de</strong>n, mit Dr. König zusammenzutreffen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski habe - laut Aussage vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß - seinen „Minister <strong>und</strong><br />

die Leute, die die Sache besser kannten" als er, entsprechend<br />

informiert. Daraufhin habe er von Willi<br />

Stoph, seinerzeit Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>und</strong><br />

stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Staatsrates, das<br />

Mandat zu einem ersten Kontaktgespräch mit Dr. König<br />

bekommen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski schil<strong>de</strong>rte in <strong>de</strong>m oben angeführten<br />

Vermerk weiter, daß Dr. König ihm ange<strong>de</strong>utet<br />

habe, daß mit <strong>de</strong>r Verwirklichung <strong>de</strong>r erörterten<br />

Projekte Möglichkeiten für weitere, auch offizielle<br />

Gespräche vorhan<strong>de</strong>n seien. Es müsse allerdings<br />

„leise" vor sich gehen, „um nicht die Konkurrenz im<br />

B<strong>und</strong>esgebiet <strong>und</strong> mit ihr west<strong>de</strong>utsche Politiker aufmerksam<br />

zu machen" . (Dokument-Nr. 785) Eine positive<br />

Beantwortung <strong>de</strong>r vorgetragenen Angebote<br />

durch die DDR könne insgesamt großen Einfluß auf<br />

die Verbesserung <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> Berlin (West) haben. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

beschrieb die Gesprächsatmosphäre als offen.<br />

Dieser erste Vermerk trug die Unterschrift von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>m ersten Blatt <strong>de</strong>n<br />

handschriftlichen Hinweis: „Son<strong>de</strong>rablage, Vorgang<br />

Dr. König" .<br />

Von seiten Dr. Königs lag <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

kein Vermerk über <strong>de</strong>n ersten Gesprächskontakt<br />

zu Dr. Schalck-Golodkowski vor.<br />

Aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong>n Unterlagen war zu entnehmen, daß die<br />

DDR in <strong>de</strong>r Folge großes Interesse am Zustan<strong>de</strong>kommen<br />

von Verträgen mit Berlin (West) hatte. Aber auch<br />

Dr. König war daran interessiert, die negative Han<strong>de</strong>lsbilanz<br />

Berlin (West) mit <strong>de</strong>r DDR ausgleichen.<br />

Am 15. Juni 1967 verfaßte Schalck-Golodkowski einen<br />

<strong>Bericht</strong> über ein Gespräch mit einem als „Kaiser"<br />

bezeichneten Gesprächspartner vom Vortag.<br />

Aus <strong>de</strong>r Chronologie <strong>de</strong>r bis zu jenem Zeitpunkt vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Vermerke <strong>und</strong> aus <strong>de</strong>ren Inhalten ergibt<br />

sich, daß mit <strong>de</strong>m Namen „Kaiser" Dr. König gemeint<br />

war. Nach Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß bat Dr. König ihn, dafür<br />

zu sorgen, daß sich aus <strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>r DDR keine<br />

frühzeitige Auf<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Geheimverhandlungen<br />

ergebe, da das für ihn <strong>und</strong> für seine Partei, die SPD,<br />

Scha<strong>de</strong>n nach sich ziehen könnte. Es sei ihm nicht<br />

schwergefallen, aus <strong>de</strong>m Namen „König" „Kaiser" zu<br />

machen.<br />

Zwischen Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. König fan<strong>de</strong>n<br />

danach zahlreiche Treffen statt, in <strong>de</strong>n ersten Monaten<br />

zum Teil in einem Abstand von zwei bis drei Tagen.<br />

Für <strong>de</strong>n Zeitraum von Mai 1967 bis September<br />

1968 lagen darüber allerdings nur Vermerke von<br />

Schalck-Golodkowski vor. Ab 1971 geht die Zahl <strong>de</strong>r<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski gefertigten Vermerke<br />

<strong>de</strong>utlich zurück. Von seiten Dr. Königs liegen <strong>de</strong>m Un-


tersuchungsausschuß nur die mit <strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramts übersandten Fernschreiben bezüglich<br />

<strong>de</strong>r Verhandlungen zwischen Dr. König <strong>und</strong><br />

Schalck-Golodkowski vor.<br />

Aus <strong>de</strong>n Unterlagen geht nicht hervor, wer von seiten<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bzw. von seiten <strong>de</strong>s<br />

Senats von Berlin die Kontakte Dr. Königs mit<br />

Schalck-Golodkowski kannte. Aus einem Vermerk<br />

Schalck-Golodkowskis über ein Gespräch mit Dr. König<br />

im Juni 1967 ist allerdings erkennbar, daß <strong>de</strong>r damalige<br />

Berliner Bausenator, Rolf Schwedler, <strong>de</strong>ssen<br />

Vertreter Dr. König bei längerer Abwesenheit war,<br />

Schalck-Golodkowskis Namen kannte.<br />

Es ist aus <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Unterlagen auch nicht ersichtlich,<br />

ob Dr. König sich mit <strong>de</strong>m Regieren<strong>de</strong>n Bürgermeister<br />

von Berlin, mit Berliner Senatskollegen<br />

o<strong>de</strong>r mit b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Politikern zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

Gespräche mit Dr. Schalck-Golodkowski über <strong>de</strong>ren<br />

Inhalte beraten hat.<br />

Dr. König hatte aber nicht nur in eigener Berliner Regie<br />

Gespräche mit Schalck-Golodkowski geführt,<br />

son<strong>de</strong>rn war auch als Emissär im Namen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

tätig. Insbeson<strong>de</strong>re Herbe rt Wehner, damals<br />

B<strong>und</strong>esminister für gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen,<br />

<strong>de</strong>ssen enger Vertrauter Dr. König war, hatte <strong>de</strong>n sog.<br />

König-Kanal für Mitteilungen an die „an<strong>de</strong>re Seite"<br />

o<strong>de</strong>r „Ostseite", wie die DDR in <strong>de</strong>n Telexen an Dr.<br />

König genannt wur<strong>de</strong>, benutzt. Es ging damals um<br />

Themen wie die Postverbindungen, Verkehrsfragen,<br />

Erweiterung von Grenzübergängen, Erhöhung <strong>de</strong>s<br />

Swings usw.<br />

Ob <strong>de</strong>r „König-Kanal" auf Wunsch von Wehner o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren eingerichtet wur<strong>de</strong>, war in <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

nicht feststellbar.<br />

Auch nach <strong>de</strong>m Ausschei<strong>de</strong>n Wehners aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

habe dieser - nach Aussage Dr. Königs<br />

Dr. Schalck-Golodkowski gegenüber - noch alle Fä<strong>de</strong>n,<br />

die die Verhandlungen mit <strong>de</strong>r DDR berührten,<br />

zusammengehalten.<br />

Vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß hat Dr. Schalck-Golodkowski<br />

ausgesagt, Honecker habe für Wehner<br />

große Sympathie empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> diesem Wünsche -<br />

beson<strong>de</strong>rs im humanitären Bereich - fast ohne Einschränkung<br />

erfüllt.<br />

Wehner hielt die Verbindung zu Dr. König auch nach<br />

seiner Amtszeit als B<strong>und</strong>esminister für gesamt<strong>de</strong>utsche<br />

Fragen aufrecht.<br />

Das B<strong>und</strong>eskanzleramt <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esregierung bemühten<br />

auch nach <strong>de</strong>m Ausschei<strong>de</strong>n Wehners aus<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen <strong>de</strong>n<br />

„König-Kanal" weiterhin, um Mitteilungen an die<br />

DDR zu geben. Die zu übermitteln<strong>de</strong>n Nachrichten<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel an <strong>de</strong>n damaligen Senator für<br />

B<strong>und</strong>esangelegenheiten <strong>und</strong> Bevollmächtigten <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s Berlin beim B<strong>und</strong>, Horst Grabert, mit <strong>de</strong>r Bitte<br />

übersandt, die Weiterleitung auf informellem Wege<br />

zu veranlassen. Grabert wandte sich dann an Dr. König.<br />

Umgekehrt verfuhr Dr. König, wenn er Mitteilungen<br />

<strong>de</strong>r DDR-Regierung an die B<strong>und</strong>esregierung weiterleiten<br />

wollte.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Die Vermerke Dr. Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong> die auf<br />

b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Seite vorhan<strong>de</strong>nen Unterlagen vermittelten<br />

<strong>de</strong>n Eindruck, daß bei<strong>de</strong> Seiten über diesen<br />

Gesprächskanal ihre Verhandlungen intensiv führten.<br />

Sie zeigten aber auch, wie mühsam <strong>und</strong> zäh die<br />

Verhandlungen seinerzeit waren. Insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Berücksichtigung Berlins (West) in Verhandlungen<br />

schien nur möglich zu sein, wenn die Verhandlungen<br />

nicht offiziell, son<strong>de</strong>rn „unter <strong>de</strong>r Hand" erfolgten<br />

(Dokument-Nr. 786).<br />

Daß auch die DDR großes Interesse an <strong>de</strong>r Aufrechterhaltung<br />

<strong>de</strong>r Kontakte hatte, ging aus einem Vermerk<br />

von Dr. König he rvor, in <strong>de</strong>m dieser feststellte, daß<br />

sich die DDR-Seite darüber gew<strong>und</strong>ert habe, daß <strong>de</strong>r<br />

„bestehen<strong>de</strong> Kanal" nicht intensiver von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

genutzt wer<strong>de</strong>, obwohl dieser Kontakt bisher<br />

- nach Auffassung <strong>de</strong>r DDR - zu guten Resultaten<br />

geführt habe (Dokument-Nr. 787).<br />

Nach <strong>de</strong>r Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis en<strong>de</strong>te<br />

sein Mandat zur Verhandlungen mit Dr. König 1973,<br />

da Dr. König ab diesem Zeitpunkt nicht mehr <strong>de</strong>m Senat<br />

von Berlin angehörte <strong>und</strong> als Gesprächspartner<br />

ausschied.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski verarbeitete die Erfahrungen,<br />

die er bis 1970 in <strong>de</strong>n Verhandlungen mit Dr.<br />

König gemacht hatte, in einem Kapitel seiner Promotionsarbeit.<br />

In <strong>de</strong>m Kapitel, das die „Realisierung<br />

von finanziellen For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r DDR gegenüber<br />

West<strong>de</strong>utschland ... " zum Inhalt hat, beschrieb er,<br />

welche Vorteile für die DDR entstün<strong>de</strong>n, wenn es<br />

gelänge, im Vorfeld von Verträgen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland einschließlich Berlin offene<br />

Fragen durch „nichtoffizielle Kanäle " vorzuklären,<br />

eine flexible Verhandlungsführung auf seiten <strong>de</strong>r<br />

DDR einzuführen sowie eine straffe <strong>und</strong> zentrale<br />

Leitung bei <strong>de</strong>n nichtoffiziellen Verhandlungen zu<br />

gewährleisten.<br />

Aus <strong>de</strong>n Unterlagen, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zur Beweiserhebung sowohl von seiten <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung als auch von seiten <strong>de</strong>r DDR zur<br />

Verfügung stan<strong>de</strong>n, war kein Hinweis zu entnehmen,<br />

ob Dr. Schalck-Golodkowski im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>n 1970 bis 1972 geführten Verhandlungen zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Regierungen, die zu <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Zusatzvereinbarungen zum Vier-Mächte-Abkommen<br />

über Berlin, zum Verkehrsvertrag sowie<br />

schließlich zum Vertrag über die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>de</strong>r Beziehungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR (Gr<strong>und</strong>lagenvertrag) führten, tätig<br />

war.<br />

Während dieser Zeit führte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

seine vertraulichen Gespräche mit <strong>de</strong>m Berliner Wirtschaftssenator<br />

Dr. König weiter. Ihre Häufigkeit nahm<br />

allerdings erkennbar ab.<br />

Nach<strong>de</strong>m Senator Dr. König 1973 aus <strong>de</strong>m Senat von<br />

Berlin ausgeschie<strong>de</strong>n war, trat - so war <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen zu<br />

entnehmen - eine Pause auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski geführten vertraulichen Gespräche<br />

ein. In dieser Zeit begannen zu mehreren<br />

Themen Verhandlungen zwischen <strong>de</strong>n Regierungen<br />

bei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utscher Staaten, wie sie im Gr<strong>und</strong>lagenvertrag<br />

genannt wur<strong>de</strong>n. Es wur<strong>de</strong> nicht bekannt, wel-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

che Rolle Dr. Schalck-Golodkowski in diesem Zusam-<br />

menhang spielte, auch nicht, ob die Arbeitsgruppe<br />

„BRD" <strong>de</strong>s SED-Politbüros bereits bestand.<br />

Gleichwohl wur<strong>de</strong> - neben <strong>de</strong>n offiziellen Verhandlungen<br />

zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Regierungen <strong>und</strong> auch<br />

nach Arbeitsaufnahme <strong>de</strong>r Ständigen Vertretungen -<br />

die Einrichtung <strong>de</strong>r vertraulichen Gespräche mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski ab Herbst 1974 wie<strong>de</strong>r genutzt.<br />

Zu diesem Zeitpunkt benannte die B<strong>und</strong>esregierung<br />

Karl-Otto Pöhl, damals Staatssekretär im B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen, zum Gesprächspartner von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski. Bereits im Juli 1975 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Ministerialdirektor im B<strong>und</strong>eskanzleramt, Dr. Karl-<br />

Werner Sanne, Verhandlungspartner von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski. Dr. Sannes vertrauliche Gespräche<br />

hatten Verbesserungen im Berlin-Verkehr<br />

<strong>und</strong> eine Neufestsetzung <strong>de</strong>r sog. Transitpauschale<br />

für 1976 bis 1979 zum Thema, außer<strong>de</strong>m ging es um<br />

die Vorbereitung <strong>de</strong>s Treffens <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzlers,<br />

Helmut Schmidt, mit <strong>de</strong>m SED-Generalsekretär <strong>und</strong><br />

DDR- Staatsratsvorsitzen<strong>de</strong>n, E rich Honecker, anläßlich<br />

<strong>de</strong>r KSZE-Schlußkonferenz in Helsinki. Die Gespräche<br />

Dr. Sannes über Verbesserungen im Berlin-<br />

Verkehr <strong>und</strong> eine Neufestsetzung <strong>de</strong>r Transitpauschale<br />

fan<strong>de</strong>n auch ihren Nie<strong>de</strong>rschlag in entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Vereinbarungen, die nach Verhandlungen<br />

auf fachlicher Ebene, im Dezember 1975 vom Leiter<br />

<strong>de</strong>r Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Berlin (Ost), Staatssekretär Gaus, <strong>und</strong><br />

von Vertretern <strong>de</strong>s Verkehrs- <strong>und</strong> Finanzministeriums<br />

<strong>de</strong>r DDR formell zum Abschluß gebracht wur<strong>de</strong>n.<br />

Im November 1975 wur<strong>de</strong> Dr. Sanne als Verhandlungspartner<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski von<br />

Staatssekretär Günter Gaus, <strong>de</strong>m ersten Leiter <strong>de</strong>r<br />

Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in Berlin (Ost), abgelöst.<br />

b) Verhandlungen mit <strong>de</strong>n Ständigen Vertretern <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Berlin (Ost),<br />

Staatssekretär Gaus, Staatssekretär Bölling <strong>und</strong><br />

Staatssekretär Dr. Bräutigam<br />

Nach Aussage von Staatssekretär Gaus vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

entsprach es einer Entscheidung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, daß er künftig zentraler<br />

Gesprächspartner von Dr. Schalck-Golodkowski in<br />

<strong>de</strong>n vertraulichen Verhandlungen wur<strong>de</strong>.<br />

Dies habe - so Gaus - sich aus zwei Grün<strong>de</strong>n als<br />

zweckmäßig <strong>und</strong> notwendig erwiesen. Zum einen<br />

mußten nach Abschluß <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>lagenvertrages<br />

viele Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen mit <strong>de</strong>r DDR geführt<br />

wer<strong>de</strong>n, so daß es sich als erfor<strong>de</strong>rlich erwies,<br />

einen in Berlin (Ost) ansässigen <strong>und</strong> schnell erreichbaren<br />

Vertreter <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu<br />

haben. Die zweite Begründung für diesen Schritt resultierte<br />

aus „Eifersüchteleien zwischen <strong>de</strong>n Ressorts".<br />

Insbeson<strong>de</strong>re diese Kompetenzstreitigkeiten<br />

mit <strong>de</strong>r damit verb<strong>und</strong>enen Gefahr <strong>de</strong>r Schmälerung<br />

<strong>de</strong>r Verhandlungsstärke <strong>und</strong> -position führten laut<br />

Gaus dazu, einen zentralen Verhandlungspartner zu<br />

bestimmen, <strong>de</strong>m die Fachressorts zuarbeiteten.<br />

Gaus war als Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Berlin (Ost) beauf<br />

-tragt, zum einen auf <strong>de</strong>r offiziellen Ebene Gespräche<br />

<strong>und</strong> Verhandlungen mit <strong>de</strong>n zuständigen Stellen <strong>de</strong>r<br />

DDR zu führen <strong>und</strong> zum an<strong>de</strong>ren auf einer streng geheimgehaltenen<br />

Ebene. Gaus nannte diese Gespräche<br />

<strong>und</strong> Verhandlungen „mit Hut" <strong>und</strong> „ohne Hut"<br />

<strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski bezeichnete sie als<br />

„mit Jackett " <strong>und</strong> „ohne Jackett" .<br />

Auf Wunsch von Dr. Schalck-Golodkowski fan<strong>de</strong>n<br />

seine Gespräche mit Staatssekretär Gaus unter großer<br />

Vertraulichkeit statt (sog. Vier-Augen-Gespräche).<br />

Nach Aussage von Günter Gaus betrieb Dr. Schalck-<br />

Golodkowski eine wahre „Geheimniskrämerei" darum,<br />

angeblich um <strong>de</strong>ren Erfolg nicht zu gefähr<strong>de</strong>n.<br />

Die Funktion <strong>de</strong>s Verhandlungsführers <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

nahm Gaus von 1975 bis zum En<strong>de</strong> seiner Amtszeit als<br />

Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung im Januar 1981 wahr.<br />

Gaus traf mit Dr. Schalck-Golodkowski nach Angaben<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zum erstenmal<br />

En<strong>de</strong> 1975 zusammen.<br />

Laut Aussage von Gaus waren die Verhandlungen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland mit <strong>de</strong>r DDR über<br />

weitere Verkehrsverbesserungen für Berlin seinerzeit<br />

wegen <strong>de</strong>s Dauerkonflikts um Statusfragen in eine<br />

Sackgasse geraten. Gaus hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

die Meinung vertreten, daß die DDR<br />

versucht habe, durch die Erteilung <strong>de</strong>s Verhandlungsmandats<br />

an Dr. Schalck-Golodkowski aus dieser<br />

Situation herauszukommen, was auch gelungen sei.<br />

Nach <strong>de</strong>n Unterlagen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramts führte<br />

Gaus mit Dr. Schalck-Golodkowski 53 Gespräche.<br />

Zur Anzahl seiner Treffen mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

sagte Gaus vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß:<br />

„Eher 100 mal als 20 mal, <strong>und</strong> eher 150 mal als 200<br />

mal ... Dann kommt es wahrscheinlich an 100 o<strong>de</strong>r so<br />

heran." (21. Sitzung, Protokoll S. 13 <strong>und</strong> S. 48)<br />

Gaus benei<strong>de</strong>te Dr. Schalck-Golodkowski um <strong>de</strong>ssen<br />

schnelle Kommunikationsmöglichkeit mit einem Entscheidungsbefugten<br />

mit <strong>de</strong>n Worten: „Schalck<br />

konnte, wenn wir einen solchen Punkt erreicht hatten,<br />

sagen: Kann ich mal schnell ans Telefon gehen?<br />

Dann ging er bei mir zu Hause im Nebenzimmer ans<br />

Telefon, kam wie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> sagte ja o<strong>de</strong>r nein". (21. Sitzung,<br />

Protokoll S. 18) Auf die Frage, ob er wisse, mit<br />

wem Dr. Schalck-Golodkowski gesprochen habe,<br />

sagte Gaus, Dr. Schalck-Golodkowski sei ein Mann<br />

gewesen, <strong>de</strong>r auf die Klei<strong>de</strong>rordnung gehalten habe.<br />

Er habe nicht gesagt: Ich habe mit Honecker gesprochen.<br />

Für Gaus sei jedoch ein<strong>de</strong>utig gewesen, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski nicht unterhalb <strong>de</strong>r Ebene von<br />

Dr. Mittag gesprochen habe.<br />

Unter <strong>de</strong>m Nachfolger von Gaus, <strong>de</strong>m damaligen<br />

Staatssekretär Klaus Bölling, fan<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>ssen<br />

14monatiger Amtszeit von Februar 1981 bis zum Ap ril<br />

1982 <strong>de</strong>utlich weniger Gespräche mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

statt. In <strong>de</strong>r Beweiserhebung <strong>de</strong>s Ausschusses<br />

konnte trotz zusätzlicher Bemühungen nicht<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n, wie viele Treffen tatsächlich stattfan<strong>de</strong>n.<br />

Während Bölling angab, mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

allenfalls drei- bis viermal zusammengetroffen<br />

zu sein, listete das B<strong>und</strong>eskanzleramt ca. 15 Kontakte<br />

auf.


Die Verringerung <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Gespräche begrün<strong>de</strong>te<br />

Klaus Bolling mit <strong>de</strong>m Hinweis auf die für ihn<br />

fehlen<strong>de</strong> protokollarische Möglichkeit, mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski in Verbindung zu treten.<br />

Nach <strong>de</strong>r Aussage von Bolling hatten für ihn die Gespräche<br />

mit <strong>de</strong>r DDR eine an<strong>de</strong>re Qualität als die seines<br />

Vorgängers, weil die Zeit <strong>de</strong>r Verhandlungen <strong>und</strong><br />

Nachfolgeverhandlungen zum Gr<strong>und</strong>lagenvertrag<br />

vorüber gewesen sei. Die Phase, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r<br />

Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

mit einem Mandat <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung Verträge<br />

ausgehan<strong>de</strong>lt habe, sei zu Beginn seiner Amtszeit<br />

abgeschlossen gewesen. Die Verhandlungen fan<strong>de</strong>n<br />

aus diesem Gr<strong>und</strong>e auf einer an<strong>de</strong>ren Ebene statt,<br />

statt auf <strong>de</strong>r vertraulichen Ebene nunmehr verstärkt<br />

auf <strong>de</strong>r offiziellen Ebene .<br />

Bolling sah sich im Gegensatz zu Gaus nicht als alleinigen<br />

Verhandlungsführer. Auch setzte er die Tradition<br />

<strong>de</strong>r von seinem Vorgänger praktizierten „Vier-Augen-Gespräche"<br />

nicht fo rt. Die vertraute Atmosphäre,<br />

in <strong>de</strong>r Gaus mit Dr. Schalck-Golodkowski verhan<strong>de</strong>lt<br />

hatte, bestand zwischen Bolling <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

nicht.<br />

Bolling gab vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß an, daß<br />

<strong>de</strong>r Kontakt zu Dr. Schalck-Golodkowski ein Weg gewesen<br />

sei, um bestimmte schwierige Situationen<br />

außerhalb <strong>de</strong>r offiziellen Verhandlungsführung zu<br />

klären. Für ihn sei jedoch Helfer in Krisensituationen<br />

nicht Dr. Schalck-Golodkowski, son<strong>de</strong>rn Rechtsanwalt<br />

Dr. Wolfgang Vogel - <strong>de</strong>r Unterhändler <strong>de</strong>r DDR-<br />

Regierung mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung in humanitären<br />

Angelegenheiten gewesen. Zu ihm pflegte Bo lling<br />

auch private Kontakte.<br />

Der Untersuchungsausschuß befaßte sich in <strong>de</strong>r Vernehmung<br />

Klaus Böllings auch mit Fragen, die im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m sog. Züricher Mo<strong>de</strong>ll stan<strong>de</strong>n,<br />

mit einem Vorschlag zu einem Vertrag mit <strong>de</strong>r DDR,<br />

bei <strong>de</strong>m die Kreditvergabe an die gleichzeitige Gewährung<br />

humanitärer Erleichterungen gekoppelt<br />

war, sowie mit Wahlhilfen für die SPD von seiten <strong>de</strong>r<br />

DDR.<br />

Über das Züricher Mo<strong>de</strong>ll führte Bolling keine Gespräche.<br />

Bolling wußte lediglich, daß die DDR dieses<br />

Mo<strong>de</strong>ll ins Gespräch gebracht <strong>und</strong> <strong>de</strong>r damalige B<strong>und</strong>eskanzler<br />

Schmidt dieses Projekt mit „spitzen Fingern<br />

angefaßt" habe.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Verhandlungen zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR über menschliche<br />

Erleichterungen berichtete <strong>de</strong>r Ständige Vertreter<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in <strong>de</strong>r DDR,<br />

Staatssekretär Klaus Bolling, am 22. April 1981 <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt über sein Gespräch vom 20. Ap ril<br />

1981 mit Dr. Schalck-Golodkowski: „GS sei zu Gesten<br />

bereit, die Vogels Wahl erleichtern könnten." (Dokument-Nr.<br />

788)<br />

Mit GS war <strong>de</strong>r SED-Generalsekretär Erich Honecker<br />

gemeint. Weiterhin heißt es in Böllings <strong>Bericht</strong> an das<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt:<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

„Ergänzend zu seinen Bemerkungen über „hilfreiche<br />

Gesten gegenüber Vogel" meinte Schalck, daß dafür<br />

Sorge getragen sei, daß es nicht zu Zwischenfällen an<br />

<strong>de</strong>r Grenze zwischen DDR <strong>und</strong> Berlin (West) kommen<br />

wer<strong>de</strong>. " (Dokument-Nr. 788)<br />

Das B<strong>und</strong>eskanzleramt fertigte daraufhin eine Vorlage<br />

an B<strong>und</strong>eskanzler Helmut Schmidt <strong>und</strong> gab Staatssekretär<br />

Bolling diese mit Fernschreiben vom 23.<br />

April 1981 zur Kenntnis. In dieser Vorlage an B<strong>und</strong>eskanzler<br />

Helmut Schmidt heißt es:<br />

„roem.3. im zweiten Teil teilt Honecker mit, welche<br />

Wahlhilfen er <strong>de</strong>m Regieren<strong>de</strong>n Bürgermeister geben<br />

könnte. Hervorzuheben sind folgen<strong>de</strong> Punkte:<br />

1. Schinkel-Figuren ...<br />

2. Staaken<br />

Die Äußerungen Honeckers sind noch vage. Unser<br />

Ziel ist es, Staaken unbegrenzt <strong>und</strong> zusätzlich zu<br />

Heiligensee für <strong>de</strong>n Transitverkehr offenzuhalten.<br />

StS Bolling sollte diesen Punkt in diesem Sinne<br />

weiter mit StS Schalck behan<strong>de</strong>ln (Wunsch RBM<br />

Vogel gegenüber StS Bolling).<br />

3. Gespräch Wirtschaftssenator Brunner mit StS<br />

Beil ...<br />

4. S-Bahn ...<br />

5. Min<strong>de</strong>stumtausch ... " (Dokument-Nr. 789)<br />

Mit Datum vom 4. Mai 1981 ist auf <strong>de</strong>m Aktenexemplar<br />

vermerkt, daß <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>eskanzler zugestimmt habe.<br />

Zu diesem Fernschreiben in <strong>de</strong>n Unterlagen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes<br />

erklärte Bolling vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß,<br />

es sei absurd, anzunehmen, er habe<br />

sich auf ein Gespräch über Wahlhilfen <strong>de</strong>s SED-Generalsekretärs,<br />

E rich Honecker, für die Berliner SPD eingelassen.<br />

Es sei lediglich <strong>de</strong>r von Honecker gebrauchte<br />

Terminus in <strong>de</strong>m Fernschreiben von ihm an<br />

das B<strong>und</strong>eskanzleramt aufgegriffen wor<strong>de</strong>n. Dr.<br />

Hans-Joachim Vogel hat hierzu vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

erklärt, daß er nicht um „Wahlhilfe"<br />

gebeten habe <strong>und</strong> ihm auch keine angeboten wor<strong>de</strong>n<br />

sei. Ihm sei durch Bolling lediglich bekannt gewor<strong>de</strong>n,<br />

daß von seiten <strong>de</strong>r DDR zu <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m Fernschreiben<br />

angesprochenen Punkten, die auch er im<br />

Interesse <strong>de</strong>r Berliner Bevölkerung mit Nachdruck<br />

vertreten hätte, Gesprächsbereitschaft bestan<strong>de</strong>n habe.<br />

Die angeführten Punkte seien erst weit nach seiner<br />

Zeit als Regieren<strong>de</strong>r Bürgermeister von Berlin<br />

durch die DDR erfüllt wor<strong>de</strong>n.<br />

Dem Amtsnachfolger von Staatssekretär Bolling ab<br />

Mai 1982, Staatssekretär Dr. Hans-Otto Bräutigam,<br />

war Dr. Schalck-Golodkowski nicht unbekannt. Dr.<br />

Bräutigam war von 1975 bis 1980 Leiter <strong>de</strong>s „Arbeitsstabes<br />

Deutschlandpolitik" im B<strong>und</strong>eskanzleramt.<br />

Während dieser Zeit hatte er u. a. die Gespräche <strong>und</strong><br />

Verhandlungen von Staatssekretär Gaus mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski vorbereitet <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Ergebnisse<br />

ausgewertet. Darüber hinaus informierte er sich<br />

anläßlich seines Amtsantritts in Gesprächen mit seinen<br />

Amtsvorgängern Gaus <strong>und</strong> Bolling über Dr.<br />

Schalck-Golodkowski.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Wenige Monate nach <strong>de</strong>m Amtsantritt von Staatssekretär<br />

Dr. Bräutigam als Ständiger Vertreter <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Berlin (Ost) wur<strong>de</strong> im Oktober<br />

1982 B<strong>und</strong>eskanzler Helmut Schmidt durch ein<br />

konstruktives Mißtrauensvotum von Dr. Helmut Kohl<br />

als B<strong>und</strong>eskanzler abgelöst. Die Partei- <strong>und</strong> Staatsführung<br />

<strong>de</strong>r DDR verhielt sich zur neuen Regierungskoalition<br />

aus CDU/CSU <strong>und</strong> F.D.P. zunächst abwartend,<br />

weil sie unsicher über <strong>de</strong>ren <strong>de</strong>utschlandpolitische<br />

Gr<strong>und</strong>linie war.<br />

Der Regierungswechsel in Bonn hatte unmittelbar<br />

Auswirkungen auf die Gespräche zwischen Staatssekretär<br />

Dr. Bräutigam <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Dr. Bräutigam hat die Entwicklung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

wie folgt beschrieben : „Nach<strong>de</strong>m es<br />

Herrn Schalck gelungen war, auf höheren Ebenen -<br />

politischen Ebenen - zu operieren <strong>und</strong> zu verhan<strong>de</strong>ln,<br />

<strong>und</strong> zwar sowohl in <strong>de</strong>n Kontakten mit <strong>de</strong>m bayerischen<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nten wie auch dann mit Vertretern<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, waren meine Kontakte zu<br />

En<strong>de</strong>." (28. Sitzung, Protokoll S. 15f.) Weiter hat er<br />

ausgeführt: „Denn nach<strong>de</strong>m diese Kontakte bestan<strong>de</strong>n,<br />

hatte er keine Veranlassung mehr, in das Haus<br />

<strong>de</strong>s Ständigen Vertreters zu kommen." (28. Sitzung,<br />

Protokoll S. 17) Dr. Bräutigam erinnerte sich, „daß<br />

vielleicht ab 1983 eine gewisse - sozusagen - Politisierung<br />

<strong>de</strong>r Beziehungen stattgef<strong>und</strong>en hat, insofern, als<br />

wichtige Fragen auf einer politischen Ebene behan<strong>de</strong>lt<br />

wur<strong>de</strong>n" . (28. Sitzung, Protokoll S. 34)<br />

Dr. Bräutigam traf sich mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

1983 noch zu zwei Gesprächen <strong>und</strong> 1984 zu einem<br />

Gespräch.<br />

Die Gespräche zwischen Dr. Bräutigam <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski im Oktober <strong>und</strong> November<br />

1982 dienten <strong>de</strong>r DDR-Seite vor allem dazu, festzustellen,<br />

ob die neue CDU/CSU - F.D.P. Regierungskoalition<br />

die mit <strong>de</strong>r früheren Regierung besprochenen<br />

Projekte fortsetzen wer<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 790).<br />

Ferner wur<strong>de</strong> ein weiterer Termin abgesprochen, um<br />

die unterbrochenen Verhandlungen zum Werra-Weser-Komplex,<br />

zum grenznahen Kaliabbau <strong>und</strong> zum<br />

West-Berliner-S-Bahn-Komplex wie<strong>de</strong>r aufzunehmen.<br />

Nach <strong>de</strong>n Aufzeichnungen von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

wur<strong>de</strong>n diese Verhandlungen erst 1983 <strong>und</strong><br />

nach einer weiteren Pause im August 1984 fortgesetzt.<br />

Dr. Bräutigam hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß in<br />

diesem Zusammenhang auch darauf hingewiesen,<br />

daß die DDR-Führung offensichtlich nie bereit gewesen<br />

sei, vor Wahlen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

Konzessionen zu machen, was wie<strong>de</strong>rum dazu<br />

geführt habe, daß in <strong>de</strong>r Regel Verhandlungen vor<br />

Wahlen wenig ergiebig gewesen seien.<br />

Die mangeln<strong>de</strong> Konzessionsbereitschaft <strong>de</strong>r DDR-<br />

Führung vor Wahlen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

konnte Dr. Schäuble aus seiner Zeit als Staatsminister<br />

im B<strong>und</strong>eskanzleramt nicht bestätigen. Zumin<strong>de</strong>st<br />

bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estagswahl im Jahr 1987 beschloß<br />

die DDR-Führung, <strong>de</strong>n SPD-Kanzlerkandidaten Johannes<br />

Rau im Wahlkampf zu unterstützen. Dr.<br />

Schäuble hat anläßlich seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß ausgesagt, er habe im Jahr<br />

1986 „nicht sehr viele Begegnungen" mit Dr. Schalck-<br />

Golodkowski „gehabt, weil die Themen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen so in <strong>de</strong>n letzten 6, 8, 10 Monaten<br />

vor <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estagswahl im Jahre 1987 nicht so<br />

beson<strong>de</strong>rs sinnvollerweise behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n konnten"<br />

. Die große Ausnahme sei das Thema Asyl gewesen,<br />

„weil sich dieses im Jahr 1986, nach<strong>de</strong>m eine Regelung<br />

mit <strong>de</strong>n Tamilen 1985 erreicht wor<strong>de</strong>n war, erneut<br />

zugespitzt hatte" . Im September 1986 konnte<br />

Minsterpräsi<strong>de</strong>nt Rau in einer Pressekonferenz mitteilen,<br />

die DDR habe ihm über Egon Bahr mitgeteilt, daß<br />

nun das Asylproblem so gelöst wer<strong>de</strong>, wie es er,<br />

Schäuble, lange gefor<strong>de</strong>rt habe, also eine Ausweitung<br />

<strong>de</strong>r Tamilen-Regelung insgesamt. Seine Vermutung,<br />

die DDR-Führung habe dies getan, um <strong>de</strong>n<br />

Wahlkampf <strong>de</strong>r SPD zu unterstützen, habe Dr.<br />

Schalck-Golodkowski ihm anläßlich einer späteren<br />

Begegnung nach <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estagswahl 1987 bestätigt.<br />

„Man hätte halt auf diese Weise versucht, stückweit<br />

auch einmal für die Sozial<strong>de</strong>mokraten etwas Gutes zu<br />

tun" .<br />

c) Verhandlungen mit Staatsminister Dr. Jenninger,<br />

B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esminister<br />

Seiters<br />

Nach <strong>de</strong>m Wechsel <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung im Herbst<br />

1982 hielt - von vereinzelten Gesprächen zwischen<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Ständigen<br />

Vertretung in Berlin (Ost) abgesehen - Dr.<br />

Schalck-Golodkowski seine Gesprächskontakte zur<br />

B<strong>und</strong>esregierung über <strong>de</strong>n Staatsminister im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

Dr. Jenninger.<br />

Die internationale politische Lage war zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

80er Jahre von zunehmen<strong>de</strong>n Spannungen geprägt.<br />

Die bevorstehen<strong>de</strong> Stationierung von Mittelstreckenraketen<br />

in West-Europa im Rahmen <strong>de</strong>s Nato-Doppelbeschlusses<br />

hatte im Ost-West-Verhältnis zu einer<br />

<strong>de</strong>utlichen Verschlechterung <strong>de</strong>s Klimas geführt. So<br />

befürchtete man auch in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen<br />

das Entstehen einer „neuen Eiszeit".<br />

In dieser Situation war es für die neue B<strong>und</strong>esregierung<br />

- wie Dr. Jenninger vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

betont hat - wichtig, Bewegung in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen zu erhalten <strong>und</strong> das Bemühen<br />

fortzusetzen, das Leben <strong>de</strong>r Menschen im an<strong>de</strong>ren<br />

<strong>de</strong>utschen Staat zu erleichtern. Zu diesem Zweck<br />

sollten die Beziehungen zur DDR „vitalisiert" wer<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Jenningers hauptsächliche Gesprächspartner in<br />

<strong>de</strong>r DDR waren damals zunächst Dr. Günter Mittag<br />

<strong>und</strong> Prof. Herbert Häber, seinerzeit Mitglied <strong>de</strong>s ZK<br />

<strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r Westabteilung im ZK, später<br />

für kurze Zeit Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros. Dr. Schalck-<br />

Golodkowski habe - so Dr. Jenninger vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

- ihm gegenüber erst später im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Verhandlungen über <strong>de</strong>n ersten<br />

Milliar<strong>de</strong>nkredit für die DDR im Sommer <strong>de</strong>s Jahres<br />

1983 eine Rolle gespielt.<br />

Dr. Jenninger informierte sich nach eigener Aussage<br />

über Dr. Schalck-Golodkowski anhand <strong>de</strong>r Unterlagen<br />

im B<strong>und</strong>eskanzleramt. Außer<strong>de</strong>m habe Dr.<br />

Strauß ihm Dr. Schalck-Golodkowski als <strong>de</strong>n „großen


Devisenhändler <strong>und</strong> Finanzbeschaffer <strong>de</strong>r DDR" geschil<strong>de</strong>rt<br />

(121. Sitzung, Protokoll S. 191).<br />

Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen fan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Zeit von Juni 1983 bis November<br />

1984 über 30 Kontakte zwischen Dr. Jenninger<br />

<strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski statt. Alle Gespräche<br />

wur<strong>de</strong>n auf vertraulicher Ebene geführt.<br />

Nur wenige Monate nach Gewährung <strong>de</strong>s Milliar<strong>de</strong>nkredits<br />

an die DDR im Sommer 1983 kam es zu Verhandlungen<br />

über einen zweiten Kredit. Die Gespräche<br />

führte Dr. Jenninger - nach Aussage vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

- mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zusammen mit Dr. Strauß in München. Dr. Schalck-<br />

Golodkowski habe seinerzeit versucht, für die DDR einen<br />

weiteren Kredit, <strong>und</strong> zwar diesmal in Höhe von<br />

zwei bis drei Milliar<strong>de</strong>n DM, zu erhalten. Ergebnis<br />

war die Gewährung eines Kredits über 950 Mio. DM<br />

im Juli 1984.<br />

In <strong>de</strong>n Gesprächen zwischen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Staatsminister Dr. Jenninger ging es auch um<br />

einen Besuch <strong>de</strong>s SED-Generalsekretärs <strong>und</strong> DDR-<br />

Staatsratsvorsitzen<strong>de</strong>n Erich Honecker in Bonn. Der<br />

Besuch Honeckers in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

fand allerdings aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Inte rvention <strong>de</strong>r<br />

UdSSR nicht statt. In Moskau soll die Meinung vertreten<br />

wor<strong>de</strong>n sein, schon allein durch <strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>nkredit<br />

sei zu viel <strong>de</strong>s Guten im Verhältnis <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Staaten zueinan<strong>de</strong>r geschehen. Der Besuch<br />

Honeckers in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

habe aus diesem Gr<strong>und</strong>e nicht stattfin<strong>de</strong>n dürfen, beurteilte<br />

Dr. Jenninger die Hintergrün<strong>de</strong> dieser Entwicklung<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß.<br />

Nach <strong>de</strong>r Darstellung von Dr. Jenninger fan<strong>de</strong>n nach<br />

<strong>de</strong>n Gesprächen über <strong>de</strong>n zweiten Kredit an die DDR<br />

keine weiteren Begegnungen mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

während seiner Amtszeit als Staatsminister im<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt statt. Diese Aussage <strong>de</strong>ckt sich mit<br />

<strong>de</strong>n Informationen, die sich aus <strong>de</strong>n Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramts <strong>und</strong> <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Aktenbän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED gewinnen<br />

lassen.<br />

Auch als B<strong>und</strong>estagspräsi<strong>de</strong>nt, zu <strong>de</strong>m Dr. Jenninger<br />

im November 1984 gewählt wor<strong>de</strong>n war, war es sein<br />

Wunsch, die geknüpfte Verbindung zu Dr. Schalck-<br />

Golodkowski nicht abreißen zu lassen, wie aus einem<br />

Vermerk Dr. Schalck-Golodkowskis über einen Anruf<br />

von Dr. G<strong>und</strong>elach, <strong>de</strong>m damaligen Büroleiter Dr.<br />

Jenningers, hervorgeht. Durch die Beweiserhebung<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses konnte jedoch nicht<br />

ermittelt wer<strong>de</strong>n, bis wann <strong>und</strong> wie viele Kontakte Dr.<br />

Jenninger zu Dr. Schalck-Golodkowski noch nach<br />

<strong>de</strong>m November 1984 hatte. Dr. G<strong>und</strong>elach hatte nach<br />

Aussage vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt noch bis September<br />

1986 persönlichen Kontakt zu Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Dr. Jenninger nutzte die Kontakte, wie aus<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen hervorgeht, um auf diesem Wege<br />

Ausreise- <strong>und</strong> Besuchsgenehmigungen für Bewohner<br />

<strong>de</strong>r DDR zu erwirken.<br />

Nachfolger von Dr. Jenninger als Verhandlungspartner<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski war Dr. Wolfgang<br />

Schäuble. Dr. Schäuble war von November 1984 bis<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

April 1989 Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esminister<br />

für beson<strong>de</strong>re Aufgaben.<br />

Dr. Schäuble traf mit Dr. Schalck-Golodkowski zum<br />

ersten Mal am 5. Dezember 1984 zusammen. Nach Dr.<br />

Schäubles Aussage sei <strong>de</strong>r Kontakt über <strong>de</strong>n bayerischen<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nten, Dr. Franz Josef Strauß,<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung, Dr. Hans-<br />

Otto Bräutigam, hergestellt wor<strong>de</strong>n. Auch nach seiner<br />

Amtszeit als Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes habe er<br />

Kontakt zu Dr. Schalck-Golodkowski gehabt. So sei er<br />

z. B. gemeinsam mit seinem Nachfolger im Amt, Rudolf<br />

Seiters, im Frühjahr 1989 <strong>und</strong> Herbst 1989 mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski zusammen gewesen, um Gespräche<br />

zu führen. Darüber hinaus habe er Dr.<br />

Schalck-Golodkowski angeboten, daß er ihn auch<br />

nach Beendigung seiner Tätigkeit als Chef im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

ansprechen könne. Dieses Angebot<br />

habe er - so hat Dr. Schäuble berichtet- während eines<br />

am 2. Dezember 1989 mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

geführten Telefongespräches diesem gegenüber<br />

wie<strong>de</strong>rholt, nach<strong>de</strong>m Dr. Schalck-Golodkowski über<br />

seine Besorgnis berichtet habe, daß aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r politischen<br />

Än<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r DDR seine Sicherheit nicht<br />

mehr gewährleistet sei.<br />

Nach Darstellung Dr. Schäubles wur<strong>de</strong> er als B<strong>und</strong>esminister<br />

<strong>de</strong>s Innern von Dr. Schalck-Golodkowski gelegentlich<br />

im Innenministerium aufgesucht. In <strong>de</strong>r ersten<br />

Zeit nach seinem Amtswechsel vom B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

ins Innenministerium sei allgemein über<br />

die Entwicklung im geteilten Deutschland <strong>und</strong> nach<br />

<strong>de</strong>r politischen Än<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r DDR im Oktober<br />

1989 über Dr. Schalck-Golodkowskis Einschätzung<br />

<strong>de</strong>r Lage in <strong>de</strong>r DDR gesprochen wor<strong>de</strong>n. Während<br />

<strong>de</strong>r letzten Gespräche zwischen ihm <strong>und</strong> Dr. Schalck-<br />

Golodkowski im Oktober <strong>und</strong> November 1989 habe<br />

ihm Dr. Schalck-Golodkowski mitgeteilt, daß er sich<br />

zunehmend Sorge um seine Sicherheit in <strong>de</strong>r DDR<br />

mache.<br />

Die Termine zu <strong>de</strong>n Gesprächen <strong>und</strong> Verhandlungen<br />

zwischen Dr. Schäuble <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

wur<strong>de</strong>n zu Anfang über <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Berlin<br />

(Ost), Staatssekretär Dr. Bräutigam, mit Dr. Schalck-<br />

Golodkowski verabre<strong>de</strong>t. Später erfolgten die Terminabsprachen<br />

unmittelbar vom B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

aus. Gesprächsort war bis En<strong>de</strong> 1986/Anfang 1987<br />

Berlin (Ost). Danach fan<strong>de</strong>n die Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen<br />

auf Wunsch von Dr. Schäuble im B<strong>und</strong> eskanzleramt<br />

statt.<br />

Über Treffen mit Dr. Schalck-Golodkowski habe er<br />

nur dann Aufzeichnungen gemacht, wenn mit ihm<br />

geführte Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen ein konkretes<br />

Stadium erreicht hatten, hat Dr. Schäuble berichtet.<br />

Er habe <strong>de</strong>shalb nicht alle Gespräche auf gezeichnet.<br />

Diese Tatsache ist ein möglicher Gr<strong>und</strong> dafür, daß<br />

sich zwischen <strong>de</strong>n Gesprächsaufzeichnungen von Dr.<br />

Schäuble <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Auflistung <strong>de</strong>r Gespräche durch<br />

das B<strong>und</strong>eskanzleramt eine Differenz ergibt.<br />

Bei seiner Zeugenvernehmung hat Dr. Schäuble darauf<br />

hingewiesen, daß parallel zu seinen Gesprächen<br />

<strong>und</strong> Verhandlungen mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Kontakte Dr. Schalck-Golodkowskis zu Dr. Bräutigam


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> mit Dr. Strauß bestan<strong>de</strong>n hätten. Über diese Kontakte<br />

sei er stets informiert wor<strong>de</strong>n.<br />

In Bezug auf sein persönliches Verhältnis zu Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> auf seine Einschätzung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis hat Dr. Schäuble ausgesagt, er<br />

habe nie eine beson<strong>de</strong>re persönliche Vertraulichkeit<br />

mit Dr. Schalck-Golodkowski entwickelt. Dr. Schalck-<br />

Golodkowski sei kompetent <strong>und</strong> verläßlich gewesen.<br />

Er habe mit ihm in einer sehr direkten A rt auch sehr<br />

schwierige Probleme erörtern können. In <strong>de</strong>n Vier-<br />

Augen-Gesprächen mit Dr. Schalck-Golodkowski habe<br />

er auch ungezwungen über komplizierte Dinge gesprochen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski sei für die Gespräche <strong>und</strong><br />

Verhandlungen jeweils von <strong>de</strong>m Generalsekretär <strong>de</strong>s<br />

ZK <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Staatsrats, E rich<br />

Honecker, bevollmächtigt gewesen. In Einzelfällen<br />

habe Dr. Schalck-Golodkowski zu verstehen gegeben,<br />

für bestimmte Themenbereiche keine Vollmacht<br />

bekommen zu haben. Dann seien - nach Aussage von<br />

Dr. Schäuble - keine Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen<br />

möglich gewesen. Es sei durchaus vorgekommen, daß<br />

Dr. Schalck-Golodkowski während <strong>de</strong>r Gespräche<br />

<strong>und</strong> Verhandlungen ein Telefongespräch geführt habe,<br />

um Weisungen o<strong>de</strong>r Stellungnahmen einzuholen.<br />

Die letzten Kontakte von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

als Verhandlungsführer <strong>de</strong>r DDR zu einem Mitglied<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung waren die zum Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramts<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong>esminister für beson<strong>de</strong>re<br />

Aufgaben, Rudolf Seiters. Dieser trat sein Amt im<br />

April 1989 als Nachfolger von Dr. Schäuble an. Das<br />

erste Gespräch von B<strong>und</strong>esminister Seiters mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski fand am 11. Mai 1989 statt. Von<br />

beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung waren Fragen zur Verpressung<br />

von Kali-Abwässern, Fragen im Eisenbahnbereich,<br />

Fragen <strong>de</strong>s Gewässerschutzes, <strong>de</strong>r Grenzregelung<br />

im Verlauf <strong>de</strong>r Elbe, <strong>de</strong>r Einrichtung zusätzlicher<br />

Grenzübergänge <strong>und</strong> Fragen zur Umsetzung <strong>de</strong>s Umweltabkommens.<br />

Während eines Telefonats am 17.<br />

Mai 1989 teilte Dr. Schalck-Golodkowski Seiters mit,<br />

daß <strong>de</strong>r von ihm am 11. Mai 1989 geäußerte Wunsch<br />

nach einem ersten offiziellen Besuch in Berlin (Ost)<br />

bereits vor <strong>de</strong>r Sommerpause verwirklicht wer<strong>de</strong>n<br />

könne. Der Besuch in Berlin (Ost) fand am 4. Juli 1989<br />

statt. An <strong>de</strong>n Gesprächen von Seiters mit Honecker<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m damaligen Außenminister <strong>de</strong>r DDR, Oskar<br />

Fischer, nahm Dr. Schalck-Golodkowski nicht teil.<br />

Seiters traf ihn erst anläßlich eines Essens, zu <strong>de</strong>m Fischer<br />

gela<strong>de</strong>n hatte.<br />

Nach diesem Besuch von B<strong>und</strong>esminister Seiters in<br />

Berlin (Ost) fan<strong>de</strong>n keine weiteren Gespräche mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski statt, auch nicht angesichts <strong>de</strong>r<br />

dramatischen Fluchtbewegungen von DDR-Bewohnern<br />

in die Ständige Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Berlin (Ost) <strong>und</strong> in die Botschaften <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Budapest, Prag <strong>und</strong><br />

Warschau.<br />

Der nächste Kontakt zwischen Seiters <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski erfolgte erst nach <strong>de</strong>r Entmachtung<br />

<strong>de</strong>s SED-Generalsekretärs E rich Honecker<br />

am 18. Oktober 1989. Dr. Schalck-Golodkowski erbat<br />

ein Gespräch. Dieses wur<strong>de</strong> am 24. Oktober 1989 von<br />

Seiters im Beisein von Dr. Schäuble mit Dr. Schalck-<br />

-<br />

Golodkowski in Bonn geführt. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

informierte über die Vorstellungen <strong>de</strong>s neuen<br />

Generalsekretärs <strong>de</strong>r SED, Egon Krenz, zu <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Verhältnisse in <strong>de</strong>r DDR. Von seiten<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland wur<strong>de</strong> Unterstützung<br />

für Maßnahmen angeboten, die <strong>de</strong>r Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen dienen sollten.<br />

Das darauffolgen<strong>de</strong> Treffen fand erneut in Bonn statt,<br />

<strong>und</strong> zwar am 6.November 1989. Gesprächsinhalt waren<br />

die Einrichtung eines Devisenfonds anstelle <strong>de</strong>s<br />

sog. Begrüßungsgelds <strong>und</strong> die Reduzierung <strong>de</strong>r Devisenbelastung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Reichsbahn. Die am 6.<br />

November 1989 begonnenen Verhandlungen wur<strong>de</strong>n<br />

neun Tage später - nach <strong>de</strong>r Öffnung <strong>de</strong>r Mauer in<br />

Berlin - im B<strong>und</strong>eskanzleramt fortgesetzt . Zusätzlich<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n 20. November 1989 vorgesehene<br />

Besuch Seiters in Berlin (Ost) vorbereitet. Dieser Besuch<br />

Seiters galt <strong>de</strong>n neu gewählten Partei- <strong>und</strong> Regierungsspitzen<br />

<strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>m SED-Generalsekretär<br />

<strong>und</strong> Staatsratsvorsitzen<strong>de</strong>n, Egon Krenz, sowie <strong>de</strong>m<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats, Dr. Hans Modrow.<br />

Während dieses Aufenthalts von Seiters in Berlin<br />

(Ost) fand ein Gespräch u. a. über das Thema Reise<strong>de</strong>visenfonds<br />

statt, an <strong>de</strong>m auch Dr. Schalck-Golodkow-<br />

ski teilnahm. Mit <strong>de</strong>r Einrichtung eines Reise<strong>de</strong>visen<br />

fonds anstelle <strong>de</strong>s Begrüßungsgelds war die For<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland verb<strong>und</strong>en,<br />

<strong>de</strong>n Visumzwang <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Zwangsumtausch abzuschaffen.<br />

Hierüber verhan<strong>de</strong>lte eine Delegation <strong>de</strong>r<br />

damaligen DDR, <strong>de</strong>ren Leiter Dr. Schalck-Golodkowski<br />

war, am 27. November 1989 im B<strong>und</strong>eskanzleramt.<br />

Nach <strong>de</strong>r Aussage von Seiters sollte durch die Einrichtung<br />

eines Reise<strong>de</strong>visenfonds eine Erleichterung für<br />

die Bewohner <strong>de</strong>r DDR eintreten. Es war vorgesehen,<br />

die eher unwürdige Form <strong>de</strong>r Zahlung <strong>de</strong>s Begrüßungsgelds<br />

wegfallen zu lassen. Ab 1. Januar 1990<br />

sollte niemand mehr Schlange stehen müssen, um finanzielle<br />

Reiseerleichterungen in Empfang zu nehmen.<br />

Auch Dr. Schalck-Golodkowski habe es angesichts<br />

<strong>de</strong>r Stimmungslage in <strong>de</strong>r DDR als eine außeror<strong>de</strong>ntlich<br />

wichtige Sache angesehen, um hier Erleichterungen<br />

für die Menschen in <strong>de</strong>r DDR zu schaffen.<br />

Das war das letzte Treffen zwischen Seiters <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski, ehe er am 3. Dezember 1989<br />

die frühere DDR in Richtung Berlin (West) verließ. Es<br />

folgte lediglich noch ein telefonischer Kontakt zwischen<br />

Seiters <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski am 2. Dezember<br />

1989, um ein geplantes Treffen in Berlin (Ost)<br />

am 5. Dezember 1989 vorzubereiten.<br />

Nach Aussage von Seiters war <strong>de</strong>r Einfluß von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski unter Egon Krenz noch gestiegen.<br />

Bei <strong>de</strong>n schwierigen Verhandlungen über <strong>de</strong>n<br />

Reise<strong>de</strong>visenfonds sei es ja schließlich um Milliar<strong>de</strong>nbeträge<br />

gegangen, umgekehrt aber auch um essentielle<br />

For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />

Seiters hat angegeben, Dr. Schalck-Golodkowski habe<br />

die Perspektive für die damalige DDR als außeror<strong>de</strong>ntlich<br />

kritisch angesehen.<br />

Über die mit Dr. Schalck-Golodkowski im Oktober<br />

<strong>und</strong> November 1989 geführten Gespräche <strong>und</strong> Ver-


handlungen hat Seiters wegen <strong>de</strong>s großen Zeitdrucks<br />

keine Aufzeichnungen gemacht o<strong>de</strong>r veranlaßt.<br />

Die Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hat ergeben, daß neben <strong>de</strong>n vorgenannten Verhandlungspartnern<br />

auch Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen<br />

zwischen <strong>de</strong>m damaligen Staatssekretär im B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft, Dr. Dieter von Würzen,<br />

<strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski stattgef<strong>und</strong>en haben.<br />

Diese Verhandlungen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er/Anfang <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre hatten einen geplanten Energieverb<strong>und</strong> zwischen<br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esgebiet <strong>und</strong> Berlin zum Inhalt. Sie<br />

verliefen aber letztendlich „im San<strong>de</strong>", wie Dr. von<br />

Würzen in einem Brief an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

über Kontakte <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums für -<br />

Wirtschaft zu Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung bemerkt hat. Dr.<br />

von Würzen hat hierin angegeben, daß es die einzigen<br />

direkten Kontakte von ihm zu Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gewesen seien. Auch die aus <strong>de</strong>m sog. Büro Mittag<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Aktenvermerke bestätigen inhaltlich<br />

<strong>und</strong> zeitlich diese Darstellung. Ein vom Leiter <strong>de</strong>s<br />

„Arbeitsstabes Deutschlandpolitik" im B<strong>und</strong>eskanzleramt,<br />

Dr. von Richthofen, am 5. Juli 1985 verfaßter<br />

Vermerk über ein Telefongespräch zwischen Dr.<br />

Schäuble <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski erwähnte<br />

noch einmal <strong>de</strong>n Namen Dr. von Würzen im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Kauf von „6 Gütern <strong>de</strong>r ersten Sorte<br />

in Höhe von 30 Mio. DM" durch die DDR bei <strong>de</strong>r Siemens<br />

AG. Dr. Schalck-Golodkowski bat danach, Dr.<br />

von Würzen auszurichten, „daß dies <strong>de</strong>r Ausdruck<br />

<strong>de</strong>ssen sei, wozu sich bei<strong>de</strong> Seiten in <strong>de</strong>n Vereinbarungen<br />

entschlossen hätten". Vermerke aus <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zu diesem Zusammenhang nicht<br />

vor.<br />

Inwieweit Dr. von Würzen darüber hinaus noch weitere<br />

Kontakte zu an<strong>de</strong>ren Themen zu Dr. Schalck-Golodkowski<br />

hatte, geht aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Beweismitteln<br />

nicht hervor.<br />

Ob Dr. von Würzen über die Praktiken <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung informiert war, geht aus<br />

<strong>de</strong>n Beweismitteln nicht direkt he rvor. Es ist aber davon<br />

auszugehen, daß Dr. von Würzen über die Funktion<br />

<strong>und</strong> die Rolle Dr. Schalck-Golodkowskis in <strong>de</strong>n<br />

inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung als Mitglied <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />

<strong>de</strong>r Staatssekretäre im B<strong>und</strong>eskanzleramt informiert<br />

war. Dr. von Würzen ist vom Untersuchungsausschuß<br />

nicht als Zeuge vernommen wor<strong>de</strong>n.<br />

Vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Bayerischen<br />

Landtages hat Dr. Theodor Waigel ausgesagt, daß von<br />

1987 bis 1989 drei Treffen zwischen ihm <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski stattgef<strong>und</strong>en haben, davon<br />

zwei Treffen nach <strong>de</strong>m Tod von Dr. Franz-Josef<br />

Strauß. Ihm sei natürlich bekannt gewesen, welche<br />

Rolle Dr. Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r DDR gespielt<br />

habe, <strong>und</strong> daß es von bayerischer Seite aus Kontakte<br />

zu ihm gegeben habe. Er sei sich mit <strong>de</strong>r CSU-Führung<br />

einig gewesen, daß die Kontakte auch nach <strong>de</strong>m<br />

Tod von Franz Josef Strauß aufrecht erhalten wer<strong>de</strong>n<br />

müßten.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Dr. Waigel hat die inhaltliche Darstellung <strong>de</strong>r Treffen<br />

in <strong>de</strong>n Vermerken von Dr. Schalck-Golodkowski, die<br />

zu großen Teilen von Irrtümern <strong>und</strong> falchen Darstellungen<br />

gekennzeichnet seien energisch bestritten.<br />

Von b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Seite liegen keine Vermerke<br />

über die Gespräche vor. Dr. Waigel ist vom Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages nicht<br />

als Zeuge vernommen wor<strong>de</strong>n.<br />

Verhandlungen zum Milliar<strong>de</strong>nkredit 1983<br />

In die Zeit, als Dr. Jenninger als Staatsminister im<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt für die Beziehungen zur DDR zuständig<br />

war, fielen die Gespräche mit Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

die im Sommer 1983 zu <strong>de</strong>m ersten sog.<br />

Milliar<strong>de</strong>nkredit an die DDR führten.<br />

Nach <strong>de</strong>r Darstellung von Dr. Jenninger vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

sprach Dr. Mittag, als Politbüromitglied<br />

<strong>und</strong> ZK-Sekretär in <strong>de</strong>r DDR für Wirtschaftsfragen<br />

zuständig, ihn auf die Möglichkeit eines Bankenkredits<br />

an, <strong>und</strong> zwar als Alternative zu einer als<br />

„Züricher Mo<strong>de</strong>ll" bekanntgewor<strong>de</strong>nen I<strong>de</strong>e eines<br />

Kredits an die DDR mit humanitären Erleichterungen<br />

als Gegenleistung von seiten <strong>de</strong>r DDR.<br />

Ins Gespräch gekommen war das sog. Züricher Mo<strong>de</strong>ll<br />

zu Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre durch <strong>de</strong>n Direktor <strong>de</strong>r Bank<br />

für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Kredit, Zü rich, Holger Bahl, <strong>de</strong>r intensive<br />

Kontakte zu Gesprächspartnern in <strong>de</strong>r DDR pflegte.<br />

Seiner I<strong>de</strong>e zufolge sollte über eine Finanzierungsgesellschaft,<br />

an <strong>de</strong>r zu je 50 % eine Institution aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR beteiligt sein<br />

sollten, <strong>de</strong>r DDR ein Kredit über vier Milliar<strong>de</strong>n DM mit<br />

einer Laufzeit von 20 Jahren gewährt wer<strong>de</strong>n. Die Beteiligung<br />

<strong>de</strong>r DDR sollte von <strong>de</strong>r Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH wahrgenommen wer<strong>de</strong>n, einem auch in Finanzgeschäften<br />

tätigen Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung. Als vertraglich gesicherte<br />

Gegenleistung <strong>de</strong>r DDR für das Kreditgeschäft<br />

war nach <strong>de</strong>m „Züricher Mo<strong>de</strong>ll" vorgesehen, daß die<br />

DDR das Reisealter um fünf Jahre senken sowie <strong>de</strong>n<br />

Min<strong>de</strong>stumtausch für Reisen in die DDR für Rentner,<br />

Behin<strong>de</strong>rte <strong>und</strong> Jugendliche aufheben sollte. Die Kontakte,<br />

die Bahl in dieser Angelegenheit zu <strong>de</strong>m Parlamentarischen<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r SPD, Karl Wienand,<br />

seinerzeit hatte, führtenjedoch zu keinem Ergebnis.<br />

Wie Dr. Philipp Jenninger vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

berichtet hat, sei er auf das „Züricher Mo<strong>de</strong>ll"<br />

durch seinen Amtsvorgänger im B<strong>und</strong>eskanzleramt,<br />

Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski, bei <strong>de</strong>r<br />

Amtsübernahme im Herbst 1982 hingewiesen wor<strong>de</strong>n.<br />

Im Jahre 1982 befand sich die DDR in einer äußerst<br />

schwierigen wirtschaftlichen Situation. Es wur<strong>de</strong> befürchtet,<br />

daß auf Gr<strong>und</strong> eines „offenen Bargeldproblems"<br />

in <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz <strong>und</strong> <strong>de</strong>s niedrigen Gra<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>r „Exportplanerfüllung" spätestens zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s Jahres 1982 die DDR nicht<br />

mehr in <strong>de</strong>r Lage sein wür<strong>de</strong>, die fälligen Zins- <strong>und</strong><br />

Tilgungsraten an die ausländischen Banken zu zahlen.<br />

Damit wäre faktisch die Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR eingetreten.<br />

Dr. Jenninger hat berichtet, er sei während <strong>de</strong>r Ver<br />

handlungen über <strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>nkredit durch Dr. Mit<br />

tag <strong>und</strong> später durch Dr. Schalck-Golodkowski über


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

die tatsächliche wirtschaftliche Lage <strong>de</strong>r DDR informiert<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Obwohl das „Züricher Mo<strong>de</strong>ll" in <strong>de</strong>n weiteren Verhandlungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR keinen Eingang fand, bemühte sich<br />

<strong>de</strong>r Bankier Holger Bahl auch nach 1982 immer wie<strong>de</strong>r<br />

nachhaltig darum, diese I<strong>de</strong>e zu aktivieren (Dokument-Nr.<br />

791).<br />

Der Zeuge Dr. G<strong>und</strong>elach hat vor <strong>de</strong>m Bayerischen<br />

Untersuchungsausschuß ausgesagt, es habe auch<br />

noch nach 1984, also zu einem Zeitpunkt, als Dr. Jenninger<br />

schon nicht mehr Staatsminister im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

gewesen sei, von Hans-Jürgen Wi-<br />

-<br />

schnewski gelegentlich Impulse wegen <strong>de</strong>s „Züricher<br />

Mo<strong>de</strong>lls" gegeben.<br />

Daß Dr. Jenninger Bahl kannte <strong>und</strong> <strong>de</strong>s öfteren mit<br />

ihm im B<strong>und</strong>eskanzleramt sprach, wur<strong>de</strong> von Dr. Jenninger<br />

bestätigt. Allerdings sei für ihn dabei eher von<br />

Interesse gewesen, von <strong>de</strong>n Kenntnissen, die Bahl<br />

über die DDR-Wirtschaft verfügt habe, zu profitieren.<br />

Dr. Jenninger hat zu<strong>de</strong>m betont, daß Bahl niemals von<br />

ihm Aufträge bekommen habe <strong>und</strong> nicht berechtigt<br />

gewesen sei, in seinem Namen Verhandlungen zu<br />

führen.<br />

In <strong>de</strong>n Vermerken, die Dr. Schalck-Golodkowski fertigte,<br />

wur<strong>de</strong> dagegen nicht nur <strong>de</strong>s öfteren <strong>de</strong>r Name<br />

Bahl genannt, son<strong>de</strong>rn auch erwähnt, dieser habe<br />

auch unter Berufung auf Dr. Jenninger versucht, Kontakt<br />

mit <strong>de</strong>r DDR in Bezug auf <strong>de</strong>n Kredit aufzunehmen.<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Strauß soll allerdings gegenüber<br />

Dr. Schalck-Golodkowski angeregt haben,<br />

Bahl bei erneutem Erscheinen „aus <strong>de</strong>r DDR rauszuschmeißen"<br />

. Bahl, <strong>de</strong>r ein starkes Eigeninteresse<br />

an <strong>de</strong>r Verwirklichung seines „Züricher Mo<strong>de</strong>lls"<br />

hatte, versuchte immer wie<strong>de</strong>r ein Mandat <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

zu Verhandlungen mit <strong>de</strong>r DDR zu erhalten<br />

<strong>und</strong> sorgte so auf bei<strong>de</strong>n Seiten für Irritationen.<br />

Nach Darstellung von Dr. Jenninger habe er bei seinem<br />

ersten Besuch in <strong>de</strong>r DDR in einem Vier-Augen-<br />

Gespräch mit Dr. Mittag das „Züricher Mo<strong>de</strong>ll" angesprochen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>utlich gemacht, daß die B<strong>und</strong>esregierung<br />

nicht bereit sei, in absehbarer Zeit ein solches<br />

Mo<strong>de</strong>ll zu finanzieren. Dr. Jenninger hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

erklärt: „Damit war die Sache<br />

gestorben" (121. Sitzung, Protokoll 158). Dr. Mittag<br />

habe ihm ange<strong>de</strong>utet, daß die DDR im Falle eines<br />

Scheiterns <strong>de</strong>s „Züricher Mo<strong>de</strong>lls" an einem Bankenkredit<br />

interessiert sei.<br />

Die Aussagen Dr. Jenningers vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>und</strong> vor <strong>de</strong>m Bayerischen Untersuchungsausschuß<br />

zum „Züricher Mo<strong>de</strong>ll" stehen teilweise<br />

im Wi<strong>de</strong>rspruch zu Aussagen <strong>de</strong>s Schweizer<br />

Bankiers Holger Bahl, <strong>de</strong>r seine Aussagen durch vorgelegte,<br />

selbst angefertigte Vermerke, die teilweise<br />

handschriftliche Empfangsbestätigungen Dr. Jenningers<br />

o<strong>de</strong>r seines persönlichen Referenten aufweisen,<br />

zu untermauern versuchte. Wegen <strong>de</strong>r Themenzuordnung<br />

bleibt es <strong>de</strong>m Bayerischen Untersuchungsausschuß<br />

überlassen, diese Wi<strong>de</strong>rsprüche aufzuklären.<br />

Die Beziehungen zwischen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m bayerischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Dr. Franz-<br />

Josef Strauß in Bezug auf <strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>nkredit sind<br />

nicht Gegenstand <strong>de</strong>r Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

gewesen. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bayerische<br />

Landtag einen Untersuchungsausschuß betreffend<br />

bayerischer Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

„Kommerzielle Koordinierung " <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

eingesetzt hatte , hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages einvernehmlich<br />

in Absprache mit <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages auf eine parallele Beschäftigung<br />

mit diesem Themenbereich verzichtet.<br />

Die Akten, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zur Vorgeschichte<br />

<strong>de</strong>s Milliar<strong>de</strong>nkredits vorlagen, enthielten<br />

einen ersten <strong>de</strong>utlichen Hinweis in einem Vermerk,<br />

<strong>de</strong>n Dr. Schalck-Golodkowski im November 1982<br />

nach einem Gespräch mit Josef März, <strong>de</strong>m langjährigen<br />

Geschäftspartner von Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> Vertrauten <strong>de</strong>s bayerischen<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Dr. Franz-Josef Strauß,<br />

verfaßte. In diesem Vermerk hielt Dr. Schalck-Golodkowski<br />

fest, daß März berichtet habe, wie Dr. Strauß<br />

auf einen ihm unterbreiteten Vorschlag zu Kreditverhandlungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbank <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> einem Konsortium west<strong>de</strong>utscher Banken<br />

reagiert habe.<br />

März berichtete, nach Darstellung Dr. Schalck-Golodkowskis,<br />

daß sich <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

<strong>de</strong>r DDR bereit erklären wür<strong>de</strong>, bei Nichtrückzahlung<br />

<strong>de</strong>s Kredits für vorhan<strong>de</strong>ne For<strong>de</strong>rungen<br />

- z.B. mit <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

gezahlten Transitpauschale - zu bürgen. Dr.<br />

Strauß soll sich - nach <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Vermerk von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski festgehaltenen Mitteilung von<br />

Josef März - mit <strong>de</strong>r Bemerkung geäußert haben,<br />

daß er das wohlwollend prüfen wer<strong>de</strong>. Einziger offener<br />

Punkt sei, daß Dr. Strauß noch nicht mit Dr. Kohl<br />

über <strong>de</strong>n Kredit habe sprechen können (Dokument-<br />

Nr. 792).<br />

In einem weiteren Vermerk vom Dezember 1982 berichtete<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, daß er von März<br />

vereinbarungsgemäß angesprochen wor<strong>de</strong>n sei.<br />

März, <strong>de</strong>r seine Information vermutlich von Dr. Franz<br />

Josef Strauß bezogen hatte, habe seinerzeit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski über ein Gespräch zwischen<br />

B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Kohl <strong>und</strong> Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr.<br />

Strauß informiert. Der Kanzler habe sich positiv zu<br />

<strong>de</strong>m vorgeschlagenen Projekt geäußert <strong>und</strong> keine<br />

Einwän<strong>de</strong> erhoben.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski schlug laut Vermerk vor,<br />

daß er offiziell in die Verhandlungsführung mit Josef<br />

März eingeschaltet wer<strong>de</strong> <strong>und</strong> daß Dr. Mittag ihm dazu<br />

einen entsprechen<strong>de</strong>n Auftrag erteilen solle (Dokument-Nr.<br />

793).<br />

An wen diese Vermerke gerichtet waren, konnte nicht<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n. Vermutlich war <strong>de</strong>r Adressat Dr.<br />

Günter Mittag.<br />

Die Unterlagen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses belegen,<br />

daß die Gespräche zwischen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> März auch in <strong>de</strong>n ersten Monaten 1983<br />

kontinuierlich fortgesetzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Im April 1983 - nach <strong>de</strong>r vorgezogenen B<strong>und</strong>estags<br />

wahl - berichtete März Dr. Schalck-Golodkowski, daß<br />

sich die Ausgangslage zum Kredit nicht verän<strong>de</strong>rt ha-


e <strong>und</strong> daß Dr. Strauß es für notwendig halte, einen<br />

persönlichen Kontakt zu Dr. Schalck-Golodkowski<br />

herzustellen.<br />

Anfang Mai 1983 kam es zu einem ersten Gespräch<br />

zwischen Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. Strauß<br />

auf <strong>de</strong>m Landgut von März in Spöck am Chiemsee.<br />

Gesprächsgegenstand war die Klärung <strong>de</strong>r Frage, ob<br />

die Geschäftsgr<strong>und</strong>lage für die Gewährung eines Finanzkredits<br />

in Höhe von einer Milliar<strong>de</strong> DM - ohne<br />

ausdrückliches Junktim wie vor <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estagswahl<br />

im März 1983 - weiterbestehe.<br />

Nach Angaben Dr. Schalck-Golodkowskis habe Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Strauß ihm in diesem Gespräch versichert,<br />

daß er sich bei B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Kohl für die<br />

Ausreichung <strong>de</strong>s Kredits unter <strong>de</strong>n bereits diskutierten<br />

Konditionen - für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit<br />

wer<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r DDR die Transitpauschale als Sicherheit<br />

geboten - einsetzen wer<strong>de</strong>. Dr. Strauß soll in<br />

<strong>de</strong>m Gespräch auch <strong>de</strong>utlich gemacht haben, daß er<br />

von Generalsekretär Honecker hierfür eine Geste <strong>de</strong>s<br />

guten Willens, z.B. die Senkung <strong>de</strong>s Min<strong>de</strong>stumtausches<br />

für Jugendliche <strong>und</strong> Rentner, erwarte (Dokument-Nr.<br />

794).<br />

Am 25. Mai 1983 kam es zu einem weiteren Gespräch<br />

zwischen Dr. Strauß <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

<strong>de</strong>r dabei als „Beauftragter <strong>de</strong>s Generalsekretärs <strong>de</strong>s<br />

ZK <strong>de</strong>r SED ... Erich Honecker" in Erscheinung trat.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski schrieb über diese Begegnung<br />

zwei Vermerke: Einer faßte das Gespräch zusammen<br />

<strong>und</strong> wur<strong>de</strong> von ihm am 27.Mai 1983 an <strong>de</strong>n<br />

„Genossen Minister" gesandt (Dokument-Nr. 795).<br />

Hiermit war <strong>de</strong>r Minister für Staatssicherheit, E rich<br />

Mielke, gemeint. Der zweite Vermerk ist ohne Adressaten,<br />

behan<strong>de</strong>lt aber das Thema Kredit ausführlicher.<br />

Wie aus diesen Vermerken hervorgeht, soll Dr.<br />

Strauß noch einmal seine Bereitschaft betont haben,<br />

sich für das Zustan<strong>de</strong>kommen <strong>de</strong>s Kredits ohne je<strong>de</strong>s<br />

ausdrückliche Junktim einzusetzen. Dr. Strauß soll<br />

vorgeschlagen haben, am gleichen Ort in Anwesenheit<br />

von Dr. Jenninger die Sache zu einem positiven<br />

Abschluß zu bringen.<br />

Zu diesem Treffen zwischen Dr. Jenninger, Dr. Strauß<br />

<strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski kam es am 5. Juni 1983<br />

in Spöck am Chiemsee. Das Gespräch diente zunächst<br />

<strong>de</strong>m gegenseitigen Kennenlernen, es sind jedoch<br />

auch Probleme, wie <strong>de</strong>r geplante Milliar<strong>de</strong>nkredit<br />

<strong>und</strong> die stagnieren<strong>de</strong>n Verhandlungen zur Postpauschale,<br />

angesprochen wor<strong>de</strong>n.<br />

Wie Dr. Schalck-Golodkowski in einem Vermerk festhielt,<br />

soll ihm Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Strauß berichtet<br />

haben, daß <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>r Finanzen, Dr. Gerhard<br />

Stoltenberg, keinen Einspruch gegen <strong>de</strong>n Kredit<br />

erheben wer<strong>de</strong>. Dr. Strauß soll noch einmal betont haben,<br />

daß <strong>de</strong>r Kredit ohne jegliche ausdrückliche<br />

schriftliche Vereinbarung von Bedingungen erfolgen<br />

wer<strong>de</strong>. Führer <strong>de</strong>s von b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Seite zu<br />

grün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Bankenkonsortiums solle die Bayerische<br />

Lan<strong>de</strong>sbank, vertreten durch <strong>de</strong>ren Präsi<strong>de</strong>nten <strong>und</strong><br />

Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>n, Dr. Ludwig Huber, sein. B<strong>und</strong>eskanzler<br />

Dr. Kohl habe nach Aussage Dr. Jenningers<br />

vorgeschlagen, die Bayerische Lan<strong>de</strong>sbank als<br />

Konsortialführer zu wählen.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Im Anhang seines Vermerks unterbreitete Dr.<br />

Schalck-Golodkowski Vorschläge für das weitere<br />

Vorgehen. Wichtigster Punkt hierbei war, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski bevollmächtigt wer<strong>de</strong>n sollte,<br />

<strong>de</strong>m Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG (DABA), Prof. Dr. Werner Polze, im Auftrag von<br />

Honecker die Vollmacht zu erteilen, <strong>de</strong>n Finanzkredit<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in <strong>de</strong>r vorgesehenen<br />

Höhe <strong>und</strong> Laufzeit zu international üblichen<br />

Konditionen zu vereinbaren (Dokument-Nr. 796). Am<br />

9. Juni 1983 teilte Dr. Schalck-Golodkowski Dr. Mittag<br />

mit, daß Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Strauß ihm übermittelt<br />

habe, Dr. Jenninger habe <strong>de</strong>n Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r<br />

Bayerischen Lan<strong>de</strong>sbank gebeten, die Konsortialführung<br />

zu übernehmen.<br />

Dr. Polze berichtete in einem Vermerk vom 14. Juni<br />

1983 über einen Anruf von Dr. Huber. Danach habe<br />

B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Kohl Dr. Huber beauftragt, einen<br />

Kredit über eine Milliar<strong>de</strong> DM für die DDR zu organisieren.<br />

Am 30. Juni 1983 übernahm die B<strong>und</strong>esschul<strong>de</strong>nverwaltung<br />

die B<strong>und</strong>esgarantie für einen ungeb<strong>und</strong>enen<br />

Finanzkredit an die Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG, Berlin (Ost). Vereinbart wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n Kredit in zwei<br />

Tranchen auszuzahlen. Der Kreditvertrag über die erste<br />

Tranche von 500 Millionen DM wur<strong>de</strong> am 1. Juli<br />

1983 unterzeichnet. Der Vertrag über die zweite Tranche<br />

von weiteren 500 Mio. DM wur<strong>de</strong> am 7. Juli 1983<br />

unterzeichnet.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re die B<strong>und</strong>esgarantie <strong>und</strong> die in <strong>de</strong>n Verträgen<br />

vereinbarte Zahlung von Provisionen zwischen<br />

<strong>de</strong>m Kreditnehmer <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Fe<strong>de</strong>rführer <strong>de</strong>s<br />

Bankenkonsortiums, <strong>de</strong>r Bayerischen Lan<strong>de</strong>sbank International<br />

S.A., führten zu öffentlichen <strong>und</strong> parlamentarischen<br />

Erörterungen.<br />

Zur Problematik <strong>de</strong>r Zahlung von Provisionen antwortete<br />

die Bayerische Lan<strong>de</strong>sbank, daß es sich bei<br />

<strong>de</strong>n Provisionen um bankübliche einmalige Gebühren<br />

gehan<strong>de</strong>lt habe. Sonstige Provisionen seien nicht<br />

gezahlt wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Parlamentarische Staatssekretär beim B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen, Dr. Hansjörg Häfele, erklärte<br />

seinerzeit im Deutschen B<strong>und</strong>estag: „Der B<strong>und</strong> hat für<br />

<strong>de</strong>n Kredit von 1 Milliar<strong>de</strong> DM an die Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

<strong>de</strong>r DDR [gemeint ist die Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG] gegenüber <strong>de</strong>n kreditgeben<strong>de</strong>n<br />

Banken eine Gewährleistung nach § 12, Nr. 15 <strong>de</strong>s<br />

Haushaltsgesetzes 1983 übernommen. Diese Gewährleistung<br />

(Garantie) ist so abgesichert, daß mit einer Belastung<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eshaushaltes aus <strong>de</strong>r Gewährleistung<br />

nicht gerechnet wird" . (Dokument-Nr. 797) Die<br />

Absicherung <strong>de</strong>s Milliar<strong>de</strong>nkredits wur<strong>de</strong> durch die<br />

Verpfändung <strong>de</strong>r Transitpauschale gewährleistet.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski schrieb über seine Treffen<br />

mit Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Strauß <strong>und</strong> Staatsminister<br />

Dr. Jenninger zahlreiche Vermerke, die ver<strong>de</strong>utlichen,<br />

daß die DDR ein starkes Interesse am Zustan<strong>de</strong>kommen<br />

<strong>de</strong>s Milliar<strong>de</strong>nkredites hatte. Über die finanziellen<br />

Schwierigkeiten <strong>de</strong>r DDR fin<strong>de</strong>t sich kein Wo rt<br />

in diesen Vermerken. Das Problem „Gegenleistungen"<br />

seitens <strong>de</strong>r DDR wird von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

so dargestellt, als habe Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr.<br />

Strauß darauf bestan<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r Kredit vergeben


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong>, ohne daß Gegenleistungen als schriftlich fixiertes<br />

Junktim gefor<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n.<br />

Soweit Dr. Schalck-Golodkowski glaubte, es habe Irritationen<br />

zwischen <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskanzler <strong>und</strong> Dr.<br />

Strauß gegeben, war dies auf die Versuche Holger<br />

Bahls zurückzuführen, sein „Züricher Mo<strong>de</strong>ll" doch<br />

noch zu verwirklichen. Zu diesem Zweck sprach Bahl<br />

immer wie<strong>de</strong>r bei Dr. Jenninger vor, wobei er versuchte<br />

ein Mandat <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung zu Verhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>r DDR zu erhalten.<br />

Bei seiner Zeugenvernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

hat Dr. Jenninger darauf verwiesen,<br />

daß er sich seit Beginn seiner Zeit als Staatsminister<br />

im B<strong>und</strong>eskanzleramt bemüht habe, die Koalitionsfraktionen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re aber Dr. Strauß, in die Gestaltung<br />

<strong>de</strong>r Deutschlandpolitik einzubeziehen. Der<br />

bayerische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt habe die Strategie vertreten,<br />

die DDR langfristig wi rtschaftlich an die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland zu bin<strong>de</strong>n. Ihm, Dr. Jenninger,<br />

sei es darauf angekommen, trotz <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

um die Raketenstationierung im Herbst<br />

1983 ein Zeichen zu setzen, damit die befürchtete<br />

„Eiszeit" in <strong>de</strong>n West-Ost-Beziehungen verhin<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>. Daher habe man auch ausführlich über die<br />

Folgen <strong>de</strong>s Kredits diskutiert, da die Finanzschwierigkeiten<br />

<strong>de</strong>r DDR bekannt gewesen seien. Die in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland politisch Verantwortlichen<br />

- so hat Dr. Jenninger vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>utlich gemacht - seien sich darüber im<br />

klaren gewesen, daß mit <strong>de</strong>r Ausreichung <strong>de</strong>s Kredits<br />

eine Stabilisierung <strong>de</strong>r DDR verb<strong>und</strong>en sein wür<strong>de</strong>.<br />

Es sei aber auch die Chance gesehen wor<strong>de</strong>n, auf<br />

diese Weise etwas für die Deutschen in <strong>de</strong>r DDR zu<br />

tun. Die Entscheidung über <strong>de</strong>n Kredit sei letztlich im<br />

Dreieck Dr. Kohl-Dr. Strauß-Dr. Jenninger gefallen.<br />

Von seiten <strong>de</strong>r Opposition sei <strong>de</strong>r Kredit nicht kritisiert<br />

wor<strong>de</strong>n. Die Rolle, die die B<strong>und</strong>esregierung bei<br />

diesem Kredit gespielt habe, habe sich auf die Zustimmung<br />

zur Absicherung <strong>de</strong>s Kredits beschränkt; es habe<br />

sich nicht um einen Kredit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

gehan<strong>de</strong>lt, son<strong>de</strong>rn um einen Bankenkredit. Auch die<br />

Frage <strong>de</strong>r Gegenleistungen <strong>de</strong>r DDR sei - so hat Dr.<br />

Jenninger vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß berichtet<br />

- Gegenstand intensiver Gespräche gewesen. Der<br />

bayerische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Strauß habe in diese<br />

Frage die Auffassung vertreten, wer eine langfristige<br />

Anbindung <strong>de</strong>r DDR an die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

wolle, für <strong>de</strong>n sei es nicht klug, schriftlich fixierte,<br />

konkrete Gegenleistungen zu verlangen.<br />

Es seien schriftlich keine Gegenleistungen zur Bedingung<br />

gemacht wor<strong>de</strong>n. Allerdings seien Dr. Schalck-<br />

Golodkowski Erwartungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland mitgeteilt wor<strong>de</strong>n, z.B. bezüglich <strong>de</strong>s<br />

Abbaus <strong>de</strong>r Selbstschußanlagen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Minen an<br />

<strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Grenze, weiterer Verbesserungen<br />

in <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>s Reiseverkehrs <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Reduzierung<br />

<strong>de</strong>s Min<strong>de</strong>stumtauschsatzes für Rentner <strong>und</strong><br />

Jugendliche. Dr. Jenninger hat daran erinnert, daß<br />

die in <strong>de</strong>n Gesprächen gemachten Zusagen in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />

Jahren von seiten <strong>de</strong>r DDR eingehalten wor<strong>de</strong>n<br />

seien.<br />

Die Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hat nicht klären können, von wem die Initiative zur<br />

Aufnahme von Kreditverhandlungen ausging. Auch<br />

hat die Frage nicht beantwortet wer<strong>de</strong>n können, ob<br />

<strong>de</strong>r bayerische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Strauß die Gespräche<br />

mit Wissen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzlers begonnen<br />

hat. Dies ging zumin<strong>de</strong>st aus <strong>de</strong>r Darstellung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis he rvor. Auch Dr. Jenninger<br />

hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß keine an<strong>de</strong>re<br />

Darstellung gegeben.<br />

Nach <strong>de</strong>n Vermerken Dr. Schalck-Golodkowskis waren<br />

auf b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Seite lediglich Dr. Strauß<br />

<strong>und</strong> Dr. Jenninger die Gesprächspartner, die in Abstimmung<br />

mit B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Kohl die Verhandlungen<br />

führten. Erst im Endstadium, als die organisatorischen<br />

<strong>und</strong> inhaltlichen Fragen geklärt waren,<br />

wur<strong>de</strong>n die Bankenchefs mit <strong>de</strong>n weiteren Schritten<br />

betraut. Zu diesem Zeitpunkt überließen Dr. Strauß,<br />

Dr. Jenninger <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski die konkreten<br />

Vertragsvorbereitungen <strong>de</strong>n Bankiers, Dr. Huber<br />

<strong>und</strong> Prof. Dr. Polze.<br />

Vom B<strong>und</strong>eskanzleramt liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zum Milliar<strong>de</strong>nkredit keine Akten vor. Dr.<br />

Jenninger hat die Meinung vertreten, er habe zwar<br />

nur wenige Akten angefertigt, diese müßten aber vorhan<strong>de</strong>n<br />

sein.<br />

Der Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes, B<strong>und</strong>esminister<br />

Rudolf Seiters, hat mit Schreiben vom 6. Juni 1991<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß eine „chronologische<br />

Übersicht <strong>de</strong>r Gesprächskontakte <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramtes <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Ständigen<br />

Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bei <strong>de</strong>r<br />

DDR mit Dr. Schalck-Golodkowski" zugänglich gemacht.<br />

In dieser Übersicht sind keine Gespräche aufgeführt,<br />

die <strong>de</strong>r damalige Staatsminister Dr. Jenninger<br />

ab 1983 mit <strong>de</strong>m DDR-Devisenbeschaffer geführt<br />

hat.<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD im Untersuchungsausschuß<br />

haben im Februar <strong>und</strong> Mai 1992 auf einen aktengestützten<br />

Aufschluß über die von Dr. Jenninger selbst<br />

o<strong>de</strong>r in seinem persönlichen Auftrag mit Dr. Schalck-<br />

Golodkowski geführten Gespräche bestan<strong>de</strong>n.<br />

Der SPD war diese Information beson<strong>de</strong>rs wichtig,<br />

weil in die Amtszeit von Dr. Jenninger die Gewährung<br />

<strong>de</strong>r Milliar<strong>de</strong>nkredite von 1983 <strong>und</strong> 1984 gefallen<br />

war <strong>und</strong> gleichzeitig Verhandlungen mit <strong>de</strong>m<br />

Schweizer Bankier Holger Bahl über das „Züricher<br />

Mo<strong>de</strong>ll" stattgef<strong>und</strong>en hatten. Dabei war beachtlich,<br />

daß Dr. Jenninger von 1966 bis 1969 politischer Referent<br />

<strong>de</strong>s damaligen B<strong>und</strong>esfinanzministers Dr. Franz<br />

Josef Strauß gewesen war, <strong>de</strong>r dann 1983 <strong>und</strong> 1984 erheblichen<br />

persönlichen Einfluß auf die Kreditgewährung<br />

an die DDR genommen hat.<br />

In diesem Zusammenhang hat die SPD aus <strong>de</strong>n Regierungsunterlagen<br />

Details über die Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kreditgewährung<br />

erhofft.<br />

Der Antwort <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes vom 22. September<br />

1992 mußte entnommen wer<strong>de</strong>n, daß in <strong>de</strong>n<br />

Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes keine Unterlagen<br />

über die Kontakte <strong>de</strong>s früheren Staatsministers Dr.<br />

Jenninger mit Dr. Schalck-Golodkowski festgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

In seinen Vermerken gab Dr. Schalck-Golodkowski<br />

ausführlich die Inhalte <strong>de</strong>r Gespräche mit Dr. Strauß<br />

<strong>und</strong> Dr. Jenninger wie<strong>de</strong>r. Viele <strong>de</strong>r Vermerke waren


an keinen konkreten Adressaten gerichtet. Allerdings<br />

war anhand einzelner Vermerke erkennbar, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski von Honecker <strong>und</strong> Dr. Mittag<br />

mit <strong>de</strong>n Verhandlungen betraut wur<strong>de</strong>.<br />

Dr. Jenninger hat <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß mitgeteilt,<br />

daß er über die von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr.<br />

Strauß mit Dr. Schalck-Golodkowski über <strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>nkredit<br />

geführten Gespräche informiert gewesen<br />

sei.<br />

Dr. Strauß hatte Dr. Jenninger Notizen über Gespräche<br />

mit Dr. Schalck-Golodkowski u.a. mit Schreiben<br />

<strong>de</strong>r Bayerischen Staatskanzlei übermittelt. An diese<br />

Schreiben hat sich Dr. Jenninger erst auf Vorhalt erinnern<br />

können. Im B<strong>und</strong>eskanzleramt waren <strong>de</strong>rartige<br />

Akten nicht auffindbar. Dr. Jenninger bestritt solche<br />

Unterlagen zu haben, er habe sie auch nicht vernichtet<br />

o<strong>de</strong>r vernichten lassen.<br />

Der Untersuchungsausschuß beschäftigte sich im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Beweiserhebung zur Rolle Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis beim Zustan<strong>de</strong>kommen <strong>de</strong>s<br />

Milliar<strong>de</strong>nkredits auch mit <strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>de</strong>s<br />

Kredits für die Menschen in <strong>de</strong>r DDR, auf die inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen sowie auf die Position <strong>de</strong>r<br />

DDR im West-Ost-Verhältnis. Dem Argument, <strong>de</strong>r<br />

Milliar<strong>de</strong>nkredit habe das DDR-System stabilisiert<br />

<strong>und</strong> insofern repressivere Maßnahmen <strong>de</strong>r DDR-<br />

Staatsführung nach innen bewirkt, jedoch nicht zu einer<br />

spürbaren Erleichterung <strong>de</strong>r Versorgungslage <strong>de</strong>r<br />

DDR-Bevölkerung geführt, begegnete Dr. Jenninger<br />

mit <strong>de</strong>r Feststellung, seinerzeit sei keine Alternative<br />

erkennbar gewesen. Für ihn sei die Klärung <strong>de</strong>r Frage<br />

„Wie können wir die Verhältnisse än<strong>de</strong>rn?" wichtig<br />

gewesen. (121. Sitzung, Protokoll S. 210) Dies sei nur<br />

dadurch möglich gewesen, daß die DDR wirtschaftlich<br />

von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland abhängig<br />

gemacht wor<strong>de</strong>n sei. Dr. Jenninger wies darauf hin,<br />

daß ihm durchaus bekannt gewesen sei, daß <strong>de</strong>r Milliar<strong>de</strong>nkredit<br />

nur insofern zur Lösung <strong>de</strong>r Finanzprobleme<br />

<strong>de</strong>r DDR beigetragen habe, als die Kreditfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR wie<strong>de</strong>rhergestellt wor<strong>de</strong>n sei. So sei z.B.<br />

die Kreditblocka<strong>de</strong> seitens <strong>de</strong>r Schweiz, Japans <strong>und</strong><br />

Frankreichs aufgehoben wor<strong>de</strong>n.<br />

Es dürfe jedoch nicht übersehen wer<strong>de</strong>n, daß die DDR<br />

ein großes Zugeständnis gemacht habe, weil sie sich<br />

durch <strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>nkredit in die Abhängigkeit <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland begeben habe. Dies sei<br />

<strong>de</strong>n Herrschen<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR durchaus bewußt gewesen,<br />

weil Zugeständnisse <strong>de</strong>r DDR keineswegs als<br />

Gegenleistung für <strong>de</strong>n Kredit verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

Eine <strong>de</strong>rartige Verknüpfung von Leistung <strong>und</strong><br />

Gegenleistung sei - laut Aussage von Dr. Jenninger -<br />

schon allein aus <strong>de</strong>m Gr<strong>und</strong>e nicht möglich gewesen,<br />

weil die damalige UdSSR <strong>de</strong>n Kredit unterb<strong>und</strong>en<br />

hätte, wenn bekanntgewor<strong>de</strong>n wäre, daß <strong>de</strong>r Kredit<br />

mit einer Gegenleistung verb<strong>und</strong>en gewesen wäre.<br />

Dennoch habe Dr. Schalck-Golodkowski Maßnahmen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re menschliche Erleichterungen in<br />

<strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen, z.B. reibungslosere<br />

Grenzabfertigungen <strong>und</strong> verbesserte Regelungen<br />

bei Reisen in dringen<strong>de</strong>n Familienangelegenheiten,<br />

vor <strong>de</strong>r Unterzeichnung <strong>de</strong>r Vereinbarungen über<br />

<strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>nkredit zugesagt. Diese seien dann<br />

auch tatsächlich kurze Zeit später in Kraft gesetzt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Die Problematik, daß die Wie<strong>de</strong>rerlangung <strong>de</strong>r Kreditwürdigkeit<br />

<strong>und</strong> Zahlungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR mit einer<br />

größeren Abhängigkeit von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland verb<strong>und</strong>en war, soll nach Aussage von<br />

Dr. Jenninger zu Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen im Politbüro<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED geführt haben. Gegner <strong>de</strong>s Kredits im<br />

Politbüro - u.a. auch Kurt Hager - hätten <strong>de</strong>n Kredit<br />

scharf kritisiert, wie Dr. Jenninger später von Gesprächspartnern<br />

versichert wor<strong>de</strong>n sei. Darüber hinaus<br />

soll nach Angaben von Dr. Jenninger diese Politik<br />

zu großen Schwierigkeiten <strong>de</strong>r DDR-Führung mit<br />

Moskau geführt haben, weil die Breschnew-Doktrin<br />

unterlaufen wor<strong>de</strong>n sei.<br />

B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Kohl habe <strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>nkredit an<br />

die DDR akzeptiert, um einen positiven Akzent in <strong>de</strong>r<br />

damaligen außen- <strong>und</strong> sicherheitspolitischen Situation<br />

zu setzen <strong>und</strong> die inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen zu<br />

verbessern. Während seines Staatsbesuchs in Moskau<br />

habe <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>eskanzler eine Entspannung <strong>de</strong>r Lage<br />

erzielen können, weil er darauf hingewiesen habe,<br />

daß die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>n<br />

Milliar<strong>de</strong>nkredit als Zeichen <strong>de</strong>s guten Willens gewährt<br />

habe. Die Kreditgewährung habe außer<strong>de</strong>m<br />

bewirkt, daß die Diskussion über die Raketenstationierung<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland keine<br />

Rolle mehr spielte. Ferner habe aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />

DDR gewährten Milliar<strong>de</strong>nkredits ein neues Verhältnis<br />

zwischen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland entwickelt wer<strong>de</strong>n können. Nach Aussage<br />

von Dr. Jenninger haben die Verhandlungen über<br />

<strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>nkredit mit <strong>de</strong>r DDR, insbeson<strong>de</strong>re mit<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, nicht nur dazu geführt, daß<br />

<strong>de</strong>r Reiseverkehr reibungsloser abgewickelt <strong>und</strong><br />

Selbstschußautomaten sowie Minen an <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen<br />

Grenze abgebaut wor<strong>de</strong>n seien, auch an<strong>de</strong>re<br />

Probleme, z.B. Umweltschutz, S-Bahn <strong>und</strong> Fragen<br />

<strong>de</strong>s Gewässerschutzes in Berlin, hätten gelöst<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

3. Zusammenfassung<br />

Über einen Zeitraum von mehr als 22 Jahren, von Mai<br />

1967 bis En<strong>de</strong> 1989, führte <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

für die DDR geheime Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen<br />

mit Vertretern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> Politikern<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. In <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Staaten in Deutschland spielte er in mehrfacher<br />

Hinsicht eine beson<strong>de</strong>re Rolle: Über ihn steuerte<br />

die SED-Spitze, insbeson<strong>de</strong>re Generalsekretär Honecker<br />

<strong>und</strong> Politbüro-Mitglied Dr. Günter Mittag, vor<br />

allem dann die inner<strong>de</strong>utschen Verhandlungen mit<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, wenn es darauf ankam, von <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland finanzielle Leistungen<br />

zu erreichen.<br />

In <strong>de</strong>r Disse rtation Dr. Schalck-Golodkowskis aus<br />

<strong>de</strong>m Jahre 1970 wur<strong>de</strong> anhand erster Verhandlungserfahrungen<br />

Strategie <strong>und</strong> Vorgehensweise für die<br />

Gespräche beschrieben, die <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung verfolgte. Ausgehend<br />

von angeblichen Schul<strong>de</strong>nfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r DDR gegenüber<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in mehrstelliger<br />

Milliar<strong>de</strong>nhöhe nannte er als „entschei<strong>de</strong>nd


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

für die Durchsetzung unserer For<strong>de</strong>rungen ..., daß die<br />

nichtoffiziellen Kanäle straff von oben bis unten<br />

durchorganisiert sein müssen, die notwendigen Verbindungen<br />

zu Personen vorhan<strong>de</strong>n sind, die entsprechen<strong>de</strong><br />

Kompetenzen besitzen <strong>und</strong> entsprechen<strong>de</strong><br />

Entscheidungen treffen können" . Noch <strong>de</strong>utlicher<br />

wer<strong>de</strong>nd fügte er hinzu: „Unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> <strong>und</strong> wenig<br />

einflußreiche Personen sind für solche Kanäle nicht zu<br />

gebrauchen" .<br />

Inner<strong>de</strong>utsche Verhandlungen hatten in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland stets nicht nur aufmerksame,<br />

son<strong>de</strong>rn auch kritische Beobachter. Der Beson<strong>de</strong>rheit<br />

<strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Bemühungen konnte <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r<br />

vertrauliche Verhandlungsweg, <strong>de</strong>n Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gewährleistete, immer dann von Nutzen<br />

sein, wenn die offiziellen Gespräche über einzelne<br />

Sachthemen beson<strong>de</strong>rs schwierig waren.<br />

Bis zum Herbst 1989 fand eine Vielzahl von inoffiziellen<br />

<strong>und</strong> z.T. geheimgehaltenen Kontakten statt. Zwischen<br />

1983 <strong>und</strong> 1989 trafen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Dr. Strauß über 20 Mal persönlich zusammen.<br />

Min<strong>de</strong>stens ebenso häufig führte <strong>de</strong>r bayerische<br />

Fleischgroßhändler März, <strong>de</strong>r auf jahrzehntelange<br />

geschäftliche Beziehungen zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zurückblicken konnte, Gespräche<br />

mit Dr. Schalck-Golodkowski. Unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r persönlichen Telefongespräche <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Übermittlung von telefonischen <strong>und</strong> schriftlichen<br />

Nachrichten zwischen <strong>de</strong>n Büros von Dr. Strauß <strong>und</strong><br />

Josef März <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Büro von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

ergibt sich eine Anzahl von mehr als 400 Kontakten.<br />

Die Gesamtzahl <strong>de</strong>r Treffen <strong>und</strong> Kontakte, die Dr.<br />

Schalck-Golodkowski zwischen 1967 <strong>und</strong> En<strong>de</strong> 1989<br />

mit Gesprächspartnern aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland hatte, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht ermitteln können. Es fällt auf, daß die Verhandlungsführer<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland erheblich<br />

weniger Vermerke über Treffen, Telefongespräche<br />

u.ä. mit Dr. Schalck-Golodkowski angefertigten<br />

als dieser. Insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n vom B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

beigezogenen Akten zu Kontakten zwischen Vertretern<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

fehlten Vermerke über Gespräche mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski für <strong>de</strong>n Zeitraum Anfang 1983<br />

bis En<strong>de</strong> 1984. Das B<strong>und</strong>eskanzleramt bemerkte hierzu,<br />

daß in einer Vielzahl von Fällen zu diesen Kontakten<br />

keine Akten geführt wor<strong>de</strong>n seien. Darüber hinaus<br />

seien Vermerke in Sachakten zu unterschiedlichen<br />

Themenbereichen abgeheftet.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski dokumentierte hingegen<br />

seine Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen durch eine Vielzahl<br />

von Vermerken.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski führte im Laufe <strong>de</strong>r Jahre<br />

mit <strong>de</strong>n Vertretern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

über eine Vielzahl von Themen Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen<br />

auf vertraulicher Ebene. Im Vorfeld <strong>de</strong>r<br />

zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

DDR geschlossenen Verträge wur<strong>de</strong>n die Gespräche<br />

zu Vereinbarungen bis zur Unterschriftsreife ausgehan<strong>de</strong>lt<br />

<strong>und</strong> damit abgeschlossen, daß die Vereinbarungen<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski paraphiert wur-<br />

<strong>de</strong>n. Die Verhandlungsgegenstän<strong>de</strong> spiegelten alle<br />

Bereiche <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen wi<strong>de</strong>r.<br />

Viele Verhandlungen zogen sich über z. T. Monate<br />

o<strong>de</strong>r gar Jahre hin, bis ein Abschluß erzielt wer<strong>de</strong>n<br />

konnte. Dr. Schalck-Golodkowski führte die Verhandlungen<br />

in <strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong>n Zahl <strong>de</strong>r Fälle nur<br />

dann, wenn für die DDR <strong>de</strong>r finanzielle Nutzen groß<br />

genug war.<br />

Sofern <strong>de</strong>r finanzielle Nutzen für die DDR zu gering<br />

erschien, war es nach Aussage <strong>de</strong>s früheren Leiters<br />

<strong>de</strong>r Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in Berlin (Ost), Günter Gaus, sogar möglich,<br />

daß die DDR die Verhandlungen abbrach.<br />

Die Kosten für die verhan<strong>de</strong>lten Projekte wur<strong>de</strong>n von<br />

<strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>r Regel zu hoch angegeben. Es gelang <strong>de</strong>n<br />

Verhandlungsführern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in <strong>de</strong>n meisten Fällen, eine Reduzierung <strong>de</strong>r Kosten<br />

zu erreichen. Letztendlich wur<strong>de</strong> jedoch immer<br />

auch ein politischer Preis bezahlt, d.h. es wur<strong>de</strong>n von<br />

seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung neben <strong>de</strong>n Kosten auch die<br />

Vorteile im <strong>de</strong>utschlandpolitischen Sinn berücksichtigt,<br />

die solche Lösungen mit sich brachten. Dies wur<strong>de</strong><br />

bei Vereinbarungen zum Nutzen von Berlin immer wie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utlich. Beson<strong>de</strong>rs bei langfristigen Projekten erwarteten<br />

die b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Verhandlungspartner<br />

erhebliche stabilitätsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Auswirkungen auf die<br />

inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen insgesamt.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Personen,<br />

die seit <strong>de</strong>n 70er Jahren auf b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Seite<br />

seine Verhandlungspartner waren, als kompetenter,<br />

zuverlässiger <strong>und</strong> korrekter Verhandlungspartner geschil<strong>de</strong>rt,<br />

mit <strong>de</strong>m man schwierige Probleme erörtern<br />

konnte. Wenn dieser etwas zugesagt habe, sei es auch<br />

bei <strong>de</strong>r Zusage geblieben. Dies sei wichtig gewesen,<br />

weil häufig über das mündlich Abgesprochene keine<br />

schriftlichen Vereinbarungen hätten getroffen wer<strong>de</strong>n<br />

können. Die Art <strong>und</strong> Weise seiner Verhandlungsführung<br />

habe dazu beigetragen, Verhandlungen, die<br />

in eine Sackgasse geraten waren, wie<strong>de</strong>r in Gang zu<br />

bringen. Einer <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong> hierfür war, daß er direkten<br />

Zugang zu Honecker <strong>und</strong> Dr. Mittag hatte. Dieser<br />

direkte Zugang ermöglichte es ihm, kurzfristige Entscheidungen<br />

herbeizuführen <strong>und</strong> diese unmittelbar<br />

in Gespräche einzubringen.<br />

Zwar hat Dr. Schalck-Golodkowski die Verhandlungen<br />

geführt <strong>und</strong> die Paraphierung vorgenommen, die<br />

Unterzeichnung <strong>de</strong>s Ausgehan<strong>de</strong>lten erfolgte jedoch<br />

jeweils durch die zuständigen Minister bzw. Staatssekretäre.<br />

Auffällig ist, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

über die Vertraulichkeit hinaus, die bei <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Verhandlungen üblich war, gera<strong>de</strong>zu eine übertriebene<br />

„Geheimniskrämerei" um die Treffen betrieb.<br />

Auch die Gesprächspartner auf seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland schätzten die Diskretion, mit<br />

<strong>de</strong>r Verhandlungsgegenstän<strong>de</strong> diskutiert <strong>und</strong> zum erfolgreichen<br />

Abschluß gebracht wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Zum Wahrheitsgehalt <strong>de</strong>r von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

angefertigten Vermerke haben sich fast alle Zeugen<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß skeptisch geäußert,<br />

bis auf Dr. Schäuble. So wichen z.B. die Zeugenaussagen<br />

zu <strong>de</strong>n Verhandlungen über <strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>nkredit<br />

<strong>und</strong> die von Dr. Schalck-Golodkowski angefertigten<br />

Vermerke in <strong>de</strong>r Darstellung stark vonein-


an<strong>de</strong>r ab. Selbst Dr. Schalck-Golodkowski gab in einem<br />

Zeitungsinterview einmal zu, daß er nur das aufgeschrieben<br />

habe, was auch seinem Erfolg dienen<br />

konnte.<br />

Bei <strong>de</strong>n Zeugenvernehmungen wur<strong>de</strong> auch mehrfach<br />

die Frage aufgeworfen, welche Kenntnis west<strong>de</strong>utsche<br />

Gesprächspartner über die tatsächlichen Funktionen<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis in <strong>de</strong>r DDR hatten,<br />

auch davon, in welcher Weise er in <strong>de</strong>n Apparat <strong>de</strong>s<br />

MfS eingeb<strong>und</strong>en war.<br />

Der B<strong>und</strong>esregierung lagen seit <strong>de</strong>r zweiten Hälfte<br />

<strong>de</strong>r 70er Jahre erste <strong>Bericht</strong>e über Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

seine Funktion im Staatsapparat <strong>und</strong> im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung vor. In <strong>de</strong>r Folgezeit<br />

ließ sich ein immer präziser wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Bild über<br />

die Entwicklung, die Aufgaben, die Zielsetzung <strong>und</strong><br />

die Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

gewinnen. Über Verstöße gegen die Bestimmungen<br />

<strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls, für die <strong>de</strong>r BND <strong>de</strong>n<br />

„Bereich Schalck" verantwortlich machte, war die<br />

B<strong>und</strong>esregierung bereits seit 1978 informiert.<br />

Bereits 1982 hatte <strong>de</strong>r BND die B<strong>und</strong>esregierung<br />

ziemlich genau über die Verflechtung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung mit <strong>de</strong>m MfS, <strong>de</strong>n Einsatz<br />

von Offizieren <strong>de</strong>s MfS in leiten<strong>de</strong>n Funktionen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Praktiken bei Embargoverstößen<br />

<strong>und</strong> Verstößen im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l informiert.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re Dr. Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>ssen<br />

enge Anbindung an das MfS schon 1976 vermutet<br />

wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong> als „Drahtzieher" <strong>de</strong>rartiger Aktionen<br />

genannt.<br />

Bei <strong>de</strong>r Beweiserhebung ist <strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n, daß<br />

die west<strong>de</strong>utschen Verhandlungspartner eine enge<br />

Beziehung von Dr. Schalck-Golodkowski zum MfS<br />

unterstellten.<br />

Nach Darstellung <strong>de</strong>r Zeugen wur<strong>de</strong>n jedoch im wesentlichen<br />

die mündlichen <strong>Bericht</strong>e <strong>und</strong> Einschätzungen<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Verhandlungsvorgängers zur Vorbereitung<br />

<strong>de</strong>r Gespräche mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

herangezogen. Einzig Dr. Schäuble erklärte, daß<br />

auch Dr. Schalck-Golodkowski selbst ihm über seine<br />

Einbindung in das MfS erzählt habe.<br />

Iv. Dr. Schalck-Golodkowskis Flucht <strong>und</strong><br />

sein Aufenthalt in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

1. Dr. Schalck-Golodkowskis Flucht in die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

Alexan<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sig rid Schalck-Golodkowski wechselten<br />

in <strong>de</strong>r Nacht vom 2. zum 3. Dezember 1989 von<br />

<strong>de</strong>r DDR nach Berlin (West) über. Die Ursachen für die<br />

Flucht aus <strong>de</strong>r DDR lagen zum einen in <strong>de</strong>r sich abzeichnen<strong>de</strong>n<br />

tiefgreifen<strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rung von Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis beruflicher Position als Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> Verhandlungsführer<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

zum an<strong>de</strong>ren in <strong>de</strong>r immer bedrohlicher wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

persönlichen Situation <strong>de</strong>s Ehepaars.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

Die herausragen<strong>de</strong> berufliche Stellung Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis, die er über viele Jahre errungen hatte,<br />

wur<strong>de</strong> durch die sich rapi<strong>de</strong> än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> politische Lage<br />

in <strong>de</strong>r DDR im Herbst 1989 ernsthaft gefähr<strong>de</strong>t. Bis<br />

zur Wahl von Dr. Hans Modrow zum Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Ministerrats am 13. November 1989 war seine Son<strong>de</strong>rstellung<br />

als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

unangetastet. Dazu trug vor allem die enge<br />

Fre<strong>und</strong>schaft mit Egon Krenz bei, <strong>de</strong>r ab <strong>de</strong>m 18. Oktober<br />

1989 neuer Generalsekretär <strong>de</strong>r SED war <strong>und</strong><br />

sich am 24. Oktober 1989 Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> seinen Bereich direkt unterstellte. Krenz spielte<br />

eine zeitlang sogar mit <strong>de</strong>m Gedanken, ihn zum<br />

neuen Ministerpäsi<strong>de</strong>nten zu machen. Dr. Schalck-<br />

Golodkowski lehnte diesen Vorschlag allerdings ab,<br />

da er lieber seinen alten Status behalten wollte.<br />

Mit <strong>de</strong>r Grenzöffnung am 9. November 1989 aber entglitt<br />

Egon Krenz innerhalb weniger Wochen die politische<br />

Macht <strong>und</strong> die Kontrolle über die DDR, da das<br />

Politbüro zunehmend <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

nachkommen mußte. Bereits mit <strong>de</strong>r Wahl von<br />

Dr. Modrow - <strong>de</strong>m für die Öffentlichkeit einzig konsensfähigen<br />

Kandidaten - zum neuen Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats gab das Politbüro einen Teil seiner<br />

Macht an die Regierung ab.<br />

Eine <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen Dr. Hans Modrows, die Krenz<br />

akzeptieren mußte, war die Aufhebung <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rstellung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen tatsächliche (Wie<strong>de</strong>r-)Einglie<strong>de</strong>rung in<br />

das Ministerium für Außenwirtschaft. Die Durchführung<br />

<strong>de</strong>r Einglie<strong>de</strong>rung ließ zunächst noch auf sich<br />

warten. Allerdings führte Dr. Modrow sehr bald ein<br />

Gespräch mit Dr. Schalck-Golodkowski, in <strong>de</strong>m er<br />

ihm ankündigte, daß die Eigenständigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n solle. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

versuchte, sich auf die neue Situation einzustellen.<br />

Er wi<strong>de</strong>rsprach nicht, schlug aber vor, <strong>de</strong>n Bereich<br />

nicht einfach einzuglie<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn die Modalitäten<br />

in „konzeptionellen Diskussionen" miteinan<strong>de</strong>r zu<br />

klären, um „<strong>de</strong>n Gegenstand selber dabei genauer ...<br />

analysieren" zu können (146. Sitzung, Protokoll<br />

S. 337).<br />

In seinem zweiten Tätigkeitsfeld als Verhandlungsführer<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland sah sich<br />

Dr. Schalck-Golodkowski gleichfalls mit neuen Gege-<br />

benheiten konfrontiert. War er bislang durch die SED<br />

Generalsekretäre Erich Honecker bzw. Egon Krenz sowie<br />

das Politbüro beauftragt wor<strong>de</strong>n, erhielt er mit Einsetzung<br />

<strong>de</strong>r neuen Regierung im November 1989 das<br />

Mandat für die Verhandlungsführung auch durch <strong>de</strong>n<br />

Ministerrat. Dr. Schalck-Golodkowski trug <strong>de</strong>r komplizierten<br />

Lage dadurch Rechnung, daß er fortan sowohl<br />

<strong>de</strong>r Regierung als auch <strong>de</strong>m Politbüro berichtete.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski war darum bemüht, sich<br />

mit Dr. Modrow zu arrangieren. Frühzeitig hatte er<br />

<strong>de</strong>r Regierung Modrow die Bildung eines sog. Staatssekretärsausschusses<br />

„zur Koordinierung <strong>de</strong>r Arbeit<br />

mit <strong>de</strong>r BRD <strong>und</strong> Berlin (West)" unter seiner - Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis - Leitung vorgeschlagen. Aus<br />

einer entsprechen<strong>de</strong>n Vorlage ist ersichtlich, daß er<br />

diesen Ausschuß als ein Pendant zur bisherigen Arbeitsgruppe<br />

„BRD/Westberlin" beim Politbüro konzipierte.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski war langjähriger Sekretär<br />

dieser Arbeitsgruppe <strong>und</strong> nahm dadurch Ein-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

fluß auf die Verhandlungsgegenstän<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland bzw. auf die Umsetzung <strong>de</strong>r<br />

Ergebnisse. Dies stärkte seine Position, um ständig<br />

neue Verhandlungsmandate durch das Politbüro zu<br />

erhalten.<br />

Der neuen Rolle <strong>de</strong>r Regierung Rechnung tragend,<br />

berichtete Dr. Schalck-Golodkowski am 29. November<br />

1989 persönlich <strong>de</strong>m Ministerrat über die mit <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland am selben Tag in Bonn<br />

geführten Verhandlungen, noch bevor er im Politbüro<br />

am 1. Dezember 1989 Rechenschaft ablegte.<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Hoffnungen, sich <strong>de</strong>r fo rt<br />

-während verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Situation anpassen zu können,<br />

wur<strong>de</strong>n jedoch ab En<strong>de</strong> November 1989 durch<br />

mehrere Ereignisse erheblich erschüttert.<br />

Ausgangspunkt waren Presseveröffentlichungen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

ein Artikel <strong>de</strong>s Nachrichtenmagazins „Der<br />

Spiegel" vom 20. November 1989, die Mißstän<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>r DDR auf<strong>de</strong>ckten <strong>und</strong> dabei auch über Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung berichteten. Diese Enthüllungen verursachten<br />

erhebliches Aufsehen in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> hatten zur Folge, daß Sig rid <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski mehrfach Morddrohungen erhielten.<br />

Aufgebrachte Bürger stan<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m Wohnhaus<br />

in <strong>de</strong>r Manetstraße <strong>und</strong> kündigten an, Dr.<br />

Schalck-Golodkowski wer<strong>de</strong> die nächsten Tage nicht<br />

überleben, wenn er nicht sofort aussage.<br />

Des weiteren führte die Offenlegung von Mißstän<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r DDR zu einem außergewöhnlichen Verlauf <strong>de</strong>r<br />

Volkskammersitzung am 1. Dezember 1989, in <strong>de</strong>r<br />

u. a. verlangt wur<strong>de</strong>, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

vor <strong>de</strong>m mittlerweile bestehen<strong>de</strong>n Zeitweiligen Ausschuß<br />

<strong>de</strong>r Volkskammer <strong>de</strong>r DDR zur Überprüfung<br />

von Fällen <strong>de</strong>s Amtsmißbrauchs, <strong>de</strong>r Korruption, <strong>de</strong>r<br />

persönlichen Bereicherung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Handlungen,<br />

bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>r Gesetzesverletzung<br />

besteht, aussagen solle.<br />

Im Vorfeld hierzu legte Dr. Wolfgang Schwanitz, Minister<br />

<strong>de</strong>s Amtes für Nationale Sicherheit (AfNS -<br />

Nachfolgeinstitution <strong>de</strong>s MfS), Dr. Schalck-Golodkowski<br />

am 26. November 1989 nahe, sich im Falle einer<br />

Befragung durch die Volkskammer auf die Wahrung<br />

von Staatsgeheimnissen zu berufen.<br />

Am 27. November 1989 fand eine „Ka<strong>de</strong>raussprache"<br />

zwischen Generalleutnant Dr. Günter Möller, Leiter<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Schulung (AfNS) <strong>und</strong><br />

Dr. Schalck-Golodkowski statt. Dabei wur<strong>de</strong>n die Modalitäten<br />

<strong>de</strong>r durch Schwanitz bereits angekündigten<br />

Entlassung aller im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

tätigen OibE aus <strong>de</strong>m aktiven Dienst besprochen.<br />

Aus einem Vermerk Möllers geht he rvor, daß in diesem<br />

Gespräch <strong>de</strong>r Eindruck entstand, „daß O. Sch. [Oberst<br />

Schalck-Golodkowski] hinsichtlich seiner Verbindung<br />

zum MfS, seiner Vergütung vom MfS als auch zu Detailwissen<br />

'auspacken' wer<strong>de</strong>" (vgl. Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 223, S. 1663).<br />

In <strong>de</strong>r Volkskammersitzung am 1. Dezember 1989<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Regierung bohren<strong>de</strong><br />

Fragen über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> seinen Leiter gestellt. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

mußte erfahren, wie angesichts <strong>de</strong>s Drucks<br />

<strong>de</strong>r Öffentlichkeit selbst jene Minister, die seine Arbeit<br />

gut einschätzen konnten, ihn nicht verteidigten,<br />

son<strong>de</strong>rn Unkenntnis vorschützten bzw. sich von ihm<br />

distanzierten.<br />

Vor allem Dr. Wolfgang Schwanitz stellte sich hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Vorgänge Wandlitz, IMES <strong>und</strong> Kavelstorf<br />

weitgehend unwissend, obwohl er seinerzeit im MfS<br />

persönlich <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>s Lagers Kavelstorf unterstützt<br />

hatte. Auch Außenhan<strong>de</strong>lsminister Dr. Gerhard<br />

Beil, seit vielen Jahren über Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> seinen Bereich Kommerzielle Koordinierung informiert,<br />

konnte angeblich wenig über die Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Bereichs aussagen.<br />

Die Volkskammer for<strong>de</strong> rte daraufhin, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski vor ihren Ausschuß gela<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n solle.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski erkannte die Gefahr, daß<br />

sich Regierung <strong>und</strong> SED von ihm distanzieren könnten<br />

<strong>und</strong> seine Frau <strong>und</strong> er das Ziel einer Hetzjagd zu wer<strong>de</strong>n<br />

drohten. Er versuchte ein letztes Mal, seinen Einfluß<br />

geltend zu machen. Noch am selben Tag war Dr.<br />

Schalck-Golodkowski um 22.00 Uhr in die Sitzung <strong>de</strong>s<br />

Politbüros bestellt, um über seine Verhandlungen mit<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu berichten. Neben<br />

Dr. Modrow waren auch einige Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Regierung<br />

anwesend, die nicht zum Politbüro gehörten.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski nutzte die Gelegenheit, seine<br />

Probleme als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zu schil<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> um Hilfe zu bitten. Erfand<br />

allgemeine Zustimmung, wegen <strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>rheit seiner<br />

Arbeit nicht in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit auftreten zu müssen.<br />

Dr. Modrow verließ die Sitzung, um einen Termin<br />

mit <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Volkskammer-Parteien für<br />

<strong>de</strong>n nächsten Tag zu verabre<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m abgeklärt wer<strong>de</strong>n<br />

sollte, ob Dr. Schalck-Golodkowskis Auftreten vor<br />

<strong>de</strong>m Volkskammer-Ausschuß zu vermei<strong>de</strong>n sei.<br />

Dr. Modrows Initiative <strong>und</strong> die weitere Zusage <strong>de</strong>s Politbüros,<br />

seiner Frau <strong>und</strong> ihm wegen <strong>de</strong>r Morddrohungen<br />

Polizeischutz zu gewähren, ließen Dr. Schalck-<br />

Golodkowski neue Hoffnung schöpfen.<br />

Nach seiner Rückkehr berichtete ihm seine Frau von<br />

einer weiteren Morddrohung. Während seiner Abwesenheit<br />

war ihr angekündigt wor<strong>de</strong>n, daß ihr Mann<br />

die Verhaftung durch die Staatssicherheit aufgr<strong>und</strong><br />

eines „Unfalls" nicht überleben wer<strong>de</strong>. Später fuhren<br />

dann vor ihrem Haus Wagen <strong>de</strong>r Volkspolizei auf.<br />

Diese Maßnahme sah Dr. Schalck-Golodkowski als<br />

die Gewährung <strong>de</strong>s zugesagten Polizeischutzes an.<br />

Da das Politbüro in <strong>de</strong>r Sitzung vom 1. Dezember 1989<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Mandat für weitere Verhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung bestätigt hatte,<br />

trat er am 2. Dezember eine Reise in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland an. Ungewöhnlich war die Mitnahme<br />

seiner Frau, die ihn erstmals bei einer Verhandlungsreise<br />

in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

begleitete. Dr. Schalck-Golodkowski hat hierzu vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß eingeräumt, daß er sich<br />

bei Antritt <strong>de</strong>r Reise nicht sicher war, ob er in die DDR<br />

zurückkehren solle.<br />

Darüber hinaus wollte seine Frau nicht allein zu<br />

Hause bleiben, weil „Handlungen" am Wohnhaus in<br />

<strong>de</strong>r Manetstraße angekündigt waren. Schließlich be-


gleitete Sigrid Schalck-Golodkowski ihren Mann<br />

auch aufgr<strong>und</strong> seines schlechten Ges<strong>und</strong>heitszustan<strong>de</strong>s,<br />

da ihm die Aufregungen <strong>de</strong>r letzten Zeit psychisch<br />

zugesetzt hatten.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski reiste offiziell in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, um das Treffen von B<strong>und</strong>eskanzler<br />

Dr. Helmut Kohl mit Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr.<br />

Modrow in Dres<strong>de</strong>n vorzubereiten. Er flog von Berlin<br />

(West) aus aber nicht nach Bonn, son<strong>de</strong>rn nach Stuttgart,<br />

um dort im Falle seines noch offenen Entschlusses,<br />

im Westen zu bleiben, beim Diakonischen Werk<br />

<strong>de</strong>r EKD um Hilfe zu bitten.<br />

In Stuttgart suchte er Pfarrer Dr. Karl-Heinz Neukamm<br />

auf, <strong>de</strong>n Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes<br />

<strong>de</strong>r EKD <strong>und</strong> langjährigen Verhandlungspartner im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r humanitären Fragen. Dr. Neukamm fand<br />

es zwar merkwürdig, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

relativ kurzfristig um diesen Besuchstermin gebeten<br />

hatte. Auch stellte Dr. Neukamm bei ihm eine große<br />

Unruhe fest. Dr. Schalck-Golodkowski brachte ihm<br />

gegenüber aber allenfalls vage zum Ausdruck, daß<br />

„bald eine ... individuelle, also eine persönliche Hilfe<br />

erfor<strong>de</strong>rlich sein könnte" (70. Sitzung, Protokoll S. 45).<br />

Im übrigen habe Dr. Schalck-Golodkowski keinen<br />

Zweifel aufkommen lassen, daß er gewillt war, zurückzufliegen.<br />

Dr. Neukamm konnte <strong>de</strong>n Äußerungen<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis auch nicht entnehmen,<br />

daß dieser beabsichtigte, noch in <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n<br />

Nacht die DDR zu verlassen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hatte nach Aussage von Dr.<br />

Neukamm vorformulierte Verträge mitgebracht <strong>und</strong><br />

verhan<strong>de</strong>lte u.a. über einen Devisenfonds zur Ermöglichung<br />

von größeren Reisemöglichkeiten für Bewohner<br />

<strong>de</strong>r DDR. Er führte von Dr. Neukamms Büro aus<br />

zwei Telefongespräche.<br />

Im Telefonat mit Rudolf Seiters, seinerzeit B<strong>und</strong>esminister<br />

für beson<strong>de</strong>re Aufgaben <strong>und</strong> Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes,<br />

erörterte er u.a. die Termine <strong>de</strong>r geplanten<br />

Begegnung von B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Kohl <strong>und</strong><br />

Dr. Modrow am 19. Dezember 1989 in Dres<strong>de</strong>n.<br />

Der Inhalt <strong>de</strong>s mit Dr. Wolfgang Schäuble, damals<br />

B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>s Innern, geführten Gesprächs war<br />

hingegen nicht aufklärbar. Dr. Schäuble hat vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß bek<strong>und</strong>et, er könne sich an<br />

<strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s Telefonats im einzelnen nicht erinnern.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski habe aber mit Sicherheit<br />

nicht angekündigt, „daß er sich heute nacht in <strong>de</strong>n<br />

Westen absetzen wer<strong>de</strong>" (24. Sitzung, Protokoll S. 43).<br />

Es steht allerdings fest, daß in <strong>de</strong>m Gespräch über die<br />

Konsequenzen eines möglichen Überwechselns Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis gere<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Das ergibt<br />

sich aus Dr. Schalck-Golodkowskis späterem Bezug<br />

auf das sog. „Versprechen vom 2. Dezember 1989".<br />

Hierbei han<strong>de</strong>lte es sich - wie im einzelnen noch darzustellen<br />

sein wird - um <strong>de</strong>n Hinweis Dr. Schäubles,<br />

daß Dr. Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland auf eine rechtsstaatliche Behandlung<br />

wie je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Bürger vertrauen könne.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski kehrte mit seiner Frau am<br />

frühen Nachmittag <strong>de</strong>s 2. Dezember nach Berlin (Ost)<br />

zurück. Den Gedanken, möglicherweise in Stuttgart<br />

zu bleiben, hatte er nach eingehen<strong>de</strong>r Beratung mit<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

seiner Frau, die noch immer Hoffnung hatte, die Situation<br />

in <strong>de</strong>r DDR bewältigen zu können, fallen lassen.<br />

Nach <strong>de</strong>r Rückkehr fertigte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

in <strong>de</strong>r Wallstraße Nie<strong>de</strong>rschriften über sein Gespräch<br />

mit B<strong>und</strong>esminister Seiters an, die er später Dr. Modrow<br />

<strong>und</strong> Krenz per Boten zustellen ließ.<br />

Um 15.00 Uhr erhielt Dr. Schalck-Golodkowski einen<br />

Anruf von Dr. Schwanitz. Dieser teilte ihm mit, daß<br />

<strong>de</strong>r tags zuvor durch die Partei zugesagte Schutz<br />

nicht gewährt wer<strong>de</strong>n könne. Die Zusicherung <strong>de</strong>s<br />

Politbüros, nicht vor <strong>de</strong>m Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer<br />

aussagen zu müssen, sei lediglich auf <strong>de</strong>n Teil beschränkt,<br />

<strong>de</strong>r die Beschaffung von Embargo-Mate rial<br />

für das MfS betreffe. Er solle sich nicht darauf berufen,<br />

OibE <strong>de</strong>s MfS zu sein, son<strong>de</strong>rn je<strong>de</strong> Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m MfS leugnen. Dies wür<strong>de</strong> auch seiner eigenen<br />

Sicherheit dienen.<br />

Die Anweisung Dr. Schwanitz' war für das Ehepaar<br />

Schalck-Golodkowski nicht nachvollziehbar, da bei<strong>de</strong><br />

die Gehaltsabrechnungen als Nachweis über ihre<br />

Einkünfte gegenüber <strong>de</strong>r Volkskammer bzw. <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft benötigten. Außer<strong>de</strong>m erschien<br />

ihnen das Abstreiten <strong>de</strong>r MfS-Beziehungen von vornherein<br />

aussichtslos, weil ihre Gehaltsabrechnungen<br />

nachkontrollierbar waren <strong>und</strong> - wie Sigrid Schalck-<br />

Golodkowski vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß bek<strong>und</strong>et<br />

hat - je<strong>de</strong>r auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Arbeitsbuches sehen<br />

konnte, wo sie gearbeitet habe (140. Sitzung, Protokoll<br />

S. 193 f.).<br />

Nach Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski war dieser<br />

Anruf von Dr. Schwanitz <strong>de</strong>r Anlaß, daß er die<br />

DDR flüchtig verlassen habe, da er nun das sichere<br />

Gefühl gehabt habe, um sein Leben bangen zu müssen<br />

(11. Sitzung, Protokoll S. 125). Er zog <strong>de</strong>n Schluß,<br />

daß hinter Dr. Schwanitz „eine an<strong>de</strong>re Konstellation,<br />

die nicht von Krenz geleitet wur<strong>de</strong>" (177. Sitzung,<br />

Protokoll S. 187), stand, die gegen ihn operierte. Dieser<br />

Vorgang bestärkte seinen Eindruck, <strong>de</strong>n er seit<br />

<strong>de</strong>r Politbürositzung vom 1. Dezember 1989 hatte, daß<br />

Krenz zunehmend an Macht <strong>und</strong> Einfluß verlor. Nach<br />

eigener Aussage ahnte Dr. Schalck-Golodkowski voraus,<br />

daß Krenz auf <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n 3. Dezember 1989 einberufenen<br />

Son<strong>de</strong>rsitzung <strong>de</strong>s ZK - wie dann auch geschehen<br />

- zurücktreten wür<strong>de</strong>.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> mußte er nun auch die Äußerung<br />

von Dr. Beil in <strong>de</strong>r Volkskammer-Sitzung vom 1.<br />

Dezember 1989 sehr ernst nehmen, er - Dr. Beil - wer<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung gemäß<br />

Dr. Modrows Auftrag innerhalb <strong>de</strong>r nächsten acht Tage<br />

in <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l einglie<strong>de</strong>rn. Diese Ankündigung<br />

Dr. Beils verstand Dr. Schalck-Golodkowski<br />

jetzt dahingehend, daß er <strong>de</strong>mnächst als Staatssekretär<br />

<strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

abgelöst wer<strong>de</strong>n solle, wie seinem B rief vom 2.<br />

Dezember 1989 an Werner Eberlein, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Zentralen Parteikontrollkommission, zu entnehmen<br />

ist.<br />

Der Eindruck, daß alles um ihn herum zusammenzubrechen<br />

begann, wur<strong>de</strong> für Dr. Schalck-Golodkowski<br />

durch zwei weitere Ereignisse noch verstärkt.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Dr. Schalck-Golodkowski erfuhr im Laufe <strong>de</strong>s Tages<br />

von seinem Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel, daß er<br />

nur noch wenig Zeit habe, die DDR zu verlassen. Woher<br />

Rechtsanwalt Dr. Vogel diese Information hatte,<br />

<strong>und</strong> ob sie <strong>de</strong>r Wahrheit entsprach, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht feststellen können. Nach Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis Aussage hatte Dr. Schwanitz<br />

bereits am 1. Dezember 1989 über die Militärstaatsanwaltschaft<br />

Berlin einen Antrag auf Erlaß eines Haftbefehls<br />

gegen ihn vorbereiten lassen; <strong>de</strong>r Generalstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR hatte sich jedoch zunächst geweigert,<br />

diesen zu unterschreiben.<br />

Des weiteren erhielt Dr. Schalck-Golodkowski am<br />

Abend die Mitteilung, daß Schwanitz die Bewachung -<br />

<strong>de</strong>s Waffenlagers Kavelstorf abgezogen hatte. Diese<br />

Nachricht überbrachten ihm Erhard Wiechert, Direktor<br />

<strong>de</strong>r IMES GmbH, <strong>und</strong> Dieter Uhlig, Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik, die direkt von Kavelstorf in<br />

die Wallstraße gekommen waren.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski ergriff im Laufe <strong>de</strong>s Nachmittags<br />

<strong>und</strong> Abends zur Vorbereitung <strong>de</strong>r Flucht eine<br />

Reihe von Maßnahmen, <strong>de</strong>ren exakte zeitliche Abfolge<br />

festzustellen, <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nur<br />

teilweise möglich war.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski besprach sich mit seinen<br />

engsten Mitarbeitern, darunter <strong>de</strong>n Leitern <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilungen I <strong>und</strong> III <strong>de</strong>s Bereichs: Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Dieter Paul. Ihnen gegenüber verschwieg Dr.<br />

Schalck-Golodkowski seine Fluchtpläne; als Gr<strong>und</strong><br />

für die zu treffen<strong>de</strong>n Regelungen gab er an, kurzfristig<br />

in Urlaub fahren zu wollen.<br />

Ursprünglich hatte Dr. Schalck-Golodkowski Paul mit<br />

<strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

beauftragen wollen. Dieser lehnte jedoch ab, da<br />

er sich nicht dazu imstan<strong>de</strong> fühlte. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

mußte daher die notwendigsten Regelungen<br />

innerhalb weniger St<strong>und</strong>en selbst treffen.<br />

An Paul erging die Anweisung, jene Guthaben <strong>de</strong>s<br />

Staates mit sofortiger Wirkung einzusetzen, die als<br />

letzte Einsatzreserve für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>s Eintritts <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR teilweise im Ausland angelegt<br />

waren.<br />

Uhlig erhielt <strong>de</strong>n Auftrag, für Dr. Modrow einen <strong>Bericht</strong><br />

über die aktuellen Vorgänge im Waffenlager Kavelstorf<br />

anzufertigen; Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zeichnete <strong>de</strong>n von Uhlig diktierten B rief später ab<br />

(Dokument-Nr. 229).<br />

Nach Fertigstellung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s über seine Verhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bereitete<br />

Dr. Schalck-Golodkowski die Post für Dr. Modrow<br />

<strong>und</strong> Krenz sowie für Werner Eberlein vor. Eberlein<br />

war Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zentralen Parteikontrollkommission<br />

<strong>de</strong>r SED.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski schrieb je einen B rief an Dr.<br />

Modrow <strong>und</strong> Eberlein. Bei<strong>de</strong> B riefe sind im wesentlichen<br />

Rechtfertigungsschreiben von Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Dem Schreiben an Dr. Modrow fügte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong> über die Verhandlungen<br />

mit B<strong>und</strong>esminister Seiters bei. Zu <strong>de</strong>m B rief<br />

an Eberlein ließ Dr. Schalck-Golodkowski umfangreiche<br />

Anlagen zusammenstellen. Darunter befand sich<br />

ein Koffer mit Unterlagen über die Abrechnung <strong>de</strong>s<br />

Parteivermögens <strong>de</strong>r SED. Kopien dieses Mate rials<br />

waren auch in einem <strong>de</strong>r fünf Koffer, die er Rechtsanwalt<br />

Dr. Wolfgang Vogel übergeben ließ, enthalten.<br />

Die Post an Krenz enthielt nach Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Aussage die gleichen Unterlagen, die auch<br />

an Dr. Modrow gingen - einschließlich einer Kopie<br />

<strong>de</strong>s Briefs an Dr. Modrow. Einen eigenen Brief an<br />

Krenz schrieb er hingegen nicht, da er kurz vor seiner<br />

Flucht noch mit ihm telefonierte. Krenz hatte Kenntnis<br />

von <strong>de</strong>r beabsichtigten Flucht, wußte aber nicht, daß<br />

sie nach Berlin (West) führen sollte, son<strong>de</strong>rn er nahm<br />

aufgr<strong>und</strong> früherer Gespräche an, daß das Ziel in <strong>de</strong>r<br />

UdSSR liegen wür<strong>de</strong>.<br />

Die Post an Krenz wur<strong>de</strong> diesem noch in <strong>de</strong>r Nacht<br />

durch einen Fahrer Dr. Schalck-Golodkowskis persönlich<br />

zugestellt. Dr. Modrow <strong>und</strong> Eberlein erhielten<br />

ihre Sendung erst am nächsten Vormittag.<br />

Um 23.00 Uhr traf Dr. Schalck-Golodkowskis Rechtsanwalt<br />

Dr. Vogel mit seiner Frau in <strong>de</strong>r Wallstraße ein.<br />

Mit ihm hatte Dr. Schalck-Golodkowski schon tagsüber<br />

telefoniert, <strong>de</strong>r Anwalt hatte aber wegen an<strong>de</strong>rer<br />

wichtiger Termine nicht eher kommen können. Dr.<br />

Vogel hatte mittlerweile Hinweise erhalten, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski nur noch eine St<strong>und</strong>e Zeit bliebe,<br />

um die DDR zu verlassen. Er bekräftigte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r Ansicht, in <strong>de</strong>r DDR<br />

keine Perspektive mehr zu haben.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski beauftragte Dr. Vogel mit<br />

<strong>de</strong>r Wahrnehmung seiner Interessen <strong>und</strong> kündigte<br />

an, ihm die wichtigsten Unterlagen auf einem zuverlässigen<br />

Weg zuzuleiten. Dabei han<strong>de</strong>lte es sich u. a.<br />

um Akten, die seine informellen <strong>und</strong> vertraulichen<br />

Verhandlungen mit Beauftragten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland von 1967 bis 1989 <strong>und</strong> einzelner Parteien<br />

berührten. Des weiteren han<strong>de</strong>lte es sich um Kopien<br />

von Unterlagen über das Parteivermögen <strong>de</strong>r SED.<br />

Vor seiner Flucht gab Dr. Schalck-Golodkowski die<br />

Anweisung, dieses Material zusammenzustellen <strong>und</strong><br />

an Dr. Vogel zu übermitteln. Diese Unterlagen sollen<br />

<strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>r fünf Koffer gewesen sein, die Rechtsanwalt<br />

Dr. Vogel später an die Staatsanwaltschaft übergab<br />

(Dokument-Nr. 798).<br />

Ebenfalls gegen 23.00 Uhr rief Sig rid Schalck-Golodkowski<br />

bei ihrem Bru<strong>de</strong>r, Prof. Manfred Gutmann, an<br />

<strong>und</strong> bat ihn, mit seiner Frau in die Wallstraße zu kommen.<br />

Frau Gutmann, die Ärztin war, gab nach ihrem<br />

Eintreffen bei<strong>de</strong>n ein Beruhigungsmittel; insbeson<strong>de</strong>re<br />

Dr. Schalck-Golodkowski befand sich zu dieser<br />

Zeit in einem sehr schlechten physischen <strong>und</strong> psychischen<br />

Zustand. Dr. Schalck-Golodkowski äußerte gegenüber<br />

seinem Schwager, daß er sich außerstan<strong>de</strong><br />

fühle, die Geschäfte <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

weiterzuführen. Er benötige ein paar Tage<br />

Urlaub, um zur Ruhe zu kommen <strong>und</strong> nachzu<strong>de</strong>nken.<br />

Die Gutmanns verabschie<strong>de</strong>ten sich gegen Mitternacht.<br />

Kurz darauf verließen Sigrid <strong>und</strong> Dr. Schalck-<br />

Golodkowski die Wallstraße.<br />

Das Ehepaar Schalck-Golodkowski konnte die von Si<br />

cherheitskräften bewachte Wallstraße unbehelligt in<br />

Richtung Berlin (West) verlassen. Etwa um 0.40 Uhr


trafen sie am Grenzkontrollpunkt Invali<strong>de</strong>nstraße ein.<br />

Nach <strong>de</strong>r Kontrolle ihrer Pässe konnten sie ungehin<strong>de</strong>rt<br />

ausreisen.<br />

2. Dr. Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

a) Stationen Dr. Schalck-Golodkowskis nach seiner<br />

Flucht<br />

aa) Aufenthalt in Berlin (West)<br />

Nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

beabsichtigte Dr. Schalck-Golodkowski in<br />

<strong>de</strong>r Fluchtnacht nicht von vornherein, in Berlin (West)<br />

bzw. <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu bleiben,<br />

son<strong>de</strong>rn zog eine Weiterreise in die Sowjetunion in<br />

Betracht.<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bek<strong>und</strong>et, daß sie <strong>und</strong> ihr Mann<br />

während <strong>de</strong>r Flucht überlegt hätten, am nächsten Tag<br />

von Berlin (West) aus in die Sowjetunion zu fliegen.<br />

Diese Behauptung ist ihr nicht zu wi<strong>de</strong>rlegen. Ihre Begründung,<br />

daß sie diesen Weg dann nicht mehr hätten<br />

beschreiten können, weil die Meldungen über<br />

<strong>de</strong>n „Hochverrat" schon am Morgen <strong>de</strong>s 3. Dezember<br />

1989 durch die Medien gegangen seien <strong>und</strong> die Weiterreise<br />

nicht mehr unauffällig möglich gewesen sei,<br />

ist plausibel.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski tatsächlich für <strong>de</strong>n Fall einer<br />

Flucht bereits konkrete Vorkehrungen für eine Ausreise<br />

in die UdSSR getroffen hatte. Egon Krenz, <strong>de</strong>r<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Auffassung teilte, daß die<br />

Chancen, die Probleme aus eigener Kraft zu lösen, immer<br />

geringer wur<strong>de</strong>n, hatte bereits Wochen vor <strong>de</strong>r<br />

Flucht mit <strong>de</strong>m sowjetischen Botschafter besprochen,<br />

wie Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> seine Familie geschützt<br />

wer<strong>de</strong>n könnten. Am 1. Dezember 1989 hatte<br />

ein Fre<strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski überdies einen<br />

Plan <strong>und</strong> eine Skizze mit <strong>de</strong>m Weg zu einer sowjetischen<br />

Garnison überbracht. In <strong>de</strong>r Fluchtnacht führte<br />

Dr. Schalck-Golodkowski diesen Plan nicht aus, weil<br />

ihm die Zeit dafür nicht zur Verfügung stand <strong>und</strong> er<br />

zu<strong>de</strong>m befürchtete, daß es dort „Kräfte geben mußte,<br />

die ... kein Interesse an meiner Existenz hatten" . Er<br />

hoffte statt<strong>de</strong>ssen, am nächsten Tag von Berlin (West)<br />

aus direkt in die UdSSR fliegen zu können.<br />

Zwar steht auch fest, daß sich Dr. Schalck-Golodkowski<br />

angesichts <strong>de</strong>r unvorhersehbaren Entwicklung in<br />

<strong>de</strong>r DDR bereits im November 1989 gedanklich mit<br />

<strong>de</strong>r Vorstellung befaßt hatte, ob es möglich wäre, bei<br />

einer Verschlechterung seiner persönlichen Lage in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland Aufnahme zu fin<strong>de</strong>n.<br />

In diesem Sinne hatte er mehrere Wochen vor<br />

<strong>de</strong>r Flucht bei B<strong>und</strong>esminister Dr. Wolfgang Schäuble<br />

vorgefühlt. B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble hatte ihm<br />

auf die Frage „ob er <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik geschützt<br />

wür<strong>de</strong>, wie das <strong>de</strong>nn wäre" (24. Sitzung, Protokoll<br />

S. 40) geantwortet, daß er als <strong>Deutscher</strong> selbstverständlich<br />

Aufnahme fin<strong>de</strong>n könne. Er wer<strong>de</strong> dann<br />

gegen rechtswidrige Ang riffe genauso geschützt wie<br />

je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Bürger auch.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

In <strong>de</strong>n vorsorglichen Überlegungen <strong>de</strong>r Eheleute<br />

Schalck-Golodkowski hatte die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland als Zufluchtsort bis zum 2. Dezember<br />

1989 aber keine bevorzugte Rolle gespielt. Vielmehr<br />

kam für sie im Fall <strong>de</strong>r Flucht vorrangig Pine Ausreise<br />

nach Jugoslawien o<strong>de</strong>r in die UdSSR in Betracht, weil<br />

sie dort Fre<strong>und</strong>e besaßen.<br />

Hierfür spricht auch <strong>de</strong>r Umstand, daß Dr. Schalck-<br />

Golodkowski nicht bereits bei <strong>de</strong>m Flug nach Stuttgart<br />

am 2. Dezember 1989 in Begleitung seiner Frau<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland geblieben war.<br />

Daraus kann abgeleitet wer<strong>de</strong>n, daß eine Flucht in<br />

<strong>de</strong>n Westen nicht vorgeplant war. Zwar ist es <strong>de</strong>nkbar,<br />

daß diese Reise die spätere Flucht vorbereiten<br />

sollte, ein Überwechseln nach Berlin (West) nunmehr<br />

also geplant war. Dem steht jedoch an<strong>de</strong>rerseits die<br />

Tatsache entgegen, daß Sig rid Schalck-Golodkowski<br />

am Morgen nach <strong>de</strong>r Flucht unter großer Gefahr nach<br />

Berlin (Ost) zurückkehrte, um wichtige persönliche<br />

Dinge aus ihrem Haus zu holen. Wenn die Flucht bereits<br />

konkret in Stuttgart geplant gewesen wäre, hätte<br />

sie diese Dinge unauffällig nach <strong>de</strong>r Rückkehr am<br />

Nachmittag einpacken können.<br />

Die Aussage, daß Berlin (West) zunächst nur als Übergangsstation<br />

gedacht war, steht überdies mit <strong>de</strong>r weiteren<br />

Einlassung von Sigrid Schalck-Golodkowski im<br />

Einklang, daß sie <strong>und</strong> ihr Mann beim Überwechseln<br />

von Berlin (Ost) nach Berlin (West) noch nicht wußten,<br />

wo sie in <strong>de</strong>r Nacht bleiben wür<strong>de</strong>n.<br />

Nach <strong>de</strong>r Ankunft in Berlin (West) rief Sig rid Schalck-<br />

Golodkowski eine Person an, <strong>de</strong>r sie ihre Situation<br />

schil<strong>de</strong>rte <strong>und</strong> die sie um Hilfe bat. Nach <strong>de</strong>n Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses ist das Ehepaar<br />

Schalck-Golodkowski bei einer west<strong>de</strong>utschen<br />

Mitarbeiterin <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

in Berlin (West) untergekommen. Dies hat Dr.<br />

Schalck-Golodkowski zwar bestritten. Er hat sich vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß dahingehend eingelassen,<br />

daß sie bei einer „ganz unscheinbaren Ch ristenfrau<br />

" Aufnahme gef<strong>und</strong>en hätten, die mit Sicherheit<br />

nie Mitarbeiterin <strong>de</strong>s Bereichs gewesen sei. Dem stehen<br />

jedoch die Aussagen von B<strong>und</strong>esminister Dr.<br />

Schäuble <strong>und</strong> Dr. Neukamm gegenüber.<br />

Dr. Neukamm hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bek<strong>und</strong>et, daß ihm jene Frau als eine in Berlin (West)<br />

wohnen<strong>de</strong> Mitarbeiterin aus Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Verantwortungsbereich vorgestellt wor<strong>de</strong>n sei.<br />

Auch B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble hat ausgesagt, Dr.<br />

Schalck-Golodkowski sei in Berlin (West) in <strong>de</strong>r Wohnung<br />

einer Mitarbeiterin seines wi rtschaftlichen<br />

Komplexes untergekommen.<br />

Der Wahrheitsgehalt <strong>de</strong>r Aussagen von Dr. Neukamm<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble ist nicht zu bezweifeln,<br />

da für sie kein Interesse ersichtlich ist, falsch auszusagen<br />

<strong>und</strong> sich damit strafbar zu machen. Demgegenüber<br />

liegt nahe, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

eine Mitarbeiterin, die ihm in einer schwierigen Situation<br />

Hilfe leistete, nicht bloßstellen wollte <strong>und</strong> er zu<br />

einer Schutzbehauptung griff.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Am Sonntag, <strong>de</strong>m 3. Dezember 1989, kehrte Sigrid<br />

Schalck-Golodkowski kurzzeitig nach Berlin (Ost) zurück,<br />

um persönliche Gegenstän<strong>de</strong> zu holen. Gegen<br />

7.30 Uhr rief sie ihren Bru<strong>de</strong>r an <strong>und</strong> bat ihn, sie an<br />

<strong>de</strong>r Tierklinik <strong>de</strong>r Charité abzuholen. Zusammen fuhren<br />

sie zur Wohnung in <strong>de</strong>r Manetstraße <strong>und</strong> packten<br />

zwei Koffer mit Kleidung. Gegen 9.30 Uhr setzte Prof.<br />

Gutmann seine Schwester an <strong>de</strong>r Schlegelstraße ab,<br />

<strong>und</strong> sie kehrte in <strong>de</strong>n Westteil <strong>de</strong>r Stadt zurück.<br />

Gegen 10.00 Uhr ging die Nachricht von <strong>de</strong>r Flucht<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s „Hochverrats" Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

durch die Medien.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski versuchte noch am selben<br />

Tag, B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble vergeblich telefonisch<br />

zu erreichen. Von seiner Sekretärin über <strong>de</strong>n<br />

Anruf unterrichtet, nahm B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble<br />

noch am späten Abend <strong>de</strong>s 3. Dezember 1989 telefonisch<br />

Kontakt zu Dr. Neukamm auf <strong>und</strong> bat ihn, sich<br />

um Dr. Schalck-Golodkowski zu kümmern. Dieser erklärte<br />

sich dazu bereit. B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble<br />

selbst vermied in <strong>de</strong>r Folgezeit jeglichen persönlichen<br />

Kontakt.<br />

Dr. Neukamm suchte Dr. Schalck-Golodkowski am<br />

Abend <strong>de</strong>s 4. Dezember 1989 in Begleitung <strong>de</strong>s Direktors<br />

Steinhäuser vom Diakonischen Werk Berlin in<br />

<strong>de</strong>r besagten Wohnung auf. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

schil<strong>de</strong>rte seine schwierige Situation <strong>und</strong> brachte zum<br />

Ausdruck, daß er sich von B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble<br />

Hilfe erhoffe. Dr. Neukamm versprach ihm, mit Dr.<br />

Schäuble zu re<strong>de</strong>n. Dr. Schalck-Golodkowski versuchte<br />

seinerseits noch am selben Abend, B<strong>und</strong>esminister<br />

Dr. Schäuble telefonisch zu erreichen, hatte jedoch<br />

keinen Erfolg.<br />

Am nächsten o<strong>de</strong>r übernächsten Tag führte Dr. Neukamm<br />

mit B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble eine Unterredung.<br />

Dieser bat ihn, Dr. Schalck-Golodkowski auszurichten,<br />

er solle sich <strong>de</strong>m Schutz <strong>de</strong>r b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen<br />

Justiz anvertrauen. Dr. Neukamm vermittelte<br />

diesen Rat über Steinhäuser weiter.<br />

Eckhard Steinhäuser empfahl Dr. Schalck-Golodkowski<br />

überdies Dr. Peter Danckert als Rechtsanwalt. Dr.<br />

Danckert suchte Dr. Schalck-Golodkowski am 6. Dezember<br />

an seinem Aufenthaltsort auf. Während <strong>de</strong>r<br />

Beratung mit seinem Anwalt faßte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>de</strong>n Entschluß, sich noch an diesem Abend<br />

<strong>de</strong>r Justiz in Berlin (West) zu stellen. Zu jener Zeit<br />

fürchtete er, daß auch in Berlin (West) Gefahr für sein<br />

Leben durch Mitarbeiter <strong>de</strong>s früheren MfS bestand.<br />

Eine Ausreise aus Berlin (West) sah er als praktisch<br />

unmöglich an, weil bereits ein Haftbefehl <strong>de</strong>r DDR gegen<br />

ihn vorlag <strong>und</strong> eine Fahndung über Interpol ausgeschrieben<br />

war. Eine West-Berliner Haftanstalt erschien<br />

ihm als letzter sicherer Zufluchtsort.<br />

Vor diesem Schritt regelte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

die Rückführung <strong>de</strong>s im Ausland befindlichen Vermögens<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, über<br />

das er selbst verfügungsberechtigt war. Ob sämtliche<br />

Vermögenswerte vollständig zurückgeführt wur<strong>de</strong>n,<br />

ist ungewiß.<br />

-<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung hatte nach<br />

Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski zwei feste<br />

Bankverbindungen im Ausland.<br />

Zum einen waren mehrere Konten <strong>und</strong> Depots bei <strong>de</strong>r<br />

Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten in Zürich (BHE) eingerichtet<br />

wor<strong>de</strong>n, auf <strong>de</strong>nen sich zum Stichtag 4. Dezember<br />

1989 Vermögenswerte in Höhe von umgerechnet<br />

r<strong>und</strong> 62 Mio. DM befan<strong>de</strong>n. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

selbst hatte nur für einen Teil <strong>de</strong>r Konten<br />

<strong>und</strong> Depots Zeichnungsberechtigung.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren existierte bei <strong>de</strong>r Otto Scheurmann<br />

Bank-KG in Berlin (West) ein sog. Arbeits- <strong>und</strong> Durchlaufkonto<br />

für die Einreichung von Bargeld sowie Bar<strong>und</strong><br />

Inhaberschecks, auf <strong>de</strong>m sich zuletzt ein Guthaben<br />

von r<strong>und</strong> 2 Mio. DM befand. Dieses Konto diente<br />

dazu, <strong>de</strong>n aufwendigen Weg über Zürich zu verkürzen.<br />

Kontoinhaberin war die in Liechtenstein ansässige<br />

<strong>und</strong> zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong><br />

Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa. Alleinige Konto-Vollmacht<br />

besaß Dr. Schalck-Golodkowski unter <strong>de</strong>m<br />

Decknamen „Jürgen Keller" . Bei <strong>de</strong>r Scheurmann<br />

Bank befan<strong>de</strong>n sich darüber hinaus mehrere Unterkonten,<br />

die u.a. für Festgeldanlagen benutzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Bevor Dr. Schalck-Golodkowski sich zur Justizvollzugsanstalt<br />

(JVA) Moabit begab, rief er gegen 21.30<br />

Uhr bei Max Moser an. Moser, freier Mitarbeiter bei<br />

<strong>de</strong>r BHE, war als Vermögensberater <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung über Auslandskonten<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis informiert. Dr. Schalck-<br />

Golodkowski erteilte ihm <strong>de</strong>n Auftrag, sämtliche Vermögenswerte<br />

auf Konten <strong>und</strong> Depots, für die er zeichnungsberechtigt<br />

war, <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG in Berlin (DABA) unverzüglich zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Moser unterrichtete hierüber schon am nächsten Tag,<br />

<strong>de</strong>m 7. Dezember 1989, die DABA sowie <strong>de</strong>n Direktor<br />

<strong>de</strong>r Scheurmann Bank, Hans-Jürgen Laborn. Die<br />

Rückführung <strong>de</strong>r Vermögenswerte wur<strong>de</strong> seitens <strong>de</strong>r<br />

BHE umgehend veranlaßt; seitens <strong>de</strong>r Otto Scheurmann<br />

Bank wur<strong>de</strong>n die Guthaben bis zum Mai 1990<br />

via Zürich an das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>r DDR<br />

zurückgeführt (Dokument-Nr. 799).<br />

Am späten Abend <strong>de</strong>s 6. Dezember 1989 stellte sich<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>r Justiz in <strong>de</strong>r JVA Moa<br />

bit. Da von b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Seite gegen ihn kein<br />

Haftbefehl vorlag, mußte er schriftlich bestätigen, daß<br />

er sich freiwillig in Haft begab.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski blieb bis zum 9. Januar<br />

1990 in <strong>de</strong>r Haftanstalt Moabit. Die West-Berliner Justizbehör<strong>de</strong><br />

prüfte in dieser Zeit ein Fahndungs- <strong>und</strong><br />

Auslieferungsersuchen <strong>de</strong>r DDR. Bereits am 4. Dezember<br />

1989 war vom Stadtbezirksgericht Berlin-Mitte<br />

ein Haftbefehl gegen Dr. Schalck-Golodkowski erlassen<br />

wor<strong>de</strong>n. In einem Schreiben vom 7. Dezember<br />

1989 hatte <strong>de</strong>r Generalstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR ein<br />

Übergabeersuchen an <strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin gerichtet. Noch am selben<br />

Tag war <strong>de</strong>r bisherige Haftbefehl gegen Dr. Schalck-<br />

Golodkowski aufgehoben <strong>und</strong> ein neuer Haftbefehl<br />

gegen ihn erlassen wor<strong>de</strong>n; dieser enthielt nicht mehr<br />

<strong>de</strong>n Vorwurf <strong>de</strong>s Vertrauensmißbrauchs gemäß § 165<br />

DDR-StGB, <strong>de</strong>r eine Übergabe <strong>de</strong>s Beschuldigten an<br />

die DDR von vornherein ausgeschlossen hätte.


Nach eingehen<strong>de</strong>r Prüfung kam die West-Berliner Justiz<br />

am 9. Januar 1990 schließlich zu <strong>de</strong>m Ergebnis,<br />

Dr. Schalck-Golodkowski nicht an die DDR zu übergeben,<br />

da „letzte ... unausräumbare Zweifel, daß von<br />

<strong>de</strong>r Rechtshilfe nur im Einklang mit rechtsstaatlichen<br />

Gesichtspunkten Gebrauch gemacht wird" (Dokument-Nr.<br />

800) fortbestan<strong>de</strong>n. Ausschlaggebend für<br />

diese Bewertung war die zwischenzeitlich abgegebene<br />

Erklärung von Dr. Schalck-Golodkowski, daß er<br />

Offizier <strong>de</strong>s MfS gewesen sei <strong>und</strong> für sein Leib <strong>und</strong><br />

Leben Gefahr bestehe.<br />

Am 9. Januar 1990 wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

aus <strong>de</strong>r Haftanstalt entlassen. Kurz vor <strong>de</strong>r Entlassung<br />

hatten ihm zwei B<strong>und</strong>esanwälte während einer Vernehmung<br />

bestätigt, daß nach ihrer Kenntnis in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gegen ihn kein Ermittlungsverfahren<br />

laufe. Noch am Tag seiner Entlassung<br />

flog Dr. Schalck-Golodkowski mit seiner Frau, die<br />

sich bis dahin in Berlin (West) aufgehalten hatte, nach<br />

München.<br />

bb) Dr. Schalck -Golodkowski in Bayern<br />

Durch Vermittlung von Dr. Neukamm kam das Ehepaar<br />

Schalck-Golodkowski in München für knapp<br />

zwei Wochen in einer diakonischen Einrichtung unter,<br />

<strong>de</strong>m Collegium Augustinum. Noch zu einer Zeit,<br />

in <strong>de</strong>r Dr. Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r Haftanstalt<br />

Moabit war, rief Dr. Neukamm <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>s Collegiums,<br />

Dr. Markus Rückert, an. Dieser sorgte dafür, daß<br />

Schalck-Golodkowskis gegen Entgelt in einer Wohnung<br />

im Collegium Augustinum Aufnahme fan<strong>de</strong>n.<br />

In München wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski u.a.<br />

durch Rechtsanwalt Dr. Khadjavi, aus <strong>de</strong>r Kanzlei in<br />

<strong>de</strong>r auch Max Josef Strauß tätig war, beraten. Dr.<br />

Khadjavi war an <strong>de</strong>r Herstellung <strong>de</strong>r Kontakte zum<br />

BND beteiligt.<br />

Auf dringen<strong>de</strong>n Rat <strong>de</strong>s BND zog das Ehepaar am 22.<br />

Januar 1990 in eine abgelegene Berghütte am Samerberg,<br />

weil nicht auszuschließen war, daß für das Leben<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Gefahr bestand. Zu<strong>de</strong>m<br />

war Dr. Schalck-Golodkowski do rt während <strong>de</strong>r<br />

BND-Befragung leichter von <strong>de</strong>r Öffentlichkeit abzuschirmen.<br />

Die Hütte mietete das Ehepaar Schalck-Golodkowski<br />

von Oberst a. D. Joachim Philipp, einem<br />

pensionierten Mitarbeiter <strong>de</strong>s BND, <strong>de</strong>r sie schon seit<br />

<strong>de</strong>m 19. Januar 1990 in Sicherheitsangelegenheiten<br />

begleitet hatte.<br />

Seit <strong>de</strong>m 26. Februar 1990 leben Schalck-Golodkowskis<br />

in einem Haus in Rottach-Egern, das sie seit Mitte<br />

März 1990 auch offiziell angemietet haben. Hierbei<br />

half ihnen Willi März, Mitinhaber <strong>de</strong>r Josef & Willi<br />

März KG, zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

langjährige Geschäftsbeziehungen unterhalten<br />

hatte.<br />

Zu <strong>de</strong>r Finanzierung ihres Lebensunterhalts hat <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß folgen<strong>de</strong>s festgestellt:<br />

Schalck-Golodkowskis hatten nach <strong>de</strong>r Flucht<br />

Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Miete zu finanzieren, da sie über kein geregeltes<br />

Einkommen verfügten.<br />

Sie bestritten ihren Lebensunterhalt zunächst ausschließlich<br />

mit Hilfe eines Darlehens. Dieses Darlehen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

erhielt Sigrid Schalck-Golodkowski unter <strong>de</strong>m Namen<br />

Gutmann von <strong>de</strong>r Josef & Willi März KG (Dokument-Nr.<br />

801).<br />

Der Darlehensvertrag wur<strong>de</strong> am 1. Februar 1990 in<br />

Rosenheim über einen Betrag in Höhe von 600.000<br />

DM mit einer Laufzeit von drei Jahren geschlossen.<br />

Da die Eheleute Schalck-Golodkowski nach Ablauf<br />

dieser Zeit noch über kein ausreichen<strong>de</strong>s Einkommen<br />

verfügten, um <strong>de</strong>n Kredit zurückzuzahlen, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Vertrag um drei weitere Jahre verlängert. Für <strong>de</strong>n hohen<br />

Betrag ist we<strong>de</strong>r von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

noch von Dritten eine Sicherheit gegeben wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Einkommenssituation verbesserte sich, nach<strong>de</strong>m<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski eine Erwerbstätigkeit<br />

aufgenommen <strong>und</strong> auch Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gelegentliche Einnahmen hatte.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski war es aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstattung<br />

über seine Person ab En<strong>de</strong> März 1990<br />

bis heute nicht möglich, eine dauerhafte Erwerbstätigkeit<br />

zu fin<strong>de</strong>n. In einem Inte rview vom 19. Dezember<br />

1993 erklärte Dr. Schalck-Golodkowski, er habe<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahren zum einen durch öffentliche Medien,<br />

zum an<strong>de</strong>ren durch Beratung von Unternehmen<br />

Geld verdient. Diese Tätigkeiten seien aber nicht regelmäßig<br />

gewesen.<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski arbeitete ab <strong>de</strong>m 1. Januar<br />

1991 zeitweise als Verkäuferin bei einem Unternehmen<br />

in Holzkirchen.<br />

Später war sie bei <strong>de</strong>m Unternehmen GUSIMEX Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH in Bad Wiessee tätig, zunächst<br />

als Angestellte, dann als Inhaberin. Die GUSIMEX<br />

wur<strong>de</strong> am 14. August 1992 im Han<strong>de</strong>lsregister eingetragen<br />

<strong>und</strong> ist ein Unternehmen, das mit Osteuropa,<br />

insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>n GUS-Staaten, Han<strong>de</strong>l betreibt.<br />

Laut Eintrag im Han<strong>de</strong>lsregister umfaßt die Geschäftstätigkeit<br />

Han<strong>de</strong>l mit Waren aller Art <strong>und</strong> Vermittlung<br />

von Han<strong>de</strong>lsgeschäften, Immobilien, Beratungsleistungen<br />

im Finanzbereich sowie damit zusammenhängen<strong>de</strong>r<br />

Geschäfte.<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski brachte in das Unternehmen<br />

ihre guten Beziehungen ein, die sie aus ihrer<br />

langjährigen Außenhan<strong>de</strong>lstätigkeit durch Geschäfte<br />

mit <strong>de</strong>r früheren UdSSR besaß <strong>und</strong> bis heute<br />

besitzt.<br />

Am 2. März 1993 übernahm Sigrid Schalck-Golodkowski<br />

die Geschäftsführung sowie die Geschäftsanteile<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Gründungsgesellschafterinnen zu<br />

100 %. Das dazu nötige Kapital in Höhe von 50.000<br />

DM entnahm sie aus <strong>de</strong>m erwähnten Darlehen.<br />

Am 5. März 1993 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Firmensitz von Bad Wies<br />

see nach Rottach-Egern verlegt.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat keine Anhaltspunkte<br />

dafür, daß die Eheleute Schalck-Golodkowski<br />

ihren Lebensunterhalt auch aus beiseitegeschafftem<br />

früheren Vermögen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bestritten haben.<br />

Bei <strong>de</strong>n Auslandskonten, über die Dr. Schalck-Golodkowski<br />

selbst verfügungsberechtigt war, ist eine<br />

Rückführung sämtlicher bekannter Vermögenwerte<br />

an die Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG erfolgt.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Nicht aufgeklärt ist, welcher Inhalt sich in <strong>de</strong>m<br />

Schließfach von Sigrid Schalck-Golodkowski befand,<br />

das sie vom 29. August 1989 bis 22. Januar 1990 bei<br />

<strong>de</strong>r Otto Scheurmann Bank-KG in Berlin (West) angemietet<br />

hatte. Konkrete Anhaltspunkte dafür, daß in<br />

<strong>de</strong>m Schließfach auch beiseite geschafftes Vermögen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung aufbewahrt<br />

wur<strong>de</strong>, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß bislang<br />

nicht gef<strong>und</strong>en.<br />

Fest steht bisher nur, daß am 22. Januar 1990 das<br />

Schließfach durch Christa Wachsen, West-Berliner<br />

Mitarbeiterin <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> Vertraute von Sigrid Schalck-Golodkowski,<br />

aufgelöst wur<strong>de</strong>. An diesem Tag zogen Schalck-Golodkowskis<br />

in die Berghütte am Samerberg um, <strong>und</strong><br />

ihre Befragung durch <strong>de</strong>n BND begann. Frau Christa<br />

Wachsen entnahm - nach ihrer Bek<strong>und</strong>ung - <strong>de</strong>m<br />

Schließfach drei Briefumschläge <strong>de</strong>r Größe DIN A 4.<br />

Die verschlossenen Umschläge waren, so gab sie an,<br />

von leichtem Gewicht <strong>und</strong> besaßen jeweils die Dicke<br />

eines Schreibblocks. Diese Umschläge gab Christa<br />

Wachsen an Sigrid Schalck-Golodkowski weiter. Welchen<br />

Inhalt die Briefumschläge hatten, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht aufklären können. Sigrid<br />

Schalck-Golodkowski hat zu diesem Vorgang die<br />

Aussage vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin verweigert. Ihr Mann erklärte gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß, keine Kenntnisse<br />

über das Schließfach seiner Frau zu besitzen.<br />

b) Kontakte Dr. Schalck-Golodkowskis zu<br />

staatlichen Stellen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

aa) Befragungen durch <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

Der BND hatte zu Dr. Schalck-Golodkowski bis zum 12.<br />

Januar 1990 keinen Kontakt. Präsi<strong>de</strong>nt Dr. Wieck war<br />

zwar an einer Kontaktaufnahme mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

in <strong>de</strong>r Haftanstalt Moabit interessiert, dies<br />

wur<strong>de</strong> ihm jedoch von Staatsminister Dr. Lutz Stavenhagen<br />

untersagt. Während <strong>de</strong>s Aufenthalts in <strong>de</strong>r Haftanstalt<br />

Moabit bemühten sich lediglich „befre<strong>und</strong>ete"<br />

ausländische Dienste um Gespräche mit Dr. Schaick-<br />

Golodkowski, die dieser sämtlich ablehnte.<br />

Vermutungen, daß Dr. Schalck-Golodkowski schon in<br />

<strong>de</strong>n Jahren zuvor Verbindungen zum BND hatte, haben<br />

sich nicht bestätigt. Der BND hatte ihm zum<br />

Zweck <strong>de</strong>r Befragung - wie üblich - intern <strong>de</strong>n Decknamen<br />

„Schneewittchen" gegeben. Dem Untersuchungsausschuß<br />

war bekannt, daß beim BND bereits<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre ein „Schneewittchen" geführt<br />

wur<strong>de</strong>. Der BND hat hierzu erklärt, er habe diesen<br />

Decknamen in <strong>de</strong>r Vergangenheit mehrmals benutzt.<br />

Seit 1954 habe es - vor Dr. Schalck-Golodkowski -<br />

sechs an<strong>de</strong>re „Schneewittchen" gegeben. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski habe seinen Decknamen erst<br />

erhalten, als er <strong>de</strong>m BND mitgeteilt habe, daß er aussagen<br />

wolle.<br />

Drei Tage nach seiner Entlassung aus <strong>de</strong>r Haftanstalt<br />

Moabit wandte sich Dr. Schalck-Golodkowski auf Anraten<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esinnenministers Dr. Wolfgang Schäuble<br />

an <strong>de</strong>n BND. Dr. Schäuble hatte zuvor die Bereitschaft<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>m BND als<br />

Auskunftsperson zur Verfügung zu stehen, an <strong>de</strong>n<br />

Staatsminister beim B<strong>und</strong>eskanzler, Dr. Lutz Stavenhagen,<br />

<strong>de</strong>m Koordinator <strong>de</strong>r Nachrichtendienste im<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt, übermittelt. Dr. Schäuble regte<br />

an, von diesem Angebot Gebrauch zu machen.<br />

Die direkte Vermittlung Dr. Schalck-Golodkowskis an<br />

<strong>de</strong>n BND erfolgte am 12. Januar 1990 durch seinen<br />

Münchner Rechtsanwalt Dr. Khadjavi, in <strong>de</strong>ssen<br />

Kanzlei <strong>de</strong>r Sohn von Dr. Franz Josef Strauß, Max Josef<br />

Strauß, tätig ist, <strong>und</strong> mit Hilfe <strong>de</strong>s Staatssekretärs<br />

in <strong>de</strong>r bayerischen Staatsregierung Dr. Peter Gauweiler.<br />

Noch am selben Tag suchten zwei BND-Mitarbeiter<br />

Dr. Khadjavi in seiner Münchner Kanzlei auf, um<br />

sich mit ihm über die Modalitäten <strong>de</strong>r Befragung zu<br />

verständigen. Die über Dr. Khadjavi geäußerten Wünsche<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis, wur<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m<br />

Gespräch vom BND in einem Vermerk nie<strong>de</strong>rgelegt,<br />

<strong>de</strong>r sog. Wunschliste. Dr. Schalck-Golodkowski erklärte<br />

sich anschließend jedoch auch ohne Zugeständnisse<br />

<strong>de</strong>s BND zu einer Zusammenarbeit bereit.<br />

In <strong>de</strong>r Zeit vom 22. Januar bis zum 16. März 1990 fand<br />

die Hauptbefragung Dr. Schalck-Golodkowskis statt.<br />

Leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter <strong>de</strong>s BND führten mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski insgesamt 31 Gespräche, bei<br />

<strong>de</strong>nen seine Frau teilweise anwesend war. Über die<br />

Gespräche fertigte <strong>de</strong>r BND keine Wortprotokolle,<br />

son<strong>de</strong>rn zusammenfassen<strong>de</strong> Aktenvermerke an.<br />

Die Befragungen wur<strong>de</strong>n gezielt durchgeführt, da <strong>de</strong>r<br />

BND bereits gute Kenntnisse über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung besaß. Schwerpunkte <strong>de</strong>r<br />

Gespräche waren neben <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung das MfS, die Verschul<strong>de</strong>nslage <strong>de</strong>r<br />

DDR sowie die Rolle <strong>de</strong>s damaligen Staats- <strong>und</strong> Regierungsapparats<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> seiner Repräsentanten.<br />

Die Hauptphase <strong>de</strong>r Befragung dauerte bis zum 16.<br />

März 1990. Aus Anlaß <strong>de</strong>s Abschlusses <strong>de</strong>r Hauptphase<br />

<strong>de</strong>r Befragung gab <strong>de</strong>r damalige Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes, Dr. Wieck, für die Eheleute<br />

Schalck-Golodkowski ein Aben<strong>de</strong>ssen. Im Verlauf<br />

dieses Aben<strong>de</strong>ssens machte er <strong>de</strong>n Eheleuten<br />

Schalck-Golodkowski das Angebot, auf Kosten <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes zwei Wochen Urlaub in<br />

Italien zu machen. Die Reise wur<strong>de</strong> jedoch nie durchgeführt.<br />

Bis zum 3. Oktober 1990 fan<strong>de</strong>n eine Reihe von einzelnen<br />

Treffen mit Dr. Schalck-Golodkowski statt. Beispielsweise<br />

wur<strong>de</strong>n dabei auf Vermittlung von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski Gespräche mit Gerhardt Ronneberger,<br />

früherer erster Stellvertreter <strong>de</strong>s Generaldirektors<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import, <strong>und</strong> Dr.<br />

Günther Forgber, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Günther Forgber Wahrnehmung von Interessen für<br />

Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l, geführt.<br />

Mit Vollendung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Einheit en<strong>de</strong>te gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

die Zuständigkeit <strong>de</strong>s BND für das Gebiet <strong>de</strong>r<br />

früheren DDR. Ab dieser Zeit beschränkte sich die Befragung<br />

auf einige wenige Einzeltreffen, die z. B. auf<br />

Ersuchen Dr. Schalck-Golodkowskis o<strong>de</strong>r auf Bitte<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>r Finanzen durchgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n. Ab März 1991 gab es seitens <strong>de</strong>s BND keine<br />

Befragungen mehr.


Zum Wert <strong>de</strong>r durchgeführten Befragungen Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis hat Konrad Porzner, Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>s BND <strong>und</strong> Nachfolger von Dr. Wieck, ausgesagt,<br />

daß die zusätzlichen Informationen über <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung beson<strong>de</strong>rs hilfreich gewesen<br />

seien. Es habe viele Ergänzungen <strong>und</strong> Konkretisierungen<br />

<strong>de</strong>ssen gegeben, was <strong>de</strong>r BND bereits<br />

wußte. Als Beispiel nannte er <strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH. Nützlich wären ferner die Informationen<br />

über die Auslandsverschuldung <strong>de</strong>r DDR gewesen.<br />

Der BND befolgte gemäß <strong>de</strong>r Entscheidung von<br />

Staatsminister Dr. Lutz Stavenhagen vom 16. Januar<br />

1990 im Umgang mit Dr. Schalck-Golodkowski die<br />

Regel: Befragen ja, betreuen nein. Dr. Wieck hat vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß erläutert, daß <strong>de</strong>r BND<br />

während <strong>de</strong>r Befragung von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich die Absicht verfolgt habe, „unter<br />

keinen Umstän<strong>de</strong>n irgen<strong>de</strong>ine Assoziation <strong>de</strong>s BND<br />

mit <strong>de</strong>r Integration, beruflichen <strong>und</strong> finanziellen, <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Lebensunterhalt <strong>de</strong>s Schalck-Golodkowski vorzunehmen"<br />

(14. Sitzung, Protokoll S. 34).<br />

In welcher Form <strong>de</strong>r BND mit For<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> Wünschen<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis umging, läßt sich<br />

beispielhaft anhand <strong>de</strong>r sog. Wunschliste aufzeigen.<br />

Die sog. Wunschliste<br />

Die „Wunschliste" (Dokument-Nr. 802) ist Bestandteil<br />

eines Vermerks, <strong>de</strong>n ein BND-Mitarbeiter am 15. Januar<br />

1990 fertigte. In dieser Liste fin<strong>de</strong>n sich Vorstellungen<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis wie<strong>de</strong>r, welche Unterstützung<br />

<strong>und</strong> Betreuung er sich vom BND erhoffte.<br />

Der Inhalt <strong>de</strong>r Liste stammt aus einem Gespräch zwischen<br />

zwei BND-Mitarbeitern <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Berater Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis, Rechtsanwalt Dr. Khadjavi,<br />

das am 12. Januar 1990 während <strong>de</strong>r bereits erwähnten<br />

Vermittlungsphase in <strong>de</strong>r Kanzlei Dr. Khadjavis in<br />

München stattfand. Dr. Schalck-Golodkowski selbst<br />

war bei dieser Unterredung nicht anwesend; er war<br />

auch nicht an <strong>de</strong>r Abfassung <strong>de</strong>r Wunschliste beteiligt.<br />

Die Wunschliste hat einen Umfang von drei Schreibmaschinenseiten<br />

<strong>und</strong> glie<strong>de</strong>rt sich im wesentlichen in<br />

die Hauptpunkte Aussagebereitschaft, For<strong>de</strong>rungen/<br />

Wünsche, Sicherheitsfragen <strong>und</strong> Sonstiges.<br />

Unter <strong>de</strong>m Punkt „For<strong>de</strong>rungen/Wünsche" besitzt<br />

die Bitte um eine Straffreiheitszusage oberste Priorität.<br />

Weitere Fragen betreffen die Klärung von Fragen<br />

<strong>de</strong>r Staatsangehörigkeit, die Ausstellung von Ausweispapieren<br />

unter Decknamen <strong>und</strong> einige materielle<br />

Aspekte, wie die berufliche Integration <strong>und</strong> finanzielle<br />

Leistungen seitens <strong>de</strong>s BND.<br />

Der BND hat die Erfüllung <strong>de</strong>r Wünsche im wesentlichen<br />

abgelehnt. Im einzelnen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

folgen<strong>de</strong>s festgestellt:<br />

Den Wunsch nach einer Straffreiheitszusage wies <strong>de</strong>r<br />

BND unter Hinweis auf die Rechtsordnung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland zurück.<br />

Auch eine materielle Unterstützung für Dr. Schalck-<br />

Golodkowski lehnte <strong>de</strong>r BND ab. Wohl bot er ihm ein<br />

Honorar in Höhe von 300 DM pro St<strong>und</strong>e für die Befragung<br />

selbst an. Dieses wies Dr. Schalck-Golodkow-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

ski seinerseits zurück. Insgesamt beliefen sich die<br />

Ausgaben <strong>de</strong>s BND für Dr. Schalck-Golodkowskis Befragung<br />

auf 650 DM.<br />

Bei <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r persönlichen Sicherheit Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis war <strong>de</strong>r BND nur bereit, <strong>de</strong>m<br />

Wunsch nach Ausstellung von Decknamenpapieren<br />

nachzukommen. Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um die sog.<br />

Gutmann-Papiere.<br />

Weitergehen<strong>de</strong> Maßnahmen lehnte <strong>de</strong>r BND ab.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen empfahl er Dr. Schalck-Golodkowski das<br />

private Sicherheitsbüro „Securicon". Dieses wur<strong>de</strong><br />

von <strong>de</strong>m bereits erwähnten pensionierten BND-Mitarbeiter<br />

Joachim Philipp geleitet, <strong>de</strong>ssen Dienste Dr.<br />

Schalck-Golodkowski selbst bezahlen mußte. Philipp<br />

beschränkte sich außer <strong>de</strong>m Schutz bei <strong>de</strong>r An- <strong>und</strong><br />

Abfahrt zu <strong>de</strong>n BND-Befragungen nur auf eine beraten<strong>de</strong><br />

Tätigkeit. Seiner Empfehlung, Leibwächter einzusetzen,<br />

konnte Dr. Schalck-Golodkowski aus finanziellen<br />

Grün<strong>de</strong>n nicht folgen.<br />

bb) Kontaktversuche zum B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>s Innern<br />

Dr. Schäuble<br />

Im Juni 1990 versuchte Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

sich mit Dr. Wolfgang Schäuble in Verbindung zu setzen.<br />

Der damalige B<strong>und</strong>esinnenminister hatte es seit<br />

<strong>de</strong>r Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis am 3. Dezember<br />

1989 vermie<strong>de</strong>n, mit ihm in persönlichen Kontakt<br />

zu treten. Dr. Schalck-Golodkowski hatte seinerzeit in<br />

Berlin (West) zumin<strong>de</strong>st zweimal versucht, telefonisch<br />

mit ihm zu sprechen, ihn aber nicht erreichen können.<br />

Ein Kontakt im weitesten Sinne bestand nur über Dr.<br />

Neukamm, <strong>de</strong>n Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes<br />

<strong>de</strong>r EKD, <strong>de</strong>r gelegentlich mündlich eine Nachricht<br />

übermittelte.<br />

Soweit <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß feststellen<br />

konnte, gab es in <strong>de</strong>r Zwischenzeit allerdings ein Gespräch<br />

zwischen Dr. Schäuble <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Rechtsanwalt Dr. Peter Danckert. Dieser hatte<br />

Dr. Schäuble Anfang Januar 1990 aufgesucht, als sein<br />

Mandant noch in <strong>de</strong>r Haftanstalt Moabit war. Auf die<br />

Frage Dr. Schäubles, was <strong>de</strong>nn sein wür<strong>de</strong>, wenn Dr.<br />

Schalck-Golodkowski entlassen wer<strong>de</strong>, antwortete Dr.<br />

Danckert, daß dann für ihn gesorgt sei. Dr. Schäuble<br />

hat gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß ausgesagt,<br />

er habe sich <strong>de</strong>shalb um die Angelegenheit nicht<br />

weiter gekümmert, zumal Dr. Danckert keine Wünsche<br />

geäußert habe. Weitere Feststellungen konnte<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß hierzu nicht treffen.<br />

Am 15. Juni 1990 schrieb Dr. Schalck-Golodkowski einen<br />

Brief an Dr. Schäuble, <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Folgezeit weitere<br />

Briefe folgten. Der B<strong>und</strong>esinnenminister antwortete<br />

ihm jedoch nicht. Zur Begründung hat Dr.<br />

Schäuble vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß darauf<br />

verwiesen, daß er als B<strong>und</strong>esinnenminister zu einer<br />

beson<strong>de</strong>ren Zurückhaltung verpflichtet gewesen sei<br />

<strong>und</strong> versucht habe, dieser gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Er habe<br />

„keine Möglichkeit <strong>und</strong> keine Veranlassung gesehen,<br />

irgend etwas auf diese Briefe hin zu unternehmen"<br />

(24. Sitzung, Protokoll S. 58).<br />

Die Briefe selbst sind nicht mehr auffindbar. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski behielt von ihnen keine Kopien.<br />

Selbst ihre genaue Anzahl ist ungeklärt.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hat es zumin<strong>de</strong>st drei B riefe gegeben, darunter eine<br />

Weihnachtsgrußkarte. Ihre Inhalte sind nur teilweise<br />

rekonstruierbar. Zu <strong>de</strong>n einzelnen Briefen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

folgen<strong>de</strong>s festgestellt:<br />

Brief vom 15. Juni 1990<br />

Für <strong>de</strong>n B rief vom 15. Juni 1990 existiert ein Konzept,<br />

von <strong>de</strong>m nicht bekannt ist, ob es wörtlich bzw. in welchem<br />

Umfang es mit <strong>de</strong>m Originalbrief übereinstimmt.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski stellte sein B riefkonzept<br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst zur Verfügung.<br />

Aus diesem geht hervor, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

über Vermögenswerte <strong>de</strong>r DDR bzw. SED/<br />

PDS sowie über Transaktionen dieser Vermögenswerte<br />

Mitteilungen gemacht hat (Dokument-Nr. 803).<br />

Der Inhalt <strong>de</strong>s Schreibens beruhte auf einem Gespräch,<br />

das Dr. Schalck-Golodkowski mit seiner ehemaligen<br />

Abteilungsleiterin Waltraud Lisowski geführt<br />

hatte. Dr. Schalck-Golodkowski traf sie zwischen<br />

<strong>de</strong>m 8. <strong>und</strong> 15. Juni 1990 zu einem kurzen<br />

Gespräch auf <strong>de</strong>m Flughafen München-Riem. Waltraud<br />

Lisowski, im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

für die sog. Parteifirmen zuständig, war mittlerweile<br />

von ihrem neuen Arbeitgeber, <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

<strong>de</strong>r DDR, beauftragt wor<strong>de</strong>n, das Auslandsvermögen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs zu liquidieren. Sie verfügte<br />

über für Dr. Schalck-Golodkowski wichtige aktuelle<br />

Informationen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski be<strong>de</strong>utete die Unterredung<br />

so viel, daß er sich zuvor intensiv darum bemüht hatte,<br />

die Zustimmung <strong>de</strong>s BND zu diesem Gespräch zu erhalten.<br />

Auch hatte er Waltraud Lisowski dazu bewegen müssen,<br />

gegen die Anweisung ihres neuen Vorgesetzten<br />

Jochen Steyer, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls<strong>und</strong><br />

Finanzierungsgesellschaft mbH (BHFG), zu han<strong>de</strong>ln.<br />

Er hatte ihr untersagt, sich mit <strong>de</strong>m früheren Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu treffen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hatte Waltraud Lisowski<br />

sogar das Flugticket nach München bezahlt <strong>und</strong><br />

es ihr über Roswitha Dittmer, frühere Sekretärin von<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, zustellen lassen.<br />

Waltraud Lisowski erhoffte sich von <strong>de</strong>m Treffen, daß<br />

Dr. Schalck-Golodkowski sich bei seinen weiteren<br />

Gesprächen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland für<br />

sie einsetzen wür<strong>de</strong>.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski führte mit Waltraud Lisowski<br />

ein relativ kurzes Gespräch, in <strong>de</strong>m er von ihr aktuelle<br />

Informationen zu <strong>de</strong>m von ihr verwalteten Vermögen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung einholte.<br />

Nach diesem Gespräch verfaßte er <strong>de</strong>n ersten B rief an<br />

Dr. Schäuble, <strong>de</strong>n er noch im Juni 1990 über Dr. Neukamm<br />

an ihn beför<strong>de</strong>rn ließ.<br />

Brief vom Juni 1991<br />

Einen weiteren Brief schrieb Dr. Schalck-Golodkowski<br />

im Juni 1991 an Dr. Schäuble.<br />

Der Inhalt dieses Briefes ist nicht näher bekannt. Es<br />

existiert lediglich ein Begleitschreiben von Alexan<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> Sigrid Schalck-Golodkowski vom 3. Juni 1991 an<br />

Dr. Neukamm, in <strong>de</strong>m die Bitte ausgesprochen wird,<br />

<strong>de</strong>n Brief an Dr. Schäuble weiterzuleiten (Dokument-<br />

Nr. 804).<br />

„Brief" vom Dezember 1991<br />

Dieser „B rief" ist in Wirklichkeit eine Weihnachtskarte.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat über <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> seinen Stellvertreter, die Einblick in<br />

<strong>de</strong>n Inhalt genommen haben, festgestellt, daß es sich<br />

um einen Weihnachtsgruß rein persönlicher Natur<br />

han<strong>de</strong>lt.<br />

Hinweise auf einen weiteren Brief vom 16./17. März<br />

1991<br />

Hinsichtlich eines möglichen weiteren B riefes Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis an Dr. Schäuble hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

keine genauen Feststellungen<br />

treffen können.<br />

Aus einem Vermerk <strong>de</strong>s BND vom 19. März 1991 geht<br />

hervor, daß Dr. Schalck-Golodkowski am Wochenen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s 16./17. März 1991 einen Brief an Dr. Schäuble<br />

geschrieben habe, in <strong>de</strong>m seine persönliche Situation<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Hoffnungen zum Ausdruck<br />

gekommen seien. Das spricht für die Existenz<br />

eines solchen Briefes.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski selbst hat keine zuverlässige<br />

Erinnerung mehr. Er hat einen solchen Brief in seiner<br />

Aussage lediglich nicht ausschließen können. Er<br />

erinnere , sich allerdings nur daran, drei Briefe geschrieben<br />

zu haben.<br />

Ferner hat er ausgesagt, alle B riefe über Dr. Neukamm<br />

an Dr. Schäuble geschickt zu haben.<br />

Dr. Neukamm hat ausgesagt, es habe drei B riefe Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis gegeben, die er an Dr. Schäuble<br />

weitergeleitet habe. Die Briefe vom Juni 1990 <strong>und</strong><br />

Juni 1991 habe er nach seiner Erinnerung durch seinen<br />

Fahrer im Büro Dr. Schäubles im Ministerium abgeben<br />

lassen. Im Jahr 1991 um die Weihnachtszeit habe<br />

er <strong>de</strong>n letzten Brief an die Privatadresse nach Gengenbach<br />

geschickt. Wie bereits ausgeführt, han<strong>de</strong>lt<br />

es sich nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s Ausschusses<br />

nicht um einen Brief, son<strong>de</strong>rn um eine Weihnachtspostkarte.<br />

Dr. Schäuble selbst hat sich nicht genau erinnern können.<br />

Er hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß bek<strong>und</strong>et,<br />

er habe ein paar B riefe erhalten, vermutlich zwei<br />

o<strong>de</strong>r drei, aber er wisse es nicht genau.<br />

Auch sind sich die Zeugen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Dr. Schäuble über die genaue Anzahl nicht sicher.<br />

Der Zeuge Dr. Neukamm hat sich nur an die<br />

Übermittlung von insgesamt drei Briefen erinnert.<br />

Sein Erinnerungsvermögen ist recht genau, weil er<br />

noch <strong>de</strong>n jeweiligen Transportweg beschreiben kann.<br />

Da alle Briefe über ihn vermittelt wor<strong>de</strong>n sind, bleiben<br />

berechtigte Zweifel, ob ein vierter Brief - wenn er<br />

<strong>de</strong>nn geschrieben wor<strong>de</strong>n ist - tatsächlich an Dr.<br />

Schäuble beför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>.


Inhalt <strong>de</strong>r Briefe an Dr. Schäuble<br />

Zu <strong>de</strong>m Inhalt <strong>de</strong>r B riefe hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

folgen<strong>de</strong>s festgestellt:<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. Schäuble haben<br />

übereinstimmend ausgesagt, daß es sich um keine<br />

Briefe „amtlichen Inhalts", son<strong>de</strong>rn um persönliche<br />

Briefe gehan<strong>de</strong>lt habe.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat bek<strong>und</strong>et, daß sie<br />

„ aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zeitfolge eine Darstellung meines inneren<br />

Verfassungszustan<strong>de</strong>s" (12. Sitzung, Protokoll<br />

S. 83) gegeben hätten. Dr. Schäuble hat bestätigt,<br />

„daß es eine Beschreibung eines Menschen war, <strong>de</strong>r<br />

sich in Not bef<strong>und</strong>en hat" (24. Sitzung, Protokoll<br />

S. 58).<br />

Es han<strong>de</strong>lte sich allerdings nicht um Privatbriefe im<br />

eigentlichen Sinne. Dr. Schalck-Golodkowski hat erläutert,<br />

er habe in <strong>de</strong>n Briefen über Dinge geschrieben,<br />

die ihn seinerzeit beschäftigt hätten, so auch<br />

über seine Kontakte zum BND.<br />

Dr. Schäuble hat ausgesagt: „Nach meiner Erinnerung<br />

waren es an mich persönlich gerichtete B riefe<br />

nicht privaten Inhalts. Meine Beziehungen zu Herrn<br />

Schalck sind nicht privat in <strong>de</strong>m Sinne. Aber es waren<br />

Briefe an mich persönlich, von <strong>de</strong>nen ich meine mich<br />

zu erinnern, daß sie über seine Lage mich unterrichten<br />

sollten" (75. Sitzung, Protokoll S. 12).<br />

Zumin<strong>de</strong>st beim ersten B rief liegt anhand <strong>de</strong>s überlieferten<br />

Konzepts nahe, daß Dr. Schalck-Golodkowski -<br />

über eine Beschreibung seiner persönlichen Situation<br />

hinausgehend - auch reine Sachinformationen mitgeteilt<br />

hat.<br />

cc) Sonstige Gespräche <strong>und</strong> Befragungen<br />

Nachfolgend wer<strong>de</strong>n die Kontakte Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

zu weiteren staatlichen Stellen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland auf B<strong>und</strong>esebene dargestellt.<br />

Befragungen durch die B<strong>und</strong>esanwaltschaft <strong>und</strong> das<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

Die B<strong>und</strong>esanwaltschaft überprüft seit <strong>de</strong>m Übertritt<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland die Frage, ob dieser für das MfS nachrichtendienstlich<br />

gegen die B<strong>und</strong>esrepublik tätig gewesen<br />

war. In <strong>de</strong>r Zeit vom Januar 1990 bis Mai 1990<br />

wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski mehrmals durch Beamte<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esanwaltschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Staatsschutz <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamts (BKA) befragt.<br />

Allerdings begrün<strong>de</strong>ten die Vorwürfe, die zu jener<br />

Zeit insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit gegen ihn erhoben<br />

wur<strong>de</strong>n, we<strong>de</strong>r einzeln noch in <strong>de</strong>r Gesamtschau<br />

einen Anfangsverdacht, <strong>de</strong>r die Einleitung eines<br />

Ermittlungsverfahrens gegen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gerechtfertigt hätte.<br />

Erst im August 1991 verdichteten sich die Vorwürfe<br />

gegen Dr. Schalck-Golodkowski so sehr, daß die B<strong>und</strong>esanwaltschaft<br />

am 22. August 1991 gegen ihn ein Ermittlungsverfahren<br />

u.a. wegen <strong>de</strong>s Verdachts geheimdienstlicher<br />

Agententätigkeit einleitete.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Die B<strong>und</strong>esanwaltschaft beauftragte zunächst das<br />

BKA mit <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Ermittlungen im Verfahren<br />

gegen Dr. Schalck-Golodkowski wegen Verdachts<br />

geheimdienstlicher Agententätigkeit. Das<br />

BKA wur<strong>de</strong> im März 1992 von <strong>de</strong>m Ermittlungsauftrag<br />

entb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> angewiesen, <strong>de</strong>n Ermittlungsvorgang<br />

an das Bayerische Lan<strong>de</strong>skriminalamt zu übergeben.<br />

Die Ermittlungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esanwaltschaft dauern bis<br />

heute an.<br />

Befragungen durch das B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

Nach <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz<br />

vom 7. Februar 1994 an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

hat es keine Befragung von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gegeben.<br />

Gespräche <strong>de</strong>r Treuhandanstalt mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Das damalige Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

(THA) Dr. Günter Rexrodt führte mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zwei Gespräche. Diese fan<strong>de</strong>n am 2. Juli<br />

<strong>und</strong> 20. August 1992 in Anwesenheit einer Reihe von<br />

Sachverständigen statt.<br />

Gesprächsgegenstand waren u. a. die finanziellen<br />

For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bzw. seiner Unternehmen aus <strong>de</strong>n Ost-West-Geschäften.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski wies in diesem<br />

Zusammenhang darauf hin, daß Listen über die sog.<br />

Gegengeschäftsvereinbarungen existieren müßten.<br />

Die Listen seien bei <strong>de</strong>r Transinter GmbH, einem Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

zentral geführt wor<strong>de</strong>n, die zwei weitere Ausfertigungen<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> für das Ministerium für Außenwirtschaft erstellt<br />

habe. Aus <strong>de</strong>n Listen ergebe sich, daß noch Pönalen<br />

in Höhe von min<strong>de</strong>stens 500 Mio. DM von westlichen<br />

Unternehmen eingefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n könnten.<br />

Die THA nahm diesen Hinweis zum Anlaß, <strong>de</strong>n Sachverhalt<br />

zu überprüfen.<br />

c) Zusagen staatlicher Stellen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland gegenüber Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Straffreiheitszusage<br />

Dr. Schalck-Golodkowski richtete mehrfach <strong>de</strong>n<br />

Wunsch nach einer Straffreiheitszusage an staatliche<br />

Stellen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Mit dieser<br />

Bitte wandte er sich insbeson<strong>de</strong>re an <strong>de</strong>n BND. Das<br />

Begehren einer Straffreiheitszusage fin<strong>de</strong>t sich an<br />

oberster Stelle in <strong>de</strong>r sogenannten Wunschliste, die<br />

im Vorfeld <strong>de</strong>r BND-Vernehmung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

verfaßt wur<strong>de</strong>.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat ausgesagt, zu keinem<br />

Zeitpunkt eine solche Zusage von einer staatlichen<br />

Stelle <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland erhalten zu<br />

haben.<br />

Im einzelnen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß dazu<br />

folgen<strong>de</strong>s festgestellt:<br />

Der BND hat Dr. Schalck-Golodkowski keine Zusage<br />

auf Straffreiheit erteilt. Dies haben die vom Untersu-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

chungsausschuß als Zeugen vernommenen Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s BND übereinstimmend bek<strong>und</strong>et. Bereits im<br />

Gespräch am 16. Januar 1990 mit Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Rechtsanwalt Dr. Khadjavi sei <strong>de</strong>utlich gemacht<br />

wor<strong>de</strong>n, daß es eine solche Zusage nicht geben<br />

könne. Dr. Schalck-Golodkowski sei unter Bezug auf<br />

die Rechtsordnung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

darauf hingewiesen wor<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r BND rechtlich<br />

überhaupt keine Möglichkeit zur Abgabe einer solchen<br />

Zusage habe. Allenfalls das erkennen<strong>de</strong> Strafgericht<br />

könne in einem möglichen Prozeß, z. B. wegen<br />

Spionage gegen die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

unter <strong>de</strong>n gesetzlichen Voraussetzungen von einer<br />

Bestrafung absehen o<strong>de</strong>r diese mil<strong>de</strong>rn.<br />

Dem steht auch nicht entgegen, daß <strong>de</strong>r BND durch<br />

die Ausstellung von Decknamenpapieren einen Teil<br />

<strong>de</strong>r Wunschliste erfüllte. Aus <strong>de</strong>r Tatsache, daß <strong>de</strong>r<br />

BND einer <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen nachkam, kann kein<br />

Rückschluß auf ein entsprechen<strong>de</strong>s Verhalten bei an<strong>de</strong>ren<br />

Wünschen gezogen wer<strong>de</strong>n. Vielmehr erfüllte<br />

<strong>de</strong>r BND <strong>de</strong>n ganz überwiegen<strong>de</strong>n Teil <strong>de</strong>r Liste<br />

nicht. Hinzu kommt, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>de</strong>n Wunsch nach Straffreiheit nicht ständig hätte<br />

wie<strong>de</strong>rholen müssen, wenn es tatsächlich eine Zusage<br />

<strong>de</strong>s BND gegeben hätte.<br />

Es gibt allerdings in einem Vermerk <strong>de</strong>s BND einen<br />

Hinweis auf eine mögliche Straffreiheitszusage von<br />

an<strong>de</strong>rer Stelle. In diesem Vermerk über ein Gespräch<br />

vom 6. Februar 1990 heißt es:<br />

„Die Frage <strong>de</strong>r Straffreiheitszusage wird zwischen<br />

Staatssekretär Dr. Kinkel <strong>und</strong> <strong>de</strong>m GBA [Generalb<strong>und</strong>esanwalt]<br />

mit <strong>de</strong>m Ziel erörtert, eine begrenzte<br />

Straffreiheitsformel festzulegen."<br />

Hierzu hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß folgen<strong>de</strong>s<br />

festgestellt: Bei <strong>de</strong>m Gespräch vom 6. Februar 1990<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um eine Besprechung, die im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

nach einem Treffen zur Erörterung <strong>de</strong>r<br />

sog. nachrichtendienstlichen Lage stattfand. An diesem<br />

Treffen nahmen <strong>de</strong>r Staatsminister Dr. Lutz Stavenhagen,<br />

die Präsi<strong>de</strong>nten von BND <strong>und</strong> BfV, Dr.<br />

Hans-Georg Wieck <strong>und</strong> Gerhard Boe<strong>de</strong>n, sowie <strong>de</strong>r<br />

Staatssekretär im B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern,<br />

Hans Neusel, teil.<br />

Bei dieser Besprechung ging es um <strong>de</strong>n Wunsch Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis nach einer „gesicherten, legalen<br />

I<strong>de</strong>ntität" . Am Ran<strong>de</strong> erwähnte Dr. Wieck auch<br />

<strong>de</strong>ssen Sorge wegen einer möglichen weiteren Verfolgung<br />

durch Strafverfolgungsorgane <strong>de</strong>r DDR o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>re Strafverfolgungsbehör<strong>de</strong>n. Hierzu wur<strong>de</strong>n<br />

we<strong>de</strong>r Beschlüsse gefaßt, noch fand eine vertiefte Beratung<br />

statt. Nach Aussage von Neusel sei allerdings<br />

<strong>de</strong>nkbar, daß sie seinerzeit für <strong>de</strong>n Fall, daß dieses<br />

Problem für Dr. Schalck-Golodkowski einmal akut<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, erörtert hätten, Staatssekretär Dr.<br />

Klaus Kinkel im Justizministerium mit dieser Angelegenheit<br />

zu befassen.<br />

Dr. Kinkel seinerseits hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bek<strong>und</strong>et, daß er we<strong>de</strong>r von seiten <strong>de</strong>r Regierung<br />

noch <strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts mit einer Straffreiheitszusage<br />

für Dr. Schalck-Golodkowski befaßt<br />

gewesen sei.<br />

Eine begrenzte Straffreiheitszusage wur<strong>de</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski auch nicht durch <strong>de</strong>n Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

in Aussicht gestellt. In seiner Vernehmung<br />

durch zwei B<strong>und</strong>esanwälte am 8. o<strong>de</strong>r 9. Januar<br />

1990 in Moabit wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski lediglich<br />

die - zutreffen<strong>de</strong> - Information gegeben, daß<br />

<strong>de</strong>rzeit kein Ermittlungsverfahren nach § 99 StGB gegen<br />

ihn eingeleitet sei.<br />

In einem an<strong>de</strong>ren Hinweis wird ein sog. „Versprechen<br />

vom 2. Dezember 1989" durch B<strong>und</strong>esinnenminister<br />

Dr. Wolfgang Schäuble erwähnt. Dieser Hinweis<br />

fin<strong>de</strong>t sich in einem Vermerk <strong>de</strong>s BND vom 15.<br />

März 1990, <strong>de</strong>r sich auf eine am Vortag durchgeführte<br />

Befragung Dr. Schalck-Golodkowskis durch <strong>de</strong>n Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

<strong>und</strong> das B<strong>und</strong>eskriminalamt bezieht.<br />

Nach diesen Notizen machte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zu Beginn <strong>de</strong>r Befragung eine Bemerkung, die in<br />

<strong>de</strong>m Gesprächsvermerk wie folgt wie<strong>de</strong>rgegeben<br />

wird:<br />

„... meinte S. Schalck-Golodkowski, es sei nun die<br />

Zeit gekommen, <strong>de</strong>n BMI DR. SCHÄUBLE an sein<br />

Versprechen vom 02.12.89 zu erinnern."<br />

Der Untersuchungsausschuß hat zu diesem Vorgang<br />

folgen<strong>de</strong>s festgestellt:<br />

Das sog. Versprechen wur<strong>de</strong> von Dr. Schäuble in einem<br />

Telefonat geäußert, das Dr. Schalck-Golodkowski<br />

mit ihm am 2. Dezember 1989 von Stuttgart aus<br />

führte.<br />

Bei<strong>de</strong> Zeugen haben übereinstimmend bek<strong>und</strong>et, Dr.<br />

Schäuble habe in <strong>de</strong>m Telefongespräch Dr. Schalck-<br />

Golodkowski nur versichert, er wür<strong>de</strong> bei einem<br />

Überwechseln in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

eine rechtsstaatliche Behandlung wie je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

Deutsche erhalten. We<strong>de</strong>r am 2. Dezember 1989 noch<br />

zu einem späteren Zeitpunkt sei von Dr. Schäuble<br />

eine Straffreiheitszusage o<strong>de</strong>r das Versprechen über<br />

eine sonstige Vergünstigung abgegeben wor<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Schäuble hat darauf verwiesen, daß am 2. Dezember<br />

1989 kein Ermittlungsverfahren gegen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski eingeleitet <strong>und</strong> eine mögliche<br />

Straffreiheitszusage von daher schon kein Thema <strong>de</strong>s<br />

Gespräches gewesen sei. Im übrigen sei er als B<strong>und</strong>esinnenminister<br />

„für solche Zusagen nun wirklich<br />

absolut unzuständig" (24. Sitzung, Protokoll S. 133).<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat ausgesagt, daß er in <strong>de</strong>r<br />

Äußerung am 14. März 1990 lediglich seine Enttäuschung<br />

zum Ausdruck gebracht habe, immer noch<br />

nicht im Besitz von regulären Ausweispapieren <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gewesen zu sein.<br />

Diese Aussagen sind nicht zu wi<strong>de</strong>rlegen. Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis Erklärung über die Be<strong>de</strong>utung<br />

seiner Äußerung ist plausibel. Er war am 14.<br />

März 1990 tatsächlich noch nicht im Besitz regulärer<br />

Ausweispapiere. Es steht außer<strong>de</strong>m fest, daß er seinerzeit<br />

wie<strong>de</strong>rholt darauf gedrungen hat, diese zu erhalten.<br />

Auch hätte Dr. Schalck-Golodkowski bei Vorliegen<br />

einer Zusage von Dr. Schäuble im Dezember 1989<br />

nicht bereits im Januar 1990 gegenüber <strong>de</strong>m BND die<br />

Bitte um Straffreiheit wie<strong>de</strong>rholen müssen.


Zusagen sonstiger Vergünstigungen o<strong>de</strong>r Unterstützungen<br />

Auch Zusagen an<strong>de</strong>rer Vergünstigungen o<strong>de</strong>r Unterstützungen<br />

sind bis auf eine Ausnahme nicht ersichtlich.<br />

Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um die vom BND veranlaßte<br />

Ausstellung von Decknamenpapieren, <strong>de</strong>n sog.<br />

Gutmann-Papieren.<br />

Hierzu hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß folgen<strong>de</strong>s<br />

festgestellt:<br />

Einer <strong>de</strong>r dringendsten Wünsche Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

war die Ausstellung von regulären Ausweispapieren<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Diese Papiere<br />

sollten aber möglichst nicht auf seinen eigenen<br />

Namen lauten, son<strong>de</strong>rn er war im Hinblick auf die<br />

vermutete Gefahr für seine Person durch ehemalige<br />

MfS-Angehörige an einer neuen I<strong>de</strong>ntität interessiert.<br />

Der BND lehnte es jedoch ab, <strong>de</strong>m Wunsch nach einer<br />

neuen I<strong>de</strong>ntität zu entsprechen.<br />

Selbst die Ausstellung von regulären Ausweispapieren<br />

kam zunächst nicht in Betracht. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

konnte keinen offiziellen Wohnsitz angeben;<br />

überdies scheute er sich zu dieser Zeit, seine<br />

I<strong>de</strong>ntität preiszugeben, da er sich weiterhin bedroht<br />

fühlte. Der BND seinerseits legte Wert darauf, die Person<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis bis zum Abschluß <strong>de</strong>r<br />

Befragung vor <strong>de</strong>r Öffentlichkeit abzuschirmen.<br />

Schon seit Dezember 1989 hatte <strong>de</strong>r BND durch einen<br />

Informanten Hinweise, daß das Leben von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski durch kompromittierte Personen<br />

<strong>de</strong>s früheren Staats- <strong>und</strong> Regierungsapparates<br />

<strong>de</strong>r DDR, insbeson<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>n Führungskreisen <strong>de</strong>s<br />

ehemaligen MfS, gefähr<strong>de</strong>t sein könnte.<br />

En<strong>de</strong> Januar 1990 bat BND-Präsi<strong>de</strong>nt Dr. Wieck <strong>de</strong>shalb<br />

<strong>de</strong>n Staatsminister beim B<strong>und</strong>eskanzler <strong>und</strong> Koordinator<br />

für die Nachrichtendienste, Dr. Stavenhagen,<br />

in einem kleineren Kreis Fragen <strong>de</strong>r Sicherheit<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis zu erörtern. Dieses Gespräch<br />

fand am 6. Februar 1990 im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

statt. Da es in <strong>de</strong>m Gespräch u.a. um <strong>de</strong>n Wunsch Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis nach einer Namensän<strong>de</strong>rung<br />

in <strong>de</strong>m gesetzlich vorgesehenen Verfahren ging,<br />

sagte Staatssekretär Neusel vom B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern zu, in dieser Angelegenheit auf <strong>de</strong>n Staatssekretär<br />

im bayerischen Innenministerium Dr. Günther<br />

Beckstein zuzugehen. Bei näherer Prüfung ergab<br />

sich allerdings, daß sich die Namensän<strong>de</strong>rung nicht<br />

schnell <strong>und</strong> diskret genug durchführen ließ.<br />

Weil nach Auffassung <strong>de</strong>s BND die Sicherheit Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong> die Absicherung <strong>de</strong>r Befragung<br />

nicht mehr gewährleistet erschienen, entschied<br />

Dr. Wieck am 12. Februar 1990, die Eheleute<br />

Schalck-Golodkowski vorläufig mit Decknamenpapieren<br />

auf <strong>de</strong>n Namen Gutmann auszustatten. Der<br />

Mädchenname von Sig rid Schalck-Golodkowski war<br />

aus praktischen Grün<strong>de</strong>n gewählt wor<strong>de</strong>n, da sie ihn<br />

bereits früher verschie<strong>de</strong>ntlich benutzt hatten <strong>und</strong><br />

auch schon in ihrer neuen Umgebung unter ihm aufgetreten<br />

waren. Die Dokumente - je ein Reisepaß <strong>und</strong><br />

ein Führerschein - wur<strong>de</strong>n auf Vermittlung <strong>de</strong>s<br />

Münchner Verbindungsreferenten <strong>de</strong>s BND vom<br />

Kreisverwaltungsreferat <strong>de</strong>r Stadt München am 15.<br />

Februar 1990 ausgestellt <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkow-<br />

-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

ski noch am gleichen Tag von seiner BND-Kontaktperson<br />

ausgehändigt. Für das Kreisverwaltungsreferat<br />

war nicht erkennbar, daß es sich um Papiere für<br />

das Ehepaar Schalck-Golodkowski han<strong>de</strong>lte. Die<br />

Ausstellung <strong>de</strong>r Decknamenpapiere war eine vorübergehen<strong>de</strong><br />

Maßnahme, die baldmöglichst been<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, d. h. sobald eine Klarnamenanmeldung<br />

möglich war.<br />

Am 28. Februar 1990 berichtete Dr. Wieck Staatsminister<br />

Dr. Stavenhagen über die bis dahin gewonnenen<br />

Erkenntnisse aus <strong>de</strong>r Befragung Dr. Schalck-Golodkowskis.<br />

Staatsminister Dr. Stavenhagen wur<strong>de</strong> bei<br />

dieser Besprechung nicht über die Ausstellung von<br />

Decknamenpapieren unterrichtet. Er hat ausgesagt,<br />

er habe erst im Sommer 1991 von <strong>de</strong>m Vorgang<br />

„Gutmann-Papiere" erfahren, als <strong>de</strong>r BND seine Akten<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß übersandt habe.<br />

Diese Aussage scheint zwar im Wi<strong>de</strong>rspruch zu einem<br />

am 6. März 1990 vom BND-Mitarbeiter Dr. Burgdorf<br />

gefertigten Protokoll über die Besprechung vom 28.<br />

Februar 1990 zu stehen, nach <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Staatsminister<br />

über die Ausstellung <strong>de</strong>r Ausweispapiere für das Ehepaar<br />

Schalck-Golodkowski unterrichtet wur<strong>de</strong>. Dr.<br />

Burgdorf hat jedoch später richtiggestellt, daß das<br />

Thema vorläufiger Ausweispapiere nur am Ran<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> äußerst knapp angesprochen wor<strong>de</strong>n sei; die<br />

mißverständliche Formulierung sei entstan<strong>de</strong>n, weil<br />

er sein Protokoll später unter großem Zeitdruck erstellt<br />

habe. Dies <strong>de</strong>ckt sich mit <strong>de</strong>r Aussage <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r<br />

Besprechung anwesen<strong>de</strong>n BND-Mitarbeiters<br />

Foertsch, <strong>de</strong>r bestätigt hat, daß das förmliche Über<br />

siedlungsverfahren <strong>de</strong>s Ehepaars Schalck-Golodkowski<br />

zur Sprache gekommen sei, ohne daß auf die Beschaffung<br />

<strong>de</strong>r Decknamenpapiere auf <strong>de</strong>n Namen<br />

„Gutmann" hingewiesen wor<strong>de</strong>n sei.<br />

Am 20. März 1990 wur<strong>de</strong>n die Reisepässe vom BND<br />

wie<strong>de</strong>r eingezogen, nach<strong>de</strong>m am selben Tag beim<br />

Kreisverwaltungsreferat München die Anmeldung<br />

<strong>de</strong>r Eheleute Schalck-Golodkowski unter Klarnamen<br />

erfolgt war. Die Führerscheine wur<strong>de</strong>n einige Tage<br />

später zurückgegeben. Eine Anmeldung unter richtigem<br />

Namen war zu diesem Zeitpunkt möglich gewor<strong>de</strong>n,<br />

weil sich die Situation mit <strong>de</strong>r Volkskammerwahl<br />

in <strong>de</strong>r DDR am 18. März 1990 geän<strong>de</strong>rt hatte. Nach<br />

<strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s SED-Regimes bestand nach Auffassung<br />

<strong>de</strong>s BND die Bedrohungslage für Dr. Schalck-<br />

Golodkowski nicht mehr in <strong>de</strong>m ursprünglichen Maß<br />

fort .<br />

Am 28. März 1990 unterrichtete Dr. Wieck die B<strong>und</strong>esminister<br />

Dr. Schäuble <strong>und</strong> Genscher schriftlich<br />

über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Vernehmungen Dr. Schalck-Golodkowskis.<br />

In diesem Schreiben heißt es u. a.:<br />

„Da <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst ernstzunehmen<strong>de</strong><br />

Hinweise vorlagen, die eine Gefährdung ...<br />

nahelegten, wur<strong>de</strong>n die durch ein privates Sicherheitsunternehmen<br />

betriebenen Schutzmaßnahmen<br />

in <strong>de</strong>m Punkt unterstützt, daß die behördliche Ausstellung<br />

eines vorläufigen Reisepasses für Schalck-<br />

Golodkowski BND-seitig durch einen Vertreter begleitet<br />

wur<strong>de</strong>. Diese Maßnahme hatte vorläufigen<br />

Charakter. Der vorläufige, auf einen Decknamen<br />

ausgestellte Reisepaß wur<strong>de</strong> zwischenzeitlich eingezogen"<br />

.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Das an die B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble <strong>und</strong> Genscher<br />

gerichtete Schreiben wur<strong>de</strong> zwar in Fotokopie<br />

auch an Staatsminister Dr. Stavenhagen geschickt.<br />

Da <strong>de</strong>r zuständige Abteilungsleiter im B<strong>und</strong>eskanzleramt,<br />

Ministerialdirigent Dr. Jung, dieses Schreiben<br />

in seinem Panzerschrank aufbewahrte <strong>und</strong> nicht an<br />

Staatsminister Dr. Stavenhagen weiterleitete, erfuhr<br />

dieser von <strong>de</strong>r Ausstellung <strong>de</strong>r Decknamenpapiere<br />

erst im Sommer 1991.<br />

Die Nichtweiterleitung <strong>de</strong>s Schreibens war allerdings<br />

nicht Gr<strong>und</strong> für die sachlich unzutreffen<strong>de</strong> Antwort<br />

von Dr. Stavenhagen auf die Schriftliche Anfrage <strong>de</strong>s<br />

MdB Peter Conradi an die B<strong>und</strong>esregierung vom 14.<br />

Februar 1990 zu <strong>de</strong>n „Gutmann-Papieren", da die<br />

Stellungnahme <strong>de</strong>s Staatsministers Dr. Stavenhagen<br />

vom 13. März 1990 datiert, mithin noch vor Abfassung<br />

<strong>de</strong>s Schreibens vom 28. März 1990 erfolgte. Dr. Stavenhagen<br />

hatte in <strong>de</strong>r Stellungnahme u. a. versichert,<br />

„daß Herrn Schalck-Golodkowski 'Hilfe' in <strong>de</strong>r von<br />

Ihnen [MdB Conradi] geschil<strong>de</strong>rten A rt we<strong>de</strong>r angeboten<br />

noch geleistet wur<strong>de</strong>".<br />

Mit dieser Antwort ergänzte Staatsminister Dr. Stavenhagen<br />

<strong>de</strong>n für ihn vorbereiteten Antwortvorschlag<br />

<strong>de</strong>s BND vom 9. März 1990, in <strong>de</strong>m auf die angefragte<br />

Hilfestellung <strong>de</strong>s BND nicht eingegangen, son<strong>de</strong>rn<br />

auf die in diesen Fällen übliche Stellungnahme verwiesen<br />

wur<strong>de</strong>, daß Erklärungen über die Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Dienstes nur vor <strong>de</strong>n dafür zuständigen parlamentarischen<br />

Gremien, in diesem Fall <strong>de</strong>r Parlamentarischen<br />

Kontrollkommission (PKK), abgegeben wür<strong>de</strong>n.<br />

Staatsminister Dr. Stavenhagen hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ausgesagt, er habe davon ausgehen<br />

müssen, daß er „zumin<strong>de</strong>st ein<strong>de</strong>utig informiert<br />

wor<strong>de</strong>n wäre, wenn trotz <strong>de</strong>r klaren Weisung<br />

befragen ja, betreuen nein hier eine erhebliche Hilfe<br />

geleistet wor<strong>de</strong>n wäre" (35. Sitzung, Protokoll S. 156).<br />

Die Information über die Ausstellung <strong>de</strong>r sog. Gutmann-Papiere<br />

wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Sprechzettel für Dr.<br />

Wieck für die PKK-Sitzung am 14. März 1990 aufgenommen.<br />

Ob die Unterrichtung <strong>de</strong>r PKK erfolgt ist,<br />

konnte seitens <strong>de</strong>s BND hausintern nicht geklärt wer<strong>de</strong>n;<br />

ein Protokoll <strong>de</strong>r Sitzung liegt <strong>de</strong>m BND nicht<br />

vor. Dr. Wieck bek<strong>und</strong>ete vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß,<br />

daß nach seiner Erinnerung dieser Punkt<br />

nicht zum Vortrag gekommen sei, weil sich <strong>de</strong>r Anlaß<br />

dafür nicht mehr geboten habe. In <strong>de</strong>m vom Dienst<br />

vorbereiteten Papier sei jedoch vollständig über <strong>de</strong>n<br />

Vorgang informiert wor<strong>de</strong>n.<br />

Außer <strong>de</strong>r vom BND veranlaßten Ausstellung <strong>de</strong>r sog.<br />

Gutmann-Papiere gab es nach Feststellung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

keine weiteren Zusagen von<br />

Vergünstigungen o<strong>de</strong>r Unterstützungen.<br />

Eine solche Zusage ist insbeson<strong>de</strong>re nicht durch <strong>de</strong>n<br />

BND-Präsi<strong>de</strong>nten Dr. Wieck an Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gemacht wor<strong>de</strong>n. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

hat zwar ausgesagt, Dr. Wieck habe ihm in <strong>de</strong>m Gespräch<br />

am 16. März 1990 anläßlich <strong>de</strong>s gemeinsamen<br />

Aben<strong>de</strong>ssens versichert: „Mit <strong>de</strong>m wir Kontakt hatten,<br />

<strong>de</strong>n lassen wir nicht fallen" (12. Sitzung, Protokoll<br />

S. 36). Dr. Schalck-Golodkowski hat diese Bemerkung<br />

dahingehend interpretiert, daß er sich in allen<br />

Fragen <strong>und</strong> Sorgen an <strong>de</strong>n BND wen<strong>de</strong>n könne.<br />

Dr. Wieck hat jedoch bek<strong>und</strong>et, daß er in <strong>de</strong>m Gespräch<br />

we<strong>de</strong>r diese Formulierung gebraucht noch<br />

eine generelle Hilfezusage an Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gemacht habe. Dr. Schalck-Golodkowski habe allerdings<br />

darum gebeten, nach Beendigung <strong>de</strong>r Befragung<br />

<strong>de</strong>n Kontakt zum BND nicht abbrechen zu müssen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch in Zukunft eine Kontaktperson zu<br />

bekommen. Diesem Wunsch habe er zugestimmt. (14.<br />

Sitzung, Protokoll S. 88)<br />

Die Erklärung Dr. Wiecks ist plausibel. Es ist nicht<br />

auszuschließen, daß Dr. Schalck-Golodkowski die Zusicherung<br />

eines Ansprechpartners überinterpretiert<br />

hat. Der Zeuge Dr. Wieck ist auch glaubwürdig. Es ist<br />

nicht ersichtlich, aus welchem Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zeuge das<br />

Risiko eingehen sollte, sich durch eine Falschaussage<br />

strafbar zu machen. Insbeson<strong>de</strong>re schei<strong>de</strong>t eine<br />

Schutzbehauptung aus, da feststeht, daß nach <strong>de</strong>m<br />

16. März 1990 - mit Ausnahme <strong>de</strong>r bereits erwähnten<br />

Decknamenpapiere - keine Unterstützung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis erfolgte; dies hat nicht zuletzt<br />

Dr. Schalck-Golodkowski selbst vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

mehrfach erklärt. Es wäre zu<strong>de</strong>m wi<strong>de</strong>rsinnig,<br />

wenn <strong>de</strong>r BND nach Abschluß <strong>de</strong>r Hauptbefragung<br />

eine Zusicherung gegeben hätte, die er bis<br />

dahin bewußt vermie<strong>de</strong>n hatte.<br />

Zur Frage <strong>de</strong>r sog. Schützen<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong><br />

Der Untersuchungsausschuß ist auch <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

immer wie<strong>de</strong>r aufgestellten Behauptung<br />

nachgegangen, daß „Schützen<strong>de</strong> Hän<strong>de</strong>" eine konsequente<br />

Aufklärung <strong>und</strong> Verfolgung möglicher Straftaten<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski beeinträchtigt<br />

hätten.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat zu Beginn seiner Tätigkeit<br />

dieses Thema in einer informatorischen Anhörung<br />

<strong>de</strong>r Senatorin für Justiz Berlin, Prof. Dr. Jutta<br />

Limbach, am 19. Juni 1991 angesprochen <strong>und</strong> es bei<br />

Vernehmungen <strong>und</strong> Anhörungen abgefragt. Er hat es<br />

erneut mit Beweisbeschluß 12-396 vom 2. März 1994<br />

aufgegriffen.<br />

Der Generalstaatsanwalt bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin hat auf die entsprechen<strong>de</strong> Frage im Beweisbeschluß<br />

erwi<strong>de</strong>rt, daß die Staatsanwaltschaft (Arbeitsgruppe<br />

Regierungskriminalität) „in <strong>de</strong>n gegen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski geführten Ermittlungsverfahren<br />

von keinen Weisungen an die Ermittlungsbehör<strong>de</strong>,<br />

insbeson<strong>de</strong>re im Hinblick auf etwaige Zusagen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer staatlicher Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es bzw.<br />

<strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses an Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

beeinflußt wor<strong>de</strong>n" sei.<br />

Der Generalb<strong>und</strong>esanwalt hat dazu ausgeführt: „In<br />

<strong>de</strong>m Ermittlungsverfahren gegen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

[wegen Verdachts geheimdienstlicher Agententätigkeit<br />

u.a.] sind <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esanwaltschaft zu keiner<br />

Zeit Weisungen erteilt wor<strong>de</strong>n".<br />

Nach <strong>de</strong>n Auskünften, die <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

erhalten hat, weiterhin weil die Arbeitsgruppe<br />

Regierungskriminalität Angklage gegen Dr. Schalck-<br />

Golodkowski erhoben hat, <strong>und</strong> da weitere Ermittlungsverfahren<br />

gegen diesen anhängig sind, ist <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß zu <strong>de</strong>r Auffassung gelangt,


daß die in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit aufgestellten Behauptungen,<br />

„Schützen<strong>de</strong> Hän<strong>de</strong>" behin<strong>de</strong>rten die Strafverfolgung<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski, unzutreffend<br />

sind.<br />

d) Kontakte zu Politikern aus <strong>de</strong>r DDR<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hatte nach seinem Überwechseln<br />

in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu mehreren<br />

Politikern aus <strong>de</strong>r früheren DDR Kontakt. Diese<br />

Kontakte waren teilweise fre<strong>und</strong>schaftlicher A rt, wie<br />

z. B. zu Egon Krenz, ehemaliger Generalsekretär <strong>de</strong>r<br />

SED, teilweise informeller Natur, wie zu Peter Diestel,<br />

vormaliger Minister <strong>de</strong>s Innern, <strong>und</strong> Ralf Geisthardt,<br />

Stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Volkskammer-<br />

Ausschusses zur Auflösung <strong>de</strong>s MfS/AfNS.<br />

Das Treffen mit Geisthardt fand am 7. September 1990<br />

in München statt. Dieser hatte sich über das B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

an <strong>de</strong>n BND gewandt, <strong>de</strong>r Dr. Schalck-Golodkowski<br />

bat, <strong>de</strong>n Gesprächswunsch zu erfüllen. Mit<br />

<strong>de</strong>m Gespräch verfolgte Geisthardt u.a. <strong>de</strong>n Zweck, Informationen<br />

über die Geschäftsbeziehungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zu erlangen. Die<br />

Wi<strong>de</strong>rsprüche <strong>de</strong>r Aussagen <strong>de</strong>r zu diesem Vorgang<br />

befragten Zeugen Geisthardt, Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

<strong>de</strong>s damaligen Fraktionsvorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r CDU in<br />

<strong>de</strong>r Volkskammer <strong>und</strong> Staatssekretär, Dr. Günther<br />

Krause, <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s Collegium Augustinum<br />

in München, Dr. Markus Rückert, konnten von<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß größtenteils nicht aufgeklärt<br />

wer<strong>de</strong>n; sie berühren in weiten Bereichen allerdings<br />

auch nicht <strong>de</strong>n Untersuchungsauftrag.<br />

Das Gespräch mit Diestel hatte keinen Bezug zum Untersuchungsauftrag.<br />

e) Kontakte zu ehemaligen Mitarbeitern <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hatte nach seinem Überwechseln<br />

in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zahlreiche<br />

Kontakte mit früheren Mitarbeitern <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung. Diese reichten von einfachen<br />

Geburtstagsgrüßen über Telefongespräche bis<br />

hin zu Besuchen.<br />

Manche dieser Kontakte stan<strong>de</strong>n in inhaltlicher Verbindung<br />

zu seinen Befragungen u.a. durch <strong>de</strong>n BND.<br />

Beispielsweise traf sich Dr. Schalck-Golodkowski im<br />

Juni 1990 mit Waltraud Lisowski, ehemalige Leiterin<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Firmen im Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

auf <strong>de</strong>m Flughafen München-Riem, um<br />

aktuelle Informationen für einen B rief an Dr. Wolfgang<br />

Schäuble sowie für <strong>de</strong>n BND zu gewinnen.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Ferner wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m BND von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Gespräche mit Gerhardt Ronneberger <strong>und</strong> Dr.<br />

Günther Forgber vermittelt.<br />

Mit Ronneberger, früherer Erster Stellvertreter <strong>de</strong>s<br />

Generaldirektors <strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import,<br />

hat es nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

im 1. Halbjahr 1990 insgesamt drei Kontakte<br />

gegeben. Bei <strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n han<strong>de</strong>lte es<br />

sich um Treffen in München, an <strong>de</strong>nen Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s BND teilnahmen. Der BND war insbeson<strong>de</strong>re an<br />

Informationen über <strong>de</strong>n Technologietransfer <strong>de</strong>r DDR<br />

interessiert, <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

lief. Im November 1990 brach Ronneberger<br />

von sich aus alle Kontakte mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

aufgr<strong>und</strong> persönlicher Enttäuschungen ab.<br />

Auch Forgber, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Günther Forgber Wahrnehmung von Interessen für<br />

Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l, wur<strong>de</strong> beim Treffen am 6. Juni<br />

1990 zu seiner früheren Tätigkeit als Technologiehändler<br />

befragt.<br />

Kontakte fre<strong>und</strong>schaftlicher Natur bestan<strong>de</strong>n von seiten<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis insbeson<strong>de</strong>re zu seinen<br />

engsten Mitarbeitern: von seinem Stellvertreter<br />

<strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, bis<br />

hin zu <strong>de</strong>n Sekretärinnen Gisela Brachaus <strong>und</strong> Roswitha<br />

Dittmer. Beispielsweise rief er Sei<strong>de</strong>l bereits unmittelbar<br />

nach <strong>de</strong>ssen Haftentlassung am 30. März<br />

1990 in <strong>de</strong>ssen Wohnung an. Ferner bestand zwischen<br />

<strong>de</strong>m ehemaligen Leiter <strong>de</strong>r AG BKK beim MfS,<br />

Karl-Heinz Herbrich, <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Kontakt. Unter an<strong>de</strong>rem besuchte Herbrich Dr.<br />

Schalck-Golodkowski im Juni 1991 in Bayern während<br />

einer Urlaubsfahrt.<br />

Eine beson<strong>de</strong>re Rolle spielte seine frühere West-Berliner<br />

Mitarbeiterin Christa Wachsen. Sig rid <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski stan<strong>de</strong>n nach ihrer Flucht<br />

schon in Berlin (West) mit ihr in Kontakt. Sigrid<br />

Schalck-Golodkowski hatte zu Christa Wachsen aufgr<strong>und</strong><br />

einer langjährigen Fre<strong>und</strong>schaft ein beson<strong>de</strong>res<br />

Vertrauensverhältnis. Diese war ihr u.a. bei <strong>de</strong>r<br />

Auflösung <strong>de</strong>s Schließfachs behilflich, das sie - Sigrid<br />

Schalck-Golodkowski - vom 29. August 1989 bis 22.<br />

Januar 1990 bei <strong>de</strong>r Otto Scheurmann Bank-KG in<br />

Berlin (West) angemietet hatte.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski nutzte die Kontakte zu seinen<br />

früheren Mitarbeitern teilweise dazu, um aktuelle<br />

Informationen über die Entwicklung <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung, seiner Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Vermögenswerte einzuholen.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat keine Anhaltspunkte<br />

dafür gef<strong>und</strong>en, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

auf diesem Wege Einfluß auf die Abwicklung seines<br />

früheren Bereichs genommen o<strong>de</strong>r Vermögenswerte<br />

beiseite geschafft hat.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

K. Zusammenfassung<br />

I. Verhältnis <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> seines Leiters<br />

Dr. Schalck-Golodkowski zur SED<br />

Die Stellung, die <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> sein Leiter Dr. Schalck-Golodkowski in<br />

<strong>de</strong>r DDR einnahmen, war zu einem wesentlichen Teil<br />

auf das beson<strong>de</strong>rs enge Verhältnis zwischen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>r SED zurückzuführen.<br />

Zwar war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung als staatliche Einrichtung ein Teil <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l, die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

politische Verantwortung für die unterschiedlichen<br />

wirtschaftlichen Aktivitäten lag jedoch spätestens seit<br />

1976 beim Sekretär für Wi rtschaft <strong>de</strong>s SED-Zentralkomitees,<br />

Dr. Günter Mittag, als durch Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros<br />

Dr. Schalck-Golodkowski Dr. Mittag unmittelbar<br />

unterstellt wur<strong>de</strong>. Auf diese Weise war nach<br />

<strong>de</strong>r Feststellung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung - als Einrichtung<br />

<strong>de</strong>r Regierung weiterhin mit Aufgaben in staatlicher<br />

Zuständigkeit betraut - ein Instrument <strong>de</strong>r SED-<br />

Führung gewor<strong>de</strong>n, das weitgehend unbeeinflußt<br />

<strong>und</strong> unkontrolliert durch Abteilungen <strong>de</strong>s Zentralkomitees,<br />

<strong>de</strong>n Ministerrat o<strong>de</strong>r Fachministerien tätig<br />

war.<br />

Der Weg Schalck-Golodkowskis als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung begann bereits<br />

auf hoher Ebene in <strong>de</strong>r SED - nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses mit einem B rief, <strong>de</strong>n<br />

Schalck-Golodkowski En<strong>de</strong> 1965 als hauptamtlicher<br />

Parteisekretär <strong>de</strong>r SED für <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>m Politbüro-Mitglied<br />

<strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zentralen Parteikontrollkommission,<br />

Hermann Matern, schrieb.<br />

Darin machte er anläßlich eines <strong>Bericht</strong>s über die<br />

1965 „für die Partei erwirtschafteten Gel<strong>de</strong>r" Vorschläge<br />

zur Verbesserung <strong>de</strong>r Deviseneinnahmen, für<br />

die ein „Genosse ... im Staatsapparat" unter Anleitung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r SED-Führung verantwortlich<br />

sein sollte.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski gehörte später zu <strong>de</strong>m kleinen<br />

Kreis von Personen, <strong>de</strong>r unmittelbar Zugang zu<br />

SED-Generalsekretär Honecker hatte. Er konnte seine<br />

<strong>Bericht</strong>e <strong>und</strong> Vorschläge auf höchster Ebene vorlegen<br />

<strong>und</strong> war auf diese Weise in <strong>de</strong>r Lage, die Handlungsanweisungen<br />

<strong>de</strong>r Parteiführung an ihn selbst zu<br />

formulieren. Es lag in <strong>de</strong>r Hand von Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

die enge Anbindung an die Spitze <strong>de</strong>r<br />

SED zur Aus<strong>de</strong>hnung seines Einflusses <strong>und</strong> seiner<br />

Macht zu nutzen.<br />

Es war <strong>de</strong>shalb keine Beson<strong>de</strong>rheit, daß Dr. Schalck-<br />

Golodkowski nach 1976 auch Mitglied <strong>de</strong>r Arbeitsgruppen<br />

„BRD" <strong>und</strong> „Zahlungsbilanz" <strong>de</strong>s SED-Politbüros<br />

war, die sich unter Leitung von Dr. Günter<br />

Mittag mit Themen befaßten, für die er Verantwortung<br />

trug.<br />

Welche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r SED-Führung zukam,<br />

wur<strong>de</strong> im Herbst 1989 <strong>de</strong>utlich, als nach <strong>de</strong>m Ausschluß<br />

von Dr. Günter Mittag aus <strong>de</strong>m Zentralkomitee<br />

<strong>de</strong>r SED <strong>de</strong>r Nachfolger E rich Honeckers im Amt <strong>de</strong>s<br />

SED-Generalsekretärs, Egon Krenz, sich <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

direkt unterstellte. Krenz, zu <strong>de</strong>m Dr. Schalck-<br />

Golodkowski bereits mehrere Jahre ohne Wissen <strong>de</strong>r<br />

übrigen Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>r enge <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>schaftliche<br />

Kontakte pflegte, hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>utlich gemacht, daß für ihn Dr. Schalck-<br />

Golodkowski unentbehrlich war. Dies galt in <strong>de</strong>n für<br />

die SED-Führung damals existentiellen Fragen <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaft wie <strong>de</strong>r Beziehungen zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Krenz hatte wohl zeitweise auch die Absicht,<br />

Dr. Schalck-Golodkowski im November 1989<br />

zum Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s DDR-Ministerrats zu ernennen.<br />

Die Rolle Dr. Schalck-Golodkowskis im Parteiapparat<br />

<strong>de</strong>r SED war vergleichbar mit <strong>de</strong>r eines Abteilungsleiters<br />

im Sekretariat <strong>de</strong>s SED-Zentralkomitees; <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung nahm als Instrument<br />

<strong>de</strong>r SED-Führung auch Aufgaben für die SED<br />

wahr. Dies galt für die wirtschaftliche Anleitung <strong>de</strong>r<br />

von <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED gesteuerten<br />

kommunistischen Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland. Dies<br />

wur<strong>de</strong> aber auch durch die wie<strong>de</strong>rum in <strong>de</strong>r Hauptsache<br />

über die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED vorgenommene<br />

finanzielle Unterstützung <strong>de</strong>r DKP mit<br />

jährlichen Millionenbeträgen aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>utlich.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß es<br />

Dr. Schalck-Golodkowski seit Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre zunehmend<br />

gelang, <strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung gegenüber <strong>de</strong>n kommunistischen<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

<strong>de</strong>n sog. Parteifirmen, so zu verstärken, daß er<br />

nicht nur die Anleitung in wirtschaftlichen Fragen in<br />

die Hand bekam, son<strong>de</strong>rn daß darüber hinaus keine<br />

Personalentscheidung <strong>de</strong>r SED in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

mehr ohne Zustimmung von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

möglich war. Die Rolle <strong>de</strong>r ehemals bei <strong>de</strong>r Führung<br />

<strong>de</strong>r sog. Parteifirmen dominieren<strong>de</strong>n Abteilung<br />

Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED wur<strong>de</strong> in gleichem Maße zurückgedrängt,<br />

wie <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

von <strong>de</strong>n früheren KPD- bzw. DKP-Funktionären<br />

Eigentum an <strong>de</strong>n Unternehmen übernahm <strong>und</strong><br />

mit <strong>de</strong>r von Dr. Schalck-Golodkowski betriebenen<br />

Gründung <strong>de</strong>r sog. Vertreterfirma Simpex ein wichtiges<br />

Instrument zur Steuerung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r sog.<br />

Parteifirmen erhielt. Die Einnahmen aus <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung über die Konten <strong>de</strong>s sog. Disponiblen<br />

Parteifonds verbucht.


Bei <strong>de</strong>r Beweiserhebung hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

einige <strong>de</strong>r finanziellen Aspekte <strong>de</strong>r Verflechtung<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

<strong>de</strong>n kommunistischen Wirtschaftsunternehmen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, <strong>de</strong>r SED sowie<br />

<strong>de</strong>r DKP <strong>de</strong>utlich machen können. Ob die Erkenntnisse<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz über<br />

jährliche Unterstützungen <strong>de</strong>r DKP aus <strong>de</strong>r DDR in<br />

Höhe von ca. 70 Mio. DM zutreffend sind o<strong>de</strong>r ob <strong>de</strong>r<br />

Betrag tatsächlich höher lag, mußte offen bleiben. Bei<br />

<strong>de</strong>r Aufbringung <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r zur Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

DKP <strong>und</strong> ihrer Aktivitäten spielten <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> die ihm unterstellten<br />

kommunistischen Wirtschaftsunternehmen je<strong>de</strong>nfalls<br />

eine herausragen<strong>de</strong> Rolle. Angesichts <strong>de</strong>r Beweise,<br />

die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß über die Unterstützung<br />

von DKP-Aktivitäten mit Hilfe <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung vorlagen, kann nicht<br />

ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n, daß die Hilfe an die DKP einen<br />

größeren Umfang hatte als bislang angenommen.<br />

Nach <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Beweiserhebung flossen<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>r SED zwischen 1971 <strong>und</strong> 1989 ca.<br />

300 Mio. VM zu.<br />

Daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski die Voraussetzungen schufen<br />

<strong>und</strong> Wege anboten, um <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r SED-<br />

Führung in Wandlitz ein bequemes Dasein nach <strong>de</strong>n<br />

i<strong>de</strong>ologisch verpönten westlichen Standards zu sichern,<br />

trug nach Einschätzung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

zweifellos dazu bei, Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

persönliche Rolle in <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r Staats<strong>und</strong><br />

Parteispitze zu steigern. Insgesamt brachte <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung nach <strong>de</strong>n Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses zwischen<br />

1972 <strong>und</strong> 1989 ca. 80 Mio. VM für die Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Bewohner <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz <strong>und</strong> <strong>de</strong>r dort<br />

Beschäftigten auf.<br />

II. Verflechtung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mit <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Staatssicherheit<br />

Das beson<strong>de</strong>rs enge Verhältnis zwischen Dr. Schalck-<br />

Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>r SED-Führungsspitze ist eine<br />

Erklärung für die Son<strong>de</strong>rstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung in <strong>de</strong>r DDR, eine an<strong>de</strong>re liegt<br />

nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

in <strong>de</strong>r vielschichtigen Verflechtung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> seines Leiters<br />

Dr. Schalck-Golodkowski mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit.<br />

Schon die Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

läßt in erheblichem Maße die Rolle <strong>de</strong>s<br />

MfS erkennen, das auf diese Weise seinen Einfluß im<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR erhöhen <strong>und</strong> eigene wirtschaftliche<br />

Möglichkeiten ausweiten wollte. Die<br />

Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

ist Teil einer vom MfS seit 1965 entwickelten Konzeption,<br />

die die Außenhan<strong>de</strong>lsbeziehungen <strong>de</strong>r DDR für<br />

die nachrichtendienstliche Nutzung durch das MfS zu<br />

erschließen versuchte. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong> von Anfang an auf vielfältige Weise<br />

gezielt für die Realisierung eigener Interessen <strong>de</strong>s<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

MfS genutzt <strong>und</strong> stellte somit auch ein Instrument <strong>de</strong>s<br />

MfS dar.<br />

Bei <strong>de</strong>r Aufklärung von Umfang <strong>und</strong> Intensität, die<br />

die Verflechtung zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung mit <strong>de</strong>m MIS bis 1989 angenommen<br />

hatte, haben <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß wesentliche<br />

Beweismittel nicht zur Verfügung gestan<strong>de</strong>n.<br />

Im Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong>n<br />

nach <strong>de</strong>r Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland offensichtlich in großem<br />

Umfang Akten über Aktivitäten jener Unternehmen<br />

vernichtet, die in <strong>de</strong>r Hauptabteilung I unter Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>m MfS eng zusammengearbeitet hatten.<br />

Da auch <strong>de</strong>r gesamte Aktenbestand <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

Aufklärung (HVA) <strong>de</strong>s MfS vermutlich vernichtet<br />

wur<strong>de</strong>, ist es <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nicht<br />

möglich gewesen, die Kooperation <strong>de</strong>r HVA mit <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung umfassend aufzuklären.<br />

Hinzu kommt, daß <strong>de</strong>r langjährige Leiter<br />

<strong>de</strong>r HVA, Markus Wolf, vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

die Aussage verweigert hat. Auch an<strong>de</strong>re ehemalige<br />

MfS-Mitarbeiter haben mit ihren Zeugenaussagen<br />

wenig zur Aufklärung <strong>de</strong>s Netzes <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m MfS beigetragen.<br />

Als erschwerend hat sich weiterhin <strong>de</strong>r Umstand erwiesen,<br />

daß die beim B<strong>und</strong>esbeauftragten für die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR befindlichen Materialien teilweise noch<br />

nicht vollständig aufbereitet waren.<br />

Dies gilt in beson<strong>de</strong>rer Weise für die Hauptabteilung<br />

XVIII <strong>de</strong>s MfS. In <strong>de</strong>ren Zuständigkeit fielen jahrelang<br />

die Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r von ihm gesteuerten Unternehmen.<br />

Dennoch hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß in seiner<br />

Beweiserhebung ein Bild von <strong>de</strong>r Intensität <strong>de</strong>r Verflechtung<br />

<strong>de</strong>s MfS mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gewinnen können.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong> vom<br />

MfS aufgr<strong>und</strong> seiner beson<strong>de</strong>ren Geschäftsaktivitäten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r damit verb<strong>und</strong>enen vermeintlichen starken<br />

Gefährdung durch westliche Geheimdienste intensiv<br />

überwacht <strong>und</strong> abgeschirmt. Diese Aufgabe erfüllte<br />

zunächst die HA XVIII <strong>und</strong> ab 1983 die auf Initiative<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis eigens zu diesem<br />

Zweck gegrün<strong>de</strong>te AG BKK. Unterstützt wur<strong>de</strong>n<br />

diese bei<strong>de</strong>n Einheiten insbeson<strong>de</strong>re durch die für die<br />

Absicherung <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland zuständige<br />

HA II (Spionageabwehr) <strong>de</strong>s MfS.<br />

Neben <strong>de</strong>r Überwachung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r von ihm gesteuerten Unternehmen<br />

durch das MfS gab es auch eine vielfältige<br />

Zusammenarbeit. Eine Kooperation <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung kam nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses mit folgen<strong>de</strong>n<br />

Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS zustan<strong>de</strong>:<br />

Die Hauptabteilung Personenschutz (PS) erhielt für<br />

die Versorgung <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz vom Be-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

reich Kommerzielle Koordinierung die notwendigen<br />

Devisen.<br />

Die HA VIII (Abwehrarbeit MdI/DVP) unterstützte<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung mit Informationen<br />

über Kunstsammler <strong>und</strong> -händler, mit <strong>de</strong>ren<br />

Hilfe <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH <strong>de</strong>r Zugriff<br />

auf Kunstgegenstän<strong>de</strong> im Privatbesitz ermöglicht<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Die HA VI (Paßkontrolle, Tourismus, Interhotels) half<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung u.a. bei<br />

Zollfragen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Überwachung <strong>de</strong>r Besucher aus<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ausland.<br />

Die HA XXII (Terrorabwehr) vermittelte <strong>de</strong>m Bereich -<br />

Kommerzielle Koordinierung, d.h. <strong>de</strong>r IMES GmbH,<br />

Kontakte mit Waffenhändlern aus <strong>de</strong>m terroristischen<br />

Bereich <strong>und</strong> nutzte diese Geschäftskontakte gleichzeitig<br />

zur gezielten Unterstützung bestimmter terroristischer<br />

Organisationen.<br />

Die Abteilung BCD (Bewaffnung/Chemischer Dienst)<br />

stellte <strong>de</strong>r IMES GmbH Lagerräume für Waffen zur<br />

Verfügung <strong>und</strong> sicherte <strong>de</strong>ren Waffentransporte ab.<br />

Die VRD (Verwaltung Rückwärtige Dienste) erhielt<br />

eine Unterstützung durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung sowohl bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren<br />

als auch in finanzieller Hinsicht.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re die AG Bau<strong>de</strong> erhielt durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung massive logistische Unterstützung.<br />

Das MfS nutzte schließlich <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung auch zu nachrichtendienstlichen<br />

Zwecken, vor allem zur Wirtschaftsspionage. Eine beson<strong>de</strong>re<br />

Zusammenarbeit bestand dabei mit <strong>de</strong>m Sektor<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Technik (SWT) <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

Koordinierung (AG K) <strong>de</strong>r HVA. Während<br />

<strong>de</strong>r SWT <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

als Beschaffungsorgan für Embargowaren <strong>und</strong><br />

zur Finanzierung bzw. Tarnung eigener Beschaffungen<br />

einsetzte, war die AG K für die Anleitung <strong>de</strong>r sog.<br />

HVA-Firmen F.C. Gerlach, Camet <strong>und</strong> Asimex zuständig.<br />

Diese wur<strong>de</strong>n zur Beschaffung von Waren aller<br />

Art, zur Finanzierung <strong>und</strong> zur Spionage in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> im Ausland eingesetzt.<br />

Zur Erfüllung <strong>de</strong>r Abwehr-, Sicherungs- <strong>und</strong> Aufklärungsaufgaben,<br />

aber auch zur Durchsetzung eigener<br />

Ziele im Bereich Kommerzielle Koordinierung, setzte<br />

das MfS zahlreiche Inoffizielle <strong>und</strong> offizielle Mitarbeiter<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung ein. Dabei<br />

spielte insbeson<strong>de</strong>re die Besetzung von Leitungsfunktionen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

mit sog. OibE (Offizieren im beson<strong>de</strong>ren Einsatz) eine<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle. Neben 19 OibE plazierte allein die<br />

AG BKK ca. 180 Inoffizielle Mitarbeiter im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski selbst hatte als OibE zum<br />

Schluß seiner langjährigen „MfS-Karriere" <strong>de</strong>n Rang<br />

eines Oberst <strong>de</strong>s MfS; seine Beför<strong>de</strong>rung zum Generalmajor<br />

war im Prinzip eine beschlossene Sache,<br />

sollte aber erst nach seiner Rückkehr ins MfS erfolgen;<br />

er erhielt aber bereits das Gehalt eines Generalmajors.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski trug auch die Ver-<br />

antwortung für die „Nutzung <strong>de</strong>r Möglichkeiten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung für die politisch-operative<br />

Arbeit" <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> war in dieser Frage<br />

<strong>de</strong>m Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke,<br />

persönlich unterstellt. Zu Mielke hatte Dr. Schalck-<br />

Golodkowski intensive Kontakte, zumin<strong>de</strong>st rief er<br />

ihn häufig an. Aufgr<strong>und</strong> seiner hohen Anbindung im<br />

MfS erlangte Dr. Schalck-Golodkowski im Laufe <strong>de</strong>r<br />

Zeit eine herausragen<strong>de</strong> Position, die teilweise über<br />

die von Abteilungsleitern <strong>de</strong>s MfS hinausging. Enge<br />

Kontakte hatte Dr. Schalck-Golodkowski auch zu an<strong>de</strong>ren<br />

HVA-Mitarbeitern, insbeson<strong>de</strong>re zum Leiter<br />

<strong>de</strong>r HVA, Markus Wolf.<br />

III. Organisation <strong>und</strong> Aufbau <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Die politische <strong>und</strong> wirtschaftliche Konstellation, die<br />

zur Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

führte, auch <strong>de</strong>ssen beson<strong>de</strong>re Aufgaben als Teil<br />

<strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR, sind durch die Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n. Der Auftrag zielte primär<br />

auf die Schaffung, <strong>de</strong>n Ausbau <strong>und</strong> die Nutzung<br />

aller <strong>de</strong>nkbaren Möglichkeiten zur zusätzlichen Devisenbeschaffung<br />

für die DDR, <strong>und</strong> zwar außerhalb <strong>de</strong>s<br />

Wirtschaftsplans.<br />

Wesentlich für die Stellung <strong>und</strong> Entwicklung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r ihm unterstehen<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen war ihre Ausstattung mit<br />

beson<strong>de</strong>ren Rechten. Das ansonsten gelten<strong>de</strong> Recht<br />

wur<strong>de</strong> auf sie nicht angewen<strong>de</strong>t. Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung konnte seine Aktivitäten<br />

weitgehend unkontrolliert betreiben; als Devisenauslän<strong>de</strong>r<br />

durfte er bei DDR-Banken Valutakonten unterhalten<br />

<strong>und</strong> auch im westlichen Ausland Konten einrichten.<br />

Die bei <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gesteuerten Unternehmen festgestellten<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten spiegelten sich in <strong>de</strong>r Organisationsstruktur<br />

<strong>de</strong>s Bereichs wi<strong>de</strong>r. Neben <strong>de</strong>r Zuständigkeit<br />

für zahlreiche im Außenhan<strong>de</strong>l tätige <strong>und</strong> zur Devisenerwirtschaftung<br />

gegrün<strong>de</strong>te Unternehmen oblag<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung auch<br />

die wirtschaftliche Anleitung von Unternehmen, die<br />

entwe<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung<br />

(HVA) <strong>de</strong>s MfS o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r SED gesteuert wur<strong>de</strong>n.<br />

Unternehmen, die als „operative Firmen" auch nachrichtendienstliche<br />

Aufträge zu erledigen hatten <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS zugerechnet wur<strong>de</strong>n, unterstan<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung I unter <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>s OibE <strong>und</strong><br />

MfS-Oberst Manfred Sei<strong>de</strong>l. Die mit einer Son<strong>de</strong>rstellung<br />

ausgestattete Abteilung steuerte darüber hinaus<br />

jene Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

an <strong>de</strong>nen das Ministerium für Staatssicherheit<br />

beteiligt war o<strong>de</strong>r ein beson<strong>de</strong>res Interesse hatte.<br />

Unternehmen, die als sog. Parteifirmen bezeichnet<br />

<strong>und</strong> zunächst von <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr <strong>de</strong>r SED,<br />

später mehr <strong>und</strong> mehr vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gesteuert wur<strong>de</strong>n, unterstan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Firmen unter Leitung von Waltraud Lisowski.<br />

Nach Kenntnis <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses han<br />

<strong>de</strong>lte es sich En<strong>de</strong> 1989 um ein Netz von min<strong>de</strong>stens


160 Unternehmen in <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland o<strong>de</strong>r im westlichen Ausland, die gesellschaftsrechtlich<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gehörten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Aktivitäten vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung dirigiert wur<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat Unternehmen berücksichtigt,<br />

die in wirtschaftlichen Angelegenheiten<br />

vom Bereich Kommerzielle Koordinierung angeleitet<br />

wur<strong>de</strong>n, Gewinne an ihn abführen mußten o<strong>de</strong>r in an<strong>de</strong>rer<br />

Weise unter <strong>de</strong>m Einfluß <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung stan<strong>de</strong>n.<br />

Die Angabe über die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zuzurechnen<strong>de</strong>n Unternehmen ist abhängig<br />

von <strong>de</strong>n sachlichen <strong>und</strong> zeitlichen Kriterien,<br />

die für die Zuordnung gewählt wer<strong>de</strong>n. So erfaßte die<br />

Treuhandanstalt in einer Übersicht zum Stand ihrer<br />

Abwicklung am 31. Januar 1994 insgesamt 180 Unternehmen<br />

mit gesellschaftsrechtlichen Beziehungen<br />

unterschiedlicher Art zum ehemaligen Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung.<br />

Dem Untersuchungsausschuß ist es dabei nicht möglich<br />

gewesen, die gesamte Zahl <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zuzuordnen<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

abschließend festzustellen. So sind in einem bereits<br />

fortgeschrittenen Stadium <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

überraschend Namen bis dahin noch nicht in Erscheinung<br />

getretener Unternehmen bekannt gewor<strong>de</strong>n,<br />

wie die <strong>de</strong>r Abteilung Firmen unterstehen<strong>de</strong> Anstalt<br />

Mon<strong>de</strong>ssa sowie die <strong>de</strong>r Hauptabteilung I unterstellten<br />

Unternehmen Impag (Technisches Beratungs organ<br />

für Importe von Anlagen <strong>und</strong> Geräten - Ingenieurbüro)<br />

<strong>und</strong> Wefo (Anstalt für Werbung <strong>und</strong> Forschung).<br />

Auch angesichts <strong>de</strong>r Hinweise <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

zur Ergänzung <strong>de</strong>r vom Untersuchungsausschuß<br />

bereits erarbeiteten Unternehmenszusammenstellung<br />

(vgl. Zweiter Teilbericht, BT-<br />

Drucksache 12/3920) ist die Möglichkeit nicht auszuschließen,<br />

daß noch nicht alle Unternehmen bekannt<br />

sind, die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

tatsächlich zuzurechnen sind.<br />

Eine Gesamtzahl <strong>de</strong>r Mitarbeiter aller Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht ermitteln können. Im Jahr<br />

1989 überwachte die AG BKK <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Staatssicherheit 2.060 Mitarbeiter in Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung. Nicht eingeschlossen<br />

waren darin die Mitarbeiter <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen.<br />

Iv. Einzelne Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski nutzten zur Erledigung ihres<br />

Auftrags alle ihnen zugänglichen Mittel <strong>und</strong> Wege.<br />

Bei ihren Aktivitäten bedienten sich die <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zuzurechnen<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

nicht nur legaler Metho<strong>de</strong>n; wenn es <strong>de</strong>m<br />

Ziel dienlich war, setzten sie sich über rechtliche Vorschriften<br />

hinweg, unterliefen Regelungen im Han<strong>de</strong>lsverkehr<br />

zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten<br />

<strong>und</strong> schreckten auch nicht vor <strong>de</strong>m Zugriff auf privates<br />

Eigentum zurück.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Es gehörte zu <strong>de</strong>n wesentlichen Existenzbedingungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, daß er<br />

die Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s Verhältnisses zwischen <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR intensiv<br />

zur Devisenbeschafffung für die DDR nutzte.<br />

Hierzu zählte neben <strong>de</strong>m inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l in<br />

erster Linie die Abwicklung <strong>de</strong>r Warenlieferungen<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in die DDR im<br />

Zuge <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte sowie im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>n humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierungen<br />

zur vorzeitigen Freilassung politischer<br />

Häftlinge in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> zur Zusammenführung getrennter<br />

Familien in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat im Zuge seiner<br />

Beweiserhebung zahlreiche Details <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bei <strong>de</strong>r Abwicklung<br />

dieser von seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierungen humanitär<br />

begrün<strong>de</strong>ten, von seiten <strong>de</strong>r DDR zur Devisenerwirtschaftung<br />

genutzten „Geschäfte" aufgeklärt, insbeson<strong>de</strong>re<br />

auch hinsichtlich <strong>de</strong>r Rolle, die das Ministerium<br />

für Staatssicherheit <strong>und</strong> Rechtsanwalt Dr.<br />

Wolfgang Vogel dabei spielten.<br />

Die sog. Kirchengeschäfte, mit <strong>de</strong>ren Abwicklung <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung von Anfang an<br />

beauftragt war, waren zwar nicht die Hauptquelle seiner<br />

Devisenbeschaffung, garantierten aber gleichwohl<br />

einen erheblichen <strong>und</strong> gleichzeitig kalkulierbaren<br />

Devisenzufluß.<br />

Zu <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften zählten nicht nur die<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zur Abwicklung <strong>de</strong>r materiellen Leistungen, mit<br />

<strong>de</strong>nen hauptsächlich die Evangelische Kirche in<br />

Deutschland (EKD), aber auch die katholische Kirche<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland die Kirchen <strong>und</strong><br />

ihre Einrichtungen in <strong>de</strong>r DDR unterstützten; in <strong>de</strong>r<br />

Form <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte unter Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung sowie eines<br />

durch die B<strong>und</strong>esregierung bevollmächtigten<br />

Mitarbeiters <strong>de</strong>s Diakonischen Werks <strong>de</strong>r EKD liefen<br />

auch die humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

zur Freilassung politischer Häftlinge aus Gefängnissen<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> zur Zusammenführung getrennter<br />

Familien in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

ab.<br />

Über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

unter Mitwirkung ihm unterstellter Unternehmen<br />

sowie sog. Vertrauensfirmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland leistete die EKD im Rahmen ihrer sog.<br />

Kirchengeschäfte mit verschie<strong>de</strong>nen Hilfsprogrammen<br />

<strong>de</strong>n evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR Unterstützung<br />

in Höhe von insgesamt nahezu zwei Mrd. DM.<br />

Die Abwicklung basierte auf <strong>de</strong>r Lieferung von in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland von <strong>de</strong>m Diakonischen<br />

Werk bestellten <strong>und</strong> bezahlten Waren an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />

finanziellen Leistung <strong>de</strong>s Bereichs an die Kirchen<br />

<strong>und</strong> kirchlichen Einrichtungen in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> zwar<br />

unterschiedlich in Mark <strong>de</strong>r DDR o<strong>de</strong>r Valuta-Mark.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung verkaufte<br />

die erhaltenen Waren gegen Devisen weiter.<br />

Die in ähnlicher Weise abgewickelten Hilfsmaßnahmen<br />

<strong>de</strong>r katholischen Kirche hatten einen Umfang<br />

von r<strong>und</strong> 730 Mio. DM.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Machte bereits die Abwicklung <strong>de</strong>r Hilfsprogramme<br />

<strong>de</strong>r evangelischen <strong>und</strong> katholischen Kirchen, die sog.<br />

Kirchengeschäfte A <strong>und</strong> C, <strong>de</strong>utlich, in welcher Weise<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung die Auswirkungen<br />

<strong>de</strong>r Teilung Deutschlands zur Devisenbeschaffung<br />

nutzte, so traf dies in beson<strong>de</strong>rer Weise<br />

auch bei <strong>de</strong>r vorzeitigen Freilassung politischer Häftlinge<br />

aus Gefängnissen in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Zusammenführung<br />

getrennter Familien in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland gegen finanzielle Leistungen<br />

durch die B<strong>und</strong>esregierung zu.<br />

Im Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong>n die<br />

humanitären Bemühungen von seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland als sog. B-Geschäft behan<strong>de</strong>lt;<br />

die kommerzielle Abwicklung, die in gleicher Weise<br />

wie die sog. Kirchengeschäfte A <strong>und</strong> C durchgeführt<br />

wur<strong>de</strong>, übernahm auf seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ein durch die B<strong>und</strong>esregierung bevollmächtigter<br />

Vertreter <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes in<br />

Stuttgart. Für börsenfähige Rohstoffe, die aufgr<strong>und</strong><br />

entsprechen<strong>de</strong>r Vereinbarungen zwischen <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m durch die<br />

B<strong>und</strong>esregierung bevollmächtigten Vertreter <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werkes durch die sog. Vertrauensfirmen in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland besorgt <strong>und</strong> von <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung bezahlt wur<strong>de</strong>n, erzielte die <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung unterstehen<strong>de</strong><br />

Intrac HGmbH beim Verkauf auf <strong>de</strong>n internationalen<br />

Märkten die begeh rten Devisen.<br />

Beteiligt waren auf seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland neben <strong>de</strong>m Diakonischen Werk <strong>de</strong>r EKD<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n sog. Vertrauensfirmen Vertreter <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> von ihr beauftragte Rechtsanwälte, insbeson<strong>de</strong>re<br />

wenn mit Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel<br />

über die Zusammenstellung <strong>de</strong>r Listen politischer<br />

Häftlinge, die vorzeitig aus <strong>de</strong>n Gefängnissen <strong>de</strong>r<br />

DDR entlassen wer<strong>de</strong>n sollten, verhan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>.<br />

Im Bereich Kommerzielle Koordinierung war für die<br />

sog. Kirchengeschäfte <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I<br />

<strong>und</strong> MfS-OibE, Manfred Sei<strong>de</strong>l, verantwortlich. Sie<br />

unterlagen strengster Geheimhaltung <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n in<br />

enger Abstimmung mit <strong>de</strong>m MfS abgewickelt. Dr.<br />

Heinz Volpert, hoch<strong>de</strong>korierter MfS-Offizier <strong>und</strong> Mitautor<br />

<strong>de</strong>r Disse rtation Dr. Schalck-Golodkowskis aus<br />

<strong>de</strong>m Jahre 1970, war bis zu seinem Tod 1986 zentraler<br />

Ansprechpartner im MfS für die vorzeitige Entlassung<br />

politischer Häftlinge im Rahmen dieser sog. Kirchengeschäfte.<br />

Seit Beginn <strong>de</strong>r humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierungen<br />

bis En<strong>de</strong> 1989 sind 31.755 politische<br />

Häftlinge vorzeitig aus DDR-Gefängnissen entlassen<br />

wor<strong>de</strong>n; ca. 250.000 Bewohner <strong>de</strong>r DDR konnten im<br />

Wege <strong>de</strong>r Familienzusammenführung in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland umziehen. Dem Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung flossen als Gegenleistung<br />

Devisenerlöse aus vermarkteten Rohstofflieferungen<br />

in Höhe von 3,3 Mrd. DM zu, die allerdings nicht an<br />

<strong>de</strong>n Staatshaushalt <strong>de</strong>r DDR gingen, son<strong>de</strong>rn sog.<br />

Son<strong>de</strong>rkonten, bis 1973 <strong>de</strong>m sog. Mielke-Konto <strong>und</strong><br />

danach <strong>de</strong>m sog. Honecker-Konto, zuflossen. Verwen<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>n die Gel<strong>de</strong>r u.a. zur Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Politbüro-Siedlung Wandlitz, zur Beschaffung von<br />

Waren, die <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsembargo gegenüber <strong>de</strong>n<br />

kommunistischen Staaten unterlagen, o<strong>de</strong>r zur Unter-<br />

stützung kommunistischer Regierungen. Ein Teil <strong>de</strong>r<br />

Deviseneinnahmen - zwischen 1976 <strong>und</strong> 1987 waren<br />

es ca. 600 Mio. DM - wur<strong>de</strong> zur Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

eingesetzt.<br />

Mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung beteiligte<br />

sich <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung auch an<br />

<strong>de</strong>r Enteignung von p rivatem Vermögen. Es ging dabei<br />

um die Enteignung von Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenbesitzern<br />

in <strong>de</strong>r DDR sowie um <strong>de</strong>n teilweisen Entzug<br />

von ererbten Devisenbeträgen. Im Falle <strong>de</strong>r Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

in zahlreichen Einzelfällen die<br />

Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung im<br />

Zusammenspiel mit <strong>de</strong>m MfS bei <strong>de</strong>r Beschaffung von<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Antiquitäten in <strong>de</strong>r DDR für<br />

<strong>de</strong>n Verkauf im Westen klären können. Bei <strong>de</strong>r Klärung<br />

von Erbschaftsfällen, in <strong>de</strong>nen Einwohner <strong>de</strong>r<br />

DDR Anspruch auf DM-Vermögen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland erlangten, ist es <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nur beispielhaft möglich gewesen,<br />

die konkrete Regelung <strong>de</strong>r Anspruchsrealisierung zu<br />

Lasten <strong>de</strong>r Erben <strong>und</strong> zum Vorteil <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung genauer zu beschreiben.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat sich bei seiner Beweiserhebung<br />

intensiv beschäftigt mit <strong>de</strong>m über Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

abgewickelten Han<strong>de</strong>l mit Waffen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rem<br />

Kriegsgerät sowie mit <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> seines Leiters Dr. Schalck-<br />

Golodkowski bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Hochtechnologie,<br />

insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Mikroelektronik, mit <strong>de</strong>ren<br />

Hilfe die Exportfähigkeit <strong>de</strong>r DDR gesteigert wer<strong>de</strong>n<br />

sollte.<br />

Die Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

im Waffenhan<strong>de</strong>l, d.h. in erster Linie die Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik unter Dieter Uhlig<br />

zusammen mit <strong>de</strong>n ihr unterstehen<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

IMES <strong>und</strong> WITRA <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Institutionen, sind im<br />

Zuge <strong>de</strong>r Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

in <strong>de</strong>n wesentlichen Gr<strong>und</strong>zügen geklärt<br />

wor<strong>de</strong>n. Dies gilt auch für die Wege <strong>und</strong> Formen <strong>de</strong>r<br />

Finanzbewegungen von <strong>und</strong> zu <strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> von Lücken im Aktenmaterial<br />

ist es allerdings nicht immer möglich gewesen, einzelne<br />

Rüstungsgeschäfte bis ins Detail nachzuvollziehen.<br />

Aus <strong>de</strong>mselben Gr<strong>und</strong> hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

auch nicht ermitteln können, wie hoch das<br />

Gesamtvolumen <strong>de</strong>r Finanzbewegungen im Zusammenhang<br />

mit Waffengeschäften war.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung war aufgr<strong>und</strong> von Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes über <strong>de</strong>n Waffenexport<br />

<strong>de</strong>r DDR insgesamt unterrichtet, Kenntnisse über<br />

die diesbezüglichen Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung im beson<strong>de</strong>ren waren diesen<br />

Unterlagen jedoch nicht zu entnehmen.<br />

Auch <strong>de</strong>r Müllhan<strong>de</strong>l war ein Beispiel für die Devisenerwirtschaftung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

um je<strong>de</strong>n Preis. Das Unternehmen Intrac<br />

vermittelte seit Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre die Annahme<br />

von Müllieferungen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m westlichen Ausland auf DDR-Deponien<br />

<strong>und</strong> sorgte für <strong>de</strong>ren kommerzielle Abwicklung. Der<br />

Gewinn für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung


etrug dabei ca. 1,2 Mrd. VM. Bei diesen Geschäften<br />

mußten die Belange <strong>de</strong>s Umweltschutzes <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Anwohner<br />

zurücktreten. Der 1. Untersuchungsausschuß<br />

hat die weitere Aufklärung <strong>de</strong>r Müllgeschäfte <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

damit zusammenhängen<strong>de</strong>n Fragen über <strong>de</strong>n Zeitpunkt<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Einheit hinaus <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Landtages von Mecklenburg<br />

Vorpommern überlassen.<br />

In <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre rückte neben <strong>de</strong>r<br />

Beschaffung zusätzlicher Devisen ein weiterer Auftrag<br />

in <strong>de</strong>n Mittelpunkt <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung. Es ging um <strong>de</strong>n Versuch<br />

<strong>de</strong>r DDR-Führung, die Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR-Wirtschaft <strong>und</strong> damit ihre Exportfähigkeit mit -<br />

Hilfe verstärkter Impo rte von Hochtechnologie zu verbessern.<br />

Der Aufbau einer mikroelektronischen Industrie<br />

sollte die Rettung für die DDR-Wirtschaft bringen.<br />

Eine Schlüsselfunktion fiel <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zu, da für die Beschaffung<br />

von Mikroelektronik nicht nur hohe Devisenbeträge<br />

son<strong>de</strong>rn auch illegale Beschaffungsorganisationen<br />

benötigt wur<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>ren Hilfe die westlichen Embargobestimmungen<br />

<strong>de</strong>r zum sog. CoCom gehören<strong>de</strong>n<br />

Staaten unterlaufen wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ssen Leiter Dr. Schalck-Golodkowski war dieser<br />

Auftrag kein Neuland, da die illegale Beschaffung<br />

von Maschinen <strong>und</strong> Ausrüstungen für die DDR bereits<br />

seit langem zu <strong>de</strong>n Aktivitäten <strong>de</strong>r sog. Vertrauensfirmen<br />

<strong>de</strong>s MfS gehörte, die vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung wirtschaftlich angeleitet wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hat nicht nur <strong>de</strong>utlich gemacht, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung die Beschaffung von Embargowaren<br />

mit ca. 1,3 Mrd. VM finanzierte, es ist auch<br />

im wesentlichen geklärt wor<strong>de</strong>n, in welcher Weise<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit <strong>und</strong> westlichen Lieferanten<br />

bei <strong>de</strong>r Beschaffung zusammenarbeitete.<br />

Deutlich ist in <strong>de</strong>r Beweiserhebung zu<strong>de</strong>m die persönliche<br />

Verantwortung Dr. Schalck-Golodkowskis bei<br />

diesen Aktivitäten gewor<strong>de</strong>n.<br />

V. Volkswirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Um ein zusammenfassen<strong>de</strong>s Bild über die Rolle <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR zu gewinnen, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

in Ergänzung zu seiner Beweiserhebung<br />

beim HWWA -Institut für Wirtschaftsforschung -<br />

ein wirtschaftswissenschaftliches Gutachten über<br />

„Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR" in Auftrag<br />

gegeben.<br />

Als Ergebnis hält diese Untersuchung fest, daß die<br />

„realen Effekte" <strong>de</strong>r zentralen Aufgaben <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung - Erwirtschaftung zusätzlicher<br />

Devisen, Technologiebeschaffung zur Steigerung<br />

<strong>de</strong>s DDR-Wirtschaftspotentials <strong>und</strong> Schul<strong>de</strong>n<br />

management - sich „per saldo eher negativ" auf die<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR ausgewirkt<br />

hätten.<br />

Dem Untersuchungausschuß ist es nicht möglich gewesen,<br />

für <strong>de</strong>n gesamten Zeitraum <strong>de</strong>r Existenz <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung präzise Zahlen<br />

zu ermitteln, die Auskunft geben über das Aufkommen<br />

<strong>de</strong>r erwirtschafteten Devisensummen wie über<br />

<strong>de</strong>ren Verwendung. Während <strong>de</strong>m Untersuchungausschuß<br />

über die Verwendung <strong>de</strong>r vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung erwirtschafteten Devisenerträge<br />

wenigstens einige Materialien vorliegen, hat er<br />

noch nicht einmal die ungefähre Größenordnung <strong>de</strong>s<br />

gesamten Devisenaufkommens nachvollziehen können.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die ihm<br />

zugeordneten Unternehmen unterhielten insgesamt<br />

über 1.000 Konten bei Banken in <strong>de</strong>r DDR, in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im Ausland, um <strong>de</strong>n<br />

Zahlungsverkehr im Rahmen <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

<strong>und</strong> -verwendung abzuwickeln. Spätestens seit<br />

1972 war <strong>de</strong>r Bereich wirtschaftlich <strong>und</strong> finanziell<br />

selbständig <strong>und</strong> konnte über die Erwirtschaftung <strong>und</strong><br />

Verwendung von Devisen weitgehend in eigener Regie<br />

entschei<strong>de</strong>n.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>r ihm unterstellten Unternehmen<br />

muß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

während <strong>de</strong>r Gesamtzeit seines Bestehens, zwischen<br />

1966 <strong>und</strong> 1989, über ein Devisenaufkommen<br />

verfügt haben, das nicht unwesentlich höher lag als<br />

die Summe von 27 Mrd. DM, die nach <strong>de</strong>n Angaben<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski für die DDR-Volkswirtschaft<br />

„erwirtschaftet" wur<strong>de</strong>.<br />

In <strong>de</strong>m Betrag von 27 Mrd. DM sind nicht enthalten<br />

die Transferleistungen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland im Zusammenhang mit Maßnahmen zur<br />

Verbesserung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Verhältnisses,<br />

wohl aber die Erträge aus <strong>de</strong>r Vermarktung von Warenlieferungen<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n humanitären<br />

Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung (sog. B-Geschäfte).<br />

Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zugänglichen<br />

Unterlagen wur<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Staatshaushalt zwischen<br />

1966 <strong>und</strong> 1989 über 19,1 Mrd. VM abgeführt.<br />

Zum Zeitpunkt 4. Dezember 1989 waren Gold- <strong>und</strong><br />

Devisenreserven in einem Gesamtwert von etwa 6,9<br />

Mrd. VM bekannt. Darin enthalten waren auch alle<br />

nachvollziehbaren Devisenguthaben auf ausländischen<br />

Konten, die nach <strong>de</strong>m 4. Dezember 1989 vom<br />

Finanzminister <strong>de</strong>r DDR gesichert wur<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung zusätzlich über<br />

min<strong>de</strong>stens weitere 3,2 Mrd. VM verfügte. So wur<strong>de</strong>n<br />

für <strong>de</strong>n Impo rt beson<strong>de</strong>rer Konsumgüter r<strong>und</strong> eine<br />

Mrd. VM, für die Finanzierung von Mikrotechnologie<br />

1,3 Mrd. VM sowie für die Unterstützung kommunistischer<br />

Regierungen <strong>und</strong> Parteien, für die Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Politbüro-Siedlung Wandlitz <strong>und</strong> in Form von Abführungen<br />

an das Ministerium für Staatssicherheit<br />

insgesamt r<strong>und</strong> 900 Mio. VM zusätzlich ausgegeben.<br />

An das Ministerium für Staatssicherheit führte <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zur Verfügung gestellten Unterlagen<br />

Gewinne in Höhe von min<strong>de</strong>stens 50 Mio.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

VM ab. In die genannten Beträge sind auch Gel<strong>de</strong>r<br />

eingeflossen, die bei <strong>de</strong>r Vermarktung <strong>de</strong>r Warenlieferungen<br />

aus <strong>de</strong>n sog. B-Geschäften durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung erwirtschaftet<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Unterlagen, die <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> die ihm zuzurechnen<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

hinterließen, erschwerten sowohl eine Gesamtbilanz<br />

<strong>de</strong>r Deviseneinnahmen <strong>und</strong> -verwendung im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung als auch die Feststellung<br />

einzelner Beträge. Im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

existierten wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n staatlichen<br />

Kontrollen keine entsprechen<strong>de</strong>n Bilanzen; Vorschriften<br />

zur Buch- <strong>und</strong> Kassenführung wur<strong>de</strong>n mißachtet,<br />

Geschäftsunterlagen aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Geheimhaltung<br />

nicht aufbewahrt o<strong>de</strong>r vernichtet.<br />

VI. Verbleib <strong>und</strong> Sicherung <strong>de</strong>r<br />

Vermögenswerte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung nach 1989<br />

Der Verbleib <strong>und</strong> die Sicherung <strong>de</strong>r Vermögenswerte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung seit <strong>de</strong>r<br />

Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis am 3. Dezember<br />

1989 ist eine <strong>de</strong>r zentralen Fragen <strong>de</strong>r Beschlüsse zur<br />

Einsetzung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses gewesen.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat Vermögensbestandteile<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in beträchtlichem<br />

Umfang i<strong>de</strong>ntifizieren können. Es ist ihm<br />

nicht gelungen, in umfassen<strong>de</strong>r Weise präzise Daten<br />

über die Höhe <strong>de</strong>r Vermögenswerte zu ermitteln, die<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

ihm unterstellten Unternehmen zuzurechnen waren.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat die Erkenntnis gewonnen,<br />

daß die politischen Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r<br />

DDR im Herbst 1989 <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> seinen Leiter Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zunächst nicht nur unbescha<strong>de</strong>t ließen, son<strong>de</strong>rn eher<br />

stärkten. Der Nachfolger <strong>de</strong>s am 18. Oktober 1989 zurückgetretenen<br />

SED-Generalsekretärs E rich Honecker,<br />

Egon Krenz, setzte auf seinen langjährigen<br />

Fre<strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski. Er unterstellte sich<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung unmittelbar<br />

<strong>und</strong> unterstrich damit <strong>de</strong>ssen Be<strong>de</strong>utung; auch wegen<br />

seiner Verhandlungserfahrung mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

sollte Dr. Schalck-Golodkowski an seiner Seite<br />

weiterarbeiten.<br />

Zwar erreichte <strong>de</strong>r am 13. November 1989 gewählte<br />

neue Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Hans Modrow, daß die<br />

Son<strong>de</strong>rstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

mit <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>reinglie<strong>de</strong>rung in das Ministerium<br />

für Außenwirtschaft been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n sollte; bis zur<br />

Flucht von Dr. Schalck-Golodkowski in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in <strong>de</strong>r Nacht zum 3. Dezember<br />

1989 ließ Dr. Modrow jedoch die bisherige Stellung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung im wesentlichen<br />

unangetastet, <strong>und</strong> trotz öffentlicher Kritik an<br />

Mißstän<strong>de</strong>n im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

ergriff auch Egon Krenz bis zu seinem Rücktritt am 3.<br />

Dezember 1989 keine nennenswerte Maßnahme zu<br />

<strong>de</strong>ren Behebung.<br />

Die Reaktionen <strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r DDR auf die Flucht<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis waren wi<strong>de</strong>rsprüchlich.<br />

Einerseits sollte eine Bestandsaufnahme vorgenommen<br />

<strong>und</strong> sichergestellt wer<strong>de</strong>n, daß we<strong>de</strong>r Vermögen<br />

noch be<strong>de</strong>utsame Unterlagen beiseite geschafft wer<strong>de</strong>n<br />

konnten; an<strong>de</strong>rerseits wur<strong>de</strong> durch Weisung von<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow ein wesentlicher Teil<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, die Hauptabteilung<br />

I, „aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r nationalen Sicherheit"<br />

ca. drei Wochen lang selbst einer staatlichen Kontrolle<br />

entzogen.<br />

So waren nicht nur die erst nach <strong>de</strong>r Flucht Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis eingeleiteten Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft behin<strong>de</strong>rt, auch <strong>de</strong>r am 6. Dezember<br />

1989 eingesetzte kommissarische Leiter <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Prof. Dr. Gerstenberger,<br />

durfte die entsprechen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

nicht einsehen. Zu<strong>de</strong>m stand die Vernichtung von Unterlagen<br />

in <strong>de</strong>r Zentrale <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung in so krassem Gegensatz zu <strong>de</strong>n Anordnungen<br />

<strong>de</strong>r Regierung, daß sich die Frage stellt,<br />

ob die Regierung überhaupt an <strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r Unterlagen<br />

interessiert war.<br />

Die Versuche <strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r DDR, bis Frühjahr<br />

1990 die Finanztransaktionen <strong>und</strong> die Vermögenswerte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung einer<br />

präzisen Prüfung zu unterziehen, blieben ohne<br />

Erfolg. Wesentliches Ergebnis einer erstmaligen Kontrolle<br />

durch die Staatliche Finanzrevision war zwar<br />

die Feststellung, daß sowohl ein geschlossener Nachweis<br />

<strong>de</strong>r Finanztransaktionen als auch verläßliche<br />

Unterlagen über die Vermögenswerte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung fehlten. Angesichts <strong>de</strong>r<br />

Prüfungsmethodik <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Prüfungspersonals sind<br />

aber auch Zweifel angebracht, ob eine umfassen<strong>de</strong><br />

Überprüfung in <strong>de</strong>r knappen Zeit angestrebt war.<br />

Der Beschluß <strong>de</strong>r Regierung Modrow vorn 15. März<br />

1990 zur Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

„als Staatsorgan" <strong>und</strong> die gleichzeitige<br />

Gründung <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG) als Dach für die früheren<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

sowie später <strong>de</strong>r Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH mit <strong>de</strong>r Geschäftsführerin Waltraud<br />

Lisowski waren nach Auffassung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

Ausgangspunkt für eine Reihe von Vermögensmanipulationen<br />

zugunsten ehemaliger Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung mit<br />

einem nicht exakt feststellbaren Scha<strong>de</strong>nsumfang.<br />

Zugute kam dieser Entwicklung, daß die Regierung<br />

<strong>de</strong> Maizière keine speziellen Maßnahmen mehr hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Nachfolgeeinrichtungen <strong>und</strong> ehemaliger<br />

Unternehmen bzw. Vermögenswerte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung treffen konnte <strong>und</strong> auch<br />

die Strafverfolgungsbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DDR bis zum 2. Oktober<br />

1990 nur unvollständig Konsequenzen aus <strong>de</strong>n<br />

<strong>Bericht</strong>en zogen, die bis März 1990 über die Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung erstellt<br />

wor<strong>de</strong>n waren. Weitere Ermittlungen zur Vermögenssicherung<br />

<strong>und</strong> Aufklärung wur<strong>de</strong>n bis zum 2. Oktober<br />

1990 nicht unternommen. An dieser Feststellung<br />

än<strong>de</strong>rn die damaligen Ermittlungen <strong>de</strong>s Generalstaatsanwalts<br />

<strong>de</strong>r DDR gegen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l nichts, die sich überwiegend auf<br />

Vorwürfe <strong>de</strong>r Vergeudung, Veruntreuung <strong>und</strong> Unterschlagung<br />

zugunsten <strong>de</strong>r früheren Partei- <strong>und</strong> Staats-


führung <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Mitarbeitern <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung sowie auf Vorwürfe <strong>de</strong>r illegalen<br />

Devisenausfuhr durch Dr. Schalck-Golodkowski<br />

in Höhe von 200 Mio. VM konzentrierten.<br />

Mit <strong>de</strong>n angeblich namhaften Vermögenswerten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung, über die Dr.<br />

Schalck-Golodkowski nach seiner Flucht zur Bestreitung<br />

seines Lebensunterhalts verfügt haben soll, haben<br />

sich nach <strong>de</strong>r Vereinigung Deutschlands auch Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin sowie <strong>de</strong>r Kriminalpolizei beschäftigt.<br />

Dabei ist in einem <strong>Bericht</strong> an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

festgestellt wor<strong>de</strong>n, daß sich Hinweise nicht bestätigt<br />

hätten, Dr. Schalck-Golodkowski, seine Frau<br />

<strong>und</strong> auch Manfred Sei<strong>de</strong>l verfügten noch über Vermögenswerte<br />

<strong>und</strong> hätten <strong>de</strong>ren Rückführung unterlassen.<br />

Allerdings datiert dieser <strong>Bericht</strong> vom 28. Januar<br />

1992. Zwischenzeitlich ist <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

auf Umstän<strong>de</strong> gestoßen, die Zweifel am Ergebnis<br />

<strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s aufkommen lassen. Eine Zeugenaussage<br />

hat ergeben, daß Frau Schalck-Golodkowski<br />

über ein Schließfach bei <strong>de</strong>r Scheurmann Bank in Berlin<br />

(West) verfügte, das kurz nach <strong>de</strong>m Übertritt von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland geleert wur<strong>de</strong>. Mit <strong>de</strong>r Aufklärung dieses<br />

Vorganges <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abwicklung von Konten bei<br />

<strong>de</strong>r selben Bank ist die Staatsanwaltschaft noch beschäftigt.<br />

Dem Untersuchungsausschuß ist im Verlauf <strong>de</strong>r Beweiserhebung<br />

bestätigt wor<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zwischen 1985 <strong>und</strong> 1989<br />

im westlichen Ausland Geldmittel in Höhe von r<strong>und</strong><br />

200 Mio. VM als finanzielle Rese rve für <strong>de</strong>n Fall einer<br />

Krise <strong>de</strong>r DDR angelegt hatte; nach Auskunft <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

waren diese Anlagen, für die Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Sei<strong>de</strong>l als Kontoinhaber auftraten, jedoch im<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung ordnungsgemäß<br />

dokumentiert.<br />

Insgesamt verfügte nach <strong>de</strong>m Ermittlungsstand <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

von Januar 1992 <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zum Stichtag 4. Dezember 1989 über Geldmittel<br />

<strong>und</strong> Vermögenswerte in konvertierbaren Devisen in<br />

Höhe von ca. 6,903 Mrd. VM sowie über Geldmittel<br />

<strong>und</strong> Vermögenswerte in Mark <strong>de</strong>r DDR in Höhe von<br />

ca. 33,249 Mrd. Mark. An öffentliche Kassen - wie<br />

<strong>de</strong>n Haushalt <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> danach <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>eshaushalt<br />

o<strong>de</strong>r die Treuhandanstalt - wur<strong>de</strong>n 32,715 Mrd.<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR sowie ca. 6,727 Mrd. VM abgeführt.<br />

„Generelle Ermittlungsergebnisse zu Fragen <strong>de</strong>r Veruntreuung<br />

von Gel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Bereichs" konnte die<br />

Staatsanwaltschaft zu diesem Zeitpunkt nicht mitteilen.<br />

Die Treuhandanstalt, <strong>de</strong>ren im Januar 1991 eingerichteter<br />

Son<strong>de</strong>rbereich „Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe/KoKo"<br />

<strong>und</strong> jetziges Direktorat Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe mit<br />

<strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>r Unternehmen <strong>de</strong>s früheren Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung betraut ist, rechnete<br />

noch im März 1994 damit, daß durch die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r früher zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gehören<strong>de</strong>n Unternehmen bzw. entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Anteile insgesamt ca. 2,5 Mrd. DM zu realisieren sein<br />

wer<strong>de</strong>n. Hierin enthalten ist ein Betrag von ca. 500<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mio. DM, um <strong>de</strong>ssen Sicherung die Treuhandanstalt<br />

Prozesse führt. Dabei geht es um Fälle, in <strong>de</strong>nen ehemalige<br />

Mitarbeiter versucht haben sollen, sich Vermögen<br />

von ihnen geleiteter Unternehmen anzueignen.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Sicherung von Vermögenswerten<br />

sind auch zahlreiche gerichtliche Verfahren<br />

anhängig o<strong>de</strong>r anhängig gewesen, in <strong>de</strong>nen die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland Provisionsfor<strong>de</strong>rungen<br />

ehemaliger Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung gegen Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland geltend<br />

gemacht hat. Eine Angabe über die dabei insgesamt<br />

geltend gemachten Beträge liegt <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

nicht vor. R<strong>und</strong> 30 Mio. DM macht<br />

die Treuhandanstalt als sog. Pönale im Zusammenhang<br />

mit Gegengeschäftsvereinbarungen gegen 57<br />

Firmen geltend.<br />

Insgesamt hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß aus <strong>de</strong>n<br />

bei <strong>de</strong>r Treuhandanstalt wie bei Justiz- <strong>und</strong> Polizeibehör<strong>de</strong>n<br />

angefor<strong>de</strong>rten <strong>Bericht</strong>en über die Sicherung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Verbleib von Vermögenswerten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung kein <strong>de</strong>utliches <strong>und</strong> wi<strong>de</strong>rspruchsfreies<br />

Bild darüber gewinnen können, inwieweit<br />

durch Untreue, Betrug <strong>und</strong> Unterschlagung<br />

Vermögenswerte verschw<strong>und</strong>en sind.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re die Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs-<br />

<strong>und</strong> Vereinigungskriminalität (ZERV) beim<br />

Polizeipräsi<strong>de</strong>nten in Berlin hat die Auffassung vertreten,<br />

daß „die wesentlichen Straftaten <strong>und</strong> Vermögenstransfers"<br />

mit Bezug zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung noch nicht aufgeklärt seien. Auch seien<br />

in <strong>de</strong>r Vergangenheit Vermögensschä<strong>de</strong>n entstan<strong>de</strong>n,<br />

weil die zuständigen Behör<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong><br />

Hinweise nicht aufgegriffen hätten.<br />

Die Rolle <strong>de</strong>r langjährigen Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Firmen<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung, Waltraud<br />

Lisowski, als alleinige Geschäftsführerin <strong>de</strong>r mit<br />

<strong>de</strong>r Sicherung o<strong>de</strong>r Veräußerung von Vermögenswerten<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

im Westen befaßten Effect wur<strong>de</strong> dabei beson<strong>de</strong>rs<br />

kritisiert. Ihr wer<strong>de</strong>n eine Reihe von Entscheidungen<br />

im Verlauf <strong>de</strong>s Jahres 1990 angelastet, bei <strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>r früheren Abteilung Firmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zugerechnete Vermögenswerte<br />

zu auffallend günstigen Konditionen an<br />

ehemalige Mitarbeiter veräußert wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Treuhandanstalt konnte erst Anfang 1991 mit<br />

<strong>de</strong>m neuen Son<strong>de</strong>rbereich Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Schritt für Schritt die Kontrolle über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung übernehmen. Davor sind<br />

nach Darstellung <strong>de</strong>r Treuhandanstalt „teilweise unkontrollierte<br />

Geschäfte vorgekommen <strong>und</strong> Mittel in<br />

dunkle Kanäle geflossen".<br />

Von <strong>de</strong>n insgesamt 180 von ihr betreuten Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Beteiligungen <strong>de</strong>s früheren Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung sind nach Darstellung <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt vorn März 1994 64 verkauft; 44 bestehen<br />

nicht mehr. Von <strong>de</strong>n noch vorhan<strong>de</strong>nen 72 Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Beteiligungen befin<strong>de</strong>n sich 48 in <strong>de</strong>r<br />

sog. Restabwicklung, bei 13 steht die Einleitung <strong>de</strong>s<br />

Liquidationsverfahrens bevor, in elf Fällen sind Veräußerungen<br />

von Min<strong>de</strong>rheitsbeteiligungen geplant.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Eigentumsverhältnisse <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen<br />

ist die Unabhängige Kommission zur Uberprüfung<br />

<strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR (UKPV) nach gründlicher Erforschung<br />

<strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Unternehmen, <strong>de</strong>r zugänglichen<br />

Quellen aus <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Befragung<br />

von Zeugen zu <strong>de</strong>r Auffassung gelangt, daß eine sichere<br />

<strong>und</strong> zweifelsfreie abschließen<strong>de</strong> Entscheidung<br />

über die Frage <strong>de</strong>r juristischen Zuordnung <strong>de</strong>r vom<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung verwalteten<br />

sog. Parteifirmen kaum vorzunehmen bzw. zu erwarten<br />

sei. Die UKPV hat <strong>de</strong>shalb beschlossen, auf eine<br />

ein<strong>de</strong>utige eigentumsrechtliche Zuordnung zum Vermögen<br />

<strong>de</strong>r SED/PDS o<strong>de</strong>r zum Finanz- bzw. Treuhandvermögen<br />

zu verzichten. Gleichzeitig hat sich<br />

die UKPV mit einem Vorschlag <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums<br />

<strong>de</strong>r Finanzen einverstan<strong>de</strong>n erklärt, wonach die<br />

Erlöse aus <strong>de</strong>r Verwertung dieser Unternehmen im<br />

B<strong>und</strong>eshaushalt zur Deckung von Ausgaben <strong>de</strong>s<br />

Nachtragshaushaltes 1993 verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Dieser<br />

sah vor, daß ein Teil dieser Erlöse in Höhe von 149<br />

Mio. DM für soziale Dienste <strong>und</strong> Jugendhilfe in <strong>de</strong>n<br />

neuen Län<strong>de</strong>rn verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Bei einer solchen<br />

Verwendung dieses Vermögens könne - so die UKPV<br />

- eine Zuordnung nach eigentumsrechtlichen Kriterien<br />

dahingestellt bleiben.<br />

VII. Dr. Schalck-Golodkowski als<br />

Verhandlungsführer <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n<br />

inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen<br />

Über einen Zeitraum von mehr als 22 Jahren, von Mai<br />

1967 bis En<strong>de</strong> 1989, führte <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

für die DDR geheime Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen<br />

mit Vertretern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> Politikern<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Seine<br />

Gespräche ergänzten die offiziellen Verhandlungen<br />

zwischen Regierungsvertretern aus bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Staaten; ihr wesentlicher Gegenstand waren die finanziellen<br />

Leistungen an die DDR im Zusammenhang<br />

mit vertraglichen Vereinbarungen zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Regierungen. Über Dr. Schalck-Golodkowski<br />

steuerte die SED-Spitze, insbeson<strong>de</strong>re Generalsekretär<br />

Honecker <strong>und</strong> Politbüro-Mitglied Dr. Mittag,<br />

die inner<strong>de</strong>utschen Verhandlungen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung.<br />

Die Gespräche begannen 1967 über <strong>de</strong>n Berliner<br />

Wirtschaftssenator Dr. Karl König <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n bis<br />

1982 zunächst über leiten<strong>de</strong> Beamte <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> danach über die Ständigen Vertreter <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Berlin (Ost) geführt.<br />

Nach <strong>de</strong>m Wechsel <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung in Bonn<br />

1982 übernahm die politische Führung im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

unmittelbar die Verhandlungen mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski.<br />

Eine genaue Anzahl <strong>de</strong>r Treffen <strong>und</strong> Kontakte Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis mit Gesprächspartnern in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zwischen 1967 <strong>und</strong> En<strong>de</strong><br />

1989 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht feststellen<br />

können. Die Angaben <strong>de</strong>r von ihm vernommenen<br />

Zeugen sowie in <strong>de</strong>n von ihm ausgewerteten Akten<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> aus <strong>de</strong>r<br />

DDR lagen insgesamt zu weit auseinan<strong>de</strong>r.<br />

Die geheimen Gesprächskontakte Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

mit Vertretern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierungen blieben<br />

auch erhalten, als seit <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 70er<br />

Jahre <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung mehr <strong>und</strong> mehr über die<br />

Rolle Dr. Schalck-Golodkowskis als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Verflechtung<br />

mit <strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit<br />

bekannt wur<strong>de</strong>. Die west<strong>de</strong>utschen Verhandlungspartner<br />

sind stets von einer engen Beziehung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis zum Ministerium für Staatssicherheit<br />

ausgegangen.<br />

Dem Untersuchungsausschuß ist ein Sachverhalt bekannt<br />

gewor<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m Vertreter <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

wegen Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung gegenüber Vertretern <strong>de</strong>r DDR-Regierung<br />

vorstellig wur<strong>de</strong>n. Dabei ging es um Verstöße im<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l, an <strong>de</strong>nen auf seiten <strong>de</strong>r DDR<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

beteiligt waren. Über die Treuhandstelle für Interzonenhan<strong>de</strong>l<br />

(TSI) wur<strong>de</strong> das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r DDR aufgefor<strong>de</strong>rt, dafür zu sorgen,<br />

daß die Verstöße eingestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski pflegte nicht nur Kontakte<br />

zu Vertretern <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes. Intensiv waren<br />

seine Gespräche mit <strong>de</strong>m bayerischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

Dr. Franz Josef Strauß, die im Sommer<br />

1983 zu <strong>de</strong>r Gewährung eines west<strong>de</strong>utschen Rankenkredits<br />

in Höhe von einer Mrd. DM an die DDR<br />

führten. Damit waren als „Züricher Mo<strong>de</strong>ll" diskutierte<br />

Überlegungen hinfällig, gegen vertragliche Zusicherungen<br />

<strong>de</strong>r DDR zu Verbesserungen im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Verhältnis einen Kredit in Milliar<strong>de</strong>nhöhe<br />

zu gewährleisten. Die Aufklärung <strong>de</strong>r Einzelheiten<br />

dieses Vorganges <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Frage, ob <strong>und</strong> inwieweit<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>r bayerische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Franz Josef Strauß auf <strong>de</strong>n Fortgang<br />

<strong>de</strong>r Gespräche Einfluß genommen haben, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

betreffend bayerische Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis überlassen.<br />

Den Kontakt, <strong>de</strong>n er mit seinen Gesprächspartnern<br />

hatte, hielt Dr. Schalck-Golodkowski auch aufrecht,<br />

wenn diese neue Aufgaben übernahmen. So blieb er<br />

auch mit Dr. Wolfgang Schäuble nach <strong>de</strong>ssen Wechsel<br />

vom Amt <strong>de</strong>s Chefs <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>ekanzleramts <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esministers<br />

für beson<strong>de</strong>re Aufgaben ins Amt <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esinnenministers im Frühjahr 1989 in Verbindung.<br />

Dabei hat Dr. Schalck-Golodkowski im Oktober<br />

<strong>und</strong> November 1989 offenbart, daß er sich zunehmend<br />

Sorge um seine Sicherheit in <strong>de</strong>r DDR mache.<br />

VIII. Dr. Schalck-Golodkowski nach seiner<br />

Flucht in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

Den Kontakt zu B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble suchte<br />

Dr. Schalck-Golodkowski auch im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r von ihm erwogenen Flucht aus <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

wollte ihn auch danach nicht abreißen lassen. B<strong>und</strong>esminister<br />

Dr. Schäuble vermied jedoch nach <strong>de</strong>ssen<br />

Flucht jeglichen persönlichen Kontakt zu Dr. Schalck-<br />

Golodkowski. Er bat allerdings <strong>de</strong>n Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s<br />

Diakonischen Werks <strong>de</strong>r EKD, Dr. Karl Heinz Neu-


kamm, sich um Dr. Schalck-Golodkowski zu kümmern<br />

<strong>und</strong> ließ an diesen <strong>de</strong>n Rat übermitteln, sich<br />

<strong>de</strong>m Schutz <strong>de</strong>r b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Justiz anzuvertrauen.<br />

Nach seiner Entlassung aus <strong>de</strong>r Untersuchungshaft<br />

in Berlin (West) am 9. Januar 1990 wandte sich<br />

Dr. Schalck-Golodkowski auf Anraten von B<strong>und</strong>esminister<br />

Dr. Schäuble an <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esnachrichtendienst,<br />

<strong>de</strong>r zwischen <strong>de</strong>m 22. Januar <strong>und</strong> <strong>de</strong>m 16. März 1990<br />

in 31 Gesprächen Dr. Schalck-Golodkowski intensiv<br />

befragte.<br />

Noch min<strong>de</strong>stens dreimal wandte sich in <strong>de</strong>r Zeit zwischen<br />

Juni 1990 <strong>und</strong> Dezember 1991 Dr. Schalck-Golodkowski<br />

mit schriftlichen Mitteilungen an Dr.<br />

Schäuble. Der tatsächliche Inhalt <strong>de</strong>r B riefe wur<strong>de</strong><br />

nicht bekannt. B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble ließ die<br />

Briefe seinerseits unbeantwo rtet; die B riefe selbst<br />

sind nicht mehr auffindbar.<br />

We<strong>de</strong>r die B<strong>und</strong>esregierung noch an<strong>de</strong>re staatliche<br />

Stellen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland — wie <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienst — haben nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses Dr. Schalck-<br />

Golodkowski Zusagen hinsichtlich einer Straffreiheit<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Begünstigungen<br />

gemacht. Die For<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> Wünsche<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis, die sich beispiels-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

weise in einer vom B<strong>und</strong>esnachrichtendienst festgehaltenen<br />

sog. Wunschliste fan<strong>de</strong>n, wies <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich zurück. Nur zur Sicherung<br />

<strong>de</strong>r Befragung <strong>und</strong> zur Gewährleistung <strong>de</strong>r<br />

persönlichen Sicherheit für Dr. Schalck-Golodkowski<br />

war <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esnachrichtendienst bereit, ihn mit<br />

Decknamenpapieren auszustatten. Hierbei han<strong>de</strong>lte<br />

es sich um die sog. Gutmann-Papiere, die die Eheleute<br />

bis zu ihrer Anmeldung unter Klarnamen erhielten.<br />

Der B<strong>und</strong>esnachrichtendienst behan<strong>de</strong>lte im übrigen<br />

Dr. Schalck-Golodkowski nach <strong>de</strong>r Regel : befragen<br />

ja, betreuen nein.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hatte nach seinem Überwechseln<br />

in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zahlreiche<br />

Kontakte zu früheren Mitarbeitern <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung. Teilweise nutzte er<br />

diese Kontakte, um aktuelle Informationen über die<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s früheren Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

seiner Unternehmen <strong>und</strong> Vermögenswerte<br />

zu bekommen. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat jedoch nicht feststellen können, daß Dr. Schalck-<br />

Golodkowski auf diesem Wege auf die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

ihm zuzurechnen<strong>de</strong>n Unternehmen Einfluß genommen<br />

o<strong>de</strong>r Vermögenswerte beiseite geschafft hat.<br />

L. Nicht vollständig ausgeführte Teile <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrags <strong>und</strong> zusätzliche<br />

Fragestellungen<br />

Der Deutsche B<strong>und</strong>estag hat in seinem Beschluß vom<br />

17. Juni 1993 <strong>de</strong>n 1. Untersuchungsausschuß aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

im Abschlußbericht auch darzustellen, „welche<br />

Teile <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrags nicht o<strong>de</strong>r nicht<br />

vollständig ausgeführt wor<strong>de</strong>n sind <strong>und</strong> ob <strong>und</strong> welche<br />

offenen Fragen gegebenenfalls in <strong>de</strong>r nächsten<br />

Legislaturperio<strong>de</strong> weiter durch einen Untersuchungsausschuß<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n sollten".<br />

Der Untersuchungsausschuß hat <strong>de</strong>n überwiegen<strong>de</strong>n<br />

Teil <strong>de</strong>r im Untersuchungsauftrag genannten Fragen<br />

aufgeklärt. Wegen <strong>de</strong>s Fehlens bzw. <strong>de</strong>r noch nicht<br />

möglichen Vorlage von Akten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Auskunftsverweigerung<br />

von Zeugen mußten Restfragen offenbleiben.<br />

Einige wenige Bereiche hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

wegen <strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Fülle <strong>de</strong>s Mate rials in <strong>de</strong>r zur<br />

Verfügung stehen<strong>de</strong>n Zeit nicht behan<strong>de</strong>ln können.<br />

I. Verhältnis <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> seines Leiters<br />

Dr. Schalck-Golodkowski zur SED<br />

Der Untersuchungsausschuß hat nicht klären können,<br />

welche Anteile <strong>de</strong>r finanziellen Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

DKP durch die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED aus<br />

<strong>de</strong>n Gewinnen <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen aufgebracht<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> wie hoch <strong>de</strong>r Gesamtbetrag dieser Beiträge<br />

war. Ungeklärt geblieben ist auch die Frage, ob<br />

<strong>und</strong> welche Kontakte es zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DKP über die finanziellen<br />

Beziehungen hinaus gab, insbeson<strong>de</strong>re ob die<br />

Verbindung zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r DKP auch nachrichtendienstlich<br />

genutzt wur<strong>de</strong>.<br />

Die Beschäftigung ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, <strong>de</strong>r SED, <strong>de</strong>r sog.<br />

Blockparteien o<strong>de</strong>r Massenorganisationen in Unternehmen,<br />

die aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

hervorgegangen sind, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nur in wenigen Einzelfällen, nicht<br />

aber als Gesamtproblem in seine Untersuchungen<br />

einbeziehen können.<br />

Nicht behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n ist das im Untersuchungsauftrag<br />

vorgesehene Thema <strong>de</strong>r Zusammenarbeit <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung mit <strong>de</strong>n sog.<br />

Blockparteien <strong>und</strong> Massenorganisationen in <strong>de</strong>r DDR.<br />

Il. Verflechtung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mit <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Staatssicherheit<br />

Der Untersuchungsausschuß hat wegen Fehlens entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Dokumente <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Aussageverweigerung<br />

<strong>de</strong>s Zeugen Markus Wolf nicht feststellen können,<br />

ob <strong>und</strong> inwieweit <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

sein Leiter <strong>und</strong> Mitarbeiter mit <strong>de</strong>r HVA


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s MfS zusammenarbeiteten, vor allem in welchem<br />

Umfang die Aktivitäten <strong>de</strong>r HVA finanziell <strong>und</strong> organisatorisch<br />

unterstützt wur<strong>de</strong>n.<br />

III. Organisation <strong>und</strong> Aufbau <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Der Untersuchungsausschuß hat nicht abschließend<br />

klären können, ob es über die bekannt gewor<strong>de</strong>nen<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Beteiligungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung hinaus weitere gab. Offengeblieben<br />

ist auch die Frage, welche Mittel aus <strong>de</strong>m<br />

Vermögen <strong>de</strong>s ehemaligen Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung nach <strong>de</strong>m 3. Oktober 1990 an die PDS<br />

geflossen sind <strong>und</strong> ob solche Mittel auch die Nachfolgeorganisationen<br />

<strong>de</strong>r sog. Blockparteien <strong>de</strong>r DDR erhalten<br />

haben.<br />

IV. Einzelne Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Der Untersuchungsausschuß hat nicht umfassend ermitteln<br />

können, welche Rolle <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> die von ihm geleiteten Unternehmen<br />

bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren<br />

vor Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre spielten <strong>und</strong> ob er auch für<br />

die Beschaffung von Embargowaren für an<strong>de</strong>re Ostblockstaaten<br />

tätig war.<br />

Es ist <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nicht immer möglich<br />

gewesen, die vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Unternehmen IMES/WITRA durchgeführten<br />

Rüstungsgeschäfte in <strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Details aufzuklären.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat sich kein annähernd<br />

umfassen<strong>de</strong>s Bild über die Höhe <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>n verschaffen<br />

können, die <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

durch die illegalen Praktiken <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

entstan<strong>de</strong>n sind.<br />

Offen hat auch die Frage bleiben müssen, wie hoch<br />

die Einnahmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

aus <strong>de</strong>n sog. Zwangsprovisionen <strong>und</strong> sonstigen<br />

Provisionen seiner sog. Vertreterfirmen im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l waren.<br />

Die Frage, welche Rolle <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bei <strong>de</strong>r Devisenbeschaffung aus Erbschaftsfällen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

spielte <strong>und</strong> welchen Umfang diese Devisenbeschaffung<br />

hatte, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nur im<br />

Ansatz behan<strong>de</strong>ln können.<br />

V. Volkswirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Unbekannt ist <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nach wie<br />

vor <strong>de</strong>r Gesamtumfang <strong>de</strong>r Devisenbeschaffung<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung für<br />

die DDR in <strong>de</strong>r Zeit zwischen 1966 <strong>und</strong> 1989, <strong>de</strong>r Umfang<br />

<strong>de</strong>r finanziellen Mittel, die aus <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Staatssicherheit zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n, die<br />

Gesamthöhe <strong>de</strong>r vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zwischen 1966 <strong>und</strong> 1989 angelegten Reserven<br />

in Devisen- <strong>und</strong> Goldbestän<strong>de</strong>n sowie <strong>de</strong>r Anlagen<br />

auf ausländischen Konten.<br />

VI. Verbleib <strong>und</strong> Sicherung <strong>de</strong>r<br />

Vermögenswerte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung nach 1989<br />

Der Untersuchungsausschuß hat nicht abschließend<br />

klären können, ob es über die festgestellten Vermögenswerte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

hinaus noch weitere gab <strong>und</strong> wo sich diese gegebenenfalls<br />

befin<strong>de</strong>n.<br />

VII. Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

resultieren<strong>de</strong>, nicht im<br />

Untersuchungsauftrag genannte<br />

Fragestellungen<br />

Der Untersuchungsausschuß hat bei seiner Beweiserhebung<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Zusammenhängen die jeweiligen<br />

Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierungen über<br />

Rolle <strong>und</strong> Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> seines Leiters Dr. Schalck-Golodkowski<br />

abgefragt. Er hat aber diese Frage nicht als<br />

selbständiges Thema in Bezug auf alle Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> Zeitabschnitte aufgeklärt. Dieses Thema ist - mit<br />

Ausnahme einer entsprechen<strong>de</strong>n Frage bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Beteiligung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinie -<br />

rung am internationalen Waffenhan<strong>de</strong>l - auch nicht<br />

Gegenstand <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrags gewesen. Es<br />

könnte daran gedacht wer<strong>de</strong>n, bei Einsetzung eines<br />

neuen Untersuchungsausschusses eine weitere Klärung<br />

dieses Themas einzubeziehen.<br />

Die im Ablauf <strong>de</strong>s Untersuchungsverfahrens punktuell<br />

angesprochene Frage, welche westlichen Partner<br />

in welchem Ausmaß Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung ermöglicht o<strong>de</strong>r unterstützt<br />

haben, war ebenfalls nicht Gegenstand <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrags.<br />

Da sich herausgestellt hat, daß ein<br />

großer Teil <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung ohne eine solche Mitwirkung westlicher<br />

Partner nicht hätte durchgeführt wer<strong>de</strong>n können,<br />

wäre dies eine Frage, die bei Einsetzung eines<br />

neuen Untersuchungsausschusses berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n könnte.<br />

Der 1. Untersuchungsausschuß geht davon aus, daß<br />

ein Teil <strong>de</strong>r nicht o<strong>de</strong>r nicht gänzlich beantworteten<br />

Fragen von <strong>de</strong>n Staatsanwaltschaften <strong>und</strong> Gerichten,<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r UKPV noch geklärt wer<strong>de</strong>n<br />

wird.


DRITTER TEIL<br />

Bewertungen<br />

A. Bewertung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

I. Bewertung <strong>de</strong>r Untersuchungsergebnisse<br />

1. Zusammenfassung<br />

a) Der Untersuchungsausschuß hat seinen Auftrag -<br />

auch dank <strong>de</strong>r massiven Unterstützung durch<br />

zahlreiche B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Län<strong>de</strong>rbehör<strong>de</strong>n - weitgehend<br />

erfüllt. Die einvernehmlichen Tatsachenfeststellungen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>und</strong> die seinen <strong>Bericht</strong>en beigefügten Dokumente<br />

entschleiern <strong>de</strong>n „Bereich Kommerzielle Koordinierung"<br />

<strong>und</strong> die Tätigkeit seines Leiters Dr.<br />

Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>r zugleich als Offizier im<br />

beson<strong>de</strong>ren Einsatz für das MfS <strong>de</strong>r DDR tätig war.<br />

Auftrag, Arbeitsweise <strong>und</strong> wi rtschaftliche Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

sind geklärt, ebenso <strong>de</strong>r Verbleib <strong>de</strong>s <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung unmittelbar gehören<strong>de</strong>n<br />

Vermögens zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Weggangs<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis. Nur teilweise geklärt<br />

sind diese Fragen hinsichtlich <strong>de</strong>r einzelnen, <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung zuzurechnen<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen. Es ist zu erwarten, daß die<br />

UKPV, die Treuhandanstalt, die zuständigen<br />

Staatsanwaltschaften <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Behör<strong>de</strong>n im<br />

Zuge ihrer andauern<strong>de</strong>n Ermittlungen insoweit<br />

noch erhebliche Fortschritte erzielen wer<strong>de</strong>n. Der<br />

Untersuchungsausschuß braucht für seinen Abschlußbericht<br />

das En<strong>de</strong> dieser Ermittlungen nicht<br />

abzuwarten, da die Klärung strafrechtlicher Vorwürfe<br />

nicht Sache <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

ist, auch nicht die Jagd nach einzelnen Vermögensteilen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat aber feststellen<br />

können, daß <strong>de</strong>r Vorwurf, „schützen<strong>de</strong><br />

Hän<strong>de</strong>" wür<strong>de</strong>n Dr. Schalck-Golodkowski o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>re Personen aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung vor einem Zugriff <strong>de</strong>r Justiz bewahren,<br />

durch nichts belegt ist. Im Gegenteil steht fest,<br />

daß insbeson<strong>de</strong>re die Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esanwaltschaft<br />

völlig weisungsfrei <strong>und</strong> in eigener Verantwortung<br />

ihrer Ermittlungsarbeit nachgegangen<br />

sind <strong>und</strong> weiter nachgehen.<br />

Es ist <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß gelungen, soli<strong>de</strong><br />

Arbeit zu <strong>de</strong>m eigentlichen Untersuchungsauftrag<br />

zu leisten <strong>und</strong> wie<strong>de</strong>rholten Versuchen<br />

einzelner Fraktionen o<strong>de</strong>r Gruppen, sich zwecks<br />

tagesaktueller Effekthascherei o<strong>de</strong>r aus populistischen<br />

Grün<strong>de</strong>n auf Nebengebiete o<strong>de</strong>r auf Gebiete<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Untersuchungauftrages zu begeben,<br />

weitgehend zu wi<strong>de</strong>rstehen.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Die Vorgeschichte <strong>de</strong>r Einsetzung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

läßt erkennen, daß es <strong>de</strong>r SPD<br />

ursprünglich weniger um die Aufklärung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, son<strong>de</strong>rn mehr<br />

um <strong>de</strong>n Versuch ging, <strong>de</strong>n erst in <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong>zeit<br />

En<strong>de</strong> 1989 bekanntgewor<strong>de</strong>nen <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

<strong>de</strong>nkbar negativ beurteilten Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung mit seinem Leiter Dr.<br />

Schalck-Golodkowski gegen die B<strong>und</strong>esregierung<br />

zu instrumentalisieren, da die B<strong>und</strong>esregierung<br />

mit eben diesem Schalck-Golodkowski jahrelang<br />

über inner<strong>de</strong>utsche Fragen hatte verhan<strong>de</strong>ln<br />

müssen. Dieser Versuch <strong>de</strong>r SPD - die angesichts<br />

<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung durch beherzte<br />

Kräfte in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> dank <strong>de</strong>r Geschicklichkeit<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung Kohl/Genscher in <strong>de</strong>r<br />

Deutschlandpolitik ins Hintertreffen geraten war -<br />

ist fehlgeschlagen. Im Verlauf <strong>de</strong>r Untersuchung<br />

ist diese Betrachtung aber auch bei <strong>de</strong>r SPD immer<br />

weiter in <strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong> gerückt. Es wur<strong>de</strong> evi<strong>de</strong>nt,<br />

daß Kontakte <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

zur DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r DDR benannten<br />

Personen, insbeson<strong>de</strong>re zu Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

zu <strong>de</strong>n Aufgaben <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

gehörten, was schließlich - von <strong>de</strong>n DDR-Machthabern<br />

ungewollt - entsprechend <strong>de</strong>m Auftrag<br />

<strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>gesetzes zur Wie<strong>de</strong>rvereinigung beitrug.<br />

Im Licht dieser Erkenntnisse muten die<br />

gleichfalls ans Licht gebrachten Versuche <strong>de</strong>r SPD<br />

in <strong>de</strong>n 80er Jahren, eine „Neben-Deutschlandpolitik"<br />

zu betreiben, eher peinlich an, zumal die SPD<br />

dabei einerseits <strong>de</strong>r DDR ein größeres Entgegenkommen<br />

signalisiert hat, als es die B<strong>und</strong>esregierung<br />

zu versprechen bereit war, <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits<br />

bemüht war, sich mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschlandpolitischen<br />

Erfolgen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

zu schmücken.<br />

b) Der Bereich Kommerzielle Koordinierung war als<br />

Kind <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit <strong>de</strong>r verzeifelte<br />

Versuch, im Wettlauf mit <strong>de</strong>m Westen <strong>de</strong>r<br />

kommunistischen Planwirtschaft aus ihrer - von<br />

einigen DDR-Machthabern beizeiten erkannten -<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen <strong>und</strong> systemimmanenten Untauglichkeit<br />

herauszuhelfen. Trotz <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>nkenlosigkeit<br />

bezüglich <strong>de</strong>r angewandten Mittel konnte <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung aber letztlich<br />

we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Staat DDR noch <strong>de</strong>m MfS o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

SED die erfor<strong>de</strong>rlichen Devisen o<strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

westlichen Ausrüstungsgegenstän<strong>de</strong> verschaffen,<br />

die für eine leistungsfähige Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> die angemessene Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

notwendig gewesen wären.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Die Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

war dabei keine systemgerechte Ergänzung<br />

<strong>de</strong>r sozialistischen I<strong>de</strong>ologie. Die Existenz<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung war im<br />

Gegenteil <strong>de</strong>r Beweis für das Scheitern <strong>de</strong>r linientreuen<br />

Planwirtschaft, war <strong>de</strong>r Beweis für die Unzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

<strong>de</strong>r Herrschen<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR mit<br />

<strong>de</strong>n von ihnen selbst geschaffenen wirtschaftlichen<br />

Abläufen <strong>und</strong> Verhältnissen <strong>und</strong> war schließlich<br />

auch das Eingeständnis für die Heuchelei einer<br />

SED-Prominenz, die sich selbst heimlich mittels<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung vor<br />

<strong>de</strong>n Verarmungsfolgen <strong>de</strong>s real existieren<strong>de</strong>n Sozialismus<br />

bewahren ließ.<br />

Anhand <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zeigt sich auch die Durchdringung aller Lebensbereiche<br />

in <strong>de</strong>r DDR durch das Ministerium<br />

für Staatssicherheit. Es mag sein, daß ohne die<br />

Mitwirkung <strong>und</strong> Absicherung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung durch das Ministerium<br />

für Staatssicherheit die Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die von ihm unterhaltenen<br />

Kontakte zu <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s sogenannten<br />

NSW nicht möglich gewesen wären. Das<br />

Ministerium für Staatssicherheit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r verantwortliche<br />

DDR-Minister E rich Mielke haben jedoch<br />

auch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

für ihre eigenen Zwecke genutzt; an<strong>de</strong>rs wäre<br />

zum Beispiel die über Jahre hinweg aufrechterhaltene<br />

konspirative Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, die vielfältige Durchdringung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs mit Offizieren im beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz - beginnend mit <strong>de</strong>m Leiter Staatssekretär<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> seinem ersten<br />

Stellvertreter Manfred Sei<strong>de</strong>l, bis hin zu vielen<br />

Inoffiziellen Mitarbeitern auf <strong>de</strong>r operativen<br />

Ebene in <strong>de</strong>n einzelnen agieren<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

<strong>und</strong> DDR-Einrichtungen - nicht möglich gewesen.<br />

c) Der Bereich Kommerzielle Koordinierung war eine<br />

Krake, die ihre Arme zum Zwecke <strong>de</strong>r Ermittlung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Absaugens von Werten <strong>und</strong> Devisen in<br />

alle Bereiche <strong>de</strong>r DDR erstreckte - auch in einige<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland -, immer mit<br />

<strong>de</strong>m Ziel, gegebenenfalls auch unter Verletzung<br />

von Recht <strong>und</strong> Gesetz die Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r DDR<br />

aufzubessern. Bei dieser Aufgabenstellung war es<br />

für die SED-Führung naheliegend <strong>und</strong> selbstverständlich,<br />

Dr. Schalck-Golodkowski als Leiter <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung auch zu einem<br />

wichtigen Gesprächspartner für die B<strong>und</strong>esregierung<br />

in <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Angelegenheiten<br />

zu machen. Denn menschliche Erleichterungen im<br />

geteilten Deutschland, um die es für alle B<strong>und</strong>esregierungen<br />

gehen mußte, wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r DDR<br />

nur gegen Devisen gewährt. Die Deutschlandpolitik<br />

<strong>de</strong>r SED-Führung bestand konsequenterweise<br />

zu einem erheblichen Teil darin, mit ihrer Bevölkerung<br />

als Geiseln vom freien Deutschland Jahr um<br />

Jahr erhebliche Devisen-Beträge abzupressen<br />

<strong>und</strong> dafür im geringen Umfang Freiheiten zu gewähren,<br />

die in westlichen Demokratien selbstverständlich<br />

sind. Gleichwohl haben sich alle B<strong>und</strong>esregierungen<br />

dafür entschie<strong>de</strong>n, im Interesse<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>de</strong>r DDR diesen Erpressungen<br />

teilweise nachzugeben <strong>und</strong> zu zahlen, weil an<strong>de</strong>re<br />

-<br />

Handlungsmöglichkeiten nicht bestan<strong>de</strong>n, sollte<br />

das Ziel <strong>de</strong>r Erleichterungen für die Menschen im<br />

geteilten Deutschland nicht gefähr<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit seinem <strong>Bericht</strong> legt <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

auch ein Dokument <strong>de</strong>r Zeitgeschichte vor,<br />

mit <strong>de</strong>m ein wesentlicher Teil <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />

Macht- <strong>und</strong> Herrschaftsstrukturen in <strong>de</strong>r DDR aufgezeigt<br />

wird. Die Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Opfer <strong>de</strong>s kommunistischen<br />

Systems wer<strong>de</strong>n durch das nachträgliche<br />

Auf<strong>de</strong>cken <strong>de</strong>r Wahrheit zwar nicht gelin<strong>de</strong>rt. Die<br />

Wahrheit hilft aber bei <strong>de</strong>r Bewältigung <strong>de</strong>r Gegenwart<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>r Zukunft. Hierzu<br />

soll <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Ausschusses einen Beitrag leisten.<br />

2. Verflechtung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mit <strong>de</strong>m MfS<br />

Das Verhältnis <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> seines Leiters Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zum Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hat vom<br />

Untersuchungsausschuß nicht in allen Einzelheiten<br />

aufgeklärt wer<strong>de</strong>n können. Maßgeblich dafür sind<br />

vor allem die von <strong>de</strong>m zwischenzeitlichen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>r DDR, Dr. Hans Modrow (SED), zu<br />

verantworten<strong>de</strong>n Aktenvernichtungen <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

Aufklärung <strong>de</strong>s MfS En<strong>de</strong> 1989 sowie <strong>de</strong>r<br />

Umstand, daß sich <strong>de</strong>r frühere Leiter <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

Aufklärung <strong>de</strong>s MfS, Markus Wolf, bei seiner<br />

Zeugenaussage vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

weitestgehend auf sein Auskunftsverweigerungsrecht<br />

nach § 55 StPO berufen hat.<br />

Der Untersuchungsausschuß kann <strong>de</strong>n Bek<strong>und</strong>ungen<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

eine Verflechtung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung mit <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Staatssicherheit verneint hat, nicht folgen. Es mag<br />

sein, daß Dr. Schalck-Golodkowski sich gegen eine<br />

Einvernahme seines Bereichs durch das Ministerium<br />

für Staatssicherheit - <strong>und</strong> dort insbeson<strong>de</strong>re durch die<br />

Hauptverwaltung Aufklärung von Markus Wolf - gewehrt<br />

hat; <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß ist aber überzeugt,<br />

daß Dr. Schalck-Golodkowski durchaus die<br />

enge Wechselbeziehung zwischen <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung geför<strong>de</strong>rt <strong>und</strong> auch gewollt hat. Nach<br />

<strong>de</strong>m Ergebnis <strong>de</strong>r Beweisaufnahme <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

wur<strong>de</strong>n vielfältige <strong>und</strong> wechselseitig<br />

nützliche Kontakte zwischen <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gepflegt. Davon wußte auch Dr.<br />

Schalck-Golodkowski. Ungeachtet <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r<br />

strafrechtlichen Be<strong>de</strong>utung seines Han<strong>de</strong>lns, die allein<br />

von <strong>de</strong>n Strafverfolgungsbehör<strong>de</strong>n <strong>und</strong> nicht<br />

vom Untersuchungsausschuß zu beurteilen ist, hat Dr.<br />

Schalck-Golodkowski wissentlich <strong>und</strong> willentlich<br />

auch die Interessen <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

durch seinen Bereich unterstützt. Er hat damit<br />

das Ministerium für Staatssicherheit als das Hauptinstrument<br />

<strong>de</strong>r Repression <strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>de</strong>r DDR<br />

durch die SED gestärkt <strong>und</strong> mitgetragen.<br />

Von Anfang an nahm das Ministerium für Staatssi<br />

cherheit auch im eigenen Interesse auf die Einrich-


tung <strong>und</strong> Ausgestaltung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung Einfluß, um beispielsweise die Beschaffung<br />

von Embargo-Hochtechnologie aus <strong>de</strong>m<br />

Westen zu erleichtern o<strong>de</strong>r eine konspirative Absicherung<br />

für die ver<strong>de</strong>ckt arbeiten<strong>de</strong>n sogenannten MfS-<br />

Firmen zu schaffen. Dabei sicherte die vom MfS gesteuerte<br />

Personalpolitik sowohl <strong>de</strong>n kontrollieren<strong>de</strong>n<br />

Einfluß auf <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

als auch die nachrichtendienstliche Nutzung <strong>de</strong>r im<br />

In- <strong>und</strong> Ausland arbeiten<strong>de</strong>n Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Unternehmen.<br />

So war Horst Roigk <strong>de</strong>r erste Leiter <strong>de</strong>s damals im Entstehen<br />

begriffenen Bereichs Kommerzielle Koordinierung;<br />

Horst Roigk war zuvor Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Koordination<br />

in <strong>de</strong>r MfS-Hauptabteilung XVIII, die für<br />

die Sicherung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft zuständig war.<br />

Sehr schnell wur<strong>de</strong> Roigk dann im Dezember 1966<br />

durch Schalck-Golodkowski ersetzt, <strong>de</strong>r seinerseits<br />

zum Ministerium für Staatssicherheit gehörte, darüber<br />

hinaus aber auch über eine Vielzahl von zum Teil<br />

auch persönlichen <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>schaftlichen Kontakten<br />

zu MfS-Offizieren verfügte. Bezeichnen<strong>de</strong>rweise<br />

wur<strong>de</strong> die Doktorarbeit von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zur Erlangung <strong>de</strong>s Doktorgra<strong>de</strong>s an <strong>de</strong>r MfS-Hochschule<br />

in Potsdam vorgelegt; die Dissertation Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis vom Mai 1970 entstammte einer<br />

engen Zusammenarbeit mit Heinz Volpert, einem<br />

<strong>de</strong>r Top-Offiziere <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit.<br />

In <strong>de</strong>r Dissertation wur<strong>de</strong>n die ökonomischen<br />

Leiti<strong>de</strong>en <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

entwickelt, die Dr. Schalck-Golodkowski später in die<br />

Praxis umzusetzen suchte.<br />

Entgegen <strong>de</strong>n Bek<strong>und</strong>ungen Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß ist davon auszugehen,<br />

daß er schon seit 1960 - mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

als Inoffizieller Mitarbeiter - für das MfS tätig<br />

war. Parallel zu seiner Ernennung zum Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung erfolgte im Jahr<br />

1966 seine Ernennung („Attestierung") zum Offizier<br />

im beson<strong>de</strong>ren Einsatz <strong>de</strong>s MfS im Range eines<br />

Oberstleutnants. 1975 avancierte er zum Oberst im<br />

MfS; seine Beför<strong>de</strong>rung zum Generalmajor im MfS<br />

wur<strong>de</strong> im Jahr 1983 nur <strong>de</strong>shalb zurückgestellt, weil<br />

dies die Zustimmung aller Politbüromitglie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

gesamten Nationalen Verteidigungsrates erfor<strong>de</strong>rt<br />

<strong>und</strong> somit die konspirative Zusammenarbeit Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis mit <strong>de</strong>m MfS gefähr<strong>de</strong>t hätte.<br />

Spätestens 1983 wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski mit<br />

<strong>de</strong>m Befehl Nr. 14/83 (vgl. Erster Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 146, S. 1104) <strong>de</strong>s<br />

MfS <strong>de</strong>m Minister für Staatssicherheit Mielke in allen<br />

Fragen <strong>de</strong>r Sicherheit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Nutzung „<strong>de</strong>s Bereichs<br />

für die politisch-operative Arbeit <strong>de</strong>s MfS" direkt unterstellt.<br />

Davon unberührt blieb die wirtschaftspolitische<br />

Verantwortung <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung; insoweit unterstand <strong>de</strong>r Bereich<br />

direkt <strong>de</strong>m Politbüro-Mitglied <strong>und</strong> ZK-Sekretär<br />

Dr. Mittag. Dabei han<strong>de</strong>lte es sich um eine echte Doppelunterstellung;<br />

ein<strong>de</strong>utig wur<strong>de</strong>n Dr. Mittag <strong>und</strong><br />

Honecker von bestimmten Informationen Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis an Mielke ausgeschlossen, mit <strong>de</strong>m<br />

auch häufige telefonische Kontakte über eine Son<strong>de</strong>rleitung<br />

zustan<strong>de</strong> kamen. Mielke genehmigte auch<br />

Urlaubsanträge von Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Personalpolitik betrieb das MfS aber nicht nur hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Person <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung. Offiziere im beson<strong>de</strong>ren Einsatz<br />

(OibE) waren handverlesene absolut linientreue Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n in Leitungs- <strong>und</strong> Schlüsselpositionen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs eingesetzt. Die herausragen<strong>de</strong><br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

als Mangelwaren- <strong>und</strong> Devisenbeschaffer <strong>und</strong> als im<br />

„NSW” wirtschaftlich operieren<strong>de</strong> Struktur erfor<strong>de</strong>rte<br />

<strong>de</strong>n Einsatz einer Vielzahl solcher Offiziere im beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz. Allein für die sog. AG BKK (Arbeitsgruppe<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung) im MfS<br />

waren zusammen mit Dr. Schalck-Golodkowski min<strong>de</strong>stens<br />

16 OibE <strong>und</strong> etwa 180 IM im Bereich tätig.<br />

Die beson<strong>de</strong>re Stellung Dr. Schalck-Golodkowskis eröffnete<br />

ihm in sog. Ka<strong>de</strong>rfragen ein starkes personelles<br />

Mitspracherecht. Vor 1983 arbeiteten eine Reihe<br />

von verschie<strong>de</strong>nen Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS unmittelbar<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung. Diesen<br />

Einfluß versuchte Dr. Schalck-Golodkowski dadurch<br />

einzudämmen, daß er die Gründung <strong>de</strong>r AG BKK<br />

quasi als seine Hausmacht im MfS initiierte. Es ist<br />

aber davon auszugehen, daß es ihm dabei nicht um<br />

die generelle Zurückdrängung <strong>de</strong>s MfS-Einflusses<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung ging,<br />

son<strong>de</strong>rn um die Koordinierung dieser Interessen<br />

durch die AG BKK mit <strong>de</strong>m Ziel, die eigene Stellung<br />

als Oberst (bzw. Generalmajor in Wartestellung) <strong>und</strong><br />

Offizier im beson<strong>de</strong>ren Einsatz <strong>de</strong>s MfS im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gegenüber <strong>de</strong>n Führungsrängen<br />

<strong>de</strong>s MfS zu stärken.<br />

a) Der zuvor bereits erwähnte MfS-Befehl Nr. 14/83<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Nachfolgeregelung Nr. 12/88 (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr.<br />

196, S. 1476) sprechen insoweit eine<br />

<strong>de</strong>ütliche Sprache:<br />

aa) Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> als Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs <strong>de</strong>m Minister für Staatssicherheit<br />

Mielke persönlich unterstellt.<br />

bb) Die neu geschaffene AG BKK erhielt <strong>de</strong>n Auftrag,<br />

das „politisch-operative Zusammenwirken"<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen „operativen Diensteinheiten"<br />

<strong>de</strong>s MfS auch mittels OibE <strong>und</strong> Inoffizieller<br />

Mitarbeiter mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zu koordinieren.<br />

Dazu gehörte, daß Operationen an<strong>de</strong>rer Diensteinheiten<br />

mit <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r AG BKK abgestimmt<br />

wer<strong>de</strong>n mußten. Der Befehl eröffnete<br />

die IM-Arbeit im Bereich gr<strong>und</strong>sätzlich nur<br />

noch <strong>de</strong>r AG BKK; insbeson<strong>de</strong>re die Inoffiziellen<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r für die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>und</strong> Vertretergesellschaften zuständigen<br />

Hauptabteilung XVIII waren <strong>de</strong>r AG BKK<br />

zu übergeben. Dies galt auch für die Offiziere<br />

im beson<strong>de</strong>ren Einsatz im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung mit Ausnahme <strong>de</strong>r von<br />

<strong>de</strong>r Verwaltung Rückwärtige Dienste (u.a. Beschaffungen)<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Hauptabteilung VI<br />

(Paßkontrolle, Tourismus, Interhotel) <strong>de</strong>s MfS<br />

geführten OibE.<br />

Ausdrücklich regelte <strong>de</strong>r Befehl, daß weitere<br />

OibE im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

nur nach vorheriger Abstimmung mit <strong>de</strong>m


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

also Dr. Schalck-Golodkowski persönlich,<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n durften.<br />

cc) Der Befehl hob hervor, daß <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r AG<br />

BKK „unter Wahrung <strong>de</strong>r Konspiration <strong>und</strong><br />

Geheimhaltung" auch über das „politischoperative<br />

Zusammenwirken" <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

Aufklärung mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zur Nutzung <strong>de</strong>r<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>s Bereichs für die Lösung<br />

„politisch-operativer Aufgaben <strong>de</strong>r HVA" -<br />

das können nur nachrichtendienstliche Zwekke<br />

gewesen sein - informiert wird. Anlage 2<br />

<strong>de</strong>s Befehls (Seite 13) fixierte die interne Mitsprache<br />

<strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung bei<br />

<strong>de</strong>r „Suche, Aufklärung <strong>und</strong> Auswahl geeigneter<br />

Personen in Firmen <strong>de</strong>s nichtsozialistischen<br />

Auslands" für „beson<strong>de</strong>re Geschäfts-<br />

<strong>und</strong> Finanzoperationen".<br />

dd) Alle „politisch-operativen Möglichkeiten"<br />

<strong>de</strong>r MfS-Diensteinheiten <strong>und</strong> „alle dazu geeigneten<br />

Informationen" zur Unterstützung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

waren <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung bzw. <strong>de</strong>n zuständigen leiten<strong>de</strong>n<br />

Angehörigen <strong>de</strong>s Bereichs zu übermitteln.<br />

b) Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Beweisaufnahme <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

sprechen dafür, daß von <strong>de</strong>r<br />

Aufgabenstruktur her tatsächlich ein wechselseitiges<br />

Geben <strong>und</strong> Nehmen das Verhältnis <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>s MfS<br />

kennzeichnete; <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> das MfS sollten gemeinsam als Herzschrittmacher<br />

<strong>de</strong>s DDR-Regimes funktionieren:<br />

aa) Der Bereich Kommerzielle Koordinierung (vor<br />

allem in Gestalt <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4) beschaffte<br />

Embargowaren für <strong>de</strong>n Sektor Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS,<br />

wenn <strong>de</strong>ssen Son<strong>de</strong>rbeschaffungsorgane<br />

(z.B. Unternehmen Interport <strong>und</strong> Intertechna)<br />

dazu nicht in <strong>de</strong>r Lage waren. Diese operierten<br />

überwiegend getarnt als Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Die erfor<strong>de</strong>rlichen Devisen stellte <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zur Verfügung.<br />

Für Interport existiert noch eine Anweisung<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis aus <strong>de</strong>m Jahr<br />

1973, nach <strong>de</strong>r Importe mit ihm abzustimmen<br />

waren. Es ist daher von einer persönlichen<br />

Mitverantwortung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

in diesem Bereich auszugehen.<br />

bb) Ähnlich gestalteten sich die Beziehungen mit<br />

<strong>de</strong>r Verwaltung Rückwärtige Dienste <strong>de</strong>s MfS<br />

bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren.<br />

cc) Die Hauptabteilung XXII (Terrorabwehr) unterstützte<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

insbeson<strong>de</strong>re in Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r IMES GmbH durch Vermittlung<br />

von Kontakten mit Waffenhändlern aus<br />

<strong>de</strong>m terroristischen Untergr<strong>und</strong>.<br />

dd) Die Abteilung BCD (Bewaffnung/Chemischer<br />

Dienst) <strong>de</strong>s MfS unterhielt das auch für<br />

Zwecke <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

genutzte Lager Kavelstorf.<br />

ee) Die Hauptabteilung VII unterstützte die im<br />

Bereich <strong>de</strong>s Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>ls<br />

tätigen Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung durch Sammeln <strong>und</strong><br />

Weitergeben von Informationen über Kunstsammler<br />

in <strong>de</strong>r DDR.<br />

ff) Die Hauptabteilung VI (Paßkontrolle, Tourismus,<br />

Interhotel) stellte die sog. AG Zoll<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

ab, <strong>de</strong>ren Aufgabe es war, die Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung mit<br />

Hilfe von Ausnahmebeschei<strong>de</strong>n zur Erleichterung<br />

<strong>de</strong>r Grenzabfertigung zu unterstützen.<br />

gg) Die Hauptverwaltung Aufklärung nutzte <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung, um direkt<br />

über die dort tätigen Offiziere im beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz <strong>und</strong> Inoffiziellen Mitarbeiter<br />

bzw. <strong>de</strong>ren überwiegend wohl ahnungslosen<br />

Geschäftspartner nachrichtendienstliche Erkenntnisse<br />

vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet<br />

zu sammeln.<br />

Daß Dr. Schalck-Golodkowski aktiv an <strong>de</strong>r Ausgestaltung<br />

<strong>de</strong>r Einsatzmöglichkeiten seines Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung durch das MfS beteiligt<br />

war, zeigt schließlich auch <strong>de</strong>r Umstand, daß<br />

auf seine Veranlassung hin <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherheit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung ein streng geheimes Papier<br />

entwarf, das <strong>de</strong>n Nutzen <strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong> seiner<br />

Verbindungen in Krisensituationen zum Gegenstand<br />

hatte; dabei wur<strong>de</strong> auch an die IM-Verbindungen<br />

gedacht. Dr. Schalck-Golodkowski sandte<br />

dieses Papier unter <strong>de</strong>m 12. April 1985 an Mielke,<br />

was dieses Dokument aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r unverbindlichen<br />

Vorüberlegungen heraushob.<br />

Entsprechend ihrer spezifischen Aufgabenstellung<br />

verfügten das B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

über Erkenntnisse zu <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland tätigen kommunistischen<br />

Wirtschaftsunternehmen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

über Erkenntnisse zur Organisation<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung. Die<br />

b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Dienste nutzten für ihre Zwecke<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung plazierte<br />

o<strong>de</strong>r dort geworbene Quellen, die es zur persönlichen<br />

Sicherheit <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Mitarbeiter o<strong>de</strong>r<br />

Informanten <strong>und</strong> im Interesse <strong>de</strong>s Informationsflusses<br />

selbstverständlich zu schützen galt.<br />

Die Versuche aus <strong>de</strong>n Reihen <strong>de</strong>r Opposition, insbeson<strong>de</strong>re<br />

von Bündnis 90/Die Grünen, diese Tätigkeiten<br />

<strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Nachrichtendienste<br />

als Stützung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

- <strong>und</strong> damit letztlich <strong>de</strong>s DDR-Unrechtsregimes<br />

- zu werten o<strong>de</strong>r sie auf die gleiche Stufe<br />

mit <strong>de</strong>n Tätigkeiten <strong>de</strong>s MfS zu stellen, sind eine<br />

haltlose <strong>und</strong> die bei<strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n in unerträglicher<br />

Weise diskreditieren<strong>de</strong> Unterstellung. Sie<br />

sind mit Entschie<strong>de</strong>nheit zurückzuweisen. Der


B<strong>und</strong>esnachrichtendienst <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esamt für<br />

Verfassungsschutz sind im Gegensatz zum Ministerium<br />

für Staatssicherheit legitime Behör<strong>de</strong>n eines<br />

<strong>de</strong>mokratisch verfaßten Rechtsstaates, die<br />

zum Schutz <strong>de</strong>r freiheitlich <strong>de</strong>mokratischen<br />

Gr<strong>und</strong>ordnung in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

auf ein<strong>de</strong>utiger gesetzlicher Gr<strong>und</strong>lage arbeiten<br />

<strong>und</strong> in die Verwaltungshierarchie <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland eingebettet sind <strong>und</strong><br />

durch die dafür eingerichteten Gremien <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages parlamentarisch kontrolliert<br />

wer<strong>de</strong>n. Beanstandungen an <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Verfassungsschutz o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

haben sich im Zuge <strong>de</strong>r Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses nicht -<br />

ergeben. Daß die Erkenntnisse <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Nachrichtendienste<br />

seinerzeit nicht <strong>de</strong>n gleichen Stand<br />

haben konnten, wie er sich heute nach Offenlegung<br />

vieler Teile <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r DDR darstellt, versteht<br />

sich von selbst <strong>und</strong> ist nicht Gegenstand <strong>de</strong>r<br />

Kritik.<br />

3. HWWA-Gutachten<br />

Auf Antrag <strong>de</strong>r SPD-Fraktion hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

das HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung<br />

in Hamburg mit <strong>de</strong>r Erstellung eines Gutachtens<br />

zur Frage <strong>de</strong>r „Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR"<br />

beauftragt.<br />

Ohne <strong>de</strong>n Aussagewert <strong>de</strong>s Gutachtens in Frage<br />

stellen zu wollen, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

doch Zweifel, ob Kosten in Höhe von ca. 1,5 Millionen<br />

DM das Ergebnis <strong>de</strong>s Gutachtens rechtfertigen.<br />

Der Wahrung <strong>de</strong>s Min<strong>de</strong>rheitenrechtes zur Beweiserhebung<br />

wegen hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

sich aber <strong>de</strong>m Antrag <strong>de</strong>r SPD auf Einholung dieses<br />

Gutachtens nicht verschließen können o<strong>de</strong>r wollen.<br />

Das Gutachten macht allerdings <strong>de</strong>utlich, daß <strong>de</strong>n<br />

Fähigkeiten Dr. Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung insgesamt vielfach<br />

eine zu große Be<strong>de</strong>utung beigemessen wur<strong>de</strong>.<br />

Beim Bereich Kommerzielle Koordinierung han<strong>de</strong>lte<br />

es sich entgegen <strong>de</strong>m von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gerne vermittelten Eindruck nicht um eine Insel <strong>de</strong>r<br />

Marktwirtschaft in rauher planwirtschaftlicher See.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung war vielmehr<br />

ein wichtiger Teil <strong>de</strong>r SED-Planwirtschaft,<br />

wenn auch gegenüber <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren DDR-Betrieben<br />

<strong>und</strong> Behör<strong>de</strong>n mit erheblichen Son<strong>de</strong>rvollmachten,<br />

Informationsvorsprüngen <strong>und</strong> <strong>de</strong>utlich erweiterten<br />

Handlungsmöglichkeiten ausgestattet. Im Gegensatz<br />

zu an<strong>de</strong>ren Wirtschaftsführern <strong>de</strong>r DDR hatte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski es allerdings verstan<strong>de</strong>n, seinen<br />

Bereich nicht bürokratisch zu organisieren; <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung glich mehr einer<br />

militärischen Organisation, einem Familienunternehmen<br />

o<strong>de</strong>r - zumin<strong>de</strong>st in Teilen - einer A rt Mafia.<br />

Auch unter diesem Gesichtspunkt ist es interessant,<br />

wenn das Gutachten feststellt, daß, obgleich <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung bei <strong>de</strong>r Personalrekrutierung<br />

eine bevorzugte Stellung genossen<br />

hatte, keine Anzeichen dafür sprechen, „daß <strong>de</strong>r Be-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

reich selbst effizienter arbeitete als die übrige sozialistische<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR".<br />

Im Klartext be<strong>de</strong>utet dies, daß die sozialistische Ineffizienz,<br />

so wie sie im Planbereich systembedingt<br />

herrschte, auch vor <strong>de</strong>m privilegierten Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung nicht halt machte. Das Gutachten<br />

untermauert <strong>und</strong> belegt <strong>de</strong>nn auch auf wissenschaftlicher<br />

Basis die vom Untersuchungsausschuß<br />

aufgr<strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer Erkenntnisse gehegte Vermutung,<br />

daß es sich beim Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

um einen von <strong>de</strong>n SED-Spitzen konspirativ inszenierten<br />

Versuch han<strong>de</strong>lte, die Bevölkerung <strong>und</strong><br />

die Eliten <strong>de</strong>r DDR vorübergehend von <strong>de</strong>n Schwächen<br />

<strong>de</strong>r sozialistischen Planwirtschaft auf <strong>de</strong>n Weltmärkten<br />

abzulenken <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Partnern im sogenannten<br />

NSW bis zuletzt die Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> die internationale<br />

Zahlungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR vorzugaukeln.<br />

Dies ist Dr. Schalck-Golodkowski bis zu einem<br />

gewissen Grad - wenn auch zu sehr hohen volkswirtschaftlichen<br />

Kosten - gelungen. Dem Gutachten ist<br />

darin zuzustimmen, daß <strong>de</strong>r Bankrott <strong>de</strong>r DDR aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer Auslandsverschuldung in <strong>de</strong>n 90er Jahren<br />

nur dann vermeidbar gewesen wäre, wenn es in<br />

<strong>de</strong>n 80er Jahren gelungen wäre, entwe<strong>de</strong>r durch eine<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

enorme Exportüberschüsse zu erzielen <strong>und</strong> die dazu<br />

benötigten Devisen in die Planbereiche hineinzupumpen,<br />

o<strong>de</strong>r die Importe aus <strong>de</strong>m „NSW"-Bereich so rigoros<br />

zu drosseln, das eine 25 bis 30prozentige Senkung<br />

<strong>de</strong>s Lebensstandards <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung die<br />

Folge gewesen wäre. Bei <strong>de</strong>m heute bekannten <strong>de</strong>solaten<br />

Zustand <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ineffizienz <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

wäre es aber gänzlich unmöglich gewesen,<br />

Exportüberschüsse in <strong>de</strong>m notwendigen Rahmen zu<br />

erzielen. An<strong>de</strong>rerseits hätte eine drastische Senkung<br />

<strong>de</strong>r Importe mit einer damit verb<strong>und</strong>enen 25 bis<br />

35prozentigen Senkung <strong>de</strong>s Lebensstandards <strong>de</strong>r<br />

DDR-Bevölkerung die Unzufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Menschen<br />

in <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>rmaßen dramatisch gesteigert,<br />

daß die Existenz <strong>de</strong>r DDR sofort gefähr<strong>de</strong>t gewesen<br />

wäre. Im Ergebnis konnte daher nichts geschehen,<br />

was zeigt, daß es sich bei <strong>de</strong>m „verbesserungsfähigen<br />

Sozialismus" - wie er u.a. vom damaligen Konsistorialpräsi<strong>de</strong>nten<br />

Dr. Stolpe öffentlich propagiert wur<strong>de</strong> -<br />

nur um ein Märchen han<strong>de</strong>lt.<br />

4. Die Son<strong>de</strong>rversorgung <strong>de</strong>r Politbüro-Siedlung<br />

Wandlitz<br />

Die Versorgung <strong>de</strong>r Politbüro-Siedlung Wandlitz ist<br />

ein beson<strong>de</strong>rs treffen<strong>de</strong>s Beispiel für die fehlen<strong>de</strong><br />

Übereinstimung von Theorie <strong>und</strong> Praxis <strong>de</strong>s real existieren<strong>de</strong>n<br />

Sozialismus. Sie ver<strong>de</strong>utlicht, daß die<br />

SED-Politprominenz im wahrsten Sinn <strong>de</strong>s Wortes<br />

Wasser für das Volk predigte, hinter <strong>de</strong>n Sicherungsanlagen<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung aber - zumin<strong>de</strong>st<br />

nach DDR-Maßstäben - <strong>de</strong>n Wein in vollen Zügen<br />

genoß. Es wur<strong>de</strong>n we<strong>de</strong>r Kosten noch Mühen ge-<br />

scheut, auch die ausgefallensten Wünsche <strong>de</strong>r SED<br />

Nomenklatura nach Gütern aus <strong>de</strong>m Westen, die für<br />

<strong>de</strong>n gewöhnlichen DDR-Bürger nicht beschaffbar<br />

o<strong>de</strong>r unerschwinglich waren, zu befriedigen.<br />

In beson<strong>de</strong>rs wi<strong>de</strong>rwärtiger Weise bediente sich das<br />

System dafür sogar <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Menschen im Westen


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

an ihre Familienangehörigen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e in <strong>de</strong>r<br />

DDR gesandten Päckchen mit Gütern <strong>de</strong>s täglichen<br />

Bedarfs, die vom Amt für Zoll <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s Warenverkehrs<br />

eingezogen wur<strong>de</strong>n. Die Spitzen-Kommunisten<br />

<strong>de</strong>r SED schreckten nicht davor zurück, sich<br />

auch auf Kosten <strong>de</strong>r einfachen Menschen zu bereichern.<br />

Die Waldsiedlung selbst kann nur als Kunstgebil<strong>de</strong><br />

verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m völlig an<strong>de</strong>re Gesetzmäßigkeiten<br />

als in <strong>de</strong>r übrigen DDR galten. So mußte die<br />

Politprominenz für mit Devisen beschaffte West-Produkte<br />

nicht etwa mit Devisen wie <strong>de</strong>r DDR-Normalbürger<br />

in <strong>de</strong>n Intershops zahlen. Sie durfte dies in<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR tun. Dabei wur<strong>de</strong> zum Teil ein Währungsverhältnis<br />

zur Deutschen Mark in Höhe von 1 : 1<br />

angenommen; in an<strong>de</strong>ren Fällen legte man zugunsten<br />

<strong>de</strong>r Wandlitz-Bewohner willkürlich einen Umtauschkurs<br />

zugr<strong>und</strong>e, <strong>de</strong>r zwar höher als 1 : 1 war, in<br />

je<strong>de</strong>m Fall aber noch unterhalb <strong>de</strong>s sog. Richtungskoeffizienten<br />

lag. Im Ergebnis war also die Versorgung<br />

<strong>de</strong>r SED-Spitze in je<strong>de</strong>m Fall ein Devisen-Zuschußgeschäft<br />

zu Lasten <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft. Der angerichtete<br />

Scha<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> vergrößert durch <strong>de</strong>n Umstand,<br />

daß die Wandlitz-Bewohner in fürsorglicher<br />

Weise dafür Sorge trugen, daß nicht nur sie selbst,<br />

son<strong>de</strong>rn auch ihre Familienangehörigen - bis ins<br />

zweite <strong>und</strong> dritte Glied - in <strong>de</strong>n Genuß <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rversorgung<br />

kamen.<br />

Die Menschen, die dienstliche Kenntnis von diesen<br />

Privilegien in <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz bekamen,<br />

erhielten selbst abgestufte P rivilegien <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n so<br />

in vielfältiger Weise vorn Regime korrumpiert. So hatten<br />

etwa Wandlitz-Bedienstete die Möglichkeit, min<strong>de</strong>stens<br />

die in <strong>de</strong>r DDR begeh rten Exquisit-Produkte<br />

in <strong>de</strong>r Waldsiedlung einzukaufen. Was in <strong>de</strong>r in<br />

Wandlitz von <strong>de</strong>m MfS-Unternehmen Letex betriebenen<br />

La<strong>de</strong>neinrichtung keinen Abnehmer fand, gelangte<br />

in die Verkaufseinrichtungen <strong>de</strong>r „Verwaltung<br />

Rückwärtige Dienste" <strong>de</strong>s MfS, wo ausgewählten<br />

MfS-Mitarbeitern Gelegenheit zum Kauf dieser begehrten<br />

Güter eingeräumt wur<strong>de</strong>.<br />

Im übrigen wur<strong>de</strong> die Waldsiedlung Wandlitz insgesamt<br />

vorn MfS betrieben. Es stellte das geheimschutzverpflichtete<br />

Service-Personal, die Sicherungskräfte<br />

<strong>und</strong> mit <strong>de</strong>m Unternehmen Letex ein nach zivilen<br />

Maßstäben aufgebautes Han<strong>de</strong>lsobjekt, das aber<br />

praktisch Teil <strong>de</strong>r Hauptabteilung Personenschutz<br />

<strong>de</strong>s MfS war. Absolute Loyalität <strong>und</strong> Diskretion war<br />

selbstverständlich. Alle Mitarbeiter waren aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

<strong>de</strong>n Bewohnern <strong>de</strong>r Waldsiedlung „die Wünsche<br />

von <strong>de</strong>n Augen abzulesen" .<br />

Ohne Dr. Schalck-Golodkowski mit seinem Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung hätte die Luxusversorgung<br />

<strong>de</strong>r Spitzenfunktionäre aber nicht gesichert<br />

wer<strong>de</strong>n können. So stellte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung die notwendigen Devisen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

Deutsche Mark, um <strong>de</strong>n Repräsentanten von<br />

Partei <strong>und</strong> Staat <strong>de</strong>n von ihnen gewünschten Lebenswan<strong>de</strong>l<br />

zu ermöglichen. Entgegen <strong>de</strong>n Einlassungen<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis müssen ihm die<br />

Vorgänge um die Waldsiedlung Wandlitz aber auch<br />

persönlich zum Vorwurf gemacht wer<strong>de</strong>n. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski hat seinen eigenen Beitrag<br />

zur Versorgung <strong>de</strong>r Spitzenfunktionäre <strong>de</strong>r SED ge-<br />

leistet. So unterstand ihm persönlich die sog. Croy-<br />

Beschaffergruppe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

(benannt nach einem Mitarbeiter namens<br />

Croy), die sich im wesentlichen um die Bef riedigung<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rwünsche von Honecker, Dr. Mittag <strong>und</strong><br />

Mielke zu bemühen hatte. Ähnlich agierte eine<br />

zweite Kuriergruppe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

unter Leitung von Sigrid Schalck-Golodkowski,<br />

mit <strong>de</strong>ren Hilfe Wünsche, die über Letex<br />

nicht o<strong>de</strong>r nicht schnell genug befriedigt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten, erledigt wur<strong>de</strong>n. Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Sigrid<br />

Schalck-Golodkowski kümmerten sich auch um<br />

die Infrastruktur <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz, etwa<br />

wenn es um die Ausstattung <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>neinrichtung<br />

in Wandlitz ging. Nicht zuletzt <strong>de</strong>r Umstand, daß<br />

auf Veranlassung Dr. Schalck-Golodkowskis im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung alle die Son<strong>de</strong>rversorgung<br />

<strong>de</strong>r Wandlitz-Bewohner betreffen<strong>de</strong>n<br />

Belege <strong>und</strong> Unterlagen jeweils vernichtet wur<strong>de</strong>n,<br />

ver<strong>de</strong>utlicht, daß sich <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung über die politische Brisanz<br />

<strong>und</strong> moralische Anstößigkeit seines Tuns im klaren<br />

war. Gleichzeitig erschwert dies heute die Aufklärung<br />

über Art <strong>und</strong> Ausmaß <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rversorgung<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz.<br />

Der ehemalige Leiter <strong>de</strong>s Büros <strong>de</strong>s Politbüros, Dr. Edwin<br />

Schwertner, hat in seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m 1.<br />

Untersuchungsausschuß zum Ausdruck gebracht,<br />

daß <strong>de</strong>r Generalsekretär <strong>de</strong>r SED als höchster Parteirepräsentant<br />

sich selbst für das verantwortlich fühlte,<br />

was in Wandlitz geschah. Ein erster Anstoß zur Einrichtung<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rversorgung <strong>de</strong>r Politprominenz<br />

kam im Februar 1953 aus höchsten Parteikreisen,<br />

nämlich <strong>de</strong>m damaligen Mitvorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r SED Otto<br />

Grotewohl, <strong>de</strong>r von 1949 bis 1964 auch Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>r DDR war. Später war es dann Dr. Schalck-<br />

Golodkowski, <strong>de</strong>r - unabhängig von <strong>de</strong>r politischen<br />

Verantwortung <strong>de</strong>r SED-Parteiführung - mit seinem<br />

Bereich „Kommerzielle Koordinierung" die Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung sicherstellte <strong>und</strong> damit die<br />

vor <strong>de</strong>r Öffentlichkeit geheimgehaltene Selbstbegünstigung<br />

<strong>de</strong>r DDR-Machthaber <strong>und</strong> SED-Größen gewährleistete.<br />

5. Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

Der 1. Untersuchungsausschuß hat <strong>de</strong>n Komplex<br />

„Waffenhan<strong>de</strong>l" beson<strong>de</strong>rs intensiv <strong>und</strong> über einen<br />

langen Zeitraum hinweg aufgeklärt. Es ist davon auszugehen,<br />

daß die wichtigsten Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Waffenhan<strong>de</strong>l weitgehend geklärt sind.<br />

Zwar kann angenommen wer<strong>de</strong>n, daß in <strong>de</strong>n Akten<br />

noch unausgewertete Informationen zu Einzelfällen<br />

enthalten sind. Insgesamt ist es <strong>de</strong>m 1. Untersuchungsausschuß<br />

aber gelungen, sich einen umfassen<strong>de</strong>n<br />

Überblick über die Art, Struktur, Inhalte <strong>und</strong> die<br />

finanziellen <strong>und</strong> politischen Bedingungen <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zu verschaffen.<br />

Aus ökonomischer Sicht war <strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>l für<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung nicht von<br />

wesentlicher Be<strong>de</strong>utung. Das ursprünglich ins Auge<br />

gefaßte Ziel, durch Han<strong>de</strong>l mit Waffen zu einer stabi-


len Devisenerwirtschaftung beizutragen, dürfte nicht<br />

erreicht wor<strong>de</strong>n sein. Insgesamt hat <strong>de</strong>r personelle<br />

<strong>und</strong> organisatorische Aufwand - insbeson<strong>de</strong>re unter<br />

<strong>de</strong>n hier beson<strong>de</strong>rs zu beachten<strong>de</strong>n konspirativen Bedingungen<br />

- <strong>de</strong>n Devisenertrag <strong>de</strong>utlich überstiegen.<br />

Aus <strong>de</strong>r Rückschau betrachtet ist zu<strong>de</strong>m nicht erkennbar,<br />

daß hinter <strong>de</strong>m Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung eine überlegte wirtschaftliche<br />

Strategie stand. Vielmehr ist davon auszugehen,<br />

daß <strong>de</strong>r Einzelfall von Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäften<br />

mit <strong>de</strong>m Iran Anlaß dazu bot, eine Aus<strong>de</strong>hnung<br />

dieses Han<strong>de</strong>ls auch auf an<strong>de</strong>re Abnehmer ins Auge<br />

zu fassen. Der Beginn <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung vermittelt eher<br />

<strong>de</strong>n Eindruck <strong>de</strong>r Zufälligkeit <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ausnützens einer<br />

sich aufgr<strong>und</strong> einer beson<strong>de</strong>ren politischen Lage<br />

ergeben<strong>de</strong>n Gelegenheit.<br />

Die Führung <strong>de</strong>r DDR, die nach <strong>de</strong>n Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s Ausschusses in alle wesentlichen Entscheidungen<br />

zum Bereich Waffenhan<strong>de</strong>l eingeb<strong>und</strong>en war,<br />

dürfte diese Art von Geschäften auch als Vehikel für<br />

politische Einflußnahme in Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Dritten Welt<br />

betrachtet haben. Das inte rnational beson<strong>de</strong>rs sensible<br />

Geschäft <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls hat für die Partei<strong>und</strong><br />

Staatsführung <strong>de</strong>r DDR eine Möglichkeit dargestellt,<br />

„<strong>de</strong>n Fuß in die Tür" von zahlreichen Entwicklungslän<strong>de</strong>rn<br />

zu bekommen.<br />

Nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hat sich Dr. Schalck-Golodkowski alle Entscheidungen<br />

über Art <strong>und</strong> Umfang <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls<br />

zumin<strong>de</strong>st durch das Politbüro-Mitglied Dr. Mittag,<br />

darüber hinaus aber auch durch <strong>de</strong>n SED-Generalsekretär<br />

Honecker selbst genehmigen lassen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Entscheidung darüber, welche Län<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />

sonstigen Abnehmer mit Waffen beliefe rt wer<strong>de</strong>n sollten,<br />

sind keine politischen Einschränkungen erkennbar.<br />

Für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bzw. für das mit <strong>de</strong>m Waffenhan<strong>de</strong>l beauftragte Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

IMES stand die Erwirtschaftung von Devisen im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong><br />

ihres Han<strong>de</strong>lns. Waffen wur<strong>de</strong>n unbe<strong>de</strong>nklich<br />

in Krisen- o<strong>de</strong>r Kriegsgebiete geliefert.<br />

Mehrere Aspekte, die auf politische Entscheidungen<br />

zurückgehen, sind dabei aber beson<strong>de</strong>rs bemerkenswert:<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n sonst stets betonten, beson<strong>de</strong>rs<br />

fre<strong>und</strong>schaftlichen Beziehungen zur Sowjetunion gab<br />

es für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung auch<br />

dann keine Einschränkungen für seine Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte,<br />

wenn damit Interessen o<strong>de</strong>r sogar<br />

rechtlich festgelegte Lizenzrechte <strong>de</strong>r Sowjetunion<br />

verletzt wur<strong>de</strong>n. Angesichts <strong>de</strong>s sonst immer beson<strong>de</strong>rs<br />

betont engen <strong>und</strong> partnerschaftlichen Verhältnisses<br />

zur Sowjetunion ist die Tatsache beson<strong>de</strong>rs auffällig,<br />

daß die Partei- <strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r DDR in<br />

einem Einzelfall entschied, eine entsprechen<strong>de</strong> Intervention<br />

<strong>de</strong>s Verteidigungsministers <strong>de</strong>r Sowjetunion<br />

schlichtweg nicht zu beantworten. Der durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung bewußt vorgenommene<br />

Verstoß gegen Lizenzrechte <strong>de</strong>r Sowjetunion<br />

<strong>und</strong> gegen die zwischen <strong>de</strong>n Staaten <strong>de</strong>s Warschauer<br />

Paktes vereinbarten Gr<strong>und</strong>sätze über <strong>de</strong>n<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> die militärische Zusammenarbeit<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

dieser Staaten zeigt auf, in welche Devisennot die<br />

DDR seinerzeit geraten war: Man nahm sehen<strong>de</strong>n Auges<br />

sogar eine Brüskierung <strong>de</strong>s wichtigsten Verbün<strong>de</strong>ten<br />

in Kauf.<br />

Noch geringere Einschränkungen erlegte sich <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung auf, wenn es um<br />

Waffenlieferungen an Vertreter <strong>de</strong>s internationalen<br />

Terrorismus ging. Hier stand offensichtlich das Ziel<br />

<strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung so sehr im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>,<br />

daß in Einzelfällen selbst <strong>de</strong>utliche schriftliche Warnungen<br />

<strong>de</strong>r eigenen Mitarbeiter die Leitung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung nicht dazu veranlaßten,<br />

von Geschäften mit international geächteten<br />

Terroristengruppen Abstand zu nehmen („wenn er<br />

zahlt, wird er beliefert").<br />

Diese Verhaltensweise dokumentiert beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich<br />

die Diskrepanz zwischen <strong>de</strong>n sonst bei je<strong>de</strong>r Gelegenheit<br />

verbal herausgestellten Bekenntnissen <strong>de</strong>r<br />

DDR zur Frie<strong>de</strong>nsliebe <strong>und</strong> Achtung <strong>de</strong>s internationalen<br />

Völkerrechts einerseits <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Skrupellosigkeit<br />

an<strong>de</strong>rerseits, mit <strong>de</strong>r man um <strong>de</strong>r Verfolgung an<strong>de</strong>rer<br />

Ziele willen die Zusammenarbeit mit verbrecherischen<br />

Organisationen in Kauf nahm.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung bediente<br />

sich für seine Waffenexporte auch <strong>de</strong>r Hilfe internationaler<br />

Waffenhändler. Dies diente u.a. auch dazu, gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Herstellern <strong>und</strong> Lieferanten von Waffen<br />

die Beteiligung offizieller Stellen <strong>de</strong>r DDR sowie <strong>de</strong>n<br />

endgültigen Verbleib <strong>de</strong>r Waffen zu verschleiern. Für<br />

eine bewußte <strong>und</strong> gewollte Kooperation westlicher<br />

Waffenhersteller mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

hat <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß, mit wenigen<br />

Ausnahmefällen, allerdings keine Indizien feststellen<br />

können. Soweit in Einzelfällen strafrechtlich<br />

relevantes Han<strong>de</strong>ln von Waffenherstellern aus westlichen<br />

o<strong>de</strong>r neutralen Staaten festzustellen ist, sind die<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Verfahren abgeschlossen bzw. noch im<br />

Gange.<br />

Der Bereich Waffenhan<strong>de</strong>l war ein beson<strong>de</strong>rer<br />

Schwerpunkt <strong>de</strong>r Zusammenarbeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mit <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Staatssicherheit. Das durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung angelegte Waffenlager in Kavelstorf<br />

wur<strong>de</strong> vollständig durch Kräfte <strong>de</strong>s MfS geführt,<br />

verwaltet <strong>und</strong> gesichert. Hier ist eine <strong>de</strong>utliche, auch<br />

institutionell festgelegte Verzahnung zwischen <strong>de</strong>m<br />

MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

nachgewiesen. Der sensible Bereich <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls<br />

unterlag in allen Facetten vollständig <strong>de</strong>r Kontrolle<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit. Umgekehrt<br />

führte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

in Einzelfällen auch Waffenbeschaffungsaufträge für<br />

das Ministerium für Staatssicherheit durch, insbeson<strong>de</strong>re,<br />

wenn es um die Beschaffung westlicher Waffen<br />

ging, die innerhalb <strong>de</strong>s MfS Verwendung fin<strong>de</strong>n sollten.<br />

Das Ministerium für Staatssicherheit installierte<br />

innerhalb <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmens IMES<br />

nicht nur zahlreiche Inoffizielle Mitarbeiter. Bei <strong>de</strong>r<br />

Gründung <strong>de</strong>s Waffenbeschaffungsunternehmens<br />

WITRA engagierte es sich in beson<strong>de</strong>rer Weise durch<br />

Abstellung eines MfS-Offiziers als Geschäftsführer<br />

dieses Unternehmens.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Insgesamt ist festzustellen, daß im Bereich <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls<br />

die Diskrepanz zwischen <strong>de</strong>n öffentlich<br />

reklamierten moralischen Ansprüchen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n tatsächlichen Handlungen <strong>de</strong>s SED-Regimes beson<strong>de</strong>rs<br />

groß war. In <strong>de</strong>r Realität hatte die Leitung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung keine Be<strong>de</strong>nken,<br />

mit ausdrücklicher Zustimmung <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong><br />

Staatsführung, im Bereich <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls gegen<br />

gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong> humanitäre <strong>und</strong> völkerrechtliche Prinzipien<br />

zu verstoßen.<br />

6. Embargoverstöße<br />

Han<strong>de</strong>l mit embargobehin<strong>de</strong>rter Ware war eine Erweiterung<br />

<strong>de</strong>r Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung. Während die Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

in <strong>de</strong>r Erwirtschaftung <strong>de</strong>r für die DDR-Wirtschaft notwendigen<br />

Devisen lagen, war <strong>de</strong>r Komplex „Han<strong>de</strong>l<br />

mit embargobehin<strong>de</strong>rter Ware" dadurch gekennzeichnet,<br />

daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

vorhan<strong>de</strong>ne Devisen zum Impo rt dringend benötigter<br />

westlicher Güter einsetzte, die in <strong>de</strong>r DDR-<br />

Volkswirtschaft Verwendung fin<strong>de</strong>n sollten.<br />

Die Einschränkung von Lieferungen von Hochtechnologieprodukten<br />

aus <strong>de</strong>n westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn<br />

in die Staaten <strong>de</strong>s Warschauer Paktes hat eine<br />

lange Geschichte. Die sogenannten CoCom-Listen<br />

bil<strong>de</strong>ten die Basis für Exportverbote von Hochtechnologie<br />

insbeson<strong>de</strong>re in die Ostblock-Staaten. Hochtechnologie<br />

war daher von jeher ein bevorzugtes Objekt<br />

<strong>de</strong>r Militär- <strong>und</strong> Industriespionage aller Staaten<br />

<strong>de</strong>s Warschauer Paktes, darunter auch <strong>de</strong>r DDR. Sie<br />

gehört zu <strong>de</strong>n klassischen Aufgaben <strong>de</strong>r östlichen<br />

Nachrichtendienste <strong>und</strong> war innerhalb <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit ein Hauptaufgabenfeld <strong>de</strong>r<br />

Hauptverwaltung Aufklärung (HVA). Mit <strong>de</strong>r Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in<br />

die Beschaffung von Embargowaren gewann erstmals<br />

<strong>de</strong>r volkswirtschaftliche Aspekt Priorität. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Beschlüsse <strong>de</strong>s Zentralkomitees <strong>de</strong>r SED Mitte<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre setzten einen Schwerpunkt <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft in <strong>de</strong>n Bereichen<br />

Mikroelektronik <strong>und</strong> Computertechnologie. Die Wi rt<br />

-schaftspolitik <strong>de</strong>r SED unter Führung von Dr. Günter<br />

Mittag sah hier offensichtlich erhebliche Entwicklungschancen,<br />

die Wirtschaft <strong>de</strong>r DDR auf eine qualitativ<br />

höhere Stufe zu heben <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Anschluß an die<br />

internationale technologische <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Entwicklung zu gewinnen.<br />

In Ausführung dieser wirtschaftspolitischen Strategie<br />

<strong>de</strong>r SED erfolgte eine Konzentration <strong>de</strong>r bis dahin vorwiegend<br />

unter nachrichtendienstlichen Aspekten erfolgten<br />

Beschaffung von Hochtechnologie aus <strong>de</strong>m<br />

westlichen Ausland auf <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unter Dr. Schalck-Golodkowski. Die<br />

SED-Führung hatte erkannt, daß die Industrie <strong>de</strong>r<br />

DDR nur dann auf <strong>de</strong>m Weltmarkt konkurrenzfähig<br />

wer<strong>de</strong>n konnte, wenn sie insbeson<strong>de</strong>re im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Mikroelektronik das Niveau westlicher Industriestaaten<br />

erreichen wür<strong>de</strong>. Zugleich war <strong>de</strong>r Partei-<br />

<strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r DDR klar gewor<strong>de</strong>n, daß dies<br />

aus ausschließlich eigenen Kräften o<strong>de</strong>r innerhalb <strong>de</strong>s<br />

planwirtschaftlichen Systems <strong>de</strong>r Warschauer Ver-<br />

tragsstaaten nicht zu erreichen war. Die Konsequenz<br />

konnte nur lauten, sich die technologische Hilfe für<br />

<strong>de</strong>n Anschluß an <strong>de</strong>n Standard <strong>de</strong>r Weltmärkte dort<br />

zu beschaffen, wo sie vorhan<strong>de</strong>n waren: im westlichen<br />

Ausland.<br />

Den Entscheidungsträgern <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung<br />

<strong>de</strong>r DDR, insbeson<strong>de</strong>re auch Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

war klar, daß es unter <strong>de</strong>n Bedingungen <strong>de</strong>r<br />

Ost-West-Konfrontation nicht einfach sein wür<strong>de</strong>,<br />

westliche Hochtechnologie über die Grenze zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n wirtschaftlichen <strong>und</strong> militärpolitischen<br />

Blöcken zu transferieren. Unter <strong>de</strong>n Bedingungen <strong>de</strong>s<br />

CoCom-Systems unterlag die Lieferung <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Hochtechnologie in die Staaten <strong>de</strong>s Warschauer<br />

Paktes strengsten Ausfuhrbegrenzungen.<br />

Die Beschaffung solcher Technologie unter diesen erschwerten<br />

Bedingungen erfor<strong>de</strong>rte eine <strong>de</strong>utliche<br />

Schwerpunktsetzung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

- sowohl was <strong>de</strong>n hohen Deviseneinsatz<br />

angeht, als auch durch Schaffung höchst komplizierter<br />

Organisationsformen. Innerhalb <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

auch innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

selbst waren die Strukturen zur Beschaffung von<br />

Embargoware durch eine Mischung von Planwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Konspiration gekennzeichnet. Der 1. Untersuchungsausschuß<br />

hat festgestellt, daß insbeson<strong>de</strong>re<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>de</strong>s Bestehens <strong>de</strong>r DDR die<br />

Beschaffung von Mikroelektronik tatsächlich einer<br />

<strong>de</strong>r Schwerpunkte <strong>de</strong>r Aufgaben <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung war. So ist dies auch durch<br />

Dr. Schalck-Golodkowski selbst gesehen <strong>und</strong> im<br />

nachhinein dargestellt wor<strong>de</strong>n. Sein eigener Einfluß<br />

beschränkte sich dabei gr<strong>und</strong>sätzlich auf die Schaffung<br />

<strong>de</strong>r notwendigen Organisationsstrukturen. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski errichtete das organisatorische<br />

Geflecht von Aufgaben<strong>de</strong>finition, Beschaffungslinien<br />

<strong>und</strong> Abrechnungsmodalitäten, das <strong>de</strong>n Import von<br />

Hochtechnologie unter <strong>de</strong>n han<strong>de</strong>lspolitischen Bedingungen<br />

überhaupt erst ermöglichte. Nur in wenigen<br />

Fällen konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß feststellen,<br />

daß Dr. Schalck-Golodkowski sich um Einzelfälle<br />

<strong>de</strong>r Beschaffung von Hochtechnologie selbst gekümmert<br />

hat.<br />

Insgesamt erfuhr <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

durch diese Entwicklung einen erheblichen<br />

Zuwachs an Macht, insbeson<strong>de</strong>rs ab Mitte <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre. Beispielsweise verstand es Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

das bis dahin bestehen<strong>de</strong> Direktorat Anlagenimport<br />

aus <strong>de</strong>m Kombinat Mikroelektronik herauszulösen<br />

<strong>und</strong> unter an<strong>de</strong>ren organisatorischen Bedingungen<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zuzuordnen. Ferner gelang es ihm, die eigentlichen<br />

Bedarfsträger dieser Importe in die Rolle von bloßen<br />

„Abnehmern" importierter Ware zu drängen, so daß<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung erhebliche<br />

Einflußmöglichkeiten in bezug auf Art <strong>und</strong> Umfang<br />

von Technologieimporten gewann.<br />

Diese Konzentration wirtschaftlicher Macht auf <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung ging einher mit<br />

<strong>de</strong>r Konzentration sicherheitspolitischer Macht, insbeson<strong>de</strong>re<br />

durch die Verflechtung mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit. Diese Verflechtung war gera<strong>de</strong>zu<br />

eine wesentliche Vorbedingung für eine erfolgreiche<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koor-


dinierung in diesem Bereich. In kaum einem an<strong>de</strong>ren<br />

Aufgabenfeld <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

ist <strong>de</strong>nn auch die unmittelbare Verzahnung mit<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit so augenfällig<br />

wie bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargoware. Das Ministerium<br />

für Staatssicherheit brachte seine schon lange<br />

bestehen<strong>de</strong>n, nachrichtendienstlich geprägten „Beschaffungslinien"<br />

in die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung ein. Der für die Beschaffung<br />

von Embargoware innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zuständige „Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4" arbeitete äußerst eng mit <strong>de</strong>r „Arbeitsgruppe<br />

MAH" <strong>de</strong>s MfS zusammen. Diese Organisationseinheit<br />

<strong>de</strong>s MfS war nicht nur räumlich nah beim<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung untergebracht;<br />

das MfS nahm auch intensiven Einfluß auf die Auswahl<br />

<strong>de</strong>s Führungspersonals <strong>de</strong>r Organisationseinheiten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, die<br />

sich mit <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargoware befaßten.<br />

Insgesamt ist ein Netz von Verflechtungen zwischen<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> seinen<br />

Organisationseinheiten <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Organisationseinheiten<br />

<strong>de</strong>s MfS (Hauptabteilung XVIII/8, AG MAH,<br />

Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik <strong>de</strong>r HVA) festzustellen.<br />

Innerhalb dieser Organisationsstrukturen unterhielt<br />

das MfS eine Reihe von Tarnfirmen, die eng mit<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung zusammenarbeiteten.<br />

Der Gr<strong>und</strong> für dieses scheinbare Organisationswirrwarr<br />

ist nicht nur historisch zu erklären. Er liegt<br />

auch in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utlich erkennbaren Bemühen <strong>de</strong>r<br />

Entscheidungsträger begrün<strong>de</strong>t, durch Aufspaltung<br />

von Aufgaben <strong>und</strong> Abschottung <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

voneinan<strong>de</strong>r eine st rikte Geheimhaltung <strong>de</strong>r Aufgabenwahrnehmung<br />

sicherzustellen. Insofern hat <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung unter Dr.<br />

Schalck-Golodkowski die geheimdienstlich geprägte<br />

Sicherheitsphilosophie <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

in vollem Umfange übernommen <strong>und</strong> ausgebaut.<br />

Den Entscheidungsträgern <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung war klar, daß sie mit <strong>de</strong>r von<br />

ihnen veranlaßten Ausfuhr embargobehin<strong>de</strong>rter<br />

Hochtechnologie aus CoCom-Staaten gegen Rechtsvorschriften<br />

nahezu aller westlicher Industriestaaten<br />

verstießen, mit <strong>de</strong>nen sie sonst regulären Han<strong>de</strong>l<br />

trieben. Allerdings ist festzustellen, daß an diesem<br />

rechtswidrigen Technologietransfer in <strong>de</strong>r Regel immer<br />

auch ein Partner auf <strong>de</strong>r westlichen Seite eingeschaltet<br />

war. Die Lieferung von embargobehin<strong>de</strong>rter<br />

Hochtechnologie in die Staaten <strong>de</strong>s Warschauer<br />

Paktes konnte nur funktionieren, wenn sich auch<br />

auf westlicher Seite Händler <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r Hersteller<br />

von Hochtechnologie fan<strong>de</strong>n, die bereit waren, gegen<br />

das strafrechtlich sanktionierte Außenwirtschaftsrecht<br />

zu verstoßen. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat insgesamt nicht festgestellt, daß, von wenigen<br />

Ausnahmen abgesehen, auf seiten westlicher<br />

Industrieunternehmen <strong>und</strong> Herstellern von Hochtechnologieprodukten<br />

eine gezielte Strategie zum<br />

Durchbrechen von Embargobestimmungen verfolgt<br />

wur<strong>de</strong>. Die meisten Hersteller von embargobehin<strong>de</strong>rter<br />

Hochtechnologie wur<strong>de</strong>n durch geschickte<br />

Manipulationen <strong>und</strong> Verschleierungen von Lieferwegen<br />

<strong>und</strong> Endabnehmern über <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

Verbleib ihrer Produkte getäuscht. Dafür, daß Großhersteller<br />

<strong>de</strong>rartiger Technologie im eigenen Gewinninteresse<br />

ein solches Getäuschtwer<strong>de</strong>n billigend<br />

in Kauf genommen hätten, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

mit wenigen Ausnahmen keine<br />

Hinweise feststellen können.<br />

Wesentlich an<strong>de</strong>rs stellt sich jedoch das Bild auf <strong>de</strong>r<br />

Ebene <strong>de</strong>r Händler bzw. Vermittler von Hochtechnologie<br />

dar. Hier waren ausgeprägte wirtschaftskriminelle<br />

Strukturen festzustellen, die in zahlreichen Fällen<br />

strafrechtliche Relevanz haben. Manipulationen<br />

von Vertragsunterlagen <strong>und</strong> Bestellungen waren<br />

ebenso an <strong>de</strong>r Tagesordnung wie das Ersetzen von<br />

tatsächlichen Lieferungen durch buchmäßige Übergabe<br />

von einem Zwischenhändler zum an<strong>de</strong>ren, um<br />

so gegenüber <strong>de</strong>n Herstellern <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Aufsichtsbehör<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>n tatsächlichen Endabnehmer von Hochtechnologieerzeugnissen<br />

zu verschleiern. Zum Repertoire<br />

<strong>de</strong>r Manipulationen gehörte sogar die Vortäuschung<br />

von Schiffshavarien <strong>und</strong> Brän<strong>de</strong>n, um embargobehin<strong>de</strong>rte<br />

Ware gleichsam „verschwin<strong>de</strong>n" zu lassen.<br />

Die kriminellen Züge dieser Verhaltensweisen zeigen<br />

sich auch bei <strong>de</strong>r Untersuchung <strong>de</strong>r Zahlungswege.<br />

In wenigen Einzelfällen wur<strong>de</strong>n Erzeugnisse <strong>de</strong>r<br />

Hochtechnologie im Wege „Ware gegen Bargeld" geliefert.<br />

In <strong>de</strong>r weitaus überwiegen<strong>de</strong>n Zahl <strong>de</strong>r Fälle<br />

erfolgten die Zahlungen durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung auf äußerst verschlungenen Wegen<br />

unter Inanspruchnahme verschie<strong>de</strong>ner international<br />

tätiger Banken, um sowohl im Interesse <strong>de</strong>r Lieferanten<br />

als auch <strong>de</strong>r Abnehmer die wahre I<strong>de</strong>ntität<br />

von Zahlen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Zahlungsempfängern zu tarnen.<br />

Wenn dann auf DDR-Seite nach Erhalt <strong>de</strong>r Ware alles<br />

unternommen wur<strong>de</strong>, um die Technologieerzeugnisse<br />

zu „neutralisieren", d.h. Firmenschil<strong>de</strong>r, Typenbezeichnungen,<br />

Handbücher usw. unkenntlich zu<br />

machen, so r<strong>und</strong>et dies sowohl auf westlicher als auch<br />

auf östlicher Seite das Bild ab, das insgesamt alle<br />

Kennzeichen organisierter Kriminalität trägt. Die<br />

westlichen Partner dieser organisierten Kriminalität<br />

han<strong>de</strong>lten dabei in <strong>de</strong>r Regel aus reinem Gewinnstreben,<br />

nicht etwa aufgr<strong>und</strong> politischer Überzeugung.<br />

Zum Bild <strong>de</strong>s „kriminellen Milieus", in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung tätig war, gehört<br />

auch die Tatsache, daß die DDR-Seite für die gelieferte<br />

Ware <strong>de</strong>utlich überhöhte Preise zu zahlen<br />

hatte, was mit <strong>de</strong>m strafrechtlichen Risiko <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

erhöhten organisatorischen Aufwand <strong>de</strong>r Embargohändler<br />

begrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Daß dabei auch für solche<br />

Waren „Risikozuschläge" gefor<strong>de</strong>rt <strong>und</strong> gezahlt wur<strong>de</strong>n,<br />

die tatsächlich keinen Embargobestimmungen<br />

unterlagen <strong>und</strong> frei han<strong>de</strong>lbar gewesen wären, wirft<br />

ein bezeichnen<strong>de</strong>s Bild sowohl auf die kriminelle<br />

Energie <strong>de</strong>r hier tätigen Embargohändler als auch<br />

auf die Ineffizienz <strong>de</strong>r Organisation auf <strong>de</strong>r Abnehmerseite.<br />

Insgesamt ist nicht festzustellen, daß die erheblichen<br />

organisatorischen <strong>und</strong> finanziellen Bemühungen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>r DDR<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>n gewünschten Erfolg gebracht<br />

hätten. Die flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Einführung von Mikroelektronik<br />

auf technologischem Weltniveau blieb <strong>de</strong>r<br />

DDR-Industrie weitgehend versagt, <strong>de</strong>r erhoffte tech-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

nologische <strong>und</strong> wirtschaftliche „Innovationsschub"<br />

blieb bis zur Wen<strong>de</strong> aus. Insofern blieben Aufwand<br />

<strong>und</strong> Ertrag <strong>de</strong>s illegalen Technologieimportes in einem<br />

unwirtschaftlichen Verhältnis.<br />

Für die Gegenwart <strong>und</strong> die Zukunft ist festzustellen,<br />

daß die Behör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r auf diesem<br />

Aufgabenfeld noch erhebliche Aufklärungsarbeiten<br />

zu leisten haben:<br />

Die strafrechtliche Aufarbeitung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

in zahlreichen Fällen begangenen Verstöße<br />

gegen Rechtsvorschriften muß konzentriert <strong>und</strong> konsequent<br />

fortgeführt wer<strong>de</strong>n. Hier sind insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Strafverfolgungsbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r gefor<strong>de</strong>rt,<br />

soweit nicht wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>r geheimdienstlichen<br />

Agententätigkeit die Zuständigkeit <strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwaltes<br />

gegeben ist.<br />

Eine konsequente Strafverfolgung kann aber auch einen<br />

notwendigen Beitrag zur Verhütung zukünftiger<br />

Schä<strong>de</strong>n leisten. Bei <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>r Strukturen<br />

<strong>de</strong>s illegalen Technologieimportes <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung gelang es zahlreichen früheren<br />

Entscheidungsträgern, sich in alte o<strong>de</strong>r neue privatwirtschaftlich<br />

geprägte Strukturen „hinüberzuretten".<br />

Das Problem <strong>de</strong>s illegalen Technologietransfers<br />

ist durch die Wie<strong>de</strong>rvereinigung Deutschlands<br />

<strong>und</strong> die Auflösung <strong>de</strong>s Warschauer Paktes nicht weggefallen.<br />

Im Weltmaßstab stellt sich dieses Problem<br />

weiterhin <strong>und</strong> sogar in verschärftem Maße. Es wird erheblicher<br />

Aufmerksamkeit aller beteiligten Stellen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r bedürfen, um zu verhin<strong>de</strong>rn,<br />

daß frühere Entscheidungsträger <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

ihre Helfershelfer beim i llegalen Technologietransfer<br />

dort weitermachen, wo sie mit <strong>de</strong>m Untergang <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zunächst aufhören<br />

mußten.<br />

7. Weitere Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zur<br />

Devisenerwirtschaftung<br />

a) Devisenerwirtschaftung im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l mittels illegaler Praktiken<br />

aa) Eine umfassen<strong>de</strong> Aufklärung dieses wichtigen<br />

Teilbereichs <strong>de</strong>r Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung hat wegen <strong>de</strong>r vordringlichen<br />

Befassung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses mit<br />

an<strong>de</strong>ren Themen in <strong>de</strong>r zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Zeit<br />

nicht bewältigt wer<strong>de</strong>n können. Um <strong>de</strong>r Entschließung<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages vom 17. Juni 1993<br />

hinsichtlich einer rechtzeitigen <strong>und</strong> umfassen<strong>de</strong>n<br />

Schlußberichterstattung, Rechnung zu tragen, ist <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß gehalten gewesen, sich im<br />

verbleiben<strong>de</strong>n Jahr 1993 auf die Ermittlung einiger<br />

ausgesuchter Sachverhalte zu beschränken, so daß es<br />

- auch angesichts <strong>de</strong>s Aussageverhaltens <strong>de</strong>r hierzu<br />

vernommenen Zeugen - nicht gelungen ist, diese<br />

Thematik vollständig aufzuklären. Soweit sich Dr.<br />

Schalck-Golodkowski zu diesem Komplex geäußert<br />

hat, stimmen seine Angaben zu illegalen Praktiken<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l nicht gänzlich mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Ermittlungsergebnissen<br />

überein.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> kann die Rolle <strong>de</strong>r zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r Umfang ihrer<br />

Verstrickung in illegale Geschäfte sowie die wirt<br />

-schaftlichen Vorteile, die <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung hieraus zog, nicht abschließend beantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

bb) Insgesamt ist festzustellen, daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung mit seinen diversen Unternehmen<br />

seinen Auftrag, „das Wirtschaftspotential<br />

<strong>de</strong>s Fein<strong>de</strong>s", d.h. <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

„mit legalen <strong>und</strong> nichtoffiziellen Mitteln zur Erwirtschaftung<br />

freier Devisen zu nutzen", mit Entschlossenheit<br />

anging <strong>und</strong> auch zur Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Staats-<br />

<strong>und</strong> Parteiführung erfüllte. Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung han<strong>de</strong>lte insoweit exakt nach <strong>de</strong>n<br />

Überlegungen, wie sie Dr. Schalck-Golodkowski<br />

schon 1970 in seiner Disse rtation entwickelt hatte. Einerseits<br />

konnten so freie Devisen ständig beschafft<br />

wer<strong>de</strong>n, an<strong>de</strong>rerseits konnte auf diese Weise „<strong>de</strong>m<br />

Klassenfeind" gescha<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Die Angehörigen<br />

von Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong>n so allerdings teilweise auch Teilnehmer<br />

von Steuerhinterziehungen <strong>und</strong> Urk<strong>und</strong>enfälschungen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat vor <strong>de</strong>m 1. Untersuchungsausschuß<br />

ausgesagt, es seien wohl Unregelmäßigkeiten<br />

im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l vorgekommen,<br />

hierbei dürfte es sich aber um zahlenmäßig geringe<br />

Verfehlungen Einzelner gehan<strong>de</strong>lt haben. Die<br />

Staatsführung habe, um die B<strong>und</strong>esregierung nicht<br />

zu verärgern, peinlich darauf geachtet, <strong>de</strong>rartige Vorkommnisse<br />

zu unterbin<strong>de</strong>n. Dies kann angesichts <strong>de</strong>s<br />

großen Ausmaßes <strong>de</strong>r illegalen Geschäfte nicht richtig<br />

sein. Nach <strong>de</strong>r Aktenlage scheint es vielmehr so<br />

gewesen zu sein, daß die beteiligten Unternehmen<br />

mit Wissen aller Verantwortlichen alles unternommen<br />

haben, um freie Devisen zu erwirtschaften.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Beteiligung am Zigarettenschmuggel<br />

dürfte es wohl auch zu Kontakten mit mafiosen Organisationsstrukturen<br />

gekommen sein. Nicht einmal<br />

Kontakte dieser A rt waren verpönt.<br />

Bis Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre konnten Geschäftsleute aus<br />

<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Europäischen Gemeinschaft <strong>de</strong>n<br />

Wunsch nach Umgehungsgeschäften im Textilbereich<br />

„vertrauensvoll" an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

herantragen. Es wur<strong>de</strong> damit nachhaltig gegen<br />

das Welttextilabkommen verstoßen, gleichzeitig<br />

wur<strong>de</strong>n etliche Millionen an Steuern hinterzogen.<br />

cc) Die B<strong>und</strong>esregierung hatte wegen <strong>de</strong>s konspirativen<br />

Vorgehens <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

nur in begrenztem Umfang Kenntnis von diesen<br />

Sachverhalten. Sie gelangte jeweils nur von Fall zu<br />

Fall zu Informationen über Unregelmäßigkeiten, etwa<br />

im Rahmen von Steuerstrafverfahren gegen Importeure.<br />

Im konkreten Einzelfall wur<strong>de</strong> dann durch die<br />

zuständigen Stellen <strong>de</strong>r Verstoß gegen die Regeln <strong>de</strong>s<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls gerügt. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n<br />

die Kontrollen verschärft. Der exakte Organisationsablauf,<br />

das Zusammenspiel aller beteiligten staatlichen<br />

Stellen auf DDR-Seite, konnte von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

bzw. Zollverwaltungsstelle nicht erkannt<br />

wer<strong>de</strong>n.


dd) Eine Bewertung <strong>de</strong>r Geschäftsbeziehungen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung mit bestimmten<br />

bayerischen Fleischhan<strong>de</strong>lsfirmen wird <strong>de</strong>r Untersuchungsaussschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages zu<br />

treffen haben.<br />

Die Arbeitsteilung zwischen <strong>de</strong>m 1. Untersuchungsausschuß<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s<br />

Bayerischen Landtages hat sich bewährt, da <strong>de</strong>r Versuch<br />

auch diesen Sachverhalt aufzuklären, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m<br />

1. Untersuchungsaussschuß zu Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

zeitlichen Rahmen gesprengt hätte.<br />

b) Devisenerwirtschaftung mittels<br />

Zwangsprovisionen<br />

Mit <strong>de</strong>m System von Zwangsprovisionen nutzte <strong>de</strong>r<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung die Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Verhältnisses <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

staatlichen Außenhan<strong>de</strong>lsmonopols <strong>de</strong>r früheren<br />

DDR für Zwecke <strong>de</strong>r Devisenbeschaffung.<br />

Die Abschöpfung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls mittels<br />

Zwangsprovisionen war für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung eine sichere Einnahmequelle. So<br />

war z.B. bei Importgeschäften die Einschaltung sog.<br />

Vertreterfirmen aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

mit <strong>de</strong>r Zeit zunehmend weniger erf or<strong>de</strong>rlich,<br />

weil die Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Durchführung<br />

<strong>de</strong>s Imports abnahmen. Eine tatsächliche Vermittlungstätigkeit<br />

haben diese sog. Vertreterfirmen kaum<br />

noch entfaltet. Wegen <strong>de</strong>s Devisenmangels <strong>de</strong>r DDR<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Tatsache, daß ohnehin nur konkurrenzfähige<br />

Güter exportiert wer<strong>de</strong>n konnten, lag es bereits im Interesse<br />

<strong>de</strong>r DDR-Lieferunternehmen, selbst alles zu<br />

unternehmen, um abgeschlossene Verträge zu erfüllen.<br />

Angesichts <strong>de</strong>ssen ist es sehr fraglich, ob <strong>und</strong> welche<br />

Leistung die vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

eingeschalteten sogenannten Vertreterfirmen<br />

im Laufe <strong>de</strong>r Jahre überhaupt noch erbracht haben.<br />

Den Eigengeschäften <strong>de</strong>r sogenannten Parteifirmen<br />

<strong>und</strong> ihrer Abwicklung lag beispielsweise keine Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r sogenannten Vertreterfirmen zugr<strong>und</strong>e.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung erhielt<br />

also die abgeführten Provisionen, ohne in irgen<strong>de</strong>iner<br />

Weise unternehmerisch selbst initiativ gewesen<br />

zu sein bzw. irgen<strong>de</strong>ine Leistung erbracht zu<br />

haben. Die Zwangsprovisionen führten in diesen Fällen<br />

nur zu Gewinnverkürzungen bei <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen.<br />

Ganz generell führten die Zwangsprovisionen<br />

dazu, daß Importe auf diese A rt <strong>und</strong> Weise für <strong>de</strong>n<br />

DDR-Importbetrieb verteuert <strong>und</strong> bei Exporten <strong>de</strong>r<br />

Erlös geschmälert wur<strong>de</strong>. Letztlich gingen die Vertreterprovisionen<br />

nur zu Lasten <strong>de</strong>r Bewohner <strong>de</strong>r DDR.<br />

c) Devisenerwirtschaftung mittels sog. Parteifirmen<br />

Für die Gründung, die Konzeption <strong>und</strong> die Geschäftsabwicklung<br />

<strong>de</strong>r sogenannten Parteifirmen im westlichen<br />

Ausland war Dr. Schalck-Golodkowski als Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung verantwortlich.<br />

Die notwendigen Vorarbeiten hierzu leistete<br />

Waltraud Lisowski, die sich selbst als „Sprachrohr"<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski bezeichnete. Sie führte<br />

weitgehend die Unternehmen im westlichen Aus-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

land, plante Strategien für sie <strong>und</strong> prüfte <strong>de</strong>ren Ergebnisse.<br />

Die wirtschaftliche Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r sogenannten Parteifirmen<br />

waren vor allem Aufträge aus <strong>de</strong>r DDR. Der<br />

Preis für diese Aufträge war die Übernahme <strong>de</strong>r<br />

Steuerung dieser Unternehmen durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung. Unter <strong>de</strong>r Verantwortung<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis wur<strong>de</strong>n zur Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>r sogenannten Parteifirmen konsequent<br />

die Möglichkeiten zur Umgehung b<strong>und</strong>esrepublikanischer<br />

Rechtsvorschriften genutzt.<br />

Die Feststellungen im Strafverfahren gegen <strong>de</strong>n Inhaber<br />

<strong>de</strong>r noha-HGmbH sind exemplarisch für das kol-<br />

-<br />

lusive Zusammenwirken zwecks Devisenbeschaffung<br />

zwischen einem west<strong>de</strong>utschen, vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung abhängigen Unternehmer<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung. Die in<br />

diesem Fall erfolgte systematische Erhöhung <strong>de</strong>r Provisionszahlungen<br />

ohne Gegenleistung stellte eine illegale<br />

ver<strong>de</strong>ckte Gewinnausschüttung dar, wie das<br />

Landgericht Bochum in einem Strafurteil zu Recht<br />

festgestellt hat. Auf diese Weise wur<strong>de</strong>n über Jahre<br />

hinweg einige Millionen DM an <strong>de</strong>n Finanzbehör<strong>de</strong>n<br />

vorbei in die DDR geschleust, um damit die SED <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ren b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Ableger DKP mit Devisen zu<br />

versorgen. Offensichtlich illegal war auch das Verfahren<br />

<strong>de</strong>r infolge dieses Vorgehens <strong>de</strong>m Geschäftsführer<br />

Altenhoff gewährten Barauszahlungen, über die<br />

Dr. Schalck-Golodkowski im einzelnen unterrichtet<br />

war. Dr. Schalck-Golodkowski hat in seiner Vernehmung<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß bestritten,<br />

daß diese Zahlungen in bar erfolgt seien, damit sie<br />

nicht versteuert wer<strong>de</strong>n müßten. Seine Aussage, es<br />

sei nicht seine Aufgabe gewesen sicherzustellen, daß<br />

diese Prämien korrekt versteuert wür<strong>de</strong>n, beseitigt<br />

die Fragwürdigkeit von Barzahlungen nicht. Umgekehrt<br />

wäre es gera<strong>de</strong> die Aufgabe von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski gewesen, angesichts seiner Verantwortung<br />

für die sogenannten Parteifirmen auf die Einhaltung<br />

<strong>de</strong>r Rechtsvorschriften <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland durch das von ihm gesteuerte <strong>und</strong> kontrollierte<br />

Personal zu achten. Es ist daher davon auszugehen,<br />

daß Dr. Schalck-Golodkowski es zumin<strong>de</strong>st<br />

billigend in Kauf nahm, daß diese Barzahlungen nicht<br />

<strong>de</strong>r Einkommensteuer unterworfen wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

Sowohl die Barauszahlung <strong>de</strong>s Betrages als auch <strong>de</strong>ssen<br />

Übergabe in Berlin (Ost) sind gewichtige Indizien<br />

dafür, daß hier schlicht „Schwarzgel<strong>de</strong>r" gezahlt wur<strong>de</strong>n.<br />

d) Devisenerwirtschaftung mittels Müllimport<br />

Die Abfall<strong>de</strong>ponie Schönberg wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r DDR<br />

Führung von Anfang an zum Zwecke <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

eingerichtet. Da im Einklang mit <strong>de</strong>m<br />

planwirtschaftlichen System <strong>de</strong>r DDR feste Einnahmebeträge<br />

erzielt wer<strong>de</strong>n mußten, wur<strong>de</strong>n konkrete<br />

Abgabemengen in Relation zu festen Übernahmepreisen<br />

vereinbart. Nahezu alle Län<strong>de</strong>r nutzten die<br />

Möglichkeit, ihre Müllentsorgungsnöte durch Müllexporte<br />

nach Schönberg zu verringern. Dies betraf<br />

alle Lan<strong>de</strong>sregierungen, unabhängig von ihren parteipolitischen<br />

Zusammensetzungen <strong>und</strong> ungeachtet<br />

<strong>de</strong>r Diskussionen insbeson<strong>de</strong>re über <strong>de</strong>n Sicherheitsstandard<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg. Als direkt betroffe-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

nes Land (Trinkwasserversorgung Lübeck) stoppte<br />

Schleswig-Holstein als erstes Land seine Müllexporte<br />

auf diese Deponie. Die Stadtstaaten - insbeson<strong>de</strong>re<br />

Hamburg - waren <strong>de</strong>mgegenüber in beson<strong>de</strong>rer Weise<br />

auf <strong>de</strong>n Deponieraum auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r DDR angewiesen<br />

<strong>und</strong> an einer Fortsetzung <strong>de</strong>s Müllexports<br />

interessiert.<br />

Auf DDR-Seite agierte auf diesem Gebiet mit <strong>de</strong>r Intrac<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH ein <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung unterstehen<strong>de</strong>s Unternehmen.<br />

Typischerweise nutzte parallel das MfS die auf<br />

seiten <strong>de</strong>r Intrac han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Personen, um z.B. mittels<br />

Eberhard Sei<strong>de</strong>l als Inoffiziellem Mitarbeiter (IM<br />

„Siegfried") nachrichtendienstlich verwertbare Er- -<br />

kenntnisse zu sammeln. Dadurch gerieten automatisch<br />

die Geschäftspartner von Eberhard Sei<strong>de</strong>l aufgr<strong>und</strong><br />

seiner <strong>Bericht</strong>e an das MfS in <strong>de</strong>n Dunstkreis<br />

<strong>de</strong>r nachrichtendienstlichen Arbeit <strong>de</strong>s MfS. Hier ist<br />

vor allen an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>r „Hanseatischen<br />

Baustoffkontor GmbH (HBK), Bad Schwartau",<br />

Adolf Hilmer, zu nennen, <strong>de</strong>ssen HBK über Exklusivverträge<br />

insbeson<strong>de</strong>re zur Belieferung <strong>de</strong>r Deponie<br />

Schönberg an die Intrac geb<strong>und</strong>en wur<strong>de</strong>. Es<br />

existieren aber keine Anhaltspunkte dafür, daß Hilmer<br />

seine politischen <strong>und</strong> geschäftlichen Kontakte innerhalb<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in bewußtem<br />

<strong>und</strong> gewolltem Zusammenwirken mit seinem Geschäftspartner<br />

Eberhard Sei<strong>de</strong>l (IM „Siegfried") nutzte,<br />

um das MfS mit Informationen aus seinem politischen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Umfeld zu versorgen.<br />

Dagegen spricht vor allem <strong>de</strong>r Umstand, daß <strong>de</strong>r Hilmer<br />

betreffen<strong>de</strong> Vorgang lediglich als „OV", also als<br />

„operativer Vorgang" mit Namen „Wan<strong>de</strong>rer" bezeichnet<br />

wur<strong>de</strong>. Danach arbeitete Hilmer nicht aktiv<br />

für das MfS, son<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong> vor allem von Eberhard<br />

Sei<strong>de</strong>l (IM „Siegfried") zwecks Abschöpfung (Informationsgewinnung)<br />

beobachtet. Das gleiche gilt für<br />

die Personen, die entwe<strong>de</strong>r politisch o<strong>de</strong>r geschäftlich<br />

bzw. dienstlich Kontakte mit Hilmer unterhielten <strong>und</strong><br />

von <strong>de</strong>nen Hilmer als Gesprächspartner Informationen<br />

bezog.<br />

Durch die Darstellung in <strong>de</strong>n MfS-Unterlagen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>m „OV Wan<strong>de</strong>rer" , stellt sich die Frage,<br />

mit welchen Metho<strong>de</strong>n Hilmer in <strong>de</strong>r alten B<strong>und</strong>esrepublik<br />

seine Müll-Lieferanten akquirierte bzw. wie er<br />

das Terrain für die Genehmigung von Müllexporten<br />

in die DDR aufbereitete. Die MfS-Unterlagen sprechen<br />

davon, Hilmer habe politische <strong>und</strong> behördliche<br />

Entscheidungsträger unterschiedlicher politischer<br />

Zugehörigkeit „in gewissem Sinne eingekauft". Dies<br />

könnte die Vermutung von Zuwendungen <strong>und</strong> Entgegennahme<br />

materieller Vorteile nahelegen. Ob aber<br />

Hilmer tatsächlich auf diese Weise vorgegangen ist<br />

<strong>und</strong> ob er dabei gegebenenfalls strafrechtlich relevante<br />

Grenzen überschritten hat, war vom Untersuchungsausschuß<br />

nicht zu prüfen. Dies wäre allenfalls<br />

dann für die Erfüllung <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrags<br />

von Be<strong>de</strong>utung gewesen, wenn <strong>de</strong>rartige Geschäftspraktiken<br />

etwa in Abstimmung mit o<strong>de</strong>r auf Veranlassung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung bzw.<br />

<strong>de</strong>s MfS hin angewandt wor<strong>de</strong>n wären. Hierfür gibt<br />

es aber keine Hinweise. Den MfS-Akten zufolge wur<strong>de</strong><br />

Hilmer allenfalls ermuntert, sich stärker als zuvor<br />

parteipolitisch zu engagieren. Zu<strong>de</strong>m wäre auch <strong>de</strong>r<br />

Charakter <strong>de</strong>r Beziehungen zu Hilmer („Operativer<br />

Vorgang") aus Sicht <strong>de</strong>s MfS mit Sicherheit gefähr<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n, wenn man diesem etwa <strong>de</strong>n Auftrag erteilt<br />

hätte, sich bestimmte Personen zu verpflichten. Je<strong>de</strong>nfalls<br />

ergibt sich aus einer zwischenzeitlich von<br />

Eberhard Sei<strong>de</strong>l abgegebenen, als ei<strong>de</strong>stattliche Versicherung<br />

bezeichneten Erklärung, er habe seine <strong>Bericht</strong>e<br />

aufgebauscht <strong>und</strong> teilweise frei erf<strong>und</strong>en. Inbeson<strong>de</strong>re<br />

hat er erklärt, ihm sei nicht bekannt gewor<strong>de</strong>n,<br />

daß Hilmer an<strong>de</strong>re bestochen haben soll.<br />

Noch im Oktober 1990 schloß die Freie <strong>und</strong> Hansestadt<br />

Hamburg mit <strong>de</strong>m Unternehmen HBK einen<br />

Vertrag über die Fortsetzung <strong>de</strong>r Mülltransporte nach<br />

Schönberg bis En<strong>de</strong> 1997; damit wur<strong>de</strong> von einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Option im Ursprungsvertrag Gebrauch<br />

gemacht. Der Zeitpunkt dieses Vertragsschlusses lag<br />

kurz vor <strong>de</strong>r Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Zuvor war das von <strong>de</strong>r Intrac HGmbH <strong>de</strong>r HBK<br />

mit Vertrag vom 12. März 1981 übertragene Exklusivrecht<br />

auf Nutzung <strong>de</strong>s Deponieraumes Schönberg unter<br />

<strong>de</strong>m 25. Oktober 1989 bis zum 31. Dezember 2005<br />

verlängert wor<strong>de</strong>n. Die Ihlenberger Abfallentsorgungs<br />

GmbH (IAG - vormals VEB Deponie Schönberg)<br />

hatte sich am 4. September 1990 damit einverstan<strong>de</strong>n<br />

erklärt, daß die AWUS Abfallwirtschaft <strong>und</strong><br />

Umweltservice GmbH (Leitung wie<strong>de</strong>rum Eberhard<br />

Sei<strong>de</strong>l) Rechtsnachfolgerin <strong>de</strong>r Intrac wur<strong>de</strong>. Somit<br />

wur<strong>de</strong> noch kurz vor <strong>de</strong>r Landtagswahl dafür gesorgt,<br />

daß die bisherigen Abfallentsorgungsgeschäfte unverän<strong>de</strong>rt<br />

fortgesetzt wer<strong>de</strong>n konnten. Inwieweit Hil-<br />

mer sich hier seine Verbindungen aus <strong>de</strong>r Vorwen<strong>de</strong><br />

zeit zur Bürgerschaft <strong>und</strong> zum Senat <strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong><br />

Hansestadt Hamburg zunutze machte, hat nicht weiter<br />

geprüft wer<strong>de</strong>n können. Von einer weitergehen<strong>de</strong>n<br />

Aufklärung hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß insbeson<strong>de</strong>re<br />

wegen <strong>de</strong>r Ermittlungen <strong>de</strong>s 3. Parlamentarischen<br />

Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>s Landtags<br />

Mecklenburg-Vorpommern „Zur Klärung von Sachverhalten<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Kauf <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Betrieb <strong>de</strong>r Deponie Ihlenberg/Schönberg" Abstand<br />

genommen. Im Hinblick auf die Kürze <strong>de</strong>r für die eigene<br />

weitere Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Zeit hat sinnlose Doppelarbeit<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n müssen <strong>und</strong> hat <strong>de</strong>m spezielleren<br />

Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s betroffenen Lan<strong>de</strong>s<br />

Vorrang eingeräumt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Dasselbe gilt für die Fragen <strong>de</strong>r technischen Sicherheit<br />

<strong>de</strong>r Deponie <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deponierung hochtoxischer<br />

Stoffe, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Klärung <strong>de</strong>r immer wie<strong>de</strong>r<br />

erhobenen, aber gleichwohl nie belegten Behauptungen<br />

über die Lagerung dioxinhaltiger Abfälle aus Seveso,<br />

die <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nur anhand <strong>de</strong>r<br />

beigezogenen Unterlagen keinesfalls hätte abschließend<br />

klären können.<br />

Dies gilt aber auch für die vertraglichen Vorgänge um<br />

die Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg kurz vor <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>rvereinigung. Nach Aktenlage <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

wur<strong>de</strong> - wie oben ange<strong>de</strong>utet -<br />

die Exklusivnutzung <strong>de</strong>r Deponie Schönberg zu modifizierten<br />

vertraglichen Bedingungen über <strong>de</strong>n Zeitpunkt<br />

<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung hinaus für viele Jahre<br />

fortgeschrieben. Möglicherweise ist <strong>de</strong>m Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

in diesem Zusammenhang ein<br />

Scha<strong>de</strong>n entstan<strong>de</strong>n. Hier müssen die Ergebnisse <strong>de</strong>s<br />

3. Parlamentarischen Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>s


Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern abgewartet wer<strong>de</strong>n.<br />

e) Genex-Geschenkdienst<br />

Von großem Umfang waren die Deviseneinnahmen<br />

<strong>de</strong>r Genex-Geschenkdienst GmbH. Die DDR konnte<br />

wegen ihres großen Bedarfs an Devisen nicht auf<br />

diese lukrative Einnahmequelle verzichten. Hier zeigte<br />

sich erneut das wahre Gesicht <strong>de</strong>s real existieren<strong>de</strong>n<br />

Sozialismus. Gegen Devisen konnten Warenlieferungen<br />

aus <strong>de</strong>m Westen an Empfänger in <strong>de</strong>r DDR gelangen<br />

- hier stan<strong>de</strong>n sich dann aber die Devisenbesitzer<br />

ein<strong>de</strong>utig besser als die übrigen Bewohner <strong>de</strong>r<br />

DDR. Der Untersuchungsausschuß verkennt jedoch<br />

nicht, daß letztlich nur mit Hilfe <strong>de</strong>s Genex-Geschenkdienstes<br />

viele Bedürfnisse <strong>de</strong>s täglichen Lebens<br />

in <strong>de</strong>r DDR erfüllt wer<strong>de</strong>n konnten. Die DDR-<br />

Wirtschaft selbst war hierzu nicht in <strong>de</strong>r Lage.<br />

f) Devisenerwirtschaftung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung in weite ren<br />

Einzelfällen<br />

aa) Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH - Kunstsammlung<br />

Dr. Peter Garcke, Berlin -<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r Untersuchungen im Fall <strong>de</strong>s Kunstsammlers<br />

Garcke gelang es <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß,<br />

die Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r rechtswidrigen Beschlagnahme <strong>de</strong>r<br />

Sammlung Dr. Peter Garckes aufzuhellen. Es han<strong>de</strong>lt<br />

sich hierbei um ein beson<strong>de</strong>rs perfi<strong>de</strong>s Zusammenspiel<br />

zwischen <strong>de</strong>m „Dezernat I" <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Volkspolizei, das mit <strong>de</strong>m MfS organisatorisch eng<br />

verb<strong>und</strong>en war, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH.<br />

Der langjährige Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH <strong>und</strong> Experte auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Antiquitätenhan<strong>de</strong>ls,<br />

Siegf ried Brachhaus, hatte nach <strong>de</strong>n Recherchen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten für die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen Deutschen<br />

Demokratischen Republik als IM „Reinhart<br />

Winkler" über Jahre umfassen<strong>de</strong> Informationen über<br />

Dr. Peter Garcke bzw. <strong>de</strong>ssen Sammlung, aber auch<br />

über an<strong>de</strong>re Sammler an die Sicherheitsbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

DDR geliefert. Angesichts <strong>de</strong>r Aussagen <strong>de</strong>s Zeugen<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß hat sich gezeigt,<br />

daß die Akten <strong>de</strong>r Sicherheitsbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DDR einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Aufklärung dieser Fälle<br />

leisten können. Der Zeuge war nämlich auch in <strong>de</strong>r<br />

Vernehmung zunächst erneut bei seiner Behauptung<br />

geblieben, nicht mit <strong>de</strong>m „Dezernat I" <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Volkspolizei o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m MfS zusammengearbeitet zu<br />

haben. Erst nach <strong>de</strong>m Vorhalt seiner schriftlichen Verpflichtungserklärung<br />

hat er eingeräumt, diese seinerzeit<br />

unterschrieben zu haben. Er behauptet jedoch<br />

weiter, davon nichts mehr gewußt zu haben <strong>und</strong> sich<br />

auch an seinen Decknamen „Reinhart Winkler" -<br />

Winkler war <strong>de</strong>r Geburtsname seiner ersten Ehefrau -<br />

nicht mehr erinnern zu können.<br />

Mit Hilfe Brachhaus' <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer williger IM gelang<br />

es <strong>de</strong>m MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>n von ihr gelenkten DDR-Behör<strong>de</strong>n,<br />

mit genauen Angaben über <strong>de</strong>n Kunstbesitz Ermittlungen<br />

gegen einzelne Sammler einzuleiten <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ren Sammlungen wegen angeblicher Steuerschul<strong>de</strong>n<br />

zu beschlagnahmen <strong>und</strong> anschließend in <strong>de</strong>n We-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

sten gegen Devisen zu verkaufen. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat bereits in seinem dritten Teilbericht<br />

dokumentiert, daß dabei fortlaufend gegen das<br />

DDR-Recht verstoßen wur<strong>de</strong>. Möglich wur<strong>de</strong>n diese<br />

Rechtsverstöße, mit <strong>de</strong>nen die Existenzen <strong>de</strong>r Kunstsammler<br />

ruiniert wur<strong>de</strong>n, vor allem durch die „Zuarbeit"<br />

Inoffizieller Mitarbeiter <strong>de</strong>r Sicherheitsbehör<strong>de</strong>n.<br />

Im Unrechtsregime <strong>de</strong>r früheren DDR war <strong>de</strong>r IM<br />

„Winkler" ein wichtiges Rädchen. Seine Kenntnisse<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Antiquitätenhan<strong>de</strong>ls <strong>und</strong> seine<br />

Bereitschaft, <strong>de</strong>m „Dezernat I" <strong>de</strong>r Deutschen Volkspolizei<br />

bzw. <strong>de</strong>m MfS je<strong>de</strong>rzeit willig zur Hand zu gehen,<br />

ermöglichten es <strong>de</strong>m DDR-Regime erst, Antiquitätensammlungen<br />

für die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH zu requirieren bzw. Sammler zwecks Devisenbeschaffung<br />

zu enteignen.<br />

bb) Erbschaftsangelegenheit Irmgard Schumann,<br />

Berlin<br />

Die Erbschaftsangelegenheit <strong>de</strong>r Zeugin Schumann<br />

zeigt exemplarisch, wie unbe<strong>de</strong>nklich Dr. Schalck-<br />

Golodkowski <strong>und</strong> seine „Mitstreiter" vorgingen,<br />

wenn es darum ging, <strong>de</strong>n Devisenhunger <strong>de</strong>r DDR zu<br />

stillen. Dr. Schalck-Golodkowski hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

eingeräumt, sein Vorgehen in dieser<br />

Angelegenheit sei als Nötigung zu bewerten.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski versuchte nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses im Fall<br />

Schumann, maßgeblich Einfluß auf die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r Nachlaßangelegenheit zu nehmen <strong>und</strong> sicherzustellen,<br />

daß das in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

gelegene Erbe <strong>de</strong>r Frau Schumann in die DDR transferiert<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Die Beteuerungen Dr. Schalck-Golodkowskis, es habe<br />

sich für ihn angesichts <strong>de</strong>s geringen Wertumfangs<br />

<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

abzuwickeln<strong>de</strong>n Erbschaftsfälle um völlig uninteressante<br />

Nebenkriegsschauplätze gehan<strong>de</strong>lt, sind<br />

schwer nachzuvollziehen. Dies gilt auch, soweit er behauptet<br />

hat, man habe helfen wollen, die berechtigten<br />

Ansprüche <strong>de</strong>r Erben durchzusetzen, <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>n<br />

Erben sogar besprochen, in welcher Währung die<br />

Erbschaft ausgezahlt wer<strong>de</strong>n sollte. Diese Äußerungen<br />

stehen in krassem Wi<strong>de</strong>rspruch z.B. zu seinem<br />

Schreiben an Dr. Mittag vom 25. Juni 1982, in <strong>de</strong>m er<br />

vorschlägt, es müsse über Margot Honecker eine<br />

„prinzipielle Einflußnahme" auf Frau Schumann, als<br />

Erbin eines Nachlasses in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, ausgeübt wer<strong>de</strong>n. Dieses Schreiben Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis hatte zur Folge, daß Frau<br />

Schumann als Schulleiterin von ihren Vorgesetzten in<br />

erheblichem Umfang psychisch unter Druck gesetzt<br />

wur<strong>de</strong>. Zu Lasten Dr. Schalck-Golodkowskis fällt beson<strong>de</strong>rs<br />

ins Gewicht, daß er nach seiner Aussage<br />

wußte, daß Frau Schumann nicht gegen das Recht <strong>de</strong>r<br />

DDR verstoßen hatte, als sie versuchte, <strong>de</strong>n Vermögenstransfer<br />

in die ehemalige DDR zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Angesichts <strong>de</strong>ssen ist die Einflußnahme Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis im Fall Schumann als <strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utige<br />

Versuch zu bewerten, ein Exempel zu statuieren. Es<br />

ging ihm im Fall Schumann um „das Prinzip". Er befürchtete,<br />

die Nachlaßangelegenheit Schumann<br />

könnte in vergleichbaren Fällen negative Auswirkun-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

gen auf die Devisenbeschaffung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung haben.<br />

Der von Frau Schumann zunächst beauftragte Vertrauensanwalt<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Wünsche hat zu<strong>de</strong>m mit <strong>de</strong>r Einschaltung von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski in diese Angelegenheit in<br />

schwerwiegen<strong>de</strong>r Weise gegen seine anwaltliche<br />

Schweigepflicht verstoßen. Rechtsanwalt Wünsche<br />

war auch nach <strong>de</strong>n Gesetzen <strong>de</strong>r DDR verpflichtet,<br />

Verschwiegenheit über das zu wahren, was ihm bei<br />

<strong>de</strong>r Ausübung seiner Tätigkeit anvertraut o<strong>de</strong>r bekannt<br />

gewor<strong>de</strong>n war. Gemäß § 136 StGB-DDR war<br />

die Verletzung <strong>de</strong>s Berufsgeheimnisses durch einen<br />

Rechtsanwalt strafbar. Das Vorgehen <strong>de</strong>s Vertrauensanwalts<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Wünsche wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>nnoch von <strong>de</strong>n beteiligten<br />

staatlichen Stellen <strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski ge<strong>de</strong>ckt <strong>und</strong> gebilligt. Rechtsanwalt<br />

Wünsche hat in seiner Vernehmung <strong>de</strong>n Vorwurf<br />

stan<strong>de</strong>swidrigen <strong>und</strong> strafbaren Verhaltens bestritten.<br />

Er hat sich zur Rechtfertigung für sein Verhalten<br />

darauf berufen, daß er befürchtete, die Beschwer<strong>de</strong><br />

von Frau Schumann könnte ihn an zukünftigen<br />

Auslandsreisen hin<strong>de</strong>rn. Dieser Gesichtspunkt<br />

ist jedoch offensichtlich kein Rechtfertigungsgr<strong>und</strong><br />

für einen Verstoß gegen die Verletzung <strong>de</strong>s<br />

Berufsgeheimnisses.<br />

8. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

die sog. Kirchengeschäfte<br />

Der 1. Untersuchungsausschuß hat sich lange Zeit mit<br />

<strong>de</strong>n Themen sog. Kirchengeschäfte <strong>und</strong> Häftlingsfreikauf<br />

beschäftigt. Dabei konnten die Aktivitäten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs <strong>und</strong> <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

weitgehend aufgeklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

a) Sog. Kirchengeschäfte A <strong>und</strong> C<br />

Für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung waren<br />

die sog. Kirchengeschäfte von erheblicher Be<strong>de</strong>utung.<br />

Aufgabe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

war es, mit <strong>de</strong>n Vertretern <strong>de</strong>r Kirchen in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland auszuhan<strong>de</strong>ln,<br />

welche Rohstoffe - z.B. Metalle, Erdöl etc. - in welchem<br />

Umfang geliefert wer<strong>de</strong>n sollten <strong>und</strong> welche<br />

Gegenleistung in DDR-Währung die Kirchen in <strong>de</strong>r<br />

DDR hierfür erhalten sollte. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Rohstofflieferungen<br />

durch die bei<strong>de</strong>n west<strong>de</strong>utschen Kirchen<br />

erzielte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

lukrative Gewinne. Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung konnte eigenverantwortlich darüber<br />

entschei<strong>de</strong>n, welche <strong>de</strong>r gelieferten Rohstoffe auf<br />

<strong>de</strong>m Weltmarkt umgehend in Devisen verwan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n sollten, ob die Rohstoffe zunächst in die materielle<br />

Staatsreserve eingestellt wur<strong>de</strong>n, damit sie<br />

gegebenenfalls später zu besseren Marktpreisen<br />

doch noch verkauft wer<strong>de</strong>n konnten <strong>und</strong> welche <strong>de</strong>r<br />

gelieferten Rohstoffe als Plan-Impo rte <strong>de</strong>n Bedarfsträgern<br />

zur Verfügung zu stellen waren. Die aus<br />

<strong>de</strong>m Verkauf dieser Güter erwirtschafteten Devisen<br />

wur<strong>de</strong>n an die Staats<strong>de</strong>visenreserve abgeführt.<br />

Durch diese Vorgehensweise wur<strong>de</strong>n nur in geringem<br />

Umfang Devisengewinne erwirtschaftet; von<br />

weit größerer Be<strong>de</strong>utung für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR war aber <strong>de</strong>r Effekt <strong>de</strong>s Einsparens von Devisen.<br />

Für die von <strong>de</strong>n Kirchen gelieferten Rohstoffe<br />

hätten auf <strong>de</strong>m Weltmarkt o<strong>de</strong>r im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l erheblich höhere Mittel aufgewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

müssen, als <strong>de</strong>r zum Warenwert 1:1 verrechnete<br />

Betrag in DDR-Währung.<br />

Nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s Ausschusses hat Dr.<br />

Schalck-Golodkowski schon sehr frühzeitig die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte als einfachen Weg<br />

<strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung erkannt <strong>und</strong> das System<br />

mit Billigung <strong>und</strong> im Auftrag <strong>de</strong>r Staatsführung vervollkommnet.<br />

Ging es in <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

vorrangig noch darum, lebensnotwendige<br />

Rohstoffe für die DDR in die Staatsreserve einzustellen,<br />

war es im Laufe <strong>de</strong>r späteren Jahre immer<br />

mehr das Ziel, auch tatsächlich Devisen zu erwirtschaften.<br />

Alles geschah mit <strong>de</strong>m Auftrag, einen möglichst<br />

hohen ökonomischen Nutzeffekt zu erzielen.<br />

Das System war letztendlich so perfektioniert wor<strong>de</strong>n,<br />

daß von seiten <strong>de</strong>r Lieferunternehmen kaum nachvollzogen<br />

wer<strong>de</strong>n konnte, welche Waren nun in das<br />

Gebiet <strong>de</strong>r DDR eingeführt wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> welche Waren<br />

direkt wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n internationalen Börsen vermarktet<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Menschen in <strong>de</strong>r DDR konnten nur mittelbar von<br />

<strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften profitieren, da auf <strong>de</strong>r<br />

DDR-Seite kein Interesse an <strong>de</strong>r Lieferung von Konsumgütern<br />

bestand, son<strong>de</strong>rn börsenfähige Rohstoffe<br />

gefor<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n.<br />

Der mittelbare Nutzen für die Menschen in <strong>de</strong>r DDR<br />

darf jedoch nicht unterschätzt wer<strong>de</strong>n, da die erzielten<br />

Deviseneinsparungen in vollem Umfange <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft zugute kamen. Auch <strong>de</strong>r größte Teil<br />

<strong>de</strong>r Deviseneinnahmen aus <strong>de</strong>n Rohstoffverkäufen<br />

gelangte zumin<strong>de</strong>st anfangs in <strong>de</strong>n Staatshaushalt.<br />

Ein Teil <strong>de</strong>r erwirtschafteten Devisengewinne floß jedoch<br />

auf das bekannte Konto 0528 <strong>und</strong> stand damit<br />

u.a. Mielke zur Verfügung. Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit wur<strong>de</strong><br />

dieser Anteil immer höher.<br />

Ein weiterer Vorteil bestand in <strong>de</strong>r Aufrechterhaltung<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsfähigkeit <strong>de</strong>r kirchlichen Einrichtungen in<br />

<strong>de</strong>r DDR. Die Bevölkerung konnte so die kirchlichen<br />

Altenheime, Kin<strong>de</strong>rgärten <strong>und</strong> Krankenhäuser weiterhin<br />

in Anspruch nehmen; diese waren im Verhältnis<br />

zu staatlichen Einrichtungen ohnehin besser ausgestattet.<br />

Geringere Gewinne erzielte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung aus <strong>de</strong>m Valuta-Markprogramm<br />

<strong>und</strong> aus <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rbauprogrammen, weil für die an<br />

die Kirchen gelieferten Waren bzw. Werkleistungen<br />

Valuta-Mark im Verhältnis 1:1 geleistet wer<strong>de</strong>n mußten.<br />

Hier han<strong>de</strong>lte es sich nicht um eine willkürlich<br />

festgesetzte statistische Rechengröße für <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l,<br />

son<strong>de</strong>rn um eine <strong>de</strong>visenähnliche Werteinheit,<br />

<strong>de</strong>r auch in <strong>de</strong>r DDR ein echter Gegenwert gegenüberstand.<br />

Für Valuta-Mark gab es im Inland Exportgüter<br />

<strong>de</strong>r DDR o<strong>de</strong>r Exportdienst- bzw. -Werkleistungen,<br />

die für Mark <strong>de</strong>r DDR nicht zu bekommen<br />

waren.<br />

Das System <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte hatte auch<br />

<strong>de</strong>n Sinn, die Kirchen im Sinne <strong>de</strong>r staatlichen Kir<br />

-chenpolitik, also im Sinne <strong>de</strong>r SED zu lenken. Die


Transferleistungen <strong>de</strong>r westlichen Kirchen wur<strong>de</strong>n<br />

ja erst durch die Abschaffung <strong>de</strong>r Kirchensteuer in<br />

<strong>de</strong>r DDR notwendig. Der Umfang <strong>de</strong>r Transferleistungen<br />

war nach oben begrenzt. Auch die Son<strong>de</strong>rbauprogramme<br />

<strong>und</strong> das Valuta-Markprogramm sollten<br />

ursprünglich dAr SED zur Durchsetzung ihrer<br />

Kirchenpolitik, d.h. in erster Linie <strong>de</strong>r Festigung <strong>de</strong>r<br />

Macht <strong>de</strong>r Partei dienen. Welches Gewicht die<br />

Staatsführung <strong>de</strong>r DDR auf diese Frage legte, erkennt<br />

man auch an <strong>de</strong>r „Qualifikation" <strong>de</strong>s für die<br />

sog. Kirchengeschäfte zuständigen Leiters <strong>de</strong>r HA I<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l. Sei<strong>de</strong>l war Stellvertreter Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

<strong>und</strong> Offizier im beson<strong>de</strong>ren Einsatz <strong>de</strong>s<br />

Mf S.<br />

Die Kirchen konnten angesichts <strong>de</strong>r limitierten Hilfe<br />

ihre Bauprojekte nur in begrenztem Umfang durchführen.<br />

Vielfach wur<strong>de</strong>n die erfor<strong>de</strong>rlichen Genehmigungen<br />

verweigert. Bauprojekte wur<strong>de</strong>n zeitweise<br />

von Honecker persönlich gestoppt, um politischen<br />

Druck auszuüben.<br />

Der Mangel an Devisen führte letztendlich zu einer<br />

Lockerung <strong>de</strong>s Drucks. Das DDR-Prestigeobjekt Berliner<br />

Dom mußte allerdings von <strong>de</strong>r EKD finanziert<br />

wer<strong>de</strong>n. Es scheint, daß die Staatsführung <strong>de</strong>r DDR<br />

die Genehmigung weiterer, dringend benötigter Bauprojekte<br />

von <strong>de</strong>r Bereitschaft <strong>de</strong>s Westens, <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>raufbau<br />

<strong>de</strong>s Berliner Doms zu finanzieren, abhängig<br />

machte. Verhandlungsführer war auch insoweit<br />

Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Im Laufe <strong>de</strong>r Jahre kam es durch dieses System bei<br />

einzelnen Repräsentanten <strong>de</strong>r Kirchen auch zu <strong>de</strong>m<br />

von <strong>de</strong>r Staatsführung <strong>de</strong>r DDR gewünschten „Arrangement"<br />

mit <strong>de</strong>m System. So war gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>m<br />

vom Untersuchungsausschuß als Zeugen vernommenen<br />

Konsistorialpräsi<strong>de</strong>nten Dr. Manfred Stolpe zu<br />

beobachten, daß er im Laufe <strong>de</strong>r Jahre die gebotene<br />

Zurückhaltung zu <strong>de</strong>m kirchenfeindlichen SED-Regime<br />

aufgab.<br />

Deutlich wird dies anhand <strong>de</strong>s Textes eines Vortrages<br />

von Dr. Manfred Stolpe vom 21. November 1988 in <strong>de</strong>r<br />

französischen Friedrichstadtkirche Berlin zum Thema<br />

„15 Jahre Son<strong>de</strong>rbauprogramm"; in <strong>de</strong>m sich nach<br />

<strong>de</strong>m <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n Text<br />

Dr. Stolpe zu <strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, <strong>de</strong>m Oberst im<br />

beson<strong>de</strong>ren Einsatz Manfred Sei<strong>de</strong>l, wie folgt äußerte:<br />

„Es ist bei uns aus gutem Gr<strong>und</strong> nicht üblich, diejenigen<br />

herauszustellen, die auch mitwirkten, aber<br />

noch im aktiven Dienst sind. Nur eine Ausnahme<br />

sei mir hier gestattet: Der leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR, Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l, wur<strong>de</strong> vor wenigen Tagen 60 Jahre alt. Lassen<br />

Sie mich meinen Dank an ihn auf die kurze Formel<br />

bringen: Ohne Sei<strong>de</strong>ls k<strong>und</strong>ige, entschlossene<br />

<strong>und</strong> verläßliche Hilfsbereitschaft wäre das Son<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

nicht gewor<strong>de</strong>n. Es darf hinzugefügt<br />

wer<strong>de</strong>n, daß Manfred Sei<strong>de</strong>l allerdings hohe <strong>und</strong><br />

höchste Chefs hatte <strong>und</strong> hat, die zu ihm stan<strong>de</strong>n,<br />

auch wenn er manchmal ohne Netz arbeiten<br />

mußte."<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drucksache 12/7600<br />

b) Humanitäre Bemühungen <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung als Devisenquelle <strong>de</strong>r DDR<br />

aa) Häftlingsfreikauf<br />

Weitestgehend aufgeklärt wor<strong>de</strong>n ist auch <strong>de</strong>r Bereich<br />

Häftlingsfreikauf, das sog. Kirchengeschäft B.<br />

Wohl eines <strong>de</strong>r trübsten Kapitel in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

ist <strong>de</strong>ren geschicktes „Vermarkten" <strong>de</strong>r eigenen ausreisewilligen<br />

Bürger.<br />

Das Unrechtssystem, das eine Vielzahl seiner Bürger<br />

aus politischen Grün<strong>de</strong>n ihrer Freihheit beraubt<br />

hatte, das gewaltsam verhin<strong>de</strong>rte, daß von <strong>de</strong>n Eltern<br />

getrennte Kin<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r zu ihren Eltern kamen,<br />

das Familien auseinan<strong>de</strong>rriß, machte aus <strong>de</strong>m Leid<br />

seiner Bürger Geld. Die DDR-Führung war in bester<br />

Manier <strong>de</strong>r von diesem System so verachteten früheren<br />

Feudalaristokratie auf die I<strong>de</strong>e gekommen, die<br />

eigenen Lan<strong>de</strong>skin<strong>de</strong>r „zu verkaufen" , um so an<br />

dringend benötigte Devisen zu gelangen. Zur Organisation<br />

dieser Devisenabpressung bediente sich die<br />

Staatsführung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung, die sich als legitime Vertretung<br />

aller <strong>Deutscher</strong> ansah, mußte sich aus humanitären<br />

Erwägungen dieser in Not geratenen Menschen im<br />

Osten annehmen. Es ging darum, die aus politischen<br />

Grün<strong>de</strong>n unter schlimmen Haftbedingungen eingeschlossenen<br />

Menschen in die Freiheit zu holen.<br />

Nach <strong>de</strong>m ersten Freikauf durch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

im Jahre 1963 - es wur<strong>de</strong>n acht politische Gefangene<br />

für <strong>de</strong>n Preis von insgesamt 320.000 DM in<br />

bar vorzeitig aus <strong>de</strong>r Haft in <strong>de</strong>n Westen o<strong>de</strong>r in die<br />

DDR entlassen - mußte noch einige Zeit vergehen,<br />

bis letztendlich das sog. Kirchengeschäft B systematisch<br />

anlaufen konnte. Wegen <strong>de</strong>r damaligen politischen<br />

Situation (es galt die Hallstein-Doktrin)<br />

konnte <strong>und</strong> wollte die B<strong>und</strong>esregierung selbst mit<br />

<strong>de</strong>n DDR-Machthabern nicht verhan<strong>de</strong>ln. Außer<strong>de</strong>m<br />

war es politisch nicht vertretbar, <strong>de</strong>m dortigen Regime<br />

die gewünschten Devisen bar zukommen zu<br />

lassen.<br />

Im Laufe <strong>de</strong>r Jahre entwickelte sich sodann folgen<strong>de</strong>s<br />

System:<br />

Zunächst verhan<strong>de</strong>lte ein Vertreter <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

mit <strong>de</strong>m Vertreter <strong>de</strong>r DDR - in <strong>de</strong>r Regel Rechtsanwalt<br />

Vogel aus Berlin (Ost) - darüber, welche Häftlinge<br />

gegen wieviel Geld freigelassen wur<strong>de</strong>n. Anschließend<br />

vereinbarte <strong>de</strong>r als Vermittler eingeschaltete<br />

Ludwig Geißel vom Diakonischen Werk in Stuttgart<br />

- später seine Nachfolger - mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, vertreten durch <strong>de</strong>n<br />

Schalck-Stellvertreter Sei<strong>de</strong>l, welche Waren als Gegenwert<br />

für die zuvor festgelegte Summe geliefert<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. Nach<strong>de</strong>m das BMWi geprüft hatte, ob<br />

die Lieferung nicht gegen Embargobestimmungen<br />

verstieß, konnte das Diakonische Werk seine west<strong>de</strong>utschen<br />

Vertrauensunternehmen zur Lieferung an<br />

das Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Intrac HGmbH anweisen. Diese bestätigte<br />

<strong>de</strong>n Eingang <strong>de</strong>r Lieferung gegenüber <strong>de</strong>m Diakonischen<br />

Werk, das dies <strong>de</strong>m BMB weitermel<strong>de</strong>te. Sodann<br />

überwies die B<strong>und</strong>eskasse <strong>de</strong>m Diakonischen


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Werk die vereinbarte Summe über <strong>de</strong>n Bevollmächtigten<br />

<strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r EKD am Sitz <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland.<br />

Von wenigen Ausnahmen abgesehen kamen diese<br />

Waren in <strong>de</strong>r DDR nicht auf <strong>de</strong>n Markt, son<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong>n<br />

praktisch sofort auf <strong>de</strong>n Weltmärkten in Devisen<br />

umgesetzt. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

hatte, seine Erfahrungen aus <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften<br />

A <strong>und</strong> C nutzend, das System so perfektioniert,<br />

daß die Güter, ohne das Gebiet <strong>de</strong>r DDR zu berühren,<br />

auf internationalen Han<strong>de</strong>lsplätzen weiterverkauft<br />

wur<strong>de</strong>n. Auch bei diesen Geschäften bediente<br />

sich die DDR-Seite <strong>de</strong>r Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, die z.T. auch im<br />

Ausland angesie<strong>de</strong>lt waren.<br />

Die Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, durch die<br />

Lieferung von Waren einerseits <strong>de</strong>m DDR-Regime<br />

kein Bargeld auszuhändigen, an<strong>de</strong>rerseits aber <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung <strong>de</strong>r DDR unmittelbar Erleichterungen<br />

<strong>und</strong> Hilfen zukommen zu lassen, wur<strong>de</strong>n so zum<br />

Nachteil <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung unterlaufen.<br />

Der B<strong>und</strong>esregierung war es wegen <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />

Gegebenheiten nicht möglich, diese Praxis <strong>de</strong>r DDR<br />

zu unterbin<strong>de</strong>n, auch nach<strong>de</strong>m sie später davon<br />

Kenntnis erlangt hatte. Inwieweit die DDR ökonomisch<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>lsverkehrs<br />

von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ganz o<strong>de</strong>r<br />

teilweise abhängig war, kann dahingestellt bleiben.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r menschlichen Bemühungen waren je<strong>de</strong>nfalls<br />

die B<strong>und</strong>esregierungen von <strong>de</strong>r DDR-Staatsführung<br />

abhängig. Der Erfolg <strong>de</strong>r humanitären Bemühungen<br />

war vom Wohlwollen <strong>de</strong>r DDR-Machthaber<br />

abhängig, die die Menschenrechte <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

<strong>de</strong>r DDR als Han<strong>de</strong>lsware gegen Devisen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ohne Rücksicht auf innerstaatliche<br />

o<strong>de</strong>r internationale Regelungen einsetzten.<br />

Letztlich ist für die Beurteilung <strong>de</strong>r „humanitären Beziehungen"<br />

die Frage, ob die B<strong>und</strong>esregierung die<br />

Vermarktung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r DDR gelieferten Waren auf <strong>de</strong>m<br />

Weltmarkt hätte hin<strong>de</strong>rn können o<strong>de</strong>r sollen, auch<br />

ohne Belang. Auch Rohstoffe bzw. Waren, die zunächst<br />

tatsächlich in das Gebiet <strong>de</strong>r DDR geliefert<br />

wor<strong>de</strong>n wären, hätten je<strong>de</strong>rzeit von dort aus weiterverkauft<br />

wer<strong>de</strong>n können. Solcherweise ins Land verbrachte<br />

Waren o<strong>de</strong>r verarbeitete Rohstoffe hätten<br />

zwar nicht sofort Devisen gebracht, jedoch entwe<strong>de</strong>r<br />

eine Einsparung von Devisen bewirkt o<strong>de</strong>r nach Verarbeitung<br />

beim Verkauf Devisen bringen können.<br />

Aus <strong>de</strong>r heutigen Betrachtung hat das System <strong>de</strong>s<br />

„Verkaufs" von Bürgern in die westliche Freiheit das<br />

DDR-Regime nicht in <strong>de</strong>r gewünschten Weise gestützt,<br />

son<strong>de</strong>rn es erschüttert <strong>und</strong> ausgehöhlt. Es mag<br />

sein, daß man in <strong>de</strong>r DDR-Staatsführung auch geglaubt<br />

hat, durch <strong>de</strong>n Häftlingsverkauf an die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Unruhestifter „loszuwer<strong>de</strong>n";<br />

in <strong>de</strong>r Hauptsache aber verlor die DDR-Staatsführung<br />

bei ihrer Bevölkerung immer mehr an Legitimation,<br />

bis infolge <strong>de</strong>r Massenflucht <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung<br />

in die Ständige Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, in die Botschaften im benachbarten<br />

Ausland <strong>und</strong> infolge <strong>de</strong>r Grenzöffnung durch Polen<br />

<strong>und</strong> Ungarn <strong>de</strong>r letzte Anstoß zum Zusammenbruch<br />

<strong>de</strong>s gesamten Systems gekommen war.<br />

-<br />

bb) Familienzusammenführung<br />

Nicht nur aus <strong>de</strong>m „Verkauf" von Häftlingen flossen<br />

<strong>de</strong>r DDR erhebliche Devisen zu; das DDR-Regime<br />

machte unter Einschaltung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung auch mit Familienschicksalen<br />

Geld. Durch die Teilung Deutschlands waren Familien<br />

getrennt. Bürger, die zunächst aus Gefängnissen<br />

in die DDR entlassen wor<strong>de</strong>n waren, wollten ihren bereits<br />

ausgereisten Familienangehörigen folgen. Familienangehörige<br />

wollten Häftlingen, die in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in die Freiheit entlassen wor<strong>de</strong>n<br />

waren, nachfolgen. Das DDR-Regime ließ sich<br />

auch solche Fälle <strong>de</strong>r Ausreise in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland zum Zweck <strong>de</strong>r Familienzusammenführung<br />

in <strong>de</strong>rselben Weise honorieren wie die Freilassung<br />

von Häftlingen.<br />

Einzelheiten dieses Teils <strong>de</strong>r humanitären Bemühungen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung im sog. B-Geschäft hat <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß nicht untersucht. Auch gibt<br />

es keine klare Trennlinie in <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>und</strong> Abrechnung<br />

dieser Geschäfte gegenüber <strong>de</strong>m Häftlingsfreikauf.<br />

Das Entgelt ist in diesen Fällen auf dieselbe<br />

Weise erbracht wor<strong>de</strong>n - die B<strong>und</strong>esregierung bezahlte<br />

<strong>de</strong>m Diakonischen Werk in Stuttgart Warenlieferungen<br />

an das Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung Intrac HGmbH. Dies gilt auch für<br />

die beson<strong>de</strong>ren Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung in<br />

an<strong>de</strong>ren Freikaufsfällen, beispielsweise von gängig<br />

erweise so bezeichneten „Spionen".<br />

Bei <strong>de</strong>r Abrechnung gab es keine konkrete personale<br />

Zuordnung von Geldbeträgen. Es konnte nicht festgestelltwer<strong>de</strong>n,<br />

daß bestimmte Geldbeträge für bestimmte<br />

Personen, die freigekauft wur<strong>de</strong>n, festgelegt wur<strong>de</strong>n.<br />

Dieser Umstand hat <strong>de</strong>nn auch die Abwicklung <strong>de</strong>s unter<strong>de</strong>m<br />

Begriff „Autobahnbau" abgehan<strong>de</strong>lten Son<strong>de</strong>rgeschäfts<br />

begünstigt, wenn nicht ermöglicht.<br />

cc) Die Rolle von Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel<br />

beim Häftlingfreikauf<br />

Bei <strong>de</strong>r Anbahnung, <strong>de</strong>r späteren Durchführung<br />

durch Festlegung <strong>de</strong>r freizulassen<strong>de</strong>n Personen <strong>und</strong><br />

bei <strong>de</strong>ren Ausreise aus <strong>de</strong>r DDR, einschließlich <strong>de</strong>r<br />

Abwicklung vermögensrechtlicher Angelegenheiten,<br />

spielte Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel eine herausragen<strong>de</strong><br />

Rolle. Rechtsanwalt Vogel wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>m<br />

von Bürgern in Anspruch genommen, die selbst versuchten,<br />

ihre Ausreise aus <strong>de</strong>r DDR zu ermöglichen.<br />

Wolfgang Vogel ist beim MfS bis 1965 als GM „Georg"<br />

o<strong>de</strong>r GI „Georg" aktenk<strong>und</strong>ig geführt wor<strong>de</strong>n.<br />

Auch als er bereits Bevollmächtigter <strong>de</strong>r DDR-Regierung<br />

in humanitären Angelegenheiten war, stand er<br />

noch im Auftrag <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit.<br />

Ungeachtet <strong>de</strong>r vom Untersuchungsausschuß<br />

nicht zu erörtern<strong>de</strong>n Frage eines etwaigen Parteiverrats<br />

bleibt je<strong>de</strong>nfalls festzuhalten, daß Wolfgang Vogel<br />

Diener zweier Herren war: Er hat auf <strong>de</strong>r einen<br />

Seite nach wie vor <strong>de</strong>r DDR-Regierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Staatssicherheit gedient. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite hat er sich von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung seine Dienste<br />

teuer bezahlen lassen. Darüber hinaus hatte er<br />

sich über Einzelabrechnungen seine Bemühungen<br />

bei <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>r Ausreiseangelegenheiten betroffener<br />

DDR-Bürger nach <strong>de</strong>r Gebührenordnung<br />

entgelten lassen.


Der Untersuchungsausschuß ist nicht im einzelnen <strong>de</strong>r<br />

Frage nachgegangen, ob Rechtsanwalt Vogel auch<br />

Ausreisewillige zu seinem eigenen Nutzen o<strong>de</strong>r zum<br />

Nutzen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bzw. von <strong>de</strong>ssen Mitarbeitern um ihr Eigentum an<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r ehemaligen DDR gebracht<br />

hat. Je<strong>de</strong>nfalls beurk<strong>und</strong>ete er in seiner Eigenschaft<br />

als Notar wie<strong>de</strong>rholt Gr<strong>und</strong>stückübertragungen ausreisewilliger<br />

DDR-Bürger zugunsten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, wobei <strong>de</strong>n Ausreisewilligen<br />

wohl nicht <strong>de</strong>r Marktwert - nicht einmal in DDR-<br />

Mark - für die Gr<strong>und</strong>stücke zufloß. Unabhängig von<br />

<strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Selbstbegünstigung bzw. <strong>de</strong>r Begünstigung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums für Staatssicherheit o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Angehörigen<br />

besteht <strong>de</strong>r Verdacht, daß die Betroffenen unzureichend<br />

beraten wor<strong>de</strong>n sind. Die Abschöpfung <strong>de</strong>s<br />

Vermögens <strong>de</strong>r Ausreisewilligen wur<strong>de</strong> dadurch begünstigt,<br />

daß diesen in <strong>de</strong>r Regel nur die Möglichkeit<br />

einer Schenkung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Verkaufs ihrer Gr<strong>und</strong>stücke<br />

zum Schätzwert bekannt war. Die Gr<strong>und</strong>stücke hätten<br />

aber auch unter Verwaltung <strong>de</strong>r DDR gestellt wer<strong>de</strong>n<br />

können; darauf wur<strong>de</strong> nicht aufmerksam gemacht.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat schließlich nicht geprüft,<br />

ob Rechtsanwalt Vogel in vorwerfbarer Weise<br />

zu einem Ferienhaus auf <strong>de</strong>r Insel Rügen gelangte,<br />

von <strong>de</strong>m behauptet wird, daß er es einer ausreisewilligen<br />

DDR-Bürgerin abgenötigt habe.<br />

dd) Rolle <strong>de</strong>r Kirchen <strong>und</strong> von Dr. Stolpe im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r humanitären Bemühungen<br />

Auch von seiten <strong>de</strong>r Kirchen gab es vielfältige Bemühungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Häftlingsfreilassung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Familienzusammenführung. Die Ermittlungen haben<br />

keine sicheren Anhaltspunkte dafür ergeben, daß die<br />

Kirchen im Rahmen ihrer Kontakte mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gezielt zu Nutznießern<br />

bzw. Gehilfen von Gr<strong>und</strong>stücksübertragungen wur<strong>de</strong>n.<br />

Jedoch gab es durchaus Einzelfälle, in <strong>de</strong>nen Kirchenmitarbeiter<br />

wie Pastoren o<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums für Staatssicherheit von <strong>de</strong>n Kirchen<br />

vermittelte Gr<strong>und</strong>stücke kaufen konnten. Dies je<strong>de</strong>nfalls<br />

hat Dr. Manfred Stolpe, vormals Konsistorialpräsi<strong>de</strong>nt,<br />

in seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

eingeräumt.<br />

Keine Belege haben sich dafür ergeben, daß Dr. Manfred<br />

Stolpe im Rahmen seiner umfangreichen Kontakte<br />

mit <strong>de</strong>m Bereich „Kommerzielle Koordinierung",<br />

auch mit <strong>de</strong>ssen Leiter Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, zugunsten seiner Lan<strong>de</strong>skirche<br />

bzw. zugunsten von MfS-Mitarbeitern solche<br />

Gr<strong>und</strong>stückskäufe vermittelt hätte. Dr. Stolpe hat<br />

sich bei seiner Befragung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

lediglich daran erinnern können, am Ran<strong>de</strong><br />

mit <strong>de</strong>m Fall Worgitzki befaßt gewesen zu sein.<br />

Dr. Manfred Stolpe hatte nicht nur gute Kontakte zum<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> zu Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l, son<strong>de</strong>rn<br />

über einen langen Zeitraum hinweg auch enge Beziehungen<br />

zum Ministerium für Staatssicherheit. Dort<br />

war er, als IM „Sekretär" geführt, für das MfS wohl<br />

einer <strong>de</strong>r wichtigsten Gesprächspartner aus <strong>de</strong>m Kirchenbereich.<br />

Einzelheiten wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Unter-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

suchungsausschuß 1/3 <strong>de</strong>s Landtags Bran<strong>de</strong>nburg<br />

untersucht <strong>und</strong> hoffentlich geklärt. Nach <strong>de</strong>m Eindruck<br />

<strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses scheint die<br />

Funktion von Dr. Stolpe über die eines normalen Inoffiziellen<br />

Mitarbeiters hinausgegangen zu sein. Offenbar<br />

hat Dr. Stolpe nicht nur Inhalte diverser Gespräche,<br />

Ergebnisse von Konferenzen <strong>und</strong> Syno<strong>de</strong>n mitgeteilt,<br />

son<strong>de</strong>rn auch seine Gesprächspartner vom<br />

MfS über die Haltung einzelner Teilnehmer zu einzelnen<br />

Themen unterrichtet. Darüber hinaus gibt es genügend<br />

Hinweise, daß Dr. Stolpe auch innerkirchliche<br />

Entscheidungsprozesse im Sinne seiner Gesprächspartner<br />

beim MfS zu beeinflussen versuchte.<br />

Ob diese Art <strong>de</strong>r Tätigkeit im Interesse <strong>de</strong>r evangelischen<br />

Kirche lag <strong>und</strong> ob sie mit <strong>de</strong>m Schaffen von<br />

Freiräumen für die kirchliche Tätigkeit durch ein Eingehen<br />

auf die Gegenseite gerechtfertigt wer<strong>de</strong>n<br />

kann, hat nicht <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß zu entschei<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn allenfalls die evangelische Kirche.<br />

Vorwürfe an die Kirchen, sie hätten an <strong>de</strong>r Übernahme<br />

von Beträgen in Mark <strong>de</strong>r DDR von Ausreisewilligen<br />

<strong>und</strong> Überlassung von DM-Beträgen an diese nach <strong>de</strong>r<br />

Ausreise in die B<strong>und</strong>esrepublik unziemlich verdient,<br />

teilt <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht. In <strong>de</strong>r Regel<br />

konnten ausreisewillige DDR-Bürger ihr Barvermögen<br />

in Ost-Mark nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>visenrechtlichen Bestimmungen<br />

<strong>de</strong>r DDR bei einer Übersie<strong>de</strong>lung in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland nicht ausführen. Sie nutzten<br />

<strong>de</strong>shalb die sich ihnen bieten<strong>de</strong> Gelegenheit, <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Institutionen <strong>de</strong>r Kirchen <strong>de</strong>r DDR Geld<br />

als „Spen<strong>de</strong>" zu überlassen, um sodann nach <strong>de</strong>r<br />

Übersiedlung einen Bruchteil <strong>de</strong>s Betrages von <strong>de</strong>n<br />

Kirchen im Westen in DM-Beträgen ausbezahlt zu erhalten.<br />

Mit dieser Regelung war bei<strong>de</strong>n Parteien gedient.<br />

Die Übersiedler hatten im Westen einen Kapitalgr<strong>und</strong>stock<br />

zu erwarten; die Kirchen in <strong>de</strong>r DDR konnten<br />

auf diese Weise Kapital in DDR-Währung bil<strong>de</strong>n.<br />

Von einer Übervorteilung <strong>de</strong>r Ausreisewilligen kann<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich nicht gesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />

ee) Son<strong>de</strong>rfall Autobahnbau<br />

Der Untersuchungsausschuß hat allen Anlaß zu <strong>de</strong>r<br />

Annahme, daß die Abrechnungsmetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r „beson<strong>de</strong>ren<br />

humanitären Bemühungen" dazu geführt<br />

haben, daß im Jahr 1978 in <strong>de</strong>n Leistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

für diesen Bereich auch ein Betrag von<br />

5,8 Mio. DM versteckt wor<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>r nicht durch die<br />

Entlassung von Menschen in die Freiheit begrün<strong>de</strong>t<br />

war, son<strong>de</strong>rn im Ergebnis <strong>de</strong>r Finanzierung von<br />

Grenzsicherungsanlagen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r DDR am<br />

Grenzübergang Helmstedt/Marienborn diente. Es ist<br />

bezeichnend, daß sich <strong>de</strong>r damalige Ständige Vertreter<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bei <strong>de</strong>r DDR,<br />

Günter Gaus, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r infolge einer rechtskräftigen<br />

strafrechtlichen Verurteilung aus <strong>de</strong>m Beamtenverhältnis<br />

ausgeschie<strong>de</strong>ne frühere Ministerialdirektor<br />

Edgar Hirt bei ihrer Vernehmung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

nicht konkret an diesen Vorgang haben<br />

erinnern wollen o<strong>de</strong>r können. Gleichwohl bestehen<br />

anläßlich <strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utigen Aktenvermerke aus<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Unterlagen <strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r<br />

DDR für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß keine vernünftigen<br />

Zweifel daran, daß die seinerzeit von <strong>de</strong>r<br />

DDR gefor<strong>de</strong>rten Beträge zur Finanzierung <strong>de</strong>r


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Grenzsicherungsanlagen im Ergebnis von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

getragen wur<strong>de</strong>n. Ungeachtet einer etwaigen<br />

strafrechtlichen Würdigung dieses Vorgehens,<br />

auch wegen eines Verstoßes gegen haushaltsrechtliche<br />

Vorschriften, bleibt für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

festzustellen, daß das Kritikwürdige nicht<br />

nur darin zu sehen ist, überhaupt die Finanzierung<br />

<strong>de</strong>r Grenzsicherungsanlagen für die DDR übernommen<br />

zu haben, son<strong>de</strong>rn beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r nicht ordnungsgemäßen Unterrichtung <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

parlamentarischen Gremien.<br />

c) Verwendung <strong>de</strong>r eingenommenen Gel<strong>de</strong>r durch<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Die Einnahmen aus <strong>de</strong>m Häftlingsfreikauf wur<strong>de</strong>n von<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung auf die<br />

Konten 0528 (sog. Mielke-Konto) <strong>und</strong> 0628 (sog. Honecker-Konto),<br />

also Konten, auf die das MfS zugreifen<br />

konnte, transferiert. Auch die außerplanmäßigen Gewinne<br />

<strong>und</strong> Übererfüllungen <strong>de</strong>r Genex Geschenkdienst<br />

GmbH wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Konto 0628 verbucht.<br />

Fest steht, daß ein Teil dieser Gel<strong>de</strong>r für die Luxusversorgung<br />

von Wandlitz sowie zur Unterstützung kommunistischer<br />

Volkswirtschaften, wie z.B. für Kuba<br />

o<strong>de</strong>r für das revolutionäre Nicaragua, verbraucht wur<strong>de</strong>.<br />

Auch das MfS konnte sich aus diesen Konten bedienen.<br />

Ein Teil <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r floß <strong>de</strong>m MfS zu, um damit<br />

die Beschaffung von Embargogütern zu finanzieren.<br />

Generalsekretär E rich Honecker bediente sich dieser<br />

Konten, wenn es ihm z.B. zu Weihnachten opportun<br />

erschien, <strong>de</strong>r Bevölkerung Geschenke in Form von<br />

sonst nicht auf <strong>de</strong>m Markt befindlichen Gütern zu gewähren<br />

- Mangelwaren, um das Volk ruhig zu stellen.<br />

Das schlechte Gewissen aller Beteiligten, auch von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> seines Stellvertreters<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, ergibt sich daraus, daß <strong>de</strong>r Bereich<br />

Komerzielle Koordinierung offensichtlich systematisch<br />

Buchführungspflichten verletzte <strong>und</strong> ohne Kontrollmechanismen<br />

über diese Gel<strong>de</strong>r verfügte. Die<br />

Anweisungen, auch von Honecker <strong>und</strong> Dr. Mittag,<br />

Belege zu vernichten, sprechen für sich.<br />

9. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

län<strong>de</strong>rspezifische Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

Der im Jahre 1988 unternommene Versuch <strong>de</strong>r saarländischen<br />

Lan<strong>de</strong>sregierung, sich durch eine Umwegkonstruktion<br />

eine eigene Vertretung im Ost-Berliner<br />

Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum - <strong>und</strong> damit<br />

beim Bereich Kommerzielle Koordinierung - zu schaffen,<br />

scheiterte an <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r zuständigen<br />

Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums für Wirtschaft sowie<br />

<strong>de</strong>s Senats von Berlin. Offensichtlich war die saarländische<br />

Lan<strong>de</strong>sregierung bereit, bei <strong>de</strong>r Verfolgung<br />

eigener Ziele die Stellung Berlins im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l zu schwächen <strong>und</strong> die zu diesem Zwecke ergangenen<br />

gesetzlichen Bestimmungen zu umgehen.<br />

Die saarländische Lan<strong>de</strong>sregierung legte wohl mehr<br />

Wert auf ihre „beson<strong>de</strong>ren Beziehungen" zur DDR als<br />

auf <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Berliner Interessen<br />

<strong>und</strong> auf die Einhaltung einer einheitlichen inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik.<br />

Demgegenüber muß davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n,<br />

daß <strong>de</strong>r im Schreiben <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG Polze vom 5. Juni 1985 an das<br />

SED-Politbüromitglied Dr. Mittag enthaltene angebliche<br />

Wunsch <strong>de</strong>s nordrhein-westfälischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

Johannes Rau „enger <strong>und</strong> öfter mit <strong>de</strong>r<br />

Führung <strong>de</strong>r DDR ins Gespräch zu kommen", ohne<br />

sich dabei „an die in <strong>de</strong>r BRD gelten<strong>de</strong>n Regeln" zu<br />

halten <strong>und</strong> ohne „daß dies bekannt wird" - wobei<br />

auch an die Möglichkeit gedacht wur<strong>de</strong>, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Rau einen<br />

Besuch abstattet - keine Son<strong>de</strong>rkontakte zwischen<br />

Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR zur Folge hatte,<br />

die für die B<strong>und</strong>esregierung Anlaß gewesen wären,<br />

unter Hinweis auf die Regeln über <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l einzuschreiten.<br />

10. Dr. Schalck-Golodkowski als Verhandlungspartner<br />

in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen<br />

a) Verhandlungen über die inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hatte die wesentliche Rolle<br />

als Gesprächspartner <strong>und</strong> Verhandlungsführer auf<br />

seiten <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n Beziehungen zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Aufgr<strong>und</strong> seiner Doppelfunktion<br />

einerseits als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

im MAH, durch die er in die höchste Führungshierarchie<br />

<strong>de</strong>r SED einschließlich <strong>de</strong>s MfS eingeb<strong>und</strong>en<br />

war, <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits durch seine direkte<br />

Unterstellung unter das Politbüro-Mitglied <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

ZK-Sekretär für Wirtschaft Dr. Günter Mittag, hatte<br />

Dr. Schalck-Golodkowski bei seinen Verhandlungen<br />

mit seinen west<strong>de</strong>utschen Gesprächsprartnern eine<br />

erhebliche Entscheidungskompetenz. Als Sekretär<br />

<strong>de</strong>r „Arbeitsgruppe BRD" <strong>de</strong>s SED-Politbüros war er<br />

an <strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>und</strong> Koordinierung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen<br />

Verhandlungen in <strong>de</strong>r DDR maßgeblich<br />

beteiligt. Ob er tatsächlich persönlicher Beauftragter<br />

von SED-Generalsekretär Erich Honecker war, kann<br />

mit letzter Sicherheit nicht geklärt wer<strong>de</strong>n. Fest steht<br />

jedoch, daß Erich Honecker über Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Wirken im Einzelnen sehr genau informiert<br />

war, da die von ihm an Dr. Mittag adressierten Verhandlungvermerke<br />

an Honecker weitergeleitet wur<strong>de</strong>n.<br />

Daneben besteht für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>r Verdacht, daß Dr. Schalck-Golodkowski außer<strong>de</strong>m<br />

für Erich Mielke <strong>und</strong> damit für das Ministerium<br />

für Staatssicherheit tätig war. Der Untersuchungsausschuß<br />

sieht jedoch im Hinblick auf das insoweit<br />

von <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt geführte Ermittlungsverfahren<br />

wegen <strong>de</strong>s Verdachts geheimdienstlicher<br />

Agententätigkeit von weiteren Ausführungen ab.<br />

Nicht nur für die B<strong>und</strong>esregierung, son<strong>de</strong>rn auch für<br />

die SPD war Dr. Schalck-Golodkowski ein wichtiger<br />

Verhandlungspartner. Auch wenn sich Staatssekretär<br />

a.D. Bölling nicht mehr daran erinnern zu können<br />

glaubt, ergibt sich aus <strong>de</strong>n vom Untersuchungsausschuß<br />

gesichteten Unterlagen, daß im Vorfeld <strong>de</strong>r<br />

Landtagswahlen in Berlin vom Mai 1981 Dr. Schalck-<br />

Golodkowski StS Bölling als <strong>de</strong>m damaligen Ständigen<br />

Vertreter <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland mitgeteilt<br />

hatte, Honecker sei zu Gesten bereit, die die<br />

Wahl von Dr. Hans-Jochen Vogel zum Regieren<strong>de</strong>n<br />

Bürgermeister von Berlin erleichtern könnten.


Auch <strong>de</strong>r Versuch <strong>de</strong>r Wahlhilfe <strong>de</strong>r DDR für die SPD<br />

z.B. im Rahmen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estagswahlkampfes 1986<br />

kann nicht unerwähnt bleiben. Daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Verhandlungen über <strong>de</strong>n<br />

Swing im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l seinen Verhandlungspartner<br />

B<strong>und</strong>esminister Dr. Wolfgang Schäuble<br />

im Jahr 1986 zu <strong>de</strong>r dringen<strong>de</strong>n Frage <strong>de</strong>r Tamileneinreise<br />

über Berlin (Ost) hingehalten hatte, damit Johannes<br />

Rau als Kanzlerkandidat <strong>de</strong>r SPD die „frohe<br />

Botschaft" über <strong>de</strong>n Stop <strong>de</strong>r Tamileneinreise verkün<strong>de</strong>n<br />

konnte, zählt hierzu.<br />

Solche <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Absprachen zwischen <strong>de</strong>r SPD<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r SED mögen zwar aus Sicht <strong>de</strong>r beteiligten<br />

Gesprächsführer verständlich sein, zumal die DDR--<br />

Staats- <strong>und</strong> Parteiführung offenbar ein Interesse daran<br />

hatte, daß die B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Berliner<br />

Senat sozial<strong>de</strong>mokratisch geführt wur<strong>de</strong>n. Die<br />

Grenzen <strong>de</strong>s politischen Anstands sind damit aber<br />

überschritten wor<strong>de</strong>n.<br />

b) Verhandlungen zum Milliar<strong>de</strong>nkredit <strong>und</strong> zum<br />

Züricher Mo<strong>de</strong>ll<br />

Eine große politische Leistung <strong>de</strong>s bayerischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

Dr. Franz Josef Strauß war die Aushandlung<br />

<strong>de</strong>r Modalitäten <strong>de</strong>s Milliar<strong>de</strong>n-Kredits für<br />

die DDR. Strauß hatte erkannt, daß es aus Grün<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Stabilität im geteilten Europa nötig sein wür<strong>de</strong>,<br />

trotz <strong>de</strong>s von ihm so verabscheuten SED-Unrechtsregimes<br />

<strong>de</strong>r DDR durch einen von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

verbürgten Bankenkredit finanzielle Mittel zufließen<br />

zu lassen. Dies erhöhte gleichzeitig die Einflußmöglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Westens auf die DDR, machte sie von<br />

immer neuen Kreditvergaben abhängig <strong>und</strong> war<br />

schließlich mitursächlich dafür, daß am En<strong>de</strong> das<br />

SED-Regime wie ein Kartenhaus zusammenbrach.<br />

Seinerzeit war die DDR im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m<br />

Verlust <strong>de</strong>r internationalen Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>r<br />

Volksrepublik Polen <strong>und</strong> <strong>de</strong>s sozialistischen Regimes<br />

in Rumänien ebenfalls in Bedrängnis geraten. Die<br />

DDR mußte erfahren, daß sich einige europäische<br />

Han<strong>de</strong>lspartner weigerten, weiterhin lang- <strong>und</strong> mittelfristig<br />

Finanz- o<strong>de</strong>r Warenkredite zu gewähren.<br />

Um <strong>de</strong>n finanziellen Kollaps <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> die hieraus<br />

resultieren<strong>de</strong>, wahrscheinlich auch militärische, Intervention<br />

<strong>de</strong>r Sowjetunion zu verhin<strong>de</strong>rn - was nicht<br />

nur im inner<strong>de</strong>utschen Verhältnis, son<strong>de</strong>rn in ganz<br />

Europa ein Wie<strong>de</strong>reraufleben <strong>de</strong>s kalten Krieges bewirkt<br />

hätte -, sah sich die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

veranlaßt, international ein Zeichen zu setzen,<br />

in<strong>de</strong>m sie für <strong>de</strong>n ersten Konsortialkredit <strong>de</strong>r Bayerischen<br />

Lan<strong>de</strong>sbank als Konsortialführerin <strong>und</strong> <strong>de</strong>r angeschlossenen<br />

Banken an die DDR eine Garantieerklärung<br />

abgab. Auf diese Weise konnte die Hoffnung,<br />

eines Tages eine friedliche Wie<strong>de</strong>rvereinigung mit einer<br />

relativ selbständig bleiben<strong>de</strong>n DDR zu erreichen,<br />

aufrecht erhalten wer<strong>de</strong>n. Ein Zusammenbruch <strong>de</strong>r<br />

DDR, <strong>de</strong>n die Sowjetunion während <strong>de</strong>r damals noch<br />

herrschen<strong>de</strong>n Breschnew-Doktrin nie zugelassen<br />

hätte, hätte gleichzeitig je<strong>de</strong>n Versuch einer friedlichen<br />

Wie<strong>de</strong>rvereingung durch kleine Schritte unmöglich<br />

gemacht <strong>und</strong> aller Voraussicht nach auch zu<br />

einer nachhaltigen Störung <strong>de</strong>r verletzlichen Bindungen<br />

West-Berlins an die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

geführt.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Bei <strong>de</strong>r gegebenen politischen Situation im Warschauer<br />

Pakt - die DDR war bei allen ihren Verhandlungen<br />

betreffend Ausweitung <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen<br />

Beziehungen auf das Placet <strong>de</strong>r sowjetischen Führung<br />

angewiesen - hatte das sog. Züricher Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s<br />

Schweizer Bankiers Holger Bahl von vornherein<br />

keine Aussicht auf Realisierung, was Strauß sehr<br />

schnell erkannte.<br />

Die DDR konnte sich nicht auf ein schriftlich fixiertes<br />

Vertragswerk, in <strong>de</strong>m genau beschriebene menschliche<br />

Erleichterungen als Bedingungen für eine Kreditvergabe<br />

festgelegt wer<strong>de</strong>n sollten, einlassen. Dies<br />

hätte <strong>de</strong>r „Große Bru<strong>de</strong>r" in <strong>de</strong>r Sowjetunion nie zugelassen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> hatte schon die Regierung<br />

unter B<strong>und</strong>eskanzler Helmut Schmidt das Projekt<br />

Bahls verworfen. Hans-Jürgen Wischnewski hat<br />

hierzu vor <strong>de</strong>m Bayerischen Untersuchungsausschuß<br />

gesagt, das Mo<strong>de</strong>ll habe nie „Kabinettsreife erlangt".<br />

Auch von seiten <strong>de</strong>r DDR-Führung wur<strong>de</strong>n schon<br />

nach kurzer Zeit die entsprechen<strong>de</strong>n Überlegungen<br />

hierzu verworfen.<br />

Politisch wesentlich geschickter war das Vorgehen<br />

von Strauß, informell Zusagen für menschliche Erleichterungen<br />

zu vereinbaren. Die DDR-Führung hat<br />

sich, was sich später bestätigte, auch genauestens an<br />

diese Absprache gehalten. Schon kurze Zeit nach Gewährung<br />

<strong>de</strong>s Milliar<strong>de</strong>n-Kredits wur<strong>de</strong>n die Selbstschußanlagen<br />

an <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Grenze abgebaut.<br />

Bahl, <strong>de</strong>r das „Züricher Mo<strong>de</strong>ll" entwickelt hatte <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r von ihm gewählten Konstruktion einer<br />

Schweizer Finanzierungsgesellschaft, an <strong>de</strong>ren<br />

Verwaltung er maßgeblich mitwirken wollte, für sich<br />

erhebliche Einnahmen erhoffte, suchte im Laufe <strong>de</strong>r<br />

80er Jahre Staatsminister Dr. Philipp Jenninger mehrfach<br />

auf, um für sein Mo<strong>de</strong>ll zu werben. Entgegen seiner<br />

Behauptung war er jedoch nie von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r DDR-Führung mit Verhandlungen<br />

beauftragt. Bei <strong>de</strong>n erhofften Millionengewinn ist<br />

es allerdings verständlich, daß Bahl diese intensiven<br />

Aktivitäten entfaltete. Es ist in diesem Zusammenhang<br />

auch verständlich, daß Hans-Jürgen Wischnewski<br />

<strong>und</strong> Karl Wienand ihr Interesse an <strong>de</strong>m Zustan<strong>de</strong>kommen<br />

<strong>de</strong>s Züricher Mo<strong>de</strong>lls bek<strong>und</strong>eten. Hans-<br />

Jürgen Wischnewski hat sogar nach 1984 gegenüber<br />

Dr. Jenninger diesbezügliche Aktivitäten entfaltet, also<br />

zu einer Zeit, als dieser schon nicht mehr Staatsminister<br />

im Kanzleramt war. Denn für <strong>de</strong>n Beirat dieser<br />

Schweizer Finanzierungsgesellschaft hatte Bahl sich<br />

selbst als geschäftsführen<strong>de</strong>s Mitglied vorgesehen sowie<br />

in einem Aktenvermerk für die weiteren Mitgliedsposten<br />

die Namen von Dr. Jenninger, H.-J. Wischnewski<br />

<strong>und</strong> K. Wienand auf seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland sowie Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Dr. Vogel auf seiten <strong>de</strong>r DDR genannt.<br />

11. Finanzielle Unterstützung <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Kommunistischen Partei (DKP)<br />

Die vom Bereich Kommerzielle Koordinierung gelenkten<br />

Wirtschaftsunternehmen in <strong>de</strong>r alten B<strong>und</strong>es-<br />

republik Deutschland fungierten zugleich als „SED<br />

Bankschalter" für die Unterstützung <strong>de</strong>r DKP. Die Gewinne<br />

dieser Unternehmen kamen unter Umgehung


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

gesetzlicher Vorschriften <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> sodann <strong>de</strong>r DKP zugute. Die DKP<br />

wur<strong>de</strong> auf diese Weise auch vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung jährlich mit Beträgen in Millionenhöhe<br />

unterstützt. Sie hatte dieses Geld mangels<br />

eigener Einnahmen bitter nötig. Diese Finanzierung<br />

führte aber auch zur völligen finanziellen, i<strong>de</strong>ologischen<br />

<strong>und</strong> politischen Abhängigkeit <strong>de</strong>r DKP von <strong>de</strong>r<br />

SED; ihre Aktivitäten waren von <strong>de</strong>r SED ferngesteuert.<br />

Die DKP wollte <strong>und</strong> brauchte dieses Geld aus Berlin<br />

(Ost), obwohl sie stets mit beträchtlichem finanziellem<br />

Propagandaaufwand behauptete, finanziell unabhängig<br />

zu sein. Die DKP war aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Unterstützung<br />

durch die SED die finanzkräftigste linksradikale<br />

Organisation in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />

Die vielfach von <strong>de</strong>r DKP beschworene Solidarität<br />

mit <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>rpartei SED war angesichts ihrer finanziellen<br />

Abhängigkeit keine freiwillig eingegangene<br />

Verpflichtung, son<strong>de</strong>rn die Unterordnung unter<br />

die von <strong>de</strong>r DDR erzwungenen politischen Leitlinien.<br />

Die DKP war eine „Filiale" <strong>de</strong>r SED; sie wur<strong>de</strong> von<br />

<strong>de</strong>r SED bezahlt <strong>und</strong> dirigiert.<br />

Die Machthaber in <strong>de</strong>r DDR setzten sich auch darüber<br />

hinweg, daß mit <strong>de</strong>r Unterstützung <strong>de</strong>r DKP <strong>de</strong>r notlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR, <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>r eigenen<br />

Bevölkerung, jährlich we rtvolle Devisen in<br />

Millionenhöhe entzogen wur<strong>de</strong>n. Ebensowenig störte<br />

es die Führungsclique <strong>de</strong>r SED, daß die massive finanzielle<br />

Unterstützung <strong>de</strong>r DKP letztlich sinn- <strong>und</strong><br />

nutzlos war, wie die Wahlergebnisse <strong>de</strong>r DKP belegen.<br />

Nach <strong>de</strong>n Ereignissen <strong>de</strong>s Jahres 1989 mußte die DKP<br />

einen „Offenbarungseid" leisten; finanziell balancierte<br />

sie am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bankrotts. Der umfangreiche<br />

Parteiapparat mußte fast vollständig aufgelöst wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Nie<strong>de</strong>rgang <strong>de</strong>r DKP <strong>und</strong> ihrer Vorfeldorganisationen,<br />

das Zurückschrauben ihrer Agitationen<br />

<strong>und</strong> ihrer Arbeitsweise nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> sind ein<strong>de</strong>utige<br />

Hinweise dafür, in welchem Umfang sie zuvor von<br />

<strong>de</strong>r DDR unterstützt wur<strong>de</strong>.<br />

Die umfangreiche finanzielle Unterstützung <strong>de</strong>r DKP<br />

wur<strong>de</strong> zu keinem Zeitpunkt in ihren jährlichen Rechenschaftsberichten<br />

ausgewiesen. Dies war ein klarer<br />

Verstoß gegen das Transparenzgebot <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>gesetzes,<br />

<strong>de</strong>mzufolge die Parteien zur öffentlichen<br />

Rechenschaftslegung nach A rt . 21 Abs. 1 Satz 4 GG<br />

verpflichtet sind. Nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>r Unabhängigen<br />

Kommission Parteivermögen erhielt die<br />

DKP im Zeitraum von 1981 bis 1989 Zahlungen in Höhe<br />

von insgesamt 526.309.000 DM, die sie in <strong>de</strong>n Rechenschaftsberichten<br />

an <strong>de</strong>n Deutschen B<strong>und</strong>estag<br />

nicht offengelegt hat.<br />

12. Dr. Schalck-Golodkowskis Flucht <strong>und</strong><br />

sein Aufenthalt in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

Der Untersuchungsausschuß hat sich auch - <strong>und</strong> zwar<br />

in weit größerem Umfang als zunächst vorgesehen -<br />

mit <strong>de</strong>r Frage beschäftigt, in welcher Form Dr.<br />

Schalck-Golodkowski nach seiner Flucht aus <strong>de</strong>r<br />

DDR mit <strong>de</strong>m BND kooperiert hat, ob ihm dabei die<br />

Unterstützung durch <strong>de</strong>n BND zuteil wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> wel-<br />

che Rolle das B<strong>und</strong>eskanzleramt - hier insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r Koordinator für die Nachrichtendienste, Staatsminister<br />

beim B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Lutz Stavenhagen - in<br />

<strong>de</strong>n Beziehungen Dr. Schalck-Goldokowskis zum<br />

BND gespielt hat.<br />

a) Nach Überzeugung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

sind <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung im allgemeinen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskanzleramt im beson<strong>de</strong>ren keine Vorwürfe<br />

zu machen hinsichtlich einer wie auch immer<br />

gearteten Unterstützung von Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Da es sich bei Dr. Schalck-Golodkowski<br />

um einen hochrangigen Vertreter <strong>de</strong>s SED-Regimes<br />

han<strong>de</strong>lte, teilt <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

die Auffassung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, daß es um<br />

die Jahreswen<strong>de</strong> 1989/1990 richtig war, <strong>de</strong>n BND<br />

mit <strong>de</strong>r Befragung Dr. Schalck-Golodkowskis zu<br />

beauftragen, um sich <strong>de</strong>ssen Wissen insbeson<strong>de</strong>re<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Strukturen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung zunutze zu machen, daß aber<br />

an<strong>de</strong>rerseits Dr. Schalck-Golodkowski eine weitergehen<strong>de</strong><br />

Hilfe nicht zuteil wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Dementsprechend lautete die richtige <strong>und</strong> unmißverständliche<br />

Weisung <strong>de</strong>s Staatsministers Dr. Stavenhagen<br />

am 16. 1. 1990:<br />

„Befragung durch <strong>de</strong>n BND ja, Betreuung nein."<br />

b) Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage dieser politischen Entscheidung<br />

begann <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esnachrichtendienst mit<br />

<strong>de</strong>r Befragung Dr. Schalck-Golodkowskis, über<br />

die Präsi<strong>de</strong>nt Dr. Wieck in <strong>de</strong>r Folgezeit im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r wöchentlichen Besprechungen im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

auch berichtete. Daß Präsi<strong>de</strong>nt<br />

Wieck sich <strong>de</strong>r politischen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Kontakte<br />

<strong>de</strong>s BND zu Dr. Schalck-Golodkowski durchaus<br />

bewußt war, geht auch daraus hervor, daß er<br />

En<strong>de</strong> Januar 1990 Staatsminister Dr. Stavenhagen<br />

bat, außerhalb <strong>de</strong>r ND-Lagen in einem kleineren<br />

Kreis Fragen <strong>de</strong>r Sicherheit von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zu erörtern.<br />

Es ist <strong>de</strong>shalb für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß unklar<br />

geblieben, warum Dr. Wieck es unterlassen<br />

hat, Staatsminister Dr. Stavenhagen darüber zu informieren,<br />

daß Dr. Schalck-Golodkowski auf Veranlassung<br />

<strong>de</strong>s BND am 15. Februar 1990 Decknamenpapiere<br />

auf <strong>de</strong>n Namen Gutmann ausgestellt<br />

wur<strong>de</strong>n, so daß Dr. Stavenhagen in <strong>de</strong>r Fragest<strong>und</strong>e<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages vom 16. März 1990<br />

auf die Frage <strong>de</strong>s Abgeordneten Peter Conradi insoweit<br />

eine unrichtige Antwort gab.<br />

Die von Dr. Wieck in seinem Schreiben vom 28.<br />

März 1990 an die B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble<br />

<strong>und</strong> Genscher gewählte Formulierung „Die Begleitung<br />

<strong>de</strong>s BND bei <strong>de</strong>r behördlichen Ausstellung<br />

eines Reisepasses" verschleiert <strong>de</strong>n aktiven<br />

Part <strong>de</strong>s BND bei <strong>de</strong>r Ausstellung <strong>de</strong>r Papiere. In<br />

<strong>de</strong>m Verwaltungsermittlungsverfahren, das Präsi<strong>de</strong>nt<br />

Porzner am 2. September 1991 anordnete,<br />

heißt es hierzu dann auch:<br />

„Diese Dokumente sind auf Vermittlung <strong>de</strong>s<br />

Münchner Verbindungsreferenten <strong>de</strong>s BND <strong>und</strong><br />

ohne daß die ausstellen<strong>de</strong> Behör<strong>de</strong> wußte, für<br />

wen die Papiere bestimmt sind, ausgestellt wor<strong>de</strong>n.<br />

"


Die Rechtfertigung von Dr. Wieck für diese unterlassene<br />

Unterrichtung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß,<br />

die Absicherung <strong>de</strong>r Befragung unterliege<br />

nicht nur keiner Genehmigung <strong>und</strong> Informationspflicht,<br />

son<strong>de</strong>rn es sei „bei <strong>de</strong>r Unterrichtung<br />

auch vorgesetzter Dienststellen während <strong>de</strong>r Laufzeit<br />

<strong>de</strong>r Operation Zurückhaltung geboten", ist in<br />

dieser Form nicht akzeptabel. Eine effektive politische<br />

Kontrolle <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes ist<br />

nur gewährleistet, wenn <strong>de</strong>ssen Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>n verantwortlichen<br />

Staatsminister umfassend unterrichtet.<br />

Dies gilt insbeson<strong>de</strong>re in politisch heiklen<br />

Fällen. Es ist wi<strong>de</strong>rsprüchlich, wenn einerseits Dr.<br />

Wieck Staatsminister Dr. Stavenhagen bittet, ein<br />

-<br />

Gespräch zu Fragen <strong>de</strong>r Sicherheit Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis anzuberaumen <strong>und</strong> in diesem Gespräch<br />

sogar Fragen <strong>de</strong>r Namensän<strong>de</strong>rung erörtert<br />

wer<strong>de</strong>n, er an<strong>de</strong>rerseits kurze Zeit nach diesen<br />

Gesprächen eigenverantwortlich Sicherungsmaßnahmen<br />

in Form <strong>de</strong>r Ausgabe von Decknamenpapieren<br />

trifft, ohne <strong>de</strong>n zuständigen Staatsminister<br />

davon in klarer Form zu unterrichten.<br />

Es ist auch kein Gr<strong>und</strong> dafür zu erkennen, warum<br />

Dr. Wieck <strong>de</strong>r Parlamentarischen Kontrollkommission<br />

in <strong>de</strong>r Sitzung am 25. April 1990 die Ausstellung<br />

<strong>de</strong>r Decknamenpapiere nicht mitgeteilt hat.<br />

Zu diesem Zeitpunkt war die Operation bereits abgeschlossen.<br />

Es ist auch unklar geblieben, ob <strong>de</strong>r BND Kenntnis<br />

von <strong>de</strong>m mündlichen Zusatz <strong>de</strong>s Staatsministers<br />

Dr. Stavenhagen zu <strong>de</strong>r vom BND entworfenen Beantwortung<br />

<strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>s Abgeordneten Peter<br />

Conradi hatte. Dem Untersuchungsausschuß ist<br />

bekannt, daß auch <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

sämtliche B<strong>und</strong>estagsdrucksachen bezieht <strong>und</strong><br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n BND interessieren<strong>de</strong>n Bereiche<br />

auswertet. Spätestens als die Antwort Staatsminister<br />

Dr. Stavenhagens an <strong>de</strong>n Abgeordneten<br />

Conradi, SPD, am 16. März 1990 in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estagsdrucksache<br />

11/6737 erschien, hätte <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

bei sorgfältiger Auswertung<br />

auffallen müssen, daß die im Parlament erfolgte<br />

Antwort Staatsminister Dr. Stavenhagens einen<br />

Zusatz enthielt, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Antwortentwurf <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes nicht enthalten war<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r für Staatsminister Dr. Stavenhagen Anlaß<br />

zu einer zeitnahen <strong>Bericht</strong>igung hätte sein müssen.<br />

Die Beweiserhebungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

haben keinerlei Anhaltspunkte dafür ergeben,<br />

daß Staatsminister Dr. Stavenhagen die<br />

Anfrage <strong>de</strong>s Abgeordneten Conradi, SPD, vom 14.<br />

Februar 1990 wissentlich falsch beantwortet hat.<br />

Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Beantwortung dieser Frage<br />

hatte Staatsminister Dr. Stavenhagen keine Kenntnis<br />

von <strong>de</strong>r Ausstellung <strong>de</strong>r Decknamenpapiere.<br />

Auch in <strong>de</strong>r Folgezeigt hatte Staatsminister Dr.<br />

Stavenhagen keinen Anlaß, seine Auskunft vom<br />

16. März 1990 zu berichtigen, da ihm an<strong>de</strong>rslauten<strong>de</strong><br />

Informationen nicht zugegangen sind.<br />

c) Das Verhalten <strong>de</strong>r SPD in dieser Angelegenheit<br />

war politisch <strong>und</strong> menschlich nicht angemessen.<br />

Sie hat ab Sommer 1991 wi<strong>de</strong>r besseres Wissens<br />

über Monate hinweg behauptet, Staatsminister Dr.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Stavenhagen habe das Parlament in einer Antwort<br />

auf eine Anfrage belogen, obwohl sie wußte, daß<br />

Staatsminister Dr. Stavenhagen über die Ausstellung<br />

<strong>de</strong>r Decknamenpapiere für Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> seine Frau zum damaligen Zeitpunkt<br />

nicht informiert war.<br />

In <strong>de</strong>r Annahme, hieraus politisches Kapital schlagen<br />

zu können, hat sie sich geweigert, die Tatsache<br />

zur Kenntnis zu nehmen, daß <strong>de</strong>r damalige<br />

BND-Präsi<strong>de</strong>nt Dr. Wieck Staatsminister Dr. Stavenhagen<br />

offenbar unvollständig informiert hatte.<br />

Nach<strong>de</strong>m sich im August 1991 bei <strong>de</strong>r Vorlage <strong>de</strong>r<br />

BND-Akte an <strong>de</strong>n 1. Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r<br />

wahre Sachverhalt herausgestellt hatte, veranlaßte<br />

<strong>de</strong>r neue BND-Präsi<strong>de</strong>nt Porzner die Durchführung<br />

eines internen Verwaltungsermittlungsverfahrens<br />

zur Klärung <strong>de</strong>r Vorgänge. Es ist <strong>de</strong>m<br />

umsichtigen Verhalten von Präsi<strong>de</strong>nt Porzner zu<br />

verdanken, daß Staatsminister Dr. Stavenhagen<br />

im Rahmen dieses Verfahrens die zu Unrecht gegen<br />

ihn erhobenen Vorwürfe wi<strong>de</strong>rlegen konnte.<br />

13. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

unter SED-Generalsekretär Krenz <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Regierung Modrow sowie seine Abwicklung<br />

unter <strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong> Maizière<br />

a) Der Nie<strong>de</strong>rgang <strong>de</strong>s real existieren<strong>de</strong>n Sozialismus<br />

in <strong>de</strong>r DDR ging einher mit <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung. Die Verantwortlichen<br />

versuchten noch zu retten, was zu<br />

retten war; doch verlängerte dies nur die Agonie.<br />

Zwar ist die Entscheidung Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr.<br />

Modrows (SED), die Son<strong>de</strong>rstellung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zu been<strong>de</strong>n <strong>und</strong> diesen<br />

in das Ministerium für Außenwirtschaft einzuglie<strong>de</strong>rn,<br />

nicht zu beanstan<strong>de</strong>n. Auffallend ist<br />

jedoch, daß Dr. Modrow zwar die Son<strong>de</strong>rstellung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung gekannt<br />

hat, angeblich jedoch keine näheren Informationen<br />

über Mißstän<strong>de</strong> <strong>und</strong> Verstöße gegen gelten<strong>de</strong>s<br />

Recht gehabt haben will. Gleichwohl erließ<br />

Dr. Modrow am 3. Dezember 1989 die Anordnung,<br />

wonach „aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r nationalen Sicherheit"<br />

die Einsichtnahme in die Akten <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I untersagt wur<strong>de</strong>.<br />

In <strong>de</strong>r Hauptabteilung I, <strong>de</strong>r sogenannten Stasi<br />

Abteilung, sind aber die meisten Rechtsverstöße<br />

begangen wor<strong>de</strong>n. Da Dr. Modrow für seine wichtige<br />

Anordnung keine plausible Erklärung geben<br />

konnte, ist die Schlußfolgerung naheliegend, daß<br />

er das rechtswidrige Treiben <strong>de</strong>s MfS in <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I <strong>de</strong>cken wollte. Dr. Modrow<br />

selbst hat dies zumin<strong>de</strong>st indirekt eingeräumt, als<br />

er vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß erklärt hat,<br />

die Anordnung habe bewirken sollen, daß die<br />

DDR-Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen<br />

nicht ohne vorherige Rücksprache mit ihm habe<br />

tätig wer<strong>de</strong>n können. Dies ist ein bemerkenswerter<br />

Vorgang, <strong>de</strong>r keines weiteren Kommentars bedarf.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Die Art <strong>de</strong>r Einsetzung <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

zur Untersuchung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung entbehrte ebenfalls <strong>de</strong>s ernsthaften<br />

Willens zur Aufklärung ohne Ansehen <strong>de</strong>r han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />

Personen. Da hegt <strong>de</strong>r amtieren<strong>de</strong> Generalstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>n Verdacht, daß im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung staatliche Mittel<br />

gröblichst mißbraucht wer<strong>de</strong>n. Er wen<strong>de</strong>t sich<br />

<strong>de</strong>shalb zunächst an Dr. Lin<strong>de</strong>mann <strong>und</strong> macht<br />

auf <strong>de</strong>ssen Anraten Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Modrow<br />

<strong>de</strong>n Vorschlag, eine Regierungs-Kommission einzusetzen,<br />

die die Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen<br />

unterstützen soll. Das Ergebnis dieses<br />

an sich sinnvollen Vorschlags war aber, daß ausge- -<br />

rechnet jener Dr. Lin<strong>de</strong>mann, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Generalstaatsanwalt<br />

vertraute, als Leiter dieser Kommission<br />

eingesetzt wur<strong>de</strong>, die sodann ihre Hauptaufgabe<br />

aber nicht in <strong>de</strong>r Unterstützung, son<strong>de</strong>rn vielmehr<br />

in <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r staatsanwaltschaftlichen<br />

Arbeit sah.<br />

Selbst als nach <strong>de</strong>m Beschluß vom 21. Dezember<br />

1989 auch die Akten <strong>de</strong>r Hauptabteilung I gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

einsehbar waren, hat es die herrschen<strong>de</strong><br />

Führungsriege <strong>de</strong>s Bereichs verstan<strong>de</strong>n, zumin<strong>de</strong>st<br />

Teilbereiche <strong>de</strong>r Hauptabteilung I einer Prüfung<br />

zu entziehen. So wur<strong>de</strong>n die Unternehmen<br />

Interport <strong>und</strong> Intertechna von jeglicher Finanzrevision<br />

ausgenommen, bereits begonnene Prüfungen<br />

mußten „auf Weisung von oben" wie<strong>de</strong>r abgebrochen<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies kann nur <strong>de</strong>n Zweck gehabt<br />

haben, Millionenbeträge aus diversen Sektoren<br />

<strong>de</strong>s Bereichs auf die Seite zu schaffen.<br />

In die Kette <strong>de</strong>r hierzu getroffenen Maßnahmen<br />

reiht sich nahtlos die Gründung <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls-<br />

<strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft mbH (BHFG)<br />

ein. Während die BHFG ihre Tätigkeit offiziell darauf<br />

beschränken sollte, die Abwicklung <strong>de</strong>r in Liquidation<br />

befindlichen Firmen <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu En<strong>de</strong> zu<br />

führen, sollten die Kernunternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung in Wahrheit unter einem<br />

neuen Holding-Dach weiter existieren. Noch<br />

1990 erhielt die BHFG von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr.<br />

Modrow <strong>de</strong>n Auftrag, eine Milliar<strong>de</strong> Valuta-Mark<br />

zu erwirtschaften.<br />

Während sich die Regierung Modrow nach außenhin<br />

konziliant gab, versuchte sie intern, <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung - wenn auch in<br />

verkleinerter Form - weiter existieren zu lassen.<br />

Dr. Modrow <strong>und</strong> die insoweit zuständigen Minister<br />

Dr. Beil <strong>und</strong> Siegert hatten aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

MfS-Erfahrungen das Prinzip <strong>de</strong>r Konspiration so<br />

verinnerlicht, daß sie es auch für die Tätigkeit <strong>de</strong>r<br />

BHFG anwandten. Nach<strong>de</strong>m die Bürgerinnen <strong>und</strong><br />

Bürger in <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>r SED/PDS bei <strong>de</strong>n Wahlen<br />

am 18. März 1990 eine <strong>de</strong>utliche Abfuhr erteilt hatten,<br />

wur<strong>de</strong> am 29. März 1990 noch schnell vor <strong>de</strong>r<br />

Übergabe <strong>de</strong>r Amtsgeschäfte an Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong> Maizière die BHFG gegrün<strong>de</strong>t. Sie entwikkelte<br />

sich sehr schnell zu einer Versorgungsanstalt<br />

für abgehalfterte SED-Genossen. Da diese Genossen<br />

sich nunmehr auch als „das Volk" fühlten, versuchten<br />

sie in <strong>de</strong>r Folgezeit konsequent die „Privatisierung"<br />

von „Volkseigentum" zu ihren Gun-<br />

sten. Folgerichtig bezeichnete die Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin die BHFG<br />

„als quasi Nachfolgeorganisation <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>r Regierung Modrow<br />

aufgr<strong>und</strong> eines Vorschlages von Personen,<br />

die auch in <strong>de</strong>r Vergangenheit enge Verbindungen<br />

in <strong>de</strong>n „Strukturen" in <strong>de</strong>r DDR hielten". Welchen<br />

Zweck die Gründung dieser Gesellschaft<br />

hatte, wird <strong>de</strong>utlich, wenn es in <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft heißt:<br />

„Aus <strong>de</strong>r Übersicht <strong>de</strong>r Beweismittel wird <strong>de</strong>utlich,<br />

daß entgegen <strong>de</strong>m ursprünglich formulierten<br />

Auftrag weniger liquidiert wur<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn<br />

vielmehr versucht wur<strong>de</strong>/wird, in neugebil<strong>de</strong>te<br />

Betriebe einzudringen <strong>und</strong> Einflußmöglichkeiten<br />

zu eröffnen bzw. auszubauen. Das wird<br />

<strong>de</strong>utlich an einer Reihe von Firmenneugründungen,<br />

die ebenfalls von <strong>de</strong>r Treuhandanstalt vorgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n könnten. Durch Verän<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>n Gesellschaftsverhältnissen mehrerer<br />

GmbHs wird ferner <strong>de</strong>r Versuch unternommen,<br />

im Einzelfall die Treuhandanstalt zu unterlaufen.<br />

"<br />

<strong>und</strong><br />

„Mit geringen Abstrichen sind auch nicht die<br />

von <strong>de</strong>r Regierung Modrow eingesetzten<br />

300.000.000,- DM, die aus <strong>de</strong>n Vermögensteilen<br />

KoKo an die BHFG gingen, für Strukturverän<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>r Wirtschaft <strong>de</strong>r DDR - ggf. als aus<br />

zureichen<strong>de</strong> Darlehen - verwen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n. "<br />

Insbeson<strong>de</strong>re Dr. Modrow <strong>und</strong> Dr. Beil tragen<br />

auch die Verantwortung dafür, daß infolge <strong>de</strong>r<br />

nicht unterb<strong>und</strong>enen Akenvernichtung die Aufklärungsarbeit<br />

über die Geschäftsabläufe im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die Ermittlungsmöglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaften in<br />

erheblichem Umfang erschwert wor<strong>de</strong>n sind. Sie<br />

haben nach <strong>de</strong>r Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Prof. Gerstenberger als kommissarischen Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung eingesetzt,<br />

<strong>de</strong>r - wohl auch auf Weisung <strong>de</strong>r politischen<br />

Führung - seine Aufgabe weniger darin sah, das<br />

Vermögen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zu sichern, als vielmehr darin, min<strong>de</strong>stens<br />

durch die Duldung <strong>de</strong>s Vernichtens von Akten die<br />

Vermögensverhältnisse <strong>de</strong>s Bereichs zu verschleiern.<br />

Eine unklare Rolle spielte auch <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkommission<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates zur Untersuchung<br />

von Amtsmißbrauch <strong>und</strong> Korruption, Dr.<br />

Lin<strong>de</strong>mann. So behin<strong>de</strong>rte Dr. Lin<strong>de</strong>mann die Valuta-Kontrollgruppe,<br />

in<strong>de</strong>m er ihm vorliegen<strong>de</strong> Finanzvorgänge<br />

<strong>de</strong>r Revision nicht zugänglich<br />

machte. Die zuvor erwähnte Untersagung <strong>de</strong>r Finanzrevision<br />

bei <strong>de</strong>m Unternehmen Interport wur<strong>de</strong><br />

von Dr. Lin<strong>de</strong>mann ausgesprochen. Dies geschah<br />

unter <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>s Ministerrates mit Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Modrow (SED) an <strong>de</strong>r Spitze,<br />

ohne daß hiergegen eingeschritten wur<strong>de</strong>.<br />

Obwohl Dr. Lin<strong>de</strong>mann keinerlei Weisungskompetenz<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Finanzrevision hatte, wur<strong>de</strong><br />

seiner Prüfungsuntersagung bei <strong>de</strong>r Interport Folge<br />

geleistet. Dieser Gehorsam ist nach Auffassung


<strong>de</strong>s Ausschusses darin begrün<strong>de</strong>t, daß die Finanzrevision<br />

wußte, daß Dr. Lin<strong>de</strong>mann dieses Prüfungsverbot<br />

min<strong>de</strong>stens mit Wissen, wenn nicht<br />

sogar auf Weisung <strong>de</strong>s Ministerrates bzw. <strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

Dr. Modrow verfügt hatte.<br />

b) Unter <strong>de</strong>r späteren Regierung <strong>de</strong> Maizière konnten<br />

diese Versäumnisse <strong>de</strong>r Regierung Modrow<br />

nicht wettgemacht wer<strong>de</strong>n, zumal die Vorberatungen<br />

<strong>und</strong> die Verabschiedung <strong>de</strong>s Einigungsvertrages<br />

<strong>und</strong> die gr<strong>und</strong>sätzlichen Umstrukturierungen<br />

in <strong>de</strong>r DDR in dieser hektischen Zeit im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r politischen Aktivitäten stan<strong>de</strong>n.<br />

c) Zu <strong>de</strong>m Erbe, das die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nach <strong>de</strong>m Beitritt <strong>de</strong>r DDR angetreten hat, gehört<br />

auch die strafrechtliche Aufarbeitung <strong>de</strong>r<br />

DDR-Vergangenheit bzw. von Straftaten, die aus<br />

Anlaß <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung begangen wor<strong>de</strong>n<br />

sind.<br />

Der Untersuchungsausschuß beklagt die fehlen<strong>de</strong><br />

Kontinuität im Personalbestand <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

Regierungskriminalität bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

in Berlin. Mit ständig wechseln<strong>de</strong>m Personal ist<br />

eine Aufarbeitung <strong>de</strong>r komplizierten Straftatbestän<strong>de</strong><br />

nicht möglich. Erschwerend kommt hinzu,<br />

daß die Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

kaum je ihre Sollstärke erreicht hat. Da das Land<br />

Berlin personell überfor<strong>de</strong>rt ist <strong>und</strong> nicht in ausreichen<strong>de</strong>m<br />

Umfang über das erfor<strong>de</strong>rliche qualifizierte<br />

Personal verfügt, haben sich die alten B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r<br />

bereit erklärt, <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

im Wege <strong>de</strong>r Abordnung qualifizierte<br />

Richter <strong>und</strong> Staatsanwälte zur Verfügung zu<br />

stellen.<br />

Einige B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r haben ihrem vollm<strong>und</strong>igen<br />

Hilfeversprechen aber nicht in ausreichen<strong>de</strong>m<br />

Maße Taten folgen lassen. Es mutet <strong>de</strong>shalb merkwürdig<br />

an, wenn einerseits auch sozial<strong>de</strong>mokratische<br />

Lan<strong>de</strong>sjustizminister nicht in <strong>de</strong>m erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Umfang Richter <strong>und</strong> Staatsanwälte abordnen,<br />

so daß strafrechtliche Ermittlungen z.B. gegen<br />

Dr. Schalck-Golodkowski nur im eingeschränkten<br />

Umfang geführt wer<strong>de</strong>n können, an<strong>de</strong>rerseits<br />

aber sozial<strong>de</strong>mokratische Oppositions<br />

-politiker in Bonn die sich hinziehen<strong>de</strong>n Ermittlungsverfahren<br />

gegen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zum Anlaß nehmen, um unsubstantiiert <strong>und</strong> unqualifiziert<br />

von „schützen<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n" <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

zu fabulieren, die angeblich über Dr.<br />

Schalck-Golodkowski schwebten.<br />

H. Bewertung <strong>de</strong>s Untersuchungsverfahrens<br />

Die Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses war angesichts<br />

<strong>de</strong>r Breite <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrags geprägt<br />

von einer kaum zu bewältigen<strong>de</strong>n Menge an Akten,<br />

die als Beweismittel beigezogen wur<strong>de</strong>n, sowie <strong>de</strong>r<br />

Vielzahl <strong>de</strong>r in Betracht kommen<strong>de</strong>n Zeugen. Mit<br />

<strong>de</strong>m Einsatz einer EDV-Anlage sind die im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages vorhan<strong>de</strong>nen Unterlagen<br />

so erschlossen wor<strong>de</strong>n, daß mit ihnen trotz <strong>de</strong>r<br />

übergroßen Fülle tatsächlich gearbeitet wer<strong>de</strong>n<br />

konnte. Diese technischen Möglichkeiten sollten<br />

auch für an<strong>de</strong>re Bereiche <strong>de</strong>r parlamentarischen Ar-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

beit nutzbar gemacht wer<strong>de</strong>n. Demgegenüber hat<br />

wegen Zeitmangels trotz großer Anstrengungen nur<br />

ungefähr die Hälfte <strong>de</strong>r Zeugen, <strong>de</strong>ren Anhörung<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich beschlossen war, vernommen wer<strong>de</strong>n<br />

können, obwohl <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß auch<br />

die Möglichkeit richterlicher Vernehmungen genutzt<br />

hat.<br />

Die zum Teil sehr lange Dauer <strong>de</strong>r Erstellung <strong>und</strong> Verteilung<br />

<strong>de</strong>r stenografischen Protokolle <strong>de</strong>r Anhörungen<br />

behin<strong>de</strong>rt die Arbeit erheblich, weil so exakte<br />

Vorhaltungen aus früheren Vernehmungen bei darauffolgen<strong>de</strong>n<br />

Zeugeneinvernahmen weitgehend unmöglich<br />

sind. Die Lösung dieses Problems sollte nicht<br />

nur in <strong>de</strong>r Erhöhung <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong>n Stenografen gesucht wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />

auch in <strong>de</strong>m Einsatz mo<strong>de</strong>rnster Schreibtechnik einschließlich<br />

mo<strong>de</strong>rnster Vervielfältigungstechnik.<br />

Auch wenn es nach wie vor kein Untersuchungsausschußgesetz<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es gibt, so haben sich inzwischen<br />

bewährte Regeln herausgebil<strong>de</strong>t. Dazu gehört<br />

die Zusendung <strong>de</strong>s stenografischen Protokolls, so daß<br />

die angehörten Personen sich dazu binnen einer relativ<br />

kurzen Frist äußern können, was Fehler vermei<strong>de</strong>n<br />

hilft; dazu gehört auch die Beachtung <strong>de</strong>r Gewährung<br />

rechtlichen Gehörs zu <strong>de</strong>n Feststellungen im Schlußbericht<br />

über die Aussagen in Zeugenvernehmungen<br />

hinaus, sofern diese erhebliche Belastungen von Betroffenen<br />

verursachen könnten.<br />

Untersuchungsausschüsse üben öffentliche Gewalt<br />

aus; sie haben dies entsprechend <strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>s<br />

Rechtsstaats zu tun. Für Überlegungen bei <strong>de</strong>r SPD,<br />

die Gewährung rechtlichen Gehörs könnte das Untersuchungsrecht<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages aushöhlen,<br />

kann <strong>de</strong>shalb kein Raum sein. Der Gr<strong>und</strong>satz <strong>de</strong>s<br />

rechtlichen Gehörs hat sich in <strong>de</strong>r Praxis auch nicht<br />

als unlösbares Problem für die Erstellung <strong>de</strong>s Schlußberichts<br />

erwiesen. Die Gewährung rechtlichen Gehörs<br />

<strong>und</strong> die Verarbeitung <strong>de</strong>r Ergebnisse kostet natürlich<br />

Zeit, <strong>de</strong>ren Aufwendung im Rechtsstaat selbstverständlich<br />

ist, um in einem or<strong>de</strong>ntlichen Verfahren<br />

zu einem guten Ergebnis zu kommen.<br />

In enger Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Stellen, die an <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsausschuß Akten herausgegeben hatten,<br />

hat das Problem <strong>de</strong>r Verschlußsachen weitgehend<br />

gelöst wer<strong>de</strong>n können. Soweit dies aus Sicht <strong>de</strong>r<br />

herausgeben<strong>de</strong>n Stellen erfor<strong>de</strong>rlich war, wur<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß Unterlagen als Verschlußsache<br />

eingestuft übergeben. Damit stan<strong>de</strong>n sie<br />

<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses zur<br />

Kenntnisnahme uneingeschränkt <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

für seine Arbeit eingeschränkt zur<br />

Verfügung. Die Kenntnisnahme <strong>de</strong>s Inhaltes dieser<br />

Unterlagen gab in vielen Fällen Anlaß, die Aufhebung<br />

<strong>de</strong>r Einstufung als Verschlußsache anzuregen.<br />

Dem Wunsch wur<strong>de</strong> in sehr vielen Fällen entsprochen.<br />

In großem Umfang hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes erhalten. Der erfor<strong>de</strong>rliche<br />

Quellenschutz wur<strong>de</strong> gewahrt.<br />

Ungelöst ist nach wie vor die Absicherung <strong>de</strong>r erfor<br />

<strong>de</strong>rlichen Geheimhaltung für Verschlußsachen im Be<br />

reich <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses. Der Gesetzge-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ber bleibt aufgefor<strong>de</strong>rt, insoweit für eine umfassen<strong>de</strong><br />

Lösung zu sorgen. Die sollte bald geschehen.<br />

Die gr<strong>und</strong>sätzliche Zulässigkeit <strong>de</strong>r Parallelität von<br />

parlamentarischer Untersuchung <strong>und</strong> strafrechtlichem<br />

Ermittlungsverfahren gebietet gegenseitige<br />

Rücksichtnahme. Diese ist erfolgt. Gleichwohl sollte<br />

in Zukunft intensiver geprüft wer<strong>de</strong>n, ob Themen, die<br />

Gegenstand strafrechtlicher Ermittlungsverfahren<br />

sind, in <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Untersuchungsausschüsse<br />

nicht ausgeklammert wer<strong>de</strong>n. Der Umfang<br />

von Untersuchungsaufträgen ist ohnehin meistens so,<br />

daß er nicht vollständig o<strong>de</strong>r nur unter großen Mühen<br />

erfüllt wer<strong>de</strong>n kann. Nicht übersehen wer<strong>de</strong>n darf<br />

auch, daß an<strong>de</strong>re staatliche Verfahren, wie z.B. Strafverfahren,<br />

zu Entscheidungen mit rechtlicher Verbindlichkeit<br />

führen, während die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Untersuchungsausschußverfahren<br />

im Politischen liegt.<br />

Unbefriedigend sind die Beugehaftverfahren gegen<br />

die ehemaligen DKP-Funktionäre Mies <strong>und</strong> F ritsch<br />

verlaufen, die sich als Zeugen vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

geweigert hatten, auszusagen. Die<br />

Ablehnung <strong>de</strong>r Anträge <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

auf Anordnung <strong>de</strong>r Beugehaft gegen bei<strong>de</strong><br />

Personen durch das Landgericht Bonn schwächt das<br />

Instrumentarium von parlamentarischen Untersuchungsausschüssen<br />

zur Aufklärung von politisch be<strong>de</strong>utsamen<br />

Vorgängen. Wenn das Landgericht es für<br />

die Berechtigung einer Zeugnisverweigerung ausreichen<br />

läßt, daß die Zeugen nicht vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

in öffentlicher Verhandlung, son<strong>de</strong>rn<br />

statt <strong>de</strong>ssen erst in gerichtlichen Verfahren<br />

Grün<strong>de</strong> für die Zeugnisverweigerung im einzelnen<br />

konkret nachvollziehbar vortragen <strong>und</strong> glaubhaft machen,<br />

wird Untersuchungsausschüssen die Möglichkeit<br />

genommen, die Verweigerung <strong>de</strong>s Zeugnisses<br />

selbstverantwortlich zu prüfen <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

als berechtigt anzuerkennen. Es bleibt daher zu hoffen,<br />

daß es sich hier um eine Einzelentscheidung han<strong>de</strong>lt,<br />

die sich in ähnlich gelagerten Fällen nicht wie<strong>de</strong>rholt.<br />

Erstaunlich war die Sachentscheidung <strong>de</strong>s Landgerichts<br />

Bonn auch <strong>de</strong>swegen, weil es - entgegen <strong>de</strong>r<br />

Auffassung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses - allein<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Sachvortrages <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n benannten<br />

Zeugen in <strong>de</strong>n Beugehaftverfahren die Voraussetzungen<br />

für einen Anfangsverdacht hinsichtlich Steuer<strong>de</strong>likte,<br />

Verstoß gegen die Außenwirtschaftsverordnung<br />

sowie einer geheimdienstlichen Agententätigkeit bei<br />

bei<strong>de</strong>n Zeugen angenommen hat. Der Untersuchungsausschuß<br />

geht davon aus, daß sich die zuständigen<br />

Staatsanwaltschaften <strong>de</strong>r Konsequenzen aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r landgerichtlichen Entscheidungen annehmen.<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>n Beschluß<br />

gefaßt hatte, bei Gericht Beugehaft gegen bei<strong>de</strong> Zeugen<br />

zu beantragen, sind aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r DKP<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s internationalen organisierten Kommunismus<br />

eine Vielzahl von Zuschriften beim Untersuchungsausschuß<br />

eingegangen. Damit sollte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

wegen seines Beschlusses unter<br />

Druck gesetzt wer<strong>de</strong>n. Die Briefeschreiber haben<br />

durch ihre For<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> Vorwürfe bewiesen, daß<br />

sie - <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rrolle <strong>de</strong>r SED in <strong>de</strong>r DDR<br />

folgend - auch für die DKP <strong>und</strong> ihre Funktionäre eine<br />

Son<strong>de</strong>rrolle letztlich außerhalb <strong>de</strong>r Rechtsordnung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland reklamieren. Diese<br />

Briefe legen Zeugnis dafür ab, daß die DKP <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re<br />

kommunistische Parteien <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mokratisch verfaßten<br />

Rechtsstaat zu akzeptieren nicht bereit sind.<br />

Unbefriedigend ist ferner die nach wie vor bestehen<strong>de</strong><br />

Zersplitterung <strong>de</strong>s Rechtsschutzes in Bezug auf<br />

Handlungen von Unterschungsausschüssen, die beispielsweise<br />

Zeugen dazu zwingt, gegen die Verhängung<br />

von Ordnungsgel<strong>de</strong>rn verwaltungsgerichtlichen<br />

Rechtsschutz zu suchen, während die Anordnung<br />

<strong>de</strong>r Beugehaft bei <strong>de</strong>n or<strong>de</strong>ntlichen Gerichten<br />

zu beantragen <strong>und</strong> von diesen zu entschei<strong>de</strong>n ist. Unbefriedigend<br />

ist auch, daß die Rechtsbehelfsmöglichkeiten<br />

bei Klagen gegen die Verhängung von Ordnungsgel<strong>de</strong>rn<br />

weitergehend sind als beispielsweise<br />

bei freiheitsentziehen<strong>de</strong>n Maßnahmen wie <strong>de</strong>r Verhängung<br />

von Beugehaft. Der Untersuchungsausschuß<br />

befürwortet die Konzentration aller etwaigen<br />

gerichtlichen Verfahren im Zusammenhang mit Untersuchungsausschüssen<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

bei einem obersten B<strong>und</strong>esgericht.<br />

Befremdlich wirkte <strong>de</strong>r Versuch <strong>de</strong>r Abgeordneten<br />

Köppe (Bündnis 90/Die Grünen) im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Erörterung ihrer Kontakte zum „Insi<strong>de</strong>rkomitee<br />

zur Aufarbeitung <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s MfS" <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Frage, ob diese Anlaß für in Richtung BND zielen<strong>de</strong><br />

Aktivitäten <strong>de</strong>r Abgeordneten Köppe gewesen seien,<br />

<strong>de</strong>m Abgeordneten Hörster (CDU/CSU) gerichtlich<br />

eine ihm von <strong>de</strong>r Abgeordneten Köppe unterstellte<br />

- nachweislich von ihm aber nicht gemachte -<br />

Äußerung in einer nichtöffentlichen Beratungssitzung<br />

untersagen zu lassen. Die Klage <strong>de</strong>r Abgeordneten<br />

Köppe wur<strong>de</strong> rechtkräftig abgewiesen.<br />

Ein schwerer Vorwurf ist gegen die SPD-B<strong>und</strong>estagsfraktion<br />

zu erheben: Trotz <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>s Geschäftsordnungsausschusses<br />

über die unzulässige<br />

Vermischung <strong>de</strong>r Mitgliedschaft im Untersuchungsausschuß<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Rechtsanwaltstätigkeit für einen<br />

Zeugen im Untersuchungsausschuß durch <strong>de</strong>n Obmann<br />

<strong>de</strong>r SPD-Fraktion im Untersuchungsausschuß,<br />

Rechtsanwalt Dr. von Bülow, hat die SPD-B<strong>und</strong>estagsfraktion<br />

ihn auf diesem Posten belassen. Für ein Auswechseln<br />

wäre um so mehr Anlaß gewesen, als für<br />

Mitglie<strong>de</strong>r von Untersuchungsausschüssen als politischen<br />

Gremien naturgemäß die Regelungen über<br />

richterliche Befangenheit nicht gelten können. Die<br />

handfeste Verquickung von Abgeordnetentätigkeit<br />

im Untersuchungsausschuß <strong>und</strong> Rechtsanwaltstätigkeit<br />

für einen Zeugen durch <strong>de</strong>n SPD-Abgeordneten<br />

Dr. von Bülow - <strong>und</strong> zwar wohl speziell im Hinblick<br />

auf <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß - überschreitet unter<br />

<strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>s Ansehens <strong>de</strong>s Parlamentes<br />

ganz allgemein <strong>und</strong> einer ordnungsgemäßen Ausschußarbeit<br />

im beson<strong>de</strong>ren das Maß <strong>de</strong>s Hinnehmbaren.<br />

Die Frage, ob <strong>de</strong>r Abgeordnete Dr. von Bülow möglicherweise<br />

nicht nur Parlamentsrecht, son<strong>de</strong>rn auch<br />

Rechtsanwaltspflichten im Verhältnis zu seinem Mandanten<br />

verletzt hat, war allerdings we<strong>de</strong>r vom Geschäftsordnungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

noch vom Untersuchungsausschuß zu prüfen,<br />

weil dies nicht in die parlamentarischen Zuständigkeiten<br />

fällt.


B. Bewertung durch die SPD- Fraktion<br />

I. Vorbemerkung<br />

Auf Antrag <strong>de</strong>r Fraktion <strong>de</strong>r SPD beschloß <strong>de</strong>r Deutsche<br />

B<strong>und</strong>estag am 6. Juni 1991 die Einsetzung <strong>de</strong>s<br />

1. Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>r 12. Wahlperio<strong>de</strong>.<br />

Der Untersuchungsausschuß sollte im Schwerpunkt<br />

untersuchen, welche Rolle <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Leiter Dr. Schalck-Golodkowski<br />

im System <strong>de</strong>r DDR spielten <strong>und</strong> wer Nutznießer<br />

<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Ergebnisse dieses Bereichs<br />

war o<strong>de</strong>r noch ist.<br />

Die Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses be<strong>de</strong>utete<br />

aber auch <strong>de</strong>n Versuch <strong>de</strong>r Aufarbeitung eines Teilbereichs<br />

<strong>de</strong>utscher Nachkriegsgeschichte mit <strong>de</strong>r<br />

Möglichkeit erster politischer Bewertungen. Diese<br />

auf die politische Bewertung zielen<strong>de</strong> Ausschußarbeit<br />

unterschied sich <strong>de</strong>utlich von <strong>de</strong>n Ermittlungsverfahren<br />

<strong>de</strong>r Strafjustiz o<strong>de</strong>r historisch-wissenschaftlichen<br />

Betrachtungen. Inhalt <strong>und</strong> Ablauf <strong>de</strong>r Ausschußarbeit<br />

wur<strong>de</strong>n durch diese Beson<strong>de</strong>rheit bestimmt. Die Arbeitsatmosphäre<br />

war insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Schlußphase<br />

weitgehend von <strong>de</strong>m gemeinsamen Bemühen<br />

<strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r um sachliche Aufklärungsarbeit bestimmt,<br />

um neben <strong>de</strong>m Untersuchungsauftrag, <strong>de</strong>m<br />

öffentlichen Informationsinteresse <strong>und</strong> <strong>de</strong>m politischen<br />

Vertrauen vor allem <strong>de</strong>r Bürger in <strong>de</strong>n neuen<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn in die Wirksamkeit <strong>de</strong>s Ausschusses<br />

zu entsprechen.<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im Untersuchungsausschuß<br />

verstan<strong>de</strong>n die Ausschußarbeit, trotz <strong>de</strong>r<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Aufgabenstellung, auch als legitimes<br />

Mittel <strong>de</strong>r politischen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung. Die<br />

Parlamentarische Opposition hat in diesem Untersuchungsausschuß<br />

ihre Kontrollfunktion gegenüber <strong>de</strong>r<br />

Regierung wahrgenommen, dies betraf insbeson<strong>de</strong>re<br />

die getroffenen Maßnahmen zur Bewältigung <strong>de</strong>s Erbes<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Der Untersuchungsausschuß hatte Akten in ungewöhnlich<br />

großem Umfang zu bewältigen. Trotz <strong>de</strong>s<br />

für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß beschafften DV-Systems<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s verstärkten Einsatzes von Mitarbeitern<br />

im Ausschußsekretariat konnten von <strong>de</strong>n 980.000 Dokumenten<br />

mit unterschiedlichem Umfang <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

damit im DV-System insgesamt erfaßten 1,5 Mio. Blatt<br />

im Zuge <strong>de</strong>r Verschlagwortung lediglich 520.000 Dokumente<br />

bearbeitet wer<strong>de</strong>n. Somit war für die Recherche<br />

nach Verschlagwortungsbegriffen nur etwa<br />

die Hälfte <strong>de</strong>r Dokumente zugänglich. Aus Zeitgrün<strong>de</strong>n<br />

konnte nicht einmal die Hälfte <strong>de</strong>r beschlossenen<br />

Zeugen durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß vernommen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Behin<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> die Ausschußarbeit zeitweise <strong>und</strong><br />

zum Teil durch fehlen<strong>de</strong> Akten. Dem B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen DDR (BStU) ist es bis heute nicht<br />

gelungen, die für die Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsaus-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

schusses beson<strong>de</strong>rs wichtigen Akten <strong>de</strong>r HA XVIII<br />

(Sicherung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft) aufzuarbeiten <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zur Verfügung zu stellen.<br />

Auch hat es <strong>de</strong>r BStU unterlassen, Akten, bei <strong>de</strong>nen<br />

erst nachträglich <strong>de</strong>r Bezug zum Untersuchungsauftrag<br />

erkennbar wur<strong>de</strong>, von Amts wegen zu überstellen.<br />

Trotz mehrmaliger Anmahnung liegen z.B.<br />

die Akten zum IMB „Gabriel" erst seit <strong>de</strong>m 4. Mai<br />

1994 vor. Eine Auswertung <strong>und</strong> Berücksichtigung <strong>de</strong>r<br />

dadurch gewonnenen Erkenntnisse im <strong>Bericht</strong> war<br />

nicht mehr möglich.<br />

Auch die Weigerung <strong>de</strong>r Ausschußmehrheit, trotz<br />

neuer Erkenntnisse zu Firmen <strong>und</strong> Bankkonten, weitere<br />

Zeugenvernehmungen nach <strong>de</strong>m 3. Dezember<br />

1993 vorzunehmen, könnte zu negativen Auswirkungen<br />

geführt haben.<br />

CDU/CSU, F.D.P. <strong>und</strong> SPD haben sich gleichwohl auf<br />

einen gemeinsamen <strong>Bericht</strong> geeinigt. Der <strong>Bericht</strong><br />

stellt insgesamt die bislang gewonnenen Erkenntnisse<br />

umfassend <strong>und</strong> in zutreffen<strong>de</strong>r Weise dar. Lediglich<br />

in <strong>de</strong>n Bewertungsteilen gibt es in Teilbereichen<br />

unterschiedliche Auffassungen. Soweit durch die Beweiserhebung<br />

im Untersuchungsausschuß fehlerhaftes<br />

Regierungshan<strong>de</strong>ln festgestellt wor<strong>de</strong>n ist, wird<br />

auch dies in diesem Teil <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s dargestellt.<br />

Die Erkenntnisse <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s müssen jedoch aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r immer noch mangelhaften Akten- <strong>und</strong> Beweislage<br />

unter <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlichen Vorbehalt späterer <strong>und</strong><br />

weitergehen<strong>de</strong>r Erkenntnisse gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

II. Bewertung <strong>de</strong>r Untersuchungsergebnisse<br />

1. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung im<br />

Partei- <strong>und</strong> Staatsapparat <strong>de</strong>r DDR<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong> im<br />

Jahre 1966 zur Beschaffung von Devisen aus <strong>de</strong>m sog.<br />

Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet für „operative"<br />

Zwecke <strong>de</strong>r Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands<br />

(SED) <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

(MfS) geschaffen.<br />

Das MfS stand als treiben<strong>de</strong> Kraft hinter <strong>de</strong>r Konzeption,<br />

Entstehung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Bereichs.<br />

Die Personalstruktur <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong> im Benehmen mit <strong>de</strong>m MfS entwickelt.<br />

In <strong>de</strong>n Bereich eingeglie<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n die Unternehmen<br />

F.C. Gerlach <strong>und</strong> Simon Industrievertretungen<br />

GmbH, die aus <strong>de</strong>m wirtschaftskriminellen<br />

Milieu entstan<strong>de</strong>n waren. Die han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Personen<br />

dieser Unternehmen, Michael Wischniewski <strong>und</strong> Simon<br />

Gol<strong>de</strong>nberg, haben unter <strong>de</strong>r Obhut <strong>de</strong>s MfS in<br />

<strong>de</strong>n Nachkriegsjahren in großem Stil Schwarzmarkthan<strong>de</strong>l<br />

betrieben <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>n dadurch erwirtschafteten<br />

Devisen zur Finanzierung <strong>de</strong>s MfS beigetragen.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Formell wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bereich in das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

eingeglie<strong>de</strong>rt, war jedoch in Wirklichkeit<br />

eine Art Staat im Staate, <strong>de</strong>r, mit Son<strong>de</strong>rrechten ausgestattet,<br />

sich nahezu je<strong>de</strong>r Kontrolle entziehen<br />

konnte.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>r Person <strong>de</strong>s Leiters Dr. Schalck-Golodkowski, seines<br />

Stellvertreters Manfred Sei<strong>de</strong>l sowie sämtlicher<br />

strategischer Personalstellen bis hin zu Kurieren <strong>und</strong><br />

Fahrern mit Offizieren im beson<strong>de</strong>ren Einsatz <strong>de</strong>s<br />

MfS besetzt. Weitere wichtige Positionen wur<strong>de</strong>n von<br />

haupt- <strong>und</strong> nebenamtlichen Inoffiziellen Mitarbeitern<br />

wahrgenommen.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung war unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r formellen Zuordnung im Staatsapparat<br />

<strong>de</strong>n Politbüro-Mitglie<strong>de</strong>rn Dr. Günter Mittag, als<br />

<strong>de</strong>m für die Wirtschaft <strong>de</strong>r DDR zuständigen Sekretär<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, <strong>und</strong> Erich Mielke, als <strong>de</strong>m zuständigen<br />

Minister für Staatssicherheit, unterstellt. Beim<br />

Generalsekretär <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> Staatsratsvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

Erich Honecker hatte Dr. Schalck-Golodkowski direkten<br />

Zugang. Die bei Dr. Günter Mittag, E rich Mielke<br />

<strong>und</strong> Erich Honecker vorgetragenen Vorschläge zur<br />

Arbeitsweise <strong>de</strong>s Bereichs wur<strong>de</strong>n stets angenommen.<br />

Kritik <strong>de</strong>r Partei o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s MfS an seiner Arbeitsweise<br />

gab es faktisch nicht. Im Gegenteil, Dr.<br />

Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> von Partei <strong>und</strong> MfS mit<br />

<strong>de</strong>n höchsten Or<strong>de</strong>n ausgezeichnet.<br />

Als verlängerter Arm <strong>de</strong>s MfS im Außenhan<strong>de</strong>l galten<br />

die Vorschriften <strong>de</strong>r DDR in weiten Teilen nicht für<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung. Er hatte<br />

Zugriff auf Informationen über seine westlichen Geschäftspartner,<br />

die mit <strong>de</strong>n personellen <strong>und</strong> technischen<br />

Mitteln <strong>de</strong>s MfS gewonnen wur<strong>de</strong>n. Für die Geschäftstätigkeit<br />

gab es keine Rechenschaftspflicht.<br />

Eine zusammenfassen<strong>de</strong> Abrechnung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Bereich<br />

niemals abverlangt. Auch das Ministerium <strong>de</strong>r<br />

Finanzen <strong>de</strong>r DDR erhielt nur Einblick in Teilbereiche<br />

<strong>de</strong>r Aktivitäten. Gleiches gilt für die Finanzverantwortlichen<br />

<strong>de</strong>r SED. Paß- <strong>und</strong> Zollkontrollen konnten<br />

nach Bedarf für Angehörige <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> für Geschäfts- <strong>und</strong> Verhandlungspartner<br />

aus West <strong>und</strong> Ost auf Zuruf außer<br />

Kraft gesetzt wer<strong>de</strong>n. Dr. Schalck-Golodkowski erhielt<br />

solche Befreiungen auch für Familienangehörige.<br />

Als Devisenauslän<strong>de</strong>r war <strong>de</strong>r Bereich auch in bezug<br />

auf seine Devisenwirtschaft nicht rechenschaftspflichtig.<br />

Ein eigenes auf <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung bezogenes Bankensystem ermöglichte<br />

die Durchführung von Geldtransaktionen vorbei an<br />

<strong>de</strong>n staatlichen Kontrollen. So war Dr. Schalck-Golodkowski<br />

befugt, sogenannte Loro-Konten, das sind<br />

Konten, die eine Bank für eine an<strong>de</strong>re führt, einzurichten.<br />

Diese Konten wur<strong>de</strong>n nicht in die allgemeine<br />

Bankenkontrolle einbezogen. Für Transaktionen über<br />

diese Konten war er allein verantwortlich bzw. mußte<br />

er die Kontrolle übernehmen.<br />

Beim Aufbau <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>n geschäftlichen Transaktionen<br />

wur<strong>de</strong>n die Mittel <strong>de</strong>r Konspiration eingesetzt.<br />

Der Bereich hatte ungehin<strong>de</strong>rten Zugriff auf die<br />

Transporteinrichtungen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, wie Deutrans<br />

<strong>und</strong> Deutsche Seeree<strong>de</strong>rei. Die Flughäfen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

<strong>und</strong> Son<strong>de</strong>reinheiten <strong>de</strong>s MfS stan<strong>de</strong>n zur Verfügung,<br />

wenn beson<strong>de</strong>rs geheimhaltungsbedürftige Transak-<br />

tionen durchzuführen waren. Er konnte nach Gutdünken<br />

Dokumente fälschen o<strong>de</strong>r fälschen lassen. Verplombte<br />

Transportbehälter wie Container o<strong>de</strong>r Lastwagen<br />

konnten im In- <strong>und</strong> Ausland nach Belieben<br />

entplombt <strong>und</strong> wie<strong>de</strong>r verplombt wer<strong>de</strong>n.<br />

Für geschäftliche Transaktionen bediente sich <strong>de</strong>r Bereich<br />

bewußt <strong>und</strong>urchschaubar gehaltener Konstruktionen<br />

von hintereinan<strong>de</strong>rgeschalteten Holding- <strong>und</strong><br />

Scheingesellschaften, die sich in <strong>de</strong>r Hand von MfSo<strong>de</strong>r<br />

vom Bereich Kommerzielle Koordinierung abhängigen<br />

Strohmännern befan<strong>de</strong>n. Die Schweiz,<br />

Liechtenstein, Luxemburg <strong>und</strong> Österreich lieferten<br />

das Gesellschafts- <strong>und</strong> Bankenrecht, das mafiatypische<br />

Konstruktionen zur Verschleierung von Geld-<br />

<strong>und</strong> Warentransaktionen zuließ. Fast überall, wo<br />

Steuer- <strong>und</strong> Geldwaschparadiese auf <strong>de</strong>r Welt existieren,<br />

war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung mit<br />

Unternehmenskonstruktionen vertreten o<strong>de</strong>r unterhielt<br />

dort Bankkonten. Dem Untersuchungsausschuß<br />

ist es nur ansatzweise gelungen, die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Zusammenhänge aufzuklären.<br />

Die Son<strong>de</strong>rstellung Dr. Schalck-Golodkowskis <strong>und</strong><br />

die Organisationsform seines Bereichs war nur möglich,<br />

weil seine Aktivitäten sowohl von <strong>de</strong>r Parteispitze<br />

als auch vom MfS ge<strong>de</strong>ckt waren. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

hatte sich eine Machtposition erworben,<br />

die ihn vom übrigen Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR unabhängig<br />

machte. Bei Streitfällen mit <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren staatlichen Organisationen<br />

wur<strong>de</strong> letztlich für Dr. Schalck-Golodkowskis Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung entschie<strong>de</strong>n.<br />

2. Einbindung <strong>und</strong> Zusammenarbeit <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

Dr. Schalck-Golodkowskis in das MfS<br />

Hinsichtlich seiner Beziehung zum MfS hat sich Dr.<br />

Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

im wesentlichen dahingehend eingelassen, daß<br />

das MfS lediglich zur Absicherung <strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong><br />

seiner Mitarbeiter gegen nachrichtendienstliche Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Westens verantwortlich gewesen sei. Zu<br />

diesem Zweck seien die vielfältigen Arbeitsbeziehungen<br />

einzelner MfS-Abteilungen zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung in <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe BKK<br />

gebün<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n. E rich Mielke habe lediglich in seiner<br />

Funktion als Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros Kopien von<br />

seinen Verhandlungsprotokollen - <strong>und</strong> dies auf Weisung<br />

Dr. Günter Mittags - erhalten. Dies sei notwendig<br />

gewesen, um die sicherheitsrelevanten Fragen<br />

mit Zustimmung aller Beteiligten zu regeln. Deshalb<br />

sei es auch seiner Entscheidung unterworfen gewesen,<br />

ob wichtige Fragen <strong>de</strong>m Politbüro o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ministerrat<br />

vorgelegt wür<strong>de</strong>n.<br />

Diese eher „geschäftsmäßige" Darstellung <strong>de</strong>r Beziehungen<br />

zwischen Erich Mielke <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

ist für die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD im Untersuchungsausschuß<br />

so nicht nachvollziehbar <strong>und</strong> entspricht<br />

auch nicht <strong>de</strong>r Aktenlage. MfS-Generalmajor<br />

Hans Carlsohn hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

ausgesagt, daß über seinen Schreibtisch an Erich<br />

Mielke nur persönlich zu öffnen<strong>de</strong> Briefe von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski gelaufen seien. Der Zeuge


Die beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

für das MfS wird durch die Festlegung E rich<br />

Mielkes vom 7. September 1983 <strong>de</strong>utlich, in <strong>de</strong>r Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis Rückführung in das MfS im<br />

Dienstgrad Generalmajor zugesagt wird.<br />

Es wird als erwiesen angesehen, daß das MfS <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung für „operative"<br />

<strong>und</strong> logistische Zwecke sowie zur Auslandsaufklärung<br />

durch die HVA genutzt hat. Die Gestaltung <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsbeziehungen war neben <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Zielsetzung auch darauf ausgerichtet, Erkenntnisse<br />

abzuschöpfen <strong>und</strong> an das MfS weiterzugeben.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung trug erheblich<br />

zur unmittelbaren <strong>und</strong> mittelbaren Finanzierung<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> hier insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>rHVAmitDevisenbei.<br />

Es wur<strong>de</strong>n Mittel zur Beschaffung von „operativ" nutzbaren<br />

Geräten, insbeson<strong>de</strong>re auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Mikroelektronik,<br />

<strong>und</strong> erhebliche Barmittel zur Entlohnung im<br />

Ausland tätiger Agenten zur Verfügung gestellt.<br />

Für die Finanzierung von Agenten <strong>und</strong> „operativen"<br />

Projekten wur<strong>de</strong>n von Vertrauenspersonen wie <strong>de</strong>m<br />

späteren Überläufer Günter Asbeck in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

Konten geführt, von <strong>de</strong>nen Gel<strong>de</strong>r bar abgehoben<br />

<strong>und</strong> in Koffern in die DDR transportiert wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Finanzierungsquellen <strong>de</strong>s MfS im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung wur<strong>de</strong>n im Feststellungsteil<br />

ausführlich dargestellt. Ergänzend dazu wird die Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> die finanzielle Verflechtung zwischen<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung auch durch die<br />

Aufteilung von erpreßten „Wie<strong>de</strong>rgutmachungszahlungen"<br />

<strong>de</strong>utlich.<br />

So hat ein namhaftes b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utsches Unternehmen,<br />

das elektrotechnische Güter produziert <strong>und</strong> vertreibt,<br />

Waren an die DDR verkauft. Dabei hat es an<br />

eine Mitarbeiterin <strong>de</strong>s DDR-Außenhan<strong>de</strong>ls Bestechungsgel<strong>de</strong>r<br />

gezahlt.<br />

Zusätzlich zu <strong>de</strong>n Geschäftsvorteilen soll sich <strong>de</strong>r Vertreter<br />

<strong>de</strong>s b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Unternehmens auch persönliche<br />

Vorteile von mehr als einer Mio. DM verschafft<br />

haben. Nach MfS-Unterlagen wur<strong>de</strong> dieses<br />

Geld mit <strong>de</strong>m späteren Überläufer Horst Schuster geteilt.<br />

Nach Bekanntwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Vorfalls wur<strong>de</strong> das<br />

west<strong>de</strong>utsche Unternehmen durch die DDR-Geschäftspartner<br />

zur Zahlung von „ Wie<strong>de</strong>rgutmachungsleistungen"<br />

in Höhe von mehreren h<strong>und</strong>erttausend<br />

DM gedrängt. Um weitere lukrative Geschäfte<br />

mit <strong>de</strong>r DDR nicht zu gefähr<strong>de</strong>n, beugte sich die<br />

Firma diesem Druck.<br />

Ermittlungen <strong>de</strong>r DDR-Militäroberstaatsanwaltschaft,<br />

die nach <strong>de</strong>r Flucht von Dr. Schalck-Golodkowski auf<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Hans Carlsohn hat auch dargelegt, daß Dr. Schalck--genommen<br />

wur<strong>de</strong>n, haben ergeben, daß dies kein<br />

Golodkowski nicht nur aus Zuverlässigkeitsgrün<strong>de</strong>n Einzelfall war. Unterlagen belegen, daß allein in <strong>de</strong>n<br />

zum OibE ernannt wor<strong>de</strong>n sei. Der Bereich Kommer- Jahren 1988 <strong>und</strong> 1989 <strong>de</strong>rartige Erpressungsgel<strong>de</strong>r in<br />

zielle Koordinierung habe vielmehr auch „operative einer Gesamthöhe von etwa 6,5 Mio. DM verein-<br />

Aufgaben" gehabt. Insofern sei Dr. Schalck-Golodnahmt wur<strong>de</strong>n, wobei es bei Lieferungen von Embarkowski<br />

weisungsabhängig <strong>und</strong> berichtspflichtig gegogütern nicht nur um Marktvorteile, son<strong>de</strong>rn auch<br />

wesen. Der Intensität <strong>de</strong>r Beziehung zwischen ihm um nicht gerechtfertigte überhöhte Rechnungen für<br />

<strong>und</strong> Erich Mielke habe auch die Zugriffsmöglichkeit die Durchsetzung von sogenannten Risikoaufschlä-<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski auf eine Son<strong>de</strong>rtelefongen ging.<br />

leitung entsprochen, auf <strong>de</strong>r er regelmäßig direkt<br />

Kontakt zu Erich Mielke aufgenommen habe.<br />

Die erpreßten „Bußgel<strong>de</strong>r" wur<strong>de</strong>n zwischen MfS<br />

<strong>und</strong> Bereich Kommerzielle Koordinierung aufgeteilt,<br />

wobei das MfS insgesamt <strong>de</strong>n größeren Anteil erhielt.<br />

(Dokument-Nr. 805)<br />

3. Devisenerwirtschaftung durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Die von Dr. Schalck-Golodkowski angegebenen Deviseneinnahmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs in <strong>de</strong>r Größenordnung<br />

von rd. 50 Milliar<strong>de</strong>n DM von 1966 bis 1989 gehen in<br />

Höhe von 23 Milliar<strong>de</strong>n DM auf Zahlungen aus <strong>de</strong>m<br />

Haushalt <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zurück.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski han<strong>de</strong>lte im Auftrag <strong>de</strong>s Politbüros<br />

gegen harte Währung Erleichterungen im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Verhältnis aus. Hierzu zählten die Transitpauschale<br />

für <strong>de</strong>n Reiseverkehr von <strong>und</strong> nach Berlin<br />

(West), die Abgeltung <strong>de</strong>r Visagebühren für Reisen<br />

in <strong>und</strong> durch die DDR, <strong>de</strong>r Ausbau <strong>de</strong>r Verkehrswege<br />

von <strong>und</strong> nach Berlin (West), die Postpauschale <strong>und</strong><br />

nicht zuletzt auch <strong>de</strong>r Freikauf von Häftlingen aus<br />

<strong>de</strong>n Gefängnissen <strong>de</strong>r DDR. Einnahmen wur<strong>de</strong>n auch<br />

aus <strong>de</strong>n Hilfeleistungen für die Kirchen in <strong>de</strong>r DDR,<br />

<strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften A <strong>und</strong> C, erzielt.<br />

Auch durch die Geschäfte <strong>de</strong>r Intershoplä<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />

Genexorganisation <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Intertank-Gesellschaft<br />

wur<strong>de</strong> die Teilung Deutschlands wirtschaftlich genutzt.<br />

Kaufwünsche westlicher <strong>und</strong> östlicher K<strong>und</strong>en<br />

wur<strong>de</strong>n gegen harte Devisen befriedigt.<br />

Für <strong>de</strong>n vorn Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

kontrollierten Teil <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n<br />

für Im- <strong>und</strong> Exporte über Zwangsvertretergesellschaften<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Provisionen erhoben, ohne <strong>de</strong>ren<br />

Zahlung Geschäftsabschlüsse von Westunternehmen<br />

nicht möglich gewesen wären. Dem Bereich war<br />

damit eine Art Son<strong>de</strong>rsteuererhebungsmonopol eingeräumt<br />

wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ssen Einnahmen <strong>de</strong>r Partei wie<br />

<strong>de</strong>m MfS zugute kamen. Dieser Teil <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

<strong>de</strong>r DDR verteuerte sich durch die Provisionszahlungen<br />

zu Lasten <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft, da die<br />

westlichen Geschäftspartner die entsprechen<strong>de</strong>n Prozentsätze<br />

jeweils in ihrer Kalkulation berücksichtigt<br />

haben.<br />

Im Innern <strong>de</strong>r DDR hatte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung weitgehend freie Hand, um sich exportfähige<br />

Güter zu beschaffen. Beispiele hierfür sind<br />

Waffen <strong>und</strong> Munition aus <strong>de</strong>r Staatsreserve für <strong>de</strong>n<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r IMES GmbH sowie Kunstgegenstän<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> Antiquitäten, die zum Teil durch eine<br />

planmäßige Enteignung von Sammlern in <strong>de</strong>n Besitz<br />

<strong>de</strong>r zum Bereich gehören<strong>de</strong>n Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH kamen <strong>und</strong> von dort in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> das westliche Ausland verkauft<br />

wur<strong>de</strong>n.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Deviseneinnahmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

die nicht unmittelbar aus <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Teilung Deutschlands o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Provisionszahlungen<br />

gezogen wur<strong>de</strong>n, konnten im wesentlichen durch<br />

die Monopolstellung erzielt wer<strong>de</strong>n. Dabei wur<strong>de</strong>n<br />

teilweise Metho<strong>de</strong>n angewandt, wie sie bereits 1965<br />

in <strong>de</strong>m Brief von Schalck-Golodkowski an das Politbüro-Mitglied<br />

Hermann Matern skizziert <strong>und</strong> später<br />

in <strong>de</strong>r zusammen mit seinem MIS-Führungsoffizier<br />

Heinz Volpert geschriebenen Dissertation <strong>de</strong>taillie rt<br />

ausgeführt wor<strong>de</strong>n waren.<br />

Bei seinen Auftritten in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit <strong>und</strong> bei seinen<br />

Vernehmungen vor parlamentarischen Untersuchungsausschüssen<br />

in Bonn <strong>und</strong> München hat Dr. -<br />

Schalck-Golodkowski versucht, das Bild eines erfolgreichen<br />

Devisenbeschaffers <strong>und</strong> „ehrlichen Maklers"<br />

zwischen Ost <strong>und</strong> West zu malen. Für die dunkleren<br />

Seiten <strong>de</strong>r Tätigkeiten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

ist er nicht bereit, uneingeschränkt <strong>und</strong><br />

konkret Verantwortung zu übernehmen. Dies gilt vor<br />

allem auch für seine Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS. In<br />

Wirklichkeit waren Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong><br />

sein Stellvertreter Manfred Sei<strong>de</strong>l fest mit <strong>de</strong>m MfS<br />

verb<strong>und</strong>en. Über die Natur <strong>de</strong>r Geschäfte <strong>de</strong>s Bereichs<br />

waren sie zumeist minuziös unterrichtet. In <strong>Bericht</strong>en<br />

von Überläufern wird Manfred Sei<strong>de</strong>l als ein<br />

Mann geschil<strong>de</strong>rt, „<strong>de</strong>r graue <strong>und</strong> schwarze Geschäfte<br />

abschließt, bei <strong>de</strong>nen er wesentliche Skrupel moralischer<br />

<strong>und</strong> politischer A rt nicht kennt" . Dies unterstellt,<br />

hat auch Dr. Schalck-Golodkowski um diese<br />

Geschäfte gewußt <strong>und</strong> seinen Stellvertreter entsprechend<br />

gewähren lassen.<br />

4. Praktiken <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung Bestimmungen<br />

<strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls umgangen<br />

o<strong>de</strong>r gebrochen wur<strong>de</strong>n, um Devisen zu beschaffen<br />

o<strong>de</strong>r für die Wirtschaft <strong>de</strong>r DDR wichtige Technologieimporte<br />

durchzuführen. In Fällen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r<br />

Mißbrauch durch Behör<strong>de</strong>n im Westen bemerkt wur<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> Reaktionen auslöste, die weitere Wirtschaftsbeziehungen<br />

hätten gefähr<strong>de</strong>n können, zog sich <strong>de</strong>r<br />

Bereich aus diesen Geschäften zurück.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung hatte Kenntnisse von <strong>de</strong>n Verstößen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, bei<br />

<strong>de</strong>nen es sich teilweise auch um klare Wirtschaftsstraftaten<br />

han<strong>de</strong>lte.<br />

Das Ausmaß <strong>de</strong>r Beteiligung an <strong>de</strong>n illegalen Geschäftspraktiken<br />

waren <strong>de</strong>r Zollverwaltung, <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz <strong>und</strong> <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

ebenso wie <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eswirtschaftsministerium<br />

bereits vor <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r Mauer bekannt.<br />

Die Praktiken reichten von <strong>de</strong>r extensiven<br />

Ausnutzung noch legaler Möglichkeiten im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l bis hin zu Wirtschaftsstraftaten.<br />

Hierzu gehören auch die Provisionszahlungen von in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ansässigen sog. Parteifirmen,<br />

die mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Steuermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>n<br />

Gewinn schmälern sollten, ohne dafür eine wi rt<br />

-schaftliche Leistung zu erbringen.<br />

Seine Geschäftsaktivitäten lenkte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung bei diesen Geschäften auf<br />

Han<strong>de</strong>lsgebiete, in <strong>de</strong>nen westliche Han<strong>de</strong>lshin<strong>de</strong>rnisse,<br />

Steuern, Zölle <strong>und</strong> Abgaben mit entsprechend<br />

hohen Warenpreisen Umgehungsgeschäfte lukrativ<br />

erscheinen ließen.<br />

Beispiele dafür sind:<br />

- Der Bereich Kommerzielle Koordinierung ließ mit<br />

EG-Exporthilfe Butter aus <strong>de</strong>r europäischen Lagerhaltung<br />

aufkaufen, um sie angeblich im sozialistischen<br />

Ausland weiter zu verkaufen. In Wirklichkeit<br />

wur<strong>de</strong> die Butter in DDR-Betrieben umgepackt <strong>und</strong><br />

unter <strong>de</strong>n Vorzugsbedingungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls zollfrei in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ausgeführt.<br />

- Waren ausländischen Ursprungs wur<strong>de</strong>n als DDR<br />

Ware <strong>de</strong>klariert in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

geliefert, wodurch Zölle <strong>und</strong> Einfuhrumsatzsteuer<br />

gespart sowie Umsatzsteuererstattung in Anspruch<br />

genommen wer<strong>de</strong>n konnte. Im Rahmen dieser Geschäfte<br />

wur<strong>de</strong>n ungarische Gemüsekonserven als<br />

DDR-Erzeugnis im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l in die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland geliefert <strong>und</strong> dort als<br />

DDR-Ware verkauft. Erst als eine Lieferung versehentlich<br />

mit original ungarischen Etiketten versandt<br />

wor<strong>de</strong>n war, flog das Geschäft beim west<strong>de</strong>utschen<br />

Zoll auf. Textilien, die <strong>de</strong>n Einfuhrbeschränkungen<br />

<strong>de</strong>s Welttextilabkommens unterlagen, wur<strong>de</strong>n aus<br />

Län<strong>de</strong>rn in die DDR importiert, die ihre Exportquoten<br />

für Lieferungen in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

o<strong>de</strong>r in an<strong>de</strong>re Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r EG bereits erfüllt hatten,<br />

um diese nach Umetikettierung als DDR-Ware<br />

in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l zu bringen.<br />

- Der Bereich Kommerzielle Koordinierung betrieb<br />

auch Alkoholschmuggel. Der Alkohol wur<strong>de</strong> zu<br />

Weltmarktbedingungen in die DDR importiert, dort<br />

z.T. in <strong>de</strong>n K<strong>und</strong>en täuschen<strong>de</strong> Wodka-Verpackungen<br />

abgefüllt, um dann an westliche Han<strong>de</strong>lsketten<br />

verkauft zu wer<strong>de</strong>n.<br />

- Ähnliche Anreize nahm <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung über die ihm zugeordneten Unternehmen<br />

auch auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Zigarettenschmuggels<br />

wahr. Die Zigarettenpackungen wur<strong>de</strong>n<br />

z.B. in Lastwagen versteckt, die nach außen hin<br />

mit Spanplatten bela<strong>de</strong>n waren. Nur durch <strong>de</strong>n Unfall<br />

eines <strong>de</strong>rart präparierten Lastwagens in Italien<br />

wur<strong>de</strong> die Schmuggelmetho<strong>de</strong> bekannt. Die Praxis<br />

wur<strong>de</strong> zunächst eingestellt. Als das beteiligte Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bei Manfred Sei<strong>de</strong>l anfragte, ob sie <strong>de</strong>n<br />

Schmuggel wie<strong>de</strong>r aufnehmen sollte, verfügte dieser:<br />

„Ja, aber bitte mit neuer Variante". Dies war einer<br />

<strong>de</strong>r sehr seltenen Fälle, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Führungsebene<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

ihr Wissen durch einen persönlichen handschriftlichen<br />

Vermerk nachgewiesen wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

- Um die Mehrwertsteuer zu umgehen, die im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l nur die Hälfte <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland anzusetzen<strong>de</strong>n Satzes ausmachte,<br />

wur<strong>de</strong>n die Waren häufig auf eine Transitroute<br />

durch die DDR in ein an<strong>de</strong>res Land geschickt,<br />

um dann mitten in <strong>de</strong>r DDR kehrt zu machen <strong>und</strong><br />

die Waren im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l erneut anzu-


ieten. So fuhren mit Kupfer bela<strong>de</strong>ne Schiffe elbaufwärts<br />

mit Ziel CSSR, machten in Höhe von Wittenberg<br />

kehrt <strong>und</strong> trafen alsbald wie<strong>de</strong>r im Hamburger<br />

Hafen ein.<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im Untersuchungsausschuß<br />

gehen davon aus, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> die weiteren zur Führungsebene <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Personen<br />

von <strong>de</strong>n Machenschaften im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l Kenntnis hatten o<strong>de</strong>r dafür sogar Weisungen<br />

erteilt haben. Schließlich hatte er bereits in <strong>de</strong>m Brief<br />

an Hermann Matern von Geschäften gesprochen, die<br />

nur zwei bis drei Personen bekannt wer<strong>de</strong>n durften.<br />

Noch im November 1989 sprachen sich die Fachreferate<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eswirtschaftsministeriums in einer Vorlage<br />

einerseits dafür aus, im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung eine Mischung von Wirtschaftskriminalität<br />

<strong>und</strong> Stasimachenschaften zu sehen, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite fin<strong>de</strong>n sich handsch riftliche Vermerke,<br />

die diese Beschreibung als „unklug" erachten, da die<br />

zukünftige Stellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> ihrer „zentralen Figuren" nicht absehbar<br />

sei. Außer<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong> sich im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>r einzige Hort verwertbarer Managementkenntnisse<br />

in <strong>de</strong>r DDR.<br />

5. Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätengeschäfte <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Der Han<strong>de</strong>l mit Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung war <strong>de</strong>r erste Untersuchungskomplex,<br />

mit <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

in seiner Aufklärungsarbeit ausführlich befaßte.<br />

Dementsprechend konnten hierzu über einen<br />

beson<strong>de</strong>rs langen Zeitraum Ergänzungen aus sich<br />

neu ergeben<strong>de</strong>n Sachverhalten in die Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s einfließen. Der am 3. März 1993 festgestellte<br />

Dritte Teilbericht <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

über die Praktiken <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bei <strong>de</strong>r Beschaffung <strong>und</strong> Verwertung von<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Antiquitäten mußte im <strong>Bericht</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> neuer Erkenntnisse aktualisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Feststellungen <strong>und</strong> Bewertungen <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

SPD-Fraktion in ihrem abweichen<strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong> vom 27.<br />

April 1993 (BT-Drucksache 12/4832) haben letztlich<br />

im <strong>Bericht</strong> ihren Nie<strong>de</strong>rschlag gef<strong>und</strong>en. Das gilt für<br />

die Feststellungen zur Rolle <strong>de</strong>r westlichen Geschäftspartner,<br />

die <strong>de</strong>n wi<strong>de</strong>rrechtlichen Praktiken <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, spätestens nach <strong>de</strong>ren Beschreibung<br />

in einem Artikel <strong>de</strong>r Hamburger Kunstzeitschrift<br />

„art" im Jahre 1984, zumin<strong>de</strong>st mit billigen<strong>de</strong>r<br />

Inkaufnahme Vorschub leisteten, aber auch für<br />

die von <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r SPD im Untersuchungsausschuß<br />

vorgebrachte Kritik an <strong>de</strong>r Entscheidung<br />

<strong>de</strong>s BGH im Fall <strong>de</strong>s Kunstsammlers Werner Schwarz,<br />

wonach <strong>de</strong>r BGH bei Kenntnis aller Umstän<strong>de</strong> zu einem<br />

an<strong>de</strong>ren Urteil hätte kommen müssen.<br />

Dies ist vor allem für Bürger <strong>de</strong>r DDR be<strong>de</strong>utsam, die<br />

durch das Zusammenwirken von MfS, Kriminalpolizei,<br />

Steuerorganen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH um <strong>de</strong>n Besitz ihrer Kunstgegenstän<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />

Antiquitäten gebracht wur<strong>de</strong>n. Folgt man <strong>de</strong>r Rechts-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

auffassung, zu <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß in seinem<br />

<strong>Bericht</strong> nunmehr einvernehmlich gelangt ist,<br />

steht diesen Bürgern, da gutgläubiger Erwerb auschei<strong>de</strong>t,<br />

ein Herausgabeanspruch gegen die heutigen<br />

Besitzer zu.<br />

Aus inzwischen vorliegen<strong>de</strong>n Akten wird <strong>de</strong>utlich,<br />

daß <strong>de</strong>r frühere Generaldirektor <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH, Horst Schuster, nach seiner Flucht in<br />

die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland vier Monate lang<br />

durch <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esnachrichtendienst befragt wur<strong>de</strong>.<br />

Seit dieser Zeit waren <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung die Machenschaften<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH <strong>und</strong><br />

das Vorgehen gegen Bürger bei angeblicher Steuerhinterziehung<br />

durch gemeinsames Han<strong>de</strong>ln von MfS,<br />

Kriminalpolizei, Mitarbeitern <strong>de</strong>r Finanzorgane <strong>und</strong><br />

Gutachtern <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH bereits<br />

bekannt.<br />

Gleichwohl wur<strong>de</strong>n im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l keine<br />

Gegenmaßnahmen getroffen. Der Bezug von Antiquitäten<br />

aus <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r bis 1987 einzelgenehmigungspflichtig<br />

war, wur<strong>de</strong> nach Abschluß <strong>de</strong>s Kulturabkommens<br />

allgemein genehmigt. Auch die Verfahren im<br />

Fall Werner Schwarz waren für die B<strong>und</strong>esregierung<br />

kein Anlaß, die Einzelgenehmigungspflicht wie<strong>de</strong>r<br />

einzuführen o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r DDR auf Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Praktiken bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten hinzuwirken.<br />

Der Fall Dr. Lefmann<br />

Im System <strong>de</strong>r Repression <strong>und</strong> planmäßigen Enteignung<br />

von Kunstsammlern gibt es jedoch ins Auge<br />

springen<strong>de</strong> Ausnahmen. So konnte <strong>de</strong>r Ost-Berliner<br />

Arzt Dr. Alfred Lefmann im Jahre 1976 mit großen Teilen<br />

seiner äußerst wertvollen Antiquitätensammlung,<br />

verla<strong>de</strong>n auf sieben Sattelschleppern, in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ausreisen. Anläßlich eines von<br />

<strong>de</strong>r Steuerfahndung München gegen Dr. Alfred Lefmann<br />

betriebenen Verfahrens kam es im Frühjahr<br />

1993 u.a. zur Beschlagnahme von 36 Gemäl<strong>de</strong>n aus<br />

dieser Sammlung. Darunter befan<strong>de</strong>n sich Gemäl<strong>de</strong><br />

von hohem künstlerischem Wert, wie etwa „Die Seeschlacht<br />

von Lepanto" von Tintoretto sowie Gemäl<strong>de</strong><br />

von Rubens <strong>und</strong> van Dyck. Diese Gemäl<strong>de</strong> hätten<br />

nach <strong>de</strong>n einschlägigen Kulturschutzvorschriften <strong>de</strong>r<br />

DDR nicht ausgeführt wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD im Untersuchungsausschuß<br />

sind zu <strong>de</strong>r Auffassung gelangt, daß neben <strong>de</strong>r im <strong>Bericht</strong><br />

zutreffend geschil<strong>de</strong>rten Motivlage im Fall Dr.<br />

Alfred Lefmann die Übersiedlung unter Mitnahme<br />

<strong>de</strong>r wertvollen Kunstsammlung von <strong>de</strong>n DDR-Dienststellen<br />

genehmigt wur<strong>de</strong>, weil Dr. Alfred Lefmann <strong>de</strong>taillierte<br />

Kenntnisse über gesetzliche Verstöße <strong>de</strong>r<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH sowie führen<strong>de</strong>r Persönlichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Staates hatte. Hierdurch wird die<br />

Willkür <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r DDR praktizierten Systems im beson<strong>de</strong>ren<br />

Maße <strong>de</strong>utlich.<br />

Der Fall Bosiak<br />

Auch <strong>de</strong>r im <strong>Bericht</strong> aufgenommene Fall <strong>de</strong>s Offenbacher<br />

Kunsthändlers Fritz Bosiak schließt sich in diesem<br />

Zusammenhang an. Zusätzlich zu <strong>de</strong>m im <strong>Bericht</strong><br />

geschil<strong>de</strong>rten Sachverhalt ist zu ergänzen, daß das<br />

MfS Fritz Bosiak über längere Zeit überwacht <strong>und</strong> in


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r sog. Operativmaßnahme „Dix" umfangreiches<br />

Material über ihn zusammengetragen hatte. Trotz<br />

ausreichen<strong>de</strong>n Tatverdachts <strong>de</strong>s Verstoßes gegen einschlägige<br />

Exportbestimmungen wur<strong>de</strong> gegen F ritz<br />

Bosiak nicht eingeschritten.<br />

Entgegen <strong>de</strong>r Festellung im <strong>Bericht</strong>, daß es für <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsausschuß nicht nachvollziehbar sei,<br />

warum es zu keinem Einschreiten <strong>de</strong>r staatlichen Organe<br />

kam, ist <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong> sehr wohl aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Akten ersichtlich.<br />

Mehrere Inoffizielle Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS, die über<br />

Fritz Bosiak berichteten, äußerten immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Verdacht, daß Fritz Bosiak Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> -<br />

Antiquitäten GmbH bzw. <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

bestochen habe, <strong>und</strong> daß über solche Kontakte<br />

die Ausfuhr wertvollster Kunstgegenstän<strong>de</strong><br />

nach Berlin (West) <strong>und</strong> in das B<strong>und</strong>esgebiet möglich<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Die Staatsorgane <strong>de</strong>r DDR konnten zwar die Beteiligung<br />

leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH auf<strong>de</strong>cken, konnten o<strong>de</strong>r sollten jedoch<br />

die Ausfuhr <strong>de</strong>r von Fritz Bosiak auf diese Weise erworbenen<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong> <strong>und</strong> Antiquitäten nicht<br />

verhin<strong>de</strong>rn.<br />

6. Han<strong>de</strong>l mit Waffen <strong>und</strong> Kriegsgerät<br />

Der Export <strong>und</strong> Import von Waffen <strong>und</strong> militärischen<br />

Ausrüstungsgegenstän<strong>de</strong>n erfolgte in <strong>de</strong>r DDR planmäßig<br />

durch <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb Ingenieur-<br />

Technischer Außenhan<strong>de</strong>l (ITA). Für die Geschäftstätigkeit<br />

dieses Unternehmens war das Ministerium für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR verantwortlich. Dieser Bet rieb<br />

belieferte im Iran-Irak-Krieg <strong>de</strong>n Irak. Um unabhängig<br />

von <strong>de</strong>m AHB ITA gleichzeitig auch <strong>de</strong>n Kriegsgegner<br />

Iran mit Waffen <strong>und</strong> Kriegsgerät beliefe rn zu<br />

können, wur<strong>de</strong> 1982 vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

das Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen IMES<br />

GmbH gegrün<strong>de</strong>t. Bereits vor <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH hatte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

über die Arbeitsgruppe 10 <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Transinter Kriegsgerät in <strong>de</strong>n Iran geliefert.<br />

Die Gesamtsumme <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit Waffen<br />

<strong>und</strong> Kriegsgerät erzielten Deviseneinnahmen konnte<br />

nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>m Schlußbericht<br />

<strong>de</strong>s Militäroberstaatsanwalts vom 26. Februar 1990<br />

über das am 4. Dezember 1989 gegen Unbekannt eingeleitete<br />

Ermittlungsverfahren wegen <strong>de</strong>s Verdachts<br />

<strong>de</strong>s Beiseiteschaffens von Waffen <strong>und</strong> Sprengmitteln<br />

betrugen die Gesamteinnahmen <strong>de</strong>r IMES GmbH von<br />

1982 bis 1989 über eine Mrd. VM, wovon 581,2 Mio.<br />

VM als Gewinn erzielt wur<strong>de</strong>n. Dies steht im Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

zu Angaben von Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

wonach durch <strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>l lediglich rd. 675.<br />

Mio. VM an Devisen erwirtschaftet wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls konnten<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß in erheblichem<br />

Umfang aufgeklärt wer<strong>de</strong>n. Soweit noch Lücken bestehen,<br />

ist das darauf zurückzuführen, daß <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Bereichs zuständige Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik, Dieter Uhlig, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gene-<br />

raldirektor <strong>de</strong>r IMES GmbH, Erhard Wiechert, sich<br />

bei ihren Vernehmungen durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

wegen laufen<strong>de</strong>r Ermittlungsverfahren auf<br />

ihr Auskunftverweigerungsrecht gemäß § 55 StPO<br />

berufen haben.<br />

Nach Auffassung <strong>de</strong>r SPD hat <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung genauso ohne Skrupel mit Waffen<br />

gehan<strong>de</strong>lt, wie es <strong>de</strong>n internationalen Waffenhändlern<br />

aus <strong>de</strong>m Westen unterstellt wird. Aus <strong>de</strong>m<br />

Zwang zur Planerfüllung <strong>und</strong> zur Erwirtschaftung zusätzlicher<br />

Devisen gab es keine i<strong>de</strong>ologischen<br />

Schranken.<br />

Dazu ist festzustellen:<br />

- Die DDR suchte stets nach Möglichkeiten, alle be<br />

teiligten Kriegsparteien mit Waffen zu beliefern.<br />

- Entsprechend ihrer politischen Bewertung <strong>de</strong>s<br />

Kampfes <strong>de</strong>r palästinensischen Terroristen leistete<br />

die DDR <strong>de</strong>r PLO materielle Unterstützung. Dabei<br />

war sie gleichzeitig auf Verschleierung ihrer Beteiligung<br />

an <strong>de</strong>rartigen Lieferungen bedacht.<br />

- Die IMES GmbH nahm 1984 Geschäftskontakte zu<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensgruppe SAS Tra<strong>de</strong> & Investment<br />

Inc. Co mit Hauptsitz in Warschau <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Tochterunternehmen<br />

in Athen <strong>und</strong> Nicosia/Zypern auf.<br />

Die Nie<strong>de</strong>rlassung <strong>de</strong>r SAS in Nicosia galt bei westlichen<br />

Geheimdiensten als Finanzierungsquelle<br />

<strong>und</strong> Beschaffungsunternehmen für die radikale<br />

Abu Nidal-Organisation (ANO). Die SAS wur<strong>de</strong><br />

auch als Geldwaschanlage für Drogengeschäfte<br />

angesehen.<br />

- Die SAS-Tochterfirma Zibado Company Tra<strong>de</strong> &<br />

Consulting Ltd. unterhielt von 1984 bis 1986 im Internationalen<br />

Han<strong>de</strong>lszentrum in Berlin (Ost) eine<br />

Nie<strong>de</strong>rlassung. Von hier aus wur<strong>de</strong>n Geschäftsabschlüsse<br />

mit <strong>de</strong>r IMES GmbH getätigt, wozu auch<br />

die DDR-Importe von Mehrzweckwaffen <strong>de</strong>s Typs<br />

„ARWEN" aus Großbritannien, die sich zur Aufruhrbekämpfung<br />

eignen, gehören.<br />

- Im Auftrag von Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong>n<br />

mit Hilfe westlicher Waffenhändler unter Umgehung<br />

<strong>de</strong>r Ausfuhrkontrollen Waffen <strong>de</strong>r Firma<br />

Heckler & Koch in die DDR eingeführt. Diese Waffen<br />

fan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR u.a. Verwendung bei Spezialeinheiten<br />

<strong>de</strong>s MdI <strong>und</strong> <strong>de</strong>s MfS.<br />

- Um sich einen größeren K<strong>und</strong>enkreis erschließen<br />

zu können, wur<strong>de</strong> mit Unterstützung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung die Entwicklung eines<br />

eigenen Sturmgewehrs (Wieger 940) mit NA-<br />

TO-Kaliber bis zur Produktionsreife vorangetrieben.<br />

- Der Bereich Kommerzielle Koordinierung unterhielt<br />

auch Geschäftsverbindungen zu <strong>de</strong>m syrischen<br />

Waffenhändler Nicola Beshara Nicola. Die<br />

Anordnung zur Aufnahme dieser Geschäftsverbindungen<br />

stammte offenbar von Minister E rich Mielke.<br />

Die konspirative Handlungsweise <strong>de</strong>s Bereichs wird<br />

an <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r im Feststellungsteil <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s<br />

beschriebenen Waffenlieferung <strong>de</strong>utlich, bei<br />

<strong>de</strong>r speziell präparierte LKW <strong>de</strong>s Typs Merce<strong>de</strong>s verwen<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die spätere Zuladung von Waffen


u.a. im Lager <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH in<br />

Mühlenbeck erfolgt ist.<br />

Die Beteiligung <strong>de</strong>r DDR am internationalen Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

wur<strong>de</strong> durch sog. Waffenaffären bekannt. Die<br />

im Zusammenspiel mit <strong>de</strong>m schwedischen Unternehmen<br />

Nobel Chemicals (ehemals Bofors) falsch <strong>de</strong>klarierte<br />

Lieferung von Sprengstoff für <strong>de</strong>n Iran wur<strong>de</strong><br />

von <strong>de</strong>n schwedischen Zollbehör<strong>de</strong>n ent<strong>de</strong>ckt <strong>und</strong><br />

führte zu einem erheblichen Aufsehen in <strong>de</strong>r schwedischen<br />

Öffentlichkeit <strong>und</strong> zu einem Strafprozeß.<br />

Bei <strong>de</strong>r im <strong>Bericht</strong> ausführlich beschriebenen Waffenaffäre<br />

„Pia Vesta" gehen Annahmen, die durch Zeugenvermutungen<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

gestützt wer<strong>de</strong>n, von einer Geheimdienstaktion <strong>de</strong>s<br />

CIA aus.<br />

Durch die Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

ist das System <strong>de</strong>r Beschaffung von Waffen<br />

aus westlicher Produktion mit Hilfe von internationalen<br />

Waffenhändlern <strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n. Waffenhändler<br />

umgehen mit geringem Aufwand die Schutzfunktion<br />

von Endverbraucherzertifikaten. „Echte"<br />

Endverbraucherzertifikate sind gegen einen Aufwand<br />

von r<strong>und</strong> 50.000 DM erhältlich. Sie wer<strong>de</strong>n als<br />

echt bezeichnet, weil sie von Behör<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>s angeblichen Endverbleibs gegen Schmiergeld<br />

ausgestellt wer<strong>de</strong>n. Die Behör<strong>de</strong>n bestätigen<br />

auf Rückfragen auch „wahrheitsgemäß" <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

Verbleib <strong>de</strong>r Ware. Mit Hilfe eines <strong>de</strong>ra rtigen<br />

„echten" Endverbraucherzertifikats gelangten z.B.<br />

Waffen von Heckler & Koch in die DDR. Von <strong>de</strong>n<br />

„echten" sind die unechten Endverbraucherzertifikate<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n. Hier han<strong>de</strong>lt es sich um reine<br />

Fälschungen.<br />

Rauschgifthan<strong>de</strong>l<br />

Es fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n Akten nur wenige <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

bislang nicht zugängliche Anhaltspunkte für<br />

eine Beteiligung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

am Rauschgifthan<strong>de</strong>l. Das von <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin aufgr<strong>und</strong><br />

eines Hinweises auf sichergestellte Rauschgiftmengen,<br />

die <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung angeblich<br />

zur Beschaffung von Devisen verwandt haben<br />

soll, eingeleitete Ermittlungsverfahren ist inzwischen<br />

eingestellt wor<strong>de</strong>n. Aufgr<strong>und</strong> von Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

Zolls <strong>und</strong> <strong>de</strong>s MfS konnte <strong>de</strong>r Verbleib <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m<br />

Flughafen Schönefeld sichergestellten Rauschgiftasservate<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits ist <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vom BND die Meldung eines<br />

befre<strong>und</strong>eten Dienstes mitgeteilt wor<strong>de</strong>n, wonach<br />

Rauschgiftmengen aus <strong>de</strong>m Iran mit Wissen von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski ausgeführt wor<strong>de</strong>n sind. Die<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Akten seien in <strong>de</strong>r Umbruchphase<br />

<strong>de</strong>r DDR zunächst nach Rumänien <strong>und</strong> von dort in<br />

<strong>de</strong>n Iran geschafft wor<strong>de</strong>n.<br />

Ein weiterer Hinweis stammt aus <strong>de</strong>m Jahre 1972<br />

<strong>und</strong> betrifft <strong>de</strong>n ehemaligen Geschäftsführer eines<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung zugeordneten<br />

<strong>und</strong> eng mit <strong>de</strong>m MfS verb<strong>und</strong>enen Unternehmens<br />

in Berlin (Ost). Aus <strong>de</strong>n Akten geht he rvor, daß<br />

ausländische Stellen <strong>de</strong>utsche Behör<strong>de</strong>n um Auskünfte<br />

in Sachen dieses Geschäftsführers gebeten<br />

haben, <strong>de</strong>r Heroin aus Berlin (Ost) transportiert <strong>und</strong><br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

einem Mittelamerikaner zum Weitertransport in ein<br />

an<strong>de</strong>res amerikanisches Land ausgehändigt habe.<br />

Aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Akten ergeben sich merkwürdigerweise<br />

keinerlei Hinweise auf <strong>de</strong>n Ausgang <strong>de</strong>r<br />

Ermittlungen.<br />

7. Han<strong>de</strong>l mit Müll<br />

Durch die Abnahme von Müll aus westlichen Län<strong>de</strong>rn<br />

<strong>und</strong> Ablagerung auf Deponien in <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung jährlich<br />

rd. 100 Mio. VM an Devisen erwirtschaftet. Die<br />

Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg im damaligen Bezirk Rostock<br />

spielte dabei eine herausragen<strong>de</strong> Rolle.<br />

Bei <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>s Untersuchungskomplexes<br />

Han<strong>de</strong>l mit Müll hat sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

auf eine aktenmäßige Auswertung beschränkt. Eine<br />

Vernehmung beschlossener Zeugen konnte von <strong>de</strong>n<br />

Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r SPD im Untersuchungsausschuß<br />

nicht durchgesetzt wer<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>r Ausschußmehrheit<br />

ist dies mit fehlen<strong>de</strong>r Zeit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Einsetzung eines<br />

eigenen Untersuchungsausschusses durch <strong>de</strong>n<br />

Landtag <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern begrün<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Diese auf <strong>de</strong>n ersten Blick plausiblen Grün<strong>de</strong> verlieren<br />

jedoch an Überzeugungskraft, da <strong>de</strong>r Schwerpunkt<br />

<strong>de</strong>s Auftrags <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern<br />

in <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>r Sachverhalte zu <strong>de</strong>n<br />

vertraglichen Vereinbarungen im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Übernahme <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Betrieb <strong>de</strong>r Müll<strong>de</strong>ponie<br />

durch die Treuhandanstalt, <strong>de</strong>m Verkauf an das Land<br />

Mecklenburg-Vorpommern, <strong>de</strong>m Betriebsführungsvertrag<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Betriebssicherheit liegt. Gegenstand<br />

<strong>de</strong>r Untersuchung ist nicht die Devisenerwirtschaftung<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

durch <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit Müll. Da auch das Zeitargument<br />

nicht überzeugend ist, dürfte <strong>de</strong>r eigentliche<br />

Gr<strong>und</strong> für die Ablehnung von Zeugenvernehmungen<br />

darin gelegen haben, die Vernehmung von politisch<br />

mit <strong>de</strong>r Ausschußmehrheit verb<strong>und</strong>enen Zeugen in<br />

öffentlicher Sitzung zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r lediglich aktenmäßigen Behandlung dieses<br />

Untersuchungskomplexes wur<strong>de</strong> festgestellt:<br />

- Beim Export von Müll in die DDR schanzten MfSgesteuerte<br />

Geschäftspartner aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>m Bad Schwartauer Unternehmer<br />

Adolf Hilmer eine Monopolstellung bei<br />

Preisen pro Tonne, die weit unter westlichen Marktpreisen<br />

lagen, zu. Dementsprechend erfuhr sein<br />

Unternehmen, die Hanseatische Baustoffkontor<br />

GmbH, durch <strong>de</strong>n Müllhan<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung einen enormen wirtschaftlichen<br />

Aufschwung.<br />

- Adolf Hilmer unterhielt zum stellvertreten<strong>de</strong>n Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH, Eberhard Sei<strong>de</strong>l,<br />

<strong>de</strong>r im Bereich Kommerzielle Koordinierung für <strong>de</strong>n<br />

Müllhan<strong>de</strong>l verantwortlich war, einen engen persönlichen<br />

Kontakt. Eberhard Sei<strong>de</strong>l war IMB <strong>de</strong>s<br />

MfS mit Kontakten zum CIA.<br />

- Adolf Hilmer hatte als F.D.P.-Mitglied gute Kontakte<br />

zu Parteifre<strong>und</strong>en in Schleswig-Holstein <strong>und</strong><br />

auf B<strong>und</strong>esebene <strong>und</strong> zu Personen aus an<strong>de</strong>ren


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Parteien. Informationen, die er dadurch erhielt,<br />

wur<strong>de</strong>n durch Eberhard Sei<strong>de</strong>l (IMB „Siegf ried")<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Intrac-Mitarbeiter Wolfgang Dolling (IMS<br />

„Peter Wenzel") abgeschöpft <strong>und</strong> als Aufklärungsinformation<br />

an die HVA Abt. II weitergeleitet.<br />

- Der spätere Staatssekretär im Umweltministerium<br />

von Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Peter-Uwe<br />

Conrad, war als Ministerialdirigent <strong>und</strong> Abteilungsleiter<br />

im Landwirtschaftsministerium von<br />

Schleswig-Holstein zuständig für die Genehmigungen<br />

im Müllgeschäft mit <strong>de</strong>r DDR; er hatte sowohl<br />

persönlichen Kontakt zu Adolf Hilmer als auch zu<br />

Eberhard Sei<strong>de</strong>l.<br />

- Im Interesse <strong>de</strong>s reibungslosen Müllhan<strong>de</strong>ls war<br />

das MfS um einen störungsfreien Ablauf <strong>de</strong>s Deponiebetriebs<br />

in Schönberg bemüht. Der Deponieleiter<br />

Rudolf Kenner verheimlichte Störfälle, so wur<strong>de</strong><br />

z.B. mehrmals heimlich Sickerwasser in ein angrenzen<strong>de</strong>s<br />

Waldgebiet abgepumpt.<br />

- Die han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Personen im Ost/West-Müllgeschäft<br />

spielen auch nach <strong>de</strong>r Vereinigung eine tragen<strong>de</strong><br />

Rolle. Die Treuhandanstalt ebenso wie das<br />

Land Mecklenburg-Vorpommern räumte ihnen erneut<br />

erhebliche, wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen<strong>de</strong><br />

Vorteile ein. Der Rechnungshof <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Mecklenburg-Vorpommern überzog die Verantwortlichen<br />

wegen <strong>de</strong>r gewählten Vertragsstruktur<br />

mit einer vernichten<strong>de</strong>n Kritik, was letztlich die<br />

Entlassung <strong>de</strong>s Staatssekretärs Dr. Peter-Uwe Conrad<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Rücktritt <strong>de</strong>r Umweltministerin Petra<br />

Uhlmann zur Folge hatte.<br />

Insgesamt sind bei <strong>de</strong>r lediglich aktenmäßigen Behandlung<br />

dieses Untersuchungskomplexes noch Fragen<br />

offen geblieben, was bei <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r SPD-Fraktion<br />

gefor<strong>de</strong>rten Zeugenvernehmungen hätte vermie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n können. Es bleibt zu hoffen, daß es <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Landtages Mecklenburg-Vorpommern<br />

gelingen wird, Licht ins Dunkel zu<br />

bringen.<br />

8. Beschaffung von sog. Embargowaren<br />

Bei <strong>de</strong>r Ausfuhr von Hochtechnologie in die DDR war<br />

die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland an das CoCom-Verfahren<br />

geb<strong>und</strong>en. Bis zur Vereinigung bedurften Lieferungen<br />

in die DDR <strong>de</strong>r vorherigen Zustimmung <strong>de</strong>r<br />

CoCom-Behör<strong>de</strong>n <strong>und</strong> zwar unter <strong>de</strong>n gleichen Voraussetzungen,<br />

unter <strong>de</strong>nen Lieferungen in die übrigen<br />

„verbotenen Län<strong>de</strong>r" erfolgen konnten o<strong>de</strong>r abgelehnt<br />

wer<strong>de</strong>n mußten.<br />

Über Jahre hat die DDR versucht, durch einen aus<br />

westlicher Sicht illegalen Technologietransfer Anschluß<br />

an die westliche Hochtechnologie zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Ein dazu notwendiger Bruch <strong>de</strong>s gegen <strong>de</strong>n Ostblock<br />

gerichteten Embargos konnte von <strong>de</strong>r DDR nur mit<br />

Hilfe westlicher Geschäftspartner erfolgen.<br />

Die Embargobeschaffungen sind in <strong>de</strong>r DDR unter<br />

Wahrung <strong>de</strong>r Konspiration organisiert wor<strong>de</strong>n, um<br />

<strong>de</strong>n Geheimdiensten <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Behör<strong>de</strong>n im westlichen<br />

Ausland <strong>de</strong>n Einblick in die Händlerlandschaft<br />

zu verbauen. Gleichwohl muß nach <strong>de</strong>r Aktenlage davon<br />

ausgegangen wer<strong>de</strong>n, daß ein nicht unerhebli-<br />

cher Teil <strong>de</strong>r Lieferungen mit Wissen <strong>und</strong> Duldung<br />

westlicher Geheimdienste erfolgt ist.<br />

An <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren für die DDR<br />

waren regelmäßig Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung beteiligt. Für die westlichen<br />

Geschäftspartner dieser Unternehmen waren die Embargo-Lieferungen<br />

allemal ein gutes Geschäft, da regelmäßig<br />

Aufschläge von bis zu 70 % gezahlt wur<strong>de</strong>n.<br />

Durch diese Überzahlung war es <strong>de</strong>r DDR möglich,<br />

alle gewünschten Embargowaren zu erhalten, inklusive<br />

vollständiger Produktionsanlagen. Für die westlichen<br />

Lieferanten war das damit verb<strong>und</strong>ene Risiko<br />

gering. In <strong>de</strong>n Akten fin<strong>de</strong>n sich Hinweise, daß nicht<br />

selten auch CoCom-freie Waren mit hohem Aufschlag<br />

bezahlt wur<strong>de</strong>n.<br />

Nach <strong>Bericht</strong>en <strong>de</strong>s Sektorenleiters in <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

III <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Siegfried Stöckert, die er als IM „Leo" abgefaßt hat,<br />

wur<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>n überhöhten Zahlungen auch noch<br />

„Schmiergel<strong>de</strong>r" in beträchtlicher Höhe gezahlt. So<br />

sollen bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Testern, die für die<br />

Herstellung von hochintegrierten Bauelementen<br />

(Mikroprozessoren <strong>und</strong> Speicherschaltkreisen) bei einem<br />

Preis von zehn bis zwölf Mio. VM benötigt wur<strong>de</strong>n,<br />

je Tester allein zwei bis drei Mio. VM an<br />

„Schmiergel<strong>de</strong>rn" geflossen sein. Von <strong>de</strong>n Lieferanten<br />

wur<strong>de</strong>n die Lieferungen verschleiert. Dies soll soweit<br />

gegangen sein, daß installierte Anlagen zum<br />

Schein durch Brän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Havarien „vernichtet"<br />

wur<strong>de</strong>n, in Wirklichkeit aber auf <strong>de</strong>m Weg in<br />

die DDR waren.<br />

Zur Verschleierung <strong>de</strong>r Embargogeschäfte erfolgten<br />

die Zahlungen durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

teilweise in bar. Es wur<strong>de</strong>n Verträge geschlossen,<br />

in <strong>de</strong>nen die Spezifikation nicht mit <strong>de</strong>m<br />

übereinstimmte, was tatsächlich geliefert wur<strong>de</strong> (Unter<strong>de</strong>klarierung).<br />

Dr. Schalck-Golodkowski trägt nicht nur für die Finanzierung,<br />

son<strong>de</strong>rn auch für die Organisation <strong>de</strong>r<br />

Beschaffung von Embargowaren die Verantwortung.<br />

Er achtete auf die termingerechte Lieferung <strong>und</strong> beauftragte<br />

bei streng vertraulichen Son<strong>de</strong>rimporten<br />

von Hochtechnologie, z.B. für die Nationale Volksarmee,<br />

einzelne Mitarbeiter mit <strong>de</strong>r Abwicklung. An<br />

<strong>de</strong>r beabsichtigten Beschaffung einer Druckmaschine<br />

für das MfS, mit <strong>de</strong>r Dokumente wie Personalausweise<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gefälscht wer<strong>de</strong>n<br />

konnten, war er persönlich beteiligt.<br />

Gegen eine große Anzahl von Personen <strong>und</strong> Unternehmen<br />

wur<strong>de</strong>n wegen <strong>de</strong>r Embargoverstöße inzwischen<br />

Ermittlungsverfahren eingeleitet (über 100<br />

Fallakten). Es ist nicht vertretbar, daß bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin wegen<br />

Personalmangels Verfahren <strong>de</strong>rzeit nicht weiter betrieben<br />

wer<strong>de</strong>n können, zumal davon ausgegangen<br />

wer<strong>de</strong>n muß, daß diese Händler auch heute noch in<br />

an<strong>de</strong>ren Embargobereichen tätig sind.<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD im Untersuchungsausschuß<br />

halten es für erfor<strong>de</strong>rlich, daß die Möglichkeiten <strong>de</strong>r<br />

Auf<strong>de</strong>ckung von Embargoverstößen, wie z.B. <strong>de</strong>r illegale<br />

Technologietransfer <strong>und</strong> Waffenhan<strong>de</strong>l, effektiver<br />

gestaltet <strong>und</strong> festgestellte Verstöße wirksamer<br />

strafrechtlich verfolgt wer<strong>de</strong>n. Die Verhängung von


Embargo durch <strong>de</strong>n Sicherheitsrat <strong>de</strong>r Vereinten Nationen<br />

ist oftmals eine letzte Maßnahme, um bei groben<br />

Verstößen gegen die Gr<strong>und</strong>sätze <strong>de</strong>r Charta <strong>de</strong>r<br />

Vereinten Nationen o<strong>de</strong>r Verletzung <strong>de</strong>r Menschenrechte<br />

einen militärischen Einsatz zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

9. Sog. Kirchengeschäfte / Häftlingsfreikauf<br />

Die sog. Kirchengeschäfte sind Gegenstand intensiver<br />

Beweiserhebungen durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

gewesen. Durch die Vernehmung einer<br />

Vielzahl von Zeugen ist es gelungen, ein Feld<br />

<strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utscher Geschichte weitgehend aufzuarbeiten.<br />

Die sog. Kirchengeschäfte entstammen <strong>de</strong>n<br />

Tagen <strong>de</strong>s Kalten Krieges <strong>und</strong> stellen <strong>de</strong>n Versuch<br />

dar, das menschliche Leid <strong>de</strong>r Teilung Deutschlands<br />

zu mil<strong>de</strong>rn. Die sog. Kirchengeschäfte fan<strong>de</strong>n unter<br />

<strong>de</strong>r Maßgabe <strong>de</strong>r „Verschwiegenheit" statt.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung,<br />

die als sog. Kirchengeschäfte B bezeichnet<br />

wur<strong>de</strong>n, war die Zielsetzung, aus politischen<br />

Grün<strong>de</strong>n inhaftierte Menschen vorzeitig aus ihrer<br />

Haft „freizukaufen" <strong>und</strong> Familien, die durch die Teilung<br />

Deutschlands getrennt wur<strong>de</strong>n, wie<strong>de</strong>r zusammenzuführen.<br />

In <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong> die Abwicklung <strong>de</strong>s<br />

Häftlingsfreikaufs unter Kontrolle <strong>de</strong>s MfS durch<br />

Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel wahrgenommen.<br />

Seine völlige Einbindung in das MfS ist erst durch die<br />

Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses bekannt<br />

gewor<strong>de</strong>n.<br />

Mit Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong> die Zuständigkeit für die geschäftsmäßige<br />

Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte diesem<br />

übertragen. Von diesem Zeitpunkt an wur<strong>de</strong>n auch<br />

die Hilfsmaßnahmen für die katholische Kirche auf<br />

das bereits längere Zeit für die evangelische Kirche<br />

praktizierte Verfahren <strong>de</strong>s sog. Kirchengeschäftes A,<br />

das Hilfen durch Warenlieferungen vorsah, umgestellt.<br />

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die katholische<br />

Kirche in <strong>de</strong>r DDR über <strong>de</strong>n Umweg Schweiz über<br />

Jahre Unterstützung durch Barmittel erhalten.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung erfüllte im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte eine rein kommerzielle<br />

Aufgabe ohne politische Inhalte durch Umsetzung<br />

von Waren in Devisen.<br />

Durch die Konstruktion <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

war ein ökonomischer Anreiz geschaffen wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n<br />

Fortbestand <strong>de</strong>r Kirchen <strong>und</strong> ihrer caritativen Einrichtungen<br />

in <strong>de</strong>r DDR entgegen <strong>de</strong>r eigentlichen Zielsetzung<br />

<strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung zu sichern.<br />

Der ursprünglich durch die B<strong>und</strong>esregierungen mitverfolgte<br />

Zweck, mittels Warenlieferungen auch spürbare<br />

Verbesserungen in <strong>de</strong>r Lebensqualität <strong>de</strong>r Menschen<br />

in <strong>de</strong>r DDR zu schaffen, konnte nicht erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung bestimmte,<br />

daß im Rahmen <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte meist börsenfähige<br />

Waren von west<strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />

geliefert wur<strong>de</strong>n, die bei <strong>de</strong>n sog. Kirchengeschäften<br />

A <strong>und</strong> C durch die Kirchen <strong>und</strong> beim sog. Kirchengeschäft<br />

B durch die B<strong>und</strong>esregierung bezahlt wur<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>n Waren, es han<strong>de</strong>lte sich dabei u.a. um Rohöl,<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Diamanten, Kupfer, Silber <strong>und</strong> Nickel, beteiligte sich<br />

<strong>de</strong>r Bereich an Spekulationsgeschäften an kapitalistischen<br />

Börsen insbeson<strong>de</strong>re in London, wo die Waren<br />

hauptsächlich zum Verkauf angeboten wur<strong>de</strong>n. Da<br />

nach MfS-Unterlagen <strong>de</strong>r AG BKK zu entnehmen ist,<br />

daß auch ehemalige DDR-Bewohner in <strong>de</strong>n Brokergesellschaften<br />

tätig waren, liegt die Vermutung nahe,<br />

daß es sich nach westlichen Normen um sog. Insi<strong>de</strong>rgeschäfte<br />

gehan<strong>de</strong>lt haben könnte.<br />

Die Aussagen von Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

Zeugen, daß es sich oftmals um Verlustgeschäfte<br />

zu Lasten <strong>de</strong>r DDR gehan<strong>de</strong>lt habe, sind durch<br />

nichts bewiesen. Es kann ebensowenig ausgeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n, daß Insi<strong>de</strong>rgewinne in „Schwarze Kassen"<br />

von Partei <strong>und</strong> MfS gewan<strong>de</strong>rt sind.<br />

10. Deviseneinnahmen aus Erbschaftsfällen<br />

Im <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses ist ausführlich<br />

<strong>de</strong>r Erbschaftsfall Schumann behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n,<br />

anhand <strong>de</strong>ssen die Vorgehensweise <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>utlich wird, unter Einschaltung<br />

<strong>de</strong>s „MfS- <strong>und</strong> KoKo-Vertrauensanwalts"<br />

Manfred Wünsche an west<strong>de</strong>utschen Devisenguthaben<br />

von Erben aus <strong>de</strong>r DDR heranzukommen .<br />

Aus <strong>de</strong>n Ausschußunterlagen sind weitere Erbschaftsfälle<br />

bekanntgewor<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Fall<br />

Grosse-Weische<strong>de</strong> nach Art <strong>und</strong> Umfang <strong>de</strong>s Erbes<br />

herausragt. Zum Nachlaß gehörten u.a. zwölf Häuser<br />

im Raum Düsseldorf.<br />

Auch in dieser Erbschaftsangelegenheit waren die in<br />

<strong>de</strong>r DDR leben<strong>de</strong>n Erben dazu veranlaßt wor<strong>de</strong>n,<br />

Rechtsanwalt Manfred Wünsche Vollmacht zu erteilen.<br />

Trotz Kenntnis <strong>de</strong>r <strong>de</strong>visenrechtlichen Bestimmungen,<br />

vor allem nach <strong>de</strong>m Militärregierungsgesetz<br />

Nr. 53, wonach für Bewohner <strong>de</strong>r DDR hinsichtlich<br />

ihrer im B<strong>und</strong>esgebiet gelegenen Vermögenswerte<br />

eine unter Genehmigungsvorbehalt stehen<strong>de</strong><br />

Verfügungssperre bestand, so daß alle Verfügungen<br />

- soweit keine Genehmigung <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank<br />

vorlag - verboten waren, for<strong>de</strong>rte Rechtsanwalt<br />

Manfred Wünsche die in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland eingesetzte Nachlaßverwalterin auf, zunächst<br />

500.000 DM zugunsten <strong>de</strong>r Erben auf das<br />

Konto Katholisches Kommissariat, Grosse-Weische<strong>de</strong><br />

bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Industrie in Berlin<br />

(West) zu überweisen. Diese Überweisung wur<strong>de</strong> jedoch<br />

von <strong>de</strong>r Nachlaßverwalterin, nach<strong>de</strong>m sie sich<br />

über die <strong>de</strong>visenrechtlichen Bestimmungen erk<strong>und</strong>igt<br />

hatte, unter Hinweis auf die Rechtslage abgelehnt.<br />

Des weiteren belegen die Akten in diesem Fall, daß es<br />

zwischen <strong>de</strong>n Erben, <strong>de</strong>ren anwaltlichem Vertreter<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung, vertreten<br />

durch Gerhard Lösch (HA I, Arbeitsgruppe<br />

Sperrkonten), regelrechte Verhandlungen gegeben<br />

hat, wie das in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland liegen<strong>de</strong><br />

Erbe „für die DDR realisiert" wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Dieser Fall macht außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>utlich, daß <strong>de</strong>r Transfer<br />

von Devisenguthaben über „Spen<strong>de</strong>n" an kirchliche<br />

Einrichtungen unter Umgehung <strong>de</strong>r Sperrguthabenvereinbarung<br />

nicht auf das Diakonische Werk beschränkt<br />

war, son<strong>de</strong>rn dieser Abwicklungsmodus


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag --12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

auch durch Einrichtungen <strong>de</strong>r Katholischen Kirche<br />

praktiziert wur<strong>de</strong>. So gab Rechtsanwalt Manfred<br />

Wünsche, wie schon bei <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>s Erbschaftsfalles<br />

Schumann, als seine West-Berliner Korrespon<strong>de</strong>nzadresse<br />

die Anschrift <strong>de</strong>s Caritasverban<strong>de</strong>s<br />

Berlin (West) an.<br />

11. Versorgung <strong>de</strong>r Politbüro -Siedlung Wandlitz<br />

Die Politbüro-Siedlung Wandlitz, Symbol <strong>de</strong>r DDR-<br />

Privilegienwirtschaft, stand im krassen Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

zu <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r DDR propagierten Gedanken <strong>de</strong>r „sozialistischen<br />

Gleichheit" . Sie stellte die Konsequenz<br />

eines Systems dar, in welchem Staats- <strong>und</strong> Parteifüh- -<br />

rung Kritik we<strong>de</strong>r von außen noch von innen befürchten<br />

mußten <strong>und</strong> so <strong>de</strong>r Korruption verfielen.<br />

Die Versorgung <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Funktionäre <strong>de</strong>r DDR<br />

wie ihrer Angehörigen mit westlichen Konsumgütern<br />

aller Art, Wohn- <strong>und</strong> Wochenendhäusern, Kraftfahrzeugen<br />

<strong>und</strong> selbst mit Waren, die durch das Amt für<br />

Zoll <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s Warenverkehrs (AZKW) aus<br />

Post- <strong>und</strong> Paketsendungen beschlagnahmt wor<strong>de</strong>n<br />

waren, basierte auf einem ausgeklügelten System,<br />

das von Dr. Schalck-Golodkowski in einzigartiger<br />

Weise perfektioniert <strong>und</strong> konspirativ organisiert war.<br />

Wenn Dr. Schalck-Golodkowski auch je<strong>de</strong> „sachliche<br />

<strong>und</strong> inhaltliche Verantwortung" <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung bestritt, ist doch erwiesen,<br />

daß <strong>de</strong>r Bereich ab 1972 die Versorgung <strong>de</strong>s Dienstleistungskomplexes<br />

Wandlitz übernahm. Dazu stellte er<br />

in erheblichen Umfang Valutamittel zur Verfügung<br />

(vier Mio. DM jährlich für die Jahre 1980 bis 1984,<br />

sechs Mio. DM jährlich für die Jahre 1985 bis 1989)<br />

<strong>und</strong> finanzierte somit vollständig die Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Bewohner von Wandlitz mit Westimporten, welche<br />

über die MfS-Firma Letex durch die zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

Delta <strong>und</strong> Asimex durchgeführt wur<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski kümmerte sich auch ganz<br />

persönlich um die Versorgung in Wandlitz. So unterstand<br />

ihm nicht nur eine Kuriergruppe, die direkt Aufträge<br />

zur sofortigen Erledigung von ihm erhielt, er<br />

nahm selbst Anzüge in Augenschein <strong>und</strong> besorgte Vi<strong>de</strong>ofilme<br />

für Generalsekretär E rich Honecker. In seinem<br />

Auftrag wur<strong>de</strong>n sämtliche Belege, Quittungen<br />

<strong>und</strong> Weisungen vernichtet.<br />

Eine sog. Arbeitsgruppe Son<strong>de</strong>rbeschaffung, die für<br />

konkrete Einzelbeschaffungen zuständig war, unterstand<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> von Sigrid Schalck-<br />

Golodkowski geleitet, die auch selbst nach Berlin<br />

(West) fuhr, um Waren zu kaufen o<strong>de</strong>r zu bestellen.<br />

Die Vergeudung knapper Devisen für die Son<strong>de</strong>rwünsche<br />

privilegierter Personen sowie die Verletzung<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r DDR gültigen Bestimmungen über die Festsetzung<br />

von Preisen für Importwaren führten zu einer<br />

Konsuminsel <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r DDR<br />

auf Westniveau inmitten <strong>de</strong>r DDR-typischen Mangelwirtschaft,<br />

<strong>de</strong>r die übrige Bevölkerung ausgesetzt<br />

war. Bei <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r Politbüro-Siedlung<br />

Wandlitz wur<strong>de</strong> durch die han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />

Personen permanent gegen das Zoll- <strong>und</strong> Devisenrecht<br />

verstoßen, was für „normale" Bürger schwere<br />

berufliche, persönliche <strong>und</strong> strafrechtliche Konse<br />

quenzen gehabt hätte.<br />

12. Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Kommunistischen Partei (DKP)<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer kommunistischer Parteien<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung leistete für<br />

die Unterstützung <strong>de</strong>r DKP jährlich einen Finanzierungsbeitrag<br />

in Höhe von 16 bis 17 Mio. DM. Darüber<br />

hinaus erhielten die DKP <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re kommunistische<br />

Parteien unmittelbar aus <strong>de</strong>n Gewinnen <strong>de</strong>r gemischten<br />

Gesellschaften, <strong>de</strong>n DDR-Unternehmen o<strong>de</strong>r<br />

DDR-abhängigen Gesellschaften in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> im westlichen Ausland weitere<br />

Mittel.<br />

So wur<strong>de</strong> z.B. von <strong>de</strong>r Eumit SPA, die als sog. gemischte<br />

Gesellschaft in Tu rin/Italien geschäftlich tätig<br />

war, die italienische KP (1988 mit einer Mio. DM) <strong>und</strong><br />

die griechische KP (1988 mit 60.000 DM) unterstützt.<br />

Dem Aufsichtsrat <strong>de</strong>s Unternehmens gehörte Waltraud<br />

Lisowski, die Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Firmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung, an.<br />

Die kapitalmäßige Beteiligung <strong>de</strong>r DDR an in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland wirtschaftlich tätigen<br />

Unternehmen erfolgte entwe<strong>de</strong>r über west<strong>de</strong>utsche<br />

Strohmänner o<strong>de</strong>r über ausländische Kapitalgesellschaften,<br />

die von <strong>de</strong>r Abteilung Firmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung kontrolliert <strong>und</strong> angeleitet<br />

wur<strong>de</strong>n. Eine herausragen<strong>de</strong> Rolle spielten dabei<br />

die Anstalten nach Liechtensteiner Recht.<br />

Die von <strong>de</strong>r DDR gewählten Konstruktionen, die auf<br />

eine Empfehlung <strong>de</strong>s Schweizer Bankiers Max Moser-Bucher<br />

zurückzuführen sind, dienten dazu, die<br />

kapitalmäßigen Beteiligungen <strong>de</strong>r DDR zu verschleiern.<br />

Zu<strong>de</strong>m wollte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

auch die nach <strong>de</strong>m Militärregierungsgesetz<br />

Nr. 53 (MRG Nr. 53) erfor<strong>de</strong>rlichen Genehmigungen<br />

mit <strong>de</strong>n damit verb<strong>und</strong>enen Kontrollen vermei<strong>de</strong>n.<br />

Sowohl über die Unterstützung <strong>de</strong>r DKP durch die<br />

DDR als auch über das Netz <strong>und</strong> die Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

tätigen sog. Parteifirmen besaß die B<strong>und</strong>esregierung<br />

Kenntnisse, da es <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

gelungen war, sowohl in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

wie im Geld-Kurierdienst zur DKP Quellen zu<br />

plazieren.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat in seiner Vernehmung<br />

am 19. Januar 1994 ausgesagt, daß er von Dr. Franz<br />

Josef Strauß <strong>und</strong> von Dr. Wolfgang Schäuble auf die<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen <strong>und</strong> auf das MRG Nr.<br />

53 angesprochen wor<strong>de</strong>n war. Seine Erläuterungen<br />

hierzu wur<strong>de</strong>n zur Kenntnis genommen.<br />

B<strong>und</strong>esregierung, Behör<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Dienste haben offensichtlich<br />

im Interesse <strong>de</strong>r politischen Beziehungen<br />

zur DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>s reibungslosen Verlaufs <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Außengeschäfte <strong>de</strong>r DDR<br />

keine weiteren Schritte zur Unterbindung dieser Aktivitäten<br />

unternommen.<br />

Die Nichtdurchsetzung <strong>de</strong>r Bestimmungen <strong>de</strong>s aus<br />

Besatzungszeiten überständigen MRG Nr. 53 ent<br />

sprach offenbar einer immer weiter um sich greifen-


<strong>de</strong>n Auffassung, die die Bestimmungen für politisch<br />

<strong>und</strong> fachlich überholt ansah <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Drang <strong>de</strong>r DDR<br />

zur Organisation von Umgehungshandlungen stillschweigend<br />

ausbaute.<br />

Beson<strong>de</strong>re Bankenkonstruktionen <strong>de</strong>s Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung bediente<br />

sich zur Ausführung <strong>und</strong> zur Verschleierung seiner<br />

Geldtransaktionen eines weltweit gespannten, über<br />

200 Banken <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Filialen umfassen<strong>de</strong>n Bankennetzes.<br />

Es hätte internationaler kriminalistischer Ermittlungen<br />

bedurft, um auch nur annähernd <strong>de</strong>n Akteuren<br />

in diesem Netz auf die Schliche zu kommen. -<br />

Die Aufklärung durch Treuhandanstalt <strong>und</strong> die Ermittlungsbehör<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Kriminalpolizei <strong>und</strong> Staatsanwaltschaft<br />

beziehen sich in <strong>de</strong>r Regel auf bekanntgewor<strong>de</strong>ne<br />

Bankverbindungen <strong>und</strong> Konten. Unkenntnis<br />

herrscht angesichts <strong>de</strong>s Schweigens <strong>de</strong>r Hauptbeteiligten<br />

in bezug auf die mit Bargeld gespeisten<br />

Schwarzgeldkonten im In- <strong>und</strong> Ausland.<br />

Durch die laufen<strong>de</strong> Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

wur<strong>de</strong>n erst im Oktober 1993<br />

Kenntnisse über die zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gehören<strong>de</strong>n Unternehmen Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa,<br />

Vaduz <strong>und</strong> Impag GmbH, Berlin (Ost) gewonnen.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> die vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung genutzte Konstruktion <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten in<br />

Zürich <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Otto Scheurmann Bank-KG in Berlin<br />

(West) <strong>de</strong>utlich. Diese Bankenkonstruktion wur<strong>de</strong><br />

von Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Dr. Heinz Volpert<br />

bereits in ihrer 1970 verfaßten Dissertation beschrieben.<br />

(Vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462,<br />

S. 247-249) Soweit dies bisher möglich war, sind die<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß gewonnenen Erkenntnisse<br />

in <strong>de</strong>n Feststellungsteil <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s aufgenommen<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa verfügte danach sowohl über<br />

Konten bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten in Zü rich<br />

als auch bei <strong>de</strong>ren Nie<strong>de</strong>rlassung in Nassau/Bahamas<br />

als auch bei <strong>de</strong>r Otto Scheurmann Bank-KG. Für die<br />

Konten <strong>de</strong>r Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa bei <strong>de</strong>r Otto Scheurmann<br />

Bank-KG trat Dr. Schalck-Golodkowski mit <strong>de</strong>m<br />

Decknamen „Jürgen Keller" auf. Das Guthaben <strong>de</strong>r<br />

Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa auf <strong>de</strong>n Konten <strong>de</strong>r Otto Scheurmann<br />

Bank-KG wur<strong>de</strong> nicht zusammen mit <strong>de</strong>n übrigen<br />

Konten außerhalb <strong>de</strong>r DDR, für die Dr. Schalck-<br />

Golodkowski bevollmächtigt war, unmittelbar nach<br />

seiner Flucht im Dezember 1989 zurückgeführt. Die<br />

Guthaben wur<strong>de</strong>n erst im Mai 1990 über <strong>de</strong>n Umweg<br />

Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten, Zürich, an das Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise <strong>de</strong>r DDR überwiesen.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat in Gesprächen bei <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt am 2. Juli 1992 mitgeteilt, daß bei <strong>de</strong>r<br />

Otto Scheurmann Bank-KG we<strong>de</strong>r von Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung noch von<br />

ihm persönlich Konten unterhalten wur<strong>de</strong>n. Bei einem<br />

weiteren Gespräch am 20. August 1992 gab er<br />

die Auskunft, daß we<strong>de</strong>r Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, noch er persönlich,<br />

noch Rechtsanwälte <strong>und</strong> Steuerberater treuhän<strong>de</strong>risch<br />

für <strong>de</strong>n Bereich dort Konten unterhalten hätten.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Bei seinen Vernehmungen durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

am 2./3. Dezember 1993 <strong>und</strong> am 20. Januar<br />

1994 hat sich Dr. Schalck-Golodkowski nur mit Mühe<br />

an eine Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa erinnern können. Die Verwendung<br />

<strong>de</strong>s Decknamens „Jürgen Keller" für Geschäftsabwicklungen<br />

mit <strong>de</strong>r Otto Scheurmann Bank<br />

KG räumte er ein.<br />

Bei <strong>de</strong>r Otto Scheurmann Bank-KG hatte Sigrid<br />

Schalck-Golodkowski unter ihrem Mädchennamen<br />

Gutmann En<strong>de</strong> August 1989 ein Schließfach eingerichtet,<br />

für das Christa Wachsen eine Vollmacht besaß.<br />

Im Auftrag von Sigrid Schalck-Golodkowski holte<br />

Christa Wachsen im Januar 1990 drei große Umschläge<br />

aus <strong>de</strong>m Schließfach. Zu <strong>de</strong>m Inhalt <strong>de</strong>r Umschläge<br />

verweigerte Sigrid Schalck-Golodkowski bei<br />

Vernehmungen durch die Staatsanwaltschaft <strong>und</strong><br />

durch <strong>de</strong>n Bayerischen Untersuchungsausschuß unter<br />

Berufung auf § 55 StPO die Aussage.<br />

Zur Aufklärung <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r Anstalt<br />

Mon<strong>de</strong>ssa <strong>und</strong> <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Otto Scheurmann Bank-KG für dieses Unternehmen<br />

geführten Konten, beantragte die SPD im<br />

Dezember 1993 weitere Zeugenvernehmungen durch<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß. Der Antrag ist von <strong>de</strong>r<br />

Ausschußmehrheit abgelehnt wor<strong>de</strong>n. Begrün<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong> dies mit <strong>de</strong>m Beschluß <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

vom 17. Juni 1993 <strong>und</strong> <strong>de</strong>n inzwischen bei <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

aufgenommenen Ermittlungen. Die Ermittlungen <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft, die aus unerfindlichen Grün<strong>de</strong>n<br />

zunächst zwei Jahre liegengeblieben waren, wur<strong>de</strong>n<br />

kürzlich wie<strong>de</strong>r aufgenommen. Die Ermittlungen haben<br />

offenbar noch nicht abgeschlossen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Nach Auffassung <strong>de</strong>r SPD bestehen aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r bisherigen<br />

Erkenntnisse <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

über die Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa <strong>und</strong> über Konten dieser<br />

Anstalt Zweifel daran, daß Dr. Schalck-Golodkowski<br />

sämtliche staatliche Vermögenswerte zurückgeführt<br />

hat. Diese Zweifel wer<strong>de</strong>n noch durch sein bisheriges<br />

Auskunftsverhalten zu diesen Sachverhalten verstärkt.<br />

13. Kenntnisse <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

Der B<strong>und</strong>esregierung lagen seit Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre<br />

über ihre Dienste erste Erkenntnisse zur Person von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung vor.<br />

Einen ersten umfassen<strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong>, <strong>de</strong>r einen weitreichen<strong>de</strong>n<br />

Einblick in <strong>de</strong>n zum Teil verwerflichen <strong>und</strong><br />

kriminellen Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Devisenbeschaffung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> seiner<br />

Verflechtung mit <strong>de</strong>m MfS ermöglichte, konnte <strong>de</strong>r<br />

BND <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung En<strong>de</strong> 1982 vorlegen. Dieser<br />

<strong>Bericht</strong> enthält dataillierte Angaben über die Arbeitsweise,<br />

Glie<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> leiten<strong>de</strong> Personen <strong>de</strong>s Bereichs.<br />

Der <strong>Bericht</strong> gibt die Erkenntnisse <strong>de</strong>s BND wi<strong>de</strong>r,<br />

die durch die Befragung <strong>de</strong>s Überläufers Günter As<br />

beck, die En<strong>de</strong> 1981 begonnen hatte, gewonnen<br />

wur<strong>de</strong>n.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Günter Asbeck bezeichnete <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung als „Filiale <strong>de</strong>s MfS im Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l" . Zur damaligen Überraschung<br />

<strong>de</strong>s BND gab er an, daß Dr. Schalck-Golodkowski Offizier<br />

<strong>de</strong>s MfS min<strong>de</strong>stens im Range eines Oberst sei.<br />

Günter Asbeck war Generaldirektor <strong>de</strong>r sog. HVA-<br />

Firma Asimex Import-Export-Agentur, die innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>r HA I<br />

zugeordnet war. Er hatte zu Dr. Schalck-Golodkowski<br />

ein fre<strong>und</strong>schaftliches <strong>und</strong> vertrauensvolles Verhältnis,<br />

wodurch es ihm vor seiner Flucht möglich war,<br />

Provisionen in Höhe von ca. 25 Mio. DM nicht an <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung abzuführen,<br />

son<strong>de</strong>rn auf eigenen Konten in <strong>de</strong>r Schweiz zu <strong>de</strong>ponieren.<br />

Die Erkenntnisse, die <strong>de</strong>r BND durch die Befragung<br />

von Günter Asbeck gewonnen hatte, wur<strong>de</strong>n durch<br />

<strong>Bericht</strong>e <strong>de</strong>s Überläufers Horst Schuster (nach Heirat:<br />

Horst Schuster von Witzleben) ergänzt: Horst Schuster<br />

war von 1973 bis 1980 Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH <strong>und</strong> ab 1981 bis zu seiner<br />

Flucht in <strong>de</strong>n Westen leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter bei <strong>de</strong>r<br />

BERAG-Export-Import GmbH. Er war ab Ap ril 1963<br />

für die HVA tätig (IM „Sohle"). 1965 wur<strong>de</strong> er an die<br />

HA XVIII/7 übergeben. Im Auftrag <strong>de</strong>s MfS arbeitete<br />

er seit 1965 unter <strong>de</strong>m Decknamen „Pfaff" für <strong>de</strong>n<br />

CIA. Auch Horst Schuster hat nach Ausschußunterlagen<br />

vor seiner Flucht in <strong>de</strong>n Westen Gel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung auf eigene Konten<br />

ins Ausland geschafft.<br />

Durch Horst Schuster wur<strong>de</strong>n vor allem die kriminellen<br />

Metho<strong>de</strong>n, die zur Beschaffung von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten angewandt wur<strong>de</strong>n, bekannt.<br />

Auch die Rolle, die <strong>de</strong>r Stellvertreten<strong>de</strong> Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l als „Mann <strong>de</strong>s MfS" spielte, wur<strong>de</strong> von ihm<br />

ausführlich geschil<strong>de</strong>rt.<br />

Der BND hatte darüber hinaus nach eigenen Angaben<br />

vier weitere Quellen im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r frühere Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

Intrac Axel Pösz (IMB „Buntspecht") <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Direktor<br />

<strong>de</strong>r BERAG Hans-Joachim Menzel (IMB „Peter Reimann")<br />

durch die Ausschußarbeit <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

bekanntgewor<strong>de</strong>n sind. Bei<strong>de</strong> Quellen waren Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> unterhielten ihren Kontakt zum<br />

BND mit Wissen <strong>und</strong> Wollen <strong>de</strong>s Ministeriums. Ob sie<br />

im eigentlichen Sinne weiter für das MfS gearbeitet<br />

<strong>und</strong> daher gezielt <strong>de</strong>n BND <strong>de</strong>sinformiert haben, ist<br />

vom Untersuchungsausschuß nicht geklärt wor<strong>de</strong>n.<br />

Hierfür war er auch nicht zuständig.<br />

Auch die restlichen zwei Quellen <strong>de</strong>s BND konnten<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß namentlich zugeordnet<br />

wer<strong>de</strong>n. Aus Quellenschutzgrün<strong>de</strong>n wird auf<br />

eine Offenlegung <strong>de</strong>r Namen verzichtet.<br />

Durch kürzlich zugegangene Akten <strong>de</strong>s BStU hat <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß Hinweise auf zwei MfS-Mitarbeiter<br />

(IMB „Günter" <strong>und</strong> IMB „Reinhardt") erhalten,<br />

die im Auftrag <strong>de</strong>s MfS Kontakte zum BND hatten.<br />

Derzeit wird noch geprüft, ob diese IMB mit <strong>de</strong>n<br />

vom BND <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß mitgeteilten<br />

Quellen i<strong>de</strong>ntisch sind.<br />

Durch das BfV, <strong>de</strong>m es gelungen war, Quellen in <strong>de</strong>n<br />

sog. Parteifirmen zu gewinnen, hatte die B<strong>und</strong>esregierung<br />

umfassen<strong>de</strong> Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />

Die SPD ist zu <strong>de</strong>r Auffassung gekommen, daß bei <strong>de</strong>r<br />

Sicherung <strong>de</strong>r Vermögenswerte <strong>de</strong>r DDR nach <strong>de</strong>r<br />

Vereinigung, die Kenntnisse <strong>de</strong>r Dienste nur unzureichend<br />

genutzt wor<strong>de</strong>n sind. Dies wird unter an<strong>de</strong>rem<br />

dadurch <strong>de</strong>utlich, daß Hinweisen <strong>de</strong>s BND, wie zum<br />

Beispiel im Falle <strong>de</strong>r sog. HVA-Firma Impag, nicht sofort<br />

nachgegangen wur<strong>de</strong>. Auf die Existenz dieses<br />

Unternehmens ist das B<strong>und</strong>esverwaltungsamt erst zu<br />

einem sehr späten Zeitpunkt gestoßen.<br />

14. Dr. Schalck-Golodkowski als Verhandlungspartner<br />

in <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen<br />

Dr. Schalck-Golodkowski war seit 1967 beauftragter<br />

Verhandlungsführer <strong>de</strong>r DDR für Gespräche mit Vertretern<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung. Während <strong>de</strong>r sozial-liberalen<br />

Koalition fan<strong>de</strong>n die Verhandlungen auf seiten<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung stets auf Beamtenebene<br />

statt. Mit Schaffung <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Berlin (Ost) führten<br />

die Leiter <strong>de</strong>r Vertretung die Verhandlungen. Durch<br />

die Kontakte, die <strong>de</strong>r bayerische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Franz Josef Strauß über <strong>de</strong>n langjährigen Geschäftspartner<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Josef März aufgenommen hatte, sah sich die<br />

B<strong>und</strong>esregierung ab 1983 offenbar veranlaßt, <strong>de</strong>n<br />

Staatsminister im Kanzleramt, Dr. Philipp Jenninger,<br />

mit <strong>de</strong>r Führung von Gesprächen mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zu beauftragen. Über diese Gespräche, die<br />

Dr. Philipp Jenninger teilweise im Beisein von Dr.<br />

Franz Josef Strauß führte, konnte das B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

keine Unterlagen zur Verfügung stellen.<br />

Gesprächsvermerke von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

aus <strong>de</strong>n Unterlagen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

geben dagegen unmißverständliche Hinweise zu diesen<br />

vertraulichen Kontakten, die Dr. Jenninger (wohl<br />

mit Wissen <strong>und</strong> Wollen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzlers) zu Dr.<br />

Schalck-Golodkowski persönlich o<strong>de</strong>r über seinen<br />

persönlichen Referenten Dr. G<strong>und</strong>elach unterhalten<br />

hat. Dazu zählt auch ein Treffen von Dr. G<strong>und</strong>elach<br />

mit Sigrid Schalck-Golodkowski in einem Berliner<br />

Hotel <strong>und</strong> die Übergabe eines „Non Paper" zu einem<br />

Zeitpunkt, als Dr. Jenninger bereits B<strong>und</strong>estagspräsi<strong>de</strong>nt<br />

war.<br />

Die Gespräche mit Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong>n<br />

auch von Dr. Jenningers Nachfolger Dr. Wolfgang<br />

Schäuble fortgesetzt. Nach <strong>de</strong>r „Festlegung <strong>de</strong>s Generalsekretärs<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Genossen E rich Honecker,<br />

übermittelt durch Genossen Minister Erich<br />

Mielke" vom 3. Januar 1985 wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

bevollmächtigt, „inoffizielle <strong>und</strong> streng<br />

vertrauliche" Kontakte zu Dr. Schäuble zu unterhalten.<br />

Diese Vollmacht für Dr. Schalck-Golodkowski hinkte<br />

allerdings <strong>de</strong>n tatsächlichen Ereignissen erheblich<br />

hinterher: Dr. Schäuble hatte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

bereits am 5. Dezember 1984 „zufällig" <strong>und</strong> wie<br />

vereinbart „streng geheim" in <strong>de</strong>n Praxisräumen <strong>de</strong>s


Ost-Berliner Anwalts Dr. Wolfgang Vogel getroffen.<br />

Er hinterließ dabei für Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>n<br />

Eindruck, durch Dr. Strauß <strong>und</strong> Dr. Jenninger gut vorbereitet<br />

gewesen zu sein, Dr. Schalck-Golodkowski<br />

konnte überdies an seine Vorgesetzten Dr. Mittag <strong>und</strong><br />

Mielke mel<strong>de</strong>n, daß Dr. Schäuble ihm <strong>de</strong>n Eindruck<br />

eines „ehrgeizigen <strong>und</strong> unter Erfolgszwang stehen<strong>de</strong>n<br />

Politikers" vermittelt habe.<br />

Die von Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel festgehaltene<br />

Zusicherung <strong>de</strong>r Diskretion über die Gespräche,<br />

sollte allerdings nicht für die „Südschiene" (Strauß)<br />

gelten.<br />

Dr. Schäuble hat in seiner Funktion als Kanzleramtsminister<br />

im Zeitraum vom 14. Januar 1985 bis 1. März<br />

1989 weitere 16 Gespräche mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

auf Regierungsebene geführt. Darüber hinaus<br />

lassen sich anhand <strong>de</strong>r Ausschußunterlagen insgesamt<br />

15 Telefongespräche <strong>und</strong> Nachrichtenübermittlungen<br />

teilweise über das Büro von Dr. Schäuble <strong>und</strong><br />

das Büro von Dr. Schalck-Golodkowski nachvollziehen.<br />

Ein Hauptthema <strong>de</strong>r Gespräche von Dr. Schäuble mit<br />

Dr. Schalck-Golodkowski war die Tamilen-Frage.<br />

Nach Angaben von Dr. Schalck-Golodkowski in einem<br />

Vermerk vom 3. Juni 1985 stellte Dr. Schäuble<br />

<strong>de</strong>r DDR ein politisches Entgegenkommen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland im Falle einer Asyl-Regelung<br />

in Aussicht.<br />

Dr. Schäuble soll intern als seine persönliche Auffassung<br />

geäußert haben, daß eine befriedigen<strong>de</strong> Lösung<br />

<strong>de</strong>s sog. Asylantenproblems Möglichkeiten für eine<br />

einvernehmliche Regelung <strong>de</strong>s Grenzverlaufs auf <strong>de</strong>r<br />

Elbe schaffen bzw. erleichtern könnte.<br />

In einem weiteren Vermerk von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

über ein Treffen mit Dr. Schäuble vom 4. Februar<br />

1986, das im übrigen in <strong>de</strong>m Privathaus von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r Hohenschönhausener<br />

Manetstraße stattgef<strong>und</strong>en hat, heißt es u.a.:<br />

„... Schäuble bemerkte, daß er kein Geheimnis verrate,<br />

wenn er mitteilt, daß von Seiten <strong>de</strong>r CDU/CSU<br />

das Problem <strong>de</strong>s gelten<strong>de</strong>n Asylrechts zum Wahlkampfthema<br />

gegenüber <strong>de</strong>r SPD gemacht wird.<br />

Wenn es dadurch <strong>und</strong> vielleicht mit Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r DDR gelingen wür<strong>de</strong>, die SPD für eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>rechts zu gewinnen,<br />

wür<strong>de</strong> durch diese Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Asylrechts in<br />

<strong>de</strong>r BRD das Problem gelöst wer<strong>de</strong>n können."<br />

Am 19. Mai 1987 fand im B<strong>und</strong>eskanzleramt ein weiteres<br />

Gespräch zwischen Dr. Schäuble <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski statt. Thema war die Vorbereitung<br />

<strong>de</strong>s Besuchs <strong>de</strong>s Generalsekretärs <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

SED <strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Staatsrates, Erich Honekker,<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. In <strong>de</strong>m Vermerk<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski über das Gespräch<br />

heißt es u.a.:<br />

„Schäuble erklärte prinzipiell, daß E rich Honecker<br />

als Staatsoberhaupt <strong>de</strong>r DDR behan<strong>de</strong>lt wird. Er bittet<br />

zu beachten, daß er als Gast <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzlers<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in die BRD kommt<br />

<strong>und</strong> daß er so wie Mitterrand, Reagan, Breschnew<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Gäste <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzlers behan<strong>de</strong>lt<br />

wird. "<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Zu einem Gespräch am 17. August 1987 im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

mit B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble hielt Dr.<br />

Schalck-Golodkowski in einem Vermerk u.a. folgen<strong>de</strong>s<br />

fest:<br />

„Schäuble informierte <strong>de</strong>s weiteren darüber, daß an<br />

einer positiven Klärung <strong>de</strong>s Grenzverlaufs <strong>de</strong>r Elbe<br />

unter persönlicher Einflußnahme von B<strong>und</strong>eskanzler<br />

Kohl sowie von F.J. Strauß <strong>und</strong> Bangemann intensiv<br />

gearbeitet wird. Das Hauptproblem besteht<br />

darin, <strong>de</strong>n Ministerpräsi<strong>de</strong>nten von Nie<strong>de</strong>rsachsen,<br />

Albrecht, in dieser Frage umzustimmen.<br />

Ich hatte <strong>de</strong>n Eindruck, daß Schäuble persönlich<br />

bemüht ist, in dieser Frage weiter zu kommen, aber<br />

offensichtlich innenpolitisch auch weiterhin mit erheblichen<br />

Wi<strong>de</strong>rstand rechnet. "<br />

Im April 1989 wur<strong>de</strong> Dr. Schäuble zum B<strong>und</strong>esinnenminister<br />

ernannt, sein Nachfolger als Kanzleramtsminister<br />

wur<strong>de</strong> Rudolf Seiters. Trotz fehlen<strong>de</strong>r Ressortzuständigkeit<br />

führte Dr. Schäuble am Ran<strong>de</strong> von Verhandlungen<br />

von Rudolf Seiters mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

mit diesem ein Gespräch. Dr. Schäuble<br />

nahm überdies am 24. Oktober 1989 neben Rudolf<br />

Seiters an Verhandlungen mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

teil. Zur Erläuterung dieses ungewöhnlichen Umstands<br />

weisen die Unterlagen aus, daß Dr. Schäuble<br />

nicht in Staatsfunktion, son<strong>de</strong>rn als „CDU-Vorstandsmitglied"<br />

an <strong>de</strong>n Verhandlungen teilgenommen hat.<br />

Dies gilt auch für ein weiteres Gespräch zwischen Dr.<br />

Schäuble <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski am 6. November<br />

1989.<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses belegen,<br />

daß <strong>de</strong>r bayerische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Franz Josef<br />

Strauß, was Intensität <strong>und</strong> Intimität <strong>de</strong>s Umgangs mit<br />

Dr. Schalck-Golodkowski anbelangt, von keinem an<strong>de</strong>ren<br />

Gesprächspartner übertroffen wur<strong>de</strong>.<br />

Die Inhalte <strong>de</strong>r Gespräche sind im großen Umfang<br />

durch zahlreiche Presseveröffentlichungen bekanntgewor<strong>de</strong>n.<br />

Die von Dr. Schalck-Golodkowski gefertigten<br />

Nie<strong>de</strong>rschriften reichen von <strong>de</strong>r Information<br />

über Rüstungsprojekte bis zu Außerungen über Politiker<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Es fiel nicht in<br />

die Zuständigkeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses,<br />

Hinweisen auf die Verknüpfung wirtschaftlicher Interessen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re durch <strong>de</strong>n Strauß-Vertrauten<br />

Josef März, nachzugehen. Feststellungen <strong>und</strong> Bewertungen<br />

hierzu zu treffen, bleibt <strong>de</strong>m Bayerischen Untersuchungsausschuß<br />

vorbehalten.<br />

Nach <strong>de</strong>m Tod von Dr. Franz Josef Strauß blieben <strong>de</strong>ssen<br />

Nachfolger in Bayern in enger Tuchfühlung mit<br />

Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Der neue CSU-Vorsitzen<strong>de</strong> Dr. Theo Waigel äußerte<br />

schriftlich <strong>de</strong>n Wunsch, Dr. Schalck-Golodkowski, mit<br />

<strong>de</strong>m er bereits einmal während <strong>de</strong>r Leipziger Messe<br />

am 15. März 1987 zusammengetroffen war, möge im<br />

ersten Quartal 1989 zu einem Gespräch mit ihm <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m bayerischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Max Streibl<br />

nach München kommen.<br />

Tatsächlich trafen sich Dr. Waigel, Streibl <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski am 13. Februar 1989 in <strong>de</strong>m<br />

Münchener Prominentenlokal „Bogenhausener Hof".<br />

Über das Gespräch notierte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

in einem Vermerk an E rich Mielke u.a.:


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

„Auf meine Frage, ob sich die Verbindung (März/<br />

Schalck) nicht bewährt habe, erklärten bei<strong>de</strong>, daß<br />

die Verknüpfung <strong>de</strong>r Fre<strong>und</strong>schaft Strauß <strong>und</strong> Josef<br />

März nicht immer glücklich war <strong>und</strong> die CSU<br />

aufgr<strong>und</strong> auch finanzieller Verknüpfungen oft in<br />

eine schwierige Situation brachte. Die Interessen<br />

von Josef März u.a. in Togo, Spanien <strong>und</strong> Argentinien<br />

wur<strong>de</strong>n von Strauß abge<strong>de</strong>ckt <strong>und</strong> dienten<br />

nicht nur staatlichen Interessen. "<br />

Zu <strong>de</strong>n von Dr. Schalck-Golodkowski gefertigten Vermerken<br />

hat Dr. Theo Waigel vor <strong>de</strong>m Bayerischen Untersuchungsausschuß<br />

festgestellt, daß diese nicht in<br />

allen Punkten <strong>de</strong>m tatsächlichen Gesprächsverlauf<br />

entsprechen wür<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Theo Waigel wollte auch nach <strong>de</strong>m Zusammentreffen<br />

mit Dr. Schalck-Golodkowski, ohne Rücksichtnahme<br />

auf <strong>de</strong>n bayerischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten,<br />

weiter in Kontakt bleiben. Zwei Tage nach <strong>de</strong>m Treffen<br />

in München schickte er Norbert Schäfer aus <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>espresseamt zum Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung<br />

<strong>de</strong>r DDR in Bonn, Horst Neubauer. Dieser<br />

schrieb dann am 15. Februar 1989 an Dr. Schalck-Golodkowski:<br />

„Waigel lege darauf We rt, mit Dir persönlich unter<br />

vier Augen zu sprechen. Er wür<strong>de</strong> es für günstig ansehen,<br />

wenn dies in Bonn sein könnte. Waigel wür<strong>de</strong><br />

es begrüßen, wenn die DDR bei ihren Kontakten<br />

davon ausginge, daß die Kompetenzen für die Außen-<br />

<strong>und</strong> Deutschlandpolitik <strong>de</strong>r CSU bei ihm liegen."<br />

Nach Ansicht <strong>de</strong>r SPD belegen die von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski gefertigten Vermerke über seine Gespräche<br />

mit Dr. Franz Josef Strauß, Dr. Jenninger, Dr.<br />

Schäuble, Rudolf Seiters <strong>und</strong> Dr. Theo Waigel, daß die<br />

sozial-liberale Ostpolitik gegenüber <strong>de</strong>r DDR von <strong>de</strong>r<br />

Regierung Kohl weitergeführt <strong>und</strong> in Fragen <strong>de</strong>r<br />

praktischen Zusammenarbeit teilweise noch erweitert<br />

wur<strong>de</strong>. Die fortwähren<strong>de</strong> Bereitschaft, in Sachfragen<br />

zu verhan<strong>de</strong>ln <strong>und</strong> in diesem Rahmen machbare Ergebnisse<br />

zu erzielen, stand im Interesse <strong>de</strong>r Menschen<br />

auf bei<strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Mauer. Impulsgeber <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Beziehungen waren aber auch die<br />

damit verb<strong>und</strong>enen wirtschaftlichen Interessen.<br />

Mit Hilfe <strong>de</strong>r von Dr. Franz Josef Strauß gegen anfänglichen<br />

Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramts vermittelten<br />

Milliar<strong>de</strong>nkredite konnte die DDR <strong>de</strong>n stillschweigen<strong>de</strong>n<br />

Kreditboykott <strong>de</strong>r westlichen Industrielän<strong>de</strong>r<br />

gegenüber <strong>de</strong>n sozialistischen Staaten unterlaufen.<br />

Zugleich wur<strong>de</strong> das bereits unter <strong>de</strong>r Kanzlerschaft<br />

von Helmut Schmidt entwickelte, unter <strong>de</strong>r<br />

Kanzlerschaft von Helmut Kohl zumin<strong>de</strong>st von Kanzleramtsminister<br />

Dr. Philipp Jenninger übernommene<br />

sog. Züricher Mo<strong>de</strong>ll aus <strong>de</strong>m Rennen geworfen, das<br />

die Gewährung von Krediten an die Senkung <strong>de</strong>s Reisealters<br />

<strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung knüpfen wollte. Näheres<br />

hierzu sollte <strong>de</strong>r Abschlußbericht <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages ergeben.<br />

Alles in allem ist festzustellen, daß nach Auffassung<br />

<strong>de</strong>r SPD, mit Ausnahme <strong>de</strong>s Milliar<strong>de</strong>nkredits, die<br />

B<strong>und</strong>esregierungen, welcher politischen Zusammensetzung<br />

auch immer, eine stetige, pragmatische, <strong>de</strong>m<br />

Erreichbaren verpflichtete <strong>und</strong> uni<strong>de</strong>ologische Politik<br />

gegenüber <strong>de</strong>r DDR verfolgt haben, die die Not <strong>und</strong><br />

die Interessen <strong>de</strong>r Menschen im geteilten Deutschland<br />

stets im Auge behielt. Der Milliar<strong>de</strong>nkredit fügt<br />

sich trotz <strong>de</strong>utlich quertreiberischer Ten<strong>de</strong>nz gegen<br />

ursprüngliche Verhandlungslinien <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramts<br />

unter Helmut Kohl insofern ein, als er <strong>de</strong>n ansonsten<br />

entspannungskritischen Kreditvermittler Dr.<br />

Franz Josef Strauß, aus welchen Hintergrün<strong>de</strong>n auch<br />

immer, voll in die innere Logik <strong>de</strong>r Entspannungspolitik<br />

einband.<br />

15. Verbleib <strong>und</strong> Sicherung von<br />

Vermögenswerten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Bereits am 18. November 1989 hatte <strong>de</strong>r damals neugewählte<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Hans Modrow erreicht,<br />

daß die Son<strong>de</strong>rstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung aufgehoben wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

Wie<strong>de</strong>reinglie<strong>de</strong>rung in das Ministerium für Außenwirtschaft<br />

erfolgen sollte. Bis zur Flucht von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r Nacht zum 3. Dezember<br />

1989 wur<strong>de</strong>n, trotz <strong>de</strong>r aufgr<strong>und</strong> bekanntgewor<strong>de</strong>ner<br />

Mißstän<strong>de</strong> immer stärker wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kritik, keine<br />

konkreten Schritte zur Umsetzung <strong>de</strong>s Beschlusses<br />

veranlaßt.<br />

Nach <strong>de</strong>r Flucht von Dr. Schalck-Golodkowski fand<br />

eine Besprechung bei Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Hans Modrow<br />

statt, an <strong>de</strong>r erstaunlicherweise <strong>de</strong>r frühere Leiter<br />

<strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung <strong>de</strong>s MfS, Markus<br />

Wolf, teilnahm. Bei dieser Besprechung wur<strong>de</strong>n<br />

erste konkrete Maßnahmen zur Überprüfung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung veranlaßt, die<br />

schließlich zur Bildung von Kommissionen <strong>und</strong> zur<br />

Aufnahme von Ermittlungen <strong>de</strong>s Generalstaatsanwalts<br />

<strong>de</strong>r DDR führten. Die eingeleiteten Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> die Ergebnisse <strong>de</strong>r Überprüfungen sind im Feststellungsteil<br />

<strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s ausführlich beschrieben.<br />

Konterkariert wur<strong>de</strong>n die eingeleiteten Maßnahmen<br />

allerdings durch die Entscheidung von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Hans Modrow, aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r nationalen<br />

Sicherheit die Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mit ihren sog. MfS-Firmen<br />

von <strong>de</strong>n Überprüfungen auszuschließen. Diese Weisung<br />

wur<strong>de</strong> erst nach drei Wochen aufgehoben.<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Hans Modrow trägt auch die<br />

Verantwortung dafür, daß große Teile <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r<br />

HVA vernichtet wur<strong>de</strong>n, wodurch die Aufklärung <strong>de</strong>r<br />

Verbindungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

zur Spionageabteilung <strong>de</strong>s MfS bis heute erheblich<br />

erschwert wird.<br />

Die Versuche <strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r DDR unter Dr. Hans<br />

Modrow, die Finanztransaktionen <strong>und</strong> die Vermögenswerte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

vollständig aufzuklären, blieben ohne Erfolg. Dies<br />

war allein aus zeitlichen Grün<strong>de</strong>n <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

vorgef<strong>und</strong>enen Unternehmensverschachtelungen <strong>und</strong><br />

Bankenkonstruktionen nicht möglich. An dieser Aufgabe<br />

scheiterte auch die Regierung <strong>de</strong> Maizière. Die<br />

Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

die noch unter Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Hans Modrow<br />

beschlossen wor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> weiterhin in die Hän<strong>de</strong><br />

ehemaliger Hauptakteure gelegt. Damit wur<strong>de</strong> er-


möglicht, daß Gel<strong>de</strong>r umgeleitet <strong>und</strong> weiterhin belasten<strong>de</strong><br />

Unterlagen beseitigt wer<strong>de</strong>n konnten. Deutlich<br />

wird dies am Beispiel <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong><br />

Finanzierungsgesellschaft (BHFG), die unter <strong>de</strong>m<br />

Dach <strong>de</strong>r Treuhandanstalt für die Zeit <strong>de</strong>s Übergangs<br />

bis zu <strong>de</strong>ren Auflösung die Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung vereinigen sollte.<br />

Zu Geschäftsführern <strong>de</strong>r BHFG wur<strong>de</strong>n die ehemaligen<br />

Offiziere im beson<strong>de</strong>ren Einsatz <strong>de</strong>s MfS, Jochen<br />

Steyer <strong>und</strong> Dieter Uhlig, bestellt. Das Stammkapital<br />

<strong>de</strong>r BHFG in Höhe von 300 Mio. DM kam aus Bankguthaben<br />

<strong>de</strong>s aufgelösten Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Nach <strong>de</strong>r ersten <strong>de</strong>mokratischen Wahl in<br />

<strong>de</strong>r DDR kassierte zunächst die Treuhandanstalt 240<br />

Mio. davon, um sie sogleich als Hauptgesellschafterin -<br />

in die BHFG zurückzuschleusen. Dies bleibt unverständlich<br />

angesichts <strong>de</strong>r Tatsache, daß die Treuhandanstalt<br />

durch Gesetz ohnehin Eigentümerin aller<br />

DDR-Unternehmen gewor<strong>de</strong>n war.<br />

Als Tochterunternehmen <strong>de</strong>r BHFG <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank wur<strong>de</strong> im Juni 1990 die Effect<br />

Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH (Effect) gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Als Geschäftsführerin wur<strong>de</strong> die BHFG-Mitarbeiterin<br />

Waltraud Lisowski bestellt, die vorher im<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Firmen gewesen war. Die Effect hatte die Aufgabe,<br />

die im westlichen Ausland befindlichen Gesellschaften<br />

<strong>und</strong> Beteiligungen <strong>de</strong>s ehemaligen Bereichs<br />

zu kontrollieren <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Vermögen zurückzuführen.<br />

Die Aufgabe als Geschäftsführerin nahm Waltraud<br />

Lisowski bis En<strong>de</strong> März 1991 wahr. Nach Bestellung<br />

eines neuen Geschäftsführers war sie do rt bis<br />

En<strong>de</strong> September 1991 als Mitarbeiterin tätig. Ohne<br />

Kenntnis <strong>de</strong>r Treuhandanstalt teilte Waltraud Lisowski<br />

Einzelheiten aus ihrem Tätigkeitsbereich bei einem<br />

Treffen auf <strong>de</strong>m Münchener Flughafen im Juni<br />

1990 ihrem früheren Vorgesetzten Dr. Schalck-Golodkowski<br />

mit.<br />

Völlig unverständlich ist es, daß Waltraud Lisowski,<br />

die kurz vor ihrer Vernehmung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

mit einer Abfindung aus <strong>de</strong>n Diensten<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt ausgeschie<strong>de</strong>n war, anschließend<br />

bei einem für die Treuhandanstalt tätigen<br />

Liquidator tätig wer<strong>de</strong>n konnte. Sie wirkte dort als Liquidatorin<br />

<strong>de</strong>r Simpex GmbH, die <strong>de</strong>r ZK-Abteilung<br />

Verkehr zugeordnet war <strong>und</strong> in enger Verbindung zur<br />

ehemaligen Abteilung Firmen <strong>de</strong>r Abteilungsleiterin<br />

Waltraud Lisowski im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

stand.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Verkauf von Unternehmen <strong>de</strong>r ehemaligen Abteilung<br />

Firmen ist es zu Manipulationen durch <strong>de</strong>n Verkauf<br />

unter Wert, gezielte Unterbewertung von Aktivposten<br />

in <strong>de</strong>r Bilanz <strong>und</strong> durch <strong>de</strong>n Verkauf an frühere Treuhän<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> Geldkuriere <strong>de</strong>r SED/DKP, die Gesellschaftsanteile<br />

an Firmen außerhalb <strong>de</strong>r DDR für <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung gehalten haben,<br />

gekommen. Im Zusammenhang damit wur<strong>de</strong>n<br />

gegen Waltraud Lisowski <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Beteiligte Ermittlungsverfahren<br />

eingeleitet.<br />

Eines <strong>de</strong>r wesentlichen Hin<strong>de</strong>rnisse nach <strong>de</strong>r Vereinigung<br />

bei <strong>de</strong>n Ermittlungen zur Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität<br />

war die unzureichen<strong>de</strong> personelle<br />

<strong>und</strong> sachliche Ausstattung <strong>de</strong>r zuständigen Ber-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

liner Justiz, wodurch eine wirksame Bekämpfung<br />

weiterer Straftaten erschwert wur<strong>de</strong>.<br />

Durch fehlen<strong>de</strong> Arbeitskapazität <strong>und</strong> organisatorische<br />

Aufsplitterung <strong>de</strong>r Ermittlungsarbeit nach Regierungskriminalität<br />

bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht <strong>und</strong> nach Vereinigungskriminalität<br />

bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft beim Landgericht, die<br />

unter keinem Gesichtspunkt überzeugen kann, weil<br />

bei teilweise gleichem Personenkreis (Beschuldigte,<br />

Zeugen) lediglich das Datum <strong>de</strong>r Flucht von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski über die Zuständigkeit entschei<strong>de</strong>t,<br />

bleiben Erkenntnisse oftmals nur <strong>de</strong>m Zufall<br />

überlassen.<br />

Ein auffälliges Beispiel dafür ist die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zugeordnet gewesene MfS<br />

Firma F.C. Gerlach <strong>de</strong>s Michael Wischniewski, alias<br />

Hersz Libermann. Staatsanwaltliche Maßnahmen<br />

wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>m Unternehmen erst eingeleitet, als<br />

nach Meldungen über Durchsuchungsmaßnahmen<br />

bei <strong>de</strong>m bayerischen Fleischgroßhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

Moksel das Verbrennen von Geschäftsunterlagen bei<br />

<strong>de</strong>r F.C. Gerlach bekannt wur<strong>de</strong>. Im Zuge <strong>de</strong>r dann<br />

aufgenommenen Ermittlungen wur<strong>de</strong> festgestellt,<br />

daß Michael Wischniewski 300 Mio. DM auf Konten<br />

in Österreich <strong>und</strong> Israel verschieben wollte.<br />

Vermögensverschiebungen durch alte Seilschaften in<br />

beträchtlichem Umfang haben auch bei <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

Günter Forgber, BERAG (später Kowimex)<br />

<strong>und</strong> Asimex stattgef<strong>und</strong>en. Diese Unternehmen gehörten<br />

zur HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Hier waren durch Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Hans<br />

Modrow, wie bereits ausgeführt, nach <strong>de</strong>r Flucht von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski zunächst Überprüfungen<br />

untersagt wor<strong>de</strong>n. Es muß angenommen wer<strong>de</strong>n, daß<br />

allein diese Entscheidung Vermögensverschiebungen<br />

Vorschub geleistet hat.<br />

Die Zentrale Ermittlungsstelle Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität<br />

(ZERV) ist inzwischen von<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>de</strong>rn so ausgestattet wor<strong>de</strong>n, daß sie sowohl<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Regierungskriminalität <strong>de</strong>r DDR<br />

als auch <strong>de</strong>r Vereinigungskriminalität zügig ermitteln<br />

kann. Zahlreiche Kriminalbeamte aus <strong>de</strong>n alten B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn<br />

beteiligen sich im Wege <strong>de</strong>r Abordnung<br />

an <strong>de</strong>n Ermittlungen, die Anerkennung verdienen.<br />

Durch die Kürzung <strong>de</strong>r Aufwandsentschädigung muß<br />

jedoch damit gerechnet wer<strong>de</strong>n, daß eine größere<br />

Zahl von abgeordneten Beamten zu ihren Stammdienststellen<br />

in <strong>de</strong>n alten B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn zurückkehren<br />

will.<br />

Der Engpaß bei <strong>de</strong>n Ermittlungen liegt weiterhin bei<br />

<strong>de</strong>n Staatsanwaltschaften beim Landgericht <strong>und</strong> bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin. Der B<strong>und</strong>, obgleich <strong>de</strong>r<br />

eigentliche Betrogene bei <strong>de</strong>r Währungsumstellung,<br />

hat sich nicht mit einer Personalverstärkung <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rgruppe<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft beim Landgericht<br />

beteiligt <strong>und</strong> auch kein Abkommen mit <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn<br />

zur Abordnung von Beamten geschaffen. Ermittlungen<br />

<strong>de</strong>r ZERV können dadurch teilweise nicht mehr<br />

weiterverfolgt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht ist in<br />

<strong>de</strong>r Gruppe Regierungskriminalität von B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Län<strong>de</strong>rn inzwischen weiter ausgebaut wor<strong>de</strong>n. Hier<br />

litt die Arbeit lange Zeit an <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Unter-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

stützung durch einzelne Län<strong>de</strong>r. Die Ermittlungen<br />

wer<strong>de</strong>n aber nach wie vor durch die Rückkehr von<br />

Staatsanwälten nach nur ein- o<strong>de</strong>r zweijähriger Abordnung<br />

zu ihren Dienststellen in <strong>de</strong>n alten B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn<br />

erschwert, da eine so kurze Abordnungszeit<br />

zu keiner überzeugen<strong>de</strong>n Aufarbeitung in komplizierten<br />

Wirtschaftsverfahren führen kann.<br />

Nach Auffassung <strong>de</strong>r SPD wäre für eine wirksame<br />

strafrechtliche Aufarbeitung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen weiterarbeiten<strong>de</strong>n<br />

Seilschaften nach <strong>de</strong>r Vereinigung die Einrichtung einer<br />

Zentralstelle für die Verfolgung von DDR-Unrecht<br />

nach <strong>de</strong>m Muster <strong>de</strong>r Ludwigsburger Zentralstelle<br />

zur Erfassung nationalsozialistischen Unrechts erfor- -<br />

<strong>de</strong>rlich gewesen. Entsprechen<strong>de</strong> Vorstöße <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministers<br />

<strong>de</strong>r Justiz scheiterten insbeson<strong>de</strong>re am<br />

Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r neuen Län<strong>de</strong>r, die trotz mangelhafter<br />

personeller Ausstattung <strong>und</strong> Erfahrung <strong>de</strong>r Kriminalpolizei<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaften in Wirtschaftsstrafsachen<br />

ihr beson<strong>de</strong>res Interesse an <strong>de</strong>r eigenen<br />

Aufarbeitung <strong>de</strong>r in ihren Geschäftsbereich fallen<strong>de</strong>n<br />

Straftaten betonen.<br />

Folge <strong>de</strong>r Zuständigkeitsabgrenzungen <strong>und</strong> unzureichen<strong>de</strong>n<br />

Personalsituation ist, daß die Staatsanwaltschaften<br />

zahllose Ermittlungsverfahren einstellen<br />

<strong>und</strong> damit letztlich ungewollt die Gefahr heraufbeschwören,<br />

einer organisierten Wi rtschaftskriminalität<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Aufbau neuer „mafioser" Strukturen Vorschub<br />

zu leisten.<br />

16. Dr. Schalck-Golodkowskis Flucht <strong>und</strong><br />

sein Aufenthalt in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

Die Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Flucht <strong>de</strong>s Ehepaars Schalck-Golodkowski<br />

in <strong>de</strong>r Nacht vom 2./3. Dezember 1989<br />

konnten vom Untersuchungsausschuß weitgehend<br />

aufgeklärt wer<strong>de</strong>n. Auf Anraten seines Anwalts Dr.<br />

Peter Danckert stellte sich Dr. Schalck-Golodkowski<br />

am 6. Dezember 1989 <strong>de</strong>n Justizbehör<strong>de</strong>n in Berlin<br />

(West). Nach <strong>de</strong>r Entlassung aus <strong>de</strong>r Untersuchungshaft<br />

in Moabit am 9. Januar 1990 sie<strong>de</strong>lte Dr. Schalck-<br />

Golodkowski mit seiner Ehefrau nach Bayern über.<br />

Dort fan<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> durch Vermittlung <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>s Diakonischen Werkes Dr. Karl-Heinz Neukamm<br />

zunächst Aufnahme im Haushalt <strong>de</strong>r Mutter <strong>de</strong>s Pfarrers<br />

<strong>und</strong> Augustinum-Leiters Dr. Markus Rückert.<br />

Vom 30. Januar 1990 an wur<strong>de</strong> das Ehepaar Schalck-<br />

Golodkowski von <strong>de</strong>m pensionierten BND-Mitarbeiter<br />

Oberst a.D. Joachim Philipp in einer Berghütte untergebracht<br />

<strong>und</strong> mit einem Pkw ausgestattet. Im Zeitraum<br />

vom 15. Februar bis zum 19. März 1990 verfügten<br />

sie auf Vermittlung <strong>de</strong>s BND über zusätzliche, auf<br />

<strong>de</strong>n Mädchennamen Gutmann <strong>de</strong>r Frau Schalck-Golodkowski,<br />

ausgestellte Ausweispapiere. Seit <strong>de</strong>m 26.<br />

Februar 1990 wohnen sie in einem Haus in Rottach-<br />

Egern.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski seit seiner Wohnsitznahme in<br />

Bayern min<strong>de</strong>stens drei B riefe an Dr. Wolfgang<br />

Schäuble gerichtet hat, die <strong>de</strong>m Diakonie-Präsi<strong>de</strong>nten<br />

Neukamm auf <strong>de</strong>m Postweg mit <strong>de</strong>r Bitte um persönliche<br />

Weiterleitung übermittelt wur<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Schäuble hat sich vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

an <strong>de</strong>n Empfang mehrerer Briefe, die er als<br />

„Privatperson" erhalten habe, erinnern können.<br />

Diese hätten keinen amtlichen Inhalt gehabt, son<strong>de</strong>rn<br />

vielmehr nur „ein Stück weit die schwierige psychi-<br />

sche Verfassung" Dr. Schalck-Golodkowskis wi<strong>de</strong>r<br />

gegeben. Auf Nachfragen hat Dr. Schäuble die Auffindbarkeit<br />

<strong>de</strong>r B riefe verneint <strong>und</strong> selbst für <strong>de</strong>n Fall<br />

<strong>de</strong>s Auffin<strong>de</strong>ns die Herausgabe o<strong>de</strong>r inhaltliche Veröffentlichung<br />

abgelehnt.<br />

Bei seiner zweiten Vernehmung durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

<strong>und</strong> in einem Schreiben hat Dr.<br />

Schäuble - bis auf eine Weihnachtskarte - die Nichtauffindbarkeit<br />

<strong>de</strong>r Schreiben bestätigt.<br />

In BND-Unterlagen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

befin<strong>de</strong>t sich eine vor <strong>de</strong>r 2. Vernehmung von Dr.<br />

Schäuble herabgestufte Geheim-Vorlage, die <strong>de</strong>r<br />

BND-Vernehmer von Dr. Schalck-Golodkowski an <strong>de</strong>n<br />

damaligen Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s BND Dr. Wieck gerichtet<br />

hatte. Dem dienstlichen Vorlageschreiben sind die Leseabschrift<br />

<strong>und</strong> die Kopie eines handschriftlichen Entwurfs<br />

eines Schreibens von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

an „Herrn B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble - nur persönlich"<br />

vom 15. Juni 1990 beigefügt. Der Inhalt dieses<br />

Schreibens hat ein<strong>de</strong>utig keinen privaten, son<strong>de</strong>rn<br />

ausschließlich dienstlich-geschäftlichen Charakter.<br />

Das Schreiben weist auf eine Reise von Waltraud Lisowski<br />

(frühere Abteilungsleiterin sog. Parteifirmen<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung) <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

von <strong>de</strong>r Modrow-Regierung als Nachfolger von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski eingesetzten Dr. Gerstenberger<br />

nach Lugano <strong>und</strong> auf die Einordnung bestimmter<br />

SED-Firmen als Staatsvermögen hin.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß sich<br />

Waltraud Lisowski im Juni 1990 mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

auf <strong>de</strong>m Flughafen in München getroffen<br />

<strong>und</strong> die Firmenangelegenheiten aus <strong>de</strong>m Schreiben<br />

an Dr. Schäuble erörtert hat. Zu diesem Zeitpunkt war<br />

Waltraud Lisowski bei <strong>de</strong>r Treuhandanstalt für die<br />

Abwicklung <strong>de</strong>r Auslandsunternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zuständig.<br />

Die Behandlung <strong>de</strong>r an Dr. Schäuble gerichteten <strong>und</strong><br />

im Leitungsbereich <strong>de</strong>s Innenministeriums abgelieferten<br />

Briefe blieb ebenso offen, wie die Frage, warum<br />

Dr. Schäuble auf die Briefe hin nichts veranlaßt haben<br />

will. Dabei erscheint die Zuordnung <strong>de</strong>r im Schreiben<br />

vom Juni 1990 benannten sog. Parteifirmen zum<br />

Staatsvermögen von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung. Beachtlich<br />

in diesem Zusammenhang ist, daß vom 1. Juni<br />

1990 an das Parteivermögen <strong>de</strong>r Unabhängigen Kommission<br />

Parteivermögen zugeordnet wur<strong>de</strong> mit Verfügungsbeschränkungen<br />

ab 10.000 DM. Dagegen<br />

konnten unter <strong>de</strong>m Dach <strong>de</strong>r Treuhandanstalt für<br />

Staatsfirmen weiterhin Vermögensverfügungen in<br />

unbeschränkter Höhe erfolgen, wodurch möglicherweise<br />

auch „Seilschaften" bedient wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Vermögensverschiebungen<br />

stattfan<strong>de</strong>n.<br />

Der früherere stellvertreten<strong>de</strong> Vorsitzen<strong>de</strong> im MfS/<br />

AfNS-Auflösungs-Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> spätere CDU-Landtagsabgeordnete in<br />

Sachsen-Anhalt, Ralf Geisthardt, traf am 7. September<br />

1990 in München mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

zusammen.


Geisthardt hatte seinen Gesprächswunsch im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

persönlich Staatsminister Dr. Lutz Stavenhagen<br />

vorgetragen. Im Anschluß an dieses Gespräch<br />

übermittelte MDg Peter Staubwasser das Anliegen<br />

Geisthardts an <strong>de</strong>n BND, auf <strong>de</strong>ssen Vermittlung<br />

das Gespräch am 7. September 1990 in München<br />

stattfand. Vorher hatte Geisthardt auf Wunsch Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis die gewünschten Themenkomplexe<br />

mitgeteilt. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r BND sich geweigert<br />

hatte, selbst an <strong>de</strong>n Gesprächen teilzunehmen,<br />

wur<strong>de</strong> auf Drängen Dr. Schalck-Golodkowskis Pfarrer<br />

Dr. Markus Rückert hinzugezogen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ehepaar<br />

Schalck-Golodkowski bereits durch die Vermittlung<br />

einer vorläufigen Unterkunft in <strong>de</strong>r Wohnung<br />

seiner Mutter nach <strong>de</strong>r Ankunft in Bayern verb<strong>und</strong>en<br />

war.<br />

Über <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s Gesprächs gibt es unterschiedliche<br />

Aussagen; Dr. Schalck-Golodkowski betont als eigentlichen<br />

Gr<strong>und</strong> für das Gespräch die Frage nach<br />

Tätigkeiten <strong>de</strong>s damaligen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r<br />

DDR, Lothar <strong>de</strong> Maizière, für das MfS. Ein Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>n zuvor von Geisthardt übermittelten<br />

Themenkomplexen habe kaum bestan<strong>de</strong>n, die hätten<br />

„nur als 'Aufhänger' gedient". Geisthardt dagegen<br />

spricht von einer „wirtschaftspolitischen Vorlesung"<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, wogegen <strong>de</strong>r Komplex <strong>de</strong><br />

Maizière nur eine untergeordnete Rolle gespielt habe.<br />

Das entspricht etwa <strong>de</strong>r Aussage Dr. Rückerts, <strong>de</strong>r<br />

noch das Thema „Innenleben <strong>de</strong>r Führungsspitze <strong>de</strong>s<br />

ehemaligen DDR-Staates" als Gesprächsinhalt in Erinnerung<br />

hatte.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat behauptet, Geisthardt<br />

habe ihm <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r seinerzeitigen CDU-<br />

Fraktion in <strong>de</strong>r Volkskammer, Dr. Günther Krause, als<br />

seinen unmittelbaren Auftraggeber genannt. Nach<br />

Aussage Dr. Rückerts hatte Geisthardt während <strong>de</strong>s<br />

Gesprächs geäußert, allein Dr. Krause wisse von diesem<br />

Treffen. Dies wur<strong>de</strong> von Dr. Krause vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bestritten.<br />

Auch die Aussage von Geisthardt, er habe im Anschluß<br />

an das Gespräch mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Dr. Krause mündlich <strong>Bericht</strong> erstattet, wird von diesem<br />

bestritten.<br />

Der frühere Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r DDR, Lothar <strong>de</strong><br />

Maizière, geht nach einem Artikel <strong>de</strong>r Zeitung „Die<br />

Welt" vom 12. September 1991 davon aus, daß über<br />

ihn Stasi-Belastungsmaterial zusammengetragen<br />

wer<strong>de</strong>n sollte <strong>und</strong> daß das Gespräch Geisthardt/Dr.<br />

Schalck-Golodkowski womöglich doch von Bonn aus<br />

entsprechend „inspiriert" wor<strong>de</strong>n sei. Geisthardt habe<br />

ihm am 13. September 1990 über das Gespräch telefonisch<br />

berichtet.<br />

Eine Aufklärung <strong>de</strong>r Angelegenheit mit einer von<br />

Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r SPD im Untersuchungsausschuß gefor<strong>de</strong>rten<br />

Gegenüberstellung <strong>de</strong>r Zeugen Geisthardt<br />

<strong>und</strong> Dr. Krause wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Ausschußmehrheit abgelehnt.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß Dr.<br />

Schalck-Golodkowski nach seiner Wohnsitznahme<br />

in Bayern Kontakte zu zahlreichen ehemaligen Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> zu Bekannten aus <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen DDR hatte. Die vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

befragten Zeugen verneinten die<br />

Frage nach <strong>de</strong>m Einfluß <strong>de</strong>r Kontakte auf <strong>de</strong>n Verkauf<br />

ehemaliger Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung o<strong>de</strong>r auf die Sicherung von<br />

Vermögenswerten für ehemalige „Seilschaften". Die<br />

SPD geht aber davon aus, daß diese Kontakte auch<br />

<strong>de</strong>r Steuerung <strong>und</strong> Vorbereitung von Vernehmungen<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß gedient haben.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski stellte nach seinem Überwechseln<br />

in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zunächst<br />

Bedingungen für seine Gesprächsbereitschaft<br />

gegenüber <strong>de</strong>m BND. In dieser „Wunschliste" fin<strong>de</strong>t<br />

sich auch die For<strong>de</strong>rung nach B<strong>und</strong>espersonalpapieren<br />

unter Decknamen.<br />

Der BND entschloß sich laut einem Vermerk vom<br />

13. Februar 1990, die Ausstellung von Reisepässen<br />

<strong>und</strong> Führerscheinen auf <strong>de</strong>n Mädchennamen von Sigrid<br />

Schalck-Golodkowski, Gutmann, zu veranlassen.<br />

Die Irritationen, die im Untersuchungsausschuß<br />

durch die Beantwortung <strong>de</strong>r Anfrage <strong>de</strong>s Abgeordneten<br />

Peter Conradi, ob Dr. Schalck-Golodkowski vom<br />

BND Hilfe, „beispielsweise durch Ausstellung eines<br />

Reisepasses" , angeboten bekommen habe, entstan<strong>de</strong>n<br />

waren, konnten durch die Beweiserhebung <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsausschusses beseitigt wer<strong>de</strong>n. Spätestens<br />

seit Eingang <strong>de</strong>s Schreibens <strong>de</strong>s BND-Präsi<strong>de</strong>nten<br />

Dr. Wieck vom 28. März 1990 hätte <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

bekannt sein müssen, daß die Antwort<br />

<strong>de</strong>s damaligen Koordinators <strong>de</strong>r Nachrichtendienste,<br />

Staatsminister Dr. Lutz Stavenhagen, wonach „Herrn<br />

Schalck-Golodkowski 'Hilfe' in <strong>de</strong>r von Ihnen geschil<strong>de</strong>rten<br />

Art we<strong>de</strong>r angeboten noch geleistet wur<strong>de</strong>",<br />

nicht zutreffend war. Angeblich war das Schreiben,<br />

das an die B<strong>und</strong>esminister Dr. Wolfgang Schäuble<br />

<strong>und</strong> Hans-Dietrich Genscher sowie an Dr. Lutz Stavenhagen<br />

(„persönlich") gerichtet war, im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

nicht eingegangen. Dort wur<strong>de</strong> es<br />

schließlich doch noch aufgef<strong>und</strong>en. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>n zuständigen Abteilungsleiter<br />

MDg Dr. Hermann Jung bereits einmal vernommen<br />

hatte, gab Staatsminister Dr. Lutz Stavenhagen<br />

<strong>de</strong>n Auftrag, erneut nach <strong>de</strong>m Schreiben zu suchen.<br />

Fündig gewor<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>r Geheimschutzbeauftragte<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes im „immer sehr prall gefüllten"<br />

Panzerschrank von MDg Dr. Jung, <strong>de</strong>r das<br />

Schriftstück somit <strong>de</strong>r Weitergabe an <strong>de</strong>n eigentlichen<br />

Adressaten entzogen hatte.<br />

Am 2. Dezember 1991, drei Tage vor seiner Vernehmung<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß, trat Dr.<br />

Lutz Stavenhagen von seinem Amt zurück. Im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>n getroffenen Feststellungen wur<strong>de</strong><br />

MDg Dr. Hermann Jung von seinen Aufgaben im<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt entb<strong>und</strong>en.<br />

III. Zusammenfassung<br />

Das MfS war treiben<strong>de</strong> Kraft für Konzeption, Entstehung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung. Strategisch wichtige Personalstellen<br />

bis hin zu Kurieren <strong>und</strong> Fahrern wur<strong>de</strong>n mit Offizie-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ren im beson<strong>de</strong>ren Einsatz <strong>de</strong>s MfS besetzt. An<strong>de</strong>re<br />

wichtige Positionen wur<strong>de</strong>n von Inoffiziellen Mitarbeitern<br />

wahrgenommen. Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung war ein „Kind <strong>de</strong>s MfS".<br />

Die Gr<strong>und</strong>i<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

wie sie in <strong>de</strong>m Brief von Schalck-Golodkowski<br />

vom 29. Dezember 1965 an das Politbüro-Mitglied<br />

Hermann Matern dargestellt wur<strong>de</strong>, war die Nutzung<br />

kapitalistischer Metho<strong>de</strong>n zur Devisenerwirtschaftung<br />

unter Einschluß krimineller Energie. Mit seiner<br />

Dissertation, die er zusammen mit <strong>de</strong>m MfS-Offizier<br />

Heinz Volpert verfaßte <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Minister Erich<br />

Mielke Betreuer <strong>und</strong> MfS-Generalmajor Rudi Mittig<br />

Gutachter waren, qualifizierte sich Dr. Schalck-Golodkowski<br />

als linientreuer Kommunist <strong>und</strong> Manager,<br />

<strong>de</strong>r die Umlenkung von Finanzströmen aus <strong>de</strong>m Westen<br />

in die DDR zu organisieren verstand.<br />

Abgesehen von <strong>de</strong>m Generalsekretär <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong><br />

Staatsratsvorsitzen<strong>de</strong>n Erich Honecker <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Minister<br />

für Staatssicherheit Erich Mielke verbin<strong>de</strong>t die<br />

Öffentlichkeit mit kaum einer an<strong>de</strong>ren Person die<br />

negativen Seiten <strong>de</strong>s SED-Regimes so sehr wie mit<br />

Dr. Schalck-Golodkowski. Als <strong>de</strong>m Mann, <strong>de</strong>r als<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>r<br />

DDR mit allen Mitteln dringend benötigte Devisen<br />

<strong>und</strong> westliche Hochtechnologie besorgen sollte,<br />

wuchs ihm im kränkeln<strong>de</strong>n Wirtschaftssystem <strong>de</strong>r<br />

DDR eine Schlüsselstellung im Partei- <strong>und</strong> Staatsapparat<br />

zu.<br />

Der Bereich organisierte unter Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Stellvertreter Manfred Sei<strong>de</strong>l auf<br />

eine immer schlechter funktionieren<strong>de</strong> <strong>und</strong> immer höher<br />

sich im westlichen Ausland verschul<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Planwirtschaft<br />

ein zusätzliches, monopolartiges Netz <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftung. Dieses Netzwerk, außerhalb<br />

<strong>de</strong>s Rechtssystems <strong>de</strong>r DDR stehend, mit allen Mitteln<br />

eines rechtlich nicht geb<strong>und</strong>enen Geheimdienstes arbeitend,<br />

hat <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR erheblich<br />

gescha<strong>de</strong>t.<br />

Die Firmenkonstruktionen <strong>und</strong> das Bankensystem<br />

konnten bis heute noch nicht vollständig aufgeklärt<br />

wer<strong>de</strong>n. Das liegt auch daran, daß die staatlichen Behör<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland nach <strong>de</strong>m 3.<br />

Oktober 1990 nicht die notwendigen Schlüsse für eine<br />

intensive Prüfung gezogen haben. Dadurch konnten<br />

sich „Seilschaften" aus <strong>de</strong>n Vermögenswerten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung bedienen.<br />

Neuere Erkenntnisse verstärken die Zweifel, daß das<br />

Ehepaar Schalck-Golodkowski sämtliche staatliche<br />

Vermögenswerte, über die es verfügte, zurückgeführt<br />

hat.<br />

Bei <strong>de</strong>r Erwirtschaftung von Devisen, soweit diese<br />

nicht aus <strong>de</strong>m Haushalt <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

für Transferleistungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Häftlingsfreikauf<br />

kamen, hatte <strong>de</strong>r Bereich bei seinen geschäftlichen<br />

Aktivitäten, wie z.B. beim Müllhan<strong>de</strong>l, Waffenhan<strong>de</strong>l,<br />

beim Han<strong>de</strong>l mit Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

Antiquitäten ebenso wie bei <strong>de</strong>n Zwangsvertretungen<br />

westlicher Firmen eine Monopolstellung. Diese<br />

Monopolstellung bestand auch bei <strong>de</strong>n Intershoplä<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r GENEX-Organisation.<br />

Deviseneinnahmen <strong>de</strong>s Bereichs wur<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>n<br />

Abführungen an <strong>de</strong>n Planbereich zur Finanzierung<br />

<strong>de</strong>s MfS, für die Versorgung <strong>de</strong>r Politbüro-Siedlung<br />

Wandlitz <strong>und</strong> zur Unterstützung <strong>de</strong>r DKP <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

kommunistischer Parteien verwandt.<br />

Volkswirtschaftlich war die Struktur <strong>und</strong> Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung eher kontraproduktiv<br />

<strong>und</strong> uneffektiv, da <strong>de</strong>r Produktions- <strong>und</strong> Innovativbereich<br />

<strong>de</strong>r Betriebe von <strong>de</strong>m durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

beeinflußten Teil <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR<br />

entkoppelt war, <strong>und</strong> die für die Betriebe notwendigen<br />

Importe durch die erhobenen Provisionszahlungen<br />

noch verteuert wur<strong>de</strong>n. Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung verschaffte nicht selten seinen westlichen<br />

Han<strong>de</strong>lspartnern, zu Lasten <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft,<br />

ungerechtfertigte Vorteile.<br />

Als Staat im Staate konnte sich bei leiten<strong>de</strong>n Funktionären<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung ein<br />

erschrecken<strong>de</strong>s Ausmaß an Korruption breitmachen,<br />

das in vollem Umfang vermutlich erst ersichtlich wird,<br />

wenn die bisher nicht erschlossenen Akten <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII <strong>de</strong>s MfS zugänglich wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Versuch <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

mit Hilfe zusätzlicher Devisen in Schlüsselbereichen<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>n technologischen Durchbruch<br />

<strong>de</strong>r DDR-Industrie auf die Weltmärkte zu erzielen,<br />

<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Erlös zusätzlicher Exporte hätte<br />

rückfinanziert wer<strong>de</strong>n sollen, ist fehlgeschlagen. Die<br />

Vorstellung <strong>de</strong>r DDR, eine autarke Mikroelektronikindustrie<br />

durch Einfuhr von CoCom-Waren zu überhöhten<br />

Preisen <strong>und</strong> durch Aufnahme teurer Westkredite<br />

aufzubauen, war voraussehbar zum Scheitern<br />

verurteilt.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung hätte von Beginn an wissen<br />

können <strong>und</strong> müssen, daß mit <strong>de</strong>m Beitritt <strong>de</strong>r früheren<br />

DDR die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland das Erbe einer<br />

Organisation angetreten hat, die in sich einen gera<strong>de</strong><br />

auch für kriminelle Aktivitäten nicht zu überbieten<strong>de</strong>n<br />

Verschnitt von mafia-ähnlichen Strukturen mit<br />

geheimdienstlichen Organisationselementen einer<br />

kommunistischen Diktatur darstellt. Statt mit <strong>de</strong>m beachtlichen<br />

Kenntnisstand bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>s<br />

BND <strong>und</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz an<br />

<strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sicherung seiner Vermögenswerte<br />

mitzuwirken, wur<strong>de</strong> die Arbeit in bei<strong>de</strong>n Diensten auf<br />

Weisung <strong>de</strong>r jeweiligen Leitung schlagartig eingestellt.<br />

Das Wissen <strong>de</strong>r Dienste wur<strong>de</strong> durch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> damit durch die Treuhandanstalt<br />

nur unzureichend genutzt.<br />

Die strafrechtliche Aufarbeitung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen weiterarbeiten<strong>de</strong>n<br />

Seilschaften lei<strong>de</strong>t von Beginn an an <strong>de</strong>r Weigerung<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r, eine<br />

Zentralstelle für die Verfolgung von DDR-Unrecht<br />

nach <strong>de</strong>m Muster <strong>de</strong>r Ludwigsburger Zentralstelle<br />

zur Erfassung nationalsozialistischen Unrechts zu<br />

schaffen <strong>und</strong> an <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n sachlichen <strong>und</strong> personellen<br />

Ausstattung <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaften <strong>de</strong>r<br />

Berliner Justiz. Die Folge ist, daß die Staatsanwaltschaften<br />

zahllose Ermittlungsverfahren aus Personalmangel<br />

einstellen <strong>und</strong> damit letztlich einer organisierten<br />

Wirtschaftskriminalität Vorschub leisten.


Weitere Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

Der 1. Untersuchungsausschuß hat seinen Auftrag<br />

insbeson<strong>de</strong>re aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Aktenfülle, <strong>de</strong>r unzweckmäßigen<br />

Verfahrensgestaltung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r vielen nicht<br />

vernommenen Zeugen nur unvollständig erfüllen<br />

können. Es sind Lücken geblieben, die im Teil L. <strong>de</strong>s<br />

<strong>Bericht</strong>s aufgeführt sind. Darüber hinaus ergeben<br />

sich aufgr<strong>und</strong> neuer Erkenntnisse Fragen, die noch<br />

dringend geklärt wer<strong>de</strong>n müssen. Der <strong>Bericht</strong> muß<br />

aus Sicht <strong>de</strong>r SPD daher unter <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlichen Vorbehalt<br />

späterer <strong>und</strong> weitergehen<strong>de</strong>r Erkenntnisse gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Interesse einer weitergehen<strong>de</strong>n Erledigung <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsauftrages <strong>und</strong> im Hinblick auf eine<br />

mögliche erneute Einsetzung eines Untersuchungsausschusses<br />

in <strong>de</strong>r nächsten Wahlperio<strong>de</strong> haben die<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD im 1. Untersuchungsausschuß am<br />

22. April 1994 beantragt, die Arbeit <strong>de</strong>s Ausschusses<br />

bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wahlperio<strong>de</strong> fortzusetzen (Ausschußdrucksache<br />

564). Hierdurch können Lücken bei<br />

<strong>de</strong>r Erledigung <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrages noch geschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Antrag wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Ausschußmehrheit<br />

am 27. Mai 1994 abgelehnt.<br />

Folgen<strong>de</strong> weitere Grün<strong>de</strong> treten hinzu, die zu einem<br />

Antrag <strong>de</strong>r SPD-Fraktion geführt haben, <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong><br />

am 27. Mai 1994 nur als Teilbericht festzustellen <strong>und</strong><br />

die Darstellung wesentlicher neuer Erkenntnisse<br />

nachträglich vorzunehmen:<br />

1. Abweichend von <strong>de</strong>n getroffenen Absprachen<br />

wird <strong>de</strong>r Abschlußbericht <strong>de</strong>s Bayerischen Untersuchungsausschusses<br />

nunmehr erst im Juli 1994<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n. Die do rt zu treffen<strong>de</strong>n Feststellungen<br />

<strong>und</strong> Bewertungen können somit we<strong>de</strong>r im<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses noch bei<br />

<strong>de</strong>r Plenar<strong>de</strong>batte über <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong> am 24. Juni<br />

1994 Berücksichtigung fin<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Untersuchungsausschusses muß<br />

sich <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß zumin<strong>de</strong>st in<br />

einer nichtöffentlichen Sitzung beschäftigen.<br />

2. Die Akten <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses sind immer<br />

noch unvollständig. Aus unerfindlichen Grün<strong>de</strong>n<br />

war es <strong>de</strong>m BStU bis heute nicht möglich, die<br />

für die Ausschußarbeit wichtigen Akten <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII aufzuarbeiten <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ausschuß zur Verfügung<br />

zu stellen. Möglich gewesene Teillieferungen<br />

sind unterblieben. Hier sind als Beispiel die<br />

Unterlagen <strong>de</strong>r HA XVIII/8 zu nennen, die <strong>de</strong>r ehemalige<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung <strong>de</strong>m BND zur Verfügung<br />

gestellt hatte. Die übergebenen Dossiers <strong>und</strong><br />

ca. 40 Disketten beinhalten das gesamte operative<br />

Wissen <strong>de</strong>r HA XVIII/8. Es kann nicht hingenommen<br />

wer<strong>de</strong>n, daß diese Unterlagen durch <strong>de</strong>n Ausschuß<br />

nicht ausgewertet wer<strong>de</strong>n können. Die Be<strong>de</strong>utung<br />

dieser Unterlagen wird dadurch unterstrichen,<br />

daß <strong>de</strong>r ehemalige Leiter <strong>de</strong>r HA XVIII/8<br />

nach seinen Angaben 20 bis 25 Treffs mit <strong>de</strong>m BND<br />

hatte. We<strong>de</strong>r stehen die <strong>Bericht</strong>e <strong>de</strong>s BND über die<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Treffs <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zur Verfügung<br />

noch haben es B<strong>und</strong>esregierung o<strong>de</strong>r BND für erfor<strong>de</strong>rlich<br />

gehalten, <strong>de</strong>n Ausschuß auf das Vorliegen <strong>de</strong>r<br />

Unterlagen hinzuweisen. Die SPD hat daher am 27.<br />

Mai 1994 erfolglos beantragt, <strong>de</strong>n ehemaligen Abteilungsleiter<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII/8 als Zeugen zu vernehmen.<br />

3. Inzwischen wur<strong>de</strong> bekannt, daß beim BStU Unterlagen<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII/7 existieren, die in einem direkten<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Inhalt <strong>de</strong>s Ordners<br />

BKK 3 stehen, dort aber nicht enthalten sind.<br />

Dieser Sachverhalt muß dringend aufgeklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

4. Die Akten <strong>de</strong>s BStU über <strong>de</strong>n IMB „Gab riel" <strong>und</strong><br />

über RA Dr. Wolfgang Vogel wur<strong>de</strong>n verspätet vorgelegt<br />

<strong>und</strong> konnten aus Zeitgrün<strong>de</strong>n bisher nicht<br />

vollständig ausgewertet wer<strong>de</strong>n. Erste Auswertungen<br />

<strong>de</strong>r Akten über RA Dr. Vogel führten bereits zu<br />

Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>sentwurfs.<br />

5. Die Ergebnisse <strong>de</strong>r staatsanwaltlichen Ermittlungen<br />

über die Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa <strong>und</strong> über die Otto<br />

Scheurmann Bank-KG liegen bisher nicht vor. Von<br />

<strong>de</strong>r SPD beantragte Zeugenvernehmungen zu diesem<br />

Komplex waren von <strong>de</strong>r Ausschußmehrheit<br />

u.a. mit <strong>de</strong>m Hinweis darauf abgelehnt wor<strong>de</strong>n,<br />

daß die Ermittlungen bis En<strong>de</strong> April 1994 abgeschlossen<br />

sein wür<strong>de</strong>n.<br />

6. Zurückgehend auf eine Initiative <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r SPD im 1. Untersuchungsausschuß hat <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>estag die Aussetzung von Belohnungen für<br />

die Rückholung veruntreuter Vermögenswerte <strong>de</strong>r<br />

DDR beschlossen. Aus Zeitgrün<strong>de</strong>n hat sich <strong>de</strong>r 1.<br />

Untersuchungsausschuß bisher nicht mit dieser<br />

Thematik beschäftigen können.<br />

7. Die noch unvollständige Verschlagwortung <strong>de</strong>s<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Aktenmaterials sollte bis zum En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r 12. Wahlperio<strong>de</strong> fortgesetzt wer<strong>de</strong>n, um später<br />

auf eine möglichst vollständige Verschlagwortungsdatenbank<br />

zurückgreifen zu können. Die<br />

Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen sollten bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

12. Wahlperio<strong>de</strong> Zugang zum DV-Informationssystem<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses behalten.<br />

Der Beschluß <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages am 17. Juni<br />

1993, mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß aufgefor<strong>de</strong>rt<br />

wur<strong>de</strong>, im Abschlußbericht auch darzustellen,<br />

„welche Teile <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrages nicht o<strong>de</strong>r<br />

nicht vollständig ausgeführt wor<strong>de</strong>n sind <strong>und</strong> ob <strong>und</strong><br />

welche offenen Fragen gegebenenfalls in <strong>de</strong>r nächsten<br />

Legislaturperio<strong>de</strong> weiter durch einen Untersuchungsausschuß<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n sollen", war von <strong>de</strong>r<br />

selbstverständlichen Voraussetzung ausgegangen,<br />

daß die B<strong>und</strong>esregierung, die Dienste ebenso wie <strong>de</strong>r<br />

BStU die für die Beweiserhebung angefor<strong>de</strong>rten Akten<br />

umfassend vorlegen. Diese Geschäftsgr<strong>und</strong>lage<br />

ist nicht eingehalten wor<strong>de</strong>n. Eine Fortführung <strong>de</strong>r<br />

Ausschußarbeit bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 12. Wahlperio<strong>de</strong> ist<br />

daher zwingend geboten <strong>und</strong> erfolgversprechend. In<br />

<strong>de</strong>r Ablehnung <strong>de</strong>s Antrages vom 22. Ap ril 1994 sieht<br />

die SPD eine nicht hinnehmbare Einschränkung <strong>de</strong>s<br />

Min<strong>de</strong>rheitenrechts.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

VIERTER TEIL<br />

Empfehlungen<br />

A. Empfehlungen zum Untersuchungsverfahren<br />

Der Untersuchungsausschuß ist bei <strong>de</strong>r Durchführung<br />

seiner Beweiserhebung vielfach Verfahrensproblemen<br />

begegnet, die ihm die Erfüllung seiner Aufgaben<br />

erschwerten. Aufgr<strong>und</strong> dieser Erfahrungen legt<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß im Hinblick auf künftige<br />

Untersuchungsausschüsse folgen<strong>de</strong> Empfehlungen<br />

vor:<br />

I. Organisatorische Maßnahmen<br />

- Es sollte sichergestellt wer<strong>de</strong>n, daß die stenographischen<br />

Protokolle über die Zeugenvernehmungen<br />

binnen drei Wochen vorliegen.<br />

Der Untersuchungsausschuß ist mit <strong>de</strong>r Tatsache<br />

konfrontiert wor<strong>de</strong>n, daß die stenographischen Protokolle<br />

über Zeugenvernehmungen oft erst nach<br />

Monaten - in einem Fall sogar erst nach neun Monaten<br />

- im Ausschußsekretariat eingingen. Dieser<br />

Umstand hat die Beweisaufnahme nicht unerheblich<br />

beeinträchtigt, weil später vernommenen Zeugen<br />

keine Vorhalte aus vorangegangenen Vernehmungen<br />

gemacht <strong>und</strong> die Befragungen selbst nicht<br />

auf <strong>de</strong>m bestmöglichen Erkenntnisstand durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

- Stenographische Protokolle über die Zeugenvernehmungen<br />

sollten auch auf Diskette zur Verfügung<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n, so daß mit Hilfe von han<strong>de</strong>lsüblichen<br />

Textverarbeitungsprogrammen eine<br />

Volltextrecherche möglich ist <strong>und</strong> damit die Arbeit<br />

eines Untersuchungsausschusses erleichtert wird.<br />

Es hat sich herausgestellt, daß die Auswertung<br />

zahlreicher <strong>und</strong> umfangreicher stenographischer<br />

Protokolle extrem zeit- <strong>und</strong> personalaufwendig ist.<br />

Auf Initiative <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses haben<br />

sich die Verwaltung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ältestenrat <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages bereits mit dieser Frage<br />

befaßt. Es ist auch eine Umfrage bei <strong>de</strong>n Untersuchungsausschüssen<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages,<br />

<strong>de</strong>n Enquetekommissionen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n ständigen Ausschüssen<br />

durchgeführt wor<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>m Ergebnis<br />

allgemeiner Zustimmung. Die Initiative ist letztlich<br />

daran gescheitert, daß die Stenographen für die<br />

Überlassung <strong>de</strong>r Disketten ein Entgelt verlangt ha-<br />

ben <strong>und</strong> die dazu erfor<strong>de</strong>rlichen Mittel nicht bereitgestellt<br />

wor<strong>de</strong>n sind.<br />

- Untersuchungsausschüssen <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages,<br />

die zur Erledigung ihres Auftrags Beweismaterial<br />

in vergleichbarem Umfang auszuwerten<br />

haben, sollte schon zu Beginn ihrer Tätigkeit ein<br />

funktionstüchtiges DV-System zur Verfügung gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat durch die Notwendigkeit<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung eines eigenen Systems<br />

zur Erfassung <strong>und</strong> Auswertung <strong>de</strong>r Dokumente<br />

einen unvertretbaren Zeitverlust erlitten.<br />

II. Rechtliche Regelungen<br />

- Es sollte ein Untersuchungsausschußgesetz geschaffen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

- Eine umfassen<strong>de</strong> <strong>und</strong> ein<strong>de</strong>utige Geheimschutzregelung<br />

mit einer lückenlosen Strafbewehrung<br />

sollte die bestehen<strong>de</strong>n Vorschriften ersetzen.<br />

Die bestehen<strong>de</strong>n Geheimschutzvorschriften verursachen<br />

bei ihrer Auslegung <strong>und</strong> praktischen Umsetzung<br />

erhebliche Schwierigkeiten. Sie erfassen<br />

nicht alle zu regeln<strong>de</strong>n Sachverhalte <strong>und</strong> sehen<br />

keine ausreichen<strong>de</strong>n Sanktionen vor.<br />

- Der Verbleib <strong>und</strong> die Behandlung beigezogener<br />

Unterlagen nach Beendigung <strong>de</strong>r Ausschußtätigkeit<br />

sollten eine ausdrückliche rechtliche Regelung<br />

fin<strong>de</strong>n.<br />

- Die Gewährung rechtlichen Gehörs bezüglich <strong>de</strong>r<br />

<strong>Bericht</strong>e von Untersuchungsausschüssen <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages sollte ausdrücklich geregelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Regelung sollte einerseits <strong>de</strong>n rechtsstaatlichen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen genügen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits<br />

<strong>de</strong>n praktischen Möglichkeiten eines Untersuchungsverfahrens<br />

Rechnung tragen.<br />

- In Untersuchungsausschußangelegenheiten sollte<br />

die alleinige Zuständigkeit eines obersten B<strong>und</strong>esgerichts<br />

begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

- Es sollte geprüft wer<strong>de</strong>n, inwieweit das Mittel <strong>de</strong>r<br />

schriftlichen Zeugenbefragung stärker in das Untersuchungsverfahren<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n kann.


- Es sollte geprüft wer<strong>de</strong>n, ob bei komplexen <strong>und</strong><br />

umfangreichen Untersuchungsaufträgen <strong>de</strong>m Ausschußverfahren<br />

ein rechtlich abgesichertes Vorverfahren<br />

vorangestellt wer<strong>de</strong>n kann, das <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

<strong>und</strong> Sichtung von Unterlagen sowie <strong>de</strong>r Fest<br />

B. Empfehlungen zum Untersuchungsgegenstand<br />

Es wird empfohlen, daß <strong>de</strong>r 13. Deutsche B<strong>und</strong>estag<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r dann vorliegen<strong>de</strong>n weiteren<br />

Erkenntnisse <strong>de</strong>r Treuhandanstalt <strong>und</strong> <strong>de</strong>r UKPV<br />

bzw. <strong>de</strong>ren Nachfolger sowie <strong>de</strong>r Gerichte <strong>und</strong> Staatsanwaltschaften<br />

prüft, inwieweit es sinnvoll ist, einen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

stellung möglicher Zeugen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Beweiserheblichkeit<br />

ihrer Aussagen dienen soll.<br />

- Untersuchungsaufträge sollten inhaltlich klar eingegrenzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Untersuchungsausschuß zur Aufklärung <strong>de</strong>r bisher<br />

noch nicht erledigten Teile <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrages<br />

<strong>und</strong> weiterer im Verlauf <strong>de</strong>s Untersuchungsverfahrens<br />

<strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>ner Fragenkomplexe einzusetzen.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

FÜNFTER TEIL<br />

Register, Übersichten, Anlagen <strong>und</strong> Anhang<br />

A. Register <strong>und</strong> Übersichten<br />

I. Abkürzungsverzeichnis<br />

A<br />

A Austria (Österreich)<br />

AA Auswärtiges Amt<br />

Abg. Abgeordnete/Abgeordneter<br />

Abs. Absatz<br />

Abt. Abteilung<br />

a.D. außer Dienst<br />

ADN Allgemeiner <strong>Deutscher</strong> Nachrichtendienst<br />

ADrs. Ausschußdrucksache<br />

AEG Elektro-Apparate-Werke<br />

a.F. alte Fassung<br />

AfNS Amt für Nationale Sicherheit<br />

AG Aktiengesellschaft<br />

AG Amtsgericht<br />

AG Arbeitsgruppe<br />

AG BKK Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

AG „BRD" Arbeitsgruppe B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

AG K Arbeitsgruppe Koordinierung<br />

AG MAH Arbeitsgruppe Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

AGB Arbeitsgesetzbuch<br />

AGM Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Ministers<br />

AGM/S Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Ministers Bereich<br />

Stöcker<br />

AH Außenhan<strong>de</strong>l<br />

AHB Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

AHU Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

AIM Archivierter IM-Vorgang/IM-Vorlauf<br />

AKG Auswertungs- <strong>und</strong> Kontrollgruppe<br />

ANO Abu Nidal-Organisation<br />

AO Abgabenordnung<br />

AOibE Arbeitsakte Offizier im beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz<br />

APS Anpartselskab (entspricht einer GmbH)<br />

AR Amtsrat<br />

AR Aufsichtsrat<br />

ArchAmtm Archivamtmann<br />

ARD Arbeitsgemeinschaft <strong>de</strong>r öffentlichrechtlichen<br />

R<strong>und</strong>funkanstalten <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

AR'n Amtsrätin<br />

Art . Artikel<br />

-<br />

ArV Arbeiterversicherung<br />

ARV Aufsichtsratsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

A / S Aktieselskab (entspricht einer AG)<br />

ASUG Ausrüstungen für die Schwerindustrie<br />

<strong>und</strong> Getriebebau<br />

ATS Austria Schilling (österreichische(r)<br />

Schilling(e))<br />

Aug. August<br />

Ausf. Ausfertigung/Ausführung<br />

AWG Arbeiter-Wohnungsbaugenossenschaft<br />

AWUS Abfallwirtschaft <strong>und</strong> Umweltservice<br />

GmbH<br />

AWV Außenwirtschaftsverordnung<br />

AZ Aktenzeichen<br />

Az. Aktenzeichen<br />

AZKW Amt für Zoll <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s Waren<br />

verkehrs<br />

B Belgien<br />

BAFA B<strong>und</strong>esausfuhramt<br />

BAUFA Kombinat Bauelemente <strong>und</strong> Faserbau<br />

stoffe<br />

BAW B<strong>und</strong>esamt für Wirtschaft<br />

BAWI B<strong>und</strong>esamt für Außenwirtschaft<br />

(Schweiz)<br />

BBNU Behör<strong>de</strong> für Bezirksangelegenheiten,<br />

Naturschutz <strong>und</strong> Umweltgestaltung<br />

BCD Bewaffnung <strong>und</strong> Chemischer Dienst<br />

Bd. Band<br />

BDF Botswana Defence Force<br />

BdL Büro <strong>de</strong>r Leitung<br />

BDVP Bezirksbehör<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Deutschen Volkspo<br />

lizei<br />

BEF Belgische(r) Franc(s)<br />

BEKDDR B<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r<br />

DDR<br />

Besch. Beschäftigte<br />

bewaffn. bewaffnet<br />

Bez. Bezirk<br />

BfG Bank für Gemeinwirtschaft AG<br />

bfr Belgische(r) Franc(s)<br />

BfV B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

BGB Bürgerliches Gesetzbuch<br />

BGBl. B<strong>und</strong>esgesetzblatt<br />

BGH B<strong>und</strong>esgerichtshof<br />

B


BHE Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten<br />

BHFG Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH<br />

BIEG Berliner Import-Export Gesellschaft<br />

mbH<br />

BKA B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

BKG Bezirkskoordinierungsgruppe<br />

BKK Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

BKV Betriebskollektivvertrag<br />

Bl. Blatt<br />

BM B<strong>und</strong>esministerium<br />

BMB B<strong>und</strong>esministerium für inner<strong>de</strong>utsche<br />

Beziehungen<br />

BMF B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

BMH Berliner Makler- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsve rtreter<br />

GmbH<br />

BMHV Berliner Makler- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsvertreter<br />

Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH<br />

BMI B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

BMJ B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Justiz<br />

BMK Bau- <strong>und</strong> Montagekombinat<br />

BMPT B<strong>und</strong>esministerium für Post <strong>und</strong> Telekommunikation<br />

BMU B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt, Naturschutz<br />

<strong>und</strong> Reaktorsicherheit<br />

BMWi B<strong>und</strong>esministerium für Wi rtschaft<br />

BND B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

BPO Betriebsparteiorganisation<br />

BRD B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

BRH B<strong>und</strong>esrechnungshof<br />

BS Betriebssystem<br />

BSA Bereich Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l<br />

BStU Der B<strong>und</strong>esbeauftragte für die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r<br />

ehemaligen Deutschen Demokratischen<br />

Republik<br />

BT B<strong>und</strong>estag<br />

BT-Drs. B<strong>und</strong>estagsdrucksache<br />

BV Bezirksverwaltung<br />

BV Bezirksvorstand<br />

B.V. Besloten Vennootschap (entspricht einer<br />

GmbH)<br />

BVA B<strong>und</strong>esverwaltungsamt<br />

BVerfGE B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />

entscheidung<br />

BVerfGG B<strong>und</strong>esverfassungsgerichtsgesetz<br />

BVG Büro-Vermietung GmbH<br />

bzgl. bezüglich<br />

bzw. beziehungweise<br />

C<br />

CA Chemieanlagen<br />

ca. circa<br />

CAD computer-ai<strong>de</strong>d <strong>de</strong>sign (computerunterstütztes<br />

Konstruieren)<br />

CAM computer-ai<strong>de</strong>d manufactu ring<br />

(computerunterstütztes Fertigen)<br />

cbm Kubikmeter<br />

CDU Christlich-Demokratische Union<br />

CH Schweiz<br />

CHF Schweizer Franken<br />

CIA Central Intelligence Agency<br />

cm Zentimeter<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

Co. Kompanie/Compagnie/Company<br />

CoCom Coordinating Committee for East-West<br />

Tra<strong>de</strong>-Policy auch Coordinating<br />

Committee for Multilateral Export<br />

Controls<br />

Comp. Company<br />

Corp. Corporation<br />

CS Tschechoslowakei<br />

CSFR Tschechische <strong>und</strong> Slowakische Fö<strong>de</strong>ra<br />

tive Republik<br />

CSSR Ceskoslovenská socialistická republika<br />

CSU Christlich-Soziale Union<br />

CTC Central Trading Company S.A.L.<br />

CTC Consulting Trading Company<br />

CVU Computer-Vertriebs-Union GmbH<br />

DA Datenanlage<br />

DA Deckadresse<br />

DA Demokratischer Aufbruch<br />

DAB Deutsches Arzneimittelbuch<br />

DABA Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG<br />

DAF Deutsche Arbeitsfront<br />

day. davon<br />

DAW Deutsche Abfallwirtschafts-GmbH<br />

DB Datenbank<br />

DB Durchführungsbestimmung<br />

DBB Deutsche B<strong>und</strong>esbank<br />

DBD Demokratische Bauernpartei Deutsch<br />

D<br />

lands<br />

DDR Deutsche Demokratische Republik<br />

DE Devisenertragskennziffer<br />

DE Diensteinheit<br />

DEC Digital Equipment Corporation<br />

Dez. Dezember<br />

DFLP Democratic Front for the Liberation of<br />

Palestine (Demokratische Front für die<br />

Befreiung Palästinas)<br />

d.h. das heißt<br />

DHB Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank AG<br />

DHG Deutsche Han<strong>de</strong>lsgesellschaft West-Ost<br />

mbH<br />

DIA <strong>Deutscher</strong> Innen- <strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>l<br />

DIHT <strong>Deutscher</strong> Industrie- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lstag<br />

DIN Deutsche Industrie-Norm(en)<br />

Dipl. Diplom<br />

DK Dänemark<br />

DK Dieselkraftstoff<br />

DKK Dänische Krone(n)<br />

DKP Deutsche Kommunistische Partei<br />

dkr Dänische Krone(n)<br />

DLB Dienstleistungsbetrieb<br />

DM Deutsche Mark<br />

DMG Deponie-Management GmbH<br />

DR Demokratische Republik<br />

Dr. Doktor<br />

DRK Deutsches Rotes Kreuz<br />

DSF Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische<br />

Fre<strong>und</strong>schaft<br />

DSU Deutsche Soziale Union<br />

DT Decktelefon<br />

DV Datenverarbeitung<br />

DVO Durchführungsverordnung<br />

DVP Deutsche Volkspolizei


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

E Spanien<br />

EAW Elektro-Apparate-Werke Treptow<br />

EDV Elektronische Datenverarbeitung<br />

EDVA Elektronische Datenverarbeitungsan<br />

E<br />

lage<br />

EG Europäische Gemeinschaft<br />

EGBGB Einführungsgesetz zum Bürgerlichen<br />

Gesetzbuch<br />

EGStGB Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch<br />

EK Einsatzbereitschaft bei Kriegsgefahr<br />

EKD Evangelische Kirche in Deutschland<br />

EKU Evangelische Kirche <strong>de</strong>r Union<br />

ELEI (VE AHB) Elektronik Expo<br />

-<br />

rt-Import<br />

Eltra Electronic Trading GmbH<br />

ESO Chip-Fabrik Erfurt-Südost<br />

ESP Spanische Peseten<br />

EStG Einkommensteuergesetz<br />

etc. etcetera<br />

EUC Endusercertificate<br />

EuRHÜbK Europäische Rechtshilfeübereinkunft<br />

EV Einigungsvertrag<br />

e.V. eingetragener Verein<br />

EVP Einzel(han<strong>de</strong>ls)verkaufspreis/Endver<br />

braucherpreis<br />

EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft<br />

Ex. Exemplar<br />

Expl. Exemplar<br />

F Frankreich<br />

f. folgen<strong>de</strong><br />

Fa. Firma<br />

fasch. faschistisch<br />

FBI Fe<strong>de</strong>ral Bureau of Investigation<br />

FD Freie Devisen<br />

FDGB Freier <strong>Deutscher</strong> Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />

FDJ Freie Deutsche Jugend<br />

F.D.P. Freie Demokratische Partei<br />

Febr. Februar<br />

ff. fortfolgen<strong>de</strong><br />

ffr Französische(r) Franc(s)<br />

FFR Französische(r) Franc(s)<br />

FIM Führungs-Inoffizieller Mitarbeiter<br />

FL Fürstentum Liechtenstein<br />

FMDI Geheimdienst <strong>de</strong>r CSSR<br />

FN Fabrique Nationale<br />

FRF Französische(r) Franc(s)<br />

FWD Flugzeugwerft Dres<strong>de</strong>n<br />

GAA Gesellschaft für Abfallwirtschaft <strong>und</strong><br />

Altlasten Mecklenburg-Vorpommern<br />

mbH<br />

GAN Generalauftragnehmer<br />

GATT Allgemeines Zoll- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsab<br />

kommen<br />

GB Großbritannien<br />

GBA Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

GBl. Gesetzblatt<br />

GD Generaldirektor<br />

Geb. Gebühr<br />

gem. gemäß<br />

F<br />

G<br />

Gen. Genosse<br />

Genn. Genossin<br />

Ges. Gesellschaft<br />

gez. gezeichnet<br />

GF Geschäftsführer<br />

GG Gr<strong>und</strong>gesetz<br />

ggf. gegebenenfalls<br />

GHI Geheimer Hauptinformant<br />

GI Geheimer Informant (bis 1968,<br />

entspricht <strong>de</strong>m IM)<br />

GIW Gesetz über internationale Wirtschafts<br />

verträge<br />

GL Generalleutnant<br />

GM Geheimer Mitarbeiter (bis 1968,<br />

entspricht <strong>de</strong>m IMB)<br />

GM Gesellschaftlicher Mitarbeiter<br />

GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />

GMS Gesellschaftlicher Mitarbeiter für<br />

Sicherheit<br />

GO Gr<strong>und</strong>organisation<br />

GO-BT Geschäftsordnung <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages<br />

GP Gil<strong>de</strong>meister Projecta GmbH<br />

GSO-BT Geheimschutzordnung <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages<br />

GST Gesellschaft für Spo rt <strong>und</strong> Technik<br />

GStA Generalstaatsanwaltschaft<br />

GUS Gemeinschaft Unabhängiger Staaten<br />

GVG Gerichtsverfassungsgesetz<br />

GVS Geheime Verschlußsache<br />

GW Gesetz über Wirtschaftsverträge<br />

GWG Gemeinnützige Wohnungsbaugenos<br />

senschaft<br />

GWW Geräte- <strong>und</strong> Werkzeugbau Wiesa<br />

GZA Grenzzollamt<br />

HA Hauptabteilung<br />

ha Hektar(e)<br />

HB 4 Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

HBK Hanseatisches Baustoffkontor GmbH<br />

HD Hauptdirektor<br />

HDW Howaldtswerke-Deutsche Werft AG<br />

hfl<br />

H<br />

Holländische(r) Gul<strong>de</strong>n<br />

HFO Halbleiterwerk Frankfurt/O<strong>de</strong>r<br />

HG Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

HGF Hauptgeschäftsführer<br />

HGmbH Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mit beschränkter<br />

Haftung<br />

HIM Hauptamtlicher Inoffizieller Mitarbeiter<br />

HK Heckler & Koch<br />

HO Han<strong>de</strong>lsorganisation<br />

HPA Han<strong>de</strong>lspolitische Abteilung<br />

HR Han<strong>de</strong>lsregister<br />

HRA Han<strong>de</strong>lsregister <strong>de</strong>r Personengesell<br />

schaften<br />

HRB Han<strong>de</strong>lsregister <strong>de</strong>r Kapitalgesell<br />

schaften<br />

Hrsg. Herausgeber<br />

hrsg. herausgegeben<br />

HS Hochschule<br />

HV Hauptverwaltung<br />

HVA Hauptverwaltung Aufklärung<br />

HWWA HWWA-Institut für Wirtschaftsfor<br />

schung-Hamburg


I<br />

I Italien<br />

IAG Ihlenberger Abfallentsorgungsgesellschaft<br />

mbH<br />

IAG Investitionsauftraggeber<br />

IAI Industrieaulagen-Import<br />

IAL Intrac Amerika Latina S.A.<br />

IAP Industrieabgabepreis<br />

IBV Internationale Beratungs- <strong>und</strong><br />

Vertriebsgesellschaft mbH<br />

ICI Imperial Chemical Indust ries Ltd.<br />

idH inner<strong>de</strong>utscher Han<strong>de</strong>l<br />

i.d.R. in <strong>de</strong>r Regel<br />

IHK<br />

IHZ<br />

Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lskammer<br />

-<br />

Internationales Han<strong>de</strong>lszentrum GmbH<br />

IK Industriekredit<br />

i.L. in Liquidation<br />

IM Inoffizieller Mitarbeiter<br />

IMB Inoffizielller Mitarbeiter mit Feindverbindung<br />

bzw. zur unmittelbaren Bearbeitung<br />

im Verdacht <strong>de</strong>r Feindtätigkeit<br />

stehen<strong>de</strong>r Personen (vor 1979 IMF <strong>und</strong><br />

IMV)<br />

IME Inoffizieller Mitarbeiter für <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz<br />

IMF vgl. IMB<br />

IMK Inoffizieller Mitarbeiter zur Sicherung<br />

<strong>de</strong>r Konspiration <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Verbindungswesens/Inoffizieller<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

Kriminalpolizei<br />

IMS Inoffizieller Mitarbeiter für Sicherheit/<br />

Inoffizieller Mitarbeiter zur politischoperativen<br />

Durchdringung <strong>und</strong> Sicherung<br />

<strong>de</strong>s Verantwortungsbereichs<br />

IMV IM-Vorlauf (Vorlaufakte mit <strong>de</strong>m Ziel<br />

<strong>de</strong>r Gewinnung einer Person als IM in<br />

<strong>de</strong>r DDR)<br />

IMV vgl. IMB<br />

Inc. incorporated<br />

incl. inclusive<br />

Ing. Ingenieur<br />

Inh. Inhaber<br />

INL Instandsetzungswerk Ludwigsfel<strong>de</strong><br />

IPA Interparlamentarische Arbeitsgemeinschaft<br />

IPW Internationale Politik <strong>und</strong> Wi rtschaft<br />

IRG Internationales Rechtshilfegesetz<br />

i.S. im Sinne<br />

i.S. in Sachen<br />

ITA (AHB) Ingenieur-Technischer Außenhan<strong>de</strong>l<br />

ITL Italienische Lira<br />

IuK Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />

i. V. in Vertretung<br />

i.V.m. in Verbindung mit<br />

i.W. in Worten<br />

IWK (VEB) Industriewerk Karl-Marx-Stadt<br />

IWP Instandsetzungswerk Pinnow<br />

Jan. Januar<br />

JHS Juristische Hoch- <strong>und</strong> Fachschule <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums für Staatssicherheit<br />

J<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

JP Junge Pioniere<br />

JVA Justizvollzugsanstalt<br />

K<br />

KAAB (VEB) Kombinat Automatisierungsanla<br />

genbau Berlin<br />

Kap. Kapitel<br />

KD konvertierbare (konvertible) Devisen<br />

KD Kreisdienststelle<br />

KEBT Kombinat (VEB) Elektronische Bauele<br />

mente Teltow<br />

MS Komitee für Staatssicherheit (vgl. KGB)<br />

Kfz Kraftfahrzeug<br />

KG Kammergericht<br />

kg Kilogramm<br />

KG Kommanditgesellschaft<br />

KGB Komitee für Staatssicherheit (vgl. MS)<br />

KIL Kapitalistische Industrielän<strong>de</strong>r<br />

KL Kreisleitung<br />

km Kilometer<br />

KME (VEB) Kombinat Mikroelektronik Erfurt<br />

KNE (VEB) Kombinat Nachrichtenelektronik<br />

KO konspiratives Objekt<br />

KoKo Kommerzielle Koordinierung<br />

Koll. Kollege<br />

korr. korrespondierend<br />

KP Kommunistische Partei<br />

KP Kontaktperson<br />

KPD Kommunistische Partei Deutschlands<br />

KPdSU Kommunistische Partei <strong>de</strong>r Sowjetunion<br />

KPI Kommunistische Partei Italiens<br />

KPKK Kreisparteikontrollkommission <strong>de</strong>r SED<br />

KPÖ Kommunistische Partei Österreichs<br />

Krs. Kreis<br />

K-Schule Ka<strong>de</strong>rschule<br />

KSD Kombinat Spezialtechnik Dres<strong>de</strong>n<br />

KSZE Konferenz für Sicherheit <strong>und</strong> Zusam<br />

menarbeit in Europa<br />

KuA Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

KW Konspirative Wohnung<br />

L Luxemburg<br />

LB Lan<strong>de</strong>sbank<br />

LDPD Liberal-Demokratische Partei Deutsch<br />

lands<br />

LG Landgericht<br />

Lib. £ Libanesisches Pf<strong>und</strong><br />

Lit Italienische Lira<br />

LKA Lan<strong>de</strong>skriminalamt<br />

LKW Lastkraftwagen<br />

LM Leipziger Messe<br />

LME London Metall Exchange<br />

LRM Lehrgeräte- <strong>und</strong> Reparaturwerk Mitten<br />

wal<strong>de</strong><br />

LT Landtag<br />

lt. laut<br />

Ltd. limited (entspricht einer GmbH)<br />

Ltg. Leitung<br />

Ltr. Leiter<br />

LVO Lieferverordnung<br />

L


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

M<br />

M Mark (<strong>de</strong>r DDR)<br />

MAD Militärischer Abschirmdienst<br />

MAG Mecklenburgische Abfallwirtschafts-<br />

GmbH<br />

MAH Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

MAI Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

MALF Ministerium für Allgemeinen<br />

Maschinen-, Landmaschinen- <strong>und</strong> Fahrzeugbau<br />

MAT Materialie<br />

MAT RG Materialie rechtliches Gehör<br />

MAW Ministerium für Außenwirtschaft<br />

MD Ministerialdirektor<br />

MdF Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

MDg Ministerialdirigent<br />

MdI Ministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

MdJ Ministerium <strong>de</strong>r Justiz<br />

MDN Mark <strong>de</strong>r Deutschen Notenbank<br />

(entspricht Mark <strong>de</strong>r DDR)<br />

ME Mengeneinheit<br />

MEAB Märkische Entsorgungsanlagen-<br />

Betriebsgesellschaft mbH<br />

Med. Medaille<br />

MEE vgl. MfEE<br />

MfAA Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten<br />

MfBLI Ministerium für Bezirksgeleitete Industrie<br />

<strong>und</strong> Lebensmittelindustrie<br />

MfC Ministerium für Chemische Indust rie<br />

MfEE Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong><br />

Elektronik<br />

MfIA Ministerium für Innere Angelegenheiten<br />

MfK Ministerium für Kultur<br />

MfL Ministerium für Leichtindustrie<br />

MfNV Ministerium für Nationale Verteidigung<br />

MfS Ministerium für Staatssicherheit<br />

MfV Ministerium für Verkehrswesen<br />

MGW Markgegenwert<br />

MI Militärinspektion<br />

MiG sowjetischer Flugzeugtyp<br />

Mio. Million(en)<br />

Mitgl. Mitglied<br />

mittl. mittlere<br />

mm Millimeter<br />

MP Maschinenpistole<br />

MR Ministerialrat<br />

MR Ministerrat<br />

Mrd. Milliar<strong>de</strong>(n)<br />

MRG Militärregierungsgesetz<br />

MS Motorschiff<br />

MSAB Ministerium für Schwermaschinen- <strong>und</strong><br />

Anlagenbau<br />

MVM Militärverbindungsmission<br />

MW Megawatt<br />

MWK Mechanische Werkstätten Königswartha<br />

MWR Mechanische Werkstätten Ra<strong>de</strong>berg<br />

MWV Ministerium für Werkzeug- <strong>und</strong> Verarbeitungsmaschinenbau<br />

N<br />

NA Nie<strong>de</strong>rländische Antillen<br />

-<br />

NATO North Atlantic Treaty Organization<br />

(Organisation <strong>de</strong>s Nordatlantikpakts)<br />

N.D.I.O. National Defence Industries Organisa<br />

tion<br />

NEMA Netzschkauer Maschinenfabrik<br />

NJW Neue Juristische Wochenschrift<br />

NL Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />

NLG Holländische(r) Gul<strong>de</strong>n<br />

NÖS Neues Ökonomisches System<br />

NÖSPL Neues Ökonomisches System <strong>de</strong>r<br />

Planung <strong>und</strong> Leitung<br />

Nov. November<br />

Nr. Nummer<br />

NS Nationalsozialismus<br />

NSA National Security Agency<br />

NSA Nichtsozialistisches Ausland<br />

NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbei<br />

terpartei<br />

NStZ Neue Zeitschrift für Strafrecht<br />

NSW Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet<br />

N.V. Naamloose Vennootschap (entspricht<br />

einer AG)<br />

NVA Nationale Volksarmee<br />

NVR Nationaler Verteidigungsrat<br />

o.ä. o<strong>de</strong>r ähnliche(s)<br />

OAR Oberamtsrat<br />

OD Objektdienststelle<br />

OFD Oberfinanzdirektion<br />

OG Oberstes Gericht<br />

OHG offene Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

OibE Offizier im beson<strong>de</strong>ren Einsatz<br />

Okt. Oktober<br />

OLG Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />

OPK Operative Personenkontrolle<br />

Org. Organisation<br />

ORR Oberregierungsrat<br />

öS Österreichische(r) Schilling(e)<br />

OSL Oberstleutnant<br />

OTS Operativ-Technischer Sektor<br />

OV Operativer Vorgang/Operativvorgang<br />

OWG Ordnungswidrigkeitengesetz<br />

O<br />

P Portugal<br />

p.a. per annum<br />

PA Panama<br />

PA Personalausweis<br />

PartG Parteiengesetz<br />

PCB Polychlorbiphenyle<br />

PCK Petrochemisches Kombinat (Schwedt/<br />

O<strong>de</strong>r)<br />

PDS Partei <strong>de</strong>s Demokratischen Sozialismus<br />

PDVP Präsidium <strong>de</strong>r Volkspolizei<br />

PFLP Volksfront für die Befreiung Palästinas<br />

PFLP-SO Volksfront für die Befreiung Palästinas<br />

Spezialoperationen<br />

PG Panzergranate<br />

PK Prokurist<br />

Pkt. Punkt<br />

PKZ Personenkennziffer<br />

PL Parteileitung<br />

P


PLF Palestine Liberation Front (Palästinensische<br />

Befreiungsfront)<br />

PLO Palestine Liberation Organization<br />

(Palästinensische Befreiungsorganisation)<br />

PM Paß- <strong>und</strong> Mel<strong>de</strong>wesen<br />

P/Ö Planung <strong>und</strong> Ökonomie<br />

Pos. Positionen<br />

Prod. Produktion<br />

Prof. Professor<br />

Proj. Projekt<br />

PS Personenschutz<br />

PS Postsache(n)<br />

PSF Postschließfach<br />

Ptas Spanische Peseten<br />

-<br />

ptl. parteilos<br />

P.V.B.A. Personen Vennootschap met Beperkte<br />

Aansprakelikheid (entspricht einer<br />

GmbH)<br />

PZF Postzollfahndung<br />

R<br />

RA Rechtsanwalt<br />

RAF Rote-Armee-Fraktion<br />

RD Rückwärtige Dienste<br />

rd. r<strong>und</strong><br />

Reg. Registrierung<br />

Res. Reserve<br />

RFT Radio (o<strong>de</strong>r R<strong>und</strong>funk) <strong>und</strong> Fernsehmel<strong>de</strong>technik<br />

RG Rechtliches Gehör<br />

RGW Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe<br />

RI Regierungsinspektor<br />

RI'n Regierungsinspektorin<br />

Riko Richtungskoeffizient<br />

RKL RKL - International Richard K. Lämmerzahl<br />

GmbH<br />

RL Libanon<br />

RR Regierungsrat<br />

RR'n Regierungsrätin<br />

RRZ Rationalisierungs- <strong>und</strong> Rechenzentrum<br />

S<br />

S. Seite<br />

S.A. Société Anonyme (entspricht einer AG)<br />

S.A.L. Société Anonyme Limité<br />

S.A.R.L. Société à Responsabilité Limité<br />

(entspricht einer GmbH)<br />

SBO Spezielle Beschaffungsorgane/Son<strong>de</strong>rbeschaffungsorgane<br />

SBP Son<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

SBZ Sowjetische Besatzungszone<br />

SC Sport-Club<br />

Schreibgeb. Schreibgebühr<br />

SDAJ Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend<br />

SDP Sozial<strong>de</strong>mokratische Partei<br />

SE ständige Einsatzbereitschaft<br />

SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands<br />

SEK Schwedische Krone(n)<br />

Sekr. Sekretariat<br />

selbst. selbständig<br />

Sept. September<br />

SEW Sozialistische Einheitspartei West-<br />

Berlins<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

SFR Schweizer Franken<br />

SFRJ Sozialistische Fö<strong>de</strong>rative Republik<br />

Jugoslawien<br />

SHB Spezialhochbau Berlin<br />

SKH Staatlicher Kunsthan<strong>de</strong>l<br />

SMI Südsteierische Metallindustrie<br />

sog. sogenannt<br />

SPA Societá Per Azioni (entspricht einer AG)<br />

S.p.A. vgl. SPA<br />

SPD Sozial<strong>de</strong>mokratische Partei Deutsch<br />

lands<br />

SPK Staatliche Plankommission<br />

SR Sozialistische Republik<br />

StA Staatsanwaltschaft<br />

Stellv. Stellvertreter<br />

StGB Strafgesetzbuch<br />

StI Steuerinspektor<br />

StI'n Steuerinspektorin<br />

StKH Staatlicher Kunsthan<strong>de</strong>l<br />

STMCTB Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers <strong>und</strong> Chef<br />

Technik <strong>und</strong> Bewaffnung<br />

StPO Strafprozeßordnung<br />

StS Staatssekretär<br />

StUG Gesetz über die Unterlagen <strong>de</strong>s Staats<br />

sicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Deutschen Demokratischen Republik<br />

(Stasi-Unterlagengesetz)<br />

SU Sowjetunion<br />

SV Sozialversicherung<br />

SVO Sozialversicherungsordnung<br />

SW Sozialistisches Wirtschaftsgebiet<br />

SWL Spreewerk Lübben<br />

SWT Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik<br />

T<br />

t Tonne(n)<br />

TCDD Tetrachloridbenzo-p-dioxin<br />

TDM Tausend DM<br />

THA Treuhandanstalt<br />

TM Tausend Mark (<strong>de</strong>r DDR)<br />

TPA(Ä) Transportpolizeiamt(ämter)<br />

TSA Technologische Spezialausrüstungen<br />

TSI Treuhandstelle für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l<br />

(bis 1982 Treuhandstelle für <strong>de</strong>n Interzonenhan<strong>de</strong>l)<br />

TStck. Tausend Stück<br />

TSWV Teilnehmerstaaten <strong>de</strong>s Warschauer<br />

Vertrages<br />

TT Messerschmitt-Bölkow-Blohm Trans<br />

technica Gesellschaft für Technologie<br />

Transfer mbH<br />

TVE Tausend Verrechnungseinheiten<br />

TVM Tausend Valuta-Mark<br />

u.ä. <strong>und</strong> ähnliche(s)<br />

u.a. unter an<strong>de</strong>rem<br />

UA Untersuchungsausschuß<br />

u.a.m. <strong>und</strong> an<strong>de</strong>res mehr<br />

UdSSR Union <strong>de</strong>r Sozialistischen Sowjetrepu<br />

bliken<br />

u.E. unseres Erachtens<br />

U


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

UK Untersuchungskommission<br />

U.K. United Kingdom<br />

UKPV Unabhängige Kommission zur Überprüfung<br />

<strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong><br />

Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR<br />

UM Unbekannter Mitarbeiter<br />

UN United Nations (Vereinte Nationen)<br />

UNO United Nations Organization (Organisation<br />

<strong>de</strong>r Vereinten Nationen)<br />

U-Organ Untersuchungsorgan<br />

US United States<br />

USA United States of Ame rica<br />

USD US-Dollar<br />

UZ „Unsere Zeit"<br />

-<br />

V<br />

V Verwaltung<br />

v. von<br />

VA Verwaltungsangestellter<br />

VAe Verwaltungsangestellte<br />

VAK Vorauswahlkartei<br />

VD Vertrauliche Dienstsache<br />

VE Verrechnungseinheit(en)<br />

VE volkseigen<br />

VE Vollbeschäftigteneinheit<br />

VE AHB Volkseigener Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

VEB Volkseigener Betrieb<br />

VEB (K) Volkseigener Bet rieb (kreisgeleitet)<br />

VEH Volkseigener Han<strong>de</strong>l<br />

VEM VVB Elektromaschinenbau<br />

vgl. vergleiche<br />

VGW Valutagegenwert<br />

VK Volkskammer<br />

VM Valuta-Mark<br />

VMW Vereinigte Metallwerke, Ranshofen-<br />

Berndorf AG<br />

VO Verordnung<br />

VOB Vereinigung organisationseigener<br />

Betriebe<br />

Vors. Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

VP Volkspolizei<br />

WI Volkspolizeiinspektion<br />

VPKA(Ä) Volkspolizeikreisamt(ämter)<br />

VR Verwaltungsrat<br />

VR Volksrepublik<br />

VRB Volksrepublik Bulgarien<br />

VRD Verwaltung Rückwärtige Dienste<br />

VRP Volksrepublik Polen<br />

VS Verschlußsache<br />

VS Versorgungsstufe<br />

VS Vorstand<br />

VS-NfD Verschlußsache - Nur für <strong>de</strong>n Dienstgebrauch<br />

VSH Vorverdichtungs-, Such- <strong>und</strong> Hinweiskartei<br />

VVB Vereinigung Volkseigener Betriebe/<br />

Verwaltung Volkseigener Bet riebe<br />

WO Vaterländischer Verdienstor<strong>de</strong>n<br />

VVS Vertrauliche Verschlußsache<br />

VVW Verwaltung <strong>de</strong>r Volkseigenen Werften<br />

VW Volkswirtschaft<br />

VwVfG Verwaltungsverfahrensgesetz<br />

WAB (VEB) Wasserversorgung <strong>und</strong> Abwas<br />

serbehandlung Neubran<strong>de</strong>nburg<br />

WAO Wissenschaftliche Arbeitsorganisation<br />

WB West-Berlin<br />

WD West<strong>de</strong>utschland<br />

Wefo Anstalt für Werbung <strong>und</strong> Forschung<br />

WGVO Wie<strong>de</strong>rgutmachungsverordnung<br />

wiss. wissenschaftlich<br />

WITRA Wiechert Trading<br />

WKK Wehrkreiskommando<br />

WKW „Wer kennt wen" (Formblatt in IM<br />

Akten)<br />

WMW Werkzeugmaschinen <strong>und</strong> Werkzeuge<br />

WP Wahlperio<strong>de</strong><br />

WSE Wach- <strong>und</strong> Sicherungseinheit<br />

WTA Welttextilabkommen<br />

WTC World Tra<strong>de</strong> Center<br />

WTU West<strong>de</strong>utsche Treuhandunion<br />

WTZ Wissenschaftlich-technisches Zentrum<br />

Z Zentrale Dienste (Verwaltung <strong>de</strong>s Deut<br />

scher B<strong>und</strong>estag)<br />

z.A. zur Anstellung<br />

ZAGG Zentrale Arbeitsgruppe Geheimnis<br />

schutz<br />

ZAIG Zentrale Auswertungs- <strong>und</strong> Informati<br />

onsgruppe<br />

z.B. zum Beispiel<br />

ZEDV Zentrale Elektronische Datenverarbei<br />

tung<br />

Zentr. Zentrale<br />

ZERV Zentrale Ermittlungsstelle für Regie<br />

rungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität<br />

ZFOV Zentraler Feindobjektvorgang<br />

ZFTM (VEB) Zentrum für Forschung <strong>und</strong> Tech<br />

nologie <strong>de</strong>r Mikroelektronik<br />

ZGB Zivilgesetzbuch<br />

ZI Zentrale Informationstechnik (Verwal<br />

tung <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages)<br />

ZK Zentralkomitee<br />

ZKD Zentraler Kurierdienst<br />

ZKG Zentrale Koordinierungsgruppe<br />

ZMD Zentraler Medizinischer Dienst<br />

ZOS Zentraler Operativstab<br />

ZOV Zentraler Operativer Vorgang<br />

ZPDB Zentrale Personendatenbank<br />

ZPKK Zentrale Parteikontrollkommission<br />

ZPL Zentrale Parteileitung<br />

ZPO Zivilprozeßordnung<br />

ZT Zentrale Technische Dienste, Allge<br />

meine Verwaltung (Verwaltung <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages)<br />

z.T. zum Teil<br />

ZV Zentrale Verwaltung (Verwaltung <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages)<br />

zzgl. zuzüglich<br />

z.Zt. zur Zeit<br />

W<br />

§ (§§) Paragraph(en)<br />

Prozent<br />

£ Pf<strong>und</strong> Sterling<br />

Z


II. Personenregister<br />

Abbas, Abu 209<br />

A<strong>de</strong>nauer, Konrad, Dr. 306<br />

Adler, Adolf 150<br />

Ahrend, Claus 54<br />

Ahrendt, Lothar 384<br />

Ahrfels, Albert 53<br />

Albertz, Heinrich 319<br />

Albrecht, Ernst 523<br />

Alimoradian, Hossein 45, 50, 72, 191, 213<br />

Alkassar, Ghasan Mohamed 48, 208f.<br />

Alkassar, Monzer 44f., 47, 208f.<br />

Alkassar, M<strong>und</strong>hir 47<br />

Altenhoff, Heinz 235, 428, 436<br />

Andres, Winfried, Dr. 33, 53, 222f.<br />

Arafat, Yassir 209<br />

Arndt, Irene 49, 426<br />

Asbeck, Günter 102, 116, 136, 142, 145, 228, 345,<br />

433, 513, 521f.<br />

Assimakis, Constantin 316<br />

Atef, Amin 209<br />

Axen, Hermann 104, 446<br />

Bahl, Holger 455f., 458, 505<br />

Bahr, Egon, Dr. 452<br />

Balkow, Julius 113<br />

Bangemann, Martin, Dr. 523<br />

Bärlein, Michael 49f.<br />

Barschel, Uwe, Dr. 182, 217<br />

Barücker, Hans Diet rich alias IMS „Fritz" 128<br />

Barzel, Rainer, Dr. 306f.<br />

Bau<strong>de</strong>, Heinz alias „Dietrich Schrö<strong>de</strong>r" 50, 144 f.,<br />

253f., 260ff., 268, 434f.<br />

Bau<strong>de</strong>, Ingeburg alias „Helga Schrö<strong>de</strong>r" 262<br />

Bauer, Dieter 150<br />

Bauksch, Fred alias IME „Büchner" 129<br />

Baum, Gerhart Rudolf 257<br />

Beater, Bruno 147<br />

Bechtle, Reinhold 262, 429<br />

Becker 124f.<br />

Becker, Christian 272<br />

Beckmann 128<br />

Beckstein, Günther, Dr. 473<br />

Behnke, Helmut 123<br />

Behrend, Martin 378f.<br />

Behrend, Wulf 183<br />

Beil, Gerhard, Dr. 50, 104, 124, 157f., 193, 203, 257,<br />

363, 365, 367 ff., 371f., 378, 384, 387 ff., 424, 451,<br />

462f., 508<br />

A<br />

B<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag --12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Bendref, Bernd, Dr. 50<br />

Bengsch, Alfred, Dr. 304<br />

Berger, Helmut 108<br />

Berghofer, Wolfgang 431<br />

Berthold, Manfred Jürgen 386f., 399<br />

Beushausen 129<br />

Beyer 105, 243<br />

Beyreuther, Wolfgang 303<br />

Biau<strong>de</strong>t, Bob 100, 111<br />

Bielefeld, Bruno 218<br />

Biermann, Wolfgang, Prof. Dr. 255, 278<br />

Bin<strong>de</strong>r, Heinz-Georg 32, 310<br />

Blandon, Adolfo 198<br />

BleBing, Meta 50, 97, 135, 157, 254, 256, 327f., 330,<br />

339f., 344, 374, 376, 380, 384, 427f., 434<br />

Bluhm, Gerhard alias IMS „Harald Nies" 128<br />

Blume, Alfred 141, 323, 346<br />

Boe<strong>de</strong>n, Gerhard 53, 472<br />

Boetzel, Friedrich 284<br />

Böhm, Siegfried 160<br />

Böhme, Willi 144, 262<br />

Bölling, Klaus 53, 445, 447, 450f., 504<br />

Bonn, Niels 405<br />

Borchert, Karl-Heinz 384<br />

Borg, Anita 100<br />

Bösel 379<br />

Bosiak, Fritz 173f., 515f.<br />

Böthling, Günter 369<br />

Bouchette, Jürgen 404<br />

Brachaus, Gisela 50, 121, 124, 144, 261, 357f., 443,<br />

445,475<br />

Brachhaus, Siegf ried alias IM „Reinhart Winkler",<br />

alias IM „Winkler" 48, 129, 148f., 171f., 175f., 499<br />

Brandt, Willy, Dr. 81<br />

Braune, Fritz 413<br />

Braunsdorf, Klaus 100<br />

Bräutigam, Hans-Otto, Dr. 53, 445, 447, 450ff.<br />

Breschnew, Leonid 523<br />

Brockt, Alexan<strong>de</strong>r 410<br />

Brosch, Herbert 133f., 261, 375, 434f.<br />

Brunner, Manfred 451<br />

Buchecker, Joachim 378 ff., 384<br />

Büchner, Jochen, Dr. 147<br />

Buff, Siegfried alias IMS „Ernst Berger" 47, 53, 117,<br />

128, 191, 210, 212, 430<br />

Bühler, Oswald 100<br />

Buhlke, Manfred 47<br />

Billow, Andreas von, Dr. 68ff., 510<br />

Burgdorf, Manfred, Dr. (Deckname) 53, 473<br />

Bürgel, Rainer 32<br />

Burmester, Siegfried 405<br />

Büsch 50


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Busch, Heinz, Dr. 126, 186f., 435<br />

Buschner, Harry 128<br />

Butte, Klaus 135, 261, 348, 434, 436<br />

Butz, Oskar Eugen 227 f.<br />

Campenhausen, Otto Freiherr von 32<br />

Carlsohn, Hans 125, 512f.<br />

Cebulla, Julius, Dr. 105, 235, 243, 245, 247, 279,<br />

281f., 437<br />

Chamran, Dr. 189<br />

Charalambopoulos, Michael 211<br />

Christianson, Johannes 197<br />

Claußen, Bernd alias IMS „Peter Strauch" 129<br />

Commichau 306, 318, 320<br />

Conlan, Francis 195, 210<br />

Conrad, Peter-Uwe, Dr. 219, 518<br />

Conradi, Peter 474, 506f., 527<br />

Creutzburg, Volker alias IMS „Kurt" 47, 117, 128<br />

Croy, Detlev 358, 444, 492<br />

Dafermos, Constantin 45f., 182, 210f.<br />

Dahl, Harry 150<br />

Dähn, Ulrich, Prof. Dr. 370, 378, 383f.<br />

Dahrendorf, Frank 219<br />

Dahs, Hans, Prof. Dr. 50<br />

Danckert, Peter, Dr. 49f., 466, 469, 526<br />

Ded<strong>de</strong>n, Homme 241<br />

Diepgen, Eberhard 230<br />

Dierdorf, Josef, Dr. 32, 53<br />

Diestel, Peter-Michael, Dr. 59, 475<br />

Dimitroff, Peter 51 f., 358<br />

Dimitroff, Waradin 51 f., 425<br />

Dittmer, Roswitha 121, 123, 357, 470, 475<br />

Dobry, Arndt, Dr. 50<br />

Dochow, Bruno alias IMS „Günter Böhme" 268<br />

Dolling, Wolfgang alias IMS „Peter Wenzel" 219f.,<br />

518<br />

Donda, Arno, Prof. Dr. 252, 363<br />

Dreßler, Bernd 151, 181 f.<br />

Drießel, Rolf 147f.<br />

Düby, Rolf 268<br />

Duncan, David 198<br />

Dünsing, Hertwig 31, 432<br />

C<br />

D<br />

Eberlein, Werner 383, 463f.<br />

Ebert, Carsten 129<br />

Ehlert 171<br />

Eich, Alexan<strong>de</strong>r, Dr. 50<br />

Eichhofer, J. 403<br />

Eichhorn, Harry 147<br />

Eichner, Klaus 71<br />

Einwag, Alfred, Dr. 31<br />

E<br />

Engel, Willi 182<br />

Engler, Werner 132, 254f., 270<br />

Epperlein, Kurt 100<br />

Eppler, Ekkehard 187<br />

Eschke, Siegfried alias GMS „Hans Müller" 164<br />

Essberger, J. 403<br />

Farhan, Najem 208<br />

Farken, Joachim alias IM „Hans Borau" 23, 173,<br />

175, 229, 351, 356, 425 f.<br />

Fattah, Dirar Abdul 207<br />

Fechner, Hans-Georg 113, 259<br />

Fehr, Adolf 101<br />

Felsen 101<br />

Fiedler, Heinz 149<br />

Fiedler, Klaus alias IMS „Frank Martin" 117, 195<br />

Finck, Rainer alias IMS „Ludwig", alias IM „Leo"<br />

50, 117, 128<br />

Firaz, Abu 209<br />

Fischer, Bodo 219<br />

Fischer, Franz, Dr. 416<br />

Fischer, Oskar 173, 197, 454<br />

Fleischer, Wilfried 358<br />

Fleißner, Werner 161 ff.<br />

Florin, Peter 173<br />

Foertsch, Volker 53, 473<br />

Footer, Brian 209<br />

Forgber, Günther, Dr. alias IM/IMS „Martin", alias<br />

GM „Kurt", alias GI „Bergmann" 23, 51 f., 99f.,<br />

113ff., 143f., 187, 228, 256, 260, 262, 269, 273, 339,<br />

414ff., 429f., 468, 475<br />

Förster, Hans-Jürgen, Dr. 53<br />

Franck, Bernd alias IMS „Hans Kubin" 128<br />

Franke, Egon 304<br />

Franke, Gerhard alias „Dr. Günter" 140f.<br />

Franke, Helmut 313<br />

Franz, Horst, Dr. 150<br />

Freese, Gisela 123<br />

Freibott, Alfred 426<br />

Freitag, Wilfried 121<br />

Fricke, Detlef 50<br />

Fritsch, Kurt 50ff., 56f., 61ff., 278, 282, 510<br />

Fruck, Hans 91, 108f., 123f., 126, 131, 136, 139f.,<br />

433<br />

Fürböck, Helmut 101<br />

Furkert, Anna 222f.<br />

F<br />

G<br />

Gaertner, Joachim, Dr. 32<br />

Gaida, Ernst 201<br />

Galan<strong>de</strong>r, Otto alias IMK „Heinz Greifswald" 117,<br />

179, 184, 205 ff.<br />

Galtieri, Leopoldo Fortunado 196<br />

Garcia, Alan 198<br />

Garcke, Peter, Dr. 148f., 172, 175, 499<br />

Gath, Günther alias IM „Hans" 112, 254, 256, 258f.,<br />

268, 274, 276


Gattel, Georg 281<br />

Gauck, Joachim 31, 53, 106, 120, 129<br />

Gaus, Günter 53, 311f., 445 ff., 450f., 460, 503<br />

Gauweiler, Peter, Dr. 468<br />

Geier, Annemarie 121<br />

Geiger, Hansjörg, Dr. 53<br />

Geisthardt, Ralf 475, 526f.<br />

Geißel, Ludwig 51 f., 54, 295f., 298 ff., 305 ff., 310,<br />

312f., 315ff., 501<br />

Genscher, Hans-Dietrich 473f., 506, 527<br />

Genschow, Rudolf, Dr. 126, 131, 136, 139, 141 ff., 433<br />

Gentz, Ingeburg 376<br />

Gentz, Olaf 50, 53, 131, 212<br />

Gerlach, Friedrich 346<br />

Gebrand, Ilse 258<br />

Gerstenberger, Karl-Heinz, Prof. Dr. 137, 142, 156,<br />

295, 369f., 372ff., 377f., 380ff., 390f., 415, 427, 482,<br />

508,526<br />

Gestrich, Dieter 133<br />

Gietl, Gottfried 134f., 261, 347, 434, 436<br />

Gietz, Manuela 100<br />

Gleißner, Joachim 117, 129<br />

Glen<strong>de</strong>, Gisela 244<br />

Gödicke, Joachim, Dr. alias IMS „Hermann" 129<br />

Göhring, Klaus-Peter alias IMS „Wald", a lias IMS<br />

„Klaus-Peter Wald" 117, 128<br />

Goldbach, Joachim 161 f.<br />

Gol<strong>de</strong>nberg, Simon alias GM „Simon" 22, 51 f., 88,<br />

91, 124, 136, 139ff., 252, 511<br />

Gomez, José 197 f.<br />

Good<strong>de</strong>n, Michael 111<br />

Gorbatschow, Michail 363 ff.<br />

Görlich, Carla 169<br />

Grabert, Horst 449<br />

Grahmann, Heinz 264<br />

Graubner, Gerd 49<br />

Grautoff, Dietrich Bernhard 50, 202<br />

Grossauer, Michael 47, 161, 215, 262, 267f.<br />

Grosse-Weische<strong>de</strong> 519<br />

Groß, Frank 432<br />

Großmann, Karl 126, 433<br />

Großmann, Peter 146<br />

Großmann, Werner 107,126,131 f., 143, 263, 368, 380<br />

Grotewohl, Otto 285, 492<br />

Grötzinger, Günter 126, 313 ff.<br />

Grünewald, Joachim, Dr. 31, 50, 53, 373, 397, 400<br />

Guhlmann, Klaus 128<br />

Guhr, Eberhard alias IMS „Augustin" 117<br />

G<strong>und</strong>elach, Thomas, Dr. 53, 453, 456, 522<br />

Günzburger, Bert 393f., 411, 431<br />

Gutmann, Manfred, Prof. Dr. 464, 466<br />

Gutmann, Sigrid 440, 467, 473<br />

Gysi, Gregor, Dr. 19, 242, 368, 377, 391<br />

Haas, Monika 208<br />

Habenicht, Wolfgang 117, 127 ff.<br />

H<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Häber, Herbe rt, Prof. 104, 452<br />

Haddad, Waddi 208<br />

Häfele, Hansjörg, Dr. 457<br />

Hager, Horst 389, 401<br />

Hager, Kurt, Prof. 459<br />

Hahn, Karin alias KP „Karin" 117<br />

Hajek, H. 404<br />

Hammerstein, Christian von, Dr. 53<br />

Hampel 162<br />

Hanewald, Manfred 144, 274<br />

Hanzlicek, Johann 101<br />

Hardt, Manfred alias „Kontra" 113, 146, 269<br />

Harms, Gisela 396<br />

Harms, Uwe 242, 396<br />

Harrland, Ham, Dr. 155, 370, 377 ff., 386<br />

Hartmann 259<br />

Hartung, York 117, 128f.<br />

Hampa, Ekkehard, Dr. 49<br />

Haubold, Gernot 175<br />

Hauser, Andreas 121<br />

Häusler, Detlef 394<br />

Häusler, Erwin 359<br />

Haustein, Wolfgang 123, 262<br />

Heger, Margot 121<br />

Heilig, Angelika 391, 401<br />

Heinsohn, Karl 281, 396<br />

Heintzenberg, Rolf, Dr. 389, 395, 400<br />

Heitmann, Steffen 419<br />

Hellmuth, Dieter 101<br />

Helmes, Norbert 221, 295, 305, 310<br />

Helou, Sakki/Kampfname Abu Sigk 208<br />

Hengen, Danny 100<br />

Hengen, Lucien 100<br />

Henneberg 375f.<br />

Herbrich, Karl-Heinz 117, 119, 122, 148, 475<br />

Hermann, Ottokar 47, 132, 150, 187, 253, 267 f., 407<br />

Herrmann, Joachim 78, 292<br />

Hertle, Hans-Hermann 278<br />

Herzer, Hans Joachim 100, 128, 145, 275<br />

Heyner, Gerhard Fritz alias IMS „Kunze" 129<br />

Hil<strong>de</strong>brandt, Andreas 286<br />

Hillebrandt, Helmut 114<br />

Hillenhagen, Horst 187<br />

Hillig, Rolf, Dr. 274 f.<br />

Hillmann, Kurt 181 f., 212<br />

Hilmer, Adolf 119,218f.,498,517<br />

Hilpert, Axel 49<br />

Hinneberg, Walter J. 203<br />

Hirsch, Johannes 114<br />

Hirt, Edgar 54, 222, 304f., 308f., 311 ff., 503<br />

Höfermeier, Josef 234<br />

Hoffmann, Frank 53<br />

Hoffmann, Gisela 258, 273<br />

Hoffmann, Hajo 229<br />

Hofmann, Hans alias IMS „Karl-Heinz Meyer" 207<br />

Häfner 110<br />

Häfner, Ernst 172, 363


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Honecker, Erich 78, 103, 105, 126, 152ff., 158f., 161,<br />

165, 167f., 178f., 184f., 190, 193, 203, 235, 237f.,<br />

241 ff., 248, 250, 278, 286f., 292, 299, 301, 303, 308,<br />

318, 325 ff., 335, 343, 350 ff., 355, 358f., 362, 383,<br />

385f., 398f., 423, 442ff., 449ff., 453f., 457, 459ff.,<br />

484, 489, 492f., 512, 520, 522f., 528<br />

Honecker, Margot 222f., 499<br />

Honig, Andreas 129<br />

Hopf, Volkmar 311<br />

Hörster, Joachim 69, 71f., 510<br />

Howksly 241<br />

Hrobsky, Leopold 268, 276<br />

Huber, Ludwig, Dr. 457f.<br />

Hummelt, Roman, Dr. alias „Ingolf" 146<br />

Husemann, Günter alias IMS „Hüsing" 117, 127,<br />

178, 183f., 188, 191, 196, 209f.<br />

I<br />

Ikier, Peer 100, 115, 269<br />

Illgen, Rolf, Dr. 311<br />

IM Albert (Kategorie IMS); Pieper, Wolfgang 256<br />

IM Alex (Kategorie IMB); kein Klarname 209<br />

IM Augustin (Kategorie IMS); Guhr, Eberhard 117<br />

IM Barau (Kategorie IMS); kein Klarname 172, 175<br />

IM Bergmann (Kategorie GI); Forgber, Günther,<br />

Dr. 23, 51f., 99f., 113ff., 143f., 187, 228, 256, 260,<br />

262, 269, 273, 339, 414ff., 429f., 468, 475<br />

IM Bert (Kategorie IMV); Neubert, Klaus-Dieter,<br />

Dr. 121f., 130, 186f., 299, 310, 315, 320, 350, 356,<br />

376, 380<br />

IM Büchner (Kategorie IME); Bauksch, Fred 129<br />

IM Buntspecht (Kategorie IMB); Pösz, Axel 119,<br />

128f., 145, 522<br />

IM Burmeister/Burmeester (Kategorie IMS); Schürer,<br />

Siegfried 254, 258, 276<br />

IM Carow (Kategorie IMS); kein Klarname 172<br />

IM Christian (Kategorie IMS); Müller, Peter 128<br />

IM Ernst Berger (Kategorie IMS); Buff, Siegf ried 47,<br />

53, 117, 128, 191, 210, 212, 430<br />

IM Eva (Kategorie GI); Vogel, Wolfgang, Dr. 33, 53,<br />

58,130 f., 304 ff., 312, 317 ff., 426, 451, 464, 439 f.,<br />

501 ff., 519, 523, 529<br />

IM Felix Wronjew (Kategorie IMS); Waldhauer,<br />

Fritz 117, 193, 200<br />

IM Frank Martin (Kategorie IMS); Fiedler,<br />

Klaus 117, 195<br />

IM Fritz (Kategorie IMS); Barücker, Hans<br />

Dietrich 128<br />

IM Fuchs (Kategorie GMS); Haase, Hans 129<br />

IM Gabriel (Kategorie IMB); kein Klarname 511, 529<br />

IM Georg (Kategorie GM); Vogel, Wolfgang, Dr. 33,<br />

53, 58, 130f., 304ff., 312, 317ff., 426, 451, 464, 479f.,<br />

501 ff., 519, 523, 529<br />

IM Gudrun (Kategorie IMS); König, Herta, Dr. 49,<br />

80, 104, 111, 154, 157, 159f., 324f., 327, 329, 332,<br />

334, 359, 367, 375f., 379, 427, 444<br />

IM Günter Böhme (Kategorie IMS); Dochow,<br />

Bruno 268<br />

IM Günther (Kategorie IMS, IMB); Wendlandt,<br />

Klaus 237, 246, 428f., 522<br />

-<br />

IM Halka (Kategorie IMS); Ziesche, Feodor 111, 241,<br />

369,372,374<br />

IM Hans (Kategorie GMS); Gath, Günther 112, 254,<br />

256, 258f., 268, 274, 276<br />

IM Hans (Kategorie GMS); Kopmann, Hans 194, 426<br />

IM Hans Borau; Farken, Joachim 23, 173, 175, 229,<br />

351, 356, 425f.<br />

IM Hans Kubin (Kategorie IMS); Franck, Bernd 128<br />

IM Hans Müller (Kategorie GMS); Eschke,<br />

Siegfried 164<br />

IM Harald Nies (Kategorie IMS); Bluhm,<br />

Gerhard 128<br />

IM Heinz Greifswald (Kategorie IMK); Galan<strong>de</strong>r,<br />

Otto 117, 179, 184, 205ff.<br />

IM Henry (Kategorie IMS); Jauer, Hube rt 111, 370,<br />

375ff., 379ff.<br />

IM Henry (Kategorie IMS, HIM); Uhlig, Dieter 23,<br />

50, 98, 123, 128, 161, 163, 137 ff., 181 ff., 1881f.,<br />

198ff., 205, 209, 213, 231, 389, 425, 464, 516, 525<br />

IM Hermann (Kategorie IMS); Gödicke, Joachim,<br />

Dr. 129<br />

IM Horst (Kategorie IMS); Steinert, Horst 129, 146<br />

IM Hüsing (Kategorie IMS); Husemann, Günter 117,<br />

127, 178, 183f., 188, 191, 196, 209f.<br />

IM Karin (Kategorie KP); Hahn, Karin 117<br />

IM Karl-Heinz (Kategorie IMS); Mendiburu,<br />

Aristi<strong>de</strong>s 128<br />

IM Karl-Heinz (Kategorie IMS); Schlitzer,<br />

Werner 250<br />

IM Karl-Heinz Meyer (Kategorie IMS); Hofmann,<br />

Hans 207<br />

IM Kaufmann (Kategorie KP); Lü<strong>de</strong>mann, Peter 146,<br />

424<br />

IM Kaufmann; Jochheim, Hans 46, 113, 253f., 259f.,<br />

263, 265, 231 ff.<br />

IM Klaus; kein Klarname 237<br />

IM Klaus-Peter Wald (Kategorie IMS); Göhring,<br />

Klaus-Peter 117, 128<br />

IM Kristall; Rauscher, Gudrun 111, 427<br />

IM Kröger (Kategorie IMB); Junge, Klaus-Dieter,<br />

Dr. 129, 203<br />

IM Kunze (Kategorie IMS); Heyner, Gerhard<br />

Fritz 129<br />

IM Kurt (Kategorie IMS); Creutzburg, Volker 47,<br />

117, 128<br />

IM Kurt (Kategorie GM); Forgber, Günther, Dr. 23,<br />

51 ff., 99f., 113ff., 143f., 187, 228, 256, 260, 262, 269,<br />

273, 339, 414ff., 429f., 468, 475<br />

IM Leo (Kategorie IMS); Stöckert, Siegf ried 112,<br />

132, 254, 256, 260, 264, 268, 270f., 391, 434f., 518<br />

IM Leo; Finck, Rainer 50, 117, 128<br />

IM Ludwig (Kategorie IMS); Finck, Rainer 50, 117,128<br />

IM Manja Lehmann (Kategorie IMS); Oppenheimer,<br />

Ilona 250, 302, 359<br />

IM Martin (Kategorie IMS); Forgber, Günther,<br />

Dr. 23, 51f., 100, 113ff., 143f., 187, 228, 256, 260,<br />

262, 269, 273, 339, 414ff., 429f., 468, 475<br />

IM Mecki (Kategorie GHI, GI); Irmscher,<br />

Edgar 130f.<br />

IM Messing (Kategorie IMS, IME); Kupfer, Dietrich<br />

98, 112, 115, 144, 254, 256ff., 266, 271, 273f., 276f.


IM Micha (Kategorie GM); Wischniewski,<br />

Michael 24, 51f., 88, 91, 124, 136ff., 252, 346f.,<br />

412ff., 423f., 431, 511, 525<br />

IM Michael; Nothnagel, Peter 237<br />

IM Paul Schnee (Kategorie IMS); Moll, Uwe 129<br />

IM Peter Piesker; Mannewitz, Klaus 259<br />

IM Peter Reichelt (Kategorie IMS); Richter, Klaus<br />

Dieter 229, 351, 356, 425f.<br />

IM Peter Reimann (Kategorie IMB); Menzel, Hans-<br />

Joachim 119, 129, 522<br />

IM Peter Strauch (Kategorie IMS); Claußen,<br />

Bernd 129<br />

IM Peter Wenzel (Kategorie IMS); Dolling,<br />

Wolfgang 219f., 518<br />

-<br />

IM Reinhardt (Kategorie IMB); Maras, Siegfried 522<br />

IM Reinhart Winkler; Brachhaus, Siegf ried 48, 129,<br />

148f., 171f., 175f., 499<br />

IM Rolf (Kategorie IMS, IMF, GMS); Zahn,<br />

Wolfram 98, 111ff., 115, 129, 132f., 143 ff., 253ff.,<br />

265, 269 ff., 339f., 434f.<br />

IM Rudolf (Kategorie IME); Schindler, Helmut 50,<br />

93, 129, 157, 180, 187f., 226, 231, 245, 269, 274<br />

IM Saale (Kategorie IMS); Ronneberger,<br />

Gerhardt 98, 111ff., 126, 132, 143f., 169, 233, 246,<br />

253ff., 263ff., 269ff., 273ff., 379, 431, 434f., 468, 475<br />

IM Sand (Kategorie IMS); Sändig, Claus 129<br />

IM Schnei<strong>de</strong>r; kein Klarname 172<br />

IM Sekretär (Kategorie GMS); Nen<strong>de</strong>l, Karl 115,<br />

132f., 143, 253ff., 257, 259, 274ff.,<br />

IM Siegfried (Kategorie IMB); Sei<strong>de</strong>l, Eberhard 119,<br />

122, 129, 216, 219f., 498, 517f.<br />

IM Simon (Kategorie GM); Gol<strong>de</strong>nberg, Simon 22,<br />

51f., 88, 91, 124, 136, 139ff., 252, 511<br />

IM Sohle (Kategorie IMB); Schuster von Witzleben,<br />

Horst 116, 129, 133, 173f., 231, 261, 271, 513, 515,<br />

522<br />

IM Stabenow (Kategorie IMS); Seeger, Knut 268<br />

IM Tonio Kröger (Kategorie IMB); Junge, Klaus-<br />

Dieter, Dr. 129, 203<br />

IM Wald (Kategorie IMS); Göhring, Klaus-Peter 117,128<br />

IM Walter Schiller (Kategorie IMS); Kotz,<br />

Wolfgang 50, 130, 178ff., 189f., 205, 209, 415, 429<br />

IM Wernigero<strong>de</strong> (Kategorie IMK); Krause, Kurt,<br />

Dr. 378 ff.<br />

IM Wimpel; Wenzel, Klaus 196, 359<br />

IM Winkler; Brachhaus, Siegf ried 48, 129, 148f.,<br />

171f., 175f., 499<br />

IM Wolf (Kategorie GMS); Wokurka, Friedrich 255<br />

IM Wolfgang Wagner (Kategorie IMS); Wieche rt ,<br />

Erhard 50, 53, 117, 151, 163, 179ff., 185, 191,<br />

196ff., 201, 205, 207, 209, 212f., 425, 464, 516<br />

Irmscher, Edgar alias GHI/GI „Mecki" 130f.<br />

Jäckel, Hans-Günter 150f., 178, 204f., 207<br />

Jähn, Rolf, Prof. Dr. 258f.<br />

Jänicke, Horst 50<br />

Jarschel, Gerhard 129<br />

Jauer, Hubert alias IMS „Henry" 111, 370, 375 ff.,<br />

379ff.<br />

J<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Jenniger, Phillip, Dr. 54, 435, 445, 447, 452f., 455 ff.,<br />

505, 522 ff.<br />

Jochheim, Hans alias IM „Kaufmann" 46, 113, 253f.,<br />

259ff., 263, 265, 271 ff.<br />

Johannesson, Loftur 45f., 193, 199f.<br />

Joh<strong>de</strong> 318,320<br />

John, Gabriele 207<br />

Jokiel, Klaus 144, 254, 262<br />

Joseph, Helmut 273, 278<br />

Jung 171<br />

Jung, Hermann, Dr. 53, 474, 527<br />

Junge, Klaus-Dieter, Dr. alias IMB „Kröger" 129,<br />

203<br />

Just, Bärbel 393<br />

Just, Hans-Georg 393, 411<br />

K<br />

Kabisch, Heinz-Joachim 254, 256f.<br />

Ka<strong>de</strong>n, Bernd 99, 134, 261f., 277<br />

Kahlmeyer, Achim 136, 142<br />

Kaminsky, Horst 159<br />

Käpernick, Michael 121<br />

Kashogy, Adnan 195<br />

Kästner, Rüdiger 410<br />

Kath, Annelies 49<br />

Keller, Jürgen (Deckname von Schalck-Golodkowski,<br />

Alexan<strong>de</strong>r, Dr.) 101, 240, 466, 521<br />

Kenner, Rudolf 218ff., 518<br />

Kerssenbrock, Trutz Graf, Dr. 50<br />

Khadjavi, Bardia, Dr. 467 ff., 472<br />

Khama, Ien 194<br />

Khama, Sereze 194<br />

Khama, Tony 194, 578<br />

Kiesinger, Kurt Georg 81<br />

Kind, Dieter 45, 47<br />

Kinkel, Klaus, Dr. 53, 472<br />

Kittlaus, Manfred 31, 54<br />

Kleiber, Günther 163<br />

Klein, Hans Werner, Dr. 401<br />

Klein, Wolfram, Dr. 31, 308, 432<br />

Kleine, Alfred 110, 116, 146, 254<br />

Klewe, Ruth 47<br />

Klimke, Doris 270<br />

Klingner, Klaus, Dr. 55<br />

Klose, Siegfried 432<br />

Kobbe, Werner 174, 193, 196ff.<br />

Koch, Willy 259f.<br />

Kohl, Helmut, Dr. 81, 363ff., 446, 452, 456ff., 463,<br />

523f.<br />

Köhler, Klaus 58 ff., 127 ff., 199, 209<br />

Kohlmann, Rainer 128 ff.<br />

Kölling, Hans-Jürgen 280<br />

König, Hans-Jürgen 113<br />

König, Heinz 54<br />

König, Herta, Dr. alias IMS „Gudrun" 49, 80, 104,<br />

111, 154, 157, 159f., 324f., 327, 329, 332, 334, 359,<br />

367, 375f., 379, 427, 444


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

König, Karl, Dr. alias „Kaiser" 445, 448f., 484<br />

Königshofen, Reiner 47, 193<br />

Konrad, Gertrud 100<br />

Kopmann, Hans alias IM „Hans" 194, 426<br />

Köppe, Ingrid 71f., 510<br />

Koppelt, Dr. 130, 372<br />

Köppen, Dieter 359<br />

Koppenstedt 87<br />

Koschitzke, Helmut 192f., 213<br />

Kotz, Wolfgang alias IMS „Walter Schiller" 50,<br />

178ff., 189f., 205, 209, 415, 429<br />

Koziolek, Gudrun 50<br />

Kranz, Klaus Dieter 250<br />

Kratsch, Günther, Dr. 119<br />

Krause, Günther, Dr. 53, 475, 527<br />

Krause, Kurt, Dr. alias IMK „Wernigero<strong>de</strong>" 378ff.<br />

Krenz, Egon 18, 243, 282f., 292f., 362 ff., 438, 443,<br />

447, 454, 461, 463 ff., 475f., 482<br />

Krolikowski, Werner 104, 153, 446<br />

Krönert, Jutta 150<br />

Krosse, Heinz 47<br />

Krüger, Andreas 182ff., 200f., 209<br />

Krüger, Heinz 114<br />

Krüger, Werner 262<br />

Krumke, Horst 448<br />

Krumke, Irene 426<br />

Kühling 123<br />

Kunst, Hermann, Dr. 310f., 316<br />

Kupfer, Dietrich alias IMS/IME „Messing" 98, 112,<br />

115, 144, 254, 256ff., 266, 271, 273f., 276f.<br />

Küth, Peter 228, 402, 405<br />

Kutscheidt, Edgar 47, 425<br />

Laatzen, Joachim von 265<br />

Laborn, Hans-Jürgen 466<br />

Ladwig, Christian 370, 383f.<br />

Lafontaine, Oskar 230<br />

Lambsdorf, Otto Graf, Dr. 257<br />

Landgraf, Monika 123, 262<br />

Lange, Ernst 439<br />

Langnitschke, Wolfgang 284<br />

Le<strong>de</strong>rer, Herbert 50<br />

Lefmann, Alfred, Dr. 172f., 515<br />

Lehmann, Erich 110, 114, 119<br />

Lehmann, Ingeborg 53, 222<br />

Leiter, Franz 150<br />

Lenzlinger, Iso 99<br />

Lerche, Ruth alias „Vera Marie Schulz" 101f., 130,<br />

142, 323, 345, 415f., 430<br />

Leuthold, Lothar 128, 145<br />

Limbach, Jutta, Prof. Dr. 31, 53, 474<br />

Lin<strong>de</strong>mann, Willi, Dr. 91, 99, 244, 247, 276, 349, 370,<br />

334 ff., 388, 391, 418, 508f.<br />

Lindner, Fritz 328<br />

Lindner, Willi 108<br />

Linke 110<br />

L<br />

Linke, Dorothea 123<br />

Lisowski, Waltraud 50, 97, 119, 154, 157f., 231f.,<br />

234f., 233 ff., 279, 281 ff., 285, 323, 326, 328, 347,<br />

351, 353f., 356f., 359, 374, 377, 380, 391 ff., 395f.,<br />

400f., 423, 428f., 431f., 436, 445, 470, 475, 478,<br />

482f., 497, 520, 525f.<br />

Lorenz, Ursula 274<br />

Lorenz, Wolfgang 108, 316<br />

Lösch, Gerhard 519<br />

Ludwig, Hermann 406<br />

Lü<strong>de</strong>mann, Helga 50<br />

Lü<strong>de</strong>mann, Peter alias KP „Kaufmann" 146, 424<br />

Lü<strong>de</strong>mann, Rudolf 218<br />

Luft, Christa, Dr. 368<br />

Lühr, Uwe 17<br />

Lutz, Erich 358<br />

Maase, Klaus 242<br />

Machost, Wilhelm 114, 129<br />

Maizière, Lothar <strong>de</strong> 18, 60, 183, 365f., 381, 387f.,<br />

392, 397 f., 527<br />

Majunke, Hans-Joachim 254, 256f., 264f.<br />

Majunke, Pia Monika 265, 272<br />

Maleuda, Günter, Dr. 384<br />

Mannewitz, Klaus alias IM „Peter Piesker" 259<br />

Manquen, Timothy 50<br />

Marcos, Ferdinand 193<br />

Marwan, Ashraf, Dr. 195<br />

März, Josef 101, 140f., 150, 435, 456f., 460, 522ff.<br />

März, Willi 150, 467<br />

Matern, Hermann 87, 89f., 105, 109, 119, 124, 236,<br />

242, 244, 252, 292, 437, 476, 514f.<br />

Matsuda, Hirokuni 267, 277<br />

Matthäus, Winfried, Dr. 131<br />

Mayer, Albert, Dr. 101<br />

Mazak, Doris 123<br />

Meier, Felix 258, 339<br />

Meier, Karl 114, 118, 121, 137, 149, 168, 433, 435<br />

Meier, Peter 252, 395f., 410<br />

Meinel, Wolfram 114ff., 120, 126, 146, 186f., 199<br />

Men<strong>de</strong>, Erich, Dr. 307, 319f.<br />

Mendiburu, Aristi<strong>de</strong>s alias IMS „Karl Heinz" 128<br />

Mengistu, Haile Mariam 194<br />

Menzel, Hans-Joachim alias IMB „Peter<br />

Reimann" 119, 129, 522<br />

Metzler, Hans-Ulrich 163<br />

Meyer, Thomas 33, 37, 68f.<br />

Michel, Gerhard 114<br />

Mielke, Erich 49, 51, 78, 89, 94, 106f., 118f., 125 ff.,<br />

132 ff., 143 ff., 163 ff., 182, 192, 204 ff., 232, 262,<br />

286 ff., 308, 319f., 325, 350, 358, 378, 381, 386, 398<br />

433 ff., 457, 478, 489f., 500 ff.<br />

Mies, Gerda 280<br />

Mies, Herbert 50 ff., 56f., 61 ff., 238, 280f., 283, 510<br />

Mil<strong>de</strong>brath, Astrid 50<br />

M


Mittag, Günter, Dr. 36, 44, 51 ff., 77f., 91, 103 ff.,<br />

153 ff., 167f., 178f., 184f., 195, 203, 214f., 223, 237,<br />

241 ff., 252 ff., 264, 301 ff., 341 ff., 350 ff., 423, 438,<br />

441 ff., 476, 484 ff., 5001f.<br />

Mitterrand, François 523<br />

Mittig, Rudi 106, 110, 115, 126f., 438, 443, 528<br />

Mitze, Walter 389, 401<br />

Miyoshi, Kosuke 274<br />

Möbis, Harry, Dr. 368f., 379, 384<br />

Modrow, Hans, Dr. 50, 183, 211, 242, 276, 354,<br />

363 ff., 398, 418, 444, 447, 454, 461 ff., 524f.<br />

Mohrmann, Stefan 127 ff.<br />

Moj, Arap 195<br />

Moksel, Alexan<strong>de</strong>r 356, 426f.<br />

Moll, Uwe alias „Paul Schnee" 129<br />

Möller, Dieter 169<br />

Möller, Günter, Dr. 118, 121, 125, 152, 462<br />

Möller, Manfred 390<br />

Morgenthal 139<br />

Moser-Bucher, Max 101, 239 ff., 242, 247 f., 347, 377,<br />

380, 396, 466, 520<br />

Mückenberger, Erich 383<br />

Mugabe, Robe rt Gabriel 194<br />

Mühle, Heinz 426<br />

Müller, Bernd 128<br />

Müller, Dr. 123<br />

Müller, Egon, Prof. Dr. 50<br />

Müller, Günter 144, 151<br />

Müller, Horst 132ff., 254, 260<br />

Müller, Jürgen 47, 262, 267<br />

Müller, Martha 267<br />

Müller, Otto E. 267<br />

Müller, Peter alias IMS Çhristian" 128<br />

Müller, Renate 262, 267<br />

Müller, Richard 50, 55, 259, 265f., 277<br />

Murawo, Bernhard, Dr. 393f.<br />

Museveni, Yoweri Kaguta 194<br />

Musiolik 306, 320<br />

Muth 375<br />

Näcke, Karl-Heinz 426<br />

Najem, Farhan 207<br />

Najmeddin, Samir H. 207f.<br />

Näumann, Wolf-Egbert 306, 320<br />

Neiber, Gerhard, Dr. 106, 147, 149f.<br />

Neidhard, Irmgard 100<br />

Nemethy, Ferenc 200<br />

Nemethy, Jü-Fang 201 f.<br />

Nen<strong>de</strong>l, Karl alias GMS „Sekretär" 115, 132f., 143,<br />

253 ff., 257, 259, 234 ff.<br />

Neubert, Klaus-Dieter, Dr. alias IMV „Bert" 121f.,<br />

130, 186f., 299, 310, 315, 320, 350, 356, 376, 380<br />

Neukamm, Karl-Heinz, Dr. 54, 295, 305, 310, 315,<br />

463, 465 ff., 470, 485, 526<br />

Neumann, Dr. 158<br />

Neusel, Hans 26, 28, 53, 67, 472<br />

Neuwirth, Fritz 114<br />

N<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Nickel, Uta 317, 368ff., 384 f.<br />

Nicola, Nicola Beshara 45 f., 150f., 182, 204 ff., 516<br />

Nicola, Antuan 206<br />

Nicola, George 206<br />

Nicola, Simon 206 f.<br />

Nidal, Abu 184, 207f.<br />

Niebling, Gerhard, Dr. 50, 58f., 305, 308, 426<br />

Niepel, Andreas 290<br />

Nier, Kurt 104, 446<br />

Niesen, Jürgen 370, 377<br />

Nieth, Heinz-Jürgen 280<br />

Nolte, Fritz 234, 236<br />

Noriega Morena, Manuel Antonio 198<br />

Nothnagel, Peter alias IM „Michael" 237<br />

Obeng, Paul V. 195<br />

Oppenheimer, Ilona alias IMS „Manja<br />

Lehmann" 250, 302, 359<br />

Orth, E<strong>de</strong>lgard 48, 51, 54, 221, 295, 298, 310, 316<br />

Ospelt, Willi, Dr. 101<br />

Otto, Herta 223<br />

Panjas, Joachim 254, 258, 276<br />

Pankl, Gerold 201f.<br />

Papier, Hans-Jürgen, Prof. Dr. 31, 53<br />

Paringaux, Bernard 214<br />

Paul, Dieter 97, 105, 254, 256, 383, 391, 401, 446f.,<br />

484<br />

Peinze, Jost 53<br />

Pellegrin, Yvon 277<br />

Pempe, Detlef 134, 276<br />

Pernau, Joachim 409<br />

Petrick, Johann 123<br />

Philipp, Joachim 53, 467, 469, 526<br />

Pieper, Wolfgang alias IMS „Albert" 256<br />

Pioch, Günter 121, 128, 390<br />

Plechac 123<br />

Plewa, Klaus 54, 311, 317<br />

Plon, Jan 31, 262, 409<br />

Pöhl, Karl-Otto 445, 448, 450<br />

Pohl, Wolfgang 377<br />

Pollmann, Karl-Heinz 47, 196ff.<br />

Polze, Werner, Dr. 160, 457f., 504<br />

Porzner, Konrad 31<br />

Pösz, Axel alias IMB „Buntspecht" 119, 128f., 145,<br />

522<br />

Potera, Jürgen 113, 146, 268f.<br />

Pracht, Johann 262<br />

Pratsch, Klaus 135<br />

Priesnitz, Walter 305, 308<br />

Proenca, Casimiro 45<br />

Prosch, Karl-Heinz 54, 182<br />

Puschmann, Hans 304<br />

O<br />

P


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Quast, Lothar 281, 377<br />

Q<br />

R<br />

Raab, Karl 284<br />

Ra<strong>de</strong>macher, Christel 431<br />

Rau, Johannes 452, 504f.<br />

Rauchfuß, Wolfgang 448<br />

Rauscher, Gudrun alias IM „Kristall" 111, 427<br />

Reagan, Ronald 523<br />

Rehak, Klaus, Dr. 274<br />

Rehlinger, Ludwig A. 54, 305 ff., 313<br />

Reichenbach, Klaus, Dr. 388<br />

Reinicke, Georg 176, 397<br />

Rettner, Gunter 104 f., 243, 397<br />

Reuther, Joachim 400<br />

Rexrodt, Günter, Dr. 471<br />

Richter, Klaus-Dieter alias IMS „Peter Reichelt" 229,<br />

351, 356, 425f.<br />

Richter, Ralf 47<br />

Richthofen, Hermann Freiherr von, Dr. 54, 455<br />

Rie<strong>de</strong>rer, Liliane 101<br />

Rippich, Kurt 257, 276<br />

Ritter, Peter, Dr. 101<br />

Rodloff, Frank 50, 393 ff.<br />

Roigk, Horst 92f., 108, 121, 284f., 298, 306, 316, 440,<br />

489<br />

Roitzsch, Werner, Dr. 144<br />

Roloff, Herbert 187<br />

Rommler, Karl-Heinz 301<br />

Ronneberger, Christa 276<br />

Ronneberger, Gerhardt alias IMS „Saale" 98, 111 ff.,<br />

126, 132, 143f., 169, 233, 246, 253 ff., 263 ff., 269 ff .,<br />

233 ff., 379, 431, 434f., 468, 475<br />

Ronneberger, Manfred 352<br />

Rösch, Franz, Dr. 54, 297, 316<br />

Rösener, Klaus 132 f.<br />

Rosenhahn, Achim 134<br />

Rossetti, Dr. 100<br />

Rowland, Tiny 194 f.<br />

Rübler, Helga 253<br />

Rübler, Herbert 137f., 253<br />

Rücker, Michael 129<br />

Rückert, Markus, Dr. 53, 467, 475, 526f.<br />

Rüdiger, Alexan<strong>de</strong>r 121<br />

Ruhnau, K. J., Dr. 53<br />

Rüttgers, Jürgen, Dr. 17<br />

Sabatier, Eduard 49<br />

Saeid, Mohamed Salim, Kampfname Abu<br />

Mohamed 208<br />

Saleh, Ali Kaid 210 f.<br />

Salm 306<br />

Salzner, Karl 101<br />

Sanchez 197<br />

S<br />

Sändig, Claus alias IMS „Sand" 129<br />

Sandring, Günter 179, 190, 193, 199, 209<br />

Sanne, Karl-Werner, Dr. 445, 448, 450<br />

Schaefgen, Christoph 422<br />

Schäfer, Norbert 524<br />

Schäferbarthold, Dieter 49<br />

Schalck-Golodkowski, Agnes 437<br />

Schalck-Golodkowski, Peter 437<br />

Schalck-Golodkowski, Petra 440<br />

Schalck-Golodkowski, Sigrid 23, 50, 101, 115, 121f.,<br />

240, 286ff., 358f., 382, 422, 428, 430, 461 ff., 470,<br />

473, 475, 492, 520ff., 526f.<br />

Schalck-Golodkowski, Thomas 440<br />

Schäuble, Wolfgang, Dr. 53, 445, 447, 452 ff., 460f.,<br />

463, 465f., 468 ff., 484f., 505, 520, 522 ff., 526f.<br />

Scheele, Werner 134, 261<br />

Schellbach, Gerhard 53, 212<br />

Schindler, Helmut alias IME „Rudolf " 50, 93, 129,<br />

157, 180, 187f., 226, 231, 245, 269, 274<br />

Schirmeister, Torsten 358<br />

Schlaff, Martin 135, 268, 275, 431, 433f., 436<br />

Schleupen, Leo 410<br />

Schlitzer, Werner alias IMS „Karl-Heinz" 250<br />

Schmerl, Eberhard 47<br />

Schmidt, Gert 286, 289 ff.<br />

Schmidt, Günter 143<br />

Schmidt, Helmut 49, 450ff., 505, 524<br />

Schmidt, Manfred 50<br />

Schmidt, Uwe 54, 265, 277<br />

Schmidtling, Eberhard, Dr. 171<br />

Schnei<strong>de</strong>r, Rodo 356, 426<br />

Schnei<strong>de</strong>r, Tim 101<br />

Schnur, Wolfgang 383 f.<br />

Scholz, Roland 121<br />

Schöne 171<br />

Schönherr, Albrecht Friedrich Gerhard, Dr. 303<br />

Schönherr, Gerhard 162f.<br />

Schöniger, Hartmut 254, 258<br />

Schönzart, Rita 275<br />

Schrö<strong>de</strong>r, Helga 262<br />

Schröer, Michael 50<br />

Schult, Reinhard 44<br />

Schultz, Jörg 121<br />

Schulz, Hannelore 101<br />

Schulz, Karl-Heinz 194, 201 ff., 206<br />

Schulze, Werner 189<br />

Schumann, Frank 50<br />

Schumann, Irmgard 53, 222f., 499f.<br />

Schürer, Gerhard 104, 112, 148, 154ff., 159f., 166f.,<br />

252, 276, 278, 324f., 334, 339, 360, 363, 365<br />

Schürer, Siegfried alias IMS „Burmeister/<br />

Burmeester" 254, 258, 276<br />

Schuster von Witzleben, Horst, alias IMB „Sohle ",<br />

alias „Pfaff" 116, 129, 133, 173 f., 231, 261, 271,<br />

513, 515, 522<br />

Schutt, Harry 126, 433<br />

Schütte, Hanno 179, 184, 189, 193, 196, 209, 212<br />

Schwager, Erich 151<br />

Schwanitz, Wolfgang, Dr. 107, 143, 368f., 385, 462ff.


Schwarz, Bernd 127<br />

Schwarz, Werner 49, 515<br />

Schwarz, Willy 128<br />

Schwaß, Hans-Jürgen 426<br />

Schwedler, Rolf 449<br />

Schwenn, Johann 50<br />

Schwertfeger, Horst 123, 149f., 168f.<br />

Schwertner, Edwin, Dr. 286f., 292, 492<br />

Schwettmann, Renate 393<br />

Schwettmann, Wilhelm, Dr. 50, 393 ff., 411, 429,<br />

431f.<br />

Schwiegershausen, Jan 129<br />

Seeger, Knut alias IMS „Stabenow" 268<br />

Sehrig 306<br />

Sei<strong>de</strong>l, Eberhard alias IMB „Siegfried" 119, 122,<br />

129, 216, 219f., 498, 517f.<br />

Sei<strong>de</strong>l, Jörg 71<br />

Sei<strong>de</strong>l, Manfred 24, 92, 99, 101f., 108, 113f., 121 ff.,<br />

126, 130f., 133ff., 140, 142, 144f., 149f., 152, 157,<br />

169, 175, 177, 181, 187, 196, 2281., 231, 240, 254,<br />

260ff., 265, 267f., 273, 276, 279, 287ff., 292ff.,<br />

302ff., 310, 313, 315ff., 323f., 326, 328, 345, 348ff.,<br />

355 ff., 368f., 372, 334 ff., 339 ff., 385 ff., 398f., 422 ff.,<br />

430, 433ff., 464, 470, 475, 478, 480, 482f., 488, 501,<br />

503f., 512, 514, 520, 522, 528<br />

Sei<strong>de</strong>l, Michaela 121<br />

Seifert , Jürgen, Dr. 123<br />

Seifert, Werner 47<br />

Seiters, Rudolf 53, 358, 364 f., 445, 447, 452ff., 458,<br />

4631., 523f.<br />

Seligson, Isaac 100<br />

Seligson, Peter 100<br />

Seligson, Stefan 100<br />

Severin, Michael 49<br />

Sieber, Günter 244, 247, 377<br />

Siegert, Walter, Dr. 371, 388f., 508<br />

Siemantel, Erwin, Dr. 281<br />

Sievers, Jürgen 315f.<br />

Simhardt, Jürgen 53<br />

Sin<strong>de</strong>rmann, Horst 342<br />

Sinn, Karl-Ernst 204<br />

Sobahat 190<br />

Sölle, Horst 104, 157 f.<br />

Soltane, Jelassi 209<br />

Sommer 128, 319<br />

Spangenberg, Dietrich 319<br />

Springer, Axel 306<br />

Springmann, Hans-Joachim 235 ff., 241, 244 ff., 283<br />

Sredzki, Heinz-Fred 144, 256, 274, 391<br />

Stalin, Josef 438<br />

Stange, Jürgen 51 ff., 304 ff., 312f., 317, 319f.<br />

Staubwasser, Peter 53, 527<br />

Stavenhagen, Lutz, Dr. 54, 468f., 472ff., 506f., 527<br />

Steger, Helga 358f.<br />

Steger, Otfried 257<br />

Steidl, Josef 90,105, 236ff., 243f., 246ff., 279, 283, 442<br />

Stein, Gerardo 134, 277<br />

Steindling, Rudolfine 101, 246<br />

Steinebach, Horst 93, 315 f., 359<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Steinert, Horst alias IMS „Horst" 129, 146<br />

Steinhäuser, Eckhard 466<br />

Stephan 187<br />

Stern, Ernst 54<br />

Steyer, Jochen 389, 401, 470, 525<br />

Stock, Norbert 49<br />

Stöckel, Brunhil<strong>de</strong> 288<br />

Stöckert, Siegfried alias IMS „Leo" 112, 132, 254,<br />

256, 260, 264, 268, 270f., 391, 434 f., 518<br />

Stolpe, Manfred, Dr. 50, 54, 295, 300, 302f., 320, 491,<br />

501, 503<br />

Stoltenberg, Gerhard, Prof. Dr. 457<br />

Stoph, Willi 92, 137, 153 ff., 163, 168, 329, 363, 365,<br />

367,448<br />

Strauch, Walter 147 f.<br />

Strauß, Franz Josef, Dr. 81, 126, 435, 452ff., 468, 484,<br />

505, 520, 522ff.<br />

Strauß, Max Josef 467 f.<br />

Strecker, Hinrich, Dr. 31, 53, 391, 395, 400<br />

Streibl, Max 523<br />

Streicher, Anne 112, 254, 259, 273, 276<br />

Streit, Josef, Dr. 308, 317<br />

Struck, Peter, Dr. 17<br />

Stück, Detlef von <strong>de</strong>r 432<br />

Stück, Heidrun von <strong>de</strong>r 402<br />

Studier, Manfred, Dr. 50<br />

Stumpf, Richard, Dr. 281<br />

Sueur, Raymond 196 ff.<br />

Sumrain, Ali 207<br />

Süß, Manfred 132<br />

Tabatabai, Mojtaba 190f.<br />

Tasselkraut, Karl-Heinz 99, 133f., 261, 277<br />

Taut, Hans 369<br />

Tautenhahn, Gerhard 163<br />

Teichmann-Schulz, Gabriele 54<br />

Teßmann, Helmut, Dr. 426<br />

Tetzner 161<br />

Tiburtius, Rosemarie 269<br />

Tisch, Harry 203, 385<br />

Toeplitz, Heinrich, Dr. 365, 370, 382 ff.<br />

Träber, Klaus 121, 201, 443<br />

Trä<strong>de</strong>r, Heinz 196<br />

Trappen, Frie<strong>de</strong>l 105, 244 f., 247, 282, 357<br />

Trettin, Lene 378f.<br />

Trillsch, Wolfgang, Dr. 133<br />

T<br />

U<br />

Uhlig, Dieter alias IMS/HIM „Henry" 23, 50, 98,<br />

123, 128, 161, 163, 177ff., 181ff., 188ff., 198ff., 205,<br />

209, 213, 231, 389, 425, 464, 516, 525<br />

Uhlmann, Petra 518<br />

Ulbricht, Walter 152, 446<br />

Ullmann, Günter, Dr. 131<br />

Ungermann, Rolf 269


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

V<br />

Verner, Paul 104, 446<br />

Viehweger, Gabriele 123, 262<br />

Vogel, Hans-Jochen, Dr. 54, 451, 505<br />

Vogel, Horst 126, 131 ff., 136, 141, 254, 261f.<br />

Vogel, Wolfgang, Dr. alias GI „Eva", alias GM<br />

„Georg" 33, 53, 58, 130f., 304 ff., 312, 313 ff., 426,<br />

451, 464, 479f., 501 ff., 519, 523, 529<br />

Vogt, Kurt 181<br />

Voigt, Christina 123, 262<br />

Volpert, Heinz, Dr. alias „Krügeler" 85, 89, 91, 93f.,<br />

96f., 108, 111, 115, 120, 123 ff., 135, 137, 167f., 221,<br />

226, 230, 238f., 305ff., 319f., 348, 438f., 441, 443f.,<br />

480, 489, 514, 521, 528<br />

Volpert, Inge 319<br />

Vormelker, Wolfram 33<br />

Vorpahl, Herbe rt 100<br />

W<br />

Wachsen, Christa 150, 359, 468, 475, 521<br />

Wagner, Jörg 129<br />

Waigel, Theodor, Dr. 455, 523f.<br />

Waldhauer, Fritz alias IMS „Felix Wronjew" 117,<br />

193, 200<br />

Waldheim, Kurt, Dr. 173<br />

Walter, Johannes Richard 181f.<br />

Warnow, Hans-Ulrich, Dr. 133<br />

Weber, Günter 410<br />

Weber, Werner 101, 141, 185, 189, 202f., 346, 430<br />

We<strong>de</strong>l, Reymar von 53f., 121, 221, 306f., 312, 316f.,<br />

319f.<br />

We<strong>de</strong>r, Rudolph 150<br />

Wedler, Annerose 121<br />

Wedler, Heinz, Prof. Dr. 255, 260<br />

Wegener, Johann 50<br />

Wehlisch, Simone 414<br />

Wehner, Herbert 297, 315, 449<br />

Wei<strong>de</strong>nbach, Karl-Peter, Dr. 295, 305, 310<br />

Weihmann, Manfred 151<br />

Weimann, Axel 50<br />

Weise, Helmuth Ottokar 108f.<br />

Weißbach, Albert 121, 222<br />

Welker, Walter 242, 393f., 411, 431<br />

Welter, Reinhard, Dr. 33, 53<br />

Wendland, Gerhard, Dr. 368<br />

Wendland, Günter 385f.<br />

Wendlandt, Klaus alias IMS/IMB „Günther" 237,<br />

246, 428f., 522<br />

Wenzel, Artur 111 ff ., 126, 145, 233, 253 ff., 257 ff.,<br />

265, 269ff., 348, 433 ff.<br />

Wenzel, Klaus alias IM „Wimpel" 196, 359<br />

Wenzel, Siegfried 252<br />

Werner, Fritz 190<br />

Werthebach, Eckhard, Dr. 31, 53<br />

Wetzenstein-Ollenschläger, Jürgen Reiner-<br />

Michael 23, 415, 429f.<br />

Wiechert, Erhard alias IMS „Wolfgang Wagner" 50,<br />

53, 117, 151, 163, 179ff., 185, 191, 196ff., 205, 207,<br />

209, 212f., 425, 464, 516<br />

Wieck, Hans-Georg, Dr. 53, 468f., 472ff., 506f.,<br />

526f.<br />

Wiegand, Wolfram 253, 356, 430<br />

Wienand, Karl 455, 505<br />

Wieninger, Klaus 50<br />

Wieschemann, Robe rt, Dr. 400f.<br />

Wil<strong>de</strong>nhain, Heinz 283f., 301, 364, 368, 380<br />

Wilke, Erhardt 150<br />

Wilkening, Inge 282, 358, 376, 427<br />

Wirtz, Peter 101<br />

Wischnewski, Hans-Jürgen 455f., 505<br />

Wischniewski, Michael alias „Hersz Libermann" alias<br />

GM „Mischa" 24, 51f., 88, 91, 124, 136ff., 252,<br />

346f., 412ff., 423f., 431, 511, 525<br />

Witter 209<br />

Witzel 131<br />

Wokurka, Friedrich alias GMS „Wolf" 255<br />

Wolf, Günter 287f., 290 ff.<br />

Wolf, Manfred 229, 426f.<br />

Wolf, Markus 50, 54f., 107, 126, 128, 131, 136f., 143,<br />

145, 320, 368, 433, 477f., 485, 488, 524<br />

Wolfert, Manfred 174<br />

Wolff, Friedrich, Dr. 50<br />

Wollweber, Ernst 106<br />

Worgitzki, Ina 320f.<br />

Worgitzki, Roland 320f.<br />

Wulff, Claus-Peter, Dr. 31, 263, 419ff., 424, 429<br />

W<strong>und</strong>erlich, Hilmar 119<br />

Wünsche, Manfred 23, 33, 50ff., 130f., 140, 181,<br />

222f., 304, 415, 429f., 519f.<br />

Wurm, Jürgen 47<br />

Würzberger, Werner 284<br />

Würzen, Dieter von, Dr. 455<br />

Wyss, Ottmar, Dr. 268<br />

Y<br />

Younes, Ab<strong>de</strong>l Mageed 190<br />

Zahn, Wolfram alias IMS/IMF/GMS „Rolf " 98,<br />

111 ff., 115, 129, 132f., 143 ff., 253 ff., 265, 269ff.,<br />

339f., 434f.<br />

Zaid, Adnan Ibrahim, Dr. 207<br />

Zaisser, Wilhelm 106<br />

Zaunseil, Lothar 100<br />

Zeeb, Bernhard 142<br />

Zeuner, Günter 117<br />

Zieger, Hans-Joachim 305, 310<br />

Zierrath, Günther 47<br />

Ziesche, Feodor alias IMS „Halka" 111, 241, 369,<br />

372,374<br />

Zinke, Johannes 306<br />

Zureck, Rita 359<br />

Z


III. Institutionenregister<br />

A<br />

A. Moksel AG, Buchloe 70, 229, 355, 426-427, 525<br />

A.F. Buri Trading AG, Zürich (Schweiz) 98<br />

Abfall<strong>de</strong>ponie -> Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg<br />

Abfallwirtschaft <strong>und</strong> Umweltservice GmbH -> AWUS<br />

Abteilung XX/AG Spo rt -> Bezirksverwaltung für<br />

Staatssicherheit, Berlin<br />

Abu Mohamed-Gruppe 208<br />

Abu Nidal-Organisation (ANO) 150, 207-208<br />

ADN --> Allgemeiner <strong>Deutscher</strong> Nachrichtendienst,<br />

Berlin (Ost)<br />

AG Bau<strong>de</strong> -> Ministerium für Staatssicherheit,<br />

Arbeitsgruppe MAH<br />

AG Zoll -> Ministerium für Staatssicherheit, Arbeitsgruppe<br />

Zoll<br />

agena Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen GmbH, Berlin<br />

(Ost) 98, 231-232, 402-403<br />

Agie, Schweiz 264<br />

Agrima GmbH - Gesellschaft für Geschäftsanbahnungen,<br />

Vermittlungen <strong>und</strong> Vertretungen für<br />

ausländische Firmen, Berlin (Ost) 98, 231, 372,<br />

385, 403, 412<br />

Agrotek Landmaschinenersatzteile GmbH,<br />

Bayreuth 392, 403<br />

Ägypten, Verteidigungsministerium 194<br />

AHB -> auch VE AHB<br />

AHB Bergbau-Han<strong>de</strong>l GmbH 296<br />

AHB Carl Zeiss Jena 100, 112, 114-115, 204, 253,<br />

257, 278<br />

AHB Ingenieur-Technischer Außenhan<strong>de</strong>l -> Ingenieur-Technischer<br />

Außenhan<strong>de</strong>l<br />

AHB Intrac 227<br />

AHB ITA -* Ingenieur-Technischer Außenhan<strong>de</strong>l<br />

AHB Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten -> Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH<br />

AHB Limex-Bau-Export-Import 299-301, 341<br />

AHB Metall 354<br />

AHB Transinter 229-233<br />

AHB Transinter, Arbeitsgruppe 10 -> Transinter<br />

GmbH, Arbeitsgruppe 10<br />

AK Optik Instrument AB, Schwe<strong>de</strong>n 100<br />

Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften, Berlin (Ost) 187, 255<br />

Aka<strong>de</strong>mie für Staats- <strong>und</strong> Rechtswissenschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR, Potsdam 318, 383<br />

Akawi General Trading, Lagos (Nige ria) 199<br />

Al-Reem Trading 207<br />

Alexan<strong>de</strong>r Moksel AG -> A. Moksel AG, Buchloe<br />

Alkastronic, Wien (Österreich) 209<br />

Allgemeiner <strong>Deutscher</strong> Nachrichtendienst (ADN),<br />

Berlin (Ost) 385<br />

Allgemeines Thüringer Han<strong>de</strong>lskontor Erfu rt<br />

GmbH 403<br />

Allgemeines Treuhandunternehmen, Vaduz (Liechtenstein)<br />

137<br />

Allimex ApS Group of Companies, Kopenhagen<br />

(Dänemark) 215, 268<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

Allimex ApS Group of Companies, Schweiz 161,<br />

262, 268<br />

Alveco, Berlin (West) 273, 278<br />

Amt <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rösterreichischen Lan<strong>de</strong>sregierung<br />

47<br />

Amt für Außenwirtschaftsbeziehungen 157<br />

Amt für Nationale Sicherheit 58, 134-135, 156, 259,<br />

276,366,368,378,385-386,462<br />

Amt für Sicherheit -4 Amt für Nationale Sicherheit<br />

Amt für Zoll <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s Warenverkehrs 167,<br />

287-288, 492, 520<br />

Amtsgericht Berlin Charlottenburg 276-277<br />

Amtsgericht Berlin Tiergarten 47<br />

Amtsgericht Bonn 59-64<br />

Amtsgericht Düsseldorf 33<br />

Amtsgericht München 173<br />

Anglolux S.A., Luxemburg (Luxemburg) 279<br />

Anlagenimport GmbH 98<br />

Anstalt Befimo, Vaduz (Liechtenstein) 98, 235, 279,<br />

392-395, 403<br />

Anstalt Cavendia, Vaduz (Liechtenstein) 98, 141,<br />

266, 346<br />

Anstalt Congregatio, Vaduz (Liechtenstein) 98, 392,<br />

403<br />

Anstalt Hanseatic, Vaduz (Liechtenstein) 98, 235,<br />

241-242,266,279,354,377,392,403<br />

Anstalt Hippokrates, Vaduz (Liechtenstein) 98, 235,<br />

240-241, 266, 392, 403<br />

Anstalt Infino, Vaduz (Liechtenstein) 98, 235, 242,<br />

266, 279, 354, 403<br />

Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa, Vaduz (Liechtenstein) 76, 101,<br />

240, 403, 430, 479, 521, 529<br />

Anstalt Monvey, Vaduz (Liechtenstein) 98, 235, 392,<br />

403<br />

Anstalt Polyindustrie, Vaduz (Liechtenstein) 98, 235,<br />

266, 279, 392, 403, 412<br />

Anstalt Unisped Vaduz (Liechtenstein) 98, 235, 266,<br />

279, 392, 396-397, 402-403, 412<br />

Anstalt zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s Volkseigentums<br />

366, 390-391, 398, 400<br />

Antikhan<strong>de</strong>l -> VEB (K) Antikhan<strong>de</strong>l Pirna<br />

Anwaltskammer in Berlin (West) 318<br />

Arbeitsgruppe 10 -4 Transinter GmbH, Arbeitsgruppe<br />

10<br />

Arbeitsgruppe „BRD/Westberlin" <strong>de</strong>s SED-Polit-<br />

büros 97, 104-105, 363, 446-447, 450, 461, 476, 504<br />

Arbeitsgruppe Embargo -> Ministerium für Staatssi<br />

cherheit, Arbeitsgruppe Embargo<br />

Arbeitsgruppe Lösch 359<br />

Arbeitsgruppe MAH -> Ministerium für Staatssicherheit,<br />

Arbeitsgruppe MAH<br />

Arbeitsgruppe Regierungskriminalität bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin-4 Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

Arbeitsgruppe Schlegelstraße -> Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, HA I, Arbeitsgruppe Son<strong>de</strong>rbeschaffung


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Arbeitsgruppe Son<strong>de</strong>rbeschaffung -> Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, HA I, Arbeitsgruppe<br />

Son<strong>de</strong>rbeschaffung<br />

Arbeitsgruppe Zahn 260<br />

Arbeitsgruppe Zoll -> Ministerium für Staatssicherheit,<br />

Arbeitsgruppe Zoll<br />

Arbeitshygieneinspektion, Rostock 214<br />

Arbeitsstab Spezieller NSW-Export 163<br />

Archiv beim Parteivorstand <strong>de</strong>r PDS -> Parteiarchiv<br />

<strong>de</strong>r SED<br />

ARES-Bank (Banco Arab Espanol S.A.), Mad rid<br />

(Spanien) 198<br />

art (Kunstzeitschrift) 170<br />

Arthur Flister KG 231<br />

-<br />

Asada S.A., Schweiz 268<br />

ASC International Inc., London (Großbritannien)<br />

209<br />

ASEA, Schwe<strong>de</strong>n 186<br />

Asimex Export/Import GmbH 130, 226-228, 231,<br />

248, 256, 323, 345-346, 353, 430, 522, 525<br />

Asimex GmbH <strong>und</strong> Co. 130, 142, 415<br />

Asimex Import-Export-Agentur, Berlin (Ost) 97, 102,<br />

113, 116, 121, 130, 135-137, 141-143, 145, 287-290,<br />

293, 372, 375-376, 385, 402-403, 415, 430, 433, 478<br />

Asimex-Versina 142, 288, 345-346<br />

ASTRA 205<br />

Atlantic Commercial (U.K.) Ltd., Großbritannien 203<br />

Atlantic Commercial Corp., Monte Carlo<br />

(Monaco) 203<br />

Atlantic Commercial Inte rnational Ltd., Lugano<br />

(Schweiz) 203<br />

Auslands- <strong>und</strong> Rückversicherungs -AG <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Demokratischen Republik (DARAG) -><br />

DARAG<br />

Austria Hotel- <strong>und</strong> Vers. Gruppe 406<br />

Austria Metall AG 186<br />

Auswärtiges Amt (AA), Bonn 21, 28, 33, 37, 45-48,<br />

53-54<br />

Auto-Sport-Zubehör GmbH 403, 412<br />

Automobil Han<strong>de</strong>lsgesellschaft Am Falkenberg<br />

GmbH 403<br />

AWS&S, Amman (Jordanien) 193<br />

AWUS Abfallwirtschaft <strong>und</strong> Umweltse rvice GmbH,<br />

Berlin 219-220, 403, 498<br />

Badische Rückstandsbeseitigungs-GmbH 215<br />

Ballistic & Defence Products Wehrtechnik GmbH,<br />

Graz (Österreich) 204<br />

Baltica Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen <strong>und</strong> Unternehmensberatungen<br />

GmbH, Rostock 98, 129, 231,<br />

403<br />

Baltimar GmbH 403<br />

Bangla<strong>de</strong>sh, Verteidigungsministerium 204<br />

Bank Cantra<strong>de</strong> AG, Zürich (Schweiz) 193<br />

Bank für Arbeit <strong>und</strong> Wirtschaft, Wien (Öster<br />

reich) 356<br />

Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) AG 397<br />

Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Effekten (BHE), Zürich<br />

(Schweiz) 100-101, 138, 232, 234, 239-240, 247<br />

248, 324, 344, 352, 354-355, 374, 396, 466, 521<br />

Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Industrie, Berlin (West) 519<br />

Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Kredit, Zürich (Schweiz) 455<br />

Bank Leumi 412<br />

B<br />

Bankhaus Hugo Kahn & Co., Zü rich (Schweiz) 239,<br />

248, 324, 356<br />

Bankhaus Schoeller & Co., Wien (Österreich) 347,<br />

412<br />

Banque National <strong>de</strong> Pa ris 355<br />

Banque Paribas S.A., Basel (Schweiz) 273<br />

Barclay Bank (später Julius Baer S.A.), Genf<br />

(Schweiz) 247<br />

BASF AG 269<br />

Bau- <strong>und</strong> Montagekombinat (BMK) Ost 375<br />

Baubehör<strong>de</strong>, Hamburg 217<br />

Baumag GmbH 403<br />

Bayerische Lan<strong>de</strong>sbank 457, 505<br />

Bayerische Lan<strong>de</strong>sbank International S.A. 457<br />

Bayerische Staatskanzlei 32, 459<br />

Bayerische Staatsregierung 68<br />

Bayerische Vereinsbank AG 228, 277<br />

Bayerischer Landtag 22, 26-27, 32, 67, 497<br />

Bayerischer Landtag, SPD-Fraktion 22<br />

Bayerischer Landtag, Untersuchungsausschuß betref<br />

fend bayerische Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereiches<br />

„Kommerzielle Koordinierung" 22, 26-27, 44, 57,<br />

67-68, 76, 138-140, 229, 455-456, 505, 523-524, 529<br />

Bayerisches Lan<strong>de</strong>samt für Verfassungsschutz 32,<br />

119<br />

Bayerisches Lan<strong>de</strong>skriminalamt 68, 118, 134, 270,<br />

273, 435-436<br />

Bayerisches Staatsministerium <strong>de</strong>r Justiz 32<br />

Bayerisches Staatsministerium <strong>de</strong>s Innern 32, 473<br />

BB Data GmbH 404<br />

Befisa S.A., Lugano (Schweiz) 97-98, 279, 349, 392,<br />

404,412<br />

Behör<strong>de</strong> für Bezirksangelegenheiten, Naturschutz<br />

<strong>und</strong> Umweltgestaltung (BBNU) 219<br />

Beij-ma Military Department (Tochterfirma <strong>de</strong>r<br />

Atlantic-Gruppe), Boom (Belgien) 203, 205<br />

Beij-ma Military Department, Neuenhagen bei<br />

Berlin 204<br />

Beij-ma, Panama-City (Panama) 204<br />

BELL 190<br />

BERAG-Export-Import GmbH, Gesellschaft für<br />

Geschäftsanbahnungen <strong>und</strong> Vermittlungen sowie<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l mit Waren aller Art, Berlin (Ost) 102,<br />

109, 117, 127, 129-130, 231, 267, 289, 314, 349, 372,<br />

375, 378-379, 385, 403, 414-415, 423-424, 429-430,<br />

522, 525<br />

Bereich K -4 Ministerium für Staatssicherheit HVA,<br />

Arbeitsgruppe Koordinierung<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

- , Abteilung Firmen 97, 101, 119, 157, 231-232,<br />

234, 237-238, 271, 323, 326, 351-353, 374, 377,<br />

391-393, 395, 400, 428-429, 478-479, 483<br />

- , Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik 97-98, 110, 123, 128-<br />

129, 145, 177-180, 183, 185, 188-190, 192, 194,<br />

199-201, 389, 464, 480<br />

- , Abteilung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Sicherheit 98, 121, 137,<br />

149, 228, 433, 490<br />

- , Abteilung Tourismus 98, 149-150, 328, 334<br />

-, Abteilung Wissenschaftlich-technische Arbeit<br />

<strong>und</strong> Kooperation 441<br />

- , Beschaffungsgruppe Kuriere 290, 358, 444, 492<br />

- , HAI 97, 99-102, 113, 121-122, 130, 133-134,<br />

136-137, 140, 144, 149, 152, 156, 175, 181, 187,<br />

229, 231-232, 250, 254, 256, 260-261, 266-268,<br />

276, 288, 295-296, 299, 302, 305, 310, 326, 328,


332, 342, 345-352, 355-356, 358, 368-369, 372-<br />

375, 378-382, 385-386, 464, 477-480, 482, 501,<br />

507-508, 522, 524-525<br />

- , HAI, Arbeitsgruppe Son<strong>de</strong>rbeschaffung (Schlegelstraße)<br />

115, 287-290, 382, 520<br />

-, HA I, Arbeitsgruppe Sperrkonten 519<br />

-, HA II 97, 101, 121, 135, 143-144, 180, 220, 232,<br />

244, 247-250, 254, 256, 272, 296, 305, 310, 325,<br />

327-332, 335-336, 338-339, 341-345, 347-348,<br />

350, 353, 355, 359, 374, 427, 434<br />

- , HA II, Abteilung Planung <strong>und</strong> Ökonomie 250,<br />

253-254, 256, 258, 276, 302<br />

-, HA III 97, 129, 250, 253-256, 274, 383, 391, 401,<br />

446, 464, 518<br />

-, HA III, Abteilung BRD/Westberlin 97<br />

- , HA III, Sektor Elektronik-Mikroelektronik 253-<br />

254, 435<br />

-, Kontaktbüro Teheran 190<br />

- , Sektor Technik 123<br />

Bereich Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l - Ministerium für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l, Bereich Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l<br />

Bergbau-Han<strong>de</strong>l GmbH 213-214, 216<br />

Bergbehör<strong>de</strong> 214<br />

BERIMCO GmbH 404, 412<br />

Berlin-Consult GmbH 213-214<br />

Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG), Berlin 183, 247, 366, 370-371, 387-<br />

391, 400-402, 404, 427, 470, 482, 508, 525<br />

Berliner Import-Export Gesellschaft mbH (BIEG),<br />

Berlin (Ost) 97, 100, 109, 117, 127-129, 135, 145,<br />

159, 188, 226-227, 229, 250, 272, 275, 278, 288, 327-<br />

328, 330, 332, 337-340, 343, 371, 375-376, 388-389,<br />

391, 401, 403-410, 427-428, 431, 433, 436<br />

Berliner Makler- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsve rtreter Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH (BMHV),<br />

Berlin 404, 412<br />

Berliner Makler- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsvertreter GmbH (BMH),<br />

Berlin 388-389, 401, 403-408, 410, 412<br />

Berliner Morgenpost, Berlin 71<br />

Berolina Kerzen- <strong>und</strong> Warenhan<strong>de</strong>ls-GmbH, Berlin<br />

(Ost) 404, 412<br />

Beschaffergruppe Schlegelstraße -4 Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, HA I, Arbeitsgruppe Son<strong>de</strong>rbeschaffung<br />

Bevollmächtigter <strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r EKD am Sitz <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Bonn 305, 309-310,<br />

502<br />

Bezirksgericht Dres<strong>de</strong>n 59<br />

Bezirksgericht Hietzing Wien, Österreich 414-415<br />

Bezirksgericht Innere Stadt Wien, Österreich 412,<br />

414<br />

Bezirksgericht Pottenstein Österreich 47<br />

Bezirksgericht Tel Aviv, Israel 412, 414<br />

Bezirksgericht Zürich, Schweiz 415<br />

Bezirksleitung <strong>de</strong>r SED Dres<strong>de</strong>n 365-366<br />

Bezirksleitung <strong>de</strong>r SED Mag<strong>de</strong>burg 383<br />

Bezirksverwaltung für Staatssicherheit, Berlin 122,<br />

135-136, 138-140<br />

Bezirksverwaltung für Staatssicherheit, Karl-Marx-<br />

Stadt 123<br />

Bezirksverwaltung für Staatssicherheit,<br />

Potsdam 128<br />

Bezirksverwaltung für Staatssicherheit, Rostock 215<br />

Bezirkswirtschaftsrat, Rostock 218<br />

BHT Stahlhan<strong>de</strong>l Hüttental GmbH & Co. KG,<br />

Essen 392, 404<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

BIEG Bürohausverwaltungsgesellschaft mbH,<br />

Berlin 404<br />

Boeing, Seattle (USA) 190<br />

Bofors Nobelkrut AB (später Nobel Chemicals),<br />

Schwe<strong>de</strong>n 188-190<br />

Bohlmann HGmbH 406<br />

Borbeck GmbH, Wuppertal 405<br />

Bosse, Bad Honnef 146<br />

Botschaft <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Athen<br />

(Griechenland) 46<br />

Botschaft <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Bern<br />

(Schweiz) 47<br />

Botschaft <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Budapest<br />

(Ungarn) 454<br />

Botschaft <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Bukarest<br />

(Rumänien) 312<br />

Botschaft <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Prag<br />

(Tschechoslowakei) 312, 454<br />

Botschaft <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Sofia<br />

(Bulgarien) 312<br />

Botschaft <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Teheran<br />

(Iran) 46<br />

Botschaft <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

Warschau (Polen) 312, 454<br />

Botschaft <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

Washington (USA) 38<br />

Botschaft <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Wien<br />

(Österreich) 45<br />

Botschaft <strong>de</strong>r DDR in Argentinien 195-196<br />

Botschaft <strong>de</strong>s Königreichs Spanien in Bonn 47-48<br />

Botschaft Japans in Bonn 28<br />

Botschaft Perus in Washington, USA 196<br />

Botsuana Defence Force (BDF), Botswana 194<br />

BP AG, Hamburg 404<br />

BP Leuna GmbH 404<br />

Bramisk Trading Corporation, Panama 199<br />

Bran<strong>de</strong>nburger Abfallwirtschaftsgesellschaft<br />

mbH 404<br />

Brenntag AG, Essen 310, 312-315, 409<br />

Brenntag GmbH 296<br />

BTC Bauträgergesellschaft 404<br />

B<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR<br />

(BEKDDR) 294, 299-301, 303, 519<br />

B<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Stalinistisch Verfolgten 432<br />

B<strong>und</strong>esamt für Aussenwirtschaft, Bern<br />

(Schweiz) 268<br />

B<strong>und</strong>esamt für gewerbliche Wi rtschaft,<br />

Eschborn 251, 272, 296<br />

B<strong>und</strong>esamt für Polizeiwesen im Eidgenössischen<br />

Justiz- <strong>und</strong> Polizei<strong>de</strong>partement 47<br />

B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz (BfV), Köln 31<br />

33, 36, 54, 71-72, 102, 119, 139-140, 211, 236-237,<br />

243, 253, 275, 279-282, 284-285, 306, 393, 395, 471<br />

472, 477, 490-491, 509, 514, 520, 522, 528<br />

B<strong>und</strong>esamt für Wirtschaft (BAW), Eschborn 202,<br />

251, 272<br />

B<strong>und</strong>esanwaltschaft Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

B<strong>und</strong>esarchiv 32, 154<br />

B<strong>und</strong>esausfuhramt (BAFA), Eschborn 225, 251, 424<br />

B<strong>und</strong>esgerichtshof (BGH) 24, 32, 59, 175, 429, 436,<br />

515<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft (BMWi) 21, 32,<br />

54, 81, 83, 224, 229-230, 233, 251, 295-297, 304, 310,<br />

312-313, 316, 400, 455, 501, 504, 514


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt, Bonn 21, 32, 36, 38, 53-54, 311,<br />

316, 364-365, 448-455, 458-459, 468, 475, 484, 505-<br />

506, 522-524, 527<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt, Arbeitskreis <strong>de</strong>r Staatssekretäre,<br />

Bonn 448,455<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt, Arbeitsstab Deutschlandpolitik,<br />

Bonn 448,451<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamt (BKA) 32-34, 47, 68, 102-103,<br />

111-113, 121-123, 125, 132-133, 135, 139, 143, 145,<br />

153, 256, 258, 260, 270-271, 273, 277, 350, 471-472<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamt (BKA), Abteilung Staatsschutz,<br />

Meckenheim 56,471<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen (BMF), Bonn 21,<br />

31-32, 35-36, 50, 58-59, 247-248, 297, 307, 309, 316,<br />

-<br />

355, 373, 397, 400, 416, 418, 450, 484<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Justiz (BMJ), Bonn 21, 32,<br />

34, 36-37, 45, 48, 307, 472, 526<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern (BMI), Bonn 21, 26,<br />

28, 31-32, 34-35, 53-54, 58, 68, 301, 417, 453, 473<br />

B<strong>und</strong>esministerium für gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen,<br />

Bonn 295, 305-307, 320<br />

B<strong>und</strong>esministerium für gesamt<strong>de</strong>utsche Fragen,<br />

Rechtsschutzstelle, Berlin (West) 306-307, 320-<br />

321<br />

B<strong>und</strong>esministerium für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen<br />

(BMB), Bonn 301, 304-305, 307-312, 316, 320, 501<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Post <strong>und</strong> Telekommunikation<br />

(BMPT), Bonn 32<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong><br />

Reaktorsicherheit (BMU), Bonn 32<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft (BMWi) 21, 32,<br />

54, 81, 83, 251, 295, 297, 304, 310, 312-313, 316, 400,<br />

455, 501, 504, 514<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienst (BND), Pullach 18, 31-33,<br />

36, 53, 66, 71-72, 100, 102, 104, 107, 119, 128-129,<br />

131, 136, 138, 140, 142, 145, 156, 174, 187, 208, 211,<br />

251-252, 255, 261, 269, 271, 285, 287, 316, 345, 433,<br />

461, 467-473, 475, 479-480, 485, 490-491, 506-507,<br />

509-510, 514-515, 517, 521-522, 527-529<br />

B<strong>und</strong>espräsi<strong>de</strong>nt, Bonn 65<br />

B<strong>und</strong>espresseamt -. Presse- <strong>und</strong> Informationsamt <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung<br />

B<strong>und</strong>esrechnungshof (BRH), Frankfurt/Main 31-32,<br />

39, 54, 301, 311<br />

B<strong>und</strong>esregierung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

18-19, 21, 23, 25-27, 32, 34, 53, 58-59, 67, 81,<br />

83-87, 102, 155, 174, 211, 225, 229, 273, 275, 284,<br />

293, 296, 298, 302, 304-312, 315-317, 320-322, 362-<br />

364, 417, 448-449, 452-453, 480-481, 484-487, 496,<br />

501-506, 514-515, 521-522, 528-529<br />

B<strong>und</strong>estagspräsi<strong>de</strong>nt -> <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag<br />

B<strong>und</strong>esverfassungsgericht 32, 34, 40, 50, 57, 420-<br />

421<br />

B<strong>und</strong>esverwaltungsamt (BVA) 32, 99, 134-135, 261,<br />

277<br />

Bündnis 90/Die Grünen 44, 490<br />

Bündnis 90/Die Grünen -> <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag<br />

Bürgerkomitee Dres<strong>de</strong>n 384-385<br />

Bürgerkomitee Ladwig 370, 383-384<br />

Büro für <strong>de</strong>utsche Gewerkschaftseinheit beim<br />

B<strong>und</strong>esvorstand <strong>de</strong>s FDGB 243<br />

Büro für technischen Forschungsbedarf <strong>und</strong> technischen<br />

Dienst, Berlin (Ost) 186<br />

Büro-Vermietung GmbH (BVG), Berlin (Ost) 390-<br />

391<br />

C<br />

C & E Associates, Taiwan 99, 277<br />

C.H.V. Christian Heinz Vertriebs GmbH,<br />

Pohlheim 392, 404<br />

C.Z. Scientific Instruments Ltd., Großbritannien 100<br />

Carnet Industrievertretungen <strong>und</strong> Beratungen für<br />

Chemie, Agrar <strong>und</strong> Metallurgie Export/Import,<br />

Berlin (Ost) 97, 102, 113, 130, 135-137, 139, 141,<br />

143, 184-185, 189, 191, 196, 202, 230, 314, 323, 345<br />

346, 353, 372, 375, 385, 425, 430, 478<br />

Carnet S.A., Madrid (Spanien) 101, 141, 425<br />

Carnet-International, Bahamas 101, 141, 425<br />

Canon, Japan 263<br />

Caramant, Wiesba<strong>de</strong>n 113, 146, 269<br />

Caritas -> <strong>Deutscher</strong> Caritasverband<br />

CDU -> Christlich Demokratische Union<br />

Central Intelligence Agency (CIA), USA 129, 139,<br />

198-199, 264, 274-275, 517<br />

Central Trading Company S.A.L. (CTC), Beirut<br />

(Libanon) 229, 402, 404<br />

Central- , Wechsel- <strong>und</strong> Creditbank AG, Wien<br />

(Österreich 234<br />

Central-European International Bank, Budapest<br />

(Ungarn) 200-201<br />

Cenzin, Polen 186, 211<br />

Cerdip, Berlin (West) 113, 146<br />

Charlemetal S.A., Brüssel (Belgien) 98, 236, 241,<br />

245,351<br />

Cheminst/BC Busch Consult 186-187<br />

Chemo-Plast Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Wien (Osterreich)<br />

231, 404<br />

Chemo-Plast Im- <strong>und</strong> Export GmbH, Berlin<br />

(West) 119, 235, 245-246, 262, 279-281, 354, 377,<br />

402, 404, 429<br />

China Middle East Europe, Peking (China) 200<br />

Christlich Demokratische Union (CDU) 17, 366, 445,<br />

452, 523<br />

Christlich Soziale Union (CSU) 17-18, 445, 523-524<br />

CIA - Central Intelligence Agency<br />

Ciba-Geigy 215<br />

Classen Papertronics KG, Essen 41<br />

Collegium Augustinum, München 467<br />

Compagnie Generale <strong>de</strong> Physique, Frankreich 100<br />

Computer Leasing GmbH, Essen 134, 261<br />

Concepta International GmbH 404<br />

Consulting Trading Company (CTC), Lindau/<br />

Bo<strong>de</strong>nsee 227-228<br />

Continental Industries 191<br />

Continental Industries, Österreich 190<br />

Coordinating Committee for East West Tra<strong>de</strong> Policy<br />

(CoCom), Paris 84, 251-252, 263, 267, 269-270,<br />

307, 481, 494-495<br />

Corefina Anstalt, Balzers 284<br />

COTA GmbH 404<br />

Cottbus Consult GmbH 404<br />

Coyas GmbH 404<br />

Credit Lyonnais 241<br />

Croy-Beschaffergruppe -> Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, Beschaffungsgruppe Kuriere<br />

CSU -> Christlich Soziale Union<br />

CVU Computer-Vertriebs-Union GmbH, Berlin 133,<br />

135, 276-277<br />

CVU Immobilien <strong>und</strong> Baumanagement (IMBAG),<br />

Berlin 133, 277


D<br />

D & F Konsumgüter Vertriebs GmbH 404<br />

Dähn-Abteilung -> Zeitweilige Untersuchungsabteilung<br />

beim Ministerrat<br />

Danu Trading Corporation, Großbritannien 193<br />

DARAG, Berlin (Ost) 404, 407<br />

Datex Erfassungsgesellschaft mbH 405<br />

DAV 123<br />

Debis AG, Berlin 405<br />

DEBIS International Trading GmbH 405<br />

Defence Export Se rvices Organisation 204<br />

Degussa 314<br />

DEHAK GmbH 405<br />

Delhi Corp. N.V., Curacao (Nie<strong>de</strong>rländische<br />

Antillen) 235, 240-242, 405<br />

Delta GmbH, Berlin (Ost) 109, 127-129, 142, 150,<br />

228-229, 231, 287-290, 349, 356, 372, 375-376, 385,<br />

402, 405, 430<br />

Democratic Front for the Liberation of Palestine<br />

(DFLP) 208-209<br />

Demokratische Front für die Befreiung Palästinas -><br />

Democratic Front for the Liberation of Palestine<br />

(DFLP)<br />

Deponie Schönberg Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg<br />

Deponie-Management GmbH (DMG) 220<br />

Der B<strong>und</strong>esbeauftragte für <strong>de</strong>n Datenschutz 39<br />

Der B<strong>und</strong>esbeauftragte für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Deutschen<br />

Demokratischen Republik (BStU) (sog. Gauck<br />

31-36, 76, 98, 106, 120, 129-130, 477,<br />

-Behör<strong>de</strong>)<br />

511, 522, 529<br />

Der Spiegel, Hamburg 17, 73, 364, 368, 462<br />

Detoura Information <strong>und</strong> Werbung GmbH 284<br />

Deutrans --> VE Kombinat Deutrans<br />

Deutsche Abfallwirtschafts-GmbH (DAW) 220<br />

Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG (DABA), Berlin<br />

(Ost) 79, 111, 155, 160, 192, 232, 234, 246-247, 273,<br />

315, 323, 325-328, 330, 332, 335, 338, 340-344, 346-<br />

347, 355, 380-381, 391, 436, 440, 455, 457, 466, 504<br />

Deutsche Bank AG 33, 222<br />

Deutsche Bischofskonferenz, Sekretariat, Bonn 53<br />

Deutsche B<strong>und</strong>esbahn 204<br />

Deutsche B<strong>und</strong>esbank, Frankfurt/Main 32, 83-84,<br />

86, 222, 225, 249, 293, 301, 355, 364, 519<br />

Deutsche B<strong>und</strong>espost 86, 255<br />

Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank AG (DHB), Berlin (Ost) 79,<br />

99, 111, 113, 115, 134-135, 138, 141, 143-144, 155,<br />

180, 184, 188, 191, 193, 200, 211, 232, 234, 241, 243-<br />

248, 250, 261, 273, 275-276, 284, 324-326, 328, 330,<br />

332, 335, 338-339, 341-342, 344-346, 348, 351, 353-<br />

358, 369, 372, 374, 376, 379, 381, 388-390, 397, 401,<br />

409, 426-428, 433-434, 440, 442, 525<br />

Deutsche Han<strong>de</strong>lsgesellschaft DHG<br />

Deutsche Indust rie-Anlagen Gesellschaft Feinmechanik<br />

<strong>und</strong> Optik, Berlin (Ost) 114<br />

Deutsche Industrie-Treuhand GmbH, Düsseldorf 33<br />

Deutsche Kommunistische Partei (DKP) 17, 56-57,<br />

62-65, 89, 102, 105, 119, 125, 236-237, 242-244, 247,<br />

278-285, 354, 360, 381, 393, 395, 432, 476-477, 485,<br />

497, 505-506, 510, 520, 525, 528<br />

Deutsche Lufthansa AG 165<br />

Deutsche Notenbank <strong>de</strong>r DDR, Berlin (Ost) 83, 173,<br />

225, 304, 440<br />

Deutsche Post 255<br />

Deutsche Reichsbahn 454<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Deutsche Seeree<strong>de</strong>rei 208, 211, 512<br />

Deutsche Volkspolizei 147, 171-172, 293, 372<br />

Deutsche Volkspolizei Berlin 158<br />

Deutsche Volkspolizei, Abteilung K (Kriminalpolizei)<br />

129, 148, 172, 174, 515<br />

Deutsche Volkspolizei, Berlin-Lichtenberg 171<br />

Deutsche Volkspolizei, Dezernat I 172, 499<br />

Deutsche Volkspolizei, Transportpolizei 161<br />

Deutsche Welle, Köln 33<br />

Deutsche-Afrika-Linien GmbH, Hamburg 203<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag 17-20, 22, 25-30, 34-35, 76,<br />

491, 496, 529<br />

-, 1. Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r 10. Wahlperio<strong>de</strong><br />

49<br />

- , 3. Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r 10. Wahlperio<strong>de</strong><br />

74<br />

- , 1. Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r 11. Wahlperio<strong>de</strong><br />

74<br />

- , 2. Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r 11. Wahlperio<strong>de</strong><br />

74<br />

-, 2. Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

22<br />

- , Abteilung W (Wissenschaftliche Dienste) 32,<br />

50, 55<br />

- , Abteilung Z (Zentrale Dienste) 39-40, 43<br />

- , Ältestenrat 18, 20, 29, 40, 44, 71, 73<br />

-, Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität <strong>und</strong><br />

Geschäftsordnung 49, 69-71, 73-74<br />

- , CDU/CSU-Fraktion 17-21, 25, 29, 41, 50, 57,<br />

66, 70-71, 73, 75-76, 309, 511<br />

- , Direktor 41<br />

- , Enquete-Kommission „Aufarbeitung von<br />

Geschichte <strong>und</strong> Folgen <strong>de</strong>r SED-Diktatur in<br />

Deutschland" 422<br />

-, F.D.P.-Fraktion 17-21, 29, 41, 57, 66, 71, 73, 75,<br />

309, 511<br />

- , Gruppe Bündnis 90/Die Grünen 17-21, 40-41,<br />

56-60, 65-66, 69-71, 73, 75-77, 387, 457, 506-507,<br />

509, 511, 522<br />

- , Gruppe PDS/Linke Liste 17-21, 41, 66, 76-77<br />

- , Haushaltsausschuß 309<br />

- , Innenausschuß 59<br />

- , IuK-Kommission <strong>de</strong>s Ältestenrates 40<br />

- , Parlamentarische Kontrollkommission 507<br />

- , Personalrat 43<br />

- , Präsi<strong>de</strong>nt 453<br />

- , Präsi<strong>de</strong>ntin 19, 27-29, 39, 56-57, 65, 69, 71, 73<br />

- , SPD-Fraktion 17-21, 25, 29-30, 36, 38, 41, 57,<br />

66, 68-69, 73, 75-76, 309, 458, 491, 510-512, 515,<br />

517-518, 521-522, 524, 526, 529<br />

<strong>Deutscher</strong> Caritasverband 130, 222, 294, 304-305<br />

<strong>Deutscher</strong> Indust rie- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lstag (DIHT) 81<br />

Deutsches Rotes Kreuz 250<br />

Deutschlandfunk, Köln 17<br />

Devia AG, Vaduz (Liechtenstein) 266<br />

Devia GmbH, Kiel 266<br />

DHG West-Ost mbH, Berlin (West) 231, 235-236,<br />

245-246, 279, 392, 402, 404-405<br />

DIA VEH DIA<br />

DIA Heimelektrik 257<br />

Diakonie Karlsruhe 320<br />

Diakonisches Werk <strong>de</strong>r EKD e.V., Stuttgart 33, 37,<br />

54, 221-222, 293-299, 301-302, 305-306, 309, 311-<br />

312, 314-317, 463, 469, 479-480, 484, 501<br />

Die Devise (Zeitung <strong>de</strong>r SED-Parteiorganisation<br />

Außenhan<strong>de</strong>l) 93


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Diedrich Kieselhorst KG, Bremen 296, 310, 312-316<br />

Digital Equipment Corporation (DEC), USA 187,<br />

254, 263, 271<br />

DIM B.V., Haarlem (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>) 236, 240-242, 405,<br />

412<br />

Direktorat Anlagenimport -> VEB Kombinat Mikroelektronik,<br />

Erfurt<br />

DIV Treuhand Prüfgesellschaft, Berlin 410<br />

DKP -> Deutsche Kommunistische Partei (DKP)<br />

Domhotel, Berlin (Ost) 341<br />

Dreier-Ausschuß 309<br />

Druckhaus Nor<strong>de</strong>n, Berlin (West) 284<br />

Dumatrust B.V., Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> 410<br />

Dynamit Nobel Wien GmbH 188<br />

Dynawest, London<br />

-<br />

(Großbritannien) 195<br />

E<br />

Eaton 277<br />

Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH<br />

(Effect), Berlin 19, 101, 231, 242, 247, 356, 377,<br />

388, 391-395, 400-401, 403-412, 431-432, 482-483,<br />

525<br />

Electronic Trading (Eltra) GmbH, Berlin 276, 431<br />

Elektro Spezial, Hamburg 200<br />

Elektro-Apparate-Werke (AEG), Treptow 437<br />

Elin, Wien (Österreich) 187<br />

Elmsoka Establishment Internationale Import-Export<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft, Vaduz (Liechtenstein) 98,<br />

313-316, 324-325, 330, 344-345, 355, 372, 385, 402,<br />

405<br />

EMA Industrieanlagen HGmbH & Co. KG,<br />

Essen 231, 245-246, 392<br />

EMA Industrieanlagen HGmbH, Essen 235, 245-<br />

246,405<br />

Energieobjektgesellschaft mbH 405<br />

Enquete-Kommission --> <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag,<br />

Enquete-Kommission<br />

Erfurt-Südost -> VEB Mikroelektronik „Karl Marx"<br />

Erfurt<br />

Essener Stahl- <strong>und</strong> Metallhan<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH 296, 310, 312-314, 316<br />

Etablissement F.C. Gerlach Export-Import, Vaduz<br />

(Liechtenstein) 98, 137-138, 232, 346, 412-414,<br />

440, 511, 525<br />

Etablissement Monument, Vaduz (Liechten<br />

stein) 235, 242, 279, 281, 354, 377, 392, 402, 405<br />

ETEI Holding S.A., Pambio-Noranco <strong>und</strong> Montagnola<br />

(Schweiz) 98<br />

Eumit SPA, Turin (Italien) 98, 236, 241, 245-246, 351,<br />

354, 520<br />

Eurabia International Ldt. 402, 405<br />

Eurasco Zürich AG, Zürich (Schweiz) 98, 405<br />

Eurata AG, Hamburg 183<br />

Euro Data System GmbH, Berlin (Ost) 277<br />

Euro-Union-Metal France S.A., Pa ris (Frank<br />

reich) 98, 232, 236, 241, 245, 351<br />

Euro-Union-Metal S.A., Brüssel (Belgien) 236<br />

Eurocom, Berlin (Ost) 174, 193, 196<br />

Eurofra 351<br />

Europäische Gemeinschaft (EG) 84, 227, 496<br />

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) 84<br />

EVAG mbH 402, 405<br />

Evangelische Kirche Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg 33, 37, 54,<br />

295<br />

Evangelische Kirche <strong>de</strong>r Union (EKU) 33, 37<br />

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) 32-33,<br />

36-37, 53-54, 88, 221, 289, 293-304, 306-307, 331<br />

332, 479-480, 501<br />

EVECO GmbH 405, 412<br />

EVEG GmbH 405, 410<br />

Evilan Holding S.A. 100<br />

Exportcontact AG, Berlin (Ost) 99, 114, 260<br />

Exportcontact AG, Zürich bzw. Zug (Schweiz) 99,<br />

114, 414<br />

Exportcontact Han<strong>de</strong>lsgesellschaft, Wien (Österreich)<br />

99, 114-115, 414<br />

F<br />

F & N Forrest AB, Göteborg (Schwe<strong>de</strong>n) 410<br />

F.C. Gerlach Export-Import, Berlin (Ost) 24, 53, 88-<br />

90, 92, 97, 100, 108-109, 113, 124, 135-139, 143, 231,<br />

248, 252, 256, 263, 278, 294-295, 345-347, 352-353,<br />

372, 375, 378, 385, 402, 406, 412-414, 423-424, 431,<br />

478<br />

F.D.P. siehe Freie Demokratische Partei<br />

F.D.P.-Fraktion -> <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag<br />

FAGRO GmbH 142, 415-416<br />

Fatha RC (Fatha-Revolutionsrat) 207<br />

FBI (Fe<strong>de</strong>ral Bureau of Investigation) 264<br />

FDGB --> Freier <strong>Deutscher</strong> Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />

Fe<strong>de</strong>ral Directorate of Supply and Procurement,<br />

Belgrad (Jugoslawien) 186, 193<br />

Fela, Schweiz 264<br />

Fenematex B.V., Amsterdam (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>) 235,<br />

402,405<br />

Fenematex Belgie P.V.B.A., Belgien 405<br />

FileNet GmbH, Bad Homburg 41<br />

Finanzamt für Steuerstrafsachen <strong>und</strong> Steuerfahndung,<br />

Düsseldorf 231<br />

Finanzamt Mag<strong>de</strong>burg II 54<br />

Flick-Untersuchungsausschuß -> <strong>Deutscher</strong><br />

B<strong>und</strong>estag, 1. Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r 10.<br />

Wahlperio<strong>de</strong><br />

Florena Cosmetic GmbH, Döbeln 405<br />

Florena Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH 405<br />

Flugzeugwerft Dres<strong>de</strong>n (FWD) 164-165<br />

Flyboy Ltd., Großbritannien 408<br />

FMDI <strong>de</strong>r CSSR 206<br />

Food-Tec Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Wien (Österreich)<br />

98, 392, 405<br />

Forgber -> Günther Forgber<br />

Forgimpe, Berlin (Ost) 114<br />

forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Berlin (Ost) 97,<br />

109, 117, 127-129, 144, 146, 222, 272, 293, 327-328,<br />

330, 332, 335, 337-340, 343, 371, 375-376, 388-389,<br />

401, 406, 427-428<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung,<br />

Frankfurt/Main 197<br />

Frankonia Jagd 203<br />

Franz Haniel AG, Duisburg 296, 315<br />

Freie Demokratische Partei (F.D.P.)Deutschlands 17,<br />

445,452<br />

Freie Demokratische Partei<br />

Nordrhein-Westfalen 257<br />

Freie Deutsche Jugend (FDJ) 243, 438<br />

Freie Hansestadt Bremen, Senator für Justiz <strong>und</strong><br />

Verfassung 32<br />

Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg, Justizbehör<strong>de</strong> 32


Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg, Umweltbe<br />

hör<strong>de</strong> 32, 220<br />

Freier <strong>Deutscher</strong> Gewerkschaftsb<strong>und</strong> 119, 203, 236,<br />

243-244, 341-342, 385, 437-438<br />

Friam Han<strong>de</strong>l B.V., Haarlem (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>) 235, 240-<br />

241, 245-246 ; 279, 406<br />

Friam Techniek B.V., Haarlem (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>) 240-<br />

241, 406<br />

Friam UK Ltd., Großbritannien 406<br />

Friedrich Krupp AG 138<br />

Fuba, Gittel<strong>de</strong>/Harz 264, 268<br />

Fun & Fashion HGmbH 406<br />

G<br />

G. Tempel Holding GmbH, Wien (Österreich) 406<br />

G.T. Cars Kfz-Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Reparatur GmbH, Perchtolsdorf<br />

(Österreich) 402, 406<br />

Galery by Herms, Offenbach/Main 174<br />

Galgit-Gruppe, Spanien 407<br />

Gauck-Behör<strong>de</strong> -> B<strong>und</strong>esbeauftragter für die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR<br />

GC German Control, Hamburg 407<br />

General Equipment 198<br />

Generalb<strong>und</strong>esanwalt bei <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esgerichtshof,<br />

Karlsruhe 23-24, 31-32, 36, 53, 55-56, 64, 90, 108,<br />

126, 141-142, 144, 147, 347, 362, 419, 421, 432-436,<br />

471-472, 487<br />

Generalreichsanwalt, Schwe<strong>de</strong>n 189<br />

Generalstaatsanwaltschaft Berlin 419, 466, 474<br />

Generalstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR 130, 152, 155,<br />

285-286, 289, 292, 306, 320, 349, 368, 370, 377-380,<br />

384-387, 398-399, 419, 422-423, 466, 524<br />

Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf 33, 64<br />

Generalstaatsanwaltschaft Hamm 33<br />

Genesys Software GmbH, Nie<strong>de</strong>rroth 41, 43<br />

Genex Geschenkdienst GmbH, Berlin (Ost) 92, 98,<br />

141, 222-223, 248-250, 284, 301-302, 327-329, 331,<br />

333-334, 351, 440, 499, 504, 513<br />

Geräte- <strong>und</strong> Werkzeugbau Wiesa 164<br />

Gerhard Wachsen Im- <strong>und</strong> Expo rt GmbH, Berlin<br />

(West) 150, 279, 402, 406<br />

Gerlach et Cie, Brüssel (Belgien) 346<br />

Gesamt<strong>de</strong>utsches Institut - B<strong>und</strong>esanstalt für gesamt<strong>de</strong>utsche<br />

Aufgaben, Zahlstelle Berlin 309-310<br />

Gesellschaft für Abfallwirtschaft <strong>und</strong> Altlasten Mecklenburg-Vorpommern<br />

mbH 219<br />

Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Fre<strong>und</strong>schaft<br />

437-438<br />

Gesellschaft für Informations- <strong>und</strong> Kommunikations-<br />

Systeme, Berlin 404<br />

Gesellschaft für Spo rt <strong>und</strong> Technik 438<br />

Gesellschaft für Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Saar mbH 33,<br />

229-230<br />

GHK Leipzig 406<br />

Gil<strong>de</strong>meister Projecta GmbH, Bielefeld 202, 425<br />

Givaudan 214<br />

Grandhotel Berlin 341, 359<br />

GROSKO Rostocker Großhan<strong>de</strong>l GmbH i L. 402, 406<br />

Gruppe Son<strong>de</strong>rbeschaffung --> Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, HA I, Arbeitsgruppe Son<strong>de</strong>rbeschaffung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

Günther Forgber Wahrnehmung von Interessen für<br />

Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l, Berlin (Ost) 24, 97. 108-109,<br />

112-115, 117, 122, 127, 143-144, 187, 231-233, 256,<br />

260, 262, 269-270, 273, 275, 289, 345, 348, 351, 372,<br />

375, 378, 385, 402, 405, 414-417, 423-424, 429, 433-<br />

434, 468, 475<br />

GUSIMEX Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Bad<br />

Wiessee 467<br />

Haftanstalt Bonn 62<br />

Hamburger Bürgerschaft, Untersuchungsausschuß<br />

„Neue Heimat " 39<br />

HANCO Han<strong>de</strong>ls- & Cooperationsgesellschaft 406<br />

HANCO Service GmbH 406<br />

HANCO Vermögensverwaltungsgesellschaft 391,<br />

401, 403-406, 408-410, 412<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 30 -> Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 (<strong>de</strong>s AHB Elektronik Export<br />

Import) 98-99, 102, 111-113, 115, 132-133, 143<br />

145, 233, 246, 251, 253-260,263-265, 267-277, 372,<br />

375, 385, 424, 431, 434-435, 490, 495<br />

Haniel GmbH - Franz Haniel AG, Duisburg<br />

Hans Affüpper Textilmaschinenbau GmbH 233<br />

Hansa-Tourist, Hamburg 279, 282<br />

Hanse Merkur HMf GmbH 406<br />

Hanseatisches Baustoffkontor GmbH (HBK), Bad<br />

Schwartau 215, 218-220, 498, 517<br />

Haushaltsausschuß <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag, Haus<br />

H<br />

haltsausschuß<br />

HDW - Howaldtswerke-Deutsche Werft AG<br />

Heckler & Koch U.K. Ltd., London (Großbritannien)<br />

204<br />

Heckler & Koch, Oberndorf 204, 210, 516-517<br />

Hermann Ludwig GmbH 406<br />

Heska-Druck GmbH, Hamburg 242, 283-284<br />

Heska-Portuguesa Industrias Tipograficas S.A.,<br />

Lissabon (Portugal) 242, 282-283, 322, 354, 418<br />

Hewlett-Packard, USA 187, 264<br />

High Tech Consulting GmbH, Berlin 276<br />

Hinchcroft Ltd., London (Großbritannien) 402, 406<br />

Hirtenberger AG, Hirtenberg (Österreich) 141, 191,<br />

196, 202, 205, 346<br />

Höchstes Gericht, Schwe<strong>de</strong>n 189<br />

Hoesch Krupp 138<br />

Hofka Warenhaushan<strong>de</strong>lsgesellschaft inbH 406<br />

Hotel Bellevue Betriebs GmbH, Dres<strong>de</strong>n 341, 406,<br />

409<br />

Hotel Belve<strong>de</strong>re 341<br />

Hotel Dresdner Hof 341<br />

Hotel Merkur, Leipzig 341<br />

Hotel Metropol, Berlin (Ost) 341<br />

Hotel Neptun, Rostock 50, 196, 359<br />

Hotel Weißer Schwan 341<br />

Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW),<br />

Kiel 203, 341-342<br />

HPO Electronic Vertriebs GmbH, Berlin 276<br />

Hugo Schmitz GmbH &. Co. Stahl- <strong>und</strong> Eisenhan<strong>de</strong>l<br />

KG, Essen 392, 410<br />

Hugo Schmitz GmbH, Essen 392, 410<br />

Hugo Stinnes OHG, Mühlheim/Ruhr 296<br />

Humboldt-Universität, Arbeiter- <strong>und</strong> Bauern<br />

Fakultät, Berlin (Ost) 437


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Humedia, Neufahrn/Bayern 250<br />

HVA -> Ministerium für Staatssicherheit, Hauptverwaltung<br />

Aufklärung<br />

HWWA - Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Hamburg 33, 359, 481, 491<br />

I<br />

I plus A GmbH 402, 406<br />

Iberma GmbH 53<br />

IBM 261, 264<br />

IBM Roece Inc., Wien (Österreich) 133<br />

ICI --> Imperial Chemical Industries, Großbritannien -<br />

ICMESA, Seveso (Italien) 214<br />

IGROS GmbH 402, 406<br />

Ihle -> Richard Ihle GmbH Internationale Spedition<br />

Ihlenberger Abfallentsorgungsgesellschaft<br />

mbH 219-220, 498<br />

IHZ -> Internationales Han<strong>de</strong>lszentrum GmbH<br />

IK Industriekredit AG, Zürich (Schweiz) 98, 344,<br />

355, 405, 407<br />

IMES GmbH, Berlin (Ost) 43, 45, 53, 97, 104, 110,<br />

113, 117-118, 123, 127-128, 130, 145, 150-151, 159,<br />

161-166, 169, 176, 178-186, 189-200, 203-213, 327-<br />

328, 330, 334, 337, 368, 375, 387-388, 400, 402, 407,<br />

411, 423, 425, 430, 462, 464, 469, 478, 480, 486, 490,<br />

493, 513, 516<br />

IMES GmbH, Betriebsteil Kavelstorf 121, 151, 180-<br />

183, 191, 364, 368-369, 375, 385, 387, 462, 464<br />

Immobiliare <strong>de</strong>l Piano S.A., Schweiz 402, 407<br />

Imog Beheer B.V., Rotterdam (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>) 119,<br />

236, 241, 243, 245, 279, 351, 354, 407<br />

Imog Expeditie & Contrôle B.V., Rotterdam (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>)<br />

407<br />

Imog Scheepvaart B.V., Rotterdam (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>)<br />

407<br />

Impag - Technisches Beratungsorgan für Importe von<br />

Anlagen <strong>und</strong> Geräten - Ingenieurbüro 99, 134,<br />

143, 256, 261, 277, 479, 521-522<br />

Impeco GmbH, Berlin (Ost) 98, 128, 407<br />

Imperial Chemical Industries Ltd. (ICI), Großbritannien<br />

111<br />

Impexco HGmbH 402, 407<br />

Importhan<strong>de</strong>lsbereich --> Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

In<strong>de</strong>p, Lissabon 210-211<br />

Industrie Assekuranz <strong>und</strong> Finanzierungsvermittlungs<br />

GmbH 406<br />

Industriebüro Günther Forgber, Berlin (Ost) 100,<br />

114-115, 270<br />

Industrievertretungen 407<br />

Ingenieur-Technischer Außenhan<strong>de</strong>l (ITA) 104, 162-<br />

164, 166, 176, 179-180, 184, 192, 194, 209-211, 516<br />

INHAFO GmbH, Berlin 114, 415<br />

Insi<strong>de</strong>rkomitee zur Aufarbeitung <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s<br />

MfS 71-72, 510<br />

Instandsetzungswerk Ludwigsfel<strong>de</strong> (INL) 164-165<br />

Instandsetzungswerk Pinnow (IPW) 164<br />

Institut für Geschichte <strong>de</strong>r Arbeiterbewegung -><br />

Archiv beim Parteivorstand <strong>de</strong>r PDS<br />

Institut für Gerichtsmedizin 431<br />

Institut für Luftfahrtmedizin <strong>de</strong>r NVA, Königsbrück<br />

186<br />

Institut für Wirtschaftswissenschaftliche<br />

Forschung 106<br />

Interna Gesellschaft für technischen Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Marktberatung mbH, Essen 119, 231, 235, 237,<br />

240-242, 245-246, 279, 354, 402, 407, 409-410, 432<br />

Intercontrol GmbH 94, 187<br />

Intercontrol-Labor, Wismar 214<br />

Intercoop AHG 102<br />

Interessengemeinschaft <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsvertreter <strong>und</strong><br />

Han<strong>de</strong>lsmakler <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen<br />

Republik e. V. 231<br />

Interflug, Berlin (Ost) 186-187, 341<br />

Interholding Haerlem B.V., Haarlem (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>)<br />

235, 240-242, 279, 407, 412<br />

Intermetall Freiburg 265<br />

Internationale Beratungs- <strong>und</strong> Vertriebs GmbH<br />

(IBV) 426<br />

Internationale Export Import Han<strong>de</strong>ls AG, Zug<br />

(Schweiz) 114<br />

Internationales Han<strong>de</strong>lszentrum GmbH (IHZ), Berlin<br />

(Ost) 100, 109-111, 117, 123, 127-128, 207, 229,<br />

231, 261, 267-268, 371, 388-391, 401, 407, 504, 516<br />

Interport Industrievertretungen, Berlin (Ost) 97, 113,<br />

133-135, 141, 143, 231, 256, 261, 275-277, 339, 345,<br />

347-348, 375, 380, 385, 431, 433-434, 436, 490, 508<br />

Interschiff-Schiffahrtsagenturen GmbH,<br />

Hamburg 279<br />

Intershop GmbH 92, 142, 145, 221, 248-249, 328,<br />

331, 333, 341-342, 440, 492<br />

Intertank 249, 327-328, 331, 333-334, 513<br />

Intertechna GmbH, Berlin (Ost) 97, 99, 113, 133-135,<br />

143, 256, 261, 277, 339, 345, 348, 375, 380, 385, 433,<br />

435, 490, 508<br />

Intenter Internationale Vertretungen GmbH, Berlin<br />

(Ost) 133, 231, 261, 277, 348, 407<br />

Interwerbung 283<br />

Intex Im- <strong>und</strong> Export GmbH, Berlin (West) 279, 407<br />

Intrac Amerika Latina S.A. (IAL), Panama-City<br />

(Panama) 98, 344, 355, 402, 407<br />

Intrac Chemiehan<strong>de</strong>l 407<br />

Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Berlin (Ost) 22, 53,<br />

89-90, 92-97, 100, 102, 109-111, 117, 119, 126-129,<br />

135, 145, 155, 159, 214-216, 218-220, 248, 273, 296-<br />

299, 303-305, 310-311, 313-316, 324-325, 327-328,<br />

330-332, 337-340, 343-345, 347, 355, 359, 371, 375-<br />

376, 388-389, 391-392, 401, 403-409, 411-412, 427-<br />

428, 440, 455, 480, 498, 501-502, 517, 522<br />

Intrac Metallhan<strong>de</strong>l 407<br />

Intrac Mineralölhan<strong>de</strong>l 407<br />

Intrac S.A., Lugano <strong>und</strong> Pambio Noranco<br />

(Schweiz) 98, 132, 144, 187, 268, 273, 279, 402, 407<br />

Intrag Industrievertretung <strong>und</strong> Maschinenhan<strong>de</strong>l<br />

AG, Berlin (West) 279, 407<br />

Inver Canary S.A., Las Palmas (Spanien) 392, 407<br />

Invest-Bauleitung Hönow 375<br />

Inwaco Internationale Waren-Controll GmbH,<br />

Hamburg 119, 235, 242, 245, 279, 407<br />

Irak, Verteidigungsministerium 192<br />

Iran, Regierung 179<br />

Iran, Verteidigungsministerium 189-190<br />

Iran-Air 190<br />

ITA --> Ingenieur-Technischer Außenhan<strong>de</strong>l<br />

IVV Cottbus 408


J. Plon Invest A/S, Rungsted Kyst (Dänemark) 98,<br />

392, 402, 409<br />

Jan Plon A/S, Allerod (Dänemark) 98, 262, 392, 402,<br />

409<br />

Jauerfood AG, Kopenhagen (Dänemark) 249, 301<br />

Josef & Willi März KG, Rosenheim 70, 101, 140-141,<br />

150, 430, 435, 460, 467<br />

Jotex BVBA, Doenra<strong>de</strong> (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>) 408<br />

Jugoslawien, Verteidigungsministerium 210<br />

Julius Baer S.A., Genf (Schweiz) 247<br />

Juristische Hochschule Potsdam - Ministerium für<br />

Staatssicherheit, Juristische Hochschule Potsdam<br />

J<br />

K<br />

K.W. Bohlmann Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH 396<br />

Kaiser's Kaffee Geschäfte AG, Viersen 406<br />

Kammer für Außenhan<strong>de</strong>l 93<br />

Kammergericht Berlin 32<br />

Katholische Kirche in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

88, 289, 293, 303-306, 331-332, 351, 479-480<br />

Katholische Kirche in <strong>de</strong>r DDR 303-305, 479-480,<br />

519-520<br />

Kathreinbank Wien, Österreich 324, 356<br />

Kavelstorf - IMES GmbH, Betriebsteil Kavelstorf<br />

KG Bominflot GmbH & Co. 409<br />

KGB (Komitet Gosudarstwennoy Besopasnosti),<br />

Sowjetunion 110, 138-139<br />

Kintex, Bulgarien 186, 205-206, 211<br />

Kirche Jesu Christi <strong>de</strong>r Heiligen <strong>de</strong>r letzten Tage<br />

(Mormonen) 294<br />

Klinikum <strong>de</strong>r Stadt Karlsruhe 250<br />

Klöckner-Werke 138<br />

ko-impex Han<strong>de</strong>lsgesellschaft für Konsumgüteraustausch<br />

mbH, Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz)<br />

<strong>und</strong> Berlin (Ost) 408<br />

Kohle-Energie-Han<strong>de</strong>lsgesellschaft 396<br />

Kombinat Bauelemente <strong>und</strong> Faserbaustoffe<br />

(BAUFA) 228<br />

Kombinat Elektronische Bauelemente Teltow „Carl<br />

von Ossietzky" 253<br />

Kombinat Fortschritt Landmaschinen 183<br />

Kombinat Spezialtechnik Dres<strong>de</strong>n (KSD) 164, 185,<br />

196<br />

Kombinat VEB Carl Zeiss Jena 112, 253-255, 257,<br />

272, 274, 366<br />

Kometa, Zürich (Schweiz) 100<br />

Komission Militärtechnik 183<br />

Komitee für Staatssicherheit (MS, entspricht <strong>de</strong>m<br />

KGB) 110<br />

Komitee für Volkskontrolle 379<br />

Komitee zur Auflösung <strong>de</strong>s Amtes für Nationale<br />

Sicherheit 135, 276-277<br />

Kommandit Gesellschaft West-Ost, Hamburg 279<br />

Kommission zur Ökonomischen Sicherstellung <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong>de</strong>sverteidigung beim Politbüro <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

SED 162<br />

Kommunistische Partei Argentiniens 196<br />

Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) 78, 88,<br />

105, 119, 236, 243, 395, 476<br />

Kommunistische Partei Griechenlands 520<br />

Kommunistische Partei Italiens (KPI) 520<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) 101, 114,<br />

246<br />

Kommunistische Partei Portugals 242, 284, 418<br />

Kommunistische Partei Ungarns 286<br />

Konferenz <strong>de</strong>r Evangelischen Kirchenleitung 303<br />

Konferenz <strong>de</strong>r Justizminister <strong>und</strong> -senatoren <strong>de</strong>r<br />

Län<strong>de</strong>r 419<br />

Kongsberg Vapenfabrik, Norwegen 274<br />

Konsortium Intrac/BP/Leuna 408<br />

Konsum Interbuy, Berlin 408<br />

Kontakta Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen GmbH, Berlin<br />

(Ost) 231, 408<br />

Kowas 190<br />

Kowimex Export-Impo rt GmbH 130-131, 403, 408,<br />

412, 414-415, 429-430<br />

KPD -0 Kommunistische Partei Deutschlands<br />

Kraftwerks- <strong>und</strong> Netzgesellschaft mbH 408<br />

Kreisgericht Dres<strong>de</strong>n 59<br />

Kreisgericht Mag<strong>de</strong>burg 432<br />

Kreisverwaltungsreferat -0 Stadt München<br />

Kriminalpolizei Berlin-West 267, 419, 483<br />

Kriminalpolizei, Dezernat 1 HSG Han<strong>de</strong>l 148, 171<br />

Krumke GmbH, Berlin 426-427<br />

Krupp-Han<strong>de</strong>l GmbH 310, 312-313<br />

Krupp -> auch Fried rich Krupp AG o<strong>de</strong>r Hoesch<br />

Krupp<br />

KSD -> Kombinat Spezialtechnik Dres<strong>de</strong>n<br />

Kulturschutzkommission 375<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, Berlin (Ost) 43, 65,<br />

97, 102, 109-110, 116-117, 127, 129-131, 133, 142,<br />

147-148, 155, 159, 169-176, 205, 228-229, 231, 288,<br />

327-328, 330, 332, 337, 351, 356, 368, 375, 385, 387,<br />

400, 402, 408, 425-426, 478, 480, 499, 513, 515-517,<br />

522<br />

Lämmerzahl --> Richard Lämmerzahl GmbH o<strong>de</strong>r RKL<br />

- International Richard K. Lämmerzahl GmbH<br />

Land Berlin, Abgeordnetenhaus 44<br />

Land Berlin, Bezirksamt Pankow 32<br />

Land Berlin, Polizeipräsi<strong>de</strong>nt 32, 54<br />

Land Berlin, Senatskanzlei 32, 53-54, 230<br />

Land Berlin, Senatsverwaltung für Finanzen 32<br />

Land Berlin, Senatsverwaltung für Inneres 32<br />

Land Berlin, Senatsverwaltung für Justiz 31-33, 47<br />

Land Berlin, Senatsverwaltung für Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Technologie 32<br />

Land Bran<strong>de</strong>nburg, Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen 32<br />

Land Mecklenburg-Vorpommern, Lan<strong>de</strong>srechungshof<br />

67, 518<br />

Land Mecklenburg-Vorpommern, Ministerium für<br />

Justiz, B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Europaangelegenheiten 32<br />

Land Mecklenburg-Vorpommern, Regierung 67<br />

Land Mecklenburg-Vorpommern, Umweltministe<br />

L<br />

rium 27, 220, 518<br />

Land Nie<strong>de</strong>rsachsen, Innenministerium 33<br />

Land Nie<strong>de</strong>rsachsen, Justizministerium 33<br />

Land Nordrhein-Westfalen, Justizministerium 33<br />

Land Sachsen-Anhalt, Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen 33<br />

Land Sachsen-Anhalt, Ministerium <strong>de</strong>r Justiz 33<br />

Land Schleswig-Holstein, Innenministerium 54<br />

Land Schleswig-Holstein, Justizministerium 33, 55<br />

Land Schleswig-Holstein, Ministerium für Ernäh<br />

rung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten 213, 518


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Land Schleswig-Holstein, Ministerium für Natur <strong>und</strong><br />

Umwelt 33<br />

Land Schleswig-Holstein, Regierung 182, 217<br />

Land Thüringen, Thüringisches<br />

Justizministerium 33<br />

Län<strong>de</strong>rarbeitsgemeinschaft für Abfallfragen 217<br />

Lan<strong>de</strong>samt für Verfassungsschutz Berlin 32, 91, 119<br />

Lan<strong>de</strong>sbank Rheinland-Pfalz Luxemburg, Luxem<br />

burg 355<br />

Lan<strong>de</strong>seinwohnermel<strong>de</strong>amt Berlin 47<br />

Lan<strong>de</strong>skriminalamt Berlin 113<br />

Landgericht Berlin 24, 47, 51, 131, 137, 412-417, 420,<br />

424-426, 429-431, 525<br />

Landgericht Bochum 24, 64, 235, 428, 436<br />

-<br />

Landgericht Bonn 33.61-64, 72, 510<br />

Landgericht Köln 265-266<br />

Landgericht Lübeck 33, 55-56, 266<br />

Landgericht Mag<strong>de</strong>burg 24, 59, 308, 432<br />

Landkreis Bernau 293<br />

Landtag Bran<strong>de</strong>nburg, Untersuchungsausschuß<br />

1/3 51,99<br />

Landtag <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburg 32<br />

Landtag <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern 32,<br />

213<br />

Landtag Mecklenburg-Vorpommern, 3. Parlamentarischer<br />

Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r<br />

1. Wahlperio<strong>de</strong> 22, 27, 213, 220, 481, 499, 517<br />

Landtag Sachsen, Son<strong>de</strong>rausschuß zur Untersuchung<br />

von Amts- <strong>und</strong> Machtmißbrauch infolge <strong>de</strong>r SED<br />

Herrschaft 59<br />

Landtag Schleswig-Holstein, 1. Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s 13. Schleswig-Holsteinischen Landtages<br />

27, 217<br />

Landtag Schleswig-Holstein, Umweltausschuß 27<br />

Larigenbruch, Wuppertal 245<br />

Lehrgeräte- <strong>und</strong> Reparaturwerk Mittenwal<strong>de</strong><br />

(LRM) 164<br />

Leipziger Messe-Amt, Leipzig 156<br />

Lemke & Knüppel GmbH, Hamburg 408<br />

Letex Staatliches Han<strong>de</strong>lsobjekt VEB, Berlin<br />

(Ost) 97,122,138,142,147,229,286-293,345,347,<br />

385, 428, 492, 520<br />

Leuchten<strong>de</strong>r Pfad (Untergr<strong>und</strong>bewegung),<br />

Peru 197<br />

Leybold AG, Hanau 254, 276, 424, 436<br />

Leybold-Heräus GmbH, Hanau 114, 264<br />

Liechtensteiner Lan<strong>de</strong>sbank 102<br />

Lin<strong>de</strong>mann-Kommission --> Son<strong>de</strong>rkommission <strong>de</strong>s<br />

Ministerrates<br />

Litton, USA 200-201<br />

Loew et Loth, Frankreich 229<br />

London Metal Exchange 314<br />

LONRHO, London 194-195<br />

LRG, Leuna 408<br />

Lü<strong>de</strong>x, Hamburg 146<br />

Lusolanda-Gruppe, Angola 195<br />

M.P.T.C. Electronic Ltd., Redditch (Großbritannien)<br />

98, 408<br />

Macom GmbH, Essen 279<br />

Magistrat von Berlin (Ost) 131, 135, 179, 299<br />

Majunke P.M. Majunke<br />

M<br />

Mannesmann Demag 138<br />

Mannesmann, Mailand (Italien) 214-215<br />

Mannesmann-Rexroth 187<br />

Marcus Broere B.V., Boxtel (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>) 266<br />

Märkische Entsorgungsanlagen-Betriebsgesellschaft<br />

mbH (MEAB) 219<br />

Marnix S.A., Montevi<strong>de</strong>o (Uruguay) 197<br />

Marox, Rosenheim 140<br />

Marx-Engels-Stiftung e.V. 281<br />

März-Konzern -> Josef & Willi März KG, Rosenheim<br />

Massey Ferguson 195<br />

MATRA, Frankreich 186-187<br />

Mauser 210<br />

Max-Planck-Institut für ausländisches <strong>und</strong> internationales<br />

Strafrecht 46<br />

May Lin, Liechtenstein 228<br />

MBB-Transtechnica Gesellschaft für Technologie<br />

Transfer mbH 425<br />

Mebama B.V., Hellevoetsluis (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>) 98, 235,<br />

245, 400, 402, 408<br />

anische Werkstätten Königswartha<br />

(MWK) 164<br />

Mechanische Werkstätten Ra<strong>de</strong>berg (MWR) 164<br />

Mecklenburgische Abfallwirtschafts-GmbH<br />

(MAG) 220, 408<br />

Melcher GmbH Industrieanlagen <strong>und</strong> -ausrüstungen,<br />

Elmshorn 231, 235, 245-246, 279, 392, 402, 408<br />

Mercator 93<br />

Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB),<br />

München 165, 186, 202, 425<br />

Metallgesellschaft AG, Frankfurt/Main 304, 314<br />

Metama Außenhan<strong>de</strong>lsvertretungen GmbH, Berlin<br />

(Ost) 128, 231, 408<br />

Meteor International, Philippinen 193<br />

METRO SB-Großmärkte 408<br />

Metro Vermögensverwaltung GmbH & Co. KG,<br />

Düsseldorf 408<br />

Metropol, Kiel 213<br />

MfS -> Ministerium für Staatssicherheit<br />

Militäroberstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR 151, 176<br />

177,191,193,286,288-293,419,434<br />

Militärstaatsanwaltschaft <strong>de</strong>r DDR 152, 183, 285<br />

287, 289, 350, 375, 379, 386-387, 513, 516<br />

Mingro GmbH 408<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>r DDR 104, 154-155,<br />

157, 159-160, 172-173, 184, 212, 216, 240, 247, 302-<br />

303, 324-325, 327, 329, 332, 334-335, 337, 342-344,<br />

348, 351, 353, 355-357, 359, 363, 367, 386, 397-398,<br />

427-428, 466<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>r DDR, Abteilung Valutaplanung<br />

111<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise <strong>de</strong>r DDR 368,<br />

372, 375, 378, 383<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise <strong>de</strong>r DDR, Valutakontrollgruppe<br />

155, 159, 323, 346, 357-358, 370,<br />

375-378, 380, 508<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise <strong>de</strong>r DDR, Staatliche<br />

Finanzrevision 141, 159, 340, 347, 370, 375-<br />

376, 380-382, 482<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Justiz <strong>de</strong>r DDR 166, 308, 318<br />

Ministerium <strong>de</strong>s Innern <strong>de</strong>r DDR 59, 105, 140, 144,<br />

147,159-161,173,180-185,188,204,255,262,308,<br />

358, 365, 375, 425, 516<br />

Ministerium <strong>de</strong>s Innern <strong>de</strong>r DDR, Staatssekretariat für<br />

Staatssicherheit, Abteilung HAV/5 318


Ministerium <strong>de</strong>s Innern <strong>de</strong>r DDR, Hauptabteilung<br />

innere Angelegenheiten 308<br />

Ministerium für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen<br />

<strong>und</strong> Fahrzeugbau <strong>de</strong>r DDR 163-166, 185<br />

Ministerium für _Auswärtige Angelegenheiten <strong>de</strong>r<br />

DDR 178, 197-198, 448, 503<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR 77, 79, 82,<br />

88, 93-94, 102-103, 110, 142, 151-153, 156-159, 165,<br />

167, 181, 224, 229, 262, 279, 285, 289, 291-292, 302,<br />

304, 316, 332, 335, 338, 359, 363, 381, 386, 389, 391,<br />

401, 440-442, 446, 476, 484, 501, 504, 516, 522<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR, Bereich<br />

Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l (MAH/BSA) 162-163,<br />

176, 180, 192, 209<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR 79, 82, 88-93, 108, 113, 121, 123-<br />

125, 154, 157-158, 224, 293-295, 297-298, 306, 437-<br />

438<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Materialversorgung<br />

<strong>de</strong>r DDR 157<br />

Ministerium für Außenwirtschaft <strong>de</strong>r DDR 79, 82, 88,<br />

157-158, 193, 249, 316, 363, 365-368, 372, 378, 383,<br />

388, 390, 461, 471, 482, 524<br />

Ministerium für Bauwesen <strong>de</strong>r DDR 305, 341, 375<br />

Ministerium für Bauwesen, Städtebau <strong>und</strong><br />

Wohnungswirtschaft <strong>de</strong>r DDR 228, 375<br />

Ministerium für Bezirksgeleitete Indust rie <strong>und</strong><br />

Lebensmittelindustrie <strong>de</strong>r DDR 166<br />

Ministerium für Chemische Indust rie <strong>de</strong>r DDR 166<br />

Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik <strong>de</strong>r<br />

DDR 111-112, 132-133, 143, 252-255, 258, 260,<br />

270, 272, 275, 339, 434-435<br />

Ministerium für Ges<strong>und</strong>heitswesen <strong>de</strong>r DDR 214,<br />

293<br />

Ministerium für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Versorgung<br />

<strong>de</strong>r DDR 152, 341<br />

Ministerium für Hoch- <strong>und</strong> Fachschulwesen<br />

<strong>de</strong>r DDR 318<br />

Ministerium für Innere Angelegenheiten<br />

<strong>de</strong>r DDR 378-380, 383<br />

Ministerium für Kultur <strong>de</strong>r DDR 159, 166, 173, 375<br />

Ministerium für Land-, Forst- <strong>und</strong> Nahrungsgüterwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR 331<br />

Ministerium für Leichtindustrie <strong>de</strong>r DDR 166<br />

Ministerium für Maschinenbau <strong>de</strong>r DDR 166<br />

Ministerium für Materialwirtschaft <strong>de</strong>r DDR 159<br />

Ministerium für Nationale Verteidigung<br />

<strong>de</strong>r DDR 122, 159, 161-164, 178, 183, 192, 209,<br />

255, 266, 308, 386<br />

Ministerium für Nationale Verteidigung, Verwaltung<br />

Aufklärung 269<br />

Ministerium für Post- <strong>und</strong> Fernmel<strong>de</strong>wesen<br />

<strong>de</strong>r DDR 375<br />

Ministerium für Revolutionsgar<strong>de</strong>n, Iran 191<br />

Ministerium für Schwermaschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau<br />

<strong>de</strong>r DDR 166, 185<br />

Ministerium für Staatssicherheit <strong>de</strong>r DDR 19, 34, 38,<br />

51, 54, 58-59, 71, 74, 77-78, 86, 88-98, 102, 104-109,<br />

111-152, 158-159, 161-162, 170-178, 181-182, 184-<br />

185, 187, 192, 198-199, 201, 203, 205, 208, 217-218,<br />

220, 229, 233, 241, 244, 250-252, 255-256, 258-270,<br />

274, 276-277, 279, 285-291, 293-295, 306-308, 315,<br />

318-319, 322, 326, 332, 339-340, 346-351, 353, 370,<br />

375, 378-382, 384, 386, 391, 400-401, 413, 421, 424-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

426, 432-433, 435, 437-441, 443-444, 461-463, 471,<br />

473, 477-481, 484-495, 498-499, 501-504, 507, 511-<br />

519, 521, 524-525, 527<br />

- , Abteilung 26 (Telefonüberwachung) 107, 116<br />

- , Abteilung Bauwesen 151<br />

-, Abteilung Bewaffnung <strong>und</strong> Chemischer Dienst<br />

(BCD) 107, 116, 151, 181-182, 478, 490<br />

- , Abteilung Finanzen 106, 131<br />

- , Abteilung M (Postkontrolle) 106<br />

-, Abteilung V/6 131<br />

-, Abteilung VI/2 114<br />

- , Abteilung X (Internationale Verbindungen)<br />

106<br />

- , Abteilung XI (Chiffrierwesen) 107<br />

-, Abteilung XII (Zentrale Auskunft, Speicher)<br />

106, 119<br />

-, Abteilung XIII (Zentrale Rechenstation) 106<br />

- , Abteilung XIV (Untersuchungshaft, Strafvollzug)<br />

106<br />

- , Abteilung XXII (Terrorabwehr) 150-151, 178,<br />

201, 204, 207-208, 490<br />

- , Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

(AG BKK) 43, 97-98, 104, 106-107, 109-<br />

111, 114-123, 125-129, 132, 145-146, 149, 178,<br />

182-183, 186-187, 193, 198-199, 213, 215, 217-<br />

219, 237-238, 250, 262, 265, 267-268, 271, 435,<br />

440, 443, 477-479, 489-490, 512, 519<br />

- , AG BKK, Auswertungs- <strong>und</strong> Kontrollgruppe<br />

(AKG) 117<br />

- , AG BKK, Wach- <strong>und</strong> Sicherungs-Einheit<br />

(WSE) 117<br />

-, Arbeitsgruppe XVII (Besucherbüro Westberlin)<br />

107, 149<br />

-, Arbeitsgruppe Beschaffung 183<br />

- , Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Ministers (AGM) 106, 151<br />

- , Arbeitsgruppe Embargo 132, 262<br />

-, Arbeitsgruppe MAH (= AG Bau<strong>de</strong>) 112-113,<br />

115, 121, 123, 143-145, 152, 253-254, 257, 259-<br />

260, 262, 264-265, 267-268, 272-273, 435, 478,<br />

495<br />

- , Arbeitsgruppe Nachrichten 107<br />

- , Arbeitsgruppe Zoll 121, 123, 149-150, 168-169<br />

- , Betriebsschutz „B" 182<br />

- , HA I (Militärische Abwehr, NVA <strong>und</strong> Grenztruppen)<br />

106, 108, 113-114, 149<br />

- , HA II (Spionageabwehr) 106, 109, 111, 116-<br />

117, 119, 477<br />

- , HA II/1 187<br />

-, HA II/ 19 119<br />

-, HA III (Funkaufklärung) 107, 133, 145, 257,<br />

432-434<br />

- , HAVI (Paßkontrolle, Tourismus, Interhotel)<br />

107, 111, 116, 120, 123, 149-150, 167, 169, 478,<br />

489-490<br />

- , HAVII (Abwehrarbeit MdI/DVP) 107, 147-149,<br />

490<br />

- , HAVII/13 147, 171<br />

- , HAVIII (Beobachtung, Ermittlung) 107, 139,<br />

149, 478<br />

-, HA IX (Untersuchungsorgane) 106, 320<br />

- , HA IX/9 308<br />

- , HA XV 106


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

- , HA XVIII (Sicherung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft) 76,<br />

92-93,106,108-111,113-114,116-117,119,121-<br />

122,126-128,132,136,145-146,178,187,207,<br />

294,345,348,433,435,443,477,489,511,528-<br />

529<br />

- , HA XVIII, Abteilung West-Berlin 113<br />

-, HA XVIII/4 (Sicherung <strong>de</strong>r Planungs- <strong>und</strong><br />

Finanzorgane) 111<br />

- , HA XVIII/7 (Sicherung <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls) 76,<br />

108-111, 113-114, 116, 119, 121, 123, 127-130,<br />

145,206-207,215,217-219,295,529<br />

-, HA XVIII/8 (Sicherung <strong>de</strong>r Elektrotechnik, Elektronik)<br />

76, 109, 111-113, 115, 126-127, 132, 143-<br />

146, 233, 253-255, 257-260, 265, 269, 271, 348,<br />

433-434, 495,529<br />

- , HA XIX (Verkehr, Post, Nachrichten-<br />

wesen) 106<br />

- , HA XX (Staatsapparat, Kunst, Kultur, Untergr<strong>und</strong>)<br />

106, 124, 307<br />

-, HA XXII (Terrorabwehr) 107, 149, 209, 478<br />

- , HA XXIII (früher AGMS) 150<br />

- , HA KuSch (Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Schulung) 118, 121-122,<br />

125, 145, 152<br />

- , HA PS (Personenschutz) 106, 111, 116, 122,<br />

147, 152, 286-288, 290-292, 477, 492<br />

- , HA Untersuchung 308, 319<br />

- HAWirtschaft 439<br />

- , Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) 38, 54-55,<br />

91, 97, 99, 102, 105-109, 111-119, 121, 123-146,<br />

149-150, 183-184, 187, 217-218, 228, 253-254,<br />

260-263, 273, 275, 288, 320, 322, 339, 345-348,<br />

352-353, 368, 380, 433-435, 439, 477-479, 485-<br />

486,488, 490, 494, 513, 524<br />

- , HVA, Abteilung I 126, 433<br />

- , HVA, Abteilung II 218, 518<br />

- , HVA, Abteilung III 114, 128<br />

- , HVA, Abteilung VI 144<br />

- , HVA, Abteilung VII (Militärische Fachauswertung)<br />

126, 435<br />

- , HVA, Abteilung VIII 133<br />

- , HVA, Abteilung IX 126, 433<br />

-, HVA, Abteilung XIII (Gr<strong>und</strong>lagenforschung <strong>und</strong><br />

Technik) 121, 140-141<br />

- , HVA, Abteilung XVI (Legale Resi<strong>de</strong>nturen)<br />

136, 141<br />

- , HVA, Abteilung XX 133<br />

- , HVA, Arbeitsgruppe XV/BV (Bezirksverwaltung)<br />

132, 262<br />

- , HVA, Arbeitsgruppe Koordinierung<br />

(AGK) 131, 136, 141-142, 478<br />

- , Juristische Hoch- <strong>und</strong> Fachschule (JHS) 106<br />

- , Juristische Hochschule Potsdam 93, 125, 438<br />

- , Messestab <strong>de</strong>r Leipziger Messen 108, 123<br />

-, Operativ-Technischer Sektor (OTS) 107, 113,<br />

132-133, 143-144, 262, 273-274, 350, 432-434<br />

- , Rechtsstelle 106<br />

-, Spezielle Beschaffungsorgane (SBO) 112, 115,<br />

132-133, 143, 253-256, 259-261, 263-265, 270,<br />

272-273, 276, 339<br />

- , Verwaltung Rückwärtige Dienste, Abteilung<br />

Planung 122, 144<br />

-, Verwaltung Rückwärtige Dienste (VRD) 106,<br />

111, 113, 115-117, 120, 122-123, 133, 144, 147,<br />

149, 151-152, 182, 253-254, 257, 259, 262, 288-<br />

289, 291, 350, 434, 478, 489-490<br />

- , Wachregiment „Feliks E. Dzierzynski" 106,<br />

147, 286, 290<br />

- , Zentrale Arbeitsgruppe Geheimnis<br />

(ZAGG) 106<br />

- , Zentrale Auswertungs- <strong>und</strong> Informationsgruppe<br />

(ZAIG) 106<br />

-, Zentrale Koordinierungsgruppe (Übersiedlung)<br />

(ZKG) 107, 147, 149, 305, 308, 317, 319<br />

-, Zentraler Medizinischer Dienst (ZMD) 106<br />

- , Zentraler Operativstab (ZOS) 106<br />

Ministerium für Umweltschutz <strong>und</strong> Naturschutz,<br />

Energie <strong>und</strong> Reaktorsicherheit <strong>de</strong>r DDR 213, 215<br />

Ministerium für Umweltschutz <strong>und</strong> Wasserwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR 216<br />

Ministerium für Verkehrswesen <strong>de</strong>r DDR 157, 166,<br />

311,341<br />

Ministerium für Werkzeug- <strong>und</strong> Verarbeitungsmaschinenbau<br />

<strong>de</strong>r DDR 165-166<br />

Ministerium für Wirtschaft <strong>de</strong>r DDR 183, 368<br />

Ministerrat <strong>de</strong>r DDR 58-59, 77, 79, 92, 94, 104, 106,<br />

137-138, 152-160, 177, 196, 212, 249, 260, 292-298,<br />

300, 302, 325, 329, 331-332, 334-335, 337, 341-342,<br />

345, 347-348, 351, 362-371, 373-374, 377-379, 381-<br />

384, 389-391, 396, 441-442, 447-448, 454, 461, 476,<br />

508-509<br />

Ministerrat <strong>de</strong>r DDR, Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz<br />

153-154<br />

Ministry for International Tra<strong>de</strong> and Industry (MITI),<br />

Japan 274<br />

MinOe1FüllSt GmbH 408<br />

Mitsubishi, Japan 267<br />

Mitsui, Japan 274-275<br />

Mittel<strong>de</strong>utsche Electronic Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

408,412<br />

Mobil & Service GmbH 408, 412<br />

Moh. Said Zahrani Company, Jeddah, Saudi-<br />

Arabien 206<br />

Moha-Gr<strong>und</strong>stücksverwaltungsgesellschaft 213<br />

Moksel AG A. Moksel AG, Buchloe<br />

Moksel Verwaltungsgesellschaft, Buchloe 396<br />

Montrac M-Line GmbH 408<br />

Montrac M-Line GmbH & Co. KG 408<br />

Motorola, USA 201-202<br />

Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg (Bezirk Rostock) 27, 67,<br />

213-220, 497-498, 517-518<br />

Munitionsfabrik Fame, Peru 196<br />

Music Alliance Services GmbH 402, 408<br />

MVG - Möbelvertriebsgesellschaft mbH, Krems/<br />

Donau (Österreich) 409<br />

Nagematic S.A.R.L., Frankreich 392, 409<br />

Natalon Holding N.V., Curacao (Nie<strong>de</strong>rländische<br />

Antillen) 98<br />

National Defence Industries Organisation<br />

(N.D.I.O.) 188-189<br />

National Defence Industries Organisation, Iran 188<br />

National Security Agency (NSA), USA 140<br />

Nationale Volksarmee (NVA) 106, 144, 151-152,<br />

161-162, 164, 180-181, 183-187, 190-192, 256, 262,<br />

285, 339, 346, 350, 358, 375, 425<br />

Nationaler Verteidigungsrat <strong>de</strong>r DDR 78, 125, 362<br />

Nationalgar<strong>de</strong> von Panama 198<br />

NATO -* North Atlantic Treaty Organization<br />

N


Neckermann Versand AG 409<br />

Neckermann Versandhan<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH 409<br />

Nepal, Armee 200<br />

Neuapostolische Kirche 294<br />

Neuco Immobilien Beteiligungen GmbH 409<br />

Neue -Heimat -Untersuchungsausschuß -* <strong>Deutscher</strong><br />

B<strong>und</strong>estag, 3. Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r 10.<br />

Wahlperio<strong>de</strong><br />

Neues Deutschland 278<br />

NEUWO GmbH, Berlin 409<br />

Nicolas Kioleidos S.A., Athen (Griechenland) 206<br />

Nie<strong>de</strong>rsächsisches Lan<strong>de</strong>skriminalamt 68<br />

Nigeria, Verteidigungsministerium 199<br />

Nobel Chemicals 189, 517<br />

Nobel Chemicals, Schwe<strong>de</strong>n 189<br />

Nofo AG, Schweiz 268<br />

noha HGmbH Export-Import Vertretungen,<br />

Bochum 24, 64, 231-232, 234-236, 245-246, 279,<br />

354, 402, 409, 428-429, 436, 497<br />

Nolte KG 86, 88-89, 119, 234, 236, 243<br />

North Atlantic Treaty Organization (NATO) 84, 138,<br />

199-201.251, 347<br />

Novum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Berlin (Ost) 101,<br />

246<br />

O.A.-Machinery Corporation, Japan 186, 267<br />

Oberfinanzdirektion Berlin (West) 253<br />

Oberfinanzdirektion Düsseldorf 315-316<br />

Oberlan<strong>de</strong>sgericht Celle 33, 260, 265, 271<br />

Oberlan<strong>de</strong>sgericht Frankfurt 269<br />

Oberlan<strong>de</strong>sgericht Koblenz 144, 262<br />

Oberlan<strong>de</strong>sgericht Köln 33<br />

Oberlan<strong>de</strong>sgericht München 32, 37, 69<br />

Oberrechnungsamt <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland, Hannover 311<br />

Oberstes Gericht (OG) <strong>de</strong>r DDR 308, 432<br />

OCOM Han<strong>de</strong>ls AG, Zug 134, 143, 261<br />

OEB F<strong>und</strong>ament 284<br />

Olivetti, Italien 264<br />

Omnia Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH, Düsseldorf 279<br />

Omnipol, Prag (Tschechoslowakei) 186, 191, 193<br />

ORVAG AG, Baar/Zürich (Schweiz) 284<br />

Oscaram Trading N.V., Curacao (Nie<strong>de</strong>rländische<br />

Antillen) 392, 409<br />

Ostsee -Mineralöl-Bunker GmbH 409<br />

Ostsee- Zeitung, Rostock 70<br />

Otto Müller 267<br />

Otto Scheurmann Bank-KG, Berlin (West) 33, 76,<br />

101, 239, 430, 466, 468, 483, 521, 529<br />

P&S-International, Weinheim 206<br />

P.M. Majunke, Wesseling 264-266, 273<br />

Palasthotel, Berlin (Ost) 196, 292-293, 341-342<br />

Palästinensische Befreiungsfront siehe Palestine<br />

Liberation Front (PLF)<br />

Palatinus GmbH, Zürich (Schweiz) 249, 301<br />

Palestine Liberation Front (PLF) 209<br />

Palestine Liberation Organization (PLO) 151, 184,<br />

190, 204, 206-207, 209-211, 516<br />

Pan Europa GmbH, Berlin 276<br />

O<br />

P<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Pankl Werkzeug-Vorrichtsbau GmbH, Österreich<br />

201-202<br />

Panorama DDR GmbH 284<br />

Paradies Spielwaren Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH 402,<br />

409<br />

Parlamentarische Kontrollkommission -+ <strong>Deutscher</strong><br />

B<strong>und</strong>estag, Parlamentarische Kontrollkommission<br />

Parlamentarischer Untersuchungsausschuß Mecklenburg-Vorpommern<br />

- Landtag Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Partei <strong>de</strong>s Demokratischen Sozialismus (PDS) 36,<br />

242, 247, 284, 377, 388, 391, 398, 418, 486<br />

Parteiarchiv <strong>de</strong>r SED 33, 36, 446<br />

Partek, Finnland 111<br />

Passauer Hof Bet riebs GmbH, Wien (Österreich) 409<br />

Paul Wiethoff GmbH & Co. KG 146<br />

PDS -* Partei <strong>de</strong>s Demokratischen Sozialismus<br />

PDS/Linke Liste -* <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag, Gruppe<br />

PDS/Linke Liste<br />

Pernau Han<strong>de</strong>lsgesellschaft 392, 409<br />

Peru, Regierung 197<br />

Petrolchemisches Kombinat (PCK), Schwedt/O<strong>de</strong>r<br />

338<br />

Peugeot, Frankreich 195<br />

PFLP-SO (Spezialoperationen) 208<br />

Philatelie Wermsdorf 375<br />

Philips 39<br />

Phönix Druckerei <strong>und</strong> Verlag 105<br />

Pinesa, Spanien 196<br />

Plambeck & Co. Druck <strong>und</strong> Verlag GmbH,<br />

Neuss 279, 281-283, 322, 354, 377<br />

Plast-Elast Chemie Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH & Co<br />

KG, Essen 279<br />

Politbüro -* Zentralkomitee <strong>de</strong>r SED<br />

Polizeidirektion Hannover 33<br />

Pook 231<br />

Präsi<strong>de</strong>ntengar<strong>de</strong>, Phillippinen 193<br />

Präsidial-Anstalt, Vaduz (Liechtenstein) 100<br />

Presse- <strong>und</strong> Informationsamt <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung,<br />

Bonn 524<br />

Privatbanken A/S Kopenhagen, Dänemark 324, 356<br />

Projekt GmbH 409<br />

Prometron Technics, Japan 267, 269, 277<br />

Prote-Saar 229-230<br />

PROVECO Projektkooperation Einkaufs- <strong>und</strong><br />

Vertriebs GmbH 402, 408-409<br />

Provisorische Regierung <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen<br />

Republik 152<br />

Quick-Verlag GmbH, München 33<br />

Radio Zemanek, Wien (Österreich) 268<br />

RAF -; Rote- Armee -Fraktion<br />

RAPID, Prag (Tschechoslowakei) 283<br />

Rapp, Munk <strong>und</strong> Partner GmbH, Stuttgart 392<br />

Rat <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

(EKD) 305, 309-311, 316<br />

Rat <strong>de</strong>s Bezirkes Rostock, Abteilung Umweltschutz<br />

<strong>und</strong> Wasserwirtschaft 214<br />

Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) 79-80,<br />

138, 157, 347<br />

Q<br />

R


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Rechnungshof <strong>de</strong>r DDR 377<br />

Rechtsschutzstelle -+ B<strong>und</strong>esministerium für gesamt<strong>de</strong>utsche<br />

Fragen<br />

Recoma, Laatzen 261, 265<br />

Re<strong>de</strong>l N.V., Curacao (Nie<strong>de</strong>rländische<br />

Antillen) 240-242, 279<br />

Re<strong>de</strong>l N.V., Haarlem (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>) 235, 240, 242,<br />

409,412<br />

Ree<strong>de</strong>rei Safmarine, Südafrika 203<br />

Referat 6 (Beschaffung von Embargotechnik <strong>und</strong><br />

Koordinierung <strong>de</strong>r Beschaffung) <strong>de</strong>r Abteilung XIV<br />

<strong>de</strong>s Sektors Wissenschaft <strong>und</strong> Technik -4 Sektor<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Technik<br />

Refinco Establishment, Vaduz (Liechtenstein) 234-<br />

-<br />

235, 246, 279, 354, 392, 409, 412, 436<br />

Regieren<strong>de</strong>r Bürgermeister von Berlin 451<br />

Regierung <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen<br />

Republik 152, 156, 160, 177, 295, 311, 317, 321-<br />

322, 364-367, 370, 374, 381, 390-391, 418, 444, 449,<br />

461-462, 482, 503<br />

Regierung <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s 230, 504<br />

Regierungskommission zur einheitlichen Steuerung<br />

von Export <strong>und</strong> Import <strong>de</strong>r DDR 110<br />

Regula A.G., Schweiz 100<br />

Regula S.A., Luxemburg (Luxemburg) 100<br />

Reishauer, Schweiz 264<br />

Remex, Berlin (West) 262, 267<br />

Renate Müller Import-Export Industrievertretungen<br />

267<br />

Reparaturwerk Neubran<strong>de</strong>nburg 185, 191<br />

Research and Development Center, Monsul<br />

(Irak) 202<br />

Rex GmbH & Co. KG 409<br />

Rexim S.A., Lugano <strong>und</strong> Morcote (Schweiz) 235,<br />

242, 279, 281, 354, 377, 392, 402, 409<br />

RFT-Anlagen Bau 437-438<br />

RGW -+ Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe<br />

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität,<br />

Bonn 142<br />

Rheinmetall GmbH, Düsseldorf 210<br />

Richard Ihle GmbH Internationale Spedition,<br />

Hamburg 119, 231, 235, 245, 279, 281, 392, 395-<br />

396, 402, 406<br />

Richard Lämmerzahl GmbH, Neunkirchen am<br />

Sand 402,408<br />

RKL - International Richard K. Lämmerzahl GmbH,<br />

Neunkirchen am Sand 377, 409<br />

Robert Placzek Holding AG, Wien (Österreich) 135,<br />

275<br />

Roh<strong>de</strong> & Schwarz, München, Berlin, Wien 114, 264<br />

Rosner KG, Wien (Österreich) 191<br />

Rostocker Staatsree<strong>de</strong>rei AHB Schiffskommerz 203<br />

Rote-Armee-Fraktion (RAF) 150<br />

Rothe Er<strong>de</strong> 187<br />

Rowohlt-Verlag GmbH, Reinbeck 33<br />

Royal Ordnance, Enfield (Großbritannien) 208<br />

R<strong>und</strong>er Tisch 370, 373-374, 376, 381-384<br />

S.N.E.C.M.A., Paris (Frankreich) 165<br />

SAAD General Establishment 202<br />

Saarland Staatskanzlei 33<br />

Sächsisches Staatsministe rium <strong>de</strong>r Finanzen 33<br />

Sächsisches Staatsministe rium <strong>de</strong>r Justiz 33<br />

S<br />

Salinas S.A., Luxemburg (Luxemburg) 98, 392, 409,<br />

412<br />

SAS Tra<strong>de</strong> & Investment Inc. Co, Athen (Griechenland)<br />

516<br />

SAS Tra<strong>de</strong> & Investment Inc. Co, Nicosia<br />

(Zypern) 516<br />

SAS Tra<strong>de</strong> & Investment Company Inc., Warschau<br />

(Polen) 207-208, 516<br />

Saudi-Arabien, Armee 199<br />

Saxonia Maschinen Vertriebs GmbH, Staffelstein<br />

392,409<br />

Schaublin, Schweiz 264<br />

Scheichtum Katar, Regierung 193<br />

Scheurmann Bank-KG, Berlin (West) - Otto Scheurmann<br />

Bank-KG, Berlin (West)<br />

Schiffsmaklerei Rostock 198<br />

Schleupen GmbH 410<br />

Schmarler Markt GmbH 402, 410<br />

Schmitz -* Hugo Schmitz<br />

Scholz, Bernau 261<br />

Schuh- <strong>und</strong> Le<strong>de</strong>ragentur GmbH, Leipzig 410<br />

Schwaß & Co. Han<strong>de</strong>lsgesellschaft 4z6<br />

Schweizerische Bankgesellschaft 355<br />

Schweizerische Volksbank Chiasso 427<br />

Schweizerischer Bankverein Genf 324, 356<br />

Schweizerischer Bankverein Küssnacht 427<br />

Schweizerischer Bankverein Lugano 356<br />

Schweizerischer Bankverein Zü rich 355<br />

Scorpion International, Wien (Österreich) 210-211<br />

SED –> Sozialistische Einheitspartei Deutschlands<br />

SED-Parteiorganisation, Kreisleitung Außen<br />

han<strong>de</strong>l 88-90, 93, 123-124, 158, 180, 438-439<br />

SED-PDS (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands<br />

- Partei <strong>de</strong>s Demokratischen Sozialismus) 19, 246,<br />

284-285, 377, 470, 484, 508<br />

SED-Politbüro –> Zentralkomitee <strong>de</strong>r SED, Politbüro<br />

Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei GmbH, Bremen 296, 310<br />

Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik (SWT) 99, 112-<br />

113, 126, 131-136, 141, 143, 146, 178, 183, 253-254,<br />

259-261, 347, 433-436, 478, 490, 495<br />

Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik, Abteilung V 132<br />

Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik, Abteilung XIV<br />

(Aufklärung <strong>de</strong>r Bereiche Mikroelektronik, Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlicher Gerätebau)<br />

132-134, 277, 434-435<br />

Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik, Arbeits<br />

gruppe 3 183<br />

SEL 264<br />

Seleka Springs Ltd. 194<br />

Semco Engineering S.A., Montpellier (Frankreich)<br />

277<br />

Senat <strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg 498<br />

Senat von Berlin (West) 304, 306, 363, 449<br />

Sevico Oy, Turku (Finnland) 188-189<br />

Siemens AG, München 39-41, 133, 264, 455<br />

Silva Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH 410<br />

Simetal, Vaduz (Liechtenstein) 141<br />

Simon Gol<strong>de</strong>nberg Vertriebsgesellschaft für pharmazeutische<br />

Produkte m.b.H. 140, 252<br />

Simon Industrievertretungen GmbH, Berlin (Ost)<br />

88-90, 92, 108-109, 124, 130, 135-136, 139-141, 252,<br />

294-295, 346, 440, 511<br />

Simpex Büro für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Beratung GmbH, Berlin<br />

(Ost) 24, 97, 231-232, 234-238, 241, 243-248, 282,<br />

285, 353, 372, 375, 377, 385, 400, 402, 410, 428-429,<br />

436, 476, 525


Sinato International Inc. 197<br />

Slobodan Prinzep Selgo, Vitez (Jugoslawien) 202<br />

Socoli, Brüssel (Belgien) 89, 93, 243, 245<br />

Soinco, Argentinien 196<br />

Son<strong>de</strong>rausschuß <strong>de</strong>s Sächsischen Landtags –><br />

Landtag Sachsen<br />

Son<strong>de</strong>rbeschaffungsorgane (SBO) Ministerium für<br />

Staatssicherheit, Spezielle Beschaffungsorgane<br />

Son<strong>de</strong>rkommission <strong>de</strong>s Ministerrats zur Untersuchung<br />

von Amtsmißbrauch <strong>und</strong> Korruption im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereiches<br />

Kommerzielle Koordinierung 99, 276, 349, 370,<br />

373-384, 388, 399, 418, 508<br />

Sozial<strong>de</strong>mokratische Partei Deutschlands 17, 78, 81<br />

82,445,452,487,504-505,509,523,529<br />

Sozialistische Einheitspartei Deutschlands<br />

(SED) 17-18, 77-78, 80-81, 86-89, 93, 101, 103-104<br />

106, 119, 125, 127, 131, 153-154, 156, 159, 173, 235-<br />

237, 242-245, 247, 249-250, 257, 278-279, 281-285,<br />

291-292, 299, 301-302, 322, 339, 354, 364-366, 368,<br />

370, 375, 377, 382-383, 385, 388, 391, 397-3987-<br />

418, 427, 437-438, 443, 446, 459, 461, 464, 476-477,<br />

484-485, 487-488, 491-492, 494, 497, 501, 504-506,<br />

510-511, 525<br />

Sozialistische Einheitspartei West-Berlins<br />

(SEW) 105, 119, 283<br />

Sozialistische Internationale 197<br />

Spanien, Justizministerium 47<br />

SPD Berlin 451<br />

SPD -0 Sozial<strong>de</strong>mokratische Partei Deutschlands<br />

Spedition Deutrans -4 VE Kombinat Deutrans<br />

Spedition Jeppesen Heaton Ltd., London (Großbri-<br />

tannien) 203<br />

Spedition Welz, Salzburg (Österreich) 188<br />

Speli<strong>de</strong>c, Marseille (Frankreich) 214<br />

Spezialhochbau Berlin 151<br />

Spezielle Beschaffungsorgane (SBO) -0 Ministerium<br />

für Staatssicherheit, Spezielle Beschaffungsorgane<br />

Spiegel -* Der Spiegel<br />

SPL Sanitärtechnik GmbH 402, 410<br />

Spreewerk Lübben 164, 189<br />

Staatliche Finanzrevision --0 Ministerium <strong>de</strong>r<br />

Finanzen <strong>und</strong> Preise, Staatliche Finanzrevision<br />

Staatliche Gewässeraufsicht, Rostock 214<br />

Staatliche Kunstsammlungen Dres<strong>de</strong>n 384-385<br />

Staatliche Plankommission 79, 104, 152, 154-157,<br />

159-160, 163, 165-166, 198, 224, 252, 275, 278, 283,<br />

324-325, 329, 334-337, 339, 341, 343, 363, 365, 367,<br />

444<br />

Staatliche Plankommission, Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz<br />

104<br />

Staatliche Versicherung <strong>de</strong>r DDR 303<br />

Staatliche Vertreterorganisation 371, 388<br />

Staatsanwaltschaft Aachen 24<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin,<br />

Arbeitsgruppe Regierungskriminalität 23-24, 31-<br />

33, 35, 41, 59, 68, 90-91, 101, 124, 130, 138-141, 148-<br />

149, 154-155, 157-158, 168, 202, 212, 228-229, 231,<br />

237, 242-244, 250, 252, 259-260, 262-263, 269, 285,<br />

289, 294-295, 302, 304, 344, 346-347, 349, 351, 353-<br />

354, 356, 358-359, 373-374, 376-377, 383, 386, 390-<br />

391, 393, 399, 412-417, 419-420, 422-430, 436, 474,<br />

483, 487, 509, 517-518, 525<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Landgericht Berlin 277,<br />

419, 430-432<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Schleswig-Holsteini<br />

schen Oberlan<strong>de</strong>sgericht 55-56<br />

Staatsanwaltschaft Bern, Schweiz 198<br />

Staatsanwaltschaft Bochum 33, 64, 428-429, 436<br />

Staatsanwaltschaft Braunschweig 64<br />

Staatsanwaltschaft Bremen 32<br />

Staatsanwaltschaft Düsseldorf 33<br />

Staatsanwaltschaft Hamburg 32<br />

Staatsanwaltschaft Hof 32<br />

Staatsanwaltschaft Ingolstadt 32<br />

Staatsanwaltschaft Kiel 27, 33<br />

Staatsanwaltschaft Köln 33<br />

Staatsanwaltschaft Leipzig 376<br />

Staatsanwaltschaft Lübeck 33<br />

Staatsanwaltschaft Mag<strong>de</strong>burg 23, 31, 33, 308, 432<br />

Staatsanwaltschaft Mannheim 64<br />

Staatsanwaltschaft München 32<br />

Staatsbank <strong>de</strong>r DDR 83, 225, 249, 345, 349, 364, 369,<br />

397, 423, 428<br />

Staatsrat <strong>de</strong>r DDR 78, 106, 152, 362<br />

Staatssekretariat für Arbeit <strong>und</strong> Löhne, Berlin<br />

(Ost) 303<br />

Staatssekretärsausschuß BRD/Berlin (West), Ber lin<br />

(Ost) 448, 461<br />

Stadt München, Kreisverwaltungsreferat 32, 473<br />

Stadtrat Dres<strong>de</strong>n 385<br />

Stahlhan<strong>de</strong>l Hüttental GmbH, Essen 410<br />

Ständige Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in Berlin (Ost) 311-312, 450, 452-454, 458,<br />

460, 484, 503, 522, 524<br />

Ständige Vertretung <strong>de</strong>r DDR in Bonn 450<br />

Standseilbahn Sunegga S.A. (Standseilbahn<br />

Zermatt), Schweiz 392, 410<br />

State Organisation for Technical Indust ries, Irak 202<br />

Stephanus-Stiftung, Berlin-Weißensee 320<br />

Stern, Hamburg 182<br />

Stiftung <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r<br />

DDR im B<strong>und</strong>esarchiv 213<br />

Stiftung Nita, Vaduz (Liechtenstein) 410<br />

Stottrop & Söhne, Berlin 410<br />

Streitkräfte Peru 196-198<br />

Südjemen, Verteidigungsministerium 210<br />

Südsteierische Metallindustrie (SMI), Leibnitz<br />

(Österreich) 202<br />

Syd-Bank Kopenhagen, Dänemark 356<br />

Sysgraph, Wien (Österreich) 268<br />

tabacon Sachsen GmbH 410<br />

tabacon Thüringen GmbH 410<br />

tageszeitung –> taz<br />

TAPE Gesellschaft für Beratung, Service <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l<br />

mbH, Berlin 100, 134, 277<br />

Tasia, Hamburg 404<br />

taz, Berlin 46, 72-73<br />

Techaid International S.A., London (Großbritannien)<br />

193, 199-200<br />

Technika, Ungarn 186<br />

Tektronix 254<br />

Tensa, Argentinien 196<br />

Terrororganisation „Carlos" 206-207<br />

Textilvertretungen GmbH, Berlin (Ost) 129, 140-<br />

141, 226, 231, 410<br />

T


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12.Wahlperio<strong>de</strong><br />

The Burmah Oil (Deutschland) GmbH,<br />

Hamburg 163<br />

Thyssen E<strong>de</strong>lstahlwerke AG 315<br />

Toeplitz-Ausschuß –> Zeitweiliger Ausschuß <strong>de</strong>r<br />

Volkskammer<br />

Toshiba, Japan 254, 264, 267, 269, 274-275<br />

Trachemex B.V., Rotterdam (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>) 98<br />

Tra<strong>de</strong>x GmbH 410<br />

Trafer S.A., Brüssel (Belgien) 98, 236, 241, 351<br />

TRANS-VER-SERVICE Transport-Vertretungs-<br />

Service GmbH, Essen 235, 271, 392, 410<br />

Transcarbon Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH 101<br />

Transcommerz Export-Import GmbH, Berlin<br />

(Ost) 109, 128, 207, 402, 410<br />

Transcommerz Industriewaren HgmbH, Berlin<br />

(West) 262<br />

Transimpex 138<br />

Transinter GmbH, Arbeitsgruppe 10 104, 127, 178-<br />

180, 185, 188-190, 192, 341, 516<br />

Transinter GmbH, Berlin (Ost) 89-90, 92-97, 109-<br />

110, 114, 117, 128-129, 140-141, 154-155, 157-159,<br />

164, 179-180, 187-188, 226, 245, 247-248, 267, 269,<br />

274-275, 326-328, 330, 332, 345-348, 354, 375-376,<br />

404, 427, 440, 471<br />

Transpack Transporthilfs- <strong>und</strong> Packmittel Vertriebs<br />

GmbH, Hamburg 392<br />

Transportpolizei –> Deutsche Volkspolizei, Transpo rt<br />

-polizei<br />

Treuhandanstalt Berlin (THA) 18, 22-24, 32-33, 53-<br />

54, 74, 101, 133-134, 142, 183, 212-213, 242, 247,<br />

276, 284-285, 356, 366, 370, 387-388, 390-392, 395-<br />

398, 400-403, 409, 412-418, 423, 431, 470-471, 479,<br />

483, 486-487, 517-518, 525-526<br />

Treuhandanstalt Berlin, Direktorat Son<strong>de</strong>rvermögen<br />

32, 395, 412<br />

Treuhandanstalt Berlin, Direktorat Unternehmensbereich<br />

2 400<br />

Treuhandanstalt Berlin, Son<strong>de</strong>rbereich Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

31, 391, 400-401, 483<br />

Treuhandstelle für <strong>de</strong>n Interzonenhan<strong>de</strong>l 81, 224,<br />

316<br />

Treuhandstelle für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l (TSI) 224,<br />

228-229, 316, 484<br />

Treuhanduntersuchungsausschuß -* <strong>Deutscher</strong><br />

B<strong>und</strong>estag, 2. Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>r 12.<br />

Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tschechoslowakei, Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

191, 193<br />

Tschechoslowakei, Regierung 193<br />

U<br />

UCW Universal Consult Wirtschaftsberatung<br />

GmbH 410<br />

UKPV Unabhängige Kommission<br />

Umweltausschuß <strong>de</strong>s Schleswig-Holsteinischen<br />

Landtages -* Landtag Schleswig-Holstein,<br />

Umweltausschuß<br />

UN Vereinte Nationen<br />

Unabhängige Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s<br />

Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR (UKPV) 23, 27, 31-33, 74, 242, 246,<br />

353, 388, 397-398, 412, 417-418, 484, 486-487<br />

Union Bank of Finnland 188<br />

Union Europeenne Metallurgique S.A., Brüssel<br />

(Belgien) 98, 241, 245<br />

Unischiff, Hamburg 146<br />

Universalkredit AG, Vaduz (Liechtenstein) 436<br />

Universum GmbH, Lindau/Bo<strong>de</strong>nsee 227-229<br />

Unsere Zeit (UZ) 244-245, 281, 283, 357<br />

Unternehmensgruppe Hoffmann-La Roche, Basel<br />

(Schweiz) 214-215<br />

Untersuchungsausschüsse <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag,<br />

Landtage bzw. Bürgerschaften<br />

Untersuchungshaftanstalt Keibelstraße, Berlin 148,<br />

172<br />

Untersuchungskommission Peru 198<br />

Uwimex GmbH, Berlin 212-213<br />

UZ –> Unsere Zeit<br />

V<br />

V.U.F.A.G., Genf (Schweiz) <strong>und</strong> Mad rid<br />

(Spanien) 196-198<br />

Valutakontrollgruppe Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

<strong>und</strong> Preise, Valutakontrollgruppe<br />

VE AHB Chemie-Export-Impo rt 296<br />

VE AHB Elektronik Export-Import (ELEI), Berlin<br />

(Ost) 111-112, 246, 253-259, 263-268, 272-274,<br />

276, 278, 339-340, 354, 372, 375, 423, 431, 435, 468<br />

VE AHB Elektrotechnik Export-Import, Berlin<br />

(Ost) 108, 246, 257, 259, 268, 424<br />

VE AHB Genußmittel Import-Export, Berlin<br />

(Ost) 296<br />

VE AHB Heim-Electric Export-Import, Berlin<br />

(Ost) 112, 257, 265, 268<br />

VE AHB Holz <strong>und</strong> Papier Export-Import, Berlin<br />

(Ost) 354<br />

VE AHB Industrieanlagen-Import, Berlin (Ost) 110,<br />

186-187, 263, 278, 424<br />

VE AHB Metallurgiehan<strong>de</strong>l, Abteilung Koordinierungshan<strong>de</strong>l<br />

98, 352<br />

VE AHB Metallurgiehan<strong>de</strong>l, Berlin (Ost) 241, 246,<br />

314, 352<br />

VE AHB Nahrung Export <strong>und</strong> Import, Berlin<br />

(Ost) 229, 248, 326, 331, 354, 426<br />

VE AHB Robotron Export/Import, Berlin (Ost) 264<br />

VE AHB Schiffscommerz, Rostock 129<br />

VE AHB Textil Commerz, Berlin (Ost) 100, 226-228,<br />

296<br />

VE AHB Werkzeugmaschinen, Metallwaren <strong>und</strong><br />

Werkzeuge (WMW) Export-Import, Berlin<br />

(Ost) 263, 278, 424<br />

VE Kombinat Deutrans, Berlin (Ost) 183, 228, 243,<br />

266, 271, 278, 281, 395, 512<br />

VE Kombinat Seeverkehr <strong>und</strong> Hafenwirtschaft,<br />

Rostock 138, 166<br />

VEB (K) Antikhan<strong>de</strong>l Pirna 148, 169-170, 387<br />

VEB Asimex - Asimex Import-Export-Agentur<br />

VEB Automobilwerk Eisenach 152<br />

VEB Deponie Potsdam 214, 217<br />

VEB Deponie Schönberg -* Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg<br />

VEB Deutfracht/Seeree<strong>de</strong>rei Rostock 166<br />

VEB Fernsehgerätewerk Staßfurt 274<br />

VEB Halbleiterwerk Frankfurt/O<strong>de</strong>r 253<br />

VEB Kombinat Agrotechnic, Rostock 183<br />

VEB Kombinat Automatisierungsanlagenbau<br />

Berlin 253


VEB Kombinat Mikroelektronik Erfurt 98, 112-113,<br />

132, 252-257, 260, 270, 274-275, 278, 339, 435<br />

VEB Kombinat Mikroelektronik Erfurt, Direktorat<br />

Anlagenimport 98-99, 256-258, 266, 273, 494<br />

VEB Kombinat Nachrichtenelektronik Berlin 253<br />

VEB Kombinat Robotron, Dres<strong>de</strong>n 111, 133, 135,<br />

252-255,261,268,366,431<br />

VEB Kombinat Zentronik Sömmerda 133, 252, 261<br />

VEB Mikroelektronik „Karl Marx" Erfurt 253<br />

VEB Münze 160<br />

VEB Philatelie Wermsdorf 327-328, 333<br />

VEB Rationalisierungs- <strong>und</strong> Rechenzentrum Außenhan<strong>de</strong>l<br />

110<br />

VEB Reisebüro <strong>de</strong>r DDR, Berlin (Ost) 341<br />

VEB Robotron-Büromaschinenwerk „Ernst<br />

-<br />

Thälmann" Sömmerda 253<br />

VEB Robotron-Elektronik Dres<strong>de</strong>n 253, 277<br />

VEB Robotron-Elektronik Zella-Mehlis 253<br />

VEB Schiffsversorgung Rostock, Abteilung Interbasar<br />

92<br />

VEB Sprengstoffwerk Schönebeck 193<br />

VEB Spurenmetalle Freiberg, Hilbersdorf 253<br />

VEB Wasserversorgung <strong>und</strong> Abwasserbehandlung,<br />

Neubran<strong>de</strong>nburg 386<br />

VEB Zentrum für Forschung <strong>und</strong> Technologie <strong>de</strong>r<br />

Mikroelektronik, Dres<strong>de</strong>n 253<br />

VEH Antiquitäten 148, 172<br />

VEH DIA Bergbau 296<br />

VEH DIA Elektrotechnik 437<br />

VEH DIA Nahrung 296<br />

VEM Antriebstechnik AG, Dres<strong>de</strong>n 411<br />

Vere<strong>de</strong>lungswirtschaft GmbH, Stuttgart 296, 315<br />

Vereinigte Metallwerke, Ranshofen-Berndorf<br />

AG 186-187<br />

Vereinigung Interhotel 327-328, 334, 341<br />

Vereinte Nationen 173, 387, 519<br />

Versina - Asimex-Versina<br />

Vertriebs- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsgesellschaft Bau mbH 301<br />

Verwaltung Groß-Berlin, Abteilung XIV <strong>de</strong>s<br />

MfS 131<br />

Verwaltungs- <strong>und</strong> Privat-Bank AG, Vaduz (Liechtenstein)<br />

234, 246, 324, 344<br />

Verwaltungs- <strong>und</strong> Privatbank Luxemburg, Luxemburg<br />

355<br />

Verwaltungsgericht <strong>de</strong>r DDR, Berlin (Ost) 389<br />

Verwaltungsgericht Köln 56, 61-62<br />

VOB F<strong>und</strong>ament 398<br />

VOB Zentrag <strong>de</strong>r SED 101, 246<br />

Voest-Alpine, Österreich 101, 264<br />

Volksfront für die Befreiung Palästinas 208-209<br />

Volkskammer <strong>de</strong>r DDR 78, 106, 152, 157, 292, 362-<br />

371, 382, 387-388, 397-399, 418, 420, 462-463, 475<br />

Volkskammer <strong>de</strong>r DDR, CDU-Fraktion 527<br />

Volkskammer-Ausschuß zur Auflösung <strong>de</strong>s MfS/<br />

AfNS 475, 526<br />

Volkskammer-Ausschuß –> Zeitweiliger Ausschuß<br />

<strong>de</strong>r Volkskammer<br />

Volkspolizei –> Deutsche Volkspolizei<br />

von <strong>de</strong>r Stück Beteiligungs GmbH, Essen 241, 402,<br />

407<br />

von <strong>de</strong>r Stück Consulting GmbH 402, 408<br />

VVB Bauelemente <strong>und</strong> Vakuumtechnik 98, 257,<br />

260, 265<br />

VVB Bauelemente <strong>und</strong> Vakuumtechnik, Direktionsbereich<br />

W Anlagenimport 112, 115<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Wacker-Chemitronic GmbH, Burghausen 266<br />

Wadir, Genf (Schweiz) 215<br />

Walbouw Haerlem B. V., Den Haag (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>)<br />

236, 392, 410<br />

Wamag GmbH, Berlin (Ost) 98, 231-232, 410<br />

WAN Warimex Industrie-Anlagen <strong>und</strong> Maschinen<br />

Vertriebsgesellschaft mbH, Berlin 253, 279<br />

Wang, Japan 39<br />

Warschauer Pakt 176-177, 184-186, 435, 495-496<br />

WAVEG GmbH 410<br />

Wefo - Anstalt für Werbung <strong>und</strong> Forschung, Vaduz<br />

(Liechtenstein) 102, 142, 479<br />

Wella GmbH & Co. KG, Pa<strong>de</strong>rborn 409<br />

Werner Scheffler GmbH, Hamburg 279<br />

Werus HGmbH, Solingen 235, 246, 409<br />

West LB International Luxemburg, Luxemburg 355<br />

West-Ost Touristik Reisedienst GmbH & Co,<br />

Essen 279<br />

Westab Holding 220<br />

West<strong>de</strong>utsche Lan<strong>de</strong>sbank, Düsseldorf 33<br />

West<strong>de</strong>utsche Treuhand-Union (WTU) GmbH,<br />

Essen 33, 43, 349<br />

Wicon GmbH, Berlin (West) 356<br />

Wikotra<strong>de</strong> GmbH, Berlin 212-213<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Wollert-Elmendorff<br />

33, 397<br />

WITRA GmbH, Berlin (Ost) 104, 128, 176, 178, 182-<br />

185, 199-201, 203-204, 209-212, 411, 480, 486, 493<br />

Wittenbecher & Co. GmbH, Essen 231, 235, 245-246,<br />

279, 281, 411<br />

Wittenbecher & Co. HGmbH, Berlin 235, 245-246,<br />

279, 281, 392-395, 402, 411, 429, 431<br />

Wittenbecher & Co. HGmbH, Wien (Österreich) 411<br />

Wollert-Elmendorff -. Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Wollert-Elmendorff<br />

WTC World Tra<strong>de</strong> Center Ruhrgebiet GmbH 404<br />

WTU - West<strong>de</strong>utsche Treuhand-Union<br />

WWH Intermetall HGmbH 402, 411<br />

Yarra, Schweiz 161<br />

Zeitweilige Untersuchungsabteilung beim Ministerrat<br />

für die Prüfung von Amtsmißbrauch <strong>und</strong><br />

Korruption 370, 378, 383-384<br />

Zeitweiliger Ausschuß <strong>de</strong>r Volkskammer zur Aufklä<br />

Y<br />

Z<br />

rung von Amtsmißbrauch <strong>und</strong> Korruption 285,<br />

365, 370, 382-385, 462-463<br />

Zentrag 284<br />

Zentral-Kommerz Gesellschaft für internationalen<br />

Han<strong>de</strong>l mbH, Berlin (Ost) 89-90, 92, 94-96, 100,<br />

110, 122, 128-129, 155, 159, 226-227, 248, 327-328,<br />

330-332, 400-402, 411, 440<br />

Zentralamt für Statistik 141, 252, 363<br />

Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- <strong>und</strong><br />

Vereinigungskriminalität (ZERV) beim Polizeipräsi<strong>de</strong>nten<br />

in Berlin 23, 31, 33, 261, 271, 277, 389,<br />

400-401, 419, 483, 525<br />

Zentrale Leitung <strong>de</strong>s SC Dynamo 106


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Zentrale Parteikontrollkommission <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED<br />

(ZPKK) 89, 105, 109, 236, 383, 437, 464, 476<br />

Zentrales Parteiarchiv -* B<strong>und</strong>esarchiv<br />

Zentralinstitut für Kybernetik <strong>und</strong> Informationsprozesse<br />

(ZKI) <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften 272<br />

Zentralkomitee <strong>de</strong>r SED (ZK SED) 36, 78, 87, 89-90,<br />

103-106, 108, 152, 155-156, 238, 242, 244, 247, 250,<br />

252-255, 284-285, 299-301, 303, 323, 326, 362-366,<br />

368, 380, 382-383, 419, 437-439, 442, 446-447, 452,<br />

476,512<br />

- Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetriebe<br />

105, 238, 241-242, 244, 248-249, 282-284,<br />

302, 354, 364, 368, 380, 418, 423<br />

- Abteilung für Internationale Politik <strong>und</strong> Wi rt-<br />

schaft (IPW, früher West-Abteilung) 105<br />

- Abteilung Gewerkschaft <strong>und</strong> Sozialpolitik 303<br />

- Abteilung Internationale Beziehungen 104,<br />

243, 247, 283<br />

- Abteilung Internationale Verbindungen 105,<br />

149, 244<br />

- Abteilung Sicherheitsfragen 149<br />

- Abteilung Staats- <strong>und</strong> Rechtsfragen 306<br />

- Abteilung Verkehr 63, 88-89, 97, 105, 231, 235-<br />

238, 241-248, 279-284, 354-355, 357, 393, 395,<br />

400, 423, 442, 476, 478, 485, 525<br />

- Abteilung Verwaltung Wirtschaftsbetriebe 244,<br />

283<br />

- Arbeitsgruppe Kirchenfragen 299, 303<br />

- Arbeitsgruppe Mikroelektronik 252<br />

- Politbüro 77-79, 89, 95-96, 99, 103-106, 109, 122,<br />

124-125, 147, 152-154, 156, 158-160, 165, 179,<br />

245, 249, 285-286, 292-293, 330-331, 337, 341-<br />

343, 350, 362-366, 378, 382-383, 385-386, 398,<br />

442, 444, 446, 459, 461-463, 476, 492<br />

- Politbüro, Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz 104,<br />

153, 156, 158, 160, 324-325, 360, 443, 446, 476<br />

- Sekretariat 77, 88, 103-105, 153, 164, 249, 283,<br />

293, 341, 352, 476<br />

Zentralsparkasse <strong>und</strong> Kommerzialbank, Wien<br />

(Österreich) 324, 356<br />

Zentralstelle zur Erfassung nationalsozialistischen<br />

Unrechts, Ludwigsburg 528<br />

ZERV –> Zentrale Ermittlungsstelle<br />

Zibado Company Tra<strong>de</strong> & Consulting Ltd. 150-151,<br />

207-208, 516<br />

Zimex GmbH 284<br />

ZK SED -* Zentralkomitee <strong>de</strong>r SED<br />

Zollfahndungsamt, Düsseldorf 315<br />

Zollfahndungsdienst <strong>de</strong>r DDR 372-373<br />

Zollkriminalinstitut, Köln 32<br />

Zollverwaltung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

496, 514<br />

Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR 94, 149-150, 155, 157-158,<br />

167-168, 287, 441


Iv. Listen <strong>und</strong> Übersichten<br />

1. Übersicht <strong>de</strong>r Ausschußdrucksachen<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

1 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU-<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 6.06. 1991:<br />

Informatorische Anhörung von Prof. Dr. Jutta<br />

Limbach, Senatorin für Justiz Berlin<br />

2 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU-<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 6.06. 1991:<br />

Informatorische Anhörung von Prof.<br />

Hans-Jürgen Papier, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Unabhängigen Kommission zur Uberprüfung<br />

<strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien<br />

<strong>und</strong> Massenorganisation <strong>de</strong>r DDR<br />

3 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 6.06. 1991:<br />

Beiziehung von Akten <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Berlin (Arbeitsgruppe Regierungskriminialität)<br />

sowie <strong>de</strong>r Unabhängigen Kornmission<br />

zur Überprüfung <strong>de</strong>s Vermögens<br />

<strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r<br />

DDR mit Bezug zum Untersuchungsauftrag<br />

4 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 6.06. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Klaus Bölling, Leiter<br />

<strong>de</strong>r Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland bei <strong>de</strong>r DDR von Februar<br />

1981 bis Mai 1982<br />

5 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 6.06. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Günther Gaus,<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bei <strong>de</strong>r<br />

DDR von 1974 bis 1981<br />

6 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 6. 06. 1991: Zeugenvernehmung<br />

von Wilhelm Bastian, ehemaliger Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Ministers fürAußenhan<strong>de</strong>l; Dr.<br />

Gerhard Beil, ehemals Minister für Außenhan<strong>de</strong>l;<br />

Dr. Kurt Fenske, ehemaliger Staatssekretär<br />

<strong>und</strong> 1. Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l; Dr. Oskar Fischer, ehemals<br />

Minister für auswärtige Angelegenheiten;<br />

Claus Gädt, ehemaliger Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l; We rner<br />

Grossmann, ehemals Generalleutnant <strong>und</strong><br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers im Ministerium<br />

für Staatssicherheit; Egon Krenz, ehemaliger<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Staatsrats <strong>und</strong> Mitglied<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>r SED; Diet rich Lemke,<br />

ehemaliger Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l; Hans-Ulrich Metzler, ehemaliger<br />

Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l;<br />

Christian Meyer, ehemaliger Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l; Dr.<br />

Günter Mittag, ehemaliges Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>r SED, Erich Mielke, ehemals Armeegeneral<br />

<strong>und</strong> Minister im Ministerium für<br />

Staatssicherheit sowie Mitglied im Politbüro<br />

<strong>de</strong>s Zentralkomitees <strong>de</strong>r SED; Rudolf Mittig,<br />

ehemals Generaloberst <strong>und</strong> Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Ministers im Ministerium für Staatssicherheit;<br />

Dr. Hans Modrow, ehemaliger Ministerpräsi<strong>de</strong>nt;<br />

Dr. Gerhard Neiber, ehemals<br />

Generalleutnant <strong>und</strong> Stellvertreter <strong>de</strong>s<br />

Ministers im Ministerium für Staatssicherheit;<br />

Thomas Neubert, ehemaliger Staatssekretär<br />

im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l;<br />

Dieter Prietzel, ehemaliger Stellvertreter <strong>de</strong>s<br />

Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l; Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski, ehemaliger Staatssekretär<br />

im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l;<br />

Gerhard Schönherr, ehemals Generalmajor<br />

<strong>und</strong> Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l;<br />

Dr. Wolfgang Schwanitz, ehemals<br />

Generalleutnant <strong>und</strong> Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers<br />

im Ministerium für Staatssicherheit; Dr.<br />

Eduard Schwierz, ehemaliger Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l; M. Sei<strong>de</strong>l,<br />

Stellvertreter von Dr. Schalck-Golodkowski;<br />

Jochen Steyer, ehemaliger Stellvertreter <strong>de</strong>s<br />

Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l; Willi Stoph, ehemaliger<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

7 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 6.06. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Andrè B rie,<br />

stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r PDS; Marlies<br />

Deneke, stellvertreten<strong>de</strong> Vorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r PDS; Dr. Gregor Gysi, MdB, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r PDS; Dr. Hans Modrow, MdB, Ehrenvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r PDS <strong>und</strong> früher stellve rtreten<strong>de</strong>r<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r PDS; Wolfgang<br />

Pohl, stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

PDS; sowie <strong>de</strong>r weiteren Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Präsidiums<br />

<strong>de</strong>r PDS Dr. Helga Adler; Bärbel<br />

Adam; Prof. Dr. Lothar Bisky; Rainer Börner;


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr .<br />

Art , Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Prof. Dr. Helmar Hegewald; Klaus Höpcke;<br />

Bernd Meier; Prof. Dr. Klaus Steinitz; Dr. Jochen<br />

Willerdings<br />

8 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 6.06. 1991:<br />

Zeugenvernehmung <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

SED/PDS Bezirksvorstän<strong>de</strong> Heinz Albrecht;<br />

Peter Biel; Roland Claus Dr.; Hans-Joachim<br />

Hahn; Dr. Norbert Kertscher; Prof. Dr. Herbert<br />

Kroker; Bernd Meier; Peter Pechauf; Ul- -<br />

rich Peck; Wolfgang Pohl; E rich Postler;<br />

Wolfgang Thiel; Heinz Vietze; Roland Wötzel;<br />

Jürgen Zelm<br />

9 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 6.06. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Waltraud Lisowski,<br />

Mitarbeiterin von Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-<br />

Golodkowski<br />

10 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 6.06. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Anne Frohnweiler,<br />

seit März 1990 Mitglied <strong>de</strong>s Sprecherrates<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Kommunistischen Partei;<br />

Herbert Mies, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Kommunistischen Partei bis März 1991; Rolf<br />

Priemer, bis März 1990 Funktionär <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Kommunistischen Partei mit <strong>de</strong>m Aufgabengebiet<br />

Organisations- <strong>und</strong> Personalpolitik,<br />

seither Mitglied <strong>de</strong>s Sprecherrates<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Kommunistischen Partei;<br />

Helga Rosenberg, Funktionärin <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Kommunistischen Partei bis März<br />

1990 mit <strong>de</strong>m Aufgabengebiet B<strong>und</strong>es-,<br />

Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong> Kommunalpolitik, seither Mitglied<br />

<strong>de</strong>s Sprecherrates <strong>de</strong>r Deutschen Kornmunistischen<br />

Partei; Karl-Heinz Schrö<strong>de</strong>r,<br />

bis März 1990 Funktionär <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Kommunistischen Partei; Heinz Stehr, bis<br />

März 1990 Funktionär <strong>de</strong>r Deutschen Kornmunistischen<br />

Partei mit <strong>de</strong>m Aufgabengebiet<br />

Wirtschafts-, Sozial- <strong>und</strong> Technologiepolitik,<br />

Betriebe <strong>und</strong> Gewerkschaften, seither<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Sprecherrates <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Kommunistischen Partei; Ellen Weber,<br />

stellvertreten<strong>de</strong> Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Kommunistischen Partei bis März 1990<br />

11 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 6.06. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Hans-Jürgen Kölling,<br />

früherer Fahrer <strong>de</strong>s ehemaligen DKP-<br />

Chefs Herbert Mies; Gerda Mies, Ehefrau<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen DKP-Vorsitzen<strong>de</strong>n Herbe rt<br />

Mies; Heinz Nieth, Solingen<br />

12 Antrag Gruppe Bündnis 90/Die Grünen im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 7. 06. 1991:<br />

Beiziehung folgen<strong>de</strong>r Akten: Akten <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft Berlin; Akten <strong>de</strong>r Gauck-<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Behör<strong>de</strong> (Aktenf<strong>und</strong>e zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung); Akten <strong>de</strong>r Unabhängigen<br />

Kommission Parteivermögen; Akten<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes (Vernehmungen<br />

Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski);<br />

Akten <strong>de</strong>r Abteilung „Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe"<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Direktorats „Son<strong>de</strong>rvermögen"<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt; Akten <strong>de</strong>r Effect-Vermögensgesellschaft<br />

mbH; Akten<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esfinanzministeriums; Akten <strong>de</strong>s<br />

Generalb<strong>und</strong>esanwalts (Beobachtungsvorgang<br />

Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski);<br />

Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes; Akten <strong>de</strong>r<br />

ehemaligen DDR-Regierung (<strong>Bericht</strong> Ostberliner<br />

staatliche Finanzrevision; Regierungskommission<br />

zur Untersuchung von<br />

Korruption <strong>und</strong> Amtsmißbrauch); Akten <strong>de</strong>r<br />

bayrischen Staatskanzlei <strong>und</strong> <strong>de</strong>r CSU, soweit<br />

sie Aufschluß über Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung betreffen<strong>de</strong><br />

Kontakte zur B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> staatlichen<br />

Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es geben können<br />

13 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe PDS/LL im 1. Untersu<br />

chungsausschuß vom 7. 06. 1991:<br />

Informatorische Anhörung von Dr. Hinrich<br />

Strecker, leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r Treuhandanstalt,<br />

zu <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

bei <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>s Bereiches<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

Gegenstand dort vorhan<strong>de</strong>ner Akten zu informieren<br />

14 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 11.06. 1991:<br />

Informatorische Anhörung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esminister<br />

<strong>de</strong>r Finanzen o.V.i.A. über Erkenntnisse<br />

zum Stand von Aufklärung, Feststellung<br />

<strong>und</strong> Übernahme <strong>de</strong>r Vermögens- <strong>und</strong> Beteiligungswerte<br />

<strong>de</strong>r früheren SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

DDR.<br />

15 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 11. 06. 1991:<br />

Informatorische Anhörung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministers<br />

<strong>de</strong>r Justiz über seine tatsächlichen <strong>und</strong><br />

rechtlichen Erkenntnisse zum Untersuchungsgegenstand<br />

16 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 11.06. 1991:<br />

Informatorische Anhörung von Staatssekretär<br />

Dr. Hans Neusel, B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s<br />

Innern über seine Erkenntnisse zum Untersuchungsgegenstand<br />

17 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 11.06. 1991:<br />

Informatorische Anhörung von B<strong>und</strong>esminister<br />

Dr. Lutz Stavenhagen als Koordinator<br />

<strong>de</strong>r Nachrichtendienste über seine Erkenntnisse<br />

zum Untersuchungsgegenstand<br />

18 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke Liste im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 12. 06. 1991:


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Beiziehung folgen<strong>de</strong>r Akten: Ermittlungsakte<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes zum<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung; Ermittlungsakte<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

betr. Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski;<br />

Ermittlungsakte <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für<br />

Verfassungsschutz zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung; Ermittlungsakte <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz betr.<br />

Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

19 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke Liste im 1.<br />

Untersuchungsausschuß vom 12.06. 1991: -<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski, ehemaliger Leiter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

20 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke Liste im 1.<br />

Untersuchungsausschuß vom 12.06. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Hans-Dietrich<br />

Genscher, ehemaliger Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

F.D.P., B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>s Auswärtigen; Dr.<br />

Otto Graf Lambsdorff, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

F.D.P.; Dr. Helmut Haussmann, ehemaliger<br />

B<strong>und</strong>esminister für Wirtschaft; Dr. Hans-Jochen<br />

Vogel, ehemaliger Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

SPD, Fraktionsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion<br />

im B<strong>und</strong>estag<br />

21 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke Liste im 1.<br />

Untersuchungsausschuß vom 12.06. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Helmut Kohl,<br />

B<strong>und</strong>eskanzler <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland; Lothar <strong>de</strong> Maiziére, ehemaliger<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r DDR; Dr. Wolfgang<br />

Schäuble, B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>s Innern; Rudolf<br />

Seiters, B<strong>und</strong>esminister für beson<strong>de</strong>re Aufgaben;<br />

Dr. Edm<strong>und</strong> Stoiber, Minister <strong>de</strong>s Innern<br />

<strong>de</strong>s Freistaates Bayern; Dr. Max Strauß,<br />

Rechtsanwalt, München; Max Streibs, Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>s Freistaates Bayern; Dr.<br />

Theodor Waigel, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CSU<br />

22 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 12. 06.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Konrad Porzner,<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

(BND); Hans-Georg Wieck, ehemaliger Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>s BND<br />

23 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 12. 06.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Heinzenberg,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Effect-Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH<br />

24 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 12. 06.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Philipp Jenninger,<br />

ehemaliger Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes;<br />

Dr. Wolfgang Schäuble, ehemaliger<br />

Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes <strong>und</strong> Verhandlung<br />

sp artner von Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski, auch als späterer<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>s Innern; Prof. Wal<strong>de</strong>mar<br />

Schr eckenber g er, , ehemaliger Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes<br />

<strong>und</strong> Koordinator <strong>de</strong>r Geheimdienste;<br />

Dr. Lutz Stavenhagen, Staatsminister<br />

beim B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

25 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 12. 06.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Karl-Heinz Gerstenberger,<br />

ehemals Berater <strong>de</strong>r „Kommission<br />

<strong>de</strong>s DDR-Ministerrates zur Untersuchung<br />

von Korruption <strong>und</strong> Amtsmißbrauch",<br />

danach Mitarbeiter <strong>de</strong>r Berliner<br />

Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG); Willi Lin<strong>de</strong>mann, ehemals<br />

Leiter <strong>de</strong>r „Kommission <strong>de</strong>s DDR-Ministerrates<br />

zur Untersuchung von Korruption <strong>und</strong><br />

Amtsmißbrauch" , danach Rechtsberater <strong>de</strong>r<br />

Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG); Jochen Steyer, ehemals<br />

Stellvertreter von DDR-Außenhan<strong>de</strong>lsminister<br />

Beil, danach Geschäftsführer <strong>de</strong>r Berliner<br />

Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG); Dieter Uhlig, ehemals<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Allgemeine Han<strong>de</strong>lspolitik<br />

bei <strong>de</strong>r KoKo, danach 2. Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG)<br />

26 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 12. 06.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Günter Forgber,<br />

ehemals tätig für die Firma G. Forgber, die<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung u.a.<br />

für <strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>l zuständig war, jetzt<br />

Mehrheitsgesellschafter <strong>de</strong>r Export Contact<br />

27 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 12. 06.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung <strong>de</strong>r Verantwortlichen<br />

<strong>de</strong>r Firmen Gebrü<strong>de</strong>r März AG, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Firma<br />

Moksel, Andreas März, Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Gebrü<strong>de</strong>r März AG; Willi März,<br />

Aufsichtsratsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gebrü<strong>de</strong>r<br />

März AG; Rodo Schnei<strong>de</strong>r, Vorstandsmitglied<br />

<strong>de</strong>r Firma Moksel; Alexan<strong>de</strong>r Moksel,<br />

Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Firma Moksel.<br />

28 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 12. 06.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Helmut Kohl,<br />

B<strong>und</strong>eskanzler <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland; Dr. Lothar <strong>de</strong> Maiziére Stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU; Max<br />

Streibl Ministerpräsi<strong>de</strong>nt von Bayern; Dr.<br />

Theo Waigel, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CSU<br />

29 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 12. 06.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Birgit Breuel, Prä<br />

si<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r Treuhandanstalt, davor als Vor-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

standsmitglied <strong>de</strong>r Treuhand zuständig für<br />

die Abteilung Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt; Dr. Dierdorf, Leiter <strong>de</strong>s Direktorats<br />

Son<strong>de</strong>rvermögen bei <strong>de</strong>r Treuhandanstalt;<br />

Dr. Strecker, Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>r Treuhandanstalt;<br />

Dr. Theo Waigel, B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>r<br />

Finanzen<br />

30 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 12. 06.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Michael Wischniewski,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r Firma<br />

F.C. Gerlach<br />

31 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 12. 06.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Manfred Sei<strong>de</strong>l,<br />

ehemaliger Stellvertreter von Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski<br />

32 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 12.06. 1991:<br />

Informatorische Anhörung von Dr. Hinrich<br />

Strecker, Gruppe Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe im<br />

Unternehmensbereich 2 <strong>de</strong>r Treuhandanstalt,<br />

<strong>und</strong> Dr. Josef Dierdorf, Direktorat Übriges<br />

Son<strong>de</strong>rvermögen im Unternehmensbereich<br />

6 <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

33 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 12.06. 1991:<br />

Anfor<strong>de</strong>rung eines schriftlichen <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>r Finanzen über die<br />

von ihm aus <strong>de</strong>m Arbeitsbereich Kommerzielle<br />

Koordinierung nach <strong>de</strong>m 3. 10. 1990<br />

übernommenen Akten <strong>und</strong> Wertgegenstän<strong>de</strong><br />

34 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 12.06. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschriften über die<br />

vom B<strong>und</strong>esnachrichtendienst vorgenommenen<br />

Befragungen von Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski beim B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

35 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 12.06. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Protokolle über die Sitzungen<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r DDR einschließlich<br />

<strong>de</strong>r dort gefaßten Beschlüsse bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

36 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 12.06. 1991:<br />

Anfor<strong>de</strong>rung eines schriftlichen <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen über die<br />

Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank (DHB), die Eigen-<br />

-<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

tumsverhältnisse bezüglich dieser Bank sowohl<br />

vor als auch nach <strong>de</strong>m 3. 10. 1990, <strong>de</strong>ren<br />

Organisation, ihre Aktivitäten <strong>und</strong> die für die<br />

Bank verantwortlich Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n (Vorstand,<br />

Prokuristen) in <strong>de</strong>r Vergangenheit <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Gegenwart sowie eine Auflistung <strong>de</strong>r Beteiligungen<br />

<strong>de</strong>r Bank. Sofern das B<strong>und</strong>esfinanzministerium<br />

gehalten war, Teile <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>es<br />

als Verschlußsache einzustufen, ist darum<br />

gebeten wor<strong>de</strong>n, zwei <strong>Bericht</strong>e zu erstellen,<br />

nämlich einen offenen <strong>und</strong> einen, <strong>de</strong>r als<br />

Verschlußsache zu behan<strong>de</strong>ln ist<br />

37 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 12.06. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Konrad Weiß, MdB<br />

38 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 12.06. 1991:<br />

Bitte um eine schriftliche Mitteilung <strong>de</strong>s<br />

Auswärtigen Amtes zu <strong>de</strong>r Frage, wer seit<br />

1966 die Leiter <strong>de</strong>r Auslandsvertretungen<br />

<strong>de</strong>r DDR sowie die in <strong>de</strong>n jeweiligen Vertretungen<br />

für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l zuständigen Personen<br />

waren <strong>und</strong> zwar bezüglich <strong>de</strong>r Vertretungen<br />

<strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn, die jetzt<br />

<strong>de</strong>r EG angehören, sowie in <strong>de</strong>r Schweiz,<br />

Liechtenstein, Österreich, USA, Kanada, Japan,<br />

Chile <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rländischen<br />

Antillen<br />

39 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 12.06. 1991:<br />

Bitte um eine schriftliche Mitteilung <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramtes, zu <strong>de</strong>r Frage wer die<br />

Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r DDR<br />

bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong><br />

wer die in <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung für <strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>l zuständigen Personen waren<br />

40 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 12.06. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Berlin-Tiergarten (Az: 1 St Js 70/82)<br />

41 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r F.D.P.- <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

CDU/CSU-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 12.06. 1991:<br />

Informatorische Anhörung <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

Staatssicherheitsdienstes Joachim<br />

Gauck gebeten, zu seinen Erkenntnissen in<br />

Bezug auf <strong>de</strong>n Untersuchungsauftrag sowie<br />

zu Fragen <strong>de</strong>r Zusammenarbeit, insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Hinblick auf eine Beiziehung <strong>de</strong>r<br />

Akten<br />

42 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 12.06. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Untersuchungsgegen<br />

stand betreffen<strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbeauf-


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

tragten für die Unterlagen <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

Staatssicherheitsdienstes<br />

43 Beschlußvorschlag <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n zur Ak<br />

tenaufbereitung vom 17.06. 1991:<br />

„Zur Erfüllung <strong>de</strong>s Untersuchungsauftrages<br />

muß <strong>de</strong>r Ausschuß eine über das bei früheren<br />

Untersuchungsausschüssen aufgetretene<br />

Maß weit hinausgehen<strong>de</strong> Aktenmenge<br />

bewältigen. Außer<strong>de</strong>m sind die Akten größtenteils<br />

ungeordnet, so daß <strong>de</strong>r Ausschuß<br />

sich die Quellen selbst erschließen muß. -<br />

Diese Umstän<strong>de</strong> bedingen eine Unterstützung<br />

durch Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechniken<br />

(IuK) bei <strong>de</strong>r Erfassung <strong>de</strong>s<br />

Akteninhalts, wie sie im Ansatz bereits vom<br />

Untersuchungsausschuß „Neue Heimat"<br />

<strong>de</strong>r Hamburger Bürgerschaft 1985/1986<br />

praktiziert wur<strong>de</strong>. Der Ausschuß erwartet<br />

<strong>de</strong>shalb von <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>ntin, daß das Ausschußsekretariat<br />

mit <strong>de</strong>n hierfür notwendigen<br />

personellen <strong>und</strong> sächlichen (Soft- <strong>und</strong><br />

Hardware) Mitteln ausgestattet wird. Dabei<br />

ist zu berücksichtigen, daß <strong>de</strong>r Ausschuß<br />

noch in <strong>de</strong>r Sommerpause 1991 mit <strong>de</strong>r Aktenauswertung<br />

zur Vorbereitung <strong>de</strong>r Zeugenvernehmungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Erstellung von<br />

<strong>Bericht</strong>steilen beginnen muß. Nur dann ist<br />

gewährleistet, daß <strong>de</strong>r Ausschuß rechtzeitig<br />

seinen <strong>Bericht</strong> vorlegen kann. In einer ersten<br />

Phase nach <strong>de</strong>r Aktenbeiziehung soll<br />

eine karteimäßige Erfassung anhand einer<br />

begrenzten Anzahl von Kriterien wie Namen<br />

natürlicher <strong>und</strong> juristischer Personen,<br />

Daten <strong>und</strong> Stichworten durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

In einer zweiten Phase wird sich gegebenenfalls<br />

eine weitergehen<strong>de</strong> Aufbereitung<br />

<strong>de</strong>s Akteninhalts mit Kurztexten bis zu<br />

drei Seiten anschließen. Die Belange <strong>de</strong>s<br />

Geheimschutzes <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />

müssen bei <strong>de</strong>r Aktenbearbeitung gewahrt<br />

wer<strong>de</strong>n können <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Fraktionen ein hinreichen<strong>de</strong>r<br />

Zugriff auf die aufbereiteten Daten<br />

ermöglicht wer<strong>de</strong>n. Der Ausschuß ist<br />

sich bewußt, daß dies hohe Kosten verursacht.<br />

Im Hinblick auf die historische Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Auftrags, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Deutsche B<strong>und</strong>estag<br />

<strong>de</strong>m Ausschuß erteilt hat, müssen<br />

diese jedoch getragen wei<strong>de</strong>n."<br />

44 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 18.06. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Untersuchungsgegenstand<br />

betreffen<strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s Polizeipräsi<strong>de</strong>nten<br />

in Berlin - Direktion Spezialaufgaben<br />

<strong>de</strong>r Verbrechensbekämpfung (VB B I)<br />

45 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 18.06. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten, die <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskanzleramt,<br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Justiz,<br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern,<br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen, <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft zum Un-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag --12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

tersuchungsgegenstand als <strong>Bericht</strong>sakten<br />

<strong>und</strong> in Form von Statusberichten vorliegen<br />

46 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 18.06. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Untersuchungsgegenstand<br />

betreffen<strong>de</strong>n Ermittlungs- <strong>und</strong> <strong>Bericht</strong>sakten<br />

<strong>de</strong>s Zollfahndungsdienstes, <strong>de</strong>s<br />

Zollkriminalinstitutes <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Oberfinanzdirektion<br />

47 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im î, Untersuchungsausschuß<br />

vom 19.06. 1991:<br />

Anfor<strong>de</strong>rung einer schriftlichen Mitteilung<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen zu <strong>de</strong>r<br />

Frage, welche Erkenntnisse über die Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH vorliegen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

wann <strong>und</strong> zu welchem Geschäftszweck<br />

sie gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n ist, woher sie<br />

ihre Han<strong>de</strong>lsware bezog, wer die Verantwortlichen<br />

für dic Geschäftsführung <strong>und</strong> die<br />

Aufsicht waren, wann die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH liquidiert wur<strong>de</strong>, was mit<br />

<strong>de</strong>n Erlösen geschehen ist <strong>und</strong> wer in <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren Geschäftsführer bzw. Liquidator<br />

war<br />

48 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 19.06. 1991:<br />

Anfor<strong>de</strong>rung einer schriftlichen Mitteilung<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen zu <strong>de</strong>r<br />

Frage, welche Erkenntnisse über die IMES<br />

GmbH vorliegen, insbeson<strong>de</strong>re wann <strong>und</strong><br />

zu welchem Geschäftszweck sie gegrün<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n ist, wer die Verantwortlichen für die<br />

Gechäftsführung <strong>und</strong> die Aufsicht waren,<br />

wann die IMES GmbH liquidiert wur<strong>de</strong>, was<br />

mit <strong>de</strong>n Erlösen geschehen ist <strong>und</strong> wer in<br />

<strong>de</strong>n letzten Jahren Geschäftsführer bzw. Liquidator<br />

war<br />

49 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 19.06. 1991:<br />

Anfor<strong>de</strong>rung eines schriftlichen <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern über die Abhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r DKP von <strong>de</strong>r DDR bzw. <strong>de</strong>r<br />

SED sowie über DKP-eigene bzw. DKP-abhängige<br />

Unternehmen, <strong>de</strong>ren Organisation,<br />

ihre Aktivitäten <strong>und</strong> die für diese verantwortlich<br />

Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n (Vorstand, Prokuristen)<br />

sowie eine Auflistung ihrer Beteiligungen<br />

50 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 19. 06.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Eckhard Werthebach,<br />

Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für<br />

Verfassungsschutz; Gerhard Boe<strong>de</strong>n, ehemaliger<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz;<br />

N.N. Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Firma Chemoplast in <strong>de</strong>n 70er Jahren


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

51 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion 1.<br />

Untersuchungsausschuß vom 17. 07. 1991:<br />

Anfor<strong>de</strong>rung eines schriftlichen <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt zu <strong>de</strong>r Frage, welche Konten<br />

die damaligen In- <strong>und</strong> Auslandsfirmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

beim Zentralkomitee <strong>de</strong>r SED bei welchen<br />

In- <strong>und</strong> Auslandsbanken unterhielten, welche<br />

Geldbewegungen über diese Konten in<br />

<strong>de</strong>n Zeiträumen 1985 bis 1990 abgewickelt<br />

wur<strong>de</strong>n, welche Barzahlungen an die dama-<br />

-<br />

ligen In <strong>und</strong> Auslandsfirmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung o<strong>de</strong>r von diesen<br />

Firmen entwe<strong>de</strong>r innerhalb <strong>de</strong>r früheren<br />

DDR o<strong>de</strong>r ins damalige Ausland geleistet<br />

wur<strong>de</strong>n<br />

52 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion 1.<br />

Untersuchungsausschuß vom 16. 07. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

über <strong>de</strong>n Verkauf früherer Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung beim ZK <strong>de</strong>r SED; <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt an <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esminister<br />

<strong>de</strong>r Finanzen über die Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

(BHFG) vom Frühjahr<br />

1990; <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

zur Tätigkeit <strong>de</strong>s früheren Leiters<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Gclodkowski<br />

53 <strong>Beschlußempfehlung</strong> <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s 1.<br />

Untersuchungsausschusses vom 2.09. 1991:<br />

„Der Untersuchungsausschuß stellt fest, daß<br />

die Unterstützung <strong>de</strong>r Ausschußarbeit durch<br />

ein technisches System in <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Ausschußdrucksache<br />

53 vorgeschlagenen Form<br />

dringend erfor<strong>de</strong>rlich ist. Er erwartet, daß<br />

die Ausstattung <strong>de</strong>s Sekrtariats <strong>de</strong>m Zeitplan<br />

entsprechend unverzüglich beginnt<br />

<strong>und</strong> die Arbeitsplätze schnellstmöglich bereitgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Zugleich wird die IuK-<br />

Kommission <strong>de</strong>s Altestenrates gebeten, die<br />

Voraussetzungen für die Nutzung <strong>de</strong>s Systems<br />

durch die Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen im<br />

Ausschuß sowie die Ausschußmitglie<strong>de</strong>r zu<br />

ermöglichen. "<br />

54 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke Liste im 1.<br />

Untersuchungsausschuß vom 3.09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung eines mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung befaßten Vertreters<br />

<strong>de</strong>r National Security Agency (NSA)<br />

sowie eines Vertreters <strong>de</strong>r Central Intelligence<br />

Agency (CIA)<br />

55 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke Liste im 1.<br />

Untersuchungsausschuß vom 3.09. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Wortprotokolle <strong>de</strong>r Vernehmungen<br />

<strong>de</strong>s Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

durch <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

56 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke Liste im 1.<br />

Untersuchungsausschuß vom 3.09. 1991:<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von Simon Gol<strong>de</strong>nberg,<br />

Kaufmann<br />

57 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke Liste im 1.<br />

Untersuchungsausschuß vom 3.09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Ludwig Huber,<br />

ehemaliger Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r bayerischen Lan<strong>de</strong>sbank<br />

58 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 4.09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Helmut Kohl,<br />

B<strong>und</strong>eskanzler <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland; Ignaz Kiechle, ehemaliger<br />

B<strong>und</strong>esminister für Ernährung, Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Forsten; Dr. Wolfgang Schäuble,<br />

ehemaliger B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>s Innern; Rudolf<br />

Seiters, ehemaliger B<strong>und</strong>esminister für<br />

beson<strong>de</strong>re Aufgaben <strong>und</strong> Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes;<br />

Dr. Lutz Stavenhagen, ehem.<br />

Staatsminister im B<strong>und</strong>eskanzleramt; Dr.<br />

Theo Waigel, B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>r Finanzen<br />

59 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 4.09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Thomas G<strong>und</strong>elach,<br />

früherer Persönlicher Referent <strong>de</strong>s<br />

damaligen Staatsministers Dr. Jenninger;<br />

Dr. Philipp Jenniger, ehemaliger Staatsminister<br />

im B<strong>und</strong>eskanzleramt; Dr. Holger<br />

Pfahls, ehemaliger Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Verfassungschutz ; Hans-Georg<br />

Wieck, früherer Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

60 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 4.09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Gerhard Beil,<br />

früherer Minister für Außenwirtschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR; Dr. Peter Diestel, früherer Minister <strong>de</strong>s<br />

Innern <strong>de</strong>r DDR; Lothar <strong>de</strong> Maiziere, früherer<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r DDR<br />

61 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 4.09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Peter Gauweiler,<br />

ehemaliger Staatsminister für Lan<strong>de</strong>sentwicklung<br />

<strong>und</strong> Umweltfragen <strong>de</strong>s Freistaates<br />

Bayern; Georg Tandler, früherer<br />

Staatsminister <strong>de</strong>s Freistaates Bayern; Dr.<br />

Max Strauß, Rechtsanwalt in München;<br />

Hans Ziegler, früherer Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s bayerischen<br />

Lan<strong>de</strong>samtes für Verfassungsschutz<br />

62 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion 1.<br />

Untersuchungsausschuß vom 4. 09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Meta Blessing,<br />

frühere Leiterin <strong>de</strong>r Hauptabteilung II <strong>de</strong>s<br />

Arbeitsbereichs Kommerzielle Koordinie<br />

rung; Joachim Farken, früherer Direktor <strong>de</strong>s<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebs Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten;<br />

Günther Forgber, früherer Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Firma Forgber, Berlin; Karl-Heinz<br />

Gerstenberger, früherer Berater <strong>de</strong>r Kommission<br />

<strong>de</strong>s DDR-Ministerrates zur Untersuchung<br />

von Korruption <strong>und</strong> Amtsmißbrauch;


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Dr. Claus-Dieter Junge, früherer Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebs Schiffscommerz,<br />

Dr , Herta König, früherer Stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Minister für Außenwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR; Waltraud Lisowski, frühere Geschäftsführerin<br />

<strong>de</strong>r Effect-Vermögensverwa<br />

ltungsgesellschaft mbH, zuvor Geschäftsführerin<br />

<strong>de</strong>r BHFG; Willi Lin<strong>de</strong>mann,<br />

früherer Leiter <strong>de</strong>r DDR-Kommission gegen<br />

Korruption <strong>und</strong> Amtsmißbrauch; Gerhard<br />

Ronneberger, früherer Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 30 <strong>de</strong>r Hauptabteilung III<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung;<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, früherer Stellvertreter <strong>de</strong>s<br />

Leiters <strong>de</strong>s Arbeitsbereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung; Jochen Steyer, früherer<br />

stellvertreten<strong>de</strong>r Minister für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r DDR; Willy Steinebach, früherer Direktor<br />

<strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebs INTRAC;<br />

Gerhard Schürer, früherer Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

staatlichen Planungskommission <strong>de</strong>r DDR<br />

<strong>und</strong> Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>r SED; Dieter<br />

Uhlig, früherer Abteilungsleiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung; Johannes<br />

Walter, früherer Leiter <strong>de</strong>s IMES-<br />

Zweigbetriebes Rostock; Klaus Wenzel, Direktor<br />

<strong>de</strong>s Hotels Neptun in Rostock; Erhard<br />

Wiechert, früherer Direktor <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH,; Michael Wischniewski, alias<br />

Hersch Libermann, Mitarbeiter <strong>de</strong>r Firma<br />

F.C. Gerlach, Feodor Ziesche, früherer stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Generaldirektor <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Intrac <strong>und</strong> Transinter<br />

63 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im 1.<br />

Untersuchungsausschuß vom 4.09. 1991:<br />

Beiziehung folgen<strong>de</strong>r Akten: Akten <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft Hamburg zum To<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

früheren Geschäftsführers <strong>de</strong>r Richard Ihle<br />

GmbH, Hamburg, Uwe Harms, im März<br />

1987; Akten <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Berlin,<br />

die von ihr aus <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esarchiv, Zweigstelle<br />

Coswig, zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

beigezogen wur<strong>de</strong>n (vgl. A 16/4<br />

S. 48f); Akten <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Berlin<br />

zu ihrem Ermittlungsverfahren gegen das<br />

Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Moksel AG, Karl<br />

Heinz Steen, wegen Devisenvergehen; Akten<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Berlin aus <strong>de</strong>m Ermittlungsverfahren<br />

gegen Simon Gol<strong>de</strong>nberg<br />

64 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 4.09. 1991:<br />

Beiziehung folgen<strong>de</strong>r Akten: Akten/Dokumente<br />

<strong>de</strong>r Redaktionen <strong>de</strong>r Illustrierten<br />

„Quick", München, <strong>de</strong>r Illustrierten<br />

„Stern", <strong>de</strong>s Nachrichtenmagazins „Der<br />

Spiegel", <strong>de</strong>r Wochenzeitung „Die Zeit",<br />

<strong>de</strong>r Tageszeitung „taz", die diesen zur Person<br />

<strong>de</strong>s Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung vorliegen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

65 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Freya Barschel,<br />

Witwe <strong>de</strong>s verstorbenen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein, Dr. Uwe<br />

Barschel; Kurt Neckel, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Firma Intermar GmbH, Rosenheim; Karl<br />

Heinz Steen, Buchloe, Leiten<strong>de</strong>r Angestellter<br />

<strong>de</strong>r Moksel AG<br />

66 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 4.09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Helmut Kohl,<br />

B<strong>und</strong>eskanzler <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland; Ignaz Kiechle, ehemaliger<br />

B<strong>und</strong>esminister für Ernährung, Landschaft<br />

<strong>und</strong> Forsten; Dr. Wolfgang Schäuble, ehemaliger<br />

B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>s Innern; Rudolf<br />

Seiters, B<strong>und</strong>esminister für beson<strong>de</strong>re Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes;<br />

Dr. Lutz Stavenhagen, ehemaliger Staatsminister<br />

im B<strong>und</strong>eskanzleramt; Dr. Theo<br />

Waigel, B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>r Finanzen<br />

67 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 4.09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Gerhard Schürer,<br />

früherer Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r staatlichen Planungskommission<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Mitglied<br />

<strong>de</strong>s SED-Politbüros<br />

68 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 4. 09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Egon Franke, früherer<br />

B<strong>und</strong>esminister für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen<br />

sowie Ludwig A. Rehlinger, früherer<br />

Staatssekretär <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen<br />

69 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Gerhard Schürer,<br />

ehemaliger Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Plankommission <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Mitglied <strong>de</strong>s<br />

Politbüros <strong>de</strong>r SED<br />

70 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Holger Pfahls, ehemaliger<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz<br />

<strong>und</strong> heutiger Staatssekretär<br />

im Verteidigungsministerium<br />

71 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Gerold Tandler,<br />

CSU-Politiker <strong>und</strong> ehemaliges Kabinettsmitglied<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung Bayern


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Latum <strong>und</strong> Inhalt<br />

72 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Wolfgang Berghofer,<br />

ehemaliger Oberbürgermeister <strong>de</strong>r Stadt<br />

Dres<strong>de</strong>n <strong>und</strong> ehemaliger SED-Politiker<br />

73 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Peter Gauweiler,<br />

ehemaliger bayerischer Staatssekretär -<br />

74 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1 Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Martin Bangemann,<br />

ehemaliger F.D.P.-Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />

für Wirtschaft<br />

B<strong>und</strong>esminister<br />

75 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Gerhard Stoltenberg,<br />

CDU-Politiker <strong>und</strong> ehemaliger<br />

B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Rainer<br />

Barzel, CDU-Politiker <strong>und</strong> ehemaliges Regierungsmitglied<br />

76 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Ralf Geisthardt,<br />

ehemaliger CDU-Abgeordneter <strong>de</strong>r DDR-<br />

Volkskammer<br />

77 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1 . 991:<br />

Zeugenvernehmung von Hans-Dietrich<br />

Genscher, ehemaliger F.D.P.-Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>s Auswärtigen<br />

78 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Joachim Philipp,<br />

ehemaliger BND-Oberst <strong>und</strong> später Mitarbeiter<br />

eines p rivaten Sicherheitsunternehmens<br />

79 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Burgdorf, Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

80 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Jung, Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes<br />

81 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Hans-Jürgen<br />

Förster, Mitarbeiter <strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts<br />

82 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Alexan<strong>de</strong>r von<br />

Stahl, ehemaliger Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

83 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Lehmann, ehemaliger<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS <strong>de</strong>r DDR<br />

84 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Simon Gol<strong>de</strong> -<br />

berg, Kaufmann, Kontaktperson zu Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski<br />

85 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Claus-Dieter<br />

Junge, ehemaliger Direktor <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebs<br />

Schiffskommerz<br />

86 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Gerhard Ronne<br />

berger, ehemaliger leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

87 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Hans Carlsohn,<br />

ehemaliger Gen.Ltr. beim Ministerium für<br />

Staatssicherheit <strong>und</strong> dort zuständig für die<br />

Überwachung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

88 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Detlef von <strong>de</strong>r<br />

Stück, ehemaliger Geschäftsführer <strong>und</strong> jetzt<br />

Besitzer <strong>de</strong>r KoKo-Firma INTEMA in Essen<br />

89 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Manfred Wolf,<br />

ehemaliger Direktor <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebes<br />

Nahrung <strong>de</strong>r DDR<br />

90 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Julius Cebulla,<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr<br />

beim ZK <strong>de</strong>r SED; Frie<strong>de</strong>l Trappen, ehemali-


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

ger leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr<br />

beim ZK <strong>de</strong>r SED<br />

91 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Ludwig Huber,<br />

ehemaliger Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Bayerischen Lan<strong>de</strong>sbank<br />

92 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

-<br />

Zeugenvernehmung von Feodor Zische,<br />

ehemaliger Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

93 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Polze, ehemaliger<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r DDR-Staatsbank<br />

94 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Peter Przybylski,<br />

ehemaliger Pressesprecher <strong>de</strong>s Generalstaatsanwalts<br />

<strong>de</strong>r DDR<br />

95 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Max Strauß,<br />

Rechtsanwalt<br />

96 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Karl-Heinz Neukamm,<br />

Vertreter <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes<br />

Berlin<br />

97 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Prof. Gutmann,<br />

Schwager <strong>de</strong>s Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

98 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Rechtsanwalt Dr.<br />

Wolfgang Vogel, ehemaliger Beauftragter<br />

<strong>de</strong>r DDR-Regierung in humanitären Angelegenheiten<br />

99 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Holger Bahl, ehemaliger<br />

Direktor <strong>de</strong>r Bank für Kredit <strong>und</strong><br />

Außenhan<strong>de</strong>l, Zürich<br />

100 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von Sigrid Schalck,<br />

ehemalige Angestellte <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

101 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls<br />

<strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft (BHFG)<br />

102 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Beiziehung von Akten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

über die Gesprächskontakte von Regierungsstellen<br />

mit Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

bzw. Stellen <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung<br />

103 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Beiziehung von Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums<br />

<strong>de</strong>s Innern zu <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Verfassungsschutz<br />

104 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 4. 09.<br />

1991:<br />

Beiziehung von Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes,<br />

die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

bisher nicht vorgelegt wur<strong>de</strong>n<br />

105 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 5.09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Egon Bahr, B<strong>und</strong>esminister<br />

a.D.; Gunter Huonker, MdB,<br />

Staatsminister a.D., Hans-Jürgen Wischnewski,<br />

B<strong>und</strong>esminister a.D. <strong>und</strong> Staatsminister<br />

a.D.<br />

106 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke Liste im 1.<br />

Untersuchungsausschuß vom 3. 09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Alfred Seidl, ehemaliger<br />

Innenminister <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Bayern<br />

107 Vorschlag <strong>de</strong>s Referates ZT 4 für einen Aus<br />

schußbeschluß über Regelungen zur Wahrung<br />

<strong>de</strong>s informationellen Selbstbestimmungsrechts<br />

vorn 11.09. 1991:<br />

„ 1. Der 1. Untersuchungsausschuß verpflichtet<br />

sich zur Einhaltung nachfolgen<strong>de</strong>r<br />

Regelungen, die <strong>de</strong>n Schutz personenbezogener<br />

Daten gewährleisten.<br />

Diese Regelungen gelten für die Ausschußmitglie<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>ren Mitarbeiter <strong>und</strong> das Sekretariat.<br />

2. Die in beigezogenen Beweismitteln enthaltenen<br />

o<strong>de</strong>r in nicht-öffentlichen Sitzungen<br />

erhobenen personenbezogenen Daten<br />

dürfen<br />

2.1. Dritten nur zur Kenntnis gegeben wer<strong>de</strong>n,<br />

soweit <strong>de</strong>r Untersuchungsauftrag dies<br />

erfor<strong>de</strong>rt,


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

2.2. <strong>de</strong>r Öffentlichkeit nur zugänglich gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n, soweit sie<br />

2.2.1. <strong>de</strong>n Untersuchungsauftrag o<strong>de</strong>r im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>ssen Durchführung<br />

festgestellte Mißstän<strong>de</strong> in Regierung o<strong>de</strong>r<br />

Verwaltung betreffen <strong>und</strong><br />

2.2.2. berechtigte Interessen <strong>de</strong>r Allgemeinheit<br />

an <strong>de</strong>r Kenntnis dieser Information das<br />

schutzwürdige Interesse <strong>de</strong>s Betroffenen<br />

überwiegen. Berechtigte Interessen <strong>de</strong>r Allgemeinheit<br />

überwiegen in <strong>de</strong>r Regel, soweit<br />

personenbezogene Daten die Ausübung ei- -<br />

nes öffentlichen Amtes durch eine Person<br />

<strong>de</strong>r Zeitgeschichte - auch in Verbindung mit<br />

an<strong>de</strong>ren Personen - betreffen, wenn tatsächliche<br />

Anhaltspunkte für die Richtigkeit <strong>de</strong>r<br />

Daten vorliegen. Schutzwürdige Belange<br />

<strong>de</strong>s Betroffenen überwiegen in <strong>de</strong>r Regel,<br />

soweit sich personenbezogene Daten auf<br />

<strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r privaten Lebensführung beziehen.<br />

Die Entscheidung darüber, ob berechtigte<br />

Interessen <strong>de</strong>r Allgemeinheit überwiegen,<br />

trifft <strong>de</strong>r Ausschuß. Ohne o<strong>de</strong>r gegen<br />

eine solche Entscheidung dürfen personenbezogene<br />

Daten im Sinne <strong>de</strong>s Satzes 1<br />

<strong>de</strong>r Öffentlichkeit nicht mitgeteilt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Regelungen über <strong>de</strong>n Umgang mit Verschlußsachen<br />

bleiben unberührt.<br />

3. Die mit <strong>de</strong>m Umgang personenbezogener<br />

Daten beauftragten Mitarbeiter <strong>de</strong>r Abgeordneten<br />

sind <strong>de</strong>m Sekretariat zu mel<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> auf das Datengeheimnis hinzuweisen.<br />

4. Für die Verarbeitung personenbezogener<br />

Daten sind die technischen <strong>und</strong> organisatorischen<br />

Maßnahmen zu treffen, die unter Beachtung<br />

<strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>satzes <strong>de</strong>r Verhältnismäßigkeit<br />

erfor<strong>de</strong>rlich sind, die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an <strong>de</strong>n Schutz personenbezogener Daten zu<br />

gewährleisten. § 9 BDSG sowie die dazugehörige<br />

Anlage fin<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong> Anwendung.<br />

"<br />

108 Informelle Anfrage <strong>de</strong>s Direktors <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

Henry Bren d'Amour vom 18.06.<br />

1991<br />

zu einer Teilnahme <strong>de</strong>s Büro Bonn an <strong>de</strong>n<br />

Ausschußsitzungen<br />

109 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 18.09. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r seit 1966 entstan<strong>de</strong>nen Akten<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>r SED beim Vorstand<br />

<strong>de</strong>r PDS<br />

110 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 18.09. 1991:<br />

Anfor<strong>de</strong>rung einer schriftlichen Mitteilung<br />

von Professor Dr. Jutta Limbach, Senatorin<br />

für Justiz Berlin zu <strong>de</strong>r Frage, wie <strong>de</strong>r gegenwärtige<br />

Stand <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>s Verbleibs<br />

<strong>de</strong>r „Schalck-Akten" ist, die von ihm angeb-<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

lieh in fünf Koffern verpackt an Rechtsan<br />

walt Vogel übergeben wor<strong>de</strong>n waren<br />

111 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 18.09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Prof. Dr. Horst<br />

Ehmke, B<strong>und</strong>esminister a.D.<br />

112 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 19.09. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Albert Ahrfels, Angehöriger<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes;<br />

Dr. Manfred Burgdorf, Angehöriger <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes; Volker<br />

Foertsch, Angehöriger <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes;<br />

Joachim Philipp, ehemaliger<br />

Angehöriger <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

<strong>und</strong> Inhaber <strong>de</strong>r Bewachungsfirma<br />

„Securicon"; Jürgen Simhardt, Angehöriger<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

113 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r F.D.P.- <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

CDU/CSU-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom<br />

26.09. 1991:<br />

1) Zeugenvernehmung von Hermann Ce<strong>de</strong>r,<br />

Christoph Schwartz, Zeugen zum Komplex<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>l, Christine Jape,<br />

Bärbel Schlaebe, Gutachterin für Kunst<br />

<strong>und</strong> Kulturgut, Dittrich <strong>und</strong> Eckhard Ben<strong>de</strong>r<br />

als Sachgebietsleiter bzw. Sachbearbeiter<br />

<strong>de</strong>s Rats <strong>de</strong>r Stadt Potsdam - Abteilung Finanzen<br />

- Referat Steuern -; Joachim Gaul,<br />

Fritz-F. Willms, Mitarbeiter <strong>de</strong>r Zollverwaltung<br />

<strong>de</strong>r DDR, Ingrid Bera, Mitarbeiterin <strong>de</strong>r<br />

Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR, Thomas Strehler,<br />

N.N. Lindner, Angehöriger <strong>de</strong>r Volkspolizeikreisamtes<br />

Leipzig, N.N. Bornkessel, N.N.<br />

Bettzieche, N.N. Hesse, N.N. Höckner, N.N.<br />

Köpping, N.N. Schreiber, N.N. Würker,<br />

sämtl. Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Konfliktkommission<br />

<strong>de</strong>s VEB-Nachrichtenanlagenbau Leipzig;<br />

Rita Garcke, Roland Simmchen, zuständiger<br />

Abteilungsleiter <strong>de</strong>r Abteilung Finanzen<br />

-Steuern, Magistrat von Berlin, Ing.-oec. Holger<br />

D. Frie<strong>de</strong>l, Dr. Dietmar Keller, früherer<br />

Minister für Kultur <strong>de</strong>r DDR; Werner<br />

Schmeichler, Leiter <strong>de</strong>r Kulturschutzgutkommission<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Kultur <strong>de</strong>r<br />

DDR; Dr. Ing. Werner Vogel als Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Kunst- <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH i.L.<br />

2) Beiziehung <strong>de</strong>r einschlägigen Akten <strong>und</strong><br />

Unterlagen <strong>de</strong>r zuständigen genannten Stellen<br />

<strong>de</strong>s Staatsapparats <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Kunst- <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH sowie <strong>de</strong>r nachgenannten Personen<br />

zu folgen<strong>de</strong>n Einzelfällen:<br />

a) <strong>de</strong>r Einziehung einer peruanischen Metallplastik<br />

durch die DDR-Zollverwaltung<br />

Bautzen, Stützpunkt Görlitz, Einziehungs-<br />

Bescheid B 016 128 vom 1. 02. 1988, Gebührenfestsetzungsbescheid<br />

B 006 394;


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

b) <strong>de</strong>s staatlichen Notariats Potsdam (Stadt),<br />

zur Nachlaßsache Schwa rtz, Aktenzeichen<br />

7-60-431-85; <strong>de</strong>r Bärbel Schlaebe, betreffend<br />

das Zeitwertgutachten über <strong>de</strong>n Nachlaß<br />

<strong>de</strong>r Johanna-Margarete Schwa rtz, <strong>de</strong>s<br />

Rats <strong>de</strong>r Stadt Potsdam, Abteilung Finanzen<br />

- Referat Steuern - zur Erbschaftssteuerfestsetzung<br />

betreffend <strong>de</strong>n Nachlaß <strong>de</strong>r Johanna-Margarete<br />

Schwa rtz, Steuer-Nr. 0432-50-<br />

2607; <strong>de</strong>s Staatlichen Kunsthan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r<br />

DDR, Antiquitäten-Galerie Potsdam, zum<br />

Verkauf <strong>de</strong>s Nachlasses nach <strong>de</strong>r Johanna-<br />

Margarete Schwartz durch Ch ristine Jape;<br />

c) <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR, Bezirksverwaltung<br />

Mag<strong>de</strong>burg, Grenzzollamt Marienborn/Autobahn<br />

zur Einziehung <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m<br />

Einziehungsbescheid <strong>de</strong>r vorgenannten<br />

Dienststelle vom 8. 06. 1983 - A 023365 - im<br />

einzelnen aufgeführten Gegenstän<strong>de</strong>;<br />

d) <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR, Bezirksverwaltung<br />

Erfurt, Grenzzollamt 5901 Wartha,<br />

zur Einziehung <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Einziehungsbescheid<br />

vom 2. 03. 1987 - A 141979 - genannten<br />

Gegenstän<strong>de</strong>;<br />

e) <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR, Grenzzollamt<br />

Marienborn/Autobahn zur Einziehung<br />

<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Einziehungsbeschei<strong>de</strong>n H<br />

003989 vom 11. 02. 1988 <strong>und</strong> H 003990 vom<br />

11.02. 1988 im einzelnen genannten Gegenstän<strong>de</strong><br />

einschließlich <strong>de</strong>r Strafverfügungsakte<br />

zu <strong>de</strong>n vorbezeichneten Einziehungsbeschei<strong>de</strong>n;<br />

f) <strong>de</strong>s Volkspolizeikreisamtes Leipzig zur<br />

entschädigungslosen Einziehung eines<br />

Schußgerätes zu Lasten <strong>de</strong>s Thomas Strehler<br />

sowie <strong>de</strong>r Konfliktkommission <strong>de</strong>r VEB<br />

Nachrichtenanlagenbau Leipzig zu <strong>de</strong>r Einziehungssache<br />

Strehler;<br />

g) <strong>de</strong>s Magistrats von Berlin, Abteilung Finanzen<br />

- Steuern -, Bereich operative Finanzkontrolle,<br />

zu <strong>de</strong>m Steuerverfahren zu<br />

Lasten von Dr. Peter Garcke, einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Sicherungsverfügung <strong>de</strong>r vorbezeichneten<br />

Dienststelle <strong>de</strong>s Magistrats von Berlin<br />

vom 18. 05. 1978 - 551 66 78 -<br />

114 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 7. 10. 1991:<br />

Beiziehung von Akten: „An<strong>de</strong>re staatliche<br />

Organe" <strong>de</strong>s ehemaligen Ministeriums für<br />

Staatssicherheit, Hauptabteilung Aufklärung,<br />

eingelagert beim B<strong>und</strong>esarchiv, Abteilung<br />

Potsdam<br />

115 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 9. 10. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbeauftragten<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, die sich<br />

auf das Zusammenwirken <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung (Ministerium für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l) beziehen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

116 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 9.<br />

10. 1991:<br />

1. Zeugenvernehmung von N.N. Brüsch,<br />

Mitarbeiterin im Bereich Kommerzielle Koordinierung;<br />

Klaus Henckel, ehemals Sachgebietsleiter<br />

<strong>und</strong> Zolloberrat <strong>de</strong>r Zollverwaltung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen Republik;<br />

Dipl.-Ing. Dieter Möller, Jürgen Weller,<br />

ehemaliger Fachgebietsleiter beim Staatsrat<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen Republik,<br />

Abteilung Eingaben, Sektor IV, als Zeugen;<br />

2. Beiziehung <strong>de</strong>r einschlägigen Akten <strong>und</strong><br />

Unterlagen <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Demokratischen Republik sowie <strong>de</strong>s<br />

Staatsrats <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen<br />

Republik, entsprechend <strong>de</strong>n diesem Antrag<br />

beigefügten Unterlagen bei <strong>de</strong>n für die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r genannten Institutionen zuständigen<br />

Stellen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

117 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 9.<br />

10. 1991:<br />

„Der Vorsitzen<strong>de</strong> wird beauftragt, durch einen<br />

Wirtschaftsprüfer (Wirtschaftsprüfungsgesellschaft)<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Informationen sowie<br />

aufgr<strong>und</strong> allgemein zugänglicher Quellen<br />

eine zur Veröffentlichung geeignete Darstellung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

erarbeiten zu lassen, aus <strong>de</strong>r ersichtlich<br />

ist, wie <strong>de</strong>r Bereich strukturiert war, welche<br />

Unternehmen in welcher Weise dazugehörten<br />

o<strong>de</strong>r - wie möglicherweise bestimmte<br />

SED-Unternehmen - mitverwaltet wur<strong>de</strong>n,<br />

welche Personen im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung in leiten<strong>de</strong>r Stellung tätig waren<br />

<strong>und</strong> wer jeweils Geschäftsführer in <strong>de</strong>n<br />

Unternehmen war. Zusätzlich sollen <strong>de</strong>r jeweilige<br />

Zweck bzw. Aufgabenbereich sowie<br />

Weisungsabhängigkeiten dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Unklarheiten sind als offene Fragen zu<br />

formulieren, so daß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

sich in <strong>de</strong>r weiteren Beweisaufnahme<br />

um die Beantwortung bemühen kann. Soweit<br />

für die Erstellung dieses <strong>Bericht</strong>s auf<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s Ausschusses zurückgegriffen<br />

wird, die <strong>de</strong>r Verschlußsachenanweisung<br />

unterliegen, soll <strong>de</strong>r Wirtschaftsprüfer<br />

mit Unterstützung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n<br />

herausgeben<strong>de</strong>n Stellen die Zustimmung<br />

zur Verwendung in diesem zur Veröffentlichung<br />

geeigneten <strong>Bericht</strong> einholen. "<br />

118 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 9.<br />

10. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Hans Otto<br />

Bräutigam, Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik bei <strong>de</strong>r DDR von Mai<br />

1982 bis Januar 1989<br />

119 Antrag <strong>de</strong>r Abgeordnetengruppe <strong>de</strong>r PDS/<br />

Linke Liste im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 9. 10.<br />

1991:<br />

Zeugenvernehmung von Lothar Späth, ehemals<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt von Ba<strong>de</strong>n-Würt<br />

-temberg<br />

120 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong> -<br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 9.<br />

10. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Peter Staubwasser,<br />

Ministerialdirigent im B<strong>und</strong>eskanzleramt,<br />

<strong>und</strong> Dr. Markus Rückert, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Kollegium<br />

Augustinum München<br />

121 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10. 10. 1991:<br />

Einholung eines Sachverständigengutachtens<br />

<strong>und</strong> informatorische Anhörung eines<br />

Vertreters <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank zu<br />

Ausmaß <strong>und</strong> Auswirkungen <strong>de</strong>r Valuta-Manipulationen<br />

<strong>de</strong>s Bereiches Kommerzielle<br />

Koordination von <strong>de</strong>r Errichtung bis zur Abwicklung<br />

auf Bestand <strong>und</strong> Erhaltung <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaftsordnung im Ganzen o<strong>de</strong>r in einzelnen<br />

Bereichen<br />

122 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 16. 10. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Gerhard Glienikke,<br />

1986 Leiter <strong>de</strong>r Antiquitätengalerie <strong>de</strong>s<br />

Staatlichen Kunsthan<strong>de</strong>ls in Berlin/Ost; Dr.<br />

N.N. Israel, 1982 Museum für Völkerk<strong>und</strong>e<br />

in Dres<strong>de</strong>n; Prof. Dr. Wolfram Körner, 1986<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Pirckheimer-Gesellschaft<br />

im Kulturb<strong>und</strong> <strong>de</strong>r ehemaliger DDR; Prof.<br />

Dr. Günter Scha<strong>de</strong>, 1990 Generaldirektor,<br />

Mitglied <strong>de</strong>r Direktorenkonferenz <strong>de</strong>r<br />

Staatl. Museen zu Berlin/Ost<br />

123 Antrag <strong>de</strong>r Abgeordnetengruppe PDS/Lin<br />

ke Liste im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 15. 10. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Rudi Geil, ehemaliger<br />

Staatsminister für Wirtschaft <strong>und</strong> Verkehr<br />

von Rheinland-Pfalz<br />

124 Antrag <strong>de</strong>r Abgeordnetengruppe PDS/Lin<br />

ke Liste im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 15. 10. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Dieter von<br />

Würzen, ehemaliger Staatssekretär im B<strong>und</strong>eswirtschaftsministerium<br />

125 Antrag <strong>de</strong>r Abgeordnetengruppe PDS/Lin<br />

ke Liste im 1. Untersuchungsausschuß Kornmerzielle<br />

Koordinierung vorn 11. 10. 1991:<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s „Büros Mittag"<br />

im Zentralen Parteiarchiv <strong>de</strong>r PDS - Institut<br />

für Geschichte <strong>de</strong>r Arbeiterbewegung<br />

126 Antrag Gruppe Bündnis 90/Die Grünen im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 29. 10. 1991:<br />

.<br />

Zeugenvernehmung von Günter Krause,<br />

ehemaliger Staatssekretär <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

ehemaliger B<strong>und</strong>esminister für Verkehr<br />

127 Än<strong>de</strong>rungsantrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/<br />

CSU- <strong>und</strong> <strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

vom 30. 10. 1992:<br />

„Der Antrag auf Ausschußdrucksache 125<br />

enthält folgen<strong>de</strong> Fassung: Der Beweisbeschluß<br />

<strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 26 09.<br />

1991: - 12 - 104 - , betreffend die Beiziehung<br />

<strong>de</strong>r seit 1966 entstan<strong>de</strong>nen Akten <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>r SED, umfaßt sämtliche im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Untersuchungsauftrag<br />

auf B<strong>und</strong>estagsdrucksachen 12/654 <strong>und</strong> 12/<br />

662 stehen<strong>de</strong>n Originalunterlagen <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>r SED einschließlich beispielsweise<br />

<strong>de</strong>r Beschlußvorlagen, <strong>de</strong>r Beschlüsse <strong>und</strong><br />

etwaiger Protokolle sowie aller diesbezüglichen<br />

Unterlagen seiner Mitglie<strong>de</strong>r während<br />

dieses Zeitraums. Die Beiziehung erfolgt<br />

beim Vorstand <strong>de</strong>r PDS, gleichgültig ob sich<br />

die Unterlagen beim Vorstand <strong>de</strong>r PDS<br />

selbst, beim Institut für Geschichte <strong>de</strong>r Arbeiterbewegung<br />

- Zentrales Parteiarchiv -,<br />

bei ehemaligen Politbüromitglie<strong>de</strong>rn seit<br />

1966 o<strong>de</strong>r an einer an<strong>de</strong>ren Stelle <strong>de</strong>r PDS<br />

befin<strong>de</strong>n. "<br />

128 Antrag Gruppe Bündnis 90/Die Grünen im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 30. 10. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dieter Paul, ehemaliger<br />

Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung III <strong>de</strong>s<br />

Bereiches Kommerzielle Koordinierung<br />

129 Antrag Gruppe Bündnis 90/Die Grünen im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 30. 10. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Klaus Kinkel,<br />

ehemaliger Staatssekretär, ehemaliger B<strong>und</strong>esminister<br />

<strong>de</strong>r Justiz; Hans Neusel, Staatssekretär<br />

im Innenministerium; Kurt Rebmann,<br />

ehemaliger Generalb<strong>und</strong>esanw alt<br />

130 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats für die Behand<br />

lung <strong>de</strong>s Komplexes Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>l(Beweis<br />

(vorbereitungs)beschlüsse<br />

12-108, 12-110, 12-114):<br />

„Um eine umfassen<strong>de</strong> Aufarbeitung <strong>de</strong>s<br />

Komplexes Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten durchführen<br />

zu können, ist ein Verfahren empfehlenswert,<br />

das zunächst anhand ausgewählter<br />

Beispielsfälle in einzelnen Vernehmungsgruppen<br />

das Vorgehen <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong><br />

Antiquitäten GmbH aus <strong>de</strong>r Sicht von Be-


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

troffenen <strong>und</strong> beteiligten staatlichen Mitarbeiter<br />

ver<strong>de</strong>utlicht.<br />

In einer letzten Vernehmungsr<strong>und</strong>e sollten<br />

dann leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter beteiligter Behör<strong>de</strong>n<br />

bzw. Firmen zur Einordnung <strong>de</strong>r untersuchten<br />

Einzelfälle in die Systematik <strong>de</strong>s<br />

Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>ls durch <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung vernommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Es wird daher die folgen<strong>de</strong><br />

Reihenfolge von Vernehmungen vorgeschlagen:<br />

Vernehmungsgruppe I (Einziehung durch -<br />

Grenzzollämter)<br />

1. a) Betroffene:<br />

Ingrid Bera,<br />

b) Staatliche Mitarbeiter:<br />

Mitarbeiter NN., Zollverwaltung Marienborn<br />

(wird ermittelt).<br />

2. a) Betroffene:<br />

Fritz-F. Willms,<br />

b) Staatliche Mitarbeiter:<br />

Mitarbeiter NN., Grenzzollamt Wartha<br />

(wird ermittelt).<br />

3. a) Betroffene:<br />

Dieter Möller,<br />

b) Staatliche Mitarbeiter:<br />

Brüsch, Mitarbeiterin <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung;<br />

Klaus Henckel, ehemaliger Zolloberrat<br />

<strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR;<br />

Jürgen Weller, ehemaliger Mitarbeiter<br />

Staatsrat <strong>de</strong>r DDR, Abt. Eingaben.<br />

Vernehmungsgruppe II (Steuer<strong>de</strong>likte, Besteuerung<br />

von Erben)<br />

1. a) Betroffene:<br />

Rita Garcke.<br />

b) Staatliche Mitarbeiter:<br />

N.N. Simmchen, Abt. Finanzen-Steuern,<br />

Magistrat von Berlin.<br />

2. a) Betroffene:<br />

Dr. Ing./Ing.-oec. Holger D. F rie<strong>de</strong>l.<br />

b) Staatliche Mitarbeiter:<br />

Joachim Farken, ehemaliger Leiter<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH;<br />

Dr. Ing. Werner Vogel, Mitarbeiter<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten, (weitere Beteiligte<br />

auf staatlicher Seite müßten<br />

sich aus <strong>de</strong>r Vernehmung ergeben).<br />

3. a) Betroffene:<br />

Gert Saatze, (Vernehmung <strong>und</strong> Beiziehung<br />

<strong>de</strong>r Unterlagen sind noch nicht<br />

beschlossen).<br />

b) Staatliche Mitarbeiter:<br />

NN., 1987 Leiter <strong>de</strong>r Steuerfahndung,<br />

Rat <strong>de</strong>s Bezirks Mag<strong>de</strong>burg (wird ermittelt);<br />

Joachim Farken, ehemaliger Leiter<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH (Vernehmung<br />

<strong>und</strong> Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen<br />

sind noch nicht beschlossen).<br />

4. a) Betroffene:<br />

Christine Jape, Christoph Schwarz,<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

b) Staatliche Mitarbeiter:<br />

N.N. Dittrich / N.N. Ben<strong>de</strong>r (Rat <strong>de</strong>r<br />

Stadt Potsdam, Referat Steuern);<br />

Bärbel Schlaebe, Gutachterin.<br />

5. a) Betroffene:<br />

Rechtsanwalt Dr. Welter (Vernehmung<br />

<strong>und</strong> Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen sind<br />

noch nicht beschlossen).<br />

b) Staatliche Mitarbeiter:<br />

(müßten sich aus beizuziehen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

ergeben).<br />

Vernehmungsgruppe III (Übersiedler)<br />

1. a) Betroffene:<br />

Hermann Ce<strong>de</strong>r, (Ce<strong>de</strong>r ist gehbehin<strong>de</strong>rt<br />

<strong>und</strong> hat um eine Vernehmung in<br />

Berlin gebeten).<br />

b) Staatliche Mitarbeiter:<br />

(müßten sich aus beizuziehen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

ergeben).<br />

2. a) Betroffene:<br />

Jürgen Wurm (Vernehmung <strong>und</strong> Beiziehung<br />

<strong>de</strong>r Unterlagen sind noch<br />

nicht beschlossen).<br />

b) Staatliche Mitarbeiter:<br />

(müßten sich aus beizuziehen<strong>de</strong>n Un<br />

terlagen ergeben).<br />

Vernehmungsgruppe IV (Einziehung von<br />

Antiquitäten zur Begleichung einer Geldstrafe)<br />

1. a) Betroffene:<br />

Eva <strong>und</strong> Rüdiger Knechtel (Vernehmung<br />

<strong>und</strong> Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen<br />

sind noch nicht beschlossen).<br />

b) Staatliche Mitarbeiter:<br />

(müßten sich aus beizuzie hen<strong>de</strong>n Un<br />

terlagen ergeben).<br />

Vernehmungsgruppe V (Tausch Pkw gegen<br />

Antiquitäten)<br />

1. a) Betroffene:<br />

Erika <strong>und</strong> Dieter Marklein (Vernehmung<br />

<strong>und</strong> Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen<br />

sind noch nicht beschlossen).<br />

b) Staatliche Mitarbeiter:<br />

Joachim Farken, ehemaliger Leiter<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH (weitere<br />

Mitarbeiter müßten sich aus beizuziehen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen ergeben).<br />

Vernehmungsgruppe VI (Verwertung von<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong>n aus öffentlichem Besitz)<br />

1. Gerhard Glienicke (ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r<br />

Antiquitätengalerie <strong>de</strong>s Staatlichen<br />

Kunsthan<strong>de</strong>ls Berlin).<br />

2. Dr. N. N. Israel (1982 Museum für Völkerk<strong>und</strong>e<br />

Dres<strong>de</strong>n).<br />

3. Prof. Dr. Wolfram Körner (1986 Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Pirckheimer-Gesellschaft im Kulturb<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r ehemaliger DDR).<br />

4. Prof. Dr. Günter Scha<strong>de</strong> (1990 Generaldirektor,<br />

Mitglied <strong>de</strong>r Direktorenkonferenz<br />

<strong>de</strong>r Staatl. Museen zu Berlin).<br />

5. Prof. Dr. Bachmann (ehemaliger Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Kunst sammlun-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

gen Dres<strong>de</strong>n, Vernehmung ist noch nicht<br />

beschlossen).<br />

Vernehmungsgruppe VII (Leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter<br />

zu gr<strong>und</strong>sätzlichen Fragen)<br />

1. Dr. Hans-Joachim Hoffmann, ehemaliger<br />

Minister für Kultur (Vernehmung ist noch<br />

nicht beschlossen).<br />

2. Dr. Dietmar Keller, ehemaliger Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Ministers für Kultur <strong>und</strong> späterer<br />

Minister für Kultur.<br />

3. Werner Schmeichler, Leiter <strong>de</strong>r Kulturgutschutzkommission<br />

<strong>de</strong>s Mi nisteriums -<br />

für Kultur.<br />

4. Joachim Farken, ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r<br />

Kunst <strong>und</strong> Anti quitäten GmbH.<br />

5. Dr. Ing. Werner Vogel, Mitarbeiter Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten.<br />

6. Generalmajor Müller, ehemaliger Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Ministers <strong>de</strong>s Innern <strong>und</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>r Versorgungsdienste (Vernehmung<br />

ist noch nicht beschlossen).<br />

7. Manfred Sei<strong>de</strong>l, Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

— Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

— (wegen seiner zentralen Stellung<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

könnte die Vernehmung <strong>de</strong>s Sei<strong>de</strong>l<br />

im Zusammenhang mit an<strong>de</strong>ren Themengruppen<br />

auch erst zu einem späteren<br />

Zeitpunkt erfolgen).<br />

Neben <strong>de</strong>n Zeugen, <strong>de</strong>ren Vernehmung<br />

bereits in <strong>de</strong>n Beschlüssen 12-108, 12-110<br />

<strong>und</strong> 12-114 vorgesehen ist, wird die Ladung<br />

weiterer, entsprechend gekennzeichneter<br />

Zeugen für sinnvoll erachtet.<br />

In <strong>de</strong>n Fällen Dr. Welter (Gruppe II, 4.)<br />

<strong>und</strong> Wurm (Gruppe III, 2.) geschieht dies<br />

wegen <strong>de</strong>r Intensität <strong>de</strong>s Eingriffs <strong>und</strong> zur<br />

Erweiterung <strong>de</strong>s Untersuchungsmaterials.<br />

Die Gruppen IV <strong>und</strong> V wer<strong>de</strong>n von<br />

<strong>de</strong>n bisherigen Beweis(vorbereitungs)beschlüssen<br />

thematisch nicht erfaßt. Die<br />

Vernehmung von Prof. Dr. Bachmann<br />

(Gruppe VI, 5.) erscheint <strong>de</strong>swegen von<br />

beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung, weil er für die<br />

Staatlichen Kunstsammlungen Dres<strong>de</strong>n<br />

Vertragspartner einer Übergabevereinbarung<br />

mit <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH war.<br />

In Gruppe VII sollten Dr. Keller als Vertragspartner<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> ehemaliger Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Ministers für Kultur wie auch<br />

<strong>de</strong>r ehemalige Minister für Kultur, Dr.<br />

Hoffmann, vernommen wer<strong>de</strong>n. Nach<br />

Ansicht <strong>de</strong>s ehemaligen Leiters <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, Joachim Farken,<br />

bestan<strong>de</strong>n 1986 nämlich zwischen<br />

bei<strong>de</strong>n erhebliche Meinungsunterschie<strong>de</strong><br />

bezüglich <strong>de</strong>r Ausfuhr von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n.<br />

Darüber hinaus könnte Farken auch zum<br />

organisatorischen Ablauf <strong>de</strong>s Erwerbs <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Verwertung von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

Drs. -<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

sowie vorab zu be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Einzelfällen<br />

Stellung nehmen. Was die Verwertung<br />

von Gegenstän<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Geschäftsbereich<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>s Innern anbetrifft,<br />

so könnten <strong>de</strong>r ehemalige Generalmajor<br />

Müller als Vertragspartner <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r über Gegenstän<strong>de</strong> aus E<strong>de</strong>lmetall<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s MdI persönlich<br />

entschied, die gewünschten Informationen<br />

liefern. Von einer ausführlichen Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>s VEB Philatelie Wermsdorf<br />

wur<strong>de</strong> vorerst Abstand genommen, weil<br />

mit Ausnahme <strong>de</strong>s Falls Saatze (Gruppe II,<br />

3.) keine weiteren Einzelfälle vorliegen,<br />

die die Aufnahme einer weiteren Vernehmungsgruppe<br />

rechtfertigen wür<strong>de</strong>n. "<br />

131 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 6.<br />

11. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r beim B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

befindlichen Akten über Simon<br />

Gol<strong>de</strong>nberg<br />

132 Schreiben <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

betreffend bayerische Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowskis<br />

(Drs. 12/3295) vom 4. 11. 1991:<br />

Bitte an <strong>de</strong>n 1. Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages, die Protokolle seiner<br />

Verhandlungen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtags zuzuleiten.<br />

133 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 13.<br />

11. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Untersuchungsgegenstand<br />

betreffen<strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s Berliner Senators<br />

für Wirtschaft in <strong>de</strong>n Jahren 1968 bis<br />

1971, soweit diese Aufschlüsse über Kontakte<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

staatlicher Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es mit für <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />

Personen geben.<br />

134 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 13.<br />

11. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Hans-Jochen<br />

Vogel, MdB, Regieren<strong>de</strong>r Bürgermeister von<br />

Berlin im Jahre 1981<br />

135 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 13.<br />

11. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Senatskanzlei <strong>de</strong>s Se<br />

nats von Berlin befindlichen Akten aus <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1968 bis 1990 einschließlich, soweit


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

diese Aufschlüsse über Kontakte <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer staatlicher Stellen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es mit für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Personen<br />

geben<br />

136 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 27.<br />

11. 1991:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Ermittlungs- <strong>und</strong> Beweismittelakten<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Meiningen -<br />

in Sachen Siegfried Gramann<br />

137 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 28. 11. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Frank Hoffmann,<br />

Geheimschutzbeauftragter <strong>und</strong> Sicherheitsbeauftragter<br />

im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

138 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 05. 12. 1991:<br />

Gegenüberstellung <strong>de</strong>r Zeugen Prof. Dr.<br />

Günther Krause <strong>und</strong> Ralf Geisthardt sowie<br />

von Ralf Geisthardt <strong>und</strong> Dr. Markus Rückert,<br />

um die aufgetretenen Wi<strong>de</strong>rsprüche <strong>de</strong>r bisherigen<br />

Zeugenaussagen aufzuklären<br />

139 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 06. 12. 1991:<br />

Gegenüberstellung <strong>de</strong>r Zeugen Dr. Günther<br />

Krause, ehemaliger B<strong>und</strong>esminister <strong>und</strong><br />

MdL (Sachsen-Anhalt), Ralf Geisthardt<br />

140 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 06. 12. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Annelies Kath <strong>und</strong><br />

Siegfried Kath zum Komplex KuA<br />

141 Antrag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 10. 12. 1991:<br />

Beiziehung aller Geschäftsunterlagen <strong>de</strong>s<br />

VEB Versteigerungs- <strong>und</strong> Gebrauchtwarenhaus,<br />

nunmehr Auktionshaus <strong>und</strong> Antikhan<strong>de</strong>l<br />

GmbH Leipzig, zum Ankauf von<br />

Antiquitäten <strong>und</strong> Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Erbengemeinschaft nach Dr. med. Johannes<br />

Tittel, Markschönstädt, <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren weiterer<br />

Verwertung durch <strong>de</strong>n VEB<br />

142 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r F.D.P.- <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

CSU/CSU-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom<br />

11. 12. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Lutz Otto <strong>und</strong> Peter<br />

Willfurth, Nischwitz zum Komplex Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten<br />

143 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 11.<br />

12. 1991:<br />

Anfor<strong>de</strong>rung eines schriftlichen <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für Post <strong>und</strong> Telekom-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

munikation über <strong>de</strong>n VEB Philatelie Wermsdorf,<br />

insbeson<strong>de</strong>re zu seinen Jahresabschlüssen,<br />

auch zum Stichtag 03.10.1990,<br />

seiner Organisation <strong>und</strong> seinen Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> die für ihn verantwortlich Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart<br />

144 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke Liste<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 11. 12. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Gerhard Boe<strong>de</strong>n,<br />

ehemaliger Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s BfV; Volker<br />

Foertsch, Mitarbeiter <strong>de</strong>s BND; Dr. Eckhard<br />

Werthebach, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s BfV; Dr. Hans<br />

Georg Wieck, ehemaliger Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s<br />

BND<br />

145 ü- Beweisantrag Gruppe Bündnis 90/Die Gr<br />

nen im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10. 12. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von N.N., Leiter <strong>de</strong>r<br />

Ordnungsbehör<strong>de</strong> in Rottach-Egern, Bayern<br />

146 Beweisantrag Gruppe Bündnis 90/Die Grü<br />

nen im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10. 12. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Werner Weber,<br />

ehemals Leiter <strong>de</strong>r Firma CAMET, Ost-Berlin<br />

147 ü- Beweisantrag Gruppe Bündnis 90/Die Gr<br />

nen im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10. 12. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Jürgen Möllemann,<br />

ehemaliger B<strong>und</strong>esminister<br />

148 Beweisantrag Gruppe Bündnis 90/Die Grü<br />

nen im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10. 12. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Ernst Pieper, ehemals<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Salzgitter<br />

AG <strong>und</strong> Aufsichtsratsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Howaldtswerke<br />

Deutsche Werft AG<br />

149 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r F.D.P.- <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

CDU/CSU-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom<br />

12. 12. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Walter Kunz zum<br />

Komplex Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

150 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 9. 12. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Peter Mau zum<br />

Komplex Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

151 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 9. 12. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Siegfried Brachhaus<br />

zum Komplex Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

152 Beweisantrag Gruppe Bündnis 90/Die Gr<br />

ünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 12. 12. 1991:


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Beiziehung folgen<strong>de</strong>r Unterlagen: 1. Reisekostenabrechnungen<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen<br />

Volkskammerabgegeordneten Ralf Geisthardt<br />

für seine Dienstreise am 7.9.90 nach<br />

München mit Anlagen (Flugticket, Taxiquittung<br />

etc.) bei <strong>de</strong>r Reisekostenstelle <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Volkskammer <strong>de</strong>r DDR; 2. Nachweisbücher<br />

<strong>de</strong>r Fahrbereitschaft <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Volkskammer <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

<strong>de</strong>r DDR für <strong>de</strong>n 7. <strong>und</strong> 8.9.90<br />

153 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 12. 12. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von Sabine Bergmann-<br />

-Pohl, ehemalige Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r Volkskammer/DDR<br />

154 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß Kornmerzielle<br />

Koordinierung vom 12. 12. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von N.N., Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s CDU-Ortsverban<strong>de</strong>s Ribnitz-Damgarten<br />

(zum Zeitpunkt 7.9.90); N.N., Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s CDU-Ortsverban<strong>de</strong>s Zingst (zum Zeitpunkt<br />

7.9.90)<br />

155 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß Kornmerzielle<br />

Koordinierung vom 12. 12. 1991:<br />

Zeugenvernehmung von N.N., Büroleiter<br />

<strong>de</strong>s damaligen Staatssekretärs Krause; N.N.,<br />

Sekretärin <strong>de</strong>s damaligen Staatssekretärs<br />

Krause<br />

156 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 10.01. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Heinz Korbe <strong>und</strong><br />

Rechtsanwalt Georg Reinicke zum Komplex<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

157 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 10.01. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Geschäftsunterlagen <strong>de</strong>r Firma<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, soweit<br />

sie für <strong>de</strong>n Untersuchungsauftrag von Be<strong>de</strong>utung<br />

sind<br />

158 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 15.01. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Vorm<strong>und</strong>schaftsakten <strong>de</strong>s<br />

Staatlichen Notariats Wurzen zum Fall Ingeborg<br />

Westerdorff bei <strong>de</strong>r mittlerweile aktenführen<strong>de</strong>n<br />

Stelle<br />

159 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 15.01. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Martin von Maa-<br />

Ben, ehemaliger Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Rolf We rner, ehemaliger<br />

Sektorenleiter in <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Steuern <strong>und</strong> Abgaben <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r<br />

Finanzen <strong>de</strong>r DDR<br />

160 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 15.<br />

01. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Gert Neumann,<br />

ehemaliger Direktor <strong>de</strong>s VEB Philatelie<br />

Wermsdorf<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

161 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 16.01. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Görlich, ehemalige<br />

Mitarbeiterin <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH <strong>und</strong> Gernot Haubold, ehemaliger<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH<br />

162 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 22.<br />

01. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Axel Hilpert, ehemaliger<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH<br />

163 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 22.<br />

01. 1992:<br />

Beantragung einer schriftlichen Mitteilung<br />

<strong>de</strong>s Auswärtigen Amtes zu <strong>de</strong>r Frage, wer<br />

seit 1966 die Leiter <strong>de</strong>r diplomatischen Auslandsvertretungen<br />

<strong>de</strong>r DDR sowie die in <strong>de</strong>n<br />

jeweiligen Vertretungen für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l zuständigen<br />

Personen in folgen<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn<br />

waren: Schwe<strong>de</strong>n, Finnland, Libyen, Irak,<br />

Iran, Simbabwe, Südafrika, Angola, Äthiopien,<br />

Mozambique <strong>und</strong> Sao Tomé e Principe<br />

<strong>und</strong> Nicaragua<br />

164 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vorn 31.01. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Arthur Horst Schuster<br />

von Witzleben, ehemaliger Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

165 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 5.02. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Werner Schwarz,<br />

zum Komplex Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

166 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD- Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 4.02. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r beim B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz,<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamt <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

befindlichen Akten<br />

über Michael Wischniewski<br />

167 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 4.02. 992:<br />

Zeugenvernehmung von Heinz Pollmann,<br />

Inhaber <strong>de</strong>r Firma V.U.F.A.G.<br />

168 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 4.02. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Rechtsanwalt <strong>und</strong><br />

Notar Manfred Wünsche, Vertrauensanwalt<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

169 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsauschuß Kommerzielle Koordinierung<br />

vom 4.02. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Günther Knoblauch,<br />

ehemaliger stellvertreten<strong>de</strong>r Direktor<br />

<strong>de</strong>s Hotels Neptun, Rostock


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

170 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 4.02. 1992:<br />

„Die jüngst begonnene öffentliche Diskussion<br />

über die Aussagen von B<strong>und</strong>esminister<br />

a.D. Dr. Schäuble vor <strong>de</strong>m Ausschuß wird<br />

wesentlich durch die Frage bestimmt, ob das<br />

in Kopie in <strong>de</strong>n BND-Akten als Entwurf befindliche<br />

Schreiben von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

an Dr. Schäuble als reines Privatschreiben<br />

anzusehen ist o<strong>de</strong>r wesentliche<br />

Hinweise auf Firmen, Personen <strong>und</strong> Hand- -<br />

lungen <strong>de</strong>s ehemaliger Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung i.w.S. enthält. Im Interesse<br />

<strong>de</strong>r Sachaufklärung bitte ich Sie, die<br />

Herabstufung dieser Schreiben auf „offen"<br />

zu erwirken. Im übrigen beantrage ich die<br />

Beiziehung aller an Dr. Schäuble von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski gerichtete Schreiben.<br />

Hilfsweise wird beantragt, daß Sie <strong>und</strong> Ihr<br />

Stellvertreter Dr. Wernitz diese Schreiben<br />

einsehen <strong>und</strong> sich von <strong>de</strong>ren Charakter<br />

überzeugen. "<br />

171 Antrag Gruppe Bündnis 90/Die Grünen im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 11. 02. 1992:<br />

„Für die Beratungssitzung am Donnerstag<br />

(13.02.1992) TOP 2 „Weiteres Vorgehen"<br />

stellen wir <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Antrag:<br />

Der Ausschuß möge beschließen: „Die Zeugen<br />

Dr. Schäuble, Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Waltraud Lisowski wer<strong>de</strong>n kurzfristig<br />

gehört, um die Frage zu klären, inwiefern sie<br />

mit <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>r Parteifirmen <strong>de</strong>r<br />

SED im Ausland befaßt waren. Die Zeugen<br />

Schäuble, Schalck <strong>und</strong> Neukamm sollen außer<strong>de</strong>m<br />

dazu befragt wer<strong>de</strong>n, ob Schalck einen<br />

Brief an Schäuble mit <strong>de</strong>m Datum<br />

15.06.1990 geschrieben <strong>und</strong> wie Schäuble<br />

diesen Brief behan<strong>de</strong>lt hat. "<br />

172 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 12.<br />

02. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Kurt F ritsch, ehemaliges<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Präsidiums <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

<strong>de</strong>s DKP-Vorstan<strong>de</strong>s bis 1990 für<br />

die Finanzen <strong>de</strong>r DKP zuständig<br />

173 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung 12. 02.<br />

1992:<br />

Bitte an <strong>de</strong>n Abgeordneten Dr. Andreas von<br />

Bülow MdB, <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

die „Kopie <strong>de</strong>s Schreibens, was über Herrn<br />

Neukamm, <strong>de</strong>m Vertreter <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche, <strong>de</strong>r die DDR-Verhandlungen<br />

in Kirchensachen bisher bet rieben hatte,<br />

Herrn Schäuble persönlich ausgehändigt<br />

wor<strong>de</strong>n ist, in <strong>de</strong>m wesentliche Angaben<br />

über das Parteivermögen stehen <strong>und</strong> wie da-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

mit umzugehen ist" (Zitat Dr. von Bülow),<br />

zur Verfügung zu stellen<br />

174 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsaus<br />

schuß Kommerzielle Koordinierung vom 12.<br />

02. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Eduard Wilhelm<br />

Sabatier, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Fa. Sabatier<br />

-Antiquitäten<br />

175 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 13.02. 1992:<br />

Zeugenvernehmung <strong>de</strong>s Hans Kopmann,<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Einkauf <strong>de</strong>r<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

176 Antrag Gruppe Bündnis 90/Die Grünen im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 12.02. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Irene A rndt, frühere<br />

Mitarbeiterin <strong>de</strong>s MAH <strong>und</strong> spätere Liquidatorin<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH;<br />

Ingrid Harz, frühere Ko-Direktorin <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten <strong>und</strong> später zusammen mit<br />

Irene Arndt bei <strong>de</strong>r Liquidation <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH tätig; N.N., Nachfolger/in<br />

von Irene Arndt als Liquidatorin<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

177 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 19.02. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Rechtsanwalts Dr.<br />

Wolfgang Vogel, zum Strafverfahren gegen<br />

die Eheleute Kath im Jahre 1975 <strong>und</strong> zur Bearbeitung<br />

von <strong>de</strong>ren Ausreise in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

178 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r F.D.P.- <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

CDU/CSU-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom<br />

11.03. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Bochum in <strong>de</strong>m Verfahren gegen<br />

Heinz Altenhoff, ehemaliger Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Firma Noha GmbH, wegen Steuerhinterziehung<br />

179 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsaus<br />

schuß Kommerzielle Koordinierung vom 1.<br />

03. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten 91 VI 228/80 in <strong>de</strong>r<br />

Nachlaßsache Anna Klara Furkert beim<br />

Amtsgericht Düsseldorf, 810 Js 464/91 bei<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Düsseldorf <strong>und</strong> 4 Zs<br />

893/91 beim Generalstaatsanwalt in Düsseldorf<br />

180 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 11.<br />

03. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Rechtsanwalts<br />

<strong>und</strong> Notars Manfred Wünsche, die die Nachlaßsache<br />

Anna Klara Furkert betreffen<br />

181 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsaus-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Schuß Kommerzielle Koordinierung vom 11.<br />

03. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Rechtsanwalts Dr.<br />

W. Andres in Düsseldorf, die die Nachlaßsache<br />

Anna Klara Furkert betreffen<br />

182 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 11.<br />

03. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Deutschen Bank<br />

in Berlin (West) sowie <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>szentral- -<br />

bank in Düsseldorf betreffend <strong>de</strong>n Nachlaßfall<br />

Anna Klara Furkert (Erben Ingeborg<br />

Lehmann <strong>und</strong> Irmgard Schumann), für <strong>de</strong>n<br />

das Amtsgericht Düsseldorf als Nachlaßgericht<br />

unter <strong>de</strong>m Az 91 VI 228/80 tätig gewor<strong>de</strong>n<br />

war <strong>und</strong> in <strong>de</strong>m sich Schumann über die<br />

Deutsche Bank in Westberlin an die Lan<strong>de</strong>szentralbank<br />

in Düsseldorf gewandt hat<br />

(zwischen Februar 1980 <strong>und</strong> Mai 1982), die<br />

daraufhin in dieser Sache Ermittlungen eingeleitet<br />

haben soll<br />

183 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 11.<br />

03. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Irmgard Schumann,<br />

zum Komplex Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

184 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 11.<br />

03. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Winfried Andres,<br />

Rechtsanwalts <strong>und</strong> Nachlaßpfleger in<br />

Sachen Anna Klara Furkert<br />

185 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10.03. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Hans Bau<strong>de</strong>, ehemals<br />

Leiter <strong>de</strong>r sogenannten „AG Bau<strong>de</strong>"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung;<br />

Gerhard Böhm, ehemals stellv. Leiter <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII <strong>de</strong>s MfS;<br />

Rudolf Gentschow, ehemals Leiter <strong>de</strong>s „Bereichs<br />

K" bei <strong>de</strong>r HVA, Leiter einer Arbeitsgruppe<br />

<strong>de</strong>r HVA im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung, die für die HVA-Firmen ASI-<br />

MEX, CAMET, F.C. Gerlach, INTERTECH-<br />

NA <strong>und</strong> INTERPORT zuständig war, Leiter<br />

<strong>de</strong>r Abteilung XVI <strong>de</strong>s „Sektors Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik" <strong>de</strong>r HVA;<br />

Werner Großmann, ehemals stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Minister <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r HVA;<br />

Karl-Heinz Herbrich, ehemals Leiter <strong>de</strong>r AG<br />

BKK beim MfS;<br />

Günter Jäckel, ehemals stellv. Leiter <strong>de</strong>r HA<br />

XXII <strong>de</strong>s Mf S;<br />

Horst Jännicke, ehemals Verbindungsp erson<br />

zwischen <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Be-<br />

reich Kommerzielle Koordinierung;<br />

Hans-Joachim Kahlmeyer, ehemals beschäf-<br />

Drs. -<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

tigt beim „Bereich K" <strong>de</strong>s „Sektors Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik" bei <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS;<br />

Alfred Kleine, ehemals Leiter <strong>de</strong>r HA XVIII<br />

<strong>de</strong>s MfS;<br />

Horst Männchen, ehemals Leiter <strong>de</strong>r HA III<br />

<strong>de</strong>s MfS;<br />

Wolfgang Meinel, ehemals Leiter <strong>de</strong>r AG<br />

BKK beim MfS;<br />

Rudi Mittig, ehemals stellv. Minister <strong>de</strong>s MfS<br />

<strong>und</strong> zuständig für die AG BKK <strong>de</strong>s MfS;<br />

Günter Möller, Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Schulung <strong>de</strong>s MfS;<br />

Karl Nen<strong>de</strong>l, ehemaliger Staatssekretär im<br />

Ministerium für Elektrotechnik/Elektronik<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> dort zuständig für Embargo<br />

-Importe als Regierungsbeauftragter für Mikroelektronik;<br />

Klaus-Dieter Neubert, Offizier im beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz <strong>und</strong> im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung als Nachfolger <strong>de</strong>s Schalck-<br />

Stellvertreters Sei<strong>de</strong>l vorgesehen;<br />

Gerhard Niebling, Nachfolger von Heinz<br />

Volpert beim MfS bei Fragen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikauf<br />

s;<br />

Herbert Rübler, Mitglied <strong>de</strong>s Kreises um Michael<br />

Wischniewski <strong>und</strong> Simon Gol<strong>de</strong>nberg,<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n 50er Jahren Kontakte zum stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

HVA-Leiter Hans Fruck unterhielt,<br />

Kontaktperson von Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski;<br />

Wolfgang Schwanitz, ehemaliger stellv. Minister<br />

<strong>de</strong>s MfS;<br />

Harry Schutt, ehemals Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

IX <strong>de</strong>r HVA;<br />

Horst Vogel, ehemals Leiter <strong>de</strong>s „Sektors<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Technik" bei <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s<br />

MfS, stellv. Leiter <strong>de</strong>r HVA;<br />

Markus Wolf, ehemals Leiter <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s<br />

MfS;<br />

Wolfram Zahn, IM <strong>de</strong>r Hauptabteilung XVIII<br />

<strong>de</strong>s MfS, zuständig für illegalen Technologie-Import<br />

<strong>und</strong> Verbindungsperson zwischen<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung,<br />

Staatssekretär Nen<strong>de</strong>l <strong>und</strong> <strong>de</strong>r HVA<br />

<strong>de</strong>s MfS, als Zeugen<br />

185a Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 18.<br />

03. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Werner Irmler,<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r Zentralen Arbeits<br />

gruppe Auswertung <strong>und</strong> Information im MfS<br />

186 Antrag Gruppe Bündnis 90/Die Grünen im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10.03. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akte <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

über die Befragungen <strong>de</strong>s Günter<br />

Asbeck<br />

187 Antrag Gruppe Bündnis 90/Die Grünen im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10. 03. 1992:


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Beiziehung folgen<strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Verfassungsschutz bzw. <strong>de</strong>s OLG<br />

Köln: Akte über Hans Kopmann sowie Akte<br />

über das in <strong>de</strong>n fünfziger Jahren - wahrscheinlich<br />

1957 - durchgeführte Strafverfahren<br />

gegen Hans Kopmann wegen verräterischer<br />

Beziehungen (OJs 20/57)<br />

188 Antrag Gruppe Bündnis 90/Die Grünen im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10.03. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Verfassungsschutz:<br />

Nr. 081-P-191 185 (Heinz Altenhoff), Nr.<br />

081-P-81 219 (Manfred Melcher), Nr. 081-P-<br />

141 264 (Detlef von <strong>de</strong>r Stück), Nr. 081-P-141<br />

444 (Otto Botzum), Nr. 081-P-90 806 (Josef<br />

Steidl), Nr. 081-P-250 430 (Klaus Wendtland),<br />

Nr. 081-P-240 291 (Hans-Joachim<br />

Springmann), Nr. 081-P-200 830 (Waltraud<br />

Lisowski), Nr. 081-P-171 051 (Uwe Harms)<br />

189 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 18.03. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Hein rich Bartels,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Firma Sabatier<br />

190 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 10.04. 1992:<br />

Beiziehung folgen<strong>de</strong>r Akten: Ermittlungsakte<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft beim Landgericht<br />

Berlin betreffend Michael Wischniewski<br />

(Az. 1 BZ Js 144/91); Ermittlungsakte <strong>de</strong>s<br />

Polizeipräsidiums Berlin betreffend Michael<br />

Wischniewski<br />

191 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 28.04. 1992:<br />

„Die Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

Kommerzielle Koordinierung wird durch<br />

nachfolgen<strong>de</strong> Einzelmaßnahmen mit <strong>de</strong>m<br />

Ziel gestrafft, <strong>de</strong>n Untersuchungsauftrag<br />

umfassend bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages zu erfüllen:<br />

1. Eine <strong>de</strong>taillierte zeitliche Planung <strong>de</strong>r<br />

weiteren Ausschußarbeit geordnet nach<br />

Themenkomplexen <strong>und</strong> bezogen auf das<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 12. Wahlperio<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung<br />

eines angemessenen Zeitraums<br />

für die Erstellung <strong>de</strong>s Abschlußberichtes.<br />

2. Einführung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>erstattersystems<br />

für im einzelnen festzulegen<strong>de</strong> Untersuchungskomplexe<br />

<strong>und</strong> die Beschränkung<br />

von Vernehmungen durch <strong>de</strong>n gesamten<br />

Ausschuß auf Zeugen mit herausgehobener<br />

Be<strong>de</strong>utung.<br />

3. Aufarbeitung <strong>de</strong>r Untersuchungsmaterialien<br />

für die Themenkomplexe <strong>und</strong> die<br />

Vernehmungen im einzelnen durch das<br />

Ausschußsekretariat <strong>und</strong> zeitgerechte<br />

Überstellung <strong>de</strong>r ausgedruckten Unterlagen<br />

an die Fraktionen <strong>und</strong> Gruppen.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

4. Feste Zuordnung <strong>de</strong>r einzelnen Themenkomplexe<br />

zu einzelnen Mitarbeitern <strong>de</strong>s<br />

Ausschußsekretariats als ständige Ansprechpartner<br />

für die <strong>Bericht</strong>erstatter <strong>und</strong><br />

die Fraktions- bzw. Gruppenmitarbeiter.<br />

5. Leistungsfähige Drucker für die Fraktionen<br />

<strong>und</strong> Gruppen zum schnellen <strong>und</strong> unkontrollierten<br />

Ausdruck ergänzen<strong>de</strong>r Materialien<br />

aus <strong>de</strong>m EDV-verarbeiteten Aktenbestand.<br />

6. Bildschirmlesegeräte für die Büros <strong>de</strong>r<br />

Ausschußmitglie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Ausbildung <strong>de</strong>r<br />

Abgeordneten <strong>und</strong> persönlichen Mitarbeiter.<br />

7. Regelmäßige Zwischenberichte <strong>de</strong>s Ausschußsekretariats<br />

zu <strong>de</strong>n einzelnen Untersuchungskomplexen<br />

ohne politische<br />

Bewertungen zur Vorberatung <strong>de</strong>s Abschlußberichtes.<br />

"<br />

192 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 30.04. 1992:<br />

Zeugenvernehmung <strong>de</strong>s Rolf Drießel, ltd.<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung VII <strong>de</strong>s MfS<br />

193 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 5. 05. 1992:<br />

Beiziehung aller wesentlichen Akten <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung, <strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r ehemaliger<br />

DDR, <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED <strong>de</strong>r ehemaliger<br />

DDR, <strong>de</strong>r Evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r<br />

ehem. DDR <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ab 1966<br />

194 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 6. 05. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Haase, ehem.<br />

Generaldirektor <strong>de</strong>r DELTA<br />

195 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 11.05. 1992:<br />

„Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

betreffend bayerische Bezüge <strong>de</strong>r<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

(Drs. 12/3295), die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

dieses Untersuchungsausschusses<br />

<strong>und</strong> die benannten Mitarbeiter <strong>de</strong>r Fraktionen<br />

in diesem Ausschuß sind berechtigt, an<br />

<strong>de</strong>r nichtöffentlichen Sitzung <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

am 29./30. 09. 1992 in<br />

München teilzunehmen."<br />

195 Neu Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 20.05. 1992:<br />

„Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

betreffend bayerische Bezüge <strong>de</strong>r<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

(Drs. 12/3295), die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

dieses Untersuchungsausschusses<br />

<strong>und</strong> die benannten Mitarbeiter <strong>de</strong>r Fraktionen<br />

in diesem Ausschuß sind berechtigt, an<br />

<strong>de</strong>r nichtöffentlichen Sitzung <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

am 30. 09. 1992, 10.30


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Uhr, in München (Bayerischer Landtag) teilzunehmen.<br />

"<br />

196 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 14.05. 1992:<br />

„Der Ausschuß stellt fest, daß <strong>de</strong>r Zeuge<br />

Gert Philipp nach § 51 <strong>de</strong>r Strafprozeßordnung,<br />

die gemäß Artikel 44 <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />

auf Beweiserhebungen <strong>de</strong>s Ausschusses<br />

sinngemäß Anwendung fin<strong>de</strong>t, ordnungsgemäß<br />

für die Sitzung am 29. 04. 1992 gela<strong>de</strong>n<br />

wor<strong>de</strong>n ist. Dem Zeugen ist die schriftliche<br />

Ladungsanordnung vom 24. 03. 1992 mit -<br />

Hinweis auf die gesetzlichen Folgen <strong>de</strong>s<br />

Ausbleibens am 27. 03. 1992 zugestellt wor<strong>de</strong>n.<br />

Dem Ausschuß liegt keine rechtzeitige<br />

genügen<strong>de</strong> Entschuldigung für das Ausbleiben<br />

<strong>de</strong>s Zeugen vor.<br />

Der Ausschuß beschließt daher:<br />

1. Dem Zeugen Philipp wer<strong>de</strong>n die Kosten<br />

seines unberechtigten Ausbleibens auf erlegt.<br />

2. Gegen <strong>de</strong>n Zeugen Philipp wird ein Ordnungsgeld<br />

von 200,00 DM gemäß § 51<br />

Abs. 1 StPO festgesetzt.<br />

3. Der Vorsitzen<strong>de</strong> wird ermächtigt, die notwendigen<br />

Maßnahmen zur Durchführung<br />

<strong>de</strong>s Beschlusses zu veranlassen."<br />

197 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vorn 19.05. 1992:<br />

Vernehmung von Dr. Manfred Dückert,<br />

Amtsarzt in Berlin-Hellersdorf; Dr. K. J. Ruhnau,<br />

behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>r Arzt; Dipl. Med. Jost<br />

Peinze, Amtsarzt, zur Frage <strong>de</strong>r Vernehmungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Zeugen Dr. G. Mittag,<br />

als sachverständige Zeugen<br />

198 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 21.05. 1992:<br />

1. Beiziehung <strong>de</strong>r bei Peter Przybylski lagern<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung (Kopien <strong>de</strong>r sogenannten<br />

5 Schalck-Koffer, Unterlagen<br />

aus <strong>de</strong>m Sekretariat Schalck).<br />

2. Die Beiziehung <strong>de</strong>r unter 1. genannten<br />

Unterlagen ist unverzüglich im Wege <strong>de</strong>r<br />

Beschlagnahme durchzuführen<br />

199 Schreiben <strong>de</strong>s Staatssekretärs im B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern Hans Neusel vom 14.<br />

04. 1992:<br />

Umgang mit VS-NfD eingestuften Unterlagen<br />

in <strong>de</strong>r Praxis<br />

200 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU-Fraktion<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

vom 3.06. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Rechtsanwalt Jürgen<br />

Stange zum Komplex humanitäre Hilfe<br />

201 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU-Fraktion<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

vom 3.06. 1992:<br />

Drs. -<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von Ludwig Geißel,<br />

früherer Bevollmächtigter <strong>de</strong>r West<strong>de</strong>utschen<br />

Lan<strong>de</strong>skirchen bei <strong>de</strong>r Regierung <strong>de</strong>r<br />

DDR, sowie Günter Grötzinger, früherer Direktor<br />

<strong>de</strong>r Firma <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung INTRAC Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH<br />

202 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU-Frakti<br />

on <strong>und</strong> <strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

vom 3.06. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Kurt Bachmann,<br />

Gesellschafter <strong>de</strong>r Plambeck & Co. GmbH,<br />

1969 bis 1973 Vorsitzen<strong>de</strong>r, danach Präsidiumsmitglied<br />

<strong>und</strong> Ehrenvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

DKP; Reinhold Bechtle, ab 1980 Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Chemoplast GmbH, zuvor Mitarbeiter<br />

bei Macom <strong>und</strong> WIHAG; Josef Mall<br />

mann, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Firma Plambeck<br />

& Co. GmbH sowie <strong>de</strong>r VVG Vertriebs- <strong>und</strong><br />

Verlags GmbH, Landtags- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>estagskandidat<br />

<strong>de</strong>r DKP; Joachim Pernau, ehemals<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Melcher GmbH; Georg Polikeit,<br />

Gesellschafter bei Plambeck & Co. GmbH,<br />

ehemals Chefredakteur <strong>de</strong>r Zeitung <strong>de</strong>r<br />

DKP „Unsere Zeit"; Wilhelm Schwettmann,<br />

seit 1974 Geschäftsführer <strong>und</strong> Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>r WIHAG GmbH; Walter Welker, seit<br />

1974 Geschäftsführer <strong>und</strong> Gesellschafter bei<br />

<strong>de</strong>r WIHAG GmbH<br />

203 Beschlußvorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom<br />

10.06.1992:<br />

Zeugenvernehmung von Günter Ehrensperger,<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Planung <strong>und</strong> Finanzen<br />

im ZK <strong>de</strong>r SED; Renate Floßmann,<br />

Sekretär <strong>de</strong>r Wirtschaftskommission im ZK<br />

<strong>de</strong>r SED; Prof. Klaus Krömke, stellv. Abteilungsleiter<br />

im ZK <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>s Büros<br />

von G. Mittag<br />

204 Beschlußvorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 12.<br />

06. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Ma rio Falcke,<br />

Bernd Lorenz, Inge Naumann, Wilfried Naumann<br />

zum Thema Häftlingsfreikauf<br />

205 Beschlußvorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 16.<br />

06. 1992:<br />

„Vorgänge aus nichtöffentlichen Sitzungen<br />

<strong>und</strong> vom Ausschuß „VS-NfD" eingestufte<br />

Unterlagen können, soweit es für die Darstellung<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsverfahrens o<strong>de</strong>r<br />

die Feststellungen <strong>de</strong>s Ausschusses erfor<strong>de</strong>rlich<br />

erscheint, in Ausschußberichten wie<strong>de</strong>rgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> wird ermächtigt, bei Unterlagen,<br />

die von dritter Seite <strong>de</strong>m Ausschuß<br />

mit VS-NfD Einstufung zugeleitet wor<strong>de</strong>n<br />

sind <strong>und</strong> in einem Ausschußbericht Verwendung<br />

fin<strong>de</strong>n sollen, die herausgehen<strong>de</strong> Stelle<br />

um Herabstufung zu ersuchen. "


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

205 Neu Beschlußvorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 16.<br />

06. 1992:<br />

„Vorgänge aus nichtöffentlichen Sitzungen<br />

können, soweit es für die Darstellung <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsverfahrens o<strong>de</strong>r die Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s Ausschusses erfor<strong>de</strong>rlich erscheint,<br />

in Ausschußberichten wie<strong>de</strong>rgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Vorsitzen<strong>de</strong> wird ermächtigt,<br />

bei Unterlagen, die von dritter Seite<br />

<strong>de</strong>m Ausschuß mit VS-NfD Einstufung zugeleitet<br />

wor<strong>de</strong>n sind <strong>und</strong> in einem Ausschußbericht<br />

Verwendung fin<strong>de</strong>n sollen, die<br />

herausgeben<strong>de</strong> Stelle um Herabstufung zu<br />

ersuchen. "<br />

206 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung 16.06. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Günter Husemann,<br />

ehemaliger Offizier <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> Angehöriger<br />

<strong>de</strong>r AG BKK<br />

20? Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 16.06. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Gisela Brachhaus,<br />

ehemalige Sekretärin von Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski<br />

208 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 17.<br />

06. 1992:<br />

„Zur Durchführung <strong>de</strong>s Beweisbeschlusses<br />

12-120, Ziffer 1, Buchstabe c, vom<br />

14.11.1991 wird die uneidliche Vernehmung<br />

<strong>de</strong>r Zeugen Ruth Klewe, Heinz Krosse, Ralf<br />

Richter sowie Jürgen Wurm durch das zuständige<br />

Gericht im Wege <strong>de</strong>r Rechtshilfe<br />

durchgeführt."<br />

209 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 17.<br />

06. 1992:<br />

„Der Untersuchungsausschuß wird einen<br />

Dokumentenband erstellen, <strong>de</strong>r alle veröffentlichungsfähigen<br />

Dokumente enthält, die<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Entstehungsgeschichte,<br />

die Arbeitsweise sowie die Abwicklung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung betreffen.<br />

Dieser Dokumentenband soll <strong>de</strong>n<br />

Charakter eines Teilberichtes für <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>estag<br />

erhalten."<br />

210 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 17.<br />

06. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Edgar Hi rt, ehemaliger<br />

Ministerialdirektor im B<strong>und</strong>esministerium<br />

für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen<br />

211 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 22.06. 1992:<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag --12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr. I<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von Roswitha Dittmer,<br />

ehemalige Sekretärin <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

212 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 24.<br />

06. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s beim Landgericht<br />

Bonn geführten Strafverfahrens gegen Edgar<br />

Hirt, ehemals Ministerialdirektor im<br />

B<strong>und</strong>esministerium für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen,<br />

beim Justizminister <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

213 Bitte <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>r Unabhängigen<br />

Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s Vermögens<br />

<strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR im B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

vom 23. 06. 1992 um kurzzeitige Oberlassung<br />

<strong>de</strong>r Dokumente <strong>de</strong>s Zwischenberichts,<br />

<strong>de</strong>r von Herrn Krämer, Bündnis 90/<br />

Die Grünen, zur Frage <strong>de</strong>r vorn Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung verwalteten<br />

sog. Parteifinnen <strong>de</strong>r SED im Ausland erstellt<br />

wur<strong>de</strong><br />

214 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 25. 06. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Karl Meier, ehemaliger<br />

Abteilungsleiter für Personal, staatliche<br />

Ordnung, Sicherheit <strong>und</strong> Geheimschutz im<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

215 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 25.06. 1992:<br />

„Das Kanzleramt wird gebeten, die Herabstufung<br />

<strong>de</strong>s kompletten Aktenordners 04/91<br />

Geheim vom 13.8.91 (BND-Nie<strong>de</strong>rschriften<br />

über die Befragung von Dr. Schalck-Golodkowski)<br />

auf offen zu veranlassen."<br />

216 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 24.<br />

06. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Manfred Stolpe<br />

MdL, Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburg,<br />

Konsistorialpräsi<strong>de</strong>nt a.D.<br />

217 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 16. 07. 1992:<br />

Beiziehung von Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes,<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungssschutz,<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes zum<br />

Komplex Verwicklung <strong>de</strong>s Bereiches Kornmerzielle<br />

Koordinierung in internationale<br />

Drogengeschäfte <strong>und</strong> Verbindung zum internationalen<br />

Terrorismus


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

218 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 15.07. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Steinhäuser,<br />

Direktor <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes in Berlin<br />

(West)<br />

219 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 15.07. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Rechtsanwalt Dr. Wolfgang<br />

Vogel, ehem. Beauftragter <strong>de</strong>r DDR-Regie- -<br />

rung in humanitären Angelegenheiten, betreffen<strong>de</strong>n<br />

Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz<br />

sowie <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

220 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 15.07. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Manfred Fla<strong>de</strong>,<br />

ehem. Abteilungsleiter im ZKG <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong><br />

Stellvertreter von Dr. Volpert <strong>und</strong> Niebling<br />

in Fragen von Häftlingsfreikauf <strong>und</strong> Familienzusammenführung;<br />

Hans Jürgen Gerlach,<br />

seit 1984 Mitarbeiter in <strong>de</strong>r Anwaltskanzlei<br />

Stange <strong>und</strong> dort verantwortlich für<br />

Fragen <strong>de</strong>r Familienzusammenführung;<br />

Rechtsanwalt Klaus Ha rtmann, Angehöriger<br />

<strong>de</strong>r Anwaltskanzlei Dr. Vogel; Frank Michalak,<br />

ehem. Militärstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r<br />

bei <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Mielke-Büros Kenntnis<br />

von Akten über die Zusammenarbeit Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis mit RA Dr. Vogel<br />

auch in Fragen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufes erhalten<br />

haben soll); Rechtsanwalt Wolf-<br />

-Egbert Näumann, Angehöriger <strong>de</strong>r Anwaltskanzlei<br />

von We<strong>de</strong>l; Rechtsanwältin<br />

Barbara von <strong>de</strong>r Schulenburg, Angehörige<br />

<strong>de</strong>r sog. Rechtshilfestelle <strong>de</strong>s RA Stange <strong>und</strong><br />

1984 - 1989 von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung mit<br />

<strong>de</strong>r Lösung humanitärer Fragen beauftragt;<br />

Rechtsanwalt Dieter Starkulla, Angehöriger<br />

<strong>de</strong>r Anwaltskanzlei Prof. Dr. Vogel; Rechtsanwalt<br />

Reymar von We<strong>de</strong>l, ehem. Referent<br />

<strong>de</strong>r Ev. Kirche, Verhandlungspartner von RA<br />

Prof. Dr. Vogel; Rechtsanwalt Dr. Peter<br />

Wetzig, Untervertreter/Beauftragter von<br />

RA Prof. Dr. Vogel für Freikauf-Bargeldgeschäfte;<br />

220 Neu Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 17.07. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Manfred Fla<strong>de</strong>,<br />

ehem. Abteilungsleiter im ZKG <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong><br />

Stellvertreter von Dr. Volpert <strong>und</strong> Niebling<br />

in Fragen von Häftlingsfreikauf <strong>und</strong> Familienzusammenführung;<br />

Hans Jürgen Gerlach,<br />

seit 1984 Mitarbeiter in <strong>de</strong>r Anwaltskanzlei<br />

von <strong>de</strong>r Schulenburg; Rechtsanwalt<br />

Klaus Hartmann, Angehöriger <strong>de</strong>r Anwaltskanzlei<br />

Prof. Dr. Vogel; Frank Michalak,<br />

ehem. Militärstaatsanwalt <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r bei<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

<strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Mielke-Büros Kenntnis<br />

von Akten über die Zusammenarbeit<br />

Schalck-Golodkowskis mit RA Prof. Dr. Vogel<br />

auch in Fragen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufes<br />

erhalten haben soll; Rechtsanwalt Wolf-Egbert<br />

Naumann, selbständiger RA, Rechtsschutzstelle<br />

für Häftlinge; Rechtsanwälting<br />

Barbara von <strong>de</strong>r Schulenburg, Angehörige<br />

<strong>de</strong>r sog. Rechtshilfestelle <strong>de</strong>s RA Stange, ab<br />

1984 <strong>de</strong>ssen Nachfolgerin als Bevollmächtigte<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung; Rechtsanwalt<br />

Dieter Starkulla, Angehöriger <strong>de</strong>r Anwaltskanzlei<br />

Prof. Dr. Vogel; Rechtsanwalt Reymar<br />

von We<strong>de</strong>l, ehem. Referent <strong>de</strong>r Ev. Kirche,<br />

als selbständiger RA Verhandlungspartner<br />

von RA Prof. Dr. Vogel; Rechtsanwalt<br />

Dr. Peter Wetzig Untervertreter/Beauftragter<br />

von RA Prof. Dr. Vogel für Freikauf<br />

-Bargeldgeschäfte;<br />

221 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 31.<br />

07. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von E rich Honecker,<br />

früherer Generalsekretär <strong>de</strong>r SED sowie<br />

ehemaliger Staatsratsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r DDR<br />

222 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 14.08. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s ehemaligen BMB<br />

zum Freikauf <strong>de</strong>r ehemaligen Häftlinge Mario<br />

Falcke, Bernd Lorenz, Inge Naumann<br />

<strong>und</strong> Wilfried Naumann beim B<strong>und</strong>esminister<br />

<strong>de</strong>s Innern<br />

223 Schreiben von Herrn Krämer, Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen, vom<br />

24.07. 1992 an das Sekretariat:<br />

„Wir benötigen für unsere weitere Arbeit einen<br />

kompletten Aktensatz <strong>de</strong>s Trennverfahrens<br />

IMES (Az. 2 Js 8/91 ORG - Akten ZKI;<br />

I<strong>de</strong>ntifikationszeichen A5 A b D). Ich bitte<br />

Sie, zu veranlassen, daß die Aktenbän<strong>de</strong> 7<br />

bis 199, 212, 605, 1172, 1173 <strong>de</strong>s o.g. Bestan<strong>de</strong>s<br />

vollständig ausgedruckt bzw. kopiert<br />

wer<strong>de</strong>n (Aktennummern siehe Anlage: Auszug<br />

aus Verzeichnis <strong>de</strong>r gescannten Aktenbestän<strong>de</strong>).<br />

"<br />

224 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 4.09. 1992:<br />

„In Ausführung <strong>de</strong>s Beweis(vorbereitungs)beschlusses<br />

12-37 vom 21. 06. 1992 wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>und</strong> stellvertreten<strong>de</strong> Vorsitzen<strong>de</strong><br />

beauftragt, <strong>de</strong>n Zeugen Dr. Günter<br />

Mittag unmittelbar im Anschluß an seine<br />

vom Ausschuß beschlossene, stationäre Unterbringung<br />

<strong>und</strong> ärztliche Begutachtung im<br />

Klinikum Steglitz nichtöffentlich zu vernehmen,<br />

sofern eine Vernehmung durch <strong>de</strong>n<br />

Ausschuß wegen <strong>de</strong>s Ges<strong>und</strong>heitszustan<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>s Zeugen ausschei<strong>de</strong>t <strong>und</strong> gegen die vorgesehene<br />

Vernehmungsweise ärztlicherseits<br />

keine Be<strong>de</strong>nken erhoben wer<strong>de</strong>n."


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art , Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

225 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 7.09. 1992:<br />

„Der Untersuchungsausschuß wird einen<br />

Zwischenbericht vorlegen, <strong>de</strong>r eine graphische<br />

Darstellung <strong>de</strong>r zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung (KoKo) gehörigen Unternehmen<br />

nebst <strong>de</strong>n Beteiligungsverhältnissen<br />

nach <strong>de</strong>m bisherigen Erkenntnisstand<br />

(Organigramm) <strong>und</strong> eine Kurzbeschreibung<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Unternehmen sowie<br />

die Entstehungsgeschichte <strong>und</strong> die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs umfaßt, soweit diese<br />

zum Verständnis <strong>de</strong>r Gesamtstruktur erf or<strong>de</strong>rlich<br />

sind. "<br />

226 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 9.<br />

09. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Haftenberger,<br />

Ministerialrat beim B<strong>und</strong>esrechnungshof<br />

227 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 17.09.1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Strafakten <strong>de</strong>r Verfahren gegen<br />

Mario Falcke, geb. am 23.07.1962, verurteilt<br />

am 26.05.1986, Kreisgericht Mag<strong>de</strong>burg<br />

<strong>und</strong> 07.07.1986 Bezirksgericht Mag<strong>de</strong>burg;<br />

Bernd Lorenz, geb. am 30.06.1960,<br />

verurteilt am 15.08.1985, Kreisgericht Halle;<br />

Wilfried Naumann, geb. 02.06.1953, verurteilt<br />

am 06.05. 983 Bezirksgericht Leipzig;<br />

Inge Naumann, geb. Hottas, geb. am<br />

11.10.1953, verurteilt am 06.05.1983, Bezirksgericht<br />

Leipzig<br />

228 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 21.09. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Klaus Köppe, Bürgermeister<br />

<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Kavelstorf <strong>und</strong><br />

Wolfram Vormaelker, ehemals Bürgerkomitee<br />

<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Kavelstorf<br />

229 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 21.09.1992:<br />

Zeugenvernehmung von Johannes Richard<br />

Walter, ehemaliger Angehöriger <strong>de</strong>s MfS<br />

230 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 21.09. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Hermann von<br />

Bruck, Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Stinnes AG,<br />

Mühlheim/Ruhr; Volker Quoos, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Essener Stahl- <strong>und</strong> Metallhan<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH, Essen; Jürgen Sievers,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei<br />

GmbH, Bremen<br />

231 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 21.09. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Be rnd Dreßler,<br />

ehemaliger Angehöriger <strong>de</strong>s MfS<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

232 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 21.09. 1992:<br />

Informatorische Anhörung eines Vertreters<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft beim Kammergericht<br />

Berlin<br />

233 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 22.09. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Udo Haedicke,<br />

ehemaliger Hauptbuchhalter <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

IMES<br />

234 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 22.09. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Stefan Mohrmann,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

BKK im MfS<br />

235 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 22.09. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Wolfgang Habenicht,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

BKK im MfS<br />

236 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 22.<br />

09. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Willi Engel, ehemaliger<br />

Gruppenleiter in <strong>de</strong>r Firma IMES;<br />

Klaus Fiedler, ehemaliger Gruppenleiter in<br />

<strong>de</strong>r Firma IMES; Rainer Finck, ehemaliger<br />

stellv. Generaldirektor <strong>de</strong>r Firma IMES <strong>und</strong><br />

Wolfgang Kotz, ehemaliger Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Firma IMES in ihrer Gründungsphase<br />

237 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 22.09. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Stefan Mohrmann,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

BKK im MfS<br />

238 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 22.09. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Wolfgang Habenicht,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

BKK im MfS<br />

239 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 22.09. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Klaus Fiedler, ehemaliger<br />

Gruppenleiter <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

IMES<br />

240 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 22. 09. 1992:


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von Günter Sandring,<br />

ehemaliger Gruppenleiter <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

IMES<br />

241 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 22.09. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Andreas Krüger,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r Firmen IMES<br />

<strong>und</strong> WITRA<br />

242 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vorn 22.09. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Karl-Heinz Schulz,<br />

Waffenhändler<br />

243 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 12. 10. 1992:<br />

„Der Teilbericht chim Hörster (CDU/CSU Dr Andreas von <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatter Joa-<br />

Bülow (SPD), Arno Schmidt (Dres<strong>de</strong>n)<br />

(F.D.P.), Andrea Le<strong>de</strong>rer (PDS/LL) <strong>und</strong> Ingrid<br />

Köppe (Bündnis 90/Die Grünen) vom<br />

14. 10. 1992 wird als Teilbericht <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

festgestellt. Der Teilbericht<br />

wird <strong>de</strong>m Deutschen B<strong>und</strong>estag mit<br />

<strong>de</strong>r <strong>Beschlußempfehlung</strong> vorgelegt, ihn zur<br />

Kenntnis zu nehmen. "<br />

244 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 13. 10. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Zollfahndungsinstitutes<br />

Düsseldorf über die im Jahre 1977<br />

durchgeführten Ermittlungen über die Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Elmsoka Establishment<br />

Vaduz mit <strong>de</strong>r Firma Diet rich Kieselhorst in<br />

Bremen<br />

244 Neu Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 13. 10. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Zollfahndungsamtes<br />

Düsseldorf über die im Jahre 1977<br />

durchgeführten Ermittlungen über die Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r ELMSOKA Establishment<br />

Vaduz mit <strong>de</strong>r Firma Dietrich Kieselhorst<br />

in Bremen<br />

245 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 13. 10. 1992:<br />

Beiziehung etwaiger Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Deutschen<br />

Demokratischen Republik über <strong>de</strong>n<br />

Zeugen Ludwig Geißel<br />

246 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 13. 10. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

über <strong>de</strong>n Häftlingsfreikauf von Kurt<br />

Hilmann<br />

246 Neu Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Koordinierung vom 2. 11. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Strafakten <strong>de</strong>s ehem. Bezirksgerichtes<br />

Karl-Marx-Stadt (Chemnitz)<br />

<strong>und</strong> Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

über Strafsache <strong>und</strong> Häftlingsfreikauf<br />

<strong>de</strong>s Kurt Ernst Hans Hillmann, geb.<br />

22.12.35<br />

247 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 14.<br />

10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Manfred Buhlke,<br />

Helmut Koschitzke, Werner Seife rt, Hanno<br />

Schütte, sämtl. Mitarbeiter <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

IMES<br />

248 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsar<br />

Schuß Kommerzielle Koordinierung vom 14.<br />

10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Kahnt, ehemals<br />

Oberstleutnant im Ministerium für<br />

Staatssicherheit <strong>de</strong>r DDR<br />

249 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 14.<br />

10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Horst Berg, ehemaliger<br />

Kapitän zur See <strong>de</strong>r NVA<br />

250 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 14.<br />

10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Fleißner, ehemals<br />

Generaloberst <strong>de</strong>r Naticnalen Volksarmee<br />

<strong>und</strong> Joachim Goldbach, ehemals Generaloberst<br />

<strong>de</strong>r Nationalen Volksarmee<br />

251 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 14.<br />

10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Siegfried Eschke,<br />

ehemaliger Generalmajor <strong>und</strong> Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s „Kombinat Spezialtechnik Dres<strong>de</strong>n"<br />

(KSD)<br />

252 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 14.<br />

10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Peter Kamenz,<br />

ehemaliger Absatzdirektor <strong>de</strong>r Flugzeugwerft<br />

Dres<strong>de</strong>n<br />

253 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 14.<br />

10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Constantin Dafermos,<br />

ehemaliger Geschäftsführer <strong>de</strong>r Firma<br />

Scorpion International Services


Drs.- I<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

254 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 14.<br />

10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Loftur Johanneson,<br />

ehemaliger Direktor <strong>de</strong>r Firma Techaid<br />

London<br />

255 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 14.<br />

10. 1992:<br />

-<br />

Zeugenvernehmung von Hussein Alimoradian<br />

zum Komplex Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

256 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 14.<br />

10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von M<strong>und</strong>hir Al Kassar<br />

zum Komplex Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

257 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 14.<br />

10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Samir Hassan<br />

Najm-Din zum Komplex Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

258 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 26. 10. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

zu Peter Kamenz, früherer Absatzdirektor<br />

VEB Flugzeugwerft Dres<strong>de</strong>n<br />

259 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 27. 10. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamts<br />

bzw. Lan<strong>de</strong>samts für Verfassungsschutz<br />

Berlin über die durchgeführten Ermittlungen<br />

gegen Herbert Rübler, geb. am<br />

7. 5. 1921 in Wien <strong>und</strong> Karl-Heinz Schulz,<br />

geb. am 14. 11. 1947 in Timmendorfer Strand<br />

bzw. die von ihm geführte Firma Beij-Ma in<br />

Belgien<br />

260 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. N.N. Brodnik,<br />

ehemaliger Vizedirektor <strong>de</strong>r Firma Steyr-<br />

Daimler-Puch<br />

261 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Dieter Kind, Inhaber<br />

<strong>de</strong>r Firma Kind<br />

262 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Kössler, Dr.<br />

N.N.Moser, Dr. N.N. Sauer, N.N. Trä<strong>de</strong>r,<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Firma Hirtenberger<br />

263 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von N.N., Verantwortliche<br />

<strong>de</strong>r Firma Heckler & Koch<br />

264 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Werner Anton<br />

Brettler, Direktor <strong>de</strong>r Firma BRIMEX/Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />

265 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Edgar Kutscheidt,<br />

Waffenhändler<br />

266 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Peter Dimitroff,<br />

Fahrer <strong>und</strong> Kurier für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

267 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vorn 26. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Bruckner, Archivar<br />

<strong>de</strong>r Firma IMES<br />

268 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Klaus Träber, Fahrer<br />

<strong>und</strong> Kurier von Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-<br />

Golodkowski<br />

269 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Andres, Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Firma ITA<br />

270 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Siegf ried Buff, Volker<br />

Creutzburg, Andreas Hertzschuch, Kurt<br />

Hillmann, Eberhard Schmerl, Fritz Waldbauer,<br />

sämtl. Mitarbeiter <strong>de</strong>r Firma IMES<br />

271 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls<strong>und</strong><br />

Finanzierungsgesellschaft (BHFG)/<br />

Treuhandanstalt zur Liquidation <strong>de</strong>r Firma<br />

IMES <strong>und</strong> zur Abwicklung <strong>de</strong>r INTRAC<br />

272 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Roy Walker, Inha<br />

ber <strong>de</strong>r Firma Roy Walker & Partner<br />

273 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von Robe rt L. Oliver,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r Firma Defence<br />

Technology Limited<br />

274 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Dietrich Beekhuis,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r Spedition Jeppeson/Heaton<br />

275 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 27. 10. 1992:<br />

Bitte an <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esnachrichtendienst, <strong>de</strong>m<br />

Ausschuß bekanntzugeben, ob es sich bei<br />

<strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung befaßten BND-Mitarbeiter<br />

Bastian, Huber, Müller, Richter, Thomas<br />

um Decknamen han<strong>de</strong>lt <strong>und</strong> falls ja,<br />

<strong>de</strong>m Ausschuß die entsprechen<strong>de</strong>n Klarnamen<br />

mitzuteilen, damit diese Mitarbeiter als<br />

Zeugen vernommen wer<strong>de</strong>n können<br />

276 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 27. 10. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Quellenberichte <strong>de</strong>s Heinz<br />

Altenhoff, ehem. Geschäftsführer <strong>de</strong>r Firma<br />

NOHA, Bochum beim B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

277 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 27. 10. 1992:<br />

Beiziehung von Quellenschutzberichten <strong>de</strong>s<br />

BfV <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer Dienste<br />

278 <strong>und</strong> Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

278 Neu im 1. Untersuchungsausschuß ,,Kommerzielle<br />

Koordinierung" vom 27. 10. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

bzw. <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Verfassungsschutz über folgen<strong>de</strong> Personen:<br />

Holger Bahl (Bankier in Zü rich, dt. Staatsbürger),<br />

J. F. Bruns (früherer Geschäftsführer<br />

Fa. Intema, Essen), Klaus Fiedler (früherer<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Fa. Imes), Günter Grötzinger<br />

(ehemals stellvertr. Intrac-Direktor),<br />

Uwe Harms (früherer Geschäftsführer Fa.<br />

Ihle, Hamburg), Günter Herb (Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Firma Intrac Lugano), Ottokar Hermann<br />

(Geschäftsführer Intrac Lugano), Edgar Irmscher<br />

(DDR-Rechtsanwalt mit Aufträgen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung),<br />

Hans Kopmann (ehern. Son<strong>de</strong>rbeauftragter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung),<br />

Gerhard Maune (ehem. Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, Fa. Asimex),<br />

Hans-Joachim Menzel (früherer Mitarbeiter<br />

Fa. Berag), Jürgen Müller (Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Fa. Remex, Westberlin), Karl-<br />

Heinz Noetzel (früherer Geschäftsführer Fa.<br />

Interna, Essen), Christel Nolte (ehem. Mitar-<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

beiterin <strong>de</strong>r Fa. Nolte, Bochum), Axel Pösz<br />

(früherer Angestellter <strong>de</strong>r Fa. Intrac), Herbert<br />

Rübler (österr. Geschäftsmann mit Beziehungen<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung),<br />

Karl-Heinz Schlurmann (früherer<br />

Chemoplast-Geschäftsführer), Horst<br />

Schuster (früherer Geschäftsführer Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH), Eberhard Sei<strong>de</strong>l<br />

(stellvertr. Generaldirektor <strong>de</strong>r Fa. Intrac),<br />

Horst Steinebach (ehemaliger Intrac-Generaldirektor),<br />

Ingrid Weinheimer (ehem. Mitarbeiterin<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Fa. Chemoplast), Claus Weirauch<br />

(früherer Chemoplast-Angestellter), Ingolf<br />

Weniger (früherer Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, Fa. Intrac)<br />

279 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 27. 10. 1992:<br />

Beiziehung folgen<strong>de</strong>r Unterlagen: Akten/<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s BND über die Firmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Geschäftspartner im Westen<br />

einschließlich dort enthaltener Quellenberichte<br />

280 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 27. 10. 1992:<br />

Beiziehung von Quellenberichten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Verfassungsschutz<br />

281 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 23. 10. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s BND, <strong>de</strong>s<br />

BfV <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes für Verfassungsschutz<br />

Berlin über Herbert Rübler<br />

282 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 2. 11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von E<strong>de</strong>lgard Orth,<br />

ehem. Mitarbeiterin <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werks<br />

283 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 2. 11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Adolf Hilmer, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s Hanseatischen Baustoffkontors<br />

284 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 2. 11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Ulrich Jänsch, ehemaliger<br />

Prokurist im Hanseatischen Baustoffkontor<br />

285 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 30. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Bernd Aido, ehemaliger<br />

Prokurist im Hanseatischen Baustoffkontor


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

286 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 2. 11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Eberhard Sei<strong>de</strong>l,<br />

ehemaliger stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens INTRAC<br />

287 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 30. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Rudi Kenner, ehemaliger<br />

Direktor <strong>de</strong>s VEB Deponie Schönberg<br />

288 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 30. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Staatssekretär Dr.<br />

Peter Uwe Conrad, Ministerialdirigent im<br />

Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Forsten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein<br />

289 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 3. 11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Gerhard Schönherr,<br />

ehemaliger Staatsmajor <strong>und</strong> Minister<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

290 Schreiben <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 9. 11. 1992:<br />

Terminierung <strong>de</strong>r Befragung <strong>de</strong>r Zeugen Erhard<br />

Wiechert <strong>und</strong> Horst Vogel<br />

291 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 6. 11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Karl-Heinz Prosch,<br />

Fahrer <strong>de</strong>s ehemaligen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein, Dr. Uwe<br />

Barschel<br />

292 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10. 11. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>e <strong>de</strong>s Heinz Altenhoff,<br />

ehem. Geschäftsführer <strong>de</strong>r Firma Noha,<br />

Bochum, beim B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

293 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10. 11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung folgen<strong>de</strong>r Personen:<br />

N.N. Bastian, N.N. Huber, N.N. Müller,<br />

N.N.Richter, N.N.Thomas, sämtl. Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s BND, die mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung befaßt waren<br />

294 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 11.<br />

11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Frank Dahrendorf,<br />

ehemaliges Mitglied <strong>de</strong>r Hamburger Bürgerschaft;<br />

Bodo Fischer, ehemaliger Vorsit-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

zen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Umweltausschusses <strong>de</strong>r Hamburger<br />

Bürgerschaft<br />

295 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 11.<br />

11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Prof. Dr. Berndt<br />

Hey<strong>de</strong>mann, Minister für Natur, Umwelt<br />

<strong>und</strong> Lan<strong>de</strong>sentwicklung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein<br />

296 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 11.<br />

11. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

zu <strong>de</strong>n Bemühungen um <strong>de</strong>n Freikauf <strong>de</strong>s<br />

DDR-Häftlings Eckart Hübener; <strong>de</strong>r Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Rechtsanwalts Dr. Vogel <strong>und</strong> ggf.<br />

<strong>de</strong>ssen Unterbevollmächtigter zu <strong>de</strong>n Mandaten<br />

Eckart Hübner (Strafprozß, Freikaufs-be-mühungen);<br />

sowie <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s<br />

zugr<strong>und</strong>elie-gen-<strong>de</strong>n Strafprozesses gegen<br />

Eckart Hübener (Verurteilung vom<br />

13.12.1981)<br />

297 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 2. 11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Jaqueline Herdin,<br />

ehemalige Mitarbeiterin <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

IMES<br />

298 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 20. 11. 1992:<br />

Ladung <strong>de</strong>r Zeugen Hans-Joachim Jaquemard,<br />

Walter Lamp <strong>und</strong> Karl-Ernst Sinn<br />

299 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 19. 11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Klaus Köhler, ehemaliges<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r AG BKK <strong>de</strong>s MfS<br />

<strong>und</strong> Führungsoffizier<br />

300 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 23. 11. 1992:<br />

„Der 1. Untersuchungsausschuß reicht eine<br />

Organklage beim B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

in Karlsruhe ein, mit <strong>de</strong>m Ziel eine Herabstufung<br />

<strong>de</strong>s Aktenordners 12-6/12-20 (Nr.<br />

04/91)-(Befragungen Schalck-Golodkowski<br />

beim BND)- von GEHEIM auf offen zu erreichen.<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

wird beauftragt, die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Schritte unverzüglich einzuleiten."<br />

301 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 26. 10. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von N.N., zuständiger<br />

Beamter <strong>de</strong>s BND für die Beobachtung <strong>de</strong>s<br />

Waffenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR, speziell <strong>de</strong>r Firma<br />

IMES


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

302 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 20. 11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Rechtsanwalt Olaf<br />

Gentz zum Komplex Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

303 Schreiben MR Bremer, B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen, vom 19. 11. 1992 betreffend<br />

Überprüfungen von Müll<strong>de</strong>ponien<br />

304 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 24. 11. 1992:<br />

-<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

<strong>und</strong> ggf. <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Erkenntnisse über<br />

die Firmen IMES, WITRA <strong>und</strong> ITA<br />

305 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 23. 11. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Erkenntnisse<br />

über das MfS/IMES Lager Kavelstorf <strong>und</strong><br />

das benachbarte MfS-Lager Dummerstorf<br />

306 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 23. 11. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Erkenntnisse<br />

über Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Waffentransporte<br />

<strong>de</strong>r ehem. DDR im allgemeinen<br />

307 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 25.<br />

11. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Deutschen Demokratischen<br />

Republik über Ecka rt Hübener<br />

308 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 25.<br />

11. 1992:<br />

„Der Untersuchungsausschuß 1/3 <strong>de</strong>s Landtages<br />

Bran<strong>de</strong>nburg wird gebeten mitzuteilen,<br />

1. seine eigenen Erkenntnisse (nie<strong>de</strong>rgelegt<br />

z.B. in Ausschußprotokollen über die Vernehmung<br />

von Zeugen <strong>und</strong> Sachverständigen,<br />

Zwischenberichten usw.),<br />

2. seine Erkenntnisse hinsichtlich einschlägiger<br />

Akten, so daß dieses vom 1. Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

bei <strong>de</strong>r aktenführen<strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong><br />

beigezogen wer<strong>de</strong>n können,<br />

3. ob <strong>und</strong> ggf. wann er die Beweisaufnahme<br />

fortsetzt o<strong>de</strong>r durchführt, zum Fall <strong>de</strong>s<br />

evangelischen Theologen Eckart Hübener,<br />

<strong>de</strong>r laut FAZ vom 30.10.1992 <strong>de</strong>n Vorwurf<br />

erhebt, nach politisch motivierter<br />

Verurteilung zur Freiheitsstrafe sei unter<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Mitwirkung von Manfred Stolpe - was<br />

dieser laut FAZ vom 11.11.1992 bestreitet<br />

-1982 versucht wor<strong>de</strong>n, ihn gegen seinen<br />

Willen in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

freizukaufen. "<br />

309 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 25.<br />

11. 1992:<br />

Schriftliche Auskunft <strong>de</strong>s Rechtsanwalts Dr.<br />

Wolfgang Vogel<br />

310 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 25. 11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Helmut Schindler,<br />

ehemaliger Generaldirektor <strong>de</strong>s AHB Tran<br />

sinter<br />

311 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerziert_.<br />

Koordinierung vom 26. 11. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Ernst Stern, Ministerialdiringent<br />

im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

312 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 1. 12. 1992:<br />

„Der Teilbericht <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatter Joachim<br />

Hörster (CDU/CSU), Dr. Andreas von<br />

Bülow (SPD), Arno Schmidt (Dres<strong>de</strong>n)<br />

(F.D.P.), Andrea Le<strong>de</strong>rer (PDS/LL <strong>und</strong> Ingrid<br />

Köppe (Bündnis 90/Die Grünen) vom 9. 12.<br />

1992 wird als 2. Teilbericht <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

festgestellt. Der Teilbericht<br />

wird <strong>de</strong>m Deutschen B<strong>und</strong>estag mit <strong>de</strong>r<br />

<strong>Beschlußempfehlung</strong> vorgelegt, ihn zur<br />

Kenntnis zu nehmen. "<br />

313 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 3. 12. 1992:<br />

Vorlage eines 3. Teilberichts zum Komplex<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

314 Schreiben <strong>de</strong>s Umweltausschusses <strong>de</strong>s<br />

Schleswig-Holsteinischen Landtags vom 26.<br />

11. 1992 bezüglich Akteneinsicht<br />

315 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom<br />

9. 12. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Hermann von<br />

Richthofen, ehemaliger Leiter <strong>de</strong>s Arbeitsstabes<br />

Deutschlandpolitik im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

316 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom<br />

9. 12. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r einschlägigen Unterlagen<br />

(Ausschußdrucksachen, Protokolle) <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

Treuhandanstalt<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

317 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom<br />

9. 12. 1992:


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art , Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von Volker Lange,<br />

ehem. Senator <strong>und</strong> Präsens <strong>de</strong>r Baubehör<strong>de</strong><br />

Hamburg<br />

318 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 9.<br />

12. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Umweltbehör<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Natur, Umwelt <strong>und</strong><br />

Lan<strong>de</strong>sentwicklung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-<br />

-Holstein über die Verbringung von Abfällen,<br />

auch durch das von Adolf Hilmer geführte<br />

Unternehmen Hanseatisches Baustoffkontor<br />

(HBK) GmbH, auf die Deponie Schönberg<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Betrieb dieser Deponie, jeweils vor<br />

<strong>und</strong> nach <strong>de</strong>m 3.10.1990<br />

319 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 16. 12. 1992:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Fritz Homann,<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Wi rtschaft<br />

320 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 16. 12. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Wollert-Elmendorff, Deutsche<br />

Industrie-Treuhand GmbH (WEDIT),<br />

Düsseldorf über die im Rahmen <strong>de</strong>s „Gutachten<br />

zur Untersuchungsbewertung <strong>de</strong>r<br />

IAG Ihlenberger Abfallentsorgungsgesellschaft<br />

mbH zum 01.01.91" <strong>und</strong> <strong>de</strong>s „Gutachten<br />

zur Unternehemensbewertung <strong>de</strong>r<br />

MEAB Märkische Entsorgungsanlagen-Betriebsgesellschaft<br />

mbH zum 01.07.92"<br />

durchgeführte Erfassung <strong>de</strong>r vertraglichen<br />

Bindungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r gesellschaftsrechtlichen<br />

Verpflichtungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren wirtschaftliche<br />

Beurteilung<br />

321 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 16. 12. 1992:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r geheim eingestuften Protokolle<br />

<strong>de</strong>s Langemann-Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages über<br />

die 16. Sitzung am 22.06.82 <strong>und</strong> über die 22.<br />

Sitzung am 01.07.82<br />

322 <strong>und</strong> Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

322 Neu 1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 7.01. 1992:<br />

„Der Untersuchungsausschuß führt die bereits<br />

begonnenen Untersuchungskomplexe<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r ehem. DDR, Kirchengeschäfte,<br />

Regierungskontakte Schalck-Golodkowskis,<br />

Schalck-Golodkowskis Wechsel<br />

in <strong>de</strong>n Westen vordringlich zu einem vorläufigen<br />

Abschluß <strong>und</strong> wen<strong>de</strong>t sich dann <strong>de</strong>n<br />

Teilaspekten Embargogeschäfte, Müllgeschäfte,<br />

Parteienfinanzierung <strong>und</strong> Wi rt<br />

-schaftskriminalität zu.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Nach vorläufigem Abschluß je<strong>de</strong>s Teilaspekts<br />

erstellt <strong>de</strong>r Ausschuß einen entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Teilbericht."<br />

323 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 11.01. 1993:<br />

Richterliche Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Siegfried<br />

Buff<br />

324 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 11.01. 1993:<br />

Richterliche Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Manfred<br />

Buhlke<br />

325 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 11.01. 1993:<br />

Richterliche Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Volker<br />

Creutzburg<br />

326 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 12.01. 1993:<br />

Richterliche Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Eberhard<br />

Schmerl<br />

327 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 12. 01. 1993:<br />

Richterliche Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Werner<br />

Seifert<br />

328 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 13.<br />

01. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Rudolf Gentschow,<br />

ehemals Offizier im Dienstgrad eines Oberst<br />

im Ministerium für Staatssicherheit<br />

329 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 13.<br />

01. 1993:<br />

Einholung einer schriftlichen Auskunft <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt<br />

330 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 20.01. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Ermittlungsakten <strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwaltes<br />

zu <strong>de</strong>m Verfahren 6 StE<br />

2/85 - 2 sowie <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n Urteils<br />

331 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 19.01. 1993:<br />

Anfor<strong>de</strong>rung einer umfassen<strong>de</strong>n Darstellung<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt, aus <strong>de</strong>r hervorgeht,<br />

welche am 01.10.1989 existieren<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung (vgl. 2. Teilbericht <strong>de</strong>s UA<br />

vom 09.12.1992) wann liquidiert o<strong>de</strong>r wann,<br />

durch wen, zu welchem Kaufpreis <strong>und</strong> auf<br />

welche Finanzierungsweise erworben wor<strong>de</strong>n<br />

sind <strong>und</strong> unter welchen Namen von welchen<br />

Gesellschaftern heute bet rieben wer<strong>de</strong>n<br />

332 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 19.01. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Hans-Joachim Majunke,<br />

ehemaliger Hauptlieferant von Embargo-Technik;<br />

Anfor<strong>de</strong>rung eines <strong>Bericht</strong>s<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>s gegen Ma-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

funke gerichteten Ermittlungsverfahren (2<br />

Js 7/90)<br />

333 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 19.01. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Siegf ried Stöckert,<br />

ehem. Sektorenleiter für Elektrotechnik <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung III <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

334 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

-<br />

Koordinierung vom 19.01. 1993:<br />

1. Zeugenvernehmung von Hans Jochheim,<br />

Inhaber <strong>de</strong>s Unternehmens Recoma<br />

2. Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Oberlan<strong>de</strong>sgerichts<br />

Celle, die Verurteilung <strong>de</strong>s vorgeschlagenen<br />

Zeugen im November 1985<br />

betreffend<br />

335 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 19.01. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Günter Rexrodt,<br />

ehemaliges Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

<strong>und</strong> jetziger B<strong>und</strong>esminister für<br />

Wirtschaft<br />

336 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 20.<br />

01. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Ottokar Hermann,<br />

Grün<strong>de</strong>r, Gesellschafter <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Chemo-Plast GmbH bis 1976; Alleinvertretungsberechtigter<br />

Verwaltungsrat <strong>de</strong>r<br />

Intrac S.A., später Aufsichtsratsmitglied;<br />

Verwaltungsrat <strong>de</strong>r BEFISA S.A., Deutschland;<br />

Bevollmächtigter <strong>de</strong>r Rexim S.A.; Geschäftsführer<br />

<strong>und</strong> Gesellschafter <strong>de</strong>r WAN-<br />

WARIMEX Aufsichtsratsmitglied <strong>de</strong>r Intrac<br />

AG<br />

337 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 20.<br />

01. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Jean Bodoni, Dr.<br />

Peter Marxer, Stiftungsrat <strong>de</strong>r Stiftung Nita;<br />

N.N. Munk, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Rapp, Munk <strong>und</strong> Pa rtner GmbH; Dr.<br />

N.N. Oberhuber, Mitarbeiter <strong>de</strong>r Stiftung<br />

Nita<br />

338 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 20.<br />

01. 1993:<br />

Einholung einer schriftlichen Auskunft <strong>de</strong>s<br />

Auswärtigen Amtes:<br />

„Das Auswärtige Amt wird gebeten, über<br />

das Generalkonsulat in Hongkong Einsicht<br />

in das dortige Han<strong>de</strong>lsregister/Unternehmensregister<br />

zu nehmen <strong>und</strong> folgen<strong>de</strong> Fragen<br />

zu beantworten:<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

1. Existiert dort eine „Melchers Ltd. " o<strong>de</strong>r<br />

„Melcher Ltd.", Connaught Road o<strong>de</strong>r<br />

unter einer an<strong>de</strong>ren Anschrift unter <strong>de</strong>r<br />

Registriernummer 019107 o<strong>de</strong>r einer an<strong>de</strong>ren<br />

Registriernummer?<br />

2. Welcher Gesellschaftszweck ist im Register<br />

eingetragen?<br />

3. Wann <strong>und</strong> durch wen wur<strong>de</strong> diese Gesellschaft<br />

gegrün<strong>de</strong>t?<br />

4. Wie heißen die Gesellschafter/Geschäftsführer/Handlungsbevollmächtigtendieser<br />

Gesellschaft zur Zeit?<br />

5. Wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r wird eine Waltraud Lisowski<br />

in irgen<strong>de</strong>iner Form für diese Gesellschaft<br />

tätig, <strong>und</strong> wenn ja, in welcher Form?"<br />

339 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 20.<br />

01. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Manfred Melcher,<br />

Verantwortlicher <strong>de</strong>r Melcher GmbH; Liliane<br />

Rie<strong>de</strong>rer, Angehörige <strong>de</strong>s Verwaltungsrates<br />

einiger Anstalten, die <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zugeordnet<br />

waren<br />

340 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 20.<br />

01. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von George Fried rich<br />

van Weel, ehemaliger Direktor <strong>de</strong>r IMOG<br />

BEHEER B.V.<br />

341 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 20.<br />

01. 1993:<br />

1. Beiziehung <strong>de</strong>r Originalakten BKK 238<br />

<strong>und</strong> BKK 1777 aus <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esbeauftragten für die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>r Staatssicherheit <strong>de</strong>r ehemaligen DDR,<br />

2. Einholung eines Schriftgutachtens zu <strong>de</strong>r<br />

Frage, ob die handschriftlichen Eintragungen<br />

in <strong>de</strong>r Akte BKK 1777, Seite 044,<br />

links oben, von <strong>de</strong>m am 14.01.1993 vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vernommenen<br />

Zeugen Mohrmann stammen<br />

342 Schreiben <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s 1 Untersu<br />

chungsausschusses an das Amtsgericht<br />

Bonn vom 25. 01. 1993:<br />

Antrag auf Anordnung <strong>und</strong> Vollstreckung<br />

<strong>de</strong>r Beugehaft gegen <strong>de</strong>n Zeugen Klaus<br />

Köhler<br />

342 a Schreiben <strong>de</strong>s Amtsgerichts Bonn vom<br />

28.1.1993:<br />

Stellungnahme Rechtsanwälte Strahl & Partner<br />

in <strong>de</strong>r Beugehaftsache gegen Köhler<br />

342 b Stellungnahme <strong>de</strong>s Ausschusses vom 28. 01.<br />

1993 zur Antragserwi<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Beugehaftsache<br />

gegen Klaus Köhler


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

342 c Stellungnahme <strong>de</strong>r Rechtsanwälte Strahl &<br />

Partner zum Schriftsatz <strong>de</strong>s Antragstellers<br />

vom 28.1.93<br />

342 d Beschluß <strong>de</strong>s Amtsgerichts Bonn vom 10.02.<br />

1993 gegen <strong>de</strong>n Zeugen Klaus Köhler<br />

342 e Beschwer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Rechtsanwälte Strahl &<br />

Partner vom 10.2.93 gegen <strong>de</strong>n Beschluß<br />

vom 10. 02. 1993 in <strong>de</strong>r Beugehaftsache<br />

Klaus Köhler<br />

342f Antrag <strong>de</strong>s Ausschusses vom 11. 02. 1993 -<br />

auf Aufhebung <strong>de</strong>r Vollstreckung <strong>de</strong>s Beschlusses<br />

vom 10.02. 1993 in <strong>de</strong>r Beugehaftsache<br />

Klaus Köhler<br />

342 g Antrag <strong>de</strong>s Ausschusses vom 12. 02. 1993<br />

auf Aufhebung <strong>de</strong>r Beugehaft gegen <strong>de</strong>n<br />

Zeugen Klaus Köhler<br />

342h Beschluß <strong>de</strong>s Amtsgerichts Bonn vom 12.<br />

02.1993:<br />

Aufhebung <strong>de</strong>r Beugehaft gegen <strong>de</strong>n Zeugen<br />

Klaus Köhler<br />

342 i Schreiben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>s Innern<br />

vom 15.02. 1993:<br />

Schweigepflicht von ehemaligen Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>r DDR-Staatsverwaltung, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

(MfS)/Amtes für Nationale Sicherheit<br />

(AfNS)<br />

342j Schreiben <strong>de</strong>r Rechtsanwälte Strahl & Pa rt<br />

-ner vom 18.02. 1993:<br />

Antrag auf Aufhebung <strong>de</strong>s Beschlusses <strong>de</strong>s<br />

Amtsgerichts Bonn vom 10.02. 1993<br />

342 k Antrag <strong>de</strong>s Ausschusses vom 24. 02. 1993 an<br />

das Amtsgericht Bonn die Beschwer<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Antragsgegners vom 10. 02. 1993 zurückzuweisen<br />

3421 Schreiben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>s Innern<br />

vom 15.02. 1993:<br />

Betr. Schweigepflicht von ehemaligen Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>r DDR-Staatsverwaltung, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

(MfS)/Amtes für Nationale Sicherheit<br />

(AfNS)<br />

342 m Beschluß <strong>de</strong>s Landgerichts Bonn, in <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong>sache<br />

<strong>de</strong>s Zeugen Klaus Köhler<br />

vom 26.02. 1993<br />

343 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 26.01. 1993:<br />

Schriftliche Befragung <strong>de</strong>r Zeugin E<strong>de</strong>lgard<br />

Orth<br />

344 Sitzungsplan-Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

vom 1. 02. 1993 für die Zeit vom 10.3./<br />

11.3.1993 <strong>und</strong> 24.3./25.3.1993<br />

345 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 1.02. 1993:<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Arndt Dobry,<br />

ehemaliger leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Heckler & Koch<br />

346 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

1.02. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Peter Dimitroff,<br />

Fahrer <strong>und</strong> Kurier <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

347 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

1.02. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Werner Kobbe, Inhaber<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens EUROCOM<br />

348 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

1.02. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Axel Kemna,<br />

Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Gil<strong>de</strong>meister AG<br />

349 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 1.02. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Günter Zierath,<br />

ehem. Hafenkapitän <strong>de</strong>s Seehafens Rostock<br />

350 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsaus<br />

schuß Kommerzielle Koordinierung vom 3.<br />

02. 1993:<br />

Einholung einer Auskunft beim B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Deutschen<br />

Demokratischen Republik zu <strong>de</strong>r Frage,<br />

welche konspirativen Wohnungen<br />

(Adressen <strong>und</strong> Wohnungsinhaber) unter<br />

welchen Tarnbezeichnungen durch die Arbeitsgruppe<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>de</strong>s MfS für ihre Treffen mit inoffiziellen<br />

Mitarbeitern aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung genutzt wur<strong>de</strong>n<br />

351 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

(Kommerzielle Koordinierung ") vom<br />

3.02. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Baubehör<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg insbeson<strong>de</strong>re<br />

für die Jahre 1978 bis 1982 über die<br />

Verbringung von Abfällen, auch durch das<br />

von Herrn Adolf Hilmer geführte Unternehmen<br />

Hanseatisches Baustoffkontor (HBK)<br />

GmbH, auf die Deponie Schönberg<br />

352 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 3.<br />

02. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Jörg Kuhbier, Präsens<br />

<strong>de</strong>r Umweltbehör<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong><br />

Hansestadt Hamburg<br />

353 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsaus-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

schuß Kommerzielle Koordinierung vom 3.<br />

02. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Monika Kinst, Mitarbeiterin<br />

von Waltraud Lisowski<br />

354 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU. <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 3.<br />

02. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Kretschmar,<br />

ehemaliger Oberst <strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

RD (Rückwärtige Dienste) <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS<br />

355 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 3.<br />

02. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Ch ristina Wilkening,<br />

Autorin <strong>de</strong>s Buches „Ich wollte Klarheit<br />

- Tagebuch einer Recherche"<br />

356 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungssausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 3.<br />

02. 1993:<br />

Einholung einer schriftlichen Auskunft <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt zu folgen<strong>de</strong>n Fragen:<br />

1. Unterhält die Deutsche Seeree<strong>de</strong>rei Rostock<br />

mbH (DSR) heute in Larnaca auf Zypern<br />

einen Betrieb, <strong>de</strong>r als „Schiffsmaklerei"<br />

bezeichnet wer<strong>de</strong>n kann, o<strong>de</strong>r ist<br />

sie an einem <strong>de</strong>ra rtigen Unternehmen<br />

dort beteiligt?<br />

2. Gilt dies auch für die Zeit vor <strong>de</strong>m 3. 10.<br />

1990?<br />

3. Wer sind bzw. waren die Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Seeree<strong>de</strong>rei Rostock mbH<br />

(DSR)?<br />

4. Gibt es Anhaltspunkte dafür, daß die Seeree<strong>de</strong>rei<br />

Rostock mbH (DRS) bzw. etwaige<br />

Tochtergesellschaften als „Parteifirmen"<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zugeordnet wer<strong>de</strong>n können?<br />

357 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 9.02. 1993:<br />

Richterliche Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Edgar<br />

Kutscheidt<br />

361 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 8.02. 1993:<br />

Behandlung von VS-NfD-eingestuften Unterlagen<br />

durch <strong>de</strong>n Ausschuß<br />

362 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.02. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes für<br />

Verfassungsschutz Berlin über Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski, Generalmajor<br />

Fruck (HVA <strong>de</strong>s MfS), Hersz. Libermann alias<br />

Micha Wischnewski, Benedikt Gdalewicz<br />

(früherer Beschäftigter <strong>de</strong>r Fa. R C. Gerlach)<br />

(Vorgang 107-70063 <strong>de</strong>s LfV)<br />

- Brigitte Halves (bis 1976 Mitarbeiterin von<br />

Herbert Rübler) (Vorgang 107-P-111420 <strong>de</strong>s<br />

LfV), Simon Gol<strong>de</strong>nberg, Raoul Matalon<br />

(früherer BND-Agent, Bekannter Rübler<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

<strong>und</strong> Gol<strong>de</strong>nberg, wur<strong>de</strong> vom LfV am<br />

23.06.1980 zu Rübler vernommen)<br />

363 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.02. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s BND über<br />

die 1973 erfolgte Befragung eines Überläufers<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

364 Beschlußvorschlag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/<br />

Die Grünen im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 9.02. 1993:<br />

Auffor<strong>de</strong>rung an <strong>de</strong>n amerikanischen Geheimdienst<br />

CIA, <strong>de</strong>m 1. UA seine Erkenntnisse<br />

über Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

sowie die im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung tätigen Firmen <strong>und</strong> Personen<br />

zur Verfügung zu stellen<br />

365 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.02. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Ermittlungsverfahrens<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft München I,<br />

Aktenzeichen 338 Js 14892/82 gegen <strong>de</strong>n<br />

Beschuldigten Ertem Tegmen wegen <strong>de</strong>s<br />

Verdachts eines Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz<br />

366 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschusses<br />

vom 9.02. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Dietmar Grauthoff,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Firma Gil<strong>de</strong>meister Projecta<br />

367 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.02. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akte Az 111-P-10166 <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>samtes für Verfassungsschutz Berlin<br />

368 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 10.<br />

02. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Gerd Heinz<br />

Schmidt, ehemaliger Oberst <strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r<br />

Abt. V <strong>de</strong>r HA PS (Personenschutz) im MfS;<br />

Andreas Hil<strong>de</strong>brandt, ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r<br />

Unterabteilung 1 (Betreuung/Versorgung)<br />

<strong>de</strong>r Abt. V <strong>de</strong>r HA PS im MfS; N.N. Costrau,<br />

ehemaliger Oberstleutnant <strong>und</strong> Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r Abt. V <strong>de</strong>r HA PS im MfS<br />

369 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 26.02. 1993:<br />

Sitzungsplan für die Zeit vom 28./29.04. <strong>und</strong><br />

12./13.05. 1993<br />

370 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 17.02. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Franz Rösch,<br />

Ministerialrat im B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Wirtschaft


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

371 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 25.02. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Hofbauer Stiftung<br />

über die Baumaßnahmen <strong>de</strong>s Kirchlichen<br />

Oberseminars in Potsdam-Hermannswer<strong>de</strong>r<br />

372 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

2.03. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s BND <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s BfV über die Befragungen <strong>de</strong>s Günter<br />

Jäckel<br />

373 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

2.03. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Kiel (Az 591 Js 9809/89, Vorgang<br />

„Glasschüssel")<br />

374 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsauschuß vom 2.<br />

03. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>r Gauck-Behör<strong>de</strong><br />

über die Firma Howaldswerke Deutsche<br />

Werft AG<br />

375 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

2.03. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen /Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Verfassungsschutz bzw. <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes bzw. <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes<br />

für Verfassungsschutz Berlin über<br />

Heinz Bau<strong>de</strong>, Dietrich Beekhuis, Gerhard<br />

Beil, Meta Bleßing, Joachim Farken, Clelia<br />

Fe<strong>de</strong>le, Günther Forgber, Hans Fruck, Rudolf<br />

Gentschow, Karl-Heinz Gerstenberger,<br />

Gerhard Gollin, Günter Herb, Karl-Heinz<br />

Herbrich, Klaus-Peter Hermann, Günter<br />

Jäckel, Claus-Dieter Junge, Hans-Joachim<br />

Kahlmeyer, Edgar Kutscheid, Ruth Lerche,<br />

Peter Meier, Wolfgang Meinel, Günter Mittag,<br />

Richard Müller, Klaus Dieter Neubert,<br />

Gerhard Niebling, Jürgen Nitz, Gerhard<br />

Ronneberger, Sigrid Schalck-Golodkowski,<br />

Thomas Schalck-Golodkowski, Helmut<br />

Schindler, Karl-Heinz Schulz, Manfred Sei<strong>de</strong>l,<br />

Jochen Steyer, Siegfried Stöckert, Dieter<br />

Uhlig, Prof. Dr., Wolfgang Vogel, Heinz Volpert,<br />

Werner Weber, Klaus Wenzel, Erhard<br />

Wiechert, Markus Wolf, Wolfram Zahn, Feodor<br />

Ziesche<br />

376 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 2.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Manfred Morstein<br />

(Aliasname), Autor <strong>de</strong>s Buches „Paten <strong>de</strong>s<br />

Terrors"<br />

377 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom<br />

3.03. 1993:<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von Edwin Schwertner,<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>s Büros <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED<br />

378 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 9.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Eichhorn<br />

ehemaliger Abteilungsleiter <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>r DDR, Leiter <strong>de</strong>s sogenannten<br />

Komitees zur Auflösung <strong>de</strong>s AfNS<br />

379 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD Fraktion im<br />

1. Untersuchungsauschuß Kommerzielle Koordinierung<br />

vom 9.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Reinicke,<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>s Volkskammerausschusses<br />

380 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Manfred Schüler,<br />

Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Kreditanstalt für<br />

Wie<strong>de</strong>raufbau<br />

381 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Paul Wieandt,<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sbank<br />

Rheinland-Pfalz<br />

382 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung Prof. Jürgen Nitz, ehernaliger<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Ostberliner Instituts<br />

für Internationale Politik<br />

383 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von N.N., Sekretärin<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen Staatsministers im B<strong>und</strong>eskanzleramt,<br />

Dr. Philipp Jenninger<br />

384 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Horst Teltschik,<br />

Ministerialdirektor im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

385 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.03. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s BND über<br />

die Kontakte mit <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskanzleramt bezüglich<br />

<strong>de</strong>r Behandlung eines hohen Außenhan<strong>de</strong>lsfunktionärs<br />

<strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n 80er<br />

Jahren sowie über die Person dieses hohen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsfunktionärs<br />

386 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.03. 1993:


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von Karl Wienand, Beteiligter<br />

bei <strong>de</strong>r Verwirklichung <strong>de</strong>s sog. Züricher<br />

Mo<strong>de</strong>lls<br />

387 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von N.N., Leiter <strong>de</strong>s<br />

Büros von Dr. Franz Josef Strauß in Bonn<br />

zwischen 10. 1982 <strong>und</strong> November 1984<br />

388 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

-<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9. 03. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Registraturvermerke im<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt vom Oktober 1982 bis<br />

05. 11. 1984 über an Staatsminister Dr. Philipp<br />

Jenninger o<strong>de</strong>r Dr. Thomas G<strong>und</strong>elach<br />

gerichtete Eingänge aus <strong>de</strong>r bayrischen<br />

Staatskanzlei o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bonner Büro von Dr.<br />

Franz Josef Strauß, die einen Bezug zum Untersuchungsgegenstand<br />

<strong>de</strong>s 1. UA haben<br />

(vor allem über Verhandlungen/Gespräche<br />

von Dr. Strauß <strong>und</strong> Dr. Jenninger mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski o<strong>de</strong>r Beauftragten<br />

von Schalck-Golodkowski) <strong>und</strong> Registraturvermerke<br />

über Ausgänge Jenninger/G<strong>und</strong>elach<br />

an F. J. Strauß o<strong>de</strong>r die bayrische<br />

Staatskanzlei betreffend <strong>de</strong>n Untersuchungsgegenstand<br />

<strong>de</strong>s 1. UA<br />

389 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Klaus Neubert,<br />

ehemaliger Beschäftigter <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

390 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Ivette Bahl-Zurbuchen,<br />

tätig bei <strong>de</strong>r IK Industriekredit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

EURASCO<br />

391 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

Grünen im 1. Untersuchungsausschuß vom<br />

9.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Wolfgang Andrä,<br />

ehemaliger Funktionär im Außenhan<strong>de</strong>lsministerium<br />

<strong>de</strong>r DDR<br />

392 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 10.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Monzer Al Kassar,<br />

Waffenhändler<br />

393 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Tatjana Tesch,<br />

ehemalige Mitarbeiterin <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

394 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10.03. 1993:<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von Wolfgang Dolling,<br />

ehemaliger leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r Intrac<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

395 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 10.03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Petra Uhlmann,<br />

Umweltministerin <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern<br />

396 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom<br />

10. 03. 1993:<br />

Beiziehung von personenbezogenen Akten<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r SED, z.B. Personendossiers<br />

wie etwa <strong>de</strong>n sogenannten „Ka<strong>de</strong>rakten",<br />

über E rich Honecker, Generalsekretär<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED; Egon Krenz, Mitglied<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Sekretär für Sicherheit,<br />

Jugend, Sport, Staats- <strong>und</strong><br />

Rechtsfragen, RGW; Dr. Günter Mittag,<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Sekretär für<br />

Wirtschaft; E rich Mielke, Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros;<br />

Hermann Axen, Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>und</strong> Sekretär für Außenpolitik; Dr.<br />

Gerhard Schürer, Kandidat <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission;<br />

Oskar Fischer, Minister für Auswärtige<br />

Angelegenheiten; Hans Reichelt,<br />

Minister für Umweltschutz <strong>und</strong> Wasserwirtschaft;<br />

Dr. Hans Modrow, 1. Sekretär <strong>de</strong>r<br />

Bezirksleitung <strong>de</strong>r SED Dres<strong>de</strong>n von 1973<br />

bis 1989 <strong>und</strong> Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r DDR<br />

vom November 1989 bis März 1990; Dr.<br />

Klaus Gysi, Leiter <strong>de</strong>s Staatssekretariats für<br />

Kirchenfragen <strong>und</strong> Dr. Manfred Stolpe,<br />

Konsistorialpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirchen in <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r Stiftung<br />

Archive <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR<br />

397 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsauschuß Kommerzielle Koordinierung<br />

vom 15.03. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Umweltschutz <strong>und</strong> Wasserwirtschaft <strong>de</strong>r<br />

ehemaligen DDR über die im Januar 1983<br />

von <strong>de</strong>r Deponie Schönberg nach an<strong>de</strong>ren<br />

Deponien <strong>de</strong>r DDR verlagerten 250 Fässer,<br />

die von <strong>de</strong>r Firma Mannesmann aus Italien<br />

angeliefert wor<strong>de</strong>n waren<br />

398 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

Untersuchungsausschuß Kommerzielle Koordinierung<br />

vom 23. 03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Jörg Sei<strong>de</strong>l, ehemaliger<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung II<br />

(Spionageabwehr) im MfS im Range eines<br />

Oberleutnants <strong>und</strong> jetziger Pressesprecher<br />

<strong>de</strong>s sogenannten „Insi<strong>de</strong>rkomitees zur Auf<br />

arbeitung <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s MfS"


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

399 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 22.03. 1993:<br />

Beiziehung von Akten <strong>de</strong>r ehemaligen Firma<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

Zentral-Kommerz Gesellschaft für internationalen<br />

Han<strong>de</strong>l mbH (in Liquidation)<br />

über subventionierte Fleischgeschäfte mit<br />

<strong>de</strong>r Firma Moksel <strong>und</strong> gegebenenfalls weiteren<br />

Westfirmen<br />

400 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 22.03. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>s Gutachtens <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>srechnungshofes<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

über die Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg<br />

401 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 24.<br />

03. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Jörg Sei<strong>de</strong>l, ehemaliger<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung II<br />

(Spionageabwehr) im MfS im Range eines<br />

Oberleutnants <strong>und</strong> jetziger Pressesprecher<br />

<strong>de</strong>s sogenannten „Insi<strong>de</strong>rkomitees zur Aufarbeitung<br />

<strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s MfS", <strong>und</strong> Ingrid<br />

Köppe, MdB<br />

402 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom<br />

24.03.1993:<br />

Zeugenvernehmung von Guenter Hackenberg,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r Zentralen<br />

Auswertungs- <strong>und</strong> Informationsgruppe<br />

(ZAIG) im MfS im Range eines Oberst o<strong>de</strong>r<br />

Oberstleutnant<br />

403 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 19.04. 1993:<br />

Sitzungsplan für die Zeit vom 26. 05. bis 1.<br />

07. 1993<br />

404 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 20.04. 1993:<br />

Einholung eines Gutachtens über die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR.<br />

Das Gutachten soll insbeson<strong>de</strong>re zu <strong>de</strong>n<br />

nachfolgend aufgeführten Fragekomplexen<br />

Stellung nehmen:<br />

- Umfang <strong>de</strong>r Devisenbeträge, die insgesamt<br />

von Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung erwirtschaftet<br />

wur<strong>de</strong>n, sowie<br />

- Umfang <strong>de</strong>r Devisenbeträge, die im Zusammenhang<br />

mit sonstigen Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

o<strong>de</strong>r seines Leiters Dr. Schalck-Golodkowski<br />

aufgebracht wur<strong>de</strong>n;<br />

- Umfang <strong>de</strong>r Devisenbeträge, die aus <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung an<br />

<strong>de</strong>n Staatshaushalt <strong>de</strong>r DDR abgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n, sowie <strong>de</strong>r Beträge, die zunächst<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

verblieben sind o<strong>de</strong>r dort weiter verwen<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>n;<br />

- Feststellung <strong>und</strong> Bewertung <strong>de</strong>r durch<br />

die Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung in <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR direkt wie indirekt ausgelösten<br />

Wirkungen<br />

405 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 19.04. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Axel Poesz, tätig<br />

für die Auslandsvertretung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH in<br />

Beirut <strong>und</strong> Athen<br />

406 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 19.<br />

04. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Harry Möbis, ehemaliger<br />

Leiter <strong>de</strong>s Sekretariates <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

<strong>de</strong>r DDR; Hubert Jauer, ehemaliger<br />

Abteilungsleiter <strong>de</strong>r Staatlichen Finanzrevision,<br />

Valuta-Kontrollgruppe<br />

407 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 19.<br />

04. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Richard Müller,<br />

Geschäftsmann mit Kontakten zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

408 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 20. 04.<br />

1993:<br />

Behandlung <strong>de</strong>r Ausschußdrucksachen 380-<br />

391 in <strong>de</strong>r nächsten Beratungssitzung<br />

409 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 19.04. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Thomas Meyer<br />

410 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 21.<br />

04. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Günter Böthling,<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>s Sekretariates <strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>r DDR, Dr. Hans Modrow<br />

411 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 21.<br />

04. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s beim Landgericht<br />

Lübeck geführten Strafverfahrens gegen Richard<br />

Müller wegen Verstoßes gegen das<br />

Außenwirtschaftsgesetz beim Justizminister<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein<br />

412 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsaus-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Schuß Kommerzielle Koordinierung vom 21.<br />

04. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esrechnungshofes<br />

vom 25.05.1992 über das Son<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

<strong>de</strong>r EKD für die Evangelischen<br />

Kirchen in <strong>de</strong>r ehemaligen DDR<br />

413 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 21.<br />

04. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r personenbezogenen Akte/<br />

„Ka<strong>de</strong>rakte" <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r DDR (MAH) über Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski, ehemaliger Staatssekretär<br />

im MAH, bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

414 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 21.<br />

04. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten<br />

1. 2 ZS 2272/92 in <strong>de</strong>m Strafverfahren gegen<br />

Jürgen Lin<strong>de</strong> <strong>und</strong> Hans-Georg Just<br />

beim Generalstaatsanwalt in Hamm<br />

2. 302 Js 251/92 bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Essen<br />

415 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats:<br />

Vorlage <strong>de</strong>r Ergänzungen <strong>de</strong>s 3. Teilberichts<br />

an <strong>de</strong>n Deutschen B<strong>und</strong>estag<br />

416 Antrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grünen<br />

im 1. Untersuchungsausschuß vom 25. 04.<br />

1993:<br />

Abschluß <strong>de</strong>r Vernehmungen zum Komplex<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten, Prüfung <strong>de</strong>r Protokolle<br />

auf mögliche Falschaussagen<br />

417 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 27.04. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Anklageschrift <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Akten<br />

<strong>de</strong>s Ermittlungsverfahrens 113 Js 188/89<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Landgericht<br />

Köln gegen die Eheleute Hans-Joachim <strong>und</strong><br />

Pia-Monika Majunke<br />

418 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 27.04. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Ermittlungsakten zum Fall<br />

Bau<strong>de</strong> (6 BJs 111/62) beim Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

419 Schreiben <strong>de</strong>r Anwaltskanzlei Klaus O.J.<br />

Wieninger vom 23.04. 1993:<br />

Betr.: Ordnungsgeld Dr. Arndt Dobry<br />

420 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom<br />

28.04. 1993:<br />

Beiziehung aller <strong>de</strong>n Bereich kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> seine Arbeit bzw. Auflösung<br />

berühren<strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

für die Zeit ab Oktober 1989 bis 03. 1990 einschließlich<br />

bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

421 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 7.05. 1993:<br />

Befragung <strong>de</strong>s Zeugen Monzer Al Kassar<br />

durch spanische Behör<strong>de</strong>n<br />

422 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 11.05. 1993:<br />

Richterliche Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Dieter<br />

Kind<br />

423 Schreiben von Dr. Andreas Bülow vom 5. 05.<br />

1993 betreffend Zeugenvernehmungen am<br />

13.05. 1993<br />

424 Vorschlag <strong>de</strong> Sekretariats vom 10.05. 1993:<br />

Beiziehung eines Vorgangs <strong>de</strong>s BUNDES-<br />

MINISTERIUM DES INNERN betreffend<br />

<strong>de</strong>n Zeugen Thomas Meyer<br />

425 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 12.05. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s Bayerischen<br />

Lan<strong>de</strong>samtes für Verfassungsschutz zur Reise<br />

von Sigrid Schalck-Golodkowski im Juni<br />

1991 von München nach Moskau <strong>und</strong> zurück<br />

426 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 12.<br />

05. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Walter Siegert,<br />

ehemaliger amtieren<strong>de</strong>r Minister <strong>de</strong>r Finanzen<br />

<strong>und</strong> Preise <strong>de</strong>r Regierung Modrow<br />

427 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß „Kommerzielle<br />

Koordinierung" vom 27.05. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s Zeugen Thomas<br />

Meyer<br />

428 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 11.06. 1993:<br />

Einholung eines wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Gutachtens über „Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung für<br />

die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR" bei <strong>de</strong>r Pädagogischen<br />

Hochschule Flensburg, Lehrstuhl<br />

Wirtschaftswissenschaft, Prof. Dr. Harry<br />

Maier (Auftragnehmer), Gegenstand <strong>de</strong>r<br />

Untersuchung soll insbeson<strong>de</strong>re sein: die<br />

Feststellung <strong>de</strong>r Brutto- <strong>und</strong> Nettoerträge<br />

<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, die<br />

Analyse <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>r erwirtschafteten<br />

Mittel nach Umfang, Zweck <strong>und</strong> Verbleib,<br />

die volkswirtschaftliche Bewe rtung<br />

<strong>de</strong>r Mittelerweirtschaftung sowie <strong>de</strong>r Mittelverwendung,<br />

eine Gesamtbewertung <strong>de</strong>r<br />

Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

für die Entwicklung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR, insbeson<strong>de</strong>re im Vergleich<br />

zu sonstiger sozialistischer Planwirtschaft.<br />

Dabei soll auch erörtert wer<strong>de</strong>n, ob die negative<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r terms of tra<strong>de</strong> für die<br />

DDR im laufe <strong>de</strong>r 80er Jahre allein auf <strong>de</strong>n<br />

Verfall technologischer Leistungsfähigkeit<br />

zurückzuführen ist o<strong>de</strong>r ob es zu bewußt in<br />

Kauf genommenen Dumpingpreisen gekommen<br />

ist <strong>und</strong> wie hoch die Effektivkosten


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

organisierten Waren- <strong>und</strong> Geldkredite<br />

waren, die die internationale Kreditfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR vortäuschen sollten<br />

429 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 11.06. 1993:<br />

Einholung eines wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Gutachtens über „Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung für<br />

die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR" beim Institut<br />

für Wirtschaftsforschung Hamburg, HWWA<br />

(Auftragnehmer), Gegenstand <strong>de</strong>r Untersu-<br />

-<br />

chung soll insbeson<strong>de</strong>re sein: die Feststellung<br />

<strong>de</strong>r Brutto- <strong>und</strong> Nettoerträge <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung, die Analyse <strong>de</strong>r<br />

Verwendung <strong>de</strong>r erwirtschafteten Mittel<br />

nach Umfang, Zweck <strong>und</strong> Verbleib, die<br />

volkswirtschaftliche Bewertung <strong>de</strong>r Mittelerwirtschaftung<br />

sowie <strong>de</strong>r Mittelverwendung,<br />

eine Gesamtbewertung <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung für<br />

die Entwicklung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR, insbeson<strong>de</strong>re im Vergleich zu sonstiger<br />

sozialistischer Planwirtschaft. Dabei soll<br />

auch erörtert wer<strong>de</strong>n, ob die negative Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r terms of tra<strong>de</strong> für die DDR im<br />

Laufe <strong>de</strong>r 80er Jahre allein auf <strong>de</strong>n Verfall<br />

technologischer Leistungsfähigkeit zurückzuführen<br />

ist o<strong>de</strong>r ob es zu bewußt in Kauf genommenen<br />

Dumpingpreisen gekommen ist<br />

<strong>und</strong> wie hoch die Effektivkosten <strong>de</strong>r von<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

organisierten Waren- <strong>und</strong> Geldkredite waren,<br />

die die internatinale Kreditfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR vortäuschen sollten<br />

430 Schreiben <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die Grü<br />

nen im 1. Untersuchungsausschuß vom 27.<br />

05. 1993:<br />

Betr.: Protokollberichtigung<br />

431 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vorn 7. 06. 1993:<br />

Beiziehung von personenbezogenen Akten,<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r SED, z.B. Personendossiers<br />

wie etwa <strong>de</strong>n sogenannten „Ka<strong>de</strong>rakten",<br />

über Gerhard Beil, ehem. Minister für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Mitglied <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED,<br />

bei <strong>de</strong>r Stiftung Archive <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong><br />

Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR<br />

432 Schreiben <strong>de</strong>s Hans Eike von Oppeln-Broni<br />

kowski, Rechtsanwalt <strong>und</strong> Notar vom 1. 06.<br />

1993:<br />

Betr.: Teilbericht <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

„Zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

"/Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

433 Schreiben <strong>de</strong>r Rechtsanwälte Danckert,<br />

Deus & Meier vorn 28.05. 1993:<br />

Betr.: Dr. Schalck-Golodkowski<br />

434 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vorn 14.06. 1993:<br />

Beiziehung einer schriftlichen Auflistung<br />

<strong>de</strong>r Rechtsanwälte, die in <strong>de</strong>r DDR in Unter-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

vollmacht für Rechtsanwalt Prof. Dr. Vogel in<br />

Strafsachen tätig waren, für die von Seiten<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung Rechtsschutz vermittelt<br />

wur<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

435 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 16.<br />

06. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Hermann Loth,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Prote Saar<br />

436 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 16.<br />

06. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Dr. N.N. Lohr, Vorstand<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft für Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung<br />

Saar mbH<br />

437 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>i CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 16.<br />

06. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Hajo Hoffmann,<br />

ehem. Wirtschaftsminister <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />

<strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Aufsichtsrates <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

für Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Saar<br />

mbH.<br />

438 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 16.<br />

06. 1993:<br />

Zeugenvemehmung von N.N. Jungfleisch,<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Staatskanzlei <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />

439 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 16.<br />

06. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Oskar Lafontaine,<br />

MdL, Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />

440 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 16.<br />

06. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Gesellschaft für<br />

Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Saar mbH zu <strong>de</strong>r Frage<br />

„Interessenvertretung <strong>de</strong>r im Miteigentum<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s stehen<strong>de</strong>n Gesellschaft<br />

Prote Saar im Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum<br />

Berlin <strong>de</strong>s Bereiches Kommerzielle Koordinierung"<br />

441 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vorn 16.<br />

06. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Senats von Berlin<br />

zu folgen<strong>de</strong>m Komplex: „Vertretung <strong>de</strong>r<br />

saarländischen Firma Prote Saar durch ein<br />

französisches Unternehmen im Internationalen<br />

Han<strong>de</strong>lszentrum Berlin <strong>de</strong>s Bereichs


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art , Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Kommerzielle Koordinierung ", insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>s diesbezüglichen Schriftwechsels zwischen<br />

<strong>de</strong>m Regieren<strong>de</strong>n Bürgermeister von<br />

Berlin <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerpräsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s<br />

Saarlan<strong>de</strong>s in dieser Sache. "<br />

442 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 16.<br />

06. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r saarländischen<br />

Lan<strong>de</strong>sregierung zu folgen<strong>de</strong>m Komplex: -<br />

„Aktivitäten <strong>de</strong>r im saarländischen Miteigentum<br />

stehen<strong>de</strong>n Firma Prote Saar im Zusammenhang<br />

mit einer Nie<strong>de</strong>rlassung im Internationalen<br />

Han<strong>de</strong>lszentrum Berlin <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung", insbeson<strong>de</strong>re<br />

eines Schriftverkehrs zwischen<br />

<strong>de</strong>m Regieren<strong>de</strong>n Bürgermeister von Berlin<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerpräsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />

in dieser Sache."<br />

443 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r FDP-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

Kommerzielle Koordinierung vom 16.<br />

06. 1993:<br />

Zusatz schriftliche Befragung <strong>de</strong>r Zeugin<br />

E<strong>de</strong>lgard Orth<br />

444 Schreiben <strong>de</strong>s Schleswig-Holsteinischen<br />

Landtages vom 9.06. 1993:<br />

Beiziehung von Unterlagen <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

445 Schreiben von Herrn Dr. Andreas von Bülow<br />

vom 23.06. 1993:<br />

Vorschlag für die zu behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Untersuchungskomplexe<br />

<strong>und</strong> die hierfür vorzusehen<strong>de</strong>n<br />

Zeugenvernehmungen<br />

446 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 24.06. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Ermittlungsverfahrens<br />

gegen <strong>de</strong>n ehemaligen Minister für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Mitglied <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED<br />

Dr. Gerhard Beil beim Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

447 Schreiben <strong>de</strong>s Bayerischen Landtages Abgeordneter<br />

Dr. Manfred Weiss vom 23. 06.<br />

1993:<br />

Betr.: Untersuchungsausschuß betreffend<br />

bayerische Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> Dr.<br />

Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowskis (Drs. 12/<br />

3295)<br />

448 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 29.06. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Christa Wachsen,<br />

ehemalige Geschäftsführerin <strong>de</strong>r Gerhard<br />

Wachsen Im- <strong>und</strong> Export GmbH<br />

449 <strong>und</strong> Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 30.06. 1993:<br />

449 Neu Erstellung eines Zahlen- <strong>und</strong> Datenwerkes<br />

durch die West<strong>de</strong>utsche Treuhand Union<br />

GmbH (WTU), Essen.<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

450 Schreiben <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

an die Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

vom 30.06. 1993:<br />

Betr.: Wahrung <strong>de</strong>r Vertraulichkeit im 1. Untersuchungsausschuß<br />

451 Schreiben von Herrn Dieter Wiefelspütz<br />

vom 1.07. 1993:<br />

Verhaltensregeln für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages<br />

452 Schreiben von Herrn Dr. Wolfgang Vogel<br />

vom 9.03. 1993:<br />

Betr.: Durchführung <strong>de</strong>s Beweisbeschlusses<br />

12-267<br />

453 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 1.08. 1993:<br />

Informatorische Anhörung eines Vertreters<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft beim Kammergericht<br />

Berlin „Arbeitsgruppe Regierungskriminalität"<br />

zum gegenwärtigen Stand <strong>und</strong> die Erkenntnisse<br />

<strong>de</strong>r staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen<br />

(vor allem 2 Js 417/91 StA/KG)<br />

bezüglich <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls mit Embargowaren<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> westlichen Partnern<br />

454 Vermerk <strong>de</strong>s Sekretariats vom 6.08. 1993:<br />

Betr.: Ausführung <strong>de</strong>s Beschlusses vom 12.<br />

05. 1993 (Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Monzer<br />

Al Kassar [BB 12-221] durch die zuständige<br />

spanische Behör<strong>de</strong>)<br />

455 Schreiben <strong>de</strong>r Rechtsanwälte Danckert,<br />

Deus & Meier vom 8.07. 1993:<br />

Betr.: Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Mohammed<br />

Hossein Alimoradian<br />

456 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 27. 08. 1993:<br />

Gewährung <strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

457 Vermerk <strong>de</strong>s Sekretariats vom 6.08. 1993:<br />

Betr.: Gewährung <strong>de</strong>r Protokollkorrektur -<br />

Ergänzungsmöglichkeit gegenüber <strong>de</strong>m<br />

Zeugen Axel Poesz<br />

458 Vermerk <strong>de</strong>s Sekretariats vom 9.08. 1993:<br />

Betr.: Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg (BB 12-272<br />

<strong>und</strong> BB 12-273)<br />

459 Schreiben <strong>de</strong>s Abgeordneten Dr. Andreas<br />

von Bülow vom 30.07. 1993:<br />

Betr.: Weiterführung <strong>de</strong>r Beweisaufnahme<br />

<strong>de</strong>s 1. UA durch Zeugenvernehmungen<br />

460 Antrag <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im 1. Untersu<br />

chungsausschuß Kommerzielle Koordinierung<br />

vom 11.08. 1993:<br />

Beiziehung von Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für<br />

Verfassungsschutz <strong>und</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes<br />

über Horst Bosse <strong>und</strong> Peter Lü<strong>de</strong>mann<br />

461 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 11.08. 1993:


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung betreffen<strong>de</strong>n auf Mikrofilm<br />

kopierten Akten <strong>de</strong>r „Hauptverwaltung<br />

Aufklärung" <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

<strong>de</strong>r DDR, die <strong>de</strong>rzeit in <strong>de</strong>n USA lagern<br />

462 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 23.08. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für<br />

Verfassungsschutz <strong>und</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminal- -<br />

amtes über Albert Scholz, Dietmar Scholz<br />

<strong>und</strong> Jürgen Graef<br />

463 Vorschlag Sekretariat vom 26.08. 1993:<br />

Beziehung <strong>de</strong>r Akten zur geheimdienstlichen<br />

Agententätigkeit im Zusammenhang<br />

mit Embargoverstößen beim Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

464 Vorschlag Sekretariat vom 30.08. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Uta Nickel, nach<br />

<strong>de</strong>m 18. 11. 1989 Minister <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong><br />

Preise in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Dr. Kurt Krause, En<strong>de</strong><br />

1989 Bevollmächtigter im Ministerium <strong>de</strong>r<br />

Finanzen <strong>und</strong> Preise in <strong>de</strong>r DDR für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

465 Schreiben von Abg. Hörster an <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n,<br />

Friedrich Vogel vom 20.08. 1993:<br />

Betr.: Unvereinbarkeit zwischen <strong>de</strong>r Mitgliedschaft<br />

in einem Untersuchungsausschuß<br />

einerseits <strong>und</strong> <strong>de</strong>r anwaltschaftlichen<br />

Vertretung einer Person, die vom Untersuchungsausschuß<br />

als Zeuge gela<strong>de</strong>n wird,<br />

an<strong>de</strong>rerseits<br />

466 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß Kommerzielle<br />

Koordinierung vom 1.09. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Peter Lü<strong>de</strong>mann,<br />

ehemaliger Prokurist <strong>und</strong> Gesellschafter <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens Bosse <strong>und</strong> Inhaber <strong>de</strong>r Lü<strong>de</strong>x<br />

GmbH<br />

467 Schreiben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esrechnungshofs vom<br />

3.09. 1993:<br />

Betr.: Orientierungsprüfung <strong>de</strong>s Einsatzes<br />

<strong>de</strong>r Informationstechnik (IT) bei <strong>de</strong>r Verwaltung<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages;<br />

468 Schreiben <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt Stuttga rt ,<br />

Ges<strong>und</strong>heitsamt vom 9.09. 1993:<br />

Betr.: Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>de</strong>s Zeugen Ludwig<br />

Geißel<br />

469 Programm für <strong>de</strong>n Besuch <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

betreffend bayerische<br />

Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung beim Deutschen B<strong>und</strong>estag<br />

vom 23. bis 29. 10. 1993<br />

470 Auszug aus <strong>de</strong>m Kurzprotokoll <strong>de</strong>r 64. Sit-<br />

zung <strong>de</strong>s Ältestenrates am 9. 09. 1993 (Vorgänge<br />

im 1. Untersuchungsausschuß)<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art , Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

471 Schreiben <strong>de</strong>s Landtages Bran<strong>de</strong>nburg vom<br />

8. 09. 1993: Zeugenvernehmung Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l zum Beweisthema „Kontakte Dr.<br />

Manfred Stolpe zum MfS im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Abwicklung von Gr<strong>und</strong>stücksgeschäften<br />

Ausreisewilliger, <strong>de</strong>m Häftlingsfreikauf,<br />

<strong>de</strong>r Ausgestaltung <strong>de</strong>r Rentenversicherung<br />

von Mitarbeitern <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche <strong>und</strong> ähnliches. "<br />

472 Schreiben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>s In<br />

nern vom 16.09. 1993:<br />

<strong>Bericht</strong> über die Finanzierung <strong>de</strong>s Autobahnausbaus<br />

zwischen <strong>de</strong>n damaligen<br />

Grenzübergängen Helmstedt <strong>und</strong> Marien<br />

born (DDR) in <strong>de</strong>n Jahren 1978 <strong>und</strong> 1979<br />

473 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P. Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 22.09. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Volker Nast <strong>und</strong><br />

Manfred Schrö<strong>de</strong>r, bei<strong>de</strong> ehemalige Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Zeugen Richard Müller<br />

474 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P. Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 22.09. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Hans-Joachim<br />

Springmann, Gründungsgesellschafter <strong>de</strong>r<br />

Simpex GmbH<br />

475 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P. Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 22.09. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von IM „Winkler";<br />

Reg.-Nr. 259/69<br />

476 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P. Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 22.09. 1993:<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Vollzugs-, <strong>de</strong>r Obduktionsakten<br />

sowie <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>sermittlungsverfahrens<br />

<strong>de</strong>s Dr. Peter Garcke<br />

477 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

Untersuchungsausschuß Kommerzielle Koordinierung<br />

vom 23.09. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Claus Ahrend,<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s BfV<br />

478 Fernschreiben <strong>de</strong>r Deutschen Botschaft in<br />

Washington vom 14.09. 1993:<br />

Betr.: Unterlagen <strong>de</strong>r HVA, die in <strong>de</strong>n USA<br />

lagern<br />

479 Ergebnisvermerk über die Besprechung auf<br />

Arbeitsebene am 24. 09. 1993 betreffend<br />

Vernehmungsprogramm für die Zeit vom 8.<br />

11. bis 3. 12. 1993<br />

480 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/DIE<br />

GRÜNEN vom 24.09. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Peter Meier, ehemaliger<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Ihle GmbH<br />

481 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/DIE<br />

GRÜNEN vom 24. 09. 1993:


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.- I<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Zeugenvernehmung von Horst Steinert,<br />

ehemaliger leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r Forum<br />

Han<strong>de</strong>lsgese llschaft mbH<br />

482 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/DIE<br />

GRÜNEN vom 24.09. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Karl Großmann,<br />

ehemaliger Oberst <strong>de</strong>r HVA<br />

483 Beweisantrag <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/DIE<br />

GRÜNEN vom 24.09. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Bernhard Zeeb,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>s BND<br />

484 <strong>und</strong> Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

484 Neu 1. Untersuchungsausschuß vom 27./30. 09.<br />

1993:<br />

1. Zeugenvernehmung von Ingolf Weninqer.<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r Intrac<br />

Han<strong>de</strong>lsgesllschft mbH<br />

2. Verfahrensantrag<br />

485 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1 Untersuchungsausschuß vom 29.09. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Heinz Wil<strong>de</strong>nhain,<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Finanzverwaltung<br />

Parteibetriebe <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED<br />

486 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 29.09. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Michael Grossauer,<br />

Inhaber <strong>de</strong>r Unternehmen Allimex <strong>und</strong><br />

Asada<br />

487 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 29.09. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Jürgen Müller,<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Unternehmens REMEX<br />

488 Schreiben von Abg. Dr. von Bülow vom 5.<br />

10. 1993:<br />

Übersendung von Unterlagen zur Vorbereitung<br />

auf die Erstellung <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

489 Amtshilfeersuchen <strong>de</strong>r Japanischen Botschaft<br />

in Bonn vom 1. 10. 1993<br />

490 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 20. 10. 1993:<br />

1. Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Umweltschutz <strong>und</strong> Wasserwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen DDR über die im Januar<br />

1983 von <strong>de</strong>r Deponie Schönberg nach<br />

an<strong>de</strong>ren Deponien <strong>de</strong>r DDR verlagerten<br />

250 Fässer, die von <strong>de</strong>r Firma Mannesmann<br />

aus nach Ita lien angeliefert wor<strong>de</strong>n<br />

waren;<br />

2. Vernehmung <strong>de</strong>s ehemaligen MfS-<br />

-Oberst Lehmann (BB 12-90)<br />

491 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU- <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r F.D.P. Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 20. 10. 1993:<br />

Einholung einer schriftlichen Auskunft <strong>de</strong>s<br />

Bevollmächtigten <strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r EKD in<br />

Bonn zum Komplex Grenzschutzanlagen<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

zwischen <strong>de</strong>n Grenzübergängen Helmstedt<br />

<strong>und</strong> Marienborn<br />

492 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 27. 10. 1993:<br />

Richterliche Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Michael<br />

Grossauer<br />

493 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 27. 10. 1993:<br />

Richterliche Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Ottokar<br />

Hermann<br />

494 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 27. 10. 1993:<br />

Richterliche Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Jürgen<br />

Müller<br />

495 Schreiben <strong>de</strong>s Umweltministers <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Mecklenburg-Vorpommern vom 19. 10.<br />

1993:<br />

Dioxin-Affäre; hier: WDR Fernsehbericht<br />

„Exklusiv" vom 15. 10. 1993<br />

496 Schreiben <strong>de</strong>s Rechtsanwalts Dr. Danckert<br />

vom 18. 10. 1993:<br />

Betr.: Zeugenvernehmung Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski am 2. 12. 1993<br />

497 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 26. 10. 1993:<br />

Einsichtnahme in die Kurzprotokolle <strong>de</strong>s<br />

Dreierausschusses <strong>de</strong>r Jahre 1977 <strong>und</strong> 1978<br />

mit Ausnahme <strong>de</strong>s Protokolls <strong>de</strong>r Sitzung<br />

vom 13. 12. 1978 - Tagebuch-Nr. WF IV A 1<br />

(732) - 8 - 65/79 Geheim - durch <strong>de</strong>n 1. Untersuchungsausschuß<br />

498 Vermerk MR Bremer, B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen zum Verbleib von 5,8 Mio. DM<br />

im Zusammenhang mit humanitären Bemühungen<br />

499 <strong>und</strong> Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 8./9. 11.<br />

499 Neu 1994:<br />

u. Anfor<strong>de</strong>rung von abschließen<strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong>en<br />

499 Neu folgen<strong>de</strong>r Institutionen: Arbeitsgruppe Re-<br />

Neu gierungskriminalität <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

beim Kammergericht Berlin; B<strong>und</strong>esamt für<br />

Verfassungsschutz, B<strong>und</strong>eskriminalamt,<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienst, Treuhandanstalt,<br />

Unabhängige Kommission zur Überprüfung<br />

<strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR, Zentrale Ermittlungsstelle<br />

für Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität<br />

beim Polizeipräsi<strong>de</strong>nten<br />

in Berlin<br />

500 Schreiben <strong>de</strong>r CDU/CSU-Fraktion vom 2.<br />

11. 1993:<br />

Punktation zur Erstellung <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Schlußberichts<br />

500 a Schreiben <strong>de</strong>r SPD-Fraktion vom 5. 11. 1993:<br />

Vorschlag für die Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Teile 1 <strong>und</strong><br />

2 <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

501 Schreiben <strong>de</strong>s Zeugen Hans Jochheim vom<br />

28. 10. 1993:<br />

Betr.: Zeugenvernehmung vor <strong>de</strong>m Ausschuß


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

502 Schreiben <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s HH-Ausschusses<br />

vom 10.11.1993 bezüglich Einsichtnahme<br />

in Kurzprotokuiie <strong>de</strong>s Dreierausschusses<br />

503 <strong>und</strong> Ergänzungen <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis 90/Die<br />

503a u. Grünen vom 18. <strong>und</strong> 30. 11. 1993 zu ADrs.<br />

503b 499<br />

504 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion<br />

vom 12. 11. 1994:<br />

Beiziehung von Unterlagen <strong>de</strong>r Scheurmann<br />

Bank, Berlin, Unterlagen über Kontenbewegungen<br />

<strong>und</strong> hinterlegte Vollmachten<br />

504 Neu Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion<br />

vom 6. 12. 1993:<br />

Beiziehung von Unterlagen <strong>de</strong>r Scheurmann<br />

Bank, Berlin, Unterlagen über Kontenbewegungen<br />

<strong>und</strong> hinterlegte Vollmachten<br />

für Manfred Sei<strong>de</strong>l, die Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa<br />

Vaduz<br />

505 Vorgang Personalsituation bei <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

Regierungskriminalität bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin<br />

506 Ausarbeitung <strong>de</strong>r Wissenschaftlichen Dienste<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages vom 16. 11.<br />

1993 zu <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r durch eine unberechtigte<br />

Zeugnisverweigerung vor einem parlamentarischen<br />

Untersuchungsausschuß verursachten<br />

Kosten (§ 70 Abs. 1 Satz 1 StPO)<br />

507 Schreiben Rechtsanwälte Nörr, Steifenhofer<br />

& Lutz vom 16. 11. 1993:<br />

Ladung <strong>de</strong>s Zeugen Simon Gol<strong>de</strong>nberg<br />

508 Vorschlag Sekretariat vom 30. 11. 1994:<br />

Informatorische Anhörung eines Vertreters<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esanwaltschaft beim B<strong>und</strong>esgerichtshof<br />

509 Schreiben <strong>de</strong>s BND vom 29. 12. 1993:<br />

Herabstufung <strong>de</strong>s BND-<strong>Bericht</strong>s vom<br />

30.12.1982 - VS-Vertraulich -<br />

510 Zwischenbericht <strong>de</strong>s HWWA-Institut für<br />

Wirtschaftsforschung, Hamburg<br />

511 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 8.12.1993:<br />

Aufhebung <strong>de</strong>s Beschlusses vom 22.09.1993<br />

<strong>und</strong> Fortsetzung <strong>de</strong>r Zeugenvernehmungen<br />

512 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 8. 12. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von Ghassan Mohamed<br />

Al Kassar, Waffenhändler<br />

513 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 8. 12. 1993:<br />

Schriftliche Auskunft <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministers<br />

Günther Rexrodt über Gespräche mit Dr.<br />

Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski im Sommer<br />

1992<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

514 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 9.12.1993:<br />

Aufhebung <strong>de</strong>s Beschlusses vom 22.09.1993;<br />

Entscheidung über die erneute Vernehmung<br />

von Zeugen; Behandlung <strong>de</strong>s Antrags<br />

<strong>de</strong>r SPD-Fraktion auf Vernehmung <strong>de</strong>s Direktors<br />

<strong>de</strong>r Otto Scheurmann Bank KG<br />

515 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 9. 12. 1993:<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Laborn, Direktor<br />

<strong>de</strong>r Otto Scheurmann Bank KG<br />

516 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 9. 12. 1993:<br />

Beiziehung von Unterlagen <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

über die Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa, Vaduz<br />

<strong>und</strong> die Impag GmbH, Berlin<br />

517 Schreiben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

vom 27. 12. 1993:<br />

Betr.: Durchführung <strong>de</strong>s Beweisbeschlusses<br />

12-317<br />

518 Neu Vorschlag Sekretariat vom 18.01. 1994:<br />

Zwangsvorführung <strong>de</strong>s Zeugen Herbe rt Mies<br />

519 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 13.01. 1994:<br />

Beiziehung einer Stellungnahme <strong>de</strong>s BND<br />

zur Person <strong>de</strong>r zuverlässigen nachrichtendienstlichen<br />

Verbindung <strong>de</strong>s BND aus <strong>de</strong>m<br />

unmittelbaren beruflichen Umfeld von Dr.<br />

Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

520 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 24. 01. 1994:<br />

Beugehaftanordnung im Fall <strong>de</strong>s Zeugen<br />

Kurt Fritsch beim Amtsgericht Bonn<br />

521 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 24.01. 1994:<br />

Beugehaftanordnung im Fall <strong>de</strong>s Zeugen<br />

Herbert Mies beim Amtsgericht Bonn<br />

522 Schreiben <strong>de</strong>s Sekretariats vom 25. 01. 1994<br />

an <strong>de</strong>n Zeugen Kurt Fritsch bezüglich Erstattung<br />

<strong>de</strong>r durch die Wahrnehmung <strong>de</strong>s<br />

Vernehmungstermin am 19. 01. 1993 entstan<strong>de</strong>nen<br />

Reisekosten<br />

523 Schreiben <strong>de</strong>s Sekretariats vom 25. 01. 1994<br />

an <strong>de</strong>n Zeugen Herbe rt Mies bezüglich Erstattung<br />

<strong>de</strong>r durch die Wahrnehmung <strong>de</strong>s<br />

Vernehmungstermin am 19.01. 1993 entstan<strong>de</strong>nen<br />

Reisekosten<br />

524 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 24.01. 1994:<br />

Herabstufung von Unterlagen <strong>de</strong>r „Gauck<br />

-Behör<strong>de</strong>"<br />

525 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 24.01. 1994:<br />

Herabstufung von Quellenberichten <strong>de</strong>s<br />

BND<br />

526 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 26.01. 1994:<br />

Einholung einer amtlichen Auskunft <strong>de</strong>s<br />

BND zu <strong>de</strong>m Decknamen „Schneewittchen"


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

527 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 26.01.1994:<br />

Beiziehung von Unterlagen beim B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen DDR <strong>und</strong><br />

beim B<strong>und</strong>esarchiv, Einholung einer amtlichen<br />

Auskunft <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

beim Kammergericht Berlin<br />

528 <strong>und</strong> Vorschlag Sekretariat vom 1.02.1994:<br />

528 Neu Abschluß <strong>de</strong>r Zeugenvernehmungen<br />

529 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariat vom 27.01.1994:<br />

Terminplan <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

530 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariat vom 31.01.1994:<br />

Herabstufung von Unterlagen zur Verwendung<br />

im Abschlußbericht<br />

531 Schreiben <strong>de</strong>r Deutschen Botschaft in Be rn<br />

vom 9. 12.1993:<br />

Betr.: Ersuchen um Vernehmung <strong>de</strong>r Zeugen<br />

Michael Grossauer <strong>und</strong> Ottokar Hermann<br />

durch einen Richter in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

532 Mitteilung <strong>de</strong>s Verwaltungsgerichts Köln<br />

vom 27.01. 1994:<br />

Verwaltungsgerichtliches Verfahren Kurt<br />

Fritsch gegen <strong>de</strong>n Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

533 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU/CSU-Fraktion<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r F.D.P.-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß<br />

vom 2.02.1994:<br />

Amtliche Auskunft <strong>de</strong>s Generalstaatsanwalts<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts zu Ermittlungsverfahren<br />

gegen Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

534 Schreiben Rechtsanwalt Le<strong>de</strong>rer vom<br />

26.01.1994:<br />

Betr.: verwaltungsgerichtliches Verfahren<br />

Herbert Mies gegen B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

535 Klage Rechtsanwalt Le<strong>de</strong>rer vom 26.01.1994<br />

auf Aufhebung <strong>de</strong>s Ordnungsgeldbeschlusses<br />

<strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses gegen<br />

<strong>de</strong>n Zeugen Herbert Mies<br />

536 Klageerwi<strong>de</strong>rung zur Klage <strong>de</strong>s Zeugen<br />

Herbert Mies vom 26.01. 1994<br />

537 Beschluß <strong>de</strong>s AG Bonn vom 15. 02. 1994 in<br />

<strong>de</strong>r Beugehaftsache Herbe rt Mies<br />

538 Beschluß <strong>de</strong>s AG Bonn vom 15. 02. 1994 in<br />

<strong>de</strong>r Beugehaftsache Kurt F ritsch<br />

539 Beschluß <strong>de</strong>s LG Köln vom 18. 02. 1994 in<br />

<strong>de</strong>r Beugehaftsache Herbe rt Mies<br />

540 Beschluß <strong>de</strong>s AG Bonn vom 21. 02. 1994 in<br />

<strong>de</strong>r Beugehaftsache Kurt Fritsch<br />

541 Schreiben Rechtsanwalt Le<strong>de</strong>rer vom 16. 02.<br />

1994<br />

-<br />

Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Beschwer<strong>de</strong> gegen Haftbefehl in <strong>de</strong>r Beugehaftsache<br />

Herbe rt Mies<br />

542 Beschluß <strong>de</strong>s Landgerichts Bonn vom<br />

21.02.1994 in <strong>de</strong>r Beugehaftsache Kurt<br />

Fritsch<br />

543 Schreiben <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

an das Landgericht Bonn vom 25.02.1994:<br />

Antrag auf Zurückweisung <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Zeugen Fritsch vom 18.02.1994<br />

544 <strong>und</strong> Vermerk <strong>de</strong>s Sekretariats vom 28.02.1994:<br />

544 Neu Herabstufung von Unterlagen zur Verwendung<br />

im Abschlußbericht<br />

545 Schreiben <strong>de</strong>s Untersuchungsauschusses an<br />

das Landgericht Bonn vom 25.02.1994:<br />

Antrag auf Aufhebung <strong>de</strong>s Landgerichtsbeschlusses<br />

vom 18.02.1994 <strong>und</strong> Zurückweisung<br />

<strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zeugen Herbert<br />

Mies vom 15.02.1994<br />

546 Schreiben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes vom<br />

1.03.1994:<br />

Betr.: Herabstufung von Unterlagen<br />

547 Schreiben <strong>de</strong>s Geschäftsführers <strong>de</strong>r Firma<br />

ACCOR vom 4.03.1994 (Eingang):<br />

Betr.: Äußerung <strong>de</strong>s Abg. Volker Neumann<br />

über die Forma ACCOR anläßlich einer Vernehmung<br />

<strong>de</strong>s Zeugen Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski<br />

548 Verzeichnis <strong>de</strong>r Aktenbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 1. Un<br />

tersuchungsausschusses<br />

549 Beschlußvorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom<br />

15.04.1994:<br />

Behandlung <strong>de</strong>r Ausschußprotokolle <strong>und</strong><br />

Ausschußakten sowie <strong>de</strong>r sonstigen Ausschußunterlagen<br />

nach Auflösung <strong>de</strong>s Ausschusses<br />

550 Schreiben Rechtsanwalt Le<strong>de</strong>rer an das<br />

Landgericht Bonn vom 7.03.1994 in <strong>de</strong>r Beugehaftsache<br />

Mies:<br />

Stellungnahme zum Schriftssatz <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

vom 25.02.1994<br />

551 Schreiben Rechtsanwalt Fricke an das Land<br />

gericht Bonn vom 7.03.1994 in <strong>de</strong>r Beugehaftsache<br />

F ritsch:<br />

Stellungnahme zum Schriftsatz <strong>de</strong>s Untersu<br />

chungsausschusses vom 25.02.1994<br />

552 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. Untersuchungsausschuß vom 29.03.1994:<br />

Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Ottokar Hermann<br />

553 Schreiben <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

an das Landgericht Bonn in <strong>de</strong>r Beugehaft<br />

sache Mies vom 31.03.1994:<br />

Stellungnahme zum Schriftsatz <strong>de</strong>r Gegenseite<br />

vom 07.03.1994<br />

554 Schreiben <strong>de</strong>r Untersuchungsausschusses<br />

an das Landgericht Bonn in <strong>de</strong>r Beugehaft<br />

sache Fritsch vom 31.03.1994:


Drs.-<br />

Nr.<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

Stellungnahme zum Schriftsatz <strong>de</strong>r Gegen-<br />

Seit vom 07 .03 .1994<br />

555 Schreiben <strong>de</strong>s Abg. Dr. Andreas von Bülow<br />

vom 5.04.1994:<br />

Behandlung <strong>de</strong>r Themen „Kontakte von Dr.<br />

Franz Josef Strauß zu Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski" <strong>und</strong> „Fleischhan<strong>de</strong>l"<br />

im Abschlußbericht<br />

556 Beschlußvorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom<br />

12.04.1994:<br />

Berücksichtigung von Fristen bei <strong>de</strong>r Ge-<br />

-<br />

währung <strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs<br />

557 Beschluß <strong>de</strong>s Landgerichts Bonn vom<br />

12.04.1994 in <strong>de</strong>r Beugehaftsache F ritsch<br />

558 Beschluß <strong>de</strong>s Landgerichts Bonn vom<br />

12,04.1994 in <strong>de</strong>r Beugehaftsache Mies<br />

559 Beschlußvorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom<br />

18.04.1994:<br />

Vorlage eines umfangreichen Abschlußberichts<br />

an <strong>de</strong>n Deutschen B<strong>und</strong>estag<br />

560 Beschlußvorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom<br />

18.04.1994:<br />

Aufnahme einer IM- <strong>und</strong> OibE-Liste in <strong>de</strong>n<br />

Abschlußbericht<br />

561 Schreiben <strong>de</strong>s Referates PI3 vom 17.03.1994:<br />

Mitbenutzung <strong>de</strong>s Informationssystems <strong>de</strong>s<br />

1. UA für eine Testphase<br />

562 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 20.04.1994:<br />

Terminplan <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

563 Vorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom 25.04.1994:<br />

Abschluß <strong>de</strong>r Vernehmung von Zeugen, zu<br />

<strong>de</strong>nen bisher kein Beschluß gefaßt wur<strong>de</strong><br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Drs.-<br />

Nr<br />

Art, Datum <strong>und</strong> Inhalt<br />

564 Antrag <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im<br />

1. I Jntersuchungsausschuß vom 22.04.1994:<br />

Fortsetzung <strong>de</strong>r Arbeit im Untersuchungsausschuß<br />

nach Vorlage <strong>de</strong>s Abschlußberichts<br />

565 Beschlußvorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom<br />

03.05.1994<br />

Feststellungsbeschluß<br />

566 Schreiben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten für die<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen DDR vom 27.04.1994:<br />

Verwendung von Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

durch <strong>de</strong>n 1. Untersuchungsausschuß<br />

567 Schreiben <strong>de</strong>r Leiten<strong>de</strong>n Oberstaatsanwäl<br />

tin <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Braunschweig<br />

vom 4.05.1994:<br />

Ermittlung gegen <strong>de</strong>n Zeugen Kurt F ritsch<br />

568 Vermerk <strong>de</strong>s Sekretariat vom 11.05.1994:<br />

Abweichen<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Gruppe PDS/Linke<br />

Liste<br />

569 Vermerk <strong>de</strong>s Sekretariats vom 13. 05.1994:<br />

Vorlage <strong>de</strong>s abweichen<strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstatterin<br />

Abg. Ingrid Köppe <strong>de</strong>r Gruppe<br />

Bündnis 90/Die Grünen<br />

570 Vermerk <strong>de</strong>s Sekretariats vom 13.05.1994:<br />

Abweichen<strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Gruppe Bündnis<br />

90/Die Grünen<br />

571 Beschlußvorschlag <strong>de</strong>s Sekretariats vom<br />

13.05.1994:<br />

Ergänzungsbeschluß zum Beschluß über die<br />

Behandlung <strong>de</strong>r Ausschußprotokolle uns<br />

Ausschußakten sowie <strong>de</strong>r sonstigen Ausschußunterlagen<br />

nach Auflösung <strong>de</strong>s Ausschusses


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

2. Zusammenstellung <strong>de</strong>r Beweisbeschlüsse<br />

BB<br />

12-<br />

zu<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

BB<br />

12-<br />

zu<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

Informatorische Anhörung von Prof.<br />

Dr. Jutta Limbach, Senatorin für Justiz,<br />

Berlin<br />

Informatorische Anhörung von Prof.<br />

Hans-Jürgen Papier, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Unabhängigen Kommission zur Überprüfung<br />

<strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien<br />

13<br />

14<br />

12<br />

12<br />

Beiziehung von Akten <strong>de</strong>r Bayerischen<br />

Staatskanzlei, die Aufschluß<br />

über Kontakte <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer staatlicher Stellen <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>es mit für <strong>de</strong>n KoKo-Bereich han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />

Personen geben<br />

Beiziehung von Akten <strong>de</strong>r CSU, so<strong>und</strong><br />

Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR weit sie Aufschluß über Kontakte <strong>de</strong>r<br />

3 3 Beiziehung von Akten <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Berlin (Arbeitsgruppe Regierungskriminalität)<br />

B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer staatlicher<br />

Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es mit fün<br />

KoKo-Bereich han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Persone.,<br />

geben<br />

4 3 Beiziehung von Akten <strong>de</strong>r Unabhängigen<br />

Kommission zur Überprüfung<br />

<strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR mit Bezug<br />

15 18 Beiziehung <strong>de</strong>r Ermittlungsakte <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

zum Untersuchungsauftrag 16 18 Beiziehung <strong>de</strong>r Ermittlungsakte <strong>de</strong>s<br />

5 12 Beiziehung von Akten <strong>de</strong>s Bon<strong>de</strong>rbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s ehe-<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes betreffend<br />

Dr. Schalck-Golodkowski<br />

maligen Staatssicherheitsdienstes mit 17 18 Beiziehung <strong>de</strong>r Ermittlungsakte <strong>de</strong>s<br />

Bezug zum Untersuchungsauftrag B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz<br />

6 12 Beiziehung von Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eszum<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

nachrichtendienstes (Nie<strong>de</strong>rschriften<br />

über die Befragung von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski) mit Bezug zum Unter-<br />

18 18 Beiziehung <strong>de</strong>r Ermittlungsakte <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz<br />

suchungsauftrag betr. Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golod-<br />

7 12 Beiziehung von Akten <strong>de</strong>r Abteilung<br />

kowski<br />

„Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe" <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Direktorats<br />

„Son<strong>de</strong>rvermögen" <strong>de</strong>r<br />

19 33 Anfor<strong>de</strong>rung eines schriftlichen <strong>Bericht</strong>s<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>r Fi-<br />

Treuhandanstalt mit Bezug zum Un- nanzen über die von ihm aus <strong>de</strong>m Artersuchungsauftrag<br />

beitsbereich Kommerzielle Koordinie-<br />

8 12 Beiziehung von Akten <strong>de</strong>r Effect-Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH<br />

mit Bezug zum Untersuchungsauftrag<br />

rung nach <strong>de</strong>m 3. Oktober 1990 übernommenen<br />

Akten <strong>und</strong> Wertgegenstän<strong>de</strong><br />

9 12 Beiziehung von Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums<br />

<strong>de</strong>r Finanzen mit Bezug<br />

zum Untersuchungsauftrag<br />

20 34 Beiziehung <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschriften über<br />

die vom B<strong>und</strong>esnachrichtendienst vorgenommenen<br />

Befragungen von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski beim B<strong>und</strong>es-<br />

10 12 Beiziehung von Akten <strong>de</strong>s General- nachrichtendienst<br />

b<strong>und</strong>esanwaltes (Beobachtungsvorgang<br />

betreffend Dr. Schalck-Golodkowski)<br />

21 35 Beiziehung <strong>de</strong>r Protokolle über die Sitzungen<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates <strong>de</strong>r DDR<br />

einschließlich <strong>de</strong>r dort gefaßten Be-<br />

11 12 Beiziehung von Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es- schlüsse bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

kanzleramts mit Bezug zum Untersuchungsauftrag<br />

22 36 Anfor<strong>de</strong>rung eines schriftlichen <strong>Bericht</strong>s<br />

beim B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Fi-<br />

12 12 Beiziehung von Akten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

(Akten <strong>de</strong>r staatlichen Finanzrevision<br />

<strong>de</strong>r DDR-Regierung; Aknanzen<br />

über die Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank<br />

(DHB), die Eigentumsverhältnisse<br />

bezüglich dieser Bank sowohl<br />

ten <strong>de</strong>r Kommission zur Untersuchung<br />

vor als auch nach <strong>de</strong>m 3. Oktober<br />

von Korruption <strong>und</strong> Amtsmißbrauch)<br />

1990, <strong>de</strong>ren Organisationen, ihre Akti-<br />

610


B2<br />

ADrs.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

vitäten <strong>und</strong> die für die Bank verant- <strong>und</strong> <strong>Bericht</strong>sakten <strong>de</strong>s Zollfahndungwortlich<br />

Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n (Vorstand, Pro- dienstes, <strong>de</strong>s Zollkriminalinstitutes<br />

kuristen) in <strong>de</strong>r Vergangenheit <strong>und</strong> in <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Oberfinanzdirektionen<br />

23 38<br />

<strong>de</strong>r Gegenwart sowie eine Auflistung<br />

<strong>de</strong>r Beteiligungen <strong>de</strong>r Bank<br />

Anfor<strong>de</strong>rung eines schriftlichen <strong>Bericht</strong>s<br />

<strong>de</strong>s Auswärtigen Amtes zu <strong>de</strong>r<br />

Frage, wer seit 1966 die Leiter <strong>de</strong>r<br />

Auslandsvertretungen <strong>de</strong>r DDR sowie<br />

die in <strong>de</strong>n jeweiligen Vertretungen für<br />

<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l zuständigen Personen<br />

waren <strong>und</strong> zwar bezüglich <strong>de</strong>r Vertretungen<br />

<strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn, die<br />

jetzt <strong>de</strong>r EG angehören sowie in <strong>de</strong>r<br />

Schweiz, Lichtenstein, Österreich,<br />

33<br />

34<br />

41<br />

32<br />

Informatorische Anhörung <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbeauftragten<br />

für die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen Staatssicherheitsdienstes,<br />

Joachim Gauck<br />

Informatorische Anhörung von Dr.<br />

Hinrich Strecker, Gruppe Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

im Unternehmensbereich<br />

2 <strong>de</strong>r Treuhandanstalt, <strong>und</strong> Dr.<br />

Josef Dierdorf, Direktorat Übriges<br />

Son<strong>de</strong>rvermögen im Unternehmensbereich<br />

6 <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

USA, Kanada, Japan, Chile <strong>und</strong> auf<br />

<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rländischen Antillen<br />

35 4 Zeugenvernehmung von Klaus Bölling,<br />

Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Vertretung<br />

24 39 Anfor<strong>de</strong>rung eines schriftlichen Be- <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in<br />

richts <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes zu <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r DDR von Februar 1981 bis Mai<br />

Frage, wer die Leiter <strong>de</strong>r Ständigen<br />

1982<br />

Vertretung <strong>de</strong>r DDR bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> wer die in <strong>de</strong>r<br />

Ständigen Vertretung für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l<br />

36 5 Zeugenvernehmung von Günther<br />

Gaus, ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r Ständi-<br />

zuständigen Personen waren<br />

gen Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in <strong>de</strong>r DDR von 1974 bis<br />

25 40 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Staatsan- 1981<br />

waltschaft Berlin-Tiergarten<br />

(Az: 1 St Js 70/82)<br />

37 6 Zeugenvernehmung von Wilhelm Ba-<br />

stian, ehemaliger Stellvertreter <strong>de</strong>s<br />

26 44 Beiziehung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Untersuchungs- Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l; Dr. Ger-<br />

gegenstand betreffen<strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s hard Beil, ehemals Minister für Außen-<br />

Polizeipräsi<strong>de</strong>nten in Berlin - Direkti- han<strong>de</strong>l; Dr. Kurt Fenske, ehemaliger<br />

on Spezialaufgaben <strong>de</strong>r Verbrechens- Staatssekretär <strong>und</strong> 1. Stellvertreter<br />

bekämpfung (VB B I) <strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l; Dr.<br />

27<br />

28<br />

45<br />

45<br />

Beiziehung von Akten, die <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

zum Untersuchungsgegenstand<br />

als <strong>Bericht</strong>sakten <strong>und</strong> in<br />

Form von Statusberichten vorliegen<br />

Beiziehung von Akten, die <strong>de</strong>m Bun-<br />

Oskar Fischer, ehemals Minister für<br />

auswärtige Angelegenheiten; Claus<br />

Gädt, ehemaliger Stellvertreter <strong>de</strong>s<br />

Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l; Werner<br />

Grossmann, ehemals Generalleutnant<br />

<strong>und</strong> Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers im Mi<strong>de</strong>sministerium<br />

<strong>de</strong>r Justiz zum Unter- nisterium für Staatssicherheit; Egon<br />

suchungsgegenstand als <strong>Bericht</strong>sak- Krenz, ehemaliger Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

ten <strong>und</strong> in Form von Statusberichten<br />

vorliegen<br />

Staatsrats <strong>und</strong> Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>de</strong>r SED; Dietrich Lemke, ehemaliger<br />

29<br />

30<br />

45<br />

45<br />

Beiziehung von Akten, die <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern zum Untersuchungsgegenstand<br />

als <strong>Bericht</strong>sakten<br />

<strong>und</strong> in Form von Statusberichten<br />

vorliegen<br />

Beiziehung von Akten, die <strong>de</strong>m Bun-<br />

Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l;<br />

Hans-Ulrich Metzler, ehemaliger<br />

Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l;<br />

Christian Meyer, ehemaliger<br />

Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l;<br />

Dr. Günter Mittag, ehemaliges<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>r SED,<br />

<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>r Finanzen zum Un- Erich Mielke, ehemals Armeegneral<br />

tersuchungsgegenstand als <strong>Bericht</strong>s- <strong>und</strong> Minister im Ministerium für<br />

akten <strong>und</strong> in Form von Statusberich- Staatssicherheit sowie Mitglied im Poten<br />

vorliegen litbüro <strong>de</strong>s Zentralkomitees <strong>de</strong>r SED;<br />

31 45 Beiziehung von Akten, die <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft zum<br />

Untersuchungsgegenstand als <strong>Bericht</strong>sakten<br />

<strong>und</strong> in Form von Statusberichten<br />

vorliegen<br />

Rudolf Mittig, ehemals Generaloberst<br />

<strong>und</strong> Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers im Ministerium<br />

für Staatssicherheit; Dr.<br />

Hans Modrow, ehemaliger Ministerpräsi<strong>de</strong>nt;<br />

Dr. Gerhard Neiber, ehemals<br />

Generalleutnant <strong>und</strong> Stelivertre-<br />

32 46 Beiziehung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Untersuchungs- ter <strong>de</strong>s Ministers im Ministerium für<br />

gegenstand betreffen<strong>de</strong>n Ermittlungs- Staatssicherheit; Thomas Neubert,


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

B2<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

ehemaliger Staatssekretär im Ministe- Helga Rosenberg, Funktionärin <strong>de</strong>r<br />

rium für Außenhan<strong>de</strong>l; Dieter Priezel, Deutschen Kommunistischen Partei<br />

ehemaliger Stellvertreter <strong>de</strong>s Mini- bis März 1990 mit <strong>de</strong>m Aufgabenge-<br />

sters für Außenhan<strong>de</strong>l; Dr. Alexan<strong>de</strong>r biet B<strong>und</strong>es-, Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong> Kommu-<br />

Schalck-Golodkowski, ehemaliger nalpolitik, seither Mitglied <strong>de</strong>s Spre-<br />

Staatssekretär im Ministerium für Au- cherates <strong>de</strong>r Deutschen Kommunisti-<br />

ßenhan<strong>de</strong>l; Gerhard Schönherr, ehe- schen Partei;<br />

mals Generalmajor <strong>und</strong> Stellvertreter Karl-Heinz Schrö<strong>de</strong>r, bis März 1990<br />

<strong>de</strong>s Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l; Dr. Funktionär <strong>de</strong>r Deutschen Kommuni-<br />

Wolfgang Schwanitz, ehemals Gene- stischen Partei;<br />

ralleutnant <strong>und</strong> Stellvertreter <strong>de</strong>s Mi- Heinz Stehr, bis März 1990 Funktionär<br />

nisters im Ministerium für Staatssi- <strong>de</strong>r Deutschen Kommunistischen Par-<br />

cherheit; Dr. Eduard Schwierz, ehema- tei mit <strong>de</strong>m Aufgabengebiet Wirt-<br />

liger Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für schafts-, Sozial- <strong>und</strong> Technologiepoli-<br />

Außenhan<strong>de</strong>l; M. Sei<strong>de</strong>l, Stellvertreter tik, Betriebe <strong>und</strong> Gewerkschaften,<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski; Jochen seither Mitglied <strong>de</strong>s Sprecherrates <strong>de</strong>r<br />

Steyer, ehemaliger Stellvertreter <strong>de</strong>s Deutschen Kommunistischen Partei;<br />

Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l; Willi Ellen Weber, stellvertreten<strong>de</strong> Vorsit-<br />

Stoph, ehemaliger Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s zen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Deutschen Kommunisti-<br />

Ministerrats schen Partei bis März 1990<br />

38 7 Zeugenvernehmung von<br />

Dr. Andrè B rie, stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r PDS; Marlies Deneke,<br />

stellvertreten<strong>de</strong> Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r PDS;<br />

Dr. Gregor Gysi, MdB, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r PDS; Dr. Hans Modrow, MdB, Ehrenvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r PDS <strong>und</strong> früher<br />

42 11 Zeugenvernehmung von Hans-Jürgen<br />

Kölling, früherer Fahrer <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

DKP-Chefs Herbe rt Mies;<br />

Gerda Mies, Ehefrau <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

DKP-Vorsitzen<strong>de</strong>n Herbert Mies;<br />

Heinz Nieth, Solingen<br />

stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r 43 14 Informatorische Anhörung <strong>de</strong>s Bun-<br />

PDS; Wolfgang Pohl, stellvertreten<strong>de</strong>r <strong>de</strong>sministers <strong>de</strong>r Finanzen o.V.i.A.<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r PDS; sowie <strong>de</strong>r wei- über Erkenntnisse zum Stand von aufteren<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Präsidiums <strong>de</strong>r klärung, Feststellung <strong>und</strong> Übernahme<br />

PDS Dr. Helga Adler; Bärbel Adam; <strong>de</strong>r Vermögens- <strong>und</strong> Beteiligungswer-<br />

Prof. Dr. Lothar Bisky; Rainer Börner; te <strong>de</strong>r früheren SED <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR<br />

39 8<br />

Prof. Dr. Helmar Hegewald; Klaus<br />

Höpcke; Bernd Meier; Prof. Dr. Klaus<br />

Steinitz; Dr. Jochen Willerdings<br />

Zeugenvernehmung <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r SED/PDS Bezirksvorstän<strong>de</strong> Heinz<br />

Albrecht; Peter Biel; Roland Claus Dr.;<br />

44 15 Informatorische Anhörung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministers<br />

<strong>de</strong>r Justiz o.V.i.A. über<br />

seine tatsächlichen <strong>und</strong> rechtlichen<br />

Erkenntnisse zum Untersuchungsgegenstand<br />

Hans-Joachim Hahn; Dr. Norbe rt Kert- 45 16 Informatorische Anhörung von Staatsscher;<br />

Prof. Dr. Herbert Kroker; Bernd Sekretär Dr. Neusel, B<strong>und</strong>esministeri-<br />

Meier; Peter Pechauf; Ul rich Peck; um <strong>de</strong>s Innern über seine Erkennt-<br />

Wolfgang Pohl; E rich Postler; Wolf- pisse zum Untersuchungsgegenstand<br />

40 9<br />

gang Thiel; Heinz Vietze; Roland Wötzel;<br />

Jürgen Zelm<br />

Zeugenvernehmung von Waltraud Lisowski,<br />

Mitarbeiterin von Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski<br />

46 17 Informatorische Anhörung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministers<br />

Dr. Lutz Stavenhagen als<br />

Koordinator <strong>de</strong>r Nachrichtendienste<br />

über seine Erkenntnisse zum Untersuchungsgegenstand<br />

41 10 Zeugenvernehmung von<br />

Anne Frohnweiler, seit März 1990 Mitglied<br />

<strong>de</strong>s Sprecherrates <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Kommunistischen Partei;<br />

Herbert Mies, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Deut-<br />

47 19 Zeugenvernehmung von Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski, ehemaliger<br />

Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

schen Kommunistischen Partei bis<br />

März 1991;<br />

Rolf Priemer, bis März 1990 Funktionär<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Kommunistischen<br />

Partei mit <strong>de</strong>m Aufgabengebiet Orga-<br />

48 22 Zeugenvernehmung von Konrad Porzner,<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

(BND); Hans-Georg Wieck,<br />

ehemaliger Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s BND<br />

nisations- <strong>und</strong> Personalpolitik, seither 49 23 Zeugenvernehmung von Dr. Heinzen-<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Sprecherrates <strong>de</strong>r Deut- berg, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Effect-Verschen<br />

Kommunistischen Partei; mögensverwaltungsgesellschaft mbH


BB<br />

12- ADrs.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

50 24 Zeugenvernehmung von<br />

Dr. Philipp Jenninger, ehem. Chef <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramtes;<br />

Dr. Lothar <strong>de</strong> Maiziére Stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CDU ;<br />

Max Streibl Ministerpräsi<strong>de</strong>nt von<br />

Dr. Wolfgang Schäuble, ehem. Chef Bayern;<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes <strong>und</strong> Ver-<br />

Dr. Theo Waigel, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

handlungspartner von Dr. Alexan<strong>de</strong>r CSU<br />

Schalck-Golodkowski, auch als späterer<br />

B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>s Innern;<br />

Prof. Wal<strong>de</strong>mar Schreckenberger,<br />

ehem. Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes<br />

<strong>und</strong> Koordinator <strong>de</strong>r Geheimdienste;<br />

Dr. Lutz Stavenhagen, ehem. Staatsur.<br />

beim B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

57 29 Zeugenvernehmung von<br />

Birgit Breuel, Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r Treuhandanstalt,<br />

davor als Vorstandsmitglied<br />

<strong>de</strong>r Treuhand zuständig für die<br />

Abteilung Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt;<br />

Dr. Josef Dierdorf, Leiter <strong>de</strong>s Direkt-<br />

51 25 Zeugenvernehmung von orats Son<strong>de</strong>rvermögen bei <strong>de</strong>r Treu-<br />

Karl-Heinz Gerstenberger, ehemals handanstalt;<br />

Berater <strong>de</strong>r „Kommission <strong>de</strong>s DDR- Dr. Hinrich Strecker, Leiter <strong>de</strong>r Abtei-<br />

Ministerrates zur Untersuchung von lung Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>r Treu-<br />

Korruption <strong>und</strong> Amtsmißbrauch " 1 da- handanstalt;<br />

nach Mitarbeiter <strong>de</strong>r Berliner Han- Dr. Theo Waigel, B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>is- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft Finanzen<br />

mbH (BHFG);<br />

Willi Lin Lin<strong>de</strong>mann, ehemals Leiter <strong>de</strong>r<br />

„Kommission <strong>de</strong>s DDR-Ministerrates<br />

zur Untersuchung von Korruption <strong>und</strong><br />

Amtsmißbrauch", danach Rechtsberater<br />

<strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG);<br />

Jochen Steyer, ehemals Stellvertreter<br />

von DDR-Außenhan<strong>de</strong>lsminister Beil,<br />

danach Geschäftsführer <strong>de</strong>r Berliner<br />

Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG);<br />

Dieter Uhlig, ehemals Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Allgemeine Han<strong>de</strong>lspolitik bei<br />

<strong>de</strong>r KoKo, danach 2. Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzie-<br />

58 47 Anfor<strong>de</strong>rung einer schriftlichen Mitteilung<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministesriums <strong>de</strong>r<br />

Finanzen zu <strong>de</strong>r Frage, welche Erkenntnisse<br />

über die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH vorliegen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

wann <strong>und</strong> zu welchem Geschäftszweck<br />

sie gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n<br />

ist, woher sie ihre Han<strong>de</strong>lsware bezog,<br />

wer die Verantwortlichen für die Geschäftsführung<br />

<strong>und</strong> die Aufsicht waren,<br />

wann die Kunst- <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH liquidiert wur<strong>de</strong>, was mit <strong>de</strong>n<br />

Erlösen geschehen ist <strong>und</strong> wer in <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren Geschäftsführer bzw.<br />

Liquidator war<br />

rungsgesellschaft mbH (BHFG) 59 48 Anfor<strong>de</strong>rung einer schriftlichen Mit-<br />

52<br />

53<br />

54<br />

26<br />

27<br />

30<br />

Zeugenvernehmung von Günter Forgber,<br />

ehemals tätig für die Firma G.<br />

Forgber, die im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung u.a. für <strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

zuständig war, jetzt Mehrheitsgesellschafter<br />

<strong>de</strong>r Export Contact<br />

Zeugenvernehmung <strong>de</strong>r Verantwortlichen<br />

<strong>de</strong>r Firmen Gebrü<strong>de</strong>r März AG,<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Firma Moksel, Andreas März,<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gebrü<strong>de</strong>r<br />

März AG; Willi März, Aufsichtsratsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Gebrü<strong>de</strong>r März AG;<br />

Rodo Schnei<strong>de</strong>r, Vorstandsmitglied<br />

<strong>de</strong>r Firma Moksel; Alexan<strong>de</strong>r Moksel,<br />

Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Firma Moksel<br />

Zeugenvernehmung von Michael Wischniewski,<br />

ehemaliger Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Firma F.C. Gerlach<br />

60 49<br />

teilung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eministeriums <strong>de</strong>r Finanzen<br />

zu <strong>de</strong>r Frage, welche Erkenntnisse<br />

über die IMES GmbH bestehen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re wann <strong>und</strong> zu welchem<br />

Geschäftszweck sie gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n<br />

ist, wer die Verantwortlichen für<br />

die Geschäftsführung <strong>und</strong> die Aufsieht<br />

waren, wann die IMES GmbH liquidiert<br />

wur<strong>de</strong>, was mit <strong>de</strong>n Erlösen<br />

geschehen ist <strong>und</strong> wer in <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahren Geschäftsführer bzw. Liquidator<br />

war<br />

Anfor<strong>de</strong>rung eines schriftlichen <strong>Bericht</strong>s<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>s Innern<br />

über die Abhängigkeit <strong>de</strong>r DKP<br />

von <strong>de</strong>r DDR bzw. SED sowie über<br />

DKP-eigene bzw. DKP-abhängige Unternehmen,<br />

<strong>de</strong>ren Organisation, ihre<br />

Aktivitäten <strong>und</strong> die für diese verant-<br />

55<br />

56<br />

37<br />

28<br />

Zeugenvernehmung von Konrad<br />

Weiß, MdB<br />

Zeugenvernehmung von<br />

Dr. Helmut Kohl, B<strong>und</strong>eskanzler <strong>de</strong>r 61 50<br />

wortlich Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n (Vorstand, Prokuristen)<br />

sowie eine Auflistung ihrer<br />

Beteiligungen<br />

Zeugenvernehmung von<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland;<br />

Dr. Eckhard Werthebach, Präsi<strong>de</strong>nten


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungs- <strong>de</strong>re Aufgaben <strong>und</strong> Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esschutz;<br />

kanzleramtes <strong>und</strong> Ignaz Kiechle,<br />

Gerhard Boe<strong>de</strong>n, ehemaliger Präsi- ehem. B<strong>und</strong>esminister für Ernährung,<br />

<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfas- Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten<br />

sungsschutz;<br />

N.N. Geschäftsführer <strong>de</strong>r Firma Chemoplast<br />

in <strong>de</strong>n 70er Jahren<br />

70 59 Zeugenvernehmung von<br />

Dr. Thomas G<strong>und</strong>elach, früherer Persönlicher<br />

Referent <strong>de</strong>s damaligen<br />

62 51 Anfor<strong>de</strong>rung eines schriftlichen Be- Staatsministers Dr. Jenninger;<br />

richts <strong>de</strong>r Treuhandanstalt zu <strong>de</strong>r Fra- Dr. Philipp Jenniger, ehemaliger<br />

ge, welche Konten die damaligen In- Staatsminister im B<strong>und</strong>eskanzleramt;<br />

<strong>und</strong> Auslandsfirmen <strong>de</strong>s Bereichs Dr. Holger Pfahls, ehemaliger Präsi-<br />

Kommerzielle Koordinierung beim <strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfas-<br />

Zentralkomitee <strong>de</strong>r SED bei welchen sungsschutz;<br />

In- <strong>und</strong> Auslandsbanken unterhielten, Hans-Georg Wieck, früherer Präsi<strong>de</strong>nt<br />

welche Geldbewegungen über diese <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

Konten in <strong>de</strong>n Zeiträumen 1985 bis<br />

1990 abgewickelt wur<strong>de</strong>n, welche<br />

Barzahlungen an die damaligen In<strong>und</strong><br />

Auslandsfirmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung o<strong>de</strong>r von<br />

diesen Firmen entwe<strong>de</strong>r innerhalb <strong>de</strong>r<br />

früheren DDR o<strong>de</strong>r ins damalige Ausland<br />

geleistet wur<strong>de</strong>n<br />

71 60 Zeugenvernehmung von<br />

Dr. Gerhard Beil, früherer Minister für<br />

Außenwirtschaft <strong>de</strong>r DDR;<br />

Dr. Peter Diestel, früherer Minister <strong>de</strong>s<br />

Innern <strong>de</strong>r DDR<br />

Lothar <strong>de</strong> Maiziere, früherer Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>r DDR<br />

63 52 Beiziehung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

über <strong>de</strong>n Verkauf früherer<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe aus <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>de</strong>r SED<br />

72 61 Zeugenvernehmung von<br />

Dr. Peter Gauweiler, ehemaliger<br />

Staatsminister für Lan<strong>de</strong>sentwicklung<br />

<strong>und</strong> Umweltfragen <strong>de</strong>s Freistaates<br />

Bayern;<br />

Gerold Tandler, früherer Staatsmini-<br />

64 52 Beiziehung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>r Treu- ster <strong>de</strong>s Freistaates Bayern;<br />

handanstalt an <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esminister Dr. Max Strauß, Rechtsanwalt in Mün<strong>de</strong>r<br />

Finanzen über die Geschäftstätig- chen;<br />

keit <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finan- Hans Ziegler, früherer Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s<br />

zierungsgesellschaft (BHFG) vom bayerischen Lan<strong>de</strong>samtes für Verfas-<br />

Frühjahr 1990 sungsschutz<br />

65 52 Beiziehung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es- 73 62 Zeugenvernehmung von Meta Blesnachrichtendienstes<br />

zur „Tätigkeit sing, frühere Leiterin <strong>de</strong>r Hauptabtei<strong>de</strong>s<br />

früheren Leiters <strong>de</strong>s Bereichs lung II <strong>de</strong>s Arbeitsbereichs Kommer-<br />

Kommerzielle Koordinierung" Dr. Ale- zielle Koordinierung; Joachim Farken,<br />

xan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>r als früherer Direktor <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lszusammenfassen<strong>de</strong>r<br />

<strong>Bericht</strong>" <strong>de</strong>m betriebs Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten; Gün-<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt vorliegen soll ther Forgber, früherer Geschäftsführer<br />

66 66 Informatorische Anhörung von Konrad<br />

Porzner, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

(BND) gebeten,<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß in einer<br />

informatorischen Anhörung über seine<br />

Erkenntnisse zu berichten sowie zu<br />

erläutern, weshalb <strong>de</strong>r BND eine vertrauliche<br />

Behandlung <strong>de</strong>r Vermerke<br />

über die Befragung von Schalck-Golodkowski<br />

durch <strong>de</strong>n BND für erfor<strong>de</strong>rlich<br />

hält<br />

<strong>de</strong>r Firma Forgber, Berlin; Karl-Heinz<br />

Gerstenberger, früherer Berater <strong>de</strong>r<br />

Kommission <strong>de</strong>s DDR-Minsiterrate zur<br />

Untersuchung von Korruption <strong>und</strong><br />

Amtsmißbrauch; Dr. Claus-Dieter Junge,<br />

früherer Generaldirektor <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebs<br />

Schiffscommerz,<br />

Rostock; Dr. Herta König, früherer stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Minister für Außenwirt-<br />

Schaft <strong>de</strong>r DDR; Waltraud Lisowski, frühere<br />

Geschäftsführerin <strong>de</strong>r Effect-Vermögensverwaltunggesellschaft<br />

mbH,<br />

67 56 Zeugenvernehmung von Simon Gol- zuvor Geschäftsführerin <strong>de</strong>r BHFG;<br />

<strong>de</strong>nberg, Kaufmann Willi Lin<strong>de</strong>mann, früherer Leiter <strong>de</strong>r<br />

68 57 Zeugenvernehmung von Ludwig Huber,<br />

ehemaliger Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Bayerischen<br />

Lan<strong>de</strong>sbank<br />

DDR-Kommission gegen Korruption<br />

<strong>und</strong> Amtsmißbrauch; Gerhard Ronnenberger,<br />

früherer Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 30 <strong>de</strong>r Hauptab-<br />

69 58 Zeugenvernehmung von Rudolf Sei- teilung III <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

ters, ehem. B<strong>und</strong>sminister für beson- Koordinierung; Manfred Sei<strong>de</strong>l, frühe-


BB<br />

ADrs.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

rer Stellvertreter <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s Ar- 81 74 Zeugenvernehmung von Dr. Martin<br />

beitsbereiches Kommerzielle Koordi- Bangemann, ehemaliger F.D.P.-Vorsitnierung;<br />

Jochen Steyer, früherer stell- zen<strong>de</strong>r <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esminister für Wirtvertreten<strong>de</strong>r<br />

Minister für Außenhan<strong>de</strong>l schaft<br />

in <strong>de</strong>r DDR; Willy Steinebach, früherer<br />

Direktor <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebs<br />

INTRAC; Gerhard Schürer, früherer<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r staatlichen Planungskommission<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Mitglied <strong>de</strong>s<br />

82 75 Zeugenvernehmung von Dr. Gerhard<br />

Stoltenberg, CDU-Politiker <strong>und</strong> ehe -<br />

maliger B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>r Finanzen<br />

<strong>und</strong> Dr. Rainer Barzel, CDU-Politiker<br />

<strong>und</strong> ehemaliges Regierungsmitglied<br />

Politbüros <strong>de</strong>r SED; Dieter Uhlig, frü-<br />

herer Abteilungsleiter <strong>de</strong>s Bereichs 83 76 Zeugenvernehmung von Ralf Geist-<br />

Kommerzielle Koordinierung; Johan- hardt, ehemaliger CDU-Abgeordneter<br />

nes Walter, früherer Leiter <strong>de</strong>s IMES- <strong>de</strong>r DDR-Volkskammer<br />

Zweigbetriebs Rostock; Klaus Wenzel,<br />

Direktor <strong>de</strong>s Hotels Neptun in Rostock;<br />

Erhard Wiechert, früherer Direktor <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH, Berlin; Michael Wi-<br />

84 77 Zeugenvernehmung von Hans-Dietrich<br />

Genscher, ehemaliger F.D.P.-Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>s<br />

Auswärtigen<br />

schniewski, alias Hersch Libermann,<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Firma F.C. Gerlach; 85 78 Zeugenvernehmung von Joachim<br />

Feodor Ziesche, früherer stellvertre- Philipp, ehemaliger BND-Oberst <strong>und</strong><br />

ten<strong>de</strong>r Generaldirektor <strong>de</strong>r Außenhan- später Mitarbeiter eines p rivaten Si-<br />

<strong>de</strong>lsbetriebe Intrac <strong>und</strong> Transinter cherheitsunternehmens<br />

74 63 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Staatsan- 86 79 Zeugenvernehmung von Dr. Manfred<br />

waltschaft Hamburg, zum To<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Burgdorf, Angehöriger <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esfrüheren<br />

Geschäftsführers <strong>de</strong>r Ri- nachrichtendienstes<br />

chard Ihle GmbH, Uwe Harms, im<br />

März 1987<br />

87 80 Zeugenvernehmung von Dr. Hermann<br />

Jung, Mitarbeiter <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzler-<br />

75 63 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Staatsan- amtes<br />

waltschaft Berlin, die von ihr aus <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>esarchiv, Zweigstelle Coswig,<br />

zum Bereich: Kommerzielle Koordinierung<br />

beigezogen wur<strong>de</strong>n<br />

88 81 Zeugenvernehmung von Dr. Hans-<br />

Jürgen Förster, Mitarbeiter <strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts<br />

76<br />

77<br />

78<br />

63<br />

63<br />

65<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Berlin zu ihrem Ermittlungsverfahren<br />

wegen Devisenvergehen<br />

gegen das Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r<br />

Moksel AG, Karl Heinz Steen<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Berlin aus <strong>de</strong>m Ermittlungsverfahren<br />

gegen Simon Gol<strong>de</strong>nberg<br />

Zeugenvernehmung von Freya Barschel,<br />

Witwe <strong>de</strong>s verstorbenen Minsterpräsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein,<br />

Dr. Uwe Barschel; Kurt<br />

Neckel, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Firma Intermar<br />

GmbH, Rosenheim; Karl Heinz<br />

89<br />

90<br />

91<br />

92<br />

82<br />

83<br />

87<br />

88<br />

Zeugenvernehmung von Alexan<strong>de</strong>r<br />

von Stahl, ehemaliger Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

Zeugenvernehmung von N. N. Lehmann,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS<br />

<strong>de</strong>r DDR<br />

Zeugenvernehmung von Hans Carlsohn,<br />

ehemaliger Gen. Ltr. beim Ministerium<br />

für Staatssicherheit <strong>und</strong> dort<br />

zuständig für die Überwachung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Zeugenvernehmung von Detlef von<br />

<strong>de</strong>r Stück, ehemaliger Geschäftsführer<br />

<strong>und</strong> jetzt Besitzer <strong>de</strong>r KoKo-Firma<br />

INTEMA in Essen<br />

Steen, Buchloe, Leiten<strong>de</strong>r Angestellter<br />

<strong>de</strong>r Moksel AG<br />

93 89 Zeugenvernehmung von Manfred<br />

Wolf, ehemaliger Direktor <strong>de</strong>s Außen-<br />

79 68 Zeugenvernehmung von Egon Franhan<strong>de</strong>lsbetriebs<br />

Nahrung <strong>de</strong>r DDR<br />

ke, früherer B<strong>und</strong>esminister für inner<strong>de</strong>utsche<br />

Beziehungen sowie Ludwig<br />

A. Rehlinger, früherer Staatssekretär<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums für inner<strong>de</strong>utsche<br />

Beziehungen<br />

94 90 Zeugenvernehmung von Dr. Julius<br />

Cebulla, ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Verkehr beim ZK <strong>de</strong>r SED; Frie<strong>de</strong>l<br />

Trappen, ehemaliger leiten<strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr<br />

80 72 Zeugenvernehmung von Wolfgang<br />

beim ZK <strong>de</strong>r SED<br />

Berghofer, ehemaliger Oberbürger- 95 93 Zeugenvernehmung von N.N. Polze,<br />

meister <strong>de</strong>r Stadt Dres<strong>de</strong>n <strong>und</strong> enemaliger<br />

SED-Politiker<br />

ehemaliger Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r DDR-Staatsbank


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

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Inhalt<br />

96 94 Zeugenvernehmung von Peter Przy- be, Gutachterin für Kunst <strong>und</strong> Kulturbyiski,<br />

ehemaliger Pressesprecher <strong>de</strong>s gut, Dittrich <strong>und</strong> Eckehard Ben<strong>de</strong>r als<br />

Generalstaatsanwaltes <strong>de</strong>r DDR Sachgebietsleiter bzw. Sachbearbeiter<br />

97 96 Zeugenvernehmung von Karl-Heinz<br />

Neukamm, Vertreter <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werkes in Berlin<br />

<strong>de</strong>s Rats <strong>de</strong>r Stadt Potsdam - Abtei -<br />

lung Finanzen - Referat Steuern -;<br />

Joachim Gaul, Fritz-F. Willms, Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR; In-<br />

98 97 Zeugenvernehmung von Prof. Gut- grid Bera, Mitarbeiterin <strong>de</strong>r Zollvermann,<br />

Schwager <strong>de</strong>s Dr. Alexan<strong>de</strong>r waltung <strong>de</strong>r DDR, Thomas Strehler,<br />

Schalck-Golodkowski N.N. Lindner, Angehöriger <strong>de</strong>s Volks-<br />

99 98 Zeugenvernehmung von Rechtsauwalt<br />

Dr. Wolfgang Vogel, ehemaliger<br />

Beauftragter <strong>de</strong>r DDR-Regierung in<br />

humnitären Angelegenheiten<br />

polizeikreisamtes Leipzig, N.N. Bornkessel,<br />

N.N. Bettzieche, N.N. Hesse,<br />

N.N. Höckner, N.N. Köpping, N.N.<br />

Schreiber, N.N. Würker, sämtl. Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Konfliktkommission <strong>de</strong>s<br />

100 99 Zeugenvernehmung von Holger Bahl, VEB-Nachrichtenanlagenbau Leipzig;<br />

ehemaliger Direktor <strong>de</strong>r Bank für Kre- Rita Garcke, Roland Simmchen, zu -<br />

dit <strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>l, Zürich ständiger Abteilungsleiter <strong>de</strong>r Abtei -<br />

101 100 Zeugenvernehmung von Sigrid<br />

Schalck-Golodkowski, ehemalige Angestellte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

lung Finanzen - Steuern, Magistrat<br />

von Berlin, Ing.-oec. Holger D. Frie<strong>de</strong>l,<br />

Dr. Dietmar Keller, früherer Minister<br />

für Kultur <strong>de</strong>r DDR; Werner Schmeichler,<br />

Leiter <strong>de</strong>r Kulturschutzgutkom-<br />

102 105 Zeugenvernehmung von Egon Bahr, mission <strong>de</strong>s Ministeriums für Kultur<br />

B<strong>und</strong>esminister a.D.; Gunter Huonker, <strong>de</strong>r DDR; Dr. Ing. Werner Vogel als<br />

Staatsminister a.D.; Hans-Jürgen Wi- Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst- <strong>und</strong> Antiquitäschnewski,<br />

B<strong>und</strong>esminister a.D. <strong>und</strong> ten GmbH i.L.<br />

Staatsminister a.D. 2. Beiziehung <strong>de</strong>r einschlägigen Ak-<br />

103 106 Zeugenvernehmung von Alfred Seidl,<br />

ehemaliger Innenminister <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Bayern<br />

ten <strong>und</strong> Unterlagen <strong>de</strong>r zuständigen<br />

genannten Stellen <strong>de</strong>s Staatsapparats<br />

<strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung einschließlich <strong>de</strong>r<br />

104 109 Beiziehung <strong>de</strong>r seit 1966 entstan<strong>de</strong>- Kunst- <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH sowie<br />

nen Akten <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>r SED <strong>de</strong>r nachgenannten Personen zu folbeim<br />

Vorstand <strong>de</strong>r PDS gen<strong>de</strong>n Einzelfällen:<br />

105 110 Anfor<strong>de</strong>rung einer schriftlichen Mitteilung<br />

von Prof. Dr. Jutta Limbach, Senatorin<br />

für Justiz Berlin zu <strong>de</strong>r Frage, wie<br />

<strong>de</strong>r gegenwärtige Stand <strong>de</strong>r Aufklärung<br />

<strong>de</strong>s Verbleibs <strong>de</strong>r „Schalck-Akten"<br />

ist, die von ihm angeblich in fünf<br />

Koffern verpackt an Rechtsanwalt Vogelübergebenwor<strong>de</strong>nwaren<br />

a) <strong>de</strong>r Einziehung einer peruanischen<br />

Metallplastik durch die DDR-Zollverwaltung<br />

Bautzen, Stützpunkt Görlitz,<br />

Einziehungs-Bescheid B 016 128 vom<br />

1. Februar 1988, Gebührenfestsetzungsbescheid<br />

B 006 394,<br />

b) <strong>de</strong>s staatlichen Notariats Potsdam<br />

(Stadt), zur Nachlaßsache Schwartz,<br />

Aktenzeichen 7-60-431-85, <strong>de</strong>r Bärbel<br />

106 111 Zeugenvernehmung von Prof. Dr. Schlaebe, betreffend das Zweitwert -<br />

Horst Ehmke, B<strong>und</strong>esminister a.D. gutachten über <strong>de</strong>n Nachlaß <strong>de</strong>r Frau<br />

107 112 Zeugenvernehmung von Albert Ahrfels,<br />

Angehöriger <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes;<br />

Dr. Manfred Burgdorf,<br />

Angehöriger <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendiesntes;<br />

Volker Foertsch, Angehöriger<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichten -<br />

dienstes; Joachim Phillip, ehemaliger<br />

Angehöriger <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichten -<br />

dienstes <strong>und</strong> Inhaber <strong>de</strong>r Bewachungsfirma<br />

„Securion"; Jürgen Simhardt,<br />

Angehöriger <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

Johanna-Margarete Schwartz, <strong>de</strong>s<br />

Rats <strong>de</strong>r Stadt Potsdam, Abteilung Finanzen<br />

- Referat Steuern - zur Erbschaftsteuerfestsetzung<br />

betreffend<br />

<strong>de</strong>n Nachlaß <strong>de</strong>r Frau Johanna-Margarete<br />

Schwartz, Steuer-Nr. 0432-50-<br />

2607; <strong>de</strong>s Staatlichen Kunsthan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r<br />

DDR, Antiquitäten-Galerie Potsdam,<br />

zum Verkauf <strong>de</strong>s Nachlasses nach <strong>de</strong>r<br />

Johanna-Margarete Schwartz durch<br />

Christine Jape;<br />

c) <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR, Bezirksverwaltung<br />

Mag<strong>de</strong>burg, Grenz-<br />

108 113 1. Zeugenvernehmung von Hermann zollamt Marienborn/Autobahn zur<br />

Ce<strong>de</strong>r, Christoph Schwartz, Zeugen Einziehung <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Einziehungszum<br />

Komplex Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten- bescheid <strong>de</strong>r vorgenannten Diensthan<strong>de</strong>l;<br />

Christine Jape, Bärbel Schlae- stelle vom 8. Juni 1983 - A 023365 -


B2<br />

ADrs.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

im einzelnen aufgeführten Gegen- schaftsprüfungsgesellschaft) aufgr<strong>und</strong><br />

stän<strong>de</strong>;<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ausschuß vorlign<strong>de</strong>n Inford)<br />

<strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR, Be- mationen sowie aufgr<strong>und</strong> allgemein<br />

zirksverwaltung Erfurt, Grenzzollamt zugänglicher Quellen eine zur Veröf-<br />

5901 Wartha, zur Einziehung <strong>de</strong>r auf fentlichung geeignete Darstellung <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>m Einziehungsbescheid vom 2. Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

März 1987 - A 141979 - genannten erarbeiten zu lassen, aus <strong>de</strong>r ersicht-<br />

Gegenstän<strong>de</strong>; lich ist, wie <strong>de</strong>r Bereich strukturiert<br />

e) <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR, war, welche Unternehmen in welcher<br />

Grenzzollamt Marienborn/Autobahn Weise dazugehörten o<strong>de</strong>r - wie möglizur<br />

Einziehung <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Einzie- cherweise bestimmte SED-Unternehhungsbeschei<strong>de</strong>n<br />

H 003989 vom 11. men - mitverwaltet wur<strong>de</strong>n, welche<br />

Februar 1988 <strong>und</strong> H 003990 vom 11. Personen im Bereich Kommerzielle Ko-<br />

Februar 1988 im einzelnen genannten ordinierung in leiten<strong>de</strong>r Stellung tätig<br />

Gegenstän<strong>de</strong> einschließlich <strong>de</strong>r Straf- waren <strong>und</strong> wer jeweils Geschäftsfühverfügungsakte<br />

zu <strong>de</strong>n vorbezeichne- rer in <strong>de</strong>n Unternehmen war. Zusätzten<br />

Einziehungsbeschei<strong>de</strong>n, lich sollen <strong>de</strong>r jeweilige Zweck bzw.<br />

f) <strong>de</strong>s Volkspolizeikreisamtes Leipzig Aufgabenbereich sowie Weisungsabzur<br />

entschädigungslosen Einziehung hängigkeiten dargestellt wer<strong>de</strong>n. Uneines<br />

Schußgerätes zu Lasten <strong>de</strong>s Tho- klarheiten sind als offene Fragen zu<br />

mas Strehler, sowie <strong>de</strong>r Konfliktkom- formulieren, so daß <strong>de</strong>r Untersumission<br />

<strong>de</strong>s VEB Nachrichtenanlagen- chungsausschuß sich in <strong>de</strong>r weiteren<br />

bau Leipzig zu <strong>de</strong>r Einziehungssache Beweisaufnahme um die Beantwor-<br />

Strehl.er, tung bemühen kann. Soweit für die Erg)<br />

<strong>de</strong>s Magistrats von Berlin, Abtei- stellung dieses <strong>Bericht</strong>s auf Unterlalung<br />

Finanzen - Steuern -, Bereich gen <strong>de</strong>s Ausschusses zurückgegriffen<br />

operative Finanzkontrolle, zu <strong>de</strong>m wird, die <strong>de</strong>r Verschlußsachenanwei-<br />

Steuerverfahren zu Lasten von Dr. Pe- sung unterliegen, soll <strong>de</strong>r Wirtschaftster<br />

Garcke, einschließlich <strong>de</strong>r Siche- prüfer mit <strong>de</strong>r Unterstützung <strong>de</strong>s Vorrungsverfügung<br />

<strong>de</strong>r vorbezeichneten sitzen<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n herausgeben<strong>de</strong>n<br />

Dienststelle <strong>de</strong>s Magistrats von Berlin Stellen die Zustimmung zur Verwenvom<br />

18. Mai 1978 - 551 66 78 - dung in diesem zur Veröffentlichung<br />

109 114 Beiziehung von Akten „An<strong>de</strong>re staatliche<br />

Organe" <strong>de</strong>s ehemaligen Ministeriums<br />

für Staatssicherheit, Hauptabteilung<br />

Aufklärung, eingelagert<br />

beim B<strong>und</strong>esarchiv, Abteilung Potsdam<br />

112 118<br />

geeigneten <strong>Bericht</strong> einholen<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Hans Otto<br />

Bräutigam, Leiter <strong>de</strong>r Ständigen<br />

Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland bei <strong>de</strong>r DDR von Mai<br />

1982 bis Januar 1989<br />

110 116 1. Zeugenvernehmung von N.N.<br />

Brüsch, Mitarbeiterin im Bereich Ko rnmerzielle<br />

Koordinierung; Klaus Henkel,<br />

ehemals Sachgebietsleiter <strong>und</strong><br />

Zolloberrat <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r<br />

113 120 Zeugenvernehmung von Peter Staub-<br />

Wasser, Ministerialdirigent im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

<strong>und</strong> Dr. Markus Rückert,<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Kollegium Augustinum<br />

München<br />

Deutschen Demokratischen Republik ;<br />

Dipl.-Ing. Dieter Möller, Jürgen Weller,<br />

ehemaliger Fachgebietsleiter beim<br />

Staatsrat <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen<br />

Republik, Abteilung Eingaben,<br />

Sektor IV, als Zeugen;<br />

2. Beziehung <strong>de</strong>r einschlägigen Akten<br />

<strong>und</strong> Unterlagen <strong>de</strong>r Zollverwaltung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen<br />

Republik sowie <strong>de</strong>s Staatsrats <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Demokratischen Republik,<br />

entsprechend <strong>de</strong>n diesem Antrag bei-<br />

114 122 Zeugenvernehmung von Gerhard<br />

Glienicke, Leiter <strong>de</strong>r Antiquitätengalerie<br />

<strong>de</strong>s Staatlichen Kunsthan<strong>de</strong>ls in<br />

Berlin/Ost; Dr. N.N. Israel, 1982 Museum<br />

für Völkerk<strong>und</strong>e in Dres<strong>de</strong>n;<br />

Prof. Dr. Wolfgang Körner Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Pirckheimer-Gesellschaft im<br />

Kulturb<strong>und</strong> <strong>de</strong>r ehem. DDR; Prof. Dr.<br />

Günter Scha<strong>de</strong> 1990 Generaldirektor,<br />

Mitglied <strong>de</strong>r Direktorenkonferenz <strong>de</strong>r<br />

Staatl. Museen zu Berlin/Ost<br />

gefügten Unterlagen bei <strong>de</strong>n für die 115 101 Beiziehung von Akten <strong>de</strong>r Berliner<br />

Abwicklung <strong>de</strong>r genannten Institutio- Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellnen<br />

zuständigen Stellen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>es- Schaft (BHFG)<br />

republik Deutschland<br />

116 125 In Ergänzung <strong>de</strong>s Beweisbeschlusses<br />

111 117 Der Vorsitzen<strong>de</strong> wird beauftragt, 12-104 vom 26. September 1991 werdurch<br />

einen Wirtschaftsprüfer (Wi rt - <strong>de</strong>n auch die weiteren sich auf <strong>de</strong>n


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

BB<br />

12- ADrs.<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

Untersuchungsauftrag beziehen<strong>de</strong>n b) aus <strong>de</strong>m Besitz <strong>de</strong>s Rechtsanwalts<br />

Akten <strong>de</strong>s Zentralkomitees <strong>de</strong>r SED Dr. Reinhard Welter zur Einziehung<br />

beigezogen, insbeson<strong>de</strong>re die Akten <strong>de</strong>r Antiquitäten einer geistig behin<strong>de</strong>s<br />

persönlichen Büros <strong>de</strong>s ZK Sekre- <strong>de</strong>rten Erbin;<br />

tärs für Wirtschaft, Günter Mittag c) <strong>de</strong>s Kreisgerichts Dessau zum Straf-<br />

117 126 Zeugenvernehmung von Dr. Günther<br />

Krause ehemaliger Staatssekretär <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> ehemaliger B<strong>und</strong>esminister<br />

für Verkehr<br />

<strong>und</strong> Arrestverfahren gegen Jürgen<br />

Wurm, Rs. 59/86; Unterlagen <strong>de</strong>s Rats<br />

<strong>de</strong>s Bezirks Leipzig, Abt. Finanzen<br />

- Steuerfahndung -, Az. 2/86; Beschlagnahmeprotokoll<br />

<strong>de</strong>r Zollverwal-<br />

118 128 Zeugenvernehmung von Dieter Paul<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

III <strong>de</strong>s Bereiches Kommerzielle Koordinierung<br />

tung <strong>de</strong>r DDR, Bezirksverwaltung<br />

Leipzig, Abt. II/ Zollfahndungsdienst,<br />

Az. L 37/85 vom 12.12.1985;<br />

d) <strong>de</strong>s Kreisgerichts Mitte-Nord Karl-<br />

Marx-Stadt zum Strafverfahren gegen<br />

119 129 Zeugenvernehmung von Dr. Klaus<br />

Kinkel ehemaliger Staatssekretär,<br />

ehemaliger B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>r Justiz,<br />

jetziger B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>s Auswärtigen;<br />

Hans Neusel Staatssekretär im<br />

Innenministerium; Kurt Rebmann,<br />

ehemaliger Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

Rüdiger Knechtel (Urteil vom<br />

25.05.1983);<br />

e) <strong>de</strong>r Fam. Marklein zum Tausch von<br />

Büchern gegen einen Pkw Lada 2107<br />

im Jahr 1988: Tauschvertrag zwischen<br />

Erika Marklein <strong>und</strong> <strong>de</strong>r KuA GmbH<br />

vom 30.12.1988, Schreiben <strong>de</strong>r KuA<br />

GmbH an Fam. Marklein vom<br />

120 130 1. Zeugenvernehmungen von Gert 15.12.1989<br />

Saatze, Heinz-Otto König, Leiter <strong>de</strong>r<br />

Steuerfahndung <strong>de</strong>r Abteilung Finanzen<br />

<strong>de</strong>s Rats <strong>de</strong>s Bezirks Mag<strong>de</strong>burg,<br />

Friedrich Knackstedt, zuständiger<br />

121 131 Beiziehung <strong>de</strong>r beim B<strong>und</strong>esamt für<br />

Verfassungsschutz liegen<strong>de</strong>n Akten<br />

über Simon Gol<strong>de</strong>nberg<br />

Sachbearbeiter, Rechtsanwalt Dr. 122 133 Beiziehung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Untersuchungs-<br />

Reinhard Welter, Walter Ebbe, ehem. gegenstand betreffen<strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s<br />

Bürgermeister, Alfred Defort, ehem. Berliner Senators für Wirtschaft in <strong>de</strong>n<br />

Vors. <strong>de</strong>s Rats <strong>de</strong>s Kreises Wurzen, Jahren 1968 bis 1971, soweit diese<br />

Gert Philipp, ehem. Sektorenleiter Aufschlüsse über Kontakte <strong>de</strong>r Bun-<br />

Staatliches Eigentum, Rat <strong>de</strong>s Kreises <strong>de</strong>sregierung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer staatlicher<br />

Wurzen, Horst Klemmer, ehem. Leiter Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es mit für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Abt. Innere Angelegenheiten, Rat <strong>de</strong>s Kommerzielle Koordinierung han-<br />

Kreises Wurzen, Walter Tänzer, ehem. <strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Personen geben<br />

staatl. bestellter Vorm<strong>und</strong>, Jürgen<br />

Wurm, Ruth Klewe, ehem. Richterin,<br />

Kreisgericht Dessau (1986), <strong>de</strong>s Ralf<br />

Richter, Sektorenleiter, Rat <strong>de</strong>s Be-<br />

123 134 Zeugenvernehmung von Dr. Hans-Jo-<br />

Chen Vogel MdB, Regieren<strong>de</strong>r Bürgermeister<br />

von Berlin im Jahre 1981<br />

zirks Leipzig, Abt. Finanzen - Steuer- 124 135 Beiziehung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Senatskanzlei<br />

Fahndung - (1986), Heinz Krosse, <strong>de</strong>s Senats von Berlin befindlichen<br />

Fahndungsgruppenleiter, Rat <strong>de</strong>s Be- Akten aus <strong>de</strong>n Jahre 1968 bis 1990 einzirks<br />

Leipzig, Steuerfahndung (1986), schließlich, soweit diese Aufschlüsse<br />

Eheleute Eva <strong>und</strong> Rüdiger Knechtel, über Kontakte <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

Dieter Marklein, Prof. Dr. Bachmann, <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re staatliche Stellen <strong>de</strong>s Bunehem.<br />

Generaldirektor <strong>de</strong>r Staatlichen <strong>de</strong>s mit für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Kunstsammlungen Dres<strong>de</strong>n, Dr. Koordinierung han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Personen<br />

Hans-Joachim Hoffmann, ehem. Mini- geben<br />

ster für Kultur <strong>de</strong>r DDR, Generalmajor<br />

Müller, ehem. Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers<br />

<strong>de</strong>s Innern <strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>r Versorgungsdienste<br />

zum Komplex Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten<br />

2. Beiziehung <strong>de</strong>r einschlägigen Unterlagen<br />

<strong>de</strong>r jeweils zuständigen Staatlichen<br />

Stellen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r nachfolgend<br />

aufgeführten Personen:<br />

a) <strong>de</strong>s Rats <strong>de</strong>s Bezirks Mag<strong>de</strong>burg,<br />

Abt. Finanzen - Steuerfahndung -<br />

125 121 Einholung eines Sachverständigengutachtens<br />

<strong>und</strong> informatorische Anhörung<br />

eines Vertreters <strong>de</strong>r Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esbank zu Ausmaß <strong>und</strong> Auswirkungen<br />

<strong>de</strong>r Valuta-Manipulationen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

von <strong>de</strong>r Errichtung bis zur Abwicklung<br />

auf Bestand <strong>und</strong> Erhaltung<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftsordnung im Ganzen<br />

o<strong>de</strong>r einzelnen Bereichen<br />

zum Ermittlungsverfahren gegen Gert 126 137 Zeugenvernehmung von Frank Hoff-<br />

Saatze, Blankenburg/Harz (1986/87); i mann, Geheimschutzbeauftragter <strong>und</strong>


BB<br />

ADrs.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag --12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

Sicherheitsbeauftragter im B<strong>und</strong>es- zen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Howaldtswerke Deutsche<br />

kanzlerarnt Werft AG<br />

127 136 Beiziehung <strong>de</strong>r Ermittlungs- <strong>und</strong> Be- 140 159 Zeugenvernehmung von Martin Maaweismittelakten<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwalt- ßen, ehemaliger Stellvertreter <strong>de</strong>s Mischaft<br />

Meiningen in Sachen Siegf ried nisters <strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Rolf<br />

Gramann Werner, ehemaliger Sektorenleiter in<br />

128 140 Zeugenvernehmung von Annelies<br />

Kath <strong>und</strong> Siegfried Kath zum Komplex<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Steuern <strong>und</strong> Abgaben<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>r<br />

DDR<br />

129 141 Beiziehung aller Geschäftsunterlagen<br />

<strong>de</strong>s VEB Versteigerungs- <strong>und</strong> Ge-<br />

141 160 Zeugenvernehmung von Gert Neumann,<br />

ehemaliger Direktor <strong>de</strong>s VEB<br />

Philatelie Wermsdorf<br />

brauchtwarenhaus, nunmehr Aukti-<br />

onshaus <strong>und</strong> Antikhan<strong>de</strong>l GmbH 142 161 Zeugenvernehmung von N.N. Gör-<br />

Leipzig, zum Ankauf von Antiquitäten lieh, Mitarbeiterin <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Anti-<br />

<strong>und</strong> Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Erbenge- quitäten GmbH <strong>und</strong> Gernot Haubold,<br />

meinschaft nach Dr. med. Johannes Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitä-<br />

Tittel, Markschönstädt, <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren ten GmbH<br />

weiterer Verwertung durch <strong>de</strong>n VEB<br />

143 162 Zeugenvernehmung von Axel Hilpert,<br />

130 142 Zeugenvernehmung von Lutz Otto ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Peter Willfurth zum Komplex Antiquitäten GmbH<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

144 163 Beantragung einer schriftlichen Mit-<br />

131 143 Anfor<strong>de</strong>rung eines schriftlichen Be- teilung <strong>de</strong>s Auswärtigen Amtes zu <strong>de</strong>r<br />

richts <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums für Post Frage, wer seit 1966 <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r di-<br />

<strong>und</strong> Telekommunikation über <strong>de</strong>n plomatischen Auslandsvertretungen<br />

VEB Philatelie Wermsdorf, insbeson- <strong>de</strong>r DDR sowie die in <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

<strong>de</strong>re zu seinen Jahresabschlüssen, Vertretungen für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l zustän-<br />

auch zum Stichtag 03.10.1990, seiner digen Personen waren in folgen<strong>de</strong>n<br />

Organisation <strong>und</strong> seinen Aktivitäten Län<strong>de</strong>rn waren: Schwe<strong>de</strong>n, Finnl, nd,<br />

<strong>und</strong> die für ihn verantwortlich Han- Libyen, Irak, Iran, Simbabwe. Südatri-<br />

<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n in Vergangenheit <strong>und</strong> Ge- ka, Angola, Äthiopien, Mozambique<br />

genwart <strong>und</strong> Sao Tome Principe <strong>und</strong> Nica ragua<br />

132 149 Zeugenvernehmung von Walter Kunz<br />

zum Komplex Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

145 164 Zeugenvernehmung von A rthur Horst<br />

Schuster- von Witzleber: ehemaliger<br />

133 150 Zeugenvernehmung von Peter Mau<br />

zum Komplex Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH<br />

134 151 Zeugenvernehmung von Siegfried 146 165 Zeugenvernehmung von Werner<br />

Brachhaus zum Komplex Kunst <strong>und</strong><br />

Schwarz zum Komplex Kunst <strong>und</strong> An-<br />

Antiquitäten<br />

tiquitäten.<br />

135 146 Zeugenvernehmung von Werner Weber,<br />

ehemals Leiter <strong>de</strong>r Firma CAMET,<br />

147 Zeugenvernehmung von Dr. Si eglin<strong>de</strong><br />

Lange-Oelschlägel<br />

Ost-Berlin<br />

148 166 Beiziehung <strong>de</strong>r beim B<strong>und</strong>esamt für<br />

136 156 Zeugenvernehmung von Heinz Korbe Verfassungsschutz, B<strong>und</strong>eskriminal<strong>und</strong><br />

Rechtsanwalt Georg Reinicke<br />

amt <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esnachrichtendienst liezum<br />

Komplex Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

gen<strong>de</strong>n Akten über Michael Wi-<br />

137 157 Beiziehung <strong>de</strong>r Geschäftsunterlagen<br />

schniewski<br />

<strong>de</strong>r Firma Kunst- <strong>und</strong> Antiquitäten 149 167 Zeugenvernehmung von Heinz Poll-<br />

GmbH, soweit sie für <strong>de</strong>n Untersu- mann, Inhaber <strong>de</strong>r Firma V.U.T.F.A.G.<br />

chungsauftrag von Be<strong>de</strong>utung sind<br />

150 168 Zeugenvernehmung von Rechtsan-<br />

138 158 Beiziehung <strong>de</strong>r Vorm<strong>und</strong>schaftsakten wait <strong>und</strong> Notar Manfred Wünsche,<br />

<strong>de</strong>s Staatlichen Nota riats Wurzen zum Vertrauensanwalt <strong>de</strong>s Bereichs Kom-<br />

Fall Ingeborg Westerdorff bei <strong>de</strong>r mitt- merzielle Koordinierung<br />

lerweise aktenführen<strong>de</strong>n Stelle<br />

151 169 Zeugenvernehmung von Günther<br />

139 148 Zeugenvernehmung von Ernst Pieper, Knoblauch, ehemaliger stellvertretenehemals<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Direktor <strong>de</strong>s Hotels Neptun, Ro-<br />

Salzgitter AG <strong>und</strong> Aufsichtsratsvorsit- stock


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

152 172 Zeugenvernehmung von Kurt Fritsch, 2. <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>szentralbank in Düsselehemaliges<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Präsidiums dorf<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s DKP-Vor- betreffend <strong>de</strong>n Nachlaßfall Anna Klastan<strong>de</strong>s<br />

bis 1990 für die Finanzen <strong>de</strong>r ra Furkert (Erben Ingeborg Lehmann<br />

DKP zuständig <strong>und</strong> Irmgard Schumann), für <strong>de</strong>n das<br />

153 174 Zeugenvernehmung von Eduard Wilhelm<br />

Sabatier, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Fa.<br />

Sabatier-Antiquitäten<br />

Amtsgericht Düsseldorf als Nachlaß-<br />

<strong>Bericht</strong> unter <strong>de</strong>m Az. 91 VI 228/80 tätig<br />

gewor<strong>de</strong>n ist <strong>und</strong> in <strong>de</strong>m sich Irmgard<br />

Schumann über die Deutsche<br />

154 175 Zeugenvernehmung von Hans Kop- Bank in Westberlin an die Lan<strong>de</strong>szenmann,<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>s Bereichs tralbank in Düsseldorf gewandt hat<br />

Einkauf <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten (zwischen Februar 1980 <strong>und</strong> Mai<br />

GmbH 1982), die daraufhin in dieser Sache<br />

155 177 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Rechtsau-<br />

Ermittlungen eingeleitet haben soll<br />

walts Dr. Wolfgang Vogel, zum Strafverfahren<br />

gegen die Eheleute Kath im<br />

Jahre 1975 <strong>und</strong> zur Bearbeitung von<br />

<strong>de</strong>ren Ausreise in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

163 183 Zeugenvernehmung von Irmgard<br />

Schumann zum Komplex Kunst <strong>und</strong><br />

Antiquitäten<br />

156 Informatorische Anhörung <strong>de</strong>s Lan- 164 184 Zeugenvernehmung von Dr. W. An<strong>de</strong>spolizeidirktors<br />

Manfred Kittlaus dres, Rechtsanwalt <strong>und</strong> Nachlaßpfle-<br />

Leiter <strong>de</strong>r Zentralen Erfassungsstelle<br />

für Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriger<br />

in Sachen Anna Klara Furkert<br />

minalität zu <strong>de</strong>r Frage, welche Er- 165 185 Zeugenvernehmung von<br />

kenntnisse <strong>de</strong>r Erfassungsstelle vorlie- Hans Bau<strong>de</strong>, ehemals Leiter <strong>de</strong>r sogegen<br />

nannten „AG Bau<strong>de</strong>" <strong>de</strong>s Bereichs<br />

157 176 Zeugenvernehmung von Irene Arndt,<br />

frühere Mitarbeiterin <strong>de</strong>s MAH <strong>und</strong><br />

spätere Liquidatorin <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong><br />

Antiquitäten GmbH; Ingrid Harz, frühere<br />

Ko-Direktorin <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH <strong>und</strong> später zusammen<br />

mit Irene Arndt bei <strong>de</strong>r Liquidatian<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

tätig; N.N., Nachfolger/in von Irene<br />

Arndt als Liquidator/in <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong><br />

Antiquitäten GmbH<br />

Kommerzielle Koordinierung;<br />

Gerhard Böhm, ehemals stellv. Leiter<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII <strong>de</strong>s MfS;<br />

Rudolf Gentschow, ehemals Leiter <strong>de</strong>s<br />

„Bereichs K" bei <strong>de</strong>r HVA, Leiter einer<br />

Arbeitsgruppe <strong>de</strong>r HVA im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, die für<br />

die HVA-Firmen ASIMEX, CAMET,<br />

F.C. Gerlach, INTERTECHNA <strong>und</strong> IN-<br />

TERPORT zuständig war, Leiter <strong>de</strong>r<br />

Abteilung XVI <strong>de</strong>s „Sektors Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik" <strong>de</strong>r HVA;<br />

158 178 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Staatsan- Werner Großmann, ehemals stellverwaltschaft<br />

Bochum in <strong>de</strong>m Verfahren treten<strong>de</strong>r Minister <strong>de</strong>s MfsS <strong>und</strong> Leiter<br />

gegen Heinz Altenhoff, ehemaliger <strong>de</strong>r HVA;<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Firma Noha Karl-Heinz Herbrich, ehemals Leiter<br />

GmbH, wegen Steuerhinterziehung <strong>de</strong>r AG BKK beim MfS;<br />

159 179 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten<br />

1) 91 VI 228/80 in <strong>de</strong>r Nachlaßsache<br />

Anna Klara Furkert beim Amtsgericht<br />

Düsseldorf<br />

2) 810 Js 464/91 bei <strong>de</strong>r StaatsanwaltschaftDüsseldorf<br />

3) 4 Zs 893/91 beim Generalstaatsanwalt<br />

in Düsseldorf<br />

Günter Jäckel, ehemals stellv. Leiter<br />

<strong>de</strong>r HA XXII <strong>de</strong>s MfS;<br />

Horst Jännicke, ehemals Verbindungsperson<br />

zwischen <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s<br />

MfS <strong>und</strong> KoKo;<br />

Hans-Joachim Kahlmeyer, ehemals<br />

beschäftigt beim „Bereich K" <strong>de</strong>s<br />

„Sektors Wissenschaft <strong>und</strong> Technik"<br />

bei <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS;<br />

160 180 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Rechtsan- Alfred Kleine, ehemals Leiter <strong>de</strong>r HA<br />

walts <strong>und</strong> Notars Manfred Wünsche, XVIII <strong>de</strong>s MfS;<br />

die die Nachlaßsache Anna Klara Fur- Horst Männchen, ehemals Leiter <strong>de</strong>r<br />

kert betreffen HA III <strong>de</strong>s MfS;<br />

161 181 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Rechtsanwalts<br />

Dr. W. Andres in Düsseldorf, die<br />

die Nachlaßsache Anna Klara Furkert<br />

betreffen<br />

Wolfgang Meinel, ehemals Leiter <strong>de</strong>r<br />

AG BKK beim MfS;<br />

Rudi Mittig, ehemals stellv. Minister<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> zuständig für die AG<br />

BKK <strong>de</strong>s MfS;<br />

162 182 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten: Günter Möller, Leiter <strong>de</strong>r Hauptabtei-<br />

1. <strong>de</strong>r Deutschen Bank in Berlin (West) lung Ka<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Schulung MfS;


B2 ADrs.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Inhalt BB ADrs.<br />

Inhalt<br />

Karl Nen<strong>de</strong>l, ehem. Staatssekretär im 169 189 Zeugenvernehmung von Heinrich<br />

Ministerium für Elektrotechnik/Elek- Bartels, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Firma Satronik<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> dort zuständig für batier<br />

Embargo-Importe als Regierungsbeauftragter<br />

für Mikroelektronik;<br />

Klaus-Dieter Neubert, Offizier im beson<strong>de</strong>ren<br />

Einsatz <strong>und</strong> im Bereich Kommerezielle<br />

Koordinierung als Nachfolger<br />

<strong>de</strong>s Schalck-Stellvertreters Sei<strong>de</strong>l<br />

vorgesehen;<br />

170 190 Beiziehung folgen<strong>de</strong>r Akten: Ermittlungsakte<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

beim Landgericht Berlin betreffend<br />

Michael Wischniewski (Az. 1 BZ Js<br />

144/91) sowie <strong>de</strong>r Ermittlungsakte <strong>de</strong>s<br />

Polizeipräsidiums Berlin betreffend<br />

Michael Wischniewski<br />

Gerhard Niebling, Nachfolger von<br />

Heinz Volpert beim MfS bei Fragen<br />

<strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs;<br />

Herbert Rübler, Mitglied <strong>de</strong>s Kreises<br />

um Michael Wischniewski <strong>und</strong> Simon<br />

Gol<strong>de</strong>nberg, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n 50er Jahren<br />

Kontakte zum stellvertreten<strong>de</strong>n HVA-<br />

Leiter Hans Fruck unterhielt, Kontaktperson<br />

von Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski;<br />

Wolfgang Schwanitz, ehem. stellv. Minister<br />

<strong>de</strong>s MfS;<br />

Harry Schütt, ehemals Leiter <strong>de</strong>r Ab-<br />

171<br />

172<br />

192<br />

197<br />

Zeugenvernehmung von Rolf Drießel,<br />

ltd. Mitarbeiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

VII <strong>de</strong>s MfS<br />

Vernehmung von:<br />

Dr. Manfred Dückert, Amtsarzt in Berlin-Hellersdorf;<br />

Dr. K.J. Ruhnau, behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>r Arzt;<br />

Dipl. Med. Jost Peinze, Amtsarzt in<br />

Berlin-Hellersdorf zur Frage <strong>de</strong>r Vernehmungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Zeugen Dr.<br />

Günter Mittag<br />

teilung IC <strong>de</strong>r HVA;<br />

Horst Vogel, ehemals Leiter <strong>de</strong>s<br />

„Sektors Wissenschaft <strong>und</strong> Technik"<br />

bei <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS, stellv. Leiter <strong>de</strong>r<br />

173<br />

174<br />

194 Zeugenvernehmung von N.N. Haase,<br />

ehem. Generaldirektor <strong>de</strong>r DELTA<br />

Anfor<strong>de</strong>rung einer gutachterlichen<br />

HVA; Stellungnahme zur Frage <strong>de</strong>r Verneh-<br />

Markus Wolf, ehemals Leiter <strong>de</strong>r HVA<br />

mungsfähigkeit <strong>de</strong>s Zeugen Dr. Gün<strong>de</strong>s<br />

MfS; ter Mittag bei Prof. Dr. E.O. Riecken<br />

Wolfram Zahn, IM <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

XVIII <strong>de</strong>s MfS, zuständig für illegalen<br />

Technologie-Import <strong>und</strong> Verbindungsperson<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, Staatssekretär<br />

Nen<strong>de</strong>l <strong>und</strong> <strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s<br />

175 193 Beiziehung aller wesentlichen Akten<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, <strong>de</strong>r Regierung<br />

<strong>de</strong>r ehem. DDR, <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED <strong>de</strong>r<br />

ehern. DDR, <strong>de</strong>r Evangelischen Kir-<br />

Chen in <strong>de</strong>r ehem. DDR <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ab 1966<br />

MfS<br />

176 200 Zeugenvernehmung von Rechtsan-<br />

166 186 Beiziehung <strong>de</strong>r Akte <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnach- wait Jürgen Stange zum Komplex hurichtendienstes<br />

über die Befragung manitäre Hilfe<br />

<strong>de</strong>s Günter Asbeck<br />

177 201 Zeugenvernehmung von Ludwig Gei-<br />

167 187 Beiziehung folgen<strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Verfassungsschutz bzw.<br />

<strong>de</strong>s OLG Köln: Akte über Hans Kopmann<br />

sowie über das in <strong>de</strong>n fünfziger<br />

Jahren — wahrscheinlich 1957 — durchßel,<br />

früherer Bevollmächtigter <strong>de</strong>r<br />

West<strong>de</strong>utschen Lan<strong>de</strong>skirchen bei <strong>de</strong>r<br />

Regierung <strong>de</strong>r DDR, sowie Günter<br />

Grötzinger früherer Direktor <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

INTRAC Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

geführte Strafverfahren gegen Kop-<br />

mann wegen verräterischer Beziehun- 178 202 Zeugenvernehmung von Kurt Bach-<br />

gen (OJs 20/57) mann, Gesellschafter <strong>de</strong>r Plambeck &<br />

Co. GmbH, 1969 bis 1973 Vorsitzen-<br />

168 188 Beiziehung folgen<strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Bun- <strong>de</strong>r, danach Präsidiumsmitglied <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>samtes für Verfassungsschutz: Ehrenvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r DKP;<br />

Nr. 081-P-191 185 (Heinz Altenhoff), Reinhold Bechtle, ab 1980 Geschäfts-<br />

Nr. 081-P-81 219 (Manfred Melcher), führer <strong>de</strong>r Chemoplast GmbH, zuvor<br />

Nr. 081-P-141 264 (Detlef von <strong>de</strong>r Mitarbeiter bei Macom <strong>und</strong> WIHAG;<br />

Stück), Nr. 081-P-141 444 (Otto Bot- Josef Mallmann, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

zum), Nr. 081-P-90 806 (Josef Steidl), Firma Plambeck & Co. GmbH, sowie<br />

Nr. 081-P-250 430 (Klaus Wendtland), <strong>de</strong>r VVG Vertriebs- <strong>und</strong> Verlags<br />

Nr. 081-P-240 291 (Hans-Joachim GmbH, Landtags- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>estags-<br />

Springmann), Nr. 081-P-200 830 kandidat <strong>de</strong>r DKP;<br />

(Waltraud Lisowski), Nr. 081-P-171 Joachim Pernau, ehemals Mitarbeiter<br />

051 (Uwe Harms) <strong>de</strong>r Melcher GmbH;


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

BB<br />

12- ADrs.<br />

Inhalt<br />

Georg Polikeit, Gesellschafter bei nationale Drogengeschäfte <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Plambeck & Co.GmbH, ehemals Chef- Verbindung zum internationalen Terredakteur<br />

<strong>de</strong>r Zeitung <strong>de</strong>r DKP „Un- rorismus<br />

sere Zeit";<br />

Wilhelm Schwettmann, seit 1974 Geschäftsfiihrer<br />

<strong>und</strong> Gesellschafter <strong>de</strong>r<br />

WIHAG GmbH<br />

189 218 Zeugenvernehmung von N.N. Steinhäuser,<br />

Direktor <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werkes in Berlin (West)<br />

Walter Welker, seit 1974 Geschäftsführer<br />

<strong>und</strong> Gesellschafter bei <strong>de</strong>r WIHAG<br />

GmbH<br />

190 219 Beiziehung <strong>de</strong>r Rechtsanwalt Dr. Wolfgang<br />

Vogel, ehem. Beauftragter <strong>de</strong>r<br />

DDR-Regierung in humanitären Ange-<br />

179 203 Zeugenvernehmung von Günter Ehrensperger,<br />

Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Planung<br />

<strong>und</strong> Finanzen im ZK <strong>de</strong>r SED;<br />

legenheiten, betreffen<strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz<br />

sowie <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

Renate Floßmann, Sekretärin <strong>de</strong>r Wirtschaftskommission<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s<br />

ZK <strong>de</strong>r SED; Prof. Klaus Krömke,<br />

stellv. Abteilungsleiter im ZK <strong>de</strong>r SED<br />

<strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>s Büros von G. Mit 1g;<br />

191 220neu Zeugenvernehmung von Manfred Fla<strong>de</strong>,<br />

ehem. Abteilungsleiter im ZKG<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> Stellvertreter von Dr. Volpert<br />

<strong>und</strong> Niebling in Fragen von Häftlingsfreikauf<br />

<strong>und</strong> Familienzusamme. -<br />

180<br />

181<br />

204<br />

206<br />

Zeugenvernehmung von Mario<br />

Falcke, Bernd Lorenz, Wilfried Naumann,<br />

Inge Naumann zum Thema<br />

Häftlingsfreikauf<br />

Zeugenvernehmung von Günter Husemann,<br />

ehemaliger Offizier <strong>de</strong>s MfS<br />

<strong>und</strong> Angehöriger <strong>de</strong>r AG BKK<br />

führung;<br />

Hans Jürgen Gerlach seit 1984 Mitarbeiter<br />

in <strong>de</strong>r Anwaltskanzlei von <strong>de</strong>r<br />

Schulenburg;<br />

Rechtsanwalt Klaus Hartmann Angehöriger<br />

<strong>de</strong>r Anwaltskanzlei Prof. Dr.<br />

Vogel;<br />

Frank Michalak ehem. Militärstaat -<br />

182<br />

183<br />

207<br />

210<br />

Zeugenvernehmung von Gisela<br />

Brachhaus, ehemalige Sekretärin von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Zeugenvernehmung von Edgar Hirt,<br />

ehemaliger Ministerialdirektor im<br />

B<strong>und</strong>esministerium für inner<strong>de</strong>utsche<br />

Beziehungen<br />

sanwalt <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Mielke-Büros Kenntnis von<br />

Akten über die Zusammenarbeit<br />

Schalck-Golodkowskis mit RA Prof.<br />

Dr. Vogel auch in Fragen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufes<br />

erhalten haben soil;<br />

Rechtsanwalt Wolf-Egbert Näumann,<br />

selbständiger RA, Rechtsschutzstelle<br />

184<br />

185<br />

211<br />

212<br />

Zeugenvernehmung von Roswitha<br />

Dittmer, ehemalige Sekretärin <strong>de</strong>s Leiters<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s beim Land-<br />

<strong>Bericht</strong> Bonn geführten Strafverfahrens<br />

gegen Edgar Hirt, ehemals Ministerialdirektor<br />

im B<strong>und</strong>esministerium<br />

für inner<strong>de</strong>utsche Beziehungen, beim<br />

Justizminister <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

für Häftlinge;<br />

Rechtanwältin Barbara von <strong>de</strong>r Schulenburg,<br />

Angehörige <strong>de</strong>r sog. Rechts -<br />

hilfesstelle <strong>de</strong>s RA Stange, ab 1984<br />

<strong>de</strong>ssen Nachfolgerin als Bevollmächtigte<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung;<br />

Rechtsanwalt Dieter Starkulla, Angehöriger<br />

<strong>de</strong>r Anwaltskanzlei Prof. Dr.<br />

Vogel;<br />

Rechtsanwalt Reymar von We<strong>de</strong>l,<br />

ehem. Referent <strong>de</strong>r Ev. Kirche, als<br />

selbständiger RA Verhandlungspart -<br />

186 214 Zeugenvernehmung von Karl Meier,<br />

ehemaliger Abteilungsleiter für Personal,<br />

staatliche Ordnung, Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Geheimschutz im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

ner von RA Prof. Dr. Vogel;<br />

Rechtsanwalt Dr. Peter Wetzig, Untervertreter/Beauftragter<br />

von RA Prof.<br />

Dr. Vogel für Freikauf - Bargeldgeschäfte);<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

187 216 Zeugenvernehmung von Dr. Manfred 192 221 Zeugenvernehmung von Erich Honek-<br />

Stolpe MdL, Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s<br />

ker,früherer Generalsekretär <strong>de</strong>r SED<br />

Lan<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburg, Konsistorialprä-<br />

sowie ehemaliger Staatsratsvorsitzen -<br />

si<strong>de</strong>nt a.D.<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DDR.<br />

188 217 Beiziehung <strong>de</strong>r wesentlichen Akten 193 222 Beziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes, <strong>de</strong>s Bun- BMB zum Freikauf <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

<strong>de</strong>samtes für Verfassungsschutz <strong>und</strong> Häftlinge Mario Falcke, Inge Nau-<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes zum mann, Wilfried Naumann <strong>und</strong> Bernd<br />

Komplex Verwicklung <strong>de</strong>s Bereichs Lorenz beim B<strong>und</strong>esminister <strong>de</strong>s In-<br />

Kommerzielle Koordinierung in inter- 1 nern.


B2- ADrs.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Inhalt<br />

194 - Informatorische Anhörung eines Ver- gust 1992 - AG/K 203/92 - aufgeführt<br />

treters <strong>de</strong>r StA Mag<strong>de</strong>burg zu Ermitt- sind <strong>und</strong> - diejenigen Akten, die sich<br />

lungsverfahren wegen Rechtsbeu- auf die Bauvorhaben <strong>de</strong>r evangeligung,<br />

Freiheitsberaubung u.a. in Zu- schen Kirche betreffend die Restauriesammenhang<br />

mit Häftlingsfreikäufen rung <strong>de</strong>s Berliner Doms im Rahmen<br />

195 226 Zeugenvernehmung von N.N. Haftenberger,<br />

Ministerialrat beim B<strong>und</strong>esrechnungshof<br />

<strong>de</strong>r 750-Jahr-Feier <strong>de</strong>r Stadt Berlin<br />

<strong>und</strong> die (ev.) kirchlichen Oberschule<br />

Potsdam-Hermannswer<strong>de</strong>r beziehen,<br />

2. <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>r EKD - zu <strong>de</strong>n<br />

196<br />

197<br />

198<br />

227 Beziehung <strong>de</strong>r Strafakten <strong>de</strong>r Verfahren<br />

gegen Mario Falcke, geb. am 23.<br />

Juli 1962, verurteilt am 26. Mai 1986,<br />

Kreisgericht Mag<strong>de</strong>burg <strong>und</strong> 7. Juli<br />

1986 Bezirksgericht Mag<strong>de</strong>burg,<br />

Bernd Lorenz, geb. am 30. Juni 1960,<br />

verurteilt am 15. August 1985, Kreisgericht<br />

Halle, Wilfried Naumann, geb.<br />

2. Juni 1953, verurteilt am 6. Mai 1983<br />

Bezirksgericht Leipzig, Inge Naumann,<br />

geb. Hottas, geb. am 11. Oktober<br />

1953, verurteilt am 6. Mai 1983,<br />

Bezirksgericht Leipzig<br />

228 Zeugenvernehmung von Klaus Köppe,<br />

Bürgermeister <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Kavelstorf<br />

<strong>und</strong> Wolfram Vormaelker, ehemals<br />

Bürgerkomitee <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />

Kavelstorf<br />

229 Zeugenvernehmung von Johannes Richard<br />

Walter, ehemaliger Angehöriger<br />

<strong>de</strong>s MfS<br />

205a<br />

Kirchengeschäften A, - zur Restaurierung<br />

<strong>de</strong>s Berliner Doms <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Renovierung<br />

<strong>de</strong>r kirchlichen Oberschule<br />

Potsdam-Hermannswer<strong>de</strong>r, zu <strong>de</strong>n<br />

Kirchengeschäften B, nämlich <strong>de</strong>n<br />

Verträgen <strong>und</strong> Absprachen mit <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Fa. Intrac <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

Verträgen <strong>und</strong> Abre<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik ansässigen sogenannten<br />

Vertrauensfirmen, - die Prüfungsberichte<br />

<strong>de</strong>r Innenrevision <strong>de</strong>r<br />

evangelischen Kirche in diesem Bereich<br />

seit 1963<br />

- Beiziehung<br />

1. <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

zu <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Bemühungen,<br />

die in <strong>de</strong>m Schreiben <strong>de</strong>s BMF<br />

-VS-Vertraulich - vom 21. August<br />

1992 aufgeführt sind:<br />

- Gr<strong>und</strong>akten „Beson<strong>de</strong>re Bemühungen"<br />

1964-1989, Aktenband-Nr. 19,<br />

199<br />

200<br />

231 Zeugenvernehmung von Bernd Dreßler,<br />

ehemaliger Angehöriger <strong>de</strong>s MfS<br />

232 Informatorische Anhörung eines Vertreters<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

beim Kammergericht Berlin<br />

21-22, 24-28, 30-32, 34-36, 39-41,<br />

- EKD, Vereinbarungen <strong>und</strong> Zahlungen<br />

von 1971-1990, Aktenband-Nr.<br />

131, 131 a,<br />

- Pauschalhonorar RA Prof. Dr. h.c.<br />

Wolfgang Vogel vom 1981-1989 Aktenband-Nr.<br />

126 a;<br />

201<br />

202<br />

203<br />

233 Zeugenvernehmung von Udo Haedikke,<br />

ehemaliger Hauptbuchhalter <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens IMES<br />

234 Zeugenvernehmung von Stefan Mohrmann,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

BKK im MfS<br />

235 Zeugenvernehmung von Wolfgang<br />

Habenicht, ehemaliger Mitarbeiter<br />

206<br />

2. <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, die<br />

in <strong>de</strong>r Anlage 1 zum Schreiben <strong>de</strong>s<br />

BMF vom 14. August 1992 - AG/K<br />

203/92 - aufgeführt sind<br />

230 Zeugenvernehmung von Hermann<br />

vom Bruck, Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r<br />

Stinnes AG, Mühlheim/Ruhr; Volker<br />

Quoos, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Essener<br />

Stahl- <strong>und</strong> Metallhan<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe BKK im MfS mbH, Essen; Jürgen Sievers, Ge-<br />

204 236 Zeugenvernehmung von Willi Engel,<br />

ehemaliger Gruppenleiter in <strong>de</strong>r Firschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Seefahrt-Ree<strong>de</strong>rei<br />

GmbH, Bremen<br />

ma IMES; Klaus Fiedler, ehemaliger 207 240 Zeugenvernehmung von Günter<br />

Gruppenleiter in <strong>de</strong>r Firma IMES; Rai- Sandring, ehemaliger Gruppenleiter<br />

ner Finck, ehemaliger stellv. General- <strong>de</strong>s Unternehmens IMES<br />

direktor <strong>de</strong>r Firma IMES <strong>und</strong> Wolfgang<br />

Kotz, ehemaliger Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Firma IMES in ihrer Gründungsphase<br />

208 241 Zeugenvernehmung von Andreas<br />

Krüger, ehemaliger Gruppenleiter <strong>de</strong>r<br />

Firmen IMES <strong>und</strong> WITRA<br />

205 - Beiziehung<br />

1. <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung zu<br />

209 242 Zeugenvernehmung von Karl-Heinz<br />

Schulz, Waffenhändler<br />

<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Bemühungen - die in 210 - Beiziehung einer Ablichtung <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>m<br />

Schreiben <strong>de</strong>s BMF vom 26. Au- klageschrift gegen Markus Wolf we-<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

BB<br />

12- ADrs.<br />

Inhalt<br />

gen Lan<strong>de</strong>sverrat pp. beim General- 225 245 Beiziehung etwaiger Akten <strong>de</strong>s Bunb<strong>und</strong>esanwalt<br />

<strong>de</strong>sbeauftragten für die Unterlagen<br />

211<br />

212<br />

213<br />

214<br />

215<br />

216<br />

217<br />

244<br />

247<br />

248<br />

249<br />

250<br />

251<br />

252<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Zollfahndungsinstitutes<br />

Düsseldorf über die im<br />

Jahre 1977 durchgeführten Ermittlungen<br />

über die Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r<br />

Elmsoka Establishment Vaduz mit <strong>de</strong>r<br />

Firma Dietrich Kieselhorst in Bremen<br />

Zeugenvernehmung von Manfred<br />

Buhlke, Helmut Koschitzke, Werner<br />

Seifert, Hanno Schütte, sämtl. Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens IMES<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Kahnt,<br />

ehemals Oberstleutnant im Ministerium<br />

für Staatssicherheit <strong>de</strong>r DDR<br />

Zeugenvernehmung von Horst Berg,<br />

ehemaliger Kapitän zur See <strong>de</strong>r NVA<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Fleißner,<br />

ehemals Generaloberst <strong>de</strong>r Nationalen<br />

Volksarmee <strong>und</strong> Joachim Goldbach,<br />

ehemals Generaloberst <strong>de</strong>r Nationalen<br />

Volksarmee<br />

Zeugenvernehmung von Siegfried<br />

Eschke, ehemaliger Generalmajor<br />

<strong>und</strong> Generaldirektor <strong>de</strong>s „Kombinat<br />

Spezialtechnik Dres<strong>de</strong>n" (KSD)<br />

Zeugenvernehmung von Peter Kamenz,<br />

ehemaliger Absatzdirektor <strong>de</strong>r<br />

Flugzeugwerft Dres<strong>de</strong>n<br />

226<br />

227<br />

228<br />

229<br />

230<br />

231<br />

232<br />

<strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehe -<br />

maligen Deutschen Demokratischen<br />

Republik über <strong>de</strong>n Zeugen Ludwig<br />

Geißel<br />

246 neu Beiziehung <strong>de</strong>r Strafakten <strong>de</strong>s ehem.<br />

Bezirksgerichtes Karl-Marx-Stadt<br />

(Chemnitz) <strong>und</strong> Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung über Straf -<br />

sache <strong>und</strong> Häftlingsfreikauf <strong>de</strong>s Kurt<br />

Ernst Hans Hillmann, geb. 22.12.35<br />

260 Zeugenvernehmung von Dr. Brodnik,<br />

ehemaliger Vizedirektor <strong>de</strong>r Firma<br />

Steyer-Daimler-Puch<br />

261 Zeugenvernehmung von Dieter Kind,<br />

Inhaber <strong>de</strong>r Firma Kind<br />

262 Zeugenvernehmung von N.N. Kössler,<br />

Dr. N.N.Moser, Dr. N.N. Sauer, N.N.<br />

Trä<strong>de</strong>r, Mitarbeiter <strong>de</strong>r Firma Hirtenberger<br />

263 Zeugenvernehmung von N.N., Verantwortliche<br />

<strong>de</strong>r Firma Heckler &<br />

Koch<br />

264 Zeugenvernehmung von Werner Anton<br />

Brettler, Direktor <strong>de</strong>r Firma Brimex/Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />

265 Zeugenvernehmung von Edgar Kutscheidt,<br />

Waffenhändler<br />

218 253 Zeugenvernehmung von Constantin 233 266 Zeugenvernehmung von Peter Dimit-<br />

Dafermos, ehemaliger Geschäftsfüh- roff, Fahrer <strong>und</strong> Kurier für <strong>de</strong>n Bereich<br />

rer <strong>de</strong>r Firma Scorpion International Kommerzielle Koordinierung<br />

Services<br />

234 267 Zeugenvernehmung von N.N. Brück-<br />

219 254 Zeugenvernehmung von Loftur Jo- ner, Archivar <strong>de</strong>r Firma IMES<br />

hanneson, ehemaliger Direktor <strong>de</strong>r 235 268 Zeugenvernehmung von Klaus Trä-<br />

Firma Techaid London<br />

ber, Fahrer <strong>und</strong> Kurier von Dr. Alexan-<br />

220 255 Zeugenvernehmung von Hussein Ali- <strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

moradian zum Komplex Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

236 269 Zeugenvernehmung von N.N. An<strong>de</strong>rs,<br />

221 256 Zeugenvernehmung von M<strong>und</strong>hir El Mitarbeiter <strong>de</strong>r Firma ITA<br />

Kassar zum Komplex Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

237 270 Zeugenvernehmung von Siegfried<br />

222 257 Zeugenvernehmung von Samir Has- Buff, Volker Creutzburg, Andreas<br />

san Najm-Din zum Komplex Waffen- Hertzschuch, Kurt Hillmann, Eber-<br />

han<strong>de</strong>l hard Schmerl, Fritz Waldbauer, sämtl.<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Firma IMES<br />

223 258 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es-<br />

nachrichtendienstes zu Peter Kamenz, 238 272 Zeugenvernehmung von Roy Walker,<br />

früherer Absatzdirektor VEB Flug- Inhaber <strong>de</strong>r Firma Roy Walker & Part-<br />

zeugwerft Dres<strong>de</strong>n ner<br />

224 259 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes<br />

bzw. Lan<strong>de</strong>samt für Verfassungsschutz<br />

Berlin über die durch-<br />

239 273 Zeugenvernehmung von Robert<br />

L. Oliver, ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

Firma Defence Technology Limited<br />

geführten Ermittlungen gegen Herbert<br />

Rübler, geb. am 07.05.1921 in<br />

Wien <strong>und</strong> Karl-Heinz Schulz, geb. am<br />

14.11.1947 in Timmendorfer Strand<br />

bzw. die von ihm geführte Firma Beij-<br />

Ma in Belgien<br />

240<br />

241<br />

274<br />

281<br />

Zeugenvernehmung von Dietrich Beekhuis,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

Spedition Jeppeson/Heaton<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s BND,<br />

<strong>de</strong>s BfV <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes für Ver-


BB<br />

ADrs.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

fassungsschutz Berlin über Herbert<br />

Rübler<br />

248 287 Zeugenvernehmung von Rudi Kenner,<br />

ehemaliger Direktor <strong>de</strong>s VEB Deponie<br />

242 278 N Beziehung <strong>de</strong>r Unterlagen/Akten <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes bzw. <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungschutz<br />

über folgen<strong>de</strong> Personen:<br />

Holger Bahl (Bankier in Zürich, dt.<br />

Staatsbürger), J.F. Bruns (früherer Ge-<br />

249 288<br />

Schönberg<br />

Zeugenvernehmung von Staatssekretar<br />

Dr. Peter Uwe Conrad, Ministerialdirigent<br />

im Ministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein<br />

schäftsführer Fa. Intema, Essen),<br />

Klaus Fiedler (früherer Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

Fa. IMES), Günter Grötzinger (ehemals<br />

stellvertr. Intrac-Direktor), Uwe<br />

Harms (früherer Geschäftsführer Fa.<br />

Ihle, Hamburg), Günter Herb (Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Firma Intrac Lugano), Ottokar<br />

Hermann (Geschäftsführer Intrac<br />

250<br />

251<br />

289<br />

291<br />

Zeugenvernehung von Gerhard<br />

Schönherr, ehemaliger Staatsmajor<br />

<strong>und</strong> Minister für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

Zeugenvernehmung von Karl-Heinz<br />

Prosch, Fahrer <strong>de</strong>s ehemaligen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein,<br />

Dr. Uwe Barschel<br />

Lugano), Edgar Irmscher (DDR<br />

Rechtsanwalt mit KoKo-Aufträgen),<br />

Hans Kopmann (ehem. Son<strong>de</strong>rbeauftragter<br />

KoKo), Gerhard Maune (ehem.<br />

KoKo-Mitarbeiter, Fa. Asimex), Hans-<br />

Joachim Menzel (früherer Mitarbeiter,<br />

Fa. Berag), Jürgen Müller (Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Fa. Remex, Westberlin), Karl-<br />

Heinz Noetzel (früherer Geschäftsführer<br />

Fa. Interna, Essen), Christel Nolte<br />

(ehem. Mitarbeiterin <strong>de</strong>r Fa. Nolte, Bochum),<br />

Axel Poesz (früherer Ange-<br />

252<br />

253<br />

292<br />

293<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>e <strong>de</strong>s Heinz Altenhoff,<br />

ehem. Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Firma Noha, Bochum, beim B<strong>und</strong>es -<br />

amt für Verfassungsschutz<br />

Zeugenvernehmung folgen<strong>de</strong>r Personen:<br />

N.N. Bastian, N.N. Huber, N.N. Müller,<br />

N.N. Richter, N.N. Thomas, sämtl.<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s BND, die mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung befaßt<br />

waren<br />

stellter <strong>de</strong>r Fa. Intrac), Herbe rt Rübler<br />

(österr. Geschäftsmann mit KoKo-Beziehungen),<br />

Karl-Heinz Schlurmann<br />

(Chemoplast- Geschäftsführer Horst<br />

Schuster früherer Geschäftsführer<br />

KuA GmbH), Eberhard Sei<strong>de</strong>l (stell -<br />

vertr. Generaldirektor <strong>de</strong>r Fa. Intrac),<br />

Horst Steinebach (ehem. Intrac-Generaldirektor),<br />

Ingrid Weinheimer<br />

(ehem. KoKo-Mitarbeiterin, Fa. Che-<br />

254<br />

255<br />

294<br />

295<br />

Zeugenvernehmung von Frank Dahrendorf,<br />

ehem. Mitglied <strong>de</strong>r Hamburger<br />

Bürgerschaft, Bodo Fischer, ehem.<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Umweltausschusses<br />

<strong>de</strong>r Hamburger Bürgerschaft<br />

Zeugenvernehmung von Prof. Dr.<br />

Berndt Hey<strong>de</strong>mann, Minister für Natur,<br />

Umwelt <strong>und</strong> Lan<strong>de</strong>sentwicklung<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein<br />

moplast), Claus Weirach (früherer<br />

Chemoplast-Angestellter), Ingolf Weninger<br />

(früher KoKo-Mitarbeiter, Fa.<br />

Intrac)<br />

256 296 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esre -<br />

gierung zu <strong>de</strong>n Bemühungen um <strong>de</strong>n<br />

Freikauf <strong>de</strong>s DDR-Häftlings Eckart<br />

Hübener; <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s Rechts-<br />

243 282 Zeugenvernehmung von E<strong>de</strong>lgard<br />

Orth, ehemalige Mitarbeiterin <strong>de</strong>s<br />

Diakonischen Werks<br />

anwalts Dr. Vogel <strong>und</strong> ggf. <strong>de</strong>ssen Un -<br />

terbevollmächtigter zu <strong>de</strong>n Mandaten<br />

Eckart Hübner (Strafprozß, Freikaufs -<br />

bemühungen); sowie <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s<br />

244 283 Zeugenvernehmung von Adolf Hilmer,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Hanseatizugr<strong>und</strong>eliegen<strong>de</strong>n<br />

Strafprozesses<br />

gegen Eckart Hübener (Verurteilung<br />

vom 13.12.1981)<br />

schen Baustoffkontors<br />

245 284 Zeugenvernehmung von Ulrich<br />

Jänsch, ehemaliger Prokurist im Hanseatischen<br />

Baustoffkontor<br />

257<br />

258<br />

297<br />

299<br />

Zeugenvernehmung von Jaqueline<br />

Herdin, ehem. Mitarbeiterin <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

IMES<br />

Zeugenvernehmung von Klaus Köh-<br />

246 285 Zeugenvernehmung von Bernd Aido, ler, ehemaliges Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r AG<br />

ehemaliger Prokurist <strong>de</strong>s Hanseati-<br />

BKK <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> Führungsoffizier<br />

schen Baustoffkontors<br />

259 298 Ladung <strong>de</strong>r Zeugen Hans-Joachim Ja -<br />

247 286 Zeugenvernehmung von Eberhard<br />

quemard, Walter Lamp <strong>und</strong> Karl-Ernst<br />

Sinn<br />

Sei<strong>de</strong>l, ehemaliger stellvertreten<strong>de</strong>r<br />

Generaldirektor <strong>de</strong>s Unternehmens 260 301 Zeugenvernehmung von N.N., zu -<br />

INTRAC ständiger Beamter <strong>de</strong>s BND für die Be-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

B2<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

obachtung <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r 270 315 Zeugenvernehmung von Dr. von<br />

DDR, speziell <strong>de</strong>r Firma IMES<br />

Richthofen, ehemaliger Leiter <strong>de</strong>s Ar-<br />

261<br />

262<br />

302<br />

304<br />

Zeugenvernehmung von Rechtsanwait<br />

Olaf Gentz zum Komplex Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

<strong>und</strong> ggf. <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Verfassungsschutz hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Erkenntnisse über die Firmen<br />

IMES, WITRA <strong>und</strong> ITA<br />

271<br />

272<br />

316<br />

317<br />

beitsstabes Deutschlandpolitik im<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r einschlägigen Unterlagen<br />

(Ausschußdrucksachen, Protokolle)<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses Treuhandanstalt<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

Zeugenvernehmung von Volker Zange,<br />

ehem. Senator <strong>und</strong> Präsens <strong>de</strong>r<br />

Baubehör<strong>de</strong> Hamburg<br />

263 305 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Erkenntnisse über das MfS/IMES-Lager<br />

Kavelstorf <strong>und</strong> das benachbarte<br />

MfS-Lager Dummerstorf<br />

273 318 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Umweltbehör<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong> Hansestadt<br />

Hamburg <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Natur, Umwelt <strong>und</strong> Lan<strong>de</strong>sentwicklung<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein<br />

über die Verbringung von Abfällen,<br />

264 306 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

auch durch das von Adolf Hilmer geführte<br />

Unternehmen Hanseatisches<br />

Erkenntnisse über Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Baustoffkontor (HBK) GmbH, auf die<br />

Waffentransporte <strong>de</strong>r ehem. DDR im Deponie Schönberg <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Betrieb<br />

allgemeinen<br />

dieser Deponie, jeweils vor <strong>und</strong> nach<br />

265 307 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Deutschen Demokratischen Re-<br />

274 319<br />

<strong>de</strong>m 3.10.1990<br />

Zeugenvernehmung von Dr. F ritz Homann,<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

publik über Eckart Hübener<br />

275 320 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Wirtschafts-<br />

266 308 Bitte an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

1/3 <strong>de</strong>s Landtages Bran<strong>de</strong>nburg zu<br />

folgen<strong>de</strong>n Fragen Stellung zu nehmen:<br />

1. eigene Erkenntnisse<br />

2. seine Erkenntnisse hinsichtlich einschlägiger<br />

Akten, so daß diese vom 1.<br />

Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages bei <strong>de</strong>r aktenführen<strong>de</strong>n<br />

Behör<strong>de</strong> beigezogen wer<strong>de</strong>n<br />

können,<br />

3. ob <strong>und</strong> ggf. wann er die Beweisaufnahme<br />

fortgesetzt <strong>und</strong> durchführt,<br />

zum Fall <strong>de</strong>s evangelischen Theologen<br />

Eckart Hübener, <strong>de</strong>r laut FAZ vom<br />

prüfungsgesellschaft Wollert-Elmendorff<br />

Deutsche Industrie-Treuhand<br />

GmbH (WEDIT), Düsseldorf über die<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s „Gutachten zur Untersuchungsbewertung<br />

<strong>de</strong>r IAG Ihlenberger<br />

Abfallentsorgungsgesellschaft<br />

mbH vom 01.01.1991" <strong>und</strong> <strong>de</strong>s „Gutachtens<br />

zur Unternehmungsbewertung<br />

<strong>de</strong>r MEAB Märkische Entsorgungsanlagen-Betriebsgesellschaft<br />

mbH vom 01.07.1992" durchgeführte<br />

Erfassung <strong>de</strong>r vertraglichen Bindungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r gesellschaftsrechtlichen<br />

Verpflichtungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren wirtschafliche<br />

Beurteilung<br />

267 309<br />

30.10.1992 <strong>de</strong>n Vorwurf erhebt, nach<br />

politisch motivierter Verurteilung zur<br />

Freiheitsstrafe sei unter Mitwirkung<br />

von Manfred Stolpe - was dieser laut<br />

FAZ vom 11.11.1992 bestreitet - 1982<br />

versucht wor<strong>de</strong>n, ihn gegen seinen<br />

Willen in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland freizukaufen<br />

Schriftliche Auskunft <strong>de</strong>s Rechtsanwalts<br />

Dr. Wolfgang Vogel<br />

276<br />

277<br />

278<br />

321<br />

329<br />

330<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r geheim eingestuften<br />

Protokolle <strong>de</strong>s Langemann-Untersuchungsausschusses<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen<br />

Landtages über die 16. Sitzung am<br />

22.06.1982 <strong>und</strong> über die 22. Sitzung<br />

am 01.07.1982<br />

Einholung einer schriftlichen Auskunft<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Ermittlungsakten <strong>de</strong>s<br />

Generalb<strong>und</strong>esanwaltes zu <strong>de</strong>m Ver-<br />

268 310 Zeugenvernehmung von Helmut fahren 6 StE 2/85 - 2 sowie <strong>de</strong>s ent-<br />

Schindler, ehemaliger Generaldirek- sprechen<strong>de</strong>n Urteils<br />

tor <strong>de</strong>s AHB Transinter<br />

279 - Beiziehung<br />

269 311 Zeugenvernehmung von Ernst Stern, 1. <strong>de</strong>r vom Zeugen Wolfram Vormael-<br />

Ministerialdirigent im B<strong>und</strong>eskanzler- ker am 18. Januar 1993 durch Abg. Dr.<br />

amt<br />

Christine Lucyga <strong>de</strong>m Ausschußse-


BB<br />

ADrs.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Inhalt<br />

kretariat übermittelten Ablichtungen rechtigter Verwaltungsrat <strong>de</strong>r Intrac<br />

(198 Seiten) von Beobachtungsvor- S.A., später Aufsichtsratsmitglied;<br />

gängen über Uwe Barschel <strong>und</strong> Reise- Verwaltungsrat <strong>de</strong>r BEFISA S.A.,<br />

begleiter in die ehemalige DDR, die Deutschland; Bevollmächtigter <strong>de</strong>r<br />

möglicherweise vom Ministerium für Rexim S.A.; Geschäftsführer <strong>und</strong> Ge-<br />

Staatssicherheit angelegt wor<strong>de</strong>n sellschafter <strong>de</strong>r WAN-WARIMEX Aufsind,<br />

2. <strong>de</strong>r evtl. bei <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esbeauf- sichtsratsmitglied <strong>de</strong>r Intrac AG<br />

tragten für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staats-<br />

Sicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR vorhan<strong>de</strong>nen Originaldokumente<br />

dieser Vorgänge sowie 3. evtl.<br />

bei dieser Behör<strong>de</strong> vorhan<strong>de</strong>ner weiterer<br />

im Zusammenhang mit Reisen in<br />

die ehemalige DDR angelegter Beob-<br />

286 337 Zeugenvernehmung von Jean Bodoni,<br />

Dr. Peter Marxer, Stiftungsrat <strong>de</strong>r Stiftung<br />

Nita; N.N. Munk, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Rapp, Munk <strong>und</strong><br />

Partner GmbH; Dr. N.N. Oberhuber,<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Stiftung Nita<br />

achtungsvorgänge Uwe Barschel <strong>und</strong><br />

Begleitern beim B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Deutschen<br />

Demokratischen Republik<br />

287 338 Einholung einer schriftlichen Auskunft<br />

<strong>de</strong>s Auswärtigen Amtes:<br />

Das Auswärtige Amt wird gebeten,<br />

über das Generalkonsulat in Honkong<br />

Einsicht in das dortige Han<strong>de</strong>lsregi-<br />

280<br />

281<br />

331<br />

332<br />

Einholung einer umfassen<strong>de</strong>n Darstellung<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt, aus <strong>de</strong>r<br />

hervorgeht, welche <strong>de</strong>r am<br />

01.10.1989 existieren<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

(vgl. 2. Teilbericht <strong>de</strong>s<br />

UA vom 09.12.1992) wann liquidiert<br />

o<strong>de</strong>r wann, durch wen, zu welchem<br />

Kaufpreis <strong>und</strong> auf welche Finanzierungsweise<br />

erworben wor<strong>de</strong>n sind<br />

<strong>und</strong> unter welchen Namen von wel-<br />

Chen Gesellschaftern heute bet rieben<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

Zeugenvernehmung von Hans-Joaster/Unternehmensregister<br />

zu nehmen<br />

<strong>und</strong> folgen<strong>de</strong> Fragen zu beantworten:<br />

1. Existiert dort eine „Melchers Ltd."<br />

o<strong>de</strong>r „Melcher Ltd.", Connaught Road<br />

o<strong>de</strong>r unter einer an<strong>de</strong>ren Anschrift unter<br />

<strong>de</strong>r Registriernummer 019107 o<strong>de</strong>r<br />

einer an<strong>de</strong>ren Registriernummer?<br />

2. Welcher Gesellschaftszweck ist im<br />

Register eingetragen?<br />

3. Wann <strong>und</strong> durch wen wur<strong>de</strong> diese<br />

Gesellschaft gegrün<strong>de</strong>t?<br />

4. Wie heißen die Gesellschafter/Geschäftsführer/Handlungsbevollmächtigten<br />

dieser Gesellschaft zur Zeit?<br />

chim Majunke, ehemaliger Hauptlie- 5. Wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r wird eine Frau Waltferant<br />

von Embargo-Technik; Anfor- raud Lisowski in irgen<strong>de</strong>iner Form für<br />

<strong>de</strong>rung eines <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>r Staatsan- diese Gesellschaft tätig, <strong>und</strong> wenn ja,<br />

waltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht in welcher Form?<br />

282 333<br />

Berlin über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>s gegen Mafunke<br />

gerichteten Ermittlungsverfahren<br />

(2 Js 7/90)<br />

Zeugenvernehmung von Siegfried<br />

Stöckert, ehem. Sektorenleiter für<br />

288 339 Zeugenvernehmung von Manfred<br />

Melcher, Verantwortlicher <strong>de</strong>r Melcher<br />

GmbH; Liliane Rie<strong>de</strong>rer, Angehörige<br />

<strong>de</strong>s Verwaltungsrates einiger Anstalten,<br />

die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Elektrotechnik <strong>de</strong>r Hauptabteilung III Koordinierung zugeordnet waren<br />

283 334<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

1. Zeugenvernehmung von Hans<br />

289 340 Zeugenvernehmung von George<br />

Friedrich van Weel, ehem. Direktor<br />

<strong>de</strong>r IMOG Beheer S.V.<br />

284 335<br />

Jochheim, Inhaber <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Recoma<br />

2. Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Oberlan<strong>de</strong>sgerichts<br />

Celle, die Verurteilung<br />

<strong>de</strong>s vorgeschlagenen Zeugen im November<br />

1985 betreffend<br />

Zeugenvernehmung von Günter Rexrodt,<br />

ehemaliges Vorstandsmitglied<br />

290 341 Beiziehung <strong>de</strong>r Originalakten BKK<br />

238 <strong>und</strong> BKK 1777 aus <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten für die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>r Staatssicherheit <strong>de</strong>r ehema-<br />

Ligen DDR, Einholung eines Schriftgutachtens<br />

zu <strong>de</strong>r Frage, ob die handschriftlichen<br />

Eintragungen in die Akte<br />

BKK 1777, Seite 044, links oben, von<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt <strong>und</strong> jetziger Bun- <strong>de</strong>m am 14.1.1993 vor <strong>de</strong>m Untersu<strong>de</strong>sminister<br />

für Wirtschaft chungsausschuß vernommenen Zeu-<br />

285 336 Zeugenvernehmung von Ottokar Hergen<br />

Mohrmann stammen<br />

mann, Grün<strong>de</strong>r, Gesellschafter <strong>und</strong> 291 345 Zeugenvernehmung von Dr. Arndt<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Chemo-Plast Dobry, ehem. leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

GmbH bis 1976; Alleinvertretungsbe- Firma Heckler <strong>und</strong> Koch<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

BB<br />

12- ADrs.<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

292 346 Zeugenvernehmung von Peter Dimitroff,<br />

ehem. Fahrer <strong>und</strong> Kurier <strong>de</strong>s Be-<br />

„Schiffsmaklerei" bezeichnet wer<strong>de</strong>n<br />

kann, o<strong>de</strong>r ist sie an einem <strong>de</strong>ra rtigen<br />

reichs Kommerzielle Koordinierung Unternehmen dort beteiligt?<br />

293 347 Zeugenvernehmung von Werner Kobbe,<br />

Inhaber <strong>de</strong>s Unternehmens EURO-<br />

COM<br />

2. Gilt dies auch für Zeit vor <strong>de</strong>m<br />

3. Oktober 1990?<br />

3. Wer sind bzw. waren die Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Seeree<strong>de</strong>rei<br />

294<br />

295<br />

296<br />

297<br />

348<br />

349<br />

-<br />

350<br />

Zeugenvernehmung von Dr. Axel<br />

Kemna, Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Gil<strong>de</strong>meister<br />

AG<br />

Zeugenvernehmung von Günter Zierath,<br />

ehem. Hafenkapitän <strong>de</strong>s Seehafens<br />

Rostock<br />

Zeugenvernehmung von Reiner Königshofen,<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Süd-Ost-<br />

Europa Verwaltungs GmbH<br />

Einholung einer Auskunft beim B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

für die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Deutschen Demokratischen<br />

Republik zu <strong>de</strong>r Frage, welche konspirativen<br />

Wohnungen (Adressen <strong>und</strong><br />

304<br />

305<br />

306<br />

366<br />

-<br />

-<br />

Rostock mbH (DSR)?<br />

4. Gibt es Anhaltspunkte dafür, daß<br />

die Seeree<strong>de</strong>rei Rostock mbH (DSR)<br />

bzw. etwaige Tochtergesellschaften<br />

als „Parteifirmen" <strong>de</strong>m Bereich KoKo<br />

zugeordnet wer<strong>de</strong>n können?<br />

Zeugenvernehmung von Dietmar<br />

Grautoff, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Firma<br />

Gil<strong>de</strong>meister Projecta<br />

Zeugenvernehmung von Nicola Beshara<br />

Nicola, Inhaber <strong>de</strong>r Firma Nicolas<br />

Kioleidos S.A., Athen<br />

Zeugenvernehmung von Casimiro<br />

Proenca, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Firma<br />

INDEP, Lissabon<br />

Wohnungsinhaber) unter welchen<br />

Tarnbezeichnungen durch die Arbeitsgruppe<br />

Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>s MfS für ihre Treffen<br />

mit inoffiziellen Mitarbeitern aus<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

genutzt wur<strong>de</strong>n<br />

307 362 Beziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes<br />

für Verfassungsschutz Berlin über<br />

Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski,<br />

Generalmajor Fruck (HVA <strong>de</strong>s MfS),<br />

Libermann alias Micha Wischnewski,<br />

Benedikt Gdalewicz (früherer Beschäftigter<br />

<strong>de</strong>r Fa. F.C. Gerlach) (Vor-<br />

298 351 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Baubehör<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />

insbeson<strong>de</strong>re für die Jahre 1978 <strong>und</strong><br />

1982 über die Verbringung von Abfällen,<br />

auch durch das von Adolf Hilmer<br />

geführte Unternehmen Hanseatisches<br />

Baustoffkontor (HBK) gmbH, auf die<br />

Deponie Schönberg<br />

gang 107-70063 <strong>de</strong>s LfV), Brigitte Halves<br />

(bis 1976 Mitarbeiterin von Herbert<br />

Rübler) (Vorgang 107-P-111420<br />

<strong>de</strong>s LfV), Simon Gol<strong>de</strong>nberg, Raoul<br />

Matalon (früherer BND-Agent, Bekannter<br />

von Rübler <strong>und</strong> Gol<strong>de</strong>nberg,<br />

wur<strong>de</strong> vom LfV am 23.6.1980 zu Rübler<br />

vernommen)<br />

299 352 Zeugenvernehmung von Jörg Kuhbier,<br />

Präsens <strong>de</strong>r Umweltbehör<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg<br />

308 363 Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s BND<br />

über die 1973 erfolgte Befragung eines<br />

Überläufers <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

300 353 Zeugenvernehmung von Monika<br />

Kinst, Mitarbeiterin von Waltraud Lisowski<br />

309 365 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Ermittlungsverfahrens<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

München I, Aktenzeichen 338<br />

301 354 Zeugenvernehmung von N.N. Kret- Js 14892/82 gegen <strong>de</strong>n Beschuldigten<br />

schmar, ehemaliger Oberst <strong>und</strong> Leiter Ertem Tegmen wegen <strong>de</strong>s Verdachts<br />

<strong>de</strong>r Abteilung RD (Rückwärtige Dien- eines Verstoßes geen das Kriegswafste)<br />

<strong>de</strong>r HVA <strong>de</strong>s MfS fenkontrollgesetz<br />

302 355 Zeugenvernehmung von Christina 310 367 Beiziehung <strong>de</strong>r Akte Az 111-P-10166<br />

Wilkening, Autorin <strong>de</strong>s Buches „Ich <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes für Verf assungs-<br />

wollte Klarheit - Tagebuch einer Re- schutz Berlin<br />

cherche"<br />

311 368 Zeugenvernehmung von Gerd Heinz<br />

303 356 Einholung einer schriftlichen Aus- Schmidt, ehemaliger Oberst <strong>und</strong> Lei-<br />

kunft <strong>de</strong>r Treuhandanstalt. Die Treu- ter <strong>de</strong>r Abt. V <strong>de</strong>r HA PS (Personen-<br />

handanstalt wird gebeten, folgen<strong>de</strong> schutz) im MfS; Andreas Hil<strong>de</strong>brandt,<br />

Fragen zu beantworten: ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r Unterabteilung<br />

1. Unterhält die Deutsche Seeree<strong>de</strong>rei 1 (Betreuung/Versorgung) <strong>de</strong>r Abt. V<br />

Rostock mbH (DSR) heute in Larnaca <strong>de</strong>r HA PS im MfS, N.N. Costrau, ehe-<br />

auf Zypern einen Betrieb, <strong>de</strong>r als maliger Oberstleutnant <strong>und</strong> Stellver-


BB<br />

ADrs.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

treter <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>r Abt. V <strong>de</strong>r HA PS 322 379 Zeugenvernehmung von N.N. Reiniim<br />

MfS eke ; ehemaliger Leiter <strong>de</strong>s Volkskam-<br />

312 370 Zeugenvernehmung von Dr. Franz<br />

merausschusses<br />

Rösch, Ministerialrat im B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft<br />

323 393 Zeugenmvernehmung von Tatjana<br />

Tesch, ehemalige Mitarbeiterin <strong>de</strong>s<br />

313 371 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Hofbauer Bereichs Kommerzielle Koordinie-<br />

Stiftung über die Baumaßnahmen <strong>de</strong>s rung<br />

314 372<br />

Kirchlichen Oberseminars in Postdamm-Hermannswer<strong>de</strong>r<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s BND<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s BfV über die Befragungen <strong>de</strong>s<br />

Günter Jäckel<br />

324 394 Zeugenvernehmung von Wolfgang<br />

Dolling, ehemaliger leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH<br />

315 373 Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen Staatsanwaltschaft<br />

Kiel (Az 591 Js 9808/89,<br />

Vorgang „Glasschüssel")<br />

325 396 Beiziehung von personenbezogenen<br />

Akten insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r SED, z.B. Personendossiers<br />

wie etwa <strong>de</strong>n sogenannten<br />

„Ka<strong>de</strong>rakten , über Erich<br />

316 374 Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen Gauck-Be- Honecker, Generalsekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

hör<strong>de</strong> über die Firma Howaldswerke SED; Egon Krenz, Mitglied <strong>de</strong>s Polit-<br />

Deutsche Werft AG büros <strong>und</strong> Sekretär für Sicherheit, Ju-<br />

317 375 Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen / Akten<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungs-<br />

Schutz bzw. <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichten -<br />

dienstes bzw. <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes für<br />

Verfassungsschutz Berlin über Heinz<br />

Bau<strong>de</strong>, Dietrich Beekhuis, Gerhard<br />

Beil, Meta Bleßing, Joachim Farken,<br />

Clelia Fe<strong>de</strong>le, Günther Forgber, Hans<br />

Fruck, Rudolf Gentschow, Karl-Heinz<br />

Gerstenberger, Gerhard Gollin, Günter<br />

Herb, Karl-Heinz Herbrich, Klaus-<br />

Peter Hermann, Günter Jäckel,<br />

Claus-Dieter Junge, Hans-Joachim<br />

Kahlmeyer, Edgar Kutscheid, Ruth<br />

Lerche, Peter Meier, Wolfgang Meinel,<br />

Günter Mittag, Richard Müller,<br />

Klaus Dieter Neubert, Gerhard Niebling,<br />

Jürgen Nitz, Gerhard Ronneberger,<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski,<br />

Thomas Schalck-Golodkowski, Helmut<br />

Schindler, Karl-Heinz Schulz,<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l, Jochen Steyer, Siegfried<br />

Stöckert, Dieter Uhlig, Prof. Dr.,<br />

gend, Sport, Staats- <strong>und</strong> Rechtsfragen,<br />

RGW; Dr. Günter Mittag, Mitglied <strong>de</strong>s<br />

Politbüros <strong>und</strong> Sekretär für Wirtschaft;<br />

Erich Mielke, Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros;<br />

Hermann Axen, Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>und</strong> Sekretär für Außenpolitik; Dr.<br />

Gerhard Schürer, Kandidat <strong>de</strong>s Politbüros<br />

<strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission; Oskar Fischer,<br />

Minister für Auswärtige Angelegen -<br />

heften; Hans Reichelt, Minister für<br />

Umweltschutz <strong>und</strong> Wasserwirtschaft;<br />

Dr. Hans Modrow, 1. Sekretär <strong>de</strong>r Bezirksleitung<br />

<strong>de</strong>r SED Dres<strong>de</strong>n von<br />

1973 bis 1989 <strong>und</strong> Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>r DDR vom November 1989 bis<br />

März 1990; Dr. Klaus Gysi, Leiter <strong>de</strong>s<br />

Staatssekretariats für Kirchenfragen<br />

<strong>und</strong> Dr. Manfred Stolpe, Konsistorialpräsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirchen in <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r Stiftung<br />

Archive <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Mas -<br />

senorganisationen <strong>de</strong>r DDR<br />

Wolfgang Vogel, Heinz Volpert, Werner<br />

Weber, Klaus Wenzel, Erhard<br />

Wiechert, Markus Wolf, Wolfram<br />

Zahn, Feodor Ziesche<br />

326 398 Zeugenvernehmung von Jörg Sei<strong>de</strong>l,<br />

ehemaliger Mitarbeiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II (Spionageabwehr) im MfS<br />

im Range eines Oberleutnants <strong>und</strong> jet-<br />

318 376 Zeugenvernehmung von Manfred<br />

Morstein (Aliasname), Autor <strong>de</strong>s Buches<br />

„Paten <strong>de</strong>s Terrors"<br />

ziger Pressesprecher <strong>de</strong>s sogenannten<br />

„Insi<strong>de</strong>rkomitees zur Aufarbeitung<br />

<strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s MfS"<br />

319 377 Zeugenvernehmung von Edwin<br />

Schwertner, ehemaliger Leiter <strong>de</strong>s Büros<br />

<strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED<br />

327 402 Zeugenvernehmung von Guenter<br />

Hackenberg, ehemaliger Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Zentralen Auswertungs- <strong>und</strong> In-<br />

320<br />

321<br />

392<br />

378<br />

Zeugenvernehmung von Monzer Al<br />

Kassar, Waffenhändler<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Eichformationsgruppe<br />

(ZAIG) im MfS im<br />

Range eines Oberst o<strong>de</strong>r Oberstleutnant<br />

horn, ehemaliger Abteilungsleiter <strong>de</strong>s 328 405 Zeugenvernehmung von Axel Poesz,<br />

Finanzministeriums <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Lei- tätig für die Auslandsvertretung <strong>de</strong>s<br />

ter <strong>de</strong>s sog. Komitees zur Auflösung Unternehmens Intrac Han<strong>de</strong>lsgesell -<br />

<strong>de</strong>s AfNS schaft mbH in Beirut <strong>und</strong> Athen


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

B2<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

329 406 Zeugenvernehmung von Harry Möbis, 342 417 Beiziehung <strong>de</strong>r Anklageschrift <strong>und</strong><br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Ermittlungsverfahrens<br />

Ministerrates <strong>de</strong>r DDR; Hube rt Jauer, 113 Js 188/89 <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

ehemaliger Abteilungsleiter <strong>de</strong>r Staat- bei <strong>de</strong>m Landgericht Köln gegen die<br />

lichen Finanzrevision, Valuta-Kon- Eheleute Hans-Joachim <strong>und</strong> Pia-Mo-<br />

trollgruppe nika Majunke<br />

330<br />

331<br />

407<br />

-<br />

Zeugenvernehmung von Richard M illler,<br />

Geschäftsmann mit Kontakten<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Zeugenvernehmung von Rechtsanwalt<br />

Olaf Gentz zum Komplex Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

343<br />

344<br />

418<br />

420<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Ermittlungsakten zum<br />

Fall Bau<strong>de</strong> (6 BJs 111/62) beim Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

Beiziehung aller <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> seine Arbeit<br />

bzw. Auflösung berühren<strong>de</strong>n Akten<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates für die Zeit ab<br />

332 381 Zeugenvernehmung von Dr. Paul<br />

Wieandt, Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Oktober 1989 bis März 1990 einschließlich<br />

bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

Lan<strong>de</strong>sbank Rheinland-Pfalz 345 424 Beiziehung eines Vorgangs <strong>de</strong>s Bun-<br />

333 386 Zeugenvernehmung von Karl Wienand,<br />

Beteiligter bei <strong>de</strong>r Verwirkli<strong>de</strong>sministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern betreffend<br />

<strong>de</strong>n Zeugen Thomas Meyer<br />

chung <strong>de</strong>s sog. Züricher Mo<strong>de</strong>lls<br />

346 425 Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s Baye-<br />

334 389 Zeugenvernehmung von Klaus Neu- rischen Lan<strong>de</strong>samtes für Verfassungs-<br />

bert, ehemaliger Beschäftigter <strong>de</strong>s Un-<br />

schutz zur Reise von Sigrid Schalck-<br />

ternehmens Intrac Han<strong>de</strong>lsgesell- Golodkowski im Juni 1991 von Münschaft<br />

mbH<br />

Chen nach Moskau <strong>und</strong> zurück<br />

335 390 Zeugenvernehmung von Ivette Bahl-<br />

Zurbuchen, tätig bei <strong>de</strong>r IK Industriekredit<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r EURASCO<br />

347 - Beiziehung folgen<strong>de</strong>r Akten:<br />

1. <strong>de</strong>r Strafakten <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Justizvollzugsanstalt<br />

Kaisheim in Strafhaft ein-<br />

336 409 Zeugenvernehmung<br />

Meyer<br />

von Thomas<br />

sitzen<strong>de</strong>n Thomas Meyer, geb. 5.5.55<br />

in Itzehoe,<br />

2. <strong>de</strong>s Vollzugsheftes<br />

337 410 Zeugenvernehmung von Günter Böthling,<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

<strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r DDR<br />

Dr. Hans Modrow<br />

3. <strong>de</strong>r Personalakten über seine Beschäftigung<br />

als Polizeibeamter beim<br />

Innenministerium fes Lan<strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>r-<br />

Sachsen<br />

338 411 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s beim Landgericht<br />

Lübeck geführten Strafverfahrens<br />

gegen Richard Müller wegen<br />

Verstoßes gegen das Außenwirt-<br />

348 426 Zeugenvernehmung von Dr. Walter<br />

Siegert, ehemaliger amtieren<strong>de</strong>r Minister<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise <strong>de</strong>r Regierung<br />

Modrow<br />

schaftsgesetz beim Justizminister <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s Schleswig Holstein<br />

349 -Beiziehung <strong>de</strong>s Vorgangs IV B1-183-<br />

S-270010 - VS-Geheim - (4 Seiten ein-<br />

339 412 Beiziehung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esrechnungshofes<br />

vom 25.05.1992 über<br />

das Son<strong>de</strong>rbauprogramm <strong>de</strong>r EKD für<br />

die Evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR<br />

schließlich <strong>de</strong>s Deckblatts, Blatt 438-<br />

441) nebst <strong>de</strong>m sich auf <strong>de</strong>n vorgenannten<br />

Vorgang beziehen<strong>de</strong>n Vermerk<br />

(2 Seiten), <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ausschuß mit<br />

Schreiben <strong>de</strong>s Zeugen Vormaelker<br />

340 413 Beiziehung <strong>de</strong>r personenbezogenen<br />

Akte/„Ka<strong>de</strong>rakte" <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR (MAH)<br />

vom 2. Mai 1993 übermittelt wur<strong>de</strong>,<br />

beim B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

über Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golod- 350 427 Beiziehung <strong>de</strong>r Unterlagen <strong>de</strong>s Zeukowski,<br />

ehemaliger Staatssekretär im gen Thomas Meyer<br />

MAH, bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

351 431 Beiziehung von personenbezogenen<br />

341 414 Beiziehung folgen<strong>de</strong>r Akten: Akten, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r SED, z.B.<br />

1. 2 Zs 2272/92 in <strong>de</strong>m Strafverfahren Personendossiers wie etwa <strong>de</strong>n sog.<br />

gegen Jürgen Lin<strong>de</strong> <strong>und</strong> Hans-Georg „Ka<strong>de</strong>rakten", über Gerhard Beil,<br />

Just beim Generalstaatsanwalt in ehem. Minister für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Hamm Mitglied <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED bei <strong>de</strong>r Stif-<br />

2. 302 Js 251/92 bei <strong>de</strong>r Staatsanwalt- tung Archive <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Masschaft<br />

Essen senorganisationen <strong>de</strong>r DDR


BB<br />

ADrs.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Inhalt<br />

352 - Beiziehung von personenbezogenen 360 443 Zusatz schriftliche Befragung <strong>de</strong>r Zeu-<br />

Akten, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r SED, z.B. gin E<strong>de</strong>lgard Orth<br />

Personendossiers wie etwa <strong>de</strong>n sog.<br />

„ Ka<strong>de</strong>rakten" , über Gerhard Beil,<br />

ehem. Minister für Außenhan<strong>de</strong>l;<br />

Günther Böthling, ehem. Leiter <strong>de</strong>s<br />

Büros <strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Dr.<br />

Hans Modrow; Gerhard Schürer,<br />

361 446 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Ermittlungsverfahrens<br />

gegen <strong>de</strong>n ehemaligen<br />

Minister für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Mitglied <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED Dr. Gerhard<br />

Beil beim Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

ehem. Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r staatlichen 362 429 Einholung eines wirtschaftswissen-<br />

Planungskommission <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> schaftlichen Gutachtens über „Die Be-<br />

MItglied <strong>de</strong>s Politbüros beim B<strong>und</strong>es- <strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

archiv, Abteilung Potsdam, Berliner Koordinierung für die Volkswirtschaft<br />

Straße 98-101, 0-1561 Potsdam <strong>de</strong>r DDR" beim Institut für Wirtschaft-<br />

353 435 Zeugenvernehmung von Hermann<br />

Loth, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Prote Saar<br />

forschung Hamburg, HWWA (Auftragnehmer),<br />

Gegenstand <strong>de</strong>r Untersuchung<br />

soll insbeson<strong>de</strong>re sein: die<br />

354 436 Zeugenvernehmung von N.N. Dr. Feststellung <strong>de</strong>r Brutto- <strong>und</strong> Nettoer-<br />

Lohr, Vorstand <strong>de</strong>r Gesellschaft für träge <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Saar mbH <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinie-<br />

355 437 Zeugenvernehmung von Hajo Hoffmann,<br />

seinerzeit Wirtschaftsminister<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s <strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Aufsichtsrats <strong>de</strong>r Gesellschaft für<br />

Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Saar mbH<br />

rung, die Analyse <strong>de</strong>r Verwendung<br />

<strong>de</strong>r erwirtschafteten Mittel nach Umfang,<br />

Zweck <strong>und</strong> Verbleib, die volkswirtschaftliche<br />

Bewertung <strong>de</strong>r Mittelerwirtschaftung<br />

sowie <strong>de</strong>r Mittelverwendung,<br />

eine Gesamtbewertung <strong>de</strong>r<br />

356<br />

357<br />

438<br />

440<br />

Zeugenvernehmung von N.N. Jungfleisch,<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Staatskanzlei<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r Gesell-<br />

Schaft für Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Saar<br />

mbH zu <strong>de</strong>r Frage „Interessenvertretung<br />

<strong>de</strong>r im Miteigentum <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />

stehen<strong>de</strong>n Gesellschaft Prote Saar<br />

im Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum<br />

Berlin <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung"<br />

Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

für die Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR, insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Vergleich zu sonstiger sozialistischer<br />

Planwirtschaft. Dabei soll auch<br />

erörtert wer<strong>de</strong>n, ob die negative Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r terms of tra<strong>de</strong> für die<br />

DDR im Laufe <strong>de</strong>r 80er Jahre allein auf<br />

<strong>de</strong>n Verfall technologischer Leistungsfähigkeit<br />

zurückzuführen ist o<strong>de</strong>r ob<br />

es zu bewußt in Kauf genommenen<br />

Dumpingpreisen gekommen ist <strong>und</strong><br />

358 441 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s Senats von<br />

Berlin zu folgen<strong>de</strong>m Komplex: „Vertretung<br />

<strong>de</strong>r saarländischen Firma Prote<br />

Saar durch ein französisches Unternehmen<br />

im Internationalen Han<strong>de</strong>lszentrum<br />

Berlin <strong>de</strong>s Bereichs Kommerwie<br />

hoch die Effektivkosten <strong>de</strong>r von<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

organisierten Waren- <strong>und</strong> Geldkredite<br />

waren, die die internatinale<br />

Kreditfähigkeit <strong>de</strong>r DDR vortäuschen<br />

sollten<br />

zielle Koordinierung" , insbeson<strong>de</strong>re 363 439 Zeugenvernehmung von Oskar Lafon<strong>de</strong>s<br />

diesbezüglichen Schriftwechsels taine, MdL, Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s<br />

zwischen <strong>de</strong>m Regieren<strong>de</strong>n Bürger- Saarlan<strong>de</strong>s<br />

meister von Berlin <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s in dieser<br />

Sache<br />

364 448 Zeugenvernehmung von Christa<br />

Wachsen, ehemalige Geschäftsführerin<br />

<strong>de</strong>r Gerhard Wachsen Im- <strong>und</strong> Ex-<br />

359 442 Beiziehung <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r saarländi- port GmbH<br />

sehen Lan<strong>de</strong>sregierung zu folgen<strong>de</strong>m<br />

Komplex: „Aktivitäten <strong>de</strong>r im saarländischen<br />

Miteigentum stehen<strong>de</strong>n Firma<br />

Prote Saar im Zusammenhang mit<br />

einer Nie<strong>de</strong>rlassung im Internationalen<br />

Han<strong>de</strong>lszentrum Berlin <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung",<br />

insbeson<strong>de</strong>re eines Schriftverkehrs<br />

365 434 Beiziehung einer schriftlichen Auflistung<br />

<strong>de</strong>r Rechtsanwälte, die in <strong>de</strong>r<br />

DDR in Untervollmacht für Rechtsanwalt<br />

Prof. Dr. Vogel in Strafsachen tätig<br />

waren, für die von Seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

Rechtsschutz vermittelt<br />

wur<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

zwischen <strong>de</strong>m Regieren<strong>de</strong>n Bürger- 366 453 Informatorischen Anhörung eines<br />

meister von Berlin <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Minister- Vertreters <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s in dieser beim Kammergericht Berlin „Ar-<br />

Sache beitsgruppe Regierungskriminalität"<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong><br />

BB<br />

12- ADrs.<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

zum gegenwärtigen Stand <strong>und</strong> die Er- 379 486 Zeugenvernehmung von Michael<br />

kenntnisse <strong>de</strong>r staatsanwaltschaftli- Grossauer, Inhaber <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

Chen Ermittlungen (vor allem 2 Js 417/ Allimex <strong>und</strong> Asada<br />

91 StA/KG) bezüglich <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls mit<br />

Embargowaren zwischen <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

westlichen Partnern<br />

380 487 Zeugenvernehmung von Jürgen Müller,<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s Unternehmens RE-<br />

MEX<br />

367 460 Beiziehung von Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esam-<br />

381 480 Zeugenvernehmung von Peter Meier,<br />

ehem. Geschäftsführer <strong>de</strong>r 'hie GmbH<br />

tes für Verfassungsschutz, <strong>de</strong>s Bun-<br />

<strong>de</strong>snachrichtendienstes <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bun- 382 481 Zeugenvernehmung von Horst Stei-<br />

<strong>de</strong>skriminalamtes über Horst Bosse nert, ehem. leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> Peter Lü<strong>de</strong>mann forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH<br />

368 461 Beiziehung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bereich Kommer- 383 482 Zeugenvernehmung von Karl Großzielle<br />

Koordinierung betreffen<strong>de</strong>n auf mann, ehem. Oberst <strong>de</strong>r HVA<br />

Mikrofilm kopierten Akten <strong>de</strong>r<br />

„Hauptverwaltung Aufklärung" <strong>de</strong>s 384 483 Zeugenvernehmung von Bernhard<br />

Ministeriums für Staatssicherheit <strong>de</strong>r<br />

Zeeb, ehem. Mitarbeiter <strong>de</strong>s BND<br />

DDR, die <strong>de</strong>rzeit in <strong>de</strong>n USA lagern<br />

385 484 N Zeugenvernehmung von Ingolf We-<br />

369 462 Beiziehung von Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esam- ninger, ehem. Mitarbeiter <strong>de</strong>r INtes<br />

für Verfassungsschutz <strong>und</strong> <strong>de</strong>s TRAC Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH; Ver-<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamtes über Albert fahrensantrag<br />

Scholz, Dietmar Scholz <strong>und</strong> Jürgen<br />

Graef<br />

386 490 1. Beiziehung von Akten <strong>de</strong>s Ministe-<br />

370 463 Beiziehung von Akten zur geheimriums<br />

für Umweltschutz <strong>und</strong> Wasserwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r ehem. DDR über die im<br />

dienstlichen Agententätigkeit im Zu- Januar 1983 von <strong>de</strong>r Deponie Schönsammenhang<br />

mit Embargoverstößen berg nach an<strong>de</strong>ren Deponien <strong>de</strong>r DDR<br />

beim Generalb<strong>und</strong>esanwalt verlagerten 250 Fässern, die von <strong>de</strong>r<br />

371 464 Zeugenvernehmung von Uta Nickel,<br />

nach <strong>de</strong>m 18. November 1989 Minister<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise in <strong>de</strong>r DDR<br />

Firma Mannesmann aus Italien angeliefert<br />

wor<strong>de</strong>n waren;<br />

2. Vernehmung <strong>de</strong>s ehemaligen MfS-<br />

Oberst Lehmann (BB 12-90)<br />

<strong>und</strong> Dr. Kurt Krause, En<strong>de</strong> 1989 Be-<br />

vollmächtigter im Ministerium <strong>de</strong>r Fi- 387 491 Einholung einer schriftlichen Ausnanzen<br />

<strong>und</strong> Preise in <strong>de</strong>r DDR für <strong>de</strong>n kunft <strong>de</strong>s Bevollmächtigten <strong>de</strong>s Rates<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>r EKD in Bonn zum Komplex Grenz-<br />

372 466 Zeugenvernehmung von Peter Lü<strong>de</strong>mann,<br />

ehem. Prokurist <strong>und</strong> Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>r Firma Bosse <strong>und</strong> Inhaber<br />

Schutzanlagen zwischen <strong>de</strong>n Grenzübergängen<br />

Helmstedt <strong>und</strong> Marienborn<br />

<strong>de</strong>r Firma Lü<strong>de</strong>x GmbH 388 508 Informatorische Anhörung eines Ver-<br />

373 473 Zeugenvernehmung von Volker Nast<br />

<strong>und</strong> Manfred Schrö<strong>de</strong>r, bei<strong>de</strong> ehematreters<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esanwaltschaft beim<br />

B<strong>und</strong>esgerichtshof<br />

lige Mitarbeiter <strong>de</strong>s Zeugen Richard<br />

Müller<br />

389 — Beiziehung von Unterlagen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes<br />

über Ghassan Al-<br />

374 474 Zeugenvernehmung von Hans-Joachim<br />

Springmann, Gründungsgesellschafter<br />

<strong>de</strong>r Simpex GmbH<br />

kassar, Monzer Alkassar sowie die bei<strong>de</strong>n<br />

Brü<strong>de</strong>r unter allen Namen <strong>und</strong><br />

Aliasnamen<br />

375<br />

376<br />

377<br />

475<br />

476<br />

477<br />

Zeugenvernehmung von IM „Winkler",<br />

Reg.-Nr. 259/69<br />

Beiziehung <strong>de</strong>r Vollzugs-, <strong>de</strong>r Obduktionsakten<br />

sowie <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>sermittlungsverfahrens<br />

<strong>de</strong>s Dr.Peter<br />

Garcke<br />

Zeugenvernehmung von Claus Ah-<br />

390<br />

391<br />

504 N<br />

512<br />

Beiziehung von Unterlagen <strong>de</strong>r<br />

Scheurmann Bank, Berlin, Unterlagen<br />

über Kontenbewegungen <strong>und</strong> hinterlegte<br />

Vollmachten für Manfred Sei<strong>de</strong>l,<br />

die Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa Vaduz<br />

Zeugenvernehmung von Ghassan<br />

Mohamed Alkassar, Waffenhändler<br />

rend, Mitarbeiter <strong>de</strong>s BW 392 515 Zeugenvernehmung von N.N. Laborn,<br />

378 485 Zeugenvernehmung von Heinz Wil<strong>de</strong>nhain,<br />

ehemaliger Leiter <strong>de</strong>r Abtei-<br />

Direktor <strong>de</strong>r Otto Scheurmann-Bank-<br />

KG<br />

lung Finanzverwaltung Parteibetriebe 393 516 Beiziehung von Unterlagen <strong>de</strong>r Treu<strong>de</strong>s<br />

ZK <strong>de</strong>r SED handanstalt über die Anstalt Mon<strong>de</strong>s-


BB<br />

12- ADrs.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Inhalt<br />

BB<br />

ADrs.<br />

Inhalt<br />

sa, Vaduz <strong>und</strong> die Impag GmbH, Ber- 395 527 Beiziehung von Unterlagen beim Bunlin<br />

<strong>de</strong>sheauftragten für die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehe-<br />

394 513 Schriftliche Auskunft <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esmini- maligen DDR <strong>und</strong> beim B<strong>und</strong>esarchiv,<br />

sters Günther Rexrodt über Gespräche<br />

Einholung einer amtlichen Auskunft<br />

mit Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkow- <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskrimi-<br />

ski im Sommer 1992 nalität beim Kammergericht Berlin


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong><br />

3. Verzeichnis <strong>de</strong>r zur Beweiserhebung beigezogenen Materialien (A-Materialien)<br />

Abkürzungen<br />

AA = Auswärtiges Amt<br />

AG = Amtsgericht<br />

AHB = Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

AST = Außenstelle<br />

BW = B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

BK = B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

BKA = B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

BKK = Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

BM = B<strong>und</strong>esminister<br />

BMB = B<strong>und</strong>esministerium für inner<strong>de</strong>utsche<br />

Beziehungen<br />

BMBau = B<strong>und</strong>esministerium für Raumordnung,<br />

Bauwesen <strong>und</strong> Städtebau<br />

BMF = B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

BMHG = Berliner Makler- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsgesell-<br />

schaft<br />

BMI = B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

BMJ = B<strong>und</strong>esminster <strong>de</strong>r Justiz<br />

BMWi = B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

BND = B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

BReg = B<strong>und</strong>esregierung<br />

BRH = B<strong>und</strong>esrechnungshof<br />

DHB = Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank<br />

DSR = Deutsche Seeree<strong>de</strong>rei Rostock<br />

EKD = Evangelische Kirche Deutschland<br />

Gauck- = Der B<strong>und</strong>esbeauftragte <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esre-<br />

Behör<strong>de</strong> gierung für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staats-<br />

sicherheitsdienstes<br />

GBA = Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

GStA = Generalstaatsanwalt<br />

HBK = Hanseatisches Baustoffkontor<br />

IM = Inoffizieller Mitarbeiter<br />

IMS = Inoffizieller Mitarbeiter zur Sicherung<br />

eines gesellschaftlichen Bereichs o<strong>de</strong>r<br />

eines Objekts<br />

KG = Kammergericht<br />

KoKo = Kommerzielle Koordinierung<br />

KuA = Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

LfV = Lan<strong>de</strong>samt für Verfassungsschutz<br />

LG = Landgericht<br />

LOStA = Leiten<strong>de</strong>r Oberstaatsanwalt<br />

LZB = Lan<strong>de</strong>szentralbank<br />

MAH = Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r ehe-<br />

maligen DDR<br />

MdB = Mitglied <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estages<br />

MdF = Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>r ehem.<br />

DDR<br />

MdI = Ministerium <strong>de</strong>s Innern <strong>de</strong>r ehemali-<br />

gen DDR<br />

MinPräs = Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

NRW = Nordrhein-Westfalen<br />

OFD = Oberfinanzdirektion<br />

OLG = Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />

RA = Rechtsanwalt<br />

RAe = Rechtsanwälte<br />

Ref = Referat<br />

SPK = Staatliche Plankommission<br />

StA = Staatsanwaltschaft<br />

StS = Staatssekretär<br />

THA = Treuhandanstalt<br />

UKP, = Unabhängige Kommission Parteiver-<br />

UKPV mögen<br />

VEB = Volkseigener Betrieb<br />

VS = Verschlußsache<br />

VS-NfD = Verschlußsache — Nur für <strong>de</strong>n Dienst-<br />

gebrauch<br />

VS-vertr. = Verschlußsache-vertraulich<br />

WEDIT = Wollert-Elmendorff Deutsche Indu-<br />

strie-Treuhand<br />

ZK = Zentralkomitee<br />

ZKG = Zentrale Koordinierungsgruppe<br />

ZKI = Zollkriminalinstitut<br />

Mat A I BB. I Inhalt<br />

A 1 12-3 Ohne Anschreiben: Kontrolliste zur<br />

Erfassung <strong>de</strong>r Ermittlungsakten <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft (StA) beim Kam-<br />

mergericht (KG) Berlin.<br />

A 2 12-3 Ohne Anschreiben: Darstellung <strong>de</strong>r<br />

Leitungsstruktur <strong>de</strong>s Bereichs Korn-<br />

merzielle Koordinierung (BKK).<br />

A 3 12-3 Sachstandsbericht <strong>de</strong>r StA beim KG<br />

Berlin vom 18.04.91.<br />

A 4 12-11 Zwischenmitteilung B<strong>und</strong>eskanzler-<br />

amt (BK) v. 03.07.91 betr. Aktenbei-<br />

ziehung.<br />

A 5 12-3 Akten <strong>de</strong>r StA beim KG Berlin, lt.<br />

Kontrolliste (s. Mat A 1)<br />

A 6 12-19 Übersendungsschreiben B<strong>und</strong>esmi-<br />

nisterium <strong>de</strong>r Finanzen (BMF) v.<br />

23.07.1991: <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s BMF v.<br />

15.07.91 betr. Übernahme <strong>de</strong>s Ge-<br />

schäftsbereichs <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r<br />

Finanzen (MdF) <strong>de</strong>r ehem. DDR.<br />

A 7 12-14 Schreiben <strong>de</strong>r CSU v. 17.07.91 betr.<br />

Aktenbeiziehung.<br />

A 8 12-26 Zwischenmitteilung <strong>de</strong>r Senatsver-<br />

waltung für Inneres, Berlin v. 16.07.91<br />

betr. Aktenbeiziehung.<br />

A 9 12-9 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

30.07.91:<br />

12-30 <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Treuhandanstalt Berlin<br />

über Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe (AHB)<br />

<strong>und</strong> Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Koko<br />

v. 10.05.91 (VS-NfD).


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

A 10 12-25 Zwischenmitteilung <strong>de</strong>r Senatsver- A 17 12-31 Zwischenantwort <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministe-<br />

waltung für Justiz, Berlin v. 23.07.91 riums für Wirtschaft (BMWi) v.<br />

betr. Aktenbeiziehung 08.08.91 betr. Aktenbeiziehung.<br />

A 11 12-12 Schriftliche Auskunft <strong>de</strong>s BMF v.<br />

18.07.91: Hinweis auf Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esrechnungshofes<br />

(BRH).<br />

A 18 12-9 Übersendungsschreiben BMF<br />

v.08.08.91:<br />

- Akten BMF, Abtlg. VII - Geld <strong>und</strong><br />

A 12 12-9 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

Kredit (Ordner BMF 1 <strong>und</strong> BMF 2)<br />

30.07.91: Akten <strong>de</strong>s MdF <strong>de</strong>r ehem.<br />

DDR (21 Ordner).<br />

A 13 12-22 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMF v.<br />

31.07.91:<br />

Teilbericht <strong>de</strong>s BMF v. 26.07.91 betr.<br />

Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank (DHB) AG<br />

Teilbericht <strong>de</strong>s BMF v. 30.07.91 betr.<br />

Verkauf <strong>de</strong>r 64 %igen Beteiligung<br />

Staatsbank Berlin an <strong>de</strong>r DHB AG<br />

(VS-NfD).<br />

- Schreiben BMF - Leiter Außenstelle<br />

Berlin an StA beim KG Berlin v.<br />

01.03.91 (BMF 3).<br />

A 18/1 12-9 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMF v.<br />

12.08.91:<br />

- Akten BMF-Abtlg. VIII - B<strong>und</strong>esbeteiligungen<br />

<strong>und</strong> Treuhandanstalt -<br />

(Ordner BMF 4)<br />

- Heft Unterlagen BMF, Abtlg. VII<br />

(BMF-AST 75).<br />

A 14 12-23 Zwischenmitteilung (o. Datum) <strong>de</strong>s<br />

Auswärtigen Amts (AA) betr. Akten-<br />

A 19 12-4 Schreiben BMF v. 12.08.92 betr. Aktenlage.<br />

beiziehung.<br />

A 20 12-13 Zwischenmitteilung <strong>de</strong>r Bayerischen<br />

A 15 12-10 Übersendungsschreiben B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>r Justiz (BMJ) v. 07.08.91:<br />

Staatskanzlei v. 08.08.91 betr. Aktenbeiziehung.<br />

12-28 - 2 B<strong>de</strong>. Sachakten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esauwaltschaft<br />

Karlsruhe betr. Dr. Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski<br />

- Blattsammlung mit neun <strong>Bericht</strong>en<br />

<strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts (GBA) an<br />

<strong>de</strong>n BMJ<br />

- Papier betr. aktueller Stand <strong>de</strong>r Vorermittlungen<br />

zu Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Übersendungsschreiben BMJ<br />

A 21 12-29 Übersendungsschreiben B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern (BMI) v.<br />

09.08.91: Akten <strong>de</strong>s BMI (Abt. IS)<br />

betr.: - SED-Tarnunternehmen, DKP<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Finanzierung - Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

(MfS); Bereich Finanzvermögen Koko.<br />

v. 09.10.91: Sachakten <strong>de</strong>s GBA betr.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski (1 Ordner<br />

VS-GEHEIM, 8 Ordner offen).<br />

A 22 12-11 Übersendungsschreiben BK v.<br />

13.08.91: Akten betr. Koko <strong>und</strong> Person<br />

Schalck-Golodkowski (3 B<strong>de</strong>.,<br />

A 16 12-11 Schreiben BK v. 06.08.91 betr. Aktenteilweise<br />

VS-eingestuft).<br />

beiziehung (Übersandte Unterlagen:<br />

s.a. A 16/1-4)<br />

A 23 12-6 Übersendungsschreiben BK v.<br />

13.08.91:<br />

A 16/1 12-11 Übersicht über Akten <strong>de</strong>s BK betr. 12-120 Nie<strong>de</strong>rschriften <strong>de</strong>r Befragung von<br />

Kontakte von Schalck-Golodkowski Dr. Schalck-Golodkowski durch BND<br />

mit Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung (teilw. VS-eingestuft).<br />

(BReg) <strong>und</strong> staatlichen Stellen <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>es. A 24 12-11 Zwischenmitteilung BK v. August 91<br />

betr. Kontakte zwischen BM Dr.<br />

A 16/2 12-24 Verzeichnis <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Ständigen Schäuble <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkow-<br />

Vertretung <strong>de</strong>r DDR in Bonn. ski.<br />

A 16/3 12-15 Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

(BND) zum Bereich Koko (2 Ordner,<br />

teilweise VS-eingestuft).<br />

A 25 12-9 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

14.08.91:<br />

Akten <strong>de</strong>s MdF <strong>de</strong>r ehem. DDR betr.<br />

12-15 Ohne Anschreiben: Aufzeichnung „ Devisenreserven 1966-1990 (5 Ordner<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinie- BMF-AST 76-80).<br />

A 16/4 12-16<br />

rung (KoKo) im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

(MAH) <strong>de</strong>r DDR als Hilfsorgan<br />

für das Ministerium für Staatssicherheit<br />

(MfS)".<br />

BND-Akten betr. Dr. Schalck-Golod-<br />

A 26 12-25 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r StA<br />

beim Landgericht (LG) Berlin (1 St<br />

AR/91) v. 06.08.91: Strafakten <strong>de</strong>s<br />

Amtsgerichts (AG) Tiergarten, Az.<br />

329 Cs 146/83, betr. Ermittlungsverkowski<br />

(1 Ordner, teilweise VS-eingestuft).<br />

fahren <strong>de</strong>r StA beim LG Berlin, 1 St Js<br />

70/82, wegen Steuervergehen.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

A 27 12-11 Schreiben Chef BK v. 16.08.91 betr. A 40 12-23 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s AA v.<br />

Kontakte von BM Dr. Schäuble mit Dr. 23.08.91:<br />

Schalck-Golodkowski. Liste <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Auslandsvertre-<br />

A 28 12-32 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

tungen <strong>de</strong>r DDR.<br />

19.08.91: A 41 12-5 Schreiben BMI v. 23.08.91 betr. Über-<br />

VS-eingestufte Akten <strong>de</strong>s Zollfahn- Sendung von Akten <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbeaufdungsdienstes,<br />

<strong>de</strong>s Zollkriminalinsti- tragten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung für die<br />

tutes (ZKI) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Oberfinanzdirekt- personenbezogenen Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

ionen (OFD). ehemaligen Staatssicherheitsdien-<br />

A 29 12-29 Übersendungsschreiben BMI v.<br />

stes, Berlin ( „ Gauck-Behör<strong>de</strong> " .)<br />

16.08.91: A 42 12-4 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r Unab-<br />

Akten <strong>de</strong>r Abteilung IS (VS-einge- hängigen Kommission Parteivermöstuft).<br />

gen (UKP) v. 23.08.91:<br />

A 30<br />

A 31<br />

A 32<br />

A 33<br />

A 34<br />

12-10<br />

12-28<br />

12-29<br />

12-32<br />

12-31<br />

12-30<br />

Übersendungsschreiben BMJ v.<br />

21.08.91:<br />

- Akten <strong>de</strong>s GBA beim BRH betr. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski - 3 ARP 310/<br />

89-3 - Blattsammlung mit <strong>Bericht</strong>en<br />

<strong>de</strong>s GBA über die Vorermittlungen an<br />

<strong>de</strong>n BMJ.<br />

Übersendungsschreiben BMI v.<br />

15.08.91:<br />

<strong>Bericht</strong> über Kommunistische Wirtschaftsunternehmen.<br />

Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMF v.<br />

19.08.91:<br />

Akten aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Zollfahndungsämter,<br />

<strong>de</strong>r OFD's <strong>und</strong> <strong>de</strong>s ZKI<br />

(VS-eingestuft).<br />

Übersendungsschreiben BMWi v.<br />

21.08.91:<br />

<strong>Bericht</strong> über die Beziehungen <strong>de</strong>s<br />

BMWi zu <strong>de</strong>n mit Wirtschaftsfragen<br />

befaßten Organen <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR (VS-eingestuft).<br />

Übersendungsschreiben BMF v.<br />

22.08.91:<br />

Vorläufiges Ergebnis über Leistungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Koko an <strong>de</strong>n Staatshaushalt<br />

v. 18.12.89 bis 30.06.90.<br />

- Protokoll <strong>de</strong>r 19. Sitzung v. 28.06.91<br />

- Protokoll <strong>de</strong>r 18. Sitzung <strong>de</strong>r Kornmission<br />

v. 29.05.91 (Verweis auf <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>r sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission).<br />

A 43/1 12-17 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMI v.<br />

bis 23.08.91:<br />

A 43/8 Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für Verfassungsschutz<br />

(BfV) betr. Kommunistisehe<br />

Wirtschaftsunternehmen (teilw.<br />

VS-eingestuft).<br />

A 44 12-18 Übersendungsschreiben BMI v.<br />

23.08.91:<br />

1 Ordner „A. Schalck-Golodkowski"<br />

(Ermittlungsakte <strong>de</strong>s BfV).<br />

A 45 12-4 + Schreiben BMI v. 29.08.91:<br />

12-29 Betr. Aktenlage BMI, Ref. VI 7 <strong>und</strong><br />

Aktenlage <strong>de</strong>r UKP.<br />

A 46 12-26 Auskunft Senatsverwaltung für Inneres,<br />

Berlin v. 27.08.91 <strong>und</strong> 06.09.91<br />

über Aktenlage: Verweis an StA beim<br />

KG Berlin - Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

(vgl. Mat A 8).<br />

A 47 12-32 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

29.08.91:<br />

4 Ermittlungsakten <strong>de</strong>s ZKI (ZKI 68 -<br />

71; VS-eingestuft).<br />

A 35 12-9 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

23.08.91:<br />

Akten <strong>de</strong>r Abteilung VIII <strong>de</strong>s BMF<br />

betr. B<strong>und</strong>esbeteiligungen, Treu-<br />

A 48 12-8 Schreiben BMF v. 30.08.91: Auskunft<br />

betr. Sicherstellung von Akten <strong>de</strong>r Effect-Vermögensverwaltungsgesell-<br />

Schaft durch StA.<br />

handanstalt (4 Ordner). A 49 12-32 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

A 36 12-32 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMF v.<br />

26.08.91:<br />

29.08.91: Akten <strong>de</strong>r StA Hof (3 Ordner<br />

StA 1 - St A 3; VS-eingestuft).<br />

Akten <strong>de</strong>s ZKI (B<strong>de</strong>. ZKI-66 <strong>und</strong> ZKI-<br />

67; teilweise VS-eingestuft).<br />

A 50 12-21 Übersendungsschreiben BMI (ohne<br />

Datum): <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esarchivs v.<br />

A 37 12-9<br />

Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMF v.<br />

27.08.91:<br />

- 1 fortgeschriebene Aufstellung <strong>de</strong>r<br />

13.08.91 mit Dokumenten <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

<strong>de</strong>r ehem. DDR (u.a. Sitzungsprotokolle<br />

<strong>und</strong> Verfügungen).<br />

beigezogenen Unterlagen A 51 12-23 Übersendungsschreiben AA v.<br />

A 38 12-9 -1 Ordner mit Unterlagen <strong>de</strong>r Außen- 03.09.91:<br />

stelle Berlin <strong>de</strong>s BMF (BMF 9) Liste <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l zuständigen<br />

A 39 12-9 - 1 Liste <strong>de</strong>r vom MdF übernomme- Personen an Auslandsvertretungen<br />

nen Unterlagen (BMF-AST 100). <strong>de</strong>r DDR (vgl. a. Mat A 40).


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

A 52 12-12 Übersendungsschreiben BRH v. A 63 12-21 Schreiben BMI v. 20.09.91 betr. Unter-<br />

03.09.91: Unterlagen <strong>de</strong>r staatlichen lagen <strong>de</strong>s Bereichs Koko im B<strong>und</strong>es-<br />

Finanzrevision <strong>de</strong>r ehemaligen DDR archiv (vgl. a. Mat A 50).<br />

(3 Ordner).<br />

A 64 12-32 Übersendungsschreiben Justizmini-<br />

A 53 12-9 Übersendungsschreiben BMF v. sterium NRW v. 30.09.91: Strafakten<br />

04.09.91: Aktenvorgänge BMF betr. 28 Js 104/79 (Ermittlungs- <strong>und</strong> Be-<br />

Abwicklung Koko (BMF 10/1-7). richtsakten <strong>de</strong>s Zollfahndungsdien-<br />

A 54 12-7 Schreiben BMF v. 30.08.91 betr. Aktenlage:<br />

stes, <strong>de</strong>s ZKI <strong>und</strong> <strong>de</strong>r OFD's ; (VS-eingestuft).<br />

- Direktorat Son<strong>de</strong>rvermögen - Be- A 65 12-5 Schreiben BMI v. 19.09.91 betr. Vorlareich<br />

AHB - Fa. F. C. Gerlach. ge von Unterlagen <strong>de</strong>r „ Gauck-Be-<br />

A 55 12-11 Übersendungsschreiben BK v.<br />

13.09.91: <strong>Bericht</strong> BND über die Verhör<strong>de</strong><br />

" mit<br />

v.02.10.91.<br />

Stellungnahme BMJ<br />

waltungsermittlungen zur Klärung A 66 12-17 Übersendungsschreiben BMI v.<br />

<strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>r „Gutmann-Pa- 30.09.91: Akten <strong>de</strong>s BfV; hier: „Festpiere"<br />

(teilweise VS-eingestuft; siehe legungsprotokoll" zu Importen, daauch<br />

Mat A 22). tiert v. 20. Februar 1989 (vgl. a. Mat A<br />

A 56 12-13 Übersendungsschreiben Bayerische<br />

Staatskanzlei vom 12.09.91: Behör<strong>de</strong>nakten<br />

<strong>de</strong>r Staatskanzlei <strong>und</strong> Büro-<br />

A 67 12-75<br />

12-76<br />

43/1- 48/8).<br />

Zwischenmitteilung <strong>de</strong>r Senatsverwaltung<br />

für Justiz, Berlin v. 01.10.91<br />

akten <strong>de</strong>s damaligen MinPräs. Strauß 12-77 betr. Aktenbeiziehung.<br />

über Kontakte <strong>de</strong>r BReg <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

staatlicher Stellen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es zu Personen<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich Koko.<br />

A 68 12-105 Übersendungsschreiben Senatsverwaltung<br />

für Justiz, Berlin v. 04.10.91:<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r StA beim KG Berlin v.<br />

A 57 12-32 Übersendungsschreiben<br />

23.09.91:<br />

BMF v. 03.10.91 (u.a. über Inhalt „Kofferakten").<br />

Akten <strong>de</strong>r StA Bremen: <strong>Bericht</strong>sakten<br />

<strong>de</strong>s Zollfahndungsdienstes u. a. betr.<br />

westliche Partnerfirmen Koko (VSeingestuft;<br />

18 Hefter).<br />

A 69 12-104 Übersendungsschreiben Andrea Le<strong>de</strong>rer,<br />

MdB, v. 09.10.91: Unterlagen<br />

aus <strong>de</strong>m SED-Parteiarchiv.<br />

A 58 12-8 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

23.09.91:<br />

Akten <strong>de</strong>r Effect-Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mit <strong>de</strong>r Bezeich-<br />

A 70 12-63 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

09.10.91: <strong>Bericht</strong> Treuhand betr. Auf-<br />

Lösung <strong>de</strong>s ehem. Bereichs Koko<br />

(Stand: Sept. 91).<br />

nung Effect 1- Effect 28 (28 Ordner). A 71 12-75 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

A 59 12-9 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

23.09.91:<br />

Akten <strong>de</strong>s MdF <strong>de</strong>r ehem. DDR (BMF<br />

- AST 59, 62, 71, 72 <strong>und</strong> 73).<br />

17.10.91: Akten <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l (MAH) <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR aus Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esarchivs<br />

- Außenstelle Coswig („Coswig-Akten"),<br />

hier: Akten <strong>de</strong>r Haupt-<br />

A 60 12-60 Übersendungsschreiben BMI v. abteilung II, B<strong>de</strong>. 725 <strong>und</strong> 728.<br />

19.09.91:<br />

<strong>Bericht</strong> über die Abhängigkeit <strong>de</strong>r<br />

DKP von <strong>de</strong>r DDR bzw. <strong>de</strong>r SED sowie<br />

über DKP-eigene bzw. DKP-abhängi-<br />

A 72 12-64 Schreiben BMF v. 16.10.91 betr. <strong>Bericht</strong><br />

Treuhand v. Frühjahr 1990 (s.<br />

Mat A 9).<br />

ge Unternehmen. A 73 12-58 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

A 61 12-11 Übersendungsschreiben BK v.<br />

24.09.91: Akten <strong>de</strong>s BK <strong>und</strong> <strong>de</strong>r ehem.<br />

Ständigen Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esre-<br />

16.10.91:<br />

<strong>Bericht</strong> Treuhand v. 17.09.91 über<br />

IMES-/ Import-/Export GmbH.<br />

publik Deutschland betr. Kontakte<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung o<strong>de</strong>r staatl. Stellen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es zu Dr. Schalck-Golodkowski<br />

(5 Ordner).<br />

A 74 12-63 Schreiben BMF v. 16.10.91: Betr.<br />

Treuhandauskunft über Kontobewegungen<br />

<strong>de</strong>r Firmen <strong>de</strong>s Bereichs Koko.<br />

A 62 12-9 Übersendungsschreiben BMF v. A 75 12-76 Schreiben Generalstaatsanwalt<br />

24.09.91: 2 Hefter betr. Errichtung (GStA) LG Berlin v. 16.10.91 betr. Er-<br />

AST Berlin (Akte BMF 11) <strong>und</strong> schrift- mittlungen gegen K.-H. Steen <strong>und</strong><br />

liche Anfragen (Akte BMF 12). S. Gol<strong>de</strong>nberg


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

A 76 12-104 Schreiben Dr. Gysi, MdB, v. 17.10.91: A 88 12-5 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

Stellungnahme zur Beiziehung von Behör<strong>de</strong> " v. 12.11.91: - Ausarbeitung<br />

Akten aus <strong>de</strong>m PDS-Parteiarchiv. <strong>de</strong>s ehem. MfS zu Forschungs- <strong>und</strong><br />

A 77 12-75 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

Entwicklungsvorhaben auf <strong>de</strong>m Gebiet<br />

<strong>de</strong>r Waffenproduktion - Protokoll<br />

24.10.91: „Coswig-Akten", hier<br />

<strong>de</strong>s ehem. Ministeriums für Nationale<br />

Hauptabteilung II, Band 719 (Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten, KuA).<br />

Verteidigung v. 02.02.89 über die Vorstellung<br />

eines Produktsortiments am<br />

A 78 12-58 Übersendungsschreiben BMF v. 31.01.89.<br />

28.10.91: Zusammenfassung <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>e<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt über <strong>de</strong>n<br />

Erkenntnisstand zu KuA.<br />

A 89 12-9 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

27.11.91:<br />

- Unterlagen BMF-Außenstelle Berlin<br />

A 79 12-58 Schreiben BMF v. 29.10.91: Betr.<br />

Komplex KuA/VEB Philatelie Wermsdorf.<br />

(Hefte AST 17 <strong>und</strong> 25; Ordner 65 <strong>und</strong><br />

67) - Vorgänge <strong>de</strong>s MdF <strong>de</strong>r ehem.<br />

DDR - Liste BMF/AST-Akten.<br />

A 80 12-32 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r Justizsenatorin<br />

<strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong> Hansestadt<br />

Hamburg v. 05.11.91: Akten <strong>de</strong>r StA<br />

A 90 12-120 Übersendungsschreiben von Rechtsanwalt<br />

Dr. Welter v. 23.11.91: Unterlagen<br />

zum Bereich KuA.<br />

Hamburg zu Steuerstrafverfahren v.<br />

04.03.81 <strong>und</strong> 19.10.87 (s.a. Mat A 28),<br />

hier: 1. Az. 150 Js 229/79 (16 Bän<strong>de</strong>) 2.<br />

Az. 150 Js 466/85 (12 Bän<strong>de</strong>, davon 2<br />

Teilbän<strong>de</strong>).<br />

A 91<br />

A 92<br />

12-121 Übersendungsschreiben BMI v.<br />

26.11.91: Akten Simon Gol<strong>de</strong>nberg (5<br />

Ordner; teilweise VS-eingestuft).<br />

12-125 Übersendungsschreiben Deutsche<br />

A 81 12-74 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r Justizsenatorin<br />

<strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong> Hansestadt<br />

Hamburg v. 05.11.91: Akten zu Uwe<br />

Harms, ehem. Geschäftsführer <strong>de</strong>r Richard<br />

Ihle GmbH (Az. 72 Js 1288/87).<br />

B<strong>und</strong>esbank, Frankfurt v. 27.11.91:<br />

1. Stellungnahme zu Wertpapiergeschäften<br />

<strong>de</strong>r Selmi Bank v. 26.11.74,<br />

R 24<br />

2. Aktenauskunft zu KoKo-Unterlagen<br />

<strong>de</strong>r vorläufigen Verwaltungsstelle<br />

A 82 12-9 Übersendungsschreiben BMF v. <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank in Berlin.<br />

A 83<br />

A 84<br />

15.11.91: Unterlagen „Rechnungsstelle"<br />

im Bereich Außenwirtschaft<br />

<strong>de</strong>s MdF <strong>de</strong>r ehem. DDR, <strong>Bericht</strong>e<br />

über Devisenreserven <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR u.ä. (BMF AST 28).<br />

12-9 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

15.11.91: Unterlagen <strong>de</strong>s BMF zur<br />

Zahlung <strong>de</strong>s Milliar<strong>de</strong>nkredits (BMF<br />

13).<br />

12-104 Aktenabgabe durch das PDS-Partei-<br />

12-116 archiv v. 21.11.91: Akten <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r<br />

SED, hier: Büro Mittag.<br />

A 93<br />

A 94<br />

A 95<br />

12-104 Auskunft PDS-Parteiarchiv v.<br />

02.12.91 zum Aktenbestand „Büro<br />

Mittag" (s.a. Mat A 69 <strong>und</strong> Mat A 84)<br />

12-75 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

02.12.91: „Coswig-Akten", hier: Akten<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung II <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik (8 B<strong>de</strong>.).<br />

12-120 Übersendungsschreiben Rechtsanwalt<br />

Dr. Welter, Taunusstein v.<br />

01.12.91: Dokumente betr. Übersiedlung<br />

von Frau Ingeborg Westerdorff<br />

(zum Komplex KuA, s.a. Mat A 90).<br />

A 85 12-11 Übersendungsschreiben BK v.<br />

25.11.91: Unterlagen zur Zeugenvernehmung<br />

von BM Seiters v.<br />

31.10.1991, Unterlagen zu Senator<br />

König <strong>und</strong> Staatssekretär (StS) a. D.<br />

Gaus, Kontakte <strong>de</strong>r BReg zu Dr.<br />

Schalck-Golodkowski (1 Ordner, teil-<br />

A 96<br />

A 97<br />

12-120 Übersendungsschreiben Dr. Welter v.<br />

05.12.91:<br />

Unterlagen <strong>de</strong>r StA Leipzig <strong>und</strong> diverse<br />

Dokumente zum Komplex KuA<br />

(s.a. Mat A 90 <strong>und</strong> Mat A 95).<br />

12-108 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

weise VS-eingestuft).<br />

06.12.91:<br />

A 86 12-10 Übersendungsschreiben BMJ v.<br />

26.11.91: Vom GBA übermittelte Ka<strong>de</strong>rakten<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen MfS (15<br />

B<strong>de</strong>.). A 98<br />

12-120 Unterlagen <strong>de</strong>r ehem. DDR-Zollverwaltung<br />

zum Bereich KuA, hier: Vorgänge<br />

Ce<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Willms.<br />

12-110 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

A 87 12-9 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

26.11.91: Unterlagen MdF <strong>de</strong>r ehem.<br />

DDR DR betr. Bestän<strong>de</strong> an Goldbarren,<br />

S 1:<br />

Schriftstücke Schrift <strong>de</strong>r Bezirksverwaltung<br />

Rostock zum Vorgang Dieter Möller.<br />

Abführung an <strong>de</strong>n Staatshaushalt, A 99 12-108 Übersendungsschreiben Minsterium<br />

AI IB's (1 Band BMF-AST 61). <strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>n-


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

burg v. 10.12.91: Unterlagen zum - 1 Aktenverzeichnis, numerisch (ZKI<br />

Komplex KuA, u. a. Erbfall Schwartz. IV)<br />

A 100 12-104 Aktenabgabe PDS-Parteiarchiv v.<br />

18.12.1991:<br />

- 1 Aktenverzeichnis, alphabetisch<br />

(ZKI V).<br />

12-116 Ka<strong>de</strong>rakte„Schalck" aus <strong>de</strong>m Teilbe- A 110 12-75 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

stand Abteilung Ka<strong>de</strong>rfragen <strong>de</strong>s ZK <strong>und</strong> 17.01.92:<br />

<strong>de</strong>r SED. A 111 „Coswig-Akten", hier: Hauptabtei-<br />

A 101 12-120 Akten VEB Antikhan<strong>de</strong>l, betr. u.a.<br />

lung II (68 Schriftgutbehälter).<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jürgen Wurm<br />

(ohne Anschreiben, über StA beim<br />

KG Berlin).<br />

A 112 12-29 Übersendungsschreiben BMI v.<br />

16.01.92: „Information über Anzeigen<br />

<strong>und</strong> Ermittlungsverfahren zu Amts-<br />

A 102 12-110 Übersendungsschreiben BMI v,<br />

20.12.91:<br />

Schriftstücke Staatsrat <strong>de</strong>r ehem.<br />

DDR, Abteilung „Eingaben" zum Fall<br />

Dieter Möller (Vgl. KuA).<br />

mißbrauch, Korruption <strong>und</strong> persönlicher<br />

Bereicherung leiten<strong>de</strong>r Staats<strong>und</strong><br />

Wirtschaftsfunktionäre" <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

<strong>de</strong>s Innern (MdI) <strong>de</strong>r<br />

ehem. DDR v. 01.05.90.<br />

A 103 12-120 Übersendungsschreiben Sächsisches<br />

Staatsministerium <strong>de</strong>r Justiz, Dres<strong>de</strong>n<br />

v. 05.12.91: Strafakten - 1 - 698/82 <strong>de</strong>r<br />

StA Chemnitz zum Fall Knechtel (2<br />

B<strong>de</strong>.)<br />

A 113 12-63 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

21.01.92:<br />

Aktualisierung zu Mat A 70 (hier: <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt y. 15.01.92;<br />

VS-NfD eingestuft).<br />

A 104 12-120 Ohne Anschreiben: Schriftstücke<br />

Steuerfahndung Bezirk Mag<strong>de</strong>burg<br />

betr. Gutachten <strong>de</strong>s Staatlichen<br />

Kunsthan<strong>de</strong>ls (vgl. auch KuA).<br />

A 114 12-122 Übersendungsschreiben Senatsverwaltung<br />

für Wi rtschaft <strong>und</strong> Technologie,<br />

Berlin v. 20.01.92: Handakten von<br />

Senator Dr. Karl König.<br />

A 105 12-120 Übersendungsschreiben Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Justiz <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Sachsen-Anhalt,<br />

Mag<strong>de</strong>burg v. 03.01.92: Akten<br />

<strong>de</strong>r StA Dessau betr. Zollstrafverfahren<br />

Jürgen Wurm (5 B<strong>de</strong>.)<br />

A 106 12-124 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Regie-<br />

A 115 12-120 Übersendungsschreiben Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Sachsen-<br />

Anhalt v. 15.01.92: Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

Rates <strong>de</strong>s Bezirkes Mag<strong>de</strong>burg, Abt.<br />

Finanzen - Steuerfahndung - zum Ermittlungsverfahren<br />

gegen Gert Saatze,<br />

Blankenburg/Harz.<br />

ren<strong>de</strong>n Bürgermeisters von Berlin,<br />

Senatskanzlei v. 19.12.91: Akten <strong>de</strong>r<br />

Senatskanzlei Berlin betr. Kontakte<br />

<strong>de</strong>r BReg <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer staatlicher Stellen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es zum Bereich Koko (5<br />

B<strong>de</strong>.).<br />

A 116 12-130 Übersendungsschreiben Vereinigte<br />

Feierabend- <strong>und</strong> Pflegeheime <strong>de</strong>s<br />

Kreises Wurzen v. 27.01.92: Unterlagen<br />

<strong>de</strong>r Frau Ingeborg Westerdorff<br />

(„Erbsache Tittel's Erben").<br />

A 107 12-129 Schreiben Auktionshaus <strong>und</strong> Antikhan<strong>de</strong>l<br />

GmbH, Leipzig v. 06.01.92<br />

betr. Verbleib von Aktenunterlagen.<br />

A 108 12-131 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es-<br />

A 117 12-127 Übersendungsschreiben Thüringer<br />

Ministerium für Justiz, B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong><br />

Europaangelegenheiten v. 31.01.92:<br />

- 8 B<strong>de</strong>. Ermittlungsakten <strong>de</strong>r StA<br />

Meiningen, GZ 111-5/90<br />

ministers für Post- <strong>und</strong> Telekommuni- -10 B<strong>de</strong>. Beweismittelakten<br />

kation v. 13.01.92: Schriftstücke VEB -1 Besucherbuch<br />

Wermsdorf: -4 Tischkalen<strong>de</strong>r (1986-1989).<br />

- <strong>Bericht</strong> über <strong>de</strong>n ehem. VEB<br />

Wermsdorf<br />

-Jahresabschlüsse<br />

- Unterlagen über Erwerbsvorgänge<br />

von Briefmarken<br />

- Schriftwechsel betr. VEB-Wermsdorf.<br />

A 118 12-5 Ohne Übersendungsschreiben: Bestandslisten<br />

<strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>"<br />

- Teil la: Teilbestand AG Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung (BKK)<br />

- Teil lb: Westliche Firmen <strong>und</strong> Geschäftsleute.<br />

A 109 12-32 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

15.01.92 <strong>und</strong> 13.05.92: Akten ZKI<br />

(teilweise VS-eingestuft)<br />

- 142 Ermittlungsakten (ZKI 77-196),<br />

A 119 12-75 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

13.02.92:<br />

„Coswig-Akten", hier Hauptabteilung<br />

II; (52 Behälter).<br />

u.a. zum Verfahren P.M. Majunke<br />

(ZKI 92)<br />

A 120 12-58 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

18.02.92:<br />

- 3 B<strong>de</strong>. Kurzauswertungen (ZKI I-III) Anklageschrift <strong>de</strong>r StA beim LG Ber-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mat A I BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

lin v. 08.01.92 zum Komplex „Kunst A 132 12-148 Übersendungsschreiben BMI v.<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten" (VS-Vertraulich). 28.02.92:<br />

A 121 12-5 Aktenabgabe „Gauck-Behör<strong>de</strong>" v.<br />

19.02.92:<br />

Akten aus <strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

BKK <strong>de</strong>s ehem. MfS (teilweise<br />

VS-eingestuft) A 133 12-75<br />

Personenakte <strong>de</strong>s Michael Wischniewski<br />

aus <strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>s BW<br />

(9 Ordner VS-geheim, davon 3 Ordner<br />

VS-NfD).<br />

Übersendungsschreiben BMF v.<br />

A 122<br />

A 123<br />

12-5<br />

12-75<br />

Schreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" v.<br />

17.02.92 betr. Erfassung <strong>und</strong> Herausgabe<br />

<strong>de</strong>r BKK-Akten.<br />

Übersendungsschreiben BMF v.<br />

18.02.92:<br />

„Coswig-Akten", hier: Hauptabteilung<br />

II; (42 Behälter).<br />

A 134<br />

14.03.92:<br />

„Coswig-Akten", hier Hauptabteilung<br />

II (27 Behälter).<br />

12-144 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s AA v.<br />

05.03.92:<br />

- Mitteilung über die Leiter <strong>de</strong>r diplomatischen<br />

Vertretungen <strong>de</strong>r ehem.<br />

DDR im Zeitraum 1966-1990<br />

A 124<br />

A 125<br />

A 126<br />

12-108 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r Senatsverwaltung<br />

für Finanzen, Berlin v.<br />

13.02.92: Fahndungsakten Dr. Peter<br />

Garcke.<br />

12-137 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

17.02.92:<br />

Akten aus <strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>s ehem.<br />

KuA-Lagers Mühlenbeck (78 Bän<strong>de</strong>,<br />

s.a. Anlage zu Mat A 125: Liste <strong>de</strong>r<br />

KuA-Außenlager).<br />

12-138 Übersendungsschreiben Sächsisches<br />

Staatsministerium <strong>de</strong>r Justiz, Dres<strong>de</strong>n<br />

v. 14.02.92: Akten <strong>de</strong>s Kreisgerichts<br />

Wurzen zur Betreuungssache Ingeborg<br />

Westerdorff (siehe KuA).<br />

A 135<br />

A 136<br />

12-75<br />

12-31<br />

- Zwischenbescheid hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Frage <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n o.a. Vertretungen im<br />

Bezugszeitraum für <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l<br />

zuständigen Personen<br />

- Schreiben <strong>de</strong>r Liquidatoren <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lskammer<br />

<strong>de</strong>r ehem. DDR v.<br />

14.08.91<br />

Übersendungsschreiben BMF v.<br />

27.03.92:<br />

„Coswig-Akten", hier Hauptabteilung<br />

II (64 Behälter).<br />

Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMWi v.<br />

02.04.92:<br />

Akten betr. frühere Kontakte <strong>de</strong>s<br />

BMWi zum ehem. Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung (7 Ordner; teilw.<br />

A 127 12-75 Übersendungsschreiben BMF v. VS-eingestuft.)<br />

03.03.92:<br />

„Coswig-Akten", hier: Hauptabteilung<br />

II (32 Behälter).<br />

A 137 12-75 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMF v.<br />

02.04.92:<br />

„Coswig-Akten", hier: Hauptabtei-<br />

A 128 12-30 Übersendungsschreiben BMF v. lung II (31 Behälter).<br />

26.02.92:<br />

Summarische Aufstellung über <strong>de</strong>n<br />

gesamten Zahlungsverkehr zwischen<br />

Koko <strong>und</strong> MdF bzw. BMF im Zeitraum<br />

v. 04.12.91-31.12.91 (s.a. Mat A<br />

A 138 12-75 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

31.03.92:<br />

Bestandsverzeichnis zu <strong>de</strong>n bisher<br />

übersandten „Coswig-Akten".<br />

34). A 139 12-148 <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s BMI v. 27.03.92 betr. Ak-<br />

A 129 12-120 Schreiben <strong>de</strong>s Sächsischen Staatsministeriums<br />

<strong>de</strong>r Finanzen v. 20.02.92<br />

ten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes über<br />

Michael Wischniewski.<br />

betr. Anfor<strong>de</strong>rung von Unterlagen A 140 12-158 Schreiben <strong>de</strong>s Justizministeriums <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>s Rats <strong>de</strong>s Bezirks Leipzig, Abt. Fi- 12-159 Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen v.<br />

nanzen - Steuerfahndung - (Az 2/86). 12-167 02.04.92 betr. Beiziehung Akten <strong>und</strong><br />

A 130 12-155 Übersendungsschreiben von Prof. Dr.<br />

Wolfgang Vogel v. 21.02.92: Handak-<br />

Unterlagen zur Strafsache Kopmann<br />

(O Js 20/57 OLG Köln).<br />

ten aus <strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>r Rechtsan- A 141 12-75 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

waltskanzlei von Prof. Dr. Wolfgang 13.04.92:<br />

Vogel. - „Coswig-Akten", hier Hauptabtei-<br />

A 131 12-29 Schreiben BMI v. 19.02.91:<br />

Mitteilung <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>buchamtes Geithain<br />

zur Übertragung eines Gr<strong>und</strong>lung<br />

II (17 Behälter)<br />

- „Coswig-Akten", hier: Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik (7 Behälter).<br />

stückes <strong>de</strong>s OEB „F<strong>und</strong>ament" an A 142 12-5 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck<strong>de</strong>n<br />

früheren KoKo-Betrieb Fa. Ge- Behör<strong>de</strong>" v. 09.04.92: Akten <strong>de</strong>r AG<br />

nex, Geschenkdienst GmbH am BKK <strong>de</strong>s ehem. MfS <strong>und</strong> Personenak-<br />

01.03.90. ten von Waltraud Lisowski, Erhard


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

Wiechert <strong>und</strong> Meta Bleßing (303 Ak- - Klaus-Dieter Richter (A 148/6)<br />

ten). - Dr. Karl-Heinz Gerstenberger (A<br />

A 143 12-32 Übersendungsschreiben BMF v.<br />

21.04.92:<br />

- <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s ZKI v. 01.04.92 über die<br />

Auswertung <strong>de</strong>r Prüfungs- <strong>und</strong> Ermittlungsberichte<br />

<strong>de</strong>r Betriebsprüfungsstellen<br />

Zoll <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zollfahndungsämter<br />

im Hinblick auf <strong>de</strong>n<br />

Komplex KoKo (ZKI IX/1)<br />

- Anlage zu Seite 9 <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s v.<br />

01.04.92 (ZKI IX/2; VS-Vertraulich<br />

eingestuft; vgl. Mat A 109).<br />

148/2)<br />

- Dr. Herta König (A 148/4)<br />

- Gerhard Niebling (A 148/8)<br />

- Carla Görlich (A 148/3)<br />

-Helmut Schindler (A 148/7)<br />

-Joachim Buchecker (A 148/1)<br />

- Feodor Ziesche (A 148/10)<br />

- Dr. Kurt Krause (A 148/5)<br />

-Dieter Uhlig (A 148/11)<br />

-Fritz Böhme (A 148/12)<br />

- Harry Möbis (A 148/13)<br />

- Heinz Bau<strong>de</strong> (A 148/14)<br />

A 144 12-167 Übersendungsschreiben BMI v. - Willi Lin<strong>de</strong>mann (A 148/15)<br />

21.04.92: - Axel Hilpert (A 148/18)<br />

12-168 Personenakten <strong>de</strong>s BfV: - Christel Mischner<br />

- Melcher (VS-NfD) - Gudrun Rauscher (A 148/17)<br />

- Steidl (teilweise VS-Vertraulich <strong>und</strong> - Rolf Drießel (A 148/16)<br />

-NfD)<br />

- Lisowski (teilweise VS-Vertraulich<br />

<strong>und</strong> -NfD)<br />

- Botzum (teilweise VS-Vertraulich<br />

<strong>und</strong> -NfD)<br />

- Altenhoff (teilweise VS-NfD <strong>und</strong><br />

-Geheim)<br />

- Springmann (teilweise VS-Vertraulich<br />

<strong>und</strong> -NfD)<br />

- Harms (teilweise VS-Vertraulich<br />

<strong>und</strong> -NfD)<br />

- v.d. Stück (teilweise VS-Vertraulich<br />

<strong>und</strong> -NfD)<br />

- Wendland (teilweise VS-Vertraulich<br />

A 149 12-159 Übersendungsschreiben Justizministerium<br />

NRW v. 30.04.92:<br />

-1 Band Ermittlungsakten 810 Js 464/<br />

91 StA Düsseldorf<br />

-1 Vorgang 4 Zs 893/91 GStA Düsseldorf<br />

- 1 Aktenhülle GStA Köln mit Restvorgängen<br />

aus <strong>de</strong>m Verfahren O Js<br />

20/5 OLG Köln Übersendungsschreiben<br />

Justizministerium NRW v.<br />

29.05.1992: Nachlaßakten Anna Furkert<br />

- 91 VI 228/80 - AG Düsseldorf (2<br />

B<strong>de</strong>.)<br />

<strong>und</strong> NfD)<br />

- Kopmann (teilweise VS-Vertraulich<br />

<strong>und</strong> -NfD).<br />

A 150 12-161 Übersendungsschreiben Rechtsanwalt<br />

Andres, Düsseldorf v. 04.05.92:<br />

Handakte betr. Nachlaßsache Fur-<br />

A 145 12-162 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>skert.<br />

zentralbank (LZB) in Nordrhein-<br />

Westfalen, Düsseldorf (Hauptverwaltung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank) v.<br />

16.04.92: Schriftstücke betr. Ingeborg<br />

Lehmann <strong>und</strong> Irmgard Schumann:<br />

- Deutsche Bank Berlin v. 28.11.1983<br />

- Stadt-Sparkasse Gelsenkirchen v.<br />

05.12.1983<br />

- Devisenabteilung <strong>de</strong>r LZB in Nordrhein-Westfalen,<br />

Düsseldorf v.<br />

A 151<br />

A 152<br />

12-162 Schriftliche Auskunft Deutsche Bank,<br />

Berlin v. 30.04.92 in <strong>de</strong>r Nachlaßsache<br />

Furkert.<br />

12-165 Schreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" v.<br />

20.05.92: <strong>Bericht</strong> zum Bereich Zentrale<br />

Koordinierungsgruppe (ZKG) <strong>de</strong>s<br />

ehemaligen MfS Anlagen: - Befehl<br />

Nr. 1/75 <strong>de</strong>s MfS - Dienstanweisungen<br />

Nr. 10/81 <strong>und</strong> Nr. 2/88.<br />

07.12.1983.<br />

A 153 12-166 Schreiben BND v. 21.05.92: Mittei-<br />

A 146 12-5 Schreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" v.<br />

29.04.92 betr. Frau Carla Görlich,<br />

lung betr. Akten <strong>de</strong>s BND über Günter<br />

Asbeck.<br />

IMS-Deckname „Susi"'<br />

A 154 12-158 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Leiten-<br />

A 147 12-148 Übersendungsschreiben BK v. <strong>de</strong>n Oberstaatsanwaltes Bochum v.<br />

30.04.92: Akten <strong>de</strong>s BND betr. Mi- 15.05.92: Akten zum Strafverfahren<br />

chael Wischniewski (VS-Vertr. <strong>und</strong> gegen Heinz Altenhoff wegen Steuer-<br />

VS-NfD eingestuft). hinterziehung Anlagen:<br />

A 148 12-5 Aktenabgaben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>"<br />

in 5 Teillieferungen; ab 28.04.92: Akten<br />

<strong>de</strong>r AG BKK sowie folgen<strong>de</strong> Personenakten:<br />

- 2 B<strong>de</strong>. Zweitakten (35 Js 341/91 VS-<br />

Vertraulich)<br />

- 3 Beweismittelordner (35 Js 341/91<br />

VS-Vertraulich).<br />

- Arthur Schuster, jetzt Schuster von A 155 12-170 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r StA<br />

Witzleben beim LG Berlin v. 02.06.92: Akten aus


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

Ermittlungsverfahren -1 Bt Js 29/92 - A 166 12-116 Ohne Anschreiben: Akten <strong>de</strong>r Abtei-<br />

gegen Michael Wischniewski wegen lung Finanzverwaltung <strong>und</strong> Bet riebe<br />

Untreue (8 B<strong>de</strong>. <strong>und</strong> 2 Beistücke). (aus: PDS-Parteiarchiv; 6 Ordner).<br />

A 156<br />

A 157<br />

12-5 Schreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" v.<br />

10.06.92:<br />

Auskunft über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Recherchemöglichkeit<br />

in <strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>s<br />

ehem. MfS.<br />

12-170 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r Senatsverwaltung<br />

für Inneres, Berlin v.<br />

05.06.92: Akten betr. Michael Wischniewski;<br />

Anlagen:<br />

A167/1 12-120 Urschriftliche Rückgabe von Dokumenten<br />

aus <strong>de</strong>r Straftakte Wurm (vgl.<br />

Mat A 105) durch das AG Siegen am<br />

21.08.92.<br />

A167/2 12-120 Übersendungsschreiben Kreisgericht<br />

Dessau v. 31.07.92: Protokoll <strong>de</strong>r Vernehmung<br />

<strong>de</strong>r Zeugin Klewe v.<br />

31.07.92.<br />

-1 Kriminalakte - L 2078 A167/3 12-120 Ohne Anschreiben: Protokoll <strong>de</strong>r Ver-<br />

- 1 Kriminalakte - AU 141 nehmung <strong>de</strong>s Zeugen Ralf Richter vor<br />

-1 Personenakte - L 5944. <strong>de</strong>m Kreisgericht Eilenburg v.<br />

23.07.92.<br />

A 158 12-170 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r Senats-<br />

verwaltung für Justiz, Berlin v. A167/4 12-120 Übersendungsschreiben Kreisgericht<br />

22.06.92: Leipzig-Stadt v. 14.08.92: Protokoll<br />

Strafakten Michael Wischniewski <strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Vernehmung <strong>de</strong>s Zeugen Heinz<br />

LG Berlin (8 B<strong>de</strong>.). Krosse in <strong>de</strong>r Strafsache Wurm (o. Datum).<br />

A 159 12-116 Schriftliche Auskunft <strong>de</strong>s PDS-Partei-<br />

archivs v. 22.06.92 über <strong>de</strong>n Bestand<br />

„Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetriebe"<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED sowie Ka<strong>de</strong>rakten<br />

Josef Steidl <strong>und</strong> Heinz Wil<strong>de</strong>nhain.<br />

A 168 12-31 Schreiben <strong>de</strong>s BMWi v. 28.07.92 betr.<br />

Durchsicht <strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Plankommission (SPK) <strong>de</strong>r ehem.<br />

DDR auf KoKo-Relevanz; Anlage:<br />

Schreiben <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r SPK,<br />

A 160 12-160 Übersendungsschreiben von Manfred<br />

Wünsche, Rechtsanwalt <strong>und</strong> No-<br />

Gerhard Schürer, an <strong>de</strong>n GStA <strong>de</strong>r<br />

DDR, Dr. Harrland, v. 29.12.89.<br />

tar, v. 09.06.92: Nachlaßakten Anna<br />

Furkert.<br />

A 169 12-5 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „ Gauck-<br />

Behör<strong>de</strong>" v. 17.08.92: 1. Befehle Nr. 1/<br />

A 161 12-108 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esverwaltungsamtes,<br />

Außenstelle Berlin-Lichtenfeld,<br />

v. 17.06.92: Schrift-<br />

79 <strong>und</strong> 1/89 sowie Dienstanweisung<br />

Nr. 2/88 <strong>de</strong>s MfS 2. MfS-Dokumente<br />

Nr. 4/83 <strong>und</strong> 9/88.<br />

stücke <strong>de</strong>s Liquidators <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong><br />

Antiquitäten GmbH i.L. betr. Begrün- A 170 12-148 Übersendungsschreiben BMI v.<br />

dung eines Zahlungsausgleichs aus<br />

24.08.92:<br />

<strong>de</strong>r Verwertung von E<strong>de</strong>lmetallen ge- Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes<br />

genüber <strong>de</strong>r Treuhandanstalt.<br />

(BKA) über Michael Wischniewski.<br />

A 162 12-10 Übersendungsschreiben BMJ v.<br />

02.07.92:<br />

Schreiben <strong>de</strong>s GBA v. 16.06.92 betr.<br />

A 171 12-5 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

Behör<strong>de</strong>" vom 28.08.92: IM-Akte<br />

„ Georg" <strong>und</strong> VS „Rubin".<br />

Ermittlungsverfahren gegen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski u.a. wegen<br />

Verdachts geheimdienstlicher Agententätigkeit.<br />

A 172 12-5 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

Behör<strong>de</strong>" vom 28.08.92: Akte KSI 6/<br />

87 zu Heinz Volpert.<br />

A 163 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Rowohlt-Verlages<br />

vorn 15.06.92: Unterlagen<br />

zu Dr. Lin<strong>de</strong>mann. Beschluß v.<br />

20.05.92 (64. Sitzung)<br />

A 173 12-104 Ohne Anschreiben: Akten aus <strong>de</strong>m<br />

Bestand ZK <strong>de</strong>r SED - Büro Honecker<br />

- <strong>de</strong>s Zentralen Parteiarchivs <strong>de</strong>r PDS<br />

(2 Aktenordner).<br />

A 164 12-166 Übersendungsschreiben BK y.<br />

14.07.92:<br />

Akten <strong>de</strong>s BND über die Befragung<br />

von Günter Asbeck (2 Ordner; VS-<br />

A 174 12-116 Ohne Anschreiben: Akten aus <strong>de</strong>m<br />

Bestand ZK <strong>de</strong>r SED - Abt. Sicherheitsfragen<br />

- <strong>de</strong>s Zentralen Parteiarchivs<br />

<strong>de</strong>r PDS (4 Aktenordner).<br />

NfD).<br />

A 175 12-185 Übersendungsschreiben Justizmini-<br />

A 165 12-116 Ohne Anschreiben: Ka<strong>de</strong>rakte Heinz sterium NRW vom 28.08.92: Strafak-<br />

Wil<strong>de</strong>nhain (aus: PDS-Parteiarchiv - ten <strong>de</strong>s LG Bonn gegen Edgar Hi rt<br />

Bestand ZK <strong>de</strong>r SED -). (VS-eingestuft).


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

A 176 12-104 Ohne Anschreiben: -Junge, Klaus-Dieter<br />

12-116 Akten ZK <strong>de</strong>r SED (aus: PDS-Parteiar- - Oesterreich, Lothar<br />

chiv; 5 B<strong>de</strong>.). -Janßen, Horst<br />

A 177 12-5 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

Behör<strong>de</strong>" vom 05.10.92: Karteikarten<br />

zu ausgewählten Firmen.<br />

- Galan<strong>de</strong>r, Otto<br />

- Hillmann, Kurt<br />

- Naumann, Wilfried<br />

- Naumann, Inge<br />

A 178 12-210 Anklageschrift Markus Wolf sowie -Eschke, Siegfried<br />

A 179 12-5<br />

Schreiben <strong>de</strong>s BMJ vom 08.10.92 betr.<br />

Einstufung <strong>de</strong>r Anklageschrift als VS-<br />

NfD.<br />

Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

Behör<strong>de</strong>" vom 05.10.92: Karteikarten<br />

zu ausgewählten Firmen (s. auch Mat<br />

Al77).<br />

A 185 12-30 Übersendungsschreiben BMF vom<br />

29.10.92:<br />

Aktualisierte Zusammenfassung <strong>und</strong><br />

Gesamtübersicht über <strong>de</strong>n Zahlungsverkehr<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich KoKo<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m MdF bzw. BMF im Zeitraum<br />

04.12.89 bis 31.12.90 (vgl. Mat A 34<br />

A 180 12-147 Übersendungsschreiben Senatsver- <strong>und</strong> 128).<br />

waltung für Finanzen, Berlin vom<br />

13.02.92: Steuerakten Ehepaar Dr.<br />

med. Johannes <strong>und</strong> Dr. med. Sieglin<strong>de</strong><br />

Lange (5 Bän<strong>de</strong>).<br />

A 186 12-205a Übersendungsschreiben BMF vom<br />

02.11.92:<br />

Unterlagen zu Mineralöleinfuhren<br />

<strong>und</strong> -ausfuhren sowie zum Bezug von<br />

A 181 12-205a Übersendungsschreiben BMWi vom geschmie<strong>de</strong>ten Stäben (3 Ordner:<br />

16.10.92: BMF 16, 17, 18; VS-Vertr.).<br />

A 182 12-63<br />

Akten über sog. „Kirchengeschäfte",<br />

u.a. mit <strong>de</strong>r Firma „INTRAC/Elmsoka"<br />

.<br />

Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMF<br />

vom 15.10.92:<br />

Aktualisierte Fassung <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s<br />

A 187 12-5 Übersendungsschreiben BMJ v.<br />

28.10.92:<br />

Stasi-Unterlagen betr. Wolfgang Kotz<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung XVIII MfS (VS-NfD).<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt Berlin über AHB A 188 12-205 Übersendungsschreiben B<strong>und</strong>esmi<strong>und</strong><br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Ko- nisterium für Raumordnung, Bauwe-<br />

Ko, Stand: 15.09.92 (VS-NfD; vgl. Mat sen <strong>und</strong> Städtebau (BMBau) vom<br />

A 9, 70 <strong>und</strong> 113). 30.10.92:<br />

A 183 12-5 Aktenabgabe <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>"<br />

vom 19.10.92:<br />

Personenakten zu<br />

Akten betr. Restaurierung <strong>de</strong>s Berliner<br />

Doms <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Objektes „Hermannswer<strong>de</strong>r".<br />

- Schalck-Golodkowski/Volpert<br />

(Promotionsverfahren)<br />

- IMF „Rolle"<br />

- Meinl, Wolfram („Wodan")<br />

- Wiechert, Erhard<br />

- Finck, Rainer („Ludwig")<br />

A 189 12-15<br />

12-17<br />

Schreiben <strong>de</strong>s BMI vom 03.11.92:<br />

Stellungnahme zu Presseäußerungen<br />

von Ingrid Köppe, MdB, betr. Mitwirkung<br />

west<strong>de</strong>utscher Geheimdienste<br />

im Bereich KoKo.<br />

-Husemann, Günter („Hüsing"). A 190 12-188 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BND<br />

A 184 12-5 Aktenabgabe <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>„<br />

vom 23.10.92<br />

Personenakten zu:<br />

- Kotz, Wolfgang<br />

- Bollmann, Werner<br />

- Grötzinger, Günter<br />

- Irmscher, Edgar<br />

vom 15.10.92:<br />

<strong>Bericht</strong>e zu <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>s<br />

BND zur Verwicklung von KoKo in internationale<br />

Drogengeschäfte <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n internationalen Terrorismus sowie<br />

Häftlingsfreikauf-Akten betr. RA<br />

Prof. Dr. Vogel.<br />

- „Wald"<br />

- „Strauch, Peter"<br />

- Dimitroff, Waradin<br />

- Beekhuis, Dietrich<br />

-Jung, Detlef<br />

- Seifert, Werner<br />

A 191 12-205a Übersendungsschreiben BMI vom<br />

04.11.92:<br />

Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums für Inner<strong>de</strong>utsche<br />

Beziehungen - BMB -<br />

(37 B<strong>de</strong>., teilweise VS-eingestuft).<br />

- Kutscheid, Edgar A 192 12-5 Übersendungsschreiben BMJ vom<br />

- Bleßing, Meta 05.11.92:<br />

- „Augistin" Stasi-Unterlagen betr. Wolfgang Kotz<br />

-Gast, Ilse (Deckname: „Walter Schiller"; 4<br />

- Stasch, Hans-Jürgen B<strong>de</strong>.).


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

A 193 12-17 Übersendungsschreiben BMI vom A 199 12-5 Übergabeprotokoll <strong>de</strong>r „Gauck-Be-<br />

12-18 13.11.92: hör<strong>de</strong>" vom 24.11.92: 12 Akten zu fol-<br />

12-121 1 Aktenband über „Kommunistische gen<strong>de</strong>n Personen: - Ilona Oppenhei-<br />

12-148 Finnen" sowie mer - Siegfried Buff - Dorothea Linke<br />

12-167 14 Akten zu folgen<strong>de</strong>n Personen: - Hans-Jürgen Stasch.<br />

12-168 - Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

- Simon Gol<strong>de</strong>nberg<br />

- Michael Wischniewski<br />

A 200 12-226 Schreiben <strong>de</strong>s BMI vom 02.12.92:<br />

Auskunft betr. Kurt Ernst Hans Hillmann.<br />

- Hans Kopmann<br />

- Heinz Kopmann A 201 12-205 Ohne Anschreiben: Akten <strong>de</strong>s Kir-<br />

- Heinz Altenhoff chenamtes <strong>de</strong>r EKD, Hannover (5<br />

- Manfred Melcher Bän<strong>de</strong>).<br />

- Detlef von <strong>de</strong>r Stück<br />

- Otto Botzum<br />

A 202 12-205 Ohne Anschreiben: Akten <strong>de</strong>s Diakonischen<br />

Werkes <strong>de</strong>r EKD e.V., Stutt-<br />

-Josef Steid<br />

gart (75 Ordner).<br />

- Klaus Wendtland<br />

- Hans-Joachim Springmann A 203 12-205 Ohne Anschreiben: Aktenvorgang<br />

- Waltraud Lisowski <strong>de</strong>s Konsistoriums <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

- Uwe Harms Kirche in Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg betr.<br />

Son<strong>de</strong>rbauvorhaben Hoffbauerstif-<br />

A 194 12-5 Ohne Anschreiben: Namensakten<br />

tung in Potsdam-Hermannswer<strong>de</strong>r.<br />

<strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" vom 16.11.92:<br />

36 Akten zu folgen<strong>de</strong>n Personen: A 204 12-267 Schreiben Prof. Dr. Wolfgang Vogel<br />

- Arthur Maul vom 16.12.92 betr. Übertragung von<br />

- Edgar Kutscheidt Einzelmandaten an an<strong>de</strong>re Rechtsan-<br />

- Manfred Buhlke wälte im Rahmen von Häftlingsfrei-<br />

- Wolfgang Habenicht kaufaktionen.<br />

-Stefan Virag<br />

- Peter Kamenz<br />

A 205 12-115 Schreiben IMES i. L., Ber lin, vom<br />

03.12.92: Geschäftsunterlagen bei <strong>de</strong>r<br />

-Joachim Goldbach<br />

StA beim KG Berlin.<br />

- Graf Montgelas<br />

- Sa<strong>de</strong>gh Tabatabai A 206 12-224 Übersendungsschreiben Lan<strong>de</strong>samt<br />

- Horst Wollny für Verfassungsschutz (LW) vom<br />

- Fritz Waldhauer 14.12.92: Vorgänge zur Person von<br />

- Hossein Alimoradan Herbert Rübler (1 Aktenordner; VS-<br />

- Günter Husemann NfD).<br />

- Hanno Schütte<br />

- Ursula Göthe<br />

- Kurt Hillmann<br />

A 206/112-224 Ohne Anschreiben: Vorgänge <strong>de</strong>s<br />

LfV zur Person von Herbert Rübler,<br />

Hersz Libermann alias Wischnewski<br />

- Volker Creutzburg<br />

u. a. (4 Aktenbän<strong>de</strong>; VS-NfD).<br />

- Eberhard Schmerl<br />

- Klaus Wendlandt A 207 12-225 Schreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" vom<br />

A 195 12-205 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland (EKD)<br />

vom 20.11.92: Akten betr. „Kirchengeschäfte",<br />

Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>s Berliner<br />

Domes, Hilfsmaßnahmen für Projekte<br />

in <strong>de</strong>r DDR u. a. (23 B<strong>de</strong>.).<br />

11.12.92:<br />

Keine Unterlagen über Ludwig Geißel<br />

vorhan<strong>de</strong>n.<br />

A 208 12-256 Übersendungsschreiben BMI vom<br />

22.12.92:<br />

Aktenvorgang zu Ecka rt Hübener.<br />

A 196 12-205a Übersendungsschreiben BMWi vom<br />

19.11.92:<br />

A 209 12-188 Schreiben BMI vom 10.12.92 betr.<br />

Vorlage von Akten <strong>de</strong>s BW <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

1 Akte betr. „Unterstützung <strong>de</strong>r Evan- BKA.<br />

gelischen Kirche in <strong>de</strong>r DDR". A 210 12-15 Schreiben <strong>de</strong>s BND vom 23.12.92<br />

A 197 12-211 Schreiben <strong>de</strong>s BMF vom 20.11.92:<br />

Auskunft betr. Geschäftsbeziehunbetr.<br />

ehemalige nachrichtendienstliche<br />

Verbindungen im Bereich KoKo.<br />

gen <strong>de</strong>r ELMSOKA Establishment<br />

Vaduz mit <strong>de</strong>r Firma Diet rich Kiesel-<br />

A 211 12-205 Ohne Anschreiben: Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in <strong>de</strong>r<br />

horst, Bremen. DDR betr. Berliner Dom (2 Ordner).<br />

A 198 12-190 Schreiben <strong>de</strong>s BMI vom 24.11.92: A 212 12-205 Ohne Anschreiben: Akten <strong>de</strong>r Kir-<br />

Auskünfte zu „Kirchengeschäften", chenkanzlei <strong>de</strong>r Evangelischen Kir-<br />

Häftlingsfreikäufen <strong>und</strong> zu RA Dr. che <strong>de</strong>r Union betr. Neubau Berliner<br />

Vogel (VS-NfD). Dom (4 Ordner).


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

Mal A 227!<br />

A 213 12-5 Übergabeprotokoll <strong>de</strong>r Gauck-Behör<strong>de</strong><br />

vom 18.01.93:<br />

Holstein vom 10.02.93: Unterlagen, s.<br />

21 Akten zu folgen<strong>de</strong>n Personen:<br />

- Kornelius Finken („Anton")<br />

- Reiner Königshofen<br />

A 224 12-262 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BK vom<br />

12.02.93:<br />

Material <strong>de</strong>s BND zu <strong>de</strong>n Firmen<br />

- Wolfgang Wagner<br />

IMES, WITRA <strong>und</strong> ITA - VS-NfD -.<br />

- Otto Galan<strong>de</strong>r („Greifswald")<br />

- Horst Berg A 225 12-263 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BK vom<br />

- Bernd Lorenz 12.02.93:<br />

- Dietrich Beeckhuis Material <strong>de</strong>s BND zum MfS/IMES<br />

- Prof. Dr. Manfred Gutmann - Lager Kavelstorf - VS-NfD -.<br />

ke.<br />

A 214 12-271 Ohne Anschreiben: Drucksache 12-<br />

28 <strong>de</strong>s Unterausschusses „Treu-<br />

A 226 12-224 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMI<br />

vom 17.02.93:<br />

handanstalt" <strong>de</strong>s Haushaltausschus- Akten <strong>de</strong>s BKA zu Karl-Heinz Schulz.<br />

ses <strong>de</strong>s DBT betr. Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs KoKo.<br />

A 215 12-266 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Landtages<br />

Bran<strong>de</strong>nburg vom 18.01.93: Protokoll<br />

<strong>de</strong>r Vernehmung von Dr. Manfred<br />

Stolpe vor <strong>de</strong>m Landtagsausschuß<br />

zum Fall Eckart Hübener<br />

(Ausschußprotokoll 1/597 vom<br />

04.01.93).<br />

A 227 12-273 Ohne Anschreiben: Akten <strong>de</strong>s Ministers<br />

für Natur, Umwelt <strong>und</strong> Lan<strong>de</strong>sentwicklung<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-<br />

Holstein betr. Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg<br />

(8 Ordner).<br />

A 228 12-18'7 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Landta-<br />

12-177 ges Bran<strong>de</strong>nburg vom 18.02.93: Protokoll<br />

<strong>de</strong>r Zeugenvernehmung L. Gei-<br />

Bel.<br />

A 216 12-9 Schreiben <strong>de</strong>s BMF vom 28.01.93<br />

betr. Auskunft <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

(THA) zur Berliner Makler- <strong>und</strong> Han-<br />

A 229 12-286 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s AA vom<br />

01.03.93: Unterlagen betr. Komplex<br />

„Melchers (HK) Limited" .<br />

<strong>de</strong>lsgesellschaft (BMHG). A 230 12-252 Schreiben <strong>de</strong>s BMI vom 23.02.1993<br />

A 217 12-5 Antwortschreiben <strong>de</strong>r Gauck-Behör<strong>de</strong><br />

vom 29.01.93 betr. Unterlagen <strong>de</strong>r<br />

betr. Heinz Altenhoff <strong>und</strong> Firma Noha<br />

GmbH.<br />

Hauptabtlg. XXII <strong>de</strong>s MfS. A 231 12-281 Anwortschreiben <strong>de</strong>r StA beim KG<br />

A 218 12-5 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BKA<br />

vom 02.02.93:<br />

Ka<strong>de</strong>rakte Dr. Jaeckel.<br />

A 219 12-275 Antwortschreiben <strong>de</strong>r Wollert-Elmendorff<br />

Deutsche Industrie-Treuhand<br />

GmbH (WEDIT) betr. folgen<strong>de</strong> Firmen:<br />

MEAB, IAG, BAG <strong>und</strong> INTRAC.<br />

Berlin vom 01.03.93 betr. Anfrage an<br />

Prof. Dr. J. Limbach bzgl. <strong>de</strong>r Ermitt-<br />

Lungen <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

gegen H. J. Majun-<br />

A 232 12-241 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMI<br />

12-242 vom 03.03.93:<br />

A 220 12-144 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s AA vom<br />

27.01.93:<br />

Liste <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l zuständigen<br />

Personen in ausgewählten<br />

Vertretungen <strong>de</strong>r ehemaligen DDR.<br />

12-262 Unterlagen <strong>de</strong>s BfV zu <strong>de</strong>n Firmen<br />

IMES, WITRA <strong>und</strong> ITA sowie zu fol-<br />

- J. n Personen:<br />

F. Bruhns rö<br />

- Günter Grötzinger<br />

- Günter Herb<br />

A 221 12-104 Ohne Anschreiben:<br />

- Ottokar Hermann<br />

Ausgewählte Unterlagen aus <strong>de</strong>m<br />

- Edgar Irmscher<br />

Aktenbestand Büro Krenz in Kopie<br />

- Karl-Heinz Nötzel<br />

betr. a) Embargo <strong>und</strong> Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

- Christel Nolte<br />

(2 B<strong>de</strong>.), b) Staatliche Verträge <strong>und</strong><br />

- Herbert Rübler<br />

Kontakte (9 B<strong>de</strong>.) <strong>und</strong> c) Kirchenge-<br />

- Karl-Heinz Schlurmann<br />

schäfte (8 B<strong>de</strong>.).<br />

- Horst Schuster<br />

A 222 12-205 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMI<br />

vom 04.02.93:<br />

Kopien aus <strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esarchivs,<br />

Abt. Potsdam, „Staatssekre-<br />

- Horst Steinebuch<br />

-Ingrid Weinheimer<br />

- Claus Weirauch<br />

- Ingolf Weninger<br />

tariat für Kirchenfragen" . A 233 12-4 Antwortschreiben <strong>de</strong>r UKP betr. Kon-<br />

A 223 12-273 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Miniten<br />

<strong>de</strong>r NOVUM GmbH.<br />

sters für Natur, Umwelt <strong>und</strong> Lan<strong>de</strong>s- A 234 12-275 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r Wollertentwicklung<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig- Elmendorff Deutsche Industrie-Treu-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

hand (WEDIT) GmbH vom 04.03.93: Auskunft zu Aktenunterlagen über<br />

Unterlagen zu <strong>de</strong>n vertraglichen Be- Dr. Hans Modrow.<br />

ziehungen <strong>de</strong>r Firmen IAG <strong>und</strong><br />

MEAB.<br />

A 245 12-309 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Bayeri-<br />

schen Staatsministeriums <strong>de</strong>r Justiz<br />

A 235 12-205 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMI vom 17.03.93: Ermittlungsakten <strong>de</strong>r<br />

vom 04.03.93: StA beim LG München I gegen Ertem<br />

Kirchengeschäfte A „Berliner Dom, Tegmen wegen Verstoßes gegen das<br />

Son<strong>de</strong>rbauprogramm, Son<strong>de</strong>rbau- Kriegswaffenkontrollgesetz (3 Ord-<br />

maßnahmen" (3 Ordner). ner).<br />

A 236 12-5 Übergabeprotokoll <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>"<br />

vom 03.03.93: 28 Akten zu folgen<strong>de</strong>n<br />

Personen:<br />

A 246 12-5 Schreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" vom<br />

29.03.93:<br />

Auskunft über Herrn Peter Adler (IM<br />

- Alkasar, Ghasan Mohamed<br />

„Christian Ries").<br />

- Kamenz, Peter<br />

- Gol<strong>de</strong>nberg, Simon<br />

- Fiedler, Klaus<br />

- Younes, Ab<strong>de</strong>l Mageed<br />

- Pengel, Bernd<br />

- Noetzel, Hans<br />

A 247<br />

A 248<br />

12-280 Schreiben Treuhandanstalt Berlin<br />

vom 31.03.93:<br />

Auskunft über Unternehmensliquidationen,<br />

Stand: 03.02.93.<br />

12-303 Übersendungsschreiben BMF vom<br />

- Abu Shark, Ab<strong>de</strong>lhadi 23.04.93:<br />

- Rübler, Herbert Schreiben Treuhandanstalt Berlin<br />

- Pösz, Axel vom 19.03.93 mit Auskunft über Deut-<br />

- Böhm, Axel sehe Seeree<strong>de</strong>rei Rostock GmbH<br />

-Backhaus, Werner<br />

(DSR).<br />

A 237<br />

A 238<br />

A 239<br />

12-279 Aktenauskunft <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>"<br />

vom 09.03.93 (Zwischenbescheid).<br />

12-223 Schreiben BK vom 12.02.93 betr. Beiziehung<br />

<strong>de</strong>r Akten <strong>de</strong>s BND zu Herrn<br />

Peter Kamenz.<br />

12-276 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Bayeri-<br />

A 249<br />

A 250<br />

12-307 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes<br />

für Verfassungsschutz, Berlin<br />

vom 31.03.93: Aktenvorgänge zu -<br />

Benedict Gdalewicz <strong>und</strong> - B rigitte<br />

Halves.<br />

12-316 Ohne Anschreiben: Unterlagen <strong>de</strong>r<br />

„Gauck-Behör<strong>de</strong>" über die Firma Hoschen<br />

Landtages vorn 01.03.93: Sitzungsprotokolle<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungswaldswerke<br />

Deutsche Werft AG (3<br />

Karteikarten).<br />

ausschusses „Schalck" <strong>de</strong>s Bayerischen<br />

Landtages (VS-eingestuft).<br />

A 251 12-3 Ohne Anschreiben: Akten <strong>de</strong>r StA<br />

beim KG Berlin mit Schriftgut <strong>de</strong>r<br />

A 240 12-277 SchreibenTreuhandanstaltBerlinvom ehem. Firma IMES (17 Ordner).<br />

12.03.93: Auskunft über Unternehmensliquidationen,<br />

Stand: 20.01.93.<br />

A 252 12-325 Übersendungsschreiben<br />

vom 19.04.93:<br />

<strong>de</strong>s BMI<br />

A 241 12-5 Übergabeprotokoll <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>"<br />

vom 16.03.93:<br />

Personenbezogene Akten zu<br />

- E. Honecker<br />

- Bruckner, Wolfgang<br />

- E. Krenz<br />

- Mendiburu, Aristi<strong>de</strong>s<br />

- Dr. G. Mittag<br />

- „Karl-Heinz" - H. Axen<br />

- Dreßler, Bernd<br />

- G. Schürer<br />

- „Bernd Fräsdorf "<br />

- O. Fischer<br />

- Al-Khasar, Gisan<br />

- Dr. H. Modrow<br />

- OV „Golf"<br />

- Dr. K. Gysi<br />

- AHB Transcommerz<br />

A 253 12-325 Übersendungsschreiben BMI vom<br />

A 242 12-283 Übersendungsschreiben BMJ vom 28.04.93: Ka<strong>de</strong>rakte E. Mielke.<br />

13.01.93: Akten in <strong>de</strong>r Strafsache gegen<br />

Hans Jochheim (6 Ordner; teilweise<br />

VS-eingestuft).<br />

A 254 12-168 Übersendungsschreiben BMI, StS Dr.<br />

12-242 Vöcking vom 23.04.93:<br />

12-252 Freigegebene bzw. herabgestufte Un-<br />

A 243<br />

A 244<br />

12-297 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

Behör<strong>de</strong>" vom 17.03.93: Liste von<br />

konspirativen Wohnungen ehemaliger<br />

MfS-Mitarbeiter.<br />

12-5 Schreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" vom<br />

17.03.93:<br />

terlagen aus Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Verfassungsschutz zu<br />

-Heinz Altenhoff<br />

-Otto Botzum<br />

- Uwe Harms<br />

- Waltraud Lisowski<br />

- Manfred Melcher


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

- Karl-Heinz Nötzel BfV-Personenakten zu Günter Mit-<br />

- Hans Springmann tag, Klaus Peter Hermann <strong>und</strong> Clelia<br />

-Josef Steidl. Fe<strong>de</strong>le (VS-eingestuft).<br />

A 255<br />

A 256<br />

12-21 Ohne Übersendungsschreiben:<br />

Akten <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r ehem.<br />

DDR (Inhalt: Sitzungsprotokolle, Be-<br />

Schlüsse, „R<strong>und</strong>er Tisch", Gespräche<br />

mit Vertretern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung,<br />

Lageberichte u. a.; 27 Ordner).<br />

12-317 Übersendungsschreiben LfV vom<br />

20.04.93:<br />

Aktenvorgänge betr. Günther Forgber,<br />

Karl-Heinz Gerstenberger <strong>und</strong><br />

Klaus-Peter Hermann (VS-Vertr.).<br />

Übersendungsschreiben BMI vom<br />

A 263<br />

A 264<br />

A 265<br />

12-345 Übersendungsschreiben BMI vom<br />

12.05.93:<br />

Aktenvorgang betr. Zeuge Thomas<br />

Meyer (VS-NfD).<br />

12-273 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r Umweltbehör<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Freien <strong>und</strong> Hansestadt<br />

Hamburg vom 15.04.93: Akten betr.<br />

Verbringung von Abfällen, u. a. durch<br />

das Hanseatische Baustoffkontor<br />

(HBK), auf die Deponie Schönberg.<br />

12-339 Übersendungsschreiben BRH vom<br />

03.06.93: BfV-Personalakten zu<br />

07.05.93:<br />

- Heinz Bau<strong>de</strong><br />

Prüfungsmitteilungen <strong>de</strong>s BRH über<br />

- Günter Forgber das Son<strong>de</strong>rbauprogramm <strong>de</strong>r EKD in<br />

- Günter Jäckel<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen DDR vom 25.05.92.<br />

- Peter Meier Übersendungsschreiben BMI vom<br />

- Gerhard Niebling<br />

24.06.93: Stellungnahme <strong>de</strong>s BMI<br />

-Jürgen Nitz (teilweise<br />

vom 12.03.93 zu <strong>de</strong>n Prüfungsmittei-<br />

VS-eingestuft).<br />

lungen <strong>de</strong>s BRH über das Son<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

<strong>de</strong>r EKD in <strong>de</strong>r ehemali-<br />

A 257 12-11 Übersendungsschreiben BK vom<br />

gen DDR.<br />

29.04.93:<br />

Aktenvorgänge betr. „Verhandlun- A 266 12-310 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s LfV v.<br />

gen mit <strong>de</strong>r DDR über Verbesserun- 12.05.93:<br />

gen <strong>de</strong>r Verkehrsverbindungen mit 4 Akten Liebermann u. Wischnewski.<br />

A 258<br />

A 259<br />

Berlin" (1 Ordner).<br />

12-5 Schreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" vom<br />

30.04.93:<br />

Auskunft über Beziehungen zwischen<br />

MfS <strong>und</strong> SED.<br />

12-313 Übersendungsschreiben Hoffbauer-<br />

Stiftung vom 16.04.93: Akten betr.<br />

Brandscha<strong>de</strong>n Kirchliches Oberseminar<br />

<strong>de</strong>r Hoffbauer-Stiftung Potsdam-<br />

A 267<br />

A 268<br />

A 269<br />

12-283 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwaltes<br />

(GBA) beim BGH<br />

vom 26.08.93: Akten in <strong>de</strong>r Strafsache<br />

gegen Hans Jochheim (2 Ordner).<br />

12-344 Schreiben <strong>de</strong>s BK vom 14.05.93:<br />

Zwischenmitteilung.<br />

12-340 Schreiben <strong>de</strong>s BMWi vom 11.05.93:<br />

Zwischenmitteilung.<br />

Hermannswer<strong>de</strong>r.<br />

A 270 12-347 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r Justiz-<br />

A 260 12-5 Schreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" vom vollzugsanstalt Kaisheim vom<br />

05.05.93: 19.05.93: Gefangenenpersonalakten<br />

Aktenauskunft. Thomas Meyer.<br />

A 261 12-303 Übersendungsschreiben BMF vom A 271 13-336 Abgabe SPD-Fraktion: Strafakten<br />

07.05.93: Thomas Meyer (Akten <strong>de</strong>r StA beim<br />

Aktenschriftstücke <strong>de</strong>r Treuhandan- LG Ingolstadt; 4 Ordner).<br />

stalt betr. Deutsche Seere<strong>de</strong>rei Ro-<br />

stock GmbH (DSR).<br />

A 271 a 12-347 Übersendungsschreiben OLG Mün-<br />

chen vom 04.06.93: Strafakten Tho-<br />

A 262 12-317 Übersendungsschreiben BMI vom mas Meyer (3 Bän<strong>de</strong>).<br />

03.05.93:<br />

Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamts für Verfas- A 272 12-15 Übersendungsschreiben BND (ohne<br />

sungsschutz (BfV) zu Gerhard Beil,<br />

Datum):<br />

Wolfgang Meinel, Richard Müller,<br />

Firmenlisten (teilw. VS-eingestuft).<br />

Wolfram Zahn (4 Ordner, VS-NfD).<br />

A 273 12-336 Übersendungsschreiben Polizeidirek-<br />

A 262a 12-317 Übersendungsschreiben BMI vom tion Hannover vom 03.06.93: Perso-<br />

14.05.93: nalakten Thomas Meyer (3 Hefte).<br />

BfV-Personenakten zu Markus Wolf<br />

<strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l (VS-eingestuft).<br />

A 274 12-338 Übersendungsschreiben Leiten<strong>de</strong>r<br />

Oberstaatsanwalt (LOStA) Lübeck<br />

A 262b 12 -262b Übersendungsschreiben BMI vom vom 02.06.93: Strafakten Richard<br />

26.05.93: Müller - Az. 21 Js 243/83.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

A 275 12-5 Übergabeprotokoll <strong>de</strong>r „Gauck-Be- A 286 12-17 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMI<br />

hör<strong>de</strong>" vom 27.05.93: Akten Dr. Al- vom 03.06.93: Meldungen BW betr.<br />

fred Lefmann (11 Ordner). Bereich KoKo (1 Ordner; VS-einge-<br />

A 276 12-5 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauckstuft).<br />

Behör<strong>de</strong>" vom 27.05.93: A 287 12-346 Schreiben <strong>de</strong>s Bayerischen Staatsmi-<br />

Personenakten zu: nisteriums <strong>de</strong>s Innern vom 14.06.93:<br />

- Günther Forgber Aktenauskunft betr. Reise von Frau<br />

- Horst Mikolajczak Sigrid Schalck-Golodkowski im Juni<br />

- Karl Nen<strong>de</strong>l 1991 nach Moskau.<br />

- Helmut Koschitzke<br />

- Reim<strong>und</strong> Alexy<br />

- Gunter Asbeck<br />

- Fred Baucksch<br />

A 288 12-351 Übersendungsschreiben<br />

16.06.93:<br />

Ka<strong>de</strong>rakte G. Beil.<br />

BMI vom<br />

- Gotthard Gietl A 289 12-10 Übersendungsschreiben GBA beim<br />

- Klaus Köhler B<strong>und</strong>esgerichtshof (BGH) vom<br />

- Heinz Trä<strong>de</strong>r 02.06.93: Vernehmungsprotokolle im<br />

- Mr. Afandy Strafverfahren gegen Dr. Gerhard<br />

- Michael Wischnewski Beil vom 18.10.91 <strong>und</strong> vom 01.10.92.<br />

- Dieter Paul<br />

- Gerhard Ronneberger<br />

- Klaus Träber.<br />

A 290 12-315 Schreiben <strong>de</strong>s BMF vom 15.06.93<br />

betr. Vorgang „Glasschüssel".<br />

A 277 12-279 Schreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" vom<br />

02.03.93: Aktenauskunft betr. übersandte<br />

Unterlagen von Wolfram Vormelker.<br />

A 291 12-350 Schreiben Thomas Meyer v. 22.06.93:<br />

Betr. Herausgabe <strong>de</strong>r in seinem Besitz<br />

befindlichen Unterlagen, die <strong>de</strong>n Untersuchungsauftrag<br />

betreffen.<br />

A277II 12-279 Schreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" v,<br />

10.08.93 betr. Vormelker<br />

A 292 12-349 Schreiben BMI vom 25.06.93: Aktenauskunft.<br />

A 278 12-344 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esarchivs<br />

vom 14.06.93: Aktenvorgänge<br />

A 293 12-314 Vermerk Sekretariat vom 06.07.93:<br />

Unterlagen BND zu Jäckel.<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates <strong>de</strong>r ehemaligen A 294 12-343 Übersendungsschreiben BMJ vom<br />

DDR (1 Ordner). 07.07.93:<br />

A 279 12-352 Ohne Anschreiben: Personalakten<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats zu Beil, Böthling <strong>und</strong><br />

Schürer.<br />

Akten <strong>de</strong>r GStA Koblenz in <strong>de</strong>r Strafsache<br />

Eheleute Heinz <strong>und</strong> Ingeborg<br />

Bau<strong>de</strong> (3 Bän<strong>de</strong>).<br />

A280I) 12-18 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s BMI<br />

vom 03.06.93:<br />

1. BfV-Personenakte A. Schalck-Golodkowski.<br />

A 295 12-357 Übersendungsschreiben Gesellschaft<br />

für Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Saar mbH,<br />

Saarbrücken, eingeg. am 09.07.93:<br />

a) Kopie <strong>de</strong>s Gesellschaftsvertrages<br />

<strong>de</strong>r PROTE-Saar<br />

A281 (II) 12-17 2. BfV-Sachakte Bereich KoKo.<br />

A 282 12-252 3. BfV-Sachakte Fa. Noha GmbH (je -<br />

(III) weils VS-eingestuft).<br />

A 283 (I) Schreiben BMI vom 03.06.93: Herabstufung<br />

von VS-eingestuften BfV-Akten:<br />

A 296<br />

b) Urk<strong>und</strong>e <strong>de</strong>s Notars Dr. Manfred<br />

Roh<strong>de</strong> betr. Verkauf von Anteilen an<br />

die Firma Hermann Loth.<br />

12-342 Übersendungsschreiben Justizministerium<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW vom<br />

05.07.93: Verfahrensakten <strong>de</strong>r StA<br />

Köln in <strong>de</strong>r Strafsache Majunke, Hans<br />

12-242 - Pers.-Akte Grötzinger Joachim u. a. (12 Bän<strong>de</strong>).<br />

12-242 - Pers.-Akte Steinebach<br />

12-168 -Pers.-Aktev.d.Stück<br />

12-242 - Pers.-Akte Weinheimer<br />

12-242 - Pers.-Akte Weninger.<br />

A284 (I)12-262 - Firmenakte IMES<br />

A 297<br />

A 298<br />

12-340 Schreiben BMWi vom 07.07.93: Aktenauskunft.<br />

12-358 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Regieren<strong>de</strong>n<br />

Bürgermeisters von Berlin -<br />

Senatskanzlei - vom 07.07.93: Schrift-<br />

12-262 - Firmenakte ITA wechsel mit <strong>de</strong>m Regieren<strong>de</strong>n Bür-<br />

A 285 12-341 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Justizministeriums<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW vom<br />

04.06.93: Ermittlungsakten <strong>de</strong>r StA<br />

germeister von Berlin <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s betr.<br />

Firma PROTE-Saar.<br />

Essen <strong>und</strong> <strong>de</strong>s GStA Hamm im Ver- A 299 12-317 Übersendungsschreiben BMI vom<br />

fahren Lin<strong>de</strong> <strong>und</strong> Just (1 Ordner). 15.07.93:


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. I Inhalt<br />

8. Jauer, Hubert<br />

Personenakten <strong>de</strong>s BfV (VS-einge- A 313 12-290 Übersendungsschreiben BKA vom<br />

stuft). 16.07.93:<br />

A 300<br />

A 301<br />

12-5 Übergabeprotokoll <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>"<br />

vom 20.07.93: Personenbezogene<br />

Akten zu:<br />

1. Pemsel, Heinrich<br />

2. Hübener, Ecka rt<br />

3. Dimitroff, Peter<br />

4. Vogel, Horst<br />

5. Lorenz, Wolfgang<br />

6. IMS „Kurt "<br />

7. Asbeck, Günter.<br />

12-317 Ohne Anschreiben: Akte BND zu<br />

Ronneberger (VS-eingestuft).<br />

A 314 12-5<br />

Schriftvergleichen<strong>de</strong>s Gutachten zu<br />

Eintragungen in <strong>de</strong>r Akte BKK 1777.<br />

Übergabeprotokoll <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>"<br />

vom 07.09.93: Personenbezogene<br />

Akten zu:<br />

1. Jochheim, Hans; Potera, Jürgen<br />

2. FIM „Reiter"<br />

3. Wokurka, Friedrich<br />

4. Dr. Abicht, Joachim<br />

5. Dr. Kühn, Peter<br />

6. Toussaint, Friedrich<br />

7. Esni, Georges; „Philipp"<br />

A 302 12-339 Übersendungsschreiben BRH v.<br />

30.7.93:<br />

Schriftstücke betr. Son<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

EKD.<br />

9. Kronenburger, Siegm<strong>und</strong><br />

10. Leuthold, Lothar<br />

11. Kühn, Peter; „Jens Wirt"<br />

12. Siegert, Walter<br />

13. Böthling, Günter.<br />

A 303 12-317 Übersendungsschreiben BND v.<br />

30.07.93: Akte Hans Fruck (Tgb.-Nr.<br />

75/93 geh.).<br />

A 315 12-359 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Chefs<br />

<strong>de</strong>r Staatskanzlei Saarbrücken vom<br />

06.09.93: Kopien, Schriftwechsel zwi-<br />

A 304<br />

<strong>und</strong><br />

A 305<br />

12-116 Ohne Anschreiben: Akten aus Bestän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s ehem. SED-Parteiarchivs<br />

(Ka<strong>de</strong>rakten Steidl <strong>und</strong> Matern, Proschen<br />

<strong>de</strong>m Regieren<strong>de</strong>n Bürgermeister<br />

von Berlin <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s.<br />

tokolle <strong>de</strong>r SED-Parteiorganisation;<br />

Schriftstück „Analyse zum Neuen<br />

ökonomischen System"; 3 Ordner).<br />

A 316 12-3 Schreiben StA beim KG Berlin vom<br />

07.09.93 betr. Verfahrensakten 2 Js<br />

417/91 (Embargokomplex).<br />

A 306 12-317 Ohne Anschreiben: Unterlagen <strong>de</strong>s A 317 12-5 Übergabeprotokoll <strong>de</strong>r „Gauck-Be-<br />

BND zu Ronneberger, Bau<strong>de</strong>, Volpert hör<strong>de</strong>" vom 14.09.93: Unterlagen Ri-<br />

(Tgb.-Nr. 76/93 geh.). chard Müller.<br />

A 307 12-317 Schreiben BMI v. 10.08.93: A 318 12-3 Ohne Anschreiben: Akten <strong>de</strong>r StA<br />

Erkenntnisse <strong>de</strong>s BW zu diversen<br />

beim KG Berlin betr. Embargokom-<br />

Personen.<br />

plexverfahren 2 Js 417/91 (27 Ordner)<br />

A 308 12-104 Ohne Anschreiben: (Vermerk <strong>de</strong>s Se<strong>und</strong><br />

kretariats v. 20.08.93):<br />

12-116 Akten <strong>de</strong>s SED-Parteiarchivs<br />

(37 Ordner Büro Mittag <strong>und</strong> Übersichten<br />

zu Sitzungen <strong>de</strong>s Politbüros v.<br />

1965-1989).<br />

A 319<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>verfahren 2 Js 7/90 (Band<br />

91 <strong>und</strong> 99).<br />

12-365 Übersendungsschreiben BMI vom<br />

22.09.93:<br />

Namensliste von Rechtsanwälten, die<br />

in Untervollmacht von RA Prof. Dr.<br />

Vogel o<strong>de</strong>r im Direktmandat tätig wa-<br />

A 309 12-3 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r StA ren.<br />

beim KG Berlin vom 19.08.93: Tätigkeitsbericht<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskriminalität<br />

vom 16.04.93.<br />

A 320 12-10 Schreiben GBA vom 27.09.93: Sachstandsbericht<br />

zum Ermittlungsverfahren<br />

gegen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

A 310 12-5 Schreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" vom<br />

20.08.93:<br />

Aktenauskunft betr. „OM Saar".<br />

u.a.(VS-NfD). Schreiben GBA vom<br />

09.02.94 betr. Aufhebung <strong>de</strong>s Verschlußsachenschutzes.<br />

A 311 12-5 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

Behör<strong>de</strong>" vom 24.08.93: Schriftstücke<br />

aus <strong>de</strong>r HA XVIII <strong>de</strong>s ehem. MfS betr.<br />

A 321 12-367 Schreiben BND vom 07.10.93 betr.<br />

Beziehungen zu Herrn Bosse <strong>und</strong><br />

Herrn Lü<strong>de</strong>mann<br />

„Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l" (Waffenhan<strong>de</strong>l).<br />

A 322 12-370 Schreiben GBA vom 01.10.93: Aktenauskunft<br />

zum Ermittlungsverfahren<br />

A 312 12-317 Übersendungsschreiben BND vom<br />

30.07.93:<br />

gegen Siegfried Stöckert <strong>und</strong> Gerhard<br />

Ronneberger.<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s BND zu Hans Fruck A 323 12-5 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

(VS-eingestuft). Behör<strong>de</strong> " vom 18.10.93: Diplomarbeit


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

„Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen an Ermittlungsakte BKA betr. Al-Kassar<br />

die Erarbeitung von Dossiers zu aus (1 Ordner, VS-NfD).<br />

kommerziellen Grün<strong>de</strong>n einreisen<strong>de</strong>n<br />

Personen aus <strong>de</strong>m NSA"<br />

12-389 Schreiben BMI vom 17.02.94: Auf<br />

„offen" herabgestuft.<br />

(31.10.87).<br />

A 335 12-390 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r Bank-<br />

A 324 12-4 Übersendungsschreiben BMI vom Kommanditgesellschaft Otto Scheur-<br />

27.10.93: mann vom 20.12.93: Kontoführungs-<br />

Zweiter Zwischenbericht <strong>de</strong>r Unab- unterlagen betr. Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

hängigen Kommission zur Überprä- Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa, Vaduz (1 Ordner).<br />

fung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Schreiben <strong>de</strong>r Bank-Kommanditge-<br />

Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR sellschaft Otto Scheurmann vom<br />

(UKPV). 03.01.94: Auskunft über Geschäftsbeziehungen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>m<br />

A 325 12-375 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

Bankhaus Hugo Kahn.<br />

12-134 Behör<strong>de</strong>"<br />

vom 26.10.93: Unterlagen <strong>de</strong>s MfS A 336 12-5 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

betr. Anwerbung von Siegfried Behör<strong>de</strong>" vom 17.01.94: Akten zu Dr.<br />

Brachhaus (Deckname: „Reinhard Peter Garcke <strong>und</strong> IM „Winkler", ab<br />

Winkler" bzw. „Winkler"). 1982 IM „Reinhard".<br />

A 326<br />

A 327<br />

12-5<br />

12-5<br />

Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

Behör<strong>de</strong>" vom 28.10.93: Unterlagen<br />

betr. Dietrich Kupfer (IMS „Messing").<br />

Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

Behör<strong>de</strong>" vom 02.11.93: Dokumente<br />

betr. Günter Gath (IM „Hans"?).<br />

A 337 12-376 Antwortschreiben <strong>de</strong>s Ministers für<br />

Justiz, B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Europaangelegenheiten<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-<br />

Vorpommern vom 17.01.94: Betr. To<strong>de</strong>sermittlungssache<br />

zum Nachteil<br />

Dr. Peter Garcke.<br />

12-341 Schreiben Thüringer Justizministerium<br />

vom 13.01.94: Aktenauskunft<br />

A 328 12-5 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

Behör<strong>de</strong> " vom 02.11.93: Dokumente<br />

betr. Ludwig Geißel, Christa Wachsen,<br />

Herbe rt Mies, Kurt Fritsch.<br />

betr. To<strong>de</strong>sfall <strong>de</strong>s Dr. Peter Garcke.<br />

12-341 Übersendungsschreiben Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Justiz <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburg<br />

vom 24.01.94: <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s GStA <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburg betr. To<strong>de</strong>ser-<br />

A 329 12-367 Ohne Anschreiben (Vermerk 1. UA mittlungsakte Dr. Peter Garcke vom<br />

vom 22.11.93): 14.01.94.<br />

BfV-Personenakte zu Horst Busse mit<br />

Erkenntnissen zu Peter Lü<strong>de</strong>mann (2<br />

Ordner, teilw. VS-eingestuft).<br />

A 338 12-242 Übersendungsschreiben BND vom<br />

17.01.94:<br />

Dokumente zu:<br />

A 330 12-386 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Umwelt, Naturschutz<br />

<strong>und</strong> Reaktorsicherheit (BMU)<br />

- Bereich KoKo<br />

- RA Dr. Vogel<br />

- DDR-Transportwirtschaft<br />

vom 15.11.93: Vorgänge betr. Depo-<br />

- Auszug aus Akte Ottokar Hermann<br />

nie Schönberg (1 Ordner).<br />

(jeweils VS-NfD)<br />

A 331 12-386 Übersendungsschreiben B<strong>und</strong>esarchiv<br />

- Abteilungen Potsdam - vom<br />

12.11.93: Akten aus <strong>de</strong>m Bestand<br />

„Ministerium für Umweltschutz <strong>und</strong><br />

A 339 Übersendungsschreiben BMF vom<br />

24.02.94: Unterlagen <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

über die IMPAG (1 Aktenband)<br />

Wasserwirtschaft" <strong>de</strong>r ehem. DDR (2<br />

Ordner).<br />

A 340 12-344 Ohne Anschreiben: Dokumente <strong>de</strong>s<br />

Ministerrates <strong>de</strong>r ehem. DDR (1 Ord-<br />

A 332 12-370 Ohne Anschreiben (Vermerke 1. UA ner).<br />

A 333<br />

vom 30.11.93 <strong>und</strong> 01.12.93): Akten<br />

<strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts betr. geheimdienstliche<br />

Agententätigkeit im<br />

Zusammenhang mit Embargoverstö-<br />

Ben (78 Ordner).<br />

12-389 Übersendungsschreiben B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

(BKA) vom 02.12.93: Personenauskunft<br />

über Monzer Al-Kassar.<br />

A 341<br />

A 342<br />

12-317 Schreiben BND vom 25.01.94 betr.<br />

Anwendung <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>neinsicht<br />

in Sachen Günter Forgber <strong>und</strong> Richard<br />

Müller.<br />

12-5 Übersendungsschreiben: „Gauck-Behör<strong>de</strong>"<br />

vom 26.01.94: Dokumente<br />

zum Komplex Kommerzielle Koordinierung.<br />

A 334 12-389 Übersendungsschreiben BMI vom A 343 12-362 Ohne Anschreiben: Gutachten <strong>de</strong>s In-<br />

22.12.93: stituts für Wirtschaftsforschung


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mat A BB. Inhalt Mat A BB. Inhalt<br />

(HWWA), Hamburg „Die Be<strong>de</strong>utung A 353 12-5 Übergabeprotokoll <strong>de</strong>r Gauck-Behör<strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordi- <strong>de</strong> vom 22.03.94:<br />

nierung für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r Personenbezogene Akten zu:<br />

DDR" vom 03.02.1994 1. Richter, Werner (FIM „Reiter")<br />

A 344 12-393 Schreiben BMF vom 17.02.94 betr.<br />

2. Wokurka, Friedrich („Wolf")<br />

3. Habenicht, Wolfgang<br />

Unterlagen <strong>de</strong>r Treuhandanstalt über<br />

4. Ronneberger, Gerhard („Ronni")<br />

die Anstalt Mo<strong>de</strong>ssa <strong>und</strong> die Firma 5. Stabenau, Wolfgang<br />

Impag GmbH.<br />

6. Faeser, Harald<br />

A 345 12-394 Schreiben THA vom 15.02.94 betr.<br />

Gespräche zwischen BM Dr. Günter<br />

Rexrodt <strong>und</strong> Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-<br />

Golodkowski<br />

A 354<br />

A 355<br />

12-317 Übersendungsschreiben BND vom<br />

25.04.94: Dokumente betr. Richard<br />

Müller (VS-vertr.)<br />

12-5 Übersendungsschreiben „Gauck-Be-<br />

A 346 12-393 Schreiben <strong>de</strong>s BMF vom 28.02.94 hör<strong>de</strong>" vom 22.04.94: Dokumente <strong>de</strong>r<br />

betr. Unterlagen <strong>de</strong>r THA über die HA XVIII <strong>de</strong>s ehem. MfS<br />

Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa<br />

A 356 12-3 Übersendungsschreiben StA beim<br />

A 347<br />

A 348<br />

12-395 Schreiben <strong>de</strong>r StA beim KG Berlin<br />

vom 24.02.94: Sicherung bzw. Transfer<br />

von Vermögensteilen <strong>de</strong>r ehemaugen<br />

DDR für <strong>de</strong>n Fall einer Krise<br />

12-390 Übersendungsschreiben StA beim<br />

KG Berlin von 05.04.94: Anklageschrift<br />

gegen Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-<br />

Golodkowski u.a. wegen <strong>de</strong>s Verstoßes<br />

gegen das MRG 53 (Waffenanklage)<br />

aus <strong>de</strong>m Verfahren 23/2 Js 41/<br />

93<br />

KG Berlin vom 24.02.94: Vernehmungsprotokolle<br />

Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Christa Wachsen (Jan. 94)<br />

Übersendungsschreiben StA beim<br />

KG Berlin vom 15.03.94: Vernehmungsprotokoll<br />

Dr. Schalck-Golod-<br />

A 357 12-9<br />

12-30<br />

Übersendungsschreiben BMF vom<br />

21.04.94:<br />

Schreiben <strong>de</strong>r Treuhandanstalt, Berlin<br />

v. 20.04.94 betr. Erlöse aus <strong>de</strong>r Verwertung<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen <strong>de</strong>s früheren<br />

Bereiches KoKo<br />

kowski vom 14.12.93 A 358 12-317 Übersendungsschreiben BND vom<br />

A 349 12-395 Schreiben BMI vom 01.03.94: Aktenauskunft<br />

(Inhalt: Erfolglose Archivre-<br />

31.03.94: Unterlagen zu Forgber,<br />

Herb <strong>und</strong> Müller (VS-vertr.)<br />

cherche) A 359 12-5 Übersendungsschreiben „Gauck-Be-<br />

A 350 12-395 Schreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>" vom<br />

04.03.93: Betr. Weisungen <strong>de</strong>s MfS an<br />

Mitarbeiter über das Verhalten beim A 360<br />

hör<strong>de</strong>" vom 03.05.94: IM-Akten Max<br />

Henschel, alias „Gabriel" (11 Ordner)<br />

13-393 Übersendungsschreiben BMF vom<br />

Zusammenbruch <strong>de</strong>r DDR<br />

05.05.94: Unterlagen <strong>de</strong>r THA über<br />

A 351 12-387 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r EKD<br />

vom 14.03.94:<br />

Dokumente betr. Kirchengeschäfte<br />

<strong>und</strong> Häftlingsfreikauf<br />

A 361 12-5<br />

die Anstalt Mon<strong>de</strong>ssa, Vaduz (1 Ordner)<br />

Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-<br />

Behör<strong>de</strong>" vom 03.05.94: Dokumente<br />

betr. Klaus Wendlandt, alias AIM<br />

A 352 12-5 Übergabeprotokoll <strong>de</strong>r „Gauck-Be- „Günther"<br />

hör<strong>de</strong>" vom 22.03.94;<br />

Personenbezogene Akten zu:<br />

1. Cebulla, Julius („Alex")<br />

2. Engel, Gerhard<br />

A 362 12 -205a Übersendungsschreiben BMI vom<br />

27.04.94: Abdrucke <strong>de</strong>r Ordnung Nr.<br />

0118/77 <strong>und</strong> Ordnung Nr. 0175/89<br />

3. Dr. Hirsch, Gerhard<br />

4. Beil, Gerhard<br />

5. Wünsche, Manfred<br />

6. Finken, Cornelius<br />

A 363 12-3 Ohne Anschreiben (Vermerk vom<br />

11.05.94): Akten <strong>de</strong>r StA beim KG<br />

Berlin - Az.: 21/2 Js 10/91 (Prof. Dr.<br />

Vogel) - (6 Ordner)


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Verzeichnis <strong>de</strong>r zur Beweiserhebung beigezogenen Materialien<br />

(A-Materialien)<br />

Abkürzungen<br />

AA = Auswärtiges Amt<br />

AG = Amtsgericht<br />

AHB = Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

AST = Außenstelle<br />

BW = B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz<br />

BK = B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

BKA = B<strong>und</strong>eskriminalamt<br />

BKK = Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

BM = B<strong>und</strong>esminister<br />

BMB = B<strong>und</strong>esministerium für inner<strong>de</strong>utsche<br />

Beziehungen<br />

BMBau = B<strong>und</strong>esministerium für Raumordnung,<br />

Bauwesen <strong>und</strong> Städtebau<br />

BMF = B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

BMHG = Berliner Makler- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

BMI = B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

BMJ = B<strong>und</strong>esminster <strong>de</strong>r Justiz<br />

BMWi = B<strong>und</strong>esministerium für Wi rtschaft<br />

BND = B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

BReg = B<strong>und</strong>esregierung<br />

BRH = B<strong>und</strong>esrechnungshof<br />

DHB = Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank<br />

DSR = Deutsche Seeree<strong>de</strong>rei Rostock<br />

EKD = Evangelische Kirche Deutschland<br />

Gauck- = Der B<strong>und</strong>esbeauftragte <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esre-<br />

Behör<strong>de</strong> gierung für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staats-<br />

sicherheitsdienstes<br />

GBA = Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

GStA = Generalstaatsanwalt<br />

HBK = Hanseatisches Baustoffkontor<br />

IM = Inoffizieller Mitarbeiter<br />

IMS = Inoffizieller Mitarbeiter zur Sicherung<br />

eines gesellschaftlichen Bereichs o<strong>de</strong>r<br />

eines Objekts<br />

KG = Kammergericht<br />

KoKo = Kommerzielle Koordinierung<br />

KuA = Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

LW = Lan<strong>de</strong>samt für Verfassungsschutz<br />

LG = Landgericht<br />

LOStA = Leiten<strong>de</strong>r Oberstaatsanwalt<br />

LZB = Lan<strong>de</strong>szentralbank<br />

MAH = Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR<br />

MdB = Mitglied <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estages<br />

MdF = Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>r ehem.<br />

DDR<br />

MdI = Ministerium <strong>de</strong>s Innern <strong>de</strong>r ehemali-<br />

gen DDR<br />

MinPräs = Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

NRW = Nordrhein-Westfalen<br />

OFD = Oberfinanzdirektion<br />

OLG = Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />

RA = Rechtsanwalt<br />

RAe = Rechtsanwälte<br />

Ref = Referat<br />

SPK = Staatliche Plankommission<br />

StA = Staatsanwaltschaft<br />

StS = Staatssekretär<br />

THA = Treuhandanstalt<br />

UKP, = Unabhängige Kommission Parteiver-<br />

UKPV mögen<br />

VEB = Volkseigener Bet rieb<br />

VS = Verschlußsache<br />

VS-NfD = Verschlußsache - Nur für <strong>de</strong>n Dienstgebrauch<br />

VS-vertr. = Verschlußsache-vertraulich<br />

WEDIT = Wollert-Elmendorff Deutsche Indust rie<br />

Treuhand<br />

ZK = Zentralkomitee<br />

ZKG = Zentrale Koordinierungsgruppe<br />

ZKI = Zollkriminalinstitut


Anlage zum Abschlußbericht:<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

4. Verzeichnis <strong>de</strong>r Materialien, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß ohne<br />

Beiziehungsbeschluß zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n. (B-Materialien)<br />

Abkürzungen<br />

AG = Amtsgericht<br />

BfG = Bank für Gemeinwirtschaft<br />

-<br />

BHFG = Berliner Han<strong>de</strong>ls- u.<br />

Finanzierungsgesellschaft<br />

BK = B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

BMELF = B<strong>und</strong>esministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten<br />

BMF = B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

BMJ = B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Justiz<br />

BVG = B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

DBT = <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag<br />

DHB = Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank<br />

GStA = Generalstaatsanwalt<br />

HaushA = Haushaltsausschuß<br />

IBV = Internationale Beratungs- <strong>und</strong> Vertriebsgesellschaft<br />

IPA = Interparlamentarische Arbeitsgemeinschaft<br />

KG = Kammergericht<br />

KoKo = Kommerzielle Koordinierung<br />

KuA = Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

LG = Landgericht<br />

MAH = Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR<br />

MAW = Ministerium für Außenwirtschaft <strong>de</strong>r<br />

ehemaligen DDR<br />

MdB = Mitglied <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estages<br />

MdF = Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR<br />

MfS = Ministerium für Staatssicherheit<br />

NSW = Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet<br />

OVG = Oberverwaltungsgericht<br />

RA = Rechtsanwalt<br />

SPK = Staatliche Plankommission<br />

StA = Staatsanwaltschaft<br />

UA = Untersuchungsausschuß<br />

UKP, = Unabhängige Kommission zur Über-<br />

UKPV prüfung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien<br />

<strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR<br />

VEB = Volkseigener Betrieb<br />

VM = Valutamark<br />

VS = Verschlußsache<br />

WD = Wissenschaftliche Dienste <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages<br />

ZK = Zentralkomitee<br />

Mat B Inhalt<br />

B 1 Vermerk Sekretariat 1. UA v. 18.06.91 betr.<br />

Beschluß zur Geheimhaltung<br />

B 2 Schreiben Gerhard Krumsiek v. 11.07.91:<br />

Wegnahme von Antiquitäten<br />

B 3 Übersendungsschreiben Rechtsanwalt (RA)<br />

Dr. R. Welter vom 11.07.91: Aktenvorgänge<br />

über Wegnahme von Antiquitäten<br />

B 4 Schreiben Joachim Gaul v. 15.07.91 be tr.<br />

Wegnahme von Antiquitäten<br />

B 5 Schreiben Jürgen Wurm v. 13.07.91 betr.<br />

Wegnahme von Antiquitäten; Übersendungsschreiben<br />

Jürgen Wurm vom 10.11.91:<br />

Schriftstücke über Wegnahme von Antiquitäten<br />

B 6 Schreiben Dr. Friedrich Thiele v. 17.07.91<br />

betr. Wegnahme von Antiquitäten<br />

B 7 Verzeichnis <strong>de</strong>r gebräuchlichsten Abkürzun-<br />

gen im ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit<br />

(MfS)<br />

B 8 Schreiben Fritz-F. Willms v. 19.07.91 betr.<br />

Wegnahme von Antiquitäten<br />

B 9 Übersendungsschreiben B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen (BMF) v. 29.07.91:<br />

Anlage 1: <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s BMF v. 13.05.91 zu <strong>de</strong>n<br />

Komplexen „Ehemalige volkseigene Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>de</strong>r DDR" <strong>und</strong> „Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereiches Kommerzielle Koordinierung<br />

(KoKo) "<br />

Anlage 2: Verfügung Nr. 129/72 v. 14.09.72<br />

betr. Sicherung <strong>de</strong>s Zahlungsverkehrs KoKo<br />

mit <strong>de</strong>m Ausland<br />

Anlage 3: Schreiben Dr. Schalck-Golodkow-<br />

ski an Dr. Mittag v. 10.03.77 betr. interne Ord<br />

nung für die Arbeit <strong>de</strong>s Bereiches KoKo<br />

Anlage 4: Befehl 12/88 <strong>de</strong>s MfS v. 21.06.88<br />

betr. politisch-operative Sicherung KoKo<br />

Anlage 5: Schreiben Dr. Schalck-Golodkowski<br />

an Erich Honecker vom 09.12.88 betr. Leitung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r von KoKo verwalteten<br />

Parteifirmen<br />

Anlage 6: Beschluß 18/11a/90 v. 15.03.90 <strong>de</strong>s<br />

Ministerrates betr. Auflösung Koko zum<br />

31.03.90 <strong>und</strong> Gründung <strong>de</strong>r Berliner Han<strong>de</strong>ls<strong>und</strong><br />

Finanzierungsgesellschaft mbH (BHFG)<br />

Anlage 7: Auszug aus <strong>de</strong>m Geschäftsverteilungsplan<br />

<strong>de</strong>s ehem. Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen<br />

(MdF) <strong>de</strong>r DDR


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mat B Inhalt Mat B Inhalt<br />

B 10 Schreiben Dr. Christian Erler v. 25.07.91 betr. wandlung von volkseigenen Kombinaten, Be-<br />

Wegnahme von Antiquitäten trieben <strong>und</strong> Einrichtungen in Kapitalgesell-<br />

B 11 Übersendungsschreiben BMF v. 05.08.91:<br />

Anlage 1: Information <strong>de</strong>s MdF zu Finanzbeziehungen<br />

MdF/Koko <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r ehemaligen DDR (MAH)<br />

vom 05.12.1989<br />

Anlage 2: Leseabschrift von Sprechzetteln v.<br />

schaften<br />

Anlage 7: Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrates v.<br />

15.03.90 - 18/11.b/9/o - betr. Abschlußbericht<br />

<strong>de</strong>r zeitweiligen Untersuchungsabteilung<br />

beim Ministerrat zur Prüfung von Amtsmißbrauch<br />

<strong>und</strong> Korruption v. 12.03.90<br />

06.12.89 B 13 Schreiben Ingrid Bera v. 06.08.91 betr. Weg-<br />

Anlage 3: Beschluß 4/3/89 v. 07.12.89 <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

betr. Einordnung Koko in die Bereiche<br />

Außenwirtschaft <strong>und</strong> Finanzwesen<br />

Anlage 4: Entwurf einer Verfügung <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

v. 08.12.89<br />

Anlage 5: Papier <strong>de</strong>s MdF betr. Auflösung Ko-<br />

Ko v. 15.02.90<br />

B 14<br />

nahme von Antiquitäten<br />

Übersendungsschreiben Bezirksamt Pankow<br />

v. 12.08.91:<br />

Vorgänge über Gr<strong>und</strong>stücke, <strong>de</strong>ren gr<strong>und</strong>buchliche<br />

Umschreibung von <strong>de</strong>r BHFG beantragt<br />

wur<strong>de</strong><br />

Anlage 6: Schreiben <strong>de</strong>s MAH an MdF betr.<br />

Einordnung Restbereich KoKo in die Volks<strong>und</strong><br />

Finanzwirtschaft <strong>de</strong>r DDR<br />

B 15 Schreiben Jens-Uwe Kraeber v. 17.08.91 betr.<br />

Unternehmen Moksel/März<br />

Anlage 7: Schreiben <strong>de</strong>s Ministers für Außen- B 16 K. Schmoll: Bürgerbrief v. 21.08.91<br />

wirtschaft (MAW) <strong>und</strong> <strong>de</strong>s amtieren<strong>de</strong>n Ministers<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise an <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates zur Einglie<strong>de</strong>rung<br />

von KoKo in die Volks- <strong>und</strong> Finanzwirtschaft<br />

v. 28.02.90<br />

B 17 Übersendungsschreiben Thomas Strehler v.<br />

18.08.91:<br />

Dokumente betr. Wegnahme von Antiquitäten<br />

Anlage 8: Schreiben <strong>de</strong>s amtieren<strong>de</strong>n Ministers<br />

<strong>de</strong>r Finanzen an <strong>de</strong>n Minister für Außenwirtschaft<br />

v. 02.03.90 betr. Sicherstellung <strong>de</strong>s<br />

B 18 Schreiben Gerhard Tunnemann v. 18.08.91<br />

betr. PKW-Kauf bei <strong>de</strong>r GENEX GmbH<br />

KoKo-Vermögens B 19 O. Ringleb: Bürgerbrief v. 15.08.91<br />

Anlage 9: Schreiben <strong>de</strong>s MAH an das MdF<br />

vom 30.03.90 betr. Überweisungen B 20 H. Simon: Bürgerbrief v. 19.08.91<br />

Anlage 10: Information <strong>de</strong>s MdF <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

MAH v. 20.04.90 betr. Überweisungen<br />

Anlage 11: Kreditvereinbarungen MdF/KoKo<br />

B 21 Schreiben Reinhold Berghof v. 19.08.91 betr.<br />

Wegnahme von Gemäl<strong>de</strong>n<br />

v. 09.12.85 B 22 Anonymer Bürgerbrief (ohne Datum) betr.<br />

Anlage 12: Schreiben MdF an Dr. Mittag v. Dortm<strong>und</strong>er Verlag „Pläne"<br />

28.11.88 betr. Planentwurf Devisenreserven<br />

B 23 Übersendungsschreiben Rita Garcke v.<br />

B 12 Übersendungsschreiben BMF v. 12.08.91: 19.08.91: Dokumente betr. Wegnahme von<br />

Anlage 1: Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros v. 14.07.64 Antiquitäten<br />

betr. Anwendung <strong>de</strong>s neuen ökonomischen<br />

Systems auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls B 24 Horst Martens: Bürgerbrief v. 26.08.91<br />

Anlage 2: Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrates v.<br />

07.12.66 - 100/I.3/66 betr. Schaffung <strong>de</strong>r<br />

B 25 Jürgen Tatje: Bürgerbrief v. 14.08.91<br />

Funktion Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für <strong>de</strong>n B 26 Schreiben Dr. O. Wagenbreth v. 19.08.91 betr.<br />

Bereich KoKo im MAH <strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen ost<strong>de</strong>utscher Antiquitätenhan<strong>de</strong>l<br />

Han<strong>de</strong>l sowie Bestätigung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

als Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers B 27 Walter Lauber: Bürgerbrief vom 20.08.91<br />

Anlage 3: Dissertation Berhard Weichsel v.<br />

März 1968<br />

Anlage 4: Vorlage zur schnelleren Steigerung<br />

B 28 Schreiben Frank Lilienthal v. 03.08.91 betr.<br />

Wegnahme von Antiquitäten<br />

<strong>de</strong>r Valutaeinnahmen im Intershop-Han<strong>de</strong>l B 29 Ausarbeitung Abt. WD v. 04.09.91: Anwen<strong>de</strong>r<br />

DDR v. 17.0730 dung <strong>de</strong>r IPA-Regeln (hier: Benennung eines<br />

Anlage 5: Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrates v. Ausschußmitglie<strong>de</strong>s als Zeugen)<br />

21.12.89 -7/22/89 - betr. Aufgabe <strong>und</strong> Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkommission <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

zur Untersuchung von Amtsmißbrauch<br />

<strong>und</strong> Korruption im Zusammenhang<br />

B 30 Ausarbeitung Abt. WD v. 26.11.87: Beweisantragsrecht<br />

in parlamentarischen Untersuchungsverfahren<br />

mit <strong>de</strong>r Tätigkeit von KoKo<br />

Anlage 6: Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrates v.<br />

01.03.90 -16/7/90 - betr. Gründung einer An-<br />

B 31 Schreiben Horst Radloff v. 20.08.91 betr. Wegnahme<br />

von Antiquitäten<br />

stalt zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s B 32 Schreiben Maja Hanstein v. 20.08.91 betr.<br />

Volkseigentums <strong>und</strong> Verordnung zur Um- Wegnahme von Antiquitäten


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mat B Inhalt Mat B Inhalt<br />

B 33 Übersendungsschreiben Holger F rie<strong>de</strong>l v. B 38 Ausarbeitung Abt. WD v. 23.09.91: „Ge-<br />

30.08.91: brauch von VS-eingestuften Unterlagen im<br />

Material zu KoKo Untersuchungsausschuß; Verwertung <strong>de</strong>r Er-<br />

B 34 Übersendungsschreiben BMF v. 30.08.91:<br />

Anlage 1: Liste <strong>de</strong>r Anlagen<br />

kenntnisse von eingestuften Akten zur Zeugenbenennung<br />

<strong>und</strong> -vernehmung"<br />

Anlage 2: Verfügung Nr. 87/71 v. 25.06.71: B 39 Übersendungsschreiben RA Norbe rt Stock v.<br />

Schaffung eines Arbeitsbereiches Zollkon- 20.02.92: Wegnahme von Antiquitäten, u.a.<br />

trolle im Bereich Koko Fall Kath<br />

Anlage 3: Verfügung Nr. 2/72 (Datum unkenntlich):<br />

Gewinnabführung <strong>de</strong>s Bereichs B 40 Ausarbeitung Abt. WD v. 25.09.91:„ Zum Um-<br />

KoKo in <strong>de</strong>n Fonds MAW<br />

fang <strong>de</strong>s Beweiserhebungsrechts eines parla-<br />

Anlage 4: Verfügung Nr. 97/72 v. 07.07.72: Im- mentarischen Untersuchungsausschusses unporte<br />

von Konsumgütern<br />

ter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung <strong>de</strong>s allge-<br />

Anlage 5: Verfügung Nr. 151/72 v. (?).10.72: meinen Persönlichkeitsrechts <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Daten-<br />

Importe zur Sicherung <strong>de</strong>s Farbfernsehpro- schutzes"<br />

grammes <strong>de</strong>r DDR<br />

Anlage 6: Verfügung Nr. 156/73 v. 14.11.73:<br />

Bildung eines Fonds in Höhe von 100 Mio. Va-<br />

B 41 Schreiben Rüdiger Knechtel v. 27.09.91 <strong>und</strong><br />

v.27.10.91 betr. Wegnahme von Antiquitäten<br />

lutamark (VM) im Bereich KoKo<br />

Anlage 7: Verfügung Nr. 51/74 v. 31.10.74: Ex-<br />

B 42 Prof. Dr. Lothar Reuter, „Die ungesetzlichen<br />

Eingriffe in das Post- <strong>und</strong> Fernmel<strong>de</strong>geheim-<br />

quisitversorgung, Zusammenhang mit Ein-<br />

nis in <strong>de</strong>r DDR" (aus: Neue Justiz, 9/1991)<br />

nahmen aus Abfallbeseitigung West-Berlin<br />

Anlage 8: Verfügung Nr. 4/75 v. 29.05.75: Bestätigung<br />

von Planvorgaben (Abführung <strong>de</strong>r<br />

Gewinnerwirtschaftung)<br />

Anlage 9: Verfügung Nr. 20/75 v. 08.09.75: Exquisitversorgung<br />

B 43 Übersendungsschreiben B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

(BK) v. 02.10.91: Aktenvorgänge über Gespräch<br />

Geisthardt/Dr. Schalck-Golodkowski<br />

v. 07.09.90<br />

Anlage 10: Verfügung Nr. 27/75 v. 22.12.75: B 44 Übersendungsschreiben H.-J. Kronberg,<br />

Export von Antiquitäten <strong>und</strong> Gebrauchtwa- MdB,<br />

ren in das Nichtsozialistische Wirtschaftsge- v. 24.09.91: Unterlagen zum Komplex IMES<br />

biet (NSW)<br />

Anlage 11: Verfügung Nr. 2/76v. 14.01.76: Beschaffung<br />

von Baumaschinen, Fahrzeugen<br />

<strong>und</strong> Rationalisierungsmitteln<br />

Anlage 12: Verfügung Nr. 5/76v. 11.02.76: Im-<br />

B 45 Übersendungsschreiben BMF v. 17.10.91: <strong>Bericht</strong><br />

Prof. Dr. Gerstenberger v. 12.03.90 betr.<br />

Stand <strong>de</strong>r Einglie<strong>de</strong>rung von KoKo in die<br />

Volkswirtschaft<br />

porte von Harnstoff<br />

Anlage 13: Verfügung Nr. 43/77v. 21.03.77:<br />

Intershophan<strong>de</strong>l<br />

Anlage 14: Verfügung Nr. 5/87 v. 14.01.87: Arbeitskräfte<br />

aus Vietnam<br />

Anlage 15: Verfügung Nr. 16/87 v. 27.01.87:<br />

Einlagerung in die Staatsreserve B<br />

Anlage 16: Verfügung Nr. 112/88 v. 12.07.88:<br />

Auslagerung aus <strong>de</strong>r Staatsreserve A<br />

Anlage 17: Verfügung Nr. 146/88 v. 21.09.88:<br />

Auslagerung aus <strong>de</strong>r Staatsreserve B<br />

Anlage 18: Schreiben Dr. Schalck-Golodkowski<br />

an Mittag v. 02.10.75: Intertankstellengeschäft,<br />

Bebunkerung von NSW-Schiffen,<br />

NSW-Flugzeugbetankung<br />

B 46 Übersendungsschreiben BMF v. 17.10.91: Unterlagen<br />

zur Vernehmung Sei<strong>de</strong>l, Leiter <strong>de</strong>r<br />

Hauptabt. 1, KoKo:<br />

Anlage 1: Übersicht <strong>de</strong>r Anlagen<br />

Anlage 2: Status über das Konto 0528<br />

Anlage 3: Status über das Konto 0628<br />

Anlage 4: Vermerk über die Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Konten 0528 <strong>und</strong> 0628<br />

Anlage 5: Vernehmungsprotokoll <strong>de</strong>s Beschuldigten<br />

Sei<strong>de</strong>l v. 06.12.89<br />

Anlage 6: Vernehmungsprotokoll <strong>de</strong>s Zeugen<br />

Sei<strong>de</strong>l vom 19.02.90<br />

Anlage 7: Schreiben Dr.Schalck-Golodkowski<br />

an Mittag zum Konto 0628<br />

B 35 Übersendungsschreiben BMF v. 03.09.91: Erkläreng<br />

<strong>de</strong>s BMF für die B<strong>und</strong>esregierung<br />

betr. Aussagepflicht aller früher in <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Verwaltung Beschäftigten einschließlich<br />

<strong>de</strong>r früheren Minister <strong>de</strong>r DDR<br />

B 47 Übersendungsschreiben BMF v. 21.10.91:<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s Generalstaatsanwalts <strong>de</strong>r<br />

ehemaligen DDR:<br />

Anlage 1: Schreiben <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen<br />

<strong>und</strong> Preise v. 27.12.89 betr. Finanzbeziehungen<br />

KoKo/MdF (Aussage Herta König<br />

B 36 Übersendungsschreiben Dr. A. von Bülow,<br />

MdB, v. 10.09.91: Unterlagen <strong>de</strong>r Illustrierten<br />

„Quick"<br />

v. 18.12.89)<br />

Anlage 2: Schreiben <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Staatlichen Plankommission (SPK) v. 29.12.89<br />

Anlage 3: Schreiben <strong>de</strong>r Generalstaatsan-<br />

B 37 Übersendungsschreiben BMF v. 18.09.91: Un- waltschaft <strong>de</strong>r ehemaligen DDR v. 22.02.90 an<br />

terlagen <strong>de</strong>r „Quick" Dr. Lin<strong>de</strong>mann


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mat B Inhalt Mat B Inhalt<br />

Anlage 4: Schreiben Dr. Lin<strong>de</strong>mann v. B 57 Ohne Übersendungsschreiben: Dokumente<br />

15.03.90 an die Generalstaatsanwaltschaft betr. Beschlagnahme von Antiquitäten <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen DDR betr. Tätigkeit KoKo Gert Saatze<br />

B 48 Übersendungsschreiben BMF v. 08.11.91: B 58 Übersendungsschreiben Dr. Sieglin<strong>de</strong> Lange<br />

Anlage 1: Entwurf einer zusammenfassen<strong>de</strong>n v. 30.11.91 <strong>und</strong> v. 17.01.92: Dokumente betr.<br />

Vorlage für die Wirtschaftskommission beim Wegnahme von Briefmarken <strong>und</strong> Antiquitä-<br />

Politbüro v. 10.04.89 ten<br />

Anlage 2: Information durch Dr. A. Schalck- B 59 Schreiben Gert Saatze v. 05.12.91 betr. Be-<br />

Golodkowski v. 07.06.88<br />

schlagnahme von Antiquitäten (s.a. B 57)<br />

Anlage 3: Vereinbarung v. 28.10.86 - Kom-<br />

plex I - B 60 Übersendungsschreiben Dr. J. Rüttgers, MdB,<br />

Anlage 4: Vereinbarung v. 19.10.87 - Kom- v. 20.12.91: Dokumente betr. Wegnahme von<br />

plex II - Antiquitäten <strong>de</strong>s Dr. Michael Reinhard<br />

Anlage 5: Schreiben Dr.Schalck-Golodkow-<br />

ski an Mittag v. 02.11.87 Komplex III -<br />

B 61 Beschluß <strong>de</strong>s Kammergerichtes (KG) Berlin v.<br />

05.12.91:<br />

B 49 Übersendungsschreiben BMF v. 12. 11.91: Schweigepflicht bzw. Aufhebung <strong>de</strong>r Schwei-<br />

Dokumente über die ökonomische Lage <strong>de</strong>r gepflicht <strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>s ehemaligen MfS<br />

ehem. DDR betr. <strong>de</strong>n im sog. „Mauerschützenprozeß" als<br />

Anlage 1: Schreiben Dr. Schalck-Golodkow- Zeuge gela<strong>de</strong>nen früheren stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

ski an Mittag v. 16.10.87 betr. voraussichtliche Minister für Staatssicherheit <strong>de</strong>r DDR, Dr.<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz NSW 1988- Gerhard Neiber<br />

1990 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r NSW-Verschuldung<br />

Anlage 2: Schreiben Dr. Schalck-Golodkowski<br />

an Dr. König v. 20.04.89 betr. Gesamtheit<br />

<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten <strong>de</strong>r<br />

DDR gegenüber <strong>de</strong>m NSW<br />

Anlage 3: „Analyse <strong>de</strong>r ökonomischen Lage<br />

<strong>de</strong>r DDR mit Schlußfolgerungen" (Vorlage an<br />

B 62 Deutsche Welle, Monitor Dienst v. 09.01.92:<br />

Manuskript vom Interview mit <strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Chefredakteur <strong>de</strong>r Wochenzeitung<br />

RUSSLAND, Aleksandr Jewalchow, über die<br />

Unterstützung ausländischer Parteien durch<br />

die KPdSU v. 02.01.92<br />

Egon Krenz v. 27.10.89) B 63 Ohne Übersendungsschreiben: Dokumente<br />

B 50 Übersendungsschreiben J. van Essen, MdB,<br />

v. 08.11.91:<br />

Dokumente Bürgerinitiative „Kläranlage in<br />

betr. Wegnahme von Antiquitäten <strong>de</strong>s RA<br />

Heinz Korbe (Zur Aussage v. 16.01.92, 41. Sitzung)<br />

Heubisch" B 64 Ohne Übersendungsschreiben: Dokumente<br />

B 51 Übersendungsschreiben Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank<br />

(DHB) v. 15.11.91: Übersicht über die<br />

Beteiligungssituation bei <strong>de</strong>r DHB<br />

betr. Wegnahme von Antiquitäten <strong>de</strong>s Manfred<br />

Franke (s.a. Aussage RA Korbe in <strong>de</strong>r 41.<br />

Sitzung v. 16.01.92)<br />

B 52 Übersendungsschreiben Helmut Rüger v.<br />

16.11.91:<br />

Dokumente zur Wegnahme von Antiquitäten<br />

B 65 Ohne Übersendungsschreiben: Dokumente<br />

betr. Wegnahme von Antiquitäten (s.a. 41. Sitzung<br />

v. 16.01.92)<br />

B 53 Übersendungsschreiben Dieter Marklein<br />

(ohne Datum):<br />

Dokumente betr. Tausch von Antiquitäten gegen<br />

Kfz.<br />

B 66 Ohne Übersendungsschreiben: Dokumente<br />

betr. Wegnahme von Antiqutitäten <strong>de</strong>s Siegfried<br />

Brachhaus (Zur Aussage v. 16.01.92, 41.<br />

Sitzung)<br />

B 54 Übersendungsschreiben BMF v. 27.11.91: Dokumente<br />

betr. Vereinbarung v. 01.01.90 zwischen<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Außenwirtschaft<br />

B 67 Entscheidung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />

(BVG) v. 09.01.91 betr. Kunst <strong>und</strong> Aastiquitäten<br />

(MAW), <strong>de</strong>m Ministerium für Finanzen <strong>und</strong> B 68 Ohne Übersendungsschreiben: Dokumente<br />

Preise <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich über Marktgegen- betr. Wegnahme von Antiquitäten <strong>de</strong>s RA<br />

werte <strong>und</strong> Richtungskoeffizienten für abge- Heinz Korbe (Zur Aussage v. 16.01.92, 41. Sitführte<br />

Valutagewinne bei Außenhan<strong>de</strong>lsge- zung)<br />

schäften<br />

B 69 Ohne Übersendungsschreiben: Dokumente<br />

B 55 Übersendungsschreiben Dr. C. Lucyga, MdB, betr. Wegnahme von Antiquitäten <strong>de</strong>s RA Gev.<br />

29.11.91: Dokumente betr. Antiquitäten <strong>de</strong>r org Reinicke (Zur Aussage v. 22.01.92, 42. Sit-<br />

Kunstsammlerin Irmgard Mau zung)<br />

B 56 Übersendungsschreiben Rita Garcke v. B 70 Staatsanwaltschaft beim Landgericht<br />

06.03.90: (LG)Berlin:<br />

Dokumente betr. Wegnahme von Antiquitä- Anklageschrift gegen Michael Wischnewski<br />

ten v. 23.09.91


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12.Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mat B Inhalt Mat B Inhalt<br />

B 71 Schreiben Eheleute Klan, Leipzig, v. 08.01.82 B 86 Schreiben Landtag Mecklenburg-Vorpombetr.<br />

Wegnahme von Antiquitäten mern v. 13.04.92:<br />

B 72 Ohne Übersendungsschreiben: Dokumente<br />

betr. Wegnahme von Antiquitäten <strong>de</strong>s RA<br />

Heinz Korbe<br />

Einsetzung eines Untersuchungsausschusses<br />

„Vertragsabschlüsse Schiffbau <strong>und</strong> Schifffahrt"<br />

B 73<br />

B 74<br />

Übersendungsschreiben Untersuchungsaus-<br />

Schuß (UA) Bayerischer Landtag v. 28.01.92:<br />

Nie<strong>de</strong>rschriften <strong>de</strong>r öffentlichen <strong>und</strong> nichtöffentlichen<br />

Sitzungen (1.-3. Sitzung)<br />

Übersendungsschreiben RA Dieter Schäferbarthold<br />

v. 30.01.92: Dokumente betr. Wegnahme<br />

von Antiquitäten <strong>de</strong>s Werner Schwarz<br />

B 87<br />

B 88<br />

B 89<br />

Schreiben BMF v. 21.04.92 betr. Behauptung<br />

über Frau Gudrun Rauscher im Buch „Das<br />

Schalck-Imperium"<br />

Polizeipräsi<strong>de</strong>nt in Berlin: Vernehmungsprotokoll<br />

Axel Hilpert v. 04.02.92<br />

Übersendungsschreiben BMF v. 05.06.92: Organisationspläne<br />

„KoKo"<br />

B 75 Übersendungsschreiben Briefmarkenhan<strong>de</strong>l B 90 Dr. E<strong>de</strong>lbert Güers: Bürgerbrief v. 26.04.92<br />

GmbH Wermsdorf, Gert Neumann, v. 02.02.92<br />

<strong>und</strong> v. 11.03.92:<br />

Dokumente betr. Enteignung seines Betriebes<br />

<strong>und</strong> Umbenennung in VEB Philatelie<br />

Wermsdorf<br />

B 91 Beschluß Kreisgericht Schwerin v. 20.01.92:<br />

Verfahren Untersuchungsausschuß (UA)<br />

„Vertragsabschlüsse Schiffbau <strong>und</strong> Schifffahrt"<br />

<strong>de</strong>s Landtages Mecklenburg-Vorpommern<br />

(siehe B 86) gegen Thyssen Nordsee-<br />

B 76 Übersendungsschreiben Gerhard Glienicke<br />

v. 01.02.92:<br />

werke GmbH, Bremer Vulkan AG <strong>und</strong> Howaldtswerke/Deutsche<br />

Werft AG<br />

Dokumente betr. Wegnahme von Antiquitäten<br />

B 92 Beschluß Bezirksgericht Schwe rin v. 26.03.92<br />

betr. Beschwer<strong>de</strong>verfahren (s. Mat B 91)<br />

B 77<br />

B 78<br />

Anonymer Bürgerbrief, gerichtet an Herrn<br />

Brachhaus;<br />

Anlage: Zeitungsartikel „Schalck gab Geschenk<br />

für Schmidt in Auftrag"<br />

Abschlußbericht <strong>de</strong>r Kommission zur Unter-<br />

B 93<br />

B 94<br />

Verfügung <strong>de</strong>s Ministerrates <strong>de</strong>r DDR, Nr.<br />

4/73 v. 18.01.73 betr. Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

Übersendungsschreiben B<strong>und</strong>esminister für<br />

Post <strong>und</strong> Telekommunikation (BM Post) v.<br />

08.05.92: Dokumente betr.Geschäftstätigkeit<br />

suchung von Kunstverkäufen <strong>de</strong>r staatlichen <strong>de</strong>r (VEB) Philatelie Wermsdorf<br />

Kunstsammlungen Dres<strong>de</strong>n v. 11.06.90<br />

B 95 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministers<br />

B 79 Bürgerbrief Maria Berbenick v. 15.02.92: Aus- <strong>de</strong>s Innern (BMI) v. 11.05.92: Dokumente betr.<br />

sage von Frau Kath über Herrn Prof. Dr. Vogel Ermittlungsverfahren gegen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

(hierin: Auflistung <strong>de</strong>s p rivaten<br />

B 80 Übersendungsschreiben Frank C. Kempe,<br />

Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenbesitzes)<br />

Galerie Saxonia, v. 18.02.92: Dokumente betr.<br />

Wegnahme von Antiquitäten B 96 Übersendungsschreiben BMF v. 01.06.92: Do-<br />

kumente betr. „Richtlinie zur Anwendung<br />

B 81 Übersendungsschreiben BMF v. 26.02.92: Or- <strong>de</strong>s codierten Zahlungsgr<strong>und</strong>es <strong>und</strong> Schlüs-<br />

ganisationsplan <strong>de</strong>s MdF <strong>de</strong>r ehemaligen selsystematik Zahlungsgr<strong>und</strong> von <strong>de</strong>r Staats-<br />

DDR (Stand 01.11.89) bank <strong>de</strong>r ehemaligen DDR"<br />

B 82<br />

B 83<br />

Prof. Dr. K. Kreuzer, Institut für Rechtsvergleichung:<br />

Bürgerbrief v. 25.02.92 betr. Devisenbeschaffung<br />

seitens <strong>de</strong>r Ex-DDR durch Steuerzwangsvollstreckung<br />

in Kunstgegenstän<strong>de</strong><br />

(Fall Schwarz)<br />

Botho Graf von Hohenthal: Bürgerbrief v.<br />

23.02.92 betr. Artikel FAZ v. 21.02.92 „Wie die<br />

DDR Kunstsammler ruinierte"<br />

B 97<br />

B 98<br />

Übersendungsschreiben BMF v. 23.05.92:<br />

Wirtschaftsprüfungsbericht zur Firma Gerlach<br />

Übersendungsschreiben Landtag Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Wortprotokolle <strong>de</strong>r Zeugenvernehmungen<br />

von Herrn Dr. Junge <strong>und</strong> Herrn Wilhelm (12.<br />

Sitzung v. 14.11.91 <strong>und</strong> 25. Sitzung v.<br />

30.05.92)<br />

B 84 Übersendungsschreiben BMF v. 02.04.92:<br />

Anlage 1: Urteil KG, Berlin v. 10.10.91 in <strong>de</strong>m B 99 Übersendungsschreiben BMF v. 10.06.92: Do-<br />

Arrestverfahren gegen M. Wischniewski kurrent über eine Absprache <strong>de</strong>s Manfred<br />

Anlage 2: Klageschrift v. 12.09.92 gegen M. Sei<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>r Hauptabteilung II/6 <strong>de</strong>s MfS v.<br />

Wischniewski 29.01.79<br />

B 85 Übersendungsschreiben H. Plokarz (Liqui- B 100 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s KG Berlin v.<br />

Bator KuA) vom 23.03.92: Schriftstücke betr. 09.06.92:<br />

Verkaufserlöse <strong>de</strong>r Internationalen Bera- Urteile Az 26 W 1251/92 v. 01.04.92 <strong>und</strong> v.<br />

tungs- <strong>und</strong> Vertriebsgesellschaft (IBV) 22.04.92


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mat B Inhalt Mat B Inhalt<br />

B 101 Übersendungsschreiben BMF v. 02.07.92: B 114 Übersendungsschreiben BMF vom 10.09.93:<br />

Klageschrift in Sachen Gerlach v. 12.09.92 Unterlagen betr. Verkauf von KoKo-Unter-<br />

Übersendungsschreiben BMF v. 07.09.92: nehmen<br />

Teilurteil <strong>de</strong>s LG Berlin in Sachen Michael Wischniewski<br />

vom 27.08.92 B 115 Übersendungsschreiben BMF v. 23.11.92: Aktenverzeichnis<br />

<strong>de</strong>s ehem. Ministeriums für<br />

B 102 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r Senatsverwal- Bauwesen <strong>de</strong>r DDR, hier: Son<strong>de</strong>rbeauftragter<br />

tung für Justiz, Berlin v. 30.07.92: für Export<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Generalstaatsanwalts (GStA)<br />

beim KG Berlin v. 24.04.92 über die Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskriminalität bei<br />

<strong>de</strong>r StA beim KG Berlin für die Zeit v. 03.10.90<br />

bis zum 15.04.92<br />

B 116 Schreiben BMF vom 11.12.92 betr. Verbindungen<br />

<strong>de</strong>r Svenska Västfisk Export AB in<br />

Göteborg/Schwe<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>s ORVAG - AG/<br />

Schweiz zum KoKo-Bereich <strong>und</strong> Beteiligung<br />

am Waffenhan<strong>de</strong>l (Anlage: 1 Organigramm<br />

B 103 Übersendungsschreiben BMF v. 10.08.92: <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED, Abt. Finanzen <strong>und</strong> Parteibe-<br />

Übersicht über die Firmen <strong>de</strong>s Bereichs triebe)<br />

B 104<br />

B 105<br />

„ Kommerzielle Koordinierung" (Stand:<br />

07.10.89)<br />

Übersendungsschreiben BMF v. 14.08.92:<br />

Vorgang „Herbert" (aus einer Akte <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

MfS)<br />

Ohne Übersendungsschreiben: Verfügung<br />

Nr. 15/1975 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

v. 23.08.75<br />

B 117<br />

B 118<br />

Beschluß <strong>de</strong>s 7. Senats <strong>de</strong>s Oberverwaltungsgerichts<br />

(OVG) Berlin vom 16.12.92 - OVG 7<br />

S 214.92 - betr. Congress Center Mag<strong>de</strong>burg<br />

Ohne Anschreiben: Stellungnahme <strong>de</strong>s Sekretariats<br />

<strong>de</strong>r Unabhänigigen Kommission<br />

zur Überprüfung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien<br />

<strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR (UKPV)<br />

zur Frage <strong>de</strong>r juristischen Zuordnung <strong>de</strong>s<br />

B 106 Übersendungsschreiben StA beim KG Berlin<br />

Auslandsvermögens <strong>de</strong>r PDS vom 15.01.93<br />

v. 07.09.92:<br />

Telefonverzeichnis <strong>de</strong>s ehem. ZK <strong>de</strong>r SED<br />

(Kopie)<br />

B 118 a Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r UKP vom<br />

13.04.93: Material über die Eigentumssituation<br />

<strong>de</strong>r vom Bereich KoKo verwalteten sog.<br />

B 107 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauf-<br />

„Parteifirmen" (3 Anlagen)<br />

tragten für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehem. DDR („Gauck-Behör<strong>de</strong>")<br />

v. 07.09.92:<br />

Dienstanweisung Nr. 01/89 vom 04.01.89<br />

B 119 Übersendungsschreiben Joachim Hörster,<br />

MdB, vom 10.02.93: Anonymer Brief betr. Firma<br />

Robotron GmbH<br />

B 108 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>"<br />

vom 31.08.92:<br />

„Strukturaufbau <strong>de</strong>s ehem. Ministeriums für<br />

B 120 Schreiben <strong>de</strong>r StA beim KG Berlin vom<br />

26.02.93: Aktenauskunft (Anlage: Beschuldigtenliste<br />

aus 2 Js 417/91)<br />

Staatssicherheit". B 121 Akten in <strong>de</strong>r Strafsache Hans Jochheim: s.<br />

B 108/1 Dokumente „Die Inoffiziellen Mitarbeiter:<br />

Mat A 242!<br />

Richtlinien, Befehle, Direktiven" (aus: Schrift- B 122 Dr. Barthold C. Witte: „<strong>Bericht</strong> über kirchliche<br />

reihe <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten, 2 B<strong>de</strong>) Transferleistungen im evangelischen Bereich<br />

B 109 Dissertation Dr. Schalck-Golodkowski/Volin<br />

die DDR von 1957 bis 1990" vom 19.02.93<br />

pert vom Mai 1970 B 123 Beschluß <strong>de</strong>r 5. Strafkammer <strong>de</strong>s Landge-<br />

B 110 Übersendungsschreiben BMF vom 28.09.92:<br />

Vermerke <strong>de</strong>r Treuhandanstalt über Gespräche<br />

Treuhandanstalt/Schalck am 02.07.92<br />

<strong>und</strong> 20.08.92 (VS-Vertraulich)<br />

nichts (LG) Dres<strong>de</strong>n vom 12.03.93: Verfahren<br />

Son<strong>de</strong>rausschuß <strong>de</strong>s Sächsischen Landtages<br />

zur Untersuchung von Amts- <strong>und</strong> Machtmißbrauch<br />

infolge <strong>de</strong>r SED-Herrschaft<br />

B 111 Ausarbeitung Abt. WD v. 07.10.92 zu <strong>de</strong>m<br />

Thema „Zur Zulässigkeit <strong>de</strong>r Aufnahme einer<br />

Gemeinschaftsdissertation in eine Zusammenstellung<br />

von Dokumenten"<br />

B 124 <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums für Ernährung,<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten (BMELF)<br />

<strong>und</strong> beteiligter Ressorts (BMF, BMJ) zum Thema<br />

„Son<strong>de</strong>rausfuhrerstattungen für Fleischlieferungen<br />

aus <strong>de</strong>r ehem. DDR in die ehem.<br />

B 112 Ausarbeitung Abt. WD v. 07.10.92 zu <strong>de</strong>m UdSSR ...." (April 1993)<br />

Thema „Zur Zulässigkeit <strong>de</strong>r Tätigkeit als<br />

Rechtsbeistand durch einen möglichen Zeugen"<br />

B 125 Übersendungsschreiben Amtsgericht (AG)<br />

Dres<strong>de</strong>n vom 22.04.93: Beschluß <strong>de</strong>r 5. Strafkammer<br />

<strong>de</strong>s LG Dres<strong>de</strong>n vom 12.03.93 im<br />

B 113 Handakte RA Prof. Dr. Wolfgang Vogel Verfahren Son<strong>de</strong>rausschuß <strong>de</strong>s Sächsischen<br />

(übergeben anläßlich seiner Vernehmung am Landtages zur Untersuchung von Amts- <strong>und</strong><br />

08.10.92) Machtmißbrauch infolge <strong>de</strong>r SED-Herrschaft


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Mat B Inhalt Mat B Inhalt<br />

B 126 Übersendungsschreiben Dr. Andreas von MI- B 139 Übersendungsschreiben Bayerischer Landtag<br />

low, MdB, vom 04.05.93: vom 22.09.93;<br />

Antrag <strong>de</strong>s schwedischen Generalreichsanwalts<br />

auf Ersuchen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Unterlagen betr. Gründung <strong>de</strong>r atypisch stillen<br />

Gesellschaft durch Irene Krumke <strong>und</strong> Ale-<br />

Deutschland um Beweisaufnahme nach <strong>de</strong>m xan<strong>de</strong>r Moksel im Jahr 1980.<br />

Europäischen Übereinkommen über Rechtshilfe<br />

in Strafsachen vom 20.04.59 (betr. Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

mit <strong>de</strong>r DDR)<br />

B 140 Übersendungsschreiben BMF vom 02.11.93:<br />

Bestimmungen für die Zahlstelle bei <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esanstalt für gesamt<strong>de</strong>utsche Aufgaben<br />

B 127 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>r UKP vom in Berlin (Komplex: „Finanzierung von<br />

13.05.93: Grenzsicherungsanlagen <strong>de</strong>r ehem. DDR im<br />

Klageschrift in Sachen Treuhandanstalt ./. Ru- Zuge <strong>de</strong>r Verbreiterung <strong>de</strong>r Autobahn zwidolfine<br />

Steindling vom 05.04.93 schen Grenze <strong>und</strong> Abfertigungsstelle Ma-<br />

B 128<br />

B 129<br />

Übersendungsschreiben BMF vom 14.06.93:<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s BMF an <strong>de</strong>n Haushaltsausschuß<br />

(HaushA) vom 09.06.93 (Finanzvorlage 70/93)<br />

Übersendungsschreiben StA Dres<strong>de</strong>n vom<br />

17.06.93:<br />

Akten <strong>de</strong>s Ermittlungsverfahrens gegen Dr.<br />

Hans Modrow wegen Verdachts <strong>de</strong>s Meinei-<br />

B 141<br />

B 142<br />

rienborn").<br />

Übersendungsschreiben UKPV vom 29.10.93:<br />

Vermerk vom 08.05.92 betr. Spen<strong>de</strong>nzahlungen<br />

an die DKP (mit 26 Anlagen).<br />

Übersendungsschreiben Bayerisches Lan<strong>de</strong>skriminalamt<br />

vom 30.11.93: Kopien von Urlaubsanträgen<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

<strong>de</strong>s (4 Ordner) B 143 Antwortschreiben BMF vom 06.12.93 an<br />

B 130 Schreiben Rechtsanwälte Dr. Ekkehard<br />

Harupa u.a. vom 21.06.1993 betr. Firma Sabatier<br />

Herrn Volker Neumann, MdB, betr. Fragen<br />

Nm. 302 bis 304 für <strong>de</strong>n Monat November<br />

1993 betr. Geld- <strong>und</strong> Vermögensbewegungen<br />

in <strong>de</strong>r ehem. DDR<br />

B 131 Schreiben U. Schmidt, KOR, vom 13.04.93<br />

betr. Brü<strong>de</strong>r Schlaff, Wien, in Verbindung Embargohan<strong>de</strong>l<br />

mit <strong>de</strong>r DDR<br />

B 144 Antwortschreiben <strong>de</strong>s GStA beim KG Berlin<br />

vom 09.01.90:<br />

Ablehnung einer Zulieferung von Dr.<br />

B 132 Übersendungsschreiben BMF vom 29.06.93:<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s BMI vom 28.06.93 über die Finan-<br />

Schalck-Golodkowski an <strong>de</strong>n GStA <strong>de</strong>r ehem.<br />

DDR<br />

zierung <strong>de</strong>s Autobahnausbaus zwischen <strong>de</strong>n<br />

ehemaligen Grenzübergängen Helmstedt<br />

<strong>und</strong> Marienborn (DDR) in <strong>de</strong>n Jahren 1978<br />

<strong>und</strong> 1979<br />

B 145 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Amtes für Studien<br />

<strong>und</strong> Übungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>eswehr vom<br />

26.01.94: Dokument aus <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Nationale Verteidigung <strong>de</strong>r ehem. DDR betr.<br />

B 133 Ohne Übersendungsschreiben: Drucksache<br />

<strong>de</strong>s Landtages Mecklenburg-Vorpommern<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l (hier: Erwähnung <strong>de</strong>s Namens<br />

„Schalck").<br />

betr. Bildung eines Son<strong>de</strong>rausschusses „Deponie<br />

Ihlenberg/Schönberg" (1/3120)<br />

B 146 Ohne Anschreiben (Vermerk Sekretariat vom<br />

03.02.94):<br />

B 134 Übersendungsschreiben<br />

vom 23.06.93:<br />

Gauck-Behör<strong>de</strong><br />

Dokumente betr. Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten,<br />

Briefmarken; OV „Schneekopfkugel".<br />

Liste entschlüsselter Decknamen B 147 Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Amtes für Stu-<br />

B 135 Übersendungsschreiben HaushA <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages (DBT) vom 28.06.93: Protokollentwurf<br />

<strong>de</strong>r 67. Sitzung <strong>de</strong>s HaushA <strong>de</strong>s<br />

DBT vom 12.05.93<br />

dien <strong>und</strong> Übungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>eswehr, Bergisch-Gladbach<br />

vom 01.02.94: Dokumente<br />

betr. Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r ehem. DDR mit <strong>de</strong>m<br />

Iran.<br />

B 136<br />

B 137<br />

Übersendungsschreiben von RA Georg Reinicke<br />

vom 14.04.93: Schriftstücke betr. Dr.<br />

Garcke<br />

Übersendungsschreiben BMF vom 23.08.93:<br />

Schriftstücke <strong>de</strong>s Ministerrates <strong>de</strong>r DDR betr.<br />

Son<strong>de</strong>rkommission zur Untersuchung von<br />

Amtsmißbrauch <strong>und</strong> Korruption im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereiches<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

B 148<br />

B 149<br />

Übersendungsschreiben BMF vom 07.02.94:<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s Herrn Holger Bahl in Sachen<br />

„ Züricher Mo<strong>de</strong>ll".<br />

Übersendungsschreiben <strong>de</strong>s Amtes für Studien<br />

<strong>und</strong> Übungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>eswehr, Bergisch-Gladbach<br />

vom 02.02.94:<br />

Fernschreiben <strong>de</strong>s ehem. Ministers für Verteidigung<br />

<strong>de</strong>r UdSSR D. Ustinov an <strong>de</strong>n ehem.<br />

Minister für Nationale Verteidigung <strong>de</strong>r DDR,<br />

H. Hoffmann, (o. Datum) betr. Waffenliefe-<br />

B 138 Übersendungsschreiben Amtsgericht Tierrung<br />

<strong>de</strong>r DDR an <strong>de</strong>n Iran.<br />

garten vom 31.08.93: Strafverfahrensakten<br />

Karl-Heinz Schlurmann<br />

B 150 Übersendungsschreiben<br />

MdB, vom 11.02.94:<br />

Joachim Hörster,


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Mat B Inhalt Mat B<br />

Inhalt<br />

Eingabe <strong>de</strong>r Eheleute Laske vom 12.03.93 B 152 Übersendungsschreiben Volker Neumann,<br />

betr. vermögensrechtliche Ansprüche im Zu- MdB, vom 24.02.94: Gerichtsurteile <strong>de</strong>s LG<br />

sammenhang mit ihrer Ausreise aus <strong>de</strong>r Berlin betr. Zwangsprovisionen<br />

ehem. DDR.<br />

B 153 Übersendungsschreiben KuA i.L. vom<br />

B 151 Ohne Übersendungsschreiben (Vermerk Sekretariat<br />

1. UA vom 23.02.94):<br />

17.03.94:<br />

Archivunterlagen nterlagen<br />

Dokumente „Die Organisationsstruktur <strong>de</strong>s B 154 Schreiben BMF vom 22.04.94 betr. Verkauf<br />

Ministeriums für Staatssicherheit 1989", er- <strong>de</strong>r DHB-Mehrheit an die Bank für Gemeinstellt<br />

von <strong>de</strong>r „Gauck-Behör<strong>de</strong>". wirtschaft (BfG)


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

5. Verzeichnis <strong>de</strong>r vernommenen Zeugen, Anhörpersonen, Sachverständigen <strong>und</strong><br />

sonstigen Auskunftspersonen<br />

a) Zeugenvernehmungen:<br />

aa) Vernehmungen vor <strong>de</strong>m Ausschuß<br />

Zeugen:<br />

Name Vernehmungstermin Prot.<br />

Ahrend, Claus 28.10.93 158<br />

Ahrfels, Albert 14.11.91 29<br />

Dr. Andres, Winfried 24.06.93 143<br />

Arndt, Irene 18.03.92 56<br />

Prof. Dr. Bachmann,<br />

Manfred 12.02.92 45<br />

Bau<strong>de</strong>, Heinz 30.09.93 151<br />

Bechtle, Reinhold 1.11.93 160<br />

Beekhuis, Diet rich 25.03.93 127<br />

Dr. Beil, Gerhard 1.7.93 146<br />

Ben<strong>de</strong>r, Eckhardt 23.01.92 43<br />

Berg, Horst 10.02.93 117<br />

Bleßing, Meta 09.09.92 80<br />

Boe<strong>de</strong>n, Gerhard 13.11.91 27<br />

Bölling, Klaus 30.10.91 21<br />

Böthling, Günter 1.7.93 146<br />

Brachaus, Gisela 10.09.92 81<br />

Brachhaus, Siegfried 16.01.92 + 11.11.93 41<br />

Bräutigam, Hans-Otto 14.11.91 28<br />

Bruck vom, Hermann 28.4.93 132<br />

Dr. Burgdorf, Manfred 17.10.91 20<br />

Carlsohn, Hans 11.03.92 + 12.3.92 51/53<br />

Cebulla Dr., Julius 21.10.93 154<br />

Defort, Alfred 12.12.91 37<br />

Dr. Dierdorf, Josef 09.10.91 16<br />

Dimitroff, Peter 21.4.93 129<br />

Dittmer, Roswitha 10.09.92 81<br />

Dittrich, Gudrun 12.12.91 37<br />

Dobry Dr., Arndt 22.4.93 130<br />

Dreßler, Bernd 5.11.92 98<br />

Drießel, Rolf 26.06.92 77<br />

Engel, Willi 10.12.92 106<br />

Erbe, Walter 12.12.91 37<br />

Falcke, Mario 30.09.92 87<br />

Name Vernehmungstermin Prot.<br />

Farken, Joachim 19.03.92/30.04.92 57/60<br />

Fiedler, Klaus 10.12.92 106<br />

Finck, Rainer 11.11.92 100<br />

Dr. Förster,<br />

Hans-Jürgen 27.11.91 30<br />

Förtsch, Volker 17.10.91 20<br />

Fritsch, Kurt 28.10.93/1.12.93/ 158/<br />

18.01.94 166/176<br />

Garcke, Rita 04.12.91 34<br />

Gaus, Günther 30.10.91 + 25.11.93 21/164<br />

Geisthardt, Ralf 27.11.91 30<br />

Gentz, Olaf 29.04.93 133<br />

Prof. Dr. Gersten-<br />

berger, Karl-Heinz 07.05.92 63<br />

Glienicke, Gerhard 12.02.92 45<br />

Goldbach, Joachim 11.02.93 118<br />

Görlich, Carla 29.04.92 59<br />

Grautoff,<br />

Dietrich Bernhard 25.03.93 127<br />

Grötzinger, Günter 24.09.92 84<br />

G<strong>und</strong>elach Dr.,<br />

Thomas 4.3.93 121<br />

Habenicht, Wolfgang 14.01.93 109<br />

Haedicke, Udo 26.11.92 103<br />

Haubold, Gernot 20.02.92 50<br />

Henckel, Klaus 23.01.92 43<br />

Herdin, Jaquelin 04.02.93 115<br />

Hil<strong>de</strong>brandt, Andreas 17.6.93 140<br />

Hilpert, Axel 29.04.92 59<br />

Hirt, Edgar 30.9.93 151<br />

Hoffmann Dr.,<br />

Hans-Joachim 20.02.92 50<br />

Hoffmann, Frank 05.12.91 35<br />

Husemann, Günter 12.11.92 101<br />

Jäckel, Günter 03.02.93 114<br />

Jännicke, Horst 10.02.93 117<br />

Jape, Christine 04.12.91 34<br />

Jauer, Hubert 23.6.93 142<br />

Dr. Jenninger, Philipp 04.03.93 121


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Name Vernehmungstermin Prot. Name Vernehmungstermin Prot.<br />

Jung Dr., Hermann 13.11.91/05.12.91 27/35 Möller, Dieter 23.01.92 43<br />

Junge Dr., Müller, Hartwig 19.02.92 48<br />

Claus-Dieter 10.3.93 123<br />

Müller, Richard 20.10.93 153<br />

Kamenz, Peter 11.02.93 118<br />

Nast, Volker 24.11.93 163<br />

Kath, Annelies 13.02.92 46<br />

Naumann, Inge 30.09.92 87<br />

Kath, Siegfried 13.02.92 46<br />

Naumann, Wilfried 30.09.92 87<br />

Dr. Keller, Dietmar 20.02.92 50<br />

Neubert, Klaus-Dieter 07.10.92 89<br />

Dr. Kinkel, Klaus 28.11.91 32<br />

Neukamm, Karl Heinz 04.06.92 70<br />

Klemmer, Horst 12.12.91 37<br />

Neumann, Gert 19.02.92 48<br />

Knackstedt, Friedrich 11.12.91 36<br />

Nickel, Uta 25.11.93 164<br />

Kobbe, Werner 25.3.93 127<br />

Niebling, Gerhard 22.05.92 67<br />

Köhler, Klaus 21.1.93/11.2.93 118<br />

Otto, Lutz 15.01.92 40<br />

König Dr., Herta 07.05.92 63<br />

paul, Dieter 30.9.93 151<br />

König, Heinz-Otto 11.12.91 36<br />

Philipp, Gert 29.04.92 59<br />

Kopmann, Hans 12.03.92/26.6.92 53/77<br />

philipp, Joachim 13.11.91 27<br />

Köppe, Klaus 13.01.93 108<br />

Plokarz, Horst 18.03.92 56<br />

Korbe, Heinz 16.01.92 41<br />

Poesz, Axel 16.6.93 139<br />

Koschitzke, Helmut 04.02.93 115<br />

Porzner, Konrad 18.09.91 8<br />

Kotz, Wolfgang 12.11.92 101<br />

Prosch, Karl-Heinz 10.3.93 123<br />

Prof. Dr. Krause,<br />

Günter 05.12.91 35<br />

Quoos, Volker 28.4.93 132<br />

Dr. Krause, Kurt 11.11.93 161<br />

Rehlinger, Ludwig A. 03.06.92 69<br />

Krenz, Egon 23.6.93 142<br />

Reincke, Georg 22.01.92 42<br />

Krüger, Andreas 20.01.93 111<br />

Dr. Richthofen von,<br />

Hermann 4.3.93 121<br />

Kunz, Walter 15.01.92 40<br />

Ronneberger, Gerhard 29.9.93 150<br />

Dr. Lange-Oelschlägel,<br />

Sieglin<strong>de</strong> 13.2.92 46<br />

Dr. Rösch, Franz 12.05.93 135<br />

Lin<strong>de</strong>mann, Willi 21.05.92 66<br />

Dr. Rückert, Markus 7.11.91 26<br />

Lisowski, Waltraud 20.05.92/17.6.92/ 65/72/<br />

Saatze, Gert 04.12.91 34<br />

2.12.93 167 Sabatier,<br />

Lorenz, Bernd 30.09.92 87 Eduard Wilhelm 8.3.92 56<br />

Lü<strong>de</strong>mann, Peter 24.11.93 163<br />

Maaßen, Martin 13.02.92 46<br />

Malimann, Josef 10.11.93 160<br />

Sandring, Günter 03.02.93 114<br />

Prof. Dr. Scha<strong>de</strong>,<br />

Günter 12.02.92 45<br />

Schalck-Golodkowski,<br />

Marklein, Dieter 22.01.92 42 Sigrid 17.6.93 140<br />

Meinel, Wolfram 10.12.92 106 Dr. Schalck- 25./26.09.91/24.6.92/ 11/12/<br />

Meyer, Thomas 13.5.93 136<br />

Golodkowski,<br />

Alexan<strong>de</strong>r<br />

23.9.92/30.6.93/<br />

2./3.12.93 + 20.1.94<br />

73/83/<br />

145/<br />

Mielke, Erich<br />

Mies, Herbert<br />

11.03.92<br />

28.10.93, 1.12.93,<br />

19.1.94<br />

51<br />

158/<br />

166/176<br />

Dr. Schäuble,<br />

Wolfgang 6.11.91/26.06.92<br />

168/<br />

171/177<br />

24/75<br />

Möbis, Harry 21.10.93 154<br />

Dr. Modrow, Hans 1.7.93 u. 22.9.93 146/<br />

146a Schindler, Helmut 04.02.93 115<br />

Mohrmann, Stefan 14.01.93 109 I Schlaebe, Bärbel 12.12.91 37


Name Vernehmungstermin Prot.<br />

Schmidt, Gerd Heinz 17.6.93 140<br />

Schrö<strong>de</strong>r, Manfred 24.11.93 163<br />

Schulz, Karl-Heinz 11.3.93 124<br />

Schumann, Irmgard 24.6.93 143<br />

Schürer, Gerhard 1.7.93 146<br />

Schuster-von Witzleben,<br />

Arthur 19.3.92 57<br />

Schütte, Hanno 21.1.93 112<br />

Schwartz, Christoph 04.12.91 34<br />

Schwarz, Werner 19.02.92 48<br />

Schwertner, Edwin 17.6.93 140<br />

Schwettmann,<br />

Wilhelm 10.11.93 160<br />

Sei<strong>de</strong>l, Jörg 24.6.93 143<br />

Sei<strong>de</strong>l, Manfred 06.05.92/07.10.92 62/89<br />

Seiters, Rudolf 31.10.91 23<br />

Sievers, Jürgen 28.4.93 132<br />

Simhardt, Jürgen 17.10.91 20<br />

Simmchen, Roland 11.12.91 36<br />

Sinn, Karl-Ernst 22.4.93<br />

Springmann,<br />

Hans-Joachim 27.10.993 156<br />

Stange, Jürgen 24.09.92+29.4.93 - /133<br />

Staubwasser, Peter 7.11.91 26<br />

Dr. Stavenhagen, Lutz 5.12.91 35<br />

Stern, Ernst 3.3.93 120<br />

Stöckert, Siegfried 30.9.93 151<br />

Dr. Stolpe, Manfred 26.11.93 165<br />

Dr. Strecker, Hinrich 09.10.91 16<br />

Tänzer, Walter 12.12.91 37<br />

Träber, Klaus 24.3.93 126<br />

Uhlig, Dieter 11.11.92/21.01.93 100/112<br />

Dr. Vogel,<br />

Hans Jochen 25.06.92 74<br />

Prof. Dr. Vogel,<br />

Wolfgang 08.10.92 90<br />

Vormaelker, Wolfram 13.01.93 108<br />

Wachsen, Christa 11.11.93 161<br />

Walter,<br />

Johannes Richard 9.12.92 105<br />

We<strong>de</strong>l von, Reymar 4.11.92 97<br />

Weller Jürgen 23.01.92 43<br />

Dr. Welter, Reinhard 11.12.91 36<br />

Wenzel, Klaus 11.3.93 124<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag --12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Name Vernehmungstermin Prot.<br />

Werner, Rolf 12.3.92 53<br />

Dr. Werthebach,<br />

Eckhard 19.09.91 9<br />

Wiechert, Erhard 5.11.92 98<br />

Wieck, Hans-Georg 27.09.91 14<br />

Wil<strong>de</strong>nhain, Heinz 28.10.93 158<br />

Willfurth, Peter 15.01.92 40<br />

Wolf, Markus 10.09.92 81<br />

Wünsche, Manfred 21.10.93 154<br />

Sachverständige Zeugen<br />

Name Vernehmungstermin Prot.<br />

Dr. Dückert, Manfred 21.05.92 66<br />

Peinze, Jost Dipl.med. 21.05.92 66<br />

Dr. Ruhnau, K.J. 21.05.92 66<br />

ab) Vernehmung durch einen ersuchten Richter<br />

Buff, Siegfried; Buhlke, Manfred; Creutzburg, Volker;<br />

Kind, Dieter; Königshofen, Kurt; Kutscheid, Edgar;<br />

Schmerl, Eberhard; Seife rt, Werner; Wurm, Jürgen;<br />

Zierrath, Günter;<br />

ac) Vernehmung am Wohnort <strong>de</strong>s Zeugen<br />

Name Vernehmungstermin<br />

Geißel, Ludwig 29.10.93<br />

Dr. Mittag, Günter 29.11.93<br />

ad) Vernehmung im Ausland<br />

Name Vernehmungstermin Ort<br />

Alkassar, Monzer 11.11.93 Madrid/<br />

Spanien<br />

ae) Schriftliche Befragung:<br />

Orth, E<strong>de</strong>lgard<br />

b) Informatorische Anhörungen<br />

Datum Anhörperson Prot.<br />

19.06.91 Prof. Dr. Limbach, Jutta,<br />

Senatorin für Justiz 4<br />

19.06.91 Prof. Dr. Papier, Hans-Jürgen,<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r UKPV 4


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Datum Anhörperson Prot. Datum Anhörperson Prot.<br />

05.09.91 Gauck, Joachim, Son<strong>de</strong>rbeauf- 13.03.92 Kittlaus, Manfred, Leiter <strong>de</strong>r<br />

tragter für die Unterlagen <strong>de</strong>s Zentralen Erfassungsstelle für<br />

Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r DDR 7 Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungs-<br />

18.09.91 Porzner, Konrad,<br />

kriminalität 54<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s BND 8 14.10.92 Dr. Klein,<br />

09.10.91 Dr. Dierdorf, Josef, Leiter <strong>de</strong>s<br />

OStA <strong>de</strong>r StA Mag<strong>de</strong>burg 92<br />

Direktorats Son<strong>de</strong>rvermögen <strong>de</strong>r<br />

Treuhandanstalt 16<br />

15.10.92 Dr. Wulff, Claus-Peter,<br />

OStA <strong>de</strong>r StA KG Berlin 93<br />

09.10.91 Dr. Strecker, Hinrich, Leiter <strong>de</strong>s<br />

Son<strong>de</strong>rbereichs Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

<strong>de</strong>r Treuhandanstalt 16<br />

29.09.93 Dr. Wulff, Claus-Peter,<br />

OStA <strong>de</strong>r StA KG Berlin 149<br />

10.10.91 Dr. Grünewald, Joachim, 25.11.93 Plewa, Klaus, MR im BMI <strong>und</strong><br />

Parl. Staatssekretär im BMF 17 Teichmann-Schulz, Gabriele, Mit-<br />

glied <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esrechnungshofs 164.a<br />

10.10.91 Dr. Einwag, Alfred B<strong>und</strong>esbeauf-<br />

tragter für <strong>de</strong>n Datenschutz 18 01.12.93 Dünsing, N.N., OStA beim GBA<br />

28.11.91 Dr. Kinkel, Klaus, ehem. B<strong>und</strong>esminister<br />

<strong>de</strong>r Justiz, jetzt B<strong>und</strong>esminister<br />

<strong>de</strong>s Auswärtigen 32<br />

03.12.93 Schmidtbauer, Bernd, Staatsminister<br />

beim B<strong>und</strong>eskanzler 169<br />

28.11.91 Neusel, Hans, Staatssekretär im<br />

BMI 32<br />

08.12.93 Kober, Ingo, Staatssekretär im BMJ,<br />

Prof. Dr. Dr. Dolzer, Rudolf,<br />

Ministerialdirigent im B<strong>und</strong>es -<br />

05.12.91 Dr. Stavenhagen, Lutz, ehem. kanzleramt,<br />

Staatsminister im Dr. Müller, Rainer, GBA,<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt 35 Dünsing, N.N., OStA beim GBA 172


6. Verzeichnis <strong>de</strong>r Sitzungen<br />

1. Untersuchungsausschuß<br />

„Kommerzielle Koordinierung"<br />

- Sekretariat -<br />

Sit-<br />

zung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Tel. 9202<br />

Stand: ??.??.??<br />

Datum Sitzungsart Zeuge/Anhörperson Uhrzeit Minu-<br />

ten<br />

1. 7.06.91 öffentlich Konstituierung 8.45 - 9.10 25<br />

2. 7.06.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 9.13 - 9.34 21<br />

3. 13.06.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 9.01 - 10.18 77<br />

4. 19.06.91 öffentlich Anh. Prof. Dr. Limbach, Jutta 14.00 - 15.18 78<br />

öffentlich Anh. Prof. Papier, Hans-Jürgen 18.30 - 19.15 45<br />

nicht öffentlich 15.23 - 16.23 60<br />

nicht öffentlich 19.16 - 20.04 38<br />

5. 21.06.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 9.25 - 10.18 53<br />

6. 5.09.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 8.00 - 9.42 102<br />

7. 5.09.91 öffentlich Anh. Gauck, Joachim/Dr. Geiger 10.02 - 14.05 243<br />

8. 18.09.91 öffentlich Porzner, Konrad 14.00 - 20.09 369<br />

9. 19.09.91 öffentlich Dr. Werthebach„ Eckhard 9.30 - 12.03 153<br />

10. 19.09.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 12.12 - 13.40 88<br />

11. 25.09.91 öffentlich Dr. Schalck-Golodkowski, Alexan<strong>de</strong>r 14.00 - 19.19 319<br />

12. 26.09.91 öffentlich Dr. Schalck-Golodkowski, Alexan<strong>de</strong>r 10.00 - 10.50 50<br />

öffentlich 11.30 - 13.04 94<br />

nicht öffentlich 11.00 - 11.20 20<br />

13. 26.09.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.12 - 13.47 35<br />

14. 27.09.91 öffentlich Wieck, Hans-Georg 9.00 - 9.25 25<br />

nicht öffentlich 9.28 - 9.45 17<br />

öffentlich 10.45 - 13.05 140<br />

15. 27.09.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.10 - 13.28 18<br />

16. 09.10.91 öffentlich Dr. Strecker, Hinrich; Dr. Dierdorf, Josef 14.00 - 18.25 265<br />

17. 10.10.91 öffentlich Anh. Dr. Grünewald, Joachim 9.00 - 12.26 206<br />

18. 10.10.91 nicht öffentlich Beratungssitzung <strong>und</strong> Anhörung Dr. Einwag, Alfred 12.32 - 13.09 37<br />

19. 17.10.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 14.01 - 14.38 37<br />

20. 17.10.91 öffentlich BND Mitarb.: Simhardt, Jürgen; Foertsch, Volker;<br />

Dr. Burgdorf, Manfred 9.00 - 13.25 265<br />

nicht öffentlich 14.30 - 17.21 171<br />

tw. geheim<br />

21. 30.10.91 öffentlich Gaus, Günter; Bölling, Klaus 14.00 - 19.00 300<br />

22. 30.10.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 19.00 - 19.48 48<br />

23. 31.10.91 öffentlich Seiters, Rudolf 9.00 - 10.21 81<br />

24. 06.11.91 öffentlich Dr. Schäuble, Wolfgang 14.00 - 18.30 270<br />

25. 06.11.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 18.36 - 19.05 29<br />

26. 07.11.91 öffentlich Staubwasser, Peter; Dr. Rückert, Markus 9.00 - 12.08 188<br />

27. 13.11.91 öffentlich Dr. Jung, Hermann; Boe<strong>de</strong>n, Gerhard; Philipp, Gert 14.00 - 17.48 228


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Sit-<br />

zung<br />

Datum Sitzungsart Zeuge/Anhörperson Uhrzeit Minu-<br />

ten<br />

28. 14.11.91 öffentlich Dr. Bräutigam, Hans-Otto; Ahrfels, Albe rt 9.30 -11.46 136<br />

nicht öffentlich 12.01 - 12.25 24<br />

29. 14.11.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 12.32 -12.42 10<br />

30. 27.11.91 öffentlich Geisthardt, Ralf; Dr. Förster Hans-Jürgen 14.00 - 19.50 350<br />

31. 27.11.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 10.00 - 12.12 132<br />

32. 28.11.91 öffentlich Neusel, Hans; Dr. Kinkel, Klaus 9.00 - 11.55 175<br />

33. 04.12.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.50 - 13.57 7<br />

34. 04.12.91 öffentlich Saatze, Gert; Garcke, Rita; Schwartz,<br />

Christoph; Jape, Christine 14.00 - 17.45 225<br />

35. 05.12.91 öffentlich Hoffmann, Frank; Dr. Jung, Hermann;<br />

Krause, Günter; Dr. Stavenhagen, Lutz 8.00 - 16.20 500<br />

36. 11.12.91 öffentlich König, Heinz-Otto; Dr. Welter, Reinhard; Simmchen,<br />

Roland; Knackstedt, Friedrich 14.00 - 19.04 304<br />

37. 12.12.91 öffentlich Schläbe, Bärbel; Dittrich, Gudrun; Erbe, Walter;<br />

Klemmer, Horst; Tänzer, Walter; Defort, Alfred 9.00 - 14.15 315<br />

38. 12.12.91 nicht öffentlich Beratungssitzung 14.20 -15.44 84<br />

39. 15.01.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.03 - 14.10 67<br />

16.01.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 10.16 - 10.35 19<br />

40. 15.01.92 öffentlich Otto, Lutz; Willfurth, Peter; Kunz, Walter 14.00 - 19.20 320<br />

41. 16.01.92 öffentlich Korbe, Heinz; Brachhaus, Siegfried 9.00 - 12.55 235<br />

42. 22.01.92 öffentlich Reinicke, Georg; Marklein, Dieter 14.00 - 17.13 193<br />

43. 23.01.92 Gffentlich Möller, Dieter; Henkel, Klaus; Weller, Jürgen;<br />

Ben<strong>de</strong>r, Eckhard 9.00 - 12.15 195<br />

44. 23.01.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 12.10 - 12.45 35<br />

45. 12.02.92 öffentlich Glienicke, Gerhard; Bachmann, Ku rt ;<br />

Prof. Dr. Scha<strong>de</strong>, Günter 14.00 - 19.10 310<br />

46. 13.02.92 öffentlich Kath, Annelies u. Siegf ried; Maaßen, Manfred;<br />

Dr. Lange-Oelschlägel, Sieglind 9.00 - 17.45 525<br />

nicht öffentlich 17.45 - 17.48 3<br />

öffentlich 17.48 - 19.04 76<br />

47. 13.02.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 12.04 - 17.46 342<br />

48. 19.02.92 öffentlich Müller, Jürgen; Neumann, Gert; Schwarz, Werner 14.00 - 18.15 255<br />

49. 19.02.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 18.15 - 19.49 94<br />

50. 20.02.92 öffentlich Dr. Keller, Dietmar; Dr. Hoffmann, Hans-Joachim;<br />

Haubold, Gernot 9.15 - 13.56 281<br />

51. 11.03.92 öffentlich Mielke, Erich; Carlsohn, Hans 15.30 -16.38 68<br />

nicht öffentlich 16.38 - 17.05 20<br />

öffentlich 17.05 - 18.05 60<br />

52. 11.03.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 18.06 -19.03 63<br />

53. 12.03.92 öffentlich Carlsohn, Hans; Kopmann, Werner; Werner, Rolf 9.00 - 19.13 613<br />

54. 13.03.92 öffentlich Anh. Kittlaus, Manfred 9.30 - 11.05 95<br />

55. 18.03.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.06 - 14.23 43<br />

56. 18.03.92 öffentlich Arndt, Irene; Plokarz, Horst; Sabatier, Eduard 14.00 - 20.30 390<br />

57. 19.03.92 öffentlich Schuster- von Witzleben, Arthur-Horst;<br />

Parken, Joachim 9.00 - 11.50 160<br />

nicht öffentlich geheim 50<br />

öffentlich 14.01- 16.35 156


Sit-<br />

zung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Datum Sitzungsart Zeuge/Anhörperson Uhrzeit Minu-<br />

ten<br />

58. 29.04.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 13.53 53<br />

59. 29.04.92 öffentlich Philipp, Gert; Görlich, Carla; Hilpert, Axel 14.00 - 19.50 350<br />

60. 30.04.92 öffentlich Farken, Joachim 9.00 - 14.38 338<br />

61. 06.05.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.05 - 14.14 69<br />

62. 06.05.92 öffentlich Sei<strong>de</strong>l, Manfred 14.00 - 18.52 292<br />

63. 07.05.92 öffentlich Prof. Dr. Gerstenberger, Karl-Heinz, Dr. König, Herta 9.05 - 13.22 257<br />

64. 20.05.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 14.10 70<br />

21.05.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 9.00 - 9.25 25<br />

65. 20.05.92 öffentlich Lisowski, Waltraud 15.00 - 15.25 25<br />

66. 21.05.92 öffentlich Amtsärzte Dr. Mittag: Lin<strong>de</strong>mann; Ruhnau 9.00 - 13.56 296<br />

67. 22.05.92 öffentlich Niebling, Gerhard 9.00 - 12.15 195<br />

68. 03.06.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.36 - 14.40 54<br />

69. 03.06.92 öffentlich StS a.D. Rehlinger, Ludwig 14.00 - 18.00 240<br />

70. 04.06.92 öffentlich Neukamm, Karl-Heinz 14.00 - 17.45 225<br />

71. 17.06.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 12.04 - 13.00 56<br />

72. 17.06.92 öffentlich Lisowski, Waltraud 13.58 - 15.19 363<br />

17.06.92 öffentlich 15.52 - 18.14<br />

73. 24.06.92 öffentlich Dr. Schalck-Golodkowski, Alexan<strong>de</strong>r 13.00 - 17.30 270<br />

nicht öffentlich 17.59 - 18.08 9<br />

74. 25.06.92 öffentlich Dr. Vogel, Hans-Jochen 8.00 - 9.09 69<br />

75. 26.06.92 öffentlich Dr. Schäuble, Wolfgang 8.00 - 9.23 83<br />

76. 26.06.92 nicht öffentlich Bestimmung eines neuen Vorsitzen<strong>de</strong>n 10.00 - 10.15 15<br />

77. 26.06.92 öffentlich Drießel, Rolf; Kopmann, Hans 10.00 - 12.10 130<br />

78. 26.06.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 12.15 - 12.36 21<br />

79. 9.09.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.02 - 14.15 73<br />

80. 9.09.92 öffentlich Bleßing, Meta 14.00 - 18.25 265<br />

81. 10.09.92 öffentlich Wolf, Markus; 9.00 - 10.22<br />

Brachaus, Gisela; 10.55 - 13.35<br />

Dittmer, Roswitha 14.30 - 17.07 399<br />

82. 23.09.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 14.10 - 14.30 20<br />

83. 23.09.92 öffentlich Dr. Schalck-Golodkowski, Alexan<strong>de</strong>r 14.00 - 14.13 13<br />

nicht öffentlich 14.16 - 14.30 14<br />

öffentlich 14.35 - 16.10 95<br />

16.28 - 18.30 122<br />

84. 24.09.92 öffentlich Grötzinger, Günter 10.00 - 12.10 130<br />

12.29 - 13.53 84<br />

85. 30.09.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 9.30 - 10.15 45<br />

86. 30.09.92 öffentlich Gem. Sitzung Bayerischer Landtag<br />

87. 30.09.92 öffentlich Falcke, Mario; Eheleute Naumann; Lorenz, Bernd 13.15 - 16.17 182<br />

88. 7.10.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.07 - 13.46 39<br />

89. 7.10.92 öffentlich Neubert, Thomas; Sei<strong>de</strong>l, Manfred 14.00 - 18.54 294<br />

90. 8.10.92 nicht öffentlich Prof. Dr. Vogel, Wolfgang 9.00 - 9.15 15<br />

öffentlich 9.15 - 13.00 225<br />

14.00 - 18.25 145<br />

91. 14.10.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.03 - 13.49 46


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Sit-<br />

zung<br />

Datum Sitzungsart Zeuge/Anhörperson Uhrzeit Minu-<br />

ten<br />

92. 14.10.92 öffentlich Anh. Dr. Klein, StA Mag<strong>de</strong>burg, 14.00 - 15.40 100<br />

93. 15.10.92 öffentlich Anh. Dr. Wulff, Claus-Peter, StA, KG Berlin, 9.00 - 10.44 104<br />

11.32 - 11.48 16<br />

94. 29.10.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 10.04 - 10.43 39<br />

95. 29.10.92 nicht öffentlich Gespräch Kirchenvertreter 14.05 - 15.10 65<br />

96. 4.11.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.14 - 13.56 42<br />

97. 4.11.92 öffentlich von We<strong>de</strong>l, Reymar RA 14.00 - 18.36 156<br />

98. 5.11.92 öffentlich Wiechert, Erhard; 9.00 - 11.35 155<br />

nicht öffentlich 11.35 - 11.45 10<br />

öffentlich 11.45 - 13.10 85<br />

öffentlich 14.00 - 16.10 130<br />

öffentlich Dreßler, Bernd 16.15 - 17.45 90<br />

99. 11.11.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.16 - 13.47 31<br />

100. 11.11.92 öffentlich Uhlig, Dieter; 14.00 - 17.25 205<br />

nicht öffentlich 17.25 - 18.00 35<br />

öffentlich Finck, Rainer 18.00 - 19.35 95<br />

101. 12.11.92 öffentlich Kotz, Wolfgang; Husemann, Günther 9.05 - 12.36 141<br />

13.25 - 16.35 190<br />

102. 25.11.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.21- 13.54 33<br />

103. 26.11.92 öffentlich Haedicke, Udo 9.00 - 12.02 182<br />

12.35 - 13.20 45<br />

104. 9.12.92 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 14.20 80<br />

105. 9.12.92 öffentlich Walter, Johannes-Richard 14.30 - 17.46 196<br />

106. 10.12.92 öffentlich Engel, Willi; 9.00 - 12.00 180<br />

Fiedler, Klaus; 14.30 - 15.16 46<br />

Meinel, Wolfgang 15.25 - 17.40 135<br />

18.20 - 19.40 80<br />

106 a. 6.01.93 nicht öffentlich Dr. Mittag, Günter 10.32 - 11.07 35<br />

nicht öffentlich 15.00 - 15.40 40<br />

7.01.93 nicht öffentlich 10.30 - 11.09 39<br />

nicht öffentlich 14.00 - 14.33 33<br />

107. 13.01.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.38 - 14.48 70<br />

108. 13.01.93 öffentlich Köppe, Klaus; Vormelker, Wolfram 15.40 - 18.25 145<br />

109. 14.01.93 öffentlich Mohrmann, Stefan; Habenicht, Wolfgang 9.35 - 12.05 150<br />

VS-Vertr.<br />

öffentlich 12.35 - 1300 25<br />

öffentlich 14.30 - 16.40 130<br />

nicht öffentlich 16.40 - 16.46 6<br />

öffentlich 16.46 - 17.10 24<br />

110. 20.01.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 14.10 70<br />

111. 20.01.93 öffentlich Krüger, Andreas 14.00 - 17.23 203<br />

112. 21.01.93 öffentlich Uhlig, Dieter (Fortsetzung); Schütte, Hanno 9.00 - 10.10 70<br />

nicht öffentlich 10.10 - 10.55 45<br />

öffentlich 10.55 - 11.03 8<br />

nicht öffentlich 11.03 - 11.06 3<br />

öffentlich 11.06 - 11.25 19<br />

nicht öffentlich 11.25 - 11.36 11<br />

öffentlich 11.36 - 11.43 7<br />

nicht öffentlich 11.43 - 12.00 17<br />

öffentlich 12.00 - 13.00 60<br />

öffentlich 14.25 - 16.20 125


Sit-<br />

zung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Datum Sitzungsart Zeuge/Anhörperson Uhrzeit Minu-<br />

ten<br />

öffentlich 16.30 - 17.40 70<br />

113. 3.02.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 14.08 68<br />

114. 3.02.93 öffentlich Sandring, Günter; Jaeckel, Günter 14.10 - 16.37 147<br />

öffentlich 16.47 - 18.41 114<br />

öffentlich 18.42 - En<strong>de</strong> nicht<br />

angegeben<br />

115. 4.02.93 öffentlich Herdin (Schlensog), Jacqueline; Koschitzke, Helmut;<br />

Schindler, Helmut 9.00 - 10.20 80<br />

öffentlich 10.25 - 12.00 95<br />

nicht öffentlich 12.00 - 12.05 5<br />

öffentlich 14.25 - 18.30 245<br />

116. 10.02.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 14.00 60<br />

117. 10.02.93 öffentlich Jännicke, Horst; Berg, Horst 14.10 - 14.28 18<br />

nicht öffentlich 14.28 - 14.30 2<br />

öffentlich 14.30 - 15.00 30<br />

118. 11.02.93 nicht öffentlich Kamenz, Peter; Eschke, Siegf ried;<br />

Goldbach, Joachim; Köhler, Klaus 9.00 - 9.10 10<br />

öffentlich 9.11 - 12.20 189<br />

öffentlich 13.10 - 14.20 70<br />

öffentlich 14.25 - 16.26 121<br />

119. 3.03.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 14.05 65<br />

120. 3.03.93 öffentlich Stern, Ernst 14.10 - 15.50 100<br />

121. 4.03.93 öffentlich Dr. von Richthofen, Hermann; 9.30 - 11.46 136<br />

öffentlich Dr. G<strong>und</strong>elach, Thomas; 11.55 - 12.40 45<br />

öffentlich Dr. Jenninger, Phillip 14.05 - 17.02 177<br />

122. 10.03.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 14.00 60<br />

123. 10.03.93 öffentlich Prosch, Karl-Heinz; 14.00 - 15.20 80<br />

öffentlich Dr. Junge, Claus-Dieter 15.30 - 18.20 140<br />

124. 11.03.93 öffentlich Wenzel, Klaus; 9.30 - 11.55 145<br />

öffentlich Schulz, Karl-Heinz 12.00 - 13.05 65<br />

öffentlich 14.16 - 15.20 54<br />

nicht öffentlich 15.20 - 15.40 20<br />

öffentlich 15.40 - 15.45 5<br />

125. 24.03.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.05 - 13.50 45<br />

126. 24.03.93 öffentlich Träber, Klaus 14.00 - 15.25 85<br />

126. a 25.03.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 9.10 - 9.25 15<br />

127. 25.03.93 öffentlich Beekhuis, Dietrich; Grauthoff, Dietmar;<br />

Kobbe, Werner 9.30 - 12.33 123<br />

öffentlich 14.00 - 14.03 3<br />

128. 21.04.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.30 - 14.50 80<br />

16.55 - 17.04 9<br />

129. 21.04.93 öffentlich Dimitroff, Peter 15.00 - 16.50 110<br />

130. 22.04.93 öffentlich Dr. Dobry, Arndt 9.35 - 11.00 85<br />

öffentlich 11.12 - 12.50 98<br />

131. 28.04.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 14.47 107<br />

132. 28.04.93 öffentlich von Bruck, Hermann; Sievers, Jürgen; Quoos, Volker 14.55 - 19.10 255<br />

133. 29.04.93 öffentlich Wiechert, Erhard; Gentz, Olaf; Stange, Jürgen 9.30 - 9.45 15<br />

nicht öffentlich 9.45 - 10.00 15<br />

öffentlich 10.00 - 10.34 34<br />

nicht öffentlich 10.34 - 10.43 9<br />

öffentlich 10.43 - 11.55 72


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Sit-<br />

zung<br />

Datum Sitzungsart Zeuge/Anhörperson Uhrzeit Minu-<br />

ten<br />

nicht öffentlich 11.55 - 12.02 7<br />

öffentlich 12.02 - 12.05 3<br />

nicht öffentlich 12.05 - 12.25 20<br />

öffentlich 12.30 - 12.51 21<br />

öffentlich 14.08 - 16.06 118<br />

öffentlich 16.10 - 18.05 115<br />

nicht öffentlich 18.07 - 18.20 13<br />

134. 12.05.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.10 - 14.15 65<br />

134 a 13.05.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 14.30 - 15.00 30<br />

135. 13.05.93 öffentlich Dr. Rösch, Franz<br />

136. 13.05.93 öffentlich Meyer, Thomas 14.00 - 14.30 30<br />

nicht öffentlich 15.00 - 19.33 273<br />

137. 26.05.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.09 - 14.34 85<br />

138. 16.06.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.03 - 14.35 92<br />

139. 16.06.93 Poesz, Axel<br />

öffentlich 14.45 - 15.45 60<br />

nicht öffentlich 15.45 - 16.07 22<br />

öffentlich 16.07 - 16.18 11<br />

geheim 16.30 - 18.40 130<br />

140. 17.06.93 öffentlich Schalck, Sigrid; 12.05 - 14.10 65<br />

nicht öffentlich 14.10 - 14.20 10<br />

öffentlich Hil<strong>de</strong>brandt, Andreas; 14.20 - 17.16 176<br />

öffentlich Schmidt, Gerd H.; 17.21 - 18.09 48<br />

öffentlich Schwertner, Edwin 18.10 - 19.10 60<br />

141. 23.06.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 13.25 25<br />

141. a 24.6.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 17.48 - 18.03 15<br />

142. 23.06.93 öffentlich Krenz, Egon; 14.00 - 17.18 198<br />

öffentlich 17.35 - 18.36 61<br />

öffentlich Jauer, Hubert 19.30 - 22.08 158<br />

143. 24.06.93 öffentlich Sei<strong>de</strong>l, Jörg; 9.00 - 10.13 73<br />

öffentlich Dr. Andres, W. RA; 10.18 - 10.43 25<br />

öffentlich Schumann, Irmgard; 16.00 - 18.00 120<br />

144. 30.06.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 11.00 - 12.57 117<br />

144. a 30.06.93 geheim Alimoradian, Mohammed Hossein<br />

145. 30.06.93 öffentlich Dr. Schalck-Golodkowski, Alexan<strong>de</strong>r 14.00 - 17.40 220<br />

öffentlich 17.40 - 19.05 85<br />

146. 1.07.93 öffentlich Schürer, Gerhard; Dr. Beil, Gerhard;<br />

Dr. Modrow, Hans; Böthling, Günter 9.10 - 11.55 165<br />

öffentlich 12.00 - 12.10 10<br />

nicht öffentlich 12.12 - 12.25 13<br />

öffentlich 12.27 - 13.40 73<br />

öffentlich 13.40 - 14.00 20<br />

öffentlich 14.25 - 15.30 65<br />

öffentlich 15.45- 16.45 60<br />

öffentlich 16.50 - 18.11 81<br />

146. a 22.9.93 öffentlich Dr. Modrow, Hans 15.00 -<br />

147. 22.9.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 15.10 70<br />

148. 29.9.93 nicht öffentlich Beratungssitzung<br />

149. 29.9.93 öffentlich Informatorische Anhörung Dr. Wulff, Claus-Peter 14.00 - 15.40 100<br />

150. 29.9.93 öffentlich Ronneberger, Gerhard 15.45 -


Sit-<br />

zung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Datum Sitzungsart Zeuge/Anhörperson Uhrzeit Minu-<br />

ten<br />

151. 30.9.93 öffentlich Bau<strong>de</strong>, Hans; Stöckert, Siegfried; 10.10 - 10.20 10<br />

nicht öffentlich Hirt, Edgar; Paul, Dieter 10.20 - 10.25 5<br />

öffentlich 10.30 - 11.45 75<br />

152. 20.10.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 13.50 50<br />

153. 20.10.93 öffentlich Müller, Richard 14.00 - 14.39 39<br />

nicht öffentlich 14.40 - 14.50 10<br />

öffentlich 14.52 - 14.55 3<br />

154. 21.10.93 öffentlich Cebulla, Dr. Julius 9.04 - 10.50 106<br />

Möbis, Dr. Harry 11.03 - 12.50 107<br />

Wünsche, Manfred 14.25 - 17.30 185<br />

155. 27.10.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 13.25 25<br />

156. 27.10.93 öffentlich Springmann, Hans-Joachim 15.05 - 17.00 115<br />

157. 27.10.93 nicht öffentlich Gemeinsame Sitzung Bay. Landtag 19.30<br />

158. 28.10.93 Mies, Herbe rt; Fritsch, Kurt ;<br />

nicht öffentlich Wil<strong>de</strong>nhain, Heinz; Ahrend, Claus 9.23 - 9.27 4<br />

nicht öffentlich 11.15 - 11.21 6<br />

öffentlich 16.25 - 18.45 145<br />

159. 10.11.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 13.50 50<br />

160. 10.11.93 öffentlich Bechtle, Reinhold 14.00 - 14.05 5<br />

nicht öffentlich 14.05 - 14.08 3<br />

öffentlich Schwettmann, Wilhelm 14.10 - 14.20 10<br />

nicht öffentlich 14.20 - 14.25 5<br />

öffentlich 14.25 - 14.30 5<br />

öffentlich Mallmann, Josef 14.30 - 15.45 75<br />

161. 11.11.93 öffentlich Brachhaus, Siegf ried 9.00 - 11.10 130<br />

öffentlich Dr. Krause, Kurt 11.15 - 13.05 110<br />

öffentlich Wachsen, Christa 14.20 - 16.53 153<br />

nicht öffentlich 16.53 - 17.16 23<br />

162. 24.11.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 14.00 60<br />

163. 24.11.93 öffentlich Nast, Volker; Schrö<strong>de</strong>r, Manfred; Lü<strong>de</strong>mann, Peter;<br />

Hirt, Edgar 14.00 - 17.20 200<br />

164. 25.11.93 öffentlich Nickel, Gaus 14.13 - 19.43 330<br />

164. a 25.11.93 VS-Vertraulich Informatorische Anhörung MR Plewa Klaus (BMI)<br />

<strong>und</strong> MR'n Teichmann-Schulze, Gabriele<br />

B<strong>und</strong>esrechnungshof 30<br />

165. 26.11.93 öffentlich Dr. Stolpe, Manfred 9.00 - 12.32 212<br />

166. 1.12.93 öffentlich Mies, Herbe rt; Fritsch, Kurt 14.05 - 14.14 9<br />

166. a 1.12.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 14.16 - 14.30 14<br />

166. b 1.12.93 nicht öffentlich Anhörung Dünsing, N.N. (GBA) 15.00 - 17.55 175<br />

167. 2.12.93 öffentlich Lisowski, Waltraud 9.10 - 11.15 115<br />

168. 2.12.93 öffentlich Dr. Schalck-Golodkowski, Alexan<strong>de</strong>r 15.00 - 19.10 250<br />

19.30 - 21.10 100<br />

169. 3.12.93 geheim Anhörung von Vertretern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

170. 3.12.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 10.05 - 10.23 18<br />

171. 3.12.93 öffentlich Fortsetzung Vernehmung<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, Alexan<strong>de</strong>r 10.30 - 11.35 65<br />

12.05 - 12.20 15<br />

171. a 3.12.93 nicht öffentlich Beratungssitzung 10.35 - 12.05 30


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag -12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

zun Datum Sitzungsart Zeuge/Anhörperson Uhrzeit M<br />

g<br />

ten<br />

172. 8.12.93 nicht öffentlich Beratungssitzung <strong>und</strong> informatorische Anhörung<br />

von Vertretern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung 9.05 - 10.02 57<br />

173. 8.12.93 nicht öffentlich Beratungssitzung(Betr. Gutachten HWWA)<br />

174. 10.12.93 nicht öffentlich Beratungssitzung<br />

175. 19.01.94 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.05 - 14.14 69<br />

176. 19.1.94 öffentlich<br />

nicht öffentlich<br />

öffentlich<br />

Mies, Herbert ; 14.15 - 14.40 25<br />

öffentlich<br />

nicht öffentlich<br />

öffentlich<br />

Fritsch, Kurt 14.55 - 15.05 10<br />

177. 20.01.94 öffentlich Dr. Schalck-Golodkowski, Alexan<strong>de</strong>r 9.00 - 11.00 120<br />

11.10 - 13.00 110<br />

14.15 - 18.00 225<br />

178. 02.02.94 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 14.10 70<br />

179. 02.03.94 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 13.55 55<br />

180. 13.04.94 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 13.55 55<br />

181. 20.04.94 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 14.05 65<br />

182. 27.04.94 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 14.25 85<br />

183. 18.05.94 nicht öffentlich Beratungssitzung 13.00 - 13.55 55


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag<br />

12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>Beschlußempfehlung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bericht</strong><br />

<strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

C. Anhang<br />

I. Gutachten <strong>und</strong> <strong>Bericht</strong>e zum Untersuchungsgegenstand 3<br />

1. Gutachten <strong>de</strong>s HWWA — Institut für Wirtschaftsforschung —<br />

Hamburg 3<br />

2. <strong>Bericht</strong>e staatlicher Stellen über die Aufklärung von Teilaspekten<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstands 159<br />

Drucksache 12/7600<br />

Seite<br />

a) B<strong>und</strong>esnachrichtendienst 160<br />

b) B<strong>und</strong>esamt für Verfassungsschutz 193<br />

c) B<strong>und</strong>eskriminalamt 198<br />

d) Unabhängige Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r<br />

Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR (UKPV) 201<br />

e) Treuhandanstalt 213<br />

f) Der Polizeipräsi<strong>de</strong>nt in Berlin, Zentrale Ermittlungsstelle für<br />

Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität (ZERV) 257<br />

g) Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht, Arbeitsgruppe<br />

Regierungskriminalität 319<br />

II. Stellungnahmen <strong>de</strong>s Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität <strong>und</strong><br />

Geschäftsordnung <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages 352<br />

1. Einsichtnahme in Ausschußprotokolle, Ausschußdrucksachen <strong>und</strong><br />

an<strong>de</strong>re Ausschußunterlagen (15. Oktober 1992) 352<br />

2. Behandlung von Tonbandaufzeichnungen aus Beratungssitzungen<br />

(27. April 1993) 354<br />

3. Verhaltensregeln für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

(1. Juli 1993 <strong>und</strong> 12. November 1993) 356<br />

III. Ausarbeitung <strong>de</strong>r Wissenschaftlichen Dienste <strong>de</strong>s<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages 360<br />

1. Vernehmung eines Gruppenmitglieds in einem Untersuchungsausschuß<br />

als Zeuge in <strong>de</strong>ssen Untersuchungsverfahren<br />

(4. September 1991) 360<br />

2. Gebrauch von VS-eingestuften Unterlagen im Untersuchungsausschuß<br />

— Verwertung <strong>de</strong>r Erkenntnisse von eingestuften Akten<br />

zur Zeugenbenennung <strong>und</strong> -vernehmung (23. September 1991) 373<br />

Anhangband


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

3. Umfang <strong>de</strong>s Beweiserhebungsrechts eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses<br />

unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung <strong>de</strong>s<br />

allgemeinen Persönlichkeitsrechts <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />

(25. September 1991) 377<br />

4. Ärztliche Untersuchung von Zeugen hinsichtlich ihrer Vernehmungsfähigkeit<br />

(28. August 1992) 392<br />

5. Zulässigkeit <strong>de</strong>r Tätigkeit als Rechtsbeistand durch einen<br />

möglichen Zeugen (7. Oktober 1992) 396<br />

6. Zulässigkeit <strong>de</strong>s Ausschlusses eines anwaltlichen Zeugenbeistands<br />

(9. November 1992) 400<br />

7. Vernehmung eines österreichischen Staatsbürgers als Zeugen vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß (15. April 1993) 422<br />

Seite<br />

8. Durch eine unberechtigte Zeugnisverweigerung vor einem<br />

parlamentarischen Untersuchungsausschuß verursachte Kosten<br />

(16. November 1993) 426<br />

9. Archivierung <strong>de</strong>s Aktenbestan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

(14. März 1994) 429<br />

IV. Stellungnahmen im Rahmen <strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs 436<br />

1. Vorbemerkung 436<br />

2. Namensliste zur Durchführung <strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs 436<br />

3. Texte von Stellungnahmen im Rahmen <strong>de</strong>s rechtlichen Gehörs 440


HWWA — Institut für Wi rtschaftsforschung — Hamburg<br />

Gutachten<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

„Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR"<br />

Dieter Lösch Peter Plötz<br />

Im Auftrage <strong>de</strong>s 12. Deutschen B<strong>und</strong>estages 1. Untersuchungsausschuß „Kommerzielle Koordinierung"<br />

Hamburg, 3. Februar 1994<br />

Vorbemerkungen<br />

Am 30. Juni 1993 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m HWWA-Institut für<br />

Wirtschaftsforschung — Hamburg durch Beschluß<br />

<strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses „Kommerzielle Koordinierung"<br />

<strong>de</strong>r Auftrag erteilt, ein wirtschaftswissenschaftliches<br />

Gutachten über „Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR" bis zum 31. Januar 1994 zu erstellen.<br />

Trotz dieser kurzen Zeitvorgabe legen wir dieses<br />

Gutachten heute mit einer Verspätung von nur wenigen<br />

Tagen vor.<br />

Eine wesentliche Gr<strong>und</strong>lage für die Erstellung <strong>de</strong>s<br />

Gutachtens sollte ein <strong>Bericht</strong> sowie eine Datenbank<br />

<strong>de</strong>r WTU sein, die uns Anfang Oktober 1993 zugingen.<br />

Für <strong>de</strong>n empirischen Teil <strong>de</strong>s Gutachtens stan<strong>de</strong>n<br />

uns also vier Monate zur Verfügung.<br />

Das Hauptproblem <strong>de</strong>r Ausarbeitung <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Untersuchung war mithin <strong>de</strong>r Zeitdruck. Der<br />

Auftrag war nur durchführbar durch <strong>de</strong>n erhöhten<br />

persönlichen Arbeitseinsatz <strong>de</strong>r Verfasser. Auch unsere<br />

Mitarbeiter haben sich weit über das übliche<br />

Maß hinaus engagiert, um die termingemäße Fertigstellung<br />

<strong>de</strong>r Untersuchung zu gewährleisten. Unser<br />

beson<strong>de</strong>rer Dank gilt Frau Angelika Gigar, die nicht<br />

nur die verschie<strong>de</strong>nen Versionen <strong>de</strong>s Manuskripts<br />

<strong>und</strong> die Endfassung, son<strong>de</strong>rn darüber hinaus auch<br />

zahllose Exzerpte aus Zeugenvernehmungen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Aktenmaterial geschrieben hat. Unser Dank gilt<br />

darüber hinaus Frau Sabina Ramonat sowie <strong>de</strong>n stu<strong>de</strong>ntischen<br />

Hilfskräften Herrn Matthias Nehls, Frau<br />

Christa Prien <strong>und</strong> Herrn Raymond Ritter, die die Tabellen<br />

<strong>und</strong> Schaubil<strong>de</strong>r erstellten, sowie Herrn Rogar<br />

Gilliar, <strong>de</strong>ssen gute EDV-Kenntnisse uns bei <strong>de</strong>r Auswertung<br />

<strong>de</strong>r WTU-Datenbank von großem Nutzen<br />

waren.<br />

Neben <strong>de</strong>r zeitlichen Restriktion wur<strong>de</strong> unsere Ar<br />

beit durch die unzureichen<strong>de</strong> Verwendbarkeit <strong>de</strong>r<br />

von <strong>de</strong>r WTU ermittelten Daten erschwert. Dies er<br />

gab sich vor allem daraus, daß das von <strong>de</strong>r WTU<br />

auswertbare Aktenmaterial außeror<strong>de</strong>ntlich lückenhaft<br />

war. Die ursprüngliche Hoffnung, daß sich aus<br />

<strong>de</strong>m Zahlen- <strong>und</strong> Datenwerk <strong>de</strong>nnoch, zumin<strong>de</strong>st in<br />

Teilbereichen, wesentliche Erkenntnisse ergeben<br />

könnten, erwies sich weitgehend als trügerisch. Von<br />

<strong>de</strong>n Lücken in <strong>de</strong>n Zeitreihen abgesehen, weisen die<br />

von <strong>de</strong>r WTU ermittelten Daten in vieler Hinsicht<br />

erhebliche, nicht erklärbare Ungereimtheiten auf, so<br />

daß von <strong>de</strong>r Datenbank nur teilweise Gebrauch gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n konnte. Viele Daten, <strong>de</strong>ren Plausibilität<br />

wir anhand an<strong>de</strong>rer Quellen überprüfen konnten,<br />

sind nicht nur <strong>de</strong>utlich zu niedrig — dies wäre noch<br />

aus <strong>de</strong>r Lückenhaftigkeit <strong>de</strong>s Aktenmaterials erklär- -<br />

bar —, son<strong>de</strong>rn zum Teil grotesk überhöht. Für eingehen<strong>de</strong><br />

Überprüfungen fehlte uns die Zeit.<br />

Somit stützt sich das Gutachten weitgehend auf die<br />

uns vom 1. Untersuchungsausschuß überlassenen<br />

Kopien von Originalakten, die Vernehmungsprotokolle<br />

<strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>s Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages sowie auf Vernehmungsprotokolle<br />

<strong>de</strong>s Bayrischen Untersuchungsausschusses.<br />

Ausgewertet wur<strong>de</strong>n allgemein zugängliche statistische<br />

Angaben aus <strong>de</strong>r ehemaligen DDR, aus <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland sowie Daten, die von<br />

internationalen Organisationen veröffentlicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich<br />

stellte uns dankenswerterweise ebenso wie das Statistische<br />

B<strong>und</strong>esamt unveröffentlichtes Mate rial zur<br />

Verfügung. Unterstützt wur<strong>de</strong>n wir auch von <strong>de</strong>r<br />

Deutschen B<strong>und</strong>esbank sowie durch die Senatsverwaltung<br />

für Verkehr <strong>und</strong> Betriebe <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin.<br />

Viele wertvolle Hinweise verdanken wir Herrn Krawietz<br />

vom Sekretariat <strong>de</strong>s 1. UA KoKo, <strong>de</strong>r uns auch<br />

je<strong>de</strong>rzeit für Rückfragen zur Verfügung stand. Ihm<br />

möchten wir an dieser Stelle ganz beson<strong>de</strong>rs danken.<br />

Der Zeitdruck, unter <strong>de</strong>m diese Untersuchung zustan<strong>de</strong><br />

kam, mag mögliche Mängel <strong>und</strong> Fehler in<br />

Details erklären, jedoch nicht entschuldigen. Zu vie-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

len Punkten hätten wir gern noch gründlicher recherchiert.<br />

Obgleich auch für diese Untersuchung das<br />

Sprichwort gilt, daß „<strong>de</strong>r Teufel im Detail steckt",<br />

sind wir <strong>de</strong>r Ansicht, daß durch mögliche Fehler in<br />

<strong>de</strong>n Details das Gesamtergebnis <strong>de</strong>r Untersuchung,<br />

die Beantwortung <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r volkswirt<br />

schaftlichen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs KoKo für die<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR, nicht berührt wird.<br />

Hamburg, <strong>de</strong>n 3. Februar 1994<br />

Die Verfasser<br />

-


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Erster Teil:<br />

Theoretische Aufbereitung 12<br />

I. Untersuchungsziel <strong>und</strong> Vorgehensweise<br />

II. Bewertungsmaßstab: Effizienz 12<br />

1. Effizienz als objektives ökonomisches Kriterium<br />

12<br />

2. Effizienzkriterien <strong>und</strong> das Problem ihrer Operationalisierung 13<br />

III. Mo<strong>de</strong>lltheoretische Gr<strong>und</strong>legung<br />

1. Funktionsweise <strong>und</strong> -probleme <strong>de</strong>r Planwirtschaft 14<br />

Seite<br />

a) Die Effizienz<strong>de</strong>fizite <strong>de</strong>r Planwirtschaft 14<br />

b) Die Planwirtschaft als „Knappheitswirtschaft 16<br />

2. Chancen <strong>und</strong> Risiken <strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbeziehungen mit Marktwirtschaften<br />

19<br />

a) Effizienzsteigerung <strong>de</strong>r Planwirtschaft 19<br />

b) Verfolgung politischer Ziele 21<br />

c) Organisatorische Konsequenzen 21<br />

3. Die Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung als Organisationselement<br />

<strong>de</strong>s DDR-Wirtschaftssystems 22<br />

a) Die Ratio <strong>de</strong>r Schaffung von KoKo 22<br />

b) Die konstitutiven Elemente <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbereichs 24<br />

c) Aktionsmöglichkeiten <strong>und</strong> potentielle Auswirkungen auf die<br />

Volkswirtschaft 24<br />

Anmerkungen zum ersten Teil 27<br />

Zweiter Teil:<br />

Empirische Analyse 28<br />

I. Aufgaben <strong>und</strong> Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs KoKo 28<br />

1. Entstehungsgeschichte, Entwicklung <strong>und</strong> Hauptziele 28<br />

a) Der Brief Schalcks an Matern <strong>und</strong> die Gründung <strong>de</strong>s Bereichs 28<br />

b) Das KoKo-Konzept in <strong>de</strong>r Schalck-Volpert Disse rtation 29<br />

c) Das Wachstum <strong>de</strong>s Bereichs KoKo 33<br />

d) Zielschwerpunkte <strong>und</strong> Zielkonflikte 33<br />

2. Hauptaufgaben <strong>und</strong> wichtigste Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r 34<br />

a) KoKo-Aktivitäten zur Versorgung <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft mit Konsumgütern<br />

<strong>und</strong> materiellen Ressourcen 35<br />

b) KoKo-Aktivitäten mit Schwerpunkt Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

c) Die wichtigsten KoKo-Aktivitäten mit Schwerpunkt Devisenerwirtschaftung<br />

40<br />

d) KoKo-Aktivitäten in Wahrnehmung spezieller Aufgaben für Staat<br />

<strong>und</strong> Partei 42<br />

3. Komplementaritäts- <strong>und</strong> Konfliktbeziehungen <strong>de</strong>r KoKo-Aufgaben 42<br />

II. Der Beitrag von KoKo zur Versorgung <strong>de</strong>r DDR 43<br />

1. Son<strong>de</strong>rimporte 43<br />

a) Versorgungsimporte für die Bevölkerung 43<br />

b) Versorgungsimporte für das MfS <strong>und</strong> die Nomenklatura 44<br />

c) An<strong>de</strong>re Son<strong>de</strong>rimporte 46<br />

12<br />

14<br />

37


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

2. Vorratshaltung <strong>und</strong> Engpaßvermeidung 46<br />

3. Bewertung 47<br />

III. Der Beitrag von KoKo zur Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft 47<br />

1. Technologieimporte 48<br />

Seite<br />

a) Valutaanrechtsgeschäfte 48<br />

b) Importe zur Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>und</strong> Leistungssteigerung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

48<br />

c) Illegale Hochtechnologieimporte (Embargo-Umgehung) 55<br />

2. Gestattungsproduktion 57<br />

3. Bewertung 57<br />

IV. Die Devisenerwirtschaftung durch KoKo 58<br />

1. Die monetären Ergebnisse <strong>und</strong> realen Effekte <strong>de</strong>r einzelnen Aktivitä<br />

ten 58<br />

a) Zusätzliche Exporte 58<br />

— Lagerbestän<strong>de</strong>, Staatsreserve 58<br />

— Rüstungsexport 59<br />

— Beschaffung <strong>und</strong> Verwertung von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

Antiquitäten 62<br />

b) Kombiniertes Ex- <strong>und</strong> Importgeschäft: Lohnvere<strong>de</strong>lung im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Landwirtschaft 63<br />

c) Anfragemonopol 64<br />

d) Devisenabschöpfung durch sogenannte Valutaplanträger 66<br />

— Intershop 66<br />

— Genex Geschenkdienst 70<br />

— Intertank 75<br />

— NSW-Tourismus 75<br />

e) Kapital- <strong>und</strong> Geldanlagen sowie Kreditgeschäfte 75<br />

f) Aktivitäten im Rahmen <strong>de</strong>r Wahrnehmung von beson<strong>de</strong>ren Aufgaben<br />

für <strong>de</strong>n Staat 76<br />

— Kirchengeschäfte 76<br />

— Müllgeschäfte 81<br />

2. Gesamt<strong>de</strong>visenerwirtschaftung 83<br />

a) Berechnungsgr<strong>und</strong>lage: Erfolgsberichte an Mittag 83<br />

b) Rückrechnung auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Aufgaben über Abführungen in<br />

<strong>de</strong>n Planbereich 84<br />

3. Mittelverwendung 85<br />

4. Bewertung 88<br />

V. Der Beitrag KoKos zur Verhin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Devisenbankrotts <strong>de</strong>r DDR . 89<br />

1. Der Weg in die „Schul<strong>de</strong>nfalle" 89<br />

a) Die Ursachen für die rasch wachsen<strong>de</strong> Devisenverschuldung <strong>de</strong>r<br />

DDR in <strong>de</strong>n 70er Jahren 89<br />

b) Die Verschuldungssituation zu Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre 92<br />

2. Mögliche Konsequenzen eines Zahlungsmoratoriums 93<br />

a) Verlassen <strong>de</strong>s internationalen Finanzsystems 94<br />

b) Verbleiben im internationalen Finanzsystem 94<br />

-


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Seite<br />

c) Stärkere Orientierung auf die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 95<br />

3. Das Krisenmanagement in <strong>de</strong>n 80er Jahren 95<br />

a) Grün<strong>de</strong> für die Verbesserung <strong>de</strong>r Verschuldungssituation in <strong>de</strong>r<br />

ersten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre 95<br />

b) Die Verschuldungsexplosion bis 1989 97<br />

4. Das Schul<strong>de</strong>nmanagement 98<br />

a) Die Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz 98<br />

b) Die „Jumbo"-Kredite 99<br />

c) Das Kreditmanagement <strong>de</strong>s Planbereichs 99<br />

d) Die Vorspiegelung von Bonität 100<br />

5. Abschließen<strong>de</strong> Würdigung 102<br />

Anmerkungen zum zweiten Teil 102<br />

Dritter Teil:<br />

Ergebnis 111<br />

I. Funktionsweise <strong>und</strong> Rolle <strong>de</strong>s Bereichs KoKo als Institution <strong>de</strong>r DDR<br />

Knappheitswirtschaft 111<br />

II. Die volkswirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs KoKo 115<br />

III. Zusammenfassen<strong>de</strong> Begründung 117<br />

1. Die realen Effekte <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten 117<br />

2. Monetäre Ergebnisse 118<br />

3. Rückkoppelungseffekte 119<br />

4. Mittelverwendung 120<br />

5. Kreditmanagement 121<br />

6. KoKo als „Unternehmen" 121<br />

Anmerkungen zum dritten Teil 122<br />

Verzeichnis <strong>de</strong>r Tabellen, Abbildungen <strong>und</strong> Übersichten im Text<br />

Tabellen<br />

1 Finanzierung von Wandlitz 1976-1989 46<br />

2 Stand <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>r Leistungsimporte zur Gewährleistung <strong>de</strong>s Leistungswachstums<br />

im Fünfjahresplanzeitraum 52<br />

3 Entwicklung <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>m nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet (ohne inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l), unterteilt nach Planbereich<br />

<strong>und</strong> Bereich KoKo in <strong>de</strong>n Jahren 1982-1988 55<br />

4 Valutagewinnabführungen an <strong>de</strong>n Bereich KoKo 1985-1988 61<br />

5 Einnahmen aus Waffenexporten 61<br />

6 Fleisch- <strong>und</strong> Lebendviehexporte <strong>und</strong> daraus resultieren<strong>de</strong> Valutaabführungen<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Koko in <strong>de</strong>n Jahren 1985-1989 64<br />

7 Exporterlöse <strong>und</strong> Importaufwendungen im Rahmen <strong>de</strong>r Lohnvere<strong>de</strong>lung<br />

in <strong>de</strong>r Landwirtschaft <strong>de</strong>r DDR 1983-1989 64<br />

8 Einzelhan<strong>de</strong>lsumsatz <strong>de</strong>r Forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1974-1989 67<br />

9 Warenstruktur <strong>de</strong>s Großhan<strong>de</strong>lsumsatzes <strong>de</strong>r Forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH in <strong>de</strong>n Jahren 1985-1989, in Mio. VM 68<br />

10 Warenstruktur <strong>de</strong>s Großhan<strong>de</strong>lsumsatzes <strong>de</strong>r Forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH in <strong>de</strong>n Jahren 1985-1989, in v. H. 69<br />

--


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

11 Sortimentstruktur <strong>de</strong>r Genex Geschenkdienst GmbH nach Hauptwarengruppen<br />

71<br />

12 Devisenertragskennziffer ausgewählter DDR-Erzeugnisse im Genex Sortiment<br />

72<br />

13 Über die Genex GmbH verkaufte PKW in <strong>de</strong>n Jahren 1981-1988 72<br />

14 Zahlungen an die Genex-Agenturen in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> in Dänemark in<br />

<strong>de</strong>n Jahren 1967-1989 73<br />

15 Zahlungen an die Agenturen <strong>und</strong> Abführungen <strong>de</strong>r Genex Geschenkdienst<br />

GmbH in <strong>de</strong>n Jahren 1972-1989 74<br />

16 Geldanlagen <strong>und</strong> Vermögenswerte <strong>de</strong>s Bereiches KoKo in konvertiblen<br />

Devisen (Stand: Dezember 1989) 76<br />

17 Genehmigte Lieferwerte für die Kirchengeschäfte A nach Waren in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1986-1989 76<br />

18 Kirchengeschäfte A in <strong>de</strong>n Jahren 1972-1989 77<br />

19 Kirchliche Transferzahlungen an die DDR in <strong>de</strong>n Jahren 1966-1989 77<br />

20 Struktur <strong>de</strong>r im Rahmen <strong>de</strong>r Kirchengeschäfte B gelieferten Waren in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1964-1976 78<br />

21 Genehmigte Lieferwerte für die Kirchengeschäfte B nach Waren in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1986-1989 79<br />

22 Kirchengeschäfte B in <strong>de</strong>n Jahren 1974-1989 80<br />

23 Lieferungen <strong>und</strong> Bezüge von Silber, Rohöl <strong>und</strong> Rohdiamanten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland an die bzw. aus <strong>de</strong>r DDR im Rahmen<strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls 1973-1989 81<br />

24 Bruttoeinnahmen <strong>de</strong>r DDR aus <strong>de</strong>r Abnahme von Abfallstoffen aus <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland (einschl. Berlin-West) in <strong>de</strong>n Jahren 1971 bis<br />

1989 82<br />

25 Erwirtschaftung <strong>und</strong> Abführungen von Devisen <strong>de</strong>s Bereichs KoKo aus<br />

diversen Quellen 84<br />

26 Entwicklung <strong>de</strong>r DDR-Verschuldung in konvertiblen Währungen in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1975-1989 91<br />

27 Getrei<strong>de</strong>- <strong>und</strong> Futtermittelimporte <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän-<br />

<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n Jahren 1971-1988 92<br />

28 Westexporterträge <strong>und</strong> Zinsbelastung <strong>de</strong>r DDR aus Krediten in konverti-<br />

blen Devisen 93<br />

29 Bonitätsin<strong>de</strong>x ausgewählter Län<strong>de</strong>r 1981-1989 98<br />

30 Guthaben <strong>de</strong>r an die BIZ berichten<strong>de</strong>n Banken gegenüber <strong>de</strong>r DDR 100<br />

31 Entwicklung <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>m nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet 114<br />

32 Anteil <strong>de</strong>r Spitzen- bzw. gehobenen Technologieimporte <strong>de</strong>r DDR an <strong>de</strong>n<br />

Gesamtimporten aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n Jahren 1979 bis<br />

1989 118<br />

33 Anteil <strong>de</strong>r Spitzen- bzw. gehobenen Technologieexporte <strong>de</strong>r DDR an <strong>de</strong>n<br />

Gesamtexporten in westliche Industrielän<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989 118<br />

Abbildungen<br />

1 Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Planwirtschaft nach Ko rnai 17<br />

2 Schematische Darstellung <strong>de</strong>r Zusammenhänge zwischen <strong>de</strong>n KoKo-Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft 26<br />

3 Das NSW-Außenwirtschaftssystem <strong>de</strong>r DDR nach <strong>de</strong>m Kornai-Mo<strong>de</strong>ll 112<br />

Seite


Übersichten<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

1 Aufgaben — Aktivitäten — Matrix 36<br />

2 Übersicht über die von KoKo für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR durchgeführ<br />

ten Importe 49<br />

3 Importe zur Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>und</strong> Leistungssteigerung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft 50<br />

4 Schematische Darstellung <strong>de</strong>r Mittelverwendung durch <strong>de</strong>n Bereich Koko 86<br />

Verzeichnis <strong>de</strong>r Tabellen <strong>und</strong> Schaubil<strong>de</strong>r im Anhang<br />

Tabellen<br />

A 1 Zahlungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland an die DDR in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1971-1989 124<br />

A 2 Kennziffern zum Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutsch<br />

land in <strong>de</strong>n Jahren 1975-1989 130<br />

A 3 Lieferungen <strong>de</strong>r DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in <strong>de</strong>n Jah<br />

ren 1979-1989 132<br />

A 4 Verän<strong>de</strong>rungsraten <strong>de</strong>r Lieferungen <strong>de</strong>r DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in <strong>de</strong>n Jahren 1980-1989 132<br />

A 5 Anteile <strong>de</strong>r Lieferungen <strong>de</strong>r DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nach <strong>de</strong>m internationalen Warenverzeichnis an <strong>de</strong>n gesamten DDR<br />

-Lieferungen in die BRD in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989 133<br />

A 6 Bezüge <strong>de</strong>r DDR aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1979-1989 133<br />

A 7 Verän<strong>de</strong>rungsraten <strong>de</strong>r Bezüge <strong>de</strong>r DDR aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in <strong>de</strong>n Jahren 1980-1989 134<br />

A 8 Anteile <strong>de</strong>r Bezüge <strong>de</strong>r DDR aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nach <strong>de</strong>m internationalen Warenverzeichnis an <strong>de</strong>n gesamten DDR-<br />

Bezügen aus <strong>de</strong>r BRD in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989 134<br />

A 9 Entwicklung <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbilanzsal<strong>de</strong>n im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

nach Produktgruppen <strong>und</strong> insgesamt in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989 139<br />

A 10 Exporte <strong>de</strong>r DDR in westliche Industrielän<strong>de</strong>r (ohne BRD) in <strong>de</strong>n Jah<br />

ren 1972 <strong>und</strong> 1975-1989 136<br />

A 11 Verän<strong>de</strong>rungsraten <strong>de</strong>r Expo rte <strong>de</strong>r DDR in westliche Industrielän<strong>de</strong>r<br />

(ohne BRD) in <strong>de</strong>n Jahren 1976-1989 137<br />

A 12 Anteile <strong>de</strong>r Exporte <strong>de</strong>r DDR in westliche Industrielän<strong>de</strong>r (ohne BRD)<br />

nach <strong>de</strong>m internationalen Warenverzeichnis an <strong>de</strong>n gesamten DDR-<br />

Exporten in diese Region in <strong>de</strong>n Jahren 1972 <strong>und</strong> 1975-1989 138<br />

A 13 Importe <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn (ohne BRD) in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1972 <strong>und</strong> 1975-1989 139<br />

A 14 Verän<strong>de</strong>rungsraten <strong>de</strong>r Impo rte <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän<br />

<strong>de</strong>rn (ohne BRD) in <strong>de</strong>n Jahren 1976-1989 140<br />

A 15 Anteile <strong>de</strong>r Importe <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn (ohne<br />

BRD) nach <strong>de</strong>m internationalen Warenverzeichnis an <strong>de</strong>n gesamten<br />

DDR-Importen aus dieser Region in <strong>de</strong>n Jahren 1972 <strong>und</strong> 1975-1989 141<br />

A 16 Entwicklung <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbilanzsal<strong>de</strong>n im Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>n<br />

westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn (ohne BRD) nach Produktgruppen <strong>und</strong><br />

insgesamt in <strong>de</strong>n Jahren 1972 <strong>und</strong> 1975-1989 142<br />

A 17 Exporte <strong>de</strong>r DDR in westliche Industrielän<strong>de</strong>r einschl. <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989 143<br />

A 18 Verän<strong>de</strong>rungsraten <strong>de</strong>r Exporte <strong>de</strong>r DDR in westliche Industrielän<strong>de</strong>r<br />

einschl. <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in <strong>de</strong>n Jahren 1980-1989 . 143<br />

Seite<br />

-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

A 19 Anteile <strong>de</strong>r Expo rte <strong>de</strong>r DDR in westliche Industrielän<strong>de</strong>r einschl. <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland nach <strong>de</strong>m internationalen Warenverzeichnis<br />

an <strong>de</strong>n gesamten DDR-Expo rten in diese Region in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1979-1989 144<br />

A 20 Importe <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn einschl. <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989 144<br />

A 21 Verän<strong>de</strong>rungsraten <strong>de</strong>r Impo rte <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>r<br />

einschl. <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in <strong>de</strong>n Jahren 1980-<br />

1989 145<br />

A 22 Anteile <strong>de</strong>r Importe <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn einschl<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland nach <strong>de</strong>m internationalen Warenverzeichnis<br />

an <strong>de</strong>n gesamten DDR-Impo rten aus dieser Region in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1979-1989 145<br />

A 23 Entwicklung <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbilanzsal<strong>de</strong>n im Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>n<br />

westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn einschl. <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nach Produktgruppen <strong>und</strong> insgesamt in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989 146<br />

A 24 Guthaben <strong>und</strong> Verpflichtungen <strong>de</strong>r an die BIZ berichten<strong>de</strong>n Banken<br />

gegenüber <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>r Zeitspanne vom Dezember 1974 bis zum<br />

Dezember 1977 146<br />

A 25 Währungsaufglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r an die BIZ berichten<strong>de</strong>n Banken gegen-<br />

über <strong>de</strong>r DDR 1977-1990 — Guthaben 147<br />

A 26 Währungsaufglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r an die BIZ berichten<strong>de</strong>n Banken gegen-<br />

über <strong>de</strong>r DDR 1977-1990 — Verpflichtungen 149<br />

A 27 Währungsstruktur <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen an die DDR 151<br />

A 28 Währungsstruktur <strong>de</strong>r Verpflichtungen gegenüber <strong>de</strong>r DDR 151<br />

A 29 Entwicklung <strong>de</strong>r Gewinne ausgewählter KoKo-AHB in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1967-1984 152<br />

A 30 Zuordnung von SITC-Positionen zur Produktgruppe ,Hochwertige<br />

Technologien' 153<br />

A 31 Zuordnung von SITC-Positionen zur Produktgruppe ,Gehobene Gebrauchstechnologien'<br />

154<br />

A 32 Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben <strong>de</strong>r DDR aus Vereinbarungen <strong>und</strong> Abkom -<br />

men mit <strong>de</strong>r BRD in <strong>de</strong>n Jahren 1986-1989 156<br />

Schaubil<strong>de</strong>r<br />

A 1 Bonitätsrang im Län<strong>de</strong>rvergleich; Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r (1981 bis<br />

89) 157<br />

A 2 Bonitätsrang ausgewählter osteuropäischer Län<strong>de</strong>r 158<br />

Seite


Verwen<strong>de</strong>te Abkürzungen<br />

AHB Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

BIZ Bank für Internationalen Zahlungsausgleich<br />

DABA Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG<br />

DHB Deutsche Han<strong>de</strong>lsbank AG<br />

EVP Einzelverkaufspreis<br />

HA Hauptabteilung<br />

IAP Industrieabgabepreis<br />

idH Inner<strong>de</strong>utscher Han<strong>de</strong>l<br />

KoKo Kommerzielle Koordinierung<br />

KuA Kunst <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>l GmbH<br />

MAH Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

MdF Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

NVA Nationale Volksarmee<br />

Riko Richtungskoeffizient<br />

SPK Staatliche Plankommission<br />

UA Untersuchungsausschuß<br />

VE Verrechnungseinheiten<br />

VM Valutamark<br />

WTU West<strong>de</strong>utsche Treuhand Union<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Erster Teil:<br />

Theoretische Aufbereitung<br />

I. Untersuchungsziel <strong>und</strong> Vorgehensweise<br />

Aufgabe dieser Untersuchung ist die Bewe rtung <strong>de</strong>r<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

(KoKo) hinsichtlich ihrer Be<strong>de</strong>utung für die<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR. An<strong>de</strong>rs ausgedrückt: Es<br />

geht um eine Antwort auf die Frage, ob sich die vielfältigen<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

vorteilhaft o<strong>de</strong>r nachteilig für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR ausgewirkt haben').<br />

Die Behandlung dieser empirisch zu untersuchen<strong>de</strong>n<br />

Fragestellung benötigt ein tragfähiges theoretisches<br />

F<strong>und</strong>ament:<br />

— zum einen die Formulierung von Kriterien, die es<br />

ermöglichen, die Auswirkungen <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten<br />

„objektiv" als nützlich o<strong>de</strong>r schädlich für die<br />

DDR-Volkswirtschaft zu bewerten <strong>und</strong><br />

— zum an<strong>de</strong>ren die Herausarbeitung eines mo<strong>de</strong>lltheoretischen<br />

Bezugsrahmens, <strong>de</strong>r die Rolle <strong>de</strong>s<br />

Bereichs KoKo im Rahmen <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft<br />

transparent macht, das heißt die funktionalen Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nzen<br />

zwischen <strong>de</strong>m DDR-Wirtschaftssystem<br />

<strong>und</strong> KoKo — als einem Subsystem dieses<br />

Wirtschaftssystems — ver<strong>de</strong>utlicht.<br />

Mit an<strong>de</strong>ren Worten: Die angestrebte intersubjektiv<br />

nachvollziehbare Bewertung <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR macht<br />

die mo<strong>de</strong>llmäßige Einordnung <strong>de</strong>r wi rtschaftlichen<br />

Effekte bzw. Ergebnisse <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten <strong>und</strong><br />

ihre Bewe rtung mittels ein<strong>de</strong>utiger Kriterien erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Die Schaffung <strong>de</strong>r Voraussetzungen dafür ist<br />

die Aufgabe dieses ersten Teils <strong>de</strong>r Untersuchung.<br />

Im zweiten, empirischen Teil <strong>de</strong>r Arbeit wer<strong>de</strong>n die<br />

KoKo-Aktivitäten im einzelnen darzustellen <strong>und</strong> ihre<br />

qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Effekte so weit wie<br />

möglich zu i<strong>de</strong>ntifizieren sein, um die jeweiligen<br />

Auswirkungen <strong>de</strong>r einzelnen Aktivitäten auf die<br />

DDR-Volkswirtschaft im Detail zu erfassen.<br />

Im abschließen<strong>de</strong>n dritten Teil wird sodann eine zusammenfassen<strong>de</strong><br />

Bewertung <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung für die Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft vorgenommen. Dabei<br />

wer<strong>de</strong>n die im empirischen Teil herausgearbeiteten<br />

Positiv- <strong>und</strong> Negativeffekte <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten anhand<br />

<strong>de</strong>r im ersten Teil offengelegten Bewertungskriterien<br />

zusammenzufassen <strong>und</strong> gegeneinan<strong>de</strong>r abzuwägen<br />

sein, um zu <strong>de</strong>m verlangten objektiven (das<br />

heißt sich auf explizite Werturteile grün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

damit intersubjektiv nachvollziehbaren) Gesamturteil<br />

zu gelangen.<br />

II. Bewertungsmaßstab: Effizienz<br />

Das Wirtschaftssystem <strong>de</strong>s sogenannten real existieren<strong>de</strong>n<br />

Sozialismus, die Planwirtschaft, hat in <strong>de</strong>r<br />

DDR — <strong>und</strong> nicht nur dort — zumin<strong>de</strong>st seit <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 50er Jahre nicht mehr zur Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

<strong>de</strong>r politischen Führung funktioniert. Entsprechend<br />

wur<strong>de</strong> immer wie<strong>de</strong>r versucht, es durch<br />

institutionelle Reformen zu „vervollkommnen" .<br />

Auch mit <strong>de</strong>r Schaffung <strong>de</strong>s Bereichs KoKo war unter<br />

an<strong>de</strong>rem offensichtlich beabsichtigt, die Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r starren DDR-Planwirtschaft zu verbessern.<br />

Bei <strong>de</strong>r Beantwortung <strong>de</strong>r Frage, wie sich die<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs KoKo für die DDR-Volkswirtschaft<br />

ausgewirkt haben, geht es folglich nicht<br />

zuletzt darum, ein Urteil darüber zu fällen, ob die<br />

Aktivitäten von KoKo die Funktions<strong>de</strong>fizite <strong>de</strong>r DDR-<br />

Planwirtschaft partiell zu beheben bzw. abzumil<strong>de</strong>rn<br />

vermochten <strong>und</strong> auf diese Weise dazu beigetragen<br />

haben, <strong>de</strong>ren Ergebnisse zu verbessern, o<strong>de</strong>r ob <strong>de</strong>r<br />

Bereich, zumal er relativ wildwüchsig expandierte<br />

<strong>und</strong> nicht nur wirtschaftliche Ziele verfolgte, letztlich<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft mehr scha<strong>de</strong>te als nützte.<br />

1. Effizienz als objektives ökonomisches<br />

Kriterium<br />

Da „rein ökonomische" Werturteile nicht möglich<br />

sind, kann die — wissenschaftliche, das heißt intersubjektiv<br />

überprüfbare — Bewertung eines Wirtschaftssystems<br />

o<strong>de</strong>r einzelner Institutionen <strong>de</strong>sselben<br />

— <strong>und</strong> damit die Antwort auf die Frage nach <strong>de</strong>r<br />

„Be<strong>de</strong>utung" von KoKo für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR — nur auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage von Werturteilen über<br />

<strong>de</strong>n Zweck <strong>de</strong>s gesellschaftlichen Wirtschaftens erfolgen.<br />

Allgemein sieht man diesen Zweck im rationalen<br />

Umgang mit knappen Mitteln mit <strong>de</strong>m Ziel, die<br />

Bedürfnisbefriedigung <strong>de</strong>r Bevölkerung zu maximieren.<br />

Somit ist „Effizienz" — <strong>de</strong>finiert als ein Zustand,<br />

in <strong>de</strong>m mit gegebenem Input ein Maximum an Output<br />

erwirtschaftet wird bzw. ein gegebener Output<br />

mit minimalem Input — ein naheliegen<strong>de</strong>r Maßstab<br />

für die ökonomische „Performance" einer Volkswirtschaft<br />

<strong>und</strong> ihrer Subsysteme.<br />

An diesem Maßstab wird die Be<strong>de</strong>utung von KoKo<br />

für die DDR-Volkswirtschaft hauptsächlich2) zu messen<br />

sein. Er hat <strong>de</strong>n Vorteil, daß Effizienz — im marxistischen<br />

Sprachgebrauch „Effektivität" — auch in<br />

<strong>de</strong>r DDR das Kriterium für die Bewertung <strong>de</strong>r einzel<strong>und</strong><br />

gesamtwirtschaftlichen „Performance" gewesen<br />

ist. Die Untersuchung zieht <strong>de</strong>mnach zur Beurteilung<br />

<strong>de</strong>r Auswirkungen <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten kein <strong>de</strong>m<br />

DDR-System frem<strong>de</strong>s Kriterium heran, son<strong>de</strong>rn legt<br />

einen Maßstab an, an <strong>de</strong>m die Wirtschaftssysteme in<br />

Ost <strong>und</strong> West stets gemessen wur<strong>de</strong>n.


Allerdings wirft die Verwendung dieses Maßstabs<br />

bei empirischen Fragestellungen erhebliche Probleme<br />

auf. Das Effizienzkonzept — als Bewertungskriterium<br />

für die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>s rationalen Umgangs mit knappen<br />

Mitteln, zur Befriedigung <strong>de</strong>r Bedürfnisse <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

— blen<strong>de</strong>t an<strong>de</strong>re Aspekte aus, die man beim<br />

Vergleich von sozialen Systemen bzw. ihrer Wohlfahrtswirkungen<br />

heranziehen könnte, in<strong>de</strong>m es ausschließlich<br />

auf <strong>de</strong>n rationalen Ressourceneinsatz abstellt<br />

<strong>und</strong> Verteilungsaspekte, das soziale Klima in<br />

<strong>de</strong>n Betrieben <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Gesellschaft <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re<br />

sogenannte gesellschaftspolitische o<strong>de</strong>r ökologische<br />

Ziele vernachlässigt.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist das „Performance"-Kriterium Effizienz nur<br />

mittels mehrerer Effizienzbegriffe zu operationalisieren,<br />

die jeweils nur Teilaspekte <strong>de</strong>r Effizienz qualitativ<br />

<strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r quantitativ zu erfassen erlauben.<br />

Geht man davon aus, daß die „Performance" einer<br />

Volkswirtschaft nicht nur danach zu bewe rten ist, ob<br />

diese eine „effiziente" Bedürfnisbefriedigung <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung ermöglicht, son<strong>de</strong>rn auch inwieweit sie<br />

sozialen Zielen Rechnung trägt, reicht das Effizienzkonzept<br />

als Bewertungskriterium nicht aus. Unterstellt<br />

man ferner, daß es Konkurrenzbeziehungen<br />

zwischen Effizienz- <strong>und</strong> sozialen Zielen — <strong>de</strong>n sogenannten<br />

Equity-Efficiency-Zielkonflikt — gibt, also<br />

Effizienzgewinne in <strong>de</strong>r Regel mit Einbußen beim<br />

Erreichungsgrad sozialer Ziele erkauft wer<strong>de</strong>n müssen,<br />

wäre die Effizienzbetrachtung durch Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>rartiger Nebenwirkungen zu ergänzen. Desgleichen,<br />

wenn man einen Zielkonflikt zwischen<br />

wirtschaftlichen, das heißt Effizienz-, <strong>und</strong> ökologischen<br />

Zielen vermutet.<br />

Bei <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>r Auswirkungen <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten<br />

auf die „Performance" <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rartige Nebenwirkungen <strong>de</strong>r Wi rt<br />

-schaftstätigkeit <strong>de</strong>s KoKo-Bereichs (z. B.<br />

Umwelteffekte <strong>und</strong> soziale Aspekte) durchaus in Betracht<br />

zu ziehen sein. Dies jedoch nur ergänzend, da<br />

die ungenügen<strong>de</strong> Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft<br />

sowohl <strong>de</strong>ren „soziale Errungenschaften" in Frage<br />

stellte als auch Umweltschä<strong>de</strong>n bedingte, so daß man<br />

annehmen darf, daß in <strong>de</strong>r DDR die Steigerung <strong>de</strong>r<br />

Effizienz <strong>de</strong>s Wirtschaftssystems sich gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

eher positiv als negativ auf soziale, ökologische <strong>und</strong><br />

an<strong>de</strong>re gesellschaftspolitische Ziele ausgewirkt hätte.<br />

Im Mittelpunkt unserer Analyse steht <strong>de</strong>shalb das<br />

Effizienzkriterium, das heißt die Frage, ob <strong>und</strong> wie<br />

die KoKo-Aktivitäten sich auf die Effizienz <strong>de</strong>r DDR<br />

-Volkswirtschaft ausgewirkt haben.<br />

Die „Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR" wird also<br />

<strong>de</strong>finiert als die Effizienzeffekte <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten.<br />

2. Effizienzkriterien <strong>und</strong> das Problem ihrer<br />

Operationalisierung<br />

Das Effizienzkonzept resultiert aus <strong>de</strong>n Bestrebun<br />

gen <strong>de</strong>r vergleichen<strong>de</strong>n Wirtschaftssystemtheorie,<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

ein objektives „Kriterium" für die „rein ökonomische"<br />

Bewertung <strong>de</strong>r „Performance" von Volkswirtschaften<br />

zu <strong>de</strong>finieren <strong>und</strong> zu operationalisieren (das<br />

heißt direkt o<strong>de</strong>r mittels Indikatoren meßbar zu machen)<br />

— objektiv in einem doppelten Sinne: unabhängig<br />

vom Wirtschaftssystem sowie von subjektiven<br />

Werturteilen. Die Entscheidung für dieses Kriterium<br />

selbst ist zwar ein Werturteil, das aber insofern als<br />

vertretbar erscheint, als „Effizienz" allgemein als<br />

Ziel <strong>de</strong>s Wirtschaftens akzeptiert wird.<br />

Das Problem mit <strong>de</strong>m „Performance"-Kriterium „Effizienz"<br />

besteht allerdings da rin, daß es nicht ohne<br />

weiteres operational ist. Es gibt kein umfassen<strong>de</strong>s<br />

Effizienzkriterium, son<strong>de</strong>rn nur verschie<strong>de</strong>ne Effizienzkriterien<br />

(Effizienz<strong>de</strong>finitionen), die jeweils nur<br />

Teilaspekte <strong>de</strong>s Kriteriums „gesamtwirtschaftliche<br />

Effizienz" erfassen <strong>und</strong> die selbst wie<strong>de</strong>rum nur mittels<br />

Indikatoren meßbar sind.<br />

Dies ist z. B. <strong>de</strong>r Fall bei <strong>de</strong>r sogenannten technischen<br />

Effizienz, die unter makroökonomischem Aspekt <strong>de</strong>finiert<br />

ist als das Verhältnis <strong>de</strong>s Gesamtoutputs einer<br />

Volkswirtschaft zum Gesamtinput <strong>und</strong> nur als gesamtwirtschaftliche<br />

Arbeits- o<strong>de</strong>r Kapitalproduktivität<br />

meßbar ist.<br />

Die technische Effizienz bzw. gesamtwirtschaftliche<br />

Produktivität ist ihrerseits jedoch nur ein unvollkommener<br />

Indikator für die „Effizienz einer Volkswirtschaft"<br />

im Sinne ihrer Leistungsfähigkeit für die Befriedigung<br />

<strong>de</strong>r Bedürfnisse <strong>de</strong>r Bevölkerung durch<br />

<strong>de</strong>n rationalen Einsatz <strong>de</strong>r verfügbaren Ressourcen,<br />

da <strong>de</strong>r Aspekt <strong>de</strong>r Vollauslastung <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Produktionsfaktoren, das heißt <strong>de</strong>r Nutzung aller<br />

Produktionsmöglichkeiten <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Volkswirtschaft,<br />

dabei außer Betracht bleibt.<br />

Dieser Aspekt wird von einem gegenüber <strong>de</strong>r technischen<br />

Effizienz erweiterten Effizienzkonzept berücksichtigt,<br />

das etwas mißverständlich als Produktions- -<br />

effizienz bezeichnet wird, womit die technische<br />

Effizienz bei Vollauslastung <strong>de</strong>r Faktoren gemeint ist.<br />

Danach ist eine Volkswirtschaft ineffizient, „wenn<br />

die Produktionsmöglichkeiten zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt nicht voll genutzt wer<strong>de</strong>n, also Produktionsfaktoren<br />

brachliegen. " 3) Operational <strong>de</strong>finieren<br />

läßt sich dieses theoretisch abgeleitete pa rtielle Effizienzkonzept<br />

gleichfalls nur mittels Indikatoren, die<br />

lediglich Teilaspekte <strong>de</strong>r Produktionseffizienz insgesamt<br />

zu messen ermöglichen. Als solche Indikatoren<br />

kommen z. B. (in Marktwirtschaften) die Arbeitslosenrate<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Auslastungsgrad <strong>de</strong>s Sachkapitals<br />

in Frage bzw. (in Planwirtschaften) die Ausfallzeiten<br />

infolge <strong>de</strong>r diesem System eigenen Störungen in <strong>de</strong>r<br />

Materialversorgung o<strong>de</strong>r die versteckte Arbeitslosigkeit.<br />

Abgesehen davon, daß sich diese operationalen<br />

Definitionen nicht alle ohne weiteres in Meßvorschriften<br />

umsetzen lassen (wie z. B. will man die versteckte<br />

Arbeitslosigkeit inPlanwirtschaften konkret<br />

messen?), sind hier das Effizienzkonzept <strong>und</strong> die Indikatoren<br />

nicht <strong>de</strong>ckungsgleich; letztere erfassen nur<br />

wichtige Teilaspekte <strong>de</strong>s ersteren, da sie z. B. freiwillige<br />

Arbeitslosigkeit o<strong>de</strong>r eine ineffiziente Ressourcenallokation<br />

außer Betracht lassen.<br />

Denn selbst bei Vollauslastung aller Faktoren ist es<br />

möglich, daß diese nicht in ihrer produktivsten Ver-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

wendungsmöglichkeit in <strong>de</strong>r Produktion eingesetzt<br />

sind, so daß die Produktionsmöglichkeiten nicht voll<br />

ausgeschöpft wer<strong>de</strong>n. Diesem Aspekt trägt das Konzept<br />

<strong>de</strong>r Allokationseffizienz zwar Rechnung, das<br />

sich zwar theoretisch ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>finieren, aber<br />

kaum messen läßt.<br />

Schließlich läßt sich <strong>de</strong>r Effizienzbegriff auch dahingehend<br />

ausweiten, daß über die Vollauslastung aller<br />

Produktionsfaktoren bei optimaler Allokation hinaus<br />

auch <strong>de</strong>r Aspekt einbezogen wird, daß die Produktion<br />

möglichst weitgehend <strong>de</strong>n Verbraucherpräferenzen<br />

entsprechen sollte; dieser Zustand ist solange<br />

nicht erreicht, wie Wohlstandssteigerungen dadurch<br />

möglich sind, daß von bestimmten Gütern mehr <strong>und</strong><br />

von an<strong>de</strong>ren weniger produziert wer<strong>de</strong>n. Auch für<br />

dieses Effizienzkonzept — die Tauscheffizienz o<strong>de</strong>r<br />

qualitative Effizienz — lassen sich gleichfalls nur<br />

schwer Indikatoren fin<strong>de</strong>n.<br />

Alle bisher genannten Effizienzkonzepte umgreifen<br />

jeweils nur einen Teilaspekt <strong>de</strong>ssen, was man unter<br />

Effizienz einer Volkswirtschaft verstehen kann. Zu<strong>de</strong>m<br />

han<strong>de</strong>lt es sich dabei um statische Effizienzkonzepte,<br />

also Kriterien, die sich auf die Effizienz einer<br />

Volkswirtschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt beziehen.<br />

Die Wachstumsdynamik <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

wird davon nicht erfaßt. Entschei<strong>de</strong>nd für die Leistungsfähigkeit<br />

einer Volkswirtschaft ist jedoch nicht<br />

nur <strong>de</strong>ren statische Effizienz, son<strong>de</strong>rn noch mehr ihre<br />

dynamische Effizienz. Diese läßt sich theoretisch<br />

konzeptualisieren als das Tempo <strong>de</strong>r Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r statischen Effizienz <strong>und</strong> operationalisieren mit<br />

Hilfe von Indikatoren, z. B. <strong>de</strong>r Wachstumsrate <strong>de</strong>r<br />

volkswirtschaftlichen Produktion. Die dynamische<br />

Effizienz bzw. Wachstumsdynamik einer Volkswirtschaft<br />

hängt in erster Linie von <strong>de</strong>m Ausmaß <strong>de</strong>r Investitionen<br />

in Human- <strong>und</strong> Sachkapital <strong>und</strong> vom<br />

Tempo <strong>de</strong>s technischen Fortschritts ab.<br />

Die statischen Effizienzkriterien formulieren die Bedingungen<br />

für <strong>de</strong>n optimalen Einsatz <strong>de</strong>r produktiven<br />

Ressourcen bei gegebener Ressourcenausstattung.<br />

Das statische Effizienzoptimum einer<br />

Volkswirtschaft ist erreicht, wenn Wohlstandsgewinne<br />

nicht mehr möglich sind, es sei <strong>de</strong>nn durch Vermehrung<br />

<strong>de</strong>r Produktionsfaktoren <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Verbesserung.<br />

Dieses Konzept ermöglicht theoretisch (<strong>und</strong><br />

gelegentlich auch empirisch) objektive Urteile bzw.<br />

Aussagen <strong>de</strong>r Art, daß die Volkswirtschaft A eine höhere<br />

Effizienz als die Volkswirtschaft B aufweist bzw.<br />

daß sich bestimmte wirtschaftspolitische Maßnahmen<br />

ordnungs- o<strong>de</strong>r prozeßpolitischer A rt effizienzerhöhend<br />

o<strong>de</strong>r effizienzmin<strong>de</strong>rnd auswirken.<br />

Das dynamische Effizienzkonzept stellt dagegen auf<br />

das Tempo <strong>de</strong>r Ausweitung <strong>de</strong>r Produktionsmöglichkeiten<br />

durch extensives <strong>und</strong> intensives Wachstum in<br />

Abhängigkeit von <strong>de</strong>n Investitionen in Human- <strong>und</strong><br />

Sachkapital <strong>und</strong> <strong>de</strong>m technischen Fortschritt ab. Diese<br />

Effizienz<strong>de</strong>terminanten sind abhängig von institutionellen<br />

Faktoren, das heißt von <strong>de</strong>r Organisation<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft im weitesten Sinne, also <strong>de</strong>m<br />

Wirtschaftssystem, sowie <strong>de</strong>m — dadurch weitgehend<br />

geprägten Verhalten <strong>de</strong>r Wirtschaftssubjekte<br />

<strong>und</strong> von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Wirtschaftspolitik. Die westliche<br />

Wirtschaftstheorie stellt in ihrer Gesamtheit ein System<br />

von Hypothesen dar, die <strong>de</strong>n Zusammenhang<br />

zwischen <strong>de</strong>n Rahmenbedingungen <strong>de</strong>s Wirtschaftssystems,<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftspolitik <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

<strong>de</strong>r volkswirtschaftlichen Produktion, das heißt <strong>de</strong>r<br />

Effizienz einer Volkswirtschaft, herstellen.<br />

Fassen wir zusammen:<br />

— Eine Antwort auf die Frage nach <strong>de</strong>r „Be<strong>de</strong>utung"<br />

bestimmter institutioneller Rahmenbedingungen,<br />

wirtschaftspolitischer Interventionen, Än<strong>de</strong>rungen<br />

außenwirtschaftlicher Daten, <strong>de</strong>r Verfügbarkeit<br />

von Devisen, einzelwirtschaftlichen Verhaltens<br />

usw. für eine konkrete Volkswirtschaft — also<br />

auch <strong>de</strong>r vielfältigen KoKo-Aktivitäten für die<br />

DDR-Planwirtschaft — erfor<strong>de</strong>rt somit konkrete<br />

Aussagen über <strong>de</strong>ren Effizienzeffekte.<br />

— Da sich Effizienz nicht einfach <strong>de</strong>finieren <strong>und</strong><br />

operationalisieren läßt, kommt man nicht umhin,<br />

möglichst alle erwähnten Effizienzaspekte zu berücksichtigen.<br />

Für unsere Aufgabe, die Bewertung<br />

<strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR, be<strong>de</strong>utet dies, daß wir aufzeigen<br />

müssen, wie sich die KoKo-Aktivitäten auf die statische<br />

<strong>und</strong> dynamische Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft<br />

ausgewirkt haben. Es kommt mithin darauf<br />

an, die funktionalen Beziehungen (Zusammenhänge)<br />

zwischen <strong>de</strong>n KoKo-Aktivitäten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

„Performance" <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft herauszuarbeiten.<br />

III. Mo<strong>de</strong>lltheoretische Gr<strong>und</strong>legung<br />

1. Funktionsweise <strong>und</strong> -probleme <strong>de</strong>r<br />

Planwirtschaft<br />

In <strong>de</strong>r „Richtlinie für das neue ökonomische System<br />

<strong>de</strong>r Planung <strong>und</strong> Leitung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft") vom<br />

11. Juli 1963 (!) fin<strong>de</strong>t sich das folgen<strong>de</strong> Eingeständnis<br />

-<br />

<strong>de</strong>r Ineffizienz <strong>de</strong>r Planwirtschaft: „ Das bisherige<br />

Planungs- <strong>und</strong> Leitungssystem unserer Volkswirtschaft<br />

sichert nicht in genügen<strong>de</strong>m Maße einen ständig<br />

hohen Nutzeffekt <strong>de</strong>r Wirtschaftstätigkeit. ... Die<br />

traditionellen Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Planung, die ... Leitungstätigkeit<br />

... <strong>und</strong> die Mängel in <strong>de</strong>r Anwendung<br />

<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Rechnungsführung sowie <strong>de</strong>r<br />

Formen <strong>de</strong>r materiellen Interessiertheit behin<strong>de</strong>rn<br />

sowohl (die) Wissenschaftlichkeit <strong>de</strong>r planmäßigen<br />

Leitung <strong>de</strong>r Wirtschaft wie auch die volle Entfaltung<br />

<strong>de</strong>r Triebkräfte <strong>de</strong>r sozialistischen Entwicklung." 5 )<br />

Da die damals vorgesehene Reform, die diese Probleme<br />

lösen sollte, mißlang, galt diese Feststellung bis<br />

zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft 1989/90. Offenbar<br />

war sich also die DDR-Führung <strong>de</strong>r Dysfunktionalität<br />

<strong>de</strong>s von ihr stets als überlegen gepriesenen Wirtschaftssystems<br />

durchaus bewußt. Im folgen<strong>de</strong>n geht<br />

es darum, die Funktionsweise <strong>de</strong>r Planwirtschaft <strong>und</strong><br />

die Ursachen ihrer Ineffizienz <strong>de</strong>utlich zu machen.<br />

a) Die Effizienz<strong>de</strong>fizite <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

Von ihrem Konzept her stellte die Planwirtschaft<br />

einen Versuch dar, die einzelwirtschaftliche Rationa<br />

lität kapitalistischer Unternehmungen auf die gesam-


te Volkswirtschaft zu übertragen. Durch hierarchisch-bürokratische<br />

Planung <strong>und</strong> Leitung <strong>de</strong>r<br />

gesamten Volkswirtschaft sollten die für die Marktwirtschaft<br />

charakteristischen Krisensymptome —<br />

also Inflation, Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> Konjunkturschwankungen<br />

ausgeschaltet <strong>und</strong> dabei neben höchster<br />

gesamtwirtschaftlicher Effizienz eine humane<br />

Arbeitswelt, soziale Gerechtigkeit, Ausbeutungsfreiheit<br />

usw. realisiert wer<strong>de</strong>n. Diese Wirtschaftssystemkonzeption,<br />

die sich in ihrer konkreten Umsetzung<br />

durch Lenin an <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kriegswirtschaft <strong>de</strong>r<br />

Jahre 1914-1918 orientierte, erfor<strong>de</strong>rte die Planung,<br />

Leitung <strong>und</strong> Lenkung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft, einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Verfügung über die Produktionsmittel,<br />

durch die Staatsbürokratie.<br />

Die Übertragung <strong>de</strong>r einzelwirtschaftlichen Rationalität<br />

<strong>de</strong>r kapitalistischen Unternehmung auf die<br />

Volkswirtschaft durch <strong>de</strong>ren zentrale Planung <strong>und</strong><br />

Leitung scheiterte jedoch an <strong>de</strong>n Verhaltensweisen,<br />

welche die systemkonstitutiven Elemente zentrale<br />

Planung <strong>und</strong> Staatseigentum an <strong>de</strong>n Produktionsmitteln<br />

hervorbrachte. Zentrale Planung <strong>und</strong> Staatseigentum<br />

sollten die technische Effizienz, Vollauslastung<br />

<strong>de</strong>r Produktionsfaktoren, Allokationseffizienz,<br />

Produktion für die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>und</strong><br />

eine hohe Wachstumsdynamik <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

gewährleisten; was tatsächlich erreicht wur<strong>de</strong> war<br />

das genaue Gegenteil:<br />

— Die Erreichung <strong>de</strong>r technischen Effizienz auf<br />

volkswirtschaftlicher Ebene setzt das Bemühen<br />

um Wirtschaftlichkeit <strong>de</strong>r Produktion voraus, also<br />

das ständige Bestreben, auf <strong>de</strong>r einen Seite die<br />

Kosten zu minimieren <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>n<br />

Output zu maximieren. Bei<strong>de</strong>s erfor<strong>de</strong>rt erhebliche<br />

Anstrengungen <strong>de</strong>r Leitungsorgane <strong>de</strong>r Betriebe<br />

bzw. Kombinate. Für solche Anstrengungen<br />

bot das Planungssystem jedoch nur<br />

ungenügen<strong>de</strong> Anreize. Zwar gab es zahlreiche<br />

Planvorgaben in Form von sogenannten Kennziffern,<br />

die in diese Richtung zu wirken versuchten.<br />

Sie wur<strong>de</strong>n jedoch konterkariert durch die Tatsache,<br />

daß die Karrierechancen <strong>de</strong>r Bet riebsleiter<br />

<strong>und</strong> ihr Einkommen letztlich von <strong>de</strong>r Planerfüllung<br />

abhingen. Dies führte dazu, daß sie in <strong>de</strong>n<br />

Planverhandlungen bestrebt waren, die Planvorgaben<br />

für die Outputsteigerung bzw. Inputsenkung<br />

möglichst gering zu halten. Überspitzt formuliert<br />

führte dies zu einem im Vergleich zu<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r Marktwirtschaft perversen<br />

Verhalten <strong>de</strong>r Bet riebe <strong>und</strong> Kombinate: Im Interesse<br />

<strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r Planerfüllung waren sie<br />

um sogenannte „weiche Pläne" bemüht, das heißt<br />

um möglichst hohe Inputressourcenzuteilungen<br />

einerseits <strong>und</strong> möglichst niedrige Planvorgaben<br />

für das Outputwachstum an<strong>de</strong>rerseits. Der Gewinn<br />

war eine Plangröße, <strong>de</strong>r sich aus <strong>de</strong>r Differenz<br />

<strong>de</strong>r geplanten Umsatzstückzahl multipliziert<br />

mit <strong>de</strong>n staatlich vorgegebenen Preisen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

ebenfalls geplanten Aufwendungen ergab. Erhöhte<br />

Inputpreise waren stets ein Argument, mit<br />

<strong>de</strong>m erhöhte Abnahmepreise durchgesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten, unabhängig vom Verkaufspreis <strong>de</strong>r<br />

Produkte. Der Anreiz zu einer Kostenreduktion<br />

war entsprechend gering. Ein Anreiz zur Steigerung<br />

<strong>de</strong>s Umsatzes durch Erhöhung <strong>de</strong>r Produkt-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

qualität war angesichts <strong>de</strong>r Tatsache, daß <strong>de</strong>r Absatz<br />

gesichert war <strong>und</strong> überplanmäßige<br />

Produktionsziffern nur zu entsprechend höheren<br />

Planvorgaben in <strong>de</strong>r Zukunft führten, kaum gegeben.<br />

Die Planerfüllung als oberstes Erfolgskriterium<br />

auf betriebswirtschaftlicher Ebene bedingte in<br />

<strong>de</strong>r allgemeinen Mangelwirtschaft das Bestreben<br />

<strong>de</strong>r Direktoren, sich von Vorlieferungen möglichst<br />

unabhängig zu machen <strong>und</strong> Ressourcen — auch<br />

solche, die man nicht unmittelbar im Produktionsprozeß<br />

einsetzen, son<strong>de</strong>rn nur als Tauschmittel für<br />

dringend benötigte Ersatzteile, Vorprodukte <strong>und</strong><br />

Roh-, Hilfs- <strong>und</strong> Betriebsstoffe verwen<strong>de</strong>n konnte<br />

— zu horten. Und schließlich bemühten sich die<br />

Betriebe auch darum, möglichst viel Investitionskapital<br />

für die Erhaltung <strong>und</strong> Erneuerung ihrer<br />

Kapazitäten zu bekommen, zumal sie sich um die<br />

Rentabilität <strong>de</strong>ra rtiger Investitionen keine Sorgen<br />

machen mußten. Verluste wur<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r via<br />

Produktpreise weitergewälzt o<strong>de</strong>r durch Subventionen<br />

ausgeglichen. All dies führte zwar zu einer<br />

Übernachfrage nach allen verfügbaren Ressourcen,<br />

das heißt ebenso nach Rohstoffen <strong>und</strong> Vorprodukten<br />

wie nach Arbeit <strong>und</strong> Kapital, nicht jedoch<br />

zur Erreichung <strong>de</strong>r Produktionseffizienz,<br />

das heißt <strong>de</strong>r vollen Beanspruchung bzw. Vollauslastung<br />

<strong>de</strong>r Ressourcen bzw. Produktionsfaktoren,<br />

son<strong>de</strong>rn zur Ressourcenhortung, einer niedrigen<br />

Kapazitätsauslastung <strong>und</strong> versteckter Arbeitslosigkeit.<br />

Während es <strong>de</strong>n Anschein hatte, daß<br />

sämtliche verfügbaren Ressourcen voll im Produktionsprozeß<br />

eingesetzt <strong>und</strong> bis an die Grenze<br />

ausgelastet seien, blieben in Wirklichkeit Kapazitäten<br />

ungenutzt, gab es versteckte Arbeitslosigkeit<br />

<strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n enorme Ressourcen auf Lager<br />

gehalten.<br />

In <strong>de</strong>r Planwirtschaft wur<strong>de</strong> versucht, die Allokation<br />

<strong>de</strong>r Ressourcen durch die Ermittlung <strong>de</strong>r relativen<br />

Knappheiten mit Hilfe von Materialbilanzen<br />

zu optimieren. Inwieweit dies gelungen ist o<strong>de</strong>r<br />

über die mangeln<strong>de</strong> Produktionseffizienz hinaus<br />

zusätzliche Verluste durch systembedingte Fehlallokationen<br />

entstan<strong>de</strong>n, bedürfte eingehen<strong>de</strong>rer<br />

Untersuchungen. Westliche Analytiker <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

gingen lange Zeit davon aus, daß in <strong>de</strong>r<br />

Schwierigkeit, das Allokationsproblem ohne<br />

Märkte <strong>und</strong> Marktpreise zu lösen, die Hauptschwachstelle<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaft zu sehen sei.<br />

Aus heutiger Sicht erscheint die ungenügen<strong>de</strong> Allokationseffizienz<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaft jedoch nur<br />

als eines von vielen systembedingten Effizienz<strong>de</strong>fiziten.<br />

Unter dynamischem Aspekt war die mangeln<strong>de</strong><br />

Reagibilität <strong>de</strong>r Planwirtschaft auf Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Knappheitsrelationen allerdings<br />

zweifellos eine nicht zu vernachlässigen<strong>de</strong><br />

Schwachstelle. Erhebliche Fehlallokationen resultierten<br />

vermutlich weniger aus <strong>de</strong>n Schwierigkeiten<br />

<strong>de</strong>r Lösung <strong>de</strong>s Wirtschaftsrechnungsproblems,<br />

also <strong>de</strong>r Ermittlung relativer Knappheiten,<br />

bei <strong>de</strong>nen man sich in <strong>de</strong>r Regel an Weltmarktpreisen<br />

orientieren konnte, als aus wirtschaftsbzw.<br />

industriepolitischen Entscheidungen <strong>de</strong>r politischen<br />

Führung. Eine an<strong>de</strong>re Quelle für die<br />

Fehlallokation von Ressourcen war die mangeln-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong> Arbeitsteilung in <strong>de</strong>r Planwirtschaft, die die<br />

Folge <strong>de</strong>r systembedingten Knappheit <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r gleichfalls damit zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />

Versorgungsprobleme gewesen ist.<br />

Da in <strong>de</strong>r Planwirtschaft die Produktion zentral<br />

geplant wur<strong>de</strong>, war <strong>de</strong>r Einfluß <strong>de</strong>r Nachfrager<br />

auf die Zusammensetzung <strong>de</strong>s Produktionsvolumens<br />

unzureichend. Die Folge waren unabsetzbare<br />

Konsumgüter auf <strong>de</strong>r einen <strong>und</strong> eine unmäßige<br />

Übernachfrage mit langen Wartezeiten auf<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite. Die Knappheitswirtschaft war<br />

also nicht in <strong>de</strong>r Lage die Tausch- bzw. qualitative<br />

Effizienz zu realisieren. Weniger evi<strong>de</strong>nt ist, daß<br />

dieser bei <strong>de</strong>n Konsumgütern offenk<strong>und</strong>ige Effekt<br />

zweifellos auch im Bereich <strong>de</strong>r Produktionsmittel<br />

<strong>und</strong> Vorprodukte eine Rolle spielte. Die Betriebe<br />

mußten sich mit <strong>de</strong>n Investitionsgütern begnügen,<br />

die sie bekommen konnten, auch wenn sie<br />

ihren spezifischen Bedürfnissen nicht voll entsprachen<br />

<strong>und</strong> qualitativ min<strong>de</strong>rwertig waren.<br />

Aus heutiger Sicht erscheint die mangeln<strong>de</strong><br />

Wachstumsdynamik <strong>de</strong>r Planwirtschaften als <strong>de</strong>ren<br />

größte Schwachstelle, also <strong>de</strong>r Bereich, in <strong>de</strong>m<br />

man früher auch im Westen ihre Hauptstärke sah.<br />

Zwar wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel in <strong>de</strong>n Planwirtschaften<br />

in früheren Jahren relativ hohe Akkumulationsraten<br />

(Investitionsquoten) realisiert. Mangeln<strong>de</strong><br />

Produktivität, unzureichen<strong>de</strong> Auslastung <strong>de</strong>r Produktionsfaktoren,<br />

Fehlallokationen von Produktionsmitteln<br />

<strong>und</strong> die Hortung <strong>und</strong> -verschwendung<br />

materieller Ressourcen bedingten jedoch,<br />

daß diese Investitionen nur in unzulänglichem<br />

Ausmaße produktions-, konsum- <strong>und</strong> damit wohlstandswirksam<br />

wur<strong>de</strong>n. In fast allen Planwirtschaften<br />

— beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r DDR, weil <strong>de</strong>ren Bürger<br />

sich trotz <strong>de</strong>r Abschottung am Konsumniveau<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik orientierten — führte das im<br />

Laufe <strong>de</strong>r Zeit zu einer Ausweitung <strong>de</strong>s Konsumanteils<br />

am verwen<strong>de</strong>ten Nationaleinkommen zu<br />

Lasten <strong>de</strong>r Investitionsquote. Diese dürfte in <strong>de</strong>n<br />

meisten <strong>de</strong>r sozialistischen Wirtschaften Osteuropas<br />

zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n 80er Jahren nicht mehr ausgereicht<br />

haben, die Abschreibungen im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Infrastruktur <strong>und</strong> im produktiven Bereich zu<br />

<strong>de</strong>cken, so daß es zu einem Substanzverzehr sowohl<br />

<strong>de</strong>s produktiv als auch <strong>de</strong>s konsumtiv genutzten<br />

Volksvermögens kam, von externen Effekten<br />

im Umweltbereich, für <strong>de</strong>ren Vermeidung<br />

bzw. Kompensation keine Mittel zur Verfügung<br />

stan<strong>de</strong>n, einmal ganz abgesehen.<br />

— Hinter dieser Entwicklung stand vor allem <strong>de</strong>r unzureichen<strong>de</strong><br />

technische Fortschritt. Zwar waren<br />

die Aufwendungen für Forschung relativ hoch<br />

<strong>und</strong> (in Relation zum Sozialprodukt) durchaus mit<br />

westlichen Län<strong>de</strong>rn vergleichbar, die Planwirtschaft<br />

wies jedoch ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Defizit hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Durchsetzung von Innovationen in<br />

<strong>de</strong>r Produktion auf. Die Grün<strong>de</strong> dafür waren im<br />

System angelegt. Der fehlen<strong>de</strong> Zwang zur Kosteneinsparung<br />

<strong>und</strong> zur Produktdifferenzierung<br />

sowie zur Verbesserung <strong>de</strong>r Produktqualität bei<br />

gleichzeitiger Orientierung am Prinzip <strong>de</strong>r Planerfüllung<br />

belastete innovatorisches Verhalten mit<br />

einem extrem hohen Risiko, <strong>de</strong>m sich die meisten<br />

Direktoren zu entziehen versuchten. „Als Angebots-Monopolisten<br />

auf <strong>de</strong>m DDR-Markt konnten<br />

die Kombinate das ihnen hinreichen<strong>de</strong> Innovationsniveau<br />

selbst bestimmen. Selbst marginale<br />

Neuerungen o<strong>de</strong>r sogar Pseudoinnovationen waren<br />

unter diesen Bedingungen absetzbar. " 6 )<br />

Die Ursache all dieser Ineffizienzquellen war im<br />

Wirtschaftssystem, das heißt in <strong>de</strong>n Institutionen <strong>de</strong>r<br />

Planwirtschaft, die ganz bestimmte wi rtschaftliche<br />

Verhaltensweisen hervorbrachten, angelegt. Dies<br />

soll im folgen<strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>llhaft belegt wer<strong>de</strong>n. Dabei<br />

wird versucht, die Funktion <strong>de</strong>r Außenwirtschaft für<br />

die Planwirtschaft — <strong>und</strong> damit auch die vermutlichen<br />

Grün<strong>de</strong> für die Entstehung <strong>de</strong>s Bereichs KoKo<br />

sowie <strong>de</strong>ssen Handlungsspielräume <strong>und</strong> möglichen<br />

Effizienzeffekte — zu erhellen.<br />

b) Die Planwirtschaft als „Knappheitswi rtschaft "<br />

Die Funktionsweise <strong>und</strong> vor allem die Dysfunktionalitäten<br />

<strong>de</strong>r sozialistischen Planwirtschaften sowjetischen<br />

Typs <strong>und</strong> damit auch <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft waren<br />

lange Zeit nur unzureichend erforscht, <strong>und</strong> zwar<br />

sowohl von <strong>de</strong>r westlichen als auch <strong>de</strong>r sozialistischen<br />

Wirtschaftswissenschaft.') Erst 1980 stellte <strong>de</strong>r<br />

ungarische Ökonom :Trios Kornai in seinem zweibändigen<br />

Werk „Economics of Sho rtage" ein ökonomisches<br />

Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Sozialismus sowjetischen Typs vor,<br />

ein Mo<strong>de</strong>ll, das weniger die Institutionen <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

beschreibt als ihre Funktionsweise umf as<br />

send <strong>und</strong> überzeugend erklärt. 8 )<br />

Der Zusammenbruch <strong>de</strong>s „real existieren<strong>de</strong>n Sozialismus"<br />

<strong>und</strong> die danach offenbar gewor<strong>de</strong>nen Fakten<br />

sowie die verschie<strong>de</strong>nartigsten Zeugnisse von Wi rt<br />

-schaftswissenschaftlern <strong>und</strong> Wirtschaftspraktikern<br />

aus <strong>de</strong>n ehemaligen sozialistischen Län<strong>de</strong>rn haben<br />

-<br />

Kornais Analyse nachhaltig bestätigt.<br />

Kornai hat im 21. Kapitel <strong>de</strong>r Economics of Sho rtage<br />

seine positive Theorie <strong>de</strong>r Planwirtschaft in Form<br />

eines einfachen Mo<strong>de</strong>lls zusammengefaßt. Dieses<br />

Mo<strong>de</strong>ll macht in anschaulicher Weise <strong>de</strong>utlich, daß<br />

die Planwirtschaft eine angebotsbeschränkte Wirtschaftsordnung<br />

ist, in <strong>de</strong>r Knappheit (<strong>de</strong>finiert durch<br />

administrative Rationierung von Gütern <strong>und</strong> Diensten,<br />

Verkäufermärkte, Ressourcen- <strong>und</strong> Kapazitätsmängel)<br />

systemimmanent ist <strong>und</strong> sich im Zeitablauf<br />

ten<strong>de</strong>nziell verstärkt. Aus Kornais Mo<strong>de</strong>ll wird auch<br />

<strong>de</strong>utlich, daß angesichts dieser allgemeinen Knappheit<br />

in <strong>de</strong>r Planwirtschaft die Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

mit Nicht-Planwirtschaften — in DDR-Terminologie:<br />

<strong>de</strong>m Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet<br />

(NSW) — eine beson<strong>de</strong>re Rolle spielten: Sie konnten<br />

zwar zur kurzfristigen Überwindung von Schwierigkeiten<br />

<strong>de</strong>r Binnenwirtschaft genutzt wer<strong>de</strong>n, mittelbis<br />

langfristig gerieten die Planwirtschaften jedoch<br />

dadurch in die Gefahr <strong>de</strong>r Überschuldung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Zahlungsunfähigkeit.<br />

Kornais Mo<strong>de</strong>ll soll hier in seinen Gr<strong>und</strong>zügen kurz<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n, weil es gut geeignet erscheint,<br />

Sinn <strong>und</strong> Zweck sowie <strong>de</strong>n Aktionsspielraum <strong>und</strong> die<br />

ökonomischen Wirkungsmöglichkeiten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo im Rahmen <strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbeziehungen


Abbildung 1<br />

<strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>m NSW zu erhellen, also auch eventuelle<br />

Effizienzeffekte <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten zu i<strong>de</strong>ntifizieren<br />

<strong>und</strong> somit Hypothesen über die Be<strong>de</strong>utung<br />

von KoKo für die Effizienz <strong>und</strong> die Entwicklung (statische<br />

<strong>und</strong> dynamische Effizienz) <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR zu formulieren.<br />

Kornai veranschaulicht sein Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

mit Hilfe mehrerer graphischer Darstellungen<br />

— unter Verwendung <strong>de</strong>r Hydraulik als Analogie für<br />

Bestands- <strong>und</strong> Stromgrößen in <strong>de</strong>r Volkswirtschaft.<br />

Dies in Anlehnung an die sogenannte Phillips-Maschine,<br />

die Professor Phillips von <strong>de</strong>r London School<br />

of Economics zur Veranschaulichung <strong>de</strong>s Keynesschen<br />

Systems verwen<strong>de</strong>te. 9) Abbildung 1 wur<strong>de</strong> von<br />

uns in Anlehnung an Kornais Graphiken erstellt, wobei<br />

die einzelnen Teilgraphiken im 21. Kapitel <strong>de</strong>r<br />

Economics of Shortage unter Vereinfachungen <strong>und</strong><br />

geringfügigen Verän<strong>de</strong>rungen zu einer einzigen graphischen<br />

Darstellung zusammengefügt wur<strong>de</strong>n. Die<br />

hydraulische Analogie veranschaulicht die Vorgänge<br />

in <strong>de</strong>r Planwirtschaft auf folgen<strong>de</strong> Weise (vgl. dazu<br />

die Abbildung 1):<br />

Wir betrachten zunächst <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft.<br />

Angenommen wird, daß zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt, zu <strong>de</strong>m die Betrachtung beginnt, Produktionsmittel<br />

<strong>und</strong> Konsumgüter produziert wer<strong>de</strong>n, die<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Planwirtschaft nach Kornai<br />

als Güterströme auf die Produktionsmittel- bzw. Konsumgütermärkte"<br />

fließen, während gleichzeitig von<br />

diesen Märkten durch laufen<strong>de</strong> Investitionen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n Konsum entsprechen<strong>de</strong> Güterströme<br />

abfließen. In <strong>de</strong>r hydraulischen Analogie ist dieser<br />

Sachverhalt dargestellt durch die Kessel I <strong>und</strong> II, die<br />

zu Beginn <strong>de</strong>s Betrachtungszeitraums einen gewissen<br />

Wasserstand aufweisen, <strong>de</strong>r sich durch die Abflüsse<br />

für <strong>de</strong>n Konsum <strong>und</strong> die Investitionen ten<strong>de</strong>nziell<br />

senkt <strong>und</strong> durch entsprechen<strong>de</strong> Zuflüsse aus <strong>de</strong>r<br />

Produktion ten<strong>de</strong>nziell erhöht. Der Staat kann <strong>de</strong>n<br />

Wasserstand in Kessel II auf <strong>de</strong>m gewünschten Niveau<br />

halten, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Konsumgüterabfluß mit<br />

Hilfe eines Hahns reguliert, <strong>und</strong> zwar so, daß <strong>de</strong>r<br />

Abfluß von Konsumgütern aus Kessel II <strong>de</strong>m Zufluß<br />

aus <strong>de</strong>r Konsumgüterproduktion in <strong>de</strong>n Kessel II gera<strong>de</strong><br />

entspricht. Denn <strong>de</strong>r Staat verfügt in <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

über die Möglichkeit, für ein Gleichgewicht<br />

von Konsumgüterangebot <strong>und</strong> -nachfrage zu<br />

sorgen, in<strong>de</strong>m er die Einkommen <strong>de</strong>r Konsumenten<br />

<strong>und</strong> die Preise <strong>de</strong>r Konsumgüter so festsetzt, daß das<br />

in Preisen bewertete Angebotsvolumen gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

monetären Nachfrage entspricht.<br />

Während also die Planwirtschaft — zumin<strong>de</strong>st theoretisch<br />

— im Konsumgütersektor über Instrumente<br />

verfügt, Angebot <strong>und</strong> Nachfrage in etwa im Gleichgewicht<br />

zu halten, also zu verhin<strong>de</strong>rn, daß <strong>de</strong>r Kessel


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

II gänzlich ausläuft, ist dies im Produktionsmittelsektor<br />

nicht <strong>de</strong>r Fall. In diesem Bereich existiert kein<br />

Markt, son<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n die Produktionsmittel über<br />

<strong>de</strong>n Plan an die Bet riebe verteilt. Das Interesse <strong>de</strong>r<br />

Plankommission besteht an sogenannten „harten"<br />

Plänen, das heißt möglichst hohen Zuwachsraten <strong>de</strong>r<br />

Produktion, das Interesse <strong>de</strong>r Bet riebe dagegen an<br />

„weichen" Plänen, das heißt niedrigen Planvorgaben<br />

<strong>und</strong> vor allem möglichst großen Produktionsmittelzuteilungen.<br />

In <strong>de</strong>r hydraulischen Analogie be<strong>de</strong>utet<br />

dies, daß in <strong>de</strong>n Produktionsmittelkreislauf eine<br />

Pumpe eingebaut ist, die <strong>de</strong>n Kessel I permanent<br />

leersaugt. Deren Wirkung wird von <strong>de</strong>r Pumpe 2<br />

(<strong>de</strong>m Bemühen <strong>de</strong>r Plankommission um möglichst<br />

hohe Produktionsmittel-Produktion) noch verstärkt.<br />

Da es zwischen Kessel I <strong>und</strong> Kessel II gewisse Lecks<br />

o<strong>de</strong>r Ventile gibt — weil sich manche Konsumgüter<br />

auch als Produktionsmittel o<strong>de</strong>r für die Reservebildung<br />

<strong>de</strong>r Betriebe für Notfälle verwen<strong>de</strong>n lassen —<br />

wird durch die Saugwirkung <strong>de</strong>r Pumpen 1 <strong>und</strong> 2 im<br />

Produktionsmittelkreislauf nicht nur <strong>de</strong>r Kessel I<br />

ständig leergesaugt, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r Wasserstand<br />

im Kessel II vermin<strong>de</strong>rt. Ökonomisch be<strong>de</strong>utet dies,<br />

daß <strong>de</strong>m Produktionsmittelsektor <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

eine permanente Übernachfrage systemimmanent<br />

ist. Dies ist <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>, weshalb Kornai sie als Knappheits-<br />

o<strong>de</strong>r Saugwirtschaft charakterisiert.<br />

Die allgemeine Knappheit in <strong>de</strong>r Planwirtschaft resultiert<br />

also zum einen aus <strong>de</strong>n weichen Budgetrestriktionen<br />

<strong>de</strong>r Produktionsunternehmen, die diese<br />

zu einer übermäßigen Absorption von Investitionsgütern<br />

ohne Beachtung <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit <strong>de</strong>r Investitionen<br />

animieren, <strong>und</strong> zum zweiten aus <strong>de</strong>m Verhalten<br />

<strong>de</strong>r Plankommission resultieren<strong>de</strong>n<br />

Expansion Drive, 10) das heißt <strong>de</strong>n knappheitsbedingten<br />

Bestrebungen, die Produktionsmittelproduktion<br />

durch höhere Planauflagen zu stimulieren. Der Expansion<br />

Drive in Verbindung mit <strong>de</strong>r weitgehend<br />

planmäßigen Verteilung von Ressourcen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r geringen<br />

Rolle, die Geld <strong>und</strong> Kredit als limitieren<strong>de</strong><br />

Faktoren <strong>de</strong>r Akkumulation in <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

spielen, führt zu einem unstillbaren Investitionshunger<br />

<strong>de</strong>r Betriebe. Dieser verursacht das Absaugen<br />

aller verfügbaren Ressourcen — nicht nur von Arbeit<br />

<strong>und</strong> Kapital, son<strong>de</strong>rn auch von Roh-, Hilfs- <strong>und</strong> Betriebsstoffen<br />

(<strong>und</strong> selbst von Konsumgütern) — in die<br />

Produktionsbetriebe hinein <strong>und</strong> damit die scheinbare<br />

Überbeschäftigung, bei in Wirklichkeit versteckter<br />

Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> ungenutzten Ressourcen <strong>und</strong><br />

Kapazitäten.<br />

In dynamischer Betrachtungsweise führt <strong>de</strong>r Expansion<br />

Drive, das Bemühen <strong>de</strong>r Plankommission um beschleunigtes<br />

Wachstum durch hohe Investitionen (erweiterte<br />

Reproduktion), zwar zu einer Verbreiterung<br />

<strong>de</strong>r Röhren <strong>und</strong> zu einer Vermehrung <strong>de</strong>r umlaufen<strong>de</strong>n<br />

Flüssigkeitsmenge — an <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Knappheit <strong>und</strong> an <strong>de</strong>r Funktionsweise <strong>de</strong>s Systems<br />

än<strong>de</strong>rt dies nichts. Das System reproduziert nicht nur<br />

die Knappheit permanent, es verschärft sie ten<strong>de</strong>nziell,<br />

weil höhere Planauflagen im Produktionsgütersektor<br />

ihrerseits zu überproportional höheren Bedarfsmeldungen<br />

(<strong>und</strong> Horten) <strong>de</strong>r Betriebe führen.<br />

Die Wirtschaftspolitik in <strong>de</strong>r Planwirtschaft wird daher<br />

weitgehend durch die „Allokation von Knappheit"<br />

bestimmt. 11) Die Plankommission kann nichts<br />

zur Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Knappheit beitragen. Sie hat<br />

nur die Möglichkeit, Knappheit zugunsten von<br />

Schwerpunktsektoren <strong>und</strong> zu Lasten <strong>de</strong>r übrigen<br />

Wirtschaft umzuverteilen.<br />

Auf <strong>de</strong>n Konsumgütermärkten ist Knappheitsmin<strong>de</strong>rung<br />

— wenigstens theoretisch — möglich, weil dieser<br />

Bereich monetarisiert, also Geld in diesem Sektor<br />

wenigstens gr<strong>und</strong>sätzlich knapp ist. Durch die Beeinflussung<br />

<strong>de</strong>r monetären Nachfrage über die Regulierung<br />

<strong>de</strong>r Lohnsumme <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Güterpreise kann <strong>de</strong>r<br />

Staat — wenn er dies tatsächlich will bzw. durchzusetzen<br />

vermag — ein annähern<strong>de</strong>s Gleichgewicht<br />

von Konsumgüterangebot <strong>und</strong> -nachfrage gewährleisten<br />

bzw. wie<strong>de</strong>rherstellen. In <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r sozialistischen<br />

Län<strong>de</strong>r gelang dies allerdings keineswegs.<br />

Die monetäre Nachfrage wuchs auch im Konsumgütersektor<br />

<strong>de</strong>utlich stärker als das Angebot, weil die<br />

Löhne bzw. die Geldmenge im Laufe <strong>de</strong>r Zeit (aus<br />

sozialpolitischen Grün<strong>de</strong>n) stärker stiegen als die<br />

Produktion. Dies führte dazu, daß die Partei- <strong>und</strong><br />

Staatsführungen sich bemühten, die Konsumgüterproduktion<br />

zu Lasten <strong>de</strong>r Investitionen auszuweiten,<br />

was die Knappheitsverhältnisse in <strong>de</strong>m nur para-monetarisierten<br />

Investitionsmittelsektor zusätzlich verschärfte<br />

. Daraus resultierten noch angespanntere<br />

Pläne mit <strong>de</strong>m paradoxen Resultat, daß das Bemühen<br />

um Knappheitsmin<strong>de</strong>rung mittels höherer Planvorgaben<br />

sogar die Intensität <strong>de</strong>r Knappheit erhöhte,<br />

weil es <strong>de</strong>n Saugeffekt <strong>de</strong>r Pumpen 1 <strong>und</strong> 2 verstärkte.<br />

Die Folgen <strong>de</strong>r allgemeinen Knappheit in <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

waren, über die permanente Reproduktion<br />

bzw. Verstärkung von Knappheit hinaus, weitreichend:<br />

Die Mangelwirtschaft beeinträchtigte die Arbeitsmotivation,<br />

führte zu einer extrem hohen Lagerhaltung,<br />

störte die zwischenbetriebliche<br />

Arbeitsteilung, bedingte Investitionsruinen, eine allgemeine<br />

Innovationsträgheit, häufige Produktionsstillstän<strong>de</strong><br />

durch Engpässe, schlechten Se rvice,<br />

schlechte Produktqualität, unattraktives Design usw.<br />

einschließlich <strong>de</strong>s erst nach <strong>de</strong>m Zusammenbruch<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaften in vollem Umfang <strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>nen<br />

Substanzverzehrs in allen Bereichen <strong>de</strong>r<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Produktionsapparats sowie die<br />

rücksichtslose Inanspruchnahme <strong>de</strong>r Umwelt durch<br />

die Wirtschaft.<br />

Durch Einbeziehung <strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaften, die in nicht-konvertierbaren<br />

Devisen abgewickelt wur<strong>de</strong>n, in das Mo<strong>de</strong>ll, also<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls mit an<strong>de</strong>ren Knappheitswirtschaften,<br />

ergeben sich keine für die weiteren Überlegungen<br />

be<strong>de</strong>utsame Erkenntnisse. Dagegen hatte <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>l<br />

mit nachfragebeschränkten Marktwirtschaften<br />

für die Planwirtschaften eine ganz an<strong>de</strong>re<br />

Qualität, da in <strong>de</strong>n westlichen Marktwirtschaften alle<br />

in <strong>de</strong>n Planwirtschaften knappen Güter in beliebiger<br />

Menge <strong>und</strong> höherer Qualität verfügbar waren —<br />

allerdings nur gegen ha rte Devisen. Bei Außenhan<strong>de</strong>lsfreiheit<br />

<strong>de</strong>r Betriebe in <strong>de</strong>r Planwirtschaft hätte<br />

dies zu einem starken Exportdrive <strong>de</strong>r Bet riebe geführt,<br />

um Devisen für Impo rte zu erwirtschaften. Die<br />

keinen harten Budgetrestriktionen unterliegen<strong>de</strong>n<br />

Betriebe in <strong>de</strong>r Planwirtschaft hätten alles versucht,<br />

möglichst viele ihrer mit zugeteilten Produktionsin-


puts produzierten Güter, notfalls zu Dumpingpreisen,<br />

im Devisenausland (<strong>de</strong>m NSW) abzusetzen, <strong>und</strong><br />

zwar auch unter Inkaufnahme von Verlusten in Inlandswährung.<br />

Das Außenhan<strong>de</strong>lsmonopol — neben<br />

<strong>de</strong>m Staatseigentum <strong>und</strong> <strong>de</strong>r zentralen Planung sowie<br />

<strong>de</strong>r Herrschaft <strong>de</strong>r Partei systemkonstitutives<br />

Element <strong>de</strong>r Wirtschaft <strong>de</strong>s sowjetsozialistischen<br />

Typs — verhin<strong>de</strong>rte zwar ein solches Verhalten auf<br />

<strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Betriebe. Die dahinter stehen<strong>de</strong>n Anreize<br />

wirkten sich jedoch auch auf <strong>de</strong>r makroökonomischen<br />

Ebene aus. Um an Devisen für Impo rte zu<br />

kommen (Devisenhunger), entwickelte <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lssektor<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaft einen unstillbaren<br />

Hunger nach exportfähigen Gütern (einschließlich<br />

Konsumgütern — was die Graphik aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Übersichtlichkeit <strong>de</strong>r Darstellung nicht zeigt), wodurch<br />

die Knappheitssituation im Binnensektor verstärkt<br />

wur<strong>de</strong>. Der daraus resultieren<strong>de</strong> Importhunger<br />

bedingte auch das starke Bemühen aller ehemaligen<br />

Planwirtschaften um Devisenkredite.<br />

In Abbildung 1 ist <strong>de</strong>r Außenwirtschaftssektor <strong>de</strong>r<br />

Planwirtschaft in vereinfachter Weise dargestellt.<br />

Die Vereinfachung bezieht sich auf die Vernachlässigung<br />

<strong>de</strong>s RGW-Han<strong>de</strong>ls <strong>und</strong> <strong>de</strong>s sonstigen Han<strong>de</strong>ls<br />

in nichtkonvertierbaren Währungen sowie die Beschränkung<br />

auf <strong>de</strong>n Produktionsmittelsektor. Wie<br />

man sieht, saugt Pumpe 4 aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Devisenhungers<br />

<strong>de</strong>n binnenwirtschaftlichen Investitionsgüterkreislauf<br />

zusätzlich aus, wofür Devisen in Kessel III<br />

fließen. Der Importhunger <strong>de</strong>r Mangelwirtschaft<br />

saugt über Pumpe 3 allerdings <strong>de</strong>n Devisenkessel bis<br />

auf <strong>de</strong>n letzten Tropfen aus, pumpt jedoch dafür die<br />

Importgüter in <strong>de</strong>n Kreislauf <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft.<br />

Gleichzeitig wird <strong>de</strong>r Kessel III durch Devisenkredite<br />

gespeist. Diesem Zufluß entspricht ein Abfluß von<br />

Devisen für <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst, <strong>de</strong>r die Saugwirkung<br />

von Pumpe 4 verstärkt, weil die Mittel für Zins<strong>und</strong><br />

Tilgungszahlungen durch Exporte erwirtschaftet<br />

wer<strong>de</strong>n müssen. Wenn es gelungen wäre, mit importierten<br />

Produktionsmitteln die binnenwirtschaftliche<br />

Knappheitssituation dauerhaft zu vermin<strong>de</strong>rn, wäre<br />

<strong>de</strong>r Teufelskreis <strong>de</strong>r systembedingten Knappheitsverschärfung<br />

durchbrochen wor<strong>de</strong>n. In diesem Falle<br />

hätten selbst kreditfinanzierte Investitionen die Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaft erhöht, ohne daß<br />

es zu einem Verschuldungsproblem gekommen wäre.<br />

Doch, abgesehen davon, daß es auch zu kreditfinanzierten<br />

Konsumgüterimporten kam, weil die<br />

westlichen Konsumgüter für die Bevölkerung in <strong>de</strong>n<br />

sozialistischen Län<strong>de</strong>rn immer attraktiver wur<strong>de</strong>n,<br />

gelang es nicht, durch die Produktivitäts- <strong>und</strong> Wachstumseffekte<br />

importierter mo<strong>de</strong>rner westlicher Technologie,<br />

die planwirtschaftliche Ten<strong>de</strong>nz zur binnenwirtschaftlichen<br />

Knappheitsverschärfung überzukompensieren<br />

— zumal es auch in erheblichem<br />

Umfang zu Fehlallokationen importierter Investitionen<br />

kam.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

2. Chancen <strong>und</strong> Risiken <strong>de</strong>r<br />

Außenwirtschaftsbeziehungen mit<br />

Marktwirtschaften<br />

a) Effizienzsteigerung <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

Nach <strong>de</strong>m Wörterbuch <strong>de</strong>r Ökonomie Sozialismus 12 )<br />

ist <strong>de</strong>r Außenwirtschaftseffekt das „gesellschaftlich<br />

vorteilhafte Resultat <strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

<strong>de</strong>r sozialistischen Volkswirtschaft". Er resultiere<br />

neben „<strong>de</strong>r aktiven Beteiligung eines sozialistischen<br />

Lan<strong>de</strong>s an <strong>de</strong>r sozialistischen internationalen Arbeitsteilung<br />

" auch aus „<strong>de</strong>r Ausnutzung <strong>de</strong>r weltweiten<br />

Arbeitsteilung" — also auch aus <strong>de</strong>n Wirtschaftsbeziehungen<br />

„mit kapitalistischen Industrielän<strong>de</strong>rn"<br />

. 13) Die sozialistische Außenwirtschaftstheorie<br />

begrün<strong>de</strong>te die Vorteilhaftigkeit <strong>de</strong>r<br />

Außenwirtschaftsbeziehungen in <strong>de</strong>r gleichen Weise<br />

wie die westliche Wirtschaftstheorie mit <strong>de</strong>m Theorem<br />

<strong>de</strong>r komparativen Kostenvorteile, in <strong>de</strong>ssen Rahmen<br />

mit Hilfe <strong>de</strong>r Marxschen Arbeitswertlehre <strong>de</strong>r<br />

Nachweis zu führen versucht wur<strong>de</strong>, daß <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>l<br />

zwischen <strong>de</strong>n westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn<br />

<strong>und</strong> Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Dritten Welt zur Ausbeutung <strong>de</strong>r<br />

letzteren durch erstere führe, während <strong>de</strong>r Austausch<br />

zwischen Planwirtschaften mit staatlichem Außenhan<strong>de</strong>lsmonopol<br />

für alle beteiligten Län<strong>de</strong>r gleichermaßen<br />

von Vorteil sei. In <strong>de</strong>n Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

mit kapitalistischen Län<strong>de</strong>rn sah man zwar<br />

ein Mittel, „um die friedliche Koexistenz bei<strong>de</strong>r Systeme<br />

zu för<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> günstige äußere Bedingungen<br />

für <strong>de</strong>n sozialistischen Aufbau zu schaffen" , 14) aber<br />

gleichzeitig auch „eine Sphäre <strong>de</strong>s Klassenkampfes<br />

" . 15) Entsprechend wur<strong>de</strong>n die Risiken dieser Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

betont, die man darin<br />

sah, daß <strong>de</strong>r Kapitalismus diese Beziehungen zu<br />

„ökonomischen Aggressionshandlungen" <strong>und</strong> zu<br />

Versuchen mißbrauchen könnte, „die Folgen <strong>de</strong>r kapitalistischen<br />

Krise <strong>und</strong> Inflation auf die sozialistische<br />

Volkswirtschaft abzuwälzen " .16)<br />

„ Welche ökonomischen Vorteile sozialistische Län<strong>de</strong>r<br />

aus diesen Wirtschaftsbeziehungen ziehen können,<br />

wird wesentlich durch das technisch-ökonomische<br />

Niveau ihrer Produktion sowie durch die<br />

Wettbewerbsfähigkeit <strong>und</strong> Rentabilität ihrer Expo rte<br />

auf <strong>de</strong>m kapitalistischen Weltmarkt bestimmt" . 17 )<br />

Theoretisch stand hinter <strong>de</strong>n Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

mit entwickelten Industrielän<strong>de</strong>rn die Zielsetzung,<br />

die dadurch realisierbaren Spezialisierungsvorteile<br />

für die sozialistische Wi rtschaft zu nutzen<br />

<strong>und</strong> — unausgesprochen — systembedingte Schwächen<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaft zu kompensieren. In <strong>de</strong>r Praxis<br />

lief dies zunächst darauf hinaus, die Außenwirtschaft<br />

zur Überbrückung von Engpässen<br />

(Lückenbüßerfunktion) einzusetzen, dann durch<br />

Technologieimporte <strong>de</strong>n systembedingt wachsen<strong>de</strong>n<br />

technologischen Rückstand <strong>de</strong>r sozialistischen<br />

Län<strong>de</strong>r zu vermin<strong>de</strong>rn.<br />

Theoretisch konnte die Planwirtschaft im wirtschaftlichen<br />

Austausch mit Marktwirtschaften durchaus in<br />

<strong>de</strong>r gleichen Weise profitieren, wie diese untereinan<strong>de</strong>r,<br />

nämlich durch <strong>de</strong>n Export von Waren <strong>und</strong><br />

Dienstleistungen, in <strong>de</strong>ren Produktion sie komparative<br />

Vorteile hatten, bei gleichzeitigem Impo rt von Wa-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ren <strong>und</strong> Dienstleistungen, die im Inland bzw. im<br />

RGW nur zu höheren Kosten verfügbar gemacht wer<strong>de</strong>n<br />

konnten. Dadurch wäre es möglich gewesen, sowohl<br />

die statische als auch die dynamische Effizienz<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaften zu verbessern durch Steigerung<br />

— <strong>de</strong>r Produktivität durch zusätzliche Kapitalgüter<br />

importe,<br />

— <strong>de</strong>r Produktionseffizienz durch bessere Ausnutzung<br />

<strong>de</strong>r Produktionsfaktoren,<br />

— <strong>de</strong>r Tauscheffizienz durch bessere Anpassung <strong>de</strong>s<br />

binnenwirtschaftlich verfügbaren Angebots an<br />

die Nachfrage <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

— <strong>de</strong>r dynamischen Effizienz durch Beschleunigung<br />

<strong>de</strong>s technischen Fortschritts <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>s Wi rt<br />

rt westlicher<br />

-schaftswachstums durch <strong>de</strong>n Impo<br />

Technologie.<br />

Auch die Aufnahme von Devisenkrediten konnte<br />

sich theoretisch vorteilhaft für die Planwirtschaften<br />

auswirken. Dazu wäre es notwendig gewesen, mit<br />

diesen Krediten ausschließlich Produktionsmittel mit<br />

einer hohen Devisenrentabilität zu importieren, um<br />

durch <strong>de</strong>ren Einsatz in <strong>de</strong>r Produktion für <strong>de</strong>n Expo rt<br />

min<strong>de</strong>stens die für <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst benötigten<br />

Devisen zu erwirtschaften (<strong>und</strong> darüber hinaus nach<br />

Möglichkeit auch Waren für <strong>de</strong>n inländischen Bedarf<br />

bereitzustellen).<br />

Voraussetzung für <strong>de</strong>n erfolgreichen Einsatz <strong>de</strong>r<br />

Außenwirtschaft für die Effizienzsteigerung <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft<br />

war also eine hohe Devisenrentabilität<br />

<strong>de</strong>r Exporte. Mit Devisenkrediten finanzierte Impo rte<br />

hätten nicht konsumtiv, son<strong>de</strong>rn nur investiv verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n dürfen. Investitionsgüterimporte hätten<br />

ausschließlich <strong>de</strong>n Einsatz mo<strong>de</strong>rnster Technologie<br />

in <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft bewirken müssen.<br />

Daß dies ganz offensichtlich allen Planwirtschaften<br />

nicht gelang <strong>und</strong> daß dies systembedingte Ursachen<br />

hatte, än<strong>de</strong>rt nichts daran, daß zumin<strong>de</strong>st theoretisch<br />

die Möglichkeit bestand, die Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

mit <strong>de</strong>n kapitalistischen Län<strong>de</strong>rn zur Lin<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r systembedingten Mangelsituation in <strong>de</strong>r<br />

Planwirtschaft einzusetzen. Die systembedingten<br />

Probleme, die <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

mit <strong>de</strong>n Marktwirtschaften für die Effizienzsteigerung<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaften erschwerten<br />

bzw. verhin<strong>de</strong>rten, waren vor allem folgen<strong>de</strong>:<br />

— Die Planwirtschaft verfügte über keinen Mechanismus<br />

zur I<strong>de</strong>ntifizierung komparativer Vorteile,<br />

das heißt zur Unterscheidung volkswirtschaftlich<br />

vorteilhafter Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

von volkswirtschaftlich nachteiligen. 18) Im Außenhan<strong>de</strong>l<br />

von Marktwirtschaften sorgt das Interesse<br />

<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>l treiben<strong>de</strong>n Unternehmen in<br />

Verbindung mit <strong>de</strong>m internationalen Preiszusammenhang<br />

bei realistischen Wechselkursen dafür,<br />

daß sich die betriebswirtschaftlich motivierten<br />

Außenwirtschaftsbeziehungen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

auch volkswirtschaftlich vorteilhaft auswirken. In<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaft war dagegen — sofern die exportieren<strong>de</strong>n<br />

Betriebe über die im Expo rt erwirtschafteten<br />

Devisen frei verfügen konnten — vom<br />

einzelwirtschaftlichen Standpunkt <strong>de</strong>r Expo rt gegen<br />

harte Devisen in nahezu je<strong>de</strong>m Fall ökono<br />

misch rational, auch in <strong>de</strong>n Bereichen, in <strong>de</strong>nen<br />

die Planwirtschaften keinerlei komparative Vorteile<br />

bei <strong>de</strong>r Produktion hatten. Für die übrigen<br />

Betriebe, die für ihre Expo rte keine Devisen erhielten<br />

o<strong>de</strong>r diese abführen mußten, bestand dagegen<br />

kein Anreiz für Exportaktivitäten. Um<br />

volkswirtschaftlich nachteilige Exportaktivitäten<br />

in Form von Export-Dumping <strong>de</strong>r Betriebe zu verhin<strong>de</strong>rn,<br />

mußte <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>l einer strengen<br />

staatlichen Kontrolle unterworfen wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Plankommission mußte versuchen, eine hohe<br />

Rentabilität <strong>de</strong>r Expo rte, das heißt die Realisierung<br />

<strong>de</strong>r komparativen Vorteile <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Volkswirtschaft, zu gewährleisten. Theoretisch<br />

wäre dies möglich gewesen durch die Berechnung<br />

<strong>de</strong>r Exportrentabilität <strong>de</strong>r Exportgüter. Abgesehen<br />

davon, daß angesichts verzerrter binnenwirtschaftlicher<br />

Preise solche Berechnungen<br />

schwierig waren, unterlag auch das staatliche<br />

Außenwirtschaftsmonopol <strong>de</strong>n Versuchungen,<br />

um je<strong>de</strong>n Preis Devisen zu erwirtschaften, das<br />

heißt Verluste im Außenhan<strong>de</strong>l mit Hartwährungslän<strong>de</strong>rn<br />

hinzunehmen — zunächst um Konsum-<br />

<strong>und</strong> Investitionsgüter zu importieren, später<br />

um die drohen<strong>de</strong> Zahlungsunfähigkeit zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

— Die Planwirtschaft verfügte darüber hinaus über<br />

keinen Mechanismus, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n optimalen Einsatz<br />

von durch Exporte erwirtschafteten Devisen bzw.<br />

von Devisenkrediten sicherstellte. Fehlentscheidungen<br />

<strong>de</strong>r politischen Führung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Plankommission<br />

waren daher unvermeidlich. Mit hohem<br />

binnenwirtschaftlichem Aufwand für<br />

Exporte erwirtschaftete Devisen wur<strong>de</strong>n so aufgr<strong>und</strong><br />

politischer Prioritäten nur teilweise investiv,<br />

das heißt für Produktionsmittelimporte zur<br />

Stärkung <strong>de</strong>r binnenwirtschaftlichen Produktivität,<br />

eingesetzt. Und auch wenn es zu Technologieimporten<br />

kam, konnte i. d. R.nicht gewährleistet -<br />

wer<strong>de</strong>n, daß diese durch Erhöhung <strong>de</strong>r Exportfähigkeit<br />

bzw. Importsubstitution die aufgewen<strong>de</strong>ten<br />

Devisen wie<strong>de</strong>r einbringen wür<strong>de</strong>n.<br />

Die Außenwirtschaftsbeziehungen <strong>de</strong>r Planwirtschaften<br />

mit <strong>de</strong>n Marktwirtschaften verstärkten somit<br />

ten<strong>de</strong>nziell die binnenwirtschaftliche Knappheitssituation.<br />

Die Planwirtschaften erwiesen sich als<br />

weitgehend unfähig, im Austausch mit <strong>de</strong>n Marktwirtschaften<br />

komparative Vorteile zu realisieren, es<br />

sei <strong>de</strong>nn, sie hatten (wie die Sowjetunion) die Möglichkeit,<br />

Rohstoffe für Konsumgüter- <strong>und</strong> Technologieimporte<br />

zu exportieren, wobei sie — bei sich ten<strong>de</strong>nziell<br />

verschlechtern<strong>de</strong>n Terms of Tra<strong>de</strong> —<br />

zunehmend in die gleiche „Ausbeutungssituation"<br />

wie die Entwicklungslän<strong>de</strong>r gerieten.<br />

Beson<strong>de</strong>rs negativ wirkte sich aus, daß es <strong>de</strong>n Planwirtschaften<br />

nicht gelang, in <strong>de</strong>n westlichen Marktwirtschaften<br />

aufgenommene Devisenkredite effektiv<br />

zur Verstärkung ihrer Exportfähigkeit einzusetzen.<br />

Sie gerieten in eine Schul<strong>de</strong>nfalle <strong>de</strong>r Art, daß einmal<br />

aufgenommene Devisenkredite die Exportfähigkeit<br />

nicht im für <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst ausreichen<strong>de</strong>n Maße<br />

steigerten, wodurch neue Devisenkredite notwendig<br />

wur<strong>de</strong>n, um Zinsen <strong>und</strong> Tilgung für die Devisenkredite<br />

bezahlen zu können. Bei steigen<strong>de</strong>n Kreditko-


sten gerieten die Planwirtschaften zunehmend in<br />

einen Teufelskreis, <strong>de</strong>r früher o<strong>de</strong>r später zu ihrem<br />

Devisenbankrott führen mußte.<br />

b) Verfolgung politischer Ziele<br />

Die Charakterisierung <strong>de</strong>r intersystemaren Wi rt<br />

Gebiet <strong>de</strong>r internationa-<br />

-schaftsbeziehungen als „ein<br />

len Klassenauseinan<strong>de</strong>rsetzung zwischen Sozialismus<br />

<strong>und</strong> Kapitalismus" läßt erkennen, daß sich die<br />

Partei- <strong>und</strong> Staatsführungen <strong>de</strong>r sozialistischen Län<strong>de</strong>r<br />

nicht nur über die ökonomischen Chancen dieser<br />

Wirtschaftsbeziehungen im klaren waren, son<strong>de</strong>rn<br />

auch über damit verb<strong>und</strong>ene wi rtschaftliche <strong>und</strong> politische<br />

Risiken. Umgekehrt lag es nahe zu versuchen,<br />

diese Beziehungen zur Verfolgung außerökonomischer,<br />

insbeson<strong>de</strong>re politischer Zielsetzungen<br />

zu instrumentalisieren.<br />

Dies um so mehr, als auch <strong>de</strong>r Westen in <strong>de</strong>n Ostwirtschaftsbeziehungen<br />

keine normalen Wirtschaftsbeziehungen<br />

sah. Dem Interesse <strong>de</strong>r Wirtschaft an einer<br />

Ausweitung <strong>de</strong>s Osthan<strong>de</strong>ls (Absatzmärkte, Rohstoffquellen)<br />

stan<strong>de</strong>n politische Be<strong>de</strong>nken entgegen,<br />

<strong>de</strong>r Westen könne dadurch seine wi rtschaftliche<br />

Überlegenheit <strong>und</strong> seine militärische Sicherheit gefähr<strong>de</strong>n.<br />

Die westliche Han<strong>de</strong>lspolitik gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Ostblock war entsprechend uneinheitlich <strong>und</strong><br />

wechselhaft. Sie war charakterisiert durch das permanente<br />

Cocom-Technologie-Embargo, fallweise<br />

Sanktionen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Einsatz han<strong>de</strong>lspolitischer Zugeständnisse<br />

zum Zwecke <strong>de</strong>r Erreichung politischer<br />

Ziele auf <strong>de</strong>r einen Seite <strong>und</strong> häufigen Bemühungen<br />

um eine Ausweitung <strong>de</strong>r intersystemaren Wi rt<br />

-schaftsbeziehungen zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Entspannung<br />

auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren. 19)<br />

Auf seiten <strong>de</strong>r sozialistischen Planwirtschaften bot<br />

sich die Ausnutzung dieser Beziehungen für geheimdienstliche<br />

Aktivitäten, insbeson<strong>de</strong>re auch Industriespionage<br />

<strong>und</strong> die Unterstützung kommunistischer<br />

Parteien <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer <strong>de</strong>m Ostblock wohlgesonnener<br />

Organisationen im Westen an. Daß man darüber hinaus<br />

versuchte, das Technologieembargo sowie tarif äre<br />

<strong>und</strong> nichttarifäre Exporthemmnisse, westliche Einfuhrverbote,<br />

restriktive Vnorschriften im Zahlungsverkehr<br />

etc. zu unterlaufe, ist verständlich.<br />

Die Außenwirtschaftsbeziehungen mit <strong>de</strong>m Westen<br />

boten aber darüber hinaus <strong>de</strong>n Führungsspitzen <strong>de</strong>r<br />

sozialistischen Län<strong>de</strong>r eine Reihe von Handlungsspielräumen<br />

im Interesse <strong>de</strong>s Machterhalts <strong>de</strong>r Partei-<br />

<strong>und</strong> Staatsführung, z. B. durch Realisierung von<br />

Konsumgüterimporten zum Zwecke <strong>de</strong>r Beschwichtigung<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung. In <strong>de</strong>m Maße, wie die Planwirtschaften<br />

in immer größerem Maße technologisch<br />

in Rückstand gegenüber <strong>de</strong>m Westen gerieten <strong>und</strong><br />

sich die binnenwirtschaftlichen Knappheiten systembedingt<br />

verschärften, boten die Westwirtschaftsbeziehungen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re auch die Kreditaufnahme<br />

im Westen, <strong>de</strong>n politischen Führungen <strong>de</strong>r Planwirtschaften<br />

die Chance, die Mängel <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

partiell zu kompensieren o<strong>de</strong>r auch nur zu über<strong>de</strong>kken,<br />

das heißt die Probleme in die Zukunft zu verschieben.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drucksache 12/7600<br />

Schließlich konnte die Nomenklatura die Westbeziehungen<br />

auch für ihre eigenen Konsumziele nutzen,<br />

das heißt für <strong>de</strong>n Impo rt qualitativ hochwertiger Konsumgüter,<br />

die in <strong>de</strong>n sozialistischen Län<strong>de</strong>rn nicht<br />

o<strong>de</strong>r nur in relativ schlechter Qualität hergestellt<br />

wur<strong>de</strong>n — von westlichen PKW bis hin zu Gesichtswasser.<br />

20) Im Unterschied zur politischen Klasse in<br />

<strong>de</strong>r Dritten Welt hatte die Nomenklatura jedoch<br />

kaum Möglichkeiten, in großem Stil Devisenkapital<br />

im Ausland anzulegen, sei es als Kapitalbeteiligungen<br />

o<strong>de</strong>r auf Nummernkonten. Diese Chance bestand<br />

nur über Institutionen, die inländisches Geld in<br />

Devisen umwan<strong>de</strong>ln <strong>und</strong> ins Ausland verbringen<br />

konnten. Der normale, bürokratisch kontrollierte<br />

Außenhan<strong>de</strong>l hatte dazu wenig Möglichkeiten. Sie<br />

bestan<strong>de</strong>n nur über spezielle Son<strong>de</strong>rorganisationen<br />

innerhalb o<strong>de</strong>r in enger Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Sicherheitsorganen<br />

— die es allerdings vermutlich in<br />

allen sozialistischen Län<strong>de</strong>rn gab.<br />

c) Organisatorische Konsequenzen<br />

Die geschil<strong>de</strong>rten Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Ost-West-<br />

Wirtschaftsbeziehungen boten unter <strong>de</strong>n politischen<br />

Verhältnissen <strong>de</strong>r Planwirtschaften also die Möglichkeit,<br />

diese Wirtschaftsbeziehungen nicht nur für die<br />

ökonomischen, son<strong>de</strong>rn auch für politische, ja sogar<br />

private Ziele <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung zu instrumentalisieren.<br />

Die Aktionsspielräume <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong><br />

Staatsführungen waren zwischen <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Extremen angesie<strong>de</strong>lt:<br />

— Zum einen konnte die politische Führung die<br />

Wirtschaftsbeziehungen mit <strong>de</strong>n westlichen<br />

Marktwirtschaften ausschließlich mit <strong>de</strong>m Ziel<br />

<strong>de</strong>r Effizienzsteigerung <strong>de</strong>r Planwirtschaft einsetzen.<br />

Dazu hätte sie bemüht sein müssen, erwirtschaftete<br />

o<strong>de</strong>r kreditierte Devisen produktiv für<br />

die Steigerung <strong>de</strong>r Produktivität <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Wachstums<br />

<strong>de</strong>r Binnenwirtschaft einzusetzen.<br />

— Zum an<strong>de</strong>ren hatten die politischen Führungen<br />

die Möglichkeit, <strong>de</strong>n Westhan<strong>de</strong>l für die Erreichung<br />

außerökonomischer Ziele zu benutzen, im<br />

Extremfall ausschließlich im egoistischen, materiellen<br />

Interesse <strong>de</strong>r Führungsclique, etwa durch<br />

Exporte zum Zwecke <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

auf Kosten <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft, bei gleichzeitiger<br />

Anlage <strong>de</strong>r Devisen auf Nummernkonten in<br />

<strong>de</strong>r Schweiz zum Zwecke ihrer materiellen Absicherung<br />

für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>s Machtverlusts.<br />

Es liegt auf <strong>de</strong>r Hand, daß im Falle <strong>de</strong>r Verfolgung<br />

<strong>de</strong>r letztgenannten Zielsetzungen die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Aktivitäten einer strengen Geheimhaltung bedurft<br />

hätten. Aber auch auf rein wi rtschaftliche Ziele<br />

gerichtete Aktivitäten, wie z. B. Technologieimporte<br />

durch Umgehung <strong>de</strong>r Embargo-Bestimmungen <strong>de</strong>s<br />

Westens, bedurften — wenn auch aus an<strong>de</strong>ren Grün<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Geheimhaltung. Das gleiche gilt für die Aktivitäten<br />

zur Erreichung politischer Ziele, z. B. die Unterstützung<br />

kommunistischer Parteien <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer,<br />

zum Teil verbotener Gruppierungen im westlichen<br />

Ausland. Was lag mithin näher, als im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

Außenwirtschaftsmonopols <strong>de</strong>r Planwirtschaften<br />

spezielle Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe bzw. -organi-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

sationen zu schaffen <strong>und</strong> diese mit <strong>de</strong>m Staatssicherheitsapparat<br />

auf Zusammenarbeit anzuweisen o<strong>de</strong>r<br />

ihm zu unterstellen, um die Geheimhaltung nach innen<br />

<strong>und</strong> außen zu gewährleisten <strong>und</strong> gleichzeitig die<br />

eigenen konspirativen Aktivitäten im westlichen<br />

Ausland über solche Organisationen zu kanalisieren<br />

<strong>und</strong> intensivieren!?<br />

Es ist, wie gesagt, anzunehmen, daß alle sozialistischen<br />

Län<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> spezifische organisatorische<br />

Vorkehrungen für die West-Wirtschaftsbeziehungen<br />

geschaffen hatten. Näheres ist uns<br />

allerdings darüber nicht bekannt. An<strong>de</strong>rs im Falle<br />

<strong>de</strong>r DDR. Dort gab es — infolge <strong>de</strong>r durch die Teilung<br />

Deutschlands entstan<strong>de</strong>nen ganz spezifischen Situation<br />

— im Vergleich zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren sozialistischen<br />

Staaten erheblich größere Anreize zur wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> außerwirtschaftlichen Ausnutzung <strong>de</strong>r<br />

Westwirtschaftsbeziehungen. Durch <strong>de</strong>n Zusammenbruch<br />

<strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n die Details über diese eigens<br />

für die Ausschöpfung aller im Rahmen <strong>de</strong>r Westwirtschaftsbeziehungen<br />

gegebenen Möglichkeiten geschaffenen<br />

organisatorischen Struktur <strong>und</strong> die Vielfalt<br />

ihrer Aktivitäten erkennbar — <strong>de</strong>n Bereich<br />

„Kommerzielle Koordinierung" .<br />

3. Die Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung als Organisationselement<br />

<strong>de</strong>s DDR-Wirtschaftssystems<br />

Im vorangegangenen wur<strong>de</strong> schrittweise die Funktionsweise<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaft beschrieben, sodann<br />

die potentielle Rolle <strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaft mit Marktwirtschaften dargestellt<br />

<strong>und</strong> schließlich an<strong>de</strong>utungsweise bereits aufgezeigt,<br />

daß sich aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Funktionsmängel <strong>de</strong>r<br />

Planwirtschaft als Knappheitswirtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

<strong>de</strong>r intersystemaren Wirtschaftsbeziehungen<br />

für die Führungen <strong>de</strong>r sozialistischen Län<strong>de</strong>r<br />

Aktionsspielräume boten, die die Schaffung beson<strong>de</strong>rer,<br />

ver<strong>de</strong>ckter bzw. konspirativer Außenwirtschaftsorganisationen<br />

nahelegten.<br />

Ziel <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Darstellung ist es nunmehr, <strong>de</strong>n<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung in das Mo<strong>de</strong>ll<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaft zu integrieren, um die möglichen<br />

volkswirtschaftlichen Auswirkungen <strong>de</strong>r Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r systembedingten<br />

Dysfunktionalitäten systematisch zu erfassen.<br />

Es kommt hier also darauf an, die potentiellen<br />

Auswirkungen <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR zu konkretisieren, um <strong>de</strong>n theoretischen<br />

Bezugsrahmen für die folgen<strong>de</strong> empirische<br />

Analyse zu vervollständigen.<br />

Um Mißverständnisse zu vermei<strong>de</strong>n: Im folgen<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n nicht etwa bereits Ergebnisse vorgestellt,<br />

son<strong>de</strong>rn lediglich auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r bisherigen<br />

theoretischen Überlegungen Hypothesen darüber<br />

formuliert, welche Rolle <strong>de</strong>r Bereich KoKo im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft überhaupt spielen<br />

konnte <strong>und</strong> wie sich <strong>de</strong>ssen Aktivitäten für die DDR<br />

-Volkswirtschaft ausgewirkt haben könnten. Es geht<br />

uns sozusagen um ein grobes Fahndungsraster für<br />

die empirische Analyse. Im empirischen Teil wird<br />

dann die Gültigkeit dieser Hypothesen zu überprü<br />

fen sein. Die Ergebnisse dieser Überprüfung stellen<br />

schließlich die Gr<strong>und</strong>lage für die abschließen<strong>de</strong> Gesamtbewertung<br />

<strong>und</strong> damit die Beantwortung <strong>de</strong>r Fragestellung<br />

<strong>de</strong>s Gutachtens dar.<br />

a) Die Ratio <strong>de</strong>r Schaffung von KoKo<br />

Das Wirtschaftssystem <strong>de</strong>r DDR entsprach <strong>de</strong>m sowjetsozialistischen<br />

Mo<strong>de</strong>ll. Die DDR war aber im Unterschied<br />

zu allen an<strong>de</strong>ren sozialistischen Län<strong>de</strong>rn,<br />

mit Ausnahme <strong>de</strong>r Tschechoslowakei, bei <strong>de</strong>r Einführung<br />

dieses Wirtschaftssystems bereits ein entwickeltes<br />

Industrieland. Sie wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Dysfunktionalitäten<br />

<strong>de</strong>r Knappheitswirtschaft somit früher<br />

<strong>und</strong> stärker getroffen als die übrigen sozialistischen<br />

Län<strong>de</strong>r. Hinzu kam die zunächst relativ durchlässige<br />

Grenze zu West<strong>de</strong>utschland, die zu einer permanenten<br />

Abwan<strong>de</strong>rung qualifizierter Arbeitskräfte führte.<br />

All dies gefähr<strong>de</strong>te von Anfang an — trotz sowjetischer<br />

Unterstützung — die Existenz <strong>de</strong>r DDR. Wie die<br />

Entwicklung im Jahre 1989 nachträglich bestätigt<br />

hat, war <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>r Mauer 1961 eine ökonomische<br />

Notwendigkeit, ohne <strong>de</strong>n das knappheitswirtschaftliche<br />

System nicht bis 1989 hätte überleben können.<br />

Trotz <strong>de</strong>r Abschottung durch die Mauer <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ausbau<br />

<strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Grenze blieb die DDR-Bevölkerung<br />

— über verwandtschaftliche Beziehungen<br />

<strong>und</strong> das Fernsehen sowie die Besuchs- <strong>und</strong> Reisemöglichkeiten<br />

— stark auf die B<strong>und</strong>esrepublik fixiert.<br />

Sie war vom west<strong>de</strong>utschen Konsumstandard<br />

fasziniert. Dadurch entstand ein erheblicher Druck<br />

auf die Partei- <strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r DDR, das ost<strong>de</strong>utsche<br />

Konsumniveau zu heben. Die Wirtschaftsführung<br />

<strong>de</strong>r DDR war infolge<strong>de</strong>ssen bei Entscheidungen<br />

über die Ressourcenallokation für<br />

Produktion bzw. Konsum weniger frei als die an<strong>de</strong>rer<br />

sozialistischer Län<strong>de</strong>r.<br />

-<br />

Die DDR-Führung war ständig bemüht, ihre Macht<br />

auch — außer durch ihren Antifaschismus — wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> sozialpolitisch zu legitimieren. In <strong>de</strong>m<br />

Maße, wie <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich niedrigere Konsumstandard<br />

<strong>und</strong> die Aussichtslosigkeit <strong>de</strong>s ursprünglich propagierten<br />

Aufholens bzw. Überholens in diesem Bereich<br />

für je<strong>de</strong>rmann in <strong>de</strong>r DDR erkennbar wur<strong>de</strong>,<br />

trat unter <strong>de</strong>m Schlagwort <strong>de</strong>r Einheit von Wirt<br />

die angebliche soziale<br />

-schafts- <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />

Überlegenheit <strong>de</strong>s Systems für <strong>de</strong>ssen Legitimation<br />

stark in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>. Das Legitimationsbedürfnis<br />

<strong>de</strong>s Regimes war schließlich auch ausschlaggebend<br />

für das starke Bestreben <strong>de</strong>r Führung, die DDR-<br />

-Wirtschaft als die führen<strong>de</strong> sozialistische Volkswirtschaft<br />

darzustellen <strong>und</strong> vor allem auch für <strong>de</strong>n<br />

Stellenwert, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Verschleierung <strong>de</strong>r immer prekärer<br />

wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Devisensituation <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vermeidung<br />

<strong>de</strong>s Devisenbankrotts zugemessen wur<strong>de</strong>. Von<br />

<strong>de</strong>r spezifischen Situation <strong>de</strong>r DDR im geteilten<br />

Deutschland gingen somit relativ starke Impulse<br />

(Handlungszwänge <strong>und</strong> -beschränkungen) auf die<br />

Wirtschaftspolitik <strong>de</strong>r DDR-Führung aus.<br />

Die Kehrseite dieser Medaille war jedoch, daß die<br />

DDR-Wirtschaft in Form <strong>de</strong>s „inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls"<br />

in ganz spezifische NSW-Wirtschaftsbeziehungen<br />

eingeb<strong>und</strong>en war, woraus sich für sie — im Ver-


gleich zu <strong>de</strong>n „Bru<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>rn" — erhebliche<br />

wirtschaftliche Vorteile, allerdings auch Gefahren ergaben.<br />

Auf <strong>de</strong>r Vorteilsseite stand <strong>de</strong>r zollfreie Zugang<br />

zum Markt <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik <strong>und</strong> <strong>de</strong>r EG<br />

sowie <strong>de</strong>r zinslose Überziehungskredit im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Verrechnungsverkehr. Darüber hinaus war —<br />

infolge <strong>de</strong>s Bemühens <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung um<br />

„menschliche Erleichterungen" <strong>und</strong> die Sicherung<br />

<strong>de</strong>r Zufahrtswege nach Westberlin — die DDR während<br />

<strong>de</strong>r gesamten Zeit ihrer Existenz in <strong>de</strong>r Lage,<br />

durch politische Zugeständnisse an die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

wirtschaftliche Gegenleistungen einzutauschen,<br />

entwe<strong>de</strong>r direkt in Form von Transferzahlungen o<strong>de</strong>r<br />

Devisenkrediten o<strong>de</strong>r indirekt in Form von Leistungen,<br />

die sich in ha rte Devisen umwan<strong>de</strong>ln ließen.<br />

Problematisch für die DDR war die daraus resultieren<strong>de</strong><br />

Gefahr, in eine immer stärkere Abhängigkeit<br />

von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik zu geraten <strong>und</strong> dadurch politisch<br />

erpreßbar zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Durch Schenkungen aufgr<strong>und</strong> verwandschaftlicher<br />

Beziehungen sowie <strong>de</strong>n Reiseverkehr <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esbürger<br />

in die DDR wur<strong>de</strong> die DM in <strong>de</strong>r DDR zu einer<br />

Zweitwährung. Der Schwarzmarktkurs <strong>de</strong>r Mark zur<br />

DM war für die Bevölkerung <strong>de</strong>r DDR ein unübersehbares<br />

Signal für die im Vergleich zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

weitaus geringere Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft.<br />

Unabhängig davon war es naheliegend, daß<br />

die DDR versuchte, <strong>de</strong>n p rivaten Devisenbesitz, da<br />

sie ihn schließlich nicht verhin<strong>de</strong>rn konnte, abzuschöpfen<br />

<strong>und</strong> für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR nutzbar<br />

zu machen.<br />

West<strong>de</strong>utsche Privatpersonen <strong>und</strong> Institutionen (wie<br />

z. B. die Kirchen) waren daran interessiert, Privatpersonen<br />

<strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r Organisationen in <strong>de</strong>r DDR eine Unterstützung<br />

zukommen zu lassen. Da we<strong>de</strong>r die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

noch die DDR ein Interesse daran hatte,<br />

daß es zu direkten Devisentransfers westlicher Privater<br />

an östliche P rivate kam, an<strong>de</strong>rerseits aber bei<strong>de</strong><br />

Seiten solche Hilfeleistungen tolerierten o<strong>de</strong>r gar begrüßten,<br />

mußten Möglichkeiten zu <strong>de</strong>ren Abwicklung<br />

ohne direkte Devisentransfers geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die beson<strong>de</strong>re Situation im geteilten Deutschland<br />

führte auf bei<strong>de</strong>n Seiten zu beson<strong>de</strong>ren organisatorischen<br />

Vorkehrungen für die Verhandlung <strong>und</strong><br />

Durchführung <strong>de</strong>r gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen<br />

bzw. beson<strong>de</strong>rer Abkommen (Reiseverkehr,<br />

Häftlingsfreikauf, Übernahme von Müll usw.). Diese<br />

wären auch durch beson<strong>de</strong>re Abteilungen <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

- bzw. Wi rtschaftsministeriums wahrzunehmen<br />

gewesen. Im Westen war dies aus Grün<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r politischen Raison (Nichtanerkennung <strong>de</strong>r DDR<br />

als Ausland) nicht gewollt. Für die DDR gab es offenbar<br />

mehrere Grün<strong>de</strong>, einen Teil <strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

mit <strong>de</strong>m sogenannten Nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet, insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik, faktisch aus <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l herauszunehmen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong><br />

Staatsführung bzw. <strong>de</strong>r Staatssicherheit direkt zu unterstellen:<br />

— Dies waren zunächst schon rein wirtschaftliche<br />

Grün<strong>de</strong>: Die normalen NSW-Wirtschaftsbeziehungen<br />

waren voll in die zentrale Planung einbezogen.<br />

Sie unterlagen <strong>de</strong>mnach ihren Gesetzmä<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

ßigkeiten, das heißt man mußte bestrebt sein,<br />

sogenannte weiche Pläne zu vermei<strong>de</strong>n. Ko rnai<br />

hat gezeigt, daß es dadurch unvermeidlich zu<br />

Engpässen kommen mußte. Beson<strong>de</strong>rs mit Blick<br />

auf die Lückenbüßerfunktion <strong>de</strong>s NSW-Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

<strong>und</strong> die Möglichkeiten, die sich im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren inner<strong>de</strong>utschen Wirtschaftsbeziehungen<br />

boten, lag es daher nahe, einen Teil<br />

<strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbeziehungen nicht dieser<br />

engen Planung zu unterwerfen. So war es möglich,<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Plans Devisen zu erwirtschaften,<br />

Reserven zu bil<strong>de</strong>n, spezielle Im- <strong>und</strong> Exporte<br />

durchzuführen <strong>und</strong> Schwerpunktaufgaben flexibel<br />

wahrzunehmen. Die organisatorische Verselbständigung<br />

<strong>und</strong> direkte Unterstellung eines Teils<br />

<strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbeziehungen unmittelbar<br />

unter die politische Führung von Partei <strong>und</strong> Staat<br />

war nicht zwingend, bot sich jedoch an, vor allem,<br />

weil sich dadurch <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung<br />

erhebliche Handlungsspielräume eröffneten.<br />

Politische Grün<strong>de</strong> kamen hinzu: Zwar unterlag<br />

schon <strong>de</strong>r normale Außenhan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r DDR weitgehend<br />

strengen Geheimhaltungsvorschriften<br />

z. B. hinsichtlich <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz, <strong>de</strong>n Wechselkursen,<br />

Richtungskoeffizienten <strong>und</strong> <strong>de</strong>rgl. Dies<br />

waren jedoch Daten, zu <strong>de</strong>nen ohnehin nur ein<br />

beschränkter Personenkreis Zugang hatte. Sehr<br />

viel schwieriger war dagegen die Geheimhaltung<br />

<strong>de</strong>r zum Teil auch nach DDR-Recht halb- <strong>und</strong> illegalen<br />

Aktivitäten, zu welchen <strong>de</strong>r stark reglementierte<br />

inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l gera<strong>de</strong>zu herausfor<strong>de</strong>rte.<br />

In diesem Falle wäre die organisatorische<br />

Anbindung an <strong>und</strong> die Unterstellung unter die<br />

Regierungsbürokratie gefährlich gewesen, da es<br />

sich bei <strong>de</strong>r Ausnutzung aller im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

mit an<strong>de</strong>ren westlichen Län<strong>de</strong>rn gegebenen<br />

Möglichkeiten zur Umgehung gelten<strong>de</strong>n nationalen<br />

<strong>und</strong> internationalen Rechts um die Durchfüh-<br />

rung von Aufgaben han<strong>de</strong>lte, die auf keinen Fall<br />

öffentlich wer<strong>de</strong>n durften — z. B. die Finanzierung<br />

kommunistischer Parteien im Ausland, die<br />

Beschaffung von Mitteln für die Reptilienfonds<br />

<strong>de</strong>r Parteiführung, die Umgehung <strong>de</strong>r Embargobestimmungen<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer Zollvorschriften, <strong>de</strong>r<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l (<strong>de</strong>r zum Teil auch vor <strong>de</strong>n Bündnispartnern<br />

geheimgehalten wer<strong>de</strong>n mußte) o<strong>de</strong>r<br />

die Versorgung <strong>de</strong>r Nomenklatura mit Westwaren<br />

usw.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s politischen Systems <strong>de</strong>s sogenannten<br />

real existieren<strong>de</strong>n Sozialismus (Parteidiktatur, Doppelbürokratie)<br />

sowie <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren inner<strong>de</strong>utschen<br />

Situation im Kalten Krieg <strong>und</strong> <strong>de</strong>n systembedingten<br />

Defekten <strong>de</strong>r Planwirtschaft drängte sich in <strong>de</strong>r DDR<br />

die Schaffung einer eigenen Organisation für beson<strong>de</strong>re<br />

außenwirtschaftliche Aktivitäten außerhalb<br />

<strong>de</strong>r Kontrolle <strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong> Parteibürokratie gera<strong>de</strong>zu<br />

auf. Eine solche <strong>de</strong>m Generalsekretär bzw. <strong>de</strong>r<br />

engeren Parteispitze direkt unterstellte Organisation,<br />

besetzt mit zuverlässigen Parteigenossen <strong>und</strong> unter<br />

Kontrolle <strong>de</strong>r Staatssicherheitsorgane, konnte als Instrument<br />

<strong>de</strong>r obersten politischen Führung sehr variabel<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> zwar sowohl im individuellen<br />

wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Interesse


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Führungsclique als auch zur Erreichung wirtschaftlicher<br />

<strong>und</strong> politischer Ziele <strong>de</strong>s Staates.<br />

b) Die konstitutiven Elemente <strong>de</strong>s<br />

Son<strong>de</strong>rbereichs<br />

Mit <strong>de</strong>r Gründung von KoKo versuchte die DDR-Führung,<br />

sich ein solches flexibles Instrument zur Durchsetzung<br />

ihrer ökonomischen <strong>und</strong> politischen Ziele zu<br />

schaffen.<br />

— Ökonomisch kann man die Einführung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo als eine partielle Reform <strong>de</strong>s Außenwirtschaftssystems<br />

<strong>de</strong>r DDR interpretieren mit<br />

<strong>de</strong>m Ziel, die sich im Außenwirtschaftsverkehr,<br />

insbeson<strong>de</strong>re im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l, bieten<strong>de</strong>n<br />

Chancen optimal zu nutzen;<br />

— politisch konnte KoKo darüber hinaus für vielerlei<br />

Aufgaben eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>r Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r geheimdienstlichen Arbeit <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Aktivitäten kommunistischer Organisationen<br />

im Westen bis hin zum Einsatz für die persönlichen<br />

Zwecke <strong>de</strong>r Nomenklatura.<br />

Um seine Son<strong>de</strong>raufgaben optimal wahrnehmen zu<br />

können, mußte KoKo mit einem Son<strong>de</strong>rstatus ausgestattet<br />

wer<strong>de</strong>n, das heißt er mußte über <strong>de</strong>utlich mehr<br />

Rechte <strong>und</strong> Handlungsspielräume als <strong>de</strong>r sogenannte<br />

normale Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR verfügen. Entsprechend<br />

unterschied sich KoKo von <strong>de</strong>m Außenwirtschaftssektor<br />

im Planbereich in folgen<strong>de</strong>n Punkten:<br />

(1) KoKo unterstand direkt <strong>de</strong>r politischen Führung<br />

<strong>und</strong> war auf enge Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS<br />

angewiesen bzw. in Teilen diesem unterstellt<br />

bzw. mit diesem eng personell verflochten.<br />

(2) KoKo agierte außerhalb <strong>de</strong>r Planbürokratie, hatte<br />

jedoch die Aufgabe, mit dieser eng zusammenzuarbeiten<br />

<strong>und</strong> seine Aktionen mit <strong>de</strong>r SPK abzustimmen.<br />

(3) KoKo stand außerhalb <strong>de</strong>r für die normalen Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

gelten<strong>de</strong>n Rechtsordnung<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage eigenen Rechts, das von<br />

Schalck in Abstimmung mit Mittag auf <strong>de</strong>m Verordnungswege<br />

gesetzt wur<strong>de</strong>. Der Bereich selbst<br />

unterstand nicht <strong>de</strong>r staatlichen Kontrolle durch<br />

die Finanzrevision, die AHB <strong>de</strong>s Bereichs nur<br />

partiell, nämlich die großen AHB <strong>de</strong>r sogenannten<br />

Hauptabteilung II. Der Bereich hatte zumin<strong>de</strong>st<br />

fallweise beson<strong>de</strong>re Vollmachten <strong>und</strong> Weisungsrechte,<br />

was <strong>de</strong>n grenzüberschreiten<strong>de</strong>n<br />

Verkehr von Waren <strong>und</strong> Personen betraf, <strong>und</strong><br />

konnte sogar selbst Kraftfahrzeuge zulassen.<br />

(4) KoKo hatte <strong>de</strong>n Status eines Devisenauslän<strong>de</strong>rs<br />

<strong>und</strong> unterlag damit nicht <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

gelten<strong>de</strong>n sehr restriktiven <strong>de</strong>visenrechtlichen<br />

Bestimmungen. Im Unterschied zu <strong>de</strong>n<br />

Plan-AHB — die nur im Rahmen <strong>de</strong>s Valuta- bzw.<br />

Importplanes Devisenkredite aufnehmen durften<br />

— konnten die KoKo-AHB (<strong>und</strong> natürlich auch<br />

<strong>de</strong>r Bereich als solcher) wie die DHB <strong>und</strong> die DA-<br />

BA selbständig Devisenkredite auf <strong>de</strong>n internationalen<br />

Kapitalmärkten aufnehmen. Der Bereich<br />

KoKo konnte über seine Devisen frei verfügen,<br />

das heißt er mußte sie nicht in Mark umtauschen.<br />

„KoKo hatte gleiche Rechte wie eine Bank." 21 )<br />

(5) Durch all dies hatte KoKo sehr viel mehr Handlungsmöglichkeiten<br />

als <strong>de</strong>r normale Außenwirtschaftssektor<br />

<strong>de</strong>r DDR, um so mehr, als <strong>de</strong>m Bereich<br />

bzw. seinem Leiter von höchster Stelle<br />

Regierungsfunktionen übertragen wor<strong>de</strong>n waren,<br />

wie z. B. die Führung von Verhandlungen mit<br />

Regierungsstellen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik, die Aufnahme<br />

von Devisenkrediten für die Wirtschaft sowie<br />

die Sicherung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR in harter Währung.<br />

Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s durch diese beson<strong>de</strong>ren Befugnisse<br />

(<strong>de</strong>ren Aufzählung hier keine Vollständigkeit<br />

o<strong>de</strong>r im juristischen Sinne Exaktheit beansprucht)<br />

charakterisierten Son<strong>de</strong>rstatus hatte <strong>de</strong>r<br />

Bereich KoKo die Möglichkeit, <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n obigen<br />

Mo<strong>de</strong>llüberlegungen ver<strong>de</strong>utlichten systembedingten<br />

negativen Trends in <strong>de</strong>r binnen- <strong>und</strong> außenwirtschaftlichen<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft entgegenzuwirken.<br />

Darüber hinaus konnte er jedoch —<br />

weitgehend in eigener Machtvollkommenheit —<br />

auch an<strong>de</strong>re Ziele verfolgen bzw. von <strong>de</strong>r politischen,<br />

vornehmlich <strong>de</strong>r Parteiführung für die Erreichung<br />

außerökonomischer Ziele eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

c) Aktionsmöglichkeiten <strong>und</strong> potentielle<br />

Auswirkungen auf die Volkswirtschaft<br />

Nach<strong>de</strong>m im vorangegangenen die Motive für die<br />

Schaffung eines Son<strong>de</strong>rbereichs im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

DDR-Planwirtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen beson<strong>de</strong>re Befugnisse<br />

umrissen wor<strong>de</strong>n sind, soll im folgen<strong>de</strong>n — immer<br />

noch auf relativ hohem Abstraktionsniveau, das heißt<br />

ohne direkt Bezug zu <strong>de</strong>n tatsächlichen Zielsetzungen<br />

<strong>und</strong> Aktivitäten von KoKo zu nehmen — aufgezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n, welche Rolle KoKo als Son<strong>de</strong>rbereich<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Außenwirtschaftssystems <strong>de</strong>r DDR<br />

spielen, das heißt welche volkswirtschaftlichen Effekte<br />

von seinen Aktivitäten ausgehen konnte(n).<br />

Zunächst einmal ist festzustellen, daß <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rbereich<br />

als Teil <strong>de</strong>s Außenwirtschaftssystems <strong>de</strong>r DDR-<br />

-Planwirtschaft gr<strong>und</strong>sätzlich nicht an<strong>de</strong>rs funktionierte<br />

als <strong>de</strong>r normale Außenwirtschaftssektor. Das<br />

heißt er konnte versuchen, durch zusätzliche Expo rte<br />

die Voraussetzung für zusätzliche Impo rte zu schaffen.<br />

Damit wirkte KoKo prinzipiell wie <strong>de</strong>r normale<br />

Außenwirtschaftsbereich, das heißt er entfaltete<br />

einen Devisenhunger <strong>und</strong> tendierte dazu, exportfähige<br />

Güter aus <strong>de</strong>m Binnenkreislauf <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft<br />

abzusaugen. Wenn dies <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft<br />

mehr nützen als scha<strong>de</strong>n sollte, mußte gewährleistet<br />

sein, daß diese Exporte min<strong>de</strong>stens im gleichen Maße,<br />

wie es <strong>de</strong>m Absaugeffekt entsprach, zu knappheitsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Impo rten führten. KoKo konnte darüber<br />

hinaus, auch ver<strong>de</strong>ckt, Devisenkredite<br />

aufnehmen <strong>und</strong> damit die Importkapazität erhöhen<br />

<strong>und</strong> damit temporär zur Mil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r binnenwirtschaftlichen<br />

Knappheitssituation beitragen; wenn<br />

diese durch die Rückzahlungsverpflichtungen in Devisen<br />

jedoch nicht verstärkt wer<strong>de</strong>n sollte, mußte <strong>de</strong>r<br />

produktive Einsatz <strong>de</strong>s weitaus überwiegen<strong>de</strong>n Teils


<strong>de</strong>r mit Devisenkrediten finanzierten Impo rte sichergestellt<br />

sein.<br />

Aus alle<strong>de</strong>m wird <strong>de</strong>utlich, daß KoKo durch seine<br />

beson<strong>de</strong>ren Befugnisse, die ihm einen größeren<br />

Handlungsspielraum ais <strong>de</strong>m Plan-Außenhan<strong>de</strong>l gaben,<br />

durchaus die Chance hatte, <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

zu nutzen:<br />

— KoKo konnte in größerem Maße als <strong>de</strong>r Plan-Außenhan<strong>de</strong>l<br />

exportfähige Ressourcen zur Devisenerwirtschaftung<br />

mobilisieren, sei es aus <strong>de</strong>r<br />

Staatsreserve, durch Stimulierung <strong>de</strong>r Betriebe,<br />

durch Antiquitäten- <strong>und</strong> Briefmarkenhan<strong>de</strong>l,<br />

durch Waffenhan<strong>de</strong>l usw. Mit <strong>de</strong>n damit erwirtschafteten<br />

Devisen konnte KoKo Technologieimporte<br />

zur Rationalisierung <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft durchführen. Der Bereich<br />

konnte darüber hinaus durch die maximale Ausnutzung<br />

aller Möglichkeiten im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> unter Nutzung von bereichseigenen<br />

Auslandsfirmen durch Steuerhinterziehung, Gewinnverschiebungen<br />

usw. zusätzliche Devisen<br />

erwirtschaften. Er konnte Devisen rentabel im<br />

Ausland anlegen <strong>und</strong> an <strong>de</strong>n internationalen<br />

Wertpapier- <strong>und</strong> Warenbörsen spekulieren. Er<br />

konnte Devisenkredite aufnehmen, ohne daß diese<br />

als Kredite <strong>de</strong>r DDR erkennbar waren. Die Auswirkungen<br />

all dieser Operationen für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR hingen jedoch davon ab, wie<br />

die durch zusätzliche Expo rte o<strong>de</strong>r auf an<strong>de</strong>rem<br />

Wege erwirtschafteten Devisen verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n.<br />

Geschah dies überwiegend für Technologieimporte,<br />

darf angenommen wer<strong>de</strong>n, daß KoKo<br />

wenigstens <strong>de</strong>r Intention nach dazu beitrug, die<br />

Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft zu verbessern.<br />

Damit ist allerdings nicht gesagt, daß diese Effizienzeffekte<br />

ausreichend waren, um entgegen<br />

<strong>de</strong>r systembedingten Dysfunktionalitäten, wie sie<br />

im obigen Mo<strong>de</strong>ll beschrieben wor<strong>de</strong>n sind, zu<br />

einer spürbaren Knappheitsvermin<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r<br />

Binnenwirtschaft sowie zu einer Steigerung <strong>de</strong>r<br />

Exportfähigkeit <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft nachhaltig<br />

beizutragen.<br />

KoKo konnte prinzipiell aber nicht nur <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft<br />

nützen, die erweiterten Handlungsmöglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs gegenüber <strong>de</strong>m normalen Außenhan<strong>de</strong>l<br />

konnten auch dazu ausgenutzt wer<strong>de</strong>n,<br />

die oben beschriebene Saugfunktion <strong>de</strong>s NSW-Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

noch zu verstärken:<br />

— Davon ist auszugehen, falls KoKo bei <strong>de</strong>m Bestreben,<br />

zusätzliche Exporte zu mobilisieren, die Binnenwirtschaft<br />

zusätzlich in einer Weise aussaugte,<br />

daß die Planabläufe gestört wur<strong>de</strong>n, so daß <strong>de</strong>r<br />

Plan-Außenhan<strong>de</strong>l weniger leistungsfähig war,<br />

als er es ohne die KoKo-Aktivitäten gewesen wäre.<br />

Darüber hinaus hat KoKo mit seinen Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft gescha<strong>de</strong>t, falls es nicht<br />

gelang, die erwirtschafteten Devisen bzw. die aufgenommenen<br />

Devisenkredite in Form <strong>de</strong>visenrentabler<br />

Investitionen in <strong>de</strong>n Wirtschaftskreislauf<br />

<strong>de</strong>r Binnenwirtschaft zurückzupumpen, das<br />

heißt zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst für die aufgenommenen<br />

Kredite zu erwirtschaften.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

— Soweit <strong>de</strong>r Bereich mit ihm überlassenen Ressourcen<br />

quasi treuhän<strong>de</strong>risch für <strong>de</strong>n Staat wirtschaften<br />

konnte, kam es gleichfalls darauf an, wie diese<br />

verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Eine konsumtive Verwendung<br />

solcher Mittel erhöhte zwar die Wohlfahrt<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>de</strong>r DDR, jedoch nicht die Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft. Lediglich <strong>de</strong>ren<br />

produktiver Einsatz konnte Effizienzeffekte hervorbringen.<br />

Für die Erfassung <strong>de</strong>r volkswirtschaftlichen Wirkungen<br />

<strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten ist es <strong>de</strong>mnach wichtig,<br />

sich folgen<strong>de</strong> Tatbestän<strong>de</strong> klarzumachen:<br />

— Unabhängig von ihrer konkreten Zielsetzung ist<br />

davon auszugehen, daß die meisten KoKo-Aktivitäten<br />

direkte o<strong>de</strong>r indirekte, beabsichtigte <strong>und</strong><br />

unbeabsichtigte wirtschaftliche Auswirkungen<br />

hatten. Dabei ist zu unterschei<strong>de</strong>n zwischen realen<br />

Effekten <strong>und</strong> monetären Ergebnissen <strong>de</strong>r Ko-<br />

Ko-Tätigkeit.<br />

— Reale Effekte sind direkte Effizienzwirkungen <strong>de</strong>r.<br />

KoKo-Aktivitäten auf die statische <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r dynamische<br />

Effizienz <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>und</strong> sind<br />

weitgehend nur qualitativ erfaßbar.<br />

— Monetäre Ergebnisse dagegen sind direkt als erwirtschaftete<br />

Devisenerträge bzw. -überschüsse<br />

quantifizierbar. Ihre Auswirkungen auf die Volkswirtschaft<br />

(Effizienz- o<strong>de</strong>r direkte Wohlfahrtswirkungen<br />

durch Konsumgüterimporte) ergaben sich<br />

indirekt aus <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>r Mittel.<br />

Abbildung 2 ver<strong>de</strong>utlicht <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen<br />

<strong>de</strong>n KoKo-Aktivitäten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft sowie <strong>de</strong>r binnenwirtschaftlichen<br />

Knappheitssituation. Reale Effekte <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten<br />

wirkten sich direkt effizienzmin<strong>de</strong>rnd o<strong>de</strong>r<br />

-verstärkend aus (Pfeil (1)). Den Auswirkungen <strong>de</strong>r<br />

monetären Ergebnisse (Pfeil (2)) dagegen waren Verwendungsentscheidungen<br />

vorgeschaltet (Pfeil (4)).<br />

Die Entscheidung für eine investive Verausgabung<br />

<strong>de</strong>r erwirtschafteten Devisen wirkte effizienzverstärkend,<br />

eine konsumtive Verausgabung vermin<strong>de</strong>rte<br />

die Knappheit <strong>de</strong>s Konsumgüterangebots in <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft.<br />

Wur<strong>de</strong>n Devisenmittel für an<strong>de</strong>re<br />

Zwecke verausgabt, z. B. für die Unterstützung kommunistischer<br />

Län<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Parteien o<strong>de</strong>r als Reserven<br />

gehalten, gingen sie <strong>de</strong>r Volkswirtschaft verloren, es<br />

sei <strong>de</strong>nn, sie wur<strong>de</strong>n außerhalb <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

wie<strong>de</strong>rum für die Devisenerwirtschaftung eingesetzt;<br />

in diesem Falle verbesserten sie die monetären Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten. Zwischen <strong>de</strong>n realen<br />

Effekten <strong>und</strong> <strong>de</strong>n monetären Ergebnissen gab es potentiell<br />

indirekte Komplementaritäts- als auch direkte<br />

Konfliktbeziehungen (Pfeil (3)):<br />

— Indirekte Komplementarität bestand insofern, als<br />

reale Effekte in aller Regel mittel- bis längerfristig<br />

gleichgerichtete monetäre Ergebnisse erwarten<br />

lassen (so ermöglichten Effizienzverbesserungen<br />

(Effizienzmin<strong>de</strong>rungen) über ein Produktionswachstum<br />

(einen Produktionsrückgang) künftig<br />

zusätzliche Expo rte <strong>und</strong> damit höhere Deviseneinnahmen<br />

(eine Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Exportfähigkeit<br />

<strong>und</strong> damit geringere Deviseneinnahmen).


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Abbildung 2<br />

Schematische Darstellung <strong>de</strong>r Zusammenhänge zwischen <strong>de</strong>n KoKo-Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

— Eine direkte Konfliktbeziehung zwischen monetären<br />

Ergebnissen <strong>und</strong> realen Effekten ist insofern<br />

vorstellbar, als positive monetäre Ergebnisse mit<br />

negativen realen Effekten einhergehen konnten<br />

(z. B. haben zusätzliche Exporte zum Zwecke <strong>de</strong>r<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r Deviseneinnahmen durch Störung<br />

<strong>de</strong>r Abläufe im Planbereich möglicherweise binnenwirtschaftliche<br />

Störungen o<strong>de</strong>r Engpässe verursacht<br />

bzw. verstärkt). Solche kurzfristigen negativen<br />

reale Effekte können mittel- bis<br />

langfristig teil- bzw. überkompensiert wor<strong>de</strong>n<br />

sein, sofern die zusätzlichen Devisen effizienzwirksam<br />

eingesetzt wur<strong>de</strong>n (z. B. für Technologieimporte).<br />

Die Unterscheidung von realen Effekten <strong>und</strong> monetären<br />

Ergebnissen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo auf die DDR-Volkswirtschaft bil<strong>de</strong>t<br />

die Gr<strong>und</strong>lage für die empirische Analyse <strong>und</strong><br />

Bewertung dieser Aktivitäten. Bezogen auf das oben<br />

skizzierte Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Planwirtschaft nach Kornai<br />

(vgl. Abbildung 1) sind positive reale Effekte i<strong>de</strong>ntisch<br />

mit einer verbesserten Situation im binnenwirtschaftlichen<br />

Kreislauf <strong>de</strong>r A rt, daß im Produktionsbereich<br />

bei gleichem Güterumlauf durch Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Produktivität bzw. an<strong>de</strong>rer positiver Effizienzeffekte<br />

ein höherer Zufluß zu <strong>de</strong>n Kesseln I <strong>und</strong> II ermöglicht<br />

wird. Die monetären Ergebnisse führen dagegen, je<br />

nach Verwendungsentscheidung, zu einem Zufluß in<br />

diese bei<strong>de</strong>n Kessel o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Kessel III.<br />

Auf dieser mo<strong>de</strong>lltheoretischen Basis ist es möglich,<br />

die volkswirtschaftlichen Auswirkungen <strong>de</strong>r äußerst<br />

verschie<strong>de</strong>nartigen KoKo-Aktivitäten zu systematisieren,<br />

empirisch zu analysieren <strong>und</strong> schließlich zu<br />

bewerten. Damit ist das Programm für die weitere<br />

Untersuchung vorgegeben:


(1) Im folgen<strong>de</strong>n empirischen Teil wird versucht wer<strong>de</strong>n,<br />

die realen Effekte <strong>und</strong> monetären Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten (Pfeile (1) <strong>und</strong> (2)) zu erfassen;<br />

(2) bei <strong>de</strong>r Erfassung <strong>de</strong>r realen Effekte wird es darauf<br />

ankommen, <strong>de</strong>ren Rückwirkungen auf die<br />

monetären Ergebnisse ebenso zu beachten, wie<br />

umgekehrt bei <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>r Aktivitäten<br />

zum Zwecke <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung die damit<br />

einhergehen<strong>de</strong>n realen Effekte zu berücksichtigen<br />

sein wer<strong>de</strong>n.<br />

(3) Im nächsten Schritt wird sodann versucht, die<br />

Aufkommens- <strong>und</strong> Verwendungsseite <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

durch KoKo <strong>de</strong>taillie rt zu analysieren.<br />

Auf <strong>de</strong>r Aufkommensseite wird zu untersuchen<br />

sein, in welchem Ausmaß KoKo<br />

autonom durch eigene wi rtschaftliche Leistungen<br />

zusätzlich Devisen erwirtschaftete bzw. inwieweit<br />

die Devisenerwirtschaftung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Anmerkungen zum ersten Teil<br />

1) Laut Beweisbeschluß <strong>de</strong>s 1. UA sowie Paragraph 2<br />

<strong>de</strong>s Vertrages zwischen <strong>de</strong>m HWWA <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estag wird <strong>de</strong>r Gegenstand bzw.<br />

Ziel <strong>und</strong> Zweck <strong>de</strong>r Untersuchung wie folgt beschrieben:<br />

„Die Untersuchung soll insbeson<strong>de</strong>re<br />

— die Feststellung <strong>de</strong>r Brutto- <strong>und</strong> Nettoerträge<br />

<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo,<br />

— die Analyse <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>r erwirtschafteten<br />

Mittel nach Umfang, Zweck <strong>und</strong> Verbleib,<br />

— die volkswirtschaftliche Bewe rtung <strong>de</strong>r Mittelerwirtschaftung<br />

sowie <strong>de</strong>r Mittelverwendung,<br />

— eine Gesamtbewertung <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo für die Entwicklung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR, insbeson<strong>de</strong>re im Vergleich zu sonstiger<br />

sozialistischer Planwirtschaft zum Gegenstand<br />

haben. "<br />

2) Effizienz ist nur ein Vorziel hinsichtlich <strong>de</strong>s Oberziels<br />

<strong>de</strong>r Erreichung einer höchstmöglichen Wohlfahrt<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung; insofern sind nicht nur die<br />

Effizienzeffekte <strong>de</strong>s KoKo-Bereichs von Interesse,<br />

son<strong>de</strong>rn auch eventuelle direkte Wohlfahrtwirkungen<br />

seiner Aktivitäten.<br />

3) Vgl. Christian Watrin: Kriterien zur Beurteilung<br />

<strong>de</strong>r statischen Effizienz von Wi rtschaftssystemen,<br />

in: Beiträge zum Vergleich <strong>de</strong>r Wirtschaftssysteme,<br />

hrsg. von Erik Boettcher, Schriften <strong>de</strong>s Vereins<br />

für Sozialpolitik N. F. Bd. 57, S. 55-76, S. 61.<br />

4) Vgl. Gesetzblatt <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen<br />

Republik, 1963, Teil II, Nr. 64, S. 453 ff.<br />

5) Ebenda, S. 453f.<br />

6) Harry Maier: Die Innovationsträgheit <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

in <strong>de</strong>r DDR — Ursachen <strong>und</strong> Folgen, in:<br />

Deutschland Archiv, 26. Jg. (1993), H. 7, S. 806-<br />

818, S. 816.<br />

7) Zur sozialistischen Wirtschaftssystemtheorie vgl.<br />

Dieter Lösch: Sozialistische Wirtschaftswissenschaft,<br />

Hamburg 1987, S. 162 ff.; die westliche vergleichen<strong>de</strong><br />

Wirtschaftswissenschaft war-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

letztlich seiner Son<strong>de</strong>rstellung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Tatsache<br />

zu verdanken war, daß <strong>de</strong>r Bereich die aus <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik in die DDR fließen<strong>de</strong>n Devisenreserven<br />

abschöpfen konnte o<strong>de</strong>r die <strong>de</strong>r DDR<br />

direkt aus Abkommen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

zufließen<strong>de</strong>n Devisen — o<strong>de</strong>r in Devisen umwan<strong>de</strong>lbare<br />

Ressourcen — überlassen bekam. Auf <strong>de</strong>r<br />

Verwendungsseite wird schließlich zu untersuchen<br />

sein, inwieweit die im Bereich allozierten<br />

Devisenmittel <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR zugute<br />

kamen, sei es direkt durch Konsumgüterimporte,<br />

sei es indirekt über effizienzsteigern<strong>de</strong> Investitionen.<br />

Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r empirischen Ergebnisse wird<br />

sodann im abschließen<strong>de</strong>n Teil <strong>de</strong>r Untersuchung die<br />

Fragestellung nach <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Ko-<br />

-Ko für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR abschließend zu<br />

beantworten sein.<br />

hend <strong>de</strong>skriptiv, erkannte zwar auch diverse System<strong>de</strong>fekte,<br />

gelangte jedoch zu keinem geschlossenen<br />

Funktionsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

<strong>und</strong> war im übrigen übermäßig um Fairneß bemüht,<br />

so daß sie eher dazu neigte, die Leistungs<strong>und</strong><br />

Lebensfähigkeit <strong>de</strong>r Planwirtschaft zu überschätzen.<br />

8) Vgl. hierzu das zum Verständnis <strong>de</strong>r Funktionsweise<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaft gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong> Werk von<br />

Jànos Kornai: Economics of Sho rtage, zwei Bän<strong>de</strong>,<br />

Amsterdam, New York, Oxford 1980; neuerdings<br />

hat Kornai eine noch umfassen<strong>de</strong>re Analyse <strong>de</strong>r<br />

inzwischen untergegangenen Sovjet Type Economy<br />

vorgelegt, nämlich Jànos Ko rnai: The Socialist<br />

System. The Political Economy of Communism,<br />

Oxford 1992, 644 Seiten.<br />

9) Vgl. hierzu Jànos Kornai: Economics of Sho rtage,<br />

Bd. 2., a. a. O., S. 534, Fußnoten 3 <strong>und</strong> 4.<br />

10)Vgl. hierzu ebenda, Kapitel 9.2.<br />

11)Vgl. ebenda, S. 553.<br />

12)Wörterbuch <strong>de</strong>r Ökonomie Sozialismus, 5. Auflage,<br />

Berlin/Ost 1983, S. 105.<br />

13)Vgl. das Lehrbuch Sozialistische Außenwirtschaft,<br />

Berlin/Ost 1984, S. 149 ff.<br />

14) Sozialistische Außenwirtschaft, a. a. O., S. 119.<br />

15)Ebenda, S. 119f.<br />

16)Ebenda, S. 120.<br />

17)Ebenda, S. 121.<br />

18)Das heißt nicht, daß es <strong>de</strong>n Planwirtschaften<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich immer mißglückt sei, Vorteile aus<br />

<strong>de</strong>n Außenwirtschaftsbeziehungen zu ziehen.<br />

19)Vgl. <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong> für die Trilateral Commision von<br />

Armin Gutowski <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren: East-West Tra<strong>de</strong> at<br />

a Crossroads, New York 1982.<br />

20) Das Beispiel ist nicht aus <strong>de</strong>r Luft gegriffen; E rich<br />

Honecker hat 1989 in Wandlitz gleich 6 Flaschen<br />

Gesichtswasser einer westlichen Nobelmarke gekauft!<br />

21) Vgl. 57. UASG, Polze, S. 61f.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Zweiter Teil:<br />

Empirische Analyse<br />

I. Aufgaben <strong>und</strong> Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung nahm wirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> nicht-wirtschafliche Aufgaben wahr.<br />

Diese wur<strong>de</strong>n ihm offenbar schriftlich o<strong>de</strong>r mündlich<br />

meist direkt von <strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung (Honecker,<br />

Mittag), teils vom Ministerrat übertragen —<br />

häufig auf Initiative Schalcks. Zum Teil liegen Dokumente<br />

mit expliziten, meist unsystematischen <strong>und</strong><br />

unpräzisen Zielvorgaben für <strong>de</strong>n Bereich vor. Eine<br />

Zielhierarchie läßt sich daraus nicht ein<strong>de</strong>utig ableiten,<br />

zumal manches dafür spricht, daß sich das Zielsystem<br />

<strong>de</strong>s Bereichs im Verlaufe seines Wachstums<br />

<strong>und</strong> unter <strong>de</strong>m Einfluß <strong>de</strong>r jeweiligen wirtschaftlichen<br />

Lage <strong>de</strong>r DDR mehrfach än<strong>de</strong>rte.<br />

Da es hier darum geht herauszufin<strong>de</strong>n, wie sich die<br />

Koko-Aktivitäten auf die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR<br />

ausgewirkt haben, muß zunächst versucht wer<strong>de</strong>n zu<br />

klären, welche Aufgaben KoKo faktisch wahrnahm,<br />

daß heißt welche konkreten Aktivitäten <strong>de</strong>r Bereich<br />

mit welchen Zielsetzungen <strong>und</strong> Mitteln bzw. Metho<strong>de</strong>n<br />

entfaltete. Bevor wir einen Überblick darüber zu<br />

geben versuchen — <strong>de</strong>r allerdings we<strong>de</strong>r Vollständigkeit<br />

noch Detailgenauigkeit beanspruchen kann<br />

—, ist es sinnvoll, einen Blick auf die Entstehungsgeschichte<br />

<strong>und</strong> Entwicklung <strong>de</strong>s Bereichs zu werfen.<br />

1. Entstehungsgeschichte, Entwicklung <strong>und</strong><br />

Hauptziele<br />

a) Der Brief Schalcks an Matern <strong>und</strong> die<br />

Gründung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

In einem Schreiben von Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

vom 29. Dezember 1965 an Hermann Matern,<br />

damaliges Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros <strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Zentralen Parteikontrollkommission <strong>de</strong>r<br />

SED, wer<strong>de</strong>n zum einen in Form eines Rechenschaftsberichts<br />

die im Jahre 1965 für die SED in D-<br />

Mark erwirtschafteten Zahlungsmittel bzw. an die<br />

SED abgeführten Sachgüter aufgelistet; zum an<strong>de</strong>ren<br />

aber wer<strong>de</strong>n Vorschläge unterbreitet, wie das<br />

bislang kleingehaltene Tätigkeitsfeld von — für die<br />

SED Devisen erwirtschaften<strong>de</strong>n — Institutionen <strong>und</strong><br />

Unternehmen organisatorisch zusammengefaßt <strong>und</strong><br />

ausgeweitet wer<strong>de</strong>n könnte. 1 ) Schalck regt mit diesem<br />

Schreiben quasi die Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Ko-<br />

Ko an; er skizziert beson<strong>de</strong>re Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r, begrün<strong>de</strong>t<br />

<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rstatus, nennt auch die<br />

Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Voraussetzungen, die für<br />

eine erfolgreiche Arbeit erfüllt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

— Die organisatorische Son<strong>de</strong>rrolle außerhalb staatlicher<br />

Institutionen begrün<strong>de</strong>t Schalck-Golod-<br />

kowski mit <strong>de</strong>r vorgesehenen Anwendung halblegaler<br />

o<strong>de</strong>r illegaler Praktiken ( „unseriöse Metho<strong>de</strong>n")<br />

zur Devisenerwirtschaftung, welche „durch<br />

<strong>de</strong>n Staatsapparat o<strong>de</strong>r durch die staatlichen Außenhan<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

im Prinzip nicht wahrgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n" könnten.<br />

— Schalck schlägt vor, „im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>le) (MAI) eine<br />

einheitliche Leitung <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsgesellschaften<br />

Zentralcommerz, Intrac <strong>und</strong> Transinter"<br />

herzustellen, die durch einen stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Minister im MAI wahrgenommen wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Schalck verweist darauf, daß neben <strong>de</strong>n von Zentralkommerz,<br />

Intrac <strong>und</strong> Transinter zu tätigen<strong>de</strong>n<br />

Börsengeschäften, Switchgeschäften, Geld- <strong>und</strong><br />

Warenoperationen eine zweite Gruppe von Son<strong>de</strong>rgeschäften<br />

aus Vereinbarungen mit <strong>de</strong>n west<strong>de</strong>utschen<br />

Kirchen resultiere.<br />

Schalck bietet sich an, eine weitere Gruppe von<br />

Geschäftsoperationen in Zusammenarbeit mit einigen<br />

wenigen Genossen zu organisieren. Dabei<br />

sollen vor allem Vertrauensfirmen <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit, nämlich die Firmen Simon<br />

<strong>und</strong> Gerlach, Transaktionen durchführen.<br />

Schalck begrün<strong>de</strong>t die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />

MfS: „Diese Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung ist <strong>de</strong>shalb<br />

notwendig, weil eine Reihe von Operationen, wie<br />

illegale Warentransporte, Versicherungsbetrug<br />

u. a. streng geheimzuhalten<strong>de</strong> Maßnahmen, die -<br />

nur einem außeror<strong>de</strong>ntlich kleinen Kreis — nicht<br />

mehr als zwei bis drei Mitarbeiter — bekannt sein<br />

dürfen <strong>und</strong> von ihnen durchgeführt wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

"<br />

— Abschließend plädiert Schalck für ein konspiratives<br />

Vorgehen. Er schlägt eine st rikte Trennung<br />

zwischen <strong>de</strong>r Erwirtschaftung von Geldmitteln<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verwendung dieser Geldmittel vor. „Bei<br />

einer solchen Arbeitsteilung <strong>und</strong> Zusammenarbeit<br />

wür<strong>de</strong> zweifellos die Möglichkeit bestehen,<br />

die notwendige Geheimhaltung abzusichern <strong>und</strong><br />

darüber hinaus keine Überschneidung <strong>de</strong>r Arbeit<br />

einzelner Bereiche nach sich ziehen."<br />

Mit <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 61/66 vom 1. April 19667)<br />

durch <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s DDR-Ministerrates wur<strong>de</strong>n<br />

die Vorschläge Schalck-Golodkowskis, die er in<br />

<strong>de</strong>m Brief an Hermann Matern vorgelegt hatte, berücksichtigt<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich „Kommerzielle Koordinierung"<br />

gegrün<strong>de</strong>t. Der Minister für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> aufgefor<strong>de</strong>rt, zur<br />

Durchführung dieser Verfügung einen Bevollmächtigten<br />

zu bestellen.<br />

Unter <strong>de</strong>r Leiti<strong>de</strong>e, daß bestimmte Außenhan<strong>de</strong>lsun<br />

ternehmen <strong>und</strong> Unternehmen mit Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

funktionen <strong>de</strong>r DDR unter einer einheitlichen Lei-


tung stehen <strong>und</strong> einheitlich auftreten sollen, wer<strong>de</strong>n<br />

konkrete Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r dieses zu schaffen<strong>de</strong>n Bereichs<br />

skizziert. 4) (Im einzelnen han<strong>de</strong>lt es sich um<br />

die Unternehmen Zentralkommerz GmbH, Intrac<br />

GmbH, Transinter GmbH, Genex GmbH, Intershop<br />

GmbH sowie um die Versorgung <strong>de</strong>r Abteilung Inter<br />

basar <strong>de</strong>s VEB Schiffsversorgung Rostock mit Impo rt<br />

-waren durch das Unternehmen Zentralkommerz<br />

GmbH).<br />

Die Zielsetzung <strong>de</strong>s Bereichs KoKo wird in <strong>de</strong>r Verfügung<br />

Nr. 61/66 <strong>de</strong>s DDR-Ministerrates explizit <strong>de</strong>finiert:<br />

Im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Aktivitäten sollte die maximale<br />

Erwirtschaftung von konvertiblen Devisen<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Staatsplanes stehen!<br />

Ausdrücklich wird <strong>de</strong>m neuen Bereich die Durchführung<br />

<strong>de</strong>r kommerziellen Beziehungen mit Religionsgemeinschaften<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Institutionen übertragen;<br />

die in <strong>de</strong>r DDR zugelassenen privaten<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsfirmen F.C. Gerlach <strong>und</strong> G. Simon (ab<br />

16. 6. 1976: Carnet) wer<strong>de</strong>n ebenfalls diesem Bereich<br />

unterstellt. Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage einer zwischen <strong>de</strong>m<br />

Minister für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Staatlichen Verwaltung <strong>de</strong>r<br />

Staatsreserve zu treffen<strong>de</strong>n Vereinbarung soll <strong>de</strong>r<br />

neue Bereich auch zeitweilig Mittel <strong>de</strong>r Staatsreserve<br />

B 5) zur Erwirtschaftung zusätzlicher Deviseneinnahmen<br />

einsetzen.<br />

Am 7. Dezember 1966 wird Schalck-Golodkowski<br />

durch einen Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrates <strong>de</strong>r DDR als<br />

Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l bestätigt. 6) Die<br />

Funktion Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung wird in die Nomenklatur<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates aufgenommen.<br />

b) Das KoKo- Konzept in <strong>de</strong>r Schalck-Volpert<br />

Dissertation<br />

In <strong>de</strong>m Brief Schalcks an Matern vom 29. Dezember<br />

1965 geht es vor allen Dingen um Aktivitäten zur<br />

Erwirtschaftung von Son<strong>de</strong>rmitteln für die SED, weniger<br />

um ein Konzept für einen neu zu schaffen<strong>de</strong>n<br />

Bereich KoKo.<br />

Auch die von Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski <strong>und</strong><br />

Heinz Volpert an <strong>de</strong>r Juristischen Hochschule Potsdam<br />

(einer hauseigenen Lehr- <strong>und</strong> Forschungseinrichtung<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit in<br />

Potsdam/Eiche) eingereichte Gemeinschaftsdissertation<br />

mit <strong>de</strong>m sperrigen Titel „Zur Vermeidung ökonomischer<br />

Verluste <strong>und</strong> zur Erwirtschaftung zusätzlicher<br />

Devisen im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen Republik" ist „kein<br />

perspektivisches Strategiepapier, son<strong>de</strong>rn eine praxisbezogene<br />

Gelegenheitsarbeit mit vornehmlich<br />

taktischen Vorschlägen") zu zeitgeb<strong>und</strong>enen Fragen<br />

<strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Wi rtschaftsbeziehungen En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r 60er Jahre.<br />

Es lassen sich aus ihr aber doch die Gr<strong>und</strong>strukturen<br />

zukünftiger KoKo-Aktivitäten ableiten, vor allem<br />

auch die Denkrichtung <strong>de</strong>r Verfasser erkennen, auch<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

wenn nicht alle Vorschläge abgesegnet <strong>und</strong> in die Tat<br />

umgesetzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Diverse Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r, die in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Jahren ein beträchtliches Volumen erreichen sollten,<br />

wur<strong>de</strong>n nicht einmal angesprochen. Das betrifft u. a.<br />

die Kirchengeschäfte A <strong>und</strong> B, die ja schon 1970<br />

einen erheblichen Umfang erreicht hatten. Die<br />

<strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Transfers in <strong>de</strong>n 70er Jahren, wie<br />

Transitpauschale <strong>und</strong> die Verkehrsinvestitionen, waren<br />

Anfang 1970 we<strong>de</strong>r für Schalck/Volpert noch für<br />

das MfS in Sicht. Unerwähnt blieben die Geschäftsfel<strong>de</strong>r<br />

von Intershop, die sich nach <strong>de</strong>m Devisengesetz<br />

<strong>de</strong>r DDR von 1973 extrem aus<strong>de</strong>hnten <strong>und</strong> zu<br />

einem wichtigen Devisenbringer <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n.<br />

Ebenfalls unerwähnt blieben Geschäfte mit Kunst<strong>und</strong><br />

Antiquitäten bzw. die Möglichkeit von Waffengeschäften.<br />

Es ist u. E. nicht haltbar, die Disse rtation als ein skrupelloses<br />

Programm <strong>de</strong>r Wi rtschaftskriminalität zu interpretieren.<br />

Vielmehr geht es <strong>de</strong>n Autoren um die<br />

bestmögliche Ausnutzung <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rstatus <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls, <strong>de</strong>r sich vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>utschlandpolitischen Situation<br />

herausgebil<strong>de</strong>t hatte. Da nach Auffassung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland die DDR nicht zum Ausland<br />

zählte, konnte aus Bonner Sicht <strong>de</strong>r Waren- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungsverkehr mit ihr auch kein Außenhan<strong>de</strong>l<br />

sein. Es han<strong>de</strong>lte sich um Wirtschaftsbeziehungen<br />

„beson<strong>de</strong>rer Art ", was sich insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n<br />

schon frühzeitig getroffenen institutionellen <strong>und</strong><br />

rechtlichen Regelungen wi<strong>de</strong>rspiegelte.<br />

So wur<strong>de</strong> auf seiten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik schon im<br />

November 1949 die Treuhandstelle für Interzonenhan<strong>de</strong>l<br />

(seit 1982 Treuhandstelle für Industrie <strong>und</strong><br />

Han<strong>de</strong>l) geschaffen. Zunächst war sie ein Organ <strong>de</strong>s<br />

Deutschen Industrie- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lstages. 1963 wur<strong>de</strong><br />

sie <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium für Wi rtschaft unterstellt.<br />

Allerdings war <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l innerhalb -<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums nicht <strong>de</strong>r Außenwirtschaftsabteilung,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r für die gewerbliche Wi rtschaft zuständigen<br />

Abteilung Industrie zugeordnet. Selbst<br />

nach <strong>de</strong>r „staatlichen Anerkennung" <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Einrichtung Ständiger Vertretungen in Berlin<br />

(Ost) <strong>und</strong> Bonn erhielt die Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland keine han<strong>de</strong>lspolitischen Kompetenzen;<br />

hierfür war allein die Treuhandstelle zuständig.<br />

Die aus <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rrolle <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

resultieren<strong>de</strong>n rechtlichen Konsequenzen waren<br />

darin sichtbar, daß für <strong>de</strong>n Wirtschaftsverkehr mit <strong>de</strong>r<br />

DDR nicht das Außenwirtschaftsgesetz von 1961 galt.<br />

Er unterlag <strong>de</strong>m alliierten Militärrecht (Militärregierungsgesetz<br />

Nr. 53, vom 19. September 1949).<br />

Vertragsgr<strong>und</strong>lage dieses Han<strong>de</strong>ls war das „Berliner<br />

Abkommen" vom 20. 9. 1951. Es galt — mit Än<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>und</strong> Ergänzungen — in <strong>de</strong>r Fassung vom 16. August<br />

1960. Das Abkommen basierte auf <strong>de</strong>m „Frankfurter<br />

Abkommen" von 1949, in <strong>de</strong>m durch die<br />

„Verrechnungseinheit" (VE) die bis zum 30. Juni<br />

1990 angewandte Zahlungs- <strong>und</strong> Verrechnungsform<br />

geschaffen wur<strong>de</strong>. Die aus <strong>de</strong>m Waren- <strong>und</strong> Dienstleistungsverkehr<br />

resultieren<strong>de</strong>n Zahlungen wur<strong>de</strong>n<br />

ausschließlich im Verrechnungswege über bei<strong>de</strong> No-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

tenbanken (Deutsche B<strong>und</strong>esbank <strong>und</strong> Staatsbank<br />

<strong>de</strong>r DDR) abgewickelt <strong>und</strong> do rt verrechnet (Clea ring<br />

-Stelle). Die DDR konnte die VE, die faktisch <strong>de</strong>r<br />

DMark (West) entsprachen, nur im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l verwen<strong>de</strong>n, also nicht im übrigen Westhan<strong>de</strong>l.<br />

Im Gegensatz zu Bonn betrachtete Ostberlin die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

als Ausland. Entsprechend ordnete die<br />

DDR die <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Wirtschaftsbeziehungen<br />

als Außenwirtschaftsbeziehungen ein. Die DDR akzeptierte<br />

aber in allen <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

betreffen<strong>de</strong>n Fragen die Treuhandstelle als Verhandlungspartner;<br />

sie erkannte faktisch <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rstatus<br />

<strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls an.<br />

Die materiellen Konsequenzen, die sich aus <strong>de</strong>m<br />

Son<strong>de</strong>rstatus <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Wirtschaftsbeziehungen<br />

ergaben, waren knapp skizziert folgen<strong>de</strong>:<br />

8)<br />

(1) Da die DDR nach <strong>de</strong>r Rechtsauffassung Bonns<br />

nicht Ausland war, bestand für sämtliche Erzeugnisse<br />

aus <strong>de</strong>r DDR Zollfreiheit.<br />

(2) Landwirtschaftliche Erzeugnisse aus <strong>de</strong>r DDR<br />

unterlagen nicht <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rbestimmungen <strong>de</strong>s<br />

europäischen Agrarmarktes, es entfielen somit<br />

die sonst üblichen Abschöpfungen aus Drittlän<strong>de</strong>rn.<br />

(3) Die <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Wi rtschaftsbeziehungen<br />

unterlagen im völligen Gegensatz zum Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik speziellen umsatzsteuerlichen<br />

Regelungen. So wur<strong>de</strong>n die Bezüge<br />

aus <strong>de</strong>r DDR steuerlich entlastet, die Lieferungen<br />

in die DDR hingegen belastet.<br />

(4) Um einen ungehin<strong>de</strong>rten Leistungsaustausch zu<br />

sichern, wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Einführung eines zinslosen<br />

Überziehungskredits, <strong>de</strong>m sogenannten<br />

Swing, sichergestellt, daß ein nach erfolgter Verrechnung<br />

bestehen<strong>de</strong>r Saldo nicht unmittelbar<br />

ausgeglichen wer<strong>de</strong>n mußte.<br />

(5) Unternehmen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

erhielten bei Agrarlieferungen in die DDR<br />

keine Ausfuhrerstattungen durch die Europäische<br />

Gemeinschaft.<br />

Die Han<strong>de</strong>lspolitik gegenüber <strong>de</strong>r DDR war während<br />

<strong>de</strong>r Großen Koalition in <strong>de</strong>n Jahren 1966 bis 1969<br />

durch han<strong>de</strong>lsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Maßnahmen gekennzeichnet.<br />

So wur<strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esgarantien geschaffen, eine<br />

Gesellschaft zur Finanzierung von Industrieanlagen<br />

(GEFi) gegrün<strong>de</strong>t, die Bezüge aus <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n<br />

liberalisiert, <strong>de</strong>r Swing dynamisiert, <strong>und</strong> auf die Wi<strong>de</strong>rrufsklausel<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Sal<strong>de</strong>nausgleich wur<strong>de</strong> verzichtet.<br />

Zu <strong>de</strong>n han<strong>de</strong>lsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Maßnahmen zählten<br />

die Vereinfachung <strong>de</strong>s Verfahrens durch<br />

weitgehen<strong>de</strong>n Verzicht auf die Einzelgenehmigung<br />

je<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsgeschäfts (Übergang zur allgemeinen<br />

Genehmigung) sowie die Son<strong>de</strong>rregelung zum<br />

Mehrwertsteuergesetz.<br />

Die politische, auch die wirtschaftspolitische Situation<br />

<strong>de</strong>r DDR En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er Jahre war durch neue<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen für die Herrschaftsposition <strong>de</strong>r<br />

SED-Führung gekennzeichnet. Als Grün<strong>de</strong> hierfür<br />

sind stichpunktartig zu nennen:<br />

— Einmarsch <strong>de</strong>r Truppen <strong>de</strong>s Warschauer Paktes in<br />

die CSFR im August 1968;<br />

— die sich abzeichnen<strong>de</strong> neuerliche Krise in Polen<br />

unter Gomulka;<br />

— die beginnen<strong>de</strong> Moskauer Entspannungspolitik<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Westen, die bei Ulbricht auf Wi<strong>de</strong>rstand<br />

stieß;<br />

— Verhandlungskontakte zwischen <strong>de</strong>r Führungsmacht<br />

Osteuropas <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Westmächten sowie<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, die in die Verträge<br />

mit Moskau <strong>und</strong> Warschau 1970 mün<strong>de</strong>ten<br />

<strong>und</strong> 1971 zum Abschluß <strong>de</strong>s Vier-Mächte-Abkommens<br />

über Berlin führten;<br />

— die Politik <strong>de</strong>r sozial-liberalen Regierungskoalition<br />

gegenüber Osteuropa <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR;<br />

— das Scheitern <strong>de</strong>r 1963 mit <strong>de</strong>m „neuen ökonomischen<br />

System <strong>de</strong>r Planung <strong>und</strong> Leitung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft"<br />

(NÖSPL) begonnenen <strong>und</strong> ab 1967 mit<br />

<strong>de</strong>m „ökonomischen System <strong>de</strong>s Sozialismus"<br />

(ÖSS) weitergeführten Reformpolitik.<br />

Die politische <strong>und</strong> wirtschaftspolitische Situation <strong>de</strong>r<br />

DDR war also von Unsicherheit <strong>und</strong> Spannung geprägt.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> beschäftigt sich die<br />

Dissertation mit <strong>de</strong>r Vermeidung ökonomischer Verluste<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Erwirtschaftung zusätzlicher Devisen<br />

in <strong>de</strong>n Wirtschaftsbeziehungen zu „West<strong>de</strong>utschland<br />

<strong>und</strong> Westberlin". Sieht man einmal von <strong>de</strong>n i<strong>de</strong>ologischen<br />

Gr<strong>und</strong>positionen ab, so vermittelt diese Arbeit<br />

ein realistisches Bild von <strong>de</strong>n Vorteilen, die die DDR<br />

aus <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rstatus <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls erzielen konnte.<br />

Um ökonomische Verluste gar nicht erst entstehen zu<br />

lassen, wird vorgeschlagen, zur Ausschaltung von<br />

Unordnung, Schlamperei, Leichtfertigkeit, Unkenntnis<br />

o<strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>r Leitungstätigkeit im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Zollfahndung <strong>und</strong> Zollermittlung organisatorische -<br />

Verän<strong>de</strong>rungen vorzunehmen: „Die Leitung <strong>de</strong>r Zollverwaltung<br />

<strong>de</strong>r DDR, die gegenwärtig <strong>de</strong>m Minister<br />

für Außenwirtschaft <strong>de</strong>r DDR untersteht, ist durch in<br />

<strong>de</strong>r politisch-operativen Arbeit erfahrene Offiziere<br />

<strong>de</strong>s MfS zu verstärken. Anleitungs- <strong>und</strong> kontrollmäßig<br />

ist die Zollverwaltung offiziell <strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Außenwirtschaftsminister <strong>de</strong>r DDR für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zu unterstellen. " 9 )<br />

Die Intercontrol GmbH, ein juristisch selbständiger<br />

Dienstleistungsbetrieb <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r direkt <strong>de</strong>m Minister<br />

für Außenwirtschaft <strong>de</strong>r DDR unterstand, sollte<br />

verstärkt in die Bekämpfung <strong>de</strong>r (angeblichen) „Störtätigkeit"<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n sowie zur Vermin<strong>de</strong>rung<br />

von Devisenverlusten beitragen. Die Aufgabe<br />

von Intercontrol bestand da rin, Qualitätsnormen bei<br />

Erzeugnissen festzulegen, diese zu überwachen <strong>und</strong><br />

zu kontrollieren. Schalck <strong>und</strong> Volpert werfen Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>r Intercontrol GmbH vor, zum Scha<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

DDR-Volkswirtschaft west<strong>de</strong>utschen <strong>und</strong> Westberliner<br />

Abnehmern zu sehr entgegenzukommen. Die<br />

Verfasser schlagen <strong>de</strong>shalb vor, daß die Zollfahndung<br />

Intercontrol untersucht <strong>und</strong> dies zum Anlaß genommen<br />

wird, „<strong>de</strong>n Minister für Außenwirtschaft zu<br />

beauftragen, eine Kommission zur Überprüfung <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsweise <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ka<strong>de</strong>rbestan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Intercontrol-Beauftragten<br />

einzusetzen", sowie die Leitung


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

gegen konvertible Devisen zur Verfügung gestellt<br />

<strong>de</strong>r Intercontrol GmbH durch „in <strong>de</strong>r politisch-opera- durch echte Wahrnehmung von Vertreterfunktiotiven<br />

Arbeit erfahrene Offiziere <strong>de</strong>s MfS im beson<strong>de</strong>nen im Sinne von spezifischen Firmenvertretunren<br />

Einsatz zu besetzen. " 10) Dieses zentrale Kontrollgen einschließlich K<strong>und</strong>enberatung <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enorgan<br />

sollte <strong>de</strong>m Bereich KoKo „kontroll- <strong>und</strong> dienst international übliche Anteile <strong>de</strong>r<br />

anleitungsmäßig" offiziell unterstellt wer<strong>de</strong>n, das kalkulierten Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Werbekosten als Provi-<br />

heißt konkret Schalck-Golodkowski.<br />

sion sowie Vertreterzuschüsse in freien Devisen<br />

Sowohl in die Zollverwaltung als auch in die Inter<br />

control GmbH dürften verstärkt Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS<br />

Eingang gef<strong>und</strong>en haben.<br />

zu realisieren;<br />

durch eine allseitige Impo rt- <strong>und</strong> Exportkoordinierung<br />

(Kompensationsgeschäfte, die Verfasser)<br />

zusätzliche Exportmöglichkeiten <strong>de</strong>r DDR in das<br />

Die Vorschläge, die Zollverwaltung wie auch Inter nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet zu erschlie-<br />

control direkt <strong>de</strong>m Bereich KoKo zu unterstellen, sind ßen;<br />

nicht umgesetzt wor<strong>de</strong>n. Zumin<strong>de</strong>stens ist nicht bekannt,<br />

daß Schalck auf die Intercontrol GmbH unmittelbaren<br />

Einfluß hat nehmen können. Im Bereich<br />

Zollfahndung <strong>und</strong> Zollermittlung erhielt Schalck-Go-<br />

durch inoffizielles Personenstudium ausländischer<br />

Han<strong>de</strong>lspa rtner Kontaktpersonen unter diesen<br />

aufzuklären <strong>und</strong> zu erfassen;<br />

lodkowski eine Reihe von Koordinierungs- <strong>und</strong> Wei- durch Einrichtung eigener Außenstellen <strong>de</strong>r Transungsbefugnissen.<br />

„Die Verfügung <strong>de</strong>s Ministerrats sinter in <strong>de</strong>n Industriezentren <strong>de</strong>r DDR die Reise-<br />

Nr. 87/71 vom 25. Juni 1971, 11) die offenbar erst 1975 tätigkeit <strong>de</strong>r Vertreter kapitalistischer Firmen in<br />

in Kraft gesetzt wur<strong>de</strong>, übertrug Schalck die Aufga- die DDR auf ein kontrollierbares Minimum einzube,<br />

Fragen <strong>de</strong>r Zollkontrolle zwischen <strong>de</strong>n einzelnen schränken;<br />

Bereichen <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenwirtschaft <strong>und</strong><br />

an<strong>de</strong>ren Einrichtungen zu koordinieren sowie ein Informationssystem<br />

für die Zollorgane zur Durchsetzung<br />

gesamtvolkswirtschaftlicher Interessen <strong>und</strong> die<br />

Zusammenarbeit mit „an<strong>de</strong>ren Kontrollorganen" zu<br />

organisieren. Schalck erhielt auch das Recht, bei Störungen<br />

im kommerziellen Warenverkehr über die<br />

durch Kontrolle <strong>de</strong>s Reiseverkehrs von West<strong>de</strong>utschen,<br />

Westberlinern o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren ausländischen<br />

Geschäftspartnern, spezifische Aufgaben <strong>de</strong>r inneren<br />

Abwehr <strong>de</strong>r „Störtätigkeit" durch Transinter<br />

im Zusammenwirken mit <strong>de</strong>n Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s MfS zu übernehmen. " 15)<br />

Grenzen <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>n beteiligten Staatsorganen, Entgegen <strong>de</strong>n Vorschlägen in <strong>de</strong>r Disse rtation hat die<br />

wirtschaftsleiten<strong>de</strong>n Organen, Bet rieben <strong>und</strong> Institu- Transinter GmbH zwar keine Außenstellen eingetionen<br />

Auflagen zu erteilen <strong>und</strong> über <strong>de</strong>ren Realisierichtet, gleichwohl konnte das Anfragemonopol für<br />

rung Rechenschaft zu verlangen. Die materielle Be- Lieferungen aus <strong>de</strong>m Westen weitgehend umgesetzt<br />

<strong>de</strong>utung dieser Zuständigkeiten ist schwer wer<strong>de</strong>n. DDR-Betriebe, die Impo rte aus <strong>de</strong>m Westen<br />

abzuschätzen, insbeson<strong>de</strong>re wieweit sie im Ergebnis<br />

<strong>de</strong>n Vorschlägen <strong>de</strong>r Disse rtation nahegekommen<br />

tätigen wollten, mußten das über die staatlichen <strong>und</strong><br />

nichtstaatlichen Vertreterfirmen <strong>de</strong>r DDR o<strong>de</strong>r über<br />

sind. „Der Untersuchungsausschuß bewe rtet sie in ausländische, durch die DDR gelenkte Vertreterorga-<br />

seinem 2. Teilbericht 12) ... als Errichtung einer eigenisationen tun.<br />

nen Zollhoheit für KoKo, die auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />

Warengeschäfte ohne Information <strong>und</strong> Kontrollmöglichkeit<br />

<strong>de</strong>r Zollämter hätte tätigen können. " 13)<br />

Die Verfasser <strong>de</strong>r Disse rtation schlagen auch ein spezielles<br />

Kreditprogramm <strong>de</strong>s Bereichs KoKo zur Vorfi- -<br />

nanzierung von Technologieimporten vor. Da die<br />

Zur „Vermeidung ökonomischer Verluste" wer<strong>de</strong>n RGW-Partnerstaaten nicht in <strong>de</strong>r Lage seien, <strong>de</strong>n Be-<br />

auch Vorschläge zur Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Vertretersystems<br />

gemacht. Zur Ausschaltung <strong>de</strong>r „Störtätigkeit"<br />

westlicher Vertreter in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> zur Erwirtschaftung<br />

zusätzlicher Devisen wird verlangt, daß die Importgeschäfte<br />

aus <strong>de</strong>m NSW über die 1964 gegrün<strong>de</strong>te<br />

Transinter die zum KoKo-Bereich gehört,<br />

abgewickelt wer<strong>de</strong>n. „Die Stellung von Transinter<br />

war bereits durch die Verfügung 121/69 <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

vom 24. Juli 1969 gestärkt wor<strong>de</strong>n, die allen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben auferlegte, Anfragen <strong>und</strong><br />

das Einholen von Angeboten im Westen nur im Einvernehmen<br />

mit <strong>de</strong>n staatlichen Vertreterfirmen <strong>de</strong>r<br />

DDR vorzunehmen. " 14) Schalck <strong>und</strong> Volpert sehen<br />

die Hauptaufgaben <strong>de</strong>r staatlichen Vertretergesellschaften<br />

(Transinter) da rin:<br />

— durch Koordinierung <strong>de</strong>r Außenwirtschaftstätigdarf<br />

<strong>de</strong>r DDR an Rohstoffen <strong>und</strong> an produktiven Maschinen<br />

<strong>und</strong> Anlagen voll zu bef riedigen, sollen<br />

schlüsselfertige Produktionsanlagen auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage<br />

langfristiger Kredite importiert wer<strong>de</strong>n, um vor<br />

allen Dingen die Automatisierungspolitik zu unterstützen.<br />

Diese außerplanmäßigen Projekte sollten<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich KoKo organisiert wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r damals<br />

schon im Rahmen von sogenannten Industrievereinbarungen<br />

ähnliche Projekte durchführte. Firmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

sollten auf eigene Rechnung Anlagen, Geräte (o<strong>de</strong>r<br />

auch Rohstoffe) für die volkseigenen Bet riebe bzw.<br />

Kombinate aus <strong>de</strong>m NSW importieren. Finanziert<br />

wer<strong>de</strong>n sollten diese Importe aus <strong>de</strong>r daraus resultieren<strong>de</strong>n<br />

Mehrproduktion. Diese (o<strong>de</strong>r ein Teil davon)<br />

sollte <strong>de</strong>m Bereich KoKo zur Verwertung im Expo rt<br />

keit <strong>de</strong>r volkseigenen Kombinate, volkseigenen wer<strong>de</strong>n. Mit diesen Westexporterlösen sollten die Ko-<br />

Betriebe <strong>und</strong> Betriebe an<strong>de</strong>rer Eigentumsformen, Ko intern geschul<strong>de</strong>ten Zinsen <strong>und</strong> Kredite abgelöst<br />

die zur Zeit noch unkontrollierbaren Kontakte ... wer<strong>de</strong>n. „Die Industrievereinbarungen.. haben sich<br />

(zu) kapitalistischen Konzernen, Produktions-, im Laufe <strong>de</strong>r Zeit ... immer mehr durchgesetzt <strong>und</strong><br />

Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Vertreterfirmen <strong>und</strong> ihre Expo rte in sind zu einem wichtigen Element <strong>de</strong>r DDR-Wirt-<br />

die DDR unter einheitliche Kontrolle zu bekomschaft gewor<strong>de</strong>n, beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r chemischen Indumen;strie<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Leichtindustrie; KoKo versorgte z. B.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

durch <strong>de</strong>n Absatz von Mineralölprodukten, die mit<br />

ihrer Hilfe in Schwedt zusätzlich erzeugt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten, <strong>de</strong>n West-Berliner Markt. Die großen Hotelbauten<br />

<strong>de</strong>r achtziger Jahre sind nach einem ähnlichen<br />

Schema wie die Industrievereinbarungen abgewickelt<br />

wor<strong>de</strong>n. "16)<br />

Die für die damalige Zeit wichtigsten KoKo-Unternehmen<br />

Intrac <strong>und</strong> Zentralkommerz wiesen 1968<br />

einen Nettogewinn in Höhe von 122 Mio. VM aus. 17 )<br />

Die Gewinne <strong>de</strong>r Intrac <strong>und</strong> Zentralkommerz im Jahre<br />

1968 wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Verkauf von Waren verschie<strong>de</strong>ner<br />

Herkunft über spezielle Außenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte<br />

realisiert, die vom Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Ministerrates, zum Teil wohl auch durch das Politbüro<br />

speziell genehmigt wer<strong>de</strong>n mußten. Diese Waren<br />

stammten aus<br />

<strong>de</strong>m zentralen Warenfonds <strong>de</strong>r materiellen<br />

Staatsreserve,<br />

<strong>de</strong>m wegen ungenügen<strong>de</strong>r Devisenrentabilität im<br />

Volkswirtschaftsplan nicht aufgenommenen Warenfonds,<br />

nicht ausgelasteten Produktionskapazitäten,<br />

Lohnvere<strong>de</strong>lungen, für die zusätzliche Rohstoffe<br />

aus <strong>de</strong>m NSW importiert wor<strong>de</strong>n waren,<br />

<strong>de</strong>m Reexport von Gütern, die aus <strong>de</strong>n sozialistischen<br />

Län<strong>de</strong>rn eingeführt <strong>und</strong> zum Teil für <strong>de</strong>n<br />

NSW-Export vere<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n waren.<br />

Daneben wur<strong>de</strong>n Switch- <strong>und</strong> Finanztransaktionen<br />

durchgeführt.<br />

Schalck <strong>und</strong> Volpert entwickelten für Intrac <strong>und</strong> Zentralkommerz<br />

weitere Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r, aus <strong>de</strong>nen bis<br />

1975 zusätzliche Deviseneinnahmen in Höhe von<br />

120-150 Mio. VM resultieren könnten. 18) Im einzelnen<br />

schlugen Schalck <strong>und</strong> Volpert vor:<br />

— Teile <strong>de</strong>r materiellen Staatsreserve sollten über<br />

Intrac <strong>und</strong> Zentralkommerz „monetarisiert" wer<strong>de</strong>n,<br />

um u. a. durch Geldanlagen Zinseinnahmen<br />

zu erzielen. „Danach ist mit jeweiliger Genehmigung<br />

<strong>de</strong>s Politbüros verfahren wor<strong>de</strong>n. Die verkauften<br />

Positionen mußten jedoch nach einem<br />

halben Jahr wie<strong>de</strong>r aufgefüllt wer<strong>de</strong>n. Durch Politbürobeschluß<br />

konnte die materielle Staatsreserve<br />

auch auf Dauer herabgesetzt wer<strong>de</strong>n; das ist<br />

zum Beispiel bei Kupfer geschehen. " 19 )<br />

— Produktionskapazitäten sollten daraufhin geprüft<br />

wer<strong>de</strong>n, ob sie bei außerplanmäßiger Bereitstellung<br />

von Rohstoffen <strong>und</strong> Halbfertigerzeugnissen<br />

dreischichtig ausgelastet wer<strong>de</strong>n können. Zusatzexporte<br />

in das NSW sollten durch zusätzliche,<br />

über Hartwährungskredite finanzierte Impo rte<br />

von Investitionsgütern, die schnell produktionswirksam<br />

wer<strong>de</strong>n, ermöglicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei<strong>de</strong> Vorschläge wur<strong>de</strong>n realisiert, wobei <strong>de</strong>r Impo rt<br />

von durch KoKo vorfinanzierte Maschinen <strong>und</strong> Ausrüstungen<br />

zum weitaus wichtigsten Tätigkeitsfeld<br />

<strong>de</strong>r KoKo-AHB Intrac <strong>und</strong> BIEG wur<strong>de</strong>.<br />

Nur in Ansätzen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorschlag verwirklicht,<br />

umfassend Rohstoffreserven in an<strong>de</strong>ren Staaten (z. B.<br />

in <strong>de</strong>r Republik Kuba, VR Korea, VR China <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Republik Indien) zu erschließen. Über abge<strong>de</strong>ckte<br />

DDR-Firmen sollte das niedrige Lohnniveau in <strong>de</strong>n<br />

genannten Län<strong>de</strong>rn genutzt wer<strong>de</strong>n. Allerdings: Die<br />

DDR hat sich später an <strong>de</strong>r Nutzung von Rohstoffreserven<br />

beteiligt, so unter an<strong>de</strong>rem an einem vom<br />

RGW getragenen Projekt einer Nickelhütte in Kuba.<br />

Dieses Projekt lief allerdings nicht unter <strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>rführung<br />

von KoKo, son<strong>de</strong>rn über <strong>de</strong>n Planbereich.<br />

„KoKo hat aber Projekte in Mozambique (u. a. Steinkohle)<br />

betreut, die aus politischen Grün<strong>de</strong>n übernommen<br />

wer<strong>de</strong>n mußten, sehr kompliziert verliefen<br />

<strong>und</strong> insgesamt wenig wi rtschaftlich gewesen sein<br />

dürften. " 20)<br />

Der Vorschlag, eine Freihan<strong>de</strong>lszone im Überseehafen<br />

Rostock einzurichten, wur<strong>de</strong> nicht verwirklicht.<br />

Unter Fe<strong>de</strong>rführung <strong>de</strong>s Bereichs KoKo, speziell <strong>de</strong>n<br />

abge<strong>de</strong>ckten DDR-eigenen Firmen, sollte eine solche<br />

Freihan<strong>de</strong>lszone für die Durchführung volkswirtschaftlich<br />

attraktiver Geschäfte zur Verfügung stehen.<br />

Ohne daß Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Lagergeschäfte in einen<br />

unmittelbaren Zusammenhang mit <strong>de</strong>r DDR zu bringen<br />

gewesen wären, sollten ausländische Unternehmen,<br />

darunter auch abge<strong>de</strong>ckte DDR-Firmen, z. B.<br />

Reexporte tarnen, Han<strong>de</strong>lsgeschäfte mit großen Gewinnen<br />

durchführen (z. B. Geschäfte mit rho<strong>de</strong>sischen<br />

Waren), in <strong>de</strong>r DDR hergestellte Halbfertigerzeugnisse<br />

als zentrale o<strong>de</strong>r aus an<strong>de</strong>ren<br />

kapitalistischen Län<strong>de</strong>rn herkömmliche Ware konfektionieren<br />

(z. B. Spirituosen <strong>und</strong> Zigaretten) <strong>und</strong><br />

Konsignationslager von kapitalistischen Firmen treuhän<strong>de</strong>risch<br />

verwalten. " 21 )<br />

We<strong>de</strong>r im Überseehafen Rostock noch an an<strong>de</strong>rer<br />

Stelle <strong>de</strong>r DDR ist eine Freihan<strong>de</strong>lszone installiert<br />

wor<strong>de</strong>n. Die vorgeschlagenen Aktivitäten jedoch<br />

können in dieser o<strong>de</strong>r etwas abgewan<strong>de</strong>lter Form<br />

später durchaus durchgeführt wor<strong>de</strong>n sein.<br />

Einen sehr breiten Raum nehmen die Vorschläge ein,<br />

daß die DDR eigene o<strong>de</strong>r von ihr kontrollierte abge-<br />

<strong>de</strong>ckte Firmen im westlichen Ausland grün<strong>de</strong>n bzw. -<br />

sich an bereits bestehen<strong>de</strong>n Firmen beteiligen sollte.<br />

Diese Unternehmen sollten kommerziellen <strong>und</strong> operativen<br />

Zielen dienen. Je nach Zielsetzung sei es<br />

„zweckmäßig, verschie<strong>de</strong>ne Arten von abge<strong>de</strong>ckten<br />

Firmen in ausgewählten nichtsozialistischen Län<strong>de</strong>rn<br />

zu grün<strong>de</strong>n" (im folgen<strong>de</strong>n wörtlich aus <strong>de</strong>r Disse rtation,<br />

<strong>de</strong>r Stil ist Schalck bzw. Volpert anzulasten, <strong>de</strong>r<br />

Fettdruck wur<strong>de</strong> von uns vorgenommen, die Verf.):<br />

„ 1. DDR-eigene abge<strong>de</strong>ckte Han<strong>de</strong>lsfirmen, die auf<br />

lange Sicht auf <strong>de</strong>m internationalen Markt wirksam<br />

sind bzw. abge<strong>de</strong>ckte Beteiligungen in führen<strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>lshäusern.<br />

2. Abge<strong>de</strong>ckter Kauf bzw. Beteiligung an lukrativen<br />

Produktionsfirmen im kapitalistischen Ausland.<br />

3. Gründung von abge<strong>de</strong>ckten DDR-eigenen Han<strong>de</strong>lsfirmen,<br />

die unter Einsatz von wenig Gr<strong>und</strong>kapital<br />

speziell für risikovolle Geschäfte eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

4. Briefkastenfirmen — die ausschließlich zur Ab<strong>de</strong>ckung<br />

risikovoller Geschäfte <strong>und</strong> Son<strong>de</strong>roperationen<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n. " 22)<br />

Zu Anfang <strong>de</strong>r 70er Jahre gab es nur wenige abge<br />

<strong>de</strong>ckte DDR-eigene Firmen im westlichen Ausland.<br />

In <strong>de</strong>r Dissertation wer<strong>de</strong>n 16 gemischte Gesellschaf-


ten erwähnt, die als Absatzorgane von Exportbetrieben<br />

<strong>und</strong> als Briefkastenfirmen agieren.<br />

Folgen<strong>de</strong> Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r abge<strong>de</strong>ckten DDR-eigenen<br />

Firmen im westlichen Ausland wer<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs<br />

hervorgehoben.<br />

Das Hauptanliegen <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r abge<strong>de</strong>ckten<br />

Firmen sahen die Verfasser in <strong>de</strong>r Erwirtschaftung<br />

zusätzlicher außerplanmäßiger freier<br />

Devisen.<br />

— Die Firmen sollten darüber hinaus „operativ" genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n, vor allem zum Sammeln von Wi rt<br />

-schaftsinformationen <strong>und</strong> zum Beschaffen wichtiger<br />

Forschungsergebnisse. Über die „operativ"<br />

agieren<strong>de</strong>n, abge<strong>de</strong>ckten Unternehmen sollten<br />

aber auch Spitzentechnologieerzeugnisse sowie<br />

<strong>de</strong>r Cocom-Exportkontrollpolitik unterliegen<strong>de</strong><br />

Waren für die DDR beschafft wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch wenn <strong>de</strong>r han<strong>de</strong>lspolitische Ansatz im Mittelpunkt<br />

<strong>de</strong>r Überlegungen von Schalck <strong>und</strong> Volpert<br />

stand, so waren die Verfasser bemüht, die Interessen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s MfS zu verbin<strong>de</strong>n.<br />

So führten sie wörtlich zu <strong>de</strong>n abge<strong>de</strong>ckten DDReigenen<br />

Firmen aus: „Die kommerzielle <strong>und</strong> operative<br />

Nutzung solcher Firmen setzt im MfS eine fe<strong>de</strong>rführen<strong>de</strong><br />

Abteilung voraus. "23)<br />

Detailliert wur<strong>de</strong>n Überlegungen angestellt, wie die<br />

Gründung <strong>de</strong>r abge<strong>de</strong>ckten Firmen zu erfolgen habe,<br />

welche Rechtsform zweckmäßig sei, wie die Auswahl<br />

<strong>und</strong> Steuerung <strong>de</strong>r Treuhän<strong>de</strong>r, Notare <strong>und</strong><br />

Vertrauensbanken zu bewerkstelligen sei, welche<br />

Standorte die abge<strong>de</strong>ckten Firmen haben <strong>und</strong> wie<br />

die Unternehmen von KoKo in Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>m MfS gesteuert wer<strong>de</strong>n sollen, daß die Revision<br />

<strong>de</strong>r abge<strong>de</strong>ckten Firmen ausschließlich durch das<br />

MfS zu erfolgen habe, etc.<br />

Die aus diesen Überlegungen resultieren<strong>de</strong>n Vorschläge<br />

von Schalck <strong>und</strong> Volpert sind in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Jahren weitestgehend verwirklicht wor<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>n Hauptabteilungen I, II <strong>und</strong> III sowie in <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Firmen wur<strong>de</strong> dieses Konzept umgesetzt.<br />

24 )<br />

c) Das Wachstum <strong>de</strong>s Bereichs KoKo<br />

KoKo wur<strong>de</strong> — wie oben ausgeführt — bereits 1966<br />

durch Verfügung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

unter an<strong>de</strong>rem mit <strong>de</strong>m Ziel gegrün<strong>de</strong>t, in maximalem<br />

Umfang harte Devisen außerhalb <strong>de</strong>s Plans zu<br />

erwirtschaften. 25 )<br />

„In <strong>de</strong>n Jahren ab 1972 wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage<br />

von Verfügungen <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

die Aufgaben <strong>und</strong> Vollmachten <strong>de</strong>s Bereichs ständig<br />

erweitert. " 26) Unter Beibehaltung <strong>de</strong>r alten Bezeichnung<br />

„Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l — Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung" erfolgte aufgr<strong>und</strong><br />

eines Politbürobeschlusses vom 2. 11. 1976 die direkte<br />

Unterstellung unter <strong>de</strong>n Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED<br />

Günter Mittag. Damit war KoKo faktisch aus <strong>de</strong>m<br />

Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

ausgeschie<strong>de</strong>n. Der Minister für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

wur<strong>de</strong> zunächst noch sporadisch, dann aber gar<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

nicht mehr von Schalck informiert. 27) Ab 1977 arbeite<br />

te <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung nach<br />

einer von G. Mittag bestätigten internen Ordnung. 28)<br />

Schalck war neben seiner Funktion als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo Offizier <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

<strong>und</strong> Mielke direkt unterstellt <strong>und</strong> diesem<br />

persönlich rechenschaftspflichtig. Dokumentiert<br />

wird die enge Verflechtung <strong>de</strong>s Bereichs KoKo mit<br />

<strong>de</strong>m MfS durch <strong>de</strong>n Befehl 14/83, mit <strong>de</strong>m im MfS die<br />

Bildung einer speziellen „Arbeitsgruppe Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung" (AG BKK) erfolgte. Sie<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Stellvertreter Mielkes direkt unterstellt.<br />

29 )<br />

Seit Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre waren die Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo im Gr<strong>und</strong>satz abgesteckt. In <strong>de</strong>n<br />

folgen<strong>de</strong>n Jahren erweiterten sich zwar noch die<br />

ökonomischen Aktivitäten — so wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Bereich<br />

etwa die Koordinierung <strong>de</strong>r Wirtschaftsbeziehungen<br />

mit afrikanischen Schwerpunktlän<strong>de</strong>rn, die Beschaffung<br />

von Embargowaren <strong>und</strong> <strong>de</strong>r sogenannte „inoffizielle"<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l übertragen —, doch im wesentlichen<br />

scheint sich seit<strong>de</strong>m vor allem die Intensität<br />

<strong>und</strong> die Art <strong>und</strong> Weise <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Operationen<br />

geän<strong>de</strong>rt zu haben. Vorliegen<strong>de</strong> Gewinngrößen<br />

ausgewählter KoKo-AHB belegen ebenso wie<br />

Angaben über erwirtschaftete bzw. an das MdF abgeführte<br />

Devisen, daß <strong>de</strong>r Bereich KoKo in <strong>de</strong>n 70er<br />

Jahren ein kontinuierliches <strong>und</strong> hohes Wachstum seiner<br />

Geschäftstätigkeiten zu verzeichnen hatte. Ein<br />

Teil dieses quantitativen Wachstums resultierte offenbar<br />

aus <strong>de</strong>r Einglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Parteifirmen. Obgleich<br />

auch in <strong>de</strong>n 80er Jahren weitere Varianten<br />

bewährter Aktivitäten eingeführt wur<strong>de</strong>n (Lohnvere<strong>de</strong>lung<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Landwirtschaft, Impo rte im<br />

Rahmen von sogenannten Industrievereinbarungen<br />

etc.), stieß <strong>de</strong>r Bereich KoKo offenbar mehr <strong>und</strong> mehr<br />

an Grenzen.<br />

-<br />

d) Zielschwerpunkte <strong>und</strong> Zielkonflikte<br />

Man kann nur darüber spekulieren, ob <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

wie sich das Zielsystem <strong>de</strong>s KoKo-Bereichs<br />

im Zeitablauf geän<strong>de</strong>rt hat. Oberstes Ziel war zweifellos<br />

immer die Devisenerwirtschaftung. Doch Devisenerwirtschaftung<br />

ist unter makroökonomischem<br />

Aspekt kein letztes Ziel. Sie ist nur ein Vorziel zur<br />

Erreichung an<strong>de</strong>rer ökonomischer <strong>und</strong> politischer<br />

Ziele. KoKo war sowohl Teil <strong>de</strong>s Wi rtschaftssystems<br />

<strong>und</strong> damit eine makroökonomische Institution mit<br />

volkswirtschaftlichem Auftrag; in Teilen (was die<br />

Hauptabteilung I <strong>und</strong> die Abteilung Firmen betrifft)<br />

war <strong>de</strong>r Bereich aber auch eine A rt einzelwirtschaftlicher<br />

Konzern, <strong>de</strong>r primär Gewinne für die „Eigentümer"<br />

— das MfS <strong>und</strong> die Partei — zu erwirtschaften<br />

hatte. Dies bedingte gewisse Inkonsistenzen im Zielsystem<br />

<strong>de</strong>s Bereichs.<br />

Während in <strong>de</strong>r Gründungsphase <strong>de</strong>s Bereichs KoKo<br />

bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er Jahre die Erwirtschaftung von Devisen<br />

für das MfS <strong>und</strong> das ZK das Schwerpunktziel<br />

gewesen zu sein scheint, stand, so hat es je<strong>de</strong>nfalls<br />

<strong>de</strong>n Anschein, in <strong>de</strong>n 70er Jahren hinter <strong>de</strong>m Devisenerwirtschaftungsziel<br />

primär die Absicht, mittels<br />

dieser Devisen Investitionsgüterimporte zu finanzie-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ren, die die Wachstumskräfte <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft<br />

stärken sollten. Unter <strong>de</strong>m Schock drohen<strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit<br />

zu Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre <strong>und</strong> angesichts<br />

weiter wachsen<strong>de</strong>r externer Verschuldung verschob<br />

sich die Zielstellung. Nunmehr kam es vor<br />

allem darauf an, unter kurzfristigem Aspekt Devisen<br />

zur Sicherung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit <strong>und</strong> Kreditwürdigkeit<br />

zu erwirtschaften. Die Verbesserung <strong>de</strong>r Kreditbonität<br />

<strong>de</strong>r DDR erfor<strong>de</strong>rte einen gewissen Guthabenstand<br />

bei westlichen Banken. Devisen mußten<br />

hierfür bereitgestellt wer<strong>de</strong>n. Intern wur<strong>de</strong>n — ohne<br />

Kenntnis <strong>de</strong>s Planbereichs — Reserven gebil<strong>de</strong>t.<br />

Damit ergab sich zwangsläufig ein Konflikt im Zielsystem<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo, <strong>de</strong>r darin bestand, daß das<br />

kurzfristige Ziel <strong>de</strong>r Erwirtschaftung von Devisen<br />

ständig in stärkeren Wi<strong>de</strong>rspruch geriet zu <strong>de</strong>r mittel-<br />

bis langfristigen Zielsetzung <strong>de</strong>r Stärkung <strong>de</strong>r<br />

binnenwirtschaftlichen Produktivkraft. Mit an<strong>de</strong>ren<br />

Worten, die Erzielung monetärer Ergebnisse um je<strong>de</strong>n<br />

Preis <strong>und</strong> in möglichst kurzer Frist geriet mehr<br />

<strong>und</strong> mehr in Wi<strong>de</strong>rspruch zu <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Effizienzerhöhung<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft.<br />

2. Hauptaufgaben <strong>und</strong> wichtigste<br />

Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r<br />

Obgleich die Partei- <strong>und</strong> Staatsführung mit <strong>de</strong>r Gründung<br />

von KoKo <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Übertragung immer neuer<br />

Aufgaben auf diesen Bereich nicht nur wirtschaftliche<br />

Ziele verfolgte <strong>und</strong> Schalcks persönliches Engagement<br />

bei <strong>de</strong>r Ausweitung <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten<br />

eine nicht geringe Rolle gespielt zu haben scheint, ist<br />

— unabhängig von <strong>de</strong>n Motiven Schalcks nicht zu<br />

bezweifeln, daß KoKo wichtige Aufgaben für die<br />

DDR-Volkswirtschaft wahrnehmen sollte <strong>und</strong> auch<br />

tatsächlich wahrgenommen hat. In einem Papier mit<br />

<strong>de</strong>m Titel „Zentrale Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Bereiches<br />

Kommerzielle Koordinierung " 31 wer<strong>de</strong>n die Aufgaben<br />

<strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s Bereichs in 15 Punkten unsystematisch<br />

aufgelistet — unter <strong>de</strong>m letzten Punkt wird<br />

auf die „selbständige Vorbereitung <strong>de</strong>s Bereichs auf<br />

<strong>de</strong>n Verteidigungszustand" verwiesen. Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong><br />

unseres Untersuchungsziels ist es zweckmäßig,<br />

diese KoKo-Aufgaben <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n vier<br />

Hauptaufgabengebieten zuzuordnen:<br />

(1) Versorgung<br />

Eine Aufgabe von KoKo bestand in <strong>de</strong>r Sicherung<br />

bzw. Verbesserung <strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft<br />

mit (vor allem in <strong>de</strong>r DDR nicht verfügbaren)<br />

Konsumgütern <strong>und</strong> materiellen Ressourcen, vorwievend<br />

unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r kurzfristigen Engpaß-<br />

Uberbrückung.<br />

Darüber hinaus hatte KoKo Versorgungsaufgaben für<br />

das MfS, die SED <strong>und</strong> die Nomenklatura, die jedoch<br />

systematisch zu Punkt (4) gehören! Diese Aufgaben<br />

wer<strong>de</strong>n bezeichnen<strong>de</strong>rweise in <strong>de</strong>m Aufgabenpapier<br />

nicht angesprochen.<br />

(2) Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>s Produktionsapparates<br />

Aufgabe von KoKo war es sodann, zur Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft durch Technologieimporte,<br />

auch unter Umgehung <strong>de</strong>r Embargobestimmungen,<br />

beizutragen.<br />

Das Papier spricht diese Aufgabe in drei Einzelpunkten<br />

an: Unter Punkt 7 wird ausdrücklich das Ziel genannt,<br />

„durch <strong>de</strong>n Impo rt von Anlagen, Maschinen<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer hochproduktiver Rationalisierungsmittel<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren intensive Nutzung beschleunigt die<br />

Produktion wichtiger Erzeugnisse für <strong>de</strong>n Expo rt <strong>und</strong><br />

die Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung zu steigern <strong>und</strong><br />

durch Exporte in das NSW gleichzeitig zusätzliche<br />

Valutamittel für die Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r DDR zu erwirtschaften".<br />

In dieser Formulierung ist das Mo<strong>de</strong>rnisierungs-<br />

bzw. Wachstumsziel nur Vorziel zur Exportsteigerung<br />

<strong>und</strong> Devisenerwirtschaftung. In<br />

Punkt 9 wird KoKo die Aufgabe zugewiesen, „zur<br />

beschleunigten Entwicklung <strong>und</strong> Einführung mo<strong>de</strong>rner<br />

Technologien, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Mikroelektronik<br />

<strong>und</strong> Robotertechnik, in die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR<br />

(Finanzierung <strong>und</strong> Beschaffung spezieller Ausrüstungen<br />

<strong>und</strong> Technologien, darunter Embargoerzeugnisse)<br />

unter Nutzung <strong>und</strong> Ausbau geeigneter Linien<br />

<strong>und</strong> Auslandsverbindungen <strong>de</strong>s Bereiches"<br />

beizutragen. Hier wird stärker auf die Aufgabe <strong>de</strong>r<br />

Einführung mo<strong>de</strong>rner Produktionstechnologie abgestellt<br />

<strong>und</strong> zugleich ange<strong>de</strong>utet, worin <strong>de</strong>r Beitrag <strong>de</strong>s<br />

Bereichs bestehen soll.<br />

Schließlich wird in Punkt 10 die Aufgabe <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Produkten <strong>und</strong> von Informationen<br />

über technologische Entwicklungen im Westen angesprochen;<br />

nach diesem Punkt hat KoKo außenwirtschaftliche<br />

Aufgaben „im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Sicherung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung <strong>de</strong>r Produktion spezieller<br />

Erzeugnisse, einschließlich militärischer Ausrüstungen<br />

<strong>und</strong> Waffen, <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Expo rt ...". KoKo sollte<br />

-<br />

also auch seinen Teil für die Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

zur Beschleunigung <strong>de</strong>s technischen Fo rt<br />

-schritts, also zur Erhöhung <strong>de</strong>r dynamischen Effizienz<br />

<strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft leisten.<br />

(3) Devisenerwirtschaftung<br />

Darüber hinaus hatte KoKo — worauf schon verwiesen<br />

wur<strong>de</strong> — die Aufgabe <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

zur Erfüllung <strong>de</strong>r vorgenannten Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

Bereichs, für die Volkswirtschaft <strong>und</strong> für die Partei. In<br />

<strong>de</strong>m Aufgabenpapier heißt es dazu (unter Punkt 1):<br />

„Einsatz <strong>und</strong> maximale Nutzung <strong>de</strong>s ökonomischen<br />

Potentials <strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

übertragenen Valutafonds zur weiteren<br />

Valutaerwirtschaftung. ... insbeson<strong>de</strong>re durch Waren-,<br />

Finanz- <strong>und</strong> Börsenoperationen im NSW, mittels<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich unterstellten Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

sowie Auslandsfirmen, unter beson<strong>de</strong>rer Einbezie<br />

hung <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG als Geschäftsbank<br />

<strong>de</strong>s Bereiches". Ferner wird (unter 5.) genannt<br />

die „zentrale Leitung <strong>und</strong> Verwaltung beson<strong>de</strong>rer<br />

Valutafonds (Intershop, Intertank, Genex) bei Mitwirkung<br />

an<strong>de</strong>rer wirtschaftsleiten<strong>de</strong>r Organe <strong>und</strong><br />

Betriebe", sowie (unter 12.) die „Vorbereitung <strong>und</strong><br />

Durchführung <strong>de</strong>s Tourismus aus Staaten <strong>de</strong>s NSW


mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>r vorgegebenen Valutazielstellung".<br />

(4) Wahrnehmung spezieller Aufgaben für Staat<br />

<strong>und</strong> Partei<br />

Schließlich nahm KoKo eine Reihe von speziellen<br />

Aufgaben für die Regierung bzw. Parteiführung<br />

wahr. Diese wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m Aufgabenpapier wie folgt<br />

angesprochen (Hervorhebungen von <strong>de</strong>n Verf.):<br />

„Vorbereitung von Beschlüssen <strong>und</strong> Entscheidungen<br />

zur Gestaltung <strong>de</strong>r ökonomischen Beziehungen<br />

sowie die zentrale Leitung <strong>de</strong>r kommerziellen<br />

Tätigkeit gegenüber kirchlichen<br />

Organisationen";<br />

„Durchführung von Aktivitäten sowie Wahrnehmung<br />

<strong>de</strong>r Koordinierungs- <strong>und</strong> Kontrollfunktionen<br />

zu abgegrenzten bzw. im Einzelfall festgelegten<br />

politischen <strong>und</strong> ökonomischen<br />

Aufgabenkomplexen", vor allem „Aktivitäten zur<br />

Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung von Beschlüssen,<br />

die die Beziehungen zwischen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r BRD sowie zwischen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Westberlin<br />

betreffen"; sowie „Kontroll- <strong>und</strong> Koordinierungsfunktionen<br />

bei <strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>und</strong> Realisierung<br />

von Anlagenimporten auf Kompensationsbasis".<br />

Eine weitere spezielle Aufgabe von KoKo war <strong>de</strong>r<br />

„Ausbau <strong>de</strong>r Bankverbindungen zum NSW zur<br />

Kreditbeschaffung im Ausland in NSW-Währung<br />

als Waren- <strong>und</strong> Finanzkredite zur Finanzierung<br />

<strong>de</strong>s eigenen Bedarfs, von Planimporten <strong>und</strong> als<br />

Einsatzreserve entsprechend spezieller Weisungen".<br />

— Und schließlich „Koordinierung von Fragen <strong>de</strong>r<br />

Zollkontrolle <strong>und</strong> <strong>de</strong>r zolldienstlichen Tätigkeit<br />

zwischen <strong>de</strong>r Zollverwaltung <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

einzelnen Bereichen <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l,<br />

an<strong>de</strong>rer zentraler Staatsorgane, wirtschaftsleiten<strong>de</strong>r<br />

Organe, Betriebe <strong>und</strong> Institutionen".<br />

Im Rahmen dieser vier Hauptaufgabenstellungen<br />

entfaltete KoKo nicht nur Im- <strong>und</strong> Exportaktivitäten,<br />

son<strong>de</strong>rn entwickelte eine Vielzahl von Geschäftstypen,<br />

die im Zeitablauf verfeinert wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> für die<br />

es in <strong>de</strong>r Regel im Bereich beson<strong>de</strong>rs spezialisierte<br />

Abteilungen <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r Unternehmen gab.<br />

In <strong>de</strong>r Aufgaben-Aktivitäten-Matrix (Übersicht 1)<br />

wird versucht, einen groben Überblick darüber zu<br />

vermitteln, welches die konkreten KoKo-Aktivitäten<br />

in <strong>de</strong>n einzelnen Aufgabenbereichen waren. Die Matrix<br />

abstrahiert allerdings sehr stark von <strong>de</strong>r Realität,<br />

weil sie einzelne Aktivitäten i. d. R.jeweils nur einem<br />

Aufgabenbereich zuordnet, <strong>und</strong> zwar <strong>de</strong>mjenigen,<br />

<strong>de</strong>m die jeweilige Aktivität in erster Linie dienen sollte.<br />

Soweit bestimmte Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r in etwa gleichermaßen<br />

<strong>de</strong>r Wahrnehmung zweier Hauptaufgaben<br />

gleichzeitig dienen sollten, wur<strong>de</strong> dies — soweit<br />

es möglich war, ohne die Übersichtlichkeit zu beeinträchtigen<br />

— berücksichtigt. Allerdings sind sicher<br />

nicht alle <strong>de</strong>r diversen, zum Teil diffusen geschäftlichen<br />

Operationen, die <strong>de</strong>r Bereich im Untersu<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

chungszeitraum durchführte, in <strong>de</strong>r Mat rix erfaßt. Insoweit<br />

ist sie nicht vollständig. Da in ihr aber die<br />

wichtigsten ökonomischen <strong>und</strong> außerökonomischen<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs bzw. <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s Bereichs<br />

erfaßt sind, ist sie zur systematischen Darstellung<br />

<strong>und</strong> Erfassung <strong>de</strong>r vielfältigen KoKo-Aktivitäten<br />

nützlich.<br />

Im folgen<strong>de</strong>n sollen die im Rahmen <strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>r<br />

vier Hauptaufgaben entfalteten Aktivitäten überblickartig<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n, bevor im nächsten Abschnitt<br />

versucht wer<strong>de</strong>n soll, die Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />

wichtigsten dieser Aktivitäten — das heißt ihre Auswirkungen<br />

auf die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR — empirisch<br />

zu erfassen.<br />

a) KoKo-Aktivitäten zur Versorgung <strong>de</strong>r DDR-<br />

Wirtschaft mit Konsumgütern <strong>und</strong> materiellen<br />

Ressourcen<br />

Versorgungsimporte<br />

Der Bereich KoKo mußte aufgr<strong>und</strong> politischer Entscheidungen<br />

Auftragsgeschäfte durchführen (damit<br />

sind nicht die Planimporte gemeint, die KoKo im<br />

Auftrag <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission abwickelte.<br />

Umgekehrt importierte <strong>de</strong>r Bereich auch über Plan-<br />

AHB.), die im wesentlichen Versorgungsengpässe<br />

überbrücken sollten. Zusätzlich wur<strong>de</strong>n beispielsweise<br />

im Falle von Produktionseinbrüchen in <strong>de</strong>r<br />

Pflanzenproduktion aufgr<strong>und</strong> klimatischer Einflüsse<br />

Getrei<strong>de</strong>- <strong>und</strong> Futtermittel im Rahmen <strong>de</strong>r Auftragsgeschäfte<br />

importiert, für die Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r<br />

Produktion o<strong>de</strong>r für an<strong>de</strong>re Zwecke (z. B. Krankenhausbedarf)<br />

dringend benötigte Materialien eingeführt<br />

sowie Festtagsimporte durchgeführt. Auftragsgeschäfte<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel nicht direkt aus <strong>de</strong>m<br />

KoKo-Bereich finanziert, son<strong>de</strong>rn zum Teil aus Rück-<br />

-<br />

stellungen <strong>de</strong>s Bereichs, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>m sogenannten<br />

„100-Millionen-Fonds" sowie aus Mitteln<br />

<strong>de</strong>s MdF o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r „Zahlungsbilanz", das heißt <strong>de</strong>m<br />

Planbereich.<br />

Bei <strong>de</strong>n Versorgungsimporten kam es zunehmend zu<br />

Preisstützungen, da die importierten Waren aufgr<strong>und</strong><br />

weitgehend administrierter, niedriger Preise<br />

im Inland billiger abgegeben wer<strong>de</strong>n mußten, als es<br />

<strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>r Basis „Markgegenwert plus Richtungskoeffizienten"<br />

errechneten Importpreis entsprach. 31 )<br />

An<strong>de</strong>rerseits dienten Versorgungsimporte aber auch<br />

<strong>de</strong>r Abschöpfung von binnenländischer Kaufkraft.<br />

KoKo hat auch Impo rte selbst finanziert, z. B. Kohle<br />

zur Winterversorgung. Der Bereich bet rieb auch Vorratshaltung,<br />

z. B. von Kohle im In- <strong>und</strong> Ausland <strong>und</strong><br />

sicherte sich Optionen für <strong>de</strong>n Bedarfsfall. Trat dieser<br />

nicht ein, wur<strong>de</strong>n die Energieträger auf <strong>de</strong>m NSW-<br />

-Markt 32 )<br />

wie<strong>de</strong>r verkauft.<br />

Gestattungsproduktion<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r sogenannten Gestattungsproduktion —<br />

<strong>de</strong>ren Ziel u. a. gleichermaßen eine bessere Konsumgüterversorgung,<br />

die Einführung von westlicher<br />

Technologie, Know-how <strong>und</strong> Produkt<strong>de</strong>sign gewe-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Übersicht 1<br />

Aktivitäten<br />

Aufgaben<br />

Importgeschäfte Planimporte<br />

Auftragsgeschäfte<br />

Festtagsimporte<br />

Importe von<br />

Son<strong>de</strong>rbedarf<br />

Exportgeschäfte<br />

Aufgaben — Aktivitäten — Matrix<br />

Versorgung Mo<strong>de</strong>rnisierung Devisenerwirtschaftung<br />

Embargo-<br />

Umgehung<br />

Illegale Im- bzw. Exportgeschäfte im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

— Planexporte<br />

— Exporte aus<br />

Lagerbestän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Staatsreserve<br />

— Kunst <strong>und</strong><br />

Antiquitäten<br />

Waffen<br />

Kombinierte Valuta-Anrechts- Intershop/-tank<br />

Im- <strong>und</strong> Export<br />

-geschäfte<br />

Geschäftsvermittlung/Vertretungen<br />

Gestattungsproduktion<br />

Geschäfte<br />

Industrievereinbarungen<br />

Kreditgeschäfte Vorfinanzierung<br />

von Importen<br />

Genex<br />

NSW-Tourismus<br />

Gegengeschäfte<br />

Lohnvere<strong>de</strong>lung<br />

Anfragemonopol<br />

Kreditbeschaffung<br />

Wahrnehmung<br />

spezieller Aufgaben<br />

für Staat <strong>und</strong> Partei<br />

Versorgung von<br />

Wandlitz<br />

Importe für das<br />

MfS<br />

Kreditgewährung<br />

an <strong>de</strong>n Staat<br />

Kapital- <strong>und</strong> Firmenbeteili- Kreditmanage-<br />

Finanzanlagen gungen ment<br />

Festgeldanlagen Anleitung <strong>de</strong>r<br />

Spekulationsgeschäfte<br />

Auslandsfirmen<br />

Sonstige Kirchengeschäfte<br />

sen ist — wur<strong>de</strong>n Verträge mit westlichen Firmen<br />

geschlossen, die in <strong>de</strong>r Regel (von <strong>de</strong>r es viele Ausnahmen<br />

gab) vorsahen, daß die Partnerunternehmen<br />

die maschinelle Ausrüstung für die Lizenzproduktion<br />

bereitstellten. Die Anlagengüter blieben entwe<strong>de</strong>r<br />

im Eigentum <strong>de</strong>s ausländischen Partners o<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />

durch Lieferungen an diesen aus <strong>de</strong>r Lizenzproduktion<br />

bezahlt. Die für die Produktherstellung notwendigen<br />

Materialien wur<strong>de</strong>n meist vollständig über<br />

KoKo (Forum) vorfinanziert. Der Verkauf <strong>de</strong>r Produkte<br />

erfolgte entwe<strong>de</strong>r im Expo rt (in <strong>de</strong>r Regel über <strong>de</strong>n<br />

Müllübernahme Verhandlungen<br />

mit Stellen <strong>de</strong>r<br />

BRD<br />

Finanzierung<br />

kommunistischer<br />

Parteien<br />

ausländischen Partner) <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r über Intershop gegen<br />

DM o<strong>de</strong>r im DDR-Einzelhan<strong>de</strong>l (vor allem über<br />

die Son<strong>de</strong>rlä<strong>de</strong>n Exquisit <strong>und</strong> Delikat) gegen Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR (jedoch nicht gleichzeitig im Intershop gegen<br />

DM <strong>und</strong> im Einzelhan<strong>de</strong>l gegen Mark, weil <strong>de</strong>r<br />

Preisunterschied die im Vergleich zur DM geringere<br />

Kaufkraft <strong>de</strong>r Mark ver<strong>de</strong>utlicht hätte). In <strong>de</strong>r Regel<br />

sollte <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>r gegen konvertible Devisen abgesetzten<br />

Waren, die im Rahmen einer Gestattungsproduktion<br />

hergestellt wur<strong>de</strong>n, die gesamten Hartwährungsaufwendungen<br />

für dieses Projekt min<strong>de</strong>stens


<strong>de</strong>cken, wenn nicht übersteigen. Das ist jedoch anscheinend<br />

nicht immer <strong>de</strong>r Fall gewesen.<br />

Von DDR-Seite wur<strong>de</strong> für die Refinanzierung von<br />

KoKo vorfinanzierter Mate rial- o<strong>de</strong>r auch Anlagen<br />

importe darauf gedrungen, daß sich <strong>de</strong>r ausländische<br />

Kooperationspartner zur Abnahme eines Teil <strong>de</strong>r Produkte<br />

verpflichtet. Offenbar bestand dazu nicht immer<br />

Bereitschaft.<br />

Die Gestattungsproduktion sollte in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre intensiviert wer<strong>de</strong>n. Vorgesehen<br />

waren größere Kooperationsprojekte, für die<br />

umfängliche vertragliche Verpflichtungen eingegan-<br />

gen wur<strong>de</strong>n. Die Zielsetzungen <strong>de</strong>s Technologie<br />

<strong>und</strong> Know-how-Imports sowie <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

traten verstärkt neben das Versorgungsziel.<br />

Forum grün<strong>de</strong>te 1988 einen selbständigen Bereich<br />

für solche Projekte, die vornehmlich in<br />

wachstumsrelevanten Fel<strong>de</strong>rn angesie<strong>de</strong>lt waren.<br />

Wünsche ausländischer Unternehmen, auf <strong>de</strong>m Territorium<br />

<strong>de</strong>r DDR Gemeinschaftsunternehmen mit<br />

kapitalmäßiger Beteiligung (Joint Ventures) zu grün<strong>de</strong>n,<br />

wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Verweis auf die fehlen<strong>de</strong>n gesetzlichen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen abgeblockt.<br />

In einem „Forum-Papier" 33) aus <strong>de</strong>m Jahr 1989 wer<strong>de</strong>n<br />

als abgeschlossene Gestattungsproduktionsbzw.<br />

Industriekooperations-Projekte aufgeführt:<br />

Trinkfix, Nestlé-Fruchtinstant, Kaugummi, Un<strong>de</strong>r<br />

berg, komplettes Naß-Rasur-System (Firma Wilkinson/BRD/Großbritannien),<br />

Mascara (mit <strong>de</strong>r Firma<br />

Astor/BRD), LR-6-Batterien (mit <strong>de</strong>r Firma Durace ll).<br />

Geplant waren Projekte zur Herstellung von Mikrowellenher<strong>de</strong>n,<br />

Vi<strong>de</strong>orekor<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> CD-Playern,<br />

Diktiergeräten, Tunern <strong>und</strong> Fertigmenüs. In Vorbereitung<br />

waren zu diesem Zeitpunkt unter an<strong>de</strong>rem<br />

die Auftragsproduktion von Schmuckketten, die Auftragssynchronisation<br />

von Filmen durch das Fernsehen<br />

<strong>de</strong>r DDR, die Vermarktung eines R<strong>und</strong>funksen<strong>de</strong>rs<br />

<strong>de</strong>r DDR mit Musik <strong>und</strong> Werbung für das<br />

Zielgebiet Westberlin in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />

französischen Medienkonzern Hachette (Europa 1)<br />

<strong>und</strong> einige an<strong>de</strong>re Projekte einschließlich einer Koniferenzucht.<br />

Beabsichtigt war darüber hinaus, möglichst<br />

viele — insbeson<strong>de</strong>re durch die Gestattungsproduktion<br />

bedingte — Materialimporte durch<br />

Eigenproduktion zu substituieren.<br />

b) KoKo-Aktivitäten mit Schwerpunkt<br />

Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

Angesichts <strong>de</strong>s systembedingt schwachen Wachstums<br />

<strong>de</strong>r Produktivität <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Innovationsschwäche<br />

<strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft lag es nahe, <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l<br />

für die Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft einzusetzen,<br />

das heißt durch Technologieimporte das<br />

Produktionspotential <strong>und</strong> die Wachstumsdynamik<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft zu steigern.<br />

Die Finanzierung <strong>de</strong>r Technologieimporte konnte<br />

nur durch die Erzielung ausreichen<strong>de</strong>r Exporterlöse<br />

<strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r die Aufnahme von Hartwährungskrediten<br />

erfolgen. Die erste Möglichkeit stand <strong>de</strong>r DDR infolge<br />

ihrer Exportschwäche <strong>und</strong> bereits bestehen<strong>de</strong>r<br />

Verschuldung spätestens seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

nur noch eingeschränkt zur Verfügung. Bei einer kreditfinanzierten<br />

Mo<strong>de</strong>rnisierungsstrategie mußte jedoch<br />

sichergestellt wer<strong>de</strong>n, daß die Technologieimporte<br />

zusätzliche Expo rte ermöglichen, um<br />

min<strong>de</strong>stens <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst zu sichern. Im Falle<br />

eines Fehlschlags dieser Strategie geriet die DDR,<br />

wie beispielsweise Polen in <strong>de</strong>n 70er Jahren, in eine<br />

„Verschuldungsfalle."<br />

KoKo wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb die Aufgabe übertragen, Technologieimporte<br />

mit Hilfe eigener Mittel <strong>und</strong> unter Inanspruchnahme<br />

von Devisenkrediten durchzuführen<br />

mit <strong>de</strong>m Ziel, die Produktionsbasis <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

zu stärken <strong>und</strong> die Refinanzierung <strong>de</strong>r für<br />

<strong>de</strong>rartige Impo rte aufgewandten Hartwährungen zu<br />

gewährleisten. Da KoKo ein „betriebswirtschaftliches"<br />

Interesse an dieser Refinanzierung haben mußte,<br />

wenn <strong>de</strong>r Bereich hohe Devisenerwirtschaftungsergebnisse<br />

erzielen wollte, war bei <strong>de</strong>n<br />

Technologieimporten durch KoKo die Gefahr von<br />

Fehlinvestitionen geringer als bei <strong>de</strong>r Durchführung<br />

solcher Importe im Planbereich. Soweit sich KoKo<br />

ähnlich wie eine westliche Bank verhielt, das heißt<br />

nur Projekte mit <strong>de</strong>r Aussicht auf eine gute Devisenrentabilität<br />

finanzierte <strong>und</strong> die Einhaltung <strong>de</strong>r von<br />

<strong>de</strong>n Betrieben — <strong>de</strong>n sogenannten „Bedarfsträgern"<br />

— übernommenen Verpflichtungen zur Bereitstellung<br />

von Exportgütern tatsächlich durchsetzen konnte,<br />

sorgte <strong>de</strong>r Bereich für „harte Budgetrestriktionen"<br />

. Wie zu zeigen sein wird, war dies KoKo jedoch<br />

offenbar nur sehr bedingt möglich.<br />

KoKo verwandte bzw. entwickelte zum Zweck von<br />

Technologieimporten spezielle Geschäftsformen, die<br />

in <strong>de</strong>r DDR-Terminologie als Valuta-Anrechte (besser:<br />

Valutaanrechts-Geschäfte), als Industrievereinbarungen<br />

<strong>und</strong> später als Leistungsimporte (vgl. dazu<br />

Übersicht 3) bezeichnet wur<strong>de</strong>n. Typisch für letztere<br />

Geschäfte war die Koppelung von Technologieimporten<br />

mit Refinanzierungsverpflichtungen entwe- -<br />

<strong>de</strong>r durch Zusatzexporte o<strong>de</strong>r Importsubstitution (Importablösung<br />

in DDR-Terminologie).<br />

Valutaanrechte<br />

Bei <strong>de</strong>n Valutaanrechts-Geschäften waren dagegen<br />

<strong>de</strong>n von KoKo für Betriebe o<strong>de</strong>r Kombinate (teilweise<br />

auch staatliche Einrichtungen) durchgeführten Importen<br />

Ausfuhren überplanmäßig produzierter o<strong>de</strong>r<br />

außerplanmäßig freigesetzter Waren vorgeschaltet.<br />

Mit diesen außerplanmäßigen Exporten erwarben<br />

sich die sogenannten Bedarfsträger Anrechte auf Devisen,<br />

die sie im Rahmen ihres betrieblichen Entscheidungsspielraums<br />

für Anlagen-, in Ausnahmefällen<br />

auch Mate rial- o<strong>de</strong>r Ersatzteilimporte<br />

verausgaben konnten. Sowohl für die Ex- als auch<br />

die Importabwicklung wur<strong>de</strong>n separate Verträge geschlossen.<br />

34) „Das Valutaanrecht wur<strong>de</strong> in Prozent<br />

vom Exporterlös bestimmt <strong>und</strong> räumte regelmäßig<br />

KoKo <strong>de</strong>n größten Anteil an <strong>de</strong>n Exporterlösen<br />

ein" . 35) Dadurch konnte KoKo Devisenerlöse erzielen,<br />

während die Bet riebe auf diese Weise Zugang zu<br />

Investitionsgütern, die auf <strong>de</strong>m Binnenmarkt nicht<br />

<strong>und</strong> über <strong>de</strong>n Planaußenhan<strong>de</strong>l nur schwer zu beschaffen<br />

waren (z. B. Kopiergeräte o<strong>de</strong>r Personal-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

computer), erhielten. Bekannt ist, daß die Bet riebe im<br />

Rahmen dieser Geschäfte <strong>de</strong>m Bereich KoKo bis zu<br />

70 % (angeblich manchmal auch mehr) <strong>de</strong>r Devisenerlöse<br />

überlassen haben.<br />

A ußerplanmäßige Importe zur Leistungssteigerung<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

Auch bei <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen wur<strong>de</strong>n außerplanmäßige<br />

Importe <strong>und</strong> außerplanmäßige Exporte<br />

verknüpft. Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong>n umfangreiche<br />

Verträge mit bis zu acht Vertragspartnern abgeschlossen.<br />

36) Die Zahl <strong>de</strong>r Vertragspartner hing wesentlich<br />

vom Geschäftsvolumen ab. Es gab Großprogramme,<br />

für die spezielle Rahmenverträge zwischen<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission, <strong>de</strong>m beteiligten Industrieministerium,<br />

<strong>de</strong>m Finanzministerium, <strong>de</strong>m<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich KoKo<br />

abgeschlossen wur<strong>de</strong>n. Auch KoKo-AHB (insbeson<strong>de</strong>re<br />

Intrac <strong>und</strong> BIEG, die 90 % dieser Geschäfte abgewickelt<br />

haben) waren Vertragspartner.<br />

Bei <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen wur<strong>de</strong>n im Zeitablauf<br />

unterschiedliche Finanzierungsarten angewandt,<br />

die für die Beurteilung ihrer volkswirtschaftlichen<br />

Auswirkungen be<strong>de</strong>utsam sind. Die ältesten<br />

Formen <strong>de</strong>r Industrievereinbarungen erfolgten auf<br />

Risiko <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> sahen kurze Zwischenfinanzierungsperio<strong>de</strong>n<br />

vor. Bei diesen Geschäften importierte KoKo aus Mitteln<br />

<strong>de</strong>s Bereichs 37) bzw. seiner Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

Investitionsgüter (gelegentlich auch Rohstoffe) für<br />

die Betriebe o<strong>de</strong>r Kombinate, die dafür <strong>de</strong>m Bereich<br />

min<strong>de</strong>stens in Höhe dieses Importwertes Güter zum<br />

außerplanmäßigen Export zur Verfügung stellen mußten.<br />

Zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n frühen 80er Jahren mußten<br />

die Betriebe zur Finanzierung dieser außerplanmäßigen<br />

Importe (Refinanzierungswert) aber Exportgüter<br />

in einem Wert bereitstellen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Importwert um<br />

ca. 42 % überstieg. Dieser „Aufschlag" setzte sich<br />

wie folgt zusammen: 12 % für Warennebenkosten<br />

(Transportkosten, Vertreterprovision etc.), 15 % für<br />

„Finanzierungskosten zur Sicherung <strong>de</strong>r Währungsgleichheit"<br />

<strong>und</strong> 15 % „Han<strong>de</strong>lsspanne". 38) Der Refinanzierungswert<br />

in Mark errechnete sich aus Markgegenwert<br />

plus Richtungskoeffizienten (MG + Riko).<br />

Soweit die Importe die Exportfähigkeit erhöhten o<strong>de</strong>r<br />

Importe substituierten, konnte ein Beitrag zur Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbilanz geleistet wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Hauptinteresse von KoKo an diesen Geschäften<br />

bestand in <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung. Die Höhe<br />

wie die Zusammensetzung <strong>de</strong>r „Finanzierungskosten"<br />

lassen auf eine — für KoKo angemessene reale<br />

Verzinsung <strong>de</strong>s eingesetzten Kapitals schließen.<br />

Ebenso wie bei <strong>de</strong>n Valutaanrechts-Geschäften bestand<br />

auch bei <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen das Interesse<br />

<strong>de</strong>r Bedarfsträger da rin, außerhalb <strong>de</strong>s Planbereichs<br />

schnell Zugang zu westlichen Importgütern<br />

zu erhalten. Im Gegensatz zum oben skizzierten Geschäft<br />

wur<strong>de</strong>n hier die Impo rte vom Bereich KoKo<br />

auch noch vorfinanziert.<br />

Im Gr<strong>und</strong>satz bestand eine Interessenübereinstim<br />

mung zwischen <strong>de</strong>n Partnern <strong>de</strong>r Industrievereinba<br />

rungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r zentralen Leitungsebene, da durch<br />

diese außerplanmäßigen, vorfinanzierten Impo rte<br />

positive statische wie dynamische Effizienzeffekte<br />

erwartet wur<strong>de</strong>n. Zu gesamtwirtschaftlich negativen<br />

Effekten konnten diese Geschäfte dann führen, wenn<br />

die erhofften binnenwirtschaftlichen Effizienzeffekte<br />

ausblieben. Da KoKo in Verfolgung mikroökonomischer<br />

Rationalität darauf bestand, daß auch in solchen<br />

Fällen, in <strong>de</strong>nen es nicht zur erwarteten Bereitstellung<br />

von Zusatzexporten aus <strong>de</strong>r importierten<br />

Anlage kam (o<strong>de</strong>r die in <strong>de</strong>n ursprünglichen Investitionsrechnungen<br />

unterstellten Weltmarktpreise nicht<br />

zu erzielen waren), die Betriebe ihre Verträge erfüllten,<br />

erfolgte die außerplanmäßige Exportbereitstellung<br />

zu Lasten <strong>de</strong>s Planexports. Der ehemalige Vorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission, Gerhard<br />

Schürer, bestätigte, daß dies vorkam. Angesichts <strong>de</strong>r<br />

skizzierten negativen Konsequenzen für <strong>de</strong>n Planbereich<br />

kann nicht ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n, daß die Industrievereinbarungen<br />

ten<strong>de</strong>nziell zur Passivierung<br />

<strong>de</strong>r DDR-Han<strong>de</strong>lsbilanz beigetragen haben. Ein<br />

funktionaler Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Nichtrealisierung von<br />

Exportplänen <strong>de</strong>r DDR kann sicher nicht hergestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Tatsache, daß in keinem Jahr <strong>de</strong>s letzten<br />

Jahrzehnts die Exportpläne <strong>de</strong>r DDR gegenüber <strong>de</strong>m<br />

nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet erfüllt wur<strong>de</strong>n,<br />

dokumentiert vor allem die allgemeine Leistungsschwäche<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft.<br />

Auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage eines Politbürobeschlusses vom<br />

26. August 1986 (bzw. eines wortgleichen Ministerratsbeschlusses<br />

vom 28. August 1986) wur<strong>de</strong> eine<br />

neue Form von Industrievereinbarungen, die als Leistungsimporte<br />

(genauer außerplanmäßige Impo rte<br />

zur Leistungssteigerung, Son<strong>de</strong>rvorhaben usw.) bezeichnet<br />

wur<strong>de</strong>, präferiert. Wie <strong>de</strong>r Begriff erkennen<br />

läßt, war es das Ziel <strong>de</strong>r neuen Strategie, durch Technologieimporte<br />

im großen Stil die Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft mittelfristig nachhaltig zu<br />

-<br />

verbessern, um einem weiteren Verfall <strong>de</strong>r internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit zu begegnen.<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen „älteren<br />

Typs" wur<strong>de</strong>n die Leistungsimporte zum einen<br />

nur noch teilweise aus KoKo-Mitteln vorfinanziert,<br />

zum an<strong>de</strong>ren unter Mitwirkung <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission<br />

— beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n sogenannten Komplexen<br />

— festgelegt. Die Finanzierung <strong>de</strong>r Leistungsimporte<br />

erfolgte sowohl durch Mittelbereitstellung<br />

<strong>de</strong>s Planbereichs als auch durch Hartwährungskredite,<br />

die durch KoKo-AHB aufgenommen wur<strong>de</strong>n. Dies<br />

hatte gegenüber <strong>de</strong>r Aufnahme ungeb<strong>und</strong>ener Finanzkredite<br />

beispielsweise durch die Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG <strong>de</strong>n Vorteil, daß projektgeb<strong>und</strong>ene<br />

Kredite auf <strong>de</strong>n internationalen Finanz- <strong>und</strong><br />

Kapitalmärkten für die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>s<br />

Bereichs KoKo leichter zu beschaffen waren <strong>und</strong> zu<strong>de</strong>m<br />

zu günstigeren Konditionen.<br />

Die von <strong>de</strong>n KoKo-AHB zusätzlich eingegangenen<br />

Hartwährungsverbindlichkeiten sollten — so war die<br />

Überlegung — zu einem späteren Zeitpunkt auf <strong>de</strong>n<br />

staatlichen, <strong>de</strong>n Planbereich („in die Zahlungsbilanz”)<br />

übertragen wer<strong>de</strong>n. Diese Übertragung sollte<br />

— abhängig vom Fertigstellungstermin <strong>und</strong> von <strong>de</strong>r<br />

Produktionsaufnahme <strong>de</strong>r importierten Anlagen —


entwe<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Fünfjahrplan 1991-1995 o<strong>de</strong>r aber<br />

in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n mittelfristigen Volkswirtschaftsplan<br />

erfolgen. Der Planbereich sollte aber<br />

nicht allein die Verbindlichkeiten übernehmen. Die<br />

durch die Leistungsimporte ermöglichten zusätzlichen<br />

Güter sollten über ihn exportiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Das „mikroökonomische" Risiko <strong>de</strong>s Bereichs KoKo<br />

läßt sich auf die Kurzformel bringen: Nur solange <strong>de</strong>r<br />

Planbereich zahlungsfähig blieb, waren diese Aktivitäten<br />

für KoKo risikolos. Volkswirtschaftlich gesehen<br />

hing <strong>de</strong>r Erfolg dieser Strategie von <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

Effizienzeffekten <strong>de</strong>r Anlageimporte ab. Ein<br />

Großteil dieser Leistungsimporte (etwa ein Viertel bis<br />

ein Drittel) waren für die Mikroelektronik bestimmt.<br />

Angesichts <strong>de</strong>s enorm hohen Rückstan<strong>de</strong>s im technologischen<br />

<strong>und</strong> produktionstechnischen Niveau war<br />

bis zu Beginn <strong>de</strong>r 90er Jahre die Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR auf <strong>de</strong>n westlichen Märkten in diesem<br />

Bereich nicht zu erreichen. Darum konnte es <strong>de</strong>r DDR<br />

aber auch nicht vorrangig gegangen sein. Sie mußte<br />

vielmehr verhin<strong>de</strong>rn, daß sich ihr Rückstand gegenüber<br />

<strong>de</strong>r westlichen Konkurrenz in dieser dynamischen<br />

Wachstumsbranche weiter vergrößert. Wollte<br />

sie mit ihren Maschinenbauprodukten auf <strong>de</strong>n osteuropäischen<br />

Märkten weiter erfolgreich sein — die<br />

DDR war für die RGW-Län<strong>de</strong>r, vor allem für die<br />

UdSSR, <strong>de</strong>r Hauptlieferant von Maschinen <strong>und</strong> Anlagen<br />

—, so mußten diese Produkte beispielsweise mit<br />

zeitgemäßen Steuerungsanlagen ausgerüstet wer<strong>de</strong>n.<br />

Allein zur Sicherung <strong>de</strong>r sowjetischen Rohstoffzufuhr,<br />

von <strong>de</strong>r auch die Westexporte <strong>de</strong>r DDR in<br />

weiten Bereichen direkt o<strong>de</strong>r indirekt abhingen, mußten<br />

diese Hauptexportprodukte auf <strong>de</strong>m dortigen<br />

Markt „konkurrenzfähig" bleiben.<br />

Eine Gewähr dafür, daß die im Rahmen <strong>de</strong>r Leistungsimporte<br />

durchgeführten Mikroelektronikimporte<br />

in <strong>de</strong>n 90er Jahren Zusatzexporte in das NSW<br />

ermöglicht hätten, gab es sicher nicht. Angesichts <strong>de</strong>r<br />

ausgeführten Überlegungen waren diese Impo rte mit<br />

erheblichen Risiken belastet. Die Bedienung <strong>de</strong>r zunächst<br />

von <strong>de</strong>n KoKo-AHB aufgenommenen Ha rt<br />

-währungskredite durch <strong>de</strong>n Planbereich (über Zusatzexporterlöse)<br />

war nicht gesichert.<br />

Insofern hat KoKo im Auftrag <strong>de</strong>r politischen Führung<br />

daran mitgewirkt, die Probleme, zu <strong>de</strong>ren Lösung<br />

<strong>de</strong>r Bereich beitragen sollte, zu verschärfen.<br />

Dies um so mehr, als im Rahmen <strong>de</strong>r Impo rte für die<br />

Mikroelektronik auf die sonst bei <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen<br />

übliche Verpflichtung zu außerplanmäßigen<br />

Exporten verzichtet wur<strong>de</strong>. Es ist schwer vorstellbar,<br />

daß <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs KoKo die mit<br />

dieser Abkehr von bislang üblichen Geschäftspraktiken<br />

verb<strong>und</strong>enen Risiken nicht gesehen hat.<br />

Nicht ganz so problematisch erscheinen die Leistungsimporte<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r sogenannten Komplexe<br />

I-IV sowie die Leistungsimporte zur Rekonstruktion<br />

bzw. <strong>de</strong>n Neubau von Hotels <strong>und</strong> die<br />

Airbus-Importe. Soweit es sich dabei um für die<br />

DDR-Volkswirtschaft „paßfähige" Spitzen- bzw. gehobene<br />

Technologie-Importe han<strong>de</strong>lte, bestand immerhin<br />

eine Chance, daß <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>ndienst durch<br />

entsprechen<strong>de</strong> Deviseneinnahmen im Inland<br />

(Dienstleistungsexporte) bzw. aus Expo rten wür<strong>de</strong><br />

bedient wer<strong>de</strong>n können.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Illegale Im- <strong>und</strong> Exportgeschäfte im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

Die Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls boten<br />

<strong>de</strong>r DDR Möglichkeiten, sich durch extensive<br />

Ausnutzung o<strong>de</strong>r gar Umgehung <strong>de</strong>r diesen Han<strong>de</strong>l<br />

regeln<strong>de</strong>n Vorschriften Vorteile zu verschaffen. Dieser<br />

Versuchung waren auch westliche Unternehmen<br />

ausgesetzt. Doch während im Westen <strong>de</strong>r Staat Wi rt<br />

rivater Unter-<br />

-schaftsstraftaten <strong>und</strong> Regelverstöße p<br />

nehmer (auch solche zu Lasten <strong>de</strong>r Pa rtnerlän<strong>de</strong>r) zu<br />

verhin<strong>de</strong>rn versucht, verfügte die DDR mit KoKo<br />

über ein Instrument, das weitgehend zu <strong>de</strong>m Zweck<br />

geschaffen wor<strong>de</strong>n war, die inner<strong>de</strong>utsche Situation<br />

auch außerhalb <strong>de</strong>r Legalität zu ihrem Vorteil zu nutzen.<br />

Dabei ging es wohl in <strong>de</strong>n meisten Fällen primär<br />

um die Erwirtschaftung von Devisen, aber auch darum,<br />

an Blaupausen <strong>und</strong> mo<strong>de</strong>rne Technologie heranzukommen.<br />

Typische Möglichkeiten, <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

für illegale Technologieimporte o<strong>de</strong>r die Erwirtschaftung<br />

o<strong>de</strong>r Einsparung von Devisen zu benutzen,<br />

waren folgen<strong>de</strong>: 39)<br />

Ausländische Waren wur<strong>de</strong>n unter Verschleierung<br />

<strong>de</strong>s Ursprungs als west<strong>de</strong>utsche Waren gegen<br />

Verrechnungseinheiten in die DDR geliefert,<br />

um dadurch Devisen einzusparen.<br />

— Einschaltung von sogenannten „Zwangsvertretern",<br />

das heißt Vertretern, die zwar Provisionen<br />

kassierten, dafür aber keine Leistungen erbrachten.<br />

Vortäuschung von Ausfuhrgeschäften über DDRabhängige<br />

Firmen im westlichen Ausland zur Einsparung<br />

<strong>de</strong>r Umsatzsteuer, die bei Lieferungen in<br />

die DDR anfiel.<br />

Lieferung von Waren ausländischen Ursprungs<br />

(als DDR-Ware <strong>de</strong>klariert) im Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Dadurch konnten Zölle <strong>und</strong> die Einfuhrumsatzsteuer<br />

eingespart sowie die Umsatzsteuererstattung<br />

in Anspruch genommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Nutzung <strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Transitstrecken<br />

nach Berlin (West) für Zigaretten- <strong>und</strong> Alkoholschmuggel<br />

sowie für <strong>de</strong>n illegalen Technologietransfer,<br />

das heißt die Verbringung von Embargoware<br />

in die DDR.<br />

Umwandlung von Verrechnungseinheiten in Devisen,<br />

die auf vielfältige Weise durch beson<strong>de</strong>re<br />

Geschäftsformen vorgenommen wur<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r Regel<br />

unter Mitwirkung west<strong>de</strong>utscher o<strong>de</strong>r westlicher<br />

Firmen. 40)<br />

Da es sich bei allen diesen Aktivitäten um Verstöße<br />

gegen das Berliner Abkommen han<strong>de</strong>lte, wur<strong>de</strong>n sie<br />

ver<strong>de</strong>ckt durchgeführt. We<strong>de</strong>r alle Praktiken noch<br />

die für die B<strong>und</strong>esrepublik entstan<strong>de</strong>nen Schä<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> erst recht nicht die für die DDR realisierten Vorteile<br />

sind abschätzbar. Obgleich KoKo sicherlich <strong>de</strong>n<br />

größten Anteil an illegalen Geschäften im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l hatte, ist nicht auszuschließen, daß<br />

auch an<strong>de</strong>re AHB o<strong>de</strong>r DDR-Organisationen dabei<br />

mitgewirkt haben.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

c) Die wichtigsten KoKo-Aktivitäten mit<br />

Schwerpunkt Devisenerwirtschaftung<br />

Viele Indizien <strong>de</strong>uten darauf hin, daß die Devisenerwirtschaftung<br />

die eigentliche Hauptaufgabe <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung war. Je<strong>de</strong>nfalls<br />

in <strong>de</strong>n 80er Jahren stand — wie oben ausgeführt —<br />

diese Zielsetzung im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten.<br />

Dies, weil die DDR-Knappheitswirtschaft, die<br />

bereits En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre (mit 1979 knapp 8 Mrd.<br />

VM netto) relativ hoch verschul<strong>de</strong>t war, zunehmend<br />

Mühe hatte, ihren Kreditverpflichtungen nachzukommen.<br />

Die termingerechte Bedienung ihrer Ha rt<br />

-währungsverbindlichkeiten war aber Voraussetzung<br />

dafür, daß sie weitere Kredite aufnehmen konnte, die<br />

sie zum Schul<strong>de</strong>ndienst dringend benötigte.<br />

Während es KoKo in <strong>de</strong>n 70er Jahren noch durchaus<br />

auch darum ging, Devisen für die Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>und</strong> die Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

o<strong>de</strong>r für politische Zwecke zu erwirtschaften,<br />

war in <strong>de</strong>n 80er Jahren das Ziel <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

in erster Linie, <strong>de</strong>n Staatsbankrott <strong>de</strong>r DDR<br />

zu vermei<strong>de</strong>n bzw. wenigstens hinauszuschieben.<br />

Der kurzfristige Aspekt <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

trat zunehmend in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>, was ten<strong>de</strong>nziell<br />

einen Anstieg <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

verb<strong>und</strong>enen volkswirtschaftlichen Kosten <strong>und</strong> eine<br />

wachsen<strong>de</strong> Vernachlässigung <strong>de</strong>s Problems <strong>de</strong>s rationalen<br />

Einsatzes <strong>de</strong>r erwirtschafteten Devisen zur<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>r Wi rtschaft vermuten<br />

läßt. Da Not auch Schalck <strong>und</strong> seine Mitarbeiter erfin<strong>de</strong>risch<br />

machte, kamen nun neue Praktiken <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftung hinzu <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>re<br />

forciert ausgebaut.<br />

Zur Devisenerwirtschaftung wandte KoKo in erster<br />

Linie die folgen<strong>de</strong>n Praktiken an:<br />

Zusätzliche Exporte<br />

KoKo hatte die Aufgabe, Lagerbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ministerien<br />

<strong>und</strong> Kombinate, die im Plan nicht für <strong>de</strong>n Expo rt<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Inlandsverbrauch vorgesehen waren o<strong>de</strong>r<br />

benötigt wur<strong>de</strong>n, zu exportieren. Dies war offenbar<br />

eine <strong>de</strong>r frühesten KoKo-Aktivitäten, wie sich aus <strong>de</strong>r<br />

Weisung 13/72 ergibt. 41) Gr<strong>und</strong>lage waren vom Ministerium<br />

für Materialwirtschaft ermittelte Aufstellungen<br />

nicht benötigter Bestän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Industriebetrieben.<br />

Die exportfähigen Erzeugnisse wur<strong>de</strong>n von<br />

Intrac <strong>und</strong> Zentralkommerz auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Industrieabgabepreise<br />

aufgekauft, wobei die Mittel vom<br />

MdF bereitgestellt wur<strong>de</strong>n. Valutaerlöse waren an<br />

<strong>de</strong>n Bereich abzuführen, wobei die AHB eine Valutaprovision<br />

in Höhe von 7 % <strong>de</strong>r Valutaerlöse erhielten.<br />

Um weitere Ressourcen zu mobilisieren, verfügte Ko<br />

-Ko über das Instrument <strong>de</strong>r Valuta-Anrechte, <strong>de</strong>ssen<br />

Einsatz allerdings, in <strong>de</strong>m Maße wie Valuta-Anrechte<br />

für Importe verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Netto<strong>de</strong>visenerlös<br />

aus solchen Geschäften schmälerte.<br />

Der Bereich KoKo exportierte auch Konsumgüterüberschüsse,<br />

insbeson<strong>de</strong>re von Nahrungsmitteln, die<br />

in <strong>de</strong>r DDR infolge von Diskrepanzen zwischen <strong>de</strong>m<br />

geplanten Angebot <strong>und</strong> <strong>de</strong>r effektiven Nachfrage anfielen,<br />

soweit diese im NSW absetzbar waren. 42 )<br />

KoKo hatte sodann das Recht, Bestän<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r<br />

Staatsreserve B zu exportieren, wie in <strong>de</strong>r Schalck/<br />

Volpert-Dissertation bereits vorgeschlagen wur<strong>de</strong>.<br />

Bis 1976 mußte KoKo jedoch die Bestän<strong>de</strong> immer wie<strong>de</strong>r<br />

auffüllen. Nach 1976 wur<strong>de</strong>n Teile <strong>de</strong>r Staats<strong>de</strong>visenreserve<br />

KoKo auf Dauer zum Zwecke <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

überlassen. Als Gegenleistung<br />

verpflichtete sich KoKo zu jährlichen Son<strong>de</strong>rabführungen<br />

an das MdF, zusätzlich zu <strong>de</strong>n planmäßigen<br />

Gewinnabführungen <strong>de</strong>r KoKo-AHB <strong>und</strong> <strong>de</strong>r KoKo-<br />

Valutaplanträger.<br />

Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bemühungen um Mobilisierung<br />

aller im Inland verfügbaren Ressourcen zur<br />

Erwirtschaftung von Devisen sind auch die von KoKo<br />

organisierten Rüstungsexporte sowie <strong>de</strong>r sogenannte<br />

Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Bereichs zu<br />

sehen. Die von KoKo exportierten Waffen <strong>und</strong> sonstiges<br />

Kriegsmaterial stammten zum Teil aus Bestän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r NVA, zum Teil wur<strong>de</strong>n sie jedoch zum Zwecke<br />

<strong>de</strong>s Reexports importiert. Die Geschäfte <strong>de</strong>r KoKo-<br />

AHB Kunst <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>l GmbH wur<strong>de</strong>n<br />

vom 1. UA KoKo in seinem zweiten Zwischenbericht,<br />

vor allem wegen <strong>de</strong>r dabei offenbar angewandten<br />

Praktiken bei <strong>de</strong>r Beschaffung, ausführlich dokumentiert.<br />

Unter <strong>de</strong>m Devisenerwirtschaftungsaspekt<br />

war dieses Tätigkeitsfeld nur von geringer Be<strong>de</strong>utung.<br />

Abschöpfung von Devisen aus <strong>de</strong>m Reiseverkehr<br />

<strong>und</strong> privaten Transfers<br />

Im Intershop-Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Firma Forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH verdiente KoKo Devisen in geringerem<br />

Umfang durch <strong>de</strong>n Verkauf von DDR-Produkten<br />

aus <strong>de</strong>r Gestattungsproduktion, im größeren Umfang<br />

aus <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsspanne zwischen Einkaufs- <strong>und</strong> Verkaufspreisen<br />

von ausländischen, meist west<strong>de</strong>ut-<br />

schen Waren, die im Intershop angeboten <strong>und</strong> von<br />

B<strong>und</strong>esbürgern sowie von Bürgern <strong>de</strong>r DDR — die<br />

über verwandtschaftliche Beziehungen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rgleichen<br />

in <strong>de</strong>n Besitz von Devisen gelangten — nachgefragt<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Über <strong>de</strong>n Genex-Geschenkdienst wur<strong>de</strong>n Güter <strong>und</strong><br />

Leistungen gegen konvertible Devisen in <strong>de</strong>r DDR<br />

verkauft. Hauptauftraggeber im Westen waren Privatpersonen,<br />

aber auch kirchliche Organisationen,<br />

die für Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r Verwandte bzw. für die Kirchen<br />

in <strong>de</strong>r DDR Güter bestellen konnten. Aber auch<br />

DDR-Bürger, die über ein D-Mark-Konto in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

o<strong>de</strong>r ein Valuta-Mark-Konto in <strong>de</strong>r DDR<br />

verfügten, konnten die Organisation in Anspruch<br />

nehmen. Im Genex-Angebot überwogen DDR-eigene<br />

Produkte.<br />

Intertank realisierte Einnahmen aus <strong>de</strong>m Verkauf<br />

von Kraftstoff vor allem an Reisen<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m westlichen<br />

Ausland, an die Kraftstoff gegen konvertible<br />

Devisen abgegeben wur<strong>de</strong>. Ein Großteil <strong>de</strong>r Umsätze<br />

von Intertank dürfte auf <strong>de</strong>n Transitstrecken nach<br />

Berlin getätigt wor<strong>de</strong>n sein. Erreicht wur<strong>de</strong> dies dadurch,<br />

daß die Benzin- <strong>und</strong> Dieselkraftstoffpreise an<br />

<strong>de</strong>n Intertank-Tankstellen niedriger waren als in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik.


Eine weitere Devisenquelle war <strong>de</strong>r sogenannte<br />

NSW-Tourismus. KoKo investierte Devisen für <strong>de</strong>n<br />

Bau <strong>und</strong> die Mo<strong>de</strong>rnisierung von Hotels, um ein im<br />

Hotel- <strong>und</strong> Gaststättengewerbe attraktives Angebot<br />

für Devisenausiän<strong>de</strong>r zu schaffen. Der Kauf von drei<br />

Airbus-Flugzeugen durch die Interflug folgte diesem<br />

Prinzip: Der Bereich KoKo finanzierte <strong>de</strong>n Ankauf,<br />

auf Devisenstrecken sollten Gewinne eingeflogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Das Kreuzfahrtschiff MS Arcona wur<strong>de</strong> dagegen<br />

nur einige Monate im Jahr zur Devisenerwirtschaftung<br />

eingesetzt.<br />

Vertretertätigkeit<br />

Das Regime <strong>de</strong>r Zwangsvertretung (Anfragemonopol)<br />

bescherte <strong>de</strong>m Bereich KoKo eine wichtige Einnahmequelle,<br />

aus <strong>de</strong>r konvertible Devisen <strong>und</strong> Verrechnungseinheiten<br />

in erheblichem Umfang<br />

spru<strong>de</strong>lten. Unabhängig davon, ob Beratungs<strong>und</strong>/<br />

o<strong>de</strong>r Vertreterdienste begründbar waren (bei langjährigen<br />

Geschäftsverbindungen ist eine solche<br />

Dienstleistung völlig überflüssig), lösten grenzüberschreiten<strong>de</strong><br />

Waren- <strong>und</strong> Dienstleistungstransaktionen<br />

<strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik sowie mit <strong>de</strong>n<br />

übrigen westlichen Län<strong>de</strong>rn gr<strong>und</strong>sätzlich die Zahlung<br />

einer (Zwangs-) Vertreterprovision aus. Da anzunehmen<br />

ist, daß die Westfirmen bei Expo rten in die<br />

DDR die Provisionen im Preis kalkulierten, war das<br />

Anfragemonopol eine Art Importabgabe zugunsten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo.<br />

In diesem Zusammenhang sind auch die Gegengeschäftsvereinbarungen<br />

zu erwähnen, die KoKo stets<br />

mit westlichen Unternehmen, die in die DDR lieferten,<br />

abzuschließen versuchte. Nahm <strong>de</strong>r westliche<br />

Partner entgegen <strong>de</strong>r eingegangenen Verpflichtung<br />

die vereinbarten DDR-Waren nicht ab, mußte er eine<br />

Vertragsstrafe in Höhe von 5 % (manchmal auch 8 %)<br />

<strong>de</strong>s vereinbarten Importwertes bezahlen. Konnte die<br />

DDR-Seite nicht liefern, kam es vor, daß die DDR-<br />

Betriebe mit <strong>de</strong>m ausländischen Pa rtner — <strong>de</strong>r von<br />

<strong>de</strong>n Lieferschwierigkeiten nichts wußte — eine Befreiung<br />

von <strong>de</strong>r Abnahmeverpflichtung gegen Geldzahlung<br />

(etwa in Höhe von 2,5 % <strong>de</strong>s Importwertes)<br />

vereinbaren konnten. Dies war we<strong>de</strong>r im Interesse<br />

KoKos noch <strong>de</strong>r Volkswirtschaft, so daß von seiten<br />

<strong>de</strong>r Führung versucht wur<strong>de</strong>, solche Praktiken zu unterbin<strong>de</strong>n.<br />

Kombinierte Im- <strong>und</strong> Exportgeschäfte<br />

KoKo war aktiv auf <strong>de</strong>m Fel<strong>de</strong> <strong>de</strong>r sogenannten<br />

Lohnvere<strong>de</strong>lung. Dabei importierte KoKo sogenannte<br />

Beistellungen, das heißt in <strong>de</strong>r Exportproduktion<br />

benötigte Vorprodukte, durch die eine Ausfuhr erst<br />

ermöglicht wur<strong>de</strong>. Ein Beispiel für solche Geschäfte<br />

waren die Fleischlieferungen in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

durch <strong>de</strong>n Plan-AHB Nahrung im Auftrag <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo, für <strong>de</strong>n KoKo Futtermittelimporte finanzierte.<br />

Das Interesse <strong>de</strong>s Bereichs an solchen Geschäften<br />

bestand darin, daß ihm die Exporterlöse in<br />

Devisen bzw. Verrechnungseinheiten zuflossen, <strong>de</strong>m<br />

Exportbetrieb Mark <strong>de</strong>r DDR sowie Valuta-Anrechte.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r vom Bereich KoKo durchgeführten<br />

Lohnvere<strong>de</strong>lung fin<strong>de</strong>n sich komplizierte Konstruktionen,<br />

<strong>de</strong>ren volkswirtschaftliche Gesamteffekte<br />

schwer zu beurteilen sind. Ein solches Geschäft wird<br />

nachfolgend beispielhaft skizziert: KoKo importierte<br />

Futtermittel zur Aufzucht von Schweinen, die <strong>de</strong>r Bereich<br />

gegen <strong>de</strong>n außerplanmäßigen Bezug von Rohöl<br />

in die Sowjetunion exportierte. Das Rohöl wur<strong>de</strong> in<br />

Schwedt verarbeitet, die gewonnenen Mineralölprodukte<br />

wur<strong>de</strong>n im Westen vermarktet. Über diese Aktivitäten<br />

haben wir nur indirekt durch die Auswertung<br />

<strong>de</strong>r Vernehmungsprotokolle <strong>de</strong>s Bayrischen<br />

KoKo-Untersuchungsausschusses Kenntnis erlangt.<br />

Da we<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n zeitlichen Rahmen, in <strong>de</strong>m diese<br />

Geschäfte durchgeführt wur<strong>de</strong>n noch über <strong>de</strong>ren<br />

Größenordnung Informationen zu gewinnen waren,<br />

können sie im empirischen Teil dieses Gutachtens<br />

nicht näher behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

Kirchengeschäfte<br />

Die Evangelische <strong>und</strong> die Katholische Kirche in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland unterstützten die Kirchen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Einrichtungen in <strong>de</strong>r DDR, um zum<br />

einen die Bezahlung <strong>de</strong>r Mitarbeiter, zum an<strong>de</strong>ren<br />

<strong>de</strong>n Unterhalt <strong>de</strong>r Einrichtungen zu sichern. Diese<br />

Unterstützungsleistungen erfolgten in Form von Rohstofflieferungen<br />

(Kirchengeschäfte A <strong>und</strong> C), <strong>de</strong>ren<br />

Gegenwert <strong>de</strong>n kirchlichen Institutionen in <strong>de</strong>r DDR<br />

in Mark <strong>de</strong>r DDR wie in Valuta-Mark zugeführt wur<strong>de</strong>.<br />

Die Verhandlungen über Umfang <strong>und</strong> Struktur<br />

<strong>de</strong>r Rohstofflieferungen führte <strong>de</strong>r Bereich KoKo, die<br />

kommerzielle Abwicklung erfolgte ebenfalls über<br />

ihn. Den Einnahmen <strong>de</strong>s Bereichs stan<strong>de</strong>n Leistungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs gegenüber. Zum einen erfolgten<br />

Abführungen in Mark <strong>de</strong>r DDR an die kirchlichen<br />

Organisationen, zum an<strong>de</strong>ren materielle<br />

Leistungen wie beispielsweise die Durchführung <strong>de</strong>s<br />

Son<strong>de</strong>rbauprogramms <strong>de</strong>r Kirchen.<br />

In Anlehnung an diese Konstruktion erfolgte auch<br />

die Abwicklung <strong>de</strong>r humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung um die Freilassung Inhaftierter <strong>und</strong><br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Familienzusammenführung (Kirchengeschäft<br />

B). Auch hier erfolgten die Transferleistungen<br />

in Form von Rohstofflieferungen, die die<br />

DDR we<strong>de</strong>r im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l noch aus <strong>de</strong>m<br />

RGW zu günstigen Konditionen beziehen konnte.<br />

Die Verhandlungen wur<strong>de</strong>n vom Bereich KoKo<br />

wahrgenommen, die kommerzielle Abwicklung erfolgte<br />

über <strong>de</strong>n KoKo-AHB Intrac sowie das DDReigene<br />

Unternehmen Elmsoka in Vaduz. Da die vereinbarten<br />

Rohstoffe aus international han<strong>de</strong>lbaren<br />

Produkten bestan<strong>de</strong>n, konnten sie relativ leicht<br />

durch Verkauf in konvertible Devisen umgewan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies ist im großen Umfang geschehen. Dem<br />

Bereich KoKo sind aber aus <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>s Kirchengeschäftes<br />

B nur begrenzt konvertible Devisen<br />

zugeflossen; die Transferleistungen wur<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n<br />

staatlichen Bereich nach Abzug <strong>de</strong>r „KoKo-Kosten"<br />

(z. B. Provisionszahlungen) abgeführt. Im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Kirchengeschäfte B erzielte die DDR nicht unerhebliche<br />

Deviseneinnahmen, an <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Bereich<br />

KoKo nur partiell partizipierte.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Übernahme von Abfallstoffen<br />

Mit <strong>de</strong>r Abnahme <strong>und</strong> Beseitigung von Abfallstoffen<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik unter Einschluß <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Berlin <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Weiterleitung auf Müll<strong>de</strong>ponien in <strong>de</strong>r<br />

DDR wur<strong>de</strong>n Verrechnungseinheiten, bei <strong>de</strong>r Abnahme<br />

von Abfallstoffen aus an<strong>de</strong>ren westlichen<br />

Län<strong>de</strong>rn konvertible Devisen erwirtschaftet. Diese<br />

Müllgeschäfte wur<strong>de</strong>n gleichfalls über KoKo organisiert,<br />

wobei Schalck mit <strong>de</strong>n westlichen Partnern verhan<strong>de</strong>lte<br />

<strong>und</strong> seinerseits Investitionen für die Müll<strong>de</strong>ponien<br />

in <strong>de</strong>r Regel in Mark <strong>de</strong>r DDR, soweit<br />

erfor<strong>de</strong>rlich jedoch auch in Devisen, vornahm.<br />

Volkswirtschaftlich gesehen war das Müllgeschäft<br />

ein Dienstleistungsexport.<br />

Geld- <strong>und</strong> Finanzanlagen<br />

Schließlich versuchte <strong>de</strong>r Bereich KoKo stets, ungeb<strong>und</strong>ene<br />

Mittel für die Devisenerwirtschaftung einzusetzen.<br />

Dabei beschränkte sich das Engagement<br />

vornehmlich auf Termingeldanlagen bei ausländischen<br />

Banken. Erst En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre ließ sich Ko-<br />

Ko, wenngleich in einem sehr geringen Umfang, auf<br />

das Wertpapiergeschäft ein.<br />

KoKo beteiligte sich auch an diversen ausländischen<br />

Unternehmen — etwa an <strong>de</strong>r Zermatter Sunegga-<br />

Standseilbahn in erster Linie zum Zweck einer hohen<br />

Verzinsung <strong>de</strong>s eingesetzten Kapitals. Im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r von KoKo eingegangenen Beteiligungen an ausländischen<br />

Unternehmen wur<strong>de</strong> Kapital allerdings<br />

längerfristig geb<strong>und</strong>en. Angesichts <strong>de</strong>r stetig wachsen<strong>de</strong>n<br />

Devisenengpässe <strong>de</strong>r DDR hätte <strong>de</strong>r Bereich<br />

im Gr<strong>und</strong>satz ausschließlich liquiditätsnahe Anlagen<br />

präferieren müssen.<br />

d) KoKo-Aktivitäten in Wahrnehmung spezieller<br />

Aufgaben für Staat <strong>und</strong> Partei<br />

Der Bereich KoKo bzw. sein Leiter führte über die<br />

Wahrnehmung <strong>de</strong>r bisher beschriebenen Aufgaben<br />

hinaus auch spezielle Aufträge für die Staats- <strong>und</strong><br />

Parteiführung aus. Sie hingen zum Teil mit diesen<br />

Aufgaben eng zusammen, gingen jedoch gleichzeitig<br />

darüber hinaus, da es sich auch um die Übernahme<br />

von Regierungs- bzw. Verwaltungsaufgaben han<strong>de</strong>lte.<br />

Dazu zählt insbeson<strong>de</strong>re die Schalck übertragene<br />

Aufgabe, Verhandlungen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland im Rahmen <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen<br />

zu führen. In Wahrnehmung dieses Mandats<br />

verhan<strong>de</strong>lte Schalck erstmalig in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte<br />

<strong>de</strong>r 60er Jahre mit <strong>de</strong>m damaligen Berliner Wirt<br />

-schaftssenator Karl König, in <strong>de</strong>r Folgezeit mit allen<br />

Bonner Regierungen. Er war zuständig für die Abkommen<br />

betreffend die Transitpauschale, <strong>de</strong>n Autobahnbau,<br />

die Postgebühren etc. In diesen Verhandlungen<br />

war es das Interesse <strong>de</strong>r DDR, möglichst hohe<br />

Transferleistungen aus öffentlichen Haushalten <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu erhalten. Diese Zielsetzung<br />

entsprach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bereichs KoKo, da ein Teil<br />

dieser Transferleistungen offenbar <strong>de</strong>m Bereich zu-<br />

gute kam. In einem seiner „KoKo-Erfolgsberichte",<br />

mit <strong>de</strong>m er 1989, vermutlich nach <strong>de</strong>m 9. November,<br />

für seinen Bereich warb, spricht Schalck von Abführungen<br />

„aus Transferleistungen <strong>de</strong>r BRD." Die ausgewiesenen<br />

Beträge entsprechen allerdings ziemlich<br />

genau <strong>de</strong>n öffentlichen Transferleistungen aus <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik, die überwiegend direkt ans das<br />

MdF gingen. In seinen Aussagen nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> hat<br />

Schalck weiterhin die Transferleistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

voll auf sein Erfolgskonto verbucht —<br />

ohne zwischen seinen persönlichen Verhandlungserfolgen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m ökonomischen Beitrag <strong>de</strong>s Bereichs<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Am Beispiel <strong>de</strong>r Vereinbarung über <strong>de</strong>n Autobahnbau<br />

Hamburg — Berlin wird die Verknüpfung zwischen<br />

<strong>de</strong>m staatlichen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m einzelwirtschaftlichen<br />

Interesse <strong>de</strong>s Bereichs KoKo <strong>de</strong>utlich. Schalck<br />

führte die Verhandlungen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik,<br />

<strong>de</strong>r Bereich KoKo wickelte <strong>de</strong>n Bau ab, vereinnahmte<br />

die west<strong>de</strong>utschen Zahlungen <strong>und</strong> stellte dafür die<br />

vertragsgemäßen Leistungen <strong>de</strong>r DDR vorwiegend<br />

gegen Mark-Zahlungen bereit.<br />

Über die Verhandlungsaktivitäten hinaus beschaffte<br />

Schalck Kredite für <strong>de</strong>n Staat auf <strong>de</strong>n internationalen<br />

Finanzmärkten, gleichzeitig war er auch Kreditgeber.<br />

Erwähnenswert ist <strong>de</strong>r sogenannte AWEKO-Kre-<br />

dit aus <strong>de</strong>n Jahren 1989/90 in Höhe von 2 Mrd. US<br />

-Dollar, die <strong>de</strong>r Bereich KoKo über die DABA AG <strong>de</strong>m<br />

MdF, allerdings nur noch teilweise, zur Verfügung<br />

stellen konnte. Schalck <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich waren auch<br />

in Schul<strong>de</strong>ndienstleistungen involvie rt. Schalck <strong>und</strong><br />

König war von Mittag die Verantwortung zur Sicherung<br />

<strong>de</strong>r ständigen Zahlungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR übertragen<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Auch die Leitung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich unterstellten Auslandsfirmen,<br />

die zum Teil <strong>de</strong>r Partei gehörten, zählte<br />

zu <strong>de</strong>n speziellen Aufgaben, die für Staat <strong>und</strong> Partei -<br />

wahrgenommen wur<strong>de</strong>n. Desgleichen war KoKo in<br />

die Hilfeleistungen <strong>de</strong>r DDR für befre<strong>und</strong>ete sozialistische<br />

Län<strong>de</strong>r sowie Zahlungen an westliche kommunistische<br />

Parteien involviert.<br />

3. Komplementaritäts- <strong>und</strong><br />

Konfliktbeziehungen <strong>de</strong>r KoKo-Aufgaben<br />

Mit <strong>de</strong>r Schaffung von KoKo verfügte die DDR über<br />

ein flexibles Instrument, das es offenbar in dieser<br />

Form in an<strong>de</strong>ren sozialistischen Planwirtschaften<br />

nicht gab. Dafür wur<strong>de</strong> in Kauf genommen, daß es<br />

neben <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission unterstehen<strong>de</strong>n<br />

Außenwirtschaftsbeziehungen, die voll <strong>de</strong>n<br />

Regeln <strong>de</strong>r Zentralverwaltungswirtschaft gehorchten,<br />

einen quantitativ be<strong>de</strong>utsamen Bereich <strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

( „ zweiter Außenhan<strong>de</strong>l" )<br />

gab, <strong>de</strong>r selbständig agieren konnte <strong>und</strong> durch seine<br />

direkte Anbindung an die Führungsspitze über erhebliche<br />

Macht verfügte. Während zur Durchsetzung<br />

<strong>de</strong>s staatlichen Interesses in <strong>de</strong>r DDR ein dichtes<br />

Netz von staatlichen Kontrollinstanzen geschaffen<br />

wor<strong>de</strong>n war, stand KoKo außerhalb dieses Kontrollgefüges.


Damit war das „Monopol <strong>de</strong>s sozialistischen Staates<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Außenwirtschaft", also die zentrale<br />

koordinierte Leitung <strong>und</strong> Planung <strong>de</strong>r außenwirtschaftlichen<br />

Beziehungen, durchbrochen. In <strong>de</strong>r<br />

DDR bestand faktisch kein Außenwirtschaftsmonopol,<br />

son<strong>de</strong>rn ein dualistisches Außenwirtschaftssystem<br />

<strong>de</strong>r Art, daß neben <strong>de</strong>m Staatsmonopol ein mit<br />

sehr viel weitergehen<strong>de</strong>n Handlungsmöglichkeiten<br />

ausgestattetes KoKo-Monopol existierte. Diese Konstruktion<br />

barg die Gefahr, daß KoKo in Verfolgung<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich gestellten bzw. von diesem selbständig<br />

gesetzten Aufgaben bzw. Zielen in Konflikt zum<br />

Planbereich geriet. KoKo war zwar auf Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Planbereich angewiesen. KoKo hatte<br />

sogar die Aufgabe, <strong>de</strong>ssen Leistungsfähigkeit z. B.<br />

durch Technologieimporte zu steigern. Doch die Interessen<br />

<strong>de</strong>s Planbereichs <strong>und</strong> <strong>de</strong>s KoKo-Bereichs<br />

konnten leicht kollidieren:<br />

— Bei<strong>de</strong> Bereiche stan<strong>de</strong>n in Konkurrenz um expo rt<br />

-fähige Produkte.<br />

— Das Hauptinteresse <strong>de</strong>s Planbereichs bestand an<br />

sicheren Gr<strong>und</strong>lagen für die mittelfristige Planung,<br />

das heißt auch im plankonformen Verhalten<br />

<strong>de</strong>r nachgeordneten Einheiten. Die Hauptstärke<br />

<strong>de</strong>s KoKo-Bereichs bestand in seiner Flexibilität;<br />

kurzfristige KoKo-Aktivitäten konnten zu Disproportionen<br />

<strong>und</strong> damit zu Anpassungszwängen im<br />

Planbereich führen. Das theoretische <strong>und</strong> praktische<br />

Gr<strong>und</strong>problem <strong>de</strong>r Zentralverwaltungswirtschaft<br />

zwischen Flexibilität einerseits <strong>und</strong> Stabilitat<br />

an<strong>de</strong>rerseits wur<strong>de</strong> durch die Existenz <strong>de</strong>s<br />

Bereichs KoKo verschärft.<br />

— Das Hauptinteresse <strong>de</strong>s Bereichs KoKo bestand in<br />

<strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung; zahlreiche dafür entfaltete<br />

Aktivitäten führten ten<strong>de</strong>nziell zu Störungen<br />

im Planbereich.<br />

Somit ist nicht auszuschließen, daß die KoKo-Aktivitäten<br />

die Abläufe im Planbereich — nicht nur <strong>de</strong>r<br />

Außen-, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft — <strong>de</strong>r<br />

DDR beeinträchtigt haben. Dies muß sich auf die<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR nicht unbedingt immer negativ<br />

ausgewirkt haben, z. B. dann nicht, wenn KoKo<br />

Ressourcen aus <strong>de</strong>m Planbereich in produktivere<br />

Verwendungen abzog. Man kann jedoch davon ausgehen,<br />

daß im Konfliktfall die Interessen <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission, für <strong>de</strong>ren Arbeit es wichtig<br />

war, längerfristig disponieren zu können, oftmals<br />

hinter <strong>de</strong>nen von KoKo, die zum Teil an <strong>de</strong>r Erfüllung<br />

von kurzfristigen Aufgaben <strong>und</strong> Zielen ausgerichtet<br />

waren, zurückstehen mußten. Die Machtfülle, mit <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r KoKo-Bereich aufgr<strong>und</strong> seines beson<strong>de</strong>ren Status<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r „Schalck-Mittag-Honecker-Schiene"<br />

verfügte in Verbindung mit <strong>de</strong>m Stellenwert, <strong>de</strong>r<br />

auch von Mittag <strong>de</strong>m Hauptziel von KoKo — <strong>de</strong>r<br />

kurzfristigen Erwirtschaftung von Devisen beigemessen<br />

wur<strong>de</strong>, bot KoKo je<strong>de</strong>nfalls die Chance, im<br />

Konfliktfall seine Interessen zu Lasten <strong>de</strong>r wirtschaftspolitischen<br />

Ziele <strong>und</strong> Abläufe im Planbereich<br />

durchzusetzen. KoKo war somit ein systemfrem<strong>de</strong>s<br />

Element in <strong>de</strong>r Planwirtschaft, das zwar <strong>de</strong>ren Mängel<br />

potentiell kompensieren, ihr aber auch Scha<strong>de</strong>n<br />

zufügen konnte.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Neben diesem Konflikt <strong>de</strong>s KoKo-Bereichs mit <strong>de</strong>m<br />

Planbereich sind durchaus auch Zielkonflikte im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r KoKo-Aufgaben zu vermuten. Zwar<br />

dienten die Aktivitäten zur Devisenerwirtschaftung<br />

zweifellos auch <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft.<br />

Umgekehrt war <strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierungspolitik<br />

eine Voraussetzung für <strong>de</strong>ren Möglichkeiten<br />

zur Devisenerwirtschaftung. Es liegt jedoch<br />

nahe zu vermuten, daß die zunehmen<strong>de</strong> Priorität, die<br />

<strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung beigemessen wur<strong>de</strong>, die<br />

Erfüllung <strong>de</strong>r Aufgaben <strong>de</strong>s Bereichs bei <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierungspolitik<br />

in <strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong> drängte. Dabei<br />

ist zu berücksichtigen, daß <strong>de</strong>r Bereich als „Konzern"<br />

durchaus auch ein „einzelwirtschaftliches Interesse"<br />

hatte, nämlich seine Abführungsverpflichtungen<br />

stets erfüllen zu können. Dies erfor<strong>de</strong>rte die Bildung<br />

von Liquiditätsreserven. Zu diesem Zwecke im<br />

Bereich gehaltene liqui<strong>de</strong> Mittel stan<strong>de</strong>n nicht für die<br />

Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft zur Verfügung.<br />

In Wahrnehmung seiner Aufgabe, die Zahlungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR sicherzustellen, mußte KoKo<br />

darüber hinaus Rese rven bil<strong>de</strong>n <strong>und</strong> konvertible Devisen<br />

auf Auslandskonten anlegen, was gleichfalls<br />

nur zu Lasten <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>s Produktionsapparates<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft möglich war.<br />

II. Der Beitrag von Koko zur Versorgung<br />

<strong>de</strong>r DDR<br />

1. Son<strong>de</strong>rimpo rte<br />

a) Versorgungsimpo rte für die Bevölkerung<br />

Im Rahmen von sogenannten Auftragsgeschäften,<br />

die auf Weisung von Honecker <strong>und</strong> Mittag in <strong>de</strong>r<br />

Regel aus <strong>de</strong>m sogenannten Honecker-Konto 628 finanziert<br />

wur<strong>de</strong>n, führten KoKo-AHB Son<strong>de</strong>rimporte<br />

zur Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung mit knappen bzw.<br />

qualitativ höherwertigen Konsumgütern durch. Dazu<br />

gehörten auch die sogenannten Festtagsimporte<br />

o<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Importe zur „ Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Hauptstadt" . Soweit die Initiative von Schalck ausging,<br />

wur<strong>de</strong>n solche Impo rte auch direkt aus Mitteln<br />

<strong>de</strong>s Bereichs über das Konto 559 finanziert.<br />

Zum Teil fin<strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>taillie rte Angaben über diese<br />

Versorgungseinfuhren in <strong>de</strong>n Rechenschaftsberichten<br />

Schalcks an Mittag bzw. Honecker. Z. B. weist<br />

Schalck in Anlage 3 <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s für 1985 Konsumgüterimporte,<br />

die u. a. PKW, Schuhe, Le<strong>de</strong>rbekleidung,<br />

Kakaoerzeugnisse <strong>und</strong> Instantkaffee umfaßten, in<br />

Höhe von 269,0 Mio. VM aus. 1988 wur<strong>de</strong>n „Importe<br />

für die Versorgung <strong>de</strong>r Hauptstadt" in einem Gesamtwert<br />

von 22,3 Mio. VM aufgelistet; diesmal<br />

reicht die Sortimentsliste von Fettkäse über Bananenmark<br />

(zur Herstellung von „ Säuglingszusatznahrung<br />

" ), Sekt, Pralinen bis zu Damen- <strong>und</strong> Kin<strong>de</strong>rbekleidung.<br />

Durch solche Son<strong>de</strong>reinfuhren wur<strong>de</strong> das<br />

Konsumgüterangebot in <strong>de</strong>r DDR verbessert. Gleichzeitig<br />

trugen diese Importe zur Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

Geldüberhanges bei, <strong>de</strong>r sich als Folge <strong>de</strong>s monetären<br />

Nachfrageüberhangs in <strong>de</strong>r DDR stetig erhöht<br />

hatte <strong>und</strong> in sichtbaren <strong>und</strong> unsichtbaren Käuferschlangen<br />

(Wartelisten) seinen Ausdruck fand.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Welche Größenordnung die Versorgungsimporte für<br />

die Bevölkerung insgesamt erreicht haben, ist relativ<br />

schwer abzuschätzen, weil sich in <strong>de</strong>n Akten darüber<br />

nur sporadisch Angaben fin<strong>de</strong>n. Die WTU 1) weist unter<br />

<strong>de</strong>m Kriterium 332300 „Verwendung von Mitteln<br />

aus Son<strong>de</strong>rkonten" 2) (528 (Mielke-Konto), 628 (Honecker-Konto),<br />

584 (disponibler Parteifonds) für Konsumgüterimporte<br />

für die Bevölkerung einen Wert von<br />

2,884 Mrd. VM aus. Die seit 1976 vorliegen<strong>de</strong>n Jahreswerte<br />

weisen erhebliche Schwankungen auf. Es<br />

wird zwar in <strong>de</strong>r Tat so gewesen sein, daß in einigen<br />

Jahren in einem größeren, in an<strong>de</strong>ren in einem kleineren<br />

Umfang Son<strong>de</strong>rimporte durchgeführt wur<strong>de</strong>n.<br />

Die enorme Schwankungsbreite <strong>de</strong>r ausgewiesenen<br />

Jahreswerte dürfte <strong>de</strong>nnoch eher durch die Lücken<br />

im Aktenmaterial zu erklären sein als durch das unterschiedliche<br />

Ausgabeverhalten <strong>de</strong>r DDR-Führung.<br />

An<strong>de</strong>rerseits erscheinen einige Jahreszahlen (z. B.<br />

für 1986 mit r<strong>und</strong> 650 Mio. VM <strong>und</strong> für 1988 sogar<br />

knapp 730 Mio. VM) im Vergleich mit <strong>de</strong>n Einzelangaben<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich KoKo <strong>de</strong>utlich überhöht. Hier<br />

könnten konsumtive Importe verbucht wor<strong>de</strong>n sein,<br />

die zwar über KoKo abgewickelt, aber nicht aus <strong>de</strong>m<br />

Bereich o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rkonten heraus finanziert<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Von <strong>de</strong>n im KoKo-Bereich verbliebenen — das heißt<br />

nicht auf die Son<strong>de</strong>rkonten bzw. an das MdF abgeführten<br />

— Mitteln wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r WTU Ausgaben<br />

für Konsumzwecke (Suchkriterium 341000) im <strong>Bericht</strong>szeitraum<br />

1972-1989 in Höhe von<br />

1,376 Mrd. VM verbucht, darunter ausdrücklich für<br />

„Versorgungsimporte" (Suchkriterium 341100) Aufwendungen<br />

in Höhe von 1,282 Mrd. VM, wobei die<br />

WTU für insgesamt sieben <strong>de</strong>r untersuchten 18 Jahre<br />

keine Angaben über Son<strong>de</strong>rimporte, die über die im<br />

KoKo-Bereich verbliebenen Mittel <strong>und</strong> nicht über<br />

Son<strong>de</strong>rkonten finanziert wur<strong>de</strong>n, ausweist. Da in <strong>de</strong>r<br />

Summe <strong>de</strong>r hier nachgewiesenen Konsumausgaben<br />

jedoch 93,3 Mio. VM für die „Finanzierung von<br />

Wandlitz" (Suchkriterium 341200) enthalten sind,<br />

könnte es sich auch bei <strong>de</strong>n „Versorgungsimporten",<br />

die hier ausgewiesen wer<strong>de</strong>n, um allgemeine Konsumgüterimporte<br />

han<strong>de</strong>ln, die KoKo durchgeführt<br />

<strong>und</strong> letztlich auch finanziert hat.<br />

Aus <strong>de</strong>r Aufstellung über die Mittelherkunft <strong>und</strong> Mittelverwendung<br />

<strong>de</strong>s Kontos 628 ergibt sich eine Summe<br />

von 807 Mio. VM, die für Konsumgüterimporte<br />

(z. B. für Lebensmittel, Kfz) an das Konto 559 abgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n. Diese Zahl beruht auf Angaben für die<br />

Jahre 1976-1989, wobei für 1983 bis einschließlich<br />

1985 keine Werte ausgewiesen wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die Reihe<br />

im übrigen gleichfalls erhebliche Schwankungen<br />

aufweist. Diesen Wert kann man mithin bestenfalls<br />

als Anhaltspunkt dafür nehmen, wieviel in diesen<br />

Jahren min<strong>de</strong>stens für solche Konsumgüterimporte<br />

aufgewen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.<br />

In <strong>de</strong>n Akten 3) fin<strong>de</strong>t sich eine Aufstellung über „laut<br />

Weisung" aus <strong>de</strong>m Konto 628 finanzierte Impo rte,<br />

von <strong>de</strong>nen folgen<strong>de</strong> Positionen als Konsumgüterimporte<br />

(o<strong>de</strong>r wenigstens konsumwirksame Impo rte —<br />

Kohle, Baumwolle —) erkennbar sind:<br />

— 1976 (Obst <strong>und</strong> Gemüse für die Versorgung,<br />

800 000 Paar Schuhe) im Gesamtwert von<br />

91 Mio. DM;<br />

— 1978 („Elektronik/Japan", „Beschluß Textilien",<br />

„Untertrikotagen für Versorgung") im Gesamtwert<br />

von 35,4 Mio. DM;<br />

— 1979 („Ges<strong>und</strong>heitswesen", „Kohleversorgung",<br />

„Sportgeräte", „Baumwolle für Leichtindustrie",<br />

„30. Jahrestag <strong>de</strong>r DDR" sowie „Getrei<strong>de</strong>importe<br />

für Kartoffelexport SU") im Gesamtwert von<br />

308,3 Mio. DM;<br />

— 1980 ( „Beschluß Versorgung " , „Kartoffelimport")<br />

im Wert von 81,7 Mio. DM;<br />

— 1981 („PKW-Import Japan", „Weizenimport") in<br />

Höhe von 161,1 Mio. DM.<br />

Da wir nur über diese sowie die oben angeführten<br />

sporadischen Angaben verfügen, fällt es schwer, eine<br />

Aussage über <strong>de</strong>n Beitrag von KoKo zur Konsumgüterversorgung<br />

<strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung zu machen. Offenbar<br />

han<strong>de</strong>lte es sich dabei jedoch um kaum mehr<br />

als gelegentliche Bonbons <strong>de</strong>r politischen Führung<br />

zu bestimmten Anlässen sowie um Importe zur Oberbrückung<br />

drücken<strong>de</strong>r Engpässe in <strong>de</strong>r Versorgung.<br />

Ein Großteil dieser Impo rte diente auch <strong>de</strong>r Abschöpfung<br />

<strong>de</strong>s Kaufkraftüberhangs, so daß die im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rimporte bezogenen Konsumgüter in <strong>de</strong>n<br />

Exquisit- <strong>und</strong> Delikat-Lä<strong>de</strong>n zu relativ hohen Preisen<br />

abgesetzt wur<strong>de</strong>n. Einen wesentlichen Beitrag zur<br />

Konsumgüterversorgung in <strong>de</strong>r DDR stellten diese<br />

Importe ganz offensichtlich nicht dar.<br />

b) Versorgungsimporte für das MfS <strong>und</strong> die<br />

Nomenklatura<br />

In diese Rubrik gehören u. a. die Importe, die gemäß<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich mündlich erteilter Weisung von<br />

Schalck, <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> Aufträge von Mittag <strong>und</strong><br />

Mielke erhielt, von KoKo durchgeführt <strong>und</strong> überwiegend<br />

aus <strong>de</strong>m Konto 528 finanziert wur<strong>de</strong>n. Hierbei<br />

han<strong>de</strong>lte es sich u. a. um Technik für das MfS (z. B.<br />

um Computer o<strong>de</strong>r um das sogenannte Objekt X, bei<br />

<strong>de</strong>m es sich u. a. um <strong>de</strong>n Import einer Druckmaschine<br />

nebst diversem Zubehör für <strong>de</strong>n Druck von Pässen<br />

han<strong>de</strong>lte). Auch Impo rte für die NVA wur<strong>de</strong>n auf diese<br />

Weise getätigt (z. B. eine Humanzentrifuge — finanziert<br />

über ein Konto <strong>de</strong>r Hauptabteilung II).<br />

Importiert wur<strong>de</strong>n ferner Pkw westlicher Produktion<br />

einschließlich Ersatzteilen für die Regierung, das Politbüro,<br />

das Ministerium <strong>de</strong>s Innern <strong>und</strong> das MfS sowie<br />

für Privatpersonen, welche die Fahrzeuge in<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR — offensichtlich zu relativ günstigen<br />

Preisen — kauften. Dazu gehört auch <strong>de</strong>r Impo rt<br />

rich Honecker <strong>und</strong> Günter eines Jagdwagens für E<br />

Mittag.<br />

Auch die Importe für die Wandlitz-Versorgung wur<strong>de</strong>n<br />

über das Konto 0528 finanziert <strong>und</strong> durch KoKo<br />

durchgeführt. Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Politbüros sowie<br />

<strong>de</strong>ren direkte Familienangehörige wohnten im inneren<br />

Ring <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz. Im Innenring<br />

befan<strong>de</strong>n sich 23 Wohnhäuser, ein Clubhaus mit<br />

Schwimmhalle, ein medizinischer Bereich, das sogenannte<br />

La<strong>de</strong>nkombinat <strong>und</strong> Sporteinrichtungen. 4) Im<br />

La<strong>de</strong>nkombinat wur<strong>de</strong>n Waren <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>sortiments,<br />

Waren aus Delikat- <strong>und</strong> Exquisitlä<strong>de</strong>n (Berlinversor-


gung) sowie Waren aus speziellen Impo rten angeboten.<br />

Für das Gr<strong>und</strong>sortiment war eine Abteilung <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung Personenschutz <strong>de</strong>s MfS zuständig.<br />

Die speziellen Impo rte wur<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung beschafft, <strong>de</strong>r auch die<br />

Mittel dafür bereitstellte.<br />

Das Staatliche Han<strong>de</strong>lsobjekt VEB Letex, gegrün<strong>de</strong>t<br />

am 21. 1. 1966, war für die Versorgung <strong>de</strong>r Waldsiedlung<br />

Wandlitz mit Importprodukten aus <strong>de</strong>m westlichen<br />

Ausland verantwortlich. Es erfüllte Son<strong>de</strong>rwünsche<br />

<strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong> Parteispitze. Letex selbst hatte<br />

keine Außenhan<strong>de</strong>lsfunktion, nur eine Einzelhan<strong>de</strong>ls-<br />

<strong>und</strong> Großhan<strong>de</strong>lsfunktion für <strong>de</strong>n Binnenmarkt<br />

sowie <strong>de</strong>n Status eines Son<strong>de</strong>rbedarfsträgers. Folglich<br />

konnte das Unternehmen direkt mit <strong>de</strong>n Produktionsbetrieben<br />

<strong>de</strong>r DDR Verträge abschließen. Dies<br />

galt auch für die Exquisit- <strong>und</strong> Delikaterzeugnisse.<br />

Gemäß internem Statut vom 20. 12. 1965 war das<br />

Staatliche Han<strong>de</strong>lsobjekt Letex <strong>de</strong>m MfS unterstellt<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Haushalt dieses Ministeriums einbezogen.<br />

Es unterstand aber auch als juristische Person<br />

<strong>und</strong> Rechtsträger von Volkseigentum <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Versorgung. Letex wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I zugeordnet. 5 )<br />

Letex war nicht nur für die umfassen<strong>de</strong> Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Parteiführung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Familienangehörigen in<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz verantwortlich, son<strong>de</strong>rn<br />

auch für die bestehen<strong>de</strong>n Außenobjekte.<br />

Da Letex keine Außenhan<strong>de</strong>lsfunktion hatte, mußte<br />

es sich für <strong>de</strong>n Impo rt aus <strong>de</strong>m NSW an<strong>de</strong>rer Unternehmen<br />

bedienen. In <strong>de</strong>n 80er Jahren waren dies:<br />

— die Firma F.C. Gerlach in <strong>de</strong>n Jahren 1980-1983,<br />

— die Berliner Import- <strong>und</strong> Exportgesellschaft<br />

(BIEG) in <strong>de</strong>n Jahren 1980 <strong>und</strong> 1981,<br />

— das MAH-KoKo für Son<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Einzelbeschaffungen<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1980-1989,<br />

— die Firma Asimex in <strong>de</strong>n Jahren 1982-1989,<br />

— die Firma Delta GmbH an Stelle <strong>de</strong>r BIEG in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1982-1989. 6 )<br />

Nach <strong>de</strong>m „<strong>Bericht</strong> zu <strong>de</strong>n Ermittlungen über die A rt<br />

<strong>und</strong> Weise sowie <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Valutafinanzierung<br />

für die Versorgung <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz" hat<br />

<strong>de</strong>r Bereich KoKo in <strong>de</strong>n Jahren 1980-1989 aus <strong>de</strong>m<br />

Son<strong>de</strong>rkonto 528 Valutamittel in D-Mark (o<strong>de</strong>r Verrechnungseinheiten)<br />

zugunsten <strong>de</strong>s Staatlichen Han<strong>de</strong>lsobjektes<br />

Letex bzw. <strong>de</strong>ssen Importhan<strong>de</strong>lspartner<br />

BIEG <strong>und</strong> Delta GmbH zweckgeb<strong>und</strong>en für die<br />

Versorgung <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz <strong>und</strong> <strong>de</strong>r dazugehörigen<br />

Außenobjekte in einer Gesamthöhe von<br />

62,806 Mio. DM (bis 1989) zur Verfügung gestellt.<br />

Davon gingen Waren im Wert von 20,299 Mio. DM,<br />

die in Wandlitz nicht abgesetzt wur<strong>de</strong>n, an die Verwaltung<br />

Rückwärtige Dienste <strong>de</strong>s MfS. In Wandlitz<br />

verkauft wur<strong>de</strong>n also zwischen 1980-1989 Waren<br />

aus <strong>de</strong>m NSW im Wert von ca. 42,5 Mio. DM, in <strong>de</strong>n<br />

MfS-Verkaufsstellen für ca. 20,3 Mio. DM.<br />

Zu einer ähnlichen Größenordnung gelangt man,<br />

wenn man die Ausgaben <strong>de</strong>r Importfirmen für die<br />

Warenbereitstellung von 1980-1989 addiert: Die Firma<br />

Asimex importierte Waren in einem Wert von<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

10,655 Mio. DM, das MAH-KoKo gab für Son<strong>de</strong>r- <strong>und</strong><br />

Einzelbeschaffungen 3,870 Mio. DM aus, die Firma<br />

F.C. Gerlach in <strong>de</strong>n Jahren von 1980-1983<br />

2,169 Mio. DM, die BIEG in <strong>de</strong>n Jahren 1980 <strong>und</strong> 1981<br />

5,142 Mio. DM <strong>und</strong> die Firma Delta von 1982-1989<br />

37,545 Mio. DM, insgesamt also 59,391 Mio. DM.<br />

Die Tabelle 1 dokumentiert zum einen die Finanzierung<br />

über das Son<strong>de</strong>rkonto 528, zum an<strong>de</strong>ren aber<br />

auch die Son<strong>de</strong>rzuführungen aus <strong>de</strong>m Bereich KoKo<br />

insgesamt zur Finanzierung <strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Waldsiedlung Wandlitz sowie <strong>de</strong>r Nebenobjekte, bei<strong>de</strong>s<br />

nach <strong>de</strong>r WTU-Datenbank. In <strong>de</strong>r dritten Spalte<br />

sind die Werte wie<strong>de</strong>rgegeben, die sich in <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong><br />

zu <strong>de</strong>n Ermittlungen über A rt <strong>und</strong> Weise sowie<br />

<strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Valutafinanzierung für die Versorgung<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Parteiführung in Wandlitz vom<br />

5. 7. 1990 fin<strong>de</strong>n. Die WTU-Daten sind offensichtlich<br />

überhöht, insbeson<strong>de</strong>re für die Jahre 1988 <strong>und</strong> 1989.<br />

Für die Versorgung <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz mit<br />

Importprodukten aus westlichen Län<strong>de</strong>rn, überwiegend<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik, dürften in <strong>de</strong>n 80er<br />

Jahren im Jahresdurchschnitt in etwa r<strong>und</strong><br />

7 Mio. DM bzw. VE bereitgestellt wor<strong>de</strong>n sein.<br />

Von <strong>de</strong>r privilegierten Versorgung <strong>de</strong>s inneren Ringes<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz profitierten die herausgehobene<br />

strategische Clique <strong>de</strong>r SED sowie einige<br />

wichtige Vertreter <strong>de</strong>r Sowjetunion. Hier<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um <strong>de</strong>n sowjetischen Botschafter<br />

<strong>und</strong> um hochrangige sowjetische Militärs. Aber es<br />

profitierte auch das MfS, <strong>de</strong>m diejenigen Produkte<br />

zum Verkauf an Angehörige <strong>de</strong>s Ministeriums zur<br />

Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r Verkaufsstelle<br />

Wandlitz nicht abgesetzt wor<strong>de</strong>n waren. Die Wohlfahrtseffekte<br />

für diese ausgewählte Gruppe (insgesamt<br />

sollen 250-260 Personen zum Einkauf <strong>de</strong>r im<br />

Verkaufsobjekt Wandlitz angebotenen Verbrauchsgüter<br />

<strong>und</strong> langlebigen Konsumgüter berechtigt gewesen<br />

sein) waren nicht unerheblich:<br />

— Die stabile, qualitativ hochwertige Versorgung<br />

mit Mangelgütern wie z. B. Obst <strong>und</strong> Gemüse, mit<br />

Genußmitteln, mit hochwertigen Textilien etc.<br />

war gesichert. Zum Teil wur<strong>de</strong>n Produkte angeboten,<br />

die es im DDR-Warensortiment nie gegeben<br />

hat (wie z. B. Kiwi).<br />

— Es konnten Bezugsquellen genutzt wer<strong>de</strong>n, die<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung nicht zur Verfügung stan<strong>de</strong>n. So<br />

wur<strong>de</strong>n Konsumgüter über west<strong>de</strong>utsche Versandhäuser<br />

bezogen, es erfolgten Son<strong>de</strong>rbeschaffungen.<br />

Die Festsetzung <strong>de</strong>r Verkaufspreise, die nicht im Einzelhan<strong>de</strong>lsangebot<br />

<strong>de</strong>r DDR befindliche Waren betrafen,<br />

war Letex in eigener Zuständigkeit übertragen<br />

wor<strong>de</strong>n.') Zwar gab es eine kalkulatorische<br />

Gr<strong>und</strong>lage zur Festlegung <strong>de</strong>r Preise, die tatsächliche<br />

Preisbildung wich aber zum Teil erheblich davon<br />

ab. So wur<strong>de</strong> z. B. für die Jahre 1988 <strong>und</strong> 1989 (für<br />

1987 <strong>und</strong> früher liegen keine Preisunterlagen vor) bei<br />

einer Auswertung von insgesamt 3 676 Rechnungen<br />

festgestellt, daß bei 570 Rechnungen die Verkaufspreise<br />

in Mark <strong>de</strong>r DDR unter <strong>de</strong>n DM-Aufwandspreisen<br />

lagen. 8 )<br />

Für die Einkaufsberechtigten ergaben sich unstrittig<br />

ungerechtfertigte persönliche materielle Vorteile.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle 1<br />

Finanzierung von Wandlitz in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1976-1989, in Mio. VM<br />

Jahr Mittel- Verwendung Summe <strong>de</strong>r<br />

bereitstellung von im KoKo- Zufühvon<br />

Son<strong>de</strong>r- Bereich rungen<br />

konten <strong>de</strong>s verbliebenen MAH/KOKO<br />

Bereichs Devisen gesamtd<br />

KoKo für außerhalb<br />

Wandlitza <strong>de</strong>s KoKo-<br />

Bereichsb zur<br />

Finanzierung<br />

von Wandlitza<br />

1976 2,538<br />

1977 1,833<br />

1978 2,323 2,085<br />

1979 7,082 .<br />

1980 12,945 6,655 6,749<br />

1981 7,203 6,354 5,153<br />

1982 7,453 6,487 4,845<br />

1983 5,111 7,110 3,420<br />

1984 8,569 5,687 4,769<br />

1985 9,315 7,209 6,172<br />

1986 10,728 8,053 7,358<br />

1987 11,694 9,744 8,841<br />

1988 10,653 16,553 7,690<br />

1989 12,930 17,386 7,809<br />

a Kriterium 332 800 <strong>de</strong>r WTU-Datenbank (ohne Doppelzählungen);<br />

b Nicht über Son<strong>de</strong>rkontgen abgewikkelt;<br />

c Kriterium 341 200 <strong>de</strong>r WTU-Datenbank (ohne Doppelzählungen);<br />

d Vgl. <strong>Bericht</strong> zu <strong>de</strong>n Ermittlungen über<br />

die Art <strong>und</strong> Weise sowie <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Valutafinanzierung<br />

für die Versorgung <strong>de</strong>r ehemaligen Parteiführung in<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz vom 5. 7. 1990.<br />

Quelle: West<strong>de</strong>utsche Treuhand-Union, <strong>Bericht</strong> über die für<br />

<strong>de</strong>n Deutschen B<strong>und</strong>estag 1. Untersuchungsausschuß<br />

„Kommerzielle Koordinierung" durchgeführte Auswertung<br />

relativer Unterlagen <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses <strong>und</strong><br />

die Erstellung eines Zahlen- <strong>und</strong> Datenwerkes, das als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für ein wi rtschaftswissenschaft liches Gutachten<br />

dient zu <strong>de</strong>m Thema „Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR" . Auswertung<br />

über alle Quellenarten nach <strong>de</strong>r vom HWWA-Institut<br />

vorgegebenen Prioritätenliste. Doppelzählungen<br />

i<strong>de</strong>ntischer Vorgänge sollen ausgeschlossen sein; <strong>Bericht</strong> zu<br />

<strong>de</strong>n Ermittlungen über die Art <strong>und</strong> Weise sowie <strong>de</strong>n Umfang<br />

<strong>de</strong>r Valutafinanzierung für die Versorgung <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Parteiführung in <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz, Berlin, <strong>de</strong>n<br />

5. 7. 1990; Mat A 5 - E - 2 JS 245/90 - Bd. 11, S. 181 ff.<br />

Dem Staatshaushalt <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n finanzielle Verluste<br />

durch entgangene Einnahmen zugefügt. Im<br />

einzelnen dürften diese Verluste nicht quantifizierbar<br />

sein, selbst wenn die Preisfestlegungsprinzipien<br />

über die Jahre konstant geblieben wären. Um zu<br />

halbwegs vernünftigen Schätzergebnissen zu gelangen,<br />

müßte man zum einen das Warensortiment in<br />

dieser Verkaufsstelle über die Jahre kennen, müßte<br />

<strong>de</strong>n Richtungskoeffizienten beachten, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r DDR<br />

je nach Sortiment unterschiedlich war usw. Folgen<br />

wir <strong>de</strong>n Ermittlungsergebnissen <strong>de</strong>s zitierten <strong>Bericht</strong>es<br />

zur markseitigen Preisbildung für Son<strong>de</strong>rimporte<br />

aus <strong>de</strong>m NSW in <strong>de</strong>r ehemaligen Waldsiedlung<br />

Wandlitz, so ergab sich in einem Zeitraum von nur<br />

sechs Jahren ein Nachteil für <strong>de</strong>n Staatshaushalt <strong>de</strong>r<br />

DDR von über 100 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR, das heißt eine<br />

entsprechen<strong>de</strong> Besserstellung <strong>de</strong>r in Wandlitz Einkaufsberechtigten.<br />

Unterstellt, daß sich dieser Vorteil<br />

gleichmäßig auf die r<strong>und</strong> 260 einkaufsberechtigten<br />

Personen verteilte, zog je<strong>de</strong>r Einkaufsberechtigte aus<br />

seiner präferierten Stellung pro Jahr einen geldwerten<br />

Vorteil in Höhe von 64102 Mark.<br />

Der Umfang <strong>de</strong>r seitens <strong>de</strong>s Bereichs KoKo erwirtschafteten<br />

<strong>und</strong> auf Son<strong>de</strong>rkonten abgeführten Mittel,<br />

<strong>de</strong>r im persönlichen Interesse <strong>de</strong>r Nomenklatura abfloß<br />

<strong>und</strong> somit we<strong>de</strong>r für die DDR-Volkswirtschaft<br />

effizienz-, noch für die DDR-Bevölkerung wohlfahrtswirksam<br />

wur<strong>de</strong>, ist allerdings - abgesehen<br />

von <strong>de</strong>r im Verhältnis zur Devisenerwirtschaftung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs nahezu zu vernachlässigen<strong>de</strong>n Größenordnung<br />

von weit unter 1 % - für die Fragestellung<br />

dieser Untersuchung insofern von untergeordneter<br />

Relevanz, als <strong>de</strong>r Bereich KoKo dabei eher eine passive<br />

Rolle gespielt hat. Er hat auf Weisung finanziert,<br />

die Waren über KoKo Unternehmen importiert, <strong>und</strong><br />

er hat natürlich für diese Aktivitäten Provisionen kassiert<br />

(diese dürften aber aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s relativ geringen<br />

Umfangs <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r Waldsiedlung<br />

Wandlitz sehr gering gewesen sein).<br />

Neben <strong>de</strong>r Versorgung von Wandlitz mit Westimportprodukten<br />

gab es noch an<strong>de</strong>re KoKo-Aktivitäten im<br />

privaten Interesse <strong>de</strong>r Angehörigen <strong>de</strong>r Nomenklatura.<br />

So existierten spezielle Vereinbarungen mit<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Bauwesen, aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>rer Ko-<br />

Ko Wohnungs- <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Bauten erstellen ließ, wofür<br />

auch Importe (von Armaturen, Fenstern <strong>und</strong> <strong>de</strong>rgleichen)<br />

durchgeführt wur<strong>de</strong>n. Dazu gehörte <strong>de</strong>r<br />

Bau <strong>de</strong>s Gästehauses Leipzig, ein Wohn- <strong>und</strong> Bürogebäu<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Firma F.C. Gerlach, ein Messeobjekt in<br />

Leipzig sowie vor allem <strong>de</strong>r Bau von 32 Häusern <strong>und</strong><br />

elf Wochenendhäusern, die „von Leitern <strong>und</strong> Mitar-<br />

beitern <strong>de</strong>s Bereiches <strong>und</strong> nachgeordneten Betrieben -<br />

sowie von privilegierten Leuten, die <strong>de</strong>m Bereich<br />

wichtig waren" 9) genutzt wur<strong>de</strong>n, wobei diese meist<br />

relativ günstige Mieten zu zahlen hatten.<br />

c) An<strong>de</strong>re Son<strong>de</strong>rimporte<br />

Auf beson<strong>de</strong>re Anfragen an Schalck bzw. Mittag<br />

wur<strong>de</strong>n von KoKo Importe für sportliche <strong>und</strong> kulturelle<br />

Zwecke <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nsten A rt sowie für das<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen durchgeführt <strong>und</strong> finanziert. Dabei<br />

ging es offenbar darum, verschie<strong>de</strong>nen Organisationen<br />

<strong>und</strong> Einrichtungen Mittel für die Beschaffung<br />

von Gütern zur Verfügung zu stellen, die auf<br />

<strong>de</strong>m DDR-Binnenmarkt nicht angeboten wur<strong>de</strong>n.<br />

Größenordnungsmäßig fallen diese Aufwendungen<br />

nicht ins Gewicht; sie sind in etwa mit fallweisen<br />

Spen<strong>de</strong>n für die verschie<strong>de</strong>nsten Zwecke, wie sie<br />

auch von westlichen Unternehmen getätigt wer<strong>de</strong>n,<br />

zu vergleichen.<br />

2. Vorratshaltung <strong>und</strong> Engpaßvermeidung<br />

KoKo hat gelegentlich auch Energie- <strong>und</strong> Material<br />

importe durchgeführt. In <strong>de</strong>n Akten fin<strong>de</strong>n sich An-


III. Der Beitrag von Koko zur<br />

Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r DDR-<br />

Volkswi rtschaft<br />

In diesem Abschnitt geht es darum festzustellen, welche<br />

realen Effekte die KoKo-Aktivitäten für die<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR hatten. Reale Effekte sind<br />

<strong>de</strong>finiert als Auswirkungen <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten auf<br />

die Produktionsmöglichkeiten <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

durch Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Produktionspotentials<br />

<strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r statischen <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r dynamischen Effizienz.<br />

An<strong>de</strong>rs ausgedrückt geht es hier um die Unter<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-Buchung gaben über „Zusatzimporte" <strong>de</strong>r Frage, zum Ausgleich ob von durch kli- die Aktivitäten von Ko-<br />

-Ko matisch die bedingten Leistungsfähigkeit Schä<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft erhöht<br />

landwirtschaftlichen Produktion sowie von Energie- <strong>und</strong> damit die durch die Planwirtschaft bedingte Resträgern<br />

(Öl, Kohle <strong>und</strong> Elektroenergie). Zusatzeinsourcenknappheit verringert wur<strong>de</strong>.<br />

fuhren landwirtschaftlicher Erzeugnisse wur<strong>de</strong>n zum<br />

Teil von KoKo in einem beträchtlichen Umfang<br />

durchgeführt, offenbar aber nicht finanziert. Zusätzliche<br />

Energieträgerimporte scheinen weitestgehend<br />

aus Umlaufmitteln <strong>de</strong>s Bereiches zumin<strong>de</strong>st vorfinanziert<br />

wor<strong>de</strong>n zu sein. Soweit es um Vorratshaltung<br />

von Energie- <strong>und</strong> materiellen Ressourcen ging,<br />

wur<strong>de</strong>n diese Vorräte, sofern sie nicht benötigt wur<strong>de</strong>n,<br />

von KoKo wie<strong>de</strong>r veräußert. Über die Größenordnung<br />

dieser Aktivitäten ist nichts Sicheres bekannt.<br />

Wie gesagt war KoKo wirtschaftssystemtheoretisch<br />

gesehen eine Institution <strong>de</strong>r DDR-Außenwirtschaft,<br />

die zwar in <strong>de</strong>r Theorie <strong>de</strong>r Planwirtschaft nicht vorgesehen<br />

war <strong>und</strong> für die es keine gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage<br />

gab, <strong>de</strong>ren Schaffung auf <strong>de</strong>m Verordnungswege<br />

jedoch faktisch auf eine partielle Reform <strong>de</strong>s<br />

Außenwirtschaftssystems hinauslief. Unabhängig<br />

davon, was mit <strong>de</strong>r Gründung von KoKo letztendlich<br />

bezweckt war, verfügte damit die DDR über eine Institution,<br />

die im Bereich <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls flexibler<br />

agieren konnte ais <strong>de</strong>r Plan-Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> diesen<br />

in mancherlei Hinsicht zu ergänzen geeignet war. Im<br />

3. Bewertung<br />

Lichte <strong>de</strong>r orthodoxen kommunistischen Außenwirtschaftstheorie<br />

kann man KoKo als ein systemwidri-<br />

Unter <strong>de</strong>m Aspekt ihrer volkswirtschaftlichen Auswirkungen<br />

sind die in diesem Abschnitt behan<strong>de</strong>lten<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>s KoKo-Bereichs von nachrangiger Be<strong>de</strong>utung.<br />

Sie wirkten sich insofern für die DDR-Wirtschaft<br />

positiv aus, als damit außerplanmäßig Engpässe<br />

überbrückt <strong>und</strong> kurzfristig Versorgungsmängel<br />

partiell behoben wer<strong>de</strong>n konnten. Gleichzeitig leistete<br />

KoKo dadurch einen, wenn auch sicherlich<br />

nicht sehr hoch zu veranschlagen<strong>de</strong>n Beitrag zum<br />

temporären Abbau <strong>de</strong>s Geldüberhangs. Was die Finanzierung<br />

von Versorgungsimporten durch KoKo<br />

betrifft, so muß diese im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Mittelerwirtschaftung<br />

gesehen wer<strong>de</strong>n, die später global<br />

zu behan<strong>de</strong>ln <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>r gesamten Mittelverwendung<br />

in Beziehung zu setzen sein wird.<br />

ges Element betrachten, als einen Verstoß gegen <strong>de</strong>n<br />

Gr<strong>und</strong>satz <strong>de</strong>s staatlichen Außenwirtschaftsmonopols<br />

unter <strong>de</strong>r Herrschaft <strong>de</strong>s Plans. Man kann jedoch<br />

auch in <strong>de</strong>r Schaffung von KoKo <strong>de</strong>n Versuch sehen,<br />

die mit <strong>de</strong>r Planwirtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>m staatlichem Außenwirtschaftsmonopol<br />

verb<strong>und</strong>enen Probleme pragmatisch<br />

zu lösen. Das Außenwirtschaftsmonopol als<br />

solches, das heißt die vollständige Kontrolle <strong>de</strong>r politischen<br />

Führung über die Außenwirtschaftsbeziehungen,<br />

wur<strong>de</strong> dadurch nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil,<br />

die politische Führung gewann mit KoKo ein<br />

Instrument, das sie für die Erreichung wirtschaftlicher<br />

Ziele flexibel einsetzen konnte. Daß es dabei<br />

zu Abstimmungsproblemen mit <strong>de</strong>m Planbereich<br />

<strong>und</strong> zu Rückwirkungen <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten auf<br />

<strong>de</strong>n Planbereich kommen konnte, war in Kauf zu<br />

Ansonsten dienten diese Aktivitäten zur Privilegie- nehmen, zumal durchaus die Hoffnung bestand,<br />

rung <strong>de</strong>r Nomenklatura, wofür Mittel, allerdings in<br />

volkswirtschaftlich nicht be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>m Umfange,<br />

konsumtiv verausgabt wur<strong>de</strong>n.<br />

durch einen klugen Einsatz <strong>de</strong>s Instrumentes KoKo<br />

sicherstellen zu können, eventuelle negative Rückkoppelungseffekte<br />

in Grenzen zu halten.<br />

In Verfolgung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich KoKo übertragenen<br />

Son<strong>de</strong>rimportaufgaben geriet er in Konflikt mit <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>r zentralen Leitung <strong>und</strong> Planung unterstellten Be-<br />

-<br />

Wie oben dargelegt wur<strong>de</strong>, bestand die ten<strong>de</strong>nziell<br />

knappheitsverschärfen<strong>de</strong> Wirkung <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

in sozialistischen Planwirtschaften darin, daß <strong>de</strong>r<br />

reich. Nach Ansicht von H. König haben sich die Ver- allgemeine binnenwirtschaftliche Ressourcenmangel<br />

sorgungsimporte „sehr negativ auf die planmäßige zu einem ten<strong>de</strong>nziell wachsen<strong>de</strong>n Importhunger<br />

Arbeit <strong>de</strong>r SPK" ausgewirkt. 10) Das hat, in abge- führte, <strong>de</strong>r nur durch verstärkte Expo rte <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r<br />

schwächter Form auch G. Schürer so gesehen. Die Kreditaufnahme im Ausland zu bef riedigen war. Ein-<br />

Entscheidungen seien zum Teil unverständlich gemal aufgenommene Auslandskredite hätten durch<br />

wesen (z. B. Zusatzimporte zu Weihnachten, zu <strong>de</strong>n die Planwirtschaften — wenn man von <strong>de</strong>m rumäni-<br />

Wahlen u. ä.), was in je<strong>de</strong>m Fall einen „unvertretbar schen Fall absieht, in <strong>de</strong>m die Schul<strong>de</strong>nrückzahlung<br />

hohen Aufwand bei <strong>de</strong>r Beschaffung <strong>de</strong>r Waren mit durch rigorose Importdrosselung erzwungen wur<strong>de</strong><br />

sich" gebracht habe.<br />

— nur zurückgezahlt wer<strong>de</strong>n können, wenn es zu<br />

einer Erhöhung <strong>de</strong>r Exportfähigkeit (o<strong>de</strong>r Verringerung<br />

<strong>de</strong>s Importbedarfs durch Importsubstitution) gekommen<br />

wäre.<br />

Infolge <strong>de</strong>s systembedingt schwachen Wachstums<br />

<strong>de</strong>r Produktivität <strong>und</strong> <strong>de</strong>s technischen Fortschritts<br />

<strong>de</strong>r Planwirtschaften lag es nahe, <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l<br />

zur Lösung <strong>de</strong>r damit verb<strong>und</strong>enen Probleme einzusetzen,<br />

das heißt ein importinduziertes Wachstum<br />

über die Erhöhung <strong>de</strong>r statischen <strong>und</strong> dynamischen<br />

Effizienz in Gang zu bringen. Durch Technologieimporte<br />

sollte das Produktionspotential erweitert <strong>und</strong><br />

die Produktivität <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft durch Beschleunigung<br />

<strong>de</strong>s technischen Fortschritts nachhaltig<br />

forciert wer<strong>de</strong>n, um die Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

zu verbessern <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Export in <strong>de</strong>m Maße zu stei<br />

gern, wie es für <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst notwendig war.<br />

Es besteht kein Zweifel, daß eine <strong>de</strong>r Aufgaben von<br />

KoKo darin bestand, <strong>de</strong>ra rtige Technologieimporte<br />

durchzuführen mit <strong>de</strong>m Ziel, die Produktionsbasis<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft zu stärken <strong>und</strong> dabei sicherzustellen,<br />

daß entwe<strong>de</strong>r für solche Impo rte keine<br />

zusätzliche Devisenkreditaufnahme notwendig war<br />

o<strong>de</strong>r daß <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>ndienst aus zusätzlichen Exporten<br />

finanziert wer<strong>de</strong>n konnte. Soweit darüber hinaus<br />

die Exportfähigkeit verstärkt <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Importbedarf<br />

verringert wer<strong>de</strong>n konnte, wäre ein positiver<br />

realer Effekt solcher KoKo-Aktivitäten zu verzeichnen<br />

gewesen. (Unter <strong>de</strong>r Annahme, daß diese zusätzlichen<br />

Exporte sich ohne Negativwirkungen an an<strong>de</strong>rer<br />

Stelle <strong>de</strong>r Volkswirtschaft bewerkstelligen<br />

ließen!)<br />

Im folgen<strong>de</strong>n gilt es zu untersuchen, inwieweit die<br />

KoKo-Aktivitäten dieser Rationalitätsregel folgten.<br />

Da diese Regel aber nicht nur für KoKo, son<strong>de</strong>rn auch<br />

für <strong>de</strong>n Plan-Außenhan<strong>de</strong>l galt, ist zu überprüfen, ob<br />

<strong>de</strong>r Versuch <strong>de</strong>s Bereichs KoKo, dieser Maxime im<br />

Rahmen seiner eigenen Importaktivitäten gerecht zu<br />

wer<strong>de</strong>n, möglicherweise dazu beigetragen hat, daß<br />

diese Maxime im Planbereich nicht erreicht wer<strong>de</strong>n<br />

konnte. Umgekehrt stellt sich die Frage, ob bzw. inwieweit<br />

<strong>de</strong>r Bereich KoKo durch die Einbindung in<br />

die Mo<strong>de</strong>rnisierungsbestrebungen Verluste hinnehmen<br />

mußte, die ihm nachträglich <strong>de</strong>n Vorwurf eingebracht<br />

haben, <strong>de</strong>r „Totengräber <strong>de</strong>r DDR" gewesen<br />

zu sein.<br />

1. Technologieimporte<br />

Etwa 20 % <strong>de</strong>r KoKo-Importe waren sogenannte<br />

Planimporte, Auftragsgeschäfte <strong>und</strong> Valutaanrechts-<br />

Geschäfte, die auch Konsumgüterimporte umfaßten.<br />

Die restlichen 80 % waren Technologieimporte (Investitionsgüter)<br />

im Rahmen von sogenannten Industrievereinbarungen<br />

(auch als Rationalisierungs- o<strong>de</strong>r<br />

Leistungsimporte bezeichnet). 1 )<br />

a) Valutaanrechtsgeschäfte<br />

Unter volkswirtschaftlichem Aspekt war das Instrument<br />

<strong>de</strong>r Valutaanrechte (vgl. dazu Übersicht 2) ein<br />

Mittel zur Verhin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Entstehung von Devisenschul<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Bet riebe <strong>und</strong> Ministerien, in<strong>de</strong>m im<br />

Rahmen dieser Regelung Impo rte streng an außerplanmäßige<br />

Expo rte, die diesen sogar vorausgehen<br />

mußten, gekoppelt waren. Die Bet riebe selbst bekamen<br />

nur einen bestimmten Prozentsatz <strong>de</strong>r außerplanmäßigen<br />

Exporterlöse als Valutaanrechte gutgeschrieben.<br />

Da manche Ministerien o<strong>de</strong>r Bet riebe<br />

Valutaanrechte ansammelten, also nicht gleich für<br />

Importe verwen<strong>de</strong>ten, war gewährleistet, daß die<br />

durch außerplanmäßige Expo rte verdienten Devisen<br />

nicht sofort wie<strong>de</strong>r in voller Höhe für Impo rte verausgabt<br />

wur<strong>de</strong>n. Allerdings konnten Devisenanrechte<br />

auch für Lieferungen im Inland (sogenannte Inlandsexporte<br />

o<strong>de</strong>r — aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Käufers — Expo rt<br />

-abkäufe) gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. In diesem Falle wur<strong>de</strong>n in<br />

Form <strong>de</strong>r Valutaanrechte Devisen für Einfuhren bereitgestellt,<br />

ohne daß diese zuvor durch Ausfuhren<br />

verdient wor<strong>de</strong>n waren.<br />

Das Interesse <strong>de</strong>r Bet riebe an Valutaanrechten verschaffte<br />

KoKo einen Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Plan-AHB, die solche Anrechte nicht gewähren<br />

konnten. Entsprechend dürften die Bet riebe bemüht<br />

gewesen sein, Ressourcen <strong>und</strong> Kapazitäten im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Planexporte einzusparen, um außerplanmäßige<br />

Exporte durchführen zu können. Zwar mußten<br />

solche Geschäfte durch die wirtschaftsleiten<strong>de</strong>n Organe<br />

genehmigt wer<strong>de</strong>n, doch auch bei <strong>de</strong>n Branchenministerien<br />

bestand naturgemäß ein erhebliches<br />

Interesse an Valutaanrechten, so daß sie möglicherweise<br />

die Gefährdung <strong>de</strong>r Planexporte in Kauf nahmen<br />

o<strong>de</strong>r diese in <strong>de</strong>n Planverhandlungen von vornherein<br />

so niedrig ansetzten, daß außerplanmäßige<br />

Exporte über KoKo möglich wur<strong>de</strong>n.<br />

Hier wird <strong>de</strong>utlich, daß selbst ein so harmlos anmuten<strong>de</strong>s<br />

Instrument wie das <strong>de</strong>r Valutaanrechte erhebliche<br />

versteckte allokative Wirkungen entfaltet haben<br />

mag. Es bot zumin<strong>de</strong>st einen Anreiz, Ressourcen<br />

aus <strong>de</strong>m Planbereich in außerplanmäßige Expo rte<br />

über KoKo umzulenken. Volkswirtschaftlich gesehen<br />

war dies nicht unbedingt nachteilig, soweit über die<br />

Valutaanrechte sehr viel kurzfristiger als über <strong>de</strong>n<br />

Plan Investitionsgütereinfuhren möglich wur<strong>de</strong>n.<br />

Auf je<strong>de</strong>n Fall aber wur<strong>de</strong> durch dieses Instrument<br />

<strong>de</strong>r Planbereich gegenüber <strong>de</strong>m KoKo-Bereich benachteiligt.<br />

KoKo konnte mit diesem Instrument hohe<br />

Devisengewinne erwirtschaften, die in keinem Verhältnis<br />

zur Dienstleistung <strong>de</strong>s Bereichs für die Bedarfsträger<br />

stan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die sonst im Planbereich angefallen<br />

wären.<br />

b) Importe zur Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>und</strong><br />

Leistungssteigerung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

Unter <strong>de</strong>n Begriffen Industrievereinbarungen, Son<strong>de</strong>rvorhaben,<br />

Leistungsimporte, Rationalisierungsimporte<br />

<strong>und</strong> Kompensationsvorhaben verbirgt sich<br />

eine Vielzahl von KoKo-Aktivitäten (vgl. dazu Übersicht<br />

3) mit <strong>de</strong>m Ziel, die DDR-Wirtschaft zu mo<strong>de</strong>rnisieren<br />

<strong>und</strong> dadurch ihre Leistungsfähigkeit zu steigern.<br />

Durch Technologieimporte aus westlichen<br />

Län<strong>de</strong>rn sollten die Exportfähigkeit <strong>de</strong>r DDR nachhaltig<br />

verbessert, Impo rte substituiert, das Wachstum<br />

<strong>de</strong>r Produktion beschleunigt, die Qualität <strong>de</strong>r Produkte<br />

erhöht, <strong>de</strong>r Produktionsverbrauch gesenkt <strong>und</strong><br />

Arbeitsplätze eingespart wer<strong>de</strong>n. Der Impo rt kompletter<br />

Anlagen aus <strong>de</strong>m Westen wur<strong>de</strong> unter an<strong>de</strong>rem<br />

in einem internen Papier <strong>de</strong>s Bereichs auch damit<br />

begrün<strong>de</strong>t, daß die Erstellung solcher Anlagen<br />

durch westliche Firmen nur halb soviel Zeit benötige<br />

wie DDR-Firmen dafür brauchen wür<strong>de</strong>n.<br />

Die Gr<strong>und</strong>i<strong>de</strong>e dieser Impo rte — <strong>de</strong>ren Bezeichnung<br />

wie gesagt nicht einheitlich war <strong>und</strong> im Zeitablauf<br />

entsprechend <strong>de</strong>m sich än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Charakter dieser<br />

Son<strong>de</strong>rvorhaben wechselte (vgl. Übersicht 3) — war,<br />

daß die Refinanzierung dieser Investitionsgüterimporte<br />

aus <strong>de</strong>r damit erstellten Produktion erfolgen<br />

sollte. 2) Mit dieser Konstruktion sollte nicht nur ein<br />

Anstieg <strong>de</strong>r Verschuldung <strong>de</strong>r DDR vermie<strong>de</strong>n, son-<br />

-


Übersicht 2<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Übersicht über die von KoKo für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR durchgeführte Impo rte<br />

(ohne von KoKo vorfinanzierte Mo<strong>de</strong>rnisierungsimporte — dazu vgl. Übersicht 3)<br />

N Geschäfts- Planimporte Auftrags- Valuta- Importe aus <strong>de</strong>m Diverse an<strong>de</strong>re<br />

arten geschäfte anrechts- Importfonds <strong>de</strong>s Importe<br />

Geschäfte Bereiches<br />

Merkmale<br />

Kurzbeschrei- KoKo-AHB außenplan- außenplan- außerplanmäßige z. B. Importe von<br />

bung fungiert wie mäßige Im- mäßige Im- Importe, die „Beistellungen"<br />

Plan AHB porte auf porte finan- offenbar gegen im Rahmen von<br />

(z. B. Kaffee- Gr<strong>und</strong> politi- ziert durch HGW <strong>und</strong> Riko Lohnvere<strong>de</strong>lung<br />

import ) scher Ent- Valutaan- abgegeben wur- <strong>und</strong> Gestattungs-<br />

scheidung rechte aus <strong>de</strong>n produktion,<br />

vorgeschalte- Importe von<br />

ten Exporten Elektroenergie<br />

<strong>und</strong> Erdöl, Ex-<br />

port-<br />

abkauf<br />

Zweck Importe über überwiegend Ermög- verschie<strong>de</strong>ne verschie<strong>de</strong>ne<br />

KoKo wegen C-Güter- lichung auß- Zwecke Zwecke, u. a.<br />

beson<strong>de</strong>ren importe (z. B. erplanmäßi- Engpaßüberbrük-<br />

Fachkennt- Versorgung ger Importe kung, Devisen-<br />

nissen, von Wandlitz, für VEB, erwirtschaftung<br />

Geschäfts- Kranken- Kombinate<br />

verbindungen hausbedarf) <strong>und</strong> staatl.<br />

etc Einrichtun-<br />

gen<br />

Finanzierung Zahlungs- Son<strong>de</strong>rkonto durch zuvor spezieller, für aus KoKo-Mitteln<br />

bilanz an 628 erwirtschaf- solche Zwecke<br />

KoKo-AHB tete Devisen geschaffener<br />

mittels Vor- Importfonds<br />

schaltung<br />

eines außer-<br />

planmäßigen<br />

Exports<br />

Refinanzie- Bedarfsträger Bedarfsträger nicht keine über die<br />

rung an ZB über an KoKo- erfor<strong>de</strong>rlich; Zahlungsbilanz<br />

KoKo AHB in AHB, Weiter- KoKo behielt<br />

Mark plus leitung an einen Teil <strong>de</strong>r<br />

Risiko; KoKo KoKo Erlöse <strong>de</strong>r<br />

AHB reali- vorgeschal-<br />

siert Han- teten Exporte<br />

<strong>de</strong>lsspanne ein, Höhe<br />

war Verhand-<br />

lungssache<br />

Art <strong>de</strong>r Konsum- <strong>und</strong> überwiegend kleinere kleinere Importe Energie, Roh-<br />

Importe Investitions- Konsumgüter Investitions- von Investitions- Stoffe, Vorpro-<br />

güter güter wie PC, u. Konsumgütern, dukte, Baumate-<br />

Kopierer etc z. B. für das Fern- rial (z. T. in Ver-<br />

sehen, die Aka- bindung mit<br />

<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rvorhaben)<br />

Wissenschaften,<br />

PKW (auch für<br />

privaten<br />

Gebrauch)


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Übersicht 3<br />

Geschäfts- Importe zur Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>und</strong> Leistungssteigerung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

arten (auch bezeichnet als Industrievereinbarungen, Son<strong>de</strong>rvorhaben, Leistungsimporte, Rationalisierungsimporte,<br />

Kompensationsvorhaben)<br />

einfache erweiterte Komplexe I-IV Importe für die<br />

Industrieverein- Industrieverein- mikroelektroni-<br />

Merkmale barungen barungen sche Industrie<br />

Kurzbeschrei- Außerplan- außerplan- außerplanmäßige, vorfinan- Importe für die<br />

bung mäßige Impor- mäßige, vorfi- zierte Importe, die durch mikroelektro-<br />

te, von KoKo nanzierte Im- Leistungssteigerung <strong>de</strong>r Wirt- nische Indu-<br />

o<strong>de</strong>r KoKo- porte <strong>und</strong> Schaft refinanziert wer<strong>de</strong>n soll- strie außerhalb<br />

AHB vorfinan- Exporte, gere- ten, auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage von <strong>de</strong>s Plans im<br />

ziert, Risiko gelt in einem Rahmenvereinbarungen Rahmen meh-<br />

trägt KoKo Vertragswerk rerer Son<strong>de</strong>r-<br />

unter Mitwir- programme<br />

kung <strong>de</strong>r Mini-<br />

sterien <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

SPK (z. T. grö-<br />

ßere Projekte)<br />

Zweck Ermöglichung Mo<strong>de</strong>rnisie- I Maßnahmen zur vorfristigen Beschleunigte<br />

von Importen rung <strong>de</strong>r <strong>und</strong> termingerechten Reali- Einführung<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Produktion, sierung von planmäßigen <strong>und</strong> Anwen-<br />

Plans, i. d. R. Erhöhung <strong>de</strong>r Investvorhaben dung <strong>de</strong>r<br />

von Importen, Exportfähig- II Rationalisierungsmaßnah- Mikroelek-<br />

die nicht im keit, Import - men mit zusätzlichen tronik sowie<br />

Plan unter- substitution; Außenwirtschaftsergeb- von Industrie-<br />

gebracht wer- Produktion nissen robotern<br />

<strong>de</strong>n konnten hochwertiger III Vorhaben zur materiellen<br />

Konsumgüter Sicherstellung <strong>de</strong>s Volks-<br />

wirtschaftsplanes<br />

IV Rationalisierungsvorhaben in<br />

<strong>de</strong>n Bereichen Erzbergbau,<br />

Metallurgie <strong>und</strong> Kali sowie<br />

chemischer Industrie<br />

Finanzierung aus Mitteln <strong>de</strong>r aus Mitteln <strong>de</strong>r überwiegend aus durch KoKo- aus KoKo-<br />

KoKo-AHB KoKo-AHB AHB aufzunehmen<strong>de</strong> Kredite Mitteln<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Berei- o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Berei-<br />

ches, relativ ches sowie von<br />

kurze Laufzeit diesen auf-<br />

(Zinsen <strong>und</strong> genommenen<br />

sonstige Finan- Krediten; mit-<br />

zierungs- telfristige Lauf-<br />

kosten, Ge- zeit<br />

winnspanne<br />

von 15 %)<br />

Refinanzierung durch außer- durch außer- durch planmäßige Zusatz- keine Gegen-<br />

planmäßige planmäßige exporte im Fünfjahresplan verpflichtung<br />

Zusatzexporte Zusatzexporte ab 1991 bzw. teilweise 1996 erfolgt<br />

<strong>de</strong>s Bedarfs- <strong>de</strong>s Bedarfs-<br />

trägers über trägers bzw.<br />

KoKo (einschl. <strong>de</strong>s zuständi-<br />

Zinsen, Trans- gen Ministe-<br />

portkosten, riums über<br />

Han<strong>de</strong>ls- KoKo<br />

spannen)<br />

Art <strong>de</strong>r Importe Maschinen Maschinen Maschinen <strong>und</strong> Ausrüstungen, Maschinen<br />

<strong>und</strong> Aus- <strong>und</strong> Aus- Anlagen <strong>und</strong> Ausrüstungen<br />

rüstungen, rüstungen,<br />

Anlagen, Bau-<br />

Software etc,<br />

Leistungen, etc<br />

auch Embargo-<br />

(u. a. auch<br />

Airbus-Import ,<br />

Hotelbauten)<br />

importe


<strong>de</strong>rn die bestehen<strong>de</strong>n Hartwährungsverbindlichkeiten<br />

sogar reduziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Entwicklung dieser Impo rte zur Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>und</strong> Leistungssteigerung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft läßt<br />

sich durch folgen<strong>de</strong> Ten<strong>de</strong>nzen kennzeichnen:<br />

— Der quantitative Umfang dieser Impo rte nahm in<br />

<strong>de</strong>n 80er Jahren offenbar beschleunigt zu, wobei<br />

— diese Importe zunehmend durch Devisenkredite<br />

finanziert <strong>und</strong><br />

— die ursprünglich strengen Refinanzierungsregeln<br />

mehr <strong>und</strong> mehr aufgeweicht wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Urform solcher Technologieimporte in <strong>de</strong>r Geschichte<br />

von KoKo waren die sogenannten Industrievereinbarungen.<br />

KoKo schloß mit Bet rieben, die ihre<br />

Anlagenimport-Wünsche nicht im Plan unterbringen<br />

konnten o<strong>de</strong>r an einer rascheren Realisierung investiver<br />

Importe interessiert waren, vertragliche Vereinbarungen<br />

ab. Darin übernahm KoKo die Verpflichtung<br />

zur Vorfinanzierung dieser Impo rte,<br />

während sich die Betriebe (bzw. Kombinate o<strong>de</strong>r Ministerien<br />

o<strong>de</strong>r sonstige Einrichtungen) dazu verpflichteten,<br />

KoKo Güter zum außerplanmäßigen Export<br />

über KoKo-AHB in Höhe <strong>de</strong>s in MGW <strong>und</strong> Riko<br />

ausgedrückten Importwerts <strong>und</strong> eines Aufschlags für<br />

die Verzinsung <strong>de</strong>s von KoKo eingesetzten Kapitals,<br />

zur Deckung <strong>de</strong>r KoKo entstan<strong>de</strong>nen Kosten sowie<br />

eines kräftigen Gewinnzuschlags zur Verfügung zu<br />

stellen. Obgleich solche Geschäfte zunächst offenbar<br />

noch in relativ beschei<strong>de</strong>nem Rahmen blieben, kam<br />

es zu Reibungen mit <strong>de</strong>m Planbereich, wodurch die<br />

Regelung eingeführt wur<strong>de</strong>, daß solche Impo rte<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich (das heißt, daß es Ausnahmen gab!)<br />

<strong>de</strong>r Zustimmung <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission bedurften.<br />

Mit <strong>de</strong>r Zeit wur<strong>de</strong> die Basis dieser Geschäfte dadurch<br />

erweitert, daß in die Verträge nicht nur KoKo<br />

<strong>und</strong> seine mit <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Impo rte befaßten<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe einerseits <strong>und</strong> <strong>de</strong>r sogenannte<br />

Bedarfsträger an<strong>de</strong>rerseits eingeb<strong>und</strong>en wur<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die entsprechen<strong>de</strong>n Kombinate<br />

<strong>und</strong> Industrieministerien, später dann auch die Staatliche<br />

Plankommission, das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

<strong>und</strong> die DABA. Durch die Einbeziehung <strong>de</strong>r Ministerien<br />

wur<strong>de</strong> es möglich, auch Importe für Bet riebe zu<br />

tätigen, die selbst nicht zur Bereitstellung exportfähiger<br />

Ware fähig waren; in diesem Falle mußten an<strong>de</strong>re<br />

Betriebe <strong>de</strong>s zuständigen Ministeriums die Refinanzierungsverpflichtungen<br />

übernehmen. Der Vorteil<br />

für KoKo bestand da rin, daß das Risiko <strong>de</strong>s Bereichs<br />

durch die Einbeziehung <strong>de</strong>r Industrieministerien als<br />

Refinanzierungs-Schuldner erheblich reduziert wur<strong>de</strong>.<br />

In <strong>de</strong>m Maße, wie solche Leistungsimporte quasi zur<br />

Institution wur<strong>de</strong>n, mußten die KoKo-AHB o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Bereich für die Finanzierung <strong>de</strong>r Impo rte, über normale<br />

Lieferkredite hinaus, auch selbst Devisenkredite<br />

aufnehmen.<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre, spätestens mit <strong>de</strong>m Beschluß<br />

<strong>de</strong>s Politbüros vom 26. 8. 1986 <strong>und</strong> <strong>de</strong>s wortgleichen<br />

Beschlusses <strong>de</strong>s Ministerrates zwei Tage später, wur<strong>de</strong>n<br />

die Leistungsimporte auf eine systematische<br />

Gr<strong>und</strong>lage gestellt. Sie wur<strong>de</strong>n einzelnen Komple<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

xen zugeordnet, die mit I bis IV bezeichnet waren.<br />

Neu war, daß nunmehr <strong>de</strong>n Kombinaten generell die<br />

Möglichkeit gegeben wer<strong>de</strong>n sollte, „durch <strong>de</strong>n Import<br />

mo<strong>de</strong>rnster Rationalisierungsausrüstungen ihre<br />

ökonomische Basis zu mo<strong>de</strong>rnisieren <strong>und</strong> beschleunigt<br />

ihre Leistungskraft zu stärken, <strong>de</strong>n NSW-Expo rt<br />

zielgerecht zu erhöhen <strong>und</strong> konzentriert NSW-Import-Ablösemaßnahmen<br />

durchzuführen" . 3) Die<br />

Gr<strong>und</strong>i<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Refinanzierung aus <strong>de</strong>n Leistungsimporten<br />

wur<strong>de</strong> beibehalten. Die Finanzierung erfolgte<br />

jedoch nunmehr fast ausschließlich über Kredite, die<br />

von KoKo o<strong>de</strong>r KoKo-AHB aufzunehmen waren. Die<br />

Refinanzierung — das heißt <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>ndienst —<br />

sollte durch planmäßige Zusatzexporte im Fünfjahrplan<br />

1991-1995 <strong>und</strong> zum größeren Teil sogar erst ab<br />

1996 erfolgen.<br />

Die Aufgabe von KoKo bestand in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre im Rahmen <strong>de</strong>r als Komplexe bezeichneten<br />

Technologieimporte nicht nur in <strong>de</strong>ren Vor<strong>und</strong><br />

Zwischenfinanzierung, son<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>r Mitwirkung<br />

(in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Ministerien)<br />

bei <strong>de</strong>r Auswahl geeigneter Projekte, <strong>de</strong>r Informationsbeschaffung<br />

über die Technologiemärkte im<br />

Westen, <strong>de</strong>r Vertragsgestaltung, <strong>de</strong>r Importdurchführung<br />

usw. 4 )<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r sogenannten Komplexe wur<strong>de</strong>n zunächst<br />

Rahmenvereinbarungen zwischen <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Plankommission, <strong>de</strong>n Industrieministerien, <strong>de</strong>m<br />

Finanzministerium, <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbank <strong>und</strong> Ko-<br />

-Ko rt<br />

getroffen, in <strong>de</strong>nen in einem ersten Schritt Impo<br />

-volumina für die einzelnen Industrieministerien festgelegt<br />

wur<strong>de</strong>n. 5) Der Importumfang wur<strong>de</strong> sodann<br />

von <strong>de</strong>n Industrieministerien auf die nachgeordneten<br />

Kombinate <strong>und</strong> Bet riebe aufgeschlüsselt. Dabei wur<strong>de</strong>n,<br />

wie oben bereits angeführt, auch „Bedarfsträger"<br />

berücksichtigt, die keine exportfähigen Leistungen<br />

erbrachten, so daß die korrespondieren<strong>de</strong>n<br />

Zusatzexporte vom Industrieministerium insgesamt<br />

-<br />

aufgebracht wer<strong>de</strong>n mußten. Damit mußten also<br />

auch diejenigen Bet riebe zusätzliche Exportverpflichtungen<br />

übernehmen, die selbst nicht Nutznießer<br />

<strong>de</strong>r Investitionsgüterimporte waren.<br />

Einen Son<strong>de</strong>rfall stellen die Importe für die mikroelektronische<br />

Industrie <strong>de</strong>r DDR dar, die zumin<strong>de</strong>st<br />

teilweise in die Komplexe integriert gewesen zu sein<br />

scheinen (möglicherweise in Komplex IV). Nach<br />

einer Ausarbeitung <strong>de</strong>s Kammergerichts über Industrievereinbarungen<br />

6) entfiel für die mikroelektronische<br />

Industrie die Verpflichtung zu außerplanmäßigen<br />

Exporten. Ein Teil <strong>de</strong>r Importe für die<br />

Mikroelektronik dürfte auch im Rahmen <strong>de</strong>r Embargogeschäfte<br />

beschafft wor<strong>de</strong>n sein. Dabei fällt es<br />

schwer, die Impo rte von mikroelektronischen Ausrüstungen<br />

nach Empfängern, also nach <strong>de</strong>r mikroelektronischen<br />

Indust rie <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Branchen, zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Was die Quantität aller Importe zur Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>und</strong> Leistungssteigerung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft betrifft,<br />

wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n ausgewerteten Unterlagen folgen<strong>de</strong><br />

Zahlen genannt:<br />

(1) Im Rahmen <strong>de</strong>r einfachen <strong>und</strong> erweiterten Industrievereinbarungen<br />

sollen Importe für etwa<br />

3,5 Mrd. VM getätigt wor<strong>de</strong>n sein.7)


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

(2) In <strong>de</strong>r gleichen Quelle wird <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r Leistungsimporte,<br />

die bis zum Jahresen<strong>de</strong> 1989 getätigt<br />

wor<strong>de</strong>n waren, mit 4,89 Mrd. VM beziffert,<br />

8) bei einem vorgesehenen Importvolumen<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Politbürobeschlusses von<br />

ca. 8 Mrd. VM. 9) Schürer spricht von „Importe(n)<br />

an Maschinen <strong>und</strong> Ausrüstungen (u. a. für die Mikroelektronik)<br />

unter Leitung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung ... in einem Gesamtumfang<br />

von 6,8 Mrd. VM" . 1°)<br />

3) rt e<br />

Die Tabelle 2 über die Realisierung <strong>de</strong>r Impo<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Komplexe weist allerdings nur<br />

ein bestätigtes Valutalimit für Impo rte in Höhe<br />

von 3,822 Mrd. VM aus, von <strong>de</strong>nen 3,255 Mrd. bis<br />

1989 realisiert wor<strong>de</strong>n sein sollen. Hinzu kamen<br />

die für die mikroelektronische Industrie durchgeführten<br />

Importe in Höhe von 1 bis 1,5 Mrd. VM,<br />

die in verschie<strong>de</strong>nen Quellen genannt wer<strong>de</strong>n.<br />

Tabelle 2<br />

Stand <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>r Leistungsimporte<br />

zur Gewährleistung <strong>de</strong>s Leistungswachstums<br />

im Fünfjahresplanzeitraum in Mio. VM<br />

BestätigtesValutalimit<br />

Reali<br />

sierung<br />

per<br />

31.8.89<br />

geplante<br />

Reali<br />

sierung<br />

per<br />

31. 12.89<br />

Komplex I<br />

Maßnahmen zur<br />

vorfristigen <strong>und</strong><br />

termingerechten<br />

Realisierung von<br />

planmäßigen Invest-<br />

vorhaben 1.372,2 1.105,1 1.195,1<br />

Komplex II<br />

Rationalisierungsmaßnahmen<br />

mit<br />

zusätzlichen Außenwirtschaftsergebnissen<br />

1.500,0 902,3 1.320,0<br />

Komplex III<br />

Vorhaben zur materiellen<br />

Sicherstellung<br />

<strong>de</strong>s Volkswirtschaftsplanes<br />

500,0 419,1 455,5<br />

Komplex IV<br />

Rationalisierungsvorhaben<br />

in <strong>de</strong>n Bereichen<br />

MEMK <strong>und</strong><br />

MfC 450,0 142,2 284,3<br />

Insgesamt 3.822,2 2.568,7 3.254,9<br />

Quelle: Anlage 1 eines (offenbar häufiger o<strong>de</strong>r gar regelmäßig)<br />

erstellten <strong>Bericht</strong>s (bzw. „Information") „zum Stand <strong>de</strong>r<br />

Durchführung <strong>de</strong>r Rationalisierungsmaßnahmen zur Gewährung<br />

<strong>de</strong>s Leistungswachstums im Fünfjahresplanzeitraum",<br />

aus <strong>de</strong>m Aktenbestand <strong>de</strong>s 1. UA.<br />

Daraus errechnet sich ein Gesamtvolumen von Technologieimporten<br />

für die DDR-Wirtschaft, an <strong>de</strong>nen<br />

KoKo maßgeblich beteiligt war, in Höhe von zwischen<br />

7,75 <strong>und</strong> knapp 12 Mrd. VM — je nach<strong>de</strong>m<br />

welche <strong>de</strong>r unter Ziff. 2 aufgeführten Werte man für<br />

realistisch hält, sowie vorausgesetzt, daß <strong>de</strong>n in<br />

Ziff. (1) bis (3) genannten Daten keine i<strong>de</strong>ntischen<br />

Vorgänge zugr<strong>und</strong>e liegen. In <strong>de</strong>m Schreiben von<br />

Schalck <strong>und</strong> König an Schürer11) vom 14. 11. 1989 ist<br />

die Re<strong>de</strong> von aufgenommenen Krediten zur „Stärkung<br />

<strong>de</strong>r produktiven Akkumulation" bis En<strong>de</strong> 1989<br />

in Höhe von 7,2 Mrd. VM sowie für Importe im Rahmen<br />

von „Industrievereinbarungen" in Höhe von<br />

2,6 Mrd. VM, insgesamt also fast 10 Mrd. VM. Laut<br />

Meta Bleßing wur<strong>de</strong>n zur Finanzierung von Technologieimporten<br />

durch die Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>s<br />

Bereichs KoKo ca. 5,25 Mrd. VM an Krediten aufgenommen<br />

12) (davon BIEG über 2 Mrd., Forum ca. eine<br />

Viertelmilliar<strong>de</strong> <strong>und</strong> Intrac über 3 Mrd. Ein Teil <strong>de</strong>r<br />

Kreditaufnahme von Intrac erfolgte allerdings für <strong>de</strong>n<br />

staatlichen Bereich.).<br />

In <strong>de</strong>r von Schalck verfaßten „Information zur Gesamtheit<br />

<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten <strong>de</strong>r<br />

DDR gegenüber <strong>de</strong>m nichtsozialistischen Wi rt<br />

-schaftsgebiet" vom 20. 4. 1989 wer<strong>de</strong>n die Technologieimportaufwendungen<br />

(„Importe zur Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>und</strong> Leistungssteigerung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft")<br />

wie folgt aufgelistet:<br />

(1) Für die Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r metallverarbeiten<strong>de</strong>n<br />

Industrie, Chemie, Leichtindustrie <strong>und</strong> Bezirksgeleiteten<br />

Industrie (Objektliste 1 <strong>und</strong> 2)<br />

1,432 Mrd. VM.<br />

(2) Für TEV IV (Tiefere Erdölverarbeitung im PCK<br />

Schwedt) 272 Mio. VM.<br />

(3) Für die Mikroelektronik 1,300 Mrd. VM.<br />

(4) Für die Komplexe I—III 3,372 Mrd. VM.<br />

-<br />

Nach dieser Auflistung wur<strong>de</strong>n also Technologieimporte<br />

in Höhe von insgesamt 6,376 Mrd. VM durchgeführt.<br />

Der von Schalck ausgewiesene Refinanzierungsbetrag<br />

betrug 12,102 Mrd. Mark <strong>de</strong>r DDR.<br />

Ein exakter Wert für die über KoKo vom Beginn <strong>de</strong>r<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs bis 1989 gelaufenen Technologieimporte<br />

läßt sich mithin nicht ermitteln. Die Größenordnung<br />

machen die vorgenannten Zahlen jedoch<br />

hinlänglich <strong>de</strong>utlich.<br />

Die Be<strong>de</strong>utung dieser Impo rte für die Steigerung <strong>de</strong>r<br />

Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft läßt sich nur<br />

schwer abschätzen. Einerseits betrugen die Anlageinvestitionen<br />

in <strong>de</strong>r DDR im Jahr 1989 nach <strong>de</strong>r in DM<br />

berechneten volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung<br />

<strong>de</strong>r DDR r<strong>und</strong> 30 Mrd. DM. Der Anteil <strong>de</strong>r Technologieimporte<br />

über KoKo für dieses Jahr könnte — sehr<br />

grob geschätzt — ca. 2 Mrd. DM betragen <strong>und</strong> damit<br />

einen Anteil von ca. 7 % an <strong>de</strong>n Anlageinvestitionen<br />

erreicht haben. Bei dieser Relation ist allerdings zu<br />

be<strong>de</strong>nken, daß es sich bei diesen Westimportgütern<br />

um mo<strong>de</strong>rne westliche Technologie han<strong>de</strong>lte. Ihr Beitrag<br />

zum Wachstum <strong>de</strong>r Produktionskapazität <strong>und</strong><br />

zur Produktivitätssteigerung dürfte allerdings nur<br />

dann höher gelegen haben als diejenigen von Anlageinvestitionen<br />

aus DDR-Produktion bzw. <strong>de</strong>m Import<br />

aus Ostblocklän<strong>de</strong>rn, wenn diese Investitionen


mit <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR vorhan<strong>de</strong>nen Strukturen „zusammenpaßten.<br />

" In <strong>de</strong>m diesen Glie<strong>de</strong>rungspunkt abschließen<strong>de</strong>n<br />

Bewertungsteil wird zu dieser Problematik<br />

ausführlich Stellung genommen.<br />

Da diese Importe zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r zweiten hälfte <strong>de</strong>r<br />

80er Jahre nahezu h<strong>und</strong>ertprozentig über Kredite finanziert<br />

wur<strong>de</strong>n, ist die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frage für die<br />

Beurteilung ihrer volkswirtschaftlichen Wirkung, ob<br />

<strong>de</strong>r Produktivitäts- <strong>und</strong> Wachstumseffekt dieser Investitionen<br />

unter Berücksichtigung von Spillovers auf<br />

<strong>de</strong>n Planbereich (z. B. durch Importsubstitution) zu<br />

zusätzlichen Westexporterlösen beigetragen hat, um<br />

<strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst zu sichern bzw. ob die Westexporterlöse<br />

ab 1991 hierfür ausgereicht hätten. Bei<strong>de</strong>s,<br />

vor allem letzteres, muß bezweifelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch <strong>de</strong>r Bereich KoKo wur<strong>de</strong> z. B. bei <strong>de</strong>r Einhaltung<br />

von Zusatzexportverpflichtungen im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r einfachen Industrievereinbarungen mit <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Leistungsschwäche <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

konfrontiert. Oben wur<strong>de</strong> ausgeführt, daß er<br />

seine For<strong>de</strong>rungen allerdings durchzusetzen vermochte<br />

— zum Nachteil <strong>de</strong>s Planbereichs. Die Beurteilung<br />

dieser frühen Industrievereinbarungen unter<br />

volkswirtschaftlichem Aspekt ist zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>shalb nahezu unmöglich, weil z. B. über<br />

nachfolgend aufgeführte Punkte keine Angaben zu<br />

erhalten waren:<br />

Es ist nicht mit letzter Sicherheit zu sagen, ob <strong>de</strong>r<br />

Bereich KoKo entgegen <strong>de</strong>r postulierten Aussage,<br />

daß er seine For<strong>de</strong>rungen stets durchzusetzen<br />

vermochte, nicht doch zum Teil Außenstän<strong>de</strong> für<br />

die Refinanzierung bzw. Zinsen <strong>und</strong> sonstige Finanzierungs-<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Kosten sowie die Gewinnspannen<br />

aus diesen einfachen Industrievereinbarungen<br />

hat abschreiben müssen, weil seine<br />

Vertragspartner die eingegangenen Zusatzexportverpflichtungen<br />

nicht erfüllten. Da <strong>de</strong>r Bereich<br />

KoKo in Verfolgung „einzelwirtschaftlicher"<br />

Zielsetzung, das heißt auch Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s finanziellen<br />

Risikos, die in die Verträge mit allen Pflichten<br />

eingeb<strong>und</strong>enen Pa rtner um die Staatliche<br />

Plankommission <strong>und</strong> das jeweils zuständige Industrieministerium<br />

erweiterte, könnte dies ein Indiz<br />

dafür sein, daß er vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> nicht eingehaltener<br />

Verpflichtungen eine Risikovermin<strong>de</strong>rung<br />

angestrebt hat.<br />

Es ist größenordnungsmäßig nicht abzugreifen, in<br />

welchem Umfang <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft plangemäße<br />

NSW-Exporterlöse verlorengingen, weil<br />

die Betriebe ihre Verpflichtungen gegenüber <strong>de</strong>m<br />

Bereich KoKo zu Lasten <strong>de</strong>s Planbereichs vorrangig<br />

erfüllten.<br />

Man kann <strong>de</strong>mnach we<strong>de</strong>r mit hinlänglicher Sicherheit<br />

<strong>de</strong>n Schluß ziehen, daß die einfachen Industrievereinbarungen<br />

zu positiven statischen <strong>und</strong> dynamischen<br />

Effizienzeffekten geführt haben, noch daß sie<br />

das Schul<strong>de</strong>nproblem <strong>de</strong>r DDR nicht verschärft haben.<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre scheint es allerdings auf<br />

breiter Front Probleme mit <strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>r Zusatzexportverpflichtungen<br />

gegeben zu haben. So ergab<br />

eine Prüfung von Intrac durch die Valutakontrollgruppe<br />

<strong>de</strong>s MdF, 13) daß die Vereinbarungen mit <strong>de</strong>n<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Industrieministerien über die Refinanzierung von<br />

Anlagen- <strong>und</strong> Maschinenimporten mit Intrac nicht<br />

eingehalten wur<strong>de</strong>n. Wörtlich heißt es in <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong><br />

unter II./2. „..., daß im Bereich <strong>de</strong>r Bezirksgeleiteten<br />

Industrie- <strong>und</strong> Lebensmittelindustrie sowie <strong>de</strong>r Glas<strong>und</strong><br />

Keramikindustrie bei keinem Vorhaben die in<br />

<strong>de</strong>n Vereinbarungen mit <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Ministerien<br />

vorgesehenen Exporterlöse <strong>und</strong> damit die Rückzahlungsraten<br />

für die kreditierten Importaufwendungen<br />

eingehalten wur<strong>de</strong>n." Es wer<strong>de</strong>n dann zwei<br />

Beispiele angeführt:<br />

Bei einer Anlage für das Kombinat Öl- <strong>und</strong> Margarine-Industrie<br />

Mag<strong>de</strong>burg im Wert von<br />

5 Mio. VM war ein Exporterlös von jährlich<br />

3 500 VM pro Tonne <strong>und</strong> eine jährliche Lief er<br />

menge von 600 Tonnen vorgesehen. Beim Expo rt<br />

wur<strong>de</strong> jedoch nur ein Erlös von 2 500 VM pro Tonne<br />

erzielt, <strong>und</strong> es wur<strong>de</strong>n nur 500 Tonnen pro Jahr<br />

für <strong>de</strong>n Export bereitgestellt.<br />

Zur Refinanzierung von Ausrüstungen für die<br />

Verpackungsindustrie im Wert von 39,4 Mio. Verrechnungsmark<br />

sollten z. B. 1981 exportfähige<br />

Waren im Wert von 8,0 Mio. VM zur Verfügung<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n. Realisiert wur<strong>de</strong>n jedoch nur<br />

5,0 Mio. VM. Bis zum 20. 6. 1982, im zweiten Jahr<br />

<strong>de</strong>r Refinanzierungsperio<strong>de</strong>, war bereits ein Erlös<strong>de</strong>fizit<br />

von 4,0 Mio. VM entstan<strong>de</strong>n.<br />

Nach in <strong>de</strong>n Akten gef<strong>und</strong>enen <strong>Bericht</strong>en <strong>de</strong>s Leiters<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik an<br />

Mittag' 4) vom 31. 10. 1982 über die „Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />

Abrechnung <strong>de</strong>r Zusatzaufgaben für <strong>de</strong>n NSW-Export<br />

" ergibt sich, daß diese Zusatzexporte offenbar<br />

auf ganzer Linie nicht erfüllt wur<strong>de</strong>n. Die sogenannte<br />

Zusatzaufgabe war, bezogen auf das gesamte Jahr<br />

1982, lediglich zu 14 % <strong>und</strong> für die ersten zehn Monate<br />

lediglich zu 17,9 % erfüllt. In absoluten Größen<br />

be<strong>de</strong>utete dies, daß von <strong>de</strong>n bis En<strong>de</strong> Oktober 1982<br />

geplanten Zusatzexporten in das nichtsozialistische -<br />

Wirtschaftsgebiet in Höhe von 432,4 Mio. VM Ausfuhren<br />

in Höhe von nur 77,3 Mio. VM realisiert wor<strong>de</strong>n<br />

waren.<br />

Unabhängig davon, ob diese „Zusatzaufgaben"<br />

i<strong>de</strong>ntisch waren mit zusätzlichen Expo rten für vorfinanzierte<br />

Investitionsgütereinfuhren o<strong>de</strong>r ob es sich<br />

um Zusatzaufgaben im Rahmen <strong>de</strong>s Planes han<strong>de</strong>lte,<br />

was <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> nicht zu entnehmen ist, sind diese<br />

Ziffern bezeichnend. Sie ver<strong>de</strong>utlichen, daß es im<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft zu einer erheblichen<br />

Untererfüllung von Plan- o<strong>de</strong>r Zusatzplan<br />

auflagen gekommen ist. Da daran niemand etwas än<strong>de</strong>rn<br />

konnte, mußte die Nichtplanerfüllung<br />

hingenommen wer<strong>de</strong>n (Durch die sogenannte „Planpräzisierung",<br />

das heißt Senken <strong>de</strong>s Plansolls im Verlauf<br />

einer Planperio<strong>de</strong>, sollte die Untererfüllung kaschiert<br />

wer<strong>de</strong>n.). Für unsere Analyse lassen sich<br />

daraus jedoch wichtige Schlußfolgerungen ableiten:<br />

Wenn es schon Schwierigkeiten mit <strong>de</strong>r Refinanzierung<br />

von Anlageimporten gab, die aufgr<strong>und</strong> freiwilliger<br />

Vereinbarungen zwischen Bet rieben bzw. Kombinaten<br />

<strong>und</strong> KoKo zustan<strong>de</strong> gekommen waren, so ist<br />

anzunehmen, daß sich diese Probleme in <strong>de</strong>n 80er<br />

Jahren im Rahmen <strong>de</strong>r Leistungsimporte, insbeson<strong>de</strong>re<br />

nach 1986 im Bereich <strong>de</strong>r sogenannten Komplexe<br />

I bis IV, noch erheblich verschärft haben. Dies


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ergibt sich daraus, daß nunmehr <strong>de</strong>n Ministerien vorgegebene<br />

Kreditlimits in relativ kurzer Zeit mit konkreten<br />

(in DDR-Terminologie: „objektkonkreten")<br />

Projekten ausgefüllt wer<strong>de</strong>n mußten. Es liegt auf <strong>de</strong>r<br />

Hand, daß es sehr schwierig gewesen sein muß, Projekte<br />

„aus <strong>de</strong>m Stand" auszuwählen, die eine hinreichen<strong>de</strong><br />

Gewähr dafür geboten hätten, daß sich aus<br />

ihnen selbst die Refinanzierungsverpflichtungen erfüllen<br />

lassen wür<strong>de</strong>n. So heißt es z. B. in einem B rief<br />

<strong>de</strong>s Staatssekretärs Greß von <strong>de</strong>r SPK an Stoph: „...,<br />

daß in <strong>de</strong>n Kombinaten kein ausreichen<strong>de</strong>r Vorlauf<br />

für die technisch-ökonomische Investitionsvorbereitung<br />

vorhan<strong>de</strong>n war...". An<strong>de</strong>rerseits war es natürlich<br />

für die Ministerien <strong>und</strong> Kombinate verlockend,<br />

die ihnen zur Verfügung gestellten Kreditlimits auszunutzen.<br />

Dies führte offenbar dazu, daß Technologieimporte<br />

nunmehr in <strong>de</strong>r gleichen Weise beantragt<br />

wur<strong>de</strong>n wie Investitionsmittel im Rahmen <strong>de</strong>r Planverhandlungen,<br />

nämlich ohne realistische Investitionsrechnung.<br />

Da die Betriebe, Kombinate o<strong>de</strong>r Ministerien<br />

offenbar wenig riskierten, wenn sie die<br />

eingegangenen Refinanzierungsverpflichtungen<br />

nicht erfüllen konnten, war hier die für die Planwirtschaften<br />

typische Situation weicher Budgetrestriktionen<br />

nunmehr auch im Bereich <strong>de</strong>r Technologieimporte<br />

gegen Devisen gegeben.<br />

In <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre wur<strong>de</strong> so mehr<br />

Technologie importiert als aller Voraussicht nach refinanzierbar<br />

gewesen wäre. KoKo wirkte dabei mit.<br />

Wie Schalck zu dieser Entwicklung stand, ist uns<br />

nicht bekannt. Er hat zwar we<strong>de</strong>r im Politbüro noch<br />

im Ministerrat mit entschie<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>r Entscheidungsvorbereitung<br />

jedoch mitgewirkt. Dabei war<br />

Schalck offenbar vor allem darauf bedacht, <strong>de</strong>n<br />

Rückfluß <strong>de</strong>r vom Bereich zur Verfügung gestellten<br />

o<strong>de</strong>r kreditierten Mittel optimal abzusichern, in<strong>de</strong>m<br />

das Risiko dieser Strategie „auf die Zahlungsbilanz"<br />

übertragen wur<strong>de</strong>. Wenn er schon sein Geld nicht<br />

wie<strong>de</strong>rbekommen wür<strong>de</strong> <strong>und</strong> dadurch eventuell seine<br />

Abführungsverpflichtungen nicht wür<strong>de</strong> erfüllen<br />

können, dann wollte er wenigstens <strong>de</strong>n „Schwarzen<br />

Peter" <strong>de</strong>m Planbereich unter Schürer zuschieben<br />

können.<br />

Trotz dieser absehbaren Schwierigkeiten für die Refinanzierung<br />

<strong>und</strong> damit für die Verschuldung <strong>de</strong>r DDR<br />

hätten die importierten Anlagen <strong>und</strong> Ausrüstungen<br />

die Produktionskapazität <strong>und</strong> die Produktivität <strong>de</strong>r<br />

DDR-Wirtschaft erhöhen, also positive direkte<br />

Wachstumseffekte bewirken können, möglicherweise<br />

allerdings auch Störungen im Planablauf durch<br />

erhöhte X-Ineffizienz bzw. negative Allokationseffekte<br />

(von möglichen, in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre wohl eher seltenen „Investitionsruinen" wird<br />

hier abgesehen). In <strong>de</strong>n Erfolgsberichten Schalcks an<br />

Mittag <strong>und</strong> an an<strong>de</strong>ren Stellen wer<strong>de</strong>n Zahlen über<br />

die Steigerung <strong>de</strong>r industriellen Warenproduktion<br />

infolge <strong>de</strong>r Technologieimporte genannt. Laut <strong>de</strong>m<br />

<strong>Bericht</strong> vom 7. 12. 1988 15) waren von <strong>de</strong>n aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

Politbürobeschlusses vom 26. 8. 1986 durchgeführten<br />

Technologieimporten Anlagen, Maschinen <strong>und</strong> Ausrüstungen<br />

in Höhe von 1101,5 Mio. VM produktionswirksam.<br />

16) Knapp die Hälfte dieser Investitionsgüter<br />

war <strong>de</strong>r metallverarbeiten<strong>de</strong>n Industrie für 107 Einzelvorhaben<br />

bereitgestellt wor<strong>de</strong>n. Dadurch wur<strong>de</strong><br />

— laut <strong>Bericht</strong> — eine Steigerung <strong>de</strong>r industriellen<br />

Warenproduktion um jährlich 1ø880 Mio. Mark erreicht.<br />

Aufgeführt wer<strong>de</strong>n sodann ein NSW-Expo rt<br />

-zuwachs von 290 Mio. VM <strong>und</strong> Importsubstitutionen<br />

in Höhe von 59,9 Mio. VM (insgesamt also<br />

349,9 Mio. VM), wodurch die Amortisation <strong>de</strong>r Technologieimporte<br />

in nur gut zwei Jahren möglich gewesen<br />

wäre.<br />

Die Darstellung ist nicht unmißverständlich. Es<br />

scheint jedoch, daß die Aussage so zu verstehen ist,<br />

daß von dieser Mehrproduktion im Werte von<br />

1 880 Mio. M Produkte im Wert von 290 Mio. VM in<br />

<strong>de</strong>n Export gingen. Das wären umgerechnet (MGW<br />

plus Riko in Höhe von 3,4) 1 276 Mio. M, so daß für<br />

die inländische Verwendung Produkte im Werte von<br />

604 Mio. M zur Verfügung stan<strong>de</strong>n. Da aber für<br />

knapp 60 Mio. VM Importe substituiert wur<strong>de</strong>n, stan<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft Produkte im Wert von<br />

zusätzlich r<strong>und</strong> 340 Mio. M zur Verfügung.<br />

Demnach machten diese Investitionen nicht nur zusätzliche<br />

Exporte möglich. Sie führten auch zu einer<br />

Reduzierung <strong>de</strong>s Devisenbedarfs für Importe <strong>und</strong> erhöhten<br />

das inländische Angebot. Aus <strong>de</strong>m Kontext<br />

ergibt sich, daß es sich bei diesen Zahlen allerdings<br />

nicht um Ist-, son<strong>de</strong>rn um Zielgrößen han<strong>de</strong>lte. Das<br />

Beispiel zeigt jedoch, wie die Technologieimporte im<br />

I<strong>de</strong>alfalle wirken sollten. Was dabei allerdings nicht<br />

berücksichtigt ist sind inländische Aufwendungen,<br />

die vielfach mit <strong>de</strong>n Technologieimporten einhergingen.<br />

An<strong>de</strong>rerseits wur<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>r Technologieimporte<br />

auch Ersatzteile <strong>und</strong> Vorprodukte für die<br />

nicht-exportwirksame Produktion eingeführt. Dies<br />

half, die volkswirtschaftliche Produktion zu stabilisieren,<br />

gefähr<strong>de</strong>te jedoch <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r Strategie<br />

<strong>de</strong>s kreditfinanzierten exportorientierten Wachstums,<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Fähigkeit zur Bedienung <strong>de</strong>r für die<br />

Technologieimporte aufgenommenen Kredite abhing.<br />

Da die Strategie vor allem im Hinblick auf die<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Exportfähigkeit konzipiert war, um -<br />

die DDR mittel- bis langfristig aus <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nfalle<br />

herauszuführen, in welche sie in <strong>de</strong>n 70er Jahren<br />

geraten war, erwies sich <strong>de</strong>r Gesichtspunkt als zweitrangig,<br />

die dringendsten Knappheitsprobleme im Inland<br />

zu lösen.<br />

Nach einer internen Statistik <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission,<br />

die uns von Gerhard Schürer überlassen<br />

wur<strong>de</strong>, war in <strong>de</strong>n Jahren 1982-1988 (nur für diese<br />

Jahre liegen uns entsprechen<strong>de</strong> Zahlen vor) die<br />

„Han<strong>de</strong>lsbilanz <strong>de</strong>s Bereichs KoKo" permanent <strong>de</strong>fizitär,<br />

während die <strong>de</strong>s Planbereichs stets Überschüsse<br />

auswies (vgl. Tabelle 3). In diesem statistischen<br />

Ausweis <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbilanz<strong>de</strong>fizits <strong>de</strong>s Bereichs Ko<br />

-Ko kommt zum Ausdruck, daß <strong>de</strong>r Bereich zum einen<br />

im zweigeteilten DDR-Außenhan<strong>de</strong>l Importaufgaben<br />

für <strong>de</strong>n Planbereich, <strong>und</strong> daß er zum an<strong>de</strong>ren auch<br />

die Technologieeinfuhren durchführte.<br />

Die KoKo-AHB, die diese Technologieimporte durchführten<br />

<strong>und</strong> somit zum „Han<strong>de</strong>lsbilanz<strong>de</strong>fizit" <strong>de</strong>s<br />

Bereichs beitrugen, wiesen hohe Gewinne aus. Es<br />

scheint, daß diese Geschäfte trotz <strong>de</strong>r Refinanzierungsschwierigkeiten<br />

auch in <strong>de</strong>n 80er Jahren noch<br />

recht erfolgreich waren, weil KoKo sein Risiko immer<br />

besser absicherte <strong>und</strong> im übrigen sehr hohe Aufschläge<br />

(42 % für Gewinn <strong>und</strong> Kosten) berechnete.<br />

Die Gewinne <strong>de</strong>r KoKo-AHB sind somit im Zusam-


Tabelle 3<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>m nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet<br />

(ohne inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l), unterteilt nach Planbereich <strong>und</strong> Bereich KoKo<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1982-1988, in lfd. Preisen, in Mrd. VM<br />

1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988<br />

Plan KoKo 1 Plan KoKo Plan KoKo Plan KoKo Plan KoKo Plan KoKo Plan KoKo<br />

Export 14,9 5,7 14,0 8,0 15,1 9,6 15,9 7,7 14,3 5,2 12,7 4,8 11,5 4,6<br />

Import 11,0 5,9 10,7 8,2 10,1 10,8 10,1 8,6 12,7 5,9 12,4 6,1 11,1 7,0<br />

Saldo +3,9 -0,2 +3,3 -0,2 +5,0 -1,2 +5,8 -0,9 +1,6 -0,7 +0,3 -1,3 +0,4 -2,4<br />

Quelle: Zusammengestellt nach Unterlagen <strong>de</strong>r ehemaligen Staatlichen Plankommission <strong>de</strong>r DDR; eigene Berechnungen.<br />

menhang zu sehen mit - trotz <strong>de</strong>r im Planbereich<br />

erzielten Han<strong>de</strong>lsbilanzüberschüsse - <strong>de</strong>r Expo rt<br />

-schwäche <strong>de</strong>s Planbereichs. Zu<strong>de</strong>m ist unübersehbar,<br />

daß das Wachstum <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

aus diesem Tätigkeitsfeld etwa Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

an eine Grenze stieß. Der Gr<strong>und</strong> hierfür war zweifellos<br />

die unzureichen<strong>de</strong> Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Planbereichs.<br />

Dessen Han<strong>de</strong>lsbilanzüberschüsse resultierten<br />

bei stagnieren<strong>de</strong>m bzw. rückläufigem<br />

Han<strong>de</strong>lsvolumen (ab 1987) nicht etwa aus einer Exportsteigerung,<br />

son<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>n Bemühungen, das<br />

Importwachstum zu bremsen. Der Beitrag aus <strong>de</strong>r Importsubstitution<br />

dürfte dabei gering gewesen sein.<br />

All dies <strong>de</strong>utet darauf hin, daß diese KoKo-Aktivität<br />

zwar für <strong>de</strong>n Bereich recht lukrativ war, das Ziel, die<br />

Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft zu stärken,<br />

jedoch nicht erreicht wur<strong>de</strong>. Wie oben dargestellt<br />

waren En<strong>de</strong> 1989 Kredite in Höhe von r<strong>und</strong><br />

10 Mrd. VM für Technologieimporte aufgelaufen, die<br />

im Laufe <strong>de</strong>r Jahre 1991-2000 „in die Zahlungsbilanz<br />

eingestellt" wer<strong>de</strong>n sollten.") Um <strong>de</strong>ren Schul<strong>de</strong>ndienst<br />

aus Exportsteigerungen zu sichern, ohne<br />

durch Importreduktion <strong>de</strong>n Lebensstandard <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

um 25-30 % abzusenken, hätte es zu<br />

einem unglaublichen Wirtschaftsw<strong>und</strong>er in <strong>de</strong>r DDR<br />

kommen müssen. Dies ist keine Spekulation unsererseits,<br />

son<strong>de</strong>rn ergibt sich aus <strong>de</strong>m bekannten „Krenz-<br />

Papier" . 18) Dort wird (auf Seite 12) ausgeführt, daß zur<br />

Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit folgen<strong>de</strong><br />

Exportüberschüsse erreicht wer<strong>de</strong>n müssen<br />

(in Mrd. VM):<br />

- Mrd VM - 1990 1991 1992 1993<br />

1994 1995<br />

Exportüberschuß<br />

2,0 4,6 6,7 9,2 10,2 11,3<br />

In<strong>de</strong>ssen hatte die DDR im Westhan<strong>de</strong>l 1988 <strong>und</strong><br />

1989 keinen Exportüberschuß, son<strong>de</strong>rn ein Defizit zu<br />

verzeichnen. Die jährlichen Zuwachsraten <strong>de</strong>s Exportüberschusses<br />

hätten zwischen 230 % 1991 gegenüber<br />

1990 <strong>und</strong> 111 % 1994 <strong>und</strong> 1995 gegenüber<br />

<strong>de</strong>m jeweiligen Vorjahr liegen müssen, um die Zahlungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR bis 1995 zu sichern. Der gesamte<br />

DDR-Westexport hätte sich von 1988 bis 1995<br />

fast verdoppeln müssen. Dafür bestan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Tat,<br />

wie es in <strong>de</strong>m Papier heißt, „unter <strong>de</strong>n jetzigen Bedingungen,<br />

keine realen Voraussetzungen".<br />

c) Illegale Hochtechnologieimporte (Embargo-<br />

Umgehung)<br />

Auf <strong>de</strong>m XI. Parteitag <strong>de</strong>r SED wur<strong>de</strong> am 20. Ap ril<br />

1986 <strong>de</strong>r Beschluß gefaßt, die Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Schlüsseltechnologie Mikroelektronik rasch voranzutreiben.<br />

Die Entscheidung basierte auf <strong>de</strong>r Erkenntnis,<br />

daß die DDR auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Mikroelektronik<br />

<strong>de</strong>n Anschluß an <strong>de</strong>n Weltstandard<br />

herstellen mußte, um in <strong>de</strong>r ökonomischen Entwicklung<br />

gegenüber <strong>de</strong>n westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn<br />

nicht noch weiter zurückzufallen. Beim ZK <strong>de</strong>r SED<br />

wur<strong>de</strong> eine Koordinierungsgruppe Mikroelektronik<br />

gegrün<strong>de</strong>t. Mitglie<strong>de</strong>r waren <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission (Wenzel), <strong>de</strong>r<br />

Minister für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik (Meier),<br />

<strong>de</strong>r Regierungsbeauftragte für Mikroelektronik <strong>und</strong><br />

gleichzeitig Staatssekretär im Ministerium für Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> Elektronik (Nen<strong>de</strong>l) <strong>und</strong> Schalck-Golodkowski.<br />

Es war vorgesehen, daß <strong>de</strong>r Bereich KoKo im Verlauf<br />

<strong>de</strong>s Fünfjahrplans 1986-1990 Waren aus <strong>de</strong>m Bereich<br />

<strong>de</strong>r Mikrotechnologie in einer Größenordnung<br />

von 1,25 Mrd. DM beschafft <strong>und</strong> auch finanziert, also<br />

r<strong>und</strong> 250 Mio. DM pro Jahr. Schalck-Golodkowski<br />

hat innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs KoKo <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebes Elektronik Export-Import<br />

mit <strong>de</strong>r Abwicklung dieser Geschäfte beauftragt.<br />

Bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s Parteitagsbeschlusses bekam<br />

die DDR <strong>de</strong>shalb Probleme, weil es seit <strong>de</strong>m Ausbruch<br />

<strong>de</strong>s „Kalten Krieges" En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 40er Jahre das<br />

erklärte Ziel vornehmlich <strong>de</strong>r westlichen Führungsmacht<br />

USA war, <strong>de</strong>n Expo rt von Gütern <strong>und</strong> Technologien<br />

nach Osteuropa, die das dortige militärischtechnische<br />

Potential stärken konnten, zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Die Cocom-Export-Kontrollpolitik war seit etwa 1950<br />

das Instrument zur Durchsetzung dieser Zielsetzung.<br />

19 )<br />

Die Exportverbote betrafen zum einen militärstrategisch<br />

relevante Güter, aber auch solche mit militärischer<br />

<strong>und</strong> ziviler Verwendungsmöglichkeit („dual<br />

used goods"). Zweifel bezüglich <strong>de</strong>r Effektivität dieses<br />

Instruments konnten nie ausgeräumt wer<strong>de</strong>n;<br />

<strong>de</strong>n Vereinigten Staaten von Amerika wur<strong>de</strong> darüber<br />

hinaus vorgeworfen, die Cocom-Regelungen zum eigenen<br />

ökonomischen Vorteil zu mißbrauchen.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Ob <strong>und</strong> gegebenenfalls in welchem Maße die Co- te Aufgabenstellungen übertragen, <strong>und</strong> auch die ficom-Exportkontrollpolitik<br />

<strong>de</strong>n west-östlichen Technanziellen Mittel wur<strong>de</strong>n ihm dafür bereitgestellt.<br />

nologietransfer in <strong>de</strong>r Vergangenheit behin<strong>de</strong>rt hat, Aus dieser Arbeitsliste ging nicht unmittelbar he rvor,<br />

läßt sich aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r weitgehen<strong>de</strong>n Geheimhaltung ob es sich um nichtgenehmigungsfähige, genehmi-<br />

<strong>de</strong>r Cocom-Listen, also auch <strong>de</strong>r für indust rielle Gügungspflichtige o<strong>de</strong>r aber um genehmigungsfreie<br />

ter von strategischer Be<strong>de</strong>utung, für diesen Güter- Importprodukte han<strong>de</strong>lt. Nicht genehmigungsfähig<br />

komplex im einzelnen nicht untersuchen. Anhand waren alle Erzeugnisse, die aufgr<strong>und</strong> von Cocom<br />

-Beschlüssen <strong>de</strong>r Ausfuhrentwicklung von nicht Hochtechnologiegüter- in sozialistische Län<strong>de</strong>r einschließgruppen<br />

<strong>de</strong>r Cocom-Län<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Wirtschaftsraum lich <strong>de</strong>r ehemaligen DDR geliefert wer<strong>de</strong>n durften.<br />

<strong>de</strong>s RGW können aber die Wirkungen <strong>de</strong>r Cocom- Genehmigungspflichtige Waren konnten aufgr<strong>und</strong><br />

Kontrollen global analysiert wer<strong>de</strong>n.<br />

nationaler Bestimmungen mit Einzelgenehmigungen<br />

Schra<strong>de</strong>r kommt in einer Wirkungsanalyse <strong>de</strong>r Co-<br />

geliefert wer<strong>de</strong>n, wenn sie nicht von Cocom-Becom-Politik<br />

im Zeitraum 1978-1987 zu <strong>de</strong>m Ergebschlüssen<br />

erfaßt waren. Bei als genehmigungsfrei<br />

nis, daß das politische <strong>und</strong> han<strong>de</strong>lspolitische Klima<br />

eingestuften Hochtechnologiewaren han<strong>de</strong>lte es sich<br />

zwischen Ost <strong>und</strong> West die Cocom-Kontrollen ge-<br />

um solche Erzeugnisse, die von <strong>de</strong>n genannten beiprägt<br />

<strong>und</strong> diese <strong>de</strong>n West-Ost-Technologietransfer<br />

<strong>de</strong>n Warenkatalogen nicht erfaßt wur<strong>de</strong>n.<br />

spürbar beeinflußt haben. Derartige Effekte traten Da das Exportkontrollsystem <strong>de</strong>s Westens nicht<br />

<strong>de</strong>shalb ein, weil die Cocom-Listen neben einem fe- transparent war, mußte seitens <strong>de</strong>s Beschaffungsorsten<br />

Kern strategischer Güter auch Produkte geringans H 4 (wie auch durch die Son<strong>de</strong>rbeschaffungsorgeren<br />

strategischen Werts umfaßten, die von außergane beim MfS) eine Einordnung <strong>de</strong>r zu beschaffenpolitischen<br />

Rahmenbedingungen abhingen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Technologiewaren in Embargo- <strong>und</strong><br />

quasi eine „politische Verfügungsmasse" darstell- Nicht-Embargoware erfolgen. Das war überaus proten.<br />

20) Cocom-Export-Kontrollen haben <strong>de</strong>mnach <strong>de</strong>n blematisch. Um aber <strong>de</strong>n Impo rt <strong>de</strong>r Hochtechnolo-<br />

Technologieimport <strong>de</strong>r ehemaligen Zentralverwalgiegüter nicht zu gefähr<strong>de</strong>n, war bei diesen Beschaftungswirtschaften<br />

in unterschiedlichem Maße behinfungsmaßnahmen Geheimhaltung das Gr<strong>und</strong>prinzip.<br />

<strong>de</strong>rt. So auch <strong>de</strong>n Technologieimport <strong>de</strong>r DDR.<br />

Deshalb hat sich <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 mit einem<br />

konkreten Importobjekt in <strong>de</strong>r Regel nicht an mehrere<br />

mögliche Lieferanten gewandt, son<strong>de</strong>rn nur an<br />

einen einzigen. Damit hat er sich natürlich diesem<br />

Lieferanten „ausgeliefert" mit <strong>de</strong>r Konsequenz, daß<br />

selbst bei genehmigungsfähigen Technologieimporten<br />

zum Teil erhebliche Preisaufschläge gezahlt wur<strong>de</strong>n.<br />

Das hat man seitens <strong>de</strong>r DDR gewußt, aber auch<br />

bewußt in Kauf genommen bzw. nehmen müssen.<br />

Ronneberger schätzt, daß H 4 häufig auch für nicht<br />

genehmigungspflichtige Waren Preise in Höhe von<br />

30-40 % über <strong>de</strong>m normalen Listenpreis bezahlt<br />

hat. 24) Da die Lieferanten <strong>und</strong> Händler wußten, daß -<br />

die DDR keine Möglichkeit zum Preisvergleich hatte,<br />

schätzt <strong>de</strong>r Oberstaatsanwalt Wulff die Preisaufschläge<br />

sogar noch höher ein; nach seiner Ansicht<br />

lagen die Preise im Durchschnitt um 50 % höher als<br />

die für legale Bezüge. 25 )<br />

Problematisch war <strong>de</strong>r Technologieimport für die<br />

DDR auch <strong>de</strong>shalb, weil man in <strong>de</strong>n Cocom-Län<strong>de</strong>rn<br />

nicht von <strong>de</strong>r üblichen Geheimhaltung abging.<br />

Transparenz bei Cocom-Entscheidungen gab es<br />

nicht, <strong>und</strong> Cocom-Listen waren auch nicht öffentlich<br />

zugänglich. Aufgr<strong>und</strong> dieses nicht transparenten Exportkontrollsystems<br />

wur<strong>de</strong>n auf seiten <strong>de</strong>r DDR wie<br />

auf seiten westlicher Exporteure erhebliche Unsicherheiten<br />

aufgebaut. Zeit- <strong>und</strong> kostenaufwendige<br />

Genehmigungsprozesse mit ungewissem Ausgang<br />

waren die Folge.<br />

Die Cocom-Regelungen wur<strong>de</strong>n durch die DDR auf<br />

zwei Wegen umgangen:<br />

— Der eine Weg waren Embargo-Verstöße im Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4. 21) Der von Ronneberger geleitete<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich war kein juristisch selbständiger<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb, wur<strong>de</strong> jedoch wie ein eigenständiger<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb geleitet. Die<br />

Verträge wur<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m Namen <strong>de</strong>s AHB<br />

Elektronik Export-Import abgeschlossen. Der<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich war einerseits <strong>de</strong>m Bereich KoKo<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>m Staatssekretär im Ministerium<br />

für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik unterstellt.<br />

— Neben <strong>de</strong>r Beschaffung durch <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 wur<strong>de</strong> Embargoware auch durch die speziellen<br />

Beschaffungsorgane (SBO) im Bereich <strong>de</strong>s<br />

MfS importiert. Zu einer guten koordinierten Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>de</strong>n Aktivitäten <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4 <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rbeschaffungsorgan<br />

ist es offenbar nicht gekommen. 22) 1987<br />

wur<strong>de</strong> auf Befehl von Mielke eine Arbeitsgruppe<br />

Embargo geschaffen, 23) die sich mehrfach im Jahr<br />

traf.<br />

Der Han<strong>de</strong>lsbereich 4 erhielt vom Ministerium für<br />

Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik die sehr spezifizierten<br />

Bedarfsanfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Bedarfsträger vorgegeben.<br />

Jeweils zum Jahresbeginn wur<strong>de</strong>n ihm konkre<br />

Des weiteren war es Gr<strong>und</strong>prinzip, Produktionsausrüstungen<br />

generell nicht von <strong>de</strong>n Herstellern direkt,<br />

son<strong>de</strong>rn über Han<strong>de</strong>lsfirmen zu beziehen. Bei sehr<br />

schwer beschaffbaren Technologiewaren wur<strong>de</strong> unter<br />

Umstän<strong>de</strong>n auch eine sogenannte Doppelbindung<br />

vorgenommen, das heißt für eine zu beschaffen<strong>de</strong><br />

Ausrüstung wur<strong>de</strong>n zwei Verträge mit<br />

verschie<strong>de</strong>nen Lieferanten abgeschlossen. 26 )<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Menge o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Wertes <strong>de</strong>r jährlich<br />

von <strong>de</strong>r DDR beschafften Embargowaren sind keine<br />

Aussagen möglich. Man kann <strong>de</strong>n Umfang nicht einmal<br />

ungefähr schätzen, da unbekannt ist, ob das, was<br />

die DDR selbst als Embargoware eingestuft hat, auch<br />

tatsächlich Embargoware war. Aufgr<strong>und</strong> einer Anfrage<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rermittlungsgruppe Schalck-Golodkowski<br />

27) an das B<strong>und</strong>esamt für Wirtschaft in Eschborn<br />

sind von 178 geprüften Fällen 63 Fälle als nicht<br />

genehmigungsfähig, 48 Fälle als genehmigungspflichtig<br />

<strong>und</strong> 67 Fälle (über 37 %) als genehmigungsfrei<br />

eingestuft wor<strong>de</strong>n. Zumin<strong>de</strong>stens in diesen 67


Fällen hätte <strong>de</strong>r DDR die Produkte auch ganz normal<br />

importieren können.<br />

Die monetären Größenordnungen sind nicht einmal<br />

abgreifbai. So weisen die von <strong>de</strong>r WTU ermittelten<br />

Werte für Embargo-Umgehungsgeschäfte (Kriterium<br />

118200) beispielsweise für 1986 überhaupt keine<br />

Zahl auf, für 1987 431,7 Mio. VM, für 1988 nur<br />

7,5 Mio. VM <strong>und</strong> für 1989 3,3 Mio. VM. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Geheimhaltung dürften Rechnungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>rgleichen<br />

vernichtet wor<strong>de</strong>n sein, so daß die WTU nicht<br />

fündig wer<strong>de</strong>n konnte. (Für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

liegen überhaupt keine Daten vor. Hinter <strong>de</strong>m Umsatzwert<br />

<strong>de</strong>s Jahres 1987 verbirgt sich ein durch <strong>de</strong>n<br />

AHB Elektronik Export-Import vorgenommener Mikroelektronikirnport.)<br />

Daß beträchtliche Hochtechnologieimporte,<br />

die als nicht genehmigungsfähig<br />

einzuordnen sind, durch <strong>de</strong>n AHB Elektronik Expo rt<br />

führt wur<strong>de</strong>n, ergibt sich aus <strong>de</strong>n insgesamt ungefähr<br />

450 Fällen, die von <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rermittlungsgruppe<br />

Schalck-Golodkowski geprüft wur<strong>de</strong>n.<br />

Da die Lieferung von Embargoware in die sozialistischen<br />

Län<strong>de</strong>r Osteuropas mit erheblichen Strafen bedroht<br />

wur<strong>de</strong>, mußte die DDR häufig Schmiergel<strong>de</strong>r<br />

zahlen. Offenbar sind beträchtliche Summen geflossen.<br />

In einem <strong>Bericht</strong> für die Arbeitsgruppe BKK vom<br />

23. November 1987 wird die Schmiergeldzahlung in<br />

einem Umfang von min<strong>de</strong>stens zwei bis drei Millionen<br />

— vermutlich DM — für je<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r drei bezogenen<br />

„TESTER" angegeben. 28 )<br />

Auch hinsichtlich <strong>de</strong>r zum Teil doch wohl erheblichen<br />

Überbezahlung für nicht genehmigungspflichtige<br />

Technologiewaren können keine Größenordnungen<br />

angegeben wer<strong>de</strong>n. Es konnte auch nicht<br />

ermittelt wer<strong>de</strong>n, wie häufig es zu sogenannten<br />

„Doppelbindungen" gekommen ist, aus <strong>de</strong>nen dann<br />

— entgegen <strong>de</strong>m tatsächlichen Bedarf — tatsächlich<br />

zwei Lieferungen mit i<strong>de</strong>ntischen Produkten resultierten,<br />

die auch entsprechend <strong>de</strong>n Verträgen abgerechnet<br />

wer<strong>de</strong>n mußten.<br />

Auch die realen Effekte dieser beson<strong>de</strong>ren Importaktivitäten<br />

sind nur sehr global abzugreifen. Hinter<br />

<strong>de</strong>m verstärkten Hochtechnologieimport in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre stand vor allem die Zielsetzung<br />

einer beschleunigten Entwicklung <strong>de</strong>r Mikroelektronik.<br />

Die Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR-Produkte, die in <strong>de</strong>r Vergangenheit vor allen<br />

Dingen bei wettbewerbsintensiven <strong>und</strong> wachstumsrelevanten<br />

Gütern stetig gefallen war, sollte gestärkt<br />

wer<strong>de</strong>n. So fehlten in <strong>de</strong>r DDR z. B. Steuerungskomponenten<br />

für Werkzeugmaschinen, die aus <strong>de</strong>m Westen<br />

importiert wer<strong>de</strong>n mußten. Hinter dieser Strategie<br />

stand wohl auch die Erkenntnis, daß die DDR ihre<br />

Position als Investitionsgüterausrüster für die übrigen<br />

RGW-Län<strong>de</strong>r, vor allen Dingen aber für die Sowjetunion,<br />

behalten mußte. Denn mit diesen Exportgruppen<br />

sicherte sie sich die dringend notwendigen<br />

Rohstoffbezüge aus <strong>de</strong>r Sowjetunion. Diese Strategie<br />

konnte natürlich nur dann gelingen, solange das Cocom-Regime<br />

Bestand hatte. Die DDR mußte <strong>de</strong>shalb<br />

— zumin<strong>de</strong>st unter diesem Blickwinkel — ein Interesse<br />

an <strong>de</strong>r Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r Embargobestimmungen<br />

haben.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Während KoKo mit <strong>de</strong>n Embargo-Importen seinen.<br />

Beitrag zur Entwicklung <strong>de</strong>r Mikroelektronik zu leisten<br />

versuchte <strong>und</strong> an diesen Geschäften im üblichen<br />

Rahmen profitierte, fragt es sich, ob diese Strategie<br />

insgesamt sinnvoll gewesen ist. Mit <strong>de</strong>r Herstellung<br />

<strong>de</strong>s Labormusters eines 1-Megabit-Schaltkreises<br />

durch das Kombinat VEB Karl Zeiss Jena im September<br />

1988 war <strong>de</strong>m Dresdner Forschungszentrum für<br />

Mikroelektronik zwar endlich die Leistung gelungen,<br />

die es sich erhofft hatte, doch bis zur Serienreife<br />

wären nach aller Erfahrung noch ein bis zwei Jahre<br />

vergangen. So hat sich auch mit <strong>de</strong>m Labormuster<br />

dieses Schaltkreises <strong>de</strong>r internationale Rückstand<br />

<strong>de</strong>r DDR im Bereich <strong>de</strong>r Mikroelektronik kaum verringert.<br />

Mitte 1988 stellte allein das japanische Unternehmen<br />

NEC pro Monat 2 Mio. 1-Megabit-Chips<br />

her, En<strong>de</strong> 1988 schon 4 Mio. Damals war die industrielle<br />

Fertigung <strong>de</strong>s 4-Megabit-Speicher-Chip<br />

schon angelaufen. 29 )<br />

--Import bzw. durch <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 durchge-<br />

2. Gestattungsproduktion<br />

Mit <strong>de</strong>r Gestattungsproduktion, die ursprünglich<br />

wohl eher <strong>de</strong>r besseren Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

mit höherwertigen Konsumgütern dienen sollte, verband<br />

sich in <strong>de</strong>n 80er Jahren zunehmend die Absicht,<br />

durch Kooperation mit ausländischen Unternehmen<br />

einen Beitrag zum Technologie- <strong>und</strong> Know-how-Import<br />

zu leisten. Darüber hinaus war die Gestattungsproduktion<br />

natürlich auch ein Mittel zur Devisenerwirtschaftung.<br />

Mehr als 50 % <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Intershops<br />

verkauften Zigaretten stammten z. B. aus dieser Kooperationsart.<br />

Während es sich bei <strong>de</strong>r Gestattungsproduktion ursprünglich<br />

um Lizenzproduktion bzw. die „verlängerte<br />

Werkbank" westlicher Unternehmen han<strong>de</strong>lte,<br />

war es En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre immer stärker das Bestreben,<br />

die Gestattungsproduktion zu Industriekooperationen<br />

auszubauen; im August 1988 wur<strong>de</strong> dafür,<br />

wie oben erwähnt, bei Forum ein neuer Geschäftsbereich<br />

eingerichtet. Doch die neue Konzeption wur<strong>de</strong><br />

nur in Ausnahmefällen — wie in <strong>de</strong>r Kooperation mit<br />

VW — noch vor <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r DDR umgesetzt. Insgesamt<br />

dürfte somit <strong>de</strong>r Beitrag <strong>de</strong>r Gestattungsproduktion<br />

bzw. <strong>de</strong>r Beitrag <strong>de</strong>r intensiveren Formen <strong>de</strong>r<br />

industriellen Kooperation (z. B. Blaupunkt), da nur in<br />

Ansätzen vorhan<strong>de</strong>n, zur Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r DDR-<br />

Wirtschaft, das heißt zur Steigerung <strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>r<br />

Planwirtschaft, minimal gewesen sein.<br />

3. Bewertung<br />

We<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Impo rt von allgemein zugänglicher Technologie<br />

noch die Umgehung von Lieferbeschränkungen<br />

bei dual einsetzbaren Hochtechnologiegütern sicherte<br />

<strong>de</strong>r DDR automatisch ein schnelleres<br />

Mo<strong>de</strong>rnisierungstempo. Im Gegenteil: Vermutlich<br />

waren auch die Anstrengungen in <strong>de</strong>n 80er Jahren,<br />

durch Technologieimporte die Effizienz <strong>und</strong> das<br />

Wachstum <strong>de</strong>r Wirtschaft nachhaltig zu verbessern —<br />

wie schon zuvor in <strong>de</strong>n 70er Jahren — zum Scheitern<br />

verurteilt. Der Wachstumsimpuls aus westlichen<br />

Technologieeinfuhren in sozialistischen Volkswirt-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

schaften war generell gering. Und dies aus mehreren<br />

systembedingten Grün<strong>de</strong>n. 30) Die Beschaffungsentscheidungen<br />

waren übermäßig zentralisiert, zu<strong>de</strong>m<br />

waren die Zentralverwaltungswirtschaften Mittel<br />

<strong>und</strong> Osteuropas von Nachfrageentwicklungen auf<br />

<strong>de</strong>n Weltmärkten isoliert. Vertragsverhandlungen<br />

mit westlichen Lieferanten über die Installierung von<br />

Maschinen <strong>und</strong> Anlagen zogen sich zum Teil <strong>de</strong>ra rt<br />

in die Länge, daß bei Investitionsfertigstellung <strong>und</strong><br />

Produktionsaufnahme häufig die hergestellten Produkte<br />

schon veraltet waren. Weiterentwicklungen<br />

wur<strong>de</strong>n unterlassen, meist fehlte es hierfür auch an<br />

qualifiziertem Personal <strong>und</strong> Kapital. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Instandhaltungsbedarf in Devisen bei solchen<br />

Investitionen i. d. R.nicht berücksichtigt. Das gleiche<br />

gilt für <strong>de</strong>n erhöhten mengenmäßigen Bedarf <strong>und</strong> die<br />

Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen an Vorprodukten, die für die<br />

Produktion mit westlicher Technologie erfor<strong>de</strong>rlich<br />

waren.<br />

Es mag sein, daß dank <strong>de</strong>s Bereichs KoKo, <strong>de</strong>r die für<br />

sozialistische Verhältnisse rasche Realisierung von<br />

Technologieimporten ermöglichte, ein Teil dieser<br />

Fehler bzw. Probleme vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n konnte. Die<br />

Hauptursache für die mangeln<strong>de</strong> Effizienz westlicher<br />

Technologieimporte lag somit dann, daß mittels dieser<br />

Importe vorrangig Insellösungen geschaffen<br />

wur<strong>de</strong>n, die mit <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Strukturen nur<br />

sehr bedingt paßfähig waren. Es entstand eine A rt<br />

rt, daß in <strong>de</strong>n<br />

dualistische Produktionsstruktur <strong>de</strong>r A<br />

gleichen Kombinaten bzw. sogar Betrieben gleichartige<br />

Produkte mit völlig unterschiedlicher Technologie<br />

in höchst verschie<strong>de</strong>ner Qualität produziert wur<strong>de</strong>n.<br />

Abgesehen davon, daß die Technologieimporte<br />

quantitativ nicht zu einer durchgängigen Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft ausreichten, scheiterte<br />

die Technologieimportpolitik <strong>de</strong>r sozialistischen Län<strong>de</strong>r,<br />

auch <strong>de</strong>r DDR, die zusammen mit Polen <strong>und</strong> Ungarn<br />

vermutlich am nachhaltigsten auf diese Strategie<br />

setzte, an <strong>de</strong>n Dysfunktionalitäten <strong>de</strong>r<br />

Planwirtschaft. Die Technologieimportpolitik verschärfte<br />

letztendlich die Probleme, die sie lösen soll<br />

te.<br />

Der Bereich KoKo, <strong>de</strong>r über seine AHB die Technologieimporte<br />

durchführte, ist für das Scheitern dieser<br />

Politik nicht verantwortlich zu machen. Zwar stand<br />

für <strong>de</strong>n Bereich <strong>und</strong> die AHB vermutlich die einzelwirtschaftliche<br />

Zielsetzung <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>. Damit mag es auch gelegentlich<br />

objektiv zu Verstößen gegen die Interessen <strong>de</strong>r<br />

DDR-Volkswirtschaft gekommen sein, etwa durch<br />

eine ungenügen<strong>de</strong> Devisenrentabilitätsprüfung <strong>de</strong>r<br />

durchgeführten Projekte, doch wird sich im nachhinein<br />

schwerlich noch feststellen lassen, ob in solchen<br />

Fällen dies <strong>de</strong>n Beteiligten subjektiv bewußt war.<br />

Insgesamt hat <strong>de</strong>r Bereich sicherlich versucht, einen<br />

optimalen Beitrag zur Steigerung <strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft zu leisten, zumal <strong>de</strong>r Bereich im Interesse<br />

<strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r Refinanzierung <strong>de</strong>r von<br />

ihm vorfinanzierten Impo rte gr<strong>und</strong>sätzlich an einer<br />

hohen Devisenrentabilität <strong>de</strong>r eingeführten westlichen<br />

Technologie interessiert sein mußte. Denn immerhin<br />

setzte er im Rahmen <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierungsstrategie<br />

eigene Mittel ein <strong>und</strong> übernahm —<br />

je<strong>de</strong>nfalls in <strong>de</strong>r Anfangsphase — Risiken. Insgesamt<br />

jedoch kann man das Urteil wagen, daß die Einschaltung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo in die Mo<strong>de</strong>rnisierungspolitik<br />

<strong>de</strong>r DDR nicht zu wesentlich an<strong>de</strong>ren Ergebnissen<br />

geführt hat bzw. in <strong>de</strong>n 90er Jahren noch geführt<br />

hätte, als dies in <strong>de</strong>n 70er Jahren in Polen <strong>de</strong>r Fall<br />

war, das die Technologieimporte über <strong>de</strong>n Planbereich<br />

organisiert hatte.<br />

IV. Die Devisenerwirtschaftung durch<br />

KoKo<br />

1. Die monetären Ergebnisse <strong>und</strong> realen<br />

Effekte <strong>de</strong>r einzelnen Aktivitäten<br />

a) Zusätzliche Expo rte<br />

Es war naheliegend, im Rahmen <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft<br />

eine Institution zu schaffen, die durch zusätzliche<br />

außerplanmäßige Exporte Devisen erwirtschaftet.<br />

Eine flexible Organisation außerhalb <strong>de</strong>r<br />

bürokratischen Zentralverwaltungswirtschaft sollte<br />

gehortete Ressourcen auf allen Ebenen <strong>de</strong>r DDR<br />

Wirtschaft, soweit sie im Inland nicht o<strong>de</strong>r aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r — <strong>de</strong>r Planwirtschaft eigenen — übertriebenen<br />

Reservehaltung im Inland nicht dringend benötigt<br />

wur<strong>de</strong>n, für <strong>de</strong>n Export <strong>und</strong> damit die Erwirtschaftung<br />

von Devisen verfügbar machen. Dies konnte nur<br />

mit Vollmachten <strong>de</strong>r Führungsspitze <strong>und</strong> in Kooperation<br />

mit <strong>de</strong>r Plankommission <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ministerien geschehen.<br />

Lagerbestän<strong>de</strong>, Staatsreserve<br />

Wie in <strong>de</strong>r Schalck/Volpert-Dissertation bereits vorgeschlagen,<br />

bekam KoKo zunächst nur aufgr<strong>und</strong> fall-<br />

-<br />

weiser Genehmigung <strong>de</strong>s Politbüros, später auf Dauer,<br />

die Möglichkeit, Teile <strong>de</strong>r materiellen<br />

Staatsreserve zum Zwecke <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

einzusetzen. Diese exportfähigen Ressourcen<br />

waren — neben <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Branchenministerien befindlichen<br />

<strong>und</strong> nicht unmittelbar benötigten Güter —<br />

die Hauptquellen <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung <strong>de</strong>s<br />

KoKo-Bereichs in <strong>de</strong>n 60er Jahren.<br />

1976 bekam KoKo generell die Befugnis, über die<br />

Staatsreserve zu disponieren <strong>und</strong> sie für die Erwirtschaftung<br />

von Devisen einzusetzen. Im Gegenzug<br />

dazu mußte sich KoKo verpflichten, Son<strong>de</strong>rabführungen<br />

an das MdF vorzunehmen, die zum ersten Mal<br />

1978 in Höhe von 200 Mio. VM erfolgten, dann bis<br />

1984 rasch auf die Höhe von jährlich 1 Mrd. VM anstiegen<br />

<strong>und</strong> bis 1989 in dieser Höhe vorgenommen<br />

wur<strong>de</strong>n. Insgesamt erreichten die Son<strong>de</strong>rabführungen<br />

einen Betrag von 9,4 Mrd. VM. Dem gegenüber<br />

beliefen sich die „regulären" Abführungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

aus <strong>de</strong>n Gewinnen <strong>de</strong>r KoKo-AHB <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Valutaplanträger (Intershop, Genex, Intertank <strong>und</strong><br />

NSW-Tourismus) auf nur 7,7 Mrd. VM.<br />

Bei <strong>de</strong>n Versuchen, zusätzliche Waren aus Lagerbestän<strong>de</strong>n<br />

für <strong>de</strong>n Expo rt zu mobilisieren, scheint <strong>de</strong>r<br />

Erfolg eher beschei<strong>de</strong>n gewesen zu sein. Sie traten<br />

gegenüber <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren, später hinzugekommenen


Aktivitäten zur Devisenerwirtschaftung in <strong>de</strong>n 80er<br />

Jahren kaum noch in Erscheinung. Die aus <strong>de</strong>m Export<br />

von Lagerbestän<strong>de</strong>n erwirtschafteten Devisen<br />

bil<strong>de</strong>ten jedoch, zusammen mit <strong>de</strong>n aus Expo rten von<br />

Ressourcen aus <strong>de</strong>r materiellen Staatsreserve erzielten<br />

Erlösen, offenbar das Startkapital <strong>de</strong>s Bereichs,<br />

welches dieser dann im Rahmen von Technologieimporten<br />

für die Devisenerwirtschaftung einsetzte.<br />

Rüstungsexport<br />

Mit Wirkung vom 1. Januar 1966 gemäß Verfügung<br />

Nr. 409 <strong>de</strong>s damaligen Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l war <strong>de</strong>r offizielle<br />

Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR mit Wehrtechnologie beim VE AHB<br />

ITA (Ingenieur-Technischer-Außenhan<strong>de</strong>l) konzentriert.<br />

Bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre führte allein <strong>de</strong>r „Bereich<br />

Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l" (BSA) im Ministerium für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>n DDR-Rüstungsex- <strong>und</strong> -impo rt<br />

durch.') Der Bereich KoKo war in <strong>de</strong>n damaligen<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l nicht einbezogen. In <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik <strong>de</strong>s Bereichs KoKo war seit <strong>de</strong>m 1.<br />

April 1979 Dieter Uhlig für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit ausgewählten<br />

afrikanischen Län<strong>de</strong>rn (Äthiopien, Mosambik<br />

<strong>und</strong> Angola) sowie für „Spezielle Technik" verantwortlich.<br />

Die Bezeichnung „Spezielle Technik"<br />

stand hier stellvertretend für Wehrtechnik. In <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1979/80 wur<strong>de</strong>, ausgelöst durch die Iran-Geschäfte<br />

<strong>de</strong>r DDR, ein inoffizieller Waffenhan<strong>de</strong>l eingerichtet,<br />

<strong>de</strong>r zunächst von <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe 10 <strong>de</strong>s<br />

AHB Transinter abgewickelt wur<strong>de</strong>.<br />

Die spürbare Erweiterung <strong>de</strong>s Tätigkeitsfel<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s<br />

Bereichs KoKo auf <strong>de</strong>n nichtoffiziellen Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

erfolgte vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r rapi<strong>de</strong> wachsen<strong>de</strong>n<br />

DDR-Hartwährungsverschuldung. 2) Zur Sicherung<br />

<strong>de</strong>r Devisenliquidität wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb von <strong>de</strong>r<br />

Partei- <strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r DDR 1981 Son<strong>de</strong>rmaßnahmen<br />

ergriffen. So fällten Honecker <strong>und</strong> Mittag<br />

auch die Gr<strong>und</strong>satzentscheidung, neben <strong>de</strong>m AHB<br />

ITA für <strong>de</strong>n DDR-Waffenhan<strong>de</strong>l ein zweites Standbein<br />

zu schaffen, um mittels <strong>de</strong>s zusätzlichen inoffiziellen<br />

Waffenexports weitere Möglichkeiten zur<br />

kurzfristigen Erzielung von Deviseneinnahmen auszuschöpfen.<br />

Daraufhin wur<strong>de</strong> auf Weisung Schalcks<br />

vom 23. 11. 1981 an <strong>de</strong>n Generaldirektor von Transinter<br />

GmbH, Helmut Schindler, die IMES GmbH mit<br />

Wirkung zum 1. Januar 1982 gegrün<strong>de</strong>t. Die Arbeitsgruppe<br />

10 wur<strong>de</strong> IMES eingeglie<strong>de</strong>rt. IMES wur<strong>de</strong><br />

durch die Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik angeleitet, unterstand<br />

<strong>de</strong>r Planung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II.<br />

Alleiniger Zweck <strong>de</strong>r zusätzlichen Übertragung von<br />

Exporten militärischer Güter <strong>und</strong> Leistungen auf <strong>de</strong>n<br />

Bereich KoKo war also die kurzfristige Erwirtschaftung<br />

zusätzlicher Devisen außerhalb <strong>de</strong>s Plans. Für<br />

<strong>de</strong>n ab 1982 „zweigleisigen" Export militärischer<br />

Güter <strong>und</strong> Leistungen erscheint nachfolgen<strong>de</strong>s Erklärungsmuster,<br />

das sowohl vom Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik als auch vom Generaldirektor <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH gestützt wird, plausibel: Nach Meinung<br />

<strong>de</strong>r Partei- <strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m<br />

Bereich KoKo aufgr<strong>und</strong> seiner Son<strong>de</strong>rstellung im<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

DDR-Wirtschaftssystem, seiner kommerziellen Erfahrungen<br />

sowie seiner nachgewiesenen hohen Flexibilität<br />

<strong>de</strong>r schnelle Verkauf militärischer Güter<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Plans eher zugetraut als <strong>de</strong>m für <strong>de</strong>n<br />

offiziellen Han<strong>de</strong>l zuständigen Plan-AHB. 3 )<br />

In <strong>de</strong>n Überlegungen zur Einrichtung eines inoffiziellen<br />

Waffenhan<strong>de</strong>ls im Bereich KoKo hat auch eine<br />

Rolle gespielt, daß bei zweigeteiltem Waffenexport<br />

unter Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s MfS Lieferungen in Spannungsgebiete,<br />

vor allem auch Lieferungen an direkte<br />

Kriegsgegner möglich wur<strong>de</strong>n. So lieferte die DDR<br />

Waffen an <strong>de</strong>n Iran <strong>und</strong> an <strong>de</strong>n Irak, an <strong>de</strong>n Nord<strong>und</strong><br />

an <strong>de</strong>n Südjemen.<br />

Zum Zwecke <strong>de</strong>r Embargo- <strong>und</strong> Waffenimporte wur<strong>de</strong><br />

am 16. Februar 1987 auf Weisung Schalcks die<br />

formal 100% ige IMES-Tochtergesellschaft Witra<br />

GmbH gegrün<strong>de</strong>t. Die Witra GmbH wur<strong>de</strong> ebenfalls<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik zugeordnet <strong>und</strong> unterstand<br />

<strong>de</strong>r Planung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II.<br />

Gegenstand <strong>de</strong>s Waffenexports <strong>de</strong>r IMES GmbH waren<br />

in erster Linie Erzeugnisse <strong>de</strong>r in Lizenz hergestellten<br />

Handfeuerwaffen, dazugehörige Munition,<br />

Handgranaten, Minen, Panzerabwehrmittel <strong>und</strong><br />

Startanlagen für reaktive Geschosse. Daneben wur<strong>de</strong><br />

die Struktur dieser speziellen Expo rte bestimmt<br />

durch instandgesetzte Militärtechnik, Nachrichten<strong>und</strong><br />

Werkstattechnik, Medizin- <strong>und</strong> Labortechnik,<br />

Ersatzteile <strong>und</strong> Zieleinrichtungen für Panzer, Zelte,<br />

persönliche Militärausrüstungsgegenstän<strong>de</strong>, Transfer<br />

von Instandsetzungstechnologien.")<br />

Etwa im April 1982 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r IMES GmbH erstmalig<br />

ein erhebliches Kontingent an Waffen <strong>und</strong> militärischer<br />

Technik aus <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ner Ministerien<br />

bereitgestellt. 5) Dieses Kontingent wur<strong>de</strong><br />

aus <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Nationalen Volksarmee, <strong>de</strong>m<br />

Ministerium <strong>de</strong>s Inneren <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Staatssicherheit entnommen. Daneben wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m<br />

Bereich KoKo Waren <strong>und</strong> Leistungen bereitgestellt<br />

aus <strong>de</strong>r Binnenproduktion <strong>de</strong>r DDR, aus <strong>de</strong>in Impo rt<br />

von Militärtechnik aus sozialistischen Län<strong>de</strong>rn (Reexport<br />

<strong>de</strong>r DDR) sowie aus Reparaturleistungen. Exporte<br />

aus <strong>de</strong>r strategischen Staatsreserve A, über die<br />

nur das Politbüro <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED verfügen durfte,<br />

erfolgten ebenfalls über die IMES GmbH. Allerdings<br />

war hier <strong>de</strong>r Zustimmungsprozeß sehr langwierig, da<br />

<strong>de</strong>r Minister für Nationale Verteidigung zunächst an<br />

<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission<br />

einen Antrag auf Genehmigung stellen mußte. Der<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r DDR mußte ebenfalls zustimmen;<br />

<strong>und</strong> natürlich das Politbüro. 6 )<br />

Da <strong>de</strong>r Ingenieur-Technische-Außenhan<strong>de</strong>l vorrangig<br />

Importaufgaben zu erfüllen hatte, gehörte <strong>de</strong>r Export<br />

in das nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet nicht<br />

zum Hauptbetätigungsfeld dieses Außenhan<strong>de</strong>lsorgans.<br />

ITA war aber bis zur Gründung <strong>de</strong>s „inoffiziellen"<br />

Außenhan<strong>de</strong>ls alleiniger DDR-Exporteur von<br />

Waffen- <strong>und</strong> Waffentechnik, so daß es nach Gründung<br />

<strong>de</strong>r IMES aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Sache her gegebenen<br />

Aufgabenüberschneidung <strong>und</strong> Abgrenzung<br />

(vgl. unten) zu Interessenkonflikten kam.<br />

Zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Unternehmen ITA <strong>und</strong> IMES<br />

war das Gr<strong>und</strong>verhältnis ähnlich problembehaftet


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

wie das zwischen <strong>de</strong>m Planbereich insgesamt <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Bereich KoKo. Formal war die Aufgabenteilung<br />

so geregelt, daß die Expo rte in das nichtsozialistische<br />

Wirtschaftsgebiet auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s vom Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates bestätigten Planes (Planvorgabe)<br />

in Verantwortung <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Außenwirtschaft <strong>und</strong> generell über <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

ITA erfolgen sollte. Zusätzlich zum Plan<br />

bereitgestellte „Kampftechnik, Bewaffung, Ausrüstung"<br />

(KBA) sollte durch <strong>de</strong>n Bereich KoKo über<br />

IMES exportiert wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m sollten spezielle<br />

Son<strong>de</strong>raufgaben von IMES abgewickelt wer<strong>de</strong>n.7)<br />

Faktisch bestand aber ein Konkurrenzverhältnis zwischen<br />

<strong>de</strong>m „offiziellen" <strong>und</strong> <strong>de</strong>m „inoffiziellen" Waffenexportbereich<br />

um knappe Güter. 8) Dieser Wettbewerb<br />

vollzog sich aber nicht unter ökonomischen<br />

Bedingungen (z. B. über <strong>de</strong>n Preis), son<strong>de</strong>rn im Rahmen<br />

von administrativen Festlegungen (wie die regionale<br />

Aufteilung <strong>de</strong>r Exportlän<strong>de</strong>r belegt 9) <strong>und</strong> bilateralen<br />

Abstimmungen zwischen <strong>de</strong>m speziellen<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rbereich KoKo. 10 )<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Koordinierung war die „Regelung für<br />

die Durchführung von Expo rten spezieller Technik in<br />

das NSW" vom 26. 11. 1982 <strong>und</strong> „Vereinbarung über<br />

Transportfragen" vom 19. 7. 1982. 11 ) In <strong>de</strong>m Arbeitskreis<br />

„Spezieller NSW-Expo rt ", <strong>de</strong>r beim stellvertreten<strong>de</strong>n<br />

Minister <strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Spezieller<br />

Außenhan<strong>de</strong>l angesie<strong>de</strong>lt war, wur<strong>de</strong> regelrecht darum<br />

„gefeilscht", ob die für <strong>de</strong>n Expo rt zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong>n Kontingente aus <strong>de</strong>r DDR-eigenen Produktion<br />

o<strong>de</strong>r sonstige Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>m offiziellen o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m nicht offiziellen Außenhan<strong>de</strong>l zur Verfügung<br />

gestellt wur<strong>de</strong>n. 12 )<br />

Während ITA entsprechend <strong>de</strong>n bestätigten Planaufgaben<br />

selbständig han<strong>de</strong>ln konnte, war IMES die<br />

Durchführung von Son<strong>de</strong>raufgaben im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

„speziellen Exportordnung" 13) nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung von Honecker <strong>und</strong> Mittag erlaubt.<br />

Schalck konnte nur Vorschläge unterbreiten,<br />

nicht eigenhändig entschei<strong>de</strong>n. Dies betraf beispielsweise<br />

<strong>de</strong>n Waffenexport in Spannungsgebiete (Iran/<br />

Irak), <strong>de</strong>n Ex- o<strong>de</strong>r Reexpo rt von Erzeugnissen, <strong>de</strong>r<br />

ohne Zustimmung <strong>de</strong>r Lizenzgeber bzw. Lief erlän<strong>de</strong>r<br />

erfolgte. So hatte Honecker beispielsweise bereits<br />

1981 entschie<strong>de</strong>n, entgegen <strong>de</strong>m Einspruch <strong>de</strong>r<br />

UdSSR auch solche Waffen in <strong>de</strong>n Iran zu liefern, die<br />

im Rahmen sowjetischer Lizenzen in <strong>de</strong>r DDR gefertigt<br />

wor<strong>de</strong>n waren. Honecker setzte sich bewußt über<br />

internationale Bündnisvereinbarungen <strong>und</strong> Regelungen<br />

hinweg, um zusätzliche Hartwährungseinnahmen<br />

nicht zu gefähr<strong>de</strong>n. 14 )<br />

Die monetären Ergebnisse aus inoffiziellen Waffenexporten<br />

dürften, gemessen an <strong>de</strong>n KoKo-Gesamterlösen,<br />

von nachrangiger Be<strong>de</strong>utung gewesen sein.<br />

Schalck bezifferte vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

die Nettoerträge von IMES im Zeitraum 1982 bis 1989<br />

auf etwa 675 Mio. VM. 15) Nach Aussage <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission<br />

Schürer soll <strong>de</strong>r Bereich KoKo im Verlauf seiner gesamten<br />

Tätigkeit aus Waffenexporten Erlöse von ca.<br />

700 Mio. VM erwirtschaftet haben. Schürer muß diese<br />

Angaben von Schalck bekommen haben, da ihm<br />

über die tatsächliche Gewinn- <strong>und</strong> Umsatzhöhe von<br />

IMES nichts bekannt war. 16 )<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>r IMES-Aktivitäten, also 1982 <strong>und</strong> in<br />

<strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Jahren, als von bewaffneten<br />

DDR-Organen relativ große Bestän<strong>de</strong> an militärischer<br />

Technik bereitgestellt wur<strong>de</strong>n, waren die Brutto-<br />

<strong>und</strong> Nettoerlöse, die an <strong>de</strong>n Bereich KoKo abgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n, relativ hoch. Später entwickelten sie<br />

sich rückläufig. In <strong>de</strong>n letzten Jahren betrugen die<br />

abgeführten Gewinne nur noch 10-20 Mio. VM. 17 )<br />

Die wohl wichtigsten Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Rückgang <strong>de</strong>r<br />

Waffenexportaktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs KoKo lagen<br />

darin, daß er zunächst große Bestän<strong>de</strong> an Handfeuerwaffen<br />

aus <strong>de</strong>r Staatsreserve fast ausschließlich in<br />

<strong>de</strong>n Iran exportieren konnte. Schwere Ausrüstung<br />

konnte die DDR aber nicht liefern, weil in diesen<br />

Bereichen keine o<strong>de</strong>r nur geringe Bestän<strong>de</strong> vorhan<strong>de</strong>n<br />

waren. Die DDR war darüber hinaus mittel- <strong>und</strong><br />

langfristig sowohl aus technischen, aber auch aus<br />

materiellen Grün<strong>de</strong>n nicht in <strong>de</strong>r Lage, <strong>de</strong>m Bedarf<br />

<strong>de</strong>r Bezugslän<strong>de</strong>r an Militärtechnik zu entsprechen.<br />

Folglich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Export von Waffentechnik zunehmend<br />

geringer. Der Iran war in <strong>de</strong>n ersten Jahren vor<br />

allen Dingen <strong>de</strong>shalb auch ein wichtiger K<strong>und</strong>e von<br />

IMES, weil Khomeni <strong>und</strong> die revolutionären Gar<strong>de</strong>n<br />

die Macht übernommen hatten. 18 )<br />

Die rückläufige Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls über<br />

<strong>de</strong>n Bereich KoKo dokumentiert sich auch da rin, daß<br />

<strong>de</strong>r Personalbestand in <strong>de</strong>r zuständigen Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik schrumpfte. 19 )<br />

Da die IMES GmbH erst ab 1987 durch die Valutakontrollgruppe<br />

geprüft wur<strong>de</strong>, sind die Gewinnabführungen<br />

für dieses Unternehmen an <strong>de</strong>n Bereich<br />

KoKo auch nur für die Jahre 1987 <strong>und</strong> 1988 belegt.<br />

Nach <strong>de</strong>n Angaben <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen<br />

<strong>und</strong> Preise betrugen die Abführungen von IMES<br />

1987 33 Mio. VM, 1988 18 Mio. VM. 20) Gemessen an<br />

<strong>de</strong>n Valutagewinnabführungen <strong>de</strong>r durch die Valutakontrollgruppe<br />

geprüften KoKo-Unternehmen 21) betrug<br />

<strong>de</strong>r Gewinnabführungsanteil im Jahre 1987<br />

1,5 v. H. <strong>und</strong> im Jahre 1988 0,9 v. H. (Vgl. Tabelle 4).<br />

Nachfolgend wer<strong>de</strong>n einige <strong>de</strong>r ermittelten monetären<br />

Ergebnisse aus <strong>de</strong>m Bereich Waffenhan<strong>de</strong>l dokumentiert.<br />

Sie sind selten kompatibel, stark interpretationsbedürftig<br />

<strong>und</strong> sie werfen teilweise mehr an<br />

Fragen auf als sie zu beantworten in <strong>de</strong>r Lage sind.<br />

Folgt man <strong>de</strong>n unter Nutzung aller Dokumente gewonnenen<br />

Angaben <strong>de</strong>r WTU, so hat IMES (laut<br />

WTU seit 1981) insgesamt 1,104 Mrd. VM Erlöse aus<br />

Waffenexporten erzielt. Da die WTU <strong>de</strong>n offiziellen<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s AHB ITA im Rahmen <strong>de</strong>r Aktenauswertung<br />

mit erfaßt hat, können auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>de</strong>r erfaßten <strong>und</strong> ausgewerteten Dokumente auch die<br />

durch <strong>de</strong>n DDR-Waffenhan<strong>de</strong>l insgesamt erlösten<br />

Devisen dokumentiert wer<strong>de</strong>n. Sie sollen sich im<br />

Zeitraum 1980-1989 auf insgesamt 2,895 Mrd. VM<br />

belaufen haben. Davon sollen 2,138 Mrd. VM aus<br />

Waffenexporten in Entwicklungslän<strong>de</strong>r erzielt wor<strong>de</strong>n<br />

sein.<br />

Nach diesen Angaben betrugen die Devisenabführungen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens IMES an die operative<br />

Devisenreserve (Abführung in die Zahlungsbilanz —<br />

Kriterium 321000) im Zeitraum 1982-1989<br />

719 Mio. VM. Dabei ist die fallen<strong>de</strong> Ten<strong>de</strong>nz auffällig.<br />

Wur<strong>de</strong>n 1982 239,8 Mio. VM abgeführt, so waren<br />

es 1989 nur noch 22,9 Mio. VM (vgl. Tabelle 5). Glo-


Tabelle 4<br />

Valutagewinnabführungen in <strong>de</strong>n Bereich KoKo in<br />

<strong>de</strong>n Jahren 1985-1988a, in Mio. VM<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

1985 1986 1987 1988<br />

Intra; 1154,8 1106,9 940,5 848,9<br />

Forum HG 665,0 705,0 716,5 670,1<br />

Transinter 216,8 245,7 310,2 354,0<br />

BIEG 186,7 237,5 120,0 157,8<br />

Kunst <strong>und</strong> Antiqu.<br />

GmbHb . 24,2 28,4 33,0<br />

VEB Philatelie 9,2 12,4 11,0<br />

Imes GmbHd . . 33,0 18,0<br />

Gesamt 2 223,3 2 328,5 2 161,0 2 092,8<br />

nachrichtlich:<br />

Abführungen<br />

<strong>de</strong>s Bereiches<br />

KoKo<br />

insgesamt e 1 516,7 1 517,3 1 487,4 1 466,6<br />

a Die Abführungen betreffen nur die, die von <strong>de</strong>n durch die<br />

Valutakontrollgruppe geprüften Bet rieben an <strong>de</strong>n Bereich<br />

KoKo abgeführt wur<strong>de</strong>n; b Erst ab 1986 <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe<br />

als Prüfungsobjekt übertragen; c Bis 31. 12. 1985 <strong>de</strong>r<br />

Valutakontrollgruppe als Prüfungsobjekt übertragen; d Erst<br />

ab 1987 <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe als Prüfungsobjekt übertragen;<br />

e Einschuß in die Zahlungsbilanz <strong>und</strong> sonstige Abführungen.<br />

Quelle: Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise, Staatliche<br />

Finanzrevision, Valutakontrollgruppe, Sektor 3.<br />

bal könnte <strong>de</strong>r ermittelte Wert über <strong>de</strong>n gesamten<br />

Zeitraum durchaus stimmen. Er liegt <strong>de</strong>r von Schalck<br />

genannten Zahl sehr nahe.<br />

Im Zeitraum von 1980-1989 sollen durch <strong>de</strong>n Speziellen<br />

Export ca. 1,3 Mrd. VM erwirtschaftet wor<strong>de</strong>n<br />

sein. Die Abgaben aus Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r NVA, die durch<br />

<strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR verkauft wur<strong>de</strong>n, beliefen<br />

sich in <strong>de</strong>n Jahren 1982-1989 auf ca.<br />

460 Mio. Mark. 22 )<br />

Gemessen an <strong>de</strong>r ursprünglichen Zielsetzung, vor<br />

allem durch Zusatzexporte maximal Devisen für die<br />

DDR-Volkswirtschaft zu erlösen, kann das wirtschaftliche<br />

Ergebnis von IMES allein an <strong>de</strong>n Nettoexporterlösen<br />

in konvertiblen Devisen, nicht auf <strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n Gewinnen an die operative<br />

Devisenreserve abgeführten Mittel, beurteilt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Gewinnhöhe von IMES wur<strong>de</strong> primär durch<br />

die Verteilungsquote <strong>de</strong>r Devisenerlöse <strong>de</strong>terminiert,<br />

daneben durch die Abgabepreise <strong>de</strong>r binnenländischen<br />

Anbieter. In einem System ohne Wettbewerb,<br />

ohne ökonomische Preise etc. waren <strong>de</strong>shalb diese<br />

Gewinne letztlich administriert. Da KoKo die militärischen<br />

Güter nicht nur aus <strong>de</strong>r ausländischen, son<strong>de</strong>rn<br />

auch aus <strong>de</strong>r binnenländischen Produktion sowie<br />

aus <strong>de</strong>n DDR-Bestän<strong>de</strong>n gr<strong>und</strong>sätzlich gegen<br />

konvertible Devisen ankaufen mußte, war <strong>de</strong>r Gewinn<br />

darüber hinaus durch <strong>de</strong>n vorgegebenen Verteilungsschlüssel<br />

<strong>de</strong>r Devisenerlöse bestimmt. 60 %<br />

<strong>de</strong>r aus Zusatzexporten resultieren<strong>de</strong>n Devisenerlöse<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Herstellerbetrieben zur Verfügung gestellt.<br />

Bei einer volkswirtschaftlichen Würdigung <strong>de</strong>r monetären<br />

Effekte <strong>de</strong>s Komplexes Waffenverkäufe<br />

durch IMES (für Witra wur<strong>de</strong>n keine aussagefähigen<br />

Daten ermittelt, so daß zum Komplex Waffeneinkäufe<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo keine Aussagen gemacht wer<strong>de</strong>n<br />

können) muß <strong>de</strong>shalb auch auf die Relationen Waffenverkäufe<br />

aus DDR-eigener Produktion zu Waffenverkäufen<br />

aus nicht-eigener DDR-Produktion abgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Auch wäre wichtig zu wissen, in<br />

welchem Umfang Exporterlöse aus <strong>de</strong>m Verkauf <strong>de</strong>r<br />

Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r NVA, <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>s MDI basierten.<br />

Diese Bestän<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel nicht wie<strong>de</strong>r<br />

aufgefüllt. So führten diese Verkäufe unmittelbar<br />

<strong>und</strong> in voller Höhe <strong>de</strong>s Exporterlöses zur Netto<strong>de</strong>viseneinnahme<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft. Verkäufe<br />

aus <strong>de</strong>r DDR-eigenen Produktion be<strong>de</strong>uteten Westexporterlöse,<br />

die überwiegend mit DDR-eigenen<br />

Ressourcen erwirtschaftet wer<strong>de</strong>n konnten. Nur<br />

beim Reexport von Waffen, die im Zusammenhang<br />

mit diesen Geschäften aus <strong>de</strong>m RGW bzw. aus <strong>de</strong>m<br />

westlichen Ausland bezogen wur<strong>de</strong>n, ist vor <strong>de</strong>m<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung nach <strong>de</strong>r<br />

Differenz zwischen An- <strong>und</strong> Verkaufspreisen zu fragen.<br />

80 % <strong>de</strong>r durch die KoKo-Unternehmen verkauften<br />

Waffen stammten aus <strong>de</strong>r DDR, nur 12 % wur<strong>de</strong>n aus<br />

<strong>de</strong>m sozialistischen Wirtschaftsgebiet <strong>und</strong> aus Jugoslawien<br />

beschafft, 8 % aus <strong>de</strong>m westlichen Ausland<br />

importiert (hier han<strong>de</strong>lte es sich um Sprengstoff,<br />

Treibpulver etc.). Da an ausländische Lizenzgeber<br />

Tabelle 5<br />

Einnahmen aus Waffenexporten in Mio. VM<br />

Waffenexporte<br />

zum<br />

Zwecke<br />

<strong>de</strong>r Devi-<br />

IMES GmbH ITA<br />

Abführungen<br />

an die<br />

operative<br />

Devisenre -<br />

Jahr senerzielung<br />

(Kriterium<br />

116000)<br />

Kriterium<br />

116000<br />

serve<br />

(AbführungenKriterium<br />

321000 an<br />

die ZABI)<br />

Kriterium<br />

116000<br />

1972-<br />

1079 . . . .<br />

1980 390,024 . . 51,900<br />

1981 170,824 73,157 . 81,400<br />

1982 458,182 162,235 239,800 183,100<br />

1983 164,562 8,326 101,900 146,600<br />

1984 224,247 70,468 89,300 150,400<br />

1985 229,936 50,436 66,500 179,500<br />

1986 455,498 311,398 84,300 144,100<br />

1987 453,092 291,766 44,252 158,900<br />

1988 204,429 97,529 70,100 106,900<br />

1989 144,294 38,894 22,900 105,400<br />

Insge-<br />

samt 2.895,088 1.104,209 719,052 1.308,200<br />

Quelle: WTU-<strong>Bericht</strong>, a. a. O., Aggregation <strong>de</strong>r Stromgrößen<br />

nach vorgegebenen Kriterien unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r<br />

Prioritätenliste (ohne Mehrfachzählungen).


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

keine Abführungen an Lizenzgebühren erfolgten,<br />

stan<strong>de</strong>n die aus <strong>de</strong>r inländischen Produktion sowie<br />

aus <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n stammen<strong>de</strong>n militärischen Exportgüter<br />

bzw. die damit erzielten Devisen <strong>de</strong>r DDR-<br />

Volkswirtschaft insgesamt vollständig zur Verfügung.<br />

Eine Gegenüberstellung von ehemals aufgewandten<br />

Devisen für die Waffen, die aus <strong>de</strong>n<br />

Bestän<strong>de</strong>n stammten, zu <strong>de</strong>n beim Verkauf erzielten<br />

Devisen war nicht möglich. Vor <strong>de</strong>r Zielsetzung<br />

schneller zusätzlicher Devisenerlöse war diese Frage<br />

auch von nachgeordneter Be<strong>de</strong>utung.<br />

Da Waffenverkäufe in <strong>de</strong>r Regel nur mit sehr kurzen<br />

Zahlungszielen erfolgen, stan<strong>de</strong>n die aus <strong>de</strong>n Waffenexporten<br />

zusätzlich erwirtschafteten Devisen <strong>de</strong>r<br />

DDR-Volkswirtschaft meist ohne zeitlichen Verzug<br />

Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre zugute. Wur<strong>de</strong>n allerdings<br />

Waffenexporte aus han<strong>de</strong>lspolitischen <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r politischen<br />

Grün<strong>de</strong>n getätigt, muß diese Aussage relativiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Beispielhaft hierfür sollen die LKW-Lieferungen<br />

vom Typ W 50 an das Militär in Angola<br />

angeführt wer<strong>de</strong>n. Hier wur<strong>de</strong>n Zahlungsziele von<br />

5-7 Jahren vereinbart. Die Bezahlung erfolgte im<br />

Rahmen einer Kompensationsvereinbarung mit Kaffeelieferungen.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r realen Effekte für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR ist zusammenfassend festzustellen,<br />

daß durch die Zusatzausfuhren <strong>de</strong>s „inoffiziellen"<br />

Waffenexportbereichs we<strong>de</strong>r unmittelbar noch mittelbar<br />

negative Konsequenzen abzuleiten sind.<br />

Selbst wenn unterstellt wird, daß ein direkter Wirkungszusammenhang<br />

zwischen <strong>de</strong>m Umfang an militärischer<br />

Ausrüstung bei <strong>de</strong>n für die „Sicherheit"<br />

<strong>und</strong> die „Verteidigung" zuständigen Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m „öffentlichen Gut Sicherheit" bestand, so<br />

dürfte sich bei aller Problematik dieses Beurteilungskriteriums<br />

als Folge <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Ko-<br />

Ko das „Gut Sicherheit" nicht verkleinert haben. Die<br />

„militärische Sicherheit <strong>de</strong>r DDR" hing nicht ab vom<br />

Ausrüstungsumfang <strong>de</strong>r NVA, <strong>de</strong>s MDI <strong>und</strong> <strong>de</strong>s MfS,<br />

son<strong>de</strong>rn allein von <strong>de</strong>r Fähigkeit <strong>und</strong> Bereitschaft <strong>de</strong>r<br />

Sowjetunion, die Existenz <strong>de</strong>r DDR zu sichern.<br />

Im Rahmen illegaler Praktiken, die durch das MfS<br />

abge<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>n, konnten auf Kosten <strong>de</strong>s Lizenzgebers<br />

für die DDR zusätzliche Devisen erwirtschaftet<br />

wer<strong>de</strong>n. Es liegen auch keine Hinweise vor, daß<br />

vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> möglicher Devisenerwirtschaftung<br />

durch Zusatzexporte militärischer Güter eine<br />

entsprechen<strong>de</strong> Kapazitätsausweitung zu Lasten an<strong>de</strong>rer<br />

Bereiche erfolgte. Die Militärproduktion war<br />

von nachrangiger Be<strong>de</strong>utung. Der Anteil <strong>de</strong>r Produktion<br />

von Waffen <strong>und</strong> Militärtechnik an <strong>de</strong>r industriellen<br />

Warenproduktion betrug etwa 1 %. 23 )<br />

Die DDR besaß keine Produktionskapazitäten zur<br />

Herstellung schwerer Waffen, produzierte also keine<br />

Flugzeuge <strong>und</strong> Panzer. Da zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Reexpo rt von<br />

aus <strong>de</strong>n Partnerlän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Warschauer Vertrages<br />

importierten Waffen genehmigungspflichtig war,<br />

<strong>und</strong> diese Genehmigungen in <strong>de</strong>r Regel nicht erteilt<br />

wur<strong>de</strong>n, war das Reexportvolumen beschränkt. Daran<br />

än<strong>de</strong>rte auch die Tatsache nur wenig, daß sich die<br />

DDR zum Teil über diese Regelung vertragswidrig<br />

hinweggesetzt hatte. Da zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r DDR meist über <strong>de</strong>n „offiziellen" Kanal, also über<br />

<strong>de</strong>n Ingenieur-Technischen Außenhan<strong>de</strong>l abgewik<br />

kelte wur<strong>de</strong>, waren für IMES von <strong>de</strong>r Angebotsseite<br />

her die Möglichkeiten zur Devisenerwirtschaftung<br />

begrenzt.<br />

Die Frage, ob diese monetären Ergebnisse nicht auch<br />

über <strong>de</strong>n Planbereich, d. h. über ITA, zu erzielen gewesen<br />

wären, könnte nur spekulativ beantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n. Auch die Frage, ob die Verkäufe immer zu<br />

bestmöglichen Konditionen (z. B. Preise, Zahlungsziele<br />

etc.) erfolgten, muß hier unbeantwo rtet bleiben.<br />

Der Export <strong>de</strong>r DDR an militärischen Gütern insgesamt,<br />

also unter Einschluß bei<strong>de</strong>r Bereiche <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls,<br />

kann nur anhand <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r WTU ermittelten<br />

Größen dokumentiert wer<strong>de</strong>n. Er dürfte<br />

aber international unbe<strong>de</strong>utend gewesen sein. So<br />

wur<strong>de</strong> die DDR in <strong>de</strong>n einschlägigen Exportstatistiken<br />

<strong>de</strong>s Stockholmer Internationalen Frie<strong>de</strong>nsforschungsinstituts<br />

(Sipri) bzw. <strong>de</strong>r US-Rüstungskontroll-<br />

<strong>und</strong> Abrüstungsbehör<strong>de</strong> (Acda) nicht<br />

aufgeführt. Nach ihrem nach außen immer wie<strong>de</strong>r<br />

betonten Selbstverständnis konnte sich die DDR<br />

auch schwerlich als Frie<strong>de</strong>nsstaat darstellen, wenn<br />

gleichzeitig erhebliche Deviseneinnahmen aus Waffenexporten<br />

erzielt wer<strong>de</strong>n sollten. Das hat sie aber<br />

nicht davon abgehalten, Waffen vornehmlich in<br />

Spannungsgebiete zu liefern.<br />

Beschaffung <strong>und</strong> Verwertung von<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

Im dritten Teilbericht über die Praktiken <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

<strong>und</strong> Verwertung von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

hat sich <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß Ko-<br />

Ko ausführlich mit <strong>de</strong>m Kunsthan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r DDR befaßt,<br />

so beispielsweise mit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH (KuA), <strong>de</strong>ren Zielsetzung<br />

<strong>und</strong> Organisation, <strong>de</strong>m Vorgehen bei <strong>de</strong>r Beschaf-<br />

-<br />

fung von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n im Rahmen vertraglicher<br />

Vereinbarungen, im Rahmen von Steuer- <strong>und</strong><br />

Zollverfahren sowie im Rahmen von Nachlaßverwaltungen.<br />

Er hat auch die Verwertung von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten durch die KuA einer Bewertung<br />

unterzogen.<br />

Der Zweck <strong>de</strong>s „unternehmerischen Han<strong>de</strong>lns" <strong>de</strong>r<br />

1973 gegrün<strong>de</strong>ten KuA war die Beschaffung konvertibler<br />

Devisen. Neben <strong>de</strong>m Expo rt von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten, dazu zählte auch <strong>de</strong>r<br />

Buchexport, wur<strong>de</strong>n im Laufe <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit<br />

Briefmarken, Münzen, Pflastersteine <strong>und</strong> Elfenbeinschnitzereien<br />

ausgeführt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s ermittelten Zahlenmaterials können<br />

relativ <strong>de</strong>taillie rte, verläßliche Aussagen über die im<br />

Zeitablauf 1973-1989 erreichten monetären Ergebnisse<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n. Die Abführungen <strong>de</strong>r KuA an<br />

die operative Devisenreserve betrugen in 17 Jahren<br />

insgesamt 318 Mio. VM. Wur<strong>de</strong>n bis 1980 jährlich<br />

r<strong>und</strong> 12,5 Mio. VM abgeführt (Ohne 1973. In diesem<br />

Jahr belief sich die Abführung auf 3,5 Mio. VM), so<br />

erhöhten sich die Abführungen im Zeitraum 1985 bis<br />

1989 auf jahresdurchschnittlich 32,7 Mio. VM. 1989<br />

wur<strong>de</strong>n sogar 57,1 Mio. VM an die operative Devisenreserve<br />

abgeführt.24)


Die Höhe <strong>de</strong>r Exporterlöse in konvertiblen Devisen<br />

im Zeitraum von 1974-1989 soll ca. 400 Mio. VM betragen<br />

haben. 25) Die geschätzten Investitionen <strong>und</strong><br />

Rücklagen dürften sich auf r<strong>und</strong> 80 Mio. VM belaufen<br />

haben. 26)<br />

Der Valutaanteil aus <strong>de</strong>n Expo rterlösen, <strong>de</strong>r an Lieferanten<br />

gezahlt wer<strong>de</strong>n mußte, war sehr unterschiedlich.<br />

So erhielt beispielsweise <strong>de</strong>r VEB Wohn- <strong>und</strong><br />

Freizeitbedarf Leipzig 80 % <strong>de</strong>r Valutaerlöse, Siegfrid<br />

Kath z. B. nur 2 %. 27 )<br />

Bei <strong>de</strong>r Beurteilung <strong>de</strong>r realen Auswirkungen auf die<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR kann es nicht darum gehen,<br />

<strong>de</strong>n Mißbrauch rechtlicher Normen, <strong>de</strong>r zu einer Fülle<br />

von Gesetzesverstößen geführt hat, sowie die zum<br />

Teil großen menschlichen Nöte, die als Folge menschenrechtswidrigen<br />

Verhaltens <strong>de</strong>r DDR-Organe<br />

auftraten, zu würdigen. Dies hat <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß<br />

getan. Im Rahmen einer gesamtwirtschaftlichen<br />

Beurteilung <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo ist dieser Komplex im übrigen auch nicht<br />

zu fassen.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Exportgeschäfte <strong>de</strong>r KuA wur<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft in nur geringem Umfang<br />

Produktionsfaktoren geb<strong>und</strong>en. Die Anzahl <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

bei <strong>de</strong>r KuA belief sich 1989 auf insgesamt<br />

92. 28) Bei einem Westexporterlös von 80 Mio. VM im<br />

Jahre 1988 entfiel im Durchschnitt auf je<strong>de</strong>n Beschäftigten<br />

ein Exporterlös von knapp 900(3000 VM. Die<br />

Personal- <strong>und</strong> Sachkosten fielen in Mark <strong>de</strong>r DDR an.<br />

155 Mitarbeiter hatte 1989 <strong>de</strong>r VEB AHB Philatelie,<br />

<strong>de</strong>r in diesem Jahr lt. WTU-Angabe Westexporterlöse<br />

in Höhe von 26,5 Mio. VM realisierte (weitere Angaben<br />

über Exporterlöse konnten nicht ermittelt wer<strong>de</strong>n).<br />

Auch <strong>de</strong>r Export von Pflastersteinen, <strong>de</strong>r 1987 aufgenommen<br />

wur<strong>de</strong>, dürfte weniger von volkswirtschaftlicher<br />

als vielmehr von städtebaulicher o<strong>de</strong>r dörflicher<br />

Relevanz gewesen sein. Dies gilt ähnlich auch<br />

für exportierte alte Eisenbahntechnik. Wie soll man<br />

beispielsweise gesamtwirtschaftlich bewe rten, daß<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Expo rts von historischen Eisenbahnwagen<br />

möglicherweise weniger „ Schau<strong>de</strong>monstrationen"<br />

in <strong>de</strong>r DDR stattfin<strong>de</strong>n konnten?<br />

Durch die Ausfuhr von Kulturgut, das sich im staatlichen<br />

Besitz, aber auch von Antiquitäten, die sich im<br />

privaten Besitz befan<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vermögensbestand<br />

<strong>de</strong>r DDR vermin<strong>de</strong>rt. Ob <strong>de</strong>r Gegenwert <strong>de</strong>r<br />

exportierten Waren <strong>de</strong>m Marktwert entsprach, konnte<br />

nicht geprüft wer<strong>de</strong>n. Es darf aber vermutet wer<strong>de</strong>n,<br />

daß Marktpreise erzielt wur<strong>de</strong>n, so daß <strong>de</strong>m realen<br />

Vermögensbestandsabbau ein entsprechen<strong>de</strong>r<br />

monetärer Zuwachs gegenüberstand.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r „Aneignung" von exportfähigen Waren<br />

hat aber eine Vermögensumverteilung stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Der Preis, <strong>de</strong>n die „Lieferanten" <strong>de</strong>r KuA für<br />

die Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätengegenstän<strong>de</strong> erhielten,<br />

entsprach bei weitem nicht <strong>de</strong>n tatsächlich realisierten<br />

Verkaufserlösen.<br />

Der in einem Zeitraum von 16 Jahren realisierte Exporterlös<br />

in Höhe von 400-470 Mio. VM, also von<br />

r<strong>und</strong> 25 Mio. bis 29 Mio. VM im Jahresdurchschnitt,<br />

erscheint von nachrangiger Be<strong>de</strong>utung. Vor <strong>de</strong>m<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Wettbewerbsschwäche <strong>de</strong>r DDR-<br />

Volkswirtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>r permanenten Devi sennöte<br />

wur<strong>de</strong> aber auch in diesem „Nischenbereich" eine<br />

Möglichkeit genutzt, mit diesen knappen <strong>und</strong> damit<br />

„wettbewerbsfähigen" Produkten Devisen zu erwirtschaften.<br />

Rechtliche, moralische <strong>und</strong> ethische Normen<br />

wur<strong>de</strong>n dabei nur am Ran<strong>de</strong> beachtet. Gemessen<br />

an <strong>de</strong>n Größenordnungen, die im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Transfers aus öffentlichen <strong>und</strong><br />

nichtöffentlichen Kassen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in die Kassen <strong>de</strong>r DDR gelangten, ist <strong>de</strong>r<br />

Umfang <strong>de</strong>r Exporterlöse relativ beschei<strong>de</strong>n. Um so<br />

mehr verw<strong>und</strong>ert es, daß die DDR selbst bei dieser<br />

Größenordnung bereit war, <strong>de</strong>n damit einhergehen<strong>de</strong>n<br />

weiteren Reputationsverlust hinzunehmen.<br />

b) Kombiniertes Ex- <strong>und</strong> Importgeschäft:<br />

Lohnvere<strong>de</strong>lung im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Landwirtschaft<br />

Im Jahre 1979 wur<strong>de</strong> die Stellung <strong>de</strong>s AHB Nahrung<br />

Export <strong>und</strong> Import, <strong>de</strong>r sowohl <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Land-, Forst- <strong>und</strong> Nahrungsgüterwirtschaft als auch<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Außenwirtschaft unterstellt war,<br />

durch einen Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ministerrates <strong>de</strong>r DDR vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Hartwährungsprobleme neu geregelt. 29) Der Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s AHB Nahrung erhielt Vollmacht,<br />

außerplanmäßige Ex- <strong>und</strong> Importgeschäfte im Bereich<br />

ausgewählter landwirtschaftlicher Produkte zu<br />

tätigen. 30 )<br />

Mit Erteilung <strong>de</strong>r Vollmacht an <strong>de</strong>n Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s AHB Nahrung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r gesamte Expo rt von<br />

Fleisch <strong>und</strong> leben<strong>de</strong>n Tieren gegen Verrechnungseinheiten<br />

<strong>und</strong> konvertible Devisen aus <strong>de</strong>m<br />

Planbereich herausgelöst <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung übertragen. 31 ) Die Valutaerlöse<br />

wur<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Bereich KoKo abgeführt. Dieser finanzierte<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r sogenannten Lohnvere<strong>de</strong>lungsgeschäfte<br />

die Getrei<strong>de</strong>- <strong>und</strong> Futtermittelimporte.<br />

32) Für die Exporterlöse erhielt <strong>de</strong>r AHB Nahrung<br />

vom Bereich KoKo <strong>de</strong>n Markgegenwert plus Richtungskoeffizienten<br />

gutgeschrieben. Da dieser Betrag<br />

meist geringer war als <strong>de</strong>r zu Industrieabgabepreisen<br />

unter Einschluß <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsspanne errechnete Erlös,<br />

mußten die Fleisch- <strong>und</strong> Lebendviehexporte subventioniert<br />

wer<strong>de</strong>n. Trotz hoher Subventionen in Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n diese Exportaktivitäten nicht eingeschränkt.<br />

Die Erzielung von Verrechnungseinheiten<br />

<strong>und</strong> konvertiblen Devisen hatte absolute Priorität. 33 )<br />

Wie bei Mineralölprodukten gelangte die DDR auch<br />

bei Fleisch- <strong>und</strong> Lebendviehprodukten aufgr<strong>und</strong> international<br />

üblicher Zahlungsmodalitäten schnell in<br />

<strong>de</strong>n Besitz von Verrechnungseinheiten <strong>und</strong> konvertiblen<br />

Devisen, da meist kurze Zahlungsziele vereinbart<br />

wur<strong>de</strong>n. Beim Impo rt von Getrei<strong>de</strong>- <strong>und</strong> Futtermitteln<br />

wur<strong>de</strong> die Devisenliquidität <strong>de</strong>r DDR durch<br />

relativ lange Zahlungsziele geschont, beim Export<br />

von Fleisch durch kurze Zahlungsziele verbessert.<br />

Allerdings unterlag die Lohnvere<strong>de</strong>lung produktpreis-<br />

<strong>und</strong> wechselkursbedingten Risiken, da zwischen<br />

Ex- <strong>und</strong> Importaktivitäten eine zeitliche Differenz<br />

von min<strong>de</strong>stens zwölf Monaten bestand.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Die jahrzehntelange Vernachlässigung <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />

bei <strong>de</strong>r Investitionsvergabe, bei <strong>de</strong>r Versorgung<br />

mit landwirtschaftlichen Geräten <strong>und</strong> mit Ersatzteilen<br />

hat dazu geführt, daß die DDR nicht allein<br />

im industriellen Bereich, son<strong>de</strong>rn auch im Bereich<br />

tierischer <strong>und</strong> pflanzlicher Produktion hinter <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r westlichen Län<strong>de</strong>r zurückgeblieben<br />

war. Aber im Gegensatz zu Investitionsgütern<br />

o<strong>de</strong>r hochwertigen industriellen Konsumgütern, bei<br />

<strong>de</strong>nen die Elastizität <strong>de</strong>r nachgefragten Menge in bezug<br />

auf <strong>de</strong>n Preis relativ starr ist, ließen sich landwirtschaftliche<br />

Produkte über Preisabschläge in <strong>de</strong>n Westen<br />

exportieren. Bei Maschinen <strong>und</strong> Anlagen<br />

hingegen spielten in sehr viel stärkerem Maße technische<br />

Parameter, Qualität, Liefertermine, After Sale-<br />

Service etc. für Exporterfolge eine Rolle als die Preissetzung.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> hat es im Gr<strong>und</strong>satz<br />

Sinn gemacht, daß die DDR durch die Nutzung<br />

eigener Ressourcen im Rahmen von Lohnvere<strong>de</strong>lung<br />

auch Fleisch <strong>und</strong> leben<strong>de</strong> Tiere exportierte.<br />

Die Erlöse durch <strong>de</strong>n Expo rt von Fleisch <strong>und</strong> leben<strong>de</strong>n<br />

Tieren unter Einschluß <strong>de</strong>r im Rahmen von Lohnvere<strong>de</strong>lung<br />

erfolgten Exporte <strong>und</strong> die daraus resultieren<strong>de</strong>n<br />

Abführungen an <strong>de</strong>n Bereich KoKo waren,<br />

gemessen an <strong>de</strong>n Gesamtabführungen an <strong>de</strong>n Bereich<br />

KoKo, von erheblicher Be<strong>de</strong>utung. 1985 führte<br />

<strong>de</strong>r AHB Nahrung eine halbe Milliar<strong>de</strong> VM an KoKo<br />

ab (vgl. Tabelle 6). In einer Rangfolge <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs KoKo, beispielsweise<br />

nach <strong>de</strong>r Umsatzhöhe, steht dieser Bereich somit weit<br />

vorn. Da die Aufwandseite für das gesamte Fleischgeschäft<br />

nicht quantifiziert wer<strong>de</strong>n kann, können<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r monetären Nettoergebnisse keine<br />

Angaben gemacht wer<strong>de</strong>n. Es ist aber zu vermuten,<br />

daß die Beurteilung <strong>de</strong>r gesamten Fleischgeschäfte<br />

zu ähnlichen Ergebnissen führt wie die nachfolgen<strong>de</strong><br />

Beurteilung <strong>de</strong>r Lohnvere<strong>de</strong>lung im landwirtschaftlichen<br />

Bereich.<br />

Tabelle 6<br />

Fleisch- <strong>und</strong> Lebendviehexporte <strong>und</strong> daraus resul<br />

tieren<strong>de</strong> Valutaabführungen an <strong>de</strong>n Bereich KoKo<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1985-1989, in Mio. VM<br />

Jahr Exporterlöse<br />

Abführungen an<br />

<strong>de</strong>n Bereich KoKo<br />

1985 509,9 509,9<br />

1986 430,4 430,4<br />

1987 375,1 375,0<br />

1988 371,1 371,1<br />

1989 (31.10) 391,4 337,9<br />

Quelle: Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise, Staatliche Finanzrevision,<br />

Valutakontrollgruppe, Berlin, <strong>de</strong>n 12. 12. 1989,<br />

Mat. A 5, BEWO 39.<br />

Die monetären Ergebnisse <strong>de</strong>r Lohnvere<strong>de</strong>lung im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Landwirtschaft waren — beurteilt anhand<br />

<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Zeitraum 1983-1988 dokumentierten<br />

Exporterlöse <strong>und</strong> Importaufwendungen — negativ<br />

(vgl. Tabelle 7). In <strong>de</strong>n Jahren 1983-1985 ergab<br />

sich ein kumulierter Importüberschuß in Höhe von<br />

254 Mio. VM, in <strong>de</strong>n darauffolgen<strong>de</strong>n drei Jahren ein<br />

kumulierter Exportüberschuß in Höhe von<br />

295 Mio. VM (Der ausgewiesene „Aktivsaldo" für<br />

das Jahr 1989 war eine Plangröße 34)). Unter Berücksichtigung<br />

eines angenommenen Zinssatzes in Höhe<br />

von jahresdurchschnittlich 8 % errechnet sich für<br />

1983-1985 ein kumulierter Importüberschuß in Höhe<br />

von über 300 Mio. VM. Aus <strong>de</strong>n saldierten Erlösen<br />

<strong>und</strong> Aufwendungen läßt sich schließen, daß diese<br />

Form <strong>de</strong>r Lohnvere<strong>de</strong>lung die Devisenlage <strong>de</strong>r DDR<br />

insgesamt eher verschärft <strong>de</strong>nn entlastet hat. Berücksichtigt<br />

man weiter, daß für die Realisierung <strong>de</strong>r. Exporte<br />

nicht allein Futtermittel gegen konvertible Devisen<br />

<strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r Verrechnungseinheiten eingeführt,<br />

son<strong>de</strong>rn auch erhebliche DDR-Ressourcen eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n mußten, so wird hinsichtlich <strong>de</strong>r Beurteilung<br />

<strong>de</strong>r realen Effekte unmittelbar <strong>de</strong>utlich, daß die Inputressourcen<br />

nicht optimal kombiniert waren. Eine<br />

effizientere Allokation <strong>de</strong>r Faktoren durch einen Abbau<br />

von Arbeitskräften in <strong>de</strong>r Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n Einsatz in produktiveren Verwendungsbereichen<br />

erfolgte nicht. Die Lohnvere<strong>de</strong>lung in <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />

hat Sachkapital <strong>und</strong> Arbeitskräfte geb<strong>und</strong>en,<br />

damit die Struktur in <strong>de</strong>r DDR verfestigt <strong>und</strong><br />

somit einen Strukturwan<strong>de</strong>l in Richtung wachstumsrelevanter<br />

Bereiche behin<strong>de</strong>rt! Zusätzlich hat <strong>de</strong>r Bereich<br />

KoKo durch diese Aktivitäten bis Mitte <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre zur Verschärfung <strong>de</strong>r Devisenengpässe <strong>de</strong>r<br />

DDR-Volkswirtschaft insgesamt beigetragen. Ohne<br />

die Lohnvere<strong>de</strong>lung im landwirtschaftlichen Bereich<br />

hätten insgesamt mehr Mittel für alternative Verwendungsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung gestan<strong>de</strong>n. Die<br />

Lohnvere<strong>de</strong>lung in <strong>de</strong>r Landwirtschaft war also mit<br />

Opportunitätskosten verb<strong>und</strong>en.<br />

Tabelle 7<br />

-<br />

Exporterlöse <strong>und</strong> Importaufwendungen im Rah -<br />

men <strong>de</strong>r Lohnvere<strong>de</strong>lung in <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR 1983-1989, in Mio. VM<br />

1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

1<br />

(Plan)<br />

Export 675 550 435 399 327 300 325<br />

Import 737 665 512 306 230 195 220<br />

Saldo -62 -115 -77 +93 +97 +105 +105<br />

Quelle: A 1 35 C - II 854.<br />

c) Anfragemonopol<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verfügung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

Nr. 121/69 vom 24. Juli 1969 wur<strong>de</strong> die Einführung<br />

von Zwangsvertretern im grenzüberschreiten<strong>de</strong>n<br />

Waren- <strong>und</strong> Dienstleistungsverkehr <strong>de</strong>r DDR<br />

verbindlich vorgeschrieben. Sämtliche Vertretergesellschaften,<br />

staatliche 35) <strong>und</strong> nichtstaatliche Vertreterorganisationen<br />

36) in <strong>de</strong>r DDR sowie aus <strong>de</strong>r DDR<br />

gesteuerte Vertretergesellschaften im Ausland waren<br />

<strong>de</strong>n „zentralen Zielsetzungen <strong>de</strong>s DDR-Systems


unterworfen. " Mit <strong>de</strong>r Einführung von Zwangsvertretern<br />

wur<strong>de</strong> die Vertretertätigkeit monopolisiert. 37 )<br />

Westliche Vertretergesellschaften wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m<br />

Markt gedrängt.<br />

Mit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s Vertretermonopols lösten die<br />

grenzuberschreiten<strong>de</strong>n Waren- <strong>und</strong> Dienstleistungstransaktionen<br />

<strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland sowie mit <strong>de</strong>m übrigen westlichen Ausland<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich — da immer auch ein Außenhan<strong>de</strong>lsvertreter<br />

zwischengeschaltet wur<strong>de</strong> — die Zahlung<br />

von Vertreterprovisionen aus. Zu <strong>de</strong>n Aufgaben<br />

von Transinter gehörte es, warenspezifische Abgrenzungen<br />

zwischen verschie<strong>de</strong>nen Vertreterfirmen vorzunehmen.<br />

Pro Han<strong>de</strong>lsbereich durfte nur jeweils<br />

eine Vertreterfirma tätig wer<strong>de</strong>n. 38 )<br />

Für die zwangsweise Inanspruchnahme mußten Provisionen<br />

in Höhe von 3-5 %, zum Teil wohl auch von<br />

10 % <strong>de</strong>s jeweiligen Geschäftswertes gezahlt wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Fleischhan<strong>de</strong>l lagen die Provisionssätze<br />

niedriger. 39) Ab 1982/83 zahlte beispielsweise die Firma<br />

Krumke pro Jahr an Transinter 2,8-3,2 Mio. VE<br />

an Provisionen. Dies sollen völlig normale Sätze im<br />

Bereich <strong>de</strong>s Fleischhan<strong>de</strong>ls gewesen sein. 40 )<br />

Mit <strong>de</strong>r Herauslösung <strong>de</strong>r Firmengruppe Simpex<br />

GmbH aus <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr<br />

<strong>de</strong>s ZK im Jahre 1977 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zuordnung zum<br />

Bereich KoKo 41 ) war <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsvertreterbereich<br />

<strong>de</strong>r DDR vollständig im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung verankert.<br />

Wur<strong>de</strong>n bei Lieferungen west<strong>de</strong>utscher Unternehmen<br />

in die DDR DDR-gelenkte Vertreterfirmen in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik eingeschaltet, wur<strong>de</strong> an diese Gesellschaften<br />

in DM gezahlt. Es mußte also nicht, wie<br />

bei Einschaltung von in <strong>de</strong>r DDR ansässigen staatlichen<br />

o<strong>de</strong>r nicht-staatlichen Vertreterorganisationen<br />

die Abwicklung über die Deutsche B<strong>und</strong>esbank <strong>und</strong><br />

die DABA gewählt wer<strong>de</strong>n, so daß <strong>de</strong>r DDR — indirekt<br />

-- DM-Beträge zuflossen.<br />

Durch die Provisionszahlungen west<strong>de</strong>utscher Unternehmen<br />

an DDR-gelenkte Firmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

erzielten diese Unternehmen beträchtliche<br />

Einnahmen. Um Gewinne <strong>und</strong> damit auch die auf die<br />

Gewinne abzuführen<strong>de</strong>n Steuern zu kürzen, wur<strong>de</strong>n<br />

eine Fülle von gewinnschmälern<strong>de</strong>n Möglichkeiten<br />

genutzt. Dabei folgten die DDR-gelenkten Firmen in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik <strong>de</strong>m Gr<strong>und</strong>prinzip, gezielt „Betriebsausgaben"<br />

zugunsten „<strong>de</strong>r DDR" zu tätigen. So<br />

wur<strong>de</strong>n beispielsweise mit <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR ansässigen<br />

KoKo-Unternehmen Provisionszahlungen für<br />

DDR-Lieferungen in die B<strong>und</strong>esrepublik vereinbart.<br />

Gewinnschmälernd wirkten auch Konventionalstrafen,<br />

die aus bewußt nicht eingehaltenen Lieferterminen<br />

dieser Unternehmen an die DDR gezahlt wer<strong>de</strong>n<br />

mußten. Die DKP wur<strong>de</strong> nicht allein über Parteispen<strong>de</strong>n<br />

direkt, son<strong>de</strong>rn auch indirekt unterstützt. So<br />

wur<strong>de</strong>n Verträge über Scheinarbeitsverhältnisse abgeschlossen.<br />

Es wur<strong>de</strong> auf angemessene Mietzinsen<br />

für die von <strong>de</strong>r DKP <strong>und</strong> ihren Neben- bzw. beeinflußten<br />

Organisationen genutzten Hausgr<strong>und</strong>stükken<br />

verzichtet. Es wur<strong>de</strong>n auch teure Inserate in <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r DKP nahestehen<strong>de</strong>n Publikationsorganen aufgegeben<br />

(so an die Plambeck <strong>und</strong> Co. Druck <strong>und</strong> Verlag<br />

GmbH). 42 )<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Schalck/Volpert-Dissertation betrugen<br />

die monetären Ergebnisse <strong>de</strong>r insgesamt erwirtschafteten<br />

Provisionseinnahmen 60 bis<br />

70 Mio. VM. Ca. 10 Mio. VM resultierten dabei aus<br />

abge<strong>de</strong>ckten DDR-eigenen Vertreterfirmen bzw. befre<strong>und</strong>eten<br />

Unternehmen im westlichen Ausland.<br />

Im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong>n die Provisionen<br />

über ein Verrechnungskonto <strong>de</strong>s Bereichs KoKo bei<br />

<strong>de</strong>r DHB in VE transferiert <strong>und</strong> bis En<strong>de</strong> 1981 <strong>de</strong>m<br />

Konto 614 bei <strong>de</strong>r DHB, <strong>de</strong>m sogenannten „Simpex-<br />

Konto" gutgeschrieben. 43) Ab 1982 wur<strong>de</strong>n die Erträge<br />

aus Provisionsleistungen <strong>de</strong>m Konto 584, <strong>de</strong>m<br />

sogenannten „disponiblen Parteifonds" gutgeschrieben.<br />

Von <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r DDR gesteuerten zehn Unternehmen<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik sowie zwei Firmen in <strong>de</strong>n<br />

Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n 44) wur<strong>de</strong>n 1979 aus Provisions- <strong>und</strong> Eigengeschäften<br />

an <strong>de</strong>n Bereich KoKo 10,4 Mio. VE,<br />

1980 17 Mio. VE abgeführt. Die Planhöhe für 1981<br />

betrug 18,5 Mio. VE. Die insgesamt zwölf Unternehmen<br />

wickelten 1980 im Expo rt <strong>de</strong>r DDR 493 Mio. VE<br />

ab, im Import <strong>de</strong>r DDR 1,142 Mrd. VE. Der Gesamtumsatz<br />

belief sich 1980 also auf 1,635 Mrd. VE. Somit<br />

wur<strong>de</strong>n r<strong>und</strong> 10 % <strong>de</strong>s von <strong>de</strong>n Unternehmen wohl<br />

überwiegend im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l realisierten<br />

Umsatzes an <strong>de</strong>n Bereich KoKo abgeführt. Die Gewinnhöhe<br />

laut Bilanz <strong>de</strong>r Unternehmen (vor Rücklagen)<br />

zur Höhe <strong>de</strong>r Abführung an <strong>de</strong>n Bereich KoKo<br />

ergab beispielsweise 1980 bei zwei Unternehmen<br />

eine Relation von r<strong>und</strong> 1 : 3,5. So betrug <strong>de</strong>r Gewinn<br />

<strong>de</strong>r Chemo-Plast Im- <strong>und</strong> Expo rt GmbH, Berlin West<br />

1,328 Mio. VE. An <strong>de</strong>n Bereich KoKo wur<strong>de</strong>n<br />

4,507 Mio. VE abgeführt. Die Firma Wittenbecher<br />

<strong>und</strong> Co. GmbH in Essen wies laut ihrer Bilanz einen<br />

Gewinn von 300ø000 DM aus, überwies an <strong>de</strong>n Bereich<br />

1,101 Mio. VE.4 5 )<br />

An <strong>de</strong>n Bereich KoKo wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n Gewinnen, die<br />

aus Vertreterprovisionen resultierten, im Jahre 1988<br />

von Transinter Gewinnabführungen in Höhe von<br />

354 Mio. VM überwiesen (vgl. Tabelle 4). Gemessen<br />

an <strong>de</strong>n Gesamteinnahmen von <strong>de</strong>n durch die Valutakontrollgruppe<br />

geprüften Betrieben an <strong>de</strong>n Bereich<br />

KoKo in Höhe von 2,093 Mrd. VM machte das einen<br />

Anteil von 16,9 v. H. an <strong>de</strong>n Gesamtabführungen dieser<br />

Betriebe aus. Nach Intrac (Gewinnabführung<br />

848,9 Mio. VM) <strong>und</strong> Forum HG (670,1 Mio. VM) war<br />

Transinter innerhalb <strong>de</strong>r geprüften Betriebe das drittwichtigste<br />

„Standbein" <strong>de</strong>s Bereichs KoKo.<br />

Über die DDR-eigenen Firmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

sollen schätzungsweise pro Jahr inner<strong>de</strong>utsche<br />

Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Dienstleistungsgeschäfte in einem<br />

Wertumfang von über 4 Mrd. VE abgewickelt wor<strong>de</strong>n<br />

sein. Die auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage dieser Geschäfte<br />

fälligen Provisionen „dürften mit jährlich ca.<br />

200 Mio. VE eher zu niedrig eingeschätzt (wer<strong>de</strong>n).<br />

"46)<br />

Die Zahlungen <strong>de</strong>r Vermittlungsgebühren an die Firma<br />

Simpex über die Deutsche B<strong>und</strong>esbank/DABA in<br />

Form von Verrechnungseinheiten wur<strong>de</strong>n generell<br />

amtlich genehmigt. Nach offiziellen Unterlagen flossen<br />

<strong>de</strong>r DDR über Simpex jährlich unversteue rt Vermittlungsgebühren<br />

von über 60 Mio. VE zu. 47 )


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Da die Provisionsbelastung in aller Regel in <strong>de</strong>n Lieferpreisen<br />

westlicher Verkäufer antizipiert wur<strong>de</strong>,<br />

dürften sich für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR insgesamt<br />

we<strong>de</strong>r positive noch negative reale Effekte ergeben<br />

haben. Die Provisionszahlungen erfolgten zu<br />

Lasten <strong>de</strong>r Plan AHB <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>s gesamten staatlich<br />

geplanten Bereichs <strong>und</strong> zugunsten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo, <strong>de</strong>r allein aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Vertretermonopols aus<br />

je<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsaktivität <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

mit <strong>de</strong>n westlichen Län<strong>de</strong>rn Erlöse in konvertiblen<br />

Devisen o<strong>de</strong>r aber in Verrechnungseinheiten erhielt.<br />

<strong>de</strong>utschen Beziehungen seit Beginn <strong>de</strong>r 70er Jahre.<br />

Der Reiseverkehr in die DDR erhöhte sich <strong>de</strong>utlich.<br />

Nach Volze sollen sich die Intershopumsätze 1971 auf<br />

170 Mio. VM, 1972 auf 243 Mio. VM <strong>und</strong> 1973 auf<br />

277 Mio. VM belaufen haben. 51 )<br />

Mit <strong>de</strong>m „Devisengesetz" vom 19. Dezember 1973 52 )<br />

<strong>und</strong> fünf ergänzen<strong>de</strong>n Durchführungsbestimmungen<br />

wur<strong>de</strong> mit Wirkung vom 1. Februar 1974 ein neues<br />

Devisenbewirtschaftungsgesetz in <strong>de</strong>r DDR in Kraft<br />

gesetzt. Danach mußten Deviseninlän<strong>de</strong>r nicht mehr<br />

generell ihre konvertierbaren Westwährungen <strong>de</strong>r<br />

Industrie- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsbank <strong>de</strong>r DDR zum Kauf anbieten,<br />

wobei für eine D-Mark eine Mark <strong>de</strong>r DDR<br />

ausgezahlt wur<strong>de</strong>. Ab diesem Datum konnten Devi-<br />

d) Devisenabschöpfung durch sogenannte seninlän<strong>de</strong>r, wie z. B. Rentner o<strong>de</strong>r Westbesucher in<br />

Valutaplanträger<br />

dringen<strong>de</strong>n Familienangelegenheiten, die Bargeld in<br />

Intershop<br />

ausländischen Währungen in die DDR einführten<br />

bzw. DDR-Bürger, die von Besuchern aus West-<br />

Intershop wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 61/66 <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschland Geldgeschenke in konvertierbaren<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrates vom 1. Ap ril 1966 zu- Westwährungen erhielten, dieses Geld <strong>de</strong>m staatlisammen<br />

mit Zentral-Kommerz GmbH, Intrac GmbH, chen Bankenapparat bis zu einer maximalen Höhe<br />

Transinter GmbH <strong>und</strong> Genex direkt <strong>de</strong>m Minister für von 500 DM völlig legal vorenthalten, wenn sie diese<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l unter- Mittel für <strong>de</strong>n Kauf von Impo rten aus westlichen Länstellt.<br />

48) Wie die an<strong>de</strong>ren Gesellschaften wur<strong>de</strong> diese <strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n hierfür eingerichteten Son<strong>de</strong>rlä<strong>de</strong>n aus-<br />

zu Anfang noch relativ kleine Firma <strong>de</strong>m Bereich gaben. Die bis dato vorgeschriebene generelle An-<br />

Kommerzielle Koordinierung zugeordnet.<br />

bietungspflicht ausländischer Zahlungsmittel für<br />

Bürger <strong>de</strong>r DDR war damit also aufgehoben. 53 )<br />

Ziel von Intershop war von Anfang an die Devisenerwirtschaftung.<br />

49) Devisenauslän<strong>de</strong>r konnten ihren Mit dieser Einführung <strong>de</strong>r kleinen Devisenfreiheit so-<br />

Bedarf an Reiseartikeln gegen konvertible Devisen in wie <strong>de</strong>n verbesserten Reisemöglichkeiten sowohl in<br />

<strong>de</strong>n Intershoplä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>cken. Erst in <strong>de</strong>n 70er Jahren die DDR als auch aus <strong>de</strong>r DDR ergab sich für die DDR<br />

wur<strong>de</strong> Intershop von erheblicher Be<strong>de</strong>utung für die die Chance, erhebliche Deviseneinnahmen außer-<br />

binnenländische Versorgung <strong>de</strong>r DDR.<br />

halb <strong>de</strong>s Planes zu erzielen. Sowohl die westreisen<strong>de</strong>n<br />

DDR-Rentner als auch diejenigen, die im Rah-<br />

Schon im Jahre 1955 waren zunächst in Rostock <strong>und</strong> men dringen<strong>de</strong>r Familienangelegenheiten reisen<br />

dann später in Wismar Son<strong>de</strong>rlä<strong>de</strong>n für Schiffsreisen- durften, brachten erhebliche Devisen in die<br />

<strong>de</strong> <strong>und</strong> für Matrosen eingerichtet wor<strong>de</strong>n, die ge- DDR. West<strong>de</strong>utsche <strong>und</strong> westberliner Besucher dürfmeinsam<br />

vom Ministerium für Finanzen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m ten aber die Hauptquelle <strong>de</strong>r Devisenzuflüsse gewe-<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb Nahrung bet rieben wur<strong>de</strong>n. sen sein.<br />

-<br />

1962 wur<strong>de</strong> die Zentral-Kommerz GmbH gegrün<strong>de</strong>t,<br />

die drei Intershoplä<strong>de</strong>n in Rostock <strong>und</strong> Leipzig be-<br />

Als Beitrag zur Durchsetzung <strong>de</strong>r Beschlüsse <strong>de</strong>s IX.<br />

trieb. In diesem Jahr wur<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>r Begriff Inters-<br />

Parteitages <strong>de</strong>r SED sowie zur Erreichung <strong>de</strong>r von<br />

hop eingeführt. „Intershop war zu keiner Zeit eine<br />

diesem Parteitag für <strong>de</strong>n Fünfjahrplanzeitraum<br />

selbständige Han<strong>de</strong>lsorganisation mit eigener Recht-<br />

1976-1980 gefaßten Beschlüsse wur<strong>de</strong> „zur Verbesspersönlichkeit,<br />

son<strong>de</strong>rn immer nur eine Gattungsserung<br />

<strong>de</strong>r Warenbereitstellung gegenüber <strong>de</strong>n Inbezeichnung<br />

für Verkaufsstellen, in <strong>de</strong>nen Westwatershop-Verkaufsstellen,<br />

zur Konzentration aller<br />

ren gegen Devisen verkauft wur<strong>de</strong>n. " 50) Intershop Kräfte <strong>de</strong>s Impo rts <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Großhan<strong>de</strong>ls <strong>und</strong> zum<br />

gehörte zur Forum GmbH. Bet rieben wur<strong>de</strong>n die Lä-<br />

Aufbau <strong>und</strong> Einführung rationaler Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Im<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Anfangszeit von Mitropa <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Interhoporttätigkeit<br />

<strong>und</strong> Warenbewegung ein selbständiger<br />

tels. Die Anzahl <strong>de</strong>r Intershoplä<strong>de</strong>n stieg stetig. Sie<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb für <strong>de</strong>n Intershop-Han<strong>de</strong>l, die<br />

waren in Überseehäfen, auf Flugplätzen, an Grenz-<br />

Forum HmbH", gebil<strong>de</strong>t. 54) Am 7. 12. 1976 wur<strong>de</strong><br />

übergangsstellen, an <strong>de</strong>n Transitstrecken, in Auslän-<br />

diese Han<strong>de</strong>lsgesellschaft gegrün<strong>de</strong>t <strong>und</strong> <strong>de</strong>m KoKo<strong>de</strong>rhotels<br />

<strong>und</strong> in Leipzig zu fin<strong>de</strong>n. Das Warensorti- Bereich unterstellt.<br />

ment blieb zunächst auf <strong>de</strong>n reinen Reisebedarf Forum HmbH war als Großhändler für <strong>de</strong>n Einkauf<br />

beschränkt (Tabakwaren, Spirituosen, Süßwaren, <strong>de</strong>s Intershop-Sortiments zuständig. Daneben kaufte<br />

Kosmetika, Parfümerieartikel, einige Textilien, Uh- Forum als Großhan<strong>de</strong>lsbetrieb auch für an<strong>de</strong>re Deviren<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>res).<br />

seneinrichtungen westliche Güter ein, wie Schiffsversorgung,<br />

Versina (Diplomatenbedarf) <strong>und</strong> zum<br />

Die Umsätze von Intershop dürften zunächst beschei<br />

Teil auch für die Genex GmbH. Entsprechend dieser<br />

<strong>de</strong>n gewesen sein. Volze schätzt <strong>de</strong>n Umsatz für das<br />

Aufgabenstellung waren <strong>de</strong>r Forum HmbH alle not-<br />

Jahr 1970 auf eine Größenordnung von 100 Mio. VM.<br />

wendigen Vollmachten übertragen. Sie war<br />

Die Be<strong>de</strong>utung von Intershop erhöhte sich in <strong>de</strong>n Alleinimporteur für Intershop-Waren, legte das zu<br />

70er Jahren schnell. Beim Übergang zu <strong>de</strong>n 80er Jah- han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Sortiment sowie die Preise fest, usw. Sie<br />

ren kam <strong>de</strong>r jährliche Umsatz schon in die Nähe von bediente sich weiterhin <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsorganisation<br />

einer halben Milliar<strong>de</strong>. Diese Entwicklung war zu- Mitropa <strong>und</strong> Interhotel. Ab 1978 wur<strong>de</strong>n auch durch<br />

rückzuführen auf die Fortschritte in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utsch- die HO Intershop-Verkaufsstellen eingerichtet. 55) Die


Verkaufsstellen mußten die aus <strong>de</strong>n Verkäufen erlösten<br />

Devisen vollständig an Forum abführen. Die<br />

Gewinnabführung <strong>de</strong>r Forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH erfolgte gemäß <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 33/73 <strong>de</strong>s<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrates <strong>de</strong>r DDR zum Teil an<br />

die operative Devisenreserve. Die Han<strong>de</strong>lsorganisa=<br />

tionen erhielten ihre Vergütung in Mark <strong>de</strong>r DDR. 56 )<br />

Das Vertriebsnetz wuchs schnell. Westliche Reisen<strong>de</strong><br />

kauften vor allen Dingen an <strong>de</strong>n Verkaufsstellen <strong>de</strong>r<br />

Mitropa an <strong>de</strong>n Transitautobahnen ein; die Verkaufsstellen<br />

in <strong>de</strong>n Interhotels, aber auch die Intershoplä<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r HO wur<strong>de</strong>n seit 1982 verstärkt ausgebaut.<br />

1966 gab es in <strong>de</strong>r DDR 240 Intershop-Verkaufsstellen,<br />

13 Jahre später 470. 1976 betrug <strong>de</strong>r Umsatz von<br />

Intershop rd. 550 Mio. VM, 1989 über 1,1 Mrd. VM<br />

(vgl. Tabelle 8).<br />

Tabelle 8<br />

Einzelhan<strong>de</strong>lsumsatz <strong>de</strong>r Forum Han<strong>de</strong>lsgesell<br />

schaft mbH in <strong>de</strong>n Jahren 1974-1989, in Mio. VM<br />

Jahr Umsatz<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Han<strong>de</strong>lsträger<br />

IH HO Mitropa<br />

1974 285,6 81,7 - 204,0<br />

1975 464,1 139,0 - 325,1<br />

1976 555,8 185,7 - 370,1<br />

1977 705,3 314,2 - 391,2<br />

1978 896,3 207,3 236,7 452,3<br />

1979 774,4 170,0 184,5 419,8<br />

1980 820,3 183,3 195,2 441,8<br />

1981 805,2 184,5 184,5 436,2<br />

1982 896,1 208,4 206,6 481,0<br />

1983 920,2 212,1 210,2 497,9<br />

1984 988,5 224,5 236,0 526,0<br />

1985 1043,5 226,6 269,6 539,9<br />

1986 1 075,6 198,9 312,6 555,6<br />

1987 1 105,6 189,9 329,8 577,1<br />

1988 1 120,9 187,3 344,2 579,6<br />

1989 1 162,3 184,4 367,2 600,4<br />

Ins-<br />

ge-<br />

samt 13 619,7<br />

Ab 1984 gehen die geringeren Eigenumsätze <strong>de</strong>r Forum-<br />

Verkaufsstellen in Rostock in <strong>de</strong>n Gesamtzahlen <strong>de</strong>s Einzelhan<strong>de</strong>lsumsatzes<br />

ein. Sie bewegten sich zwischen 2 <strong>und</strong> 10<br />

Mio. DM pro Jahr.<br />

Quelle: Armin Volze: Die Devisengeschäfte <strong>de</strong>r DDR. Genex<br />

<strong>und</strong> Intershop, in: Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991), H. 11,<br />

S. 1155.<br />

Das Warensortiment expandierte in schnellem Tempo.<br />

Zum einen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bedarf <strong>de</strong>r westlichen Reisen<strong>de</strong>n<br />

ge<strong>de</strong>ckt, zum an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r Bedarf <strong>de</strong>r DDR-<br />

Bürger, soweit diese über Devisen verfügten. Die für<br />

die Binnenversorgung <strong>de</strong>r DDR eingerichteten Intershop-Lä<strong>de</strong>n<br />

waren zum Teil spezialisiert, zum Teil<br />

waren es kleine Warenhäuser bzw. Supermärkte.<br />

DDR-Waren wur<strong>de</strong>n ab 1977 nicht mehr im Sortiment<br />

geführt; sie waren auch vorher nur eine Ran<strong>de</strong>rschei<br />

nung. Produkte aus <strong>de</strong>r Gestattungsproduktion spielten<br />

im Nahrungs- <strong>und</strong> Genußmittelbereich eine Rolle.<br />

Die in <strong>de</strong>n Intershops angebotenen Zigaretten<br />

stammten zu etwa 90 % aus <strong>de</strong>r Gestattungsproduktion.<br />

Selbst Westautos konnten seit 1975 über Intershop<br />

bezogen wer<strong>de</strong>n. Vorwiegend kaufte Forum das<br />

Warensortiment im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l gegen<br />

Verrechnungseinheiten ein. Über <strong>de</strong>n Verkauf dieser<br />

Produkte wur<strong>de</strong> die „<strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utsche-Clearing-<br />

Währung" in allgemein verwendbare Devisen umgewan<strong>de</strong>lt.<br />

Die Intershop-Verkaufspreise waren zumeist an die<br />

Preise in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik angelehnt, <strong>und</strong> lagen<br />

entwe<strong>de</strong>r leicht o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich darunter. Letzteres war<br />

insbeson<strong>de</strong>re bei Genußmitteln wie Zigaretten <strong>und</strong><br />

Spirituosen <strong>de</strong>r Fall, die in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland nach wie vor mit relativ hohen Zoll- <strong>und</strong><br />

Verbrauchssteuerabgaben belastet sind. Für die<br />

Transitreisen<strong>de</strong>n war so ein entsprechen<strong>de</strong>r Kauf anreiz<br />

geboten. In <strong>de</strong>r binnenländischen Versorgung<br />

stand die DDR vor <strong>de</strong>m Problem, daß das Westberliner<br />

Angebot seit 1964 für DDR-Rentner leicht erreichbar<br />

war. Do rt konnte auch für Bekannte <strong>und</strong><br />

Verwandte eingekauft wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit Wirkung vom 16. April 1979 wur<strong>de</strong> für die DDR-<br />

Bewohner eine Neuregelung <strong>de</strong>ra rt erlassen, daß sie<br />

nicht mehr unmittelbar mit Westgeld in Intershops<br />

bezahlen konnten, son<strong>de</strong>rn nur noch mit sogenannten<br />

Forum-Schecks, die gegen DM gekauft wer<strong>de</strong>n<br />

konnten. Zweck dieser Maßnahme kann es nur gewesen<br />

sein, auch an zeitweilig gesparte Devisen heranzukommen,<br />

noch bevor diese zu Einkäufen im Intershop<br />

benutzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Im übrigen war KoKo bestrebt, durch eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Preispolitik die Intershop-Umsätze zu maximieren.<br />

So wird in <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Bereiches KoKo<br />

über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>r Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

Bereiches per 30. 6. 1974 57) auf die Wichtigkeit <strong>de</strong>r -<br />

Preispolitik bei <strong>de</strong>n Verkaufsstellen von Intershop<br />

hingewiesen: „... Durch eine entsprechen<strong>de</strong> Preispolitik<br />

(ist), beson<strong>de</strong>rs bei Genußmitteln <strong>und</strong> Textilien,<br />

eine weitere Umsatzentwicklung im Grenzbereich<br />

Friedrichstraße <strong>und</strong> <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Grenzübergangsstellen<br />

einschließlich Transitplätzen zu erreichen."<br />

Wie be<strong>de</strong>utsam Intershop als Devisenbringer gewor<strong>de</strong>n<br />

war, machte ein Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros <strong>de</strong>r SED<br />

aus <strong>de</strong>m Jahre 1983 <strong>de</strong>utlich, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r weitere Ausbau<br />

<strong>de</strong>r Intershop-Lä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s HO-Netzes festgelegt<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftungs-Ergebnisse<br />

müssen wir auf die von Volze ermittelten Umsätze<br />

<strong>de</strong>r Forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH aus <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l<br />

in Interhotels, <strong>de</strong>n HO-Verkaufsstellen <strong>und</strong> Verkaufsstellen<br />

<strong>de</strong>r Mitropa zurückgreifen. 58) Danach<br />

betrug <strong>de</strong>r Einzelhan<strong>de</strong>lsumsatz <strong>de</strong>r Forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

über 1 Mrd. VM.<br />

Die aus <strong>de</strong>n Abrechnungen über die Erfüllung <strong>de</strong>r<br />

ökonomischen Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Bereichs KoKo<br />

für die Jahre 1985-1988 gewonnenen Daten ergeben,<br />

daß KoKo „aus Intershop" in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre jährlich knapp unter o<strong>de</strong>r über<br />

700 Mio. VM „erwirtschaftet" hatte. Abgeführt „an


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

die Zahlungsbilanz" wur<strong>de</strong>n „wegen Intershop" im<br />

gleichen Zeitraum jährlich r<strong>und</strong> 170 Mio. VM. 59) Aus<br />

einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe vom 8. 12.<br />

1989 ergibt sich, daß es sich bei <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Schalck-<br />

<strong>Bericht</strong>en genannten Summen über „erwirtschaftete"<br />

Devisen aus Intershop um, wie es do rt ausdrücklich<br />

heißt, Valutagewinne han<strong>de</strong>lt, die an KoKo abgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n. Dies be<strong>de</strong>utet zweierlei:<br />

- In <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre hat KoKo<br />

durchschnittlich jährlich r<strong>und</strong> 530 Mio. VM aus<br />

<strong>de</strong>n Intershop-Verkäufen nicht „an die Zahlungsbilanz<br />

" abgeführt.<br />

- Für diese Jahre errechnet sich eine Umsatzrentabilität<br />

für Intershop von 70 %.<br />

Ersteres wür<strong>de</strong> be<strong>de</strong>uten, daß zu <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre im Bereich verbliebenen Oberschüssen<br />

Intershop zu mehr als einem Viertel beigetragen<br />

hätte. Dies unterstreicht die Be<strong>de</strong>utung dieses<br />

Tätigkeitsfel<strong>de</strong>s für <strong>de</strong>n Bereich KoKo.<br />

Begrün<strong>de</strong>n läßt sich die hohe Umsatzrentabilität damit,<br />

daß r<strong>und</strong> ein Viertel <strong>de</strong>r Umsatzerlöse <strong>de</strong>r Forum<br />

HmbH aus <strong>de</strong>m Verkauf von Tabakwaren (vgl. Tabelle<br />

9 <strong>und</strong> 10) stammten, die zu 90 % im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Gestattungsproduktion hergestellt wur<strong>de</strong>n, für die<br />

also keine Devisen aufgewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n mußten.<br />

Vor allem bei <strong>de</strong>n importierten Gütern, die im Westen<br />

mit hohen Verbrauchssteuern belegt sind, konnte <strong>de</strong>r<br />

hohe Steueranteil für Einnahmen genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Stützen wir uns auf die offiziellen Dokumente aus<br />

<strong>de</strong>m Bereich KoKo, so hat <strong>de</strong>r Intershophan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 70er Jahre zu r<strong>und</strong> einem Drittel<br />

zu <strong>de</strong>n erwirtschafteten Devisen <strong>de</strong>s Bereichs beigetragen.<br />

In <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre waren es<br />

immer noch r<strong>und</strong> 20 %. Der Intershophan<strong>de</strong>l war in<br />

<strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 70er Jahre für <strong>de</strong>n Bereich<br />

KoKo wichtiger als die KoKo AHB. Erst in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre dominierten bei <strong>de</strong>r Erwirtschaftung<br />

von Devisen die KoKo-AHB. Aber auch in<br />

dieser Zeit blieb <strong>de</strong>r Bereich Intershop das zweitwichtigste<br />

Standbein <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Bei <strong>de</strong>r Würdigung dieser Devisenerwirtschaftungsergebnisse<br />

für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR durch<br />

<strong>de</strong>n Intershophan<strong>de</strong>l ist allerdings zu beachten, daß<br />

dieser nur durch die Ausnutzung <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rsituation<br />

zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten möglich<br />

war. Ohne die Transitreisen<strong>de</strong>n von <strong>und</strong> nach Berlin<br />

<strong>und</strong> ohne die engen verwandtschaftlichen <strong>und</strong><br />

fre<strong>und</strong>schaftlichen Bindungen zwischen <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

bei<strong>de</strong>r Teile Deutschlands hätte es diese Devisenquelle<br />

nicht gegeben. Mit an<strong>de</strong>ren Worten, <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftungserfolg über <strong>de</strong>n Intershophan<strong>de</strong>l<br />

beruhte nicht auf beson<strong>de</strong>ren unternehmerischen<br />

Leistungen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Cleverness von Schalck,<br />

son<strong>de</strong>rn ein<strong>de</strong>utig auf <strong>de</strong>r Ausnutzung <strong>de</strong>r durch die<br />

<strong>de</strong>utsche Teilung am Schnittpunkt zweier unterschiedlicher<br />

Wirtschaftssysteme gegebenen beson<strong>de</strong>ren<br />

Situation. Es steht außer Frage, daß <strong>de</strong>r Planbereich<br />

<strong>de</strong>r DDR diese sich aus <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Situation ergeben<strong>de</strong>n Chancen<br />

gleichfalls hätte nutzen können. Im Gegensatz zu<br />

vielen an<strong>de</strong>ren Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs KoKo hat es<br />

hier eine Konkurrenzsituation zum Planbereich nicht<br />

gegeben. Zu vermuten ist aber, daß <strong>de</strong>r mit vielfältigen<br />

Son<strong>de</strong>rrechten ausgestattete Bereich KoKo, <strong>de</strong>r<br />

zu<strong>de</strong>m in seinem Leiter Schalck eine sehr dynamische<br />

<strong>und</strong> flexible Führung hatte, sehr wohl diese<br />

Möglichkeiten zur Devisenerwirtschaftung mehr<br />

o<strong>de</strong>r weniger optimal ausgeschöpft hat.<br />

Man darf nicht übersehen, daß ein großer Teil <strong>de</strong>r<br />

Umsätze von Intershop aus privaten west<strong>de</strong>utschen<br />

<strong>und</strong> westberliner Solidar- <strong>und</strong> Hilfeleistungen zugunsten<br />

von Bürgern <strong>de</strong>r DDR zurückzuführen ist.<br />

Volkswirtschaftlich gesehen waren dies unentgeltliche<br />

Transferleistungen, die die Versorgungssituation<br />

<strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung verbesserten <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

KoKo die Erwirtschaftung von Devisen ermöglichte.<br />

Die Kehrseite <strong>de</strong>r Medaille war eine zum Teil heftige<br />

Tabelle 9<br />

Warenstruktur <strong>de</strong>r Forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH in <strong>de</strong>n Jahren 1985-1989, in Mio. VM<br />

1985 1986 1987 1988 1989<br />

Spirituosen 131,3 128,9 132,4 129,7 126,3<br />

Bier, Wein, Sekt 28,0 29,1 33,3 35,3 35,7<br />

Tabakwaren 244,2 247,7 254,0 260,4 274,2<br />

Kaffee 79,3 86,7 65,6 63,8 69,0<br />

Kakaoerzeugnisse 67,8 67,5 70,5 68,7 70,5<br />

Süß- u. Dauerbackwaren 42,3 43,8 45,1 43,9 45,4<br />

sonstige 40,4 42,0 47,9 53,5 58,7<br />

Kosmetik 87,2 100,1 100,2 99,7 103,6<br />

Techn. Konsumgüter 116,7 125,8 135,6 147,1 137,8<br />

sonst. Industriewaren 81,5 82,4 75,5 71,9 76,1<br />

Großuhren 4,4 4,2 3,9 3,0 2,7<br />

Schmuck 43,3 38,2 36,6 30,5 31,3<br />

Textilien 131,5 123,4 127,3 126,9 114,3<br />

Insgesamt 1 097,9 1 119,8 1 127,9 1 007,5 1 145,6<br />

Quelle: Armin Volze: Die Devisengeschäfte <strong>de</strong>r DDR. Genex <strong>und</strong> Intershop, in: Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991), H. 11,<br />

S. 1156.


Tabelle 10<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Warenstruktur <strong>de</strong>r Forum Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH in <strong>de</strong>n Jahren 1985-1989, in v. H.<br />

1985 1986 1987 1988 1989<br />

Spirituosen 12,0 11,5 11,7 11,4 1 1 0<br />

11,V<br />

Bier, Wein, Sekt 2,6 2,6 3,0 3,1 3,1<br />

Tabakwaren 22,2 22,1 22,5 23,0 23,9<br />

Kaffee 7,2 7,7 5,8 5,6 6,0<br />

Kakaoerzeugnisse 6,2 6,0 6,3 6,0 6,2<br />

Süß- u. Dauerbackwaren 3,9 3,9 4,0 3,9 4,0<br />

sonstige 3,7 3,8 4,3 4,7 5,1<br />

Kosmetik 7,9 8,9 8,9 8,8 9,0<br />

Techn. Konsumgüter 10,6 11,2 12,0 13,0 12,0<br />

sonst. Industriewaren 7,4 7,4 6,7 6,3 6,6<br />

Großuhren 0,4 0,4 0,4 0,3 0,2<br />

Schmuck 3,9 3,4 3,2 2,7 2,7<br />

Textilien 12,0 11,0 11,3 11,2 10,0<br />

Insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Quelle: Armin Volze: Die Devisengeschäfte <strong>de</strong>r DDR. Genex <strong>und</strong> Intershop, in: Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991), H. 11,<br />

S. 1156; eigene Berechnungen.<br />

politische <strong>und</strong> auch i<strong>de</strong>ologische Kritik in <strong>de</strong>r<br />

DDR. Vor allen Dingen die Bevölkerungskreise, die<br />

über keine D-Mark verfügten, sparten nicht mit Kritik.<br />

Diese wur<strong>de</strong> so heftig, daß Honecker in seiner<br />

Dresdner Re<strong>de</strong> vom 26. September 1977 auf diese<br />

Probleme eingehen mußte. Er führte damals aus: „Intershop-Lä<strong>de</strong>n<br />

sind selbstverständlich kein ständiger<br />

Begleiter <strong>de</strong>s Sozialismus. Man kann aber nicht an<br />

<strong>de</strong>r Tatsache vorbeigehen, daß beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r große<br />

Besucherstrom viel mehr Devisen unter die Leute<br />

bringt, als das früher <strong>de</strong>r Fall war. Natürlich übersehen<br />

wir nicht, daß Bürger <strong>de</strong>r DDR, die keine Devisen<br />

besitzen, in gewissem Sinn im Nachteil sind gegenüber<br />

<strong>de</strong>nen die über solche Währungen verfügen." 60 )<br />

Hier wird <strong>de</strong>utlich, daß die Existenz <strong>de</strong>r Intershops,<br />

die aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r DDR-Führung ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>m<br />

Ziel <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung diente, nicht nur<br />

einen positiven Effekt für die Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

hatte, son<strong>de</strong>rn auch einen negativen Verteilungseffekt,<br />

<strong>de</strong>r sehr stark zur Unzufrie<strong>de</strong>nheit weiter<br />

Bevölkerungskreise in <strong>de</strong>r DDR beitrug.<br />

Dessen ungeachtet ist festzuhalten, daß insgesamt<br />

r<strong>und</strong> 7 Mrd. DM <strong>de</strong>r Intershop-Umsätze aus Käufen<br />

von DDR-Bürgern stammten. In dieser Größenordnung<br />

wur<strong>de</strong> das Konsumniveau <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung<br />

für <strong>de</strong>n gesamten Zeitraum <strong>de</strong>r Existenz von<br />

Intershop angehoben. Welche Be<strong>de</strong>utung diese r<strong>und</strong><br />

7 Mrd. DM für das Versorgungsniveau <strong>de</strong>r DDR insgesamt<br />

gehabt haben, ist allerdings nur schwer zu<br />

bestimmen. Dazu wäre es nötig, die von westlichen<br />

Preisen bestimmten Intershopwaren mit <strong>de</strong>n Preisen,<br />

die im Einzelhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR galten, in Beziehung zu<br />

setzen. Da die Preisrelationen bei einzelnen Gütern<br />

sehr unterschiedlich waren, darf man hier die<br />

Schwarzmarktkurse bzw. offiziellen Richtungskoeffizienten<br />

nicht zugr<strong>und</strong>e legen.<br />

Neben <strong>de</strong>r Bestimmung einer vernünftigen Preisrela<br />

tion ist zu beachten, daß <strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>s<br />

Warensortiments <strong>de</strong>s Intershop-Han<strong>de</strong>ls we<strong>de</strong>r qua<br />

litativ in <strong>de</strong>r DDR angeboten wur<strong>de</strong>, auch nicht in<br />

<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rlä<strong>de</strong>n Delikat <strong>und</strong> Exquisit, noch ein Großteil<br />

<strong>de</strong>r Produkte zu je<strong>de</strong>r Zeit an je<strong>de</strong>m Ort <strong>de</strong>r DDR<br />

verfügbar war. Doch unabhängig von diesen methodischen<br />

Schwierigkeiten soll zumin<strong>de</strong>st ansatzweise<br />

<strong>de</strong>r Versuch gemacht wer<strong>de</strong>n, die Intershop-Umsätze<br />

am Einzelhan<strong>de</strong>lsumsatz <strong>de</strong>r DDR zu messen.<br />

Je nach Festlegungen <strong>de</strong>r Preisparitäten ergeben<br />

sich natürlich erheblich unterschiedliche Anteile.<br />

Aus <strong>de</strong>r Abrechnung über die Erfüllung <strong>de</strong>r ökonomischen<br />

Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung im Jahre 1988 61) läßt sich eine<br />

ungefähre Relation zwischen Valuta-Mark-Preis <strong>und</strong><br />

Einzelhan<strong>de</strong>lsverbrauchspreis <strong>de</strong>r DDR von 1 :5 er- -<br />

rechnen. Aus einer Verfügung 62) <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates geht hervor, daß <strong>de</strong>r Bereich KoKo<br />

für 50 Mio. VM diverse Nahrungs- <strong>und</strong> Genußmittel<br />

sowie Konfektionserzeugnisse aus <strong>de</strong>m nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet zu importieren hatte. die<br />

eine Kaufkraftabschöpfung von insgesamt<br />

700 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR bewirken sollte. Danach errechnet<br />

sich eine Preisrelation von 1 : 14.<br />

Unterstellen wir eine Preisrelation von 1 : 5, so ist das<br />

binnenländische Konsumniveau <strong>de</strong>r DDR während<br />

<strong>de</strong>s gesamten Zeitraums <strong>de</strong>r Intershop-Existenz um<br />

r<strong>und</strong> 35 Mrd. Mark <strong>de</strong>r DDR angehoben wor<strong>de</strong>n, bei<br />

Unterstellung einer Preisrelation von 1 : 14, um<br />

98 Mrd. Mark <strong>de</strong>r DDR. 1984 betrug <strong>de</strong>r Einzelhan<strong>de</strong>lsumsatz<br />

in <strong>de</strong>r DDR insgesamt 108,7 Mrd. Mark,<br />

darunter bei Nahrungs- <strong>und</strong> Genußmitteln<br />

55,3 Mrd. Mark. 63 )<br />

Volze setzt <strong>de</strong>n Intershop-Binnenhan<strong>de</strong>lsumsatz in<br />

Beziehung zum Bereich <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rlä<strong>de</strong>n Delikat <strong>und</strong><br />

Exquisit, da in gewisser Weise Intershop im Bereich<br />

<strong>de</strong>s gehobenen Konsums mit diesen Lä<strong>de</strong>n konkurrierte.<br />

Der Umsatz von Delikat betrug 1988<br />

7,3 Mrd. Mark <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r Umsatz von Exquisit<br />

8,6 Mrd. Mark. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s hohen Preisniveaus<br />

müssen diese Umsätze allerdings kräftig zurückge-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

rechnet wer<strong>de</strong>n, um sie mit <strong>de</strong>n Preisen in <strong>de</strong>n Intershop-Son<strong>de</strong>rlä<strong>de</strong>n<br />

vergleichbar zu machen. „Bei<br />

einem angenommenen Verhältnis von 1: 5 wären das<br />

1,5 bzw. 1,7 Mrd. Mark; das wäre immer noch jeweils<br />

etwa das Dreifache <strong>de</strong>s Binnenumsatzes von Intershop<br />

gewesen. " 64 )<br />

Auch wenn <strong>de</strong>r Anteil von Intershop für die Binnenversorgung<br />

<strong>de</strong>r DDR gemessen am Einzelhan<strong>de</strong>lsumsatz<br />

<strong>de</strong>r DDR bzw. am Umsatz <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rlä<strong>de</strong>n<br />

Delikat <strong>und</strong> Exquisit doch relativ beschei<strong>de</strong>n war, so<br />

hat Intershop mit dazu beigetragen, daß westliche<br />

Konsumgüter erhebliche Leitfunktionen für die DDR<br />

-Bevölkerung erreichten. Das Warensortiment, das in<br />

<strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung sehr luxuriös war,<br />

hat die Vorstellungswelt <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung<br />

nachhaltig beeinflußt <strong>und</strong> damit sicherlich zu <strong>de</strong>m<br />

Druck beigetragen, unter <strong>de</strong>m die DDR-Führung<br />

während <strong>de</strong>r ganzen Zeit <strong>de</strong>r Existenz dieses Staates<br />

stand, nämlich alles zu tun, um das Konsumniveau in<br />

<strong>de</strong>r DDR anzuheben. In <strong>de</strong>m Maße, wie diese Anstrengungen<br />

dazu beitrugen, daß die inländischen<br />

Investitionen zugunsten <strong>de</strong>s Konsums reduziert wur<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> sich die DDR für Konsumgüterimporte verschul<strong>de</strong>te,<br />

hat die Existenz <strong>de</strong>r Intershop-Lä<strong>de</strong>n damit<br />

indirekt zu <strong>de</strong>n ökonomischen Problemen <strong>de</strong>r<br />

DDR beigetragen. Diesen negativen Nebeneffekt <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftungserfolge durch Intershop<br />

sollte man bei <strong>de</strong>r Bewe rtung <strong>de</strong>r KoKo-Bilanz nicht<br />

übersehen.<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Intershophan<strong>de</strong>ls für die DDR ergibt<br />

sich auch aus <strong>de</strong>m Vergleich dieser Umsätze mit<br />

<strong>de</strong>n Westexporterlösen <strong>de</strong>r DDR. Sie betrugen 1988<br />

unter Einschluß <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

11,6 Mrd. DM. Nach <strong>de</strong>n Daten von Volze betrugen<br />

die Bruttoerlöse von Intershop 1988 1,1 Mrd. DM.<br />

Das entsprach 9,5 % <strong>de</strong>s Westexporterlöses <strong>de</strong>r gesamten<br />

DDR-Wirtschaft!<br />

Volze macht darüber hinaus zu Recht darauf aufmerksam,<br />

daß Intershop seit Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre in<br />

erheblichem Maße dazu beigetragen hat, die Devisenbilanz<br />

<strong>de</strong>r DDR aufzubessern. Ohne diesen stetigen<br />

Mittelzufluß wäre die Devisenliquiditätsproblematik<br />

in <strong>de</strong>r DDR noch früher <strong>und</strong> noch <strong>de</strong>utlicher<br />

spürbar gewor<strong>de</strong>n. Die durch Intershop erwirtschafteten<br />

Devisenüberschüsse waren „größer als die Einnahmen<br />

aus Häftlingsfreikauf, Familienzusammenführung<br />

<strong>und</strong> Investitionsbeteiligungen <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung zusammen" . 65) Festzuhalten bleibt,<br />

daß nach <strong>de</strong>n von uns auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r offiziellen<br />

Dokumente von KoKo ermittelten Unterlagen die Abführungen<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich Intershop „an die Zahlungsbilanz"<br />

erheblich niedriger waren als die Gewinne<br />

dieses Bereichs. Nur etwa ein Drittel <strong>de</strong>r<br />

Intershop-Gewinne wur<strong>de</strong>n danach abgeführt. Es<br />

wäre <strong>de</strong>shalb interessant zu wissen, in welche Verwendungsbereiche<br />

die nicht „an die Zahlungsbilanz<br />

" abgeführten Gewinne von Intershop gegangen<br />

sind.<br />

Dem Devisenerwirtschaftungserfolg auf <strong>de</strong>r einen<br />

Seite steht die Tatsache gegenüber, daß mit <strong>de</strong>r<br />

Schaffung <strong>de</strong>r Intershop-Lä<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Einführung<br />

<strong>de</strong>r kleinen Devisenfreiheit in <strong>de</strong>r DDR ein gefährlicher<br />

politischer <strong>und</strong> ökonomischer Bazillus virulent<br />

wur<strong>de</strong>. Die D-Mark wur<strong>de</strong> faktisch zur zweiten Wäh<br />

rung in <strong>de</strong>r DDR. Volze spricht von einem gefährlichen<br />

Bazillus, „<strong>de</strong>r das System zunehmend verseuchte<br />

<strong>und</strong> zusammen mit an<strong>de</strong>ren, sicher<br />

gewichtigeren Faktoren in Frage stellte. "66)<br />

Genex Geschenkdienst<br />

Die administrativen Beschränkungen im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Reise- <strong>und</strong> Postverkehr, die die DDR im Verlauf<br />

<strong>de</strong>r 50er Jahre einführte <strong>und</strong> bis zuletzt im Gr<strong>und</strong>satz<br />

beibehielt, hatten die Geschäftsmöglichkeiten für<br />

einen DDR-Geschenkdienst auf Devisenbasis geschaffen.<br />

67) Paketsendungen west<strong>de</strong>utscher Versandhäuser<br />

in die DDR waren, bis auf wenige Ausnahmen,<br />

unzulässig. Private Geschenke unterlagen<br />

Einfuhrbeschränkungen <strong>und</strong> Verboten (so durften<br />

beispielsweise Fernsehgeräte nicht privat in die DDR<br />

eingeführt wer<strong>de</strong>n), Geschenke im Reiseverkehr<br />

wur<strong>de</strong>n durch Genehmigungsgebühren zum Teil erheblich<br />

belastet, schwere o<strong>de</strong>r sperrige Güter waren<br />

vom Postverkehr ausgeschlossen (z. B. Kühlschränke<br />

<strong>und</strong> Waschmaschinen), gebrauchte o<strong>de</strong>r neue Kraftfahrzeuge<br />

durften nicht privat in die DDR eingeführt<br />

wer<strong>de</strong>n (außer in Erbfällen o<strong>de</strong>r mit selten erteilten<br />

Ausnahmegenehmigungen) .<br />

Am 20. 12. 1956 wur<strong>de</strong> die Geschenkdienst- <strong>und</strong><br />

Kleinexport GmbH (Genex) mit Sitz in Berlin gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Zunächst wur<strong>de</strong> das Geschäft vor allem mit<br />

kirchlichen Organisationen abgewickelt. Erst nach<br />

<strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r Mauer kam das Versandgeschäft in<br />

Gang.<br />

Die Genex Geschenkdienst GmbH wur<strong>de</strong> am 1. 1.<br />

1967 sogenannter Valutaplanträger. Der Bereich Ko<br />

-Ko war zuständig für die han<strong>de</strong>lspolitische Anleitung,<br />

für die Preispolitik <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re ökonomische<br />

Fragen. Das Unternehmen unterstand unmittelbar -<br />

<strong>de</strong>m ZK <strong>de</strong>r SED <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Abteilung Finanzverwaltung<br />

<strong>und</strong> Parteibetriebe angeleitet.<br />

Der Geschäftstätigkeit von Genex wur<strong>de</strong>n administrative<br />

Grenzen gezogen. So durfte Genex in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik keine Agentur unterhalten <strong>und</strong> auch<br />

keine Werbung betreiben. 68) Bestellt wer<strong>de</strong>n konnte<br />

über zwei Vermittlungsagenturen im Ausland. In <strong>de</strong>r<br />

Schweiz bis 1965 über von Moos, Luze rn, danach<br />

über Palatinus GmbH in Zürich; in Dänemark über<br />

die Agentur Jauerfood AG in Kopenhagen. In Obersee<br />

gab es zwei weitere Agenturen mit nur geringer<br />

Be<strong>de</strong>utung . 69 )<br />

Die Agenturen unterhielten in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Konten. Die Zahlungen <strong>de</strong>r Besteller auf<br />

diese Konten waren <strong>de</strong>visenrechtlich genehmigungspflichtig.<br />

Zunächst wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esbank bzw. <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>szentralbanken Einzelgenehmigungen<br />

erteilt. Im Jahre 1965 wur<strong>de</strong>n Sammelgenehmigungen<br />

für Jauerfood AG <strong>und</strong> 1966 auch<br />

für Palatinus GmbH erteilt. Ab Mitte 1966 mußten die<br />

Einzelbestellungen mehr als 100 DM betragen. Ziel<br />

dieser Regelung war es, daß kleinere Geschenke<br />

nicht über <strong>de</strong>n Geschenkdienst, son<strong>de</strong>rn individuell<br />

versandt wür<strong>de</strong>n. Diese Regelung wur<strong>de</strong> 1970 wie<strong>de</strong>r<br />

aufgehoben. Beschränkungen für Genex-Bestel-


lungen gab es dann nur noch bei Selbstkäufen von<br />

DDR-Bürgern.<br />

Privatpersonen aus <strong>de</strong>m Westen waren die Hauptauftraggeber.<br />

Die Genex GmbH verfügte im westlichen<br />

Ausland über mehr als 230 000 ständige p rivate K<strong>und</strong>en.<br />

70) Hier han<strong>de</strong>lte es sich vorwiegend um West<strong>de</strong>utsche<br />

o<strong>de</strong>r Westberliner, die bei Genex zugunsten<br />

ihrer in <strong>de</strong>r DDR leben<strong>de</strong>n Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r Verwandten<br />

Bestellungen aufgegeben haben. Innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Devisenauslän<strong>de</strong>r nahmen aber auch<br />

kirchliche Organisationen <strong>de</strong>n Geschenkdienst in<br />

Anspruch. 71 )<br />

Auch die DDR-Bürger, die über ein D-Mark-Konto in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland verfügten, konnten<br />

über <strong>de</strong>n Genex Geschenkdienst Bestellungen aufgeben.<br />

Diese sogenannten „Selbstkäufe", die seit<br />

1969 von <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank statistisch geson<strong>de</strong>rt<br />

erfaßt wur<strong>de</strong>n, unterlagen auf west<strong>de</strong>utscher<br />

Seite gewissen Beschränkungen. 72 )<br />

Daneben konnten diejenigen DDR-Bürger, die in <strong>de</strong>r<br />

DDR über Valuta-Mark-Konten verfügten, bei Genex<br />

direkt bestellen. Diese Konten wur<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r aus<br />

Auslandsvergütungen im Westen o<strong>de</strong>r aus Vergütungen,<br />

die für <strong>de</strong>n Arbeitseinsatz im RGW-Bereich gezahlt<br />

wur<strong>de</strong>n, gespeist. So konnten Arbeitskräfte aus<br />

<strong>de</strong>r DDR, die beim Bau von Pipelines (Trassenbauer)<br />

in <strong>de</strong>r UdSSR eingesetzt wur<strong>de</strong>n, ihre in Transferrubel<br />

ausgezahlte Vergütung auf Valuta-Mark-Konten<br />

einzahlen. 73) DDR-Bürger konnten auch durch Aufträge<br />

aus <strong>de</strong>m westlichen Ausland konvertible Devisen<br />

erwerben. Diese relativ unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Gruppe<br />

bestand aus Künstlern, Wissenschaftlern <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

Freischaffen<strong>de</strong>n. Insgesamt sollen jährlich r<strong>und</strong><br />

63 000 DDR-Bürger <strong>de</strong>n Genex-Geschenkdienst in<br />

Anspruch genommen haben. 74) Nach internen Unterlagen<br />

betrug im Jahre 1986 <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r von Devisenauslän<strong>de</strong>rn<br />

getätigten Käufe am Genex-Gesamtumsatz<br />

75 v. H., <strong>de</strong>r von DDR-Bürgern in<br />

konvertiblen Devisen getätigten Käufe etwa 5 v. H.<br />

Mit knapp 20 v. H. trugen DDR-Bürger, die über Valuta-Mark-Konten<br />

verfügten, zum Genex-Umsatz<br />

bei.<br />

Das Genex-Sortiment setzte sich aus DDR-Produkten<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen sowie aus Importerzeugnissen,<br />

die aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> aus<br />

<strong>de</strong>m RGW-Raum stammten, zusammen. DDR-Erzeugnisse<br />

wur<strong>de</strong>n zum einen aus <strong>de</strong>n Fonds <strong>de</strong>s Binnenhan<strong>de</strong>ls<br />

— aufgr<strong>und</strong> von Vereinbarungen mit <strong>de</strong>n<br />

Herstellerbetrieben <strong>und</strong> -kombinaten — gegen Mark<br />

<strong>de</strong>r DDR bezogen. Dies betraf vornehmlich Bild- <strong>und</strong><br />

Tontechnik, Kühltechnik, Haushaltswaren, Heimwerkerbedarf,<br />

Motor- <strong>und</strong> Fahrrä<strong>de</strong>r, Textilien, Möbel,<br />

Uhren, Glas, Porzellan, Häuser, Bungalows <strong>und</strong><br />

Boote. Zum an<strong>de</strong>ren mußte Genex DDR-Erzeugnisse<br />

aus Ex- <strong>und</strong> Importfonds <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

gegen konvertierbare Devisen ankauf en,<br />

rt-Import über <strong>de</strong>n AHB Transportmaschinen Expo<br />

aus an<strong>de</strong>ren sozialistischen Staaten. Weitere Erzeugnisse,<br />

die gegen Hartwährungen gekauft wur<strong>de</strong>n,<br />

waren im Westen hergestellte Personenkraftwagen,<br />

aus <strong>de</strong>m Westen stammen<strong>de</strong> Kühltechnik, Waschmaschinen,<br />

Bild- <strong>und</strong> Tontechnik, Haushaltswaren,<br />

Heimwerkerbedarfsartikel, Autozubehörteile, Nah-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Personenkraftwagen aus <strong>de</strong>r DDR-Produktion <strong>und</strong><br />

rungs- <strong>und</strong> Genußmittel, Haushaltschemie <strong>und</strong> Kosmetik.<br />

Die Planung, Bilanzierung <strong>und</strong> Bereitstellung von<br />

DDR-Erzeugnissen für Genex basiert auf folgen<strong>de</strong>n<br />

Vereinbarungen:<br />

— Vereinbarung zur Sicherung <strong>de</strong>s Bedarfs <strong>de</strong>r Genex<br />

GmbH aus <strong>de</strong>n Warenfonds <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Versorgung vom 26. 8. 1976 zwischen<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission, <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Versorgung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Genex<br />

GmbH sowie<br />

— Vereinbarung zur Sicherung <strong>de</strong>r Warenfonds für<br />

die Genex GmbH auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Bilanzordnung<br />

zwischen <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Genex GmbH vom 20. 12. 1977 zur<br />

Sicherung <strong>de</strong>r S- <strong>und</strong> M-Positionen.<br />

Ziel dieser Vereinbarungen war es, <strong>de</strong>n Bedarf <strong>de</strong>r<br />

Genex GmbH an DDR-Waren planmäßig zu bilanzieren<br />

<strong>und</strong> abzu<strong>de</strong>cken, um größtmögliche Hartwährungseinnahmen<br />

zu sichern. Der Warenbedarf <strong>de</strong>r<br />

Genex GmbH konnte aber, obwohl fest im Plan verankert,<br />

aus <strong>de</strong>m Warenfonds <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />

Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Versorgung nicht kontinuierlich gesichert<br />

wer<strong>de</strong>n! 75 )<br />

Tabelle 11 dokumentiert die Sortimentsstruktur <strong>de</strong>r<br />

Genex GmbH, Tabelle 12 die Devisenertragskennziffer<br />

ausgewählter DDR-Erzeugnisse im Genex Sortiment.<br />

Im Genex-Angebot überwogen in <strong>de</strong>r DDR produzierte<br />

Waren, die zum Teil aus <strong>de</strong>r Gestattungsproduktion<br />

stammten. Es wur<strong>de</strong>n über diese Son<strong>de</strong>rorganisation<br />

im Zeitraum von 1981-1988<br />

beispielsweise aber auch über 13 000 Pkw <strong>de</strong>s Typs<br />

Golf verkauft. In <strong>de</strong>r Tabelle 13 wer<strong>de</strong>n die über Genex<br />

in die DDR gelieferten PKW-Typen aufgelistet.<br />

Als monetäres Ergebnis <strong>de</strong>r Genex-Aktivitäten ist -<br />

festzuhalten, daß <strong>de</strong>n Auslandsvertretern <strong>de</strong>s Geschenkdienstes<br />

in Dänemark, in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> ab<br />

Oktober 1988 auch in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nach einer internen Statistik <strong>de</strong>r Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esbank im Zeitraum 1967-1989 über<br />

3,3 Mrd. DM zugeflossen sind. Darin enthalten sind<br />

die Selbstkäufe von DDR-Bürgern in einem Umfang<br />

von knapp 650 Mio. DM sowie die Käufe von Organi<br />

Tabelle 11<br />

Sortimentstruktur <strong>de</strong>r Genex Geschenkdienst<br />

GmbH nach Hauptwarengruppena in v H.<br />

Sortimentstruktur v. H.<br />

Personenkraftwagen 72,0<br />

Industriewaren/technische<br />

Konsumgüter 21,0<br />

Dienstleistungen 4,8<br />

Nahrungs- u. Genußmittel,<br />

Haushaltschemie/Kosmetik 2,2<br />

a Ohne Zeitangabe; Pauschalreisen in <strong>de</strong>n Ostblock dürften<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Dienstleistungen erfaßt sein.<br />

Quelle: A 5/67 B/Genex.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle 12<br />

Devisenertragskennziffer a ausgewählter<br />

DDR-Erzeugnisse im Genex Sortiment b<br />

Erzeugnisse Kennziffer<br />

Pkw Trabant <strong>und</strong> Wa rtburg 0,5<br />

Möbel 0,3 -0,4<br />

Fernsehgeräte 0,24 -0,3<br />

Kühlschränke 0,4 -0,5<br />

Fertighäuser 0,6<br />

Bungalows/Gartenlauben 0,8<br />

a Diese Kennziffer vergleicht <strong>de</strong>n Devisenerlös <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Betriebspreis<br />

<strong>de</strong>r Expo rte miteinan<strong>de</strong>r; b ohne Zeitangabe.<br />

Quelle: A 5/67 B/Genex.<br />

sationen in einem Umfang von r<strong>und</strong> 180 Mio. DM<br />

(vgl. Tabelle 14). Nicht erfaßt sind Direktzahlungen<br />

aus <strong>de</strong>m Ausland, Barzahlungen (sie konnten z. B. im<br />

Bahnhof Friedrichsstraße getätigt wer<strong>de</strong>n) <strong>und</strong> Zahlungen<br />

aus Valuta-Mark-Konten.<br />

Die in <strong>de</strong>r internen Statistik <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank<br />

ausgewiesenen Zahlen dürften die DM-Zahlungen<br />

an Genex in etwa wi<strong>de</strong>rspiegeln, somit ein<br />

zuverlässiger Indikator für <strong>de</strong>n Geschäftsumfang von<br />

Genex sein. Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei jedoch um Bruttogrößen.<br />

Der Netto<strong>de</strong>visenzufluß konnte nicht errechnet,<br />

auch nicht annäherungsweise geschätzt wer<strong>de</strong>n,<br />

da sich we<strong>de</strong>r die für <strong>de</strong>n Unterhalt <strong>de</strong>r Agenturen in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik, in Dänemark <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Schweiz bereitgestellten konvertiblen Devisen noch<br />

<strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Geschenkdienst aus westlichen<br />

Volkswirtschaften gegen konvertible Devisen <strong>und</strong>/<br />

o<strong>de</strong>r Verrechnungseinheiten importierten Güter ermitteln<br />

ließ.<br />

Tabelle 13<br />

Die Verfasser konnten auch keine zumin<strong>de</strong>st für eine<br />

Schätzung hinlänglich genauen Angaben über die<br />

Umsatzaufteilung in westliche Produkte, DDR-eigene<br />

Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen sowie in Produkte,<br />

die aus <strong>de</strong>n sozialistischen Län<strong>de</strong>rn eingeführt wur<strong>de</strong>n,<br />

erhalten. 76 )<br />

Für die aus <strong>de</strong>r inländischen DDR-Produktion stammen<strong>de</strong>n<br />

Waren <strong>und</strong> DDR-eigenen Dienstleistungen<br />

galt ebenso wie für die aus <strong>de</strong>n sozialistischen Län<strong>de</strong>rn<br />

gegen transferable Rubel importierten Waren,<br />

daß sie in <strong>de</strong>r Regel auf westlichen Märkten nicht<br />

o<strong>de</strong>r nur in Teilbereichen wettbewerbsfähig waren.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren ökonomischen <strong>und</strong> politischen<br />

Rahmenbedingungen wan<strong>de</strong>lte Genex nur beschränkt<br />

weltmarktfähige Erzeugnisse in Devisen erzielen<strong>de</strong><br />

Produkte um. Genex hat mit seinem<br />

Warensortiment zumin<strong>de</strong>stens erheblich höhere Deviseneinahmen<br />

realisiert als bei einem Verkauf dieser<br />

Güter auf <strong>de</strong>n wettbewerbsintensiven westlichen<br />

Märkten zu erzielen gewesen wären. Da Personenkraftwagen<br />

im Warensortiment <strong>de</strong>s Geschenkdienstes<br />

mit einem Anteil von 72 v. H. am Genex-Gesamtumsatz<br />

die Haupteinnahmequelle waren <strong>und</strong> in<br />

diesem Warensegment vornehmlich — nicht zuletzt<br />

aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r sichereren Ersatzteilversorgung —<br />

auf DDR-PKW zurückgegriffen wur<strong>de</strong>, stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

Brutto<strong>de</strong>viseneinnahmen <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

nur geringe Devisenausgaben gegenüber.<br />

Diese Aussage gilt nicht für <strong>de</strong>n Bereich KoKo, da er<br />

— wie oben ausgeführt — einen Teil <strong>de</strong>r inländischen<br />

sowie einen Teil <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m RGW importierten Produkte<br />

mit konvertiblen Devisen bezahlen mußte! Die<br />

Abführungen von Genex an <strong>de</strong>n AHB Transportmaschinen<br />

Export-Import für <strong>de</strong>n Kauf von Personenkraftwagen<br />

aus <strong>de</strong>r DDR-eigenen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r sonstigen<br />

Ostproduktion könnten sich jährlich auf ca. 50 bis<br />

60 Mio. VM belaufen haben. 77) Doch auch bei aus<br />

Über die Genex GmbH verkaufte Pkw in <strong>de</strong>n Jahren 1981-1988, in Stück<br />

Fahrzeuge 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 Gesamt<br />

Golf insgesamt<br />

darunter:<br />

51 936 1 298 1 521 2 284 2 498 2 445 2 299 13 332a<br />

Golf C 51 936 1 298 1 521 2 184 1 418 1 126 1 019 9 553<br />

Golf CL 100 1 060 1 319 1 280 3 779<br />

Passat 8 84 90 53 235<br />

Transporter - - - - 5 17 11 14 47<br />

Mazda 394 206 285 380 75 - - - 1340<br />

Ford 137 274 231 642<br />

Peugeot - - - 33 33<br />

BMW - - - 36 36<br />

Renault - - - 69 42 25 18 154<br />

Fiat 187 45 10 46 18 24 23 353<br />

Lada 525 653 460 1 349 1 730 1 822 2 281 2 466 11 486<br />

Skoda 440 406 212 368 424 320 295 210 2 675<br />

Wartburg 6 833 6 780 7 468 5 973 3 931 4 122 3 916 3 290 42 313<br />

Trabant 4 914 4 954 5 384 5 270 4 888 4 623 4 387 4 840 39 260<br />

Barkas 138 128 132 102 71 91 126 122 910<br />

a Die durchschnittliche Gewinnspanne pro Pkw betrug 18 Prozent.<br />

Quelle: A 5/67 B/Genex.


Tabelle 14<br />

Zahlungen an die Genex-Agenturen in <strong>de</strong>r<br />

Schweiz <strong>und</strong> in Dänemark in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1967-1989, in Mio. DM<br />

Jahr Insgesamt<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

davon<br />

Selbstkäufe Organi<br />

sationen<br />

1967 43,9 - 8,6<br />

1968 52,3 - 7,3<br />

1969 64,1 7,4<br />

1970 79.5 8,2<br />

1971 81,8 41,8 7,7<br />

1972 83,3 8,3<br />

1973 100,3 8,5<br />

1974 107,9 7,8 9,3<br />

1975 126,0 9,2 8,7<br />

1976 130,7 10,3 8,4<br />

1977 138,6 13,7 8,7<br />

1978 145,3 18,2 8,4<br />

1979 181,3 25,9 9,7<br />

1980 187,5 28,9 9,1<br />

1981 180,2 31,7 7,9<br />

1982 192,1 39,1 7,7<br />

1983 219,3 56,5 7,8<br />

1984 211,6 57,7 7,2<br />

1985 206,8 61,3 7,4<br />

1986 217,4 67,5 7,2<br />

1987 214,8 65,9 7,5<br />

1988 202,4 61,4 7,3<br />

1989 200,7 49,3 3,0<br />

Summe 3 372,4 646,3 181,1<br />

Quelle: Interne Statistik <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank ; Zitiert<br />

nach: Armin Volze: Die Devisengeschäfte <strong>de</strong>r DDR, in:<br />

Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991), H. 11, S. 1149.<br />

<strong>de</strong>m Westen importierten PKW war <strong>de</strong>r Netto<strong>de</strong>visenerlös<br />

beachtlich. So betrug die durchschnittliche<br />

Gewinnspanne bei <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland bezogenen Personenkraftwagen vom<br />

Typ Golf 18 %. 78 )<br />

Ein zusätzlicher positiver monetärer Effekt (Zinsgewinn)<br />

resultierte aus <strong>de</strong>m Auftragssystem mit Vorauszahlung.<br />

Konvertierbare Devisen stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

DDR mit <strong>de</strong>r „Vorauszahlung" zur Verfügung, die<br />

Lieferung <strong>de</strong>r bestellten Waren erfolgte zu einem<br />

späteren Zeitpunkt.<br />

Genex hat also zur Verbesserung <strong>de</strong>r Devisenliquiditätssituation<br />

<strong>de</strong>r DDR unstrittig beigetragen. Dieser<br />

Beitrag kann - wie dargelegt - nicht genau quantifiziert<br />

wer<strong>de</strong>n. Er war für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR insgesamt aber, unter an<strong>de</strong>rem wegen <strong>de</strong>s Verkaufs<br />

von inländischen Gütern gegen Devisen, <strong>de</strong>utlich<br />

höher als die Abführungen <strong>de</strong>s Geschenkdienstes<br />

auf die Konten 0559 <strong>und</strong> 0628 bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank (vgl. unten).<br />

Im Zeitraum 1967-1989 dürften <strong>de</strong>m Genex Geschenkdienst<br />

nach <strong>de</strong>r internen Statistik <strong>de</strong>r Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esbank r<strong>und</strong> 3,3 Mrd. D-Mark zugeflossen<br />

sein. Die vom Umsatz her weitaus be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>re<br />

Deviseneinnahmequelle war aber Intershop. Unter<br />

Einbeziehung <strong>de</strong>r (geschätzten) Umsätze im Zeitraum<br />

1967-1973 in Höhe von 700 Mio. VM dürfte<br />

<strong>de</strong>r Intershop-Umsatz in einer Größenordnung von<br />

etwa 14,3 Mrd. VM nicht unrealistisch sein. In <strong>de</strong>r<br />

zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre war <strong>de</strong>r Umsatz <strong>de</strong>r<br />

Intershoplä<strong>de</strong>n etwa fünfmal größer als <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Genex<br />

Geschenkdienstes.<br />

Beurteilt man allein die Deviseneinnahmen dieser<br />

Son<strong>de</strong>rorganisationen für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r<br />

DDR, so muß auf <strong>de</strong>n Nettoeffekt abgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Netto<strong>de</strong>visenerlös für Genex konnte nicht ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Da aber im Genex-Sortiment Binnenmarktprodukte<br />

<strong>und</strong> Leistungen <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

sowie RGW-Waren überwogen, das<br />

Intershop-Sortiment seit 1977 überwiegend - mit<br />

Ausnahme <strong>de</strong>r im Rahmen <strong>de</strong>r Gestattungsproduktion<br />

gewonnenen Güter - in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland gegen Verrechnungseinheiten gekauft<br />

wer<strong>de</strong>n mußte, muß <strong>de</strong>r spezifische Netto<strong>de</strong>visenerlös<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rorganisation Genex für die DDR-<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>utlich höher gewesen sein als <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rorganisation Intershop. Zwar war <strong>de</strong>r Umsatz<br />

<strong>de</strong>r Intershoplä<strong>de</strong>n r<strong>und</strong> fünfmal so hoch wie <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Genex Geschenkdienstes. Vergleicht man jedoch<br />

die Netto<strong>de</strong>visenerlöse bei<strong>de</strong>r Unternehmen für die<br />

DDR-Volkswirtschaft, verringert sich <strong>de</strong>r Abstand<br />

nicht unerheblich.<br />

Auf das Konto 0559 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

wur<strong>de</strong>n von Genex in <strong>de</strong>n 80er Jahren jährlich plangemäß<br />

r<strong>und</strong> 40 Mio. VM abgeführt. Im Zeitraum<br />

1972-1989 belief sich die Summe auf etwa<br />

640 Mio. VM (vgl. Tabelle 15), die an das Ministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> damit „an die Zahlungsbilanz" abgeführt<br />

wur<strong>de</strong>. Auf das Konto 0628 dürften in <strong>de</strong>n<br />

80er Jahren aus außerplanmäßigen Gewinnen jährlich<br />

zwischen 10 <strong>und</strong> 12 Mio. VM überwiesen wor<strong>de</strong>n<br />

sein. 79 )<br />

-<br />

Die realen Wohlfahrtseffekte waren abhängig von<br />

<strong>de</strong>r regionalen Herkunft <strong>de</strong>r über Genex gelieferten<br />

Produkte. Soweit Westwaren verkauft wur<strong>de</strong>n, führte<br />

dies unmittelbar zu positiven realen Effekten. Das<br />

Konsumniveau <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung erhöhte sich<br />

entsprechend <strong>de</strong>m Wertumfang <strong>de</strong>r gelieferten Westprodukte.<br />

Diese Überlegung gilt aber nicht, wenn in<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> in an<strong>de</strong>ren RGW-Län<strong>de</strong>rn hergestellte<br />

Produkte an DDR-Begünstigte o<strong>de</strong>r auch an DDR-<br />

Käufer („Selbstkäufe") geliefert wur<strong>de</strong>n. Da im nahezu<br />

gesamten „Genex-Sortimentbereich" die<br />

Nachfrage <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung nur teilweise ge<strong>de</strong>ckt<br />

wer<strong>de</strong>n konnte - mehrjährige Wartezeiten<br />

beim Kauf von Personenkraftwagen waren die Regel,<br />

die sortiment- <strong>und</strong> termingerechte Bereitstellung mit<br />

Kraftfahrzeug-Ersatzteilen konnte zu keiner Zeit gesichert<br />

wer<strong>de</strong>n etc. - <strong>und</strong> Strukturentwicklungen<br />

nicht auf ökonomischen Signalen (Konsumentensouveränität)<br />

basierten, dürfte sich global das Wohlfahrtsniveau<br />

<strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung in diesem Bereich<br />

nicht erhöht haben. Dies soll am nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Beispiel ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n.<br />

R<strong>und</strong> drei Viertel <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Geschenkdienst verkauften<br />

Personenkraftwagen stammten aus <strong>de</strong>r<br />

DDR-eigenen <strong>und</strong> aus <strong>de</strong>r sowjetischen <strong>und</strong> tschechoslowakischen<br />

Produktion (vgl. Tabelle 13). Das


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle 15<br />

Zahlungen an die Agenturen <strong>und</strong> Abführungen<br />

<strong>de</strong>r Genex Geschenkdienst GmbH in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1972-1989, in Mio. VM/DM<br />

Jahr ahr<br />

Abführungen an die<br />

operative Devisenreserve Abführun-<br />

Informa-<br />

WTU, Anlage tionen aus<br />

III 320 000 Dokumen-<br />

ten<br />

gen auf<br />

das Konto<br />

0628a<br />

Zahlungen<br />

an die<br />

Genex-<br />

Agenturen<br />

1972 23,8 . . 88,3<br />

1973 27,0 . . 100,3<br />

1974 23,6 25,4b . 107,9<br />

1975 (267,0) 26,7c . 126,0<br />

1976 27,5 . . 130,7<br />

1977 35,9 35,5 . 138,6<br />

1978 36,0 37,0 . 145,3<br />

1979 37,6 37,0b . 181,3<br />

1980 39,3 . . 187,5<br />

1981 39,0 39,0b 5,974 180,2<br />

1982 . 39,5 39,5b 24,377 192,1<br />

1983 40,0 40,0b 12,325 219,3<br />

1984 40,0 40,0b 10,163 211,6<br />

1985 40,5 40,0b 10,500 206,8<br />

1986 41,0 . 10,000 217,4<br />

1987 41,0 . 11,000 214,8<br />

1988 41,5 . 10,000 202,4<br />

1989 41,5' . 9,500 200,7<br />

Insge-<br />

samt 641,4d - 103,839 3132,6<br />

a Überplanmäßige Gewinne <strong>de</strong>r Genex Geschenkdienst<br />

GmbH; b Geplant; c Eigene Schätzung; d Unter Einbeziehung<br />

<strong>de</strong>r für 1975, 1982 <strong>und</strong> 1989 geschätzten Abführungen.<br />

Quelle: WTU-Datenbank; Sekretariat <strong>de</strong>s 1. UA KoKo: Mittelherkunft<br />

<strong>und</strong> Mittelverwendung <strong>de</strong>s Kontos 0628-60-011-<br />

020; Entwurf für die Planaufgaben <strong>de</strong>s Bereiches KoKo für<br />

<strong>de</strong>n Zeitraum 1981-1985. Schreiben Schalck an Mittag vom<br />

21. 8. 1980; Armin Volze: Die Devisengeschäfte <strong>de</strong>r DDR.<br />

Genex <strong>und</strong> Intershop, in: Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991),<br />

H. 11, S. 1149; F<strong>und</strong>stelle: Mat. A 5/67 B/Genex; eigene<br />

Schätzungen.<br />

Angebot an Personenkraftwagen war auf <strong>de</strong>m allen<br />

Nachfragern offenstehen<strong>de</strong>n DDR-Binnenmarkt aus<br />

vielerlei Grün<strong>de</strong>n durchgehend knapp. 80) Selbst die<br />

Nachfrage <strong>de</strong>s Genex Geschenkdienstes nach aus<br />

<strong>de</strong>m sozialistischen Wirtschaftsgebiet importierten<br />

Personenkraftwagen überstieg das Angebot. 81) Ursache<br />

hierfür war die im letzten Jahrzehnt gegenüber<br />

<strong>de</strong>n 70er Jahren drastisch gedrosselte PKW-Einfuhr.<br />

Da die Bereitstellung von PKW aus <strong>de</strong>r DDR-Eigenproduktion<br />

für <strong>de</strong>n DDR-Binnenmarkt relativ konstant<br />

war, verknappte sich das „planmäßige " PKW-<br />

Angebot.<br />

Da unabhängig von <strong>de</strong>r Genex-Nachfrage das Angebot<br />

an PKW auf <strong>de</strong>m binnenländischen Markt auf <strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Plans erfolgte, wur<strong>de</strong> die Wohlfahrt<br />

<strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung nicht gesteigert. Konsequenzen<br />

sind aber entgegen <strong>de</strong>n Intershop-Umsätzen, bei<br />

<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung zusätzlich über <strong>de</strong>n<br />

Plan hinaus Konsumgüter zur Verfügung gestellt<br />

wur<strong>de</strong>n, hinsichtlich <strong>de</strong>r Verteilungswirkungen festzustellen.<br />

Für diejenigen DDR-Bürger, die einen<br />

Pkw-Kauf nicht über Selbstkäufe finanzieren konnten<br />

bzw. auch keinen Personenkraftwagen von westlichen<br />

Fre<strong>und</strong>en o<strong>de</strong>r Verwandten finanziert bekamen,<br />

verlängerte sich in Abhängigkeit vom Umfang<br />

<strong>de</strong>s Verkaufs von inländischen Gütern gegen Devisen<br />

an Genex die Wartezeit. Diese Verteilungskonsequenzen<br />

dürften auch im Hinblick auf an<strong>de</strong>re Sortimentbereiche<br />

<strong>de</strong>s Genex-Geschenkdienstes wie<br />

Haushalts- <strong>und</strong> Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong> eingetreten<br />

sein. Zu <strong>de</strong>n realen Effekten <strong>de</strong>s Genex Geschenkdienstes<br />

gehört <strong>de</strong>mnach, daß die Verteilungsproblematik<br />

weiter verschärft wur<strong>de</strong>.<br />

Der monetäre Nachfrageüberhang in <strong>de</strong>r DDR spiegelte<br />

sich wi<strong>de</strong>r im Anstieg <strong>de</strong>s „erzwungenen"<br />

Sparvolumens. Genex hat - soweit nicht Westprodukte<br />

verkauft wur<strong>de</strong>n - zur „zurückgestauten" Inflation<br />

in <strong>de</strong>r DDR faktisch beigetragen.<br />

Zumin<strong>de</strong>st ten<strong>de</strong>nziell bestand in diesem Handlungsfeld<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo eine Konfliktbeziehungen<br />

zwischen <strong>de</strong>n realen Effekten <strong>und</strong> <strong>de</strong>n monetären<br />

Ergebnissen, da zusätzliche Deviseneinnahmen<br />

mit negativen realen Verteilungseffekten gekoppelt<br />

waren. Die Verkäufe von Gütern gegen Devisen im<br />

Inland haben im hochwertigen, langlebigen Konsumgüterbereich<br />

binnenwirtschaftliche Engpässe<br />

verstärkt, so daß diejenigen DDR-Verbraucher, die<br />

nur über Mark <strong>de</strong>r DDR verfügten, auf die Realisierung<br />

ihres Konsumwunsches länger warten mußten.<br />

Eingangs dieses Abschnittes wur<strong>de</strong> dargelegt, daß<br />

allein die administrativen Beschränkungen im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Reiseverkehr die Geschäftsmöglichkeiten<br />

für einen DDR-Geschenkdienst auf Devisenbasis geschaffen<br />

haben. Diese Zugangsbeschränkungen waren<br />

eine notwendige, aber keineswegs hinreichen<strong>de</strong><br />

Bedingung für die Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereiches KoKo im<br />

Geschenkdienst. Erst durch <strong>de</strong>n erheblichen Rückstand<br />

im Versorgungsniveau <strong>de</strong>r DDR-Bürger gegenüber<br />

<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r West<strong>de</strong>utschen <strong>und</strong> Westberliner sowie<br />

durch das permanente Ungleichgewicht zwischen<br />

Nachfrage <strong>und</strong> Angebot vor allem bei höherwertigen<br />

industriellen Konsumgütern auf <strong>de</strong>m DDR-Binnenmarkt<br />

ergaben sich für die Aktivitäten dieser Son<strong>de</strong>reinrichtung<br />

„optimale" Bedingungen. Ein Beleg für<br />

diese These ist, daß mit <strong>de</strong>r Ausweitung <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rlä<strong>de</strong>n<br />

Delikat <strong>und</strong> Exquisit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Expansion <strong>de</strong>s Angebots an höherwertigen Gütern<br />

sowohl im Nahrungs- <strong>und</strong> Genußmittelbereich<br />

als auch im Textilbereich die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Genex-<br />

Geschenkdienstes sukzessive zurückgegangen ist. 82 )<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r skizzierten Bedingungskonstellation<br />

konnte <strong>de</strong>r Bereich KoKo als Monopolist agieren.<br />

Eine beson<strong>de</strong>re unternehmerische Leistung lag nicht<br />

vor. Je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re Organisation hätte diese Rahmenbedingungen<br />

ähnlich wie Genex ,, aus " nutzen können;<br />

die für <strong>de</strong>n DDR-Außenhan<strong>de</strong>l ungewöhnlich<br />

günstigen Devisenertragskennziffern für weite Bereiche<br />

<strong>de</strong>s Genex-Sortiments waren nicht Ergebnis<br />

von Marktprozessen, son<strong>de</strong>rn weitgehend Ausdruck<br />

„administrativer" Entscheidungen.83)


Intertank<br />

Zu <strong>de</strong>m Geschäft mit Kraftstoffen, das <strong>de</strong>m KoKo-<br />

Bereich unterstand, gehörte auch die Bebunkerung<br />

von NSW-Schiffen <strong>und</strong> die Flugfeldbetankung NSW.<br />

Das Tankstellengeschäft machte in <strong>de</strong>n 80er Jahren<br />

r<strong>und</strong> 90 % <strong>de</strong>s Intertank-Umsatzes aus.<br />

Die Entwicklung <strong>de</strong>r Umsätze in diesem Bereich war<br />

stark von <strong>de</strong>r Preisentwicklung im Westen bestimmt.<br />

Aus einem Dokument „Jahresanalyse Intertank " 81<br />

geht außer<strong>de</strong>m he rvor, daß KoKo darauf drang, das<br />

Verbot <strong>de</strong>r Betankung von NSW-Fahrzeugen gegen<br />

Mark strikter zu handhaben, da <strong>de</strong>ssen Beachtung<br />

bzw. Mißachtung Einfluß auf <strong>de</strong>n Umsatz habe.<br />

Schließlich wird auch beklagt (1981), daß <strong>de</strong>r Vergaserkraftstoff<br />

<strong>de</strong>r DDR „nicht in <strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Qualitäten (92 Oktan, 98 Oktan) bereitgestellt wer<strong>de</strong>n<br />

kann <strong>und</strong> somit eine beträchtliche Anzahl von<br />

Kraftfahrern nicht in <strong>de</strong>r DDR tankt."<br />

Aus <strong>de</strong>r Tabelle <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s 1. UA über die<br />

Abführungen <strong>de</strong>s KoKo-Bereichs ergeben sich für die<br />

Jahre 1976-89 Abführungen von Intertank in Höhe<br />

von insgesamt 501,3 Mio. VM; seit 1982 waren es<br />

etwas über 30 Mio. VM jährlich. Wir haben in <strong>de</strong>n<br />

oben erwähnten Materialien Angaben über die Abführungen<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1973 <strong>und</strong> 74 gef<strong>und</strong>en. Sie<br />

betrugen 24,0 bzw. 26,0 Mio. VM. Die Umsätze waren<br />

be<strong>de</strong>utend höher, jedoch entstan<strong>de</strong>n offenbar<br />

auch erhebliche Kosten, <strong>und</strong> zwar für Investitionen<br />

sowie die Belieferung durch Intrac. Die Relation von<br />

Abführungen zu Umsatz betrug 1973 48 %, 1974<br />

45 %. Für die übrigen Jahre liegen uns Zahlen vor,<br />

von <strong>de</strong>nen wir nur zum Teil wissen, daß es sich um<br />

Umsatzzahlen han<strong>de</strong>lt, so für die Jahre 1985-1988;<br />

die Relationen Abführung zu Umsatz betrugen in<br />

diesen Jahren 18,5/26,3/27,7 <strong>und</strong> 27,3 %. Entwe<strong>de</strong>r<br />

war also in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre die<br />

Umsatzrentabilität von Intertank infolge höherer Kosten<br />

geringer, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bereich behielt Gewinnanteile<br />

ein.<br />

NSW- Tourismus<br />

Die Gesamtabführungen <strong>de</strong>s KoKo-Bereichs aus <strong>de</strong>m<br />

Tätigkeitsfeld NSW-Tourismus betrugen (nach <strong>de</strong>r<br />

bereits erwähnten Tabelle <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s 1. UA<br />

KoKo) 1978-89 322,9 Mio. VM, wobei für 1980 keine<br />

Angabe vorliegt <strong>und</strong> für 1979 nur eine Planzahl.<br />

Eine an<strong>de</strong>re Quelle 85) bezieht sich auf <strong>de</strong>n Zeitraum<br />

1986-30. 11. 89. Danach hatte KoKo in diesem Zeitraum<br />

Einnahmen aus <strong>de</strong>m NSW-Tourismus in Höhe<br />

von 465,2 Mio. VM, davon 137,4 Mio. an das MdF<br />

abgeführt <strong>und</strong> einen über <strong>de</strong>n Restbetrag sogar hinausgehen<strong>de</strong>n<br />

Betrag investiert. Auch hier haben wir<br />

es wie<strong>de</strong>r mit einer recht erstaunlichen Relation von<br />

abgeführten zu insgesamt eingenommenen Valutamitteln<br />

zu tun, so daß <strong>de</strong>r Verdacht aufkommt, daß<br />

die in <strong>de</strong>m Dokument als „Einnahmen" bezeichneten<br />

Beträge in Wirklichkeit Gewinne waren, zumal in <strong>de</strong>r<br />

Aufstellung von Kosten nicht die Re<strong>de</strong> ist. Hier wird<br />

einmal mehr <strong>de</strong>utlich, welche Probleme sich bei <strong>de</strong>r<br />

Auswertung <strong>de</strong>r Originaldaten ständig ergeben haben.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

e) Kapital- <strong>und</strong> Geldanlagen sowie<br />

Kreditgeschäfte<br />

Die Gründung von bzw. Beteiligung an Auslandsunternehmen<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich KoKo hatte möglicherweise<br />

an<strong>de</strong>re Grün<strong>de</strong> (Geldwäsche, Embargo-Umgehung,<br />

Unterstützung kommunistischer Organisationen<br />

etc.) als die Erzielung von Devisenerträgen.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r HAI war es die Befisa S. A. in Lugano,<br />

die solche Beteiligungen hielt. Die größte davon war<br />

die Beteiligung an <strong>de</strong>r Zermatter Sunegga Standseilbahn<br />

in Höhe von 8,5 Mio. Schweizer Franken. Beteiligungen<br />

gab es auch bei <strong>de</strong>r Abteilung Firmen.<br />

Wenn hinter diesen Aktivitäten aber doch vorrangig<br />

das Motiv <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung gestan<strong>de</strong>n haben<br />

sollte, be<strong>de</strong>utet dies indirekt ein Eingeständnis<br />

Schalcks, daß <strong>de</strong>r Einsatz dieser Mittel in <strong>de</strong>r DDR-<br />

Volkswirtschaft keine vergleichbare Realverzinsung<br />

erwarten ließ. Dies wür<strong>de</strong> darauf hin<strong>de</strong>uten, daß<br />

Schalck mit <strong>de</strong>n Rückflüssen aus Technoligieimporten<br />

zunehmend unzufrie<strong>de</strong>n war, weshalb er die Ko-<br />

Ko-Mittel teilweise lieber im Ausland anlegte, als sie<br />

in <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft <strong>de</strong>r DDR investiv einzusetzen.<br />

Es ist jedoch immerhin möglich, daß das Motiv<br />

dieser Portfolioinvestitionen durch KoKo auch die Reservebildung<br />

gewesen ist.<br />

Was die Geldanlagen <strong>de</strong>s Bereichs im Ausland betrifft,<br />

so wur<strong>de</strong>n damit drei Zwecke zugleich verfolgt,<br />

wobei man nicht zu sagen vermag, welches <strong>de</strong>r wichtigste<br />

war: Die Devisenerwirtschaftung, <strong>de</strong>r Ausweis<br />

von Guthaben <strong>de</strong>r DDR im Ausland, mit <strong>de</strong>m Ziel,<br />

<strong>de</strong>ren relativ hohe Bonitätseinschätzung zu erhalten,<br />

<strong>und</strong> die Reservebildung.<br />

Die Erträge aus solchen Geldanlagen lassen sich nur<br />

schwer abschätzen. Dem Konto 628 sind je<strong>de</strong>nfalls<br />

von 1975-1989 rd. 550 Mio. VM an Festgeldzinsen<br />

zugeflossen. Was die Größenordnung <strong>de</strong>r Geldanlagen<br />

betrifft, so wur<strong>de</strong>n am 4. 12. 89 Festgeldanlagen<br />

in Höhe von 297 Mio. DM auf Namenskonten sowie<br />

in Höhe von 1ø853 Mio DM auf Konten von KoKo-<br />

Unternehmen festgestellt (vgl. Tabelle 16). Für We rt<br />

-papiergeschäfte, die <strong>de</strong>r Bereich erst En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre — zunächst versuchsweise — vornahm, waren<br />

nach <strong>de</strong>r gleichen Quelle 166 Mio. VM vorgesehen,<br />

davon befan<strong>de</strong>n sich jedoch am 4. 12. 89 ca.<br />

100 Mio. (noch o<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r) auf Festgeldkonten.<br />

Ein nicht geringer Teil <strong>de</strong>r KoKo-Mittel war im Inland<br />

angelegt, <strong>und</strong> zwar auf Konten <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DA-<br />

BA. Diese Mittel dienten in erster Linie <strong>de</strong>r Oberbrückung<br />

von Liquiditätsengpässen beim Schul<strong>de</strong>ndienst.<br />

Die Konditionen, zu <strong>de</strong>nen KoKo diese<br />

Kredite gewährte, hielten sich nach unseren Berechnungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r marktüblichen. Nach vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Kreditvereinbarungen aus <strong>de</strong>m Jahre 1985<br />

lassen sich folgen<strong>de</strong> Zinssätze errechnen: Bei 18 monatiger<br />

Laufzeit 13,3 %, bei 24 monatiger Laufzeit<br />

13,4 % p. a. Aus <strong>de</strong>m mehrfach zitierten B rief<br />

Schalcks <strong>und</strong> Königs an Schürer vom 14. November<br />

geht he rvor, daß <strong>de</strong>r KoKo-Bereich <strong>de</strong>r DABA auch<br />

zinslose Kredite gewährte, <strong>und</strong> zwar in mehr als dreifachem<br />

Umfang <strong>de</strong>r verzinslichen (1989). Letzteres<br />

war u. E. nicht üblich, <strong>und</strong> dürfte nur dadurch zu erklären<br />

sein, daß <strong>de</strong>r Bereich bereits 1989 kurzfristig


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle 16<br />

Geldanlagen <strong>und</strong> Vermögenswerte <strong>de</strong>s Bereiches<br />

Koko in konvertiblen Devisen<br />

Stand: Dezember 1989, in Mio. DM<br />

Anlagen auf Girokonten bei <strong>de</strong>r<br />

DHB <strong>und</strong> DABA 3 325<br />

Festgeld bei <strong>de</strong>r DHB 2 100<br />

Auslandsanlagen (Festgeld) auf<br />

Namenskonten 197<br />

Auslandsanlagen (Festgeld) von<br />

KoKo-Unternehmen 1 853<br />

Wertpapier<strong>de</strong>pots (davon 97,4 Mio.<br />

DM als Festgeld) 166<br />

Goldreserven 21,2 t 500<br />

Insgesamt 8 141<br />

For<strong>de</strong>rungen aus Krediten 2 080<br />

Quelle: Überblick über bekannte Geldanlagen, Vermögenswerte,<br />

Schul<strong>de</strong>n etc. <strong>de</strong>s Bereiches Kommerzielle Koordinierung,<br />

Stand ca. Dezember 1989, 2 Js 7/90. Sachstand<br />

12. 2. 91, Mat. A 5 E 60.<br />

ein Großteil seiner liqui<strong>de</strong>n Mittel über die DABA zur<br />

termingerechten Bedienung <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DDR<br />

mobilisiert hatte.<br />

f) Aktivitäten im Rahmen <strong>de</strong>r Wahrnehmung von<br />

beson<strong>de</strong>ren Aufgaben für <strong>de</strong>n Staat<br />

Kirchengeschäfte<br />

In <strong>de</strong>n 50er <strong>und</strong> noch zu Beginn <strong>de</strong>r 60er Jahre wur<strong>de</strong>n<br />

die Kirchen <strong>und</strong> kirchlichen Einrichtungen in <strong>de</strong>r<br />

DDR durch direkte materielle Hilfslieferungen <strong>de</strong>r<br />

Evangelischen <strong>und</strong> Katholischen Kirche in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

unterstützt. Da die Kirchen in <strong>de</strong>r DDR<br />

auch Geld - das hieß Mark <strong>de</strong>r DDR - 86) für die<br />

Bezahlung ihrer Mitarbeiter, für <strong>de</strong>n Unterhalt ihrer<br />

Einrichtungen etc. benötigten, wur<strong>de</strong> mit Beginn <strong>de</strong>s<br />

Jahres 1967 mit <strong>de</strong>m sogenannten „Mischtransfer"<br />

eine Konstruktion gef<strong>und</strong>en, die sowohl die materielle<br />

wie geldliche Unterstützung <strong>de</strong>r Kirchen in <strong>de</strong>r<br />

DDR sicherte. Dieser Mischtransfer wur<strong>de</strong> bekannt<br />

als Kirchengeschäft A. Der Kern bestand da rin, daß<br />

die DDR we<strong>de</strong>r DM noch VE erhielt, son<strong>de</strong>rn Rohstofflieferungen,<br />

<strong>de</strong>ren Gegenwert <strong>de</strong>n kirchlichen<br />

Institutionen in <strong>de</strong>r DDR zunächst allein in Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR, später auch in Valuta-Mark zugeführt wür<strong>de</strong>. 87 )<br />

Bei <strong>de</strong>n Verhandlungen über Umfang <strong>und</strong> Struktur<br />

<strong>de</strong>r Rohstofflieferungen war auf seiten <strong>de</strong>r DDR das<br />

Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l zuständig. Seit 1966/1967 wur<strong>de</strong> dieser Komplex<br />

auf <strong>de</strong>n Bereich KoKo übertragen. Auch wenn<br />

man die „ ökonomische Leistung " <strong>de</strong>s Bereichs KoKo<br />

im Sinne von autonom erwirtschafteten Mitteln bei<br />

diesen Kirchengeschäften sowie bei <strong>de</strong>m nachfolgend<br />

skizzierten Kirchengeschäft B als gering ansieht,<br />

so trug dieser wichtige Komplex in <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Beziehungsgefüge unseres Erachtens<br />

auch die Handschrift Schalcks.<br />

Die Unterstützungsleistungen <strong>de</strong>r Katholischen Kirche<br />

(Kirchengeschäfte C) <strong>und</strong> die Abwicklung <strong>de</strong>r<br />

humanitären Leistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung an die<br />

DDR (Kirchengeschäfte B) orientierten sich an dieser<br />

Mischform; <strong>de</strong>m Diakonischen Werk <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche wur<strong>de</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Erfahrungen<br />

die Durchführung <strong>de</strong>s Kirchengeschäfts B<br />

treuhän<strong>de</strong>risch überlassen. 88 )<br />

Die DDR erhielt im Rahmen <strong>de</strong>r Kirchengeschäfte A<br />

Rohstofflieferungen. 89) Die Evangelische Kirche lieferte<br />

zunächst US-Koks, Kohle <strong>und</strong> Getrei<strong>de</strong>. Im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Jahre hat sich eine feste Rohstofflieferungspalette<br />

herausgebil<strong>de</strong>t, wie Tabelle 17 beispielhaft für<br />

die zweite Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre belegt.<br />

Die Rohstoffe wur<strong>de</strong>n von sogenannten Vertrauensfirmen<br />

im Auftrag <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Lan<strong>de</strong>skirchen<br />

auf <strong>de</strong>m internationalen Markt gekauft <strong>und</strong> in die<br />

DDR verbracht. Da es sich nicht - mit Ausnahme von<br />

Silber - um Waren <strong>de</strong>utschen Ursprungs han<strong>de</strong>lte,<br />

mußten diese Güter vom B<strong>und</strong>eswirtschaftsministerium<br />

genehmigt wer<strong>de</strong>n. Diese Lieferungen waren<br />

Transithan<strong>de</strong>lsgeschäfte, die nicht zum inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l zählten. Silber wur<strong>de</strong> im B<strong>und</strong>esgebiet<br />

gekauft. Es wur<strong>de</strong> mit Warenbegleitschein U (unentgeltlich)<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls in<br />

die DDR verbracht. Diese Lieferungen waren von <strong>de</strong>r<br />

Umsatzsteuer freigestellt.<br />

Im damaligen Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong>n die Gegenwerte <strong>de</strong>r<br />

Lieferungen <strong>de</strong>r EKD <strong>de</strong>n kirchlichen Institutionen in<br />

<strong>de</strong>r DDR in Mark <strong>de</strong>r DDR zur freien Verfügung gutgeschrieben.<br />

Für diesen Mark-Transfer sind im Zeitraum<br />

1966-1989 Rohstoffe im Wert von<br />

1,08 Mrd. DM geliefert wor<strong>de</strong>n. In welchem Umfang<br />

die kirchlichen Institutionen hierfür Mark <strong>de</strong>r DDR<br />

Tabelle 17<br />

Genehmigte Lieferwerte<br />

für die Kirchengeschäfte A<br />

nach Waren in <strong>de</strong>n Jahren 1986-1989,<br />

in Mio. DM<br />

1986 1987 1988 1989<br />

Erdöl 28,0 28,0 20,0 20,0<br />

Kupfer 24,2 19,5 17,0 12,0<br />

Naturkaut-<br />

schuk 10,0 10,0 11,5 12,0<br />

Wolf -<br />

ramerzkon-<br />

zentrat 10,0 10,0 7,5 8,0<br />

Zinkerzkonzentrat<br />

1,0 -<br />

Silber 5,0<br />

Quecksilber 2,0 3,0 3,0 4,0<br />

Industrie-<br />

diamanten - 4,0 4,0<br />

Kokskohle 6,0<br />

Rohkaffee 10,0 10,0 10,0 10,0<br />

Wolle 10,0 10,0 10,0 10,0<br />

Quelle: Armin Volze: Kirchliche Transferleistungen in die<br />

DDR, in: Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991), H. 1, S. 61.


erhielten, konnte nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n. Nach<br />

Ausführungen von Volze 90) stan<strong>de</strong>n Lieferungen <strong>und</strong><br />

Gegenwert in keinem festen Verhältnis. Eine Währungsparität<br />

von 1 : 1 hat die west<strong>de</strong>utsche Seite nicht<br />

akzeptiert. Uber Son<strong>de</strong>rleistungen <strong>und</strong> Gutschriften,<br />

über die jeweils verhan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n mußten, hat sich<br />

die Währungsparität zugunsten <strong>de</strong>r DM verbessert.<br />

Da die kirchlichen Institutionen auch Investitionen<br />

finanzieren mußten, die nur gegen Valuta-Mark zu<br />

beziehen waren, 91) erfolgten ab 1966 Gutschriften<br />

Tabelle 18<br />

Jahr<br />

Kirchengeschäfte A<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1972-1989<br />

Mio.<br />

M/DMa<br />

EKD<br />

Mio.<br />

VMb<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Waren<br />

Valutabereitstellun<br />

liefe gen im<br />

rungen Rahmen<br />

A-Geschäft <strong>de</strong>s A-<br />

Geschäftsd<br />

in<br />

Mio. VM<br />

in<br />

Mio. VM<br />

1972 44,1 18,0 . .<br />

1973 44,0 14,0 44,023 14,025<br />

1974 48,0 17,3 48,008 17,320<br />

1975 40,0 23,0 40,033 22,964<br />

1976 44,0 30,1 44,009 30,140<br />

1977 51,0 30,2 51,008 30,158<br />

1978 51,0 34,0 51,008 33,900<br />

1979 44,0 33,9 44,004 33,898<br />

1980 44,0 33,0 44,010 33,041<br />

1981 44,0 39,7 44,005 39,661<br />

1982 44,0 45,6 44,027 45,600<br />

1983 44,0 51,5 44,006 44,684<br />

1984 44,0 43,8 44,002 43,842<br />

1985 44,0 56,3 44,032 55,709<br />

1986 44,0 54,0 44,010 54,007<br />

1987 44,0 47,6 44,004 47,564<br />

1988 44,0 42,5 44,000 42,547<br />

1989 44,0 42,7 342,200e .<br />

a Rohstofflieferungen <strong>de</strong>r EKD, <strong>de</strong>ren Gegenwert <strong>de</strong>n kirchlichen<br />

Institutionen in Mark <strong>de</strong>r DDR gutgeschrieben wur<strong>de</strong>;<br />

b Ebenfalls Rohstofflieferungen <strong>de</strong>r EKD, wobei aber<br />

<strong>de</strong>ren Gegenwert <strong>de</strong>n kirchlichen Institutionen in VM gutgeschrieben<br />

wur<strong>de</strong>; c Angaben basieren auf <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />

WTU erstellten Datenbank. Unter <strong>de</strong>m Kriterium 241 000<br />

wur<strong>de</strong>n die Warenlieferungen im Rahmen <strong>de</strong>r Kirchengeschäfte<br />

A erfaßt. Entnommen wur<strong>de</strong>n die Angaben <strong>de</strong>r Dokumentenart<br />

600 (Schriftverkehr); d Ebenfalls nach WTU-<br />

Angaben. Unter <strong>de</strong>m Kriterium 242.000 wur<strong>de</strong>n die Valutabereitstellungen<br />

im A-Geschäft ermittelt; e Dieser Wert ist<br />

offensichtlich erheblich überhöht.<br />

Quelle: West<strong>de</strong>utsche Treuhand-Union, <strong>Bericht</strong> über die für<br />

<strong>de</strong>n <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag 1. Untersuchungsausschuß<br />

„Kommerzielle Koordinierung" durchgeführte Auswertung<br />

relevanter Unterlagen <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

<strong>und</strong> die Erstellung eines Zahlen- <strong>und</strong> Datenwerkes, das als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für ein wirtschaftswissenschaftliches Gutachten<br />

dient zu <strong>de</strong>m Thema „Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR", <strong>Bericht</strong><br />

Nr. 289, Bonn 1993; Armin Volze: Kirchliche Transferleistungen<br />

in die DDR, in: Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991),<br />

H. 1, S. 64.<br />

auch in dieser Werteinheit. So wur<strong>de</strong>n beispielsweise<br />

zur Finanzierung <strong>de</strong>s 1974 begonnenen Son<strong>de</strong>rbauprogramms<br />

<strong>de</strong>r Kirchen Valuta-Mark-Gutschriften<br />

benötigt. Die Valuta-Mark-Gutschriften erreichten in<br />

<strong>de</strong>n 80e1 Jahren die Höhe <strong>de</strong>r Mark-Transfers, zum<br />

Teil übertrafen sie diese (vgl. Tabelle 18). Im Zeitraum<br />

von 1966-1989 erfolgten Rohstofflieferungen<br />

in einem Umfang von 696,7 Mio. DM gegen Valuta-<br />

Mark-Gutschriften.<br />

Die Katholische Kirche begann 1966 mit ihren Rohstofflieferungen<br />

in die DDR. Der Deutsche Ca ritas-<br />

Verband in Freiburg wickelte diese Geschäfte ab. Es<br />

waren feste Jahresbeträge vereinbart, die im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Zeit mehrfach angehoben wur<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>r<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r genehmigten Lieferwerte errechnet<br />

sich für <strong>de</strong>n Zeitraum 1966-1989 ein Lieferwert von<br />

708,4 Mio. DM; tatsächlich dürften Rohstoffe in<br />

einem erheblich geringeren Umfang geliefert wor<strong>de</strong>n<br />

sein. In <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre soll <strong>de</strong>r<br />

Lieferwert r<strong>und</strong> 14-15 Mio. DM pro Jahr betragen<br />

haben. Es wur<strong>de</strong> nur Elektrolytkupfer geliefert.<br />

Die Evangelische <strong>und</strong> Katholische Kirche sollen nach<br />

<strong>de</strong>n von Volze ermittelten Größen zwischen 1966 <strong>und</strong><br />

1989 Rohstoffe im Wert von r<strong>und</strong> 2,5 Mrd. DM in die<br />

Tabelle 19<br />

Kirchliche Transferzahlungen an die DDR in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1966-1989 in Mio. DM<br />

Jahr<br />

Kirchenge-<br />

schäfte A+Ca<br />

Kirchenge-<br />

schäfte B<br />

S 2+ S 3<br />

P P<br />

1 2 3 4<br />

1966 60,9 24,8 85,7<br />

1967 62,5 31,5 94,0<br />

1968 72,0 28,4 100,4<br />

1969 67,1 44,9 112,0<br />

1970 73,0 50,7 123,7<br />

1971 75,4 84,2 159,6<br />

1972 82,1 69,5 151,6<br />

1973 83,0 54,0 137,0<br />

1974 85,3 88,1 173,4<br />

1975 88,0 104,0 192,0<br />

1976 104,1 130,0 234,1<br />

1977 116,2 144,0 260,2<br />

1978 120,0 168,4 288,4<br />

1979 112,9 107,0. 219,9<br />

1980 112,0 130,0 242,0<br />

1981 118,7 179,0 297,7<br />

1982 124,6 177,0 301,6<br />

1983 135,5 102,8 238,3<br />

1984 127,8 388,0 515,8<br />

1985 140,3 302,0 442,3<br />

1986 138,0 195,0 333,0<br />

1987 131,6 163,0 294,6<br />

1988 126,5 232,1 358,6<br />

1989 126,7 267,9 394,6<br />

Gesamt 2 484,2 3 266,3 5 750,5<br />

a Auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r genehmigten Lieferwerte.<br />

Quelle: Armin Volze: Kirchliche Transferleistungen in die<br />

DDR, in: Deutschland Archiv, Heft 1 (24. Jg.), 1991, S. 64.<br />

-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

DDR geliefert haben (vgl. Tabelle 19). Da in dieser<br />

Aufstellung <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>r für die Kirchengeschäfte C<br />

genehmigten Lieferwerte erfaßt wur<strong>de</strong>, die aber<br />

nicht realisiert wur<strong>de</strong>n, dürfte im Rahmen <strong>de</strong>r A- <strong>und</strong><br />

C-Geschäfte <strong>de</strong>r Lieferwert zwischen 2 <strong>und</strong><br />

2,5 Mrd. DM betragen haben.<br />

Anfang <strong>de</strong>r 60er Jahre nutzte die B<strong>und</strong>esregierung<br />

die Möglichkeit, Häftlinge aus <strong>de</strong>r DDR durch wirtschaftliche<br />

Gegenleistungen freizukaufen. Die ersten<br />

Bemühungen um Freilassung Inhaftierter waren<br />

1962 erfolgreich. Die Abwicklung dieser Gegenleistungen<br />

erfolgte treuhän<strong>de</strong>risch im Rahmen eines<br />

Son<strong>de</strong>rauftrages <strong>de</strong>r EKD beim Diakonischen Werk<br />

in Stuttgart. Mitte <strong>de</strong>s Jahres 1964 wur<strong>de</strong> die erste<br />

Vereinbarung zwischen <strong>de</strong>m Beauftragten <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen<br />

Lan<strong>de</strong>skirche <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l abgeschlossen.<br />

Ab 1966/1967 war <strong>de</strong>r Bereich KoKo Verhandlungspartner<br />

<strong>de</strong>s Diakonischen Werkes in Stuttgart<br />

.<br />

Die Warenzusammensetzung im Rahmen <strong>de</strong>r Kir<br />

chengeschäfte B umfaßte für das Rumpfjahr 1964<br />

noch Butter, Speiseöl <strong>und</strong> Kaffee; ab 1965 fin<strong>de</strong>n sich<br />

Tabelle 20<br />

dann nahezu nur noch industrielle Rohstoffe (vgl. Tabelle<br />

20). Die Tabelle belegt, daß ab Mitte <strong>de</strong>r 70er<br />

Jahre <strong>de</strong>r Übergang auf börsennotierte Rohstoffe<br />

praktisch abgeschlossen war.<br />

Die Warenpalette hat sich seit 1976 - mit Ausnahme<br />

<strong>de</strong>s Jahres 1990 - nicht mehr wesentlich geän<strong>de</strong>rt. 92 )<br />

Sie beschränkte sich auf die weltmarktfähigen Produkte<br />

Erdöl, Kupfer <strong>und</strong> Industriediamanten, die im<br />

Transithan<strong>de</strong>l geliefert wur<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> auf Silber, das<br />

aus <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esgebiet mit <strong>de</strong>m Warenbegleitschein<br />

U geliefert wur<strong>de</strong>. Die Tabelle 21 zeigt das für die<br />

zweite Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre typische Bild <strong>de</strong>r Rohstoffzusammensetzung.<br />

Hinter <strong>de</strong>r Wandlung <strong>de</strong>r Warenpalette hin zu Transithan<strong>de</strong>lsware<br />

<strong>und</strong> damit international han<strong>de</strong>lbaren<br />

Produkten stand die Strategie, die im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Kirchengeschäfte B gelieferten Rohstoffe je<strong>de</strong>rzeit<br />

gegen konvertible Devisen verkaufen zu können. Die<br />

schnelle Veräußerung gegen Devisen war das Ziel<br />

dieser Produktpalettenwandlung. Unabhängig davon,<br />

ob KoKo diese Möglichkeit durchgängig genutzt<br />

hat, gilt die gr<strong>und</strong>sätzliche Aussage: Der Bereich Ko<br />

-Ko war prinzipiell bei Lieferung börsennotierter Roh-<br />

Struktur <strong>de</strong>r im Rahmen <strong>de</strong>r Kirchengeschäfte B gelieferten Waren in <strong>de</strong>n Jahren 1964-1976<br />

in Mio. DM<br />

1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976<br />

Erdöl Ta 16,9b 18,3 8,0 11,5 24,0 32,1<br />

Diamanten T - 11,8 - - - 7,0 7,7 22,0 10,1 4,5 8,0 12,0 10,5<br />

Kupfer Ua c - 2,8' 2,0* 25,0* 4,0 9,8 19,0* 20,3 12,0 6,0 40,2 24,5 49,1<br />

Silber<br />

Queck-<br />

U - 4,3 - - 6,0 4,0 6,0 8,0 4,6 14,0 20,0 30,0 30,1<br />

silber T - - 2,7 - 3,5 - 5,0 2,0 4,6 1,5 2,5 7,5 8,1 -<br />

Silbernitrat U 5,0 1,0 7,0 - - - -<br />

Zinn U - - - - 3,0 - 4,0 11,0 4,9 4,0 - 6,0 -<br />

Rhodium U 1,0 1,0 0,5 - 3,5 - -<br />

Palladium U<br />

Stahl- u.<br />

NE-Metal-<br />

- 1,0 2,0 1,5 4,5 2,5 - -<br />

lerz. U - 34,1 - - - 7,1 - - - 11,2 - - -<br />

Kautschuk<br />

an<strong>de</strong>re<br />

T 7,1 5,1 5,0<br />

Rohstoffed 3,5 7,3 15,1 5,2 12,0 6,9 2,0 - 6,0 - - - -<br />

Mais U 2,7<br />

Kaffee<br />

Kakao-<br />

T 8,5<br />

bohnen T 1,3 10,0<br />

Butter U 13,9<br />

Speiseöl T 2,2 2,3<br />

Insgesamt 37,9 67,7 24,8 31,5 28,4 44,9 50,7 84,2 69,5 54,0 88,1 104,0 129,9<br />

a U be<strong>de</strong>utet Warenbegleitschein U, T steht für Transitware; b davon 2,9 Heizöl T <strong>und</strong> 4,0 Gasöl U; c Kupfer ist teilweise<br />

auch als Transitware geliefert wor<strong>de</strong>n, wenn mit * gekennzeichnet. Ab 1979 wur<strong>de</strong> Kupfer nur noch als Transitware<br />

geliefert; d Es wur<strong>de</strong>n geliefert: 1964 Kadmium 1,0 U, Aktivrus 1,0 U/T <strong>und</strong> kleinere Partien Quecksilber, Stickstoff <strong>und</strong><br />

Rutilsand; 1965 Molybdän 6,0 U <strong>und</strong> Wolle 1,3 U; 1966 Molybdan 10,0 U, Wolfram 2,6 U, Cordsei<strong>de</strong> 2,0 U <strong>und</strong> Kabel 0,5 U;<br />

1967 Rohasbest 1,8 T, Pergamentersatzpapier 1,2 T, Weißblech 1,0 U, Fichtenzellulose 0,7 U <strong>und</strong> Rutilsand 0,5 U; 1968<br />

Phosphatdüngemittel 12,0 U; 1969 Rohasbest 6,2 U <strong>und</strong> Weißblech 0,7 U; 1970 Phenol 2,0 T; 1972 Pflanzenschutzmittel 4,5 U<br />

<strong>und</strong> Farbstoffe 1,5 U.<br />

Quelle: Unterlagen <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes u. a. Zitiert nach Armin Volze: Eine Bananen-Legen<strong>de</strong> <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Irrtümer<br />

in: Deutschland Archiv, 26 Jg. (1993), H. 1, S. 65.


Tabelle 21<br />

Genehmigte Lieferwerte<br />

für die Kirchengeschäfte B<br />

nach Waren in <strong>de</strong>n Jahren 1986-1989,<br />

Mio. DM<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

1986 1987 1988 1989<br />

Erdöl 122,0 107,0 101,0 102,0<br />

Kupfer 77,0 48,5 70,0 66,0<br />

Silber 50,0 31,0 23,5 37,0<br />

Industrie-<br />

diamanten 9,0 11,0 4,0 19,0<br />

Quelle: Armin Volze: Kirchliche Transferleistungen in die<br />

DDR, in: Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991), H. 1, S. 63.<br />

stoffe in <strong>de</strong>r Lage, schnell <strong>und</strong> vor allen Dingen auch<br />

kostengünstig an konvertible Devisen zu gelangen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Überlegungen dürfte Schalck diesen<br />

Strukturwan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r Rohstoffzusammensetzung<br />

durchgesetzt haben. Konkret hat <strong>de</strong>r Bereich<br />

KoKo von <strong>de</strong>r Möglichkeit <strong>de</strong>s Weiterverkaufs dieser<br />

Rohstoffe außerhalb <strong>de</strong>r DDR aber nicht vollständig<br />

Gebrauch gemacht.<br />

Die Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH war seit 1967 in<br />

die Kirchengeschäfte eingeschaltet. Volze hat recherchiert,<br />

daß Rohölpartien ab En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre<br />

vollständig <strong>und</strong> Industriediamanten „mit steigen<strong>de</strong>r<br />

Ten<strong>de</strong>nz bei <strong>de</strong>r Elmsoka gekauft wor<strong>de</strong>n sind. "93)<br />

Die Kupfer- <strong>und</strong> Silberlieferungen sollen nicht über<br />

die Elmsoka abgewickelt wor<strong>de</strong>n sein. 94) Elmsoka<br />

wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n west<strong>de</strong>utschen Vertrauensfirmen aus<br />

Mitteln, die das B<strong>und</strong>esministerium für inner<strong>de</strong>utsche<br />

Beziehungen über die Evangelische Kirche<br />

Deutschlands für die Durchführung dieser humanitären<br />

Aktionen zur Verfügung stellte, bezahlt.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Warenpositionen, die auf <strong>de</strong>n internationalen<br />

Rohstoffmärkten gegen konvertible Devisen<br />

verkauft bzw. die in die DDR verbracht <strong>und</strong> zum<br />

Teil dort verarbeitet wur<strong>de</strong>n, machte Grötzinger vor<br />

<strong>de</strong>m 1. UA KoKo folgen<strong>de</strong> Aussage: 95) Das über die<br />

Elmsoka gekaufte (sowjetische Erdöl) ist gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

in <strong>de</strong>r DDR verblieben <strong>und</strong> do rt verarbeitet wor<strong>de</strong>n.<br />

Kupfer wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Regel an <strong>de</strong>r Londoner Börse<br />

weiterverkauft. Industriediamanten sind<br />

vollständig zunächst in das Intrac-Konsignationslager<br />

in Berlin übernommen <strong>und</strong> später zur Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Bedarfsträger für Industriediamanten (u. a. Kabelindustrie,<br />

Zeiss Jena) verwandt wor<strong>de</strong>n. Nach<br />

Aussage von Grötzinger sind Industriediamanten<br />

vollständig in <strong>de</strong>r DDR verblieben. Silber wur<strong>de</strong> aus<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik physisch in die DDR verbracht;<br />

davon sollen zwischen 20-30 % in <strong>de</strong>r DDR verbraucht<br />

wor<strong>de</strong>n sein.<br />

Stützt man sich auf die Aussagen von Grötzinger, so<br />

sind die Kupferlieferungen vollständig <strong>und</strong> die Silberlieferungen<br />

zu r<strong>und</strong> 70 % weite rverkauft wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Rest <strong>de</strong>r Rohstofflieferungen ist auch in die DDR<br />

gelangt <strong>und</strong> do rt verarbeitet wor<strong>de</strong>n.<br />

Monetäre Ergebnisse: Die im Rahmen <strong>de</strong>r Kirchen<br />

geschäfte A <strong>und</strong> C gelieferten Rohstoffwerte sind in<br />

<strong>de</strong>n Tabellen 18 <strong>und</strong> 19 dokumentiert. 96) Die Erlöse<br />

aus in <strong>de</strong>r DDR veräußerten Warenlieferungen im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s A-Geschäftes einschließlich <strong>de</strong>s Valuta-<br />

Bauprogramms <strong>de</strong>r Evangelischen Kirchen gingen<br />

auf das Konto 0559 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank.<br />

Nur die 40 Mio. VM übersteigen<strong>de</strong>n Erlöse wur<strong>de</strong>n<br />

auf das Konto 0528 überwiesen. Die im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Kirchengeschäfte A auf das Konto 0528 überwiesenen<br />

Gel<strong>de</strong>r betrugen ca. 4 Mio. VM jährlich.<br />

Die Erlöse aus in <strong>de</strong>r DDR veräußerten Warenlieferungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s C-Geschäftes erfolgten bis<br />

1980 auf das Konto 0528. Seit 1981 wur<strong>de</strong> nur <strong>de</strong>r<br />

Betrag, <strong>de</strong>r 12 Mio. VM jährlich überstieg, auf das<br />

Konto 0528 überwiesen. Es dürfte sich hier um ca.<br />

3 Mio. VM jährlich gehan<strong>de</strong>lt haben. Ab 1981 wur<strong>de</strong>n<br />

die Einnahmen aus <strong>de</strong>m C-Geschäft in Höhe von<br />

12 Mio. VM per annum auf das Konto 0628 überwiesen.<br />

Die Gesamtkosten <strong>de</strong>r Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

um humanitäre Erleichterungen sind in <strong>de</strong>n<br />

von Volze übernommenen Tabellen hinlänglich dokumentiert.<br />

Im Zeitraum von 1966-1989 wur<strong>de</strong>n<br />

knapp 3,3 Mrd. DM für <strong>de</strong>n Häftlingsfreikauf <strong>und</strong> für<br />

die Familienzusammenführung gezahlt. Die durch<br />

die WTU vorgenommene Auswertung von DDR-Dokumenten<br />

ergab keine darüber hinausgehend neuen<br />

Erkenntnisse. In <strong>de</strong>r Tabelle 22 wer<strong>de</strong>n die von <strong>de</strong>r<br />

WTU ermittelten Daten <strong>de</strong>n von Volze ermittelten<br />

Daten gegenübergestellt. (Vgl. Tabelle 19). 97 )<br />

Es wird unterstellt, daß die von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

zur Verfügung gestellten Gel<strong>de</strong>r ohne große Abzüge<br />

in die DDR geflossen sind. Im Jahre 1966/67 wur<strong>de</strong>n<br />

diese Waren noch physisch in die DDR verbracht <strong>und</strong><br />

die materielle Staatsreserve eingestellt. In <strong>de</strong>n Jahren<br />

1968-1973 wur<strong>de</strong>n die Erlöse aus <strong>de</strong>r Vermarktung<br />

<strong>de</strong>r Warenlieferungen auf das Konto 0528, ab<br />

1974 auf das Konto 0628 eingezahlt. 98 )<br />

-<br />

Reale Effekte: Die im Rahmen <strong>de</strong>r Kirchengeschäfte<br />

A <strong>und</strong> C gelieferten Rohstoffe zogen entsprechen<strong>de</strong><br />

Versorgungsleistungen <strong>de</strong>r DDR nach sich. So wur<strong>de</strong>n<br />

zum einen kirchliche Institutionen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren<br />

Mitarbeiter in Mark <strong>de</strong>r DDR bezahlt; soweit Gegenleistungen<br />

in Valuta-Mark vereinbart wur<strong>de</strong>n, zogen<br />

diese Vereinbarungen auch <strong>de</strong>visenwerte Leistungen<br />

in Form von Exportwaren <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r Leistungen<br />

nach sich. Der reale Nettonutzen für die<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR dürfte nur schwer zu bestimmen<br />

sein. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist festzuhalten, daß die<br />

DDR im Rahmen dieser Kirchentransfers Rohstoffe<br />

erhielt, die sie nur auf <strong>de</strong>n westlichen Märkten gegen<br />

VE o<strong>de</strong>r aber konvertible Devisen beziehen konnte.<br />

Dieser Realtransfer wur<strong>de</strong> für die laufen<strong>de</strong> Produktion<br />

benötigt. Der Gegenwert bestand in Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR, für die die kirchlichen Organisationen aber<br />

allein die auf <strong>de</strong>m Binnenmarkt <strong>de</strong>r DDR angebotenen<br />

Produkte <strong>und</strong> Leistungen beziehen konnten.<br />

Auch die sogenannten <strong>de</strong>visenwerten Leistungen<br />

wur<strong>de</strong>n durch die sogenannten Inlandsexporte <strong>de</strong>r<br />

DDR abge<strong>de</strong>ckt. Also auch hier wur<strong>de</strong>n die Leistungen<br />

durch eigene Ressourcen <strong>de</strong>r DDR möglich.<br />

Die im Rahmen <strong>de</strong>r Kirchengeschäfte A <strong>und</strong> C bezogenen<br />

Rohstoffe konnten also letztlich durch DDR-<br />

-Eigenleistungen finanziert wer<strong>de</strong>n. Das hat die Devi-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle 22<br />

Kirchengeschäfte B<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1974-1989 in Mio. DM<br />

Jahr EKD<br />

Haushalts<br />

zahlungen<br />

<strong>de</strong>s BMB<br />

Devisenabfüh<br />

rungen an Kto.<br />

628 aus Ein<br />

zahlungen<br />

Intrac i. V. m.<br />

Häftlings<br />

freikäufen<br />

(B-Geschäft)<br />

(Kriterium<br />

322 310)<br />

1974 88,1 109,0 39,000<br />

1975 104,0 104,6 125,749<br />

1976 130,0 131,1 96,635<br />

1977 144,0 144,6 134,174<br />

1978 168,4 168,8 168,307<br />

1979 107,0 107,6 148,222<br />

1980 130,0 133,8 128,063<br />

1981 179,0 180,0 176,307<br />

1982 177,0 179,3 172,744<br />

1983 102,8 104,2 103,799<br />

1984 388,0 390,1 318,683<br />

1985 302,0 209,1 251,685<br />

1986 195,0 249,4 250,776<br />

1987 163,0 207,8 209,496<br />

1988 232,1 234,2 143,868<br />

1989 267,9 270,0<br />

Quelle: West<strong>de</strong>utsche Treuhand-Union, <strong>Bericht</strong> über die für<br />

<strong>de</strong>n <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag 1. Untersuchungsausschuß<br />

„Kommerzielle Koordinierung" durchgeführte Auswertung<br />

relevanter Unterlagen <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

<strong>und</strong> die Erstellung eines Zahlen- <strong>und</strong> Datenwerkes, das als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für ein wirtschaftswissenschaftliches Gutachten<br />

dient zu <strong>de</strong>m Thema „Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR" , <strong>Bericht</strong><br />

Nr. 289, Bonn 1993, Anlage II; Armin Volze: Kirchliche<br />

Transferleistungen in die DDR, in: Deutschland Archiv,<br />

24. Jg. (1991), H. 1, S. 64.<br />

senbilanz <strong>de</strong>r DDR entlastet <strong>und</strong> damit Hartwährung<br />

für alternative Verwendungsmöglichkeiten, so z. B.<br />

für effizienzerhöhen<strong>de</strong> Maßnahmen für die DDR-<br />

Volkswirtschaft, freigesetzt.<br />

Der Leistungsbeitrag <strong>de</strong>s Bereichs KoKo für diese Effizienzerhöhung<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft insgesamt dürfte<br />

aber relativ gering gewesen sein, auch wenn es<br />

wahrscheinlich auf die Schalcksche Intension zurückzuführen<br />

war, daß sich die Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>r Rohstofflieferungen hin zu international börsennotierten<br />

Rohstoffen gewan<strong>de</strong>lt hat.<br />

Der volkswirtschaftliche Nutzen dieser kirchlichen<br />

Transfers war - gemessen am Bruttosozialprodukt<br />

<strong>de</strong>r DDR, aber auch an an<strong>de</strong>ren staatlichen <strong>und</strong> privaten<br />

west<strong>de</strong>utschen Transferleistungen - relativ<br />

gering.<br />

Im Unterschied zu <strong>de</strong>n A- <strong>und</strong> C-Geschäften, bei <strong>de</strong>nen<br />

die DDR in <strong>de</strong>r Regel im Inland erzeugte Güter<br />

<strong>und</strong> Waren bereitstellen mußte, waren die „Leistungen"<br />

<strong>de</strong>r DDR bei <strong>de</strong>n Kirchengeschäften B ganz<br />

an<strong>de</strong>rer Art: Im Rahmen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Familienzusammenführung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Produktionsfaktor<br />

Arbeit gegen Rohstoffe bzw. konvertible<br />

Devisen „verkauft", so daß dieser Faktor für <strong>de</strong>n weiteren<br />

Einsatz in <strong>de</strong>r Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR nicht<br />

mehr zur Verfügung stand. Insgesamt wur<strong>de</strong>n 33 000<br />

Personen freigekauft; im Rahmen <strong>de</strong>r Familienzusammenführung<br />

konnten 250 000 Personen in die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik übersie<strong>de</strong>ln.<br />

Mit <strong>de</strong>n Leistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik erhielt die<br />

DDR internationale Rohstoffe, die sie entwe<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

eigenen Volkswirtschaft verwen<strong>de</strong>t hat o<strong>de</strong>r aber auf<br />

internationalen Märkten gegen Devisen verkauft<br />

hat. Hinsichtlich <strong>de</strong>r ökonomischen Effekte dieser<br />

empfangenen Leistungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verwendung dieser<br />

Leistungen ist im Gr<strong>und</strong>satz kein Unterschied zu<br />

erkennen. So wur<strong>de</strong>n durch die kostenlose Lieferung<br />

von Rohstoffen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verwendung im Inland Devisen<br />

freigesetzt, die für an<strong>de</strong>re Impo rte verwandt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten. Wur<strong>de</strong>n die Waren verkauft, so wur<strong>de</strong>n<br />

dafür Deviseneinnahmen erzielt, mit <strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>re<br />

Importe finanziert wer<strong>de</strong>n konnten. Das wird <strong>de</strong>utlich<br />

anhand ausgewählter Rohstofflieferungen <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik in die DDR, wenngleich in VE gezahlt<br />

wer<strong>de</strong>n mußte. 99) Für 1986 betrug die Liefergenehmigung<br />

für Silber im Rahmen <strong>de</strong>s Kirchengeschäftes<br />

B 50 Mio. DM, für 1987 31 Mio. DM. Im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls wur<strong>de</strong> im Jahre<br />

1986 Silber in einem Wert von 302 Mio. VE, 1987 in<br />

einem Wert von 234 Mio. VE in die DDR geliefert<br />

(vgl. Tabelle 23). Das gleiche gilt für das Erdöl. Der<br />

genehmigte Lieferwert für Rohöl betrug über die<br />

Jahre 1986-1989 kumuliert 432 Mio. DM, im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls wur<strong>de</strong> in diesem<br />

Zeitraum Rohöl in einem Wert von 1,03 Mrd. VE in<br />

die DDR geliefert.<br />

So kann man nur zusammenfassend feststellen, daß -<br />

insgesamt die gelieferten Waren <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR zugute gekommen sind. Es läßt sich begrün<strong>de</strong>n,<br />

daß <strong>de</strong>r Bereich KoKo in Verfolgung „mikroökonomischer<br />

Ziele" ein Interesse an Warenlieferungen,<br />

nicht an Devisentransfers haben mußte. Nur im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r hier grob skizzierten Konstruktion <strong>de</strong>r Kirchengeschäfte<br />

B konnte <strong>de</strong>r Bereich KoKo seine Position<br />

sichern (Verhandlungen auf <strong>de</strong>r Basis Häftlinge<br />

gegen konvertible Devisen hätten allein zwischen<br />

beauftragten Rechtsanwälten bei<strong>de</strong>r Staaten stattfin<strong>de</strong>n<br />

können), auch wenn die aus diesem „Geschäft"<br />

im KoKo-Bereich verbliebenen Mittel relativ gering<br />

waren. Die Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft soll im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s B-Geschäftes keine Provision erhalten haben;<br />

die Elmsoka hat für die Abwicklung von Rohstoffgeschäften<br />

eine geringe Han<strong>de</strong>lsspanne in Höhe<br />

von einem Viertel Prozent in Rechnung gestellt, die<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Schweizerischen Nationalbank vorgegebenen<br />

Min<strong>de</strong>stmarge entsprochen hat.100<br />

Allerdings dürfte <strong>de</strong>r Bereich KoKo <strong>de</strong>n Nettoeffekt<br />

für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR positiv verstärkt haben,<br />

in<strong>de</strong>m über ihre Tochter Elmsoka die gesamten<br />

Rohölpartien ab En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre <strong>und</strong> mit zunehmend<br />

steigen<strong>de</strong>r Ten<strong>de</strong>nz auch die Industriediamanten<br />

gekauft wor<strong>de</strong>n waren.


Tabelle 23<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Lieferungen <strong>und</strong> Bezüge von Silber, Rohöl <strong>und</strong> Rohdiamanten <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland an die<br />

bzw. aus <strong>de</strong>r DDR im Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls 1973-1989<br />

- in 1000 kg; in 1000 DM -<br />

Silber Rohdiamanten Rohöl'<br />

Jahr Lieferungen Bezüge Lieferungen Bezüge Lieferungen Bezüge<br />

Menge DM Menge DM Menge DM Menge DM Menge DM Menge DM<br />

1973 . . . . . . . 482171,9 34 783 . .<br />

1974 . . . . . . . . . .<br />

1975 . . . . . . . 999 910,8 223 223 . .<br />

1976 . . . . . . 1 248 055,9 327 796 . .<br />

1977 . . . . . . . 1 249 702,3 347 750 15 324,8 21269<br />

1978 . . . . . . . . 441805,3 118190 7 472,1 9 919<br />

1979 313,3 176127 1,7 436 . . . . 1 035 500,5 348 800 . .<br />

1980 119,8 157 084 0,7 189 . . . . 1 186 859,2 588127 . .<br />

1981 254,2 202 558 1,0 806 . . . . 1 071 103,3 688 964 . .<br />

1982 452,7 271517 1,1 661 . . . . 1 081 318,8 692 647 . .<br />

1983 284,1 289 231 0,9 520 . . . . 1 108 775,0 675 836 . .<br />

1984 437,1 341 154 1,9 1 123 . . . . 1 092 801,4 660476 . .<br />

1985 492,3 301818 1,2 702 . . . 1204 771,1 706133 . .<br />

1986 574,2 233 789 0,7 398 . . . . 1 155 000,0 279190 . .<br />

1987 285,6 116 293 0,4 214 . 58 . 1 100 000,0 262 404 . .<br />

1988 260,3 104 652 0,2 91 . 20 . . 1 155 000,0 211260 . .<br />

1989 432,1 157 051 0,7 399 . . . . 1 155 000,0 278 265 . .<br />

' bis 1978: Erdöl, Erdgas, Bitum, Gesteine; 1973 nur Erdöl.<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (Hrsg.), Han<strong>de</strong>l, Gastgewerbe, Reiseverkehr; Fachserie 6, Reihe 6: Warenverkehr mit <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Demokratischen Republik <strong>und</strong> Berlin (Ost); div Jgg (zuletzt 1989).<br />

Müllgeschäfte<br />

Mit <strong>de</strong>r Abnahme <strong>und</strong> Beseitigung von Abfallstoffen<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland unter Einschluß<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin (West) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Weiterleitung auf<br />

die Müll<strong>de</strong>ponien im Bezirk Potsdam, ab 1979 auch<br />

auf die Son<strong>de</strong>r<strong>de</strong>ponie Schönberg sind <strong>de</strong>r DDR im<br />

Verlauf von knapp 20 Jahren Einnahmen in Verrechnungseinheiten<br />

zugeflossen, <strong>de</strong>nen vor allem Ausgaben<br />

in Mark <strong>de</strong>r DDR gegenüberstan<strong>de</strong>n. Neben<br />

west<strong>de</strong>utschen Abfallentsorgem haben weitere<br />

westeuropäische Gesellschaften Abfallstoffe an die<br />

staatseigene Deponiegesellschaft geliefert, so daß<br />

die DDR neben Verrechnungseinheiten auch konvertible<br />

Devisen eingenommen hat.<br />

Der AHB Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft mbH ist bei diesen<br />

Aktivitäten als Vermittler aufgetreten. So wur<strong>de</strong><br />

beispielsweise am 1. Juli 1981 zwischen <strong>de</strong>r Intrac<br />

GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>m VEB Deponie Schönberg ein Rahmenvertrag<br />

geschlossen, in <strong>de</strong>m die Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>r Vertragspartner festgeschrieben wur<strong>de</strong>. Der<br />

VEB Deponie Schönberg verpflichtete sich zur Beseitigung<br />

bzw. Endlagerung <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Intrac von ausländischen<br />

Vertragspartnern übernommenen Abfallstoffe.<br />

101<br />

Unabhängig von <strong>de</strong>r gewählten Rechtskonstruktion<br />

ergibt sich aus <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Materialien, daß<br />

Schalck-Golodkowski für die Maßnahmen zur Errichtung<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg <strong>und</strong> die Beseitigung<br />

von Abfallstoffen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik verantwortlich<br />

war. Er war allein verantwortlich „für die<br />

Vorbereitung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Abschluß langfristiger kommerzieller<br />

Verträge über die Beseitigung von Abfallstoffen<br />

aus <strong>de</strong>r BRD auf <strong>de</strong>m Territorium <strong>de</strong>r DDR<br />

durch <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb Bergbau <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l<br />

GmbH sowie hinsichtlich <strong>de</strong>r Bereitstellung von<br />

Ausrüstung, Geräten, Mate rial, Bau- <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

Leistungen durch <strong>de</strong>n (ausländischen) Vertragspartner,<br />

wobei die Finanzierung aus <strong>de</strong>n Einnahmen für<br />

die Abnahme <strong>de</strong>r Abfallstoffe zu erfolgen hat. 102<br />

Aus einem Schreiben von König an Böhm vom 21. 12.<br />

1978 hinsichtlich einer Stellungnahme für einen Entwurf<br />

einer Politbürovorlage über die Vorbereitung<br />

eines langfristigen Vertrages zur Beseitigung von<br />

Abfallstoffen aus <strong>de</strong>r BRD (Deponie Schönberg) geht<br />

hervor, daß die Einnahmen aus <strong>de</strong>n Leistungen <strong>de</strong>r<br />

Son<strong>de</strong>r<strong>de</strong>ponie Schönberg „wie auch die bisherigen<br />

Einnahmen aus Müll<strong>de</strong>ponien im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung verbleiben. Aus <strong>de</strong>n Einnahmen<br />

erfolgt die Finanzierung <strong>de</strong>r Ausgaben ebenfalls<br />

durch diesen Bereich. "103<br />

Die Bruttoeinnahmen <strong>de</strong>r DDR aus <strong>de</strong>r Abnahme von<br />

Abfallstoffen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

einschließlich <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin im Zeitraum 1971<br />

bis 1989 dürften sich auf insgesamt 1 219 Mrd. VE<br />

belaufen (vgl. Tabelle 24). Die Bruttoeinnahmen <strong>de</strong>r<br />

DDR in konvertiblen Devisen aus <strong>de</strong>r Abnahme von<br />

Abfallstoffen aus an<strong>de</strong>ren westeuropäischen Staaten<br />

konnten nicht ermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die ermittelten Bruttoeinnahmen <strong>de</strong>r DDR im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen „Müllgeschäfts" basieren<br />

zum einen auf Angaben <strong>de</strong>r Senatsverwaltung


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle 24<br />

Bruttoeinnahmen <strong>de</strong>r DDR aus <strong>de</strong>r Abnahme von Abfallstoffen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

(einschl. Berlin-West) in <strong>de</strong>n Jahren 1971-1989, in Mio. VM<br />

Leistungen aufgr<strong>und</strong> vertraglicher Abmachungen Bruttoein-<br />

WTU (Kriterium<br />

mit <strong>de</strong>m Land Berlin nahmen aus <strong>de</strong>n Bruttoeinnahmen<br />

112 300: Abfall-<br />

Deponien <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>r<strong>de</strong>ponie<br />

beseitigung nach<br />

Jahr Bauschutt, Bo- Abnahme u. Bezirks Potsdam Schönberg (ohne<br />

Prioritätenliste<br />

<strong>de</strong>naushub <strong>und</strong> Beseitigung von Gesamt <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deponie P sonstige g westohneDoppelfeste<br />

Abfallstoffe Abfallstoffen Schönberg liche Lan<strong>de</strong>r)<br />

zählungen)<br />

insgesamt<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

1971 0,06 - 0,06 0,06 . -<br />

1972 0,9 2,0 2,9 2,9 . -<br />

1973 8,1 0,9 9,0 9 0 . -<br />

1974 11,4 0,4 11,8 11,8 . -<br />

1975 13,8 11,3 28,616<br />

1976 25,6 54,3 18,500<br />

1977 23,3 31,4 61,811<br />

1978 20,8 30,6 41,900<br />

1979 24,4 18,7 41,908<br />

1980 24,3 26,7 -<br />

1981 28,7 35,6 -<br />

1982 32,1 35,2 983,7 1 195 211,3a -<br />

1983 35,8 31,4 -<br />

1984 29,9 41,8 -<br />

1985 34,2 46,7 -<br />

1986 39,7 38,4 -<br />

1987 39,3 42,2 -<br />

1988 41,0 42,6 -<br />

1989 40,8 43,1 -<br />

Insge-<br />

samt 474,16 533,3 1007,46 1218,76 211,3 192,735<br />

a Spalte 51. Spalte 4.<br />

Quelle: Angaben <strong>de</strong>r Senatsverwaltung für Verkehr <strong>und</strong> Bet rieb <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin; Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>s Bezirks<br />

Potsdam: Ausführungen zur Behandlung <strong>de</strong>r Vorlage - Abnahme von Abfallstoffen durch die DDR im Ministerrat <strong>de</strong>r DDR<br />

am 13. 1. 1990, MAT A 12, Bd. 18; Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise, Vorlage 32/90, 11. 1. 1990, Anlage, MAT A 12, Bd. 18; -<br />

WTU-<strong>Bericht</strong>; eigene Berechnungen.<br />

für Verkehr <strong>und</strong> Bet rieb <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin, zum an<strong>de</strong>ren<br />

auf DDR-eigenen Angaben. Die auf dieser<br />

Gr<strong>und</strong>lage berechneten Bruttoeinnahmen <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>r<strong>de</strong>ponie<br />

Schönberg (ohne Einnahmen aus sonstigen<br />

westlichen Län<strong>de</strong>rn) in Höhe von 211,3 Mio. VE<br />

erscheinen relativ hoch. Zum einen hat <strong>de</strong>r Bezirk<br />

Potsdam über 90 % aller aus <strong>de</strong>m Ausland verbrachten<br />

Abfallstoffe abgelagert 104, zum an<strong>de</strong>ren betrugen<br />

z. B. die Einnahmen <strong>de</strong>r Deponien in Potsdam im ersten<br />

Halbjahr 1982 33,4 Mio. VE, die Einnahmen <strong>de</strong>r<br />

Son<strong>de</strong>r<strong>de</strong>ponie Schönberg im gleichen Zeitraum nur<br />

2,3 Mio. VE. 105 Somit trugen die Einnahmen aus <strong>de</strong>n<br />

Leistungen <strong>de</strong>r Deponie Schönberg im 1. Halbjahr<br />

1982 nur zu 6,4 % an <strong>de</strong>n in diesem Zeitraum im<br />

„Müllgeschäft" vereinnahmten VE-Beträgen bei. 106<br />

Die Bruttoeinnahmen, die <strong>de</strong>m Bereich KoKo aus <strong>de</strong>r<br />

Abnahme <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Beseitigung von Abfallstoffen aus<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik unter Einschluß <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin<br />

in Verrechnungseinheiten zugeflossen sind, kön-<br />

nen relativ genau bestimmt wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n Auf<br />

-<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r Müll<strong>de</strong>ponien mußte KoKo Finanzmittel<br />

in Mark <strong>de</strong>r DDR, in VE <strong>und</strong> in konverti<br />

blen Devisen bereitstellen. Der Umfang dieser Mittel<br />

ist nicht bestimmbar. Aus <strong>de</strong>r Vorlage für das Politbüro<br />

vom 20. Januar 1979 ergeben sich allein die Anfangsinvestitionen<br />

für die Son<strong>de</strong>r<strong>de</strong>ponie Schönberg.<br />

Danach mußten für die Erweiterung <strong>de</strong>r Grenzübergangsstellen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ausbau von Zufahrtsstraßen<br />

ca. 3,5 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR, für sonstige Leistungen<br />

ca. 2,0 Mio. VM/Mark <strong>und</strong> für <strong>de</strong>n Impo rt von Ausrüstungen<br />

<strong>und</strong> Leistungen ca. 2,5 Mio. VM bereitgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Mit diesen Gesamtaufwendungen sollte<br />

gewährleistet wer<strong>de</strong>n, daß die Erweiterung <strong>de</strong>r<br />

Deponie ohne weitere Investitionen erfolgt.<br />

Entgegen <strong>de</strong>r Annahmen aus <strong>de</strong>m Jahre 1979 mußte<br />

<strong>de</strong>r Bereich KoKo - wie aus wenigen Angaben zu<br />

schließen ist - in einem nicht unbeträchtlichem Maße<br />

auch in diese Deponie investieren. So beliefen sich<br />

die für 1982 geplanten Aufwendungen für die Deponien<br />

im Bereich <strong>de</strong>s Bezirks Potsdam auf<br />

55,7 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR. Im ersten Halbjahr 1982<br />

wur<strong>de</strong>n hierfür 22,9 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR bereitgestellt,<br />

für die Deponie Schönberg im ersten Halbjahr<br />

1982 1,4 Mio. Mark. 107 Für die Deponie Schönberg


mußten 1989 insgesamt Investitionsmittel in einem<br />

Umfang von 97,3 Mio. Mark bereitgestellt wer<strong>de</strong>n. 108<br />

Steigen<strong>de</strong> Sicherheitsanfor<strong>de</strong>rungen an die Deponien<br />

erfor<strong>de</strong>rten Investitionen, die hauptsächlich in<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR bezahlt wur<strong>de</strong>n. Auch hier folgte wie<br />

bei vielen an<strong>de</strong>ren Aktivitäten <strong>de</strong>r Bereich KoKo <strong>de</strong>m<br />

Gr<strong>und</strong>satz: Nutzung möglichst aller DDR-eigenen<br />

Ressourcen 109 zur Erwirtschaftung konvertibler Devisen<br />

bzw. Verrechnungseinheiten.<br />

Nicht exakt bestimmbar sind die Netto<strong>de</strong>viseneinnahmen<br />

aus diesen Dienstleistungsgeschäften. Es<br />

haben sich keine Hinweise fin<strong>de</strong>n lassen, aus <strong>de</strong>nen<br />

die Importaufwendungen in VE <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r in konvertiblen<br />

Devisen zu schätzen wären. Unterstellt man,<br />

daß die Importaufwendungen gering blieben, so ist<br />

<strong>de</strong>m Bereich KoKo im Verlauf von knapp 20 Jahren<br />

insgesamt ein Nettobetrag von über 1 Mrd. VE <strong>und</strong><br />

ein nicht bestimmbarer, wahrscheinlich nur sehr kleiner<br />

Betrag an konvertiblen Devisen zugeflossen.<br />

Entgegen <strong>de</strong>n ursprünglich kalkulierten Finanzierungsaufwendungen<br />

für die Son<strong>de</strong>r<strong>de</strong>ponie Schönberg<br />

sind im Verlauf von r<strong>und</strong> 10 Jahren doch erhebliche<br />

Mittelbereitstellungen notwendig<br />

gewor<strong>de</strong>n, da aufgr<strong>und</strong> steigen<strong>de</strong>r internationaler<br />

<strong>und</strong> nationaler Sicherheitsanfor<strong>de</strong>rungen Investitionen<br />

notwendig wur<strong>de</strong>n. Ob die zwischen <strong>de</strong>n b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen<br />

Behör<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR im Laufe <strong>de</strong>r<br />

Jahre erarbeiteten Sicherheitsbestimmungen umgesetzt<br />

wur<strong>de</strong>n, kann im Rahmen dieses Gutachtens<br />

naturgemäß nicht beantwortet wer<strong>de</strong>n. Expertengespräche<br />

zwischen West- <strong>und</strong> Ost<strong>de</strong>utschen haben im<br />

Juli 1980 <strong>und</strong> im April 1986 stattgef<strong>und</strong>en. Offizielle<br />

Besichtigungen gab es im November 1980, im November<br />

1981, im Oktober 1983 <strong>und</strong> im November<br />

1986. Anfragen an die DDR seitens <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Entwicklung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein sind seitens <strong>de</strong>r DDR beantwortet<br />

wor<strong>de</strong>n. Wie<strong>de</strong>rholt ist es zum Stopp <strong>de</strong>r<br />

Müllexporte auf die Deponie Schönberg gekommen.<br />

So stellte das Land Schleswig-Holstein mit Wirkung<br />

zum 30. April 1986 die Exporte ein.<br />

Die aufgeführten mehrfachen Gesprächsr<strong>und</strong>en, Besichtigungen<br />

<strong>und</strong> Anfragen sowie das Einstellen <strong>de</strong>r<br />

Müllexporte sind Beleg dafür, daß über die Sicherheitslage<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg starke Unsicherheiten<br />

bestan<strong>de</strong>n. Diese erheblichen Unsicherheiten<br />

konnten bis zum heutigen Tag nicht ausgeräumt wer<strong>de</strong>n.<br />

Es ist <strong>de</strong>shalb zu vermuten, daß diese Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo mit sozialen Kosten verb<strong>und</strong>en<br />

waren. Der Bereich KoKo erzielte die Einnahmen<br />

in konvertiblen Devisen bzw. in VE, die Kosten wur<strong>de</strong>n<br />

internalisiert. Die aus dieser Konfliktbeziehungen<br />

resultieren<strong>de</strong>n realen Effekte (Umweltbelastung)<br />

könnten mittel- bis langfristig erhebliche<br />

monetäre Belastungen auslösen (Sanierungskosten).<br />

Auch die in diesem Abschnitt skizzierten <strong>und</strong> bewerteten<br />

Aktivitäten wer<strong>de</strong>n nur verständlich vor <strong>de</strong>m<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Leistungs- <strong>und</strong> Wettbewerbsschwäche<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft. Aufgr<strong>und</strong> ihres Leistungsrückstands<br />

galt auch im Rahmen dieser<br />

<strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Geschäfte <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>satz: „Ökonomie<br />

geht vor Ökologie."<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

2. Gesamt<strong>de</strong>visenerwirtschaftung<br />

a) Berechnungsgr<strong>und</strong>lage: Erfolgsberichte an<br />

Mittag<br />

Für die Ermittlung <strong>de</strong>r Gesamt<strong>de</strong>visenerwirtschaftung<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

sind wir weitgehend auf die Angaben in <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong>en<br />

von Schalck an Mittag angewiesen (sowie auf<br />

lückenhaft vorliegen<strong>de</strong> Planzahlen). Es liegen jedoch<br />

keine vollständigen Angaben vor, son<strong>de</strong>rn lediglich<br />

Zahlen für die Jahre 1972, 1974, 1976 bis 1979 (für<br />

1979 nur Planzahlen) sowie für 1984 bis 1988 (vgl.<br />

Tabelle 25, Spalte 2). Für die fehlen<strong>de</strong>n Jahre haben<br />

wir daher Schätzungen vorgenommen. Dabei sind<br />

wir so vorgegangen, daß wir das Verhältnis <strong>de</strong>r Angaben<br />

von Schalck über die Devisenerwirtschaftungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abführung von Devisen an das MdF (für<br />

die nach zum Teil <strong>de</strong>r gleichen Quelle, allerdings<br />

auch unter Verwendung von Planzahlen, Werte für<br />

alle Jahre von 1966-1989 vom Sekretariat <strong>de</strong>s 1. UA<br />

KoKo ermittelt wor<strong>de</strong>n sind) errechnet haben (vgl.<br />

Tabelle 25, Spalte 12). Danach war z. B. im Jahr 1972<br />

das Verhältnis zwischen abgeführten <strong>und</strong> erwirtschafteten<br />

Devisen 29,1 %. Folglich haben wir <strong>de</strong>n<br />

Wert für 1971 berechnet, in <strong>de</strong>m wir unterstellten,<br />

daß in diesem Jahr das Verhältnis zwischen abgeführten<br />

<strong>und</strong> erwirtschafteten Devisen das gleiche<br />

war wie 1972. Entsprechend wur<strong>de</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich bei<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Lücken verfahren.11 0<br />

Unter Einbeziehung <strong>de</strong>r geschätzten Werte ergibt<br />

sich eine Gesamt<strong>de</strong>visenerwirtschaftung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo in <strong>de</strong>r Zeit von 1966-1989 von insgesamt<br />

38,577 Mrd. VM (was DM entspricht).<br />

Es ist nicht völlig klar, was Schalck in seinen Rechenschaftsberichten<br />

unter <strong>de</strong>m Begriff „Erwirtschaftung"<br />

versteht. Wir gehen jedoch davon aus, daß er<br />

damit die Gewinne <strong>de</strong>r KoKo-AHB <strong>und</strong> <strong>de</strong>r sogenannten<br />

Valutaplanträger meint, wobei er in <strong>de</strong>n Erfolgsberichten<br />

ganz offensichtlich die Einnahmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs aus <strong>de</strong>n sogenannten Kirchengeschäften<br />

hinzugerechnet hat. Der Umfang <strong>de</strong>r Zuflüsse aus<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik im Rahmen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs<br />

(Kirchengeschäft B) betrug knapp<br />

3,3 Mrd. VM, für das A- <strong>und</strong> C-Geschäft insgesamt<br />

ca. 2,0 Mrd. VM. Desweiteren enthalten die Werte in<br />

Spalte 2 <strong>de</strong>r Tabelle 25 auch Gewinne aus „Exporte<br />

(n) im Rahmen von Verfügungen <strong>und</strong> Planexporte<br />

(n)". Angaben dafür fin<strong>de</strong>n sich allerdings nur für die<br />

Jahre 1976-1979 sowie 1984-1988; diese — zum<br />

Teil stark schwanken<strong>de</strong>n — Werte ergeben aufaddiert<br />

einen Betrag von 380,6 Mio. VM.<br />

Schalck selbst spricht heute davon, unter Abzug <strong>de</strong>r<br />

Transferleistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik, ca.<br />

27 Mrd. VM erwirtschaftet zu haben. Die Diskrepanz<br />

zwischen dieser Zahl <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Summe aus Spalte 2<br />

<strong>de</strong>r Tabelle 25 abzüglich <strong>de</strong>r obigen Werte beträgt ca.<br />

5 Mrd. VM. Daraus schließen wir, daß die Werte in<br />

Spalte 2 weitere Transferleistungen enthalten, die<br />

Schalck ausgehan<strong>de</strong>lt, nicht jedoch im KoKo-Bereich<br />

„erwirtschaftet" hat.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle 25<br />

Jahr<br />

Erwirtschaftung <strong>und</strong> Abführungen von Devisen <strong>de</strong>s Bereichs KoKo aus diversen Quellen<br />

- in Mio. VM -<br />

Erwirt-<br />

Abführungen in <strong>de</strong>n Planbereich<br />

schaftete<br />

Devisen<br />

nach<br />

Angaben g<br />

in divernach<br />

Mat. A 137/C 986<br />

DM $ insge- laut<br />

nach Angaben von Schalck<br />

nach sSp.10<br />

davon aus<br />

Angaben Diff. von in p<br />

vom 5. 9.<br />

Transfer- Diffe- von Sp. 2 <strong>und</strong><br />

von<br />

89, Mat.<br />

leistungen renz Schalck Sp. 10<br />

Sp 2<br />

S 5<br />

in %<br />

von<br />

sen<br />

<strong>Bericht</strong>en<br />

Schalcks<br />

samt WTU A5, BEWO<br />

<strong>de</strong>r BRD [Netto- m diver-<br />

1508<br />

abfhr.] sen<br />

<strong>Bericht</strong>en<br />

Sp. 2<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />

1966-<br />

1970 [1 142] 332,4 [809,6] [29,1]<br />

1971 [491] 187,2 25,9 277,3 134,0 [348] [29,1]<br />

1972 560 240,4 35,5 353,6 258,5 163,0 397 29,1 63<br />

1973 [664] 290,5 42,6 403,8 304,9 [aus Sp.5] [nach<br />

Tab. Al] 166,0 [498] [25,0]<br />

1974 879 309,4 51,5 442,8 313,1 2815 2845,3


sowie Steuerausgleichsabgaben <strong>und</strong> Leistungen im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Kirchengeschäfte B (Häftlingsfreikauf).<br />

Da zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

die in Spalte 8 ausgewiesenen Transfers in die Werte<br />

<strong>de</strong>r Spalte 2 eingegangen sind (plus <strong>de</strong>r Leistungen<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik für das A- <strong>und</strong> C-Geschäft),<br />

erhält man für die Devisenerwirtschaftung durch Ko-<br />

Ko — ohne Transferleistungen — einen Wert von ca.<br />

22,3 Mrd. VM (Spalte 2 <strong>de</strong>r Tabelle 25 minus Spalte 8<br />

minus 2,0 Mrd. für die Kirchengeschäfte A <strong>und</strong> C).<br />

Angesichts <strong>de</strong>r zahlreichen Unsicherheiten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Tatsache, daß die Werte in <strong>de</strong>r Tabelle 25 zum nicht<br />

unerheblichen Teil geschätzt sind, können wir<br />

Schalcks Angabe von 27 Mrd. VM zwar nicht bestätigen,<br />

aber auch nicht wi<strong>de</strong>rlegen. Aber unter Einrechnung<br />

aller Kirchengeschäfte ergibt sich nach unseren<br />

Berechnungen ein Wert von ca. 27,4 Mrd. VM, also<br />

sogar etwas mehr als <strong>de</strong>r von Schalck angegebene<br />

Wert .<br />

Eine recht gute Übereinstimmung weisen die aus <strong>de</strong>n<br />

Unterlagen zu ermitteln<strong>de</strong>n Angaben über die Abführungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo „ an die Zahlungsbilanz",<br />

bzw. richtiger an das MdF, also in <strong>de</strong>n Planbereich<br />

aus:<br />

— Nach einer Aufstellung, 112 <strong>de</strong>ren Herkunft nicht<br />

<strong>de</strong>utlich zu erkennen ist, die aber entwe<strong>de</strong>r kurz<br />

vor o<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r Mauer erstellt wor<strong>de</strong>n<br />

sein dürfte, ergibt sich (vgl. Spalte 5 <strong>de</strong>r Tabelle<br />

25) eine Gesamtabführung von ca.<br />

17,8 Mrd. VM. 113<br />

Das Sekretariat <strong>de</strong>s 1. UA KoKo hat, zum Teil unter<br />

Verwendung von Planzahlen, einen Wert von<br />

knapp 17,2 Mrd. VM für die Abführungen von<br />

KoKo „an <strong>de</strong>n Staatshaushalt" (für die Jahre<br />

1966-1989) errechnet (vgl. Tabelle 25, Spalte 10).<br />

Die Abführungen lagen zweifellos etwas höher,<br />

da die Tabelle <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s 1. UA u. a. für<br />

Intertank für einige Jahre keine Werte enthält,<br />

obgleich es Abführungen gab (so für die jahre<br />

1973/74 in Höhe von 50 Mio. VM). Insofern<br />

scheint die vorgenannte Angabe von<br />

17,8 Mrd. VM durchaus <strong>de</strong>r Wahrheit zu entsprechen.<br />

Die WTU schließlich weist unter <strong>de</strong>m Kriterium<br />

321000 „Abführungen in die Zahlungsbilanz" in<br />

Höhe von insgesamt 18,6 Mrd. VM für die Jahre<br />

1972-89 aus (vgl. Tabelle 25, Spalte 6).<br />

Auf die Son<strong>de</strong>rkonten wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>n Kriterien<br />

322100 bis 300 von <strong>de</strong>r WTU eine Gesamtabführung<br />

von etwas mehr als 5 Mrd. ausgewiesen. Weiterhin<br />

sollen nach <strong>de</strong>r WTU (Kriterium 360000) r<strong>und</strong><br />

4 Mrd. VM auf „sonstige Konten" abgeführt wor<strong>de</strong>n<br />

sein. Ferner fin<strong>de</strong>n sich im WTU-<strong>Bericht</strong> unter Kriterium<br />

223000 r<strong>und</strong> 8,7 Mrd. VM, die KoKo aus Transferleistungen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik an das MdF abgeführt<br />

haben soll.<br />

Für die Gesamterwirtschaftung ergibt sich aus Rückrechnung<br />

dieser Zahlen — unter Einschluß <strong>de</strong>r angeblich<br />

über KoKo geflossenen Transferzahlungen —<br />

eine Summe von 36,3 Mrd. VM, eine Zahl, die, wenn<br />

man sie um <strong>de</strong>n für die Jahre 1966 bis einschließlich<br />

1971 geschätzten Werte ergänzt, mit 37,4 Mrd. VM<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>r Summe in Spalte 2 <strong>de</strong>r Tabelle 25 recht nahe<br />

kommt. Danach hätte die Nettoerwirtschaftung<br />

27,6 Mrd. VM betragen. Diese Zahl wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>ckt<br />

sich weitgehend mit <strong>de</strong>n Angaben, die Schalck selbst<br />

gemacht hat.<br />

Wir wollen diese Übereinstimmungen — angesichts<br />

unserer Erfahrungen mit <strong>de</strong>n WTU-Daten — nicht<br />

überbewerten. Wir halten sie eher für zufällig, da die<br />

Abführungen auf die Son<strong>de</strong>rkonten, die die WTU<br />

ausweist, überhöht erscheinen, wir uns unter <strong>de</strong>n<br />

„sonstigen Konten" nichts vorstellen können <strong>und</strong> die<br />

Transfers aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik — mit Ausnahme<br />

<strong>de</strong>r Kirchengeschäfte — nach unseren Informationen<br />

direkt an das MdF geflossen sind.<br />

3. Mittelverwendung<br />

Das Sekretariat <strong>de</strong>s 1. UA KoKo hat ein Diagramm<br />

über die Finanzbewegungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung erstellt <strong>und</strong> uns zur Verfügung<br />

gestellt. Die Übersicht 4 gibt dieses Diagramm in vereinfachter<br />

Form wie<strong>de</strong>r. Mit Hilfe dieses Diagramms<br />

läßt sich die Verwendung <strong>de</strong>r KoKo-Mittel nachvollziehen.<br />

Lei<strong>de</strong>r ist eine Quantifizierung <strong>de</strong>r in Richtung<br />

<strong>de</strong>r Pfeile <strong>de</strong>s Diagramms geflossenen Mittel<br />

nur partiell möglich.<br />

(1) Die Kontengruppe 559 <strong>de</strong>r HA II war das zentrale<br />

„Konto" <strong>de</strong>s Bereichs. Dieses Konto wur<strong>de</strong><br />

aus folgen<strong>de</strong>n Quellen gespeist: 114<br />

1. Gewinnen <strong>de</strong>r KoKo-AHB (Intrac-HmbH, Zentralkommerz,<br />

Transinter, Forum HmbH, BIEG;<br />

auch die Gewinne <strong>de</strong>r KuA GmbH, die zur HA I<br />

gehörte, <strong>de</strong>s VEB Philatelie <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES<br />

GmbH, die zur Abteilung Han<strong>de</strong>lspolitik gehörte,<br />

gingen auf die Kontengruppe 559).<br />

2. Gewinnen <strong>de</strong>r sogenannten Valutaplanträger<br />

(Genex GmbH, Intershop GmbH, Intertank sowie<br />

Tourismus mit westeuropäischen Staaten<br />

— erst ab Oktober 1977 —, Interhotels).<br />

3. Einnahmen aus <strong>de</strong>n A- <strong>und</strong> C-Geschäften in<br />

Verbindung mit <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rbauprogramm <strong>de</strong>r<br />

Kirchen einschließlich Valutamark- <strong>und</strong> Son<strong>de</strong>rbauprogramm.<br />

4. Erlösen aus Expo rten von Warenbestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

sogenannten materiellen Staatsreserve.<br />

5. Gewinnen aus Durchführung <strong>und</strong> Refinanzierung<br />

von Industrievereinbarungen.<br />

6. Zinserträgen <strong>und</strong> Tilgungszahlungen aus gewährten<br />

Krediten.<br />

7. Gewinnen aus Konvertierung von Verrechnungseinheiten.<br />

8. Erlösen aus im Auftrag von KoKo durch Plan-<br />

AHB durchgeführten Exporten, z. B. Fleischgeschäfte<br />

<strong>de</strong>s AHB Nahrung.<br />

9. Erlösen aus <strong>de</strong>r Übernahme <strong>und</strong> Verbringung<br />

von Abfallstoffen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik <strong>und</strong><br />

Westberlin.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Übersicht 4<br />

Schematische Darstellung <strong>de</strong>r Mittelverwendung durch <strong>de</strong>n Bereich KoKo<br />

10. Erträgen <strong>de</strong>r Auslands- <strong>und</strong> Inlandsfirmen<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung I sowie <strong>de</strong>r Abteilung Firmen<br />

in jährlich planmäßiger Höhe von<br />

50 Mio. VM, die über eine Kontengruppe 769<br />

bei <strong>de</strong>r DHB (<strong>de</strong>m sogenannten<br />

50 Mio. Fonds) an das Konto 559 abgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n; dieser Betrag stellte <strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r<br />

Firmen <strong>de</strong>r HA I <strong>und</strong> Abteilung Firmen an <strong>de</strong>n<br />

Son<strong>de</strong>rabführungen <strong>de</strong>s Bereichs an das MdF<br />

dar.<br />

(2) Von Konto 559 gingen planmäßige Gewinnabführungen<br />

<strong>de</strong>r KoKo-AHB <strong>und</strong> <strong>de</strong>r KoKo zugeordneten<br />

sogenannten Valutaplanträger sowie<br />

Son<strong>de</strong>rabführungen <strong>de</strong>s Bereichs KoKo an das<br />

MdF. Insgesamt waren dies, wie oben dargestellt,<br />

nach Berechnungen <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s<br />

1. UA KoKo 17,182 Mrd. VM, wovon 7,782 planmäßige<br />

Abführungen <strong>de</strong>r KoKo-AHB <strong>und</strong> Valutaplanträger<br />

waren <strong>und</strong> 9,4 Mrd. sogenannte<br />

Son<strong>de</strong>rabführungen. Von Konto 559 direkt in<br />

die „Zahlungsbilanz" gingen die Erlöse <strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>r DDR vermarkteten Waren aus <strong>de</strong>m A-Geschäft<br />

bzw. wur<strong>de</strong>n in die materielle Staatsreserve<br />

eingestellt.<br />

(3) Vom MdF wur<strong>de</strong>n die KoKo-Mittel wie folgt verwen<strong>de</strong>t:<br />

Sie wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r SPK (zum Teil über die<br />

operative Staats<strong>de</strong>visenreserve) für die Zahlungsbilanz,<br />

das heißt für die Finanzierung von<br />

Importen bzw. <strong>de</strong>s Schul<strong>de</strong>ndienstes zugeführt;<br />

ein kleinerer Teil ging in die sogenannte operative<br />

Staats<strong>de</strong>visenreserve. Sodann wur<strong>de</strong>n vom<br />

MdF Zahlungsbilanzkredite an die DABA vergeben,<br />

nach <strong>de</strong>m Schreiben Schalcks <strong>und</strong> Königs<br />

an Schürer vom 14. 11. 89 115 insgesamt<br />

6,6 Mrd. VM. Darüber hinaus bil<strong>de</strong>te Frau König<br />

im Einvernehmen mit Schalck eine Liquiditätsreserve<br />

auf einem Konto <strong>de</strong>s MdF in Höhe<br />

von 2,1 Mrd. VM .116<br />

(4) Auf die sogenannten Son<strong>de</strong>rkonten <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abteilung Firmen flossen in<br />

erster Linie die Gewinnabführungen <strong>de</strong>r diesen<br />

Abteilungen unterstellten Firmen im In- <strong>und</strong><br />

Ausland. Das Konto 528 wur<strong>de</strong> darüber hinaus<br />

gespeist aus Einnahmen aus <strong>de</strong>m Häftlingsfreikauf<br />

(B-Geschäft) in <strong>de</strong>n Jahren 1968-1973 (danach<br />

gingen diese Mittel auf das Konto 628),<br />

sodann die die Summe von 40 Mio. VM übersteigen<strong>de</strong>n<br />

Einnahmen aus <strong>de</strong>m A-Geschäft<br />

(das waren ca. 4 Mio. jährlich), Erlöse aus Spekulationsgeschäften<br />

mit E<strong>de</strong>lmetallen <strong>und</strong><br />

Schmuggelgeschäften mit Zigaretten usw. sowie<br />

Zinserträge aus Geldanlagen <strong>de</strong>s Kontos<br />

528. Die Zuflüsse auf das Konto 628 stammten<br />

unter an<strong>de</strong>rem zum Teil aus Erlösen <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

Parteifirmen, sodann ab 1974 aus <strong>de</strong>m<br />

Kirchengeschäft B, ab 1981 auch aus <strong>de</strong>m C-Ge-


schäft (ca. 12 Mio. VM jährlich), aus überplanmäßigen<br />

Erträgen <strong>de</strong>r Genex GmbH sowie Zinserträgen<br />

aus Festgeldanlagen. Der disponible<br />

Parteifonds, Konto 584, wur<strong>de</strong> gespeist aus Gewinnen<br />

<strong>de</strong>r Firmen Gerlach <strong>und</strong> Asimex, teilweise<br />

auch von Transinter <strong>und</strong> AHB Nahrung;<br />

diese Finanzierungslinie spielte vor allem<br />

1973-1976 eine Rolle, nahm bis Mitte <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre kontinuierlich ab <strong>und</strong> war am En<strong>de</strong> be<strong>de</strong>utungslos.<br />

Nach 1977 flossen die Haupteinnahmen<br />

auf dieses Konto aus Gewinnen „<strong>de</strong>r<br />

Firmen im NSW"; mit steigen<strong>de</strong>n Einnahmen<br />

aus Provisionen wuchsen die Zuführungen an<br />

<strong>de</strong>n disponiblen Parteifonds so stark an, daß<br />

Schalck Teile aus diesen Gewinnen nicht mehr<br />

an das Konto 584, son<strong>de</strong>rn an das Konto 628<br />

abführte.<br />

(5) Es gab Zahlungen von <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rkonten an die<br />

Kontengruppe 559, u. a. zur Finanzierung bzw.<br />

Beteiligung an <strong>de</strong>n Versorgungsimporten, die<br />

von <strong>de</strong>n KoKo-AHB durchgeführt wur<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong>n auf einer Kontengruppe 769 Erträge<br />

<strong>de</strong>r Firmen <strong>de</strong>r HAI sowie <strong>de</strong>r gemischten<br />

Gesellschaften <strong>de</strong>r Abteilung Firmen angesammelt<br />

<strong>und</strong> als Beitrag <strong>de</strong>r HAI <strong>und</strong> Abteilung Firmen<br />

zu <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rabführungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo auf Konto 559 abgeführt (vgl. oben (1),<br />

Ziff. 10.).<br />

(6) Soweit die Mittel <strong>de</strong>r Kontengruppe 559 nicht in<br />

<strong>de</strong>n Planbereich abgeführt wur<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong>n sie<br />

wie folgt verwen<strong>de</strong>t:<br />

1. Für Finanzoperationen (unter an<strong>de</strong>rem für die<br />

Kreditgewährung an KoKo-AHB, die DABA<br />

<strong>und</strong> das MdF; für Konvertierungen von VE<br />

-<strong>und</strong> Goldkäufen; für <strong>de</strong>n Kapitaldienst aus Inanspruchnahme<br />

von Krediten <strong>de</strong>r DHB <strong>und</strong><br />

DABA; für die Bildung von Rückstellungen für<br />

investive <strong>und</strong> konsumtive Impo rte sowie für<br />

die Valutaanrechte)<br />

2. Die liqui<strong>de</strong>n Mittel („Umlaufmittel") <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung II wur<strong>de</strong>n sodann für Importe<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsplanes sowie für<br />

die außerplanmäßigen Technologieimporte<br />

eingesetzt.<br />

3. Etwa 1 Mrd. VM von <strong>de</strong>n nicht abgeführten<br />

Mitteln dieser Kontengruppe wur<strong>de</strong> im Inland<br />

für Käufe gegen Devisen (im Rahmen <strong>de</strong>s Valuta-Mark-<br />

<strong>und</strong> Son<strong>de</strong>rbauprogramms <strong>de</strong>r Kirchen<br />

<strong>und</strong> für an<strong>de</strong>re Käufe von KoKo gegen<br />

Valuta in <strong>de</strong>r DDR) verausgabt; diese Devisen<br />

flossen indirekt <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz zu.<br />

(7) Die Mittel <strong>de</strong>s Mielke-Kontos 528 wur<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t<br />

für Abführungen an das MfS, die Finanzierung<br />

von Wandlitz, sowie für Importe <strong>und</strong><br />

Baumaßnahmen für Son<strong>de</strong>rbedarfsträger einschließlich<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo; ein Teil dieser<br />

Mittel wur<strong>de</strong> auch für Finanzanlagen verwen<strong>de</strong>t.<br />

(8) Mit Finanzanlagen <strong>und</strong> Beteiligungen, die zum<br />

größten Teil aus <strong>de</strong>m Konto 628 kamen, zum<br />

kleineren vom Konto 528, versuchte <strong>de</strong>r Bereich<br />

KoKo einerseits Zinserträge zu erzielen, an<strong>de</strong><br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

rerseits (nach Aussage von Frau König) die Kreditwürdigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR „zu sichern" , da diese<br />

Mittel über die DHB als Guthaben <strong>de</strong>r DDR in<br />

Erscheinung traten.<br />

(9) Vom Konto 628 wur<strong>de</strong>n die Versorgungsimporte<br />

auf Weisung von Honecker bzw. Mittag finanziert.<br />

(10) Die Unterstützung kommunistischer Län<strong>de</strong>r erfolgte<br />

gemeinsam aus <strong>de</strong>n Konten 628 <strong>und</strong> 584.<br />

Aus <strong>de</strong>m Konto 584 wur<strong>de</strong>n darüber hinaus Abführungen<br />

an das ZK <strong>de</strong>r SED vorgenommen.<br />

Der weitaus größte Teil <strong>de</strong>r im KoKo-Bereich erwirtschafteten<br />

Mi ttel unter Einschluß <strong>de</strong>r In- <strong>und</strong><br />

Auslandsfirmen floß auf die Kontengruppe 559. Laut<br />

Bef<strong>und</strong> <strong>de</strong>r WTU gingen von <strong>de</strong>n Einnahmen aus<br />

<strong>de</strong>m Bereich 5,091 Mrd. VM auf die Son<strong>de</strong>rkonten,<br />

davon 657 Mio. auf Konto 528 (Kriterium 322100),<br />

3,758 Mrd. VM auf das Konto 628 (Kriterium 322300)<br />

<strong>und</strong> 676 Mio. (Kriterium 322200) in <strong>de</strong>n disponiblen<br />

Parteifonds, Konto 584. Darin dürften jedoch auch die<br />

Zuflüsse auf diese Konten enthalten sein, die mit Mitteln<br />

dieser Konten erwirtschaftet wur<strong>de</strong>n, z. B. durch<br />

Festgeldanlagen. Wie oben dargestellt, soll nach <strong>de</strong>m<br />

Kriterium 360000 <strong>de</strong>r WTU ein Betrag von weiteren<br />

4 Mrd. auf „an<strong>de</strong>re Konten" geflossen sein. Dabei<br />

könnte es sich weitgehend um Buchungen han<strong>de</strong>ln,<br />

die im Rahmen <strong>de</strong>r zahlreichen Finanzoperationen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs durchgeführt wur<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>n Planbereich wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m KoKo-Bereich<br />

je<strong>de</strong>nfalls die besagten 17,2 Mrd. sowie die Erlöse<br />

aus <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR vermarkteten Waren aus <strong>de</strong>m<br />

A-Geschäft, die unter Ziffer (2) angesprochen wur<strong>de</strong>n,<br />

abgeführt. Hinzuzurechnen sind die von KoKo<br />

verausgabten Mittel im Rahmen <strong>de</strong>r Käufe <strong>de</strong>s Bereichs<br />

gegen Devisen in <strong>de</strong>r DDR — vgl. Ziffer (6). Da<br />

sich die Lieferwerte für die Kirchengeschäfte A (vgl.<br />

Tabelle 18) in <strong>de</strong>n Jahren 1986-1989 auf jährlich<br />

höchstens 100 Mio. beliefen, <strong>und</strong> auch die Inlands- -<br />

käufe gegen Devisen ganz sicher nur einen relativ<br />

geringen Umfang hatten (etwa 1 Mrd. VM), kann<br />

man davon ausgehen, daß sich in <strong>de</strong>n Abführungen<br />

von Konto 559 an das MdF <strong>de</strong>r Beitrag Schalcks zur<br />

Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Devisenknappheit <strong>de</strong>s Planbereichs<br />

ausdrückt. Allenfalls kann man die Kredite KoKos an<br />

das MdF bzw. die DABA, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n AWEKO-<br />

Kredit in Höhe von 2 Mrd. US-Dollar (also über<br />

3 Mrd. VM) hinzurechnen. Dazu kommt die Goldreserve<br />

in Höhe von r<strong>und</strong> 460 Mio., die Schalck offenbar<br />

als eiserne Rese rve gebil<strong>de</strong>t hatte.<br />

Die Aussage Schalcks, er habe 50 Mrd. VM für die<br />

DDR „gesichert", muß daher erheblich relativiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Von diesen 50 Mrd. VM waren nach<br />

Schalcks Angaben 23 Mrd. Transferleistungen;<br />

9 Mrd. VM sollten erst im Laufe <strong>de</strong>r 90er Jahre gezahlt<br />

wer<strong>de</strong>n. Hinsichtlich <strong>de</strong>r restlichen<br />

14 Mrd. mag Schalck gut verhan<strong>de</strong>lt haben, doch<br />

<strong>de</strong>m gegenüber steht auch die Tatsache, daß die B<strong>und</strong>esregierung<br />

im Interesse <strong>de</strong>r Entspannungspolitik<br />

<strong>und</strong> sogenannter „menschlicher Erleichterungen"<br />

stets zu finanziellen Zugeständnissen bereit war.<br />

Schalcks Angabe, 27 Mrd. für die DDR-Volkswirt<br />

schaft „erwirtschaftet" zu haben, entspricht (unter<br />

Einschluß <strong>de</strong>r Leistungen im Rahmen <strong>de</strong>r Kirchenge-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

schäfte) dagegen u. E. weitgehend <strong>de</strong>r Wahrheit. Angesichts<br />

<strong>de</strong>s unsystematischen Ausweises <strong>de</strong>r jährlichen<br />

Erwirtschaftungsergebnisse dürfte selbst<br />

Schalck schwerlich in <strong>de</strong>r Lage sein, mehr als eine<br />

grobe Schätzung darüber abgeben zu können, wie<br />

hoch das Erwirtschaftungsergebnis seines Bereichs<br />

in all <strong>de</strong>n Jahren gewesen ist. Je<strong>de</strong>nfalls flossen min<strong>de</strong>stens<br />

17,2 Mrd. VM in <strong>de</strong>n Planbereich <strong>und</strong> fan<strong>de</strong>n<br />

sich am 4. 12. 89 knapp 7 Mrd. DM"' auf <strong>de</strong>n Konten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs. Das sind zusammen 24,2 Mrd. Unter<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>r von KoKo getätigten Ausgaben<br />

für die verschie<strong>de</strong>nsten Zwecke, von <strong>de</strong>n Festtagsimporten<br />

in Höhe von 0,8 Mrd. VM, <strong>de</strong>n Käufen gegen<br />

Devisen im Inland in Höhe von 1 Mrd. VM, <strong>de</strong>r Finanzierung<br />

von Wandlitz, Technologieimporten für<br />

das MfS etc. kommt in je<strong>de</strong>m Fall ein Betrag von<br />

<strong>de</strong>utlich über 20 Mrd. VM zusammen, <strong>de</strong>n KoKo erwirtschaftet<br />

haben muß, um diese Ausgaben finanzieren<br />

zu können.<br />

4. Bewertung<br />

Wie ist dieser Devisenerwirtschaftungserfolg von Ko-<br />

Ko volkswirtschaftlich zu bewe rten? Betrachten wir<br />

zunächst die Erwirtschaftungsseite. Zu <strong>de</strong>n monetären<br />

Ergebnissen <strong>de</strong>s Bereichs in Höhe von<br />

38,5 Mrd. VM haben <strong>de</strong>ssen wirtschaftliche Aktivitäten<br />

nach unseren Berechnungen mit ca. 25 Mrd. VM<br />

beigetragen.<br />

Von diesen 25 Mrd. VM durch die Tätigkeiten <strong>de</strong>s<br />

Bereichs erwirtschafteten Devisen stammten nach<br />

unserer Schätzung ca. 13 Mrd. VM aus Intershop, Intertank,<br />

Genex <strong>und</strong> NSW-Tourismus, alles Aktivitäten,<br />

bei <strong>de</strong>nen KoKo eine Monopolstellung hatte <strong>und</strong><br />

die spezifische Situation im geteilten Deutschland<br />

ausnutzen konnte. Ein Großteil dieser Devisen resultiert<br />

aus privaten Transferleistungen von Bürgern <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik an Bürger <strong>de</strong>r DDR. Negative reale<br />

Effekte für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR traten dabei<br />

nicht auf. Von <strong>de</strong>r Existenz dieser Institutionen gingen<br />

jedoch Wirkungen aus, die die Unzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

<strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung verstärkten <strong>und</strong> die Legitimationsgr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>de</strong>s Systems erschütterten, weil sie<br />

die Überlegenheit <strong>de</strong>r D-Mark gegenüber <strong>de</strong>r Mark<br />

<strong>und</strong> damit die Unterlegenheit <strong>de</strong>r Planwirtschaft allzu<br />

augenfällig machten. Darüber hinaus spalteten sie<br />

die DDR-Gesellschaft in eine Zweiklassengesellschaft<br />

von Devisenbesitzern <strong>und</strong> solchen, die nicht an<br />

Devisen herankommen konnten.<br />

Die restlichen ca. 12 Mrd. VM hat KoKo vor allem<br />

über seine AHB erzielt, also auch über Transinter,<br />

<strong>de</strong>ssen Devisenerwirtschaftungserfolg, wie oben dargestellt,<br />

weitgehend ohne wirkliche Gegenleistungen<br />

erfolgte <strong>und</strong> über höhere Importpreise zu Lasten<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft ging. Ein — allerdings fast zu<br />

vernachlässigen<strong>de</strong>r — Teil dieser Devisen wur<strong>de</strong><br />

auch durch <strong>de</strong>n Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>l sowie<br />

<strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>l erzielt, Aktivitäten, <strong>de</strong>ren moralische<br />

Fragwürdigkeit oben bereits angesprochen<br />

wur<strong>de</strong>. Hinzu kam die Übernahme von Müll, die aus<br />

umweltpolitischen Grün<strong>de</strong>n höchst fragwürdig war,<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren — relativ hohe — monetären Ergebnisse<br />

nicht aus echten wirtschaftlichen Leistungen von Ko-<br />

Ko resultierten, son<strong>de</strong>rn letztlich Dienstleistungsexporte<br />

zu Lasten <strong>de</strong>r Umwelt waren.<br />

Soweit KoKo im Rahmen <strong>de</strong>r Refinanzierung <strong>de</strong>r<br />

Technologieimporte Zusatzexporte zum Zwecke <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftung tätigte, hatte dies direkte<br />

Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Plansektor. Es ist anzunehmen,<br />

daß diese forcierten Exportanstrengungen zum<br />

Teil zu Lasten <strong>de</strong>r Binnenversorgung gingen o<strong>de</strong>r die<br />

planmäßige Ausfuhr schmälerten. Dem steht allerdings<br />

gegenüber, daß von <strong>de</strong>n Technologieimporten<br />

auch positive reale Effekte (Effizienzeffekte) auf die<br />

DDR-Volkswirtschaft ausgingen, die allerdings im<br />

planwirtschaftlichen Umfeld verpufften <strong>und</strong> zum Teil<br />

negative Rückwirkungen für die Binnenwirtschaft<br />

hatten, da sie <strong>de</strong>ren Knappheitsprobleme durch erhöhten<br />

Ressourcenverbrauch noch verstärken.<br />

Unter volkswirtschaftlichem Aspekt beson<strong>de</strong>rs fragwürdig<br />

waren die Aktivitäten KoKos im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Fleischexporte, was oben ausführlich begrün<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb hier nicht wie<strong>de</strong>rholt wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Die Ölgeschäfte mögen zwar unter <strong>de</strong>m Erwirtschaftungsgesichtspunkt<br />

118 <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>m Weltenergiepreisniveau<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre als Erfolg zu verbuchen sein,<br />

mittel- bis längerfristig behin<strong>de</strong>rten sie jedoch <strong>de</strong>n<br />

Strukturwan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> trugen damit dazu<br />

bei, daß ihr Produktivitäts- <strong>und</strong> Technologie-Rückstand<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Westen immer größer wur<strong>de</strong>.<br />

Schließlich erzielte KoKo Devisengewinne durch<br />

Geldanlagen <strong>und</strong> Wertpapiergeschäfte. Die dafür im<br />

Ausland angelegten Mittel hatten zwar teilweise <strong>de</strong>n<br />

Nebenzweck, die Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>r DDR aufrechtzuerhalten,<br />

davon abgesehen waren diese Mittel<br />

jedoch volkswirtschaftlich gesehen <strong>de</strong>m Kreislauf<br />

entzogen. Dieser Form <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

stan<strong>de</strong>n mithin beträchtliche Opportunitätskosten<br />

gegenüber.<br />

Alles in allem ging <strong>de</strong>r einzelwirtschaftliche „Unternehmenserfolg"<br />

von KoKo, <strong>de</strong>r sich gemessen am Devisenerwirtschaftungserfolg<br />

<strong>de</strong>s Bereichs bei oberflächlicher<br />

Betrachtung als durchaus beachtlich<br />

ausnimmt, nur sehr bedingt mit positiven Ergebnissen<br />

unter volkswirtschaftlichem Aspekt einher. Die<br />

von KoKo erwirtschafteten Devisen resultierten weitestgehend<br />

entwe<strong>de</strong>r aus Abschöpfungen von Transferleistungen<br />

o<strong>de</strong>r waren das Resultat von Absaugeffekten<br />

aus <strong>de</strong>m Planbereich. Darunter waren<br />

zweifellos auch Ergebnisse, die <strong>de</strong>r Planbereich selbst<br />

nicht hätte erzielen können, doch diese waren relativ<br />

gering. Sie gab es bei <strong>de</strong>n Zusatzexporten, die <strong>de</strong>r<br />

Planbereich nicht hätte realisieren können, sowie bei<br />

speziellen Lohnvere<strong>de</strong>lungsgeschäften <strong>und</strong> illegalen<br />

Geschäften im Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls.<br />

Unter <strong>de</strong>m Verwendungsaspekt <strong>de</strong>r von KoKo erwirtschafteten<br />

Devisen steht die Frage im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>,<br />

inwieweit es gelang, diese Devisen für die Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft einzusetzen.<br />

Dabei kommt es nicht darauf an, ob KoKo selbst Einfluß<br />

auf die Verwendungsentscheidungen hatte, da<br />

lediglich <strong>de</strong>r Ist-Effekt <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>r von Ko<br />

-Ko erwirtschafteten Devisen für die Beantwortung<br />

<strong>de</strong>r Frage relevant ist, son<strong>de</strong>rn inwieweit KoKo <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR genützt o<strong>de</strong>r gescha<strong>de</strong>t hat,<br />

-


Was die Verwendungsseite bet rifft, verfügen wir<br />

allerdings nur über sehr spärliche Daten. Die WTU<br />

hat die Verwendung von 23,342 Mrd. VM, die im Ko-<br />

Ko-Bereich verblieben, erfaßt. Danach wur<strong>de</strong>n nur<br />

ein sehr geringer Teil, nämlich 1,376 Mrd. VM für<br />

Konsumgüterimporte, davon 1,28 Mrd. für Versorgungsimporte<br />

ausgegeben, <strong>de</strong>r Rest angeblich für<br />

die Finanzierung von Wandlitz. Investitionsgüterimporte<br />

wer<strong>de</strong>n in Höhe von 3,652 Mrd. ausgewiesen.<br />

Der Löwenanteil sind sonstige Impo rte, von <strong>de</strong>nen<br />

wir nicht wissen, ob dies investive o<strong>de</strong>r konsumtive<br />

Importe gewesen sind.<br />

Aufschlußreicher ist <strong>de</strong>r Ausweis <strong>de</strong>r Verwendung<br />

<strong>de</strong>r in die Son<strong>de</strong>rkonten geflossenen Mittel durch die<br />

WTU. Danach flossen auf die Son<strong>de</strong>rkonten 628 (das<br />

sogenannte Honecker-Konto) 3,758 Mrd., auf das sogenannte<br />

Mielke-Konto 528 657 Mio. <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n sogenannten<br />

disponiblen Parteifonds, Konto 584,<br />

676 Mio., insgesamt also 5,091 Mrd. Vom Konto 628<br />

wur<strong>de</strong>n die Versorgungsimporte auf Weisung von<br />

Honecker bzw. Mittag durchgeführt. Unter Krenz<br />

wur<strong>de</strong> vom disponiblen Parteifonds ein Betrag von<br />

100 Mio. für Versorgungsimporte freigegeben. Davon<br />

abgesehen wur<strong>de</strong>n die auf diese Konten geflossenen<br />

Mittel wie folgt verwen<strong>de</strong>t:<br />

Von Konto 528 sind laut WTU 22 Mio. für das MfS<br />

abgeflossen, für die Finanzierung von Wandlitz<br />

r<strong>und</strong> 110 Mio. Ferner wur<strong>de</strong>n Technik- einschließlich<br />

Mikroelektronikimporte für das MfS, Son<strong>de</strong>rimporte<br />

für das Politbüro, die Regierung <strong>und</strong> die<br />

Nomenklatura (z. B. Pkw westlicher Produktion)<br />

sowie Baumaßnahmen von KoKo für Mitarbeiter<br />

von KoKo <strong>und</strong> das MfS durchgeführt.<br />

Vom Konto 628 erfolgten Abführungen in die Zahlungsbilanz<br />

in Höhe von 330 Mio. VM <strong>und</strong> Abführungen<br />

für Konsumgüterimporte (die sogenannten<br />

Festtagsimporte) an das Konto 559 in Höhe<br />

von 807 Mio. Ferner wur<strong>de</strong>n von diesem Konto —<br />

in geringem Umfang, das heißt höchstens in <strong>de</strong>r<br />

Größenordnung von einigen wenigen h<strong>und</strong>ert<br />

Millionen über <strong>de</strong>n gesamten Betrachtungszeitraum<br />

— Unterstützungszahlungen an an<strong>de</strong>re<br />

kommunistische Län<strong>de</strong>r geleistet.<br />

Von bei<strong>de</strong>n Konten wur<strong>de</strong>n Finanzanlagen <strong>und</strong><br />

Beteiligungen finanziert (Festgeldanlagen bei <strong>de</strong>r<br />

DHB sowie im Ausland). Nach Aussage von Frau<br />

König wur<strong>de</strong> vor allem dadurch die Kreditwürdigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR gesichert. Das galt angesichts <strong>de</strong>r<br />

Größenordnungen <strong>de</strong>r Finanzanlagen vor allem<br />

für das Konto 628. Auf Festgeldkonten befan<strong>de</strong>n<br />

sich im Dezember 1989 r<strong>und</strong> 2,5 Mrd. DM.<br />

Der disponible Parteifonds schließlich war relativ<br />

unbe<strong>de</strong>utend; ihm flossen laut WTU (Kriterium<br />

322200) nur r<strong>und</strong> 676 Mio. VM insgesamt zu, Gel<strong>de</strong>r,<br />

die anscheinend weitgehend angelegt wur<strong>de</strong>n,<br />

da die Zinserträge insgesamt 58 Mio. ausmachten.<br />

Diese Zahlen stehen natürlich unter <strong>de</strong>m Vorbehalt,<br />

<strong>de</strong>n wir generell gegenüber <strong>de</strong>n WTU-Zahlen anmel<strong>de</strong>n<br />

müssen, aber sie geben doch vermutlich die<br />

Relationen einigermaßen richtig wie<strong>de</strong>r. Worauf es in<br />

diesem Zusammenhang ankommt, ist die Tatsache,<br />

daß die auf diese Konten geflossenen Mittel zum grö<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

ßten Teil auf Festgeldkonten o<strong>de</strong>r ähnlichen Anlagen<br />

gehalten wur<strong>de</strong>n, zum geringeren Teil für konsumtive<br />

Zwecke für die Bevölkerung o<strong>de</strong>r die Nomenklatura<br />

verausgabt wur<strong>de</strong>n einschließlich <strong>de</strong>s gleichsam<br />

als konsumtiv zu bewe rten<strong>de</strong>n Bedarfs für die Beschaffung<br />

von Geräten, Mate rial etc. (unter an<strong>de</strong>rem<br />

Computern) für das MfS. Eine investive Verwendung<br />

für die Volkswirtschaft von diesen Konten läßt sich<br />

nicht ermitteln.<br />

Wohlfahrtswirksam für die DDR-Bevölkerung <strong>und</strong> —<br />

wegen <strong>de</strong>r Kaufkraftabschöpfung — auch sonst volkswirtschaftlich<br />

relevant waren dagegen die Versorgungsimporte,<br />

die über diese Konten, insbeson<strong>de</strong>re<br />

Konto 628 finanziert wur<strong>de</strong>n. In Relation zur Konsumgüterknappheit<br />

in <strong>de</strong>r DDR waren sie jedoch kaum<br />

mehr als <strong>de</strong>r berühmte Tropfen auf <strong>de</strong>n heißen Stein.<br />

Alles in allem erscheint mithin <strong>de</strong>r Beitrag <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo zur Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Devisenproblems <strong>de</strong>r<br />

DDR — angesichts <strong>de</strong>r Größenordnung, die dieses<br />

Problem trotz <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre annahm — eher beschei<strong>de</strong>n.<br />

Dies je<strong>de</strong>nfalls vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Tatsache,<br />

daß KoKo seit 1972 — <strong>de</strong>m Zeitpunkt, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Bereich aufgr<strong>und</strong> von Son<strong>de</strong>rvollmachten seine Aktivitäten<br />

voll entfalten konnte -in etwa durch seine<br />

ökonomischen Aktivitäten nur 25 Mrd. VM (= DM)<br />

erwirtschaftet hat, — von <strong>de</strong>nen nur 17,2 Mrd. VM<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft direkt zugeführt wur<strong>de</strong>n, während<br />

<strong>de</strong>r Rest überwiegend als Rese rve gehalten <strong>und</strong><br />

zur Verschleierung <strong>de</strong>r Verschuldungssituation eingesetzt<br />

wur<strong>de</strong> —, während im gleichen Zeitraum die<br />

Verschuldung <strong>de</strong>r DDR, ebenfalls über <strong>de</strong>n Daumen<br />

gepeilt, um min<strong>de</strong>stens 35 Mrd. VM anstieg.<br />

Wie diese Entwicklung ohne KoKo gelaufen wäre, ist<br />

eine hypothetische Frage. Man kann sich jedoch<br />

schwerlich vorstellen — auch wenn man Polen o<strong>de</strong>r<br />

Ungarn zum Vergleich heranzieht, Län<strong>de</strong>r die eine<br />

-<br />

<strong>de</strong>m KoKo-Bereich vergleichbare Institution nicht<br />

geschaffen hatten —, daß sie hätte dramatischer verlaufen<br />

können.<br />

V. Der Beitrag KoKos zur Verhin<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Devisenbankrotts <strong>de</strong>r DDR<br />

1. Der Weg in die „Schul<strong>de</strong>nfalle"<br />

a) Die Ursachen für die rasch wachsen<strong>de</strong><br />

Devisenverschuldung <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n 70er<br />

Jahren<br />

Unter E rich Honecker begann Anfang <strong>de</strong>r 70er Jahre<br />

eine Phase wirtschaftspolitischer Neuorientierung.<br />

Er nahm Abschied von <strong>de</strong>r Konzeption <strong>de</strong>r „führen<strong>de</strong>n<br />

Industriezweige " <strong>und</strong> for<strong>de</strong> rte die Ausrichtung<br />

auf eine „planmäßige propo rtionale Entwicklung"<br />

<strong>de</strong>r Gesamtwirtschaft, das heißt eine gleichmäßige<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r einzelnen Wirtschaftszweige in<br />

einer stabilen, kontinuierlichen Entwicklung. Vor<br />

allem sollten die Bedürfnisse <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung<br />

stärkere Berücksichtigung in <strong>de</strong>r Volkswirtschaftsplanung<br />

fin<strong>de</strong>n.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Der VIII. Parteitag <strong>de</strong>r SED an <strong>de</strong>r Schwelle <strong>de</strong>r 70er<br />

Jahre (15.-19. Juni 1971) markierte <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>r<br />

neuen Wirtschaftspolitik. Hier verkün<strong>de</strong>te Honecker<br />

als „Hauptaufgabe" die „weitere Erhöhung <strong>de</strong>s materiellen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Lebensniveaus <strong>de</strong>s Volkes<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage eines hohen Entwicklungstempos<br />

<strong>de</strong>r sozialistischen Produktion, <strong>de</strong>r Erhöhung <strong>de</strong>r Effektivität,<br />

<strong>de</strong>s wissenschaftlich-technischen Fo rt<br />

-schritts <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Wachstums <strong>de</strong>r Arbeitsproduktivität.<br />

" Wirtschaftswachstum durch Intensivierung <strong>de</strong>r<br />

Produktions<strong>und</strong> Leitungsprozesse <strong>und</strong> Steigerung<br />

<strong>de</strong>s privaten Lebensstandards durch quantitativ <strong>und</strong><br />

qualitativ erhöhte Warenbereitstellung sowie durch<br />

eine aktive Sozialpolitik wur<strong>de</strong> als Wechselverhältnis<br />

verstan<strong>de</strong>n. „Die Verbesserung <strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung wur<strong>de</strong> das Gegenprogramm zu <strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>n 60er Jahren konzipierten Erhöhung <strong>de</strong>r Investitionsquote.<br />

" 1 )<br />

Die Intensivierung <strong>de</strong>r Produktions- <strong>und</strong> Leitungsprozesse<br />

kennzeichnete nicht allein ein politischökonomisches<br />

Konzept, son<strong>de</strong>rn umschrieb auch<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> Bedingungen, die Gr<strong>und</strong>lage für<br />

verstärkte Wachstumssteigerungen zur Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung sein sollten. 2 )<br />

Die bislang vernachlässigten Verbrauchsgüterindustrien<br />

sowie die Infrastruktur sollten beson<strong>de</strong>rs geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>s Nationaleinkommens<br />

sollte <strong>de</strong>r Investitionsanteil nicht weiter<br />

steigen, statt<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s p rivaten Konsums erhöht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r konkreten Wohnsituation<br />

<strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung — bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er Jahre<br />

waren praktisch keine Sanierungen an <strong>de</strong>r Altbausubstanz<br />

vorgenommen wor<strong>de</strong>n, während <strong>de</strong>r Neubau<br />

gering blieb — wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r 10. ZK-Tagung <strong>de</strong>r<br />

SED im Oktober 1973 ein gigantisches Wohnungsbauprogramm<br />

für die Jahre 1976-1990 verabschie<strong>de</strong>t.<br />

Damit sollten die Wohnbedingungen für 60 %<br />

<strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre verbessert<br />

<strong>und</strong> „die Wohnungsfrage als soziales Problem<br />

gelöst wer<strong>de</strong>n" .<br />

Auf <strong>de</strong>m IX. Parteitag <strong>de</strong>r SED im Mai 1976 wur<strong>de</strong><br />

erneut die „Einheit von Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialpolitik"<br />

beschworen. Soziale Unterschie<strong>de</strong> sollten ausgeglichen,<br />

die stabile Versorgung mit Konsumgütern<br />

gesichert wer<strong>de</strong>n. Dahinter stand nicht zuletzt das<br />

Ziel <strong>de</strong>r DDR-Führung mit <strong>de</strong>m Nachweis, daß für die<br />

Bevölkerung <strong>de</strong>r DDR alles getan wer<strong>de</strong>, ihre Herrschaftslegitimation<br />

zu verbessern.<br />

Die wirtschaftlichen Erfolge, vor allem auch für die<br />

Bevölkerung, waren in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>r 70er<br />

Jahre unübersehbar. In <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 70er<br />

Jahre kam es jedoch zu einem <strong>de</strong>utlichen Wachstumsrückgang.<br />

Die Arbeitsproduktivitätssteigerung<br />

blieb gering, da nach wie vor die Einführung neuer<br />

Produktionsverfahren sowie neuer Produkte nur<br />

schleppend verlief. Technologische Überalterung<br />

einerseits sowie technische Abnutzung an<strong>de</strong>rerseits<br />

mit <strong>de</strong>r Konsequenz hoher Reparaturaufwendungen<br />

waren Folgen <strong>de</strong>r relativ langen Kapitalverwertung.<br />

Technisch nicht begrün<strong>de</strong>te Stillstandszeiten führten<br />

zu einer erheblichen Abweichung zwischen geplanter<br />

<strong>und</strong> tatsächlicher Kapazitätsnutzung. Mangeln<strong>de</strong><br />

Leistungsbereitschaft <strong>und</strong> hohe Fluktuation <strong>de</strong>r<br />

Werktätigen, eine unbefriedigen<strong>de</strong> Arbeitsorganisation<br />

sowie fehlen<strong>de</strong>s, verspätet angeliefertes o<strong>de</strong>r<br />

nicht sortimentsgerecht bereitgestelltes Mate rial<br />

führten zu außerplanmäßigen Ausfallst<strong>und</strong>en.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s seit 1975 gr<strong>und</strong>legend geän<strong>de</strong>rten<br />

Preisbildungsverfahrens im RGW-Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong><br />

auch die DDR von <strong>de</strong>r sprunghaften Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Weltmarktpreise für Rohstoffe, speziell für Rohöl, getroffen.<br />

Die Terms of Tra<strong>de</strong> verschlechterten sich<br />

nachhaltig, vor allem gegenüber <strong>de</strong>r Sowjetunion.<br />

Die Realisierung <strong>de</strong>s sozialpolitischen Programms<br />

überfor<strong>de</strong>rte die Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft.<br />

Die Bevölkerung war enttäuscht, da sie sich<br />

an <strong>de</strong>n Expansionspfad von Anfang <strong>de</strong>r 70er Jahre<br />

gewöhnt <strong>und</strong> eine kontinuierliche Wohlstandsverbesserung<br />

erwartet hatte. Da die Preise im Bereich<br />

<strong>de</strong>r privater Lebensführung in sozialistischen Staaten<br />

ein Politikum waren, hat sich auch die DDR-Führung<br />

auf diesem Feld nur sehr vorsichtig bewegt. Vor<br />

allem die polnischen Ereignisse haben nachhaltige<br />

Wirkung gezeigt. So hat die DDR bei Nahrungsmitteln<br />

die Gr<strong>und</strong>versorgung preisstabil gehalten, die<br />

Verkehrstarife <strong>und</strong> die Preise <strong>de</strong>r Energieversorgung<br />

— trotz <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n 70er Jahren vor allen in diesen<br />

Bereichen erheblichen Kostensteigerungen — nicht<br />

angehoben. Auf <strong>de</strong>r 11. Tagung <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED im<br />

Dezember 1979 war ein neuer preispolitischer<br />

Gr<strong>und</strong>satz festgelegt wor<strong>de</strong>n. 3) Danach blieben Waren<br />

<strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>bedarfs — dazu zählten nach offiziellen<br />

Angaben mehr als 80 % <strong>de</strong>r im Han<strong>de</strong>l angebotenen<br />

Waren — im Preis konstant, für Waren mit<br />

höherem Gebrauchswert konnten Preiserhöhungen<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Der außenwirtschaftliche Spielraum gegenüber <strong>de</strong>n<br />

westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn war in <strong>de</strong>n 70er Jahren<br />

erheblich ausgeweitet wor<strong>de</strong>n. Die DDR hatte auf<br />

eine regionale Diversifizierung ihrer Westhan<strong>de</strong>lspartner<br />

hingearbeitet, so daß dieser Han<strong>de</strong>l einen<br />

-<br />

stetigen Aufschwung erlebte. Diese Han<strong>de</strong>lsausweitung<br />

war aber primär bestimmt durch sprunghaft<br />

Sie wur<strong>de</strong>n zu einem be-<br />

steigen<strong>de</strong> Westimporte.<br />

achtlichen Teil durch westliche Kredite finanziert, da<br />

die DDR ihre Bezüge aus diesem Wirtschaftsraum<br />

nicht durch entsprechen<strong>de</strong> Lieferungen dorthin ausgleichen<br />

konnte.<br />

Wie in an<strong>de</strong>ren sozialistischen Staaten war auch in<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>r Westhan<strong>de</strong>l auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage vorwiegend<br />

kreditfinanzierter Impo rte ausgeweitet wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Deckungsquote im Westhan<strong>de</strong>l (ohne B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland), also das Verhältnis von<br />

Westexporten zu Westimporten, schwankte in <strong>de</strong>n<br />

70er Jahren zwischen 0,68 (1979) <strong>und</strong> 0,96 (1974).<br />

Allein im Zeitraum 1975-1981 belief sich das kumulierte<br />

Han<strong>de</strong>lsbilanz<strong>de</strong>fizit <strong>de</strong>r DDR gegenüber <strong>de</strong>n<br />

OECD-Staaten (ohne BRD) auf 4,1 Mrd. DM bei<br />

einem in diesem Zeitraum durchschnittlichen jährlichen<br />

Westexporterlös (ohne BRD) <strong>de</strong>r DDR in Höhe<br />

von 3,1 Mrd. DM.<br />

Die statistisch nachgewiesene Nettohartwährungs<br />

verschuldung gegenüber <strong>de</strong>n westlichen Industrie<br />

län<strong>de</strong>rn unter Einschluß <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Waren-<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungstransaktionen stieg von<br />

4,5 Mrd. DM (1,3 Mrd. US-Dollar) 1971 auf<br />

26,0 Mrd. DM (12,0 Mrd. US-Dollar) im Jahre 1981 an


(vgl. Tabelle 26). Dieser Nettoverschuldung stand<br />

1981 nur ein Westexporterlös (einschließlich inner<strong>de</strong>utscher<br />

Han<strong>de</strong>l) von 11,0 Mrd. DM gegenüber (vgl.<br />

Tabelle A 17).<br />

Der das sprunghaft steigen<strong>de</strong> außenwirtschaftliche<br />

Ungleichgewicht auslosen<strong>de</strong> Importsog <strong>de</strong>r DDR-<br />

Betriebe wur<strong>de</strong> vom damaligen Staatssekretär Beil<br />

(Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l) auf <strong>de</strong>r 11. Tagung<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED kritisiert. Er monierte die „Lei<strong>de</strong>nschaft",<br />

mit <strong>de</strong>r Betriebe die Notwendigkeit zusätzlicher<br />

Westimporte zu begrün<strong>de</strong>n suchen. „In manchen<br />

Kombinaten <strong>und</strong> Betrieben hat man über <strong>de</strong>n<br />

Import aus <strong>de</strong>m nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet<br />

viel klarere Vorstellungen als über <strong>de</strong>n im Plan<br />

vorgesehenen Expo rt " . 4) (Diese Äußerung bestätigt<br />

eindrucksvoll die mo<strong>de</strong>lltheoretischen Überlegungen<br />

im ersten Teil dieser Untersuchung.)<br />

Die DDR hat die in konvertiblen Devisen aufgenommenen<br />

Kredite nur partiell zur Finanzierung von Investitionsgüterkäufen<br />

(vgl. die Tabellen A 8, A 15,<br />

A 22) <strong>und</strong> damit zum Aufbau einer exportorientierten<br />

Industrie verwandt. Die gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er <strong>und</strong> zu<br />

Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre mit Krediten finanzierten<br />

sprunghaft steigen<strong>de</strong>n Westimporte bestan<strong>de</strong>n vor<br />

allem aus Getrei<strong>de</strong> <strong>und</strong> Futtermitteln, um die unbefriedigen<strong>de</strong>n<br />

eigenen landwirtschaftlichen Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Pflanzenproduktion auszugleichen <strong>und</strong> negative<br />

Auswirkungen auf die Tierproduktion zu<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

begrenzen. In <strong>de</strong>r OECD- Statistik sind allerdings<br />

nicht die in <strong>de</strong>n 70er Jahren erheblichen Transit<br />

(Transshipments)- Getrei<strong>de</strong>lieferungen aus <strong>de</strong>n USA<br />

an die DDR enthalten, so daß die Warenstrukturdaten<br />

<strong>de</strong>r OECD die Be<strong>de</strong>utung dieser Warengruppe innerhalb<br />

<strong>de</strong>r DDR-Westimporte in <strong>de</strong>n 70er Jahren <strong>de</strong>utlich<br />

unterzeichnen.<br />

Getrei<strong>de</strong>einfuhren aus <strong>de</strong>m Westen be<strong>de</strong>uteten nach<br />

<strong>de</strong>m Ausfall <strong>de</strong>r Sowjetunion als Getrei<strong>de</strong>lieferant<br />

seit Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre eine hohe Belastung für die<br />

DDR-Volkswirtschaft. Allein 1980 belief sich <strong>de</strong>r Wert<br />

<strong>de</strong>r Getrei<strong>de</strong>importe (4,3 Mio. t) auf 15-20 % <strong>de</strong>r gesamten<br />

Westexporterlöse <strong>de</strong>r DDR. 5) Hohmann<br />

schätzte, daß <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s vom Weltmarkt importierten<br />

Getrei<strong>de</strong>s einschließlich <strong>de</strong>r Eiweißfutterimporte<br />

im Zeitraum 1970-1981 r<strong>und</strong> 5,6 Mrd. US-Dollar betragen<br />

hat, 6) also En<strong>de</strong> 1981 r<strong>und</strong> 54 % <strong>de</strong>r statistisch<br />

nachgewiesenen Nettoverschuldung in konvertiblen<br />

Devisen gegenüber westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn ausmachte<br />

(ohne <strong>de</strong>n Finanzierungssaldo aus <strong>de</strong>m Warenverkehr,<br />

<strong>de</strong>n Dienstleistungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Barzahlungskonto<br />

im idH; vgl. Tabelle 26). Nach einer<br />

Aufstellung von Schalck importierte die DDR im Zeitraum<br />

1971-1981 Getrei<strong>de</strong> <strong>und</strong> Futtermittel aus westlichen<br />

Län<strong>de</strong>rn in Höhe von 14,238 Mrd. VM (vgl. Tabelle<br />

27). Hierin sind allein die über <strong>de</strong>n Planbereich<br />

erfolgten Importe erfaßt. Nicht enthalten sind die Importe,<br />

die <strong>de</strong>r Bereich KoKo tätigte. Demnach ent-<br />

Tabelle 26<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r DDR-Verschuldung in konvertiblen Währungen a in <strong>de</strong>n Jahren 1975-1989, in Mrd.<br />

US-$<br />

1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

berichten<strong>de</strong>n<br />

Bankinstitute<br />

(BIZ)<br />

Nichtbankfor<strong>de</strong>-<br />

2,58 3,58 5,28 6,68 8,24 9,95 10,57 8,90 8,39 8,31 9,98 11,57 14,06 16,01 16,99<br />

rungen<br />

Bruttoverschul-<br />

0,5' 0,6' 0,70 1,15 1,56 1,99 2,12 1,65 1,54 1,36 1,27 1,64 2,22 2,30 2,10<br />

dung<br />

Verpflichtungen<br />

<strong>de</strong>r berichten<strong>de</strong>n<br />

Bankinstitute<br />

3,08 4,18 5,98 7,83 9,80 11,94 12,69 10,55 9,93 9,67 11,25 13,21 16,28 18,31 19,09<br />

(BIZ)<br />

Verpflichtung en<br />

gegenüber <strong>de</strong>m<br />

-0,56 -0,62 -0,91 -1,25 -1,98 -2,10 -2,22 -1,96 -3,39 -4,54 -6,25 -7,46 -9,00 -9,52 -9,53<br />

Nichtbanksektor<br />

Nettoverschul-<br />

-0,009' -0,011' -0,014 -0,017 -0,035 -0,042 -0,098 -0,118 -0,123 -0,090 -0,132 -0,172 -0,268 -0,275 -0,428<br />

dung<br />

nachrichtlich:<br />

Kummulierter<br />

Passivsaldo<br />

2,511 3,549 5,056 6,563 7,785 9,798 10,372 8,472 6,417 5,040 4,868 5,578 7,012 8,515 9,132<br />

im IDH (2,39) (2,58) (2,97) (3,68) (3,91) (3,87) (3,65) (3,80) (4,10) (3,10) (3,50) (4,0) (4,3) (3,9) (3,8)c<br />

(in Mrd. DM/VEc)<br />

Nettoverschuldung<br />

unter Einfluß <strong>de</strong>r<br />

inner<strong>de</strong>utschen<br />

0,97 1,02 1,33 1,83 2,13 2,13 1,61 1,56 1,60 1,09 1,19 1,84 2,40 2,22 2,02<br />

Transaktionen 3,481 4,569 6,386 8,393 9,915 11,928 11,982 10,032 8,017 6,130 6,058 7,418 9,412 10,735 11,152<br />

a Statistisch nachgewiesene Hartwährungsverschuldung zum Jahresen<strong>de</strong>; b eigene Schätzung; c Finanzierungssaldo aus<br />

<strong>de</strong>m Warenverkehr, <strong>de</strong>n Dienstleistungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Barzahlungskonto (Son<strong>de</strong>rkonto S).<br />

Umrechnungskurse 1 US-$: 1977 = 2,32170 DM, 1978 = 2,0084 DM, 1979 = 1,8330 DM, 1980 = 1,8158 DM, 1981 = 2,2610 DM,<br />

1982 = 2,4287 DM, 1983 = 2,5552 DM, 1984 = 2,8456 DM, 1985 = 2,9424 DM, 1986 = 2,1708 DM, 1987 = 1,7982 DM, 1988 =<br />

1,7584 DM, 1989 = 1,8813 DM.<br />

Quelle: BIZ (Hrsg.), International Banking Statistics (1977-1993), Basel, April 1993; Tabelle A 2; eigene Berechnungen.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

sprachen die in diesem Zeitraum allein vom DDR<br />

-Planbereich getätigten Getrei<strong>de</strong>- <strong>und</strong> Futtermittelimporte<br />

60 % <strong>de</strong>s (Netto-)Hartwährungsschul<strong>de</strong>nstan<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>r DDR zum Jahresen<strong>de</strong> 1981.<br />

Honecker hat mit seinen Ausführungen auf <strong>de</strong>r 3.<br />

Tagung <strong>de</strong>s ZK im November 1981 eindringlich auf<br />

die Problematik dieser kreditfinanzierten Impo rte<br />

verwiesen, in<strong>de</strong>m er „das Getrei<strong>de</strong>problem in seiner<br />

Rangordnung.. mit <strong>de</strong>m Erdölproblem" 7) verglich.<br />

Der Hauptgr<strong>und</strong>, warum die DDR es in <strong>de</strong>n 70er Jahren<br />

hingenommen hat, daß die Verschuldung gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Westen sprunghaft anstieg, ist wohl nicht<br />

zuletzt in <strong>de</strong>r Person Honeckers zu suchen, <strong>de</strong>r keine<br />

Abstriche an <strong>de</strong>n sogenannten „sozialen Errungenschaften"<br />

akzeptierte. 8) Eine kurzfristige Anpassung<br />

an die verän<strong>de</strong>rten Weltmarktbedingungen zum damaligen<br />

Zeitpunkt, das heißt ein stärkeres Bemühen<br />

<strong>de</strong>r DDR um Exporte sowie eine Importdrosselung,<br />

hätte zu Problemen im sozialpolitischen Programm<br />

geführt. Es hatte nach allen Bek<strong>und</strong>ungen <strong>und</strong> nach<br />

<strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Verhalten <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>n Anschein,<br />

als ob sie En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre darauf bedacht<br />

war, die Anpassung an die neuen Probleme nach <strong>und</strong><br />

nach vorzunehmen. Sie wollte dabei ihr sozialpolitisches<br />

Programm nicht gefähr<strong>de</strong>n <strong>und</strong> setzte vor allem<br />

auf das Auslaufen <strong>de</strong>r Preisanhebungen im RGW, da<br />

Tabelle 27<br />

es damals schien, daß 1979, entsprechend <strong>de</strong>m Preisbildungsprinzip<br />

im RGW, das vorläufig letzte Jahr<br />

eines weiteren Preisanstiegs sein wür<strong>de</strong>. 9) Danach<br />

hoffte die DDR auf mo<strong>de</strong>rate Preiserhöhungen. Dies<br />

war aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s zweiten Olpreisschocks im Jahre<br />

1979 eine trügerische Hoffnung.<br />

b) Die Verschuldungssituation zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

80er Jahre<br />

Die Kreditfinanzierung diente sehr bald nicht mehr<br />

nur <strong>de</strong>m Ausgleich <strong>de</strong>r negativen Westhan<strong>de</strong>lsbilanz.<br />

Schon 1982 war die DDR gezwungen, zur Bedienung<br />

von Altschul<strong>de</strong>n neue Kredite aufzunehmen.<br />

10 ) Allerdings spielten dabei auch externe<br />

Grün<strong>de</strong> eine Rolle. Aus <strong>de</strong>r im Oktober 1979 eingeleiteten<br />

restriktiven amerikanischen Geldpolitik resultierten<br />

weltweit teilweise sprunghaft steigen<strong>de</strong><br />

Zinsen. Betrugen die Zinssätze auf <strong>de</strong>m Eurogeldmarkt<br />

1976 im Jahresdurchschnitt 5,6 %, so mußten<br />

Kreditnehmer En<strong>de</strong> 1978 über 11 % <strong>und</strong> Anfang 1980<br />

über 17 % Zinsen zahlen. Zur Jahresmitte 1981 lagen<br />

die Zinsen für Eurodollar bei knapp unter 20 v. H.<br />

Dieser unerwartet schnelle Anstieg <strong>de</strong>s internationalen<br />

Zinsniveaus stellte auch die DDR vor gänzlich<br />

neue <strong>und</strong> nicht vorhersehbare Probleme. Die Zinsbe-<br />

Getrei<strong>de</strong>- <strong>und</strong> Futtermittelimporte <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n Jahren 1971-1988<br />

(ohne Importe <strong>de</strong>s Bereiches KoKo) in Mio. VM<br />

Jahr<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s Plans Zusätzlich zum<br />

Plan aufgr<strong>und</strong><br />

Getrei<strong>de</strong> Fischmehl Extraktionsschrot von Dürre- <strong>und</strong><br />

Winterschä<strong>de</strong>n<br />

Insgesamt (ohne<br />

KoKo) Importe<br />

1971 381 182 287 850<br />

1972 364 67 214 645<br />

1973 537 164 484 1 185<br />

1974 412 158 407 1977<br />

1975 740 75 304 1 119<br />

1976 1 564 92 387 2 043<br />

1977 442 146 413 1001<br />

1978 645 96 442 260,0a 1 443<br />

1979 686 100 445 139,0b 1 231<br />

1980 986 161 374 126,0c 1 521<br />

1981 752 147 459 115,0d 1 358<br />

1982 632 99 500 1 231<br />

1983 715 75 351 135,0e 1 141<br />

1984 511 79 406 1 305,0f 2 301<br />

1985 226 72 300 598<br />

1986 125 67 371 563<br />

1987 80 74 280 434<br />

1988 64 83 340 350,0g 487<br />

Gesamt 9 862 1 937 6 764 2 430,0 20 993<br />

a Zusatzimport von 1 Mio. t Getrei<strong>de</strong>; b Impo rt von 600 kt Getrei<strong>de</strong> zur Überwindung <strong>de</strong>r Winterauswirkungen 1979;<br />

c Import von 425 kt Futtergetrei<strong>de</strong>. Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros vom 21. 1. 1980 über Ausgleich <strong>de</strong>s Futter<strong>de</strong>fizits von 1,3 Mio. t<br />

Konzentratfuttermittel zur Sicherung <strong>de</strong>r Tierproduktion; d Impo rt von 400 kt zusätzlichen Futtergetrei<strong>de</strong>s. Beschluß <strong>de</strong>s<br />

Ministerrates vom 5. 1. 1981; e Impo rt von 500 kt Futtermittel. Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros vom 20. 12. 1983; f 1983/1984 Impo rt<br />

trei<strong>de</strong>. Politbürobeschluß vom 5. 7. 1988 wegen Dürreschä<strong>de</strong>n.<br />

Quelle: Schreiben von A. Schalck an G. Mittag vom 12. 6. 1989, A 5 B 1733.<br />

rt von 1,5 Mio. t Futterge-<br />

von 2,6 Mio. t Futtermittel. Vorlage an das Politbüro vorn 26. 8. 1983 wegen Dürreschä<strong>de</strong>n; g Impo<br />

-


lastung aus Krediten in konvertiblen Devisen betrug<br />

im Jahre 1977 geschätzte 975 Mio. VM, 1981 aber bereits<br />

4,294 Mrd. DM (<strong>und</strong> zwar ohne Zinszahlungen<br />

an Banken <strong>und</strong> Lieferanten aus Krediten im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls).11) Ein zunehmend gro-<br />

Berer Teil <strong>de</strong>r DDR-Westexporterlöse wur<strong>de</strong> durch<br />

die Zinsbelastung geb<strong>und</strong>en". Er betrug 1977 r<strong>und</strong><br />

37 % <strong>und</strong> 1981 schon knapp 90 % (vgl. Tabelle 28).<br />

Von dieser Hypothek hat sich die DDR letztlich nicht<br />

mehr befreien können.<br />

Die westlichen Kreditinstitute, die in <strong>de</strong>n 70er Jahren<br />

allen sozialistischen Staaten sehr attraktive Kreditangebote<br />

unterbreitet hatten <strong>und</strong> <strong>de</strong>nen mit Ausnahme<br />

<strong>de</strong>r CSFR kein Land „wi<strong>de</strong>rstehen" konnte, verän<strong>de</strong>rten<br />

infolge <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit Polens <strong>und</strong><br />

Rumäniens ihre Haltung gegenüber allen osteuropäischen<br />

Staaten. Nach Ausrufung <strong>de</strong>s Kriegsrechts in<br />

Polen im Dezember 1981 erfolgte im Jahr 1982 auch<br />

gegenüber <strong>de</strong>r DDR faktisch ein Kreditstopp, in<strong>de</strong>m<br />

— an<strong>de</strong>rs wie bis dahin üblich -- Kredite nicht prolongiert<br />

<strong>und</strong> Einlagen westlicher Banken bei DDR<br />

-eigenen Instituten abgezogen wur<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s Jahres 1981 waren allein<br />

arabische <strong>und</strong> japanische, 1982 nur noch japanische<br />

Banken zu geringfügigen Kreditzusagen bereit. Beson<strong>de</strong>rs<br />

restriktiv gegenüber <strong>de</strong>r DDR verhielten sich<br />

die US-Banken. So verringerten die neun größten<br />

US-Banken ihre For<strong>de</strong>rungen an die DDR von<br />

1,37 Mrd. US-Dollar Mitte 1981 auf 0,97 Mrd. US<br />

-Dollar zur Jahresmitte 1982. En<strong>de</strong> 1983 hatten sämtliche<br />

US-Banken ihre Gesamtfor<strong>de</strong>rungen an die DDR<br />

auf ca. 0,6 Mrd. US-Dollar abgebaut.<br />

In dieser Phase drohte <strong>de</strong>r DDR die Devisenilliquidität.<br />

Nach Ansicht von Herta König stand die DDR<br />

„unmittelbar vor <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit. " Täglich<br />

wur<strong>de</strong>n von ihr Berechnungen über Einnahmen <strong>und</strong><br />

Ausgaben in konvertiblen Devisen <strong>und</strong> in Verrechnungseinheiten<br />

durchgeführt. Aus <strong>de</strong>m Mai 1984<br />

Tabelle 28<br />

Westexporterträge <strong>und</strong> Zinsbelastung <strong>de</strong>r DDR aus<br />

Krediten in konvertiblen Devisen<br />

Westexport- Zins- Anteil<br />

eiträge <strong>de</strong>r belastung b Spalte 3<br />

Jahr DDRa an Spalte 2<br />

in Mio. DM in Mio. DM in v. H.<br />

1 2 3 4<br />

1977 2 593 975 37,6<br />

1978 2 819 1 336 47,4<br />

1979 2 989 1 889 63,2<br />

1980 3 038 2 581 85,0<br />

1981 4 904 4 294 87,6<br />

a ohne Lieferungen im idH; b geschätzt; ohne Zinszahlungen<br />

an Banken <strong>und</strong> Lieferanten aus Krediten im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s idH.<br />

Quellen: Paul-Günther SCHMIDT: Internationale Währungspolitik<br />

im sozialistischen Staat, Stuttga rt, New York<br />

1985, S. 273; Statistisches B<strong>und</strong>esamt, OECD, HWWA-Welthan<strong>de</strong>lsmatrix;<br />

eigene Berechnungen.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

liegt eine solche Disposition vor. Darin wer<strong>de</strong>n aber<br />

die Berechnungen nach Wochen vorgenommen. Die<br />

Finanzierung <strong>de</strong>s Ausgabenüberschusses zum 30.<br />

April 1984 wur<strong>de</strong> durch zusätzliche Mittel <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo gesichert. 12) Die AHB waren aufgerufen,<br />

bei westlichen K<strong>und</strong>en vorzusprechen <strong>und</strong> nach Kreditmöglichkeiten<br />

zu suchen. Der AHB Nahrung hat<br />

beispielsweise in Frankreich versucht, Kredite eingeräumt<br />

zu bekommen. Im Rahmen dieser Bemühungen<br />

hat die Firma Moksel AG über <strong>de</strong>n AHB Nahrung<br />

<strong>de</strong>r DABA AG einen Kredit in Höhe von<br />

20 Mio. DM gewährt. 13) Die Importfinanzierung <strong>de</strong>s<br />

AHB Nahrung wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Bereich KoKo gesichert,<br />

da <strong>de</strong>r Planbereich keine Devisen bereitstellen<br />

konnte. 14 )<br />

2. Mögliche Konsequenzen eines<br />

Zahlungsmoratoriums<br />

Der Verschuldungszuwachs <strong>de</strong>r DDR war in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 70er Jahre sprunghaft. Seit Anfang<br />

<strong>de</strong>s letzten Jahrzehnts entwickelte er eine gefährliche<br />

Eigendynamik, <strong>de</strong>r erstens durch die Zins<strong>und</strong><br />

Tilgungszahlungen bislang aufgelaufener Verbindlichkeiten,<br />

zweitens durch neue Kreditaufnahmen<br />

sowie drittens durch extrem hohe Zinssteigerungen<br />

in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre ausgelöst<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Nachfolgend sollen rein hypothetisch Konsequenzen<br />

eines Zahlungsmoratoriums <strong>de</strong>r DDR skizziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Unter einem Zahlungsmoratorium wird hier die<br />

Erklärung <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit <strong>und</strong> Einstellung<br />

<strong>de</strong>r Tilgungs- <strong>und</strong> Zinszahlungen verstan<strong>de</strong>n. Im Anschluß<br />

daran erfolgt entwe<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Verhandlungsweg<br />

eine „Neuordnung <strong>de</strong>s gesamten Schul<strong>de</strong>npaketes<br />

" o<strong>de</strong>r aber das „Verlassen <strong>de</strong>s<br />

internationalen Finanzzusammenhangs."<br />

-<br />

Da sich im letzten Jahrzehnt die politischen <strong>und</strong> die<br />

ökonomischen Rahmenbedingungen in „Osteuropa"<br />

<strong>und</strong> damit auch im „Ost-West-Verhältnis" so gr<strong>und</strong>legend<br />

gewan<strong>de</strong>lt haben, müßte bei einer umfassen<strong>de</strong>n<br />

Analyse hinsichtlich <strong>de</strong>r möglichen binnen- <strong>und</strong><br />

außenwirtschaftlichen sowie binnen- <strong>und</strong> außenpolitischen<br />

Auswirkungen eines DDR- Zahlungsmoratoriums<br />

<strong>de</strong>r Zeitpunkt <strong>de</strong>s Eintretens beson<strong>de</strong>rs beachtet<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Konsequenzen <strong>de</strong>s Morato riums<br />

in <strong>de</strong>r ersten <strong>und</strong> zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre wären<br />

vermutlich unterschiedlich gewesen. Weil aber<br />

im Rahmen dieser Untersuchung allein aufgezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n soll, welche Konsequenzen im Gr<strong>und</strong>satz bei<br />

einem Zahlungsmoratorium für die DDR zu erwarten<br />

gewesen wären, um die Rolle <strong>und</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs KoKo bei <strong>de</strong>r Abwendung <strong>de</strong>s Morato riums<br />

würdigen zu können, wird auf diesen zeitlichen<br />

Aspekt nachfolgend nicht näher eingegangen.<br />

Nachfolgend wer<strong>de</strong>n die ökonomischen <strong>und</strong> politischen<br />

„Kosten" <strong>und</strong> „Nutzen" skizziert, die bei<br />

einem Verlassen <strong>de</strong>s internationalen Finanzzusammenhanges<br />

zu erwarten gewesen wären. Danach<br />

wird knapp analysiert, welche entsprechen<strong>de</strong>n Konsequenzen<br />

sich bei einem Verbleiben im internationalen<br />

Finanzzusammenhang hätten ergeben können.<br />

Sodann wird auf einen dritten, ebenfalls


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

theoretisch <strong>de</strong>nkbaren Ausweg aus <strong>de</strong>m Devisenliquiditätsdilemma<br />

verwiesen.<br />

a) Verlassen <strong>de</strong>s internationalen Finanzsystems<br />

Die ökonomischen <strong>und</strong> politischen Kosten eines Moratoriums<br />

wären für die DDR sehr hoch gewesen.<br />

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wer<strong>de</strong>n die unseres<br />

Erachtens schwerwiegendsten Belastungen stichwortartig<br />

genannt:<br />

— Mögliche Sanktionen privater <strong>und</strong> öffentlicher<br />

Gläubiger: Kreditrestriktionen bis hin zur Verweigerung<br />

von normalen Ex- <strong>und</strong> Importfinanzierungen,<br />

eventuell Verhängung eines Lieferembargos.<br />

— Falls überhaupt noch Kreditlinien eingeräumt<br />

wor<strong>de</strong>n wären, dann nur zu erheblich höheren<br />

Zinsen, bei sehr sehr kurzen Laufzeiten.<br />

— Das Vertrauen <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung in die politische<br />

Führung wäre weiter gesunken mit <strong>de</strong>r Konsequenz<br />

erheblicher innenpolitischer Instabilitäten.<br />

— Notwendige ökonomische Anpassungsmaßnahmen<br />

hätten sich notwendigerweise weiter verzögert.<br />

Die DDR hätte sich noch stärker als bislang<br />

<strong>de</strong>m RGW zugewandt. Die Wachstumslücke zum<br />

Westen wäre noch größer gewor<strong>de</strong>n.<br />

Rein vor<strong>de</strong>rgründig <strong>und</strong> rein theoretisch betrachtet<br />

hätten sich auch ökonomische „Vorteile" ergeben<br />

können. Da von 1982-1986 im DDR-Westhan<strong>de</strong>l (nur<br />

Han<strong>de</strong>l ohne Dienstleistungen, unter Einschluß <strong>de</strong>s<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls) zum Teil erhebliche Oberschüsse<br />

erzielt wur<strong>de</strong>n, hätte die DDR bei Nichteinhaltung<br />

ihrer Schul<strong>de</strong>ndienstverpflichtungen mehr<br />

Westimporte tätigen können als bei weiterer Bedienung<br />

<strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>n. Die Abhängigkeit von Zahlungsmodalitäten<br />

war zunächst gering, da die Zahlungsziele<br />

beim Hauptträger <strong>de</strong>r DDR-Westexporterlöse,<br />

<strong>de</strong>n Mineralölprodukten, relativ kurz waren. So hätten<br />

<strong>de</strong>r DDR sehr schnell konvertible Devisen zur<br />

Importfinanzierung zur Verfügung gestan<strong>de</strong>n. Bei<br />

Lieferungen von Investitionsgütern wer<strong>de</strong>n hingegen<br />

lange Zahlungsziele vereinbart. Da aber <strong>de</strong>r Anteil<br />

von Investitionsgüterexporten an <strong>de</strong>n DDR-Gesamtwestausfuhren<br />

relativ gering war, hätten sich<br />

hieraus nur geringe Liquiditätsprobleme ergeben.<br />

b) Verbleiben im internationalen Finanzsystem<br />

Um im internationalen Finanzzusammenhang zu verbleiben,<br />

hätte sich die DDR im Falle <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit<br />

in Verhandlungen um einen Zahlungsaufschub,<br />

möglichst in Verbindung mit einer<br />

Schul<strong>de</strong>nreduzierung, bemühen müssen.<br />

— Bei einem Zahlungsaufschub wird die Tilgung<br />

gestreckt. Die ursprünglich vereinbarten Zinsen<br />

müssen jedoch termingemäß gezahlt wer<strong>de</strong>n.<br />

— Jährliche Umschuldungsverhandlungen wären<br />

für die DDR sehr unbef riedigend gewesen, weil<br />

sie ständig auf <strong>de</strong>r Suche nach neuen Refinanzie<br />

rungsquellen gewesen wäre <strong>und</strong> jährliche Verhandlungen<br />

keine Basis sind für die Ausarbeitung<br />

eines längerfristigen Planes zur Sanierung <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaft.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich muß aber die Frage gestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

ob westliche Kreditgeber überhaupt ein Interesse<br />

an einer Umschuldung <strong>und</strong> damit am Gelingen<br />

eines einzuleiten<strong>de</strong>n ökonomischen <strong>und</strong><br />

eventuell politischen Anpassungsprozesses gehabt<br />

hätten. Diese Frage kann vorbehaltlos für<br />

private Gläubiger bejaht wer<strong>de</strong>n, wobei aber unsicher<br />

ist, ob sie alle bereit gewesen wären, neue<br />

Kredite zu vergeben (Trittbrettfahrerproblem). Ob<br />

auch öffentliche westliche Kreditgeber durchgehend<br />

über das gesamte letzte Jahrzehnt bereit gewesen<br />

wären, die DDR durch ökonomische <strong>und</strong><br />

politische Signale zu stützen, kann nur spekulativ<br />

beantwortet wer<strong>de</strong>n.<br />

Um die erfor<strong>de</strong>rlichen ökonomischen Anpassungsprozesse<br />

zu sichern, damit beispielsweise<br />

kein drastischer Konsumgüterimporteinbruch die<br />

innere Stabilität <strong>de</strong>r DDR gefähr<strong>de</strong>t, hätten sowohl<br />

öffentliche als auch p rivate Gläubiger ein<br />

langfristiges Interesse an <strong>de</strong>r Existenz <strong>de</strong>r DDR<br />

haben müssen. Westliche Regierungskredite bzw.<br />

durch Regierungen verbürgte o<strong>de</strong>r gar garantierte<br />

Kredite wären nur gegen ökonomische <strong>und</strong> politische<br />

Zugeständnisse zu haben gewesen. Die<br />

DDR hat solche Zugeständnisse in kleinen Dosen<br />

gewährt, wenn sie nicht mit einem Eingriff in ihre<br />

Souveränität verb<strong>und</strong>en waren. Ein unmittelbares,<br />

eventuell sogar „öffentliches" Junktim<br />

zwischen ökonomischer Leistung (Kredite) <strong>und</strong><br />

politischer Gegenleistung (menschliche Erleichterungen)<br />

hat die DDR immer abgelehnt.<br />

Der wirtschaftliche Anpassungsprozeß hätte auf<br />

alle Fälle Zeit gebraucht. Wachstum <strong>und</strong> Lebensstandard<br />

wären zunächst <strong>de</strong>utlich zurückgegan-<br />

gen. Damit wäre auch <strong>de</strong>r Druck <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

auf Partei- <strong>und</strong> Regierung gewachsen. Wahrscheinlich<br />

wären die Konsumgüterimporte gesunken,<br />

eventuell aber auch die Investitionsgüterimporte,<br />

da Devisen für die Schul<strong>de</strong>nrückzahlung<br />

benötigt wor<strong>de</strong>n wären. Eine Investitionsgüterimportreduzierung<br />

hätte aber auch <strong>de</strong>n Anpassungsprozeß<br />

gefähr<strong>de</strong>t.<br />

Eine Schul<strong>de</strong>nreduzierung ist auf <strong>de</strong>n ersten<br />

Blick naturgemäß positiv zu bewe rten. Die „Unsicherheit"<br />

<strong>de</strong>r Kreditgeber wäre dadurch verringert<br />

wor<strong>de</strong>n, so daß <strong>de</strong>r p rivate Sektor neue Kreditengagements<br />

vorgenommen hätte. Doch diese<br />

Bereitschaft wäre abhängig gewesen vom Vertrauen<br />

<strong>de</strong>s p rivaten Sektors in die zukünftige<br />

Wirtschaftspolitik <strong>de</strong>r DDR. Deshalb wäre die<br />

DDR gera<strong>de</strong> bei einer Schul<strong>de</strong>nreduzierung mit<br />

erheblichen wirtschaftspolitischen For<strong>de</strong>rungen<br />

konfrontiert wor<strong>de</strong>n. Der Druck <strong>de</strong>r Gläubiger auf<br />

eine Reform- <strong>und</strong> Anpassungspolitik wäre sehr<br />

groß gewesen. So wären For<strong>de</strong>rungen hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Offenlegung <strong>de</strong>r wi rtschaftlichen Lage,<br />

z. B. <strong>de</strong>r Zahlungsbilanzsituation, gestellt wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Wirksamkeit solcher For<strong>de</strong>rungen wäre natürlich<br />

abhängig gewesen von <strong>de</strong>r Stärke <strong>de</strong>s politischen<br />

Drucks. Öffentliche westliche Gläubiger


hätten sicher, unter <strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung,<br />

politische Reformen verlangt.<br />

Die DDR hätte ihre Westexporte erhöhen müssen.<br />

Hierbei stellt sich die Frage, welche Produkte zusätzlich<br />

hätten exportiert wer<strong>de</strong>n können, welche<br />

Konsequenzen das für das binnenländische<br />

Wachstum <strong>und</strong> die Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

gehabt hätte. Die Westimporte hätten sinken müssen.<br />

Im Rahmen einer Konsolidierungspolitik hätten<br />

westliche Gläubiger ihre Märkte für DDR-Waren<br />

weiter öffnen müssen. Wie weit wäre die Bereitschaft<br />

<strong>de</strong>s Westens, auch die <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

gegangen, ihre Märkte für DDR-Waren weiter zu<br />

öffnen?<br />

Auch bei einer Schul<strong>de</strong>nreduzierung wäre eine<br />

noch stärkere Hinwendung <strong>de</strong>r DDR zum RGW<br />

erfolgt. Damit wäre auch in diesem Fall eine weitere<br />

Abkehr von <strong>de</strong>r internationalen Arbeitsteilung<br />

<strong>und</strong> damit eine weitere Vergrößerung <strong>de</strong>r<br />

Wachstumslücke zu <strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>n westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn<br />

zu erwarten gewesen.<br />

Eine Mitgliedschaft im IWF stand Anfang <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre in <strong>de</strong>r DDR überhaupt nicht zur Diskussion. Da<br />

die DDR zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

weitgehen<strong>de</strong> Solidarität mit <strong>de</strong>r UdSSR übte, die<br />

Sowjetunion aber <strong>de</strong>n IWF vehement ablehnte, wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r IWF auch durch die DDR abgelehnt. Eine<br />

DDR-Mitgliedschaft im IWF wur<strong>de</strong> erst in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre in <strong>de</strong>r DDR-Öffentlichkeit<br />

diskutiert, jedoch immer noch sehr zurückhaltend.<br />

Die Frage nach <strong>de</strong>r Akzeptanz einer IWF-Konditionalität,<br />

ohne die die Hilfe <strong>de</strong>s Fonds zur Überwindung<br />

einer Zahlungsbilanzkrise generell nicht gewährt<br />

wird, durch die DDR-Führung ist also<br />

zumin<strong>de</strong>st für eine Schul<strong>de</strong>nkrise Anfang <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre rein aka<strong>de</strong>misch. Es ist aber interessant, daß in<br />

<strong>de</strong>n Papieren zur Lagebeurteilung in <strong>de</strong>r Zahlungsbilanzkrise<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Analysen <strong>de</strong>r möglichen Folgen<br />

einer Zahlungsunfähigkeit seitens <strong>de</strong>r DDR regelmäßig<br />

auf die unerwünschte Einmischung <strong>de</strong>s IWF —<br />

mit <strong>de</strong>r man rechnen müsse, wenn es nicht gelänge,<br />

die Zahlungsfähigkeit zu „sichern" — verwiesen<br />

wur<strong>de</strong>. Es ist also nach Aktenlage nicht auszuschließen,<br />

daß die DDR im „schlimmsten Fall", also im Falle<br />

eines Zahlungsmoratoriums, die IWF-Mitgliedschaft<br />

angestrebt hätte.<br />

c) Stärkere Orientierung auf die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

Da die Verschuldungssituation <strong>de</strong>r DDR im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l, gemessen am übrigen Westhan<strong>de</strong>l,<br />

zu Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre relativ günstig war,<br />

hätte sie über die tatsächlich im Jahre 1982 <strong>und</strong> bis<br />

Mitte 1983 erfolgte Substitution <strong>de</strong>r Westimporte hinaus<br />

eine weitere Bezugsausweitung aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

vornehmen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Verschuldungsdruck<br />

gegenüber <strong>de</strong>n übrigen westlichen Län<strong>de</strong>rn abbauen<br />

können. Eine solche Strategie hätte allerdings schon<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre die ökonomische <strong>und</strong> damit<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

wohl auch die politische Abhängigkeit von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland verstärkt.<br />

Zum damaligen Zeitpunkt waren Teile <strong>de</strong>r DDR-<br />

Staats- <strong>und</strong> Parteiführung noch nicht bereit <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r noch starren sowjetischen Position auch<br />

gar nicht in <strong>de</strong>r Lage, eine engere Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ernsthaft<br />

ins Auge zu fassen. Es ist daran zu erinnern,<br />

daß <strong>de</strong>r Besuch Honeckers in Bonn, <strong>de</strong>r aufgr<strong>und</strong><br />

sowjetischen Einspruches mehrfach verschoben wor<strong>de</strong>n<br />

war, auch noch im Herbst 1987 auf erhebliche<br />

Be<strong>de</strong>nken in Moskau stieß! Erst 1988 wur<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r zunehmend stärkeren binnen- <strong>und</strong><br />

außenwirtschaftlichen Probleme, vor allem auch <strong>de</strong>r<br />

Verschuldungssituation, über Möglichkeiten einer<br />

engeren Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland nachgedacht.<br />

3. Das Krisenmanagement in <strong>de</strong>n 80er Jahren<br />

a) Grün<strong>de</strong> für die Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Verschuldungssituation in <strong>de</strong>r ersten Hälfte<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

Nach <strong>de</strong>n statistischen Daten <strong>de</strong>r BIZ hat sich die<br />

Verschuldungssituation <strong>de</strong>r DDR gegenüber <strong>de</strong>n<br />

westlichen Kreditgebern bis Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre in<br />

einer Form für die DDR verbessert, wie es im Herbst<br />

1981 nicht voraussehbar war. 1981 übertrafen die Nettoschul<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r DDR gegenüber allen westlichen Kreditgebern<br />

(einschließlich <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Finanzierungssaldos)<br />

die gesamten DDR-Westausfuhren,<br />

also einschließlich <strong>de</strong>r Lieferungen in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, um nahezu das 2,5fache. Einer<br />

Nettoverschuldung von damals 27,09 Mrd. DM stand<br />

ein Westexport von insgesamt nur 10,96 Mrd. DM gegenüber.<br />

1984 waren die Nettoschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DDR nur<br />

noch um 21 % höher als die gesamten DDR-Ausfuhren<br />

in <strong>de</strong>n Westen. Der Expo rt <strong>de</strong>r DDR betrug 1984<br />

14,37 Mrd. DM, die Nettoverschuldung gegenüber<br />

<strong>de</strong>n westlichen Kreditlän<strong>de</strong>rn nur noch<br />

17,44 Mrd. DM.<br />

Der Abbau <strong>de</strong>r Westverschuldung war aber nicht<br />

allein das Ergebnis interner DDR-Bemühungen, son<strong>de</strong>rn<br />

auch <strong>de</strong>s Rückgangs <strong>de</strong>s inte rnational hohen<br />

Zinsniveaus <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Dollaraufwertung. Ein nicht unerheblicher<br />

Rückgang <strong>de</strong>r in US-Dollar nachgewiesenen<br />

Nettoverschuldung <strong>de</strong>r DDR war auf die Dollarwerterhöhung<br />

bis 1985 zurückzuführen. (Zur<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Kursrelation US-Dollar/DM vgl. Tabelle<br />

26). Statistisch gesehen profitierte die DDR von<br />

<strong>de</strong>r US-Dollar-Aufwertung. Faktisch hatte sich hingegen<br />

nichts geän<strong>de</strong>rt. Sie mußte weiterhin in <strong>de</strong>n<br />

jeweiligen Währungen, in <strong>de</strong>nen sie Kredite aufgenommen<br />

hatte, ihren Schul<strong>de</strong>ndienst leisten. Eine<br />

Verlagerung <strong>de</strong>r DDR-Exportströme von währungsschwachen<br />

zu währungsstarken Län<strong>de</strong>rn konnte in<strong>de</strong>s<br />

nicht beobachtet wer<strong>de</strong>n, so daß die DDR die<br />

Wechselkursverän<strong>de</strong>rungen zur Schul<strong>de</strong>ndiensterleichterung<br />

nicht o<strong>de</strong>r nur geringfügig nutzen konnte.<br />

Der allmähliche Rückgang <strong>de</strong>s zu Beginn <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre international sehr hohen Zinsniveaus (vgl.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

oben) brachte dagegen eine spürbare Erleichterung<br />

für die DDR.<br />

Die Aktivitäten Schalcks erstreckten sich in dieser<br />

Phase <strong>de</strong>r unmittelbar drohen<strong>de</strong>n Devisenilliquidität<br />

auf zwei Bereiche: Zum einen zeigte er Wege auf,<br />

die aus <strong>de</strong>r Verschuldungsfalle herausführen konnten,<br />

zum an<strong>de</strong>ren führte er persönlich Verhandlungen,<br />

um die Voraussetzungen für zusätzliche<br />

Westexporterlöse zu schaffen. Das gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Jahres 1981 einsetzen<strong>de</strong> energische Kredit- <strong>und</strong> Krisenmanagement<br />

trägt die Handschri ft Schalck-Golodkowskis.<br />

In seinen mit „ Information " 15) überschriebenen Ausführungen<br />

vom 24. Dezember 1981 skizzierte<br />

Schalck-Golodkowski, daß sich nach <strong>de</strong>r Verhängung<br />

<strong>de</strong>s Kriegsrechts in Polen, <strong>de</strong>r gescheiterten<br />

Umschuldungsverhandlungen mit Polen aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r nicht erfolgten Zinszahlungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r rumänischen<br />

Zahlungsschwierigkeiten westliche Banken<br />

weigerten, <strong>de</strong>r DDR Kredite zu gewähren. Für<br />

Schalck war damit „auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Warenfinanzierung<br />

eine neue Lage eingetreten, <strong>de</strong>ren Auswirkungen<br />

... nicht eingeschätzt wer<strong>de</strong>n können. " Vor<br />

diesem Hintergr<strong>und</strong> schlug Schalck unter an<strong>de</strong>rem<br />

vor, daß zur Sicherung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit für Importgüter<br />

aus <strong>de</strong>m westlichen Ausland eine Prioritätenliste,<br />

entsprechend <strong>de</strong>r Wichtigkeit dieser Produkte,<br />

erstellt wer<strong>de</strong>n sollte, vor allem aber verwies<br />

er auf eine mögliche Lückenfüllerfunktion <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls! Unter Punkt 4 führte er wörtlich<br />

aus: „Es sind alle Möglichkeiten zu nutzen,<br />

volkswirtschaftlich notwendige Importe gegen VE<br />

durchzuführen, selbst wenn dafür höhere Preise erfor<strong>de</strong>rlich<br />

sind. "<br />

Um <strong>de</strong>r drohen<strong>de</strong>n Zahlungsunfähigkeit zu begegnen,<br />

realisierte die DDR 1982 im Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>n<br />

westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn (ohne BRD) erhebliche<br />

Han<strong>de</strong>lsbilanzüberschüsse, in<strong>de</strong>m Westimporte<br />

<strong>de</strong>utlich reduziert <strong>und</strong> Westexporte ausgeweitet wur<strong>de</strong>n.<br />

Die DDR vollzog einen in dieser Ausprägung<br />

einmaligen „außenwirtschaftlichen Kraftakt". Sie<br />

erhöhte ihre Westausfuhren gegenüber 1981 um<br />

17,0 % bei gleichzeitiger Reduzierung <strong>de</strong>r Westeinfuhren<br />

um 26,1 % (vgl. Tabellen A 11, A 14).<br />

Dieser Wechsel <strong>de</strong>r außenwirtschaftlichen S trategie<br />

gegenüber <strong>de</strong>n westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn blieb<br />

nicht ohne Folgen für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Warenverkehr.<br />

Dem Vorschlag Schalck-Golodkowskis folgend<br />

begann die DDR systematisch, die im Vergleich<br />

zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren RGW-Län<strong>de</strong>rn allein ihr offenstehen<strong>de</strong>n<br />

Vorteile im Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland zu nutzen. Die DDR besaß mit <strong>de</strong>m inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l eine vom übrigen Westhan<strong>de</strong>l<br />

abrechnungstechnisch isolierte Möglichkeit zum<br />

Kauf von Westwaren, <strong>und</strong> zwar ohne über vollwertige<br />

Hartwährungen verfügen zu müssen.<br />

Somit konnten die inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzbeziehungen<br />

von <strong>de</strong>r DDR bei <strong>de</strong>r Konsolidierung<br />

ihrer Westwirtschaftsbeziehungen als Stabilisierungs-<br />

<strong>und</strong> Entlastungsinstrument eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n, dieses um so leichter, als die Verschuldungssituation<br />

<strong>de</strong>r DDR im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>utlich<br />

günstiger war als im übrigen Westhan<strong>de</strong>l. Ent<br />

sprechend konnte die DDR ihre Einfuhren aus <strong>de</strong>n<br />

OECD-Län<strong>de</strong>rn 1982 gegenüber 1981 drastisch reduzieren<br />

<strong>und</strong> ihre Bezüge im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

zur Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Produktion ausweiten.<br />

Die b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Lieferungen in die<br />

DDR profitierten von dieser regionalen Verlagerung<br />

<strong>de</strong>r DDR-Importströme. Sie stiegen von 1981 auf 1982<br />

um 14,5 % (vgl. Tabelle A 7). Die DDR bezog 1982<br />

61 % sämtlicher Westeinfuhren aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik.<br />

Jedoch wur<strong>de</strong> die im übrigen Westhan<strong>de</strong>l entstan<strong>de</strong>ne<br />

Importlücke durch west<strong>de</strong>utsche Lieferungen<br />

nicht vollständig ausgeglichen, <strong>de</strong>nn die gesamten<br />

Westeinfuhren (einschließlich inner<strong>de</strong>utscher Han<strong>de</strong>l)<br />

sanken 1982 gegenüber 1981 um 5,7 %, so daß<br />

<strong>de</strong>r DDR insgesamt für 630 Mio. D-Mark weniger<br />

Westwaren zur Verfügung stan<strong>de</strong>n als 1981 (vgl. Tabellen<br />

A 20, A 21). Berücksichtigt man in diesem Zusammenhang,<br />

daß 1982 für insgesamt 1,4 Mrd. D-<br />

Mark mehr Westexporte (einschließlich inner<strong>de</strong>utscher<br />

Han<strong>de</strong>l; vgl. Tabelle A 17) getätigt wur<strong>de</strong>n als<br />

im Vorjahr, so errechnet sich als Folge dieser Strategie<br />

im Jahre 1982 für das im Inland verwen<strong>de</strong>te Nationaleinkommen<br />

eine „Lücke" in <strong>de</strong>r Größenordnung<br />

von 2 Mrd. DM. 16 )<br />

Diese rigorose Austeritätspolitik in <strong>de</strong>r Außenwirtschaft<br />

blieb nicht ohne Konsequenzen für das binnenländische<br />

Wachstum. Der Zuwachs <strong>de</strong>s produzierten<br />

Nationaleinkommens blieb 1982 um 2,3<br />

Prozentpunkte unter <strong>de</strong>m Planansatz zurück <strong>und</strong> betrug<br />

nur noch 2,5 % gegenüber <strong>de</strong>m Vorjahr. Dies<br />

war die niedrigste Wachstumsrate seit Anfang <strong>de</strong>r<br />

60er Jahre. 17 )<br />

Da die DDR einen Teil <strong>de</strong>r zusätzlich aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

bezogenen Güter gegen Barzahlung in konvertiblen<br />

Devisen an Län<strong>de</strong>r außerhalb <strong>de</strong>r OECD,<br />

vor allem in <strong>de</strong>n Nahen Osten, reexportierte, erfuhr<br />

-<br />

das binnenländische Angebot eine zusätzliche Verknappung.<br />

18 )<br />

Die Erhöhung <strong>de</strong>r DDR-Bezüge im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l im zweiten Halbjahr 1982 <strong>und</strong> im ersten<br />

Halbjahr 1983 wur<strong>de</strong> im übrigen zu mehr als 80 % mit<br />

Zahlungszielen von bis zu 360 Tagen finanziert. Danach<br />

mußte sich ab Anfang 1984 auch im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l eine Finanzierungsklemme für die<br />

DDR ergeben.<br />

Im Frühjahr 1982 führte Schalck-Golodkowski Verhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>m Stellvertreter <strong>de</strong>s Ministers für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r UdSSR, Ossipow. Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r durch die Sowjetunion entschie<strong>de</strong>nen Kürzung<br />

<strong>de</strong>r Erdöllieferungen 1982 um 2,168 Mio. t gegenüber<br />

<strong>de</strong>m ursprünglich vereinbarten Umfang von<br />

19,1 Mio. t, bemühte sich Schalck erfolgreich um das<br />

Vorziehen von sowjetischen Erdöllieferungen. Die<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Produktionskapazitäten <strong>de</strong>r erdölverarbeiten<strong>de</strong>n<br />

Indust rie sollten maximal ausgelastet<br />

wer<strong>de</strong>n, um westexportfähige Produkte zu produzieren.<br />

Diese Strategie ist aufgegangen. 1983<br />

erzielte die DDR mit mineralischen Brennstoffen<br />

34,7 % ihrer Westexporterlöse. In <strong>de</strong>n 70er Jahren lag<br />

<strong>de</strong>r Anteil bei <strong>de</strong>utlich unter 10 %; vgl. Tabelle A 12).<br />

Mineralölerzeugnisse wur<strong>de</strong>n zum Devisenbringer<br />

Nummer eins für die DDR. 19) Dies, obwohl die Erd-


ölbezüge aus <strong>de</strong>r UdSSR im Fünfjahresplanzeitraum<br />

1981-1985 nicht — entgegen <strong>de</strong>r ursprünglichen Absicht<br />

— erhöht, son<strong>de</strong>rn um die erwähnten r<strong>und</strong><br />

2 Mio. t auf 17,1 Mio. t vermin<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n. Krenz<br />

schil<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß anschaulich,<br />

daß die Reduzierung <strong>de</strong>r sowjetischen Rohöllieferungen<br />

nicht, wie damals im Westen vermutet, mit Zustimmung<br />

<strong>de</strong>r DDR erfolgte. Nach Krenz' Auslassungen<br />

hat die Sowjetunion 1981 bei Honecker um<br />

Zustimmung zu <strong>de</strong>n beabsichtigten Liefereinschränkungen<br />

nachgesucht. Honecker hat sich vehement<br />

gesträubt <strong>und</strong> Breschnew über <strong>de</strong>n Unterhändler<br />

Russakow, <strong>de</strong>r für internationale Beziehungen zuständig<br />

war, seine ablehnen<strong>de</strong> Haltung ausrichten<br />

lassen. Russakow verwies darauf, daß er das nicht<br />

än<strong>de</strong>rn könne, die UdSSR befin<strong>de</strong>t sich in einer Situation<br />

wie 1918 vor Brest-Litowsk. 20 )<br />

Die DDR konnte nach ihren eigenen Quellen bis<br />

1986, nach OECD-Daten bis 1987 gegenüber <strong>de</strong>n<br />

westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn (ohne BRD) durch einen<br />

außenwirtschaftlichen Kraftakt Exportüberschüsse<br />

realisieren. Sie waren zum einen wichtig zur Aufrechterhaltung<br />

ihrer Zahlungsfähigkeit. Neben an<strong>de</strong>ren<br />

Faktoren haben diese Exportüberschüsse zur<br />

allmählichen Steigerung <strong>de</strong>r Kreditbonität <strong>de</strong>r DDR<br />

beigetragen. Doch <strong>de</strong>r außenwirtschaftliche Kraftakt<br />

hatte erhebliche Konsequenzen für die inländische<br />

Produktion <strong>de</strong>r DDR, da die damit verb<strong>und</strong>ene Importdrosselung<br />

zu einem Rückgang <strong>de</strong>r im Inland bereitgestellten<br />

Investitionsmittel <strong>und</strong> Materialien führte.<br />

Die Wachstumschancen <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft<br />

hatten sich dadurch zwangsläufig erheblich verschlechtert,<br />

so daß die Wachstumskurve in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre <strong>de</strong>utlich abflachte.<br />

b) Die Verschuldungsexplosion bis 1989<br />

Entgegen <strong>de</strong>m statistischen Nachweis <strong>de</strong>r Bank für<br />

Internationalen Zahlungsausgleich, auf <strong>de</strong>ren Angaben<br />

auch die Bonitätseinschätzung <strong>de</strong>s Westens basierte,<br />

stieg die tatsächliche Nettoverschuldung <strong>de</strong>r<br />

DDR in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre dramatisch<br />

an. Es liegen hierüber zwar keine statistisch gesicherten<br />

Daten vor; die vorliegen<strong>de</strong>n Angaben<br />

schwanken jedoch beträchtlich. Nach Aussage von<br />

Schürer <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren betrug die Nettoverschuldung,<br />

in <strong>de</strong>r DDR „Sockel" genannt, 1985 beinahe<br />

30 Mrd. VM <strong>und</strong> 1987 nahezu 35 Mrd. VM. Aus internen<br />

Papieren Schalcks <strong>und</strong> Königs sowie <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

Zahlungsbilanz ergibt sich ein einigermaßen<br />

realistisches Bild über die Verschuldungssituation<br />

<strong>de</strong>r DDR En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre — wobei zu berücksichtigen<br />

ist, daß Schalck <strong>und</strong> König erst nach <strong>de</strong>m<br />

Fall <strong>de</strong>r Mauer die von ihnen gebil<strong>de</strong>ten Rese rven<br />

off enlegten:<br />

— In <strong>de</strong>m von Schalck <strong>und</strong> König im Oktober 1987<br />

an Mittag übersandten „ Standpunkt zur voraussichtlichen<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz NSW<br />

1988-1990 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r NSW-Verschuldung " 21) ist für<br />

1987 von einer „Verschuldung im NSW" in Höhe<br />

von 27,2 Mrd. VM die Re<strong>de</strong> sowie von einem „offenen,<br />

über Finanzkredite zu finanzieren<strong>de</strong>n Bargeldproblem"<br />

in Höhe von 11,3 Mrd. VM.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Schalck/König prognostizieren für 1990 eine Verschuldung<br />

von 42,6 Mrd. VM <strong>und</strong> ein Bargeldproblem<br />

von 21,3 Mrd. VM.<br />

Außer<strong>de</strong>m wird in diesem Papier dargelegt, daß<br />

bei <strong>de</strong>m Verschuldungsniveau von 1987 allein für<br />

Zinszahlungen 5-6 Mrd. VM jährlich aufgewen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n müßten, somit „je<strong>de</strong>r Exportüberschuß<br />

unter 5 Mrd. VM zu einer weiteren Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Verschuldung führt" .22)<br />

— Am 28. September 1989 wird von <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

Zahlungsbilanz in einem sieben Seiten umfassen<strong>de</strong>n<br />

Papier 23) versucht darzustellen, wie die<br />

Zahlungsfähigkeit in <strong>de</strong>n Jahren 1990-95 gewährleistet<br />

wer<strong>de</strong>n könne. Darin wird die notwendige<br />

jährliche Kreditaufnahme auf 8-<br />

10 Mrd. beziffert — bezogen auf die Jahre 1989<br />

<strong>und</strong> 1990 —, die bei rd. 400 Banken mobilisiert<br />

wer<strong>de</strong>n müßten. Der „Sockel" für das Jahr 1989<br />

wird auf 41,8 Mrd. VM beziffert 24 ).<br />

Anfang Oktober 1989 wur<strong>de</strong> für die neue Parteiführung<br />

<strong>de</strong>r SED von Schürer, Schalck <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

eine Vorlage 25) erstellt, in <strong>de</strong>r die voraussichtliche<br />

Nettoverschuldung bis En<strong>de</strong> 1989 auf<br />

49 Mrd. VM prognostiziert wur<strong>de</strong>.<br />

Aus einem Schreiben von Schalck <strong>und</strong> König an<br />

Schürer vom 14. 11. 89 26) — also unmittelbar nach<br />

<strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r Mauer — geht he rvor, daß die DDR,<br />

einschließlich <strong>de</strong>r bis dahin für Technologieimporte<br />

von KoKo aufgenommenen Kredite, zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits mit 51,6 Mrd. VM in Devisen<br />

verschul<strong>de</strong>t war. Dieser Summe stan<strong>de</strong>n<br />

jedoch Reserven in Höhe von insgesamt<br />

13,6 Mrd. VM gegenüber, die sich wie folgt zusammensetzten:<br />

8,5 Mrd., die „... — ohne dies in<br />

<strong>de</strong>r Zahlungsbilanz sichtbar zu machen tatsächlich<br />

für (<strong>de</strong>ren) Finanzierung eingesetzt (waren),<br />

in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>r DABA einmal als zinslose Kreditquelle<br />

<strong>und</strong> zum an<strong>de</strong>ren als verzinslicher Kredit<br />

zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n" ; 27) 2,1 Mrd. aus<br />

<strong>de</strong>r Liquiditätsreserve auf einem Konto <strong>de</strong>s MdF<br />

<strong>und</strong> 2,0 Mrd. auf <strong>de</strong>m Konto 628. (Seine Goldreserve<br />

in Höhe einer knappen halben Milliar<strong>de</strong><br />

verschwieg Schalck auch in diesem B rief.) 1 Mio.<br />

VM als Staats<strong>de</strong>visenreserve. Auf diese unorthodoxe<br />

Weise berechnet, betrug die „Nettoverschuldung"<br />

<strong>de</strong>r DDR, d. h. die Bruttoverschuldung<br />

minus aller im In- <strong>und</strong> Ausland angelegten<br />

bzw. verfügbaren Rese rven (ohne Schalcks Gold)<br />

En<strong>de</strong> 1989 ca. 38 Mrd. VM bzw. rd. 20,6 Mrd.<br />

US-$.<br />

Da wir nicht wissen, wieviel von <strong>de</strong>n 13,6 Mrd. VM im<br />

Ausland angelegt waren, läßt sich die Nettoverschuldung<br />

auf konventionelle Weise (Bruttoverschuldung<br />

minus Guthaben <strong>de</strong>r DDR bei ausländischen Banken)<br />

nicht exakt errechnen. Sie lag jedoch höher als 40<br />

Mrd. VM, während die BIZ nur 11,152 Mrd. US-$ respektive<br />

umgerechnet 20 980 Mrd. DM auswies, also<br />

nur etwa die Hälfte <strong>de</strong>r tatsächlichen Nettoschuld <strong>de</strong>r<br />

DDR. Dieser Bluff war u. E. <strong>de</strong>r größte Erfolg<br />

Schalcks! Wie sehr sich <strong>de</strong>r Westen täuschen ließ,<br />

dokumentieren sowohl die seitens <strong>de</strong>r BIZ ermittelten<br />

Daten als auch die im Westen gängigen Bonitätseinschätzungen<br />

(vgl. hierzu die Tabellen 26, 29 sowie


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

A 24, A 25, A 26). Auch im Vergleich zu <strong>de</strong>n RGW-<br />

Partnerlän<strong>de</strong>rn konnte die DDR ihren Bonitätsrang<br />

ab 1985 verbessern (vgl. Schaubil<strong>de</strong>r A 1, A 2).<br />

4. Das Schul<strong>de</strong>nmanagement<br />

a) Die Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz<br />

Ab 1982 war Schalck-Golodkowski aufgr<strong>und</strong> einer<br />

mündlichen Weisung Günter Mittags die Koordination<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Bank- <strong>und</strong> Kreditpolitik<br />

übertragen wor<strong>de</strong>n. 28) Aufgr<strong>und</strong> dieser Verfügung<br />

von G. Mittag war Schalck gegenüber <strong>de</strong>m Präsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank (Polze), <strong>de</strong>m<br />

Generaldirektor <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank (Ziesche)<br />

sowie König weisungsberechtigt.<br />

Durch Beschluß <strong>de</strong>s Politbüros vom 21. 6. 1982 erfolgte<br />

die Einsetzung einer „ständigen Arbeitsgruppe<br />

zur operativen Leitung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r Durchführung<br />

<strong>de</strong>r Zahlungsbilanz mit <strong>de</strong>m<br />

nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet" unter Leitung<br />

von Gerhard Schürer. 29) Die ständige Arbeitsgruppe<br />

Zahlungsbilanz hatte danach die folgen<strong>de</strong>n - in<br />

klassischem Funktionärs<strong>de</strong>utsch formulierten - Aufgaben:<br />

„1. Die Durchführung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz, insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Gewährleistung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR gegenüber <strong>de</strong>n kapitalistischen Banken,<br />

<strong>und</strong> die dazu getroffenen Maßnahmen zu<br />

leiten <strong>und</strong> zu kontrollieren.<br />

2. Erfor<strong>de</strong>rliche Entscheidungsvorschläge für kurzfristige<br />

<strong>und</strong> langfristige Maßnahmen zur Durch-<br />

Tabelle 29<br />

Bonitätsin<strong>de</strong>x ausgewählter Län<strong>de</strong>r 1981-1989a)<br />

führung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>m<br />

NSW zu unterbreiten.<br />

3. Eine ständige Übersicht über die Durchführung<br />

<strong>und</strong> voraussichtliche Entwicklung <strong>de</strong>r Zahlungsbilanz<br />

<strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>m NSW nach Quartalen,<br />

Monaten <strong>und</strong> Wochen zu gewährleisten <strong>und</strong> festgelegte<br />

Informationen darüber zu sichern.<br />

Mitglie<strong>de</strong>r dieser Arbeitsgruppe waren neben Schürer<br />

(SPK) auch Beil (MAH), Schalck (KoKo), Polze<br />

(DABA) <strong>und</strong> König (MdF).<br />

Die Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz tagte wöchentlich<br />

<strong>und</strong> war offenbar bestrebt, in ihren Analysen <strong>und</strong><br />

<strong>Bericht</strong>en ein ungeschminktes Bild über die konkrete<br />

Situation <strong>de</strong>r DDR zu zeichnen. Ab 1987 etwa wur<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>n Analysen unmißverständlich darauf hingewiesen,<br />

daß es unvermeidlich zur Zahlungsunfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR kommen wer<strong>de</strong>, wenn nicht rigorose wirtschaftspolitische<br />

Maßnahmen eingeleitet wür<strong>de</strong>n 30 ).<br />

Die in <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong>en unterbreiteten Vorschläge zur<br />

Aufrechterhaltung bzw. Sicherung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit<br />

tragen auch die Handsch rift Schalck-Golodkowskis.<br />

Trotz eindringlicher warnen<strong>de</strong>r Hinweise<br />

wur<strong>de</strong>n Vorschläge zur Eindämmung <strong>de</strong>r Verschuldung<br />

(„Reduzierung <strong>de</strong>s Sockels", wie die auf gelaufene<br />

Nettoverschuldung bezeichnet wur<strong>de</strong>) vom Politbüro<br />

<strong>de</strong>r SED ignoriert. Da die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Politbüros, die einmal monatlich über die Zahlungsbilanz<br />

<strong>de</strong>r DDR berieten, nur mit sehr geringem ökonomischen<br />

Sachverstand ausgerüstet waren, hat eine<br />

intensivere Auseinan<strong>de</strong>rsetzung über die Verschuldungssituation<br />

<strong>de</strong>r DDR in diesem Gremium offenbar<br />

nie stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Land 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

DDR 58,4 51,9 41,3 44,7 52,8 55,8 57,4 57,8 58,3<br />

U.d.S.S.R. 69,9 65,5 59,7 63,9 67,4 66,7 65,3 64,7 64,3<br />

Tschechoslowakei 57,8 52,8 43,1 44,6 45,8 53,1 53,1 54 54,7<br />

Ungarn 57,4 52,5 45,5 45,6 44,4 51,3 47,9 44 44,5<br />

Bulgarien 47,4 41,9 39,1 43,2 43,3 49,6 48,1 46,8 43,7<br />

Polen 32,9 13 8,4 11,9 13,9 15,4 16,9 17,4 18,8<br />

nachrichtlich:<br />

BRD 93,9 93,4 92,7 93,1 93,2 94,2 94,1 93,1 93,6<br />

Portugal 55,9 54,3 47 48,8 49,7 51,8 54,3 57,5 61,3<br />

Mexiko 62,6 38,8 36,2 38,1 39,2 30,8 27,1 28,9 30,3<br />

a) Die Werte basieren auf <strong>de</strong>n jährlichen Septemberangaben. Der Bonitätsin<strong>de</strong>x <strong>de</strong>s Institutional Investor veranschaulicht<br />

die subjektive Bonitätseinschätzung <strong>de</strong>r 75-100 führen<strong>de</strong>n weltweit operieren<strong>de</strong>n Banken. Die Län<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n mit einer<br />

Punktezahl von 0 (= keine Kreditwürdigkeit) bis 100 (= das beste Kreditrisiko) bewe rtet. Eine Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Bonitätsin<strong>de</strong>xes<br />

kennzeichnet <strong>de</strong>n Anstieg <strong>de</strong>r Kreditwürdigkeit o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bonitätsverf all.<br />

Quelle: Han<strong>de</strong>lsblatt, div. Jgg. (zuletzt Nr. 191 vom 4. 10. 1988); Institutional Investor, div. Jgg. (zuletzt: Nr. 10, 13. Jg. 1989,<br />

S. 1989)


) Die „Jumbo"-Kredite<br />

Am Zustan<strong>de</strong>kommen <strong>de</strong>s ersten Milliar<strong>de</strong>nkredits<br />

im Jahre 1983 waren Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> auf west<strong>de</strong>utscher Seite Franz Josef<br />

Strauß <strong>und</strong> Josef März maßgeblich beteiligt. März<br />

stellte im Mai 1983 die Verbindung zwischen <strong>de</strong>m<br />

damaligen bayerischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten <strong>und</strong><br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r CSU <strong>und</strong> Schalck-Golodkowski<br />

her. Über diese Verbindung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zur damaligen<br />

Zeit völlig überraschen<strong>de</strong> Kredit eingefä<strong>de</strong>lt. Die<br />

Kreditverhandlungen selbst wur<strong>de</strong>n aber ganz normal<br />

zwischen <strong>de</strong>n beteiligten Banken geführt.<br />

Die in <strong>de</strong>n Jahren 1983 <strong>und</strong> 1984 gewährten zwei<br />

Kredite in Höhe von zusammen 1,95 Mrd. DM, die<br />

während <strong>de</strong>s Kreditembargos <strong>de</strong>r westlichen Län<strong>de</strong>r<br />

gegenüber <strong>de</strong>n sozialistischen Volkswirtschaften<br />

Osteuropas mit einer Garantie <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

versehen wur<strong>de</strong>n, waren weniger in <strong>de</strong>r absoluten<br />

Höhe be<strong>de</strong>utsam als vielmehr als politisches Signal.<br />

Die Regenschirmtheorie, nach <strong>de</strong>r die Sowjetunion<br />

für notlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schuldner in ihrem Machtbereich<br />

eintreten wür<strong>de</strong>, mußte nach <strong>de</strong>m polnischen Zahlungsmoratorium<br />

fallengelassen wer<strong>de</strong>n. In Polen lösten<br />

die ökonomischen Probleme eine innenpolitische<br />

Krise aus, in <strong>de</strong>ren Verlauf die militärische<br />

Intervention <strong>de</strong>r Warschauer Paktstaaten allein<br />

durch die Verhängung <strong>de</strong>s Kriegsrechts vermie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n konnte. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> signalisierte<br />

die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, daß ihr an einer<br />

innenpolitischen Destabilisierung in <strong>de</strong>r DDR, mit<br />

unübersehbaren Konsequenzen, nicht gelegen sein<br />

konnte. Deshalb unterstützte sie das Zustan<strong>de</strong>kommen<br />

bei<strong>de</strong>r Kredite gegen zum Teil erheblichen Wi<strong>de</strong>rstand<br />

in <strong>de</strong>r politischen Öffentlichkeit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik.<br />

Dieses politisch-ökonomische Signal wur<strong>de</strong> seitens<br />

<strong>de</strong>r DDR politisch honoriert. Es wur<strong>de</strong> zwar offiziell<br />

kein Junktim zwischen diesem Kredit <strong>und</strong> irgendwelchen<br />

Zugeständnissen hergestellt, doch kam es<br />

innerhalb eines überschaubaren Zeitraums nach Vertragsabschluß<br />

zu Verbesserungen im <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen<br />

Verhältnis. So erfolgte eine Reduzierung <strong>de</strong>s<br />

Zwangsumtausches für Rentner <strong>und</strong> Kin<strong>de</strong>r. Entlang<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Grenze erfolgte ein Abbau<br />

<strong>de</strong>r Selbstschußanlagen <strong>und</strong> einiger Minenfel<strong>de</strong>r. Bis<br />

zum 30. November 1984 wur<strong>de</strong>n die Selbstschußanlagen<br />

auf einer Länge von 450 km vollständig abgebaut<br />

<strong>und</strong> auf einer Länge von 38 km geräumt. Die<br />

Grenzkontrollen für Besucher aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

wur<strong>de</strong>n entschärft, Westreisen für DDR-Bürger<br />

wur<strong>de</strong>n verstärkt bewilligt.<br />

Bei<strong>de</strong> Kredite waren mit einer Garantie, nicht nur mit<br />

einer Bürgschaft <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, versehen, das<br />

heißt im Falle eines Zahlungsverzugs <strong>de</strong>r DDR hätte<br />

die B<strong>und</strong>esregierung ohne zeitlichen Verzug die Annuitäten<br />

an die Gläubiger zahlen müssen. Die DDR<br />

hat als Sicherheit ihren vertraglichen Anspruch auf<br />

Zahlung <strong>de</strong>r Transitpauschale an die B<strong>und</strong>esregierung<br />

abgetreten. Bei<strong>de</strong> Kredite wur<strong>de</strong>n aus Euromitteln<br />

finanziert; in <strong>de</strong>n Bankenkonso rtien waren Lan<strong>de</strong>s-<br />

<strong>und</strong> Geschäftsbanken mit unterschiedlichem<br />

Engagement beteiligt. Für die in <strong>de</strong>m Konsortium beteiligten<br />

Lan<strong>de</strong>sbanken agierte die Bayerische Lan<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>sbank als Konsortialführerin; als Konsortialführer<br />

für die Geschäftsbanken agierte die Deutsche Bank.<br />

Die Verzinsung lag um 1 Prozentpunkt über <strong>de</strong>r Luxemburger<br />

Interbankrate. Dieser Zinssatz wur<strong>de</strong><br />

vom Kreditnehmer <strong>und</strong> von <strong>de</strong>n Gläubigern als<br />

marktgerecht angesehen. 31) Die Laufzeit <strong>de</strong>r Kredite<br />

betrug jeweils 5 Jahre, je Halbjahr wur<strong>de</strong> ein Zehntel<br />

<strong>de</strong>r Kreditsumme fällig.<br />

In dieser Phase, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r DDR überhaupt keine Kredite<br />

gewährt wur<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r aber nur Kredite mit sehr<br />

kurzen Laufzeiten, haben die zwei ungeb<strong>und</strong>enen<br />

Finanzkredite west<strong>de</strong>utscher Banken erheblich zur<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Kreditbonität <strong>de</strong>r DDR beigetragen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r äußerst ungünstigen Fälligkeitsstruktur<br />

<strong>de</strong>r in konvertiblen Devisen aufgenommenen<br />

Kredite — 45,7 % <strong>de</strong>r „aufteilbaren"<br />

Hartwährungskredite hatten zur Jahresmitte 1983<br />

nur eine Laufzeit von bis zu 12 Monaten (vgl. Tabelle<br />

30)- hatte die DDR diese neuen Kredite aus „Liquiditätsgrün<strong>de</strong>n"<br />

dringend nötig. Die Konsortialkredite<br />

führten zu einer Verbesserung <strong>de</strong>r Fälligkeitsstruktur<br />

<strong>de</strong>r DDR-Verbindlichkeiten. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r restriktiven<br />

Kreditpolitik westlicher Banken sowie <strong>de</strong>r hohen<br />

Risikoaufschläge zum Libor war es <strong>de</strong>r DDR in diesen<br />

Jahren unmöglich, über diese bei<strong>de</strong>n Kredite hinaus<br />

weitere Kredite aufzunehmen. 32 )<br />

Die Kredite in Höhe von 1,95 Mrd. DM sind ausgezahlt<br />

wor<strong>de</strong>n; sie sind nicht unmittelbar zum Kauf<br />

von Waren verwandt wor<strong>de</strong>n. Sie wur<strong>de</strong>n hauptsächlich<br />

bei westlichen Kreditirstituten als Guthaben eingezahlt,<br />

um so die Bonität <strong>de</strong>r DDR zu stützen.<br />

Es ist wahrscheinlich, daß es ohne die Kontakte von<br />

Schalck-Golodkowski zu Franz Josef Strauß nicht zu<br />

diesen damals in mehrfacher Hinsicht für die DDR<br />

wichtigen Krediten gekommen wäre. Wie gesagt waren<br />

diese Kredite als politisches Signal nicht zu unterschätzen.<br />

Sie hatten aber auch unmittelbar ökonomi-<br />

-<br />

sche Auswirkungen für die DDR. So hat sich <strong>de</strong>r<br />

Liquiditätsengpaß durch die fünfjährigen Laufzeiten<br />

verringert. Der Bonitätsanstieg für die DDR nach <strong>de</strong>r<br />

Institutional-Investor-Rangliste war beachtlich. Der<br />

Abbau <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r BIZ veröffentlichten Nettoverschuldung,<br />

<strong>de</strong>r weniger durch Kredittilgung als vielmehr<br />

durch sprunghafte Aufstockung <strong>de</strong>r Guthaben<br />

erfolgte, hat daneben seit Mitte 1983 das Kreditstanding<br />

<strong>de</strong>r DDR im Westen stetig verbessert.<br />

c) Das Kreditmanagement <strong>de</strong>s Planbereichs<br />

Auch <strong>de</strong>r Planbereich war stark in das Kreditmanagement<br />

einbezogen. So bemühte sich <strong>de</strong>r Minister<br />

für Außenwirtschaft Beil in einem Gespräch mit <strong>de</strong>m<br />

österreichischen B<strong>und</strong>esminister für Wi rtschaft, Han<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Verkehr am 19. Februar 1982 in Wien, die<br />

Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>r DDR „zu retten". Auch die<br />

österreichischen Banken hatten die DDR als nicht<br />

kreditwürdig eingestuft, aus <strong>de</strong>r Österreichischen<br />

Nationalbank gab es Hinweise an die Han<strong>de</strong>lsbanken,<br />

die bestehen<strong>de</strong>n Kreditlinien mit <strong>de</strong>r DDR nicht<br />

zu verlängern. Außer<strong>de</strong>m hatten die österreichischen<br />

Han<strong>de</strong>lsbanken ihre Depositen bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbank in Berlin abgezogen.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle 30<br />

Guthaben <strong>de</strong>r an die BIZ berichten<strong>de</strong>n Banken gegenüber <strong>de</strong>r DDR in Mrd. US-Dollar, Anteile in v H. a<br />

Gesamt<br />

Bis 1 Jahr einschließlich 1-2 Jahre Über 2 Jahre Nicht auf-<br />

teilbar<br />

US-$ Anteil a US-$ Anteils US-$ Anteils<br />

Dez. 1978 6,8 3,1 52,5 1,2 20,3 1,6 27,1 0,9<br />

Juni 1979 7,2 2,9 46,8 1,3 21,0 2,0 32,3 1,0<br />

Dez. 1979 8,6 3,7 48,1 1,5 19,5 2,5 32,5 0,9<br />

Juni 1980 9,7 4,0 47,1 1,8 21,2 2,7 31,8 1,2<br />

Dez. 1980 9,9 3,8 45,2 1,9 22,6 2,7 32,1 1,5<br />

Juni 1981 10,4 4,2 47,7 1,8 20,5 2,8 31,8 1,6<br />

Dez. 1981 10,7 4,6 50,5 1,6 17,6 2,9 31,9 1,6<br />

Juni 1982 9,4 3,6 46,2 1,5 19,2 2,7 34,6 1,6<br />

Dez. 1982 8,9 3,5 46,7 1,2 16,0 2,8 37,3 1,4<br />

Juni 1983 8,3 3,2 45,7 1,2 17,1 2,6 37,1 1,3<br />

Dez. 1983 8,4 3,3 45,2 1,2 16,4 2,8 38,4 1,1<br />

Juni 1984 8,5 3,7 49,3 1,6 21,3 2,2 29,3 1,0<br />

Dez. 1984 8,4 3,7 50,0 1,6 21,6 2,1 28,4 1,0<br />

Juni 1985 8,8 4,0 51,3 1,3 16,7 2,5 32,1 1,0<br />

Dez. 1985 10,3 4,4 48,4 1,5 16,5 3,2 35,2 1,2<br />

Juni 1986 11,1 4,4 43,6 1,6 15,8 4,1 40,6 1,0<br />

Dez. 1986 12,2 4,7 38,8 2,1 17,4 5,3 43,8 0,1<br />

Juni 1987 13,0 4,9 38,3 1,8 14,1 6,1 47,7 0,2<br />

Dez. 1987 15,0 5,8 39,2 2,4 16,2 6,6 44,6 0,2<br />

Juni 1988 14,5 5,1 35,4 2,3 16,0 7,0 48,6 0,1<br />

Dez. 1988 16,0 5,2 32,9 2,7 17,1 7,9 50,0 0,2<br />

Juni 1989 15,3 5,0 33,1 2,5 16,6 7,6 50,3 0,2<br />

Dez. 1989 17,0 5,7 33,7 2,7 16,0 8,5 50,3 0,1<br />

a Anteile errechnet auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r aufteilbaren Guthaben.<br />

Quelle: BIZ, Konsolidierte Halbjahresberichte; eigene Berechnungen.<br />

Der Besuch Beils in Wien scheint für die DDR erfolgreich<br />

gewesen zu sein. Beil stellte je<strong>de</strong>nfalls heraus,<br />

daß nach seinem Gespräch keine weiteren Depositen<br />

bei <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

abgezogen wor<strong>de</strong>n seien, die Österreichische Län<strong>de</strong>rbank<br />

ihren Depositenbestand bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbank um 5 Mio. US-Dollar erhöht habe<br />

<strong>und</strong> die österreichische Regierung für <strong>de</strong>n planmäßigen<br />

Import 1982 die erfor<strong>de</strong>rlichen warengeb<strong>und</strong>enen<br />

Kredite bereitstellen wür<strong>de</strong>. 33 )<br />

Beil <strong>und</strong> Polze gelang es dann Mitte <strong>de</strong>s Jahres 1982<br />

immerhin, mit einer französischen Bank eine Kreditvereinbarung<br />

in Höhe von 350 Mio. französischen<br />

Franc zu schließen. Allerdings war die Laufzeit mit 24<br />

Monaten sehr kurz. Die Verzinsung richtete sich nach<br />

<strong>de</strong>n damals üblichen französischen Marktzinsen von<br />

17,2 %. 34 )<br />

Schon im Januar 1982 hatte Beil vorgeschlagen, in<br />

Frankreich, Japan <strong>und</strong> Österreich auf die Kreditpolitik<br />

dieser Län<strong>de</strong>r gegenüber <strong>de</strong>r DDR Einfluß zu nehmen,<br />

damit aus diesen Län<strong>de</strong>rn größere Kreditvolumen<br />

zur Verfügung gestellt bzw. bestehen<strong>de</strong><br />

Kreditlinien zumin<strong>de</strong>st verlängert wer<strong>de</strong>n. 35 )<br />

d) Die Vorspiegelung von Bonität<br />

Die von <strong>de</strong>r BIZ dokumentierten hohen Guthabenbe<br />

stän<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r westlichen Bankenwelt als ein<br />

Zeichen hoher Kreditwürdigkeit interpretiert.<br />

Allerdings wur<strong>de</strong> nicht nur über die Grün<strong>de</strong> für diese<br />

relativ hohen Guthaben angesichts <strong>de</strong>r erkennbaren<br />

Verschuldung, son<strong>de</strong>rn auch über die absolute Höhe<br />

<strong>de</strong>r DDR-Guthaben bei westlichen Bankinstituten<br />

-<br />

gerätselt, um so mehr als die DDR keine Anstalten<br />

machte, ihre statistisch nachgewiesene Bruttoverschuldung<br />

abzubauen. Da die Haltung hoher Guthaben<br />

aber wegen <strong>de</strong>r Zinsdifferenz zwischen Haben-<br />

-<strong>und</strong> Soll-Zinsen mit Verlusten für die DDR verb<strong>und</strong>en<br />

war, wur<strong>de</strong> über die Beweggrün<strong>de</strong> einer solchen<br />

Kreditpolitik spekuliert. Es wur<strong>de</strong> damals argumentiert,<br />

daß die DDR aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r zurückliegen<strong>de</strong>n negativen<br />

Erfahrungen mit westlichen Kreditinstituten<br />

<strong>de</strong>r Devise folgte: „Liquidität geht vor Rentabilität" .<br />

Da die DDR in Höhe ihrer <strong>de</strong>monstrativen Guthaben<br />

im Ausland auf wachstumsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Impo rte <strong>und</strong> damit<br />

auf eine Effizienzverbesserung ihrer Wi rtschaft<br />

verzichtete, ein Verhalten, für das ökonomische<br />

Grün<strong>de</strong> nicht in Frage kamen, wur<strong>de</strong> spekuliert, daß<br />

es übergeordnete, politische Grün<strong>de</strong> seien - „z. B.<br />

Sicherheit vor han<strong>de</strong>lspolitischer Erpreßbarkeit, Pflege<br />

<strong>de</strong>r politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Reputation<br />

<strong>und</strong> Demonstration ökonomischer Leistungsfähigkeit"<br />

36) -, die die DDR dazu veranlaßten.<br />

Heute wissen wir, daß seit Beginn <strong>de</strong>s Jahres 1982<br />

seitens <strong>de</strong>r DDR alles unternommen wur<strong>de</strong>, damit die<br />

veröffentlichten Verschuldungsdaten eine möglichst<br />

hohe Kreditwürdigkeit wi<strong>de</strong>rspiegelten. Die dazu erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Finanzoperationen erfolgten über <strong>de</strong>n<br />

Bereich KoKo. So dürfte z. B. die DDR Lieferungen


gegen Kredit bezogen <strong>und</strong> gegen Barzahlung in harten<br />

Devisen weite rverkauft haben. 37) Der Bereich Ko<br />

-Ko mußte in Verbindung mit <strong>de</strong>r DABA dafür sorgen,<br />

daß zu <strong>de</strong>n jeweiligen Stichtagen, an <strong>de</strong>nen die <strong>de</strong>r<br />

BIZ berichten<strong>de</strong>n Banken sowohl ihre For<strong>de</strong>rungen<br />

als auch ihre Verbindlichkeiten gegenüber <strong>de</strong>r DDR<br />

übermittelten, die DDR-Guthaben möglichst hoch<br />

waren. So konnten beispielsweise Kredite bei nicht<br />

<strong>de</strong>r BIZ berichten<strong>de</strong>n Banken aufgenommen wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> als Einlagen <strong>de</strong>r DDR bei <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r BIZ berichten<strong>de</strong>n<br />

Banken eingezahlt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die DDR hat es, wie oben dargestellt wur<strong>de</strong>, nur mit<br />

einem außenwirtschaftlichen Kraftakt geschafft, die<br />

sich in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 70er Jahre gravierend<br />

verschlechtern<strong>de</strong> Han<strong>de</strong>lsbilanzsituation gegenüber<br />

<strong>de</strong>n westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn zu verbessern <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n besorgniserregend hohen Schul<strong>de</strong>nstand abzubauen.<br />

Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre stand die DDR<br />

wie<strong>de</strong>rum vor <strong>de</strong>m Problem, ihren aus westlichen<br />

Krediten resultieren<strong>de</strong>n Annuitätenleistungen sowie<br />

<strong>de</strong>r Finanzierung von Westimporten nicht mehr<br />

nachkommen zu können. Um nicht zahlungsunfähig<br />

zu wer<strong>de</strong>n, war die Sicherung ihrer Kreditwürdigkeit<br />

von existentieller Be<strong>de</strong>utung. Da es internationale<br />

Usance ist, daß min<strong>de</strong>stens in Höhe kurzfristiger Verbindlichkeiten<br />

(Laufzeit bis zu 12 Monaten) Guthaben<br />

vorhan<strong>de</strong>n sein sollten, mußte die DDR alle Möglichkeiten<br />

nutzen, um ihre Guthabenseite möglichst<br />

positiv darzustellen. Es war also zur Wahrung <strong>de</strong>r<br />

Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>r DDR unerläßlich, daß sie konvertible<br />

Devisen durch die Banken <strong>de</strong>r DDR bei <strong>de</strong>n<br />

westlichen Banken anlegte. Sie bediente sich dabei<br />

folgen<strong>de</strong>r Quellen: 38 )<br />

1. Guthaben von Auslän<strong>de</strong>rn, die DDR-Banken in<br />

Form von Depositen <strong>und</strong> Einlagen aufgenommen<br />

hatten <strong>und</strong> bei westlichen Banken wie<strong>de</strong>r anlegten.<br />

Dies waren in aller Regel sehr kurzfristige<br />

Mittel, die sich sehr schnell umschlugen. Zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre, während <strong>de</strong>s Kreditembargos,<br />

wur<strong>de</strong>n diese Guthaben sehr schnell <strong>und</strong> in<br />

erheblichem Umfang von DDR-Banken abgezogen.<br />

Im Oktober 1989 sollen sich diese „Guthaben"<br />

auf 5,3 Mrd. VM belaufen haben.<br />

2. Zeitweilig freie Mittel aus vertraglich vereinbarten<br />

Krediten mit westlichen Banken, die bis zu<br />

ihrer Verwendung wie<strong>de</strong>rum von <strong>de</strong>r DDR-Seite<br />

bei diesen westlichen Banken angelegt wur<strong>de</strong>n.<br />

Ihre Höhe betrug im Oktober 1989 8,4 Mrd. VM.<br />

3. „Umlaufmittel" (gemeint sind einfach liqui<strong>de</strong> Mittel)<br />

<strong>de</strong>r Betriebe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Diesen Umlaufmitteln, die ständig revolvierten,<br />

stan<strong>de</strong>n Zahlungsverpflichtungen <strong>de</strong>r<br />

Betriebe <strong>de</strong>s Bereiches in <strong>de</strong>r gleichen Größenordnung<br />

gegenüber. Die Größenordnung betrug im<br />

Oktober 1989 2,4 Mrd. VM.<br />

4. Guthaben von DDR-Bürgern, die entsprechend<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>visenrechtlichen Bestimmungen die Valutaguthaben<br />

bei <strong>de</strong>r Staatsbank <strong>de</strong>r DDR angelegt<br />

hatten. Dieses Valutaguthaben betrug im Oktober<br />

1989 0,3 Mrd. VM.<br />

Der Bereich KoKo gewährt im Rahmen seiner Finanz<br />

operationen sowohl <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

bank AG wie auch <strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

Kredite in konvertiblen Devisen.<br />

In <strong>de</strong>n Jahren 1985/86 wur<strong>de</strong>n durch die Deutsche<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbank verstärkt Konsortialkredite <strong>und</strong><br />

bilaterale Bankkredite mit einer durchschnittlichen<br />

Laufzeit von 4-5 Jahren aufgenommen. Aus diesen<br />

Kreditverpflichtungen ergab sich für die Zeit 1989/90<br />

für die DDR die Notwendigkeit zur Neuaufnahme<br />

von Krediten. Schalck skizzierte in einem Schreiben<br />

an Mittag vom 16. 4. 1987, daß mit <strong>de</strong>m verstärkten<br />

Auftreten <strong>de</strong>r DDR auf <strong>de</strong>n internationalen Finanzmärkten<br />

wie<strong>de</strong>rum damit zu rechnen sei, daß die benötigten<br />

Finanzkredite mit politischen For<strong>de</strong>rungen<br />

verb<strong>und</strong>en wür<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m bezweifelte er, daß<br />

die internationalen Kreditmärkte bereit seien, die<br />

Kredite in <strong>de</strong>r notwendigen Größenordnung zu vergeben.<br />

In unmittelbarer Konsequenz wür<strong>de</strong>n sich damit<br />

auch die Kreditbedingungen verschlechtern, seien<br />

also wesentlich höhere Kosten <strong>und</strong> kürzere<br />

Laufzeiten zu befürchten. Diese verschlechterten Bedingungen<br />

wür<strong>de</strong>n sich auch auf die warengeb<strong>und</strong>enen<br />

Kredite auswirken. All das wür<strong>de</strong> die Kreditwürdigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR, die in <strong>de</strong>n letzten Jahren stetig<br />

gewachsen sei, erheblich belasten.<br />

Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> dieses Szenariums schlug er<br />

vor, <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG aus <strong>de</strong>m<br />

Bereich KoKo einen Kredit in einem Volumen von<br />

2 Mrd. US-Dollar mit einer Laufzeit von 7-8 Jahren<br />

zur Verfügung zu stellen. Dies hätte zusätzlich <strong>de</strong>n<br />

Vorteil, daß Spekulationen hinsichtlich <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n<br />

Guthaben <strong>de</strong>r DDR auf <strong>de</strong>r einen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Bruttoverschuldung auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />

vorgebeugt wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>.<br />

Tatsächlich wur<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>r DABA <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich<br />

KoKo ein Kreditvertrag abgeschlossen, <strong>de</strong>r sich<br />

auf einem Kredit über 2 Mrd. US-$, die KoKo <strong>de</strong>r DA-<br />

BA zur Verfügung stellte, belief. Dieser Kredit sollte<br />

in drei Tranchen ausgezahlt wer<strong>de</strong>n. Bis Januar 1990 -<br />

wur<strong>de</strong>n tatsächlich 1,5 Mrd. US-Dollar gezogen. Dieser<br />

Kreditvertrag ist unter größter Geheimhaltung<br />

abgeschlossen wor<strong>de</strong>n. Der Kreditgeber wur<strong>de</strong> nicht<br />

genannt. Er wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Kunstwort „Aweko"<br />

geführt. Nicht ganz unproblematisch verlief wohl <strong>de</strong>r<br />

Abzug <strong>de</strong>r bei westlichen Banken gelagerten Einlagen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo.<br />

Zu erwähnen ist schließlich, das KoKo über seine<br />

AHB, insbeson<strong>de</strong>re Intrac, Auslandskredite aufgenommen<br />

<strong>und</strong> an die DABA weitergeleitet hat.<br />

Unter <strong>de</strong>r Leitung von Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong><br />

Mitte 1988 das Vorgehen bei <strong>de</strong>r Kreditbeschaffung<br />

zur Sicherung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

die Zusammenarbeit <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Kreditbeschaffung<br />

beteiligten Banken <strong>und</strong> Organe abgestimmt. Es wur<strong>de</strong><br />

festgelegt, daß die Aufnahme von Krediten auf<br />

<strong>de</strong>m Wege bilateraler Vereinbarungen zu erfolgen<br />

habe. Es sollten keine Konsortialkredite mehr aufgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Außenhan<strong>de</strong>lsbank <strong>und</strong> die<br />

Han<strong>de</strong>lsbank sowie die Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

sollten sich über aufzunehmen<strong>de</strong> Kredite in bezug<br />

auf Größenordnung, Währung, Konditionen <strong>und</strong> in<br />

Frage kommen<strong>de</strong> Banken abstimmen. Bei regelmäßigen<br />

Beratungen bei Schalck-Golodkowski sollte das<br />

weitere Vorgehen bei <strong>de</strong>r Kreditbeschaffung abge-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

stimmt wer<strong>de</strong>n. Regelmäßig sollten Übersichten über<br />

<strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Kreditaufnahme <strong>de</strong>r DDR über die<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbank, die Han<strong>de</strong>lsbank, <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

Intrac nach wichtigsten Währungen<br />

(zur Entwicklung <strong>de</strong>r Währungsstruktur nach BIZ<br />

-Daten vgl. Tabellen A 27, A 28) <strong>und</strong> Fälligkeit <strong>de</strong>r<br />

Kredite erarbeitet <strong>und</strong> fortgeführt wer<strong>de</strong>n. Ebenso<br />

sollten Übersichten über vorhan<strong>de</strong>ne Guthaben erarbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n. 39)<br />

5. Abschließen<strong>de</strong> Würdigung<br />

Gemessen an <strong>de</strong>m Schalck-Golodkowski übertragenen<br />

Auftrag, die internationale Zahlungsfähigkeit zu<br />

sichern, hat Schalck erfolgreich gearbeitet. Entgegen<br />

<strong>de</strong>r tatsächlichen Situation ist es ihm bzw. <strong>de</strong>r DDR<br />

gelungen, im Westen für eine relativ gute Bonitätseinschätzung<br />

<strong>de</strong>r DDR zu sorgen.<br />

Daneben hat er erhebliche Rese rven gebil<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>ren<br />

Existenz nur ganz wenigen bekannt war. So konnte<br />

er beispielsweise beim Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

einen Fonds in Höhe von über 2,1 Mrd. VM ansparen.<br />

Ferner befan<strong>de</strong>n sich Rese rven in Höhe von (min<strong>de</strong>stens)<br />

2 Mrd. VM auf <strong>de</strong>m Konto 628. Darüber hinaus<br />

wur<strong>de</strong>n in seinem Bereich nach seiner Flucht im Dezember<br />

1989 über 21,2 t Gold gef<strong>und</strong>en zu einem<br />

Marktwert von r<strong>und</strong> einer halben Milliar<strong>de</strong> D-Mark.<br />

Daneben lagerten auf diversen ausländischen Konten<br />

Guthaben, <strong>de</strong>ren Gesamtumfang sich auf r<strong>und</strong><br />

8 Mrd. D-Mark belaufen haben dürfte (vgl. Tabelle<br />

16).<br />

Diese Politik hat Schalck <strong>und</strong> haben an<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>m<br />

Bereich KoKo im nachhinein damit gerechtfertigt,<br />

daß sie diese Rese rven <strong>de</strong>r Begehrlichkeit <strong>de</strong>r Politiker,<br />

speziell <strong>de</strong>s Politbüros unter Leitung <strong>de</strong>s Generalsekretärs<br />

Honecker, entziehen mußten. Mittag<br />

war jedoch vermutlich, zumin<strong>de</strong>st teilweise, über<br />

diese Reservepolitik informiert. Es sei ihr Bestreben<br />

gewesen, für <strong>de</strong>n Notfall eine Rese rve anzulegen. Im<br />

Falle <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> darauf<br />

folgen<strong>de</strong>r Kreditrestriktionen <strong>de</strong>s Westens hätte man<br />

je<strong>de</strong>rzeit auf diese Mittel zurückgreifen können. Sie<br />

bil<strong>de</strong>ten quasi die letzte Rese rve für die DDR-Volkswirtschaft.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Beurteilung dieser Politik beschränken<br />

wir uns zunächst auf zwei Feststellungen:<br />

Anmerkungen zum zweiten Teil<br />

Abschnitt I.<br />

1) Vgl. <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag (Drucksache 12/3920):<br />

Zweiter Teilbericht <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

mit einer Darstellung <strong>de</strong>r zum Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung gehören<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

vom 9. 12. 1992, (im folgen<strong>de</strong>n zitiert als:<br />

Zweiter Teilbericht ...) Dokument 2, S. 93 ff.<br />

2) Das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l (MAI) ist 1967 in Ministerium für<br />

— Zum einen auf die monetären Verluste aus dieser<br />

Reservebildung. Diese Verluste sind dadurch entstan<strong>de</strong>n,<br />

daß zwischen Haben- <strong>und</strong> Sollzinsen<br />

eine erhebliche Differenz besteht. Auf <strong>de</strong>r einen<br />

Seite war die DDR im Westen hoch verschul<strong>de</strong>t<br />

mit entsprechend hohen Zinsen, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite lagerten im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Goldbestän<strong>de</strong> in einem Umfang von<br />

0,5 Mrd. D-Mark, die überhaupt keine Zinsen<br />

brachten. Aber auch die übrigen Fonds waren gemessen<br />

an <strong>de</strong>n Schuldzinsen relativ schlecht verzinst.<br />

Die rein monetären Verluste <strong>de</strong>r Rese rvehaltung<br />

waren also beträchtlich.<br />

Aber auch die Opportunitätskosten dieser Reservepolitik<br />

waren unseres Erachtens relativ hoch.<br />

Die DDR stand nämlich aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s seit Mitte<br />

1985 ten<strong>de</strong>nziell sinken<strong>de</strong>n Dollarkurses vor <strong>de</strong>r<br />

Notwendigkeit, ihre Ausfuhrgüter in <strong>de</strong>n Westen<br />

zu diversifizieren. Die Lieferungen von Mineralölerzeugnissen<br />

hatten in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n Jahren<br />

die anhalten<strong>de</strong> Exportschwäche <strong>de</strong>r DDR-<br />

Wirtschaft lediglich ver<strong>de</strong>ckt. Von diesem Träger<br />

ihrer Westexporte ging, da es sich um eine preisinstabile<br />

Warengruppe han<strong>de</strong>lt, eine erhebliche<br />

Unsicherheit aus. Eine spürbare Westimportreduzierung<br />

hätte die DDR-Wirtschaft vor nicht lösbare<br />

Probleme gestellt. Ansatzweise Versuche <strong>de</strong>r<br />

DDR En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre, bisherige Westimporte<br />

durch Einfuhren aus RGW-Län<strong>de</strong>rn in größerem<br />

Umfang zu substituieren, hatten nach Prüfung <strong>de</strong>r<br />

überhaupt in Frage kommen<strong>de</strong>n Produktgruppen<br />

aufgegeben wer<strong>de</strong>n müssen. 40) Ziel mußte es <strong>de</strong>shalb<br />

sein, verstärkt Maschinen <strong>und</strong> Anlagen in<br />

<strong>de</strong>n Westen zu exportieren. Dafür mußte aber <strong>de</strong>r<br />

Technologiebedarf <strong>de</strong>r DDR ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n. Das<br />

konnte nur aus <strong>de</strong>m Westen geschehen. Allein<br />

westliche Technik hätte <strong>de</strong>r DDR im Gr<strong>und</strong>satz<br />

die Chance eröffnet, zum einen die energie- <strong>und</strong><br />

-<br />

rohstoffsparen<strong>de</strong> Substitution, zum an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>n<br />

exportorientierten Strukturwan<strong>de</strong>l einzuleiten.<br />

Mit <strong>de</strong>n Reservemitteln <strong>de</strong>s Bereichs KoKo hätten<br />

verstärkt wachstumsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Investitionsgüter<br />

aus <strong>de</strong>m Westen bezogen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Allerdings stan<strong>de</strong>n — wie in Abschnitt III ausgeführt<br />

wur<strong>de</strong> — einem importinduziertem Wachs<br />

tum zum einen die realen Strukturen, zum an<strong>de</strong>ren<br />

das planwirtschaftliche System entgegen.<br />

Außenwirtschaft (MAW) <strong>und</strong> 1973 in Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l (MAH) umbenannt wor<strong>de</strong>n.<br />

3) Die Verfügung Nr. 61/86 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrates,<br />

Willi Stoph, vom 1. 4. 1966 ist abgedruckt<br />

als Dokument 6, in: <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag<br />

(Drucksache 12/3462): Erste <strong>Beschlußempfehlung</strong><br />

<strong>und</strong> erster Teilbericht <strong>de</strong>s 1. Untersuchungsausschusses<br />

vom 14. 10. 1992, S. 55 ff. (im folgen<strong>de</strong>n<br />

zitiert als: Erster Teilbericht ...).


4) Vgl. Zweiter Teilbericht ..., a. a. O., Dokument 3,<br />

S. 96 ff.<br />

5) Staatsreserven waren laut DDR-Handbuch, 3. Auflage,<br />

Band 2, Bonn 1985, S. 1299, zentralisierte Bestän<strong>de</strong><br />

an Lebensmitteln, Roh- <strong>und</strong> Hilfsstoffen,<br />

Halb- <strong>und</strong> Fertigfabrikaten, die als Rese rven für<br />

<strong>de</strong>n Fall von Naturkatastrophen, unvorhergesehenen<br />

Notstän<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r zur Regulierung von Unplanmäßigkeiten<br />

beim Wirtschaftsablauf angelegt<br />

<strong>und</strong> laufend ergänzt wur<strong>de</strong>n. Die Staatsreserven<br />

waren Teil <strong>de</strong>s Reservefonds, zu <strong>de</strong>m auch finanzielle<br />

Mittel (unter an<strong>de</strong>rem Haushaltsreserven im<br />

Staatshaushalt) gehörten. Ober Reservefonds verfügten<br />

die volkseigenen Bet riebe, Kombinate <strong>und</strong><br />

alle staatlichen Leitungsorgane bis zum Ministerrat.<br />

Verwaltungsorgan <strong>de</strong>r materiellen Staatsreserve<br />

war die „ Staatliche Verwaltung <strong>de</strong>r Staatsreserve."<br />

6) Vgl. Zweiter Teilbericht ..., a. a. O., Dokument 4,<br />

S. 100 ff.<br />

7) Armin Volze, Johannes L. Kuppe: Doktor Schalck.<br />

Analyse einer Geheimdissertation, in: Deutschland<br />

Archiv, 26. Jg. (1993), Heft 6, S. 654 f.<br />

8) Vgl. Horst Lambrecht: Der inner<strong>de</strong>utsche Han<strong>de</strong>l<br />

— ein Güteraustausch im Spannungsfeld von Politik<br />

<strong>und</strong> Wirtschaft, Beilage zur Wochenzeitung Das<br />

Parlament, B 40/82, 9. Oktober 1982, S. 5.<br />

9) Erster Teilbericht ..., a. a. O., Dokument 22, S. 58.<br />

10)Ebenda, S. 65.<br />

11)Ebenda, Dokument 25, S. 342f.<br />

12)Zweiter Teilbericht ..., a. a. O., S. 8.<br />

13)Armin Volze, Johannes L. Kuppe, a. a. O., S. 647,<br />

Fußnote 21. Aus <strong>de</strong>n Ausführungen <strong>de</strong>r Anlage 4<br />

<strong>de</strong>r internen Ordnung für die Arbeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung aus <strong>de</strong>m Jahre 1977<br />

läßt sich diese Zollhoheit nicht zwingend ableiten.<br />

Danach gewährleistet KoKo „die Koordinierung<br />

von Fragen <strong>de</strong>r Zollkontrolle", „die zweckentsprechen<strong>de</strong><br />

Organisation <strong>de</strong>r Beziehungen zu <strong>de</strong>n<br />

Organen <strong>de</strong>r Zollverwaltung" etc. Vgl. Erster Teilbericht<br />

..., a. a. O., Dokument 91, S. 678 f. Aus <strong>de</strong>m<br />

Befehl Nr. 14/83 zur politisch operativen Sicherung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR <strong>de</strong>s<br />

MfS vom 1. 1. 1983 läßt sich nur schließen, daß <strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>s Arbeitsbereiches für Zollfragen im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung Ausnahmeregelungen<br />

für die Kontrolle von Personen, Gütern<br />

<strong>und</strong> Transportmitteln im grenzüberschreiten<strong>de</strong>n<br />

Verkehr verfügen kann. Vgl. ebenda, Dokument<br />

146, S. 1104 ff., hier S. 1110. In einem mündlichen<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkommission <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

zur Untersuchung von Amtsmißbrauch <strong>und</strong><br />

Korruption im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung vor<br />

<strong>de</strong>m R<strong>und</strong>en Tisch, Berlin, <strong>de</strong>n 12. 3. 1990, Mat.<br />

A 5, E 42, S. 4, wur<strong>de</strong> hierzu ausgeführt: „A.<br />

Schalck hatte die Vollmacht, die Beziehungen zu<br />

<strong>de</strong>n Zollorganen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Kontrollorganen<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s (KoKo-, die Verf.) Außenhan<strong>de</strong>ls<br />

selbst zu organisieren. Es erfolgte eine eigenständige<br />

Siegelung von Verträgen. Zu Fragen <strong>de</strong>s<br />

grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Verkehrs von Waren <strong>und</strong><br />

Personen waren ihm beson<strong>de</strong>re Vollmachten <strong>und</strong><br />

Weisungsrechte übertragen wor<strong>de</strong>n."<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

14)Armin Volze, Johannes L. Kuppe, a. a. O., S. 647.<br />

Die Verfügung 121/69 <strong>de</strong>s Ministerrates ist als Anlage<br />

9 <strong>de</strong>r Disse rtation beigefügt. Vgl. Erster Teilbericht<br />

..., a. a. O., Dokument 22, S. 289f.<br />

15)Erster Teilbericht ..., a. a. O., Dokument 22,<br />

S. 191 t. 16 Armin Volze, Johannes L. Kuppe,<br />

a. a. O., S. 652.<br />

17)Vgl. Erster Teilbericht ..., a. a. O., Dokument 22,<br />

Anlage 11, S. 306. Nach Tabelle A 29 haben sich<br />

die Gewinne <strong>de</strong>r Intrac <strong>und</strong> Zentralkommerz 1968<br />

auf 134,8 Mio. VM belaufen.<br />

18)Dafür sei aber eine Erhöhung <strong>de</strong>r Zahl „<strong>de</strong>r Partei<br />

treu ergebenen" Mitarbeiter um 80 erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Außer<strong>de</strong>m muß <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rstatus weiter aufrechterhalten<br />

wer<strong>de</strong>n. Die KoKo-Unternehmen müssen<br />

<strong>de</strong>n Status <strong>de</strong>s Devisenauslän<strong>de</strong>rs behalten,<br />

sie finanzieren sich in Mark <strong>und</strong> Valuta-Mark<br />

selbständig <strong>und</strong> sie wer<strong>de</strong>n nur von einer Son<strong>de</strong>rgruppe<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Finanzrevision geprüft.<br />

19)Armin Volze, Johannes L. Kuppe, a. a. O., S. 653.<br />

20 Armin Volze, Johannes L. Kuppe, a. a. O.,<br />

S. 653.<br />

21) Erster Teilbericht ..., a. a. O., Dokument 22, S. 242.<br />

22 Ebenda, S. 244.<br />

23)Ebenda, S. 255.<br />

24)Detailliert hierzu vgl. Zweiter Teilbericht ...,<br />

a. a. O., S. 9f. sowie einem Organisationsplan <strong>de</strong>s<br />

Bereichs.<br />

25)Vgl. hierzu ebenda, S. 7.<br />

26)<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkommission <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

zur Untersuchung von Amtsmißbrauch <strong>und</strong> Korruption<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung vor <strong>de</strong>m<br />

R<strong>und</strong>en Tisch am 12. 3. 1990, Mat A 18/1. (Im folgen<strong>de</strong>n<br />

zitiert als: „<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkommission<br />

<strong>de</strong>s Ministerrates ... ") .<br />

27)Nach <strong>de</strong>r Aussage von Wolfgang Andrä, Mitarbeiter<br />

in <strong>de</strong>r Hauptabteilung West<strong>de</strong>utschland/Westberlin<br />

im MAH in <strong>de</strong>r Zeugenvernehmung durch<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß betreffend Bayrische<br />

Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski,<br />

BRF 12/3295 <strong>de</strong>s Bayrischen<br />

Landtages, 58. Sitzung, 9. 11. 1993, S. 49.<br />

28)<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkommission <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

..., a. a. O., S. 3.<br />

29)Vgl. dazu ebenda, sowie Zweiter Teilbericht ...,<br />

a. a. O., S. 9.<br />

30)Das Aktenstück ist gestempelt mit „Anlage zum<br />

Schriftsatz v. <strong>de</strong>r RAe Kiehle + Westphahl" <strong>und</strong><br />

trägt eine aufgestempelte Seitennummer 116.<br />

31)Nach Meta Bleßing, in ihrer Vernehmung durch<br />

die Ostberliner Staatsanwaltschaft; vgl. 2 Js 7/90,<br />

vom 11. 6. 91, S. 8.<br />

32)Nach <strong>de</strong>m Erfolgsbericht Schalcks an Mittag für<br />

das Jahr 1987, BEWO Bd. 60 A 5, 2 Js 7/90, S. 49<br />

bis 63, S. 56 (Originalnummerierung S. 7).<br />

33)Vom 5. 12. 1989, Mat. A 5, BEWO 815, S. 227 ff.<br />

34)Vgl. dazu das Papier über Industrievereinbarungen<br />

<strong>und</strong> Gestattungsproduktion Mat A 5 Bd. 74,<br />

75, 2 Js 7/90, Anlage 21, S. 651.<br />

35)Ebenda, S. 652.<br />

36)Vgl. ebenda, S. 653.<br />

37)Nach Aussage von Meta Bleßing, Leiterin <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung II, wur<strong>de</strong>n für die Finanzierung


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

von Industrievereinbarungen „typischerweise<br />

keine KoKo-Mittel eingesetzt." Sie dürfte mit dieser<br />

Aussage vor allem auf die ab Mitte <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre übliche Finanzierungsart abstellen, da ab<br />

diesem Zeitpunkt die Importe im Rahmen <strong>de</strong>r Industrievereinbarungen<br />

primär über Kredite finanziert<br />

wur<strong>de</strong>n. Vernehmungsprotokoll vom 30. 9.<br />

91, Mat A 5 Org., Bd. 55, S. 9.<br />

38)Vgl. 2 Js 7/90, Mat. A 5 BEWO 1508.<br />

39)Eine eingehen<strong>de</strong> Untersuchung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten wur<strong>de</strong> vom BMWi erarbeitet;<br />

vgl. Mat. A 136, 2. Statusbericht für <strong>de</strong>n 1.<br />

Untersuchungsausschuß <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages<br />

„Kommerzielle Koordinierung", vom 31.<br />

März 1992. Die folgen<strong>de</strong> Darstellung stützt sich<br />

auf diese Quelle; dort sind die Geschäfte zum Teil<br />

im einzelnen beschrieben.<br />

40)Vgl. ebenda, S. 26.<br />

41)Die Weisung 13/72 fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft unter <strong>de</strong>r Signatur 2 Js 70/90,<br />

S. 971-976.<br />

42)Nach einer mündlichen Information von G. Schürer:<br />

Die SPK plante z. B. die Versorgung mit<br />

Fleisch <strong>und</strong> Eiern großzügig, um im Falle eines<br />

unvorhergesehenen Verbrauchsanstiegs bei diesen<br />

sensiblen Konsumgütern Engpässe zu vermei<strong>de</strong>n;<br />

dadurch kam es gelegentlich zu einer Überproduktion,<br />

die über KoKo gegen Devisen<br />

vermarktet wur<strong>de</strong>.<br />

Abschnitt II.<br />

1) Zu <strong>de</strong>m WTU-<strong>Bericht</strong> einschließlich Datenbank<br />

vgl. die Vorbemerkungen!<br />

2) Zu <strong>de</strong>n Konten vgl. Abschnitt IV./2., insbeson<strong>de</strong>re<br />

Übersicht 4.<br />

3) Quelle: Status über das Konto 0628, B 46, S. 13.<br />

4) Vgl. die Zeugenvernehmung von Gerd Schmidt<br />

durch <strong>de</strong>n 1. UA KoKo, am 17. Juni 1993, Protokoll<br />

Nr. 140, S. 16f.<br />

5) Vgl. Zweiter Teilbericht ..., a. a. O., S. 55.<br />

6) Vgl. <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong> zu <strong>de</strong>n Ermittlungen über die A rt<br />

<strong>und</strong> Weise sowie <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Valuta-Finanzierung<br />

für die Versorgung <strong>de</strong>r ehemaligen Parteiführung<br />

in <strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz, Berlin <strong>de</strong>n 5.7.<br />

1990, S. 4. (Mat A 5/E, 2 Js 445/90, Band 11,<br />

S. 181 ff.).<br />

7) Vgl. <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong> über die Ermittlungsergebnisse<br />

zur markseitigen Preisbildung für Son<strong>de</strong>rimporte<br />

aus <strong>de</strong>m NSW in <strong>de</strong>r ehemaligen Waldsiedlung<br />

Wandlitz, Berlin <strong>de</strong>n 18. 9. 1990, Mat A 5-E-2 Js<br />

245/90-Band 11, S. 2.<br />

8) Ebenda, S. 7.<br />

9) Vgl. hierzu <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong> über wesentliche Feststellungen<br />

aus <strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenwirtschaft<br />

durch die Valuta-Kontrollgruppe, vom 16. 2.<br />

1990, S. 23f.<br />

10)Vernehmungsprotokoll vom 15. 2. 1990, Mat A 5, 2<br />

Js 245/90, Band E 20, S. 107.<br />

Abschnitt III<br />

1) Nach Mat. A 5, Bd. 74, 75, 2 Js 7/90, Anlage 21,<br />

S. 652.<br />

2) Vgl. dazu die Aussage von Herta König, in 2 Js<br />

7/90, vom 2. 5. 91, S. 14.<br />

3) Beschluß <strong>de</strong>s Ministerrates B 2 766/86, S. 9.<br />

4) Näheres hierzu fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r „Ordnung über<br />

die Vorbereitung, Durchführung <strong>und</strong> Abrechnung<br />

von Son<strong>de</strong>rvorhaben <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung" , vom 29. 6. 1981, Mat. A 5, BEWO<br />

262, S. 37 ff. Später war KoKo noch intensiver in<br />

die Mo<strong>de</strong>rnisierungsstrategie einbezogen, als es in<br />

diesem Papier zum Ausdruck kommt.<br />

5) Vgl. Vernehmungsprotokoll Meta Bleßing, 2 Js 7/<br />

90, vom 11. Juni 1991, S. 19.<br />

6) Anlage 21: Industrievereinbarungen Bl. 4, 5 BEWO<br />

595, S. 649ff., hier S. 659.<br />

7) Ebenda, S. 655.<br />

8) Ebenda, S. 662.<br />

9) 2 Js 7/90, Vernehmung von Meta Bleßing, vom 11.<br />

6. 91, S. 15.<br />

10)Schreiben Schürers an <strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR, Harrland, vom 29. 12. 93, S. 2. (Mat A 5<br />

E 71).<br />

11)Mat A 5, BEWO 718.<br />

12)2 Js 7/90, vom 11. 6. 91.<br />

13)VD 97-79/82, vom 20. 7. 82<br />

14)Mat. A 308, Band 3.<br />

15)2 Js 7/90, BEWO 72 B.<br />

16)Vgl. ebenda, Anlage 3.<br />

17)Nach <strong>de</strong>m Schreiben Schalcks an Schürer <strong>und</strong><br />

Beil (1. UA Material B 49, Anlage 2) wären 10,981<br />

Mrd. VM 1991-2000 „in die Zahlungsbilanz einzuordnen"<br />

gewesen.<br />

18)Analyse <strong>de</strong>r ökonomischen Lage <strong>de</strong>r DDR mit<br />

Schlußfolgerungen vom 27. 10. 89, 1. UA Materialie<br />

B 49, Anlage 3.<br />

19)Vgl. u. a. Michael Mastanduno: CoCom and American<br />

Export Control Policy: The Experience of the<br />

Reagan Administration, in: David A. Baldwin, Helen<br />

V. Milner (Hrsg.): East-West Tra<strong>de</strong> and the Atlantic<br />

Alliance, London 1990, S. 191 ff.; Gunnar Adler-Karlsson:<br />

Western Economic Warfare<br />

1947-1967, Upsala 1968; Klaus Schra<strong>de</strong>r: Das CO-<br />

COM <strong>und</strong> die Reformen in <strong>de</strong>n RGW-Län<strong>de</strong>rn, in:<br />

Die Weltwirtschaft. Halbjahresschrift <strong>de</strong>s Instituts<br />

für Weltwirtschaft an <strong>de</strong>r Universität Kiel, hrsg.<br />

von Horst Siebe rt, Tübingen 1990, H. 1, S. 193 ff.)<br />

20)Vgl. Klaus Schra<strong>de</strong>r: Das COCOM <strong>und</strong> die Reformen<br />

in <strong>de</strong>n RGW-Län<strong>de</strong>rn, in: a. a. O., S. 204 ff.<br />

21)Die Bildung von H 4 erfolgte offiziell zum 1. Juli<br />

1986. Die konzeptionelle Vorbereitungsphase erfolgte<br />

ungefähr seit März 1986. Vgl. Zeugenvernehmung<br />

von Gerhardt Ronneberger durch <strong>de</strong>n 1.<br />

UA KoKo am 29. 9. 1993, Protokoll Nr. 150, S. 4.<br />

22)Vgl. die Aussage von Gerhardt Ronneberger vor<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft beim Kammergericht Berlin<br />

am 21. Mai 1992, S. 28, Mat. A 5, E 81.<br />

23)Vgl. Befehl Nr. 2/87 über die Koordinierung <strong>de</strong>r<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Maßnahmen zur Beschafung von<br />

Embargowaren aus nichtsozialistischen Staaten<br />

<strong>und</strong> Westberlin. Dokument 180, in: Erster Teilbericht<br />

<strong>de</strong>s 1. UA KoKo ..., a. a. O., S. 1356 ff.<br />

24)Zeugenvernehmung durch <strong>de</strong>n 1. UA KoKo, am<br />

29. 9. 1993, a. a. O., S. 123.


25)Vgl. Zeugenvernehmung von Wulff durch <strong>de</strong>n 1.<br />

UA KoKo, am 29. 9. 1993, Protokoll Nr. 149, S. 18.<br />

26)Vgl. Zeugenvernehmung Gerhardt Ronneberger<br />

vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft beim Kammergericht<br />

Berlin, a. a. O., S. 23.<br />

27)Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei um die Son<strong>de</strong>rermittlungsgruppe<br />

Schalck-Golodkowski im HZA - wohl<br />

Hauptzollamt - Berlin-Marzahn.<br />

28)<strong>Bericht</strong> für die AG BKK, vom 23. 11. 87.<br />

29)Vgl. dazu Harry Maier, Sig rid Maier: Möglichkeiten<br />

einer Intensivierung <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls,<br />

in: Deutschland Archiv, 22. Jg. (1989), Heft 2,<br />

S. 184.<br />

30)Vgl. Schenk, Wass von Czege: Technologietransfer<br />

<strong>und</strong> Strukturwan<strong>de</strong>l durch indust rielle Ost-<br />

West-Kooperation, in: Außenwirtschaft, H. 2, 1981,<br />

S. 157 ff.<br />

Abschnitt IV<br />

1) Vgl. hierzu <strong>und</strong> zum folgen<strong>de</strong>n Zweiter Teilbericht<br />

..., a. a. O., S. 10f.<br />

2) Hierauf verwies unter an<strong>de</strong>rem G. Schürer bei seiner<br />

Aussage vor <strong>de</strong>m 1. UA KoKo am 1. 7. 1993. Vgl.<br />

Protokoll Nr. 146, S. 12.<br />

3) Vgl. Zeugenvernehmung von Dieter Uhlig durch<br />

<strong>de</strong>n 1. UA KoKo am 11. November 1992, Protokoll<br />

Nr. 100, S. 30 f. sowie Zeugenvernehmung von Erhard<br />

Wiechert durch <strong>de</strong>n 1. UA KoKo am 5. November<br />

1992, Protokoll Nr. 98, S. 15f.<br />

4) Vgl. Schlußbericht <strong>de</strong>s Militär-Oberstaatsanwalt.<br />

Abteilung II. Str. II-04/89. 26. 2. 1990, S. 23.<br />

5) Vgl. Zeugenvernehmung von Erhard Wieche rt<br />

durch <strong>de</strong>n 1. UA KoKo am 5. November 1992, Protokoll<br />

Nr. 98, S. 15f.<br />

6) Vgl. Zeugenvernehmung von Alexan<strong>de</strong>r Schalck-<br />

Golodkowski durch <strong>de</strong>n 1. UA KoKo am 30. Juni<br />

1993, Protokoll Nr. 145, S. 75f.<br />

7) Vgl. Schlußbericht. Militär-Oberstaatsanwalt. Abteilung<br />

II, a. a. O., S. 16.<br />

8) Schalck-Golodkowski bestätigte dies in seiner<br />

Aussage vor <strong>de</strong>m 1. UA KoKo, in<strong>de</strong>m er ausführte:<br />

... Man „hat natürlich versucht, soviel wie möglich<br />

von <strong>de</strong>n „angenehmen" Positionen <strong>und</strong> Län<strong>de</strong>rn<br />

zu bekommen, wo man unter vernünftigen Bedingungen<br />

exportieren konnte. Die wur<strong>de</strong>n immer<br />

knapper, weil die Konkurrenz außeror<strong>de</strong>ntlich<br />

groß war. " Zeugenvernehmung von Alexan<strong>de</strong>r<br />

Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>m 1. UA KoKo, a. a. O.,<br />

Protokoll Nr. 145, S. 82.<br />

9) Die Län<strong>de</strong>rabstimmung basierte auf <strong>de</strong>n „Festlegungen<br />

zur Kooperation <strong>de</strong>r Marktarbeit beim<br />

NSW-Export von Erzeugnissen <strong>de</strong>r speziellen Nomenklatura<br />

zwischen <strong>de</strong>n Organen <strong>de</strong>s speziellen<br />

Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung."<br />

Folgen<strong>de</strong> Lieferlisten bzw. Län<strong>de</strong>raufteilungen<br />

waren vorgesehen: ITA war zuständig<br />

für Angola, Mosambik, Nicaragua, Irak,<br />

Algerien, Indien, Äthiopien <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Nordjemen<br />

(Jemenitische Arabische Republik). IMES sollte in<br />

die Län<strong>de</strong>r Iran, Ägypten, Jordanien, Peru, Uganda<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Südjemen (Demokratische Republik<br />

Jemen) Waffen <strong>und</strong> Waffentechnik liefern. Da aber<br />

ITA <strong>und</strong> IMES gegenüber ausländischen Geschäftspartnern<br />

selbständig auftraten, lieferten<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

bei<strong>de</strong> Unternehmen zum Teil auch in dieselben<br />

Län<strong>de</strong>r (unter an<strong>de</strong>rem in <strong>de</strong>n Irak, Iran, Nord-<br />

-<strong>und</strong> Südjemen, Argentinien, Botswana, Äthiopien<br />

<strong>und</strong> Uganda). Vgl. Schlußbericht. Militär-Oberstaatsanwalt.<br />

a. a. O., S 22.<br />

10)Wie die Koordinierung zwischen <strong>de</strong>m Bereich<br />

Spezieller Außenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich KoKo<br />

konkret aussehen sollte, wird beispielhaft <strong>de</strong>utlich<br />

in <strong>de</strong>n Regelungen zur Planung, Plandurchführung<br />

<strong>und</strong> Abrechnung <strong>de</strong>s Expo rtes spezieller Erzeugnisse<br />

<strong>und</strong> Leistungen <strong>de</strong>s VEB Kombinat<br />

Spezialtechnik Dres<strong>de</strong>n in das NSW, vertrauliche<br />

Verschlußsache B 120-3894-84, das durch die<br />

Staatliche Plankommission ausgestellt wur<strong>de</strong>. In<br />

diesen Regelungen heißt es auf Blatt 5: „Der Abschluß<br />

<strong>de</strong>r Verträge, die Expo rte betreffen, die in<br />

Verantwortung <strong>de</strong>s Bereiches KoKo realisiert wer<strong>de</strong>n,<br />

hat auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r IAP (Industrieabgabepreis,<br />

d. Verf.) zu erfolgen. Sie sind vor ihrem<br />

Abschluß vom Bereich spezieller Außenhan<strong>de</strong>l<br />

(ITA) mit <strong>de</strong>m Bereich KoKo abzustimmen."<br />

11)Vgl. Schlußbericht. Militär-Oberstaatsanwalt,<br />

a. a. O., S. 17.<br />

12)Vgl. Zeugenvernehmung von Alexan<strong>de</strong>r Schalck-<br />

Golodkowski, a. a. O., Protokoll Nr. 145, S. 82.<br />

13)In <strong>de</strong>r Anordnung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrates<br />

vom 30. 6. 1986 zur speziellen Exportordnung<br />

sind in <strong>de</strong>r Anlage ausdrücklich die Aufgaben<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo geregelt. Zu diesen<br />

Aufgaben zählten die außerplanmäßigen speziellen<br />

Exporte, die Durchführung von Son<strong>de</strong>raufgaben,<br />

die fallweise Realisierung von Planexporten,<br />

die Übernahme von an<strong>de</strong>ren Verkaufsaktivitäten,<br />

internationale Geschäftstätigkeit im sozialistischen<br />

<strong>und</strong> nichtsozialistischen Wi rtschaftsgebiet<br />

sowie Son<strong>de</strong>rimporte. Vgl. Schlußbericht. Militär<br />

-Oberstaatsanwalt, a. a. O., S. 17.<br />

14)Vgl. Schlußbericht. Militär-Oberstaatsanwalt,<br />

a. a. O., S. 29.<br />

-<br />

15)Vgl. Zeugenvernehmung von Schalck-Golodkowski<br />

durch <strong>de</strong>n 1. UA KoKo am 30. 7. 1993, Protokoll<br />

Nr. 145, S. 63.<br />

16)Vgl. Aussage von Schürer vor <strong>de</strong>m 1. Untersuchungsausschuß<br />

KoKo am 1. 7. 1993, Protokoll<br />

Nr. 146, S. 12 <strong>und</strong> S. 92.<br />

17)Vgl. Zeugenvernehmung von Erhard Wiechert<br />

durch <strong>de</strong>n 1. UA KoKo am 5. November 1992, Protokoll<br />

Nr. 98, S. 54.<br />

18)Vgl. Zeugenvernehmung von Schalck-Golodkowski<br />

durch <strong>de</strong>n 1. UA KoKo am 30. Juni 1993,<br />

Protokoll Nr. 195, S. 64 <strong>und</strong> S. 223.<br />

19)Vgl. Zeugenvernehmung von Dieter Uhlig durch<br />

<strong>de</strong>n 1. UA KoKo am 11. November 1992, Protokoll<br />

Nr. 100, S. 15.<br />

20)Vgl. Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise. Staatliche<br />

Finanzrevision. Valutakontrollgruppe. Sektor<br />

3, Berlin 8. 12. 1989.<br />

21)Intrac, Forum HG, Transinter, BIEG, KuA GmbH,<br />

VEB Philatelie <strong>und</strong> IMES GmbH.<br />

22)Vgl. Schlußbericht. Militär-Oberstaatsanwalt. Abteilung<br />

II, a. a. O., S. 12 <strong>und</strong> S. 16.<br />

23)Vgl. Schlußbericht. Militär-Oberstaatsanwalt.<br />

Abt. II, a. a. O., S. 10.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

24)Vgl. WTU-Angaben; Kriterium 321000; Aggregation<br />

<strong>de</strong>r Stromgrößen nach vorgegebenen Kriterien<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Prioritätenliste.<br />

25)Vgl. Perspektivische Entwicklung <strong>de</strong>s AHB Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten bis 1995 (Gewinnquellen <strong>und</strong><br />

Absatzlinien), in: Dritter Teilbericht ..., a. a. O.,<br />

Dokument 108, S. 552. Auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />

w-ru ermittelten Daten <strong>und</strong> eigener Schätzungen<br />

dürften sich die Exporterlöse im genannten Zeitraum<br />

auf r<strong>und</strong> 470 Mio. VM belaufen haben.<br />

26)Vgl. Dritter Teilbericht ..., a. a. O., S. 20.<br />

27)Vgl. Dritter Teilbericht ..., a. a. O., S. 17.<br />

28)Vgl. Perspektivische Entwicklung <strong>de</strong>s AHB Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten bis 1995 (Gewinnquellen <strong>und</strong><br />

Absatzlinien), a. a. O., S. 6.<br />

29)Die Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Planung <strong>und</strong> Valuta<br />

beim AHB Nahrung, Hannelore Zens, bestätigte<br />

vor <strong>de</strong>m Bayrischen Untersuchungsausschuß, daß<br />

diese Neuregelung allein vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Devisenliquiditätsprobleme erfolgte. Bereits<br />

ab En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er, Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre wur<strong>de</strong>n<br />

durch die DABA nur noch die notwendigsten Importe<br />

finanziert. Vgl. 58. UASG vom 9. 11. 1993,<br />

S. 127.<br />

30)Vgl. Aussage von Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>m<br />

Bayrischen Untersuchungsausschuß, 38. UASG,<br />

16. 3. 1993, S. 2.<br />

31)Vgl. u. a. 58. UASG vom 9. 11. 1993, S. 104f.<br />

32)Der AHB Nahrung unterstand also nicht <strong>de</strong>m Bereich<br />

KoKo. KoKo hatte nur das Mandat erhalten,<br />

für die Lohnvere<strong>de</strong>lung die entsprechen<strong>de</strong>n Devisen<br />

bereitzustellen. Im übrigen hatte <strong>de</strong>r AHB<br />

Nahrung immer <strong>de</strong>m MAH unterstan<strong>de</strong>n, seit<br />

1979 aber in erster Linie — verb<strong>und</strong>en mit <strong>de</strong>r<br />

Reform <strong>de</strong>s Außenwirtschaftssystems <strong>de</strong>r DDR —<br />

<strong>de</strong>m Ministerium für Land-, Nahrungs- <strong>und</strong> Forstwirtschaft.<br />

Zur Reform <strong>de</strong>s Außenwirtschaftssystems<br />

<strong>de</strong>r DDR vgl. Maria Haendcke-Hoppe: Umbau<br />

<strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>lsapparates als<br />

Erfolgskonzept?, in: FS-Analysen, o. Jg. (1980),<br />

Heft 6, S. 75 ff.<br />

33)Vgl. Aussage von Schalck vor <strong>de</strong>m Bayrischen<br />

Untersuchungsausschuß, 38. UASG vom 16. 3.<br />

1993, S. 3.<br />

34)Aus <strong>de</strong>n WTU-Angaben ergeben sich für <strong>de</strong>n<br />

AHB Nahrung 1986 Exporterlöse in Höhe von<br />

455,4 Mio. VM, 1987 von 615,2 Mio. VM. Die Importaufwendungen<br />

beliefen sich in diesen Jahren<br />

auf 410,5 Mio. VM bzw. 370,2 Mio. VM.<br />

35)Der AHB Transinter als eine staatliche Vertreterorganisation<br />

war ein Zusammenschluß von diversen<br />

Vertretergesellschaften. Hierzu zählte beispielsweise<br />

auch die Internationale<br />

Han<strong>de</strong>lszentrum GmbH.<br />

36)Die nichtstaatlichen Vertretergesellschaften waren<br />

die Firma Asimex, Berag, Carnet, Interport,<br />

Forgberg, Gerlach, Agrima <strong>und</strong> Delta. Sie unterstan<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung I.<br />

37)Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n staatlichen konnten die<br />

nichtstaatlichen Vertreterorganisationen in <strong>de</strong>r<br />

DDR auch Ex<strong>und</strong> Importverträge abschließen.<br />

38)Vgl. Aussage von Hans-Joachim Spingmann vor<br />

<strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin, 5. März 1992, 2 Js 7/90, S. 19. Mat A 5, E 77.<br />

39)Unter <strong>de</strong>n drei großen west<strong>de</strong>utschen Fleischhändlern<br />

zahlte die Firma Krumke die höchsten<br />

Provisionen, nämlich für Schweine <strong>und</strong> Schweinehälften<br />

3 % <strong>und</strong> für Bullen <strong>und</strong> Lämmer 1,5 % <strong>de</strong>s<br />

Kaufpreises. Die Moksel AG zahlte generell 1 %<br />

<strong>de</strong>s Kaufpreises. Laut Aussage <strong>de</strong>s Zeugen vor<br />

<strong>de</strong>m Bayrischen Untersuchungsausschuß, Franz<br />

-ka, zitiert vorn Abgeordneten Hiersemann. 58.<br />

UASG vorn 9. 11. 1993, S. 115.<br />

40)Vgl. Aussage von Heinz Mühle, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Firma Krumke, vor <strong>de</strong>m Bayrischen Untersuchungsausschuß.<br />

58. UASG vom 9. 11. 1993, S. 7<br />

<strong>und</strong> S. 10.<br />

41)Zurückzuführen ist diese Neuorganisation auf<br />

eine Initiative von Günter Mittag im Jahre 1976<br />

<strong>und</strong> auf einen entsprechen<strong>de</strong>n Politbürobeschluß<br />

vorn 2. November 1976.<br />

42)Vgl. Vertraulicher <strong>Bericht</strong> über kommunistische<br />

Wirtschaftsunternehmen. Stand 31. Dezember<br />

1982, Mat A 311.<br />

43)Von 1982-1990 gingen auf das Konto 614 keine<br />

Provisionsabführungen mehr ein. Im Zeitraum<br />

von 1982-1990 wur<strong>de</strong>n nur Einnahmen aus „Geschäftsführerüberweisungen"<br />

erzielt.<br />

44)Die nachfolgen<strong>de</strong>n Wertgrößen erfolgen trotz <strong>de</strong>r<br />

Beteiligung zweier nie<strong>de</strong>rländischer Unternehmen<br />

an <strong>de</strong>n Transaktionen in VE. Es wird unterstellt,<br />

daß die Zahlungen <strong>de</strong>r zehn DDR gesteuerten<br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik an <strong>de</strong>n<br />

Bereich KoKo im Rahmen <strong>de</strong>s Berliner Abkommens<br />

durchgeführt wur<strong>de</strong>n.<br />

45)Vgl. Abrechnung <strong>de</strong>r Aufgabenstellung Parteifirmen<br />

zum X. Parteitag <strong>de</strong>r sozialistischen Einheitspartei<br />

Deutschlands. Vermutlich han<strong>de</strong>lt es sich<br />

hier um eine Anlage zu einem Schreiben von<br />

Schalck-Golodkowski an Mittag vom 3. 4. 1981.<br />

Mat A 5, Band 226.<br />

46)Kommunistische Wirtschaftsunternehmen, Köln,<br />

im Dezember 1989, Mat A 43/8, S. 8.<br />

47)Vgl. ebenda, S. 9.<br />

48)Vgl. Zweiter Teilbericht ..., a. a. O., Dokument 3,<br />

S. 96 ff.<br />

49)Vgl. zum folgen<strong>de</strong>n Armin Volze: Die Devisengeschäfte<br />

<strong>de</strong>r DDR. Genex <strong>und</strong> Intershop, in:<br />

Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991), Heft 11,<br />

S. 1150 ff.<br />

50)Armin Volze: Die Devisengeschäfte <strong>de</strong>r DDR ...,<br />

a. a. O., S. 1150.<br />

51)Vgl. ebenda, S. 1150.<br />

52)Gbl. <strong>de</strong>r DDR, Teil I, Nr. 58, S. 574 ff.<br />

53)Vgl. zu diesem Devisenbewirtschaftungsgesetz<br />

im einzelnen Hans-Jörg Buck: Neues Devisenbewirtschaftungsgesetz.<br />

Wi rtschaftlich kluge Einfälle,<br />

noch perfektere Kontrollen, in Deutschland Archiv,<br />

7. Jg. (1974), Heft 4, S. 388 ff.<br />

54)Gr<strong>und</strong>konzeption <strong>de</strong>r Forum GmbH, A 5 B 137,<br />

S. 1.<br />

55)Vgl. Armin Volze: Die Devisengeschäfte <strong>de</strong>r DDR<br />

..., a. a. O., S. 1151.<br />

56)Das Verkaufspersonal erhielt En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

für seine Tätigkeit bei Vollbeschäftigung eine Prämie<br />

von 30 VM. Hierfür konnte es Waren aus <strong>de</strong>m<br />

Sortiment von Intershop einkaufen.<br />

57)Vom 18. 7. 1974, Mat A 84, Band 14.


58)Die von <strong>de</strong>r WTU für Forum ermittelten Daten<br />

spiegeln die Umsatzhöhe <strong>und</strong> -entwicklung nur<br />

für die Jahre 1975-1978 in etwa richtig wi<strong>de</strong>r. Für<br />

die übrigen Jahre konnten entwe<strong>de</strong>r keine Angaben<br />

ermittelt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r aber die ermittelten<br />

Umsätze sind erheblich zu niedrig o<strong>de</strong>r aber <strong>de</strong>utlich<br />

zu hoch.<br />

59)Die WTU ermittelte die Devisenabführungen von<br />

Forum an die operative Devisenreserve - Abführungen<br />

in die Zahlungsbilanz (Kriterium 321000).<br />

Danach sollen z. B. 1985 knapp 1,5 Mrd. VM „in<br />

die Zahlungsbilanz" abgeführt wor<strong>de</strong>n sein, 1982<br />

0,513 Mio. VM.<br />

60) Neues Deutschland, vom 27. 9. 1977.<br />

61 ) Vom 7. 12. 1988, BIW 1508 bzw. BEWO 72 B, 2 Js<br />

7/90. 62 156/73 vom 14. 11. 73. <strong>Bericht</strong> über <strong>de</strong>n<br />

Stand <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>r Aufgaben <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung per 30. 6. 1974, vom<br />

18. 7. 1974, Mat A 84, Band 14.<br />

63)Vgl. Statistisches Jahrbuch <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen<br />

Republik, 1985, S. 54.<br />

64)Armin Volze: Die Devisengeschäfte <strong>de</strong>r DDR ...,<br />

a. a. O., S. 1157.<br />

65)Ebenda, S. 1158.<br />

66)Ebenda, S. 1159.<br />

67)Vgl. zum folgen<strong>de</strong>n Armin Volze: Die Devisengeschäfte<br />

<strong>de</strong>r DDR, Genex <strong>und</strong> Intershop, in:<br />

Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991), Heft 11,<br />

S. 1145 ff.<br />

68)Erst im Oktober 1988 wur<strong>de</strong> die Inter-Geschenkdienst<br />

GmbH in Stuttgart zugelassen. 1989 grün<strong>de</strong>te<br />

die dänische Genex-Agentur Jauerfood eine<br />

Tochterfirma, die Jauerfood GmbH Hamburg.<br />

69)In New York <strong>und</strong> in Vancouver (Kanada).<br />

70)Vgl. F<strong>und</strong>stelle: A 5/67 B, S. 5.<br />

71) „ Die Aufträge kirchlicher Organisationen bezogen<br />

sich vornehmlich auf nicht im Genex-Katalog<br />

enthaltene Waren aus DDR-Produktion, die für die<br />

kirchlichen Einrichtungen in <strong>de</strong>r DDR benötigt<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rs nicht zu beschaffen waren.<br />

Dabei han<strong>de</strong>lte es sich hauptsächlich um Spezialkraftfahrzeuge,<br />

bestimmte Industriewaren, Benzin,<br />

auch um Düngemittel <strong>und</strong> Saatgut. Das Diakonische<br />

Werk <strong>de</strong>r EKD begann bereits 1957 mit<br />

Genex-Bestellungen. Auf katholischer Seite haben<br />

<strong>de</strong>r Deutsche Caritasverband Freiburg <strong>und</strong><br />

das Bonifatiuswerk Pa<strong>de</strong>rborn erst 1962 nach <strong>de</strong>m<br />

Bau <strong>de</strong>r Mauer <strong>und</strong> <strong>de</strong>r damit verb<strong>und</strong>enen Einschränkung<br />

an<strong>de</strong>rer Hilfsmöglichkeiten auf Genex<br />

zurückgegriffen. " Armin Volze: Die Devisengeschäfte<br />

<strong>de</strong>r DDR ..., a. a. O., S. 1147, Fußnote 9.<br />

72)Vgl. dazu im einzelnen Armin Volze: Die Devisengeschäfte<br />

<strong>de</strong>r DDR ..., a. a. O., S. 1148, Fußnote 10.<br />

73)Für diesen K<strong>und</strong>enkreis gab es einen eigenen Genex-Katalog.<br />

Das Angebot war erheblich Meiner<br />

als im normalen Sortiment. Dieser Katalog enthielt<br />

vor allem <strong>de</strong>utlich weniger Westwaren, vor allem<br />

aber keine Westautos. Vgl. Armin Volze: Die Devisengeschäfte<br />

<strong>de</strong>r DDR ..., a. a. O., S. 1148, Fußnote<br />

11.<br />

74)Vgl. F<strong>und</strong>stelle: A 5-67 B, S. 6.<br />

75)Vgl. ebenda, S. 7.<br />

76)Nur im Sortimentsbereich Personenkraftwagen ist<br />

die „zahlenmäßige", nicht die Wertstruktur bekannt.<br />

Im Konsumgüterbereich stammte <strong>de</strong>r grö<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

ßere Teil <strong>de</strong>r von Genex verkauften Güter aus <strong>de</strong>r<br />

DDR-Produktion. Vgl. Heinz Wil<strong>de</strong>nhain: Beziehungen<br />

zum Bereich „Kommerzielle Koordinierung"<br />

. 8. 12. 1989. Vgl. F<strong>und</strong>stelle: Mat. A 5 67 B,<br />

S. 9.<br />

77)Nach <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r WTU ermittelten Daten - hier<br />

Kriterium 112810, Valutaerwirtschaftung über<br />

PKW - beliefen sich die jährlichen Zahlungen<br />

von Genex an <strong>de</strong>n AHB Transportmaschinen Export-Import<br />

im Zeitraum von 1976-1980 auf 49<br />

Mio. VM, in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre auf<br />

jährlich 59 Mio. VM. Für die nachfolgen<strong>de</strong>n Jahre<br />

fin<strong>de</strong>n sich keine Angaben.<br />

78)Dabei ist zu beachten, daß die Lieferungen <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik an die DDR von <strong>de</strong>r Umsatzsteuer<br />

nicht, wie im grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Waren- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungsverkehr sonst üblich, entlastet,<br />

son<strong>de</strong>rn im Gegenteil zusätzlich mit <strong>de</strong>r Umsatzsteuer<br />

belastet wur<strong>de</strong>n.<br />

79)Im Zeitraum 1980-1988 betrugen die Abführungen<br />

<strong>de</strong>s Genex-Geschenkdienstes in Mark <strong>de</strong>r<br />

DDR zwischen 21 <strong>und</strong> 55 Mio. Sie basierten primär<br />

auf Käufen von DDR-Bürgern - vor allem von<br />

Trassenbauern in <strong>de</strong>r UdSSR - in sozialistischen<br />

Währungen. Vgl. F<strong>und</strong>stelle: A 5-67 B. Da hier<br />

die monetären Ergebnisse <strong>de</strong>s Bereichs KoKo in<br />

konvertiblen Devisen analysiert wer<strong>de</strong>n, bleiben<br />

die Einnahmen in <strong>de</strong>r DDR-Binnenwährung unberücksichtigt.<br />

80)Die DDR-Kfz-Industrie wur<strong>de</strong> nur unzulänglich<br />

mit Investitionsmitteln ausgestattet, so daß die<br />

Produktionsserien Mein blieben. Die DDR war<br />

auch Nettoexporteur bei Personenkraftwagen.<br />

81)Vgl. Zeugenvernehmungsprotokoll in <strong>de</strong>m Ermittlungsverfahren<br />

gegen Dr. Alexan<strong>de</strong>r Schalck-Golodkowski<br />

u. a., Zeuge Heinz-Erich Wil<strong>de</strong>nhain,<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht, 2 Js<br />

7/90, 21. 2. 1992, S. 18f. F<strong>und</strong>stelle: Mat A 5, E 77.<br />

Als Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong> -<br />

Parteibetriebe im ZK <strong>de</strong>r SED war Wil<strong>de</strong>nhain zuständig<br />

für <strong>de</strong>n Parteibetrieb Genex. Der Bereich<br />

KoKo war aber für <strong>de</strong>n ökonomischen Bereich zuständig,<br />

so für die Han<strong>de</strong>lspolitik <strong>und</strong> die Preisbildung.<br />

Vgl. oben.<br />

82)Vgl. Aussage <strong>de</strong>s Genex-Geschäftsführers Heinz<br />

Alfred Smietana.<br />

83)Bei <strong>de</strong>r Festlegung von Verkaufspreisen mußten<br />

natürlich spezifische Preiselastizitäten für die jeweiligen<br />

Konsumgüter beachtet wer<strong>de</strong>n. Die Personenkraftwagen<br />

aus DDR-Produktion hatten<br />

eine Devisenertragskennziffer von 0,5. Ein Trabant<br />

hätte beispielsweise in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland zur Hälfte <strong>de</strong>s DDR-Markpreises<br />

schwerlich einen Käufer gef<strong>und</strong>en.<br />

84)A 135/C 779.<br />

85)Aus <strong>de</strong>n Unterlagen <strong>de</strong>s BMF, ohne nähere Kennzeichnung,<br />

bei uns Ordner 11/46.<br />

86)Die Mark <strong>de</strong>r DDR war eine reine Binnenwährung,<br />

die we<strong>de</strong>r ein- noch ausgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

durfte. Der von <strong>de</strong>r DDR festgelegte Wechselkurs<br />

von 1:1 gegenüber <strong>de</strong>r DM be<strong>de</strong>utete eine erhebliche<br />

Unterbewertung <strong>de</strong>r DM.<br />

87)Vgl. hierzu <strong>und</strong> zum nachfolgen<strong>de</strong>n Armin Volze:<br />

Kirchliche Transferleistungen in die DDR, in:<br />

Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991), Heft 1, S. 59 ff.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

88)Vgl. hierzu im einzelnen Ludwig Geißel: Unterhändler<br />

<strong>de</strong>r Menschlichkeit, Stuttga rt 1991,<br />

S. 255 ff.<br />

89)Vgl. zum folgen<strong>de</strong>n Armin Volze: Kirchlilche<br />

Transferleistungen in die DDR, a. a. O., S. 61 f.<br />

90)Vgl. ebenda, S. 62.<br />

91)Die Valuta-Mark war nicht allein eine statistische<br />

Rechengröße zum Ausweis <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r<br />

DDR, son<strong>de</strong>rn auch eine Werteinheit, die <strong>de</strong>visenähnlichen<br />

Charakter hatte <strong>und</strong> im Inland <strong>de</strong>r DDR<br />

zum Kauf von DDR-Exportgütern <strong>und</strong> Expo rt<br />

-dienstleistungen, zum Teil auch zur Finanzierung<br />

von Westimporten, eingesetzt wer<strong>de</strong>n konnte, vgl.<br />

ebenda, S. 62.<br />

92)Vgl. schriftliche Aussage <strong>de</strong>r Zeugin E<strong>de</strong>lgard<br />

Orth für <strong>de</strong>n 1. UA KoKo, Schreiben vom 22. 3.<br />

1993, Anlage, S. 10.<br />

93)Armin Volze: Eine Bananen-Legen<strong>de</strong> <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re<br />

Irrtümer, a. a. O., S. 62.<br />

94)Vgl. ebenda.<br />

95)Vgl. Zeugenvernehmung von Günter Grötzinger<br />

vor <strong>de</strong>m 1. UA KoKo am 24. September 1992, Protokoll<br />

Nr. 84, Teil 2, S. 1 ff.<br />

96)Nach <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r WTU-Recherchen wer<strong>de</strong>n<br />

die von Volze für die Kirchengeschäfte A ermittelten<br />

Werte belegt. Der unter <strong>de</strong>m Kriterium<br />

241000 (Warenlieferungen A-Geschäft) ausgewiesenen<br />

Werte stimmen für die Jahre 1973-1988 mit<br />

<strong>de</strong>n von Volze vorgelegten Daten weitgehend<br />

überein. Nur für das Jahr 1989 gibt es eine erhebliche<br />

Abweichung. Nach <strong>de</strong>r WTU-Angabe<br />

wur<strong>de</strong>n Waren in einem Umfang von 342,2 Mio.<br />

DM geliefert (Auswertung nach Dokument<br />

Schriftverkehr). Da die WTU nach eigenem Bek<strong>und</strong>en<br />

Mehrfachzählungen i<strong>de</strong>ntischer Vorgänge<br />

bei <strong>de</strong>r Erfassung einer Dokumentenart ausschließt,<br />

liegt hier ebenso wie bei diversen<br />

an<strong>de</strong>ren dokumentierten Vorgängen eine nicht<br />

erklärbare Angabe vor.<br />

Die für das C-Geschäft ermittelten Werte (Kriterium<br />

244 000) weichen erheblich von <strong>de</strong>n von Volze<br />

ermittelten Werten ab. Da die von Volze dokumentierten<br />

Zahlen sich auf Liefergenehmigungen,<br />

nicht wie im evangelischen Bereich auf die<br />

erfolgten Lieferungen beziehen, sind die Volze-<br />

Zahlen mit erheblicher Unsicherheit behaftet.<br />

Folgt man <strong>de</strong>n Angaben <strong>de</strong>r WTU, so betrug <strong>de</strong>r<br />

Wert <strong>de</strong>s von <strong>de</strong>r Katholischen Kirche im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s C-Geschäftes gelieferten Elektrolytkupfers in<br />

<strong>de</strong>n Jahren 1986-1988 nur jeweils 15 Mio. DM per<br />

annum, <strong>und</strong> nicht, wie von Volze dokumentiert, 40<br />

Mio. Nur für das Jahr 1983 ergibt sich zwischen<br />

Volze <strong>und</strong> <strong>de</strong>r WTU eine i<strong>de</strong>ntische Zahl (40 Mio.<br />

DM).<br />

97)Auf Anfrage wur<strong>de</strong> uns von <strong>de</strong>r WTU mitgeteilt,<br />

daß die von <strong>de</strong>r WTU erfaßten Zahlen die bei Sei<strong>de</strong>l<br />

gef<strong>und</strong>enen Kontoauszüge zum Konto 628 zugr<strong>und</strong>e<br />

liegen. Hierbei wur<strong>de</strong> nicht von <strong>de</strong>r Abrechnung<br />

<strong>de</strong>r Kirchengeschäfte ausgegangen,<br />

son<strong>de</strong>rn es wur<strong>de</strong>n die vorliegen<strong>de</strong>n Kontoauszüge<br />

entsprechend <strong>de</strong>n sich darauf befindlichen Bemerkungen<br />

eingeordnet.<br />

98)Am 4. 12. 1989 betrug <strong>de</strong>r Kontostand 2,427 Mrd.<br />

D-Mark. Er wur<strong>de</strong> an das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen<br />

abgeführt. Nach Angaben <strong>de</strong>r EKD wur<strong>de</strong>n<br />

im Zeitraum 1974-1988 Waren in einem Wert von<br />

2,8783 Mrd. DM geliefert. Aus <strong>de</strong>n Einnahmen<br />

aus <strong>de</strong>m C-Geschäft, die ab 1981 auf dieses Konto<br />

628 abgeführt wur<strong>de</strong>n, dürften 108 Mio. VM stammen<br />

(Einnahmen aus <strong>de</strong>m C-Geschäft wur<strong>de</strong>n ab<br />

1981 in Höhe von 12 Mio. VM jährlich auf das<br />

Konto 628 abgeführt). Daneben stammten 80 Mio.<br />

VM aus Einnahmen aus <strong>de</strong>r Nachversicherung<br />

<strong>de</strong>s kirchlichen Personals <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche<br />

in <strong>de</strong>r gesetzlichen Rentenversicherung <strong>de</strong>r<br />

DDR. Weitere Quellen, die das Konto 0628 <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I speisten, waren: überplanmäßige<br />

Erträge <strong>de</strong>r Genex GmbH, Einnahmen aus <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppe Parteifirmen (Umbuchungen vom<br />

Konto 0584 von 98,1 Mio. VM) sowie Zinserträge<br />

aus Festgeldanlagen. Am 5. 12. 1989 erfolgte eine<br />

Einzahlung in Höhe von 1,5 Mio. DM, die Schalck<br />

am 1. 12. 1989 über die Sekretärin zur Einzahlung<br />

in bar übergeben hatte. Dieser Betrag stammte<br />

aus <strong>de</strong>r Barabführung <strong>de</strong>r Firma FC Gerlach.<br />

Ohne die Einzahlungen aus überplanmäßigen Erträgen<br />

<strong>de</strong>r Genex GmbH <strong>und</strong> ohne die Zinserträge<br />

aus Festgeldanlagen wur<strong>de</strong>n im Zeitraum ab<br />

1974 rd. 3,2 Mrd. VM auf dieses Konto eingezahlt.<br />

Darunter befan<strong>de</strong>n sich 3,1 Mrd. VM, die aus <strong>de</strong>n<br />

Kirchengeschäften stammten. Den Einnahmen<br />

aus <strong>de</strong>m C-Geschäft sowie <strong>de</strong>n Einnahmen aus<br />

<strong>de</strong>r Nachversicherung <strong>de</strong>s kirchlichen Personals<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Kirche stan<strong>de</strong>n Leistungen <strong>de</strong>r<br />

DDR gegenüber.<br />

99)Faktisch entsprach die VE <strong>de</strong>r DM. Die DDR konnte<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik alle Waren <strong>de</strong>utschen<br />

Ursprungs kaufen <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>n größten Teil ihres<br />

Importbedarfs aus westlichen Län<strong>de</strong>rn ab<strong>de</strong>kken.<br />

Bei ökonomischer Würdigung war die VE für<br />

die DDR „so gut wie" eine konvertible Devise.<br />

100)Vgl. Zeugenvernehmung von Günter Grötzinger<br />

vom 1. UA KoKo am 24. September 1992, Protokoll<br />

Nr. 84, Teil 2, S. 8f.<br />

101)Vgl. Mat A 235, Nr. 1 sowie Mat A 235, Nr. 2. Zitiert<br />

nach: Ausgewählte Aktivitäten von Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

am Beispiel <strong>de</strong>r Müllgeschäfte.<br />

Zusammengestellt vom Sekretariat <strong>de</strong>s 1. UA Ko-<br />

Ko.<br />

102)Ausgewählte Aktivitäten von Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung am Beispiel<br />

<strong>de</strong>r Müllgeschäfte, a. a. O., S. 4.<br />

1°3) Mat A 12, Hervorhebung durch die Verfasser.<br />

1°4) Vgl. Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Rats <strong>de</strong>s Bezirks Potsdam:<br />

Ausführungen zur Behandlung <strong>de</strong>r Vorlage<br />

— Abnahme von Abfallstoffen durch die DDR im<br />

Ministerrat <strong>de</strong>r DDR am 13. 1. 1990, Mat A 12.<br />

105)Vgl. Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen. Staatliche Finanzrevision.<br />

Valutakontrollgruppe. Protokoll<br />

über <strong>de</strong>n geprüften Betrieb: Intrac Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH, vom 20. 7. 1982, Mat A 12.<br />

106)Aus <strong>de</strong>m WTU-<strong>Bericht</strong> ergeben sich nur Angaben<br />

für die Jahre 1975-1979. Diese Daten sind unvollständig.<br />

Das Land Berlin zahlte 1976 für die<br />

Abnahme <strong>und</strong> Beseitigung von Abfallstoffen an<br />

die DDR knapp 80 Mio. VE aufgr<strong>und</strong> vertraglicher<br />

Abmachungen. Die WTU weist für dieses<br />

Jahr eine Bruttoeinnahme <strong>de</strong>r DDR in Höhe von<br />

18,5 Mio. VE aus.


107) Vgl. Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen. Staatliche Finanzrevision.<br />

Valutakontrollgruppe, a. a. O., vom<br />

20. 7. 1982.<br />

108) Schreiben von Bleßing an Rauscher vom 17. 7.<br />

1989, Mat A 12.<br />

109) Der Arbeitskräfteeinsatz war erfahrungsgemäß<br />

gering. Das zusätzlich für die Grenzsicherungsorgane<br />

sowie <strong>de</strong>n Zoll erfor<strong>de</strong>rliche Personal dürfte<br />

keine gravierend hohen Kosten ausgelöst haben.<br />

10) Zum Schätzverfahren: Gr<strong>und</strong>sätzlich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Prozentsatz <strong>de</strong>r abgeführten an <strong>de</strong>n erwirtschafteten<br />

Devisen für die Jahre, für die Angaben über<br />

letztere vorlagen, errechnet. Die Lücken wur<strong>de</strong>n<br />

wie folgt durch Schätzungen aufgefüllt: Für die<br />

Schätzung <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung <strong>de</strong>r Jahre<br />

1966-70 wur<strong>de</strong> unterstellt, daß in diesen Jahren<br />

das Verhältnis zwischen abgeführten <strong>und</strong> erwirtschafteten<br />

Devisen das gleiche war, wie im Jahre<br />

1972. Hätte man das gleiche Verhältnis für das<br />

Jahr 1973 unterstellt, hätte sich insofern eine vermutliche<br />

Überschätzung ergeben, als dann <strong>de</strong>r<br />

Wert für 1973 höher gelegen hätte als <strong>de</strong>r für 1974,<br />

was uns nicht plausibel erscheint. Der Prozentsatz<br />

<strong>de</strong>r abgeführten Devisen betrug jedoch 1974 nur<br />

20 %. Setzt man diesen Wert ein, ergibt sich ein<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r nur geringfügigen<br />

Steigerung <strong>de</strong>r abgeführten Devisen, ein relativ<br />

hoher Wert. In diesem Falle wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb von<br />

einem Mittelwert zwischen <strong>de</strong>n 20 % <strong>de</strong>s Jahres<br />

1974 <strong>und</strong> <strong>de</strong>n fast 30 % <strong>de</strong>s Jahres 1972 ausgegangen.<br />

Die Auffüllung <strong>de</strong>r Lücke zwischen 1980<br />

<strong>und</strong> 1983 ist insofern weniger problematisch als<br />

1978, 79 sowie 84 die Werte über 50 % liegen, mit<br />

abnehmen<strong>de</strong>r Ten<strong>de</strong>nz, so daß für die Jahre 81 bis<br />

83 ein Verhältnis zwischen erwirtschafteten <strong>und</strong><br />

abgeführten Devisen von 50 % angenommen<br />

wur<strong>de</strong> <strong>und</strong>, zum Ausgleich dafür, daß dies möglicherweise<br />

etwas niedrig geschätzt ist, für das Jahr<br />

1980 <strong>de</strong>r Wert von 1979.<br />

111)Auflistung <strong>de</strong>r Abführungen an die Zahlungsbilanz<br />

bzw. in <strong>de</strong>n Planbereich <strong>de</strong>s Bereichs KoKo<br />

für die Jahre 1978-1989 vom 5. 9. 89, Mat A 5,<br />

BEWO 1508.<br />

112)Das Aktenstück ist — relativ unleserlich — mit<br />

Mat. A 137/10 1986 signiert.<br />

113)In dieser Aufstellung (vgl. Fußnote 3) wur<strong>de</strong>n die<br />

Abführungen getrennt nach DM <strong>und</strong> US-Dollar<br />

ausgewiesen; die Dollarwerte wur<strong>de</strong>n addiert<br />

<strong>und</strong> dann diese Werte zum Kurs von 1988 umgerechnet;<br />

wir haben die Umrechnung auf Jahresdurchschnittskursen<br />

für die einzelnen Jahre vorgenommen<br />

(vgl. Spalte 4 <strong>de</strong>r Tabelle).<br />

114)Man beachte, daß wenn im folgen<strong>de</strong>n von Gewinnen,<br />

Einnahmen <strong>und</strong> Erlösen die Re<strong>de</strong> ist, diese<br />

nicht vollständig auf das Konto 559 abgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn beträchtliche Anteile dieser Gewinne<br />

usw. bei <strong>de</strong>n Betrieben bzw. Organisationen<br />

verblieben, die sie erwirtschafteten,<br />

bzw. zum Teil auf an<strong>de</strong>re Konten abgeführt wur<strong>de</strong>n!<br />

115) Mat. A 5, BEWO 718, S. 2.<br />

116)Ebenda, S. 2.<br />

117)Vgl. dazu Anlage 14, S. 1 <strong>de</strong>s WTU-<strong>Bericht</strong>s.<br />

118)Da KoKo die Mineralölexporte als Auftragsgeschäft<br />

für <strong>de</strong>n Plan durchführte, gingen die Erlöse<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

nicht an KoKo, son<strong>de</strong>rn direkt in <strong>de</strong>n Planbereich.<br />

Sie sind in <strong>de</strong>n oben erwähnten 25 Mrd. VM nicht<br />

erhalten. KoKo verdiente im Rahmen dieser Geschäfte<br />

lediglich Provisionen.<br />

Abschnitt V.<br />

1) DIW (Hrsg.): Handbuch DDR-Wirtschaft, 4. erweiterte<br />

<strong>und</strong> aktualisierte Auflage, Hamburg 1984,<br />

S. 44.<br />

2) Vgl. Peter Plötz: Intensivierungszwang <strong>und</strong> Intensivierungsmöglichkeit<br />

in <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft,<br />

HWWA-Report Nr. 60, Hamburg 1981.<br />

3) Vgl. Neues Deutschland, Nr. 296, vom 14. 12. 1979:<br />

Aus <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Politbüros an die 11. Tagung<br />

<strong>de</strong>s Zentralkomitees <strong>de</strong>r SED.<br />

4) Gerhard Beil: Konstruktives Miteinan<strong>de</strong>r von Industrie<br />

<strong>und</strong> Außenhan<strong>de</strong>l, in: Neues Deutschland,<br />

Nr. 297, vom 15./16. 12. 1979.<br />

5) Vgl. Horst Lambrecht: DDR-Landwirtschaft:<br />

Zwang zur Ertragssteigerung in <strong>de</strong>r Pflanzenproduktion,<br />

in: DIW-Wochenbericht, 48. Jg. (1981), H.<br />

49, S. 581.<br />

6) Vgl. Karl Hohmann: Bereitstellung <strong>und</strong> Verwendung<br />

von Getrei<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r DDR nach 1970, in: VS-<br />

Analysen, o. Jg. (1985), H. 2, S. 20.<br />

7) Vgl. Neues Deutschland, Nr. 275, vom 20. 11. 1981:<br />

Aus <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Politbüros ....<br />

8) Vgl. hierzu die Zeugenaussagen von Schalck, Mittag<br />

<strong>und</strong> Schürer vor <strong>de</strong>m 1. UA KoKo.<br />

9) Der gleiten<strong>de</strong> Fünfjahresdurchschnitt bezog sich<br />

1979 auf das Weltmarktpreisniveau <strong>de</strong>r Jahre<br />

1974-1978.<br />

10)Vgl. Paul-Günther Schmidt: Internationale Währungspolitik<br />

im sozialistischen Staat, Stuttga rt <strong>und</strong><br />

New York 1985, S. 273.<br />

11)Vgl. Paul-Günther Schmidt, a. a. O., S. 273; eigene<br />

Berechnungen.<br />

12)Vgl. das Schreiben von Herta König an Günter<br />

Mittag vom 23. 4. 1984.<br />

13)Vgl. hierzu die Aussagen von Hannelore Zens,<br />

Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Planung <strong>und</strong> Valuta beim<br />

AHB Nahrung, vor <strong>de</strong>m Bayrischen Untersuchungsausschuß,<br />

58. UASG vom 9. 11. 1993, S. 122.<br />

14)Ebenda, S. 135.<br />

15) Wahrscheinlich han<strong>de</strong>lte es sich um einen Vorschlag<br />

von Schalck an Mittag; die Quelle ist nicht<br />

zu erkennen (eventuell A 308/ ...).<br />

16)Im Außenhan<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>m sozialistischen Wi rt<br />

-schaftsgebiet weist das Statistische Jahrbuch <strong>de</strong>r<br />

DDR für 1982 einen geringfügigen Exportüberschuß<br />

in Höhe von 133,6 Mio. VM aus; vgl. Statistisches<br />

Jahrbuch <strong>de</strong>r DDR 1985, S. 241.<br />

17)Zur Wirtschaftsentwicklung 1982 vgl. im einzelnen<br />

Peter Plötz: Deutsche Demokratische Republik.<br />

Außenwirtschaftlicher Kraftakt bremst Wi rt<br />

in: Die wirtschaftliche<br />

-schaftswachstum,<br />

Entwicklung in ausgewählten sozialistischen Län<strong>de</strong>rn<br />

Osteuropas zur Jahreswen<strong>de</strong> 1982/83, hrsg.<br />

von Klaus Bolz, Hamburg 1983, S. 85 ff.<br />

18)Vgl. Karl Heinz Gross: Die inner<strong>de</strong>utschen Wi rt<br />

rtschaft <strong>de</strong>r DDR<br />

-schaftsbeziehungen, in: Die Wi<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fünfjahrplanperio<strong>de</strong>, Teil II, FS-Analysen,<br />

o. Jg. (1985) H. 5, S. 31. Die DDR soll Bezüge<br />

von Eisen <strong>und</strong> Stahl sowie chemischen Erzeug-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

nissen aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik, die 1983<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Vorjahr erheblich anstiegen, gegen<br />

Barzahlung in ha rten Devisen in <strong>de</strong>n Westen<br />

weiterverkauft haben. Vgl. Hans-Dieter Schulz:<br />

Défilee in Leipzig, in: Deutschland Archiv, 17. Jg.<br />

(1984), H. 4, S. 340.<br />

19)Vgl. zur Entwicklung <strong>de</strong>r Mineralölexporte u. a.<br />

Wolfgang Stinglwagner: Hartwährungseinbußen<br />

im Mineralölgeschäft. Auswirkungen <strong>de</strong>s Ölpreis<br />

<strong>und</strong> Dollarkursverfalls auf die Hartwährungseinnahmen<br />

<strong>de</strong>r DDR, in: Analysen <strong>und</strong> <strong>Bericht</strong>e <strong>de</strong>r<br />

BFGA, Nr. 7/1986; Jochen Bethkenhagen: Der Primärenergieverbrauch<br />

in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> seine<br />

Struktur, in: DIW-Wochenbericht, 52. Jg. (1985),<br />

Heft 51/52, S. 535 ff.<br />

20)Vgl. Aussage Egon Krenz vor <strong>de</strong>m 1. UA KoKo am<br />

23. Juli 1993, Protokoll Nr. 142, S. 133.<br />

21)1. UA, Materialie B 49, Anlage 2.<br />

22)Ebenda, S. 2.<br />

23)Geheime Kommandosache, b 5-1111/89, Verf asser:<br />

Schürer, Beil, Schalck, König, Polze.<br />

24)Ebenda, Blatt 3.<br />

25)Die Vorlage vom 3. Oktober 1989. Abgedruckt in:<br />

Deutschland Archiv, 25. Jg. (1992), H. 10, S. 1116 ff.<br />

26)Mat A 5, BEWO 718, S. 011-016.<br />

27)Ebenda, S. 013.<br />

28)Vgl. das Vernehmungsprotokoll von Herta König,<br />

vom 15. 2. 1990, Blatt 15, Mat A V, BEWO 126.<br />

29)Geheime Verschlußsache (GVS B 5-1317/82), in:<br />

Erster Teilbericht ..., a. a. O., Dokument 134,<br />

S. 1056f.<br />

30)Vgl. 1. UA, Materialie B 49, Anlage 2.<br />

31)So die Aussage <strong>de</strong>s ehemaligen Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r<br />

DABA vor <strong>de</strong>m 57. UASG, vom 8. 11. 1993, S. 48 ff.<br />

32)Im Zusammenhang mit möglichen Sanktionen gegen<br />

Warschau <strong>und</strong> Moskau, als Antwort auf das<br />

Kriegsrecht in Polen, drängte Reagan die Nato-<br />

Partner zu Zurückhaltung bei <strong>de</strong>r Kreditvergabe<br />

an die osteuropäischen Län<strong>de</strong>r.<br />

33)Gerhard Beil: Information über ein Gespräch mit<br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esminister für Wi rtschaft, Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Verkehr <strong>de</strong>r Republik Österreich, Dr. Staribacher,<br />

am 19. 2. 1982 in Wien, Berlin <strong>de</strong>n 3. 3. 82, sowie<br />

„Information", Berlin <strong>de</strong>n 4. 3. 1982, A 308, Band<br />

8.<br />

34)Schreiben von Gerhard Beil <strong>und</strong> Werner Polze an<br />

Günter Mittag, Berlin <strong>de</strong>n 23. 7. 1982, A 308, Band<br />

9.<br />

35)Gerhard Beil: Vorschläge zur Sicherung für Kredite<br />

zur Realisierung <strong>de</strong>r planmäßigen Impo rte 1982<br />

bzw. zur Sicherung <strong>und</strong> Verlängerung bestehen<strong>de</strong>r<br />

Kreditlinien, A 308, Band 8.<br />

36)Horst Lambrecht: Zum inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l,<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Perspektiven, in: DIW-Wochenbericht,<br />

52. Jg. (1985), H. 10, S. 124.<br />

37)Vgl. hierzu u. a. Maria Haendcke-Hoppe: Konsolidierung<br />

in <strong>de</strong>r DDR-Außenwirtschaft. Die Entwicklung<br />

1983/84, in: Deutschland Archiv, 17. Jg.<br />

(1984), H. 10, S. 1068.<br />

38)Zum folgen<strong>de</strong>n vgl. Information zur Gesamtheit<br />

<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten <strong>de</strong>r DDR<br />

gegenüber <strong>de</strong>m nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet.<br />

Diese Information wur<strong>de</strong> nach einer Beratung<br />

bei Mittag am 20. 4. 1989 mit Schalck, Schürer<br />

<strong>und</strong> Beil erstellt. Schreiben Schalck an König<br />

vom 20. 4. 1989. Schreiben von Gerhard Schürer<br />

an Egon Krenz vom 27. 10. 1989. Zur Zahlungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR vgl. Zusatzinformation zur GVS<br />

„Analyse <strong>de</strong>r ökonomischen Lage <strong>de</strong>r DDR mit<br />

Schlußfolgerungen"; geheime Kommandosache<br />

B 5-1156/89.<br />

39)Vgl. <strong>de</strong>n Vermerk über eine Beratung bei Genossen<br />

Dr. Schalck mit Genossin König, usw., Berlin<br />

29. Juli 1988, A 5, BEWO 777.<br />

40)Vgl. Maria Haendcke-Hoppe: DDR-Außenhan<strong>de</strong>l<br />

vor altneuen Problemen, in: Deutschland Archiv,<br />

--<br />

11. Jg. (1978), H. 12, S. 1290.


DRITTER TEIL:<br />

Ergebnis<br />

Im folgen<strong>de</strong>n geht es darum, die im empirischen Teil<br />

gewonnenen Einzelergebnisse zu einem Gesamtbild<br />

zusammenzufügen, um die Frage zu beantworten,<br />

welche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR gehabt hat.<br />

Da dieser Teil auf die vorangegangene theoretische<br />

Gr<strong>und</strong>legung sowie empirische Untersuchung zurückgreift,<br />

ergeben sich zwangsläufig Wie<strong>de</strong>rholungen,<br />

die aber insofern auch durchaus gewollt sind, als<br />

wir es <strong>de</strong>m lediglich an unseren Ergebnissen interessierten<br />

Leser ersparen wollen, die ganze Untersuchung<br />

lesen zu müssen.<br />

I. Funktionsweise <strong>und</strong> Rolle <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Koko als Institution <strong>de</strong>r DDR-<br />

Knappheitswi rtschaft<br />

Wie schon im theoretischen Teil herausgearbeitet,<br />

kann die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs KoKo für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR nur vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

planwirtschaftlichen Systems <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Funktionsweise<br />

beurteilt wer<strong>de</strong>n. Der Bereich KoKo war Teil<br />

dieses Systems. Er verdankte seine Existenz zu<br />

einem erheblichen Teil <strong>de</strong>ssen Dysfunktionalität; insoweit<br />

stellte die Einrichtung <strong>de</strong>s Bereichs eine partielle<br />

Reform <strong>de</strong>s Außenwirtschaftssystems <strong>de</strong>r DDR<br />

dar.<br />

Das planwirtschaftliche System war ein Datum für<br />

KoKo. We<strong>de</strong>r Schalck noch <strong>de</strong>r Bereich waren für die<br />

konkrete Ausgestaltung <strong>de</strong>s Wirtschaftssystems <strong>und</strong><br />

für die Wirtschaftspolitik <strong>de</strong>r DDR verantwortlich.<br />

Schalck-Golodkowski hatte keine Möglichkeit, entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Verän<strong>de</strong>rungen im Lenkungssystem<br />

durchzusetzen. Er war nicht einmal Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros!<br />

Darüber hinaus fragt es sich, ob Schalck<br />

überhaupt ein Interesse an wesentlichen Systemreformen<br />

haben konnte, da sie die Existenzberechtigung<br />

<strong>und</strong> die Existenzbedingungen <strong>de</strong>s Bereichs Ko-<br />

Ko weitgehend in Frage gestellt hätten.1)<br />

Durch die Schaffung von KoKo waren die Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

<strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft mit <strong>de</strong>m<br />

nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet faktisch zweigeteilt.<br />

Es gab die NSW-Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

<strong>de</strong>s Planbereichs <strong>und</strong> die NSW-Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

KoKos. Damit hatte die DDR<br />

kein Außenwirtschaftsmonopol, son<strong>de</strong>rn faktisch ein<br />

Außenwirtschaftsduopol. Am NSW-Außenhan<strong>de</strong>lsumsatz<br />

war <strong>de</strong>r Planbereich etwa doppelt so stark<br />

beteiligt wie <strong>de</strong>r Bereich KoKo. Zwischen bei<strong>de</strong>n Bereichen<br />

bestand eine Aufgabenteilung. Konkurrenz<br />

<strong>und</strong> Reibungsverluste sollten durch Zusammenarbeit,<br />

insbeson<strong>de</strong>re auch auf höchster Ebene, also zwischen<br />

Schürer <strong>und</strong> Schalck, vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong><br />

Bereiche waren jedoch nicht gleichberechtigt.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

KoKo hatte gegenüber <strong>de</strong>m Plansektor erhebliche<br />

Son<strong>de</strong>rvollmachten, Informationsvorsprünge <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>utlich erweiterte Handlungsmöglichkeiten; <strong>de</strong>r<br />

Planbereich war bürokratisch organisiert, <strong>de</strong>r KoKo-<br />

Bereich wur<strong>de</strong> dagegen von Schalck straff <strong>und</strong> unbürokratisch<br />

geführt <strong>und</strong> glich mehr einer militärischen<br />

Organisation, einem Familienunternehmen o<strong>de</strong>r —<br />

zumin<strong>de</strong>st in Teilen — gar einer Art Mafia. Es bestan<strong>de</strong>n<br />

vielfältige Kooperationsbeziehungen zwischen<br />

bei<strong>de</strong>n Bereichen, insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n Technologieimporten<br />

<strong>und</strong> bei <strong>de</strong>n Im- <strong>und</strong> Expo rten <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r petrochemischen Indust rie, sowie<br />

auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Leiter bei<strong>de</strong>r Bereiche — Schalck<br />

<strong>und</strong> Schürer — als Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

Zahlungsbilanz. Es gab jedoch auch Konkurrenz zwischen<br />

bei<strong>de</strong>n Bereichen, Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen um<br />

knappe Ressourcen, die nicht auf Märkten, son<strong>de</strong>rn<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Staats- <strong>und</strong> Parteihierarchie ausgetragen<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Abbildung 3 stellt das zweigeteilte NSW-Außenwirtschaftssystem<br />

<strong>de</strong>r DDR wie<strong>de</strong>rum in <strong>de</strong>r hydraulischen<br />

Analogie <strong>de</strong>s Kornai-Mo<strong>de</strong>lls dar. An<strong>de</strong>rs als in<br />

Abbildung 1 besteht nun <strong>de</strong>r NSW-Außenwirtschaftssektor<br />

aus zwei „Kesseln", wobei das Größenverhältnis<br />

zwischen bei<strong>de</strong>n Bereichen dadurch ange<strong>de</strong>utet<br />

wird, daß <strong>de</strong>r Plankessel größer gezeichnet<br />

<strong>und</strong> mit größeren Zu- <strong>und</strong> Abflußröhren als <strong>de</strong>r Ko-<br />

Ko-Kessel ausgestattet ist. Was die relativ schwache<br />

Exportpumpe in <strong>de</strong>n Plankessel hineinför<strong>de</strong>rte wur<strong>de</strong><br />

entwe<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Importpumpe sofort wie<strong>de</strong>r abgesaugt<br />

o<strong>de</strong>r floß für <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst ab. Das<br />

gleiche gilt für die Zuflüsse durch Devisenkredite,<br />

Transferleistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepub lik <strong>und</strong> die aus<br />

<strong>de</strong>m KoKo-Kessel zugepumpten Mittel. Der KoKo-<br />

Bereich verfügte <strong>de</strong>mgegenüber über eine stärkere<br />

Saugpumpe zum Absaugen von Exportgütern aus<br />

<strong>de</strong>m Binnenkreislauf <strong>de</strong>r Wi rtschaft. Diese Pumpe<br />

war darüber hinaus bis zu einem gewissen Gra<strong>de</strong><br />

regulierbar, das heißt sie wur<strong>de</strong> im Zeitablauf auf<br />

eine zunehmend höhere Leistung eingestellt. Mitte<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre erreichte sie ihre Höchstleistung; seither<br />

stagnierte ihre För<strong>de</strong>rmenge. Durch die Röhrenanordnung<br />

(zurückübersetzt: durch seine Son<strong>de</strong>rvollmachten)<br />

verfügte <strong>de</strong>r KoKo-Bereich über die<br />

Möglickeit, einen gewissen Flüssigkeitsstand (Reserven)<br />

im Kessel zu gewährleisten. Die Pumpen <strong>de</strong>s<br />

Planbereichs waren nur bedingt regulierbar, da die<br />

Plankommission sehr viel stärker als KoKo von <strong>de</strong>n<br />

politischen Entscheidungen abhängig war, also die<br />

Importpumpe nur mit Zustimmung Honeckers zurückgefahren<br />

wer<strong>de</strong>n konnte, während die Expo rt<br />

-pumpe aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Exportschwäche <strong>de</strong>r DDR nicht<br />

störungsfrei funktionierte (die Exportpläne wur<strong>de</strong>n<br />

stets „untererfüllt"!). Die SPK hatte somit nur beschränkte<br />

Mögichkeiten, die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Expo rt-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

pumpe zu erhöhen <strong>und</strong> die <strong>de</strong>r Importpumpe zu drosseln.<br />

Seit <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>r 70er Jahre bediente sich die<br />

DDR im Zuge <strong>de</strong>r von Honecker eingeleiteten neuen<br />

Wirtschaftsstrategie in steigen<strong>de</strong>m Maße <strong>de</strong>r Möglichkeit,<br />

Devisenkredite in <strong>de</strong>n Plankessel einfließen<br />

zu lassen. Dadurch konnte in <strong>de</strong>r Folgezeit, von einigen<br />

Jahren abgesehen, permanent mehr importiert<br />

als exportiert wer<strong>de</strong>n. Polze 2) — ehemaliger Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>r DABA — spricht von „hohen Importüberschüsse(n)"<br />

in <strong>de</strong>n 70er Jahren, „die teilweise bereits<br />

in <strong>de</strong>n Zahlungsbilanzen zu <strong>de</strong>n Volkswirtschaftsplänen<br />

enthalten waren bzw. dadurch entstan<strong>de</strong>n, daß<br />

die beschlossenen Exportpläne nicht erfüllt wur<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> sich so die geplanten Importüberschüsse noch<br />

erhöhten". Diese Importüberschüsse waren, wie Polze<br />

feststellt, „nur möglich, weil es in dieser Zeit eine<br />

sprunghaft angestiegene Bereitschaft kapitalistischer<br />

Banken gab, <strong>de</strong>n steigen<strong>de</strong>n Osthan<strong>de</strong>l mit<br />

Krediten zu unterstützen" . 3) Als Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

<strong>de</strong>r Kreditzufluß ins Stocken geriet, wur<strong>de</strong> die Importpumpe<br />

gedrosselt <strong>und</strong> die Exportpumpe hochgefahren.<br />

Der Export <strong>de</strong>r DDR in die westlichen<br />

Industrielän<strong>de</strong>r einschließlich <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

stieg von 8,617 Mrd. DM (1980) über 10,955 Mrd. DM<br />

(1981) bis auf 14,472 Mrd. DM (1985), während die<br />

Einfuhren aus diesen Län<strong>de</strong>rn bis 1987 in etwa stagnierten<br />

(vgl. Tabelle 31). Von 1987 an war <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbilanzsaldo<br />

<strong>de</strong>r DDR gegenüber <strong>de</strong>n westlichen<br />

Industrielän<strong>de</strong>rn wie<strong>de</strong>r negativ, mit steigen<strong>de</strong>r Ten<br />

<strong>de</strong>nz. Dennoch wur<strong>de</strong> von 1982-1989 ein Expo rt<br />

-überschuß in Höhe von 5,891 Mrd. DM erzielt, nach<strong>de</strong>m<br />

1979-1981 ein Defizit von 2,355 Mrd. DM zu<br />

verzeichnen war.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Anstrengungen wur<strong>de</strong> erreicht, daß<br />

<strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>ndienst stets termingerecht geleistet<br />

wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

In <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre verschlechterte<br />

sich jedoch die Hartwährungsverschuldungssituation<br />

rapi<strong>de</strong>. Von Jahr zu Jahr wur<strong>de</strong>n mehr Mittel für<br />

<strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst benötigt. Die För<strong>de</strong>rkapazität<br />

<strong>de</strong>r Exportpumpe stagnierte, während die Impo rt<br />

-pumpe im Gegensatz zu 1982/83 nicht mehr zu drosseln<br />

war. Die Folge war, daß die für <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst<br />

benötigten Mittel nur durch verstärkte<br />

Kreditaufnahme (gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre betrug<br />

sie 8-10 Mrd. VM jährlich 4) aufgebracht wer<strong>de</strong>n<br />

konnten. Von 1982-1989 pumpte KoKo zwar konstant<br />

jährlich r<strong>und</strong> 1,5 Mrd. VM in <strong>de</strong>n Planbereich.<br />

Da jedoch infolge <strong>de</strong>r Tatsache, daß die Abflüsse für<br />

<strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst aus <strong>de</strong>m Plankessel stets höher<br />

waren als die Zuflüsse durch Exportüberschüsse<br />

(nach 1986 gab es diese nicht mehr) <strong>und</strong> die Zuführungen<br />

von KoKo, die Verschuldung also dramatisch<br />

anstieg (von ca. 30 Mrd. VM 1985 über 37 Mrd. VM<br />

1987 auf fast 50 Mrd. VM 1989), wuchsen die für <strong>de</strong>n<br />

Schul<strong>de</strong>ndienst benötigten Mittel entsprechend an.<br />

Der Plankessel war also das sprichwörtliche „Faß<br />

ohne Bo<strong>de</strong>n" .<br />

-


Der Zeitpunkt war vorhersehbar, an <strong>de</strong>m das Aufkommen<br />

im Planbereich durch Kreditaufnahme <strong>und</strong><br />

Zuführungen von KoKo nicht mehr ausgereicht hätte,<br />

<strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst zu leisten. Dann wäre KoKo gezwungen<br />

gewesen, seine Rese rven in <strong>de</strong>n Planbereich<br />

zu pumpen. Damit aber wäre vermutlich auch<br />

die Vorspiegelung <strong>de</strong>r Kreditwürdigkeit, die KoKo<br />

mit Hilfe <strong>de</strong>s größten Teils seiner Reservemittel betrieb,<br />

immer schwieriger <strong>und</strong> schließlich unmöglich<br />

gewor<strong>de</strong>n.<br />

Der Devisenbankrott <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n 90er Jahren<br />

wäre nur vermeidbar gewesen, wenn es gelungen<br />

wäre, entwe<strong>de</strong>r durch Erhöhung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft enorme Exportüberschüsse<br />

zu erzielen <strong>und</strong> damit die benötigten Devisen in <strong>de</strong>n<br />

Planbereich hineinzupumpen, o<strong>de</strong>r die Importpumpe<br />

rigoros zu drosseln, was eine 25-30 prozentige Senkung<br />

<strong>de</strong>s Lebensstandards <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung zur<br />

Folge gehabt hätte. Daß ersteres gelungen wäre, erscheint<br />

im Lichte <strong>de</strong>r Innovationsschwäche <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

systembedingter Leistungshemmnisse <strong>de</strong>r<br />

Planwirtschaft sowie angesichts <strong>de</strong>r Erfahrungen mit<br />

<strong>de</strong>n Technologieimporten <strong>de</strong>r 70er <strong>und</strong> 80er Jahre als<br />

außeror<strong>de</strong>ntlich unwahrscheinlich. Letzteres hätte<br />

die Unzufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung dramatisch<br />

gesteigert <strong>und</strong> damit die Existenz <strong>de</strong>r DDR akut<br />

gefähr<strong>de</strong>t.<br />

In einem als Geheime Kommandosache eingestuften<br />

Papier Schürers aus <strong>de</strong>m Jahre 1989 5) weist er darauf<br />

hin, daß für die aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ministerratsbeschlüsse<br />

vom 26. 8. 1986 <strong>und</strong> vom 1. 7. 1987 durchgeführten<br />

Technologieimporte im Werte von 4,3 Mrd. VM, in<br />

<strong>de</strong>n 90er Jahren Belastungen auf <strong>de</strong>n Planbereich in<br />

Höhe von 12,9 Mrd. VM zukommen wür<strong>de</strong>n, davon<br />

1,1 Mrd. bereits „bis 1990" (gemeint ist wohl „in<br />

1990", die Verf.) nur für „Kosten (vermutlich <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo, die Verf.) <strong>und</strong> Zinsen" . Im Fünfjahrplan<br />

1991-1995 wären für die Finanzierung dieser, in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre durchgeführten Mo<strong>de</strong>rnisierungsimporte<br />

7,1 Mrd. VM aus Mitteln <strong>de</strong>s<br />

Planbereichs aufzubringen gewesen, im Zeitraum<br />

1996-2000 weitere 4,7 Mrd. VM.<br />

Der Bereich KoKo verfügte über keine Möglichkeiten,<br />

<strong>de</strong>n Devisenbankrott <strong>de</strong>r DDR nach 1990 zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Er hat allerdings einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Beitrag<br />

dazu geleistet, das drohen<strong>de</strong> Zahlungsmoratorium<br />

hinauszuschieben, <strong>und</strong> zwar mit folgen<strong>de</strong>n<br />

Mitteln:<br />

— Durch Hochfahren <strong>de</strong>r Exportpumpe (konkret<br />

durch die Ausnutzung aller Mittel zur zusätzlichen<br />

Erwirtschaftung von Devisen unter Inkaufnahme<br />

von schädlichen Rückwirkungen auf die<br />

Binnenwirtschaft sowie an<strong>de</strong>rer Nebeneffekte,<br />

wie z. B. von Umweltschä<strong>de</strong>n <strong>und</strong> negativen Verteilungseffekten,<br />

wie sie aus <strong>de</strong>m Intershophan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Genex-Geschenkdienst resultierten);<br />

— durch Aufnahme von Krediten für die Technologieimporte<br />

sowie für <strong>de</strong>n Planbereich;<br />

— durch die Verschleierung <strong>de</strong>r Devisensituation<br />

<strong>de</strong>r DDR per Bildung von Guthaben bei westlichen<br />

Banken mittels Anlage von Gel<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>m<br />

Bereich bzw. aus zeitweilig nicht verwen<strong>de</strong>ten<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Krediten, Guthaben von Auslän<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> von<br />

DDR-Bürgern sowie<br />

— durch die Gewährung von Krediten an <strong>de</strong>n Planbereich.<br />

Von 1982-1988 (nur für diese Jahre lagen entsprechen<strong>de</strong><br />

Zahlen vor) war die Han<strong>de</strong>lsbilanz <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo im Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>m NSW (ohne inner<strong>de</strong>utscher<br />

Han<strong>de</strong>l) passiv: 13 % <strong>de</strong>r KoKo-Importe<br />

aus dieser Region wur<strong>de</strong>n nicht durch KoKo-Exporte<br />

abge<strong>de</strong>ckt (vgl. Tabelle 31). Diese Defizite resultierten<br />

aus <strong>de</strong>n Technologieimporten <strong>de</strong>s Bereichs —<br />

diese wur<strong>de</strong>n vermutlich fast vollständig kreditfinanziert<br />

— o<strong>de</strong>r auch daraus, daß KoKo Impo rte für <strong>de</strong>n<br />

Planbereich durchführte.<br />

Der Planbereich erzielte in diesem Zeitraum Überschüsse<br />

im NSW-Han<strong>de</strong>l (ohne idH) in Höhe von<br />

25,9 % <strong>de</strong>s Importwertes. Dieses vor<strong>de</strong>rgründig relativ<br />

gute Ergebnis war nicht zuletzt <strong>de</strong>n Expo rten von<br />

Erdöl <strong>und</strong> Erdölerzeugnissen zuzuschreiben, für die<br />

in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre infolge <strong>de</strong>s zweiten<br />

Ölpreisschocks hohe Weltmarktpreise existierten.<br />

„Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre begannen die Exportüberschüsse<br />

erheblich zu sinken, da sich die Preise für<br />

Erdöl <strong>und</strong> Erdölerzeugnisse auf <strong>de</strong>m Weltmarkt halbierten<br />

<strong>und</strong> die Valutaeinnahmen für diese Produkte,<br />

die im Westexport <strong>de</strong>r DDR eine erhebliche Rolle<br />

spielten, stark zurückgingen. Es gelang nicht, durch<br />

Exporterhöhungen in an<strong>de</strong>ren Bereichen die Valutaausfälle<br />

zu ersetzen. " 6) In <strong>de</strong>n gesamten 80er Jahren<br />

wur<strong>de</strong>n die „Exportpläne in keinem Jahr erfüllt"<br />

. 7) Infolge<strong>de</strong>ssen ergab sich von 1986 bis 1990<br />

„anstelle <strong>de</strong>s geplanten Exportüberschusses von 23,1<br />

Mrd. VM ein Importüberschuß von 6 Mrd. VM" . 8 )<br />

Polze beschreibt <strong>de</strong>n planwirtschaftlichen Knappheitsmechanismus<br />

<strong>und</strong> seine Folgen in gera<strong>de</strong>zu<br />

klassischer Weise:<br />

„Durch die Disproportionen hinsichtlich <strong>de</strong>r materiellen<br />

Versorgung in <strong>de</strong>r Produktion <strong>und</strong> zwischen<br />

<strong>de</strong>n zum Teil nicht auf Leistung beruhen<strong>de</strong>n gestiegenen<br />

Gel<strong>de</strong>innahmen <strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

Warenfonds wur<strong>de</strong> ein ständiger Druck auf die Verwendung<br />

von Exportwaren im Inland <strong>und</strong> die Erhöhung<br />

<strong>de</strong>s Imports ausgelöst. Diese ständig wachsen<strong>de</strong>n<br />

Disproportionen konnten nicht durch eine<br />

Politik <strong>de</strong>r Importüberschüsse wie in <strong>de</strong>n 70er Jahren<br />

gelöst wer<strong>de</strong>n, da sonst die Zahlungsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR nicht mehr gesichert gewesen wäre <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Erhaltung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit Priorität eingeräumt<br />

wur<strong>de</strong>. Das war unbedingt notwendig, weil<br />

schon seit mehr als 15 Jahren über 90 % <strong>de</strong>s DDR<br />

Importes in konvertierbaren Devisen aus <strong>de</strong>m west--<br />

lichen Ausland über Kredit finanziert wur<strong>de</strong>. Bei<br />

einer Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>r DDR hätten die für die<br />

Volkswirtschaft <strong>und</strong> die Bevölkerung notwendigen<br />

Importe wegen fehlen<strong>de</strong>r Kreditmöglichkeiten nicht<br />

mehr durchgeführt wer<strong>de</strong>n können, was katastrophale<br />

Folgen für die DDR gehabt hätte. " 9)<br />

Während <strong>de</strong>r jährliche Kreditbedarf im Planbereich<br />

in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre zunächst auf<br />

5-6 <strong>und</strong> dann 8-10 Mrd. VM anstieg, stagnierte die<br />

Devisenerwirtschaftung <strong>und</strong> -abführung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo. Spätestens gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

war die jährliche Zunahme <strong>de</strong>s Kreditbedarfs absolut


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle 31<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>m nichtsozialistischen Wirtscha ftsgebiet<br />

1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987<br />

Planb KoKo Planb KoKo Planb KoKo Planb KoKo Planb KoKo Planb KoKo<br />

Nach Unterlagen Export 12,8 15,6 14,9 5,7 14,0 8,0 15,1 9,6 15,9 7,7 14,3 5,2 12,7 4,8<br />

<strong>de</strong>r ehemaligena Import 15,4 15,0 11,0 5,9 10,7 8,2 10,1 10,8 10,1 8,6 12,7 5,9 12,4 6,1<br />

Staatlichen Plankommission<br />

<strong>de</strong>r<br />

Saldo -2,6 +0,6 +3,9 -0,2 +3,3 -0,2 +5,0 -1,2 +5,8 -0,9 +1,6 -0,7 +0,3 -1,3<br />

DDR in Mrd. VM Saldo<br />

insges. -2,6 +0,6 +3,7 +3,1 +3,8 +4,9 +0,9 -1,0<br />

Nach HWWA- Westl. IL/ Export 3,038 4,904 5,736 6,132 6,633 6,836 5,384 4,592<br />

Welthan<strong>de</strong>lsmatrix ohne Import 4,059 5,519 4,081 5,024 5,088 4,370 4,139 4,534<br />

in Mrd. DM BRD Saldo -1,021 -0,614 +1,655 +1,108 +1,545 +2,466 +1,245 +0,058<br />

BRD Export 5,580 6,051 6,639 6,878 7,732 7,636 6,831 6,647<br />

Import 5,293 5,576 6,382 6,947 6,403 7,901 7,454 7,367<br />

Saldo +0,286 +0,475 +0,257 -0,069 +1,329 -0,265 -0,624 -0,721<br />

IL <strong>und</strong> Export 8,617 10,955 12,375 13,010 14,366 14,472 12,214 11,239<br />

BRD Import 9,352 11,094 10,463 11,971 11,491 12,271 11,593 11,901<br />

Saldo -0,734 -0,139 +1,912 +1,039 +2,874 +2,201 +0,621 -0,662<br />

größer als die gleichbleiben<strong>de</strong>n Abführungen KoKos<br />

in Höhe von 1,5 Mrd. VM in <strong>de</strong>n Planbereich. Die bis<br />

dahin im Bereich gebil<strong>de</strong>ten Rese rven in Höhe von<br />

ca. 12,6 Mrd. VM 10) wären angesichts <strong>de</strong>s rasch ansteigen<strong>de</strong>n<br />

Finanzierungsbedarfs in wenigen Jahren<br />

aufgezehrt wor<strong>de</strong>n.<br />

Unter Zuhilfenahme von Abbildung 3 läßt sich die<br />

Funktion <strong>de</strong>s Bereichs KoKo als Element <strong>de</strong>s DDR-<br />

Wirtschaftssystems <strong>und</strong> die volkswirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs veranschaulichen:<br />

- Der Bereich KoKo hatte die Aufgabe, zusätzlich<br />

zum Planbereich Ressourcen aus <strong>de</strong>m Binnenkreislauf<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft abzupumpen <strong>und</strong> diese<br />

Mittel zur zusätzlichen Devisenerwirtschaftung,<br />

zur Bildung von Reserven, zur Vorfinanzierung<br />

von Technologieimporten, zur Zuführung an <strong>de</strong>n<br />

Planbereich sowie für spezielle Versorgungsimporte<br />

zu verwen<strong>de</strong>n. Darüber hinaus nahm <strong>de</strong>r<br />

Bereich auch Devisenkredite auf, die er zum Teil<br />

für Importe einsetzte <strong>und</strong> zum Teil in <strong>de</strong>n Planbereich<br />

abführte.<br />

In <strong>de</strong>r Analogie <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls flossen mithin <strong>de</strong>m<br />

KoKo-Kessel Mittel aus <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Ausland zu; daraus wur<strong>de</strong>n Rese rven gebil<strong>de</strong>t,<br />

Importgüter in <strong>de</strong>n Binnenkreislauf zurückgepumpt,<br />

<strong>de</strong>m Plankessel Mittel zugeführt, Kredite<br />

bedient <strong>und</strong> Gel<strong>de</strong>r im Ausland angelegt.<br />

Von <strong>de</strong>r Reservebildung, <strong>de</strong>r Anlage von Mitteln<br />

im Ausland <strong>und</strong> <strong>de</strong>n größeren Möglichkeiten,<br />

Ressourcen aus <strong>de</strong>m binnenwirtschaftlichen<br />

Kreislauf abzusaugen, abgesehen funktionierte<br />

KoKo letztendlich als integraler Bestandteil <strong>de</strong>s<br />

für die Planwirtschaft typischen außenwirtschaftlichen<br />

„Saugapparates".<br />

Im Gegensatz zum Planbereich hatte KoKo jedoch<br />

die Möglichkeit zu verhin<strong>de</strong>rn, daß <strong>de</strong>r Bereich<br />

illiqui<strong>de</strong> (<strong>de</strong>r KoKo-Kessel leer) wur<strong>de</strong>, je<strong>de</strong>nfalls<br />

so lange wie <strong>de</strong>r Bereich nicht gezwungen war,<br />

seine Reserven in <strong>de</strong>n Planbereich abzupumpen.<br />

Die im KoKo-Bereich angesammelten Reserven<br />

(<strong>de</strong>r Wasserstand im KoKo-Kessel) stammten jedoch<br />

genauso wie die vom Planbereich für <strong>de</strong>n<br />

Export mobilisierten Ressourcen aus <strong>de</strong>r Leistung<br />

<strong>de</strong>r Binnenwirtschaft (von <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Bereich geflossenen<br />

Transferleistungen, Vertreterprovisionen<br />

<strong>und</strong> von KoKo aufgenommenen Kredien abgesehen)<br />

o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Abschöpfung von Dtevisen<br />

durch die Valutaplanträger. Mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Vollmachten ausgestattet hätte auch <strong>de</strong>r Planbereich<br />

diese Reserven bil<strong>de</strong>n können (<strong>und</strong> die Binnenwirtschaft<br />

stärker aussaugen können, was<br />

z. B. ja auch beim Waffenhan<strong>de</strong>l in Konkurrenz zu<br />

KoKo geschah).<br />

Die Tatsache, daß nach <strong>de</strong>r „Wen<strong>de</strong>" <strong>de</strong>r Planbereich<br />

bankrott war, während KoKo über hohe Bestän<strong>de</strong><br />

an Guthaben (<strong>und</strong> Gold) verfügte, sagt somit<br />

wenig über die Leistung von KoKo aus, mehr<br />

über die <strong>de</strong>m Bereich zugedachte bzw. von ihm<br />

übernommene Funktion als Neben-Außenwirtschaft<br />

mit speziellen Aufgaben, erheblichen Son<strong>de</strong>rrechten<br />

<strong>und</strong> daraus resultieren<strong>de</strong>n Möglichkeiten.<br />

Die „Eigenerwirtschaftung <strong>de</strong>r Mittel"<br />

war <strong>de</strong>m Bereich KoKo sehr leicht gemacht wor<strong>de</strong>n.<br />

- Unter volkswirtschaftlichem Aspekt war somit<br />

KoKo eine beson<strong>de</strong>re Institution im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

Außenwirtschaftssystems <strong>de</strong>r DDR, die die Möglichkeit<br />

hatte, Mittel, die sonst im Planbereich erwirtschaftet<br />

wor<strong>de</strong>n wären, im Bereich zu akkumulieren<br />

<strong>und</strong> diese entwe<strong>de</strong>r für die<br />

Volkswirtschaft o<strong>de</strong>r für an<strong>de</strong>re Zwecke zu verwen<strong>de</strong>n.<br />

Ein Teil <strong>de</strong>r KoKo-Mittel wur<strong>de</strong> für außenwirtschaftliche<br />

Zwecke eingesetzt. Dieser Teil (für die<br />

Versorgung von Wandlitz, die Unterstützung<br />

kommunistischer Län<strong>de</strong>r etc.) war jedoch relativ<br />

gering. Der größte Teil <strong>de</strong>r von KoKo erwirtschafteten<br />

Mittel kam <strong>de</strong>r Volkswirtschaft, aus <strong>de</strong>r sie<br />

- von <strong>de</strong>r Devisenabschöpfung abgesehen, die<br />

etwa 45 % <strong>de</strong>r KoKo-Einnahmen ausmachte -<br />

letztlich ja auch stammten, wie<strong>de</strong>r zugute durch


Tabelle 31 Fortsetzung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

1988 1989<br />

1972<br />

1975-1982<br />

1979-1981 1982-1988 1982-1989<br />

Plano KoKo Plano KoKo<br />

Nach Unterlagen Export 11,5 4,6 17,5 . 98,4 45,6 161,5c<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Import 11,1 7,0 19,4 . 78,1 52,5 150,0c<br />

Staatlichen Plankommission<br />

<strong>de</strong>r<br />

Saldo +0,4 -2,4 -1,9 . . +20,2 -6,9 .<br />

DDR in Mrd. VM Saldo.<br />

insges.<br />

-2,0 -1,9 . . +13,4 +11,5<br />

Nach HWWA- Westl. Export 4,787 5,390 23,085 10,931 . 45,490<br />

Welthan<strong>de</strong>lsmatrix IL/ohne Import 5,117 5,806 27,607 13,924 . 38,159<br />

in Mrd. DM- BRD Saldo -0,330 -0,415 -4,522 -2,993 . +7,331<br />

BRD Export 6,783 7,205 . 16,218 . 56,351<br />

Import 7,234 8,101 . 15,580 . 57,789<br />

Saldo -0,451 -0,897 . +0,638 . -1,438<br />

IL <strong>und</strong> Export 11,569 12,595 . 27,148 . 101,84<br />

BRD Import 12,352 13,907 . 29,503 . 95,949<br />

Saldo -0,782 -1,312 . -2,355 . +5,891<br />

a Ohne idH. Angaben in VM. Diese VM war eine reine statistische Rechengröße zum Ausweis <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r DDR.<br />

Eine Relation zum DM-Ausweis läßt sich nicht herstellen. b Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Planbereich zuzuordnen<br />

war; c Planbereich <strong>und</strong> Bereich KoKo.<br />

Quelle: Zusammengestellt nach Unterlagen <strong>de</strong>r ehemaligen Staatlichen Plankommission <strong>de</strong>r DDR; Statistisches B<strong>und</strong>esamt;<br />

OECD; HWWA-Welthan<strong>de</strong>lsmatrix; eigene Berechnungen.<br />

Abführungen an das MdF <strong>und</strong> die Vorfinanzierung<br />

von Technologieimporten. Die als Rese rven<br />

gehaltenen Mittel waren zwar <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

entzogen, sie kamen ihr aber indirekt insofern zugute,<br />

als sie auf Auslandskonten gehalten, <strong>de</strong>r<br />

Vorspiegelung <strong>de</strong>r Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>r DDR<br />

dienten <strong>und</strong> dadurch die notwendige Kreditaufnahme<br />

ermöglichten; darüber hinaus hat KoKo<br />

aus seinen Reserven <strong>de</strong>r DABA bzw. <strong>de</strong>m MdF<br />

Kredite zur Verfügung gestellt. Ein Scha<strong>de</strong>n für<br />

die DDR-Wirtschaft wäre aus <strong>de</strong>r Reservehaltung<br />

nur entstan<strong>de</strong>n, wenn KoKo im Interesse <strong>de</strong>s Bereichs<br />

unverhältnismäßig hohe Rese rven gehalten<br />

hätte; dies war jedoch angesichts <strong>de</strong>r Probleme,<br />

die in <strong>de</strong>n 90er Jahren auf die DDR zugekommen<br />

wären, u. E. nicht <strong>de</strong>r Fall.<br />

Die Frage nach <strong>de</strong>m volkswirtschaftlichen Effekt <strong>de</strong>r<br />

Schaffung von KoKo reduziert sich nach alle<strong>de</strong>m auf<br />

die Frage, ob es KoKo möglich war - ohne negative<br />

Effekte auf <strong>de</strong>n Planbereich - zusätzliche Devisen<br />

zu erwirtschaften <strong>und</strong> diese Mittel in effektiverer<br />

Weise für die Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR einzusetzen,<br />

als dies <strong>de</strong>m Planbereich möglich war bzw. möglich<br />

gewesen wäre. Wie im folgen<strong>de</strong>n zu zeigen sein<br />

wird, war bei<strong>de</strong>s nicht o<strong>de</strong>r nur in sehr geringem<br />

Maße <strong>de</strong>r Fall.<br />

II. Die volkswirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Koko<br />

KoKo war Teil <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft, <strong>de</strong>r, trotz Son<strong>de</strong>rvollmachten,<br />

die Dysfunktionalitäten, die im<br />

planwirtschaftlichen System angelegt waren <strong>und</strong> die<br />

durch die Wirtschaftspolitik unter Honecker verstärkt<br />

wur<strong>de</strong>n, nicht außer Kraft setzen konnte. Der<br />

Bereich war Teil <strong>de</strong>s Systems <strong>und</strong> funktionierte weitgehend<br />

wie <strong>de</strong>r Planbereich. Die realen Effekte <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftung <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Schul<strong>de</strong>nmanagements<br />

wirkten sich - trotz aller Anstrengungen,<br />

durch Technologieimporte die Effizienz <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft<br />

zu steigern - per Saldo eher negativ auf<br />

<strong>de</strong>ren Leistungsfähigkeit aus, weil immer mehr Ressourcen<br />

aus <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft für die Devisenerwirtschaftung<br />

mobilisiert wer<strong>de</strong>n mußten. Die sich<br />

permanent verschlechtern<strong>de</strong> Devisenrentabilität <strong>de</strong>r<br />

DDR-Exportprodukte ist dafür ein <strong>de</strong>utliches Indiz.<br />

- In <strong>de</strong>r Gründungsphase <strong>de</strong>s Bereichs hatte dieser<br />

die Aufgabe, zusätzliche Devisen zunächst in erster<br />

Linie für die Partei (vgl. B rief Schalcks an<br />

Matern), dann vermehrt auch für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR zu erwirtschaften. Von einer<br />

volkswirtschaftlichen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

kann man wegen <strong>de</strong>s geringen Umfangs <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Art seiner Aktivitäten in dieser frühen Phase seiner<br />

Existenz kaum sprechen.<br />

In <strong>de</strong>n 70er Jahren kam die Aufgabe hinzu, durch<br />

Technologieimporte die Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

Binnenwirtschaft zu stärken, um <strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n<br />

Kreditbedarf infolge <strong>de</strong>r Importüberschüsse zumin<strong>de</strong>st<br />

in Grenzen zu halten. Darüber hinaus<br />

dienten diese Aktivitäten <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung;<br />

gleichzeitig sollten sie <strong>de</strong>n <strong>de</strong>visenrentablen<br />

Einsatz <strong>de</strong>r Westtechnologie gewährleisten.<br />

Bei relativ gutem Devisenerwirtschaftungserfolg<br />

gelang letzteres jedoch nur bedingt. Obgleich das<br />

mikroökonomische Interesse von KoKo an einer<br />

hohen Refinanzierung für die über <strong>de</strong>n Bereich<br />

getätigten Importe zum Zwecke <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich komplementär war<br />

zu <strong>de</strong>m makroökonomischen Ziel <strong>de</strong>r Stärkung<br />

<strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft <strong>und</strong>


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Gewährleistung <strong>de</strong>r Rückzahlbarkeit <strong>de</strong>r aufgenommenen<br />

Devisenkredite, wur<strong>de</strong> das Ziel <strong>de</strong>r<br />

Effizienzsteigerung <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

nicht erreicht. Das lag einerseits am relativ geringen<br />

Umfang dieser Technologieimporte an <strong>de</strong>n<br />

Gesamtinvestitionen, jedoch auch an ihrer mangeln<strong>de</strong>n<br />

Paßfähigkeit unter technischem Aspekt<br />

(höhere Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen für Vorprodukte)<br />

<strong>und</strong> schließlich an <strong>de</strong>n Mechanismen <strong>de</strong>r Planwirtschaft,<br />

auf die von <strong>de</strong>r westlichen Technologie<br />

stören<strong>de</strong> Einflüsse ausgingen <strong>und</strong> die umgekehrt<br />

die Produktivitäts- <strong>und</strong> Wachstumseffekte dieser<br />

Investitionen nicht zur vollen Entfaltung gelangen<br />

ließen.<br />

Die über <strong>de</strong>n KoKo-Bereich durchgeführten Technologieimporte<br />

steigerten die Produktivität <strong>und</strong><br />

das Wachstum <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft je<strong>de</strong>nfalls nur<br />

in unzureichen<strong>de</strong>m Maße, so daß <strong>de</strong>r Verschuldungsanstieg<br />

nicht spürbar gebremst wur<strong>de</strong>. Ursächlich<br />

dafür war nicht etwa ein Versagen Ko-<br />

Kos, son<strong>de</strong>rn die Tatsache, daß die<br />

Technologieimporte eher Fremdkörper im planwirtschaftlichen<br />

System blieben. Der Bereich Ko-<br />

Ko konnte nur einzelne von ihm vorfinanzierte<br />

Projekte prüfen. Ihr Einbau in die Binnenwirtschaft<br />

war Aufgabe <strong>de</strong>r SPK. Es bleibt also lediglich<br />

festzustellen, daß <strong>de</strong>r Beitrag KoKos zur Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft bereits in <strong>de</strong>n<br />

70er Jahren mehr o<strong>de</strong>r weniger verpuffte. Eine<br />

nachhaltige Steigerung <strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>r DDR-<br />

Volkswirtschaft hat in dieser Zeit je<strong>de</strong>nfalls nicht<br />

stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre trat dann das Devisenerwirtschaftungsziel<br />

ein<strong>de</strong>utig in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>.<br />

Es kam nunmehr (1982) darauf an — zum<br />

Teil unter äußerst kurzfristigem Aspekt —, um je<strong>de</strong>n<br />

Preis Devisen zu erwirtschaften, <strong>und</strong> damit<br />

die drohen<strong>de</strong> Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>r DDR zu<br />

verhin<strong>de</strong>rn. Dazu leistete KoKo einen sicherlich<br />

nicht zu vernachlässigen<strong>de</strong>n Beitrag. Allerdings<br />

kam es dadurch verstärkt zu realen Effekten (insbeson<strong>de</strong>re<br />

Struktureffekten), die auf mittlere bis<br />

längere Sicht dazu angetan waren, die Effizienz<br />

<strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft zu beeinträchtigen.<br />

— Ab 1986 unternahm die DDR-Führung noch einmal<br />

einen verzweifelten Versuch, durch forcierte<br />

Technologieimporte, die in <strong>de</strong>n 90er Jahren die<br />

Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft nachhaltig steigern<br />

sollten, das Blatt zu wen<strong>de</strong>n. Dabei hatte wie<strong>de</strong>rum<br />

KoKo die Aufgabe, Technologieimporte<br />

durchzuführen, zu finanzieren <strong>und</strong> — teilweise<br />

auch — bei <strong>de</strong>r Projektevaluierung mitzuwirken,<br />

um die Devisenrentabilität <strong>de</strong>r Investitionen sicherzustellen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs mit <strong>de</strong>r letztgenannten<br />

Aufgabe war KoKo jedoch überfor<strong>de</strong>rt, zumal <strong>de</strong>r<br />

Bereich auch Impo rte aufgr<strong>und</strong> von Beschlüssen<br />

<strong>de</strong>r politischen Führung durchführen mußte, von<br />

<strong>de</strong>nen abzusehen war, daß sie nicht zur Stärkung<br />

<strong>de</strong>r Exportfähigkeit <strong>de</strong>r DDR in das NSW beitragen<br />

wür<strong>de</strong>n. Schalck hat offenbar im Rahmen dieser<br />

Strategie <strong>de</strong>r kreditfinanzierten Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Aufbaus einer mikroelektronischen<br />

Industrie, die eine Art Verzweiflungsakt <strong>de</strong>s Politbüros<br />

war, loyal mitgewirkt, obgleich er erkennen<br />

mußte, daß diese Politik die Probleme <strong>de</strong>r DDR<br />

nicht wür<strong>de</strong> lösen können, son<strong>de</strong>rn sie eher noch<br />

verschärfen wür<strong>de</strong>.<br />

Für Schalck hatte in dieser Phase — vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r immer bedrohlicher wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Verschuldungssituation<br />

die Bildung von Reserven für<br />

die absehbare Schul<strong>de</strong>nkrise Vorrang. Die Devisenerwirtschaftung<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich wuchs in<br />

dieser Phase nicht weiter an, obwohl dazu offenbar<br />

vermehrte Anstrengungen unternommen<br />

wur<strong>de</strong>n. Der Bereich war an <strong>de</strong>n Grenzen seines<br />

Wachstums angelangt. Das absehbare Scheitern<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierungspolitik in <strong>de</strong>n 90er Jahren<br />

hätte auch zu einem Rückgang <strong>de</strong>r Deviseneinnahmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs geführt — es sei <strong>de</strong>nn, er<br />

wäre als bevorzugter Gläubiger <strong>de</strong>s Planbereichs<br />

behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n.<br />

Alles in allem läßt sich <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> gegenüber<br />

KoKo erhobene Vorwurf, KoKo sei „<strong>de</strong>r Totengräber<br />

<strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft" gewesen, nicht belegen.<br />

Der Bereich war nicht schlechter, aber auch nicht<br />

besser als das Wi rtschaftssystem <strong>de</strong>r DDR. Schalck<br />

hat sich durchaus bemüht, die durch die Son<strong>de</strong>rvollmachten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs gegebenen Möglichkeiten<br />

auch im Interesse <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft optimal<br />

zu nutzen. Er hatte dabei zwar offensichtlich immer<br />

gleichfalls auch das einzelwirtschaftliche Interesse<br />

<strong>de</strong>s Bereichs im Auge; doch daß er in <strong>de</strong>ssen Interesse<br />

die DDR-Volkwirtschaft ausgesaugt habe, läßt<br />

sich so nicht behaupten. Dieser Eindruck resultiert<br />

daraus, daß für Schalck — aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s drohen<strong>de</strong>n<br />

Bankrotts — die Erhaltung <strong>de</strong>r Devisenliquidität unter<br />

immer kurzfristigerem Aspekt zum alles beherrschen<strong>de</strong>n<br />

Ziel <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs wur<strong>de</strong>.<br />

Zu diesem Zwecke mußte er zwangsläufig auf eine<br />

maximale Erwirtschaftung von Devisen setzen <strong>und</strong><br />

dabei negative reale Effekte in <strong>de</strong>r Volkswirtschaft in<br />

Kauf nehmen.<br />

Schalck bzw. KoKo hatten jedoch auch keine realen<br />

Möglichkeiten zu verhin<strong>de</strong>rn, daß die DDR immer<br />

mehr in <strong>de</strong>n Teufelskreis von Kreditaufnahmen für<br />

<strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst, wachsen<strong>de</strong>r Verschuldung <strong>und</strong><br />

erneuter, höherer Kreditaufnahme hineingeriet. Im<br />

KoKo-Bereich selbst fand keine echte Wertschöpfung<br />

statt, <strong>de</strong>r zusätzliche Expo rt aus Ressourcen <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft<br />

erreichte schon früh seine Grenzen,<br />

<strong>und</strong> eine nachhaltige Effizienzsteigerung durch die<br />

Technologieimporte scheiterte gleichfalls am System.<br />

Zur Verhin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Devisenbankrotts konnte<br />

Schalck schließlich nur noch auf Zeit spielen <strong>und</strong> darauf<br />

hoffen, daß die B<strong>und</strong>esrepublik — im Falle <strong>de</strong>s<br />

Falles — aus innen- wie außenpolitischen Grün<strong>de</strong>n<br />

die DDR stabilisieren wür<strong>de</strong>.<br />

Der Bereich KoKo selbst blieb liqui<strong>de</strong> <strong>und</strong> hat ohne<br />

zu produzieren Devisen akkumuliert. Dies ist jedoch<br />

nicht einer hohen mikroökonomischen Effizienz <strong>de</strong>s<br />

Bereichs zuzuschreiben, son<strong>de</strong>rn ein<strong>de</strong>utig seiner<br />

Son<strong>de</strong>rstellung, die ihm ermöglichte,<br />

— die privaten Transfers aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik abzuschöpfen<br />

<strong>und</strong> für <strong>de</strong>n Bereich verfügbar zu machen;<br />

— Teile <strong>de</strong>r öffentlichen Transferleistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

(im Rahmen <strong>de</strong>r sogenannten Kir-


chengeschäfte) weitgehend ohne Gegenleistungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs <strong>und</strong> nur mit geringen Kosten zu<br />

vereinnahmen;<br />

— für Technologieimporte hohe Aufschläge auf <strong>de</strong>n<br />

Importwert zu kalkulieren;<br />

— Vertreterprovisionen zu kassieren, <strong>de</strong>nen weitgehend<br />

keine o<strong>de</strong>r nur geringe Leistungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

gegenüberstan<strong>de</strong>n;<br />

— Reserven — eigene, sowie <strong>de</strong>s Staates — gewinnbringend<br />

anzulegen.<br />

Der Bereich KoKo war <strong>de</strong>mnach kein kapitalistisches,<br />

hocheffizientes „Unternehmen" innerhalb <strong>de</strong>r<br />

ineffizienten Planwirtschaft. Schalcks „unternehmerischer"<br />

Erfolg war Ausfluß seiner exzeptionellen<br />

Stellung im Rahmen <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft. Er beruhte<br />

we<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Cleverness Schalcks<br />

noch außergewöhnlicher Leistungen seiner Mitarbeiter,<br />

son<strong>de</strong>rn auf einer einzigartigen Macht- <strong>und</strong><br />

Monopolstellung, wie sie kein Unternehmen in <strong>de</strong>r<br />

Marktwirtschaft je gehabt hat.<br />

Daß bei alle<strong>de</strong>m KoKo <strong>de</strong>r Nomenklatura — einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>s Bereichs sowie <strong>de</strong>n höheren<br />

Chargen<strong>de</strong>s MfS einen hohen Lebensstandard<br />

ermöglichte <strong>und</strong> darüber hinaus Mittel für politische<br />

Zwecke abzweigte, ist eine unbestreitbare Tatsache.<br />

Für die Bewe rtung <strong>de</strong>r volkswirtschaftlichen Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs fällt dies jedoch nicht ins Gewicht.<br />

Auch moralisch fragwürdige Praktiken — die z. B. im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung durch <strong>de</strong>n Waffen-<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>l durch<br />

Verstöße gegen nationales <strong>und</strong> internationales Recht<br />

vorkamen — sind nur hinsichtlich ihrer ökonomischen<br />

Konsequenzen zu beurteilen. Moralische <strong>und</strong><br />

ethische Kategorien entziehen sich wirtschaftlichen<br />

Beurteilungsmaßstäben.<br />

III. Zusammenfassen<strong>de</strong> Begründung<br />

Dieser Gesamtbef<strong>und</strong> über die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR ergibt sich im einzelnen aus <strong>de</strong>n<br />

Ergebnissen <strong>de</strong>r empirischen Analyse <strong>de</strong>s zweiten<br />

Teils dieses Gutachtens. Diese wer<strong>de</strong>n im folgen<strong>de</strong>n<br />

noch einmal kurz zusammengefaßt, wobei wir auf die<br />

im theoretischen Teil erarbeiteten Zusammenhänge<br />

(vgl. Abbildung 2) zurückgreifen.<br />

1. Die realen Effekte <strong>de</strong>r KoKo-Aktivitäten<br />

KoKo hatte u. a. die Aufgabe, die Effizienz <strong>de</strong>r DDR<br />

-Volkswirtschaft Vorfinanzierung durch von die<br />

Technologieimporten zu stärken. Dies jedoch gelang<br />

offensichtlich in nur unzureichen<strong>de</strong>m Maße.<br />

Indizien dafür, daß die Mo<strong>de</strong>rnisierungsstrategie<br />

scheiterte, das heißt daß es mit <strong>de</strong>n Technologieimporten<br />

nicht gelang, die dynamische Effizienz <strong>de</strong>r<br />

DDR-Wirtschaft nachhaltig zu steigern, ergeben sich<br />

aus <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsstruktur <strong>de</strong>r DDR<br />

(vgl. Tabellen 32, 33). Zwar importierte die DDR in<br />

zunehmen<strong>de</strong>m Maße Spitzen- <strong>und</strong> gehobene Tech-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Drucksache 12/7600<br />

nologie (zur Zuordnung von SITC-Positionen zu diesen<br />

Produktgruppen vgl. Tabellen A 30, A 31). Der<br />

Anteil dieser Technologieimporte an <strong>de</strong>n Gesamtimporten<br />

aus <strong>de</strong>n westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn (einschl.<br />

idH), <strong>de</strong>r 1979 r<strong>und</strong> ein Drittel ausmachte. dann im<br />

Zeitraum von 1983-1985 unter die 30 %-Marke absank,<br />

stieg 1986 auf 34,7 % <strong>und</strong> 1987 sogar auf<br />

42,9 %, mit einem Anteil von Spitzentechnologie-Importen<br />

an <strong>de</strong>n Gesamtimporten von 8,5 %.<br />

Auf <strong>de</strong>r Exportseite blieb in <strong>de</strong>r ganzen ersten Hälfte<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r in die westlichen Län<strong>de</strong>r<br />

(einschl. BRD) exportierten Spitzen- <strong>und</strong> gehobenen<br />

Technologie an <strong>de</strong>n gesamten Westausfuhren in<br />

etwa konstant bei r<strong>und</strong> 17,5 %. 1986 <strong>und</strong> 1987 kam es<br />

dann zu einem Anstieg dieser Expo rte um r<strong>und</strong> 3<br />

Prozentpunkte.<br />

Die Westexportstruktur (ohne idH) zeigt für 1988 <strong>und</strong><br />

1989 folgen<strong>de</strong> Anteilswerte: Der DDR-Anteil von<br />

Spitzen- <strong>und</strong> gehobener Technologie an <strong>de</strong>n DDR-<br />

Westexporten sank von 25,8 % 1987 auf 17,4 % 1989.<br />

Zum Vergleich: Der Anteil an gehobener <strong>und</strong> Spitzentechnologie<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik an ihren Industrielän<strong>de</strong>rexporten<br />

betrug 1989 45,7 %, <strong>de</strong>r Japans<br />

sogar 71,7 %, <strong>und</strong> Spaniens 32,2 %; selbst Po rtugal<br />

erreichte einen Anteilswert von 15,8 %, <strong>de</strong>r also nur<br />

wenig unter <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r DDR lag.<br />

Alles in allem war <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r DDR-Technologieimporte<br />

an ihren Gesamtimporten wesentlich höher<br />

<strong>und</strong> stieg beträchtlich schneller als <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r<br />

Technologieexporte an <strong>de</strong>n Gesamtexporten. Dies ist<br />

ein Indiz dafür, daß die Technologieimporte aus <strong>de</strong>n<br />

westlichen Län<strong>de</strong>rn die dynamische Effizienz, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>n technischen Fortschritt <strong>de</strong>r DDR, nicht in<br />

<strong>de</strong>m erhofften Ausmaß zu steigern vermochten. Der<br />

Input an Technologie übertraf ganz offensichtlich<br />

<strong>de</strong>n Technologieoutput. Bei hochentwickelten Volkswirtschaften<br />

ist das umgekehrt.<br />

Die Technologieimporte führten nicht zu <strong>de</strong>n erhoff-<br />

ten Spillovers <strong>und</strong> zu einem beschleunigten Wachstum<br />

<strong>de</strong>s technischen Fortschritts in <strong>de</strong>r DDR. Offenbar<br />

reichten die Effizienzeffekte <strong>de</strong>r<br />

Technologieimporte nicht einmal aus, das Wachstum<br />

<strong>de</strong>r Produktion <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>r Exporte in <strong>de</strong>m Maße<br />

zu steigern, wie es für die Bezahlung <strong>de</strong>r importierten<br />

Technologie notwendig gewesen wäre. Da es vor<br />

allem in <strong>de</strong>n 70er <strong>und</strong> 80er Jahren eine <strong>de</strong>r Hauptaufgaben<br />

KoKos gewesen ist, zumin<strong>de</strong>st dies sicherzustellen,<br />

kann man nur konstatieren, daß KoKo diese<br />

Aufgabe nicht erfüllen konnte. Damit ist nicht gesagt,<br />

daß diese Zielverfehlung KoKo zur Last zu legen ist.<br />

KoKo war nur zu einem Teil an <strong>de</strong>n Technologieimporten<br />

beteiligt in einer Größenordnung, die sich<br />

schwer abschätzen läßt; KoKo hat zwar bei <strong>de</strong>n Projektprüfungen<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger (vor 1986 mehr,<br />

später weniger) mitgewirkt, ist aber nur sehr bedingt<br />

dafür verantwortlich zu machen, wenn es zu Fehlinvestitionen<br />

kam, weil die erhofften dynamischen Effizienzeffekte<br />

<strong>de</strong>r Technologieimporte ausblieben<br />

bzw. die Preise, mit <strong>de</strong>nen kalkuliert wor<strong>de</strong>n war, auf<br />

<strong>de</strong>n Märkten <strong>de</strong>r westlichen Län<strong>de</strong>r nicht erzielt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten. Es geht hier also um keine Schuldzuweisung,<br />

son<strong>de</strong>rn um eine objektive Feststellung, die<br />

schlicht lautet, daß die Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs zur<br />

Effizienzsteigerung <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft durch


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle 32<br />

Jahr<br />

Anteil <strong>de</strong>r Spitzen- bzw. gehobenen Technologieimporte <strong>de</strong>r DDR an <strong>de</strong>n Gesamtimporten<br />

aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989, in v. H.<br />

nur westliche Industrielän<strong>de</strong>r<br />

(ohne BRD)<br />

Spitzen-<br />

technologie<br />

gehobene<br />

Technologie<br />

Spitzen-<br />

technologie<br />

BRD<br />

gehobene<br />

Technologie<br />

westliche Industrielän<strong>de</strong>r<br />

insgesamt gehobene <strong>und</strong><br />

Spitzen-<br />

technologie<br />

gehobene<br />

Technologie<br />

Spitzen-<br />

Technologie<br />

1979 4,7 28,0 6,5 28,5 5,6 28,3 33,9<br />

1980 7,5 24,4 6,3 27,2 6,8 26,0 32,8<br />

1981 6,9 27,1 6,5 25,8 6,7 26,4 33,1<br />

1982 8,5 31,8 5,6 23,4 6,7 26,7 33,4<br />

1983 5,3 30,7 5,2 21,0 5,3 25,0 30,3<br />

1984 5,2 24,2 5,8 22,3 5,5 23,1 28,6<br />

1985 5,4 25,2 5,9 20,3 5,8 22,1 27,9<br />

1986 6,2 29,2 7,0 27,3 6,7 28,0 34,7<br />

1987 10,6 32,1 7,2 35,9 8,5 34,4 42,9<br />

1988 5,5 35,5 . . . .<br />

1989 13,1 27,8 . . . .<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt; OECD; HWWA -Welthan<strong>de</strong>lsmatrix; eigene Berechnungen.<br />

Technologieimporte ganz offensichtlich nicht das gewünschte<br />

Ergebnis hatten.<br />

Trotz aller Anstrengungen, die statische <strong>und</strong> dynamische<br />

Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft zu verbessern,<br />

„hat sich <strong>de</strong>r Markaufwand für die Erzielung<br />

einer Valutamark im Export... seit 1976 (gegenüber<br />

1989, die Verf.) mehr als verdoppelt" . 11 )<br />

Die Grün<strong>de</strong> hierfür sind in erster Linie darin zu sehen,<br />

daß - wie im ersten Teil dargestellt - die Planwirtschaft<br />

über keine Mechanismen verfügte, die es<br />

ihr erlaubt hätten, auf <strong>de</strong>r Basis komparativer Vorteile<br />

an <strong>de</strong>r weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung teilzunehmen<br />

<strong>und</strong> daß die Allokation <strong>de</strong>r Technologieimporte<br />

- gleichfalls weitgehend systembedingt -<br />

we<strong>de</strong>r die Exportfähigkeit <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft noch<br />

Tabelle 33<br />

<strong>de</strong>ren binnenwirtschaftliche Leistungsfähigkeit ausreichend<br />

steigerte.<br />

2. Monetäre Ergebnisse<br />

Nach <strong>de</strong>n uns vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen schätzen wir<br />

die Gesamt<strong>de</strong>visenerwirtschaftung durch KoKo für<br />

die Jahre 1966-89 aus wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

(ohne Kirchengeschäft B <strong>und</strong> ohne an<strong>de</strong>re Tranferleistungen<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik - die Schalck ausgehan<strong>de</strong>lt,<br />

jedoch nicht im Bereich erwirtschaftet hat)<br />

auf etwa 24,5 Mrd. VM.<br />

Schalck spricht davon, zwischen 1972 <strong>und</strong> 1989 50<br />

Mrd. DM für die DDR „gesichert" zu haben. 12) Nach<br />

Schalck setzt sich diese Summe zusammen aus 27<br />

Anteil <strong>de</strong>r Spitzen- bzw. gehobenen Technologieexporte <strong>de</strong>r DDR an <strong>de</strong>n Gesamtexporten in westliche<br />

Industrielän<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989, in v. H.<br />

Jahr<br />

nur westliche Industrielän<strong>de</strong>r<br />

(ohne BRD)<br />

Spitzen-<br />

technologie<br />

gehobene<br />

Technologie<br />

Spitzen-<br />

technologie<br />

BRD<br />

gehobene<br />

Technologie<br />

westliche Industrielän<strong>de</strong>r<br />

insgesamt gehobene <strong>und</strong><br />

Spitzen-<br />

technologie<br />

gehobene<br />

Technologie<br />

Spitzen-<br />

Technologie<br />

1979 4,2 20,1 2,2 10,8 3,0 14,5 17,5<br />

1980 3,5 20,0 2,3 12,7 2,7 15,3 18,0<br />

1981 2,9 18,1 1,8 12,2 2,3 14,8 17,1<br />

1982 2,5 18,7 1,7 12,8 2,1 15,6 17,7<br />

1983 2,6 16,3 1,8 13,5 2,2 14,8 17,0<br />

1984 2,8 17,0 1,8 13,2 2,3 15,0 17,3<br />

1985 3,0 17,6 2,1 13,0 2,5 15,2 17,7<br />

1986 3,1 19,6 2,3 14,0 3,0 16,6 19,6<br />

1987 4,6 21,2 2,4 14,4 3,3 17,2 20,5<br />

1988 5,3 12,6 . . . .<br />

1989 4,9 12,5 . . .<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt; OECD ; HWWA -Welthan<strong>de</strong>lsmatrix; eigene Berechnungen.


Mrd. VM, die durch die ökonomischen Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs „erwirtschaftet" wur<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 23<br />

Mrd. VM aus Transferleistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik,<br />

die Schalck durch seine Verhandlungsaktivitäten<br />

für die DDR „sicherte" (vgl. Tabelle A 32). Nach<br />

Ash sind in diesen 23 Mrd.jedoch ca.9 bereits jene<br />

Mrd. VM (genauer waren es 9,3 Mrd. VM) Transferzahlungen<br />

eingerechnet, die aufgr<strong>und</strong> von Verhandlungen<br />

Schalcks mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik zur Zahlung<br />

in <strong>de</strong>n 90er Jahren vorgesehen waren. Danach wären<br />

bis 1989 brutto, also einschließlich <strong>de</strong>r Transferzahlungen,<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich insgesamt r<strong>und</strong> 41 Mrd.<br />

„gesichert" wor<strong>de</strong>n, davon 27 Mrd. „erwirtschaftet",<br />

das heißt durch wirtschaftliche Tätigkeiten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

erzielt. Die Differenz zwischen diesen Angaben<br />

Schalcks <strong>und</strong> unseren Berechnungen beträgt<br />

<strong>de</strong>mnach 2,5 Mrd. VM.<br />

Wir haben auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>n mehrfach<br />

zitierten jährlichen Erfolgsberichten Schalcks<br />

fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Angaben über die „Erwirtschaftung" <strong>de</strong>r<br />

KoKo-AHB sowie <strong>de</strong>r Valutaplanträger (ergänzt um<br />

sporadisch vorgef<strong>und</strong>ene Angaben, bei <strong>de</strong>nen nicht<br />

immer klar ist, ob es sich um Gewinne o<strong>de</strong>r Umsätze<br />

han<strong>de</strong>lte) versucht, eine Kontrollrechnung hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>s wirtschaftlichen Ergebnisses <strong>de</strong>s KoKo-Bereichs<br />

durchzuführen. Dabei kamen wir gleichfalls<br />

auf eine Summe von 25 Mrd. VM. 13) Bei aller Unsicherheit<br />

dieser Berechnung ist jedoch bemerkens-<br />

wert, daß diese Summe, ergänzt um die A- <strong>und</strong> C<br />

-Geschäfte (die man zu <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Tätigkeiten<br />

hinzurechnen kann), ziemlich genau 27 Mrd. VM<br />

ergibt.<br />

Da es für die volkswirtschaftliche Bewe rtung <strong>de</strong>r monetären<br />

Ergebnisse <strong>de</strong>s KoKo-Bereichs auf 2 Mrd.<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger nicht entschei<strong>de</strong>nd ankommt,<br />

wollen wir im folgen<strong>de</strong>n unterstellen, daß die Angaben<br />

Schalcks über die durch KoKo erwirtschafteten<br />

Devisen in etwa <strong>de</strong>m tatsächlichen Ergebnis entsprechen.<br />

Bei <strong>de</strong>m monetären Gesamtergebnis <strong>de</strong>s Bereichs<br />

aus seinen wirtschaftlichen Aktivitäten han<strong>de</strong>lt es<br />

sich weitgehend um Gewinne <strong>de</strong>r KoKo AHB (Intrac,<br />

Zentral-Kommerz, Transinter, Forum, BIEG, KuA,<br />

Philatelie <strong>und</strong> Imes) sowie <strong>de</strong>r Valutaplanträger (Intershop,<br />

Genex, Intertank <strong>und</strong> NSW-Tourismus).<br />

An <strong>de</strong>r Gesamterwirtschaftung waren die KoKo-AHB<br />

<strong>und</strong> einzelne Valutaplanträger nach unserer (zugegebenermaßen<br />

groben) Schätzung wie folgt beteiligt:<br />

Ober 50 % <strong>de</strong>r erwirtschafteten Devisen resultierten<br />

aus <strong>de</strong>n Gewinnen <strong>de</strong>r AHB (also aus Exportgeschäften,<br />

einschließlich <strong>de</strong>r Kunst- <strong>und</strong> Waffenexporte sowie<br />

Vertretergeschäften). Die Gewinne aus Intershop<br />

machten weitere ca. 30 % <strong>de</strong>r KoKo-Gewinne<br />

aus, Intertank war daran mit unter 10 %, <strong>de</strong>r NSW<br />

Tourismus mit 4 <strong>und</strong> Genex mit 2-3 be-<br />

% etwa %<br />

teiligt.<br />

Daran wird <strong>de</strong>utlich, daß über 45 % <strong>de</strong>r KoKo-Gewinne<br />

aus Monopolgeschäften resultierten, die nur<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Teilungssituation in Deutschland möglich<br />

waren, wobei es sich weitgehend um die Abschöpfung<br />

von Devisen von Westbesuchern, die diese<br />

in <strong>de</strong>r DDR verausgabten, sowie von Devisen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

han<strong>de</strong>lt, die aufgr<strong>und</strong> p rivater Transfers in die DDR<br />

geflossen sind.<br />

In <strong>de</strong>n übrigen ca. 55 % sind die Vertreterprovisionen,<br />

die Gewinne aus Waffengeschäften, aus <strong>de</strong>m<br />

Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Briefmarkenhan<strong>de</strong>l<br />

enthalten. Damit waren weniger als 50 %<br />

<strong>de</strong>r KoKo-Gewinne das Resultat von Exbzw. kombinierten<br />

Ex- <strong>und</strong> Importgeschäften <strong>de</strong>s Bereichs im<br />

Rahmen echter wirtschaftlicher Aktivitäten. Und<br />

selbst dabei konnte KoKo seine Monopolstellung<br />

ausnutzen, da viele Bet riebe, die über KoKo Impo rte<br />

durchführten, bereit waren, 10 % Zinsen p. a. <strong>und</strong><br />

Kosten- <strong>und</strong> Gewinnaufschläge von 42 % <strong>und</strong> mehr<br />

in Kauf zu nehmen, weil nur über KoKo überhaupt<br />

die Möglichkeit bestand, Importe außerhalb <strong>de</strong>r<br />

schwerfälligen Planbürokratie zu realisieren. Dies relativiert<br />

die wirtschaftliche Leistung <strong>de</strong>s KoKo-Bereichs<br />

als Quasi-Wirtschaftsunternehmen erheblich.<br />

Die KoKo-Gewinne wur<strong>de</strong>n zu 100 % unter Monopolbedingungen<br />

realisiert.<br />

3. Rückkoppelungseffekte<br />

Den AHB gelang zwischen 1981 <strong>und</strong> 1987 fast eine<br />

Verdoppelung ihrer Gewinne. 1988 gingen sie zurück<br />

<strong>und</strong> erreichten 1989 — trotz eines Wie<strong>de</strong>ranstiegs —<br />

nicht wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Rekordwert von 1987. Letzteres<br />

<strong>de</strong>utet darauf hin, daß die erheblich verstärkten<br />

Technologieimporte nach 1986 — im Bereich <strong>de</strong>r vier<br />

Komplexe wur<strong>de</strong>n bis 1989 über 3 Mrd. VM, für die<br />

Mikroelektronik 1,3 Mrd. VM investiert — nicht mehr<br />

im gleichen Maße zur Erhöhung <strong>de</strong>r Expo rte beitrugen<br />

wie in <strong>de</strong>n Jahren zuvor. Zunächst war es also<br />

KoKo relativ gut gelungen, einen Rückfluß aus <strong>de</strong>n<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich vorfinanzierten Technologieimporten<br />

sicherzustellen, was unter volkswirtschaftlichem<br />

Aspekt positiv zu bewe rten ist. Allerdings wa- -<br />

ren diese Mittel zum Teil nicht aus <strong>de</strong>n Investitionen<br />

selbst, son<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Ministerien aufgebracht<br />

wor<strong>de</strong>n, zu <strong>de</strong>nen die jeweiligen sogenannten<br />

Bedarfsträger (das heißt Betriebe, die die importierten<br />

Anlagen nutzten) gehörten.<br />

Dies wie<strong>de</strong>rum läßt darauf schließen, daß <strong>de</strong>r zeitweilig<br />

noch relativ gute Erfolg KoKos bei <strong>de</strong>r Refinanzierung<br />

<strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Bereich vorfinanzierten Investitionen<br />

doch zu einem erheblichen Teil zu Lasten<br />

<strong>de</strong>s Planbereichs ging. Zunächst hatten zwar die Effizienzeffekte<br />

<strong>de</strong>r durch KoKo finanzierten Investitionen<br />

tatsächlich zur Verbesserung <strong>de</strong>r monetären Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>s Bereichs beigetragen. Dies wur<strong>de</strong><br />

möglich gemacht durch die hohen Aufschläge auf die<br />

investierte Summe für Kosten <strong>und</strong> Gewinne <strong>de</strong>r Ko-<br />

Ko-AHB, die die Bedarfsträger „refinanzieren" mußten,<br />

wodurch Ausfälle infolge von „Fehlinvestitionen"<br />

verkraftet wer<strong>de</strong>n konnten. Die Exportfähigkeit --<br />

<strong>de</strong>s Planbereichs wur<strong>de</strong> jedoch solange nicht erhöht,<br />

wie die Betriebe ihren Refinanzierungsverpflichtungen<br />

gegenüber KoKo nachzukommen hatten. Darüber<br />

hinaus führte die Tatsache, daß KoKo offenbar für<br />

seine For<strong>de</strong>rungen eine Priorität durchsetzen konnte,<br />

ten<strong>de</strong>nziell zu einer Schwächung <strong>de</strong>r Exportfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Planbereichs, da die Bet riebe, Kombinate <strong>und</strong><br />

Ministerien versuchten, zugunsten ihrer Exportver-


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

pflichtungen über KoKo ihre Planexportverpflichtun<br />

gen zu reduzieren bzw. diese einfach nicht erfüllten.<br />

Daß sich Schalck in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

nur noch bedingt Hoffnungen machte, mit Technologieimporten<br />

<strong>und</strong> ihrer Refinanzierung hohe Gewinne<br />

machen zu können, ergibt sich daraus, daß er durchsetzte,<br />

daß die Zahlungsbilanz in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre das Risiko für diese Impo rte übernahm.<br />

Die ursprüngliche Komplementarität zwischen<br />

<strong>de</strong>m Interesse Schalcks an <strong>de</strong>r Erwirtschaftung<br />

von Devisen durch Technologieimporte <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

volkswirtschaftlichen Ziel, importierte Produktionsmittel<br />

<strong>de</strong>visenrentabel einzusetzen, war also zum<br />

Schluß nicht mehr gegeben. Das volkswirtschaftliche<br />

Ziel trat hinter <strong>de</strong>m Devisenerwirtschaftungsziel in<br />

<strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Von <strong>de</strong>n Anstrengungen zur Devisenerwirtschaftung,<br />

die immer hektischer wur<strong>de</strong>n, gingen im Zeitablauf<br />

vermehrt negative reale Effekte auf die Volkswirtschaft<br />

aus. Sie bestan<strong>de</strong>n zum einen darin, daß<br />

durch die verstärkten <strong>und</strong> vielfach kurzfristigen Bestrebungen,<br />

Ressourcen für <strong>de</strong>n Expo rt zu mobilisieren,<br />

die binnenwirtschaftliche Knappheit erhöht <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Planablauf gestört wur<strong>de</strong>; zum an<strong>de</strong>ren kam es<br />

zu Auswirkungen auf die Wirtschaftsstruktur (sowohl<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>ren Zementierung als auch hinsichtlich<br />

überhasteter Umorientierung von Produktionen).<br />

Dieser Strukturwan<strong>de</strong>l war am kurzfristigen Devisenerwirtschaftungserfolg<br />

orientiert <strong>und</strong> nicht an <strong>de</strong>n<br />

langfristigen Bedürfnissen <strong>de</strong>r Wi rtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

Entwicklungen auf <strong>de</strong>n Weltmärkten ausgerichtet.<br />

Davon abgesehen gingen damit die erwähnten Verteilungseffekte<br />

einher, eine Schwächung <strong>de</strong>r Legitimationsbasis<br />

<strong>de</strong>s Regimes (durch Intershop <strong>und</strong> Genex),<br />

eine Belastung <strong>de</strong>r Beziehungen zu <strong>de</strong>n<br />

Verbün<strong>de</strong>ten (durch die Waffengeschäfte), Umweltschä<strong>de</strong>n<br />

(durch die Müllimporte) <strong>und</strong> eine Gefährdung<br />

<strong>de</strong>s Ansehens <strong>de</strong>r DDR (durch die Häftlingsfreikäufe).<br />

Mit <strong>de</strong>r Haltung von Aktiva bei<br />

ausländischen Banken zur Vorspiegelung einer anhaltend<br />

hohen Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>n Geld<strong>und</strong><br />

Kapitalanlagen im Ausland <strong>und</strong> erst recht <strong>de</strong>r<br />

Reservehaltung in Form von Gold im Keller <strong>de</strong>r Wallstraße,<br />

gingen ferner Kredit- bzw. Opportunitätskosten<br />

einher.<br />

4. Mittelverwendung<br />

Aus <strong>de</strong>n KoKo-Gewinnen sowie eines Teils <strong>de</strong>r von<br />

KoKo „gesicherten" Transferleistungen erfolgten<br />

zwischen 1966 <strong>und</strong> 1989 Abführungen an <strong>de</strong>n Planbereich<br />

in Höhe von ca. 17,2 Mrd. VM. Seit 1982<br />

betrugen diese Abführungen nach <strong>de</strong>r Aussage mehrerer<br />

Zeugen sowie nach zwei Quellen in <strong>de</strong>n von<br />

KoKo hinterlassenen Akten konstant r<strong>und</strong> 1,5 Mrd.<br />

VM. Dieser Umstand zeigt, daß KoKo etwa 1982 an<br />

<strong>de</strong>r Grenze seiner Möglichkeiten angelangt war. Den<br />

höchsten Wert für die jährliche Erwirtschaftung weist<br />

Schalck zwar für 1987 aus, doch dieser Wert war nur<br />

um 80 Mio. VM höher als <strong>de</strong>r von 1985.<br />

Dies ist <strong>de</strong>r relativ gut gesicherte Bef<strong>und</strong> über <strong>de</strong>n<br />

Beitrag <strong>de</strong>s Bereichs KoKo für <strong>de</strong>n Planbereich, das<br />

heißt über die Summe, die er insgesamt zur Deckung<br />

<strong>de</strong>s Devisenbedarfs <strong>de</strong>r DDR -Volkswirtschaft abführte.<br />

Die Summe <strong>de</strong>r Abführungen in <strong>de</strong>n 80er Jahren in<br />

Höhe von 1,5 Mrd. ist in Beziehung zu setzen<br />

— zur Gesamtverschuldung <strong>de</strong>r DDR, die laut Angaben<br />

in <strong>de</strong>m Papier über die ökonomische Lage <strong>de</strong>r<br />

DDR (vom 27. 10. 1989) in <strong>de</strong>r Zeit von 1980-1986<br />

auf <strong>de</strong>m Niveau von ca. 28 Mrd. VM gehalten<br />

wer<strong>de</strong>n konnte <strong>und</strong> dann En<strong>de</strong> 1989 die Höhe von<br />

49 Mrd. VM erreichte,<br />

— zum Anwachsen <strong>de</strong>r Verschuldung 1986-1989<br />

um durchschnittlich jährlich r<strong>und</strong> 7 Mrd. VM,<br />

— zum jährlichen Bedarf für <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst,<br />

<strong>de</strong>r 1989 150 % <strong>de</strong>r NSW-Exporte dieses Jahres<br />

ausmachte, also fast 19 Mrd. VM <strong>und</strong><br />

— zum jährlichen Kreditbedarf in Höhe von 5-6<br />

Mrd. VM 1987 <strong>und</strong> 8-10 Mrd. VM 1989.<br />

Die planmäßigen Zuführungen von KoKo in <strong>de</strong>n<br />

Planbereich beliefen sich 1989 auf etwa 3 % <strong>de</strong>r Bruttoverschuldung<br />

<strong>und</strong> knapp 4 % <strong>de</strong>r Nettoverschuldung,<br />

lagen in <strong>de</strong>n letzten drei Jahren <strong>de</strong>r DDR im<br />

Durchschnitt bei etwas mehr als einem Fünftel <strong>de</strong>s<br />

durchschnittlichen jährlichen Verschuldungsanstiegs<br />

<strong>und</strong> betrugen 1987 nur ein Viertel <strong>de</strong>r Kreditaufnahme<br />

<strong>und</strong> 1989 weit weniger als ein Zehntel <strong>de</strong>r<br />

in diesem Jahr für <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst benötigten<br />

Mittel. 1986-1989 führte <strong>de</strong>r Bereich ca. 6 Mrd. VM<br />

an das MdF ab; die in diesem Zeitraum allein für<br />

Zinsen <strong>und</strong> sonstige Kreditkosten mobilisierten Mittel<br />

waren mit 13 Mrd. VM mehr als doppelt so hoch<br />

wie <strong>de</strong>r Einschuß KoKos „in die Zahlungsbilanz" <strong>de</strong>r<br />

DDR.<br />

Diese Relationen sprechen für sich. Sie zeigen, daß<br />

die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bereichs KoKo, <strong>de</strong>r bereits Mitte -<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre an <strong>de</strong>n Grenzen seiner Möglichkeiten<br />

angelangt war, relativ zu <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Problemen<br />

<strong>de</strong>r DDR, zu <strong>de</strong>ren Lösung er einen nicht<br />

unerheblichen Beitrag leisten sollte, rapi<strong>de</strong> abnahm.<br />

Die KoKo-Aktivitäten hatten zwar dazu beigetragen,<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre die Verschuldungssituation<br />

<strong>de</strong>r DDR zu stabilisieren, als jedoch die Preise für<br />

Olprodukte verfielen, drehte sich das Verschuldungskarussel<br />

wie<strong>de</strong>r, <strong>und</strong> zwar mit rasch zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Geschwindigkeit. Es liegt auf <strong>de</strong>r Hand, daß<br />

KoKo nicht <strong>de</strong>n Hauch einer Chance hatte, <strong>de</strong>n Devisenbankrott<br />

<strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n 90er Jahren abzuwen<strong>de</strong>n.<br />

Daran än<strong>de</strong>rt die Tatsache wenig, daß Schalck für<br />

diesen Fall durchaus beachtliche Reserven gebil<strong>de</strong>t<br />

hatte. Diese wer<strong>de</strong>n zwar 1989 mit etwa 13 Mrd. VM<br />

angegeben. Doch diese Mittel waren teilweise schon<br />

in das Schul<strong>de</strong>nmanagement einbezogen, u. a. in<br />

Form von kurzfristigen, zinslosen Krediten KoKos an<br />

<strong>de</strong>n Planbereich. Der weitere Einsatz dieser Reserven<br />

für <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst hätte eine Verringerung <strong>de</strong>r<br />

Guthaben bei ausländischen Banken notwendig gemacht<br />

<strong>und</strong> somit die Bonitätseinschätzung <strong>de</strong>r DDR<br />

verschlechtert. Eine dadurch verringerte Bereitschaft<br />

westlicher Banken zur Kreditgewährung an die DDR<br />

hätte <strong>de</strong>n Bankrott nur beschleunigt.


Neben <strong>de</strong>n Abführungen „in die Zahlungsbilanz"<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Reservebildung fällt die Verwendung <strong>de</strong>r<br />

KoKo-Mittel unter volkswirtschaftlichem Aspekt<br />

kaum ins Gewicht. Technologieimporte hat KoKo<br />

nur vorfinanziert, die quantitativ relativ be<strong>de</strong>utungslosen<br />

Versorgungsimporte nur mitfinanziert (grob<br />

geschätzt in Höhe von 1 Mrd. VM insgesamt).<br />

Entsprechend seinem ursprünglichen Auftrag hat <strong>de</strong>r<br />

Bereich <strong>de</strong>m MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>r SED bzw. <strong>de</strong>r Nomenklatura<br />

sowie kommunistischen Län<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> Organisationen<br />

Mittel zur Verfügung gestellt <strong>und</strong> diese <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR entzogen. Dies trug <strong>de</strong>m<br />

Bereich nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> — neben <strong>de</strong>m Bekanntwer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Waffengeschäfte — die schärfste öffentliche<br />

Kritik ein. Unter volkswirtschftlichem Aspekt fallen<br />

die dafür aufgewandten Beträge jedoch kaum ins<br />

Gewicht.<br />

5. Kreditmanagement<br />

Der Bereich KoKo, vornehmlich <strong>de</strong>ssen Leiter, dürfte<br />

einen nicht unerheblichen Anteil daran gehabt haben,<br />

daß es <strong>de</strong>r DDR gelungen ist, in <strong>de</strong>n 80er Jahren<br />

das drohen<strong>de</strong> Morato rium abzuwen<strong>de</strong>n. Diese Leistung<br />

KoKos zu bewe rten ist schwierig. Denn man<br />

kann durchaus <strong>de</strong>n Standpunkt einnehmen, daß, da<br />

ein Moratorium die DDR gezwungen hätte einen soli<strong>de</strong>ren<br />

wirtschaftspolitischen Kurs einzuschlagen,<br />

dies <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft genutzt hätte. Die Vermeidung<br />

<strong>de</strong>s Moratoriums durch bloße Verschleierung<br />

<strong>de</strong>r wirklichen wirtschaftlichen Situation <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

— ohne gleichzeitige Sanierungsbemühungen —<br />

war ein politisches, kein wirtschaftliches Ziel, ging es<br />

doch darum, <strong>de</strong>r SED die Macht zu erhalten <strong>und</strong> sie<br />

vor <strong>de</strong>m Zwang zu Reformen zu bewahren.<br />

Man darf auch nicht übersehen, daß die Abwendung<br />

bzw. Hinausschiebung <strong>de</strong>s Moratoriums auch direkt<br />

mit volkswirtschaftlichen Kosten verb<strong>und</strong>en war.<br />

6. KoKo ala „Unternehmen"<br />

Die Untersuchung <strong>de</strong>r „mikroökonomischen Effizienz"<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo war zwar nicht unsere Aufgabe<br />

<strong>und</strong> dürfte auch nur schwer möglich sein. Dennoch<br />

halten wir dazu die folgen<strong>de</strong>n Anmerkungen<br />

für notwendig, um <strong>de</strong>r Gefahr einer Legen<strong>de</strong>nbildung<br />

entgegenzuwirken.<br />

Nach Meinung vieler Menschen in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

auch westlicher Beobachter war KoKo ein „kapitalistisches"<br />

o<strong>de</strong>r „marktwirtschaftliches" Unternehmen<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Planwirtschaft <strong>de</strong>r DDR. Diese Einschätzung<br />

trifft ein<strong>de</strong>utig nicht zu.<br />

KoKo war, wie eingangs aufgezeigt, Teil <strong>de</strong>r Planwirtschaft,<br />

genauer gesagt Teil <strong>de</strong>s für die DDR charakteristischen<br />

Außenwirtschaftsduopols. Seine unter<br />

einzelwirtschaftlichem Aspekt erstaunlichen<br />

wirtschaftlichen Erfolge — jährliche Milliar<strong>de</strong>ngewinne<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre, „erwirtschaftet" mit<br />

einer „Belegschaft" von etwa 3 000 Beschäftigten —<br />

verdankte <strong>de</strong>r Bereich nur zu einem geringen Teil<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

seiner wirtschaftlichen Leistung. Eine echte We rt<br />

-schöpfung fand im Bereich nur insoweit statt, wie er<br />

wirkliche Dienstleistungen erbrachte. Deren Wert<br />

(auf <strong>de</strong>r Basis von Marktpreisen) läßt sich nicht quantifizieren,<br />

dürfte aber in keinem Verhältnis zu <strong>de</strong>n im<br />

Bereich tatsächlich erzielten Umsätzen <strong>und</strong> Gewinnen<br />

stehen. Seinen Erfolg verdankt <strong>de</strong>r „KoKo-Konzern"<br />

seiner Son<strong>de</strong>rstellung, die ihm nicht nur die<br />

Erzielung relativ hoher Gewinne im Im-Exportgeschäft<br />

ermöglichte, son<strong>de</strong>rn vor allem auch die Abschöpfung<br />

<strong>de</strong>r privaten sowie eines Teils <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Transfers aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik in die DDR<br />

bzw. <strong>de</strong>r Devisenausgaben von B<strong>und</strong>esbürgern in<br />

<strong>de</strong>r DDR. Hinzu kam die Möglichkeit, Ressourcen<br />

aus <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft für die Erwirtschaftung<br />

von Devisen abzusaugen <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>r materiellen<br />

Staats<strong>de</strong>visenreserve Geschäfte zu machen — von<br />

<strong>de</strong>n Waffen- <strong>und</strong> Antiquitätengeschäften <strong>und</strong> <strong>de</strong>n sogenannten<br />

Kirchengeschäften ganz abgesehen.<br />

Zum Vergleich: Die Thyssen Han<strong>de</strong>lsunion AG, die<br />

Dienstleistungs- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lstochter <strong>de</strong>s Thyssen<br />

-Konzerns, erzielte 1991/92 bei einem Umsatz von 15,6<br />

Mrd. DM mit 28 700 Mitarbeitern einen Gewinn (vor<br />

Ertragssteuern) in Höhe von ganzen 265,4 Mio.<br />

DM. 14) Wenn Schalck, <strong>de</strong>r mit 3 000 Mitarbeitern<br />

einen Gewinn min<strong>de</strong>stens in Höhe seiner Abführungen<br />

von 1,5 Mrd. erzielte, wirklich ein „kapitalistischer<br />

Unternehmer" gewesen wäre, <strong>de</strong>r seinen Erfolg<br />

seinen Managementfähigkeiten verdankte,<br />

dann wür<strong>de</strong>n die Thyssen-Manager im Vergleich<br />

sehr schlecht abschnei<strong>de</strong>n.<br />

Obgleich KoKo bei <strong>de</strong>r Personalrekrutierung eine bevorzugte<br />

Stellung genoß, gibt es keine Anzeichen<br />

dafür, daß <strong>de</strong>r Bereich selbst effizienter arbeitete als<br />

die übrige sozialistische Volkswirtschaft <strong>de</strong>r DDR.<br />

Schon wegen <strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>ckten Arbeitsweise <strong>de</strong>s Bereichs,<br />

die eine unzureichen<strong>de</strong> Rechnungslegung bedingte<br />

<strong>und</strong> jeglicher Kontrolle entzogen war, kann<br />

-<br />

man vermuten, daß KoKo-Mitarbeiter, vor allem in<br />

<strong>de</strong>n Auslandsbetrieben, manche Verrechnungsmark<br />

veruntreut haben. Wie die Prüfung <strong>de</strong>s Bereichs noch<br />

zu DDR-Zeiten durch die Valutakontrollgruppe ergeben<br />

hat <strong>und</strong> wie auch durch die Zeugenvernehmungen<br />

<strong>de</strong>s 1. UA KoKo bestätigt wur<strong>de</strong>, war im Bereich<br />

ein höchst großzügiger Umgang mit Geld<br />

üblich, etwa nicht zuletzt auch hinsichtlich <strong>de</strong>r „Belohnung"<br />

leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter. Man mag darin ein<br />

Äquivalent dafür sehen zu <strong>de</strong>n hohen Gehältern von<br />

Führungskräften in „kapitalistischen" Unternehmen.<br />

Doch KoKo war alles an<strong>de</strong>re als ein kapitalistisches<br />

Unternehmen. Der Bereich unterlag keiner wirksamen<br />

Eigentümerkontrolle. Er hatte Informationsvorsprünge<br />

<strong>und</strong> eine Wettbewerbsposition, wie sie kein<br />

kapitalistisches Unternehmen in einer Marktwirtschaft<br />

je gehabt hat. Er war Staatsunternehmen,<br />

Steuerbehör<strong>de</strong>, Han<strong>de</strong>lsunternehmen, Holding <strong>und</strong><br />

Bank zugleich, alles mit einzigartigen, quasi hoheitlichen<br />

Befugnissen <strong>und</strong> konkurrenzlos, also eher ein<br />

Mittelding zwischen Staatsorgan <strong>und</strong> Mafia als ein<br />

marktwirtschaftliches Unternehmen.<br />

Daran än<strong>de</strong>rt auch die Tatsache nichts, daß Schalck<br />

selbst offenbar eine sehr dynamische Persönlichkeit<br />

ist, <strong>de</strong>r die ihm gebotenen Möglichkeiten in <strong>de</strong>r einmaligen<br />

geschichtlichen Situation <strong>de</strong>s geteilten


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Deutschlands optimal dazu nutzte, um persönlich zu<br />

erheblicher Macht <strong>und</strong> zu beträchtlichem Einfluß zu<br />

gelangen. Wir sind we<strong>de</strong>r Psychologen noch Historiker<br />

<strong>und</strong> können <strong>de</strong>shalb über die Motivationsstruktur<br />

Schalcks keine Aussagen machen. Als Faktum<br />

stellen wir jedoch fest, daß es ihm gelungen ist, ein<br />

Imperium zu schaffen, das ihm ein erfülltes Leben<br />

<strong>und</strong> einen für die DDR-Verhältnisse sehr hohen Lebensstandard<br />

ermöglichte. Daß Schalck offenbar<br />

alles tat, um das Überleben <strong>de</strong>r DDR zu sichern <strong>und</strong><br />

Anmerkungen zum dritten Teil<br />

1) Dennoch trat er — allerdings erst am 27. Oktober<br />

1989 —, zusammen mit Schürer <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren (vgl.<br />

das Krenz-Papier, Anlage 3 zur Materialie B 49 <strong>de</strong>s<br />

1. UA KoKo, geheime Verschlußsache b 5-1155/89),<br />

für solche Systemreformen ein; vorgeschlagen<br />

wur<strong>de</strong>, die „Entwicklung einer an <strong>de</strong>n marktbedingungen<br />

orientierten sozialistischen Planwirtschaft,<br />

bei optimaler Ausgestaltung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mokratischen<br />

Zentralismus, wo je<strong>de</strong> Frage do rt<br />

entschie<strong>de</strong>n wird, wo die dafür nötige, größere<br />

Kompetenz vorhan<strong>de</strong>n ist" (S. 17).<br />

2) In seinem Gutachten für <strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR vom 12. 2. 90, Mat. A 5, 2 Js 245/90, E 20,<br />

S. 1.<br />

3) Ebenda, S. 2.<br />

4) Schürer, Beil, Schalck, König, Polze: Geheime<br />

Kommandosache b 5-1111/89, vom 28. 9. 1989,<br />

Blatt 1.<br />

5) Geheime Kommandosache b 5-492/89, Blatt 4.<br />

die Machtstrukturen unverän<strong>de</strong>rt zu erhalten, an <strong>de</strong>nen<br />

er Teil hatte, ergibt sich daraus, daß sein Imperium<br />

an die Existenz <strong>de</strong>r DDR geb<strong>und</strong>en war. Für uns<br />

besteht kein Zweifel, daß er — schon aus purem Eigeninteresse<br />

— ein loyaler Diener <strong>de</strong>s Staates DDR<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Staatspartei SED gewesen ist, daß er jedoch<br />

trotz aller Bemühungen <strong>und</strong> ungeachtet <strong>de</strong>r sehr<br />

weitgehen<strong>de</strong>n Machtbefugnisse, die er hatte, <strong>de</strong>ssen<br />

entgültigen wirtschaftlichen Bankrott nicht hätte verhin<strong>de</strong>rn<br />

können.<br />

6) Polze in seinem Gutachten für <strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR, a. a. O., S. 3.<br />

7) Ebenda, S. 3 f.<br />

8) Analyse <strong>de</strong>r ökonomischen Lage <strong>de</strong>r DDR (Krenz-<br />

Papier) Materialie B 49 <strong>de</strong>s 1. UA, Anlage 3, geheime<br />

Verschlußsache b. 5-1155/89, S. 11.<br />

9) Polze in seinem Gutachten für <strong>de</strong>n Generalstaatsanwalt<br />

<strong>de</strong>r DDR, a. a. O., S. 4 (Hervorhebungen<br />

von uns, d. Verf.).<br />

b) Vgl. Mat A 5, BEWO 718, Anlage, S. 016.<br />

11)Polze, a. a. O., S. 5.<br />

12)Vgl. Timothy Garton Ash: Im Namen Europas.<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>r geteilte Kontinent, München,<br />

Wien 1993, S. 253.<br />

13)Auf die Wie<strong>de</strong>rgabe dieser Berechnung wird verzichtet,<br />

da uns die einzelnen geschätzten Werte<br />

mit zu großen Unsicherheiten behaftet scheinen.<br />

14)Vgl. Han<strong>de</strong>lblatt, vom 26. 1. 1994, Nr. 18.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 1<br />

Zahlungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland an die DDR<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1971-1989<br />

1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978<br />

1. Zahlungen aus <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>eshaushalt insge-<br />

samt, in Mio. DM' 190,3 342,9 334,0 339,4 364,7 607,1 667,4 681,0 1 097,7<br />

davon:<br />

- Transitpauschaleb - 234,9 234,9 234,9 234,9 400,0 400,0 400,0 400,0<br />

- Kostenbeteiligun-<br />

gen an Investitio-<br />

nen im Berlin-Ver-<br />

kehr c - - - - - 46,0 98,4 81,3 566,0d<br />

davon:<br />

- Straßenverkehr<br />

von u. nach<br />

Berlin (West) - - - - - 20,0 79,8 81,3 471,0<br />

- Eisenbahnver-<br />

kehr von u.<br />

nach Berlin<br />

(West) - - - - - 26,0 18,6 - -<br />

- Erstattungen von<br />

Visa- bzw. Einreise-<br />

genehmigungsge-<br />

bühren sowie Steu-<br />

erausgleichsabgabe 106,1 38,5 45,1 16,4 25,8 31,1 25,0 31,3 24,7<br />

davon:<br />

- Erstattung <strong>de</strong>r<br />

Steueraus-<br />

gleichsabgaben<br />

im Verkehr mit<br />

Berlin (West)g<br />

<strong>und</strong> mit <strong>de</strong>r<br />

DDR 57,5 1,4 0,2 0,4 0,3 0,2 0,1 - -<br />

- Erstattung von<br />

Visagebühren<br />

bei Reisen von/<br />

nach Berlin<br />

(West)g u. von<br />

West<strong>de</strong>utschen<br />

in die DDR 48,6 16,8 14,8h 4,0 7,5 6,9 6,9 7,3 6,7<br />

- mit <strong>de</strong>r DDR<br />

abgerechnete<br />

Einreisegeneh-<br />

migungsgebüh-<br />

ren für Reisen<br />

von Westberli-<br />

nern in die DDR<br />

<strong>und</strong> nach Berlin<br />

(Ost) - 20,3 30,1' 12,0 18,0 24,0 18,0 24,0 18,0<br />

- Kirchengeschäfte B' 84,2 69,5 54,0 88,1 104,0 130,0 144,0 168,4 107,0<br />

2. Zahlungen aus an<strong>de</strong>-<br />

ren öffentlichen Haus-<br />

halten insgesamt, in<br />

Mio. VEk 351,1 114,6 43,5 -59,8 -38,7 60,4 17,4 139,9 83,9<br />

davon:<br />

- Dienstleistungen'<br />

<strong>de</strong>r DDR aufgr<strong>und</strong><br />

vertraglicher Ab-<br />

machungen <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s Berlinm 12,2 49,8 20,3 23,0 39,0 94,4 70,3 65,7 58,2<br />

davon u.a.:<br />

- Abnahme von<br />

Bauschutt, Bo-<br />

<strong>de</strong>naushub u.<br />

festen Sied-<br />

lungsabfällen 0,06 0,9 8,1 11,4 13,8 25,6 23,3 20,8 24,4<br />

1979


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986<br />

Zahlungen aus <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>eshaushalt insgesamt,<br />

in Mio. DMa<br />

davon:<br />

1 051,2 1 225,2 1 179,0 846,8 1 099,0 915,0 865,0 811,0 850,1 860,9<br />

- Transitpauschaleb<br />

- Kostenbeteiligungen<br />

an Investitionen<br />

im Berlin-Ver-<br />

575,0 575,0 575,0 575,0 575,0 575,0 575,0 575,0 575,0 575,0<br />

kehr c<br />

davon:<br />

- Straßenverkehr<br />

von u. nach<br />

327,5e 454,6f 410,0 158,0 118,0 20,0 77,0 55,0 25,0 -<br />

Berlin (West)<br />

- Eisenbahnverkehr<br />

von u.<br />

nach Berlin<br />

280,0 347,1 330,3 - 60,3 - 73,0 54,5 - -<br />

(West)<br />

- Erstattungen von<br />

Visa- bzw. Einreisegenehmigungsgebühren<br />

sowie Steu-<br />

- 45,0 - - - - - - - -<br />

erausgleichsabgabe<br />

davon:<br />

- Erstattung <strong>de</strong>r<br />

Steuerausgleichsabgaben<br />

im Verkehr mit<br />

Berlin (West)g<br />

<strong>und</strong> mit <strong>de</strong>r<br />

18,7 16,6 17,0 11,0 18,0 18,0 18,0 18,0 18,0 18,0<br />

DDR<br />

- Erstattung von<br />

Visagebühren<br />

bei Reisen von/<br />

nach Berlin<br />

(West)g u. von<br />

West<strong>de</strong>utschen<br />

- - - - - - - - - -<br />

in die DDR<br />

- mit <strong>de</strong>r DDR<br />

abgerechnete<br />

Einreisegenehmigungsgebühren<br />

für Reisen<br />

von Westberlinern<br />

in die DDR<br />

<strong>und</strong> nach Berlin<br />

6,7 4,6 5,0 5,0 6,0 6,0 6,0 6,0 6,0 6,0<br />

(Ost) 12,0 12,0 12,0 6,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0<br />

- Kirchengeschäfte Bi<br />

2. Zahlungen aus an<strong>de</strong>ren<br />

öffentlichen Haushalten<br />

insgesamt, in<br />

130,0 179,0 177,0 102,8 388,0 302,0 195,0 163,0 232,1 267,9<br />

Mio. VEk<br />

davon:<br />

- Dienstleistungen'<br />

<strong>de</strong>r DDR aufgr<strong>und</strong><br />

vertraglicher Abmachungen<br />

<strong>de</strong>s<br />

72,7 99,5 76,5 325,5 204,6 224,2 231,0 201,9 278,3 259,8<br />

Lan<strong>de</strong>s Berlinm<br />

davon u.a.:<br />

- Abnahme von<br />

Bauschutt, Bo<strong>de</strong>naushub<br />

u.<br />

festen Sied-<br />

76,9 93,8 98,0 101,0 111,0 (116,5)* 143,0 165,0 163,0 (150)*<br />

lungsabfällen 24,3 28,7 32,1 35,8 29,9 34,2 39,7 39,3 41,0 40,8<br />

1987<br />

1988<br />

1989


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 1 Fortsetzung<br />

1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979<br />

- Abnahme u.<br />

Beseitigung von<br />

Abfallstoffen<br />

(Berliner Stadt-<br />

reinigung) - 2,0 0,9 0,4 11,3 54,3 31,4 30,6 18,7<br />

- Abnahme <strong>und</strong><br />

Behandlung von<br />

Abwässern-<br />

Sal<strong>de</strong>n-Verrech-<br />

nung-(Berliner<br />

Entwässerungs-<br />

werke) 9,1 8,9 8,7 8,2 10,9 10,6 11,7 10,4 10,9<br />

- Nutzungs-,<br />

Unterhaltungs-<br />

u. Betriebsko-<br />

sten <strong>de</strong>r durch<br />

Berlin (Ost)<br />

führen<strong>de</strong>n Tun-<br />

nelstrecken <strong>de</strong>r<br />

U-Bahn (BVG) 3,0 3,0 2,6 3,0 3,0 3,9 3,9 3,9 4,2<br />

- Zwischenfinanzie-<br />

rung <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r<br />

DDR abgerechne-<br />

ten Kosten für die<br />

medizinische u.<br />

ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Betreuung sowie<br />

für Krankentrans-<br />

porte (durchlaufen-<br />

<strong>de</strong> Posten im Haus-<br />

halt <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Berlin) - 0,25 0,3 0,2 0,3 - - - -<br />

- Zuschüsse aus <strong>de</strong>m<br />

Haushalt <strong>de</strong>s Lan-<br />

<strong>de</strong>s Berlin für <strong>de</strong>n<br />

Güterferntransport<br />

zum Ersatz von<br />

Straßenbenut-<br />

zungsgebühren 40,5 1,6 - - - - - - -<br />

- Zahlungen von<br />

B<strong>und</strong>espost <strong>und</strong><br />

B<strong>und</strong>esbahn 298,4 62,9 22,9 -83,0 -78,0 -34,0 -52,9 74,2 25,7<br />

davon:<br />

- Zahlungen aus<br />

<strong>de</strong>m Haushalt<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>espost 285,6° 38,3P 34,7 34,3 34,1 36,1 42,0g 95,8 96,2<br />

davon:<br />

- Zahlungen •<br />

für <strong>de</strong>n ge-<br />

genseitigen<br />

Post- <strong>und</strong><br />

Fernmel<strong>de</strong>-<br />

verkehr 30,0 30,0 30,0 30,0 30,0 30,0 30,0 85,0 85,0<br />

- Zahlungen<br />

für <strong>de</strong>n Post-<br />

transit Bun-<br />

<strong>de</strong>sgebiet -<br />

Berlin (West)t 5,6 5,3 4,7 4,3 4,1 6,1 8,3 8,3 8,3


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

- Abnahme u.<br />

Beseitigung von<br />

Abfallstoffen<br />

(Berliner Stadt-<br />

reinigung) 26,7 35,6 35,2 31,4 41,8 46,7 38,4 42,2 42,6 43,1<br />

- Abnahme <strong>und</strong><br />

Behandlung von<br />

Abwässern-<br />

Sal<strong>de</strong>n-Verrech-<br />

nung-(Berliner<br />

Entwässerungs-<br />

werke) 21,7 25,3 25,3 24,6 24,5 24,6 24,9 21,9 22,3 15,6<br />

- Nutzungs-,<br />

Unterhaltungs-<br />

u. Betriebsko-<br />

sten <strong>de</strong>r durch<br />

Berlin (Ost)<br />

führen<strong>de</strong>n Tun-<br />

nelstrecken <strong>de</strong>r<br />

U-Bahn (BVG)n 4,2 4,2 4,1 4,7 8,8 11,0 11,4 11,5 11,5 11,6<br />

- Zwischenfinanzie-<br />

rung <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r<br />

DDR abgerechne-<br />

ten Kosten für die<br />

medizinische u.<br />

ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Betreuung sowie<br />

für Krankentrans-<br />

porte (durchlaufen-<br />

<strong>de</strong> Posten im Haus-<br />

halt <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Berlin) - - - - - -- - - -<br />

- Zuschüsse aus <strong>de</strong>m<br />

Haushalt <strong>de</strong>s Lan-<br />

<strong>de</strong>s Berlin für <strong>de</strong>n<br />

Güterferntransport<br />

zum Ersatz von<br />

Straßenbenut-<br />

zungsgebühren - - - - - -- - - -<br />

- Zahlungen von<br />

B<strong>und</strong>espost <strong>und</strong><br />

B<strong>und</strong>esbahn -4,2 1,5 -21,5 224,5 93,6 107,7 88,0 36,9 115,3 109,8<br />

davon:<br />

- Zahlungen aus<br />

<strong>de</strong>m Haushalt<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>espost 96,5 96,5 99,5 399,5 214,6 218,0 220,8 219,7 223,2 222,8<br />

davon:<br />

- Zahlungen<br />

für <strong>de</strong>n ge-<br />

genseitigen<br />

Post- <strong>und</strong><br />

Fernmel<strong>de</strong>-<br />

verkehr 85,0 85,0 85,0 385,0s 200,0 200,0 200,0 200,0 200,0 200,0<br />

- Zahlungen<br />

für <strong>de</strong>n Post-<br />

transit Bun-<br />

<strong>de</strong>sgebiet -<br />

Berlin (West)t 8,3 8,3 11,2 11,2 11,2 11,2 11,2 11,2 11,2 11,2


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 1 Fortsetzung<br />

1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979<br />

- Zahlungen<br />

für <strong>de</strong>n Fern-<br />

mel<strong>de</strong>transit<br />

B<strong>und</strong>esgebiet<br />

- Berlin<br />

(West) - - - - - - 2,0 2,5 2,9<br />

- Sal<strong>de</strong>nausgleich<br />

<strong>de</strong>r Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esbahn an die<br />

Deutsche Reichs-<br />

bahn (für Güter- u.<br />

Personenverkehr,<br />

Miete, für Güter-<br />

wagen u. Paletten,<br />

Zugdienste, Scha-<br />

<strong>de</strong>nersatz usw.) 12,8 24,6 -11,8 -117,3 -112,1 -70,1 -94,9 -21,6 -70,5<br />

3. Zahlungen von priva-<br />

ter Seite für nicht<br />

erstattete Visa- u.<br />

Straßenbenutzungs-<br />

gebühren, in Mio. DM 37,4 16,7 33,2 33,5 59,5 69,0 73,0 80,0 80,0<br />

davon:<br />

- Visagebührenv 14,0 10,5 20,8 22,5 39,5 39,0 38,0 40,0 40,0<br />

- Straßenbenut-<br />

zungsgebühren" 23,4 6,2 12,4 11,0 20,0 30,0 35,0 40,0 40,0<br />

4. Kirchengeschäfte A<br />

<strong>und</strong> C in Mio. DM' 75,4 82,1 83,0 85,3 88,0 104,1 116,2 120,0 112,9<br />

5. Genex Geschenk-<br />

dienst, in Mio. DMY 81,8 88,3 100,3 107,9 126,0 130,7 138,6 145,3 181,3<br />

Summe aus (1) bis (5) 736,0 644,6 594,0 506,3 599,5 971,3 1 012,6 1 166,2 1 555,8<br />

geschätzt. a mit Ausnahme <strong>de</strong>r Kirchengeschäfte B. Die Leistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung erfolgten in Form von<br />

Rohstofflieferungen, <strong>de</strong>ren Gegenwert in DM erfaßt wur<strong>de</strong>; b ab 1980 einschl. Straßenbenutzungsgebühren-Pauschale;<br />

c einschl. Berliner Gewässer; ab 1984 (bis 1987) jährlich auch 4,5 Mio. DM für das Abwasser-Investitionsprojekt im<br />

Bereich <strong>de</strong>s bayerischen-thüringischen Grenzflusses Rö<strong>de</strong>n; d einschl. 95 Mio. DM Kostenbeteiligung an Baumaßnahmen<br />

an <strong>de</strong>n Transitwasserstraßen <strong>und</strong> am Teltow-Kanal; e einschl. Kostenbeteiligung an Baumaßnahmen an <strong>de</strong>n Transitwasserstraßen<br />

<strong>und</strong> am Teltow-Kanal in Höhe von 47,5 Mio. DM; f einschl. Kostenbeteiligung an Baumaßnahmen an <strong>de</strong>n<br />

Transitwasserstraßen <strong>und</strong> am Teltow-Kanal in Höhe von 62,5 Mio. DM; g bis zum 31. Dezember 1971; h seit 1. Juli 1973<br />

Erstattung nur noch an Personen über 60 Jahre; i einschl. Vorauszahlung; j diese Werte beziehen sich auf die über die<br />

EKD abgewickelten Rohstofflieferungen. Die Zahlungen erfolgten durch das BMB; k im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Positionen<br />

1. <strong>und</strong> 3., über <strong>de</strong>ren Einnahmen die DDR frei verfügen konnte, konnten diese Beträge nur über <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l verrechnet wer<strong>de</strong>n. Eine VE entsprach wertmäßig einer DM; 1 1972 einschließlich Wertausgleich auf Gr<strong>und</strong> eines<br />

Gebietsaustausches gemäß Vereinbarung vom 20. Dezember 1971 in Höhe von 35 Mio. VE; 1985 <strong>und</strong> 1986 einschl.<br />

Investitionsbeteiligung beim Ausbau einer Glasfaser-Richtfunkstrecke nach Berlin (West); m einschl. seiner Eigenbetriebe;<br />

n ab 1984 einschl. S-Bahn aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vereinbarung vom 30. 12. 1983 zwischen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Senat von<br />

Berlin; o einschl. eines Pauschalbetrages von 250 Mio. VE für Mehrleistungen <strong>de</strong>r DDR-Post bis 1966, die aus <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>eshaushalt, also nicht aus <strong>de</strong>m Posthaushalt geleistet wur<strong>de</strong>n; p einschl. einmaligem Investitionskostenbeitrag für<br />

Telefonleitungen in Berlin in Höhe von 3,0 Mio. VE; q einschl. einmalige Abgeltung <strong>de</strong>s technischen Mehraufwan<strong>de</strong>s im<br />

Zusammenhang mit einer neuen direkten Richtfunkstrecke zwischen <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esgebiet <strong>und</strong> Berlin (West) in Höhe von<br />

1,7 Mio. VE; r aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Briefwechsels vom 15. 11. 1983 in Verbindung mit Art. 11 <strong>de</strong>s Regierungsabkommens vom<br />

30. 03. 1976 in Verbindung mit <strong>de</strong>r Vereinbarung vom 29. 04. 1970 - Pauschale; s Durch die Vereinbarung vom 15. 11.<br />

1983 ist vom bis dahin gelten<strong>de</strong>n Prinzip <strong>de</strong>r nachträglichen Zahlung für das vorangegangene Jahr 1982, 200,0 Mio. VE auf<br />

das Jahr 1983, 50,0 Mio. VE auf Vorauszahlung für das Jahr 1987, 50,0 Mio. VE auf Vorauszahlung für das Jahr 1990; t aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Briefwechsels vom 03. 06. 1982 in Verbindung mit A rt. 1 Abs. 1 <strong>de</strong>s Regierungsabkommens vom 30, 03. 1976 in<br />

Verbindung mit Art. 2 <strong>de</strong>s Verwaltungsabkommens über die Abrechnung <strong>de</strong>r Leistungen im Post- <strong>und</strong> Fernmel<strong>de</strong>transit


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

- Zahlungen<br />

für <strong>de</strong>n Fernmel<strong>de</strong>transit<br />

B<strong>und</strong>esgebiet<br />

- Berlin<br />

(West)u<br />

- Sal<strong>de</strong>nausgleich<br />

<strong>de</strong>r Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esbahn an die<br />

Deutsche Reichsbahn<br />

(für Güter- u.<br />

Personenverkehr,<br />

Miete, für Güterwagen<br />

u. Paletten,<br />

Zugdienste, Scha-<br />

3,2 3,2 3,3 3,3 3,4 6,8 9,6 8,5 12,0 11,6<br />

<strong>de</strong>nersatz usw.)<br />

3. Zahlungen von privater<br />

Seite für nicht<br />

erstattete Visa- u.<br />

Straßenbenutzungs-<br />

-100,7 - 95,0 -121,0 -175,0 -121,0 -110,3 -132,8 -182,8 -107,9 -113,0<br />

gebühren, in Mio. DM<br />

davon:<br />

40,0 35,0 35,0 37,0 37,0 38,0 39,0 41,0 42,0 (43) *<br />

- Visagebührenv 40,0 35,0 35,0 37,0 37,0 38,0 39,0 41,0 42,0 (43)'<br />

- Straßenbenutzungsgebühren-<br />

- - - - - - - - - -<br />

4. Kirchengeschäfte A<br />

<strong>und</strong> C in Mio. DM'<br />

5. Genex Geschenk-<br />

112,0 118,7 124,6 135,5 127,8 140,3 138,0 131,6 126,5 126,7<br />

dienst, in Mio. DMy 187,5 180,2 192,1 219,3 211,6 206,8 217,4 214,8 202,4 200,7<br />

Summe aus (1) bis (5) 1 463,4 1 658,6 1 607,2 1 564,1 1 680,0 1 524,3 1 490,4 1 400,3 1 499,3 1 491,1<br />

vom 30. 03. 1976 - Pauschale; u aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Fernschreiben vom 11. 09. 1985 <strong>und</strong> 24. 09. 1985 in Verbindung mit A rt. 3<br />

<strong>de</strong>s Verwaltungsabkommens über die Abrechnung <strong>de</strong>r Leistungen im Post- <strong>und</strong> Fernmel<strong>de</strong>transit vom 30. 03. 1976 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Vereinbarung über Richtfunkverbindung vom 15. 03. 1985 in Verbindung mit Art. 13 Abs. 2 <strong>und</strong> 3 <strong>de</strong>s Regierungsabkommens<br />

vom 30. 03. 1976 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vereinbarung über Lichtwellenleiter-Kabelanlage vom 15. 03. 1985 in Verbindung mit<br />

Art. 13 Abs. 2 <strong>und</strong> 3 <strong>de</strong>s Regierungsabkommens vom 30. 03. 1976 - Höhe richtete sich nach Rechnungsergebnis (Berechnung<br />

auf Goldfrankenbasis) bzw. nach bestimmten Zuschlägen zu einem Anfangsbetrag; v seit 1. Juli 1973 Erstattung nur<br />

noch an Personen über 60 Jahre; w die gesamten Zahlen sind auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Reise- <strong>und</strong> Verkehrszahlen<br />

geschätzt wor<strong>de</strong>n. Über weitere Angaben, wie z.B. Zahlungen von Genehmigungsgebühren, Ordnungsstrafen u.ä. lassen<br />

sich mangels statistischer Anhaltspunkte keine Angaben machen. Die Größenordnungen dieser Zahlungen dürfte jedoch<br />

nicht erheblich gewesen sein; x Zahlungen beziehen sich bei <strong>de</strong>n Kirchengeschäften A auf die erfolgten, bei <strong>de</strong>n<br />

Kirchengeschäften C auf die genehmigten Warenlieferungen; y Zahlungen an die Genex-Agenturen in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong><br />

in Dänemark.<br />

Quellen: B<strong>und</strong>eshaushaltsplan, div. Jgg.; Drucksachen <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages, 8. Wahlperio<strong>de</strong>: Nm. 1554/78, 2598/79<br />

<strong>und</strong> 3790/80, sowie 9. Wahlperio<strong>de</strong>: Nrn. 553/81 <strong>und</strong> 1391/82, ergänzt durch Angaben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministers für inner<strong>de</strong>utsche<br />

Beziehungen; Hanns-D. Jacobsen / Heinrich Machowski: Die Wi rtschaftsbeziehungen zwischen bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Staaten - Son<strong>de</strong>rstatus <strong>und</strong> Be<strong>de</strong>utung, in: Europäische R<strong>und</strong>schau, 16. Jg. (1988), H. 4, S. 39; Siegf ried Kupper: Die<br />

inner<strong>de</strong>utschen Wirtschaftsbeziehungen <strong>und</strong> ihr politischer Stellenwert, in: Politische Bildung (1990), H. 1, S. 14f; Armin<br />

Volze: Kirchliche Transferleistungen in die DDR, in: Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991), H. 1, S. 64; Derselbe: Die Devisengeschäfte<br />

<strong>de</strong>r DDR; in: Deutschland Archiv, 24. Jg. (1991), H. 11, S. 1149; Schreiben von Schalck <strong>und</strong> König an <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s DDR-Ministerrates Hans Modrow vom 17. 11. 1989, Quelle: Mat. A 5 / BEWO 39; weitere Angaben wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m<br />

HWWA-Institut übermittelt durch das B<strong>und</strong>esministerium für Post <strong>und</strong> Telekommunikation, die Deutsche Bank AG, Frankfurt,<br />

die Deutsche B<strong>und</strong>esbank, Frankfu rt, die Senatsverwaltung für Verkehr <strong>und</strong> Bet riebe <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Berlin sowie das<br />

Statistische B<strong>und</strong>esamt, Wiesba<strong>de</strong>n; eigene Berechnungen.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 2<br />

Kennziffern zum Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1975-1989<br />

Einheit 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982<br />

Warenverkehr a<br />

Lieferungenb<br />

Bezügeb<br />

Umsatz<br />

Saldo<br />

Mrd. DM<br />

Mrd. DM<br />

Mrd. DM<br />

Mrd. DM<br />

3,34<br />

3,92<br />

7,26<br />

-0,58<br />

3,88<br />

4,27<br />

8,15<br />

- 0,39<br />

3,95<br />

4,34<br />

8,29<br />

- 0,39<br />

3,90<br />

4,57<br />

8,47<br />

- 0,67<br />

4,59<br />

4,71<br />

9,31<br />

-0,12<br />

5,58<br />

5,29<br />

10,87<br />

0,29<br />

6,05<br />

5,58<br />

11,63<br />

0,47<br />

6,64<br />

6,38<br />

13,02<br />

0,26<br />

Dienstleistungen<br />

Lieferungenb Mio. DM 169 191 256 350 395 438 486 536<br />

Bezügeb Mio. DM 526 594 575 558 712 932 1 038 1 138<br />

Umsatz Mio. DM 695 785 831 908 1 007 1 370 1 524 1 674<br />

Saldo Mio. DM - 357 -403 -319 - 208 - 317 -494 -552 - 602<br />

Kumulierter Passivsaldos Mrd. DM 2,39 2,58 2,97 3,68 3,91 3,87 3,65 3,80<br />

Vereinbarter Swing Mio. DM 790 850 850 850 850 850 850 850<br />

In Anspruch<br />

genommener Swing'<br />

Zahlungen <strong>de</strong>r<br />

Mio. DM 711 786 748 677 748 745 676 582<br />

DDR über das<br />

Son<strong>de</strong>rkonto „S" Mio. DM 161 370 184 71 34 12 19 66<br />

Relativer<br />

Schul<strong>de</strong>nstand g v. H. 72 67 75 94 85 69 60 57<br />

Ausnutzungsgrad <strong>de</strong>s<br />

Swingh v. H. 90 92 88 80 88 88 80 68<br />

Swingfinanzierungsanteil<br />

i v. H. 30 31 25 18 19 19 19 15<br />

Swing-Lieferung-<br />

Relation] v. H. 21 20 19 17 16 13 11 9<br />

a nach Angaben <strong>de</strong>s Statistischen B<strong>und</strong>esamtes (Nahverkehrsstatistik); b <strong>de</strong>r DDR einschl. Berlin-Ost; c Konto III <strong>de</strong>s<br />

Berliner Abkommens. Lieferungen = aktive Dienstleistungen = Einnahmen <strong>de</strong>r DDR einschließlich <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

vereinbarten Postpauschale (1983 bis 1990: 200 Mio. DM jährlich). Bezüge = passive Dienstleistungen = Ausgaben <strong>de</strong>r<br />

DDR; d Passivsaldo <strong>de</strong>r DDR: Finanzierungssaldo aus <strong>de</strong>m Warenverkehr nach <strong>de</strong>n Angaben <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung, <strong>de</strong>n<br />

Dienstleistungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Barzahlungskonto - (Son<strong>de</strong>rkonto „S") - (Kontenstatistik im Rahmen <strong>de</strong>s Berliner Abkommens,<br />

also ohne Devisengeschäfte); e geschätzt; f Von <strong>de</strong>r DDR im Jahresdurchschnitt in Anspruch genommener<br />

Swing; g Verhältnis von kumuliertem Passivsaldo zu <strong>de</strong>n Warenlieferungen <strong>de</strong>r DDR; h in Anspruch genommener<br />

Swing in v. H. <strong>de</strong>s vereinbarten; i Verhältnis von in Anspruch genommenem Swing zum kumulierten Passivsaldo;<br />

j Verhältnis von in Anspruch genommenem Swing zu <strong>de</strong>n Warenlieferungen <strong>de</strong>r DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik.


<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Einheit 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

Warenverkehrs<br />

Lieferungen b Mrd. DM 6,88 7,74 7,64 6,84 6,65 6,79 7,21<br />

Bezüge b Mrd. DM 6,95 6,41 7,90 7,45 7,37 7,23 8,10<br />

Umsatz Mrd. DM 13,83 14,15 15,54 14,29 14,02 14,02 15,31<br />

Saldo Mrd. DM - 0,07 1,33 - 0,26 - 0,61 - 0,72 -0,44 - 0,89<br />

Dienstleistungen c<br />

Lieferungen b Mio. DM 867 752 822 860 826 974 1 044<br />

Bezüge" Mio. DM 1 029 1 300 1 272 1 197 1 114 1 060 1 117<br />

Umsatz Mio. DM 2 076 2 052 2 094 2 057 1 940 2 034 2 161<br />

Saldo Mio. DM -342 -548 -450 -338 -288 -86 -73<br />

Kumulierter Passivsaldod Mrd. DM 4,10 3,10 3,50 4,00 4,30 3,90 3,80e<br />

Vereinbarter Swing Mio. DM 770 690 600 850 850 850 850<br />

In Anspruch<br />

genommener Swing f Mio. DM 543 210 170 185 402 265 - 21,1<br />

Zahlungen <strong>de</strong>r<br />

DDR über das<br />

Son<strong>de</strong>rkonto „S" Mio. DM 73 66 45 48 76 46 43<br />

Relativer<br />

Schul<strong>de</strong>nstandg v. H. 60 40 46 58 65 57 53<br />

Ausnutzungsgrad <strong>de</strong>s<br />

Swing h v. H. 71 30 28 22 47 31 - 2,5<br />

Swingfinanzierungs-<br />

anteil i v. H. 13 7 5 5 9 7 - 0,6<br />

Swing-Lieferung-<br />

Relation j v. H. 8 3 2 3 6 4 - 0,3<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (Hrsg.): Warenverkehr mit <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> Berlin-Ost in <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rung nach <strong>de</strong>m internationalen<br />

Warenverzeichnis (unveröffent licht), div. Jgg.; eigene Berechnungen; <strong>de</strong>rselbe: Han<strong>de</strong>l, Gastgewerbe, Reiseverkehr,<br />

Fachserie 6, Reihe 6, Inner<strong>de</strong>utscher Han<strong>de</strong>l, diverse Jgg. (zuletzt Dezember 1990). Bekanntmachungen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministers<br />

für Wirtschaft. <strong>Bericht</strong> über <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l im Jahre . . ., in: B<strong>und</strong>esanzeiger, diverse Jgg., zuletzt 42. Jg.,<br />

Nr. 51 vom 14. März 1990. Horst LAMBRECHT: Zum inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l Ergebnisse <strong>und</strong> Perspektiven, in: DIW<br />

Wochenbericht, 52. Jg. (1985), H. 10, S. 124; <strong>de</strong>rs.: Inner<strong>de</strong>utscher Han<strong>de</strong>l: Kontinuität erfor<strong>de</strong>rlich, in: DIW Wochenbericht,<br />

53. Jg, (1986), H. 10, S. 121; <strong>de</strong>rselbe: Die <strong>de</strong>utsch-<strong>de</strong>utschen Wi rtschaftsbeziehungen zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre, in: aus<br />

Politik <strong>und</strong> Zeitgeschichte, B 10/89, Bonn 1989, S. 18; Angaben <strong>de</strong>r Deutschen B<strong>und</strong>esbank; eigene Berechnungen.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 3<br />

Jahr<br />

Lieferungen <strong>de</strong>r DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989, in Mio. DM<br />

1979<br />

I<br />

1980 1981 1982<br />

1983 1984 1985<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmittel: 553 307 562 500 612 008 627 217 661 165 646 658 634 598<br />

1 Getraen, Tab: 27 824 24 839 29 994 39 450 44 968 45 000 44 467<br />

2 Rohstoffe: 198 859 218 669 264 053 316 556 335 812 326 583 315 799<br />

3 Min. Brennst: 1 202 044 1 621 074 1 813 120 1 921 556 1 796 562 2 936 924 1 928 029<br />

4 Tier, pfl. Oe: 18 069 15 811 17 313 18 391 22 384 26 215 32 412<br />

5 Chem. Erzeug: 354 341 564 844 636 228 707 475 704 754 798 159 748 092<br />

6 Bearb. Waren: 1 087 042 1 217 859 1 346 920 1 457 419 1 660 743 2 011 386 2 093 152<br />

7 Masch. bau. e: 318 897 456 011 402 964 447 383 494 135 562 313 577 701<br />

8 Son. bear. Wa: 806 710 873 990 902 318 1 069 688 1 130 699 1 253 251 1 237 476<br />

9 And. Waren: 19 876 24 032 25 716 34 152 26 999 25 896 24 051<br />

0-4 Rohstoffe: 2 000 103 2 442 892 2 736 488 2 923 169 2 860 891 3 081 378 2 955 306<br />

5-8 Industrieg. 2 566 989 3 112 703 3 288 430 3 681 964 3 990 331 4 625 109 4 656 418<br />

0-9 Insgesamt: 4 586 969 5 579 629 6 050 641 6 639 285 6 878 223 7 732 383 7 635 773<br />

Jahr 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 551 220 563 701 556 196 547 604<br />

1 Getraen, Tab: 49 189 46 807 55 420 66 394<br />

2 Rohstoffe: 301 451 289 803 322 701 305 398<br />

3 Min. Brennst: 1 060 836 1 034 855 855 636 891 090<br />

4 Tier, pfl. Oe: 18 562 14 971 22 281 19 652<br />

5 Chem. Erzeug: 689 093 621 188 782 511 828 990<br />

6 Bearb. Waren: 2 132 416 2 068 914 2 279 232 2 561 694<br />

7 Ma. bau, Fahr: 679 842 707 806 694 015 796 410<br />

8 Son. bear. Wa: 1 300 660 1 238 134 1 165 469 1 143 610<br />

9 And. Waren: 47 442 60 706 49 262 43 897<br />

0-4 Rohstoffe: 1 981 258 1 950 137 1 812 234 1 830 049<br />

5-8 Industrieg.: 4 802 008 4 636 043 4 921 227 5 330 703<br />

0-9 Insgesamt: 6 830 707 6 646 883 6 782 723 7 204 648<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt; OECD; HWWA -Welthan<strong>de</strong>lsmatrix,<br />

Tabelle A 4<br />

Verän<strong>de</strong>rungsraten <strong>de</strong>r Lieferungen <strong>de</strong>r DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1980-1989, in v H.<br />

Jahr 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 1,7 8,8 2,5 5,4 - 2,2 -1,9 -13,1 2,3 -1,3 -1,5<br />

1 Getraen, Tab: -10,7 20,8 31,5 14,0 0,1 -1,2 10,6 -4,8 18,4 19,8<br />

2 Rohstoffe: 10,0 20,8 19,9 6,1 -2,7 -3,3 -4,5 -3,9 11,4 -5,4<br />

3 Min. Brennst: 34,9 11,8 6,0 -6,5 13,4 -5,3 -45,0 -2,4 -17,3 4,1<br />

4 Tier, pfl. Oe: -12,5 9,5 6,2 21,7 17,1 23,6 -42,7 -19,3 48,8 -11,8<br />

5 Chem. Erzeug: 59,4 12,6 11,2 -0,4 13,3 -6,3 -7,9 -9,9 26,0 5,9<br />

6 Bearb. Waren: 12,0 10,6 8,2 14,0 21,1 4,1 1,9 - 3,0 10,2 12,4<br />

7 Masch. bau. e: 43,0 -11,6 11,0 10,5 13,8 2,7 17,7 4,1 -1,9 -14,8<br />

8 Son. bear. Wa: 8,3 3,2 18,5 5,7 10,8 -1,3 5,1 -4,8 -5,9 -1,9<br />

9 And. Waren: 20,9 7,0 32,8 -20,9 -4,1 -7,1 97,3 18,0 -18,9 -10,9<br />

0-4 Rohstoffe: 22,1 12,0 6,8 -2,1 7,7 -4,1 -33,0 -1,6 -7,1 1,0<br />

5-8 Industrieg.: 21,3 5,6 12,0 8,4 15,9 0,7 3,1 -3,5 6,2 8,3<br />

0-9 Insgesamt: 21,6 8,4 9,7 3,6 12,4 -1,2 -10,5 -2,7 2,0 6,2<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.


Tabelle A 5<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Anteile <strong>de</strong>r Lieferungen <strong>de</strong>r DDR in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nach <strong>de</strong>m internationalen Warenverzeichnis an <strong>de</strong>n gesamten DDR-Lieferungen in die BRD<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989, in v H.<br />

Jahr 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 12,1 10,1 10,1 9,4 9,6 8,4 8,3 8,1 8,5 8,2 7,6<br />

1 Getraen, Tab: 0,6 0,4 0,5 0,6 0,7 0,6 0,6 0,7 0,7 0,8 0,9<br />

2 Rohstoffe: 4,3 3,9 4,4 4,8 4,9 4,2 4,1 4,4 4,4 4,8 4,2<br />

3 Min. Brennst: 26,2 29,1 30,0 28,9 26,1 26,3 25,2 15,5 15,6 12,6 12,4<br />

4 Tier, pfl. Oe: 0,4 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,4 0,3 0,2 0,3 0,3<br />

5 Chem. Erzeug: 7,7 10,1 10,5 10,7 10,2 10,3 9,8 10,1 9,3 11,5 11,5<br />

6 Bearb. Waren: 23,7 21,8 22,3 22,0 24,1 26,0 27,4 31,2 31,1 33,6 35,6<br />

7 Masch. bau. e: 7,0 8,2 6,7 6,7 7,2 7,3 7,6 10,0 10,6 10,2 11,1<br />

8 Son. bear. Wa: 17,6 15,7 14,9 16,1 16,4 16,2 16,2 19,0 18,6 17,2 15,9<br />

9 And. Waren: 0,4 0,4 0,4 0,5 0,4 0,3 0,3 0,7 0,9 0,7 0,6<br />

0-4 Rohstoffe: 43,6 43,8 45,2 44,0 41,6 39,9 38,7 29,0 29,3 26,7 25,4<br />

5-8 Industrieg.: 56,0 55,8 54,3 55,5 58,0 59,8 61,0 70,3 69,7 72,6 74,0<br />

0-9 Insgesamt: 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.<br />

Tabelle A 6<br />

Jahr<br />

Bezüge <strong>de</strong>r DDR aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989, in Mio. DM<br />

1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmittel:<br />

1 Getraen, Tab:<br />

2 Rohstoffe:<br />

3 Min. Brennst:<br />

4 Tier, pfl. Oe:<br />

5 Chem. Erzeug:<br />

6 Bearb. Waren:<br />

7 Masch. bau. e:<br />

8 Son. bear. Wa:<br />

9 And. Waren:<br />

0-4 Rohstoffe:<br />

5-8 Industrieg.<br />

0-9 Insgesamt:<br />

311 678<br />

69 489<br />

137 961<br />

631 240<br />

119 540<br />

799 701<br />

1 318 191<br />

1 079 277<br />

191 964<br />

52 928<br />

1 269 008<br />

3 389 132<br />

4 711 066<br />

362 877<br />

76 832<br />

153 323<br />

885 596<br />

148 159<br />

843 889<br />

1 328 587<br />

1 223 154<br />

211 764<br />

59 023<br />

1 626 786<br />

3 607 395<br />

5 293 199<br />

371 881<br />

65 919<br />

155 597<br />

1 051 302<br />

121 843<br />

895 185<br />

1 338 977<br />

1 256 818<br />

249 063<br />

68 971<br />

1 766 541<br />

3 740 041<br />

5 575 551<br />

672 316<br />

77 909<br />

242 397<br />

829 391<br />

169 678<br />

1 138 450<br />

1 808 511<br />

1 130 604<br />

237 294<br />

75 761<br />

1 991 692<br />

4 314 855<br />

6 382 313<br />

861 958<br />

69 904<br />

279 375<br />

773 594<br />

173 378<br />

1 173 849<br />

2 191 861<br />

1 145 242<br />

200 569<br />

77 352<br />

2 158 209<br />

4 711 520<br />

6 947 082<br />

680 703<br />

74 195<br />

287 310<br />

721 392<br />

251 430<br />

1 189 660<br />

1 992 716<br />

905 793<br />

219 428<br />

79 955<br />

2 014 939<br />

4 307 594<br />

6 403 027<br />

708 456<br />

74 309<br />

293 788<br />

1 193 460<br />

257 401<br />

1 337 062<br />

2 236 485<br />

1 305 285<br />

410 984<br />

83 761<br />

2 527 414<br />

5 289 813<br />

7 900 992<br />

Jahr 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 592 492 502 885 450 481 497 520<br />

1 Getraen, Tab: 73 871 73 195 66 370 75 149<br />

2 Rohstoffe: 255 027 247 083 270 123 255 304<br />

3 Min. Brennst: 567 518 490 011 365 814 407 119<br />

4 Tier, pfl. Oe: 110 758 65 449 82 382 88 679<br />

5 Chem. Erzeug: 1 129 807 1 095 398 1 039 778 1 124 332<br />

6 Bearb. Waren: 2 187 708 1 960 614 2 028 955 2 370 139<br />

7 Ma. bau, Fahr: 1 838 103 2 337 838 3 211 566 2 667 508<br />

8 Son. bear. Wa: 591 519 477 599 514 364 508 996<br />

9 And. Waren: 107 399 117 362 104 351 106 675<br />

0-4 Rohstoffe: 1 599 667 1 378 624 1 235 170 1 323 771<br />

5-8 Industrieg.: 5 747 137 5 871 449 5 894 664 6 670 977<br />

0-9 Insgesamt: 7 454 207 7 367 438 7 234 184 8 101 418<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 7<br />

Verän<strong>de</strong>rungsraten <strong>de</strong>r Bezüge <strong>de</strong>r DDR aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1980-1989, in v H.<br />

Jahr I 1980 I 1981 I 1982 I 1983 I 1984 I 1985 SITC<br />

I 1986 I 1987 I 1988 I 1989<br />

0 Nahrungsmit: 16,4 2,5 80,8 28,2 -21,0 4,1 -16,4 -15,1 -10,4 10,4<br />

1 Getraen, Tab: 10,6 -14,2 18,2 -10,3 6,0 0,3 -0,6 -0,9 -9,3 13,2<br />

2 Rohstoffe: 11,9 1,5 55,8 15,3 2,8 2,3 -13,2 -3,1 9,3 -5,5<br />

3 Min. Brennst: 40,3 18,7 -21,1 -6,7 -6,7 65,4 -52,4 -13,7 -25,3 11,3<br />

4 Tier, pfl. Oe: 23,9 -17,8 39,3 2,2 45,0 2,4 -57,0 -40,9 25,9 7,6<br />

5 Chem. Erzeug: 5,5 6,1 27,2 3,1 1,3 12,4 -15,5 -3,0 -5,1 8,1<br />

6 Bearb. Waren: 0,8 0,8 35,1 21,2 -9,1 12,2 -2,2 -10,4 3,5 16,8<br />

7 Masch. bau. e: 13,3 2,8 -10,0 1,3 -20,9 44,1 40,8 27,2 37,4 -16,9<br />

8 Son. bear. Wa: 10,3 17,6 -4,7 -15,5 9,4 87,3 43,9 -19,3 7,7 -1,0<br />

9 And. Waren: 11,5 16,9 9,8 2,1 3,4 4,8 28,2 9,3 -11,1 2,2<br />

0-4 Rohstoffe: 28,2 8,6 12,7 8,4 -6,6 25,4 -36,7 -13,8 -10,4 7,2<br />

5-8 Industrieg.: 6,4 3,7 15,4 9,2 -8,6 22,8 8,6 2,2 0,4 13,2<br />

0-9 Insgesamt: 12,4 5,3 14,5 8,8 -7,8 23,4 -5,7 -1,2 -1,8 12,0<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.<br />

Tabelle A 8<br />

Anteile <strong>de</strong>r Bezüge <strong>de</strong>r DDR aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nach <strong>de</strong>m internationalen Warenverzeichnis an <strong>de</strong>n gesamten DDR-Bezügen aus <strong>de</strong>r BRD<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989, in v H.<br />

Jahr 1979 I 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 6,6 6,9 6,7 10,5 12,4 10,6 9,0 7,9 6,2 6,1<br />

1 Getraen, Tab: 1,5 1,5 1,2 1,2 1,0 1,2 0,9 1,0 0,9 0,9<br />

2 Rohstoffe: 2,9 2,9 2,8 3,8 4,0 4,5 3,7 3,4 3,7 3,2<br />

3 Min. Brennst: 13,4 16,7 18,9 13,0 11,1 11,3 15,1 7,6 5,1 5,0<br />

4 Tier, pfl. Oe: 2,5 2,8 2,2 2,7 2,5 3,9 3,3 1,5 1,1 1,1<br />

5 Chem. Erzeug: 17,0 15,9 16,1 17,8 16,9 18,6 16,9 15,2 14,4 13,9<br />

6 Bearb. Waren: 28,0 25,1 24,0 28,3 31,6 31,1 28,3 29,3 28,0 29,3<br />

7 Masch. bau. e: 22,9 23,1 22,5 17,7 16,5 14,1 16,5 24,7 44,4 32,9<br />

8 Son. bear. Wa: 4,1 4,0 4,5 3,7 2,9 3,4 5,2 7,9 7,1 6,3<br />

9 And. Waren: 1,1 1,1 1,2 1,2 1,1 1,2 1,1 1,4 1,4 1,3<br />

0-4 Rohstoffe: 26,9 30,7 31,7 31,2 31,1 31,5 32,0 21,5 17,1 16,3<br />

5-8 Industrieg.: 71,9 68,2 67,1 67,6 67,8 67,3 67,0 77,1 81,5 82,3<br />

0-9 Insgesamt: 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.


Tabelle A 9<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbilanzsal<strong>de</strong>n im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l a nach Produktgruppen <strong>und</strong> insgesamt<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989, in Mio. DM<br />

Jahr 1979 1980 1981 1982 1983 1984<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmittel: -241 629 -199 623 -240 127 45 100 200 793 34 045<br />

1 Getraen, Tab: 41 665 51 993 35 925 38 459 24 936 29 105<br />

2 Rohstoffe: -61798 - 65 346 -108456 -74 159 -56437 - 39 273<br />

3 Min. Brennst: -570 804 -735 478 -761 818 -1 092 165 -1 022 968 -1 315 532<br />

4 Tier, pfl. Oe: 101 471 132 348 104 530 151 287 150 994 225 215<br />

5 Chem. Erzeug: 445 360 279 045 258 957 430 975 469 095 391 501<br />

6 Bearb. Waren: 231 148 110 729 -7 943 351 092 531 119 -18 670<br />

7 Masch. bau. e: 760 380 767 143 853 854 683 221 651 107 343 480<br />

8 Son. bear. Wa: -614 746 -662 226 -653 255 -832 394 -930 130 -1 033 823<br />

9 And. Waren: 33 052 34 991 43 255 41 609 50 353 54 059<br />

0-4 Rohstoffe: -731 095 -816 105 -969 947 -931477 -702 682 -1 066 439<br />

5-8 Industrieg. 822 143 494 692 451 611 632 892 721 188 -317 516<br />

0-9 Insgesamt: 124 098 -286430 - 475 090 -256 973 68 859 -1 329 355<br />

Jahr 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 73 858 41 273 -60 816 -105 714 -50 085<br />

1 Getraen, Tab: 29 842 24 682 26 388 10 950 8 755<br />

2 Rohstoffe: -22 011 -46424 -42720 -52578 -50094<br />

3 Min. Brennst: -734 569 -493 319 -544 844 -489 823 -483 971<br />

4 Tier, pfl. Oe: 224 989 92 196 50 478 60 101 69 027<br />

5 Chem. Erzeug: 588 970 440 715 474 210 257 267 295 342<br />

6 Bearb. Waren: 143 333 55 292 -108 300 -250 277 -191 556<br />

7 Ma. bau, Fahr: 727 584 1 158 261 1 630 032 2 517 551 1 871 098<br />

8 Son. bear. Wa: -826492 - 709 141 -760535 -651106 634 615<br />

9 And. Waren: 59 710 59 957 56 656 55 089 62 778<br />

0-4 Rohstoffe: -427 892 -381592 -571514 -577 064 -506 278<br />

5-8 Industrieg.: 633 395 945 129 1 235 406 973 438 1 340 273<br />

0-9 Insgesamt: 265 219 623 500 720 555 451 461 896 770<br />

a Aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r BRD.<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3,


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 10<br />

Exporte <strong>de</strong>r DDR in westliche Industrielän<strong>de</strong>r (ohne BRD)<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1972 <strong>und</strong> 1975-1989, in Mio. DM<br />

Jahr 1972 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmittel: 207 364 388 910 344 830 135 796 230 887 171041 144 325 304166<br />

1 Getraen, Tab: 0 405 0 741 1211 0 973 0 597 1804 2 081 0 974<br />

2 Rohstoffe: 97 537 173 315 177 871 206 059 156 421 167 188 132 094 226 644<br />

3 Min. Brennst: 51 111 151241 172128 177 305 181878 284 223 485 621 1 242 161<br />

4 Fette, Wachs: 0 265 12 734 9168 12 347 8 342 15 517 29 308 28 607<br />

5 Chemisch. E.: 230 048 397 201 362 924 353 401 377 922 446 656 435 775 786 597<br />

6 Bearb. Waren: 318 545 423 974 500 790 569 301 550 430 702 951 631442 861762<br />

7 Maschinen: 395 366 536 781 606 855 613 631 775 819 616 773 627 552 762 439<br />

8 Sonst. b. Wa: 292108 406 570 461527 505 928 530 000 540 867 528 336 669 827<br />

9 And. Waren: 6 706 5144 9168 17 890 6 878 18 206 21229 21 131<br />

0-4 Rohstoffe: 356 681 726 942 705 208 532 480 578124 639 772 793 429 1 802 552<br />

5-8 Industrieg. 1 236 066 1 764 527 1932 096 2 042 262 2 234 171 2 307 248 2 223106 3 080 627<br />

0-9 Insgesamt: 1 599 453 1 496 613 2 646 473 2 592 632 2 819173 2 988 602 3 037 764 4 904 309<br />

Jahr<br />

1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 140 645 71228 130 760 166 584 209 259 100 852 118 021 166 203<br />

1 Getraen, Tab: 3 320 4 175 3 947 6 053 5 459 6 995 6 928 14 877<br />

2 Rohstoffe: 253 768 292 011 341601 341297 310 013 282 781 277 843 307 975<br />

3 Min. Brennst: 1 785 426 2 129 275 1 773 988 1 818 595 744 643 513 172 398 692 587 166<br />

4 Tier, pfl. Oe: 30 405 30 340 30 284 33 293 21254 7 590 13 098 21077<br />

5 Chem. Erzeug: 890 646 930 341 1 018 541 1 070 494 930140 748 411 913 559 995 661<br />

6 Bearb. Waren: 1 042 856 1 154 022 1 467 340 1 444 706 1 365 773 1 201 728 1 236 298 1 399 345<br />

7 Masch. bau, e: 864 099 785 888 992 385 1 051 568 955 590 885 892 921964 1 005 939<br />

8 Son. bear. Wa: 701248 701990 793 769 865 906 825114 811446 823 799 849 625<br />

9 And. Waren: 22 363 30 749 40 580 26157 11793 13 063 12 989 14 830<br />

0-4 Rohstoffe: 2 213 564 2 527 030 2 280 579 2 365 824 1 290 629 911392 814 582 1 097 298<br />

5-8 Industrieg.: 3 498 849 3 572 242 4 272 035 4 432 676 4 076 618 3 647 477 3 895 620 4 250 570<br />

0-9 Insgesamt: 5 735 996 6 132 031 6 633 426 6 835 770 5 383 559 4 591855 4 786 879 5 390 410<br />

Quelle: Siehe Tabelle A3.


Tabelle All<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Verän<strong>de</strong>rungsraten <strong>de</strong>r Exporte <strong>de</strong>r DDR in westliche Industrielän<strong>de</strong>r (ohne BRD)<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1976-1989, in v. H.<br />

Jahr 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: -11,3 -60,6 70,0 -25,9 -15,6 110,8 -53,8<br />

1 Getraen, Tab: 63,5 -19,7 -38,7 202,2 15,4 -53,2 240,8<br />

2 Rohstoffe: 2,6 15,8 -24,1 6,9 -21,0 71,6 12,0<br />

3 Brennstoffe: 13,8 3,0 2,6 56,3 70,0 155,8 43,7<br />

4 Fette, Wachs: -28,0 34,7 -32,4 86,0 88,9 -2,4 6,3<br />

5 Chemisch. E.: -8,6 -2,6 6,9 18,2 -2,4 80,5 13,2<br />

6 Bearb. Waren: 18,1 13,7 -3,3 27,7 -10,2 36,5 21,0<br />

7 Maschinen: 13,1 1,1 26,4 -20,5 1,7 21,5 13,3<br />

8 Sonst. b. Wa: 13,5 9,6 4,8 2,1 -2,3 26,8 4,7<br />

9 And. Waren: 78,2 95,1 -61,6 164,7 16,6 -0,5 5,8<br />

0-4 Rohstoffe: -3,0 -24,5 8,6 10,7 24,0 127,2 22,8<br />

5-8 Industrieg.: 9,5 5,7 9,4 3,3 -3,6 38,6 13,6<br />

0-9 Insgesamt: 6,0 -2,0 8,7 6,0 1,6 61,4 17,0<br />

Jahr 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: -49,4 83,6 27,4 25,6 -51,8 17,0 40,8<br />

1 Getraen, Tab: 25,8 -5,4 53,3 -9,8 28,1 -1,0 114,7<br />

2 Rohstoffe: 15,1 17,0 -0,1 -9,2 -8,8 -1,7 10,8<br />

3 Min. Brennst: 19,3 -16,7 2,5 -59,1 -31,1 -22,3 47,3<br />

4 Tier, pfl. Oe: -0,2 -0,2 9,9 -36,2 -64,3 72,6 60,9<br />

5 Chem. Erzeug: 4,5 9,5 5,1 -13,1 -19,5 22,1 9,0<br />

6 Bearb. Waren: 10,7 27,2 -1,5 -5,5 -12,0 2,9 13,2<br />

7 Masch. bau. e: -9,1 26,3 6,0 -9,1 -7,3 4,1 9,1<br />

8 Son. bear. Wa: 0,1 13,1 9,1 -4,7 -1,7 1,5 3,1<br />

9 And. Waren: 37,5 32,0 -35,5 -54,9 10,8 -0,6 14,2<br />

0-4 Rohstoffe: 14,2 -9,8 3,7 -45,4 -29,4 -10,6 34,7<br />

5-8 Industrieg.: 2,1 19,6 3,8 -8,0 -10,5 6,8 9,1<br />

0-9 Insgesamt: 6,9 8,2 3,1 -21,2 -14,7 4,2 12,6<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 12<br />

Anteile <strong>de</strong>r Expo rte <strong>de</strong>r DDR in westliche Industrielän<strong>de</strong>r (ohne BRD)<br />

nach <strong>de</strong>m internationalen Warenverzeichnis an <strong>de</strong>n gesamten DDR-Expo rten in diese Region<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1972 <strong>und</strong> 1975-1989, in v H.<br />

Jahr 1972 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 13,0 15,6 13,0 5,2 8,2 5,7 4,8 6,2<br />

1 Getraen, Tab: 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,1 0,1 0,0<br />

2 Rohstoffe: 6,1 6,9 6,7 7,9 5,5 5,6 4,3 4,6<br />

3 Brennstoffe: 3,2 6,1 6,5 6,8 6,5 9,5 16,0 25,3<br />

4 Fette, Wachs: 0,0 0,5 0,3 0,5 0,3 0,5 1,0 0,6<br />

5 Chemisch. E.: 14,4 15,9 13,7 13,6 13,4 14,9 14,3 16,0<br />

6 Bearb. Waren: 19,9 17,0 18,9 22,0 19,5 23,5 20,8 17,6<br />

7 Maschinen: 24,7 21,5 22,9 23,7 27,5 20,6 20,7 15,5<br />

8 Sonst. b. Wa: 18,3 16,3 17,4 19,5 18,8 18,1 17,4 13,7<br />

9 And. Waren: 0,4 0,2 0,3 0,7 0,2 0,6 0,7 0,4<br />

0-4 Rohstoffe: 22,3 29,1 26,6 20,5 20,5 21,4 26,1 36,8<br />

5-8 Industrieg.: 77,3 70,7 73,0 78,8 79,2 77,2 73,2 62,8<br />

0-9 Insgesamt: 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Jahr 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 2,5 1,2 2,0 2,4 3,9 2,2 2,5 3,1<br />

1 Getraen, Tab: 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,2 0,1 0,3<br />

2 Rohstoffe: 4,4 4,8 5,1 5,0 5,8 6,2 5,8 5,7<br />

3 Min. Brennst: 31,1 34,7 26,7 26,6 13,8 11,2 8,3 10,9<br />

4 Tier, pfl. Oe: 0,5 0,5 0,5 0,5 0,4 0,2 0,3 0,4<br />

5 Chem. Erzeug: 15,5 15,2 15,4 15,7 17,3 16,3 19,1 18,5<br />

6 Bearb. Waren: 18,2 18,8 22,1 21,1 25,4 26,2 25,8 26,0<br />

7 Masch. bau. e: 15,1 12,8 15,0 15,4 17,8 19,3 19,3 18,7<br />

8 Son. bear. Wa: 12,2 11,4 12,0 12,7 15,3 17,7 17,2 17,8<br />

9 And. Waren: 0,4 0,5 0,6 0,4 0,2 0,3 0,3 0,3<br />

0-4 Rohstoffe: 38,6 41,2 34,4 34,6 24,0 19,8 17,0 20,4<br />

5-8 Industrieg.: 61,0 58,3 64,4 64,8 75,7 79,4 81,4 78,9<br />

0-9 Insgesamt: 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.


Tabelle A 13<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Importe <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn (ohne BRD)<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1972 <strong>und</strong> 1975-1989, in Mio. DM<br />

Jahr 1972 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 316 052 227 909 515 213 327167 687 970 941291 1205 804 1 545 075<br />

1 Getraen, Tab: 27 674 59 551 60175 64 940 74 415 86 541 81966 93 446<br />

2 Rohstoffe: 164 282 254 881 304 517 284 374 214 597 250 305 306 654 310 815<br />

3 Brennstoffe: 107 817 3 326 11004 6 237 5 704 43146 31716 34 933<br />

4 Fette, Wachs: 10 420 12193 23 304 19 272 13 418 19 383 18 428 53 795<br />

5 Chemisch. E.: 200 014 491605 483 025 448 399 481657 571792 565126 732 729<br />

6 Bearb. Waren: 413158 733 304 809 962 753 628 738 507 896175 817 284 968 640<br />

7 Maschinen: 706 606 824 308 933 356 708 845 595 834 1 315 173 870 772 1 576 311<br />

8 Sonst. b. Wa: 74 729 91510 94 221 77 900 127 724 155 459 133 315 176 036<br />

9 And. Waren: 2 251 12181 14 919 38 578 22 442 31071 27 601 26 953<br />

0-4 Rohstoffe: 626 245 557 861 914 212 701990 996104 1 340 666 1 644 567 2 038 065<br />

5-8 Industrieg. 1 394 507 2 140 727 2 320 565 1988 772 1943 723 2 938 599 2 386 498 3 453 717<br />

0-9 Insgesamt: 2 023 003 2 710 769 3 249 697 2 729 341 2 970 034 4 345 797 4 058 668 5 518 797<br />

Jahr 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 978 966 1 297 490 1 387 389 784 688 545 988 349 666 530 547 541438<br />

1 Getraen, Tab: 72 094 73 559 86 795 89 785 85 960 87 605 84 998 118 219<br />

2 Rohstoffe: 227 483 258 916 510 507 375 957 318 465 311067 363 439 493 324<br />

3 Min. Brennst: 5 232 23140 37 800 195 288 28127 286128 100 220 93 459<br />

4 Tier, pfl. Oe: 34 152 24 373 48 592 25141 15163 15 783 12 603 11431<br />

5 Chem. Erzeug: 432 556 542 031 720 905 686 781 564 940 573 685 670 948 758 731<br />

6 Bearb. Waren: 909 859 1 014 236 1 072 865 902 535 757116 791531 873 833 953131<br />

7 Masch. bau, e: 1 240 157 1 555 614 972 463 975 973 1 456 252 1 689 800 1975 441 2 194 793<br />

8 Son. bear. Wa: 160 798 205 004 200 052 252 398 300 213 273 615 317 264 374 987<br />

9 And. Waren: 17 503 20 873 27 756 45 699 49 707 37 138 27160 38 577<br />

0-4 Rohstoffe: 1 317 927 1 677 479 2 071084 1 470 860 993 703 1 050 249 1 091 807 1 457 870<br />

5-8 Industrieg.: 2 743 371 3 316 886 2 966 285 2 817 688 3 078 523 3 328 631 3 837 488 4 281641<br />

0-9 Insgesamt: 4 080 973 5 023 957 5 088 426 4 369 938 4 138 984 4 533 621 5 117 344 5 805 559<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A14<br />

Verän<strong>de</strong>rungsraten <strong>de</strong>r Importe <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn (ohne BRD)<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1976-1989, in v. H.<br />

Jahr 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 126,1 -36,5 110,3 36,8 28,1 28,1 -36,6<br />

1 Getraen, Tab: 1,0 7,9 14,6 16,3 -5,3 14,0 -22,8<br />

2 Rohstoffe: 19,5 -6,6 -24,5 16,6 22,5 1,4 -26,8<br />

3 Brennstoffe: 230,8 -43,3 -8,5 556,4 -26,5 10,1 -85,0<br />

4 Fette, Wachs: 91,1 -17,3 -30,4 44,5 -4,9 191,9 -36,5<br />

5 Chemisch. E.: -1,7 -7,2 7,4 18,7 -1,2 29,7 -41,0<br />

6 Bearb. Waren: 10,5 -7,0 -2,0 18,9 -8,8 18,5 -6,1<br />

7 Maschinen: 13,2 -24,1 -15,9 120,7 -33,8 81,0 -21,3<br />

8 Sonst. b. Wa: 3,0 -17,3 64,0 21,7 -14,2 32,0 -8,7<br />

9 And. Waren: 22,5 158,6 -41,8 38,5 -11,2 -2,3 -35,1<br />

0-4 Rohstoffe: 63,9 -23,2 41,9 24,6 22,7 23,9 -35,3<br />

5-8 Industrieg.: 8,4 -14,3 -2,3 51,2 -18,8 44,7 -20,6<br />

0-9 Insgesamt: 19,9 -16,0 8,8 46,3 -6,6 36,0 -26,1<br />

Jahr 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 32,5 6,9 -43,4 -30,4 -36,0 51,7 39,7<br />

1 Getraen, Tab: 2,0 18,0 3,4 -4,3 1,9 -3,0 39,1<br />

2 Rohstoffe: 13,8 97,2 -26,4 -15,3 -2,3 16,8 35,7<br />

3 Min. Brennst: 342,3 63,4 416,6 -85,6 917,3 -65,0 -6,7<br />

4 Tier, pfl. Oe: -28,6 99,4 -48,3 -39,7 4,1 -20,1 -9,3<br />

5 Chem. Erzeug: 25,3 33,0 -4,7 -17,7 1,5 17,0 13,1<br />

6 Bearb. Waren: 11,5 5,8 -15,9 -16,1 4,5 10,4 9,1<br />

7 Masch. bau. e: 25,4 -37,5 0,4 49,2 16,0 16,9 11,1<br />

8 Son. bear. Wa: 27,5 -2,4 26,2 18,9 -8,9 16,0 18,2<br />

9 And. Waren: 19,3 33,0 64,6 8,8 -25,3 -26,9 42,0<br />

0-4 Rohstoffe: 27,3 23,5 -29,0 -32,4 5,7 4,0 33,5<br />

5-8 Industrieg.: 20,9 -10,6 -5,0 9,3 8,1 15,3 11,6<br />

0-9 Insgesamt: 23,1 1,3 -14,1 -5,3 9,5 12,9 13,4<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.


Tabelle A15<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Anteile <strong>de</strong>r Impo rte <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn (ohne BRD)<br />

nach <strong>de</strong>m internationalen Warenverzeichnis an <strong>de</strong>n gesamten DDR-Importen aus dieser Region<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1972 <strong>und</strong> 1975-1989, in v. H.<br />

r Jahr 1972 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 15,6 8,4 15,9 12,0 23,2 21,7 29,7 28,0<br />

1 Getraen, Tab: 1,4 2,2 1,9 2,4 2,5 2,0 2,0 1,7<br />

2 Rohstoffe: 8,1 9,4 9,4 10,4 7,2 5,8 7,6 5,6<br />

3 Brennstoffe: 5,3 0,1 0,3 0,2 0,2 1,0 0,8 0,6<br />

4 Fette, Wachs: 0,5 0,4 0,7 0,7 0,5 0,4 0,5 1,0<br />

5 Chemisch. E.: 9,9 18,1 14,9 16,4 16,2 13,2 13,9 13,3<br />

6 Bearb. Waren: 20,4 27,1 24,9 27,6 24,9 20,6 20,1 17,6<br />

7 Maschinen: 34,9 30,4 28,7 26,0 20,1 30,3 21,5 28,6<br />

8 Sonst. b. Wa: 3,7 3,4 2,9 2,9 4,3 3,6 3,3 3,2<br />

9 And. Waren: 0,1 0,4 0,5 1,4 0,8 0,7 0,7 0,5<br />

0-4 Rohstoffe: 31,0 20,6 28,1 25,7 33,5 30,8 40,5 36,9<br />

5-8 Industrieg.: 68,9 79,0 71,4 72,9 65,4 67,6 58,8 62,6<br />

0-9 Insgesamt: 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Jahr 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 24,0 25,8 27,3 18,0 13,2 7,7 10,4 12,8<br />

1 Getraen, Tab: 1,8 1,5 1,7 2,1 2,1 1,9 1,7 2,0<br />

2 Rohstoffe: 5,6 5,2 10,0 8,6 7,7 6,9 7,1 8,5<br />

3 Min. Brennst: 0,1 0,5 0,7 4,5 0,7 6,3 2,0 1,6<br />

4 Tier, pfl. Oe: 0,8 0,5 1,0 0,6 0,4 0,3 0,2 0,2<br />

5 Chem. Erzeug: 10,6 10,8 14,2 15,7 13,6 12,7 13,1 13,1<br />

6 Bearb. Waren: 22,3 20,0 21,1 20,7 18,3 17,5 17,1 16,4<br />

7 Masch. bau. e: 30,4 31,0 19,1 22,3 35,2 37,3 38,6 37,8<br />

8 Son. bear. Wa: 3,9 4,1 3,9 5,8 7,3 6,0 6,2 6,5<br />

9 And. Waren: 0,4 0,4 0,5 1,0 1,2 0,8 0,5 0,7<br />

0-4 Rohstoffe: 32,3 33,4 40,7 33,7 24,0 23,2 21,3 25,1<br />

5-8 Industrieg.: 67,2 66,0 58,3 64,5 74,4 73,4 75,0 73,8<br />

0-9 Insgesamt: 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A16<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbilanzsal<strong>de</strong>n im Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>n westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn (ohne BRD)a<br />

nach Produktgruppen <strong>und</strong> insgesamt<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1972 <strong>und</strong> 1975-1989, in Mio. DM<br />

Jahr 1972 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmittel: 108 688 - 161 001 170 383 191371 457 083 770 250 1 061 479 1 240 909<br />

1 Getraen, Tab: 27 269 58 811 58 964 63 967 73 819 84 738 79 885 92 472<br />

2 Rohstoffe: 66 745 81566 126 645 78 315 58176 83117 174 560 84 171<br />

3 Brennstoffe: 56 707 -147 915 -161 124 - 171 068 - 176 174 - 241077 - 453 905 -1207 228<br />

4 Fette, Wachs: 10156 0 541 14136 6 925 5 076 3 866 -10 881 25188<br />

5 Chemisch. E.: - 30 034 94 404 120101 94 998 103 735 125136 129 351 - 53 867<br />

6 Bearb. Waren: 94 613 309 330 309172 184 327 188 077 193 224 185 842 106 878<br />

7 Maschinen: 311240 287 527 326 501 95 214 -179 984 698 400 243 220 813 871<br />

8 Sonst. b. Wa: - 217 379 - 315 060 - 367 305 - 428 029 - 402 276 - 385 408 - 395 021 - 493 791<br />

9 And. Waren: - 4 455 7 036 5 751 20 688 15 565 12 865 6 373 51822<br />

0-4 Rohstoffe: 269 564 -169 081 209 004 169 510 417 980 700 895 851 139 235 512<br />

5-8 Industrieg. 158 440 376 200 388 469 - 53 490 - 290 448 631352 163 392 373 090<br />

0-9 Insgesamt: 423 551 214 156 603 224 136 709 150 861 1 357 191 1 020 904 614 488<br />

Jahr<br />

I 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 838 321 1 226 261 1 256 629 618103 336 729 248 814 412 525 575 235<br />

1 Getraen, Tab: 68 774 69 385 82 848 83 732 80 501 80 609 78 069 103 342<br />

2 Rohstoffe: - 26 285 - 33 095 168 906 34 659 8 451 28 285 85 596 185 349<br />

3 Min. Brennst: -1780194 -2106135 -1736188 -1623307 - 716 516 - 227 044 - 298 471 - 493 707<br />

4 Tier, pfl. Oe: 3 747 -5967 18 308 -8152 -6091 8193 - 0 495 - 9 646<br />

5 Chem. Erzeug: -458 089 - 388 309 - 297 636 - 383 713 - 365 200 -174 726 - 242 611 - 236 930<br />

6 Bearb. Waren: -132997 -139786 - 394 475 -542170 - 608 657 -410197 - 362 664 - 446 214<br />

7 Masch. bau, e: 376 058 769 726 -19 922 - 75 595 500 663 803 907 1 053 477 1 188 854<br />

8 Son. bear. Wa: - 540 449 -496 987 - 593 717 - 613 508 - 524 900 - 537 831 - 506 534 - 474 638<br />

9 And. Waren: - 4 860 - 9 876 -12 824 19 542 37 914 24 074 14 171 23 747<br />

0-4 Rohstoffe: - 895 637 - 849 551 - 209 496 - 894 964 - 296 926 138 857 277 225 360 572<br />

5-8 Industrieg.: - 755 478 - 255 356 -1305750 -1614988 - 998 095 - 318 846 -58132 31070<br />

0-9 Insgesamt: -1655 023 -1 108 074 -1545 000 - 2 465 832 -1244 574 - 58 234 330 465 415148<br />

a Aus Sicht <strong>de</strong>r westlichen Industrielän<strong>de</strong>r (ohne BRD).<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.


Tabelle A 17<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Exporte <strong>de</strong>r DDR in westliche Industrielän<strong>de</strong>r einschließlich <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989, in Mio. DM<br />

I Jahr 1979 19R0 1981 I 1982 I 1983 1 1984<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 724 348 706 824 916175 767 862 732 393 777 417<br />

1 Getraen, Tab: 29 628 26 920 30 968 42 770 49143 48 947<br />

2 Rohstoffe: 366 047 350 762 490 697 570 324 627 823 668184<br />

3 Min. Brennst: 1 486 266 2 106 695 3 055 281 3 706 983 3 925 837 3 810 912<br />

4 Tier, pfl. Oe: 33 586 45119 45 920 48 796 52 724 56 499<br />

5 Chem. Erzeug: 800 997 1 000 619 1 422 825 1 598 120 1 735 095 1 816 701<br />

6 Bearb. Waren: 1 789 994 1 849 301 2 208 682 2 500 275 2 814 765 3 478 726<br />

7 Masch. bau. e: 935 669 1 083 563 1 165 403 1311481 1 280 022 1 554 697<br />

8 Son. bear. Wa: 1 347 577 1 402 326 1572146 1 770 935 1 832 690 2 047 021<br />

9 And. Waren: 38 982 45 261 46 847 56 515 57 748 66 476<br />

0-4 Rohstoffe: 2 639 875 3 236 321 4 539 039 5 136 730 5 387 918 5 361957<br />

5-8 Industrieg. 4 874 234 5 335 809 6 369 055 7 180 813 7 562 570 8 897 145<br />

0-9 Insgesamt: 7 575 570 8 617 391 10 954 949 12 375 281 13 010 254 14 365 809<br />

Jahr 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 801 182 760 479 664 553 674 217 713 807<br />

1 Getraen, Tab: 50 520 54 648 53 802 62 348 81271<br />

2 Rohstoffe: 657 096 611464 572 584 600 543 613 372<br />

3 Min. Brennst: 3 746 625 1 805 480 1 548 027 1 254 328 1 478 256<br />

4 Tier, pfl. Oe: 65 705 39 816 22 561 35 379 40 729<br />

5 Chem. Erzeug: 1 818 586 1 619 232 1 369 600 1 696 070 1 824 651<br />

6 Bearb. Waren: 3 537 858 3 498189 3 270 642 3 515 530 3 961039<br />

7 Ma. bau, Fahr: 1 629 269 1 635 431 1 593 698 1 615 979 1902 350<br />

8 Son. bear. Wa: 2 103 382 2 125 773 2 049 579 1989 268 1993 236<br />

9 And. Waren: 50 208 59 235 73 769 62 251 58 727<br />

0-4 Rohstoffe: 5 321 129 3 271888 2 861529 2 626 816 2 927 346<br />

5-8 Industrieg.: 9 089 094 8 878 625 8 283 520 8 816 844 9 581273<br />

0-9 Insgesamt: 14 471543 12 214 266 11 238 338 11569 602 12 595 059<br />

Quelle: Siehe Tabelle A3.<br />

Tabelle A 18<br />

Verän<strong>de</strong>rungsraten <strong>de</strong>r Expo rte <strong>de</strong>r DDR in westliche Industrielän<strong>de</strong>r<br />

einschließlich <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1980-1989, in v H.<br />

Jahr I 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: - 2,4 29,6 -16,2 -4,6 6,1 3,1 - 5,1 -12,6 1,5 5,9<br />

1 Getraen, Tab: - 9,1 15,0 38,1 14,9 - 0,4 3,2 8,2 -1,5 15,9 30,3<br />

2 Rohstoffe: -4,2 39,9 16,2 10,1 6,4 -1,7 - 6,9 - 6,4 4,9 2,1<br />

3 Min. Brennst: 41,7 45,0 21,3 5,9 - 2,9 -1,7 - 51,8 -14,3 -19,0 17,9<br />

4 Tier, pfl. Oe: 34,3 1,8 6,3 8,1 7,2 16,3 - 39,4 -43,3 56,8 15,1<br />

5 Chem. Erzeug: 24,9 42,2 12,3 2,3 11,1 0,1 -11,0 -15,4 23,8 7,6<br />

6 Bearb. Waren: 3,3 19,4 13,2 12,6 23,6 1,7 -1,1 -6,5 7,5 12,7<br />

7 Masch. bau. e: 15,8 7,6 12,5 - 2,4 21,5 4,8 0,4 - 2,6 1,4 11,5<br />

8 Son. bear. Wa: 4,1 12,1 12,6 3,5 11,7 2,8 1,1 -3,6 -2,9 0,2<br />

9 And. Waren: 18,9 3,5 20,6 2,2 15,1 - 24,5 18,0 24,5 -15,6 - 5,7<br />

0-4 Rohstoffe: 22,6 40,3 13,2 4,9 - 0,5 - 0,8 -38,5 -12,5 - 8,2 11,4<br />

5-8 Industrieg.: 9,5 19,4 12,7 5,3 17,6 2,2 - 2,3 - 6,7 6,4 8,7<br />

0-9 Insgesamt: 13,8 27,1 13,0 5,1 10,4 0,7 -15,6 -8,0 2,9 8,9<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A19<br />

Anteile <strong>de</strong>r Exporte <strong>de</strong>r DDR in westliche Industrielän<strong>de</strong>r einschließlich <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nach <strong>de</strong>m internationalen Warenverzeichnis an <strong>de</strong>n gesamten DDR-Exporten in diese Region<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989, in v. H.<br />

Jahr 1979 1980 1981 I 1982 1983 1984 1985 1986I 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 9,6 8,2 8,4 6,2 5,6 5,4 5,5 6,2 5,9 5,8 5,7<br />

1 Getraen, Tab: 0,4 0,3 0,3 0,3 0,4 0,3 0,3 0,4 0,5 0,5 0,6<br />

2 Rohstoffe: 4,8 4,1 4,5 4,6 4,8 4,7 4,5 5,0 5,1 5,2 4,9<br />

3 Min. Brennst: 19,6 24,4 27,9 30,0 30,2 26,5 25,9 14,8 13,8 10,8 11,7<br />

4 Tier, pfl. Oe: 0,4 0,5 0,4 0,4 0,4 0,4 0,5 0,3 0,2 0,3 0,3<br />

5 Chem. Erzeug: 10,6 11,6 13,0 12,9 12,6 12,6 12,6 13,3 12,2 14,7 14,5<br />

6 Bearb. Waren: 23,6 21,5 20,2 20,2 21,6 24,2 24,4 28,6 29,1 30,4 31,4<br />

7 Masch. bau. e: 12,4 12,6 10,6 10,6 9,8 10,8 11,3 13,4 14,2 14,0 14,3<br />

8 Son. bear. Wa: 17,8 16,3 14,4 14,3 14,1 14,2 14,5 17,4 18,2 17,2 15,8<br />

9 And. Waren: 0,5 0,5 0,4 0,5 0,4 0,5 0,3 0,5 0,7 0,5 0,5<br />

0-4 Rohstoffe: 34,8 37,6 41,4 41,5 41,4 37,3 36,8 26,8 25,5 22,7 23,2<br />

5-8 Industrieg.: 64,3 61,9 58,1 58,0 58,1 61,9 62,8 72,7 73,7 76,2 76,1<br />

0-9 Insgesamt: 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.<br />

Tabelle A 20<br />

Importe <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn einschließlich <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989, in Mio. DM<br />

Jahr 1979 1980 1981 1982 1983 1984<br />

SITC<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 1 252 969 1 568 681 1 916 956 1 651 282 2 159 447 2 068 092<br />

1 Getraen, Tab: 156 030 158 798 159 365 150 003 143 463 160 900<br />

2 Rohstoffe: 387 366 459 976 466 412 469 880 538 291 797 817<br />

3 Min. Brennst: 674 385 917 312 1 086 234 834 623 796 735 759 191<br />

4 Tier, pfl. Oe: 138 923 166 586 175 638 203 830 197 751 300 021<br />

5 Chem. Erzeug: 1 371 493 1 409 015 1 627 914 1 571 006 1 715 881 1 910 565<br />

6 Bearb. Waren: 2 214 365 2 145 871 2 307 616 2 718 371 3 206 098 3 065 581<br />

7 Masch. bau. e: 2 394 449 2 093 926 2 833 128 2 370 760 2 700 856 1 878 256<br />

8 Son. bear. Wa: 347 423 345 079 425 099 398 092 405 573 419 480<br />

9 And. Waren: 83 999 86 624 95 924 93 264 98 225 107 711<br />

0-4 Rohstoffe: 2 609 674 3 271 354 3 804 606 3 309 619 3 835 688 4 986 023<br />

5-8 Industrieg. 6 327 730 5 993 891 7 193 758 7 058 227 8 028 402 7 273 879<br />

0-9 Insgesamt: 9 056 863 9 351 863 11 094 348 10 463 285 11 971 039 11 491 453<br />

Jahr 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 1 493 143 1 138 480 852 552 981 028 1 238 958<br />

1 Getraen, Tab: 164 094 159 831 160 800 151 367 193 368<br />

2 Rohstoffe: 669 744 573 491 558 150 633 562 748 627<br />

3 Min. Brennst: 1 388 748 595 645 776 139 466 034 500 577<br />

4 Tier, pfl. Oe: 282 542 125 921 81 232 94 985 100 110<br />

5 Chem. Erzeug: 2 023 843 1 694 748 1 669 083 1 710 725 1 883 063<br />

6 Bearb. Waren: 3 139 021 2 944 824 2 752 145 2 902 788 3 323 269<br />

7 Ma. bau, Fahr: 2 281 257 3 294 355 4 027 637 5 187 004 4 862 301<br />

8 Son. bear. Wa: 463 382 891 732 751 214 831 628 883 982<br />

9 And. Waren: 129 460 157 106 154 500 131 511 145 251<br />

0-4 Rohstoffe: 3 998 274 2 593 370 2 428 872 2 326 977 2 781 641<br />

5-8 Industrieg.: 8 107 500 8 825 656 9 200 078 9 732 148 10 952 617<br />

0-9 Insgesamt: 12 270 930 11 593 191 11 901 059 12 351 527 13 906 977<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.


Tabelle A21<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Verän<strong>de</strong>rungsraten <strong>de</strong>r Impo rte <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn einschließlich<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1980-1989, in v. H.<br />

Jahr 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 25,2 22,2 -13,9 30,8 -4,2 -27,8 -23,8 -25,1 15,1 26,3<br />

1 Getraen, Tab: 1,8 0,4 -5,9 -4,4 12,2 2,0 -2,6 0,6 -5,9 27,7<br />

2 Rohstoffe: 18,7 1,4 0,7 14,6 48,2 -16,1 -14,4 -2,7 13,5 18,2<br />

3 Min. Brennst: 36,0 28,4 -23,2 -4,5 -4,7 82,9 -57,1 30,3 -40,0 7,4<br />

4 Tier, pfl. Oe: 19,9 5,4 16,1 -3,0 51,7 -5,8 -55,4 -35,5 16,9 5,4<br />

5 Chem. Erzeug: 2,7 15,5 -3,5 9,2 11,3 5,9 -16,3 -1,5 2,5 10,1<br />

6 Bearb. Waren: -3,1 7,5 17,8 17,9 -4,4 2,4 -6,2 -6,5 5,5 14,5<br />

7 Masch. bau. e: -12,6 35,3 -16,3 13,9 -30,5 21,5 44,4 22,3 28,8 -6,3<br />

8 Son. bear. Wa: -0,7 23,2 -6,4 1,9 3,4 58,1 34,4 -15,8 10,7 6,3<br />

9 And. Waren: 3,1 10,7 -2,8 5,3 9,7 20,2 21,4 -1,7 -14,9 10,4<br />

0-4 Rohstoffe: 25,4 16,3 -13,0 15,9 6,5 -2,1 -35,1 -6,3 -4,2 19,5<br />

5-8 Industrieg.: -5,3 20,0 -1,9 13,7 -9,4 11,5 8,9 4,2 5,8 12,5<br />

0-9 Insgesamt: 3,3 18,6 -5,7 14,4 -4,0 6,8 -5,5 2,7 3,8 12,6<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.<br />

Tabelle A22<br />

Anteile <strong>de</strong>r Importe <strong>de</strong>r DDR aus westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn einschließlich<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

nach <strong>de</strong>m internationalen Warenverzeichnis an <strong>de</strong>n gesamten DDR-Impo rten aus dieser Region<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989, in v H.<br />

Jahr I 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 13,8 16,8 17,3 15,8 18,0 18,0 12,2 9,8 7,2 7,9 8,9<br />

1 Getraen, Tab: 1,7 1,7 1,4 1,4 1,2 1,4 1,3 1,4 1,4 1,2 1,4<br />

2 Rohstoffe: 4,3 4,9 4,2 4,5 4,5 6,9 5,5 4,9 4,7 5,1 5,4<br />

3 Min. Brennst: 7,4 9,8 9,8 8,0 6,7 6,6 11,3 5,1 6,5 3,8 3,6<br />

4 Tier, pfl. Oe: 1,5 1,8 1,6 1,9 1,7 2,6 2,3 1,1 0,7 0,8 0,7<br />

5 Chem. Erzeug: 15,1 15,1 14,7 15,0 14,3 16,6 16,5 14,6 14,0 13,9 13,5<br />

6 Bearb. Waren: 24,4 22,9 20,8 26,0 26,8 26,7 25,6 25,4 23,1 23,5 23,9<br />

7 Masch. bau. e: 26,4 22,4 25,5 22,7 22,6 16,3 18,6 28,4 33,8 42,0 35,0<br />

8 Son. bear. Wa: 3,8 3,7 3,8 3,8 3,4 3,7 5,4 7,7 6,3 6,7 6,4<br />

9 And. Waren: 0,9 0,9 0,9 0,9 0,8 0,9 1,1 1,4 1,3 1,1 1,0<br />

0-4 Rohstoffe: 28,8 35,0 34,3 31,6 32,0 35,6 32,6 22,4 20,4 18,8 20,0<br />

5-8 Industrieg.: 69,9 64,1 64,8 67,5 67,1 63,3 66,1 76,1 77,3 78,8 78,8<br />

0-9 Insgesamt: 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 23<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbilanzsal<strong>de</strong>n im Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR mit <strong>de</strong>n westlichen Industrielän<strong>de</strong>rn<br />

einschließlich <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland' nach Produktgruppen <strong>und</strong> insgesamt<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1979-1989, in Mio. DM<br />

Jahr 1979 1980 1981 1982 1983 1984<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 528 621 861 856 1 000 781 883 421 1 427 054 1 290 674<br />

1 Getraen, Tab: 126 403 131 878 128 397 107 233 94 321 111 953<br />

2 Rohstoffe: 21 320 109 214 -24 285 -100 444 -89 532 129 634<br />

3 0720<br />

Min. Brennst: - 811 881 -1 189 383 -1 969 046 - 2 872 359 -3 129 103 -3 051 720<br />

4 Tier, pfl. Oe: 105 337 121 467 129 718 155 034 145 027 243 523<br />

5 Chem. Erzeug: 570 496 408 396 205 089 -27 114 80 786 93 865<br />

6 Bearb. Waren: 1571<br />

424 372 296 571 98 935 218 095 391 333 -413 146<br />

7 Masch. ba e: 1 458 780 1 010 363 1 667 725 1 05 79 1 420 834 323 559<br />

8 Son. bear. Wa: -1 000 154 -1 057 247 -1 147 047 -1 372 843 -1 427 117 -1 627 540<br />

9 And. Waren:<br />

Rohstoffe:<br />

45 917<br />

-30 201<br />

41 364<br />

35 033<br />

49 07872 36 748<br />

-734 435 -1 827 115<br />

40 477<br />

-1 552 233<br />

41 235<br />

-1 275 934<br />

5-8 Industrieg. 1 453 495 658 083 824 701 -122 586 465 832 -1 623 265<br />

0-9 Insgesamt:<br />

1 292 734 474 139 398 -1 911 996 -1 039 215 -2 874 355<br />

Jahr 1985 1986 1987 1988 1989<br />

SITC<br />

0 Nahrungsmit: 691 961 378 001 187 999 306 8<br />

150<br />

1 Getraen,Tab: 113 5 105 183 106 997 89 019 112 09 097<br />

2 Rohstoffe 12 64 -37 3 -14 434 33 019 135 255<br />

3 Min. Brennst: - 2 357 8 -1 209 835 -771 88 -788 294 -977 678 678<br />

4 Tier, pfl. Oe: 216 837<br />

105 58 670 59 606 59 380<br />

5<br />

6<br />

Chem. Erzeug:<br />

Bearb. Waren:<br />

205 257<br />

-398 837<br />

75 515<br />

-553 365<br />

299 4<br />

-518 497<br />

14 656<br />

-612 742<br />

58 412<br />

-637 770<br />

7<br />

8<br />

Ma. bau, Fahr:<br />

Son. bear. Wa<br />

651 989<br />

-1 440 000<br />

1 6378924<br />

-1 23 42<br />

21873 939<br />

-1 298 36<br />

3 571 028<br />

-1 157 640<br />

3 059 952<br />

1 109 253<br />

9 And. Waren<br />

0-4 Rohstoffe:<br />

79 252<br />

-1 322 856<br />

97 871<br />

-678 518<br />

80 730<br />

-432 656<br />

69 260<br />

-299 83<br />

86 525<br />

-145 706<br />

5-8 Industrieg.: -981 593 -52 966 916 560 915 305 1 371 344<br />

0-9Insgesamt: -2 200 613 -621 074 662 320 781 926 1 3 918<br />

a Aus Sicht <strong>de</strong>r westlichen Industrielän<strong>de</strong>r einschließlich <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />

Quelle: Siehe Tabelle A 3.<br />

Tabelle A 24<br />

Guthaben <strong>und</strong> Verpflichtung <strong>de</strong>r an die BIZ<br />

berichten<strong>de</strong>n Banken gegenüber <strong>de</strong>r<br />

DDR in <strong>de</strong>r Zeitspanne vom Dezember 1974 bis<br />

zum Dezember 1977 I<br />

(Ausstehen<strong>de</strong> Beträge, in Millionen US-Dollar)<br />

Alle Währungen zusammen<br />

Datum Guthaben Verpflich<br />

tungen<br />

Dezembe1974 1,665 422<br />

März 1975 2,007 661<br />

Juni 1975 2,195 496<br />

September 1975 2,888 1,324<br />

Dezember 1975 2,575 556<br />

März 1976 2,945 534<br />

Juni 1976 2,936 569<br />

September 1976 3,234 608<br />

Dezember 1976 3,575 616<br />

März 1977 3,719 609<br />

Juni 1977 3,787 644<br />

September 1977 3,912 636<br />

Dezember 1977 I 4,149 706<br />

Quelle: BIZ, International Banking Statistics, 1973-1983,<br />

April 1984.<br />

-


Tabelle A25<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Währungsaufglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r an die BIZ berichten<strong>de</strong>n Banken gegenüber <strong>de</strong>r DDR<br />

(in Millionen US-Dollar)<br />

Guthaben<br />

Währungen 1977<br />

Dez. II<br />

1978<br />

März<br />

1978<br />

Juni<br />

1978<br />

Sept.<br />

1978<br />

Dez. I<br />

1978<br />

Dez. II<br />

1979<br />

März<br />

1979<br />

Juni<br />

1979<br />

Sept.<br />

1979<br />

Dez.<br />

1980<br />

März<br />

1980<br />

Juni I<br />

1980<br />

Juni II<br />

Alle Währungen 5,282 5,710 5,799 6,301 6,676 6,676 6,767 6,972 7,817 8,235 8,498 9,295 9,295 9,461 9,950<br />

US Dollar 3,268 3,354 3,602 3,863 4,118 4,118 4,294 4,595 5,030 5,249 5,760 6,231 6,231 6,318 6,538<br />

Pf<strong>und</strong> Sterling 8 13 6 18 19 19 21 24 24 25 27 19 19 32 11<br />

Schweizer Franken 593 565 565 603 612 612 590 516 562 576 484 624 624 654 591<br />

D-Mark 548 757 710 793 850 850 812 795 881 959 923 965 965 943 945<br />

Holländ. Gul<strong>de</strong>n 18 19 28 32 38 38 40 44 73 92 85 77 77 80 72<br />

Französischer Franc 24 29 32 31 44 44 59 70 88 118 115 143 143 161 197<br />

Italienische Lira 1 1 1 2 4 4 4 4 3 1 4 1 1 - -<br />

Belgischer Franc 7 8 7 7 6 6 7 5 7 8 17 28 28 17 16<br />

Yen<br />

ECU<br />

Österr. Schilling 202 228 224 228 242 242 259 278 344 356 329 381 381 393 428<br />

Übrige Währungen 613 736 624 724 743 743 681 641 805 851 754 826 826 863 1,152<br />

Währungen 1981<br />

März I<br />

1981<br />

ärz II<br />

1981<br />

Juni<br />

1981<br />

Sept.<br />

1981<br />

Dez. I<br />

1981<br />

Dez. II<br />

1982<br />

März<br />

1982<br />

Juni<br />

1982<br />

Sept.<br />

1982<br />

Dez.<br />

1983<br />

März I<br />

1983<br />

März II<br />

1983<br />

Juni<br />

1980<br />

Sept.<br />

1983<br />

Sept.<br />

1980<br />

Dez.<br />

1983<br />

Dez. I<br />

Alle Währungen 10,080 10,077 10,055 10,223 10,578 10,571 9,613 9,164 8,892 8,896 8,532 8,532 8,270 8,189 8,151<br />

US Dollar 6,836 6,836 7,033 7,000 7,466 7,466 6,838 6,520 6,118 5,866 5,454 5,454 5,125 5,016 4,649<br />

Pf<strong>und</strong> Sterling 7 7 1 1 7 7 9 4 - - - - 14 2 49<br />

Schweizer Franken 634 634 643 634 673 673 641 606 628 596 547 553 545 534 524<br />

D-Mark 937 937 900 987 779 779 696 650 595 586 559 638 623 699 970<br />

Holländ. Gul<strong>de</strong>n 72 72 59 64 71 71 65 63 53 66 62 62 47 49 48<br />

Französischer Franc 219 219 238 273 309 309 296 308 301 384 382 382 405 411 407<br />

Italienische Lira - - - - 14 14 - - - 3 1 1 1 - -<br />

Belgischer Franc 18 18 17 21 35 35 32 33 43 48 50 50 53 56 53<br />

Yen 109 109 157 153 161 161 144 165 146 195 232 232 248 260 287<br />

ECU 6<br />

Osten. Schilling 432 432 397 451 489 489 480 498 539 754 900 900 1,016 1,078 1,137<br />

Übrige Währungen 816 813 610 639 574 567 412 317 469 398 345 260 193 84 21<br />

Währungen 1983<br />

Dez. II<br />

1984<br />

März<br />

1984<br />

Juni<br />

1984<br />

Sept.<br />

1984<br />

Dez. I<br />

1984<br />

Dez. II<br />

1985<br />

März<br />

1985<br />

Juni<br />

1985<br />

Sept.<br />

1985<br />

Dez. I<br />

1985<br />

Dez. II<br />

1986<br />

März<br />

1986<br />

Juni<br />

1986<br />

Sept.<br />

1986<br />

Dez. I<br />

Alle Währungen 8,394 8,694 8,569 8,324 8,309 8,309 8,209 8,699 9,388 10,246 9,980 10,177 10,795 11,257 11,569<br />

US Dollar 4,689 4,683 4,648 4,281 4,292 4,292 4,398 4,878 4,997 5,103 5,103 5,070 5,307 5,241 5,239<br />

Pf<strong>und</strong> Sterling 49 40 38 32 28 28 28 27 28 32 32 25 29 24 71<br />

Schweizer Franken 527 565 505 441 435 435 314 299 344 323 324 357 434 492 532<br />

D-Mark 1,000 1,017 1,103 1,352 1,332 1,332 1,207 1,240 1,443 2,060 1,792 1,938 2,169 2,483 2,677<br />

Holländ. Gul<strong>de</strong>n 48 53 49 51 51 51 61 72 78 83 83 90 102 124 145<br />

Französische Franc 407 442 431 404 382 382 378 370 429 490 490 506 549 578 632<br />

Italienische Lira - 1 1 2 4 4 1 - - -<br />

Belgischer Franc 53 56 50 48 47 47 45 46 50 58 58 53 60 66 81<br />

Yen 287 302 282 300 303 303 359 377 403 453 453 481 471 552 520<br />

ECU 6 7 1 27 27 29<br />

Osten. Schilling 1,137 1,284 1,277 1,203 1,194 1,194 1,173 1,162 1,288 1,340 1,340 1,382 1,370 1,372 1,366<br />

Übrige Währungen 191 244 185 212 245 245 246 228 326 300 301 273 277 298 277


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 25 Fortsetzung<br />

Währungen 1986<br />

Dez. II<br />

1987<br />

März<br />

1987<br />

Juni<br />

1987<br />

Sept.<br />

1987<br />

Dez. I<br />

1987<br />

Dez. II<br />

1988<br />

März<br />

1988<br />

Juni<br />

1988<br />

Sept.<br />

1988<br />

Dez.<br />

1989<br />

März<br />

1989<br />

Juni I<br />

1989<br />

Juni II<br />

1989<br />

Sept.<br />

1989<br />

Dez. I<br />

Alle Währungen 11,569 12,240 12,523 12,532 14,063 14,063 14,786 14,154 14,564 16,013 15,447 15,452 15,452 15,604 16,988<br />

US Dollar 5,239 5,497 5,653 5,638 5,468 5,468 5,917 5,834 6,129 6,313 6,445 6,659 6,659 6,643 6,919<br />

Pf<strong>und</strong> Sterling 71 74 115 152 186 186 228 247 317 359 369 339 339 358 342<br />

Schweizer Franken 532 515 478 541 655 655 809 656 687 764 728 760 760 764 820<br />

D-Mark 2,677 2,880 2,908 2,708 3,237 3,237 3,127 2,947 2,747 2,979 2,678 2,660 2,660 2,803 3,520<br />

Holländ. Gul<strong>de</strong>n 145 152 186 233 381 381 414 389 473 558 586 585 585 583 671<br />

Französischer Franc 632 665 713 752 904 904 889 851 819 886 907 877 877 966 1,082<br />

Italienische Lira - 2 28 48 84 84 107 127 147 173 238 254 254 282 300<br />

Belgischer Franc 81 83 92 98 160 160 214 246 283 321 335 349 349 330 383<br />

Yen 520 523 514 522 734 734 741 714 742 742 807 823 823 766 708<br />

ECU 29 31 29 30 36 36 62 30 31 30 28 27 27 25 27<br />

Osten. Schilling 1,366 1,459 1,432 1,399 1,664 1,664 1,624 1,374 1,309 1,396 1,321 1,244 1,244 1,320 1,537<br />

Übrige Währungen 277 359 375 411 554 554 654 739 880 1,492 1,005 875 875 764 679<br />

Währungen 1989<br />

Dez. II<br />

1990<br />

März<br />

1990<br />

Juni<br />

Alle Währungen 16,988 16,768 16,328<br />

US Dollar 6,919 7,055 6,816<br />

Pf<strong>und</strong> Sterling 342 348 377<br />

Schweizer Franken 820 852 854<br />

D-Mark 3,520 3,260 3,117<br />

Holländ. Gul<strong>de</strong>n 671 679 678<br />

Französischer Franc 1,082 1,082 1,049<br />

Italienische Lira 300 337 320<br />

Belgischer Franc 383 362 380<br />

Yen 708 585 593<br />

ECU 27 28 25<br />

Osten. Schilling 1,537 1,402 1,425<br />

Übrige Währungen 679 778 694


Tabelle A26<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Währungsaufglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r an die BIZ berichten<strong>de</strong>n Banken gegenüber <strong>de</strong>r DDR<br />

(in Millionen US-Dollar)<br />

Verpflichtungen<br />

Währungen 1977<br />

Dez. II<br />

1978<br />

März<br />

1978<br />

Juni<br />

1978<br />

Sept.<br />

1978<br />

Dez. I<br />

1978<br />

Dez. II<br />

1979<br />

März<br />

1979<br />

Juni<br />

1979<br />

Sept.<br />

1979<br />

Dez.<br />

1980<br />

März<br />

1980<br />

Juni I<br />

1980<br />

Juni II<br />

Alle Währungen 908 992 1,022 1,286 1,249 1,249 1,344 1,449 1,689 1,967 1,670 2,189 2,189 2,307 2,097<br />

US Dollar 343 421 419 720 648 648 556 487 584 745 502 652 652 739 835<br />

Pf<strong>und</strong> Sterling 6 6 3 9 9 9 4 30 8 18 27 24 24 40 23<br />

Schweizer Franken 25 16 19 12 11 11 32 6 21 14 60 34 34 32 29<br />

D-Mark 290 302 356 361 325 325 457 561 706 668 716 996 996 1,005 739<br />

Holländ. Gul<strong>de</strong>n 10 10 10 12 21 21 15 13 12 15 18 23 23 31 23<br />

Französischer Franc 27 20 28 19 31 31 50 28 23 44 23 38 38 23 29<br />

Italienische Lira 3 4 4 3 9 9 6 5 9 9 8 5 5 6 9<br />

Belgischer Franc 9 6 3 4 7 7 6 6 8 12 5 9 9 15 15<br />

Yen - - - 3 4 4 4 1 - - 1 - - - -<br />

ECU<br />

Östen. Schilling 47 35 29 28 16 16 11 14 24 27 16 34 34 18 20<br />

Übrige Währungen 148 172 151 115 168 168 203 298 294 415 294 374 374 398 375<br />

Währungen 1981 1981<br />

März I März II<br />

1981<br />

Juni<br />

1981<br />

Sept.<br />

1981<br />

Dez. I<br />

1981<br />

Dez. II<br />

1982<br />

März<br />

1982<br />

Juni<br />

1982<br />

Sept.<br />

1982<br />

Dez.<br />

1983 1983<br />

März I März II<br />

1983<br />

Juni<br />

1980<br />

Sept.<br />

1983<br />

Sept.<br />

1980<br />

Dez.<br />

1983<br />

Dez. I<br />

Alle Währungen 1,999 1,994 1,855 1,932 2,190 2,215 1,563 1,571 1,296 1,960 1,931 1,931 2,492 2,920 3,326<br />

US Dollar 801 798 685 666 673 673 496 563 461 918 846 846 981 1,003 1,355<br />

Pf<strong>und</strong> Sterling 47 47 12 3 5 5 1 - - - - - 1 2 25<br />

Schweizer Franken 59 59 91 85 55 55 39 103 63 33 57 57 69 82 58<br />

D-Mark 683 683 681 753 904 904 616 569 477 700 729 830 1,158 1,623 1,592<br />

Holländ. Gul<strong>de</strong>n 18 18 13 22 23 23 13 16 19 20 16 16 23 15 22<br />

Französischer Franc 48 48 23 22 20 20 33 19 21 24 35 35 64 33 39<br />

Italienische Lira 7 7 6 7 12 12 9 6 6 10 5 5 37 5 8<br />

Belgischer Franc 5 5 6 6 14 14 6 8 4 5 6 6 5 5 9<br />

Yen 5 5 6 13 25 25 17 12 9 13 11 15 30 35 87<br />

ECU 3<br />

Osten. Schilling 18 18 28 35 93 93 69 57 50 56 61 61 61 48 68<br />

Übrige Währungen 308 306 304 320 366 391 264 218 186 181 165 60 63 69 60<br />

Währungen 1983<br />

Dez. II<br />

1984<br />

März<br />

1984<br />

Juni<br />

1984<br />

Sept.<br />

1984<br />

Dez. I<br />

1984<br />

Dez. II<br />

1985<br />

März<br />

1985<br />

Juni<br />

1985<br />

Sept.<br />

1985<br />

Dez. I<br />

1985<br />

Dez. II<br />

1986<br />

März<br />

1986<br />

Juni<br />

1986<br />

Sept.<br />

1986<br />

Dez. I<br />

Alle Währungen 3,393 3,804 4,192 4,579 4,535 4,536 4,497 5,275 5,913 6,522 6,246 6,510 6,884 7,104 7,456<br />

US Dollar 1,392 1,357 1,866 2,256 2,341 2,341 2,362 2,955 3,186 3,483 3,488 3.035 2,772 2,419 2,796<br />

Pf<strong>und</strong> Sterling 25 26 33 26 27 27 44 70 60 109 109 66 57 51 102<br />

Schweizer Franken 59 91 85 91 81 81 46 35 86 63 63 48 78 52 49<br />

D-Mark 1,607 2,048 1,936 1,917 1,777 1,777 1,712 1,931 2,191 2,345 2,064 2,711 3,332 3,977 4,041<br />

Holländ. Gul<strong>de</strong>n 22 20 21 15 18 18 26 14 21 19 19 24 21 24 29<br />

Französische Franc 39 33 61 39 39 39 44 28 44 42 42 43 47 39 56<br />

Italienische Lira 8 6 7 6 8 9 5 7 8 10 10 12 13 11 15<br />

Belgischer Franc 9 4 5 3 12 12 12 9 9 10 10 20 19 19 24<br />

Yen 89 70 47 62 59 59 114 68 29 66 66 124 150 77 48<br />

ECU 3 4 - - - 3 - - 2 - - 2 5 6 3<br />

Österr. Schilling 68 62 92 115 137 137 81 100 177 193 193 275 208 235 165<br />

Übrige Währungen 72 83 39 49 36 33 51 58 100 182 182 150 182 194 128


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 26 Fortsetzung<br />

Währungen 1986<br />

Dez. II<br />

1983<br />

März<br />

1987<br />

Juni<br />

1987<br />

Sept.<br />

1987<br />

Dez. I<br />

1987<br />

Dez. II<br />

1988<br />

März<br />

1988<br />

Juni<br />

1988<br />

Sept.<br />

1988<br />

Dez.<br />

1989<br />

März<br />

1989<br />

Juni I<br />

1989<br />

Juni II<br />

1989<br />

Sept.<br />

1989<br />

Dez. I<br />

Alle Währungen 7,456 7,815 7,886 8,020 9,002 9,002 9,582 9,112 9,156 9,515 10,308 9,477 9,477 9,266 9,490<br />

US Dollar 2,796 2,493 2,498 2,529 2,877 2,877 2,885 2,665 2,836 3,391 3,155 2,834 2,834 2,405 2,344<br />

Pf<strong>und</strong> Sterling 102 72 117 127 67 67 55 142 142 110 98 75 75 75 91<br />

Schweizer Franken 49 170 67 111 56 56 124 120 155 178 192 294 294 297 287<br />

D-Mark 4,041 4,517 4,631 4,731 5,217 5,217 5,550 5,269 5,064 4,860 5,734 5,135 5,135 5,292 5,836<br />

Holländ. Gul<strong>de</strong>n 29 33 38 53 68 68 36 44 53 66 86 67 67 67 59<br />

Französischer Franc 56 72 82 77 87 87 103 114 119 99 106 150 150 177 118<br />

Italienische Lira 15 27 30 35 40 40 40 34 64 60 82 87 87 137 112<br />

Belgischer Franc 24 27 31 28 46 46 37 43 46 51 56 68 68 87 59<br />

Yen 48 87 67 45 127 127 298 171 214 132 333 270 270 154 82<br />

ECU 3 2 2 10 12 12 1 - - 43 - 3 3 - -<br />

Österr. Schilling 165 186 154 144 225 225 262 303 275 296 263 304 304 330 326<br />

Übrige Währungen 128 129 169 130 180 180 191 207 188 229 203 190 190 245 176<br />

Währungen 1989<br />

Dez. II<br />

1990<br />

März<br />

1990<br />

Juni<br />

Alle Währungen 9,527 9,728 9,567<br />

Dollar 2,348 2,879 2,578<br />

Pf<strong>und</strong> Sterling 91 90 208<br />

Schweizer Franken 290 243 207<br />

D-Mark 5,852 5,743 5,716<br />

Holländ. Gul<strong>de</strong>n 59 33 39<br />

Französischer Franc 118 124 112<br />

Italienische Lira 112 109 100<br />

Belgischer Franc 59 35 23<br />

Yen 82 128 155<br />

ECU - - 5<br />

Osten. Schilling 326 170 139<br />

Übrige Währungen 190 169 257


Tabelle A 27<br />

Jahr US-$ Pf<strong>und</strong><br />

Sterling<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Währungsstruktur <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen an die DDRa<br />

Anteile in v H.<br />

Schwei -<br />

zer<br />

Franken<br />

D-Mark Hollän-<br />

dische<br />

Gul<strong>de</strong>n<br />

Franzö-<br />

sischer<br />

Franc<br />

Italie-<br />

nische<br />

Lira<br />

Belgi-<br />

scher<br />

Franc<br />

Yen ECU<br />

Öster<br />

reichi<br />

scher<br />

Schil<br />

ling<br />

Übrige<br />

Wäh<br />

rungen<br />

1977 61,9 0,2 11,2 10,4 0,3 0,5 - 0,1 . . 3,8 11,6<br />

1980 65,7 0,1 5,9 9,5 0,7 2,0 . 0,2 . . 4,3 11,6<br />

1982 65,9 . 6,7 6,6 0,7 4,3 - 0,5 2,2 . 8,5 4,5<br />

1983 55,9 0,6 6,3 11,9 0,6 4,8 -- 0,6 3,4 0,1 13,6 2,3<br />

1984 51,7 0,3 5,2 16,0 0,6 4,6 . 0,6 3,7 . 14,1 3,0<br />

1985 51,1 0,3 3,3 18,0 0,8 4,9 - 0,6 4,5 . 13,4 3,0<br />

1986 45,3 0,6 4,6 23,1 1,3 5,5 . 0,7 4,5 0,3 11,8 2,4<br />

1987 38,9 1,3 4,7 23,0 2,7 6,4 0,6 1,1 5,2 0,3 11,8 3,9<br />

1988 39,4 2,2 4,8 18,6 3,5 5,5 1,1 2,0 4,6 0,2 8,7 9,3<br />

1989 40,7 2,0 4,8 20,7 4,0 6,4 1,8 2,3 4,2 0,2 9,1 4,0<br />

a Erfaßt sind nur die For<strong>de</strong>rungen von Banken, die an die BIZ berichten. Ohne For<strong>de</strong>rungen West<strong>de</strong>utscher Banken an die<br />

DDR. Errechnet auf Basis von US-Dollar.<br />

Quelle: BIZ, Interne Statistik <strong>de</strong>r Bank für internationalen Zahlungsausgleich, Basel 1993; eigene Berechnungen.<br />

TabelleA 28<br />

Jahr US-$ Pf<strong>und</strong><br />

Sterling<br />

Währungsstruktur <strong>de</strong>r Verpflichtungen gegenüber <strong>de</strong>r DDRa<br />

Anteile in v. H.<br />

Schwei<br />

zer<br />

Franken<br />

D-Mark Hollän<br />

dische<br />

Gul<strong>de</strong>n<br />

Franzö-<br />

sischer<br />

Franc<br />

Italie<br />

nische<br />

Lira<br />

Belgi<br />

scher<br />

Franc<br />

Yen ECU<br />

Oster<br />

reichi<br />

scher<br />

Schil<br />

ling<br />

Übrige<br />

Wäh<br />

rungen<br />

1977 37,4 0,7 2,8 31,9 1,1 3,0 0,3 1,0 . . 5,2 16,3<br />

1980 39,8 1,1 1,4 35,2 1,1 1,4 0,4 0,7 . . 1,0 17,9<br />

1982 46,8 . 1,7 35,7 1,0 1,2 0,5 0,3 0,7 . 2,9 9,2<br />

1983 41,0 0,7 1,7 47,4 0,6 1,1 0,2 0,3 2,6 . 2,0 2,1 -<br />

1984 51,6 0,6 1,8 39,2 0,4 0,9 0,2 0,3 1,3 0,1 3,0 0,7<br />

1985 55,8 1,7 1,0 33,0 0,3 0,7 0,2 0,2 1,1 - 3,1 2,9<br />

1986 37,5 1,4 0,7 54,2 0,4 0,8 0,2 0,3 0,6 . 2,2 1,7<br />

1987 32,0 0,7 0,6 58,0 0,8 1,0 0,4 0,5 1,4 0,1 2,5 2,0<br />

1988 35,6 1,2 1,9 51,1 0,7 1,0 0,6 0,5 1,3 4,5 3,1 2,4<br />

1989 29,9 2,2 2,2 59,7 0,4 1,2 1,0 0,2 1,6 0,3 1,5 2,7<br />

a Erfaßt sind nur die Verpflichtungen von Banken, die an die BIZ berichten. Ohne Verpflichtungen West<strong>de</strong>utscher Banken<br />

an die DDR. Errechnet auf Basis von US-Dollar.<br />

Quelle: BIZ, Inte rne Statistik <strong>de</strong>r Bank für internationalen Zahlungsausgleich, Basel 1993; eigene Berechnungen.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 29<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Gewinne ausgewählter KoKo-AHB<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1967-1984, in Mio. VM<br />

Intrac Zentralkommerz Intershop Forum Transinter<br />

Jahr Betriebs- Ist zum Betriebs- Ist zum Betriebs- Ist zum Betriebs- Ist zum Betriebs- Ist zum<br />

plan 31.12. plan 31.12. plan 31.12. plan 31.12 plan 31.12<br />

1967 30,0 51,1 53,0 49,9 . . . . . .<br />

1968 50,0 82,7 55,0 52,1 . . . . . .<br />

1969 70,0 92,5 57,0 63,4 . . . 10,5<br />

1970 100,0 115,0 63,0 78,1 . . . . 12,0 12,0<br />

1971 100,0 111,8 72,0 78,8 79,5 92,3 . . 23,0 31,0<br />

1972 114,6 115,9 68,7 97,8 106,0 134,0 . 20,0 36,0<br />

1973 122,2 140,5 73,0 104,9 136,0 147,1 . . 48,0 67,9<br />

1974 166,7 166,7 90,4 87,2 155,0 147,9 . 73,6 87,0<br />

1975 224,5 224,0 91,7 87,7 206,5 216,0 . . 89,0 87,3<br />

1976 233,9 234,0 123,5 124,1 280,0 280,0 . . 94,9 102,8<br />

1977 330,0 330,3 . . . . 402,8 412,4 114,5 111,4<br />

1978 350,0 350,0 . . . . 514,5 518,7 130,9 131,0<br />

1979 537,4 539,7 . . . . 517,2 467,1 156,1 157,3<br />

1980 603,8 605,0 . . . . 495,2 479,7 237,0 237,4<br />

1981 706,5 706,8 . . . . 489,9 489,9 276,7 274,8<br />

1982 750,9 772,1 . . . . 527,5 548,9 330,9 313,8<br />

1983 925,3 954,8 . . . . 580,0 586,6 336,0 317,8<br />

1984 1 032,1 . . . . . 648,0 . 367,1 .<br />

Quelle: Erstellt nach Unterlagen <strong>de</strong>s 1. UA KoKo.


Tabelle A 30<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Zuordnung von SITC-Positionen zur Produktgruppe „Hochwertige Technologien"<br />

SITC (Rev. 2) I Produkte<br />

516<br />

An<strong>de</strong>re organische Chemikalien<br />

524 Radioaktive <strong>und</strong> ähnliche Stoffe<br />

541 Medizinische <strong>und</strong> pharmazeutische Erzeugnisse<br />

585 An<strong>de</strong>re Kunststoffe<br />

591 Desinfektionsmittel, Insectici<strong>de</strong>, Fungici<strong>de</strong>, Herbici<strong>de</strong>, Keimhemmungsmittel, Mittel<br />

gegen Nagetiere, Schädlingsbekämpfungsmittel <strong>und</strong> <strong>de</strong>rgleichen, in Zubereitungen<br />

o<strong>de</strong>r in Formen o<strong>de</strong>r Aufmachungen für <strong>de</strong>n Einzelverkauf, o<strong>de</strong>r als Waren<br />

714 Motoren <strong>und</strong> Kraftmaschinen, nicht elektrisch (an<strong>de</strong>re als solche <strong>de</strong>r Gruppen 712, 713<br />

<strong>und</strong> 718); Teile, a. n. g., von Motoren <strong>und</strong> Kraftmaschinen <strong>de</strong>r Gruppen 714 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Position 718.88<br />

718 An<strong>de</strong>re Kraftmaschinen <strong>und</strong> Teile davon, a. n. g.<br />

752 Automatische Datenverarbeitungsmaschinen <strong>und</strong> ihre Einheiten; magnetische o<strong>de</strong>r optische<br />

Schriftleser, Maschinen zum Aufzeichnen von Daten auf Datenträger in Form<br />

eines Co<strong>de</strong>s <strong>und</strong> Maschinen zum Verarbeiten dieser Daten, a. n. g.<br />

776 Elektronenröhren, einschließlich Röhren mit Dampf- o<strong>de</strong>r Gasfüllung, Quecksilberdampfgleichrichterröhren,<br />

Katho<strong>de</strong>nstrahlröh <strong>und</strong> Fernsehbildaufnahmeröhren; Fotozellen;<br />

gefaßte o<strong>de</strong>r montierte piezoelektrische Kristalle; Dio<strong>de</strong>n, Transistoren <strong>und</strong><br />

ähnliche Halbleiter; elektronische Mikroschaltungen; Teile davon, a. n. g.<br />

778 Elektrische Maschinen, Apparate <strong>und</strong> Geräte, a. n. g.<br />

792 Luftfahrzeuge, Startvorrichtungen <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>ntrainer; Teile davon, a. n. g.<br />

871 Optische Instrumente, Apparate <strong>und</strong> Geräte<br />

874 Instrumente, Apparate <strong>und</strong> Geräte zum Messen, Prüfen, Analysieren <strong>und</strong> Kontrollieren,<br />

a. n. g.; Teile <strong>und</strong> Zubehör, a. n. g., von Instrumenten, Apparaten <strong>und</strong> Geräten <strong>de</strong>r Grup-<br />

pen 873 <strong>und</strong> 874<br />

Quelle: Hariolf Grupp, Harald Legler, Spitzentechnik, Gebrauchstechnik, Innovationspotential <strong>und</strong> Preise. Trends, Positionen<br />

<strong>und</strong> Spezialisierung <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Wirtschaft im internationalen Wettbewerb. Fraunhofer-Institut für<br />

Systemtechnik <strong>und</strong> Innovationsforschung, Karlsruhe. Nie<strong>de</strong>rsächsisches Institut für Wi rtschaftsforschung, Hannover.<br />

Köln 1987; S. 143.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 31<br />

Zuordnung von SITC-Positionen zur Produktgruppe „Gehobene Gebrauchstechnologien"<br />

SITC (Rev. 2) Produkte<br />

266 Synthetische Spinnfasern<br />

515 Organisch-anorganische Verbindungen <strong>und</strong> heterocyclische Verbindungen<br />

522 Anorganische chemische Elemente, Oxi<strong>de</strong> <strong>und</strong> Halogensalze<br />

523 An<strong>de</strong>re anorg. Chemikalien; org. <strong>und</strong> anorg. Verb. <strong>de</strong>r E<strong>de</strong>lmetalle<br />

531 Synthetische org. Farbstoffe usw., natürlicher Indigo <strong>und</strong> Farblacke<br />

533 Pigmente, Farben, Lacke <strong>und</strong> ähnliche Erzeugnisse<br />

551 Ätherische Öle, Riech- <strong>und</strong> Aromastoffe<br />

582 Kon<strong>de</strong>nsations-, Polykon<strong>de</strong>nsations- <strong>und</strong> Polyadditionserzeugnisse, auch modifiziert,<br />

auch polymerisiert, linear o<strong>de</strong>r vernetzt<br />

583 Polymerisations- <strong>und</strong> Mischpolymerisationserzeugnisse<br />

584 Regenerierte Zellulose; Zellulosenitrate, Zelluloseacetate <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Zelluloseester,<br />

Zelluloseäther <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re chem. Zellulose<strong>de</strong>rivate, auch weichgemacht; Vulkanfieber<br />

598 verschie<strong>de</strong>ne chemische Erzeugnisse, a. n. g.<br />

678 Rohre <strong>und</strong> Rohrformstücke aus Eisen o<strong>de</strong>r Stahl<br />

691 Konstruktionen <strong>und</strong> Teile von Konstruktionen, a. n. g., aus Eisen, Stahl o<strong>de</strong>r Aluminium<br />

695 Hand- <strong>und</strong> Maschinenwerkzeuge<br />

723 Maschinen, Apparate <strong>und</strong> Geräte für Erd- o<strong>de</strong>r Steinbrucharbeiten, <strong>de</strong>n Bergbau o<strong>de</strong>r<br />

Tiefbohrungen, Hoch- <strong>und</strong> Tiefbau <strong>und</strong> <strong>de</strong>rgleichen, <strong>und</strong> Teile davon, a. n. g.<br />

725 Maschinen <strong>und</strong> Apparate für die Papier- <strong>und</strong> Papierhalbstoffherstellung, Papierschnei<strong>de</strong>maschinen<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Maschinen <strong>und</strong> Apparate für die Herstellung von Papierwaren;<br />

Teile davon, a. n. g.<br />

726 Druckerei- <strong>und</strong> Buchbin<strong>de</strong>reimaschinen, -apparate <strong>und</strong> -geräte, <strong>und</strong> Teile davon,<br />

a. n. g.<br />

727 Maschinen, Apparate <strong>und</strong> Geräte zur Verarbeitung von Lebens- <strong>und</strong> Futtermitteln (ausgenommen<br />

Geräte für <strong>de</strong>n Haushalt), <strong>und</strong> Teile davon, a. n. g.<br />

728 An<strong>de</strong>re Maschinen, Apparate, Geräte <strong>und</strong> Ausrüstungen für beson<strong>de</strong>re Zwecke, <strong>und</strong><br />

Teile davon, a. n. g.<br />

736 Werkzeugmaschinen zum Bearbeiten von Metallen o<strong>de</strong>r Hartmetallen, Teile <strong>und</strong> Zubehör<br />

davon, a. n. g.<br />

737 Metallbearbeitungsmaschinen (an<strong>de</strong>re als Werkzeugmaschinen), <strong>und</strong> Teile <strong>und</strong> Zubehör<br />

davon, a. n. g.<br />

741 Einrichtungen zum Heizen <strong>und</strong> Kühlen, <strong>und</strong> Teile davon, a. n. g.<br />

744 Maschinen, Apparate <strong>und</strong> Geräte zum Heben o<strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rn, <strong>und</strong> Teile davon, a. n. g.<br />

745 An<strong>de</strong>re Maschinen, Apparate, Geräte, Werkzeuge <strong>und</strong> Werkzeugmaschinen, nicht<br />

elektrisch, <strong>und</strong> Teile davon, a. n. g.<br />

749 Teile <strong>und</strong> Zubehör, nichtelektrisch, für Maschinen, Apparate <strong>und</strong> Geräte, a. n. g.<br />

751 Büromaschinen<br />

759 Teile, a. n. g., <strong>und</strong> Zubehör, ausgenommen Kofferbehälter, Schutzhüllen <strong>und</strong> <strong>de</strong>rgleichen,<br />

erkennbar ausschließlich o<strong>de</strong>r hauptsächlich für Maschinen o<strong>de</strong>r Apparate <strong>de</strong>r<br />

Gruppen 751 o<strong>de</strong>r 752 bestimmt.<br />

761 Fernsehempfangsgeräte (einschließlich <strong>de</strong>r mit Tonaufnahme o<strong>de</strong>r Tonwie<strong>de</strong>rgabegeräten<br />

kombinierten Empfänger)


Fortsetzung Tabelle A 31<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

SITC (Rev. 2) Produkte<br />

763 Schailplattenwie<strong>de</strong>rgabegeräte, Diktiergeräte <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Tonaufnahme- <strong>und</strong> Tonwie<strong>de</strong>rgabegeräte,<br />

einschließlich Platten-, Band- <strong>und</strong> Drahtspieler, mit o<strong>de</strong>r ohne Tonabnehmer;<br />

magnetisch arbeiten<strong>de</strong> Bild- <strong>und</strong> Tonbaufzeichnungs- <strong>und</strong> Wie<strong>de</strong>rgabegeräte<br />

für das Fernsehen<br />

764 Geräte für die Nachrichtentechnik, a. n. g.; Teile, a. n. g., <strong>und</strong> Zubehör für Apparate <strong>und</strong><br />

Geräte <strong>de</strong>s Abschnitts 76<br />

772 Elektrische Geräte zum Schließen, Öffnen, Schützen o<strong>de</strong>r Verbin<strong>de</strong>n von elektrischen<br />

Stromkreisen; Fest- <strong>und</strong> Stellwi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>; gedruckte Schaltungen; Schalt- <strong>und</strong> Verteilungstafeln<br />

<strong>und</strong> -schränke, a. n. g.; Teile, a. n. g., dieser Apparate <strong>und</strong> Geräte<br />

774 Elektromedizinische <strong>und</strong> radiologische Apparate <strong>und</strong> Geräte<br />

775 Elektrische <strong>und</strong> nichtelektrische Haushaltsgeräte<br />

781 Personenkraftwagen (an<strong>de</strong>re als öffentl. Verkehrsmittel), einschl. Kombinationskraftwagen<br />

782 Lastkraftwagen <strong>und</strong> Kraftwagen zu beson<strong>de</strong>ren Zwecken<br />

872 Medizinische Instrumente, Apparate <strong>und</strong> Geräte, a. n. g.<br />

873 Zähler, a. n. g.<br />

881 Fotographische Apparate <strong>und</strong> Ausrüstungen, a. n. g.<br />

882 Fotographisches <strong>und</strong> kinematographisches Zubehör<br />

884 Optische Erzeugnisse, a. n. g.<br />

Quelle: Hariolf Grupp, Harald Legler, Spitzentechnik, Gebrauchstechnik, Innovationspotential <strong>und</strong> Preise. Trends, Positionen<br />

<strong>und</strong> Spezialisierung <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Wi rtschaft im internationalen Wettbewerb. Fraunhofer-Institut für<br />

Systemtechnik <strong>und</strong> Innovationsforschung, Karlsruhe. Nie<strong>de</strong>rsächsisches Institut für Wi rtschaftsforschung, Hannover.<br />

Köln 1987; S. 143.


Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag - 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Tabelle A 32<br />

Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben <strong>de</strong>r DDR<br />

aus Vereinbarungen <strong>und</strong> Abkommen mit <strong>de</strong>r BRD<br />

in <strong>de</strong>n Jahren 1986-1989, in Mio. VM<br />

1986 1987 1988 1989<br />

Einnahmen:<br />

Transitpauschale 525,0 525,0 525,0 525,0<br />

Visa-Westberlin 12,0 12,0 12,0 12,0<br />

Straßenbenutzungsgebühren-Pauschale 50,0 50,0 50,0 50,0<br />

Posttransit-Achsgebühren (Cl. DM) 11,2 11,2 11,2 11,2<br />

Postpauschale 200,0 150,0' 200,0 200,0<br />

Hochwasserableitung Elbe - 1,2 1,2 -<br />

Erdgasverdichterstation 1,8 6,5 4,5 -<br />

Erdgastransitgebühren (VE) 9,6 8,25 8,25 9,5<br />

Klärwerke Sonneberg 4,5 4,5 - -<br />

Richtfunk- u. Lichtwellenkabelanlage 11,0 8,75 - -<br />

Rekonstruktion von Teilautobahntransit-<br />

strecken 73,0 50,0 25,3 -<br />

Energieübertragungseinrichtung - - - 16,9<br />

Gebietsaustausch - - 76,0 -<br />

Gesamt 898,1 827,4 913,45 824,6<br />

Ausgaben:<br />

Transferzahlungen 70,0 70,0 70,0 70,0<br />

Rekonstruktion Teilautobahntransitstrek-<br />

ken 30,0 - - -<br />

Unterhalt 0,5 0,6 1,5 3,0<br />

Erdgasverdichterstation u. Ersatzteile - 3,0 2,0 0,6<br />

Gesamt 100,5 73,6 73,5 73,6<br />

Saldo 797,6 753,8 839,9 751,0<br />

a Nach Angaben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums für Post- <strong>und</strong> Telekommunikation 200 Mio. VE.<br />

Quelle: Schreiben von A. Schalck <strong>und</strong> H. König an <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s DDR-Ministerrates Hans Modrow vom<br />

17. November 1989, Mat. A 5/BEWO 39.

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