Heft 3/2002 - Pro Tier
Heft 3/2002 - Pro Tier
Heft 3/2002 - Pro Tier
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PRO<br />
Wir geben <strong>Tier</strong>en<br />
ein Zuhause<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
3/<strong>2002</strong><br />
SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ<br />
1
Impressum Inhalt<br />
Wir geben <strong>Tier</strong>en ein Zuhause 4<br />
Zeitschrift der Schweizerischen<br />
Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>,<br />
Zürich<br />
Nr. 3 September <strong>2002</strong><br />
30. Jahrgang<br />
Erscheint 4 x jährlich<br />
Abonnement<br />
Mitglieder erhalten die Zeitschrift<br />
kostenlos<br />
Jahresbeitrag Fr. 30.–<br />
Jugendmitglieder (bis 18 Jahre) Fr. 20.–<br />
Einzelnummer Fr. 6.–<br />
Jahresabonnement Fr. 20.–<br />
Redaktion:<br />
Rita H. Dubois (rd)<br />
Ruedi Suter (rs)<br />
Ständige Mitarbeiter:<br />
Nathalie Dubois (nd)<br />
Ulrich Karlowski (uk)<br />
Ulrike Kirsch (uki)<br />
Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />
R. A. Attinger<br />
Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der<br />
Weiterverwendung der Artikel und Bilder<br />
nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung<br />
der Redaktion.<br />
Die Beiträge decken sich nicht unbedingt<br />
mit der Meinung der Redaktion und des<br />
Vorstandes<br />
Titelbild:<br />
Foto: Martin Siegenthaler<br />
Layout:<br />
proVista – prepress, publishing, design<br />
Urs Widmer, 4123 Allschwil<br />
Druck:<br />
Fotorotar AG, 8132 Egg<br />
SCHWEIZERISCHE<br />
GESELLSCHAFT<br />
FÜR TIERSCHUTZ<br />
Alfred Escher-Strasse 76<br />
CH-8002 Zürich<br />
Telefon: 01 201 25 03<br />
Telefax: 01 201 26 23<br />
Postcheck: 80-37221-2<br />
E-Mail info@protier.ch<br />
URL www.protier.ch<br />
Okapis und Gorillas sollen überleben 7<br />
Ein Altersasyl für Kühe 8<br />
«Qual-Delfinarium» im Urlaubsparadies 10<br />
Die Leiden eines Schimpansen als Fernsehstar 12<br />
Tanzbärin Dorinda gestorben 14<br />
Bedrohte Nasenaffen 15<br />
Grossalarm für Asiens Nashörner 16<br />
Chamäleons: Wenig erforschte Zeugen aus der Saurierzeit 17<br />
Der Dauerkrieg gegen die Elefanten 18<br />
50 Millionen <strong>Tier</strong>e vor dem Martertod? 19<br />
<strong>Pro</strong>jekte + Kampagnen 20<br />
Buchbesprechungen 21<br />
Kurznachrichten 22<br />
<strong>Tier</strong>sterben im Treibhaus 25<br />
Polarfuchs Svobo lebt nicht mehr 26<br />
Patenschaften 27<br />
4<br />
8<br />
Findeltiere<br />
Ein Altersasyl für Kühe<br />
«Qual-Delfinarium»<br />
Elfenbein beschlagnahmt<br />
<strong>Tier</strong>sterben im Treibhaus<br />
2 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
10<br />
18<br />
25
Liebe <strong>Tier</strong>freunde<br />
Immer wieder erhielten wir aus<br />
Mitgliederkreisen die Anregung,<br />
unsere Zeitschrift «<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>» einer<br />
grösseren Leserschaft bekannt<br />
zu machen. Das haben wir mit der<br />
heutigen Grossauflage getan. Deshalb<br />
wende ich mich diesmal nicht<br />
nur an unsere treuen und langjährigen<br />
Mitglieder und SpenderInnen,<br />
sondern ganz speziell auch an alle<br />
neuen Leserinnen und Leser, die<br />
diese Ausgabe als «<strong>Pro</strong>benummer»<br />
erhalten haben.<br />
Die Schweizerische Gesellschaft<br />
für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> kämpft seit<br />
53 Jahren um ein besseres Verständnis<br />
der Menschen für die Leidens-<br />
und Empfindungsfähigkeit<br />
von <strong>Tier</strong>en, für das ethische Mindestmass,<br />
<strong>Tier</strong>e in ihrer Mitgeschöpflichkeit<br />
zu achten. Für dieses<br />
zentrale Anliegen setzen wir uns<br />
engagiert und mit viel Herzblut in<br />
der Schweiz aber auch im Ausland<br />
ein.<br />
Vieles haben wir schon erreicht,<br />
und doch liegt im <strong>Tier</strong>schutz immer<br />
noch vieles im Argen: <strong>Tier</strong>versuche,<br />
landwirtschaftliche Nutztierhaltung,<br />
Jagd, Pelztierhaltung, Umgang mit<br />
Heimtieren, Ausrottung bedrohter<br />
<strong>Tier</strong>arten und vieles andere mehr.<br />
Zahlreiche <strong>Pro</strong>bleme, auf die wir<br />
seit Jahren hinweisen, sind noch<br />
längst nicht gelöst.<br />
Viele <strong>Tier</strong>e brauchen direkte Hilfe.<br />
Die SGT/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> gibt auch Hunden<br />
oder Katzen ein Zuhause, die anderswo<br />
zum Beispiel aufgrund ihres<br />
Alters abgewiesen werden. Für<br />
den Unterhalt dieser meist nicht<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
Editorial<br />
mehr vermittelbaren <strong>Tier</strong>e sorgen<br />
unsere <strong>Tier</strong>paten: <strong>Tier</strong>freunde, die<br />
selber kein <strong>Tier</strong> halten können, sorgen<br />
mit ihren monatlichen Beiträgen<br />
dafür, dass unsere <strong>Tier</strong>senioren<br />
einen schönen Lebensabend<br />
geniessen können. Aber auch völlig<br />
gesunde <strong>Tier</strong>e, deren Einschläferung<br />
ein mitfühlender <strong>Tier</strong>arzt<br />
abgelehnt hat, finden bei uns erstmal<br />
Unterkunft – bis wir für sie neue<br />
Besitzer gefunden haben.<br />
Beim <strong>Tier</strong>schutz gibt es für uns keine<br />
Grenzen. Die SGT/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> engagiert<br />
sich auch im Ausland. Sei es<br />
bei der Befreiung geschundener<br />
Tanzbären in Serbien, bei der Rettung<br />
von verwaisten Orang-Utans<br />
auf Borneo, bei einem Schutzprojekt<br />
für hochgradig bedrohte<br />
Schildkröten in Nepal, bei der Rettung<br />
der letzten Adria-Delfine vor<br />
Kroatien oder durch die Unterstützung<br />
von <strong>Tier</strong>schützern in Tschechien<br />
bei ihrer wichtigen Aufklärungsund<br />
Öffentlichkeitsarbeit und ihrem<br />
Kampf gegen die Pelztierfarmen.<br />
Bild: Martin Siegenthaler<br />
Leider verursacht unsere Arbeit<br />
auch hohe Kosten. Deshalb hoffe<br />
ich sehr, unter den neuen Leserinnen<br />
und Lesern viele Menschen zu<br />
finden, die uns in der für das weitere<br />
Schicksal der <strong>Tier</strong>e so wichtigen<br />
Arbeit durch Spenden unterstützen.<br />
Nur mit Ihrer Hilfe können wir den<br />
<strong>Tier</strong>en helfen!<br />
Herzlich<br />
Ihre<br />
Rita Dubois<br />
Geschäftsführerin<br />
Für mehr Informationen über unsere Tätigkeit besuchen<br />
Sie uns bitte im Internet unter: www.protier.ch<br />
3
Ausgesetzt<br />
Ramses, 9-jährig. Der Luzerner<br />
Laufhund ist einer unserer Patenhunde<br />
und ein wenig unser<br />
Sorgenkind. Seit bald 6 Jahren<br />
ist er im <strong>Tier</strong>heim, und niemand<br />
wollte ihm bislang ein<br />
neues Zuhause geben. Gefunden<br />
hat man ihn im Kanton<br />
Tessin, er wurde ausgesetzt.<br />
Ramses ist ein ganz lieber und<br />
verschmuster Hund. Das <strong>Pro</strong>blem,<br />
warum er bis jetzt keinen<br />
Platz gefunden hat, ist nicht seine<br />
Wasserscheu, sondern sein<br />
ausgeprägter Jagdtrieb. Es<br />
braucht also einen umzäunten,<br />
ausbruchsicheren Garten. Die<br />
Einzigen, die sich bis jetzt für<br />
Ramses interessierten, waren<br />
Hobbyjäger. Zu allem Kummer<br />
musste dieses Jahr noch seine<br />
blinde <strong>Tier</strong>heimfreundin, die<br />
ihm auf Schritt und Tritt folgte,<br />
eingeschläfert werden.<br />
Alkoholsucht<br />
Beziehungsprobleme<br />
Neue Beziehung<br />
Lilly, 7-jährig. Die muntere<br />
Dackeldame Lilly ist seit einem<br />
halben Jahr im <strong>Tier</strong>heim. Der<br />
neue Freund ihrer Besitzerin<br />
fand zwar Gefallen an Frauchen,<br />
nicht aber an Lilly. Er<br />
konnte sich nicht mit ihr anfreunden<br />
– und sie sich nicht<br />
mit ihm. So musste die Hündin<br />
den Platz räumen. Lilly ist sehr<br />
lieb und kann auch problemlos<br />
zu Katzen platziert werden.<br />
Rony, ca. 4-jährig. Ähnlich ergangen<br />
wie Lilly ist es Rüde<br />
Rony. Ihm wurde aber nicht<br />
eine neue Beziehung zum Verhängnis,<br />
sondern <strong>Pro</strong>bleme in<br />
der bestehenden. Die Besitzer<br />
trennten sich – und keiner von<br />
beiden konnte Rony behalten.<br />
Der Hund ist sehr lebhaft und<br />
verspielt.<br />
Wir geben <strong>Tier</strong>en<br />
ein Zuhause<br />
Tessa, 4-jährig. Sensibel und<br />
eher zurückhaltend ist die<br />
schwarz-weisse Bordercollie-<br />
Hündin. Sie wurde ihrem Besitzer<br />
weggenommen, weil dieser<br />
grosse Alkoholprobleme hatte<br />
und sich nicht mehr richtig um<br />
sein <strong>Tier</strong> kümmern konnte. Tessa<br />
braucht einen Platz mit viel<br />
Liebe und Zuneigung, da sie in<br />
ihrem Leben diesbezüglich zu<br />
kurz gekommen ist.<br />
Abgeschoben/<br />
Aufgefunden<br />
Lisa und Pluto, 2 1 /2-jährig und<br />
3-jährig. Die Malteserhündin<br />
wurde ins <strong>Tier</strong>heim gebracht,<br />
weil sie angeblich nicht stubenrein<br />
war. Im <strong>Tier</strong>heim gibt es<br />
diesbezüglich aber keine <strong>Pro</strong>bleme.<br />
Lisa ist ein aufgestellter, verspielter<br />
Hund und kommt auch<br />
sehr gut mit anderen aus. Einen<br />
ganz besonderen Spielgefährten<br />
hat sie in Pluto gefunden. Der<br />
kleine braune Mischling wurde<br />
an einem nasskalten Nachmittag<br />
im November mitten in Zürich<br />
gefunden. Eine Vermisstenanzeige,<br />
die auf Pluto passte, erschien<br />
nirgends. Heute sind Lisa<br />
und Pluto unzertrennlich. Die<br />
beiden suchen, wenn irgendwie<br />
möglich, einen gemeinsamen<br />
neuen Platz, wo sie zusammenbleiben<br />
können.<br />
Fotos: Rita + Nathalie Dubois<br />
4 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02
Weggeworfen<br />
Maggie, 3-jährig. An<br />
einem Nachmittag im<br />
Februar wurde Maggie<br />
in einem Transportkörbchen<br />
über das geschlossene<br />
Tor des<br />
<strong>Tier</strong>heimes Stolzboden<br />
geworfen. Beim<br />
Aufprall öffnete sich<br />
das Türchen und die<br />
Kätzin suchte verstört<br />
das Weite. Tagelanges<br />
Suchen, Locken<br />
und Rufen nützte<br />
nichts. Fast gab man<br />
schon die Hoffnung<br />
auf, dass das ausgesetzte<br />
<strong>Tier</strong> doch noch<br />
auftaucht. Doch siehe<br />
da – nach 5 Tagen<br />
fand man das total<br />
verängstigte <strong>Tier</strong> unter<br />
einer Holzbeige.<br />
Anfangs war die grauweisse<br />
Maggie sehr<br />
scheu, was nach ihrem<br />
Erlebnis auch<br />
nicht verwunderlich<br />
ist. Inzwischen hat sie<br />
aber wieder Vertrauen<br />
gefasst und ist<br />
recht zutraulich.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
Glückspilz<br />
Jessi, 11-jährig. Mit knapp 6 Monaten wurde der<br />
Schäfer-Appenzeller-Mischling ins <strong>Tier</strong>heim gebracht,<br />
weil angeblich die Wohnung für den Hund<br />
zu klein war. <strong>Pro</strong>blematisch war wohl eher, dass Jessi<br />
bei grosser Freude oder Furcht unkontrolliert Wasser<br />
liess und deshalb unerwünscht war. Nach kurzer<br />
Zeit holten sie ihre neuen Besitzer aus dem <strong>Tier</strong>heim.<br />
Diese liessen sich von Jessis «Handicap» nicht abschrecken,<br />
und nach einiger Zeit verschwand das<br />
<strong>Pro</strong>blem weitgehend. Jessi ist mittlerweile 11 Jahre<br />
alt und immer noch bei bester Gesundheit. Laut ihren<br />
glücklichen Besitzern merkt man ihr das Alter<br />
kaum an. Und sie tollt noch immer herum wie ein<br />
junger Hund.<br />
Verwaist gefunden<br />
Unser Spendenkonto<br />
PC: 80-37221-2<br />
Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz,<br />
Alfred-Escher-Strasse 76, 8002 Zürich<br />
Julia. Das kleine Tigerkätzchen<br />
wurde uns auf das Sekretariat gebracht.<br />
Julia fand man in einem<br />
Kellerabteil. Von den Geschwistern<br />
und der Mutter fehlte jede Spur. Im<br />
<strong>Tier</strong>heim Stolzboden wurde der<br />
erst wenige Tage alte Winzling liebevoll<br />
umsorgt und mit der Flasche<br />
aufgezogen. Inzwischen hat<br />
sie sich zu einer selbstbewussten<br />
kleinen Dame entwickelt, die gerne<br />
einen Spielgefährten hätte.<br />
Besitzer verstorben<br />
Bläzli und Bimba, 12- und 11-jährig. Die beiden dreifarbigen Katzen hatten bis<br />
anhin nicht viel Glück. Seit über vier Jahren leben nun Mutter und Tochter schon<br />
im <strong>Tier</strong>heim. Abgegeben wurden sie nach dem Tod ihres Besitzers. Dessen Tochter<br />
wollte die beiden bei sich aufnehmen. Ihre eigene Katze jedoch vertrug sich<br />
nicht mit ihnen. Schweren Herzens musste sie Bläzli und Bimba ins Heim bringen.<br />
Einer der beiden leidet an chronischem Katzenschnupfen. Dieser ist zwar<br />
nicht ansteckend, aber er hat bislang eine neue Platzierung verhindert. So bleiben<br />
die beiden Unzertrennlichen im <strong>Tier</strong>heim – als Patentiere.<br />
5
«Vergessen»<br />
Belinda, 8-jährig. Die schildpattfarbige<br />
Perserkätzin ist äusserst<br />
liebenswert und sehr verschmust.<br />
Ihre ehemalige Besitzerin,<br />
eine fragwürdige Züchterin,<br />
brachte sie und ein paar<br />
andere Katzen infolge Umzugs<br />
ins Heim, hat sie dort aber nie<br />
wieder abgeholt. Belinda war in<br />
einem sehr schlechten Zustand,<br />
abgemagert und von<br />
Flöhen befallen. Das völlig verfilzte<br />
Fell musste unter Vollnarkose<br />
durch eine Totalrasur entfernt<br />
werden. Inzwischen geht<br />
es ihr aber gesundheitlich bestens.<br />
Beinahe hätte sich ihr<br />
Traum von einem liebevollen<br />
Zuhause erfüllt. Die bereits ansässige<br />
Katze duldete den Neuankömmling<br />
aber nicht, und<br />
Belinda musste wieder zurück<br />
ins <strong>Tier</strong>heim.<br />
Fotos: Rita + Nathalie Dubois<br />
Glück gehabt<br />
Unsere Findeltiere brauchen Unterstützung<br />
Menschen können sehr unbarmherzig<br />
sein – besonders wenn es um Haustiere<br />
geht. Immer wieder werden in unserem<br />
Vertragstierheim «Stolzboden» <strong>Tier</strong>e<br />
abgegeben, die ein trauriges Schicksal<br />
hinter sich haben: geschundene,<br />
misshandelte, abgeschobene oder ihren<br />
Besitzern ganz einfach lästig gewordene<br />
Hunde und Katzen. Mit unendlicher<br />
Mühe, grosser Geduld, viel Liebe und<br />
bestmöglicher tiermedizinischer Versorgung<br />
gelingt es uns, dass die armen Geschöpfe<br />
wieder Lebensmut finden und<br />
Vertrauen zu den Menschen fassen. Wir<br />
weisen, wenn immer möglich, kein <strong>Tier</strong><br />
ab. Und so landen bei uns immer wieder<br />
<strong>Tier</strong>e, die niemand mehr haben<br />
möchte. Ausgestossene der Konsumgesellschaft.<br />
Dem herzlosen Umgang vieler<br />
Menschen mit ihren ehemaligen<br />
Hausgenossen setzen wir Zeit, Geduld<br />
und Zuneigung entgegen. Bei uns wird<br />
kein <strong>Tier</strong> aus Platzmangel eingeschläfert,<br />
oder weil es aufgrund seines Alters<br />
nicht mehr oder nur noch schwer platzierbar<br />
ist.<br />
Ausgesetzt<br />
Jeder Hund und jede Katze, die anderswo<br />
kein Zuhause mehr finden, sollen bei<br />
uns ihren Lebensabend in Ruhe und Frieden<br />
verbringen dürfen. Leider ist diese<br />
mühevolle und nicht einfache Arbeit für<br />
die <strong>Tier</strong>e auch mit hohen Kosten verbunden.<br />
Allein im letzten Jahr mussten wir<br />
über 600 000 Franken für die unmittelbare<br />
<strong>Tier</strong>fürsorge aufbringen. Damit ist<br />
die Grenze der Belastbarkeit überschritten.<br />
Ohne die kontinuierliche, finanzielle<br />
Hilfe von <strong>Tier</strong>freunden werden wir unsere<br />
wichtige Arbeit für die <strong>Tier</strong>e leider<br />
nicht mehr lange in der gewohnten Form<br />
fortsetzen können. Obwohl wir immer<br />
wieder von der Polizei und den Sozialämtern<br />
<strong>Tier</strong>e übernehmen müssen, erhalten<br />
wir dafür keinerlei finanzielle Unterstützung<br />
durch die öffentliche Hand.<br />
Im Namen unserer <strong>Tier</strong>e danken wir allen<br />
ganz besonders herzlich, die uns freiwillig<br />
mit Spenden unterstützen. Damit<br />
wir auch in Zukunft möglichst vielen<br />
Hunden und Katzen ihr Vertrauen in uns<br />
Menschen zurückgeben und ihnen damit<br />
auch ihre Treue und Anhänglichkeit<br />
belohnen können. Rita Dubois<br />
Anja, 10-jährig. Auch sie, eine dreifarbige<br />
Perserkatze, ist sehr liebesbedürftig und<br />
stark auf Menschen bezogen. Sie wurde in<br />
einem schlimmen Zustand auf der Strasse<br />
gefunden. Anja war verwahrlost und hatte<br />
eine Gebärmuttervereiterung. Möglich, dass<br />
ihrem ehemaligen Besitzer die <strong>Tier</strong>arztkosten<br />
zu hoch waren und er sie kurzerhand<br />
vor die Tür gesetzt hat. Trotz ihres Alters<br />
ist Anja äusserst fit. Zudem versteht sie sich<br />
auch prima mit anderen Katzen.<br />
Jacky, 1-jährig. Der junge Tigerkater lebte zusammen mit 18 anderen Katzen<br />
völlig verwildert bei einem alten Mann. Sie kamen nur zum Fressen in<br />
die Küche und konnten kaum angefasst werden. Ein trauriges Beispiel unkontrollierter<br />
Vermehrung. Die einzige Lösung war die Kastration aller <strong>Tier</strong>e.<br />
Hierfür übernahm <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> die Kosten. Die erwachsenen, unplatzierbaren<br />
<strong>Tier</strong>e wurden danach wieder in ihr angestammtes Revier entlassen. Da Jacky<br />
und seine vier Geschwister erst ein paar Monate alt waren, war die Chance<br />
gross, dass sie sich an Menschen gewöhnen würden. Also suchte <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
für sie ein neues Zuhause. Eine Frau, die bereits den Kater Maiky in Jackys<br />
Alter hatte, nahm ihn schliesslich bei sich auf. Doch bis sich Jacky anfassen<br />
liess und sich nicht mehr voller Angst unter die Couch verkroch, vergingen<br />
zwei Monate. Inzwischen ist er aber dank der Liebe und Geduld seiner neuen<br />
Besitzerin zutraulich und sogar richtig verschmust geworden. Heute toben<br />
er und sein Spielgefährte Maiky häufig ausgelassen durch die Wohnung.<br />
6<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> hilft Wildhütern im Kongo<br />
Okapis und Gorillas<br />
sollen überleben<br />
Okapis, die wundervollen Waldgiraffen, aber auch Berggorillas und<br />
Waldelefanten werden im Kongo trotz Kriegswirren geschützt. <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
unterstützt Wildhüter bei ihrer schwierigen Aufgabe.<br />
VON ULRICH KARLOWSKI<br />
Sie war zerstört und ist es teils<br />
immer noch: die Infrastruktur<br />
der einst wildreichen Nationalparks<br />
in der Demokratischen<br />
Republik Kongo (Exzaire) im Herzen<br />
Afrikas. Während der letzten<br />
Kriegswirren im riesigen Lande litten<br />
das Wild ebenso wie die Einrichtungen<br />
der Nationalparks. Bewaffnete<br />
und marodierende Banden<br />
raubten den Wildhütern die Ausrüstung.<br />
Deshalb engagierte sich im<br />
Sommer vergangenen Jahres <strong>Pro</strong>-<br />
<strong>Tier</strong> (vgl. <strong>Heft</strong> 2/2001) bei einer internationale<br />
Aktion zum Wiederaufbau<br />
der Wildschutzgebiete. Als ersten<br />
Schritt zurück zur Normalität<br />
sollten jene Wildhüter, die den<br />
Krieg überlebt hatten, mit neuen<br />
Uniformen ausgerüstet werden.<br />
1600 Uniformen für<br />
die Wildhüter<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> finanzierte 10 Wildhüteruniformen<br />
im Wert von je 50 US-<br />
Dollar für diese wichtige Initiative<br />
des Lukuru Wildlife Research <strong>Pro</strong>ject<br />
(LWRP, Colorado, USA). Erfreulicherweise<br />
stiess das <strong>Pro</strong>jekt auf<br />
grosse internationale Resonanz. Die<br />
Aufgabe aber war gewaltig: 1600<br />
Wildhüter sollten mit einer kompletten<br />
Uniform (Hemd, Stiefel,<br />
Gürtel, Hut, Hosen und Aufnähern<br />
mit dem Logo der Nationalparkbehörde<br />
ICCN) ausgerüstet werden.<br />
Aus Mitteln der Unesco/Unf konnten<br />
400 Uniformen finanziert wer-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
den, der Rest wurde von Organisationen<br />
wie <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> aufgebracht.<br />
«Ich bin hoch erfreut, allen Hilfsorganisationen<br />
mitteilen zu können,<br />
dass wir unser Ziel erreicht haben»,<br />
vermeldete Dr. Jo Thompson, Leiterin<br />
des LWRP, im Juli dieses Jahres.<br />
Die Kampagne ist damit erfolgreich<br />
abgeschlossen.<br />
Dringend notwendige<br />
Unterstützung<br />
«Aus eigener Kraft hätte die Nationalparkbehörde<br />
das niemals geschafft.<br />
Die Uniformen sind enorm<br />
wichtig für die Motivation der Ranger,<br />
für ihren Zusammenhalt und<br />
als Zeichen ihrer <strong>Pro</strong>fessionalität»,<br />
schreibt Jo Thompson. In den mehr<br />
als 20 Nationalparks und Schutzge-<br />
bieten des Landes gibt es jetzt endlich<br />
wieder eine einheitlich ausgerüstete<br />
Wildhütertruppe, die sich<br />
für den Schutz zahlreicher, teils<br />
auch sehr seltener <strong>Tier</strong>arten einsetzt.<br />
Durch Verhandlungen mit<br />
Rebellengruppen wie der RCD, die<br />
immer noch weite Teile des Landes<br />
kontrolliert, konnte die Verteilung<br />
der Uniformen auch in deren Einflussgebiet<br />
gewährleistet werden.<br />
Das <strong>Pro</strong>jekt half zudem beim Wiederaufbau<br />
der lokalen Wirtschaft.<br />
Uniformen und Stiefel wurden im<br />
Kongo selbst hergestellt. Insgesamt<br />
konnten 80 <strong>Pro</strong>zent aller für diese<br />
Aktion gesammelten Gelder direkt<br />
im Land eingesetzt werden.<br />
Einmalige <strong>Tier</strong>arten<br />
geschützt<br />
Wir freuen uns sehr, dass wir zu<br />
dieser wichtigen und erfolgreichen<br />
Aktion beitragen konnten und danken<br />
allen Gönnerinnen und Gönnern,<br />
die uns dabei unterstützten,<br />
ganz herzlich. Die oft riesigen Nationalparkgebiete<br />
des Kongos beherbergen<br />
ein einmaliges Naturerbe<br />
der Menschheit. Dieses muss<br />
mit aller Kraft vor der drohenden<br />
Vernichtung bewahrt werden. Nur<br />
schon deshalb, weil es Berggorillas,<br />
Waldelefanten, Grauergorillas, Okapis,<br />
Nördliche Breitmaulnashörner,<br />
Schimpansen, Bonobos und viele<br />
andere Wildtiere beherbergt. Und<br />
weil viele dieser <strong>Tier</strong>arten nur hier<br />
leben und sonst nirgendwo mehr<br />
auf der Welt vorkommen. ■<br />
7
Gnadenheu als Alternative zum Schlachthaus<br />
Ein Altersasyl für Kühe<br />
Idana, 18-jährig – Altersheim<br />
als Alternative zum Schlachthof<br />
«Viva la Vacca» – «Es lebe die Kuh».<br />
So heisst das <strong>Pro</strong>jekt, das der<br />
<strong>Tier</strong>schutzverein Bischofszell-Weinfelden<br />
und Umgebung ins Leben gerufen hat.<br />
Ein Altersheim für Kühe, zu denen Landwirte<br />
im Laufe der Jahre eine besonders enge<br />
Beziehung aufgebaut haben, sie aber aus<br />
wirtschaftlichen Gründen nicht auf dem Hof<br />
lassen können. Durch Patenschaften soll nun<br />
der Unterhalt der <strong>Tier</strong>e finanziert werden.<br />
8 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02
Die Idee stammt von einem<br />
Thurgauer Primarlehrer. Bei<br />
einem Besuch mit seiner<br />
Schulklasse auf einem Bauernhof in<br />
der Nähe von Schaffhausen hatte er<br />
spontan mit der Kuh Kassja Freundschaft<br />
geschlossen. Als er hörte,<br />
dass Kassja zum Metzger geführt<br />
werden solle, kaufte er kurzentschlossen<br />
die lieb gewonnene Kuh.<br />
Kassja hatte jeweils zu früh gekalbt.<br />
VON NATHALIE DUBOIS<br />
Das ging ins Geld, kostete für sie<br />
und ihren kränkelnden Nachwuchs<br />
Arztbesuch und Medikamente, die<br />
dem Besitzer zuviel wurden. Auf der<br />
Suche nach einem geeigneten Altersplatz<br />
wandte sich der Primarlehrer<br />
an Reinhold Zepf, Präsident des<br />
<strong>Tier</strong>schutzvereins Bischofszell-<br />
Weinfelden und Umgebung. Dieser<br />
wurde auch prompt fündig: Robert<br />
Custer, Bauer in Berg TG, erklärte<br />
sich bereit, die Kuh fürs Gnadenheu<br />
vorerst bei sich aufzunehmen. Anfang<br />
Juli durfte Kassja umziehen.<br />
Ihr Retter übernahm zugleich die<br />
monatliche Patenschaft, und ein<br />
ortsansässiger <strong>Tier</strong>arzt behandelt,<br />
falls nötig, die 10-jährige Simmentalerin<br />
kostenlos. Der Anfang war<br />
gemacht: Ein Altersheim für Kühe<br />
ist entstanden.<br />
Auf Kassja folgt Idana<br />
Kurz nach Kassjas Stallwechsel erhielt<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> eine Anfrage von der<br />
jungen Bauernfamilie Lüssi aus<br />
Turbenthal ZH, die uns um eine Lösung<br />
für ihre 18-jährige Lieblingskuh<br />
Idana bat. Bis jetzt hatten sie<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
den Entscheid, das <strong>Tier</strong> zum Metzger<br />
zu bringen, schweren Herzens<br />
vor sich her geschoben. Idana war<br />
ein Familienmitglied geworden, und<br />
die Familie konnte sich einfach nicht<br />
von ihr trennen. Dies, obwohl ihr<br />
Platz längst schon dringend für eine<br />
«wirtschaftlichere» Kuh gebraucht<br />
worden wäre. So entschloss sich<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> spontan, die Patenschaft für<br />
Idana zu übernehmen. Am 25. Juli<br />
durfte auch sie ins Kuhaltersheim<br />
nach Berg umziehen. Begleitet von<br />
der Familie Lüssi, Reinhold Zepf, der<br />
Presse und Rita Dubois, Geschäftsführerin<br />
der Patin <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />
Weitere Paten gesucht<br />
Das Platzangebot auf Bauer Custers<br />
Hof ist aber beschränkt. Deshalb<br />
sucht Reinhold Zepf geeignete Plätze<br />
für ähnliche Fälle. Die <strong>Tier</strong>e sollen<br />
artgerecht gehalten werden.<br />
Möglichst auf einem Hof, der sich<br />
Ein letzter Ritt auf<br />
Lieblingskuh Idana<br />
Idana besteigt<br />
den Transporter<br />
nach Berg freiwillig<br />
Rita Dubois, Geschäftsführerin<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>, heisst<br />
die Patenkuh in Berg willkommen<br />
durch besonders vorbildliche <strong>Tier</strong>haltung<br />
auszeichnet. Denkbar wäre<br />
dies auch bei einem älteren Bauern,<br />
der seinen Betrieb nicht mehr auf<br />
<strong>Pro</strong>duktion ausrichten möchte. Gesucht<br />
werden auch Paten für weitere<br />
Kühe, die für die monatlichen Kosten<br />
von Fr. 200.– aufkommen. Überdies<br />
besteht die Möglichkeit, dass<br />
sich mehrere Leute an einer Patenschaft<br />
für das Gnadenheu einer betagten<br />
Kuh beteiligen. ■<br />
Hals- und Rückenschrubben<br />
zum Abschied – Idanas<br />
«Lieblingsstreicheleinheiten»<br />
9
Geschundene Delfine im Manati-Park<br />
«Qual-Delfinarium»<br />
im Urlaubsparadies<br />
Im Billig-Urlaubsparadies Dominikanische<br />
Republik locken<br />
Sandstrände, Palmen und ewige<br />
Sonne jedes Jahr Scharen von Urlaubshungrigen<br />
an. Die Region<br />
Punta Cana, eine Hochburg des<br />
Ressort-Tourismus, wartet allerdings<br />
mit etwas auf, das schon so<br />
manchem <strong>Tier</strong>freund die Ferienstimmung<br />
gründlich vermiest hat:<br />
das wohl katastrophalste Delfinarium<br />
der Welt, den «Manati-Park-<br />
Bavaro».<br />
VON ULRIKE KIRSCH & ULRICH KARLOWSKI<br />
Die SGT/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> unterstützt eine internationale<br />
Kampagne zur Schliessung<br />
dieser Delfin-Qualanlage und<br />
appelliert an alle «DomRep»-Reisenden,<br />
auf keinen Fall den «Manati-<br />
Park» zu besuchen. Grund: Die<br />
Delfinhaltung im «Manati-Park» ist<br />
ein Beispiel von extremer <strong>Tier</strong>quälerei.<br />
In letzter Zeit sind hier mindestens<br />
sechs Grosse Tümmler<br />
elend gestorben. In winzigen Betonbecken,<br />
die nicht einmal die Grös-<br />
Der viel besuchte Manati-Park in der<br />
Dominikanischen Republik gilt als das übelste<br />
Delfinarium der Welt. <strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />
wie <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> und Tourismusunternehmen bitten<br />
deshalb Ferienreisende, um das Qual-Delfinarium<br />
einen grossen Bogen zu machen.<br />
se eines Schwimmbeckens haben,<br />
finden die derzeit drei Grossen<br />
Tümmler keine Ruhe vor dem Menschenandrang.<br />
Kunststücke mit Zwang<br />
Früher waren hier sogar bis zu acht<br />
Delfine eingepfercht. Täglich gibt es<br />
Shows und Schwimmprogramme<br />
für Besucher, die immerhin 70 US-<br />
Dollar hinblättern, um etwa sieben<br />
Minuten mit einem echten Delfin zu<br />
verbringen. Den wenigsten ist klar,<br />
dass die <strong>Tier</strong>e ihre Kunststücke und<br />
vermeintlichen Zuneigungsbekundungen<br />
nur machen, weil sie hungrig<br />
sind und sich durch Erfüllung ihres<br />
Solls so die häppchenweise verabreichte<br />
Nahrung sichern müssen.<br />
An die 200 Besucher steigen in der<br />
Hauptsaison jeden Tag in das stark<br />
chlorierte Wasser und bescheren so<br />
dem «Manati-Park» Tageseinnahmen<br />
bis zu insgesamt 14 000 US-<br />
Dollar.<br />
Nur der Besuch der Touristen<br />
macht die Weiterführung dieses<br />
Delfinelends möglich. Und auf Kosten<br />
der scheinbar immer vergnügten<br />
Meeressäuger sahnen die Inhaber<br />
als skrupellose Geschäftemacher<br />
kräftig ab. Sobald ein Delfin<br />
aufgrund der fürchterlichen Zustände<br />
stirbt, wird sofort ein neuer gefangen<br />
– obwohl dies verboten ist.<br />
Doch die Behörden der Dominikanischen<br />
Republik sehen tatenlos zu.<br />
Grund: Die Besitzer des «Manati-<br />
Parks» verfügen über gut geschmierte<br />
Beziehungen bis in höchste<br />
Regierungskreise.<br />
Einschüchterungen<br />
und Drohungen<br />
Als ein unbequem gewordener Beamter<br />
gegen die Einfuhr neuer Delfine<br />
für den «Manati-Park» vorgehen<br />
wollte, wurde er kurzerhand<br />
entlassen und durch willfährige Erfüllungsgehilfen<br />
ersetzt. Ehemalige<br />
Delfintrainer aber wagen es nicht<br />
auszupacken: Es herrscht ein Klima<br />
der Angst, <strong>Tier</strong>schützer werden bespitzelt,<br />
mit der Waffe bedroht oder<br />
10 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
Foto: Ruedi Suter
durch Drohanrufe eingeschüchtert.<br />
Niemand soll erfahren, was wirklich<br />
in diesem Park passiert.<br />
Das Elend wurde gefilmt<br />
Doch einem Filmteam von Stern-TV<br />
(RTL) gelang es diesen Sommer,<br />
die Zustände im Horrordelfinarium<br />
zu dokumentieren. Mit diesem Bericht<br />
und gross angelegten <strong>Pro</strong>testen<br />
konnte die Münchner Gesellschaft<br />
zur Rettung der Delfine (GRD)<br />
bereits alle grossen deutschen Touristikunternehmen<br />
überzeugen, den<br />
Kartenverkauf für den «Manati-<br />
Park» einzustellen. Der Verkauf in<br />
den meisten Hotels und Ressorts in<br />
Punta Cana geht jedoch munter<br />
weiter. Lediglich die beiden LTI-<br />
Ressorts und das Hotelpa-Ressort<br />
haben den Kartenverkauf eingestellt.<br />
Auch die TUI, der weltweit<br />
grösste Tourismuskonzern, geht<br />
mit einem Totalboykott entschieden<br />
gegen die Delfinquälerei im<br />
«Manati-Park» vor. Doch die Einnahmen<br />
aus den Kartenverkäufen<br />
in den übrigen Ressorts ermöglichen<br />
die Fortsetzung des Delfinelends.<br />
Denn nach wie vor besuchen<br />
zahllose Urlauber, worunter<br />
auch viele Schweizer, den Park aus<br />
Unkenntnis. Bei Redaktionsschluss<br />
traf die Meldung ein, die Parkdirektion<br />
habe mit abgelaufenen Bewilligungen<br />
acht wilde Delfine gefangen,<br />
was zu internationalen <strong>Pro</strong>testen<br />
führte. Sicher ist: Nur wenn<br />
dieser Touristenstrom und damit<br />
das Geld versiegt, werden die Betreiber<br />
mit ihrer Delfinquälerei aufhören.<br />
■<br />
Helfen Sie mit, dass das Horrordelfinarium<br />
geschlossen wird:<br />
• Fallen Sie nicht auf die verlockende<br />
Werbung des «Manati-Parks» herein<br />
und verzichten Sie auf einen Besuch.<br />
Abgesehen davon: Es lohnt sich wirklich<br />
nicht!<br />
• Wenn Sie in einem Hotel/Ressort<br />
sind, das Karten für den «Manati-<br />
Park» verkauft, beschweren Sie sich<br />
bei Ihrer Reiseleitung und beim Hotelmanagement.<br />
• Informieren Sie Ihre Mitreisenden<br />
und bitten Sie diese ebenfalls, auf<br />
einen Besuch zu verzichten.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
Die Seehundstaupe wandert: Die seit<br />
Mai zunächst in Dänemark, später auch<br />
in Schweden, Norwegen und den Niederlanden<br />
grassierende Seehundseuche<br />
erreichte Ende Juli das deutsche<br />
Wattenmeer. Insgesamt waren bis Anfang<br />
Juni bereits 2300 Seehunde der<br />
Epidemie zum Opfer gefallen. Nach<br />
Auffassung der meisten Wissenschafter<br />
hat das Auftreten der Seehundepidemie<br />
natürliche Ursachen – und ist<br />
Teil des Naturgeschehens. Bereits 1988<br />
forderte die Seuche das Leben von<br />
mehr als der Hälfte aller Seehunde in<br />
der Nordsee (18 000 <strong>Tier</strong>e).<br />
Heute gelten die Lebensbedingungen<br />
der auf 20 000 bis 25 000 geschätzten<br />
Seehunde im Wattenmeer als deutlich<br />
verbessert. Ihr Gesundheits- und Ernährungszustand<br />
wird von Experten als<br />
Neue Seehundseuche<br />
«gut» bezeichnet. Vor allem die Schadstoffbelastung<br />
der Nordsee, die das Immunsystem<br />
der <strong>Tier</strong>e schwächen könnte,<br />
ist im Vergleich zu 1988 deutlich zurückgegangen.<br />
Andererseits haben nur<br />
noch wenige Seehunde Abwehrkörper<br />
gegen das Staupevirus.<br />
Der Verlauf der Epidemie ist daher<br />
kaum vorhersehbar. Unabhängig davon<br />
zeigen aber die Erfahrungen von<br />
1988, dass sich die Population nach<br />
Abklingen der Epidemie rasch wieder<br />
erholt. Umweltschützer raten aber zu<br />
grösstmöglicher Rücksichtnahme bei<br />
Ausflugsfahrten zu den Seehundbänken,<br />
bei Wattwanderungen und beim<br />
Wassersport: Die Seehunde sollen<br />
nicht durch Lärm und Störungen zusätzlichen<br />
Stressfaktoren ausgesetzt<br />
werden. NatureNews<br />
Ein Vermächtnis<br />
für die <strong>Tier</strong>e<br />
Bitte denken Sie bei der<br />
Erstellung Ihres Testaments<br />
auch an <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />
Sie helfen mit, dass<br />
wir uns auch in Zukunft<br />
effizient für die <strong>Tier</strong>e<br />
einsetzen können.<br />
Für Auskünfte und Beratung<br />
steht Ihnen unsere Geschäftsführerin,<br />
Rita Dubois, gerne zur Verfügung.<br />
11
Hinter der TV-Serie «Unser Charly» steckt <strong>Tier</strong>quälerei<br />
Die Leiden eines Schimpansen<br />
als Fernsehstar<br />
Gerührt nimmt das Fernsehpublikum wahr, wie «menschlich» und<br />
«herzig» sich «Unser Charly», der Schimpanse, verhält. Dass hinter<br />
solchen TV-Shows auch pure <strong>Tier</strong>quälerei steckt, wird vor lauter<br />
Rührung übersehen.<br />
VON ULRICH KARLOWKSI<br />
Lassen Sie sich nicht von<br />
«Charly» zum Besten halten.<br />
Seine Possen in der Sendung<br />
«Unser Charly» (ZDF, samstags von<br />
19.25 bis 20.15 Uhr, Gemeinschaftsproduktion<br />
von ZDF, ORF und SF<br />
DRS) mögen zwar Zuschauerinnen<br />
und Zuschauer zum Lachen bringen,<br />
aber ein Blick hinter die Kulissen<br />
zeigt: Das Leben dieses Schimpansen<br />
ist eher qualvoll als lustig.<br />
Warum? So genannte «Studio-<br />
Schimpansen» werden ihren Müttern<br />
weggenommen, oft noch bevor<br />
sie entwöhnt sind. Dann zieht man<br />
ihnen die Eckzähne, pfercht sie häufig<br />
in kleine Käfige und zwingt sie<br />
zu erniedrigenden Kunststückchen –<br />
unter Androhung von Schlägen,<br />
Elektroschocks oder Futterentzug.<br />
Heute knuddelig, morgen<br />
zu stark<br />
Heute mag «Charly» ja noch knuddelig<br />
wie ein Teddybär sein. Doch<br />
was passiert, wenn er in die Pubertät<br />
kommt? Mit der mehrfachen<br />
Stärke eines erwachsenen Mannes<br />
wird es unmöglich werden, «Charly»<br />
zu handhaben. Deshalb tauscht<br />
man ihn regelmässig, etwa im Alter<br />
von 5 Jahren, aus. Doch die<br />
«ausgedienten» Menschenaffen er-<br />
Krankspritzen<br />
von 6 Schimpansen<br />
Dank einer europaweiten Kampagne,<br />
an der sich <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> beteiligte, erklärte<br />
sich die niederländische Regierung<br />
bereit, einen grossen Teil der Schimpansen<br />
aus dem höchst umstrittenen<br />
Primatenlabor BPRC (Biomedical Primate<br />
Research Center) an Auffangstationen<br />
abzugeben [vgl. <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/<strong>2002</strong>]).<br />
Ausserdem sollen Versuche mit Schimpansen<br />
in den Niederlanden verboten<br />
werden. Doch das Schicksal von sechs<br />
Schimpansen aus dem BPRC ist immer<br />
noch ungewiss: Für den Herbst <strong>2002</strong> ist<br />
ein neuer <strong>Tier</strong>versuch geplant, bei dem<br />
sechs <strong>Tier</strong>e mit Hepatitis C infiziert<br />
werden sollen. Dabei könnten die noch<br />
kerngesunden Schimpansen zusammen<br />
mit ihren Artgenossen in die Auffangstation<br />
nach Spanien gebracht<br />
werden. Sind sie jedoch erst einmal<br />
infiziert, werden sie den Rest ihres Lebens<br />
im BPRC verbringen müssen!<br />
Helfen Sie mit<br />
Machen Sie mit bei der Unterschriftenaktion<br />
des Bundesverbandes der <strong>Tier</strong>versuchsgegner:<br />
Fordern Sie die niederländische<br />
Regierung auf, die geplante<br />
Infizierung der Schimpansen zu<br />
stoppen. Eine Unterschriftenliste können<br />
Sie im Internet herunterladen:<br />
http://www.tierrechte.de/themen/primaten/bprc.shtml<br />
12 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02
Foto: Steve Bloom by Könemann Verlagsgesellschaft mbH<br />
Unbeschwerte Schimpansenkindheit in Freiheit.<br />
wartet dann nicht etwa ein Leben<br />
unter Artgenossen in natürlicher<br />
Umgebung. In der Regel sind diese<br />
<strong>Tier</strong>e kaum oder gar nicht mit<br />
Schimpansen sozialisiert und daher<br />
in Zoos nicht willkommen. So bleibt<br />
den einst putzigen «Studio-Schimpansen»<br />
manchmal nur noch die<br />
Fahrt ohne Rückfahrkarte ins Labor<br />
oder in zwielichtige «Unterhaltungsunternehmen».<br />
Da werden sie<br />
dann zum Ausstellungsstück degradiert<br />
und zu lebenslangem Leid verurteilt.<br />
Die Unterhaltungsindustrie<br />
aber verlangt immer wieder nach<br />
Affenbabys und hält damit den<br />
Missbrauch dieser <strong>Tier</strong>e aufrecht.<br />
Doch wer liefert den ständigen<br />
Nachschub an «studiofähigen» Affenbabys?<br />
«Charly» wurde in den<br />
USA geboren und aufgezogen, wo<br />
das Schachern mit Schimpansen<br />
ein lukratives Geschäft ist. Die in<br />
den USA ansässige Steve Martin’s<br />
Working Wildlife, ein <strong>Tier</strong>aussteller,<br />
war einst «Charly’s» trautes oder<br />
besser nicht so trautes Heim, bevor<br />
die Serie «Unser Charly» ihn für die<br />
Hauptrolle mietete.<br />
Abschalten<br />
und protestieren<br />
Bei Steve Martin’s Working Wildlife<br />
dürfen <strong>Tier</strong>e in den meisten Gehegen<br />
keine oder nur wenige Gegenstände<br />
zur Bereicherung ihrer<br />
physischen Umgebung ihr Eigen<br />
nennen, wie aus einem jüngsten<br />
Regierungsbericht hervorgeht. Und<br />
obwohl der <strong>Tier</strong>händler fleissig Minuspunkte<br />
aufgrund seiner Verstösse<br />
gegen das US-<strong>Tier</strong>schutzgesetz<br />
sammelt, das auch den Schutz von<br />
<strong>Tier</strong>en in der Unterhaltungsbranche<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
Schim<br />
pansenkind<br />
zum<br />
«Affen»<br />
gemacht!<br />
vorsieht, ist er noch immer im Geschäft.<br />
Und seine Geschäfte laufen<br />
gut – zu gut. Selbst ein Appell der<br />
weltbekannten Primatenforscherin<br />
Dr. Jane Goodall an mehrere US-<br />
Firmen blieb bislang folgenlos. Fazit:<br />
Solange rücksichtslose Fern-<br />
Spendenaufruf<br />
sehshows wie «Unser Charly» weiterhin<br />
in Anzügen gekleidete<br />
Schimpansen zeigen, die dümmliche<br />
Tricks vorführen, wird die Öffentlichkeit<br />
weiterhin denken, die<br />
<strong>Tier</strong>e seien vor allem zu unserer Unterhaltung<br />
da. Helfen Sie «Charly»<br />
und seinen Leidensgenossen, indem<br />
Sie den Stopp solcher TV-Serien<br />
fordern. Quelle: PETA ■<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Aktion:<br />
Schreiben Sie an das ZDF und<br />
fordern Sie es auf, die Sendung<br />
«Unser Charly» unverzüglich<br />
abzusetzen. Wenden Sie sich an:<br />
ZDF – <strong>Pro</strong>grammleitung<br />
Postfach 40 40, DE-55100 Mainz<br />
T 06131-701, F 06131-702-788<br />
www.zdf.de<br />
Hilfe für Flutopfer<br />
Unter den Folgen der Jahrhundertflut in Tschechien und<br />
Deutschland leiden auch unzählige <strong>Tier</strong>heimtiere. Eingestürzte<br />
Dächer, überschwemmte Hundezwinger und Katzenhäuser,<br />
zerstörte Aussenanlagen und Vorräte bis hin<br />
zur totalen Überflutung der Gebäude haben bei zahlreichen<br />
<strong>Tier</strong>heimen Katastrophenalarm ausgelöst. Die meisten <strong>Tier</strong>e<br />
mussten evakuiert und in provisorische Pflegestellen<br />
gebracht werden. Besonders betroffen vom Hochwasser<br />
sind <strong>Tier</strong>heime in Bayern, Sachsen, Niedersachsen und<br />
Thüringen. Mit einer Spendenaktion will jetzt die Schweizerische<br />
Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> (SGT/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>)<br />
Mittel zum Wiederaufbau der verwüsteten <strong>Tier</strong>herbergen<br />
bereitstellen. Die SGT/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> koordiniert ihre Hilfe mit dem<br />
Deutschen <strong>Tier</strong>schutzbund. Dieser erklärte: «<strong>Tier</strong>schützer<br />
müssen jetzt zusammenstehen und solidarisch sein. Finanzielle<br />
Unterstützung wird dringend benötigt. Deshalb<br />
hoffen wir auf viele Spenden aus der Schweiz, die wir dann<br />
den am schlimmsten von der Flut betroffenen <strong>Tier</strong>heimen<br />
zur Verfügung stellen werden.» Bitte helfen auch Sie mit!<br />
Spenden auf PC-80-37221-2 oder<br />
Online unter www.protier.ch/onlinespende.<br />
Vermerk: «Hochwasser». Vielen Dank.<br />
13
Tanzbärin<br />
Dorinda<br />
gestorben<br />
Dorinda ist tot. Die mit Hilfe<br />
von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> aus der Gefangenschaft<br />
befreite Tanzbärin<br />
ist in der Bärenauffangstation<br />
der <strong>Tier</strong>schutzorganisation ARKA<br />
im serbischen Banostor bei Novi<br />
Sad Ende Juli «gut umsorgt und<br />
ohne Zeichen eines Schmerzes<br />
sanft entschlafen». Dies berichteten<br />
via E-Mail die <strong>Pro</strong>jektleiter Pavel<br />
und Branka Pasco der <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Geschäftsstelle<br />
in Zürich. Die Schweizer<br />
<strong>Tier</strong>schutzorganisation setzt<br />
sich in Zusammenarbeit mit der Internationalen<br />
Bärenstiftung (IBF)<br />
und ARKA für die Befreiung der (illegal<br />
gehaltenen) Tanzbären und<br />
deren Beherbergung in einer neu<br />
gebauten Auffangstation im Dorf<br />
Banostor ein. Dort gewöhnen sich<br />
zurzeit die befreiten Tanzbären Mlcko,<br />
Kasandra, Uske, Marija und Bo-<br />
zana an ein Leben ohne Angst, Nasenring<br />
und Alkohol, mit denen die<br />
<strong>Tier</strong>e zum «Tanzen» gezwungen<br />
wurden. Dorinda wird nun jene Zukunft<br />
nicht mehr erleben können,<br />
für die sich im letzten Herbst eine<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Delegation bei den Behörden<br />
in Belgrad und Novi Sad stark<br />
machte: Die Auswilderung der geretteten<br />
Petze in ein grosses, umzäuntes<br />
Gelände mit Wald im Nationalpark<br />
Fruska Gora. ■<br />
(Spenden für die serbischen Tanzbären:<br />
PC-Konto 8037221-2 mit Vermerk<br />
«Bärenhilfe».)<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Kalender • Bestelltalon<br />
Ich bestelle Ex.<br />
Kalender 2003 à Fr. 21.50 + Porto und Verpackung Fr.5.–<br />
(Bitte in Blockschrift)<br />
Name/Vorname<br />
Strasse<br />
PLZ/Ort<br />
Datum Unterschrift<br />
(Bei Minderjährigen Unterschrift der gesetlichen Vertreter)<br />
Gottesdienst für <strong>Tier</strong>e<br />
Am 4. Oktober ist Welt-<strong>Tier</strong>schutz-Tag.<br />
Wie schon in den Jahren zuvor wird<br />
aus diesem Anlass in der Kirche St. Jakob<br />
am Stauffacher in Zürich ein Gottesdienst<br />
durchgeführt. Dieser findet<br />
am Sonntag, 6. Oktober, statt. Dazu<br />
sind <strong>Tier</strong>freundinnen und <strong>Tier</strong>freunde<br />
aller Konfessionen und Religionen<br />
herzlich eingeladen. Der Gottesdienst<br />
beginnt um 10 Uhr. Beim anschliessenden<br />
Apéro bietet sich die Gelegenheit<br />
zum Gedankenaustausch mit anderen<br />
<strong>Tier</strong>freunden. Das Zürcher <strong>Tier</strong>spital<br />
– es feierte dieses Jahr sein<br />
100-Jahr-Jubiläum – wird den Gottesdienst<br />
aktiv mitgestalten. Neben einem<br />
Überblick über die Entwicklung der<br />
<strong>Tier</strong>medizin sollen auch alternative<br />
Heilmethoden zur Sprache kommen.<br />
Das <strong>Tier</strong>spital hatte seinen ersten<br />
Standort unweit der Kirche St. Jakob<br />
in Selnau und ist auch fast so alt wie<br />
die Kirche. 1901 hatten nämlich die<br />
Stimmbürger des Kantons (damals<br />
waren das nur die Männer!) dafür gestimmt,<br />
die bereits 1820 gegründete<br />
«<strong>Tier</strong>arznei-Schule» als eigenständige<br />
Fakultät an die Zürcher Universität anzuschliessen.<br />
mgt<br />
✂<br />
14 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02
Foto: National Geographic D<br />
Bedrohte Nasenaffen<br />
Die Zerstörung der Regenwälder<br />
durch die Holzkonzerne<br />
für die Bedürfnisse der Konsumgesellschaften<br />
kosten immer<br />
mehr Wildtieren die Existenz. So<br />
sind nun wie die Orang-Utans auch<br />
die auf Borneo lebenden Nasenaffen<br />
vom Aussterben bedroht. Holzfäller,<br />
Siedler, Wilderer und Waldbrände<br />
gefährden ihre Existenz. Wie<br />
die Zeitschrift National Geographic<br />
Deutschland in ihrer August-Ausgabe<br />
berichtete, leben nur noch rund<br />
8000 <strong>Tier</strong>e an den Küsten Borneos.<br />
Diese Entwicklung ist Besorgnis er-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
regend, da die Affen mit dem ausgeprägten<br />
Riechorgan ausschliesslich<br />
auf der von Indonesien, Malaysia<br />
und Brunei beanspruchten Insel<br />
Borneo leben. Zum Überleben benötigen<br />
die Nasenaffen grosse zusammenhängende<br />
Waldflächen.<br />
Doch diese werden vorzu für den<br />
Holzkonsum, die Landwirtschaft, die<br />
Trockenlegung von Sümpfen, den<br />
Bergbau und die Shrimpsfarmen an<br />
der Küste geopfert. Dadurch<br />
schrumpft unaufhaltsam der Lebensraum<br />
der <strong>Tier</strong>e. Mitverantwortlich<br />
sind auch wir Konsumenten in<br />
Europa. Regelmässig weisen Umwelt-<br />
und Wildtierschutzorganisationen<br />
nach, dass in Gartenzentren<br />
und Möbelhäusern Tropenhölzer<br />
wie Teak, Ramin, Meranti oder Yellow<br />
Balau angeboten werden. Noch<br />
zehn Jahre, schätzen Wissenschafter,<br />
und die letzten bestenfalls noch<br />
15 000 Orang-Utans auf Borneo sind<br />
ausgerottet. So wird ihr Schutz und<br />
jener der Nasenaffen zu einem Wettlauf<br />
gegen die Zeit. Denn mit jedem<br />
Baum, der in ihrem Biotop gefällt<br />
wird, sinkt ihre Chance zu überleben.<br />
rs/ng ■<br />
15
Bald gibt es keine asiatischen Nashörner mehr<br />
Grossalarm für Asiens<br />
Nashörner<br />
Die asiatischen Nashörner sind<br />
fast ausgestorben. Ihr Schutz<br />
muss massiv verstärkt werden.<br />
Die Lage der asiatischen Nashörner<br />
ist äusserst dramatisch,<br />
warnt der WWF aufgrund<br />
einer neuen Studie. So seien<br />
zwei der drei dort heimischen<br />
Nashornarten vom Aussterben<br />
bedroht. Speziell gefährdet ist das<br />
Sumatra-Nashorn: In Malaysia und<br />
Indonesien haben sich seine Bestände<br />
in nur acht Jahren von geschätzten<br />
600 auf nur noch 300 <strong>Tier</strong>e<br />
halbiert. Vom seltensten Grosssäugetier<br />
der Welt, dem Java-Nashorn,<br />
leben noch knapp 60 <strong>Tier</strong>e im<br />
äussersten Westen der Insel Java<br />
und weniger als acht <strong>Tier</strong>e in Südvietnam.<br />
Für die prekäre Situation<br />
sind vor allem der Raubbau an den<br />
Wäldern und die kontinuierliche<br />
Wilderei verantwortlich. Beides<br />
habe das Sumatra-Nashorn «an<br />
den Rand des Aussterbens gebracht».<br />
WWF-Artenschutzexperte<br />
Roland Melisch: «Das Horn des<br />
Nashorns ist sein Untergang.» Erst<br />
kürzlich seien in Nepal 15 Panzernashörner<br />
in nur fünf Monaten von<br />
Foto: WWF<br />
Wilderern getötet worden. Indien<br />
büsste in zwei Jahren 35 <strong>Tier</strong>e<br />
durch Wilderei ein. «Um das Sumatra-Nashorn<br />
vor dem Aussterben zu<br />
retten, brauchen wir mindestens<br />
doppelt so viele Antiwilderer-Brigaden<br />
wie jetzt. Und wir erwarten<br />
auch eine klare Verpflichtung von<br />
Malaysia und Indonesien zur Rettung<br />
der Nashörner», so Roland<br />
Melisch. «Wir dürfen nicht zulassen,<br />
dass die majestätischen Nashörner<br />
weiterhin der <strong>Pro</strong>fitgier zum<br />
Opfer fallen!»<br />
Schutzerfolge möglich<br />
Drei der insgesamt fünf Nashornarten<br />
leben in Asien, und alle sind<br />
durch den Menschen bedroht. Sie<br />
Wer ein Heimtier hält, ist mit diesem<br />
zumeist emotional eng verbunden. «In<br />
unserer Studie gaben 99 <strong>Pro</strong>zent aller<br />
Heimtierbesitzer an, dass sie ihr <strong>Tier</strong> als<br />
Teil der Familie empfinden», weiss Karen<br />
Allen von der State University New<br />
York, Buffalo, USA, zu berichten. Dabei<br />
wird besonders das gegenseitige<br />
Geben und Nehmen als wohltuend<br />
empfunden. Verständlich also, dass<br />
viele <strong>Tier</strong>halter ihren Gefährten kulinarisch<br />
verwöhnen – denn bekanntlich<br />
geht Liebe durch den Magen. Die Tatsache,<br />
dass sich Heimtierhalter intensiv<br />
mit der Ernährung ihrer Schützlinge<br />
beschäftigen und bei der Wahl des<br />
Futters sehr bewusst vorgehen, ist nur<br />
zu begrüssen. Denn eine artgerechte,<br />
hochwertige Ernährung trägt massgeblich<br />
zur Lebensqualität und Gesundheit<br />
der Heimtiere bei. Ergänzend zu<br />
den Hauptmahlzeiten füttern viele <strong>Tier</strong>-<br />
Mit Verstand füttern!<br />
werden erschossen, vergiftet, aufgespiesst<br />
oder in Fallen gefangen.<br />
Die Wilderer sind auf der Jagd nach<br />
dem begehrten Horn und nach anderen<br />
Körperteilen der <strong>Tier</strong>e, die in<br />
der traditionellen asiatischen Medizin<br />
zu fiebersenkenden Zwecken<br />
eingesetzt werden. Dass aber auch<br />
Schutzerfolge möglich sind, zeigt<br />
der Kaziranga Nationalpark in Nordostindien.<br />
Dort konnte die Nashornpopulation<br />
innerhalb von hundert<br />
Jahren von einem Dutzend Panzernashörnern<br />
auf 1500 <strong>Tier</strong>e gesteigert<br />
werden. Ebenso in Nepal: Im Chitwan-Tal<br />
gab es nach intensiver Wilderei<br />
vor 34 Jahren nur noch etwa<br />
100 Nashörner. Seit das Tal 1973<br />
zum Nationalpark erklärt wurde, hat<br />
sich der Bestand versechsfacht. pt<br />
haltende zwischendurch gern einen Extra-Leckerbissen,<br />
zum Beispiel im Rahmen<br />
der Erziehung oder auch nur so,<br />
zum Verwöhnen. Grundsätzlich ist dagegen<br />
nichts einzuwenden – vorausgesetzt<br />
der Snack ist artgerecht und gesund.<br />
Im Zoofachhandel steht eine<br />
grosse Auswahl an gesunden Snacks<br />
zur Verfügung. Viele davon unterstützen<br />
sogar zusätzlich die Gesundheit des<br />
Heimtieres, zum Beispiel die Zahnpflege,<br />
die Gefieder- oder Fellbeschaffenheit.<br />
Wer sein Heimtier aber zu reichhaltig<br />
füttert und Übergewicht heraufbeschwört,<br />
schadet nicht nur der Lebensqualität<br />
seines Schützlings, sondern<br />
verkürzt sogar dessen Lebenserwartung!<br />
Besser ist es, seinen tierischen<br />
Freund auch mal mit einer liebevollen<br />
Fellpflege, einem ausgelassenen<br />
Spiel oder einer Streicheleinheit extra<br />
zu verwöhnen. ivh<br />
16 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02
Bradypodion uthmoelleri<br />
(Müller 1938)<br />
In den frühen 90er-Jahren besuchte<br />
in Tansania ein Tourist<br />
den berühmten Ngorongoro-<br />
Krater. Am Eingangstor im Wald fiel<br />
ihm ein Chamäleon auf. Ein Einheimischer<br />
hielt es auf einem Stöckchen,<br />
um es gegen Bezahlung fotografieren<br />
zulassen. Der Reisende<br />
kannte die Verwandlungskünstler<br />
in der<br />
Ebene – es waren<br />
meistens Vertreter<br />
des Chamaeleo dilepsis(Lappenchamäleon).<br />
In den Bergen<br />
und bis zum Kraterrand<br />
(über 2000 m ü.<br />
M.) findet man vor allem<br />
das Chamaeleo Männchen<br />
rudis. Dieses <strong>Tier</strong> am<br />
Stecken unterschied<br />
sich aber deutlich von den beiden<br />
Arten. Der Besucher fotografierte<br />
das Chamäleon und schickte die<br />
Bilder an <strong>Pro</strong>f. Dr. Wolfgang Böhme<br />
ins Museum Alexander König in<br />
Bonn, BRD. Auch er als ausgezeichneter<br />
Reptilienkenner hatte jedoch<br />
grösste Mühe, das Exemplar einzuordnen.<br />
Bradypodion uthmoelleri<br />
passte zwar exakt zu den Fotos, war<br />
aber den vorliegenden Forschungsschriften<br />
nach auf Madagaskar daheim,<br />
was falsch ist. Vermutlich sind<br />
in Deutschland im Zweiten Welt-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
Chamäleon:<br />
Wenig erforschte Zeugen aus der Saurierzeit<br />
Jungtier<br />
Männchen<br />
Bradypodion<br />
uthmoelleri<br />
krieg Schriften verloren gegangen.<br />
Des Rätsels Lösung fand sich<br />
schliess-lich durch Zufall im<br />
Staatsmuseum Bangui der<br />
Zentralafrikanischen Republik.<br />
Dort liegt ein Chamaoleo<br />
uthmoelleri in Spiritus,<br />
und dort existieren noch Dokumente,<br />
welche die Herkunft<br />
des rätselhaften Chamäleons<br />
beweisen: Der richtige<br />
Fundort des Holotypus ist am<br />
Mount Hanan in Tansania. (Existiert<br />
nur ein eindeutiger Typus für eine<br />
Art, so bezeichnet man diesen als<br />
«Holotypus», jenes Exemplar also,<br />
das der Erstbeschreibung einer neu<br />
entdeckten Art zu Grunde lag.) So entdeckte<br />
die Wissenschaft ein <strong>Tier</strong> wieder,<br />
das seit dem Zweiten Weltkrieg<br />
«verschollen» war. Heute weiss man,<br />
das Bradypodion uthmoelleri am Mt.<br />
Hanang, Mt. Southpare, Oldeani und<br />
am Ngorongoro-Krater lebt.<br />
Die <strong>Tier</strong>e sind klein (ca. 20 cm)<br />
und farblich eher unscheinbar. Grün<br />
Fotos und Zeichnung: R. A. Attinger<br />
und braun herrschen vor. Ein markantes,<br />
helles Seitenband, belegt<br />
mit grossen Schuppen, zieht sich<br />
von den Vorder- bis zu den Hinterbeinen.<br />
Der Helm ist klein, Rückenund<br />
Bauchkamm fehlen. Einzig das<br />
Männchen trägt an der Schnauzenspitze<br />
ein feines Krönchen aus Kegelschuppen.<br />
Bradypodion uthmoelleri<br />
lebt relativ hoch oben in Bäumen<br />
und Büschen und ist deshalb<br />
sehr schwer zu finden. Von über<br />
30 Chamäleons, die ich 1996 auf<br />
dem Ngorongoro gesehen habe,<br />
Bradypodion uthmoelleri<br />
(Müller 1938)<br />
Gattung: Chamaeleo<br />
Untergattung: –<br />
Art: Bradypodion uthmoelleri<br />
Unterarten: keine<br />
war nur ein einziges ein Bradypodion<br />
uthmoelleri. Vielleicht haben<br />
Sie ja mehr Glück, sollten Sie einmal<br />
in Tansania Ferien verbringen.<br />
Bis zum nächsten Mal<br />
Ihr Rolf A. Attinger<br />
Korrigenda: Im letzten <strong>Heft</strong><br />
wurden leider die Fotos vom<br />
Männchen und Weibchen der<br />
roten Variante des Pantherchamäleons<br />
vertauscht.<br />
17
Tonnenweise Elfenbein beschlagnahmt<br />
Dauerkrieg gegen<br />
die Elefanten<br />
Beunruhigender Fund: Sechs<br />
Tonnen afrikanisches Elfenbein<br />
wurden letzten Juli in Singapur<br />
sichergestellt.<br />
Die illegale Ware stammt<br />
wahrscheinlich aus Sambia<br />
und war auf dem Weg nach<br />
Japan. Die Schmuggelaktion wurde<br />
von der Lusaka Task Force (LATF)<br />
aufgedeckt, in Zusammenarbeit mit<br />
Interpol. Diese konnten den Weg<br />
des weissen Goldes von Sambia<br />
aus über Malawi und Südafrika<br />
nachverfolgen. Von Singapur aus<br />
sollte das Elfenbein dann weiter<br />
nach Japan transportiert werden.<br />
Ein Hauptverdächtiger mit britischem<br />
Pass wurde festgenommen.<br />
«Dank der Unterstützung der Behör-<br />
den in Singapur und von Interpol<br />
war ein schneller Zugriff möglich»,<br />
erklärt Musa Lyimo, Leiter der LATF.<br />
Sechs afrikanische Staaten hatten<br />
1999 diese regierungsübergreifende<br />
Ermittlungsbehörde gebildet, um<br />
die Wilderei auf Elefanten und den<br />
illegalen Handel mit Elfenbein in<br />
Afrika einzudämmen. Das Washingtoner<br />
Artenschutzübereinkommen<br />
CITES, das den grenzüberschreitenden<br />
Handel mit bedrohten <strong>Tier</strong>- und<br />
Pflanzenarten regelt, verbietet den<br />
Handel mit Elfenbein seit 1989. Für<br />
die nächste Vertragsstaatenkonferenz<br />
im November <strong>2002</strong> in Chile hat<br />
Sambia einen Antrag zur Freigabe<br />
des Handels mit 17 Tonnen Elfenbein<br />
aus Regierungsbeständen beantragt.<br />
Südafrika, Simbabwe, Botswana<br />
und Namibia haben ähnliche<br />
Anträge gestellt. Dagegen wehren<br />
sich aber ostafrikanische Staaten<br />
wie Kenia und Tansania. Jeder legalisierte<br />
Elfenbeinhandel führe<br />
sofort zu neuen Elefantentötungen,<br />
begründen sie. In Kenia sind <strong>2002</strong><br />
bereits mindestens 25 Elefanten<br />
ihrer Stosszähne wegen gewildert<br />
worden. Allein die Spekulation über<br />
eine teilweise Legalisierung des Elfenbeinhandels<br />
fördert nach Ansicht<br />
von Experten die Wilderei. Zudem<br />
lassen neueste Erkenntnisse befürchten,<br />
dass es in Afrika wesentlich<br />
weniger Elefanten gibt, als bisher<br />
angenommen wurde. Nach Ansicht<br />
vieler Naturschützer und Nationalparkbehörden<br />
haben Elefanten<br />
nur mit einem absoluten Handelsverbot<br />
eine Zukunft.<br />
NatureNews ■<br />
18 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
Foto: Ruedi Suter
Grausames Chemikalien-Testprogramm geplant<br />
50 Millionen <strong>Tier</strong>e vor<br />
dem Martertod?<br />
Mindestens 50 Millionen <strong>Tier</strong>e<br />
sollen für ein geplantes Chemikalien-Testprogramm<br />
der EU sterben.<br />
Es wäre der grösste und<br />
schlimmste <strong>Tier</strong>versuch Europas.<br />
Nur schon die Zahl schockiert:<br />
Um die 50 Millionen<br />
<strong>Tier</strong>e sollen zu Tode «getestet»<br />
werden. Dies jedenfalls enthüllte<br />
eine vom britischen Umweltministerium<br />
in Auftrag gegebene<br />
Studie. Der deutsche «Bundesverband<br />
der <strong>Tier</strong>versuchsgegner –<br />
Menschen für <strong>Tier</strong>rechte e.V.» (BTG)<br />
prangert dieses «umfangreichste<br />
<strong>Tier</strong>versuchsvorhaben in der Geschichte<br />
Europas als Skandal ohnegleichen»<br />
an: <strong>Tier</strong>versuche könnten<br />
nicht zur Risikoabschätzung dieser<br />
Stoffe beitragen, und effektive tierversuchsfreie<br />
Methoden würden<br />
ignoriert. Die EU will 30 000 Chemikalien,<br />
die seit über 20 Jahren auf<br />
dem Markt sind, in <strong>Tier</strong>versuchen<br />
auf ihre Giftigkeit hin testen lassen.<br />
Eine Studie zur Durchführbarkeit<br />
gehe von mindestens 12,8 Millionen<br />
benötigter <strong>Tier</strong>e aus.<br />
Farben in die Augen<br />
geschmiert<br />
Hinzu kämen die Nachkommen von<br />
Reproduktionsversuchen, so dass<br />
sich die Gesamtzahl auf rund<br />
50 Millionen erhöhe. Die Studie<br />
errechnet zudem einen Kostenrahmen<br />
von 8,68 Milliarden Euro, womit<br />
die von der EU-Kommission<br />
kalkulierten 2,1 Milliarden Euro um<br />
das Vierfache überschritten würden.<br />
Bei den geplanten <strong>Tier</strong>versuchen<br />
werden Substanzen des täglichen<br />
Bedarfs, wie Holzschutzmittel,<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
Wandfarbe oder Schmierstoffe den<br />
Affen, Hunden, Meerschweinchen,<br />
Kaninchen, Ratten und Mäusen in<br />
den Magen gepumpt, in die Augen<br />
oder auf die geschorene Haut gerieben.<br />
«Die <strong>Tier</strong>e sterben einen<br />
qualvollen Gifttod oder werden<br />
nach Ablauf einer Frist getötet. In<br />
weiteren Versuchen werden die<br />
Stoffe trächtigen <strong>Tier</strong>en verabreicht.<br />
Ihre Jungen werden ebenfalls<br />
getötet und auf Missbildungen<br />
hin untersucht», berichtet der BTG.<br />
«Für das geplante Chemikalien-<br />
<strong>Pro</strong>gramm der EU sollen Millionen<br />
fühlender, leidensfähiger Mitgeschöpfe<br />
geopfert und Milliarden<br />
Steuergelder verschwendet werden»,<br />
empört sich Dr. Corina Gericke,<br />
Fachreferentin beim BTG.<br />
Fauna-Verfälschung<br />
<strong>Tier</strong>versuche seien zudem völlig<br />
ungeeignet, die Sicherheit der Verbraucher<br />
vor schädlichen Chemikalien<br />
zu gewährleisten.<br />
Unterschriftensammlung<br />
gegen die <strong>Tier</strong>versuche<br />
Grund: Die Ergebnisse aus solchen<br />
Experimenten seien nicht auf den<br />
Menschen übertragbar. «Die Giftigkeit<br />
von Chemikalien kann mit Hilfe<br />
tierversuchsfreier Methoden wesentlich<br />
besser, schneller, billiger<br />
und mit für den Menschen relevanten<br />
Ergebnissen festgestellt werden»,<br />
sagt Gericke. Unterdessen<br />
läuft eine Unterschriften-Kampagne<br />
gegen die geplanten Massenterversuche.<br />
pt/btg ■<br />
«Fremdlinge» machen sich breit<br />
Fälle, dass sich exotische <strong>Tier</strong>e, wie z.B. Gelbkopfamazonen, draussen halten und<br />
vermehren, sind Dr. Marc Rosset, Kurator des Berner <strong>Tier</strong>parks, für Deutschland,<br />
aber nicht für die Schweiz bekannt: «Was nicht heisst, dass es sie nicht gibt!» Hingegen<br />
gibt es in der <strong>Tier</strong>- wie in der Pflanzenwelt sehr viele Beispiele, wie sich<br />
«Fremdlinge» mit mehr oder weniger gravierenden Folgen hierzulande breitmachen.<br />
«Fauna- und Floraverfälschung» heisst dies. Rosset sieht im wesentlichen<br />
vier Ursachen für tierische und pflanzliche «Neuzuzüger» in der Schweiz:<br />
1. Die Klimaveränderung (siehe auch Ausgabe vom 12. Februar). Gewisse Arten,<br />
denen es zuvor hier zu kalt war, werden nun plötzlich «heimisch».<br />
2. «Fremdlinge» entweichen «ungewollt» aus Gefangenschaft. So breiten sich<br />
etwa aus Pelzfarmen entwichene Bisamratten und Waschbären in Mitteleuropa<br />
aus, einfach weil sie ein raues Klima gut überleben.<br />
3. «Fremdlinge» – seien es <strong>Tier</strong>e oder Pflanzen –, die das hiesige Klima vertragen,<br />
werden bewusst eingeführt. Dies ist bei sehr vielen Kultur- und Anbaupflanzen<br />
der Fall (siehe auch oben). Bei den <strong>Tier</strong>en bereiten heute die Regenbogenforelle<br />
und der nordamerikanische Flusskrebs grosse <strong>Pro</strong>bleme, weil<br />
sie die einheimischen Artgenossen verdrängen und keine natürlichen Feinde<br />
haben.<br />
4. Seltener können sich auch besonders zähe «Exoten», die ansonsten ganz andere<br />
klimatische Bedingungen gewohnt sind, bei uns halten – und sogar vermehren<br />
und ausbreiten. hpr<br />
19
<strong>Pro</strong>jekte+Kampagnen<br />
So können Sie helfen:<br />
<strong>Tier</strong>e im Osten<br />
Hilfe für das Riska-<strong>Tier</strong>heim in Serbien. Finanzielle<br />
Unterstützung von Aufklärungskampagnen der Organisation<br />
Svoboda Zvirat in Pilsen (CZ).<br />
Tanzbären<br />
Zusammen mit dem IBF (International Bear Foundation)<br />
unterstützen wir die serbische <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />
ARKA bei der Befreiung und Betreuung der Tanzbären<br />
in Serbien.<br />
Affenkampagne<br />
Finanzielle Unterstützung einer Auffangstation für<br />
Orang-Utans auf Borneo.<br />
Arco Nepal<br />
Finanzielle Unterstützung eines Artenschutzprojektes<br />
für Schildkröten, Amphibien und Reptilien in Nepal.<br />
Findeltiere<br />
Aufnahme und Vermittlung von Hunden und Katzen.<br />
Katzenkastrationen<br />
Abgabe von Kastrationsgutscheinen zur Unterbindung<br />
sinnloser Katzenvermehrung, speziell auf Bauernhöfen.<br />
Sie wollen eines oder mehrere<br />
dieser <strong>Pro</strong>jekte und Kampagnen<br />
finanziell unterstützen? Verwenden<br />
Sie bitte beiliegenden Einzahlungsschein<br />
mit dem Vermerk der<br />
entsprechenden Aktion.<br />
Sie können natürlich auch online<br />
spenden unter: www.protier.ch<br />
20 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
Foto: Ruedi Suter
Buchbesprechungen<br />
«Der Nächste bitte …»<br />
Fragen und Antworten rund um den Hund<br />
Hundebesitzer sind oft verunsichert, was für ihren Liebling<br />
das Beste ist. Im vorliegenden Buch kommen Hundebesitzer<br />
direkt zu Wort. Rolf Spangenberg gibt praxisorientierte<br />
Antworten auf wichtige Fragen rund um die Hundehaltung<br />
– von Ernährung, Pflege, Schutzimpfungen und Gesundheit<br />
bis hin zu Verhaltensproblemen und Alterserscheinungen.<br />
Tipps aus dem Alltag und Besonderheiten im Umgang mit<br />
dem Hund sind anschaulich in einzelne Kapitel gegliedert.<br />
Zu jedem Kapitel und den Fragen der Hundebesitzer gibt es<br />
eine kurze Einführung mit grundlegenden Hinweisen zum<br />
Thema. Die Kurzzusammenfassungen sind als Merksätze gestaltet<br />
und mit Cartoons illustriert. Als besonderer Service<br />
sind die Reiseländer mit den jeweiligen Einreise- und Impfbestimmungen<br />
für Hunde aufgelistet. Der <strong>Tier</strong>arzt Dr. Rolf<br />
Spangenberg ist seit vielen Jahren als Heimtierexperte in<br />
den Medien präsent: Man kann ihn in Rundfunksendungen<br />
zum Thema hören und immer wieder im Fernsehen erleben.<br />
Er schreibt für bekannte Zeitschriften und verfasste viele<br />
Ratgeber.<br />
Entdeckungen<br />
am Wegrand<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
Dr. Rolf Spangenberg<br />
«Aus Dr. Spangenbergs <strong>Tier</strong>sprechstunde:<br />
Fragen und Antworten<br />
rund um den Hund»<br />
159 Seiten, 63 Farbgrafiken,<br />
SFR. 19.50<br />
ISBN 3-405-16135-5<br />
BLV Verlagsgesellschaft mbH<br />
München<br />
Lothstrasse 29, D-80797 München<br />
Tel. ++49 89 127 05 401,<br />
Fax ++49 89 127 05 545<br />
Mit dem BLV-Naturführer wird ein Waldspaziergang ganz<br />
leicht zu einer ereignisreichen Entdeckungstour. Er ermöglicht<br />
ein besonders einfaches Bestimmen der charakteristischen<br />
Pflanzen und <strong>Tier</strong>e unserer Wälder. Der Biologe und<br />
Autor Eckart Pott beschreibt in seinem Buch die häufigsten<br />
Arten im Lebensraum Wald: Bäume, Blumen, Insekten, Vögel<br />
und Säugetiere werden ebenso beschrieben wie Sträucher,<br />
Reptilien und Pilze. Detaillierte, übersichtliche Beschreibungen<br />
erläutern Kennzeichen, Standort und Biologie der<br />
Pflanzen bzw. Merkmale und Lebensweise der <strong>Tier</strong>e. Das Porträt<br />
zu jeder Art setzt sich zusammen aus Text, Foto und<br />
Grafik. Jedes <strong>Tier</strong> und jede Pflanze lässt sich somit problemlos<br />
bestimmen. Darüber hinaus erklärt der Autor verständlich<br />
die Ökologie unserer heutigen Wälder und deren Entstehung.<br />
97 ergänzende Zeichnungen zeigen wichtige Bestimmungsmerkmale,<br />
besondere Fortpflanzungsstadien<br />
(z. B. Larven), Verhaltensweisen oder verwandte Arten.<br />
Warum spinnt<br />
unsere Katze!?<br />
Eckart Pott<br />
«Pflanzen und <strong>Tier</strong>e des Waldes –<br />
Die häufigsten Arten erkennen und<br />
bestimmen»<br />
95 Seiten, 121 Farbfotos,<br />
95 Zeichnungen, SFR. 14.90<br />
Broschur, ISBN 3-405-16324-2<br />
BLV Verlagsgesellschaft mbH<br />
München<br />
Lothstrasse 29, D-80797 München<br />
Tel. ++49 89 127 05 401,<br />
Fax ++49 89 127 05 545<br />
Katzen sind eigenwillig und bisweilen reichlich dickköpfig –<br />
welcher Katzenbesitzer weiss das nicht? Wächst sich diese<br />
hinreissend-bezaubernde Individualität aber zu einer störenden<br />
Macke aus, sind wir mit unserem Latein schnell am<br />
Ende. Verunsicherung und Frustration auf beiden Seiten<br />
sind unvermeidlich, der Hausfrieden gerät ins Wanken. Tatsache<br />
ist: Auch Katzen kennen Frust. Auf ihre Art versuchen<br />
sie uns dies mitzuteilen – durch Beissen, Kratzen oder Pinkeln<br />
aufs Bett. Der Möglichkeiten gibt es viele, und wir verstehen<br />
die Welt nicht mehr: «Das hat sie doch noch nie gemacht!»<br />
In diesem Ratgeber findet sich eine Fülle leicht<br />
nachvollziehbarer Lösungsmöglichkeiten, die jeder umsetzen<br />
kann. Er hilft verstehen lernen, was die Mieze uns durch<br />
ihr Verhalten sagen will. Christine Klinka ist seit vielen Jahren<br />
Katzenzüchterin und hat sich auf das Verhalten von Katzen,<br />
deren Gesundheit und das richtige «Miteinander» spezialisiert.<br />
Christine Klinka<br />
«Unsere Katze spinnt – Verhaltensstörungen<br />
richtig erkennen und<br />
behandeln»<br />
96 Seiten, 35 Farbfotos,<br />
SFR. 14.80<br />
ISBN 3-275-01416-1<br />
Müller Rüschlikon Verlags AG,<br />
CH-6330 Cham<br />
Tel. 041/ 740 30 40,<br />
Fax 041/741 71 15<br />
21
«Seltenste<br />
Schlange»<br />
Die womöglich «seltenste<br />
Schlange der Welt» ist die<br />
Antiguan Racer auf der Insel<br />
Antigua. Dort galt sie bereits<br />
im 19. Jahrhundert als ausgerottet.<br />
Den Tod brachten<br />
Ratten und Mungos, die von<br />
den Menschen eingeführt<br />
worden waren. Doch vor sieben<br />
Jahren wurde die bräunliche<br />
Alsophis antiguae wieder<br />
gesichtet – auf dem<br />
Nachbarinselchen Great Bird<br />
Island, wo noch andere <strong>Tier</strong>und<br />
Pflanzenarten leben, die<br />
auf Antigua ausgestorben<br />
sind.<br />
Dem Überleben des harmlosen<br />
Reptils nahm sich die<br />
britische Umweltorganisation<br />
«Flora & Fauna International»(http://www.faunaflora.org)<br />
an. Sie initiierte<br />
das von zahlreichen weiterenNaturschutzorganisationen<br />
mitgetragene «Antiguan<br />
Racer Conservation <strong>Pro</strong>ject»,<br />
welches die kleine Insel zunächst<br />
von Ratten befreite.<br />
Durch deren Verschwinden<br />
stieg nicht nur die Zahl der<br />
Schlangen sprunghaft an,<br />
auch der Bestand der inzwischen<br />
seltenen Westindischen<br />
Ente (Dendrocygna<br />
Kurznachrichten<br />
clypeatus) begann sich zu<br />
erholen. Das Schlangen-Rettungsprojekt<br />
wurde durch<br />
massive erzieherische Massnahmen<br />
an den Schulen Antiguas<br />
ergänzt. Daneben hat<br />
sich Great Bird Island zu einem<br />
Öko-Touristenziel entwickelt.<br />
Rund 20 000 Besucher kommen<br />
jährlich auf die Insel.<br />
Doch auch auf anderen Nebeninseln<br />
werden Ratten<br />
und Mungos gezielt gejagt,<br />
um den indigenen Vogelarten<br />
wieder Nistplätze zu geben<br />
und anderen heimischen<br />
Arten das Leben zu<br />
erleichtern.<br />
Zur Überprüfung der <strong>Tier</strong>bestände<br />
arbeitet die «Antiguan<br />
Forestry Unit» mit Hightech.<br />
Einigen Schlangen<br />
wurden Sender eingebaut,<br />
die die Bewegungen der <strong>Tier</strong>e<br />
beobachten. Da sich die<br />
Schlangen von Eidechsen<br />
ernähren, ist im Schutzprogramm<br />
auch eine genaue<br />
Untersuchung der Echsenpopulation<br />
enthalten.<br />
Der Effekt aller Massnahmen:<br />
Die Population der Antiguan<br />
Racer ist von 60 auf<br />
100 <strong>Tier</strong>e angewachsen.<br />
Eine gefährdete Spezies<br />
bleibt dieses Reptil aber weiterhin.<br />
pt/ww<br />
Antiguan Racer<br />
Foto: F & F<br />
Für den Wolf<br />
Der Wolf soll leben: In zwei<br />
Monaten haben der WWF<br />
Schweiz und die <strong>Pro</strong> Natura<br />
68 467 Unterschriften für<br />
den Wolf gesammelt. Menschen<br />
aus allen Landesteilen<br />
haben mit ihrer Unterschrift<br />
bekräftigt, dass ihnen der<br />
Schutz des Wolfes und der<br />
Schafe in der Schweiz nicht<br />
gleichgültig ist. Die UmweltundNaturschutzorganisationen<br />
fordern die Mitglieder<br />
des Nationalrates auf, in der<br />
Herbstsession den wolfsfeindlichen<br />
Entscheid des<br />
Ständerats rückgängig zu<br />
machen. Wie <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> sind<br />
der WWF Schweiz und <strong>Pro</strong><br />
Natura strikt gegen die Ausrottung<br />
des Wolfes mit dem<br />
Segen der Behörden. Der<br />
Wolf müsse geschützt bleiben,<br />
und die Behörden hätten<br />
bei der Wilderei hart<br />
durchzugreifen, wird gefordert.<br />
Zudem sollten die<br />
Massnahmen zum Schutz<br />
der Nutztiere vorangetrieben<br />
werden – etwa die Behirtung<br />
mit Schutzhunden und Elektrozäune.<br />
pt/wwf/pn<br />
Kleinste Fledermaus<br />
entdeckt<br />
Noch sind lange nicht alle<br />
<strong>Tier</strong>arten entdeckt, auch in<br />
der Schweiz nicht. Dies beweist<br />
die kürzliche Entdeckung<br />
der kleinsten Fledermausart<br />
der Schweiz: die<br />
Mückenfledermaus. Nach<br />
Angaben der «Stiftung zum<br />
Schutze unserer Fledermäuse<br />
in der Schweiz» (SSF) galt<br />
bislang unter den 27 hier<br />
bekannten Fledermausarten<br />
die (nicht bedrohte) Zwergfledermaus<br />
als die Rekordhalterin<br />
in Sachen Minigrösse.<br />
Doch nun konnte an der<br />
Uni Bern erstmals die Fort-<br />
pflanzung einer noch kleineren<br />
Fledermausart, eben der<br />
Mückenfledermaus, nachgewiesen<br />
werden. Die gefundenen<br />
Kolonien liegen in<br />
Luzern und Kreuzlingen.<br />
Die Mückenfledermaus jagt<br />
Mücken und andere winzige<br />
Insekten – und sie ist leichter<br />
als ein Würfelzucker. Unterdessen<br />
hat man die jagenden<br />
Winzlinge in den Kantonen<br />
Tessin, Graubünden,<br />
Luzern und Thurgau orten<br />
können. Da die Flugtierchen<br />
ganz offensichtlich nicht besonders<br />
zahlreich sind, sind<br />
sie laut Einschätzung der<br />
SSF nun «besonders schutzwürdig».<br />
pt/wbö<br />
Das Alpenlangohr<br />
Was man kaum noch für<br />
möglich hielt, ist geschehen:<br />
In Europa wurde eine neue<br />
Fledermausart entdeckt. So<br />
haben Mainzer Biologen<br />
eine neue europäische Fledermausart<br />
beschrieben:<br />
Das so genannte Alpenlangohr<br />
(Plecotus alpines sp.<br />
nov.) kann gemäss den Wissenschaftern<br />
«zweifelsfrei»<br />
von anderen verwandten<br />
Langohrfledermäusen unterschieden<br />
werden, schreiben<br />
Andreas Kiefer und Michael<br />
Feit in der Fachzeitschrift<br />
«Myotis». Die neue<br />
Fledermaus teilt einige charakteristische<br />
Merkmale mit<br />
dem Braunen Langohr (Plecotus<br />
auritus) und andere<br />
mit dem Grauen Langohr<br />
(Plecotus Ausstrichs) – liegt<br />
also durch diese Kombination<br />
von Eigenschaften zwischen<br />
den beiden bekannten<br />
Arten. Und das, vermuten<br />
die Biologen, könnte auch<br />
der Grund dafür sein, dass<br />
das Alpenlangohr bisher unentdeckt<br />
geblieben ist.<br />
BdV/NN<br />
22 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02
Katzen<br />
als Raucheropfer<br />
Auch Haustiere sind durch<br />
Zigarettenkonsum gefährdet:<br />
Nach Forschungsergebnissen<br />
amerikanischer Wissenschafter<br />
erkranken mehr<br />
als doppelt so viel Katzen<br />
aus Raucherhaushalten an<br />
Krebs wie jene, die in Nichtraucherwohnungen<br />
leben.<br />
Die <strong>Tier</strong>ärztin Elizabeth Bertone<br />
von der Uni Massachusetts<br />
hat Daten von 180 Katzen<br />
untersucht, die in einer<br />
<strong>Tier</strong>klinik wegen eines Lymphoms<br />
– einer Krebserkrankung<br />
des Lymphgewebes –<br />
oder wegen Nierenversagens<br />
behandelt worden waren.<br />
Das Ergebnis: Ein stärkerer<br />
Tabakkonsum der<br />
Menschen in der Umgebung<br />
der <strong>Tier</strong>e führt zu einem<br />
wesentlich höheren<br />
Krebsrisiko bei Katzen.<br />
Auch wurde festgestellt,<br />
dass die Krebsgefahr nicht<br />
nur durch das direkte Einat-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
men des Rauchs, sondern<br />
auch durch das Ablecken<br />
des Fells steigt. w<br />
Tödlicher<br />
Katzenkot?<br />
Krankheitskeime aus Katzenkot<br />
gefährden möglicherweise<br />
die Seeotter in<br />
Kalifornien. Die Erreger der<br />
Toxoplasmose grassieren<br />
unter den vom Aussterben<br />
bedrohten Säugern. Der ansonsten<br />
für Menschen ungefährliche<br />
Erreger kann<br />
auch bei Kindern im Mutterleib<br />
schwere Schäden verursachen.<br />
Melissa Miller und<br />
ihre Kollegen von der Universität<br />
Kalifornien in Davis<br />
entdeckten den Parasiten<br />
erstmals bei der Autopsie<br />
von Seeottern, die an einer<br />
Hirninfektion verendet waren.<br />
Bei weiteren Untersuchungen<br />
fanden sie, dass<br />
Seeotter, die an der Meeresküste<br />
nahe bei Flussmün-<br />
Hauskatze<br />
dungen leben, den Erreger<br />
besonders häufig tragen.<br />
Vermutlich wasche der Regen<br />
verseuchten Katzendreck<br />
von Rasenflächen und<br />
Feldern in die Gewässer,<br />
meinen die Forscher. Bereits<br />
1938 galt der Seeotter<br />
in Kalifornien als ausgestorben.<br />
Jäger hatten die <strong>Tier</strong>e<br />
beinahe ausgerottet. Die Population<br />
erholte sich jedoch<br />
– und heute leben an der kalifornischen<br />
Küste wieder<br />
rund 2000 Exemplare.<br />
ddp/bdw/NN<br />
Hunde-Einmaleins<br />
Hunde können so gut zählen<br />
wie fünf Monate alte Babys.<br />
Jedenfalls lassen sie sich<br />
nicht beschummeln, wenn<br />
es um ihre tägliche Portion<br />
Hundekuchen geht: Sie können<br />
zählen. Das hat ein brasilianischerVerhaltensforscher<br />
bei Mischlingen beobachtet.<br />
Mit einer Methode,<br />
Foto: Ruedi Suter<br />
dank der Wissenschafter<br />
schon erwiesen haben, dass<br />
fünf Monate alte Babys zählen<br />
können, testeten Robert<br />
Young und seine Kollegen<br />
die «mathematischen» Fähigkeiten<br />
von elf Mischlingshunden.<br />
Dazu zeigten die<br />
Forscher den <strong>Tier</strong>en einige<br />
Hundeleckereien und deckten<br />
diese anschliessend mit<br />
einem Schirm ab. Sie legten<br />
einzelne Happen dazu oder<br />
nahmen welche weg.<br />
Schliesslich entfernten die<br />
Wissenschafter den Schirm<br />
wieder und zeigten den Hunden<br />
erneut die Leckereien.<br />
Hatten die Forscher dabei<br />
heimlich einen Happen dazugelegt<br />
oder entfernt, waren<br />
die <strong>Tier</strong>e sichtlich verwirrt:<br />
Die Hunde starrten viel<br />
länger auf die Nahrung,<br />
wenn die Summe nicht aufging.<br />
Hunde stammen von<br />
Wölfen ab, die in grossen<br />
sozialen Rudeln leben. Für<br />
die <strong>Tier</strong>e in der Wildnis<br />
könnten diese einfachen<br />
mathematischen Fähigkeiten<br />
eine entscheidende Rolle<br />
spielen, erklärt Young die<br />
Ergebnisse seiner Versuche.<br />
So kann ein Wolf etwa erkennen,<br />
wie viele Verbündete<br />
und wie viele Konkurrenten<br />
er in seinem Rudel hat.<br />
ddp/bdw<br />
«Agent<br />
Heuschrecke»<br />
Verraten mit Sendern bestückte<br />
Heuschrecken den<br />
Weg ihrer Artgenossen?<br />
Amerikanische Forscher<br />
wollen Heuschrecken als<br />
unfreiwillige Undercoveragenten<br />
einsetzen. Um die<br />
Wanderbewegungen der<br />
gefrässigen Insekten quer<br />
durch die Wüste von Utah zu<br />
verfolgen, wollen sie einigen<br />
Exemplaren einen Funksen-<br />
23
der verpassen. Ein kleiner<br />
Rucksack, der etwa die Hälfte<br />
des Körpergewichts der<br />
<strong>Tier</strong>e wiegt, enthält den winzigen<br />
Sender. Die Wissenschafter<br />
wollen verstehen,<br />
welche Umstände die Richtung<br />
beeinflussen, die ein<br />
Heuschreckenschwarm auf<br />
seinem verwüstenden Flug<br />
einschlägt. Mit den Funksignalen<br />
erhofft man sich Aufschluss<br />
über Gelände, Vegetation<br />
und Wetterbedingungen<br />
zu erhalten, die die Insekten<br />
bevorzugen oder<br />
meiden. Die Informationen<br />
könnten helfen, zukünftige<br />
Heuschreckenplagen vorherzusagen.<br />
Der Südwesten der USA<br />
könnte kurz vor einer der<br />
schlimmsten Invasionen<br />
durch die von den AmerikanernMormonen-Heuschrecke<br />
(Anabrus simplex) genannte<br />
Art stehen, befürchten<br />
die Wissenschafter.<br />
«10 000 bis 50 000 der Insekten,<br />
von denen ein einzelnes<br />
nur ein paar Gramm wiegt<br />
und die sich etwa eine Meile<br />
am Tag bewegen, können<br />
eine echte Bedrohung werden»,<br />
warnt Greg Sword<br />
vom US Department of<br />
Agriculture’s Northern Plains<br />
Laboratory. Bisher weiss<br />
man, dass Heuschrecken<br />
über das Land schwärmen<br />
und an jeder Futterquelle<br />
anhalten, die sich ihnen bietet.<br />
Da sich die <strong>Tier</strong>e auch<br />
problemlos über überfahrene<br />
Artgenossen hermachen,<br />
gefährden die folgenden<br />
Massen auf den Strassen<br />
sogar den Verkehr.<br />
Schwärme von Mormonen-<br />
Heuschrecken sind gefürchtet,<br />
seit sie 1848 fast die gesamte<br />
Ernte von Mormonensiedlern<br />
in Utah zerstörten.<br />
Normalerweise erreichen<br />
die Insekten ungefähr alle<br />
sieben Jahre eine erhebliche<br />
Kurznachrichten<br />
Anzahl. Wirklich grosse Ausbrüche<br />
passieren nur einmal<br />
in fünfzig bis siebzig Jahren.<br />
Die befürchtete aktuelle<br />
Massenvermehrung führen<br />
die Forscher auf die momentanen<br />
trockenen Bedingungen<br />
zurück, die das Ausschlüpfen<br />
der <strong>Tier</strong>e fördern<br />
sollen. bdw<br />
Neue Versuchsopfer<br />
Das grösste und von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
regelmässig kritisierte Affenversuchslabor<br />
BPRC in Holland<br />
kommt zunehmend unter<br />
Druck. Dank einer europaweiten<br />
Kampagne hat sich<br />
die niederländische Regierung<br />
bereit erklärt, einen<br />
grossen Teil der Schimpansen<br />
aus dem umstrittenen<br />
Primatenlabor BPRC (Biomedical<br />
Primate Research<br />
Center) in Auffangstationen<br />
abzugeben. Ausserdem sol-<br />
Im Mai warb der Grossverteiler Migros mit<br />
einer neuen Plakatkampagne für sein<br />
Frischfleisch: «Manch einer geht meilenweit<br />
für gutes Schweizer Fleisch» stand da in<br />
grossen Lettern. Als Werbeträger mussten<br />
unter anderem ein Wolf und ein Luchs herhalten.<br />
Die Diskussion um eine Wiederansiedlung<br />
dieser Wildtiere in der Schweiz erhitzt immer<br />
wieder die Gemüter. <strong>Pro</strong> und Contra<br />
werden mit Vehemenz vertreten. Wiederholt<br />
liest man Meldungen über legale und illegale<br />
Abschüsse.<br />
Wolf und Luchs sind in der Schweiz längst<br />
nicht überall willkommen. Man fürchtet um<br />
die Schafherden, welche gerissen werden<br />
könnten. Auf diesen Umstand der natürlichen<br />
Nahrungsbeschaffung spielt die Werbung<br />
der Migros aber gerade an. Deshalb<br />
findet <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> die Werbeplakate mit den<br />
len Versuche mit Schimpansen<br />
in den Niederlanden verboten<br />
werden. Doch im<br />
Herbst <strong>2002</strong> beginnt ein neuer<br />
<strong>Tier</strong>versuch, bei dem<br />
sechs Schimpansen mit Hepatitis<br />
C infiziert werden sollen.<br />
Die sechs <strong>Tier</strong>e sind im<br />
Moment noch vollkommen<br />
gesund und könnten zusammen<br />
mit ihren Artgenossen<br />
in eine Auffangstation nach<br />
Spanien gehen. Sind sie<br />
aber erst einmal infiziert,<br />
werden sie den Rest ihres<br />
Lebens im BRC verbringen<br />
müssen, befürchten die Kritiker<br />
des Labors. trd<br />
Schwarzes Meer<br />
zu schwarz<br />
Der Zustand des Schwarzen<br />
Meeres hat sich aufgrund<br />
von Überfischung, hochgradiger<br />
Verschmutzung und<br />
der negativen Auswirkungen<br />
Die Migros stellt sich taub<br />
artfremder Spezies zusehends<br />
verschlechtert. Vor<br />
dem Verfall warnt nun eine<br />
Initiative des UN-Umweltprogrammes<br />
(UNEP), das<br />
Global International Waters<br />
Assesment (GIWA). Nicht<br />
nur das Schwarze Meer, sondern<br />
auch Umwelt, Bevölkerung<br />
sowie <strong>Tier</strong>- und Pflanzenwelt<br />
im Umfeld sind<br />
durch die Entladung unverarbeiteter<br />
Abwässer, Erosion<br />
und abgeladenen Schlamm<br />
und Schmutz der Häfen bedroht.<br />
Aufgrund der zunehmenden<br />
Verschmutzung, die<br />
auch regionale Wassersysteme<br />
von Fabriken und Städten<br />
in Ungarn, Tschechien,<br />
Deutschland, Polen und Slowenien<br />
betreffen, wurden<br />
mehrere Initiativen gestartet.<br />
So sollen Überfischung und<br />
destruktive Fischereipraktiken,<br />
wie die Schleppnetzfischerei,<br />
eingedämmt werden.<br />
uk ■<br />
Fragwürdige Werbung mit Wolf und Luchs<br />
Fotos der Wildtiere in Verbindung mit dem<br />
Slogan «Manch einer geht meilenweit für gutes<br />
Schweizer Fleisch» sehr unglücklich gewählt.<br />
Anfang Juni bat <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> die Marketingleitung<br />
der Migros in einem Brief um ihre<br />
Stellungnahme.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> interessiert insbesondere, wie denn<br />
das Unternehmen zum Thema der Wiederansiedlung<br />
von Wolf und Luchs steht. Und<br />
ob die Migros allenfalls bereit wäre, solche<br />
<strong>Pro</strong>jekte zur Erhaltung bedrohter <strong>Tier</strong>arten<br />
in irgendeiner Form zu unterstützen. Doch<br />
die <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Geschäftsstelle wartete bislang<br />
vergebens auf eine Rückmeldung.<br />
Auch ein zweites Schreiben von Ende Juli<br />
blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.<br />
Schade – wir hätten etwas mehr Anstand erwartet.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> wird sich natürlich nicht zufrieden<br />
geben – und weiterhin auf einer Antwort<br />
bestehen. nd<br />
24 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02
Klimaerwärmung bedroht artenreiche Regionen<br />
<strong>Tier</strong>sterben im<br />
Treibhaus<br />
Das Klima wird immer wärmer.<br />
Damit wird die biologische Vielfalt<br />
zerstört – vor allem in den<br />
artenreichsten Gebieten.<br />
Der Klimawandel schlägt in<br />
den artenreichsten Gebieten<br />
der Erde besonders hart<br />
zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine<br />
neue Studie des WWF. Sie untersuchte<br />
die Auswirkungen des Klimawandels<br />
in 113 ökologisch besonders<br />
wertvollen Regionen. Berücksichtigt<br />
wurden Gegenden, die<br />
sich durch eine hohe biologische<br />
Vielfalt auszeichnen oder in denen<br />
<strong>Tier</strong>e und Pflanzen leben, die weltweit<br />
nur an einem einzigen Ort vorkommen.<br />
Viele <strong>Tier</strong>arten betroffen<br />
Die Studie kommt zum Schluss,<br />
dass in rund 20 <strong>Pro</strong>zent dieser «biologischen<br />
Schatzkammern» mit einem<br />
massiven Artensterben gerechnet<br />
werden müsse: «Der Klimawandel<br />
gefährdet das Überleben<br />
vieler <strong>Tier</strong>- und Pflanzenarten, weil<br />
sie sich nicht rechtzeitig an die<br />
veränderten Lebensbedingungen<br />
anpassen können», warnt die Umweltorganisation.<br />
Viele Zugvögel<br />
würden <strong>Pro</strong>bleme bekommen,<br />
wenn ihre Rast- und Brutplätze in<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
küstennahen Feuchtgebieten überschwemmt<br />
werden. Bleibe das<br />
Packeis weg, müssten Eisbären<br />
hungern, da ihnen der Weg zu ihren<br />
Jagdgebieten abgeschnitten ist.<br />
«Klimaschutz dringend»<br />
Auch in den Tropen werde der Lebensraum<br />
für viele Arten knapp.<br />
Dazu erklären die Forscher: «Durch<br />
zunehmende Trockenheit steigt die<br />
Gefahr von Wald- und Buschbränden,<br />
wodurch sich die Lage für ohnehin<br />
gefährdete Arten wie den<br />
Orang-Utan weiter verschärft.»<br />
Die betroffenen Gebiete verteilten<br />
sich rund um den Globus, schreibt<br />
der WWF. Sie reichen von den Tropen<br />
bis zu den Polen. «Die kanadische<br />
Tundra hat ebenso unter dem<br />
Klimawandel zu leiden wie beispielsweise<br />
das Anden-Hochland in<br />
Chile und Argentinien oder die Taiga<br />
im Uralgebirge.»<br />
«Die Studie zeigt einmal mehr die<br />
Dringlichkeit, den Klimaschutz weltweit<br />
voranzutreiben», betont eindringlich<br />
Marcel Odermatt, der Leiter<br />
des Bereichs Klima und Energie<br />
Auch Busch- und<br />
Waldbrände<br />
heizen das Klima auf<br />
beim WWF Schweiz in Zürich. Der<br />
WWF International – sein Sitz ist im<br />
schweizerischen Gland – hatte sich<br />
zum Ziel gesetzt, dass das Kyoto-<br />
<strong>Pro</strong>tokoll bis zum (unterdessen im<br />
August abgehaltenen) Weltgipfel in<br />
Johannesburg ratifiziert wird. Damit<br />
solle «10 Jahre nach Rio ein<br />
markantes Zeichen gesetzt werden,<br />
weltweit den Klimaschutz endlich<br />
umzusetzen – zugunsten von Natur<br />
und Mensch». Doch auch die<br />
Schweiz hat das <strong>Pro</strong>tokoll noch<br />
nicht unterzeichnet.<br />
Schweiz machte einen<br />
ersten Schritt<br />
Das <strong>Pro</strong>tokoll tritt erst in Kraft, wenn<br />
55 Staaten, die zugleich für mindestens<br />
55 <strong>Pro</strong>zent des CO2-Ausstosses<br />
verantwortlich sind, das Kyoto-<br />
<strong>Pro</strong>tokoll ratifiziert haben. Die<br />
Schweiz habe mit der Einführung<br />
des CO2-Gesetzes einen ersten wesentlichen<br />
Schritt gemacht. Doch<br />
erst die Umsetzung werde zeigen,<br />
«wie ernst es Wirtschaft und Gesellschaft<br />
wirklich mit dem Klimaschutz<br />
ist», erklärt der WWF. kal/pt ■<br />
Foto: Ruedi Suter<br />
25
Svobo<br />
ist tot<br />
Svobo, der junge Polarfuchs, ist<br />
tot. Pelztierzüchter auf einer<br />
verlotterten «Fuchsfarm» im tschechischen<br />
Milevsko haben den mit<br />
Hunderten Leidensgenossen zusammengepferchten<br />
Fuchs gepackt,<br />
ihm an Maul und After Elektroden<br />
angesetzt, einen Stromstoss<br />
durch den Körper gejagt und so das<br />
<strong>Tier</strong> umgebracht. Dann haben sie<br />
Svobo gehäutet und seinen Pelz<br />
verarbeitet. Jetzt ziert Svobos Fell<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit die<br />
Bordüre eines Kleidungsstücks.<br />
Damit die wie Konzentrationslager<br />
geführten Pelzfarmen mit den Abertausenden<br />
von hilflosen Füchsen,<br />
Nerzen, Kaninchen, Chinchillas und<br />
Nutrias (Sumpfbiber) in Tschechien<br />
für immer geschlossen werden,<br />
unterstützt <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> die tschechische<br />
<strong>Tier</strong>schutzorganisation «Svoboda<br />
zvirat» (Freiheit für <strong>Tier</strong>e). Ihr Direktor<br />
Tomas Popp und Mitarbeiter<br />
Romain Krejci führten vor einem<br />
Jahr <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Geschäftsleiterin Rita<br />
Dubois auf Schleichwegen in die<br />
stinkende Pelztierfarm mit Svobo<br />
(Bild). Dieser fiel unter den rund<br />
1000 verängstigten, schlecht versorgten<br />
und in Gitterkäfigen eingesperrten<br />
Polar- und Silberfüchsen<br />
sofort durch seine Zutraulichkeit<br />
auf. Svobo und die anderen <strong>Tier</strong>e<br />
ihrem Schicksal zu überlassen, fiel<br />
der Delegation schwer. Eine Freilassung<br />
hätte aber den Tod der <strong>Tier</strong>e<br />
bedeutet. So kämpft man nun auf<br />
Gesetzesebene und mit Aufklärung<br />
für die Schliessung der tschechischen<br />
Zuchtfarmen, die vorab für<br />
den westeuropäischen Markt produzieren.<br />
Im Oktober wird sich <strong>Pro</strong>-<br />
<strong>Tier</strong> im tschechischen Brun bei einem<br />
internationalen Symposium<br />
zur Abschaffung der Pelztierfarmen<br />
engagieren. Denn Svobo war, wie<br />
Millionen anderer Pelztiere, ein Gefangener<br />
in Folterhaft. Das Leiden<br />
dieser <strong>Tier</strong>e für die Eitelkeit der<br />
Menschen will <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> stoppen helfen.<br />
Überall und ausnahmslos. rpt<br />
TV-Besuch aus Korea bei <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
Asiatischer Medienbesuch bei der <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Geschäftsstelle in Zürich: Im Juni<br />
empfing die <strong>Tier</strong>schutzorganisation Mitarbeiter des koreanischen TV-Senders<br />
CBS. Das Filmteam informierte sich bei uns über die tierschützerischen <strong>Pro</strong>bleme<br />
in unserem Land und die schweizerische Gesetzgebung im Bereich<br />
<strong>Tier</strong>schutz. Mit grossem Interesse folgten die Koreaner den Ausführungen<br />
von Geschäftsführerin Rita Dubois und Vizepräsident Felix Reinhold. Schwerpunkt<br />
der anschliessenden Diskussion bildete die Handhabung und der Stellenwert<br />
des <strong>Tier</strong>schutzes in der Schweiz. Zur Sprache kam aber auch das<br />
Thema «Verzehr von Hundefleisch» in Korea. Dank <strong>Pro</strong>fessor Jong Lae Lee,<br />
der als Übersetzer fungierte, gab es zum Glück keinerlei Verständigungsprobleme.<br />
nd<br />
Foto v.l.n.r.: Jung Deuk Cha, Rita Dubois, Geschäftsführerin, <strong>Pro</strong>f. Jong Lae<br />
Lee, Felix Reinhold, Vizepräsident.<br />
26 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
Foto: Nathalie Dubois<br />
Foto: Ruedi Suter
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
Patenschaften<br />
Die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> schläfert keine<br />
gesunden <strong>Tier</strong>e ein. Wir nehmen deshalb auch ältere <strong>Tier</strong>e auf, die anderswo<br />
abgewiesen würden. Wir sind der Meinung, solange ein Hund<br />
oder eine Katze zeigt, wie gern er oder sie noch am Leben ist, haben wir<br />
kein Recht, ihnen dieses zu nehmen.<br />
Erfreulicherweise finden wir immer wieder Menschen, oft auch jüngere<br />
Leute, die einem unserer «Senioren» ein neues Zuhause geben. Mitunter<br />
aber bleiben ältere <strong>Tier</strong>e recht lange im <strong>Tier</strong>heim und verursachen<br />
hohe Kosten.<br />
PRO<br />
Ich übernehme die Patenschaft für ein Findeltier und werde monatlich<br />
folgenden Betrag überweisen (12 Einzahlungsscheine werden mir nach<br />
Eingang dieses Talons zugeschickt).<br />
Fr. 20.– Fr. 40.– Fr. 50.–<br />
Fr. 100.– Fr.<br />
Ich überweise einen einmaligen Betrag von Fr.<br />
Ich werde Mitglied bei der SGT (Jahresbeitrag Fr. 30.–)<br />
(Bitte Gewünschtes ankreuzen)<br />
Deshalb bitten<br />
wir Sie:<br />
Werden Sie<br />
Patin/Pate<br />
eines Findeltieres!<br />
Mit Ihrem monatlich<br />
wiederkehrenden<br />
Betrag geben Sie uns<br />
die Möglichkeit,<br />
uns weiterhin optimal<br />
für unsere Schützlinge<br />
einzusetzen.<br />
Name: Vorname:<br />
Strasse: PLZ/Ort:<br />
Datum: Unterschrift:<br />
Bitte ausschneiden und einsenden an:<br />
Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz, Alfred-Escher-Strasse 76, 8002 Zürich<br />
27
Werden Sie Mitglied?<br />
<br />
Beitrittserklärung<br />
zur Schweizerischen Gesellschaft<br />
für <strong>Tier</strong>schutz<br />
Alfred-Escher-Strasse 76<br />
8002 Zürich, Telefon 01 201 25 03<br />
Minimalmitgliederbeitrag pro Jahr Fr. 30.–<br />
Minimalmitgliederbeitrag auf Lebenszeit Fr. 1000.–<br />
Minimalmitgliederbeitrag für<br />
Jugendliche unter 18 Jahren Fr. 20.–<br />
Für Kollektivmitglieder Fr. 200.–<br />
Für Paarmitglieder Fr. 50.–<br />
Ich wünsche, in die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> aufgenommen zu werden.<br />
Herr Frau Bitte in Blockschrift ausfüllen<br />
Name Jahrgang<br />
Vorname Postleitzahl<br />
Strasse Ort<br />
Ort, Datum Unterschrift<br />
Bild: Martin Siegenthaler<br />
Bei Minderjährigen Unterschrift des gesetzlichen Vertreters<br />
28 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/02<br />
3/02