Gnadenlos - Paula Modersohn-Becker Museum
Gnadenlos - Paula Modersohn-Becker Museum
Gnadenlos - Paula Modersohn-Becker Museum
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
INFORMATIONEN FÜR LEHRERINNEN UND LEHRER<br />
GNADENLOS.<br />
Künstlerinnen und das Komische<br />
Ausstellung in den Kunstsammlungen Böttcherstraße vom<br />
10. März 2013 bis 9. Juni 2013<br />
Inhalt:<br />
Kurzinformation zur Ausstellung, S. 2<br />
Schule und <strong>Museum</strong> – Mit der Klasse ins Kunstmuseum, S. 3<br />
Praxisbeispiele für Ihren Besuch mit der Schulklasse, S. 4–5<br />
Allgemeine Informationen für den <strong>Museum</strong>sbesuch, S. 6<br />
1
KURZINFORMATION ZUR AUSSTELLUNG<br />
Das Komische kennt viele Spielarten. Bereits die Philosophen der griechischen Antike<br />
beschäftigten sich mit den Ursprüngen und der machtvollen Wirkung des Lachens,<br />
allerdings ohne dabei zu einer Einigkeit zu gelangen: Während Platon beispielsweise<br />
ein Lachverbot an seiner Akademie einführte, zelebrierte dagegen der „lachende<br />
Philosoph“ Demokrit die Heiterkeit und gelassene Stimmung.<br />
Das Verhältnis der Gesellschaft zum Komischen war ein sich wandelndes, wobei<br />
lange Zeit Witz, Ironie und Sarkasmus – zumindest auf dem Feld der Kunst – eher als<br />
„Männersache“ angesehen wurde. Von absurder Komik über feine Ironie bis zu<br />
anarchischem Humor – die Bedeutung des Komischen im Werk von Künstlerinnen<br />
steht in der Ausstellung <strong>Gnadenlos</strong> – Künstlerinnen und das Komische im <strong>Paula</strong><br />
<strong>Modersohn</strong>-<strong>Becker</strong> <strong>Museum</strong> im Fokus.<br />
Alice Guy-Blaché<br />
Madame a des envies, 1906<br />
Jeanne Mammen<br />
Goldfischfang, um 1925<br />
Ausgehend von den um 1900 entstandenen<br />
Slapstick- Streifen der Film-Pionierin Alice Guy-<br />
Blaché lädt die Ausstellung <strong>Gnadenlos</strong> zu einer<br />
unterhaltsamen Reise durch mehr als 100 Jahre<br />
Kunstgeschichte ein. Die Werke der Künstlerinnen<br />
reagieren auf gesellschaftliche, politische oder<br />
künstlerische Missstände – provokant,<br />
überraschend, gnadenlos, aber stets mit einer<br />
humorigen Note.<br />
So zeigt beispielsweise Jeanne Mammen mit<br />
zynischem Witz und Sarkasmus die gesellschaftliche<br />
Ambivalenz der 1920er und frühen 1930er Jahre<br />
auf, als man mit Glanz und Gloria den harten Alltag<br />
zu vergessen suchte. Ähnlich verfährt Hannah<br />
Höch, die mit ihren dadaistischen Collagen<br />
unterschwellig Kritik am verhassten NS-Regime übt.<br />
Ganz im Sinne des Surrealismus spiegeln die<br />
skurrilen Arbeiten von Meret Oppenheim einen<br />
scharfsinnigen, selbstironischen und schwarzen<br />
Humor wieder, den sie immer auch als ein Stück<br />
Freiheit empfand.<br />
VALIE EXPORT, Peter Weibel<br />
Aus der Mappe der Hundigkeit, 1968<br />
Mona Hatoum<br />
Van Gogh’s Back, 1995<br />
Sie war ein Vorbild für Künstlerinnen wie VALIE<br />
EXPORT oder Birgit Jürgenssen, die in den<br />
politisierten 1960er Jahren parallel zu Eleanor<br />
Antin und Martha Rosler die Forderung der<br />
Frauenbewegung in den Fokus ihrer Kunst<br />
rückten und auf Diskriminierungen in der<br />
patriarchalischen Gesellschaftsstruktur<br />
aufmerksam zu machen.<br />
Diese Künstlerinnen nutzten, wie auch Yoko<br />
Ono oder Charlotte Moorman, neue,<br />
unbesetzte Techniken und Medien, um ihre<br />
provokanten Botschaften zu verbreiten. Der<br />
Entlarvung gesellschaftlicher Mechanismen und<br />
Klischees nahmen sich in der Nachfolge<br />
Künstlerinnen wie Anna Blume, Rosemarie<br />
Trockel, Mona Hatoum oder Lili Fischer an.<br />
Fortgeführt wird sie auch von jüngeren Künstle<br />
rinnen wie Sarah Lucas oder Pipilotti Rist.<br />
Die medienübergreifende Ausstellung vereint<br />
Malerei, Grafik, Objektkunst, Fotografie,<br />
Performance sowie Video- und Filmkunst. Rund<br />
80 Werke namhafter Künstlerinnen zeigen, wie<br />
sich ihr Humor als schlagkräftige Taktik<br />
avantgardistischen Kunstschaffens erweist.<br />
Künstlerinnen der Ausstellung:<br />
Eleanor Antin (USA), Anna Blume (D), Anke Eilergerhard (D), VALIE EXPORT (A), Lili Fischer (D),<br />
Sylvie Fleury (CH), Guerrilla Girls (USA), Alice Guy-Blaché (F), Mona Hatoum (Libanon/GB),<br />
Hannah Höch (D), Romane Holderried-Kaesdorf (D), Birgit Jürgenssen (A), Maria Lassnig (A),<br />
Sarah Lucas (GB), Jeanne Mammen (D), Christiane Möbus (D), Charlotte Moorman (USA), Hanna<br />
Nagel (D), Yoko Ono (USA), Meret Oppenheim (D/CH), Pipilotti Rist (CH), Martha Rosler (USA),<br />
Elaine Sturtevant (USA), Rosemarie Trockel (D), (e.) Twin Gabriel (D), Marianne Werefkin (RUS)<br />
2
SCHULE UND MUSEUM – MIT DER KLASSE INS<br />
KUNSTMUSEUM<br />
Allgemein<br />
Wir schaffen Raum für kreative Experimente und fächerübergreifende<br />
Diskussionen: In Führungen, Gesprächen und im eigenen Gestalten<br />
können Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit moderierenden<br />
Kunstvermittler und Kunstvermittlerinnen die Welt der Kunst<br />
entdecken, auf eigene ästhetische Fragestellungen stoßen und sich<br />
den Herausforderungen des Rätsels „Kunst“ stellen.<br />
Über die Auseinandersetzung mit Kunstwerken ergibt sich ein<br />
lustvolles Querdenken, welches das selbstständige Handeln und die<br />
Kommunikationsfähigkeit außerhalb des <strong>Museum</strong>s stärken kann.<br />
Gruppendynamische Prozesse bieten den Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmern Gelegenheit, sich und die Anderen aus einer neuen<br />
Perspektive zu erleben.<br />
Führungen für Kinder und Jugendliche können mit oder ohne<br />
praktisches Arbeiten zu den Originalen gebucht werden. Das<br />
Vermittlungsangebot ist für alle Altersstufen und Schulformen offen.<br />
Gruppengröße: bis max. 25 Schüler und Schülerinnen<br />
Dauer: 45 Minuten (Gespräche in der Ausstellung) oder 90 Minuten<br />
(Gespräche in der Ausstellung und Praxisanteil)<br />
Individuell<br />
Nach Absprache bieten wir Ihnen maßgeschneiderte<br />
<strong>Museum</strong>sbesuche an: Die Führungen und Workshops werden auf die<br />
Bedürfnisse und Fragestellungen der Gruppe abgestimmt. Bei der<br />
Themenwahl können individuelle Wünsche berücksichtigt werden und<br />
so der <strong>Museum</strong>sbesuch in das laufende Unterrichtsgeschehen<br />
eingebunden werden.<br />
Nach dem Besuch in der Ausstellung können die SchülerInnen die Praxisräume für<br />
Kunstaktionen im Rahmen unseres Vermittlungsprogramms nutzen.<br />
3
PRAXISBEISPIELE FÜR IHREN BESUCH MIT DER SCHULKLASSE<br />
Das Vermittlungsteam der Kunstsammlungen Böttcherstraße bietet neben<br />
dialogorientierten Werkbesprechungen in der Ausstellung auch Führungen mit<br />
Praxisanteilen an.<br />
In der Sonderausstellung <strong>Gnadenlos</strong> – Künstlerinnen und das Komische tauchen die<br />
SchülerInnen in die vielfältige Welt des Humors ein, die von Künstlerinnen seit Beginn<br />
des 20. Jahrhundert mitgeprägt wurde:<br />
Was ist Humor? Was unterscheidet ihn von Ironie und Sarkasmus?<br />
Wie werden die Spielarten des Komischen in Werken von Künstlerinnen zum Ausdruck<br />
gebracht?<br />
Dürfen „echte“ Künstler komisch sein?<br />
In den praktischen Aktionen können die SchülerInnen die unterschiedlichsten<br />
künstlerischen Methoden kennenlernen und für sich weiter entwickeln. In Anlehnung<br />
an ausgewählten Werken in der Ausstellung bietet unsere Kunstvermittlung<br />
altersgerechte Kunstaktionen an, mit denen sich die SchülerInnen rund um das<br />
Thema des Komischen eigentätig-produktiv und gestalterisch-kreativ mit Kunst<br />
auseinandersetzen können.<br />
Angebotsbeispiel für Grundschulklassen<br />
Und sie leben doch! Entdeckungen in der Küche<br />
Thema des <strong>Museum</strong>sbesuchs: Was ist an einem Staubsauger so witzig? Und was gibt<br />
es über Geschirrberge zu schmunzeln? Viele Künstlerinnen, wie VALIE EXPORT, Anke<br />
Eilergerhard, Meret Oppenheim und Mona Hatoum entdecken die komische Seite an<br />
Alltagsgegenständen. Zumeist handelt es sich hierbei um Gegenstände aus der<br />
Küche – einem kreativen Experimentierfeld der „guten Hausfrau“.<br />
Beschreibung der Praxisaktion: Nach dem 45-minütigen Ausstellungsbesuch können<br />
die SchülerInnen mit „verrücktem“ Blick in der zweiten Hälfte des <strong>Museum</strong>sbesuchs<br />
untersuchen, welch geheimnisvolles Eigenleben die Dinge in unserer alltäglichen<br />
Umgebung doch führen. Mit Bildvorlagen von Geschirrbergen à la Eilergerhard<br />
können sie mit verschiedenen Materialien das „wahre“ Wesen der Gegenstände zu<br />
Tage fördern.<br />
Verwendete Techniken: Zeichnung, Collage<br />
Vorher:<br />
Nachher:<br />
4
Vorher:<br />
Nachher:<br />
Angebotsbeispiel für Sek I und Sek II<br />
Bild-an-Bild – Erinnerungen und Assoziationen<br />
Thema des <strong>Museum</strong>sbesuchs: In der Collage steckt großes Potential einer komischen<br />
Kunst: Bildfragmente aus einem Sinnzusammenhang nehmen, mit anderen Bildteilen<br />
neu kombinieren und so eine andere, veränderte und witzige Erzählung schaffen –<br />
das ist beispielsweise auch eine künstlerische Strategie von Künstlerinnen wie<br />
Hannah Höch, Martha Rosler und den Guerilla Girls. Das Komische liegt hier im<br />
Überraschungsmoment von neuen Sinnzusammenhängen, die der Betrachter so nicht<br />
erwartet hätte. Auch im Film kann das Prinzip der Collage auftauchen, wie Maria<br />
Lassnig es in ihrem Film Kantate zeigt.<br />
Beschreibung der Praxisaktion: Nachdem die Schülerinnen die verschiedenen Arten<br />
von Collagen in der Ausstellung kennengelernt haben, können sie im Praxisraum eine<br />
eigene Collage gestalten.<br />
Variante A: Anhand von mitgebrachten Selbstporträts (2x Fotografien DinA5)<br />
können die fotografischen Vorlagen als Ausgangspunkt für eine Collage dienen. Vor<br />
welchem Hintergrund könnte das eigene Selbst witzig wirken? Oder was kann an der<br />
eigenen Figur (Kleidung/ Haarschnitt) verändert werden, um ein Lachen zu<br />
provozieren?<br />
Verwendete Techniken: Zeichnung, Collage<br />
Variante B: Reproduzierte Bilder aus der Ausstellung und aus Zeitungen werden zu<br />
einem Tesafilm-Film verarbeitet. Alle Mittel sind hier recht: Es kann zusammengefügt<br />
werden, was augenscheinlich nicht zusammen will. Am Ende entsteht ein<br />
kunterbunter Collage-Filmstreifen, dessen Witz sich beim Erzählen der vielen<br />
möglichen Geschichten kundtut.<br />
Verwendete Techniken: Zeichnung, Tesafilm-Film-Collage<br />
5
ALLGEMEINE INFORMATIONEN FÜR DEN MUSEUMSBESUCH<br />
Kunstsammlungen Böttcherstraße<br />
<strong>Paula</strong> <strong>Modersohn</strong>-<strong>Becker</strong> <strong>Museum</strong><br />
<strong>Museum</strong> im Roselius-Haus<br />
Böttcherstraße 6-10<br />
28195 Bremen<br />
T +49 (0) 421 33882-22<br />
F +49 (0) 421 33882-33<br />
www.pmbm.de<br />
info@pmbm.de<br />
Ab Hauptbahnhof mit den Straßenbahnlinien 4, 6 und 8 bis Haltestelle Domsheide<br />
Öffnungszeiten<br />
dienstags bis sonntags 11–18 Uhr<br />
montags geschlossen<br />
Eintrittspreise<br />
Erwachsene: 6 €, ermäßigt 4 €<br />
Kinder bis 7 Jahre frei<br />
Familien (zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder): 12 €<br />
Jahresticket: 20 €, ermäßigt 15 €<br />
Gruppen (ab 10 Personen): 4 € pro Person<br />
Führung: 60 € zzgl. Eintritt pro Person<br />
Schulklassen: 1,50 € pro Person<br />
Führungen für Schulklassen<br />
können nach telefonischer Absprache gebucht werden.<br />
Führungsgebühr:<br />
Schulklassenführung (45 Min.): 45 € zzgl. 1 € Eintritt p. P.<br />
Schulklassenführung mit Praxis (90 Min.): 60 € zzgl. 1 € Eintritt p. P.<br />
Selbstständige <strong>Museum</strong>sbesuche mit der Schulklasse<br />
Gerne können Sie die Kunstsammlungen Böttcherstraße mit Ihrer Klasse auch ohne<br />
museumspädagogische Begleitung besuchen. Wir bitten um Anmeldung der Gruppe.<br />
In die Ausstellungsräume dürfen Papier und Bleistift mitgenommen werden.<br />
6