Physikalische Optimierung - Physik - Universität Regensburg
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KAPITEL 3. PHYSIKALISCHE OPTIMIERUNGSALGORITHMEN 30<br />
Die Auswahl eines Abkühlverfahrens hängt vom <strong>Optimierung</strong>sproblem ab. Idealerweise<br />
führt man vorab einen Testlauf durch, um den groben Verlauf der physikalischen<br />
Kenngrößen abzuschätzen. Besonders aus der spezifischen Wärme läßt sich gut ableiten,<br />
wie sich das System verhält. Bei schnellem Einfrieren des Systems verwendet<br />
man das lineare Abkühlverfahren, während bei länger andauernden Umordnungen das<br />
logarithmische Verfahren besser ist.<br />
Start- und Endtemperaturen<br />
Die Wahl der Ausgangstemperatur ist sehr wichtig für den Verlauf der <strong>Optimierung</strong>saufgaben.<br />
Wählt man die Starttemperatur zu hoch, dann wird Rechenzeit zu Beginn<br />
des Laufes vergeudet. Wählt man sie zu niedrig, dann ergeben sich häufig schlechte<br />
Lösungen. Die Anfangstemperatur direkt anzugeben ist äußerst schwierig, weil sie vom<br />
jeweiligen <strong>Optimierung</strong>sproblem abhängt. Eine geeignete Start-Temperatur für SA läßt<br />
sich folgendermaßen finden:<br />
Bei der Temperatur Tstart soll sich das System nahezu ungehindert im Phasenraum<br />
bewegen können. Zu Beginn sollen also auch Übergänge akzeptiert werden, die die<br />
Energie des Systems erhöhen. Die Akzeptanzrate Pacc für diese Übergänge kann man<br />
sich frei vorgeben. Dann führt man einen Random Walk durch den Phasenraum durch<br />
und misst die Anzahl n der Übergänge, die die Energie des Systems jeweils erhöhen.<br />
Die Anzahl der akzeptierten Übergänge bei SA läßt sich wiefolgt nähern:<br />
<br />
nacc ≈ n · exp − ∆ ¯ <br />
H+<br />
Tstart<br />
(3.23)<br />
wobei ∆ ¯ H+ der Mittelwert der Energieänderung der Energie-erhöhenden Übergänge<br />
ist. Die Akzeptanzrate Pacc wird durch<br />
Pacc = nacc<br />
<br />
≈ exp −<br />
n ∆ ¯ <br />
H+<br />
(3.24)<br />
Tstart<br />
gegeben. Daraus folgt:<br />
Tstart ≈ − ∆ ¯ H+<br />
lnPacc<br />
(3.25)<br />
Die Akzeptanzrate wird meistens zwischen 80% und 90% gewählt. Natürlich ist dies<br />
nur eine sehr grobe Abschätzung für Tstart; die Größenordnung der Temperatur läßt<br />
sich mit dieser Methode aber recht schnell ermitteln. Eine ähnliche Überlegung läßt<br />
sich auch für Threshold Accepting und Great Deluge anstellen:<br />
Tstart ≈ ∆ ¯ H+ Threshold Accepting (3.26)<br />
TSstart ≈ Hmax Sintflut-Verfahren (3.27)<br />
Die Endtemperatur Tend soll so bestimmt werden, dass das System möglichst vollständig<br />
eingefroren ist, die Akzeptanzrate aller Übergänge also gegen Null strebt. Bei<br />
entarteten Systemen können jedoch Übergänge auftreten, die keine Energieänderung