Physikalische Optimierung - Physik - Universität Regensburg
Physikalische Optimierung - Physik - Universität Regensburg
Physikalische Optimierung - Physik - Universität Regensburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kapitel 1<br />
Grundlagen der Spinglasphysik<br />
Die Geschichte der <strong>Physik</strong> war bis Anfang der 70er dadurch gekennzeichnet, dass<br />
man sich auf geordnete Systeme konzentrierte. Ungeordnete Systeme wurden fast<br />
vollständig vernachlässigt. Man untersuchte ideale Strukturen (z.B. perfekte Kristalle),<br />
weil man dazu leichter Theorien zur Beschreibung der physikalischen Eigenschaften<br />
entwickeln konnte. Da solch ideale Strukturen in der Realität kaum vorkommen und<br />
im Labor nur bedingt herstellbar sind, hat man begonnen, auch ungeordnete Systeme<br />
zu erforschen.<br />
So untersuchte man etwa die Auswirkungen von Verunreinigungen auf die physikalischen<br />
Eigenschaften von Kristallen. Dazu wurden in geringer Konzentration magnetische<br />
Atome in ein nicht-magnetisches Wirtsmaterial eingebracht, um die magnetische<br />
Wechselwirkung (WW) zu untersuchen. Beispielsweise kann man Eisenatome in einem<br />
Goldkristall betrachten (Au1−xFex, x: Konzentration). Bei einer Eisenkonzentration<br />
im Goldkristall zwischen 1% und 12% wurde das in diesem Kapitel erklärte, charakteristische<br />
Verhalten von Spingläsern beobachtet. Die abstrakten Ursachen für dieses<br />
Verhalten sind auch in ökonomischen Systemen zu finden; daher haben Spingläser eine<br />
große Bedeutung bei der <strong>Optimierung</strong> diverser ökonomischer Problemstellungen.<br />
Das Wort Spinglas hängt einerseits zusammen mit dem sog. Spin aus der Quantenmechanik,<br />
der für magnetische Effekte verantwortlich ist. Zum anderen weist der<br />
Begriff Glas auf ein ungeordnetes System hin: Gewöhnliches Fensterglas etwa zeigt<br />
keine geordnete Kristallstruktur wie z.B. Diamant; die Atome sind unregelmäßig angeordnet.<br />
Die Eigenschaften von Spingläsern beruhen auf Konkurrenz und Zufälligkeit<br />
der magnetischen Wechselwirkungen. Um das Phänomen der Spinglasphase besser zu<br />
verstehen, werden zunächst einige Grundlagen zu den Systembestandteilen erläutert.<br />
Anschließend werden experimentelle Ergebnisse von Untersuchungen an Spingläsern<br />
und die grundlegenden Effekte der Systemdynamik beschrieben. Den Abschluß dieses<br />
Kapitels bilden mehrere Modellierungsvarianten für Spingläser, die für Computer-<br />
Simulationen entwickelt wurden; die Simulationen bilden dann den Ausgangspunkt für<br />
die physikalischen <strong>Optimierung</strong>sverfahren.<br />
2