Physikalische Optimierung - Physik - Universität Regensburg
Physikalische Optimierung - Physik - Universität Regensburg
Physikalische Optimierung - Physik - Universität Regensburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
KAPITEL 3. PHYSIKALISCHE OPTIMIERUNGSALGORITHMEN 26<br />
von Observablen. Bei ergodischen Systemen gilt die Gleichheit von Schar- und Zeitmittel.<br />
Allerdings ist die Ergodizität bei glasartigen Systemen nicht erfüllt: es kommt hier<br />
auf die Meßzeit τ an; das System muß in der Zeit τ ins Gleichgewicht kommen.<br />
SA ist ein sehr leistungsfähiges Verfahren, um kombinatorische <strong>Optimierung</strong>sprobleme<br />
zu behandeln. Dieser Algorithmus kann auch für viele N P -vollständige Probleme<br />
angewandt werden. N P-vollständig sind Probleme, für die kein deterministischer Algorithmus<br />
existiert, der das Problem in einer Zeit t< N x optimal löst. Dabei ist N<br />
die Systemgröße und der Exponent x eine obere Abschätzung für den Rechenzeitbedarf.<br />
Vollständig heißt dabei, dass alle Probleme dieser Klasse durch eine polynomiale<br />
Abbildung ineinander überführt werden können.<br />
3.3.3 Threshold Accepting - TA<br />
Das Toleranzschwellenverfahren Threshold Accepting (TA) [DS90] ist ein <strong>Optimierung</strong>salgorithmus,<br />
mit formaler Ähnlichkeit zu Simulated Annealing. Die Übergangswahrscheinlichkeit<br />
einer Konfiguration σi zu einer anderen σi ′ wird jedoch nicht durch<br />
die Metropolisfunktion bestimmt. Vielmehr soll gelten:<br />
<br />
1 : für ∆H ≤ Th<br />
W(σi → σi ′) = Θ(Th − ∆H) =<br />
(3.18)<br />
0 : sonst<br />
Dabei ist Θ die Stufenfunktion und Th wird als Threshold oder Toleranzschwelle<br />
bezeichnet. Th ist eine Art Kontrollparameter oder Pseudotemperatur. Während des<br />
<strong>Optimierung</strong>sprozesses wird dieser Schwellenwert von einem hohen Anfangswert schrittweise<br />
auf Null abgesenkt. Dieses Verfahren garantiert, dass eine neue Konfiguration σi ′<br />
niemals angenommen wird, falls sich die vorhergehende Lösung σi stark verschlechtern<br />
würde.<br />
Demgegenüber können bei SA mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch diese<br />
Lösungen akzeptiert werden. Dadurch ist beim TA-Verfahren die Bedingung der Ergodizität<br />
verletzt, da nicht jeder Punkt im Phasenraum erreicht werden kann; ein thermisches<br />
Gleichgewicht wird sich dann nicht mehr einstellen. Threshold Accepting ist<br />
deshalb ein Nichtgleichgewichts-Algorithmus und stellt somit kein physikalisches Verfahren<br />
dar. Auch das Prinzip von Detailed Balance wird nicht erfüllt.<br />
In Abbildung 3.3 links sind a und c zwei benachbarte Konfigurationen; a kann von<br />
der energetisch höher liegenden Konfiguration c aus problemlos erreicht werden. Sobald<br />
sich das System jedoch im Zustand a befindet, kann c ohne Zwischenstufen nicht mehr<br />
erreicht werden, wenn der Threshold zu klein ist. Die Ergodizität ist verletzt.<br />
In Abbildung 3.3 rechts sind a, b, c paarweise benachbarte Konfigurationen. Während<br />
es nun ohne weiteres möglich ist, von Zustand c den energetisch tieferliegenden Zustand<br />
a zu erreichen, ist die Umkehrung wegen des zu kleinen Thresholds nicht möglich; c<br />
kann nur über die Konfiguration b erreicht werden.<br />
Ein spezielles Problem von Threshold Accepting sind die sog. Golfholes: ist eine<br />
Konfiguration σ∗ ausschließlich von Nachbarn σi umgeben, für welche gilt:<br />
H(σi) − H(σ∗) > Th,