Klänge hören und lesen - Physik
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das Gehör in diesem Bruchteil einer Sek<strong>und</strong>e<br />
Wesentliches über die beteiligten Instrumente<br />
registriert, dass es also die Charakteristik<br />
des Einschwingvorgangs zur Detektion des<br />
Klangs nutzt, zeigt das folgende Experiment,<br />
das (Taylor, 1994, 92ff.) entnommen ist.<br />
Vorbereitungen<br />
1. Für dieses Experiment eigenen sich<br />
reale Instrumente. Drei Schülerinnen<br />
oder Schüler, die ein Instrument spielen,<br />
das einen dauerhaften Ton erzeugt<br />
(Blas- oder Streichinstrumente), verbergen<br />
sich hinter einer Leinwand. Sie<br />
werden angewiesen, alle den gleichen<br />
Ton anzustimmen <strong>und</strong> auszuhalten.<br />
2a. Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler setzen<br />
nicht alle gleichzeitig, sondern nacheinander<br />
mit ihrem Ton ein. Die Klasse,<br />
die die Instrumentalisten nicht sehen,<br />
wohl aber <strong>hören</strong> kann, erhält den Auftrag,<br />
sich zu notieren, in welcher Reihenfolge<br />
die Instrumente eingesetzt haben.<br />
2b. Nun setzen die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />
gleichzeitig mit ihrem Ton ein, sie<br />
<strong>hören</strong> aber zeitlich versetzt gegeneinander<br />
auf. Zuletzt ist also nur noch ein<br />
Instrument zu <strong>hören</strong>, bis auch dieses<br />
verstummt. Die Klasse erhält den Auftrag,<br />
zu notieren, in welcher Reihenfolge<br />
die Instrumente den Ton beendet haben.<br />
Wahrnehmung <strong>und</strong> Deutung<br />
Während es im Fall 2a in der Regel möglich<br />
ist, die gehörten <strong>Klänge</strong> den Instrumen-<br />
5<br />
ten passend zuzuordnen, ist dasselbe im Fall<br />
2b außerordentlich schwierig. Da alle Instrumente<br />
zur selben Zeit einsetzen, sind die<br />
Anfänge schlecht unterscheidbar. Sie werden<br />
vermeintlich unterscheidbarer, wenn Instrumente<br />
fortfallen. Dennoch fällt die richtige<br />
Zuordnung schwer. Der Gr<strong>und</strong> liegt darin,<br />
dass der Hörer nicht mehr über die Information<br />
verfügt, wie er sie aus dem Einschwingvorgang<br />
wie im Fall 2a entnehmen konnte.<br />
Wenn sie einmal mit einem Ton eingesetzt<br />
haben, klingen viele Instrumente überraschend<br />
ähnlich. Wer sich den Einschwingvorgang<br />
der Saite einer Geige oder eines<br />
Blasinstruments einmal in Zeitlupe an<strong>hören</strong><br />
möchte, mache eine entsprechende Aufnahme<br />
<strong>und</strong> verzögere das Abspielen zum Beispiel<br />
mit dem Programm Audacity. Im linken<br />
Teil des Fensters findet man einen Schieberegler,<br />
mit dem man unterschiedliche Abspielgeschwindigkeiten<br />
realisieren kann. Der<br />
Ton ist dann entsprechend tief, aber man<br />
kann sehr viel besser wahrnehmen, wie sich<br />
das Instrument einschwingt. Ebenfalls kann<br />
man mit dem Programm den Abschnitt eines<br />
Tons herausschneiden, während dessen<br />
sich das Instrument einschwingt. Wenn man<br />
eine kurze Melodie, die mit einem Klavier<br />
gespielt wurde, Ton für Ton in dieser Weise<br />
bearbeitet, klingen die Töne auf einmal sehr<br />
ausdruckslos. Dies ist sicher ein Gr<strong>und</strong> dafür,<br />
dass sich gute Pianistinnen <strong>und</strong> Pianisten<br />
auch darin auszeichnen, wie sie ihr Instrument<br />
anschlagen.<br />
Literatur<br />
Azizi, S. A. (1990). Entwurf <strong>und</strong> Realisierung<br />
digitaler Filter. München: Oldenbourg.<br />
Taylor, C. (1994). Der Ton macht die <strong>Physik</strong>.<br />
Brauschweig, Wiesbaden: Vieweg.