Praktikum Gekoppelte Schwingkreise - Physik
Praktikum Gekoppelte Schwingkreise - Physik
Praktikum Gekoppelte Schwingkreise - Physik
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U N I V E R S I T Ä T R E G E N S B U R G<br />
Naturwissenschaftliche Fakultät II - <strong>Physik</strong><br />
Anleitung für das B II - <strong>Praktikum</strong><br />
Versuch (h)<br />
<strong>Gekoppelte</strong> <strong>Schwingkreise</strong><br />
2. überarbeitete Online - Ausgabe – SS2003<br />
Prof. Dr. H. Hoffmann, Prof. Dr. J. Zweck, Prof. Dr. Ch. Strunk<br />
M.Mändl, T. Schuhrke, S. Giglberger, J. Gründmayer
2 12 GEKOPPELTE SCHWINGKREISE<br />
12 <strong>Gekoppelte</strong> <strong>Schwingkreise</strong><br />
12.1 Grundsätzliches über den Versuch<br />
Die Bedeutung des einfachen (isolierten) elektrischen <strong>Schwingkreise</strong>s (Reihenresonanz,<br />
Parallelresonanz) wird als bekannt angesehen (z.B. Sperr- und Durchlaßfilter). Dasselbe<br />
gilt für mechanische Schwingungen (Feder-, Torsions- und Fadenpendel). In der Regel<br />
behandelt man die Schwingungen in harmonischer Näherung: harmonischer Oszillator;<br />
Schwingungen von Atomen zweiatomiger Moleküle; Schwingungen von Atomen im<br />
Festkörper um ihre Ruhelage; schwarze Strahlung, emittiert von einem Hohlraum, der<br />
mit Oszillatoren ausgefüllt gedacht ist, zeigen den weiten Anwendungsbereich des ”armonischen<br />
Oszillators”. Die theoretische Behandlung gehört zum Standard der klassischen<br />
Mechanik, der Elektrodynamik wie auch der Quantenmechanik.<br />
In vielen Fällen kann man das schwingungsfähige System nicht isoliert betrachten, sondern<br />
es wechselwirkt mit benachbarten ähnlichen oder gleichen Systemen. Das führt auf<br />
die Betrachtung von gekoppelten Oszillatoren. <strong>Gekoppelte</strong> <strong>Schwingkreise</strong> sind von Bedeutung<br />
in der Hochfrequenztechnik.<br />
Drei- und mehratomige Moleküle müssen als gekoppelte Oszillatoren behandelt werden.<br />
Der Festkörper (Kristalle) stellt ein dreidimensionales System gekoppelter Oszillatoren<br />
dar. Die Eigenschaften eines solchen Systems können in vielen Fällen im Prinzip bereits<br />
mittels einer (eindimensionalen) linearen Kette gekoppelter Oszillatoren untersucht werden.<br />
Das einfachste Beispiel einer endlichen linearen Kette sind zwei gekoppelte Oszillatoren.<br />
Diese werden im vorliegenden Versuch durch zwei induktiv gekoppelte elektrische<br />
<strong>Schwingkreise</strong> dargestellt. An ihnen soll beispielhaft die Änderung der als bekannt vorausgesetzten<br />
Eigenschaften des isolierten harmonischen Oszillators unter dem Einfluß der<br />
Kopplung an einem zweiten gleichen harmonischen Oszillator studiert werden.<br />
Die am elektrischen System gefundenen Ergebnisse können sofort auf mechanische Systeme<br />
übertragen werden.<br />
12.2 Lernziele<br />
Der Student soll<br />
• sich den harmonischen Oszillator wieder in Erinnerung rufen<br />
• verschiedene Möglichkeiten der Kopplung (hier speziell die induktive Kopplung)<br />
zwischen elektrischen <strong>Schwingkreise</strong>n kennenlernen<br />
• bei jedem Schritt der Erarbeitung des Problems die Analogie zwischen elektrischen<br />
und mechanischen gekoppelten Schwingungen nachvollziehen<br />
• sich intensiv mit der klassischen theoretischen Behandlung zweier gekoppelter Oszillatoren<br />
beschäftigen<br />
• dabei die Lösung der entsprechenden Differentialgleichungen nachvollziehen können,<br />
da dieses Problem von erheblicher allgemeiner Bedeutung in der <strong>Physik</strong> ist
12.3 Vorkenntnisse 3<br />
• bei der Behandlung der Differentialgleichung sich vergegenwärtigen, welche Näherungen<br />
gemacht werden müssen und wie diese physikalisch zu begründen sind,<br />
• Kenngrößen der Kopplung (unterkritische, kritische und überkritische) verstehen<br />
lernen<br />
• erkennen, was Schaltbild und Ersatzschaltbild bedeuten<br />
• das Konzept des komplexen Wechselstromwiderstands auf gekoppelte <strong>Schwingkreise</strong><br />
anwenden<br />
• experimentelle Techniken kennenlernen, wie<br />
– Abstimmen zweier <strong>Schwingkreise</strong><br />
– Anstoßen eines elektrischen <strong>Schwingkreise</strong>s<br />
– Aufnehmen und Deuten von Resonanzkurven<br />
– Durchstimmen eines Frequenzgenerators mit Hilfe externer Spannungen<br />
– bei der Auswertung erkennen, wie im Experiment Größen bestimmt werden,<br />
deren quantitative theoretische Berechnung mit großem Aufwand verknüpft<br />
ist.<br />
12.3 Vorkenntnisse<br />
• Die Grundlagen eines elektrischen <strong>Schwingkreise</strong>s<br />
• Kirchhoffsche Gesetze<br />
• Freischwingender und angeregter gedämpfter harmonischer Oszillator<br />
• Wechselstromwiderstände (Impedanz, Phase etc.)<br />
• Komplexe Darstellung der Wechselstromgrößen (Berechnung und Zeigerdiagramm)<br />
• Spezielle Vorkenntnisse (siehe Einführung...)<br />
12.4 Literatur<br />
Allgemeine Literatur:<br />
• Jedes Lehrbuch und jede Vorlesung über Elektromagnetismus. Wählen Sie das, was<br />
Ihnen am meisten liegt!<br />
Spezielle Literatur zum Versuch:<br />
• Es zeigt sich, daß die theoretische Lösung des gestellten Problems im allgemeinen<br />
recht kompliziert und deshalb auch aufwendig ist. Dehalb wurden die Versuchsbedingungen<br />
so gewählt, daß in der theoretischen Lösung Näherungen eingeführt<br />
werden können, die die Lösung vereinfachen. Für diesen speziellen Fall reicht die<br />
Erarbeitung des Abschnitts ”Einführung in die spezielle Problematik”.
4 12 GEKOPPELTE SCHWINGKREISE<br />
Weiterführende und vertiefende Literatur:<br />
• Weyh - Benzinger: Die Grundlagen der Wechselstromlehre, UH 4000 W 547<br />
• Weiss: Allgemeine Elektrotechnik, ZN 3000 W 429<br />
• Handbuch für Hochfrequenz- und Elektrotechniken<br />
• Kammerloher: Hochfrequenztechnik Teil I, ZN 6400 K 15<br />
• Meinke: Theorie der Hochfrequenzschaltungen, UH 4000 M 514<br />
• Vilbig: Lehrbuch der Hochfrequenztechnik I, ZN 6400 V 699(5)<br />
12.5 Einführung in die spezielle Problematik<br />
12.5.1 Schaltbild des Systems<br />
Abb. 1: Induktive Kopplung zweier <strong>Schwingkreise</strong><br />
Es wird angenommen, daß Widerstand R, Kapazität C und Induktivität L der beiden<br />
Kreise gleich sind. Das ”k” der Abbildung bezeichnet die induktive Kopplung zwischen<br />
den beiden Spulen.<br />
12.5.2 Die induktive Kopplung<br />
k ist eine geometriebedingte Kopplungskonstante, die angibt, welcher Bruchteil des von<br />
Spule 1 erzeugten magnetischen Flusses die Spule 2 durchsetzt und umgekehrt. Die induzierten<br />
Spannungen sind dann<br />
Uind,1 = −L ˙<br />
I1 + k ˙<br />
I2<br />
<br />
; Uind,2 = −L ˙<br />
I2 + k ˙<br />
I1<br />
12.5.3 Die Differentialgleichung des Systems und ihre Lösungen<br />
<br />
(12.1)<br />
Nach der Kirchhoffschen Regel für Spannungen und EMK in einem geschlossenen Kreis<br />
gilt für Kreis 1<br />
L ˙ I1 + Lk ˙ I2 + RI1 + 1<br />
<br />
(I1 + I0) dt = 0 (12.2)<br />
C<br />
und für Kreis 2<br />
L ˙<br />
I2 + Lk ˙<br />
I1 + RI2 + 1<br />
C<br />
<br />
I2dt = 0 (12.3)
12.5 Einführung in die spezielle Problematik 5<br />
Differenziert man beide Gleichungen nach der Zeit, erhält man für 1:<br />
und für 2:<br />
L Ï1 + Lk Ï2 + R ˙<br />
I1 + I1<br />
C<br />
L Ï2 + Lk Ï1 + R ˙<br />
I2 + I2<br />
C<br />
= −I0<br />
C<br />
Daraus folgt durch Addition der beiden:<br />
(1 + k) L Ï1 + Ï2<br />
und durch Subtraktion der beiden:<br />
(1 + k) L Ï1 − Ï2<br />
<br />
<br />
(12.4)<br />
= 0 (12.5)<br />
+ R I1<br />
˙ + ˙<br />
<br />
I2 + I1 + I2<br />
C<br />
+ R I1<br />
˙ − ˙<br />
<br />
I2 + I1 − I2<br />
C<br />
= −I0<br />
C<br />
= −I0<br />
C<br />
(12.6)<br />
(12.7)<br />
Man erhält so für J1 + J2 und J1 − J2 die ”entkoppelten” Differentialgleichungen von<br />
gedämpften harmonischen Oszillatoren. Dafür sind die Lösungen bekannt. Mit den<br />
Abkürzungen<br />
gilt<br />
wobei gilt:<br />
I+ := I1 + I2 und I− := I1 − I2<br />
ϱ + 2β± ˙<br />
I± + ω 2 0±I± = c±<br />
β± =<br />
R<br />
2 (1 ± k) L ; ω2 0± =<br />
Aus den beiden letzten Gleichungen folgt<br />
c± = −I0ω 2 0±<br />
1<br />
(1 ± k) LC ; c±<br />
1<br />
= −I0<br />
(1 ± k) LC<br />
(12.8)<br />
(12.9)<br />
I+ und I− sind die beiden Moden des Systems (vergleichen Sie dies bitte mit gekoppelten<br />
mathem. Pendeln).<br />
12.5.4 Die freie Schwingung<br />
Gemäß Abb. 1 wird kein Strom von außen eingespeist, d.h. J0 = 0. Die freie Schwingung<br />
ist somit gekennzeichnet durch<br />
c± = 0<br />
Die Differentialgleichung für die Moden I± ergibt nach der Integration für die freie Schwingung<br />
<br />
−β±t<br />
I± = e a ′ ± sin ω±t + b ′ ± cos ω±t <br />
mit ω 2 ± := ω 2 0± − β 2 ±.<br />
(12.10)
6 12 GEKOPPELTE SCHWINGKREISE<br />
a ′ ± und b ′ ± sind vier Integrationskonstanten, die aus Anfangswerten (für t = 0) zu bestimmen<br />
sind.<br />
Anstatt das Anfangswertproblem für die Moden zu lösen, sollen wieder die Ströme I1 und<br />
I2 bzw. die Spannungen U1 und U2 (siehe Abb. 3) direkt betrachtet werden. Man setzt<br />
a± := 1<br />
2 a′ ±<br />
und b± := 1<br />
2 b′ ±<br />
und addiert bzw. subtrahiert die beiden Gleichungen für I+ und I−. Das Ergebnis ist<br />
(12.11)<br />
I1/2 = e −β+t (a+ sin ω+t + b+ cos ω+t) ± e −β−t (a− sin ω−t + b− cos ω−t) (12.12)<br />
Daraus folgt<br />
U1/2 = 1<br />
C<br />
= 1<br />
C<br />
<br />
I1/2 dt<br />
<br />
−β+t e<br />
{(−a+β+ + b+ω+) sin ω+t − (a+ω+ + b+β+) cos ω+t} ± (12.13)<br />
ω 2 0+<br />
± e−β−t<br />
ω 2 0−<br />
{(−a−β− + b−ω−) sin ω−t − (a−ω− + b−β−) cos ω−t}<br />
Zur Bestimmung der Konstanten a± und b± werden Anfangsbedingungen eingesetzt:<br />
U1(t = 0) = U0 ⇔ −U0C = a+ω+ + b+β+<br />
ω 2 0+<br />
U2(t = 0) = 0 ⇔ 0 = a+ω+ + b+β+<br />
ω 2 0+<br />
+ a−ω− + b−β−<br />
ω 2 0−<br />
+ a−ω− + b−β−<br />
ω 2 0−<br />
<br />
(12.14-a)<br />
(12.14-b)<br />
I1(t = 0) ⇔ ˙ U1(t = 0) = 0 ⇔ 0 = b+ + b− (12.14-c)<br />
I2(t = 0) ⇔ ˙ U2(t = 0) = 0 ⇔ 0 = b+ − b− (12.14-d)<br />
Wie sind diese Anfangsbedingungen physikalisch zu rechtfertigen?<br />
Aus (12.14-c) und (12.14-d) folgt:<br />
b+ = b− = 0 (12.15)<br />
Aus (12.15) und (12.14-a) folgt:<br />
−U0C = a+ω+<br />
ω 2 0+<br />
+ a−ω−<br />
ω 2 0−<br />
Aus (12.15) und (12.14-b) folgt:<br />
0 = a+ω+<br />
ω 2 0+<br />
− a−ω−<br />
ω 2 0−<br />
Addition bzw. Substraktion von (12.16) und (12.17) ergibt<br />
a± = − U0C<br />
2<br />
ω 2 0±<br />
ω±<br />
(12.16)<br />
(12.17)<br />
(12.18)
12.5 Einführung in die spezielle Problematik 7<br />
Durch (12.15) und (12.18) sind die Integrationskonstanten bestimmt. Man erhält somit<br />
den Spannungsabfall über den Kondensatoren der beiden Resonanzkreise<br />
<br />
<br />
U1/2 = U0<br />
2<br />
e −β+t<br />
±e −β−t<br />
β−<br />
β+<br />
ω−<br />
ω+<br />
sin ω+t + cos ω+t<br />
sin ω−t + cos ω−t<br />
Im Falle des vorliegenden Versuchs ist<br />
β+<br />
ω+<br />
≪ 1 und<br />
β−<br />
ω−<br />
<br />
±<br />
(12.19)<br />
≪ 1 (12.20)<br />
d.h. ω0± ≈ ω± (prüfen Sie dies anhand der späteren Messungen und der angegebenen<br />
Daten). In der Näherung β± = 0 gilt somit<br />
ω±<br />
U1/2 = U0<br />
2<br />
<br />
e −β+t cos ω+t ± e −β−t cos ω−t <br />
(12.21)<br />
Nach Definition war β± = R<br />
2(1±k)L .<br />
Der Versuch wird zeigen, daß bei der gewählten Anordnung der Bruchteil des die Spule<br />
2 durchsetzenden, von Spule 1 erzeugten magnetischen Flusses klein ist. D.h. k ≪ 1.<br />
Somit gilt näherungsweise<br />
β± ≈ R R<br />
(1 ∓ k) ≈<br />
2L 2L<br />
(12.22)<br />
In der letzten Näherung ist β± die Dämpfungskonstante eines <strong>Schwingkreise</strong>s mit ohmschem<br />
Widerstand R und Selbstinduktivität L. Die zusätzliche Dämpfung durch die<br />
Kopplung an die zweite Spule wird in dieser letzten Näherung vernachlässigt.<br />
In dieser Näherung erhält man<br />
und somit<br />
β+ = β− = β = R<br />
2L<br />
U1/2 = U0<br />
2<br />
(12.23)<br />
e− R<br />
2L t (cos ω+t ± cos ω−t) (12.24)<br />
Nach Umformung der Winkelfunktionen ergibt sich<br />
U1 = U0<br />
2<br />
U2 = U0<br />
2<br />
R<br />
e− 2L t<br />
<br />
R<br />
e− 2L t<br />
<br />
cos ω+ + ω−<br />
2<br />
sin ω+ + ω−<br />
2<br />
<br />
t<br />
<br />
t<br />
cos ω+ − ω−<br />
2<br />
sin ω+ − ω−<br />
2<br />
<br />
t<br />
<br />
t<br />
(12.25-a)<br />
(12.25-b)<br />
Wird also der erste Kreis einmalig erregt, so entstehen in beiden gekoppelten Kreisen<br />
gedämpfte Schwebungen, die sich aus der Überlagerung zweier Schwingungen mit der
8 12 GEKOPPELTE SCHWINGKREISE<br />
Frequenz der beiden Moden ergeben.<br />
Es ist<br />
<br />
ω+ + ω−<br />
≈ ω0 1 −<br />
2<br />
k2<br />
<br />
≈ ω0<br />
8<br />
(12.26)<br />
Die Abweichung der einen Frequenz ω+−ω− von der Eigenfrequenz des ungedämpften iso-<br />
2<br />
lierten (nicht gekoppelten <strong>Schwingkreise</strong>s) ist im vorliegenden Versuch nicht meßbar.<br />
Die Schwebungsfrequenz wird dagegen stark durch die Kopplung bestimmt.<br />
ω+ − ω−<br />
2<br />
≈ k<br />
2 ω0<br />
(Vergleichen Sie wieder mit einem mathematischen Pendel)<br />
(12.27)<br />
Die Schwebungsfrequenz der freien Schwingungen zweier gekoppelter <strong>Schwingkreise</strong> erlaubt<br />
zusammen mit der Resonanzfrequenz im Prinzip die Bestimmung der Kopplungskonstanten<br />
k.<br />
12.5.5 Die erzwungene Schwingung<br />
Über dem Kondensator C des Kreises 1 in Abb. 1 wird eine Wechselspannung der Frequenz<br />
ω angelegt, so daß ein Strom I0I00 sin ωt fließt (I0 wie in Abb. 3).<br />
Dann ist in der Differentialgleichung für die Moden<br />
zu setzen<br />
Mit<br />
ergibt sich<br />
Somit ist<br />
ϱ + 2β± ˙<br />
I± + ω 2 0±I± = c±<br />
(12.28)<br />
c± = −I0ω 2 0± = −I00ω 2 0± sin ωt (12.29)<br />
ω 2 0± = ω2 0<br />
1 ± k<br />
1 1<br />
=<br />
1 ± k LC<br />
c± = − I00 1<br />
LC 1 ± k sin ωt =: c0± sin ωt (12.30)<br />
ϱ + 2β± ˙<br />
I± + ω 2 0±I± = c0± sin ωt (12.31)<br />
Eine spezielle Lösung dieser Differentialgleichung ist<br />
I±I =<br />
c0±<br />
(2β±ω) 2 + (ω2 0± − ω2 ) 2<br />
<br />
ω 2 0± − ω 2<br />
sin ωt + 2β±ω cos ωt <br />
(12.32)
12.5 Einführung in die spezielle Problematik 9<br />
Mit I± als der allgemeinen Lösung der homogenen Differentialgleichung, die im vorangehenden<br />
Abschnitt besprochen wurde, ergibt sich die allgemeine Lösung der inhomogenen<br />
Differentialgleichung.<br />
I ∗ ± = I± + I±I<br />
(12.33)<br />
Nach dem Einschwingvorgang β±t ≫ 1 (Abklingen der gedämpften Schwebungen) ist<br />
I± = 0. Somit stellt (12.32) die erzwungene Schwingung in der Darstellung der Moden<br />
dar.<br />
Zu den Strömen I1 und I2 in den beiden <strong>Schwingkreise</strong>n kommt man durch<br />
2<br />
2<br />
(12.34)<br />
Bei der Aufnahme der Resonanzkurven werden die Spannungen U1/2 über den Kondensatoren<br />
der beiden <strong>Schwingkreise</strong> gemessen<br />
U1 = 1<br />
<br />
C<br />
(I1 + I0) dt = I00<br />
<br />
I+I + I−I<br />
+ sin ωt dt<br />
C 2I00<br />
(12.35)<br />
Die Integration ist ausführbar. Schwierigkeiten bereitet die Umformung in eine Gestalt<br />
I1 = I+I + I−I<br />
und I2 = I+I − I−I<br />
U1 = U10(ω) sin (ωt + θ(ω)) (12.36)<br />
bei der die Amplitude als Funktion der Frequenz (Resonanzkurve) explizit darstellbar ist.<br />
Entsprechendes gilt für U2. Aus diesem Grund wird ein anderer Weg eingeschlagen.<br />
12.5.6 Der komplexe Wechselstromwiderstand gekoppelter <strong>Schwingkreise</strong><br />
Ein sinusförmiger Strom wird komplex dargestellt durch<br />
I = I0e iωt<br />
(12.37)<br />
I0 ist hier die Amplitude und soll nicht mit dem I0 der Abb. 3 verwechselt werden. Es ist<br />
<br />
I ˙ = iωI; Idt = −i 1<br />
I (12.38)<br />
ω<br />
Mit dem komplexen Widerstand Z gilt das Ohmsche Gesetz U = Z · I.<br />
Für den Ohmschen Widerstand gilt Z = R.<br />
Für den induktiven Widerstand gilt Z = iωL, für den kapazitiven Widerstand erhält man<br />
Z = −i 1<br />
ωC .<br />
Der komplexe Widerstand wird zur Berechnung der Strom - Spannungsrelation für den<br />
gekoppelten Schwingkreis der Abb. 2 herangezogen.<br />
Abb. 2: Ersatzdarstellung des zweiten <strong>Schwingkreise</strong>s von Abb.1
10 12 GEKOPPELTE SCHWINGKREISE<br />
Es gilt:<br />
U = RIL1 + iωLIL1 + iωLkI2<br />
(L-Zweig von 1)<br />
0 = − i<br />
ωC I2 + RI2 + iωLI2 + iωLkIL1<br />
(Kreis 2)<br />
<br />
⇒ R + i ωL − 1<br />
<br />
I2 = −iωLkIL1<br />
ωC<br />
(12.40) in (12.39) eingesetzt ergibt<br />
⎛<br />
U = ⎝R<br />
−iωLk<br />
+ iωL + iωLk<br />
R + i <br />
ωL − 1<br />
⎞<br />
⎠<br />
IL1<br />
ωC<br />
Den Teil des komplexen Widerstands<br />
Zü :=<br />
(12.39)<br />
(12.40)<br />
(12.41)<br />
ω2L2k 2<br />
R + i <br />
ωL − 1<br />
(12.42)<br />
ωC<br />
bezeichnet man als Übertragungs- oder Rückwirkungswiderstand. Er tritt zum Ohmschen<br />
Widerstand R und induktiven Widerstand iωL des Kreises 1 hinzu.<br />
Der gesamte Widerstand des L-Zweiges von Kreis 1 (einschließlich des angekoppelten<br />
Kreises 2) ist dann:<br />
ZL1 := R + iωL + Zü<br />
Also bekommt man für den gesamten Widerstand Z des Systems<br />
1<br />
Z<br />
(12.43)<br />
1<br />
= + iωC (12.44)<br />
ZL1<br />
Z nennt man auch den Eingangswiderstand, der aus (12.42) - (12.44) berechnet wird.<br />
Daraus folgt schließlich:<br />
<br />
<br />
ω<br />
<br />
|Z| = Lω0<br />
<br />
2<br />
ω2 <br />
4<br />
0<br />
β2<br />
ω2 +<br />
0<br />
<br />
1 − (1 − k2 ) ω2<br />
ω2 2 + 4<br />
0<br />
β2<br />
ω2 <br />
2<br />
0<br />
ω2<br />
ω2 − 1<br />
0<br />
2 <br />
2<br />
4β2ω2 + − <br />
1 − ω2<br />
<br />
2<br />
2<br />
(12.45)<br />
16β 2 ω 2<br />
ω 4 0<br />
1 − ω2<br />
ω 2 0<br />
ω 4 0<br />
ω 2 0<br />
+ k 2 ω 4<br />
ω 4 0<br />
mit β := R<br />
2L bzw. ω2 0 := 1<br />
LC .<br />
Ist I0 die Amplitude von I, so lautet die Amplitude von U: U0 = |Z|I0.<br />
Sorgt man dafür, daß I0 konstant ist, und greift U mit einem Röhrenvoltmeter ab,<br />
so erhält man einen Ausschlag, der proportional U0 und damit |Z| ist. Die Kurve<br />
U0(ω)I0=konst ist die Spannungsresonanzkurve.<br />
Bei der Diskussion von |Z(ω)| ergeben sich stets Polynome höheren Grades, deren Nullstellen<br />
man analytisch nicht berechnen kann. Die Werte für ω0 und β wurden in Gl.(12.45)<br />
eingesetzt, die Kurvenscharen |Z(ω)| bei verschiedenen k - Werten mit einem Computer<br />
berechnet und in Abb.3 aufgezeichnet.
12.5 Einführung in die spezielle Problematik 11<br />
Abb. 3: Eingangswiderstand |Z|(ω) in Abhängigkeit von der Frequenz ν für verschiedene Kopplungskonstan-<br />
ten k
12 12 GEKOPPELTE SCHWINGKREISE<br />
Bei schwacher Kopplung (k sehr klein) erhält man die vom Einzelkreis her bekannte<br />
Form der Spannungsresonanzkurve (unterkritische Kopplung). Mit zunehmender Kopplung<br />
(anwachsendem aber noch kleinem k) flacht das Maximum ab und erreicht im vorliegenden<br />
Fall bei k = 0.01 eine kleine Einsattelung → kritische Kopplung.<br />
Für k > 0.01 ergeben sich zwei Resonanzmaxima mit einer dazwischen liegenden Einsattelung<br />
→ überkritische Kopplung.<br />
Mit kritisch gekoppelten <strong>Schwingkreise</strong>n ist es bei geeigneter Wahl der Dämpfungskonstanten<br />
(Breite der Resonanzkurve) möglich, Frequenzfilter zu bauen, bei denen ein ganzer<br />
Frequenzbereich um die Resonanzfrequenz frequenzunabhängig gesperrt wird.<br />
Die theoretische Kurve für den entkoppelten Fall erhält man dadurch, daß man k = 0<br />
setzt. Nach einigen Vereinfachungen erhält man dann:<br />
Für β2<br />
ω 2 0<br />
|Zk=0| = L<br />
<br />
<br />
ω<br />
<br />
2 + 4β2 (ω2 0 − ω2 ) 2 + 4ω2β 2<br />
ω 2 0<br />
≪ 1 ergibt sich:<br />
• Das Maximum liegt bei ω0 und hat den Wert L<br />
2β (ω2 0 + 2β)<br />
(12.46)<br />
• sind ωI und ωII die Frequenzen, bei denen die Kurve 1<br />
√ 2 vom Maximum hat, so gilt:<br />
|ω 2 I − ω 2 II| = 4ω0β<br />
d.h. die Dämpfung bestimmt die Halbwertsbreite.<br />
12.6 Zusammenstellung wichtiger Formeln<br />
Für die Auswertung ist es günstig, alle einschlägigen Formeln zusammenzustellen. Diese<br />
Zusammenstellung sollen Sie selbst durchführen, um so Ihr Wissen zu überprüfen.<br />
Ergänzen Sie folgende Gleichungen:<br />
1. Sind die Spulen identisch, so ist die in Spule 1 induzierte Spannung<br />
Uind,1 =<br />
2. Die allgemeine Lösung der Differentialgleichung<br />
lautet<br />
Ï + 2β ˙<br />
I + ω 2 0I = c0 sin ωt<br />
I =
12.6 Zusammenstellung wichtiger Formeln 13<br />
3. Bei einem elektrischen Schwingkreis ist<br />
β =<br />
ω 2 0 =<br />
4. Die Schwingungsmoden zweier gekoppelter Kreise sind definiert als:<br />
I1 =<br />
I2 =<br />
5. Für sie sind Dämpfungskonstante und Eigenfrequenz der ungedämpften Kreise<br />
β1 = ω 2 0,1 =<br />
β2 = ω 2 0,2 =<br />
6. Im freischwingenden Fall liegen an den beiden Kondensatoren unmittelbar nach dem<br />
”Anstoßen” die Spannungen:<br />
U1 =<br />
U2 =<br />
7. Die Frequenzen der beiden Moden sind<br />
ω1 =<br />
ω2 =<br />
8. Im vorliegenden Fall gilt die Näherung<br />
ω1 + ω2<br />
2<br />
ω1 − ω2<br />
2<br />
=<br />
=<br />
9. Der Übertragungswiderstand eines induktiv angekoppelten Kreises ist<br />
Zü =
14 12 GEKOPPELTE SCHWINGKREISE<br />
10. Der Eingangswiderstand des Ersatzschaltbildes (Abb. 4) ist:<br />
Z =<br />
11. Sein Betrag ist<br />
|Z| =<br />
12. Für k = 0 ist er gegeben durch<br />
13. Für β2<br />
ω 2 0<br />
|Zk=0| =<br />
≪ 1 gilt:<br />
Sein Maximum liegt bei und ist<br />
14. Sind ωI und ωII die Frequenzen, bei denen die Kurve 1<br />
√ 2 vom Maximum hat, gilt<br />
|ω 2 I − ω 2 II| =<br />
12.7 Fragen- und Aufgabenkatalog<br />
Für Vorbereitung und Selbstkontrolle ist es nützlich, folgende Fragen zu beantworten und<br />
Aufgaben zu lösen:<br />
1. Wie kann man ein schwingfähiges System ”anstoßen”? Worauf muß man dabei<br />
achten?<br />
2. Welche Bedeutung hat RVAR (Abb. 4)?<br />
3. Wie kann man den Scheinwiderstand Z der Kreise experimentell ermitteln?<br />
4. Oft nimmt man Resonanzkurven mit einem Schreiber auf und ändert die Frequenz<br />
kontinuierlich. Darf man sie beliebig schnell durchfahren? Grenzen?<br />
5. Warum nennt man induktiv gekoppelte <strong>Schwingkreise</strong> auch Bandfilter?<br />
6. Wie kann man den Übertragungswiderstand physikalisch deuten?<br />
7. Welches Verhalten des Kopplungsfaktors in Abhängigkeit vom Abstand der Spulen<br />
erwarten Sie, wenn die Spulen eine gemeinsame Symmetrieachse haben?<br />
(Näherung: Abstand ≫ Spulenlänge und Spulendurchmesser; kein Kern. Hilfe:<br />
Berkeley 2, Chap. 6.5)<br />
8. Entnehmen Sie dem nächsten Abschnitt die Abstimmöglichkeiten der Apparatur<br />
und überlegen Sie sich eine ”Abstimmprozedur” (entkoppelte Kreise)!
12.8 Versuchsaufbau 15<br />
9. Diskutieren Sie die Formeln für U1 und U2 im freischwingenden gekoppelten Fall<br />
(Näherung) und überlegen Sie, wie man mit ihrer Hilfe die Kopplungskonstante<br />
ermitteln kann!<br />
10. Was ist die physikalische Ursache für die beiden Maxima der überkritischen Resonanzkurve?<br />
Warum haben sie verschiedene Höhen? Welchen Abstand der beiden Frequenzen erwarten<br />
Sie aufgrund dieser Deutung? Tragen Sie den Abstand der Maxima in Abb.<br />
3 gegen die Kopplungskonstante auf und zeichnen Sie in das gleiche Diagramm die<br />
erwarteten Abstände ein!<br />
Erklären Sie die Abweichungen zwischen den beiden Graphen!<br />
11. Gehen Sie die konkrete Aufgabenstellung durch und erledigen Sie mögliche Vorarbeit!<br />
12.8 Versuchsaufbau<br />
Abb. 3: Schaltbild zum Versuch ”<strong>Gekoppelte</strong> <strong>Schwingkreise</strong>”<br />
RT1 = 2.2kΩ ± 5% RVAS = 2.4kΩ ± 5%<br />
RT2 = 100Ω ± 5% RVAR = 6.8MΩ ± 5%<br />
RG1 = 47Ω ± 5% RVBF = 6.8MΩ ± 5%<br />
RG2 = 47Ω ± 5% RDB = 2.2Ω ± 5%
16 12 GEKOPPELTE SCHWINGKREISE<br />
Verwendete Geräte:<br />
• Extern durchstimmbarer Hochfrequenzgenerator<br />
• Frequenzzähler<br />
• Zweistrahloszillograph<br />
• AC-Voltmeter und Gleichspannungsausgang<br />
• X-Y-Schreiber<br />
• Rampengenerator<br />
Hinweise:<br />
In Abb. 4 tritt an die bisherige Bezeichnung Kreis 1 und 2 die Bezeichnung Kreis A und<br />
B. Steckverbindungen wurden im Schaltbild nur dort als solche gekennzeichnet, wo sie<br />
nicht während des ganzen Versuches geschlossen sind:<br />
• Für den freischwingenden Fall wird RVAR mit Hilfe einer ganz einfachen Steckverbindung<br />
durch RVAS überbrückt, damit die Anstoßspannung groß genug ist.<br />
• Zum Abstimmen der beiden Kreise wird auch der Kreis B an den Generator angeschlossen.<br />
Dazu dient die BNC-Leitung mit RVBV, der die Möglichkeit geben soll,<br />
beiden Kreisen den gleichen Vorwiderstand vorzuschalten.<br />
• Die Frequenz des Generators wird extern mit Hilfe eines Rampengenerators gesteuert.<br />
Die beiden <strong>Schwingkreise</strong> sind auf je einem Bock montiert, von denen der eine festgeschraubt<br />
ist, und der andere so in einer Schiene mit einer Spindel bewegt werden kann,<br />
daß die beiden Spulen eine gemeinsame Symmetrieachse haben. Den Abstand der Spulen<br />
voneinander kann man an der Schiene ablesen.<br />
Eine Vorrichtung zur völligen Entkopplung der Kreise ist vorhanden (Abschirmung durch<br />
eine elektrisch leitende Platte).<br />
12.9 Konkrete Aufgabenstellung<br />
Vor Beginn der eigentlichen Messung sollten die Geräte etwa eine Stunde lang warmlaufen.<br />
Deshalb empfiehlt es sich, sofort mit der Schaltung zu beginnen.<br />
1. Abstimmung der Kreise<br />
Die Rechnungen gingen davon aus, daß die Resonanzfrequenzen und die Dämpfungen<br />
der beiden Kreise gleich sind. Im Experiment wird diese Voraussetzung durch<br />
Abstimmung der beiden Kreise erfüllt.<br />
Gemäß Aufgabe 8 sollten Sie sich mit Möglichkeiten der Abstimmung bereits vertraut<br />
gemacht haben. Wenden Sie Ihre Überlegungen an! Für diejenigen, die im<br />
voraus kein eigenes Konzept entworfen haben, ist weiter unten ein Weg zur Abstimmung<br />
beschrieben (Lösung zu Aufgabe 8).<br />
Achten Sie darauf, daß bei der Aufnahme der Resonanzkurven die beiden Kreise<br />
entkoppelt sind! Zur Anpassung der Kreise können Sie variieren:
12.9 Konkrete Aufgabenstellung 17<br />
• Vorwiderstand des Kreises B durch RVBV<br />
• Resonanzfrequenz des Kreises B durch CBV<br />
• Dämpfung des Kreises A durch RDA<br />
Ermitteln Sie die Resonanzkurven der beiden Kreise und variieren Sie die Anpassung<br />
solange, bis die Resonanzkurven deckungsgleich sind. Dazu messen Sie folgendes:<br />
(a) Nehmen Sie die Spannungen als Funktion der Frequenz ν im Intervall ν0 −<br />
25kHz ≤ ν ≤ ν0 + 25kHz auf. Die Frequenz des Generators wird bei externer<br />
Spannung 0 auf die Resonanzfrequenz ν0 eingestellt.<br />
Achten Sie darauf, daß nach der Abstimmung die Kreise durch Verdrehen der<br />
Knöpfe nicht wieder verstimmt werden.<br />
(b) Eichen Sie die Achsen des Diagramms.<br />
(c) Bestimmen Sie aus den Resonanzkurven ω0 und β. (Mit den dazu notwendigen<br />
theoretischen Relationen haben Sie sich bei der Vorbereitung vertraut<br />
gemacht).<br />
2. Freie Schwingungen<br />
• Koppeln Sie die beiden Kreise aneinander (d.h. heben Sie die vorher eingeführte<br />
Entkopplung auf)<br />
• Überbrücken Sie RVAR durch RVAS.<br />
• Schalten Sie den Generator auf ”Rechteck” und wählen Sie eine geeignete Frequenz<br />
gemäß Aufgabe 1.<br />
(a) Beobachten Sie mit Hilfe des Zweistrahloszillographen die Oszillationen beider<br />
Kreise.<br />
(b) Verändern Sie den Abstand der beiden Spulen und beobachten Sie dabei qualitativ<br />
die Änderung der Oszillationen.<br />
(c) Zeichnen Sie für bestimmte Spulenabstände, die Sie sich während der Beobachtung<br />
(2b) überlegt haben, die Einhüllenden der Oszillationen.<br />
(d) Schätzen Sie die Kopplungskonstante gemäß Aufgabe 9 ab.<br />
3. Erzwungene Schwingungen<br />
Schalten Sie die Apperatur wieder in die Stellung, in der Sie die Resonanzkurven<br />
aufgenommen haben.<br />
(a) Nehmen Sie die Resonanzkurven des Kreises A für die Spulenabstände<br />
(sorgfältig einstellen!)<br />
9, 10, 11, 12, 13, 15, 17, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 28 mm<br />
auf.<br />
(b) Vergleichen Sie diese Kurven mit den theoretischen der Abb. 3<br />
Diskutieren Sie Gründe für die Abweichungen der Meßkurven von den theoretischen
18 12 GEKOPPELTE SCHWINGKREISE<br />
(c) Ermitteln Sie die Resonanzkurven für kritische sowie unter- und überkritische<br />
Kopplung. Die unter 3a aufgezeichneten Meßkurven sind wegen der Schreiberungenauigkeiten<br />
zur Bestimmung der Kopplungskonstanten nicht auswertbar.<br />
Die Kopplungskonstante kann nach Aufgabe 11 (bzw. deren Lösung) aus dem<br />
Frequenzabstand der beiden Spannungsmaxima (Moden) ermittelt werden.<br />
(d) Bestimmen Sie die Frequenzen der beiden Moden bei überkritischer Kopplung<br />
(Spannungsmessung mit dem AC-Voltmeter) für die vorgenannten (3a)<br />
Abstände<br />
(e) Ermitteln Sie die Kopplungskonstanten aus der Messung 3d<br />
(f) Tragen Sie die ermittelte Kopplungskonstante als Funktion des Spulenabstandes<br />
i. auf mm - Papier<br />
ii. auf doppelt-logarithmisches Papier auf<br />
und deuten Sie die Diagramme.<br />
(g) Bestimmen Sie möglichst genau Spulenabstand und Kopplungskonstante der<br />
kritischen Kopplung<br />
(h) Vergleichen Sie das Ergebnis von 3e mit dem von 2d<br />
Hinweise:<br />
Die Übungsaufgaben dieses Versuchs dienen z.T. der Vorbereitung für die Durchführung<br />
der Messungen und der Auswertung. Es wird insbesondere empfohlen, die Aufgaben 7, 8,<br />
9 und 10 zu behandeln und sich mit den Lösungen vertraut zu machen. Zur Kontrolle oder<br />
zur Erleichterung der Bearbeitung ist der Anleitung zu diesem Versuch ein Lösungsblatt<br />
beigegeben.<br />
12.10 Lösungen der Aufgaben<br />
ad 1.)<br />
Indem man eine Spannung anlegt und anschließend wieder abschaltet. Im allgemeinen<br />
sind die Schwingungen des Systems so hochfrequent, daß man sie nur mit dem Oszillographen<br />
beobachten kann. Dabei müssen die Spannungsstöße schnell genug aufeinander<br />
folgen, um ein stehendes Bild zu erhalten.<br />
Deshalb verwendet man einen Rechteckfunktionsgenerator. Da auch von der positiven<br />
Rechteckflanke Schwingungen erzeugt werden, muß die Spannung hinreichend lange anliegen<br />
(Breite des Spannungsimpulses) damit das System beim Einsetzen der negativen<br />
Flanke bereits wieder in Ruhe ist.<br />
ad 2.)<br />
Da RVAR ≫ Resonanzwiderstand der Kreise, sorgt er für konstanten Strom; nur dann<br />
gibt die Kurve den Verlauf von |Z(ω)| an.
12.10 Lösungen der Aufgaben 19<br />
ad 3.)<br />
Sei U ∗ die Amplitude der Generatorspannung, dann ist die Amplitude der Spannung an<br />
CA:<br />
U ′ =<br />
U ∗ |Z|<br />
RVAR + |Z|<br />
Da in jedem Fall |Z| ≪ RVAR, gilt die Näherung:<br />
Also gilt:<br />
U ′ = U ∗ |Z|<br />
RVAR<br />
|Z| =<br />
′ U<br />
RVAR<br />
(12.49)<br />
U ∗<br />
1<br />
1 + |Z|<br />
RVAR<br />
≈ U ∗ |Z|<br />
RVAR<br />
(12.47)<br />
(12.48)<br />
ad 4.)<br />
Bei der Lösung der Differentialgleichung haben wir gesehen, daß sich die konstante<br />
Schwingung eines angeregten Systems erst nach einer gewissen Zeit einstellt. Am Anfang<br />
ist dieser noch eine Lösung der homogenen Differentialgleichung überlagert. Erst wenn<br />
diese klein genug ist, d. h. wenn der Einschwingvorgang abgeklungen ist, sind die<br />
Voraussetzungen für das Konzept der imaginären Wechselstromwiderstände geschaffen<br />
und damit dieses anwendbar.<br />
Fährt man also die Resonanzkurve zu schnell durch, ist das System für die jeweilige Frequenz<br />
noch nicht eingeschwungen und man erhält eine falsche Kurve. Ob man zu schnell<br />
durchgefahren ist, stellt man am besten bei einer langsameren Wiederholung fest. Die<br />
Einstellzeit der Schreiberfeder stellt eine weitere Grenze für die Schreibgeschwindigkeit<br />
dar.<br />
ad 5.)<br />
Wenn Sie die Resonanzkurven ohne Kopplung und mit kritischer Kopplung vergleichen,<br />
stellen Sie fest, daß die kritische Kopplung der Resonanzkurve ”die Spitze abschneidet”.<br />
Man hat über einen breiten Frequenzbereich nahezu konstanten hohen Widerstand, man<br />
kann damit also Frequenzbänder ausfiltern.<br />
ad 6.)<br />
Koppelt man an die Drossel eines <strong>Schwingkreise</strong>s einen anderen Schwingkreis an, so hat<br />
das auf den Eingangswiderstand des Systems den gleichen Einfluß, als wenn man in<br />
Reihe zur Drossel einen komplexen Widerstand Zü (siehe Def.) schalten würde.<br />
ad 7.)<br />
Nach Berkeley 2, Chap. 6.5 ist das B-Feld auf der Symmetrie-Achse einer Spule<br />
proportional zu (cos ϑ1 − cos ϑ2) und parallel zu dieser. Die Def. von ϑ1 und ϑ2 kann der<br />
Zeichnung auf S. 202 entnommen werden.<br />
Seien<br />
l die Länge der Spule<br />
d der Durchmesser der Spule<br />
r der Abstand des Aufpunktes (auf der Symmetrieachse) vom Mittelpunkt der Spule
20 12 GEKOPPELTE SCHWINGKREISE<br />
dann gilt:<br />
(cos ϑ1 − cos ϑ2) =<br />
=<br />
<br />
d2 4<br />
<br />
1 +<br />
r + l<br />
2<br />
<br />
+ r + l<br />
−<br />
2<br />
2<br />
d 2<br />
(2r + l) 2<br />
Ist 2r ≫ l, d, dann gilt folgende Näherung:<br />
d 2<br />
<br />
d 2<br />
4<br />
− 1<br />
2<br />
−<br />
<br />
r − l<br />
2<br />
<br />
+ r − l<br />
=<br />
2<br />
1 +<br />
d 2<br />
2<br />
d 2<br />
(2r − l) 2<br />
(cos ϑ1 − cos ϑ2) ≈ 1 −<br />
2 − 1 +<br />
2 =<br />
2 (2r + l) 2 (2r − l)<br />
= d2<br />
8r2 ⎛<br />
⎝ 1 + l<br />
−2 <br />
− 1 −<br />
2r<br />
l<br />
⎞<br />
−2<br />
⎠ ≈<br />
2r<br />
≈ d2<br />
8r 2<br />
<br />
= − d2 l<br />
4r 3<br />
B geht also für große r wie r −3 .<br />
1 − l l<br />
− 1 −<br />
r r<br />
Da bei der angenommenen Entfernung der beiden Spulen in der zweiten Spule überall das<br />
gleiche Feld herrscht, ist auch der Fluß durch die zweite Spule proportional zu r −3 .<br />
ad 8.)<br />
Es gibt hier sicher viele gute Möglichkeiten; der folgende Vorschlag ist in der Praxis<br />
erprobt:<br />
Schaltung wie zur Aufnahme der Resonanzkurven, jedoch ist Kreis B über RVBV auch an<br />
den Generator angeschlossen. Kreis A und B werden mit dem Zweistrahloszillographen<br />
beobachtet. Folgende Prozedur:<br />
<br />
=<br />
− 1<br />
2<br />
1. Mit Frequenzgenerator Resonanzfrequenz von Kreis A einstellen.<br />
2. Durch Variieren von CBV Kreis B auf gleiche Stimmung bringen.<br />
3. Mit Rampengenerator niedrigere Frequenzen einstellen. Amplituden von Kreis A<br />
und B durch Verändern von RVBV auf gleichen Wert bringen.<br />
4. Die obersten Spitzen der Resonanzkurven der beiden Kreise beobachten. Gleiche<br />
Lage der Maxima kann durch Variieren von CBV erreicht werden, gleiche Höhe durch<br />
Variieren von RDA.<br />
ad 9.)<br />
Man sieht, daß der eine Kreis genau dann ein Amplitudenmaximum hat, wenn der andere<br />
ein Minimum (im Idealfall 0) hat. Die beiden Kreise wechseln also ständig Energie aus.
12.10 Lösungen der Aufgaben 21<br />
Da man darauf angewiesen ist, t nicht zu groß werden zu lassen, ist wohl die beste Möglichkeit,<br />
die Zeit tS des ersten Nulldurchgangs der Schwebung von U1 zu messen. Es gilt dann:<br />
k<br />
2 ω0tS = π<br />
2<br />
⇒ k = π<br />
ω0tS<br />
= 1<br />
2ν0tS<br />
ν0 ist die Schwingungsfrequenz, die ja auch auf dem Oszillographen gemessen werden<br />
kann.<br />
ad 10.)<br />
Oben haben wir gesehen, daß<br />
U ≡ U1 = 1<br />
<br />
I+ + I−<br />
C 2<br />
= 1<br />
2C<br />
+ I00 sin ωtdt =<br />
<br />
I+ + I00 sin ωtdt + 1<br />
<br />
I− + I00 sin ωtdt<br />
2C<br />
Unsere Resonanzkurve ist also eine Überlagerung der halben Resonanzkurven der beiden<br />
Moden.<br />
<strong>Physik</strong>alisch heißt das: Das System ist dann in Resonanz, wenn eine der Moden in Resonanz<br />
ist, d.h. wenn I1 + I2 oder I1 − I2 in Resonanz sind, d.h. wenn I1 und I2 in Phase<br />
oder Gegenphase sind.<br />
Damit beantworten sich alle folgenden Fragen von selbst:<br />
Die beiden Moden haben verschiedene Dämpfung <br />
β± = R<br />
2(1±k)L<br />
schiedene Resonanzwiderstände. Die Abstände der Maxima werden sein:<br />
⎛<br />
1<br />
ω0− − ω0+ = ω0<br />
⎝<br />
1 − k −<br />
⎞<br />
1<br />
⎠ ≈ kω0; (für k < 0.1)<br />
1 + k<br />
<br />
, deshalb haben sie ver-<br />
Da die Resonanzkurven der Moden endliche Breite haben, beeinflussen sie sich gegenseitig,<br />
wenn ”sie sich zu nahe kommen”; insbesondere verschieben sie die Maxima, bzw.<br />
schmelzen zusammen, obwohl die Maxima der Einzelkurven woanders liegen.