III.2 Lösung der freien Klein–Gordon-Gleichung
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N.BORGHINI Relativistische Quantenmechanik Elementarteilchenphysik<br />
Die allgemeine <strong>Lösung</strong> <strong>der</strong> <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong> (III.4) wird dann zu<br />
<br />
φ(x) = ap e −ip·x/ + b ∗ p eip·x/<br />
c d3p . (III.7)<br />
(2π) 3 2Ep<br />
Wenn ap und bp für jeden Wert von p unabhängig voneinan<strong>der</strong> sind, dann ist das Skalarfeld φ(x)<br />
komplexwertig, entsprechend zwei reellen Freiheitsgraden. Ein solches Feld beschreibt z.B. geladene<br />
Pionen π ± . Dagegen ist φ(x) reellwertig wenn ap = bp für jeden p, entsprechend einem einzigen<br />
Freiheitsgrad: die beschreibt z.B. neutrale Pionen π 0 .<br />
<strong>III.2</strong>.2 Teilchen-Interpretation <strong>der</strong> <strong>Klein–Gordon</strong>-Wellenfunktion<br />
Sucht man jetzt nach einer speziellen <strong>Lösung</strong>, die ein einziges Teilchen mit Masse m und Impuls<br />
q beschreibt, so trifft man auf eine Schwierigkeit.<br />
In <strong>der</strong> Tat führen die natürlichen Versuche ap ∝ δ (3) (p − q) o<strong>der</strong> bp ∝ δ (3) (p − q) jeweils zu<br />
<strong>Lösung</strong>en φ(t, x) ∝ e −iE q t/+iq·x/ o<strong>der</strong> φ(t, x) ∝ e iE q t/−iq·x/ . Die Letztere könnte aber auch<br />
ein Teilchen mit negativer Energie −Eq und Impuls −q beschreiben, was unannehmbar ist: wenn<br />
Teilchen mit negativer Energie existieren, dann kann man immer die Energie des Universums durch<br />
die Erzeugung neuer Teilchen reduzieren, und das Universum wird unstabil.<br />
Dieses Problem lässt sich an<strong>der</strong>s betrachten. Sei φ(x) eine <strong>Lösung</strong> <strong>der</strong> <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong>.<br />
Definiert man dann einen Viererstrom durch20 j µ i ∗ µ µ ∗<br />
KG (x) ≡ φ(x) ∂ φ(x) − φ(x)∂ φ(x)<br />
2m<br />
<br />
cρKG(t, x)<br />
≡<br />
, (III.8)<br />
jKG(t, x)<br />
so findet man<br />
+ ∇ · jKG(t, x) = 0,<br />
<br />
(III.9)<br />
entsprechend einer Kontinuitätsgleichung: damit prüft man einfach nach, dass ρKG(t, x) d 3 Erhaltungsgröße ist.<br />
x eine<br />
∂µj µ<br />
KG (x) = ∂ρKG(t, x)<br />
∂t<br />
Beweis <strong>der</strong> Gl. (III.9)... Aufgabe 9!<br />
In Anlehnung am nicht-relativistischen Fall möchte man ρKG(t, x) bzw. jKG(t, x) als eine Wahrscheinlichkeitsdichte<br />
bzw. eine Wahrscheinlichkeitsstromdichte interpretieren. 21 Im Fall einer ebenen<br />
Welle φ(x) = N e ∓ip·x/ findet man aber j µ<br />
KG (x) = ±|N |2 p µ /m. Eine <strong>Lösung</strong> in e ip·x/ — d.h. mit<br />
negativer Energie — hat somit ρKG < 0, was für eine Wahrscheinlichkeitsdichte nicht gelten kann.<br />
Diese <strong>Lösung</strong>en mit negativer Energie — die man nicht einfach wegwerfen darf, da e ip·x/ eine<br />
ebenso gültige <strong>Lösung</strong> wie e −ip·x/ ist — haben historisch viel Verwirrung verursacht.<br />
20 Der Faktor /2m wurde eingeführt in Ähnlichkeit mit <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeitsstromdichte<br />
jSchr. = i <br />
ψ ∗<br />
∇ψ − ψ<br />
∗<br />
<br />
∇ψ<br />
2m<br />
<strong>der</strong> Schrödinger-<strong>Gleichung</strong>.<br />
21 µ<br />
Tatsächlich sollte j KG durch c geteilt werden, um die passenden Einheiten für eine solche Interpretation zu erhalten.<br />
Die Einheiten <strong>der</strong> Schrödinger- und <strong>der</strong> <strong>Klein–Gordon</strong>-Wellenfunktion sind nicht die gleichen, vgl. Bemerkung<br />
am Ende des Abschn. III.3.2.<br />
III. <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong> 26