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saß den ganzen Tag auf einem Töpfchen im Bett, Arme und Beine wurden mir am Bettgitter<br />
festgebunden.<br />
Ich war jahrelang Bettnässerin – mit all den Erniedrigungen und Strafen, die das mit sich<br />
brachte. Zudem kam noch des Öfteren Schlafwandel hinzu. Meistens ging ich durchs<br />
Treppenhaus. Die Nachtschwester sprach mich dann an und weckte mich. Über meiner<br />
Schulter hin fast immer mein nasses Laken. Als Strafe und Prävention wurde mir – auch<br />
im Sommer – Essen und Trinken ab 15 Uhr entzogen. Dies geschah fast täglich in den<br />
über elfeinhalb Jahren, die ich bei den Vincentinerinnen in Lippstadt war.<br />
Die Mädchengruppe und die Nonne Serapia<br />
Mit sechs Jahren kam ich runter in die Mädchengruppe zu Nonne Serapia und wurde<br />
gleichzeitig eingeschult.<br />
Vor dem Haupteingang, rechts: Die ältere, größere, das bin ich.<br />
Was mir bei der Nonne Serapia gleich auffiel war, dass ihr der rechte Ringfinger fehlte.<br />
Ich fühlte mich nicht wohl bei ihr und den großen Mädchen in der Gruppe.<br />
Rechts: Die Mädchengruppe.<br />
Ich wollte wieder hoch in die Krabbelgruppe zu den kleinen Kindern. Also schlich ich mich<br />
dorthin und sah die kleinen Jungen in einer Reihe im Waschraum auf ihren Töpfchen sitzen.<br />
Ich hörte laute Schreie und versteckte mich seitlich am Flurschrank. Die Nonne Marta<br />
stand mitten zwischen den schreienden Kindern. Sie packte einige, verprügelte sie und<br />
schmiss sie anschließend an eine blutverschmierte Wand. Anderen Kindern schlug sie<br />
reihenweise ins Gesicht. Die Köpfe dieser Kinder knallten dabei laut an die Rückwand.<br />
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