1 Autor: Wolfgang Jugel Thema: Josef – Modell des ... - Kahal.De
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und seine Führerschaft in scheinbarer Übereinstimmung mit den Propheten hegten, dann hätten sie Ihn niemals<br />
zu Tode gebracht!<br />
<strong>De</strong>m Gottessohn begegnet die Versuchung zur Eigenhilfe in letzter Schärfe, als Er am Kreuz hing! Was dort dem<br />
Gekreuzigten in denselben Worten entgegenschallt, die der Satan in der Wüstenversuchung gebrauchte, sind<br />
nicht nur Worte <strong>des</strong> Spottes, sondern ernstgemeinte Aufforderungen der Enttäuschten, gewiß voller Haß und<br />
Hohn; diese Gefühlsverbindung spricht ja auch aus den Worten <strong>des</strong> Weibes Potiphars:<br />
Siehe, er brachte uns einen Mann, einen Hebräer (= einen "Jenseitigen"), um uns lächerlich zu machen!<br />
Man höre, was dem Leidenden und Gottverlassenen entgegenschallt:<br />
"Wenn Er der auserwählte Gottes-Messias ist, so rette Er sich selbst!"<br />
"Wenn Du wirklich Gottes Sohn bist, dann steige vom Kreuz herab!"<br />
"Andere hat Er gerettet, sich selbst zu retten vermag Er nicht?<br />
Er ist Israels König? Dann steige Er jetzt vom Kreuze herab, dann wollen wir an Ihn glauben!"<br />
"Er vertraute auf Gott. <strong>De</strong>r rette Ihn jetzt, falls Er Wohlgefallen an Ihm hat. <strong>De</strong>nn Er sagte: Gottes Sohn bin ICH!"<br />
"<strong>De</strong>r Messias, der König Israels, steige jetzt vom Kreuze herab, damit wir sehen und - glauben!" (So die<br />
Hohenpriester und Schriftgelehrten nach Luk. 23, 35; Matth. 27, 40-43; Mark. 15, 32)<br />
"Wenn Du wirklich Gottes Sohn bist, dann steige herab vom Kreuz!" (Die am Kreuz Vorübergehenden; Matth. 27,<br />
40)<br />
"Wenn Du wirklich der König der Juden bist, dann rette Dich selbst!" (Die Soldaten der römischen Kohorte; Luk 23,<br />
36)<br />
"Bist Du nicht der Messias? Rette Dich und uns!" (Einer der mitgekreuzigten Verbrecher; Luk. 23, 39)<br />
Die Spitze der Versuchung liegt bei allen diesen Spottrufen der Enttäuschten in der Aufforderung zum letzten,<br />
alles entscheidenden, aber sofortigen Handeln, - zur Dokumentation der Messianität. Das Volk erwartete<br />
offensichtlich eine öffentliche Schaustellung, eine zeichenhafte Tat oder ein eindeutiges Wort vom Himmel, eine<br />
Verklärung und Rechtfertigung <strong>des</strong> Todgeweihten durch Gott selbst!<br />
Hier erreichte die Versuchung Jesu Christi ihren Höhepunkt, zumal Er sich nicht erklären konnte, weshalb Gott Ihn<br />
verlassen hatte; es war eine echte Versuchung zur Entfaltung der Ihm verliehenen Macht, eine Versuchung, sich<br />
schon am Kreuz als Lamm und König Gottes zugleich zu offenbaren, der zwar das Sühneleiden durchsteht und<br />
doch zugleich am Kreuz (das Er Seine "Erhöhung" nannte) dem Israel Gottes in königlicher Würde und<br />
Herrlichkeit offenbart werde.<br />
Ob vor dem geistigen Auge <strong>des</strong> gekreuzigten und barmherzigen Hohepriesters nicht die Jahrhunderte der<br />
Judenverfolgungen, die Qualen der Völker, die endzeitlichen Gerichte und all die lange, lange<br />
Ungerechtigkeit dieser Welt standen, die sich zwangsläufig aus dem Aufschub Seiner Machtergreifung<br />
ergaben? Sah Er doch diese nahezu 2000 Jahre nicht so, wie Gott sie sieht, vor dem 1000 Jahre wie ein<br />
Tag vorübereilen, sondern als der barmherzige Hohepriester, der um das Leiden im Fleische wußte! Bot<br />
sich Ihm nicht die verlockende Möglichkeit, daß Er vom Volke Israel angenommen würde, wenn Er vom<br />
Kreuze herabstieg und Seine Herrlichkeit offenbarte, und daß Er Israel und die Völker dann unmittelbar ins<br />
messianische Reich führen könnte?<br />
Aber in diesem Augenblick wäre aus dem gehorsamen Sohn der Ungehorsame, der Sohn <strong>des</strong> Verderbens,<br />
geworden, der den verlockenden Parolen und Plänen Seines Fein<strong>des</strong> gehorcht hätte! Paradox gesagt: <strong>De</strong>r<br />
Christus wäre zum Anti-Christus geworden, und der Vater hätte Ihn Seines Ungehorsames wegen völlig verwerfen<br />
müssen.<br />
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