1 Autor: Wolfgang Jugel Thema: Josef – Modell des ... - Kahal.De
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"Und sie sahen ihn von ferne; und ehe er ihnen nahte, ersannen sie gegen ihn den Anschlag, ihn zu töten. Und sie<br />
sprachen, jeder Mann zu seinem Bruder: Siehe, der Herr der Träume kommt! So kommt nun und laßt uns ihn<br />
erschlagen und ihn in eine der Zisternen werfen, und wir wollen sagen: Ein böses Tier hat ihn gefressen! Und wir<br />
werden sehen, was aus seinen Träumen wird! Und Ruben hörte es und errettete ihn aus ihrer Hand! Und er<br />
sprach: Laßt uns ihn nicht totschlagen! Und Ruben sprach (weiter) zu ihnen: Vergießet nur nicht Blut! Werfet ihn in<br />
diese Zisterne in der Wüste, - aber ihr, strecket ja nicht die Hand aus gegen ihn! - auf daß er ihn aus ihrer Hand<br />
errette, um ihn zu seinem Vater zurückzubringen.<br />
Und es geschah, als Joseph zu seinen Brüdern kam, da zogen sie Joseph sein Langgewand aus, das besondere<br />
Gewand, das ihn umkleidete. Und sie nahmen ihn und warfen ihn in die Zisterne; die Zisterne aber war leer. Kein<br />
Wasser war in ihr! (GN 37, 18-24 EB/KO-W) Und sie nahmen das Langgewand Josephs, schächteten einen<br />
Ziegenbock und tauchten das Gewand in Blut; und sie sandten das Langgewand, das besondere, hin und<br />
brachten es so zu ihrem Vater. Und sie sagten: Dieses fanden wir! Erkenne doch das Gewand! Sollte es nicht von<br />
deinem Sohne stammen? Und er erkannte es und sprach: Das Langgewand meines Sohnes ...! Ein böses Tier hat<br />
ihn gefressen! Zerrissen, ja zerrissen ist Joseph! Und Jakob zerriß sein Gewand und legte Sacktuch um seine<br />
Lenden und trug Leid um seinen Sohn viele Tage. Und es standen auf alle seine Söhne und alle seine Töchter,<br />
um ihn zu trösten, er aber weigerte sich, getröstet zu werden und sprach: Leidtragend werde ich hinabfahren zu<br />
meinem Sohn in den Scheol! Und sein Vater beweinte ihn. (GN 37, 31-35)<br />
Wie die Brüder nun an Joseph handeln, entspricht nicht ganz ihrem ursprünglichen Mordanschlag. Es ist der<br />
Initiative Rubens zu verdanken - der auch später, bei den Reisen nach Ägypten, als erster echte Reue zeigt -, daß<br />
Joseph nicht zu Tode kommt! Darin unterscheiden sich die prophetischen <strong>Modell</strong>e von der Erfüllung in Jesus<br />
Christus, von dem in Wirklichkeit das "gestorben, begraben und auferstanden" gilt; denken wir nur an Isaak, der<br />
auch nicht getötet wurde und dennoch zu einem leuchtenden Vorbild der Opferung und Auferweckung <strong>des</strong><br />
einziggeborenen Sohnes durch den Vater wurde!<br />
So verhält es sich auch in der Josephsgeschichte. Könnte nicht der (schließlich gescheiterte) Rettungsversuch<br />
Rubens auf die verzweifelten Bemühungen <strong>des</strong> Pilatus hinweisen, Jesus vor dem drohenden To<strong>des</strong>urteil zu<br />
bewahren (vgl. GN 37, 21.22; 29.30 mit Joh. 19, 1-16)? Es verwundert uns nicht, daß gerade Ruben in seinem<br />
Namen einen klaren Hinweis auf Jesus birgt: Ruben bedeutet: "Sehet den Sohn!" oder "Sehet den Sohn an!"<br />
Wie handeln nun die Brüder an Joseph? Sie ziehen ihm das Fürstengewand aus, das der Vater ihm verliehen und<br />
das ihren Neid und Haß erweckt hatte! Sie werfen ihn nackt in eine wasserlose Zisterne zu Dothan und bringen<br />
ihn so in unsägliche Qual und Seelenangst.<br />
Dies kommt später bei dem ersten Schuldbekenntnis der Brüder zum Ausdruck, als sie unter dem Eindruck der<br />
Härte Josephs standen:<br />
"Da sprachen sie einer zum anderen: Fürwahr! Schuldig sind wir wegen unseres Bruders, <strong>des</strong>sen Seelenangst wir<br />
sahen, als er (weinend) zu uns flehte, und wir hörten nicht. Darum kommt über uns alle diese Drangsal! Und<br />
Ruben antwortete ihnen und sprach: Habe ich nicht zu euch gesprochen und gesagt: Versündigt euch nicht an<br />
dem Knaben!? Aber ihr hörtet nicht. Und siehe, sein Blut wird (von uns) gefordert!" (GN 42, 21.22)<br />
Schließlich tauchen sie das Fürstenkleid in das Blut <strong>des</strong> geschächteten Ziegenbocks - wie mögen sie während<br />
dieser Handlungen Joseph verhöhnt haben! - und senden das blutbefleckte Gewand dem Vater mit den zynischen<br />
Worten zurück:<br />
"Dieses fanden wir! Erkenne doch das Gewand! Sollte es nicht von deinem Sohne stammen?"<br />
„Ein böses Tier hat ihn gefressen!" (V. 20)<br />
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