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Copepoda – Ruderfußkrebse - StV Biologie Salzburg

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<strong>Copepoda</strong> <strong>–</strong> <strong>Ruderfußkrebse</strong><br />

Mario Stroblmayr<br />

0322312<br />

UE: Tierbestimmung <strong>–</strong> Kurs 1<br />

Nr. 437217<br />

SS 2006


1. Schematischer Überblick:<br />

Reich: Animalia<br />

Unterreich: Metazoa<br />

Abteilung: Eumetazoa<br />

Stamm: Arthropoda<br />

Unterstamm: Mandibulata<br />

Überklasse: Crustacea<br />

Klasse: <strong>Copepoda</strong><br />

Ordnungen: Calanoida, Cyclopoida<br />

(STORCH & WELSCH, 2004)<br />

2. Ergebnisse und Diskussion:<br />

2.1 Diversität und Verbreitung:<br />

Die Klasse der Copepoden umfasst mehr als 10.000 Arten und ist somit eine der Arten und<br />

Formenreichsten Klassen der Crustacea (STORCH & WELSCH, 2004)<br />

Copepoden findet man nicht nur im limnischen und marinen Freiwasser, sondern auch im<br />

Bodengrund und parasitisch an anderen Lebewesen. Es ist zu beachten, dass man in<br />

Mitteleuropa nur etwa 125 freischwimmende Arten im Süßwasser findet. Hier bevorzugen die<br />

kleinen Krebstiere stehende und seichte Gewässer (STREBLE & KRAUTER, 2002).<br />

Selbst die kleinsten Wasserflächen werden genutzt, so beschreibt STICHMAN & KRETZSCHMAR<br />

(1996) das Vorkommen in wassergefüllten Reifenspuren und Baumlöchern.<br />

Zwar ist die Ordnungseinteilung der Copepoden immer noch starken Veränderungen<br />

unterworfen, da gerade die genetischen Untersuchungen immer wieder neue Erkenntnisse<br />

liefern, doch ist folgende Einteilung zur Zeit weit verbreitet:<br />

1


Ordnung 1: Calanoide<br />

Kommen mit hoher Populationsdichte sowohl im Süß-, als auch im Meerwasser vor.<br />

Ordnung 2: Harpacticoida<br />

Durchwegs marine Bodenbewohner.<br />

Ordnung 3: Cyclopoida<br />

Kommen in hoher Dichte im Süßwasser vor. Marine Formen meist parasitisch.<br />

Ordnung 4: Monstrilloida<br />

Leben als Endoparasiten vor allem in Schnecken und Anneliden.<br />

Ordnung 5: Notodelphyoidea<br />

Am häufigsten als Kommensalen in Tunicaten.<br />

Ordnung 6: Caligiformes<br />

Zum überwiegenden Teil Fischparasiten.<br />

(STORCH & WELSCH, 2004)<br />

2.2 Merkmale und Anatomie:<br />

Allen Copepoden gemein ist das Fehlen der Seitenaugen. Nur drei bis sechs Naupliusaugen<br />

erlauben es den Tieren, die Richtung des einfallenden Lichtes festzustellen (STREBLE &<br />

KRAUTER, 2002).<br />

Mit Ausnahme der Calanoida fehlt den Tieren das Herz (STORCH & WELSCH, 2004).<br />

Somit muss der kontraktile Darm, der gestreckt im der Mitte des Leibes liegt, auch für die<br />

Bewegung des Blutes sorgen (STREBLE & KRAUTER, 2002).<br />

Der Körper der Tiere besteht aus Cephalon, Thorax und Abdomen. Da das erste<br />

Thoraxsegment mit dem Cephalon verschmolzen ist wird dieser Teil auch als Cephalothorax<br />

bezeichnet (EINSLE, 1993).<br />

Der Thorax besteht meist aus fünf bis sechs Segmenten. Das Abdomen besteht immer aus<br />

fünf Segmenten, die allesamt keine Gliedmaßen tragen, beinhaltet bei dieser Zählung aber das<br />

Endsegment mit Furca (STORCH & WELSCH, 2004).<br />

Der Kopf der Copepoden ist mit dem ersten oder den ersten beiden Thoraxsegmenten zum<br />

Cephalothorax verwachsen und trägt zwei Antennepaare. Besonders die erste Antenne, aber<br />

oft auch die Zweite, trägt Schwebefortsätze.<br />

Die Thoraxextremitäten sind ursprünglich zweiästige Ruderbeine mit Exopodit und<br />

Endopotit. Das vorderste Paar ist jedoch zum Maxilarfuß umgebildet und das hintere,<br />

zumindest bei den Männchen, zum Spermatophorenüberträger. Die beiden Extremitäten eines<br />

2


Segments sind bei den Copepoden durch die so genannte Intercoxalplatte zu einer Einheit<br />

verbunden (STORCH & WELSCH, 2004).<br />

Die Genitalöffnung findet sich am ersten Abdominalsegment (STORCH & WELSCH, 2004).<br />

Die Eier werden verkittet und von den Weibchen in Ballen getragen. So finden sich bei den<br />

Cyclopoida zwei Eiballen pro Weibchen, während die Calanoida nur eines tragen (STREBLE &<br />

KRAUTER, 2002).<br />

Allgemein sind die beiden Ordnungen leicht auseinander zu halten, da Cyclopoida einen<br />

breiteren Körper, kürzere Antennen und zweigeteilte Schwanzanhänge tragen. Calanoida<br />

hingegen sind schon auf den ersten Blick an ihren langen ersten Antennen zu erkennen und<br />

weisen weiters als einzige Copepodenordnung ein Herz auf (STORCH & WELSCH, 2004).<br />

Die ersten Antennen bestehen bei Calanoida aus bis zu 25 Gliedern, während man bei<br />

Cyclopoida nur maximal 17, meist aber acht bis zwölf Antenneglieder findet (STREBLE &<br />

KRAUTER, 2002).<br />

Abb 1: a. Cyclopoida, b. Calanoida (STORCH & WELSCH, 2004)<br />

Die Mundwerkzeuge sind bei allen Ordnungen eher primitiv und zeigen an erster Maxille<br />

und Mandibeln noch Endo- und Exopotit (STORCH & WELSCH, 2004).<br />

Die Färbung der Tiere, falls vorhanden, rührt nicht von Pigmenten her, sondern entsteht<br />

einzig und alleine durch die Einlagerung von färbigen Öltröpfchen im durchsichtigen Körper.<br />

Diese dienen einerseits als Speicherstoff, andererseits erhöht das Öl Schwimm- und<br />

Schwebefähigkeiten und verhindert ein schnelles Absinken der Tiere (STREBLE & KRAUTER,<br />

2002).<br />

3


Die Hoden bzw. Eierstöcke sind nicht paarig sondern nur einfach angelegt und Weibchen<br />

weisen außerdem ein Receptaculum seminis auf, in dem sie die Spermien der Männchen<br />

lange Zeit speichern können (STREBLE & KRAUTER, 2002).<br />

2.3 Bewegung:<br />

Die Bewegungen der Copepoden sind überaus komplex und schwer zu beschreiben. Die dabei<br />

auftretende ruckartige Fortbewegung entsteht vor allem durch eine stoßweise Bewegung,<br />

wobei die langen Antennen eine stabilisierende Gegenbewegung ausführen und brachte den<br />

Tieren die deutsche Bezeichnung „Hüpferlinge“ ein. Zusätzlich dienen die langen Antennen<br />

dem Auftrieb und verhindern so, genau so wie die eingelagerten Öltröpfchen ein Absinken<br />

der Tiere (STICHMAN & KRETZSCHMAR, 1996).<br />

Furca und Schwanzborsten dienen den Tieren als Steuer bei der Fortbewegung (STREBLE &<br />

KRAUTER, 2002).<br />

2.3 Entwicklung:<br />

Nach der Kopulation, bei der das Männchen Spermatophoren am Genitalsegment des<br />

Weibchens befestigt, tragen die Weibchen die 4 bis 30 Eier (EINSLE, 1993).<br />

Nach dem Schlupf ist die Entwicklung der <strong>Copepoda</strong> in Nauplien- und Copepoditenstadien<br />

gegliedert (STORCH & WELSCH, 2004).<br />

Nachdem sich die Jungtiere aus dem Ei befreit haben durchleben sie sechs Stadien als<br />

Naupliuslarven, wobei es in jedem Stadium zur Häutung kommt. Auch in den sechs<br />

Copepoditstadien häuten sich die Tiere weiter, wobei sich die Anzahl der Segmente und<br />

Beinpaare vermehrt. Das sechste Copepoditstadium repräsentiert schließlich das adulte Tier.<br />

Die gesamte Lebensdauer eines Copepoden wird mit etwa sechs bis dreizehn Monaten<br />

angegeben (STREBLE & KRAUTER, 2002).<br />

Abb 2: Copepodidstadien (EINSLE, 1993)<br />

4


2.3 Ernährung:<br />

Als Nahrung dienen diverse Kleinorganismen wie Diatomeen, Bakterien und einzellige<br />

Algen. Aber auch eine parasitäre Ernährung, zum Beispiel an den Kiemen von Fischen, findet<br />

sich verbreitet (STORCH & WELSCH, 2004).<br />

Copepoden lassen sich weithin in Strudler und Greifer unterteilen. Die Strudler erzeugen<br />

durch Borstenfächer, zweite Antennen, Mandibel und erste Maxille einen Wasserstrom unter<br />

dem Körper. So wird Wasser durch das Filtergitter der zweiten Maxillen gepresst und die<br />

Nahrungspartikel ausgefiltert. Meist werden Bewegungen der ersten Maxillen genutzt um die<br />

Partikel in die Mundöffnung zu befördern.<br />

Greifer hingegen fangen ihre Nahrung mit den bedornten Maxillen und zerlegen die Beute<br />

anschließend mit Hilfe der Mandibel. Der Vorderdarm saugt daraufhin mit kontraktilen<br />

Bewegungen die Nahrung auf (STREBLE & KRAUTER, 2002).<br />

Die maximale Futtergröße beträgt etwa 50 µm. Copepoden können im Gegensatz zu anderen<br />

Crustacea, wie zum Beispiel Cladoceren, selektiv fressen. Sie suchen selbst aus, welche<br />

Nahrungspartikel aufgenommen werden und welche sie lieber verschmähen. Bei vielen Arten<br />

wird nicht nur zwischen toten und lebenden Algenzellen unterschieden sondern bei<br />

ausreichendem Angebot sogar der Nährstoffgehalt der Zellen berücksichtigt.<br />

Verfangen sich bei Cladoceren zu große Nahrungspartikel im Filterapparat, werden diese mit<br />

Hilfe der postabdominalen Klaue entfernt. Die Tiere können auch den Spalt zwischen den<br />

beiden Carapaxhälften verengen um große Algen vom Mundraum fern zu halten (LAMPERT &<br />

SOMMER, 1999).<br />

2.4 Ökologische Bedeutung:<br />

Gerade in neu entstandenen stehenden Wasserflächen erscheinen nach kurzer Zeit die<br />

Copepoden als eine der ersten Tiergruppen. Hier sind in Mitteleuropa vor allem Eucyclops<br />

serrulatus und Diacylopoiden die ersten auftretenden Arten. Wie die Tiere in die frischen<br />

Gewässer kommen ist noch nicht restlos geklärt, doch scheint eine Verbreitung über Vögel<br />

wahrscheinlich (EINSLE, 1993).<br />

Copepoden sind allgemein ein überaus wichtiger Bestandteil des Benthos und des Planktons<br />

in beinahe allen Gewässern. Sie sind Nahrung für viele Tiere und unverzichtbar für Filterung<br />

und Stofftransport im Wasserkörper (STORCH & WELSCH, 2004).<br />

5


3. Referenzen<br />

EINSLE, U. (1993): Süßwasserfauna von Mitteleuropa. 8 / 4-1. Crustacea <strong>Copepoda</strong> Calanoida<br />

und Cyclopoida<br />

LAMPERT, W. & SOMMER U. (1999): Limnoökologie. 2. Auflage. 489 Seiten. Georg Thieme<br />

Verlag, Stuttgart<br />

STICHMAN, W. & KRETZSCHMAR E. (1996): Der neue Kosmos Tierführer.447 Seiten. Franckh-<br />

Kosmos Verlags-GmbH&Co, Stuttgart<br />

STORCH, V. & U. WELSCH (2004): Systematische Zoologie. 6. Auflage. 853 Seiten. Spektrum<br />

Akademischer Verlag, Berlin.<br />

STREBLE, H. & D. KRAUTER (2002): Das Leben im Wassertropfen. 9. Auflage. 428 Seiten.<br />

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH&Co, Stuttgart<br />

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