Knauf Product Liability - H.ROSKE & Associates LLP
Knauf Product Liability - H.ROSKE & Associates LLP
Knauf Product Liability - H.ROSKE & Associates LLP
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
von knapp 86 Mio. Euro wegen unzulässiger<br />
Preisabsprachen. Der Konzern<br />
wehrte sich dagegen, dass die <strong>Knauf</strong> Gips<br />
KG für das Verhalten der Gebr. <strong>Knauf</strong><br />
Verwaltungsgesellschaft, also der Dachholding<br />
der Gruppe, verantwortlich sein<br />
soll, und zog bis vor den Europäischen<br />
Gerichtshof (EuGH). Doch im vergangenen<br />
Sommer bestätigte der EuGH letztinstanzlich<br />
die Strafzahlung.<br />
Noch während das Verfahren in Brüssel<br />
lief, filzte das Bundeskartellamt die<br />
Firmenzentrale. Diesmal ging es um<br />
Preisabsprachen im Mörtelsegment. Wieder<br />
zahlte <strong>Knauf</strong>: diesmal 10 Mio. Euro.<br />
Im Juli 2009 sorgte ein Schreiben von<br />
Isabel <strong>Knauf</strong>, einer Enkelin des Gründers<br />
Alfons <strong>Knauf</strong>, international für Irritationen<br />
– besonders in den USA. In dem Brief<br />
an die Angestellten einer Tochterfirma im<br />
Iran drohte die Leiterin des Asien geschäfts<br />
mit Entlassungen, sollten sich Mitarbeiter<br />
an Demonstrationen gegen die Regierung<br />
beteiligen. <strong>Knauf</strong> räumte später ein,<br />
das Schreiben sei „unglücklich formuliert“<br />
gewesen.<br />
„Unglücklich“ bezeichnet auch treffend<br />
die Art, wie sich <strong>Knauf</strong> im Fall der<br />
schadhaften Platten in den USA verhalten<br />
hat.<br />
Der Gips, den <strong>Knauf</strong> für seine Produktion<br />
in Tianjin verwendet hat, stammt<br />
aus einer staatlichen Mine in der Provinz<br />
Shandong. In westlichen Gipsminen wird<br />
der Naturstein mit Prüfinstrumenten auf<br />
Hier nahm das Unglück seinen Lauf: Das <strong>Knauf</strong>-Werk in Tianjin ist eines von dreien in China. Bei der<br />
Eingangskontrolle fiel der minderwertige Gips aus einer Staatsmine nicht auf<br />
Unternehmen: <strong>Knauf</strong><br />
80 c 01/2011<br />
seine Reinheit getestet. Nicht so in China.<br />
Kontrolleure der USBehörden waren<br />
schockiert, als sie 2009 Minen in Shandong<br />
besuchten und feststellten, dass<br />
Arbeiter die Gesteinsbrocken per Hand<br />
sortierten. „Sie haben keinerlei Tests<br />
durchgeführt, sie haben die Steine nur<br />
angeschaut, das ist lächerlich“, erinnert<br />
sich einer, der dabei war.<br />
Auch bei der Eingangskontrolle in<br />
Tianjin fiel das kontaminierte Material<br />
nicht auf. Auf Verunreinigungen mit<br />
Schwefel sei der Naturgips bis 2006 nicht<br />
getestet worden, weil es zuvor nie ein<br />
Problem damit gegeben habe, räumt<br />
<strong>Knauf</strong>Justiziar Jörg Schanow ein.<br />
Verstolperter Markteinstieg<br />
Weil der Pfusch hierzulande zunächst<br />
keinem auffiel, hegte auch niemand<br />
Befürchtungen, dass eine Lieferung in<br />
die USA Probleme verursachen könnte.<br />
So stolperte KPT mit den kontaminierten<br />
Gipsplatten ohne ausreichende Absicherung<br />
auf den Markt mit dem schärfsten<br />
Produkthaftungsrecht weltweit.<br />
KPT verzichtete nicht nur auf den Abschluss<br />
einer Produkthaftpflichtversicherung,<br />
wie sie Experten bei Geschäften in<br />
den USA dringend empfehlen. Die <strong>Knauf</strong><br />
Tochter ließ sich überdies auf einen Importeur<br />
ein, der als EinMannBetrieb<br />
kaum imstande war, einen Teil des Haftungsrisikos<br />
zu übernehmen. Anfangs<br />
Friedensengel: Die <strong>Knauf</strong>-Geschäftsführer Hans<br />
Peter Ingenillem und Manfred Grundke haben<br />
mit 300 Familien Vergleiche geschlossen<br />
hatte <strong>Knauf</strong> seine Produkte noch über<br />
den amerikanischen Gipsgiganten USG<br />
in den USA vertrieben. Doch „weil USG<br />
uns miserable Preise bot“, wie es in einer<br />
internen EMail heißt, wechselte <strong>Knauf</strong><br />
im Frühjahr 2006 zum Zwischenhändler<br />
Salomon Abadi, der „erheblich mehr<br />
zahlte als USG“.<br />
Offenbar fühlten sich die <strong>Knauf</strong><br />
Verantwortlichen ausreichend geschützt.<br />
Als Baufirmen später erstmals mit Klagen<br />
drohten, beschwichtigte Isabel <strong>Knauf</strong> in<br />
einer EMail: „Wir haben lediglich einen<br />
Vertrag mit Salomon, nicht mit einer<br />
dritten Partei.“ Etwaige Klagen müssten<br />
zudem in Tianjin verhandelt werden.<br />
Ein folgenschwerer Irrtum. „Geschädigte<br />
in den USA können Ansprüche gegen<br />
den Hersteller geltend machen, auch<br />
wenn der in keinem direkten Vertragsverhältnis<br />
mit ihnen steht“, so Thomas<br />
Rinne von der Frankfurter Anwaltskanzlei<br />
v. Einem & Partner, die deutsche Exporteure<br />
berät.<br />
Bei der Einschätzung, was nach Bekanntwerden<br />
der ersten Fälle zu tun sei,<br />
patzte <strong>Knauf</strong> erneut: Anstatt sämtliche<br />
fehlerhaften Platten unverzüglich aus<br />
dem Verkehr zu ziehen, hielt man lieber<br />
bis auf Weiteres still.<br />
Die ersten Beschwerden von Hausbesitzern<br />
erreichten die Verbraucherschutzbehörde<br />
CPSC im Dezember 2008.<br />
<strong>Knauf</strong> war bereits seit November 2006<br />
dar über informiert, dass es mit den ∂<br />
Wirtschaftswoche/ Klaus Weddig; Imaginechina