Dendro-Isotope und die Jahrringbreiten als Klimaproxis der letzten ...
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1 EINLEITUNG<br />
produzieren. Mit zunehmendem Alter nehmen <strong>die</strong> <strong>Jahrringbreiten</strong> kontinuierlich ab. Dieses,<br />
<strong>als</strong> „Alterstrend“ bezeichnete Phänomen ist primär biologisch bedingt <strong>und</strong> überprägt das<br />
Klimasignal (COOK & KAIRIUKSTIS 1990; BRÄKER 1981; FRITTS 1976, SCHWEINGRUBER<br />
1996). ESPER et al. (2002) zeigen, dass <strong>der</strong> gewählte methodische Ansatz zur Eliminierung<br />
<strong>die</strong>ses Trends unter Beibehaltung <strong>der</strong> säkularen Schwankungen das Ergebnis massiv<br />
beeinflusst. Diese Tatsache an sich ist nicht neu (BRIFFA et al. 1992, 2000, COOK et al.<br />
1995). Die differenzierte Art <strong>der</strong> Darstellung, exemplarisch diskutiert an den beiden oben<br />
gezeigten Kurven, führt jedoch zu einer entscheidenden Erkenntnis: Ob <strong>die</strong> aktuell<br />
beobachtete globale Erwärmung sich noch im natürlichen Rahmen <strong>der</strong> <strong>letzten</strong> >1000 Jahre<br />
bewegt o<strong>der</strong> für <strong>die</strong>sen Zeitraum schon außergewöhnlich ist, bleibt unklar.<br />
Eine Möglichkeit, <strong>die</strong>se Frage mit neuen Ansätzen anzugehen, besteht in <strong>der</strong> Hinzunahme<br />
eines weiteren Jahrringparameters, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> aktuellen Diskussion bisher nicht vorkommt,<br />
nämlich <strong>der</strong> stabilen <strong>Isotope</strong> <strong>der</strong> Elemente Kohlenstoff, Sauerstoff <strong>und</strong> Wasserstoff in<br />
Jahrringen („<strong>Dendro</strong>-<strong>Isotope</strong>“). Diese Parameter haben in den <strong>letzten</strong> Jahrzehnten ihr<br />
Potenzial zur Rekonstruktion von Temperatur, Nie<strong>der</strong>schlag o<strong>der</strong> relativer Luftfeuchte<br />
bewiesen 3 . Doch aufgr<strong>und</strong> des im Vergleich zu <strong>Jahrringbreiten</strong>stu<strong>die</strong>n extrem hohen<br />
Arbeitsaufwandes zur Datenerhebung beginnt erst in jüngster Zeit <strong>die</strong> Erstellung langer<br />
Zeitreihen. Momentan existieren weltweit nur drei >1000-jährige <strong>Isotope</strong>n-Chronologien<br />
aus mehreren Bäumen: eine 13 C- <strong>und</strong> eine H-Chronologie 4 von Tannen aus dem<br />
Schwarzwald für den Zeitraum 1004 bis 1980 AD (LIPP et al. 1991, EDWARDS et al. 2000)<br />
<strong>und</strong> eine 1400-jährige 13 C-Chronologie von Tibetischen Wachol<strong>der</strong>n (ZIMMERMANN 1997).<br />
Bei allen drei Serien fehlen jedoch bisher Transfermodelle zur Klimarekonstruktion. Eine<br />
lange Chronologie <strong>der</strong> Sauerstoffisotope ( 18 O) ist bislang noch nicht veröffentlicht. So ist<br />
momentan völlig unklar, ob <strong>die</strong>se Parameter überhaupt säkulare Klimaschwankungen<br />
archivieren (SCHWEINGRUBER 1996).<br />
Das globale Netzwerk <strong>der</strong> Jahrringchronologien weist in einigen Bereichen immer noch<br />
große Lücken auf. Für ein besseres Verständnis <strong>der</strong> Klimageschichte auf regionaler Ebene<br />
sind deshalb weltweit zusätzliche hochauflösende Rekonstruktionen gefor<strong>der</strong>t (JONES et al.<br />
2001; BRIFFA & OSBORN 2002). So ist gerade Zentralasien trotz einer Zunahme an<br />
Veröffentlichungen in jüngster Zeit (COOK et al. 2002; ESPER et al. 2002/2001; PEDERSON<br />
et al. 2001) immer noch unterrepräsentiert. Die Region gilt jedoch <strong>als</strong> ein Motor <strong>der</strong><br />
atmosphärischen Zirkulation <strong>und</strong> damit <strong>als</strong> eine Schlüsselstelle im Klimasystem (BÖHNER<br />
1996). Um so erstaunlicher erscheint <strong>die</strong> Tatsache, dass hier bisher nur wenige 1000jährige<br />
Jahrringchronologien erstellt wurden, obwohl gerade <strong>die</strong>se Region mit extrem alten<br />
Bäumen (bis über 2000-jährige Wachol<strong>der</strong>) ein großes Potenzial dafür bietet<br />
3 Die genaueren Zusammenhänge werden in Kapitel 3 ausführlich dargestellt.<br />
4 Zur Nomenklatur siehe Kapitel 3.1<br />
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