Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek
Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek
N. 2 johann daniel crafft an leibniz, 9. (19.) Januar 1691 19 niciren. Der Zweck vnd intention gehet dahin, daß man independent Leben könne, vnd nicht von Gnaden, wo man per industriam zu subsistiren müglichkeit habe etc. etc. Daß Ser mus Vester nun bey seinen späthen jahren erst ein laboratorium aufrichten laßen, solches höre ich gerne, vnd muthmaße, daß demselben etwas müße vorkommen seyn, woraus Er veritatem artis schließen könne. Gott gebe dem H. D r Pratisio solche 5 speculationes, daß Er viel gutes erfinden, vnd die Ehr der heutiges tages gar suspecten Chymi erretten möge. Solches wündsche ich Ihme von hertzen. Ich meines wenigen orthes weiß nichts zu suppeditiren, vnd finde es nicht rathsam eigene speculationes anderen zu übergeben, dieweil man des effects nicht versichert sein kann, was man nicht selbsten gemacht hatt. Ich will Lieber außgemachte dinge communiciren, alß außzumachende. 10 Aber in öfen vnd anderen apparat zu dieser profession nöthig vnd dienlich, glaube ich, daß ich beßer alß iemand dienen könne, were auch darzu bereit vnd willig, aber wer glaubt mir, vnd wer weiß, daß solches die wahrheit seye, quia propria laus sordet. Es stehet gantz darauf daß Sie mich bald in der nähe sehen, vnd vermuthlich besuchen werden, alßdenn will ich laßen judiciren, ob ich mir flattire. Ich binn versichert Sie werden sich meiner 15 Bedienen. Sed hoc tibi in aurem. M. h. H. ist der erste, deme ich dieses offenbahre. Von H. Offmüller höre ich nichts mehr, der ehrliche Mann ist auch viel zu gut, der kann anders nicht alß von der welt betrogen werden. Wie die Prob der Perlen-Verbeßerung zu Passaw abgeloffen, kann H. v. Hörnigk, alß vnpartheiisch beßer als ich berichten. Zeit meines Lebens habe ich kein größeren 20 Mißschlag begangen, alß Mit dem Obr. Melling mich zu mesliren. Er ist eines so verteuffelten vnd durchteuffelten Gemüths, daß ich nicht geglaubt, daß dergl. Mensch in der wellt vnd vnter der Sonnen seye. Mich consolirt, daß H. v. Hörnigk die gantze Histori auf den grund weiß, der kann Zeuge sein zwischen mir vnd Melling, deßen actiones nichts anders alß brutalitäten seyen, wie Sie H. v. Hörnigk tituliret. M. h. H. wird aus 25 seinem briefe, deßen im zweiten gedacht wird, auch schon mercken cujus toni. Es wird ein schöner brief sein, ich verlange nicht zue wißen, waß darinn stehet, ich getrawete es bey nahe alles zue errathen. Alles waß Er schreibt, ist mit Argwohn, Neid vnd Lügen angefüllt, wie einer Seiner gewesenen besten freunde, die Er eben also, wie mich tractiret, in einem briefe an mich schreibte. Was Er mit gewinnet, weiß ich nicht etc. etc. 30 3 laboratorium: vgl. III,4 N. 285, S. 631. 17 Offmüller: vgl. III,4 N. 265 u. ö. 19 Perlen-Verbeßerung: vgl. hierzu I,6 N. 134; zum Verfahren III,4 N. 278. 26 briefe: III,4 N. 277. 30 schreibte: Absender u. Brief nicht ermittelt.
20 johann daniel crafft an leibniz, 9. (19.) Januar 1691 N. 2 Was H. Rabs macht, weiß ich nicht, Ich muthmaße aber aus gewißen Vmbständen, es werde in guten opinionen bestehen. Das fundament vnd wißenschaften, worauf alles beruhet, vnd welche vor kurtzer zeit Lauter große Geheimnüßen gewesen, sind nun gantz gemein worden, fangen derowegen an zu vilisiren, Ich muthmaße daß Sie ihrem newen 5 laboratorio auch schon angetragen sindt, wenn ich Sie aber recht kenne, glaube ich nicht, daß man so Leicht etliche 1000 für geschriebene process geben werde. Ich darff hiervon nicht zu viel nachricht geben, es möcht mir sonst hiemit, alß wie mit Obr. Melling gehen etc. etc. Es scheinet daß die Manufacturen mit der Chymi einen terminum fatalem bey ihnen 10 haben, in deme Sie beyde so späth platz bekommen, doch heißt es, satis cito, si sat bene. Daß die beyde häubter der refugiés vneinigkeit haben, wundert mich nicht, weilen Sie die menschliche natur nicht in Franckreich gelaßen haben, sondern mit herauß genommen. Die vneinigkeit hatt sich schon in Erlang[en] vnter dem Marggrafen angefangen, wenn ich mich anders recht besinne. 15 Von dem fräntzosischen Papier weiß ich keine nachricht zuegeben, außer der natürlichen vernunfft, vnd waß ich bey dem papiermachen obiter observirt, daß es nemblich in dem reinen waßer vnd fleißiger comminution, welche die Holländer nicht durch Stampfwerck, sondern durch waltzen verrichten, bestehe, vnd daß Sie alles fleißig machen, vnd umb billichen Preyß arbeiten, welches die große consumtion ihres papiers in 20 Holland verursachet. Das character buch ist bey mir annoch in guter verwahrung, vnd seye M. h. H. derentwegen ohne Sorgen: Ich will es noch ein wenig bey mir halten; wegen der sonderbahren Künste, so darinne zu finden, wolle M. h. H. keine jalousie nehmen, es ist nichts rares drinn, vnd ist mit vnterschiedlichen fabelwerck vermischet. 25 H. Rothmahler ist anietzo alhier in der nähe, vnd mus sein werck von dato in ein jahr sich außweisen. Er ist mein guter confident. In seinen divinations-Künsten perficirt Er sich täglich mehr vnd mehr. Wenn Er es recht anstellete, könnte Er sich damit beßer alß mit der Chymi ernehren. Seine büchl. vnd kästl. will M. h. H. schon verschaffen, vnd in Persohn vielleicht einmahl zueweißen, denn die praxin verstehet niemand beßer, alß 1 H. Rabs: Identität nicht ermittelt; vgl. III,4 N. 265. 10 satis . . . bene: M. Porcius Cato, Dicta memorabilia, 80 (Jordan). 11 häubter der refugiés: P. Jurieu u. S. Chappuzeau lieferten sich im Herbst 1690 eine Auseinandersetzung über eine Stelle im anonym erschienenen L’esprit de M. Arnauld, 1684; vgl. I,6 N. 185 und die dortigen Erl. 13 Marggrafen: Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth. 21 character buch: vgl. hierzu III,4 N. 248. 25 H. Rothmahler: Johann Elias Rothmaler; vgl. zu seinem Werk III,4 N. 210.
- Seite 37 und 38: XXXVIII einleitung Jetzt ließ sich
- Seite 39 und 40: XL einleitung geschlossenen Systeme
- Seite 41 und 42: XLII einleitung drei von insgesamt
- Seite 43 und 44: XLIV einleitung point aussi veu le
- Seite 45 und 46: XLVI einleitung ton des Ellipses‘
- Seite 47 und 48: XLVIII einleitung stance sur laquel
- Seite 49 und 50: L einleitung Arzt in seinem Wirken
- Seite 51 und 52: LII einleitung Region (N. 20). Ihr
- Seite 53 und 54: LIV einleitung mit Ramazzini bis in
- Seite 55 und 56: LVI einleitung Die wichtigsten biog
- Seite 57 und 58: LVIII einleitung die der lateinisch
- Seite 59 und 60: LX einleitung N. Lacy, für einen e
- Seite 61 und 62: LXII einleitung Haes tief enttäusc
- Seite 63 und 64: LXIV einleitung von Leibniz und sei
- Seite 65 und 66: LXVI einleitung austausch war nicht
- Seite 67 und 68: LXVIII einleitung unter Wasser und
- Seite 70: N A C H T R A G 1674-1676
- Seite 73 und 74: 4 leibniz an günther christoph sch
- Seite 75 und 76: 6 leibniz an heinrich oldenburg, 18
- Seite 77 und 78: 5 8 leibniz an heinrich oldenburg,
- Seite 79 und 80: 10 leibniz an heinrich oldenburg, 1
- Seite 82: B R I E F W E C H S E L 1691-1693
- Seite 85 und 86: 16 leibniz an johann jacob spener,
- Seite 87: 18 johann daniel crafft an leibniz,
- Seite 91 und 92: 22 johann daniel crafft an leibniz,
- Seite 93 und 94: 24 rudolf christian von bodenhausen
- Seite 95 und 96: 26 rudolf christian von bodenhausen
- Seite 97 und 98: 28 rudolf christian von bodenhausen
- Seite 99 und 100: 30 rudolf christian von bodenhausen
- Seite 101 und 102: 32 rudolf christian von bodenhausen
- Seite 103 und 104: 34 leibniz an johann daniel crafft,
- Seite 105 und 106: 36 friedrich heyn an leibniz, 13. (
- Seite 107 und 108: 38 leibniz an christiaan huygens, 2
- Seite 109 und 110: 40 leibniz an christiaan huygens, 2
- Seite 111 und 112: 42 leibniz an christiaan huygens, 2
- Seite 113 und 114: 44 leibniz an christiaan huygens, 2
- Seite 115 und 116: 46 leibniz an christiaan huygens, 2
- Seite 117 und 118: 48 leibniz an christiaan huygens, 2
- Seite 119 und 120: 50 leibniz an christiaan huygens, 2
- Seite 121 und 122: 52 christoph pfautz an leibniz, 4.
- Seite 123 und 124: 54 christiaan huygens an leibniz, 2
- Seite 125 und 126: 56 christiaan huygens an leibniz, 2
- Seite 127 und 128: 58 leibniz an christiaan huygens, 2
- Seite 129 und 130: 60 leibniz an christiaan huygens, 2
- Seite 131 und 132: 62 leibniz an christiaan huygens, 2
- Seite 133 und 134: 64 leibniz an christiaan huygens, 2
- Seite 135 und 136: 66 leibniz an christoph pfautz, 22.
- Seite 137 und 138: 68 leibniz an christoph pfautz, 22.
N. 2 johann daniel crafft an leibniz, 9. (19.) Januar 1691 19<br />
niciren. Der Zweck vnd intention gehet dahin, daß man independent Leben könne, vnd<br />
nicht von Gnaden, wo man per industriam zu subsistiren müglichkeit habe etc. etc.<br />
Daß Ser mus Vester nun bey seinen späthen jahren erst ein laboratorium aufrichten<br />
laßen, solches höre ich gerne, vnd muthmaße, daß demselben etwas müße vorkommen<br />
seyn, woraus Er veritatem artis schließen könne. Gott gebe dem H. D r Pratisio solche 5<br />
speculationes, daß Er viel gutes erfinden, vnd die Ehr der heutiges tages gar suspecten<br />
Chymi erretten möge. Solches wündsche ich Ihme von hertzen. Ich meines wenigen orthes<br />
weiß nichts zu suppeditiren, vnd finde es nicht rathsam eigene speculationes anderen zu<br />
übergeben, dieweil man des effects nicht versichert sein kann, was man nicht selbsten<br />
gemacht hatt. Ich will Lieber außgemachte dinge communiciren, alß außzumachende. 10<br />
Aber in öfen vnd anderen apparat zu dieser profession nöthig vnd dienlich, glaube ich,<br />
daß ich beßer alß iemand dienen könne, were auch darzu bereit vnd willig, aber wer glaubt<br />
mir, vnd wer weiß, daß solches die wahrheit seye, quia propria laus sordet. Es stehet gantz<br />
darauf daß Sie mich bald in der nähe sehen, vnd vermuthlich besuchen werden, alßdenn<br />
will ich laßen judiciren, ob ich mir flattire. Ich binn versichert Sie werden sich meiner 15<br />
Bedienen. Sed hoc tibi in aurem. M. h. H. ist der erste, deme ich dieses offenbahre.<br />
Von H. Offmüller höre ich nichts mehr, der ehrliche Mann ist auch viel zu gut, der<br />
kann anders nicht alß von der welt betrogen werden.<br />
Wie die Prob der Perlen-Verbeßerung zu Passaw abgeloffen, kann H. v. Hörnigk,<br />
alß vnpartheiisch beßer als ich berichten. Zeit meines Lebens habe ich kein größeren 20<br />
Mißschlag begangen, alß Mit dem Obr. Melling mich zu mesliren. Er ist eines so verteuffelten<br />
vnd durchteuffelten Gemüths, daß ich nicht geglaubt, daß dergl. Mensch in<br />
der wellt vnd vnter der Sonnen seye. Mich consolirt, daß H. v. Hörnigk die gantze Histori<br />
auf den grund weiß, der kann Zeuge sein zwischen mir vnd Melling, deßen actiones<br />
nichts anders alß brutalitäten seyen, wie Sie H. v. Hörnigk tituliret. M. h. H. wird aus 25<br />
seinem briefe, deßen im zweiten gedacht wird, auch schon mercken cujus toni. Es wird<br />
ein schöner brief sein, ich verlange nicht zue wißen, waß darinn stehet, ich getrawete es<br />
bey nahe alles zue errathen. Alles waß Er schreibt, ist mit Argwohn, Neid vnd Lügen<br />
angefüllt, wie einer Seiner gewesenen besten freunde, die Er eben also, wie mich tractiret,<br />
in einem briefe an mich schreibte. Was Er mit gewinnet, weiß ich nicht etc. etc. 30<br />
3 laboratorium: vgl. <strong>III</strong>,4 N. 285, S. 631. 17 Offmüller: vgl. <strong>III</strong>,4 N. 265 u. ö. 19 Perlen-Verbeßerung:<br />
vgl. hierzu I,6 N. 134; zum Verfahren <strong>III</strong>,4 N. 278. 26 briefe: <strong>III</strong>,4 N. 277. 30 schreibte:<br />
Absender u. Brief nicht ermittelt.