Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek
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einleitung LXIII tions des Eglises protestantes von 1690 war dieses Material dann gegen die Doppelehe des Landgrafen Philipp des Großmütigen von Hessen († 1567) ausgewertet worden. Daraufhin schrieb J. Basnage die Histoire de la religion des églises réformées, 1690, gegen Bossuet, der seinerseits mit der Défense de l’ Histoire des variations contre la réponse de M. Basnage von 1691 antwortete. Leibniz bestritt die Berechtigung von Bossuets Anklage und vertrat die Ansicht, daß die Polygamie weder nach göttlichem Gesetz noch nach naturrechtlichen Grundsätzen verwerflich sei. Die Doppelehe Philipps des Großmütigen war im Berichtszeitraum Gegenstand der Korrespondenzen mit Lucae, G. Meier (vgl. I, 7) und mit Haes (vgl. N. 112 u. N. 119). Letzterer bedauerte, daß die Angelegenheit von katholischer Seite hochgespielt wurde, war aber ebenso unglücklich darüber, daß die protestantischen Autoren den Landgrafen in Schutz nahmen. Dabei lassen Haes’ Äußerungen auch Leibniz’ Auffassung erkennen (N. 119): ” quant à moy Je suis presque de vôtre sentiment, Monsieur, lorsque Vous dites qu’il y peut avoir de certains cas, où la Monogamie souffre dispense et exception, mais il faut une juste restriction à ces cas.‘‘ Neben den Jahre beanspruchenden Großunternehmungen wie der Geschichte des Welfenhauses gab es auch eine Vielzahl kleinerer Pläne und Projekte administrativer oder wirtschaftlicher Art, an denen Leibniz mehr oder weniger beteiligt oder doch zumindest interessiert war. Dazu zählten im wissenschaftlichen Bereich der Auf- und Ausbau der bestehenden Akademien und Sozietäten sowie die Unterstützung und Schaffung neuer Einrichtungen wie z. B. des Collegium imperiale historicum in Wien (N. 10), der Kunst- Rechnungs- liebende Societät in Hamburg (N. 81, N. 163 u. N. 176) oder einer zu gründenden, von der Gunst der Herrschenden möglichst unabhängigen Societas Germana (N. 165). Im merkantilistischen Bereich sind vor allem die Verbesserung des Münzwesens (I, 6 N. 294 u. N. 332), der Wein- und Branntweinhandel (N. 11, N. 192 u. N. 193), die ökonomische Ausrichtung der Ofentechnik für die Erz- und Glasschmelze (N. 11, N. 42, N. 86, N. 103 u. N. 110), die Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion durch den Einsatz von Düngern (N. 187) und die Möglichkeit der Seidengewinnung durch Anpflanzung von Maulbeerbäumen und Zucht von Seidenraupen (N. 127, N. 144, N. 170, N. 162, N. 186 u. N. 201) zu nennen. Daß auch weiterhin Metallveredelungsprozesse zur Gold-, Silberund Bleigewinnung, Perlenreinigungsverfahren (N. 2 u. N. 168), Retortenherstellung (vgl. z. B. N. 167 u. N. 175), Salzgewinnung (N. 86), Ölgewinnungsverfahren (N. 4) und vieles andere mehr im Gespräch waren oder blieben, sei hier nur beiläufig erwähnt. Diesen kleineren Verfahren oder Verfahrensverbesserungen kommt aber nicht mehr die Bedeutung zu, die sie noch in den vorangegangenen Bänden hatten. Das nachlassende Engagement
LXIV einleitung von Leibniz und seinen Bekannten auf dem Gebiet der Manufakturen kennzeichnet wohl am besten die Äußerung eines von Leibniz’ engsten Freunden, des Kommerzienrates J. D. Crafft (N. 11): Mitt Manufacturen habe dießmahl nichts zu thun, vnd sehe daß es eine ” Lautere thorheit ist, daß ein privatus proprio motu sich bemühet, den Herren vntherthanen zu vermehren vnd zu ernehren. Wenn vnsere Fürsten sich nicht gleich Franckr., Holl- vnd Engelland, selbst bemühen vnd darauf spendiren wollen, wie Sie denn nicht thun noch thun werden, so wird auch wohl beym alten bleiben‘‘. 6. Technik Als Leibniz Herzog Johann Friedrich im Herbst 1678 seinen ersten Vorschlag zur Verbesserung des Bergbaus im Harz unterbreitete (I, 2 N. 73), tat er dies aus eigenem Antrieb und ohne fremden Einfluß. Als dann Herzog Ernst August 1685 die Einstellung der Leibnizschen Aktivitäten verfügte, geschah dies gegen Leibniz’ deutlich artikulierten Wunsch. Dennoch hatte Leibniz sich spätestens Mitte 1687 damit abgefunden, daß sein Harzengagement nunmehr unerwünscht war. Veranlassung für ein Wiederaufleben seines Interesses an den Erzgruben im Harz bot ein Ende des Jahres 1692 von dem Erfinder und Celler Münzmeister J. J. Jenisch und dem Communionsmünzmeister R. Bornemann gemachter Vorschlag, die Erzförderung durch den Einsatz von weniger Pferden zum Treiben rentabler zu gestalten (vgl. I, Suppl. N. 228 ff.). Als Leibniz Ende März 1693 von diesem Vorstoß erfuhr, war das Genehmigungsverfahren schon weit fortgeschritten. Daher wandte er sich umgehend an die Kammer in Hannover (I, Suppl. N. 6), und an seinen Fürsten (I, Suppl. N. 7), der letztendlich die Genehmigung zu erteilen hatte, und reklamierte seine Priorität in dieser Angelegenheit (vgl. etwa I, 4 N. 165 ff.). Da die Mittel der Rentabilitätssteigerung nicht ausreichend klar dargestellt würden, müsse man befürchten, daß Leibniz’ Idee des Gewichtsausgleichs mit Hilfe eines endlosen Seils hier Verwendung finden solle. Im Sommer gelang es ihm schließlich, Kurfürst Ernst August davon zu überzeugen, daß die Arbeit an der Welfengeschichte durch ein neuerliches Harzprojekt nicht verzögert werden würde, da er die Durchführung und Überwachung anderen übertragen könne. So wurde die Erprobung der Leibnizschen Vorschläge auf dessen eigene Kosten und bis Ende des Jahre 1693 befristet genehmigt (I, Suppl. N. 244). Der Antrag der Konkurrenten wurde vorerst zurückgestellt. Zur Ausführung der handwerklichen Arbeiten gewann Leibniz H. Linsen u. seine Mitarbeiter, zur Aufsicht und Materialbeschaffung wurde sein Bevollmächtigter B. E. Reimers verpflichtet, und als fachkundiger Bergmann war beim
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einleitung LX<strong>III</strong><br />
tions des Eglises protestantes von 1690 war dieses Material dann gegen die Doppelehe des<br />
Landgrafen Philipp des Großmütigen von Hessen († 1567) ausgewertet worden. Daraufhin<br />
schrieb J. Basnage die Histoire de la religion des églises réformées, 1690, gegen Bossuet,<br />
der seinerseits mit der Défense de l’ Histoire des variations contre la réponse de M. Basnage<br />
von 1691 antwortete. <strong>Leibniz</strong> bestritt die Berechtigung von Bossuets Anklage und<br />
vertrat die Ansicht, daß die Polygamie weder nach göttlichem Gesetz noch nach naturrechtlichen<br />
Grundsätzen verwerflich sei. Die Doppelehe Philipps des Großmütigen war<br />
im Berichtszeitraum Gegenstand der Korrespondenzen mit Lucae, G. Meier (vgl. I, 7)<br />
und mit Haes (vgl. N. 112 u. N. 119). Letzterer bedauerte, daß die Angelegenheit von<br />
katholischer Seite hochgespielt wurde, war aber ebenso unglücklich darüber, daß die protestantischen<br />
Autoren den Landgrafen in Schutz nahmen. Dabei lassen Haes’ Äußerungen<br />
auch <strong>Leibniz</strong>’ Auffassung erkennen (N. 119): ” quant à moy Je suis presque de vôtre sentiment,<br />
Monsieur, lorsque Vous dites qu’il y peut avoir de certains cas, où la Monogamie<br />
souffre dispense et exception, mais il faut une juste restriction à ces cas.‘‘<br />
Neben den Jahre beanspruchenden Großunternehmungen wie der Geschichte des<br />
Welfenhauses gab es auch eine Vielzahl kleinerer Pläne und Projekte administrativer<br />
oder wirtschaftlicher Art, an denen <strong>Leibniz</strong> mehr oder weniger beteiligt oder doch zumindest<br />
interessiert war. Dazu zählten im wissenschaftlichen Bereich der Auf- und Ausbau<br />
der bestehenden Akademien und Sozietäten sowie die Unterstützung und Schaffung<br />
neuer Einrichtungen wie z. B. des Collegium imperiale historicum in Wien (N. 10), der<br />
Kunst- Rechnungs- liebende Societät in Hamburg (N. 81, N. 163 u. N. 176) oder einer zu<br />
gründenden, von der Gunst der Herrschenden möglichst unabhängigen Societas Germana<br />
(N. 165). Im merkantilistischen Bereich sind vor allem die Verbesserung des Münzwesens<br />
(I, 6 N. 294 u. N. 332), der Wein- und Branntweinhandel (N. 11, N. 192 u. N. 193), die ökonomische<br />
Ausrichtung der Ofentechnik für die Erz- und Glasschmelze (N. 11, N. 42, N. 86,<br />
N. 103 u. N. 110), die Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion durch den Einsatz<br />
von Düngern (N. 187) und die Möglichkeit der Seidengewinnung durch Anpflanzung von<br />
Maulbeerbäumen und Zucht von Seidenraupen (N. 127, N. 144, N. 170, N. 162, N. 186<br />
u. N. 201) zu nennen. Daß auch weiterhin Metallveredelungsprozesse zur Gold-, Silberund<br />
Bleigewinnung, Perlenreinigungsverfahren (N. 2 u. N. 168), Retortenherstellung (vgl.<br />
z. B. N. 167 u. N. 175), Salzgewinnung (N. 86), Ölgewinnungsverfahren (N. 4) und vieles<br />
andere mehr im Gespräch waren oder blieben, sei hier nur beiläufig erwähnt. Diesen kleineren<br />
Verfahren oder Verfahrensverbesserungen kommt aber nicht mehr die Bedeutung<br />
zu, die sie noch in den vorangegangenen Bänden hatten. Das nachlassende Engagement