Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek
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einleitung LIX und über die Angabe seines Namens auf dem Titelblatt verärgert. Die Angelegenheit fand sogar die Aufmerksamkeit von Leibniz’ mathematisch interessierten Korrespondenten Bodenhausen (N. 125) und insbesondere Huygens, der dabei auch seine Interessen außerhalb der Mathematik bekundete (N. 90): ” Il me tarde de voir quelle a esté vostre correspondance avec M r Pelisson . . . J’aime à voir le raisonnement de ceux qui excellent dans les Mathematiques, sur quelque matiere que ce soit, Et je pourray un jour vous en proposer quelqu’une.‘‘ Daß Leibniz keinesfalls beglückt war über die Beachtung, welche diese Angelegenheit gefunden hatte, zeigt sein Antwortschreiben (N. 106): ” J’ay esté surpris que Mons. Pelisson a mis, sur tout dans les additions, des choses que je l’aurois prié d’en retrancher, si j’avois sçu son intention. Ce n’est pas qu’il y ait du mal, mais c’est qu’il y a quelques fois du mal entendu dans le monde. Tout cela n’a pas esté fait pour le public, . . . mon dessein etoit de monstrer à Messieurs de l’Eglise Romaine par une maniere de retorsion que selon leur principes non seulement les Protestans mais encor les payens se peuvent sauver.‘‘ Huygens verfolgte die Auseinandersetzung aufmerksam und bekannte sich dabei als Gegner der katholischen Position (N. 123). Durch den Tod Pellissons und des Landgrafen Ernst von Hessen-Rheinfels (am 12. Mai 1693) verschlechterten sich in der Folge die Bedingungen für Leibniz’ Gedankenaustausch mit französischen Briefpartnern über die Wiedervereinigung der christlichen Kirchen nachhaltig. Nach seiner Rückkehr aus Italien nahm Leibniz am 20. Oktober 1690 auch seine Korrespondenz mit Justel, dem königlichen Bibliothekar in London, wieder auf (I, 6 N. 122). Er erhielt auf diese Weise aktuelle Informationen über die englischen Wissenschaftler und über die Royal Society; u. a. über die Ernennung von R. Southwell zum Präsidenten bzw. von Halley zum Sekretär dieser Gesellschaft oder über die geplante Forschungsreise Halleys in den Atlantik, bei der die Abweichung der Magnetnadel untersucht werden sollte (vgl. I, 7 – I, 9). Nachdem Leibniz von Justel erfahren hatte, daß Halley bereit sei, eine Korrespondenz mit ihm zu führen (vgl. I, 7 N. 350), bemühte er sich, diesen Briefwechsel in die Wege zu leiten. Sein Schreiben vom 3. Juni 1692 (N. 80) wurde von Justel an Halley weitergeleitet. Halleys Antwort blieb jedoch aus, und es sollten elf Jahre vergehen, bis die Korrespondenz im Juli 1703 fortgesetzt wurde. Von Justel und Halley erhoffte sich Leibniz vor allem Auskunft über den Nachlaß von R. Boyle und die darin vermuteten wissenschaftlichen Schätze. Auch genauere Informationen über neue englische Errungenschaften in Naturwissenschaft und Technik wurden erbeten. So interessierte sich Leibniz für das Seewasserentsalzungsverfahren des in Modena lebenden englischen Mediziners
LX einleitung N. Lacy, für einen englischen Bergbautechniker Kirkby, der im sächsischen Bergbau (Erzgebirge) tätig war, sowie für die Ausbeutung einer neuentdeckten Silbergrube in Wales. Er erkundigte sich nach ihm aus früheren Jahren bekannten englischen Wissenschaftlern wie J. Collins, J. Pell, R. Hooke, Ch. Wren, Wallis und Newton, bei welchem ihm vor allem an der Reaktion auf die von Huygens im Discours de la cause de la pesanteur formulierten Einwände gegen Newtons Principia gelegen war. Auch E. Bernards Theorie der Verwandtschaft der Sprachen und der Alphabete fand sein Interesse. Ein zentrales Thema der Korrespondenz mit Haes war die von dem Kasseler Hofarchivar entwickelte Geheimschrift, die er Steganographie nannte. Er veröffentlichte sie in seinem Buch Steganographie nouvelle, 1693, das er in kleiner Auflage in Kassel drucken ließ. Eines der Exemplare widmete er dem Kurfürsten Ernst August und übersandte es Leibniz mit der Bitte, es über den Premierminister F. E. von Platen weiterzuleiten. Die Entstehung dieser Schrift und ihre wenig freundliche Aufnahme am hannoverschen Hof lassen sich in der vorliegenden Korrespondenz mit Leibniz gut verfolgen. Die Steganographie stellt ein Medium dar, mit dessen Hilfe eine geheime Botschaft in einem unverdächtigen Text verborgen werden kann. In der Vorrede betont Haes, daß die Steganographie sich besonders für den diplomatischen Verkehr eignet, leicht zu schreiben und von Nichteingeweihten schwer zu dechiffrieren ist. Er gibt einen historischen Überblick über die Entwicklung der Kryptographie und erwähnt u. a. J. Trithemius, den wohl ersten Theoretiker dieser Wissenschaft, G. Selenus (ein Pseudonym, unter dem der gelehrte Herzog August der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel sich mit verschiedenen Methoden der Geheimschrift befaßte) sowie die deutschen Jesuiten A. Kircher und K. Schott. Das Avertissement enthält auch eine Danksagung an Leibniz, der jedoch nicht mit Namen genannt wird. Leibniz hatte Haes bei seiner Besichtigung des Naturalienkabinetts der Kasseler Bibliothek Anfang November 1687 kennengelernt und bei dieser Gelegenheit mit ihm über verschiedene Projekte gesprochen. In seinem ersten Brief an Leibniz räumte Haes ein (N. 32): ” Il est vray Monsieur que Je ne sçay pas precisem t si c’est à la description de la Machine Planetaire de nôtre Bibliotheque, ou au traité Steganographique et copologique, ou à la nouvelle maniere d’eprouver par l’eau l’alliage des metaux, ou à quelqu’autre escrit, que Vous Vous attendiés, parce que Je ne me souviens plus des discours que J’ay eû l’honneur de Vous tenir, lorsque J’avois celuy de vôtre docte entretien.‘‘ Sein Interesse sollte sich in der Folge auf seine Steganographie nouvelle konzentrieren, deren Fertigstellung sich bis ins Jahr 1693 hinauszögerte. Immer wieder betonte Haes Leibniz gegenüber
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einleitung LIX<br />
und über die Angabe seines Namens auf dem Titelblatt verärgert. Die Angelegenheit<br />
fand sogar die Aufmerksamkeit von <strong>Leibniz</strong>’ mathematisch interessierten Korrespondenten<br />
Bodenhausen (N. 125) und insbesondere Huygens, der dabei auch seine Interessen<br />
außerhalb der Mathematik bekundete (N. 90): ” Il me tarde de voir quelle a esté vostre<br />
correspondance avec M r Pelisson . . . J’aime à voir le raisonnement de ceux qui excellent<br />
dans les Mathematiques, sur quelque matiere que ce soit, Et je pourray un jour vous en<br />
proposer quelqu’une.‘‘ Daß <strong>Leibniz</strong> keinesfalls beglückt war über die Beachtung, welche<br />
diese Angelegenheit gefunden hatte, zeigt sein Antwortschreiben (N. 106): ” J’ay esté surpris<br />
que Mons. Pelisson a mis, sur tout dans les additions, des choses que je l’aurois prié<br />
d’en retrancher, si j’avois sçu son intention. Ce n’est pas qu’il y ait du mal, mais c’est<br />
qu’il y a quelques fois du mal entendu dans le monde. Tout cela n’a pas esté fait pour<br />
le public, . . . mon dessein etoit de monstrer à Messieurs de l’Eglise Romaine par une<br />
maniere de retorsion que selon leur principes non seulement les Protestans mais encor les<br />
payens se peuvent sauver.‘‘ Huygens verfolgte die Auseinandersetzung aufmerksam und<br />
bekannte sich dabei als Gegner der katholischen Position (N. 123). Durch den Tod Pellissons<br />
und des Landgrafen Ernst von Hessen-Rheinfels (am 12. Mai 1693) verschlechterten<br />
sich in der Folge die Bedingungen für <strong>Leibniz</strong>’ Gedankenaustausch mit französischen<br />
Briefpartnern über die Wiedervereinigung der christlichen Kirchen nachhaltig.<br />
Nach seiner Rückkehr aus Italien nahm <strong>Leibniz</strong> am 20. Oktober 1690 auch seine Korrespondenz<br />
mit Justel, dem königlichen <strong>Bibliothek</strong>ar in London, wieder auf (I, 6 N. 122).<br />
Er erhielt auf diese Weise aktuelle Informationen über die englischen Wissenschaftler und<br />
über die Royal Society; u. a. über die Ernennung von R. Southwell zum Präsidenten bzw.<br />
von Halley zum Sekretär dieser Gesellschaft oder über die geplante Forschungsreise Halleys<br />
in den Atlantik, bei der die Abweichung der Magnetnadel untersucht werden sollte<br />
(vgl. I, 7 – I, 9).<br />
Nachdem <strong>Leibniz</strong> von Justel erfahren hatte, daß Halley bereit sei, eine Korrespondenz<br />
mit ihm zu führen (vgl. I, 7 N. 350), bemühte er sich, diesen Briefwechsel in die<br />
Wege zu leiten. Sein Schreiben vom 3. Juni 1692 (N. 80) wurde von Justel an Halley<br />
weitergeleitet. Halleys Antwort blieb jedoch aus, und es sollten elf Jahre vergehen, bis<br />
die Korrespondenz im Juli 1703 fortgesetzt wurde. Von Justel und Halley erhoffte sich<br />
<strong>Leibniz</strong> vor allem Auskunft über den Nachlaß von R. Boyle und die darin vermuteten<br />
wissenschaftlichen Schätze. Auch genauere Informationen über neue englische Errungenschaften<br />
in Naturwissenschaft und Technik wurden erbeten. So interessierte sich <strong>Leibniz</strong><br />
für das Seewasserentsalzungsverfahren des in Modena lebenden englischen Mediziners