Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

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04.05.2013 Aufrufe

einleitung LIII erudite deducit ex publicis causis, conspirantibusque frugum atque animalium fatis illustrat; et quod caput est, in omnes annos sequentes dum vita viresque permittent, idem promittit.‘‘ Leibniz wünschte sich, daß die Academia naturae curiosorum dem Beispiel Italiens folgen möge, und unterstrich mit Nachdruck die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Erhebung von medizinischen Statistiken auch in Deutschland. Die Leopoldina sollte solche Vorhaben durch ihren Einfluß befördern und aus allen Teilen des Reichs derartige Erhebungen sammeln. Am 2. November 1691 (N. 44) bedankte sich Leibniz bei Volckamer für den Nachdruck von Ramazzinis De constitutione anni 1690 und äußerte die Hoffnung, daß durch Volckamers Einfluß auch in Deutschland Vergleichbares gelingen möge: ” Multum Tibi debeo, quod qualecunque consilium vel potius votum meum in vestras illas praeclaras Ephemerides admisisti. Spero etiam fructum ejus aliquem ad Rempublicam perventurum tua in primis autoritate atque exhortatione.‘‘ Beispielhaft konnte Leibniz berichten, daß der Leibarzt von Kurfürst Ernst August, Ch. Pratisius, in Bälde medizinische Beobachtungen zu veröffentlichen versprochen habe. Ein weiteres Thema aus dem Bereich der Epidemiologie, welches Leibniz wie Volckamer beschäftigte, war die Therapie der Ruhr. Am 15. Januar 1691 hatte H. Justel Leibniz aus London über die geheimnisvolle Wurzel Ipecacuanha, die in Frankreich Verwendung als Heilmittel gegen die Ruhr gefunden hatte, berichtet (vgl. I, 6 N. 175). Dies teilte Leibniz am 25. August 1691 Volckamer mit (N. 35). Da die Wurzel u. a. bei der französischen Armee als Heilmittel Verwendung fand, hoffte Leibniz, daß diese dem Rhabarber ähnliche Pflanze bald auch bei den alliierten Streitkräften zum Einsatz kommen werde. Volckamer war erfreut über die Kunde von dem neuen Heilmittel und empfahl seinerseits eine Therapie der Ruhr mit pflanzlichen Mitteln (Ampfer bzw. Sauerampfer), deren Rezeptur er übersandte (N. 38). Bei der Begegnung in Modena hatte Leibniz Ramazzini ermutigt, neben seinen medizinischen auch seine naturwissenschaftlichen und technischen Forschungen fortzusetzen. Dabei handelte es sich vor allem um die Erforschung der Quecksilberbewegung in der Torricellischen Röhre und um die Untersuchung der Modenenser Quellen. Neben physikalischen Barometerexperimenten unternahm Ramazzini den Versuch, den Barometerstand mit der Gesundheit und dem Wohlbefinden des Menschen in Verbindung zu bringen. Auch wenn sein barometrisches Tagebuch (Ephemerides barometricae Mutinensis anni 1694 ), das 1695 in Modena erschien, nicht mehr in den Berichtszeitraum des vorliegenden Bandes fällt, sind die Anfänge dieses Projekts in Leibniz’ Korrespondenz

LIV einleitung mit Ramazzini bis in das Jahr 1691 zurückzuverfolgen. Im Brief vom 4. Mai 1691 erinnert Ramazzini daran, daß Leibniz während seines Aufenthalts in Modena die Messung der Temperaturen in den dortigen Brunnen angeregt hatte (N. 20): ” optabam enim, ut Tu praesens suaseras, aliquot experimenta capere de horum Puteorum temperie secundum variam altitudinem‘‘. Als im Oktober 1690 eine Bohrung niedergebracht wurde, konnten dabei auch Temperatur- und Luftdruckmessungen vorgenommen werden. Eine eingehende Untersuchung widmete Ramazzini der Wasserversorgung von Modena. Die Ergebnisse veröffentlichte er in dem Werk De fontium Mutinensium admiranda scaturigine tractatus physico-hydrostaticus, 1691. Darin beschrieb er Oberfläche und geologische Struktur des Bodens, Stand und Bewegung des Grundwassers, Einrichtung von artesischen Brunnen sowie Maßnahmen zur Verhütung von Verunreinigungen. Das Werk enthält ferner Aufzeichnungen über die Bodentemperaturen in unterschiedlichen Tiefen bis zu 80 Fuß; wohl die ersten derartigen Messungen, die in Europa vorgenommen wurden. Die Brunnen von Modena stellten eine unerschöpfliche Quelle reinen Wassers dar, das auch für medizinische Anwendungen geeignet war. Den Ursprung und die Ergiebigkeit (scaturigo) dieser Quellen zu erforschen, gehörte ebenfalls zu Ramazzinis selbstgesetzten Zielen. Nach seiner Auffassung war das Meer Ursprung und Quelle allen Wassers. Durch unterirdische Kanäle sollte das Wasser in unsichtbare Wasserspeicher in den Bergen fließen. Dort werde es durch große Wärme destilliert und gelange anschließend durch unterschiedliche Sandschichten nach Modena und Umgebung. Leibniz war seit seinem Besuch in Modena über Ramazzinis Untersuchungen sowie über das Entstehen der Schrift De fontium Mutinensium . . . tractatus informiert. Am 15. April 1690 hatte ihm Ramazzini gestanden (III, 4 N. 250): ” Post discessum tuum nihil amplius circa opus meum De Fontib. Mutin. meditatus sum, neque ullum experimentum de aquae ascensu in Tubo intermedio pertentavi‘‘. Leibniz hatte ihn daraufhin zur Fortsetzung seiner Arbeiten ermuntert (III, 4 N. 266): ” Opus tuum elegantissimum de fontibus vestris procedere non dubito, idque intelligere erit perjucundum.‘‘ Nach dem Erscheinen des Werkes kam Ramazzini noch einmal auf das (bereits am 15. April 1690 erwähnte) physikalische Experiment, das Leibniz offensichtlich besonders interessierte, zurück (N. 67): ” Nihil novi, ex quo M. S. illum vidisti, in illo reperies praeter experimentum quod ostendit inaequalem elevationem aquae in duabus vitreis fistulis dum e fistula intermedia aqua effluit. Tabellam adjeci ex tuo consilio, ut pateret, quid in Thermometro ad varias altitudines aestivo tempore dimisso efficeret vis frigoris, et in Barometro Aeris gravitas‘‘. Bei diesen hydrodynamischen Experimenten, die Ramazzinis Erklärungsmo-

LIV einleitung<br />

mit Ramazzini bis in das Jahr 1691 zurückzuverfolgen. Im Brief vom 4. Mai 1691 erinnert<br />

Ramazzini daran, daß <strong>Leibniz</strong> während seines Aufenthalts in Modena die Messung der<br />

Temperaturen in den dortigen Brunnen angeregt hatte (N. 20): ” optabam enim, ut Tu<br />

praesens suaseras, aliquot experimenta capere de horum Puteorum temperie secundum<br />

variam altitudinem‘‘. Als im Oktober 1690 eine Bohrung niedergebracht wurde, konnten<br />

dabei auch Temperatur- und Luftdruckmessungen vorgenommen werden.<br />

Eine eingehende Untersuchung widmete Ramazzini der Wasserversorgung von Modena.<br />

Die Ergebnisse veröffentlichte er in dem Werk De fontium Mutinensium admiranda<br />

scaturigine tractatus physico-hydrostaticus, 1691. Darin beschrieb er Oberfläche und geologische<br />

Struktur des Bodens, Stand und Bewegung des Grundwassers, Einrichtung von<br />

artesischen Brunnen sowie Maßnahmen zur Verhütung von Verunreinigungen. Das Werk<br />

enthält ferner Aufzeichnungen über die Bodentemperaturen in unterschiedlichen Tiefen<br />

bis zu 80 Fuß; wohl die ersten derartigen Messungen, die in Europa vorgenommen wurden.<br />

Die Brunnen von Modena stellten eine unerschöpfliche Quelle reinen Wassers dar, das<br />

auch für medizinische Anwendungen geeignet war. Den Ursprung und die Ergiebigkeit<br />

(scaturigo) dieser Quellen zu erforschen, gehörte ebenfalls zu Ramazzinis selbstgesetzten<br />

Zielen. Nach seiner Auffassung war das Meer Ursprung und Quelle allen Wassers.<br />

Durch unterirdische Kanäle sollte das Wasser in unsichtbare Wasserspeicher in den Bergen<br />

fließen. Dort werde es durch große Wärme destilliert und gelange anschließend durch<br />

unterschiedliche Sandschichten nach Modena und Umgebung.<br />

<strong>Leibniz</strong> war seit seinem Besuch in Modena über Ramazzinis Untersuchungen sowie<br />

über das Entstehen der Schrift De fontium Mutinensium . . . tractatus informiert. Am<br />

15. April 1690 hatte ihm Ramazzini gestanden (<strong>III</strong>, 4 N. 250): ” Post discessum tuum<br />

nihil amplius circa opus meum De Fontib. Mutin. meditatus sum, neque ullum experimentum<br />

de aquae ascensu in Tubo intermedio pertentavi‘‘. <strong>Leibniz</strong> hatte ihn daraufhin<br />

zur Fortsetzung seiner Arbeiten ermuntert (<strong>III</strong>, 4 N. 266): ” Opus tuum elegantissimum<br />

de fontibus vestris procedere non dubito, idque intelligere erit perjucundum.‘‘ Nach dem<br />

Erscheinen des Werkes kam Ramazzini noch einmal auf das (bereits am 15. April 1690<br />

erwähnte) physikalische Experiment, das <strong>Leibniz</strong> offensichtlich besonders interessierte,<br />

zurück (N. 67): ” Nihil novi, ex quo M. S. illum vidisti, in illo reperies praeter experimentum<br />

quod ostendit inaequalem elevationem aquae in duabus vitreis fistulis dum e fistula<br />

intermedia aqua effluit. Tabellam adjeci ex tuo consilio, ut pateret, quid in Thermometro<br />

ad varias altitudines aestivo tempore dimisso efficeret vis frigoris, et in Barometro Aeris<br />

gravitas‘‘. Bei diesen hydrodynamischen Experimenten, die Ramazzinis Erklärungsmo-

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