04.05.2013 Aufrufe

Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

einleitung LI<br />

Krankheiten. Er berücksichtigte sogar das Gedeihen der Nutzpflanzen wie Weizen oder<br />

Wein und die Gesundheit der Nutztiere. Er beobachtete, welche Bevölkerungsgruppe auf<br />

welche Weise von der jeweiligen Epidemie betroffen war, und versuchte eine Erklärung<br />

dafür zu finden. In der Modenenser Region traten in den Jahren 1690 bis 1694 vor allem<br />

Malaria- und Typhusepidemien auf. So führte die extreme Feuchtigkeit des Jahres 1690<br />

(vgl. z. B. Ramazzinis Bericht an <strong>Leibniz</strong> vom 15. April 1690; <strong>III</strong>, 4 N. 250) zu einer<br />

Malariaepidemie, von der vor allem die Landbevölkerung betroffen war. Den Verlauf dieser<br />

Epidemie beschrieb Ramazzini detailliert mit Bezug auf die einzelnen Jahreszeiten.<br />

Er erörterte dabei auch die Begleiterscheinungen wie Getreiderost und Tierkrankheiten.<br />

Das nachfolgende Jahr 1691 war im Gegensatz dazu trocken und heiß. Diesmal befiel die<br />

Malaria vornehmlich die ärmere städtische Bevölkerung, während die Landbevölkerung<br />

weitgehend verschont blieb. In den Jahren 1692 bis 1694 standen trotz sehr unterschiedlicher<br />

Witterungsverhältnisse Typhuserkrankungen im Vordergrund. Ramazzini vertrat<br />

die Auffassung, daß die Übertragung dieser ansteckenden Krankheiten durch die Luft<br />

erfolgte und daß der Südwind die Seuche aus Afrika nach Italien gebracht habe. Einem<br />

offensichtlichen, kriegsbedingten Gefahrenherd, nämlich der Stationierung von Truppen<br />

in der Region, maß Ramazzini hingegen keine Bedeutung bei.<br />

Wie viele bedeutende Ärzte der Zeit zählte Ramazzini zu den Iatrochemikern, so daß<br />

sich in seinen Werken die diagnostischen und therapeutischen Lehren der chemiatrischen<br />

Schule widerspiegeln. Da seine Constitutiones epidemicae sehr erfolgreich und bahnbrechend<br />

auf dem Gebiet der Epidemiologie waren, erwirkte <strong>Leibniz</strong> beim Präsidenten der<br />

Academia Leopoldina, J. G. Volckamer, den Nachdruck von Ramazzinis Bericht für das<br />

Jahr 1690 im Anhang der Miscellanea curiosa des Jahres 1691. Seine zweiten Constitutiones<br />

erschienen ebenfalls in dieser Zeitschrift. Diese Nachdrucke machten Ramazzini vor<br />

allem in Deutschland bekannt. Auf <strong>Leibniz</strong>’ Vorschlag hin nahm die Leopoldina Ramazzini<br />

im November 1693 als ihr 201. Mitglied auf. Da <strong>Leibniz</strong> Ramazzinis epidemiologische<br />

Arbeiten als besonders wichtig ansah, empfahl er wiederholt ihm bekannten Medizinern,<br />

für andere Gegenden und Zeiträume derartige Werke zu verfassen (vgl. z. B. <strong>Leibniz</strong>’<br />

Brief an Pellisson vom 1. Dezember 1692; I, 8 N. 112). Diese Bemühungen waren nicht<br />

selten erfolgreich, so daß es in der Folgezeit an etlichen Orten Europas zur Abfassung<br />

solcher Constitutiones kam.<br />

Auch im vorliegenden Band finden sich mehrfach Ramazzinis Überlegungen zur Epidemiologie.<br />

Im Begleitschreiben vom 4. Mai 1691 zur Übersendung seiner De constitutione<br />

anni 1690 ac de rurali epidemia beschrieb Ramazzini die Notlage der Modenenser

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!